DAS ANDERE' DEUTSCHLAND VI. Ano NO. 58 ENERO DE 194 3 DER KONGRESS IN MON- TEVIDEO. August Siemsen: Reaktion und Revolution in Europa. Hans Jahn: Zehn Jahre Hit- ler. Lothar Sulzberger, Deut- sche in Südamerika. Aus der antifaschistischen Bewegung in Süd- amerika. Englische Stimmen. E. Maiwald: Der Fäll Emil Ludwig. E. Lakenbacher: Oesterrei- chische „Nati o n a 1 e Einheitsfront" und die Folgen. „Heute und Morgen". o I e m a nes l$b r*s de A rtf* r i c a de* Suis BRUCKSACHEN ALLER ART In modernster Ausführung ENRIQUE SÄLINGER RECONQUISTA 656 - Dep. 5 U. T. «1 - 5577 Deutsche Schneiderei „Kundendienst" Wenden, Reinigen, B'ügeln, Färben, Reparaturen, Modernisieren, Neuan- fertigung von Damen- u. Herrengarde- robyn in preiswerter u. guter Ausfüh- rung. Guanacache 2464. U. T. 73-6868 „ PENSION SCHIFFER General Faz 1908. TT. T. 7K-1793, 1 Qua- der Cubiido vermietet gut mobl. Stra- ssenzimmer mit Pension, gute bürgl. Küche, Warmbäder u. sonst. Bequem- lichkeiten. Tischgäste willkommen. 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T. 73-2516 DAS ANDERE DEUTSCHLAND (LA OTRA ALEMANIA) £^8^ A'MERICA^SUR Editor y d i r ec t o r: Dr. AUGUSTO SIEMSEN, ex - diputado del Reichstag. TUCUMAN 309 - BUENOS AIRES - U. T. 31 - 3922 JAHRGANG VI. — Nr. 58 — Januar 1943 RKC1BTRO NACIONAL DE LA PROPIE DAD INTELECTUAL No. 1 04.574 Der Kongress in Montevideo Schon vor einem Jahre wollte Das Andere Deutschland einen Kon- gress der antifaschistischen Deutschen Südamerikas nach Montevi- deo einberufen. Damals scheiterte die Durchführung an technischen Schwierigkeiten. Heute erscheint die Abhaltung dieses Kongresses um so viel dringender, als er in einer viel weiter fortgeschrittenen mi- litärischen und politischen Situation erfolgt, die bereits die Aussicht auf das Kriegsende eröffnet und uns damit vor die Probleme der Nachkriegsregelungen stellt. Der Kongress, der vom 29. bis 31. Januar 1943 stattfindet, soll Zeug- nis davon ablegen, dass es eine aktive Bewegung der antifaschisti- schen Deutschen in Südamerika gibt, und dass sie trotz aller Schwie- rigkeiten eine erfolgreiche und beachtliche Arbeit geleistet hat in der Bekämpfung der Quinta Columna. Der Kongress soll diese Arbeit noch mehr, als es schon bisher der Fall war, vereinheitlichen und verstärken. Gegenüber den südamerikanischen Gastländern wird er die Loyali- tät der antifaschistischen Deutschen zum Ausdruck bringen und ih- ren Willen, alles nur Mögliche zur Abwehr von Angriffen und An- schlägen gegen die Gesetze und Einrichtungen der südamerikani- schen Republiken zu tun. Der Kongress soll der Solidarität Ausdruck geben mit allen Völkern, die im Kampf gegen die Agression der Hitlerdiktatur und der Ach- senmächte stehen. Er wird feierlich protestieren gegen die Schmach des Antisemitismus und die abscheuliche Verfolgung der Juden, so- wie gegen die Unterdrückung und Terrorisierung der Völker Euro- pas, mit deren freien Vertretungen die freien Deutschen in Südameri- ka schon heute Zusammenarbeit zur Vorbereitung des europäischen Neuaufbaus erstreben. Der Kongress wird in einer programmatischen Erklärung die politi- sche Linie und die politischen Ziele der deutschen Opposition in Süd- amerika darlegen. 1 Er wird sich in einer Radiobotschaft an das deutsche Volk wenden. En einer grossen öffentlichen Kundgebung werden neben Vertretern der antifaschistischen Deutschen Vertreter Uruguays und der freiem Nationen zu Worte kommen. * Jeder deutsche Antifaschist, der im Besitz einer vom „Andern Deutsch- land" ausgestellten Bescheinigung ist, kann an dem Kongress teil- nehmen. Alle näheren Angaben erteilt unser Sekretariat. Wir bitten, die Anmeldungen möglichst bald vorzunehmen, damit die notwendi- gen Dispositionen von uns getroffen werden können. August Siemsen: REAKTION UND REVOLUTION IN EUROPA 1. Reaktionäre Bestrebungen Pearl Buck, die berühmte Verfasserin des Ohina-Romans „Die gute Erde", hat auf einem Bankett zu Ehren von 28 Nobelpreisträgern in New York ge- sagt, dieser Krieg sei aus einem an- geblichen Kampf um die Freiheit zu einer rein militärischen Auseinander- setzung geworden und nur durch ein Wunder könne noch verhindert wer- den, dass nach diesem Kriege ein neu- er Krieg zur Rettung der Freiheit ge- führt werden müsse. Zweifellos sind die reaktionären Kräf- te, in erster Linie der Monopolkapi- talismus, schon heute zielbewusst am Werke zu verhindern, dass dieser Krieg zu einer wirklich grundsätzli- chen Neuordnung der Welt führe, d. h. - dass er der Ausbeutung und der Verelendung der Massen im eigenen Lande, sowie der Ausbeutung und Entrechtung fremder Völker durch die Beseitigung des Kapitalismus und Imperialismus ein Ende setze. Diesel- ben Kreise, die Horthy-Ungarn, Mus- solini-Italien und Hitler-Deutschland begünstigten, die die spanische Repu- blik den faschistischen Henkern aus- lieferten, die in München „den Frie- den retteten", denen immer und über- all ihre Klassenprivilegien und inr Profit an erster Stelle standen, sind heute eifrig bemüht, ihren Frieden vorzubereiten . Der französische Sozialist Louis Levy schilderte in der Augustnummer von „International Socialist Forum" die Gefahr eines halbfaschistischen Nach- kriegseuropa unter Hinweis auf die Sympathien vieler englischer Konser- vativer mit dem portugiesischen Dik- tator Salazar, mit Franca, mit König Leopold von Belgien, mit dem italie- nischen König, mit den Hahsburgern und mit Darlan, den sie an die Stelle Petains gesetzt hätten, als sich ge- zeigt habe, dass mit diesem wegen seiner völliger Kapitulation vor Hit- ler nichts mehr zu machen gewesen sei. Höchst bezeichnend erscheint uns die Entwicklung des Falls Darlan. Man möchte der entrüsteten Welt mit Hil- fe einer schnell einschwenkenden Presse die Einsetzung dieses notori- schen Verräters und Faschistenfreun- des zum Regenten von Nordafrika, mit der abgeschmackten Behauptung schmackhaft machen, dadurch seien viele Menschenleben gespart worden. Würde man nicht ganz andere Mas- senkrafte entfesseln können, würde man dadurch den Krieg nicht abkür- zen und unendlich mehr Menschenle- ben sparen können, wenn man statt diplomatischer Kniffchen und statt Paktierens mit den diskreditier testen Helfershelfern der Achse den schar- fen Strich zöge, der den unterdrück- ten Völkern und Massen zeigen wür- de, dass „ein Hüben und Drüben nur gilt", und dass dieses Hüben für klar- umrissene Ziele der Freiheit der Völ- ker und der Gleichheit der Menschen kämpft! Ebenso schlimm wie der Fall Darlan ist der Fall Franco, den man weiter- hin mit erstaunlicher Rücksicht und Sanftmut behandelt. Wenn Eden auf Anfrage geantwortet hat, es sei zweck- los Franco wegen seiner unverschäm- ten Provokationen zur Rede zu stel- len, da er sich nicht darum kümmern werde, so ist das ebenso zu bewerten, wie die Rechtfertigung der Nichtex- kcmmunizierung Hitlers durch den Papst, die mit dem erstaunlichen Ar- gument erfolgt ist, dass Hitler dadurch ja nicht gebessert werde. Die Königin von Holland sieht den Sinn des Krieges in der Wiederher- stellung des holländischen Kolonial- reiches, dessen furchtbare . Verskla- vung der Eingeborenen Multatuli zu dem Wort trieb: „ES liegt ein Raub- staat zwischen Maas und Scheide". Wenn Churchill das englische Impe- rium aus dem Krieg retten möchte, so ging der englische Gesandte in Ar- gentinien kürzlich einen Schritt wei- ter, als er die Hoffnung aussprach, es noch verstärkt aus dem Krieg her- vorgehen zu sehen (vgl. in dieser Nr. „England spricht"). Belgische Kapita- listenkreise möchten die soziale Re- vblution durch eine Diktatur des Kö- nigs Leopold verhindern. Der profa- schistische europäische Monopolkapi- talismus sucht sich, da er den Glau- ben an Hitler verloren hat, schnell umzuorientieren zum gemeinsamen Nachkriegsgeschäft mit City und Wall- street. Herr Hess gehörte nicht zu den Gefesselten, aber die 25.000 eingeker- kerten Antifaschisten in. Darlan-Afri- ka sind noch nicht befreit. Man könnte diese Zusammenstellung nceh fortsetzen — etwa durch Will- kies, in der Presse nur sehr abge- schwächt wiedergegebenen Erklärun- gen über die katastrophal schlecnte Belieferung der Sowjetunion und noch mehr des revolutionären China mit Kriegsmaterial — aber man versteht schon so zur Genüge die Befürchtun- gen Pearl Bucks. Um so mehr, wenn man nicht vergessen hat, was aus den Friedens-, Freiheits- und Völker- bundsversprechungen des vorigen Weltkrieges geworden ist. Das Hauptablenkungsmittel der Reak- tion wird diesmal die Schürung des Hasses nicht gegen die Nazis, sondern gegen das gesamte deutsche Volk sein. Nachdem die Methode der antisemiti- schen Hetze so herrliche Erfolge ge- zeitigt hat, erscheint eine solche sum- marische Hetze als höchst probates Mittel. Die Häufung grauenhafter Ver- brechen durch die Nazis und das un- geheuerliche Schuldmass der Hitler- diktatur machen diese Hetze noch viel leichter als die gegen die unschuldigen Juden. Viele harmlose Menschen ge- ben sich aus ihrer berechtigten Em- pörung gegen diese Verbrechen her- aus zu unbewussten Werkzeugen her für die sinistren Pläne zur Aufrecht- erhaltung einer „Ordnung", die zu Krise und Faschismus, zu Judenver- folgung und Weltkrieg geführt hat. 2. Sozialistische Bewegung Glücklicherweise mehren sich . die Nachrichten, die von einer Aktivie- rung and Konsolidierung der linken Gegenkräfte in Europa zu berichten wissen. Das Mitteilungsblatt des In- ternationalen Transportarbeiter-Ver- bandes vom 12. August leitet Berichte darüber mit den Worten ein: „Unter dem Terror der Gestapo bereiten sich sozialistische Geheimorganisationen Europas für den Kampf um eine bes- sere Zukunft vor." Frankreich. — Am 15. Juni veröffent- lichte „Le Populaire", die illegale Zei- tung der französischen Sozialisten, ein Manifest, in dem die Franzosen auf- gefordert werden, schon jetzt mit den Vorarbeiten für eine bessere Nach- kriegswelt zu beginnen. Ziel des So- zialismus sei und bleibe eine weltum- spannende Gemeinschaftsordnung, die auf Gerechtigkeit im Innern und auf Frieden und Gleichberechtigung aller Völker beruhe. Die soziale Demokra- tie in Frankreich sei eine notwendige Voraussetzung der internationalen Demokratie. Ein Revanchefrieden sei abzulehnen; man müsse zwischen Na- zis und Deutschen unterscheiden. Eu- ropa und die Welt könnten nur exi- stieren, wenn der kommende Friede jeden Machtmissbrauch, jede Unter- drückung und territoriale Zersplitte- rung unmöglich mache. Die in den illegalen Gruppen zirkulie- renden „Gedanken über die Verfas- sung der 4. französischen Republik" fordern internationale Planwirtschaft und als deren Voraussetzung die So- zialisierung der Produktions- und Tauschmittel. In Frankreich seien die Voraussetzungen für eine solche radi- kale Umgestaltung nach der Nieder- lage Hitlers durch die jüngste Ent- wicklung gegeben. Die nationale Be- freiungsbewegung werde gleichzeitig eine Bewegung sozialer Befreiung sein, die die Menschenrechte der französi- schen Revolution durch die Unter- mauerung mit der wirtschaftlichen Befreiung des Sozialismus verwirkli- chen müsse. Das Manifest erstrebt den Zusammenschluss der Arbeiter, Bau- ern und derjenigen christlichen Krei- se, die sich zur sozialen Gerechtigkeit und zum humanitären Geist beken- 3 nen. „Die französische Republik ist eine Gemeinschaft der Arbeiter, einig, ohne Unterschied der Herkunft, der Rasse oder des Glaubens", soll der er- ste Grundsatz der erstrebten Verfas- sung lauten. Die Forderung der Frei- heit der Religion und des Kultus wird mit der der Weltlichkeit des Schulwe- sens vereinigt. Die Verwaltung soll föderativ sein. Belgien: In Belgien haben sich illegale sozialistische und christliche Arbeiter- organisationen zusammengeschlossen, um den von de Brouckere enthüllten Plan führender Finanz- und Militär- kreise zu vereiteln, nach dem Krieg eine Diktatur des Königs Leopold zur Verhinderung der sozialen Revolution und zur Aufrechterhaltung ihrer Klas- senprivilegien zu schaffen. Das Ziel ist, gleich nach dem Kriege eine Regie- rung der Arbeitereinheit zu bilden, dann auf die Dauer den Arbeitern die Mehrheit zu sichern und ihnen damit die Macht zu geben zu einschneiden- den Reformen, welche „die Wirtschaft der kapitalistischen Vorherrschaft entziehen und dem Gemeiniiiteresse unterstellen" sollen. International wivd Gleichberechtigung — auch in der Rohstoffversorgung — und die Zu- sammenarbeit aller Völker gefordert. Innerhalb der zu schaffenden Welt- gemeinschaft sollen regionale Grup- pen gebildet werden. Beiden müssen Exekutivorgane zur Durchführung ih- rer Beschlüsse zur Verfügung stehen. Tschechoslowakei: Unter dem furcht- baren Eindruck des Verrats von Mün- chen hat die tschechoslowakische So- zialdemokratie sich zunächst in ia- tionalistische Gedankengänge drän- gen lassen. Unter Hitlers Herrschaft ist dieses Stadium überwunden wor- den. In einer programmatischen Er- klärung, die schon im Jahre 1940 an- genommen wurde, sprechen die tsche- chischen Sozialisten die Ueberzeugung aus, dass dieser Krieg eine völlige Umgestaltung der Gesellschaft brin- gen wird, deren Pioniere die arbeiten- den Massen sein müssen. Diese müss- ten sich darauf vorbereiten ,im ent- scheidenden Augenblick alle Vollzugs- und Administrativgewalt des Staates zu übernehmen. Polen. — Wie in Frankreich und Bel- gien, so sucht man auch in Polen eine breitere Front der politischen und so- zialen Freiheitsbewegung zu .schaffen. Schon im Herbst 1941 haben Soziali- sten, Bauernvertreter und Intellektuel- le eine Geheimkonferenz abgehalten 4 zur Konzentration der demokratischen Kräfte, um nach der Befreiung Polens „durch eine Volksregierung entschei- denden Einfluss auf die Lenkung des Staates zu erringen". Das gemeinsame Programm verlangt eine Bodenreform mit entschädigungsloser Enteignung der grossen Güter, die Vergesellschaf- tung geeigneter Industriebetriebe, Förderung des Genossenschaftswesens, „Beseitigung der Ausbeutung von Mensch durch Mensch"; regionale und kommunale Selbstverwaltung. Es schliesst mit den Worten: „Die polni- sche Demokratie .ideell geeinigt und politisch diszipliniert . . . muss sie- gen und eine neue Aera der Entfal- tung Polens im brüderlichen Zusam- menleben mit anderen freien Natio- nen einleiten". Gemeinsam ist den skizzierten Pro- grammen, denen der Marxist z. T. Unklarheit der Zielsetzungen und der Methoden vorwerfen mag, der Wille zur sozialen Umgestaltung, die Er- kenntnis, dass dazu Macht die erste Voraussetzung ist, und die Verbreite- rung der politischen und sozialen Freiheitsfront, um dadurch der Bewe- gung den notwendigen Umfang und die notwendige Stosskraft zu geben. Ueber die bewundernswerte Arbeit, welche der „Bund", die jüdisch-sozia- listische Organisation in Polen unter den grössten Schwierigkeiten leiste b, ist bei der Bruderorganisation in Amerika ein Originalbericht einge- troffen. Bis zum Bericht erschienen in jiddischer und polnischer Sprache acht wöchentliche oder monatliche Publikationen. Gruppen, Parteirat und Vollzugsausschuss hatten ihre regel- mässigen Sitzungen. Die gut funktio- nierenden Partei- und Jugendgruppen werden als Kader Organisationen be- trachtet, die im geeigneten Moment grosse Schichten erfassen werden. Mit den polnischen Sozialisten besteht engster Kontakt, während die reak- tionäre illegale polnische Presse z. T. nach wie vor antisemitisch ist. Beson- ders interessant sind folgende Aus- führungen: „Von den jüdischen poli- tischen Parteien sind die Bundisten die einzigen, die all ihre Hoffnungen mit der Befreiung Polens verbinden. Die Zionisten aller Färbungen träu- men nach wie vor von Palästina; die konservativen Elemente warten passiv auf Erlösung . . . Wir sind gegen jeg- liche Emigrationslösung der Judenfra- ge und verteidigen unser Prinzip völ- liger nationaler und bürgerlicher Gleichberechtigung mit national-kul- tureller Autonomie in einem freien, unabhängigen sozialistischen Polen als Teil einer freiwilligen Föderation so- zialistischer Republiken Europas." Die Frauen. — Wenn die Berichte aus Frankreich, Belgien, Polen sich auf die Zusammenarbeit der revolutionären und fortschrittlichen Kräfte im na- tionalen Rahmen beziehen, so wollte eine internationale Frauenkonferenz, -die in London am 3. Jahrestag des Kriegsausbruches stattfand, die inter- nationale sozialistische Verbundenheit betonen, Auf ihr sprachen Vertrete- linnen aus England, Frankreich, Bel- gien, Polen, Tschechoslowakei, Norwe- gen, aber auch aus