LA OTRA ALEMANIA (Organo de los a-lemanes libres de America del Sur) Begistro Nacional de la Propiedad Intelectual No. 104.574 BUENOS AIRES £ SEPTEMBER 1942 aus dem inhalt Dr. Kipper - Dr. Siemsen: Indienproblem E. Lackenbacher: Americanus: Hedwig Schlichter P. Walter laeob: Ulrich Becher: Oesterreichs Beitrag zum Nationalsozialismus USA im Krieg Ueber John Steinbeck Freies Deutsches Theater — Heute Mahnsonette La guerra se extiende hacia la Amdrica del Sur Que dicen los Sovjets Das Andere Deutschland Die Verbrannte Literatur und die Freie Literatur finden Sie nur in der BUCHHANDLUNG — GROSSANTIQUARIAT LEIHBIBLIOTHEK BARNA LAVALLE 379 JURAMENTO 2384 ü. T. 31-7427 u. 31-4513 U. T. 73-4777 giiniinimmiiinömiiiiiimaiiiMiiiiuiamiiiiiuiiniiiiiiiHiiiniiiiiimiiiriiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiitiiiimiiimHiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiHiiniiiiiiiiiHir^ I Besuchen Sie die | E g 1 Freie Deutsche Bühne | I DAS EINZIG® UNABHAENGIGE 1 = DEUTSCHSPRACHIGE BERUFSTHEATER AMERIKAS. = S 5 1 Vorstellungen jeden Sonnabend und Sonntag | 1 IN DER CASA DEL TEATRO, SANTA FE 1243 J I Eintrittspreise $ 1-- bis $ 4.—. i ^iwmmiHnnmiiymnimiiiiiiiiaMHiiiiiiiinHniiiiniiaiiiiiiMiHiHiiiiiiiiHiitaiiiiiniiiiiHimmniiiniiiiiiiiiiiiHiiiimiiiiiniHiiiiiiiiiniiiiiiij kuiiimiiiBiifiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiiHiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiMimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiir 1 Sastreria ! CARLTON | ESMERALDA 117 U. T. 34-5020 | DAS ANDERE DEUTSCHLAND (LA OTRA ALEMANIA) ^sNgE^ Editor y director: Dr. AUGUSTO SIEMSEN, ex - diputado del Reichstag. TUCUMAN 309 - BUENOS AIRES - U. T. 31 - 3922 JAHRGANG V. — Nr. 54 — SEPTEMBER 1942 REG1STRO NACIONAL DE LA PROPIEDAD INTELECTUAL No. 104.S74 Dr. D. Kipper: ZUM indienproblem Es war einige Monate vor Kriegsausbruch, als in dem Betrieb, in dem ich tä- tig war, zwei indische Werkstudenten eintrafen. Ich hatte längere Jahre in In- dien gelebt, um das gewerkschaftliche Leben, sowie die Philosophie und das religiöse Leben des Volkes zu studieren. Eine seltene Gunst der Verhältnisse gab mir Gelegenheit, mit allen Schichten des Volkes in Berührung zu kommen, und es war mir immer ein hoher Genuss, mich mit den Menschen der verschie- densten Kasten über alle möglichen Probleme unterhalten zu können. Die bei- den jungen Studenten interessierten mich daher, und ich lud sie zu einer Un- terhaltung ein. Aber es wurde eine grosse Enttäuschung für mich. Die beiden schwärmten für Hitler und sein „System", sprachen mit Begeisterung von dem Freiheitsdrang des indischen Volkes, und erwarteten mit Ungeduld den baldi- gen Krieg, wie die Inder sich erheben würden „wie ein Mann" und die Englän- der aus dem Lande jagen. — Ich war erstaunt und erschrocken über die Ober- flächlichkeit, mit der diese beiden stolzen Angehörigen der Kshatriyat-Kaste (Kriegerkaste) das wirkliche Indien ganz und gar ignorierten und über ihre völlige Unkenntnis der weltgeschichtlichen Bedeutung ihres eigenen Landes. — Waren das Vertreter jenes Volkes, dessen Gedankenwelt einen Schopenhauer zu seinem profunden Philosophiesystem inspirierte? Aber Gandhi, Nehru und Jinnah, sind sie nicht die berufenen Vertreter des in- dischen Volkes? Unter den Führern der indischen Unabhängigkeitsbewegung gibt es sicher hervorragende Persönlichkeiten, mit Gedänken und Ideen, deren Verwirklichung nicht nur für Indien, sondern für die ganze Welt frucht- und segenbringend wäre. Aber von den Ideen bis zu ihrer Verwirklichung ist ein weiter Weg. Zwischen ihnen liegt nicht nur die Herrschaft Englands, sondern auch die ökonomischen, gesellschaftlichen und weltanschaulichen Bollwerke, die nur langsam im Evolutionswege beseitigt werden können. Auf der vor kur- zem vom „Free World" veranstalteten Round-Table-Aussprache sind wunder- bare Reden gehalten worden, aber je höher der ideale Gedankenflug sich er- hebt, umso mehr entschwindet dem Blick die reale Welt. Die Herrschaft Eng- lands ist das Grundübel — verschwindet diese, so wird sich alles weitere in bester Ordnung vollziehen. Das war der Grundakkord vieler Reden. Von dem Problem, welches Indien selbst in sich birgt, von seiner durch weltanschauliche Gründe bedingten gesellschaftlichen Struktur, hat man weniger gehört. An die- sen Fragen darf man aber bei der Behandlung des Unabhängigkeits-Problems nicht vorübergehen, denn hier liegt der Schlüssel zum Indienproblem. Aktionen gegen England hat es in Indien schon viele gegeben —■ aber nur eine einzige wirkliche revolutionäre Erhebung. Es war die, welche im Jahre 1857 ausbrach. Alle späteren Bewegungen wuchsen kaum über lokale Unruhen hin- aus und wurden von England mühelos unterdrückt. Aber nicht etwa, weil Eng- lands Besatzungsarmee so überaus stark war, sondern weil die unbedingt not- wendigen Voraussetzungen für eine Revolution in Indien fehlten. Unabhängig- keitsbewegungen setzen wie alle wirklich revolutionären Bestrebungen den ein- 1 heitlichen Willen eines Volkes, oder zum - mindesten einer in sich geschlosst- nen Schicht des Volkes voraus. Beide Voraussetzungen fehlen in Indien. Politisch ist Indien in Hunderte von Fürstentümern zerklüftet, deren Herr- scher unabhängig voneinander souverän regieren. Auch England kümmert sich wenig um sie. Es schützt die Untertanen allerdings vor den schlimmsten Aus- wüchsen der Autokratie. Todesstrafe darf kein Fürst verhängen. Auch gegen die Witwenverbrennung und anderen brutalen Unfug geht England scharf vor. Aber ein einheitlicher Gesetzkodex, der dä^ gesellschaftliche Leben — wie in modernen Staaten — regelt, existiert nicht. Indien ist das typische Land der Traditionen, die das ganze Leben, einschliesslich Essen und Trinken, regeln. Aber auch die traditionelle Regelung ist nicht etwa eine einheitliche, sondern umfasst immer nur eine bestimmte Gruppe. Andere Gruppen unterliegen an- deren Traditionen. Dieses politische Durcheinander wird noch gesteigert durch die vielen Sprachen und Dialekte. Obwohl ich Sanskrit und auch einige hindustanische Dialekte beheerschte, brauchte ich in Indien mitunter 5 bis 6 Dolmetscher, von denen jeder verschiedene Dialekte sprach. Noch viel umfangreicher und komplizierter ist die Differenzierung in religiöser Hinsicht. Hier haben wir zunächst zwei Hauptgruppen, die sich gegenüberste- hen wie Feuer und Wasser. Etwa 70 bis 80 Millionen Mohammedaner und 230 bis 240 Millionen Hindus. Die Divergenz dieser beiden Religionen bildet an und für sich schon ein ausserordentlich schwieriges Problem. Mohammedanis- mus und Hinduismus sind so grundverschieden, dass sie in einem Lande, in dem die Religionen eine solche Bedeutung haben wie in Indien, keinen Platz nebeneinander haben. Ein unabhängiges Indien, wo diese beiden Gruppen fried- lich nebeneinander leben — ist für einen Kenner Indiens etwas Unvorstellbares. Wiederholt ist daher auch schon von den Mohammedanern angeregt worden, Indien seinen beiden Bekenntnissen entsprechend zu teilen. Aber noch ein anderes sehr bedeutsames Hindernis erschwert eine aktionsfä- hige Einigung Indiens: Das Kastenwesen. Spaltet die Gegensätzlichkeit zwi- schen Islam und Hinduismus Indien in zwei klaffende Hälften, so teilt das Ka- stenwesen das indische Volk in zahllose Sondergruppen. Die Einteilung in vier Kasten — obschon den Gesetzen Manu's entnommenen — ist eine blosse Fik- tion. Es gibt wenigstens 900 Kasten von je über 1000 Mitgliedern — die sich wie- derum in verschiedene Unterkasten teilen. Das Verhältnis der Kasten zueinan- der ist zwar nicht ein religiös gegensätzliches, wie etwa zwischen Islam und Hinduismus; dieses kann es nicht sein, weil das Kastenwesen in der hinduisti- schen Religion selbst verankert ist. Trotzdem aber ist die Sonderung voneinan- der so gross, dass diese das eigentliche Hauptmerkmal der Inhomogenität des indischen Volkes ist. Durch eine ganze Reihe von Vorschriften werden die Ka- sten derart voneinander distanziert, dass selbst die „Nürnberger" Judengesetze nur eine annähernde Parallele bilden. Rigorose Bestimmungen regeln die Spei- segesetze. Kein Hindu darf etwas essen, was von einem Angehörigen der nie- deren Kaste zubereitet oder auch nur berührt wurde. Keiner darf mit den Mitgliedern einer niederen Kaste zusammen essen. Eine Verletzung dieser Be- stimmungen führt zum Ausschluss aus der Kaste — das Schlimmste, was einem Hindu passieren kann. Keine Kaste nimmt den Ausgegossenen auf, alle Fami- lienmitglieder, selbst Weib und Kinder, trennen sich von ihm, weil sie sonst auch ausgestossen würden. Die Kaste hält die Beerdigungszeremonie für ihn ab, für sie ist er tot. — Jede Kaste übt Jurisdiktion über ihre Mitglieder aus. Selbst Hinrichtungen konnten früher vollzogen werden. Wo es sich um gewer- betreibende Kasten handelt, regelt die Kaste —• ähnlich wie unsere Fachverei- ne und Gewerkschaften — alle Fragen der Arbeits- und Lohn Verhältnisse. Aber man hüte sich, Begriffe unseres gewerkschaftlichen Denkens — wie etwa Klas- senbewusstsein etc. — auf das Kastenwesen zu übertragen. Das Kastenwesen hat mit sozialer Gliederung nichts zu tun. Man findet die Mitglieder der ver- schiedensten Kasten —• auch die der höchsten — in allen Berufen. Damit schwindet aber auch die Möglichkeit, irgend eine Schicht des Volkes zu einer sozialen Klassengemeinschaft zusammen zu «schweissen. Die soziale Stellung be- deutet nichts. Die Kastenzugehörigkeit alles. Auch die heiligen Institutionen des indischen Volkes werden nicht ewig dau- ern. In den Grosstädten und Industriezentren, wo der Fluss der Dinge natur- 2 gemäss die alten Traditionen schneller zernagt als auf dem Lande, sind die trennenden Schranken schon hier und da durchlöchert. Auch die Führer der indischen Unabhängigkeits-Bewegung bemühen sich ehrlich um die Einigung des Volkes. Aber Indien ist gross, und bis jetzt haben selbst die Stimmen Gan- dhis und Nehrus noch keine Massen in Bewegung gebracht. Wie wird sich die Zukunft Indiens gestalten? Indien wird vom Schicksal der übrigen Welt nicht unbeeinflusst bleiben — und das Schicksal der Welt wird im Feuer des gegenwärtigen Krieges geschmiedet. In jedem Falle aber wird In- dien, wenn es vor blutigen inneren Erschütterungen bewahrt bleiben soll, auf lange Zeit hinaus noch der Hilfe und des Schutzes des Abendlandes bedürfen. Aber Schutz und Hilfe ohne Ausbeutungsabsichten. Diese Garantien aber kann nur der Sozialismus bieten. August Biemsen: england und indien Der schnelle Zusammenbruch der englischen Machtposition in Hinterindien, einschliesslich des „uneinnehmbaren" Singapur, der sich nicht zuletzt aus dem Hass der Eingeborenen gegen die englische Herrenkaste erklärt, warf die Fra- gen auf: Wird Indien sich besser behaupten? Und unter welchen Bedingungen? Diese Fragen waren um so brennender, als Indien — weit mehr noch wegen seiner strategischen Position als wegen seines Rohstoffreichtums — eine ent- scheidende Bedeutung im heutigen Weltkrieg zukommt. Die Engländer beantworten diese Frage dahin, dass Indien nur dann erfolgreich verteidigt werden könne, wenn ihre Herrschaft prinzipiell bestehen bleibe. Erst nach dem Kriege könnten die Freiheitsforderungen der Inder erfüllt werden. Umgekehrt sagen die Führer der Kongresspartei und der indischen Unabhän- gigkeitsbewegung, Indien könne nur als völlig freies und unabhängiges Land sich der drohenden japanischen Invasion erwehren. Einer richtigen Stellungnahme in dieser Frage und darüber hinaus einer Be- urteilung des gesamten indischen Problems stehen nicht nur Zweckpropagan- da und blinde Parteinahme im Wege, wie sie in Kriegszeiten wild ins Kraut schiessen, sondern auch die mangelnde Kenntnis des seltsamen und unserm Denken so fern liegenden Landes. Der obenstehende Aufsatz unseres Freundes Dr. Kipper, eines intimen Kenners der indischen Verhältnisse, gibt dem, der um die Wahrheit bemüht ist, Mate- rial für die Urteilsbildung. Keineswegs aber geben die Darlegungen Kippers dem recht, der in blinder Parteinahme alles mit den Augen der Engländer sieht oder gar den Standpunkt der Engländer noch übersteigert. Davon ist Kipper, der sich in seinem Aufsatz auf die Schilderung der inneren Zustände und Schwierigkeiten Indiens beschränkt, weit entfernt. Erst recht verurteilt er aufs schärfste diejenigen, die sich damit vergnügen, den Führer Indiens, den Romain Rolland den indischen Christus genannt hat, von dem Kipper meint, dass man ihm nur mit Ehrfurcht begegnen könne, zur Zielscheibe ihres Spottes und ihrer Verdächtigungen zu machen. Ergänzen wir Kippers Ausführungen zunächst durch einige Worte über Eng- lands Rolle in Indien! Gewiss haben die Engländer mancherlei für den Fortschritt Indiens getan, so- weit er in ihrem eigenen Interesse lag. Ebenso gewiss hat England aus Indien Gewinne gezogen wie aus keiner anderen Kolonie. Die Inder waren ihnen in erster Linie Objekt der Ausbeutung. Die inneren Zwistigkeiten wurden geschürt, um besser herrschen zu können. Brutal wurden Widerstandsversuche unter- drückt. Die im vorigen Krieg gegebenen Versprechungen wurden nicht gehal- ten. Und zweifellos spielen auch heute die rein materiellen Interessen der an der Ausbeutung Indiens interessierten Kapitalisten, die das „Kronjuwel" des englischen Imperiums nicht aufgeben wollen, eine grosse Rolle. Ist es da nicht etwas viel verlangt, wenn man von den Indern erwartet, dass sie die Sache Englands oder der Achsengegner ohne weiteres als die ihre anse- hen sollen? 