_p, ~ x ' * • '-v V I. ANO N o. 7 7 NOVIEMBRE 15 DE 1943 BUENOS AIRES T U C U MAN 3 09 U. T. 31 - RETIRO - 7264 Aus dem Inhalt: Dis Moskauer Konferenz Hans Jahn: Für ein föderati- ves Europa. Joachim Joesten (Nation): Stalin und das Neue Deutschland. Paul W. Jacob: In memo- riern M Reinhardt Willi Keller: Selbstgeständ - nis einer schönen Seele Reinh. Hardt: Geistige Qua- rantäne. Krach in der Germania- schule. £ Von 9 Uhr früh bis 24 Uhr 30 können Sie bei uns Ihre Leihbücher tauschen. BUCHHANDLUNG A. BARNA e Hijo MAIPU 441 U. T.: 31 - 4513, 31 - 7427, 32 - 1311 mmmmmmmammmmmmmmmmk. Freie Deutsche Buehne teatro alemän independiente. Casa del Teatro, -Sta. Fe 1243. U. T. 41-2932. Leitung: P. Walter Jacob. Mittwoch, 17. Nov. 20.301 Ihr: im (INR GRAM) sri.KVDll) (S. Fe 1860) Gedächtnisfeier für MAX REINHARDT Gedenkreden, Vorlesungen aus Reinhardts Werken, Aufführung des ungestrichenen „SO>I>1 EHN ACHTSTRAITM"-FILMS Im uruguayischen Staatstheater S.O.D.R.B.: Donnerstag, 25. November: „DER MANN, DER ZUM ESSEN KAM' Komödie v. Kauf man u. Hart (Deutsche Version v. Hedwig Schlichter) Mittwoch, 1. Dezember: „DAS KONZERT" lvomöilie von Hermann Bali) r--------------------1 r I ! A B O G A D O I LAVALLE 1268 U. T. 35 - 3863 i h A. A. B. A. | ENRIQUE U. CORONA MARTINEZ j i IMPRENTA "ELIDOR DIE DRUCKEREI DER DEUTSCHSPRECHENDEN RIO BAMBA «27 U. T. 41, Plaza 7512 " I Cheques, giros y bonos postales exclusivamente a nombre de JUAN CARL, TUCUMAN 309, BUENOS AIRES LA OTRA ALEMANIA J f"L !f" J"üy l'f'lf'f'ff'"1 1 vF Fi »14 6 Ii ®l W'iw 1®1 ORGANO DE LOS ALEMANES LIBRES DE LA AMERICA DEL SUR Editor y direclon Dr. AUGUSTO SIEMSEN, ex-dipulado del leicHila*. TUCUMAN 309 - BUENOS AIRES - U. T. 31 - 7264 Jahrgang VI. — Nr. 77 — 15. November 1943 August Siemsen: DIE MOSKAUER KONFERENZ Wenn es sich bei dem Krieg rtur noch um das durch die Schläge der Sowjet- truppen schwer erschütterte Hitler- deutschland handeln würde, wäre der Zwang zum Zusammengehen für die drei grossen Mächte vielleicht nicht stark genug gewesen, um die tiefge- henden Meinungsverschiedenheiten und Gegensätze zu überbrücken. Die Tatsache aber, dass Japan mit seinen riesigen Eroberungen noch unerschüt- tert im Felde steht, nötigte die Betei- ligten zu einer Verständigung, die wichtigste Nachkriegsfragen in der Schwebe lässt, in vielem sich mit va- risn Formulierungen begnügt, die aber doch zur Zeit ein engeres Zusammen- arbeiten bedeutet und deshalb geeig- net ist, den Krieg abzukürzen. Fast selbstverständlich ist es, dass die Sowjetunion, die den entscheidend- sten Teil des Krieges geführt hat und führt, nicht Japan Anlass zum Angriff geben rnd sich dadurch in einen Zwei- frontenkrieg stürzen will. Was ande- rerseits über die Eröffnung der zwei- ten Front festgesetzt worden ist, er- fährt die Öffentlichkeit nicht. Die Verpflichtung der Vertragspartner, keinen Sonderfrieden zu schliessen und den Krieg gemeinsam bis zur be- dingungslosen Kapitulation Hitler- deutschlands und seiner Trabanten fortzusetzen zerstört aber die Wunsch- träume Hitlers und seiner Vasallen- staaten. Sie muss ihre WirkungT in Deutschland und noch mehr in Finn- land, Rumänien, Ungarn und Bulga- rien tun. Was die Kriegführung angeht, so be- friedigen die Beschlüsse von Moskau also die Erwartungen, die man nach Lage der Dinge hegen durfte. Zu begrüssen ist die scharfe Strafan- drohung für alle Kriegsverbrecher. Sie rollen ausgeliefert werden an das Land, in dem sie ihre Verbrechen be- gangen haben. Möge