LA OTRA ALEMANIA (Organo de los cdemanes libres de Anxörica del Sur) Bcfiitio Nstcional de la Propiedad Intelectnal No. 101674 L v w. BUENOS AIRES HHBHHHH JULI 19 42 AUS DEM INHALT: August Siemsen: Der russisch-englische Vertrag und die Neuord- nung nach dem Kriege. Fritz Sternberg: Hans Lehmann: Hans Jahn: Estados Unidos a los seis meses de guerra „Vansittartitis" Vichys Dank Traum eines Emigranten Begrüssung Rüdiger von Sterhembergs. Das Andere Deutschland DAS ANDERE DEUTSCHLAND (LA OTRA ALEMANIA) SSE'Ü Editor y director: Dr. AUGUSTO SIEMSEN, ax-diputado del Raicksta«. TUCUMAN 309 - BUENOS AIRES - U. T. 31 - 3922 JAHRGANG V. — Nr. 5 2 — JULI 1942 REGI8TRO NACIONAL DE LA PROPIEDAD INTELECTUAL N o. 104.574 August Siemsen: Der russisch-englische Vertrag und die Neuordnung nach dem Kriege Dem russisch-englischen Vertrag ist von den beteiligten Staatsmännern und in der achsenfeindlichen Oeffent- lichkeit eine gewaltige Bedeutung zu- geschrieben worden. Nun haben wir an Verträgen und Vertragsbrüchen in letzter Zeit reichlich viel erlebt und nicht ausschliesslich seitens der Fa- schisten, zu deren Grundsätzen es ge- hört, Verträge als Täuschungsmittel verwenden in der von vornherein feststehenden Absicht, sie im geeig- neten Moment zu brechen. Man sollte deshalb jedem Vertrag, den Staaten schliefsen, mit gebührender Skepsis gegenüberstehen, besonders aber einem Vertrag, der auf so lange Sicht abge- schlossen wird wie der russisch-engli- sche. Für Bedeutung und Dauer eines Vertrages allein entscheidend ist die Frage, wie lange er dem beiderseitigen Tnteresie dient. Das derzeitige Zusammengehen der Sowjetunion und des englischen Im- periums ist die notwendige Folge ei- ner beiden geltenden tödlichen Bedro- hung durch Hitlers Weltherrschafts- pläfae und den von ihm entfesselten Weltkrieg. Daraus ergeben sich ohne weiteres diejenigen Teile des Vertra- ges, die 5 ich auf den gemeinsamen Kampf gegen Hitlerdeutschland be- ziehen. Sie sollen der Welt zeigen, dass das Bündnis gegen den gemein- samen Feind fest und dass die Ver- nichtung des Gegners gemeinsames Ziel ist, das durch möglichst weitge- hende Koordinierung der Kriegfüh- rung erreicht werden soll. Es geht nicht mehr an, die Hauptlast des Krie- ges dem Andern zuzumuten und sich selbst zu schonen, um am Ende des Krieges möglichst stark zu sein. Man darf deshalb annehmen — und die frü- heren Be prechungen Molotows, die neuerlichen Churchills in Washington bestätigen es —, dass man sich heute bemüht, so schnell wie möglich die vielgeforderte zweite Front zu schaf- fen. Eine andere Frage ist, wann die Schaffung nach so vielen Versäumnis- sen möglich sein wird. Anders aber steht es mit den Abma- chungen über die Zusammenarbeit nach dem Kriege. Wie weit ist eine solche zwischen einem kapitalistischen und einem antikapitalistischen Staate überhaupt denkbar? Wer allerdings in Stalin einen Verräter am Kommu- nismus sieht, für den besteht ein Zwei- AUS DEM INHALT: August-Siemsen: Der russisch-englische Vertrag und die Neu- ordnung nach dem Kriege — Fritz Sternberg: Estados Unidos a los seis meses de guerra — „Vansittartitis" — Hans Jahn: Traum eines Emigranten - Begrüssung Rüd. v. Starhembergs. 1 Deutsche Bibliothek Frankfurt fffli Main % k t C ¥■ fei an der Möglichkeit der Zusammen- arbeit nicht, wenigstens nicht soweit das russische Regime und nicht das russische Volk in Betracht kommt. Für den, der wie wir das nicht glaubt, sind einer solchen Zusammenarbeit um sq engere .Grenzen gezogen, als nach diesem totalen Vernichtungs- krieg in der verarmten und gepeinig- ten Welt die sozialen Spannungen ein unerhörtes, zu Explosionen treibendes Ausmass erreichen müssen. Die Verpflichtung, sich nicht in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten einzumischen — eine höchst anfechtbare Bestimmung, wenn damit die Aufrechterhaltung des bisherigen Souveränitätsbegriffs gemeint ist, wie die Erfahrungen mit Hitlerdeutsch- land. zur Evidenz bewiesen haben —, soll augenscheinlich Voraussetzung und Grundlage der Zusammenarbeit nach dem Kriege sein. Nimmt man diese Verpflichtung streng, so würde sie die Liquidierung der Dritten Inter- nationale bedeuten. Weit wahrcchein- licher aber ist das Umgekehrte, dass sie nämlich nach dem Kriege und der Rettung Sowjetrusslands aus ihrem fäst bis zur Selbstaufgabe gehendem Opportunismus zu kräftigstem Leben erwachen wird, um die Weltsituation für ihre Ziele auszunutzen. Sieht: man aber im Antikapitali mus cer Sowjetunion einen feststehenden Faktor, so wären der Zusammenarbeit nur dann nicht enge Grenzen gezogen, sie könnte nur dann lebensvolle und dauerhafte Wirklichkeit werden, wenn die wirtschaftliche, soziale und politi- sche Struktur Englands sich so grund- legend ändern würde, dass von hier aus keine Hemmnisse bestehen, sich vielmehr die Notwendigkeit der Zu- sammenarbeit ergeben würde. Davon nun scheint das England Chur- chills weit entfernt zu sein. Auf dem letzten Kongress der Arbeiterpartei hat Laski erklärt, dass dem Kriege .des Volkes der Friede des Volkes folgen müsse, dass aber Churchill bisher je- der klaren Stellungnahme zu dieser Frage ausgewichen sei. Er habe immer nur in der Sprache der alten, im Ster- ben liegenden Welt gesprochen, nie- mals, in der Sprache der neuen Welt, die sich ans Licht ringe. In diesem Zusammenhange ist die Entwicklung in Indien von besonde- rem Interesse. Im Gegensatz zu Gan- dhi war Nehru zür Zusammenarbeit mit den Engländern bei der Verteidi- gung Indiens bereit. Heute hat er sich Gandhis Standpunkt angeschlossen, dass die Engländer Indien zunächst die vorbehaltlose und uneingeschränk- te Selbstbestimmung einzuräumen hät- te. Nehru hält dabei an seiner grund- sätzlichen und entschiedenen Ableh- nung des Faschismus und Nazismus fest. Er glaubt aber, dass Englands ab- lehnende Haltung gegenüber den indi- schen Forderungen, nicht nur ein . Un- glück für Indien und England sei, son- dern auch für die Sache, für welche England zu kämpfen behaupte. Er £ei gewillt, sein den Chinesen gegebenes Hilfeversprechen zu halten, er sei aber „zu der Ueberzeugung gekommen, dass Indien frei sein rnüs e, um China hel- fen zu können." Was in Nehru diese Ueberzeugung hat reifen lassen, erfahren wir leider nicht, wie denn ja die Zensur im Krie- ge oft gerade über die für die Zukunft interessantesten Vorgänge und Ent- wicklungen nichts oder doch nur sehr Unzulängliches durchzulassen pflegt. Man muss aber annehmen, dass Nehru der Meinung ist, dass es auch dies- mal wie im vorigen Weltkrieg den eng- lischen Konservativen — Churchill war ja immer ein Gegner der indi- schen Forderungen! — mit ihren Ver- sprechungen nicht ernst sei, und dass sie den Chinesen nicht die Hilfe ge- währten, zu deren Leistung ,iie in der Lage wären. Nehru scheint mit ande- ren Worten zu glauben, dass England die volle Emanzipation Asiens von sei- ner Vorherrschaft verhindern möch- te, dass es deshalb den chinesischen Freiheitskampf mit einem lachenden und einem weinenden Auge ansehe, und dass es danach seine praktische Politik einrichte. Es hat den Anschein, als ob die lei- tenden Männer in USA für die For- derung Laskis nach einem Frieden des Volkes mehr Verständnis hätten als Churchill. Roosevelt proklamierte in seiner Rede und in seinem Gebet eine Welt der brüderlichen Gemeinschaft ohne Hunger, ohne Angst und ohne Rassenvorurteile. Und sein Gegner bei der letzten Präsidentenwahl, Wen- den Wilkie, hat kürzlich gesagt: „Wir erfahren jetzt- in einer Weise wie nie zuvor die wirkliche Gleichheit der Rassen. Wir lernen jetzt auch, dass in der Idee der Gleichheit die Hoffnung, die einzige sichere Hoffnung der Zu- .kunft ruht . . . Der Tag der gro- ssen Imperien ist vorbei. Der Tag gleichberechtigter Völker bricht an." Herrliche Worte, über denen man leicht vergessen könnte, dass Wendell Wilkie ein Vertreter des big buiness Ist, dass also seine „Gleichheit" wohl so ziemlich das Gegenteil sein wird von derjenigen, die der Soziali mus meint. Man muss die sehr einfache, aber auch sehr unbequeme Frage stel- len: „Wie will man in einer kapitali- stischen Wirtschaftsordnung Hunger und Angst, die doch gerade die not- wendigen Folgen des kapitalistischen Systems sind, beseitigen und durch Gleichheit und brüderliche Gemein- schaft ersetzen?" Kapitalismus oder Sozialismus, das ist die Frage, an der keine noch so schönen Worte vorbei- führen. Hic Rhodus, hic salta! Dabei sei Roosevelts guter Wille nicht in Zweifel gezogen. Aber wie weit wird sein Einfluss am Ende des Krieges noch reichen? Wir haben jüng t auch andere prominente Stimmen aus USA gehört, aus denen sicher ein sehr fe- ster und bestimmter Herrschaftswille spricht. Sie begründeten die Notwen- digkeit der totalen Aufrüstung unter snderm damit, dass USA am Ende dieses Krieges stark genug .cein müss- ten, um in der Welt ihre Auffassun- gen und Ideale durchsetzen zu können. In plumpem Deutsch heisst das, dass diese Vertreter des amerikanischen Monopolkapital; nach dem Krieg den Versuch machen wollen, der Welt ih- ren Willen aufzuzwingen. Aus einem Bericht, den die „Critica" am 18. Juni aus Washington brachte, geht hervor, wie man das machen will. Darnach soll man beabsichtigen, nach dem Kriege einen fünfjährigen Waf- fenstillstand als Mittel zu benutzen, tun die Angreiferstaaten restlos zu entwaffnen, um revolutionäre Unru- hen in Europa zu verhindern, und um unter dem Motto „bessere Weltord- nung" demokratische Regierungen zu schaffen. Wenn man das wiederum au; der heute notwendigen irrefüh- renden Tarnung in plumpes Deutsch übersetzt, dann heisst das: Diese Krei- se wollen die notwendige sozialistische Neuordnung gewaltsam verhindern, um den alten Zustand wieder herzu- stellen. Man sollte die höchst reale Gefahr solcher Pläne nicht unterschätzen. Europa, einschliesslich der Sowjet- \ union, wird am Ende dieses Krieges so furchtbar erschöpft sein, dass die angelsächsischen Mächte versuchen könnten, ihm gemeinsam ihren Willen aufzuzwingen, unter der Voraus et- zung, dass in ihnen selbst das kapita- listische System noch einmal in einer den veränderden Bedingungen ange- passten Form vor dem Zusammen- bruch gerettet wird. Ein solcher Ver- such könnte gelingen, wenn sich iii Europa die Kräfte, die das Neue wol- len, wie nach dem vorigen Weltkrieg untereinander zerfleischen würden, statt sich zusammenzuschliessen. Voraussagen über die Entwicklung in USA und Amerika sind schwierig, da hier Faktoren mitwirken, die sich noch nicht übersehen lassen. Dass aber der englische Kapitalismus und Impe- rialismus heil aus diesem Krieg her- au kommen könnte, ist mehr als un- wahrscheinlich. Der Wille und die Reife der englischen Arbeiterschaft wird hier das entscheidende Wort zu sprechen haben. Der Kongress der Ar- beiterpartei, deren Delegierte keines- wegs die fortschreitende Radikalisie- rung der Massen widerspiegeln, hat den Antrag La„kis auf Sozialisierung räch dem Kriege angenommen. Die Verhandlungen der russischen und englischen Arbeitervertreter können den Weg bauen für die dringend ge- botene Zusammenarbeit nach dem Kriege. „Kinder hinterm Stacheldraht". Die erste Auflage dieser Broschüre, durch die wir die Aufmerksamkeit auf die hungernden internierten Kinder in Frankreich lenken wollten, um ihnen mehr als bisher helfen zu können, ist so schnell abgesetzt worden, da s wir eine neue Auflage haben drucken las- sen. Gleichzeitig erscheint die Bro- schüre in spanischer Sprache. Sie enthält eine Schilderung der Hilfsaktion von August Siemsen, einen Dankbrief der Sekretärin des Schwei- zer Arbeiterhilfswerkes Christine Ra- gaz, Briefe von Kindern aus dem La- ger Rive altes und Antwortbriefe aus Buenos Aires. Wir bitten alle unsere Freunde und Leser, sich um den Verkauf dieser Broschüre in deutschen und spani- schen antifaschistischen Kreisen zu bemühen. Der Preis beträgt 50 cts. Für den Reinertrag erhalten die Kin- der durch die Schweizer Arbeiterhilfe Lebensmittel. 