Oesterreich, Ita- lien und Deutschland. Dass nur ein sozialistisches Europa den Frieden si- chern könne, war die allgemeine Auf- fassung. Freie Ungarn. — Im gleichen Sinne hat'Michael Karolyi, der frühere Prä- sident Ungarns, an den Vorsitzenden der „Freien Ungarn" in Kanada ge- schrieben: „Das Schlagwort der Nazis heisst totaler Krieg; unsere Zielset- zung ist der totale Friede. Aber nur der Blinde sieht nicht, dass im eng- sten Zusammenhang mit dieser neuen Welt der Aufbau der sozialistischen Ordnung steht. Wenn wir nach dem Kriege leben wollen, können wir die Zeit nicht vergeuden mit halben Mass- nahmen. Allzu teuer mussten wir es bezahlen, dass wir uns von Politikern und Diplomaten führen liessen, die mit den arbeitenden Millionen keiner- lei Verbindung hatten". Das republikanische Spanien. — In der unauslöschlichen Erinnerung an den Verrat Europas an der spanischen Re- publik und unter dem Eindruck der Thronerhöhung Darlans und des Ent- gegenkommens gegen Franc» veröf- lentlichte „Espana Republicana", die tapfere Zeitschrift der republikani- schen Spanier in Buenos Aires, kürz- lich unter der Ueberschrift „Gobier- nos libres y hombres libres" einen Ar- tikel, der die Befürchtung aussprach, dass ein Sieg der „freien" Regierun- gen zur Etablierung halbfaschistischer Gouvernements in Europa führen kön- ne, und in dem der rechtzeitige Zu- sammenschluss der wirklich freien Menschen in der Welt zur Verhinde* rung solcher Absichten verlangt wur- de. Diese Forderung von „Espana. Republi- cana" scheint nach den Nachrichten der letzten Monate in Europa auf dem Wege zur Verwirklichung. Sie gilt auch für die übrige Welt, insbesondere für die europäische Emigration. Die Konferenz, die „Das Andere Deutsch- land" nach Montevideo einberufen hat, soll ein Schritt auf diesem Wege :3ein. Hans Jahn: ZEHN JAHRE HITLER Am 30. Januar ist es zehn Jahre her, dass Hitler sich durch Betrug und Terror die Macht in Deutschland erschlich. Wohl noch nie im Laufe der Geschichte sind in einem so kurzen Zeitabschnitt eine solche Unzahl von Verbrechen und Verrätereien, eine solche Fülle von Zerstörung, Mord, Raub und Gewalttaten, eine derartige Brutalisierung und E'ntmoralisierung zusammengedrängt worden. Vor den Nazigreueln in Europa verblassen die Schrecken des Dreissigjährigen Krieges und die Grausamkeiten der Inquisition. Zehn Jahre nach dem Regie- rungsantritt des Braunauers steht die ganze Welt in Flammen und sind die aussereuropäischen Grossmächte gezwungen, einen opferreichen Kampf um ihre Existenz zu führen. Diese Katastrophe ist umso entsetzlicher, als sie hätte vermieden werden kön- nen, wenn die Mächte, die heute zum Teil vom Stiefel der braunen Eroberer zertreten sind, früh genug das wahre Gesicht des Nationalsozialismus erkannt hätten. Der Nationalsozialismus kann nur totalitär sein, sowohl in seinem Herr- schaftsanspruch über die Geister, wie in seiner räumlichen Ausdehnung, oder er kann gar nicht sein. Lächerliche Illusionen, Zeugnisse tiefsten Nichtbegrei- fens, waren all die pfiffigen Pläne und politischen Kolumbuseier jener Staats- männer, die da glaubten, den Hitlerismus für ihre Zwecke einspannen und so- gar durch „gegenseitiges Aufreiben" zwei lästige Staatsgebilde gleichzeitig ent- machten zu können. Von den Morden, Brandstiftungen und Pogromen in Deutschland selbst führt ein gerader Weg zur Verwüstung Europas, und man hätte diese verhindern können, wenn man gegen jene eingeschritten wäre, an- statt sich als innerpolitische Angelegenheit einer fremden Nation abzutun. Hitler ist kein vom Himmel gefallenes Phänomen, und seine negative Einma- ligkeit ergibt sich aus der besonderen Schwere der Krise, deren Produkt er ist. Für den deutschen Kapitalismus ging es diesmal wirklich um die Existenz, und die Gefahr einer gewaltsamen Umformung des Wirtschaftssystems wurde umso aktueller, je mehr durch die Erfolge der Sowjetunion die Realisierbarkeit eines sozialistischen Wirtschaftsideals bewiesen wurde. Von der deutschen Grossin- dustrie finanziert, von preussischen Junkern in den Sattel gehoben und von der internationalen Reaktion begönnert, erhob sich der Nationalsozialismus und ent- wickelte bald jene Eigengesetzlichkeit, die ihn vom Werkzeug seiner Geburtshel- fer zu ihrem Herrn machte. Wie hat nun das deutsche Volk auf die zehn Jahre Hitler reagiert? Es ist si- cher, dass in den ersten Jahren der Naziherrschaft Hitler durch seine Arbeits- beschaffung (auf der Grundlage einer gigantischen Aufrüstung und zielbe- wussten Kriegsvorbereitung) sowie durch leichte aussenpolitische Erfolge selbst in den Reihen der Skeptiker oder früheren Gegner viele Anhänger gewann. Be- sonders die Reichswehr, die sich zunächst abwartend verhalten hatte, ging bald ohne Reserven mit dem Mann', der ihren Revanchekrieg vorbereitete. Immer aber standen Millionen — besonders in der Arbeiterschaft — gegen den neuen Staat, und diese Opposition ist seit Kriegsbeginn zahlenmässig gewaltig ge- wachsen. Allein die Zahl der Hinrichtungen und Verurteilungen, die bekannt werden, spricht eine sehr deutliche Sprache. Jedoch kann diese innerdeutsche Opposition sich unter dem Spitzelsystem der Nazis nicht so organisieren, dass sie von sich aus das Regime erschüttern könnte. Ehe nicht das Heer selber, durch Niederlagen oder zweckloses Opfern zermürbt, sich gegen die braunen Hsrren erhebt, sind die Millionen der innerdeutschen Antifaschisten ohnmäch- tig. Der Beginn der Hitlerherrschaft in Deutschland war der Beginn der deutschen Emigration, die eigentlich erst im letzten Jahre infolge der kriegerischen Er- eignisse zum Stillstand kam. Ihr Charakteristikum und ihre Tragik ist in der Tätsache zu suchen, dass sie in ihrer überwiegenden Mehrheit aus „Wirt- schaftsemigranten" und aus Rassegründen Vertriebenen besteht. Viele dieser Flüchtlinge lehnen es auch heute noch ab, sich mit Politik zu befassen, andere reagieren auf die ihnen angetanen Ungerechtigkeiten mit einem blinden Hass gegen das ganze deutsche Volk. Für die politische Emigration stellt dieses tote Gewicht natürlich eine starke Belastung dar, die sogar zur Gefahr wird, wenn ein solcher Glaube an die ausnahmslose Nazifizierung des deutschen Volkes öffentlich proklamiert wird. In der politischen Emigration selbst hat im Laufe der Jahre eine gewisse Klä- rung und Neuorientierung stattgefunden, durch die wertvolle politische Arbeit ermöglicht wurde. Dennoch stellt diese politische Emigration durchaus kein ein- heitliches Gebilde dar und umfasst von ausgesprochenen Mitschuldigen and Reaktionären wie Otto Strasser und Rauschning bis hin zur äussersten Linken die verschiedensten Gruppen und Schattierungen. Es sind Stimmen laut ge- worden, die zur wirksamen Bekämpfung Hitlers und zwecks einer einheitlichen Repräsentierung des antihitleristischen Deutschland eine Zusammenfassung all dieser verschiedenen Richtungen fordern. Eine solche Vereinheitlichung hiesse allen Erkenntnissen über die Kriegsursachen und all unseren Forderungen iür die Gestaltung eines kommenden Deutschlands in einem neuen Europa ins Gef- sicht schlagen. Soll dieser Kampf ein Ringen um soziale und politische Neuge- staltung sein, so kann die Opposition gegen das heute Herrschende nicht zusam- men mit den Vertretern des Gestern gebildet werden; sollen die Ursachen neuer Konflikte ausgemerzt werden, so können nicht Sozialisten mit Reaktionäre^, Demokraten mit Gewaltgläubigen, Gestalter der besseren Zukunft mit Bewah- rern der überlebten Vergangenheit zusammenarbeiten. Es gilt, klare Fronten zu schaffen, nicht erst wenn der Zusammenbruch Hitlers da ist, sondern schon hier und bald. Es kommt darauf an, dass die Gruppen, die wirklich für das Neue kämpfen, ohne kleinliche Haarspaltereien sich auf gemeinsame Grundlagen des Kampfes einigen. Diesem Ziel soll die Konferenz dienen, die das Andere Deutschland zum zehnjährigen Geburtstage des Hitlsr- regimes nach Montevideo einberuft. Sie soll klären und einigen, ohne wegen der Einigkeit um jeden Preis auf die so notwendige Klarheit des Wollens zu ver- zichten. Sie soll in einem kritischen Augenblick, in dem sich Kriegsziele zu ver- schieben drohen und Opfer umsonst gebracht scheinen, die Stimmen der anti- faschistischen Deutschen für den Fortschritt und die wirkliche Freiheit ertö- nen lassen. 6 „VERBUENDETE IN DEUTSCHLAND" „Allies inside Germany" nannte sich die Ausstellung über die illegale Arbeit in Deutschland, die von Juli bis'Ende August dieses Jahres in London veranstaltet wurde und durch die Darbietung von Tatsachen die reaktionäre Vansittart-Pro- paganda Lügen strafte. Die Ausstellung wurde von 25.000 Personen besucht. Im Septemberheft von „The Lest News" schreibt Victor Gollancz, die Ausstel- lung habe gezeigt, was in Deutschland „unter unglaublichen Schwierigkeiten und mit dem -Geist des ausserordentlichen Heldentums" getan werde, um, dag Hitlerregime zu stürzen. Es sei eine der wichtigsten Aufgaben jedes fortschritt- lichen Engländers, die deutsche und europäische Revolution zu unterstützen. Man könne nicht oft genug1 wiederholen, dass die Niederlage Hitlers von aussen her zwar unentbehrlich sei, dass sie aber ausserordentlich beschleunigt werden könne durch die innere Revolution und durch das Zusammenarbeiten der re- volutionären Kräfte mit den alliierten Heeren. Ein Sieg der Alliierten aber ohne die deutsche und europäische Revolution würde bedeuten, dass ein grosser Teil der Siegesfrüchte verloren gehe. Wenn die Reaktionären erklärten, eine Revolution in Deutschland sei unmög- lich, so sei lediglich der Wunsch der Vater des Gedankens, denn nichts wünsch- ten sie weniger als eine solche Revolution. Kopien der erfolgreichen Ausstellung sollen in allen englischen Grosstädten ge- zeigt werden. Wir werden uns bemühen, eine Ausstellung solcher Kopien auch hier zustande zu bringen. Lothar Sulzberger (Uruguay): DEUTSCHE IN SUEDAMERIKA Als der Verfasser dieser Zeilen im Jahre 1929 südamerikanischen Boden betrau, um eine Stellung bei der Einkaufsfiliale einer dutschen Tabakfirma in der nord- brasilianischen Stadt Bahia anzutreten, hatte sich gerade innerhalb der dorti- gen deutschen Kolonie ein Ereignis zugetragen, das ihm seinerzeit unverständ- lich war, ihm später aber typisch für den in diesen Kreisen herrschenden Geist ■erschien. Einige Wochen zuvor hatte das deutsche Import- und Exporthaus Westphalen, Bach & Krohn sein fünfzigjähriges Geschäftsjubiläum begangen. Vertreter der brasilianischen Staatsregierung und des ansässigen Handels hatten den Feier- lichkeiten, die im deutschen Klub „Germania" stattfanden, beigewohnt. Nur der deutsche Konsul war nicht erschienen. Was war der Grund dieses Fernbleibens? Es war dem Konsul hinterbracht worden, dass der Saal des Deutschen Klubs mit den alten Reichsfarben schwarz-weiss-rot ausgeschmückt werden sollte, "worauf er es als amtlicher Vertreter der deutschen Republik ablehnte, an den Jubiläumsfeierlichkeiten teilzunehmen. Daraufhin nun entstand ein Wüh- len und Intrigieren gegen den Konsul, der nicht mehr getan hatte als seine Pflicht. Die Spiesser der deutschen Kolonie Bahias waren allerdings anderer Meinung: Nicht nur, dass man jeden Kontakt mit dem Konsul abbrach, darüber hinaus verfasste man noch eine Denkschrift, welche die Ereignisse in verzerr- ter Form wiedergab, und sandte diese an das deutsche Aussenministerium ab mit der Bitte, den Konsul Schmidt von seinem Amte abzuberufen, nachdem er nicht imstande sei, die „Belange" der Deutschen in Bahia nach Gebühr zu wah- ren: Das also war mein erster Eindruck von auslandsdeutschen Kreisen. Man regte sich darüber auf, dass der Konsul sich geweigert hatte, seine Regierung unter einer Farbe zu vertreten, die in jenem Deutschland, von dem ich gerade kam, das Symbol für diejenigen Kreise war, welche dem Staate in offener Feindschaft ge- genüberstanden, und die wirklichen Reichsfarben spöttisch mit Schwarz-Rot- Sch... bezeichneten. Ungefähr ein Jahr später erhielt ich von Freunden aus Deutschland Lion Feucht- wangers zweibändiges Werk „Erfolg". Dieses Buch schilderte in Romanform die Zustände in Deutschland, besonders im reaktionären Bayern, um das Jahr 1930 7 herum und gab eine lebendige Darstellung von der Entwicklung der national- sozialistischen Partei innerhalb der Weimarer Republik, wobei nur die Namen der Hauptpersonen verändert worden waren, ohne dass damit die Identität der einzelnen Persönlichkeiten irgendwie in Frage gestellt wurde. Abgesehen von der ausgezeichneten Tatsachenschilderung' erschien mir Feuchtwangers Werk auch sprachlich und stilistisch ausserordentlich geglückt, und ich brachte diese Meinung dem Verfasser gegenüber in einem Briefe zum Ausdruck. Dieser ant- wortete mir bald, bedankte sich für meine Worte des Lobes, über die er sicn umsomehr freue, als ihm bis dahin von deutschen Kreisen aus dem Ausland nur ungünstige und abfällige Beurteilungen des neuen Werkes zugekommen sei- en. Die Deutschen setzten sich damals hier aus zwei Kategorien zusammen: jene, die vor dem Kriege eingewandert waren, und während in Europa das gewaltige Ringen stattfand, weit vom Schuss am Stammtisch hofften, dass nach dem Krieg ein Deutschland nach den Träumen der Alldeutschen erstehen werde, und die dann garnicht begreifen wollten, dass die Sache schliesslich, trotz aller Sie- ge, so ganz anders ausging; und dann jene, die als junge Offiziere die letzten Jahre des Weltkrieges mitgemacht, dann im Baltikum und Oberschlesien das Kriegshandwerk weiter betrieben hatten, und schliesslich, als es nichts mehr zum Schiessen gab, nach Südamerika ausgewandert waren, tiefe Verbitterung und die kindische Meinung mitnehmend, dass an ihrem Unglück die republi- kanische Regierung und die Juden schuld seien. Das Feld war reif und überreif für die Ernte durch die Nationalsozialisten. Nach Hitlers Machtübernahme trat bald die Auslandsorganisation der N.S.D.A.P. auf den Plan, mit ihr die Arbeitsfront, das Winterhilfswerk und all die anderen nationalsozialistischen Organisationen. Es war ein leichtes, die bestehenden deutschen Vereinigungen gleichzuschalten. Nun endlich konnte sich der spiesse- rische Geist aufs Neue an Militärmusik über den Kurzwellensender erfreuen, nun endlich wurde wieder eine kraftvolle Sprache gesprochen, und es war Schluss mit der elenden Erfüllungspolitik. Deutsche Kriegsschiffe besuchten südamerikanische Häfen, und die Haltung der blauen Jungen waren ein Be- weis für die herrliche Disziplin des „Neuen" Deutschlands. Wo vereinzelt Nach- richten über Terror massnahmen, Konzentrationslager, Judenverfolgungen durchsickerten, wurden diese entweder als „notwendige Begleiterscheinungen" oder ganz einfach als Lügen einer übelwollenden Presse hingestellt, die natür- lich die Wiedererstarkung Deutschlands unter dem nationalsozialistischen Sy- stem mit schelen Augen und Neid betrachtete. Mit Begeisterung opferte man seine Mürels und Pesos für die Winterhilfe, um den „Aermsten der Armen" drü- ben in Deutschland für den Winter ein warmes Zimmer und ein Stück Brot ?.u garantieren, während die lokalen Parteibonzen ein Leben führten, das die Ein- künfte aus ihren bürgerlichen Berufen meist nicht rechtfertigten. Die Gelder aber, eingesammelt unter mehr oder weniger Druck und unter dem Mantel der Wohltätigkeit, wurden für die Propaganda innerhalb des Gastlan- des verwendet. In den südamerikanischen Städten wurden „Deutsche Häuser gegründet, in deren Speisesälen einem der Braunauer mit seinem sturen Blick beim Essen anschaute, und wo sich die kleinen Angestellten mit erhobener Hand und „Heil Hitler" begrüssten. Wanderredner der N.S.D.A.P. zogen im Lande umher, um den Volksgenossen ihre persönlichen Eindrückte über die paradiesi- schen Zustände im Dritten Reich zu berichten. Kunstausstellungen wurden ab- gehalten, um zu zeigen, wie ganz anders im nationalsozialistischen Deutschland gemalt und gezeichnet würde, als zur Zeit der entarteten Kunst des Kulturbol- schewismus, und der vorgeführte Hitler-Kitsch entsprach dem Geschmack des deutschen Durchschnittsspiessers. Ueber den friedlichen Gestaden Südamerikas erschien böse und unheildräuend das Hakenkreuz, riesenhaft aufgemalt auf den Rumpf der Luftschiffe »Oiaf Zeppelin" und „Hindenburg", welche Naziagenten von Deutschland brachten und gekaufte Vertreter der südamerikanischen Presse mit nach drüben nan- men, wo sie unter der fachkundigen Leitung des Propagandaministeriums sich an Ort und Stelle von den Segnungen des Hitlerregimes