3 Dennoch haben Gandhi und Nehru und die Kongresspartei deutlich- erklärt, dass sie den nazistischen und japanischen Imperialismus verabscheuen, und dass sie gemeinsam mit England und USA Indien gegen den japanischen Angriff verteidigen wollen. Und nichts berechtigt dazu, an dem Ernst dieser Zusiche- rung zu zweifeln. Eine andere Frage ist, ob sie in der Lage sind, ihre gute Absicht durchzuführen. Kippers Darlegungen stimmen skeptisch, indem sie die Gefahr schwerer innaer Konflikte vor Augen stellen. Ob Geschicklichkeit und Einfluss der Führer der Kongresspartei ausreichen würden, sie zu verhindern, erscheint fraglich. Falsch ist es aber jedenfalls, die Dinge so darzustellen, als ob die Kongresspartei nur eine ganz belanglose Minderheit sei, da sie ja „nur" drei Millionen Mitglieder zähle. Eine Parteiorganisation hat kaum irgendwo in der Welt, soweit sie nicht staatliche Monopolstellung einnimmt, mehr als einen kleinen Bruchteil der Be- völkerung umfasst. Sie stellt nur die bewusste Gruppe dar, welche weit grösse- re Massen beeinflusst und führt. Das gilt wahrscheinlich doppelt in einem Lande, wo die meisten Menschen Analphabeten sind. Wenn trotz allem die Gewährung der vollen Freiheit Indiens ein Wagnis sein mag, so gilt doch hier um so mehr das Wort „Wer nicht wagt, gewinnt nicht", als auf der anderen Seite ein Kampf gegen die japanische Invasion mit einem feindlichen indischen Volk im Rücken noch weit gefährlicher ist. Der Glaube, dass es den Engländern durch die Verhaftung der indischen Führer, durch die Unterdrückung der freien Meinung und durch die Peitsche gelungen sei, den Kampf der Inder um ihre Freiheit zu unterdrücken, erscheint uns falsch. Selbst die Nachrichten, welche die Zensur durchlässt, widersprechen dem. Falls die Engländer nicht noch einlenken, wird die nähere und weitere Entwick- lung voraussichtlich zeigen, dass sie sich furchtbar geirrt haben. Dieser Auf- fassung ist auch ein Artikel, den H. G. Quaritch Wales in der Juninummer von „Free World" über die Aussichten der Verteidigung Indiens veröffentlicht hat. Er schliesst mit den Worten: „Kein grösseres Unglück konnte sich ereignen, als dass man zuliess, dass die Sendung von Gripps als das letzte Wort in der Frage der Gewinnung der un- bedingten indischen Mitarbeit für die Rettung der Zivilisation erschien." Endlich hat aber nach unserer Ueberzeugung die Sache der Alliierten durch Englands Verhalten gegenüber Indien einen schweren moralischen Schlag er- halten. Es geht nicht an, zu versichern, man kämpfe für die Freiheit, und gleich- zeitig ein Volk, das seine Freiheit fordert, gewaltsam niederzuhalten; man kann nicht die Peitsche — dieses Symbol des Sklavenhalters — schwingen und zu- gleich die Nazis als Sklavenhalter angreifen. Die Freiheit ist unteilbar. Wer Nutzen und Freiheit verwechselt, ist nach Thomas Mann ein schlechter Freund der Freiheit." Palacios hat am 18. August im Senat — bezeichnenderweise hat die Presse es grösstenteils totgeschwiegen — das gesagt, was gesagt werden muss, die Wahr- heit: „Als die indische Regierung das Gesetz der Peitsche in Kraft setzte, hat sie nichts anderes getan, als eine Niederlage einzugestehen; denn die Peitsche belei- digt die Menschenwürde, und mehr als auf dem Fleisch der Inder hinterlässt sie ihre schmachvolle Spur auf der Sache dessen, der sie schwingt . . . England darf nicht vergessen, dass dieser Krieg mehr noch als ein Kampf der Waffen ein Kampf des Geistes ist, und dass man ein Volk nicht zum Kampf für die Freiheit bringen kann, wenn man es als Sklave behandelt. Die Bestäti- gung dieser Versicherung ist, dass sie [glücklicherweise auch im reinen Be- wusstsein des englischen Volkes vorhanden ist, wie das aus der Erklärung des Nationalrats der Arbeiterpartei hervorgeht, „dass die englische Regierung mit der in Indien angenommenen Haltung vor der ganzen Welt auf das Recht ver- zichtet, das sie hatte, um die Prinzipien der Freiheit und der Demokratie zu ver- treten". In der Tat ist es nicht möglich, diese Prinzipien zu verteidigen, indem man die Peitsche schwingt und die Prügelstrafe gegen diejenigen verwendet, welche glauben, dass die Freiheit das höchste Gut ist. Wenn sich der Okzident nicht in ein endloses Chaos auflösen .soll, so muss die Demokratie im Dienst des Geistes stehen, und das tut sie nur bei Anwen- dung der Mittel, welche die Menschenwürde erhöhen." 4 Americanus: u. s. a. im kriege Wenn der Krieg heute zuende wäre, könnte der Nordamerikaner mit Recht sagen: so gute Zeiten habe ich noch nie erlebt. Das Einkommen der Far- mer ist seit Kriegsausbruch um 50 Prozent gestiegen; sie fangen an, ihre Schulden und Hypotheken abzuzah- len. In den Fabrikstädten verkaufen die Restaurateure ihre letzten Vorrä- te an Champagner, und die Bars und Tanzdielen haben an jedem Sonn- abend doppelt soviel Besucher wie sonst in der Neujahrsnacht. Lebens- mittel, Kleider, sind in Hülle und Fülle vorhanden und werden gierig gekauft von denen, die endlich einmal wieder Arbeit haben, oder deren Ein- kommen infolge der Rüstungskonjunk- tur gestiegen ist. Aber das wird nicht so bleiben. Das gesamte Einkommen der Nord- amerikaner im laufenden Jahr wird auf etwa 100 Milliarden Dollar ge- schätzt. Dem steht eine Warenmenge von ungefähr gleichem Wert gegen- über. Die Hälfte dieser Waren aber können nicht gekauft werden; es sind Rüstungsprodukte. Um die Inflation mit ihren verheerenden Folgen zu ver- meiden, muss die Regierung ihren Bürgern die Hälfte ihres Einkommens wieder aus der Tasche holen. Die Steu- ern sind mehrfach in den letzten Monaten erhöht worden; für Zeich- nung von Kriegsanleihe, auch in kleinsten Beträgen, wird riesige Pro- paganda gemacht. Wenn alles nichts hilft — und das Ergebnis ist bisher nicht befriedigend —, ist die Einrich- tung einer Zwangskasse in Aussicht genommen. Die Regierung erklärt, dass der Lebensstandard der breiten Massen auf das Tief des schlimmsten Krisenjahres, 1932, gesenkt werden muss. Damals gab es zu viel Waren und zu wenig Geld, heute zu viel Geld und zu wenig Waren. Das Resultat ist das gleiche. Der Amerikaner neigte immer dazu, zynische Bemerkungen über Regie- rungsleute und Beamte zu machen. Aber in Friedenszeiten war das ja al- les nicht so wichtig. Im Kriege, so glaubte er, würde die Regierung schon Ernst machen. Aber die Regierung macht nicht Ernst. Dafür einige Bei- spiele : Die Umstellung und Leitung der Pro- duktion überlässt die Regierung den „Experten", die sämtlich aus der Pri- vatindustrie kommen. Da die Regie- rung, die die Rüstungsaufträge ver- gibt, heute der grösste Käufer ist, holt sie ihre Fachleute aus den grossen und grössten Betrieben. Die Bindung dieser Leute an die Privatindustrie lässt sich nicht von einem Tag zum andern lösen. Kleinere Unternehmer beklagen sich, dass die Grossen die be- sten Aufträge bekommen. Privateigen- tum bleibt heilig. So konnte im Juli die Armee nicht genügend Konserven- dosen für Soldatenrationen bekom- men, weil ausgerechnet die Fabrikan- ten von Hundefutter sich mit unge- heuren Vorräten eingedeckt hatten, und die Regierung war zu „anstän- dig", ihnen die Vorräte wieder abzu- nehmen. Sorglosigkeit und Verschwen- dung tun das übrige. Obwohl USA zehnmal soviel Kupfer hat wie Deutschland, fehlt mit einem Male Kupfer an allen Ecken und Enden, so- dasj wichtige Rüstungsbetriebe im vergangenen Monat lahmgelegt wa- ren. Aber die Marine besteht darauf, dass z. B. Namenschilder für Offiziers- kabinen aus Messing sind. Es ist so schwer, alte Gewohnheiten aufzuge- ben. Aehnlich. steht es mit Aluminium, Nickel, Gummi. Prachtvolle, neue Fa- briken werden nie ihren Betrieb auf- nehmen, viele davon werden wieder abgerissen werden, weil das Rohmate- rial fehlt. Der Interessenkampf zwischen den beiden grossen Parteien verschlingt weiterhin viel von der Kraft und Zeit hoher Beamter. 1942 ist ein Jahr der Entscheidung: ein Drittel des Senats, das ganze Repräsentantenhaus und verschiedene Staatsgouverneure wer- den neugewählt. Der Präsident selbst hatte in letzter Zeit häufige und lan- ge Besprechungen mit Parteiführern. Dabei kam es vor, dass der Kriegsmi- nister im Vorzimmer warten musste, weil Roosevelts Besprechungen mit ei- nem Parteimann über die kommenden Gouverneurswahlen im Staate New York sich von einviertel auf dreivier- tel Stunden ausdehnte (Mitte Juli!). Die Kongressmitglieder bewilligten sich, im Kriegsjahre 1942, Pensionen: wer von jetzt an 5 Prozent seines Ge- haltes in eine Pensionskasse einzahlt, hat Anspruch auf Pension bis Lebens- ende. Dann, als der Sommer kam, ging der Kongress wie gewöhnlich auf 6 Wochen in die Ferien. Der Vorsit- zende des Ausschusses für militärische Angelegenheiten hielt es noch für not- wendig, „aus guter Quelle" zu verra- ten, dass der Krieg noch in diesem Jahre, „spätestens aber im nächsten", zuende gehen würde. Es wäre, so fol- gerte er, also nicht nötig, die 18—20- jährigen zum Heeresdienst einzuzie- hen, oder gar die Familienväter, wie von anderer Seite vorgeschlagen wor- den war. Auf militärischem Gebiet, darin sind sich die Kritiker einig, hätte sich die Regierung schon lange dazu aufraffen müssen, eine oberste Befehlsstelle für Heer, Marine und Luftwaffe zu schaf- fen. „Die Schande von Alaska" ist überall Gegenstand erregter Diskus- sionen. Die amerikanischen Streit- kräfte, die dort stationiert sind, kön- nen nicht verhindern, dass die Japa- ner sich immer fester auf den Aleuten einnisten und damit Alaska unmittel- bar bedrohen. Aber sie erhalten ihre Befehle von zwei verschiedenen Stel- len, die 3000 km. von einander entfernt sind (nördlich und südlich von Kana- da), je nachdem ob sie der Admirali- tät oder dem Armeekommando unter- stehen. Und die Regierung spricht nicht das entscheidende Wort. Zur Be- ruhigung der Oeffentlichkeit schickt der Kongress eine Studienkommission nach Alaska, um festzustellen, was ei- gentlich dort oben vor sich geht! Mancher frägt sich, wie solche Fehler und Halbheiten in der wirtschaftli- chen und militärischen Führung des Krieges zu erklären sind. Und es ist bezeichnend für die geringe politische Reife der Nordamerikaner, dass hier, im Gegensatz zu England, die ein- drucksvollste, bestbegründete Kritik nicht von einer organisierten und ge- schulten Gruppe ausgeht. Es musste ein Militär kommen, der leidenschaft- lich und gründlich zugleich die Feh- ler in der Kriegführung der Alliierten aufdeckt (Kernan, Defense will not win the war). Sein Buch schreit den Amerikanern zu: es ist die höchste Zeit! Wenn wir uns nicht in letzter Minute völlig umstellen und uns selbst und alles, was wir haben, ganz gegen den Faschismus einsetzen, wird es bald zu spät sein. Kernan stellt sich gegen die „Wirt- schaftsführer", die sagen: um Hitler zu besiegen, brauchen wir nur unsere Produktion an Kriegsmaterial zu er- weitern und zu beschleunigen, und nur immer mehr Nationen mit Facht-Leih- Verträgen die Mittel zum Kampf zu geben. Er wendet sich gegen die Tech- niker, die behaupten: der moderne Krieg sei ein Krieg der Maschinen; wer die besten Maschinen habe, werde ihn gewinnen. Und gegen die Theorien der Militärs: der Angreifer brauche dreimal soviel Menschen und Material wie der Verteidiger; man müsse sich auf die Verteidigung beschränken und warten, bis Hitler sich verbraucht ha- be. Das ist, sagt Kernan. „die Vertei- digungsstrategie der Bourgeois". Wir können noch so viel Kriegsmaterial produzieren und an alle Fronten der Welt schicken; Hitler hat die Mittel, dieses Material zu zerschlagen oder zu erobern. Maschinen allein können den Krieg nicht gewinnen; die Maginotli- nie war eine solche Maschine, die eng- lische Flotte ist eine andere, und die amerikanische „Marine zweier Ozea- ne", die 1944 fertig sein soll, eine drit- te. Die Alliierten, deren Besitzungen über den ganzen Erdball verstreut sind, versuchen, jedes Stück ihres Be- sitzes zu verteidigen. Damit verzetteln sie ihre Kräfte und geben Hitler die Möglichkeit, Ort und Zeit seiner An- griffe zu bestimmen und ihnen die Besitzungen Stück um Stück zu ent- reissen. Kriege werden nicht gewon- nen, wenn man nur am Rande des Kampffeldes knabbert. Man muss sich vielmehr kopfüber in das Herz des feindlichen Gebietes und gegen sei- ne stärksten Stellungen stürzen. Seine Kritik an der Kriegführung der Bourgeoisie ist besonders deutlich, wenn er vom Frankreich und England aus der Zeit des ersten Weltkrieges spricht. Clemenceau und Lloyd George hatten ihr Mandat von der herrschen- den Klasse. Ihre Ansichten über Kriegführung entsprachen denen der Bourgeoisie; sie brauchten Heerfüh- rer, die dieser Klasse genehm waren. Papa Joffre, ein unfähiger General, war das Idol des französischen Bür- gertums. Es war militärisch falsch, aber innenpolitisch ratsam, ihm auch nach seinem Versagen in der ersten Marneschlacht das Kommando zu las- sen. Douglas Haig war ein Trottel. Lloyd George wusste es. Er wusste auch, dass Haig Division um Division nutzlos in den Tod jagte. Aber er konnte ihn nicht absetzen, weil er kei- 6 ne Handlungsfreiheit hatte. „Diese sogenannten demokratischen Regie- rungen wurden beherrscht von klas- senbewußten Oligarchien". Ihre Krieg- führung war entsprechend. Kernans Buch wurde über Nacht das meistgelesene Buch der Nordamerika- ner. Es war in jedem Laden, an jedem Zeitungsst-and zu haben; in zwei Mo- naten kamen sechs Auflagen heraus. Immer lauter wurden die Stimmen, die zu energischer Kriegführung und vollem Einsatz rufen —■ nicht auf den Salomoninseln oder in Neuguinea, sondern in Europa. Werden die Leiter der amerikanischen Politik rechtzeitig den Willen des Volkes erkennen? Oder werden auch die Amerikaner erst durch ein Meer von Schweiss, Blut und Tränen gehen müssen? Davon wird nicht nur die Dauer des Krieges abhängen, sondern auch die Form und der Umfang der sozialen Umwälzun- gen, die nach dem Kriege Nordameri- ka erschüttern werden. mir san eh die reinen lamperln! oder OESTERREICHS BEITRAG ZUM NATIONALSOZIALISMUS Von ERNST LACKENBACHER, gewesenem Sekretär der Arbeiterkammer Wien ,,Die Idee des Nationalsozialis- mus lag- in der Luft, sie war in Oesterreich bereits ausgespro- chen. Hitler hat sie nur aufge- griffen". (Otto Strasser zu Bodo Uhse). Neuösterreichische Geschichtslüge Die wahrheitswidrige Darstellung hi- storischer Ereignisse der Vergangen- heit wirkt mit geschichtsbildender Kraft auf die Gestaltung der Zukunft. Mit Entsetzen erleben die Zeitgenos- sen ein welthistorisches Beispiel sol- cher Beziehung zwischen Geschichts- lüge und Gestaltung der Geschichte: das Werden und der Sieg des Natio- nalsozialismus und damit die Entfes- selung des zweiten Weltkrieges haben ihre Wurzeln in Geschichtslügen über Ursache, Verlauf und Ergebnis des er- sten Weltkrieges. Die Schuld des Deutschen Reiches an seinem Aus- bruch wurde zur Krieg,sunschuldlüge umgelogen; die Niederlage in der Marneschlacht wurde dem deutschen Volke weggelogen; die Niederlage Lu- dendorff-Hindenburgs vor Amiens, die den Kriegsausgang entschied, wurde zur Lüge vom deutschen Heere, „im Felde unbesiegt", das der Dolchstoss im Rücken traf. So ist die Geschichts- lüge von allen Lügen die gefährlich- ste. Ein Grosser unserer Zeit hat dies am klarsten erkannt: Thomas G. Ma- saryk. Mit unerbittlicher Strenge ist er jeder Legendenbildung in der Ge- schichte seines Volkes entgegengetre- ten. Gegen eine entfesselte nationali- stische Meute hielt er unerschrocken die Aufdeckung der Königinhof er Handschrift als Fälschung aufrecht, eines Dokuments, das das historische Vorrecht seines Volkes hätte beweisen sollen. Wer in der österreichischen Emigra- tion lebt, ihre politischen Publikatio- nen verfolgt, kann eine neue, diesmal dem österreichischen Volke gewidme- te Geschichtslüge in naszierendem Zustand beobachten. Die neuöster- reichische Geschichtslüge konfrontiert das reine, unschuldsvolle Oesterreich und sein Volk mit dem finsteren, schuldbeladenen Deutschland der Preussen. In dieser Darstellung er- scheint der Faschismus als eine