A OTRA AS ANDERE DEUTSCHLAN * - /-va • • ■ \ •: V. Ano No. 57 DICIEMBRE DE 1 942 August Siemsein: Kriegsen- de! — Kriegswende! E. Lakenbacher: Die öster- reichische Kultur im Lichte der materiali- stischen Geschichts- auffassung. Dr. E. J. Gumbel: „Behe- moth". Ernst Toller: Die Verantwor- tung des Schriftstel- lers. Lotte Hirsch: Hitlers Sexual- reform. Toni Hiller: Hinter Stachel- draht in Französisch Marokko Heute und Morgen Berücksichtigt unsere Inserenten DRUCKSACHEN ALLER ART In modernster Ausführung ENRIQUE SALINGER RECONQUISTA 656 - Dep. 5 U. T. 31 - 5577 Deutsche Schneiderei „Kundendienst" Wenden, Reinigen, Bügeln, Färben, Reparaturen, Modernisieren, Neuan- fertigung1 von Damen- u. Herren gar de - roben in preiswerter u. guter Ausfüh- rung. Guanacache 2464. U. T. 73-5868 PENSION SCHIFFER General Paz 1908. U. T. 76-1793, 1 Qua- der G-bildo vermietet gut möbl. Stra- ssenzimmer mit Pension, gute bürgl. Küche, Warmbäder u. sonst. Bequem- lichkeiten. Tischgäste willkommen. 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REGISTRO TUCUMAN 309 - BUENOS AIRES - U. T. 31 - 3922 JAHRGANG V. — Nr. 57 — Dezember 1942 NACIONAL DE LA PROP1EDAD 1NTELECTUAL No. 104.574 August Siemsen: Kriegswende! — Kriegsende? Ohne die Bedeutung der englisch-nord- amerikanisohen Offensive zu über- schätzen. kann man sagen, dass sich die Achsenmächte zu Beginn des vier- ten Kriego winters in hoffnungsloser Lage befinden. Entscheidend ist. dass Hitler auch im Jahre 1942 seine Kriegsziele an der russischen Front nicht erreicht hat: nicht das russische Petroleum, nicht das Ka'-pische Meer, nicht Moskau. Stalingrad wurde zum Grabe «einer Hoffnungen. Die Leistung der Sowjet- union jst um so bewundernswerter, als infolge des Ausbleibens der zweiten Frone. clie Russen auch in diesem Jah- re dem ganzen Schwergewicht der ra- zid futschen Kriegsmaschine fast allein widerstehen mussten. Möge das am Ende des Krieges nicht vergessen sein! Die Vertreibung der Achsentruppen aus. Afrika wird im Kampf um das Mittelmevr die Entscheidung zu Gun- sten der Alliierten bringen. Damit ist für diese die Möglichkeit, gegeben, die am schlechtesten geschützten, am schwersten zu verteidigenden Südkü- sten Europas anzugreifen. Die jetzt erst recht mächtig anwachsende Wi- ders tandsbewegung der unterclrückten Völker im Rücken, muss Hiller an den gesamten riesig ausgedehnten Küsten Europas eines Angriffs gewärtig sein und seine Streitkräfte verzetteln. Im Fernen Osten wird der Sieges- lauf Japans gestoppt, das sich eben- so wie Hitler übernommen hat und sich nunmehr vor die auf die Dau- er unlösbare Aufgabe gestellt sieht, seine riesigen Eroberungen gegen die amerikanisch - englisch - australische Gegenoffensive zu behaupten. Hitler und seine Kumpane haben ihr frevelhaftes Spiel verloren. Sicher ste- hen ihnen noch gewaltige Kampfmit- tel zur Verfügung. Da ihnen ein scho- nungsloses Strafgericht droht, werden sie sien aufs äusserste wehren, werden sie noch entsetzliche Greueltaten be- gehen, ehe sie ihr Schicksal ereilt. Niemand kann mit Bestimmtheit vor- aussagen, wann das der Fall sein wird. Frühjahr 1944. wofür uns manches zu spieciun scheint? Schon früher? Noch, später? Sicher wird in einem bestimm- ten Moment militärischer Niederlagen end gestiegener wirtschaftlicher Not ner Z uunnmcnbrucii schnell und mit der Wucht einer Katastrophe erfolgen. Nicht nur in Europa, sondern auch in Deutschland selbst wird das der Fall sein. Was aus dem Zuchthaus Hitler- dcutschland hinausdringt, genügt für die Feststellung, dass in Deutschland die Unzufriedenheit sehneil wächst, und dass die illegalen Hitl< rgegner diese Situation nach Kräften auszu- nutzen verstehen. Aus unserer Auffas- sung heraus, dass das deutsche Volk nicht allein schuldig, dass Europa mit- sc huldig ist. dass Deutschland das er- ste — keineswegs schuldlose — Opfer des heute Europa knechtenden nazisti- schen Verbrechertums war. ergibt sich unsere Ueberzeugung, dass nicht nur das unterjochte Europa, dass auch das unterjochte andere Deutschland sich gegen die Unterdrücker im gegebenen Moment erheben wird. Dann werden die Jäger gejagt, dann werden die Henker gehenkt werden. 1 In demselben Masse, wie dieser Tag sich nähert, tritt die Frage in den Vordergrund, was am Ende des Krie- ges geschehen, wie der Friede ausse- hen soll. Der Sieg in Afrika hat Chur- chill den Mut gegeben, offen auszu- sprechen, dass er für den Bestand des britischen Imperiums kämpft. Damit ist klargestllt, dass Churchill zwar ei- ne grosse und wertvolle Rolle in der Niederringung des Achsenangriffs auf die Welt gespielt hat, dass er aber nicht den Frieden, den die Welt braucht, gewinnen kann, dass er viel- mehr ein englischer Konservativer, d. h. ein Gegner der notwendigen Neu- ordnung bleibt. Erreicht er seine Kriegsziele, so wären die Vorausset- zungen für neue, noch vernichtendere Katastrophen gegeben. Seine ganze Vergangenheit und sein neuerliches Verhalten gegenüber Indien Hessen nichts anderes erwarten. Wir hören von alliierter Seite nicht nur solch reaktionäre Worte wie die Churchills. Dass die Sowjetunion an- dere Kriegsziele hat als die Imperia- listen, versteht sich von selbst, aber auch die amerikanischen Staatsmän- ner sprechen erheblich anders. Ihre Aeusserungen über die Neuordnung nach dem Krieg leiden jedoch unter der gleichen Verschwommenheit wie die Atlantic-Charte. Aehnliches haben wir auch am Ende des vorigen Welt- krieges gehört. Dass es nur Worte blie- ben, hinter denen sich vielfach kapi- talistische, imperialistische und natio- nalistische Wirklichkeiten und Ziele verbargen, führte die Welt in Krise, Faschismus und Weltkrieg. Die politischen Taten aber der jüng- sten Zeit sind keineswegs so erfreu- lich wie die militärischen. Man pak- tiert freundschaftlich mit einem Fran- co. Man räumt Darlan, diesem bösarti- gen Quintacolumnisten, eine leitende Position ein, und was Roosevelt dar- über zur Beruhigung der mit vollstem Recht empörten Freien Franzosen ge- sagt hat, ist nicht ausreichend. Wenn aber Herr Flandin, der berüchtigte Vertreter der faschistisch gesinnten französischen Schwerindustrie, der Hit- ler nach München seinen ergebensten Glückwunsch zu Füssen legte, in Afri- ka eingetroffen ist, so muss man dar- aus schliessen, dass massgebende Krei- se der französischen und europäischen goldenen Internationale heute nicht mehr auf Hitler setzen und rechtzeitig mit den englischen und amerikani- schen prcfaschistischen Grosskapitali- sten ins Nachkriegsgeschäft kommen möchten, wie das ja schon die Absicht Thyssens war. Von hier droht die Ge- fahr, dass die Menschheit trotz der Niederlage Hitlers den Krieg verlieren wird. Von den Methoden, mit denen die bis- herigen monopolkapitalistischen Welt- beherrscher und Welteroberer ihre Nachkriegsziele zu verwirklichen su- chen werden, bekommen wir heute schon einen Vorgeschmack. Augen- scheinlich steht die Aufpeitschung der nationalen Leidenschaften der unter- drückten Völker und die Ablenkung der Hassgefühle auf das gesamte deut- sche Volk an erster Stelle. Dabei fin- den die Vansittarts zahlreiche unwis- sende Helfershelfer bis in die Reihen der englischen Arbeiterschaft hinein. Ja es gibt eine kleine Gruppe deut- scher Sozialdemokraten in London, die sich durch Unterstützung dieser Pro- paganda augenscheinlich Pöstchen für die Zukunft sichern möchten. Hier in Buenos Aires erleben wir, dass nicht nur eine niemandem verantwortliche und verantwortungslose deutsch-jüdi- sche Wochenzeitung in dieses Hassge- schrei einstimmt, sondern dass auch ein italienischer „Sozialist" sich zum Helfershelfer einer Propaganda her- gibt, deren Erfolg die schon nach dem vorigen Krieg fällige sozialistische Neuordnung Europas vereilten müsste. Der Arbeiterabgeordnete Bevan hat gegenüber Churchills Rede im Unter- haus erklärt, dass das englische Volk nicht gewillt sei, für die Aufrechter- haltung der alten Welt im Sinne Chur- chills zu kämpfen, und der Empfang Darlans in Afrika hat in der Welt eine Welle der Empörung hervorgerufen. Aber um das Spiel der Reaktion zu zerstören, um die Machenschaften und Pläne des faschistischen Monopol- kapitalismus zu vereiteln, ist mehr nötig. Nur der nationale und interna- tionale Zusammenschluss der Kräfte der Neuordnung, vor allem der Arbei- terschaft, wird dazu in der Lage sein, Je mehr das Kriegsende in Sicht kommt, um so dringlicher wird die Schaffung dieser vierten Front. 2 Ernst Lakenbacher: Die österreichische Kultur im Lichte der materialistischen Geschichtsauffassung Die Nation ist ein gesellschaftliches Gebilde, das in Jahrhunderten wächst. Kon- servativ und revolutionär zugleich; konservativ in der Freiheit, revolutionär in der Unterdrückung. Man kann es nicht in der Retorte konstruieren wie den Ho- munkulus, um der politischen Opportunität eines geschichtlichen Augenblicks Rechnung zu tragen. Dennoch ist ein Versuch dieser Art im Gange. Von den Tagen Karls des Grossen, der die Ostmark errichtete, bis zu jenem folgenschwe- ren Ereignis unserer Tage, da einer ihrer Söhne sich Deutschland unterwarf, obwaltete kein Zweifel darüber, dass die Oesterreicher der Nationalität nach Deutsche sind. In Oesterreich wurde sogar noch unter dem austro-faschisti- schen Regime an dieser Meinung festgehalten. Aber kurz vor dem Untergang Oesterreichs wurde im Ausland, gleichzeitig an zwei geographisch und ideolo- giisch diametral entgegengesetzten Stellen, in Steenockerzeel, am Hofe der Ita- lienerin Zita und im Moskauer Kreml die Entdeckung gemacht, dass es eine eigene Oesterreichische Nation gibt. Unsere Landsleute zuhause, die jahrhundertelang brutal germanisierten Bürger der einstigen und der kommenden Republik Oesterreich, wissen es noch nicht, dass sie aus der deutschen in die österreichische Nation hinübergewechselt wur- den. Dieses Privileg geniesst vorläufig erst die österreichische Diaspora, die Emigration. Wiener Bankbeamte, Juristen und Journalisten in der Emigration, die das Schicksal vom Heimatboden entwurzelt hat, können vielleicht unschwer zum korporativen Massenaustritt aus der deutschen Nation veranlasst werden. Wie anders aber sieht die Frage aus, denkt man an die Salzburger, Tiroler, Waldviertier Bauern zuhause, an die Bürger von Hall in Tirol oder Waidhofen an der Thaya. Natürlich wollen sie keine „Preissn" sein, aber wer kann im Ernst bezweifeln, dass sie Deutsche sind? Das hat nichts mit der Frage der Staatsgrenzen, mit der selbständigen Staat- lichkeit Oesterreichs zu tun. Als Südtirol von Italien annektiert wurde, da kämpften sie in Bozen und Meran darum, ihr Deutschtum zu behaupten, nicht ihr Oesterreichertum. Als das Burgenland nach dem Weltkrieg an Oesterreich zurückfiel — es war von Friedrich dem Streitbaren, dem letzten Babenberger Herzog, der St. Stefanskrone verpfändet worden und hatte durch sieben Jahr- hunderte Ungarns Geschichte geteilt — da erwies es sich, dass seine Bewohner nicht Ungarn, nicht Oesterreicher. sondern eben Deutsche waren. Am emsigsten und mit dem glühendsten patriotischen Eifer werden die Proble- me der österreichischen Nation in dem Blatte der österreichischen Kommuni- sten in London diskutiert. Bewundernswert welche Quantitäten von Patriotismus unsere kommunistischen Freunde schadlos konsumieren können (während dem weniger widerstandsfähigen Durchschnittsösterreicher seit seiner Ueberfütte- rung mit Phrasenschieim in den vier gesegneten Jahren der Vaterländischen Front schon kleine Mengen den Magen umdrehen.) Da die Existenz einer eige- nen österreichischen Nation bereits ein feststehendes Axiom ist, hält man in London heute schon beim Klären von subtileren Fragen der spezifischen öster- reichischen Kultur. In der letzten Nummer des „Zeitspiegel", die uns erreichte, vom 28. August, ergreift Frau Eva Priester, eine der Wortführerinnen des kom- munistischen Flügels von Free Austrian Movement, das Wort. Die bisher meist erörterte Frage war, ob die österreichische Kultur ohne den Einfluss der deut- schen hätte entstehen können. Da de facto die österreichische Kultur ein re- gionaler Teil der gesamtdeutschen Kultur ist, hat diese Frage den ungefähren Erkenntniswert jener anderen, gleich viel geklärten: was sein mecht, wenn sein mecht in „Melech" ein „R". Frau Priester jedenfalls möchte sie durch eine andere ersetzen: Hätte die österreichische Kultur ohne den Einfluss der Tsche- chen, Serben, Kroaten, Ungarn überhaupt entstehen und existieren können? Tschechen, gut, das stimmt wenigstens für Wien; Magyaren, gut, da denkt sie an die „Budapester" unter Eisenbach, an Emmerich Kaiman und an den Em- 3 merich Bekessy; aber wieso Serben und Kroaten? — sie lässt es im Dunkel. Man könnte, sagt sie, aus diesem Einfluss eine Menge von Dingen erklären. Zum Bei- spiel die sonderbare Tatsache, dass Oesterreich, das auf dem Gebiete der Musik und der Architektur Grosses leistete, auf dem Gebiete der Literatur qualitativ und quantitativ weit hinter den anderen grossen europäischen Staaten (sie meint, — welch aufschlussreiche Fehlleistung! —: Nationen) zurückbleibt. Im Vergleiche mit den Namen Rousseau, Voltaire usw. usw. nähmen sich die Na- men Grillparzer oder Nestroy nicht sehr glorreich aus. Leichten Herzens wider- stehen wir der Versuchung, die Glorie Grillparzers gegen Frau Priester zu ver- teidigen. Was aber den grössten deutschen Satiriker, Nestroy, anlangt, der dem Wort bis auf den Abgrund sah, so stimmt es, dass bei den Konnationalen un- serer Autorin, trotz Karl Kraus, die Possenschreiber Glinger und Taussig seine Popularität weitaus überboten. Für die behauptete literarische Inferiorität der Oesterreicher findet Frau Prie- ster eine Erklärung, die sie wohl für historisch-materialistisch hält: Die grossen nationalen Literaturen entstanden überall in der Zeit des Emanzipationskamp- fes des Bürgertums, sie waren erfüllt von seiner Hoffnung, seiner Kraft, seinen neuen Problemen. In Oesterreich gelang es den herrschenden Schichten, das deutsche Bürgertum auf Kosten der unterdrückten Nationalitäten zu korrum- pieren, ihm seinen Kampf durch eine privilegierte Stellung gegenüber den sla- wischen Völkern der Monarchie abzukaufen. Hier habe der Konflikt begon- nen, der auf die Entwicklung der österreichischen Literatur abfärbte. „Was im österreichischen Volk und in der österreichischen Literatur progressiv war, musste seinen Kampf mit dem der unterdrückten Völker vereinen, wer schwieg und sich korrumpieren liess, schuf, wie überall in dieser Zeit (in welcher? und wo?) nichts literarisch wertvolles. Und tatsächlich ist das, was an der österrei- chischen Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts gut ist, fast immer irgendwie mit dem Kulturleben der unterdrückten Völker verknüpft, Grillparzers Libussa, Lenaus und Stifters ganzes Werk bis zu Rilke, Schnitzler, Hofmannsthal, die viel stärker von der französischen Literatur beeinflusst waren, als ihre deut- schen Zeitgenossen, das heisst indirekt von Prag, Belgrad, Bukarest, wo zu jener Zeit der französische Kultureinfluss dominierte". — Kurz und gut, die österrei- chische Literatur taugt nur insoweit immerhin noch mehr oder weniger, als sie sich im Rahmen der Thesen und Leitlinien bewegt, welche die Komintern ihrem österreichischen Zweig zu befolgen aufgegeben hat. Aber konfrontieren wir einmal Frau Priesters Behauptungen mit den Tatsa- chen! Der Emanzipationskampf des deutschen Bürgertums in Oesterreich, mit nicht geingem Elan in der 48 er Revolution geführt, scheiterte nicht daran, dass es sich durch eine privilegierte Stellung gegenüber den slawischen Völkern der Monarchie korrumpieren liess, sondern daran, dass die slawischen Völker an der Revolution nicht teilnahmen, aber halfen, sie zu ersticken, was man u. a. bei Marx nachlesen kann. Andererseits hat z. B. der englischen Literatur die Unter- drückung der Irländer, von den Kolonialvölkern ganz zu schweigen, der magya- rischen die Unterdrückung der Slowaken, Kroaten, Serben, der deutschen die Unterdrückung der Polen anscheinend nicht geschadet; warum dann gerade der österreichischen die Teilnahme des deutschen Staatsvolks an der Unter- drückung der Nationalitäten im Habsburgerstaat? Historische Koinzidenz be- deutet noch keinesfalls kausale Verknüpfung, und der historische Materiaiis- mus, wissenschaftlich und nicht propagandistisch angewendet, ist genau die Me- thode, um