3 Fritz Sternberg: ■ } ESTADOS UNIDOS A LOS SEIS MESES DE GUERRA Dr. Fritz Sternberg', la mäs alta expresiön del verdadero esplritu alemän, es autor de dos obrrs bäsicas sobre el nazismo: "Imperia- lismus" y "Der Faschismus an der Macht". Reside actu-lmente en los BE.TJU. de Norteamörica, donde colabora en las reviatas m&s prestigiosas del gran pais del Norte. Los mismos pro- blemas que se les piesentan a las grandes potencias europeas y al mun- do se presentan tambien para Estados Unidos en esta guerra. Pero ello ocu- rre en un momento difereate, y es asi que se comprueba que en muchos campos de acclön la evoluciön que se opera en Estados Unidos es casi com- pletamente opuesta a la que -ufren los paises europeos, aun cuando ya hoy se perflla tambien la similitud que habrän de tener en el futuro. IA PRODUCCION INDUSTRIAL N ORTE AMERICAN A Esta diversidad de la evoluciön se ma- nifiesta con toda claridad consideran- do la producciön industrial de Norte- america en comparaciön con las gran- des potencias european. Los paises eu- ropeos industriales tienen ejsrcitos de millones y se encuentran en guerra desde hace anos. Por consiguiente ya es para ellos una gran hazana si en el tercer ano de la guerra la produc- cion se conserva al mismo nivel que en el .egundo. Por el contrario, en Es- tados Unidos se registra actualmente un extraordinario aumento de la pro- duccion. Si termino medio la produc- cion industrial de los anos 1933-35 era de 100, en la actualidad alcanza ya a 170.. Desde 1940 hasta 1941 la produc- cion norteamericana se acrecentö en un 27 o|. Se cree que a pesar de la guerra la producciön aumentarä otro 15 a 20 o|o, es decir que en plena gue- rra la produccion norteamericana se- rä el doble que el promedio de la ob- tenida en los ano 1923-35. Es evidente que este gigantesco au- mento de la produccion norteamerica- na e una consecuencia directa de la guerra, pues en 1942 no menos del 53 por ciento de la produccion norteame- ricana total serä de material bflico, y segtin un estudio del departamento comereial norteamericana, el 80 pro- ciento de las materias primas serän destinados a la fabricaciöa de mate- riai beiico en 1942, mientras que en 1942 solamente se utilizö el 35 o|o. Hay tres grupos de industria, que uon- tribuyen decisivamente al extraordina- rio aumento de la producciön norte- americacana. Una de ellas es la aeronäutica. Para lograr el objetivo que se ha propuesto el presidente Rao- sevelt, de construir &0.0J0 aviones ini- litares, la produccion de aparatos tie- ne que ser el cuadruple que la de 1941, o bien, como se ha calculado, tendrän que aumentarse las horas de trabajo en un 300 por ciento. El mis- mo acrecentamiento que la industria aeronäutica tiene que experimentar la industria de las mäquinas. Se calcula que a ella corresponde por lo menoa la tercera parte del aumento total re- gistrado en la producciön industriell. Como en 1942 se quieren construir barcos mercantes por al menos 8 mi- llones de toneladas, corre ponde a los astilleros cerca de la sexta parte de todo el aumento de actividad indus- trial. Pero debe senalarse que, al contrario> de lo que ocurre en las naciones euro- peas, el gigantesco aumento de 1^ pro- ducciön belica en Estados Unidos se debe este ano no olamente a la li- mitaciön del consumö sino en gran parte al acrecentamiento de la pro- ducciön norteamericana. OCUPACION Lo que habiamos determinado para la producciön industrial reza en forma parecida para el mercado de trabajo. En el segundo ano de la guerra preci- samente las grandes potencias euro- pean en conflicto habfan eliminado ca- si completamente la desocupaeiön. Pe- ro en Esta dos Unidos el promedio de desocupados fue en 1940 de 7.803 000, -y aunque en el ano 1941 se produjo 4 tma considerable reducciön de la des- ocupaciön, en 1941 los sin trabajo lle- gaban todavia termino medio a 3 y % millones. De manera que la Uniön in- tervino en esta segunda guerra mun- dial con millones de desocupado^ y . despues de seis meses de la guerra la desocupaciön no ha sido eliminado por .completo. Sin embargo el nümero de loß que trabajan es en Estados Unidos mäs eleveda que nunca. Y ahora se empieza ya a di cutir seriamente que en un lapso relativamente corto no so- lo se registrara un sobrante de millo- nes en el mercado de trabajo, sino que mäs bien se producirä, una gran e&casez. En el tercer ario de guerra eu- ropea, que es el primer ano para los norteamericanos, solamente el ejerci- to yanqui aumeatarä en varios millo- nes. Ademäs, el nümero de obreros ocupados en la fabricaciön de arma- mentos, que se calcula actualmente entre 5 y 8 millones, llegarä a ser de 15 a 18 millones a fines de 1942. De manera que se puede sentar por se- guro que para fines del corriente ano serä completamente eliminada la des- ocupaciön en Norteemerica. Pero para el enorme e fuerzo que exi- ge la guerra actual tampoco alcanza- ran estas reservas. Por eso dentro de pocos meses, Estados Unidos estarä abocado el problema que hace ya mu- cho se le presentö a Inglaterra y Ale- mania: la incorporaciön de todas las mujeres norteamericanas al progreso de la economia de guerra. Despues que se enrolaron todos los hombres en edad militar, es decir, has- ta los 44 anos, se previö para un futu- ro pröximo el alitamiento de los que cuentan entre 45 y 64 anos. Estados Unidos esta plenamente consciente de que en esta guerra industrial, ademäs de la movilizaciön de sus fäbricas y de sus materias primas, nece ita la movi- lizaciön total de su material humano. Pero al contraste con Europa consis- te aqui en que recien en el otono de 1942, es decir, cuando Europa hace ya tres afios que estä en guerra, serä eliminada la desocupaciön en Estados Unidos. COMERCIO EXTERIOR NORTEAMERICANO Mientras en todos los palses europeos ge estanca el comercio exterior, y en ningun pals puede ser mantenido el nivel de antes de la guerra, en Esta- dos Unidos el comercio exterior au- menta considerablemente. En el aüo 1941 alcanzö a los 5.140 millones. So- brepasa por su valor en un '28 por ciento y por la cantidad en un 20 por ciento al comercio exterior de 1940. El aumento fue especialmente grande en lös ültimos meses de 1940. E; asi que las exportaciones norteamericanas al- canzaron a 652 millones de dolares en diciembre de 1941, siendo por lo tanto mäs del doble que las del mismo mes de 1940, que importaron 322 millones de dolares. Las exportaciones de prin- cipios de 1942 continüan la tenden- cia ascendente. Asi corno aumenta la producciön in- dustrial y las exportaciones norteame- ricanas, las misma tenüencia muestra la producciön agropecuaria del pais. Tambien en este aspecto se registra una evoluciön opuesta a la que .e ob- serva en Europa. En todos los palsea europeos la producciön agropecuaria disminuye. Y para todos los gobiernoa uno de los proolemas mas dificiles es el de mantener una producciön agro- pecuaria que garantice a la poblaciön el necesario nivel de vida. Mucho^ sin- tomas permiten deducir que la situa- ciön serä completamente distinta no solamente mientras dure la guerra si- no en la deciäva epoca que sigue in- mediatamente a la terminaciön del conflicto. Hace poco el subsecretario de agricul- tura norteamericano declarö lo si- guiente: "Los articulos alimenticiös constituyen un verdadero ar enal de armas. Los intereses nacionales ame- ricanos y nuestros ideales humanita- rios nos lmpulsbii a producir articuloa alimenticiös en cantidades tan gran- des que alguna vez harän historia. En lo dias de la victoria, cuando las na- ciones enviian sus representantes a la conferencia de paz, los depösitos de reservas alimenticias que pongamos a disposiciön de los pueblos hambrien- tos con tituirän un poderoso apoyo para nuestros puntos de vista." Cuando Estados Unidos entrö en la guerra, la producciön agropecuaria era casi le 12 por ciento mayor que el promedio de los anos 1924-29. Para el , ano pröximo existe el propösito de au- mentar en un 6 por ciento mäs la pro- ducciön agropecuaria con respecto a la de 1941. Aunque entre los campesinos norteamericanos centenares de mileä son llamados a empufiar las armas y millones lö serän mäs tarde, todo in- dica que este objetivo serä alcanzado, pues precisamente en los productos del ca'mpo posee la Union reservas ex- traordinariamente grandes. A este respecto es preciso destacar que en los Ultimos anos los ingresos perci- . bidos por los campesinos norteameri- canos nunca fueron tan elevados co- mo lo son actualmente. Ya en 1941 el promedio de precios de los productos agrxcolas era nada menos que el 22 por ciento mayor que en 1940. Por otra parte los precios de los produc- tos que lo> campesinos tuvieron que comprar, solamente aumentaron en un 4 por ciento de 1940 a 1941. En el ano 1941 los ingresos de los campesinos al- canzaron a la cifra record de 11.200 Millones de dölares y se considera que para 1942 llegarän a los 13.000 millo- nes. Considörase un aumento de la pro- ducciön agropecuaria norteamericana en el futuro. Per ejemplo, la produc- ciön lechera aumentarä de 117 a 125.000 millones de libras. En la fa- bricaciön de queso se espera un cre- cimiento de un tercera parte. La pro- ducciön de huevos, que en 1941 fue de 370 millones de docenas, aumen- tarä, a 400. PKECIOS Y SALARIOS En Estados Unidos el acrecentamien- to de los ingresos por la venta de pro- ductos agropecuarios se debe a la ma- yor producciön agricola y ganadera en general y a los aumentos de precios. El alza de los precios la ha sentido es- pecialmente la masa de habitantes de las ciudade.