TA OTKA ALEMANIÄ vi. a n o setiembre n o. 7 3 15. de 1943 buenos aires t u c u m a n 3 ys U. T. 31 - RETIRO - 7264 Aus dem Inhalt: Zur Kapitulation Italiens August Siemsen: Wann kommt der Tag? Ernst Ldkenbacher: Um das Nationalkomitee Freies Deutschland Stimmen zu dein Friedens- zielen Wirrnisse im jugoslawischen Befreiungskampf Der österreichische Sozialist Heute und Morgen £ yjyjyy WWMIW ge MH BARNA'S eröffneten ab Anfang September MAIPU 441 Telephone: 31 (Retiro) 4513 und 7427, - 32 (Därsena) 1311 Tag und Nacht geöffnet Freie Deutsche Buehne teatro alemän independiente. Casa del Teatro, Sta. Fe 1243: U. T. 41-2932. Leitung: P. Walter Jac,ob. Sonnabend, 25 Sept. (16.30 u. 20.30) Sonntag, 28. September (18 Uhr) Artur Schnitzler-Abend mit „LIEBELEI" etc. Lustspiel von G. Kadelburg Besucht das einzige ständige, unabhängige deutschsprachige Theater Süd- Amerikas!! Sonnabend, 2. Okt. (16.30 u. 20.30) Sonntag, 3. Oktober (a8 t hr) ,Familie Schimek" gmiiiiiiiniiiiiiiimitiiiHiiiiimniiiiiiiiiiiiniiiiiiimiiniimiiiiin^ I AUFBAU 1 I | =Dle grösste antifaschistische Wo-5 =chenseltiing der Vereinigten Staa-E = tea In deutscher und englischer | 5 Sprache. j= 3 Cliefredaktlon: Manfred George | ^Nachrichtendienst aus den freien | 3 und unterdrückten Ländern. = B ABONOS u. AVISOS durch g 5 Generalrepr. BUENOS AIRES. H g VICTORIA 2966 — ü. T. 45 - 8569, FI AMBRERI A VIENESA A. WEINER E HIJO Spezialitäten: Wiener Wurstwaren, Salate, Ma- yonnaise, Wiener Mehlspeisen, Kä- se, Konserven, Weine, Heringe etc. Prompte Lieferung ins Ha.es! Provinzversand! Bm«S. Mitre 4112 - U. T. 62-1587 LA OTRA ALEMANIA fei PAS ANDERE pEtlT|ClttANPjl ORGANO DE LOS ALEMANES LIBRES DE LA AMERICA DEL SUR Editor y direclori Dr. AUGUSTO S1EMSEN, ex - dipulado dal Itaictislag. TUCUMAN 309 - BUENOS AIRES - U. T. 31 - 7264 Jahrgang VI. — Nr. 7 2 — 15. September 1943 ZUR KAPITULATION ITALIENS Mussolinis Sturz hatte gröste Genugtuung: in «lcr antifaschistischen Welt her- vorgerufen. ' ) fiic wuchs, als die Nachrichten von den Massenkundgebungen gegen den I n >; eh Ismus, für Demokratie und Frieden eintrafen. 1 -Aber die Alliierten ermutigten die Volkserhebung nicht mit eine m Wort, nicht mit e i 11 e ii | Geste. So erhielt ltadoglio die Möglichkeit zu |lirev Unter- drückung. Nun hat die monarchistische Regierung: Badogrlio kapituliert und Wat'feiistlll- strnd geschlossen. Badogliri und der König, in dessen Namen er handelt, sind mitschuldig an und mitverantwortlich für die Verbrechen des faschistischen Re- gimes. J>t*r .lulfel iilier die unbedingte Kapitulation 11111I über den Sellin«-, ilen sie für die Hitlerdiktatur bedeutet, sollte stark abgeschwächt werden durch die IV- fiirclltung, dass die Alliierten ,^ie llevolution, des Volkes und eine radikale Ali- rrchnung mit den Faschisten nicht zulassen werden, wie die Arbeiter in Mai- land sie vom 2.1. bis 27, Juli vorgenommen, haben, soweit sie dar::» nicht durch Militär gehindert wurden. Die italienischen Antifaschisten teilen unsere Sorge. In ihrem Leitartikel vom 1. September sehreibt Italia Libre": "Wir haben uns in unserer letzten Nummer unter dei; l* cberschrii't "AMGOT" und CO." mit den Zuständen beschäftigt, die uilter der alliierten Verwaltung in Sizilien herrschen... Auf Grund unserer Nachrichten müssen wir feststellen, dass mit Ausnahme der Geflüchteten, alle faschistischen Führer und Funktio- näre In ihren Stellungen/verbleiben. IMan erlaubt den hassenswertesten Instru- menten, der korrupten faschistischen Lokalpolitik, den "Podestas", weiter im (irnuss ihrer Posten zu bleiben. Ebenso tastet man die faschistischen Journa- listen, Propagandisten, Provinz- und Staatsbeamten nicht an. lud wie behandlet man andererseits dei Antiaf stillstenf Mit tiefem Bedauern müssen wir feststellen, dass bekannten Antifaschisten, deren demokratische Zuverlässigkeit in zwanzigjährigen Verfolgungen "und Kämpfen bewährt Ist, die Erlaubnis zur Rückkehr in die befreite Heimat verweigert worden ist. . . Wenn die militärische Bsetzung in den Gebieten Europas,, die 'befreit werden, andauert, so wird das einzige Resultat «ein, dass die Verantwortlichen reich- lich Müsse haben werden, die Spuren und die Zeugen ihrer Niederträchtigkei- ten zu beseitigen. Da wir überzeugt sind, dass das nicht den Absichten der Ur- heber der Atlantikcharte entspricht« möchten wir auf eine Situation hinweisen, die in offenem Widerspruch zu den in ihr aufgestellten Grundsätzen steht, im »Vertrauen darauf, dass man eine Politik einschlägt, die mehr den offen und wiederholt erlassenen Proklamationen entspricht". August Siems+n: WANN KOMMT DER TAG? Immer wieder wird man gefragt: Wie lange dauert es ncch? Wann ist der Krieg zu Ende? Nachdem man versichert hat, dass man kein Prophet, sondern nur ein aufmerksamer und gewissenhafter Beobachter ist, antwortet man mit der Feststellung einiger Tatsachen und mit einem "Wenn" und "Aber", Die Tatsachen: Scheitern aller Offensivpläne der Nazis; Umschwung im Mit- telmeer und Offensive der Kassen; ungeheuere Verluste in Sowjetrussland und durch die Bombardements; schnell zunehmende Erschöpfung der menschli- chen und materiellen Reserve; wachsende Rebellion des unterjochten Europa und Schwanken der Vasallenstaaten; schwere Depression und zunehmender Widerstand in Deutschland selbst. Von diesen Faktoren tritt der letzte am wenigsten in Erscheinung. Er ist aber für ein schnelles Zusammenbrechen der Hitlerdiktatur und für eine frühers Beendigung des Krieges von grösster Bedeutung. Aus dem Zuchthaus, in das Hitler Deutschland verwandelt hat, dringen ausser den offiziellen Lügen, nur spärliche Nachrichten in die Welt. Sie stimmen seit längerer Zeit darin über- ein, dass tiefgehend3 Kriegmüdigkeit und Apathie herrschen. Seit einiger Zeit aber mehren sich auch die Nachrichten über Sabotage und offenen Wider- stand. Wir hören von systematischer Störung der Kriegsproduktion durch langsames Arbeiten und durch direkte Sabotage,, ven Unruhen aus Lebensmit- telnot oder infolge der Bombardements, von Eingreifen der Polizei und der SS, von Verhaftungen und Hinrichtungen nicht nur illegaler Kämpfer, sondern von Studenten und Professoren, von Soldaten und Offizieren. Nichts hat die innerdeutsche Situation deutlicher erhellt als die Ernennung Himmlers aum Innenminister. Der abscheuliche Systematiker des Terrors, der Leiter der bis an die Zähne bewaffneten Bürgerkriegsarmee der S3 .soll mit unbeschränkt?:- Macht über Polizei, Verwaltung und Justiz die drohende Rebellion der über- arbeiteten, hungernden, leidenden, jeder Freiheit und Lebensfreude beraub- ten, von den Bomben bedrohten Massen verhindern. Nun kann selbst ein so vollendetes Terrorsystem wie das der Nazis unmöglich das deutsche Volk zu solchen Anstrengungen und Opfern zwingen, wie sie in der jetzigen Kriegslage erforderlich wären, wie sie absr nur freiwillige Hin- gabe an eine Sache zu leisten imstande ist. Auf die-Ttänge wird man auch mit Terrormethoden nicht einmal die Rebellion verhindern können. Die Frage ist nur, wann der Augenblick eintritt, in dem Verzweiflung, Hass und Empö- rung stärker sein werden, als der Terror, in dem die Situation dafür reif ist, dass die Illegalen die Ausbrüche der Verzweiflung, den aufgespeicherten Hass, die hier und da beginnende offene Empörung zusammenfassen können zum offenen Kampf gegen das Nazisystem. Und hier kommt das Wenn und Aber, das eine Voraussage über den Termin des Zusammenbruchs und d. h. des Kriegsendes so erschwert. Die Politik der angelsächsischen Mächte sucht durch die Bombardements deutscher Städte und durch die Drohung mit ihrer geometrischen Steigerung diesen Tag schneller herbeizuführen, aber sie verspricht dem deutschen Volke nicht eine Zukunft, für die der Kampf gegen den inneren Feind und: Unter- drücker lohnen würde, nicht Freiheit und gleichberechtigte Mitarbeit am Neu- bau einer besseren Welt. Man verwendet also im Grunde die gleichen terro- ristischen Mittel der Einschüchterung wie die Nazis. Glaubt man die Forde- rang der unbedingten Ergebung könne zum Aufstand gegen das Nazisystem an- reizen, wenn man nicht zugleich deutlich sagt, was msn nach der bedingungs- losen Kapitulation mit dem deutschen Volk vorhat? Man bekommt fast den Eindruck, als wolle man unbedingt eine deutsche Erhebung verhindern Dieses scheinbar unverständliche Verhalten hat Graf Sforza jüngst vor Jour- nalisten in New York — was für Italien gilt, gilt genauso für Deutschland — deutlich und zutreffend charakterisiert: "Die Alliierten könnten keinen schlim- meren Irrtum begehen, als dass sie sich durch die sogenannte revolutionäre Gefahr beeindrucken liessen. Während der langen Jahre der chamberlainisti- sehen Verblendung wurde die Angst zum 4>esten Bundesgenossen Hitlers und Mussolinis. Es würde vielleicht verhängnisvcll sein, wenn man jetzt aufs Neue diesem Irrtum verfiele". Im gleichem Sinne schrieb der "Aufbau" am 16. Juli, dass man durch Bom* bardements, die Armut und Elend noch vergrößerten, nicht die Abrechnung des italienischen Volkes mit seinen faschistischen Bedrückern erreichen werde; dass, man Zusicherungen und Versprechen geben müsse, um die Erhebung des italienischen und des deutschen Volkes herbeizuführen. Mit der Waffe allein könne man den Kampf um die Freiheit nicht entscheiden. Während die derzeitige Politik der angelsächsischen Mächte, die nur allzu sehr an die Chamberlainsche Politik erinnert, das italienische und das deut- sche Volk an der Erhebung verhindert, hat das Deutsche Freiheitskomitee in Moskau das rechte Wort zur rechten Zeit gesprochen, indem es den Deutsche:; Straflosigkeit zugesichert hat, wem sie sich gegen die Hitlerdiktatur und den Krieg empören würden. Wenn die Sowjetunion selbst das Gleiche erklären würde, müsste das stärksten Widerhall bei den deutschen Arbeitern finden. Unser Wenn lautet: Ebenso wichtig wie die Eröffnung der 2. Front, aber un- gleich einfacher und unblutiger ist der direkte Appell an das deutsche Volk zur Sabotage und Erhebung; ein Appel, der nicht unwirksam; gemacht wer- den darf durch die Forderurigen unbedingter Ergebung, den vielmehr eindeu- tige Zusicherungen stützen müssen. Die Situation in Deutschland ist heute so, dass eine