preu- ssisch-deutsche Erfindung, die dem demokratischen Oesterreich aufoktro- yiert wurde; der Rassenhass, die be- sondere Blüte, die der Nazifaschismus getrieben hat, als eine dem österrei- chischen Gemüte fremde Giftpflanze, die ihm von aussen her, aus Deutsch- land natürlich, eingepflanzt wurde. Es mag als harmlos hingenommen wer- den, dass in der Emigration aus falsch verstandenem Patriotismus Entla- stungslügen zugunsten der Oesterrei- cher und Belastungslügen zu Ungun- sten der gehassten Deutschen in die Welt gesetzt werden. Aber nicht harm- los ist es mehr, wenn berichtet wird, dass in der Heimat die wildesten Na- zis in Voraussicht des kommenden Ge- richts sich ihr Alibi auf der gleichen Basis vorbereiten. Austro- Faschismus Was nun den Faschismus betrifft, übersieht diese Darstellung zwei Tat- bestände. Erstens, dass der Faschis- mus, lange ehe er das deutsche Volk unterwarf, die Regierungsform Ita- liens gewesen ist. Der Nazifaschismus hat nur seine Methoden in ein furcht- bares System gebracht. An Grausam- keit gaben ihm Horthy und Musso- 7 lini in ihren Anfängen, ehe sie ih- re Herrschaft konsolidiert hatten, nichts nach. Mussolini beherrscht seine Opfer mit milderen Methoden? Nun eben: es bedarf viel stärkerer Mit- tel, um das deutsche Volk in Unter- drückung zu halten! Richtig besehen, ist die grauenvolle Unmenschlichkeit des Nazifaschismus ein Ehrenzeugnis für das unterworfene deutsche Volk. Das italienische Volk erduldet seit zwei Jahrzehnten die Herrschaft einer bis ins Mark korrupten Räuberbande ohne Revolte, dasselbe Volk, dessen Geschichte voll ist von Aufständen gegen seine Herrscher. Die moderne Bewaffnung der Staatsgewalt hat eben nicht nur die Kriegführung, sondern auch die Möglichkeiten und Mittel des bewaffneten Aufstandes umgewälzt. Davon wissen auch wir Oesterreicher ein Lied zu singen, die den Februar 1934 erlebt und vier Jahre lang die Herrschaft des Klerikofaschismus österreichischer Eigenprägung ertra- gen haben, obgleich er weit weniger als der deutsche oder italienische Fa- schismus irgendwelchen Rückhalt in der Bevölkerung besessen hat. Und da- mit halten wir bei dem zweiten Tat- bestand, den die schönfärberische österreichische Geschichtslüge unter den Tisch fallen lässt, bei dem be- scheidenen Scherflein, das die herr- schende Klasse in Oesterreich zur Er- haltung des kapitalistischen Systems beigetragen hat. Trotz, der engen Kul- turgemeinschaft zwischen Deutschland und Oesterreich war der Austrofa- schismus nicht unter deutschem Ein- fluss entstanden, sondern autochthon aus dem kargen Erdreich unserer Al- pentäler hervorgewachsen und mit dem Geld der Banken und Industriel- lenverbände grossgepäppelt worden. Was die Dollfuss, Fey und den Rüdy Starhemberg hinderte, sich mit den gleichen grausamen Methoden an der Macht zu behaupten, die ihre hehren Vorbilder so erfolgreich anwandten, war nicht ihre Sentimentalität, son- dern ihre Schwäche; die Abhängigkeit vom demokratischen Westen, ihrer einzigen Quelle für Staatsanleihen; die innere Spaltung in drei Gruppen, eine legitimistische, die im Hinblick auf die angestrebte Restauration nach Popularität haschte — und Populari- tät hiess Opposition — eine klerikale und eine Heimwehrgruppe, die sich bis aufs Messer die Macht, die Posten und die Korruptionsgelegenheiten streitig machten. Der Zweifronten- krieg, den sie führten, zwang sie, sich den Weg zu den Nazis für die anti- marxistische und den Weg zu den Marxisten für die antinazistische Ein- heitsfront offen zu halten; sie getrau- ten sich nicht, den potentiellen Ver- bündeten zu schlagen oder gar zu er- schlagen. Dazu war der Herrschafts- apparat des Staates völlig zersetzt, Richter und Polizeiorgane waren ille- gale Nazis, und die unteren Exekutiv- ergane wussten zwar mit voller Siehsr- •heit, dass die Tage des Systems gezählt waren, aber nicht, wer es ablösen würde, die illegalen Sozialisten oder die Nazis, und funktionierten daher weder gegen die einen noch die an- deren mit der geforderten Schärfe. So erscheint der Austrofaschismus als ei- ne Diktatur der reinen Lamperln, weil seine Träger ihren Wolfsinstinkten keinen freien Lauf gewähren konnten. Das einzige Gebiet, auf dem sie Voll- gültiges leisteten, war die Korruption, da übertrafen sie ihre ausländischen Vorbilder noch um ein beachtliches Quantum von hemmungsloser Unver- schämtheit. Die Heimat der Rassentheorie Was aber den Rassenhass und Anti- semitismus anlangt, so gilt es auf die- sem Gebiete geradezu, ein Unrecht, das man im Begriffe ist, an uns Oester- reichern zu begehen, hintanzuhalten. Es gibt so wenige Gebiete, auf denen wir den Geistesreichtum der Welt durch originelle Schöpfungen berei- chert haben. Dass wir die Musik er- funden haben, das glauben uns zum Beispiel nur die Leute, die nicht im Konservationslexikon nachschauen. Dass die Psychoanalyse und die Indi- vidualpsychologie in Wien geschaffen wurden, ist zwar nicht abzuleugnen, wenngleich in den Augen vieler öster- reichischer Patrioten tief bedauerlich. Sie entschuldigen es damit, dass Freud und Alfred Adler Juden waren. Da- für hat es der Freud nur zum Privat- dezenten gebracht und der Adler hat schon 1924 nach Amerika emigrieren müssen, um sich eine Lehrkanzel zu schaffen. Aber was den Rassenhass und Antisemitismus anlangt, so ha- ben wir unabstreitbare Prioritätsrech- te, die uns die verdammten Saupreu- ssen nicht stehlen werden. Es ist eine der Meisterleistungen der Goebbels- sehen Propaganda, dem Weltbewusst- 8 sein alles Verdienst um die Ausbildung dieser Geisteshaltung als deutsche Leistung darzustellen, wo es sich um eine österreichische, zum grössten Teil urwienerische Leistung handelt. Die schlichte und einfache Wahrheit ist, dass Oesterreich nicht nur die Heimat der modernen Symphonie bis in ihre atonalen Ausläufer, des Wal- zers und der Operette, sondern auch des politischen Antisemitismus und der Verwendung der Rassentheorie im politischen Kampfe — vielleicht da- rum auch die Wiege des politischen Zionismus — gewesen ist. Ueberall, wo die vordringende Demokratie dem Volke Mitbestimmung im politischen Leben verleiht, sucht die herrschende Klasse nach volkstümlichen Parolen, um Massen in ihre politische Gefolg- schaft zu bringen und ihre Klassen- herrschaft unter der Demokratie, die ihr im Prinzip widerstrebt, aufrecht- zuerhalten. Die deutsche Bourgeoisie in Oesterreich fand im Antisemitismus eine zugkräftige Parole, die Intellek- tuelle, Beamte, Mittelstand, Klein- bürger und Bauern ansprach. Nur die Arbeiterschaft erwies sich immun. Der Antisemitismus als Vorspann po- litischer Herrschaft war geradezu die spezifische Erscheinungsform des po- litischen Lebens der Deutschen in Oesterreich (nicht der anderen Natio- nalitäten der früheren Monarchie) schon zu einer Zeit, als er in Deutsch- land nicht die bescheidenste politi- sche Position zu erkämpfen vermoch- te, obgleich es auch dort nicht an Versuchen fehlte. Die Wahrheit ist, dass der Bassenantisemitismus in Oesterreich zuerst als politische Platt- form aufgeschlagen wurde, dass in Oesterreich, und nur in Oesterreich, grosse Volksbewegungen schon an der Schwelle des 19. Jahrhunderts unter seiner Parole die politische Macht er- oberten. In den letzten Parlamenten der „im Reichsrate vertretenen König- reiche und Länder" (so der amtliche Name der österreichischen Reichs- hälfte der Monarchie) waren die Ar- beiter durch die Sozialdemokratie, aber die deutschen Bürger und Bau- ern fast ausschliesslich durch zwei Parteien vertreten, die sich mit einem antisemitischen Programm die Gunst ihrer Wähler erworben hatten, die christlichsoziale und die deutschradi- kale, von einander nur dadurch un- terschieden, dass die eine gross-öster- reichisch, die andere grossdeutsch war; die Portsetzimg beider bildete die Mehrheit, die in einer antimarxi- stischen Einheitsfront den National- rat der Republik vom Austritt der So- zialdemokraten aus der Regierung bis zum Staatsstreich des Dollfuss, der nur dem drohenden Verlust dieser Mehrheit zuvorkam, beherrschte. Der Oesterreicher Georg Ritter von Schönerer hat in den Achzigerjähren des 19. Jahrhunderts aus dem Herr- schaftsanspruch der Edelrasse der deutschen Arier — er war es, der die- sem Terminus politisches Leben ein- hauchte —, dem Rassenstandpunkt und dem Judenhass ein politisches System zusammengebraut. Die Wie- ner Mittelstandspolitiker Dr. Karl Lueger, Dr. Gessmann, Schneider, Vergani haben sein Gedankengut mit schwarzgelbem Patriotismus und ka- tholischem Klerikalismus verbrämt, als Gründer und Führer der christ- lich-sozialen Partei zum Siege geführt. Von den Alldeutschen Schönerers, der selbst zu aristokratisch war, um in den politischen Tageskampf hinabzu- steigen, stammten in direkter Linie die Deutschradikalen ab. Schon vor dem Weltkrieg hatten Christlichsozia- le und Deutschradikale alle Spuren des Liberalismus im Bürgertum und in der Bauernschaft der österreichi- schen Monarchie ausgetilgt; alle Klassen der österreichischen Bevölke- rung deutscher Nation, mit alleiniger Ausnahme des Proletariats, waren der antisemitischen Demagogie erlegen. Die führende Schicht der österreichi- schen Intelligenz, die Universitäts- professoren, die Richter, waren in ih- rer überwältigenden Mehrheit Ras- senantisemiten. Die alltäglichen Stu- dentenkrawalle an den Universitäten, mochten sie ihren Ausgang in einem Streit zwischen Deutschnationalen und Klerikalen, zwischen Deutschen und Slawen oder wie immer genommen ha- ben, mündeten unweigerlich im Hin- ausprügeln der jüdischen Studenten aus der Aula, den Hörsälen, den La- boratorien der Hochschulen. Deutsch- arische Hochschüler gaben jüdischen Kollegen keine Satisfaktion in Ehren- händeln. Jüdische Gelehrte blieben lebenslang Dozenten, die akademi- schen Senate nützten die Hochschul- autonomie, um die Lehrkanzeln juden- rein zu halten. Die österreichisch-ungarische Monar- chie teilte mit dem zaristischen Russ- land die Schmach, den Schauplatz 9 aufruf an die österreicher in argentinien Unter Teilnahme von zwei Vertretern des Comite Interaliado, in dem alle ge- gen Hitler-Deutschland verbündeten Nationen vertreten sind, fanden Verhand- lungen mit dem Comite Austriaco statt, die eine gemeinsame, von allen politi- schen Richtungen der österreichischen Emigration in Argentinien getragene Kundgebung zum Ziele hatten. Ihr Ergebnis ist der nachfolgende Aufruf an unsere Landsleute: Oesterreicher, Landsleute! Die beiden Gruppen, die gemeinsam diesen Aufruf an Euch richten, reprä- sentieren politisch und weltanschau- lich verschiedene Ideenrichtungen. Aber sie sind einig darin, dass der Kampf gegen den Nazifaschismus, der Oesterreich überfallen hat und besetzt hält, die Befreiung unseres Vaterlan- des von der Herrschaft der Hitlerban- den, die gemeinsame Sache aller frei- heitsliebenden Oesterreicher sein muss. Seit vier Jahren übt der Nazifaschis- mus seine Schreckensherrschaft über Oesterreich aus. Oesterreichische Ar- beiter, Bauern und Bürger dienen ihm als Kanonenfutter in einem Kriege, mit dem sie nichts gemein haben. Oesterreichische Arbeiter, Bauern und Bürger werden verfolgt, eingekerkert, in Konzentrationslagern gefoltert, verhauchen ihr Leben unter dem Beil des Henkers um ihrer aufrechten, un- beugsamen Gesinnung willen. Rassen- hass treibt Zehntausende unserer Mit- bürger, nur weil sie Juden sind, in das grauenhafteste Elend. Die Befreiung unseres Vaterlandes ist das Ziel, in dem sich demokratische Bürger und sozialistische Arbeiter aus Oesterreich, denen die Republik Ar- gentinien Asyl gewährt, gefunden ha- ben. Wir sind überzeugt, dass der Krieg, den der Nazifaschismus ent- fesselt hat, unserem Volke die Gele- genheit geben wird, Seite an Seite mit all den anderen unterdrückten Völ- kern einzutreten in den Befreiungs- kampf der kommenden Revolution ge- gen die Gewaltherrschaft der Nazifa- schisten. für Ritualmordprczesse abzugeben. Wien war die einzige Millionenstadt der Welt, deren Kommunalverwaltung von einer politischen Partei mit anti- semitischen Parolen erobert worden war. (Schluss folgt.) In diesem Ringen müssen wir alle ohne Unterschied der Rasse, Religion und Weltanschauung beitragen zur Vernichtung des gemeinsamen Fein- des. Wir können dies tun, indem wir uns bei jeder Gelegenheit bekennen zur österreichischen Republik mit ih- ren demokratischen und sozialen Er- rungenschaften, deren Wiederherstel- lung die Voraussetzung ist für die freie, demokratische Entscheidung des österreichischen Volkes über seine Zu- kunft; indem wir dafür sorgen, dass alle freiheitlichen Oesterreicher in den antifaschistischen Organisationen mitarbeiten und sie materiell unter- stützen; indem wir die argentinischen Behörden in ihrem Kampf gegen die 5. Kolonne des Nazifaschismus unter- stützen und deren verräterisches Trei- ben aufdecken; und indem wir nach allen unseren Kräften an den Hilfs- werken zugunsten der im Freiheits- kampf stehenden Nationen teilneh- men. Tausende von Oesterreichern haben am Rio de la Plata eine zweite Hei- mat gefunden, aber noch zu wenige haben den Weg zur aktiven Teilnah- me an dem antifaschistischen Welt- kampf gefunden. In diesen Zeiten der Entscheidung darf es keine vorsichtig Abwartenden, keine Gleichgültigen, keine unentschlossen Beiseitestehenden geben. Wer seine Heimat wahrhaft liebt, schliesse sich uns an! Comite Austriaco Diagonal Norte 1419, of. 614 Erb Forsthubsr Glück. Für die Oesterreich. Sozialisten: Ernst Lakenbacher, c/o La Otra Alemania, Tucumän 309. Anmerkung. — Die Teilnahme an die- sem Aufruf entspricht der grundsätz- lichen Haltung der österreichischen Sozialisten, die zwar Einheitsorganisa- tionen ablehnen, aber zur Kooperation von Fall zu Fall bereit sind. 10 Hedwig Schlichter: die grenzen der gewalt (JOHN STEINBECK: THE MOON IS DOWN) Die wehrlose und völlig unvorbereitete Bevölkerung einer kleinen Bergarbeiter- stadt wird überfallen und mit Leichtigkeit überwältigt. Alles war wie am Schnürchen gegangen, der Quisling hatte brave Arbeit getan, der Eroberer sitzt in der Stadt. Und nun will er sich ganz gesittet benehmen; er hat die besten Absichten, sagt er; er will weiter nichts als die Kohle, die will er und die muss er haben, und die sollen ihm die Arbeiter nur brav und ohne Widerspruch aus dem Bergwerk graben, dann will er niemand was tun. Die Behörden sollen mit- arbeiten, dann wird alles in schönster Ordnung sein. Es ist eine sehr kleine Stadt, und „die Behörden" bestehen eigentlich nur aus einer Person, dem Bür- germeister. E'r verspricht seine Mitarbeit nicht, er ist wie betäubt. Das Land habe seit Generationen keinen Krieg gekannt, sagt er, er wolle sein Benehmen nach dem der Bevölkerung richten, er wisse nicht, wie die Leute