SUPLEMENTO IN CASTELLANO LA OTRA ALEMANIA DAS ANDERE DEUTSCHLAND VI. ANO No. 68 JULIO 1» DE 1943 BUENOS AIRES TUCUMAN 30 9 U. T. 31 - RETIRO - 7264 Aus dem Inhalt: Alexander Abusch: Das deutsche Volk und der gelbe Stem. Erich Berger: Interview mit D. Martinez Barrio Hcms lohne Presseempfang Heinz Loewi: Politik ohne Massen. Willi Keller: Emigrantender- rotisimus. August Siemsen: Erziehung des deutschen Volkes Heute und Morgen. Der Oesteneichische Sozia- list £ Soeben wieder eingetroffen Schalom Asch — DER NAZARENER Goethe — FAUST I. Teil Gumpert — HOELLE IM PARADIES Gumpert — DUNANT. Roman des Roten Kreuzes Rilke — DIE FRUEHEN GEDICHTE Rilke — DAS BUCH DER BILDER Rilke — GESCHICHTEN VOM LIEBEN GOTT Zweig — BRASILIEN, DAS LAND DER ZUKUNFT L i b r e r i a JMejandro Barna e Hijo Hb Ja LAVALLE 379 und JURAMENTO 2384 Tel. 31-4513 y 31-7427 73-4777 Buenos Aires, Rep. Argentina Freie Deutsche Buehne teatro alemän independiente. Casa del Teatro, Sta. Fe 1243. U. T. 41-2932. L«:tun<■""• P. Walter Jacob. Sonnabend, 3. Juli (17.30 Uhr) Sonnabend, lO. Juli (17.30 u. 21.30) Sonntag, 4. Juli (18 Uhr) Donnerstag:, 8. Juli (21 Uhr) Sonntag, 11. Juli (18 Uhr> MENSCHEN IN WEISS H 0 F L 0 G E Aerztestttck von Sidney Kingsley Komödie von J. Ä, Crawford Besucht das einzige ständige, unabhängige deutschsprachige Theater Süd- Amerikas!! _ JEDEN FREITAG 21 UHR CLUBABEND IM VEREIN „VORWAERTS", Rinc6n 1141 (U. T. 23-3483). Alle Freunde des DAD sind herzlich eingeladen. Eintritt frei. Unterhaltung! Behandlung von ! Fragen allgemeinen Interesses. | 1 l______ Berücksichtigt unsere Inserenten LA OTKA ALEMANIA DEUTSCHLAND ORGANO DE LOS ALEMANES LIBRES DE LA AMERICA DEL SUR Editor y direclor: Dr. AQGUSTO SIEMSIN, ax-dipulado dal Kaichslaf. TUCUMAN 309 - BUENOS AIRES - U. T. 3! - 7264 REGISTRO NAC. DE LA PROPJEDAD INTELECTUAL No. 104.574 Jahrgang VI. —• Nr. 68 — 1. Juli 1943 AU au ST SIEMS EN: DIE ERZIEHUNG DES DEUTSCHEN VOLKES Die Forderung einer Sondererziehung des deutschen Volkes nach dem Krie- ge ist zu einem Lieblingsthema von Privatpersonen und Staatsmännern, von Zeitungen und Kongressen ge- worden. Auch wir sind von der Wich- tigkeit der Erziehung des deutschen Volkes überzeugt, darüber hinaus aber auch von der der übrigen Menschen. In einer neuen Erziehung erblicken wir eine dir notwendigen Vorausset- zungen einer Neuordnung der Welt, sofern diese Neuordnung ihren Na- men zu recht führen soll. Die besondere Frage der Erziehung des deutschen Volkes aber wird zum Teil mit einer schreckenerregenden Oberflächlichkeit und Leichtsinnig- keit von Menschen erörtert, die- sich augenscheinlich niemals mit dem kom- n'Merten und schweren Problem dsr Erziehung beschäftigt haben. So be- kommt man bei der Diskussion manch- mal den Eindruck, als ob die psycho- logische Entwaffnung Deutschlands sich mit den gleichen Methoden be- wältigen liesse wie die mit Recht ge- forderte militärische Entwaffnung. Für die Vansittaristen scheint es sich bei der Erziehung des deutschen Volkes um eine Art der unter dem euphemistischen Namen "Fürsorge Erziehung bekannten Zwangserziehung verwahrloster Jugendlicher zu han- deln, dies man ihren unfähigen Eltern oder Vormündern weggenommen hat. Man vergisst dabei, dass die Opfer dieser „Erziehung" ihre Erzieh ex* durchweg als Vergewaltiger und Fein- de ansehen, und dass das Resultat solcher Erziehung zumeist Asoziale* und Verbrecher sind. Erziehung ist eine Funktion der Ge- sellschaft, ihr Ziel die Einfügung in die- Gesellschaft. Es ist heute Allge- meingut aller, welche den Namen Erzieher verdienen, dass man nicht nur mit Worten und Moralpredigten erziehen kann, am wenigsten dann, wenn die mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit, d. h. mit dem täglichen Leben und Erleben der zu Erziehen- den in Widerspruch stehen. Es ist ebenso Allgemeingut, dass man mit Drehung und Zwang nur scheinbar die gewünschten Resultate zu erzielen vermag, dass sie aber in Wahrheit ka- tastrophale Folgen psychologischer und ethischer Natur im vergewaltig- ten, zur Verstellung und Lüge genö- tigten Individuum hervorrufen. In einer Gesellschaft, in der es Ausbeuter und Ausgebeutete, HeiV- i — Deutsch Frankiu! t e •m J scher und Beherrschte gibt, in einer Gesellschaft gegensätzlicher Interes- sen also, muss die Erziehung, da sie kein einheitliches Erziehungsziel, ohne zu lügen, aufstellen kann, zwiespältig und innerlich unwahr sein. In einem von Siegern besetzten und unter stra- fende Ausnahmebehandlung gestellten Lande, in einer waffenstarrenden, na- tionalistischen Welt kann nicht er- folgreich zu Demokratie und Gewalt- losigkeit, nicht zu Frieden und menschlicher Brüderschaft erzogen werden. Wirtschaftliche Sicherheit rnii noMtische Gleichberechtigung und Freiheit, Achtung der Menschenwür- de, Freundschaft mit den Nachbarn — das sind die Voraussetzungen für ei- ne Erziehung, in der die Wurzeln d s Nationalsozialismus ausgetilgt sind: Not und Neid, Angst und Gewalt- p-laube, Sklavensinn und Machttrieb. Eine wesentliche Voraussetzung für die Möglichkeit einer grundsätzlichen Aenderung der Erziehung in Deutsch- land ist also die Verwirklichung der sozialen Demokratie in Deutschland und die Aufnahme eines solchen neuen Deutschland in eine europäische Union, die den Krieg als politisches M'ttel ausschaltet. Achterklärung, ge- waltsame Niedsrhaltung, Dauerbeset- zung, Ausnahmebehandlung, Zwang würden dagegen von vornherein eine Erziehung zu neuer Gesinnung und zu neuem Menschentum unmöglich ma- chen, da ihr dann der gesellschaftli- che Nährboden fehlen würde. Wer sich nicht unter Tarnung bö- ser Absichten, sondern 'aus wohlmei- nender Unwissenheit für eine Zwangs- erziehung des deutschen Volkes er- wärmt, der möge einmal nachlesen, was Upton Sinclair in seinem "Para- demarsch" über den kapitalistischen und nationalistischen Charakter der amerikanischen Erziehung aussagt und dokumentarisch nachweist, um dann zu entscheiden ,ob hier die geeigneten Erzieher des deutschen Volkes zu fin- d°n sind. Wenn man uns also entgegnet, so Sei r'ie geplante Erziehung des deutschen Volkes nicht gemeint; man werde Sachverständige schicken, die sowohl von Erziehung, wie von Deutschland und der Erziehung des deutschen Vol- kes etwas verständen, so erlauben wir uns einige Fragezeichen. Wo sind cH°oe Wundermänner? Was ist ihre Aufgabe? Kommen sie mit diktatori- schen Erziehungsbefugnissen? Haben Deutsche nichts dabei mitzureden? Wir hörten von Bücher- und Film- zensur, von Beaufsichtigung der Schu- le und Lenkung der Jugendorganisa- tionen. Soll die Zensur im Sinne des Mr. Hearst und der amerikanischen Filmmagnaten, soll sie im Sinne- von Wallstreet und Londoner City erfol- gen? Nach welchen Gesichtspunkten will man die Lehrer auswählen? Sol- len die Gesinnungsfreunde von Dar- lan und Franco bevorzugt und die So- zialisten und Antifaschisten abge- lehnt werden? Sollen die fremden "Erzieher" etwa gar die Rolle der Missionare spielen, die ohne es zu wissen, oft die Helfershelfer kolonialer Ausbeutung gewesen sind? "Christen- tums und Cottons wegen", sagte der alte Fontane. Nein, Erziehung des deutschen Vol- kes und insbesondere der deutschen Jugend durch oder unter Kontrolle von Funktionären der siegreichen Staaten ist im besten Falle eine ge- fährliche Illusion, die nur negative Resultate haben kann, da sie Miss- trauen, Unwillen und Widerstand wek- ken und die Gefühle des Nationalis- mus, des Hasses, der Revanche her- vorrufen muss, die man ausrotten möchte. Aber was tun? — "Germans alone can re-educate Germans", heisst es im "New Statesman" vom 3. 4. 43 in ei- ner scharfen Polemik gegen den Vor- schlag, dass ein Hoher Kommissar mit einem Rat, dem kein Deutscher ange- hören soll, das deutsche Schulwesen und die deutsche Jugenderziehung lei- ten solle: "Nur Deutsche können Deut- sche erziehen". Aber das war ja eben eine Erziehung, die zu Hitler geführt hat, wird man antworten. Diese Ant wort macht es sich allzu leicht und ist unwahr. Einmal ist Hitler nicht durch die Willensentscheidung der Mehrheit des deutschen Volkes, er ist gegen den Willen der ungeheueren Mehrheit der Arbeiterschaft durch die Kliquen der Grossgrundbesitzer, der Schwerindu- strie und der Grossbanken zur Macht gelangt und durch auswärtige Unter- stützung an der Macht geblieben. Was aber die innerdeutsche Erziehung an- geht. so hat allerdings der vergiften- de Einfluss der vom deutsch-n Kapi- talismus aussrehaltenen Hugenberg- Presse und Hugenberg-Kinos im Bun- de mit der aus gleichen Geldquellen 9 ^ ^ c gespeisten Nazipropaganda verhee- rend auf das deutsche Bürgertum und Kleinbürgertum gewirkt. Diese Quellen möge man uns trok- ken legen helfen. Dann hat man das All erwes: ntlichste für die Neuer Zie- hung des deutschen Volkes und der deutschen Jugend getan. Wir sind weit davon entfernt, mit den Schulen der Weimarer Republik einverstanden zu sein, die wie alles andere das Signum der Halbheiten und Unzulänglichkeiten disser Epoche trugen. Aber es muss doch gesagt wer- den, dass die deutschen Schul- und Geschichtsbücher und die Lehrer der deutschen Republik im ganzen nicht schlechter oder nationalistischer wa- ren als die anderer kapitalistischer nationaler Staaten. Die Mitglieder des Nationalsozialistischen Lehr^rbundes waren ein kleiner und verachteter Bruchteil der deutschen Lehrerschaft. Auf der anderen Seite dürfen wir deutschen Sozialisten mit berechtig- tem Stolz darauf hinweisen, dass ge- i'aue in Deutschland tiefgreifende iiir- üKnung'Sreiormtn und darüber ninaus fem« grundsätzlich neue, zUKunttwei- fcende üjrzi'ehungsDewegurig im Crange waKn, der unseres Wissens weder Eng- land, noch Nor-dameriita Aehnncnes an üie o'cil« au. sinnen naoen. Die von nuiiatrcoausenaen von Aroeiter^ltern betragene weimche Scnuioewegung j,auite m ihren öchuien Keiormen durch, die an die ötciie- der Autori- tät die js.amcraaschait, an die »teile Uls Wortunterrichts und des indivi- dualistischen Wettbewerbes das Krie- gen gemeinsamer Aroeit stellte, und aeren zael es war, Gewalt, unter- urucKung und Krieg hassen, mensch- licne Freiheit und. Gleichberechtigung, oercChtigKeit und .frieden als Auiga- be erlassen zu lernen, für die es m solidariscner Gemeinschaft zu kämp- fen galt. Die weitucne öchuloewegung nat in den Jahren vor der Maciiter- greifung Hitlers Gescnichtsbücner ge- schaffen, die so frei sind von jedem Nationalismus, wie es nur irgendein Geschichtsbuch