LA OTRA ALEMANIA (Organo de los alemanes libres de Amdrica del Sur) Registro National de la Propiedad Intelectnal No. 104.574 BUENOS AIRES AUGUST 1942 AUS DEM INHALT: August Siemsen: Konservative oder revolutionäre Führung des Krieges. Doris Dauber: Polnische Arbeiter unter der Naziherrschaft. Jeanne Bachmann: Emigranten in Buenos Aires. Hans Jahn: Angelsächsische Stimmen. Dr. Bernstein: Nazis que vuelven al Reich Los criminales nazis y sus adversarios Mitteilungen der österreichischen Sozialisten „HEUTE UND MORGEN" Das Andere Deutschland DAS ANDERE DEUTSCHLAND (LA OTRA ALEMANIA) LIBRES DEIA AMEmCA delSUR Editor y director: Dr» AUGUSTO SIEMSEN, ex - diputado del Beichslag. TUCUMAN 309 - BUENOS AIRES - U. T. 31 - 3922 JAHRGANG V — Nr. 53 — AUGUST 1942 N ACIONAL DE LA PROPIEDAD INTELECTUAL No; 104.574 August Siemsen: KONSERVATIVE ODER REVOLUTIONÄRE FÜEHRUNG DES KRIEGES DIE SOWJETUNION IN NOT Im Augenblick, in dem diese Zeilen geschrieben werden, befinden sich die Sow- jetheere in Südrussland in schwerster Bedrängnis. Es droht die Zerreissung der russischen Front und der Verlust der kaukasischen Fetroleumquellen. Gleich- zeitig wird mit dem baldigen Angriff Japans gerechnet. Das alles würde nicht den endgültigen Sieg über die Sowjetunion bedeuten, von deren Unbesiegbar-' kett wir überzeugt bleiben. Es könnte aber die russische Kampfkraft so schwä- chen, dass sie für grosse Offensivaktionen nicht mehr ausreichen würde. Böse Rückwirkungen auf den europäischen Abwehrkampf gegen die Naziherrschaft, auf die Situation und Haltung der nicht okkupierten europäischen Staaten, auf die Lsg» im nahen Osten könnten nicht ausbleiben. DIE ZWEITE FRONT. Was Wunder, dass überall der Ruf nach schleuniger Schaffung der zweiten Front ertönt, nicht zuletzt in England und in USA. Immer stärker wird die Un- zufriedenheit mit der englischen Kriegführung und die Enttäuschung darüber, dass der Kriegseintritt der Vereinigten Staaten bisher keine Besserung der Situation herbeizuführen vermochte, dass sich im Gegenteil die Lage seither verschlechtert hat. Wir könner: kein Urteil darüber abgeben, ob in diesem Moment die Errichtung einer zweiten Front grossen Ausma ses möglich ist. Sicher ist sie nicht hinrei- chend vorbereitet worden, und die andauernden, ja wachsenden grossen Schiffs- verluste sind zweifellos ein schweres Hindernis. Dennoch ist eine über den Moment hinausgehende grundsätzliche Kritik an der englischen Kriegführung zweifellos berechtigt. DAS ENGLISCHE VERSAGEN liegt zum geringsten Teil an der militärischen Führung. Nicht Feldherrnkunst, sondern wirtschaftliche und gesellschaftliche Verhältnisse bestimmen die Art, wie ein Krieg geführt wird. Es war nicht Na- poleon, der die neue Kriegführung erfand, mic der die Franzosen über das reak- tionäre Europa triumphierten, vielmehr verur achten die neuen wirtschaftlichen AUS DEM INHALT: August Siemsen: Konservative oder revolutionäre Führung1 des Krieges — Doris Dauber: Polnische Arbeiter unter Nazi- herrschaft. — Jeanne Bachmann: Emigranten in Buenos Aires. Hans lehn: Engelsächsische Stimmen. — Dr. Bernstein: Nazis que vuelven al Reich — Los criminales nazis y sus adversa- rios — Mitteilungen der österreichischen Sozialisten — „HEU- TE UND MORGEN". REGISTRO jToeuinc^ L:bUH *~J Jy v -:'r- und gesellschaftlichen Tatsachen des revolutionären Frankreichs die Ersetzung der systematischen und vorsichtigen Manöverkunst der alten Söldnerheere durch eine dynamisch-revolutionäre Strategie und Taktik, die durch vernich- tende Schläge schnelle Entscheidungen zu erzwingen vermochte. Aehnlich ist es heute. Während die Westmächte kleine oder nur ganz unzu- längliche Konsequenzen aus der jüngsten Entwicklung der Technik gezogen hat- ten, wurden in Deutschland alle Kräfte des totalen Staates auf die restlose Ausnutzung aller neuen Möglichkeiten für den Krieg gerichtet. Gleichzeitig wurden die Menschen durch die totalitären Erziehungs- und Beeinflussungs- methoden des Dritten Reichs nach Möglichkeit in einen präzise funktionieren- den Bestandteil der Kriegsmaschine verwandelt. Das alles erscheint als eine konsequente Uebertragung der Organisation einer hochrationalisierten moder- nen Fabrik auf die Kriegführung. Ihre militärische Rückständigkeit verurteilte England und Frankreich zum Zu- sehen, als Polen sich verblutete. Sie führte zum schnellen Zusammenbruch Frankreichs. England aber, das im Augenblick tödlicher Gefahr sich gross er- wies in der Verteidigung des eigenen Landes, zog nicht die notwendigen Kon- sequenzen, liess sich unter Verharren bei der planlosen Defensive vielmehr über- all das Gesetz des Handelns vom Gegner vorschreiben und erlebte auf allen auswärtigen Kriegsschauplätzen Misserfolg nach Misserfolg. Das war nicht nur die Folge der Versäumnisse und Sünden der Vergangenheit. Man erinnere sich nur an die Schonung der rumänischen Petroleumquellen, an den Verlust Kretas, an die schmähliche Kapitulation Singapurs, an die Misserfolge in Nordafrika. Wie lange hat es gedauert, bis auch nur die not- wendigsten Massnahmen zur Kriegsumstellung und Zentralisierung der engli- schen Industrie getroffen wurden. Noch heute ist die Frage des Einheitskom- mandos in England *nd USA nicht voll gelöst. Am bezeichnendsten war viel- leicht eine Kleinigkeit, dass die amerikanischen Torpedobootszerstörer vor ih- rer Indienststellung erst bessere OffizTerskabin en bekommen mussten. Gleich zu Anfang des Krieges haben wir gesagt, dass dieser Krieg nicht mit; kapitalistischen Methoden gewonnen werden könne. Bisher haben kapitalisti- sche Privatinteressen und noch mehr die ganze kapitalistische Denkweise — das gilt auch für USA, wie wir mehrfach an Beispielen gezeigt haben — die Kriegführung der Alliierten gelähmt. „Der ökonomische und soziale Konserva- tismus der Feinde Hitlers", schrieb kürzlich Th. Dan (The New Road, New York No. 3), „der eins ist mit der konservativen Strategie und Taktik, hat zu den bösen Konsequenzen der militärischen Konzeption geführt, die Hitler so leichte Siege ermöglicht hat". SOWJETRUSSISCHE KRIEGFUEHRUNG. Umgekehrt hat die Sowjetunion im Rahmen des Möglichen sich unter Aus- nutzung aller technischen Fortschritte auf den Krieg vorbereitet, in gesteiger- tem Tempo, nachdem alle ihre Versuche, die kollektive Sicherheit Europas ge- gen die Kriegsdrohung Hitlerdeutschlands herzustellen, gescheitert waren. Aber die Sowjetunion hat nicht einmal zwanzig Jahre Zeit gehabt, um die furchtba- ren Folgen des von den kapitalistischen Weltmächten geschürten und unter- stützten Bürgerkriegs zu überwinden und zugleich das rückständige Russland in eine moderne Industriemacht erster Ordnung zu verwandeln. Heute sieht es sich allein den von Finnen, Ungarn, Rumänen, Slowaken aufgefüllten, im Be- sitz des ganzen europäischen Kriegspotentials befindlichen Heeren Hitler- deutschlands gegenüber, während es zugleich auf den Angriff Japans gefasst sein muss. Wenn Sowjetrussland sich trotz allem so lange behaupten konnte und weiter behauptet, dann vor allem deswegen, weil es sich in ähnlicher Situation befin- det wie vor 150 Jahren das revolutionäre Frankreich gegenüber dem reaktionä- rem Europa. Seine Menschen sind zwar nicht gut funktionierende Teile der Kriegsmaschine wie die Nazis; aber sie sind — weit mehr als das, besonders in Stunden schwerster Not! — bewusste Kämpfer für ihr Land und seine neue wirtschaftliche und gesellschaftliche Ordnung. Nur diese entscheidende Tatsache ermöglicht der Sowjetunion ihre revolutionäre und totale Kriegführung. Ein zaristisch-feudales, aber auch ein bürgerlich-ka- pitalistisches Russland- wären vor gleicher Erprobung längst zusammengebro- chen. DIE POLITISCHE KRIEGFÜHRUNG. Schlimmer noch als das Versagen der militärischen ist das Versagen der poli- tischen Kriegführung. Ist das erstere zu einem grossen Teil durch frühere Un- terlassungssünden bedingt, so wäre bei der politischen Kriegführung eine Um- stellung auf die Notwendigkeiten des heutigen Krieges viel leichter möglich. Allerdings ist sie nicht durchführbar, solange die Chamberlainisten und die kapitalistischen Kreise ihren Einfluss behalten, denen Hitler lieber ist als die Emanzipation des Proletariats und der Sozialismus. In John Steinbecks vielerörtertem neuen Buch „The Moon is down" gibt es ein bezeichnendes Gespräch. Man will versuchen, Waffen für den Kampf gegen die Nazis aus England zu erhalten. Der eine meint: „Man sagt, dass es in Eng- land noch Männer an der Macht gibt, die es nicht wagen, dem gemeinen 'Volk Waffen in die Hand zu geben". Darauf der andere: „O, daran habe ich nicht gedacht. Schön, wir müssen eben abwarten. Wenn solche Leute noch in Eng- land und Amerika regieren, ist die Welt ohnehin verloren". Sie bekommen die Waffen. Aber es fehlt die Eindeutigkeit der politischen Kriegführung, die solche Zweifel unmöglich machen und das Misstrauen überwinden würde, das in wei- testen Kreisen auch in Bezug auf die Bereitschaft zu voller Unterstützung der Sowjetunion herrscht. Die französischen Revolutionsarmeen verdanken ihre Erfolge nicht zuletzt dem Ruf: „Krieg den Palästen, Frieden den Hütten!'' Mit den negativen For- derungen der Vernichtung der Hitlerdiktatur und des Nationalsozialismus und mit der Formulierung reichlich vieldeutiger und unklarer demokratischer Zie- le lassen sich die Millionenmassen Europas nicht mobilisieren, weit weniger noch durch Pläne einer angelsächsischen Weltbevormundung, die der Arbeiter überall als Herrschaftsanspruch des angelsächischeai Kapitalismus auffassen wird. Nicht für die Aufrechterhaltung der kapitalistischen Welt, die Faschismus und Krieg geboren hat, kann man die Massen Europas begeistern, wohl aber für die sozialistischen „Vereinigten Staaten Europas" als dem einzigen Mittel, das erschöpfte, aus tausend Wunden blutende Europa wieder aufzubauen und seinen gequälten Bewohnern Freiheit, Frieden und Lebensmöglichkeiten zu sichern. In diesem Sinne fordern die „Sozialistischen Mitteilungen" (Nr. 36) der deut- schen Sozialdemokraten in London die Aufnahme des geistigen Kontakts mit den arbeitenden Massen auf dem Festland, von denen der Erfolg eines Vorsto- sses nach Europa abhänge. Es gälte, in ihnen Hoffnungen für eine Zukunft zu erwecken, wie sie sie ersehnten. Das Gleiche forderte kürzlich der frühere Flugminister Pierre Cot in Bezug auf die französischen Volksmassen. Statt dessen pflegt man in England immer noch stärker die Beziehungen zu den reaktionären und konservativen Teilen der Emigration, die in ihren Län- dern wenig oder nichts hinter sich haben, als zu den sozialistischen Vertretern der europäischen Massen. Man fürchtet eben auch heute noch die europäische soziale Revolution, die durch Faschismus und Krieg unabweisbar auf die Tages- ordnung gestellt worden ist. ENGLAND UND D3E FARBIGEN VOELKER Der Bericht, den wir an anderer Stelle über die den Problemen Asiens gewid- mete Round Table-Konferenz in New York bringen, zeigt, wie tief das Miss- trauen der Asiaten gegen England ist. Die Ablehnung der indischen Unabhän- gigkeitsforderungen und die Proklamierung der indischen Rebellion, wenn auch In gewaltloser Form, werden die ablehnende Haltung gegenüber England noch verstärken. Dadurch erhalten die japanischen Eroberer gewisse Erfolgschan- cen bei dem Versuch, die Eingeborenen gegen die Engländer aufzuhetzen. In Malaya und Burma zum mindesten haben die Eingeborenen die Japaner tatkräf- tig gegen die Engländer unterstützt. Solange die Engländer eine Gesinnung ge- genüber den Asiaten zeigen, die dazu geführt hat, dass man die chinesischen Hilf Struppen zunächst nicht nach Burma hineinlassen wollte, wird man sich nicht allzu sehr über eine solche Haltung der Eingeborenen wundern dürfen. 3 Unter dem Eindruck der Kapitulation von Singapur hat die „Times" geschrie- ben, das sei der empfindlichste Schlag, den das Britische Reich seit dem Ver- lust Nordamerikas erlitten habe, die britische Herrschaft im Fernen Osten kön- ne niemals wiederhergestellt werden; auch gegenüber Indien dürften die Erfor- dernisse und Schwierigkeiten der Verteidigung nicht als Entschuldigung dafür dienen, „die Aktionen zu verzögern, die als unaufschiebbare Notwendigkeit eines historischen Prozesses, der auf seinem Höhepunkt angekommen ist, durch- geführt werden müssen". Die wenigsten vorübergehende Erkenntnis der „Times" ist leider nicht Eigen- tum der britischen Regierung geworden, wie die „Atlantic Charter" bewiesen hat, die Asien nicht einschlissst, was von den Asiaten mit grosser Bitterkeit registriert worden ist. Nur ein grosszügiger, klarer, weit sichtbarer Verzicht auf Imperialismus und Ausbeutung der farbigen Völker, der von Taten begleitet sein müsste, könnte das Misstrauen überwinden und die gewaltigen latenten Kräfte Asiens gegen die faschistische Weltbedrohung mobilisieren. Aber das wäre freilich die Abdankung der englischen herrschenden Klasse. Die englische Arbeiterpartei hat zwar ziemlich weitgehende Ziele für die Neu- ordnung Englands, Europas und der Welt aufgestellt, die auch die Gleichbe- rechtigung der Farbigen einschlössen, aber man sieht bisher nicht, dass sie ihren Einfluss in der Regierung Churchill zui Durchführung dieser Forderun- gen entschieden eingesetzt hätte. Die falsche und unzulängliche konservative militärische und politische Führung des Krieges wird Hitler zwar nicht den Sieg bringen, aber dieser unzeitgemässe Konservatismus ist schuld daran, dass der Krieg viel länger, zerstörender und opferreicher ist, als wenn er so geführt würde, wie es notwendig wäre: mit re- volutionären Mitteln und mit revolutionären Zielen. ASIATEN UEBER ASIEN Norman Angell, der bekannte Inhaber des Friedensnobelpreises, hat auf ei- ner Rcund-Table-Aussprache, die von „Free World" veranstaltet wurde, ge- sagt, er sei in U.S.A. wohl tausendmal nach den Friedenszielen Englands, nie aber nach denen Indiens und Chinas gefragt worden. Die Ansichten von einer Milliarde Menschen schienen ihm aber weit wichtiger zu sein als die von 45 Millionen. In der Tat kann man nicht ernst- haft daran zweifeln, dass China und Indien nach ihrer Emanzipation eine entscheidende Rolle in der weiteren Entwicklung der Menschheit spielen werden. Es i:t deshalb von grösstem Interesse zu hören, was Chinesen und Inder selbst über die Zukunft Asiens zu sagen haben. Misstrauen Die eben erwähnte Rcund-Table-Aus- sprache beschäftigte sich mit dem Thema „Alien und die Vereinigten Nationen''. Bei allen Chinesen und Indern, die auf ihr zu Worte kamen, tritt ein tiefes Misstrauen gegen die imperialistischen Mächte, insbesonde- re gegen England zu Tage. Anup Singh, der Biograph Nehrus, zi- tiert Churchills frühere Worte: „Diese indischen Nationalisten vertreten je- ne Inder, die vom Gift der Europäi- schen