der Wille beste- hen bleiben, sie bis ans Ende der Er- de zu verfolgen, also auch bis in — bei Kriegsende etwa noch vorhandene — faschistische Staaten, die sie mit offenen Armen aufnehmen möchten! Und möge die schwere Aufgabe sich als lösbar erweisen, die Verbrecher ausfindig zu machen! Die erfreulichste von den Partnern übernommene Verpflichtung ist die, nach Beendigung des Krieges in kei- nem anderen Lande Truppen zu belas- sen, ausser zum Zweck der Durchfüh- rung der Kriegsziele und nach gemein- samer Beratung. Das letztere gilt vor allem für die Besetzung Deutschlands. Vorausgesetzt, dass diese Verpflich- tung ernst gemeint ist und innegehal- ten wird — aber eben das ist natür- lich die Frage —, würde sie den euro- päischen Völkern die Möglichkeit frei- er Entscheidungen, d. h. auch die Möglichkeit zur sozialen Revolution geben. — 1 Darüber hinaus wird kein politisch Einsichtiger allzu viel positive politi- sche Abmachungen vpn der Moskauer Konferenz erwartet haben. Ueber Grenzfragen, besonders über die künf- tige Grenze der Sowjetunion, über den Donauraum, den Balkan, den Territo- rialbestand Deutschlands, die Organi- sierung Europas wird nichts gesagt. Was über die Nachkriegsordnung be- schlossen wurde, ist unbestimmt und zu nichts verpflichtend. Die internatio- nale Organisation, die durch die Zu- sammenarbeit der drei Kontrahenten geschaffen werden soll — höflicher- weise hat man China mitunterschrei- ben lassen, was wohl das mindest Mög- liche darstellt —, um den ökonomi- schen, sozialen und politischen Fort- schritt der Völker zu sichern, soll al- len grossen und kleinen souveränen Staaten offenstehen, sofern sie fried- liebend sind. So war das bei dem Völ- kerbund unseligen Angedenkens auch. Diese Erklärung ohne jeden präzisen Inhalt ist ziemlich wertlos. Das ein- zig — denkbar bescheidene — Positive ist, dass eine besondere Kommission für die Fragen der europäischen Neu- ordnung mit Sitz in London geschaf- fen wird. Hier bleibt also alles, wie nicht anders zu erwarten, im Unge- wissen. Besondere Beschlüsse sind über Oe- sterreich und Italien gefasst worden. Oesterreich wird die freie Selbstbe- stimmung zuerkannt und zugleich die Erwartung ausgesprochen, dass das österreichische Volk positiv an seiner Befreiung vom Nazijoch mitwirken wird .Diese Erwartung wird das ge- wünschte Echo finden. Ebenso sicher sind damit die Plane der monarchisti- schen und sonstigen Reaktionäre in Oesterreich zum Scheitern verurteilt, mögen die Intrigen auch noch weiter gehen. Wir glauben, dass unsere österreichi- schen Freunde mit diesem Beschluss zufrieden sein können. Die Abmachungen über Italien klingen zunächst so, als solle nun das traurige Kapitel der Zusammenarbeit mit ita- lienischen Faschisten und Halbfaschi- sten, mit dem Bezwinger Abessiniens und dem verflossenen Kaiser von Abessinien, ein Ende finden. Die fa- schistischen Organisationen und Ein- richtungen sollen beseitigt, die faschi- stischen Beamten entfernt, die Kriegs- verbrecher (nur sie!) vor Gericht ge- stellt ,die Regierung und die Lokalbe- hörden demokratisiert werden. Aber — und da ist der Haken — die Durchführung dieser schönen Dinge hängt vom Gutdünken desselben Ober- kommandierenden ab, der "aus militä- rischen- Notwendigkeiten" früher mit den Darlan und Peyrouton und jetzt mit ihren italienischen Gesinnungsge- nossen zusammengearbeitet und die gefangenen Antifaschisten in ihren Gefängnissen gelassen hat. Badoglio wird also voraussichtlich bleiben, wahrscheinlich