derartige Propaganda1, die selbstverständlich sein .sollte, wenn man den Krieg wirklich gegen den Faschismus um Freiheit und. um den Neuauf- bau der Welt führt, zum — wahrscheinlich überraschend schnellen — Zusam- menbruch der Hitlerdiktatur und des Nazisystems, führen müsste, damit aber auch zur wesentlichen Abkürzung des Kriegs, zur Vermeidung ungeheuerer Op- fer an materiellen Gütern, sowie an Blut, Schweiss und Tränen. DEM ZUSAMMENBRUCH ENTGEGEN ;mn^U^„£n=,,!"nd„e« genrlen Nachrichten, deren Datum ® Sabotage aus. Das Personal stelle zu beachten ist. Seitdem ist die unter besonderem Druck; die alten Ei - Zersetzung der inneren Front na- senbahner, die durch Sauckels Dekret türlich viel weiter fortgeschritten. „Europe Speaks" vom 15. April veröf- fentlicht neuere Nachrichten aus Deutschland, die darin übereinstim- men, dass Kriegsmüdigkeit, Unzufrie- denheit und Sabotage zunehmen, dass der Terror der Gestapo entsprechend wächst, dass er aber nicht mehr die frühere Wirsamkeit besitzt. Ein Be- richt sagt: „Während der Terror der Gestapo und der ganze Parteiapparat ständig in kaum glaublicher Weise zunehmen, sinkt dauernd die Produktion. Sonder- prämien und Leistungslohn vermögen daran nichts zu ändern. Das liegt be- gründet in dem Verschleiss der Ma- schinerie, die nicht ersetzt werden kann, in der allgemeinen Erschöpfung der Arbeiter durch Unterernährung und Nervosität und in der direkten Sabotage, vor allem im Langsam Ar- beiten". Besonders gross und unüberwindbar seien die Schwierigkeiten bei der Ei- senbahn. Sie werde dauernd, über an- spracht und nähere sich dem Zusam- wieaeremgestem seien, wuraen ledig- lich in Reparationswerkstätten ver- wendet, dy, sie dort die deutsche Kriegsmaschine am wenigsten schädi- gen könnten. Die ausländischen Arbeiter seien ein unzureichender Ersatz für den Mangel an deutschen Qualitätsarbeiten!. Sie unterrichteten ihre deutschen Kolle- gen über die politischen und ökonomi- schen Vorgänge in den besetzten Län- dern, sowie über die Schandtaten der Nazis, die ihnen nicht bekannt ge- worden seien und grosse Empörung hervorriefen. Zu Gunsten Hitlers aber wirke die Angst vor einem reaktionären Rache- frieden. In einem SOS-Ruf, der nach USA. gelangt ist, heisst es: ..Das deutsche Volk hat eine panische Angst vor einer alliierten Nachkriegs- besetzung, und selbst militante Nazi gegner sind beunruhigt durch die Möglichkeit, dass die Sieger eine reak- tionäre Regierung einsetzen werden, oder dass frühere Führer wie Brüning oder ein General an die Macht ge- bracht werden. Goebbels nutzt diese Furcht, in der die Deutschen einig sind, zu Hitlers Gunsten aus. Um die- se gemeinsame Furcht vor einer alliier- ten Nachkriegswtlt zu überwinden, ist es von allerhöchster Bedeutung, dass die politische Propaganda zwischen dem deutschen Volk und seiner Nazi- regierung unterscheidet." Ein Schweizer Beisender hat auf ei- ner Reise im Rheinland folgende Ein- drücke empfangen (Free World, März 1943): In Köln, wo er ganze Strassen- züge durch die Bombardements zer- stört fand, war nichts mehr von der rheinischen Fröhlichkeit zu merken, nur sorgenvolle und abgespannte Ge- sichter. Die Läden leer, die Menschen abgemagert. Jedoch nicht alle. Die SS sei durch gute Ernährung und Klei- dung aufgefallen. Ebenso gehe es den Industriellen gut. Während die Arbei- ter Kraft, Gesundheit und oft das Le- ben opfern müssten, blühen die In- dustrie und stärke ihre Position. Da die Gewinne gesetzlich beschränkt sei- en, würden sie nicht ausgewiesen, son- dern bereits für Umstellung auf Frie- densproduktion verwendet. „So sorgen wir vor für die Nachkriegszeit, wie auch der Krieg ausgehen mag", hat unserem Gewährsmann ein Fabrikant gesagt. Die Kriegsgewinnler verbräch- ten ihre Ferien im Gebirge. Es herr- sche viel Unzufriedenheit, vor allem bei den Arbeitern. Aber aus Furcht, nach verlorenem Krieg zu Parias er- niedrigt zu werden, klammerten sich noch immer viele an das Regime (vgl. „Stimmen der Zeit"). Die Schandta- ten der Nazis im besetzten Gebiet sei- en der Bevölkerung völlig unbekannt. Der Geist der Freiheit sei in der Ar- beiterschaft nicht ausgestorben, die an ihren alten Idealen festhalte, aber eine Revolution erscheine gegenüber dem Druck der Gestapo unmöglich. Neuere Nachrichten aus Deutschland, die am 1. August in "Europe speaks" No. 10 mitgeteilt worden sind,'besa- gen, dass der Widerstand wächst. Sol- daten von der Ostfront gäben öffent- lich ihrem Hass gegen die SS und die Naziführer Ausdruck. Die Gestapo sei instruiert werden, solche Vorkomm- nisse zu ignorieren. Die Opposition von konservativ gesinnten Professoren und Studenten sei sehr gewachsen; sie sähen in den Nazis eine Gefahr für Deutschlands Zukunft und such- • ( ten Verbindung mit den antinazisti- schen Arbeitern. Antikriegsinschriften auf den Strassen gäbem Hitler persön- lich die Schuld an den Luftangriffen, etwas, was vor einem Jahr noch un- möglich gewesen sei. Man hoffe viel- fach auf baldigen Einmarsch der Sowjettruppen in Schlesien. Andererseits herrsche eine geradezu pa- nische Angst vor der Besetzung durch die Alliierten; auch aktive Antinazis seien berunruhigt durch den Gedan- ken, dass die Sieger eine reaktionäre Regierung einsetzen kennten, etwa Brüning oder einen General. Göbbels nütze diese An^st, die von allen Deutschen geteilt werde, zugunsten Hitlers aus. Sauckel bekommt Angst. Nämlich vor den Million en fremder Zwangsarbeiter. Er hat in den Rü- stungsfabriken Anschläge anbringen lassen, in denen erklärt wird, man habe nicht ohne grosse Sorge se vie- le fremde Arbeiter mach' Deutsch- land gebracht; es sei aber leider not- wendig gewesen. Man könne Arbeits Verweigerung- und langsames Arbei- ten nicht dulden, aber andererseits, sei jede ungerechte Behandlung -Vi Bezug auf Bezahlung und Ernährung zu vermeiden (Mitteilungen des IGB). Dieses Zuckerbrot kommt zu spät. "Europe Speaks" teilt mit, dass die französischen Arbeiter von der stär- ker wiederäuflebenden französischen Gewerkschaftsbewegung genaue An- weisungen bekommen, wie sie sabo- tieren und die Revolution vorberei- ten sollen. Man solle klar machen, dass alle Deutschen, die jetzt noch fielen, umsonst geopfert würden, und einem Verlust für den ganzen Konti- nent bedeuteten. Die französischen Arbeiter, so wird weiterhin mitgeteilt, hätten gute Verbindung mit ihren Kameraden aus anderen Ländern und auch mit den deutschen Arbeitern. Die Gefangenen in den Konzentra- tionslagern mobilisiert? In einem Aufsatz, in dem sie zu dem Schluss kommt, dass Hitler deutsch- land sich dem Zusammenbruch schnell nähert, berichtet Genevifrve Tabouis, dass die letzte Massnahme, durchs die man den Mangel an Solda- ten mildern wolle, die Mobilisierung der Konzcutrationslagerhäftlinge für den Heeresdienst sei. Sie gibt ihre Ein englischer Lord ist unserer Meinung VISCOUNT CECIIi OF SHELWOOD: IM OBERHAUS: "Ich weiss, dass Lord Vansittart oft gesagt hat, er glaube nicht, dass es in Deutschland irgendjema nden gebe, der nicht das Naziregime im wesentlichen billige. Ich musU safeen, dass nach meiner Meinung der Augenschein das Gegenteil beweist..es gibt Nicht- Nazis und zwar int grosser Zahl... Ich kann mir nicht helfen, wenn ich Lord Vansittart höre, habe ich manch- mal das Gefühl, dass ein Mann in jeder Hinsicht froh ist, über alles was er sagt, und das ist Herr Goebbels. Ich glaube, tilass diese Art Konzen- trierten Hasses, die in fast jeder Aeu- sserung des noblen Lordls hervortritt, gerade das ist, von dem die deutschen Führer wünschen, dass es in den feindlichen Ländern existieren möge. Es gibt ihnen die (Möglichkeit, die Deutschen zu grösserer Anstrengung aufzupeitschen. Man spricht von lan- ger Besetzung. Das hat Napo'eon ver- sucht, und das hat sicher mehr da- zu beigetragen, als irgend etwas an- dere-!, die Deutschen in Feindschaft gegen die Fremden zu einigen. Dann gibt es einen Vorschlag, Deutschland in verschiedene Staaten zu zersplit- tern. Ich glaube nicht, dass das prak- tisch wäre. Ich weiss nicht, was man tun könnte, wenn diese Staaten spä- ter sich formal oder praktisch zusam- menschlössen und als ein Staat han- delten. .. Man hat die Möglichkeit ei- ner Wiedererziehung Deutschlands erwogen. Ich glaube nicht daran, dass man fremde Erzieher nach Deutsch- land! schickten könnte, um die Deut. Sehen politisch zu erziehen. Ich bin sicher, dass ein solcher Versuch schei- tern müsst®... Die einzige Möglich- keit, Deutschland wieder zu erziehen, iätt, dass die Deutschen sich selbst er- ziehen. . . Man sagt, man müsse Deutschland entwaffnen, nicht als Teil einer allgemeinen Entwaffnung. Ich bin für eine Rüstungsbeschrän- kung in dier ganzen Welt, aus ande- ren Gründen. Aber das ist eine ganz andere Sache. Wenn Lord Vansittart das mit seiner Beseitigung des Mili- tarismus in Deutschland meint, so stimmte ich ihm zu; aber er verbin- det dlasi mit einem Angriff auf die ökonomische Blüte Deutschlands, und ich kann deshalb nur glauben, dass er Deutschland in Sklaverei bringen möchte ... Ich bin tief überzeugt da- von, dass wir unser Aeusserstes tun müisen, um denjenigen Deutschen zu helfen, die wirkliche Gegner nicht nur des Naziregimes sind, sondern auch der ganzen Konzeption, die in Deutschland schon viele Jahre vor der Machtergreifung t?er Nazis vorhan. den war. Alles, was wir tun können, um zu helfen, müssen wir tun." MUSS DEUTSCHLAND AM LEBEN BLEIBEN? (Julius Braunthal, Need Germany survive?) Das Buch enthält mehr, als der Ti- tel verrät. Es Ist eine umfassende und gründliche Darstellung des deutschen Nachkriegsproblems, das aber nur als Teil des europäischen Problems und als eine Teilfrage der gesamten Welt- krise betrachtet wird. Es ergibt sich dabei eine weitgehende Uebereinstim- Quelle nicht an. Wenn die Nachricht zutreffend ist, so würde das allerdings bedeuten, dass die Nazis am Ende ih- res Lätein .sind. Den Konzentrations- lagerinsassen Waffen in die Hand ge- ben — besseres können wir uns und ihnen nicht wünschen! mung mit dem von uns eingenomme- nen Standpunkt. Mit reichem historischem Wissen und umfangreicher Literaturkenntnis führt B. zunächst die Geschichteklittsrun- gen und kurzsichtigen Hassgesänge der Vansittartisten ad