BUENOS AIRES TUCUMAN 3 O 9 U. T. 31 - RET1RO - 7264 Aus dem Inhalt: August Siemsen: Der Kon- gress in Montevideo. Arthur Gross: Klarheit im Ziel und Klarheit in der Taktik. Die Stimmen der Gegner. W. Ossowski; Zur Aburtei- lung der Nazi-Verbre- cher. Ernst Lakenbachen Die Me- moiren eines Oberöster- reichers. Austro-American Tragedy. Suplemento Castellano. Berücksichtigt unsere Inserenten WWWWWW EL CAPRICHO Damen u. Herren-Friseur-Salon AVIi.ES 2J)70 — U. T. 73 - 1318 zwischen Conesa und Zapiola Be.ste Dauerwellen von $ 2.50 ab. Leser ~U l'rozent Ermässigung. DRUCKSACHEN ALLER ART in modernster Ausfiihruns ENRIQUE SALINGER RECONQUISTA 656 - Dep. 5 IJ. T. 31 - 5577 Deutsche Schneiderei „Kundendienst" Wenden, Reinigen, Bügeln, Färben, Reparaturen, Modernisieren, Neuan- fertigung von Damen- u. Herrengarde- roben in preiswerter u. guter Ausfüh- rung. Guanacache 2464. U. T. 73-5868 PENSION SCHIFFER Amenabar 2040 U. T. 76 - 1793, 1 Qua- der Clibildo vermietet gut möbl. 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Dr. AUGUSTO S1EMSEN. ex-dipul»do del Reichstag. TUCUMAN 309 - BUENOS AIRES - U. T. 31 - 7264 JAHRGANG VI. — Nr. 61 — 2 0. März 1943 »Ä6ISTR O NACIONAL DE LA PROPIE DAD INTELECTUAL Na. 1 04.574 AN UNSERE LESER! Mit dieser Nummer erscheint Das Andere Deutschland zum er- sten Mal in zweiter Monatsausgabe. Interesse und Nachfrage sind ausserordentlich gestiegen und können durch eine Monatsnummer nicht mehr befriedigt wer- den. Trotz der Erweiterung des Umfangs waren wir schon bis- her of nicht in der Lage, das vorhandene Material voll zu ver- werten. Zu wichtigen Vorgängen konnten wir oft erst sehr ver- spätet oder garnicht mehr unsere Meinung sagen. Diese Schwierigkeiten haben sich vergrössert. Einmal, weil der Kongress von Montevideo unsere Aufgaben vermehrt hat; zum andern, weil die politische Entwicklung in der jetzigen fortge- schrittenen Kriegssituation ein so beschleunigtes Tempo ange- nommen hat, dass bei nur monatlichem Erscheinen des DAD eine auch nur einigermassen ausreichende Kommentierung und Erläuterung fast unmöglich wäre. Da die Presseagenturen und die Messe der Zeitungen aber, wie das im Kriege üblich ist, über die von unserem Standpunkt aus besonders wesentlichen und für das, was nach dem Krieg kommen wird, entscheiden- den Dinge vielfach unzulänglich und einseitig unterrichten, müssen wir erst recht uns bemühen, unsere Aufgabe emsthaf- ter Unterrichtung und Wegweisung zu erfüllen. Deshalb ist der Öebergang zu vierzehntägigem Erscheinen eine unbedingte Notwendigkeit. Das zweimalige Erscheinen ist natürlich mit sehr erheblichen Mehrkosten verbunden. Wir brauchen dazu die Hilfe aller un- serer Freunde. In der nächsten Nummer werden wir konkrete- Angaben über die Aufbringen der notwendigen Mittel ma- chen. Die Redaktion I. A. August Siemsen. August Siemten: DER KONGRESS IN MONTEVIDEO Die als Kongress-Nummer erschienene erste Märznummer des Andern Deutschland enthielt die Beschlüsse des Kongresses der antifaschisti- schen Deutschen Südamerikas, Auszüge aus einigen Reden, sowie Adressen und Zustimmungserklärungen. Es bleibt die Aufgabe, eini- ges über den Verlauf des Kongresses und seine Auswirkungen zu sagen. DER AEUSSERE VERLAUF. Begrüssungsabend, Radioansprachen, öffentliche Kundgebung, voll- zog sich infolge der guten Vorbereitung durch den Freien Deutschen Klub Montevideo programmäßig. Grosse Plakate mit dem von Cle- ment Moreau gezeichneten Sinnbild des Kongresses — Arm mit zer- brochener Fessel und das V des Sieges zeigender Faust — zeigten der Bevölkerung Montevideos, dass es in Südamerika eine Bewe- gung der antifaschistischen Deutschen gibt, und dass die antifaschi- stischen Deutschen ihren Kongress in ihrer Stadt abhielten. Das Interesse für den Begrüssungsabend, für den nur an Freunde un- serer Sache Eintrittskarten ausgegeben wurden, war so gross, dass er aus dem Sitzungssaal der Delegierten in den grossen Festsaal des Ateneo verlegt werden musste. Es sprachen für den Freien Deutschen Klub Montevideo Heumann, für die antifaschistischen Deutschen Brasiliens der von den Versammelten mit besonders herzlichem Bei- fall begrüsste alte Freiheitskämpfer Friedrich Kniestedt, für die Co- misiön Coordinadora in Argentinien Balder Olden, für die Freien Deutschen Boliviens Bälder, für den Verein „Vorwärts" Löwy, für die Jugend des Andern Deutschland Lene Laub, endlich über die Arbeit des Andern Deutschland und die Bedeutung des Kongresses der Prä- sident des Kongresses August Siemsen. Das Programm des Abends wurde durch Gedichtvorträge von P. W. Jacob, Liselott Reger-Jacob und Hedwig Schlichter vervollständigt und durch einen Vortrag von P. W. Jacob über die deutsche Kultur abgeschlossen. Bei der öffentlichen Kundgebung war der grosse Saal des Ateneo überfüllt. Leider war es wegen der beschränkten Zeit nicht möglich, dass alle vorgesehenen Redner zu Worte kamen. Vor allem mussten die Redner der deutschen antifaschistischen Gruppen zugunsten der Vertreter der wichtigsten befreundeten Organisationen zurücktreten. Nur Fr. Kniestedt kam als Alterspräsident des Kongresses kurz zu Worte. Nach der Begrüssungsansprache, die Bernstein als Leiter des vorbereitenden Komitees des F D K. Montevideo an die Versammlung richtete, sprachen für die uruguayischen Sozialisten Troitino, für die Kommunisten die Deputierte Arevalo, für die Demokraten der Depu- tierte Grauerl; für die österreichischen Sozialisten Simöl, für das Ko- mitee der Freien Oesterreicher Argentiniens Glück, für die spanischen Republikaner wurde die Rede des leider im letzten Augenblick am Et scheinen verhinderten früheren Generalkonsuls der Spanischen Re- publik in Buenos Aires Blasco Garzön verlesen; für die sozialistische Partei Argentiniens sprach Alicia Moreau de Justo, für die Acciön Ar- gentina Miguel Elkin. Die programatische Rede von August Siem- sen beendete die Kundgebung. DAS ECHO des Kongresses war ausserordentlich befriedigend. Die grossen Pres- seagenturen haben eingehende Nachrichten versendet und die gro- ssen Zeitungen haben durchweg, teils recht ausführlich, berichtet, manchmal mit gleichzeitigen Sympathieäusserungen für Arbeit und Ziele der antifaschistischen Deutschen. Ueber das Echo, das der Kon- gress ausserhalb Südamerikas gefunden hat, sind wir noch nicht hin- länglich unterrichtet. In Hinblick auf die Sendungen der Presseagen- turen dürfen wir aber annehmen, dass auch hier, vor allem in U.S.A. der Kongress die gebührende Beachtung gefunden hat. Zweifellos ist es trotz mancher gegnerischer — vor allem von den Strasserleu- ten, aber auch von einem Teil der nationalistischen und einseitig antideutschen jüdischen Emigration ausgehenden — Sabotageversu- che gelungen, mehr als jemals bisher der südamerikanischen Oeffent- iichkeit zu zeigen, dass es eine aktive und zielklare Bewegung anti- faschistischer Deutscher in Südamerika gibt. DIE BERATUNGEN DER DELEGIERTEN Die überwiegende Mehrheit der Delegierten wurde von Buenos Aires und Montevideo gestellt. Die Tatsache, dass es aktive deutsche An- tifaschisten, in der grossen Mehrzahl Anhänger des „Anderen Deutsch- land", in ganz Südamerika gibt, kam zwar durch zahlreiche Tele- gramme und Sympathieschreiben, wegen der Aus- und Einreise- Schwierigkeiten, teils auch wegen der unerschwinglichen Reisekosten leider aber nicht hinreichend durch Delegationen zum Ausdruck. Bei den Delegiertenberatungen wurden die meisten Resolutionen ein- stimmig angenommen. Eine von den Kommunisten geführte Minori- tät bekämpfte aber mit grosser Energie zwei Hauptpositionen des Anderen Deutschland: die Beschränkung der Einheitsfront auf die Deutsche Linke, d. h. auf die sozialistischen und die ehrlich demokra- tischen Kräfte und die sozialistische Zielsetzung. Die Haltung der Kommunisten entspricht der Parole der breitesten Einheitsfront. Die- se Parole hat dazu geführt, dass die österreichischen Kommunisten mit den früheren Heimwehrlern und heutigen Monarchisten, kurzum mit allen zusammengehen, nur nicht mit den österreichischen Sozia- listen, die eine solche „Einheitsfront" konsequent ablehnen. Sie hat Pdazü geführt, dass die spanischen Kommunisten bereit sind, eich tritt "den hequetes (Monarchisten) zusammenzuschliessen, und dass sie, wie »Espana Republicana" feststellte, selbst mit Franca zusammen- gehen würden, falls dieser sich den Alliierten anschlösse. In Südame- rika gibt es bisher unter den deutschen Hitlergegnem keine rechts- stehenden Elemente, die für die von den Kommunisten erstrebte brei- te Einheitsfront in Betracht kämen. Das kann sich aber mit dem Deut- licherwerden der Niederlage Hitlerdeutschlands schnell ändern. Die Annahme des vom Änderen Deutschland beantragten Aufrufs an die antifaschistischen Deutschen Südamerikas verhindert, dass dann die Masse der Gesinnungslosen, die das sinkende Hakenkreuzban- ner nunmehr verleugnen wollen, Zugang findet zur Einheitsfront der deutschen Antifaschisten. Am heftigsten wurde von der Minorität die sozialistische Zielsetzung des vom Anderen Deutschland beantragten Manifestes angegriffen. Einer der jüngeren kommunistischen Redner verstieg sich sogar zu der Behauptung, man werde das Manifest deswegen in der Sowjet- union als ein Werk der Quinta Columna ansehen. Hier scheint uns die Quantität des Opportunismus in die Qualität des Widersinns umzu- schlagen. An anderer Stelle dieser Nummer wird von unserem Freund Gross das Erforderliche zu diesem Opportunismus gesagt. Wir glauben, dass unsere kommunistischen Freunde in absehbarer Zeit — genötigt durch die Entwicklung — in diesem Falle ihren Stand- punkt ebenso zu dem unsrigen zurückrevidieren werden wie früher, als sie England statt Hitierdeutschland zum Feind No. I erklärt hat- ten. Opportunistische Taktik darf eben nicht bis zur Aufgabe von Grundsätzen gehen, soll sie sich nicht selbst od absurdum führen. Wichtig für die Zukunft ist, dass auf dem Kongress klar ausgespro- chen wurde, dass es sich bei der Einheitsfront nur um eine Koordin nierung handelt, die den beiden in Betracht kommenden Gruppen ih- er Selbständigkeit lässt. Diese Selbständigkeit findet aber in den Be- schlüssen des Kongresses ihre Grenzen. Wir erwarten nicht von der anderen Seite, dass sie sich nunmehr unsere Kritik an den gefährli- chen reaktionären Machenschaften und Kriegszielen innerhalb des Lagers der Alliierten und unsere sozialistische Zielsetzung zu eigen macht, wohl aber, dass sie sich nicht durch Bekämpfung dieser Auf- fassung in offenen Gegensatz zu den Beschlüssen des Kongresses setzt. Erfreulich war, dass die Schlussitzung der Delegierten am Sonntag dem 31. Januar trotz der vorhergehenden, teilweise scharfen Ausein- andersetzungen