-, pues en estas es donde continuaron siempre aumentando. Los obreros y empleados pudieron compensar en parte el alza de los pre- cios porque a su vez consiguieron me- jores salarios, vieron aumentados sus horas de trabajo y en muchas fami- lias hubo mayores entradas porque los hasta ahora desocupados encontraron trabajo. Podria decirse en general que en las ciudades el nivel de vida se mantuvo mäs o menos invariable porque cada familia aumentö su aporte de trabajo. Ultimamente se estä acrecentando en e te pals un movimiento de opiniön que tiene por objectivo reemplazar a la semana de 40 horas. iQuö significa esto? En Estados Unidos, y particularmente, es natural en la industria de guerra, se trabaja hoy dia en general no 40 horas, sino mucho mäs. Se trabaja 44, 46, 48 ho- ras. a veces hasta 50 y 60 horas • ema- nales. En las decisivas industrias de armamentos se esta imponiendo cada vez mäs que durante los siete dias de la semana las mäquinas trabajan la» 24 horas del dia. Pero una ley dispone que los obreros solamente deben tra- bajar 40 horas. Eso quiere decir que para las horas de trabajo que pasan de 40 horas se paga un suplemente del 50 pro ciento del jornal por hora. Se- gün el sefior Donald Nelson, regulador de la producciön norteamericana, el reemplazo de la semana de 40 horas por la de 48 no aumentarä mucho el trabajo que f e realiza actualmente, sino que, al contrario, provocarxa una reduccion de los jornales en momentos en que, como ya lo indicamos, aumen- tan los precios de los comestibles. Por consiguiente existe una fuerte opo- sicion contra el proyecto de prolongar el promedio de trabajo semanal a 48 horas. Uno de los mäs importantes gremios, el de obreros del automövil, hizo una propuesta de arre^lo. Declaran ellos que estän dispuerto a invertir en bo- nos, esto es, en un emprestito de gue- rra. el dinero que reciben por el 50 por ciento de suplemento por horas extras. En esta forma se persiguen dos obie- tivos: los obreros con ervan sus sala- rios actuales, pero su capacidad ad- quisitiva se redueirä porque esos bo- nos serian conservados hasta un de- terminado tiempo despu§s de conclui- da la guerra. Resumiendo diremos que Estados Uni- dos aumenta su producciön extraordi- nariamente en el primer semestre que esta en guerra. Dentro de poco su pro- ducciön industrial serä el doble que la de los afios 1933-35, y de ella la mitad serä material de guerra. La de ocupa- ciön tiende a desaparecer y todo el material humano se incorpora al pro- ceso de la producciön. A la inversa de lo que ocurre en Europa, aumenta su producciön, su comercio exterior y la elaboraciön de productos alimenticios. Asi en todos los aspectos economicos y de politica bölica Estado? Unidos po- ne de manifiesto un extraordinario progreso y superaciön. 6 "VANSITTARTITIS" Mit diesem Ausdruck bezeichnet H. G. Atkins in der Londoner Zeitschrift „Contemporary Review" (No. 915 März 1942) einen Geisteszustand, der immer im Lauie eines Krieges in Erscheinung trete. Er bestehe in der Anwendung der Schwarz-Weiss-Methode. Das sei eine denkbar schlechte Propaganda, da ihre melodramatische Borniertheit unwahrhaftig sei. Die „Vansittartitis" trage nichts zur Niederlage Hitlers bei- sie wolle nach dem Kriege zu keinerlei Abmachungen mit . den Deut- schen gelangen. Die. Alliierten dürften in ihrer Fropaganda nicht die Nazi- methoden nachahmen. Der hiesige englische Propagandist scheint anderer Meinung zu sein. Er verbreitet die Has-reden Vansittarts, die zur Zeit vom „Argentinischen Ta- geblatt" gebracht werden. Wir hatten schon einmal Anlass, auf die unglaublichen Geschieht, klitterun- gen des Herrn Vansittart einzugehen. Sie bestehen darin, die Deutschen als ein wildes, grausames und verbreche- risches Volk hinzustellen, indem er von den Zeiten der Römer her alles aus der deutschen Geschichte heraus- sucht, was diesem Beweise dienen könnte, wobei auch Karl der Grosse herhalten muss, der lebte, bevor es „Deutsche" gab. Alles, was er den Deutschen speziell zum Vorwurf macht, gibt es aber in der Geschichte jedes europäischen Volkes, nicht zu- letzt in der der Engländer. Hat Herr Vansittart vielleicht schon mal von Richard III. gehört? Seine kindische Geschichtsklitterung ist entweder be- wusste Fälschung oder das Zeichen eines hemmungslosen Has es, der sei- nen propagandistisch wirksamen und abscheulichen Ausdruck in dem ein- prägsamen und von ihm immer wie- derholten Ausdruck „Die grauen Wür- ger" findet, mit dem Vansittart nicht etwa die Nazis, sondern die Deutschen in ihrer Gesamtheit belegt. Vansittart sagt: „Sicher hat es Deut- sche gegeben und gibt es noch, die mit dem Programm des Führers nicht ein- verstanden sind; aber diese Einzelnen haben uns nicht zu beschäftigen, denn Tatsache ist, dass auch sie stets mit- geholfen haben, dieses Programm durchzuführen". Das wagt ein Mann zu behaupten, der für Chamberlains Politik, die Hitlers Aufstieg erst mög- lich gemacht hat, mit verantwortlich war zu einer Zeit, da Hitler Hundert- tausende von Gegnern verjagte, fol- terte und ermordete, da deutsche Hit- lergegner aie Englander Deocuworen, döcn rechtzeitig das Europa und die Weit dronende Unheil abzuwehren und der deutschen Opposition beizustehen, statt Hitler die Wege zu ebnen. Leider giot es deutsene Emigranten, die verantwortungslos genug tind, der Hasshetze Vansittarts Beil all zu Klat- schen und in sie einzustimmen. Das tut z. B. Alfred Kerr, der sich im vo- rigen Weltkrieg durch seine Hassge- sänge gegen Rassen, Engländer und Frarizo.en — „Haut sie, aass die Lap- pen fliegen" — für diese Rolle ebenso gut quaiiiiziert hat wie Vansittart durch seine Aussenpolitik. Von dieser Sorte Emigration sagt der emigrierte deutsche Dicnter Ferdi- nand Bruckner: „Es giot entschlosse- ne Gegner Hitlers, aie ebenso ent- schlossene Gegner der deutsenen Vol- kes sind und es unter eine Kontrolle steilen wollen, die sich nicht auf die Waffen beschränkt. Alle diese Gegner Hitlers, weit davon entfernt, von ihm bezahlt zu sein, helfen ihm nicht nur kostenlos, sondern auch unaufgefor- dert." Zum Glück scheint Herr Vansittart bei seinen Landsleuten und den Alli- ierten bisher nicht den gewünschten Erfolg zu haben. Er wird von allen verantwortungsbewussten Kreisen ent- schieden abgelehnt. So schreibt James K. Pollock in „Current History" (No. 7, März 1942): „Es ist nur eine Sache der Klugheit, die grossen Energien und Fähigkeiten des deutschen Volkes in friedliche Gleise zu lenken. Das deut- sche Volk selbst wird den wichtigsten und dauerhaftesten Beitrag zur Lö- sung dieses Problems beitragen müs- sen." Auch die leitenden Staatsmänner der Alliierten sinken zum Glück nicht auf das Niveau Vansittarts hinab. Herbert Morrison, der britische Innenminister, sagte am 5. Mai: „Ich will Gerechtig- keit für das deutsche Volk. Ich bin ge- gen die absurde und zwecklose Rache, die etwa geplant und gegen das deut- sche Volk nach Kriegsende ergriffen werden sollte". Eden hat im Unterhaus erklärt, dass die Haltung der britischen Regierung gegenüber Deutschland nicht unver- einbar = ei mit der Unterscheidung, die Stalin zwischen dem Hitlerregime und dem deutschen Volk gemacht habe. Stalin hatte sich bekanntlich gegen „die dumme Lüge und die unsinnige Verleumdung" gewendet, die dem Sow- j^theer die „idiotische Absicht" unter- stelle, das deutsche Volk auszurotten. „Es wäre lächerlich", so fuhr er fort, „die Hitlerkamarilla mit dem Volk u$d Staat der Deutschen gleichzuset- zen. Die geschichtliche Erfahrung zeigt, das? die Hiler kommen und ge- hen, während Volk und Staat der Deutschen bleiben". Litwinow, der russische Botschafter in Washington, sagte am Tage der Be- kanntgabe des anglo-russischen Ver- trages in einer Rundfunkrede: „Wir möchten glauben, dass in Deut chland selbst die Zahl der Menschen nicht gering ist, die sich gegenüber den ver- derblichen Ansteckungskeimen des Nazismus immun erwiesen haben, die verstehen, dass der Triumph der Far- ben der Vereinigten Nationen sip von der drückenden Schande, die Hitler und feine Gefolgschaft über sie ge- bracht haben, befreien und an die Stelle des Ersatz-Deutschlands Hitlers das wahre Deutschland setzen wird, um befreit von der Pest des National- sozialismus und befreit von seinen Sünden wieder den Flatz unter den eivilisierten und freiheitsliebenden Nationen einzunehmen, der ihm ge- bührt". Besonders eindrucksvoll bekämpft der londoner sozialistische Universitäts- profesor Laski die Torheit und Ge- fährlichkeit des „Hass-Politikers" Van- sittart. Er weist darauf hin, dass die Franzosen im 17. Jahrhundert die Engländer als ein wildes und rohes Volk ansahen, das seine Müsse mit der Hinrichtung von Königen verbrin- ge, dass andererseits der grosse engli- sche Historiker Stubbs meinte, die Deutschen seien in ihrer ganzen Ge- schichte friedliebend, die Franzosen aber ...angriffslustig, hemmungslos, hinterhältig" gewesen. Thomas Jef- ferson habe 1810 geschrieben: „Eng- land hat niemals einen Absatz über Anstand in seinen politischen Kodex aufgenommen". Von allen europäi- schen Nationen sei es in seinen Bünd- nLVerpflichtungen am treulosesten. Alle solche Urteile, meint Laski, stammten aus nationalistischer Be- schränktheit und seien deshalb ober- flächlich und falsch. Ebensowenig wie wir leugnet Laski, da,ss es schwer sein werde, im deut- schen Volk die verheerenden Wirkun- ken der Hitlerdiktatur zu überwinden. Seine Ausführungen zu dieser Frage entsprechen vollständig dem, was wir immer wieder darüber gesagt haben. Sie seien hier wiedergegeben, vor al- lem zur Berherzigung für diejenigen Emigranten, die der Hass ebenso sehr verblendet hat wie Herrn Vansittart. Laski schreibt: „Die deutsche Nation hat jenes Sta- dium pathologischer Zustände er- reicht, das vorsichtigster Behandlung bedarf. Ein Karthagerfriede würde nichts nützen; er würde dieselbe schädliche Wirkung haben wie die Prügelstrafe im Strafgesetzbuch. Wir müssen auf einem Frieden bestehen, der dem deutschen Volk eine ehren- volle Möglichkeit zu wirksamer Mit- arbeit beim Wiederaufbau Europa? bie- tet. Das ist der einzige Weg zu irgend einer Aussicht auf vernünftige Zivili- sation. Ich bin mir klar darüber, dass es nicht leicht ist, sich solche Gedanken- gänge anzueignen. Die Angehörigen der Völker, die Hitler grausam unter- jocht hat, werden es nicht leicht fin- den. Die Juden, die Hitler mit barba- rischer Roheit behandelt hat, werden es ebensowenig leicht finden. Aber di® andere Möglichkeit ist schlechthin un- denkbar. Eh ist für Grossbritarm1 en unmöglich, eine Nation von 80 Millio- nen auf Jahre hinaus unter Polizei- aufsicht zu halten; und es war» durchaus unerwünscht, wenn es mög- lich w'ire. Das einzige Resultat wäre, aus Deutschland ein Volk von Ver- schwörern zu machen, das nach einem Revanchekrieg lechzte. An eine solche Aussicht kann ein vernünftiger Mensch nur mit Entsetzen denken. Es kann kein Europa der Zusammen- arbeit geben, ehe der Faschismus er- ledigt ist; aber ebensowenig ist ein Europa der Zusammenarbeit möglich, wenn aus seiner Ueberwindung der Schluss gezogen wird, dsss die Deut- schen ein Verbrechervolk sind, das schwer für seine Erbsünden bestraft werden müsste. Die Deutschen sind, was ihre Geschichte aus ihnen macht. Unsere Aufgabe ist, sie im Felde au besiegen. Aber es ist auch unsere Auf- gäbe, unseren Sieg so auszuwerten, da_s ihre Geschichte die Eigenscnaf- ten in cten jueutsohen zum Vorschein bringt, die sie im selben Masse wie andere Nationen besitzen uad die sie für die gemeinsamen Menschheitsziele einsetzen können." Soviel Verantwortungslosigkeit der früher massgebende Mann der engl!» sehen Aus enpolitik zeigt, so viel