Zivilisation genossen und all die Bücher über Demokratie gelesen haben, die Europa jetzt schleunigst verleugnen möchte." Mazumdar, der Biograph Gandhis, meint, England sei zwar nicht im ei- genen Lande so totalitär-imperiali- stisch wie Deutschland, wohl aber ge- genüber den von ihm beherrschten Völkern. Ihm sekundiert Da?, Professor am College of the City of New York, in- dem er erklärt, der rassistische Impe- rialismus, den England drei Jahrhun- derte lang in Asien ausgeübt habe, sei in keiner Weise verschieden vom deut- schen R-a senimperialismus. Aber auch die Demokratie Nordame- rikas wird von Muzumdar kritisiert. Nicht in Parlamenten und Kongres- sen bestehe eine echte Demokratie. Ob sich etwa die Nordamerikaner in Wirklichkeit der in der „Bill of Rights" garantierten Rechte erfreu- ten? Das sei der Prüfstein. Wusafong, früherer Sekretär des Völkerbundes und Biograph Sun Yat- sens, schliesst sich der Meinung an» 4 dass Asien ausgebeutet und unter- drückt worden sei. Das sei aber nicht durch das englische und französische Volk, sondern durch die reaktionären herrschenden Klassen geschehen. Wenn man für die Freiheit kämpfe, müsse man logischerweise zugleich gegen den Kapitalismus kämpfen. Nationale Unabhängigkeit und Kriegsteilnahme Indiens. Aus diesem Miss trauen heraus erklärt sich die Schärfe der Forderung unbe- dingter nationaler Unabhängigkeit, wie &ie in gleicher Weise von Chinesen und Indern und nicht zuletzt von dem einzigen Vertreter der koreanischen Nationalisten erhoben wird. Die volle Unabhängigkeit Indiens wird mit gro- sser Einmütigkeit als Voraussetzung für die Teilnahme Indiens am Kampf bezeichnet. Das weist darauf hin, dass die Eng- länder Indien durch die Verhinde- rung der Industrialisierung wehrlos gemacht hätten. — Die Freiheit eines vollen Fünftels der Erde sei wichtiger als die der zur Zeit von Deutschland unterworfenen Völker. Wusafong versichert, dass nur die Gewährung voller Unabhängigkeit den Alliierten die aufrichtige Unterstüt- zung des indischen Volkes bringen könne. . Muzumdar meint, Produktions- und Kampffähigkeit der Völker des Orients seien behindert, solange sie das Gefühl haben müssten, nur für die Freiheit Europas, aber nicht für die eigene zu kämpfen. Der chinesische Schriftsteller Lin Yutang erklärt, aus der undemokrati- schen Haltung der westlichen Demo- kratien müssten die Völker Asiens schliessen, dass >ie nicht ernsthaft an Rassengleichheit und Freiheit glaub- ten. Die einzige Art, auf die Indien kämpfen könne, sei, dass es als frei- er, unabhängiger und vollwertiger Partner zugelassen werde. Die gleiche Auffassung hat Nehru in Uebereinstimmung mit Gandhi und dem mohammedanischen Führer Azad Mitte Juni mit folgenden Worten aus- gesprochen : „Ich war immer Gegner des Nazismus und Faschismus. Heute bin ich mehr als je davon überzeugt, dass diese Doktrinen eine Gefahr für Frieden und Freiheit der Welt sind. •. Mein Herz ist bei dem chinesischen Volke, dem ich mein Wort als Hindu gegeben habe. Ich werde es nicht bre- chen, aber ich bin zu der Ueberzeu- gung gekommen, dass die Freiheit In- diens wesentliche Vorbedingung da- für ist, dass Indien China in seiner schweren Bedrängnis beistehen kann." Es ist klar, da^s bei solcher Grund- stimmung das Beharren Englands auf seinem ablehnenden Standpunkt ge- genüber den indischen Unabhängig- keitsforderungen zur Proklamation des passiven Widerstandes führen musste, durch die die Situation der Engländer in Asien ausserordentlich erschwert werden muss, um so mehr, als die Chi- nesen völlig auf Indiens Seite stehen. Internatic: nie Organisation nach dem Kriege. Gegenüber dem Drängen des Vorsit- zenden N. Pfeffer, Professor für In- ternationale Beziehungen an der Co- lumbia-Universität, sich klar zur Fra- ge der internationalen Organisierung der Welt nach dem Kriege zu äussern, erfolgt einstimmig die Antwort, zu- nächst sei den asiatischen Völkern die volle Unabhängigkeit zu geben. Ein- zelne, wie der Koreaner, sind darüber hinaus wenig interessiert an den in- ternationalen Fragen, wie denn ja nach langjähriger Fremdherrschaft leicht der Nationalismus besonders scharf hervorzutreten pflegt. Die mei- sten erklären jedoch, &ie seien für ei- ne Weltfriedensorganisation mit voller Gleichberechtigung. Entschieden aber wenden sie sich gegen eine angelsäch- sische Weltherrschaft, wie sie in letz- ter Zeit mehrfach, hie und da auch von deutschen Emigranten, propagiert wird. Die wirkliche Gefahr für eine Weltföderation oder Weltunion, mei- nen Anup Singh und Lin Yutang dro- von England und Amerika, aber ge- wiss nicht von Indien. Das Gefühl, das augenscheinlich alle diese hochgebildeten Vertreter der er- wachenden chinesischen und indi- schen Massen beseelt, wird von Wu- safong stolz formuliert: „Ob die eu- ropäischen oder das japanische Impe- rium es wollen oder nicht: Asien be- findet sich in der Revolution." Warum Gripps in Indien scheitert© Eine interessante Ergänzung finden die Aeusserungen der Vertreter Asiens durch einen Artikel, den er Professor für Orientalische Zivilisation an der südkalifornischen Universität Syud Hossain unter dem Titel „Warum Gripps in Indien scheiterte" in „Free 5 World" (No. 4, Mai 1942) veröffentlicht hat. Er sagt weder Nehm, noch Ali Jinnah, noch selbst Gandhi könnten eine per- sönliche Entscheidung nach ihrem Gutdünken fällen, da sie nicht in ei- nem. luftleeren Raume lebten. Ihre und Indiens Haltung sei nur aus dem un- unterbrochenen fünf undzwanzigj ähri- gen Kampfe zwischen den Indern und dem britischen Imperialismus zu ver- stehen. Seit der Schlächterei von Am- ritsar im Jahre 1919 forderten Hindus und Moslems die volle Unabhängig- keit Indiens. Leider sei die Warnung, die Ben Spoor 1922 gegen die Portset- zung der Blut- und Eisenpolitik in In- dien erhoben habe, unbeachtet geblie- ben. tm Jahre 1932 habe sich die Zahl der im Gefängnis befindlichen indi- schen Patrioten auf 191.853 belaufen. Nehru sei erst drei Tage vor Pearl Harbour aus dem Gefängnis entlas- sen worden. Auch Churchills frühere absolut reaktionäre Haltung gegenüber den Indern berechtige diese zu ihrem Misstrauen. URTEILE UEBER GANDHI Ditz amerikanische Zeitschrift „Time" leitet ein Interview ihres Korrespon- denten mit Gandhi durch folgende Worte ein: „Die Führer Indiens, ins- besondere Mahatma Gandhi, werden im Westen oft völlig- miss verstanden. Für die meisten westlichen Gehirne ist es in der Tat nicht leicht, sie zu verstehen. Das Verständnis wird da- durch erschwert, dass ihre Meinun- gen in der westlichen Presse oft zu kurz wiedergegeben werden, um Klar- heit verschaffen zu können." Dag ist um so bedauerlicher, als In- dien neben China schon heute von grosser Bedeutung- ist, und da diese Länder mit ihren beinah S00 Millionen Menschen entscheidende Bedeutung in der Zukunft erlangen werden. Wir sollten uns klar machen, dass die In- der und Chinesen die Welt und den gegenwärtigen Krieg keineswegs mit unseren aus ganz anderer Tradition, anderen Erfahrungen, anderer Situa- tion stemmenden Anschauungen und Urteilen betrachten können. Das Wort 1 8 8 2 — 1 9 4 2 60 JAHRE Verein VORWAERTS c der grossen Schriftstellerin Bear? B'uck, dass die Erde Generationen lang- von blutigsten Kriegen zerfleischt werden müsse, wenn die Weissen nicht ihre Haltung gegenüber den Asiaten grundlegend ändern würden, sollte jedem, der etwas Verantwortung fühlt, zu denken geben. Wir stellen im Folgenden zwei Ur- teile über Gandhi und damit über die Haltung Indiens — denn Gandhis Standpunkt wird heute auch von Neh- ru und dem Allindischen Kongress geteilt — nebeneinander: „Time": In dem Interview betont Gandhi, dass Indien schon deshalb nicht in der Lage sei zu kämpfen, da es — durch die Schuld der Engländer — über keinerlei Waffen verfüge. In- dien habe ein weit grösseres Interesse daran, dass die Japaner abgewehrt würden, als die Engländer, denn wäh- rend diese nur Indien einbüssen wür- den, würden die Inder alles verlieren. Die englischen und amerikanischen Soldaten seien in einem freien Indien auf Grund eines Vertrages als Freun- de willkommen, nicht aber alsi Herren eines unfreien Indiens. Ein anderes Mal hat Gandhi erklärt, die Freiheit Indiens, d. h. seine Bundesgenossen- schaft, würde einen Wendepunkt des Krieges bedeuten. „Time" schliesst mit den Worten: „Gandhi hat seine Forderung der in- dischen Unabhängigkeit zu einer Zeit erneuert, in der die Vereinigten Na- tionen es sich schwerlich leisten kön- nen, einen der grössten Führer des Orients zu ignorieren." Das „Argentinische Tageblatt" schrieb in seinen „Randglossen" am 7. und 15. Juli: „Gländihi ist mit einem Vorschlag an die Oeffentlichkeit getreten, der die goldechte Harmlosigkeit seines Ge- mütes in konzentrierter Form beweist . . . Da aber die Briten Indien be- herrschen, darf er nicht nur Opposi- tion treiben, sondern auch uferlosen Blödsinn schwätzen . . . Er wird es (sein Geheimnis), da er es in seinen tiefsten Meditationen bei Ziegenmilch und ähnlich anregenden Getränken er- gründet ,hia-t, für sich behalten. Und die Alliierten werden diese papierne Resolution einer Gruppe indischer Po- litiker, die nur eine verschwindende Minderheit vertreten, der psychiatri- schen Abteilung Ihrer Auswärtigen Aemter überweisen". Grosse Festveranstaltung Sonnabend, d. 22. August in sämtlichen Sälen des VORWAERTSHAUSES RINCON 1141 BUENOS AIRES ALS SCHWEIZER QUALITÄTSARBEITER IM DRITTEN REICH (Originalbericht, gekürzt) „ . . . Ich wurde dem Direktor vorgestellt, der mich überaus freundlich will- kommen hiess. Nun ging's auf die Zimmersuche. Etwa nach einer Woche hatte ich ein einigermassen nettes Zimmer gefunden, bei einer Bibelforscherin; war also in guter Gesellschaft. Am andern Tag ging ich ins Geschäft, um den Be- trieb zu sehen. Man hatte mir alle möglichen Versprechungen gemacht. Ge- schäftsführer sollte ich werden. Auch das Gehalt schien angemessen. Ich wur- de meinen Mitarbeitern vorgestellt. Verwunderte Blicke. Tuscheln. Denn ein Schweizer ist heute eine gewisse Sehenswürdigkeit. Was für Schuhe der hat' Und er grüsst nicht mit ,Heil Hitler", sondern kommt jeden Morgen und sagt auf Schweizerdeutsch .Grüetzi mit enand', worauf ihm mit dem deutschen Gruss geantwortet wird. Wenigstens die ersten drei Tage. Dann fängt einer nach dem andern an und sagt ,Grüss Gott'. In kürzester Zeit grüsst kein Mensch mehr mit ,Heil Hitler' ... Nun, ich hatte reichlich Gelegenheit, die neuen deutschen Verhältnisse kennen zu lernen. Schon am ersten Tage interessierte sich die Gestapo allzu lebhaft um mich. Dass ich beobachtet und bespitzelt würde, war mir natürlich bekannt. Dass es aber auf eine so plumpe Art geschieht, hatte ich nicht erwartet. Jeden Abend während der ersten Woche läutete die Gestapo im Hotel an, ob der Schweizer noch da sei. Er müsse über Nacht den Pass abgeben. Und jeden Morgen hatte ich das Vergnügen, ihn wieder abzuholen. Dann musste ich na- türlich Lebensmittelmarken haben. Das schweizerische Rationierungssystem war mir immer ein bisschen kompliziert vorgekommen. Wie ist es aber einfach gegenüber dem deutschen! Da bekam ich Scheine und nochmals Scheine. Die ganze Brieftasche voll. Alles Coupons a 5 gr. Das merkte ich erst später . . . Mittlerweile kam der erste Zahltag. Ich war ordentlich gespannt darauf. Da gabs ein langes Couvert mit Zahlen vollgeschrieben. Abzüge, Steuern, Beiträge, freiwillige Abgaben. Teufel nochmal! Da blieb ja nichts mehr. Meine Kollegen schauten mir gespannt zu, sahen meine Enttäuschung. Fingen an zu schimpfen, zeigten mir ihre Lohntüten. Herrgott, die hatten ja viel weniger als ich! Da ist ein Familienväter, der im Monat für 160 Mark arbeitet, da ein Lediger, der für 90, da einer, der für 120.— angestellt ist. Kein Wunder, dass sie schimpfen und fluchen, wenn keine Spitzel da sind. Man zeigt mir Zahltagsbücher. Da hatte ein Arbeiter vor dem Umsturz rund den doppelten Lohn und die Hälfte Steuern wie heute. Ich startete zum Direktor. Der hörte mich an. Blieb kalt. Bis ich drohte, auf der Stelle zu kündigen, wenn er die Abmachungen nicht einhielte. Den vereinbarten Lohn wollte ich netto und nicht brutto. Mit den Abzügen könnte ich nichts kaufen. .Sie können nicht mehr weg und können nicht mehr kündigen. Auch Sie unterstehen den deutschen Reichsgesetzen.' ,Und ich kann weg. Ich bin ein freier Schweizerbürger und gehe weg, wenn ich will.' Er be- kommt es mit der Angst zu tun. Jetzt, wo keine Arbeitskräfte mehr zu finden sind, will gar noch der Schweizer weglaufen.'-' Nachdem der Treuhänder der Arbeit eine Lohnerhöhung untersagt hat, wen- det sich unser Berichterstatter an das Arbeitsamt: „Ein Freund kommt als Zeuge mit. Wieder stehen wir in einem luxuriös aus- gestatteten Büro. Der Beamte, der die Angelegenheit behandelt, bekommt schon einen Wutanfall, als er uns sieht. Er ist schäbig gekleidet und scheint so wenig wie alle andern in einem Büro aufgewachsen zu sein. Parteimann, der sich auch glücklich einen Posten ergattert hat und sich nun krampfhaft be- müht, sich ein legitimes Aussehen zu geben. ,Na, da sind ja die beiden Schwei- zer'. Pause. ,Glaubt Ihr eigentlich, in Deutschland die gleichen Rechte zu ha- ben wie in Eurem dreckigen Land? Hier gibts für Euch kein Recht. Geht und sucht es in der Schweiz. Wir haben Euch nicht gerufen. Macht, dass Ihr so schnell wie möglich über die Grenze kommt. Wir sind nicht dazu da, die In- teressen der Arbeiter zu wahren. Vor allem gehen die Interessen des Betrie- bes.' Wir hören nur zu. Ich betrachte seinen linken Rockärmel, der im Ellbo- 7 gen bedenkliche Löcher aufweist und mit dem er heftige Bewegungen ausführt. Versuche, seinen Redeschwall zu unterbrechen. Mit sich überschlagenden Wor- ten schreit er uns zu, dass sich die Gestapo für uns noch interessieren werde, und dass wir nicht mehr so leicht über die Grenze könnten. Und schiebt mir noch ein Papier zu. laut dem ich meine Arbeitsstelle verlassen kann. Damit sind wir entlassen. Nun gibts noch einen Auftritt im Betrieb. Der Direktor hat einen roten Kopf und droht auch wieder mit der Gestapo. Nun hab ich es satt. Gehe auf die, .Rechtsberatungsstelle der Deutschen Arbeitsfront'. Wieder diese •prächtigen Büroräume. Im dunklen Wartezimmer sitzen die Leute, die hier ihr Recht suchen wollen. Eine Frau kommt weinend aus dem Zimmer. Durch die Tür hatten wir gehört, wie man .Volksgenossen" im deutschen Sozialstaat be- handelt ... Es ist recht sonderbar. Während die deutschen Behörden beim Grenzübertritt alles durchschnüffeln, glauben die schweizer Behörden in ihrer Unschuld, das ihrerseits unterlassen zu könen. So kommt es denn, dass deutsches Propagan- damaterial massenhaft in die Schweiz kommt, und wichtige Dokumente über die schweizerische Landesverteidigung nach Deutschland . . . Kein