solche Koinzidenz aufzulösen und bis auf ihre divergenten materiel- len Grundlagen zurückzudrängen. Von dem geringgeschätzten Grillparzer lässt Frau Priester „Libussa" gelten, weil ihr der Stoff, den dieses Drame behandelt, in den Kram passt. Das nennt man Geschichtsklitterung. So könnte ein Nazi argumentieren, dass die Jüdin von Toledo, fürwahr ein Meisterwerk des Dich- ters, sein Beitrag zu Rosenbergs Rassentheorie war. Von dem, was an der öster- reichischen Literatur des 19. Jahrhunderts gut war, hat Frau Priester einiges, das in ihrem Schema nicht unterzubringen war, einfach unter den Tisch fallen lassen, zum Beispiel Rosegger, Anzengruber und Schönherr. Nicht ganz klar ist, was Frau Priester damit sagen will, dass das Werk Schnitzlers und Hoffmans- thals von der französischen Literatur beeinflusst war, das heisst indirekt von 4 Prag, Belgrad, Bukarest. (Rilke war nicht Oesterreicher in dem Sinne, wie diese Bezeichnung hier gebraucht wird, sondern, ebenso wie Stifter, Sudetendeut- scher. Er gehört nicht hierher). Wie ein deutscher Autor, der unter französi- schem Einfluss steht, indirekt unter den Einfluss von Prag und — ausgerechnet! — Belgrad und Bukarest gerät, ist offenbar ein parametaphysisches Phänomen: Fernsuggestion. Der Glaube unserer kommunistischen Freunde von der öster- reichischen Nation wird durch ein Wunder, des Glaubens liebstes Kind, ge- stützt. Hofmannsthal und Schnitzler sind gewisse repräsentative Oesterreicher, aber weder der eine noch der andere hat seinen „Kampf mit dem der unter- drückten Völker vereint". Schnitzler hat nur ein nationales Problem behandelt, das des assimilierten Wiener Juden im „Weg ins Freie"; er selbst war sich sehr klar bewusst, ein deutscher Dichter zu sein, wie aus einem Brief an das Wiener Zionistische Komitee hervorgeht, den sein Sohn im New Yorker Aufbau kürz- lich veröffentlicht hat. Hofmannsthals Werk aber ist mit der Musik des Reichs- deutschen Richard Strauss so sehr zu einer innigen Einheit verschmolzen, dass gerade er sich am wenigsten als Kronzeuge des neuösterreichischen Nationalis- mus eigne. Das alles aber kommt davon, wenn man den ideoogischen Ueberbau nach gege- benen Thesen und Richtlinien linientreu zu interpretieren versucht. Man zieht aus, um die nationale Sonderstellung der österreichischen Literatur zu bewei- sen, und mündet bei ihrer Verunglimpfung. Grillparzer und Nestroy, Hofmanns- thal und Schnitzler waren insoweit österreichische Dichter, als Goethe ein frän- kischer, Schiller ein schwäbischer Dichter war. Wenn man aber den deutschen Stämmen die Dichter zuteilt, die sie seit dem Oesterreicher Walther von der Vogelweide hervorgebracht haben, würde der österreichische erheblich glorrei- cher abschneiden als andere deutsche Stämme. Kunst und Literatur, die komplexesten und irrationalsten Erscheinungsformen des ideologischen Ueberbaus einer Gesellschaftsordnung, einzuordnen in das Geschichtsbild des historischen Materialismus ist eine wissenchaftliche, nicht eine politische Aufgabe; wie alle Wissenschaft muss sie voraussetzungslos an- gegangen werden, nicht zweckgebunden, um zu beweisen, was man politisch für nützlich hält. Dass die grossen nationalen Literaturen überall in der Zeit des Emanzipationskampfes des Bürgertums entstanden wären, ist falsch. Shakespeare und Jonson, Dante und Petrarca, Cervantes und Calderon de la Barca sind nicht Dichter des um seine Emanzipation ringenden Bürgertums. Nicht solange sie gegen eine herrschende Klasse um die Durchsetzung ihrer eigenen Klassenherr- schaft kämpft, sondern erst nach ihrem gesellschaftlichen Siege gewinnt eine Klasse den Reichtum, die Selbstsipherheit und die Müsse, um der Kunst die Freiheit ihres Schaffens zu gewähren. Die Minnesänger singen, als das Ritter- tum in voller Blüte steht und der König nur der erste ihres Standes ist. Die reich gewordenen Stände der feudalen Städte bauen Dome, stiften Altarbilder und ihre Schuh-Macher sind Poet dazu. Auf der Höhe seiner Macht fördert das Papsttum die heidnische Renaissance; sie stirbt an der Reformation. Der Hof des absoluten Monarchen, nachdem er sich den frondierenden Adel unterwor- fen hat, die Kirche der siegreichen Gegenreformation entfalten die verschwen- derische Pracht des Barock. Das deutsche Drama erreicht seinen ersten Höhe- punkt, als sich ihm das Hoftheater öffnet, dessen Intendant Goethe gewesen ist. Und Grillparzers Lebenswerk scheitert, zum Teil, nicht etwa daran, dass er den Freiheitskampf des tschechischen Volkes an die deutsche Bourgeoisie verkaufte, sondern daran, dass sich das Hoftheater ihm nicht öffnete. Als sich das glei- che bei Anzengruber wiederholt, errichtet das Wiener Bürgertum, das inzwi- schen zur herrschenden Klasse herangewachsen war, seinem Dichter das Deut- sche Volkstheater, wohlgemerkt: das deutsche, nicht etwa das österreichische Volkstheater. Die grossen Dichter des Bürgertums, Dickens, Thackeray, Wilde, Victor Hugo, Balzac, Ibsen, der deutsche Naturalismus treten auf, nachdem ihre Klasse die Klassenherrschaft voll in Besitz genommen hatte. Die bürgerliche Ideologie, die sich in der deutschen klassischen Dichtung ankündet, war vielleicht der Aüs- druck vager Hoffnungen, aber gewiss nicht der Kraft des Emanzipationskamp- fes der deutschen Bourgeoisie, der sich erst in den sogenannten Freiheitskrie- gen gegen Napoleon zum ersten Mal kundgab, aber auch seine erste Niederlage 5 erlitt, sondern Abglanz der englischen und französischen bürgerlichen Revolu- tion. In Oesterreich verspätet sich die Entwicklung der Literatur, nicht nur der klas- sischen, auch noch der modernen, in dem Masse, als sich die ökonomische und damit die geistige Entwicklung Oesterreichs gegenüber dein übrigen Deutsch- land verspätet. Als Grillparzer, Raimund und Nestroy schreiben, herrschen Metternich und sein guter Kaiser Franz, die das feudale Zeitalter in Oester- reich um 40 Jahre verlängern. Goethe ist Staatsminister seines herzoglichen Freundes, Schiller Geschichtsprofessor an der Universität, Grillparzer aber Sub- alternbeamter. Verbittert versperrt er jahrzehntelang seine Meisterdramen m seinem Schreibtisch. Raimund flüchtet in das Zauberreich der Feen und Ma- gier, um zu dichten: „Da ist der allerärmste Mann — dem andern viel zu reich! Das Schicksal setzt den Hobel an: — und hobelt beide gleich". Ihn selbst hat das österreichische Schicksal in den Freitod getrieben, wie den Preussen Kleist ein anderer Kerker deutscher Gedankenfreiheit. Nestroys revolutionäre Satire stülpt die Narrenkappe über, um die phrygische Mütze zu verbergen. Es ist der Feudalstaat, nicht der Nationalitätenstaat Oesterreich, der die österreichischen Klassiker an der vollen Entfaltung hemmt. Gewiss ihre Tragik hängt in einem Sinne mit dem Erwachen der geschichtslosen Nationen im Habsburgerreich zu- sammen. Metternichs Staatsweisheit bestand darin, sie niederzuhalten, indem er für alle unter Habsburgs Szepter seufzenden Nationen, auch die deutsche, den gleichen Völkerkerker schuf. Im Ablauf der Geschichte treten die Veränderungen in den materiellen Grund- lagen, in der ökonomischen Basis des Produktionslebens zuerst auf. Aber lange ehe sie das gesellschaftliche Sein umgewälzt haben, werden sie in der Idee ma- nifest. Aber ein Dramatiker der feudalen Epoche wird nicht dadurch zu einem Autor der kapitalistischen, ein Dichter des Bürgertums nicht der sozialistischen, dass er die Antithese der Gesellschaftsordnung wittert, in der er lebt. Jede Klassengesellschaft trägt den Keim der Revolution, die sie einst sprengen wird, in ihrem Schosse. Ihr Produktionsprozess produziert mit ihrem eigenen Reichtum die Klasse, die ihn einmal expropriieren wird. Der echte Künstler, smtenmalen alle grosse Kunst visionär ist, gleicht dem Seismographen, der die Fernbeben registriert, die die stumpfen Sinne des banalen Zeitgenossen nicht auf- nehmen, und so ist er, wie z. B. Cälderon im Richter von Zalamea, der Künder von Ideologien, die sich erst in den kommenden Klassenkämpfen durchsetzen werden; er ist es, selbst wenn er ihnen in seiner privaten politischen Gesinnung so wenig hold ist, wie Goethe es war, der so die Vision des sterbenden Faust hat schaffen müssen, auf freiem Grund mit freiem Volk zu stehen. Dr. E. J. Gumbel: „BEHEMOTH" Die Machtergreifung durch die Nationalsozialisten hat eine Flut von Literatur hervorgerufen. Zum Teil ist sie vom Tag und für den Tag geschrieben und bleibt daher im Aeusserlichen stecken. Ernsthaft stehen sich zwei Thesen schroff gegenüber: nach der ersten, einfachsten, der Rassentheorie, sind die Deutschen aus Natur und Geschichte böse und gewalttätig. Alle ihre geistigen Leistungen münden im Negativen. Daher konnte nur dieses Volk den Nationalsozialismus, die Bedrohung der westlichen Zivilisation, hervorbringen. Die zweite These existiert in zwei Varianten. Der Kapitalismus produziert den Imperialismus. Die Konzentrations drängt zum Monopol. Aus den Widersprüchen des Kapitalismus gibt es nur den Ausweg zum Sozialismus oder den Untergang in die Barbarei. Der Ausweg zum Sozialismus, in der demokratischen Form, ist in Deutschland misslungen. Aber er hat sich, ins Barbarische verändert und verzerrt, im Nationalsozialismus durchgesetzt, insofern als der Profit nicht mehr Leitmotiv der Wirtschaft ist. Die Preise regeln nicht mehr die Produktion. Nach der andern Variante ist der Nationalsozialismus die letzte Phase des Monopol- kapitals, also ökonomisch gesehen nichts vollkommen Neues. Die moralische Bar- barei verträgt sich sehr wohl mit technischem Fortschritt und ökonomischer Weiterentwicklung. 6 Fr. L. Neumann neigt in seinem. Buch, Behemoth, The Structure and Practice of National Socialism (Oxford University Press 1942) mehr zur letzteren Auf- fassung. Mit ungeheurem Fleiss, unter Heranziehung aufschlussreichen Mate- rials, das nur auf offiziellen Quellen fusst, mit interessanten Parallelen zu frü- heren Konterrevolutionen, die die Besonderheit der jetzigen geistigen Situation beleuchten, vertritt er eine Reihe eigenwilliger und origineller Thesen. Den Mut zu neuen Ueberzeugungen wird man ihm nicht absprechen können. Sein Buch beginnt mit einer gründlichen sozialen Analyse des Kaiserreichs und der Republik und der Ursachen ihres Sturzes. Die deutsche Schwerindustrie konnte ohne imperialistische Expansionen nicht weiterarbeiten. Aber die Re- publik konnte ihr die notwendige Massenbasis und Ideologie nicht liefern. Denn eine imperialistische Massenpartei mit sozialistischer Ideologie existierte nicht. Die erste Leistung der Nationalsozialisten bestand darin, das Lumpenpro- letariat für die Interessen des Monopolkapitals zu mobilisieren. Ihre Sendung ist die Befriedigung des Expansionsbedürfnisses der deutschen Schwerindutrie auf gewalttätigem Wege. Dies hat Hitler in einer Rede vor den rheinischen Indu- striellen bereits 1932 sehr klar ausgedrückt. Nach der Machtergreifung verändert sich die Zusammensetzung des Monopol- kapitals dadurch, dass die Partei und einige ihrer Spitzen als neue Wirtschafts- macht auftraten. Erbaulich ist die Geschichte, wie die Hermann Göring-Werke zusammengestohlen wurden. Die herrschenden Schichten erneuern sich jetzt zum Teil aus der Partei, und dies gibt der Unterschicht gewiss Aufstiegsmöglich- keiten. Aber das Wort „Gemeinnutz geht vor Eigennutz" verdeckt eine gewalti- ge Kapitalkonzentration. Denn Gemeinnutz ist eben der Nutzen der Monopo- listen. Gleichzeitig existiert aber die Notwendigkeit der Aufrechterhaltung einer proletarischen Phraseologie. Hierzu gehört der Antisemitismus als der typisch pseudo-antikapitalistischen Ideologie. Die Herrschaft des Monopolkapitals setzt bestimmte Organisationsformen vor- aus, die äusserlich gesehen sozialistische Züge tragen. In jedem modernen Krieg muss die Wirtschaft gewisse sozialistische Formen annehmen. So erklärt Neu- mann die seiner These widersprechenden Tendenzen. Als ganzes charakterisiert er die jetzige deutsche Wirtschaft als monopolkapitalistisch, reglementiert durch einen totalitären Apparat. Nach Neumann hat der Nationalsozialismus keine politische Theorie. Je nach den Notwendigkeiten des Tages wird eine physiologische oder psychologische Rassentheorie, der Schutz der deutschen Minderheit, die westliche Zivilisation, der Kampf gegen den Bolschewismus, der Kampf der proletarischen Völker ge- gen den Kapitalismus, die Sendung der Deutschen oder die Einheit Europas in den Vordergrund gestellt. Nach der Ansicht des Referenten bedarf das wirkliche Ziel, die Eroberung und Plünderung Europas, keiner theoretischen Fundierung. Das System lebt jedes Jahr vom Vorschuss auf die Beute des nächsten Jahres. Ueberraschend ist Neumanns These, dass Deutschland kein totalitärer Staat sei, dass vielmehr die dortige Herrschaftsform den Staat aufgelöst und abge- löst habe. Neben den Staat treten nämlich eigengesetzlich, souverän und mit angenähert gleichem Umfang drei weitere Apparate: die Industriebürokratie, das Heer und die Partei. Zur Eigengesetzlichkeit dieser Apparate gehört das leere Klappern der alten Justizmaschine, die Abschaffung der Gleichheit yor dem Gesetz, die rückwirkende Kraft der Gesetze. Der seltsame Titel des Buchs drückt diese Theorie aus, denn Hobbes, ein englischer Philosoph des 17. Jahr- hunderts, hatte Behemoth, ein altorientalisches Ungeheuer, als Symbol für einen staats- und rechtlosen Zustand gewählt. Nur fiktiv existiert ein göttlicher Herrscher, den die ewige Gnade besonnt, übri- gens eine orientalische Idee, die das Mittelalter überlebt hat. In Wirklichkeit werden die vier eigengesetzlichen Schichten nur zusammengehalten durch den gemeinsamen Kampf gegen die Aussenwelt, die Eroberungspolitik und die Not- wendigkeit, die Unterschicht niederzuhalten. Diesen Herrschern steht die Mehr- heit der Bevölkerung gegenüber, aufs Letzte ausgebeutet, durch ungeheuren Terror niedergehalten, nicht als Masse formiert, sondern atomisiert, kontaktlos und ohne andere Funktionen als der, zu dienen. Nur von aussen her kann der Anstoss zum Sturz des Systems kommen — und er wird kommen. 7 Lotte Hirsch: HITLERS SEXUALREFORM Der frühere Leiter der nordamerika- nischen Schule in Berlin, Gregor Zie- mer, fragte einen hohen Funktionär und Mitarbeiter Schirachs: „Wann beginnt die Nazi-Partei sich um die Kinder zu kümmern?" Noch vor der Empfängnis, war die Antwort, — und bald konnte sich Ziemer von ihrer Richtigkeit überzeugen. Er sah den Operationssaal einer Ber- liner Frauenklinik, in dem in einer Stunde ein endlos scheinender Zug von Frauen dem Messer des Chirur- gen ausgeliefert wurde. „Denn Hitler erstrebt die Bildung einer höheren Rasse, die nur durch Zeugung voll- kommen gesunder Individuen zu er- reichen ist." Er sah in einem abgele- genen Ort des Harz eine „Hitler-Kam- mer", in der man schwachsinnige Kin- der beseitigte, deren Eltern sie dem Staate ausliefern mussten. Doch weit wichtiger als die Ausrot- tung der Unfähigen erscheint den Na- zis die Sorge für einen zahlreichen und kräftigen Nachwuchs. Hier setzt die Arbeit des BDM ein, der den Mäd- chen unablässig die Pflicht der Mut- terschaft und die Schädlichkeit ge- schlechtlicher Enthaltung predigt. Bei einem Besuch der Ruinen von Trier wohnte Ziemer einem seltsamen Schauspiel bei: Etwa 30 junge Mäd- chen beschworen mit Deklamationen und geheimnisvollen Bewegungen den Geist Horst Wessels, um ihn um eine gesunde Nachkommenschaft zu bit- ten. In einem Heim für werdende Müt- ter sprach er einige Insassinnen, die in idyllischer Gegend untergebracht, keine andere Arbeit zu leisten brauch- ten, als Kurse über sexuelle Fragen zu nehmen. Gregor Ziemer begleitete ei- ne fanatische Fürsorgerin bei ihren Besuchen und hörte, wie sie einer jun- gen Mutter heftige Vorwürfe machte, weil sie ein verstorbenes Kind betrau- erte, anstatt sich sofort um Ersatz zu kümmern. Dies geschah in Deutschland vor dem Kriege, doch inzwischen verbreitete sich die „Fürsorge" der Nazis über zahlreiche Länder. In einem Artikel „Geschlecht ist eine Naziwaffe", be- richtet der frühere Mitarbeiter von „Le Petit Parisien", G. W. Herald über Programm und Tätigkeit des Rassen- politischen Amtes. Danach haben die Nazis bereits Europa in drei Abschnit- te geteilt: Nordisch, Lateinisch, und Slawisch. Für jedes Gebiet gelten be- sondere Richtlinien. Die Politik für das slawische Gebiet ist: Begrenzung neuer Geburten auf ein Minimum. In Polen darf keine Frau ohne Erlaubnis der Nazi-Regierung ein Kind zur Welt bringen; bleibt die Bewilligung aus, muss ein Abortus eingeleitet werden. Den Frauen des lateinischen Gebietes wird die Mutterschaft gestattet; aber mit einer kleinen Einschränkung . . . deutsche Soldaten sollen die Väter ih- rer Kinder sein. Im nordischen Bezirk ist möglichst zahlreiche Vermehrung der Bevölkerung, aber zugleich auch Vermischung mit den Nazis erwünscht. Unterstützt wird diese Politik durch jede Art von Propaganda, unter ande- rem durch pornographische Filme. „Mit seinen Kleidern wirft der gesun- de Germane die Ketten der kapitali- stisch-bolschewistischen Zivilisation ab und wird so rein und prächtig wie sei- ne Wikinger-Ahnen", sagt eine dieser Propagandaschriften, die sich zu- gleich für eine mystische Nacktkultur einsetzt. Auf sinnreiche Weise werden auslän- dische Arbeiterinnen ins Dritte Reich gelockt, um eine doppelte Aufgabe zu erfüllen: Erstens wirklich für die Na- zis zu arbeiten, weiterhin aber zur Erhöhung der Geburtenziffern beizu- tragen. Dafür verspricht man ihnen laut Radio Lyon vom 24. 