überzeugen konnten. Bestehende alte deutsche Vereine wurden in irgendeiner der Auslandsorgani- sationen direkt oder indirekt unterstehenden Gruppe zusammengefasst, um.jhre Ausrichtung im nationalsozialistischen Geiste zu garantieren. Die freiheitlich denkenden Deutschen, die sich der Gleichschaltung entzogen oder die als. 8 Flüchtlinge von Deutschland gekommen waren, wurden als Kommunisten bei der Polizei angeschwärzt, die meist nur zu gerne auf derartige Denunziationen reagierte. Deutsche Militärattaches durchreisten Südamerika und bereitwillig wurden ih- nen von den Behörden die Türen zu den Kasernen, Festungen und Waffenin- dustrien geöffnet. Zu den Geburtstagen Hitlers sandten die südamerikanischen Staatsoberhäupter ergebungsvolle Glückwunschtelegramme nach Berlin, wäh- rend die nationalsozialistischen Feiertage auf südamerikanischem Boden von den deutschen Kolonien unter dem Hakenkreuzbanner nach den entsprechen- den, von Berlin kommenden Richtlinien gefeiert wurden, teils in geschlossenen Versammlungen, teils in grossangelegten Kundgebungen unter freiem Himmel, wobei dann ausser den lokalen faschistischen Vereinigungen niemals die Ver- treter der einheimischen Regierungen fehlten. Während den freiheitlichen Deutschen und den vertriebenen Juden unter dem Vorwand einer sogenannten „Auslese der Einwanderung" überall die Türen vor der Nase zugeschlagen wurden, kamen die Naziagenten ungehindert ins Land, und niemand kümmerte sich um ihre unheilvolle Tätigkeit. Bei Kriegsausbruch erklärten die südamerikanischen Regierungen ihre Neutrali- tät, die hauptsächlich darin bestand, dass man alles mögliche tat, um Hitler ja nicht zu verstimmen. Die deutschen Vertretungen und Agenten liessen Gelder springen und Beziehungen spielen, um zu verhüten, dass irgendeine südameri- kanische Regierung dem Volkswillen für eine engere Zusammenarbeit mit den Alliierten nachkam, und während die englische Blockade die Verbindungen mit Deutschland immer mehr erschwerte, waren immer noch die italienische Luft- linie und die spanischen Dampfer da, die ausreichten, um Propagandamatenal, darunter zahlreiche Filme von Deutschlands militärischen Erfolgen, nach Süd- amerika zu bringen. Die Drohung, dass ein siegreiches Nazideutschland keiner- lei Handelsbeziehungen jiach dem Krieg mit den Ländern unterhalten würde, die ihre Sympathie für die Demokratien zum Ausdruck brächten, wurde von den auf den Export ihrer Rohstoffe angewiesenen südamerikanischen Ländern lan- ge sehr ernst genommen. So war die Situation, als in Pearl Harbour Bomben auf amerikanischen Boden und amerikanische Schiffe fielen. Dann kam die Konferenz von Rio und der Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen den Achsenmächten und den meisten südamerikanischen Ländern. Und jetzt machten die südamerikanischen Länder die Entdeckung, dass es auf ihrem Gebiet so etwas wie eine Fünfte Kolonne gab, dass die sogenannten deut- schen Wohltätigkeitsorganisationen alles eher als wohl taten. Und damit schlug der Pendel nach der anderen Seite um. Nun plötzlich war alles, was einen deutschen oder italienischen Namen trug, verdächtig. Der dem Gastlande gegenüber loyale Deutsche, der Antifaschist, der Flüchtling, auch er war unerwünscht, was sich zum Beispiel nach der Kriegser- klärung Brasiliens äusserst unangenehm ausgewirkt hat. Nun wurden Haussu- chungen vorgenommen, Verhaftungen gemacht, Spione entdeckt. Schulen ge- schlossen, Vermögen beschlagnahmt, und es wurde daher oft 'wenig danach ge- fragt, ob derartige Massnahmen auch wirklich in jedem Falle gerechtfertigt wa- ren. Die nationalsozialistischen Drahtzieher aber hatten sich, als ihnen der Boden unter den Füssen zu heiss zu werden begann, meist rechtzeitig aus dem Staube gemacht und sich in — vorläufige — Sicherheit gebracht. Einige allerdings hat es doch gepackt: Vor ungefähr zwei Monaten ging durch die Presse der Bericht, dass in der brasilianischen Stadt Bahia eine Gruppe deut- scher Spione, die durch ihre Mitteilungen nach drüben die Versenkung zahl- reicher alliierter und neutraler Schiffe verursacht hatten, verhaftet wurden. Damit aber sind wir wieder am Ausgangspunkt dieses Berichtes angelangt. Die jetzt in Bahia hinter Schloss und Riegel sitzen, diese Spredtkes und Rauter- bergs, das sind dieselben, die vor vierzehn Jahren die Stänkereien gegen den deutschien Konsul gemacht haben. Nun hat sie ihr Schicksal ereilt, und im Gefängnis werden sie Zeit und Müsse haben, darüber nachzudenken, ob es der Mühe wert war, ihr Gastland der Hitlerregierung zu verraten. Es wird schwer sein, nach Kriegsende die Uberseedeutschen mit den sozialisti- schen Ideen des kommenden Deutschlands vertraut zu machen, sie dazu zu er- ziehen, dass sie in erster Linie Bürger des freiwillig erwählten Gastlandes zu sein haben, und dass die Bande, die sie mit der Heimat verbinden, in erster Linie ideeller Natur sein müssen, dass sie stolz auf ihre deutsche Abkunft sein dürfen, nicht weil Deutschland mit dem Säbel rasselt und die Welt provoziert, sondern weil deutsche Arbeit, Kunst, Literatur und Wissenschaft aus der Ge- schichte der Menschheit nicht wegzudenken sind. In dieser Hinsicht erzieherisch zu wirken, wird eine der Hauptaufgaben des kommenden, sozialistischen Deutschlands sein. DIE ANTIFASCHISTISCHEN DEUTSCHEN IN SUEDAMERIKA Das geistige und politische Niveau des Auslandsdeutschtums, zumal in Südame- rika, ist im Ganzen niedriger als das Durchschnittsniveau in Deutschland selbst. Das Auslandsdeutschtum trägt zum grössren Teil die Charakterzüge des deutschen Kleinbürgertums mit seiner geistigen Beschränktheit, seiner kultu- rellen Anspruchslosigkeit und seiner Vereinsmeierei, und es wurde so, wie das der vorhergehende Aufsatz zeigt, leichte Beute der Nazipropaganda. Auch cm Tfeil der eingewanderten deutschen Arbeiter fällt unter dieses Urteil. Aber fast überall gab es von vornherein auch aufrechte Männer und Frauen, die der Nazipropaganda nicht zum Opfer gefallen sind. Hinzu kamen die zah- lehmässig nicht grosse politische Emigration und ein Teil der bisher unpolitisch gewesenen nach Südamerika emigrierten deutschen Juden. Was not tat, war diese insgesamt nach vielen Tausenden zählenden antifaschistischen Deutschen zu sammeln und zu aktivieren, sowie Aufklärung in die indifferenten und un~ unterrichteten Kreise zu tragen. Diese Aufgabe stellte sich das vor fast sechs Jahren in Buenos Aires ms Le- ben gerufene „Andere Deutschland". Stand anfangs die Hilfsarbeit im Vorder- grund — DAD hat viele tausend Pesos für neu ins Land kommende politische Emigranten, für die Kämpfer der Internationalen Brigade und für die inter- nierten Kampfgefährten in Frankreich und in Afrika gesammelt und ohne Ab- zug von Unkosten abführen können —, so wurde doch zugleich von vornherein die Aufklärung, Zusammenfassung und Aktivierung der nichtfaschistischen. Deutschen ins Auge gefasst und trotz aller Schwierigkeiten konsequent und mit steigendem Erfolg durchgeführt. . ; , , A .. Zugleich arbeitete Das Andere Deutschland den Nazis entgegen durch Aufklä- rung der argentinischen, dann der südamerikanischen Öffentlichkeit und durch Aufdeckung der Tätigkeit der Quinta Columna. Mit Rücksicht auf neue gesetzliche Bestimmungen über die politische Betätigung von Ausländern musste Das Andere Deutschland für seine politische Arbeit die Form einer Zeitschrift annehmen. Diese Zeitschrift erschien zunächst hekto- graphiert als Mitteilungsblatt, später in langsam wachsendem Umfang gedruckt und hat heute zusammen mit der Jugendzeitschrift „Heute und Morgen 32 Seiten. Sie gewann in fast allen südamerikanischen Staaten Leser und Freun- de ,so dass sie vor Ausbruch des Krieges den Anspruch erheben konnte, fast alle aktiven Elemente der linken deutschen Opposition in Südamerika um sich ge- sammelt zu haben, nachdem die Erfahrung gezeigt hatte, dass eine rechte deut- sche Opposition in Südamerika nicht existiert. Konsequent abgelehnt ..wurden Anbiederungsversuche der wenigen Strasseranhänger. Gewisse Schwierigkeiten ergaben sich nach dem Hitler- Stalin-Pakt, da damals ein an Zahl nicht be- trächtlicher, aber politisch aktiver Teil der Freunde des Andern Deutschland verlangte, dass E'ngland statt Hitlerdeutschlands zum* Feind No. 1 erklart und die Linie der Zeitschrift entsprechend umgestellt werden müsse. Die selbstverständ- liche Ablehnung dieser Forderung führte zum Ausscheiden der betreffenden ßruüDG Arbeit und Erfolge des Andern Deutschland hatten darunter nicht zu leiden. Obwohl bis zum Eintritt der Vereinigten Staaten in den Krieg, kaum eine süd- amerikanische Regierung die Bekämpfung der Quinta Columna durch Das An- dere Deutschland gefördert, manche sie behindert haben, gelang es, zahlreiche Machenschaften der Nazis aufzudecken und den Protest der Oeffentlichkeit oder das Eingreifen der Behörden herbeizuführen. Darüber hinaus wurde die sud- amerikanische Oeffentlichkeit durch die spanische Beilage der Zeitschrift und vor allem durch die eigenen Presseinformationen des Andern Deutschland ( in- *10 formaciones") laufend über den Nationalsozialismus und seine unterirdische Tä- tigkeit aufgeklärt. Das Andere Deutschland hat bei seiner politischen Arbeit grössten Wert auf völlige Unabhängigkeit gelegt. Da ihm keine besonderen Geldquellen zur Verfu- gung stehen, wird die immer mehr angewachsene Arbeit völlig ehrenamtlich geleistet. Ihr Erfolg wurde durch die treue Mitarbeit und Opferbereitschaft ei- nes festen Stammes von Vertrauensleuten ermöglicht. Die politisierende und aufrüttelnde Wirkung des Krieges hat dazu geführt, dass in Südamerika auch ausserhalb des Anderen Deutschlands sich politisch aktive antifaschistische deutsche Gruppen, meist lokalen, teils — in Bolivien und in Kolumbien — aber auch regionalen Charakters gebildet haben. Sie stehen xast sämtlich in guten Beziehungen zum Andern Deutschland, die leider manchmal durch die grossen Entfernungen und durch unverständliche Störungen der 'Zen- sur oder der Postbelieferung erschwert werden. In Argentinien haben sich die vorhandenen deutschen demokratischen Gruppen und Vereine zu einer Arbeits- gemeinschaft ("Comisiön Coordinadora") zusammengeschlossen. Einer der Hauptzwecke des Kongresses in Montevideo ist es, was ja von vorn- herein die Absicht des Andern Deutschland war, die antifaschistische deutsche Bewegung in Südamerika noch stärker als bisher zusammenzufassen und da- durch ihre Stosskraft zu stärken. AUS DER ANTIFASCHISTISCHEN BEWEGUNG IN SUEDAMERIKA ARGENTINIEN. Die Comisiön Coordinadora de los Ale- m'anes Antifascistas verbreitet mit deutschem und spanischem Text ein von den Vertretern der angeschlosse- nen Vereine unterzeichnetes Manifest, das der argentinischen Auflage dieser Nummer beiliegt. CHILE. Der 16. Rundbrief des Andern Deutsch- land in Chile berichtet von erfreuli- chen Fortschritten im sher stark von Deutschen bevölkerten südlichen Chi- le, das die Nazis als unangreifbare Hochburg angesehen haben. Neben zahlreichen Vertrauensleuten in den kleineren Ortschaften bestehen Orts- gruppen in Concepciön, Valdivia, Osor- no und Puerto Montt. In Santiago erscheint dieser Tage die eiste Nummer der Zeitschrift ,,'Deut- sche Blätter", herausgegeben von ei- nigen Mitgliedern des „Andern Deutschland" unter der Leitung von Albert Theile, dem früheren Chefre- dakteur der bekannten ,in Bremen er- scheinenden Zeitschrift „Die Böttcher- Strasse". In dem Programm der neuen eitsohrift heisst es: „Die Deutschen Blätter" sind eine po- litische Zeitschrift. In unserer _ Not- und Kampfzeit will sie über Meinun- gen des Tages hinaus an das Unver- gängliche anknüpfen, und so den Kampf auf die höhere Ebene der prinzipiellen Auseinandersetzungen er- heben. Indem sie die so folgenschwe- ren Ereignisse des Tages mit dem tra- genden Strom der Geschichte in Ver- bindung setzt, will sie den Blick für Zusammenhänge weiten, will sie das historische Kontinuum zu erkennen geben und die fruchtbare Wechselbe- ziehung der Generationen erneuern. Nach unserem Standpunkt in der prinzipiellen Auseinandersetzung ge- fragt, antworten wir am kürzesten mit der Forderung Pestalozzis: ,Wir wollen keine Verstaatlichung des Menschen, sondern eine Vermenschli- chung des Staates. Darum kämpfen wir. In einem freien Bundes europäi- scher Staaten erblicken wir die mög- liche Erfüllung unseres Zieles. Daher die Erweiterung und Ausrichtung un- seres Titels: Deutsche Blätter — Für ein europäisches Deutschland, gegen ein deutsches Europa . . . Damit möchten wir uns in die Reihen jener eingliedern, die dafür zu allen Zeiten und, zu ihrer und des deutschen Vol- kes Ehre sei es gesagt, auch unter der Gewaltherrschaft Hitlers gekämpft und gelitten haben und gestorben sind. Ihr Beispiel, das wir mit unserer Zeitschrift lebendig erhalten, ver- pflichtet uns und alle, die tiefer, die sich nicht fälschlich nur Deutsche nennen, sondern es mit wachsender Sorge sind". COLUMBIEN. Unter Initiative und Leitung des AN FW (Movimiento Antinazi Pro Li- bertad) erscheint in Bogotä. unter dem Titel „Europa Libre" eine neue Zeit- schrift in deutscher und spanischer Sprache, die sich neben der Bekämp- fung von Nationalsozialismus und Fa- schismus, sowie der Quinta Columna die Propaganda für ein freies und ei- niges Europa zum Ziel setzt. Darüber hinaus vertritt die Zeitschrift keine fl bestimmte politische Linie. Sie trägt also eher den Charakter einer freien Tribüne für Hitlergegner der ver- schiedenen politischen Richtungen und Weltanschauungen. Neben vom revo- lutionären Sozialismus recht weit entfernten Artikeln steht in der uns vorliegenden Septembernummer ein grundsätzlich revolutionärer Aufsatz des früheren Spanienkämpfers, Erich Arendt. URUGUAY. Der Freie Deutsche Klub widmet sich, mit allen Kräften den Vorbereitungen des vom Andern Deutschland einberu- fenen Kongresses. Behörden, Presse, etc. zeigen grosses Entgegenkommen und Interesse. „Das Freie Wort", monatliches Mittei- lungsorgan des FDK, erscheint seit Dezember in erweiterter Form im G. Maiwald (Bolivien): DER „FALL" EMIL LUDWIG Herr Emil Ludwig Cohn war einmal ein prominenter deutscher Schriftsteller, so prominent und so deutsch, dass er es für angebracht hielt, seinen Familien- namen, unter dem sein Vater ein geachteter Arzt war, in Vergessenheit geraten zu lassen. Das deutsche Publikum las einmal die Bücher Emil Ludwigs und verschaffte damit dem Verfasser bedeutende Erfolge. Namhafte Kenner der Li- teratur behaupteten allerdings schon damals, dass diese Erfolge dem literari- schen Wert der Werke umgekehrt proportional wären. Natürlich wurde Ludwig nicht von dem ganzen deutschen Volke gelesen, sondern — wie jeder, auch der aktuellste Schriftsteller — nur von einer gewissen Schicht, in unserem Falle von einem Teil des deutschen Bürgertums. Wem Thomas Mann zu „schwer" und Heinrich Mann zu „umstürzlerisch" war, der las Emil Ludwig. Wer sich mühelos und unverbindlich über die Grossen der Weltgeschichte unterrichten wollte — zwischen Goethe und Mussolini, Hindenburg und Napoleon, Christus und Emil Ludwig gab es kaum einen Prominenten, der nicht biographiert war — der las Ludwigs Bücher. Der Autor hatte also keinen Grund, dem deutschen Volke böse zu sein, das jeder Neuerscheinung eine respektable Auflage sicherte. Heute besteht dieses Publikum nicht mehr. Innerhalb Deutschlands ist Ludwig — trotz der früheren Diskretion bezüglich seines Namens — nicht mehr mög- lich. Jener Teil seines Publikums, der heute im Auslande lebt, ist durch die Sor- gen der Emigration weitgehend literarisch desinteressiert, obwohl Ludwig zur Zeit seine Objekte in heute aktuelleren Sphären sucht (Bolivar). Die Prominenz Emil Ludwigs ist also etwas im Verblassen; vielleicht, dass der Stern des ehe- mals deutschen Schriftstellers unter einer günstigeren Flagge noch einmal auf- steigt. , . , , Vielleicht steht mit jenem Niedergang und Wiederaufstieg die viel besproche- ne Tatsache in Zusammenhang, dass Emil Ludwig seine gewichtige Stimme er- hob, um im Chor mit Mr. Vansittart und dessen Gesinnungsgenossen auf bei- den Seiten des Ozeans zu verkünden, dass das deutsche Volk in seinem Cha- rakter so viele kriminelle und gemeingefährliche Anlagen beherberge, dass die nächsten siegreichen Alliierten es in gnügend strengen Sicherheitsgewahrsam nehmen müssten. Zur Zeit der deutschen Millionen-Auflagen hatte Herr Lud- wig an dem deutschen Volke weniger auszusetzen. Auch Faschist zu sein, war damals in den Augen Emil Ludwigs noch durchaus nicht ehrenrührig: Mussq- lini bekam noch eine gute Note, denn er knüppelte nur die Arbeiterschaft sei- nes Landes zusammen. . Hiier ist der Kern des „Problems"' Emil Ludwig. Ein Proletariat hat für ihn niemals existiert. Aus begreiflichen Gründen figurierte s. Zt. das deutsche Pro- letariat kaum unter den Lesern — und Käufern —- der Ludwigschen Bücher. Darum existierte es für Herrn Ludwig überhaupt nicht. Und man kann nicht erwarten, dass die Emigration dazu beigetragen hätte, dass Herr Ludwig aus der Entfernung heute Dinge besser erkennt, die s. Zt. bei relativ naher, Beob- achtungsmöglichkeit seiner Aufmerksamkeit entgingen. Selbstverständlich ist es sein gutes Recht, wenn er die Besiegung des Nazi-Regimes von seinen heuti- gen Freunden und nicht von dem deutschen Volke erhofft. Unser, d. h. der po- litischen Emigration, Recht und Pflicht ist es dagegen, unseren Standpunkt zum „Fall Eimil Ludwig" klar herauszustellen. Wir haben nicht die Fähigkeit wie 12 Herr Ludwig, durch eine präzise Kehrtwendimg uns von unseren früheren Zu- sammenhängen mit dem deutschen Volke loszusagen. Obwohl und gerade weil wir uns als das „andere" Deutschland betrachten, bleiben wir ein Teil des deut- schen Volkes. Und wir nehmen die daraus erwachsende Konsequenz auf uns, dass wir uns für jenen Teil unseres Volkes, der heute hinter dem „offiziellen" Deutschland steht, bis in den Grund unseres Herzens schämen müssen. Aber wir wären nicht politische Emigranten, wenn wir nicht wussten, dass innerhalb Deutschlands Menschen leben, die dem deutschen Volk einmal die' Pratze des Nazismus abreissen und das Gesicht eines neuen Deutschlands bestimmen wer- den. Im Gegensatz zu Herrn Ludwig fühlen wir uns diesem Teil des deutschen Volkes aufs engste verbunden, heute genau so wie in der Zeit, da wir noch Schulter an Schulter im direkten Kampfe standen. Darum ist, wer sich zum Feinde des gesamten deutschen Volkes erklärt, auch unser Feind, d. h. der Feind der politischen Emigration. Wenn aber einmal unser Sieg erfochten sein wird, dann wird es sich das neue Deutschland ohne Schaden leisten können, Herrn Ludwig nicht als Feind, sondern als jene quintite negligeable zu betrachten, die er für den politisch bedeutsamen Teil des deutschen Volkes immer war. STIMMEN AUS ENGLAND 1. Der englische Imperialismus: Sir David Kelly, der englische Bot- ischafter in Buenos Aires, sagte am 22. 