Zweifel, dass die diplomatischen Vertreter der Schweiz in Deutschland einen ausseror- dentlich schweren Stand haben und es nicht allen recht machen können. Grundsätzlich muss jedoch gesagt sein, dass man mit durchgebogenen Knien im heutigen Deutschland wenig geschätzt wird. Und es seilte nicht sein, dass man den Eindruck bekommt, dass dieser komplizierte diplomatische Apparat nur dazu da sei, um die Militärsteuern einzutreiben . . . Immer wieder findet man unter den Deutschen feine Typen, die voll Sorge nach der Schweiz fragen. .Wenn Deutschland die Schweiz angreifen sollte, dann bin ich kein Deutscher mehr', hörte ich verschiedene Male einflussreiche Männer. .Schiesst zusammen, was Ihr könnt, wenn sie kommen'. ,Ihr Schweizer wi-st ja gar nicht, was Ihr an Eurer Heimat habt." AUS DER ILLEGALEN ARBEIT IN FRANKREICH Unter den drei wichtigsten illegalen Gruppen in Frankreich, „Liberte", ,,Li- beration Nationale" und „Liberation", verdient die letzte als Sprachrohr der linken Gruppen, insbesondere der Ge- werkschaften, spezielle Beachtung. Uns liegt No. 8 ihres mehr oder min- der regelmässig erscheinenden Blat- tes vor. Daria heisst es: ..Wir weigern uns, uns vor einem politisch-philoso- phischen System zu beugen, das alle Werte, an die wir glauben, mit Füssen tritt . . . Wir traten für den Wider- stand selbst dam. ein, als er nach menschlichem Ermessen hoffnungslos erschien, denn für uns bleibt die Ge- rechtigkeit, selbst wenn sie von den Menschen erschlagen ist, die höchste Wirklichkeit, und die Wahrheit bleibt für uns Wahrheit, selbst we^n sie tief begraben ist . . . Sie (die Deutsch en1» sind grausam, weil sie Angst haben. Es hängt von Euch ab. dass diese Angst wächst, dass sie sich schon vor der Niederlage besiegt fühlen. Dann ist die Niederlage nahe . . . Die Kraft schreckt sie, denn sie haben keine moralischen Werte, die sie im Missgeschick aufrechterhalten könn- ten". Zu der „Charte du Travail", der Ar- beitsordnung der Vichy-Regierung, Sklaverei-Ordnung genannt, äussert sich die „Liberation" wie folgt: „Ihr habt weder Arbeit, noch Freiheit, noch Nahrung, noch Geld, noch Wein, ."noch Tabak. Worüber beklagt Ihr Euch? Vergesst Euer Elend. Ihr habt dafür die .Charte du Travail'. Die Arbeiter werden eingeladen, ihrer Einführung ihren ganzen persönlichen Beistand zu gewähren, mit der ganzen Kraft ihres Herzens: der Käfig steht offen, tretet freiwillig ein. Die Charte, so verkündet man, wird dem Klassen- kampf ein Ende setzen und die Grundlagen für die Versöhnung schaffen . . . Keinen Klassenkampf mehr, sobald die eine Klasse im Ei- sen liegt und die andere die Schlüssel dazu hat. Die Arbeiter mit ihrem ge- sunden Menschenverstand haben die- se neue .Front' genannt .die Front des Widerstandes gegen den sozialen Fortschritt'. Sie haben schnell be- griffen, als sie sahen, dass die Ge- werkschaftszentralen aufgelöst wur- den und die Meinungsfreiheit in ih- ren Organisationen beseitigt wurde, dass diejenigen, die das Werk eines 8 halben Jahrhunderts harter Anstren- gungen und schwererkämpfter Siege vernichtet haben, keine neue soziale Struktur geschaffen haben können, die den Arbeitern günstig wäre." Interessant ist noch der von der „Li- beration" gebrachte Abdruck eines Briefes, den der ehemalige Botschaf- ter Paul Claudel an den Grossrabbi- ner von Frankreich richtete. Darin heisst es: „Ich fühle mich genötigt, Ihnen zu schreiben, um Ihnen auszu- drücken, welchen Ekel, Schrecken. Unwillen alle guten Franzosen und besonders Katholiken empfinden über die Ungerechtigkeiten, Schmähungen und Misshandlungen, denen Ihre is- raelitischen Landsleute ausgesetzt sind. Ich habe viele Beziehungen zu Juden aller Nationen gehabt, und ich habe unter ihnen nicht nur aufge- schlossene Geister, sondern auch gross- mütige und zartfühlende Herzen ge- funden. Ich bin stolz darauf, unter ihnen viele Freunde zu haben ..." WIDERSTANDSBEWEGUNG Wer das Elsass vor diesem Kriege kannte, weiss, dass der Eisässer sich keineswegs als Deutscher fühlte, selbst wenn er elsässer-deutsch sprach. Die von den Nazis angewandte Methode von Zuckerbrot und Peitsche hat des- halb auch keineswegs die erhofften Früchte getragen. Das beweisen die folgenden Meldungen, die uns aus dem Elsass zugingen: An einem „Kameradschaftsabend" der ehemaligen „Societe Alsacienne de Constructions Mecaniques" sollte der Nazi-Kreisleiter Mourer sprechen. Die Arbeiter hinderten ihn hieran unti pfiffen die Militär-Musik aus. Ebenso sollte Mourer im Mülhauser Volks- haus vor den Arbeitern der Kaliwerke von Wittenheim eine Rede halten. Der Versammlungsleiter begrüsste den Herrn Kreisleiter. Als dabei der Name Mourer ausgesprochen wurde, begann die Zuhörerschaft im Sprechchor zu rufen: „Muh . . . Muh . . . Muh . . ." Beim Absingen der Nazi-Hymne blie- ben einige Arbeiter sitzen. Sie wur- den sofort verhaftet. Bei ihrem Liebeswerben um elsässi- sche Freiwillige für das Heer haben die Nazis so wenig Erfolg gehabt, dass der Bürgermeister von Mülhausen, Maas, sich zum Eingreifen veranlasst sah. Er beabsichtigte, sich mit einem persönlichen Aufruf an die Bevölke- rung zu wenden. Um diesem Aufruf stärkeren Nachdruck zu verleihen, sollte er von einigen angesehenen Ei- sässern mit unterzeichnet werden. Keine einzige der hierum angegange- nen Persönlichkeiten war bereit, ihre Unterschrift dafür zu leisten. Sogar diejenigen Eisässer, die in der Stadt- verwaltung beschäftigt waren, weiger- ten sich, zu unterschreiben. IM ELSASS Die Sammlung von Wollsachen ergab im Elsass ein sehr ärmliches Resul- tat. Selbst die neu angesiedelten Reichsdeutschen sollen ausnahmslos nichts gegeben haben. Begründung: „Wir haben schon genug gegeben. Und seit langer Zeit haben wir keine Wollsachen mehr bekommen." Die Stimmung unter den Deutschen im Elsass ist allgemein schlecht. Wenn der Krieg bis zum Winter für Deutschland nicht gewonnen sei, müs- se man zu Winteranfang mit einem inneren Zusammenbruch rechnen. Be- zeichnend ist, dass der Generaldirek- tor der Elsässischen Kali-Gesellschaft, Herr Viehweg, der schon vor dem Kriege vorwiegend in Mülhausen ge- lebt hatte, plötzlich seinen Wohnsitz nach Badenweiler verlegte. Wie seine Frau sagte, wollten sie „noch zur rechten Zeit hinausgelangen". Neu zu- ziehende Nazi-Beamte dürfen ihre Familien nicht mitbringen. In der in ein Lazarett umgewandelten Klinik St. Damien in Mülhausen woll- te Herr Kreisleiter Mourer eine An- sprache an die Verwundeten halten. Ein Hauptmann untersagte ihm das. Erst auf Grund einer Beschwerde beim Militärkommandanten, General von Alten, konnte M. reden. Er sagte dabei, die Pfaffen seien so schlimm wie die Juden und Freimaurer. Dar- auf bat ein Soldat, dessen einer Arm. amputiert war, und der den anderen im Verband trug, um die Erlaubnis, ein paar Worte an seine Kameraden richten zu dürfen. Er erklärte dann, dass er in verschiedenen Truppenein- heiten gekämpft habe. Alle seien sie praktisch niedergemäht. Bei der letz- ten Truppe, bei der er gewesen sei, seien seine dtei besten Freunde gefal- len. Alle drei seien, wie er selbst, Priester gewesen. Aber in allen Kämpfen sei ihnen nie ein „Kreislei- ter" über den Weg gelaufen. Aus dem Badischen, jenseits des Rheins, laufen dauernd Sehreckens- meldungen über die „eugenischen" oder rassen-hygienischen Massnah- men im Dritten Reich ein. Ein grosser Teil der Insassen der Anstalten in Illenau bei Bühl, Emmdingen, Kork nahe Kehl, Herten, Wischs sind durch Giftgas umgebracht worden. — Be- zeichnend für die Kriegsverluste sind die Angaben aus zwei Dörfern. Aus einem sind 68 von 120 Kriegsteilneh- mern bereits gefallen. Ein anderes Dorf mit nur 200 Einwohnern stellte 25 Soldaten, von denen 6 gefallen sind. Dm. DORIS DAUBER: POLNISCHE ARBEITER UNTER DER NAZIHERRSCHAFT Man kann häufig — namentlich in jüdischen Kreisen — die Meinung hö- ren: „Den „Ariern" geschieht nichts, nur die Juden werden verfolgt." Weist man dann auf die vielen politischen Flüchtlinge und Verfolgten, auf die Vielen, die als Geiseln erschossen wurden, hin, so heisst es: „Ja, das wa- ren ausgesprochene politische Gegner. Aber der unpolitische „Arier" hat nichts zu fürchten. Sehen Sie sich Polen an, wo . . ." Und nun folgt ei- ne Aufzählung der Massnahmen ge- gen die polnischen Juden. Es soll hier nichts verkleinert werden, was gegen die Juden in allen Ländern unter Naziherrschaft geschieht. Es soll nur gezeigt werden, dass es den „Ariern" in diesen Ländern keinen Deut besser geht, im Gegenteil, man- che Massnahmen treffen sogar aus- schliesslich diese. Als Beispiel nehme ich Polen. Die „American Frierxis of Polish De- mocracy" haben eine kleine Schrift herausgegeben: „The Polish Worker's Day" (Der Tageslauf eines polni- schen Arbeiters) mit dem Untertitel: „A working Day in the Life of a Polish Worker in occupied Warsaw" (Ein Ar- beitstag im Leben eines polnischen Arbeiters im besetzten Warschau), in der ohne Pathos und darum umso ein- drucksvoller ein durchschnittlicher Arbeitstag von irgend einem Jan Ko- walski geschildert wird. Das Grauenhafte an diesem Arbeits- tag — und damit am ganzen Leben in Polen — denn es setzt sich ausnahms- los aus solchen Arbeitstagen zusam- men — ist die Angst. Vom frühen Aufstehen im kalten Zimmer oder in der Küche — es gibt nur* diesen einen Raum, in dem die Fensterscheiben seit der Bombardierung fehlen und nicht ersetzt werden können, den man ausserdem nicht heizen kann, weil es für Polen, gleichgültig welcher Rasse, weder Petroleum noch Kohlen gibt — vom Aufstehen in diesem Raum an, ist Jan von Angst beherrscht. In der bitteren Kälte müssen Frau und Kin- der barfuss gehen: Schuhe nur für Deutsche, Holzpantinen nur für Ar- beiter! Trotz stundenlangem Schlan- genstehen hat seine Frau am Vorta- ge nicht einmal die rationierten Le- bensmittel erhalten können. Als Ar- beiter darf er als Einziger der Fami- lie den Stadtteil, der ihnen als Wohn- bezirk angewiesen ist, verlassen. Und wie werden die Kinder heute aus der Schule zurückkommen? Gestern erschien dort plötzlich eine Nazikom- mission; die Türen wurden verschlos- sen und dann wurden die Kinder von deutschen Aerzten untersucht. Den als gesund Befundenen wurde Blut zur Transfusion für die deutschen Ver- wundeten abgezapft, zwar minderras- siges Blut, aber immerhin arisches. Werden die Kinder das überleben? Die wenigen Nahrungsmittel schlech- ter Qualität, die Polen und Juden vor dem nackten Verhungern schützen, genügen nicht, um entzogene Kräfte wieder zu ersetzen. Wird er die Kin- der am Abend bei der Heimkehr ge- sund vorfinden? Und die älteste Tochter, das hübsche Mädel, wird sie nicht das Los vieler ihrer Altersgenossinnen teilen? Sie wurden aufs Arbeitsamt bestellt, mussten sich völlig entkleiden, wur- den untersucht und dann nach Deutschland verfrachtet. AIs sie aus den deutschen Soldatenbordellen zu- rückkamen, hat man sie, weil sie m krank waren, mit Maschinengewehren erschossen. Diese Massnahme trifft nur „Arier". Während. der Arbeit lässt ihn die würgende Angst nicht los, ob er seine Familie überhaupt wiederfinden wird. Vielleicht sind sie evakuiert worden. Und vielleicht wird er auch gar nicht nach Hause gelangen. Bei Fabrik- schluss werden ja in den Strassen Razzien auf Männer gemacht, di6 noch einigermassen bei Kräften schei- nen. Sie werden, ohne dass sie Zeit haben, ihre Familien zu benachrichti- gen oder etwas mitzunehmen, in deutsche Arbeitslager gebracht. Die Angst hetzt ihn über weite Um- wege, um diesen Razzien zu entgehen. Aber schnell laufen darf er auch nicht. Das würde auffallen. Und auffallen darf er nicht — hat er doch, wie fast täglich, ein illegales Flugblatt seiner tapferen Kameraden in der Tasche. Sein Wochenlohn klappert daneben. Er hat diese Woche viele Ueberstun- den gemacht. Sie werden nicht be- zahlt. Die Löhne sind dieselben wie in der Vorkriegszeit — die Lebens- haltungskosten sind um fünfhundert Prozent gestiegen. Endlich ist Jan zu Hause. Der Tag ist noch einmal gut vorüber gegangen. Die Angst zermürbt, aber der Wille zum Widerstand ist stärker. Bei ver- schlossen Türen und verhängten Fenstern studieren Jan, seine Frau und die Nachbarn das Flugblatt aus der Fabrik, dann hören sie den Lon- doner Sender. Viele Fenster der Polen sind abends verhängt, viele Türen verschlossen. Was dahinter geschieht, ahnen die Nazis sehr wohl. Da werden Sabotage- akte geplant, da wird die Parole zum Langsamarbeiten ausgegeben. Die Na- zis haben darauf nur eine Antwort: die Ausrottung der polnischen Bevöl-> kerung, gleichgültig ob Jude oder Christ. .Beide sind, in ihren Augen minderwertig. Aber die, die den furchtbaren Terror überleben, von dem hier gar nicht die Rede war, sondern nur von dem Durchschnittstag eines polnischen Ar- beiters — die, die diesen Terror über- leben, sind zu Kämpfern für Freiheit und Gerechtigkeit geworden. DISKUSSION UEBER DIE KRIEGSZIELE ANGELSÄCHSISHE STIMMEN ZUR NACHKRIEGSGESTALTUNG Als die Weltpresse seinerzeit die Bedeutung der Atlantikcharter in allen Ton- arten hervorhob, war das DAD eines der wenigen Blätter im antifaschistischen Lager, die sich zurückhaltend und nüchtern zu dieser äusserten. Die Atlantik- charter steht heute nicht mehr im Vordergrund der alliierten Propaganda, und es scheint so, als ob sie selbst in den Vereinigten Staaten nicht mehr ganz ernst genommen, zumindest nicht mehr als unbedingt bindend betrachtet würde. Denn wäre z. B. der Satz vom Selbstbestimmungsrecht der Völker nicht nur als Versprechen an die Verbündeten, sondern auch als Garantie für die unter- drückten Massen der faschistischen Länder gemeint, wie das damals die Pres- se ganz besonders hervorhob, dann hätten Gedankengänge, wie sie Louis Ada- mic in seinem Buch „Two-way-passage" entwickelt, keinen Sinn. Der Verfas- ser spricht ganz offen aus, dass die Deutschen unfähig seien, sich nach die- sem Kriege selbst zu regieren und dass diese, Aufgabe den Amerikanern zufal- len müsse. Nicht die deutschen Emigranten im Ausland seien berufen, im Nachkriegsdeutschland eine führende Rolle zu spielen, sondern die Enkel der Emigranten von 1848 hätten die Verpflichtung, das deutsche Volk zu erziehen und die amerikanische Revolution in Europa durchzuführen. Als Chef einer solchen provisorischen amerikanischen Regierung in Deutschland ist vom Ver- fasser Herr Wendeil Willkie in Aussicht genommen. Diese amerikanische Re- volution in Deutschland sei schon seit Beginn des Jahrhunderts im Gange. Sie sei in der Periode 1918 bis 33 versucht worden und, sei jedoch gescheitert. Die Umwälzung von 1918 sei im besten Sinne amerikanisch gewesen, da sie sich streng demokratisch und antikommunistisch abgewickelt habe. Iii Nun lässt sich allerdings nicht leugnen, dass der Einfluss der USA nach dem ersten Weltkriege in Deutschland äusserst stark