LA OTRA ALEMANIA VI. A N O N 0. 62 ABR1L 10. DE 1943 BUENOS AIR ES T U C U M A N 3 0 9 U. T. 31 - RET1RO - 7264 Aus dem Inholt: August Siemsen: Die Heili- ge Allianz aui dem Marsch? J. J. Sansombre: Die Dauer- krise des deutschen. Generalstabs Ulrich Becher: In der Alpen katakombe. Emst LakenbachNatio- nale contra proletozi sehe Einheitsf ront Bücher und Zeitschrilten „Heute und Morg m' Sitplemento Gaste lano IMPRENTA "ELIDOR" DIE DRUCKEREI DER DEUTSCHSPRECHENDEN RIO SAMBA «27 U. T. 41, Plaza 7512 EL CAPRICHO Damen n. Herren «-Frlsenr-Salon &V1LE8 2976 -- U. T. 73 - 1818 zwischen Conesa und Zapi&La Beste Dauerwellen von $ 2.6o ab. ^•eser 20 Prozent Ermässigung. DRUCKSACHEN ALLER ART In modernster Anftthnwg ENRIQUE SALINGER RECONQUISTA 656 - Dep. 5 U. T. 31 - S677 Deutsche Schneiderei „Kundendienst" Wenden, Reinigen, Bügeln, Färben, Reparaturen, Modernisieren, Neuan- fertigung von Damen- u. Herrengarde- roben In preiswerter n, guter Ausfüh- rung. Guanacache 2464. U. T. 73-5868 PENSION SCHIFFER Athen ab »r 2040 U. T. 76 - 1793, 1 Qua- dier Oibildo vermietet gut möbl. Stra- Hsenzlmmer mit Pension, gute bürgl. Küche, Warmbäder u. sonst. Bequem- lichkeiten. Tischgäste willkommen. Mässlge Abonnementspreise. Joses Nemetlh oder Bekannten, die über dessen politische Zuverlässigkeit Angaben machen können, werden ge- beten, sich mit DAD, Tucumän 309, Bs. As., in Verbindung zu setzen. Ledersorten aller Art zur Verarbeitung gesucht. Luftpost-Offerte an CURT GOHLSEN 119 Terrace Avenue Hempstoad, N. Y. ^ UJSJl. Das einzige Nachiaaswerk von Stefan Zweig SCHACHNOV ELLE einmalige numerierte Ausgabe K 8.—; Porto 30 Centavos PIGMALION Verlag:, Buchhandlung, Antiquariat CORK1ENTES 515 — Bs. AIRES En Posadas/Misiones LA OTRA ALEMANIA *e consigne en la llbrerla RIVERO Hnos. ^iiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiHiiiimiiiiiniimimiiiniiimiimiaiiiimiuiir. 1 AUFBAU | I - |Dle grösste antifaschistische Wo-S Echenzeitung der Vereinigten Stna-1 | ten In deutscher und englischer | □ Sprache. = | Chefredaktion: Manfred George | -Nachrichtendienst aus den freien ^ = uiiil unterdrückten Hindern. = □ ABONOS durch g 1 <5eiieralrepr. BUENOS AIRES. Z = HOUKAO 2200 — U. T. 47 - 4007= 5 I miiimiiiiiaiiiiiiiiiiiiHiiiimiiiiimiiiiiiiiiiinKimmiiitiiinmi.S TALLER DE COMPOSTURAS Schuhe. Handtnsehcii. Koffer, olle LcUernrbelteil holt ab B. ZTET.KE IJ. T. 73 - 2414 CONDS 1316 A. A. B. A. ENRIQUE U. CORONA MARTINEZ A B O a A D O LAVALLE 1268 U. T. 35 - 8863 Radikale W anzen Vernichtung und Krankheitsdesinfektion NUR die DESINFECTA, Congreso 3228 — 0. T. 73-2516 DAS ANDERE DEUTSCHLAND (LA OTRA ALEMAN1A) UBRES DE LA AMERICA DEL SUR Editor y director: Dr. AUGUSTO BIEMSEN, ex-diputado del Reicfislag. TUCUMAN 309 - BUENOS AIRES - U. T. 31 - 7264 JAHRGANG VI. - Nr. 62 __ 1. April 1943 RIGISTRO NACIONAL DE LA PROPIEDAD INT6LECTUAL Na. 1Q4.B74 An unsere Leser und Freunde Das vierzehntägige Erscheinen, unserer Zeitschrift bedingt di@ Verdoppelung unserer Herstellungskosten, die cm und für sich schon im Lauf der letzten Monate erheblich gestiegen sind, so- dass zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften in Südamerika sich gezwunaen sahen, die Abonnementspreise zu erhöhen, die Sei- tenzahl herabzusetzen, oft sogar beides zugleich zu tun. Wirf appellieren daher an alle unsere Abonnenten, ihre Zahlun- gen pünktlich zu entrichten. Die überwiegende Mehrzahl un- serer Leser sind aber nicht blosse Abonnenten. Sie fühlen sich enaer mit unserer Arbeit, unseren Zielen und unserer4 Zeitschrift verbunden. An diese unsere Freunde, die über- zeugt sind, dass unsere Zeitschrift in einer Zeit .der Verwir- rung, des Verschweiaens und des Opportunismus mit ihrer völ- ligen Unabhängigkeit. mit ihrer klaren Linie, mit ihrem durch nichts ablenkbaren Willen zur Wahrheit eine wichtige Aufgabe erfüllt, — an sie creht Bitte und Mahnung, uns durch Steiaerung1 ihrer finanziellen Leistungen, durch eine wirkliche Opferbereit- pchaft bei der Durchfühnmcr unserer Arbeit, die weit über die Herausgcr.be der Zeitschrift hinausgeht, zu helfen. Wir bitten alle Freunde, die irgend dazu in der Lage sind, ihren Monatsbeitrcg zu verdoppeln oder uns gleich einen grosseren Kxtrabetrag zu senden. Femer bitten wir die Werbung für unsere Zeitschrift zu steigern und zu versuchen, von Geanern des Faschismus Beiträge für unseren Pressefonds zu erhalten. Nur die Mitarbeit aller unserer Freunde bei der Finanzierung1 unserer zweiten Monatsausgabe kann ihr dauerndes Erscheinen und den Erfolg unserer Gesamtarbeit sichern. August Siemsen: DIE HEILIGE ALIANZ IM ANMARSCH? Nach der Niederringung Napoleons I. wurde auf dem Wiener Kongress der Versuch unternommen, durch die Hei- lige Allianz das Gift der Französi- schen Revolution auszutilgen, d. h. je- den Portschritt und jede Freiheitsre- gung der Völker im Keim zu erstik- ken. Das Bündnis der reaktionären Mächte Europas war „heilig", weil der Papst den Herrschern von Gottes Gnaden zu ihrem „christlichen" Vor- haben seinen Segen erteilte. Obwohl aber der Heiligen Allianz die gesam- te Polizei- und Militärmacht zur Ver- fügung stand, konnte, die von ihr her- beigeführte Epoche schwärzester Reak- tion nicht von langer Dauer sein, da sich die wirtschaftlich-gesellschaft- lichen Notwendigweiten, der Sieg des kapitalistischen Wirtschaftssystems und der Aufstieg der bürgerlichen Klasse, durch Gewalt zwar hemmen, aber nicht verhindern liessen. Wie die Französische Revolution und die napoleonischen Kriege Ausdruck der tödlichen Krise des Feudalsystems waren, so sind Weltkriege, russische Revolution und Faschismus Ausdruck der tödlichen Krise des kapitalisti- schen Systems. Und wie damals die europäische Reaktion auf dem Wiener Kongress den Völkern einen Frieden .auferlegte, der Feudalismus und Ab- solutismus retten sollte, so bemüht man sich heute, wo die Niederlage Hitlers sich abzuzeichnen beginnt, um die Vorbereitung eines reaktionären Friedens, der den Kapitalismus und seine politische Herrschaft retten und die soziale Revolution verhindern soll. Die Methoden haben sich dabei kaum gewandelt. Wie damals so ist heute angeblich die Bewahrung von Ruhe und Ordnung zum besten der Völker das Ziel. Wie damals bemüht man Gott, Christentum und Papst gegen den drohenden Umsturz und zur Ret- tung der heiligsten Güter, d. h. der Klassenvorrechte, des Besitzes und der Macht. Die Reise, des Erzbischofs Spellmann über Franco-Madrid, wo sich gerade auch der Vertreter Girauds befand, zum Vatikan, zeigt, dass man wiede- rum bemüht ist, die päpstliche Auto- rität in den Dienst der Reaktion zu stellen. Und wie sollte ein Papst, der Franco für sein christliches Werk (!) belobt, nicht als geeigneter Partner des Unternehmens erscheinen! Im übrigen aber trägt das im Werden begriffene Bündnis der heutigen Reak- tion nicht den Heiligenschein des frü- heren, da an die Stelle der Gottesgna- denherrscher das big business der Ci- ty, der Wallstreet und der blutigen Rüstungsinternationale getreten ist. Teilnehmer des Bündnisses ist darüber hinaus wie damals die volksfremde und volksfeindliche Mehrzahl der ho- hen Militärs und der hohen Bürokra- tie. Wie die neue unheilig-heilige Allianz hinter den Kulissen arbeitet entzieht sich der Kenntnis. Aber manches, was in letzter Zeit an das Licht der Oes- fentlichkeit getreten ist, zeigt sie eifrig am Werk. Da ist die Unterstützung, welche die Habsburger nicht nur beim Vatikan, sondern auch im Aussenministerium der Vereinigten Staaten gefunden ha- ben (vgl. in der vorigen Nr.