LA OTRA ALEMANIA (Organo de los alemanes libres de America del Sur) Registro Nacional de la Propiedad Intelectual No. 104.574 BUENOS AIRES aus dem inhalt: Vertreter der Freien Franzosen, Spanier, Italiener: Ueber die Kriegsziele Lavais Vergangenheit Probleme zu Beginn des 4. Kriegsjahres Die Verschwörung des Monopolkapitals Mir san eh die reinen Lamperln Oda Olberg — 70 Jahre HEUTE UND MORGEN Balder Olden: August Siemsen: E. Lackenbacher: Das Andere Deutschland Die Verbrannte Literatur und die Freie Literatur finden Sie nur in der BUCHHANDLUNG — GROSSANTIQUARIAT LEIHBIBLIOTHEK B A R N A LAVALLE 379 JURAMENTO 2384 ü. T. 31-7427 u. 31-4513 U. T. 73-4777 ^iiiiioiniiiiiiiiniiiiiiiiiiiiciiiiimmiiniiiiiiiiiiiiHiiiiiiiüiiiEiiiiiiüiiüitiiiiiiiiiiiiiHiiiiiiniiHtiiiiiiiiiiiiitiiiiHiiiiiiiniiiiiiiiiiiiamimiimrc 0 Besuchen Sie die i 1 Freie Deutsche Bühne ! 1 DAS EINZIGE UNABHAENGIGE | 0 DEUTSCHSPRACHIGE BERUFSTHEATER AMERIKAS. § | Vorstellungen jeden Sonnabend und Sonntag § 1 IN DER CASA DEL TEATRO, SANTA FE 1243 | | Eintrittspreise $ 1.-- bis $ 4.—. | ,8i«mumiiniiHiiiuiiiHiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiitiiiiii!iiiii!niii!i!iiiiiiEjmi!i!iii!i[3iiiiiiii!i!itiiiiiii!iii;iHiii!iiiiiinmiimmmniii!iimimmii)3 1 Sastreria CARLTON \ ESMERALDA 117 U. T. 34-5020 1 I ZAHTjUNGSFJR LEICHT FRUNfwEN SuilllllllllllllllllllllllllllllllllllleMIMIIHIMIIIMIIllllllUlll HIHIHI nun limilMlllllllllllMlllllllilllllllllllllllllllllMIIIIUlimitlHIII. DAS ANDERE DEUTSCHLAND (LA OTRA ALEMANIA) gggANO,DE lO^ALEMANES Editor y direclor: Dr. AUCUSTO SIEMSEN, ex-diputadodel Reichst»f. TUCUMAN 309 - BUENOS AIRES - U. T. 31 - 3922 JAHRGANG V — Nr. 55 — OKTOBER 1943 REGISTRO NACIONAL DE LA PROP1EDAD INTELECTUAL No. 1 04.574 August Siemsen: probleme zu beginn des vierten kriegsjahrs Zu Beginn des vierten Kriegsjahres muss die Sowjetunion noch immer al- lein last dem gesamten Druck der furchtbaren Kriegsmaschinerie Hitler- deutschlands standhalten. Die Welt begeistert sich an dem unbrechbaren Widerstand der Russen, der im Kampf um Stalingrad seinen Höhepunkt er- reicht hat; die Zeitungen berichten vom epischen Heldentum des russi- schen Volkes; die verantwortlichen englischen und amerikanischen Staats- männer versichern Sowjetrussland ih- rer Bewunderung und Dankbarkeit. Aber der Besuch Churchills bei Sta- lin, der stattfand, nachdem man sich vorher in London mit den Amerika- nern über die Ablehnung der .soforti- gen Schaffung der zweiten Front ge- einigt hatte, hat deutlich erwiesen, dass den Russen platonische Liebeser- klärungen gleichgültig sind, und dass die tatsächliche Unterstützung durch Belieferung mit Kriegsmaterial und durch Luftangriffe auf die deutsche Kriegsindustrie ihnen unzureichend erscheint. Sie sind der Meinung, dass die angelsächsischen Verbündeten an- gesichts der Kriegslage in Russland das Risiko der Schaffung einer zwei- ten Front in Europa auf sich nehmen müssten, da sie dazu in der Lage wä- ren. In der Augustnummer haben wir ge- schrieben, dass man ohne Kenntnis der gesamten Bedingungen bei der Beurteilung der gegenwärtigen Mög- lichkeiten einer zweiten Front zurück- haltend sein müsse, aber wir haben gleichzeitig auf die berechtigte Unzu- friedenheit mit der englischen Krieg- führung im ganzen hingewiesen. Diese Unzufriedenheit wächst Man fragt — und nicht zuletzt sehr deutlich in England selbst — warum die jetzige Situation, in der das deutsche Heer sich in Russland in einen Kampf auf Leben und Tod verbissen hat, nicht zur Eröffnung der zweiten Front aus- genutzt werde; ob man mehr Chancen zu haben glaube, wenn in Russland ungezählte Divisionen für den Westen frei geworden seien, warum man sich nicht, wenn man schon keine zweite Front in Europa schaffen zu können glaube, wenigstens zu einer gross an- gelegten Offensive in Nordafrika und dem Ziel der Beherrschung des Mit- telmeeres aufraffe; warum die Ver- zettelung der alliierten Streitkräfte noch immer andauere, statt an einer Stelle mit überlegenen Kräften vorzu- stossen; warum die Luftangriffe auf Deutschland nicht ununterbrochen und in stets steigendem Ausmass fort- gesetzt würden; warum sie wegen schlechten Wetters unterblieben sei- en an dem gleichen Tage, an dem rus- sische Bomber polnische und deutsche Städte bombardiert hätten. Auf solche Fragen mag es Antworten genug geben, die ganz oder halb be- friedigend klingen; manche Fragen mögen sogar reichlich dilettantisch sein. (Ein englischer Kommentator hat allerdings kürzlich gemeint, leider hätten die Fachleute bisher gegenüber den ,,Dilettanten" immer unrecht be- halten.) Wesentlich ist, dass sie oft nicht nur Ausdruck der Unzufrieden- heit, sondern eines Misstrauens sind, das auch Stalin und Sowjetrussland nach den eigenen Aeusserungen Chur- chills und nach den Artikeln der rus- sischen Presse in steigendem Masse hegen. Man hat den früheren Wunsch 1 Chamberlain-Englands nicht verges- sen, dass Hitler-Deutschland und Sow- jet! ussland sich gegenseitig zerflei- schen möchten. Man weiss auch, dass die Chamberlainisten und Monopolka- pitalisten in England und USA weiter- hin mächtig sind — die KP Englands hat gerade die Ausschiffung der bela- steten Chamberlainisten aus den lei- tenden Stellen verlangt, in denen sie noch immer sitzen —•, und man täuscht sich nicht über die trotz des gemein- samen Abwehrkrieges fortdauernde Bedeutung der Gegensätzlichkeit der russischen und angelsächsischen Wirt- schafts- und Gesellschaftssysteme. Aus dieser Gegensätzlichkeit folgt, dass Hilfe an die Sowjetunion nur in dem Masse geleistet wird, wie diese ein unentbehrlicher Bundesgenosse gegenüber Hitlerdeutschland ist. Ge- gen ihre Schwächung an sich hat man sicherlich um so weniger einzuwenden, als die Gefahr, die dem Kapitalismus nach dem Krieg droht durch die gro- ssen Sympathien, die sich die Sowjet- union durch den Heldenkampf des russischen Volkes in der ganzen Welt erworben hat, sehr gestiegen ist. Die sich verdichtende Atmosphäre des Misstrauens kann zu einem schweren Handicap für die Achsengegner wer- den, wenn sie nicht bald durch Taten überwunden wird. DIE INDISCHE FRAGiE Denn Worte hat es genug und über- genug gegeben. Schade nur, dass sie auf die Dauer sc wenig gegenüber Tatsachen vermögen. Die Rede, die Churchill am 10. Sep- tember über die Situation in Indien gehalten hat, klang beruhigend nur für die bedenkenlosen Anhänger der konservativen englischen Politik in Indien. Der Dank, den Churchill der Polizei für die Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung aussprach, ent- stammte der Gesinnung, die Churchill stets gegenüber Indien gehegt und ausgesprochen hat. In dieser Gesin- nung eines Vertreters der herrschen- den Klasse eines herrschenden Volkes gegenüber den andesfarbigen und an- dersdenkenden Bewohnern des be- herrschten Landes erblicken wir das grösste Hindernis für die englisch-in- dische Verständigung, eine grosse Ge- fahr auch für die Zukunft. Oder glaubt wirklich jemand, das die von der Polizei mit Peitschen und Ma- schinengewehren herbeigeführte „Be- ruhigung" echt und dauernd sein könnte? Eine solche Meinung würde eine sehr undemokratische bedenklich faschisti- sche Verachtung des indischen Volkes verraten. Der Arbeitervertreter Green- wcod — beileibe kein Linker! —, der Churchill antwortete, hegt diese Mei- nung nicht. Er charakterisierte die Sprache Churchills als unklug. Sie könne nur schädliche Wirkungen her- vorrufen. Die sind denn auch ebenso schnell eingetreten, wie wir sie erwartet ha- ben. Wieder lesen wir in den Zeitun- gen von Unruhen, Sabotageakten, Zu- sammenstössen, Toten und Verwunde- ten in Indien. Lückenhaftigkeit und Tendenz der von der Zensur durchgelassenen Nach- richten über Indien erschweren wei- terhin die Urteilsbildung. Nur ein Beispiel: Es wird der Eindruck erweckt, als ob die 80 Millionen Mohammeda- ner auf Englands Seite ständen. Das ist falsch. In Wahrheit verlangen die mohammedanischen Führer ebenso wie die der Kongresspartei die Unab- hängigkeit und lehnen bis dahin die Unterstützung Englands im Krieg ab. Sie erstreben aber im Gegensatz zur Kongresspartei einen selbständigen mohammedanischen Staat. DIE FRAGE DER VIERTEN FRONT Ueber die Tagung der britischen Ge- werkschaften ist leider wenig in die breite Öffentlichkeit gedrungen. Das ist sehr bedauerlich, da die Entwick- lung der englischen Arbeiterbewegung für die Zukunft von weittragender Bedeutung sein muss. Die Eröffnungsrede, in der der Vor- sitzende als Anhänger der Vansittart- schen Geschichtsklitterung Nazis und deutsches Volk gleichsetzte, war vom internationalen sozialistischen Stand- punkt aus beschämend. Kein Zweifel, dass sie die notwendige scharfe Zu- rückweisung durch andere Redner er- halten hat.' Aber man hat bisher nichts darüber erfahren. Ebensowenig hat man bisher davon gehört, ob und inwieweit die Radikali- sierung der englischen Arbeitermassen auf dem Kongress zum Ausdruck ge- kommen ist. Dass sie fortschreitet, be- weist unter anderm die Rede, in der Professor Laski auf einem Kongress der Konsumgenossenschaften die Be- seitigung der kapitalistischen Ausbeu- tung durch die Vergesellschaftung des Grund und Bodens, der Bergwerke, des Transports, der Elektrizität, des Kreditwesens und des Versicherungs- wesens schon während des Krieges ge- fordert hat. Die Radikalisierung der Massen muss fortschreiten angesichts der wachsen- den Opfer, die der Krieg erfordert, aber auch infolge der Beibehaltung der konservativen Methoden der Po- litik und Kriegführung durch die herrschende Klasse, wie wir sie in den letzten Nummern dieser Zeit- schrift kritisiert haben. Daran wird die vom König für den Hof verfügte Einschränkung im Wasser- und Licht- verbrauch kaum etwas ändern können, es wird mit der Beibehaltung der Klas- senunterschiede auch die Verteilung der Opfer ungleich bleiben. Und diese Radikalisierung muss, je länger der Krieg dauert, um so mehr überall in der Welt eintreten. Wir haben schon zu Beginn des Krie- ges auf die Notwendigkeit der Bildung einer vierten Front zur Bekämpfung des Faschismus hingewiesen. Damit meinten wir die Front der arbeitenden Massen in aller Welt, die grundsätz- lich nicht nur Gegner des Nazismus und Faschismus, sondern auch seiner monopol- und krisenkapitalistischen Wurzeln sind. Sie ist heute notwendi- ger als je, um den erforderlichen Druck auf Kriegführung und Politik der angelsächsischen Mächte auszu- üben, um den revolutionären Wider- stand im unterjochten Europa und in Deutschland selbst zu verstärken, um der Sowjetunion in ihrem Kampf zu helfen. Darüber hinaus aber ist diese Front unentbehrlich, damit die Sache der Menschheit nicht nur den Krieg, son- dern auch den Frieden gewinne durch die Vernichtung nicht nur des Fa- schismus, sondern auch durch die Be- seitigung seiner wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ursachen. „Die Ver- schwörung des Monopolkapitals", über die in dieser Nummer berichtet wird, sollte über die Gefahren am Ende des Krieges und über die Notwendigkeit der Schaffung der vierten Front kei- nen Zweifel mehr lassen. Vertreter der Freien Franzosen, Spanier und Italiener äussern sich zu NacHkriegsproblemen Die Publikationen Sir Robert Vansit- tarts, dessen einseitigen Verdammungs- thesen sich im Lager der deutschen Emigration sogar Leute, die einen Namen zu verlieren haben, wie Emil Ludwig, anschlössen, haben in gewis- sen Kreisen eine Stimmung aufkom- men lassen, aus der heraus als Ziel dieses Krieges ein Super-Versailles als erstrebenswerteste Regelung der inter- nationalen Beziehungen angesehen xvird. Das Andere Deutschland hat es daher für angebracht gehalten, die Meinungen einiger führender Männer der Kampfgemeinschaften freier Völ- ker über die Nachkriegsgestaltung Eu- ropas einzuholen. Monsieur Guerin, dem Präsidenten des Comite de Gaulle in Buenos Aires, Sigfride Ciccotti, dem Generalsekretär von Italia Libre, und Jose Venegas, dem Director von Espana Republicana, legten wir einige gleichlautende Fragen vor und kön- nen mit Genugtuung feststellen, dass die recht ausführlich gehaltenen Antworten in vielen wesentlichen Punkten übereinstimmen. Obwohl alle drei betonten, dass es sich um rein persönliche Ansichten handle, und obwohl bei dieser oder je- ner etwas heiklen Frage eine klare Festlegung vermieden wurde, haben doch alle bestimmte Konzeptionen ei- ner neuen Weltordnung nach dem Kriege, und die Fehler des Friedens- diktates von 1919 werden klar erkannt und ihre verhängnisvolle Wiederho- lung wird entschieden abgelehnt. Auf die Frage: Welche Verfassungs- Lorm erz treben Sie für Ihr Land nach dem Kriege? antwortet Clcootti: de- mokratische und soziale Republik. Guerin ist überzeugt, dass auch Frank- reich sich für die demokratische Re- publik entscheiden wird, allerdings, fügt er hinzu, mit starkem sozialisti- schen Einschlag, da zweifellos die so- zialistische Linke heute die stärksten Kräfte des Widerstandes stellt. Vene- gas, für den die Niederlage Hitlers den sicheren Sturz Francos bedeutet, for- dert ebenfalls ein demokratisches Re- gime, geht aber insofern weiter, als er für die Beseitigung aller wirtschaft- 3 liehen Vorrechte eintritt, keinen Pri- vatbesitz an den Naturreichtümern zu- lassen will und das Eigentumsrecht der Nation an Grund und Boden prokla- miert. Die Frage nach der politischen Form Nachkriegseuropas beantwortet Vene- gas dahingehend, dass diese durchaus von der ökonomischen Form abhänge. Genau so wie der Balkan durch Be- seitigung unnatürlicher Zollgrenzen und Restriktionen zu einem der fried- lichsten Plätze der Erde gemacht wer- den könne, führe der Weg zur euro- päischen Einigung über die Elimini 2- rung sinnloser und überholter wirt- schaftlicher Einengungen. Ciccotti und Guerin bekennen sich beide zur euro- päischen Föderation. Auch Guerin sagt, dass der anzustrebende neue Völ- kerbund die ökonomische Föderation zur Grundlage haben müsse. Dieser neue Völkerbund solle in europäi- schem Masstabe ncch einmal die Men- schenrechte proklamieren und ihnen als wesentlichen Bestandteil das Recht auf Arbeit hinzufügen. Geschaffen werden müsse die „souverainite euro- peenne populaire" — die europäische Volkssouveränität, die es nicht zulas- sen dürfe, dass Dinge, die ernste Fol- gen für alle haben können, wie etwa Judenverfolgungen, als innere Ange- legenheiten einer Nation behandelt würden. Welche Stellung soll nun die Sowjet- union in oder ra diesem neuen Eu- ropa einnehmen? Hier gehen die Meinungen etwas aus- einander. Während Ciccotti verlangt, die SU solle sich ,,demokratisieren", hält Venegos das Sowjetsystem für besser als das der europäischen Demo- kratien. Guerin weist Russland unbe- schadet seiner Staatsform die gleiche Stellung wie allen anderen Angehöri- gen der Föderation zu. Venegas ist überzeugt, dass ihr Einfluss in Europa und der übrigen Welt in hohem Ma- sse wachsen werde, nachdem jetzt das düstere Propagandagespenst des Bolschewismus seine Wirkung einge- büsst und die SU mit grössten Opfern zur Vernichtung des Hitlerfaschismus beigetragen habe. In Bezug auf England und USA for- dern alle drei eine stärkere Teilnahme dieser Staaten an den europäischen Angelegenheiten. Hinsichtlich Eng- lands hängt das Mass seines Interes- ses an Europa nach Ciecottis Meinung vom Schicksal des Empire ab. Vene- gas ist der Ansicht, dass der Einfluss Englands in der aussereuropäischen Welt auch nach dem Kriege gross sein wird. Guerin fürchtet, dass England auch bei voller Mitarbeit im europäi- schen Völkerbund nicht das wün- schenswerte Mass von Verständnis für die sozialen Fragen und sozialistischen Forderungen dieses Erdteils haben wird, da es nicht solch einschneiden- de Erfahrungen machte, wie die euro- päischen Völker, die Krieg und Beset- zung viel intensiver und schmerzli- cher erlebten. Bei der Beantwortung der Frage, wie ein besiegtes Deutschland zu behan- deln sei, sind sich alle drei zwar durch- aus einig, dass dessen unbedingte Ent- waffnung notwendig ist, keiner jedoch setzt Deutschland mit der Hitlerdik- tatur gleich. Nach der Existenz eines anderen Deutschland befragt, erklärt Guerin offen: „Ich bin sicher, dass es vorhanden ist." Venegas will Deutschland nach dem Kriege in die europäische Organisa- tion einordnen, Guerin hält nicht nur die Ausrottung der Nazis, sondern auch der mit ihnen verbündeten Mi- litärkaste sowie eine Erziehung des deutschen Volkes für wichtig. Auch Ciccotti will nur die Verantwortlichen aller Völker prozessieren und unter- scheidet scharf zwischen krimineller und politischer Verantwortung. Von die neue BUCHHANDLUNG in BUENOS AIRES PIGMALION CORRIENTES — 515 j VERSENDET BUECHER IN ALLEN SPRACHEN VER1- A.