war. Um die Namen Young, Dawes, Hoover kreisten jahrelang die politischen und wirtschaftlichen Entwick- lungen. Ebensowenig soll geleugnet werden, dass in Amerika eine ungeheure revolutionäre Kraft steckt. Dass der Kapitalismus im Stadium seiner Ausdeh- nung umwälzend wirkt, ist eins alte marxistische Erkenntnis, allerdings be- zieht sich diese Umwälzung nur auf die technische Seite oder auf das Ver- hältnis zum überlebten Feudalismus. Herrn Hoover oder Herrn Willkie aber als Vertreter einer wirklichen Revolution präsentieren zu wollen, ist wohl etwas gewagt. Und mit der Feststellung, dass die Novemberrevolution demokratisch und antikommunistisch, daher also amerikanisch gewesen sei, ist ja genügend gezeigt, was Adamic unter seinem Schlagwort verstanden wissen will. Aller Um- schreibung entkleidet und auf eine kurze Formel gebracht, heisst die These Adamics (und wahrscheinlich vieler seiner Gesinnungsgenossen): Der ameri- kanische Kapitalismus verlangt als Preis für seinen Einsatz die wirtschaftliche Ausbeutung und politische Beherrschung Deutschlands. Dieze Ansprüche finden selbst im Lager von Amerikas Verbündeten begreifli- cherweise keineswegs ungeteilten Beifall. So wird in der londoner „Zeitung" Sebastian Haffners, vielleicht mit einer bewuusten Spitze gegen USA, aber auch gegen die Sowjetunion, eine ganz andere These aufgestellt. Dort heisst es näm- lich: „Die Führung beim Neubau Europas kann nur in der Hand eines Landes lie- gen, das eine europäische Macht, aber keine kontinentale Macht ist, das in Europa als Grossmacht respektiert aber nicht als Tyrann gefürchtet ist, das ein vitales Interesse am Frieden und Wohlstand Europas, aber keinerlei Interes- se an der Beherrschung irgend eines europäischen Volkes oder Gebietes hat. Es gibt nur ein solches Land: England." Haffner kommt der Wirklichkeit insofern näher, als er vom Neubau Europas spricht, und nicht das deutsche Problem gesondert behandelt, wie- Adamic das tut. Er spricht das allerdings nicht ;o deutlich aus, wie Baibus, der in einer Broschüre: „Reconstruction and peace" ganz klar feststellt: Es gibt keine Lö- sung für das deutsche Problem, ausser innerhalb der europäischen. Warum die führende Macht — soweit eine solche sich als notwendig erweist, allerdings keine kontinentale sein soll, ist kaum einzusehen. Es war gerade der Fehler der englischen Politik vor München, dass sie sich nicht als kontinentale Macht fühlte. England als unmittelbarer Grenznachbar Hitlerdeutschlands hät- te wahrscheinlich genauer beobachtet, richtiger eingeschätzt und anders gehan- delt als Herr Chamberlain. Die Zeit des Ueber-dem-Kontinent-Stehens, des Schaukelspiels der Balance of Power ist vorüber. Wenn dieser Krieg für Eng- land etwas erwiesen hat, so ist es seine Zugehörigkeit zur europäischen Schick- salsgemeinschaft, und diese Zugehörigkeit wird umso betonter, je mehr sich die autonomen Bestrebungen in den Kolonien und zum Teil auch in den Dominien verstärken. England kann entweder in einem nordamerikanischen Imperium aufgehen, oder es muss sich an Europa an:chliessen, sich in eine europäische Föderation einordnen. Durch diese Art der Diskussion wird die ganze Frage jedoch auf eine falsche Ebene geschoben. Die Zukunft Deutschlands und damit Europas hängt nicht davon ab, ob England als führende Kontinentalmacht — dieser Anspruch müss- te erst gerechtfertigt werden, und lässt sich aus den bisherigen Kriegsleistun- gen nicht hundertprozentig ableiten — die deutsche Politik bestimmt, oder ob Nordamerika über eine eingesetzte Regierung hinweg ein halb koloniales Aus- beutung gebiet im Herzen des alten Kontinents schafft. Wovon die Konsolidie- rung des europäischen Friedens und die Ueberwindung der drohenden Krisen abhängen, ist vielmehr die innerpolitische Entwicklung Deutschlands, ist tiie Frage, ob die längst fällige deutsche Revolution, die durchaus nicht „demokra- tisch und antikommunistisch" im Sinne Mr. Adamics zu - ein braucht, diesmal durchgeführt werden kann. Dass diese Erkenntnis auch bei den Angelsachsen ihre Vertreter findet, zeigen die Worte, die G. D. H. Gole in seiner Broschüre: „Europe, Russia and the future" niederschrieb: „Das Wesentliche ist, einer erfolgreichen sozialistischen Revolution in Deutsch- 12 land sicher zu sein. Solange Deutschland nicht für irgend eine Art von Sozia- lismus gewonnen werden kann, wird Europa nicht vor einer baldigen Wieder- holung des Krieges bewahrt werden." HANS JAHN. Die britische Arbeiterpartei hat fol- gende Friedensziele aufgestellt: Plan- wirtschaft, Industriekon trolle, Mit- wirkung der Arbeiter bei Festsetzung der Arbeitsbedingungen, keine Be- nachteiligung der Farbigen und keine private Ausbeutung der überseeischen Rohstoffquellen; Zusammenarbeit mit der Sowjetunion, kollektive Sicherheit nach Entwaffnung der Angreifer und unter Beseitigung der bisherigen Sou- veränitätsrechte der einzelnen Staa- ten; Ablehnung eines Rachefrieden statt dessen Beteiligung der besiegten Nationen an dem durch die gemeinsa- men Bemühungen aller Völker ge- schaffenen Wohlstand; Fundierung der internationalen Demokratie durch die Weiterentwicklung des öfentli- chen Eigentums an den Produktions- mitteln. Die Partei erklärt weiter, sie werde „sich jedem Versuch der Sieger wider- setzen, bei Krieg ende ihre militäri- sche oder wirtschaftliche Macht ge- gen den Willen der Völker, ihr eige- nes Schicksal zu formen, zu benützen. El Parlido Laborista Independiente rse a la asociaeiön de maestros de Quisling. Mäs de 200 maestros fueron arrestados y condenados a trabajos forzados. Religiosos noruegos. Como protesta por la ley oficial sobre la ninez y los ado'.escentes, aue entrega a los Quis- lings a los riinos de 10 anos en ade- lsnte, renuncisron a sus cargos los siete obispos noruegos. De los 1.100 religiöses. 1.050 han dado lectura de la protesta de los obispos. Belgica. — El odio contra ]os onre- snres ha hecho desaparecer las vif ias divergenclas ^ntre ''os s-indioatos. Las actividades i legales h?n smalgamada a las diferentes tendencias. La ccn- secuencia se manifiesta por creeienfce sabotaje en las empr°sas v el pelisro one nars. los transnortes significan lo» sabotsjes y atentados. Puntapie nara un traiäor. — "Le Tra- vsiV, cotidiano de Henri de Mans, fu§ nrimero transformado en semanario y luego tuvo que suspender su aparicion por falta de lectores. Obreros polacos. — Un obrero polaco regresö de Francia a Polonia, para trabajar en una fäbrica de municion de su pais. Manifiesta 61 que los obre- ras polaccs lo boicotearon completa- mente. Eistos le habrfan. dicho: "No- sotros fuimos obligados y tu vienes voluntariamente. Eso es traieiön". En la misma ciudad, to ingenieros qu» 16 tainbi6n entre los soldados alemanes. Informan desde Noruega que en pan- fletos y volantes firmados por "aso- ciaciön Spartakus" se les pide a los. soldados alemanes que aprovechen to- da oportunidad en realizar actos de säbotaje. (ITP No. 9). Colaboraciön proletaria internaeional. — Despues de su regreso de Alemania, un obrero frances Informö que en la iäbrica de una gran ciudad, donde el trabajaba, existian grupos ilegales de tres y cinco miembros, que mantenian vinculaciones con los correspondientes grupos de otras empresas. En esos grupos trabajaban juntos obreros ale- manes y extranjeros de varios paises. (ITP No. 9). en un principio se habian ocisltado y por el hamcre se vieron obligados a trabajar, io hicieron en calidad de peones para de esta manera no dejar que ingenieros alemanes esten libres para otros trabajos. (ITP No. 9). "La sangre de los martires..— Un miembro de un consejo de guerra als- man manifestö despues de anunciar una nueva sentencia de muerte: "iQue vamos a hacer con esta clase de gen- te? Na da le& sirve de leccion. Por cada uno que fusilamos aparecen otros diez". Fanfktos ilegales se reparten en gran- des cantidades no solamente entre los habitantes de los paises ocupados, so- bre todo en Polonia y Francia, sino Dr. E. G. BERNSTEIN Nazis que vuelven al Reich Es una caracteristica de los nazis que todas sus medidas tienen un doble sin. Asi todos sus hechos, todos sus pensa- mient-os en el fondo tienden a enganar öl mundo sobre sus verdaderas inten- ciones y por otra parte a hacer Pro- paganda entre las masas populäres alemana.5. £ismpie se empenan en ha- cer creer que de ellos se puede saber todo, que no tienen s;cretos, cuando en realidad se preocupan extraordina- riamente de oscurecer y da tender un velo sobre sus intenciones. Por ejemplo: iQue aabe el pueblo uru- guayo sobre el verdadero motivo de la emigraciön en masa de los alemanes nazis? Hace pooas semanas se fueron mäs o menos 300 personas y el 30 del coriente ss han de ir otras 400. Y to- dos los dias se inscriben "voluntarios", ansiosos, como dicen, de volver a la patria. öQuien sabe cuäles son los motivos verdadeios de esta emigraciön en ma- sa? Los empleados del Ministerio del Interior que se han propuesto averiguar los motivos politicos de este suceso, tropiezan con un silencio absolute y completo en sus visitas y en todas sus conferencias. Todos recalcan que vuel- ven a Alemania ünicamente por su propia voluntad. "cElstä usted descontento por algtin motivo que dependiera de nosotros? No, se les contesta inmediatamente. Pero las circunstancias, la guerra, etc., dificultan nuestras posibilidades eco- nömioas y es por tso que queremos volver a Alemania." Quien analiaa, esta confcestaciön sos- pecha inmediatamente que ella no es sincera, que en el fonao debe haber algo asi como una ordm de decir eso, puesto que el alemän demöcrata no tiene que suirir ni mäs ni menos que los mismos uiuguayos bajo la actual crisis. En realidad, muchos de ellos no vuel- ven tan "por su propia voluntad". Si, en las oficinas competentes estän los formularios suscritos por 'cllos de que no fueron obligados por nadie a vol- ver a su patriai Pero... Un buen dia el alemän nazi que vive en el Uruguay recibe una carta, en la cual se pide que se presente en tal o tal lugar. Alli se le sugiera que vuelva a Alemania. Li el se niega se le dice que en ade- lante serä considerado como enemigo del Estado, lo que ha de tener conse- cuencias desagradables para sus pa- rientes que viven en Alemania . Si la. persona esta actualmenta desocupada y recibe ayuda de la "Winterhilfe", se le dice que se han agotado los fondos, que, por lo tanto, no es posible seguir ayudändole, pero que puede volver gra- tuitamente a Alemania. Este es el verdadero aspecto que tiene la "propia voluntad". iY los motivos politicos? El pueblo uruguayo solamente oye do- 17 cir que el motivo principal es la preo- cupaciön por los compamotas que tie- nen que tufrir miserias. Pero yo pre- gunto: idesae cuando Hitler se preo- cupa por el bienestar de su pueblo? En el fondo el motivo es la falta de iobr£ros en Alemania. Des de los 16 hasta los 70 anos tanto los hombres como las mujeres son obligados a tra- bajar, aparentemente por s-u propia yoluntaa • Miles y miles de obreros son transportados a Alemania de los pai- ses ocupaüos. tisto puede dar una idea ,de la necesidad urgente que tiene Ale- ;mama de obreros. Por otra parte las enormes perdidas en Rusia y las ma- .sas de personas que tragan los paises ocupados para mantener el orden, ha- cen que las filas de los obrsros alema- nes esten sumamente desoladas. Y aynque los pocos miles que puedan volver de la costa de Sud-Ameiica no tienen gran importancia, se eneuen- tran entiie ellos muchos obreros espe- ciaiizaaos que son de mucha impor- tancia para las industrias aiemaxxas. Este es uno de los motivos. Ademas, en el ano 19ä9, muy poco despues de hiaber comenzado la gue- rra, Dalldorf ueciaio lo siguiente: "Vi llega el caso de que Alemania ha de reaüzar sus planes respecto a tiud- America, entonces tendremos buen cuidado -antes de que nuestros compa- triotas no corran ningtin peligro. La organizaeiön de la letro-emigraciön ya es cosa decidida, por que asi, cuando Alemania tome sus medidas al mismo tiempo los alemenes antinazis que vi- van en el Uruguay, serän victimas del despiecio y del odio del pueblo uru- guayo." is otra vez nos encontramos aqui con la doble inteneiön de los nazis. "GUERRA A LOS PALACIOS Y PAZ A LAS CHOZAS" El profesor Cayetano Salvemini, uno de los mäs gr-andes historiadoies con- temporaneos, actualmente lefugiado poliueo en los Estados Unidos, ha tii- rigido un llamo en fevor de una Ac- cion del Congreso Americano que quie- re alentar a las fuerzas antifascistas clandestinas que combaten en Europa. Cuce: ".Tendremos que repetir la palabra de iorden de la, Revolution Piancesa: " j Guerra a los palacios y paz a las chozas!" Alemanes e italianos, y de- jadnos incluir tambien a los franceses, deberian ser informados de que ten- di'än el mismo trato que los pueblos de las Naciones Unidas si ellos coo- peran activamente en la lucha comün contra Hitler, Mussolini y Petain. Quien se mueve ultimo, serä el ultimo en ser ayudado. Y quien no se mueve para nada, no tendra que esperar ayu- da ninguna... En Europa li-ay agitaciones clandesti- nas comunistas y democräticas. Los gobiernos de las Naciones Unidas ten- drian que llegar a un entendimiento claio y honesto con Stalin con res- pecto a los que seran los confines oc- cidentales de Europa, cuando la nueva Europa nazea de la situa-eiön actual; y por lo que yo puedo juzgar, la cul- pa, hoy en dia, de la falta de ese en- tendimiento no es de parte de Sta- lin. Cuando la guerra haya terminado, Estados Unidos no podrä mantener en Europa sus soid-ados para apoyar con la fuerza el dominio de los "tories" so- bre los pueblos que no quieren saoer nada de ellos. Esa guerra no puede" ser una guerra de sobrsvivencia del viejo orden de los "tories" contra el nuevo orden de los nazis, sino que tie- ne que ser una guerra por la resurrec- ciön, en un mundo mejor, de todos los pueblos que fueran esclavos." ALIADOS iEN ALEMANIA A prineipios de Julio fue iniaugurada en Londres, segtin lo comunica la agencia Reuter, una exposieiön titula- da "Aliados en Alemania". Esta expo- sieiön fue organizada por la "Liga pro Cultura Alem-ana", cuyos afiliados son refugiados politicos alemanes residen- tes en Londres. La exposieiön prosi- gue el propösito de informar al publi- ce ingles sobre ei movimiento antihit- lerista que sigue en la mism-a Alema- nia y cuya eficacia es demostrada, por el hecho que solamente en los dos Ul- timos meses 200 alemanes fueron eje- cutados por la Gestapo por resistencia al partido nazi, y a pesar de los cam- pos de concentra-ciön, cuyo nümero au- menta cada vez mäs y ya ha sobrepa- sado los cien. GESICHT DER ZEIT De Gaulle für das neue Russland. — „Es gibt keinen guten Franzosen, der nicht dem Siege Russlands zujubelt . . . Zum. allgemeinen