mit allgemeinem starken Beifall die Schaffung der Einheitsfront und den Wunsch des Vorsitzenden begriisste, dass diese Einheitsfront von Dauer sein möge, und dass dieser Wunsch durch den gemeinsamen Gesang unseres internationalen Kampfliedes be- kräftigt wurde. DIE FRAGE DER EINHEITSFRONT. Nachdem das Andere Deutschland sich jahrelang erfolgreich um die Schaffung der Einheitsfront in Südamerika bemüht hatte, hat sich neuerdings auch ein in Mexiko von dem dortigen „Freien Deutsch- land" geschaffenes Organisationskommittee das gleiche Ziel gestellt. Leider hat es seine Bemühungen ohne jede Rücksicht auf die vom Änderen Deutschland geleistete Arbeit und ohne vorhergehende Fühlungnahme mit dem Änderen Deutschland unternommen. Diese Bemühungen mussten infolgedessen mehr Verwirrung stiften, als dass sie der Sache der Einheitsfront hätten dienen können. Abgese- hen davon, dass das Andere Deutschland die Einheitsfront in Süd- amerika bis auf die in einigen Orten erst nach dem Angriff Hitler^ auf Sowjetrussland geschaffenen Kommissionen im Wesentlichen be- reits verwirklicht hatte, spricht gegen den neuerlichen Führungsan- spruch Mexikos vor allem die einseitige politische Zusammensetzung des dortigen Organisaiionskommitees und die ausserordentlich un- günstige geografische Lage Mexikos gegenüber Südamerika. Diesen Tatsachen hat der Kongress Rechnung getragen, indem ein- stimmig die Organisierung der Einheitsfront auf Südamerika be- schränkt und mit ihrer Durchführung ein aus August Siemsen, Gros- newald und Sieloff bestehendes provisorisches Zentralkomitee in Buenos Aires betraut wurde. Dieses Kommitee hat bereits Richtlinien über den Zusammenschluss und die Zusammenarbeit an die Länder- organisationen verschickt. Es muss deutlich festgestellt werden, dass diejenigen Gruppen oder Personen, die entgegen dem grundlegenden Beschluss des Kongres- ses über die Einheitsfront für Südamerika die Bemühungen des Or- ganisations-Kommitees der Freien Deutschen Mexikos, sich Südame^ rika anzugliedern, unterstützten, sich damit automatisch ausserhalb der neugebildeten Einheitsfront der deutschen Antifaschisten Süd- amerikas stellten. Selbstverständlich ist es andererseits, dass die Leitung der antifa- schistischen Einheitsfront Südamerikas bereit ist, mit dem Organisa- tionsrKommitee in Mexiko so eng wie möglich zusammenzuarbeiten. Das gehört zu den Aufgaben, die der Kongress gestellt hat. Wenn der Appell des Kongresses an die gesamte deutsche Emigration Erfolg haben sollte, so würden weitere Einheitskommitees nach dem Mu- ster Südamerikas auch in USA und in England gebildet werden müs- sen. Zu den dann vorhandenen drei zentralen Kommitees könnte ab vierte Gruppe Mexiko mit Mittelamerika treten. Damit wären dann die Vorbedingungen für die von uns erstrebte Schaffung eines Ge- 5 — samt-Ausschusses der deutschen Opposition ausserhalb Deutschlands gegeben sein. Je eher dieses Ziel erreicht wird, umso besser ist es für die deutsche Opposition und für den Aufbau des neuen Deutschland nach der Nie- derringung der nationalsozialistischen Diktatur. Arthur Gross, Bolivien: Vorsitzender des Klubs „Freundschaft" und Vizepräsident der „Vereinigung freier Deutscher in Bolivien". KLARHEIT IN DER TAKTIK UND KLARHEIT IM ZIEL Bemerkungen über die Konferenz in Montevideo. Einmütig haben die freiheitlich ge- sinnten deutschen Anti-Nationalsozia- listen in Südamerika die Auffassung, dass es der Initiative des .Anderen Deutschland" in Argentinien zu ver- danken ist, wenn durch den Kongress in Montevideo in der Frage der zu schaffenden Aktionseinheit der deut- schen Hitlergegner ein Schritt nach vorwärts getan werden konnte. Nie- mand von uns erwartete, dass die Montevideo-Tagung Uebereinstimmung in allen Fragen zeitigen würde. Das deutsche Gegenwarts-Problem ist zu kompliziert, um mit einer einheitli- chen Beurteilung der nazideutschen Zustände und mit einer Generallinie im antinationalsozialistischen Kampf rechnen zu können. Diese Tatsache bestätigte auch der Kongress in sei- nem Verlauf und besonders in seiner Abstimmung über das politische Ma- nifest, das als Grundlage für die Zu- sammenarbeit der Freien Deutschen in Südamerika gegen eine von den Kommunisten geführte Opposition an- genommen wurde. Nunmehr gilt es, von der Bejahung des angenommenen Manifestes ausge- hend, die Zusammenfassung aller frei- heitlichen antinationalsozialistischen Deutschen in Südamerika und mög- lichst von ganz Lateinamerika zu schaffen. In kameradschaftlicher Dis- kussion sollte versucht werden, die be- stehenden Differenzen über Taktik und Ziel der durch 'Koordinierung al- ler freiheitlichen antionationalsoziali- Btischen Gruppen und Vereinigungen erstrebten gemeinsamen Dachojjgani- sation zu klären und zu beseitigen. Meine Bemerkungen über die Konfe- renz sollen ein Beitrag zu der von mir vorgeschlagenen Diskussion sein. Ich nehme als Nichtteilnehmer an der Konferenz kritisch Stellung zu der von der Kongressminderheit vertrete- nen politischen Erklärung. Nach dem Bericht des Delegierten von Bolivien und auch nach dem „Volksblatt" vom 15. 2., ist die politi- sche Erklärung deswegen eingebracht worden, weil eine Anzahl der Kon- gressteilnehmer der Auffassung ge- wesen wäre, „dass Hitler bereits erle- digt sei, (Ist in dieser Form nicht ge- sagt worden. Die Red.) dass auf Hit- ler der Sozialismus zu folgen habe und dass Europa sich in Form eines föde- rativen Staatenbundes organisieren müsse". Was den ersten. Teil der Vor- würfe gegen diejenigen Kongress- teilnehmer betrifft, die nach der Ab- stimmung über das politische Manifest zu urteilen, die Kongressmehrheit bil- deten, so antworte ich mit Worten ei- nes Befürworters der politischen Min- derheitsentsehliessung. Erich Sieloff schreibt im „Volksblatt" vom 15. 2. unter der Ueberschrift „Marsch und Aufmarsch" unter anderem: „... wenn wir heute an Hand eines kurzen Ueberblickes eine Analyse der allge- meinen Kriegslage versuchen, können wir auch' nicht den geringsten An- haltspunkt für die Möglichkeit eines Sieges der Achsenmächte in der letz- ten, entscheidenden Schiächt finden". Und Erich Sieloff schreibt des weite- ren: „Auf die Linie der Verteidigung gedrängt, ist jedoch das Schicksal der Faschisten, trotz ihrer zweifellos noch vorhandenen Fähigkeit zum Kampf und Widerstand, endgültig besiegelt..." Wenn Worte einen Sinn haben sollen, so scheint mir, dass es auf der Mon- tevideoer Tagung in Wirklichkeit in der Beurteilung der sicheren Niederla- ge Hitlers und seiner Verbündeten verdammt wenig von einander unter- schiedene Auffassungen gab. Was Erich Sieloff am 15. 2. schrieb, wird sehr wahrscheinlich bereits Ende Ja- nuar seine Erkenntnis gewesen sein. Warum dann aber auf dem Kongress die mit den Haaren herbeigezogene zweierlei Stellungnahme in der poli- tischen Debatte. Als entscheidender und wichtiger se- he ich aber die anderen Einwände an, welche die Minderheit veranlasste, sich gegen das vom D. A. D. ein- gebrachte politische Manifest zu er- klären. Wie die staatlichen Verhält- nisse Europas sich nach dem Kriege gestalten werden, weiss niemand. Dass es aber im Interesse Europas liegt, sich in einem föderativen Staa- tenbund zusammenzuschliessen, um endlich einmal die seit Jahrhunderten sich immer wiederholenden europäi- schen Kriege und die durch Kriege geschaffenen Grenzverschiebungen un- ter den europäischen Staaten zu be- seitigen, wird kaum angezweifelt wer- den können. Ich selbst bin der An- sicht, dass die Zeit für das föderativ gegliederte Europa noch nicht reif ist, und darum wende ich mich, ohne die von dem D.A.D. in seinem politi- schen Manifest geforderte europäi- sche Lösung zu verneinen, in erster Linie der deutschen Aufgabe zu. An der Frage, ob nach Hitler Deutsch- land nur demokratisch sein oder ob bereits in den ersten Tagen der be- vorstehenden deutschen Revolution deren sozialistische Zielsetzung sicht- bar werden soll, scheiden sich leider, wie der Kongress bewiesen hat, die Geister innerhalb der freien antina- tionalsozialistischen Bewegung. Darum muss ausgesprochen werden: Es kann nicht das Ziel sein, durch die Ein- heitsbewegung der deutschen Antina- tionalsozialisten ein Sammelsurium von gegensätzlichen Auffassungen zu schaffen, das in den ersten Minuten praktischen revolutionären Handelns auseinander bricht. Die deutschen Hitlergegner eint die sittliche Empörung gegen die schrei- enden Ungerechtigkeiten der Nazis und der Hass gegen die undeutschen, unmenschlichen Grausamkeiten der hitlerschen Verbrecherbande. Zu die- sen negativen Gründen des Einheits- willens müssen aber auch positive hin- zukommen, wenn die deutschen Anti- nationalsozialisten zu einem Willens- zentrum im deutschen Freiheitskampf werden wollen. Das Positive muss mei- nes Erachtens das Bekenntnis zur so- zial-fortschrittlichen Demokratie sein, das die ökonomische und staatliche Neuordnung Deutschlands einschliesst. Die antikapitalistische Sehnsucht brei- tester deutscher Volksmassen, von wel- cher der im Juni 1934 von Hitlers Schergen ermordete linke National- sozialist Gregor Strasser 1931 sprach, ist nicht nur in Deutschland, sondern in weiten Kreisen des Bürgertums al- ler Länder eine Tatsache. Nur so sind die Reformpläne ökonomischer Natur und für Neugestaltung der mensch- lichen und staatlichen Beziehungen zu verstehen, wie sie in der Atlantik- Charter, wie auch in vielen Reden der alliierten Staatsmänner zum Ausdruck kommen. Diese Pläne sind durchaus nicht das, womit Sozialisten sich rest- los einverstanden erklären können. Sie sollten aber die Basis sein, von der aus die Sozialisten aller Richtungen in der deutschen antinationalsozialisti- schen Bewegung politisch wirken, um den geistigen Klärungsprozess unter den frieen Deutschen zu fördern, um diese zu einem zielklaren Aktivum der deutschen Revolution werden zu las- sen. Das nicht beachtet, sondern ei- nem Opportunismus gehuldigt zu ha- ben, der die Grenze taktischen Ma- növrierens weit überschreitet, ist der Vorwurf, den ich gegen die Befürwor- ter der Minderheitsentschliessung er- hebe. Wer für eine „neue Demokratie" ein- tritt, hat unmißverständlich die Grundfundamente dieser Demokratie zu schildern, denn nur Klarheit in der politischen Sprache fördert die Klar- heit und Entschiedenheit in der Ak- tion. Das vom Kongress angenomme- ne politische Manifest ist sprachlich klar und ideologisch zielweisend. Das- selbe ist von der politischen Erklärung der Kongressminderheit leider nicht zu behaupten. Diese Erklärung ent- häut in ihrem ersten Teil sehr gefähr- liche Sätze, Sätze, welche von einem vollkommenen Verkennen des hitleri- schen Gewalt- und Terrorregimes aus- gehen, und