Ver- antwortungsbewusstsein für die Zu- kunft Europas spricht aus den Wor- ten des Sozialisten Laski. Möge seine Stimhie das Hassgeschrei des ersteren übertönen! D U Dein Ruf hat kein Echo, dein Wort kein Gewicht, du naust nicht ein Steuer der Welt in der Hand, du lebst deinen Alltag-, du stehst nicht im Licht, du bist nur ein winziges Körnchen vom S'and, das brausend der Sturmwind ins Endlose treibt. Doch Sand, der allmählich ins Rädel werk dringt, Getriebe zerscheuert und raspelt und reibt und stählerne Achsen zum Wehklagen bringt, bewirkt, dass die ganze Maschine zerschleisst und mit ihr die Technik des Mordens- zerreisst. Du bist nur ein Schatten im endlosen Heer, nur einer von vielen, der weikt und sich i*üht, du bist nur ein winziger Tropfen im Meer, der jäh im Getose der Brandung zersprüht, der ruhmlos, vergessen, im Ozean verrinnt. Doch ist es kein Tropfen, der, lächerlich klein, die alles verzehrende Sintflut beginnt? Du könntest der Tropfen im Weitmeere sein, der unheilverkündend den Deich überspringt, bevor noch die Sturmflut die Dämme verschlingt, Du bist nur ein Stein auf denTblutigen Pfad, den klotzig der Stiefel des Weltfeindes tritt. Gering ist die Kraft und nur arm deine Tat, Millionen sind Sklaven, und du duldest mit. Ein Nichts ist der Mensch, der sein Wollen verliert, ein Riese kann sein, ■yver die Ft-hne erhebt und in sich und um sich die Freiheit gebiert und täglich und stündlich dem Kommenden lebt. Du bist nur ein armer getretener Stein. Du kannst der Beginn eines, Steinschlages sein! HANS JAHN. ZWEIMAL FRANKREICH Das faschistische Frankreich der La- val, Darlan und Doriot hat einmal mehr den Beweis dafür geliefert, dass Niedertracht und Brutalität sich nicht auf Hitierdeucschland beschränken, dass ;ie vielmehr keineswegs an geo- graphische und nationale Grenzen ge- bunden sind. Das Prankreich der Reaktion hat im- mer neben dem Frankreich der Revo- lution und der Menschenrechte be- standen. Nach dem Niederwerfung der Kommune feiert es 1871 seinen Triumph in den scheusslichen Grau- samkeiten gegen das Pariser Proleta- riat. In der Dreyfusaffaire erlebte e» seine Niederlage; es blieb aber leben- dig in den Kreisen der zweihundert Familien, der Offizierscliquen und de» Klerikalismus; es organisierte sich in den Croix de Feu und den Cagou- lards; es brachte die Volksfront zu Fall; es führte Frankreich in die Nie- derlage; es verriet Land und Volk an Hitler. Heute sucht es unter dem Schutz des deutschen Militärstiefels und der Gestapo seine Rache zu neh- men an Juden, Demokraten und So- zialisten in getreuer Nachahmung der Nazimethoden. Unter Anleitung der Gestapo hat die französische Polizei im August 1941 Razzias auf die Juden in Faris unter- nommen. 6.000 Juden wurden in ih- ren Wohnungen oder auf der Strasse unterschiedslos verhaftet und ia das Konzentrationslager Drancy gebracht. Unter ihnen befanden sich Schriftstel- ler, Gelehrte, Politiker. Einer erbat zehn Minuten Zeit, um sich umzuzie- hen. Er liess sich dann ia seiner Ooerstenuniform und mit seinen Or- den^ ins Konzentrationslager führen. Das Lager Drancy steht unter franzö- sicher Leitung. Von 15 Jahren auf- wärts sind alle Lebensalter vertreten. Die Ernährung ist miserabel. Zusen- dung von Lebensmitteln ist verboten. Alle Internierten haben 15 bis 25 Kilo- gramm abgenommen; manche wiegen nur noch 33 Kilo. Als Halbverhunger- te die Abfallkisten durchwühlten, fand der französische Lagerkommandant das so belustigend, dass er in Ge- lächter ausbrach. Nicht einmal nach dem Ausbruch einer Diarrhoeepidemie wurde den Internierten Papier bewil- ligt, eine Handlungsweise, die sich würdig den Rizinusmethoden Musso- linis an die Seite stellt. In den Ba- racken gibt es keine Bettstellen oder Matratzen. Dem Roten Kreuz wurde nicht geitattet, Medikamente ins La- ger zu schicken. Als ein junger Bur- sche nach vereitelter Flucht furchtbar geprügelt wurde, schrien die Insas- sen: „Mörder!" Zur Strafe erhielten £ie 24 Stunden lang nichts zu essen. Die Mobilgarden, die das Lager bewa- chen, sind brutal und käuflich. Sie fordern von den Internierten 250 Francs für ein Brot, 125 Francs für ein Päckchen Zigaretten. Körperliche Züchtigung ist an der Tagesordnung. „Die französischen Wächter", so lesen wir in „France speaks", dem wir diese Daten entnehmen, „brauchen von ih- ren Nazikollegen nichts zu lernen". Die Intellektuellen, die unter dem Bei- fall des ganzen Lagers eine Vorzugs- behandlung ablehnten, wurden deswe- VICHY'S DANK Wer von uns hat nicht als Kind jene Schauergeschichten über die Frem- denlegion zu Gesicht bekommen? All das, was uns jene Erzählungen aus- malten, ist ein Kinderspiel gegenüber dem Drama, das sich jetzt in der Sa- gen besonders verfolgt. In jeder Weise suchte man sie zu demütigen. Sie gehören zu den Vertretern des an- dern Frankreich, jenes Frankreich, das zu lieben und zu oewundern wir nicht aufgehört haben und nicht auf- hören weiden. Zu ihm gehört auch der Jude Leon Blum, der durch sein tap- feres Auftreten vor dem Gericht in Riom manches wieder gutgemacht hat, was er als Ministerpräsident durch die der spanischen Republik verwei- gerte Hille verdorben hat. Zu diesem Frankreich gehören die il- legalen Kämpfer, die mit bewunderns- werter Todesverachtung den unterir- dischen Kampf gegen die Unter drük- ker und gegen die Verräter führen. Die illegale Zeitung „Liberation"^ schrieb: „Unter den 50 in Nantes Ge- töteten waren ältere Leute, Helden des vorigen Krieges, und Jugendliche, zum Beispiel ein 17jähriger Schüler, der das Verbrechen begangen hatte, einen Kurzwellen, ender zu hören". „Liberation" berichtet ferner von der Eischiessung von 200 Geiseln aus dem Konzentrationslager Drancy. Von ih- nen sagte ein deutscher Offizier, der der Erschiessung beiwohnte: „Sie star- ben mit erstaunlichem Mut. Sie san- gen patriotische Lieder". Unter ihnen befand sich der kommunistische De- putierte Gabriel Peri, der so schwach war, dass er gestützt werden musste. Aber auch er starb singend. Der Naziterror scheitert am Helden- mut dieser Männer, die singend — die- „Marseillaise" singend! — zur Exeku- : tion gehen. Die Geiselmorde helfen nicht mehr. Immer neue Kämpfer er- stehen an Stelle der Ermordeten. Die- ses Frankreich, das ewige Frankreich der Revolution und der Menschen- rechte, wird nicht nur mit den Nazi- verbrechern abrechnen, es wird auch das eigene Land reinigen von seinen Verrätern und Schändern, "qu'un sang impure abreuve nos sillons". Mit diesem Frankreich fühlen wir, da» Andere Deutschland, uns aufs eng-te verbunden. Es wird seine Rolle spie- len beim Neuaufbau Europas. hara abspielt. Es ist so grauenerre- gend, so unmenschlich, dass man sich. — trotz allem, was wir heute schon ge- wohnt werden — sträubt, an seine Wahrheit zu glauben. Würde Rudolf Selke die Berichte einiger der Hölle 10 Entronnener nicht in der „Free World mit seinem Namen decKen, wir wagten nxcnt, die Tatsachen hier wiederzuge- ben. , „ Nicht nur in der Grausamkeit, son- dern noch mehr in Gemeinheit über- trifft da., was heute in der Wüste Nordafriüas gescnieht, die bekannten Schilderungen des Lebens in der Fremdenlegion: Damals handelte es sich grösstenteils um Abenteurer und Menscnen mit einer fragwürdigen Ver- gangenheit, die mit menr oder minder zweixelhaiten Mitteln der Legion zu- geführt worden waren. Heuce aber verdammt jene Vichy-Regierung, die angeblich solchen Wert auf die Ehre Frankreichs legt, gerade eine Elite von Ausländern zur Zwangsarbeit un- ter der glühenden Sonne der Sahara, nämlich che Flüchtlinge, die freiwil- lig ihr Leben für Frankreich oder auch für die Verteidigung der spani- schen Republik eingesetzt hatten. Im Jahre 1929 stellte der französische Minister für öffentliche Arbeiten fest, dass es schlechthin unmöglich sei, die ersehnte Transsahara-Eisenbahn zu bauen. Man könne nicht daran den- ken, Europäer in dem mörderischen Wüstenklima als Arbeiter zu beschäf- tigen. Das war allerdings noch die Zeit der schlappen Dritten Republik. Die Herren des Dritten Reichs brau- chen jedoch eine Landverbindung nach Dakar. Von ihnen lernten Petain und seine Helfer, dass Menschlichkeit eine Schwäche sei. Ist sie einmal über- wunden, dann lässt sich auch die Sa- harabahn bauen. So gründete man zunächst einmal m Rabat, Marokko, ein „Amt für indu- strielle Produktion". Seine Leiter wur- den die französischen Offiziere Oberst Hottenheimer und Hauptmann Kiese- le. War es ein Zufall, dass die^e bei- den Herren so merkwürdig deutsche Namen tragen? Kein Zufall ist es je- denfalls, dass hinter ihnen die deut- sche Kontrollkommission steht. „Industrielle Produktion" ist ohne Ar- beiter bekanntlich nicht möglich. Wo- her aber sollte man Leute für eine Ar- beit bekommen, die den sicheren Tod bedeutete? Die Offiziere des Herren Petain wussten diesem anscheinend unlösbaren Froblem eine einfache Lö- sung zu geben: B. hatte in Flandern für Frankreich gekämpft. Er hatte sich dabei „nur" die Militär-Medaille geholt. L. dagegen brächte es als Frei- williger in der französischen Armee zur nöchsten französischen Kriegsaus- zeichnung, dem Lothringer-Kreuz. Zur Zeit des Abschlusses des Waffenstill- standes befanden sich beide in Nordaf- rika. Das dankbare Vichy sagte ihnen das Asylrecht in Frankreich zu. Dar- über hinaus wurde ihnen noch ein „Demobilisierungs-Bonus" von tau- send Francs versprochen. 200 Francs wurden ihnen gleich ausgezahlt. War es nicht natürlich, dass man darüber eine Quittung verlangte? Als die bei- den Freiwilligen nun am näch-ten Tage nach Frankreich zurückkehren wollten, wurde ihnen nochmals die unterzeichnete Quittung vorgelegt. Ei- nen kleinen Satz hatten sie ueim Un- terschreiben des Formulars nicht be- achtet. Und der hiess: „Der Unter- zeichnete lässt sich hiermit für eine Arbeitergruppe anwerben". Wie L. und B. ging es gleichzeitig 600 Schicksals- genossen. Sie wurden zusammen nach. El Haeheb in der marokkanischen Wü- ste verfrachtet. Ihr Abteilungsleiter wurde Komman- dant Thomas. Er versicherte seinen Leuten, sie würden wie französische Arbeiter behandelt. „Frankreich ist nicht undankbar". Dann ging er naclr Rabat ins „Amt für industrielle Pro- duktion" und verkaufte die 600 Mann zum Bau der Transsahara-Bahn,. „Aber das können Sie doch nicht tun'V so sagt man ihm. „Ihre Leute werden nicht arbeiten. Sogar die Eingeborenen weigerten sich." „Ich werde £ie zum Arbeiten bringen", war die Antwort- und er brachte sie zum Arbeiten. Es ging zwar nicht ohne kleinen Zwi- schenfall ab. Als Thomas zurückkam» führte er die „Angeworbenen" naclx Bou-Arfa noch jenseits der sogenann- ten Sicherheitszone, nach einem Ge- biet, das Weisse nicht ohne Lebensge- fahr durchqueren können: keine Ve- getation, tags bis zu 75 Grad Celsius, nachts Polarkälte. Ausser einigen ver- lausten Pestlöchern gibt es keine Hüt- ten in Bou-Arfa. Viel ging den Legio- nären also nicht damit verloren, dass man sie nicht einmal in jenen Höh- len unterbrachte. Konnte man ihnen aber verdenken, dass ihnen die Lust zum Arbeiten verging? Thomas ist je- doch kein Unmensch. Er