reagieren wür- den, aber es werde ihnen wahrscheinlich nicht gefallen, erobert zu sein. In den ersten Tagen scheint alles gut zu gehen, und der Besatzungskommandant kann sich nicht genug beglückwünschen z.u dem friedlichen Verhalten der Bevölke- rung. Aber bald stellt es sich heraus, dass der Bürgermeister Recht gehabt hat. Als die Leute sich von ihrer ersten Betäubung erholt haben, wird es deutlich, dass es ihnen „nicht gefällt, erobert zu sein". Es gibt finstere Gesichter, Ar- beitsverweigerung im Bergwerk, Sabotage. Nach der Erschiessung des ersten Revoltierenden, sagt der Kommandant wie entschuldigend zum Bürgermeister: „Sie müssen einsehen, dass ich nicht an- ders handeln kann. Ich habe meine Aufgabe zu erfüllen". Und der antwortet: „Die einzig unmögliche Aufgabe auf Erden, das einzige auf der Welt, was unaus- führbar ist: den Geist freier Männer zu brechen". Das ist das Leitmotiv des Buches „The Moon is down" von John Steinbeck. Wie da einfachste Menschen auf die Vergewaltigung ihres Daseins reagieren, wie sie, fast ohne es zu wollen, sich erheben gegen Zwang und Unterdrückung, ohne patriotische Parolen, Gewalt gegen Gewalt stellend (wie Wesen, die in ei- nem verpesteten Raum eingeschlossen sind und sich nicht anders helfen kön- nen, als die Türen einzuschlagen, um wieder Atemluft zu haben), das wird mit sparsamsten Mitteln erschütternd einfach dargestellt. Der Eroberer hat das Land in Besitz, sein Wille allein herrscht, was sich ihm widersetzt, wird vernichtet, und doch wächst der Widerstand, nichts kann ihn brechen. Der Hass wächst. Wo sie gehen und stehen, die Leute von der Besat- zung, treffen sie auf diesen Hass, er umgibt sie wie eine tödliche Krankheit, aus der es kein Entrinnen gibt. „Ja, wir haben das Land erobert" — sagt ein jun- ger Leutnant — „aber nicht anders als die Fliegen das Fliegenpapier erobern". Sie können nicht fort, sie sind Gefangene der von ihnen Unterdrückten, und sie ahnen, dass sie ihr Leben hier lassen werden. Diese jungen Leute sind für Siege trainiert worden; man hat ihnen gesagt, dass sie die geborenen Herren der Welt sind; sie geraten in eine Panikstimmung, als sie feststellen müssen, dass sie ganz gewöhnliche Menschen sind. Der Bürgermeister, der die bittere Angst dieser Leute durchschaut, sagt vor seiner Erschiessung zum Komman- danten: „Sie werden vernichtet und ausgetrieben werden. Freie Männer werden keinen Krieg entfesseln, aber wenn er einmal entfesselt ist, sind sie imstande durchzuhalten, auch in der Niederlage. Herdenmenschen, Menschen, die einem Führer folgen, sind dazu nicht imstande, und dal^er kommt es, dass Herden- menschen wohl Schlachten gewinnen, freie Menschen aber Kriege". Der Glaube daran, dass Menschen für die Freiheit kämpfen werden, solange es Menschen gibt, dieser Glaube ist Inhalt und Botschaft dieses Buches. VORTRAG VON Dr. AUG. BIEMSEN IM "CINE POLEMI CO" Am Sanistag, dem 12. September, abends 20 Uhr 30 findet in der Casa del Pueblo, Rivadavia» 2150, die Vor- führung des Films „Der alte König" mit Emil Jannings in der Titelrolle statt. Dann spricht Dr. Siemsen in spanischer Sprache über das Thema „Friedrich der Grosse und der preu- ssische Militarismus" < Anschliessend Diskussion. 11 AI S KARL LIEBKNECHTS VERTEI- DIG UIV G SRE1>K VOR, 1)EM KRIEGSGERICHT Ich habe mich nicht zu verteidigen, ich bekenne mich schlechthin zum in- ternationalen Sozialismus, zu der Po- litik, die ich jahrelang- vor der ganzen Öffentlichkeit geführt habe, zu je- dem Buchstaben des Flugblatts, zu den Rufen: „Nieder mit der Regie- rung! Nieder mit dem Krieg!" Wenn aber schon von Landesverrat gesprochen werden soll, so möge man sich gesagt sein lassen: der Landes- verrat war seit je ein Privileg der herrschenden Klassen. Die wirklichen Landesverräter sitzen heute noch nicht auf der Anklagebank, sondern in den Kontoren der Schwerindustrie, der Rüstungsfirmen, der Grossban- ken, tiiuf den Rittergütern der agrari- schen Junker; sie sitzen an der Molt- kebrücke, in der Wilhelmstrasse und Unter den Linden. Die wirklichen Landesverräter, das sind in Deutsch- land die Verantwortlichen und Unver- antwortlichen der deutschen Regie- rung, jene politischen und kapitalisti- schen Beutejäger, die um schnöden Vorteils willen den Krieg unter dem Schutz des Halbabsolutismus und der Geheimdiplomatie so frevelhaft insze- niert haben; das sind diejenigen, die die Menschheit in ein Chaos barbari- scher Gewillt gestürzt haben, die Eu- ropa in Schutt und Wüstenei verwan- deln . - . Ich weiss mich eins mit einer rasch wachsenden Zahl von Proletariern im Felde und in der Heimia.t und wenn der Kanzler jüngst verkündete: „Mit denen um Liebknecht werde das Volk nach dem Kriege abrechnen", so habe ich das Vertrauen, dass sich die Ab- rechnung des Volkes nach einer ganz anderen Seite richten wird, und hof- fentlich gründlich und nicht erst n ich dem Kriege . . . „Zuchthaus!" „Verlust der Ehrenrech- te!" Nun wohl! Ihre Ehre ist nicht mei- ne Ehre. Aber ich sage Ihnen, kein General trug je eine Uniform mit so viel Ehre, wie ich den Zuchthauskit- tel tragen werde. Der Anklagevertre- ter hia.t das Volk gegen mich aufge- rufen. Ei, tun Sie das doch nicht bloss in Worten, nicht bloss in zehnfach verriegelter Verhandlung, die sich vor dem Volke versteckt. Nehmen Sie doch dem Volke die Knebel und Handschel- len des Belagerungszustandes ab! Ru- fen Sie das Volk zusammen, hier und wo Sie wollen, und die Soldaten im Felde, wo immer Sie wollen. Lassen Sie uns vor die Versammelten treten, vor ihr Gericht — auf der einen Sei- te Sie alle, auf der anderen Seite ich ganz allein oder einer meiner Freun- de. Wo die Mia.sse des Volkes stehen wird, wenn der Vorhang des _ Truges von seinen Augen gerissen sein wird, ob bei Ihnen oder bei mir — ich zweif- le nicht! SOLLEN UNSER KINDER LEBEN ODER STERBEN? Unter diesem Titel ist kürzlich in Lon- don ein Buch von V. Gollancz er- schienen, dessen Untertitel „Eine Antwort an Vansittart" lautet. Das Buch hat bereits eine weite Verbrei- tung gefunden. Es weist nach, dass die Deutschen Menschen wie andere sind, dass Deutschland aber eine unselige geschichtliche Entwicklung durchge- macht hat. Das Buch kommt zu fol- genden Schlüssen: 1. Im Hinblick auf die Zukunft ist wichtiger als irgend eine Sonderver- antwortung für den gegenwärtigen Krieg die allgemeine Verantwortung des Weltkapitalismus. 2. Wenn wir unsere Betrachtung auf die deutsche Sonderverantwortung und das deutsche Problem konzentrie- ren, sehen wir den Wald vor lauter Bäumen nicht. 3. Die Lesung des allgemeinen Welt- problems ist gleichzeitig die Voraus- setzung für die Lösung des deutschen Sonderproblems. 4. Die einzige Dauerlösung in dem durch die eigensüchtige Konkurrenz der Monopolkapitalisten um Profite verursachten Chaos besteht darin, die Konkurrenz und die Macht der Kapi- talisten, sie weiterzuführen, zu besei- tigen und sie überall durch ein System internationaler Planung nicht zum Zwecke des individuellen Profits, son- dern im gemeinsamen Interesse der kleinen Leute zu ersetzen. In anderen Worten, die einzige Dauerlösung ist internationaler Sozialismus. Was speziell Deutschland betrifft, stellt G. folgende Forderungen auf: 1. Die Macht der deutschen Militari- sten, Industriellen und Junker und die Allianz zwischen ihnen muss völ- lig gebrochen werden. Wenn das deut- sche Volk nicht selbst seine Militärka- ste, seine Junker, seine Industriellen stürzt mit den Mitteln einer demokra- tischen Revolution, die im zwanzigsten Jahrhundert eine sozialistische sein muss, dann wird die schreckliche Er- fahrung der Vergangenheit wiederholt werden. Die gesamte neuere Geschich- te Deutschlands beweist das. Freiheit kann nicht für das deutsche Volk ge- wonnen und sie kann ihm auch nicht gewährt werden. Dass es sie selbst er- obere, ist die Vorbedingung für eine echte, solide fundierte Befreiung Deutschlands. 12 DIE nazis und ihre gegner „Pioniere der Arbeit" Hitler hat drei Deutsche zu „Pionie- ren der Arbeit" ernannt: Herrn Por- sche, der das „Volksauto" mit Hilfe von Arbeitergroschen für die deut- sche Armee produzierte; Herrn Hein- kel, den schwerreichen Besitzer der Heinkel-Flugwerke; Herrn Funk, den Wirtschaftsminister gegen die Ar bei- terintersssen. Solidarität deutscher und tschechischer Arbeiter In dem Buch von J. Hronek „Volcano under Hitler" werden zahlreiche Fäl- le angeführt, in denen Soldaten der deutschen Besatzungsarmee tschechi- schen Oppositionsführern oder ver- folgten illegalen Kämpfern zur Flucht verhalfen oder sich an der Anti-Hit- lerpropaganda beteiligten. Und in ei- nem eigenen Kapitel „Die Internatio- nale der Sklaven" kommt er auf jene, noch viel zu wenig beachtete, aber für die Zukunft Europes so bedeutsame Entwicklung zu sprechen, die sich in vielen Betrieben Deutschlands an- bahnt, in denen jetzt deutsche und ausländische Arbeiter aus den ver- schiedensten Ländern Europas zusam- menarbeiten. Hronek sagt: „Unter Androhung schwerer Strafen ist es den deutschen Arbeitern verboten, mit den Tsche- chen irgendwie in Verbindung zu tre- ten. Aber das ist natürlich in den Fa- briken schwer durchzusetzen, sodass in den deutschen Betrieben, wo Tschechen und andere ausländische Mechaniker Seite an Seite arbeiten, eine Art echter Sklaven-Internationa- le entsteht, die praktische Folgen hat ..." Ein Vertrauensmann im Betrieb warn- te die tschechischen Arbeiter bei ih- rer Ankunft: „Seid nicht schnell, hier bestimmen wir das Arbeitstempo". Die Folge ist, dass in vielen deutschen Fa- briken eine Arbeit, die früher eine Stunde dauerte, jetzt einen halben Tag und mehr beansprucht . . . Es liegen Berichte vor von Fällen, in denen tschechische und deutsche Ar- beiter zu einem Abkommen gelangten und gemeinsam gegen das Spitzelwe- sen der Nazis in den Fabriken arbei- teten ... Es wird von der unmensch- lichen Behandlung deutscher Arbeiter durch die Nazis erzählt, weil diese Ar- beiter ' mit Ausländern sprachen und ihnen halfen. Das hat einen bestimm- ten Grund. Die Nazis fürchten, dass der Kontakt zwischen deutschen und ausländischen Arbeitern die Keimzel- le einer wirklichen Sklaven-Interna- tionale schaffen wird, die sich eines Tages gegen die Unterdrücker erhe- ben und sie stürzen wird." Auch das sind Deutsche! Zu Alfred Kerrs Deutschen-Hetze schreibt Arnos Vogelbaum in No. 21 der Zeitschrift Aufbau": „Der Nazi, der mich niederschlug, nachdem ich ihm mitgeteilt hatte, dass ich Jude sei, war für mich ein Deutscher; die Kommissare, die SA- Leute, die sadistischen Bestien und kleinen Schurken, sie waren für micn Deutsche. Aber sie waren nicht die Deutschen. Ich erinnere mich an den „Arier", der sich die Adern aufschnitt, als Hitler zur Macht kam; ich erin- nere mich an die verängstigten Ge- stalten, die den Juden Nahrungsmit- tel und neue Hoffnung brachten; ich erinnere mich an die stolzen unterir- dischen Kämpfer gegen die Nazidik- tatur — sie waren alle Deutsche und sind es heute noch." Habsburg kann auch anders Der Teil der Familie Habsburg-Loth- ringen, der emigriert ist und seine Re- stauration von dem Sieg der Alliier- ten erwartet, schwärmt begeistert für Demokratie und Toleranz. Ihr unga- rischer Zweig hingegen, der zuhause geblieben ist, hat aufs andere Pferd gesetzt. Seine königliche Hoheit, Erz- herzog Albrecht ist ein wilder Nazi und greift die Regierung heftig an, weil sie die Rassengesetze gegen die Juden nicht scharf genug durchführt. Seit dem Tode des Vizeregenten Ste- fan Horthy, dessen Flugunfall von ganz Ungarn als ein Gestapo-Atten- tat angesehen wird, gilt er als Hitlers Kandidat für die Nachfolge Horthys. Thronprädenten sind Konjunkturrit- ter, aber seit Louis Bonaparte stützen sich heimgekehrte Monarchen auf die reaktionären Kräfte ihres Landes, siehe Carol von Rumänien und Georg von Griechenland. Die Möchtegern kaiserlichen Räte und Hoflieferanten der Emigration sollten dem Albrecht dankbar sein, dass er sie an dieses Ri- siko erinnert. 13 Ulrich Becher: mahn-sonette Ulrich Becher hatte in Deutschland seinen ersten IVovel- lenband bei Rowohlt erscheinen lassen, sein erstes Thea- terstück sollte von der Volksbühne aufgeführt werden, iHils das Dritte Reich ausbrach. Der Verlag Oprecht ver- öffentlichte 1936 „Die Eroberer. Geschichten aus Europa". Die Aufführung seines Schauspiels „Niemand" führte in Hera zu einem von den Reaktionären herbeigeführten Theaterskandal, es wurde aber in geschlossenen Vorstel- lungen für die Arbeiterschaft weiter aufgeführt. Heute lebt Ulrich Becher in Rio de Janeiro. Die folgenden Sonette legen Zeugnis »b von der starken Gestaltungskraft des noch jungen Dichters. Wir freuen uns, in Ulrich Becher einen Dichter zu unseren Mitarbei- ter zählen zu dürfen, der, wie wenige andere, unserem Zeitgeschehen den ihm angemessenen Ausdruck zu geben vermag. Ist dieser Tage Schimpf und Schurkerei, wie sie kein Menschentag erschaut, zerstoben — ihr seid mitnichten heiiger Pflicht enthoben, ihr Spätern. Weh, wenn euch vergessen eei nur einen Pulsschlag lang, dass Tyrannei, der Machtbetörten Blutrausch, irres Toben, die Krankheit, sich als Sklave zu beloben, die stinkend, Pest aus Lug und Hassgespei, allein ziutag brach, weil dem dreigeeinten Gebot zur Freiheit, Gleichheit, Bruderliebe sich keine Herrschaft schuf, die Unbehellten weghörten, da die Erstgeachlagnen weinten: Statt feuierregengleich die blutgen Hiebe am eignen Leib zu spüren und zu vergelten! Aus dem Haus der Stille prügelte der Herr hundert Krämerseelen, alle, die da zählen, feilschen, preisen, all unheiliges Geplärr: „Kaufet, kaufet!", all Gezeter und Gescharr um des Geldes willen. Ganz allein im stillen Hause ist der Herr, das Flamanenaiuge starr. Und aus tiefer Seele flattert ihm ein Stöhnen wie ein dunkler Falter: „Lernt aus ihrer Fehle! Lernt Besitz verpönen, ferne Menschenalter!" Trägt Einer Schuld an diesem grossen. Sterben? Vermochte ein vom Hass zerfranster Mund, mit blöder Schnurrbartborst' bestückter Schlund die Sintflut auszuspein, das Ringsverderben? Schlug Eine Hand das Erdenrund in Scherben? Tat jener ungeschwänzte Höllenhund allein der Welt des Bösen Willen kund? Sind wir nicht ältern Frevels blinde Erben? Vergaben sich der Väter Manneskräfte (des Mannes schönste Kraft: die Kraft der Güte) nicht längst im Jagen nach denn Bestgeschäfte? Ward Liebe nicht verkauft in leerer Tüte? War's Talers Klimpern nicht, das jeden äffte? Das Morsche bricht — verlügt mirs nicht zur Blüte! 