als Reichsverweser, nachdem man den König, nicht aber die Monarchie geopfert hat; die von der jugoslawischen Freiheitsbewegung schwerer Kriegsverbrechen beschul- digten Generalminister Ambrosio und Roatta mögen durch Sforza oder an- dere Kompromissler ersetzt werden aber die liberalen Elemente der Regie- rung werden während des. Krieges nur wenig Einfluss haben. Und so bleibt im Grunde alles beim alten. Immerhin liegen die Beschlüsse vor. Sie geben den russischen und franzö- sischen Vertretern innerhalb der zu bildenden beratenden Italien-Kommis- sion wenigstens die Möglichkeit zu Reklamationen. Die jugoslawischen und griechischen Vertreter, die in die- se Kommission eintreten sollen, wer- den nicht von den Freiheitskämpfern, sondern von de'n reaktionären Regie- rungen entsendet — nur nationale "Belange" verfechten, sich aber kei- neswegs für Freiheit und Rechte des italienischen Volkes interessieren. Wenn man für später dem italieni- schen Volk wie dem österreichischen freie Entscheidung zusichert, so bleibt die Frage, ob diese Entscheidung unter der Leitung Badoglios erfolgen soll, und wer ihre Freiheit dann gewähr- leistet. Die Moskauer Konferenz wird von der Fresse als historisches Ereignis ersten Ranges gefeiert. Das ist sie nicht und konnte sie nicht sein. Sie hat nichts Entscheidendes geregelt. Es sind in ihr also auch keine bedenklichen Be- schlüsse gefasst worden, wohl aber ein paar der Situation angemessene. Ihr Verlauf und ihr Resultat berechtigen deshalb zu der Hoffnung, dass sie zur Abkürzung des Krieges gegen Hitler- deutschland beitragen wird. Hans Jahn: FOEDERIERTES EUROPA, Die Protokolle der Konferenz von Moskau sind ausser von der Sow- jetunion, Grossbritannien und den USA auch von China unterzeich- net worden. Dagegen ist das Freie Frankreich auf deren Besprechun- gen nicht vertreten gewesen, noch hat man seine Vertreter vor Be- ginn der Beratungen konsultiert. Diese Tatsache, die von französi- scher Seite besonders im Zusam- menhange mit Beschlüssen über Objekte, an denen Frankreich in hohem Masse interessiert ist, scharf kritisiert wurde, dürfte al- lerdings kaum auf einer Verken- nung der Verdienste des Kämpfen- den Frankreich um die gemeinsa- me Sache beruhen. Vielmehr hat man bei den Beratungen einfach all die "kleinen" verbündeten aus- geschaltet und sich ganz bewusst und gewollt auf die vier Gross- mächte beschränkt, Es ist verständlich, dass wir, in Europa geworden und dem europä- ischen Leben durch Hunderte von Bindungen zugehörig, unser Au- genmerk in erster Linie auf den Alten Erdteil richten und dass wil- den Vorgängen dort mehr Interes- se und Verständnis entgegenbrin- gen als Geschehnissen in andern Erdteilen, die unsere Zukunft nicht so unmittelbar zu berühren schei- nen. Aber diese unsere Verbun- denheit mit den europäischen Din- gen verführt uns leicht zu einer Ueberschätzung ihrer Bedeutung im Rahmen der Gesamtentwick- lung. Unsere bewusst auf Enge und Beschränktheit abgestellt<2 Schulerziehung hat uns nicht die Fähigkeit zur grossen Perspektive gegeben. Dieser Krieg gestaltet nicht nur Europa um, er bringt in der ganzen Welt neue Tenden- zen zum Durchbruch, schliesst Entwicklungsreihen ab und zeigt neue Kraftlinien auf. Eines der DIE EINZIGE LOESUNG wichtigsten Resultate des gegen- wärtigen Krieges lässt sich bereits deutlich erkennen: die Verlage- rung des geschichtlichen Schwer- punkts. Auf dem ganzen europä- isch-asiatischen Kontinent gibt es nur noch eine Grossmacht: die Sowjetunion — die chinesische Grossmacht ist erst am Werden. Im eigentlichen Europa hingegen ist keine solche mehr vorhanden nachdem Deutschland dank der Hitlerischen Staatskunst als Trümmerhaufen aus seinem wahn- sinnigen Eroberungszug hervorge- gangen sein wird. Italien war nur durch faschistische Lungenstärke künstlich zum Machtfaktor aufge- bläht worden und verdankte diese Position der Toleranz der wirkli- chen Grossmächte mehr als einer r^cht illusorischen Eigenkraft. Aber auch Frankreich wird sich damit abfinden müssen, künftig im Konzert der Nationen eine zweite Geige zu spielen. Sicher wird es nach dem Siege über den Faschismus eine Auferstehung er- leben, die von den besten und ge- sundesten Kräften im Geiste sei- ner grossen Traditionen getragen sein wird, doch diese Gesundung und Erneuerung werden ihre Aus- wirkung mehr auf innenpoliti- schem, sozialem, kulturellem und moralischem* Gebiete haben. Seine einstige Weltgeltung aber wird das Land nicht noch einmal errei- chen, weil es die Voraussetzungen, auf denen eine moderne Gross- macht beruht nicht mehr besitzt. Zu einer gewaltigen Industrieka- pazität muss heute ein riesiges Menschenpotential und — im Zeit- alter der Flugzeuge und der durch die Entwicklung der Verkehrsmit- tel auf ein Minimum geschrumpf- ten Entfernungen — ein Gross- raum als Staatsgebiet treten. Weil Russland diese Vorai ssetzungen besass, konnte es dem Ansturm widerstehen, unter dem Frankreich zusammenbrach. Während ein jä- her Sprung eintr s sie hineingezogen wird in einen Sinnentaumel der Mas- sen, wie er immer einsetzt nach dem Zusammenbruch der inneren Welt und dem Fallen der Fesseln. Hier muss nun die neue, die wirk- liche Erziehung -einsetzen, inner- halb und ausserhalb der Schule. Beschränken wir uns heute auf die Arbeit der Schule und lassen wir auch ausser acht, ob die Sie- germächte genug Weitsicht besit- zen, jedenfalls dieses Gebiet den deutschen Hitlergegnern selbst zu überlassen. Sehr bald würden übri- gens im anderen Falle die Projek- te von ausländischen Erzieher- korps in Deutschland an der psy- chologischen und technischen Un- durchführbarkeit scheitern. Die Umformung der deutschen Schule darf diesmal aber auch nicht, wie das 1919 geschah, vom Methodi- schen ihren Ausgang nehmen, son- dern mus# basieren auf einer ganz neuen Zielsetzung, die sich aus der neuen sozialen und wirtschaft- lichen Struktur Nachkriegseuropas herleitet. Sie muss getragen wer- den ■ von einer Er zieherschaft, an deren Charakterstärke und Gesin- nungstreue zu den Idealen, für die heute die freiheitliebende Welt blu- tet, auch nicht der geringste Zweifel besteht. Methoden und an- dere Aeusserlichkeiten sind dabei sehr zweitrangig. Damit kommen wir zu dem Punk- te, der der schwierigste des gan- zen Problems ist, das sich zuspitzt zu einer Lehrerfrage. Wer soll die Rückerziehung und Umbildung der deutschen Jugend nach dem Kriege übernehmen? Sollen es die- selben Erzieher sein, die charak- terlos und karrieresüchtig den Nazis gedient haben? Können sie, die die Jugend emes ganzen Vol- kes vorbereitet haben für das, was heute die Welt mit Abscheu und — 17 — Hass unter "deutsch" tiersteht, können diese Verführer auch die neuen Führer, die "Umerzieher" sein? Dass sie sich bei entspre- chender Bezahlung dazu bereit finden würden, bezweifelt nie- mand, der ihr würdeloses Verhal- ten beim "Aufbruch der Nation" im Jahre 1933 aus der Nähe beo- bachten konnte. Es mag sein, dass man die Fähig- keiten eines "bekehrten" nazisti- schen Ingenieurs oder Arztes auch im neuen Deutschland verwenden kann, aber einen Lehrer, der bis- her zur Hitlerbarbarei erzogen hat, nun andersherum aufziehen und ablaufen lassen zu wollen, ist ab- surd. Die hauptsächlichste Ent- wicklungsmöglichkeit eines Erzie- hers besteht ja in seiner inneren Stärke und Geschlossenheit, in seinim Vorbild. Wie immer darum das neue Deutschland aussehen möge: der bisherigen Nazilehrer w\rd es sich niemals bedienen kön- nen. Soweit sie nicht als unmit- telbar Vir antwortliche zur Abur- teilung kommen oder ihr Leben in den Arbeitskolonnen der zer- störten Länder beschliessen, darf keiner von ihnen je wieder Ein- fluss auf die Jugend ausüben. Diese Selbstverständlichkeit bringt aber die grössten Schwierigkeiten. Die Zahl der Berufslehrer, die einst als politische Gegner der Na- zis entlassen wurden, ist viel klei- ner als >man gewöhnlich annimmt und bei weitem zu gering, um auch nur einen kleinen Prozentsatz des Bedarfs zu decken. Man wird also um der Rettung der deutschen Ju- gend willen um ganz einschneiden- de- Massnahmen nicht herumkom- men. Als im Jahre 1919 der Preuss. Kultusinister Hänisch den soziali- stischen Göttinger Professor Leo- nard Nelson um seine Meinung zur Schulreform fragte, gab die- ser ihm den Rat, sämtliche Schu- len für eine gewisse Zeit zu Schlie- ssen. Wie alle wirklichen Reformen in der Weimarer Republik blieb aber auch die der Schule in den Anfängen stehen, mit dem Erfolg, den wir gesehen haben. Diesmal wird das aus sehr verschiedenen Gründen anders sein. Man wird ein störungsloses Weiterarbeiten der Schulen auf keinen Fall errei- chen können. In dieser Zwischenzeit nun müs- sen jüngere Menschen aus allen Berufsschichten, die ihre Gesin- nung in der Zeit der Probe bewie- sen haben, im abgekürzten Ver- fahren für den Erzieherberuf aus- gebildet werden. Ein gutes Reser- voir bilden die früheren Arbeiter- jugendorganisationen, die Kinder- freunde, diö illegalen Kämpfer und vor allem die Menschen, die durch die Hochschule der Nazi-Konzen- trationslager gegangen sind. Die notdürftige fachliche Vorbereitung dieser ausgereiften, kritischen Menschen bildet kein Problem. Sie kann notwendigenfalls zum Teil blossen "Fachleuten" überlassen werden. Soweit bei all diesem, wohl- wollende ausländische Hilfe ge- währt wird — sie kommt fast nur für Universitäten, mittlere Schu- len und Lehrervorbildung in Fra- ge — hat das-.' neue Deutschland nur Grund, sie freiwillig und dank- bar abzunehmen. Selbstverständlich wird das alles wissenschaftliche und methodische Nachteile haben, aber es gibt kei- nen anderen Weg, und gegenüber der Kultur schände im. Hitlerreich bedeutet auch dieser aus der Not geborene Uebergang einen gewal- tigen Aufstieg. Er wird die Erzie- hung zur Menschheit und zur Menschlichkeit sichern und dem- gegenüber ist der mögliche Aus- fall von Schulwissen ein minima- ler Verlust. Bis zur Normalisierung loerden Jahre vergehen, aber man kann nicht erwarten, dass ein Volk, das den grössten Tiefstand seiner Geschichte erlebte, ihn oh- ne Opfer und Verzichtleistungen überwindet. — 18 — GEGEN DIE FORDERUNG DER BEDINGUNSLOSEN ERGEBUNG (Feace Aims, Juli-August 1943, Zeitschrift des National Peace Council, London). Buchstäblich gmommen, ist die be- dingungslose Ergebung einer der schlechtesten Kampfrufe, da er den denkbar grössten Mangel hat, den Feind dazu zu veranlassen, in Erman- gelung einer vorzugswürdigen anderen Möglichkeit bis zum letzten