absurdum, die Herder und Fichte und selbst Hölder- lin als Wegbereiter der Nazis hinstel- len, aim die angeborene Verderbtheit "der Deutschen zu beweisen. Demge- genüber zeigt B„ dass das deutsche Volk ein Volk wie andere ist, und dass nur bestimmte soziale Gruppen in ihm Träger des Militarismus und Imperialismus waren und sind, denen es unter bestimmten Bedingungen ge- lingen konnte, Teile der breiten Mas- sen aufzuhetzen und irrezuführen. Scharf und trefflich wird das Versa- gen der Weimarer Republik und der sozialdemokratischen Führung kriti- siert. Aber zugleich wird festgestellt, dass die reformistischen Illusionen und die revolutionäre Unreife, die in der deutschen Revolution so krass zu- tage traten, gemeinsames Kennzei- chen der gesapaten europäischen Ar- beiterbewegung mit Ausnahme der Bolschewisten gewesen sind. Gegenüber der Behauptung von der im Wesen des Deutschen liegenden Kriegs- und Angriffslust verweist B. auf das Zeugnis des amerikanischen Journalisten Shirer, der in seinem "Berlin Diary" die Reaktion der Ber- liner auf den Kriegsausbruch als "die stärkste Antikriegsdemonstration" be- zeichnet, die er je gesehen habe. B. geht in seinen weiteren Darlegun- gen von der Tatsache aus, dass wir auf Grund des Widerspruchs, der zwi- schen der riesigen Entwicklung der Produktivkräfte und dem Festhalten an einer überlebten Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung besteht, in einer Epoche der Revolutionen leben. Im dialektischen Prozess dieser Weltrevo- ultion, die unter Pausen und konter- revolutionären Vorstössen vorwärts" schreite, seien bisher die bolschewisti- sche Revolution, die nationalen Revo- lutionen in Ost- und Zentraleuropa, der Faschismus, der zweite Weltkrieg und das Erwachen Asiens die hervor- stechendsten Ereignisse gewesen. Wie der vorige so müsse der jetzige Welt- krieg infolge der unter dem Zwang der Kriegsnotwendigkeiten gemachten gewaltigen technischen Fortschritte mit ihrer .phantastischen Steigerung der Produktionskapazität die wirt- schaftlichen Widersprüche und gesell- schaftlichen Gegensätze weiter stei- gern, falls man in den alten Anschau- ungen und Methoden verharre. Mit überzeugenden Beispielen stellt B. die Armut der Vielen — selbst in den reichen angelsächsischen Län- dern — dem Reichtum der Wenigen, das Massenelend dem gesellschaftli- chen Reichtum, die künstliche Ein- schränkung der Produktion und die Nichtausnutzung der technischen Fortschritte den schier unendlichen Möglichkeiten der Produktionssteige- rung durch eine plasmässige Ausnut- zung der modernen Produktionsmittel gegenüber, um dann zu zeigen, wie die neue Zeit der planwirtschaftliehejn Regelung der Produktion und Kon- sumation sich ankündigt in der wirt- schaftlichen Hebung des Tenessee Val- ley, durch die Massnahmen des New Deal, im sozialistischen Aufbru-ch der Wiener Gemeinde, in den agrarischen Kollektivwirtschaften Palästinas und in den wirtschaftlichen und sozialen Leistungen der Sowjetunion. Wenn Jpreiheit der Völker und der Einzelmenschen das Ziel des Krieges sein solle, so dürfe man nicht an der entscheidenden Tatsache der kapita- listischen Monopolherrschaft vorüber gehen, deren Fortbestehen jede Frei- heit unmöglich machen müsse. Der Stahltrust in USA habe zwar 160 000 kleine Aktionäre, aber alleinbestim- mend seien sechs Leute; Standard Oil habe 300 000 Aktionäre, aber der Präsident allein vereinige alle Macht in seinen: Händen. Ueber mehr als 21 Milliarden Bankguthaben würde von höchstens einem Dutzend Bankmag- naten in Wallstreet verfügt. Was blei- be angesichts solcher Zusammenbal- lung der ökonomischen Macht in we- nigen Händen von der vielgepriese- nen, auf dem Privateigentum beru- henden Freiheit übrig? Berle Means sage in seinem Buch "Modern Corpo- ration and Private Property": "Durch die Revolution der Vertrustung hat der Privateigentümer seine freie Per- sönlichkeit in höherem Masse einge- büsst als der Arbeiter durch die indu- strielle Resolution... Macht, Verant- wortlichkeit und alles, was das Wesen des Eigentums ausmacht, das früher individuell war, sind an eine beson- dere Gruppe übergegangen, in deren Hand die Kontrolle liegt." Zur Zeit der bürgerlichen Revolutionen habe man das Privateigentum, als integrie- renden Bestandteil der persönlichen Freiheit gegen den feudalen Staats- absolutismus verpflichtet; heute habe das Privateigentum innerhalb des feu- dalen Monopolkapitalismus genau die umgekehrte Funktion, nämlich die Freiheit unmöglich zu machen. Es be- stehe die Gefahr, dass die Freiheit für lange Zeit vernichtet werde, denn sie sei noch jung und nicht genügend im Bewusstsein der Menschen veran- kert. Trotzdem müssten die kapitalistischen Beherrscher der Welt die Revolution der Massen fürchten. Der Direktor des Internationalen Arbeitsamtes rechne nach dem Krieg mit einer -Ar- beitslosigkeit von 150-200 Millionen. Wie wolle man damit innerhalb der Grenzen des heutigen auf dem Pro- fit basierenden Wirtschaftssystems fertig werden? Die kapitalistische Reaktion wolle ih- re Herrschaft mit den gleichen Me- thoden aufrecht erhalten wie nach dem ersten Weltkrieg. Die durch die Naziunterdrückung aufgestachelten nationalen Hassgefühle sollten ausge- nutzt werden, um Europa aufs neue in eine Menge souveräner Staaten zu zersplittern, und auf diese Weise den Zusammenschluss Europas und seiner Arbeiterklasse zu hindern. Deutschland solle innerhalb dieses Europa einer Sonderbehandlung un- terworfen werden. Wenn man die Entwaffnung und zeitweise Besetzung Deutschlands fordere, so sei das be- rechtigt. Aber alles komme darauf an, in welchem Geist und mit welchem Ziel sie erfolgen sollten. Sie seien sinnlos, wenn man die sozialen Grund- lagen des deutschen Militarismus und Imperialismus bestehen lasse. Das deutsche Problem sei mehr ein sozia- les als ein technisches, es müsse kon- struktiv und nicht destruktiv gelöst werden. Das einzige erfolgreiche Mit- tel zur Umgestaltung Deutschlands sei die Vollendung der nach dem vo- rigen Weltkrieg gescheiterten sozialen Revolution. Deshalb dürfe die Beset- zung nicht Rache und Strafe, sie müs- se Hilfe, sie dürfe nicht Verhinderung, sie müsse Unterstützung der deutschen Revolution .sein. Das erstere' bedeute ein bewaffnetes und armes Europa mit der sicheren Aussicht auf die Wied Herstellung des deutschen Natio- nalismus, Militarismus und Imperia- lismus und damit auf neues Chaos und neuen Krieg; denn man könne die Deutschen auf die Dauer ebenso wenig entrechten wie die Iren, Polen oder Tschechen. Das zweite, die deut- sche Revolution, dagegen sei unerläss- liche Voraussetzung für die Schaffung eines einigen und friedlichen Europa. Gegenüber den Anschlägen der Welt- reaktion, die' durch die Hetze gegen das ganze deutsche Volk und durch die Unterdrückung Deutschlands die deutsche und die europäische Revolu- tion verhindern wolle, sei die Einheit der Arbeiterklasse unbedingtes Erfor- dernis. Der Nation al-3ozialismus, Sem manche Sozialisten unter dem Ein- druck der Naziverbrechen verfallen seien, müsse ersetzt werden durch die internationale Solidarität der Arbei- terklasse. B. schliesst sein grösster Beachtung weites Buch mit den Worten: "Wir müssen den Frieden politisch und öko- ncmiscji so gut wie psychologisch vor- bereiten, solange der Krieg noch tobt. Versöhnung, die erste Voraussetzung für dauernden Frieden und schöpfe- rischen Wiederaufbau, wird dem Siege nicht auf dem Fusse folgen, wenn die Herzen der Menschen in der Sintflut des Krieges mit nationalem Hass er- füllt werden. Wir Sozialisten vor al- lem müssen uns- tief unserer Verant- wortung gegenüber den Zielen der Brüderschaft und der internationalen Solidarität bewusst sein, denen wir unser Leben geweiht haben. Wir müs- sen das Ideal geistiger Gesundheit und Menschlichkeit inmitten einer sus den Fugen geratenen Welt auf- rechterhalten." August Sieimen. ZUVERSICHT Gib mir Genosse, deine schwere Hand, in deren Zittern nur die Arbeit lebt. Uns eint ein unsichtbares Band1, das nur der Gleiche gleich erlebt. Wir sind vielleicht vom Kämpfen miid\ doch nicht besiegt. Und! jeder Schritt von uns geht m't den Tausend mit. Was sind da Mühen, die missraten! Wir dürfen nur nicht voneinandergehn — In jeder Stadt und jedem Land' sind! Kameradien, die wir beim Siege wiedersehn. Oscar Maria Graf. SPANNUNGEN Das Bündnis zwischen den angelsäch- sischen Mächten und der Sowjetunion ist ein Zweckbündnis gegen einen gemeinsamen gefährlichen Gegner, nicht ein Herzensbündnis Gleichge- sinnter. Nach dem heute nicht nur innerhalb der Achse, sondern fast all- gemein herrschenden . Grundsatz der alten Diplomatie "Nur nicht ausspre- chen, was ist!" hat man sich eifrig bemüht, die vorhandenen Gegensätze •zu "Vertuschen und die vollste Einmü- tigkeit zu betonsn. Demgegenüber ha- ben wir die ketzerische, aber wie wir glauben, gut sozialistische Auffassung vertreten, dass man ruhig und sach- lich aussprechen soll, .was ist. Die Nötigung zum Zusammenhalten ge- genüber dem gemeinsamen Feind ist nach unserer Ueberzeugung so stark, dass man unbesorgt die Verschieden- heit der Auffassung diskutieren soll- te, um sie nicht durch Totschweigen zu vertiefrn. Heute treten die Mei- nungsverschiedenheiten so offen zu Tage, dass man .sie nicht mehr weg- leugnen kann, dass sie vielmehr in der Presse rscht breit behandelt wer- den. Die Taktik des Totschweigens hat be- kanntlich dazu geführt, dass die Kom- munisten im Auslande, insbesondere die deutschen Kommunisten, jade Kritik der monopolkapitalistischen reaktionären Sektoren in Washing- ton und London, wie wir sie stets ge- übt haben, ablehnten, ja, dass sie dar- über hinaus jedes Eintreten für einen sozialistischen Neuaufbau Deutsch- lands und Europas als sektiererisch, trotzkistisch, quintakolumnistisch ver- urteilten. Wir haben ihnen gesagt, dass sie hier — ebenso wie früher mit ■ihrer Behauptung, dass England und nicht Hitler der Feind No. 1 sei — in Kürze sich zu "unserem Standpunkt bekehren würden. Heute zeigt es sich, dass wir wiederum recht behalten ha- ben. Die Sowjetunion trug und trägt das Schwergewicht des Krieges. Ihre Lei- stungen, die Hitlers Sieg verhindert und ihm den entscheidenden Schlag versetzt