10. 1942 in einer Rede vor der Au- stralia-New Zeeland Association: „E® scheint, dass im südlichen Pazific ein .grosses Neu-England im Entstehen ist, das in der 2. Hälfte des 20. Jahrhun- derts dem englischen Weltreich neuen, nie dagewesenen Einfluss in der Welt verschaffen wird". Er bezog sich da- bei auf die Industrialisierung Austra- liens. lt. K. Law, Unterstaatssekretär, er- klärte Anfang November im englischen Unterhaus: „Grossbritannien hat nicht die Absicht, Hongkong an China zu- rückzugeben". General Lord Henry Croft, Unter- Staatssekretär im Kriegsministerium, während des spanischen Bürgerkrieges auf Seiten Francos, während des Ueberfalls auf Abessinien auf selten Mussolinis, sagte nach der Zeitschrift „Time": Wir beabsichtigen, die An- greifer aus Malaya und Burma zu ver- jagen und diesen unglücklichen Län- dern Freiheit und Glück wiederzuge- ben. Weit davon entfernt, diese Be- sitzungen aufzugeben, werden wir dort fortfahren, die Bevölkerung aus dem Zustand des Analphabetentums herauszubringen und eines Tages, zu unserer Zeit und nach- unserem Er- messen, zum eigenen Ausdruck ihres Wesens emporzuheben''. S. D. Stirk schreibt in seinem Buch „The Prussian Spirit 191-1940": „Viel- leicht wäre die geeignetste Regie- rungsform für Deutschland in den Mo- naten unmittelbar nach dem Kriege eine Militärdiktatur. Eine solche Re- gierung würde viel eher die beste Form des Preussentums repräsentie- ren und ermutigen als die schlechte- ste, die von den Nazis entfesselt wür- de, und sie würde gleichzeitig die Na- zis in Schach halten. Denn sicher werden die Preussen wegen ihrer Tra- dition, ihres Charakters und ihres Geistes niemals für lange Zeit den Kommunismus annehmen, selbst wenn am Ende des Krieges eine erfolgreiche kommunistische Revolution in Deutsch land ausbricht; und auf sie können wir uns verlassen bei der Abwendung- eines festen deutsch-russischen Blok- kes, der vom Rhein bis Wladiwostok reichen würde. 2. Das andere England. „Common Wealth", eine neue politi- sche Gruppe, welche „die Hoffnungen und Sehnsüchte der Millionen in dy- namische und wirkungsvolle politische Aktion verwandeln" will, sagt in ei- ner programmatischen Erklärung: „Die alte Gesellschaft war nur in der Theorie demokratisch. In der Praxis war sie eine Klassengesellschaft vol- ler fauler Privilegien. Einige reiche und mächtige Nationen beuteten die Schwäche und Unwissenheit der Menschheit für ihren eigenen Vorteil aus. Sie duldeten, ja sie förderten die Erniedrigung ganzer Kontinente zum Besten ihres Privatvorteils. Innerhalb der nationalen Schranken trugen die Abgaben und die Armut der Vielen den Reichtum und die Kultur der wenigen Privilegierten. Hinter der Front von Elleganz und Ueberfluss verborgen lag das Elend der Slums. Die glückliche Minderheit wär sicher und stark; aber die Herzen und Heime der Arbeiter wurden heimgesucht durch die Aus- sicht auf Arbeitslosigkeit und Entlas- sung. Solche Gegensätze sind nicht mehr er- träglich. Sie zerstören das Zusammen- 13 leben. Auch die politische Demokratie, deren wir uns bisher erfreut haben, kann neben dem ökonomischen Feu- dalismus nicht länger am Leben blei- ben. Die neue Gesellschaft muss eine tatsächliche .Demokratie sein." Unter den einzelnen Programmpunk- ten, die nicht marxistisch-sozialistisch, sondern allgemein ethisch-mensch- heitlich sind, befinden, sich auch die Ablehnung- jeder Rache gegen ganze Völker nach dem Sturz der faschisti- schen Regierungen. (The Lest News Sept. 1942). Ein Ausschuss von Geistlichen hat sich auf einer Konferenz in Leicester ge- bildet mit dem Ziel, „die Arbeit von Geistlichen und Predigern zusammen- zufassen, welche glauben, dass sie ei- ne aktive Rolle spielen müssen bei der Umwandlung des Privateigentums in Gemeineigentum, das die nächste Stu- fe der ökonomischen und politischen Entwicklung ist." Bernhard Shaw hat erklärt, dass man von jedem Volk eine Liste von Verbre- chen aufstellen könne, durch die die Vansittartsche Geschichtsklitterung ausschliesslich das deutsche Volk in seiner Gesamtheit diffamieren möch- te. Er meint ferner, dass eine Erzie- hung des deutschen Volkes von aussen her unmöglich sei. Sie könne nur von innen erfolgen. Litski in „New Statesman and Nation" 7. November: . Die Arbeiter- Partei hat keine Zukunft, wenn sie nicht einen grossen Teil der Durch- schnittsmeinung davon zu überzeugen verstehet, dass sie es mit dem Sozia- lismus ernst meint. Und sie kann das nur, indem sie klar und unbedingt darauf besteht, dass Demokratie ohne Gleichheit als lebendiger Grundlage ihrer Tätigkeiten in der geplanten Gesellschaft nur eine leere Lüge sein würde. 3. Die Führung der Arbeiter-Partei Zu den internationalen Kundgebungen der Arbeiter-Partei, z. B. zu der Pro- testversammlung gegen die Nazigreu- el in Polen und der Tschechoslowakei am 2. September, wurden die deut- schen, österreichischen und deutsch- böhmischen Sozialisten nicht eingela- den, ebensowenig wie die italieni- schen und spanischen (!) Sozialisten. Briefe der deutschen, österreichischen und italienischen Sozialisten wurden nicht verlesen, dagegen der von einem Konservativen unterzeichneter Brief des dänischen Komitees. Während der Vansittartismusi im all- gemeinen in England nicht allzu viel Anhang hat, gefällt sich hier die Fuh- rung- der Arbeiter-Partei in einem engstirnigen antisozialistischen Na- tionalismus, von dem im Interesse der Zukunftsentwicklung zu wünschen ist, dass er durch den Willen der engli- schen Arbeiterschaft schnell über- wunden wird. 4. Zweite Krönt — Fräse und Antwort. Lord Keynes, der führende National- ökonom Grossbritanniens und der wichtigste Finanzberater der briti- schen Regierung schreibt an den Chefredakteur von New Statesman: ,,Sir, im Leitartikel dieser Woche (22. 8. 19 42) schreiben Sie: „Die Errichtung der zweiten Front kann niemals eine rein militärische Operation sein; sie ist — ob es uns passt oder nicht — Teil einer europäischen Revolution ge- gen den Faschismus. Das mag einer der wirklichen Gründen sein, warum sie solange hinausgeschoben wird". Ist das ernstlich Ihre Meinung? ICingsley Martin druckt diese Anfra- ge im New Statesman vom 22. Sep- tember ab und fügt ihr unmittelbar die Antwort an: „Yes". Worauf in der nächsten Ausgabe des N. St. ein anderer Leser, diesmal ohne Namensnennung fragt: Soll ich Ihre einsilbige Antwort an Lord Keynes dahin verstehen, dass Sie glauben, po- litisches Vorurteil sei immer noch ein ernstes Hindernis der Errichtung der zweiten Front? Die Antwort der Redaktion, diesmal etwas ausführlicher, geht dahin, dass die zweite Front nicht eine rein mi- litärische Entscheidung, basiert auf der Zahl der verfügbaren Tanks, Flugzeuge, Mannschaften und Schiffe, sei, man müsse die politische Krieg- führung mit ins Kalkül zu ziehen ge- willt sein, vor allem die Teilnähme von Guerillas aus dem Lande selbst. „Diese Art Kriegsführung zu verste- hen, welche, klar ausgesprochen, die Organisation der Revolutionen bedeu- tet, liegt ausserhalb der Erziehung so- wohl als der Vorstellungskraft der meisten Fachleute". Da die britische Regierung dem Ver- langen des britischen Volkes nach der zweiten Front stets mit der Berufung auf die nur den militärischen Fach- leuten zustehende Entscheidung aus- weicht, ist diese Antwort mehr als klar: Die Errichtung der zweiten Front ist eine politische, keine mili- tärische Entscheidung, politische Ent- scheidungen haben die Politiker, nicht die Militärs zu treffen, indem die Po- litiker die Entscheidung den Militärs zuschieben, entscheiden sie gegen die zweite Front — aus dem politischen Grunde, dass sie die europäische Re- volution fürchten. u LA OTRA ALEMANIA aAO VI N<>. SS Orsano de los Alemanes Libres de la America del Sur TUCUMAN 309 — BUENOS AIRES — U. T. 31 - 3922 La Alemania del Porvenir sn la Europa de Post-Guerra Del Ex-Diputado Alemän Dr. Auguso Siemsen Hace poco Mario Mariaiii se ocu- pö de la posiciön de La Otra Ale- mania, coirparändola con la de los antifascistas italianos. Mariani afirma que 12 millones de alemanes votaron libremente por Hitler, conscientes de que Hitler significaba la guerra de revancha. En primer lugar, la elecciön de cuestiön no ha sido libre, pues es- taba, bajo el terror de las hordas de guerrilleros nazis organizados en las S. A. y S. S.; en segundo lugar, Hitler no ha hecho, de ma- nera alguna, propaganda con la idea de una guerra, sino prometiö en aquella epoca, de una crisis te- rrible, todo a todos, hasta a todas, las solteras, esposos, aunque habia dos millones mäs de hombres que de mujeres en Alemania; en ter- cer lugar, estos doce millones de hombres que votaron a Hitler de- jändose enganar por Laisas prome- sas, no formaban la mayoria del pueblo alemän. Los socialistas y comunistas reunieron, a pesar del terror, un numero casi igual de votos. Pero, al sin y al cabo, tampoco eso no tiene mayor importancia en estos momentos decisivos, es para nosotros, como para Mariani, la po- siciön que se debe tomar hoy dia como antifascista. Mariani opina que nuestra preocu- paciön principal es que los aliados podrian imponer a una Alemania derrotada condiciones demasiado graves; que nosotros exigiamos que Alemania debe obtener derechos perfectamente iguales a los demäs pueblos y que no deberia ser des- armada. Con ello representariamos una forma de patriotismo que se acercara al totalitarismo. En cam- bio> el no se opone a que Italia per- diera sus colonias o a que sea de- sarmada. Su finalidad es el triun- fo de loa aliados, la destrucciön del fascismo, el castigo de los culpa- bles. Hablando Mariani de su concep- ciön personal, me serä permitido tambien decir algunas palabras con respecto a mi posiciön perso- nal. En mayo de 1932, he dicho en el Reichstag a los nazis, a los na- cionalistas y a los oficiales del ejercito alemän: Si cometeis el crimen de provocar una ttueva guerra, entonces el proletariado alemän, fiel a la herencia espiri- tual de ja da por Rosa Luxemburg y Carlos Liebknecht, acabarä de una vez con vosotros y destruirä el militarismo". En el ano 1934 escribi en el exilio un libro contra el militarismo y nacionalismo prusiano-aleman, que solo se publicö en 1937 bajo el ti- tulo "Prusia: el peligro para Eu- ropa", y eh ediciön espanola en las Ediciones Imän bajo el titulo: "El imperio Germano, peligro de Eu- ropa". En este libro se lee: "Prusia desarrollö el militarismo, la fe en la violencia, la politica de conquista. Contagiö con ello al Reich. 14a politica de isangre y (Sigue en la pagina 16) IS LA MAYORIA DEL PUEBLO ALE- MAN NO ESTA CON LOS NAZIS Un informe sumamente interesan- te que resume las observaciones de un gran ntimero de extranjeros y alemanes que viven en el Tercer Reich, llega a las siguientes con- clusiones: 1) La mayoria. abrumadora del pueblo alemän no estä y no ha estado nunca en favor de la gue- rra. 2) La salud del pueblo alemän ha sido socavada por el cotistante es- luerzo de largas horas de trabajo y por la nutriciön insuficiente. 3) El sentimiento de "Volksge- meinschaft" (comunidad del pue- blo), aunque haya existido, estä por extinguirse completamente 4) Victorias gran des no suscitan el mäs minimo entusiasmo. 5) Los ataques aereos son muy te- midos. 6) La mayoria del pueblo ha ro- to, en lo mäs intimo de sus senti- mientos, con el nazismo. Pero po- ca gente tiene una idea clara de quien y que tiene que venir en re- emplazo de ese regimen. Muchos viven en absoluta desesperaciön y apatia. 7) El poder organizado de la Ges- tapo y de la SS armada es abru- mador. Este poder tiene que sei derribado mediante acontecimien- tos externos antes que la oposiciön interna pueda tener exito. 8) Los pocos que saben qu6* hay que hacer, y que se preparan para "el dia" obran en forma extrema- damente cautelosa. Esto explica por que algunos informantes, com- pletamente convencidos de la co- rrecciön de sus afirmaciones, dicen que no hay oposiciön en Alema- nia, aunque todos admiten que se notan ciertos indicios de su exis- tencia. 9) La actividad de la oposiciön consiste en algunos casos tinica- mente en mantener vinqulaciones antiguas, en otro casos se publican volantes, mientras en algunos lle- LA POSICION DE LOS ANTINAZIS ALEMANES (Visus de la pagina 15) hierro del Junker prusiano. Bis- marck creö las bases para el im- perialismo ävido e inquieto de la epoca guillermina. Este desarrollo alcanza su punto culminante en el Tercer Reich. Alemania es tan dis- tanciada de su gran misiön euro- pea de intermediaria, que, en cam- bio, se ha transformado en la ma- teria explosiva que amenaza a to- da Europa con la destrucciön. Pe- ro que se ha podido llegar a tal punto, en que la Gran Prusia pue- da iniciar su salto decisivo, es cul- pa —y en ello, precisamente, radi- ca 1a. tragedia— es la propia culpa de la Europa mortalmente amena- zada". Y este libro termina con las si- guientes palabras, escritas en 1934: "El fracaso del Tercer Reich sera la muerte definitiva de Prusia y entonces habrä llegado el dia de la transformaciön radical de Ale- mania. Esta Alemania socialista del porvernir, por sin, sera capaz de cumplir con su gran misiön eu- ropea: ser el cemento que aglutine a los paises de Europa en la gran comunidad europea. (jLa Alemania del por venir? Su realidad dependerä de los obreros gan hasta la realizaciön de actos de sabotaje. La forma mäs divulgada de sabotaje es el trabajo lento, que a veces tiene consecuencias muy serias. A esta categoria pertenece tambien lä estrecha relaciön que los obreros alemanes mantienen con sus companeros extranjeros. Todos los informes estän contestos en que en muchos casos tal Coope- ration es excelente. 10) Las ideas de ser una "raza superior" no existen, por lo menos en cuanto atane a la clase obrera alemana. 