die unbewusst - und sicher- lich ungewollt - eine ideelle Unterstüt- zung der Vansittartisten und all der im gleichen Fahrwasser schwimmen- den reaktionären Elemente aller Völ- ker sind. Wer aus politischen Gründen Nazi- deutschland verlassen hat und in der Emigration im Kampfe gegen Deutsch- lands Verderber nicht erlahmte, ver- langt von den innerdeutschen Oppo- sitionskräften nicht mehr, als er selbst leisten kann. So schmerzlich es ist, dass Hitler mit seiner N.S.D.A.P. durch Unterstützung des deutschen Grosskapitals und Militärs und auf Grund der schwächlichen und ver- hängnisvollen Politik der deutschen Linksdemokraten und Sozialisten, ein- schliesslich der Kommunisten, eine Gewalt- und Terrorherrschaft in Deutschland aufrichten konnte, die nicht ihresgleichen in der Welt hat und die vieles in der Haltung des deutschen Volkes erklärt, so wenig empfinde ich es als „grösste Schande" wenn die unter dieser Herrschaft lei- denden deutschen Volksmassen und die deutschen Soldaten jetzt noch nicht zur befreienden revolutionären Tat schreiten. Vorraussetzungen dieser Tat sind: Die weitere Schwächung und Zermürbung des hitlerischen militä- rischen Machtapparates durch die al- liierten Heere und eine dem deut- schen Volk zur Kenntnis zu bringen- de eindeutige Politik der Alliierten, durch welche diesem Volk und beson- ders seinen Soldaten glaubwürdig nachgewiesen wird, dass die Alliierten sehr wohl zwischen dem deutschen Volk und den nationalsozialistischen Verbrechern unterscheiden. Vorausset- zung dieser Tat kann auch werden, wenn die im Auslande lebenden deut- schen Antinationalsozialisten ihren Kampfgenossen in Deutschland be- weisen, dass sie aus der Vergangenheit gelernt haben, dass sie die Versäum- nisse des November 1918 nicht wieder- holen wollen, und dass sie als eine der wichtigsten Entscheidungen in der kommenden deutschen Revolution an- sehen, über Weimar hinauszugehen. Wer aus taktischem und grenzendem Opportunismus als deutscher Frei- heitskämpfer im Ausland anders han- delt, hemmt die revolutionäre Ent- wicklung in Deutschland. Er findet Worte über „grösste Schande", die er der innerdeutschen Opposition zu- spricht, obwohl es richtiger wäre, wenn er sich, prüfte, ob er sich nicht schändlich benimmt, Noch schärfer sind aber die Gedan- ken der Minderheitserklärung zurück- zuweisen, welche es als eine „heilige Pflicht" des deutschen Volkes erklä- ren, „alle die durch den deutschen An- griffs- und Raubkrieg entstandenen Schäden wieder gut zu machen". Kein Zweifel besteht unter den deutschen Antinationalsozialisten darüber, dass Deutschland zum Wiederaufbau der zerstörten Welt beitragen muss. Wenn aber die Verträge zwischen den Alliier- ten und die im jetzigen Krieg gehal- tenen Reden der führenden Staats- männer der alliierten Völker ehrlich gemeint sind, widerfährt beim Frie- densschluss dem deutschen Volk Ge- rechtigkeit, und es wird nur in der Grenze des Möglichen zur Wiedergut- machung herangezogen. Wie augen- blicklich die Dinge liegen, sind also die Alliiierten vernünftiger und real- politischer eingestellt als die Befür- worter der Minderheitserklärung. Die- sen möchte ich in Erinnerung rufen, dass nach jahrelangen mühseligen und schwierigen Verhandlungen zwischen Deutschland einerseits und seinen siegreichen Gegnern im ersten Welt- krieg andererseits 1929 der Young- Plan abgeschlossen wurde, nach dem die Weimarer Republik zur Bussezah- lung für die Sünden des deutschen Kaiserreiches bis ins Jahr 1988 ver- pflichtet wurde. Haben die Befürwor- ter der Minderheitserklärung sich überlegt, wieviel hundert Jahre das deutsche Volk wieder gut zu machen hätte, um alle durch die nationalso- zialistischen Verbrechen entstandenen Schäden zu ersetzen? Gerade diese vorbehandelten Gedanken der Kon- gressminderheit sind ein Beweis da- für, zu welchen sinnlosen aber gefähr- lichen Konsequenzen es führt, wenn nicht realpolitisch und grundsätzlich zielklar, sondern rein auf die Tages- propaganda zugeschnitten, opportuni- stisch gehandelt wird. Vertrauen zur deutschen antinational- sozialistischen Bewegung ist aber nur zu erwecken durch das eindeutige Aussprechen ihrer Ziele. Aus takti- schen Gründen kann es reälpolitisch Lein, sich auf Minderheitsforderungen zu einigen, um eine Einheitsfront der deutschen Antinationalsozialisten auf breiterer Basis zu schaffen. Taktische Erwägungen dürfen aber niemals so weit gehen, dass Sozialisten und Kom- munisten in dieser Einheitsfront ihre eigentlichen Ziele verschweigen und sich demokratischer gebärden als die bürgerlichen Demokraten. Kein poli- tisch geschulter Deutscher, der die po- litische Arbeit der Kommunisten in der Weimarer Republik kennt, und wahrscheinlich noch weniger der aus- ländische nichtkommunistische Staats- mann, glaubt, dass die deutschen Kommunisten sich von Saulussen zu Paulussen und Gralshütern der De- mokratie an sich entwickelt haben. Wenn bereits bürgerliche Antifaschi- sten von der sozialen Demokratie spre- chen, welche die nur politische Demo- kratie ablösen soll, wenn bereits bür- gerliche Menschen die planvolle Neu- ordnung der ökonomischen Fragen be- jahen, ist es grundfalsch, wenn Kom- munisten aus opportunistischen Er- wägungen in der deutschen Freiheits- und Einheitsbewegung sich gegen die sozialistische Lösung des deutschen Nachhitlerproblems wenden. Damit stärken sie keinesfalls das Vertrauen in ihre demokratische Zuverlässigkeit. Es ist viel richtiger,, dass die Soziali- sten aller Richtungen in der Einheits- bewegung der deutschen Antinational- sozialisten, auch in ihrer taktischen Stellungnahme zu den Zeitfragen je- derzeit klart erkennen lassen, was sie grundsätzlich wollen. Eine gute revo- lutionäre Taktik ist immer grundsätz- lich orientiert. Wie in diesem Sinne politisch gear- beitet werden kann, beweist die „Ver- einigung der Freien Deutschen Boli- viens". Dieser Vereinigung, die im Vorjahre gegründet wurde, gehören alle deutschen Mitglieder des Klubs: „Freundschaft", des Klubs der sozia- listischen Emigranten, an. Das Ver- dienst dieser Sozialisten ist es, dass die Vereinigung der freiheitlich-demo- kratischen deutschen Menschen m Bolivien, obwohl sich die Vereinigung parteipolitisch nicht festgelegt hat, wiederholt erklärt hat, ein freiheitlich demokratisches Deutschland mit sozia- listischer Zielirchtung zu erstreben» Boliviens Beispiel bleibt sicherlich nicht vereinzelt stehen, wenn in den übrigen Ländern im gleichen Sinne politisch gearbeitet wird, wenn in of- fener ehrlicher Rede und Gegenrede über die unter den freien Deutschen, bestehenden gegensätzlichen Auffas- sungen gesprochen wird, um diese Auffassungen zu klären und dadurch zu einer erfolgreichen Vorarbeit für die vor uns stehenden revolutionären Er- eignisse in Deutschland zu kommen. Das Ziel dieser Vorarbeit sollte seih, die vom Klub „Freundschaft" an den Kongress in Montevideo gestellte For- derung praktisch zu ermöglichen, dass ein deutsches Freiheits- und Revolu- tionskomitee entsteht, welches die Zu- sammenarbeit mit den Alliierten her- stellt, und das zu einem starken Ver- trauenszentrum der in Deutschland die Freiheit und das Leben einsetzenden Opposition wird. W. Ossowski — Bolivien: ZUR ABURTEILUNG DER In der Presse der Alliierten wird, seit- dem sowohl Churchill als auch Roose- velt, die 'Herstrafting aller von den Nazis im Auslande begangenen Ver- brechen angekündigt haben, eingehend über dieses Thema geschrieben. Auch wir vom „Anderen Deutschland" sind der Ansicht, dass jedes von den Nazis im Auslande begangene Ver- brechen, von einem Gericht dieses Landes zur Aburteilung gelangen muss. Wir glauben aber, dass das deutsche Volk, welches nunmehr seit 10 Jahren aller Bestialität der Nazis wehrlos ausgesetzt ist, auf die Aburteilung der Hauptverbrecher, eine Prioritätsrecht hat. Bei den guten Verbindungen, die die führenden Nazis zur Schwer-, Geld- und sonstigen Aristokratie ha- ben, ist zu befürchten, dass die Ur- teile nicht im Sinne des deutschen Volkes gefällt werden. Unsere, Genossen im HI. Reich haben, soweit wir unterrichtet sind, in ihren Bezirken Listen über diejenigen Nazis •angelegt, die Verbrechen begangen haben. Da ein grosser Teil von ihnen wohl kaum die Hitlerzeit überleben wird, ist es unsere Aufgabe, hier im Auslande Listen anzulegen, in denen alle von den Nazis begangenen Verbrechen, möglichst mit Zeit- und Zeugenanga- be, genau festgelegt werde#. Frühere K.Z .-Insassen werden über reichliches Material verfügen, doch müssen wir auch alle anderen Ver- brechen, Raub, Diebstahl, Fehlurteile und Palschurteile auf höheren Befehl, festhalten. Es ist unsere Aufgabe alle Naziverbre- cher vor den Richterstuhl zu bringen, dazu gehören auch jene Kreise, die den Nazis die Macht in die Hände ge- spielt haben. Ich denke hier in erster Linie an die Herren, die den alten Reichspräsiden- ten zu Gunsten Hitlers beeinflusst ha- ben. Oberst von Hindenburg und Staatssekretär Meissner, aber auch Herr von Papen und der „Herren- Club", kommen hier in Frage. Es müssen die Geldgeber, Schwerin- dustrielle, und ostelbische Granden folgen. Die Herren vom Staatsgerichtshof, die die Klage der Preussen-Regierung nie- NAZI-VERBRECHER mals zur Verhandlung gebracht, der* Verfassungsbruch stillschweigend sank- tioniert haben, gehören vor den Volks- gerichtshof, ebenso aber die Generäle, wie Herr von Rundstedt, u. a., die die Militärmacht erst für Papen und dann für Hitler eingesetzt haben. Zur Aburteilung müssen alle Beamten gebracht werden, die ihrem Diensteid untreu geworden sind. Ich denke da z. B. an den frommen Zentrumsmann Polizeioberst Linzens, der im Preuss. Min. d. Innern Kontrolleur der ger samten Schutzpolizei Preussen war, und für seinen Verrat von Hitler zum Polizeipräsidenten von Köln ernannt wurde. Wenn man an die Verbrechen in der Justiz denkt, kann einem das Grauen packen. Von allen Richtern, die im Amt geblieben, von allen Staatsanwälten, wird kaum ein ganzes Dützen sein, die sich nicht den Befehlen der Naziban- djten gebeugt und Falschurteile ge- fällt haben. Die deutsche Justizver- waltung wird von unten bis oben weg- gefegt werden müssen. Sie muss rest- los neu aufgebaut werden, ehe das deutsche Volk wieder an ein Recht glauben* kann. Man wird auch später alle Nazis fra- gen müssen, auf welche* Art sie zu ih- rem Vermögen gekommen sind. Was gestohlen, was geraubt wurde, muss dem neuen Reich zur Verfügung ge- stellt werden, damit aus diesen Fonds eine Wiedergutmachung erfolgen kann. Ueber alle kleinen Naziverbrecher wird man kaum zu Gericht sitzen können. Bei einem Umschwung wird das Volk an den Folterknechten bei der Gestapo, "in den Konzentrationsla- gern, in den