haben, werden immer wieder ven den leitenden Staatsmännern Englands und der Vereinigten Staa- ten anerkannt. Aber währenddessen müssen die russischen Menschen und das russische Land so ungeheuere An- strengungen und Opfer darbringen, dass sich die Sowjetunion weder mit solcher Anerkennung, noch mit der ihr bisher gewährten beschränkten realen Hilfe zufrieden geben kann. Sie verlangt immer dringender die zweite Front. Als solche erkennt man mit Recht Italien nicht an. Die Be- setzung Siziliens und das Hinüberge- hen nach Italien sind zweifellos sehr wesentlich für die englische Herr- schest im Mittelmeer. Eine entschei- dend 3 Entlastung der Sowjetunion bedeuten Kampf und Erfolge der Al- liierten auf diesem Nebenkriegsschau- platz, der nur e:ne relativ geringe Zahl deutscher Divisionen bindet, je- doch nicht. Solange die zweite Front nicht ge- schaffen ist, werden die Stimmen nicht zum Schweigen gebracht wer- den können, die da sagen, dass die reaktionären Kräfte in USA und Eng- land keinen entscheidenden Sieg der Sowjetunion wünschen, dass sie viel- mehr mi^ Befriedigung zusehen, wie die Sowjetunion sich ausblutet. Als Cord eil Hull kürzlich mit Entrüstuno- entsprechende Aeusserungen eines amerikanischen Journalisten zurück- gewiesen hat, hat dieser kaltschnäu- zig geantwortet, nicht grosse Worte, sondern nur Taten könnten das Ge- genteil beweisen. Ein anderer Punkt, an dem die . Dif- ferenzen zutage getreten sind, ist die Bildung des deutschen Freiheitsko- mitees in Moskau, die ihren besonde- ren Akzent dadurch erhält, dass Eng- land und USA die Bildung solcher Komitees nicht wünschen, und dass die Kundgebungen des Moskauer Ko- mitees teilweise in Widerspruch ste- hen zur Haltung der angelsächsischen Mächte. Noch deutlicher sind Aeusserungen der Sowietzeitschrift "Der Krieg und die Arbeiter". In ihnen wird entschie- den Stellung genommen gegen die Machenschaften der kapitalistischen Reaktion. Man wirft der alliierten Politik sogar vor, dass sie unter dem Einfluss der reaktionären kapitalisti- schen Gruppen und unter der Füh- rung des nordamerikanischen Au- ssenamtes halbfaschistische Methoden bei der Regierung der ven der nazi- faschistischen Unterdrückung befrei- ten Gebiete anwenden wolle, wie das Beispiel Siziliens das erweise. Demge- det. "La France Nouvelle" meint, es g-eniiber wird nachdrücklich Recht' sei deutlich, dass USA geradezu wi- und Wille der Sowjetunion betont, an derwillig seine Anerkennung ausge- der Neuordnung Europas in entschei- sprechen habe wie gegenüber einem aender Weise teilzunehmen. ansteckenden Kranken, aus Furcht In offiziellster Form aber traten die vor einer Linksentwickimg in Frank- Gegensätze in der Frage der Anerken- reich. Die von Washington geübte nung. des Französischen Freiheitsko- Reserve bedeute die Gefahr der Ein- mitees hervor. Die Anerkennung durch Mischung in die inneren Verhältnisse die Vereinigten Staaten ist so- betont Frankreichs. Man dürfe sich in Wa- kühl und eingeschränkt, dass "La shingtcn nicht wundern, dass die ent- France Nouvelle" am 5. September gegengesetzte Haltung Moskaus gera- sagt: "Roosevelt hat uns anerkannt, de das herbeiführen werde, was man ohne uns anzuerkennen". Die Aner- vermeiden wolle, nämlich ein mäch- kennung von Seiten Englands ist tiges Anwachsen der französischen zwar liebenswürdiger in der Form, Sympathien für die Sowjetunion. aber immer noch so verklausuliert, Es bleibt abzuwarten, ob es der ge- dass von ihr gesagt wird: "Churchill planten Aussprache zwischen Roose- hat uns anerkannt... zum Teil". velt, Churchill und Stalin gelingen Demgegenüber hat Stalin in gerade- wird, die an den verschiedensten Stel- zu prononzierter Form das Komitee len hervorgebrochenen Gegensätze als die vollgültige Vertretung Frank- und Meinungsverschiedenheiten aus- reich« anerkannt* was natürlich den zugleichen. ungeteilten Beifall der Franzosen fin- Ernsf Lakenbacher: UM DAS NATIONALKOMITEE FREIES DEUTSCHLAND Ein Akt von historischer Bedeutung für die Zukunft des deutschen Volkes, ein Akt von hoher Wichtigkeit für die staatspolitische Kriegsführung der antina- zistischen Mächte — das ist die Errichtung des Nätionalkomitees Freies Deutsch- land in Moskau. In einem Augenblick, wo die angelsächsische Politik unter den Einfluss des Vansittarismus gerät — der letzte Kongress des Labour Parry auf der einen Seite des Atlantik, die Ausschaltung des Vizepräsidenten Wallaee und des Unterstaatssekretärs Sumner Welles auf dem anderen Gestade sind deutliche Indizien dafür — in diesem Augenblick bekundet die * Sowjetregie1- rung, dass sie an dem Standpunkt festhält, den ihre Staatsmänner, Stalin vor- an, immer bekundet haben. Die Worte, die Stalin in seinenf Tagesbefehl an Heer und Marine am 23. Februar 1942 gebraucht hat und di© in dem Satz gip- felten: "Die geschichtliche Erfahrung beweist, dass die Hitler kommen undi ver- gehen, während Volk und Reich der Deutschen bleiben", sie haben ihren staats- politischen Niederschlag in der Ermöglichung der Errichtung des NKFD durch die Sowjet-Union gefunden, die deutschen Antifaschisten im Exil, die an ein anderes Deutschland glauben, haben allen Anlass, über die Schranken politi- scher und weltanschaulicher Differenzen hinweg die Bedeutung dieses Ereig- nisses zu erkennen. Einen Gradmesser, für die Bedeutung des Aktes bietet die Reaktion der offi- ziellen anglosächsischen Welt auf ihn. Es ist daher nicht uninteressant, sie in den zwar sorglich abgedämpften, aber doch vielsagenden Pressemeldungen der grossen amerikanischen Agenturen zu verfolgen. . - Am 29. Juli meldet United Press ganz perplex, dass in Washington das Mani- fest des NKFD "angesehen wird als ein Indiz dafür, dass die Sowjetunion die Absicht habe, unabhängig vcn den Vereinigten Nationen vorzugehen"... "Die- ses Manifest wird, obgleich es nicht im Namen der Sowjetregierung erlassen wurde, als eine russische Proklamation angesehen, da die Sowjetregierung das NKFD patronisiert". Und es wird mitgeteilt, dass die nordamerikanischen amt- lichen Stellen nunmehr die Arbeiten an den Plänen für ein Nächkriegseuropa beschleunigen wollen. Am 11. August sendet United Press einen Vorbericht nur Konferenz zwischen Roosevelt und Churchill in Quebeck und bezeichnet gera- dezu "das Manifest, das in Moskau durch die Bewegung Freies Deutschland veröffentlicht wurde" als eines der "Ereignisse, welche die neue Konferenz der beiden Staatsmänner notwendig gemacht haben." .. .Für den. Augenblick un- terscheidet sich der Standpunkt, auf dem die Russen in Beziehung auf Deutsch- land stehen, von dem anglo nordamerikanischen, — aus welchem Grunde die Behörden es für notwendig halten, diese Divergenz zu beheben, damit es nach dem Kriege in der Lösung des Problems des besigten Deutschland keine Schwie- rigkeiten gebe". — Und am 4. September, nach den Konferenzen in Canada, berichtet UTP: "Während der Konferenz kamen die beiden Staatsmänner zu dem Schlüsse, dass zwischen Grossbritannien und den Vereinigten Staaten einer- seits und Russland andererseits als Folge der Errichtung des NKFD in Mos- kau keine grossem Differenzen bestünden". Wonach also alles in schönster Ord- nung wäre. Am 6. September ist die United Press wieder soweit, eine von den amtlicher* Stellen in Washington präparierte Beruhigungspille den Lesern der Weltpres- se weiterzugehen: Die Errichtung des NKFD durch die Russen errege zwar noch einige Zweifel, verursache aber keine Besorgnis. Sie stünde zwar in Wi- derspruch mit der Vansittarismus genannten These. Aber diese sei auch vcei der anglo-amerikanischen Diplomatie zurückgewiesen worden, deren Ziel nichts anderes sei, als die Zerstörung der Naziideologie und die Vernichtung der Ty- rannei des preussischen Militarismus. Ueber diesen besondren Punkt bestün- de Uebereinstimmung zwischen der Kriegspolitik Russlands und der Angloame- rikaner. Die United Press ist keine offizielle Regierungs-Nachrichtenagentur, aber sie bemüht sich freiwillig, alle ihre Aeusserungen über internationale Politik in Uebereinstimmung mit den Staatskanzleien in Washington und London zu halten. Sie behandelt die Gründung des NKFD ausschliesslich als einen Schach- zug der russischen Politik gegen die angloamerikanischen Verbündeten. Dass am Komitee Deutsche beteiligt sind, dass seine Errichtung der erste Akt selb- ständiger Staatspolitik der deutschen antifaschistischen Opposiion ist, das kommt der UP überhaupt nicht in den Sinn. Da ist Time, die grösste politische Wochenrevue der USA, die der Washingto- ner Politik eher kritisch gegenübersteht, weitaus wirklichkeitsnaher. Time stellt erstens in Uebereinstimmung mit dem Leitartikler dar New York Pest, Samuel Grafton, fest, dass das Manifest deutsche, nicht russische, noch englische oder amerikanische Schlagworte aufstellt, die Deutschen auffordert, für ihre eigene Sache, nicht für eine fremde zu kämpfen. "Zweitens könnte' es ein politisches Manöver sein, Russiands letzter Versuch, die wirkliche zweite Front zu bekom- men, die es braucht in Europa, das..., kombiniert mit dem russischen Vor- marsch, die Führung der USA und Grossbritanniens überzeugt, dass sie besser daran täte, rasch nach Berlin zu kommen, vor der Roten Armee. Drittens mag der Zug Russlands Methode sein, um sein Missvergnügen zu zeigen über die Art, wie Winston Churchills und Franklin Roosevelt Russland in ihren Plä- nen für die Verwaltung' Europas nach dem Kriege ignoriert haben... Washing- ton und London waren überrascht und gekränkt, dass sie nicht vorher ver- ständigt worden waren"... Time zitiert den Ausspruch eines Beamten in Washington: "Russland hat eine festgelegte Politik für jedes Land... Eng- land hat mehrere politische Linien, die es je nach den wechselnden Umstän- den verfolgt. Wir haben gar.keine". New York Herald Tribune meinte: "Wenn England und Amerika/ von dem einen Ende in Deutschland mit AMGOT (der anglo-amerikanischen Militärverwaltung, Muster Sizilien) eindringen und Russ- land von dem äderen mit dem neuen Komitee wird die Situation Zumindestens, um keinen schärferen Ausdruck zu gebrauchen, verwirrend sein". Für die antifaschistischen Deutschen in Argentinien brachte der Artikel der Time eine Ueberraschung: "Es ist höchst bezeichnend", sagt sie, "dass Deutsch- land Wirtschafts-, Handels- und Gewerbefreiheit haben soll, gesichertes Recht auf Arbeit und rechtmässig erworbenes Eigentum... Danach haben wir im Wege der Schlussfolgerung zu protokollieren, dass Russland für ein demokra- tisches kapitalistisches Regime in Nachkriegsdeutschland eintritt". Unsere Kenntnis des Manifests stammte aus einer Wiedergabe in der in Buenos Aires — 10 — anfangs August erschienen Nr. 33 des "Volksblatt", die ausdrücklich als Ab- druck des Wortlauts des Manifestes bezeichnet wurde; dieser "Wortlaut" liess so weitgehende Schlussfolgerungen, als Time sie zieht, nicht zu. Als daher Ti- me am 30. August nochmals eine volle Seite ihres sehr ökonomisch ausgenütz- ten Raumes dem Abdruck des Wortlautes des Manukriptes widmete — ein In- diz mehr für die grosse Bedeutung, die ihm in Washington! zugesprochen wird —. war unsere Aufgabe, die beiden "Wortlaute" mit einander zu1 vergleichen. Die Prüfung ergab neben einigem anderen weniger bedeutungsvollen Abwei- chungen, dass in dem in Buenos Aires in deutscher Sprache veröffentlichen Wortlaut der nachfolgend wiedergegebene Passus fehlt: "Es (d. h.) unser Ziel) bedeutet die Wiederherstellung und Ausweitung der politischen Rechte und sozialen Errungenschaften des arbeitenden Volkes; Rede-, Presse-, Versammlungs-, Gewissens- un£ Glaubensfrei- heit. Es bedeutet Wirtschafts-, Handels- und Gewerbefreiheit; das ge- sicherte Recht auf Arbeit und rechtmässig erworbenes Eigentum. Es be- deutet die Rückgabe des Eigentums an seine rechtmässigen, von den fa- schistischen Gewalthabern geplünderten Besitzer; die Konfiskation des Eigentums der für den Krieg Verantwortlichen und der Kriegsverdie- ner; den Warenaustausch mit anderen Ländern als die natürliche Grund läge zur Sicherung nationaler Wohlfahrt. Es bedeutet die sofortige Be- freiung der Opfer des Hitler-Terrors und ihre materielle Entschädigung für den verursachten Schaden. Es bedeutet die gerechte, unerbittliche Untersuchung gegen die für den Krieg Verantwortlichen, Anstifter. Rä- delsführer und Mitschuldige hinter der Szene, derjenigen, welche Deutsch- land in den Abgrund führten und den deutschen Namen mit Schande bedeckten. Zu gleicher Zeit bedeutet es aber Amnestie für alle Hitleran- hänger, die ihn rechtzeitig verlassen und sich der Bewegung für ein freies Deutschland anschliessend' Es mindert nicht die Bedeutung, die wir der Errichtung des NKFD als staats- politischem Akt zubilligen, wenn wir feststellen, dass wir gegen seine innere Konstruktion und gegen den Inhalt seines Manifests erhebliche Bedenken he- oen. Die innere Konstruktion erfolgte nach dem Schema der "nationalen Ein- heitsfront" als Koalition von äusserst rechts mit äusserst links. Die Majore, Hauptleute und Leutnants, die das Manifest gezeichnet haben, sind seltsame Baumeister eines neuen Deutschland. Aus einem Artikel des Präsidenten Erich Weinert in der! Pravda, den die Associated Press verbreitete, erfahren wir, dass die antifaschistischen Schriftsteller und Parlamentarier, die mit den Offizie- ren das Komitee bilden, sich erst das Vertrauen ihrer Verbündeten erwerben mussten, "denn viele Offiziere und Soldaten glaubten nicht an die patrioti- schen Ziele der antifaschistischen Front und hatten den Verdacht, dass deren Ziele nur rein parteipolitischer Natur seien". Offenbar ist es den Abgeordne- ten Pieck, Hörnle etc. gelungen, die Herren Offiziere einschliesslich des Gra fen von Einsiedeln, des Enkels des Fürsten Bismarck, davon zu überzeugen, dass ihr finsterer Verdacht völlig ungerechtfertigt war. Es ist dann nicht weiter erstaunlich, dass sich die Sprösslinge der preussischen Junkerklasse tiig Unverletzlichkeit des rechtmässig erworbenen Eigentums an ihren Rittergütern sichern liessen und au,ch die Amnestie für ihre Klasseh- gencssen, die rechtzeitig vom sinkenden Schiff des Nazismus desertieren wer- den. Vergessen ist, dass es) neben den Industrieherren die Herren von Aar und Halm waren, die Hitler in den Sattel hoben, als die Enthüllung über den Ost- hilfeskandal ihre Klassenposition bedrohte. Es war in den gemütlichen Zeiten der alten Habsburger Monarchie. Einer von den ungarischen Ministerpräsidenten, wenn ich nicht irre, war es der Graf Kuehn-Hederväry, hatte das Abgeordnetenhaus aufgelöst und mit Aufwendung grosser Mittel für Bestechung Neuwahlen durchgeführt, die aber zu seinem lebhaften Staunen eine oppositionelle Mehrheit ergaben. Als er dieses Stau- nen vor einem Führer der Opposition äusserte, warf, dieser sich stolz in die Heldenbrust und gab das geflügelte Wort von sich: "Durchlaucht, ungarisches Patriot verkauft Iberzaigung, aber liefert nicht!" — Nach Hitlers Fall wird es sich herausstellen^ welcher von den beiden Flügeln des Moskauer Komitees nicht liefern wird. — 11 — ARBEITERBEWEGUNG UND SOZIALISMUS Arbeiterbewegung und sozialistischer Aufbau in Palästina. Darüber schreiben die Mitteilungen des IGE am 1. Juli: "Für den wirtschaftlichen und sozia- len Aufstieg des Landes sind die or- ganisierte Arbeiterschaft und ihre Lei- stungen von entscheidender Bedeu- tung. Der palästinensische Gewerk- schaftsbund zahlt 133.600 Mitglieder. Alle Berufstätigen sind fast aus- nahmslos organisiert. Ihrem vereinten unermüdlichen Kampf ist es zuzu- schreiben, wenn die Minimallöhme in Palästina um das 2-4fache über den entsprechenden Einkommen in Ae- gypten, Syrien und dem Irak liegen ... Mehr als 2|3 der Agrarproduktion wird durch genossenschaftliche Sied- lungen' erzeugt. 45 Verbraucher- und 68 Produktionsgenossenschaften, de- ren Umsätze und Finanzierungstätig- keit bereits in die Millionen Pfund gehen, stellen einen beachtlichen ge- meinwirtschaftlichen Sektor dar. In krassem Gegensatz zu dieser fort- schrittlichen Entwicklung steht die unzulängliche staatliche Sozialpolitik ... Mit Bücksicht auf die noch in ihren ersten Anfängen steckende staatliche Sozialversicherung war die Arbeiterschaft gezwungen, eigene Hilfseinrichtungen zu entwickeln. Auf der Basis gegenseitiger Hilfe aufbau- end, unterhält der Gewerkschaftsbund Versicherungen gegen Krankheit, Be- rufsunfähigkeit, Arbeitslosigkeit, Wit- wen- und Hinterbliebenenversorgung. Die Beitragsaufkommen aller dieser Institutionen beliefen sich im ver- gangenen Jahr auf über 1|2 Million Pfund... 9 Hospitäler und Sanato- rien, 25 Zahn- und andere Kliniken, 30 Kinderheime, sowie hunderte von ärztlichen Beratungs- und medizini- schen Versorgungsstellen werden un- terhalten. in den letzten 5 Jahren hat der Erwerbslos ?nfond direkt 320 000 Pfund für Unterstützungen ausgegeben und auf indirektem Wege für nahezu 2 Millionen Pfund Nct- standsarbeiten finanziert. Sozialistische Forderungen für Italien stellt die Organisation "Giusticia e Li- berta" auf-, obwohl sie keinen prole- tarischen Charakter trägt. Ausser der Beseitigung der Monarchie fordert ih- re programmatische Kundgebung auch die der kapitalistischen Monopo- le und des Grossgrundbesitzes als der ökonomischen Grundlagen des Faschismus. Sie verlangt eine Orga- nisierung und eine Kontrolle der Produktion, die die Bedürfnisse der Gesellschaft zu befriedigen vermöge. Gegen den Nationalismus, für den Sozialismus treten die deutschen Sozialdemokra- ten der Tschechoslowakei in ihren Mitteilungen ein. Sie schreiben: "Es muss für jeden Sozialisten klar sein, dass nicht in den nationalen Proble- men die Ursache der gegenwärtigen Katastrophe liegt, sondern in der an Haupt und Gliedern tödlich erkrank- ten Gesellschaftsordnung, aus der ei- ne neue, gesunde und allen Wettern trotzende, sozialistische Gesellschafts- form geboren werden muss. Für sie müssen wir einstehen, für sie müssen wir dasi Beste hergeben, um sie sicher zu machen. Wer aber davon träumt dass dieser Prozess der Erneuerung ohne die Einheit der Arbeiterklasse günstig ablaufen könnte, hat aus der Geschichte der Arbeitergewegung nichts gelernt. Ihm kann weder gera- ten, noch geholfen werden". Arbeiter-Partei in USA? Die arbeiterfeindliche Haltung des Kongresses hat zu lebhaften Verhand- lungen über die Bildung einer eige- nen Arbeiterpartei geführt, an der beide grossen Gewerkschaftsgruppen beteiligt sind. In ihren Zeitungen heisst es: Der Kongress hat uns eine Lahre gegeben. Wir werden sie be- herzigen. Sollte die Beherzigung der erteilten Lehre wirklich zur Schaffung einer amerikanischen Arbeiterpartei führen, die schon längst notwendig gewesen wäre, so könnte das weittragendste Konsequenzen, nicht nur für die in- nere, sondern auch für die Weltent- wicklung haben. Arbeiter-Partei in Kanada. Kanada ist eines der konservativste» Länder der kapitalistischen Welt. In gewohnter Starrheit hat die Regie- rung bisher jede Mitwirkung der Ar- — 12 — beiterschaft bei der Arbeitsgesetzge- bung abgelehnt. Der kanadische Ge- werkschaftsbund hat darauf hinge- wiesen, dass die gesetzlichen Mass- nahmen so weit hinter den Kriegs- ^lotwendigkieiten zurückblieben, diass Loyalität. Kampfes- und Arbeiter- freudigkeit der Arbeiter darunter lit- ten, und steigernde Konflikte drohten. Ein grosser Konflikt zwischen dem reaktionären Unternehmertum und den Arbeitern war der Stahlarbeiter- streik, in dem der Arbeitsminister ge- nötigt wurde, seine offene Ablehnung der Gewerkschaften als Vertreter der Arbeiterschaft aufzugeben. Er ist aus dem Nationalen Kriegs-Arbeitsamt ausgeschieden. Der Streik endete mit einem Erfolg der Arbeiter. Wie berechtigt im übrigen die be- scheidenen Forderungen der Gewerk- schaften sind, ergibt sich aus der Statistik, nach der in Kanada eine halbe Million Kinder unterernährt sind und 2|5 der Kriegsfreiwilligen wieder ausscheiden mussten, da sie nicht diensttauglich waren. Diese Zustände erklären den überra- schenden Erfolg, den die gemässigt sozialistische Partei der C'ooperative Commonwealth Federaticn. gegen die liberale1 Regierungspartei in der wich- tigen Provinz Ontario jüngst davon- getragen hat. Sie hat auf einen Schlag im Parlament, in dem sie bis- her nicht vertreten war, 34 Sitze er- obert, so dass ihr nur 12 an der ab- soluten Majorität fehlen. Die Partei fordert "kühne und umfas- sende ökonomische Planung" und öf- fentliches Eigentum der natürlichen