7., dass sie in der Nähe der Kriegsgefangenenla- ger arbeiten dürfen, in denen ihr Mann, Verlobter, Bruder interniert ist. Unerwünschte Bevölkerungsschichten wie die Juden werden entweder in den polnischen Lagern durch Gas ausge- rottet, oder man greift zu der „huma- neren" Methode, die Frauen von den Männern zu trennen. So berichtet die in New York erscheinende Zeitschrift „Poland Fights" (Polen kämpft) über ein Ghetto in Przemysl, das nur aus jüdischen Frauen besteht. Ihre Män- ner, soweit sie nicht entfliehen konn- ten, wurden erschossen oder zur Zwangsarbeit nach der Ostfront trans- portiert. 8 Toni Hiller : HINTER STACHELDRAHT IN FRANZÖSISCH-MAROKKO Toni Hiller ist aktive Antifaschistin. Sie ging 1933 nach Frankreich, war im Lager Gurs und später iy2 Jahre in Afrika interniert. Vor einigen Wochen traf sie in Buenos Aires ein. Die Besetzung Marokkos durch ame- rikanische und englische Truppen hat in tausenden und abertausenden von antifaschistischen Kämpfern die nie- dergedrückte Stimmung in Hoffnungs- ireude verwandelt. Seit nun mehr als 2 Jahren sind un- gezählte und in der Welt wenig be- kannte Konzentrationslager in Fran- zösisch-Marokko angefüllt mit Men- schen, deren einziges Verbrechen da- rin bestand, aktive Kämpfer für die Rettung des demokratischen Frank- reichs von 1939-40 gegen die faschisti- schen Eindringlinge gewesen zu sein. Hunderte von Polen, Tschechen, Jun- gens von 17, 18 Jahren, Männer jeden Alters, hatten trotz grösster Schwierig- keiten und Todesgefahren viele, viele Länder durchlaufen: Polen, Rumä- nein, Schweiz, Italien, Frankreich, ja auf Umwegen über Palästina und Aegypten kamen sie, beherrscht von dem einen Gedanken, den höllischen Faschismus ausrotten zu helfen. Sie hatten alle als Soldaten an der fran- zösischen Front gekämpft, viele hatten bereits den Krieg in Polen als aktive Kämpfer mitgemacht, viele von ihnen waren verwundet worden. Die antifa- schistischen deutschen und österrei- chischen Emigranten in Frankreich, die zum Teil seit dem Jahre 1939 in Frankreich selbst interniert waren, hatten sich freiwillig als Prestataires oder für die Dauer des Krieges der Fremdenlegion zur Verfügung gestellt. Statt nach dem Waffenstillstand de- mobilisiert zu werden, ernteten sie seitens der Vichyregierung Dank und Anerkennung in Form von Internie- rung, Arbeitslager, unwürdigster Be- handlung seitens der Polizei und der jeweiligen Lagervorgesetzten. — Ich gedenke der antifaschistischen Polen, die lieber über die deutsche Kommis- sion nach Polen-Deutschland zurück- kehrten, als in der Sahara zu verrek- ken. Erschütternd die letzten Grüsse eines österreichischen Antifaschisten, der die Demütigung seitens der Fran- zosen nicht länger mitmachen konnte und sich nach Oesterreich zurückmel- dete. „Ich bin und bleibe derselbe, aber ich kann nicht mehr." „War es denn wirklich so schlimm?", ist immer die gleiche Frage, die ah- nungslos Unwissende stellen. Fragt die spanischen Bürgerkriegshel- den, die aus fahrenden Zügen spran- gen und monatelang unter den im- möglichsten Verhältnissen in den Elendsvierteln der Juden und Araber in Cäsablanca illegal vegetierten. Das Glück, nur in einem Internierungsla- ger untergebracht zu sein, war weni- gen Männern nur kurze Zeit beschie- den. — Seit Tagen schon spürte man in dem Internierungslager von Sidi El Ayachi, dass etwas im Gamge sei. Li- sten der männlichen Insassen wurden aufgestellt, ein von „oben" abgesand- ter Arzt untersuchte pro forma auf tauglich oder nicht, wobei Magenge- schwüre, schwerstes Leberleiden kein Hindernis waren, als arbeitsfähig er- klärt zu werden. Und wenige Tage später schon kamen die Polizeilastwa- gen und luden auf. Welch erbärmli- cher Anblick, diese Gehetzten und Ge- plagten, mit weniger als einem Bün- del, in zerrissenen Schuhen und Ho- sen. Draussen vor dem Lager standen Gendarme mit aufgepflanztem Bajo- nett, um diese Schwerverbrecher, die- se politischen Flüchtlinge so zu schüt- zen, dass sie lebendig in die Sahara kamen, nach Bou-Arfa, nach Colomb- Bechar, um dort unter den unmöglich- sten klimatischen Verhältnissen mit- ten in der Wüste die Transsaharische Eisenbahn zu bauen. Nach überstandener Reise, auf der die mit Handschellen Gefesselten die Be- kanntschaft aller Gefängnisse zwecks Uebemachtung machten, wobei ein Schlafen auf Grund des vorhandenen Ungeziefers ausgeschlossen war, wür- ben bei Ankunft die Juden von den Ariern getrennt, die Einen unter noch gememeren Bedingungen lebend als die Anderen. Gehetzt und angetrieben 9 wurde diese internationale antifaschi- stische Armee von blutrünstigen Ser- geanten, grösstenteils Deutschen, die auf Grund ihrer oftmals zweifelhaften Vergangeiheit einstmals in der Frem- denlegion untertauchen mussten. Bei schwerster körperlicher Arbeit, wie Steine klopfen, Karren auf Akkord mit Sand füllen und ausladen, Eisenbahn-, linien legen und Wege urbar machen, der glühenden Hitze ausgesetzt, ver- folgt von giftigen Sandschlangen, ge- peinigt von Moskitos und dem durch sie hervorgerufenen Paludismus und von dem ewigen heissen Sandsturm, der unerbittlich durch alle Poren in den Körper dringt, der die Augen zum Schliessen zwingt, der eingeatmet, eingegessen und eingetrunken wird und vor dem es kein Entrinnen gibt . . . und nachts in den Zelten vor Un- geziefer und Kälte den Schlaf vergeb- lich suchend. Das Essen ungeniessbar, das in vollkommen, unzureichenden Mengen vorhandene schlechte Trink- wasser erzeugte Ruhr und andere In- fektionskrankheiten, die hygienischen Verhältnisse unbeschreiblich primitiv. In dem Judenlager Berguent konnte man trotz grösster Hitze sich nur ein- mal wöchentlich waschen, da zu die- sem Zwecke .7 km. hin- und 7 km. zu- rückmarschiert werden mussten. Ueber all diesen Insassen schwebte als per- manentes Gespenst, in das Disziplin- lager Ain-El-Ourak verschickt zu wer- den, wo der Betreffende sich ein „Grab" inmitten der Sandwüste genau entsprechend der Länge seines Kör- pers zu schaufeln hatte und platt im Sande liegend sich während des Tages vor der Sonnenglut mit seiner einzigen Decke schützte, die ihm in der Nacht ein vollkommen ungenügender Schutz gegen die grimmige Kälte war. Wehe, wenn er sich auch nur rührte, der vor ihm stehende bewaffnete Araber schoss entweder oder warf mit Stei- nen nach ihm. Dieses schändliche Sy- stem, das nicht nur die Methoden der berüchtigten „Afrikanischen Strafba- taillone" zur Anwendung brachte, de- ren verantwortliche Vertreter sich durch die Aermsten der Armen berei- cherten, indem sie die vorgeschriebe- nen Eissenrationen, an sich schon un- genügend, noch verkürzten, Gelder für Zeltmaterial usw. für sich verwandten, hat ungezählte Opfer gefordert; die einen totgeprügelt, die anderen von Erschlaffung und Malaria hingerafft, andere Krüppel für den Rest ihres Daseins. Zu den letzteren gehört der erschütternde Fall des jungen Regis- seurs Ernst Sello aus Berlin, der sich freiwillig für die Dauer des Krieges Frankreich zur Verfügung gestellt hatte. Ihm erfroren bei den geschil- derten Strafmethoden des Diszipli- narlagers Ain-El-Ourak beide Beine. Sie wurden amputiert, und jetzt muss der Unglückliche den fortschreitenden Fäulungsprozess seiner Beinstumpen im Militärhospital in Oujda ertragen. Ihr politischen Gefangenen in Missour, ihr zähen und bewussten Kämpfer des spanischen Bürgerkrieges in der tie- fen Sahara, ihr norwegischen Seeleu- te in Oued-Zem, ihr antifaschistischen Arbeitssklaven in Settat, ihr antifa- schistischen Franzosen, verbannt nach Bou-Dnib, abgeschlossen von der Welt in einem der verstecktesten Winkel des Atlasgebirges, euch, die man als Degaullisten, als Freimaurer, als Ge- werkschaftler, als die aktiven Kämp- fer für die Beseitigung der deutschen Besatzungsmacht unschädlich machen wollte, ihr spanischen und jüdischen Frauen von Sidi El Ayachi mit Euren unterernährten Kindern und Säuglin- gen, getrennt von Euren Männern, euch Allen müssen und werden sich jetzt die Tore zur Freiheit öffnen. Ernst Toller: DIE VERANTWORTUNG DES SCHRIFTSTELLERS Am 1. Dezember wäre Ernst Toller 49 Jahre alt geworden. Auch er, der vor 16 Monaten im Exil seinem Leben ein Ende machte, ist ein Opfer Hitlers. Wir bringen anschliessend auszugsweise den unver- öffentlichten letzten Artikel des Dichters. Die Verantwortung des Schriftstellers beruht in der Tatsache, dass er ge- zwungen ist, lockende Lügen zu zer- stören und ohne Rücksicht auf all^ Anfeindungen die Wahrheit zu pro- klamieren. Denn nie werden wir zu ei- ner Lösung gelangen ohne den Willen und Mut zur Wahrheit. Es ist eine ty- 10 pische Eigenheit des Schriftstellers als Diener des Geistes, dass er zuweilen mit scheinbarer Unklugheit handelt, ohne an den Erfolg oder den Beifall der Massen zu denken. Wahrheit ist eine Leidenschaft. Man erlernt sie nicht: man muss sie besitzen. Ich will das genauer erklären: der Kampf, der sich heute vor unseren Augen abspielt, ist kein Ringen zwi- schen Generationen, er ist sozialer Art und wird auf einer Front geführt, die quer durch die Generationen hin- durchgeht, an der Front aller anstän- digen Menschen. Diese mutigen Män- ner schrecken nicht vor den Realitäten des Lebens zurück und geben sich nicht mit Illusionen und törichten Vorspiegelungen zufrieden. Die andere Front, die Front der Alten, seien sie nun an Jahren alt oder jung, ist eine Täuschung der Alten, eine Täuschung seit Jahrzehnten. Begingen sie keine Täuschung, als sie Europas Jugend auf die Schlachtfelder schickten? Als Männer in Hekatomben für Ziele fielen, die niemals realisiert wurden? War es keine Täuschung und Irreführung, als die Front der Alten den Völkern versprach, dass dies der letzte, der allerletzte Krieg wäre, und dass nach ihm eine Aera des Friedens und der Gerechtigkeit, des Glücks und der Freiheit sich auf Europa herabsen- ken würde? Nach dem Kriege waren Europas jun- ge Schriftsteller die ersten, die sich von der falschen und verlogenen Kriegsromantik freimachten, und die als erste das wahre Gesicht des Krie- ges enthüllten. Es ist wahr, dass sie das nicht immer im klassischen Stil taten, aber wie kann man das Bild ei- ner derart chaotischen Zeit wie der unsern in klassischen Formen dar- stellen? Das Chaos dieser Epoche musste sich in ihren Werken spiegeln. Der junge Schriftsteller wünschte da- mals seinem Leser durchaus nicnt Frieden und Ruhe zu geben. Er woll- te, er musste sogar Unruhe schaffen, er musste nach dem Hebbelwort „an den Schlaf der Welt rühren". Denken wir doch einmal an unsere Verzweiflung, als wir aus dem Krieg zurückkehrten! Nicht ein einziger un- serer kühnen Träume hatte sich er- füllt. Die Jugend Europas wohnte dem Zusammenbruch der alten Welt bei. Sie lebte, ohne zu wissen warum. Sie wollte arbeiten, aber die Pforten zur Arbeit waren hermetisch verschlossen. Sie wollte der Begeisterung würdige Ziele erreichen, um ihre grossen Träu- me zu erfüllen, und die Welt gab ihr als Trost nur leere Worte. Da empörten sich die jungen Schrift- steller überall, in Frankreich, Deutsch- land, England und Amerika. Und das unsichtbare Motto, das ihre Werke trugen, war dieses: um anständig zu sein, muss man wissen; um mutig zu sein, muss man verstehen; um gerecht zu sein, darf man nicht vergessen. Wenn das Joch der Barbarei uns be- drückt, gilt es zu kämpfen und nicht zu schweigen. Wer in solcher Zeit stumm bleibt, verrät seine menschli- che Sendung. In gewissen Zeiten war eine Grenzli- nie zwischen einer künstlerischen und einer rein menschlichen Mission ge- zogen. Jedoch unsere Generation weiss nichts von einer solchen Trennung. Für unsere Generation hat die morali- sche Seite des Schriftstellerberufs wieder ihre vorherrschende Bedeutung erlangt. Dieses moralische Konzept der Rolle des Schriftstellers legt ihm die Pflicht auf, die Lügen überall zu entlarven, wo sie auftauchen, sei dies nun in der Gesellschaft, in der Politik oder im Privatleben. So will der junge Schrift- steller sich nicht mehr in seinen El- fenbeinturm einschlössen, der lange Jahre hindurch das Ideal des Dichters gewesen ist. Wir wissen, dass die Not- wendigkeit uns weit mehr als die Schönheit beherrscht. Wir wissen, dass es unsere Aufgabe ist, diese Notwen- digkeit in unseren Werken lebendig werden zu lassen, damit die Wirklich- keit aus ihnen spreche. Wir erkennen, dass diese Notwendigkeit dreifacher Art ist. diejenige, die das Leben selbst uns auferlegt, die des Todes als un- entrinnbaren Geschickes und die an- dere, die unbe wusste Notwendigkeit, die nur die Folge menschlicher und gesellschaftlicher Torheit ist . Man verlangt oft vom Schriftsteller, dass er sich in seinen Werken an jenem banalen Optimismus inspiriert, der von den Politikern, im öffentlichen Leben, in den Zeitungen, sowie von gewissen Theaterstücken und Filmen verbreitet wird. Aber die Aufgabe des währen Künstlers besteht nicht in Konstruk- tion eines „happy end", das man in 11 der gegenwärtigen Welt nirgends fin- det. Ganz im Gegenteil: er soll seine Zeit verbessern, wenn diese den Geist verrät. Das haben alle wirklichen Schriftsteller getan, das taten Sophok- les und Aristophanes, Dante und Shakespeare, Voltaire und Zola, Les- sing und Büchner, Goethe und Schil- ler, Swift und Dickens, Byron und Shelley. Sie alle waren „Tagesschrift- steller". Sie alle suchten den aktuellen Problemen einen dauernden Sinn zu geben. Sie waren ebenso sehr Inter- preten von Ideen, die den Rahmen ih- rer Zeit überschritten, wie des Kamp- fes der zeitgenössischen Menschheit. Nicht einer von ihnen hat den tragi- schen Untergrund verborgen, auf dem Leben und Kunst ruhen. An uns ist es, diese geistige Freiheit zu hüten in einer Zeit, in der man die Vernunft verachtet und den Geist be- leidigt, wo die Maschine höher im Preise steht als der Mensch, wo die Quantität über die Qualität siegt und der Tod über das Leben . . . Wenn die Zeit die Ideen der Mensch- lichkeit verrät, dann ist es Pflicht des- Dichters, sein Arbeitszimmer zu ver- lassen und den Verrat anzuprangern. Dann muss er durch die Welt gehen und kämpfen, für die Freiheit und die wahre Demokratie kämpfen, denn er braucht deren Luft, um atmen zu kön- nen. Wiegen wir uns nicht in Illusio- nen, die Feinde der Freiheit sind am Werk! Wir wissen nicht, ob die wilde Jagd schon morgen beginnen wird. Man kann nur eines tun: haltet eure Ueber- zeugungen hoch und fest! Habt Mut! Bestätigt euch selbst in jedem Werk und in jeder Tat! Diktatur und Terror können vorübergehend siegen. Letzten Endes jedoch sind sie ohnmächtig vor der Macht des Geistets. JUEDISCHE EINWANDERER UND DEUTSCHE DEMOKRATEN Im Uberfüllten Saale des Vereinshauses des „Vorwärts" in Buenos Aires fand am 10. November eine Kundgebung- mit dem Thema statt: „Jüdische Einwanderer und demokratische Deutsche", die allgemeines Interesse beanspruchte. Der erste Redner des Abends, Loewi, der im Namen des „Vorwärts" und der de- mokratischen deutschen Juden sprach, stellte fest, dass die Juden nicht nur das Recht, sondern die Pflicht hätten, sich politisch zu betätigen. Die Forderung mancher Juden „Hände weg von aller nicht rein jüdischen Politik" sei falsch, weil die jüdische Frage unlösbar mit der Weltpolitik verbunden sei. Er bedauer- te, dass es heute in Buenos