\(;i0\ SEK l \ v i:nm \ I)M( M Iv atamk;k ! 4 letzterer spricht er weder das deutsche, nahe. Venegas erklärt nämlich, dass noch sein eigenes Volk in allen Stük- im Falle einer offiziellen Beibehaltung ken frei. Auf jeden Fall aber muss ein der Neutralität bis zum Kriegsende einheitliches Friedenskonzept und ein von selten Francas die Alliierten kei- aUgemein gültiges Kriterium, für die ren Finger für die Befreiung Spa- Behandlung aller Völker angewandt niens krümmen werden. Allerdings se- werden. hen beide den gleichen Ausweg, Jose Als wir die Frage an Herrn Guerin Venegas, indem er erklärt, nach die- stellten, ob c£e Respektierung des sem Kriege werde die europäische At- Selbstbestimmungsrechtes der Völker mosphäre (el clima europeo) so sein, auch bis zu der Duldung einer prole- dass sich in ihr kaum reaktionäre Ma- fcarischen Diktatur in Deutschland növer durchführen liessen, Guerin, durch die Engländer gehen werde, äu- wenn er sagt: „Am Ende dieses Krie- sserte er diesbezüglich starke Zweifel ges wird wahrscheinlich die europäi- und kommt damit der Einschätzung sehe Revolution stehen, und dann der Briten durch Jose Venegas sehr sprechen die Völker." Balder Olden: lavals vergangenheit Henry Torres — einer der grössten Strafrechtsverteidiger, die Frankreich, die Europa hatte, — tritt Laval als öffentlicher Ankläger gegenüber. ..Das verra- tene Frankreich" ist der Titel seines 300 Seiten starken Plaidoyeis, als Buch in Brentano's Verlag, New York, erschienen, — es macht dem ganzen Laval den Prozess, nicht nur dem verhängnisvollen Viehy-Mann. Wäre Laval kein le- bender Unhold, wären die.Köpfe der Leser, die sich über dieses Buch beugen, nicht heiss vor Entsetzen über alles Unheil, das dieser Hochverräter über die Welt gebracht hat* man würde es als Roman lesen und Torres als einen fast con- genialen Epigonen Balzacs preisen. ,.In einem Dorf des Puy de Dome lebte einst ein kleiner Knabe, der Held dieser wahren Geschichte. Er hiess Pierre Laval und ist am 21. Juni 1883 geboren..." hebt Torres an und schildert Umgebung, Familie, Erscheinung des Metzger- söhnchens, das Metzger seiner Nation werden sollte. „Klein, untersetzt, schwärz- lich, nachlässig gekleidet, Rebell gegen die Therapie des Wassers, intolerant ge- gen den Gebrauch der Zahnbürste . . — so sieht der Junge aus. „Falsch, listig, eigensinnig, stets bereit an Kämpfen teilzunehmen, aber gewandt den Schlägen ausweichend, bei den Kameraden weniger beliebt als bei den Lehrern, die seinen erstaunlichen Lerneifer anerkennen müssen. Pierre will Naturwis- senschaften studieren, bekommt Freistellen, Stipendien und stürzt sich mit kaum zwanzig Jahren in die Politik. Er wird Mitglied einer äusserst linken Gruppe der Sozialisten, steht aber dem Anarchismus näher als dem Sozialis- mus. Ein Jahr Militärdienst, Entlassung wegen Krampfadern, dann sattelt er 'um und studiert Jurisprudenz. Mit 25 Jahren ist er Rechtsanwalt in Paris. „Er hat sich für Philosophie und Literatur nie interessiert, es sei denn als Grenzgebiete der Politik. Naturwissenschaften hat er nicht wirklich studiert, mehr in den Pausen aufgeschnappt als im Hörsaal gelernt. Sein juristisches Wesen ist das eines mittleren Kandidaten, d. h. Null. Was zu dem — in Frank- reich bedauerlich leichten —- Examen zu wissen nötig war, hat er mit bemer- kenswerter Gedächtniskraft aus einigen Handbüchern auswendig gelernt, um s sofort wieder zu vergessen. Aber da steht er nun: Rechtsanwalt und Revolutionär, führt Prozess für die Syndikalisten und erreicht im zweiten Jahr seiner Praxis einen Freispruch, der ihn berühmt macht! Er kandidiert und zieht im Frühling 1914 als jüngster sozialistischer Deputier- ter ins Parlament ein. Der Krieg bricht aus, Laval, dank Mandat und Krampfadern, muss nicht ins Feld ziehn und denkt nicht daran, es freiwillig zu tun. Später hat er sich dessen im Parlament gerühmt. „Ich hätte es wie die Ande- ren machen können, ein paar Monate im Schützengraben des Generalstabes ver- bringen, um billiges Heldentum zu erwerben. Ich hielt es für richtig, nicht* aus dem Parlament zu desertieren ..." Laval machte — es schien desperates Heldentum — defaitistische Kriegs- politik ! Aber sie kostete ihm kein Opfer, er wurde nicht verhaftet, nicht unter Anklage gestellt, — sie trug ihm seine erste Staatsstellung ein! Sein Amt bestand darin: im Lager der Kriegsgegner zu bleiben und die Rsgierung genauestens über jeden ihrer Schritte zu informieren. Fast gleichzeitig mit Hitler und Muszolini tat er denselben Dienst am Vater- land wie diese- beiden! ' Bei den Siegeswahlen 1919 fiel Laval durch und ertrug seine Niederlage mit heiterer Miene. Sie mag echt gewesen sein — er hatte sich den Namen eines Volkstribunen gemacht und war Vertrauter der kapitalistischen Regierung. Er war Advokat und wusste etwas von den Geschäften. Eine Jugend, reich an Entbehrungen, lag hinter ihm — jetzt war der Moment gekommen, sein eigentliches Ziel zu erreichen. Laval wollte reich werden, nie wieder einen, Tag ohne Brot und Wärme vor sich wissen. „Man muss das Geld nehmen, wo es ist", hatte der Sozialist Pierre Renandsl verkündet, als es sich darum handelte, den Staatshaushalt zu sanieren. Laval wandte diese Doktrin auf seinen Privathaushalt an. 1920 splitterte die sozialistische Partei — Klara Zetkin, die illegal nach Frank- reich gekommen war, gab den Anlass, — in Sozialisten und Kommunisten. La- val i^nützte die Möglichkeit, sich weder rechts noch links anzuschliessen, um jeder Partei-Disziplin lsdig zu werden. Als die beiden neuen Parteien einander angriffen, Vergangenes auffrischten, schmutzige Wäsche wuschen, blieb Laval unbeachtet. Aber seinen Ruf als Vertrauensmann der Arbeiter verlor er nicht, auf ihm baute er seine Karriere als Advokat auf — zwei grosze Fabrikanten wurden sofort Klienten des Volkstribunen . . . Er beginnt eine Rechtsanwal-Praxis, die vielleicht seine Erfindung ist: Arbeit hinter den Kulissen. „Seine letzten Plaidoyers sind diejenigen, die er nicht ge- halten hat", bezeichnet es Torres. Er arbeitet nicht zu den gesetzlich bestimmten Honcrarsätzen, sondern als Teil- haber. Er treibt nicht Anwaltschaft sondern „Business" nach seinen eigenen Worten. Seine Prozesse, seine Politik — alles ist Geschäft. AIs „Unabhängiger Sozialist" kommt er abermals ins Parlament, wird Bürger- meister einer Pariser Vorstadt, besucht die Bürgermeister der Nachbarorte, gründet interkommunale Syndikate, schafft sich die Unterstützung des „Kartells der Vorstadtpresse", deren Aktienmehrheit er erwirbt. Der „Unabhängige Sozia- list" kauft sich auch einen Rennstall. Und „mächelt" weiter — wie Maximilian Harden dies sinistre Spielen hinter den Kulissen nannte, — in der grossen Politik, schlau, schnell, erfolgreich, wird 1926 im zweiten Ministerium Briand Justizminister! (Obwohl Briand ihn durch- schaute und verabscheute!) Das war ein Fressen für seine Klienten, Industriel- le und Börsianer, die Prczesse gegen den Staat führten! Als Justizminister wird er automatisch, nach parlamentarischer Tradition,. Vize-Ministerpräsident. Sohn eines Dorfmetzgers, Hungerstudent, Kommunist, Winkelanwalt zuerst, dann Millionär, mit Sechsundvierzig unter den Höchsten der Republik — welche Fee hatte an seiner Wiege gestanden? In einer Wahlversammlung erhob sich ein Arbeiter aus den Zuhcrerreihen und sprach .Laval an: „Ci^yen. Sie wollen Sozialist sein? Sie werben um die Stimmen der Arbeiter, aber aus Ihrer Kanzlei jagen Sie die Arbeiter hinaus! Oder Sie machen Geld aus unseren Konflikten. Ich selbst bin Ihr Opfer geworden! Von mir haben Sie dieselben Honorare kassiert wie ein bürgerlicher Anwalt, der mich wahrscheinlich besser geschützt hätte. Die Wähler dieses Viertels kennen mich, wissen, wer ich bin, wo ich wohne und werden mir glauben, wenn ich Ihnen zurufe: Sie sind nichts als ein Händler in Versprechungen und Lügen, ein Blut- sauger am Volk!" Es wird Laval unbehaglich zwischen den Männern in der Bluse. Er verlegt Wohnung und Kanzlei in die Avenue du Bois de Boulogne, ins reichste Villen- viertel von Paris — dort gehört er längst schon, hin, dorthin wagt sich kein. Arbeitsmann. Seine Leibjournalisten schrieben jetzt, Laval habe schon als klei- ner Mann an der Börse spekuliert, immer mit Glück, und sei schon als Hilfs- lehrer im Knaben-Internat wohlhabend gewesen. 6 So reden Viele, die vor Gericht bekunden sollen, woher das Geld in ihren Ta- schen stammt: „Beim Rennen gewonnen". Seltsam, gerade Leute mit soviel Glück beim Spiel pflegen Pech vor Gericht' ia\ .haben. Fluch des Geldmachens, dass man nicht aufhören kann! Laval warf sich in die Politik, um reich zu werden, blieb in der Politik, um immer reicher zu werden, wurde als Millionär Ministerpräsident und als Ministerpräsident Multimillionär. Er hat Abessinien an Mussolini verkauft und zugleich den Völkerbund und zu- gleich — heute ist es geschichtlich, wissen konnte man es schon damals — Frankreich. "Warum dieser Spekulant damals nicht „ausstieg"? Alles kann er, nur nicht heraus aus dem Netz, in das er selbst sich eingewoben. Er muss weiter verraten, verkaufen, was allen heilig scheint, seinen Hort ver- teidigen, häufen. Wie ein blinder Gaul in der Drehmühle trabt er, aber die Beine kniehoch im Dreck und im Blut seines Volkes. So ein Gaul kann Glück haben und tot umfallen. Oder Pech — dann kommt der Schinder. mih san eh die reinen lamperln! oder OESTERREICHS BEITRAG ZUM NATIONALSOZIALISMUS Von ERNST LACKENBACHER, gewesenem Sekretär der Arbeiterkammer Wien (Fortsetzung) Die Heimat des Nationalsozialismus. Als nach der Jahrhundertwende die Grossindustrialisierung auch Oester- .reich ergriff und in ihrem Gefolge der proletarische Sozialismus als Macht- faktor auf die politische Bühne trat, -war es wiederum Oesterreich, wo Na- me und Begriff des Nationalsozialismus geprägt wurden. Die österreichische ^Nationalsozialistische Arbeiterpartei war eine Gründung des Wiener Rechtsanwalts Dr. Walter Riehl und des Deutschböhmen Fahrner; Riehl jfiatte ihren Namen erfunden, ihr Pro- gramm entworfen. Sie war im letzten Parlament der Monarchie durch zwei Abgeordnete vertreten. Einer von ih- nen war Fahrn er, später ein Führer der Henlein-Bewegung, heute hoher Reichsbeamter. Dr. Riehl wurde 1932 als Nationalsozialist in den Wiener Gemeinderat gewählt, er fiel aber 3*aseh in Ungnade bei Hitler, weil er nicht den Mund zu halten verstand und mit seiner Vaterschaft an der na- tionalsozialistischen Bewegung prahl- te. Hitler selbst ist ein Oesterreicher, ein echter Oesterreicher in jedem Sinne, Sein Vater war Zollbeamter, der aus Böhmen in die Grenzstadt Braunau versetzt wurde. Die österreichischen ..Patrioten", die Hitler gerne den Preussen überschreiben möchten, mei- nen, er sei „nur" in einer Grenzstadt geboren worden, gleich jenseits des Flusses liege Deutschland,; allerdings Bayern, nicht Preussen, und an beiden Ufern des Inn wohnt der gleiche deut- sche Stamm der Bayuvaren. Das erin- nert lebhaft an die Entschuldigung je- ner Junglrau, die gestand, zwar schon ein Kind geboren zu haben, aber es sei nur ein ganz kleines gewesen. Den Antisemitismus als Medium des politi- schen Machtkampfes lernte Hitler in Wien kennen und schätzen. Der Aufstieg des Nazifaschismus in Deutschland fand in Oesterreich leb- haften Widerhall. Die politischen Glücksritter, die Dollfuss, Fey, Neu- sfcädter-Stürmer (der sein vaterländi- sches Herz und seinen deutschen Na- men erst entdeckte, als er vergebens in der italienischen faschistische a Par- tei Karriere zu machen versucht hat- te), Starhemberg, Schuschnigg schöpf- ten aus ihm Mut zum Eid- und Ver- fassungsbruch. Die kleinbürgerlichen Massen faszinierte, dass Hitler mit der Judenverfolgung Ernst machte. Ihre früheren Führer hatten aus dem An- tisemitismus eine zugkräftige Wahlpa- role gemacht. Da aber die zahlreichen Juden ihre Wahlkassen finanzierten, blieben sie nach den Wahlen unge- schoren. Die Kleinbürger und Intel- lektuellen. die ihnen Gefolgschaft ge- leistet hatten, haben ihnen diesen Verrat an ihrem höchsten Ideal nie verziehen. Hier liegt eine der Wurzeln für den raschen und unaufhaltsamen Einbruch des Nationalsozialismus in ihre Reihen. Wie ernst es diesem Kreis der österreichischen Bevölkerung 7 um sein deutsch-arisches Ideal war, dafür hat noch die demokratische österreichische Republik ein Beispiel, ein Memento erlebt, das damals nie- mand in seinem vollen Gewicht zu er- messen wusste (oder gewagt hat, denn den Kopf vor den Realitäten in den Sand zu stecken, war immer ein Merk- mal der bürgerlichen Vogel Strauss- rolitik in Oesterreich): die begeister- te Annahme des Arier-Paragraphen im