in England oder Nord- amerika sein könnte. — Die Kinder- freundebewegung aber hat in Deutsch- land und Oesterreich viele Zehntau- sende von Kindern in den Zeltlagern der Kinderrepubliken — teils mit Gruppen von französischen, belgi- schen, polnischen, dänischen Kindern — in wochenlangem. Gemeinschaftsle- ben zusammengefasst zur Solidarität gemeinsamer Arbeit und Verantwor- tung, zum Erlebnis gemeinsamer Fei- ern im Zeichen von Menschheitsiaea - len und Völkerverbrüderung. Das Lkd "Nie, nie wollen wir Waffen tragen, Nie, nie wollen wir wieder Krieg", ücis so oft aus tausenden von jungen Keu- len erklungen ist, war ein ernstes Be- kenntnis menschlicher Verpflichtung und Brüderlichkeit. Ein katholischer Geistlicher, der die Entwicklung dieser Versuche zu einer in ihren Zielen und Methoden grund- sätzlich neuen Erziehung veriolgt hat, hat sie einmal als "die Erziehungs- form des kommenden Jahrtausenas" bezeichnet. Wir waren weit beecaeiüe- ner. Aber wir haben das R:cht, uns dagegen zu wenden, dass Unberufene und Unwissende heute so tun, als ob die Erziehung r Deutschland rein na- tionalistisch und militärisch gewesen sei. Auf die Frage, was ist denn von eu- rer Erziehung geblieben? antworten wir getrost im Gedenken an das Bei- spiel Jesu vom Saemann: Wir glau- ben, weit mehr, als im Hitkr-Zucnt- haus nach aussen hin sichtbar wer- den kann. Wir wissen, dass junge Menschen, die diese Erzienung -.ncoi, haben, getötet und eingekerkert wur- den. Der Verfasser weiss von der Maü- chenschulklasse eines jungen braun- schweiger Lehrers, die das ganze aj- scniussjahr hindurch allen nazisti- schen Versuchen, sie gleichzuschalten, geschlossenen und siegreichen Wider- stand geleistet hat, wie das aus aen Briefen an ihren (Lehrer hervorging, der vor der Glstapo nach Paris hatte flüchten müssen. Kurt Löwenstein, der unvergessliche Leiter der deutschen Kinderireunae- bewegung und, Vorsitzender der sozia- listischen Lehrerschaft, gegen den die Nazis unmittelbar nach der Berufung Hitlers zum Reichskanzler einen Mordanschlag gemacht haben, hat in der Emigration von Paris aus versucht, die Gedanken, Methoden und Ziele der Kinderfreundebewegung nach Frankreich und England zu übertra- gen. Aber die grosss Zeit des zweiten Weltkrieges, den manche der neuen Erzieher des deutschen Volkes mit- verschuldet haben, hat diese zarten, äfeer zukimftsträchtigen Keime stickfc. Grundlage der Erziehung ist Vertrau- en; Misstrauen ist ihr Tod. Im April- heft von "New Europe" fordert R. Schairer als Grundlage für eine neue Erziehung gute Nachbarschaft durch ganz Europa als ein Denkmal für die- jenigen, die dafür gestorben seien, dass gute Nachbarschaft lebendig wer- den möge. Wer nicht Erziehung als Vorwand nimmt für ganz andere, re- aktionäre Zwecke, wem es ernst ist mit der Erziehung des deutschen Vol- kes, der sollte den antifaschistischen Kräften im deutschen Volk, die den Nationalsozialismus als erste in der AUS NAZ DEUT Kriegsg-ewinne. Der Durchschnitts- kurs der deutschen Aktien ist von 1933 bis 1942 um 231 Prozent gestie- gen, das Nominalkapital von . 18.7 Milliarden RM. auf 28.7 Milliarden. Vernichtung des Kleinbürgertum?. Bas deutsche Kleinbürgertum hat fast in seiner Gesamtheit Hitler be geisterte Gefolgschaft geleistet, da es in ssiner grenzenlosen Torheit Hit- lers Versprechungen Glauben schenk- te. Es erntet seinen Lohn. Durch die vom Reichswirtsöhaftsminister Funk verfügte Schliessung kleiner Geschäf- te und Handwerksbetriebe sind unter anderm neuerdings 50.000 Tabaks- läden, 41.000 Textilwarengeschäfte, 19.000 Blumenläden, im Ganzen hun- der ttausrnde von Kleingeschäften und Handwerksbetrieben geschlossen tied ihre Inhaber "kriegswichtiger" Arbeit zugeführt worden. Ueberarbf'itungf: "Wo in zwei Schichten gearbeitst wird, entfallen auf den Mann bis zu 12 Stunden. Da- bei wird das Bild erst vollständig, wenn man den Weg zur Fabrik und zurück hinzu nimmt, Er zieht sich manchmal über 2 Stunden hin und setzt sich zusammen aus Strasse n- bahnfahrt, Eisenfahnfahrt und oft einer Fahrt mit dem Rad bei jeder Witterung. Wie schwer dabei im Kriege jeweils glücklicher Ansch'luss Welt, bekämpften, ohne irgendwo in der Welt Unterstützung zu finden, der sollte denen, die in Deutschland eine Erziehimg zu lebendiger Demokratie, zu menschlicher Solidarität. zum friedlichen Aufbau einer neuen Welt praktisch zu verwirklichen suchten, Vertrauen schenken und ihnen bei ih- rer schweren und grossen Aufgabe be- hilflich sein durch die Vernichtung des Nationalsozialismus nicht nur, son- dern auch des Militarismus und seiner Helfershelfer, des Grossgrundbesitzes und der Schwer- und Rüstungsindu- strie. Damit das Wort Wahrheit wer- ds: "Germans alone ean re-educate Germans". i SCHLAND zu ■erreichen ist, weiss jeder. So er- geben sich vielleicht auch einmal 16 Stunden am Tag nur im Dienste der Arbeit; man darf ruhig behaupten, damit sei die freie, dem Einzelnen zur Verlügung Weinende Zeit aui ei- nen Nullpunkt gesunken. Des Nachts aber müssen Kraft? des Werks für den Luftschutz bereit gehalten wer- den, es sei. dass sie im isetrieb ver- bleiben oder, soweit sie in cter Näne wonnen, bei Alarm sofort zur Stel- le sine!." — so s^nreibt ein Urlauber über seine Eindrücke in der trank' furter Zeitung vom 28. II. 1943. Krankheit. Magen- und Darmgfc- schwüre und Magenentzündungen nehmen nach einem Bericht aej: "Klinischen Wochenschrift" (24. 10. 42.) sehr zu. Als Gründe werden ange- rührt: Kriegsbrot, Kohl und schwer verdauliche B'e^te; Arbeitsüberla- stung; psychischer Druck, Unrast, unregelmässige Lebens- und Ernäh- rungsweise mit langen Tagesperioden, in denen der Magen leer ist (ITF). Im Jahre 1942 sind 160.000 Personen an Lungentuberkulose gestorben. Die Zahl der Nervenkrankheiten und der Krankheiten infolge mangelnder Er- nährung (Rachitis, Stoffwechsel- krankheiten, Hautkrankheiten ecc) hat katastrophalen Umfang angenom- men. (IGB). Willi Keller, Rio de Janeiro; EMIGRANTENDERROTISMUS Es gibt eine bestimmte Kategorie von Emigranten, die Kaffeehaus und Stammtisch als einziges Umzugsgut mit in die Fremde genommen haben. In alter Frische werden Probleme zu Phrasen gedroschen und Intrigen an- gezettelt. Das Neuste, was uns diese politischen Kannegiesser zu bieten haben, ist der Separatismus: Deutsch- land ist in sovjele Kleinstaaten auf- zuteilen, als Anwärter für hochbe- zahlte Regierungsposten vorhanden sind. Schon wird, von Ohr zu Ohr getuschelt, wer Leiter der Gruppe Rheinland, und wer des unabhängi- gen Bayerns sein wird. Da nur noch sehr wenige Posten zu vergeben sind, fordern wir alle Interessenten auf, schnellstens ihre Ansprüche geltend zu machen. Birkenfeld wartet noch auf seine nationale Befreiung vom oldenburgiseh-preussischen Joch! Re- gierungspräsident gesucht! Emigran- ten aller deutschen Zungen verunei- nigt euch! Adolf Hitler und sein Drittes Reich werden in absehbarer Zeit vom Schauplatz der lebendigen Geschichte abtreten und einen Unterschlupf in den Geschichtsbüchern suchen, da- mit wenigstens der anrüchige Name tausend Jahre überdauert. Ein Teil der Kräfte jedoch, die hinter dem Nationalsozialismus stehen, werden am Leben bleiben. Es besteht kein Zweifel, dass diese Kreise die Mög- lichkeit einer deutschen Niederlage bereits ins Auge gefasst haben und beginnen, ihre Pläne entsprechend einzurichten. Für diesp Elemente bie- tet der Separatismus eine ausgezeich- nete Möglichkeit, sich wieder ins nolitische Leben einzuschalten. Die Reaktion aller Länder hatte es sich im letzten Kriege zur Aufga- be gemacht, die internationalen Ver- bindungen zu zerstören und den Be- triff der Solidarität auszutilgen. Die intermtionalfejn Gewerkschaften, die Organisationen, die den wissenschaft- lichen und kulturellen Austausch •ofleerten, wurden svstematisch ausge- rodet. Selbstverständlich, wenn der nationale Hass rasen soll, dann darf n'Vmand an internationale Solidari- tät denken. Die fünfzehn dem Krie- ge folgenden Jahre vermochten nur wenige der abgerissenen Beziehun- gen wieder anzuknüpfen. jetzt aüer zwingt ein neuer Krieg die Staaten und Völker Zuflucht bei der internationalen Solidarität zu suchen, um ihre nationale Existenz retten zu können. Sollte nicht dies vielleicht mit der Sinn der unbarmherzigen »Schlächterei sein, endlich eine über- nationale Lösung anstelle der abge- tragenen nationalen Bankrottmetho- den zu setzen?! Sollte es wahr sein, dass sich die Menschen immysrr nur zum ZerStörungsv/erk zusammenfin- den können, niemals aber für den Aufbau?! Sollte diese riesige Orga- nisation, die heute die ganze Welt umfasst, nach Abschluss des Krieges in widerstrebende Teile aneinander - fallen, anstatt intelligenterweiga in die Dienste der Menschheit zu tre- ten?!. Das sich entwickelnde Gefühl der Weltgemeinschaft im Warden zu er- sticken, das ist eine der Aufgaben der Fünften Kolonne der Friedens- störer. Zu den bestehenden Klein- staaten wollen sie noch einige drei- ssig hinzu erfinden, um die politische Uebersicht Europas völlig zu ver- dunkeln, und um ihr Intrigenspiel fortsetzen zu können. . Es sind, das dieselben Burschen, die die engli- schen gegen die amerikanischen In- teressen ausspielen, die -die europäi- sche Kultur im Namiem des Katholi- zismus glauben vor Russland retten • zu müssen, die jüdische Flüchtlinge, und nichtjüdische. Flüchtlinge gegen^: ein.a;nderhetzen, die . italienische An- tifaschisten zu Feinden der deutschen Hitlergegner machen wollen, die Fünf- te Kolonne bekämpfen, in dem sie die politischen Gegner des )Nazi Fa- schismus bespitzeln. verleumden und öff entlicht in Misskredit bringen* die alles zu verwüsten trachten, um aus. den Trümmern der niedergehen- den Welt ihr armseliges Teil zu rau- ben, das sie auf redliche Weise nicht an sich bringen konnten. Schaunlatz der kriegerischen Aus- einandersetzungen ist heute die gan- ze Welt. Amerikaner stehen in Afri- ka. in Irland und Australien. Die 5 — englischen Schiffe versorgen die Truppen aller Länder in allen Teilen der Erde. Russen und Chinesen ver- teidigen die europäische Zivilisation tief im Herzen ihrer eigenen Län- der. Der Soldat kämpft nicht mehr nur für sein eigenes Vaterland, son- dern für alle anderen Länder, die an der Seite seines Volkes im Kamp- fe stehen. Gerade diese Zeit eines m Wort und Schrift gesteigerten Na- tionalismus beweist in der Realität die Sinnlosigkeit der nationalen Schran- ken. Der Staat ist nur noch ein