lässt alle er- denklichen Aperitive auffahren. Wer bereit ist zu arbeiten, braucht sich nur zu bedienen. Aber nicht einmal der Höllendurst verleitet die Unglückli- 11 «chen zum Zugreifen. Was die Versu- chung mit Vermouth, Anisette, Per- not, Dubonnet nicht vermochte, vol- lendete dafür die Lüge, dass die Eng- länder bald alle befreien werden. .Es kann nur gearbeitet werden, solan- ge die brennende Sonne nicht am Ho- rizont steht. Dennoch kommt eine Arbeitszeit von 10 Stunden zusammen. Dafür werden pro Tag 125 Francs bezahlt. An Essen gibt es abwechselnd Erbsen und Linsen. Geschlafen wird buchstäblich in Erdlöchern. Als Schutz gegen die nächtliche Kälte dienen nur .ein paar Lumpen. Zwar hatten die Zwangsarbeiter bei ihrer Ankunft Ba- racken vorgefunden. Aber die verkauf- te Kommandant Thomas innerhalb 24 •Stunden. Wer mag sich wundern, dass selbst kräftige Menschen unter die en Be- dingungen keine schweren Steine bre- chen oder hochgeladene Wagen schie- ben können. Wieviel weniger vermö- gen es die alten Leute bis zu 70 Jah- ren, die aus allen Gegenden Nordafri- kas von der Polizei in diese Arbeits- lager abgeschoben werden. Und den- noch ist Bou-Arfa noch ein Paradies, verglichen mit Ain-el-Ourak, dem Straflager in der Sahara. "Wer sich in einem Brief nach Ameri- ka über das Lagerleben beklagt hat; •wer einen Fluchtversuch gemacht hat; wer sich wegen Ausrei e direkt an den den amerikanischen Konsul gewandt hat; wer als orthodoxer Jude sich wei- gerte, an seinem höchsten Feiertag zu arbeiten; der kam nach Ain-el-Ourak. So leicht es ist, hinzukommen, so schwer ist es, wieder mit dem Leben herauszugelangen. Dieses „Lager" be- steht aus vielen einzelnen Erdlöchern. In jedes muss sich eines der Opfer legen. Sowie sich einer der Unglückli- chen — gequält von Hitze, Ungeziefer, Regen oder Wüstensand — unter der über ihm aufgeschichteten Sand- schioht rührt, haben die eigens dazu aufgestellten marokkanischen Wacht- posten mit bereitliegenden schweren Steinen nach ihm zu werfen. So geht das bis zu zwei Wochen. Die mei ten sterben an der „Lager-Krankheit": zerschmettertem Schädel. Genügt das, um zu zeigen, dass es nicht nur unter den Nazis Menschen gibt, auf die der Satz zutrifft „Tiere sehen Dich an"? Genügt es aber nicht auch, um zu zeigen, wie dringlich es ist, dass wenigstens wir uns noch da- rum bemühen, jene Kämpfer gegen den Nazi-Faschismus zu befreien, oder ihnen wenigstens ihr Schicksal zu erleichtern? Manches haben wir schon erreicht. Noch können wir hel- fen. Tragen Sie Ihr Scherflein dazu hei, ehe es zu spät ist! IMPERIALISTISCHE KOLOt ^Gegenwart. — Indien . . . hat enorm jreicne Eisenlager, die nur hinter je- nen der Vereinigten Staaten zurück- bleiben. aber Japan, mit ausserordent- lich armen Eisenlagern, produzierte •vor dem Kriege . iebenmal soviel Stahl. jEs wird geschätzt, dass Indiens Was- serkräfte die der U.S.A. übersteigen; weniger als 2 Prozent sind ausgebeu- tet. Indien hat auch reiche Kohlenre- sserven, produziert aber nur ein Sechs- tel soviel als Russland und . ogar we- niger als China. —- Feudale Ungleich- heit zwischen dem grossen Reichtum amd der Macht des reichsten Fürsten, tund dem Elend und der Unwissenheit des indischen Volkes ist ein weiterer «Grund für die derzeitige Schwäche statt Stärke. Niemand hat Armut ge- sehen, ehe er die indischen Bauern •gesehen hat, die entweder der Fremd- herrschaft unterworfen sind oder ei- nem von den 563 eingeborenen Für- sten, die etwa ein Drittel von den 1.800.000 Quadratmeilen des Landes besitzen". (Edgar Snow in Saturday Evening Post. Washington, 14. III. 42). ..Indien zählt zu den reichsten Län- dern der Welt, das indi che Volk zu den ärmsten Völkern. Sir James Grigg, der neue Krie^minister Churchills, hat im Jahre 1938, als er noch Mit- glied der indischen Regierung war, i.-iv. durchschnittliche Jahreseinkom- men in Indien mit 84 Sehilling pro K^pf angegeben. A. E. Mirams hat in seiner Aussage vor der indischen indu- striellen Kommi sion die Tragödie der N^t in Indien wie folgt beschrieben: „Ich habe auf meinem Wege durchs Leben und durch viele Länder ein gut Teil Elend gesehen. Aber ich habe die Schreien der Armut und ihre furcht- bare Erbärmlichkeit erst erkannt, als ich die sogenannten Wohnungen der Dimeren fcohichten in Bombay be- sichtigte. Ich fragte mich instinktiv: 12 Ist dies ein menschliches Wesen oder beschwöre ich irgendeine steienlo e Phantasiegestalt aus der Unterwelt heraux?" (Andre Simon in Freies Deutschland, Mexiko, März 1942). Die Zukunft? — In „New Europe and "World Construction", New Yoik, ent- wickelt Bartholomew Landheer Nach- kriegspläne der holländischen Kolo- ni&ipolitik: „Einem orientalischen Land westliche Zivilisation aufzuzwingen, ist ein Feh- ler, den die Holländer vermieden ha- ben. Sie sind wegen der Be chränkung des Unterrichts auf kleine Gruppen getadelt worden, aber das ist wieder eine Kritik, die auf westlicher Ideolo- gie basiert . . . Wenn westliche Bil- dung unterschiedslos in grossem Mass- stab nach Indien gebracht worden wä- re, hätte üe die traditionelle Lebens- form umgestürzt, ohne eine Funktion zu erfüllen". Den ökonomischen • Zukunftsplänen sich zuwendend, proklamiert der Autor ganz unverblümt die Ausbeutung der GESICHT DER ZEIT ALLEBLEI ANALPHABETISMUS Indien. — „Von den 300 Millionen In- dern können einige Millionen ie^en und schreiben. Der Rest besteht aus Analphabeten. Durch Jahrnunderte fiii.mmprt.fi Indien in einem Zustand der Barbarei dahin" (aavon die letz- ten drei unter briti eher Herrschaft. DAD). — „Was die führende Schicht an Bildung besitzt, erwarb sie teils auf englischen Universitäten, teils auf den von England in Indien errichte- ten hohen Schulen". (Randglossen, Arg Tageoiatt, 12. April 1942; Schluss- folgerung : dass die Inder keinen An- spruch auf politische Unabhängigkeit haben). Philippinen. — „Britisch Indien ist äl- ter al die Vereinigten Staaten, aber 93 Prozent der indischen Bevölkerung sind immer noch Analphabeten. Im Gegensatz dazu wurde der Analpha- betismus auf den Philippinen wah- rend 40 Jahren amerikanischer Re- gierung von 98 auf 45 Prozent ge- senkt." (Edgar Snow, einer der be- sten Kenner des Fernen Os ens. in Sa- turday Evening 'Post, Washington, 4. 3. 1942). Usbekistan (U.SSR. früher, unter dem Namen Turkestan die exotischste Ko- Kölonien durch das „Mutter"-land: ..Indien ist äusserst wichtig für den Wiederauf bau Hollands naen dem Krie- ge .. . Finanziell würde es in der Lage sein, aas zerrüttete Finanzsy- sitrn de_ Mutierlandes in Ordnung zu bringen, das anderseits wieder im- sranne sein wird, inaische Produkte in Europa und andern Teilen der Welt auf den Markt zu bringen". „Es ist immer die Absicht der indi- schen Regierung gewesen, Indien in der Position des Roxistoif-Exportlan- des festzuhalten . . . Das pazifische Geoiet s^n ein reiches Vorratslager von Rohstoffen, die die hochindustria- lisierten Länder benötigen, bleiben... Es bleibt das glückliche (! — glück- lich mr weil!» DAD) Kennzeichen der tropischen Oekonomie, dass sie eine verhältnismässig simple Verbrauchs- wirtschaft mit einer Exportwirtschaft, die ein Teil der Weltwirtschaft ist, verbinden kann" (d. h. koloniale Lohn- sklaven auf niedriger Verbrauch&stu- fe, die hochwertige Exportgüter für ihr Herrenvolk erzeugen. — DAD). lonie des Zarenreiches). — „Früher gab es in Turkestan nicht eine einza- ge Schule für die Stammbe v'ölK.erung, 95 Prozent Analphabeten unter den Männern und 90,ö Prozent unter den Frauen. Heute ist das Analphabeten- tum so gut wie abgeschafit, ein dich- te.. Netz von Schulen aller Art um- spannt dar ganze Land . . . nahezu 30 Hochschuien und Technika, und an der Mittelasiatischen Universität in Taschkent gab e^ vor Ausbruch de» deutsch-russischen Krieges mehr als 10.000 Studierende beiderlei Ge* schlechtes . . . Zwei medizinische Institute Dutzende wissenschaftlicher Forschungsin titute, landwirtschaftli- cher Stationen, an 1500 Bibliotheken, in denen jetzt sogar Shakespeare im Usbekischen zu finden ist • . . Da ist Deja-chan Abidowa: nicht nur Burger- meisterin von Taschkent (500.003 Ein- wohner), sondern zugleich auch Vize- Präsidentin der Bundesrepublik Usbe- kistan, vor zwei Jahrzehnten noch Analphabetin und Dien tmädehen, heute eine unter den Millionen voll- erwachter Orientalinnen . . . die sie» von ihrem Gast, der Europäerin, 1937 mit den Worten verabschiedete: Ver- gessen Sie es, bitte, nicht: ich bin ei- ne jener Köchinnen, von denen der Gründer unserer Union gesagt hat, dass sie es lernen müssen, den Staat zu regieren" (Panina Halle — Wiener Kunstiusiorikerin und Soziologin, Ver- fasserin von „Frau in Sowjet-Russ- land" und „Frau des Sowjet-Ostens", deren Leben sie auf alljährlich seit 1918 wiederholten Reisen studierte — in einem Artikel „Assylland Usbe- ki tan", Aufbau, New York, 10. April 1942). Britische Palästinapolitik — „Die Not- wendigkeit einer radikalen Revision seiner Empire-Folitik ergibt sich für Grossbritannien auch in den anderen Sektoren, vor allem im mittelöstli- cnen. Die bisnerigen MisseTfolge in In- dien sind nicht mehr zufällig. Der Im- Eeriansmus ist so unteilbar wie die lemokratie. Seit Jahren betreibt das Colonial Office in Bezug auf das jü- dische Nationalheim in Palästina die- selbe Politik: es drosselt die jüdische Immigration (und zwar bis zu dem Grade, dass man Refugees, wie in den Fallen „Patria" und „Struma", zu Hunderten in den Tod schickt); es be- schränkt den .jüdischen Bodener wer d; es verbietet die Jüdische Armee; es hindert den Aufbau des Lande, durch regierungstechnische und juristische Machinationen- es zieht es vor, fa- schistische arabische Nationalisten zu „beirieden", anstatt in demokratischer Absicht arabisch-jüdische Koopera- tion und Unabhängigkeit zu fördern. General Rommels Frühlingsoffensive hat begonnen. Der Mittlere Osten ist in die unmittelbare Gefahrenzone ge- rückt. Aber noch immer sind grosse Teile der Juden Palästinas unbewaff- net. Noch immer sind die politischen und militärischen Verteidigungsrnass- nahmen mehr von technisch-strategi- schen Sonderinteres en bestimmt als von der Sorge um die demokratische Freiheit der Völker, auf deren Solida- rität man nicht verzichten kann." — (Der Aufbau, 17. 4. 