* dieser Zeitschrift den Artikel „The Austro- American Tragedy"). Da ist die liebenswürdige Behandlung Francos. dem der amerikanische Bot- schafter geradezu die ungestörte Fort- dauer seiner Schreckensherrschaft in Aussicht gestellt hat, und der ausge- zeichnete Empfang seines Helfershel- fers Beigbeder in Washington. Man begründet diese Verhätschelung des blutbefleckten Achsenfreundes mit recht anfechtbaren militärischen Ar- gumenten, aber sie entspricht sicher- lich zugleich einem Herzensbedürfnis der reaktionären Gruppen in USA und in England. Da ist die Ablehnung des ganz gewiss nicht revolutionären oder sozialisti- schen Beveridgeplanes durch die kon- servative Mehrheit des Unterhauses. Nach einer Pressemeldung ist sogar die Verbreitung dieses sozialen Re- formplanes im Heerverboten worden. Da ist die Bereitschaft, mit den Vichy- Faschisten in Nordafrika gemeinsame Sache zu machen. Nur die Festigkeit de Gaulies und die Rücksicht auf die empörte öffentliche Meinung haben dazu geführt, dass der Antirepublika- j. J, Sansombre: DAUERKRISE DES DEUTSCHEN GENERALSTABES Die periodisch sich wiederholenden Auseinandersetzungen zwischen Heereslei- tung und Adolf Hitler mögen für den politisch Ungeschulten den Eindruck er- wecken, als ob prinzipielle Fragen Generalstab und Partei voneinander trenn- ten. Dem ist aber nicht so. Die Konflikte zwischen Hitler und seinen Gene- rälen sind nicht ideologischer, sondern lediglich taktischer Natur. In dem Preussen-Deutschland Wilhelms des Zweiten stand der Soldat an der Spitze der Gesellschaftspyramide. Der Mensch fing erst beim Leutnant an. Der Bürger, der sich aus der unwürdigen Stellung des Zivilisten befreien woll- te, konnte dies nur durch seine Eingliederung in das Heer erreichen. Es wurde für den deutschen Untertan, der Karriere machen wollte, eine vitale Notwen- digkeit, das Patent des Reserveoffiziers zu besitzen. Dem Offizier stand die Möglichkeit offen, mit dem Adel in Verbindung zu treten und in die nächste, Nähe des Monarchen zu kommen. Das Offizierskorps jedoch bestimmte nicht dys politische Schicksal der Nation. Die Staatsgewalt ruhte in den Händen der Grossgrundbesitzer, der adligen Jun- ker. Um den Familienbesitz ungeteilt erhalten zu können, wanderten die jün- geren Söhne zum Heer ab oder wandten sich der Diplomaten-Laufbahn zu. Sie dienten mit der Waffe und mit politischen Intrigen den egoistischen In- teressen ihrer Klasse und dem Herrscher, der sie mit dem Familienbesitz be,- liehen hatte. Die um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts einsetzende In- dustrialisierung und der damit verbundene wirtschaftliche Aufschwung schufen den neuen Begriff des Geldadels. Geldadel und Geburtsadel vermählten sich sehr rasch, als sie die Gemeinschaft ihrer Interessen erkannten. Die europäische Grossmacht Deutschland hatte natürlich ganz andere militärische Bedürfnisse als die Fürstentümer, aus denen sie hervorgegangen war. Der Adel war nicht mehr in der Lage die zahlenmässigen Ansprüche des Offizierskorps zu garan- tieren und musste sich daher die Verbürgerlichung seiner Standesorganisation gefallen lassen. Die Tradition erhielt sich nur noch bei einigen hochfeudalen Regimentern. Auch der Herrscher selbst büsste viel von seiner persönlichen ner Giraud sich — sehr spät — auf den Beden der Republik stellen und ein paar besonders verhasste Faschi- sten aus ihren Aemtern entlassen musste. Aber das ist sehr zögernd und widerwillig geschehen. Als unbedingte Voraussetzung einer Verständigung zwischen de Gaulle und Giraud foi> dert „La France nouvelle" die Entlas- sung anderer schuldbeladener Vichy- anhänger, vor allem des Achsenkom- plicen Peyrouton. In dieser knappen Aufzählung darf die eigentümliche Entgleisung Mr. Stand- leys, des amerikanischen Botschafters in Moskau, nicht fehlen, der der Sow- jetunion, die es in ihrem bewunde- rungswürdigen Kampf fast allein mit der ganzen militärischen Landmacht der Nazis aufzunehmen hat, Undank- barkeit vorwirft für die relativ ge- ringfügige Materialunterstützung der Vereinigten Staaten. Auch hier war die Reaktion der Oes- fentlichkeit so, dass man Herrn Stand- ley deS'Gvourieren musste. Angesichts so vielfach und so deut- lich hervortretender Bemühungen der Reaktion darf man sich nicht darüber wundern, wenn man in weiten Kreisen das Ausbleiben der zweiten Front als nicht durch rein militärische Gesichts- punkte diktiert ansieht, sondern man- gelnden guten Willen annimmt, und wenn ganz allgemein das Misstrauen wächst. Dorothy Thompson meint, angesichts der amerikanischen Aussenpolitik, de- ren Ziel zu sein scheine, in ganz Eu- ropa die Feinde der Menschlichkeit herrschen zu lassen, dürfe man nicht weiter behaupten, dass die Vereinigten Staaten Ben Krieg für die Menschlich- keit führten (La France nouvelle 26. 2. 1943). Die Vereinigten Staaten sei- en zwar ein ausgezeichneter militäri- scher Verbündeter, aber ein überaus zweifelhafter Verbündeter für den Wiederaufbau der Welt (La France nouvelle 5. III. 1943). Allgewalt ein und musste hinter den rieügewonneneri Staatsbgriff zurücktreten. Damit veränderten sich aber auch die inneren Voraussetzungen, auf denen die Beziehungen zwischen Offizierskorps und Staatsführung bisher beruht hatten. Oberster Herr war nicht mehr der Fürst, sondern der anonyme Staat. Das Treue- verhältnis zwischen dem Fürsten und seinen Offizieren lockerte sich und wur- de unpersönlich. Der Militarismus begann immer mehr ein eigengesetzliches Leben zu entwickeln. Der Soldat diente nicht mehr der Nation, sondern die Nation wurde zum notwendigen Vorwand für die Existenz des Soldaten. Eds zu welchem Grad sich die ursprüngliche Moral des Offizierskorps zersetze, geht aus einem Artikel hervor, den die Wochenschrift „Deutsche Wenr" am 27. Mai 1932 zum Abdruck brachte. Es hiess dort: „An sich ist jede Staatsform, die die Idee des Widerstandes nicht nur auf den Lippen führt, für die Reichswehr annehm- bar. Unannehmbar ist lediglich eine Staatsform, die den Wehrwillen bewusst oder unbewusst zerstört oder ihn als unwichtig ablehnt". Die deutschen Offiziere gaben damit zu erkennen, dass sie das politische Re- gime nicht kümmere, solern die militärischen Einrichtungen erhalten blieben. Diese weltanschauliche Indolenz ermöglichte es denn auch den Offizieren, den dem Kaiser gegebene^ Eid zu brechen, der Weimarer Republik Treue zu schwören und endlich mit fliegenden Fahnen zu Adolf Hitler überzugehen und ihm „für ewige Zeiten" Gefolgschaft zu versprechen. Eben diese Kaste ist es, die sich bereit hält, wieder die Staatsführung zu ver- raten, wenn sie sich nur selbst und ihre Zunft dadurch in Sicherheit bringen k-ann. Diese Neigung zum Verrat ist aber keine typische Eigenschaft des deut- schen Offiziers. In Frankreich, Belgien, Holland waren es gerade die berufe- nen Vertreter der Wehrmacht, die sich zuerst unterwarfen und vor Adolf Hit- ler in die Knie sanken. In keinem der von den Nazis unterjochten Ländern aber hat sich die Zivilbevölkerung unterworfen. Der deutsche Generalstab setzte den hitlerschen Welteroberungsplänen niemals Widerstand entgegen,-solange man von Sieg zu Sieg eilte. Die Ablehnung ge- wisser Offiziere galt mehr üem „Gefreiten" Hitler und seiner gesellschaftlichen Herkunft als den von ihm entwickelten Plänen. Hitler hatte die weltanschau- liche Unzuverlässigkeit des deutschen Offizierskorps ganz richtig erkannt und versuchte durch die Schaffung der S.A. und der S.S. den Gedanken des Volks- heeres neu im Gedächtnis des deutschen Volkes zu verankern. Zum offenen Ge- Die Freien Italiener sind enttäuscht über das geringe Entgegenkommen, das sie gefunden haben, obwohl sie z. T. mit -an Vansittart gemahnenden Methoden die Schuld vom italieni- schen Volk ausschliesslich auf das deutsche, abzuwälzen suchten. „Italia Libre", die Zeitschrift der Freien Ita- liener in Buenos Aires, meinte am 13. 2. 