Aires noch eine jüdische Organisation gebe, die ihre einzige Aufgabe in der Veranstaltung von Festen mit hohen Eintrittspreisen sähe, deren Ertrag zum Bau eines eigenen Vereinshauses Verwendung finden soll. Aufgabe aller freien Juden und Nichtjuden sei vielmehr, denen zu helfen, die mit der Waffe in der Hand für den Sieg der Freiheit kämpfen. Dr. August Siemsen, der im Namen des „Anderen Deutschland" sprach, gab dann zunächst einen historischen Ueberblick über die Entwicklung des Antisemitis- mus. Er hob hervor, dass Deutschland vor Hitler weder das erste noch das her- vorragendste Land des Antisemitismus war. Oesterreich und Polen hätten in diesem traurigen Kapitel eine viel wichtigere Rolle gespielt. In Deutschland existierte in manchen Kreisen des Kleinbürgertums eine Abneigung gegen die Juden, weil sie in ihnen die Schuldigen für ihre wirtschaftlichen Schwierigkeiten sahen, statt den wahren Schuldigen, den Kapitalismus, zu erkennen. Der deut- sche Arbeiter war nie antisemitisch. Hitler suchte sich seine -Mörder und Row- dies unter dem Lumpenproletariat, dem verbitterten Kleinbürgertum und der durch Verelendung für Propaganda besonders empfänglichen Jugend. Aber der Antisemitismus wird in Deutschland zusammen mit dem Nazismus un- tergehen. Dr. Siemsen formulierte: „Wer danach noch Antisemit ist, wer wagt, danach noch antisemitische Propaganda zu treiben, wird von den Gesetzen ver- folgt und bestraft werden, wie er es verdient." In den Ländern, nach denen viele Juden ausgewandert sind, werde die Gefahr des Antisemitismus als Ablenkungs- manöver für innere Unzufriedenheit viel grösser sein. „Wollen die Juden gerade immer nur die Länder bekämpfen, wo der Antisemitismus seine schlimmsten Or- gien feiert? Ist es nicht besser, als Jude für die Ueberwindung einer Klassen- gesellschaft zu kämpfen, die ihrem Wesen nach die Schwachen ausbeutet, un- terdrückt und misshandelt? Erst, wenn es Gerechtigkeit für alle gibt, .wenn Gleichheit des Gesetzes für alle Menschen gesichert ist: erst dann wird der An- tisemitismus endgültig vernichtet und das jüdische Problem endgültig gelöst sein." 12 SOZIALISTISCHE STIMMEN UEBER EUROPA „Socialist Comentary" richtet in der Septembernummer einen scharfen An- griff gegen die reaktionären Elemen- te innerhalb der englischen Arbeiter- partei, die, statt die europäische Re- volution ins Auge zu fassen und vor- zubereiten, einen nationalistischen Standpunkt einnehmen und die Van- sittartsche Propaganda unterstützen. Europa, insbesondere Frankreich kön- ne nur durch die Erwartung tiefgrei- fender Umwälzungen gegen die Hitler- herrschaft mobilisiert werden. Hier ha- be die englische Arbeiterpartei die Führung zu übernehmen. Es gelte ge- gen die Saboteure vorzugehen und die Einheitsfront für die europäische Re- volution herzustellen. Wilhelm Ellenbogen schreibt in „Au- strian Information" folgendes: Es besteht eine internationale Solida- rität der bisher herrschenden Klassen, die sich 1917 und in den folgenden Jahren in den weissgardistischen Bür- gerkriegsaktionen gegen Sowjetruss- land und in den letzten Jahrzehnten in den geheimen und offenen Hilfelei- stungen für Mussolini und Hitler in Frankreich und England, in deren pro- Franco-Haltung im spanischen Bür- gerkrieg, in all den Appeasement- Formen und schliesslich in den tiefge- henden faschistischen Neigungen in anderen Ländern, z. B. in dem offenen und versteckten Widerstand gegen die sozialen Tendenzen des Demokraten Roosevelt in den Vereinigten Staaten äussern. Diese reaktionären Kräfte stehen den befreienden, ordnenden und neu aufbauenden Bestrebungen der Arbeiterschaft mit leidenschaftli- cher Feindseligkeit gegenüber. Sie wer- den zweifellos den nationalistischen Sturm gegen den Aufstieg der Arbei- terschaft zur Macht auszunützen su- chen . . . Dazu werden die reaktionä- ren Gewalten in den eigenen national- revolutionären Ländern kommen: die ungarische Gentry, die polnischen Schlachzizen, die tschechischen Agra- rier und das Finanzkapital überall. . . . Die geistig kurzatmigen Schrei- ber und Politikerseelen, die Rache- kriege gegen das ganze deutsche Volk predigen, statt gegen seine Verderber und Versklaver, diese kleinen Stim- mungsmenschen, die niemandem ver- antwortlich sind als ihrer eigenen ephemeren Person, diese Sklaven der hitlerischen Denkweise müssen trotz des Lärmes, den sie mit ihrer anmass- lichen Tagesliteratur machen, von je- dem Einfluss auf die Gestaltung Eu- ropas und des Geschicks der europäi- schen Revolution ausgeschaltet wer- den. Die österreichische Revolution gegen Hitler, deren Träger die öster- reichische Arbeiterschaft sein wird, wird sich mit den tschechischen, nor- wegischen, dänischen, holländischen belgischen, französischen, polnischen, jugoslawischen, aber auch mit den englischen, deutschen und sowjetrus- sischen Arbeitern zu weisen Massnah- men, zur Eindämmung des wie durch Naturgewalten entfesselten nationali- stischen Bergstroms vereinigen müs- sen, um die Zukunft der Arbeiter- schaft, den Frieden und die Ordnung der Welt zu sichern. Vojta Benesch, Bruder des Minister- präsidenten und früher sozialistischer Senator, schreibt: Wir wollen ein gutes Verhältnis zu ei- nem demokratischen Deutschland fin- den. Wir werden uns dagegen zur Wehr setzen, dasss etwa Interessen- sphären für grosse Mächte in Mittel- europa geschaffen werden. Wir glauben an ein freundschaftli- ches Verhältnis zur Sowjetunion. Wir fühlen uns ihr gegenüber zu Dank und zu Hochachtung verpflichtet ange- sichts der Opfer, die sie in diesem Kriege für Menschlichkeit und Demo- kratie gebracht hat und weiter bringt. Wir hoffen auf einen Zustand gegen- seitiger Toleranz und glauben, dass er auf dem Wege ist. Mitteleuropa möge sich selbst überlas- sen bleiben, wenn es politisch und so- zial demokratisiert wird. Bleibt irgend- einer seiner Staaten ein Land wirt- schaftlicher, politischer, sozialer oder religiöser Vorzugsstellung, dann wird das zum Ausgangspunkt neuer Kämp- fe und Katastrophen werden. Die tschechoslowakische Hand ist aus- gestreckt zur Mitarbeit! — (Aüstrian Labour Information Nö. 6). Programm der „Vereinigung Freier Deutscher". — Die ,,Vgg. Freier Deut- scher" in New York besteht vorwiegend aus Sozialdemokraten. Von anderen bekannteren Persönlichkeiten gehören 13 ihr Georg Bernhard und Hermann Ke- sten an. Die unten kurz skizzierte pro- grammatische Erklärung ist unter an- dern auch von Alfred Polgar und Adrienne Thomas mitunterzeichnet. Die Erklärung spricht zunächst die Erwartung aus, dass auch das von Hit- ler unterdrückte deutsche Volk befreit werden wird und an dem Neuaufbau teilnehmen kann. Die künftige deut- sche Republik müsse die vier Freihei- ten — Redefreiheit, Glaubensfreiheit, Freiheit von Furcht und von Not — verbürgen. Der Nazismus sei auszu- rotten, alle seine Anordnungen und Massnahmen für ungültig zu erklären. Ausgeschlossen von der allgemeinen Gleichberechtigung seien, alle, die sich am nazistischen Unterdrückungssy- stem beteiligt hätten. Aburteilung der Schuldigen; Wiedergutmachung im Rahmen des Möglichen. Neugestaltung der Jugendpflege und Jugenderzie- hung. Unschädlichmachung der Grup- pen und Klassen, die Träger des Mili- tarismus und Imperialismus waren (Schwerindustrie, sonstige monopoli- stische Wirtschaftszweige wie IG-Far- ben und Grossgrundbesitz) durch Ent- eignung. Aktive Beteiligung der Neu- ordnung Europas und der Welt; an der internationalen Wirtschafts- und Ver- kehrsregelung. Abrüstung und Entmi- litarisierung Deutschland. INTERNATIONALE SOLIDARITÄT Das unbesiegbare Frankreich und das Andere Deutschland. Die Dichterin Simone Tery schreibt: „Und doch, Ihr Deutschen, die Ihr mich lest, Ihr Deutschen des Freien Deutschland, für die ich diese Zeilen schreibe, das Volk meines Landes — dessen seid gewiss — wird zu unter- scheiden vermögen zwischen den sa- distischen Nazimördern und dem wah- ren deutschen Volk, das selbst auch von Hitler unterjocht und gemartert ist und das niemals aufgehört hat, ihn zu bekämpfen . . . Der letzte Schrei eines der Helden von Chateaubrlant, Thimbaults, eines Sekretärs der Me- tallarbeiter-Gewerkschaft, den er mit seinem letzten Atemzug erhob, bevor er von den deutschen Kugeln durch- siebt wurde, ist ein Schrei . . . der lange Zeit widerhallen wird in Deutschland. Der fallende Thimbault fand in seinem Herzen dieses wunder- bare: „Vive le parti communiste alle- mand!" Das ist es, was das französi- sche Volk Euch sendet in seiner Hoffnung, in seinem vollkommenen Glauben an Euch, deutsche Brüder, das französische Volk zählt auf Euch, Deutsche, wie der sterbende Thim- bault, besonders auf Euch, um Seite an Seite mit den übrigen Kämpfern der Demokratie die Menscheit von dem Ungeheuer zu befreien." SOLTOARITAET DER AUSLÄNDI- SCHEN ARBEITER IN ENGLAND Der IGB teilt mit, dass die ausländi- schen Arbeiter in England grossenteils in nationalen Gruppen gewerkschaft- lich organisiert sind. Sie weisen fol- gende Mifcgliederzahlen auf: Belgier 14 4000, Polen 1300, Franzosen 800, Deut- sche, Oesterreicher und Tschechen je 400. Die Beziehungen zwischen ihnen und den englischen Arbeitern seien ausgezeichnet. Vielfach hätten die ausländischen Arbeiter sehr erfolg- reich für die gewerkschaftliche Or- ganisierung der englischen Kollegen geworben. So sei z. B. ein deutscher Arbeiter in eine Margarinefabrik ein- getreten, in der nur 2 von 140 Arbei- tern organisiert gewesen seien. In sechs ivionaten sei es dem Deutschen gelungen, die gesamte Belegschaft zu organisieren. Er sei Kassierer der Or- ganisation. Kollektivvertrag und Lohn- erhöhung ständen vor dem Abschluss. Aehnliehes wird von der Arbeit öster- reichischer, tschechischer, belgischer, französischer Arbeiter berichtet. Der Bericht schliesst mit den Worten: "Diese Beispiele zeigen, dass trotz des Krieges und der nationalen Hassge- fühle, die er erweckt, die internatio- nale Solidarität zwischen den Arbei- tern nicht nur nicht schwächer wird, sondern sich beträchtlich verstärkt". . . . UND DER AUSLAENDISCHEN LEHRER Unter dem Patronat der englischen Lehrer hat sich in London die "Re- fugee Teacher Association" (Vereini- gung von Emigranten-Lehrern) gebil- det. Von den zu ihr gehörenden 30 Lehrern sind die Hälfte Deutsche und Oesterreicher. In zweitägigen Bera- tungen haben sich die emigrierten Lehrer mit den Erziehungsaufgaben der Nachkriegszeit beschäftigt. Für die weitere Arbeit sind Kommissionen gebildet worden. LA OTRA ALEMANIA ANO V. N<>. 57 OTgano de los Alemanes Lihres de la America del Sur TUCUMAN 309 — BUENOS AIRES — U. T. 31 - 3922_ COMO TRABAJA LA 5a COLUMNA A pesar de todo lo que se publicö acer- ca de la 5a. columna nazi, se oye siem- pre de nuevo: "Si, el senor Pulano de Tal es nazi. Pero es uno de los nazis decentes." Puede ser que ese Pulano de Tal nunca robaria ni mataria por su propia iniciativa. Pero los nazis han dejado de ser hombres autönomas cu- yas acciones dependan de sus opiniones personales. Por lo menos, v,u.e oontar con que, cuando su honestidad personal llegue en conflicto con las ordenes de los superiores nazis, eilos harän lo que se les pide, sea por cie- ga obediencia, sea por temor da las consecuencias de una insubordinacion. Por esto, hasta los nazis mäs decentes merecen nuestra ilimivada desconfian- za, mäxime que las autoridades nazis saben muy bien que la confianza que aquellas personas gozan, las hacen los instrumentos mäs eficaces para los Li- nes siniestros del nazismo en el extran- jero. Un ejemplo elocuente de cömo tales "personas modelo" saben explotar en favor de sus amos nazis, la confianza que gozan, nos da Pierre Lazarett, el antiguo jefe de "Paris Soir" en su in- teresante libro "Derniere Edition". "El primer dia de la ocupaciön", escribe Lazareff, "el 14 a la tarde, dos peque- nos automoviles que llevaban la ban- dera con la cruz svästica se detuvie- ron frente al edificio de "Paris-Soir". Bescendieron varios oficiales. Uno de ellos les senalaba el camino. Este ofi- cial alemän era Joseph Schliess, el as- censorista, el empleado modelo, el que dos dias antes me habia dicho: "No se aflija, senor Lazareff, ya me arreg- lare". Y en efecto, Joseph Schliess se habia arreglado bien. Acompanaba al te- niente Weber, al capitän Maier y a sus colaboradores en una visita a nues- tros locales. El ueniente Weber habia trabajado durante estos Ultimos anos en una casa de seguros de la Capital francesa y todos los editores de periö- dicos conocian bien al senor Maier, que iba de redacciön en redacciön ofreciendo fotograflas de Europa Cen- tral, y que todos creian se trataba de un refugiado Israeli va. El teniente Weber pertenecia a una conocida familia de editores de Leip- zig, y como Schliess, pasaba por ser un patriota alsaciano. Despues de esta Singular inspecciön, se procediö al dia siguiente, 15 de ju- nio, a la reorganizaciön de los servi- cios. Schliess venia en su poder las direcciones necesarias para enurar fä- cilmente en contacto con los rotativis- tas, linotipistas, empleados de escrito- rio y vendedores. Se convirtiö en el jefe de personal del nuevo "Paris - Soir" nazi. iDicese que se moströ par- ticularmente severo en la elecciön de los ascensoristas! Sea como fuese, ee instalö en el escritorio del administra- dor." FIRMA NAZI COMO AGENCIA DE ESPIONAJE: Un claro ejemiplo d© cömo una casa eomerchl aparentemente inocente puede servir como ag'encia nazi de es- pionaje, nos la proporciona la firma Chemiical Marketing- Co., New York. Su misiön es la de controlar y explo- tar ciertay patentes alemanes en Ame- rica del N. y America d'el S. Ha que- dado demostrado, que su propietario se encargaba ;ie pasar noticias a agen- cias nazis oficiales, referen'tes al mo- vimiento portuario y a los embarques de«tinados a los aliados. JCo serän muchas las f irmas que es- tando ien la lista neg'ra, y a las cua-les es dificil adquirir mercaderfas por ello, se mantienen a, filote, prestando esta claf'e de servicios? 