Unglück hat sich bisher nichts Fruchtbares auf politischem Gebiete gezeigt, um das Fiasko, das Hitler durch Stalin an der osteuropäischen Front zugefügt wurde, auszunützen. ... In diesem kommenden entschei- denden Jahr wird das Kämpfende Frankreich auf den Feldern der akti- ven und passiven Schlachten bewei- sen, dass es trotz seines vorüberge- henden Unglücks der Verbündete des neuen Russland ist. In dieser Hinsicht erwartet Frankreich von den Verrä- tern und Feiglinger, die es an den Feind ausgeliefert haben, nichts an- deres als Hass. Diese Leute werden schreien, dass unsere Siege an der Seite Russlands den sozialen Umsturz bei uns herbeiführen werden, vor dem sie mehr als vor allem anderen Furcht haben. Die französische Nation ver- achtet diese Beleidigung. Sie kennt sich selbst genügend, um zu wissen, dass die Wahl ihres eigenen Regimes niemals etwas anderes als ihre eigene Angelegenheit sein wird." (Erklä- rung De Gaulles, Freies Deutschland, April 1942). Freie Franzosen und angelsächsische Demokratien. — „Jedoch haben die volksverbundenen und demokratischen Elemente, denen bewusst ist, dass sie die Mehrheit der französischen Na- tion, ihr ausgedehntester Sektor und die Hauptwiderstandskraft gegen den Faschismus sind, manchmal den Ein- druck, dass die angelsächischen De- mokratien aus Angst vor ihrem Radi- kalismus sich lieber ay französische konservative Gruppen anlehnen und mit ihnen verhandeln. (Pierre Cot in Freies Deutschland, Mexico, Mai 1942). Grundlagen des Sieges. — „Es ist nun so, dass dieser Krieg gegen Hitler siegreich ausgefochten werden kann, nur wenn man der Hitlerschen „Neu- en Ordnung" in Europa nicht die un- mögliche Wiederherstellung der alten, wenn auch leicht verbesserten Ord- nung, sondern ebenfalls eine „neue", aber freiere und gerechtere, den über- lebten Kapitalismus nicht faschistisch, sondern sozialistisch überwindende Ordnung gegenüberstellt. Mit andern. Worten: der Krieg gegen Hitler kann, gewonnen werden . . . nur insofern als im antihitleristischen Lager die Führung im Kriege immer mehr der ihrer geschichtlichen Aufgabe bewuss- ten Arbeiterklasse zufallen wird. Nicht der Sowjetunion allein, nur dem Bünd- nis der Arbeiterklasse der demokrati- schen Länder mit der Sowjetunion kann der Sieg über Hitler beschieden sein. Dieser geschichtlichen Aufgabe werden aber beide Seiten im wachsen- den Masse Rechnung tragen müssen: die sozialistische Arbeiterschaft — durch die aktive und bedingungslose Unterstützung der Sowjetunion im Kriege; die Sowjetunion — durch die Anpassung nicht nur ihrer Propagan- da, sondern ihrer sowohl internatio- nalen als innerpolitischen Praxis an die demokratische Gesinnung der so- zialistischen Arbeiterschaft." (Theo- dor Dan, in Austrian Labor Inf. No. 2, Mai 1942). „Vielleicht der schwächste Punkt in unserer Kraftentfaltung für den Krieg ist die Tory-Mentalität bis zum bitte- ren Ende. Es gibt Männer auf wich- tigem Posten, sowohl in Grossbritan- nien als auch in der USA, die glau- ben, dass der Krieg eine soziale Re- volution hervorrufen wird, und die die Niederlage dieser Folge vorziehen. Diese Männer üben eine schwer läh- mende Wirkung auf die -kriegerische Kraftentfaltung aus, eben weil sie nicht verstehen, um was für Art von Krieg es sich handelt und welchen -Charakter er haben muss, wenn die Vereinigten Nationen siegen sollen. Sie haben recht, dass dies beides, so- wohl ein Krieg als auch Revolution, ist, aber sie sind völlig im Irrtum hin- sichtlich der Art der Revolution, die sie im Auge haben. Sie stellen sich ei- nen blutigen Aufruhr einer beschränk- ten Gruppe von „Proletariern" vor, während, was wirklich unter der Be- drohung des Faschismus geschieht, eher der Versuch ist dem Lippendienst an der Demokratie, dem wir so lange gehuldigt haben, wirkliches Leben einzuhauchen. Diese Revolution be- deutet den Gebrauch der zur Verfü- gung stehenden Hilfsquellen zum ge- meinsamen Wohle aller; sie ist eben- so gegensätzlich zu dem besonderen 19 Vorrecht einer Gruppe, der städti- schen Fabrikarbeiter, z. B., wie zu dem besonderen Vorrecht der Cou- pons schneidenden Reichen. Endlich haben wir die Revolution der Mittel- klasse, die so lange vorausgesagt wur- de, nur dass sie auch alle anderen Gruppen mitumfasst. Vis sitzt so tief, dass unsere volle Kraftentfaltimg für den Krieg nicht eher möglich sein wird, als bis sie von den Leuten an der Spitze erkannt und in Rechnung . gestellt ist. Wenn ihr Einfluss nicht paralysiert wird, werden die Leute, die dabei beharren, dass dies nur ein anderer von den altgewohnten Kon- flikten zwischen imperialistischen Mächten ist, und dass dem neuen Ge- sichtspunkt keine Konzession gemacht zu werden braucht, den Krieg für uns verlieren." (Leitartikel in „The New Republic", dem massgebenden Organ des linken Flügels der amerikanischen Demokra- tie, 23. Februar 1942). Sumrer Welles versus Churchill. — Winston Churchill ist einmal im Un- terhaus von einem naseweisen Sozia- listen gefragt worden, ob die Atlantic Charte, die allen Völkern das Recht suf Freiheit von Fremdherrschaft ver- spricht, auch auf das indische Volk anzuwenden sei. Der britische Pre- mier hat diese Frage kategorisch ver- neint, und dementsprechend war die britische Regierung dann auch bereit, der Not gehorchend, nicht- dem eige- nen Trieb, durch Sir Gripps den Hin- dus Freiheit für nach dem Kriege zu versprechen, aber entschlossen, die Bildung einer indischen Armee unter indischer Führung während des Krie- ges zu verweigern. — Kurz nach dem Scheitern dem Mission Gripps', am 30. Mai, hielt Sumner Welles, Roosevelts Unterstaatssekretär für auswärtige Angelegenheiten, am Tag der Helden- ehrung, eine Rede, die geradezu sen- sationell war und hier nur deswegen nicht als solche aufgemacht wurde, weil die Presseagenturen bei ihrer Re- produktion auf das englische Pedal traten. Sumner Welles sagte: „Wenn dieser Krieg wirklich der Krieg der Befreiung der Völker ist, muss er die Souveränität und die Gleichheit der Völker in der ganzen Welt sicherstel- len. Un:er Weg muss zur Befreiung aller Völker führen. Die Diskrimina- tion zwischen Völkern wegen ihrer Rasse, ihres Glaubens oder ihrer Far- be muss verschwinden. Die Aera des Imperialismus ist zu Ende . . . Die Prinzipien der Atlantic Charte müssen der Welt insgesamt gewährleistet werden, an allen Ozeanen, in allen Kontinenten." "VERBOTENE WELLE ,,Pscht! Hörtet ihr nicht auf dem Gang- draussen Schritte? Still! Hat da nicht jemand am Fenster gelauscht? Da war was im Hofe wie Stimmen und Tritte! Hat wirklieh das I^aub nur im Winde gerauscht? Sag-, wird deine Schwester uns auch nicht verraten? Und warum ist Peter denn heute nicht hier? Dort drüben im Wirtshaus sind deutsche Soldaten. Weth,:1h sind die immer noch nicht im Quartier? Noch eine Minute — du kennst doch die Welle, die sind immer pünktlich, so dreh schon den ICnopf. Doch leise, nur leise! Der Feind ist zur Stelle. Bin Wort nur, ein lautes nur, kostet den Kopf!" Und harte, vergrämte, verhärmte Gesichter sind g-ierig- zum sprechenden K isten gewandt, erloschene Augen sind plötzlich voll Lichter, und eiskalte Herzen erglühen in Brand. Und jetzt! aus dem Kasten dringt Trost und Versprechen. ,,Wir kommen, wir kommen, nur etwas Geduld. Ihr selbst werdet richten, ihr selber sollt rächen. Die Henker bezahlen nun bald ihre Schuld." — Erdrückendes Schweigren steht wieder im Zimmer. Der Marschtritt der Mörder klopft dumpf durch die Nacht. Doch alles ist anders, und nichts ist wie immer, Das Wissen g-ibt Stärke. — Der Morgen erwacht. HANS JAHN, -?.n NEUE SOZIALISTISCHE ZEITSCHRIFTEN Austrian Labonr Information, die Mo- natszeitschrift der österreichischen Sozialisten, qualifiziert sich in ihren beiden ersten Nummern als würdige Nachfolgerin des „Kampf", der her- vorragenden Zeitschrift des Austro- marxismus. Aus Nr. 2 heben wir hervor: In dem Artikel „Vision der Europäischen Re- volution" werden die Wichtigkeit der sozialen Revolution Deutschlands für die internationale sozialistische Lö- sung' der europäischen Frage und die Verantwortlichkeit der britischen Ar- beiterpartei betont. — Der Aufsatz „Grenzen der Exil-Regierungen" weist darauf hin, dass, die Exilregierungen zumeist Fortsetzungen der früheren Regierungen, aber keineswegs Aus- druck des Volkswillens sind. — Theo- dor Dan meint in seinem Beitrag- „Sta- linisierung Europas?", dass die poli- tische Führung im Kriege immer mehr der ihrer geschichtlichen Auf- gabe bewussten Arbeiterklasse zufal- len wird. Die Unterstützung der Sow- jetunion sei unentbehrlich, sber die -europäische Arbeiterschaft müsse ihre eigenen Wege gehen können. Die Frä- se laute nicht: Hitlerisierung oder Stalinisierung? sondern: Faschismus oder Sozialismus? — Wilhelm Ellen- bogen kommt in seinem Aussatz „Das JEANNE BACHMANNi Schicksal Europas" zu der Formulie- rung: „Das Schicksal Europas nach diesem Krieg- ist die gesamteuropäi- sche Revolution, nicht bloss gegen den Faschismus, sondern mit ihm, der sei- ne letzte blutige Erscheinungsform ist, gegen den europäischen Kapitalis- mus." Wir empfehlen unseren Freunden die Zeitschrift zum Abonnement. Adresse: A. L. INF. 19 West 44th Street (Room 1018) New York, N. Y. „Aimlists" nennt sich eine Zeitschrift, die in spanischer Sprache in Mexico erscheint, und deren beide ersten Nummern uns vorliegen. Die Heraus- geber sind Marceau Pivert, General- sekretär der französischen Arbeiter- und Bauernpartei (PSOP), Juliun Gor- kin (POUM), Victor Serge, zu Lebzei- ten Lenins Herausgeber der „Kommu- nistischen Internationale", und Gustav Regler. Die Zeitschrift, die kein Par- teiorgan ist, vertritt die von uns mehrfach krisierte These, dass die- ser Krieg ein rein imperialistischer Krieg sei, der durch den Kampf der Arbeiter gegen den FeinH im eigenen L. nde zu Ungunsten des Faschismus und zugleich des Kapitalismus und zugunsten der proletarischen Revolu- tion entschieden werden könne. EMIGRANTEN IN BUENOS AIRES Jeanne Dachmann hat uns ihre ungedruckte Erzählung "Was auch immer geschieht" freundlicherweise zur Verfügung gestellt, um ein Stück aus ihr abzudrucken. Jeanne Bachmann schildert die Erlebnisse eines jungen Mädchens, das von München nach Buenos Aires geht und sich mit seiner schönen menschlichen Tüchtigkeit behauptet und durchsetzt, in Befolgung der Kästnerschen Verse. „Was auch immer geschieht, nie dürft ihr so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken". Wir bringen im Folgenden eine kurze Schilderung deutscher Emi- granten in Buenos Aires: „ . . . Die meisten dieser Pensionäre waren deutsche Emigranten, gleich ihr und ihrer Fi -milie, und so sehr sich Gretl in den eisernen Ring eingeschmiedet fühlte, den das gemeinsame Schicksal um all diese Menschen geschlagen hatte, stand sie doch dem Denken, Fühlen und Gebahren dieser Leute so weltenfern, dass es keine Brücke zu ihnen gab. Es war immer wieder das gleiche Bild, das sich bot: Da kam ein Flüchtling von drüben, gehetzt, verschreckt und verschüchtert, und kaum atmete er die freiere, leichtere Luft des neuen Kontinents, schien alles vergessen, schwerelos und nie gewesen. Dafür aber machte sich ein lächerlich überbetontes Selbstbe- wusstsein geltend und eine Geringschätzung- all dessen, was man i:n Land neu und andersartig vorfand. Diese Ueberwertung des Eigenen und Verachtung des Fremden war wohl eine Reaktion auf die i .rniedrigung und Unterdrückung, der man so lange preisgegeben war, und nur daraus verständlich und bis zu ei- nem gewissen Grade verzeihlich, und Gretl sagte sich di;s auch immer wieder, wenn sie — sehr gegen ihren Willen — von dem einen oder andern ins Ge- spräch gezogen wurde. Andererseits aber wollte sie ihre ohnehin karg bemes- sene Freizeit angenehmer verbringen als in Gesellschaft langweiliger Leute, von 21 denen jeder — seinen Worten nach — Chefarzt oder erster Dirigent eines Rie- senorchesters war. Keiner wollte ein kleiner Handlungsreisender, Heilgehilfe oder Korrepetitor gewesen sein, und jeder war überzeugt, dass nur er der rich- tige Mann sei, um den verfahrenen Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen. Freilich waren nicht alle Emigranten so — das wusste Gretl, und dag brachte sie sich immer wieder in Erinnerung, wenn sie nahe daran war, zu verallgemei- nern und damit ungerecht zu werden. Die andern, die Bescheidenen, sich Be- scheidenden, die sich einordneten und anpassten, die pflegten nicht in Pensio- nen zu wohnen, in denen misn der schwierigen, unbequemen spanischen Sprache entraten konnte, die hatten kein Verlangen nach Selbsterhöhung in prahleri- scher Wechselrede, die waren nur da, wenn es galt zu helfen, zu retten, zu ar- beiten für eine ferne bessere Zukunft. Die Deute aber rund um den Esstisch der Frau Hersch hatten keine Zukunft, nur eine Vergangenheit; und wenn sie von der Zukunft träumten und redeten — und sie taten es mehr als die anderen — dann war dag nur eine Fortsetzung der Vergangenheit, ihrer Vergangenheit, und sie schienen nicht zu merken, dass, diese Vergangenheit in all ihren Formen und Aeusserungen für immer erledigt und tot war ..." „ . . . Sie fand ein kleines, sauberes Zimmer bei einer netten argentinischen Arbeiterfamilie, jungen Leuten, kaum älter als sie selber, deren Vorführen Spa- nier gewesen waren, und die nun mit brennendem Interesse die Ereignisse in Spanien verfolgten, wo ein Jahrhunderte lang geknechtetes Bauern- und Ar- beitervolk sich heldenmütig gegenüber bezahlten Söldlingen und macht- und geldgierigen Abenteurern im Dienste einer kleinen Herrenkaste zur Wehr setzte. Es wurde viel von. Politik geredet in diesem Kreis, die Deute wussten Bescheid und nahmen Anteil an dem, was in Europa geschah, in Deutschland, in Oester- reich, in der Tschechoslowuikei —■ aber immer wieder stand Spanien im Mittel- punkt der Debatte. Gretl fühlte sich in diesem Kreis weit wohler als In der grosssprecherischen» schaumschlägerischen Runde der Untermieter ihrer Mutter . . ." MITTEILUNGEN DER ÖSTERREICHISCHEN SOZIALISTEN Sowjetmss'and, die österreichischen Sozialisten und die kommunistische Partei (Bericht aus London). Die stärkste von den Auslandsgruppen der österreichischen Sozialisten, die grossbritannische, hielt am 3. und 4. Mai in London eine Delegiertenkon- ferenz ab, in der sie sich zunächst ein neues demokratisches Organisations- statut gab. Das Londoner Büro be- steht nunmehr aus den beiden Mit- gliedern der Auslandsvertretung öster- reichischer Sozialisten, Dr. Oskar Fol- lak (ehemaliger Chefredakteur der Wiener Arbeiter-Zeitung), und Karl Czernetz (Mitglied des Parteivorstan- des der Revolutionären Sozialisten Oesterreichs), dem Vorsitzenden der Landesgruppe österreichischer Ge- werkschafter in England, Johann Svi- tanits, dem Vorsitzenden des