1943, das Bestreben, Dino Grandi zum italienischen Darlan zu machen und einen „gemässigten" Faschismus in Italien zu unterstützen, werde dazu führen, dass die Italiener jeden Glau- ben daran verlieren müssten, dass die Prinzipien der Freiheit und Gerech- tigkeit in diesem Kriege massgebend seien. Und am 27. 2. 1943 schrieb die gleiche Zeitschrift, das nordamerika- nische Aussenministerium suche, mit allen Mitteln, Revolutionen in Europa zu verhindern. „Es hat den Anschein", so fährt sie fort, „als ob der Artikel 3 der Atlantik-Erklärung, in dem Gross- britannien und die USA. sich verplich- ten, das Recht aller Völker zu achten, sich die Regierung zu wählen, unter der sie leben wollen, so interpretiert werden müsste, dass sie ausschliesslich die Wahl von Regierungsformen erlau- ben werden wie die Francos in Spanien oder wie die Petains in Frankreich, oder wie die, welche Otto von Oester- reich in Zentraleuropa errichten möch- te". Wir begrüssen es, dass „Italia Libre", das so lange auf die notwendige Kri- tik verzichtet hat, heute so deutlich •ausspricht, was ist. Es nähert sich da- mit der von uns und von „Espana- Re- publicana" seit langem erhobenen For- derung, dass die freien Menschen und die freiheitsliebenden Völker sich, vor allem auf sich selbst verlassen müs- sen. Es gilt rechtzeitig über die nationalen Grenzen hinweg- die dringend hotwen- dige, hier schon seit Jahren geforderte revolutionäre Front zu schaffen, wenn nach dem Kriege, auch der Friede von den Völkern gewonnen werden soll. gensatz zwischen Generalstab und politischen Leitung kam es erst, als der Feldzug in einzelnen Phasen begann, für die Deutschen ungünstig zu verlaufen. Die Generäle spielten nun ihr fachmännisches Wissen gegen die revolutionäre hitlerische Taktik aus, die sich um die Lehren der Kriegsakademie nicht küm- merte. Der zynische Menschenverächter Hitler erwartete von seinen Kreaturen keine Ratschläge, sondern Ausführung der von ihm gegebenen Befehle. Er eliminierte also den Teil der Generäle, die sich der Ausführung seiner Pläne entgegen- stellten. Der preussische Imperialismus ist gewohnt, in Generationen zu denken, wie an- dere säkulare Einrichtungen auch. Niederlagen sind unvermeidlich, aber das hat nichts zu sagen, wenn man das Ziel nicht aus dem Auge verliert. Deutschland ist 1918 von den Alliierten militärisch geschlagen worden, und doch konnte die. Legende entstehen, als ob es „im Felde unbesiegt" durch einen „Dolchstoss" der Heimat um die sicheren Siegeslorbeeren gebracht worden wäre. Die Geschichte hat für den „Dolchstoss" keine Beweise erbringen kkönnen, aber dafür, dass das deutsche Heer „im Felde besiegt" wurde, fehlen nicht die glaub- würdigen Unterlagen. — Der Umsturz von 1918 war eine Revolte des am Ende seiner Leistungsfä- higkeit angelangten deutschen Volkes, aber niemals eine Revolution. Deshalb konnte die Reaktion die anfänglichen Schwierigkeiten, die sich aus der neuen Lage ergeben hatten, relativ schnell überwinden und sich im Sattel halten. Die Regierung Ebert-Noske liess sich bereitwillig von ihr zum Prügelknaben miss- brauchen. Nachdem sie ihren moralischen Kredit verloren hatte, jagte man sie zum Teu- i fei und die Reaktion betrat, in das Gewand der Unschuld gekleidet, wieder die politische Arena und nahm die Führung an sich. Aufrüstung und Krieg waren nur die Folgeerscheinungen, die im Geleit des nun wieder offen auftreibenden, preussischen Imperialismus marschierten. Das deutsche Volk war 1918 nicht reif, die politische Führung des Staates zu übernehmen. Eine allzu wörtliche Interpretation des Begriffes „Demokratie" räumte den Gegnern dieselben Rechte ein wie den politisch zuverlässigen Ele- menten. Ausserdem sabotierte ein Heer von entwicklungsfeindlichen Regierungs- räten und Richtern, die man fälschlicherweise im Amte gelassen hatte, die de- mokratische Verfassung. Inzwischen ist auch der militärische und politische Zusammenbruch des 1000- jährigen dritten Reiches unaufhaltsam geworden. Die Kamarilla, die Deutsch- land seit mehr als 70 Jahren von Verbrechen zu Unglück geführt hat, rüstet sich bereits, um wenigstens den Frieden zu gewinnen, wenn schon der Krieg verloren gehen sollte. Sicherlich befasst sich „ein ehemaliger Generalstabsoffizier" schon mit der Niederschrift des sensationellen Werkes, in dem bewiesen wird, dass das deut- sche Heer den zweiten Weltkrieg nicht verloren habe, sondern nur zum Ab- bruch des Kampfes gezwungen worden sei durch die dilettantische Kriegsfüh- rung der Nazis. Der Legendenbildung steht neuerdings Tür und Tor offen. Die Säuberungsaktionen Hitlers kommen dem deutschen Generalstab sehr gelegen, denn sie befreien alle davon Betroffenen von der Verantwortung für den mili- tärischen Zusammenbruch Deutschlands. Kein deutscher General wird — vor- läufig — gegen seinen Führer mit Gewalt vorgehen. Der lebende Hitler und sei- ne Misserfolge sind das beste Alibi für die eigene Unschuld. Allerdings, wenn einmal die Aussicht winken sollte, dass man den Generälen mit billigen Bedin- gungen entgegenkäme, die ihnen erlaubten, einen Tejl ihrer militärischen Macht in die Zukunft hinüberzuretteny dann Adolf, wird es gut sein, die kugelsichere Weste nicht mehr abzulegen. Und hier sehen wir eine ungeheure Gefahr! Niemand kann voraussehen, in welcher Weise sich der Zusammenbruch Deutsch- lands vollziehen wird und welche. Veränderungen er mit sich bringen wird. Wir alle haben unsere Hoffnungen, aber . . .! Die gemeinen Bespitzelungsmethoden der NSDAP, und die Angst vor der Ge- stapo haben in Deutschland die Grundlage der sozialen Ordnung, das Vertrau- en in den Nebenmenschen, völlig zerstört. Dazu kommen Hunger, Not, Bombar- dements durch die alliierte Flugwaffe und die Trauer über den Verlust vieler Menschenleben. Es wird schwer sein, nach dem Zusammenbruch eine. Regierung zu bilden, die in der Lage wäre, die Durchführung notwendiger Massnahmen nach innen und aussen zu garantieren. Da mag es dann verführerisch erschei- nen, die Gewalt den Generälen zu übertragen, die doch „schon imme,r in der Opposition gestanden und den Nationalsozialismus abgelehnt hatten." Gewisse alliierte Politiker, die vorgeben, den Nationalsozialismus zu bekämp- fen, die Generäle aber für verhandlungsfähig halten, beweisen damit nur, dass sie Handlanger der Reaktion sind, die die revolutionäre Umwandlung Deutsch- lands in einen demokratischen Volksstaat verhindern will. Es kommt alles darauf an, das zu vereiteln. Ulrich Becher: IN DER ALPENKATAKOMBE i. Im Herbst des Jahres 1940 besuchte ich eine Versammlung in dem — im Zürcher Arbeitsviertel 'Industrie- quartier' gelegenen — Ha,us des so- zialistischen ]Ffarrers Leonhard Ra- gaz, der, heute über siebzigjährig, Jahrzehnte hindurch Das Gewissen der Schweiz' genannt wurde. Einer der Redner, ein mir befreundeter Re- dakteur einer sozialdemokratischen Tageszeitung der Ostschweiz — er ist zudem T'estalozzifo'r scher V— sprach es aus: "Wir Schweizer müssen uns mit Jahren der Knechtschaft abfin- den. .." Dies war ein Wort harter Offenheit, ausgesprochen im Bereich der älte- sten lebenden Demokratie der Welt; in dem Land, das ein mikrokosmi- sches Vorbild ist abendländischer Einheit in der Freiheit und darum, obzwar "heute von der Weltgeschich- te pensioniert, dazu berufen, das letz- te Wort in der Geschichte Europas zu sprechen" (Jaceb Buckhardt); in dem Land, darin die 'Ordnung in der Freiheit' als Mythos lebt, zu dessen Bewahrung und Lebendigerhaltung jeder Bürger, auch zur Friedenszeit, sein geladenes Gewehr im Schrank hängen hat. Mit dem Niederbruch Frankreichs, der eine voraussehbare, durchaus logische, wenn auch grauen- hafte Folge war des empörenden Mangels an europäischer Solidarität, der die zwei Jahrzehnte eines ver- pestend faulen Friedens kennzeich- nete, hob für die Schweiz die Zeit der schleichenden Knechtschaft an. Wenn es gleich stumpfsinnsfrohe, selbstge- fallsüchtige