15 LA GESTAPO VENDE JUDIOS: El Tercer Reich ha instalado en Suiza una oficina especial de Ges- tapo, cuya misiön es öbtener las tan necesarias letras de carribio, a costos de judios alemanes que tie- nen ricos parientes en el extranje- ro. Con tal objeto envian un tele- grama a los> parientes en cuestiön, o les hablan por telefono, avisändo- les de que pondrän en libertad al pafiente en Alemania, si envian una cierta cantidad de dinero, que al- canza en algunos casos a la esti- mäble suma de varios miles de pe- sos por persona■ No se sahe si este "comercio de esclavos" es un modo lucrativo de algunas "grandezas nazis" de dbtener dinero o si es un comercio oficial del Tercer Reich. LOS ATAQUES AERlEOS EN ALEMANIA CAUSAN MOHNES CALLEJEROS Inform es del interior de Alemania a la Federaciön International de Obreros del Transporte indiean que los intensos ataques aereos contra Hamburgo, Colonia, Duesseldorf, Essen, y otros centros industriales alemanes, fueron seguidos por una desorganizaeiön completa del sumi- nistro de alimentos y de los ser- vicios de tran sporte, con la agra- vante de subsecuents motines ca- llejeros de bastante gravedad. Especialmente en Hamburgo ocu- rrieron choques muy seriös cuando grandes grupos de obreros celebra- ron una demostraeiön. La policia de la ciudad rehusö hacer fuego contra los manifestantes y fue in- mediatamente retirada a sus cuar- teles y castigada por ördenes de las autoridades militares y de la Gestapo. Destacamentos de guar- dias de la Elite y Gestapo fueron movilizados contra, el pueblo, resul- tando un gran nümero de muertos y heridos. Desördenes semejantes por la falta de alimentos se produjeron en Co- lonia, donde los soldados usaron ametralladoras contra los manifes- UN INFORME COMF1 Estamos en la feliz' Situation de poder publicar algunas partes de un infor- me secreto de funcionarios de la SS, en la cual pintan a su superior un cuadro bastante sombrio de la Situa- tion interna del Tercer Reich: "Por motivos religiosos, la oposieiön au- menia en forma alarmante - Es tan por, ejemplo unas "cartas en cadena" en las cuales se leen quejas sobre degra- daeiön de la humanidad y que termi- nan con una cantidad de calumnias sucias de los funcionarios de la SS. Las cartas estän salpicadas de esta clase de ofensas... Hace poco se pu- dieron constatar diversos casos de re- sucitamiento de propaganda socialista. Debemos contar con un aumento de esvas propagandas. Ha surgido una nueva ola de critica, basada en las restricciones de alimentos, las dificul- tades de viajar, y el enrolamiento de la juventud. Las opiniones de los mäs viejos con sus experiencias de los anos 1917 y 1918 han sobrepasado los argu- mentos de los nacionalsocialistas y de la gente joven, que son optimistas y tienen esperanzas. La critica al go- tantes. Segün los informes reeibi- dos, fueron muertas mäs de 100 personas, y el nümero de heridos fue tambien considerable. Estos motines y descontento gene- ral han sido confirmados indirec- tamente por los discursos de los lideres nazis y por las frecuentes .V recientes visitas del jefe de la Gestapo, Heinrich Himmler, a las regiones que han sufrido los ata- ques aereos y desördenes populä- res. De Essen tambien se reeiben informes de manifestac^ones ca- llejeras y trastornos de tal grave- dad que el periödico nazi de la ciu- dad, "National-Zeitung", ,se viö obligatio a publicar editorialmente una amarga aeusaeiön contra "el fracaso de las autoridades en su- 16 OENCIAL DE LOS NAZIS bierno y al parlido afirma que no han cumplido con ciertas promesas... Son los mismos signos de debilidad que en 1917. Dificultades de trabajo v movilizaciön de 1a juventud son co- madas con mäs pänico que en la gue- rra anterior. El pueblo muestra su descontento, por no ser publica dos los nombres de los heridos y muertos; los invälidos y heridos lo depresionan aun mäs; algunas veces hubo que trans- portarlos a Alemania, porque los sa- natorios y hospiuales del extranj sro, ccmo los de Grecia y los Estados Bal- cänicos, por ejemplo, se necesitaban para nuevos heridos. La depresion causada por este procedimiento, era mäs profunda de lo pensado. No se puede impedir de que lleguen q, Alemania, por intermedio de los que tienen licencia principalmente, noticias cada vez mäs detalladas sobre los su- frimientos de la poblaciön en los pal- ses ocupados. El pueblo estä consier- nado y asustado. Tambien los solda- dos nazis comparten estos sentimien- tos. Se condena especialmente el fu- silamiento de rehenes. Llegan a saber ahora que se fusilö a gente inocente". ministrar adecuadas reservas de emergencia tanto en alimentos co- mo en equipo". EL GENERAL 1XIIII PREVE LAS CAUSAS DE LA DERROTA NAZI "Estän equivocados los que pretenden que el genio militar de cualquier ge- nerali de los ejercitos aliados los ha Uevado a la victoria. Nada de eso! Las causa» de la derrota alemana fueron las masas inagotables de hombres y material del lado de los aliados y, ante todo, el hecho de que el pueblo alemän, a la larg-a, ya, no pudo soportar el hambre." (General Wilhelm Fauyel, eil "Ejercitö Marina Aviaciön", Berlin No. 11-12; 1034 pag-. 404) Si ya fue asi en 1918, no hay razön. porque las mismas causas no Heven otra vez a la derrota nazi. COMEN PAN INDIGESTO EN EL TERCEK REICH El semanario berlines "Das Reich", escribe: "En los Ultimos meses se han acumulado numerosas quejas contra la calidad del pan." Esto trajo como consecuencia, que las autoridades, des- pues de largas discusiones, prohibie- ran la venta de pan fresco. Mas na- da remediö esta medida; el pan per- diö su calidad y digestibilidad. Se fa- brica hoy en dia el pan mezclando harina de centeno, molido hasta un 90 o|o, con 35 ojo de harina de trigo que contiene afrechillo y cäscara de los granos, agregändose aun un 3—6 por ciento de harina de la peor cali- dad- El semanario no alude a ouros ingredientes. La humedad de la hari- na, que es comünmente de un 14 o|o, ha asoendido a 16—20 o|o. Debido a ello el pan es menos poroso, sobre to- do es mäs compacto en estado fres- co. Cuando este pan, asi fabricado, no es masticado bien, resulta muy in- digesto y causa grandes molestias. Cla- ro estä, que "la culpa del mal estado del pan alemän, la tienen los pana- deros y no la dudosa mezcla de hari- nas." UN CONTINENTE DE HAMBRE (De fuenies secretas). Aunque la Si- tuation alimenticia estä mejor en Ale- mania que en cualquiera de los terri- torios ocupados, son muy comunes en dicho pais los temores de que vuelva a producirse una carestia tan critica como la sufrida durante la primsra guerra mundial y' el periodo inmedia- tamente despues. La falta de papas y hortalizas durante el verano ha au- mentado tanto esos temores que el diario nazi "Münchener Neueste Nach- richten" escribla recientemente sobre "la pesadilla que obsesiona a la gen- te de la posible necesidad de tener que apretarse aun mäs al cinturön". El reciente discurso del mariscal Goe- ring al efecco de que los pueblos con- quistados de Europa tendrfan que su- frir de inaniciön antes de que Ale- mania se viera privada de alimentos, 17 es una amenaza que oculta el temor de los alemanes de verse obligados a sufrir gran privaciön de comestibles. EU indicado diario de Munich anadia en un tono tranquilizador que en Ale- mania "no se impondria en ningun caso una reducciön de la raciön de papas". El "Deutsche Allgemeine Zei- tung" se expresa en sentido semejante y promete para el pröximo invierno una raciön media de papas de cuatro kilos y medio por cabeza, semanal- mente. Una raciön mäxima de dos kilos y medio es lo que se propone fi- jar para los paises ocupados. Como resultado de esto, la acumula- ciön secreta de comestibles es un he- cho comün y corriente. Unos cuan- tos traficantes en gran escala del "mercado negro" iian sido sentencia- dos a muerte y ejecutados pero la ma- yoria, y especialmenve los culpables mäs importantes, continüan con im- punidad su nefasto träfico. Aqueiloß que sirven a los jefes del partido na- zi, se sienten perfectamente seguros. En Holanda y en otros paises ocupa- dos los restaurants y hoteles han sido prohibidos de "servir comidas cerca de venianas o en terrazas que sean visi- bles desde la calle." LA OTRA ALEMANIA GIRO $ 1.112.- A LA SENORA HANA Luego de conocerse los horrores come- tidos por la Gestapo en el pueblo che- Mslovaco de Lidice, La Otra Alemania, :omo estä bien conocido, decidiö abrir una colecta entre los alemanes ant'na- zis de la Argentina para donar el re- sultado de la misma a la Cruz Roja Dhecoslovaca y demostrar de esta ma- nera la solidaridad de los amigos de la Otra Alemania con el pueblo checoslo- vaco oprimido por el mismo enemigo qae oprime al pueblo aleman y que satisfizo sus instintos bärbaros contra IDEAS DE UN PBOFESOB NAZI "No hay ninguna oposieiön entre el hombre y el animal. La ünica verda- dera diferencia es la que existe entre el hombre nördico por una parte y los animales en su totalidad, incluyendo a todos los hombres no nördicos —u hombre inferior—, que solamente oonstituyen formas de transieiön de la evolueiön... Todavfa no estä demos- trado que las razas no nördicas 110 puedan propagarse tambien con los chimpances". ("Nuevos elementos de las teorias raciales", por el profesor nazi, Herman Gauch). Compärase con estas afirmaciones la conducta del hombre nördico en los paises ocupados. BENES los socialistas, demöcratas y judos ale- manes antes de cometer horrores co- mo los de Lidice contra los pueblos de Europa. Como resultado de la colecta de la Otra Alemania, fue girada la su- ma de m$n 1.112.— a la senora Hana Benes, esposa del presidente de Checo- Blovaquia, que preside la Cruz Roja de sse pais en Londres. EFICACIA DEL SEBVICIO DE ES- PIONAJE DEIi EJE Caracas. El capitän de un buque-tan- que noruego reiato un incidente que revela gräficamente la eficacia del servicio de espionaje del Eje en este pais. Manifestö que su buque-tanque fue detenido por un submarino nazi a corta distancia de la costa venezola- na y que fue interrogado por el co- mandante de dicho sumergible. "Cuäntos hombres uene usted a bor- do", le preguntö el oficial nazi. "Cuarenta y uno, contändome a mi", fue la respuesta del noruego. El comandante del submarino aleman entonces revisö un papel que tenia en la mano y le contesto: "Usted tiene cuarenta hombres a bor- do. Dejö uno en el hospiial de Mara- caibo." 18 WIDERSTANDSBEWEGUNG IN DEUTSCHLAND Stephen Laird, amerikanischer Kor- respondent in Berlin, erzählt in einem Buche, das er nach seiner Rückkehr (.Juni 1941) verfasste, einen Besuch in einem Berliner Kino: „Man zeigte ei- nen erbeuteten amerikanischen Bild- bericht. Der Film zeigte den in Lon- don durch deutsche Flieger angerich- teten Schaden — Feuersbrünste und so weiter. Die Zuhörer gaben keinen Laut von sich. Churchill erschien, wie er die Schäden besichtigte. Der deut- sche Ansager sagte: Das ist Ihre Schuld, Winston Churchill! Wieder kein Laut und eine deutsche Frau, die mit uns war, weinte bitterlich und siagte: Das ist schrecklich. Die armen Leute! Ueber das deutsche Volk unter Nazi- herrschaft sagt Laird: Noch jetzt, nach acht Jahren Nazi-Polizeistaat, lässt Himmler alljährlich hunderte von Deutschen wegen ihrer Teilnahme an der Opposition gegen das Regime er- schiessen. Millionen Deutscher sind Antinazi, wenn nicht in ihrem Han- deln, so in ihrem Denken. (Statesm'an and Nation, 14. Februar 1942). Die innere deutsche Situation vor Kriegseintritt schildert Howard K. Smith1, Berichterstatter iit Berlin, in seinem Buch "Last train from Berlin" so: Niemals gab es Kriegsbegeiste- rung; Aenderung der inneren Situa- tion zugunsten der Nazis infolge des Ueberfalls auf die Sowjetunion; akti- ve innere Opposition; Morschheit des nur äusserlich noch kraftvoll erschei- nenden Nazisystems. Sabotage. Personen, die bei Eitrof ei- nen grossen Getreidespeicher anzün- deten, wurden von Beobachtern bei der Ausführung ihrer Tat und bei der Flucht nicht behelligt. Auch die Aus- setzung hoher Prämien für die Ergrei- fung der Täter blieb wirkungslos. Groses Feuersbrünste brachen in ei- ner Rüstungsfabrik in Berlin aus. Ebendort erfolgte ein Anschlag gegen eine chemische Fabrik. In Hinden- burg wurde das Parteibüro der Nazis durch einen Bombenanschlag zerstört. Flugblätter in Köln forderten zum Verlassen der Gefahrenzone, zur Ver- weigerung der Arbeit in Rüstungsbe- trieben und zu Bildung einer Volks- schutzgarde auf. Drohungen der Gauleiter gegen die Verbreiter von Gerüchten und ungün- stigen Nachrichten werden immer zahlreicher. Gauleiter Bürckel sagte z. B.: "Niemand kann behaupten, dass die gewaltige Kampffront nicht da- durch erschüttert werde. Wir wissen, wie erfolgreich das 1918 gewesen ist Insulbordination. In Sylt wurden 34 Soldaten hingerichtet, weil sie erklärt hatten, sie würden nicht auf die Eng- länder schiessen. DIE SIEBEN STUMMEN FRAGEN Zur Märznacht ging ich ein in des geschlagnen Landes stumme Not, in Frankreichs Trauer. Gestorben war der Wein, geraubt der Provengalen süsses Brot. Ein alter Bauer Mit fahlem Antlitz sass am Tisch der späten Schenke — still, als wär er Tisches Schatten. Sein Haar glich müdem Gras; sein Kelch, in Leid umklammert, glitzte leer. Zwei magre Ratten Umsuchten seine Schuh, todmatt, vom Hunger in des Menschen Näh gehetzt. Sie mehren sich, schleichen nah herzu, knabbern ihm seine Sohl' — er, starr von Weh, lässt sie gewähren . . . II Ein ödes Lämpchen bläut die Pint', hüllt Krieger aus dem toten Heer in Schlaf, Vergessen. Der Schnarcher Kleid von Räud' zerfilzt; zu Nichts zerbrochen ihre Wehr; zerfetzt die Tressen: Bis dass ein leuchtend Licht mich trifft: Des Alten Blick ging auf und blend't mich ohne Sagen. Das stille Auge spricht, es gleisst aus tiefen Höhlen, lodert, brennt in Sieben Fragen. „Sag an — muss immerdar ein Kain in dumpfem Hasse, blindem Neid den Bruder töten? Muss Jahr um Tausend jähr die Wut mit unschuldvollem Blut das Kleid der Erde röten? "Sag an — darf geifernd Lug, Wortbruch, Verrat, Erpressung, Heuchelei des Menschen Würde erwürgen ? Schuf Betrug, verübt an ganzen Völkern, Sklaverei zur ew'gen Bürde? „Sag an — darf immerfort ein Schuft des fleiss'gen Nachbarn güldnes Korn in Boden stampfen? Darf Raub sich tun und Mord, bis, Welt erstickend, Nebel aus dem Born der Tränen dampfen? „Sag an — darf Zeit um Zeit ein Wurm auf himmelhohem Leichenhauf als Kaiser thronen, bis Schrecken, Furcht und Leid mit der Verwesung Hauch Land ab, Land auf im Winde wohnen?" Mich frug's der stille Schein. Ich sann gar flink die Sieben Fragen aus. Ein Kopfesneigen war meine Antwort: „Nein!" Mich lohnt' ein Lächeln, dann trat ich hinaus in Frankreichs Schweigen. STIMMEN DER ZEIT Ihre Krleg-sziele. — Die Monopolkapi- talisten liaben über ihre Absichten hinsichtlich der Ordnung der Dinge nach dem Kriege keine öffentlichen Erklärungen abgegeben. Wir müssen unseren gesunden Menschenverstand und unsere Vorstellungskraft dem Ge- genstände zuwenden. Ihre Interessen und ihre Anschauungen werden sie dazu führen, auf eine Art von totali- tärer Oekonomie hinzuarbeiten. Sie sind nicht gegen Staatskontrolle und .Planwirtschaft, soferne sie es sind, die ihrerseits den Staat kontrollieren und es ihre Pläne sind, die verwendet wer- den. Sie sind vielleicht einem regulier- ten Mass vun wirtschaftlichem Fort- schritt und einer gewissen Hebung :les Lebensstandards des Volkes nicht abgeneigt. Sie wünschen jetzt wirt- schaftliche und politische Stabilität, zumal sie auf dieser Grundlage am be- sten das System errichten können, dias ihnen das Höchstmass von Vorteil lie- fern wird. Einige Erhöhung der Mas- senkaufkraft in gewissen Ländern ist der Preis, der dafür zu zahlen ist. Gleichzeitig werden sie zweifellos 20 trachten, ihre Macht mit allen Mitteln auszudehnen. Bürgerliche und politi- sche Freiheit ist eine Gefahr für sie, solange man sie nicht wirksam diri- gieren kann, mit anderen Worten so- lange sie nicht in Trug und Schein um- gewandelt ist. In der Ordnung der Dinge, wie sie sie festzuhalten suchen, wird es keine wirkliche Freiheit und gewiss keine Gleichheit geben. Wertn sie ihre Ziele erreichen, wird es für Sozialisten nahezu ebenso schwer sein für die Verwirklichung ihrer Ideale zu wirken als unter dem Terror und der Ausspähung der Nazis. Die Ann/ahme dass die Monopolkapita- listen an Stabilität lebhaft interessiert sein werden, scheint mit ihrer Vergan- genheit in Widerspruch zu stehen. Aber die Situation hat sich in, zwei wichtigen Punkten weiterentwickelt und geändert. Sie haben nun die ent- scheidende Kontrolle über dag, Pro- duktionssystem erreicht. Folglich brauchen sie nicht mehr ökonomische Krisen, um den Widerstand jener Un- ternehmer zu brechen, die sich gegen sie stellen; und sie sind auch besser imstande, Wirtschaftsdepressionen durch planwirtschaftliche Massnah- men wirksam zu bekämpfen. Zweitens, haben sie erlebt, dass der „Franken- stein", den sie in der Form des Fa- schismus ins Leben gerufen haben, ih- rer Kontrolle entkam und ihre Macht und Unabhängigkeit bedrohte — sie werden nicht leicht noch einmal sich einem gleichen Risiko aussetzen. (Al- lan Fljanders, Die Politik der Wirt- schaftsplanung" in „Lest", London, Dezember 1941). Monopolkapitalismus unter der Hitler- diktatur. ■— Nach den Mitteilungen des Statistischen Reichsamtes betrug das durchschnittliche Kapital der deutschen Aktiengesellschaften 1933: 2,26 Millionen, 1941: 4.60 Millionen. Von dem Gesamtkapital der deutschen A G. in Höhe von 24,91 Milliarden ent- fielen 11,21 Milliarden, also fast die Hälfte auf 89 von insgesamt 5418 Ge- sellschaften. Allein das Kapital von IG-Farben ist auf 1400 Millionen angewachsen. So sieht die Mittelst'indsrettung der Nazis aus. Klassengeist — au eh im kämpfenden China. — Eine Million chinesische Partisanen kämpfen in der japani- schen Etappe, sprengen Brücken, Ei- senbahnzüge und Chausseen, legen Mi- nen und zerstören Telephon- und Te- legraphenverbindungen. Sogar regel- rechte Schlachten werden von diesen Partisanen geschlagen wie z. B. im August 1940 als 5001000 bewaffnete Guerilleros von 150.000 Zivilisten un- terstützt japanische Verbindungsli- nien in Nord-China angriffen. Diese Partisanen haben unter Beweis ge- stellt, dass sie die Sache der nationa- len Einigung unter Tschiang-Kei- Tscheck gegen Japan über alles stel- len, aber es gibt Leute auf beherr- schenden Posten in der Tschung-King- Regierung die verhindern, dass diesen Partisanen irgendwelche Unterstüt- zung zuteil wird. Kein Geld, kein Kriegsmaterial, keine Lebensmittel, keine Medikamente dürfen diesen Kämpfern von Zentral-China aus zu- kommen. Was sie brauchen, müssen sie von den Japanern erbeuten. Der einzige Vorwurf, der diesen Gue- rilleros