11) Todos estän de acuerdo en que el jugar con la idea de hacer paz 16 y campesinos alemanes, pero tam- bien de la actitud que tomarä el resto de Europa freute al Tercer Reich. La evoluciön se efectüa a pasos agigantados. Ya estamos en pleno duelo: Alemania Hitlerista - Europa; Fascismo-Socialismo; Bar- barie-Humanismo. Si la elimina- ciön o el debilitamiento de Prusia, en su forma actual de dictadura militar hitlerista, viene en ultima liora a despejar el Camino para la otra Alemania, la causa de Euro- pa y de la humanidad habrä lo- grado una gran victoria". La posiciön adoptada en estos con- ceptos, es tambien la posiciön de "La Otra Alemania". Nosotros somos, como Mariani, ad- versarios irreconciliables del fas- cismo y del nacionalsocialismo. Exigimos su destrucciön total y el castigo de los culpables. Pero tam- bien somos adversarios irreconci- liables del militarismo y exigimos su destrucciön. Vamos aün un pa- so mäs lejos exigiendo tambien la eliminaciön del capitalismo mono- polista y de los latifundios que han proporcionado el poder a Hitler, gracias a su apoyo y su sucia po- litica de intrigas. No nos hemos declarado jamäs contra el desarme de Alemania ni contra la necesi- con Hitler o con algunos de sus generales e industriales menos comprometidos seria un golpe mor- tal para cualquier oposiciön genui- na. 12) Es necesario desarrollar di- rectivas y planes claros. Estos no tendrian que absolver al pueblo alemän de su parte de responsabi- lidad en la llegada al poder de Hitler; pero tendrian que mostrar cömo una nueva Alemania, ha- biendo vencido radicalmente a Hi- tler y sus "gangsters" podria ser un miembro de la sociedad de na- ciones libres e iguales." dad de que el pueblo alemän ten- ga que reparar, dentro de lo po- sible, los danos causados. No so- mos patriotas alemanes, sino bue- nos europeos. De manera ninguna queremos —como opina Marian,!— una reconciliaciön entre el socia»- lismo y el patriotismo nackffialis- ta, sino que consideramos a los dos como incompatibles. Si Mariani cree poder demostrar- nos haber adoptado jamäs otra po- siciön, deseariamos que lo pruebe. Lo que, en verdad, no queremos, es una colonizaciön y un dominio extranjero de Alemania, Italia o de otras partes de Europa por inter- medio del capitalismo anglosajön. Tampoco creemos, de manera al- guna, en la capacidad educadora de un ej er cito de ocupaciön. El pueblo alemän ha de librarse a si mismo; el propio pueblo debe li- brarse de sus despotas y debe edu- carse y renovarse a si mismo. En todo ello, Alemania y el proble- ma alemän nos interesan, en pri- mer lugar, como parte integrante del problema total europeo. Precisamente lo que quiere Maria- ni, es decir, la cooperaciön de los revolucionarios europeos, es Nues- tra finalidad. Si Mariani citä a es- te respecto particularmente a los republicanos espaiSoles, queremos dejar constancia una vez mäs que tenemos por ellos —por haber lu- chado tan heröicamente contra el fascismo y por haber sido tr#a4Cio- nados por toda la Europa restan- te— una simpatia muy especial- mente grande y que tanto los ale- manes como los italianos tienen, frente a ellos, obligaciones espe- cialmente grandes para colajDorar con ellos fraternalmente. Solo me queda para decir que nosotros los de "La Otra Alemania", no pode- mos representarnos una recons- trucciön de Europa y la formaciön de los futuros Estados Unidos de Europa, sino sobre una base socia- lista. If LA FRANCIA INVENCIBLE Y LA OTRA ALEMANIA Que hasta en la situaciön actual los franceses libres saben distin- guir entre los alemanes antinazis y los hitleristas, lo muestran las siguientes palabras de la poetisa francesa Simone Tery: "Y, a pesar de todo, vosotros, los alemanes que me leeis, vosotros los alemanes de la Alemania libre pa- ra quienes escribo estas lineas, el pueblo de mi pais —estad segu- ros— sabrä distitfguir entre los ase- sinos sädicos nazis y el verdadero pueblo alemän, el.mlsmo sojuzga- do y martirizado por Hitler, y que nunca ha dejado de combatirle... El pueblo frances cuenta con, vo- sotros, alemanes, particularmentc con vosotros, para liberar a la hu- manidad del monstruo, al lado de los demäs luchadores por la demo- cracia." PENA CAPITAL PARA UN ANCIANO JUDIO DE 86 ASsOS En Nuremberg, Alemania, aplicaron la pena Capital al antiguo presi- dente de la comunidad israelita, fundändose esta sentencia bärbara en la acusaciön curiosa de que e] anciano hubiese mantenido rela- ciones amorosas con una mujer "aria". Como testigo principal de esta acusaciön rara figurö el fa- moso pornögrafo Julio Streicher, el perseguidor antisemita mäs crue] que hay entre los nazis. ;,ESTA UNIDA ALEMANIA? Hace poco la prestigiosa revista inglesa "The New Statesman and Nation" escribiö: "La evidencia de los decretos, las sentencias y la propaganda nazi es elocuente e incontrovertible para valorar la importancia de la. acti- tud antinazi y la frecuencia de ac- ciones individuales contra las dis- posiciones nazis... Apenas se tolera una referencia abierta a los grupos marxistas clandestinos, sean de tradiciön co~ munista o socialdemöcrata. Sin em- ACTIVIDAD NAZI EN ROLIVIA LA PAZ. — Aunque el Gobierno Boliviano se ha puesto del lado de las democracias, no logrö aun do- irinar la influencia nazi en el pais. Sobre todo en el Interior la Quinta Columna sigue muy activa. Pero tambien en La. Paz se puede Ver- la trabajar. Particularmente el grupo falangista, cuyos miembros son, en parte, bien conocidos des- de el tiempo aquel en que habian preparado un golpe de estado en favor del "Fuehrer", desarrolla una labor muy activa de propaganda y provocaciön. Apalena a demöcra- tas conocidos, salüdanse con el sa- ludo hitlerista etc. El 16 de Octu- bre ppdo. penetraron en el Cafe "Paris" donde cantaron a Viva voz la "canciön alemana". Por princi- pio, se presentan ünicamente en grupos de 6 a 10 hombres. Entre ellos se destacan un llamado Max Reinickendorf, hijo de padres ale- manes, y Reinaldo Guerra como Ii- der, que habia sido Speaker de la Radio "Condor" de La Paz. En Tarija, la agitaciön nazi se di- rige sobre todo contra los profeso- res Dr. Loehnberg y Deutsch, bien conocidos como antinazis. Esta campana se desarrolla especial- mente en el diario "E^ Antoniano" de tendencia nazi-fascista. y con el cual estä estrechamente ligado un inmigrante hüngaro llamado Endre Szokoly. Lo raro es que este diario, aunque figurando en la Lis- ta Negra Norteamericana, dispone- de mäs papel que cualquier, diario democrätico. En vista de la orientaciön demo- crätica del Gobierno Bolivianc, puede esperarse, sin duda, que no tardarä en proceder en la forma adecuada contrar esas actividades; antidemocräticas. bargo, las polemicas del doctor Ley contra la solidaridad marxista "...y contra el espiritu de la' lucha de clases" muestran su importancia. continuada". ,18 MITTEILUNGEN DER OESTERREICHISCHEN SOZIALISTEN Österreichische „Nationale Einheitsfront" und die Folgen In einer Botschaft, die Ernst Fischer, offizieller Sprecher der Komintern, aus Moskau an die österreichische Kultur kons erenz in London gerichtet hat, wird ■uns der Begriff der jetzt propagierten nationalen Einheitsfront definiert als die „Solidarität und Einigkeit aller Oesterreich er, mögen sie dieser oder jener Partei angehören, sich zu dieser oder jener Weltanschauung bekennen". Wie zu gewärtigen war, wird in Buenos Aires diese Parole noch übertrumpft. Das besondere der Nationalen Einheitsfront — Muster Buenos Aires besteht da- rin, dass man sieh's hier, im Gegensatz zu anderen Asylländern der österreichi- schen Emigration, an der Solidarität und Einigkeit in der Aktion nicht genü- gen lässt, sondern zur Einheitsorganisation weitergeschritten ist. An der, selbst- verständlich, die österreichischen Sozialisten nicht teilnehmen. Dass eine pro- letarische Gruppe, die zum mindesten in der Theorie, den Grundsatz vom un- überbrückbaren Gegensatz der Klassen noch nicht abgeschworen hat, ihre .Selbständigkeit aufgibt und sich unter die Führung des Klassengegners begitit, ist in der proletarischen Bewegung noch nicht dagewesen. Darum sei es hier verzeichnet. Zum ewigen Gedächtnis. — Die Einheitsorganisation bedingt naturnotwendig auch die Einheitsweltanschau- ung. Sie manifestiert sich in der unter dem Titel „Freies Oesterreich" im Volks- ;blatt vom 1. Dezember eröffneten neuen Rubrik, die überhaupt nur verständ- lich ist als eine Offerte an die hier bestehende bürgerliche Organisation der 'Oesterreicher ohne Partei- und Weltanschauung, das „Freie Oesterreich" nicht nur als Insertion«- sondern auch als Publikationsorgan zu benützen. Der Leit- artikel der Rubrik ist dem Gedächtnis des 12. November 1918 gewidmet. Man kann dem Autor das Zeugnis nicht versagen, dass es ihm gelungen ist, seiner Aufgabe gerecht zu werden, nicht nur ohne ein Zeichen des Enthusiasmus für die demokratische österreichische Republik von sich zu geben, sondern auch ohne auch nur ein Wort des Bedauerns über ihre Zerstörung durch den Austro- faschismus zu äussern. Im Gegenteil: das Herzstück des Artikels, um das herum und dem zuliebe er geschrieben wurde, ist eine durch den salbungsvollen Ton und spärlich eingestreutes Weihrauch schlecht maskierte Verleugnung des Fe- bruarkampfes und der Februarkämpfer der österreichischen Arbeiterschaft. Die Stelle lautet: „Es ist nicht unsere Absicht, die Geschichte der österreichischen Republik bis zum Einmarsch der Nazitruppen zu rekapitulieren. Auch wäre -s müssig, in diesem Augenblick die Frage zu untersuchen, ob gerade das Tra- gischste und Unvergesslichste, die Ereignisse im Februar 1934 vermeidbar ge- wesen wären. Selbst Einsicht in begangene Fehler kann diese nicht ungesche- hen machen. Die Arbeiterklasse brachte für die Freiheit des österreichischen Volkes ein Blutopfer, das unvergessen bleiben wird, aber den Gang der Dinge nicht aufhielt. Noch ehe der Kampf seinen tragischen Ausgang genommen hatte, kündete sich schon die Offensive des wahren Feindes des österreichischen Volkes an, der ebenso der Feind der Sieger als der Besieger war: das Nazifa- schismus. Darf man heute sagen, dass die führenden Männer blind waren, Js . sie die Gefahr nicht erkannten, die da heranwuchs? Die Ermordung Dollfuss' und der misslungene Naziputsch hätte ihnen gewiss die Augen öffnen müssen. Als es geschah, war es schon zu spät. Vorher waren beide Teile verbissen in ihre . Gegensätzlichkeit, die aus den sozialen Widersprüchen des Landes herauswuchs. So nahm das Verhängnis seinen Lauf". Kein Zweifel, der Aufstand im Februar 1934 war aussichtslos. Der schlecht be- waffnete Schutzbund — die Waffenlieferung aus dem Ausland, auf die man gerechnet hatte, blieb aus — stand den Kanonen und Panzerwagen der Armee gegenüber. Die von der Krise zermürbten Arbeiter hielten den Generalstreik nicht durch. • . , . , Und hätte die Arbeiterschaft die Truppen des Austrofaschismus geschlagen, so standen an der Grenze die Bataillone und Batterien der magyarischen ReaK: tion und des italienischen Faschismus bereit, die „Nichtintervention", die zwei . jähre später so erfolgreich in Spanien eingriff, in Oesterreich erstmals zu e>- is proben. War dann also das Blutopfer des Schutzbundes, das Martyrium der Ge- henkten sinnlos, nutzles, die Entfesselung des Aufstands ein politischer Fehler? Nein, und tausendmal nein! Der Februaraufstand war der erste Sieg der kommenden proletarischen Revo- lution in Europa über die um ihre Herrschaft zitternde Bourgeoisie. Sein Aus- bruch war dieser Sieg, ihm gegenüber war die militärische Niederlage von un- tergeordneter Bedeutung. Nach Jahren dumpfer Hinnahme faschistischer Kon- terrevolutionen stand zum ersten Mal wieder das Volk in Waffen auf und starb für die Freiheit. So, nur so und nicht anders, war auch die Auffassung, die man in Moskau von dem Wiener Februaraufstand gehabt hat. Die Wiener Schutzbündler wurden am 1. Mai auf dem Roten Platz als Sieger gefeiert und geehrt. In Moskau wur- de der Wiener Februar offenbar nicht danach abgeschätzt, dass er den Gang der Dinge nicht aufhielt: „Der heroische Kampf der östereichischen Arbeiter- klasse hat die Worte des Genossen Stalin glänzend bestätigt, dass die Idee des Sturmangriffs in dem Bewusstsein der Massen heranreift . . . Die grossen Kämpfe anfangs 1934 sind die ersten Vorhutgefechte des neuen Turnus der Revolutionen". Das steht im offiziellen Lehrbuch der politischen Oekonomie der regierenden Partei der Sowjetrepublik (L. Segal, Lehrbuch der politischen Oekonomie, aus dem Russischen übersetzt von N. Borowski, Zürich 1934, vor- letzte und letzte Seite). Wir könnten Karl Marx' Verhalten zur Pariser Commune als Beispiel anfüh- ren, wie sich ein echter Revolutionär zu einem niedergeschlagenen Aufstand des Proletariats einstellt. Aber es gibt ein Ereignis, das uns um ein halbes Jahr- hundert nähersteht, das wir alle miterlebt haben: das Verhalten der österrei- chischen Sozialdemokratie nach dem 15. Juli 1927, nach dem Brand des Justiz- palast. Immer wieder hat Dr. Seipel von der Partei verlangt: „Ziehen Sie einen Trennungsstrich!" Die Partei hätte es tun können; für die Ereignisse am 15. Juli war sie nicht verantwortlich. Sie hat es nicht getan, sie hat den Trennungs- strich zwischen sich und der Regierung und ihrer Polizei gezogen. Sie hat sehr weitreichende politische Konsequenzen aus diesem Verhalten auf sich genom- men. Zu untersuchen, welchen Gang die innere österreichische Geschichte ge- nommen hätte, wenn die Partei dem Appell Seipels gefolgt wäre und die un- verantwortlichen Verantwortlichen des 15. Juli preisgegeben hätte, ist nur deshalb müssig, 'weil diese Möglichkeit völlig ausserhalb der Gedankenwelt einer proletarischen Partei liegen musste. Auch die Gegenseite, der Austr of aschismus, findet nicht überall jene „objektive"- Beurteilung, die ihm in Buenos Aires gewidmet wird: „In Schuschnigg wider- spiegelt sich jene Verirrung und verhängnisvolle Blindheit und Beschränktheit bestimmter Teile des österreichischen Bürgertums, die Oesterreich zum Ver- hängnis wurde. Man sprach von der Verteidigung von Freiheit und Menschen- würde und zerstörte selbst die demokratischen Grundlagen der Freiheit. Man sprach von der Einheit des Volkes und entrechtete seinen treuesten Teil, die österreichische Arbeiterschaft. Schuschnigg und die Seinen hassten und verach- teten das Volk, die „Masse", die mit ihren Leibern allein den braunen Horden den Weg versperren konnten. Das Resultat des „autoritären Kurses'' war ka- tastrophal; je grösser durch ihn die Kluft zwischen Volk und Regierung, desto fester etablierte sich die braune Verräterbande in diesem Zwischenraum". Das steht im „Zeitspiegel", dem Londoner Organ der österreichischen Kommuni- sten (No. 39, 26. 9. 