Eidgenossen, die 'Füdli- bürger', deren Wappenbild einen gi- gantischen, mit Blei beschwerten Hindern vorstellt, nicht waihrhatoen wollten: Geist und Freiheit stiegen zweieinig in die Katakomben hernie- der. Eine steinalte Geschichte1: Wo immer Tyrannis, Willkür und Unterdrückung um des Machtrausches willen /£ilso, fett wurde — die Wehrlosen werden, zunächst geschunden, die Kahlen zu- erst geschoren, die nur mit einem zerrissenen Hemd Bekleideten als Er- ste ausgezogen: waschechtes Merk- mal, daran sich Tyrann is und Revo - lution unterscheiden! Die Ersten, die in der Schweiz die Knechtschaft .zu spüren, die 'Früchte des Zorns' zu kosten bekamen — die sie andern- otts bereits zur Uebergenüge geko- stet — hiessen: Die Emigranten. Es wäre falsch und ungerecht, wollte nari das Los, das den Emigrante. in der Schweiz seit Sommer 1940 be- schieden war, der Entwürdigung, Er- niedrigung, dem Hohn und den Un- taten gleichsetzen, die ihren Leid- genossen im zerbrochenen Frank- reich widerfuhren. Doch ist diese verhältnismässig weit glimpflichere Behandlung den Schweizerbehörden nicht zugutezuhalten, weil. Frank- reich ja immerhin besiegt, zerstük- kelt, entmutigt, dem Wahnsinn preis- gegeben wurde, indes die Schweiz al- lein in latente Abhängigkeit geriet. Das dennoch geschehen konnte, was geschah, ist ein Symptom für die allgemeine Erkrankung des abend- ländischen Körpers, und beweist al- lem Chauvinismus zutrotz, dass das Europa des 20. Jahrhunderts ein un- löslich Eines ist: Schlich sich ihm eine Krankheit ins Blut, bleibt sei- ner Organe keines verschont. Und war der bürgerliche Kapitalismus das wüste, brutale, zügellos aus- schweifende Leben einBjr abendlän- dischen Epoche, so ist der Faschis- mus-Nazismus die Alterskrankheit, die Tabsts, an der dies Leben zugrun- degeht. Ist der bei lebendigem Leibe Verwesende endlich, endlich gestor- ben und den Flammen übergeben — aus der berühmten Asche wird ein Anderes Europa erstehen, das seine Einheit an seiner Gesundheit beweist. Für die bis zu Verbrechen — die klipp und klar Beihilfe zum Mord zu nen- nen sind — ausschweifenden Verge- hen gegen das uralte Schweizerge- bot, das 'Gastlich schützendes Ob- dach für die Verfolgten' heisst, ist in erster Linie der ehemalige Chef der schweizer Fremdenpolizi und heu- tige Bundesanwalt Rothmund nebst seiner in Bern nistenden Fremden- polizeikamarilla verantwortlich, einer fiaschistelnden Regiisrungsclique, wie wir sie aus andern Beispielen — Oe- sterreich, Ungarn, Rumänien usw. — kennen und hassen, einer machtbe- waffneten Clique, die sich im Be- mühn des Menschheitsfeindes Gunst oder Gnade zu erringen, pseudofa- schistisch gebärdet. Sie ist umso wi- derlicher, weil sie ihre Schandtaten scheinheilig mit 'demokratischen Notwendigkeiten' tarnt. Ihr eintöni- ges Rezept bleibt, an gewissen Ver- suchskaninchen, seien es die Juden, die Arbeiterschaft, die. Emigranten, den Missbrauch der Macht zu erpro- ben. Mit Hilfe dieses Tests hofft sie zu erkunden, wieweit dem Volk ge- genüber sich ungestört Machtmiss- brauch treiben lässt. Solch einer 'Notwendigkeit' zu genü- gen, wurde, flugs nach dem Nieder- toruch Frankreichs, ein Grossteil der in die Schweiz geflüchteten Emigran- ten zusammengefangen, das heisst mit Polizieigewalt sei es in Zuchthäu- ser — sei es in sogenannte Arbeits- lager überführt. Ich kannte einen jungen tschechi- schen Arbeiter, der sich nach der Okkupation seiner Heimat scheinbar lammfromm zum Arbeitsdienst in Süddeutschland meldete, mit dem ei- sernen Entschluss, von dort über die nahe Grenze zu entweichen imd in die französische Armee einzutreten. Seine nächtliche Flucht glückte; nur fand er sich des Morgens nicht auf französischem, wie er erhofft hatte, sondern auf schweizer Boden. Dieser blutjunge engelsanfte Mann, dessen einziges Verbrechen sein unerschüt- terlicher Wille war, für die Freiheit und Würde* Europas zu kämpfen — heute steht er bei den alliierten Fall- schirmtruppen in Nordafrika — sah bis März 1941, da es ihm über Portu- gal zu entschlüpfen gelang, von der Freien Schweiz buchstäblich nichts andres denn Zuchthauszellen, Lager- baracken, Steinbrüche, in denen er zur Zwangsarbeit verschickt ward. Als er zwecks Regelung seiner Ausreise für ein paar Tage aus der Haft entlas- sen, nach dem Grenzort fuhr, da er erstmals verhaftet worden, um sich einige zur Ausreise erforderliche Pa- piere zu schaffen, wurde er dort für. alle Fälle erst einmal wieder verhaf- tet und über Weihnacht und Neu- jahr in Polizeigewahrsam gehalten; noch am letzten Tag vor seiner Aus- reise ward er in Genf arretiert und auf die Wache geschleppt. Einer von vielen Namenlosen. Zur 'Beurteilung' jedes einzelnen Falles bediente sich dj,e Schwanen- gasse (die Berner Fremdenpolizei- zentrale) der Nürnberger Judenge- setze, ohne dies — was immerhin •ehrlicher gewesen wäre — der Oes- fentlichkeit bekanntzugeben. Roth- mund wies die Fremdenpolizeistei- len der Kantone an, den Emigran- ten zuvörderst zu befragen, ob er Jude sei. Die 'Fälle' wurden in zwei Kategorien geteilt: die Akten der nach den Nürnberger Gesetzen als Juden Geltenden tragen, in Naohäf- fung des reichsdeutschen Judenpas- ses, ein mächtiges 'J' aufgestempelt. Zaugg und Göldi vollstreckten die von Rothmund angeordneten 'poli- zeilichen Massnahmen zur Erfassung laindesfremder Elemente und ihrer Umschulung auf Berufe, die ihnen in Uebersee ein Fortkommen bieten'. Diese Berufe hiessen Im-Steinbruch- Schuften und Strassenbau. Männer bis zu sechzig Jahren, unter ihnen Intellektuelle, so Chirurgen und Pianisten, denen die Unversehrtheit ihrer Hände als einziges Hab und Gut verblieben war, wurden in die Lagerbaracken gepfercht und mor- gens um 5 Uhr zur Schwerarbeit kommandiert. Göldi war ein ausge- machter Leuteschinder, fein eifriger Antisemit zudem. Seine Ausbildung für den Posten eines Lagerkomman- danten hatte er in — Nazideutsch- land erhalten! Beim Appell pflegte er vor die Reih und Glied Ausgerich- teten — grösstenteils Juden — hin- zutreten und zu sagen: "Wenn man euch so sieht, möchte man sich ei- nen Hitler herwünschen!" Geringste Unpünktlichkeit, Nichtbefolgung ei- nes Befehls Göldis wurde im Lager Geisshof bei Bremgarten mit mehr- tägigem Dunkelarrest im feuchten Kellerlocb eines ehemaligen Klosters bestraft, sei es im härtesten Winter (ein Sohn Jacob Wassermanns etwa wurde mit 39 Grad Fieber in solch ein Loch geworfen). Beschwerden an den Kommandanten der Pionier- truppe, der die Militärgevjalt übte, bewirkten lediglich, dass Zaugg her- beigereist kam und den angetretenen Zwangsarbeitern zuschnarrte: "Wem ■eä hier nicht passt, soll vortreten: er wird unverzüglich an sein Ursprungs- land zurückgestellt !f" ,Niemand trat vor. Boch muss hier auch von dem Man- gel an Solidarität unter den Lager- insassen die Bede sein. Dem Nazis- mus, dessen Wahlspruch 'Als Ord- nung getarntes Chaos' lautet; demr Nazismus, der ja ein Gesichtloses' Gestaltloses, Amorphes ist, das sich unter einem Arsenal verschiedenarti- ger Larven, fastnächtlicher Masken- iratzen des Schreckens, der Sturheit und Bosheit verbirgt, an denen kein Gemeinsames auffällt als ihrer aller Blutbeflecktheit; dem Nazismus, von dem, da er zergeht, nichts sichtbar bleibt denn Trümmer, gehüllt in ein Nebelmeer aus Blut-' und Tränen- dunst: gräulichster Alptraum der Geschichte, von dem die Welt, hät- te sie die Rufer zur Weckung beizei- ten gehört, längst, längst befreit wä- re — dem Nazismus gelang's, eine Emigratiosi zu schaffen, ihm equi- valent an Chaotischem, Gesichtslo- sem, Amorphem, ja Unwirklichem. Eine jüdische ' Hofratswitwe als Schicksalsgenossin eines revolutionä- ren Dichters, ein deutschnationaler Bankier mit einem 'Webfehler' im Blut als Leidkumpan eines kommu- nistischen