gemacht wird, ist der, dass sie Kommunisten seien. Doch das stimmt nur zum Teil. Diese Partisanentruppen sind zwar von der Kommunistischen Partei Chinas organisiert und geleitet, bestehen über nur zum kleinen Teil aus Kommunisten. Doch das genügt den Reaktionären in der Zentral-Re- gierung, um die Partisanen zu blockie- ren, als wären es feindliche Truppen. Zwei der bekanntesten chinesischen Generäle, Hu-Chung-Nan im Norden mit 440.000 Mann und Tang-En-Po in Centrai-China mit über einer halben Million gutausgerüsteter Truppen werden damit beschäftigt, die Parti- sanen zu -blockieren, statt gegen Jc- pan zu kämpfen. Wann wird Tschiang-Kei-Tscheck er- wachen? (Entnomen aus „Amerasia" August 1942). Antisemitismus In Polen ausgerottet. Dr. W. M., ein führender polnischer Patriot, dem es vor kurzem gelang, nach London zu flüchten, erzählt: „In jeder Zelle des unterirdischen Kamp- fes gegen die Deutschen ist minde- stens ein Jude. Der Geist der Käme- rlidschaft, der sich zwischen Polen und Juden entwickelt hat, wird fort- dauern und seinen Wert in der Zu- kunft erweisen, dessen bin ich sicher. Heute gibt es keinen Antisemitismus im ulten Sinne mehr; alle haben nur ein Ziel, die Deutschen aus Polen wie- der zu verjagen. Trotz der furchtbaren Strafen wird der Konakt zwischen den Juden im Ghetto und den Nichtjuden draussen ständig aufrechterhalten zur gegenseitigen Hilfe und zum gemein- samen Kampfe" (Zeitspiegel, London, 11. Juli). Fehlt nur noch, dass die pol- nische Exilregierung des Grafen Si- korski sich diesem radikalen Gesin- nungswlandel in ihrer Heimat an- schliesse. Die Berliner und die Juden. — Der Aufbau (New York, 3. Juli) bringt den Bericht eines Augenzeugen „Wie es in Berlin aussieht"; da lesen wir: „Es darf aber nicht unerwähnt bleiben, 21 DER TEUFEL IST IN FRANKREICH" (L.ION FEUCHTWANGER: THE DEVIL IN FRANCE) Schrieb nicht einmal Sieburg ein viel- gelesenes Buch „Gott in Frank- reich" ? Erfreuten wir uns nicht einmal an der Schilderung- der heiteren Land- schaft und der glücklichen Menschen? . . Der Kosmopolit Sieburg ist heu- te eine der Stützen der Gestapo, und aus Frankreich ist Gott geflohen. Da- für waltet der Teufel in Form einer gehässigen Bürokratie und spielt mit den Menschen sein grausig frivoles Spiel. In welcher Gestalt er im Som- mer 1940 auftrat, schildert Lion Feuchtwanger in einigen ohne Hass und Leidenschaft gezeichneten Kapi- teln. Vor uns entsteht das Lager von Les Hilles, nahe bei Aix en Provence, eine ehemalige Ziegelei, die nun plötzlich Tausende von Menschen beherbergen soll. Man hält es nicht für notwendig, auch nur für die einfachsten Bedürf- nisse zu sorgen. Unter dem Vorwand, das Land gegen die „Fünfte Kolonne" schützen zu müssen, werden Antifa- schisten, unpolitische Juden, unliebsa- me Elemente aus allen europäischen Ländern zusammengepfercht. Gleich, ob es alte Männer, Väter französischer Frontsoldaten oder ehemalige Legio- näre mit hohen Auszeichnungen sind. Es gibt keine Misshandlungen, keine direkten Uebergriffe, dafür aber eine ständige Ungewissheit über das Schicksal der Angehörigen, über das Verhalten der Behörden im Falle eines Vorrückens der Nazis. Ein anderes Bild: Ein Zug, der dazu bestimmt ist, politisch gefährdete In- ternierte aus der Gefahrenzone zu bringen, fährt im Schneckentempo nach einem unbekannten Ziel. In ihm gibt es nicht genug Raum für die Pas- sagiere, die Tage und Nächte eng zu- sammengedrängt in dunklen verpeste- ten Viehwagen stehen, Stunde für dass die Mehrzahl der Arbeiter in weltbekannten Fabriken oft ihre Sym- pathien mit den jüdischen Opfern deutscher Entartung zu erkennen gibt. Am abstossendsten benimmt sich das mittlere und kleine Bürgertum. In ihm feiert das schuftigste Denunzian- tentum, d'äs schamloseste Spitzelwesen Orgien wie nie zuvor". Stunde auf einen Ueberfall durch Na- zitruppen gefasst. Endlich landet der Zug in Bayonne. Der Kommandant dee Transportes hat vorher telefonisch die Ankunft der „Boches" angezeigt. Man versteht falsch und erwartet nun die Ankunft deutscher Truppen. Der Transport muss wieder zurück. Ver- zweifelte Menschen ziehen den Weg ins Niemandsland vor; andere bleiben, aber verlieren einen Teil des kärgli- chen Besitzes, ein Typhus kranker wird ins Spital gebracht. Auf dem Rückweg erfährt man, dass bereits der Waffen- stillstand abgeschlossen und diese Zo- ne unbesetzt geblieben ist. Wieder ein neues Lager. Diesmal wer- den in der Nähe von Nimes Zelte er- richtet. Man hat Licht und Luft und mehr Freiheit. Und doch kommen Selbstmorde vor. Warum? Weil der Paragraph 19 der Waffenstillstandsbe- dingungen die Gegner der Nazis zur Auslieferung preisgibt. Niemand weiss, ob Abwarten oder Flucht gefährlicher ist. Dazu kommt eine Ruhrepidemie im Lager, der auch erstklassige inter- nierte Aerzte nicht Herr werden kön- nen, weil es an Medikamenten fehlt. Feuchtwanger wird schliesslich durch Freunde gerettet, doch das Schicksal der übrigen bleibt ungewiss. Es gibt eine umfangreiche Literatur, die sich mit der Kulturschande des Na- zizeitalters beschäftigt. Was Feucht- wangers Buch vor den bisher erschie- nen auszeichnet, ist die tiefe Mensch- lichkeit und Einfühlungsfähigkeit sei- nes Autors. Mit wenigen scharfen Strichen zeichnet Feuchtwanger seine Schicksalsgenossen: Die einfachen hilfsbereiten Menschen, die geschick- ten Kaufleute und Organisatoren, di-e mit wenigen Ausnahmen das Leben im Lager zu erleichtern wissen; die wahr- haft Gebildeten, die auch inmitten von Schmutz und Unrat das bleiben, was sie waren, und nicht zuletzt die opfer- mutigen tatkräftigen Frauen, die ih- ren internierten Männern und deren Kameraden nach Kräften beistehen. Das Buch schliesst mit den Worten: »Ich habe erfahren, dass die Dumm- heit und Bosheit der Menschen so wild und tief ist wie die Sieben Seen. Aber es war mir auch vergönnt zu entdec- ken, dass der Deich, den die Minder- heit der Guten und Weisen errichtet, um sie zurückzuhalten, mit jedem neu- en Tag; sioh höher und stärker erhebt.* trotte Hirsch. Berücksichtigt unsere Inserenten 22 MITTEILUNGEN DER OESTERREICHISCHEN SOZIALISTEN Diese Selten erscheinen unter Verantwortung der österreichischen Sozialisten. AUS DER GEDANKENWELT DES OBSTERREICHISCHEN SOZIALIS- MUS "Nationale Einheitsfront" und öster- reichischer Sozialismus. Fortschrittli- che und konservative Phasen wech- seln im Ablauf des Krieges miteinan- der ab, progressive und reaktionäre Elemente ringen miteinander inner- halb der "Vereinigten Nationen", die Gegenfront gegen den Faschismus ist in ihrer Zusammensetzung, ihrem po- litischen und sozialen Inhalt unein- heitlich und wechselnd . . . Aber für Churchill und Stalin, 'Roosevelt und Tsehiangkaischek, Nehm und die eu- ropäischen Sozialisten gilt heute, ei- nigend und gemeinsam, das „Hitler zuerst!" — In dieser Lage haben wir Sozialisten von allem Anfang an den Standpunkt eingenommen: wir be- grü&sen alle Bundesgenossen, die wirk- lich bereit sind, den Kampf gegen Hitler zu führen, aber wir geben un- sere Eigenexistenz nicht preis. Wir sehen voraus, dass eine so furcht- bare Macht wie der Faschismus nicht anders gestürzt werden kann als durch eine Umwälzung, die die Weite der Welt und die Tiefe der Gesellschaft erschüttert: dieser Krieg kann nicht anders enden als mit einer gesell- schaftlichen Neuordnung, einer revo- lutionären Neugestaltung. Sie vorzu- bereiten ist unsere Aufgabe. Von die- sem Standpunkt ausgehend, treten wir österreichischen Sozialisten an die verschiedenen Probleme heran, die der Verlauf des Krieges aufwirft. Natio- nale Einheit des Widerstandes in den einzelnen Ländern? Die wahre natio- nale Front kann nur die antifaschi- stische Volksfront, die Freiheits-front sein. (London - Information, Septem- ber 1942). Oesterreich in der europäischen Re- volution. In der Austrian Labor In- formation, New York, No. 6, Septem- ber schreibt Dr. Wilhelm Ellenbo- gen, der Patriarch des österreichi- schen Sozialismus: Im Gegensatz zu allen anderen von Hitler unterworfe- nen Ländern hat der Kampf der öster- reichischen Arbeiter gegen ihn keinen nationalen Inhalt und kein nationales Ziel, es sei denn die Befreiung aller Deutschen von der Hitlerei, ein Ziel das ihnen gemeinsam ist mit allen Freiheit, Menschenwürde und kultu- relle und ökonomische Weiterent- wicklung ehrlich anstrebenden Men- schen. Die Revolution der österreichi- schen Arbeiter gegen Hitler wird da- her ausschliesslich einen antifaschi- stischen und sozialen Charakter ha- ben. Einigung mit wem? Darüber schreibt Karl Hans Kaller (A.L.I. No. 6): Es wird viel von der Einigung der öster- reichischen Gruppen der Emigration gesprochen, aber diese Redensarten sind von entgegengesetzten Handlun- gen begleitet: immer wieder werden neue Vereine und Komitees gegründet, neue Zeitungen erscheinen, die alle- samt den Wirrwarr reichlich vergrö- ssern. In allen Fällen handelt es sich um Angehörige des Bürgertums, Kaufleute, Intellektuelle, die, um eine Handvoll abgetakelter Politiker der letzten, unheilvollsten Periode Oester- reichs geschart, sich nun in Politik versuchen. Es sind also die Bürger die den Anspruch erheben, als Re- präsentanten des gesamten Volkes in der freien Welt aufzutreten. Unter- suchen wir, was sie zu solch stolzem Anspruch berechtigt. Seit mehr als 50 Jahren hat es in Oesterreich kei- ne Partei des demokratischen Bür- gertums mehr gegeben, noch hat es in dieser Zeit irgend eine tragende politische Idee hervorgebracht. Eis hat sich dem Ungeist eines reaktio- nären, klerikalen, antisemitischen Spiessbürgertums unterworfen, das für lange Zeit Oesterreich beherrscht hat und schliesslich, als es mit sei- nem Latein am Ende war, in den bo- denständigen Faschismus gemündet ist, der der Vorläufer und Wegberei- ter des Nationalsozialismus in Oester- reich war. Bei denjenigen, die ins Ausland gegangen sind, sind übrig- geblieben das Fiakerlied, der alte Stef- fel, die blaue Donau und einige ver- waschene Fetzen des neu-österreichi- 23 sehen Nationalismus, mit dem schon die Dollfuss und Schuschnigg keinen Hund vom Ofen hervorgelockt haben ... das ist nur aer geistig-kulturelle Ueberbau — bestimmt, die Dummen und Sentimentalen anzulocken — ei- nes Programms von so verblüffender Einfachheit, dass sie es nicht einmal aufzuschreiben wagen: sie warten ein- fach darauf, einmal als Agenten, als •'Experten" grosskapitalistischer In- teressen in ihr Land zurückgeschickt zu werden, um dort "Ruße und Ord- nung", wie sie es verstehen, herzustel- len. Dafür antichambrieren sie in al- len Aemtern, laufen sie den hiesigen Politikern auf der Strasse nach. Die österreichischen Sozialisten in Me- xico über das Verhältnis ziu den Kom- munisten. Unsere Genossen in Mexi- ko haben sich im Club der österrei- chischen RS in Mexiko zusammenge- schlossen. Aus einer längeren Darstel- lung ihrer politischen Einstellung ent- nehmen wir das folgende: Im Bewusstsein der Tatsache, dass unsere Genossen im Lande, die den Kampf, gegen Hitler und sein Regime aktiv führen, täglich dem Tod ins Au- ge sehend, alle theoretischen Diffe- renzen zurückgestellt und den unse- ligen Bruderzwist im Ausland aufge- geben haben, haben wir Emigrierten nicht das Recht, diesen Bruderzwist im Ausland weiterzuführen ... Es ist die heiligste Pflicht aller Sozialisten, die Welt darauf vorzubereiten, dass das Ende dieses Krieges der Beginn einer neuen Weltordnung sein muss, jeder Versuch aber, eine solche Lö- sung mit der Fortsetzung der läh- menden Spaltung der Arbeiterbewe- gung zu beginnen, besiegelt unseren Misserfolg, bringt den sicheren Zu- sammenbruch aller Bemühungen, die- sen Krieg wirklich zum ideologischen Krieg zwischen zwei Weltanschauun- gen zu machen. Ohne unsere Selb- ständigkeit aufzugeben, ohne unsere kritische Einstellung zur früheren In- nen- und Aussenpolitik der Sowjet- union revidieren zu wollen, erkennen wir es als ein unerbittliches Gebot der Stunde, aktive Zusammenarbeit mit allen Teilen der Arbeiterbewegung zu suchen. ZWEI EISEN IM FEUER Die frei-ungarische Bewegung hat ih- ren ersten Sieg gegen die Reaktion errungen. Sie hat Herrn Tibor von Eckhardt, Vetter des Reichsverwesers Horthy, der versucht hau, in Nordame- rika eine nationale Gegenbewegung aufzuziehen, gezwungen, vom Schau- platz abzutreten. Eckhardt war an der ungarischen Gegenrevolution und an der weissen Diktatur, die ihr folg- te, führend beteiligt. Jetzt war er ins Ausland "geflohen", um für den Fall des militärischen Sieges der demo- kratischen Mächte dem in Ungarn herrschenden Grossadel, der sich Hit- ler ergeben hat, die Latifundien zu retten. Die ungarische Emigration hat das Manöver durchschaut und blossge- stellt. Damit hat sie eine politische Reife bewiesen, die anderen "freien1' Bewegungen mangelt. Die verschie- denen freien österreichischen Bewe- gungen z. B. lassen es immer noch zu, dass die Roth, Zernatto, Habs- burg e tutti quanti in ihren Reihen demokratische Führer mimen. Auch das Haus Habsburg hat zwei Eisen im Feuer. Man erinnert sich noch, dass Frau Zita mit Otto Habsburg kurz vor der Besetzung Oesterreichs in Rom den Versuch unternahm, Musso- lini für die Restauration zu gewin- nen; er war bereit, eine savoyische (Ftrinzessin zur Kaiserin zu machen. Die Ereignisse durchkreuzten diesen Plan. Jetzt hat Erzherzog Albrecht, der Sohn des Feld-, Wald- und Mol- kerei-Marschalls Friedrich die Gene- ralvertretung im Achsenlager über- nommen. Er ist Naziführer in Un- garn, greift im Magnatenhaus die Regierung aufs schärfste an, weil die Judengesetze nicht streng genug sind, und bewirbt sich um die Nachfolge Horthys als Reichsverweser. Nach Eck- hardts Beseitigung dürfte die ungari- sche Emigration bald in der Lage sein, eine einheitliche Repräsentation zu konstituieren. Eine Säuberungsak- tion im österreichischen Lager könn- te wohl zu dem gleichen Ergebnis führen. 34 HEUTE UND MORGEN 15 — JAHRGANG II. — Dezember 1 9 ct 2 - Wir haben gesehen, dass der Aus- weg aus dem Elend, in dem die Masse Mensch lebt, nicht die Zer- störung der Maschine sein kann, son- dern im Gegenteil, ihr Funktionieren zum Nutzen der Allgemeinheit. Wir haben gesehen, dass die Maschine für weniger und immer wenigere arbeite- te, und dass die grosse Mehrheit aller Menschen zu den Sklaven dieser We- nigen wurde. Alle die ungeheueren Werte, die produziert wurden und werden, bleiben denen vorenthalten, die sie erarbeiten. Die wenigen Mono- polkapitalisten, die sich in den Besitz dieser Werte gesetzt haben, wenden alle Mittel der Beeinflussung, und wenn das nicht mehr wirkt, der Ge- walt an, um diesen Zustand aufrecht- zuerhalten. Sie kontroll ieren den grössten Teil der Zeitungen, sie kon- trollieren das Radio, den Film und den Sport. Sie überschwemmen die Welt mit Phrasen, Lügen und Verwirrung. Schwer bewaffnet, stehen Polizei und Militär zur Verfügung, wenn die pro- pagandistischen Ablenkungs- und Ver- wirrungsmanöver nicht mehr die be- absichtigte Wirkung ausüben, wenn es im Welthexenkessel anfänqt zu sie- den und zu kochen und der Druck der Verhältnisse so stark wird, dass die- ser Welthexenkessel mit all seiner „wohlgeordneten" Unordnung ausein- ander springen will. Die Macht der Herrschenden scheint grenzenlos stark. Aber es bedarf nur eines Schrittes, um diese Macht zu Nichts werden zu lassen. Dieser Schritt ist die Organisation, die Einig- keit der ausgebeuteten und um ihre Lebensrechte betrogenen Arbeiter- und Volksmassen. Die scheinbare Stärke der Wenigen beruht nur auf der Schwäche der Masse. In der kapi- talistischen Krise, deren Entstehung und unlösbare Widersprüche in frühe- ren Kapiteln geschildert wurde, spiel- te die herrschende Klasse bisher mit Erfolg die Massen der versklavten Menschen gegeneinander aus. Das ge- lang ihr, weil die meisten Arbeiter tief in kapitalistischen Gedankengängen verwurzelt waren. Jeder sah im ande- ren den Konkurrenten, den er beiseite schieben muss, nicht den Bruder, des- sen Leben eng mit dem seinen verbun- den ist, mit dem er zusammengehen muss, wenn er sein Leben verbessern will. Mehr und mehr Menschen standen an der Maschine. Mehr und mehr Men- schen kamen in die genau gleiche La- ge. Männer, Frauen, Kinder. Das Fa- milienidyll war aufgelöst. Immer grö- sser wurde das Heer der Sklaven, das am frühen Morgen von gefängnisglei- chen Fabriken aufgeschluckt und am Abend von ihnen auspespien wurde. Immer