42, Seite 3) der auch noch nicht jene kühle Höhe der Erkennt- nis erklommen hat, der Arbeiterschaft ihre Verbissenheit in den Klassenkampf vorzuweisen. Der Artikel im „Freien Oesterreich" ist die erste Frucht der nationalen Ein- heitsfront — Muster Buenos Aires. Er beweist, was wir vorausgesehen und vor- ausgesagt haben, zu welcher Verirrung es führen muss, wenn proletarische Denkweise und bürgerliche Auffassung zu einem Amalgam verschmolzen wer- den sollen. Darum haben es die österreichischen Sozialisten abgelehnt, in diese Einheitsfront einzutreten. Es ist eine alte, immer wieder bewährte Erfahrung- aus der Geschichte der Arbeiterbewegung, dass Sozialisten, die in eine bürger- liche politische Gruppierung eintreten, sich sehr rasch im Denken und Handeln assimilieren. Sie hören auf, Sozialisten zu sein, aber der Zweck, den sie so oft vorgeben, im bürgerlichen Lager für den Sozialismus zu werben, erfüllt sich nie. Individuell wird der Prolet, der sich in den Tross der Bourgeoisie begibt, unwei- gerlich zum Bourgeois in seiner unt er wertigsten Manifestation: zum kleinbür- w gerlichen Spiesser. Es ist ein Treppenwitz der Lokalgeschichte, dass sich dieser dialektische Prozess an jemandem bestätigt, der die Marx-Hegelsche Dialektik mit dem grossen Loeffel gefressen hat. Hätten wir das kommunistische Manifest zur Hand, so würden wir unserem ein- heitsfrontfrohen Würdebart mit einer Stelle dienen, die ihm auf den Leib ge- schrieben ist. Sie handelt davon, dass der Feudaladel, als der aufstrebende, noch liberale Kapitalismus seine Herrschaftsstellung bedrohte, unter erborgten antikapitalistischen Parolen Volksmassen gegen den „gemeinsamen Feind" zu mobilisieren versuchte. (Der Versuch ,die nationale Einheitsfront von oben her zu errichten, ist auch in Oesterreich von Baron Vogelsang und Prinz Alois Lichtenstein unternommen worden). Kaum aber stellten sich die neuartigen Volksführer an die Spitze der gesammelten Massen, da erblickte das Volk das Wappen auf ihrem Hintern und verlief sich mit Gelächter, erzählt Marx. Unser österreichischer Einheitsfrontler lacht nicht; todernst schreibt er traurige ge- schichtliche Rückblicke. Er verläuft sich nicht. Er bleibt. Im Tross. Als Steig- bügelhalter. (Ernst Lakenbacher. Der Weg der Befreiung (Auszugsweise Uebersetzung eines programmatischen Artikels der österreichischen Sozialisten aus „London Information" Nr. 17 vom 17. September 1942.) Nazis und Antinazis in Oesterreich. — Es ist wahr, dass österreichische Sol- daten in Hitlers Armeen kämpfen. Nicht alle sind Nazis; sie sind in den Militärdienst gezwungen worden. Die älteren zeigen deutlich, dass sie kei- nen Verkehr mit den Nazis wünschen. Es muss jedoch zugegeben werden, dass es österreichische SS-Regimen- ter gibt, die ausschliesslich aus Frei- willigen bestehen. Sie bilden einen Teil der Terrortruppen, die die Slo- wenen und Tschechen grausam unter- drücken. Es gibt Oesterreicher unter Hitlers Gouverneuren der besetzten Länder und seinen Generälen. Oester- reichische Industrielle sind unter den Nutzniessern seiner Raubzüge. In Oesterreich selbst sind Einheimische unter den Gauleitern und Gestapo- chefs. Wir österreichischen Sozialisten wollen das frank und frei zugeben. Doch das ist erst die halbe Wahrheit. Die andere Hälfte der Wahrheit ist, dass Oesterreich von Hitler gegen den Willen des Volkes annektiert wurde. Die grosse Mehrheit des Volkes ist ge- gen das Naziregime. Die kleinen Ge- werbetreibenden, die einst katholisch gestimmt haben und später mit den Nazis sympathisierten, sind enttäuscht. Von der Bauernschaft, einst streng re- ligiös und mit einem starken demo- kratischen Flügel, gingen später vie- le zur Heimwehr und dann zu den Na- zis über. Nun sind auch sie abgesto- ssen und voll Sehnsucht nach Frieden und Freiheit. Der Kein der Opposi- tion, die Arbeiterklasse, widersetzt sich unerschrocken jeder Art von Reaktion und Faschismus. Während der Mittel- stand und die Bauernschaft keine il- legalen Kampf Organisationen; auf- weisen, hat die Widerstandsbewegung der Arbeiterklasse ihre revolutionären Organisationen, gewerkschaftliche, so- zialistische, kommunistische. Diese Be- wegung tut, was sie kann, um den Krieg der Nazis zu sabotieren; sie be- reitet die Revolution vor. Anschluss und österreichische Soziali- sten. — Die österreichischen Soziali- sten haben die Annexion niemals an- erkannt. Sie anerkennen keinen fa- schistischen Gewaltakt. Es waren die Westmächte, die die Annexion hinge- hen liessen, genau so wie sie allen fa- schistischen Gewaltakten in Italien* Oesterreich und Deutschland passiv zugesehen haben. Sie haben den An- schluss anerkannt. Die österreichi- schen Sozialisten heissen daher die Erklärung Mr. Edens im Unterhaus, dass die faschistische Annexion Oesterreichs nicht mehr anerkannt wird, aufs wärmste willkommen als einen Schritt vorwärts zur Wiedergut- machung dieses faschistischen Rechts- bruches. Die Befreiung des österrei- chischen Volkes, die Wiedergutma- chung der Annexion ist die Vorbe- dingung für den freien Gebrauch sei- nes Selbstbestimmungsrechtes. Sie ist nur zu erreichen durch Hitlers Nie- derlage und Sturz. Sie wird das Er- 21 gebnis der antifaschistischen Revolu- tion in Oesterreich und ganz Europa sein. Die kommende Revolution. — Die Re- volution, auf die wir hinarbeiten, ist die gemeinsame Aufgabe der Arbeiter, Bauein und des Mittelstandes. Die Arbeiterschaft, die heute das einzige organisierte Element des Widerstan- des ist, wird ihre führende Kraft sein. Die österreichischen Arbeiter haben aus den Fehlern von 1918 gelernt, als sie die Gelegenheit zur Aufrichtung der sozialistischen Demokratie ver- fehlten, ein Fehler, der zum Teil schuld ist an Krieg und Faschismus. Sie werden diese Fehler nicht wieder- holen. Wir erwarten, dass die Nieder- lagen der Hitleraimeen von wachsen- den Widerstandsbewegungen im Hin- terland, besonders in den Fabriken, begleitet sein werden. Die Massen in Oesterreich werden ihre eigenen re- volutionären Regierungsorgane bilden. Die Arbeiter werden ihre illegalen Or- ganisationen in offen fechtende Kampftruppen umwandeln und die österreichische sozialistische Bewe- gung wieder aufrichten. Diese Bewe- gung wird spontan Wien zustreben und eine zentrale revolutionäre Macht für ganz Österreich schaffen. Auf diese Weise wird der Sturz Hitlers die Annexion annullieren und dem öster- reichischen Volk das volle Recht der Selbstbestimmung geben. Revolution und Nationalismus. — Der Nationalismus ist den österreichischen Arbeitern fremd. Sie sind weder deut- sche noch österreichische Nationali- sten. Die österreichischen Sozialisten sind weder Grossdeutsche noch Gross- österreicher. Sie verwerfen jeden Chauvinismus. Sie sind Sozialisten österreichischer Staatsangehörigkeit und internationaler Gesinnung. Wir OESTERREICH KAEMPFT Die Hinrichtung von 20 Personen in Wien meldet Tass über Stambul, am 21. Oktober. Die Ermordeten wurden beschuldigt, über Hitler und andere Naziführer herabsetzende Nachrich- ten verbreitet oder ausländische Ra- dioberichte verbreitet zu haben. Nach ^inem Bericht aus Stockholm ist an- fangs September eine Flugzeugfabrik in Wien, in der auch synthetisches Benzin verarbeitet wird, in die Luft 22 erwarten nicht, dass die österreichi- schen Arbeiter irgendwelche nationa- le Gefühle für die deutsche Revolution empfinden werden. Aber sie werden verstehen, dass ohne eine sozialisti- sche Revolution in Deutschland jede sozialistische oder fortschrittliche re- volutionäre Bewegung in Zentral- oder Südost-Europa ungeheueren Schwierigkeiten begegnen wird. Die demokratischen Mächte haben die in- ternationale Bedeutung der innerpo- litisch en Ereignisse von 1933 in Deutschland nicht verstanden; die ganze Welt muss dafür heute büssen. Bie Arbeiter werden daher die innere Entwicklung in Deutschland mit dem grössten Interesse verfolgen; aber das bedeutet nicht, dass sich die österrei- chischen Arbeiter aus nationalen Mo- tiven an Deutschland gebunden füh- len werden. Sie werden ihre Politik ohne nationa- le Einseitigkeit auf die sozialistische Revolution richten. Es wird nicht ei- ne Politik des nationalen Anschlusses, sondern der internationalen Koopera- tion sein. Sie werden nicht an den besonderen nationalen Grenzen, son- dern an wirksamen sozialistischen Lö- sungen interessiert sein. Keine natio- nale Rücksicht auf ein kapitalistisches Deutschland wird sie- davon abhalten aufs engste mit einer agrarsozialisti- schen Revolution im Donauraum hu kooperieren. Andererseits wird sie kein österreichischer Nationalismus dazu bringen, mit einer kapitalistisch- reaktionären Donauföderation gegen ein sozialistisches Deutschland zu kooperieren. Andererseits wird sie rung wird das österreichische Volk sein Heim in Frieden und Freiheit einrichten. Nur der Sozialismus kann Zentrale uropa Frieden und Freiheit sichern. Darum sind wir für die Volks- revolution mit dem Sozialismus als Ziel. geflogen; nach dem gleichen Bericht nimmt die Sabotage in den österrei- chischen Industriebetrieben ständig zu. In den Manchester Evening News erschien Mitte August ein Bericht ei- nes aus Oesterreich entkommenen ehemaligen Offiziers; "als ich noch in Wien war", schreibt er, "verbreitete sich das Gerücht, in London sei eine österreichische Armee aufgestellt wor- den; auf dieses Gerücht folgte eine Welle von Desertionen, die so sehr es nur ging, vertuscht wurde". Das Wie- ner Hauptpostamt führt durch eine Verlautbarung in den Tageszeitungen Beschwerde darüber, dass eine immer grössere Zahl von Telephonaellen "durch verbrecherische und skrupel- lose Elemente" zerstört werde. Gröss- te Empörimg herrscht unter den Frau- en über die Verfügung, dass österrei- chische Frauen zur Arbeit nach Es- sen, Saarbrücken und andern schwer bombardierten Orten verschickt wer- den, während gleichzeitig Oesterreich von "Bombenfrischlern" aus dem glei- chen Gebiet überflutet wird. Nach- richten von einem bewaffneten Auf- stand in Oesterreich verbreitete kürz- lich die United Press in einem Tele- gramm, aus London: sie bezeichnet als ihre Quelle eine "hohe" Persönlichkeit des Free Austria Movement. Jedem Kenner der nicht immer sehr gewis- senhaften Berichterstattung des FAM war es klar,, dass es sich hier, leider, um eine Uebertreibung handeln muss- te. Die kürzlich eingetroffene Aus- gabe des Zeitspiegel-London macht den realen Hintergrund jener UP- Meldung klar: es handelt sich um er- folgreiche Einbrüche slowenischer Partisanen in das kärntnerisch-steiri- sciie Grenzgebiet, dessen Bevölkerung slowenischen Stammes ist. Zeitspiegel berichtet, dass in den sich entwickeln- den Kämpfen, an die 100 österreichi- sche Soldaten zu den Partisanen über- gegangen seien. In Marburg, Spielfeld und Villach seien 200 Oesterreicher wegen Sabotageakten an Truppen- und Wassertransporten nach Jugosla- wien verhaftet worden. In Spielfeld haben österreichische Eisenbahner ei- nen Transport mit einigen hundert Gewehren und vielen Kisten Muni- tion den jugoslawischen Partisanen m die Hände gespielt. Blutzeugen. — Am 10. November wur- den in Wien 11 Personen wegen Hoch- verrat hingerichtet (Aftontidningen, Stockholm); am 6. November wegen wegen des gleichen Delikts drei Per- sonen in St. Poelten (deutscher Pres- sebericht) ; United Press meldet am 9. Dezember die Verurteilung von drei Personen zum Tode durch den „Volks''-Gerichtshof in Wien, Delikt: Hochverrat. Oesterreicher helfen Kriegsgefangenen. Im Blatt unserer Freunde in Mexico, Austria Libre, schreibt Trude Kurz: Der Mann, der mir das erzählte, war ein Bauernsohn aus Haute Savoy. Er floh aus einem Gefangenenlager in Oesterreich, durch Wochen bummelte er durch die Steiermark, half den Bauern bei der Arbeit, die ihn ver- bargen, ihm Nahrung und Kleidung gaben und schliesslich sandte ihn ei- ner zu einem Verwandten in Tirol, der ihn über die schweizer Grenze brach- te. Wohin er kam, war die Feind- schaft gegen die Nazis allgemein und wurde mehr oder minder offen ge- zeigt. — Der zweite Bericht stammt von einem französischen Hilfspolizi- sten, der Emigrantinnen aus einem französischen Konzentrationslager in ein anderes begleitete, darunter auch Frau Kurz. Er war besonders freund- lich, als er erfuhr, dass sie Österrei- cherin sei. Er hatte als Kriegsgefan- gener in Deutschland in einer Fabrik gearbeitet, wo trotz strengster Auf- sicht und angedrohter drakonischer Strafen, die deutschen Arbeiter den Kriegsgefangenen Nahrungsmittel und Tabak zusteckten. Schliesslich lernte er einen Werkmeister, Oesterreicher, früheren Lehrer, kennen, der gut französisch sprach und mit dem er Freundschaft schloss. Schliesslich ver- half er ihm zur Flucht. Er gab ihm einen Brief an Freunde in der Tsche- choslowakei, die ihn nach Oesterreich schmuggelten. Hier wurde er von Hand zu Hand weiterbefördert und schliesslich über die schweizer Gren- ze gebracht. Er hatte den Eindruck, dass eine Organisation bestand, um Kriegsgefangenen und Deserteuren Beihilfe zur Flucht zu leisten. AUS ZEITSCHRIFTEN In der bekannten nordamerikanischen Zeitschrift „Nation" (vom 1. August) schreibt Antonin Bäsch, ehemals Pro- fessor der Nationalökonomie an der Prager Universität über den Wieder- aufbau im Donaubecken u. a.: „Im Friedensvertrage muss der wirtschaft- liche Nationalismus der Vorkriegszeit verboten werden. Zwei oder drei Fö- derationen für wirtschaftliche Zwek- ke werden notwendig sein. Eine die- ser Föderationen, die miteinander verbunden sein sollen, hat Polen, die Tschechoslowakei, Oesterreich, Un- garn, das natürlich politisch und wirt- schaftlich demokratisiert und von sei- ner Feudalkaste befreit werden muss, vielleicht sogar Rumänien zu umfas- sen". m In der Londoner Zeitschrift „The Fort- nightly Review" (Juli) schreibt Da- nubius über „Demokratie an der Do- nau" u. a,,Es gibt noch immer Leu- te, die der verflossenen österreichisch- ungarischen Monarchie nachtrauern. Sie führen für sie die Sicherheit der Verteidigung, die Erfolge der wirt- schaftlichen Einheit und kulturelle Ergebnisse an. Es ist aber gut und notwendig, endlich da eine Korrektur zu Gehör zu bringen. Man darf unter den Ursachen des Zusammenbruchs des Habsburgerreichs nicht übersehen: die Unfähigkeit der Dynastie zur Füh- rerschaft, die Ungleichheit in der so- zialen und wirtschaftlichen Entwick- lung der Völker, die sie regierte, die künstlich gestützte und veraltete Vor- herrschaft der Deutschen in Oester- reich, der Magyaren in Ungarn, die Mängel des Erziehungssystems. Die letzten fünf Monarchen des Reiches seit dem Tode Josephs des Zweiten, 1790, waren intellektuell und moralisch unter dem Durchschnitt. Die politi- sche, gesellschaftliche und wirtschaft- liche Entwicklung, die in Frankreich 1789, in England schon in den letzten Jahren des 17. Jahrhunderts einge- setzt hatte, durfte sich für die Völker der Monarchie erst in den Jahren 1848 bis 1918 vollziehen". Ueber die Möglichkeit einer demokratischen Re- konstruktion im Donauraum ist Da- nubius sehr pessimistisch. Drei Grün- de lassen sie schwierig erscheinen: der Geist der Rache gegen den deutschen Bedrücker und seine Satelliten; die un- richtige wirtschaftliche Ausgleichung der einzelnen Länder; und der dritte, schwerste Grund liegt im Geistigen. Wo ist der Befreier aus dem Nationa- lismus der Nachfolgestaaten? Empfoh- len mag werden: eine Bodenreform in Ungarn und Polen. Wenn die feudalen Grundbesitzer in Ungarn gelassen werden, so wird die Demokratie an der Donau totgeboren sein und hier der Kern für eine künftige Diktatur in Europa liegen. Wenn dieselbe Klasse in Polen wieder eingesetzt wird, so wird eine Versöhnung mit Russland solange dauern, als die polnische De- mokratie gedauert hat. Dann ein Charter von Minoritätsrechten, das ge- koppelt werden muss mit der Be- schränkung der Souveränität der Do- nau-Staaten. Die Demokratie an der Donau muss von aussen gegen den in- neren Feind geschützt werden. Ein in- ternationaler Gerichtshof mit exeku- tiver Gewalt muss über Streitigkeiten in den Minoritätsfragen entscheiden. Drittens: energisches Aufgeben jedes Gedankens einer Rückkehr der Habs- burger, selbst wenn sie begrenzte As- pirationen versprechen sollten, welche Versprechungen übrigens ohne Wert wären. Ihre Rückkehr wäre das sicher- ste Mittel, jeden Versuch einer Verein- heitlichung der Staaten im Donau- becken und jede Demokratie zu er- sticken. Danubius gibt sich Rechen- schaft darüber, welche Gegnerschaft gegen seinen Standpunkt besteht. Aber ein Faktor dürfte alle Opposition überwiegen: Russlands Bedürfnis nach Frieden an seiner Westgrenze. Wenn die Vereinigten Nationen nicht bei der Reorganisation des Donaugebietes zu- sammenarbeiten, wird sie Russland al- lein durchführen. (Nachschrift der Re- daktion der „Mitteilungen": Das walte Gott!) INDESIRE PAPP. Herr Desire Papp weilt in unserer Mitte. Wir erfuhren bei Gelegenheit seiner Ankunft, dass er ein bedeuten- der Gelehrter sei, der einem Ruf der Universitätssternwarte von Buenos Aires gefolgt ist. Seine Biographie und seine Erlebnisse wurden uns breit er- zählt. Nur ein kleines Detail hat Herr Papp den Journalisten mitzuteilen vergessen, das wir uns nachzutragen Verpflichtet fühlen. Herr Papp war in Wien Journalist, genauer gesagt: Heimwehrjournalist. Er war Redak- teur am schäbigsten Presseprodukt der Wiener Journaille: am Neuen Wiener Journal, dem Blatt, das sich durch seine besondere Infamie in der Hetze gegen die Arbeiterschaft ausgezeich- net hat. Nach der Ermordung des Dollfuss, als der seitherige Chefredak- teur Dr. Nagelstock als einer der Kom- plizen des Rintelen verhaftet wurde, rückte Herr Papp zum Chefredakteur des Hauptorgans der Heimwehr auf, eine Rangerhöhung, die damals nur möglich war, wenn sie die Zustimmung des österreichischen Goebbels, des Pressechefs Minister Ludwig, fand, bei dem Herr Papn persona grata sein musste, um sie zu erlangen . Berücksichtigt unsere Inserenten 34 UND Nr. 16 JAHRGANG Januar 19 4$ SCHLAGE DIE TROMMEL UND FUERCHTE DICH NICHT ZUM 1. KONGRESS DER ANTIFASCHISTISCHEN DEUTSCHEN IN SUEDAMERIKA „Heute und Morgen", Tribüne der um eine gerechte menschliche Welt ringen- den antifaschistischen deutschen Jugend in Südamerika und ein Ausdruck des Willens der noch unterdrückten und gefolterten Freiheitskämpfer in Deutsch^ land selber, begrüsst mit Wärme und voller Hoffnungen den Kongress der anti- faschistischen Deutschen, den „Das Andere Deutschland' nach