1942). Prozent-Patriotismus. — 235 Indu- strielle haben bis vor kurzem die ame- rikanische Aufrüstung geleitet. Ihr of- fizielles Gehalt betrug einen Dollar im Jahr, daher ihr Name „Ein Dollar pro Jahr-Männer". Das Resultat ihrer Arbeit waren kleine Fortschritte in der Rüstung und erhebliche Profite für die Grossunternehmungen, bei de- nen sie vorher angestellt gewesen wa- ren und für die sie nach Kriegsschluss wieder direkt arbeiten werden. Ein Se- natskomitee, das unter Vorsitz von Se- nator Truman eine Untersuchung an- gestellt hat, berichtet: „Ihr Leistung ist nicht eindrucksvoll. Ihrer Fehler bei der Vergebung von Aufträgen ist Le- gion. Die Zahl ihrer Unterlassungs- sünden ist noch grösser" . . . Alle Rü- stungsverträge mussten von diesen Ein-Dollar-Männern genehmigt wer- den, d. h. dass die Verträge sich ih- ren kaufmännischen Theorien anpas- sen mu-sten. Da sie die grössten Fir- men vertreten, bedeutet dies, dass das Rüstungsprogramm in allen seinen Zweigen von der Zustimmung der Grossindustrie abhängig war." Aus dem Truman-Bericht erfährt man. dass die Flugzeugproduktion weder koordiniert noch standardisiert war. Die Autofirmen haben blo s 10 Pro- zent ihrer Werkzeugmaschinen zur Herstellung von Flugzeugmotoren ver- wendet. Em im September 1940 vor- gelegter Plan der Gewerkschaften zur Produktion von Flugzeugmotoren wurde nicht einmal studiert. Der Tru- manbericht kommt zu der Schluss- folgerung: ,Es gibt viele Beispiele da- für, dass Privatinteressen das Rü- stungsprogramm behindert und ver- zögert haben." (Andre Simon in Frei- es Deutschland, Febr. 1942). In meinem Jahresbericht an den Kon- gress, den er Ende Dezember 1941 vor- legte, sagte Assistent Attorney Gene- ral (Vizegeneralstaatsanwalt) Trtrur- man Arnold: „Es gibt nicht eine Schlüsselindustrie in USA., welche nicht mit dem einen oder anderen Trick die Erzeugung einschränkt, um zu vermeiden, was sie ruinöse Ueber- produktion nach dem Kriege nennen.'8 Der Bericht klagte mächtige private Kapitalsgruppen an, in den er.ten zehn Monaten das Defense-Programm gehemmt zu haben, aus Furcht, dass Produktionsausdehnung ihre künftige Kontrolle über die Industrie gefährde. Diese Gruppen, sagt Arnold, waren nicht nur selber Unwillens, Mehrpro- duktion zu entwickeln, sie haben nicht nur andere gehindert, in die Produk- tion einzutreten, sondern sogar Güter- mangel verhehlt, indem sie übertrie- ben optimi tische Voraussagen über deren künftige Anlieferung machten. (Adversiting Age, 6. Januar 1942). Glückwunsch für Friedrich Kniestedt Unser Freund Friedrich Kniestedt in Porto Alegre begeht in diesen Tagen seinen 70. Geburtstag. Obwohl er in seinem Leben überreich- lich Kleinmut, Feigheit und schäbig- 14 sten Eigennutz kennen gelernt hat, ist er unentwegt seinen freiheitlichen Ueberzeugungen treu geblieben, hat er, ohne je zu schwanken, feinen Kampf gegen die Mächtigen, gegen Gewalt, Lüge und Ungerechtigkeit geführt. Als er Deutschland verlassen hatte, hat er in Forto Alegre eine Gruppe der Liga für Menschenrechte begrün- det. Er hat dort eine eigene Zeitschrift herausgegeben und trotz aller Wider- stände. Schikanen und Schwierigkei- ten mehrere Jahre lang aufrecht er- halten. Kniestedt hat nie Kompromisse ge- kannt. Als sein Sohn gezwungen der Arbeitsfront beitrat, hat er öffentlich für sich und seine Frau jede Beziehung zu ihm al; abgebrochen erklärt. Er war einer der ersten, die sich uns in Brasilien angeschlossen haben. Wir wünschen dem tapferen Kämpfer für eine bessere Welt, da-ss er bei gu- ter Gesundheit noch etwas von ihrem Heraufkommen erleben möge, und grüssen ihn mit unserem alten Gruso: Freundschaft! TRAUM EINES EMIGRANTEN Poppelman lässt die Zeitung sanft aus der schlaffen Hand auf den Tep- pich gleiten und sinkt auf dem Divan zum Mittagsschlaf zusammen. Auf einmal beginnen alle Glocken zu läuten, und als Poppelmann die Augen aufschlägt, steht eine Abordnung zylindertragender Herren im Zimmer. Jeder von ihnen schwenkt ein Fähnchen in der Hand. „Hitler ist Ver- nich tet, Herr Poppelmann", spricht der würdige Alte an, der Spitze feier- lich. Da entsteht an der Tür eine neue Bewegung^ Ein junger Offizien bahnt sich einen Weg durch die Gruppe und knallt vor dem IDivan die Haken zusammen. „Deutschland erwartet Sie, Herr Poppei- mann. Das Flugzeug geht in einer halben Stunde ab. Das Auto, wartet unten vor der Tür". „Ja, ja", erwiderte Poppelmann noch etwas benom- men,, „ich komme schon". Der Wagen flitzt durch die Strassen und fährt dicht an die startbereite Maschine heran. „Mein Pass . . beginnt der Passagier, als er in die Tiefe eines Polstersessels versinkt. „Aber Herr Poppelmann, ein Mann wie Sie, braucht doch keinen Pass. Schon rauscht unten das Meer. Poppelmann schliesst die Augen. Hat er geschlafen? Unter ihm sind jetzt Häuser, ein grosser, beflaggter Platz: das Flugfeld. Sanft gleitet die Moschine zu Boden. Eine vieltausendköpfige Menae schreit hurra, und ein gewaltiges Orchester spielt ..Freude, schöne* Göt- terfunken". Tonfilmkameras surren, klirrend präsentiert eine Ehren- Jcompaanie, während unoufhörVch Salutschüsse donn°rn. Ein riesiges Schriftband nimmt eine ganze Seite des Platzes ein: Willkommen in der Heimat, Emigrant Poppeimann. Ein Wunderwerk von einem Auto nimmt ihn auf, zwei betresste Schofföre sitzen am Steuer. Langsem geht es durch die Strassen. An jedem Laternenpfahl, genau ausgerichtet, hängt eine Gestalt in schwarzer Uniform und streckt die Zunge heraus. Dann ein grosses Gebäude. Ein Herr im Frack erwartet Poppelmann am Portal, ein Fahrstuhl gleitet ins erste Stockwerk empor. „Büro der Gerechtig- keit" steht an einer Tür, die sofort von selbst aufspringt. Hinter einem, Schreibtisch erhebt sich ein bebrillter Herr und erglänzt in eitel Freude. „Herr Poppelmann, endlich! Wir haben Sie schon lange erwartet." Von einem hohen Regal nimmt ein dienstbarer Geist zwischen vielen andern ein Aktenstück heraus. „Gerechtigkeit für poppeimann", steht mit Gold- buchstaben auf dem Deckel. „Bemühen Sie sich nicht", wehrt der Herr mit der Brille ab, „hier ist alles vermerkt. Ihr Haus wartet auf Sie. Ihr kleiner Fordwagen ist leider abhanden gekommen, aber ich hoffe, Sie werden dafür mit einem funkelnagelneuen Rolls Royce vorlieb nehmen". Flehend blickt er Poppeimann an. „Ja, ja", nickt der gerührt, „jeder 15 DANK AN ARGENTINIEN Den Familien der bei der Torpedierung: des argentinischen Dampfers „Rio Ter- cero" durch ein Naräunter seeboot ums Leben gekommenen Seeleute stellte „Das Andere Deutschland" 200 Pesos zur Verfügung, um so seine Dankbarkeit gegen- über dem Gastlande und reine Ablehnung der hitleristischen Kriegführung kundzutun. muss Opfer bringen. „Ihr seinerzeit beschlagnahmtes Bankkonto steht natürlich zu Ihrer Verfügung nebst zwanzigerozentigem jährlichem Zins- zuwachs für zehn Jahre, versteht sich." — Schon ist Poppelmann wie- der im Auto, der Wagen hält vor seinem alten Haus, das fast umicfit-» bar ist unter der Menge der Fahnen. Er steigt die Treppe hinauf. Vof der Wohnungstür erwartet ihn ein General mit gezogenem Degen, hin- ter ihm halten zwei Soldaten einen Mann im Braunhemd gefangen. ,J\dax Unterhvber, der S'e damals denunzierte", erklärt der General. „Was beschliessen Sie?" Unterhuber umklammert Poppelmanns Füsse, „Gna- de!" wimmert er. „Nein!" sagt Poppelmann. „Nein!" erwidert der Gene- ral erleichtert und, lässt den Degen durch die Luft pfeifen. „Geschieht mir ganz recht!" schreit Unterhvber noch, dann kellert sein losgetrenn- ter Kopf die Stufen hinunter, blopp, blopp, blopp, blopp. „Was soll mit dem Kadaver geschehen?" fragt der General. „Man könnte ihn zu Seife einkochen" meint Povpelmann. „Bravo!" ruft der General begeistert. e'n grosses Wort, Herr Poppelmann. Deutschland braucht Seife, Deutschland muss sehr sauber werden." Dann zieht er die goldbetresste Mütze vnn. gibt mit tiefer Verbeugung die Tür frei. Drinnen auf dem Tisch steht ein riesiger Rosenstrauss. „Ihrem lieben Poppelmann, die dankbaren Nach- barn." „Ist alles vorhanden?" fragt ein dienstbarer Geist ängstlich. Pop- pelmann blickt um sich. Sein Gesicht verfinstert sich. „Das kupfernei Kamingitter —Der dienstbare Geist ist potenzierte Bestürzung. „Der Krieg—stammelt er, „wir vergasten — Sie werd'n verzeihen, Herr von Poppelmann". „Ich verzeihe durchaus nicht", sagt Poppelmann drohendü. „Ich als Emigrant habe heilige Rechte!" Krachend schlägt er mit def Fau t auf den Tisch. Bum! Poppelmann reibt sich die Augen. Auf der Strasse springt ein Motor an. Dravssen flutet der Verkehr von Buenos Aires. Es ist Zeit zum Kaffee- trinken. Poppelmann lächelt, eis er ins Nebenzimmer tritt. „Mathilde", sagt er zu seiner Frau, ..wenn der junaen Mnnn vom „Andern Devtsch- land" mit der Liste wiederkommt, gib ihm schon zwanzig Centavos." „Na, weisst Du —beginnt Frau Popvelmann ihren Protest. „Doch, aift sie schon, Mathilde, ich bin heute generös aufgelegt. Einen Traum hatte ich, der unbedingt etwas Angenehmes bedeutet. Ich olnube, es wird doch alles so kommen, wie ich es mir immer vorgestellt habe" — HANS JAHN. SOLID ARITAETSAKTION FUER DIE TSCHECHEN Wie unseren Freunden wohl schon durch unsere Sonntagsnotiz im „Arg. Tage- blatt" bekannt sein wird, will D.A.D. dxreh eine Sammelaktion zugunsten deal Tschechischem Roten Kreuzes seiner Solidarität mit dem unterdrückten tsche- chischen Volke Ausdruck geben. Sammellisten sind in unserem Büro zu erhal- ten. Zahlungen können im Geschäftslokal des „Argentinischen Tageblattes" oder auf unser Konto: Juan Carl, B&nco Holandes, geleistet werden. BUECHER UND ZEITSCHRIFTEN Juan Antonio Solari: "America Presa Codiciada". Das soeuen erschienene Buch des be- kannten sozialistischen Abgeordneten will dem argentinischen und darüber hinaus dem südamerikanischen Publi- kum die Gefahr klarmachen, die un- serem Kontinent von Seiten der Nazis droht. Nach einer kurzen Uebersicht über die Entwicklung des deut chen tmperiaiiemus von der pangermanisti- schen Idee zur Rassentheorie der Na- zis wird eine Zusammenstellung der Tatsachen gegeben, die die parlamen- tarische Untersuchungskommission be- züglich der illegalen Praktiken der Nazis in Argentinien und des en Nach- bai landern ermitteln konnte. Wenn- gleich die Tätigkeit von Falangisten, Faschisten und Japanern ebenfalls kurz beleuchtet wird, bleibt dem Na- äsmus ais Hauptfeind berechtigterwei- se das Hauptaugenmerk zugewandt. Bezugnehmend auf die Beschlüsse der Konferenz von Rio de Janeiro klingt das Buch, dem man unter dem spa- nisch sprechenden Publikum weiteste Verbreitung wünschen sollte, in eine Mahnung an die Regierung aus, die dort eingegangenen Verpachtungen streng zu erfüllen und durch energi- sches Handeln die Demokratie vor den drohenden Gefahren zu retten. Neuer deut eher Verlag Unter dem Namen „Das Freie Buch" ist in Mexiko von exilierten deutscaen Schriftstellern ein neuer Verlag ins' Leben gerufen worden. Der Verlag be- sitzt bereits Buchmanuskrip.e vom Lion Feuchtwanger, Heinrich Mann,. Anna Seghers, Ludwig Renn, Bodo' Uhse, Bert Brecht, F. C. Weisskopf. Als erstes Buch wird E. E. Kisch „Marktplatz der Sensationen" erschei- nen. Wir werden über die Publikationen; des neuen Verlags berichten, dem wir' besten Erfolg wünschen. MITTEILUNGEN DER OESTERREICHISCHEN ZENTRALSTELLE ZUR KLARSTELLUNG Die österreichischen Sozialisten haben aus mannigfachen Gründen bisher in Argentinien keine Organi ation ge- gründet. Sie haben beim „Anderen Deutschland" Anlehnung an gesin- nungsverwandte Kreise gefunden. Es wurde ihnen damit die Möglichkeit gegeben, Nachrichten aus der öster- reichischen Heimat und aus der Emi- gration zu veröffentlichen. Auf d^ese Veröffentlichungen übt die Redaktion des A. D. keinerlei Einfluss aus. DAD. s^eht f^bstver tändheh auf dem Standpunkt, den es wiederholt öffent- lich bekundet hat, der Nichtanerken- nung rlpr Annektion Oesterreichs durch Hitler, des uneingeschränkten