Hilfsquellen und Industrien. STIMMEN ZU DEN FRIEDENSZIELEN "News Chronicle" schreibt am 5 Aug.: "Wir wollen keine Darlans, Petains, Badcglios und auch keine Vertreter der internationalen Finanz. Wir wol- len keinen Frieden, der Wallstreet die Herrschaft über die Welt sichern wür- de". "La France Nouvelle" erklärt am 13. August die völlige Zu- stimmung zu diesen Ausführungen, um 14 Tage später ebenso den Van- sittartschen Hassgesängen gegen Deutschland zuzustimmen und die Hoffnung auszusprechen, dass Van- sittart sich in der englischen öffent- lichen Meinung- durchsetzen möge. Glaubt "La France Nouvelle" erfolg- reich gegen die Anschläge der Welt-' reaktion gegen den Neubau Europas kämpfen zu können, indem es die Existenz der deutschen Linken leug- net, die der natürliche Bundesgenos se der französischen und d?r gesam- ten europäischen Linken ist? "Nederlandi" vom 11. August schildert in einem Artikel "Indivi- duum und Staat" die verzweifelte La- ge der kleinen Staaten und betont, dass die moderne Entwicklung und der Krieg bei de ^'demokratischen" und "individualistischen" Mächten die Freiheiten und Rechte des Indivi- duums ebenso der Staatsallmacht ge- opfert hätten, wie das in Russland der Fall sei. Es gebe nur eine Rettung vor der Staatsallmacht, den Weltstaat, der, weil er keine Grenzen mehr ha- be, aufhöre, Staat zu sein. Wenn man sage, dafür seien wir nicht reif, so gelte es, dafür reif zu werden. H. G. Wells hat in einem Interview für die Zei- tung "Excelsior" in Mexiko erklärt, dass der Monopolkapitalismus jede freie Initiative erdrossele, dass die Drohung einer politischen und wirt- schaftlichen Tyrannei nie so deutlich gewesen sei, dass wenn sich ' die Menschheit nicht den neuen Bedin- gungen anpasse, ungeheueres, viel- leicht tödliches Unheil drohe. Es ge- be keinen anderen Ausweg als eine umfangreiche revolutionäre Beweg-ung auf der Grundlage der Gleichberech- tigung und des Sozialismus. Nur dann würden die schöpferischen Energien von hunderten von Millio- nen menschlicher Wesen zur Entfal- tung gelangen, die heute gefesselt sei- en. Die ungeheueren Kräfte und Mit- tel für einen alle Träume früherer Epochen übersteigenden universellen Ueberfluss seien vorhanden, dienten aber heute nur der Zerstörung. Ein Sieo- einer Gruppe über die andere werde nichts bessern, wenn nicht zu- gleich die finsteren Traditionen der Vergangenheit besiegt würden. Die Sowjetunion will sehr nachdrücklich bei der Neu- ordnung Europas mitsprechen, so heute bestehen erneut selche reaktio- näre Absichten. Schwerer verständ lieh ist es, wenn auch die Bildung der Vereinigten Staaten Europas ab- gelehnt wird. Geschieht das aus der Befürchtung, dass ein solches geeig- netes Europa' Werkzeug der kapitali- stischen Weltreaktion gegen die Sow- jetunion sein könnte? Aber in kapi- talistisch - reaktionärer Form lässt sich Europa nicht einigen. Ein geein- tes sozialistisches Europa jedoch, wür de freundschaftlichste wirtschaftliche und politische Beziehungen zur Sow- jetunion pflegen und der Sowjetunion die erstrebte Sicherheit für ihre friedliche Entwicklung verschaffen. schreibt die Moskauer Zeitschrift "Der Krieg und die Arbeiterklasse", und die Sowjetbotschaft in Washington hat den betreffenden Artikel in ih- ren Mitteilungen publiziert, wodurch er erhöhte Bedeutung erhält. Diesen mand bestreiten können, angesichts Anspruch der Sowjetunion wird nie- der Tatsache, dass die Sowjetunion bei weitem die grösste Last des Krie- ges zu tragen hatte und die gewaltig- sten Leistungen aufzuweisen hat. Un- bedingt berechtigt erscheint es, wenn sich der Artikel gegen die Schaffung regionaler Blocks in Europa wendet. Dadurch wollte man nach dem vori- gen Weltkrieg die Sowjetunion ab- sperren vom übrigen Europa, und SOZIALDEMOKRATISCHE KUNDGEBUNG ZU NACHKRIEGSPROBLEMEN Am 3. und 4. Juli tagte in New York eine "Landeskonferenz deutschsprechen- der Sozialdemokraten und Gewerkschaftler in U.S.A.". Es scheint zwar, als ob jene Konferenz; etwas reichlich zum Selbstlob benutzt worden sei. Dage- gen war offenbar wenig von den begangenen Fehlern die Rede. Aber es wur- de doch eine Reihe von Erschliessungen angenommen, dier brauchbares Ma- terial für ein Wiederaufbau-Programm enthalten. Insbesondere gilt dies vo:i den Leitsätzen zur Neu-Erziehung der deutschen Jugend, die von Fritz Karsen vorgelegt wurden. Ebenso ist bemerkenswert, dass die Entschließung zum Ge- werkschaftsaufbau sich zur Neuschaffung der Arbeiterbewegung aus dem Be- triebe heraus bekennt. Nachstehend geben wir die wichtigsten Resolutionen auszugsweise wieder: WIEDERAUFBAU DER WIRTSCHAFT Die Beherrscher der Monopol-Indu- strien und der Grossgrundbesitz ha- ben den Nationalsozialismus und Mi- litarismus begünstigt. Die Massen- Arbeitslosigkeit und Massen-Not ha- ben für ihn den Boden in anderen Klassen bereitet. Darum müssen di? Mcnop'l-Industrien, vor allem die Schwerindustrie, die chemische und die elektrotechnische Industrie, in Gemeineigentum überführt werden, die Grcisbanken verstaatlicht wer- den und der Grossgrundbesitz enteig- net werden, damit sie nicht wieder ihre Wirtschaftsmacht zu, politischen Zwecken missbrauchen können. Die Kreditpolitik, Prcduktionspclitik und Politik der öffentlichen Arbeiten müs- sen so verbunden werden, dass sie die dauernde Vollbeschäftigung der Wirt- schaft sichern. Nur wenn eine solche Ordnung der Wirtschaft mit Energie und Festigkeit in Angriff genommen wird, wird die Gesundung des deutschen Volkes ge- lingen und dem demokratischen Sy- stem dzr Zukunft eine sichere Grund- lage bereitet werden. NEU-ERZIEHUNG DER DEUTSCHEN JUGEND Die Wiedererziehung der Deutschen zu einer Kulturnation im Rahmen der europäischen und der Weltkultur kann nur das Werk der demokrati- schen Deutschen selber sein, also im wesentlichen das der Arbeiterschaft. Die Wiedererziehung kann nach dem Zusammenbruch nur dann erfolgen, wenn die Siegermächte dieses Prinzip anerkennen, wenn sie also weder die deutsche Kultureinheit zerschlagen, noch fremde, in ihrem Interesse lie- gende Ideen durch "High Commissio - ner" und Lehrer dem deutschen Volke aufzuzwingen versuchen. Die Wiedererziehung ist durch die Be- dürfnisse des ökonomisch -sozial-politi- sch :n Wiederaufbaus bestimmt. Ihr Plan ist eine Seite der nach und nach entstehenden regionalen, nationalen — 14 — und europäischen Pläne des Wieder- aufbaus. Daraus folgt für: a> den Erziehungssinn: Ausmerzung der Rassenideologie, Herstellung einer pi oduktiven, auf das Recht aller Völ- ker, Gruppen und Individuen auf Ar- beit und Sicherheit gegründeten Ge- sellschaft. b.i die Er ziehungsaut oritäten: Rück- sichtslose Entlassung der autoritären Naziführer ufnd -Beamten, Uebernahme ihrer Funktionen durch die in den einzelnen Regionen und national vor- handenen oder sich entwickelnden, im internationalen Kontakt arbeitenden Vertreter des' Volkes. c) die Erzieherschaft: Rücksichtslose Entlassung der Hitleranhänger, Wie- dereinstellung der von den Nazis ent- fernten Lehrer, Einladung geeigneter fremder Lehrer, und vor allem Kurz- ausbildung neuer Lehrer aus dem Kreise der zuverlässigen Gruppen, vor allem der Arbeiterschaft. d) den Erziehungsaufbau: Sofortige Schliessung der Naziführer-Schulen, starke Einschränkung der höheren Schulen und der Universitäten, soweit das nicht schon im Kriege geschehen ist, Auflösung der Nazijugend-Ver- bände, aber möglichst volle Aufrecht- erhaltung der allgemeinen Volksschu- le. Einreihung der ' heranwachsenden Jugend :'n die Arbeitsgruppen des Wie- deraufbaus. Ersatz des klassenmässig vertikal oder nach Rassenprinzipien gegliederten Schulsystems durch den horizontalen demokratischen Aufbau., der allen Bürgern ohne Unterschied der Rasse, Klasse und Religion eine durch den sozialen Bedarf geregelte persönliche Ausbildung gibt. e> den Lehrplan: sofortige Aufhe- bung des Nazi-Lehrplans. Anschluss des neuen, regional flexiblen deut- schen Lehrplans an die verschiedenen Seiten des regional-national-europäi- schen Wiederaufbaus. f > .das Verfahren: Beseitigung der mi- litaristischen Indoktrinierung. Ableh- nung der Einfuhr fertiger Textbücher der demokratischen Indoktrinierung. Planvolle, kritisch durchdachte Ge- meinschaftsarbeit auf' allen Stufen der Jugenderziehung als Dienst an der nahen und nach und nach der ferneren Gemeinschaft. DIE NEUE INTERNATIONALE Die Arbeiter der freien Länder kön- nen ihre Freiheit und ihre sozialen Errungenschaften nicht verteidigen, ohne die Entrechtung und Ausbeutung überall in der Weit zu bekämpfen. Die Arbeiter der unfreien Länder können den Kampf um ihre Freiheit nickt wirksam führen ohne die Hilfe der Arbeiter in den freien Ländern der Welt. Die internationale Arbeiterbewegung kämpft nicht für die Interessen der Arbeiter allein. Indem sie die Arbei- ter über alle Grenzen hinweg zu ei- ner Kampfgemeinschaft für Freiheit, Frieden una bessere Lebensbedingun- gen zusammenfasst, wirkt sie gegen die zerstörenden Mächte des Rassen- wahns, des blinden Völkerhasses und des Kriegs. Ihre Schwächung bedeu- tet vermehrte Kriegsgefahr, ihre Stär- kung gibt Gewähr für die Sicherheit des Friedens. GEWERKSCHAFTSAUFBAU Nur vom Betrieb aus wird die neue deutsche Arbeiterbewegung reorgani- siert und konsolidiert weraen können. Aus dem Betrieb heraus wird sich der Neuaufbau der Gewerkschaften ört- lich, regional und zentral vollziehen müssen. Die Landeskonferenz der deutschspra- chigen Sozialdemokraten und der Freien Gewerkschaften Deutschlands sieht unmittelbar nach Beendigung der Feindseligkeiten in den entste- henden neuen Gewerkschaften die feste demokratische Basis, um . die grossen produktiven Kräfte Deutsch- lands zur Mitwirkung am Wiederauf- bau von Staat und Wirtschaft zu be- fähigen. Die gewählten Funktionäre der Gewerkschaften im Betrieb, am Ort, im Bezirk und im Reich sind be- rufen, in der Ueber gang, speriode vom Krieg zum Frieden in der Bewältigung ■der Tagesaufgaben den Boden der künftigen Demokratie zu bereiten. Sie werden wirksame Hilfe in der Orga- nisierung der kommunalen und so- zialen Verwaltung, der Volksernäh- rung, der Volksgesundheit und der Volks Wohlfahrt leisten. Die Wurzeln eines wahrhaft demokra- tischen neuen Deutschlands