Zuchthäusern, Schnellju- stiz üben, und wohl keiner dieser Bte- stien wird lebend davon kommen. Wenn wir nicht wollen, dass in 20 Jah- ren ein neuer Krieg Europa endgül- tig verwüstet, müssen wir Vorsorge treffen, dass die Kriegsinteressierten restlos beseitigt werden. Der Militaris- mus muss erschlagen, seine Träger, Grossindustrie und Grossgrundbesitz, enteignet werden. Es ist zu befürchten, dass Humani- tätsdusel für die Verbrecher um Müde wimmeln werden. Wir müssen ihnen schon heute sagen, wer sich schützend vor einen Schuldigen stellt, läuft Ge- fahr, selbst gefangen zu werden. LA OTRA ALEMANIA ano VI. No. 6i Or^ano de los Alemanes Iiihren de la America del Snr * TÜCUMAN 309 — BUENOS AIRES — U. T. 31 - 3922 EL CONGRESO DE LOS ALEMANES ANT!FAS- C1STASHA ENCONTRADO UN ECO EXTRAORDINARIO EL CONGRESO DE LOS ALEMA- NES ANTIFASCHIST AS HA ENCON- TRADO UN ECO EXTRAORÖINA- RIO Nada subraya mejor la Singular tras- cend'encia del Primer Congreso de los Aleinanes Antifascistas, organizai- do por "La Otra Alemania" los dias 29-31 de Enero pröximo pasado en Montevideo, que el hecho de que el mismo senor Goebbels le h-aya dirigi- do un ataque violento en tina trans- misiön de onda corfca. El gran exitc del Congreso, resultado de una labor constante e incansable realizsada du- rante mas de seis anos por "La Otra Alemania" hacen comprensible aquel estallid© de ira del ministro de Pro- paganda nazi. Pero tafmbien en los paises sudame- ricanos la opiniön publica atribuyö la importancia merecidau a aquel con- greso. Seria imposible transcribir to- dos los comentarios que se publica- ron al respecto. Tenemos que limi- fcarnos, por lo ta/nto, a dar a cono- cer imos pocos extractos de los ar- ticulos que la prensa sudamericana ha dedicado al Congreso de los Ale- manes Antifascistas: ESPAISA REPUBLICANA, BUENOS AIRES: "Puimos agredidos por el nazismo hitlerista, pero en ningun momento consideramos que era (expretsiön de Alemania entera. Bastaba, en prue- ba de lo contrario, con los alemanes que acudiemn voluntariamente a com- bätir bajo la bandera de la Rspübli- ca de las Brigadas Internacionales. No es el pueblo alemän el que menos penalidades ha soportado % causa del nazismo. Y es de estricta justicia re- conocer que Hitler tuvo que recurrir a los mäs violen tos procedimientos para aplastar a sus opositores inter- nos, con los que Ueno los campos de concentraciön, enviando at otros mu- chos al hacha del verdugo. Es obli- gado contar, en esta lucha de las de- mocracias, con la sostenida desde el primer instante por la democracia germana. El Congreso de Montevi- deo es un testimonio mas de su? exis- tenciai." ITALIA LIBRE, BUENOS AIRES: "... La simpatla de todos los hom- bres libres acompana a esos esforza- dos luchadores que han sabido en- frentar valerasamente persecucpioaies y amenazas de toda clase, para no renegar de los principios fundamen- tales de la vida humana. Esa simpa- tla se lha exteriorizado elocuentemen- te a traves de gran nümero de adhe- siones llegadas al Congreso de todos los paises americanos... Los italian;os libres saludan frater- nalmsnte a los camaradas alemanes que luchan por el mismo ideal." ALICIA MOREAU DE JUSTO, EN UN REPORTAJE PUBLICADO EN "LA VANGUARDIA", BUENOS AIRES: "Fue la primera conferencia de ale- masnfe's refugiados que, püblicaanen- te, han afirmado n» solo su comple- to, total repudio ai regimen hitleris- ta, sino su firme voluntad de traba- jar por la liberaciön dsl pueblo ale- män: y, para ellos, liberaciön signi- fica ünicamente la caida del regi- men. .. Los millones de obreros que lucharon contra las tropas de Hitler, los que se opusieron firmemente a su politica, no han podido ser destrul- dos hasta el ultimo. .. .Si el pueblo alemän se ha de redimir, ha de ser por su propio esfuerzo, pues libertad — 11 — que no se conquista no es libertad spreciada. No pretendamos desde aiuera rehacer su regimen social y inucho menos creamos que alguna naciön victoriosa debe ser mäs tar- de, la que lo ponga por fuerza el an- datior que ella ha utilizado para su uso propio... Los hombres de "La Otra Alemania" seguramente encon- traran el apoyo de los demöcratas del mundo, si ellos siguen demostrando, como en la conferencia de Montevi- decdeo, su deseo sincero de terminar para siempre con las fuerzas que hau hecho de Alemania un peligro para 2a estabilidad de Europa y del mun- do." ACCION ARGENTINA, BUENOS AIRES: "... En estos momentos en que se quiere identificar al piueblo alemän con el nazismo, con lo cual no se hace sino seguir el juego de Hitler, quien ante el aspecto de la derrota aterroriza a la poblaciön alemana con su exterminio a manos de los enemigos, vienen los alemanes anti- nazis a decirnos su palabra prefiada de odio hacia el hitlerismo." ORIENTACION, BUENOS AIRES: "El Cdngreso de los alemanes anti- fascistas, realizado en Montevideo los dias 29, 30 y 31 de eneio, adoptö una serie de resoluciones que, llevadas a la präctica, servir&n tanto para movi- lizar, unidos, a los alemanes enemi- gos del regimen hitleriano como pa- ra tun dir sus luchas con las de los pueblos que en el continente com- baten contra el nazifascismo y la reacciön profascista cumpliendo con las tareas que les coiresponden en el conjunto de la guerra dirigida por las Naciones Unidas." , •Sit LA FRENSA, BUENOS AIRES: "... Con este congreso la entidad de ciudadanos alemanes llamada "La Otra, Alemania" pondrä en evidencia su firme oposiciön a la dictadura hi- tlerista, contra la cual interponen la fuerza de una uniön muy Singular." EL PAIS, MONTEVIDEO: "... Se ki concedido a este congre- so una j'ustificada trascendencia, ya que de sus conclusiones se darä cabal cuenta al propio pueblo alemän." LIBRE PALABRA, BUENOS AIRES: .. Togo esto ha contribuido a que se formara un concepto equivocado en el püblico, acerca de la cantiidad. de alemanes del exterior que presta- ban sus adhesiones al nazismo. Po- demos ahora estar seguros que la ma- yoria de ellos er an victimas de una, extoisiön. Un congreso como el que se acaba de inaugurar en Montevideo tiene, pues, gran importancia, porque rei- vindica el prestigio alemän en tierras americanas, prestigio que nunca po- dra borrar un regimen bärbaro, tran- sitoriamente aduenado del poder. La grandeza de Alemania, en efecto, no morira. Ella ayudarä al pueblo ale- män, im dia muy pröximo, a retomar el camino de la libertad y la civili- zaciön." Por lo demäs "La Otra Alemania" ha publicado, en castellamo y alemän, un amplio informe sobre el congreso con todas las resoluciones, declara- ciones aceptadas etc. Pida su ejem- plar a "La Otra Alemania", Tucu- män 309, Buenos Aires, llenando el cupdn y adjuntando a su pedido pe- sos 0.50 en estampillas. AÜMENTA LA OPOSl€ION EN EL TERCER REICH A pesar del terror indescriptible y de encontrarse encarcelados en Ale- mania centenares de miles de obre- ros y opositores, se nota un cons- tante aumento de la actividad de la oposiciön antinazi tientro del mismo Tercer Reich. Ella ya llegö hasta tal grado que uno de los funeionarios mäs altos del partido nazi, el senor Buerckel tenia que referirse püblica- mente a ese hecho con las siguien- tes palabras: "Gada dia que se pro- longa esta guerra, surgen mäs gru- nones y balaidores. Su nümero au- menta en la misma proporciön que las comodidades de la vida cotidiana decrecen. Nadie puede decir que esto no influye en la lucha colosal. Vi» mos su gran efecto en 1918." Entre los sucesos recientes, que las autori- dades alemanas no han podido negar, se cuentan los siguientes actos de sa- botaje y resistencia: De todo los puertos del Mar del Nor- te se informa con frecuencia que las bombas de los buques han sido inu- — 12 — tilizadas per medio de obstrucciones y isuciedad con escamas de pescado. En vapores amarrados a los muelles o en reparaeiön en los astilleros del BäJtico muchos darios han sido cau- sados por "manos desconocidas" en Ics tanques de agua potable y otro importante equipo de los buques. En puertos franceses tanto del Atlantico corno del Mediterräneo imuchos barcos han sufrido averlas en el casco, de- baj'o de la linea de flotaciön, bien desde el interior o causadas por me- dio de explosivos magneticos desde el exterior. Los trabajadores de los astilleros de Blohm-Voss en Hamburgo se decla- raron en huelga contra lai proyectada redueeiön de las raciones especiales de alimentos y obtuvieron que se vol- vieran a establecer las raciones com- pletas. En una sesiön general, cuando hicieron uso de la palabra slgunos jefes del Frente Nazi Obrero AlemÄn, los acogieron con una lluvia de tor- nillos y herramientas. Se desarrcllö un desorden general, y 30 huelgistas fueron arrestados. Hay una extensa distribueiön de literatura clandestina, y la rutina y rapidez de trabajo en los astilleros y otras plantas indus- triales han sufrido estados de confu- siön causados por errores misteriosos y dislocaciön de las ördenes de tra- bajo. La.' importancia del trabajo de los opositores la evidencian los ominosos carteles escarlatas de que tiene que valerse siempre mäs la. propaganda nazi para publicar las sentencias de muerte y los ahorcamientos como medio de amilanamiento. De las in- formaciones obtenidas de fidedignas fuentes suecas, comparadas con las eifras alemanas se puede deducir que habia en Alemania 153 sentencias de muerte desde prineipios de ano hastai el 31 de mayo de 1942. Las dos quin- tas partes de ellas ocurrieron despues del famoso discurso de Hitler de Abril. Suponese que las eifras pu- blic adas comprenden tan solo una parte de las eifras reales. Una de las publicaciones clandestinas que se edi- tan en Alemania, menciona que, en los ültimos tiempos, casi en todas las ciudades Importantes se efectuaron ejecuciones de 10 hasta 20 personas juntas. "5 soldados alemanes fueron ejecutados el 29 de Mayo. Otros 18 en Francfort slm., otros 12 en Praga. Tan solo en la prisiön "Hausen" se enciuetntran )encarcelatios 21.000 isol- dados alemanes. Un grupo de nueve hombres y mujeres fue sentenciado a 18 meses hasta 5 anos de prisiön. Asi sigue la lista. Y aumentarä todavia la activldad de la. oposieiön si la pro- paganda radial de las democracias sabe alentaila prometiendole su apo- yo ahora y en lo futuro para la re- construcciön libre y democrätica. LA OTRA ALEMANIA, Tucumän 309, Buenos Aires. Mdndenme el INFORME del Ier. CONGRESO DE LOS ALEMA- NES ANTIFASCISTAS DE AMERICA DEL SUR con las resolu- ciones etc. a la direeeiön siguiente. Adjunto, desde ya $ 0.50 en estampillas. (Localidad) ...................... (Nombre) (Calle y No.) LA POLITICA NAZI RESFECTO AL TRABAJO Y A LOS SALARIOS A principios del mes de Setiembre