Blutstrop- fen zu kämpfen. Das widerspricht in stärkstem Masse den Interessen der Menschheit. Oder noch schärfer for- muliert für diejenigen, die nur die ei- ne Seite der menschlichen Katastro- phe, wie, sie der Krieg ist, sehen kön- nen: es widerspricht ganz unseren eigenen Interessen. Wir haben keinerlei Recht, anzuneh- men, dass jetzt in Deutschland Einig- keit herrscht, oder dass dies jemals der Fall gewesen sei. Es liegt iin der Natur der Dinge, dass dies niemals deutlich in Erscheinung tritt. Aber umso eindrucksvoller ist es, wenn das doch einmal geschieht... Unter der äusseren Fassade tauchen unwiderleg- liche Beweise fortgesetzter und tat- sächlich verschärfter Feindseligkeit gegen das Naziregime auf, selbst wenn diese Beweise nur in Form neu- er Massnahmen zur Unterdrückung innerhalb des Dritten Reichs, beste- hen, zu denen das Regime dauernd Zuflucht nehmen muss... Aber selbst wenn man all solche Be- weise als unzuverlässig ablehnt und jede Hoffnung auf den Zusammen- bruch des einmal bestehenden deut- schen Kriegswillens als unbegründe- ten Optimismus betrachtet, dann bleibt doch die Tatsache bestehen, dass jeder Krieg dann endet, wenn eine hinreichende Anzahl Krieger der verlierenden Seite zu dem Schluss kommt, dass der Schrecken, die Schande, Pein und Ungewissheit der Ergebung nicht so gross sind, wie die Ungewissheit eines verlängerten aber nutzlosen Widerstands... Wie kann deshalb der Augenblick der Ergebung so nahe wie möglich ge- bracht werden? Zum Teil, so bedau- erlich es ist, dadurch, dass man den Krieg so wirkungsvoll wie möglich führt: ! ie'in solcher, der ausschliesslich aus imperialisti- schen Motiven und mit imperialisti- schen Zielen von allen Beteiligten ge- führt wird. Lassen wir aber selbst die reichlich fragwürdige Behauptung vom rein imperialistischen Charaketr dieses Krieges gelten. Ist es dann nach allem Gesagten nicht eine wich- tige Aufgabe, die nicht am Imperialis- mus interessierten Schichten aus der Front der Imperialisten herauszulö- sen? Und ist dazu wiederum nicht ge- rade auf deutscher Seite eine Politik notwendig, die geeignet ist, das be- stehende Misstrauen zu überwinden? Das deutsche Volk mag den Krieg tausendmal nicht gewollt haben. Es hat dabei der Kriegführung aber doch als Werkzeug Hitlers gedient. Es muss schon deshalb mit dem bestehen- den Misstrauen rechnen. Und selbst ein sozialistisches Deutschland leann nicht so tun, als sei nichts gewesen. Auf der andern Seite sind es nicht nur ausländische Kapitalisten gewesen, die von den Nazis ausgeraubt und ver- sklavt wurden. Ebensowenig kann man eine Wiedergutmachung einfach damit ablehnen, dass sie nur den Ka- pitalisten dienen' würde. Ueber der Anwendung; seiner Formeln scheint Strommer aber auch die Ge- Kclieluiisse des Krieges ganz verses- sen zu liaben. Wie kann er sonst wa- gen, Churchill, Roosevelt und Stalin — bei allen Bedenken, die gegen sie berechtigt sind — in einem Atem mit Hitler zu nennen. Haben die alliierten Staatsmänner solche Verbrechen auf sieh geladen wie Hitler? Es liesse sich noch manches zu dem Aufsatz "Keine Halbheiten" sagen, insbesondere zu Schuldi oder gar Mit- hilfe der" Sozialdemokratie und der Dritten Internationale am Krieg. Doch die diesbezüglichen Ausführungen ste- hen nur in losem Zusammenhang mit dem Problem der Beseitigung des Misstrauens bezw. lassen es nur umso verständlicher erscheinen, wenn das Misstrauen sich auch gegen die deut- sche Arbeiterschaft richtet. Die Auf- gabe dieses