Deutschen und Oesterreichischen Alpenverein, Zweig Oesterreich, dessen Durchsetzung ein Werk des Dr. Riehl gewesen ist. Die austrofaschistische Diktatur kann das Verdienst für sich in Anspruch nehmen, dass sie zum ersten Male in der österreichischen Politik vom Wor- te zur Tat geschritten ist, natürlich nur zögernd, halb und feig, wie es ih- re Art war. Der Bürgermeister von Wien, Herr Schmitz, und seinem edlen Beispiel folgten auch die anderen Lan- deshauptleute, erliess ein Verbot, jüdi- sche Handwerker, Kaufleute und Fa- brikanten an Gemeindeaufträgen zu beteiligen. Herr Kienboeck und sein Geschöpf, Herr Fischbeck, heute einer der Wirtschaftsdiktatoren des Dritten Reiches, taten ihr Möglichstes, die Banken und Versicherungsanstalten judenrein zu machen. Wo immer es ging, wurden jüdische Beamte und Gemeindebedienstete aus dem öffentli- chen Dienst entlassen. Die jüdischen Aerzte der Gemeinde Wien wurden entlassen, sie erzwangen allerdings in einem Prozess ihre Wiedereinstellung, aber die Notverordnung, die ihre Dienstpragmatik aufheben sollte, war schon in Vorbereitung. Jüdische Medi- ziner und Studenten, soweit sie öster- reichische Staatsbürger waren, konn- ten zwar nicht daran gehindert wer- den, sich an der Universität zu inskri- bieren — Juden ohne österreichischen Heimatschein wurden gehindert, aus- ländische Arier nicht —, aber indem die Vorstände der Kliniken im Einver- ständnis mit der Unterrichtsbehörde jüdische Hörer zur Spitalspraxis nicht zuliessen, wurde auf eine glückliche und gesetzlich nicht anfechtbare Wei- se verhindert, dass sie eine zum Ab- schluss ihrer Studien unerlässliche Voraussetzung erfüllten. Das sind nur ein paar Beispiele, dem Gedächtnis noch nicht entfallen; eine erschöpfen- de Darstellung muss einer künftigen Geschichtsschreibung, der die Quellen zugänglich sind, vorbehalten bleiben. Der politische Vorwand der Diktatur war, auf diese Weise dem Nationalso- zialismus den Wind aus den Segeln zu nehmen; in Wahrheit schwellte sie seine Segel. Der österreichische Radauantisemitis- mus hatte den Boden für den Antise- mitismus der Tat gut vorbereitet. Noch ehe Hitler in Oesterreich einrückte, hatte er in allen Gesellschaftsklassen, mit Ausnahme des Proletariats, die Mehrheit hinter sich. Die Dollfuss- Schuschniggsche Diktatur trieb Was- ser auf seine Mühle. Auch der Fa- schimus muss, um sich an der Macht zu halten, den Menschen ein Ziel, quasi ein Ideal, bieten. Der Austro-Fa- schismus hatte keines. In dem winzi- gen, machtlosen Oesterreich verfielen die patriotischen Phrasen und Parolen der Vaterländischen Front dem Flu- che der Lächerlichkeit. Der Versuch einiger abgetakelter Adliger, pensio- nierter Offiziere und Kerzelweiber, den Massen den Glanz einer restau- rierten Monarchie vorzugaukeln, weck- te keinen Widerhall. Niemand hatte Lust, der Zita und ihrem zahlreichen Nachwuchs die Länder der Sankt Ste- fans- und der Wenzels-Krone wieder- zuerobern. Niemand empfand den Frie- den von Saint Germain als Schmach- frieden, wie der Versailler Vertrag in der Sprache Hitlers hiess. Der Krieg 1914-18 war kein Krieg der Oesterrei- cher, sondern der Habsburger gewe- sen; sie hatten ihn und den Thron verloren, da gingen die Länder, die sie zusammengeheiratet und erberschli- chen hatten, ihrer Wege. Was übrig blieb, war Oesterreich. Es gab keine Reparationen, die man als Tribut der Nation an die internationale Pluto- kratie anprangern konnte. Was es gab, waren Reparationen, die die Sieger an das besiegte Oesterreich in Form von Anleihen leisteten, um ihm die aufge- zwungene staatliche Selbständigkeit- erträglich zu machen. Es gab keinen Erbfeind, und der es allenfalls hätte sein können, der Katzeimacher, der den geliebten deutschen Süden einge- steckt hatte, war seit der Aussöhnung Mussolinis mit dem Vatikan — bis da- hin war die Aussenpolitik des Theolo- gieprofessors Prälat Seipei antiitalie- nisch orientiert — der Protektor des österreichischen Klerikofaschismus und der Geldgeber und Waffenliefe- rant seiner vaterländischen Organisa- tionen. Aber Juden gab es in Hülle 8 und Fülle. Also wenn schon Faschis- mus, so einen, der etwas zu bieten hat- te für Herz und Gemüt, der den Herrn Landesgerichtsrat und den Lateinpro- fessor, den Postoberoffizial, die Her- ren Gemischtwarenhändler, Selcher, Gastwirte, Bäckermeister einreihte in die Herrenrasse der Welt, den Advo- katen und Aerzten, Kaufleuten und Gewerbetreidenden die jüdische Kon- kurrenz vom Halse schaffte und den Bauern die Brechung der Zinsknecht- schaft versprach. Nur den österreichi- schen Arbeitern vermochten die Na- zis nichts vorzugaukeln. Der nationale Sozialismus? Die Wiener Arbeiter hat- ten der Welt das stolze Beispiel der roten Wiener Stadtverwaltung gege- ben, die Sozialdemokratie hatte ihre sozialen Errungenschaften erobert und verteidigt gegen eine Welt von Fein- den; sie waren unerschütterlich in ih- rer Ueberzeugung. DIE HEIMAT DER POGROME Als dann der Nazifaschismus Oester- reich überflutete, da setzten unsere lieben Landsleute in einem Sturm- tempo, das niemand den Phäaken am Donaustrand zugetraut hätte, die antisemitischen Theorien, die man ih- nen 40 Jahre lang gepredigt hatte, in die Praxis um. Wie man richtig mit den Juden umspringt, das haben die Nazis in Oesterreich gelernt. In einer Woche waren die Autos, die Bankkon- ten der Juden, der Schmuck und die Pelze der Jüdinnen expropriiert. Die Arisierung der jüdischen Unterneh- mungen ging in einem Tempo und mit Methoden vor sich, dass die Reichslei- tung Einhalt gebieten musste. Ge- schlagen, gequält und umgelegt wurde in einer Woche mehr als im Deutschen Reiche von der Machtergreifung bis 1938. Das deutsche Volk war fünf Jah- re lang von Regierungswegen durch Radio und Presse zum Pogrom aufge- hetzt worden, ohne sich aufhetzen zu lassen. Wenn man in Deutschland Ju- denboykott und Judenkrawalle organi- sieren wollte, mussten die Behörden von auswärts SA-Leute in Autos he- ranschaffen. In Oesterreich besorgte sich das bodenständige Spiessbürger- tum alles in eigener Regie, die zuge- reisten Nazis waren passive Zuschau- er, manchmal gefielen sie sich sogar in der Rolle der hilfreichen Beschüt- zer. In seinem Tatsachenbericht in „American Magazine" schreibt Alex Dreier von der National Broadcasting Company, der letzte amerikanische Radioansager, der Berlin Dezember 1941 verliess: „Ich sprach mit unzäh- ligen Deutschen, die die Rassen- und Kulturtheorie der Nazis als reinen Quatsch und Unsinn bezeichneten. Während der ganzen Dauer meines Aufenthaltes in Deutschland habe ich niemals eine deutschen Zivilisten an einem Ueberfall auf Juden teilnehmen sehen, trotz der unaufhörlichen Pres- sekampagne, die die Judengefahr ent- hüllte. Ein Berliner Rabbiner erklärte mir, dass nur Hitler SS die Juden ver- folge und quäle". Kein österreichischer Rabbiner könnte von seinen Landsleu- ten das gleiche bezeugen. Die Jüdische Wochenschau (Buenos Aires, 7. 8. 1942) berichtet: „Die Kö- nigsberger Zeitung meldet, dass fünf deutsche Frauen aus Dörfern des Kö- nigsberger Bezirkes, und zwar Johan- na Klieger, Ernestine Schmiedel, So- fia Metzger, Frieda Kranz und Frieda Seifert, zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt wurden, weil sie acht jüdi- sche Kinder, deren Eltern nach Polen deportiert worden waren, aufgenom- men und als ihre Kinder ausgegeben hatten. Die Bauersfrauen hatten sich ausserdem mit den Eltern in Verbin- dung gesetzt und ihnen Lebensmittel geschickt". Man wird wohl vergebens nach Namen für eine gleiche Ehren- tafel österreichischer Bauersfrauen suchen. DIE POLITISCHE GEFAHR DES ANTISEMITISMUS Gewiss, in Oesterreich mag die Stim- mung seither umgeschlagen haben, und alle, sie alle, die einst teilgenom- men haben an den Judenverfolgungen, möchten jetzt wieder die reinen Lam- perln sein. So war es schon im ersten Weltkrieg, als es schief ging. Da gab es nur noch Defaitisten, vom Haus- besorger des Kriegsministeriums bis zum Kaiser Karl waren alle gegen den Krieg und Pazifisten. Und so wird es heute wieder sein. Aber diesmal den Schleier des Vergessens über das Ge- schehene zu decken, den Wölfen zu helfen, dass sie wieder den Schafspelz überwerfen, aus Scheu, das Ding beim Namen zu nennen; die latente Pest des Rassenhasses ursaniert im Volk Oesterreichs weiterschwelen zu las- sen bis zum nächsten Ausbruch, wäre kein guter Dienst, den man diesem Volke erwiese. 9 Die politische Gefahr des Antisemitis- mus Lcdieht darin, dass er sich jeder Reaktion als Vorspann leiht. Dass die dritte französische Republik in der Dreyi'us-Affäre den Stier bei den Hc.x.ern packte, ihr Kampf um Ge- rechtigkeit für den Juden Dreyfus, den die glänzendsten Geistesgestalten der neueren französischen Geschichte entfesselten, das war ihre Rettung. Weder die deutsche Gestapo, noch die wüste Agitation der Doriot und Deat, noch die Rassengesetze der Petain- Laval vermögen das französische Volk in der humanitärea Geisteshaltung, die es sich in diesen Kämpfen erwor- ben hat, zu erschüttern. Thomas G. Masaryks unerbittlicher und kompro- missloser Kampf gegen die aus den deutschen Teilen der Monarchie in den Körper seines Volkes einge- schleppten Pestkeime des Antisemitis- mus hat es so immunisiert, dass die; Propaganda seiner Protektoren es niclit zu, verführen vermag. Wer an sein Österreichisches Volk glaubt, der darf die Kulturschande des österrei- chischen Antisemitismus nicht weglü- gen, sondern muss- sie aufzeigen und niederkämpfen. Im russischen Bauernkrieg haben die widerstandsbewegung NAZI- UND ANTINAZIBER1CHTE Elizabeth E. Blencke, die Heraus- geberin von „Europe Speaks" < Liga jür Mensch zn rechte, Cleveland), sendet uns die folgenden Stirn- mungslilder aus zuverlässiger Quel- le zur Veröffentlichung: Vertraulicher. SS - Bericht: Die Demoralisierung dsr ausländischen Arbeiter in Deutschland wächst in demselben Masse wie der Wider- stand in den besetzten Gebiete?i. Die Deutschen edler besetzten Län- der werden immer mehr isoliert ab: Begleiterscheinung der wachsenden Feindseligkeit gegenüber der Be- satzung sarmee- Höhte Zivilbeamten, Offiziere und: Beamte des Transportwesens be- fürchten schwerwiegende Ereignis- se in der Etappe, während die-Ar~ mee im Osten beschäftigt ist. Auch die Offiziere der Waffen-S.S. sind weissen Horden überall, wo sie hinkä- men, Judenpogrome entfesselt. Das Verbrechen sollte die Massen ah ihre Herrschaft knüpfen, die Furcht vor dar Hache, vor der Strafe, wenn dig Ro- ben wiederkommen. Die russische Re- volution hat das beste zu ihrer Siche- rung getan, als sie jede antisemitische Regung mic unerbittlicher Strenge; un- terdrückte und verfolgte. Wer Oester- reich und sein Volk liebt, die überzeu- gungstreuen Wiener Arbeiter, die das Gedächtnis der Wiener roten Gemein- de wachhalten wie einen Myth.cs, die braven Proleten an der Südbahnstrek— ke, in den isolierten Industrieinseln von Sankt Pölten bis Dorn bim; wer auf die österreichishe Revolution hofft, die aus seinem Proletariat. hervorbre- chen wird, wie 1918 der Jänner streik hervorgebrochen ist, als die Generäle und Diplomaten sich an dem (Rus-lanä der Arbeiter und Bauern • vergriffen, der darf nicht vergessen und nicht vergessen lassen, der muss Säuberung, und Entsühnung fordern. Ein neues Oesterreich wird werden, freier, bes- ser, schöner als das alte war, unser Oesterreich, das Oesterreich der ar- beitenden Klassen. Wahrheit wird sei- ne Grundlage sein. in deutschland besorgt über die Reduzierung der Besatzungs-Truppen in Frankreich- Eine neue Welle der Kritik, ist an- gewachsen auf Grund der Nah- rungsmittel-Einschränkungen, der Rsiseschwierigkeiten und der Ein- ziehung der Jugendlichen. Die Meinung der Aelteren mit ihren Erfahrungen aus den Jahren 1917 und 1918 hat das Liefergewicht ge- genüber den Argumenten der Na- tionalsozialisten und der jungen Leute, die hoffnungsvoll und opti- mistisch sind. Kritik an der Regie- rung und der Partei behauptetT dass sie geioisse Versprechungen nicht erfüllt hätten ... Es .sind die gleichen moralischen Schiüächezeichen wie 1917. Arbeits- schwierigkeiten und Jugendmobili- sierung werden für schlimmer an- gesehen als im vorigen Krieg. Die Verzögerung in der Veröffentli- «ehung der Verlustlisten ruft Unzu- friedenheit hervor; Kriegskrüppel und Verwundete, über die mehr und mehr bekannt vrird, wirken nieder - drückend; manchmal mussten sie nach Deutschland transportiert werden, weil sie Sanatonen und Kr ankenhäuser im\ Ausland, z. B. in Griechenland und den Balkan- staaten für neue Verwundete benö- tigt wurden. Die Depression, die durch diese unvermeidlichen Mass- nahmen hervorgerufen wurde, war tiefei' eis erwartet- Es lässt sich nicht verhindern, dass immer mehr detaillierte Nachricht ten über die Leiden der Bevölke- rung in den besetzten Ländern nach Deutschland gelangen, vor al- lem durch die Urlauber. Die Bevöl- kerung ist bestürzt und er sehrok- ken. Auch die nichtnationalsoziali- stischen Soldaten teilen oft solche Gefühle. Besonders wird die Er- schiessung von Geiseln verurteilt. Es ist bekannt geworden, dass un- schuldige Menschen erschossen werden. Kürzlich wurden verschiedene Fäl- le des Auflebens sozialistischer Pro- paganda gemeldet. Wir müssen mit einem Anwachsen dieser Propa- ganda rechnen. Deshalb sollten die Führer der Gegenden Deutschlands, in denen die Industriearbeiter - schaft überwiegt, mit Schutzhaft gegen\ die LoziaUstischen* Führer vorgehen, wie es schon früher ge- schehen ist . . . BERICHT EINES ILLEGALEN AR- BEITERS.