Londo- ner Klubs der österreichischen Sozia- listen und 6 von einer Delegierten- konferenz der österreichischen Sozia- listen in England gewählten Mitglie- dern. Den Hauptgegenstand der Tagung bil- dete die Stellungnahme zu einer be- sonders wichtigen Frage: die österrei- chischen Sozialisten und Sowjetruss- land. Karl CZernetz hielt das Referat, das wir im nachfolgenden auszugs- weise wiedergeben: Die sozialistischen Arbeiter in Oester- reich haben immer in leidenschaftli- cher Sympathie und Freundschaft zur russischen Revolution gestanden. Die österreichischen Sozialisten in Gross- britannien sehen in der Sowjetunion nicht nur einen machtvollen Faktor in der demokratischen Weltfront ge- gen den Faschismus. Für sie ist Sow- jetrussland der Vorposten des Welt- sozialismus. Die Staatsmacht der so- zialistischen Diktatur, die aus der Oktober - Revolution hervorgegangen ist, baut eine neue sozialistische Wirt- schaftsordnung auf. Die österreichi- schen Sozialisten wissen um die un- geheueren Schwierigkeiten und Ge- fahren, denen die sozialistische Staats- macht gegenüberstand, als die russi- sche Revolution isoliert blieb. Sie ver- stehen, dass die Behauptung der Macht und das Werk des sozialisti- stischen Aufbaus in einem isolierten und zurückgebliebenen Agrarland nur um den Preis schwerster Opfer und des Verzicht auf elementare Freiheits- rechte möglich war. Ohne sich unkri- tisch mit allen Phasen und Massnah- men des Sowjetstaates zu identifizie- 22 ren, stehen die österreichischen So- zialisten vorbehaltlos zur russischen .Revolution und ihren Errungenschaf- ten und zu dem gigantischen Werk der Periode des sozialistischen Aufbaus. JDie österreichischen Arbeiter hoffen .auf den Vormarsch der siegreichen Roten Armee; er wird die Arbeiter- massen ermutigen, die Niederlage und den Sturz Hitlers zu einer sozialisti- schen Revolution auszunützen. Dia österreichischen Sozialisten sind ent- schlossen, die sozialistischen Revolu- tion zu entfesseln und gewiss, dass ih- nen die Massen des Volkes folgen wer- den. Die österreichischen Sozialisten wünschen ein friedliches Einverneh- men mit dem demokratischen Westen, selbst wenn er kapitalistisch bleiben sollte. Sie betrachten die Verständi- gung mit der Sowjetunion als Lebens- notwendigkeit der sozialistischen Re- volution. Es ist ihre Absicht, diese Re- volution in Uebereinstimmung mit und als freie Verbündete der Sowjet- union durchzuführen, aber sie wün- schen nicht, blosse Ausführungsorga- ne ihrer Instruktionen zu werden. Sie wünschen mit der Sowjetunion eng zusammenzuarbeiten, aber die Unab- hängigkeit ihrer Bewegung zu erhal- tien. Die österreichischen Sozialisten ■wollen keinen brudermörderischen Kampf mit den Kommunisten, sie meinen, dass ehrliche Zusammenar- beit mit ihnen nottut. Die Vorausset- zung solcher Kooperation ist jedoch, dass aufrichtiger Wille zur Zusam- menarbeit und Verhandlung von Par- tei zu Partei auch bei den Kommuni- sten besteht, und dass irreleitende Propaganda und Manöver, die einem echten Einvernehmen feind sind, ver- mieden werden. Die Sozialisten hof- fen, dass es möglich sein wird, die verhängnisvolle Spaltung in der Ar- beiterklasse zu überwinden und ihre volle Einheit herzustellen. Die Sowjetregierung hat erklärt, dass sie nicht in die inneren Angelegenhei- ten anderer Staaten eingreifen Wird. Aber es ist zweifellos im Interesse der Sowjetunion, dass sozialistische Revo- lutionen im Westen die ständige Dro- hung imperialistisch-faschistischer In- tervention beseitigen. Indem sie mit aller Kraft und voller Vertrauen auf die sozialistische Revolution im eige- nen Lande hinarbeiten, wirken die «österreichischen Sozialisten zugleich für eine dauerhafte Verständigung mit der Sowjetunion und für den Triumph der sozialistischen Freiheit in der gan- zen Welt. Demokratische Einheitsfront der Ar- beiter und Bauern gegen „nationale" Einheitsfront. Das Organ unserer Londoner Genos- sen erörcert in seiner Maiausgabe die- se Alternative. Wir geben einige sei- ner Ausführungen wieder, aucn tun zu zeigen, dass der Standpunkt, den wir im Juliheft von DAD vertreten haben, von den österreichischen So- zialisten m der ganzen Welt einge- nommen wird. „London Information" stellt zunächst lest, dass das von Monarchisten, Va- terländischen und Heimwehrlern ge- meinsam mit den Kommunisten auf- gezogene Free Austrian Movement ein Fehischlag ist und zeigt, warum dieser Fehlschlag unvermeidlich war: Prak- tisch einfach deshalb, weil keine ernsthafte österreichische Auslands- vertretung ohne die österreichischen Sozialisten und Gewerkschaften mög- lich ist. Politisch deshalb, weil diese Gründung eine falsche Einstellung und eine falsche Zusammensetzung auf- weist. Es wird von jenen zwei Grup- pen geleitet, die im österreichischen Volk, solange es frei seinen Willen aussprechen konnte, politisch die un- bedeutendsten waren. Es ist ausge- richtet auf Betrieb im Ausland; der Kampf gegen Hitler kann nicht ge- fördert, er kann nur gestört werden, wenn „freie" Oesterreicher sich im Bunde mit Heimwehrleuten und Habs- burgern präsentieren. Das Free Austrian Movement beruht auf der Vorstellung der „nationalen Front". Diese nationale Einheit von weit rechts bis weit links ist in man- chen europäischen Ländern im Kamp- fe gegen Hitler eine Realität. In an- deren Ländern, darunter in Oester- reich, ist tie es nicht; sie ist es nicht, wo eine einheimische Diktatur der Beherrschung durch die Nazis vor- ausgegangen ist, ja diese Unterwer- fung erst ermöglicht hat. Ihre sche- matische Uebertragung auf alle Län- der ohne Ausnahme — wie sie die Kommunisten in starrer Befolgung ei- ner einheitlichen Formel propagieren ■— ist ein Unding. Wer Hitler stürzen will, der muss die Freiheit wollen, nicht einen anderen Dollfuss, einen Potain oder einen Kai- ser. Er muss die revolutionäre Neuge- staltung wollen, nicht bloss die Errin- gung des Selbstbestimmungsrechts. Wer das will, mit dem sind die öster- reichischen Sozialisten und Gewerk- schafter zusammenzugehen bereit. Im österreichischen Bereich bedeutet das den Willen zur Zusammenarbeit mit den Kommunisten, den demokrati- schen katholischen Bauern und bür- gerlichen Demokraten, soweit sie vor- handen sind. Free Austrian Movement interessiert sich für die Monarchie. Das „FAM" in London, eine Koalition der kommunistischen mit der monar- chistischen Emigration, hat zum Au- ssenministerium der tschechoslowaki- schen Exilregierung, Herrn Ripka, ei- ne Delegation ent-endet. Herr Ripka bekundete seine Sympathie für die Wiederherstellung des selbständigen Oesterreich. Ueber das künftige inne- re Regime Oesterreichs äusserte sich der Minister wie folgt: „Eine Wiederherstellung der Habs- burger Monarchie f ei keine inneröster- reichische Angelegenheit, soweit sie über den Rahmen Oesterreichs in den Grenzen von 1938 hinausgeht. Eine monarchistische Lösung in diesem Rahmen auf Grund des Selbstbestim- mungsrechts des österreichischen Vol- kes werde respektiert werden — in die- sem Falle jedoch werden normale Be- ziehungen aufrecht erhalten werden, aber zu engeren freundschaftlichen Beziehungen werde es nicht kommen können." Der „Zeitspiegel" (London 2. s. 1942), Organ des kommunistisch geleiteten Austrian Centre, dem wir diesen Bericht entnehmen, nennt als Mitglieder der Delegation den sozial- demokratischen Renegaten Allina, Herrn West und Frau Kalmen, beide vom Austrian Centre und Kommuni- sten. Danach ist es mehr als erstaun- lich, dass Herr Ripka von einer De- legation des „überparteilichen" FAM zu Erklärungen für dje Monarchie in Oesterreich provoziert wurde, noch erstaunlicher, dass die kommunisti- schen Mitglieder der Delegation keine Neugierde zeigten, zu erfahren, wie ei- ne sozialistische Regierung des befrei- ten Oesterreich von der Tschechoslo- wakei aufgenommen werden, würde. Auch die Jugoslawen sagen ab. Vor dem Mikrophon des offiziellen Londoner Senders sagte das sloweni- sche Mitglied der jugoslawischen Re- gierung Dr. Kuhar: „In verschiedenen von den Deutschen besetzten Gebie- ten wird für die Habsburger Propa- ganda gemacht. Wir Slowenen lehnen es ab, noch irgend etwas mit den Habsburgern zu tun zu haben. Wenn wir von der Reinigung unseres Landes sprechen, rechnen wir sie unter die. die wir los werden wollen." Die Nazis fürchten die Wiener Arbeiter» Der Versuch der Nazi-Diktatur, die Kriegsproduktion durch verschärfte Antreiberei weiter zu steigern, stösst in Wien offensichtlich auf Schwierig- keiten. Der Wiener Nazi-Gauleiter Baidur von Schirach hat sich am 5. Februar in einer Rede vor Munitions- arbeitern scharf gegen die Arbeiter gewandt, die durch Bummeln die Pro- duktion für Hitlers Kriegsmaschine stören. „Jede Bummelstunde gehört dem Feind", klagte er. Und dann ver- suchte er, die Arbeiter über die neu- en Antreibereipläne zu beruhigen. Acciön Republicana Austriaca de Mexico. Im Oktober 40 gegründet, umfasst die Acciön heute weitaus den grössten Teil der hier lebenden antifaschisti- schen Oesterreicher, aller jener Oester- reicher, die früher den Linksparteien bis zu den Demokraten oder Libera- len angehört hatten, und kann trotz der kurzen Zeit ihres Bestehens schon auf ganz ansehnliche Erfolge hinwei- sen. Oestereichische Sozialisten in Brasilien können das „Andere Deutschland" mit den Mitteilungen der Oesterreich. Zentralstelle lesen und beziehen durch das Bureau des „Movimento dos Ale- maes livres", Sao Paulo, Aven. Sao Joao 108 - III - s. 45, wo ebenfalls die „Austrian Labour Information" auf- liegt und bezogen werden kann. Abon- nementsbestellungen für beide Revis- tas werden von diesem Büro direkt nach Buenos Aires geleitet, Um Miss- verständnissen vorzubeugen, wird be- tont, dass das Movimento dos Ale- maes livres Oestereich nicht auf-' nimmt, Gesinnungsfreunden der Oesterr. Zentralstelle in Buenos Aires jedoch gerne jederzeit beratend zur Verfügung steht. 24 HEUTE... MORGEN JUGENDZEITUNG für KULTUR und FORTSCHRITT It s war einmal ein reicher Mann, der besass viele Ländereien und viele Fa- briken. Die hatte er von seinem Vater geerbt und der wieder von. seinem Viter. Aur den Ländereien und in den Fabriken des reichsn Mannes arbeiteten viele Arbeiter und Taglöhner. Die hatten nichts geerbt und besassen nur ihre Ar- beitskraft, die verkauften sie dem reichen Mann, der ihnen dafür gerade soviel bezahlte, dass sie essen konnten und schlafen. Aber auch das wenige, das sie für ihre Arbeit an Lohn bekamen, nahm ihnen der reiche Mann wieder weg. Denn ihm gehörte das Brot, das sie kaufen mussten, ihm gehörte das Zimmer, für das sie Miete bezahlen mussten, ihm gehörte das Bett, das sie zum Schla- fen brauchten. Da er ihnen nur einen kleinen Teil von dem Wert bezahlte, den ihre Arbeit schuf, vermehrte sich der Besitz des reichen Mannes sehr schnell und bald gab es weit und breit nichts mehr, was ihm nicht gehört hätte. Er war ein bedeutender Mann, Beherrscher und Gott eines weiten Umkreises. »Ich gebe tausenden von Familien Arbeit und Brot", sagte er stolz. Und seine Ar- beiter und deren Frauen und Kinder grüssten den reichen Mann mit Scheu und Ehrfurcht und sagten demütig: ,,Der reiche Mann gibt uns Arbeit und Brot. Ihm verdanken wir, dass wir leben können". Und sie arbeiteten mehr und mehr für den reichen Mann. Das hätte nun immer so weiter gehen können. Aber es ging nicht so weiter. In dem Land dss reichen Mannes gab es vieles, das es woanders nicht gab. Und der reiche Mann verkaufte seine Waren in ferne Gegenden. Aber er war nicht der einzige reiche Mann. Es gab noch andere reiche Männer, in anderen Ländern, die hatten auch viele Arbeiter, die für sie arbeiten mussten und iihren Besitz vermehrten. Auch sie wollten ihre Waren überall hin verkaufen, wo sie gebraucht wurden. So traten die reichen Männer in Konkurrenz miteinander und jeder wollte billiger verkaufen ais der andere. Da gab der reiche Mann, von dem wir sprechen, seinen Arbeitern noch weniger Lohn, und er liess in vielen Zeitungen, die ihm gehörten, Propaganda machen für Vaterlandsliebe und Opferbereitschaft. Aber das taten die anderen reichen Männer auch, und keiner gewann einen Vorteil. Da wurden die Maschinen verbessert. Eine Maschine konnte viele Arbeiter er- setzen. Viele Arbeiter wurden arbeitslos und mussten hungern und frieren. Und die anderen bekamen nech weniger Lohn und mussten auch hungern und frie- ren, und wenn sie für so wenig Lohn nicht rneh;- arbeiten wollten, entüess sie der reiche Mann, denn es waren ja die Arbeitslosen da, die sich ihm anboten. Aber auch damit gewann der reiche Mann keinen Vorteil, denn auch das mach- ten die anderen genau so wie er. Alle Arbsitsr in allen Gegenden bekamen we- niger Lohn und viele wurden arbeitslos, und so blieb das Verhältnis wie frü- her. Keiner der reichen Männer konnte den anderen verdrängen. Aber es kam noch etwas neues dazu. Die Arbester des reichen Mannes, die so wenig Lohn bekamen, und die vielen Arbeitslosen hatten kein Geld mehr, um zu kaufen. Sie vermehrten den Bsitz des reichen Mannes weiter und weiter. Türme und Berge von Waren stapelten sich auf. Aber es war niemand da, der sie kaufen konnte. Der Hunger und das Elend der Arbeiter wurde so gross, dass sie zum reichen Mann gingen und sagten: ,,Gib uns etwas von den vielen Waren die du aufgestapelt hast". „Ihr könnt sie nicht bezahlen", antwortete der reiche Mann. , Dann gib uns mehr Lohn", sagten darauf die Arbeiter. „Wie kann ich euch mehr Lohn geben, wenn ich meine Waren nicht verkaufen kann", 25 antwortete der reiche Mann. „Dann gib uns die Waren billiger, dass wir sie bezahlen können", sagten die Arbeiter. Da rechnete ihnen der reiche Mann vor, wieviel Geld ihn die Herstellung der Waren gekostet habe, und dass er sie nicht, billiger verkaufen könne, der arme reiche Mann. Und die Waren blieben auf- gestapelt, und wenn sie zu viel wurden, wurde ein Teil vernichtet. Und mehr und mehr Menschen hungerten und froren und die Unzufriedenheit begann zu keimen und sich auszubreiten und viele drohten damit, den reichen Mann zu entthronen und die; vielen aufgestapelten Waren unter die Menschen zu verteilen. Da bekam es| der reiche Mann mit der Angst zu tun, und er ver- stärkte die Polizei und warb viele Soldaten an, gab ihnen schöne Uniformen und Waffen und bezahlte sie gut. Sie sollten jeden verprügeln oder totschiessen, der etwas gegen ihn, den reichen Mann, sagen, würde. Und er liess viele Bücher und Zeitungsartikel schreiben) und Filme machen, die das Volk belehren sollten, wie gut und richtig er alles meine. „Wenn es euch nicht gut geht", lies» der reiche Mann den Arbeitern sagen, „so geht, es mir noch weniger gut. An unse- rem Elend sind unsere Feinde schuld!" „Unsere Feinde?" fragten die Arbeiter,, das Volk. — „Die Menschen, die in anderen Ländern