Schlusswortes war auch nicht eine spezielle Widerlegung Strommers, sondern grundsätzlich die Gefahr gewisser Simplifizierungen für die richtige Betrachtung der Kriegs- und Friedens,probleme aufzu- weisen. Hans Lehmann. ADRESSENAENDERUNGEN bitten wir, schriftlich, mitzuteilen un- ter Beifügung von 20 Cts. — 24 — hifoliothek corrientes PENSION SCHIFFER Anienabar 2040 V. T. 76 - 1793, 1 Qua- der Cabildo vermietet gut möbl. Stra- ssenzimmer mit Pension, gute bürgl. Küche, Warmbäder u. sonst. Bequem- lichkeiten. Tischgäste willkommen. Massige Abonnementspreise. J EL CAPRICHO i I Damen u. Herren-Friseur-Salon | i AVII.ES 207« — Ii. T. 73-1918 j I zwischen Conesa und Zapiola I l Leser 20 Prozent Ermässigung-. 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En primer lugar por que, si es cierto que una Alemania fragmentada encontraria dificultades mucho mayores para armarse y agredir, en cambio crearia en el centro de Europa el pro- biern a de una nueva unificaciön de Alemania, con su semillero de agita- ciones e inquietudes. Recordamos que el hecho de hallarse Ale mania frag- mentada en 1870, no fue obstäculo para que todos los Estados que la in- tegraban se mancomunaran para lanzarse contra Francia. La seguridad que resultaria de una Alemania desmembrada serla, pues, una seguridad transitoria. Y la futura paz con su nueva organizaciön del mundo debe proporcionarle a este una seguridad definitiva. Europa no tendria jamäs esta seguridad si existiera en su seno un pueblo de ochen- ta millones de almas, con el resentimiento de habersele violado su evo- luciön natural orientada hacia la unidad. Las generaciones venideras no comprenderian ni aceptarian jamäs esta desmembraciön. Aceptamos la idea de la sanciön colectiva. Pero una cosa exigimos de es- te "castigo": que sea compatible con las condiciones que se desea crear en el mundo de la post-guerra. La desintegraciön de Alemania no se Kalla en este caso. Destrozar ahora la unidad alemana significaria reiniciar artificialmente un proceso histö- rico que ya estaba consumado. No estarä demäs recordar que la Carta del Atläntico no se compadeceria con la imposiciön a Alemania vencida de una fragmentaciön politica cier- tamente contraria al deseo de su poblaciön. Destruir la unidad ya- lograda de los antiguos Estados alemanes, seria anadir deliberadamente una dificultad mäs a las que de por si presen- tarä la estructuraciön econömica del mundo de manana. Recuerdense las condiciones de permanente crisis econömica y financiera en que viviö el pequeno Estado austriaco creado por el Tratado de Versalles. Alemania pudo preparar esta segunda guerra mundial, sölo gracias a la ceguera politica de sus vencedores, a su tolerancia y atin su complicidad. Estados Unidos, Inglaterra y Francia contribuyeron, por accion u omi- siön, despues del armisticio de noviembre de 1918, a que se creara una nueva mentalidad belica en Europa y a que se reconstituyera el poderio militar e imperialista de Alemania. öQue necesidad hay de reincidir en aquellos crasos error es Mirando las cosas desde nuestra lejania, nos imaginamos que una clara de- finiciön de propösitos de las naciones aliadas en orden a mantener la uni- dad politica de Alemania una vez eliminado el nacismo, contribuiria efi- cazmente a acelerar en las masas germanas el proceso de rebeliön con- tra el regimen nazi. Los oölebres "14 puntos" enunciados por Wilson en marzo de 1918, surtie- ron un efecto semejante sobre el frente interno de Alemania.