Arbeiters — welch Spuk! In schweizer Emigrantenlagern war es nicht Selbstverständlichkeit, Lie- besgaben mit Kameraden zu teilen. Da waren solche, die in der kargen Freizeit ausgezeichnete Zigaretten schmauchten, und andre, die zusa- hen. Deutsche Arbeiter, unzerbrech- liche, mit allen HUnden gehetzte Männer, denen Unwahrscheinliches geglückt war: aus deutschen Kon- zentrationslagern zu entfliehen, um in jene der Schweiz hinüberzuwech- seln, beklagten sich bitter: In Nazi- deutschland hätten die Gefangenen, sei's aus welcher Schicht immer sie in die Hölle des Lagers geschleudert worden, wie Ein Mann zusammenge- halten; dies Bewusstsein hätte man- chen am Leben erhalten; umlauert vom allgegenwärtigen Martertod, auf ihre Geschlossenheit bauend, hätten die Gefangenen oft Bewunderungs- würdigstes vollbracht an Hilfsbereit- schaft, Unerschrockenheit; in der Emigration aber sei nichts davon zu finden. Erwähnt muss sein, dass der Lagerspitzel, den der Lagerleiter und approbierte Judenfresser Göldi an- stellte — ein Männchen, das sich fleissig alle abfälligen Bemerkungen, Versäumnisse, Lässigkeiten notierte und stracks anzeigte — ein deutsch- jüdischer Emigrant war, ein, ehema- liger Staatsanwaltsanwärter aus Preu- ssen. Sein Lohn: Ein Vorzugsposten im Lagerbüro. Eines Tages wurde der zwanzigjäh- rige deutsche Flieger Hess in Geiss- hof eingeliefert. In seinen Augen wohnte der Schrecken. Er hatte den polnischen Feldzug, die Zerstampfung Warschaus mitgemacht. Doch als es im Frühjahr 1940 "wieder losging, hielt ich es nicht mehr aus." Im Bremserhäuschen eines Güterwaggons versteckt, war er bei St. Margarethen in die Schweiz desertiert und, nach dem Umweg über verschiedene Zuchthäuser, im Lager gelandet. Er hatte sein bares Leben gerettet, nebst seiner Uniform. In dieser Uniform erschien er im Lager; ansonsten ver- fügte er weder über Kleidung noch Geld noch etwelche Habseligkeiten. Er kannte niemanden, niemand woll- te ihn kennen, niemand half ihm. Das dem seinen benachbarte Barak- kenbett war einem berliner Emigran- ten zugeteilt, der mit der Tochter eines Basler Grossindustriellen ver- lobt war. Hess entwendete ihm ein Paar alte Schuhe nebst zehn Fran- ken. Statt die Sache mit Hess unter vier Augen abzumachen, zeigte der Emigrant ihn Göldi an. Hess wurde des Diebstahls überführt. Göldi schlug ihn ins Gesicht. Nächstentags verschwand Hess unter polizeilicher Bedeckung aus dem Lager. Ueber Kurzem trafen Beamte aus Bern im Lager ein. Zaugg liess die Lager- mannschaft antreten und hielt fol- gende kurze Ansprache: "In diesem Augenblick ist Hess bereits an die Grenze gestellt und den deutschen Behörden übergeben! Dasselbe hat jeder zu gewärtigen, der sich seines Verbleibens im Gastlande unwürdig erweist! Hat jemand etwas dazu zu sagen?" Niemand, niemand hatte et- was dazu zu sagen. Ein Paar alter Schuhe wegen wur- de ein junges, gehetztes, verwirrtes, wehrloses Leben seinen Mördern vor- geworfen. Das heisst Beihilfe zum Mord, daran ist nicht zu rütteln. Doch Hess blieb nicht einziges Op- fer der Berner Fremdenpolizeimeute. Derlei Greuel wiederholten sich. Ein andrer junger deutscher Flüchtling hatte sich hie und da aus dem Lager gestohlen und mit einem Schweizer- mädchen aus der Nachbarschaft eine Liebschaft angefangen. Kaum dass er verpfiffen ward, verschwand auch er unter Bedeckung. In Geisshof wurde bekannt, er sei im Zuchthaus Sonnenburg interniert, kurz, darauf indes: er habe vorgezogen, "freiwil- lig nach Deutschland zurückzukeh- ren". Nachdem ich Berichte aus den ver- schiedensten Lagern, Zuchthäusern^ Gefängnissen angehört und mitein- ender verglichen, nachdem ich glaub- würdige Lagerinsassen zur Zeit ihres Eonntagsurlaubs erforscht hatte und gewiss war, die Wahrheit zu kennen, ging ich zu meinem. Onkel — einem katholisch-konservativem Obersten,, öffentlichen Ankläger eines Kantons — und erbat seine Hilfe. Nicht allein, dass er mich freundlich abwies, et! — wusste« von nichts, und ich muss- te es ihm gar glauben. Da ich midi hier hinauskomplimentiert sah, ging ich zu den mir befreundeten sozial- demokratischen Redakteuran. Sie ver- fügten über genau dasselbe Material wie icti. Sie durften es nicht veröf- fentlichen. Die Zeit der schleichenden Knechtschaft hatte begonnen. BUECHER UND ZEITSCHRIFTEN DEUTSCHE BiLAETTER. FUER EIN EUROPAFISCIIES DEUTSCHLAND, GEGEN EIN DEUTSCHES EUROPA Uns liegen die ersten Hefte dieser in Santiago de Chile erscheinenden, von Udo Rukser und Albert Teile redigier- ten Zeitschrift vor. Im ansprechenden Aeussfren zeigt sich die Hand eines erfahrenen und kultivierten Zeit- schriftenredakteurs. Der Inhalt ist gewiss nicht uninteressant, enttäuscht uns aber, da die Aufsätze sich zu- meist in einer ethisch-religiös-psy- chologisohen Atmosphäre bewegen, die von den entscheidenden ökono- mischen und gesellschaftlichen Tat- sachen, Problemen und Aufgaben un- serer Zeit zu unberührt bleibt. Mono- oolkapitalismus und Weltkrise, Ar- beitslosigkeit und Massenelend, Arbei- terschaft und Arbeiterbewegung — davon wird nicht gesprochen, wohl Vorschläge zu ethischer und religiö- ser Erneuerung und Heilung der aber werden im Luftleeren Raum kranken Welt gemacht, die reichlich neoehalft bleiben. Für die Bücerbesprechungen im ersten Heft hat man ausgerechnet zwei recht reaktionäre Bücher ausgesucht: Her- mann Rauschning, die konservative Re- volution und Wilhelm Röpke, Der drit- te Weg. Beide erhalten viel Lob. Dabei bleibt Rauschning in seinem Wesen trotz aller Gescheitheit und trotz sei- nes eingeschränkten pater peccavi ein volksferner und antidemokrati- scher Aristokrat im Sinne des Her- renklubs, für den das Volk, die Ar- beiter, eine gefährliche und zu zü- gelnde unheimliche Macht i)5t. Und Röpke macht nach scharfer Kritik des heutigen Kapitalismus dürftige Konstrktionen einer kommenden Wirtschaftsform, um den Sozialismus zu verhindern, von dem er ein Zerr- bild entwirft. — Am besten sind die Uebersichten. — 9 — ARTHUR GROSS: DIE FREIEN DEUTSCHEN IN SUED AMERIKA. La Paz 1943. — In dieser Broschüre schildert unser Freund A. Gross, Vi- zepräsident der Vereinigung Freier Deutscher in La Paz, die Auffassun- gen und Ziele der antifaschistischen deutschen Bewegung in Südamerika in Uebereinstimmung mit der Auf- fassung des Anderen Deutschland, um sich dann mit den Einwänden aus- einanderzusetzen, denen wir begeg- nen. Besonders beschäftigt er sich mit den neuerdings von gewissen deutsch-jüdischen Kreisen kommen- den Kritiken und Angriffen. Zusam- menfassend sagt er dazu: "... denn der jüdische Zopfträger und Rück- schrittler ist für den geistigen und gesellschaftlichen Aufstieg der Menschheit ebenso ein Schädling, ein Hindernis, Wie jader andere Reaktio- när. Auch für alle jüdischen Men- schen gilt, was für die übrigen Men- schen ";als zeitgemäss ausgesprochen werden muss: Ueber die Nasenspitze des eigenen1 Volkes hinauszusehen und Weltbürger im besten Sinne des Wor- tes zu werden". LION FEUCHTWANGER: UNHOL- DES FRANKREICH. Der Verlag "Das Freie Buch" in Mexico brachte soe- ben Feuohtwangers Frankreichbuch in deutscher Sprache heraus, das wir anlässlich des Erscheinens der nord- amerikanischen Ausgabe ausführlich besprochen haben. (DAD — Dez. 42). Upton Sinclair: „DRAGON'S TEOETH" Die Hauptgestalt dieses Buches gehört zu dem seltenen, aber immerhin exi- stierenden Typ der sozialistischen Mil- lionäre. Aber mehr als die ständigen Konflikte zwischen sozialistischer Ge- sinnung- und grosskapitalistischen Ge- gebenheiten, verkörpert hauptsächlich durch eine reiche und anspruchsvolle Gattin sowie einen Waffen produzie- renden und verkaufenden Vater, inter- essierte der Schauplatz, auf dem die Ereignisse zum grössten Teil abrollen. Dieser Schauplatz ist Europa, das zer- rissene und brodelnde Europa