wohnen rüsten sich, um un- ser Vaterland zu vernichten. Wir müssen uns verteidigen, wir müssen rüsten.. Es lebe unser Vaterland! Mit Freude wollen wir ihm unser Leben opfern", sag- ten die Zeitungen sagte das Radio. Da vergassen die Arbeiter, das Volk, die aufgestapelten Waren und die Polizei, die der reiche Mann zu ihrer Bewachung eingerichtet hatte. „Schlagen wir unsere Feinde tot", sagten sie, „es lebe unser Vaterland!" Und der reiche Mann liess Waffen machen und aufrüsten, und die Arbeitslosen bekamen wieder Arbeit und sogar auch wieder etwas Brot. Danrt schickte der reiche Mann die Arbeiter in den Krieg. Und die anderen reichen Männer der anderen Länder taten das gleiche mit ihren Arbeitern, und jeder hoffte auf den Sieg, um die Welt beherrschen zu können. Viele Arbeiter schlu-, gen sich gegenseitig tot, nur weil sie aus verschiedenen Ländern waren und die reichen Männer verdienten viel, denn *ie verkauften viele Kanonen und Kugeln. Der Krieg ging zuende, aber das Elend nahm nicht ab. Den Arbeitern, dem Volk, ging es noch schlechter als vorher, die Waren wurden noch teurer, es gab noch mehr Arbeitslose. Viele hungerten, und zwischen den hungernden Men- schen und den aufgestapelten Waren stand wieder die Polizei. Die Unruhe wur- de grösser. Die Polizei wurde verstärkt. Der reiche Mann lieäs noch mehr Ar- tikel schreiben, Radioredent halten und Filme machen, die davon erzählten, wie gut er es meine und wie jeder sein Schicksal geduldig ertragen müsse. Viel» sagten etwas dagegen. Sie wurden ins Zuchthaus gesteckt. Sitrf wurden erschos- sen. Es waren Einzelne. Aber es wurden mehr. Es wurden viele. „So geht es nicht weiter", sagten sie, „aber was können wir tun?" Aber was können wir tun? Pieter Siemsen. ERWIDERUNG AN P. S. AUF SEINEN „OFFENEN BRIEF AN EINEN PBUTSCHEN-HASSER» Schon im republikanischen Deutsch- land grab es Stimmen, die der Meinung wraren, dass die Tore zu den proleta- rischen Organisationen tallzu offen standen und die Arme, die jedem als Freund und Bruder umarmen wollten, viel zu weit ausgebreitet waren. Die traurigen Erfahrungen der ersten Zeit der Hitlerei mit ihrem Massenabfall und ihrem Verrat, der vielen braven Genossen das Leben kostete, gaben ihnen recht. Immerhin konnte man dnimixls der Meinung sein, dass es auf eine Massenorganisation ankomme, dass es gelte, dem Gegner Kräfte zu entziehen etc. Diese schon damals falsche Einstel- lung hat aber auf keinen Fall noch heute eine Berechtigung. Die wenigen. Deutschen im Ausland können sicher- lich nicht eine Masse hinstellen, von der der Umsturz in Deutschland aus- geführt werden könnte. Es kann uns deshalb gar nicht darauf ankommen, ein Bäckerdutzend lauwarmer Gesel- len formell mehr zu uns zählen zu können. Wias sich heute unter den Deutschen Im Ausland, vor allem unter der Ju- gend, heranbilden muss, sind feste Gesinnungs- und Willensgemeinschaf- ten, eiserne und entschlossene Qua- der, die sich vorbereiten mitzuhelfen, dem Worte „deutsch" hüben und drü- ben einen anderen Inhalt zu geben als den, den die Welt heute hasst und verachtet. Dazu bedarf es glühender 26 DER MENSCH Eine uralte Erzählung der Incas handelt von der Erschaffung der Lebewesen. Da waren zwei Wege, die beide von einem grossen Platz' ausgingen. Einer führ- te durch fruchtbare Ebenen, er führte ins Flachland. Weit konnte man ihn mit den Blicken verfolgen: es war ein breiter, ein bequemer Weg. Der andere aber war steinig und beschwerlich zu gehen. Steil führte er in* Gebirge, wo er «ich bald dem Beobachter verbarg. Er verlor sich im Wald, in niederen Hölzern . Es war am Vortag der Erschaffung der Lebewesen. Bis zu jenem Tage schweb- ten die Seelen körperlos im All. Nun aber wollte siei der Herr gestalten, er woll- te sie in die Wirklichkeit stosscn. Und die beiden Wege stritten sich, welcher der beiden wohl von den Neuerschaffenen erwählt würde. „Ich führe ins fruchtbare Land. Wer mir folgt, wird keine Not leiden. Er muss »ich nicht sorgen, denn leicht kann er den Ueberfluss, den ich ihm biete, über- sehen. Mich wird man betreten!", sagte der eine. „Nein", antwortete der an- dere Weg, „mir wird man folgen. Für Sicherheit kann ich nicht einstehen, Be- quemlichkeit kann ich nicht garantieren, aber es wird gerade die Gefahr sein, das Neue, Unerforschte, was die Wesen zu mir treibt. Bei mir können sie des höchste Glück finden und das tiefste Elend, hier können sie fallen oder steigen. Daher werden sie mich vorziehen ..." Und die Wege schwiegen, denn ein gewaltiges Rauschen erhob sich. E» naht» der Herr und sein Gefolge war das Heer der Seelen. Er versammelte alle auf dem Platze und er sprach: „Jene beiden Wege lege ich vor Euch hin. Einer bie- tet Sicherheit und ein bequemes Leben. Ihr wertet kein Unglück erleiden, aber das Höchste wird Euch versagt bleiben. — Der andere Weg führt in die Höhe. Er ist beschwerlich. Wer weiss, wohin er führt! Alle Gefühle werdet Ihr da aus- kosten, die bittersten und die süssesten. Kampf verspricht der Weg, Kampf und Arbeit. Nun aber wählet!" Di© Seelen wählten . . Diejenigen, die, sich der Ebene zuwandten, wurden zu Tieren. Diejenigen, die den Berg erklommen, wurden die ersten Menschen. Kameraden, Hans aufs Herz! Wie viele befinden sich unter uns, die den kampf- losen, den bequemen Weg erwählt hätten! Wie viele ziehen das bequeme, ideal- Jose Leben eines Spiessbürgers — um dieses verfehmte Wort zu gebrauchen — einer freien, besseren Zukunft vor? Oh, seht sie, die Heuchler, die Speichellecker, seht die, die nach unten treten und nach oben buckeln! Sie wollen das Rad des Menschen aufhalten. Armseliges Beginnen! Das Rad dreht sich weiter, langsam, bedächtig. Und in mächtiger Wucht zermalmt es die Glieder derer, die es hemmen wollen. Dann wird der Mensch siegen. Der wird den Berg ersteigen. Hoch, immer höher wird yr steigen, bis ihn der erste Hoffnungsstrahl einer neuen Epoche trifft. R. SCH. Herzen, kalter Hirne und einer gro- ssen Opferbereitschaft. Dn;s sind ch>a- rakterliche Voraussetzungen, die je- mand hiat oder nicht hat. Was 'aber willst Du, lieber P. S., da mit ©einem „Deutschen-Hasser X" anfangen, den Du willkommen .heisst, wenn er nur jetzt endlich . . . usw.? Olaubst Du, dass jemals ein derartiger Typ ein Plus für uns werden könnte? Seine Karrieremacherei mit dem An- biedern an die Nazis zeigte seine charakterliche Minderwertigkeit, sein späterer Deutschen'hass seine geistige. Otto Rühle, einer der besten noch le- benden sozialistischen Kämpfer der Kaiserzeit und des 1. Weltkrieges, schrieb vor längerer Zeit einmal, dass uns Hitler viel Arbeit des „Ausmi- steng" abgenommen habe. Ich bin der Meinung, dass in diese Rubrik auch der Fall des „Deutschenhassers X" ge- hört. Wir müssen uns mit allen Mitteln be- mühen, derartige unsichere Kantoni- sten von uns fernzuhalten, statt sie einzuladen. Hier handelt es sich nicht um das „Einsehen von Fehlern", denn der ganze Mensch, wie er ist, ist ein „Fehler". Niemand kann über seinen eigenen Schatten springen, und ein Karrieremacher bleibt ein solcher. Er ist einer der unangenehmsten und ge- fährlichsten Typen, der alles nur un- ter diesem Gesichtswinkel sieht, auch das „Bekenntnis" zu einer politischen Anschauung. Der Verirrte oder Ver- führte kann zur Einsicht kommen und ein wertvoller Mitkämpfer werden, der charakterlich Minderwertige siber wird stets den Kreis schädigen, dem er angehört. R. 27 FASCHISMUS IM ANDEREN LAGER Am 19. Mai hielt Sir Vansittart im englischen Oberhaus eine Rede. Es wäre nicht weiter der Mühe wert, sich mit ihr zu befassen, kämen nicht —< wenn auch aus anderen Gründen — viele Emigranten zu denselben Schlüssen wie seine Lordschaft. Herr Vansittart beschwerte sich über eine Rede des Innenministers. Morrison, in der er Gerechtigkeit für Deutschland verlangte. „Welche Art von Gerechtigkeit? ... Es ist nötig, Deutschland noch strenger zu behandeln als in Versailles!" meint Herr Vansittart. Der Friedensvertrag sei gar nicht so schlimm gewesen. „Was beunruhigt den Herrn Innenminister?" Die Rückgabe Elsass-Lothringens kann es nicht sein, auch nicht die Restauration der Tsche- choslowakei. Es war notwendig, Polen Zugang zum Meer zu verschaffen. Im Uebrigen wurden ja auch „die Abrüstungs- ur>d Reparationsklauseln niemals angewendet." Das stimmt! Der Versailler Vertrag war „streng", aber nicht so schlimm, w.e es unsere Chauvinisten hinstellten. (Brest-Litovsk war härter.) Viele seiner Klauseln wurden nie erfüllt. Aber mit wessen Einverständnis? Mit wessen Kom- p'izität wurde aufgerüstet, wurden das Saargebiet, Oesterreich, das Sudeteniand annektiert? Wer gab der Nazi-Schwerindustrie Anleihen? Die Herren englischen Kollegen! Und als deutsche Flüchtlinge auf die Gefahr aufmerksam mach- ten, die der Nazismus für Europa bedeutete, und als englische Zeitungen sich damit befassten, mussten sie alle, wie auf einen geheimen Wink schweigen. Damals war Herr Vansittart Ständiger Sekretär des Foreign-Office. (In Nazi- zeitungen konnte man Loblieder auf ihn lesen. Sogar seine durchdringenden Führeraugen wurden besungen). Warum schwieg er, warum verlangte er nicht schon damals eine scharfe 'Politik gegen die Nazis? Wei? er einverstanden war, weil er mitmachte, weil auch er mit der nazistischen Form des Kapitalismus liebäugelte. Sir Vansittart und seine Clique führen diesen Krieg nicht als Antifaschisten. Sie führen ihn — wie seine Vorgänger — als imperialistischen Feldzug. Sie ver- langen einen » Frieden-"-Vertrag auf möglichst noch kapitalistisch-imperialisti- scher Basis als den von 1918. Es ist nur erfreulich, dass die Mehrheit der eng- lischen Arbeiter und mit ihnen die Besten unserer Zeit nicht die Ansichten des Herrn Vansittart teilen; dass sie nicht in die — bei unseren Emigranten häu- figen — Fieberphantasien von einer Zerstückelung und polizeilichen Ueberwa- chung Deutschlands verfallen; dass sie wissen von der einzigen Möglichkeit, dis Menschheit von, der grössten Krankheit ihrer Geschichte — dem Nationalsozia- lismus— zu heilen: der Zerstörung seiner Wurzeln Kapitalismus, Militarismus Chauvinismus . . . sowohl hüben wie drüben. Wolfgang H. Weber (Bolivien) DER WEIZEN FRISST SCHWEINE UND SCHWEINE FRESSEN WEIZEN. MENSCHEN ABER HUNGERN. In einem Lande gab es einmal zu viele Schweine. Das heisst, es gab zu viele Schweine für die grossen Grundbesitzer, die nicht mehr so hohe Preise für Schweinefleisch fordern kennten wie zu Zeiten, wo es (ausser diesen Grundbesitzern selber) nur wenige Schweine gab. Was machen, in der Not? Man Team auf den genialen Einfall, die „überflüssigen" Schweine, die die hohen Preise gefährdeten, zu Dünger zu verarbeiten und den Dünger zu verkaufen. Das geschah auch, und mit diesem Schweinedünger wurde Beden gedüngt, auf dem Weizen wuchs. Da gab es aber auf einmal „zu viel" Weizen, und die hohen Weizenpreise wa- ren gefährdet. Was machen, in der Not? Man kam auf den zweiten ge-. nialen Einfall, den „überflüssigen" Weizen den Schweinen als Futter zw geben. So frass (und frisst) das Schwein das Schwein und der Weizern den Weizen. Am Rande dieses, gar nicht seltsamen, sondern sehr be- 28 zeichnenden Vorganges, stehen Millionen von hungernden Menschen,- sterben Kinder an Unterernährung oder wachsen siech und krank auf, ihres Lebens von vornherein beraubt. Das wird solange so bleiben, so- lange die Interessen Einzelner die Wirtschaftsweise in der Welt regie- ren, und es wird erst anders werden, wenn die Interessen der Gesamt- heit der menschlichen Gesellschaft die Produktionsweise und die Vertei- lung der unermesslichen Reichtümer unserer Erde bestimmen. .,GLEICH OB FASCHIST ODER ANTIFASCHIST: ICH WILL MEINE RUHE HABEN!" Bei einer Sonntagsveranstaltung versuchten einige junge Antifaschisten Propaganda für den aktiven Kampf gegen Hitler zu machen. Das wurde als sehr störend empfunden und es gab einige, die mit dem Schlachtruf „Gleich ob Faschist oder Antifaschist: ich will meine Ruhe haben", da-> für „sorgten", dass die „Ruhestörer verwarnt" oder „fortgewiesen" wur- den. Dumm geboren und nichts hinzugelernt? Dumm geboren, schön; niemand kommt als kluger oder intelligenter Mensch auf die Welt. Aber nichts hinzulernen können, trotz aller, aller Erfahrungen, ist gleichbe- deutend mit Nichtexistenzberechtigung. Zehntausende von Menschen in Deutschlands und Europa? Konzentrationslagern, zur Inaktivität ver- dammt, trotz aller Foltern und Qualen nicht gebrochen, brennen darauf, gegen die Unterwelt kämpfen zu können. Schade, dass man sie nicht gegen manchen überflüssigen Zeitgenossen eintauschen kann, der sich in seiner „Ruhe" gestört fühlt, wenn man von ihm ein wenig Gesin- nung und . . . Vernunft erwartet. P. _AN DIE EXSCHÜLER DER PESTALOZZISCHULE! Ein ehemaliger Schüler dar P e st a I Qzzi.sc h u I e (B. A.) schreibt: Freunde! Ec> gibt unter Euch eine Reihe wertvoller Menschen, solche nämlich, die denken können und im allgemeinen auch konsequent handeln. — An die- se will ich mich wenden. Legt Ihr Euch nicht manchmal, in irgend einer stillen St um de, die Fra- ge vor: ,Was tun wir eigentlich für unsere Mitmenschen?" ,,Für was le- ben wir? . . ."