Selbstbestimmungsrechtes der Oester- reicher. Es gibt Kreise der österreichi- schen Emigration, die der Ha spropa- ganda gegen das deutsche Volk erle- gen sind und die herrschende deut- sche Klasse der Junker, Schlotbarone, der hohen Bürokratie i?n1 d°r Offizie- re mit dem deutschen Proletariat und den deutschen Genossen identifizie- ren, die seit einem Jahrzehnt in ei- nem opferreichen Kampfe gegen detr Hitlerfaschismus stehen. Denkende ö terreichische Sozialisten haben für eine solche Einstellung nichts übrig. Das Comite Austriaco unternimmt seit einiger Zeit den Versuch, Angehörige der österreichischen Sozialdemokra- tie zum Eintritt zu bewegen. Es er- hebt den Anspruch, eine Vertretung der Oesterreicher ohne Unterschied der politischen Anschauung darzustel- len. Die österreichi chen Sozialisten lehnen eine solche Ein^eit^rganisa- tion ab. Das entspricht den Grundsät- zen und Traditionen, die der öster- reichische Sozialismus durch ein hal- bes Jahrhundert befolgt hat. Diese Grundsätze hier zu erörtern, würde- zu weit führen. Wer jemals der österreichischen So- zialdemokratie innerlich verbunden' war, kann ie in der Emigration nicht vergessen haben. Wir hegen gegen das Oesterreichische Komitee kein Feind- seligkeit. Wir haben erklärt, dass wir' VF "zu einer Kooperation von Fall zu Fall, lür einen von vornherein festgelegten Zweck, bereit sind, z. B. um das ein- heitliche Kampfziel der Oesterreicher im Kampfe gegen Hitler vor der Oei- fentlichkeit zu bekunden. Die österreichische Emigration spie- gelt nicht die Zusammensetzung der österreichischen Bevölkerung wider. Ihre grosse Mehrheit besteht aus poli- tisch Indifferenten, die hauptsächlich aus rassischen Gründen die Heimat verlassen haben. Breite Schichten der österreichischen Bevölkerung sind in ihr überhaupt nicht vertreten. Die kleine politische Minderheit umfas.t aiur wenige bewusste Sozialisten — Proletarier emigrierten nicht — aber verhältnismässig viele Legitimisten, Vater länditche und österreichische Faschisten. Das Oesterreichische Ko- mitee :chlie~st diese Gruppe nicht aus. Seine Aufgabe wäre es, unseres Erach- tens, die breiten Schichten der Indif- ferenten zu aktivieren. Die österreichischen Sozialisten ha- ben kein Bedürfnis nach Breite. Sie sind der Meinung, dass eine in ihren Ueberzeugungen saubere und uner- schütterliche, von Klas enbewusstsein und sozialistischem Willen erfüllte Oruppe, mag sie auch klein sein, im Augenblick der Entscheidungen wich- tiger sein wird als eine richtungslose Massenorgani ation. Die österreichischen Sozialisten in Ar- gentinien unterhalten enge Verbin- dungen mit den Gesinnungsgenossen in New York und London, den Zen- tren der sozialistischen Emigration, -.aber auch in Mexiko und den ande- ren lateinamerikanischen Ländern. Die österreichischen Sozialisten füh- len sich al ein Glied der weltumspan- nenden sozialistischen Gesinnungsge- tneinschaft. Diese Verbindungen sind ihnen weitaus wichtiger als die Zu- gehörigkeit zu einer Organisation, zu xier jeder Heimatschein berechtigt: sie .sind aber nur aufrecht zu erhalten, Avenn und solange die Sozialisten :elb- .ständig grupniert sind und nicht in ei- ner bürgerlichen Organisation mit Le- -jjitimisten, Vaterländischen und neu- gebackenen Demokraten — Demokra- ten sind sie jetzt alle — aufgehen. Die Frage der österreichischen Ge- samtvertretung kann nicht in Buenos Aires gelöst werden. Eine österreichi- sche Vertretung, die in ihrer Zu am- •anensetzung nur die Emigration wider- spiegelt, ist sinnlos. Eine ernstzuneh- mende Lösung muss der organischen Zusammensetzung der aktiv revolutio- nären Kräfte in der Heimat entspre- chen, soll sie dort Widerhall finden. Die aktivste Kraft im Kampf gegen Hitler it in Oesterreich nach wie vor die Arbeiterschaft. Glaubt jemand wirklich, dass die österreichische Ar- beiterschaft dem Comite Austriaco ihr Mandat übertragen würde? Sicherlich auch dann nicht, wenn sich ein paar ehemalige Sozialisten von ihm ins Schlepptau nehmen lassen. Wenn et- was klar geworden ist in diesen ereig- nisreichen letzten Jahren, so das ei- ne: dass im Tross der Bourgeoisie kei- ne proletarische Klassenpolitik ge- macht werden kann. Spanien war eine tragische Probe. Die Labourparty ist daran, diese Erfahrung der kontinen- talen Sozialisten auf dem Bod^n ihrer in ularen Demokratie zu wiederholen. Keine Emigration hat eine Einheits- organisation. Polen und Tschechen haben Regierungen, in der die Par- teien vertreten sind, die unabhängig weiterbestehen, aber die Polen schlie- ssen die Beck-Gruppe, die Tschechen die Kapitulanten aus. Die Freien Un- garn bekämpfen erbittert die Anhän- ger Horthys, ihre Hahnenschwänzler Tibor von Eckhardts, ihre „Vater! n- s^hen" und die Habsburgerlakeien. Selbst der stockkon ervative General de Gaulle verweigert jenen den Zu- tritt zu France Libre, die dabei wa- ren, als Frankreich kapitulierte, eben- so dem Gefolge der enttronten Dy- nastien. Keine demokratische Emigra- tion einer Republik lässt die Frage der Staatsform offen. Nur die öster- reichischen Komitees sind teils Agen- turen des Kronprätendenten, teils schleichen äe wie die Katze um den heissen Brei herum, Wo ein Bekennt- nis am Platze ist. Es wird uns versichert, dass ehemalige Angehörige der österreichischen (So- zialdemokratie dem Oomite Austriaco bereits angehören. Sie mü sen £ich klar sein darüber, dass sie nur als Personen handeln, und das Komitee, dass es damit in den Augen der öster- reichischen Sozialisten nichts gewon- nen, aber manches eingebüs t hat. Die grosse Mode von heute, die Demokra- tie, setzt zu ihrer Funktion den Be- stand selbständiger politischer Par- teien voraus: das sogenannte „Zu- rückstellen politischer Gegensätze", das Amalgämieren aller Weltanschau- ungen, iit totalitär. Das österreichi- sche Vorbild dafür ist das „Entpoli- tisieren" des Dollfuss, ist das Eintopf- gericht der „Vaterländischen Front". Die blosse Erinnerung daran hebt ei- nem den Magen. WILLKOMMEN, DURCHLAUCHT! Die Ankunft des Herrn Starhem- berg ist von der lokalen Presse mehr oder minder gebührend re- gistriert worden Auf vielseiti- ges Verlangen möchten auch wir unser Scherflein zu seiner Be- grüssung beitragen. Von den österreichischen Adepten Hitlers und Mussolinis fiel einer auf dem Gipfel der Macht Konkurreozma- nö/ern zum Opfer, ein zweiter hat sich selbst gerichtet, einige fielen der stär- keren Konkurrenz in die Hände, und seine Durchlaucht Für.t Ernst Rüdi- ger von Starhemberg landete am 18. Juni in Buenos Aires. Die Erinnerung daran, dass' das „feinsinnige" Bürger- tum von Wien einst diesem Grafen Bobby der Weltgeschichte zujubelte, seine schmutzigen Weibergeschichten mit schmatzender Sensationslust mit- genoss, sich mit augenzwinkernder Eewunderung die Korruption ianekdo- ten ins Ohr flüsterte, deren Mittel- punkt er war, als und weil er durch Proletarierblut watend zur Macht ge- langte, genügt, um der jetzt so viel gerühmten österreichischen Kultur auf den schlammigen Grund zu sehen. Abkömmling jenes Starhemberg, der das Bollwerk des Christentums gegen den Ansturm der Ungläubigen vertei- digte und nach getanem Werke ge- meinsam mit dem In nitzer von anno dazumal, dem milden Biichof Kollo- nitz den ersten Judenpogrom und die erste Judenvertreibung aus Oester- reich inszenierte, absolvierte er seine Lehrjahre teils als Bandenführer in den oberschlesischen Kämpfen 1919, teils als Putschist an der Seite Hitler , dem er bei dem Münchner Bräuhaus- kellerputsch assistierte. Vom Hakenkreuz beurlaubt und heim- gekehrt, fühlte er sich durch das viri- le Symbol des alpenländischen Hah- nenschwanzes magisch angezogen. In meinem Zeichen gelangte er 1926 zum ersten Male zur Macht. Die noch funktionierende Demokratie des öster- reichischen Volkes verjagte ihn aus einem Amt ohne Würde, nicht ohne dass er zuvor noch die Gelegenheit wahrgenommen hätte, die Träger des einzigen Kulturwerks, um deswillen Nachkriegsösterreich einen ehrenvol- len Platz in der Geschichte einneh- men wird, die wiener sozialistische Stadtverwaltung der Breitner-Tandler- Seitz, als Asiaten zu begeifern, deren Köpfe er in den Sand rollen lassen wollte. Das zweite Mal trug ihn die faschistische Welle 1933 hoch. Diesmal lieferte er, was er verkauft hatte, Oesterreich an seinen Herrn und Mei- ster in Rom und als dieser seine Wa- re an Hitler weiterverkaufte, entging er dem Schicksal des betrogenen Be- trügers dank einem Glück, fall. Weni- ge Monate vor dem tragisch-grotesken Ende des Austro-Faschimus hatte Schu.chnigg seinen Vizekanzler, der über seinen Kopf hinweg sich zu des vakanten Habsburgertrones Verweser a la Horthy aufschwingen wollte, zum Tempel hinausgeworfen. Der Einzug meines Lehrherrn Hitler in Wien überraschte den emeritierten Zauberlehrling beim Skisport in St. Moritz. Sein ßpiessgeselle Fritz Mandl hat das einträgliche Handwerk eines Waffenschiebers (die argentinische Re- gierung hat es ihm allerdings gelegt) nach Südamerika verlegt. Dem ver- dankt die österreichische Emigration in Buenos Aires die Bereicherung um dieses durchlauchtigste Prachtexem- plar. „Ich werde einen Traum meiner Jugend verwirklichen", sagte er den Journalisten, „in Argentinien zu le- ben. Ich möchte die Pampa kennen lernen." Leider geht der Wunsch 10 Jahre zu spät in Erfüllung. Zwei „Demokraten" finden sich. — „Als es möglich schien, dass ei?e Habs- burg-Restauration Hitlers Plänen in Oesterreich Schach bieten könnte, trat Otto Strasser mit dem jugendlichen Tronprätendenten in Verbindung und wurde in Stenokerzeel empfangen." — (Aus einem Artikel von E. S. Föcko im „The Christian Century" zitiert nach „Aufbau" 24. 4. 