grösser wurde das Heer derer, die alle Arbeit leisteten und selbst nichts hatten. Und mit diesem Heer wuchs ein anderes Heer, düster und drohend: das Heer der Arbeitslosen, das Heer der Menschen, für das die herrschende Klasse „keine Arbeit" hatte. Das demoralisierte Reserveheer, das die Ausbeuter benutzen konnten, wenn die anderen, die „Arbeit hatten", sich ihrer Knute nicht mehr beuo^n wollten. Aus der gleichen Lage, in der die Ausgebeuteten lebten, erasb sich die Notwendigkeit 7u ihrer Einigung unc! damit die Möglichkeit zum Sturz 25 der ungerechten „Ordnung" und ihrer Ersetzung durch eine gerechte Ord- nung. DIE ENTWICKLUNG EINES LANDES... Wie überall, so schoss auch hier die Polizei auf Menschen, die nicht bereit waren, weiter Knechte zu sein. Mit Säbeln und Kugeln wurden deren Leiber zerfetzt. Aber die Wahr- heit drang durch, ging weiter, setzte sich fest: dass genug da ist für alle; dass aber die, die alles haben, millio- nenfach mehr als sie überhaupt ver- brauchen können, nicht auf ihre Herr- schaft verzichten wollen; dass diejeni- gen, die sich dagegen empören, er- schossen werden oder ins Zuchthaus oder ins Irrenhaus gesperrt werden, verbannt werden, gefoltert werden; dass es so nicht mehr weiter gehen kann, wenn das Land und seine Men- schen nicht zugrunde gehen sollen; dass der Reichtum allen gehören muss. Die revolutionäre Propaganda begann in den grossen Städten, breitete sich aus über das ganze Land. Geheime Versammlungen wurden abgehalten. Organisationen wurden aufgebaut, die die Revolution vorbereiteten. Wie Feu- er verbreitete sich die Wahrheit. Ueberall gärte es. Alle Vorbereitungen waren getroffen. Nur der geeignete Moment fehlte noch. Da verwickelte die Regierung, die Interessenvertre- tung der Volksbedrücker, das Land in einen Krieg mit anderer# Ländern. Wie vorher auf dem Acker oder in der Fa- brik sollten die Arbeiter und Bauern jetzt auf dem Schlachtfeld für den Reichtum ihrer Herren arbeiten. Der Krieg wurde zu einer Nieder- lage für die Regierung. Der Moment war gekommen. Die Revolution be- nutzte die momentane Schwäche ih- rer Gegner und erhob das Schwert. Die Regierung wurde gestürzt, ihre Mitglieder verjagt oder getötet. Es folgte eine andere Regierung, die das Land um die Früchte der opferreichen Volkserhebung betrügen wollte. Sie wollte nichts vom Uebergang der Lan- desgüter in den Besitz der Allgemein- heit wissen. Sie wollte die alte Un- gerechtigkeit lediglich in eine neue Form giessen. Eine neue Minderheit sollte Nutzniesser der Reichtümer werden, das Volk sollte weiter keinen Anteil haben. Aber die Kräfte der Revolution waren wach. Sie machten nicht halt. Sie stürzten auch diese Regierung und be- ylegten in schweren Kämpfen jeden Versuch, alte Verhältnisse wieder her- zustellen. Die Reichtümer des Landes, die Mittel der Produktion und die Pro- duktion, gingen in den Besitz der Ge- samtheit über. Die Entwicklung dieses Landes ging aufwärts. Noch sind die Schlacken der Vergangenheit nicht ganz beseitigt. Aber auf dem festen Fundament der Revolution, die das Privatinteresse und den Privatgewinn auf Kosten der Allgemeinheit vernichtete und an de- ren Stelle die Arbeit der Gesamtheit für die Gesamtheit stellte —, auf dem unerschütterlichen Fundament der so- zialen Gerechtigkeit, hat dieses Land die schnellste Aufwärtsentwicklung SCHEINBILDUNG UND Bs ist leicht möglich, dass sich viele Leser dieser Zeitschrift, durch die Ar- tikel angeregt, ernsthaft vornehmen, mehr Bildungsgut in sich aufzuneh- men. Bald aber werden die Meisten un- weigerlich auf die Fragen stossen: „Was sollen wir tun?" „Wie sollen wir es tun?" — Für einen jungen Men- schen, der weder über die notwendige Erfahrung, noch über den erforderli- chen Ueberblick verfügt, ist es fast unmöglich, sich ohne fermde Hilfe ein System auszuarbeiten, nach dem er dann sein Wissen auf den verschieden- : ten Gebieten bereichern könnte. Die in dieser Richtung unternommenen Versuche führen oft zu Misserfolgen. Manche lesen nur, „um sich zu bilden". Sie tun es keineswegs aus innerem Drang, sondern einfach deshalb, um mit ihren Kenntnissen in der Gesell- schaft zu protzen. Diese Menschen er- innern mich immer an diejenigen Per- sonen, die nur leben und erleben, um ein Tagebuch führen zu können. ■— Die nehmen sich dann eine dicke Lite- ratur- oder Kunstgeschichte hervor und büffeln sie durch. Sie lernen die Namen, Geburts- und Todesdaten der Künstler auswendig und lesen die wichtigsten Werke der bekanntesten Schriftsteller in streng chronologischer Reihenfolge. Sie machen ihr Hirn zQ einem Grab, worin die lebendigsten Ideen vermodern und verfaulen. — Solche und ähnliche Erscheinungen sind das Produkt eines falschen Ver- hältnisses des Menschen zur Kultur. Im Bestreben, alles im Leben auf die Basis der „Amerikanischen Geschäfts- moral" zu bringen, ziehen viele selbst da.s< Höchste des Menschen in den Schmutz. Wir Jugendliche müssen da- zu kommen, den erhabenen Ausdruck der Kunst nicht als „Allgemeinbil- dung" (das notwendige Uebel, das ge- 25 aller Zeiten erlebt. Bisher ungekannte, ungeahnte Kräfte sind frei geworden, Der Weg des Fortschritts ist offen und zeigt in eine schöne Zukunft . . . . . . UND DIE ENTWICKLUNG .....UND DIE ENTWICKLUNG Auch in diesem Lande hatte die herrschende Klasse einen ihrer Kriege verloren. Auch hier erhob Lieh das gepeinigte Volk gegen das verderbende System. Auch hier wur- de die alte Regierung durch eine an- dere abgelöst, durch die nür ein Per- sonenwechsel erfolgte, aber kein Sy- stemwechsel. Die neue Regierung, vom Volke gewählt, wandte sich gegen die Volksinteressen und ihre erste Tat war die Unterdrückung der revolutio- nären Erhebung. ECHTE BILDUNG seilschaftsfähig macht) aufzufassen, sondern die Kultur in allen ihren Aeu- ßerungen mitzuerleben und mitzufüh- len. Man kann einen noch so schönen Bil- dungsplan ausarbeiten: er wird im- mer nur graue Theorie bleiben, wenn dem betreffenden Menschen die not- wendige Einstellung- zur Literatur, zur Musik, zum Theater oder zur Malerei abgeht. Um diese Einstellung ■— um das innere Erleben muss jeder selbst ringen. — Nie werde ich die mir lie- ben Werke vergessen, nie die Momen- te, in denen ich zum ersten Male mit den unvergänglichen Worten eines grossen Dichters oder mit den er- schütternden Tönen eines grossen Komponisten in Berührung- kam. In solchen Augenblicken ist man ohne äussere Stütze. Da steht man ganz al- lein und muss mit sich fertig werden. Aber zunächst geht es um den Weg'. Wir wollen in der nächsten Nmmer versuchen, Euch jenen zu weisen. Es handelt sich um einen Versuch, nicht um eine vollständige Arbeit. Langsam wollen wir alle zum Verständnis all dessen kommen, was uns umgibt, in- dem wir uns mit Werken beschäftigen, die zunächst übersichtlicher, allgemein gehaltener Art sind. Dann wollen wir leichte Bücher lesen, die uns mit un- seren wichtigsten Problemen bekannt machen. Und so, in dieser Art wollen wir vom Einfachen zum Schwereren vordringen. Es soll eine Art Arbeits- gemeinschaft sein. Alle sollen daran mitarbeiten. Die Gedanken und das Wissen eines jeden unter uns sollen zum Gelingen der einmal vorgenom- menen Arbeit beitragen. Jede Anre- gung ist willkommen. Daher rufen wir Euch zu: „HELFT MIT!" Robert Sehopfloclier. Die Revolution liess sich unterdrük- ken. Ihre Kräfte waren zu schwach und zu wenig vorbereitet. Die Regie- rung, die die alte Ordnung der sozia- len Ungerechtigkeit von neuem stabi- lisierte, wurde nicht zur Rechenschaft gezogen. Die Mehrheit der Unterdrück- ten vertraute ihr. Der Moment, die grosse Möglichkeit wurde verpasst. Ungehindert konnte sich die Reaktion von neuem sammeln. Vorübergehend verbesserte sich die Lage des Volkes. Denn die vom Volke gewählten Vertreter in der Regierung, die Führer der grossen, gut organisier- ten Arbeiterpartei und der Arbeiterge- werkschaften verhandelten mit den Vertretern der herrschenden Klasse, bildeten mit ihnen zusammen die Re- gierung und erhielten einige Zuge- ständnisse an die Arbeiterschaft. Die- se Zugeständnisse waren wie Beruhi- gungspillen. Sie wirkten im Moment. Sie betrogen auf die Dauer. In diesem Lande spitzten sich die Gegensätze be- sonders zu. Zur allgemeinen Weltwirt- schaftskrise kam hier noch die Aus- wirkung des verlorenen Kriegs. Mehr und mehr wurden alle Lasten auf die Arbeiter abgewälzt. Die Vertreter der Arbeiter in der Regierung waren fal- sche Freunde des Volkes. Sie glaubten an die Aufbaumöglichkeit eines Sy- stems, das auf die Dauer nichts wei- tet als Chaos bringen konnte. Sie be- mühten sich, die Arbeiterschaft mit dem System zu versöhnen, das heisst, jeden revolutionären Willen zu läh- men. Damit wurde die einzige Kraft, rüe das Land hätte retten können, neu- tralisiert. Was halfen da alle schein- bar festgefügten Arbeiter-Organisatio- nen? Alle zeitweiligen „Errungen- schaften"? Die revolutionsfeindliche Schwäche der Arbeiterführer, (gegen die die revolutionären Kräfte des Lan- des vergeblich ankämpften), war die Stärke der Gegenrevolution. Das Ver- derben nahm seinen Lauf, Statt der Revolution, die auf der Taaesordnunq stand, siegte die Reaktion. Sie musste, um sich zu halten, zum Aeussersten ov-oi'-On; zur totalitären Form des Ka- pitalismus, zum Faschismus, dem knnzentriortesl-en AuRrlrur-k Her Zer- "törunci des menschlichen Lebens. Das ist die verschiedene Entwicklung zweier Länder. Die eine so folgerichtig wie die andere. Lernen wir daraus. Pieter Siemsen. 27 DER IRRTUM GEGEN DIE Der „deutsche Mensch" ist zu ganz Be- sonders grossen Aufgaben in dieser Welt bestimmt, die Angehörigen aller anderen Rassen sind ihm gegenüber minderwertig, sagt die Nazi-Propa- ganda. „Der deutsche Mensch"? Wer ist das? Die Industriebarone? Die Grossgrund- besitzer? Die Verbrecher, die mit in- ternationaler Hilfe die Regierung übernahmen und eine elende Welt in noch mehr Elend stürzten? Die Her- ren von und zu, degenerierte Monokel- träger und politische Schieber? Der wildgewordene Spiessbürger, dessen Sehnsucht, ein Herrenmensch zu sein, befriedigt wurde? All diese Drahtzieher des Verbrechens und all die Schlacke, die in ihren Diensten steht: stellen sie den „deutschen Menschen" dar? Oder ist „der deutsche Mensch" das kämpfende, klassenbewußte deutsche Proletariat uizd alle die Kräfte, bis heute noch unterdrückt, d>e sich auf die Seite einer gerechten Zukunft stellen, die Erben der besten geisti- gen und kämpferischen Vergangenheit des Landes? Allein diese Frjage nach dem „deutschen Menschen" zeigt, dass es ihn nicht gibt. Es gibt nur Kräfte der Reaktion und Kräfte der Revolu- tion. Wie in allen Ländern, unter al- len Rassen der Welt, so auch in Deutschland. Wir wissen, dass die herrschende Klasse Englands ihre Herrschaftsan- sprüche über riesige Gebiete unserer Erde auch mit der Behauptung der A userwählt he it des englischen Men- schen propagierte. Dieser nationale Hochmut ist ein gefährliches Hinder- nis für den menschlichen Fortschritt, für das Ziel der menschlichen Ge- meinschaft. In allen Ländern der Welt operie- ren gewisse Kreise mit der nationali- stischen Propaganda der Herausstel- lung „ihres" Volkes als des herrlich- sten der ganzen Schöpfung. In Deutschland hat diese Propaganda die schlimmsten Folgen gehabt, Fol- gen, die eine Warnung und eine Leh- re für alle Menschen fortschrittlichen Je nach Anlage des betreffenden Men- schen stählt oder schwächt sich dessen Charakter durch den harten Existenz- kampf der heutigen Zeit. Gesehichliche Momente, wie der gegenwärtige, ha- ben von jeher die stärksten Einzelfi- guren, aber auch die feigsten Volks- massen hervorgebracht. Hier soll von der letztgenannten Erscheinung- die Rede sein. Es ist verständlich, dass viele Jugend- liche unseres Alters, die ursprünglich guten Willens waren, enttäuscht ihren Idealen den Rücken wenden, wenn sie sehen, dass das Schlechte, das Gemei- ne — im Kleinen sowohl wie auch im Grossen — über das ß'chöne und Gute siegt. Eine solche Haltung ist ver- ständlich, nicht aber anzuerkennen. Denn, abgesehen davon, dass sie das Resultat einer oberflächlichen Be- trachtung ist (in Wirklichkeit trägt schliesslich und endlich doch immer das Gute den Sieg davon), ist ein sol- ches Benehmen äusserst unkonsequent. Wenn man Fehler und Mängel an sei- nem lieben und an den Dingen, die je- nes gestalten, findet, so darf das nie ein An lass dazu sein, die Flinte ins Denkens sein müssen. Genau so we- nig wie es „den deutschen Menschen" gibt, genau so wenig gibt es „den an- gelsächsischen", „den romanischen", „den japanischen". Genau so wenig gibt es auch „den jü- dischen Menschen", der gerade in letz- ter Zeit von nationalistisch-jüdischen Kreisen propagiert wurde. Es ist ver- ständlich, deswegen aber nicht weni- ger verderblich und von reaktionärer Wirkung, wenn gerade unter den Ju- den diese Propaganda Anklang findet. Die Juden waren das erste Opfer der Lüge von den wertvollen und von den minderwertigen Rassen. Das ändert aber nichts daran, dass es auch „den jüdischen Menschen" nicht gibt. Der jüdische Ausbeuter lebt im Lager der Reaktion, der jüdische Sozialist im Lager der Revolution, die sich beide in Todfeindschaft gegenüberstehen. Nichts verbindet den Juden kapitali- stischer Ideologie mit dem jüdischen Revolutionär, der in den Reihen seiner Genossen in der ganzen Welt um die Befreiung der Menschheit und damit um seine eigene kämpft. Nein, es gibt nirgends eine Brücke 23 CHARAKTERL OSIGKEIT Korn zu werfen, sondern — im Gegen- teil — um sich mit verdoppelter Kraft für die Beseitigung- jener Uebel einzu- setzen. Das gilt für alle Gebiete des täglichen Liebens. Leider haben die äusseren Um- stände viele Jugendliche unter uns zu dem zynischen Bekenntnis „Vorwärts mit den Ellenbogen!" gebracht. Diese Menschen stehen auf dem Standpunkt, dass sie „doch nicht helfen können", und daher gehen sie allen Tätigkeiten, die weder Geld einbringen noch un- mittelbaren Genuss versprechen, aus dem Wege. Macht man ihnen Vorwür- fe, so bekommt man ein: „jeder ist sich selbst der Nächste" zu hören. Ueberall begegnet man diesem Mangel .an Rückgrat, dieser mit entschuldigen- den Worten verkappten Charakterlo- sigkeit. — So gibt es z. B. viele nette, kluge, tüchtige Mädels, die sich in Tanzgesellschaften bewusst albern be- nehmen, nur um zu gefallen und um nicht unangenehm aufzufallen. Sehr vernünftige ernste Jungeng kenne ich, -die auf besagten Veranstaltungen das dümmste Zeug daher reden, weil das eben so üblich ist. Und so kommt es, dass sich die wertvollsten Elemente erniedrigen und verstellen, um denen zu gefallen, deren Haupte igen Schaft — laut Schiller — von den Göttern selbst vergeblich bekämpft wird. Wir alle sollten zu der Einsicht kom- men, dass diese Zustände ein Ende nehmen müssen. In unseren Kreisen dürfen nicht die Dummen, die Gleich- mütigen oder gar die Bösen tonange- bend sein. Wir müssen ihren Einfluss zu nichte machen, denn die Charakter- losigkeit ist zu bekämpfen, wo immer man sie antrifft. Zugegeben: für den Einzelnen ist es schwer, gegen die Strömung anzu- kämpfen — selbst wenn es sich um ei- nen aufrechten, ehrlichen, starken Menschen handelt. Wenn sich aber ei- nige Gleichgesinnte zusammen tun, die ein aufrichtiges Interesse daran haben, die Dinge zu ändern und das Niveau ihres Kreises zu heben, so muss dieses Bemühen vom Erfolg gekrönt sein. Und es ist sehr wichtig, dass sich die- se Dinge ändern; denn wir alle müs- sen in jeder Beziehung erstarken, um unserer guten Sache zum Sieg zu ver- helfen. R. Seh. zwischen den reaktionären und den fortschrittlichen Kräften innerhalb ei- nes Volkes oder einer „Rasse". Die Herausstellung irgendeines Volkes oder irgend einer Rasse als überwertig oder minderwertig, ist immer ein Pro- pagandamittel der Reaktionäre, um die Welt in ihrem ungerechten Zustande zu erhalten. Die Wahrheit ist: Die Linie, die ■auf Tod und Leben die Weltauffas- sungen trennt, geht mitten durch je- des Volk hindurch. Es gibt keine wirk- liche Volksgemeinschaft. Es kann nur eine Gemeinschaft der Menschen glei- cher Gesinnung geben. Je solidarischer diese Gemeinschaft ist, um so eher werden wir jenen Zustand erkämpfen, der für die gesunde Entwicklung der menschlichen Welt unerlässlich ist. Nicht das „Deutschtum", „Judentum", „Angelsachsentum", „Chinesentum", „Japanertum", „Negertum" oder ande- re „Tümer", die nichts anderes als Irr-tümer