? Und steigt Euch dann, wenn Ihr keine Antwort auf diese Frage findet, nicht die Schamröte ins Gesicht? Ich weisa es, mehr als einer lebt mit seinem Gewissen im Konflikt, mehr als einer tut Dinge nur, „weil es alle so machen'''. Viele suchen in den leeren, egoistischen „Vergnügungen" ein Betäubungsmittel, andere wie- derum machen nur mit, weil sie es nicht besser wissen. — Aber es gibt etwas Besseres! Euer Grundfehler ist Eure egozentrische Einstellung. — Seht Euch in der Welt um, nehmt Interessen an den Freuden und den Leiden Euerem Mitmenschen! Dann wird Euch ein Licht darüber aufgehen, dass Ihr eben doch nicht der Mittelpunkt des Weltgeschehens seid. — Vielleicht schmerzt Euch am Anfang jenes Licht der Wahrheit, denn es strahlt sehr hell — so hell, dass es gar manchen blendet. Aber scheut nicht da- vor zurück, es zu erkennen! Vielleicht findet Ihr dann, wenn Ihr begonnen habt, besser und richtiger zu denken, den Weg zu uns. Denn wenn Ihr an der Umwelt Interesse gefunden habt passt Ihr zu uns. Dann werdet Ihr uns willkommen sein und gemeinsam werden wir an derr« grossen Werk bauen, das der ganzen Menschheit (also auch Euch und uns) ein besseres, ein glücklicheres MORGEN bringen wird. R. SCH. 29 «HITLER YOUTH" In einem Artikel über die deutsche Jugend schrieb Gen. August Siemsen unter anderem iiber das Buch „Hitleryouth", dessen deut- sches Originalmanuskript „Heute und Morgen" in Fortsetzungen veröffentlichen wird: . . . mit dieser Jugend beschäftigt sich ein Buch, das in I^ondon erschienen ist. Es beruht auf authentischen Berichten eines geflüchteten Hitler jugendf üh- rers. Sie sind an anderen Berichten nachgeprüft und als in vollstem Umfang wahr erwiesen worden. Und da ergibt sich ein erschütterndes Bild grauenhaf- ter moralischer Verkommenheit und Korruption: Saufen und Huren und homo- sexuelle Auschweifungen, Verachtung jeder geistigen Tätigkeit, gegenseitige Bespitzelung und Angeberei, brutales Machtstreben und rohe Gewalttätigkeit, Ueberheblichkeit gegen Tieferstehende und Kriecherei nach oben. Ueber seinen Gewährsmann schreibt der Verfasser des Buches in der Einlei- tung: „Ich habe Monate gebraucht, um diesen Hitlerjungen kennen zu lernen, .um zu begreifen, dass er ein anständiger, gutartiger junger Mensch w»a;r, dass; er nur durch ganz unsittliche, unmoralische Beispiele und Verhältnisse zu dem geworden war, als den ich ihn kennen lernte: stumpf, roh, zynisch, ohne jeden •Glauben ausser dem einen: Jeder bekämpft und betrügt den anderen, wer es am besten macht, der bleibt Sieger, dem .geht's gut." Und er fährt fort: „Ich fürchte, dass diese Art der Erziehung furchtbare Fol- gen haben wird, nicht nur für die armen, ihr ausgelieferten jungen Menschen 'und ihre Eltern, sondern für ganz Deutschland, ganz Europa und die ganze Welt. Deshalb habe ich dieses Buch geschrieben." Der Junge, von dem hier gesprochen wird, hat die Folgen dieser Erziehung überwunden. Er ist ein anständiger Mensch geworden und bemüht sich, was er unwissend gefehlt hat, wieder gut zu machen durch ein neues Leben, in xlem der Kampf gegen die Hitlerdiktatur und den Nationalsozialismus im Mit- telpunkt steht. Er ist nicht der einzige. Auch anderen ist es; gelungen, sich von dem unheilvol- len Einfluss der nationalsozialistischen Jugenderziehung zu befreien. Sie ste- hen heute im schweren illegalen Krampf gegen das System, das Deutschland schändet. In diesem opferreichen Kampf gegen das Böse lassen sie sich nicht dadurch einschüchtern, dass viele ihrer Kameraden verhaftet, gequält und ge- foltert oder ermordet sind. Vor allem auf dieser Jugend beruht die Hoffnung und der Glaube an ein neues, besseres Deutschland. HITLERJUGEND .Mit dem Nationalsozialismus war auch er nicht ganz einverstanden. „Aber das gibt sich mit der Zeit", sagte er. „Und die Hitlerjugend hat -damit nichts zu tun. Jugend hat im- mer Ideale, warum soll die Hitlerju- gend nicht auch welche halben ?" „Dass all die vielen Bünde und Ver- bände mal aufhören und die ganze Jugend in einem Bund vereinigt wird, das ist doch schön? Klassenunterschie- de hören auf: ob Millionärssohn oder Arbeiter, jeder Junge kann in die Hit- lerjugend und kann sogar Führer werden." Das leuchtete mir ein. Denn das war bisher nicht so gewesen. Es hatte wohl auch n.rme Jungens bei uns im Bund gegeben. Aber doch nur wenige. Und die richtigen Arbeiter jungen waren bei den „Roten Falken" oder in der kommunistischen Jugend. Wenn wir nun alle in einer Gemeinschaft leben könnten? Das fand ich wunderschön. Aber ich sagte ihm meine Bedenken: Der militärische Betrieb in der Hit- lerjugend: Marschieren: Exerzieren: 4. Fortsetzung. Heinz nahm mich beiseite, sprach lei- ser: „Mir passt durchaus nicht alles in der Hitlerjugend. In der Führung sind saudumme Affen, Feldwebeltypen, und Schlimmeres. Und einstweilen ist der Betrieb noch ganz militärisch. Aber das kann man doch ändern. Gerade deshalb sollten wir reingehen: Glaub mir, es ist viel Idealismus und es sind viele hochanständige, nette Jugens in der Hitlerjugend. Sie haben nur bis- her nicht die richtige Führung ge- habt und wissen selbst noch nicht was sie wollen. Den allermeisten ist der Drill und die Militärspielerei gar- nicht angenehm. Die wollen ganz was; anderes. Komm nur erst herein! (Du wirst es selber sehen: Wir können in der Hitlerjugend unsere Ideale genau so gut vertreten wie im „Bund". Die schlechten Führer «machen sich selber unmöglich. Ich bin erst sechs Wochen drin und habe schon eine Gefolg- schaft. Und ich kann Dir sagen: die Jungens sind prächtig. Und sie hören schon auf mich. Mehr als auf die al- ten Führer. Wenn -all© anständigen 30 Elemente in die Hitlerjugend eintre- ten, dann muss doch etwas Gutes dar- aus werden. Das Gute setzt sich im- mer durch!" Darauf wusste ich nicht viel zu sa- gen. Auch von anderer Seite wurde ich für die Hitlerjugend gekeilt. Meine Sportkarriere war zwar unter- brochen, Rekordläufer konnte ich nicht mehr werden. Aber ich hatte immer noch einen guten Namen. Mei- ne Rekorde (Jugend-Rekorde) waren noch nicht überboten. Ausserdem war ich Sportstudent gewesen, hatte wirk- lich was gelernt und wäre kein schlechter Truiner geworden. So jemanden konnte die Hitlerjugend gebrauchen. Und deshalb bot man mir an: ich brauchte nicht erst einfacher Hitlerjunge werden, solle sofort einen „Posten" bekommen: Sportwart (d. h. eine Art Truiner und Mannschaftska- pitän) für eine Einheit von fünf- bis sechshundert Hitlerjungen. Das war eine verlockende Aussicht für mich. Ich liebte meinen Sport, war stolz, auf das, was ich wusste und konnte, und hätte es mit Freuden an- deren Jugens beigebracht. Ich hätte auch wieder eins Rolle gespielt — und welcher Junge täte das nicht g-ern? Immer mehr meiner Freunde wurden Hitler jungen. Auch mein Freund Wolf lief plötzlich in Hitlerjungen-'Uniform herum. Das ärgerte mich teils, (denn er hatte mir nichts davon gesagt) teils war ich neidisch. Aber da kam ein Widerstand von un- erwarteter Seite. Mein Vater, als ich ihn fragte, ob ich nicht auch in die Hitlerjugend eintreten solle, war em- pört. „Niemals! solange ich was zu sagen habe. Daraus kann nur Unglück ent- stehen. Du wirst verkommen und ver- lumpen in dieser Gesellschaft!" Ich war ganz erschrocken. Noch nie hatte ich Vater so aufgeregt gesehen. Inzwischen verging die Zeit. Es war schon Hochsommer oder Henbst 1933. Bisher wia.r map gelockt und gebeten worden, in die Hitlerjugend einzutre- ten. Jetzt wurde mehr und mehr ein Zwang ausgeübt. Fast jede Woche kamen neue Anfra- gen, Verordnungen, Fragebogen ins Geschäft: Wie und wo sind die An- gestellten organisiert? Alle mussten zwangsweise in die Arbeitsfront! Die männlichen Angestellten aber sollten ausserdem in die SA eintreten. Nun hatte aber unser Geschäft (ein Da- menkonfektionsgeschäft) sehr wenig männliche Angestellte, fast nur Mäd- chen. Die paar Rayonchefs und Rei- sende waren schon zu ,alt für die SA. Der Packer, unser einziger Arbeiter, war jener Katholik, der in München von der iSA verprügelt worden war. Der weigerte sich. Und ich war für* die SA noch zu jung. Ich sollte in die Hitlerjugend. Nachdem ich schon fast bereit gewe- sen war, in die HJ. einzutreten, gefiel mir dieser Zwang nun wieder gar' nicht. Da nahm eines Tages der Chef mich- beiseite : „Adolf", sagte er, „tun Sie mir den Gefallen: treten Sie ein! Für Sie ist es besser, und für's Geschäft ist es auch bester. Sie wissen ja, jedes Ge- schäft hnit seinen SA-Mann. Wir ha- ben keinen. Jüdisch sind wir auch noch. Treten Sie ein in die Hitlerju- gend! Dann haben wir wenigstens ei- nen Nazi im Hause. Sicher ist sicher."" So kam es schliesslich, dass ich letz- ten Endes deshalb in die HJ eintreten musste, weil ich Lehrling in einem jü- dischen Geschäft war. Der Chef be- zahlte sogar aus seiner Ttasche die 150 Mark für die Uniform. Das klingt sonderbar. So war und ist es aber in Deutschlund. „Schutz-Nnzi" nannte man diese SA-Leute, die in jü- dischen Geschäften Arbeiter oder An- gestellte waren. Und gar nicht selten hatte der Portier oder irgend ein Roll- kutscher, nur weil er SA-Mann oder ■ gar SA-Führer war, mehr zu sagen als der jüdische Chef. „Es ist besser für Sie", hatte der Chef gesagt. Das merkte ich bald. Kaum war ich in der Hitlerjugend,, da hu.tte ich schon eine viel angeneh- mere Position im Geschäft, als vor- her. Und als ich dann gar avancierte,. Führer (d. h. sozusagen Offizier in der HJ) wurde und noch höherer Füh- rer, da konnte ich im Geschäft beina- he tun und lassen, was ich wollte. Kein Geschäftsführer, besonders aber kein jüdischer, hätte es gewagt, ei- nen Lehrling, der Führer in der HJ war, auch nur das Geringste zu sa- gen. Ich weiss nicht, ob ich das ß'Jles rieh- tig erzählt habe ? Ob ich habe klar machen können, weshalb und wie ich in die Hitlerjugend kam? Mit Begeisterung ging ich nicht hin- ein. Aber auch nicht mit Widerwil- len. Ich verabscheute den militärischen, Drill. Aber ich freute mich darauf,, wieder unter Jungens und jungen Leu- ten zu sein. Ich glaubte, was Heinz gesagt hatte: ..Was schlecht ist, kann mün ändern."' Und so ging ich, trotz meiner Zwei- fel, doch mit grossen Hoffnungen und wirklich gutem Willen in die HJ. Ich hoffte auf eine schöne Gemein- schaft mit allen jungen Menschen in Deutschland, und dass wir vieles bes- ser machen könnten, als es bisher ge- wesen war. „Gemeinnutz geht vor Eigennutz!" 31. .Aus diesem Gefühl heraus hatte ich mir auch vorgenommen, von den An- geboten, die man mir gemacht hatte, zunächst keinen Gebrauch zu machen, nicht auf irgend einem Posten, als Sportw-j.rt oder sonst etwas Höheres» anzufangen. Ich wollte, das hatte ich so oft .gelesen, „von der Pike auf die- nen". Ich meldete mich als einfacher Hitlerjunge. Die HJ unseres Stadtviertels hatte ih- re Zusammenkünfte in einer Schule jeden Dienstag und Donnerstag. i>.a musste ich also hin, um mich zu mel- den. Etwa hundert Jungens standen vor der Schule auf der Strasse, stramm militärisch ausgerichtet, alle in Uni- form. Ich kannte keinen. Vor der Front stand einer, etwa so alt wie fch, -offenbar der im Rang Höchste. Ich ging auf ihn zu und sagte: „Ich möchte in die HJ eintreten. Kann ich mich hier melden ?" Er sah mich von oben bis unten an (ich war natürlic hin Zivil) und schnarrte, nicht absichtlich unfreund- lich, aber absichtlich militärisch: „Ich bin der Gefolgschafts führ er. Wenn Du mit mir sprechen willst, musst Dil militärische Haltung an- nehmen .' Hacken zusammen! I lände an •die Hosennaht! So! — und er machte es mir vor. Ich machte es ihm nach. So standen wir uns einen Moment lang gegenüber. Dann sagte er: „Rühren!" und n j.hm eine lässigere Haltung an. „Also Du willst in die HJ? Bisschen spät! Wie heisst Du " „Adolf Goers" — „Was ist Dein Vater?" -— „Beamter". — „Ah! Guck' an! Jetzt kommen schon .die Beamtensöhnchen zu uns! — Wo wohnt Ihr?" „Goethestrasse 45". „Dann gehörst Du in Schür zwei". Ganz laut: „Scharführer Heiland!" Einer von den hundert angetretenen Jungens spritzte heran, stand stramm: „Scharführer Heilimd zur Stelle!" „Hier ist ein Neuer. Gehört in Deine Schar. Nimm ihn mit! — Zu mir: „Bleibst gleich heute da!" Ich wurde irgendwohin zwischen die anderen Jugens gesteckt. Dann ertön- ten ein paar Kommandos und wir marschierten in die Schule. Die Stiefel knallten auf das Pflaster. Je lauter, je besser! Das machte allen offen- sichlich S'pass. Ich hatte keine Stiefel, nur Schuhe. Ich konnte nicht so knal- len, kam mir in meinem Zivilanzug fremd und ausfällig vor. (Forsetzung nächste Nummer). In den hektog/mfierten Nummern von Heute und Morsen veröffentlichten wir die ersten vier Ih'ori setzn »Ken unseres Tiitsaelieiihvriehtes iilicr die Hitlerjugend. "Wer unsere liektopsrafierten Nummern liiclit beklimmen liiit, ktstin diese vier FortseTziiiiRcii mieSitrssglieh eriiiiiten. Sie kosten (als Mindestpreis) — > Ctvs. in Briefmarken. Schreibt uns deswegen! unser, fbuilleon (Film, Theater, Diteratur) muss in dieser Nummer wegen Platzmangel ausfallen. Wir holen diesen Ausfall in der nächsten Nummer mit •einer ausführlichen und allgemein interessierenden Filmbesprechung nach. Wir werden weiter über die Arbeit des Regisseurs John Ford schreiben, dessen her- vortagendes Wirken „Heute' und Morgen" seinerzeit als erste Zeitschrift gewür- digt hat. Mit dem Film „QUE VERDE ERÄ MI VÄLLE" („Wie grün war mein Tal") hat er einen neuen — wir können ruhig sagen: sozialistischen ■— Film geschaffen, der völlig ausserhalb der üblichen Filmproduktion steht. LIEBEGENOSSEN! Dieses ist die erste Nummer von Heute und Morgen" die gedruckt und in Zu- sammenarbeit mit dem „Anderen Deutschland" erscheint. Der zur Verfügung stehende Raum ist beschränkter als vorher. Wir können deswegen nicht all© angekündigten Rubriken bringen. Wir bitten alle unsere Mitarbeiter, ihre Bei- träge möglichst knapp und dabei möglichst treffend abzufassen. Alle Beiträge sind uns willkommen. Wir appellieren an eure, Mitarbeit. Heute und Morgen" ist nicht die Zeitung von Einzelnen. „Heute und Morgen'' ist unsere Zeitung, unsere Diskussionstribüne, unsere Meinungsäusserung! Sagt eure Meinung! Sammelt Centavos für eure Zeitung, damit wir sie besser und vielseitiger aus- gestalten können! Genossen, kämpft einig und geschlossen um unser sozialisti- sches Morgen! FREIHEIT! GLEICHHEIT! BRUEDERLICHKEIT! 32 WIR MÖCHTEN AUCH FÜER SIE WERBEN Der grössere Umfang unserer Zeitschrift und die verbesserte Aufma- chung bieten uns die Möglichkeit — dem Wunsche etlicher Freunde entsprechend — wieder eine beschränkte Anzahl Anzeigen aufzu- nehmen. Den Anzeigentarif haben wir so niedrig wie möglich angesetzt: eine ganze Seite ... $ 40.—eine halbe Seite ... $ 20.— eine viertel Seite ... $ 12.—eine achtel Seite ... $ 7.50 1/16 Seite ...... S 4.— Ausserdem richten wir noch eine »Liste empfehlenswerter Geschäf- te", nach Branchen geordnet ein. Für einen Text von 2 Zeilen berech- nen wir $ 1.50, Leser unserer Zeitschrift zahlen nur $ 1.—. Bedingung für die Aufnahme in die Liste ist ein Mindest-Abschluss für 6 Monate. Da unsere Zeitschrift viele Freie Deutsche erreicht, an die Sie auf an- derem Wege schwerlich gelangen können, und da sich ferner die enge Verbundenheit unserer Leser mit ihrer Zeitschrift gewiss auch auf deren Inserenten übertragen wird, so kann ein Inserat im Ande- ren Deutschland evtl. auch für Sie von grossem Nutzen werden. — Bitte machen Sie auch Ihre Bekannten und Lieferanten auf diese Möglichkeit aufmerksam. PRECIOS DIE VENTA Y STJSCRIPCION Suscripciön Numero anual suelto BOLIVIA:.................. Bs. 60.— Bs. 6 — BRASIL:.................... 20$000 2$000 COLUMBIA:.................. $ 2.— 20 cts. COSTA RICA:................ 6 Colones 60 cts. CUBA:...................... 1 peso 10 cts. CHILE:.................... $ 30— $3 — DOMINICANA:................ $ 1.— 10 cts. ECUADOR:.................. 15 sucres s/. 1.50 EL SALVADOR:.............. $ 2.50 25 cts. GUATEMALA:................ 1 quetzal 10 cts. HONDURAS:................. 2 lempiras 20 cts. MEXICO:.................. 5 pesos 50 cts. NICARAGUA:................ 1 Dolar al cambio 75 centavos corriente de cordoba PANAMA Y ZONA DEL OANAL: ... B. 1.— 10 cts. PARAGUAY:................ 350 pesos 35 pesos PERU:.................... 6 soles 60 cts. PUERTO RICO:.............. 1 Dolar 10 cts. U. S. A.:.................... 1 Dollar 10 cts. URUGUAY:.................. $ 2.— o/u. 20 cts. VENEZUELA:................ Bs. 5.— Bs. 0.50