— In verschiedenen Rü- stung s-Betrielen, vyo ich die Dinge von nahem beobachten konnte, wa- ren die Arbeiter eifrig damit be- schäftigt, Mittel und Wege zu su- chen, um den sogenannten „Tödes- kommissionen" zu entgehen, die von Zeit zu Zeit die Fabriken, nach Leuten für die Ostfront durchkäm - men. Diese Bemühungen der Ar- beiter darum, weiter zurückgestellt zu werden, werden offen zugege- ben. Und niemand findet das ver- wunderlich, offensichtlich werden solche Wünscht von allen geteilt. Der Anblick der Verwundeten und Krüppel in üen Sirassen nat in vielen\ Kreisen eine tiefe Depression erzeugt. v Da die Frauen nicht zu befürch- ten brauchen, an die Front ge- schickt zu werden, zeigen sie grö- ssere Bereitschaft zur Kritik am Regime als die Männer. Sie werfen häufig den Männern ihren Mangel an Mut vor. Sie sagen, dass nichts mit dem dauernden Mundhalten gewonnen würde. Die Arbeiter helfen sich, indem sie ihre Unzufriedenheit durch ver- schiedene Formen der passiven Re- sistenz Ausdruck gecen. Sie führen ihre Arbeit nicht mit der nötigen üoigfalt aus. Die Bevölkerung von Wien ist sehr erregt und spricht sich in sehr klaren Ausdrücken über Hitler c us. In vielen Fabriken steigt die Zahl dir Sabotage-Akte. Es wird allgemein be tätigt, dass die Bevölksruria der häufiger bom- bardierten Städte zu Verzweiflungs- ausbrüchen neigt. Diese. werden durch den weit verbreiteten Glau- ben genährt, dass den deutschen Städten ähnliche Leiden bevorste- hen, wie sie die Engländer durch- machen mussten. Da. ei fühlt man keineswegs Hass gigen die Englän- der; im. Gegenteil herrscht das va- ge Gefühl, dass den Deutschen nur in gleicher Münze heimgezahlt wird. „ASOZI ALENKQMMISSIONEN" — Das Rassenamt der NSDAP hat festgestellt, dass die Asozialen ein Unruheelement erster Ordnung darstellen, und dass der Kampf ge- gen de gerade im Kriege sehr wich- tig ist. Deshalb sind, besondere „Asozia- lenkommissionen" geschaffen tpor- den, die über Anstaltsunterbriri- gung, Fürsorgezwang sarbeit oder Einweisung im die Arbeitserzie" hungslager der Gestapo zu ent- icheiden haben. H Als asozial oder „gemeinschafts- unfähig" gelten neben Verbrechern;, Trinkern, Prostituierten die „Staatsfeinde" und Querulenten, d. h. die Gegner des Naziregimes. Auf deren Unschädlichmachung kommt es natürlich den Nazis hauptsächlich an. Dass zu diesem Zweck besondere Kommissionen ge- bildet werden müssen, beweist, dass es in Deutschland ein anderes Deutschland gibt, mögen auch manche Emigranten das nicht wahr haben wollen. DIE BRENNENDE RUHR. — Im Ruhrgebiet, dem industriellen Her- zen Deutschlands, erscheinen nach dem Bericht eines belgischen Ar- beiters folgende illegalen Zeitun- gen: In Essen das „Ruhr-Echo", in Dortmund „Der Kämpfer für den Frieden", in Düsseldorf ,Die Frei' heit". Ein illegales Bergarbeiterkomitee hat durch einen deutschen Geheijh- sender die Metallarbeiter aufgefor- dert, sich mit ihnen im Kampf um den Frieden zu vereinigen. DIE FRAUEN. — In Chemnitz rie- fen Frauen bei der Uebertragung einer Hitlerrede: „Wofür sind un- sere Männer gefallen? Wir wollen Frieden!" In München schrien Frauen bei der Vorführung einer Wochenschau vom deutsch-russischen Kriegs- schauplatz: „Gebt uns unsere Män- ner wieder!" Bei diem nun ausbre- chenden Tumult kamen Urlauber den Frauen gegen die Polizei zu Hilfe. was soll mit deutschland geschehen ? Die Diskussion über diese Frage hat durch die von Emil Ludwig aufgestell- te Behauptung von der Gesamtschuld und Gesamhaftung des deutschen Volkes, das unter Kuratel einer Be- satzungsarmee gestellt werden müsse, einen neuen Impuls erhalten. Besonders erfreulich ist, dass die „New York Times" unter Hinweis darauf, dass hei einer Gallup-Abstimmung über die Frage, ob die Hitlerregierung oder das ganze deutsche Volk der Hauptfeind sei, 79 Prozent die Regie- rung. als Hauptfeind erklärt haben, sich "gegen die Diffamierung des gan- zen deutschen Volkes gewendet hat. Die Theorie von der Minderwertigkeit einer ganzen Rasse sei eine Nazitheo- rie. Ausserdem nütze eine solche Be- hauptung der Goebbelspropaganda; es sei vom Standpunkt der politischen Strategie aus wichtig, zwischen Hitler und dem deutschen Volk zu unter- scheiden. Professor Paul Tillich bezeichnet eben- falls die von Vansittart und E. Ludwig angewendete Methode als Methode des Antisemitismus, die grundsätzlich ab- zulehnen sei. Man könne mit den Vansittartschen Argumenten ebenso- gut ein System des Anti-Britanismus aufbauen. Wer die Methode der Gmp- jjendiffamierung anwende, könne bei 12 der nächsten Wendung der Geschich- te selbst zum Opfer werden. — Das deutsche Problem sei nicht allein, son- dern nur im Rahmen des europäischen Problems lösbar, und dieses nur da- durch, dass alle Länder einen Teil ih- rer Souveräntiätsrechte an eine ge- meinsam verwaltende übergeordnete Körperschaft abgäben. Alfred Kantorowicz weist Ludwig zahl- reiche Unrichtigkeiten nach. Hitler sei niemals von der Mehrheit des deut- schen Volkes gewählt worden. Allein in den ersten drei Jahren der Hitler- diktatur seien wegen politisch opposi- tioneller Handlungen 225 000 Männer und Frauen zu 600 000 Jahren Ge- fängnis und Zuchthaus verurteilt, eine um das dreifach grössere Zahl politi- scher Oppositioneller in die Konzen- trationslager gesteckt worden. Weit eher als in Deutschland habe der Fa- schismus in Ungarn und Italien, spä- ter in Spanien und Frankreich die gleichen Verbrechen begangen. — Zur Frage der Besetzung erinnert K. da- ran, dass nach dem vorigen Weltkrieg die höheren französischen Offiziere die besten Beziehungen zu den Röch- ling, Krupp, Thyssen, Stinnes gehabt, aber jede Beziehung zu den verstand!- gungsbereiten deutschen Arbeitern abgelehnt hätten. Würden die „Erzie- her" sich diesmal besser bewähren? — tilgt werden muss, schliesst sich Lud- K. schliesst seine Ausführungen: wig jenen Vansittarts an, für die Hit- „Die Lösung des Problems Faschismus, ler Deutschland ist. Er will nicht mehr die wirksame Verhinderung weiterer wissen, dass es das Andere Deutsch- Greueltaten und Kriege ist keine rein land gibt ... deutsche Frage; sie ist die Frage je- ti. L. hat einige interessante Bücher den Landes und Volkes; die Lösung geschrieben und viele andere kompi- in Deutschland allein ist schwer liert, aber seine Arbeitsmethoden wa- (wenn nicht gar unmöglich), wenn sie ren stets mit dem Begriff ,.politischer nicht auch in allen anderen Ländern Charakter" unvereinbar. Er, der als der Welt ernstlich versucht wird." Freidenker erzogene Jude, ist vor dem Papst auf den Knien gerutscht, er, „Austriaii Labor Information" meint der Demokrat, hat Mussolini den Hof gegenüber E. Ludwig: gemacht, und wenn nicht das kleine „Ebenso wie es für Hitler nicht F^h- Rassenhindernis bestünde, so würde er ler einzelner Juden gibt, sondern die sich wohl an Hitler um ein Interview ganze Rasse schuldig ist und ausge- herangedrängt haben". die verschwörung des monopolkapitals Wahrhaft sensationelle Enthüllungen bringt ein Spezialbericht, der uns durch den „Socialist Commentary", die in London erscheinende Zeitschrift der Socialist Vanguard Group (ISK), zugeht. Er zeigt mit voller Klarheit, wie die Niederlage Frankreichs nichts anderes als eine Etappe im Kamp- fe des internationalen Monopolkapitals gegen den Sozialismus sein sollte. Die treibende Kraft in diesem Kampf war und ist auch heute noch die „Synarchistische Bewegung", deren französischer Zweig sich den Namen ,Mouvement Synarchiste d'Empire" (M.S.E.) zulegte. Ihre Mitglieder re- krutieren sich in erster Linie aus den grossindustriellen und Grossbamk- Kreisen. Wie sehr diese Bewegung darauf Wert legt, im Verborgenen zu blühen, erhellt allein aus der Tatsache, dass Juan Coutrot, in des- sen Händen die Finanzierung dieser Geheimgesellschaft gtlegen hat- te, auf mysteriöse Weise im Mai 1941 starb, kurz nachdem die Akten des M.S.E. Petain zugespielt worden waren. Es ist deshalb auch erklär- lich, dass die Welt von dem „Mouvement" kaum etwas wusste, obwohl sei- ne Gründung auf da® Jahr 1922 — den Zeitpunkt des faschistischen Mar- sches auf Rom — zurückgeht. Bekannter, beziehungsweise berüchtigter als das M.S.E, wurden die mit ihr in Personal-Union stehende C.S.A.R. (Comite Secret d'Action Revo- lutionäre) und die C.S.R. (Convention Synarchiste Revolutionnaire), mit deren Umsturz-Plänen sich seinerzeit das französische Parlament einge- hend beschäftigte. Sowohl Coutrot als auch Delancle, der Schöpfer der Antibolschewistischen Legion und Führer der „Cagoulards", waren ausser- dem noch die Seele von etwa 10—12 verschiedenen Gesellschaften, deren Auf gäbe darin bestand, unzufriedene Intellektuelle heranzuziehen, sie als Vertreter der Grossindustrie- und Grossfinanz-Kreise heranzubilden und in entscheidenden Staatsstellungen unterzubringen. Auf Grund dieses wohldurchdachten Arbeitsplanes war es dem M.E.S. bis zum Jahre 1940 gelungen, mit Hilfe seiner Unterorgwiisationen wichtige Regierungsämter zu beherrschen. Einer der Führer des „Mouvement" Yves Bouthillier, gehörte sogar der Regierung Reynaud bereits als Fi- nanzminister an. Recht eigentlich ging aber die Saxit des M.E.S. erst mit dem Zusammenbruch Frankreichs auf. Zahllose Schlüsselstellungen wur- den nun von seinen Leuten besetzt. Von den neuen Ministern bezw. Staatssekretären zählten zu ihnen: der Arbeitsminister Belin, der Au- 18 ssenminister Baudouin, der Sekretär für Körperertüchtigung und Sport Borotra, der Versorgung ^minister Lehideux, asr Staatssekretär für indu- strielle Produktion Pucneu, der berüchtigte Mechin etc. Ausserdem sc um unter ihre Kontrolle: die Bank von Frankreich, das Finanzministerium., das Sekretariat für die jüdischen Probleme, die leitenden Komitees der Industrie, der Banken, Versicherungen usw. Auf der andern Seite wurden mit ihrer Hilfe Leute wie Marquei, von aem m^n einen soziulistuchän Einfluss auf d.e nationale Regiejung befürchtete, eliminiert. Seit der Machtzrgreisung Petains haben seine Freunde vom M.S-E. unab- lässig daran gearbeitet, alle fortschrittlichen Tendenzen zu durchkreuzen, die in der neuen Regierung aufzutauchen drohten, und jede Anstrengung zu unterminieren, die die Stellung der internationalen Finanz- und Indu- strie-Gruppen hatie schwächen können. Dafür wussten sie aber durch die Schaffung der „Comites d'Organisation et de Reparation" alle wirt- schaftliche Macht in ihre Hände zu spielen. Dank dieser allumfassenden Organisation deu Hendels und der Industrie verfügten sie über die Kon- trolle sämtlicher wirtschaftlicher Betätigung. Und als dünn die Reorgani- sation des Bankwesens auch diesen Wirtschaftszweig noch den M.S.E.- Leuten auslieferte, war der Weg frei zu riesigen Profiten. Unterstützt wur- de diese Tendenz noch durch die internationalen Verhandlungen, die ins- besondere Gillet ah Vertreter der französischen chemischen Industrie mit den deutschen und nordamerikanischen gleichgearteten Institutio- nen führte. Diese Verhandlungen hatten vor allem die Aufgabe, die Erd- öl-, Kunstfaser-, E&umwoil- und Schwer-Industrie inte)national zusam- menzuführen. Diese internationale Verknüpfung zeigt bereits, dass die Synarchistische Bewegung keineswegs auf Frankreich beschränkt ist. Vielmehr ist das ,^Iouvement Synarchiste d'Empire' nur der französische Zweig einer Weltorganisation, die in allen Ländern von gewissen Elementen der Fi- nanz- und Industrie-Reaktion finanziert wird. Ihr Ziel ist überoll, die de- mokratischen Regierungen zu beseitigen, und an ihre Stelle Männer zu setzen, die die Zügel fest im Sinne des „Big Business" führen. Im ein- zelnen wtrden als Teil-Ziele genawsit: ■ 1) Direkte Kontrolle der politischen Macht durch Vertreter der Gross- Unternehmen. 2) Weitgehende Konzentration in allen Industrie-Zweigen, um schäd- liche Konkurrenz auszuschalten. 3) Absolute Kontrolle über die Preise aller Rohmaterialien. Halbfa- brikate und Fertigerzeugnisse. 4) Die Schaffung rechlicher und sozialer Verhältnisse, die die Ar- beiterschaft daran hindert, für eine Vertesserung ihrer Lage zu kämpfen. In Frankreich haben die Synarchisten ihre Ziele bereits weitgehend mit finanzieller Hilfe der Grossbank Worms und unter der Führung bezie- hungsweise Duldung Pelains durchführen können. Soll die Verwirklichung der weiteren Pläne rechtzeitig vereitelt werden, dann müssen die sozia- listischen Kräfte auf schnellstem Wege eine gleichwertige oder noch schlagkräftigere internationale Organisation schaffen als ihre kapitalisti- schen Gegner. Weder die augenblicklichen Kriegsanstrengungen noch die chauvinistischen Tiraden der Vansittarts und ähnlicher bewusster oder unfreiunlliger Zutreiber der synarchütischen Bestrebungen dürfen die so- fortige Inangriffnahme dieser Aufgabe aller ehrlichen Sozialisten über sämtliche Grenzen hinweg aufhalten. 14 LA OTRA ALEMANIA ano v. n„ 55 TUCTJMAN 309 — BUENOS AIRES — U. T. 31 - 3922 LA QUINTA COLUMNA DENTRO DE LA IGLESIA CATÖLICA .. .porque ei que es de alguno vencido vencio. (.2 Pedro 2,19). Desde el Brasil se nos escribe: Referente a la Quinta Colmna dentro de la Iglesia Catölica vale lo mismo que dijo un hombre de estado en Rio acerca de la Quinta Oolumna politica: el que niega que tal cosa existe o que 110 la ve, forma parte de ella! Prirlcipalmente los que "no son Nazis en abscluto" pero deseen la victoria pera ellos; todos los que iiacen parecer la victoria de ks aliados como un gran peligr 0 para el cristianismo; todos los que en sua predicfls y confe- rencias (reuniones de congregaciön) se estän indignando solamente acerca de las persecuciones » las cuales estaba sujeta la iglesia en Rusia, Mejico y Espana, pero no pierden ni una pala- bra en cuanto a la persecuciön mas reciente, la que tiene lugar en el Ter- cer Reich, con sus robos de ab ad las y claustros, confiscaciones de fortu- nas. persecuciones de sacerdotes, y te- rror de conciencia a lo cual estä some- tida la poblaciön catölica en el Tercer Reich, echando sobre todos los acon- tecimientos horribles de allä el velo de un "no sera tan grave" o "parece que estä exagerado"; todos los que estän cubriendo de si- lencio la lucha admirable y heroica para la fe que estän llevando sacerdo- tes y legos valientes en Alenuania, Ho- landa, B(§lgica, Noiuega, etc., ocultän- dola no solamente ante el publice ca- tölico sino hasta ante el joven clero a educar, que precisa valor y ejem- plo para sus futuras funciones y te- niendo bajo llave informes autenticos, aim que lleven el "Imprimatur", como por ejemplo: "El Cristianismo en el Tercer Reich"; todos los que procuraron que lo que llenö el corazön del Santo Padre Pio XI. "con inquietud ardiente" quedö tiescöhocido a los creyentes; es sujeto a la servidumbre del que lo todos los que en posiciones responsa- bles de airigentes ansiosamente te- nian cuidado de que el Senor Bohle en Stuttgart recibiera dia-riamente su informe; todos los que procuraban que los jö- venes sacerdotes que se estän educan- do, escuchen dlariamente los noticio- sos alemanes de propaganda a onda corta, pero declinaban como "infor- maciön parcial" lag informiaciones so- bre las transmisiones desde el vatica- no y las tomadas de diarios catolicos del exterior; todos lcs que, so color de sü häbito de sacerdote, estän protegiendo orga- nizaciones nazistas las cuales por cier- tas razones de legalidad y prudencia no llevan la cruz gamada en su es- cudo, pero si en sus gestiones; todos los que traen la propaganda na- zista a las oasa-s eclesiästicas, o que hasta redactaron intröduciones para escritoß de propaganda; todos los que se callan frente a las mcnstruiosi d ade,s de las cuales se ha- oe culpable en todo el mundo al fas- cismo, el que estä pisoteando el derecho divino lo mismo que la libertad de conciencia y la : dignidad humana; los que en su cobardia, pereza e