ver- waltungstechnischer Sektor im Rah- men des Weltganzen. Darum Schluss mit der Vielstaaterei, Schluis mit der nationalen Zerstückelung! Die kultu- rellen und materiellen Ansprüche der Völker können viel beser als bisher in einem grossen Staatenbund be- friedigt werden, in einer Gemein- schaft gleichberechtigter Völker, von d>ar wir wünschen, das sie von dem Geiste getragen werde, den England Holländisch-Südafrika. gegenüber be- wies und den General Smuts nach der Aufnahme der Burenrepublik in das britische Wleltreich mit den Wor- ten kennzeichnen konnte: „Der Grundgedanke dieses Reiches ist verschieden von jedem anderen, das ie 'existiert hat, auch der Ver- einigten Staaten. Wir müssen uns immer vor Augen halten, dass diais britische Reich eine Gemeinschaft von Stämmen ist und nicht nach Einheitlichkeit, Normalisierung, Ver- schmelzung oder Entnationalisierung strebt, sondern nach einem reicheren, volleren und freieren Leben jedes einzelnen Gliedes. In diesem Reich fühlen auch Völker, die, wie mein eigenes, früher gegen England be- kämpft höben, dass sie und ihre In- teressen, ihne Sprache, Religion und Kultur ebenso frei und sicher unter der britischen Flagge wohnen wie die Röhn#» iiir»»s; eigenen Stammes, ihres Piiiro-nen Blutes!" Der Kongreß der britischen Arbeiter- partei verdient grösste Beachtung, da die englischen Arbeiter von ent- scheidendlsr Bedeutung sein werden für'das, was nach dem Krieere in Eu- ropa geschieht. Obwohl die Nach- richten über den Verlauf des Kon- gresses unzulänglich und unzuver- lässig sind, lassen sich doch die tiefen Mteinungsversohiedehheiten erkenneh, um die der Kampf in der englischen Arbeiterbewegung weiter gehen wird und muss. Das Gros der Gewerkschaftsvertreter hat der Krieg nicht in seiner kon- servativen Grundauffassung erschüt- tert. Sie sind Engländer und nicht Europäer, massvolle Reformer und nicht sozialistische Internationali- sten. Da die Vertreter der Ge- werkschaften für die Hunderttau- sende von Gewerkschaftsmitglie- dern ihre Stimmen abgeb'n können, ohne dass diese selbst zu Worte kom- men, so konnten sie den Kongress mit ihren reaktionären Forderungen der Bestrafung des von ihnen mit. Hitler identifizierten ganzen deut- schen Volkes majorisieren. Ab~r die sozialistischen Vertreter der lokalen Organisationen, die die fort- geschrittensten unid die aktivsten Kreise der englischen Arbeiterschaft vertreten, haben sofort in einer Son- derversammlung mit folgenden Wor- ten protestiert: "Die sozialistischen Delegierten des Kongresses sind überzeugt, dass die Erschliessung über die künftigen Beziehungen zum deutschen Volke nicht die Gefühle der Anhänger der Arbeiterpartei ausdrücken. Deshalb betrachten sie es als ihre Pflicht, ihre Ueberraschung und ihre Empö- rung darüber auszudrücken, dass die Arbeiterbewegung des Landes als Parteigänger der Ideen des Vansit- tartismus erscheinen könnte. D i e britischen Sozialisten grüssen ihre sozia 1 i- stisehendeutschen Ge- nossen, die der Nazi- tyrannei so tapfer Widerstand leisten. Es ist ihre Absicht, nach der Niederlage des Na- zismus sich mit ihnen in gemeinsamer inte r- nationaler Anstren- gung zu vereinigen um dals sozialistische Europa aufzubaue n/' Interessant ist die fast geschlossene Ablehnung des Aufnahmegesuches der Kommunistischen Partei. Eine Fol- ge des schrankenlosen Opportunis- mus und der Unzuverlässigkeit, von denen wir ja auch Proben erlebt ha- ben. Heinz Loewi: POLITIK oh Kaum jemals in der Geschichte der vielen Bmigrationen, die durch poli- tische Umwälzungen in den verschie- denen Ländern herbeigeführt wur- den, hat es eine so zahlreiche Aus- wanderung gegeben, wie die durch den Nationalsozialismjus in Deutschland, Osterreich und anderen Ländern Centrai-Europas ausgelöste. Trotz die- ser numerischen Stärke aber ist nur ein kleiner Teil der Ausgewanderten in ihren neuen Heimatländern orga- nisatorisch zusammengefasst worden. — Der Hauptgrund für diese be- dauernswerte Tatsache ist in der Auffassung weiter Kreise der jüdi- schen Emigranten — und um diese handelt es sich in grosser Mehrzahl — zu suchen,, die ihre Vertreibung aus Dsutschland und Oesterreich nur als 'rassisch" bedingt ansehen. Niemals ist diesen "Zwangs-Emi- granten" klar geworden, dass die Ju- den-Vertreibungen, abgesehen von Propaganda- und Ablenkungsmanö- vern, auch politisch und wirtschaft- lich bedingt waren. Nur die Wenig- sten derer, die in den Jahren "1933 bis 1939 Europa, verlassen mussten, kannten eine andere Beziehung zur nieist sehr verpönten Politik, als die morgendliche oder abendliche Lektü- re ihres Leib- und Magenblattes. Sich nicht mit "schmutziger" Politik befassen, war das Glaubensbekennt- nis derer, die nun plötzlich und un- erwartet am eigenen Körper spüren mussten, dass diese selbe, von ihnen stets abgelehnte Politik sich so er- heblich um sie kümmerte, dass ihr ganzes Dasein, ihre bürgerliche Exi- stenz, ja Vieler Leben von ihr be- droht und vernichtet wurden. Es entstand somit eine Emigration, die die Gründe ihrer Austreibung nie verstehen konnte und schon des- halb tunfähig war, Lehren zu ziehen. Auch heute noch stehen diese Men- schen den Kämpfen des Tages, die doch Geburtswehen einer neuen, Epo- che sind, gleich verständnislos gegen- über, wie sie auch die Ent- wicklung der Dinge in Europa, die zu ihrer jetzigen Lage geführt haben, ne MASSEN aus gedanklicher Trägheit nicht be- greifen konnten. Es sind die, die »Ti- mer Ball, niemals Schläger sein wer- den. Allerdings gibt es eine Gruppe, die vej suc.ii,, Folgerungen aus dem Ge- schehenen zu ziehen, indem sie ihr Erleben auf den alleinigen jüdischen Nenner bringt. — Es soll und kann nicht die Aufgabe dieser Zeilen sein, für und Wider der von ihnen er- strebten Lösung des jüdischen Problems zu erörtern, nur erlauben wtir uns (in diesem Zusammenhang zu bemerken, dass die jüdische Fra- ge eine der vielen — und vielleicht eine der wichtigsten — ist, die nur durch eine politische und wirtschaftliche Neuordnung der Dinge nach dem Kriege wirklich gelöst werden kön- nen möglich, ist sie lösbar durch Abtrennung von den grossen Proble- men der Zeit. Es gibt keine isolierte "jüdische Politik", die Erfolg haben konnte. Das einsehen aber hieisst sich einrei- hen in den Kreis der bewusst poli- tischen Emigration, die keinerlei Rassen- oder Religionsunterschiede kennt, sondern die weiss, dass kein Ereignis und kein Problem für sich abgeteilt behandelt werden kann, sondern dass alles abhängt, von den allgemeinen Möglichkeiten, die ge- samten Verhältnisse zu ändern. — Zu einer solchen grundsätzlich die Politik bejahenden Auffassung ha- lben sich nur Wenige durchringen können. Wir wissen gut, dass eine Annahme solcher Anschauungen ei- nen Bruch bedeutet, mit vielen (alt- hergebrachten bequemen Gewohn- heiten, wir wissen gut,, wie schwer der Kampf ist .den jeder einzelne führen muss, um die eigene Be- quemlichkeit zu überwinden. Trägheit ist das Hauptkennzeichen der Mehrheit der deutschsprechen- den Emigration. Man freut sich, morgens am Kaffeetisch von einem Erfolg der Vereinigten Nationen le- sen zu können, ohne aber irgend eine Konsequenz für sich daraus ziehen zu wollen. Ja, man blickt mitleidig lächelnd auf jene herab, die sich wieder und wieder bemühen, der Emigration ein "Gesicht" zu geben. Alit einem Achselzucken versucht -in, Ji?,se Unentwegten abzutun, Ein Häuflein ohne Bedeutung, so sagt man und vergisst, dass Lenin mit einem soldh-en Hauflein in der Emigration die Grundlagen für die Sowjet-Union gelegt hat, «man ver- gisst, dass Hitler mit einem solchen Häuflein angefangen hat. Es war ja gerade der Fehler, diaas man diese Heine Hütlergirupipe als unwichtig und unibedeutend nicht zur Kennt- nis genommen hat; man kann auch sagen, aus Gedanken- und Aktions- trägheit nicht ziur Kenntnis nehmen woillte. "Wir wissen, dass wir hier in der Emi- gration Politik treiben müssen ohine Masse, zumal da uns gerade in Ar- gentinien durch die bestehenden Ge- setze keine Organisationsmöglichkei- ten gegeben sind; wir wissen aber auch, dass unsere Arbeit nicht über- flüssig ist. Masse ohne Schulung Wird nur zu leicht zu Maschinen- stürmern, und Schulung können und müssen wir treiben durch unsere Zeitschrift und' durch unser persön- liches Werben. Früher nannten wir die Aktivsten "Funktionäre", heute wollen wir sie nennen "Wortführer", Wortführer unserer Ideen, unseres unerschütterlichen Wissens um eine neue Welt. Jeder, der da weiss, dass die Politik der umwälzende Faktor in seinem eigenen Leben geworden ist, kann seine Arbeit leisten. Gewiss, es ist nur Kleinarbeit, aber es ist Arbeit, nicht gedankenloses Entge- gennehmen der Leistungen Ande- rer. — Helft mit Aus den verschiedensten Teilen der Welt — und nicht zuletzt aus dem Dritten Reich — kommen Nachrichten darüber, dass die deutsche Opposi- tion die Sammlung der Unterlagen zur Bestrafung der Nazi-Verbrecher tat- kräftig in die Hand genommen hat. Dass es sich hier um eine wichtige politisch',e Aufgabe handelt, ja, dass es dabei mit um die Sicherung des kommenden Deutschlands geht, ma- chen die Meldungen über die Vorbe- reitungen der S.S. auf die kommenete Revolution klar. (Vgl. DiAD. Nr. 67, S. 17). Wenn es der S.S. nicht gelingen soll, eine Quinta Columna im Nachkriegs- Deutschland zu schaffen — was nach den vorliegenden, Berichten bereits vorbereitet wird — dann muss das nötige Anklage-Material über jeden Nazi-Verbrecher schon jetzt gesam- melt werden. Nur so wird den Quinta- Oolumnisten die geplante Tarnung als Leute, die im Geheimen schon von jeher Hitler^egner gewesen seien, und die dies durch ihre schon jetzt in S.S.-Lagern vorsorglich erteilte mar- xistische Schulung beweisen wollen, nichts nutzen. Wir betonten darum nochmals: Bei unserer begonnenen Material'Samm- lung handelt es sich um weit mehr als einen blossen Rache-Akt.