14 LA OTRA ALEMANIA ano v. no. s« AUGUSTO SIEMSEN: la guerra se extiende hacia america del sur Nadie, ningün pals ni ningtin hombre, puede mantenerse fuera de la guerra que Hitler y el capitalismo imperialis- ta alemän realizan, en uniön con el Japon, por el dominio del mundo. America del Sur es la parte del globo terrestre que, hasta ahora, ha sentido en menor escala las consecuencias de la guerra. Es verdad que la importa- ciön y la exportaciön se vieron afec- tadas por las dificultades surgidas pa- ra el intercambio comercial; los pre- cios subieron; se hizo notar la esca- sez de varios productos imprescindi- bles: ante todo lo ha sido la entrada de los Estados Unidcs en la guerra que no dejö de ejercer sus consecuencias. La actividad desarrollada por la quin- ta columna deberia haber sido una advertencia para todos los paises. Grandes masas de los alemanes, ita- lianos y japoneses, radicados en Ame- rica del Sur, fueron preparados e ins- truidos para la lucha contra los pai- ses que les habian otorgado tan gene- rosamente su hospitalidad, y en con- tra de sus instituciones democräticas. Las dictaduras fascistas, ante todo el regimen nazi, han invertido sumas enormes para minar los cimientos de los paises sudamericanos. Para lograr- lo se divulgo y se divulga entre los alemanes radicados en America del Sur teorias de orgullo racial y suenos en la dominaciön mundial; se les en- send despreciar a los sudamericanos y se les preparö para poder actuar, en el momento conveniente, en actos de sa- botaje y en rebeliones. Se uniö a los partidarios de Hitler y Mussolini la quinta columna nativa, seducida 6 comprada, y muchos gobierncs con- templaron y hasta favorecieron dema- siado tiempo tan nefastas maniobras. Aunque no visible a la distancia, en realidad, America del Sur ya formaba parte, de este modo, del teatro de la guerra: fue el teatro de una tenaz lu- cha subterränea. Desde hace cinco anos, nosotros, les antifascistas ale- manes de "La Otra Alemania" no he- mos cesado en deseubrir publicamen- te esta actuaciön subterränea de la quinta columna, no hemos dejado de revelar por todos los medios a nuestro alcance los peligros que significan pa- ra las naciones sudamericanas los pro- yectos de Hitler y los trabajos destruc- tives de su quinta columna. Aunque muchos se mostraron sordos a nues- tros clamores, nuestra labor no ha de- jado de obtener exito. Y ahora, los su- cesos de los Ultimos tiempos han de ensenar a los que no querian oirnos, la verdad de nuestra constante pre- dica. El Congreso de los Italianos Libres — al cual "La Otra Alemania" enviö su cordial adhesiön de solidaridad — ha sido una declaraciön de guerra de los italianos libres a Mussolini y sus so- cios del eje. En todos las partes de la America del Sur, los italianos antifas- cistas se sienten en guerra con los opresores fascistas de su patria. Eso vale tambien para la Argentina donde los italianos representan un porcenta- je considerable de la poblaciön. Ahora se eneuentra el mayor estado sudamericano, el Brasil, en guerra con la Alemania de Hitler y la Italia de Mussolini. La tentativa emprendida por los nazis bajo la mas ccmpleta violaciön de todas las leyes del Dere- cho Internacional, de paralizar al co- mercio brasilenc mediante el hundi- miento de los barcos brasilenos, no permitiö elegir a ese pals paclfico nin- gün otro Camino que contestar seme- jante provocaeiön con la declaraciön de la guerra. Las demäs naciones sudamericanas han expresado al Brasil su simpatia y su apoyo. Hay que esperar si y cuan- do nuevas provocaciones de las poten- cias del eje y su defensa necesaria, obligarän tambien a esos paises a en- trar directamente en la guerra. Los partidarios de Hitler y Mussolini que hoy en el Brasil — pronto quizäs en toda America del Sur — se ven ex- propiados, detenidos y condenados a trabajos forzosos, no merecen nuestra compasiön. Los nazis y los fascistas 15 han cometido en Alemania y en Italia horrorosos crimenes contra sus propios compatriotas; han llevado al mundo entero a una guerra horrible; tratan a los pueblos asaltados y vencidos co- mo esclavos. Quien les apoya, quien permite que se le utiliza contra los paises que le ha dado generosa hospi- talidad, no debe escapar al justo cas- tigo. Nosotros, los hombre de "La Otra Ale- mania", hemos advertido, en vano, a nuestros compatriotas que seguian a Hitler. En vez de escuchar nuestras advertencias, nos han insultado y ca- lumniado. Pero no queremos ser con- fundidos con ellos. Nosotros hemos si- do les primeros adver sarios de Hitler, nosotros hemos advertido al mundo entero — desgraciadamente, en vano — contra los malignos planes de Hit- ler, nosotros hemos mantenido infa- tigablemente nuestra lucha contra el nazismo sin abandonar en ningün ins- tante nuestra tenaz oposiciön. Nues- tros amigos en el Brasil han expresa- comprension para el "Algo estä podrido en Alemania. Hay una tradiciön alemana de la opresiön y de la conquista. Se ha revelado que el pueblo alemän se contagiö demasia- do facilmente con el veneno del na- cionalismo y que se muestra demasia- do dispuesto a morir y a matar en el interes de sus gobernantes. No es cul- pa ble de ello alguna calidad innata de la llamada raza germanica, sino la historia alemana. AI contrario de lo que ha ocurido en Inglaterra, Prancia 6 las Americas, Alemania no ha reali- zado aun su gran revoluciön. Hace ya un siglo venciö el plazo para la revo- luciön en Alemania. !He aqui la tra- gedia de los alemanes! Y este hecho se ha tornado la tragedia de Europa. El fracaso de la revoluciön del 48 hizo surgir a Bismarck y a Guillermo, el fracaso de la revoluciön de 1918 a Adolf Hitler. La revoluciön alemana es, pues, la ünica soluciön posible del problema. Solamente una revoluciön interna podrä destruir tanto el poder econömico como la influencia moral de la burocracia nazi, de los Junker y de la industria pesada. Solamente la revoluciön alemana podrä llevar a ca- bo la educacicn democrätica de los alemanes. Solamente la revoluciön in- terna podrä ha2er madurar a la na- ciön alemana. La reconciliaciön del do al presidente Vargas en el momen- to mismo de la declaraciön de guerra, sus simpatias y su perfecta disposi- ciön de ayudar en un todo al Brasil en su justa lucha contra el eje. El ministro de Relaciones Exteriores del Uruguay declarö en una entrevis- ta concedida en ocasiön del Congreso de los Italianos Libres que no se debe •olvidar que en America del Sur exis- ten numerosos adversarios italianos, y tambien alemanes de las dictaduras fascistas. (El hecho de haber citado a los alemanes, se debe agradecer, y no en ultimo instancia, a la infatigable labor de "La Otra Alemania..') Estos opositores tendrian que recibir otro trato que los partidarios de Mussolini e Hitler y para ello se tendria qme to- mar las medidas correspondientes en toda America. Creemos y esperamos que esta exigen- cia perfectamente justa ha de cumplir- se en la Amrica del Sur en la misma forma en que ya ha sido atendida en los Estados Unidos. pueblo aleman pueblo alemän con los pueblos de Eu- ropa solamente es posible sobre la ba- se de una lucha realizada en eomün. Graves derrotas del ejercito alemän harän posible esta imprescindible re- voluciön alemana. Pero ni la mäs te- rrible y total derrota harä inevitable s, la revoluciön. Existe tambien la otra posibilidad: la de un derrumbe como en 1918. Cual de los dos factores ha- brä de ocurrir, depende de muchos factores, entre los cuales figuran la politica de los aliados, la suerte del movimiento del partido laborista bri- tänico y del "New Deal" y, finalmen- te, el desarrollo interior de Rusia des- pues de la guerra". (Dr. La Beers en "Voice of Freedom", Enero de 1942; "Voice of Freedom" es el örgano del ..International Coordination Council", la Junta de las organizaciones ameri- canas que simpatizan con las naciones oprimidas). "No estamos en guerra con Alemania, sino luchamos contra el fascismo y el nazismo. Seria tan injusta identificar al pueblo alemän con Hitler, Goebbels y Goering, como seria identificar al pueblo frances con Petain, Darlan y Laval. Un antifaseista, sea americano, alemän o ruso, es mi compatriota; pe- ro un fascista, aunque sea frances, es mi Enemigo". — Pierre Cot, exministro 16 frances de aviaciön, acusado (au- sente) en el proceso de Riom, dio esta declaracicn ante un mitüi mönstruo de los gBrmano-americanos antifascistas, realizado en Nueva York. "Casi todos nosotros aceptamos la te- sis de que Dinamarca, Noruega, Holan- da y hasta Francia no estan en condi- ciones de quebrar el dominio de los conquistadores nazis sin una ayuda exterior. Pero los alemanes son las victimas de una conquista mucho mäs cruel y mucho mäs completa. En el momento actual, el partido nacional- socialista de la Gran Alemania es un cuerpo compacto de dos millones y medio de hombres y mujeres, organi- zado en celulas, en grupos locales, en uniones por localidades, distritos y paises. Este gigantesco aparato no es un instrumenta al margen del gobier- no: es el gobierno mismo. Estos fun- cionarios del partido son miles de pe- quenos Hitler que deben sus posicio- nes al partido. Son las columnas dei partido. Esta burocracia ha cometi- do en el nombre de Hitler tantos cri- menes que, en su propio interes, ha de oponerse a toda modificaciön en la estruetura politica del pais. La vida social y politica del pais se vigila por medio de esta Organization en una ex- tensiön tal que todo surgimiento de algün grupo revolucionario te tornö sencillamente imposible. Durante la primera guerra mundial, las masas alemanes disponian, del partido social- demöcrata y su prensa y sus sindica- tos gozaron de una relativa libertad. Asi podian colaborar en la construc- ciön de una nueva forma de existen- cia cuando el imperio se derrumbö. Hoy dia no existe ningnin apoyo en Or- ganizationen de esta clase." (Ludwig Lore in „The Nation", Nueva York,, Julio de 1942). que dicen los rusos de la moral DE los soldados alemanes Leemos en el muterial informative de la propaganda sovi6tica lo sig'uiente: "Entre los prisioneros siempre vol- vieron a ncontrarse tres catega- rias tipicas: 1) los nazis fanäticos; 2) soldados acostumbrados a obe- decer las ördenes que reeiben y a pensar de conformidad con las mismas; 3) soldados de ideologta antifascista. Los nazis janatizados se eneuen- tran particiilarmente entre , las tropas mäs jövenes, desde su in- fancia infectadas por la fraseolo- gia nacional-socialista, y entre los miembros de las corporaciones es- cogidas, como son la S. S., el cuer- po de aviadores, etc. Sus concep- tos revelan un cruel cinismo, pre- sunciones egoistas y una falta de conciencia que no reconoce freno alguno. Se sienten representantes de la "raza maestra", a quienes to- do esta permitido y cuya misiön es castigar a las razas que juzgan "inferiores". Los prisioneros de es- ta categoria, al ser interrogados sebre los motivos que los impulsan, siempre declaran lo mismo: „Ohe- deciendo las ordenes de nuestro "Führer" luchamos en contra de todo lo que no sea alemän, y en fa- vor del mayor espacio vital a que la raza alemana tiene dereclio". Son en primer termino estos nazis fanatizados a cuya cuenta han de cargarse las bärbaras atrocidades y matanzas que las tropas alema- nes perpetraron contra la pobla- ciön civil en Polonia, y despues en la Union Sovietica. Estos horripi- lantes excesos, las carnicerias de mujeres, ninos y ancianos indefen- sos, las orgias de sadismo cometi- das en contra de los judios, pola- cos y ukranianos, han creado en- tre los soldados nazis un tipo que obra conforme al prineipio: "Des- pues de nosotros, el diluvio". Ro- ban y saquean, cometen todas las villanias imaginables; hoy dan rien- da suelta a sus instintos, manana que suceda lo que haya de suce- der . - . En los campos de prisioneros los nazis empedernidos constituyen una minoria aislada, y se recono- ce claramente el abismo que los separa de los demäs soldados. La impresiön total es que la masa 17 de los soldados alemanes no guie- re la guerra, y que en el primer ano de la campana contra la URSS su moral ha descendido vi- siblemente, por supuesto que des- de el punto de vista nazi. Nunca faltan casos de deserciön. Sin embargo, hay que tomar en cuenta lo dificil que es desertar. Durante el combatet el tiroteo ge- neral lo hace imposible; durante los periodos de inactividad, los sol- dados alemanes estän estrecha- mente vigilados por sus oficiales y por las formaciones especiales, asi como por los agentes nazis en sus propias filas. En resumidas cuentas puede de- cirse lo siguiente: Una parte bas- tante considerable de las tropas alemanas continüa envenenada por la demagogia nacional-socia- lista. Otra parte, mayor que aque- lla, todavia sigue sujeta a una dis- el antihitlerismo de "Le Hour", el örgano de los degaullis- tas en el Canada, informa que con motivo del plebiscito sobre el dereciio del gobierno canadiense a enviar tro- pas a ultramar, Otto Strasser hizo una intensa propaganda contra el pro- yecto del gobierno entre los canadien- ses de origen frances. En esa ocasiön manifestö que la ayuda canadiense solamente beneficia a la Union sovie- tica, que constituye un peligro mucho mayor que Hitler. M diario citado ex- presa luego textualmente: "El senor Strasser puede ser antihit- lerista de la misma manera que un cömplice de AI Capone puede ser an- ticaponista si en una disputa con aquel salio perjudicado, pero no deja por eso de ser un pistolero. Por eso el se- nor Strasser podrä därseles de anti- hitlerista, pero de ninguna manera es el un antif ascista". Recientemente el "Sunday Dispatch" se ocupö de la emigraciön alemana, y refiriendose a Otto Strasser escribiö lo siguiente: Para nosotros eso no es una novedad. Seria interesante saber que personal!- dades o grupos extienden su mano protectora sobre Strasser y desde ha- ciplina rigurosa y observa una obe- diencia hondamente arraigada, por lo que, no obstante su moral des- cendiente, continüa siendo abüli- co instrumento en manos del man- do nazi. Sin embargo, ya aparecen en la moral del ejercito alemdn resque- braduras manifiestas que senalan claramente el rumbo por el cual se producirä el reventön interior. Naturalmente, esta disoluciön no se efectüa en forma automätica. Su avance hasta la desintegraciön final del ejercito alemdn depende en primer termino de los golpes que se le asesten en todos los fren- tes. Cuanto mäs violentos, mäs variados y mäs aplastantes lleguen a ser estos golpes, tanto mäs la ya decadente moral de los änimos se manifestarä con franqueza, y en- tonces principarä a traducirse en consecuencias de orden militaj. otto strasser ce tanto tiempo impiden que sea in- ternado en un campo de concentra- ciön. "LA OTRA ALEMANIA" CONTRA EL ANTISEMITISMO NAZISTA Bajo el titulo "La Voz Arg-entina con- tra la barbarie" divulga un folleto la "Organizaciön populär contra el anti- sem.itismo". Se publica al sin de este folleto la de- claracion que da en nombre de La Otra Ajemania el Dr. Augusto Siemsen con el titulo "Nadie puede condenar en forma mas energica los crimenes antisemitas, que nosotros, los alemanes antif ascistas". Termira esta declaraciön con las pa- labras: "Sabctmos que el puieblo ale- män, en su mayoria, no ha sido nunca antisemita y que tambien hoy dla, en su nsa yorxa condena to dos loa crime- nes cometidos contra los judios. La otra Alemania que ha de veinir des- pues de la destruccidn de la dictadu- ra hitlerista, hara todo lo posible para reparar las injusticias que han tenido que sufrir los judios. En esta nueva Alemania, el antisemitismo ha de ser estigmatizado y caetigado como todo crimen punible". 