indi- ferencia concordian Ctristo con Beliäl (2 Cor. 6,15) los que son ni friots ni calientes. y de los cuales se puede leer en el Apocalipsis de San Juan el Teö- logo (3,161) "Mäs po-nque eres tibio, v no. frln ni caliente, te vomitare de mi boca". Todos estos,.. La lista de sus nombres? El que, en medio de la vida, es tan in- genuo todavfa como para pedirla, en vez de anotärsela el mismo examinan- do el gran circulo de sus conocidos, 61 que todavla no quiere ver oue esto escudhe la palabra de S. Mateo (5,13) is "Vosotros sois la sal de la tierra: y si la sal se üesvaneciere? con que se- salada? no vale m&s para nada, sino para ser echada fuera y hollada de los hombres". EI Crucifijo estä echado de las salaa de escuelas y Hospitales en paises cris- tlanos, el bien del pensamiento cris- tiano arrancado de las almas de la juventud, la gente de las oongregacio- nes echada en la calle, grandes comar- cas despojadas de sus saoerdotes, los cuales estan jjresos o simplemente ase- slnados; cientos de miles de hombres —siguiendo principios diametralmen- te opuestos a los del Cristianismc— son luslliados o condenados a morir de hambre; al Cristianismo en general, en forma solemne y de parte autori- eada, se le anunclo "el golpe de gra- cia" — seria percaltido callarse al horabre catölico frente a eso, y, espe- cialmente. se permite callarse a ellos que llevan el häbito de sacerdote? La respuesta clara la enoontraremos en 2 Pedro 2, 21122: "Mejor les hubiera sldo no haber co- nocido el camino de la justicia, que despues de haberlo conocido toruarse aträs del santo mandamiento que les fug§ dado. Pero les ha acontecido lo del verdadero proverbio: Ei perro se vol- viö a su vomito, y la puerca lavada a revolcarse en el cieno". En el Apocalipsis 2,26, ©ncoiitramos una palabra impresionante: Y al que nubiera vencido, y hubiere guardado mis obras hasta el sin, yo le dare potestad sobre las gentes". Aqui es cuestiön de victoria. Y la Vic- toria, acaso no tiene como condiciön previa la lucha, y esta a su vez el ar- mamento? Acasq no dijo el sefior, aunque era el principe de la oaz, segün iMateo 10,34, esas palabras: "No penseis que he ve- nido para meter paz en la tierra: no he venido para meter paz sino espada". Y tendria yo que citar en efectoi para ellos a quienes se refieren. todos loa pasajes de los Evangelios que mandan "cenirse las caderais" para ser orepa- rado a la lucha? "... y no conocieron, hasta que vtno el diluvio y llevö a todos". (Mateo 24,39) Riffl. el problema aleman es un problema europeo Mientras que la maaa de 1» humanidad actual carece de fantasia hasta tal punto como para considerar a esta guerra un hecho accidental aisladj, causado por malevolencia de un. lado y debilidad del otro, tanto tiempo sub- siste el peligro de una nueva paz "se- gün muestras famosas" con sus subse- cuentes guerras. Esta guerra no es mäs que una parte de una vasta ola revolucionaria que conmueve al mundo, que estä. causada por cambios en nuestros döundamentos espirituales, econömicos, töcnicos, mo- rales y biolögicos, y que significa, un gran paso en la historia de la huma- nidad. Y 61 que no ve eso y no actüa segün eso, quedarä sepultado ibajo los escombros de un pasado que se de- rrumibe. Por eso actualmente no existe una cuestiön alemana propiamente di- cho; por eso no podrä, ser el egoismo de unto gobiernos nationales 61 que to- marä las decisiones sobre el porvenii y tampoco lo podr&n hacer hombres sujetos a su nacionalismo... No se trata de Alemania sola. Podria alguien creer en un cambio de cosas en 16 Europa, en caso de que ße constituyeri gobiernos —sean moderadamente reac- cionarios o aun liberales— formados del circulo de ellos que administraban estos paises durante las ültimas dö- cadas, mäs mal que bien? Podrila su- poner alguien que los reyes exilados de Noruega, Grecia, Holanda y Jugxxs- lavia, que los presidentes de Polonia y de Checoslovaquia volver&n a sus paises como si no hubiera pasado na- da, protegidos de nuevos bastiones y trincheras, y una nueva solemne ga- rantia anglo-rusa y aun americana, asegurendo que esta vez el gran vecino malo alemÄn, despuäs de reponerse, no volverä a atacarlos de sorpresa, matando y saqueando? Y acaso se ju- garä, a los dados, Idülocamente, a qui6n perteneeer&n en el futuro Kattowitz y Mulhouse, Bupen y Skoplje? Se podrä proceder asi. Pero hay que saber, entonces, que dentro de treinta o cuarenta anos (mucho m&s pronto, con seguiidad! La Redacciön) habra guerra de nuevo. (A.A.O.A.) Dirigirse a Casillo 9086» Santiago. 18 oda olberg — 70 jahre Eine Frau, deren Name und Arbeit mit der sozialistischen Bewegung in- Italien, Oesterreich und Deutschland^ verbunden ist, die jetzt als Emi- grantin in Argentinien Asyl gefunden hat, begeht am 2. Oktober ihren siebzigsten Gecurtscay. Wviin oaa Olbergs Ueöertritt ins Patriarchen Li- ter sich ereignet hätte, während ilie europäische Arbeiterbewegung noch intiict war, nätte die gesamte Arbeiterpresse in allen Sprachen ihr Le- benswerk geschildert und gerühmt, denn von d[en vielen durch Mut, Geist und Charakterstärke ausgezeichneten Frauengestalter,, die der europäi- sche Sozialismus hei vorgebracht hat, ist Oda Olberg eine der gewinnend- sten und in der Internationale bekanntesten. Oaa Olberg wurde 1872 in Lehe bei Bremerhaven als Tochter eines hohen deutschen Marineoffiziers geboren. Sie war das schwarze, eigentlich das rote, Schaf in einer streng konservativen Familie und als in ihrem 17. Lebensjahr ihr erster Artikel im Bruck erschien, der unzweideutig ihre sozialistische Gesinnung bekundete, gab es einen argen Skandal, denn das war damals, als der Sozialismus im Reiche Bismarcks noch kaum erst der strafrechtlichen Aechtung entronnen war, geschweige denn der ge- &ellschaftliche?i. Das junge Mädchen durchbrach auch damit die Schran- 3c.cn ihrer Zeit, dass es Medizin studierte. Als Oda in Deutschland zu den Examen, die das Studium a.schliessen, nicht zugelassen wurde, ging sie in die Schweiz. Dort lernte sie den exilierten italienischen Sozialisten Gio- 2)at\ni Lerda kennen, dem sie sich vermählte. Mit dem Gatten kehrte sie c.us dem Exil in, die Heimat zurück, wo beide bald in die Redaktion des „Av:nti', des neugegründeten Zentralorgans der sozialistischen Partei, eintraten. Oda Olberg war durch Herkunft und Persörlichkeit dazu be- stimmt, die geistige Mittlerrolle zwischen dem deutschen und italieni- schen Sozialismus zu übernehmen, eine Berufung, die sie als römische Korrespondentin des Berliner „Vorwärts" und der Wiener „Arbeiter-Zei- tung" erfüllte. Viele ihrer Leser werden sich noch an ihre Berichte erin- nern, deren jeder eine ganz ausserordentliche schriftstellerische Leistung darstellte in der tiefschürfenden soziologischen Aufhellung der Gescheh- nisse, über die sie berichtete. Neben ihrem Wirken in der italienischen sozialistischen Partei und ihrer journalistischen Betätigung fand ne noch Zeit zu wissenschaftlicher Ar- beit, deren Frucht eine . Reihe von Schriften in italienischer und deut- scher Sprache waren. Deutseh erschienen „Das Elend in der Hausindu- strie und Kons ektion" (1895), „Das Weib und der Intellektualismus" (1902) „Der Fascismus in Italien" (1923), „Die Stellung der sozialistischen Par- tei zur Geburteniteschränkung" (1924), , Die Entartung in ihrer Kvltür- bedinqtfieit" (1925); die meisten ihrer Bücher wurden auch ins Englische und Französische übersetzt. Wie sie es zustande brachte, auch noch einen grossen, stets von Gästen aller Zungen besuchten Hctushalt zu versorgen und zwei Söhne und zip ei Töchter grosszuziehen, ist ebn Geheimnis, das kein Mann versteht, aber jede arbeitende Frau täglich lösen muss. Tapfer unfä unbeirrt setzte sie ihre Arbeit auch noch fort, als der Fa- schismus in Italien zur Macht gekommen war. Ihr Gatte war inzwischen Sekretär der sozialistischen Partei geworden und da er auch einer der höchsten Funktionäre des italienischen Freimaurerordens war, wurde er zum Zielpunkt 'brutalster■ Angriffe faschistischer Horden, die sein\ Haus in Rom stürmtenk es in Brand setzten, seine Habe und vor allem die geliebt ie Bücherei vernichteten. Die Familie übersiedelte nach Turin, wo Gio- 19 vanni Lerda 1927 starb. Jetzt erst dachte Oda Olberg an sich selbst. Sie durfte ihren Aufenthaltsort nicht verlassen, entkam aber durch eine ge- schickte Irreführung der Behörden, die dem Polizeipräsidenten von Turin den Posten kostete, ins Ausland. Sie lebte die nächsten Jahre in Deutsch- land und Oesterreich. Die Arbeiter-Zeitung entsandte sie als Korrespon- dentin nach Madrid, als dort die Republik proklamiert wurde. Der Staats- streich der Austrofaschisten sperrte ihr die Rückkehr nach Oesterreich, als sie gerade in Argentinien bei einem Sohne den Urlaub verbrachte. Vor vier> Jahren befiel ein\ schweres Leiden ihren zarten Körper, die letz- ten drei Jahre verbrachte sie ans Bett gefesselt, aber ihr heller Geist ist stark und ungebrochen wie nur je. Selbst bedürftig, denkt sie nur an die Not der anderen. Jedes fremde Leid, von dem sie erfährt, schmerzt sie mehr als das eigene und am meisten schmerzt sie, dass sie, die Gütige, immer Hilfsbereite, die einst mit vollen Händen gab, nun selber kaum etwas dazu beitragen kann, die Not zu lindern. Ein Zeugnis, dafür war der Aufruf für ein krankes Emigrantenkind, den sie jüngst im Argentinischen Tageblatt eriiess und ihre grenzenlose Beseligung ob seines Erfolges. Die sozialistische Emigmtion in Südamerika grüsst in tiefer Verehrung an ihrem Ehrentage die grosse Frau, die tapfere, treue Genossin Oda Olberg. E. L. aus unserer arbeit ARGENTINIEN ben gegen die antideutsche Propagan- "Comisiön Coordinadora de los Alema- da Stellung, die durch die Gleichset- nes democräticos". Unter diesem Na- zung von Nazis und deutschem Volk: men haben sich die verschiedenen unbewusst die Hitlerdiktatur unter - Gruppen der antifaschistischen Deut- stützt, und zitiert brasilianische Stirn- sehen Argentiniens zu einer Arbeits- men gegen die Vansittartitis. gemeinschaft vereinigt. Aus Rio de Janeiro schreiben unsere Der Zusammenschluss soll nach au- Freunde: Präsident Vargas erklärte in ssen hin die Einmütigkeit der deut- einer Rede am 7. September u. a.: sehen Hitlergegner dartun, im Innern „Wir werden unbarmherzig gegen die etwa hie und da vorhandengewesene Eindringlinge und ihre Agenten vorge- Reibereien beseitigen und die Arbeit hen, die sich unter unsere Bevölke- der angeschlossenen Gruppen intensi- rung geschlichen haben. Deswegen vieren. werden wir nicht aufhören, gast- Wir begrüssen diesen Zusammen- freundlich zu sein. Diejenigen, die Schluss. Politische Meinungsverschie- Staatsangehörige von Ländern sind, denheiten sollen durch ihn nicht be- mit denen wir im Kriege stehen, die seitigt, aber dem gemeinsamen Ziel aber nach hier gekommen sind, um untergeordnet werden. sich ein ehrenhaftes neues Heim zu Die "Oomisiön Coordinadora" hat Sym- errichten, haben nichts zu befürchten, pathieschreiben an die grossen Kund- wenn sie sich weiter ihrer Arbeit wid- gebungen gerichtet, die für Brasilien men, den Gesetzen gehorchen und be- und Mexiko im Luna-Park veranstal- reit sind zur Mitarbeit bei der Vertei- tet wurden. digung des Landes." Diese Erklärun- gen lassen die Hoffnung zu, dass die BOLIVIEN Freunde des DAD Gelegenheit haben Im Radio Cochabamba kommen regel- werden, ihre demokratische Gesin- mässig die Informationen des AD zur nung und ihre Hitlerfeindschaft unter Verlesung. Auch die Kinderbriefe un- Beweis zu stellen. serer Rivesaltes-Broschüre sind dort Vladimir Nosek, der tschechische Ge- vorgelesen worden. schäftsträger in Rio, sandte unseren Freunden in Rio einen Brief, in dem BRASILIEN es heisst: „Geehrter Herr Uebel, in "Movimiento dos Alema es Livres do Beantwortung Ihres Briefes, den Sie Brasil" nimmt in ihrem 2. Rundschrei- mir zusammen mit Herrn Willy Kel- 20 ler im Namen der Freunde des DAD sandten, danke ich Ihnen aufrichtig für die Spende von 350 Milreis für Li- dice, mit der Sie Ihre Solidarität mit der Sache der von Nazideutschland unterdrückten Tschechoslowakei zum Ausdruck bringen wollten. Ich werde das Tsch. Rote Kreuz in London un- terrichten. Mit dem Ausdruck meiner Dankbarkeit und Sympathie ..." CHILE DAD Chile hat zwei neue Rundschrei- ben an die Deutschen in Chile heraus- §6§6b€*n i Im 5. Rundbrief „Ist Hitler Deutsch- land?" heisst es: „Es ist eine infame Lüge der hitleristischen Propaganda, dass das deutsche Volk in seiner über- wiegenden Mehrheit Hitler gewählt habe oder gar mit seiner Brandstifter- politik einverstanden sei". Und: „DAD kämpft gegen den Totalitarismus, für ein neues, fortschrittliches Deutsch- land, für die Wiederherstellung der deutschen Ehre, für den Wiederauf- bau der deutschen Kultur und des An- sehens des Deutschtums im Auslan- de" Der 6. Rundbrief heisst „Die kirchli- che Lage in Deutschland" und stammt von katholischer Seite. Er enthält sehr wirksame Auszüge aus Reden des Gra- fen von Galen, des tapferen Bischofs von Münster. Eine gemeinsame Kommission ist, ähnlich wie in Buenos Aires, vom DAD Chile mit der Gruppe der „Frei- en Deutschen" gebildet worden, Um Streit auszuschalten und den gemein- samen Kampf zu koordinieren. VENEZUELA Unsere Freunde haben einigen Kon- gressmitgliedem ihr Material über die Nazimachenschaften in Venezuela zur Verfügung gestellt, das in den vor dem Kongress verlesenen Bericht auf- genommen wurde. Nachdem durch ein Gesetz den Aus- ländern jede politische Betätigung un- tersagt worden ist, haben unsere Freunde ein Gesuch um Genehmigung zur Bildung eines Kulturzentrums der antifaschistischen Deutschen «inge- reicht, dem man voraussichtlich statt- geben wird. theater und literatur F.D.F. - BUENOS AIRES Die Freie Deutsche Bühne in Buenos Aires trachte im. September unter dem Titel „Die Unbesiegten" das Antinazi-Stück „Die Wacht am Rhein" der Nordamerikanerin Lillian Hellman zur Aufführung. Die ausgezeich- nete Wiedergabe, vor allem> die packende und erschütternde Darstellung der Rolle des illegalen Kämpfers} der Weib und Kinder verlässt, da ihn die Pflicht nach Deutschland zurückruft, durch P. Walter Jacob machte tiefen Eindruck, auf die Zuschauer. Eine Wiederholung der Aufführung, für die sich Das Andere Deutschland eingesetzt hatte, war ausverkauft. Wir beglückwünschen die Freie Deutsche Bühne und ihren Leiter zu der Aufführung und hoffen, dass die 'nächste Spielzeit uns mehr Stücke die- ser Art bringen wird. f{\ach so manchen gleichgültigen Stückein, welche die FDB., dem Ge- schmack des überwiegenden Teiles ihres Publikums Rechnung tragend, gebracht hat, sahen wir im September noch eine andere Aufführung, die menschlich ergriff: Mademoiselle" von Jacques Deval. Diese Wirkung war der vollendeten Art zuwanken, mit der Hedwig Schlichter die Titel- rolle der alten Jungfer spielte, die durch die Sehnsucht nach dem Kind. durch die Sehnsucht Liebe schenken und empfangen zu dürfen, sich zum Menschen wandelt, unter den — mit Verve gespielten — oberflächlichen Larven des Stückes die einzig fühlende Brust. Am 10., 11. und 12. Oktober bringt die F.D.B. „Die Quadratur des Krei- ses" von Valentin Kapajew zur Aufführung. Diese Sowjet-Komödie, in der das Problem von Jugend und Liebt satirisch behandelt wird, ist in USA und in England erfolgreich aufgeführt worden. 