Montevideo ein- berufen hat. „Heute und Morgen" drückt in diesem Augenblick den Willen aller jungen deutschen Antifaschisten aus, die sich innerhalb und ausserhalb der deutschen Grenzen solidarisch fühlen mit den ungezählten Kameraden, die in der ganzen Welt und am unvergleichlichsten in Russland um Freiheit und Ge- rechtigkeit kämpfen. Der Kongress wird einberufen in einem Moment allgemeiner Verwirrung. Die Zukunft ist verdunkelt, vieKt der besten menschlichen Kräfte bleiben ungeweckt infolge der Unklarheit der Ziele, für die dieser Krieg geführt wird. Starke Kräf- te sind noch am Werk, jene Welt am Leben zu erhalten, an derem kranken Körper der Faschismus als eiternde Wunde ausbrach. Klarheit — und aus ihr heraus Bestimmtheit; Wissen — und aus ihm heraus Ueberzeugung: das ist es, was wir brauchen. Das ist es, was wir wollen, woran „Heute und Morgen" arbeitet. Das ist es, was wir vom Kongress der deutschen Antifaschisten erhoffen. Wo ein klares Ziel gegeben wird, da wird auch der Mensch sein, und sein Wille, sich für seine Verwirklichung einzusetzen. Der Kongress wird die Stimme des unterdrückten deutschen Volkes sein müs- sen. Und wir werden hoffen dürfen, dass das, war wir heute nur in Worten ausdrücken können, bald in Deutschland selbst zur Tat wird; dass ein neues Deutschland mit durch Leid und, Erfahrung gestärkten Kräften seine geschicht- liche Aufgabe erfüllen wird: Mitkämpfer, Vorkämpfer zu sein für die Vereinig- ten Staaten von Europa, in denen die schönen Worte Wirklichkeit werden müs- sen, die einst die Grosse Französische Revolution auf ihre Fahne schrieb: FREIHEIT — GLEICHHEIT — BRUEDERLICHKET In diesem Sinne, mit dieser Hoffnung, mit dieser heissen Sehnsucht begrüsst „Heute und Morgen" den Kongress und kann ihm in aller Dunkelheit, die uns noch umgibt, kein schöneres Leitmotiv wünschen, als jenes Lebens-Leitmotiv, das einer der besten Vertreter des revolutionären Deutschland, der deutsche Dichter Heinrich Heine vor hundert Jahren mit den Worten ausdrückte: SCHLAGEDIETROMMEL UND FUERCHTE DICH NICHT! G E V Ä: N K EN ZUM Durch das Knallen der Frösche hin- durch und über die laut tönende Jazz- musik der Tanzorchester klingt eine Stimme* die heute schon einen grossen Teil unserer Kameraden erreicht. Es ist die Stimme der Verantwortung — der Verantwortung, die auf den Schultern der amerikanischen Jugend liegt. Die hat das Erbe der europäi- schen Genossen übernommen und muss sich nun darum bemühen, jenes würdig zu tragen. Diese fundamentale Schwergewichts- verlagerung, die wahrscheinlich auf lange Sicht hinaus erfolgt ist, brach- te für jeden von uns eine ganze Rei- he Fragen mit sich, mit denen wir uns jetzt abmühen müssen um sie zu lö- sen. So will ich hier nicht, wie das zu Neujahr eigentlich so üblich ist, von den Weltereignissen sprechen, sondern von den Problemen, die uns Jugendli- che heute beschäftigen. Von den Fra- gen will ich reden, die sich um uns he- rum erheben, vor denen wir manchmal hilflos sind und winzig klein; mit de- nen wir kämpfen müssen, um eine be- friedigende Antwort zu finden und vor denen wir oft sogar verzweifeln, weil wir nicht weiter wissen und weil wir so allein sind. Die Situation, in die wir in Amerika lebende Jungens und Mädels durch die physische Vernichtung und durch die neistige Vergiftung der europäi- schen Jugend gebracht worden sind, bürdet, wie gesagt, jedem Einzelnen von uns schwerwiegende Verantwor- tung auf. Diese abzulehnen oder zu ignorieren würde Flucht und feiges Ausweichen bedeuten. Wir müssen unseren hier entstehenden Pflichten gegenübertreten und haben folglich die mit ihnen verbundenen Probleme nach Möqlichkeit zu lösen. Wir haben kein Recht mehr, zu sagen: „Ich will so leben oder so". Die Umstände zwin- gen uns dazu, die privaten Wünsche zurückzustellen und zu sagen; „so muss ich leben". Jedoch unser Reden und Schreiben verliert Sinn und Berechtigung, wenn die Taten hinter den Worten zurück- bleiben. Nur wenn wir diese mit je- nen verbinden, können wir ernsthafte Erfolge erwarten. Wird dieses Ver- hältnis zwischen Wort und Tat nicht erreicht, so sinken unsere Reden zu leeren Phrasen herab und wir selbst werden zu lächerlichen Figuren. Haben wir erst eine mehr oder weni- ger befriedigende Antwort auf diese Fragen gefunden, so geht es weiter und mit jeder Antwort stellen sich neue Probleme ein und viele können wir gar nicht lösen. Es gibt Menschen, die verzweifeln, denn das harte Le- ben, das sie führen müssen, raubt ih- nen den unbefangenen Ueberblick. „Gibt es einen Fortschritt?" fragen sie sich. „Herrscht nicht die Gewalt heute noch genau so, wie vor dreitau - GEMEINSAMES ZIEL, In einer früheren Nummer hat Gen. R. unseren ablehnenden Standpunkt gegenüber den Lauen und auch heute immer noch politisch Indifferenten in- nerhalb der deutschsprachigen Bmi- gration ausgesprochen. — Ohne mit den heutigen Zeilen nun eine endlose, selbstzerfl'eischende Polemik innerhalb unserer eigenen Reihen verursachen zu wollen, besteht jedoch leider die Notwendigkeit, auch in unseren enge- ren Kreisen eine sachliche Klärung" herbeizuführen. In welchen Gemeinschaften wir auch zusammengefasst sein mögen, sollten wir doch uns alle als Genossen mit gemeinsamem Ziel, der sozialistischen Gesellschaftsordnung, betrachten. Die Sowjetunion und ihr heroischer Kampf gegen den Nazifaschismus steht bei uns allen heute im Mittelpunkt. Bs wird am praktischen Beispiel erwie- sen, dass die Massen eines Landes, in dem die kapitalistische Wirtschafts- form nicht mehr existiert, 'entschlos- sen und todesmutig dem Feinde ge- genüberstehen, wenn es um die grund- legendsten Errungenschaften der So- zialrevolution geht. Wie können wir nun dem Kampf der U.R.IS.S. beiste- hen, abgesehen von der selbstverständ- lichen humanitären Arbeit bei der Co- misiön Sanitaria? Wir, die wir uns ur~ HEUTE und 26 I A H B E S W (C H S,i Ei h send Jahren?" „Und der Mensch sel- ber: hat der sich etwa gebessert?" Unsere Geschichte — die Geschichte der Menschen ist ja noch so jung! Haben wir in der kurzen Zeitspanne von 20.000 Jahren nicht Grosses ge- leistet? Vergleichen wir die Welt von damals mit der heutigen! Wir werden einsehen müssen, dass wir es weit ge- bracht haben. Gewiss, es gibt noch Ungerechtigkeit, noch Mord und Tot- schlag. Aber wir dürfen nicht verges- sen, dass wir noch am Anfang unserer Entwicklung, stehen und dass wir noch Grosses erhoffen dürfen. Wir dürfen nicht ungeduldig werden. Langsam — ganz langsam für unsere begrenzten Begriffe, rasend schnell im Vergleich zu anderen Wesen — drängen wir VERSCHIEDENE WEGE. MORGEN" geschart -haben, sehen es als grundlegende Notwendigkeit an, gerade jetzt uns eine ernsthafte mar- xistische Wissensgrundlage zu geben, die es uns ermöglichen soll, all das, was im Gären befindlich ist, nüchtern sehen zu können. Wir glauben, dass wir am tatkräftigsten die Sowjetunion unterstützen, indem wir uns plan ma- ssig die Kenntnisse aneignen, die es uns ermöglichen, im kommenden Be- freiungskampf um ein sozialistisches Kuropa unsere Pflicht zu erfüllen. Im Gegensatz zu Anderen, die in überwie- gender Mehrheit bedauerlicherweise auch noch nicht einmal oberflächlich mit den Ideen und Lehren des wissen- schaftlichen Sozialismus vertraut sind, wollen wTir nicht alle auftauchenden Anzeichen einer drohenden Reaktion opportunistisch übergehen. Für uns ist einzig und allein ein so- zialistisches Europa die definitive Si- cherung Russlands, eine Tatsache, die sich gerade in diesen Monaten ge- fährlichster Konfusion innerhalb des alliierten Lagers immer deutlicher ab- hebt. Wir glauben deshalb, den mo- mentanen Kampf und die bevorste- hende sozialistische Neuordnung Eu- ropas durch unsere systematische Vorbereitungs- und Aufklärungsar- beit am Besten zu unterstützen. Walter Lenk. vorwärts. Der Mensch sei nicht gut? Er ist sicher schlechter? als der von morgen, aber besser als der von ge- stern. — Wir müssen uns daran ge- wöhnen, die Dinge in grossen Linien zu sehen und nicht aus Zeitereignissen verallgemeinernde Schlüsse ziehen. So werden wir hoffnungsvoller und mit mehr Vertrauen in die Zukunft sehen. Wie ist die heutige Zeit zu verstehen? Eine schwerwiegende Frage . . . und eine schwer zu beantwortende. Wir müssen entscheiden können, welches die Macht der Vergangenheit ist und welches die der Zukunft. Ziele und Wege ... wir stossen im- mer auf neue Schwierigkeiten. Und wir schwanken und sind vielerlei Ein- flüssen ausgesetzt. Was ist da zu tun? Wie ist, es zu tun? ... Es ist ein be- unruhigendes Gefühl der Unsicherheit, wenn man mit seinen eigenen Gedan- ken nicht fertig wird. Man läuft Ge- fahr, in eine Sackgasse zu geraten; es besteht die Möglichkeit, sich rettungs- los in falsche Gedankengänge einzu- spinnen. Es gibt vielleicht nur einen Weg, die- ser Gefahr aus zu weichen — nur ei* Mittel, alle Fragen, die uns vorkom- men, zu beantworten. Dieses Mittel heisst Zusammenschluss. Nur wenn wir uns zusammen tun um zu lernen, um zu diskutieren, um uns unsere Meinung zu bilden und nach ihr zu handeln, werden wir weiter kommen. Wir dürfen nicht daran glauben, dass uns ein Einzelner, mit einer Patentlö- sung in der Tasche, über alle Schwie- rigkeiten hinweg hilft. Wir müssen uns da schon selber helfen. Wir müs- sen uns unsere Antworten erarbeiten. Wir haben eine gewisse Höhe erreicht und sehen uns um. Hinter uns brennt die Vergangenheit — vorne lockt die Zukunft. Wir sind an einem Punkt an- gelangt, wo sich die Hoffnung mit der Enttäuschung vermengt. Das ist un- ser Konflikt. Wir müssen die Kraft finden, uns über die Enttäuschung hinweg zu setzen und der Hoffnung 7u folgen. Uns gehört die Zukunft! Das muss uns besonders am Neujahr zum Bewusstsein kommen. Robert Schopflocher. 27 EI N VORSCHLAG Dieser Artikel bildet die Fortsetzung- zu dem der letzten Nummer „Scheinbil- dung- und echte Bildung". — Falls das Interesse dafür vorhanden ist, soll er weiter geführt werden. Aber wir wollen hier nicht Lehrer spielen (und wir können es auch gar nicht) sondern eine regelrechte Arbeitsgemeinschaft bil- den. Daher fordert „Heute und Morgen" Buch alle auf, an dieser Serie mit zu arbeiten. „An was mag es wohl liegen, dass ich so oft eine unbestimmte Leere, eine beunruhigende Oede in mir empfinde, obwohl ich doch den ganzen Tag mit produktiver Arbeit ausfülle?" „Erlaube mir eine Gegenfrage: was machst Du in Deiner Freizeit?" „Ich tue eben das, was alle ttm. Ich gehe mal ins Kino. Manchmal gehe ich auch mit einem Mädel aus, gehe tanzen oder lese auch ab und zu ein gutes Buch." „Dein Verhalten ist durchaus ver- ständlich. Du willst Dich natürlich entspannen, nachdem Du den ganzen Tag lang mehr oder weniger schwer gearbeitet hast. Aber ich glaube, dass gerade diese Gestaltung Deiner Frei- zeit an Deiner Stimmung Schuld trägt." „Das musst Du mir schon etwas ge- nauer erklären!" „Was Du ganz unbewusst vermisst, ist Deine Weiterbildung. Es ging mir da noch vor Kurzem sehr ähnlich wie Dir: Wir mussten unseren normalen Bildungsgang unterbrechen und müss- ten nun versuchen, die Lücken syste- matisch aus zu füllen." „Ach, Du kommst schon wieder mit Deinem berüchtigten Steckenpferd: Bildung!" „Verstehe mich nicht falsch. Ich will Dir kein Allheilmittel anpreisen. Ich kann nur aus eigener Erfahrung re- den: für Dich — ebenso wie auch für mich — ist die Beschäftigung mit Li- teratur oder mit Musik, kurz: mit Kunst, eine persönliche Befriedigung. Fehlt sie, so entsteht die Leere, unter der Du so leidest. — Und dann: die „Bildung" ist unser wichtigstes Werk- zeug für unsere politische Arbeit. Sie ist der Steg, auf dem wir unserem Ziele näher kommen." „Halt! Da muss ich Dich unterbre- chen. Ich will annehmen, dass Du teil- weise Recht hast, wenn Du sagst, dass meine Konflikte entstehen, weil ich meine Weiterbildung vernachlässige. Aber ich muss Dich bei dieser Gele- genheit etwas anderes fragen: Du re- dest immer von mehr oder weniger abstrakten Zielen, auf die wir zustre- ben müssen. Nach der rein prakti- schen Arbeit befragt, findest Du nur unbestimmte Antworten wie zu lei- stende Werbearbeit, Aufklärung un- ter den Freunden, Selbsterziehung, etc. Ich aber will zupacken, will ganz Konkretes leisten. Was kann ich da tun?" „Eigentlich dürftest Du so eine Fra- ge gar nicht stellen. Wenn Du nur den guten Willen hast und die Augen auf- machst, wirst Du genug Stellen fin- den, wo man Dich gebrauchen kann. Jeder muss da selbst die Möglichkeit CON LOS BRAZOS ABIERTOS.... La confusiön enorme, que nos ofrece en estos meses el panorama. europeo, tiene tambiän para nosotros su lado bueno, pues define dentro del campo aliado su tendencia reaccionaria y por consiguiente la senda a seguir para nosotros. Cuan- do se pacta con elementos tan repugnantes como Darlan, se hace la corte al 'Lustra-botas", se quiere atraerse con miras al manana el ala moderado del fascismo italiano (puede haber dentro del nazi-fascismo algo asi como "mode- rado?), se apoya incondicionalmente a otros "häreos de la libertad", que signi- fica todo esto para nosotros? Als mismo paso, como ponen a deseubierto sus ideas todos estos gobiernos de Sikorski, Guillermina etc. etc., tambiSn nosotros, los jövenes socialistas alema- nes podemos declarar abiertamente lo que pensamos y lo que queremos. Ya te- nemos poco o nada de confianza, en los propösitos de manana de los aliados que quieren restaurar un orden que precisamente nos condujo al fascismo, y hasta en su polftica con la U.R.S.S. — Por esto en nuestra lucha por un Europa ver- daderamente democrätico mäs que nunca se nos impone el deber urgente de vineular y juntarnos con todos los grupos verdaderamente revolucionarios en sentido socialista, de nuestros pueblos hermanos Europeos. Para nuestro ma- nana «s categöricamente necesario aunar desde ya nuestras fuerzas. Hermanos socialistas1 de la Elspana heroica del Guadarrama, de la Italia de Ma- teotti y Silone, de Francia, Lituania, Yugoeslavia y todos los dem&s, pueblos europeos, los esperamos con el corazön ardiente . . . 