pröximo pasado trabajaban en la in- dustria alemana 26.000.000 de obreros. Entre ellos se cuentan yai mäs de 6.000.000 obreros extranjeros y prisio- neros de guerra. Desde que comenzo la guerra un termino medio del 8 o|o en ciertas industrias y del 48 o|o de pequenos talleres de artesanos y pe- quenos negocios de venta hau ßido clausuradcs y su personal convertido en jomaleros. Todos los obreros de las fäbricas son abastecidos en las coci- nas comunales a sin de economizar tiempo, mano de obra y alimentos. La ccmlda de mediodia les cuesta. de 70 a 80 centimos y no puede con- tener mäs que 5.0 gramos de carne o grasas y 100 gramos de tallarines, arroz o pan. Antes de que se le sirva la comida, cada obrero debe hacer entrega. de los cupones de raciona- miento. A los obreros extranjeros se les trata de manera diferente, pues se les sirven raciones generalmente mäs pequenas "segun su medio de vi- da y en evitaciön de que hagan com- pras ilegalmente mäs baxatas". Los tribunales han dictado sentencias por actos de sabotaje contra, traba*ja- dores que cometen el delito de que- darse un poco rezagadcs en el traba- jo y rinden una producciön menor de la normal. Las faltas repetidas por enfermedad o no autorizadas de obre- ros en el Tercer Reich son considera- das como actos de sabotaje y casti- gados como tales. Una persona en- ferma que desobedezca las öMenes del medico que la asista comete un acto criminal. Eil rnlmero de acciden- tes del trabajo producidos solamente durante el ano 1941 es tan grande como las perdidas totales habidas en el frente de guerra. del Este. "Sen- cillamente, los obreros estän someti- dos a las pruebas mäs duras en este aspeeto", escribe lai Oficina de Pre- venciön de los Accidentes des la NSDAP. A partir de Enero de 1943 se intro- dujo un cambio en el sistema del pa- go a la pieza. El dictador del traba- jo, Sauckel, ha publicado varios de- ■cretos por los cuales se ajustan loa salarios a pagar y el suministro de alimentos a la producciön despacha- da. Ccumo principio se establece el de no abonar ninguna clase de bonifi- caciones "puesto que no es admisible el a-bonar ningün gei^ero de remune- raciön especial por el cumplimiento de un deber, que es cosa corriente". En casos excepcionales se pueden cott- ceder bonificaciones, pero estas no exoeder&Q, en ningün caso, de 10 marcos äi mes. Se cumple con gran escrupulosidad la disposiciön por la cuäl se establece un tope en el mä- ximum de salarios; ünicamente en las minas de carbön del Ruhr ha si- do un poco rebasado tal mäximum. Las ootizaciones del seguro social, que hasta aqui estaban exentas de todo impuesto en cuanto no excedie- ran del limite de 155 marcos por mes, en lo sucesivo tendrän que pa- gar el impuesto correspondiente. Una encuesta sobre la nivelaciön regional de los salarios, llevada a cabo por la Oficina de Estadisticas del Tercer Reich, ha. revelado los siguientes da- tos interesantes: En el Nor-Oeste de Alemania (en el Rhin, Westphalia y Hanover), el termino medio por hora es de 0,80 y 0,84 marcos; en el Sur- oeste y en el Centro (Bavario y Wür- ttemberg), de 0,70 a 0,74; en el Norte y en el Este (Mecklenburgo, Pome- rania y Pruisia), de 0,65 a 0,69; en el Sureste (Silesia, el Protectorado y la baja Austria), da 0,60 a 0,64 y en los territorios anexados de Polonia (Oes- te de Prusia y Warthegau), de 0,50 a 0,54 marcos. Las condiciones en Austria son similares. Hay tres gran- des ciudades que ocupan una posiciön exoepcional en materia de salarios; Hamburgo, con 83, Berlin, con 90 y Viena, con 88 centimos por! horai. En 1936, el t6rmino medio del ingreso anual por obrero era de 854 marcos. A pesar del alza considerable experi- mentado por los precios, los salarios son mäs elevados ahora que en 1936, tinicamente en el Rhin, con 961 mar- cos, en Hanover, con 939 y Sajonia con 933. Conviene advertir que los indicados son los salarios mäs eleva- dos y que de ellos hay de descon- tar, .todavia, los muchos y elevados impuestos y otras cotizaciones de ca- racter "social". — 14 — DIE STIMMEN DER GEGNER Wir haben in der ersten Märznummer einen Teil der Begrüssungs- und Sympa- thieerklärungen veröffentlicht, die dem Kongress in Montevideo zugegangen sind. Heute bringen wir die gegnerischen Stimmen, die uns bekanntgeworden sind. Leider verbietet uns der Baummangel, die Kommentare der „Jüdischen Wochenschau" und des „Funken" unverkürzt unseren Lesern darzubieten und so der Nachwelt zu erhalten. GOEBBELS: Der Deutsche Sender hat die uru- guayische Regierung angegriffen, weil sie die, Abhaltung eines jüdisch-kom- munistischen Kongresses deutscher Emigranten gestattet hat. EL PAMFERO: Como es sabido, el 29 del corriente se reunirä un Congreso de Alemanes An- tifascistas, o sea judios. La reuniön tendrä lugar, como no podia ser de otro modo, en la ciudad de Montevi- deo, catedral del libre pensamiento de- mocrätico, republicano e izquierdista. No obstante, un diario de Mejico ha venido a aguar los preparativos, al pu- blicar un articulo sensacional en el cme declara que la mayor parte de las organizaciones alemanas antinazis del mundo y*sobre todo las de America, son agrupaciones desleales y avanza- dillas de la Quinta Columna (j Salu- te!). "El titulo de libres — dice —. constituye una burda mistificaciön. No es cierto que sean enemigos o vic- timas de Hitler. Rascad al alemän y encontrareis el nazi". Las graves sos- pechas, segun tenemos entendido, han orovocado extraordinario revuelo en- tre las filas democräticas de la vecina orilla, las cuales, como medida de pre- visiön, han adquirido ya en las ferre- terias numerosos mimculos rascado- res, para cumplir el pedido del diario mejicano. Por nuestra parte, sugeri- mos se agregue tambien un poco de agua y jabön, oon lo que, aunque no se descubra al nazi, se descubrirä al menos la piel de esos judios, acostum- bradamente cubierta por una gruesa capa de rona. DER FUNKE: . Doch die Revolution ernst neh- men, das passte nicht in den Kram des DAD', das könnte den Unwillen der freiwillig erwählten Schutzherren in London und Washington erwecken; das könnte >es in den Verdacht brin- gen, Trotzkisten zu sein. Und alle der schöne Legalitätsfimmel wäre vorbei, von anderen Ungelegenheiten gar- nicht zu reden, die ein erwarteter Sieg der Schutzherren sodann in der Nach- kriegszeit mit sich brächte... Aber wir tun dem Manifest und sei- nen Autoren zu viel Ehre an, wenn wir annehmen, dass sie auch nur die isise Absicht hatten, die proletari- sche Revolution in Deutschland zu erstreben. Der wahre Zweck des gan- zen Kongresses ist nur die Anmel- dung: Ich bin auch da! Und ich bit- te schön, nicht zu vergessen, dass ich nicht zu den bösen Nazis gehö- re, vielmehr immer schön brav war und nichts unternommen habe, das die Ziele und Zwecke der Alliierten stören könnte..." DIE JUEDISCHE WOCHENSCHAU in Buenos Aires vom 5. II. 1943 schreibt unter anderm: „In Montevideo tagt ein Kongress, der sich „Kongress der antifaschistischen Deutschen" nennt. Die Kongressteil- nehmer haben in nicht geringer Eitel- keit viel Aufhebens von sich gemacht. Grüppchen mit dreissig jüdischen und zwei nichtjüdischen Mitgliedern ge- bärden sich da plötzlich als Vertreter des wahren Deutschland, jüdische Frauen schämen sich nicht, eine Zei- tung aufzusuchen und dort eine Er- klärung abzugeben, die mit den Wor- ten „Wir deutschen Frauen" beginnt... Wer könnte einem Deutschen in die Augen sehen ohne den Verdacht, dass auch er einer der Mörder ist? Dass er, wie alle anderen, jüdische Frauen im Angesicht ihrer Kinder und ihrer Männer schändete? Dass er jüdische Säuglinge tötete? Wer kann einem Deutschen noch die Hand geben ohne die Angst, dass unser Blut an dieser Hand klebt . . . Kein Deutscher ist von diesem Verdacht frei, nur wenig Deutsche haben wirklich keinen An- teil an der Schuld. Mit diesen Men- schen sollen wir noch einmal ein ge- meinsames Leben aufbauen? Wieviel Gedankenlosigkeit, wieviel Trägheit des Herzens, wieviel Dumm- heit und wieviel Gesinnungslosigkeit gehört dazu, dass ein Jude angesichts solcher Dinge die Sache der Deut- schen verteidigt! Fragt einen Franzo- sen, ob er einen Unterschied macht zwischen den „Alemands" und den „Boches"! Ihr kennt die Antwort, oh- ne zu fragen. Wer verpflichtet euch, diejenigen unter den Deutschen zu linden, die nicht gemordet haben? Die Mehrheit hat es getan, hat zugesehen, hat es geduldet. Und das entschei- det . . . Wir raten ihnen (d. h. den jüdischen Teilnehmern des Kongresses): bleibt in Montevideo und haltet dort so lan- ge Reden, wie es euch Spass macht. Lasst es euch aber nicht einfallen, et- wa nach Europa zurückzukehren. Euer Gedächtnis würde dort in einer recht schmerzlichen Kur aufgefrischt werden. Und vergesst nicht: auch wir AUS UNSERER BEWEGUNG deutschen Juden werden noch so weit kommen, unsere Verräter so zu behan- deln, wie sie es verdienen".*) jt;) Dieselbe „Jüdische Wochenschau" schrieb am 30. Mai 1941: „Wer aus Deutschland kommt, weiss, mit welchem Widerwillen, mit wel- chem heimlichen Hass die igruten Ele- mente des deutschen Volkes die Ju- denhetze der Nazis beobachtet haben. Jeder von uns erinnert sich an die Tatsache, jeder weiss, dass der Ar- beiter lieber beim jüdischen Kauf- mann kaufte, -dessen Warenqualitäten er kannte, dass die Kranken sich lieber vom jüdischein Arzt behandeln liessen, dass die Hausangrestellte lie- ber bei Juden arbeitete, wo sie stets gute, mneschenwüirdige Behandlung fand, dass die Masse des deutschen Volkes die Austreibung: der deutschen Juden nicht wollte und nicht ver- stand" (!) Brasilia n\ Au» Rie de Janeiro erhalten wir fol- genden Brief unserer Freunde: Oer Kongress der deutschen Hitler- gegner in Montevideo ist von der hie- sigen OeffentUchkelt mit grossem Verständnis und Wohlwollen aufge- nommen worden. Wir durften uns da- von überzeugen, dass man sehr wohl deutsche Hitlergegner von Nazis zu unterscheiden weiss. Bs ist für unse- re zukünftige Arbeit von ausschlag- gebender Bedeutung, dass wir die uns entgegengebrachten Sympathien nicht enttäuschen. In keiner einzigen Pres- severöffentlichung ist uns die morali- sche Anerkennung versagt worden. Aus dieser Anerkennung aber ent- steht uns nicht das Recht, Forderun- gen erheben zu dürfen, wie ein naiver Opportunismus vielleicht glaubt, S*on- stern lediglich das Recht der Pflicht- erfüllung und der Solidarität mit al- len Nationen, die sieh im Kampf ge- gen den Nazi-Faschismus befinden. Dieser Kampf ist mit d®n schwersten persönlichen und kollektiven Opfern verbunden. Auf Grund unserer deut- schen Abstammung und der durch den Krieg gegebenen Bedingungen, ist unser privates und öffentliches Leben gewissen