21 Jim. Mittwoch d.14. Oktober findet eine Wiederholung von „Die Unbe- siegten" zum Besten des Gurs-Komitees statt. EGON ERWIN KISCH, MARKTPLATZ DER SENSATIONEN. Verlag „Das Frei3 Buch", Mexiko. Man könnte sich als erste Veröffentlichung eines neuen antifaschistischen Verlags etwas Grundsätzlicheres und für den heutigen Kampf Wichtige- res vorstellen und wünschen als dieses Buch. Kischsi Reportagen und Skizzen geben eine kaleidoskopartige Bilderfolge aus dem Prag Ausgang des vorigen und Anfang dss jetzigen Jahrhunderts, jfast immer fesselnd, meist amüsant, bisweilen ergreifend oder grausig. Auch vom politischen Standpunkt aus bringt das Buch an Sachlichem und Persönlichem mancherlei Neues* und Interessantes- KUchs letonte Respektlosigkeit — einer der Vorzüge des „rasenden Repor- ters" — wird bisweilen zur Geschmacklosigkeit (Dante als neugieriger Reporter ä la Kischj). Seine Sucht nach algerundeten Pointen und Ef- fekten, auch eine sich manchmal unangenehm breit machende „beschei- dene" Eitelkeit, lassen manche seiner —Jmmer gut erzählten — Geschich- ten mehr als Erzählungen im Literatencafe denn als Berichte der Wirk- lichkeit erscheinen. Im ganzen: Ein sehr unterhaltendes, oft belehrendes, manchmal auch erschütterndes Buch ■ stimmen der zeit An der zweiten britischen Front. — land ein Match zwischen Arsenal und „Viele Leute, nicht nur Fusballentau- West Ham beschrieb, verlangten die siasten, bedauern, dass die B.B.C. Zuhörer genaue Angaben über das nicht eine allgemeine Sendung aus Spiel von Brake, Bastin, Hapgood und -Anlasj des Fussballmatchs zwischen anderen Spielern. Sie waren ent- England und Schottland in Werr.bley täuscht, weil der Gewerkschaftsdele- arii nächsten Sonntag veranstaltet. Es gierte nicht das Spiel Drakes als würde Europa wohltun, das Gebrüll Halblinker beschreiben konnte." aus 75.000 britischen Kehlen zu hö- ren". Fetersberongh, bekannter Lon- Opcer der Nazi-Henker doner Journalist, im Daily Telegraf.) In Holland wurden acht führende „Mr. A. V. Alexander, Erstes- Lord der Funktionäre der Revolutionären So- Admiralität, der eine private Verabre- zialistischen Arbeiterpartei hingerich- dung abgesagt hatte, um anwesend zu tet, unter ihnen der Vorsitzende H. J. sein, war v:ll von Neuigkeiten über Sneevliet. Sneevliet hat immer an sei- die bedingungslose Uebergabe von ner revolutionär sozialistischen Linie Halfaya. Dann konnte Mr.-. Churchill festgehalten. 1910 wurde er Redakteur dem Premier berichten, dass sie ,co- des Verbandsorgans der Eisenb ahner - -eben England das erste Goal im in- rewerksshaft; im Verlauf des vorigen ternationalen Match gegen S^hett- Weltkrieges schloss er sich den Kom- land erzielen gesehen hatte." (Rey- munisten an, von denen er sich spä- nolds.News). ter wieder trennte. Auch in Russland hat man bereits be< griffen, was der Fussban im eiisn- . „Die Sozialistische Union'' in London sehen Leben bedeutet. Der , Zeitspie- (SPD, SAP, ISK, Neubeginnen, Freie gel" (London, 23 . 5. 1942) macht dar- Gewerkschaften) fordert in einer auf aufmerk-am: Erschliessung die Zerstörung der so- „In der letzten Nummer berichteten zialen Grundlagen des deutschen Na- wir von dem Interesse des Sowjet- tioaalismus urid Imperialismus als Volkes für den englischen Fussball. Voraussetzung der vollen militäri- Hier ist ein neuer Beitrag aus der sehen Abrüstung Deutschlands. — Sowjetpresse zu diesem Themar „Als Deutschland müsse die Verbrechen der -ein Mitglied der Gewerkschaftsdele- Hitlerdiktatur wiedergutmachen. Man rgation na-ch seiner Rückkehr;au$ Eng- müsse aber dann einem demokrati- '22 mitteilungen der oesterreichischen sozialisten Die Ältersfürsorge im Dritten Reich bestellt im Arbeitszwang für Greise und Greisinnen; an einem Tage mel- den die Wiener Zeitungen folgende Ar- beitsunfälle in Wiener Fabriken: An- tonie Kugler 81 (!) Jahre alt, Arm- bruch, Gez-a Komjaty, 71 Jahre, Bein- bruch, Franz Chese!, 69 Jahre, Rip- penjjruch. De Gaalle gegen nationale Einheits- front.— Man macht es in vielen La- gern den österreichischen Sozialisten <:um Vorwurf, dass sie das Zustande- komme i einer Einheitsfront verhin- dernd General De Gaulle ist vor ein ähnliches Problem gestellt worden, und wie er ihm begegnete, sei hier verzeichnet. Aus London berichtet United Press, es werde auf ihn ein Druck ausgeübt, dass er France Libre liquidiere um einem Komitee auf ,.breiter Basis" Raum zu geben. Der General lehnte es ab. Als die Journa- listen Chautemps nannten, . meinte De Gaulle: „Man hat gesagt, das Co- mite National würde durch den Ein- schluss dieses erfahrenen Politikers sehr verstärkt werden. Aber man ver- schweigt eine Kleinigkeit: Chautemps war Vizepräsident des Ministeriums, das die Kapitulation von Bordeaux gezeichnet, unsere Waffen dem Fein- de ausgeliefert, unsere Bündnisse ge- brochen, das Kolonialreich neutrali- siert hat inmitten des Krieges, die kämpfenden Franzosen zum Tode ver- urteilt hat. Ich liebe es, wenn man scharzt, aber nicht in dem Masse, um mir vorzustellen, dass ein solcher Mann Fuhrer des kämpfenden Frank- reichs sein könnte." Auch das Vor- kriegsparlement, lehnt De Gaulle ab, es habe von der Macht abgedankt, könne daher Frankreich nicht wieder repräsentieren. Diese Funktion will er einer neuen Volkskammer vorbehal- ten. ~ De Gaulle treibt nicht sterile Emigrantenpolitik, er führt Krieg, er sehen und sozialistischen Deutschland die Möglichkeit geben, als gleichbe- rechtigtes Mitglied mit den anderen Völkern seinen Beitrag für die über- nationale Neuordnung zu leisten. hat engen Kontakt mit der Heimat er hob die Rolle der Gewerkschaftern als eine der wichtigsten Widerstands- gruppen hervo— und darum weiss er, dass die Zusammenarbeit mit in der Vergangenheit kompromittierten Per- sonen sein. Comite vor den Kämpfern in der Heimat kompromittieren wür- de. (Prensa, 28. Mai 1942). Soldaten meutern. — In Villäch kam. es zu einem blutigen Zusammenitoss zwischen SS und österreichischen De- serteuren, in Graz weigerte sich eine Gruppe Jugendlicher, dem Einberu- fungsbefehl zum Ostdienst Folge zu leisten. Wie das Sowjet-Gommunique vom 21. Juni meldet, haben österrei- chische Einheiten in der Nähe Wiens °;m£utert und sich geweigert an die Front abzugehen; die Meuterei wurde von SS unterdrückt. In der österrei- chischen Sendung des amtlichen bri- tischen Rundfunks wurde berichtet» dass kürzlich mehrere Abteilungen der zweiten und dritten Gebirgsdivision- aus Oesterreich' gegen ihre Behand- lung durch deutsche Vorgesetzte ge- meutert haben; es fanden standrecht- liche Massenerichiessungen statt,, doch, wurden beide Divisionen aus der Front zurückgezogen. In Petsamo, Finnlands wurden auf Befehl des Generalober- sten Dietl (Oesterreicher er selbst) 14 österreichische Soldaten hingerichtet. Ueber wachsende Aktivität der Arbei- beiter in Oesterreich berichtet Trans- radio Press, London: Geheime Bot- schaften aus Oesterreich melden ein. stetiges Anwachsen der - Österreich!'-: sehen Gewerkschaften und der öster- reichischen sozialistischen Partei, den Brutalitäten der Gestapo zum Trotz. Die österreichischen Gewerkschaften sind vernichtet worden, lange bevor die Nazis kamen — aber die Nazis vol- lendeten das Werk. Sie führten das Prügeln oder Auspeitschen als ein Mittel ein, die Disziplin in den Fabri- ken aufrechtzuerhalten, und sie er- schossen auch einige Arbeiterführer. Aber heute ist die österreichische In- dustrie für die Nazis so wichtig, dass die Gestapo den Auftrag erhalten hat, die. österreichischen Arbeiter milde zu behandeln, verglichen damit, wie 2$ die tschechischen und polnischen und selbst die französischen Arbeiter be- handelt werden. Die Oesterreicher nützen diese Situation aus, indem sie im Geheimen ihre Gewerkschaften wiederaufbauen. Die Gestapo weiss, was vorgeht, aber sie kann nichts da- gegen machen, wenn sie nicht für lan- ge Zeit die Produktion gefährden will. Unsere Toten. — In Wien starb am 12. Februar Albert Sever, auf den Tag genau acht Jahre später, als seine Frau an seiner Seite von einer vater- ländischen Granate zerrissen wurde, die die Kanonen des Dollfuss in das Ottakringer Arbeiterheim feuerten. Von der Leiche der Gattin weg schleppte man den damals schon alten Mann ins Gefängnis. Dort traf der Schreiber dieser Zeilen mit ihm zu- sammen. Nie werde ich vergessen, wie er mir mit leiser Stimme die Stunden vor der Beerdigung seiner Gattin schil- derte; er war entschlossen, Selbstmord zu begehen, wenn man ihm die Teil- nahme verweigert hätte. Sever war Reichstagsabgeordneter seit 1911, Lan- deshauptmann von Niederösterreich nach dem Umsturz, dann Mitglied des österreichischen Nationalrats bis zum Staatsstreich. Vor allem aber war er Obmann der sozialdemokratischen Or- ganisation Ottakring, des rotesten Wahlkreises im roten Wien, wo ihn jedes Kind kannte und liebte, ein ech- ter Sozialdemokrat und ein echter Wiener. Die Vaterländischen konnten es sich nicht versagen, ihn auch noch nach seiner Enthaftung zu sekkieren. So verboten sie ihm, sein geliebtes Ot- takring zu betreten. Jeden Vor- und Nachmittag sass er im Fenster eines kleinen Cafes am Hernalser Gürtel und sah hinüber auf seinen Bezirk, dort besuchten ihn seine Freunde und lauschten seinen Erzählungen aus der Heldenzeit der Bewegung, als er mit seinem grossen Freund Franz Schuh- meier Wien für die Roten eroberte. In Thetford, Vermont, USA, starb am 12. Juni Hugo Beran, 62 Jahre alt, der letzte Obmann der Vereinigung der sozialistischen Mittelschullehrer. Der feingebildete Mann ist vielen Genos- sen als Vortragender der Partei-Bil- dungsstelle über philosophische und historische Fragen bekanntgeworden. Er war Direktor des Realgymnasiums in der Brigittenau. Die Dollfussdikta- tur vertrieb ihn aus dem Amt, obgleich seine pädagogische Führungsqualität 24 in allen Lagern anerkennt war und er von seiner Schule alle Politik fern- hielt. Nach dem Einbruch der Nazis ging er über England nach Amerika, wo er in einem College in den Bergen von Vermont einen Posten fand und sich nicht nur die Liebe seiner Schüler, sondern auch als gern ge- hörter Vortragender die Achtung der Mitbürger seiner neuen Heimat rajch erworben hat. Von Anstrian Labor Information (Aus- gaoe in deutscher Sprache) liegt die vierte (Juli) Nummer vor. Von Ausga- be zu Ausgabe erfüllt die Zeitschrift die gesetzte Aufgabe, den Sozialisti- schen Kampf zu ersetzen, immer bes- ser. Aus einem richtungweisenden Ar- tikel von Dr. Oscar Pcilak (London), dem ehemaligen Chefredakteur der Wiener Arbeiter-Zeitung, über Phasen des Krieges, möchten wir ein paar grundsätzliche Sätze zitieren, weil sie geeignet sind, Missverständnissen, zum Teil böswillig gewollten Missver- ständnissen über die Haltung der österreichischen Sozialisten — wie sie übrigens auch in einem hier erschei- nenden Blatt zutage traten — einen Riegel vorzuschieben: ,. . . . Damals (in der ersten Phase des Krieges, „als wir überall bei dem Vorstoss der fa- schistischen Panzer- und Verräterko- lonnen die bürgerliche Demokratie und die grossen demokratischen Arbei- terparteien versagen sahen") erschien der Sturz des Faschismus ausschliess- lich als die Aufgabe der Arbeiter in den faschistischen Ländern . . . Die- se Vorstellung konzentrierte sich in dem absoluten Vorrang und der über- ragenden Bedeutung, die der deut- schen Revolution eingeräumt wurde. Die europäische Revolution wurde so- zusagen als ein Anhängsel der deut- schen betrachtet. Auch bei uns öster- reichischen Sozialisten wirkte die Idee der „gesamtdeutschen Revolution" nach; sie stammt aus der Zeit, da nur die deutschen und die österreichischen Arbeiter von Hitler unterworfen wa- ren, während die übrige Welt unver- ständig und untätig beiseitestand; und nur in Verbindung mit dem Kampf ge- gen den Faschismus, mit der Aufgabe der Revolution ist damals bei uns der Begriff „gesamtdeutsch" entstanden." Die Redaktion der „Mitteilungen" ist bereit, Bestellungen auf A.L.I. weiter- zuleiten. EU TE UND ORGEN N r , JAHRGANG I I . OKTOBER 1942 WIE GRUEN WAR MEIN TAL Wir haben in früheren Nummern von „Heute und Morgen" zu erkJ&ren versucht, welche nicht zu über- schätzende Bedeutung' dem Film als l'ropagandamittel zukommt, in wie ho- hem Grade er die Masse seines Publi- kums zu beeinflussen TcrmaR, Keiner anderen Darstellung steht die Technik so vollkommen zur Verfüsuiis:, nirgends Als nur im I eben selbst kann Bewe- gung und Wort, Bild und Ton, Licht und Schatten In gleicher Vielfältigkeit vereinigt werden. Keine andere Dar- stellung, nicht einmal die literarische, kann sich gleich leicht verständlich, gleich packend, gleich wirkend an die breite Masse der Menschen silier I.Un- der wenden. Aus dieser Sonderstellung des I Ilms ergibt sich ganz natürlich auch seine besondere Verantwortung. Wir können nicht erwarten, dass der Film von heute im allgemeinen dieser Ver- antwortung gerecht wird. Das inhalt- liche und darstellerische Niveau des heutigen Durchschnittsfilms ist viel- mehr ein getreues Spiegelbild einer verfaulenden Gesellschafts-„Ordnung", die sich nur noch durch Anwendung brutaler (lewalt auf der einen und verlogener Propaganda und Ablen- gungsmanöver auf der anderen Seite künstlich am Leben erhalten kann. Aber die Kritik an den heutigen Zu- ständen, die Propagierung einer radi- kalen Aenderung kann nirgends zum Schweigen gebracht werden. Sie wird lauter und wirksamer, heute glühend, morgen flammend, je mehr sich das Heute als Untergang der Menschheit erweist und ein anderes Morgen zur unbedingten Notwendigkeit wird. Die- se Kritik an den Zustünden, zu denen die Weltkrise des kapitalistischen Sy- stems geführt hat, ist auf dem Ge- biete des Films durch den Regisseur John Kord zur grössten Wirksamkeit gebracht worden. In einem kleinen Bergarbelterdorf S iideiiglands, es könnte auch irgend- wo anders sein, leben die Men- schen verhältnismässig glücklich und zufrieden. Sie haben alle ihr kleines Häuschen, genügend zu essen und am Feierabend und an Feiertagen ihre sorglosen, unbekümmerten