liegen in der • freiheitlichen und unabhängigen deutschen Arbeiterbewegung. Wer auch immer den Willen zum Aufbau einer demokratischen Welt hat, wird in der organisierten deutschen Arbei- terschaft den stärksten Bundesgenos- sen finden. — 15 — STIMMEN ZUR ERZIEHUNG DES DEUTSCHEN VOLKES Julian Hnxley, German education and: re-education. „Wenn man positiv und konstruktiv sein will, so muss man den Grundsatz annehmen, dass es unmöglich ist, De- mokratie oder Erziehung von aussen- her aufzuzwingen. Das eine ist ein Widerspruch in sich, das andere ein Widerspruch in Bezug auf die Resul- tate, da es eine Reaktion gegen sich hervorrufen muss. Unser dritter Grundsatz ist vielleicht der wichtigste, da er Konstruktives enthält. Er be- steht darin, dass man Erziehung nicht mehr in nationaler Beschränkung se- hen' darf. Einerseits bedeutet das, dass Erziehung in der modernen Welt wie so viele andere soziale Betätigungen aufgehört hat, eine rein häusliche An- gelegenheit zu sein. Andererseits be- deutet es, dass es, genau genommen, kein Problem der deutschen Erziehung gibt- Es kann nicht isoliert betrach- tet werden. Man kann nur daran her- antreten als an einen Teil der europäi- schen Erziehung und in gewisser Wei- se der Welterziehung". Huxiey fordert: Ein internationales Erziehungsamt nach Muster des Internationalen Ar- beitsamtes. In Deutschland während der Besetzung eine fünsköpfige Kommission, die sich vor zu weitgehender Toleranz, aber auch vor Unterdrückung der Propa- ganda hüten müsste. Beseitigung der Nazi-Schulbücher, der Hitlerjugend und der Nazieerzieher. Einheitliche Schulbücher für ganz Bu- ropa, geschrieben von einer Gruppe von Erziehern aus verschiedenen Län- dern. Neuraths Diagramme seien dabei reichlich zu verwenden. Unter keinen Umständen dürfe man Deutschland fremde Lehrer aufzwingen. Internatio^ naler Austausch von Lehrern und Schü- lern. — (Aus: New Statesman). J. H. Butterweck, Universitätspro- fessor und Direktor des Departements für höhere Schulen in Philadelphia: Nach meiner Ueberzeugung sollten Er- zieher aus USA keine Führerschaft beim Wiederaufbau der Erziehung nach dem Kriege in Europa überneh- men. Wir sollten unseren eropäischen Berufskollegen, die zur Zeit im Exil . leben, jede Unterstützung gewähren; wir sollten ihnen die Möglichkeit ge- ben, ihre Aktionsprogramme aufzu- stellen ; wir sollten ihnen sogar das Hilfspersonal zur Verfügung stellen, das sie benötigen. Aber Führung — nein! — (New Europe Juni 1943). WIRRNISSE IM JUGOSLAWISCHEN BEFREIUNGSKAMPF Das Rätsel, wer Held und wer Verrä- ter im Freiheitskampf des jugoslawi- schen Volkes ist, bleibt immer noch ungelöst. Ende Juli enthüllte die United Press, dass eine britische Militärmission seit einem Jahre dem Hauptquartier des Generals Michailo- ' vich in Jugoslawien zugeteilt war und aktiv an der Organisation seiner In- surgentenarmee, der "Tschetniks", be- teiligt war. "Die Briten hätten die Anwürfe, die gegen den Führer der Tschetniks erhoben werden, dass er mit den Italienern zusammenarbeite, entkräften können, aber damit hät- ten sie dem Feinde eine wertvolle In- formation zuteil werden lassen", sagt United Press; "man kann jetzt be- kanntgeben, dass die britischen Offi- ziere sich über ein Jahr lang nicht von Michailovich getrennt haben und die britische Regierung über die Ak- tionen der Patrioten vollkommen in- formiert hielten". In diesem Jahr, in dem Michailovich sozusagen unter britischer Oberauf- sicht stand, verbreitete der Sender "Freies Jugoslawien" amtliche Kom- muniques des "Obersten Stabes der Partisanen- und Freiwilligenarmee Jugoslawiens", in denen es z. B. in der Wochenübersicht vom 15. Februar heisst r "Bereits fast einen Monat füh- ren die deutschen und italienischen Okkupanten, die Ustaschis und Tschetniks Draze Michailovichs, eine wütende Offensive gegen das befrei- te Territorium. Sie wollen die natio- nale Befreiungsarmee vernichten". Ih anderen Kommuniques sind einzelne Kampfhandlungen mit den Tschnet- niks des Michailovich beschrieben. Am 11. Februar verbreitete der Sender "Freies Jugoslawien" eine Erklärung, die im Namen des Obersten Stabes der nationalen Befreiungsarmee ihr Kommandant, General Tito, im Na- men des Antifaschistischen Rates der nationalen Befreiung Rybar unterfer- tigen. Die Erklärung verfolgt den Zweck, Lügenmeldungen über die na- tionale Befreiungsbewegung entgegen- zutreten. "Die nationale Befreiungs- bewegung", lesen wir, "ist eine Volks- bewegung, an der sich alle ehrlichen Patrioten, unabhängig von parteipoli- tischer Zugehörigkeit, Glaubensbe- kenntnis und Nationalität beteiligen". Ihr Ziel sei die Befreiung des Landes "sowie die Eroberung der wahrhaft demokratischen Rechte und Freihei- ten für alle Völker Jugoslawiens". Sie betont "die Unantastbarkeit des Pri- vateigentums und völlige Möglichkeit der Aeusserung von Initiative in der industriellen und wirtschaftlichen Tä- tigkeit"; sie verspricht "keinerlei ra- dikale Aenderung! bezüglich des gesell- schaftlichen Lebens" vorzunehmen und, "den Offizieren, die in die Volks- armee eintreten, ihre Ränge und die ihren Fähigkeiten entsprechenden Stellungen zu garantieren". Schliess- lich '"erkennt die Volksbewegung voll- kommen die nationalen Rechte Kroa- tiens, Sloweniens, Serbiens sowie der Mazedonier und anderer an. Diese Bewegung ist sowohl in Kroatien- als auch in Serbien und Slowenien die gleiche, deshalb bildet sie eine Garan- tie, dass die nationalen Rechte von allen Völkern Jugoslawiens erobert werden." Der Londoner New Statesmaa veröf- fentlicht am 5. Juni ein Interview mit drei Mitgliedern der Freiheitsarmee, denen es gelungen war, aus deutschen Gefangenenlagern zu entfliehen und London zu erreichen, ihre Aussage ist DAS GESICHT DER ZEIT DAS GESICHT DER ZEIT Kriegsgewinne in Deutschland Das Unternehmerblatt "Der Deutsche Volkswirt" schreibt (am 27. III.): "Nur in einer Minderheit der Fälle' haben die deutschen Kriegslieferanten im Jahre 1942 weniger Kriegsgewinne eingesteckt als im Jahre 1941. "Die Gewinnlage im Sektor Rüstungsindu- strie ist durchschnittlich eine gute ge- wesen". — Die Kurse der deutschen Industrieaktien haben am 12. V. den höchsten Stand des Jahres 1942 über- schritten. voll von Beschuldigungen' gegen Mi- chailovich und die Tschetniks. Sie berichten von Versuchen, mit Mi- chailovich Vereinbarungen abzuschlie- ssen, die er aber immer wieder gebro- chen habe; von Ueberfällen Michailo- ^ viehs auf die Partisanenarmee, als diese im Kampfe mit den Deutschen stand; von der demoralisierenden Wirkung seiner Ernennung zum Ge- neral und Minister durch die Emigra- tionsregierung." Alle von der Parti- sanenarmee erzielten Erfolge", sagten sie, "wurden vom B.B.C., dem Lon- doner Radio, Michailovich zuge- schrieben. In dem Gegensatz zwischen den bei- den Armeen, die auf jugoslawischem Boden gegen die Invasionsarmeen der Achse kämpfen, vergegenständlichen sich die Gegensätze, die in al- len Ländern zutage treten wer- den, sobald sie in den aktiven Be- freiungskampf eintreten. Es ist der Gegensatz zwischen den Kräften, die den Befreiungskampf führen, um ei- ne neue Welt zu errichten, und den Kräften, die nichts wollen, als die Vergangenheit restaurieren. Michailo- vich kämpft innerpolitisch für die Wiedererrichtung Jugoslawiens unter der Dynastie Karageorgievich und un- ter serbischer Führung. Die nationa- le Befreiungsbewegung vereinigt die landarmen Bauern, die Ausgebeute- ten, die Intellektuellen, denen natio- nale Freiheit mehr bedeutet, als das Recht, tiem angestammten Kralj Pe- tar ein Zivio darzubringen, ohne da- für in ein deutsches oder italienisches K. Z. eingeliefert zu werden. ' und in Frankreich. Während das Elend der Massen in Frankreich ins Unerträgliche wächst, steigen auf der anderen Seite die Ge- winne der grossen Unternehmungen. Credit Oomercial de France berichtet über bedeutende Geschäftsausweitung und Steigerung des Reingewinns um 200 Millionen, Societe Lyonaise erhöht die Dividende um 20 o|o, trotz Ein- schränkung des Stromverbrauchs macht "Energie Industrielle" 40 Mil- lionen Reingewinn etc. — 17 — Rocsevelts Beliebtheit bei den Reichen ist i.iach der letzten Umfrage des Gal- lun-Instituts sehr. im Stsigen' begrif- fen. Vom Schlachtfeld der Arbeit Seit Amerikas Eintritt in den Krieg sind 22.500 Rüstungsarbeiter durch Unfall ums Leben gekommen, 16.913 amerikanische Soldaten auf den ver- schiedenen Kriegsschauplätzen gefal- len. (Time, 23 .L. 43). Zufriedene Nord Amerikaner. Das bekannte Gallup-Institut stallte einer grösseren Anzahl Amerikaner der verschiedensten Schichten fol- gende Frage: "Wünschen Sie viele Aenderungen oder Reformen nach dem Kriege, oder ziehen Sie vor, dass unser Land so bleibt, wie es ist?" 58 Frczent der Befragten erklärten sich gegen, 32 Prozent für Reformen, und 10 Prozent waren unentschieden. Sklaverei in Abes-ynien. Der heimgekehrte Haile Selassie hat die Sklaverei in seinem Lande nicht abgeschafft, und die Alliierten haben trotz der Freiheitsversprechungen der Atlantikcharte bisher nichts in dieser DER Sache unternommen. Jose Venegas" gibt in "Espana Republicana" der Meinung Ausdruck, dass Abessynien durch die Aufhebung der Sklaverei bei gleichzeitiger Aufhebung des Pri- vatbesitzes an Grund und Boden in- folge seiner natürlichen Reichtümer einen gewaltigen Aufschwung nehmen werde. Aber eben das läge nicht im Interesse des "demokratischen" Kapi- talismus". (Espana Republicana:", 31. 8. 43.). Moskau fordert Reparationen? Eugen Vargas, der bekannte bolsche- wistische Wirtschaftstheoretiker, er- klärte nach einer Moskauer Meldung vom 2. 9. 43. folgendes: Um die von der deutschen Armee in Russland verursachten Schäden wiedergutzu- machen, müssen 10 Millionen Arbei- ter 10 Jahre lang arbeiten. Da es aber nach dem Krieg in Deutschland und den Vasallenstaaten grosse Arbeits- losigkeit geben wird, werden viele Ar- beiter von hier nach Russland ge- schickt werden können. Ausser Ar- beitskraft muss Deutschland an die Sowjetunion auch Geld, Nahrungsmit- tel, Maschinen, Tiere, etc. liefern. (La Naciön, 3. 9. 