sind, sagen etwas Gutes oder Schlechtes aus. Der Charakter das Menschen zeigt sich allein in der Art seiner persönlichen Einstellung zu den Kämpfen unserer Zeit. P. S. UN ASUNTO DIARIO En estos dias> pude observar detalla- damente de adentro una peluquerta de senoras, muy famosa en nuestra ciu- dad, y como lo que yo vi, es sintoma- tico en cuanto a la moderna esclavitud, parece interesante que tambien los de- mas sepan algo de esto. En un lgcal chico, donde antes estaba instaladfk'una pizzerla, trabajan arnon- tonadas como 20 chicas. La calor y el tufo que producen las mäquinas, aeei- tes y vaporeg etc. parece inaguanta- ble, no solamente ahora de verano si- no tambien de invierno, como me con- to una empleada. El propietario, para no gastar mucho, pone en comparaciön con la cantidad de empleadas muy po- cas mäquinas y herramientas para tra- bajar, de manera que las chicas se pe- le-an continuamente entre ellas por estos utensilios para poder atender asl a sus respectivas clientas. Hay que sa- ber que en este ramo de negocios los empleados tienen un sueldo muy pe- queno y por eso viven de las propinas. Horario de trabajo fijo no hay; llegan clientes hasta bien entrada la noche y muchas veces son las lo hs. de la noche o mäs, cuando las pobres pelu- queras (en la mayorla tienen alrededor de 20 anos de edad) pueden retirarse a casa, completarnen te extenuadas y nerv'iosas, y entonces aun tienen que dedicarse a los quehaceres domesticos. La casa exije a sus empleadas una buena presencia y ropas de trabajo 29 siempre impecables (este equipo y su lirapieza etc. corre por cuenta de las empleadas), y ellas deben tener buen cuidado en cumplir el reglamento del establecimiento al pi6 de la letra, pu6s el Gerente como perro ovejero las tie- ne continuamente al trote. Este oficio realmente es un digno re- presentante de nuestros "adela-ntos culturales". Vi como durante 3 horas o mäs una ya no muy joven clienta te- il la a la peluquera, que la estaba aten- diendo, como trastornada. Este rulo no le gustaba, el esmalte de las unas era demasiado claro, etc. etc. "Senorita, cree Vd. acaso que asi me voy a Pre- sen tar a mi marido? Peineme otra vez. Y antes tineme el pelo color tal y tal..." .En este tono siguiö esta. mujer y otras horas y horas y las esclavas modernas,. en este caso las peluqueras, cansadasr pälidas, avejentadas por todo 6ste am- biente de manicomio, en una calor tropica!, volaren alrededor como on- donada de mariposaa Todo para g>a- narse los pocos pesos necesarios para. seguir vegetar y para sostön de una madre enserma, o de pequenos herma- nitos, o quizas de toda una familia. -Esta es nuestra "civilizaciön" ... Elsa Lenk. „Die Freiheit ist nicht etwas, das man geschenkt bekommt. Man kann in einem Diktaturland leben und doch frei sein, es genügt, gegen die Diktatur zu kämpfen. Wer mit dem eigenen Kopf denkt, ist ein freier Mensch. Hingegen kann man im freiesten1 Land der Welt leben und doch nicht frei sein, wenn man im Innern faul, stumpf, servil und willenlos ist, obwohl jeder gewalttätige Zwang fehlt, ist man ein Sklave. Nein, man soll sich seine Freiheit nicht von anderen erbetteln. DIE FREIHEIT SOLL MAN SICH NEHMEN." Ignacio Silone „Brot und Wein" SO STARB EIN MENSCK Ich will die Geschichte eines Mannes erzählen, der heute seinen sechzigsten Ge- burtstag feierte, wenn er noch am Leben wäre. Ich meine den deutschen Dich- ter ERICH MUEHSAM. Er wurde nach dem Reichstagsbrand von den Urhebern dieses Verbrechens verhaftet. Während dreier Jahre duldete er gei- stig und körperliche Martern in den Konzentrationslagern, Er wurde geprügelt, sein Bart wurde ihm in Hakenkreuzform geschnitten. Aber Mühsam bewahrte seinen Mut. Schliesslich stellten ihn die Wächter an die Gefängnismauer und drohtem ihm mit sofortiger Hinrichtung# falls er sich weigere, das Horst-Wes- sel-Lied, die Nazihymne, zu singen. Der Dichter weigerte sich. Die Wächter be- fahlen ihm, sein eigenes Grab zu schaufeln. Als er damit fertig war, stellten sie ihn wieder an die Mauer. „Willst du jetzt singen?" fragten sie. Erj weigerte sich noch immer. Die Soldaten legten ihre Gewehre auf ihn an, und der Dihcter Müh- sam, ein kranker Mensch, erhob sich in> diesem Augenblick angesichts des To- des, über sich selbst und wurde ein Symbol) der Freiheit. Er sah die Gewehrläufe auf siohj gerichtet. Nach kurzem Schweigen begann er zu singen, jedoch nicht die Nazihymne: er sang die Internationale. Die Solda- ten schössen über seinen Kopf hinweg. Der Dichter fiel ohnmächtig zu Boden und wurde in seine Zelle getragen. Aber das war noch nicht das Ende seiner Leiden. Am Abend des 9. Juli 1934 gab man ihm den Befehl, vor dem Kommandanten des Konzentrationslagers zu Oranienburg zu erscheinen. Er, der sich immer geweigert hatte, Selbstmord zu begehen, erhielt den Befehl, sich bei seinem Vorgesetzten mit einem Strick ein- zufinden. Bleich und zitternd, des Bevorstehenden gewiss, sagte Mühsam seinen Freunden Lebewohl. Seine letzten Worte lauteten: „Ich werde nicht Selbstmord begehen." Am nächsten Morgen wurde seinen Freunden mitgeteilt, dass er sich erhängt habe. Nichtsdestoweniger wurde die Wahrheit bekannt. Der Lagerarzt, der die Lei- den der Gefangenen nicht länger mit ansehen konnte, flüchtete ins Ausland. Dort traf er mit der amerikanischen Schriftstellerin Dorothy Thompson zu- sammen. Er enthüllte ihr die Wahrheit. Mühsam war geschlagen worden, bis sein Tod eintrat, und dann wurde seine Leiche an einer Wand aufgehängt. (von Ernst Toller) 30 HITLERJUGEND (.*. Fortsetzung) Was konnten wir Primaner schon über .solche Fragen sagen? Lauter angele- senes, oberflächliches Zeug. In Wirk- lichkeit hatten wir gar keine Ahnung von dem Stoff, über den wir redeten. Ich glaube: unsere Lehrer »ehr oft auch nioht. In der HJ war es ganz; ähnlich wie in der Schule. Die Themen wurden Mo- nat für Monat von der Reichsjugend- -führung- vorgeschrieben und die Richtlinien wurden gleich mitge- schickt. Etwas Eigenes, was man sel- ber erlebt oder sieh überlegt hatte, durfte man nicht sagen. Die vorgeschriebenen Themen kamen wild durcheinander: "Das Fronterleb- nis". Was sollte ich darüber sagen, ich war 1918 vier Jahre alt, die mei- sten von den Jungens noch nicht ge- boren. "Deutscher Sozialismus". Das war ein Vortrag' über die ''Winteriiii- fe" und die Richtlinien hatten als Leitspruch einen Satz von Dr. Goeb- bels: "Sozialist war jener König von Sanssouci, der in drei Kriegen seinem Volke das Land eroberte, in dem sich .heute Marxisten satt essen können." Das alles interessierte die Jungens g'ar nicht. Sie hörten auch garnicht zu und ich hatte keine Macht, sie dazu zu zwingen. Ich war kein Vorgesetzter, konnte sie wohl mal anschnauzen, aber nicht be- strafen. Und deshalb nahmen sie mich nicht ernst. Sie waren es gewohnt, an- geschrien und bestraft zu werden. Anfangs gab ich mir noch Mühe, ihr Interesse zu wecken. Aber was soll man fünfzehn bis sechzehnjährigen Jungens über "Rassenbiologie" und "Erbhofrecht" erzählen, wenn man selbst nichts davon weiss? Die Heim- abende waren und blieben langweilig und waren bei keinem- beliebt. Sie wurden auch von den Führern nicht wichtig genommen. Geländemarsch und Kriegsspiel waren viel wichtiger, loh hatte aber auch noch andere Auf- gaben als Sozialwart. Ich musste die Familien unserer Jungens aufsuchen, "den Kontakt mit den Eltern herstel- len". Und das war viel interessanter. Auch dafür gab es natürlich "Richtli- nien". Da hiess es zum Beispiel: "Vertrauen beruht auf der genauen gegenseitigen Kenntnis. Und aus die- sem Grunde fordern wir von Eltern und Jungen eine klare Entscheidung: Entweder ganzer Einsatz des Jungen in der HJ und vor allem eine positive Einstellung der Eltern uns Führern gegenüber, oder aber völlige Trennung. Wer uns nicht vertrauen will oder kann, der nehm© seine Söhne aus der HJ und erschwere uns wenigstens nicht die Arbeit". Das war natürlich glatter Unsinn. Ich sollte sehr bald zu meinem eige- nen Unglück erfahren, dass ein Vater seinen Jungen, auch wenn er wollte, garnicht aus der HJ herausnehmen konnte. Das wäre ihm schön bekom- men ! Aber ich brauchte das ja nicht zu sa- gen. Ich brauchte mich in diesem Fal- le nicht an die "Richtlinien" zu hal- ten. Was ich mit den Eltern sprach, konnte niemand kontrollieren. Ich konnte jederzeit jede Famiii« be- suchen, deren Sohn bei uns war. Ich hatte einen offiziellen Ausweis und war natürlich immer in Uniform. Einigen waren diese Besuche unan- genehm, aber meistens wurde ich gut aufgenommen und die Eltern bedank- ten sich bei mir, dass wir uns um ihre Jungens kümmerten. Ich kam auch manchmal zu armen Leuten. Da sah ich bald, woher es kam, dass nicht alle unsere Jungens eine schöne Uniform hatten wie ich. Und dass viele nur wenig zu essen hatten auf einem Ausmarsch. Die Eltern wa- ren arm, der Vater arbeitslos oder krank. Und all© Jungens schämten sich, das zuzugeben. Das war aber, falsch von ihnen. Denn ihnen wurde wirklich geholfen. Wenn einer sich di© vorgeschriebene Mütze oder Hos© nicht selber kaufen konnte und ich meldete das, dann wurde so- fort eine Sammlung gemacht und alle Jungens gaben gern, bekamen auch von ihren Eltern immer, was sie dafür verlangten. Ich auch. Obwohl mein Vater doch gar kein "Nazi" war. Es wurde immer gesammelt, wenn ich einen Fall meldete und um Hilfe bat. Und das Sammeln hatte immer Erfolg. Den Filtern von armen Jungen konnte ich allerdings nioht -helfen. Dafür war kein Geld da. Und ich konnte auch da- für nicht sammeln. Denn das, ging die HJ nichts an. Aber dann kam die ,,Winterhilfe". Da konnten wir überall sammeln. Und wir bekamen überall recht viel. Und ich als Sozialwart durfte dann schon vor Weihnachten zwölf grosse Pakete zu den Eltern der Jungens bringen, die die ärmsten unter uns waren. Mit einem grossen Karren fuhren wir vor jedes Haus. Und dann brachten wir das Paket hinauf. Und es war ein schönes Paket: Reis, Linsen, Lohnen, Kakao, allerlei Konserven, Speck oder Fett. Jedes Paket hatte wohl einen Wert von zwanzig bis fünfundzwanzig Mark. Auch Bezugsscheine für Kohlen und Kartoffeln konnten wir verteilen. Und wer die Kohlen und Kartoffeln sich nicht seiher holen konnte, dem brach- ten wir sie Ins> Haus. Zu keinem Dienst haben sich soviel Jungens gemeldet wie dazu. Ks war wirklich eine Freu- de. Stille Jungens und kleine Rowilie- — alle halfen Sern mit. Viel Dienst hatte ich nicht in dieser Zeit, brauchte nicht mit marsch ieren, wenn ich nicht wollte, konnte mich immer herausreden, dass ich als So- zialwart was anderes zu tun hätte. Trotzdem war ich nicht zufrieden in der IIJ. Ich fühlte mich immer noch nicht als Nationalsozialist. ((iöriiif; kommt. Die ürscistcriiii!;- a kam ich aber schön an! Sie wuss- ten. nicht-, l'nd ie wolten auch nichts Ich habe in meiner Ii i 11 er jungen -Zc it nach und nach mindestens fünfzig bis sechzig kleiner, mittlere, auch recht hohe Führer kennen gelernt, Deute, die schon lange Jahre in der Partei wa- ren . l'nd ich kann gleich hier sagen, es war auch nicht ein einziger darun- ter, der sich selber oder einem, ande- ren hätte erklären können, was Natio- nalsozialismus eigentlich sei. Es war schon etwas- ganz seltenes, wenn einer mai das Partei-Programm gelesen hat- te Nicht einer besass das kleine Heft mit den _ berühmten „25 Punkten" und den Kriäut erungen von Gottfried Feder. Ich musste es mir kaufen, um es ken- nen zu lernen. Ich wollte doch meinen Jungeiis was ernsthaftes erzählen. Aller das geriet mir schief. Offiziell war es erlaubt und sogar er- wünscht, dass die Jungens nach einem \ ortrag Fragen stellen sollten. Aber es geschah selten. Jeder Junge wusste, dass er damit bei seinen Führern nur u nun gen eh m auffiel. Nun war ich ja kein Führer, nur „So- zialwart". l'nd daher kam es vielleicht, dass mir doch zuweilen Fragen ge- -t■1!it wurden. „Krechting der Zinsknechtschaft". Das war ein Programmpunkt des Natio- nalsozia lismus. Da stand ein Junge auf: „Mein Vater hatte in seinem Geschäft immer soviel Zinsen zu bezahlen und musste immer wieder nette Schulden machen. l'nd ei- lt at doch Adolf Hitler gewählt, damit das aufhört, l ud jetzt ist das ganau so wie verlier. Kr mus'S immer noch die selben Zinsen bezahlen. Wie kommt denn das'.'" Da stand ich und wusste nichts zu antworten, denn ich wusste ja gar- nicht. w.u.« das heissen sollte: „Bre- chung1 der Zinsknechtschaft' und wie man das machen konnte. So kam auch ich dazu, zu wünschen, dass möglichst wenig Fragen gestellt würden. Denn es ist nicht angenehm, vor, saunen Jungen gefragt zu werden und keine Antwort zu wissen. Ks kam aber noch einmal eine andere Frage. Das Thema hiess: „Autarkie". l'nd ich hatte davon geredet, wieso es käme, dass die Lebensmittel teueres würden, in den Richtlinien stand: Die Schuld läge am Ausland. Das Ausland verweigere Dents chland die lebens- wichtigen Rohstoffe. Deshalb musste J >eu t seh laud. sich absehliessen gegen die übrige Weit und sich seil)er ver- sorgen. Deshalb sollte das deutsch e Volk (-in ige Opfer auf sich nehmen und auf ausländische Waren verzichten. Man hatte uns die Kolonien wegge- nommen. Sonst hätten wir deutsche P.anaiKT, Apfelsinen, Kakao und Kaf- fee gehabt aus deutschen Kolonien. Jetzt mussten wir der Welt aber zei- gen, dass wir auf das alles verzichten könnten, (Fortsetzung nächste Nummer) FREIHEIT! GLEICHHEIT! BRUEDERLICHKEIT! z? AUFRUF! DEUTSCHE IN ARGENTINIEN! In dieser kritischen Stunde haben Sich die verschiedenen Gruppen und Organe der unabhängigen Deutschen unter Zurückstellung aller bestehenden Meinungs- verschiedenheiten zu einer Arbeitsgeminschaft zusammengefunden. Die Greuel- taten der Unterdrücke in den besetzten Ländern haben deh Hass der freien Völ- ker bis zum äussersten gesteigert und immer lauter erklingt in aller Welt der Ruf nach Rache und Vergeltung. Schon tauchen überall Forderungen nach einer Bestrafung des gesamten deutschen Volkes, nach der völligen Vernichtung Deutschlands auf. Diesen Gefahren können wir begegnen, wenn die Frönt der freien Deutschen geschlossen in Erscheinung tritt, wenn die notwendige Auf- klärungsarbeit geleistet wird. Durch gemeinsames Vorgehen können wir unsere» Kampf gegen die Fünfte Kolonne und unsere Hilfsaktion für die um Freiheit und Gerechtigkeit ringenden Völker wirksamer gestalten. Es gilt, dem argenti- nischen Volke immer wieder, vor Augen zu führen, dass Millionen Deutsche m- nerhalb und ausserhalb des Dritten Reiches an der Seite der freien Völker gegen den gemeinsamen Feind der Menschheit kämpfen. Deutsche in Argentinien, es geht um die Rettung des deutschen Namens und der deutschen Zukunft inner- halb einer neuen, besseren Ordnung der Welt! e ARB BITS AUSSCHUSS DEUTSCH EU DEMOKRATEN IN ARGENTINIEN Balder Ölden, Präsident. DAS ANDERE DEUTSCHLAND Dr. August Siemsen H. Grönewald x AS. DE SOCORROS MUTUOS, CULTU- RAL, Y DEPORTIVA "ADELANTE" (VORWAERTS) Brich Bunke Erich Bunke Juan Oblak CLUB BLAU -WEISS R. Schlesinger K. Ehrenhaus VOLKSBLATT Erich Sieloff Rudolf Weinmann COMISION DEMOCRATICA ALBMAWA R. Kunz M. Kaufmann DEUTSCH-ARGENTINISCHE VEREINIGUNG (Villa Ballester) Fritz Herrmann Emil Freytag Sastreria CARLTON ESMERALDA 117 U.T. 34-5020 zahlungserlbichterungbn JAHRESENDE 1942 JAHRESANFANG 1943 MIT DEN FREIEN DEUTSCHEN! Die grosse Sylvesterveranstcrltüng des VEREINS VORWAERTS am 31. Dezember in den Sälen des Vorwärtshauses Rinc6n 1141 VERTRETUNGEN DES ANDEREN DEUTSCHLANE IM AUSLAND BOLIYIA Wolfgang Hirsch-Weber, Casilla 71, TARIJA. Dr. Ehrhardt Loehnberg, Lista de Co- reo, TARIJA. Sr. Ing. W. Ossowsky, Casilla de Co- rreo 174, COCHABAMBA. BRASIL Dr. Curt Fabian. Caixa Postal 3289. SAO PAULO. Friedrich Kniestedt, 514 Petröpolis, Rio PORTO ALEGRE. LA^OTRA ALEMANIA, Casilla 9086, SANTIAGO DE CHILE (Chile). Oscar Chylik, Casilla 423, OSORNO. COLOMBIA LOS AMIGOS DEL LIBRO, Apartac Nacional 2756, Calle 16 No. 6-50, BOGOTA. A.N.F.B.A., Apartado Aereo 3530, BOGOTA. Avenida Bage Grande do Sul, CUBA Walter Dickhaut, Calle 28 No. 162 — VEDADO-HABANA PARAGUAY Albert Günther, Casilla 417, ASUNCION. Enrique Block, poste restante VILLARICA Alwin Heuke, PASO YOBAI via Villarica. URUGUAY^ Club AlemSn toidependiente, Galicia 1270, MONTEVIDEO . Annemarie Rübens, COLONIA VAL- DENSE Depto. Colonia. Lothar Sulzberger, Ceballos 1173 RIVERA. VENEZUELA F. 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