- Es geht um die Sicherung des kommenden Deutschland und damit des künfti- gen Europa. Wenn Ihnen auch po- litische Aktivität fernliegt, ja, wenn Sie selbst nicht an eine Rückkehr nach Deutschland denken, hier liegt eine Aufgabe, die Shs leicht erfüllen können und sollten: Senden, Sie uns noch heute das gewünschte Material über Nazi-Verbrechen mit möglichst gensuen Angaben 'ein, die für die Ab- urteilung der Verbrecher nützlich sein können. „DEMOKRATISCHER" BYZANTISMUS — DANKEND ABGELEHNT. — Es gibt auch demokratische Höflinge. Freilich riskieren sie, was kurzlich dem Freien Deutschland" in Mexiko passierte. Das Freie Deutschland hat seiner bereits sehr reichhaltigen Sammlung von Ehrenpräsidenten zwei beson- ders begehrte Exemplare einverleibt. Roosevelt und Churchill. Beide haben dan- kend abgelehnt. Die USA-Botschaft und die Botschaft Grossbritanniens haben öffentlich bekanntgegeben, dass weder Roosevelt1 noch Churchill die Zustim- mung zum Gebrauch ihres Namens erteilt haben, und an das Freie Deutschland die Forderung gestellt, dess ihr Name aus allen Dokumenten der Organisat on entfernt werde. Harts Jahn: Presseempfang beim Referenten im Propagandaministerium S S- Obergruppenführer Dr Keckelüge Meine Herren! Lassen sie mich kurz der Entste- hungsgeschichte dieses Krieges ge- denken: "Das Deutschland Adolf Hit- lers ist das Land der sozialen Gerech- tigkeit. Die Würde der Arbeit und die Ehre des Arbeiters ist die unsicht- bare Inschrift auf den Ehrenfahnen der deutschen Betriebe." „Die ver- judete Presse der Plutokratien, das Werkzeug der Lügs, hat diesen Krieg entfacht: diese Presse verleumdete die jungen Völker Europas und bestritt ihr das Lebensrecht." "Das interna- tionale Judengift zersetzte immer mehr die gesunde Vernunft." "Als es zum Kriege kam, befand sich das Reich natürlich in einem Zustand mangeln- der Rüstung." "Nun aber steht ein Haufen von Elnt- sehlossnen, aus d^ren Blick der blanke Wille schiesst. Sie träumea nachts vom Blut, dem hingegossnen. und von dem Führer, welcher ein- sam ist." "'Wenn man uns sagt: ihr habt ge- rüstet, so antworten wir ja, das haben wir getan." Der überlegenen Feld- hermstrategi/e des Führers (heil!) wa- ren die jüdisch-plutokratischen Gene- räle natürlich nicht gewachsen. Ich erinnere an das stolze Wort Adolf Hitlers: "Mir genügt mein eigener Kopf, ich brauche mich auf feinen Gehirntrust zu stützen." "An dem Ta- ge, an dem die Spitzengruppen deut- scher Soldaten in Calais einzogen, wurde der Krieg gegen England ent- schieden". Und wenn verblendete und irregeführte Völker heute noch ihre Niederlage nicht wahrhaben wollen und unsern tapfern Soldaten weiter zwecklosen Widerstand entgegenset- zen, soi lassen sich unsere braven Krie- ger nicht täuschen. "Im Herzen schon gewannen sie den Krieg." aui inrer lasei uem Hung^rtode preisgegeben, Klammerten ßicn tue üngianuer im. ToaesKampi ans Mit- teimeer, doch "es war Klar, aass sich die KamptKxaft Italiens von Monat zu Monat verstärken wer dp,' "üs ist gar nicht daran zu denken, dass üinglanü heute noch im Mittelmeer die Kräfte entfalten könnte, die notwen- dig wären, Italien auch nur in die Nähe einer entscheidenden Niederla- ge zu bringen." 'Tag für Tag hört die Heimat von Leistungen und Erfolgen des deutschen Afrika-Korps." "Der Ge- neral Rommel ist zur Jagd nach Afrika gefahren und hat gleich ein ganzes Panzerkorps mitgenommen, weil es sich um eine Treibjagd gröss- ten Stils handelt." "Jäger sind sie alle, diese deutschen Generäle." "Die hinreissende soldatische Persönlich- keit, gegen die kein Kraut oder Un- kraut gewachsen ist", kam, sah und siegte. 'Die aktive Kriegsteilnahme der Vereinigten Staaten geschränkte sich aufs Geldausgeben mit vollen Händen". Einige Amerikaner kamen zwar doch üüer's Meer, aber ''auf dem, afrikanischen Schlachtfelde mussten sich die unternehmungsfrohen Yan- kees und Engländer mit der Mahd begnügen, die ihnen die Achse zur freien Verwendung überliess. Solange man mit den, Deutschen nicht in Be- rührung kam, konnte man Lorbeeren scheffeln." "Haushoch ist Rommel den Engländern an Beweglichkeit überlegen." "Mit hängenden Zungen laufen die Tommies seit vielen Wo- chen hinter dem Afrika-Korps her". "Der unbesiegbare deutsche Afrika- General schreibt dem Gegner seine Bewegungen vor, er ist und bleibt Herr, der Lage." ''Der wackere Schwabe forcht sich nit." ''Wae gebrannte Kin- der scheuen die Feinde das deutsche Feuer." „Das tapfere Krämerherz sinkt mit zitternden Hälften immer weiter in die Hosen." "Die Franzosen haben sich auch auf den Kriegspfad begeben. Nun, ''Rommel ist es gleich- gültig, ob Kamele durch die Wüste ziehen oder nicht". „Währenddessen holen sich die Deutschen in Tunis süsse Datteln von den Palmen". Und überhaupt, meine Herren, 'Nordafrika ist nichts als ein Schachbrett, längst hat sich Rommel als überlegener Mei- ster auf diesem Schachbrett erwie- sen." "Ansonsten hat Afrika für uns keine Bedeutung." 'Der Weizen wächst in der Ukraine, und die Zucht von Sandflöhen interessiert das neue Eu- ropa in keiner Weise." Die durch die Siege in Afrika ge- waltig gestärkte deutsche Siegeszu- versicht sucht der niederträchtige Gegner durch heimtückische Luftan- griffe auf unsere Städte zu brechen. "Wir wissen schon seit dem Fall von Warschau, welch furchtbare Wirkung auf das Leben einer Millionenstadt allein die Zertrümmerung von Fen- sterscheiben ausüben kann." Aber drsnnoch ''ist der Einsatz der engli- schen Luftwaffe gegen deutsche Städte eine windige Angelegenheit, die sich letzten Endes nur zum Scha- den der britischen Ingeln und ihrer Bewohner auswirken muss." "Es wird mit dem von ihm verbrochenen Luft- krieg nicht Deutschland vernichten, sondern England selbst." Ueberhaupt ist ja ''in Friedenszeitien ganz allge- mein die Wirkung von Luftangriffen überschätzt worden". „Man fragt sich in Berlin, was sich eigentlich die Engländer von derartig verlustreichen Flügen versprechen." ''In dien nächsten Jahren wird uns der Führer zum grössten aller Siege Deutschlands führen." "Zu ihm blik- ken wir auf in Zuversicht und An- betung." ''Es ist schön, und vorteil- haft. in seinen starken Händen die Macht zu wissen, allein, es ist schö- ner und beglückender, die Liebe und Zuneieune seines Volkes sein eigen zu nennen." Anschliessend, meine Herren, wird Ih- nen jetzt der Justizreferent die Liste der in dieser Woche hingerichteten Volksverräter verlesen. Sieg heil. (Die goldenen Worte in Anführungs- zeichen sind verschiedenen Nummern der in Buenos Aires erscheinenden ko- mischen Zeitschrift "Der Trommler", entnommen.) STIMMEN DERZEIT Unfug! — Der Erzbischof von Cänter- bury wendete sich Mitte März in ei- ner Oberhaus-Debatte dagegen, dass das deutsche Volk durch falsche Pro- paganda der Alliierten an die Seite Hitlers getrieben werde aus Furcht, auf die Stellung eines „Aussätzigen und Rechtlosen" herabgerückt zu wer- den. Diese Gefahr rühre „aus dem Unfug von Artikeln und Reden her, die mindestens andeuten, dass wir un- seren Abscheu vor der Hitlerregierung auf das ganze deutsche Volk übertra- gen". Wie lange noch? — „New Statesman' schreibt am 20. 3.: „Wie lange werden die europäischen Arbeiter ihren Widerstand fortsetzen trotz der verzweifelt ungleichen Kräf- te, wenn sie Grund zu der Annahme haben, dass der Sieg der Vereinigten Nationen die Errichtung faschistischer Regierungen zur Folge haben kann, die sich von Mussolini und Laval nur dadurch unterscheiden würden, dass sie sich auf Washington statt auf Ber- lin stützen. Solange solche Zweifel be- stehen, werden die Massen, die? heute und morgen unsere Hauptverbündeten auf dem Kontinent sein müssen, nicht den Glauben an unsere Sache haben können, ohne den wir nicht die un- eingeschränkte Hilfe erwarten dürfen, die der Sieg verlangt". Winston Churchill Mach dem Kriege. „New Statesman" meint am 27. März „Unser demokratischer Führer" — es wird dieser deutsche Ausdruck ge- wählt — „beabsichtigt, am Ende des Krieges mit uns zu sein und minde- stens die Periode des Vierjahres-Plans (d. h. des Nachkriegsauf baus in Eng- land) zu überleben. Und diesen Vier- jahres-Plan fasst er ins Auge nicht aüs eine Zeit grundlegender Veränderun- gen, sondern als ein Programm sorg- fältig ausgewählter sozialer Reformen unter dem Gesichtspunkt, die Macht und die Prosperität des kapitalisti- schen Britannien neu zu beleben und in ihrer mehr zufälligen Nebenwir- kung auch dem Wohl der ärmeren Klassen zu nützen". — 10 — U ESTRELLA AMARILLA Y EL PUE8L0 AlEMAN Por Alexander A b u s c h En Lisboa el "Serpa Pinto" habia tomado a bordo algunos centenares de ju- dios que veman directamente de Alemania. Eran hcmbres y mujeres ancia- nos. Solamente la edad,o una visaciön para Santo Domingo o Cuba, los ha- bia salvado, generalmente a ultimo momento, de la ruta que va al infernal ghetto de Lublin o del seguro Camino & los pantanos de Rokitno. Llenaban por completo los grandes dormitorios en la proa del buque y sufrian alli la falta de aire y el mareo. Cuando el barco tomö la ruta al sur, hacia Santo Domingo, paoreciö que por fin, bajo el sol fulgurante del nuevo continente, terminaba la excomuniön parda. Una mujer, de cabello rubio poblado de canas, procedente de la cla£(e media de una localidad de Hesse, manifesto: "Hace 150 anos que mi familia estä radicada en nuestra poblaciön. Cuando los aldeanos se enteraron de nuestra partida vinieron uno a uno a despedirse secretamente. Sus mujeres lloraron oon nosotros. Un aldeano me expreso su sentir cotn estas palabras: "Si los que estän ien el timön vencen, nuestra situaciön serä peor que lat vues- tra". La ünica muchacha que en virtud de una enfermedad al corazön, verdadiera o la inventada por un "rnedico de confianza", tuvo la oportunidad de acom- paiiar a sus padres en este viaje, saoö de su bolsillo la estrella. amarila de David: "iYa lai conooen ustedes?". Senalö ella las letras "J-U-D-E" (judio en alfabeto hebreo). " casa vecina le deqlarö sin tapujos: 'No estoy con Adolfo, pues de ctra manera no le dirigiria a usted la palabra. Si el gana, en- tonces sera peor para todos nosotros, habrä que reverenciar a todo aquel que vista uniforme". AI pasar de via je por Berlin en la estacion Potsdam se me acer- cö un soldado desconocido, cfuien al ver mi estrella amarilla se disculi>6: "Con el mayor placer le ayudaria a llevar sus valijas. Discülpeme que no lo haga, ya que me expondriat a grandes disgustos". Hubo un minero que en plena Ca- lle detuvo a mi amiga y senalando su estrella le dijo: "No es nada. Por lo menos el dia en que haya que refldir cuentas sabremos a que atenernos y no atacaremos a los inocentes". De esta manera se expresaron los pasajeros del "Serpa Pinto", quienes vivie- ron en Alemania hasta octubre y noviembre de 1941. Sus declaraciones nos per- miten comprender por que el senor Gk>ebbels, en la revista "Das Reich", true- na' contra los amigos que los judios tienen entre el pueblo alemän, y por que tuvo que decretar sus "diez mandamientos" nazistas. COMO