1942). Tschechoslowakei gegen Habsburg. — Ein vierseitiges Flugblatt gegen die Restauration der Dynastie Habsburg- Lothringen unter dem Deckmantel der Donauföderation hat der Tschechoslo- wakische Nationalrat in New York un- ter dem Titel „Los Habsburgos y la Federaciön Centraleuropea" herausge- geben. Tenor: Das Habsburger Regime 19 habe sich stets nur durch Gewalt und Intrigue an der Macht gehalten und würde auch weiterhin die slawischen Völker durch Gewalt und Intrigue zu beherrschen versuchen. „Nur eine frei- willig geschlossene und möglichst ho- mogene Föderation hat eine gewisse Aussicht auf Erfolg." Käthe Leichter ermordet. — Ueber New York erreicht uns die Nachricht, dass Frau Dr. Käthe Leichter am 17. März im Konzentrationslager Ravens- burg in Mecklenburg gestorben ist. Sie fiel, ein Opfer der Gestapo, Blut- zeugin des Freiheitskampfes des österreichischen Proletariats, im Al- ter von 46 Jahren. Der österreichi- schen Sozialdemokratie hatte sie sich schon in ihren Studienjahren angeschlossen und ihr in vielen Funk- tionen gedient. Bis zur Zerstörung der österreichischen Arbeiterbewegung im Februar 1934 hat sie das Referat für Frauenarbeit in der Wiener Arbeiter- kammer innegehabt. Gleichzeitig war sie im Gewerkschaftlichen Frauen- Komittee des Bundes der Freien Ge- werkschaften tätig und Urheberin ei- ner Fülle von Ideen und Aktionen zur Verbesserung des Frauenschutzes, oh- ne darum ihre politische Arbeit in der Partei zu vernachlässigen, wo sie in der Agitation, als Rednerin und Pu- blizistin eine reiche Tätigkeit entfal- tete. Klugheit und durchdringende Urteilskraft, umfassende Bildung und unbeirrbare Sachlichkeit, ihre Ueber- zeugungskraft als Rednerin und Schriftstellerin verschafften ihrer Stimme Gewicht und Einfluss in der österreichischen Arbeiterbewegung, die sie stets in die Wagschale warf, um den Kurs der österreichischen Sozial- demokratie nach links zu orientieren. Sie gehörte zu dem Kreis, der die her- aufziehende faschistische Gefahr früh erkannte und dafür eintrat, ihr aktiv, mit Mu, und Entschlossenheit entge- genzutreten. Im Februar 1934 entging sie der Verhaftung zunächst durch die Flucht in die Schweiz. Aber nach we- nigen Monaten kam sie wieder heim und nahm, kaum enthaftet, sofort wieder die illegale Arbeit auf politi- schem und gewerkschaftlichem Ge- biet auf. Als Hitler kam, hätte sie fliehen kön- nen. Sie trotzte der Gefahr, sie hatte noch vieles zu erledigen. Die Gestapo war hinter ihr her. Sie lebte verbor- gen. Die Gestapo nahm ihre greise Mutter und ihre beiden Söhne, 8 und 14 Jahre alt, als Geiseln in Haft. Da stellte sie sich. Es gelang, die Kinder ms Ausland zu bringen. Die greise Mutter beging wenig später Selbst- mord. Die Hochverratsanklage brach zusammen. Käthe Leichter blieb in Haft. Im Oktober 1939 wurde sie zu iieben Monaten Gefängnis verurteilt, weil sie ein paar Zeilen an ihre Kin- der aus dem Gefängnis geschmuggelt hatte. Auch nach verbüsster Strafe wurde sie nicht enthaftet, sondern ins Konzentrationslager Ravensburg ge- bracht. Sie war ungebrochenen Muts, ihren Mitgefangenen eine hilfreiche Stütze auch hier bis zuletzt. Dr. Käthe Leichter war mit Dr. Otto Leichter, Redakteur der Arbeiter-Zei- tung, verheiratet. Sie war eine jener wunderbaren Frauengestalten, die die österreichische Arbeiterbewegung her- vorgebracht hat, eine beispielgebende Gattin und Mutter und zugleich eine unermüdliche Arbeiterin im Dienste der Bewegung. Wer sie kennen lern- te, musste sie achten und bewundern. Ihr Andenken bleibt eingeschreint im Herzen der Wiener Arbeiterschaft. Am Tage des Gerichtes werden die Mör- der Käthe Leichters auch dieses Ver- brechen zu verantworten haben. Marianne Heilpern. — In jungen Jah- ren starb hier, in Buenos Aires, Frau Marianne Heilpern. Einer tückiichen Krankheit erlag in wenigen Tagen diese tapfere und entschlossene Mit- kämpferin. Von der österreichischen Sozialdemokratie war sie, die immer ehrlich und folgerichtig die letzten Schlüsse aus ihrem Erleben und Wis- sen zog, immer weiter links gegangen, dorthin, wo sie glaubte, ihrer ent- schlossenen Kampfnatur das Betäti- gungsfeld zu erschliessen. Ihre vielen Freunde trauern um einen gütigen und hilfreichen Menschen, der in den Nöten der Emigration die reichen An- lagen eines selbstlosen Charakters erst voll entfaltete. Vergesst die Gefangenen in Frankreich nicht! Spenden durch Scheck, Giro oder Bootio Postal an Sr. Juan Carl. Tuieumän 309, Buenos Aires oder in den Sprechstunden des DAD, täglich von 5—7 Uhr, ausser Freitag. 20 HEUTE... MORGEN JUGENDZEITUNG für KULTUR und FORTSCHRITT ||EUTE und MORGEN" kam bisher hektografiert heraus, ** mit vielen Seiten, vielem Text und vielen Illustrationen. Vielen von euch, die ihr unsere Zeitung schon kennt, ist sie ein guter und lie- ber Bekannter geworden, und sie hat in manchem von euch schon ei- nen Freund und Mitarbeiter gefunden. Aber wir konnten „HEUTE und MORGEN" in der bisherigen Form nur in 150 Exemplaren her- ausbringen. Und das ist nicht genug. Hunderte isolierter junger Men- schen, junge deutsche Nazigegner, warten in geisttötender Einsam- keit auf Verbindimg mit Gleichgesinnten. An sie alle wollen wir uns wenden. Sie alle wollen wir mit einander verbinden. Wir wollen (und müssem) uns alle aussprechen über die Welt, wie sie ist (das HEUTE) und über die Welt, wie sie sein kann und sein s ol 1 (das MORGEN). Wir wollen uns aussprechen darüber, wie wir mithelfen können, die Ungerechtigkeit, die Unfreiheit und den Krieg zu besie- gen und die Gerechtigkeit, die Freiheit uind den Frieden auf Erden zum Siege zu führen. Wir wollen durch unsere Zeitschrift eine Ge- meinschaft gleichgesinnter Menschen schaffen, die imstande sind, die unzulängliche Welt von HEUTE zu erkennen und die bessere Welt von MORGEN zu erkämpfen. Es gibt sicher niemanden, der mit der Welt zufrieden ist. Unzufrie- den sein, genügt aber nicht. Dadurch wird nichts besser. Und man ist sein ganzes Leben lang unzufrieden. Man muss das, was schlecht ist, ändern wollen. Einer allein kann nichts ändern. Aber wenn alle, die die Welt ändern wollen, sich zusammentun und gemeinsam für das Ziel arbeiten» dann gibt es keine Kraft, die die Verwirklichung dieses Zieles verhindern könnte. Wenn wir die Welt ändern wollen, wenn wir sie besser einrichten wollen, dann müssen wir auch wissen, woran es liegt, dass sie schlecht und foul ist, und wie man es einrich- ten muss, damit sie besser sein kann. W a r u m: Das zu wissen, ist wichtig. Wie: Das zu wissen ist wichtig. Und dieses Wissen wollen wir uns schaffen. POR DEMOCRACIA Y JUSTICIA UNSER KURSUS Einmal im Monat, wenn ,,HEUTE und MORGEN" erscheint, versam- meln wir uns zu einem Schulungskursus. Das geht nun natürlich nicht so, dass wir aus allen kleinen und grossen Orten Argentiniens, Uru- guays, Boliviens oder ganz Südamerikas nach Buenos Aires fahren. Das ist nicht möglich. Möglich aber ist, dass wir trotzdem alle zusam- men viele grundlegende Dinge lernen können, von denen uns sonst niemand etwas sagt. Das ist eine von den Aufgaben, die sich ,,HEUTE und MORGEN" stellt. REISEN UND WANDERN „Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen", sagt man, und das mit recht. Aber hier sind die Entfernungen gross. Wandern, wie man es früher in Europa tat, kenn man hier nicht. Wohl aber lebt einer von uns hier, einer dort, einer im Norden, einer im Süden, die- ser macht mal eine Autotour, janer eine Bootsfahrt, ein anderer be- sucht ein Dorf, Menschen, die er nicht kennt. Immer erlebt er dabei etwas, immer sieht er etwas, das nicht nur ihn interessiert, sondern dcls alle interessiert. Deswegen soll er darüber schreiben und berich- ten. „HEUTE und MORGEN" wird weiter erzählen. BUECHER, FILM UND THEATER Das Theater, mehr noch das Buch, am meisten aber der Film üben eine grosse Wirkung auf die Menschen von heute aus. Diese Wirkung ist nicht immer gut. Meistens ist sie schlecht, denn die meisten derje- nigen, die Bücher und Filme unter die Menschen bringen, verbinden damit nur die Absicht, auf möglichst bequeme Art und Weise mög- .liehst viel Geld zu verdienen. Was könnte man aber nicht alles mit vielen guten Büchern und vielen guten Filmen an Gutem erreichen! „HEUTE und MORGEN" will das gute Buch und den guten Film, die gute Kunst propagieren und vor der schlechten warnen. FREIE DISKUSSION „HEUTE und MORGEN" soll eine Zeitschrift für diejenigen sein, die eine Meinung haben, oder sich eine Meinung bilden wol- len. Sich eine Meinung bilden kann man aber nur im Gedankenaus- tausch mit anderen. Eine Meinung haben ist die Voraussetzung für jedes Handeln. Bilden wir unsere Meinung, machen wir sie stark und fest, damit sie unüberwindlich wird und sich durchsetzt! Baut mit in der freien Diskussion. ZUSAMMEN MIT DEM „D. A. D." Die nächste Nummer von „HEUTE und MORGEN" erscheint als selb- ständige Beilage der Zeitung „DAS ANDERE DEUTSCHLAND". In der Ueberzeugung, dass das Andere Deutschland der zentrale Sammel- punkt der deutschen Antifaschisten ist, begrüsst die Redaktion von HEUTE und MORGEN diese neue Möglichkeit, die ihr gegeben ist. Die Umstellung ist vorläufig leider verbunden mit einer Einschrän- kung des zur Verfügung stehenden Raumes. Unsere Zeitung muss grö- sser werden, und wir alle müssen daran mitarbeiten, aus ihr die Zei- tung der deutschen Antinazijugend zu machen. Werbt! Treibt Propa- ganda! Arbeitet mit! In Deutsch oder Spanisch! Sammel finanzielle Beiträge! Schickt sie uns in allen, auch in kleinsten Formen, auch in Briefmarken zu! Wenn die Unkosten der Zeitung gedeckt sind, und wir haben dann noch Geld übrig, so schicken wir es an die hungern- den und frierenden, einsamen und verlassenen, kranken Emigranten- kinder aus ganz Europa in Frankreichs Konzentrationslagern. — VERGESST NICHT: BEITRAEGE! MITARBEIT IN JEDER FORM! ARBEITET MIT! eine grosse sache In Londen erschien ein Buch, das eine sensationelle Wirkung und gro- ssen Erfolg ausübte und schon in der dritten Auflage verkauft wird. Es handelt sich um einen vollkommen auf Wahrheit und Geschehen beruhender Tatsachenbericht, der den Aufbau und das Leben der Hitlerjugend vom einfachen Hitlerjungen bis zum höchsten Führer aufzeigt. Es beruht auf den Erlebnissen eines Hitlerjugendführers, der auf Grund dieser Erlebnisse zu einem überzeugten Antinazi wur- de, und seiner Zeit nach Frankreich flüchten konnte. Dort schrieb ein bekannter deutscher Schriftsteller diese ihm erzählten Erlebnisse, die er von vielen Seiten als sehr typisch bestätigt bekam, in Buchform nieder. In England ist das Buch unter dem Namen „Hitleryouth" in englischer Sprache erschienen. Wir haben das deutsche Originalma- nuskript zu unserer Verfügung und werden es als erste in Fortset- zungen in „HEUTE und MORGEN" abdrucken. Es ist ganz sicher, dass es jeden aufs äusserste fesseln und interessieren wird. Wir kön- nen es als einen grossen Vorzug betrachten, dass wir dieses Ma- nuskript in „HEUTE und MORGEN" veröffentlichen können. Es ist aber auch für keine Zeitung besser geeignet als für eine, die die Zei- tung junger deutscher Sozialisten und Nazigegner sein will. b r i e f e die an „HEUTE und MORGEN" geschrieben wurden, Kelsen die Wichtigkeit, die Notwendigkeit des Bestehens einer Jugendzeit- schrift. Wir bringen einige Ausschnittes Es war mir eine grosse Wohltat, das Werk wirklicher denkender Ju- gendlicher zu sehen, die ihren Kopf nicht nur haben, um den Hufo auf- zusetzen — leider fand ich hier in Argentinien bis jetzt nur sehr wenig junge Menschen, die es verdienen, „jung" genannt zu werden. Aber die wenigen, die ich fand, flössten mir neuen Mut und neues Vertrauen ein; für sie lohnt es sich, weiter zu arbeiten — immer vorwärts . . . In diesem Sinne gefällt mir die Zeitschrift. Ich hoffe, dass sie ihren Zweck erfüllt, und möglichst viele Menschen zum Denken anregt. R. SCH., Gördoba F.C.C.A. ... Es ist jammerschade, daSs die Zeitschrift nicht gedruckt erscheinen kann, denn bei ihrer Jugendfrische und Lebendigkeit, die ich bei der Emigration in Südamerika kaum erwartet hätte, verdient sie ein bes- seres Gewand und eine weitere Verbreitung. Ihr grösster Vorzug ist m. E. der Eindruck zwangloser Kollektivarbeit, der von jeder Seite ausgeht, und der die oben erwähnten guten Eigenschaften zu verdanken sind. Es soll mir ein Vergnügen sein, an „H. u. M." mitzuarbeiten .... H. J., Coronel Bogado. Ich wollte Euch ja\ schon oft schreiben und ich habe midh über jede Zeitschrift, die kam, sehr gefreut. Die N