Festlich- keiten. Mädchen und Jungens haben ihre Liebschaften, heiraten sich, wer- den das, was Vater und M iitteri wa- ren : Bergarbeiter und Hausfrau eines friedlichen kleinen Heimes, in dem so- gar ein gewisser Wohlstand herrscht. Der Vater und die Söhne arbeiten im Bergwerk, die Mutter und die Mäd- chen führen fleissig und sorgfältig den Haushalt, und im Laufe der1 Jah- re sammelt sich so eine Art kleines „Familiengut". Noch ist die Freude da. «las Zusammenleben nicht getrübt, noch ist das Tal grün, die Sonne nicht erloschen. Aber die Krise (deren Fntsteliung wir in den Leitartikeln von ,,Heute und Morgen" zu analysieren versuchen) verschont auch diesen kleinen Knien, fleck Südenglands nicht. Ihre weitrei- chenden Klendskrallen graben sieh tief in das Fleisch der Erde, stiften Streit und Verwirrung, verwüsten das Land. vernichten das Leben. Die Sonne hat aufgehört zu scheinen, das Tal ist grau und öde geworden. Die ratlose Hoffnungslosigkeit hat die Freude verdrängt, das Glück des Lebens scheint verschwunden, seine Spur ver- wischt. Schwere Wolken hängen über- all, bedrängen auch das kleine Berg- arbeiterdorf, sehliessen es scheinbar auswegslos ein, wollen es fiir ewig verdunkeln, sein Leben erdrücken. Wo ist der Ausweg? Wo bleibt der Sturm, der die To'd es wölken vertreibt, damit >enn ihre Sache ist auch unsere Sache. I. G. überhaupt ,,zentrale'" Figuren gibt) Ist gegen ileii Streik uml gegen die ge- werkschaftHelwi' Einheit, mit der die Arbeiter auf Lohnherabsetzung und Massenentlassung antworten wollen. Kr nennt das „lliiruhestifeii". Er glaubt an den ,.guten Willen" des iiergwerkbesitzers. Was weiss er von der zermalmenden Walze der kapitali- stischen Kcnkurenzwirtschnft, der man nur mit Einigkeit und mit Konseqnez :ms I eben und Tod entgegentreten knnnf Sein Verhalten, aus den bishe- rigen Erfahrungen seines Lebens zu verstehen, ist nicht gesund, aber sehr verständlich. Er ist der Typ eines ein- fachen, gut gewillten Mensehen, der seine Zeit nicht mehr verstehen kaun. Er wird zermalmt von der Walze, er geht zugrunde. Sein Schicksal spricht für sieh, oder besser: gegen sich selbst. Der Fi m hat es nicht nötig, das extra noch einm.il mit lauten Worten zu be- tonen. — l)ie Tochter der Arbeiterfa- milie, das schöne, menschlich wertvol- le Mädchen, dem man alles Gute und Liebe wünschen möchte, wird an ihre» Kontrast, den Sohn des Hergwerks- herrn, an ein eitles, dummes Nichts mit Geld verheiratet. Mine grosse Ehre für die Familie, die gewohnt ist, in Ehr- furcht vor der „guten" Gesellschaft zu leben. Das Mädchen allein hat nicht die Kraft, sich loszureissen vom Un- glück, dem sie überantwortet wird. Die Menschen sind noch nicht so weit, sieh- umzustellen, in einer veränderten Zeit verändert zu denken. Die Tradition, die reber.ieferung ist mächtig, brutal, aber nur längs im werden Illusionen »erstört, um der Empörung freien Kaum zu geben. —— Zu dem geldge- xpiekten ."Niehls von Sohn steht in wei- terem Gegensatz der Vater, der kapi- talistische Patricrch alten Stils, auch der vergangenen Zeit angehörend, ei- ner Zeit, die noch der kapitalistischen Aufwärtsentwicklung angehörte, in der die Gegensätze noch nicht so hart und klar aufeinander stiessen. — Da# andere Mädchen, das ein „illegales" Kind erwartet, ein einfaches, zartes, liebendes und lieliebedürl tiges Ge- schöpf, wird öffentlich in der Kirche während eines Gottesdienstes von ei- nem Individuum (Kirchenbeirat und Diener der „guten'' Gesellschaft) ,,ent- blösst", in dem sich Feigheit, Schnüff- I er tum, Heuchelei und Perversität, kurz al erhaud Schmutz und damit die ganze Verlogenheit der bürgerlichen Moral vereinigt. Auch hier ist kein Kommentar notwendig. Jede „propa- gandistische" Ergänzung würde die Wirkung abschwächen. So werden unaufhörlich Kontraste hergestellt. In ausgezeichneter Weise werden Ton und Fotografie zu ihrer Herausarbeitung eingesetzt. Das gan- ze macht den Eindruck einer Kollek- tivarbeit. Hier gibt es keine Fiimate- liei— Helden, keine lebenden Marionet- ten und Iteklamepuppen für Kosmetik. Keine ausdruckslosen, auf „schön" ge- schminkten Gesichter. Hier erscheint wirkliches 1 eben, auf die Leinwand gebracht, gut fotografiert, gut zusam- mengestellt. Aus jedem Ausdruck, je- der Bewegung, jedem Ton spricht die Idee, die Tendenz. Jeder Moment, jede Träne und jedes Lachen, das Klirren eines Kaffeelöffels, enthält mehr Span- nung, mehr Dramatik als der gesamte Inhalt, die gesamte Darstellung jener l'ompitroduktionen, die dem Publikum ■tfs „Wunder des Jahrhunderts" vorge- setzt werden, und die sich dann, nach schleppenden Stunden ihres Ablaufes als aufgepäppelte Fassaden ohne Hin- tergrund herausstellen. Die Film von J Ford zeigen eine bis ins Kleinste dis- ziplinierte Lebereinstimmung zwischen «iem. was dargestellt werden soll und uen Mitteln, mit denen es dargestellt wird. Die Anwendung der Mittel (Ton, Fotografie, schauspielerische Darstel- lung) immer sehr sparsam und sehr einfach und gerade darum auf höchste Wirksamkeit gebracht. Jedes Atc'm at- met die starke Gestaltungskraft und das künstlerische Verantwortungsge- 27 iiihl Keines Regisseurs» und seiner Mit- arbeiter, liesser: seiner Arbeitsgelios- Sn wie ein Vergnügungsreisender, mit gewissem Interesse «in iillseineineii Leben uml mit einer gewissen Bildung, *ieh für ein paar Stunden aus seinem komfortablen Hotel etwa in die ..ro- mantischen" Aminen viertel einer Ita- lien isehen Stadt begibt und nachher heim guten Abendessen und im l'ol- stersessel Uber die „interessante Viel- seitigkeit des Lebens" romantisiert •oder gar über das „ungerechte Elend" seufzt und sich seine „soziale Gesin- nung" zugute hält —, so hat auch die bürgerliche Filmkritik, und ein gewis- ser Teil des Publikums kapitalistischer Ideologie, dem Film John Fords die Ehre erwiesen. Ihn gut, sogar sehr! gut am finden, von ihm „ergriffen" zu sein, ihn gar als den „beuten Films des Jah- res" zu bezeichnen und ihn mit l'rei- -sen zu überhäufen. Vnd gerade das spricht gegen den Film", wird mancher sagen. Nein. es -spricht nicht gegen den Film. Zur Zeit des Höhepunktes des feuda- len Absolutismus gefielen sich in sei- ner Hochburg, dem Schloss von Ver- sailles, Mitglieder der hohen Aristo- kratie darin, mit den Gedainkcii der da- mals revolutionären Aufklärung zu spielen und zu tändeln, wie mit einem Löwen, von dem man meint, er habe keine Zähne und keine Krallen. Kurze Zeit darauf versetzte die Revolution dem feudalen Absolutismus den Todes- stoss. Heute Ist es nicht anders. Die bürgerliche Intelligenz, verfallend mit dem Verfall des Systems, zu dessen Trägern sie gehört, ist zu eigenem positiven politischen Schaffen nicht mehr fähig. Sie sucht ihre Zerstreu- ung. Auch dort, wo revolutionäre Kunst im Entstehen ist. Sie begrüsste die revolutionäre Kunst des fernen Russland, interessierte sich dafür et- wa in der Art, wie ein Zoobesucher sich für ein seltsames Tier im zoologi- schen Garten interessiert, das er hin- ter Gittern weiss. Sie begrüsst amch unseren Film, weit davon entfernt, sei- nen Inhalt zu begreifen, weit entfernt deswegen auch davon, ihm gerecht werden zu können. Genau so wie in der Literatur und in der Malerei, kann sie sich auch hier dem Rindruck eines beginnenden neuen Kulturausdrucks nicht ganz entziehen, der einen ent- scheidenden Finfluss zunächst auf die Erkämpf Uli g und später auf die Ge- staltung einer neuen Zeit ausüben wird. Sie begrüsst in ihm ihre eigene Viiiiiögliehkeit und ihren eigenen Un- tergang. Gehen wir zurück zum Ausgangspunkt: Zu den dunklen Wolken, die den klei- nen Ort in Süden gl and und das Leben seiner Menschen verdunkeln. Wo' das grüne Tal zu einer öden Wüstenei ge- worden ist. Die Menschen dort leiden. Xoeh haben sie nicht begriffen, woher das Leid kommt, das ihnen geschieht. LEO TROTZKI Zum 28. August, den Todestag Trotzkis, wurde uns folgender Artikel eingesandt, den wir erst jetzt veröffentlichen können, da er verspätet eintraf. Vor etwas mehr als zwei Jahren zer- schlug das kalte Eisen einer Spitzhak- ke einen der grössten Hirne der Welt- geschichte. Ein Herz, das stark und warm geschlagen . hatte, schlägt nun nicht mehr. Ein Mund, der das Wort der Revolution zu gewaltiger Kraft er- hob, muss nun schweigen. Eine Hand, die den, Buchstaben zum lebendigen Kämpfer machte, izt nun erschlafft. Ein Leben, das mit jeder Faser, jedem Atem, der grossen Sache der Mensch- heit diente, ist nun verloschen. Leo Trotzki ist tot. Die Spitzhacke, genau so unwissend wie der arme, irre und verirrte Mör- der, drang durch die Haut, zerschlug die Knochen und zerriss das Nerven- system eines Gehirns, djis, solange Le- ben in ihm war, ununterbrochen und exakt für die Zukunft gearbeitet hatte, Blut eines Herzens tropfte zu Boden, das die Erde heiss geliebt hatte und von der Erde heiss geliebt wurde. Nicht im äusserlichen Sinne des Wortes. Trottzki, Lenins Kampfgenosse, der unzertrennbar mit der russischen Re- volution verbunden bleibt, starb in der dritten Emigration seines Lebens. Er ist der Vater der Theorie der „Perma- nenten Revolution", die längst keine Theorie mehr ist, sondern sich als Tatsache erwiesen hat. Mit der Erobe- rung der Welt durch die Maschine be- gann ein revolutionärer Zustand, der sein Ende erst finden wird, wenn die kapitalistische Desorganisation von der sozialistischen Organisation, die soziale Unordnung von der sozialen Ordnung abgelöst sein wird. .»Die Gesetzmässigkeit der Ereignisse erkennen und in dieser Gesetzmässig- keit —5"en Platz finden, iit die erste 28 "Woher es kommt, daxw ihre Fumilien ziiKrunde sehen, dass aus dem Klilekli- < Ken Heim ei» '/, lieh I ha ns geworden ist. Woher es kommt, dass an die Stel- le der Freude die Verzweiflung setre- tien ist, und dass an die Stelle der I ie- he der Hass treten muss. Oer' Hass? liegen wen, gegen wasi Gegen den Mitmenschen? Gegen Dich. gegen mich? Gegen den, dem es genau so geht* Nein. Der Ha/ss g« gen den Vr- wald, dessen sehleimige, bazillenver- l»esteten Sehiinggewäelise unsere Keh- len umschnüren und uns den Atem nehmen. Der Hass gegen ein Wirt- schaftssystem, das seiner eigenen Kri- se nicht mehr Herr wird. Der Hass aus Iviefoe zur Welt, aus hielte zum grünen 'Tal. Das Leid, die Not, die über den kleinen "Ber'garbeiterort gekommen sind, sind «ins Leid, die Xot der ganzen Weit. Es gibt keine Insel, auf die sich Einzelne retten kiinnten. Aber es gibt eine Welt für alle zu retten. Das Leiden, das ^1 it-sich-geschehen-lassen wird aus den Geknechteten gehen. Es schwindet schon. An die Stelle des Leidens, aus ihm heraus, tritt der Wille zur Aende- i ung, der Wille zur Revolution. Die Zeit ruft. Sie ruft uns auf die Seite lies Rechts und der Freiheit. Sie ruft uns überall, zu jeder Stunde. „Wie grün war mein Tal", sagt irgend- wo eine trostlose Stimme. Aber andere antworten fest und zuversichtlich: ..Wie grün wird es sein! Komm, gib uns Deine Hand!" Pieter Siemseil. Pflicht des Revolutionärs. Das ist auch die höchste persönliche Betfrie- digung, die ein Mensch finden kann, der seine Aufgaben nicht an den Tag bindet . . Trotzkis Leben war die Erfüllung dieser seiner eigenen Wor- te. Er band seine Aufgaben nicht an den Tag. Aber er wurde den Anforde- rungen jedes Tages, jeder Stunde ge- recht. In dem Zustand der „Permanenten Revolution", des Vor-Morgen, der Aus- einandersetzung zwischen Tod und Leben, war Trotzki ein immer berei- ter Soldat der Zukunft. Vor zwei JaJhren folgte Trotzki der grossen „alten Garde" in den Tod, die mit Karl Marx und Friedrich Engels begann. In den Tod? Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, Lenin, und die vie- len anderen, sind tot? Nein, tausend- mal nein! Sie leben, Sie leben und kämpfen mit uns, in uns. Sie gaben uns das Schwert. Wir müssen lernen, es zu führen. J. "H E UTE UND MORGEN" HOERT UND SCHREIB! fliehe Genossen!. Ihr werdet sicher von dem Verbrechen der Nazis in Mauthausen (siehe Auf- bau) gehört haben. Giftgas versuche an Menschen, die jung- und kräftig- am Beginn ihres wachen Lebens standen, ich möchte die Möglichkeit, die mir ,,H. u. M." bietet, nicht vorübergehen iiissen, um eine Tatsache, die nur we- il ige Menschen kennen, wieder zum Leben zu erwecken. Gleichzeitig- auch gefallenen Genossen die letzte Ehre zu erweisen, die Erinnerung' an ihre Treue zur einmal erkannten Sache — und uns, europäische J ung;-ozialisten in Amerika, eine als Lehre dienende Tatsache ins Leben zu rufen. Unter diesen Opfern von Mauthausen war eine Gruppe von ca. 20 junger So- zialisten (fast ausschließlich nur den Faschismus uls politische Lebensform kennend) die aus z. T. politischen, z. T. rassischen Gründen Deutschland verlassen mussten. Sie halten teilwei- se auch illegale Arbeit geleistet. Sie waren, einmal im Ausland, trotz äu- sserer Schwierigkeiten nur von dem einen Wunsche beseelt, soweit ihre schwachen und ziemlich ungeschulten Kräfte reichten, den illegil kämpfen- den Genossen in 1 »eutschland vom Ausland her soviel wie möglich zu helfen, sowie auch sich selbst geistig- weiter zu schulen und zu vervollstän- digen, um bessere geschulte, bewuss- tere Helfer einer deutschen oder euro- päischen Revolution zu werden. Sie könnten dies nur tun, indem sie Deutschland so nah als möglich blie- ben d. h. in einem NHchbarstaate Deutschlands, in Europa zu bleiben. Dies wurde ihr Verderb, ohne dass sie wirk!ich der Revolution hätten nützen können. Genossen! War ihr Kämpfergeist, ihr Opfermut sinnlos? Wird er weiterleben und irgendwelche Erachte tragen? Es wird an uns liegen, ihre sich ge- stellten Aufgaben (der Revolution zu helfen), unseren Möglichkeiten ange- passt, weiter und zu Ende zu lösen. Seid immer bereit Ii A X . ('oeh;i!