SE EX11RPA LA CULTURA en el TERCER REICH A continuaciön publicamos una lista de los autores mäs conocidos cuyos li'bros fueron quemados o prohibidos en el Tercer Reich. En unos pocos casos se trata de escritores cuyas obras no fueron pros- critas en su totalidad, habiendose permitido la circulacion de una parte de aqufellas. Rafael Alberti Manuel Altolaguirre Manuel Azana Jose Berg-amin G. A. Borg-ese Benedetto Croce Ambrogio Donini Louis Aragfon Henri Barbusse Julien Benda Henri Bergson Georg-es Bernanos Jean Riebard Bloch •Leon Blum Aristide Briand Georges Clemenceau Sherwood Anderson Sholem Asch eis p ajst'ole s Federico Garcia Lorca Antonio Machado Constancia de la Mora italianos Gug'lielmo Ferrero Gaetano Salvemini Carlo Sforza france ses Eve Curie Anatole France Roger Martin du Gard Andre Gide Edouard Herriot Victor Hugo Henri de Kerillis Andre Malraux Frangois Mauriac americanos Stephen Vincent Ben^t Franz Boas Fernando de los Rxos Ramön Sender Alvarez Del Vayo Igfnazio Silone Dom Sturzo Andre Maurois Vladimir Pozner M. M. I. Robespierre Romain Rolland Jules Romains Rene Schickele F. M. Voltaire Emile Zola Louis Bromfieid Pearl Bück — 13 — Erskine Caldwell Joseph E. Davis John Dos Passos Theodore Dreiser Edna Ferber Waldo Frank Martha Gelhorn Lilian Hellman Norman Anteil Duchess of Atholl Christopher Caudwell Winston Churchill Duff Cooper Ralph Fox Louis Goldingf Aldous Huxley Ernest Hemingway Josephine Herbst Langston Hughes Helen Keller Sinclair Lewis Archibald MacLeish Albert Maitz John Reed ingleses Hewlett Johnson Eric Knight Harold J. Laski D. H. Lawrence Rosamond Lehmann J. B. Priestley Bertrand Russell Carl Sandburg Vincent Shean William L. Shirer Upton Sinclair Howard K. Smith John Steinbeck Dorothy Thompson Richard Wright Bernard Shaw Stephen Spender Wickham Steed John Strachey Jan Struther H. G. Wells Tom Wintringham ALEMANES (Por falta de lugar solo mencionamos imos pocos autores) August Bebel Johannes R. Becher Ernst Bloch Ludwig Börne Bert Brecht Hermann Broch Alfred Döblin Albert Einstein Friedrich Engels Lion Feuchtwanger Ludwig Feuerbach Leonhard Frank Oskar Maria Graf Otto Bauer Fritz Brügel Sigmund Freud Rieh. Beer Hoffmann Robert Musil Eduard Bens Karel Capek Jaroslaw Hasek J. Babel Alexander Blok Ilia Ehrenburg Konstantin Fedin Maxim Gorki Valenti Kataev Walter Hasenclever Heinrich Heine Karl Kautsky Ferdinand Lassalle Rudolf Leonhard G. E. Lessing Karl Liebknecht Emil Ludwig Rosa Luxemburg Heinrich Mann Thomas Mann Karl Marx Franz Mehring austriacos Alfred Polgar Joseph Roth Felix Saiten Arthur Schnitzler Kurt von Schuschnigg checoslovacos Adolf Hoffmeister Franz Kafka Egon Erwin Kisch rusos Vladmir Iljitch Lenin Maxim Litvinov A. Lunatcharski V. Majakowski Ilfy Petrov Carl von Ossietzky Theodor Plivier Walter Rathenau Erich Maria Remarque Ludwig Renn Friedrich Schiller Anna Seghers Berta von Suttner Ernst Toller Fritz von Unruh Friedrich Wolf Arnold Zweig Bertold Viertel Jakob Wassermann Franz Werfel Stefan Zweig Thomas Masaryk Franz Weiskopf Boris Pasternak Michael Sholokhov Konstantin Simonon Joseph Stalin Alexei Tolstoi Martin Andersen-Nexö Georg Brandes divers os Theodor Balk (Yugoeslavo) Hans Habe (Hüngaro) Arthur Koestler (Hüngaro) escandin av os Nordal Grieg Selma Lagerlöf Karin Michaelis • Sigrid Undset Maurice Maeterlinck (Belga) Baruch Spinoza (HolandGs) Josef Wittlin (Polaco) Julian Tuvim (Polaco) Erich Berger, Chile: EINE UNTERREDUNG MIT DIEGO MARTINEZ BARRIO In letzter Zeit verlegte ein neuer Fak- tor die Diskussion über die Nach- krngsgestaltung Deutschlands auf ei- ne breiteste Basis. Den Anstoss gab die französische Emigration. Die Kontro- verse Giraud-de Gaulle ging im We- sentlichen um die "demokratischen Traditionen" Frankreichs. Mit der Proklamierung- der Notwendigkeit ei- ner ''Vierten Republik" hat de Gaul- le sich auf die Seite derer gestellt, di- keinerlei Diktatur auf französischem Boden dulden werden. Griechen, Jugo- slawen und Polen beschäftigen sich mit ähnlichen Fragen, die teils Ge- biete- teils Systemcharakter tragen. Die Reise des Präsidenten der spani- schen Cortes, Diego Martinez Barrio, und des General Miaja hatte zum Zweck, zu zeigen, dass die spanischen Republikaner am Ende dieses Krieges weder Franco noch einen Monarchen dulden werden. Für die deutschen linken Kreise- liegt die Situation weitaus schwieriger. Während Spanien neutral ist, ist Deutschland heute der hauptsächlich- ste Gegner und morgen die zu bestra- fende Macht. Sollen die Siegermäch- te einen Unterschied zwischen Volk und Regierung machen? oder nicht? Es ist dabei Idar, dass die Diskussion über System und Volk oft nur nach aussen hin einen weltanschaulichen Charakter trägt, in Wirklichkeit aber fast immer schon von vornherein durch die Zweckmässigkeit für die be- treffende ' Siegermacht entschieden wird. Was die spanischen Republika- ner anbetrifft, so haben sie schon im- mer deutlich ausgesprochen, was ist. Wir haben kürzlich Gelegenheit ge- habt, Diego Martinez Barrio einige ^.»en zu stellen, die er die Freund- lichkeit hatte, uns ausführlich zu be- antworten. "Glauben Sie, Sefior Martinez Barrio, dass es ein "Anderes Deutschland" gibt?" — "Ja, ich glaube daran, aber es reprä- sentiert innerhalb des Dritten Reiches nur eine Minderheit. Ich halte es für vollständig unmöglich, dass die phi- losophische und kulturelle Höhe, die dieses Volk an die Spitze der geisti- gen Bewegung der Welt gestellt hat, ausgelöscht werden könnte. D'ie Ent- wicklung der deutschen Volksseele iässt sich nicht zum kleinsten Teil darauf zurückführen, dass seinerzeit die ausländischen Mächte die politi- sche Stellung der Rechts-Parteien un- terstützt haben und auf der anderen Seite- die Bemühungen der demokrati- schen Grupnen systematisch diskredi- tierten. Die heutigen Ereignisse sind der Erfolg der unterschiedlichen Be- handlung, die man der Weimarer Re- publik und dem Deutschland^ Hitlers und Hugenbergs hat angedeihen las- sen." —■ "Wie stellen Sie sich die Entwicklung Deutschlands nach der Niederlage Hitlers und dem Zusammenbruch des faschistischen Systems vor?" — "Ich halte es für eine physische und moralische Unmöglichkeit, dass deut- sche Volk aus der späteren Mensch- heitsgeschichte auszuschliessen. Ganz im Gregenteil, muss man die Aufgabe betonen, die darin bestehen wird, die fortschrittlichen Elemente des Landes in den Dienst des friedlichen und de- mokratischen Wiederaufbaus Europas zu stell'n. Deutschland wird sich, je nachdem man es behandelt, in ein Element der Zusammenarbeit oder ein störendes Element verwandeln. Es ist deshalb unbedingt notwendig, dass das deutsche Problem nicht durch einen "Rache-Frieden" gelöst wird, sondern dass man Vorsicht und Voraussicht walten lässt, um zu verhindern, dass sich Zentral-CEuropa noch einmal zum Unruheherd des Kontinents -mtwik- kelt. Zusammenfassend möchte ich sa- gen: man muss dem deutschen Volk die Möglichkeit lassen, sich demokra- tische Institutionen zu schaffen, um in voller Gleichberechtigung seiner ökonomischen Entwicklung nachgehen zu können." — Geschichtliche Betrachtungen zum 14. Juli, dem Jahrestag der Bastille~Erstürmung durch das Volk von Paris Man spricht heute oft von der „guten Gesellschaft" und meint damit ein paar zehntausend Familien auf der Welt, die dazu gerechnet werden oder sich dazu rechnen, weil sie im Besitze von so und so viel Pfund, Dollars, Mark, Francs oder anderer Münzen und Papierscheinen sind und weil ih- nen auch sonst alles gehört, worin die Gesamtheit der Menschen lebt und ar- beitet. Diese Gesamtheit aber, die die Arbeit zu verrichten hat, muss folge- dessen eine „schlechte" Gesellschaft sein, denn sonst brauchte man die paar zehntausend ja nicht extra ais ,,gute" zu bezeichnen. Aber oft spricht man auch nur von „der Gesellschaft'' einer Stadt oder eines Landes und meint damit ebenso die kleine Minderheit der alles Besitzenden. Die grosse Masse der Menschen wird garnicht erst als Gesellschaft angesehen, nicht einmal als „schlechte','. Und das kommt der Wahrheit sehr nahe. Denn diese gro- sse Masse ist in der Tat nur dazu da, um jene Werte zu erarbeiten, die das „gesellschaftliche Leben" ausmacht, das die Minderheit führt. Diese Min- derheit spielt und handelt mit dem Le- ben und mit der Arbeit der Gesamt- heit ganz nach ihrem Belieben. Für sie ist die Gesamtheit das, was der gute alte Müller-Esel für den Müller ist. Wird dieser Esel einmal störrisch, dann schlägt der Müller solange auf ihn ein, bis er wieder folgsam wird. Aber ein Unterschied ist doch da. Der Müller-Esel hat keine Möglichkeit, sich aus seinem Esel-Dasein zu be- Denn ich bin ein Mensch gewesen, und das heisst ein Kämpfer sein! (Voltaire) HEUTE 1 . JULI 1943 MARCH O N S 1 freiem, der Menschenesel aber brauch- te nur seinen Verstand anzuwenden, mit dem ihn die Natur ausgestattet hat, und ihn in Wollen umzusetzen, um sich aus seinem Esel-Dasein zu be- freien. Noch vor nicht allzu langer Zeit aber hätte aller Verstand und alle ange- wandte Vernunft nicht ausgereicht, um allen Menschen gleichen Wohl- stand zu schaffen und das Leben aus einem grausamen in einen glücklichen Zustand zu führen. Es waren einfach nicht genug materielle Werte da, um alle Menschen in dem Sinne zu be- friedigen, in dem wir das heutzutage erreichen können, müssen und wollen. Erst seit die Maschine den Siegeszug über die Erde angetreten hat und ihre Macht jeden Erdenwinkel eroberte und der menschlichen Welt unermess- liche, an Zahl nie gekannte und ge- ahnte Güter schenkte, ist das möglich geworden und nur die schlechte Ver- teilung dieser Güter ist schuld daran, dass noch kein allgemeiner Wohlstand herrscht. Es bedarf also nur einer Umorganisierung der Besitzverhält- nisse, um ein wahres „Paradies auf Erden" zu schaffen. Die Menschen ha- ben heute die andauernde Möglichkeit, diese Umorganisierung vorzunehmen. Sie haben ihr Schicksal in der Hand. Sie haben zum erstenmal in den Jahr- tausenden ihrer Geschichte nicht nur die Möglichkeit, sondern damit auch die Aufgabe, aus unter unnötigen Lau- sten keuchenden Pack-Eseln zu frei- en und glücklichen Menschen zu wer- den und sich gemeinsam eine Welt zu bauen, die der schliesslichen mensch-. — 16 — FREIHEIT, dieses höchste Ziel, dem der Mensch entgegenreifen kann, wird ohne wiederholtes Aus- gleiten nicht errungen; aber ist sie es UND MO JAHRGANG II MARCHONS» liehen Bestimmung des gerechten und