43.). OESTERREICHISCHE SOZIALIST Diese Seiten erscheinen unter Veraiit- wertunsr der österreichischen Sozialisten DIE „EINHEITSFRONT" AN DER FRONT UND IM ETAPPENRAUM Für den politischen Begriff der Ein- heitsfront, wie er den deutschen und österreichischen Antifaschisten vorge- führt wird, ist charakteristisch die Reichweite, die für diese Einheitsfront von kommunistischer Seite verlangt wird. Sie soll nicht nur die proletari- schen Parteien und die erklärt demo- kratischen Elemente des Bürgertums umfassen, sondern, weit nach rechts reichen und eigentlich nur die akti- ven Nazis ausschliefen. Bei der "Ille- galen Rheinlandkonferenz" z. B. wer- den uns als Teilnehmer nicht nur Vertreter der Arbeiterparteien und der verfolgten christlichen Kirchen vorgeführt, sondern auch u. a. ein deutschnationaler Hauptmann der Wehrmacht und Vertreter der natio- nalsozialistischen Opposition. Ein zweites Merkmal be.stellt darin, dass' die Einheitsorganisation als Organi- sationsform verlangt wird. Unter- schiedslos sollen in einem Einheitsbrei die bestehenden Gesinnungsgemein- schaften, die vielfach zugleich auch Klassengemeinschaften sind, aufge- hen; das ist die Forderungen der Frei-Deutschland - Bewegung ebenso wie der verschiedenen Free Austrian Mcvements und Oesterreichischen Komitees. Die Frage der Einheitsfront ist im österreichischen und deutschen Lager — 18 — bisher nur ein Diskussionsstoff der Emigration, also der Etappe. In der Praxis, an der Kampffront ist sie zu- erst in Italien akut geworden. Und ist dort genau so gelöst worden, wie es die österreichischen Sozialisten im- mer verlangt und vorgeschlagen ha- tten. Es gibt keine Einheitsfront in Italien in dem Sinne, dass alle anti- faschistischen Parteien in einer Ein- heitsbewegung aufgehen. - Sofort nach dem Sturze des Faschismus sind in Italien die politischen Parteien als selbständig handelnde Einheiten ins Lacht der Oeffentlichkeit getreten. Die proletarischen Parteien haben ohne auf ihre besonderem, sozialistischen Ziele zu verrichten, mit den linksste- henden bürgerlichen Gruppen eine Koalition für ein ganz bestimmtes, streng umschriebenes politisches Ziel, für das Ziel des Augenblicks gebildet: für den Sturz der Militärdiktatur und der Dynastie, für die Errichtung der demokratischen Republik und den so- fortigen Friedensschluss. Die republi- kanisch-sozialistische Koalition um- fasst neben den beiden Arbeiterpartei- en die republikanischen Parteien des liberalen Bürgertums und die christ- lich - demokratische Partei. Leopold Hornik berichtete im Londoner Zeit- spiegel am 6. Februar: "Das London- Büro (der österreichischen Sozialisten) schlägt unter Berufung auf die Ver- hältnisse in Oesterreich (für einen österreichischen ' Vertretungs-Körper) eine Zusammensetzung vor aus Ver- tretern der Sozialisten und Gewerk- schafter, der Kommunisten, Vertre- tern des liberalen Elements und sol - chen Personen, die als Wortführer der katholischen und demokratischen Bauern und Mittelschichten geeignet erscheinen". Ein Vergleich zeigt, dass dieser Vorschlag der österreichischen Sozialisten genau der Wirklichkeit in Italien entspricht. In allen Zeitungs- meldungen aus Italien wird ausdrück- lich betont, dass die republikanisch- sozialistische Koalition jedes Zusam- mengehen mit den einstigen Genos- sen des Faschismus, die sich knapp vor seinem Sturze von ihm lossagten, um nicht in .seinen Untergang mitge- rissen zu werden, und mit den Monar- chisten ablehnen. Dabei handelt es sich in Italien um Monarchisten, die eine bestehende Monarchie konser- vieren wollen (und zu diesem Zwek- ke den Duce stürzten), nicht — wie in Oesterreich— um Legitimisten, die eine Republik stürzen wollen, um die Monarchie zu restaurieren. Neben der Weigerung der Oesterreichischen So- zialisten, die Monarchisten in die österreichische antif aschistische Front einzubeziehen, war es ihre Ablehnung der Zulassung von Vertretern der Christlichsozialen, der Herr Hornik in ct-m oben zitierten Artikel bittere Vorwürfe widmet. Es waren in Oester- reich die Christlichsozialen, die die de- mokratische Rex», an den Faschismus verraten habere und mit vollen Fahnen in sein Lager übergingen; Dollfuss, Schuschnigg, Enders, Scnmitz, R'esch. die diversen Landeshauptleute, sie al- le gingen aus der Christlichsozialen Partei hervor und zogen ihre gesamte Gefolgschaft ins vaterländische La- ger hinüber. Die Christlichen Demo- kraten Italiens hingegen, die Partei, die dort an der Koalition teilnimmt, hat unter der Führung des tapferen Don Stürza unerschütterlich den Faschis- mus bekämpft. Nicht einmal ihre Preisgabe durch den Lateranvertrag zwischen dem Vatikan und dem Fa- schismus konnte sie zur Kapitulation bewegen. Die Zulassung der alten österreichischen Christlichsozialen in die antifaschistische Koalition (viel- fach verbergen sich jetzt hinter der christlichsozialen Firma die früheren Heim wehrler) würde nur bedeuten, dass man den Prozess der Bildung ei- ner entschieden demokratischen und republikanischen politischen Vertre- tung der Bauern und Kleingewerbe- treibenden in Oesterreich unterbindet und den Kadaver eines Selbstmörders aus Lebensfeigheit — das war die christlichscziale Partei — zu neuem politischen Dasein galvanisiert. Die Realisierung des Konzepts der österreichischen Sozialisten für die Gruppierung der Kräfte in Italien im Augenblick der wirklichen antifaschi- stischen Aktion, also an der Kampf- front — nicht in der Etappe der Emi- gration — ist die stärkste Bestäti- gung der Richtigkeit unserer Ideen. Es ist besonders bedeutungsvoll, dass im Moment des akuten Ausbruchs des Kampfes auch die Kommunisten sich dem Gewicht der Tatsachen nicht entziehen konnten; ihre Gegen- wart in der Koalition ist eine Desa- vouierung der Einheitsfronttaktik ih- rer österreichischen Genossen. — 19 — ...Jetzt blüht der Mohn im Jaramatal Und blüht vor unserem Graben. Ein roter Teppich bedeckt das Band, Wo so viele der Besten begraben. HEUTE 19 4 3 SAGE NICHT: NIEMALS! Wer* noch lebt, sage nicht: niemals! Das Sichere ist nicht sicher. So, wie es ist, bleibt es nicht. Wenn die Herrschenden gesprochen haben werden die Beherrschten sprechen. Wer wagt zu sagen: niemals! An wem liegt es, wenn die Unterdrük- kung bleibt? An uns. An wem liegt es, wenn sie zerbrochen • wird? Ebenfalls an uns. Wer niedergeschlagen wird, der erhe- be sich! Wer verloren ist, kämpfe! Wer seine Lage erkannt hat, wie soll der aufzuhalten sein? Denn die Besiegten von heute sind die Sieger von morgen 'und aus niemals wird: heute noch! (von Bertold Brecht) i n |RER Sozialismus sollte zwar längst auf der Tagesordnung stehen, ist aber nach der Entwicklung der euro- päischen Arbeiterbewegung bestimmt für so lange vertagt, bis er nicht mehr eine Arbeiterangelegenheit, sondern eine evidente Lebensfrage für die gan- ze Gesellschaft sein wird. Es geht um die Existenz einer zwei tau send jähri- gen europäischen Kultur. Das sieht man ganz langsam ein. Aber nun kommt der Müdigkeit, dem Ego- ismus, dem kleinen persönlichen Si- cherheitsbedürfnis das letzte und ge- fährlichste Lügenschlagwort entgegen von der Erhaltung des Friedens. Mit diesem Schlagwort trat man die Nicht- intervention begründet. Mit diesem Schlagwort hat man Spanien einen ungesetzlichen" Boykott auferlegt. Mit diesem Schlagwort hat man den Schleier gedeckt über alle Hilfe für den Beauftragten von Hitler und Mus- solini, den Befreier Franco. Mit die- sem Schlagwort hat man den Bür- gerkrieg künstlich genährt. Mit die- deutsche jugend fuehrt IIER Auslandsleiter der deutschen " sozialistischen Organisation "Neu- beginnen", der über gute Verbindun- gen mit der Bewegung in Deutschland verfügt, schreibt in einem Bericht un- ter anderem: Während der ganzen Hitlerperiode verblieb ein kleiner Sektor der Jugend in unerbittlicher Opposition. Ihr lin- ker Flügel setzte sich aus jungen Ar- beitern zusammen, die in den Jugend- organisationen der besiegten vorhitle- ristischen Arbeiterparteien geschult worden waren. Dieser Teil bildete den Grundstock der unterirdischen Gegen- strömungen. Den Rest bildeten Ueber- bleibsel der romantischen Bündischen Jugend und der religiösen Jugendver- bände. Es ist eine Tatsache, dass die geschlossensten Kader der Opposition sich aus Jugendlichen zusammenset- zen, die sich aus den jüngsten Mit- gliedern der alten Arbeiterorganisa- tionen rekrutierten. Erst kürzlioh wurden frühere Mitglieder sozialisti- scher Jugendgruppen in verschiedenen — 20 — mpmm Aber später und imitier und überall, Wenn Arbeiter sitzen beisammen, Wird erklingen das Lied der Jarama- schlacht. Wird zum Kampfe die Herzen ent- flammen. Ünct einmal dann, wenn dife Stunde komqut, Da wir alle Gespenster verjagen. Wird die ganze Welt zur Jaramafront, Wie in den Februartagen. (An« ilt'in "I.ieil der .Inrnmai'rent") UND JAHRGANG MO R G EN M£M O RIA M : SPANIEN sem Schlagwort wird man Franco an- erkennen. Und mit ihm wird man es endlich so weit bringen, dass, nach- dem man jedes Gesetz, jeden Vertrag, jede sittliche Forderung hat zerreissen und besudeln lassen, ein ursprünglich kleines und leicht zu erstickendes Feuer sich in einen europäischen und Weltbrand wandelt. Was wird das Ende sein? Nicht der Untergang Spaniens. Dies Land ist so weit und reich, sein Volk so lebens- kräftig, seine Lebensverhältnisse noch üo natürlich und einfach, dass es auch nach den unerhörten Opfern eines langdauernden Krieges, dass es auch nach einer europäischen Katastrophe noch lebensfähig und zukunftsvoll bleibt.. . .. Aber wir,. ..! Seit einem Jahr wird Europas drohendes Geschick vor Ma- drid, an der Guadalajarafront, in Bis- kaya und Andalusien in der Schwebe gehalten. In dem Augenblick, wo Hit- lei' und Mussolini ohne allzugrosse in- r*ere und äussere Schwächungen in Spanien und mit Erfolgen als Beute, frei werden,... kommt die zurückge- haltene Lawine ins Rollen. Wir können uns in diesem Falle nicht beklagen, dass wir unser Schicksal ungewarnt erleiden werden. Und das Tragische an der europäischen wie an jeder wahren Tragödie wird sein, dass nicht übermächtige äussere Umstän- de, sondern die eigene Schuld das Op- fer in den Untergang riss. Heute stemmen wir uns noch gegen dieses Ende. Auch dieses Buch ist ein solcher Weokruf: Habt doch Erbar- men mit euch selber! Kommt aber durch unsere Schuld die- :