Einschränkungen unterwor- fen. Wir hoffen aber, dass der Tag nicht fern sei, an dem man uns als gleichberechtigte Bundesgenossen an- erkennen wird» an dem wir uns von •:en auferlegten Einschränkungen be- freien und sie in ein freiwillig darge- brachtes Opfer verwandeln werden. Dann wird auch das Misstrauen, das die fünfte Kolonne durch gemeine In- triguen nährt, schwinden und es wird uns zpr besonderen Ehre gereichen» deutsche Antifaschisten zu sein. Bolivien RESOLUTION * Die ordentliche Mitgliederversamm- lung der Vereinigung Freier Deut- scher La Paz hat am 25. Februar ltktS einstimmig folgende Resolution ange- nommen : Die Vereinigung Freier Deutscher in Bolivien billigt die Arbeiten degj Kon- gresses der Deutschen Antifaschisten In Montevideo. Sie erkennt in dem Be- schluss, eine Kommission einzusetzen, zur Koordinierung aller Freien Deut- schen in Lateinamerika*) (eine drin- gend notwendige Sofortmassnahme, die keinen Aufschub duldet. Die Mit- glieder der Vereinigung sind der An- sicht, dass die Arbeiten zum Zusam- menschluss all*r Hitlergegner auf die- sem Kontinent unverzüglich aufge- nommen und in kürzester Zeit been- det sein müssen. Die Vereinigung er- klärt sich bereit, diese Arbeiten ideel und materiell zu unterstützen und mit allen Organisationen und Gruppen La- teinamerikas zusammen zu arbeiten» die ehrliche Gegner des Nazifaschis- mus sind. Erst die Schaffung einer Einheit der Freien Deutschen bietet die sichere Gewähr der wirksamsten Unterstützung für die im Kampf mit *> Aus einem Schreiben des Vorsitzen- den geht hervor, dass die Vereinigung" dreier Deutscher La Paz der Hoff- nung ist, dass Mexiko sich anschlie- ssen wird — 16 — den Nazis stehenden Aliilierte», deren Völker erkennen müssen, dass die Freien Deutschen aafHcktige Bundes- genossen in diesem Kampfe sind. Die Vereinigung: Freier Deutscher in Boli- vien erwartet deshalb von dem in Montevideo gewählten Ansschuss grösste Aktivität in diesem Sinne und beauftragt ihren Vorstand, sich mit diesem Aussciiiiss sofort in Verbindung zu etzen. CqCjgABAMBA Ans Coehabamba schreibt man uns: Unser Klub „Freiheit" hat am 6. Fe- bruar beschlossen, sich voh nun an „Gruppe des Andern Deutschland" zu nennen, sich Buch anzusehliessen und die nötigen Beziehungen zu Euch auf- z «nehmen. "Wir bekennen uns zu dem seit einigen Jahren von Euch vertre- tenen Standpunkt und haben seit lau - yer Zeit schon für dessen Propagie- rung Sorge getragen. Ulisere Gruppe besteht zum überwie- genden Teil aus politischen Emigran- ten und einigen neuen Freunden, die wir durch rege Bearbeitung und prak- tische Zusammenarbeit für unsere Zie- le gewonnen haben. Die Gruppe be- steht seit einem Jahr und hat in die- Zser eit mehrmals Gelegenheit gehabt, tin die Bmigrantenöffentlichkeit zu treten. Es wurden mehrere Versamm- lungen durchgeführt, die allgemein gut besuch* waren. Unser Hauptaugenmerk richten wir auf die Bekämpfung der Quinta Co- tnmna und auf die Durchführung von Arbeitsgemeinschaften, um uns selber üiml auch andere junge Menschen, z. B. vom Makkabi, einer Sportorganisation, zu schulen, resp, für uns zu gewinnen. Columbien Cali 7. 2. 1943. VY. G.Z Mit aufrichtigster Freude be- stätige ich den Empfang Ihrer Kor- resyondenz vom 21. 12. 42. Wir hier in Cali sind überglücklich zu wissen, dass wir nun doch nicht verlassen sind, und wir haben in uns besten Wil- len, den Kampf gegen die Nazibarba- rei weiter zu führen, so wie wir ihn als organisierte Genossen bis zur Machtergreifung Hitlers führten. Die Gemeinschaft, welche sich hier in Ca- ll befindet und über das ganze Valle- und Caueabecken verteilt ist, besteht aus Kreisen der SPD, SAP usw. Unsere Sorgen als Emigranten und unser an tinaaistisehes Bewusstsein haben uns zu dieser Gemeinschaft zusammenge- sehmiedt. Wir waren und werden un- abhängig bleiben von all den neuauf- loderiitleii Organiationen, welche kom- men und gehen, weil ihnen jede poli- tische Geschlossenheit fehlt, weil sie Sammelbecken sein wollen ohne Rück- sich auf die frühere Einstellung. Die ANFB Columbiens war zum Tode verurteilt ans diesen Gründen, weil die TriitfPr mit z, T. ausgezeichnetem Ma- terial von An billigern falsches Spiel gespielt haben. Das Verbot wurde von der Regierung erlassen, und so schwer er ,-Z!» als Antifaschisten traf, so not- wendig war der Erlass. Wir standen i*m liamle einer grossen, Spaltung. Die Opposition waren die Anhänge? sozia- listischer, demokratischer Gesinnung. In Bogota und aueh in anderen Städ- ten mussten sich die Mitglieder der ANFB Haussuchungen gefallen lassen, die zum Verbot der Bewegung führ- ten. Die Leitung war undemokratisch, und heute wissen wir warum. Wir im Valle- und Caueabecken hielten uns aifscits von der ANFB. Wir blieben $Hic?e unbehelligt von allen polizeili- chen Aktionen, da wir offen unsere Karten als Antinazis spielten. Wir stehen heute nach wie vor im besten Einvernehmen mit den columbiani- sehen Behörden . . . Wir wollen uns Ssereit halten für den Moment, wo Männer uns brauchen, die ihre Aufga- be sehen im Aufbau eines wirklich de- mokratischen, sozialistischen Deutsch land." OPPOSITION m HITLERDEUTSCHLAND HINRICHTUNGEN ILLEGALER KAEMPFER Die British Broadcasting Company hat unvollständige Nachrichten über Hin- richtungen illegaler Kämpfer in einem Dutzend von Orten veröffentlicht. Da- bei ist zu bedenken, dass nur ein Teil der erfolgten Exekutionen zwecks Ab- schreckung veröffentlicht wird. Unter den in Mannheim hingerichteten 12 Personen — alles frühere Sozialde- mokraten, Freigewerkschaftler und Reichsbannerleute — befand sich der 75- jährige Philipp Brunnemer mit Tochter und Schwiegersohn. Alle Hingerichte- ten gehörten zu denen, die gleich nach der Machtergreifung Hitlers sich zu' kleinen illegalen Gruppen zusammenschlössen. Die letzte ins Ausland gelangte Nachricht vom dieser Gruppe stammte aus dem Jahre 1930. DAS DEUTSCHE VOLK GEGEN DEN ANTISEMITISMUS Ein vor wenigen Monaten nach der Schweiz entkommener älterer jüdischer Universitätsprofessor sagt nach Schilderung der gegen die Juden begangenen Schändlichkeiten: — 17 — „Auf Grund meiner eigenen Beobachtung glaube ich, dass achtzig Prozent des Volkes diese Gewalttaten gegen die Juden ablehnen, wobei sie sogar häufig ihre Gefühle in sehr demonstrativer Weise zum Ausdruck bringen. Viele tun ihrenl guten Willen dadurch kund, dass sie Juden Zigarren und Zigaretten geben, den Kindern Süssigkeiten schenken, Sitzplätze in Strassenbahnwagen und Unters grundbahnen anbieten und auf hunderterlei anderer Weise. Ich erlebte einmal, dass ein mir völlig unbekannter Herr mich auf einem öffentlichen Platz anhielt und mir sagte: „Verlieren Sie nicht den Mut; die Dinge werden sich eines Ta- ges ändern." Es hat nur vereinzelte Fälle von Angriffen und Beleidigungen ge- geben. Wilde Ergüsse in den Zeitungen haben erwiesen, dass die Verpachtung, den Davidstern zu tragen, vollständig ihren Zweck verfehlt hat, die Juden von, der übrigen Bevölkerung zu isolieren." (Inside Germany Reports No. 23). Ernst Lakenbacher: DIE MEMOIREN EINES OBER-ÖSTERRE8CHERS Kommentiert von einem Nieder-Österreicher Vor Jahren, nach der Niederschla- gung des Gangsterunwesens in den amerikanischen Grosstädten, wurde der Büchermarkt um eine Neuerschei- nung bereichert: AI Capone und die Seinen veröffentlichten ihre Lebens- erinnerungen aus der Sturm- und Kampfzeit ihrer Verbrecherlaufbahn. Eine Literaturblüte ähnlicher Art be- schert uns die Gegenwart in dem Ma- sse als das politische Gangstertum in Europa liquidiert wird. So war es kei- ne Ueberraschung, dass auch Fürst Ernst Rüdiger Starhemberg seine Me- moiren*) publizierte. Der Zweck des Unternehmens ist, sich von der schweren Blutschuld reinzu- waschen, die an seinen Fingern klebt, dem Blut der am und nach dem 12. Februar 1934 gemordeten österreichi- schen Sozialdemokraten, und sich ein- zig und_ allein als Antinazikämpfer vorzustellen, als der Einzige in der Führung des Vaterländischen Oester- reich, der alles vorausgesehen, bedacht und vorgekehrt hatte und nur durch die Kurzsichtigkeit, Eifersucht und Schlechtigkeit der anderen Strauch- ritter gehindert wurde, Oesterreich zu retten. Fürst Starhembergs Memoiren tragen, unausgesprochen, die dekann- te Devise aller politischen Verbrecher aus Oesterreich: Mir san eh die reinen I,amperin. *) Betvveen Hitler and Mussolini. Me- moirs of Ernst Ruedig-er Prince Star- hemberg', former Vice-Chancellor of Austria. Hodder and Stoughton Limi- ted. London; The Cooperation Publi- shing Co. Inc. New York, First prin- ted February 1542. In Wirklichkeit ist Starhembergs Prä- sentierung als geradliniger Kämpfer gegen Hitler ebenso verlogen wie sein Händewaschen über das vergossene Arbeiterblut. In dem Kapitel über den Februar 1934 beteuert Herr Starhem- berg, „weder Dollfuss noch ich hatten den leisesten Wunsch einen Zusam- menstoss mit den bewaffneten Kräf- ten der sozialdemokratischen Partei herbeizuführen". Wahr hingegen ist, dass die Heimwehrleitung in den Fe- bruartagen, als sie den Eindruck ge- wann, dass die sozialdemokratische Partei eine zuwartende Stellung ein- nehmen wolle, telegraphische Anwei- sungen an ihre Landesgruppen hinaus- gab, den Schutzbund und die Partei mit Wen Mitteln zu provozieren, und dass diese Anweisung in der ureigen- sten Domäne des Starhemberg, in Oberösterreich, getreulich durchgeführt wurde und zu dem Einbruch in das Linzer Arbeiterheim führte, der die verhängnisvollen Februar - Ereignisse auslöste. Wahr ist, dass die Heimwehr im Januar/Februar 1934 den entschei- denden Ansturm unternahm, um Oesterreich faschistisch zu machen, dass sie damals in allen Landeshaupt- städten den gewählten Landeshaupt- leuten ein Ultimatum Übernichte des Inhalts: ihr unter Bruch df>r Verfas- sung die Macht zu übergeben, und die Drohung mit bewaffneter Gewalt hin- ter dieses Ultimatum stellte. Wahr ist, dass die Heimwehr Jahre hindurch nichts anderes als den Kampf gegen die Arbeiterschaft und ihre politische und soziale Position in Oesterreich führte; dass sie an jedem Sonntag in — '18 — einem anderen Arbeiterzentrum be- waffnete Aufmärsche veranstaltete, die nur der Provokation dienten; dass sie Arbeiterveranstaltungen und verein- zelte Arbeitervertrauensmänner über- fiel, von welchen Ueberfällen als der roheste und feigste derjenige auf ein harmloses Arbeiters est, die zehnjähri- ge Gründungsfeier der kleinen sozial- demokratischen Lokalorganisation St. Lorenzen bei Bruck an der Mur, in der Erinnerung haftet, wo die Heim- wehlern mit Gewehren auf die Fest- teilnehmer losgingen, von denen sie drei töteten. Wahr ist, dass Herr Star- hemberg selbst, als er zum ersten Mal in der Regierung Vaugoin