friedlichen Zusammenlebens entspricht. In früheren Zeiten wäre das nicht möglich gewesen. Und zwischen die- sen früheren Zeiten und unserer heutigen Welt liegt jene Umwälzung, deren Ergebnis die Vernichtung der düsteren Welt deis feudalistischen Mit- telalters und deren klarste Kundge- bung die Grosse Französische Revolu- tion war. Wie es früher war Bis zur Französischen Revolution, oder sagen wir ganz allgemein: bis zur Uebernahme der Macht durch die wirtschaftlichen Faktoren, die unsere Zeit beherrschen, hat es in der mensch- lichen Geschichte noch keinen Zustand gegeben, in dem die Produktionsmittel ausgereicht hätten, um genügend Pro- dukte für den Wohlstand aller Men- schen in gleicher Weise zu garantie- ren. Die urkommunistischen Gemeinschaf- ten, die am Anfang der uns bekann- ten Geschichte stehen, waren Stam- mes-Gemeinschaften, in denen es nicht etwa allen Mitgliedern gleich gut, son- dern allen gleich schlecht ging. Bitter- ste Not und die Machtlosigkeit des Einzelnen, den widrigen Verhältnissen zu trotzen, zwang die Menschen, sich gegenseitig beizustehen und das We- nige, was sie der Natur mit ihren blo- ssen Händen oder ganz primitiven Werkzeugen abtrotzen konnten, auch gemeinsam zu ge- und verbrauchen. Die hohe Kulturstufe, auf der vor nun schon fünf Jahrtausenden eine relativ kleine Kaste von Aegyptern in den nicht wert, so teuer, ja teuerer noch erkauft zu werden? (Johan Georg F o r s t e r, um 1790) R G EN Nr. 2 3 Ländern des Nils stand, beruhte auf der mühseligen Arbeit einer grossen Masse unterdrückter Sklaven, deren Arbeitskraft durch keine Maschinen er- setzt werden konnte. Denn die gab es ja damalsi nicht. Die grosse Macht- und Prunkentfal- tung alter orientalischer Reiche, vor allem des persischen, hatte zur Grund- lage die Peitsche, die über den Köp- fen von Millionen von Untertanen ge- schwungen wurde, die dem König gött- liche Verehrung zollten und ein dunik- les, schwerbeladenes Leben führten. Die vielbewunderte Kultur, der athe- nischen Demokratie, die der Nachwelt hohe Werte hinterliess, war vor zwei- einhalb Jahrtausenden das Privileg ei- ner kleinen Minderheit. Die atheni- schen Bürger konnten die freie Zeit, die sie dem kulturellen Aufbau wid- meten, nur durch die Arbeit von Skla- ven gewinnen, deren Zahl die ihrige um ein Vielfaches überstieg. Nicht anders war die wirtschaftliche Lebensbasis des darauf folgenden rö- mischen Weltreiches, das grosse Teil« des heutigen Europa aus der Barbarei erweckte und den Grundstein zu sei- ner später weltführenden Entwicklung In Europa kam dann die Zeit, die wir heute mit „Mittelalter" bezeichnen. Düster und grau war das Leben des Volkes. Hart die Arbeit und gering die Früchte dieser Arbeit. Ein paar Kilo- meter entfernt vom Boden, den der Bauer bearbeitete und dessen Erträ- ge er nach ununterbrochenem Schuf- ten mit primitiven Arbeitsmitteln zum grossen Teil an den Ritter oder an das Kloster abliefern musste, zu des- sen „Bestandteil" er gehörte wie Wald und Wiese und Vieh —, ein paar Kilo- meter entfernt von dem Elend, in dem — 17 — er lebte, hörte die Welt für ihn be- reits auf. Auch zu dieser Zeit gab es noch keine Möglichkeit, das Leben zu ändern. Auf einen, der einigerma- ssen gut lebte, kamen viele, die für ihn arbeiten mussten und selbst in stummer Dumpfheit dahinvegetierten. Es war nicht genug da für alle. Zu die- sem Leben passt ein Vers aus einem Gedicht Heinrich Heines: „... Sie sang vom irdischen Jammertal, Von Freuden, die bald zerronnen, Von Jenseits, wo die Seele schwelgt Verklärt in ew'gen Wonnen..." Das Leben war den meisten Menschen nur erträglich im festen Glauben an eine andere Welt, und die Tage auf der Erde gingen dahin im Hoffen auf das Jenseits, dessen paradiesische Ewigkeit die Kirche demjenigen ver- sprach, der mit Geduld seine irdische Bürde trüge . . . Mit einem mal wird es heller — aber die Helligkeit hält nicht an „Mit ei nem mal", das heisst nicht: von Heute auf Morgen. Die Entwicklung führt die Menschen nur sehr langsam aus einem Zustand in den anderen (das sehen wir gerade heute wieder besonders deutlich). Sind aber neue Kräfte einmal wirklich stark gewor- den, nachdem sie sich lange unter der Oberfläche gesammelt und entwickelt haben, in ständigem Kampf mit den veralteten Kräften, dann stürzen sie oft sehr plötzlich alte Götzen von ih- ren Podesten und gestalten das Leben neu. Selche „Plötzlichkeit" nennen wir Revolution. Während der Zeit des Mittelalters schien das Rad der Geschichte stehen geblieben zu sein. Alles Betstehende schien unveränderlich. Aber die menschliche Geschichte wäre ja keine Geschichte, wenn sie nicht dynamisch, das heisst in ständiger Entwicklung begriffen wäre. Das europäische Mit- telalter bestand für die meisten aus vielen kleinen, in sich abgeschlossenen Welten. Aber gelegentlich kam doch die eine Welt mit der anderen in Be- rührung, sei es im Verlauf von kleinen und grossen Kriegen, die Ritter, Für- sten und Könige miteinander führten, sei es durch „fahrende" Ritter oder Krämer (Händler des Mittelalters). Man erfuhr, dass as in anderen Gegen- den Dinge gab, die das Leben verschö- nern konnten. Aber wie sie erwerben? Durch Austausch mit den Dingen, die man selber fabrizieren konnte und die der andere nicht hatte. Es war nun etwas da, was man begehrte und es lohnte sich, selber etwas herzustellen, mit dem man das Begehrte erkaufen konnte. Es würde hier viel zu weit führen, die Entwicklung des Handels und der (zu- nächst handwerklichen) Industrie in allen ihren Phasen zu schildern. Je- denfalls entwickelte sich allmählich ei- ne immer intensivere Handels-Verbin- dung zwischen verschiedenen Gegen- den, zunächst in kleinen, später in gro- sseren Kreisen und schliesslich von Land zu Land. Mit der Entdeckung und Erschliessung fremder Länder und gar Erdteile wurden auch neue mate- rielle Schätze erschlossen und der Wirtschaftsverkehr nahm Weltumfang an. Es entstand, weil es unmöglich war, immer Naturalien mit Naturalien zu bezahlen, der Geldwert, und die Banken gehören zu den ersten Erschei- nungen der neu hereinbrechenden Epo- che. Der Bauer hatte1 an all dem nur insofern Anteil, als er noch mehr als vorher von seinen ritterlichen Herrn ausgepresst wurde, der Schritt halten wollte mit den neuen Verhältnissen und bei weitem mehr Geld brauch- te, als ihm sein feudaler Besitz schaf- fen konnte. Aber der Handwerkerstand, der bis dahin nur für die Bedürfnisse der Bewohner der Burg, in deren Nä- he er lebte und für die geringen Be- dürfnisse der Bauern und seine eige- nen gearbeitet und dafür Naturalien erhalten hatte, bekam immer mächti- gere Funktionen. Es begannen sich Industrien zu entwickeln. Es begann die Zeit der Erfindungen. Die Maschi- ne trat ihren Siegeszug an. Um aber den Weg1 frei zu machen für die Eroberung der Welt durch die Ma- schine und den Handel, mussten die Hindernisse beseitigt werden, die die festgenagelte Welt der feudalistischen Stände ihr in den Weg stellte. Die Schranken der vielen kleinen Welten, von denen wir sprachen, mussten ge- brochen, die Bauern aus ihrer Leibei- genschaft befreit werden, um die Städte als Arbeiter bevölkern zu kön- nen. Die Vorrechte des Geburts-Adels mussten abgeschafft werden zugun- sten des aufsteigenden Geldadels. Ei- — 18 — ne neüe Klasse begann die Herrschaft anzutreten. Nun gesellte sich aber zu> den verelen- deten Bauern auf dem Lande sehr bald ein verelendendes Proletariat in den Städten. Der Arbeiter in den Ma- nufakturen wurde nicht minder aus- gepresst wie der Bauer auf dem Lan- de. Die aufsteigende kapitalistische Klasse sah sich vor die doppelte Auf- gabe gestellt, ihre Herrschaft gegen die alten Kräfte des Feudalismus (Ade! und König) zu erringen und sie gleichzeitig gegen die neue unterdrück- te Klasse, die Arbeiterschaft, die für sie arbeitete, zu sichern. Daher kommt es, dass die Fronten in Frankreich, in dem die Gegensätze zwischen Alt und Neu am heftigsten und für die Welt entscheidensten aufeinanderstiessen, durchaus nicht einheitlich und ge- schlossen waren. Daher kommt es, dass die Französische Revolution zwar die grossen Ideen der Menschenrechte, die allen gemein seien, der Freiheit, Gleich- heit und Brüderlichkeit auf ihre Fah- ne schrieb, dass diese Fahne aber in dem Moment zerfetzt und zertrampelt wurde, als die junge kapitalistische Klasse ihre Ziele, ihre Freiheiten errungen hatte. Unter diesen Gesichts- punkten müssen wir die französische Revolution verstehen, die in ihrer zeit- lichen Bedingtheit die Revolution der kapitalistischen Klasse war, deren Ideen aber über diese zeitliche Be- dingheit weit hinaus in eine Epoche wiesen, die zu erkämpfen erst die Aufgabe unserer und «paterer Genera- tionen ist und sein wird. Der 14. Juli war der Auftakt Im Lichte des Gesagten gesehen, müs- sen wir den 14. Juli 17891 als den Auf- takt von Ereignissen betrachten, die bis in unsere Tage weiter gingen und die weiter gehen werden* bis die Ideen, die ihnen zugrunde liegen, verwirklicht sind. Der 14. Juli ist ein symbolischer Tag. Es hat vielleicht manchen Tag in der Geschichte der französischen Revolution gegeben, der ihm an Be- deutung gleichkommt. Aber an keinem Tage hat sich die Macht des Volkes so demonstrativ gezeigt. Während in Versailles die Vertreter des abgewirt- schafteten Geburtsadels und des an die Macht wollenden Geldadels unterein- ander und mit dem König um Privi- legien feilschten, wobei 'den Vertretarn des Grossbürgertums daran gelegen war, die Ablösung zwischen zwei Epo- chen gütlich und am grünen Tisch zu vollziehen, da sie selber Angst vor den revolutionären Kräften des Volkes hat- ten, die sie nach Möglichkeit nicht entfesseln wollten —, während also in Versailles die Revolution mit Hilfe def- „Bourgeois" selber abgewürgt wer- den sollte, stürmte das Volk von Paris die Bastille, das verhasste Wahrzei- chen der bestehenden Tyrannei. Und unter dem Druck dieses Volkes, das der Früchte seiner Erhebung dann nicht teilhaftig wurde — und das spä- ter Frankreich vor der Invasion des reaktionären Europa rettete — setz- ten die Vertreter der neuen herr- schenden Klasse die Reformen durch, die die Grundlage waren für ihren ei- genen Siegeszug. Wir sagten schon, dass die Zeit da- mals für die Verwirklichung der Ideen der Freiheit, Gleichheit und Brüder- lichkeit, für die allen gemeinen Men- schenrechte noch nicht reif war. Und dass die aufstreberrde Bourgeoisie gleichzeitig eine