in den Jahren zwischen 1930 und 1934. Lan- aiy Budd, Sohn von Budd Gunmakers, durch politische Interessen, durch Fäden der Freundschaft, Verwandt- schaft oder nur des Geschäftes mit den verschiedensten Menschen in Frankreich, England und Deutschland verbunden, lässt den Leser noch ein- mal an charakteristischen Persönlich- keiten und Geschehnissen die entschei- dende Zeit vor Hitler und das erste Reg-ierungsjahrs des Braunauers bis zur Vernichtung- von Rohm, Strasser, Schleicher und der andern Oppositio- nellen miterleben. Auf der einen Seite steht ein Kapita- lismus, von Krisen erschüttert, die alle in ihren Strudel reissen, ganz gleich ob sie nun ihren Anfang in einem Bör- senkrachs in New York oder in einer Währungskrise in Frankreich nehmen, auf der andern Seite eine gespaltene und kampfentwöhnte Arbeiterschaft, die sich in Brüderkämpfen zerfleischt und ruhmlos in Deutschland versklavt, kämpfend in Oesterreich zu Boden ge- schlagen wird. Der Völkerbund ist zu einem Instrument der 'Machtpolitik der Grosstaaten geworden ,und all die Leichtfertigkeit, Instinklosigkeit und Verblendung, mit denen damals in Eu- ropa Politik geführt wurde, tritt im- mer wieder in der falschen Einschät- zung Hitlers und seiner Bewegung zu- tage. „Der besondere Vorteil Adolf Hitlers bestand darin, dass sein eige- nes Voilk glaubte, was er sagte, wäh- rend andere Völker das weder konn- ten noch wollten." Der grosse Dema- goge, der allen alles verspricht, hat es leicht in einem Deutschland, das un- ter der republikanischen Fassade im- mer reaktionär geblieben war, und in dem durch jahrelange Not und stetes Elend geschwächte Menschen nur zu gern Hilfe beim Wunderdoktor ■ such- ten. Und nachdem Hitler dann an die Macht intrigiert worden ist, da stel- len die ausländischen Besucher — sie gehören natürlich nicht gerade prole- tarischen Kreisen an — mit Befriedi- gung fest, dass Deutschland doch noch immer ein Land der Sauberkeit und Ordnung und dass der Konfort im Ho- tel Adlon durchaus der gleiche ge- blieben ist. Und unter dieser glatten Oberfläche toben Mord und Sadismus in den Folterkellern der S.S. Als Lanny Budd seinen jüdischen Freund aus Dachau losgekauft und dieses zerschlagene Menschenwrack in einem französischen Hospital unterge- bracht hat, da laufen ihm Tränen die Wangen herunter. „Tränen nicht nur um seinen Freund, sondern um alle Juden Europas . . ., Tränen um das unglückliche deutsche Volk, das in ei- ne solche Todesfalle gelockt worden war und mit fürchterlichen Leiden dafür zahlen muss. Er war da und dort über Europas Oberfläche gereist, und überall hatte er Menschen gese- hen, die eifrig den Boden pflügten und Drachensaat ausstreuten, aus der wie in der alten Sage eines Tages be- waffnete Männer erstehen würden". H. J. — 10 — LA OTRA ALEMANIA ANOVI.ho. 62 Orsano rte los Alemanes TAbres de la AraAricn del Sur TUCUMAN 309 — BUENOS AIRES — TJ. T. 31 - 7264 QUIEN CLAMA MAS POR VENGANZA. Publicamos a . continuaciön un . extracto del folleto "Let my peopie go" del conocido escrifcor ingl6s Victor Goilancz. De este folleto se difundieron 750.000 ejemplares en muy poco tiempo. Hay dos posibilidades de reaccionar contra la suerte que estän corriendo los judios en Europa. Una de ellas es la misericordia, la inmediata ayuda para los perseguidos; la otra es el odio,, el castigo para los perseguidores. Mien- tras que en teoria tal vez es factible la combin-aciön de ambos metodos, en la practica ellös se excluyen mutuamen- te. Aquellos que tienen la conciencia pletöriea de compasiön para ocn las vsctimas amenazadas de muerte, los cjue incesantemente piensan, aeonse- jan y proyectan como rescatar aunque mäs no sea a un solo nino, esos no tienen tiempo ni cabida para las re- presalias, porque toda su personalidad estä imbuida de miseroordia. Pero los que estän saturados por el odio y por la ide-a de pagar el mal con el mal se envenenan el alma y ahogan a la mi- sercordia, que ocasionalmente podria llevar bälsamo a los que sufren. El lector puede que rechace este pun- to de vista. Pensarä que no se, exclu- yen el proposito de ayuü-ar ahora a las viqtimas y de castigar a los asesinos al terminar la guerra. No deseo insis- tir porque mi tinico propösito es ase- gurar la inmediata ayuda. Pero pido disculpas por lo que voy a decir. c,La insistenci'a- en las represalias no cons- tituye un faetor puramente neg-a-ti- vo en esta questiön? <-No es-un impe- dimlento para la inmediata aplicacion efectiva de los sentimientos miseri- cordiosos? Tambien cumple, cierta- mente, una funciön positiva, porque en la inconciencia o en la subconscien- cia es -a menudo una disculpa para no hacer nada. Cuando por cualquier mo- tivo, sea indiferencia. o despreocupa- ciön, insensibilidad o egotsmo, nos ne- gamos a prestar la ayuda que podria- mcs y deberiamos conceder, es fäcil aparent-ar actividad y sumergirnos en una atmösfera de odio, especialmente en su manifestaciön mäs justificada; la represalia. Por eso se podrä siempre constatar que el que mäs pide represalias es el que con mayor insistencia afirma poder h-acer muy poco o nada präctico . . . Oonsiderado en su totalidad, el pueblo alemän no sabe lo que estän haciendo en su nombre. Si lo supiese, la inmen- sa mayoria lo desaprobaria. Cuando antes de la guerra se cometieron en Alemania frecuentes y numerosos de- predaciones contra los judlos, se re- gistraron innumerables casos en que hombres y mujeres alemanes, con pe- ligro de la propia vida, hicieron llegar su ayuda g, las victimas. Respecto de la cuestiön sobre si el pueblo alemän sabe lo cjue pasa, teng-ase en cuenta cuänto tiempo ha transcurrido para que la cpiniön publica inglesa se ente- rase de los hecr.os ocurridos. aca- so posible que el pueblo alemän sepa toda la verdad, cuando el ap-arato pro- pagandlstico, de terrible efectividad, fue precisamente creado para evitar que los alemanes se enteran de la ver- dad? Tod'0' el que escucha las tra-ns- misiones radiales alemanas- sabe que dia a dia se dijo y se dice al pueblo alemän que los judios son enviados a Polonia no para ser muertos, sino P'^~ ra colonizar el pais y transformarlo en colonias judias autönomas. La una o dos veoes en que Hitler hablä de ani- quilamiento en sus discursos, poco efecto puede caus-ar en comparaciön con la ininterrumpida repeticiön de aquella afirmaciön. Es per eso absolutamente indispensa- ble que el pueblo alemän sepa lo que ocurre. Pero todo depende de como se hace. Durante una guerra es muy di- ficil convencer a la masa del pueblo de cualquier naeiön, de que su propio gobierno comete hechos repudiables, y especialmente cuand-o el informante es el enemigo. El instinto de colmena y el sentimiento de solidaridad se resis- ten entonces a creer. Las torpes trans- misiones radiales basadas en las repre- — 11 — salias pueden fäcilmente provocar la incredulidad y hacer surgir la idea de apoyar al propio- gobierno hasta la llamada 'victoria final" para que no ocurra algo peor. Hay que pensar en lo bien que la idea de venganz» encaja en la propaganda que - desde hace me- ses realiza Goebbels en el frente in- terno alemän. Este le dice a los ale- nanes, quer los aliados estän de- Dididos a exterminarlos completa- mente, y que solo la victoria- aiema- ia puede liberarlos de ese destino, y que por consiguiente todo alemän de- be apoyar al gobierno para contribuir a su propia defensa. Toda propagand-a, britänica dirigida hacia Alemania en base a argumentos tan endebles, fa- vcrece el juego de Goebbels y prolon- ;a la guerra. Entre ella hay que "in- terpretar" lo que nosotros dijimos era una amenaza, a saber, que queriamos fusilar a todos los miembros del par- tido nazi. Aqu'el que considera impro- bable que se crea en eso es que no conoce la potencialidad