Innenmini- ster war, im Herbst 1930, auf dem Hel- denplatz in Wien jene Rede hielt, in der er die Mandatare der Wiener Ge- meindeverwaltung als Asiaten be- schimpfte und ihnen androhte, dass ihre Köpfe in den Sand rollen wer- den. Wahr ist, dass er drei Jahre spä- ter, als er während des Katholikenta- ges 1933 eine Erinnerungsfeier an sei- nen Ahnherrn, den Verteidiger Wiens gegen die Türken, vor dem Wiener Rathaus arrangierte, um sich als Ret- ter Wiens vor dem Marxismus zu prä- sentieren, den Kanzler direkt apostro- phierte: „Herr Kanzler, für diese Wiener muss es unerträglich sein, dass da drin die Bolschewiken Wien beherrschen . . . Herr Kanzler, schaffen Sie die her- aus, die drin sitzen. Herr Kanzler, warten wir nicht zu lange, man soll das Eisen schmieden, solange es heiss ist". Von alle dem und von so vielem ande- ren findet man kein Sterbenswört- chen in den Erinnerungen dieses rei- nen Lamperls. Aber damit man nicht glaube, dass wir, durch Hass verblen- det, übertreiben, sei das Urteil eines ausländischen Beobachters über Star- hembergs Rolle zitiert. John Gunther schreibt in seinem berühmten „Inside Europe" (War Edition, 1940, Seite 384): „Dollfuss war gezwungen, der Heimwehr immer mehr Einfluss ein- zuräumen, die von einem jungen Ari- stokraten und Freibeuter, Fürst Ernst Rüdiger Starhemberg, und einem stu- ren Ruheständler, Major Fey, geführt wurde. Die Heimwehr, bösartig antiso- zialistisch, wurde praktisch die Pri- vatarmee des Dollfuss-'Regime. Als Preis für ihre Unterstützung stellte sie immer kühnere Forderungen gegen die Sozialdemokraten. Dollfuss . . . gab mehr und mehr den Heimwehr- provokationen nach." In der Austrian Labor Information (New York, 20. November 1942) ent- hüllt Otto Leichter eine besonders dreiste Fälschung des Starhemberg: Er liess sich nach dem 12. Februar das Kommando der Straf expedition der Heimwehr gegen die Arbeiterschaft Steyr übertragen. Er schildert in sei- nen Erinnerungen diese Mission als eine Idylle. Von Kämpfen weiss er persönlich überhaupt nichts. Nur ein Zimmer — der Warteraum eines Zahnarztes — habe durch die Be- schiessung der Schutzbundfestung Ensleithen gelitten. „Mir wurde be- richtet, dass nur zwei Schutzbündler in Ensleithen tot aufgefunden wur- den". In Wirklichkeit gibt es auf dem Friedhof in Steyr ein Massengrab der im Februar 1934 Gemordeten. Aüch über seine Verbindung mit den Nazis gibt Herr Starhemberg nur sehr unzuverlässig Auskunft. Er tut so, als wäre sie eine bald überwundene Ju- gendeselei gewesen und um sie recht harmlos erscheinen zu lassen, vergisst er zu erwähnen, das er bei dem ersten Putschversuch Hitlers, beim Münche- ner Bräushausputsch, persönlich mit- gewirkt hat und sogar ein paar Wor- te in der Bräuhausversammlung spre- chen durfte. Er brüstet sich, dass er es gewesen sei, der im Januar 1934 Doll- fuss gezwungen habe, die Verhandlun- gen mit Hitlers österreichischem Gauleiter, dem aus Oesterreich ausge- wiesenen Habicht, abzusagen, wäh- rend dieser schon auf dem Anflug nach Wien war. In Wahrheit war es der Fey. Aber Herr Starhemberg ver- gisst auch hier ein gewichtiges Detail. Als ich im März 1934 eine Zelle auf der „Liesl", im Gefängnis der Wiener Polizeidirektion bevölkerte, war mein vis-ä-vis, dem ich ins treue deutsche Auge sah, so oft ich aus dem Guckloch in der Tür auf das bewegte Leben im Korridor blickte, ein Freund des Star- hemberg, Graf Alberti, niederösterrei- chischer Heimwehrführer. Nach dem Rückflug des Habicht war nämlich sein Begleiter, der Erbprinz von Wald- eck-Pyrmont, mit seinem Diplomaten- pass auf dem Bahnwege nach Wien gekommen und hatte hier mit den nie- derösterreichischen Heimwehrführern Verhandlungen aufgenommen, sicher nicht ohne Wissen ihres Ober-Oester- reichers Starhemberg, der damals noch glaubte, zwei Eisen im Feuer halten zu können. Aber der Pey liess die gan- ze Gesellschaft in flagranti verhaften und den Erbprinzen über die Grenze schaffen. Der empörte Alberti, der ja nur im Auftrag gehandelt hatte, droh- te mit Enthüllungen. Darauf wurde er mundtot gemacht, zuerst auf der Eli- sabeth-Promenade, später in Wollers- dorf. Der einzige Punkt, in dem Herr Star- hemberg mit schönere Offenherzigkeit die Wahrheit gesteht, ist der Grund seiner Schwenkung von Hitler zu Mus- solini. Der ewig von Gläubigern be- drängte Bandenführer hat in Musso- lini einen freigebigen Mäzen gefunden, der ihm mit grossen Summen unter die Arme griff. Herr Starhemberg versucht, jene Wen- dung in seinem Leben, die man mit dem Satz charakterisieren könnte: ur- sprünglich zum Nazi bestimmt, wand- te er sich später dem Austrofaschismus zu, als Ergebnis seiner überströmen- den Vaterlandsliebe darzustellen. — Be- denkt man aber, dass im Februar 1930, als Starhemberg über Hitlers persön- lichen Rat mit Mussolini Kontakt suchte, Hitler selbst noch in der gan- zen Welt Geldmittel für seine Be- wegung und für seine kostspieligen Passionen zusammenbetteln musste, indes der Dutsche bereits die unum- schränkte Verfügungsgewalt über die Steuergelder der italienischen Nation innehatte; erwägt man ferner, dass Starhemberg mit schöner Offenheit gesteht, dass er Mussolini vom ersten Augenblick ihrer Freundschaft an mit grossem Erfolg angeschnorrt hat; zieht man ferner in Betracht, dass von da ab der Fürst in Wahrheit nichts ande- res war als ein bezahlter Agent einer fremden Macht in seinem Vaterland, dass er ja auch dem Käufer pünktlich die italienische Orientierung der öster- reichischen Aussenpolitik und die fa- schistische Richtung der österreichi- schen Innenpolitik lieferte, dann er- kennt man die einigen Seiten patrioti- schen Phrasenschwalls, die Herr Star- hemberg produziert, als einen sehr la- bilen ideologischen Ueberbau, luftig wie ein Kartenhaus, auf einer weitaus solider fundierten materiellen Grund- lage errichtet. Auf die unzweideutige Rolle Starhembergs als Agent Musso- linis, die er selbst in dem Buche ent- hüllt, soll ja auch sein brüsker Ab- schied von den Freien Franzosen, die auf die Reinheit ihrer Bewegung sehr bedacht sind, zurückzuführen sein und damit sein Rückzug nach Argentinien in die Auffangstellung Fritz Mandl. A propos Fritz Mandl: Wie so vieles in den Memoiren des Herrn Starhem- berg lückenhaft geblieben ist — jede Lücke ein böses Gewissen — so ent- täuscht er seine Leser auch durch das Verschweigen seiner Beziehungen zu dem erfolgreichsten Waffenschieber Oesterreichs. Es würde ein zweites Buch füllen, wollte man diese Lücken auch nur notdürftig ausfüllen. Es fehlt z. B. auch der Herr Dr. Draxler, den er in Personalunion mit Herrn Mandl als Rechtsanwalt besass, den sie zu Oesterreichs Finanzminister machten und der dann der Welt das Schauspiel einer Korruption bot, wie sie es seit dem Untergang des Osmanischen Kai- serreichs nicht mehr gesehen hatte. Dem Starhemberg z. B. hat er bei der aus Steuergeldern finanzierten Fusion Bankverein - Escomptebank - Credit- anstalt 1,7 Millionen Schilling Schul- den glatt abgeschrieben und die Steu- erschulden erlassen, die auf seinen Gütern hafteten. Natürlich hat Durchlaucht auch schon längst an jenen Wiener Theaterkriti- ker vergessen, Dr. Ullmann vom 6 Uhr Blatt, den keine Wiener Zeitung nach dem Machtantritt der Heimwehr beschäftigen durfte, weil er einmal in einer Burgtheaterkritik geschrieben hatte, es wäre ein fürstlicher Gedan- ke gewesen, Frau X. Y. ans Burgthea- ter zu engagieren; oder den sozialde- mokratischen Abgeordneten von Ober- österreich, den man im Gefängnis hielt, bis er dem Wahnsinn nahe war, auch als seine Frau am Operations- tisch verblutete, nur weil der Fürst noch immer wütend war über seine Reden gegen dero huldvolles Verhal- ten zu den Land- und Forstarbsitem der fürstlichen Güterverwaltung. Für den künftigen Historiker der dun- kelsten Periode in Oesterreichs Ge- schichte wird das Buch des Fürsten Starhemberg doch nicht ohne Wert sein. Es charakterisiert nicht nur ihn, es charakterisiert auch die anderen handelnden Personen auf der Mihne des vaterländischen Oesterreich. Er kennzeichnet sie alle — und da glau- ben wir ihm aufs Wort — als Dumm- Lily Krier Becker i LUXEMBURGS ARBEITER IM KÄMPF FUER DIE FREIHEIT Unter der Ueberschrift „Das kleinste besetzte Land wagt gegen Hit- ler zu kämpfen", sendet uns Lily Krier-Becker, die Frau des so- zialistischen Arbeitsministers von Luxemburg einen Artikel über den Generalstreik, den die Luxemburger Arbeiter im September 1942 gegen die Einverleibung ihres Landes geführt haben, den ganz zu veröffentlichen unser beschränkter Raum leider verbietet. „Es muss festgestellt werden, dass die internationale Arbeiterklasse üie al- lererste war, die die tiexahr des Fa- senismus san, sogar noch bevor das Wort Faschismus existierte. Das muss ausgesproenen werden, um die Ereig- nisse in Luemburg verständlich zu maenen. Schon 1920 begann die internationale Gewerksehaitsoewegung mit einer wirKsamen Opposition gegen den so- genannten weissen Terror in Borttiy- ungarn. E'in BoyKott im grossen Masstabe wurde gegen dieses Land organisiert, und wenn auch der gröss- te Anteil von den Tscnecnen, Oester- relcnern und Deutschen getragen wur- de, haoen doch aucn die Luxemburger GrcwerKäChaiten iure Kolie im Kamp- le gespielt. Es muss gesagt werden, dass die meisten Nicnt-Arbeiter die Wicntigxeit der Haltung der Arbeiter nicnt verstanden. Die Aktion der Ar- beiter gegen Mussolini und seine benwarmemuen wurde sogar missbil- iigt und land Spott und tiionn. Es ist erstaunlich, wie wenige die Gelahr sa- hen, die von Mussolini ausging. Ais Hitler in Deutschland an die Macht kam, wurden die Arbeiter im- mer unruhiger. Was wurde eines Ta- ges gesehenen? Die Reaktion gegen Hitler war in der internationalen Ar- beiterbewegung emneitucn, und aie Luxemburger Arbeiter, die die Gefahr so nan lunlten, versäumten nie, den Kampi gegen den Fasenismus, der den .Nazismus mit umiasst, so sehr sie konnten, zu stärken. Als im Februar iyö4 die Wiener Ar- beiter in einen wählen Desperado- Kampf gegen die Austrofsachisten köpfe oder Gauner. Nur mit tiefster Beschämung legt man als Oesterrei- cher das Buch aus der Hand. Wie werden wir einmal unseren Enkeln ins Auge blicken können? traten, organisierten die Luxemburger Arbeiter finanzielle Hilfe für ihre österreichischen Brüder. Und ohne zu zögern erklärten sie ihre Sympathie mit dem Pariser Volk, als es die Ca- goulards, die später die „Colabora- tionisten" Hitlers wurden, bekämpfte. Eine der stärksten Aktionen der in- ternationalen Arbeiterbewegung war die für das republikanische Spanien. Und wieder taten die Luxemburger Arbeiter ihr Teil, aus vollen Herzen unterstützten sie ihre kämpfenden Kameraden und sie gaben mehr