reaktionäre neben der fortschrittlichen Rolle zu spielen be- gann, indem sie sich einerseits zwar ihre Ziele gegen die Privilegien der herrschenden Klasse des alten Systems erkämpfen musste, andererseits aber die Forderung derer unterdrückte, de- ren Ziele über ihre Klassen-Bedürf- nisse hinausging. Die Geschehnisse dieser Zeit entsprachen aber durch- aus den damaligen Notwendigkeiten und stellten einen entscheidenden Sieg über das Veraltete, Reaktionäre, Le- bensunfähige dar. Ungeahnte Kräfte wurden frei und ein neuer, der ent- scheidende Abschnitt der menschli- chen Geschichte begann. Die Technik, die Wissenschaft, die Philosophie, al- les stellte sich in den Dienst der For- derung: wirtschaftliche Erschliessung und Ausbeutung der Welt. Diese Forderung ist heute erfüllt. Es qibt alles im Ueberfluss aiuf dieser Welt. Millionen von immer1 besser ar- beitenden Maschinen stehen bereit. Riesige Flächen noch unbenutzten Bodens warten darauf, bearbeitet zu werden. Nicht das Paradies das Jen- seits ist es, das wir heutigen Men- schen uns erträumen müssen, um über — 19 — JEAN PAUL MAR AT; (Aus einer Publikation vom 24. Juni 1790, einem Jahr nach der Bastille-Erstür- mung\ Marat, der „Volksfreund" genannt, war der hervorragendste Führer der Kevolution in diesen Tagen. Seine sozialistischen Ideen g-in.g-en den Gegebenhei- ten seiner Zeit voraus. Auf dem Höhepunkt seines Schaffens, und1 als er für die Sache der Revolution amj unentbehrlichsten war, wurde er von einer bezahlten Spjonin der Reaktion, Charlotte Corday, hinterrücks ermordet.)' Versammelte Gesetzgeber! ' Die Nation besteht aus 25 Millionen Menschen, wir allein bilden davon mehr als zwei Drittel und wir gejten nichts im Staat, oder, wenn in euren erhäbe-\ ner* Dekreten von uns die Rede ist, so nur, um uns zu demütigen, zu unterdrük- ken und zu knechten. Unter dem alten Regime würde eine solche Vernachlässigung, eine solche Be- handlung von eurer Seite kaum seltsam erschienen sein; wir lebten unter Herr-* Schern, für die die ganze Nation nur sie selbst waren; wii» waren nichts in ih- ren Augen, und nur, wenn es sich darum handelte, uns die Früchte unserer Ar- beit zu rauben oder uns vor ihren Karren zu spannen, geruhten sie, sich unserer zu erinnern. Die Zeiten sind vorbei. Aber was haben wir gewonnen? ... . Versammelte Gesetzgeber! Ihr nennt euch Abgeordnete des Volkes, ihr gebt vor, seine Ansprüche festgesetzt, seine Rechte gesichert zu haben. Indes- sen, was habt Ihr für uns getan? — Gearbeitet, um die Nation zu' befreien — werdet Ihr ohne Zweifel sagen. Gut: Was geht uns jedoch die politische Frei- heit an, uns, die wir sie nie gekannt haben? Sie hat nur Wert in den Augen des Denkers, der diei Menschen belehren, des« Publizisten, der sichr einen Namen machen will und der Bürger, die keinen Herrscher wollen; aber wir armen Un- glücklichen, wir haben keine Zeit zum Nachdenken. (Was würde aus den Na- tionen werden, wenn die Armen von ihren Rechten wie die Philosophen durch- dringen wären» und wenn diel Ueberlegung in ihnen' das Gefühl! für ihre entsetz- liche Lage entstehen liessi) ' ' die. Unerträglichk^it, des irdischen Da- tiön entfesselten wirtschaftlichen seins hinwegzukommen, so wie es die Energien, wenn sie nicht durch eine mittelalterlichen Meeschen sich er- weitere umwälzende Entwicklung g e- träumen m uss;ten—, -sondern das ordnet werden, Chaos, tod und Ver- Glück des Diesseits ist es, das wir uns derben bringen, statt Wohlstand und in ganz realer Form erschaffen Glück — ähnlich wie där Besen Chaos können- J brachte, den der Zauberlehrling rief, - Was ZU tUn Übrig1, bleibt und den er dann 'nicht bändigen konn- Und so sind wir wieder beim Aus- te* gangspu.nkt unserer Betrachtungen Die Französische Revolution verwirk- ar1 gelängt.' Der schwer bepackte Men- lichte nur die wirtschaftlichen Voraus- schen-Esel braucht nur seinen Ver- Setzungen für eine neue Welt. Mit ihr stand anzuwenden,' mit dem .ihn die begann ein revolutionärer Zustand, Natur öUsg&Stattet • hat und ihn in der erst beendet sein wird, wenn wir Wollen umzusetzen, um sich aus sei- auch ihre Ideen aufgreifen und mit nem" Eseldasein zu befreien. Die fun- den wirtschaftlichen Errungenschaften damentä'len^UmwälzUngen aus den Ta- verschmelzen. Der 14. Juli 1789 war gen der französischen Revolution ha- eine Verhenssung für diese Verschmel- ben zum Ergebnis den ungeheueren zung. Den fortschrittlichen Kräften Reichtum gehabt, über den die Welt unserer Zeit ist es vorbehalten, diese 'neute verfügt. Nur die gerechte Ver- Verheissung zu erfüllen, die für alle leilunjg dieser Reichtümer ist noch zu Menschen gleiches Recht und gleiches organisiere,n. Heute sehen wir, dass Glück erstrebt. - Marchons! Marchons! die durch .die „bürgerliche" Revolu-, . Pieter Siemsen. FREIHEIT! GLEICHHEIT! BRÜDERLICHKEIT! — 20 — DER Österreichische Sozialist Diese Seiten erscheinen unter Verant- wartiing der Österreichischen Sozialisten Widerstandsbewegung in Oesterreich. Meldungen aus Oesterreich berichten von einem Streik von 60.000 Arbeitern in Wiener Neustadt, von einer auf Sabotage zurückzuführenden Explosi- on in den Clayton-Shuttlewarth-Wer- ken in Floridsdorf. Eine Reuter-Mel- dung vom 27. Mai besagt, dass Streiks und Meutereien, die in St. Pölten anfangs Mai ausbrachen, von der Ge- stapo blutig niedergeschlagen wur- den. Die schwedische Zeitung "Vecko- Journalen" berichtet, dass der lokale Gestapochef der Revolte nicht Herr werden konnte und Himmler persön- lich eingreifen musste. Das genannte Blatt sagt, dass sich Oesterreich der Naziherrschaft mit einem täglich an- wachsenden aktiven und passiven Wi- derstand widersetzt. Die Gestapomorde gehen weiter. In Wien wurden am 15. Februar Josei Schwarzböck sus Korneuburg (41 Jahre alt) wegen Hochverrats hin- gerichtet; am gleichen Tage Karl Pe- ternelj (25) in Klagenfurt; am 22. Fe- bruar Gustav Kiesel (35) und Fer- dinand Künzl (45) aus Wieu, Johann Gruber (39), Rudolf Alexander (33;, Anton Jordan (34) und Johann Mühl (46), alle aus Korneuburg; am 26. Februar Johann Ebner aus Traisen (54) und August Steindl (42) aus St. Pölten. Am 9. März wurde in Salzburg Rosa. Hofmac.n, 23 Jahre, wegen kommuni- stischer Tätigkeit hingerichtet; ain 16. März wurden in Wien 6 Männer wegen Hochverrats hingerichtet: Friedrich Fass (40), Franz Plctmarek (38), Anton Tuma (48), Johann Me. duna (48), Frenz Fiala (43) und Karl Kapinus (36), alle aus Wien. Stimme der Jugend — Stimme der Wahrheit In London erscheint "Young Austria"' als Zeitschrift der zum Free Austrian Movement gehörenden Oestsrreichi- schen Jugend. Das Blatt ist ganz im Ton jenes unösterreichischen Natio- nalismus redigiert, der zuerst von den österreichischen Sprechern am Mos- kauer Radio angeschlagen wurde und jedem wirklichen Oesterreicher den Magen hochhebt. Aber die Leser ret- ten die Ehre des österreichischen Vol- kes, das sich immer von Völkerhass nid Chauvinismus frei gehalten hat. Die letzte Seite des Blattes ist als Tribüne der Jugend Zuschriften aus dem Leserkreis gewidmet. Die Redak- tion hat zu einem Artikel der vor- angegangenen Nummsr, der den be- zeichnenden Titel "Those bloody- Jer- ries" führte (bloody, wörtlich blutig bedeutena, ist das senwerste Schimpf- wort der englischen Sprache; Jerry ist ein im ersten Weltkrieg als Ab- kürzung aus "Germans" gebildeter Spitznamen der Deutschen), "einige lange Zuschriften bekommen, von de- nen sie aus 'Platzmangel nur Bruch- stücke veröffentlichen k&un. In einem Brief der Gruppe Pnncess Risbo- rough heisst es: "Vor allem aber müssen wir Oester- reicher es vermeiden, uns in eins österreichischs Schale zurückzuziehen und alle Schuld auf die ausländischen Deutschen zu schieben. Als ob Oester- reich ganz einfach militärisch erobert worden wäre. Es entspricht nicht ganz den Tatsachen... Wir müssen ehnich mit uns selbst und mit Deutschland sein, mit dessen Schick- sal unser eigenes so innig verbunden ist, und unsere Augen nicht* vor der Tatsache verschliessen, dass die Kräf- te des Faschismus zu jener Zeit im Verhältnis in Oesterreich ebenso stark waren wie in Deutschland. Werna wir jemandem am Unglück Oesterreichs Schuld geben wollen, sind es die österreichischen Nazis und Faschi- — 21 — iifcen in erster Linie., und nicht das deutsche Volk." Georg Rudiich, Leeds, schreibt: "Das Wort "Jerry" ist aus dem letz- ten Krieg. Es bezeichnet gamz allge- mein den Hass gegen das deutsche Volk als ewige Kriegsstifter und Räu- ber. Es trägt den Klang mit sich, dass der Versailler Veitrag zu milde war und dadurch das deutsche Volk die Kraft hatte, wieder anzugreifen. Das entspricht nicht den Umständen. Je- der weiss, dass der Krieg durch die Nichtdurchführung der kollektiven Sicherheit gekommen ist, uüd dadurch, dass Hitler nicht nur vom deutschen Volk grossgezogen wurde. Das Wort trägt den Klang, dass diesmal den Deutschen durch einen schärferen Friedensvertrag die Gewinnsucht ein für alle Mal genommen werden sollte. Das spielt Hitler geradezu ii.i die Hände. Das Wort ist also durchaus nicht identisch mit Nazi. Hätte man es durch dieses ersetzt, dann wäre der Artikel ganz richtig gewesen ... Ihr wolltet volkstümlich sein, und es ist euch nicht gelungen." UM Dlf DEMOKRATISCHEFREIHEITSFRONT DER ÖSTERREICHER In New York ist unter dem Eindruck des versuchten monarchistischem Put- sche.? gegen die kommende österreichische Freiheit, den Otto von Oesterreich und seine Freunde in Szene setzten, die Einheitsfront der freiheitsliebendem Oesterreicher, von den Sozialisten bis zu den bürgerlichen Demokraten und Republikanern rasch zur Tat geworüeu. In dieser Einheitsfront tritt die Kom- munistische Partei äusserlich nicht in. Erscheinung. Das hat seinen Grund in den Einwanderungsvorschriften der USA. Wer in die Vereinigte o Staaten von Nordamerika einwandert, muss vor der Landung eidesstattlich erklären, dass er der Kommunistischen Partei nicht angehöre. Er kann sich auch hernach nicht kommunistisch betätigen; er würde den Ausschluss von der Gewährung der Staatsbürgerschaft, vielleicht s:gar die Deportation riskieren. Dennoch gibt es ohne Zweifel auch Immigrantea kommunistischer Gesinnung, sie sind aber gezwungen, sich in anderen Organisationen zu betätigen. Man ist fast versucht zu sagen, dass dieses Untertauchen der österreichischen Kommunisten in die Anonymität das Zustandekommen der demokratischen Freiheitsfront ermög- licht hat. Denn in England, wo sich die