>aml>a. Liebe Freunde! Indem ich Euren Brief vom 20. ds. Mts. beantworte, möchte ich Euch sagen, dass mir die Zeitung' ,,Heute und Mor- gen" sehr gut gefällt. Ihr wisi-t ja, dass die meisten jungen Menschen lei- der indifferent sind, und zwar zum grossen Teil deshalb, weil jemand der wirklich denken will, sich in einer wahren Wüste befindet. Deshalb ist e:-. eine grosse Sache, dass wenigstens ei- 29 nige wirklich junge Menschen einmal im Monat geistig- vereint sind, um über ein so schönes Ideal (von der Notwendigkeit ganz zu .schweigen) wie der Sozialismus, zu lesen und zu -diskutieren. Die letzten drei Nummern scheinen mir bedeutend besser zu sein als die ersten, d.t sich da;- Niveau der Arti- kel meines Hrichtens nach in letzter Zeit bedeutend gehoben hat. Es wird mir eine Freude sein mit Buch mitzuarbeiten. Momentan kann ich monatlich einen Peso beisteuern, und zwar in der Form, in der Ihr es wünscht, nur wäre es mir ziemlich un- angenehm zur Tucumän fahren zu müssen, da ich nie in die. e Gegend komme. Ich hoffe sehr bald aktiv mitarbeiten zu können, jedoch ist das bei mir eine Zeitfrage, da ich mich momentan auf zwei Kximen vorbereiten muss, und schon kaum Zeit h:;be Eure Zeitung in Ruhe zu lesen. Dennoch werde ich mein möglichstes tun, damit meine Mitarbeit, nicht im Ltadium des Thesen und Zahlen bleibt. Ks giüsst Vuch in Freundschaft Euer Detlef Aberle. Ein IinglückTicher. — In der „Jüdi- schen Wochenschau" hat ein Rezen- sent -r die innere Wahrhaftigkeit des Dramas „Die Unbesiegten" in Zweifel gezogen, ,,weil ihm das Glück, diesen Typus der Deutschen im Leben zu se- hen, nicht vergönnt gewesen ist." Herr -r weiss nichts von den zehrt - tausenden ermordeter, von den hun- dertsausenden eingekerkerter und ge- folterter politischer Gegner der Hit- lerdiktatur. Das ist nur möglich, wenn er seih, t nicht am Kampf gegen da* Naziregime teilgenommen, und wenn er nie Fühlung zur deutschen Arbei- terschaft und ihrem Kampf gegen den Nazismus gehabt h:hen die Gesetze nicht Frauen haben nicht das ltecht auf Arbeit lTnd studieren sollen Krauen nicht. Frauen sollen nur im Haushalt walten Fruun sollen Gattin sein und Mutter Frauen sollen nur den Mahn heglüekeii Und Söhne kriegen als Kanonenfutter. Frauen tauten nicht für Politik. Frauen haben weder Amt noch Pfründe Frauen sollen — können — dürfen nicht — Männer haben ilafiir tausend Giiinde. Milnner lenken das Geschick der Völker Männer sprechen Recht nach ihrem Wollen Männer werden Priester «»der Henker lind die Kriese bringen sie ins Hollen. Männer bringen Bomben und Granaten MÄJinei! bleiben stark, wenn Mütter weinen Männer sollen — können — «lürfeit ,ia Vor den Frauen stets als Held erscheinen. Frauen werden endlich nun erwachen Frauen sortiern nun zur Pflicht das Recht Frauen werden mit dem Mann marschieren Als Kamerad Jedoch — und nicht als Knecht. Frauen sind für Freiheit und für Frieden Frauen stehen mit zum letzten Krieg Frauen werden wie die Männer kämpfen Für Recht und Frieden — Für der Frelhei Sieg! Irma Neumann. 30 FRAU UND POLITIK Das nebenstehende Gedieht haben wir gelesen; ja es liest sieh gut und ist auch schön, aber da steht im vorletzten Vers ein Satz, der klingt komisch: „Frauen werden endlieh nun erwachen". Ja sind wir Kranen denn alle Schlafmützen f sind wir nicht quicklebendig;? Ivochen, nähen, flicken, putzen wir etwa nicht den grän- zen Tay:, und unzählige verdienen ausserdem ticvli Geld zum Lebensunterhalt da- äKttf- Setzen wir nicht viele und reizende Kinder in die Welt f U ml ist das alles nur Faulheit und Träumereit Xein. d.is ist es wirklich nicht. Aber da hört man den anderen Satz leider viel zu oft aus Fraueiimiind: Was geht uns l'rauen die Politik an, das können die Männer machen, die verstehen das dt;eh besser. — Ja, sie „verstehen es besser". — Und trotzdem blühen Kriege, Erobern ngswille, jtieid, Hass, 1 ntcrdriickung und Ausbeutung Jahrhundert um Jahrhundert wei- ter, und die Frau hat darunter nicht am wenigsten zu leiden. Wieso reicht auf •einmal da« Geld nicht mehr zum I eben wie vor einem Jahrs Warum können wir die Miete auf einmal nicht bezahlen f Wie kommt es. dass die Kinder zart und kränklich sind f etc. Wenn wir über das alles einmal gründlich und lap?e nachdenken, so müssen wir endlich darauf kommen, dass all diese Din^e zur Po- litik gehören, und folglich, dass es sehr wohl uns Frauen etwas anseht, miüj seil au wie der Mann um Politik zu kümmern, lud dieser Denk Vorgang, mit «lern wir alle dringend — dringeiulst und sofort beginnen sollten, das ist das ,,Erwachen". Erwachen aus dem mehr « der weniger hoffnungslosen Znstand •tfes Ertraigens und Hinlebens. Dem Erwachen muss die Tat folge». Ungeübt und unwissend, wie die meisten Frauen in der l'olitik sind mit wenigen Ausnahmen, ist es natürlich nicht möglich» dass sie sofort die richtige Beurteilung des Weltgescheheus haben. l>a heisst also die erste Tat: Lernen, lesen, mit kriti- schen Augen alle Vorgänge um uns beschauen und daitaus lernen. Schimpfen, ist nutzlos. Denken ist richtig. Und nach bester und aufrichtiger Erkenntnis' handeln, d. h. helfen, dass es besser wird. Die meisten Frauen, wenn sie über- haupt sich für solche Dinge interessieren, finden es am einfachsten, so zu tun wie der Mann, der Freund, der Bruder tut. Sie wissen oft garnicht warum, aber es kostet sie dann kein Nachdenken, und es wird schon richtig sein, „wie «r'n macht". Kein, auch die Anschauungen unseres Mannes, Freundes, Bruders; «ollen wir Frauen kritisch bedenken. Selbständiges Denken ist, was uns fehlt, was wir lernen müssen. Eigenes Urteil müssen wir nns aneignen, und wir dür- fen uns nicht fürchten, uns in Diskussionen vielleicht anfangs mal zu blamie- ren. Aller Anfang ist schwer. Wir werden es schon lernen, denn wir müssen es. In unserer Zeit greift die Politik mitten ins tägliche Leben in jedes Haus, in, jede Familie, l ud da sollte die Frau sich wie ein kleines Kind benehmen, und sieh verstecken oder lieber spielen gehen — d. h. sieh amüsieren f Haben wir Mut! Lernen wir eigenes kritisches Denken und Aussprechen! Dann wird der Mann nach anfänglichem, vielleicht bisweilen geringschätzigem Erstaunen lernen unsere Gedanken zu werfen und aufzunehmen. In den Kampf für die Befreiung der Menschheit sind wir Frauen genau so hineingestellt wie der Mann. Wir sind Kameraden im Kampf. Da« müssen wir' alle erkennen als selbstverständliche Pflicht. Es ist eine grosse, schwere, aberl schöne Pflicht. Zu ihrer Erfüllung aber bedarf es zunächst, wie schon gesagt, des selbständigen Denkens. Ma- chen wir uns das g-anz klar! Lernen wir das Denken! Ch. HITLERJUGEND Aber gerade das, wovor ich am mei- sten An erst und Abscheu gehabt hatte, das Militärische, fand ich viel weni- ger schlimm, als ich mir vorgestellt hatte. Manches daran gefiel mir so- Kar. Ks war mehr „Zug" drin als in •der bündischen Jugend. Da war ich schon so etwas wie ein Gruppenführer gewesen und wite oft hatte ich Aerger mit den Jungem- ge- hübt. Befehlen konnte ich ihnen nichts. Ks war oft schwer, alle unter -einen Hut zu bringen. Am Ende war freilich immer wieder Versöhnung und Freundschaft gewesen. Aber es koste- te viel Zeit und Mühe und Ueberre- dungskunst. Jn der HJ konnte man einfach befeh- len. Freilich erst, wenn man Führer war. Aber ich würde bald Führer 6. Fortsetzung werden. Dessen war ich sicher. Dazu schien mir nicht arg viel Klugheit zu gehören. Viel Klugheit war da nicht. Und sportlich waren sie auch nicht auf der Höhe, dus hatte ich auf den ersten Blick gesehen. Aber schmuck sollen sie aus in ihren Uniformen: ge- sunde, nette Jugens. Und viele sym- pathische Gewichter. ihre Art von Kameradschaft war nicht so schön und freundschaftlich wie un- sere Kameradschaft im „Bund" gewe- sen war. Aber Kameradschaft war es doch auch. Sie waren nicht allein. Nicht so allein wie ich. Zum nächsten Dienst (Sonntag Mor- gen, acht Uhr: Ausmarsch und Gelän- deübung) erschien ich schon in Uni- form. Braunes Hemd, bmune Hose, braune sogenannte „Offiziers-Mütze", 31 schwarze lange Reitstiefel. Alles fun- kelnagelneu, alles bezahlt von mei- nem Chef, der doch seinen „Schutz- N'izi" aus mir machen wollte. Diie Stiefel allein hatten vierzig Mark gekostet. Das Recht, diese Stiefel zu tragen, war ein besonderer Stolz der Hitlerjugend. Auch ich hatte noch nie im Leben Reitstiefel getrogen und war noch nie so laut und grossartig durch unser stilles Viertel marschiert wie an diesem Sonntag morgen. Etwas verlegen, aber auch sehr stolz. Viele Nachburn schauten aus den Fenstern. Im Brotbeutel war die Tagesration, die musste jeder selbst mitbringen. Ich hatt« Margiarine-B'rote, Wurst und Käse, auch Zigaretten. Am Sammel- platz bekam ich noch einen Spaten, wie ihn die Soldaten haben. Der wurde am Koppel befestigt. Andere Jungens bekamen ein Beil oder eine Hacke. Gewehre blatten wir nicht mit, aber Handgranaten. Ich kannte nun schon viele Gesichter, •ivurde auch ganz kameradschaftlich begrüsst. ,,öuck', der Neue! — Schick in Schale, was? — das schlichte Braunhemd für hundertfünfzig Mark! — Da sieht ,nan, wo noch Geld steckt Neckereien, aber nicht böse gemeint. Dann wurde abgezählt, gemeldet. Ks waren etwa hundert Jungens da. Die, die nicht dü waren, wurden auf ge- ichrieben. Und wir marschierten los. Vorweg' der Gefolgschaf tsf Uhrer mit seinem Adjutanten, drei grosse Ha- kenkreuzfahnen, die Scharführer und dann wir, geführt von unseren Kame- ra dschaf tsf ührern. ich war einer von den Grössten. Es war nicht leicht, mit den kleineren Jungens gleichen Schritt und Tritt zu halten. Immer stiessen meine Stiefel an oder wurden angestossen und ich beneidete den Kameradschaftsführer, der nebenher marschieren oder gehen konnte, wie er wollte. Der Reichswehr-Uebungsplatz, auf dem unser Geländespiel stattfinden sollte, war 20 Kilometer weit. Anfangs sangen wir: „Siegreich woll'n wir Frankreich schlagen, Sterben wie ein tapfrer Held!" Aber 20 Kilometer in hohen Reitstie- feln, immer auf der Landstrasse, in Reih' und Glied marschieren, das ist nicht so einfach. Das Singen hörte allmählich auf. Eine Stunde, zwei Stunden, drei Stunden. Ruhepausen g*ab es nicht. Nur zwei oder dreimal: ..Abteilung, Halt!", damit jeder seine Bedürfnisse verrichten konnte. Ich hatte nur ein Bedürfnis: meine Stiefel auszuziehen. Ich war für Laufen gut trainiert, ich hatte keine schwachen Beine und Fü- sse. Ich war auf Fahrt schon (;o Kilo- meter am Tag gewandert, mit Lusi und Vergnügen. Aber 20 Kilometer in hohen Reitstiefeln marschieren (und meine Stiesel waren neu) das kannte ich nicht. Die anderen schienen es auch noch nicht lange zu kennen. Während der letzten Kilometer machten wir, glaube ich, keinen sehr militärischen Ein- druck mehr. Man muss denken, dass vierzehn- bis fünfzehnjährige Jungens unter uns waren, beinahe Kinder. Aber wenn einer klagte, stolperte, austreten wollte, dann kam sofort der Gefolgschaftsführer angerannt: „Will hier vielleicht einer schlapp machen? Ein Hitlerjunge macht nicht schlapp!'" Und dann stolperte der urme Junge weiter auf seinen wunden Füssen. Ich auch. Es war etwa Mittagszeit und wir wa- ren vier Stunden marschiert, als wir auf dem Exerzierplatz ankamen. Es war kein „Platz", es war ein weites grosses Gelände, viel Heide, Sand. Sandgruben und dünner Kiefern -, Bir- ken- und Tannen witld. l'nd dann durften wir unser „Mitge- brachtes" verzehren. Jede Kamerad- .schuft, für sich. Wir waren in unserer' Kameradschaft etwa zwanzig Jun- gens. Ich war müde und hungrig, mei- ne Füssen taten mir weh, so weh, dass ich nicht wagte, die schweren Stiefel auszuziehen, ich hätte sie nie wieder anbekommen. Ich lag im Sand, ruhte die Füsse aus — und frass. .Es war noch mehr im Brotbeutel, als ich wusste. Mutter hatte noch Aepfel und eine Tafel Schokolade dazu getan. Der erste Heisshunger ist nach eini- , gei' Zeit gestillt — und nun sah ich mir die Kameraden an. Den peinli chen Eindruck den ich hatte, werde, ich nie vergessen. Gewiss, in der bündischen Jugend hat- te es Unterschiede gegeben: der eine war ein Sohn von Reichen, der ande- re ein Sohn von wenig wohlhabenden... , auch wohl von wirklich armen Eltei'n. Aber im Essen war nie ein Unter- schied. Jeder hätte sich geschämt mehr. zu haben als ein anderer. (Fortsetzung nächste Nummer* Imlien Artikel konnten in dieser Nummer nicht veröffentlicht werden, weil sie zu spät eingesandt wurden. FREIHEIT! GLEICHHEIT! BRUEDERLICHKEIT? 37 DAS ANtlKitK UELTSCHLA.VU lie»t die guten Bücher aus der BUECHERSTUBE B. de HERÜFELD - Jetzt Heconqulsta 424 - U. T. 32-0847 - Buenos Aires Deutsche und spanische Bücher — Verkauf und Leihbibliothek — Ankauf gelesener Bücher jeder Art zu Höchstpreisen. DRUCKSACHEN JEDER ART IMPRENTA "ELIDOR" RIO BAMBA 627 U. T. 41, Plaza 7512 PENSION SCHIFFER General Paz 1908. U. T. 76-1793, 1 Qua- der Oabildo vermietet gut möbl. Stra- ssenzimmer mit Pension, gute bürgl. Küche, Warmbäder u. sonst. Bequem- lichkeiten. Tischgäste willkommen. Massige Abonnementspreise. A. A. B. A. ENRIQUE U. CORONA MARTINEZ A B O G A D O LAVALLE 1268 U. T. 35 - 3853 EL CAPRICHO Damen u. Herren-Friseur-Salon AV1LES 2976 — U. T. 73 - 1318 zwischen Conesa und Zapiolo. 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ICO ffi rr. fifine « *>• 5456 $ 5470 $ 5; $ 2; 6738 P A,«—5 O I UO «p «».-, Ulilj «P —> 6714 $ 10__; 6715 $ 2.—; 6721 $ 3; 0051 - lO; 5610 P 84; 5612 $ 10; 5623 $ 01.60; r z* o 0 . CC.CC /f. C C O K «8 1 • K O ® 5t . 334 P 337 P 0; 59oti $ SO; bau/ ig l; 5971 P 2; 5803 * 20; 6044 $ 0.50; 6046 $1; 5784 $ 2; 5796 $ 1; 6058 $ 2; 6689 .$ 3; 6691 $ 3; 6194 P 1; 7033 $ 6; 6479 $ 1; 6490 ijS 1; 6493 $ 2; 7177 $ 2; 7178 P 7; 5715 $ 15; 7176 P 5; 6459 $ 2; 6468 P 1; 396 $ 25; 7046 $ 3; 6622 $ 25; 6623 $ 1; 7181 $ 7; 398 $ 10; 7325 $ lO; 7504 $ 1; 6620 $ 8; 7050 $ 2; 5701 $ 10; 5722 $ 1; 16422 $ 3; 16425 $ 1; 7185 $ 15; 7489 $ 12; 16427 $ 5; 16428 $ 5; 16432 $ 2) 16433 i? 0. 16433 $ 0; 16463 $ 3; 16498 $ 1; 7193 $ 20; 7199 $ 3; 16322 $ 3; 16330 $ 3; 16336 P 10; 16347 $ 5; 16364 $ 10; 16365 $ 1» Gesamtsumme: $ 5538,35. Für die Iviiitier in Itivesaltes wurden durch Verkauf der Broschüren 730,35 Pesos eingenommen. Totaleinnahme bis 31. Aug. $ 6298.70. Ausgaben: Letzter Ausweis vom 28. 5. 41 5 2 29. 5. 41 Schweizer Hilfsk. C.R. Zürich f. K.Z.-Insassen 1 29. 5. 41 W. F. Aixe zur Ver- teilung 29. 5. 41 Ei S. Carmaux zur Verteilung 28. 7. 41 11. Verteilungsstel- le S'üdfrankreich 6. 8. 41 M. B. Camp Les Hilles U. 8. 41 W. F. Aix zur Ver- teilung 28. 8. 41. M. Verteilungsstel- Südt'rankreich 5. 9. 41. C. R. Schw. Hilfsk. f. K.Z.-Insassen 24. 10. 41. W. F. Aix zur Vert. l6. 11. 41. M. Sch. Montuuban zur Verteilung 8. 12. 41. Schweizer Hilfsk. f. K.Z.-Insassen 9. 12. 41. Spanien kämpf er M. S. 16. 12. 41 Schweizer Hilfsk. f. K.Z.-Insassen 14. 4. 42 Schweizer Hilfswerk f. K.Z.-Insassen Ankauf von „V"-Abzeichen 20. 6. 42 Telegramm f. Vi- sum Mexico 1. 7. 42 Verteilungsstelle Süd- frankreich Druck der Kinderbroschü- ren (3. Aufl.) 31. 8. Für Kinder in Rivesnltes 156.20 114.70 34.05 34.05 100.— 100.— 100.— 200.— 550.— 100.— 100.— 3 5.— 50. — 300.— 200.— 64 . 5:t 21.67 197.55 190.— 540.35 Gesamtausgabe bis 31. Aug. 6.638.07 Verauslagtes Defizit am 31. 8. 239.37 MOEBELGU M AN SCHLAFSOPA, mit Matratze, $ 35.—; KLEIDERSCHRAENKE, mit Sple- eel, $ 25.90; BETTEN $ 9.90; COLCHONES P 6.90; WOLLE $ 1.50; KLEINES SCHLAFZIMMER s$ 75.—; BIjFI'ET P 35.—; HINDERWAGEN P 19.90 u. $ 14.50; TISCHE $ 3.—; STUEHLE .$ 1.30 UND SO WEITER MONROE 31676 Ecke FREYRE — U. T. 73 (Pampa) 0330 DAMEN-FRISIER-SALON HANS und E LI S AB E DAUERWELLEN — FAERBEN jetzt: VIAMONTE 879 — U. T. 31 - 2018