de la propa- ganda totalitaria. Deberiamos decirle la verdad a los ale- manes, eso es indispensable. Tendria- nos que decirsela dia por dia, a cada hora, mediante la radio y volantes. Pero deberiamos hacerlo de manera de convencerlos y no creando resistencia psicolögica. No tenemos que apelar c, su miedo, que provoca precisamente la resistencia, sino a sus sentimientos hu- manitarios. Y si alguien sonriese iro- nicamente por la idea que esbozamos de apelar a los sentimientos de una madre alemana, tendriamos que pre- guntarle primero si el ha hecho codo lo humanamente posiole por poner de relieve sus sentimientos ihumanitarios en esta oportunidad. Nada habria mäs repugnante que, apro- vechar las persecuciones antisemitas no con el objeto de ayudar a las vic- timas sino para avivar el odio contra el pueblo alemän en general. Comen- zamos esta guerra con el noble propö- sito de librar de la opresiön nazi al pueblo alemän y tambien a los demäs pueblos. Beclaramos que esta guerra nc va contra el pueblo alemän sino contra sus explotadores. A medida que una guerra avanza, siempre de gener a. Pero no olvidemos ahora por comple- to nuestro primer gran objetivo sola- mente porque la ideologia nazista ha llegado a sus groseras y lögicas con- clusiones. Carece de importancia pre- guntar: "^Por que no se rebelen los alemanes?" De la misma manera se puede preguntar: "^Por que no impi- den los franceses que Laval cometa con los judi'os las mismas repelentes brutalidades?" Un pueblo no puede re- belarse contra un moderne estado to- tal! tario y su inaudito regimen de te- lTor si antes esä naeiön no es destrui- da desde fuera. Estä en nosotros apre- surar la llegada dq ese dia, y mientras tanto acrecentar en Alemania todas las manifestaciones de disgregaeiön, de las que hay muchas. E'l que piense que los SS son el pueblo alemän, de- be tener en cuenta que los SS y la Gestapo tal vez -alcanzan a un millön, los que con plena conciencia fueron pervertidos antes y desde, la guerra, pära, poder cumplir sus tristes desig- nios, mientras que la poblaciön lle- gaaa a unos 65 millones en la Alema- nia de anteguerra. El 27 de diciembre de 1942 1-a revista "Reynolds" publicö detalles de un manifiesto lanzado por un congreso ilegal de todos los grupos alemanes antifascistas, en el que se declara que la paz solamente serä po- sible despües de la completa destruc- ciön del regimen hitlerista, de la clau- sula. de todos los campos de concen- traeiön, de la abolicion de todas las leyes antisemitas y raciales, y cuando se haya recobrado la libertad religio- La, econömiea, politica y de prensa, y la .politica exterior se base en la paz y en la colaboraciön international. El manifiesto fue difundidö por la emi- scra alemana clandestina, con peligro ae muerte para todos los participan- tes, y se dirige tanto al ejercito ale- män comc al frente interno. UN MjENSAJE DEL FAMOSO ESCRITOR TOMAS MANN " i Radioescuchas alemanes! Hitler es e] enemigo de la humanidad de quien hay que salvar al mundo. Tiene que saber el pireblo alemän, y no nos can- saremos de repetirlo, que bajo su re- gimen, nunca podrä llegar a la paz el pueblo alemän. Esta guerra seguirä, ano tras ane, hasta que sean extirpa- dos de la tierra el individuo Hitler, su espantoso equipo y todo sus sistema. Fe muy bien cjue dificilmente podeis figuraros a Alemania, despues de es- tos anos, sin el nacionalsozialismo. Pero! reslexionad! Es acaso mejor que siga este sistema corrumpido y mor- boso bajo el cual vi vis? j Recordad la forma cömo llego al poder Hitler! — 12 — Fl Tratado de Versalles y la Paz Futura Por ALVARÖ DE ALBORNOZ La guerra mundial de 1914-1918,,ter- mina con el triunfo de las democra- cias. Y, sin embargo, Europa se cubre de dictaduras. No es solo la de los So- viets eil R-usia, consecuencia de una revoluciön proletaria triunfante. Es la dictadura de Mussolini en Italia, la de los generales en Espana y Grecia, la del almirante Horthy en Hungria, la de E-ratiano en Bucarest, la de Staba- linski en Bulgaria. Polonia, que al re- cobrar la independencia nacional se constituye en una demoeracia, evolu- ciona pronto hacia la dictadura del mariscal Pilsudski. La misma evolueiön sigue la Repüblica austriaca, donde los socialistas, no obstante haber ofre- cido a Europa una administraeiön xno- . delo, concluyen siendo. aplastados por la dictadura de Dollfuss. Y la gran Repüblica de Weimar, cuyas dificulta- des pollticas y econömicas arrancan de la firma del Tratado de Versalles, y que pretende en vano encontrar su punt'O de equilibrio en la "socialdemo- eracia", marcha con ritmo sinuoso y cscilante por la senda que le traza el prusianismo, solo aparentemente ven- cido, hasta sueumbir al empuje de la mäs desenfrenada reaeeiön alemana. El sin de la guerra, que Wilson habia definido como una cruzada por la de- mocracia, es, pues, mäs o menos a la larga, el triunfo de la dictadura en ca- si todo Europa. Las mismas grandes democracias, despues de su triunfo,' ofrecen el espectäculo de una politica cada dia menos democrätica . . . ; Fensad en la desintegraeiön moral que el propagö! jVed la hectatomba que causa su mäquina bälica! 'i Alemania, despierta!" Con esto se os ha llevado al sueno pernicioso del nacicnalsocialismo. ^Quien tiene me- jores intenciones para con vosotros? El que hoy se dirige a vosotros excla- mando: "Alemania, despierta a la rea- lidad, a ti misma, al mundo de la li- bertad y de la justicia que te espera". Alemar.es, i oponeos abiertamente a Hitler! ;No colaboriis mäs! Lo mejor es que vosotros mismos libreis al mun- do del fcsrror de Hitler. Unicamente si os libertais vosotros mismos, parti- eipariis en el nuevo orden que se eri- girä en el mundo". t, Por que la explosiön de todes los vie- jos töpicos antidemöcräticos despues del gran triunfo de las democracias en la guerra de 1914-1918? UTE und MORGEN" hier in Südamerika zum Ziel gresteckt hat. Ohne an eine be- stimmte politische Partei gebunden zu sein, will „HEUTE und MORGEN" die Gedanken, die wir uns über die Ge- schehnisse, Probleme und Ungerech- tigkeiten unserer Zeit machen, ord- nen und in die Spuren einer neuen, besseren Welt lenken helfen. Walter Lenk. „HEUTE und MORGEN" bringt «en nachfolgenden Artikel eines Mitarbei- ters mit der Bemerkung, dass er zum Teil nicht die Auffassung der Mehr- heit der mit „Heute und Morgen" zu- sammenarbeitenden jungen deutschen Sozialisten in Südamerika ausdrückt. Insofern nämlich nicht, als diese Mehr- heit der Ansicht ist, das>s es keine „jü- dische Gemeinschaft" gibt, genau st) wenig wie es eine „deutsche Ge- meinschaft" oder irgend eine andere „Volksgemeinschaft" gibt. Ueberall gibt es lebensfeindliche Klassenunter- schiede. „Die Unterdrückten aller Völ- ker gegen die Bedrücker aller Völker" muss die Liosung sein. (Vergleiche hierzu Artikel „Der Irrtum" in Num- mer 15 (Dezember) von „HEUTE und MORGEN". ICH BIN JUDE... Ich bin Jude. Wenn ich etwas Schlech- tes tue, werde ich doppelt gezüchtigt. wei;l ich Jude bin. Bringe ich eine gu- te Tat, so trägt man mir auch das noch nach; Denn ich bin Jude. Meinem Vater ging es genau so. Und meinem Grossvater auch. Wir werden als Fremdkörper empfunden. Wir selbst fühlen uns als solche. Die jüdische Gemeinschaft ist mein Schutz. Wenn ich mit meinen Schick- salsgenossen zusammen bin, vergesse ich meine Feinde. Denn ich sehe sie nicht. Das Problem scheint gelöst. Aber es scheint nur so. Vogel Strauss Politik! Die Umwelt bedingt unsere Gemein- schaft. Sie besteht hauptsächlich als Abwehr gegen den gemeinsamen Feind. Der drängt uns immer wieder in die Ghettomauern zurück. In die physischen und in die psychischen. Eine der grössten. Gemeinschaften dieser Art ist in Palästina entstanden. Es ist die schönste, die