Kommunisten legal betätigen können, sind die Bemühungen der österreichischen Sozialisten um die Schaffung einer österreichischen Freiheitsfront abermals gescheitert, gescheitert an dem Wi- derstand der Kommunisten. Die schlechte Postverbindung mit England hat zur Folge, dass wir zur Kennt- nis und Beurteilung der Vorgänge daselbst ausschliesslich auf Berichte aus kommunistischer Quelle angewiesen sind, die Mitteilungen des Lcc.don-Büros der Oesterreichischen Sozialisten haben uns nicht erreicht.. Aber selbst aus diesen einseitigen Berichten lassen sich die Vorgänge einigermasseu rekon- struieren. In den "Austrian News", der Fressekorrespondenz, die das unter kommuni- stischem Einfluss stehende Free Austrian Movement herausbringt (No. 7 vom 19. März 1943), erfahren wir zunächst, dass die Verhandlungen mit zwei öster- reichischen Gruppen geführt wurden, mit der "Democratic Union", der Orga- nisation der bürgerlichen Republikaner, und mit dem "Austrian Communists in Great Britain". Beide Gruppen haben dem FAM nach dem Abbruch der 28 — Verhandlungen berichtet. Die Demokraten stellen in ihrer Erklärung fest, die Verhandlungen hätten ergeben, dass in vielen wichtigen Punkten vollständige Uebereinstimmung erreicht wurde. Sie führen den Abbruch der Verhandlun- gen darauf zurück, dass keine Uebereinstimmung zwischen dem London Büro der Oesterreichischen Sozialisten und den aus der Partei teils ausgeschlosse- nen, teils ausgetretenen kleinen Gruppen erzielt werden kennte, die sich dem PAM angeschlossen haben. Von den Kommunisten liegt eine Erklärung vor, die im Zeitspiegel Nr. 11 vom 27. März abgedruckt ist. Hier hebst es zunächst, dass für die Kommunisten selbstverständlich dSn Ausgangspunkt der Verhandlungen die Erklärung des Free Austrian Movement vom 24. Oktober 1942 bilde; das heisst, es ist für die Kommunisten selbstverständlich — dies.es selbstverständlich ist allein schon eine Enthüllung —, in die Verhandlungen mit den Sozialisten auf der Grundlage einer Erklärung einzutreten, die sie mit den Monarchisten und Austrofaschisten gemeinsam verfasst haben. Im nächsten Absatz teilen die Kommunisten mit, das London Büro habe als Basis der politischen Tätigkeit einer österreichischen Vertretungskörperschaft die Wiederherstellung der österreichischen Republik vorgeschlagen. Man sollte meinen, das wäre eine bare Selbstverständlichkeit, auch für die Kommunisten; aber sie leiten diese Mitteilung, die man in London offenbar nicht unterschlagen kennte, mit der Verleumdung ein, dass da.s London-Büro als einzige unter allen österreichi- sehen Parteien und Gruppen es ablehne, für die Unabhängigkeit der Heimat einzutreten, und nur um eine Erklärung für die Unabhängigkeit Oesterreichs zu vermeiden, habe das London-Büro die Wiederherstellung der österiv ichi- schen Republik vorgeschlagen. Der krause Sinn dieser Logik ist dem geradlinig denkenden Nbrmalhirn unauffindbar. Für den gesunden Menschenverstand ist es .selbstverständlich, dass eine demokratische österreichische Freiheitsbewe- gung für die Wiederherstellung der Republik eintritt; während die Formel, auf die sich die Kommunisten mit der österreichischen Reaktion geeinigt haben, das Eintreten für "ein freies und unabhängiges Oesterreich sich bewusst um das Bekenntnis zur republikanischen Staatsform herumdrückt, um der Reak- tion den Weg zur Monarchie und zum faschistischen Ständestaat offen zu las- sen. Es ist ja auch mehr als bezeichnend, dass di? bürgerlichen Demokraten, die eigentlich in dieser Frage kompetenter sein sollten als die Kommunisten, keinen Anstoss an dem Vorschlag der Sozialisten genommen haben, während die Kommunisten, frächg'fangte Vaterländische, die sie sind, so tun, als ob er ihnen nicht patriotisch genug gewesen wäre. Und mit tiefem Missmut stel- len sie fest, dass die Oesterreichischen Sozialisten nicht nur mit den ven der Partei abgesplitterten Gruppen, sondern auch mit den Monarchisten und mit der Christlichsozialen Vereinigung die Zusammenarbeit ablehnen, — ein Ver- brechen der Sozialisten, das offenbar den österreichischen Demokraten wie- der nicht zum Bewusstsein gekommen ist. Während die Verhandlungen noch liefen, hat Herr Leopold Hornik, derzeit der Führer der österreichischen Kommunisten in England, im Zeitspiegel (Nr. 6; 6. 2. 1943) "Bemerkungen zu einer österreichischen Vertretungskörperschaft" veröffentlicht, die tiefer in die1 Gründe des Scheiterns der Verhandlungen Ein- blick gewähren, als die verdrehte Erklärung, die seine Partei für die Oeffent- lichkeit zurechtdrechselte, nachdem sie die Verhandlungen zum Scheitern ge- bracht hatte. Aus dem Artikel Horniks erfährt m-n, dass das London-Büro der Oesterreichischen Sozialisten vorgeschlagen hatte, die Körperschaft zusam- menzusetzen aus Vertretern der Sozialisten und Gewerkschafter, der Kommu- nisten, der "liberalen Elemente" und "solchen Personen, die als Wortführer der katholischen und demokratischen Bauern und Mittelschichten geeignet er- scheinen". Man sollte meinen, dass dss die weitesten Ansprüche an eine öster- reichische Vertretung befriedigen müsste. Nicht aber Herrn Hornik. Sofort stösst er ein herzbrechendes Jammergeschrei aus, dass "die in Oesterreich z. B. bedeutende Christlichsoziale iFartei mvertreten bliebe". Man könnte einwen- den, dass sich die Christlichsoziale Partei freiwillig selber aufgelöst habe, um dem Austrofaschismus freien Weg zu geben. Aber da kriegt man es mit dem Hornik zu tun, der Jetzt erst erklärt, was er unter der Christlichsozialen Par- — 23 — ! ■fei versteht: "Gewiss, sie hat den Dollfuss-Schuschnigg.Kurs unterstützt. Aber auch Schuschnigg, Schmitz und viele andere sind heute in den deutschen Konzentrationslagern. Sie waren niemals — so verhängnisvoll ihre Politik war — Nazifreunde; sie glaubten mit ihrer Politik den Nazismus zu bekämpfen und sind auch heute seine Feinde. Sie gehören dem Lager des patriotischen Wi- derstandes an." Dass der Vorsitzende der österreichischen Kommunisten ein- mal so weit kommen werde, die österreichischen Faschisten an sein weites Herz zu schliessen — wer hätte das gedacht! Natürlich sind die österreichi- schen Faschisten Feinde der deutschen Faschisten, genau so, wie in Chicago eine Gangsterbande die andere bekämpfte, die in ihr Raubgebiet einbrach. Aber dass sich die abständigen Leute mit den unterlegenen Gangstern gegen die siegreiche Bande verbünden, um ihre Heime gegen das Gangstertum zu verteidigen, das ist ein politisches Konzept, das noch nicht einmal in den Gangsterfilmen ven Hollywood verwertet wurde. Herr Hornik beruft sich da- rauf, dass im De Gaulle-Komitee französische Feuerkreuzler mitarbeiten, die er als »"wirkliche" Faschisten bezeichnet, wohl zum Unterschied von den "un- wirklichen" Austrofaschisten. Nun, der Vergleich geht fehl. Die Feuerkreuzler haben niemals in Frankreich ein faschistisches Regime aufgerichtet, sie haben nicht Arbeiter gemordet, die die Verfassung und ihre Freiheit verteidigten. Das aber haben die Austrofaschisten getan, und das vergossene Proletarierblut ist der unüberbrückbare Strom zwischen ihnen und uns, wie leicht auch di- Kommunisten über den Abgrund hinübermenövrieren mögen. De Gaulle ist ein schlechtes Beispiel für die nationale Einheitsfront der Kommunisten, denn er lehnt jede Zusammenarbeit mit den Vichy.Fasdhisten unerbittlich ab, mit den Faschisten, die. die französische Verfassung gewaltsam gestürzt, Arbeiter- kämpfer aufs Schafott geschickt haben, genau so wie unsere Dollfuss, Schusch- nigg und Schmitz. Die demokratische Einheitsfront, die die Cesterreichischen Sozialisten ange- strebt haben, ist nicht an ihrer Weigerung, mit den Abgesplitterten zusam- menzuarbeiten, gescheitert. Der Allina, der Brügel und die Köstler \liegen den Kommunisten stagelgrün auf. Wenn es ihnen in den politischen Kram pass- te, hätten sie sie bedenkenlos geopfert, so etwa, wie Litwinow geopfert wurde, als man den Nichtangriffspakt mit Hitler schliessen musste. Wie hätten üb- rigens die Stalinisten reagiert, wenn die Sozialisten die Aufnahme der öster- reichischen Trotzkisten in die Gemeinschaft gefordert hätten, die mindestens so stark sind, wie der Anhang des Herrn Allina in Oesterreich? Bei den von den Oesterreichischen Sozialisten eingeleiteten Verhandlungen zur Aufrichtung einer demokratischen österreichischen Einheitsfront hat es sich politisch um mehr und um Wichtigeres gehandelt, als um, die Gründung eines neuen Vereins, wie ies das FAM ist. Aus der demokratischen Freiheits- front hätte der repräsentative Vertretungskörper Oesterreichs hervorgehen sol- len, der von den Vereinten Nationen anerkannt worden wäre. Die anglosäeh- sische Oeffentlichkeit ist sich heute über die Kräfteverteilung im österreichi- schen Lager bereits im klaren. Sie hat aus der Erfahrung mit dem monarchi- stischen Abenteuer in Washington gelernt. Sie weiss, dass keine repräsentative österreichische Vertretung mit den Monarchisten, dass aber auch keine ohne die Oesterreichischen Sozialisten Zustandekommen kann; sie weiss, dass die beiden lautesten Grupnen der österreichischen Emigration, Monarchisten und Kommunisten, in der Heimat politisch völlig bedeutunglos waren und r'n keinem Vertretungskörper, der im freien Oesterreich aus einer Volkswahl hervorging, Eingang finden konnten; sie weiss auch, dass die Heimat nichts ven der Mon- archie wissen will, von dem gehassten und verachteten Austrofasehismus ganz zu schweigen. Mit ihrem politischen Konzept von der nationalen Einheitsfront bis äusserst rechts sabotieren die Kommunisten die Errichtung einer völker- rechtlich anerkannten Nationalvertretung Oesterreichs. Das ist eine politische Schuld, die sie einmal vor der Geschichte werden verantworten müssen. Kare Maskerade als österreichische Nationalisten — man riecht die dick aufgetragene Schminke meilenweit — und alle ihre Deklamationen geschwollener patrioti- scher Phrasen, deren Dissonanz das Ohr beleidigt, werden nichts an dieser Schuld mindern. — 24 — «. :m i mti M im um um iiiii 111 ii iimimiMtiiii im im im (111111111? I Cosa Filatelica § = — DE — = I ROBERTO POMMER | E compra y venta de estampillas : i para colecciön 5 5 RECONQ.UISTA 20« — Bs. Aires = : XJ. T. 33 (Av.) 5758 § A. A. B. A. ENRIQUE U. CORONA MARTINEZ A B O G A D O LAVALLE 1Ü68 U. T. 35 - 3853 IMPRENTA "ELIDOR" DIE DRUCKEREI DER DEUTSCHSPRECHENDEN RIO BAMBA 627 U. 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