18 stimmen der zeit Nazi-Seele. Im Tagebuch des Gefreiten J. Rittel, der in Russland gefallen ist, fand sich folgende Stelle: „Man muss eine rauh© Seele haben. Schliesslich vernichten wir ja nur Russen — und diese sind Asiaten. Die Welt sollte uns dankbar sein . . . Heute haben wir 82 Personen er- schossen. Unter ihnen war eine Schö- ne von nordischem Typ. Karl und ich schleppten sie in eine Scheune. Sie biss und kreischte. 40 Minuten später wurde sie erschossen." „Das Jahrhundert des gemeinen Mannes". Henry A. Wallace, Vizepräsident der Vereinigten Staaten, sagte in einer Re- de unter anderem folgendes: „Der Marsch der Freiheit in den letz- ten 150 Jahren ist eine einzige lang sich hinziehende Volksrevolution ge- wesen. Zu diesen grossen Revolutionen gehö- ren die amerikanische Revolution, die französische, die lateinamerikani- schen Revolutionen der Bolivar-Aera, die deutsche Revolution von 1848 und die russische von 1917. Jede trat für den gemeinen Mann ein, und die Schlachtfelder waren rot von seinem Blut . . . Die Revolution der Völker will Frie- den, nicht Gewalt. Die Völker sind heute auf dem Marsch zu einer Frei- heit, die so gross und neu sein wird, wie sie das begünstigste Volk bis heu- te nicht gehabt hat. Kein Nazi-Kon- terrevolutionär wird sie aufhalten . . . Der Friede muss dem gemeinen Mann nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern auch in Russland, in Indien, in China und Latein-Amerika, und nicht nur in den United Nations, son- dern auch in Deutschland, Italien und Japan bessere Lebensbedingungen bringen. Manche haben von dem kom- menden Jahrhundert als von dem dem „Amerikanischen Jahrhundert" gesprochen. Ich bin der Meinung, dass es das „Jahrhundert des gemeinen Mannes" sein kann und sein muss..." Schade, dass Vizepräsident Wallace nicht auch gesagt hat, dass die einzi- ge Verwirklichungsmöglichkeit seiner Forderungen die sozialistische Neu- ordnung ist. Norman Angel, Träger des Nobelpreises für Frieden: „Mit den Worten „Freiheit" und „Un- abhängigkeit" und „Souveränität" in ihrer uneingeschränkten Bedeutung haben wir bei Irland unsere Erfahrun- gen gemacht. Südirland erhielt volle Unabhängigkeit. Es hat nichts für die Sicherheit der demokratischen Welt getan. Mein Unbehagen bei all dem kommt daher, dass ich einer derjenigen bin, die nicht an Unabhängigkeit glauben,, weder für England, noch für irgend- wen. Wir müssen statt dessen gang- bare Wege finden für die Vereinigung und Zusammenarbeit auf der Grund- lage der Gleichheit der Rechte." Haridas T. Muszumdar, Biograph Mahatma Gandhis: Ich glaube, dass die Welt souveräner unabhängiger Nationen vorbei ist. Die unpersönliche Logik der technischen Entwicklung macht es für jede Na- tion, mag sie gross oder klein sein, unmöglich, unabhängig und souverän zu bleiben. Mrs. John Gunther: Es gibt zweierlei Hoffnungen, die ein- ander diametral entgegengesetzt sind,, wenn sie auch zur Zeit gemeinsam ge- gen den Faschismus kämpfen. Die eine hofft, dass Asien für die Verwirk- lichung des Traums einer englisch- amerikanischen Weltherrschaft ar- beiten und kämpfen wird. Diese Hoff- nung hat die Milliarden von Dollars vor Augen, die durch die ausschliess- liche Beherrschung des asiatischen Weltmarktes verdient werden können, und ist der Ueberzeugung, dass nur die Angelsachsen fähig zur Weltbe- herrschung sind. Die andere hofft auf eine freie Welt. In dieser freien Welt gibt es keine englisch- amerikan ische V orzugsstel- lung, und keine eng lisch - amerikani- sche Beherrschung weder der Welt- märkte, noch der Weltmeere, noch der Welthimmel, noch der Völker und Re- gierungen der Welt._ Vergesst die Gefangenen in Frankreich nicht! Spenden durch Scheck, Giro oder Bono Postal an Sr. Juan Carl. Tudimän 309, Buenos Aires oder in dien Sprechstunden des DAD, täglich v»™ 5—7 Uhr, ausser Freitag. 19" P. WALTER JACOB, Leiter der Freien Deutschen Bühne in Buenos Aires: freies deutsches theater - heute Eine Frage wird immer und immer wieder gestellt: „Welchen Sinn kann die Beschäftigung mit Kunst- und Theaterdingen in diesem Augenblick der grössten welthistorischen Aus- einandersetzungen, jener blutigen Ent- scheidungen, die wahrscheinlich auf Jahrhunderte hin Formen und Inhalt der menschlichen Gemeinschaftsorga- nisationen bestimmen werden, noch haben?" — Die Antwort, die auf die- se oft wiederholte Frage stets von neuem gegeben werden muss, heisst: Es hat keine Stunde in der gesamten Menschheitsgeschichte gegeben, in der Kunst, in der geistig-schöpferische Dinge „unwichtig" gewesen wären. Wissenschaft und Kunst, die beiden grossen Antworten des Menschen auf die Schöpfung, sie sind gewiss Funk- tionen des materiellen, ökonomischen Seins. Aber wie dieses nicht endet, sondern immer wieder sich nur wan- delt (unter Geburtswehen, die oft das Leben ganzer Generationen sinnlos erscheinen lassen), so wandelt auch das geistige Leben, die gedankliche und künstlerische Form sich nur, oh- ne je aufzuhören, ohne je stillzuste- hen. Es hat Zeiten künstlerischen und wissenschaftlichen Aufstiegs und Nie- dergangs gegeben, Zeiten, in denen sich der Schwerpunkt menschlichen Schaffens verschoben hat, von einsm Land zum anderen, von einem Erdteil zum anderen, aber es hat nie ein „En- de", es hat nie eine „Pause", es hat keine wie immer geartete Zeit gege- ben, in der es wirklich „sinnlos" ge- wesen wäre, künstlerisch und wissen- schaftlich zu arbeiten, schaffend, for- schend, betrachtend, ordnend und kri- tisierend den geistigen Fragen zu die- nen. Und gerade in einer Zeit wie der unseren, da von mächtigen und skru- pellosen Propagandisten ein in sol- chem Ausmass nie gekannter Versuch gemacht wird, auch auf kulturellem Gebiet die geschichtlichen Tatsachen zu verfälschen, ein durch jahrhundert- lange organische Entwicklung Gewor- denes zu zerstören, Werke zu ver- nichten, natürliche Zusammenhänge zu zerschlagen, gerade in dieser Zeit ist es Pflicht derer, die noch die Mög- lichkeit zu relativ freier Betätigung auf kulturellem Gebiet haben, sich mit aller Kraft den Mächten der Zerstö- rung entgegenzustemmen, zu erhal- ten, weiter zu entwickeln, in eine neue Zeit hinüber zu retten, was vom kul- turellen Vandalismus, von gewalttäti- gem und irrsinnigen , Ignoranten tum bedroht ist. Noch immer nicht ist die Tatsache in das allgemeine Bewusstsein jener Menschheitshälfte, die in diesem Welt- krieg für die Erhaltung von Kultur und Zivilisation kämpfen will, einge- drungen, dass heute die wahrhaft re- volutionären Elemente auch gleich- zeitig die wirklich konservativen Kräf- te sind, d. h.. d-ass überall die Men- schen, die für eine Erneuerung der wirtschaftlichen und sozialen Formen als für das einzig mögliche Funda- ment eines neuen Weltfriedens und einer neuen Weltentwicklung kämp- fen, auch die Menschen sind, die um die Erhaltung, die Rettung und Wei- terentwicklung der kulturellen, wis- senschaftlichen und künstlerischen Werte sich bemühen. Wo immer der aschismus, die letzte gewalttätigste Form des Wirtschaftsimperialismus sich inthronisieren konnte, war kultu- reller und künstlerischer Verfall, Zer- störung jeder wissenschaftlichen und künstlerischen Tradition als natürli- che und selbstverständliche Folge zu beobachten. So ist die gegenwärtige gefährliche Stagnation aller europäi- schen Kunst, der — wie wir hoffen wollen nur zeitweilige — Exodus al- ler schaffenden Kräfte aus dem vom Faschismus unterjochten Europa die letzte und tragischste, aber historisch logische Konsequenz aus dem welthi- storischen Geschehen dieser Jahre. Die europäische Kunst ist emigriert, zersprengt, in alle Winde zerstreut. Die Künstler, wenn sie sich retten konn- ten, haben Asyle in vier Erdteilen ge- funden. Eine Krise der Produktion ist eingetreten, wie sie beim plötzlichen Zerreissen aller Bindungen nur selbst- verständlich ist. Trotzdem knüpfen sich neue Fäden der Zusammenarbeit, trotzdem wird weiter geschaffen, er- scheinen Bücher, wird Musik geschrie- 20 ben, tauchen Bilder, geformte Spra- che, Klänge aus dem Chaos, der Ver- wirrung, der Not dieser Zeit auf. — Und wo nun findet ein freies deut- sches Theater in dieser Uebergangs- epcche seinen Platz, sein Programm, sein Arbeitsziel? Seinen Platz wird es überall in der ganzen Welt haben können, wo eine Gruppe deutschsprachiger Bühnen- künstler sich zusammenfindet, bereit, unter neuen, schweren, opferhei- schenden Umständen die alte künst- lerische Arbeit zu erneuern, fortzufüh- ren, weiter zu entwickeln, überall da, wo deutsche Bücher, deutsche Büh- nentexte vorhanden oder beschaffbar sind, überall dort, wo es einen Kreis von Menschen gibt, denen einst deut- sche Kunst, deutsches Theater nicht nur ein leeies Prunk wort, sondern ein Stück des eigenen Lebens bedeutet hat, und denen deutsche Sprache und ihre Kultur nichts Versunkenes, nichts Vergangenes, sondern eine Verpflich- tung, eine Aufgabe für Gegenwart und Zukunft ist. Denn heute in New York, in Mexiko, in London, Kapstadt oder Buenos Aires in deutscher Sprache schreiben, sich zu deutschsprachigem Theaterspiel zusammenfinden, heisst ja, eingestandener- oder unbewusster- massen, an eine deutsche Renaissan- ce, an ein neues, anderes Deutsch- land der Zukunft glauben, an ein Deutschland, das die geistigen und künstlerischen Traditionen seiner gro- ssen und guten Zeiten fortsetzt, das sich auf sein anderes, besseres Selbst, auf sein wirkliches Sein und Wesen besinnt, das weltaufgeschlossen und brüderlich mit allen anderen Natio- nen vereint eine neue Zukunft, eine neue Welt der sozialen Gemeinschaft und Gerechtigkeit erstrebt. Und so scheint denn auch Pro- gramm, Arbeitssinn und -ziel des freien deutschen Theaters heute ganz von selbst gegeben: Erhaltung der jahrhundertealten völkerverbindenden Tendenz aller wahren deutschen Büh- nenkunst durch Vermittlung der dra- matischen Werke aller Völker und Li- teraturen in deutscher Sprache, Wah- rung der hohen Kunst echter, grosser Menschendarstellung und Ensemble- Kultur, Weiterentwicklung all der Werte, denen die Lebensarbeit jener grossen Persönlichkeiten der letzten bedeutenden deutschen Theaterepoche gegolten hat, die heute aus ihrer wei- teren Heimat (vom deutschen Boden) und aus ihrer engeren Heimat (dem deutschsprachigen Theater Europas) vertrieben sind . . . Aufführung von Werken all jener Autoren, die aus Deutschland und Europa verbannt sind, jenes literarischen und drama- turgischen Gutes also, das in seiner sprachlichen Heimat verboten und „verbrannt", bis heute keine neue Pflegestätte gefunden hat . . . Schaf- fung eines Repertoires, das dem durch Schicksalsgemeinschaft dem freien deutschsprachigen Theater verbun- denen Publikum neuen, Optimismus, neue Kraft und neuen Mut nicht nur im materiellen Existenzkampf, sondern auch für die tagtäglich neu geforder- ten weltanschaulichen Entscheidungen geben kann . . . schliesslich Aufspü- rung jener Werke (sie erscheinen heu- te leider kaum mehr in deutscher Sprache, sind nur mit Mühe zu be- schaffen und zu übersetzen), die im eigentlichsten Sinne „Zeittheater" sind, d. h. in diesen Jahren der gro- ssen Wandlung geschrieben wurden von Menschen, denen diese Zeit „be- gegnet" ist, die sich und uns allen Rechenschaft geben, und die sich als Ueberlegung, als Anklage und als Aufruf an das Publikum dieser Epo- che, an unser Publikum und an un- sere Künstler im besonderen wenden . . , das alles kann, das alles muss der Rahmen für „Freies Deutsches Theater — Heute" sein. Und wenn das freie deutschsprachige Theater, seine Künstler und sein Pu- blikum, auch nur im bescheidensten Masse dazu beiträgt, der Welt von je- nem anderen, grossen geistigen Deutschtum zu künden, das heute ge- ächtet, verbannt, vertrieben und ver- sprengt ist, wenn es — in wie kleine Kreise immer —• überall da, wo es in Erscheinung tritt, heute in Erschei- nung treten kann, mithilft, kulturelle Werte zu retten und zu bewahren, zu überliefern und weiterzuentwickeln, dann wird man in Zukunft vielleicht einmal rühmend feststellen können, dass die freien deutschsprachigen Künstler und das freie deutschspra- chige Publikum die Zeichen dieser Zeit verstanden haben. HANS JAHN: Das Emigrantentheater und sein Publikum Das Theater ist nicht nur eine Stätte der Unterhaltung, die Bühne ist in ih- ren grössten Zeiten auch stets Kampf- 21 platz gewesen, Tribüne der Auseinan- dersetzung ynd Verkündung. Wenn ein Emigrantentheater überhaupt le- bensfähig ist, wenn es mit seinen be- schränkten Mitteln die grosse Tradi- tion fortführen, das kostbare Gut der Sprache wahren und immer neu ge- stalten kann, so ist das schon sehr viel. Aber darüber hinaus hat gerade das Emigrantentheater eine politische Verpflichtung zu erfüllen: es muss seinen Platz im grossen Ringen der Zeit einnehmen, es muss und kann vieles aussprachen, was an anderer Stelle nicht ausgesprochen werden darf. Es bedarf dazu durchaus nicht immer der Tragödie, des schweren Pro- blemstücks, dessen Anforderungen die Zuschauer oft nicht gewachsen sind, sendern auch das L-ustspiel kann eine scharfe Waffe sein. Die Diktatoren wissen das und wittern mit dem fei- nen Instinkt bedrohter Tyrannen den Umsturz hinter jedem Witz. Unter Lustspielen sind hier aber nicht jene seichten Komödien verstanden, in de- nen um Ehebrüche und grosse oder kleine Schwindeleien drei Akte Situa- tionskomik und mehr oder minder geistvolle Dialoge herumgebaut wer- den, sondern jene Stücke voller beis- sender Satire und überlegen lächeln- der Gesellschaftskritik, in denen zu- weilen mit einem Scherzwort schlag- artig Zusammenhänge blossgelegt und aufgebauschte Begriffe in ihrer kah- len Nichtigkeit dargestellt werden. Im allgemeinen sollte ein Theater sein Publikum erziehen. Ein Emigran- tentheater mit seinen beschränkten Mitteln hängt aber in hohem Masse von der Gunst seiner Besucher ab. Umso grösser ist daher die Verpflich- tung des Publikums. Wenn bei ernsten, kritischen, bei „Tendenzstücken" das Haus halb leer bleibt, bei banalen Ko- mödien jedoch bis zum letzten Platz gefüllt ist, wird damit den