bewunderungs- würdigste. Da gingen Menschen hin, die glaubten, einem reinen Ideal zu dienen. (Dass sie betrogen worden sind, dass hinter dem ganzen Werk nicht nur Menschenfreundlichkeit steht, gehört nicfat hierher) Aber Pa- lästina ist nur eine Teillösung. Sie rechnet nur mit den Juden. Und die Andern? . . . ,,Es kann der Beste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt". Wann wird man mich, den Juden, gleich behandeln? Wirk- lich gleich, auch von innen heraus! Wann? Es gibt nur eine Antwort. Ich fand sie nicht. S'ie kam auf mich zu. — Wann? Nur in einer Welt, in der allgemeine Gerechtigkeit herrscht. Nur in einer Welt, wo der Neger eben- soviel gilt wie d-er Weisse, der Inder soviel wie der Europäer, der Arbeiter — 23 — soviel wi* der Iritelektuelle. —=*• Ml»» solche Welt zu erbauen, ist eine Auf- gabe. Eine einzige. Sich Teile heraus- schneiden, zu sagen: „nur das oder je- nes will ich fordern", ist unsinnig. Denn eine: Teillösung', aus dem Zusam- menhang gerissen, ist gar keine Lö- sung. Ich darf mich nicht in meine Ge- meinschaft zurückziehen. Ich darf mich nicht isolieren. Ich darf nicht fliehen. Darum bin ich Sozialist ge- worden : um allen zu helfen. Allen Un» terdrückten. Den Negern und den Ju- den, den Indern und den geknechte- ten Völkern Europas. Allen. Ich bin kein Freund von Schlagwör- tern Aber hier ist eines, das mir ge- fällt. Es steckt ein Sinn dahinter. „Der Jude soll seine jüdischen Probleme im Rahmen der Weltprobleme behandeln". Ich bin Jude. Folglich werde ich mich (Fortsetzung der ersten Seite) schaffen: die notwendige Klarheit, um unsere Welt zu erkennen und an der grössten aller Aufgaben mitzuarbei- ten. die uns je gestellt wurde: die ge- rechte und menschenwürdige Gestal- tung der menschlichen Gesellschaft. Aus dieser Aufgrabe ergibt sich auch die Zu-samensetzung der Freunde und Genossen, die „Heute und Morgen" und andere Schriften, die sich die gleiche Aufgabe stellen, als gemeinsame Ba- sis annehmen, von der aus sie ihr Ge- wicht, das heisst ihre Aktivität in die Waagschale jener ungeheueren Aus- einandersetzungen werfen, von deren Ausgang es abhängt, ob unsere Welt blühen oder weiter eine Mördergrube bleiben soll. Nicht jene können und wollen wir dazu rechnen, die dem Op- portunismus so weit ergeben sind, dass er sie über das „taktische" weit hinaus zum Verlust von fundamenta- len Grundsätzen (eben der Basis, von der wir ausgehen wollen) verführt hat, und auch nicht diejenigen, die ei- nen neuen „Jugendkultus", fern vom heutigen politischen Geschehen schaf- fen wollen, der vielleicht einmal um mit den .Dingen beseh&ftig-en, die mir am Nächsten liegen. Mit den jüdischen Dingen. Aber ich werde mich dabei nicht isolieren. Ich werde die Aügen aufhalten, um die freundschaftlichen Blicke der nichtjüdischen Kameraden zu sehen. Ich werde die Ohren spit- zen, um den allumfassenden Gesang der Völker zu hören. Und ich werde die Hände weit ausbreiten, um sie al- len Freunden zu drücken. Denn wir sind alle Brüder. Und wir haben ein gemeinsames Ideal. Darum müssen wir Schulter an Schulter kämpfen. Das darf niemand von uns vergessen. Mag ier auch zunächst mit einem Ausschnitt aus dem Werk be- schäftigt sein. Wichtig ist nur, dass das Fragment mit dem Ganzen orga- nisch verbunden ist, dass es nie den Kontakt mit jenem verliert. So bin ich Sozialist. Als Jude. R. Seh. die Jahrhundertwende zeltgenväss war und seine fortschrittlichen Aufgaben hatte. Mit Freude aber kann „Heute und Morgen'' feststellen, dass kein Erschei- nen bei allen revolutionären deutschen Antifaschisten ein lebhaftes und war- mes Echo gefunden hat. Ganz beson- ders für die jungen Proletarier, aber auch für die sich jetzt erst von der bürgerlichen kapitalistischen Ideolo- gie lösenden jungen Menschen bedeu- tet „Heute und Morgen" die Ausfül- lung eines leeren Raumes, die der Opportunismus und die Abweichung von den Idealen der Gerechtigkeit durch manche Organisationen und Publika- tionen, von denen man anderes erwar- ten müsste, enstehen liess —, eines lee- ren Raj^mes, in dem sich der Wille Vieler verlor, denen der Kampf um den Sozialismus das Grundlegende ist und die den Faschismus nicht als et- was zufällig vorhandenes, sondern als Folge der allgemeinen Weltverhältnis- se des Heute ansehen. Diese Verhält- nisse gilt es mit dem Faschismus zu zerstören und durch andere zu erset- zen. P.S. Ist es möglich am politischen Leben teilzunehmen, sich in den Dienst einer Partei zu stellen und doch aufrichtig zu bleiben? Ist die Wahrheit für mich nicht die Wahrheit einer Partei geworden ? Die Gerechtigkeit nicht die Gerechtigkeit einer Partei. Hat das Parteilnteresse nicht schliesslich dazu geführt, dass ich jede Unterscheidung zwischen moralischen Werten auf- gab, die auch von mir als kleinbürgerliche Vorurteile verachtet werden? Wäre ich also dem Opportunismus einer der* Dekadenz verfallenen Kirche nur entflohen, um mich dem Opportunismus eiiner Partei zu unterwerfen? (Aus „Brot und Wein" von Ignacio Silone, dem ehema- ligen Sekretär der Kommunistischen Jugend Italiens) FREIHEIT! GLEICHHEIT! BRÜDERLICHKEIT! — 24 — nSfoschon darcmgddddit, Ihren Fond heiie Bücherkätif« zu vergrossern? Viele haben dies bereits, durch Verkauf für sie uninteressant gewordener Bücher an unser Grossantiquariat erreicht. Wir suchen stets, für einen grossen, ganz Süd-, Mittel- und Nordamerika umfassenden Kunden- kreis, einzelne Bücher oder ganze Bibliotheken und wirklich angemessene Preise. GROSSANTIQUARIAT der Libreria AIejandro Barna e Hijo LAVALLE 379 und IURAMENTO 2384 Buenos Aires Tel. 31 - 4513 — 31 - 7427 und 73 - 4777 j ALLE FREIEN DEUTSCHEN GEHOEREN IN DEN I „VORWAERTS" i WERDE AUCH DU MITGLIED! Anmeldungen im Vereinshaus, RINCON 1141 — U. T. 23-3483 COMISION COOHDINADORA DE LOS ALEMANES DEMOCBATlCOS EN LA ARGENTINA. Arbeltsausschuss deutscher Demokraten In Argentinien Tucuinftii 309_—_Buenos Aires — U. T. Retlro 7264 Deutscher, entscheide Dich! ___, Kiimiife mit In den demokratischen Verbünden! Unterstütze den Kampf der Vereinigten Nationen! Beteilige Dich am Kampf gegen die 5. Kolonne! Berücksichtigt unsere Inserenten 1. Kongress der deutschen Antifaschisten Südamerikas MONTEVIDEO 2 9-31 JANUAR *3 DER AMTLICHE KONGRESSBERICHT enthaltend: die angenommenen Entschliessungen in spanisch und deutsch ünd Aeusserungen von: J. A. Solari, Ana S. de Martinez-Guerrero, P. W. Jacob, Ulrich Becher, J. R. Becher, Willi Bredel, Theodor Plivier, Erich Wei- nert, Friedrich Wolf, Alfred Cureila, Alejandro Ceballos, Horst Bärensprung, Ferdinand Bruckner, Paul Fröhlich, Oskar Ma- ria Graf, Emil J. Gumbel, Paul Hagen, Marie Juchacz, Alfred Kantorowicz, Hans Marchwitza, Erwin Piscator, Heinz Pol, Kurt Rosenfeld, F. W. Sollmann, Paul Tillich, Walter Victor, Jacob Walcher, Carl Zuckmayer, Vicente Rojo, Clement Mo- reau, H. Welz. zu beziehen durch DAD, Tucumän 309, Buenos Aires, U. T. 31 Ret. 7264 gegen Einsendung von 50 Cts. in Briefmarken und durch alle Vertreter des DAD und die Buchhandlungen. PRECIOS DE VENTA Y SUSCRIPCION BOLIVIA: .. .. BRASIL:..... COLUMBIA: .. , COSTA RICA: . CUBA:...... CHILE:...... DOMINICANA: ECUADOR: .. . EL SALVADOR: GUATEMALA: . HONDURAS: .. MEXICO: .. .. NICARAGUA: .. Suscripciön anual Bolivianos 90 Vruzeiros 30 ? S — Colones 9 ? 1.50 P 45.— 9 1-50 Nümero suelto Bs. 6.— 2$000 20 cts. 60 cts. 10 cts. $ S — P 3.75 Sucres 22.50 Lemplras 3d— 9 7.50 Quetzal 1.50 s/. ILO 25 cts. 10 cts. 20 cts. 50 cts. Dollars 1.50 75 centavos de cordoba PANAMA Y ZONA DEL CANAL B. 1.50 $ 525 Soles 9 10 cts. 35 pesos 60 cts. PARAGUAY: ............ PERU:................ PUERTO RICO:.......... U. S. A.:................ URUGUAY: .. ............ V6SE8UELA: . . .......... ? oro Z. Bs. ?L0 Dollars 1.50 Dollars 1.50 20 cts. Bs. 0,50 10 cts. IQ cts.