28 finden, sich zu betätigen. So habe ich «inen Freund, der einen Teil seiner Freizeit opfert, um Ampullen zu ver- packen, die für Russland bestimmt sind. — Aber wollen wir auf unser ei- gentliches Thema zurückkommen." ,,Ja, weisst Du: Ich glaube, Du hast im Prinzip Recht, wenn Du immer von der vernachlässigten Bildung redest. (Obwohl Du manchmal etwas über- treibst). Aber die Schuld liegt nicht nur bei mir. Ich habe ja so wenig Zeit." ,,So wie Du zum Zähneputzen Zeit findest oder zum Baden, so musst Du iiuch täglich einige Minuten der Wei- terbildung widmen, indem Du etwa einige Kapitel eines guten Buches liest oder Samstag mal in ein Konzert gehst. Und um Dir schon Deinen näch- sten Einwand vorneweg zu nehmen: Niemand kann von Dir verlangen, dass Du Deine ganze Freizeit opferst. Du kunst ja ruhig ins Kino gehen oder eine Tanzgesellschaft besuchen und trotzdem — sagen wir — jeden Abend eine oder eineinhalb Stunden lesen. Eis kommt auch hier nur auf den gu- ten Willen an." „Nehmen wir an, ich fände die Zeit. Wo aber kann ich die Bücher bekom- ,,Abgesehen davon, dass viele Emi- granten sehr schöne Bibliotheken ha- ben, kannst Du Dir für wenig Geld Lektüre aus einer der Leihbibliothe- ken oder aus einer der vielen kultu- rellen Vereinigungen besorgen." ..Aber es gibt doch eine ganze Reihe wichtiger Bücher, die einfach nicht zu bekommen sind." „Wenn sie auch nicht in Deutsch er- hältlich sind, so gibt es heute schon eine grosse Anzahl billiger spanischer Uebersetzungen. Das kommt im Uebri- gen besonders für Deine Freunde aus dem Innern in Betracht, denen ich nur raten kann, die betreffenden Kataloge der argentinischen und chilenischen Verlage zu verlangen." , Gut, aber es lässt sich doch nicht «a- les durch Bücher erlernen!" „Nein. Aber wenn Du die Zeitungen aufmerksam liest, wirst Du interes- sante Vorträge finden. Dann gibt es Konzerte, wozu der Eintritt oft gering ist. Du kannst Museen und Gemälde- galerien besuchen. Und zu all diesen Dingen brauchst Du nur ganz wenig Geld und nicht sehr viel Zeit." „Ich sehe ein, dass sich die techni- schen Schwierigkeiten überwinden lassen. Aber ich glaube nicht, dass et- was Rechtes aus meinen nun gefass- ten guten Vorsätzen wird, solange mir eine Anleitung fehlt. Ich muss doch ein System haben, nach dem ich mich richten kann." „Das stimmt! — Ich glaube — und Du wirst mir darin Recht geben — dass man weder Kunst noch Künstler aus dem Zusammenhang gerissen verste- hen kann. Daher musst Du Dich zu- nächst darum bemühen, die Umstän- de zu begreifen, aus denen heraus sich die jeweiligen Kunstrichtungen ge- formt haben. Um den allgemeinen, den richtungsgebenden Ueberblick zu ge- winnen, würde ich Dir empfehlen, Dich etwas mit Geschichte zu be- schäftigen um dann ganz von eilein auf Kunstgeschichte zu kommen. Ge- schichte (und in zweiter Linie Geogra- phie, die eng mit jener verbunden ist) bildet die Grundlage zur modernen Bildung — ganz abgesehen davon, dass man nur durch sie unsere heutige Welt verstehen kann." „Um Gottes willen! Lass mich bloss mit Geschichte in Ruhe. Schon in der Schule konnte ich das Fach nicht aus- stehen." „Das liegt jedoch nicht an der Ge- schichte. Sieh Dir mal, ganz „unver- bindlich", die ausgezeichnete „Ge- schichte unserer Welt" von H. G. Wells an. (Die Editorial Tor gab, nebenbei bemerkt, auch eine billige spanische Ausgabe dieses Werkes heraus). Du wirst das Buch gespannt zu Ende le- sen, denn es handelt sich nicht etwa um eine trockene Zusammenfassung historischer Daten, sondern um die »ehr plastische Darstellung der ge- schichtlichen Ereignisse, aus der die Entwicklung der Menschen in "grossen Linien zu verstehen ist. Und das ist ja vorerst das Wichtigste." „Da fällt mir ein Buch ein, das auch in diesem Sinne geschrieben ist und das mir als 16jähriger Junge grossen Eindruck gemacht hat. Ich denke an die „Geschichte der Menschheit" von Hendrik van Loon". „Nun gut; was soll ich dann tun?" „Dann rate ich Dir, einige Biogra- phien zu lesen, die nicht nur litera- risch wertvoll sind, sondern auch ei- nen interessanten Einblick in das Mi- lieu, in die sozialen Verhältnisse, der betreffenden Epoche gewähren. Be- sonders während der letzten 20 Jah- re sind die Biographien sehr beliebt geworden. Bei dieser Gelegenheit möchte icih Dich jedoch vor den Mo- deerzeugnissen warnen, die der Schriftsteller nicht aus innerer Not- wendigkeit schreibt, sondern um den oft oberflächlichen Wünschen des breiten Publikums Rechnung zu tra- gen. Derartige Bücher haben wohl ei- nen momentanen Erfolg, geraten aber bald in Vergessenheit, was von ih- rem nur sehr relativen Wert zeigt." „Komme bitte zu unserem Thema zu- „Entschuldige die Abweichung. Be- schäftige Dich zuerst mit den Büchern, die von der allerdunkelsten Vergan- 29 ESTE ES EL COMIENZO Baja el naciente cambio, la tierra del Oestu» se mostraba nerviosa. Nerviosos los estados del Oeste, como caballos ante una tormenta de truenos. Nerviosos los grandes propietarios, presintiendo el cambio, pero ignorando en absolut» la naturaleza del mismo. Los grandes propietarios preocupändose de lo inmediato: el aumento de sus dominios, la creciente unidad de trabajo; preocupändose por la$i nuevas contribuciones, los planes; sin comprender que todo esto son resul- tados, no causas. Resultados, no causas; R ES U LT ADOS, NiO CAUSAS. Las causas existen simples y profundas; las causas son el hambre de un estömago multiplicado por un milldn; el hambre de una sola alma, hambre dei aljegria y de proteccion, multiplicada por un millon; el ■dolor de los musculost y el cerebro para vivir, trabajar y crear, multiplicado por un millon. La ultima funcion cla- ra yj definida del hombre — müsculos que duelen aJ trabajar,!, cerebros que tiue- len para crear mas alla de las necesidades elementales —, eso es el hambre. Construir una pared, construir una casa, una represa, y en la parecfi y en la casa y en la represa, poner algo del hombre mismo, y el hombre mismo recibir algo de la pared, la casa y la represa; conseguir vigorosos, müsculos por el esf- tfuerzo, obtener conceptos: y formas ciaras de concepcion.. Porqu el hombre, dis- tintamente a cualquier otra cosa organica o inorgänica del universo, se proyecta mäs alla de su trabajo, asciende los peldanps de sus conceptos, emerge mäs alla de sus realizaciones. Esto se puede decir del hombre: cuando las teorias cambian y fracasan, cuando las escuelas, la fisolofia, cuando los estrechos y oscuros callejones del pensamiento nacional, religioso, economico, crecen y se desintegran, el hombre los alcanza, los sigue a tropezones, dolorosamente, errö- neamente a veces. Habiendo dado un paso hacia adelante, puede retroceder, pero solamente medio paso, nunca el paso entero. Esto puede decirse de el y reconocerse. Y reconocerse. Esto se aprecia cuando bombas caen a plomo desde los negros aviones encima de las plazas, cuando los prisioneros se agrupan como ganado, cuando los triturados cuerpos se desangran y secan repulsivamente en el polvo. Bajo este aspecto puede reconocerse. Si no se hubiera dado el paso, si aün no permaneciera palpitante el dolor de los tropiezos del avanze, las bom- bas no caerian, no se cortarian las cabezas. Desconfie de los tiempos e,n que' lar. bombas dejan de caer, mientras; sigue su vida el que las arroja, porque cada bomba es prueba de que el espiritu no ha muerto. Desconfie de los tiempos en que cesan las huelgas, mientras viven los grandes propietarios, porqueJ cada. pequena huelga latente, es prueba de que se estä dando el paso. Y comprendase esto: Desconfiese del momento en que el Hombre no estä dispuesto a sufrir y a morir por un concepto, porque esta sola cualidad es el cimiento del Homibre,. y esta sola cualidad es el hombre, ünico en el universo. Los Estados del Oeste, nerviosos bajo el naciente cambio, Texas y Oklahoma, Cansas y Arcansas, Nuevo Mexico, Arizona, California. Una sola familia aban- dona la tierra. El padrev hizo un prestamo en el banco ,y ahora el Banco le exi- genheit der Menschen handeln. Es gibt da sehr gute Werke, die in Ro- manform davon erzählen, wie im Däm- merlicht der riesigen Wälder unsere Urahnen, die ersten menschenähnli- chen Geschöpfe, entstanden. Wie dann, als sich diese Geschöpfe nicht mehr den ganzen Tag lang um das tägliche Brot (oder besser gesagt: um das tägliche Fleisch) kümmern mussten, Zeit für „Kultur" fanden. Wie so die ersten Regungen eines höheren We- sens entstanden. Die Sprache, der Ge- sang, der Schmuck. Wie dann die Re- ligionen — die Urreligionen — gebo- ren wurden und wie sich dann eine ganz primitive Kunst entwickelte und dann eine Philosophie. Alles das sind eng mit einander xerkettete Faktoren. Laes dann, wie sich der Mensch, durcii die bittere Not dazu gezwungen, ^taatskörpern zusammen' tat- wie eins neue Moral entstand, eine Gesell- schaftsform, die das ursprüngliche Faustrecht zurückdrängte. Oh' ich glaube, Du wirst es nicht bereuen, wenn Du Dich mit diesen Dingen be- schäftigst." „Immer mal langsam! Ich kann doch nicht alles auf einmal machen." „Das verlangt ja auch niemand von Dir. Nimm Dir vor, Dich — sagen wir 30 DEL "YO" A L "NOSOTROS" ge la tierra. La Comparwa de Tierras y Ganados — eso es el Banco cuanto po- see la tierra — no quiere familias en la tierra; quiere tractores. i Es malo uri tractor? i Es mala la fuerza que abre los profundos zurcos? Si el tractor ffciese nuestro, seria bueno; no rmo, sino nuestro. Si nuestro tractor abriera los pro- fundos zurcos de nuestra tierra estaria bien. No mi tierra, la nuestra. Aman'a- mos al tractor como amamos la tierra cuando fue nuestra. Per» hay muy poca dit'erencia entre este tractor y un tanque de guerra. Ambos arrastran, intimi- aan, hieran al puebio. Tenemoai que pensar en, eso. Un hombre, una familia entera arrojada de la tierra, un coche herrumbroso traqueteando por la carretera hacia el Oeste. He perdido mi tierra; un simple tractor me la arranco. Estoy solo y desconcertado. Por la noctis, una famifia que acampa en un bajio. Otra que tira y ^.xtiende las carpas. Los- dos hombres se ponen en cuclillas; ninos y mujeres prestan atencidn. Usted, que odia los cambios y teme la revoluciön: aqui estä el nudo del asunto. Separe a esos dos hombres agachados; hagalos odiarse, y temerse, y sospechar uno del otro. Aqui estä la clave de lo que usted teme. He aqui el quid. Porque el "He perdido mi tierra" ha cambiado; se ha roto una celula, y de su inter&r emerge eso qujp usted odia: "Hemos perdido NUESTRA tierra". Ahl estä lo peligroso, porque dos hombres nq estän tan solos y desconcertados como uno. V de este primer "nosotros", surge algo mäs peligroso: "Tengo un poco de comida" mäs "Yo no tengp ninguna". Si la suma de este problema da como resultado: "Tenemos poca comida", el asunto marcha. El movimiento tiene direcciön. Ahora, solo una pequena multiplicacion, y esta tierra, este tractor serän nuestros. Los dos hombresi agachados en una simple marmita, mujeres silenciosas, de ojos petreos, y deträs los ninos atentos, con el alma puest^ en las palabras que su cerebro no alcanza a comprender. Se aproxima la noche. El nino estä resfriado. xEh, tome esta frazada! Es de lana, Era de mi madre . Quedese con ella para el nino. Esto es lo que hay que bombardear. Este es el comienzo: del "Yo" al "Nos- otros". Si ustedes, los que tienen lo que el puebio debiera tener, lograran comprender esto, podrian protejerse a si mismos. Si lograran separar causas de resultados; si lograran comprender que Paine, Marx, Jefferson, Lenin fueron resultados y no causas, podrian sobrevivir. Pero ustedes no pueden comprender. Porque la actualidad de poseer los cristaliza para siempre en el "Yo", y los aparta para siempre del "Nosotros". Los estados del Oeste se muestran nerviosos ante el naciente cambio. Lo que falta e$t un estimulo para concebir, una concepcion para proceder. Medio millon de gente moviendose atraves del pais; un millon mäs impaciente, prontos para ponerse en movimiento; diez millones mäs sintiendo la primera inquietud. Y los tractores hendiendo multiples zurcos en la tierra que va quedando vacia. ("Vinas de Ira" de John Steinbeck) — einen Monat lang mit einem vor- her besprochenen Thema zu beschäf- tigen. Fange, z. B!. mit einem allgemei- nen Ueberblick über die Geschichte an und fahre mit einem etwas eingehen- deren Studium der frühesten Geschich- te fort. Wenn Du ernsthaft arbeiten willst, und wenn Du Dir das Buch beschaffen kannst, lies die Arbeit von Friedrich Engels: „Der Ursprung der Familie, des Staates und des Privat- eigentums"' Dieses Werk gibt Dir den gründlichsten Ausschluss, über die Entwicklung der Welt, in der du lebst. „Ich will mir dj~ Sache durch den Kopf gehen lassen. Wenn es mir ir- gendwie möglich ist, werde ich mich sogar mit einigen Freunden in Ver- bindung setzen. In kleinen Gruppen lassen sich solche Dinge besser ma- chen — womit ich nicht sagen will, dass man sie nicht auch allein ver- wirklichen kann." „Tue so, wie Du denkst. Und wenn Du, durch die Arbeit angeregt, irgendwel- che nützliche Ideen hast, so teile mir diese mit, damit ich sie irgendwie ver- werten kann. Denn wie ich Dir ja schon öfters sagte, müssen wir uns zur gemeinsamen Hilfe, zur Kollektiv- arbeit erziehen." 31 HITLERJUGEND (9. Fortsetzung} Wir hatten deutsches Obst, wir brauchten keine Bananen und kei- nen Kaffee. Und Malz- oder Eichelkaf- fee war ausserdem gesünder als der andere. Wenn wir aber erst einmal unsere Kolonien wieder hätten, dann würden wir Ueberfluss an allem haben. Da stand ein Junge auf und fragte: Er habe gelesen, dass in Brasilien 500.000 Sack Kaffee ins Meer geschüttet wor- den wären, weil niemand sie zu einem annehmbaren Preise kaufen wollte. Und in Argentinien hätten sie die Wei- zenfelder einfach angezündet und ver- brannt, weil es sich nicht lohnte, sie abzuernten: kein Land wollte den Weizen kaufen. „Und dabei verhungern doch die Men- schen in China und Russland. Und wir können schon lange keinen Kaffee mehr trinken". sa.gW- der Junge. „Wie kommt denn das? Ist denn das Alle Jungens hatten aufmerksam zu- gehört und wünschten eine Antwort. Nun war aber zum Unglück gerade an diesem Abend wieder mal ein höherer Führer, eine Art Aufsichtsbeamter, zur Inspektion da, ein älterer Mann. Der griff gleich ein: „Dass ist die Schuld von Russland, dass das so ist. In Russland wird sehr viel Weizen produziert. Jeder Mensch in Russland könnte satt zu essen ha- ben. Aber die Bolschewisten nehmen den Bauern den Weizen weg und las- sen ihre eigenen Leute verhungern. Den Weizen verschleudern sie auf dem Weltmarkt zu jedem Preis und stek- ken das Geld in die Tasche. Und daher kommt es, dass die anderen Länder keinen Weizen mehr verkaufen kön- nen. Das ist eben der Bolschewismus." Dann sagte er noch ein paar Worte darüber, wie viel besser wir es unter unserem Führer Adolf Hitler hätten. Und zum Schluss: „Aber solche Fragen stehen hier garnicht zur Debatte! Das sind Wirtschaftsfragen. Davon ver- steht ihr noch nichts, dazu seid ihr viel zu jung-. Das überlasst nur dem Füh- rer! Der denkt und sorgt für uns alle!" „Ein Hitler junge soll kein S'tubenhok- ken sein! Ein Hitlerjunge hat nur ei- nen Gedanken: Mein Führer! mein Volk! Unser Führer Adolf Hitler! HSil! Heil! Heil!" Gegen den Jungen, der die Frage ge- stellt hatte, hätte man am liebsten ein Ausschluss verfahren eingeleitet. Man genierte sich aber wohl, ihn wegen dieser Frage auszuschliessen. Da stell- te sich heraus, dass der Junge schon sehr bald die Altersgrenze der Hitler- jugend erreicht haben würde: achtzehn Jahre. Das war ein harmloser Grund, ihn los zu werden. Er wurde zur SA überwiesen. Manche andere in der HJ waren frei- lich schon über zwanzig. Sie stellten aber auch nicht solche Fragen. Ich selber kam mit einem Anschnauzer davon: Ich solle in Zukunft nicht so- viele Fragen dulden! Ich solle die Jun- gens mehr im nationalsozialistischen Geiste erziehen! Meine Stellung als Sozialwart wurde unsicher. Dann kam eine zweite Sache, die es noch schlimmer machte. Die Mutter von einem unserer Jungens, die ich schon einmal besucht hatte, fing, als ich das zweite Mal kam, plötzlich an, zu weinen. Der Junge hatte ausser dem braunen Hemd keifte vorschriftsmässige Uni- form. Zu Hause bei ihm sah es aber garnicht so ärmlich aus. Alles sehr sauber und in Ordnung. Eine freund- liche Wohnung mit Bildern und einem Bücherschrank. Deshalb wollte ich die Mutter fragen, ob sie ihrem Sohn nicht eine Uniform kaufen oder wenigstens einen Teil davon bezahlen könne. Ich hielt sie für eine Witwe in besseren Verhältnissen. Als sie nun anfing zu weinen (der Junge war glücklicherweise nicht da- bei) stellte sich heraus, dass der Mahn im Gefängnis sass. Er war Werkmei- ster gewesen in einer Maschinenfa- brik und hatte gut verdient. -Aber er war auch Sozitldemokrat und Reichs- bannermann gewesen. Deshalb war er in Schutzhaft genommen. (Er war im Konzentrationslager. Ich wusste damals noch nicht, was das, ist. Ich dachte „Schutzhaft" wäre nichts Schlimmes und „Konzentrationslager" eine Art von leichtem Gefängnis, Un- tersuchungshaft oder so etwas.) Nun konnte mir die Frau es leicht er- klären, weshalb sie ihrem Sohne keine Uniform kaufen konnte. (Fortsetzung nächste Nummer) Es ist richtig, dass Reichtum eine Anhäufung von Arbeit ist; nur ist es dabei so, dass der eine die Arbeit verrichtet, und der andere1 dies Anhäufung. Und das wird dann von klugen Leuten „Arbeitsteilung" genannt. (Leo Tolstoi) FREIHEIT! GLEICHHEIT! BRÜDERLICHKEIT! Die Verbrannte Literatur und die Freie Literatur finden Sie nur in der . BUCHHANDLUNG GROSSANTIQUARIAT LEIHBIBLIOTHEK B A R N A LT. T. 31-7427 u. 31-4513 U. T. 73-4777 LAY ALLE 379 JURAMENTO 2384 mm i j ! ALLE FREIEN DEUTSCHEN GEHOEREN IN DEN ! ! „VORWAERTS" | | WERDE AUCH DU MITGLIED! j I Anmeldungen im Vereinshaus, RINCON 1141 — U. T. 23-3483 j i_________;___________________________________________________________________i DAMEN-FRISIEß-SALÖW II A N S und ELISABETH iiArrcitwrci,i,F3x — faerrex jetzt: VIAMONTE 879 — U. T. 31 - 2018 »MlWWWMM» WWWWWWWWMWWWWMWWDWWWM VERTRETUNGEN DES ANDEREN DEUTSCHLAND IM AUSLAND BOLIVIA Wolf gang Hirsch-Weber, Casilla 71, TARIJA. Dr. Ehrhardt Loehnberg, Lista de Co- reo, TARIJA. Sr. Ing. W. Ossowsky, Casilla de Co- rreo 174, COCHABAMBA. BRASIL Dr. Curt Fabian. Caixa Postal 3289. SAO PAULO. Friedrich Kniestedt, 514 Petröpolis. Rio PORTO ALEGRE. CHILE LA OTRA ALEMANIA, Casilla 9086, SANTIAGO DE CHILE (Chile). Oscar Chylik, Casilla 423, OSORNO. COLOMBIA LOS AMIGOS DEL LIBRO, Apartac Nacional 2756, Calle 16 No. 6-50, BOGOTA. A.N.F.B.A., Apartado Aereo 3530, BOGOTA. A venida Bage Grande do Sul, CUBA Walter Dickhaut, Calle 28 No. 162 — VEDADO-HABANA PARAGUAY Albert Günther, Casilla 4i7* ASUNCION. Enrique Block, poste restante VILLARICA Alwin Heuke, PASO YOBAI via Villarica. 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