Schauspie- lern, die ja letzten Endes von ihrer Kunst leben müssen, ein Weg gewiesen, den sie vielleicht selbst nicht zu ge- hen wünschen. Das Emigrantentheater wird seinen Platz in der Geschichte behaupten, und wenn später einmal sein Wirken beurteilt wird, dann wird damit gleichzeitig ein Werturteil über denjenigen Teil der Emigration abge- geben, der sein Publikum darstellte. erklärung deutscher antinazi - organisationen in england Eine Reihe deutscher Antinazi-Orga- nisationen unter Führung- der „Union deutscher sozialistischer Organisatio- nen in Grossbritannien" (Dachorgiani- sation von I'SK, Neubeginnen, SAP und SPD) veröffentlichte folgende ge- meinsame Erklärung: Der grausame Rachefeldzug der Hit- lerdiktatur, der in der unmenschli- chen Vernichtungsaktion gegen das tschechische Dorf Lidice einen neuen Höhepunkt erreicht hat, veranlasst die unterzeichneten Vertreter der deut- schen Emigration in England zu fol- gender Erklärung: „Wir fühlen uns in dieser Stunde zu- erst und zutiefst verbunden mit den tschechoslowakischen Freiheitskämp- XVir sehen in dem Freiheitskampf des tschechoslowakischen Volkes wie al- ler von Hitlerdeutschland unterdrück- ten Völker auch einen Appell an die Gegner des Nationalsozialismus in Deutschland selbst, ihre Solidarität mit den für ihre Befreiung kämpfenden Völkern aktiv zu bekunden. Die Hitlerdiktatur, die die Arbeiter von Mannheim und die Arbeiter von Lidice mordet, ist der gemeinsame Diesem 'System, das die Völker Euro- pas mit blutiger Gewalt unterdrückt, gilt unser gemeinsamer Kampf. Wir erneuern die Erklärung, mit allen unseren Kräften mitzuhelfen an der vollständigen Vernichtung der Hitler- diktatur und der deutschen Kriegs- maschine. Wir bekunden unsere Uebereinstim- mung mit der Erklärung der Alliier- ten Regierungen vom 13. Januar 1942, dass man die Schuldigen an den Ver- brechen, die im Namen der gegenwär- tigen Machthaber Deutschlands ver- übt werden und verübt wurden, ihrer gerechten Strafe zuführt. Wir erneuern unsere Solidaritätser- klärung mit allen Kämpfern für die Freiheit in der festen Ueberzeugung,, dass der Tag näher kommt, an dem die Gegner des Hitlerregimes in Deutschland selbst mithelfen werden, die Diktatur zu zerbrechen und an de- nen gerechte Vergeltung zu üben, die zuerst in Deutschland und dann in ganz Eiuropa die Herrschaft des Schreckens und des Verbrechens er- richteten." London, den 16. Juni 1942. Union deutscher sozialistischer Orga- nisationen in Grossbritannien (Union of German Socialist Organization» in Great Britain ) : Hams Vogel. 22 Liandesgruppe deutscher Gewerkschaf- ter in Grossbritannien. (Trade Union Centre for Germiarn Workers in Great Britain) : Hans Gott furcht. Emergency Aid Committee for Ger- man Scholar» in Exile: F. Demuth. Freiheitsbund deutscher Sozialisten (German Socialista Freedom League): lvurt Hiller. Auslandsvertretung1 der Deutscher Freiheits- Partei. W. Westplial Deutsche Volkssozialisten: Ha n* Jaeger Kameradschaft" Bündische Oppositiof (Jun ^nationale, J ungkatholiken unc freie Bünde): Hans Ebellng aus unserer arbeit SOLIDARITAETSKUNDGEBUNGEN FÜEB BRASILIEN Angesichts der Kriegserklärung Brasiliens wurde dem Präsidenten Vargas fol- gendes Telegramm übersandte Die deutschen Hitlergegner in Argentinien geben ihrer Solidarität mit dem gegen den Nazifaschismus kämpfenden Brasilien Ausdruck. Im Namen der deutschen Hitlergegner in Argentinien: Dr. August Siemsen, Balder Olden, Enrique Sieloff. Unsere Freunde in Brasilien übersandten dem Präsidenten Vargas folgendes Telegramm: „Wir teilen die Gefühle der Beleidigung, die dem brasilianischen Volke durch die ruchlose Ermordung unschuldiger brasilianischer Menschen zugefügt wor- den ist; wir erneuern in dieser tragischen Stunde von ganzem Herzen das Be- kenntnis unserer Solidarität mit Brasilien." Die Adressen von 1200 Naziagenten in Brasilien wurden der brasilianischen Re- gierung vom „Andern Deutschland", zur Verfügung gestellt. „Der Kongress der Freien Italiener" in Montevideo wurde vom „Andern Deutsch- land" durch ein Solidaritätstelegramm begrüsst, das auf der Tagung zur Ver- lesung kam. Eine Eingabe des Freien Deutschen Klubs Montevideo, in der dieser um eine unterschiedliche Behandlung der antifaschistischen Deutschen und Nazis bit- tet, wurde vom Präsidenten Baldomir wohlwollend beantwortet. In Cochabamba-Bolivien hat sich eine Gruppe jüngerer Freunde, des AD zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen, die auch dabei ist, sich eine eigene Bibliothek zu schaffen. Die Verbreitung unserer Zeitschrift schreitet in und ausserhalb Südamerikas fort. Soeben erhalten wir z. B. die Nachricht, dass sich in Oruro-Bolivien eine ne Gruppe der Freunde des AD gebildet hat. Neuerdings geht DAD sogar an eine Buchhandlung in Johannesburg-Südafrika. Wir erhalten Schreiben, die uns zu der niemals schwankenden, konsequenten Haltung beglückwünschen, die wir seit unserem Bestehen eingenommen haben. BRASILIEN In Porto Alegre hatte unser Freund Fritz Knieste dt eine Unterredung mit dem Chef der Polizei, zu der auch der Chef der politischen Abteilung hinzu- gezogen wurde, Das Ergebnis der Be- sprechung war, dass von Kniestedt den Behörden eine Liste von 72 Personen deutscher Nationalität oder Abstam- mung überreicht wurde, für deren ein- wandfreie demokratische Gesinnung er Bürgschaft übernahm, und die da- mit dem Schutz der Behörden unter- stellt sind. Dr. Curt Fabian, Sao Paulo, Caixa Po- stal 3289 ist berechtigt, für Brasilien Abonnementsbeiträge und Spenden für DAD entgegenzunehmen. CHILE In Valparaiso wurde eine Ortsgruppe DAD gegründet. Interessierte wenden sich an DAD, Casilla 9086, Santiago. Dr. Udo Rukser, fr. Sachverständiger der Reichsregierung über Minderhei- tenfragen beim Völkerbund, jetzt in Chile, schrieb uns: ,,Der Aufsatz über die Vansittartitis hat mir gut gefallen, aber es wäre doch m. E. noch sehr er- heblich zu unterstreichen, dass Van- sittar;; der Verantwortliche dafür ist, 23 dass England für die Weimarer Repu- blik nicht einen Finger gerührt hat. Jetzt ruft er: „Haltet den Dieb!" An- dererseits darf man sich nicht darüber täuschen, dass Vansittart sehr grossen Anhang in England hat, obwohl „Die Zeitung" darüber anders berichtet. Auch Churchill steht Vansittart ziem- lich nahe. Ich glaube, man kann da nichts anderes tun als in den USA die daraus für die Zukunft drohende Ge- fahr einer ganz dunklen nationalisti- schen Reaktion klarzulegen." An 4000 Nazianhänger versandte DAD ausserordentlich wirkungsvolle Rund- schreiben „Ist Hitler Deutschland? Ist Deutschland Hitler?" „Die kirchlich© Lage in Deutschland", „Der Totengrä- ber das deutschen Volkes". Von der Reaktion gibt uns ein Brief aus Puer- to Montt Kunde, aus dem ersichtlich wird, dass der Deutschchilene Hans Berndt, der das chilenische Piloten- exsivon abgelegt hat und seinen Wohnsitz in allernächster Nähe der Luftbase Chamiza bei Puerto Montt aufgeschlagen hat, vor Wut nahezu in die Luft ging, als er seine »Sendung aus dem Postfach nahm. Der Nazi Berndt wird sich noch an ganz andere Dinge gewöhnen müssen, denn in ganz Süd- chile sind unseie Freunde an der Ar- beit, die Hitlergegner zu sammeln. Und wenn auch im eigentlichen Seengebiet und auf dem flachen Lande die „Un- entwegten" weiterhin fest von Hitlers Sieg überzeugt schein-n. so ist bei- spielsweise in Osorno ein erfreulicher Umschwung festzustellen. Hier sagen nahezu alle Deutschchilenen mit we- nigen Ausnahmen Hitlers Niederlage voraus. Inwieweit hier die ergangene Weisung zur Zurückhaltung mitwirkt, sei dahingestellt. Immerhin muss be- rücksichtigt werden, dass die Werbung des DAD, die regelmässig in die Häuser der meisten Deutschen und Chilenen deutscher Abstammung gelangt, .dazu beiträgt, die Menschen wieder zum ob- jektiven Denken anzuregen. Jedoch hängt auch hier letzten Endes alles von den Ereignissen auf den Kriegs- schauplätzen ab. In Buenos Aires beteiligen sich unsere Freunde an der grossen Sympathie- kundgebung für Mexiko, die das Cen- tro Republicano Espanol am 16. Sep- tember im Luna Park veranstaltet. Näheres in den Tageszeitungen. LOS ALEMANES PREFIEREN GOETHE A GOEBBELS El escritor nazi Faul Alverdes expresö en una de sus conferencias de Propa- ganda que en la Alemania actual exis- te un inmenso interes por libros, es- pecialmente de autores cläsicos. Dijo textualmente: "Si yo tuviera camiones cargados con las obras de Goethe, Kel- ler, Kleist y Shakespeare, las podria vender como manteca." Lo que de- muestra que el pueblo alemän prefie- re Goethe y los poetas ds la Otra Alemania a los escritos de los autores protegidos por Goebbels. (De „Die Zeitung", periödico alemän editado en Londres). LIDICE-SAMMLUNG Aus für No. weis der eing'egiang'enen Betrag unsere Hilfsaktion "L.IDICB' 185 7187 7188 7189 7192 7195 7197 7198 7200 16301 16302 16303 16304 16306 16307 16315 16316 16317 16318 16319 16320 164z6 16434 1644; 16418 16452 1645 6 16457 16458 16459 16460 16461 16462 16464 16465 16469 16472 16475 16 4 76 16480 16481 16482 16484 15. 5.— 5 .— 10.— si — 12.— 2.50 2.20 s'— 5.— 3.60 1.50 4.— 17.— 12.— 22.— 32.— 5.— 20.— 6.— 10.— 2.— 26.— 48.— 15 . 50 1.— 1 .— 3.— 12.' — 2.50 25.— 10.— 35.— 1.— 4.— 1 .— 7.— 1.— No. 16489 16489 16491 16492 16493 16497 16499 16500 611 7346 1001« 7738 7741 16327 16332 16333 16338 16340 16343 16345 16346 16349 16350 16351 16358 16359 16360 16361 1 6362 1 0095 10109 10115 16370 16371 16373 10229 16376 16378 1 6381 16384 504 13.50 13.50 1.— 11.— 12___ 3.— 1.50 3.— 4.— 1.— 10.— 4.— 1.— 8.— 36.— 9.— 14.— 77.50 60.— 15.— 5.— 12.70 4.50 18.— 2.— 3.— 46.50 10.50 1.— 42.— 8.— 4.— 50.60 7.— 5.50 93.— 64.— 5.— 2.40 20.— Total $ 1112.— 24 HEUTE UND ORGEN 1 2 JAHR GANG II, SEPTEMBER 19 4 2 "I\ie Maschine ist schuld an unse- V rer schlechten Lage", sagten vie- le Arbeiter, „sie macht uns überflüs- sig." Und sie begannen, die Ma- schinen zu zerstören. Die Fabriken wurden mit Polizei „und Militär belegt, tausende von Arbeitern wurden getö- tet. Dort aber, wo es ihnen gelang, eine Maschine zu vernichten, stand bald eine andere, die noch schneller arbeitete und noch mehr Arbeiter überflüssig machte yd er sie noch er- barmungsloser der Willkür des rei- chen Mannes überliess. So ging es nicht. So gab es keine Rettung. In den Fabriken arbeiteten viele Frauen und Kinder. Sie konnten viele Arbeiten am laufenden Band genau so gut ausführen wie gelernte Arbei- ter und bekamen nur einen Bruchteil an Lohn. "Die Frauenarbeit ist schuld an unserer schlechten Lage", sagten nun manche, "die Frauen nehmen uns die Arbeit", Und sie drangen auf de- ren Entlassung. Aber wenn Frau und Kinder einer Familie nicht mitverdien- ten, so wurde der Hunger noch grö- sser, die Miete noch unerschwingli- cher, die Kälte noch tödlicher. Auch so ging es nicht. Auch das war keine Rettung, Das Elend wuchs und verbreitete sich über die ganze Erde, unaufhaltsam wie die Flut des Meeres. Auf riesigen Ebenen standen präch- tig die Aehren. Kornfelder reihten sich an Kornfelder. Das Volk aber hunger- te. In tausendere von Kohlenzechen wurden grosse Mengen Kohle zutage gefördert. Das Volk aber blieb schutz- los in der Kälte. Millionen von Scha- fen wurden geschoren, weite Baum- wollfelder wurden von Sonnenauf- gang bis Sonnenuntergang! abgeern- tet; die Wolle und die Baumwolle wurden zu Kleidung verarbeitet. Die Kleidung des Volkes aber war schlecht, abgetragen und zerrissen. Mengen und Mengen Baumaterial wurden aufgefahren, riesige Paläste und Wolkenkratzer wurden gebaut und schöne breite Strassen und Aleen angelegt. Das Volk aber lebte in schmutzigen Strassen und elenden Mietskasernen. Vom blauen Zenith strahlte die Sonne freundlich und warm. Grün waren Täler und Berge, Wälder und Wiesen. In tausendfalti- ger Schönheit zeigte sich die Erde und lud die Menschen ein, glücklich und in Frieden und Gerechtigkeit zu leben. Aber das Volk konnte die Son- ne nicht sehen, nicht die Schönheiten der Erde, die sie beschien. Es stand bleich und gebeugt im ewigen Staub der Fabrik und hörte den stumpfen,, eintönigen Singsang des laufenden Bandes, dem es ausgeliefert war. Es atmete die dumpfe, erstickende Luft übervölkerter Wohnlöcher und schmut- zig-grauer Strassen. Tag um Tag, Nacht um Nacht. Unermesslich mehrten die Maschinen und die Arbeiter, die an ihnen arbei- teten, den Reichtum, die Werte der Welt. Die Arbeiter, das Volk, hatten keinen Anteil daran. Aber die Arbei- ter waren es, die die Werte schufen! Sie führten Kriege um sie; töteten sich ihretwegen. Wozu? Für wen? Und im- mer stärker und brennender wurde es klar; So geht es nicht weiter . . . 