als 100.000 Flanken, um den Frauen und Kindern der spanischen Loyalisten zu heilen. Ungefähr dreissig Luxembur- ger gingen sogar nach Spanien und kämpften in den Internationalen Bri- gaden Unglücklicherweise erhielt ge- rade die spanische Sache nicnt die Unterstützung der ganzen Völker alier europäischen Länder. Seltsam, dass sogar sogenannte kluge Diplomaten sich nicht klar machten, was hinter der Bühne der spanischen Tragödie gespielt wurde." Der hier kurz geschilderten schönen Tradition getreu, wagten die luxem- burger Arbeiter den Kampf gegen den üuermäentigen, brutalen Eindringling, indem sie uen Generalstreik pruKia- nuerten. Es verdient iestgeiiaiuen ,-;u werden, dass es ein r eicnsde utscher Arbeiter gewesen ist, der in einem Stamwerk m Scniffiingen das Signal zum streik gegeben hat, der sich dann üoer das ganze Land ausdehnte. Die Nazis antworteten mit Ausnahme- zustand, Iviassen Verhärtungen, Depor- tationen und Erschiessungen. Lily Krier-Becker schliesst ihren Be- nent -mit ioigenden Worten: „Wenn die Freineit nur von denen verdient Wim, die für sie opiern, kampi en und sterben können, dann, hat Luxemburg seine Freiheit ver- dient. Und wenn die Kinder der gtut- zen Welt in einer späteren Zukunft die Namen der heldenhaften Kämpfer für ihre Freiheit und ihr Glück lernen werden, dann werden sie unter den anonymen Kämpfern den der luxem- burger „Streiker" lernen, die sich ge- gen einen gigantischen Feind erhoben haben". MITTEILUNGEN DER ÖSTERREICHISCHEN SOZIALISTEN Obwohl es selbstverständlich ist, dass wir keinerlei Zensur .gegenüber unseren österreichischen Freunden ausüben, haben wir Anlass, nochmals ausdrücklich 'estzustellen, dass die in dieser- Zeitschrift veröffentlichten Mitteilungen der österreichischen Sozialisten unter iihrer ausschliesslichen Verantwortung- er- scheinen. MAERTYRER DES OESTERREICHI- SCHEN PROLETARIATS Im Oesterreich wütet der Scharfrich- ter. Himmler hat die Methode, Hin- richtungen In ajler Heimlichkeit vor- zunehmen, aufgegeben und lttsst jetzt Namen und Urteile publizieren, um abschreckemd zu wirken. Wir veröf- fentlichen nachstehend die Namen un- terer gemordeten proletarischen Ge- nossen, die „London Information" der österreichischen Sozialisten vom 1- September bis 1. Dezember publiziert hat: Paul Antl aus Kien, Karl Drews (Graz), Emil Frey (Wleji), Josef Gan- zer (Fohnsdorf), Julius Gelline k (Puchbach), Alfred Goldhammer (Wien), Johann Hoffmann (Krems- Donau), Johann Hojdn (Wien), Jo- hann Jandl (Tregisit), Albin Kaiser (Voitsberg), Karl Kilzer • (Graz), Franz Krepek (Koeflach), Leopold Leeb (St. Poelten), Karl Leon, Franz Büttendorfer (Wien), Antonie Mueck (Wien), Andreas Morth (Wien), Josef Neuhold (Graz), Franz Pajk (Baern- bach bei Voitsberg), Felix Pfeifer (Wien), Max Schädler (Wien), Josef Schiffmann (St. Poelten), Johann Schöber (Wien), Franz Stelzel (Wien), Ferdinand Straisser (Krems-Donau), Victor Suppan (Köflach), Alfred Svo- bolnik (Wien), Johann Tripolt (Un- tergeraden), Johann Unger (Arnstein), Anton Vosendj (Wien), Franz W ein- hofer (Stattersdorf bei St. Poelten), Dr. Franz Weiss (Graz), Eduard Wes- sely (Dilrnfeldeai), Franz Zeller (Krems-Donau). — 34 Märtyrer des österreichischen Proletariats und des revolutionären Sozialismus in drei Monaten! Ihr^m Berufe nach sind es ein Arzt, ein Schauspieler, ein Ge- werkschaftssekretär und 31 schlichte Proleten; keine Hoträte, keine Oberst- leutnants a. D., keine Gemischtwaren- hHndler und "keine Möbelfabrikanten. Unser Bruderblatt, London Informa- tion, bemerkt dazu: „Fast alle waren Arbeiter und alle ausnahmslos waren aus der polltischen und gewerkschaft- lichen Arbeiterbewegung hervorge- Die. Red. gangen; zumeist waren es unsere np- »äaldemokratischen Genossen. Die po- litische Bedeutung dieser Tatsache für die Beurteilung der Widerstands- bewegung gegen die Nazis in Oester- reich braucht nicht erst betont zu werden. Von anderer .Seite . (id est; von kommunistischer) wird versucht, die proletarische Herkunft und die sozialistische Gesinnung dieser Opfer des Faschismus zu verschweigen und sie unter dem Namen „Patrioten" zu verstecken. Patriotisch heisst auf deutsch „vaterländisch". Es ist eine einfache Feststellung der Wahrheit, wenn wir sagen, dass viele österrei- chische Arbeiter, vermutlich auch die Opfer selbst, diese durch den Austro- fasciiismius gechändete Bezeichnung als Schimpf zurückweisen würden. Wir schulden ihnen Ehrung, nicht Fälschung." UNSERE TOTEN In einem einzigen Brief, den unsere Londoner Freunde über ein neutrale* Land erhielten, meldet der Schreiber den Tod der Genossen Sigmund Raus- nitz, Genieliidertatsmitg-Hed für Mar- garethen, der vor der Deportation mit seiner Schwester Selbstmord be- ging, und des Leopoldstädter Gemein- derats Bertholt! Fuchs, der gleichfall* Hand an sich legte; ihm folgte weui- ge Tage später sein Freund Bezirks- rat Ranner in den Tod. Gestorben ist auch der Brigittenauer Gemeinderat Julius Blum, langjähriger Funktionär der Handlungsgehilfengewerkschaft. Oer frühere Chefredakteur des Wie- ner Morgen, Maximilian Schreier, der die Einreisebewilligung nach Schwe- den hatte, aber nicht ausreisen durf- te, hat alles mitgemacht, was die Na- zibratalität wehrlosen Opfern anzutun vermag; er war in Dachau und in Buchenwald, lange im Landesgericht, zu 18 Monaten Kerker verurteilt; Im Vorjahr hat er im Rothschildspital ei- nen Selbstmordversuch unternommen, jetzt kam der Tod als Erlöser zu dem Gepeinigten. — In Theresienstadt, im Judenkonzentrationslager ist Genoss« Ludwig Czech gestorben. Er war nach - 92 - dem Torte Seliger« und Caermaks der unbestrittene Führer der deutschen» Sozialdemokraten in der tschechoslo- wakischen Republik, 10 Jahre lang, von 1028 bis 1938 ihr Vertreter in der Regierung. Die sozialpolitischen Fort- schritte, in diesem Jahrzehnt von Ar- beitern und Angestellten errungen, sind unlOsbar mit seinem Namen ver- bunden. Der österreichischen Sozialde- mokratie war er aus der Zeit der Mo- narchie innig befreundet, seine Freund- schaft bewährte sich, als es galt, nach dem Februar 1034 den Verfolgten zu helfen. Nach dem Einbruch der Nazis hatte er es abgelehnt, das Land, das er so liebte, zu verlassen. — Dr.-Hele- ne Bauer, die Witwe Dr. Otto Bauers, starb am 20. November in Berkeley, Kalifornien. Ihr Tod weckt tiefste Trauer in den Reihen der österreichi- schen Sozialisten. Dr. Helene Bauer war eine eminente Nationaiökonomin der marxistischen Schule; die ganze jün- gere Generation des Austroinarxismu« hat von ihr die erste Einführung ta die Theorie ihres Meisters empfangen» Die marxistischen Studienzirkel, in de- nen sie die jüngeren Genossen, Arbei- ter und Intellektuelle, zum selb- ständigen Durchdenken der histori- schen, politischen und wirtschaftlichen Problem anleitete, werden jedem Teil- nehmer unvergessen bleiben. Ihre Ar- tikel von leuchtender Klarheit, die sie im „Kampf" veröffentlichte, trug®» viel dazu bei, die österreichische Ar- beiterbewegung vor dem Versinken im Sumpf des Opportunismus zu be- wahren. Ihr Andenken wird unverges- sen bleiben. — In einem Nazikonzen- trationslager starb Genosse Follak» Obmann der Kinderfreunde und Par- teifunktionär in Wien II. — In Graz ist der frühere sozialdemokratische Bürgermeister der siteirischen Landes- hauptstadt. Genosse Vinzenz Muchitsch gestorben. Er war mit Res ei und Scha- cher! einer der Baumeister der prole- tarischen Bewegung in der Steiermark. AUSTRO-AMERICAN TRA Anfangs November v. J. -gab die Hee- resverwaltung der Vereinigten Staa- ten von Amerika bekannt, dass sie ein 08sterreicmsch.Es Freiwiiligenb a- taillon aufzustellen beabsichtige. Dem folgte Mitte November ein Brief- wechsel zwischen Herrn Otto Habs- burg-Lothringen und dem Staatsse- kretär Mr. Henry L. Stirn son. Herr Habsburg dankte dem Staatssekretär im Namen des oesterreiohischen Vol- kes für die. grossherzige Geste und kündigte ihm an, dass sich ein öster- reichisches Militärkomitee mit ihm an der Spitze gebildet habe, das der amerikanischen Heeresleitung bei der Aufstellung der österreichischen Streitmacht behilflich sein werde. Zu Mitgliedern des Komitees ernannte Herr Otto Habsburg die beiden Fa- schisten Walter Schuschnigg, einen Vetter des Bundeskanzlers, der sich aus seiner Tätigkeit als Oesterreichi- scher Konsul in. Brasilien des übelsten Leumunds erfreut, und den kürzlich verstorbenen Propagandaminister des Austrofaschismus Guido Zernatto; sei- nen Bruder Felix; Dr. Bichard Schül- ler, unter der Bepublik leitender Sek- tionschef des österreichischen Au- ssenhandels im Range eines Mini- sters, von Schuschnigg entamtet, weil er als Jude im Aussendienst des zweiten deutschen Staates untragbar geworden war, und einen Oberst Friedrich Taylor. Dass in dieser Ge- sellschaft, von Otto bis Friedrich, niemand ist, der auch, nur den Schat- ten einer Legitimation besässe, im Namen des österreichischen Volkes zu sprechen, ist klar; bald sollte es sich erweisen, dass sie nicht einmal berechtigt waren, im Namen der österreichischen Emigration zu spre- chen. Legitimität ist eben noch keine Legitimation. Um es kurz zu machen: Die Publi- kation dieses Briefwechsels, — der ohne jeden Zweifel vorher vereinbart war, das ergibt sich daraus, dass er sich in 24 Stunden, vom 19. auf den 20. November 1942, abspielte und die Antwort Stimsons, an Otto von Oester- reich adressiert, zum Banquett an- lässlich des 30. Geburtstages Sr. Ma- jestät am 20. November zurecht- kam — sie löste einen Sturm der Entrüstung in der gesam- ten amerikanischen Öffentlichkeit aus, der den feingesponnenen Plan binen kürzestere Frist zersetzte. Es regnete Proteste. Sieben Na- tionen vereinten sich zu einem ge- meinsamen Protest, in dem es heisst: "Alle Nationen, die unter der Herr- schaft Habsburgs standen, verwerfen auf das entschiedenste die Restaura- -23- j tfcrn des Habsburger Thrones. Sie protestieren gegen die Absichten, Ot- to Habsburg oder seinen Agenten Einfluss auf die österreichische Ein- heit in der USA-Armee zu geben.. Den Aufruf zeichneten für Oester- reich das Austrian Committee (Dr. Adler, Dr. Deutsch, Dr. Ellenbogen), die Austrian Action (Ferdinand Czer- nin) und das Assemblv for a Demo- eratic Austrian Republic (Alois Eng- länder) ; ferner Vertreter der Tsche- choslowakei. Ungarns, Italiens, Po- lens, Rumäniens. Jugoslawiens. Grsf Carlos Sforza. Führer von Italiai Li- bre. schrieb einen kotzengroben Ar- tikel an die Adresse der für die Habsburg-Tntrige verantwortlichen amerikanischen Regien ? n m ten. Die Affäre hat jedenfalls heilsame Auswirkungen p-ehibt: Di» Fabsburs*1- koterl» b?t erfahren, dass ihre Plä- ne und MarMver auf die denkbar all- g?m einst Ahl°,Hrmn