25 Aber was können wir tun? Da- rauf wurde die Antwort gege- ben. Es war die Notwendigkeit, die die Antwort gab. Und es waren eini- ge, die sich zu Wortführern dieser Notwendigkeit machten. „Genossen", sagte sie — und die Arbeiter horchten auf, als sie zum ersten Mal dieses Wort "Genosse", hörten — "Genossen, Kameraden! Unsere Lage ist die La- ge von neun Zehnteln aller Menschen. Unsere Lage ist schlecht. Sie wird schlechter werden, wenn wir selber sie nicht ändern. Wir haben keine Hilfe zu erwarten." — "Schlagt die Reichen tot» nehmt ihnen, was sie uns gestohlen haben, zerstört die Fabriken und die Maschinen", schrie es aiue der Masse, und langsam und drohend zog die Menge dem Palast des rei- chen Mannes und seinen aufgestapel- ten Waren zu. "Halt! Nicht so!" riefen die Wortfüh- rer, die zuerst geredet hatten, "so können wir nichts erreichen. Polizei, Militär, Waffen sind gegen uns. War es nicht ein Irrtum, als wir die Ma- schinen zerstören wollten? Der Weg der Maschine ist nicht aufzuhalten. Nicht die Maschine ist Schuld an un- serer Lage, sondern die falsche Ver- teilung der Werte, die sie produziert. Wir müssen die Maschine in den Dienst der Gesamtheit stellen. Dann wird sich unsere Lage ändern. Heute sind wir Sklaven der Maschine, weil sie nicht uns gehört, weil sie nur für wenige statt für alle arbeitet. Aber wenn wir wollen, wird sie für uns alle arbeiten. Sie wird unser Freund sein und uns allen ein glückliches Leben schenken. Es liegt an uns. Alle Kraft, alle Macht ist bei uns, wenn wir wol- len. Wenn wir einig sind, sind wir al- tes. Keine Polizei, keine Waffen kön- nen uns besiegen. Organisieren wir uns! Seien wir einig!" Und die Arbeiter organisierten sich. Es hätte alles gut werden müssen. Aber die reichen Männer, die Kapita- listen, die Besitzer der aufegestapelten Waren und aller Güter der Erde, hat- ten noch viele Machtmittel, die sie gegen das Volk einsetzen konnten. Und sie setzten alles ein. Denn ihr Profit, ihr aufgestapelten Waren wa- ren ihnen mehr wert als das Glück der Gesamtheit, mehr wert sogar als ihre eigenes Leben. Davon das nächste mal mehr. Pieter Siemsen. EIN BRIEF AN EUCH ALLE! Vor längerer Zeit erhielt „.Heute und Morgen" einen Brief, der hier abgedruckt ist. Heute ist der Schreiber dieses Briefes! einer der aktivsten und verantwortungsbe- wusstesten Mitarbeiter von „Heute und Morgen". Es mag, von man- chem Standpunkt täus, nicht alles richtig sein, was in dem Brief steht. Er will nur subjektive Emp- findungen ausdrücken. Diese sub- jektiven Empfindungen, getragen von Verantwortungsbewusstsein, sind aber von objektivem Wert. Darum gibt „Heute und Morgen" ihn allen zum Lesen. Liebe Freunde, obwohl ich niemanden von Euch per- sönlich kenne, nenne ich Euch meine Freunde, weil Ihr dieselben Ideale habt wie ich und weil Ihr nicht nur jung seid, sondern Euch auch so fühlt, so denkt und so handelt. Aus diesem Grunde schreibe ich Euch: weil Ihr meine Freunde seid und weil Ihr dasselbe Ziel „anstrebt wie ich. Diese Worte setze ich voraus, damit Ihr nicht glaubt, ich sei ein unpro- duktiver Meckerer oder ein altkluger „Ueber - der - Sache - stehen - Wollen- der". Denn was ich jetzt schreibe, ist ein Ratschlag, der auch als, wohlge- meinte Kritik aufgefasst werden kann. Wir alle haben, wie ich schon er- wähnte, unser gemeinsames Ideal, und alle bemühen wir uns, ihm auf HAENDLER, MAERTYRER, KAEMPFER Die Rassenpolitik der Hitlerregierung hat dazu geführt, dass das, was ausserhalb Deutschlands „deutsche Emigranten" heisst, ganz anders zu- sammengesetzt ist, als .alle früheren Emigrationen. Sie wird aus zwei Quel- len gespeist: der politischen und der „nichtarischen". Die Letztere ist die wetaus stärkere und zeigt, dass gänz- lich unpolitische und weltanschaulich uninteressierte Menschen mit ihren Kindern plötzlich im fremden Land stehen und sich vergeblich nach dem „Warum" fragen. Diese Frage muss nicht vergeblich sein und der politische Teil der Emi- gration hat die Antwort unermüdlich immer wieder zu geben. Ihr Verständ- nis und ihre Anerkennung führt dazu, dass aus dem Unpolitischen ein Kämpfer gegen die Ursachen des Ver- brechens wird, unter dem heute nicht nur die deutschen Flüchtlinge, son- 26 diesem oder jenem Weg näher zu kommen. Aber ich habe gesehen, dass viele von Euch eine nicht ganz rich- tige Metho/de eingeschlagen haben, um zum Ziel zu kommen. Es gibt näm- lich solche unter Euch, die in ihrem löblichen, wertvollen Eifer das Weit« erblicken um über das Nächste zu stolpern. Viele aus Elueren Reihen nehmen gro- sse Dinge in Angriff, sie greifen heu- te schon zum Schwersten, aber sie tibersehen die (wichtigen) Kleinig- keiten, an denen sie sich üben müss- ten. Kleine Pflichten sind es, die zu- erst erfüllt werden müssen, denn nur so, Schritt für Schritt, werdet Ihr das Grosse erfüllen. Schlagt Ihr aber die- sen Weg nicht ein, wird Eure Arbeit aur Halbheit verurteilt sein und Halb- heiten sind unproduktiv. Und damit Ihr es, ganz klar habt — schwarz auf weiss vor den Augen: Buer Weg, oder, besser gesagt, unser Weg, ist in zwei Abschnitte einge- teilt. Zuerst beschäftigt Euch mit Euch, dann erst mit der Gemeinschaft; denn um sicher zu sein im Leben, um anderen den Weg weisen zu können, muss man selbst zuerst feststehen. Man muss ein «Ausgeglichener, selbst- sicherer, verantwortungsbewußter Mensch sein. Um andere zu überzeugen (ganz gleich In welchem Sinne) muss man erst sich selbst beherrschen. Ueber dies Thema kann ich viel schrei- ben, weil ich auch gerade an mir ar- beite. Selbsterziehung ist unser Ge- bot, und algi deren Quintessenz: Wil- lensstärkung. Nur mit starkem Wil- dern ebenso sehr die gesamte Welt seufzt. Dieser innere Umwandlungs- prozess erfasst glücklichweise ziem- lich weite Kreise, vor allem junge Menschen, die auf ihrem PJatze dazu beitragen, die politischen Ursachen der Weltkatastrophe politisch zu be- kämpfen. Leider nicht alle. Daneben stehen vie- le, die durch die persönlichen Schick- salsschläge zermürbt wurden, nur an ein bescheidenes Zuende-Ieben den- ken und „von Politik nichts wissen" wollen. Diese Menschen sind für uns uni/nterssant, weder Freund noch Feind. Aber es gibt noch eine dritte Gruppe, eine äusserst rege. Das einzige Ziel von ihnen allen ist Geld zu machen und mehr Geld, auf dich Mittel kommt es dabei nicht an. Hält man diesen Schädlingen ihr Ver- halten vor, so steht man erschüttert vor soviel Niedrigkeit an Gesinnung. len kann mian erst sich selbst und später die anderen führen. So muss man erst mit Wenigem an- fangen, dann immer weiter gehen. Zu- erst muss man sich in kleinen Din- gen erziehen. Z. B. das Rauchen sein lassen; täglich sich eine halbe Stunde irgend einer privaten Arbeit widmen u. dergl. Später kann man sich dann grösseren Leistungen hingeben. Alles Schwer-erscheinende wird Euch leicht fallen, wenn Ihr über alle An- strengungen Euer Ideal stellt, wenn Ihr ialle, auch Eure kleinsten Bemü- hungen, mit dem grossen Werk in Verbindung bringt. Und das wollen wir: unser ganzes Leben teils direkt, teils indirekt, auf das Ziel einstellen, so diass unsere pri- vaten Wünsche zu Mitteln zur Errei- chung des gewaltigen Ganzen werden. Aber nicht blinde Leidenschaft soll uns leiten, keine ungezügelten Ge- fühlswallungen mögen uns zu Skla- ven unserer Ziele machen. Nein! Die Vernunft soll uns führen und an ihrer Seite die guten Regungen unseres Herzens stehen. Gehirn und Herz — die wahre Harmohie dieser beiden Po'le menschlichen Leben» bedeutet Glück — nicht nur für uns, sondern für alle, die mit uns in Berührung kommen. Diese Uebereinstimmung unseres Cha- rakters wollen wir durch Selbsterzie- hung erreichen. Es grüsst Euch und bittet für sein uniaufgefordertes Einmischen in Eu- re Angelegenheiten um Entschuldi- gung Euer Kamerad R. SCH. Einen Standpunkt in dem grosses Ringen einzunehmen, bedeutet für sie, sich zum Märtyrer zu machen, wiozu sie keine Berufung verspüren. Dass es aber ausser dem gesinnungslosen Händler und dem Märtyrer noch den Kämpfer gibt, der sich einsetzt, wenn es der Sache nützt, können sie aus ihrem ganzen Charakter heraus nicht verstehen. Ueber diesen Abhub, der in allen Län- dern die deutsche Emigration diskre- ditiert und diskreditiert hat, muss endlich der Stab gebrochen werden. Fuchsschlau wie sie sind, machen die- se Leute nämlich ihre Rüekversiche- rungsverträge für den Fall, dass es doch "nochmal anders kommt". Des- halb legen sie Wert darauf, als Auch- Emigranten eine gewisse Tuchfühlung mit dem kämpfenden deutschen Anti- faschisten zu halten. Diese Tür muss ihnen verriegelt werden. Sie haben sich entschieden — gegen uns; wir entscheiden uns gegen sie. R. 27 GENOSSIN JOLLE ES IST GENUG Kurz bevor d'as furchtbare Schicksal über Frankreich kam, starb sie in Paris, und es scheint mir, dass ihr früher Tod, der sie vor Schlimmem bewahrte, ein Geschenk war, das sie wohl verdiente. Was sie aus reicher Quelle zu spenden vermochte, das hat- te sie wohl bereits mit vollen Hän- den verteilt. Im April 1933, als wir in Berlin die illegale Gruppenarbeit organisierten, lernte ich sie kennen. Noch höre ich ihre tiefe, knabenhafte Stimme am Telefon: „Natürlich komme ich, also um 12 vor Tietz, mein Fahrrad bringe ich mit! Wirst Du mich auch erken- nen? Bs war nicht schwer, sie sofort Tin t er den anderen Wartenden zu finden, weil man in ihr auf den er- sten Blick die junge begeisterte Ge- nossin erkannte. Sie wurde unser Ku- rier, und der Name „Jolle", den ihre Freunde ihr verliehen hatten, passte 'Ausgezeichnet. Wie ein festes und si- cheres Boot arbeitete sie gegen den Strom, unbeirrt und unbekümmert der Oafa.hr. Sie war es, der nie eine Arbeit zu viel oder ein Weg zu weit war, und die sogar mit wahrer Begeisterung langwierige Schreibmaschinenarbeiten übernahm, obgleich sie bereits viele Stunden im Büro versessen und fri- sche Luft und Bewegung ihr ein Le- bensbedürfnis waren. Doch was die Jolle tat, das tat sie ganz. "Und dann kam der Tag im November, da die Gestapo unsere Organisation entdeckte, und ein Mitkämpfer nach dem andern in das berüchtige Braune Haus in Charlottenburg geschleppt wurde. Am Sonntagabend trafen sich die wenigen noch Verschonten. Auch -Jolle war dabei. Aber alle Bemühun- gen, sie zum Verllassen ihrer Wohnung zu bringen, waren umsonst; sie wollte nicht weichen ... In derselben Nacht wurde auch sie ins Braune Haus- ge- bracht. „Macht mit mir, was Ihr wollt, ich sage Euch doch nichts", soll sie ihren Peinigern zugerufen haben. — Später nach sogenannter „Schutzhaft" im Berliner Polizeigefängnis und in Moabit, verbüsste sie die eigentliche Gefängnisstrafe im Barnimer Frauen- gefängnis^ Eine Genossin schrieb mir nach ihrem Tode: „Immer war sie grosartig, aber besonders damals mit uns im Gefängnis". — Als auf Veran- lassung eines Anwalts die damals erst 19jährige einen kurzen Urlaub zu ih- rer schwerkranken Mutter erhielt, de- ren einziges Kind sie war, sagte sie bei ihrer Rückkehr zu den Kerkerge- nossen : „Ich konnte die Zeit nicht er- warten, wieder bei Euch zu sein". Nach ihrer Entlassung, ungebrochen, liess sie sich lals Kindergärtnerin aus- bilden. d'ann brachten die Freunde sie nach Paris. Nur durch die Briefe an- derer hörte ich noch von ihr. Sie selbst vermochte nicht mehr zu schreiben: Wir haben alle Geografie in der Schu- le gelernt, aber was haben wir uns gemerkt? Es wird über Chine gesprochen, es wird über Indien gesprochen; wir sind hier in Argentinien und hören doch nicht viel mehr als immer wieder, wie gross Argentinien ist, und wer Belgrano war, und wieviel Provinzen es gibt. Wisst ihr wieviele Ein- wohner die ganze Welt hat? Es sa- gen doch so viele, es gibt zu viele Menschen, darum ist Elend und Not. Es leben ungefähr 2.COO.OOD.OOO Men- schen auf unserer Erde. Zwei Milliar- den. Davon sind alleine etwas über die Hälfte Chinesen, Inder und Russen. 11C0 Millionen. Europa hat 460 Millionen (das ist weniger als ein viertel). Amerika hat 251 Millionen (ein achtel). Afrika hat 143 Millionen Menschen (das ist der vierzehnte Teil der ganzen Bevölkerung) und dann kommt noch Australien und Ozea- nien» mit 8 Millionen. Das sind Zah- len, die überlegt man sich selten. China und Indien sind doch so weit weg. Aber ihr Schicksal ist doch das der Mehrheit aller Mensr etwas über Indien und China zu sagen hat, soll es in der nächsten Numme-r von „Heute lind Morgen'» tiin. FREIHEIT! GLEICHHEIT! BRÜDERLICHKEIT! 32 ■lü'-.'J."--.-...™- '■ .I.III II Ml I ................... "..... ...........■»'■II'........Uli Illing» DAS ANDERE DEUTSCHLAND liest die guten Bücher aus der BUECHERSTUBE B. de HERZFKLD - Jetzt Heconqulsta 424 U. T. 32-0847 - Buenos Aires Deutsche und spanische Bücher — Verkauf und Leihbibliothek — Ankauf gelesener Bücher jeder Art zu Höchstpreisen. DRUCKSACHEN JEDER ART IMPRENTA "ELIDOR" RIO BAMRA 627 U. T. 41, Plaza 7512 PENSION SCHIFFER General Paz 1908. U. T. 76-1793, 1 Qua- der Qabildo vermietet gut möbl. Stra- ssenzimmer mit Pension, gute bürgl. Küche, Warmbäder u. sonst. Bequem- lichkeiten. Tischgäste willkommen. Mässige Abonnementspreise. A. A. B. A. ENRIQUE U. CORONA MARTINEZ A B O G A D O LAV ALLE 1268 EL CAPRICHO Damen u. Herren-Friseur-Salon AVILES 2976 — U. T. 73 - 1318 zwischen Conesa und ZapioLa Beste Dauerwellen von $ 2.5q ab. Leser 20 Prozent Ermässigung. FIEINE MASSCHNEIDEREI für Damen und Heitren FRANCISCO JACOBY Pasco 434, Dpto 1. — U. T. 48 - 5015 DRUCKSACHEN ALLER ART in modernster Ausführung ENRIQUE SALINGER RECONQUISTA 656 - Dep. 5 U. T. 31 - 5577 Deutsche Schneiderei „Kundendienst" Wenden, Reinigen, Bügeln, Färben, Reparaturen, Modernisieren, Neuan- fertigung von Damen- u. Herrengarde- roben in preiswerter u. guter Ausfüh- rung. Guanaeache 2464. U. T. 73-5868 , TUECHTIGER TISCHLER übernimmt sämtliche Neuanfertigun- gen und Reparaturen in und ausser dem Hause. FRITZ KIBEL — V. T. 70 - 1950 ~TÄLLER DE COMPOSTURAS Skdrohe, Handtaschen, Koffer, alle Lederarbelten holt ab B. ZIEI.KE TJ. T. 78 - 6743 CONDS 1316 WERDET vereins RINCON 1141 - CiXHJOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO^ siiiiiiiiiitsiiiiiiiiiiiiHiiniiiiiiiiniiiiiiimiiaiiiiiiimiiaMiMmHM U. T. 35 - 3853 E DELIKATESSENHAUS "merkur" 1 Grosse Auswahl in Wurstwaren, g = Delikatessen, Konserven und s 5 Kolonialwaren. = | Zustellung ins Haus. | | Provinzversand! j| 1 TUCUMAN 413 — U. T. 31-2638 g BiiiniHHiiniiimiiimEziifiiiiiminiiiimiiiiiraiiiHiimiamimihl S „EL AÜXILIAR" I 5 U ebermittlun#? telef. Bestellen- E E gren, Korrespondenz in Deutsch; j = Spanisch, Englisch, Französisch. | E Wecken durch telef. Anruf m : E jeder Stde. Dr. D. Dauber. 5 1 Alsina 635 — U. T. 33-0429 f E (9—12, 15—17.30 Uhr) 5 Sommerfrische "Quinta HmatWVM helle, luftige Zimmer, Hühnerzucht, Wald, Milchwirtschaft, Schwimmen, Baden, Fischen, Rudern, Pension. HERMANN BLANDES Isias del Tbicuy, Brazo Chicö, via, Ca- nal San Fernando. (Lancha Q-al6fr6) LANDSCHULHEIM „Hogar Sarmiento" VILLA GRAL. BELGRANO (antes V. Calamuchita) SIBRRAS DE CORDOBA Leitung:: MAxlmo Sulzbergrer VERTRETUNGEN DES ANDEREN DEUTSCHLAND IM AUSLAND BOLIVIA Wolfgang Hirsch-Weber, Casilla 71, TARIJA. Dr. Ehrhardt Loehnberg, Lista de Co- reo, TARIJA. Sr. Ing. W. Ossowsky, Casilla de Co- rreo 174, COOHABAMBA. BRASIL Lustig-Prean, Rua Aracajü 253, SAO PAULO. Dr. Gurt Fabian, Caixa Postal 3289. SAO PAULO. Friedrich Kniestedt, Avenida Bage 514 Petröpolis, Rio Grande do Sul, PORTO ALEGRE. CHILE £ LA OTRA ALEMANIA, Casilla 9086, SANTIAGO DE CHILE (Chile). Oscar Chylik, Casilla 423, OSORNO. COLOMBIA LOS AMIGOS DEL LIBRO, Apartado Nacional 2756, Calle 16 No. 6-50, BOGOTA. A.N.F.B.A., Apartado Aereo 3530, BOGOTA. PARAGUAY Albert Günther, Casilla 417, ASUNCION. Enrique Block, poste restante VILLARICA Alwin Heuke, PASO YOBAI via Villarica. URUGUAY Club Alemän Independiente, Galicia 1270, MONTEVIDEO . Annemarie Rübens, COLONIA VAL- DENSE Depto. Colonia. VENEZUELA Avenida Este 188, p. 31. PRECIOS DIE VENTA Y SUSCRIPCION Suscripciön Numero anuBl suelto BOLIVIA:.................. Bs. 60.— Bs. 6.— BRASIL:.................... 20$000 2$000 COLUMBIA:.................. $ 2.— 20 cts. COSTA RICA:................ 6 Colones 60 cts. CUBA:...................... 1 peso 10 cts. CHILE:.................... $ 30.— $ 3.— DOMINICANA:....................$ 1.— 10 cts. ECUADOR:.................. 15 sucres s/. 1.50 EL SALVADOR:.............. $ 2.50 25 cts. GUATEMALA:................ 1 quetzal 10 cts. HONDURAS:................. 2 lempiras 20 cts. MEXICO:.................. 5 pesos 50 cts. NICARAGUA:................ 1 Dolar al cambio 75 centavos corriente de cordoba PANAMA Y ZONA DEL CANAL: ... B. 1.— 10 cts. PARAGUAY:................ 350 pesos 35 pesos PERU:.................... 6 soles 60 cts. PUERTO RICO:............ .. 1 Dolar 10 cts. U. S. A.:.................... 1 Dollar 10 cts. URUGUAY:.................. $ 2.— o/u. 20 cts. VENEZUELA:................ Bs. 5.— Bs. 0.50