LA OTRA ALEMANIA OROANO DE LOS ALEMANES DEMOCRATICOS DE LA AMERICA DEL SUR Montevideo, 15 de Febrero de 1944 Atta I N.o 1-2 Redacciön y administraciön: Calle Rio Branco 1372 Montevideo (Uruguay) Redactor responsable: Enrique Groenewald Aus dem.Inhalt: Thomas Muenzer: Perspektiven Anfang 1944 Anton Finkelstein=La Paz: Zum Fall Emil Ludwig Willi Keller=Rio: Der Hass als politische Waffe Georg, Maiwald=Potosi: Um die deutsche Erwachsenenbildung Q. M. Hass: Emigranten in England Hermann Serner: D. Thompson und die deutsche Opposition Karl O. Paetel-New York: Zur Situation der deutschen Jugend Ulrich Becher: Verhoer eines Passlosen Wg£»w* Zoss: Der Balkan als Pruefstein f"*Au7 Hitlerdeutschland — Zwei Illegale berichten aus irer Arbeit österreichische Nachrichten Suplemento en castellano b r . [ Deutsche Bibliothek Frankfurt am Main Ruchhandl-ung Antiquariat Die Erfuellung aller Wuensche ist jedem gesichert, der seine literarischen, wissenschaft- lichen oder al gemein prakt'sehen BUCH-INTERESSEN in der Kartothek unseres SUCHDIENSTES notieren laesst. SIND ES EINZELNE BUECIIEU, erhalten Sie in Kuerze unsere SPEZIAL OFFERTE ERSTRECKT SICH IHR INTERESSE auf irgendein Wissensgebiet, gleichviel in welcher Sprache, werden Sie laufend ueber diesbezügliche Neueingaenge unterrichtet, und wir senden Ihnen gratis unsere FÄCH-KÄTÄLOGE die in mehr als 50 Ausgaben einen grossen Teil des heu- tigen Schrifttums — inhaltlich zusammengefasst und ge- ordnet — enthalten. U. T. 31-4513 y 7427 U. T. 32-1311 Buenos Aires BEDIENEN SIE SICH DIESER HIER EINZIGARTIGEN BIBLIOGRAPHISCHEN AUSKUNFTSQUELLE IM DIENSTE DES KUNDEN. Die besten Ankaufspreise fuer IHRE BUECHER MA1PU 441 Quinta "La Perlita" Sport- und Landheim des VEREINS "VORWAERTS" Quilmes, 12 de Octubre 1100 U. 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ALEMANIA FRF THOMAS MUENZER: Perspektiven Anfang 1944 Die miHtaerische Entscheidung An der Ostfront weichen die Nazi- truppen unter dien Schlaegen der Sowjetheere, und es naehert sich der Tag, an dem ganz Russland von den Eindringlingen befreit sein wird; die Bombenflugzeuge der Alliierten zer- stoeren mit wissenschaftlicher Sy- stematik die deutschen Verkehrs, und Industriezentren, und es naehert sich der Tag, an dem die Invasion der Festung Europa beginnt; innerhalb dieser Festung wird bereits gekaempft, vor allem in Jugoslawien, und ueber- all stehen die Patrioten zur Erhebung bereit; die Vasallenstaaten schwan- ken, bedroht von den süch naehern- den russischen Heeren und von der Erhebung der unterdrueckten Volks- massen; in Deutschland selbst schaf- fen Enttaeuschung, Not und Defai- tismus den illegalen Kaempfern ei. nen guenstlgeren Boden. Man kann also > mit einem hohen Grade der Sicherheit sagen, dass das Jahr 1944 die voellige Niederlage Hitlerdeutschlands bringen wird!. Wie lange es dauern wird, bis man das imperialistische Japan ueber- windet, ist eine andere Frage. Man hat Japan ungeheuer untersdiaetzt, und die Besiegung des riesigen neu- ,fs panischen Reichs wird groesste Schwierigkeiten machen. Aber auch hier ist der Ausgang sicher, voraus, gesetsü, dass dias Einvernehmen der aJigelsaecihsischen Maechte, Chinas und der Sowjetunion dje Niederlage Hitlerdeütschlands ueberdauert. Aussprechen, was ist Ein Aufatmen geht durch die ge- quaete Menschheit. In Mllionen von Herzen wird die Hoffnung auf die Morgenroete einer neuen Welt de« Friedens, der Sicherheit und Gerech- tigkeit Ausdruck geftfnden haben, wie sie verantwortliche Staatsmaen- ner und unverantwortliche Journa- listen versprochen haben. Es ist eine bittere, aber unabweisbare Pflicht, a«if die duesteren Wolken hinzuweisen, die diese Morgemroete zu ersticken drohen, ehe die Sonne aufgeht. Kassandrarufe werden nicht gern gehoert, da man nicht gern de- Wahrheit ins Gesicht sieht. Aber mehr als je muss man aussprechen, was ist, in einer Stunde, in der die Menschheit vor den weittragendsten Entscheidungen steht. Die Weltreaktion So ge» chert heute der militaerisehe Sieg erscheint, so unsicher ist da«, was nach dem militaerischen Sieg kommen wird. Die Kraefte der Welt- reaktion, die Horthy-Ungarn, Musso- lini-Italien und Hitler.Deutschlan-ä ermoeglidht und gestuetzt haben, der Monopolkapitalismus, die zuenftige Buerokratie und Diplomatie, Natio- nalismus und Militarismus, die Luege und die Dummheit, der Hass gegen Arbeiterbewegung und Sozialismus, sie alle sind noch da und geschaeftig am Werk, die Gewinnung des Frie- dens zu verhindern. Die bisherige politische Kriegfüh- rung zeigt, in welchem Masse die Aussenpolit k der angelsaechsischen Staaten sich im Schlepptau der ka- Fatalistischen Reaktion befindet. Das Paktieren mit den Darian und Pey- routon und die Behandlung de Gaul- ies und der franzoesischen Freiheits- bewegung, die bisherige Ruecksicht- nahme auf Franca und die Ignorie- rung der spanischen Republ kaner, die Unterstuetzung des "Kaisers" und des "Marschalls" von Abessinien ge- gen die Kraefte des italienischen Vö'ks — wir erhalten aus London jdie Mitteilung, dass dotfi den militanten Antifaschisten ebenso die Rueckkehr lUfh Italien verweigert wird1 wie in USA —; die Ablehnung jeder Ermu- tigung der Illegalen in Deutschland und der deutschen Revolution — das alles und vieles andere gibt dem Krieg den Charakter eines Ringens zwischen imperialistischen Staaten statt des Charakters eines Kampfes der demokratischen Kraefte der Welt gegen die faschistischen. Chaos der Kriegsziele Was Wunder, dass trotz aller schi e- nen Reden, trotz aller Kommissionen und Kommissionsbeschluesse, trotz Atlantik-Charter und trotz der Kon- ferenzen in Moskau, Kairo und Te- heran eindeutige Friedensziele, die ueber Negatives hinausreichen, dass weitFchauende Gesichtspunkte und Formulierungen fehlen. Statt dessen gibt es ein Chaos von Forderungen und Vorschlaegen, die zumeist das eine gemein haben, dass sie weit zu- rueckbleiben hinter den Erfordernis- sen der Stunde, dass sie an Sympto- men herumkmieren statt an die Wurzeln des Uebels heranzugehen, und dir vielfach darueber hinaus von kleinlichen und kleinlichsten Ge- sichtspunkten und Interessen getra- gen werden. Da wird "unwiderleglicht" bewiesen, dass Oesterreich fuer sich allein ein leben?faehiger Staat sei. (Besonders dann, wenn ihm, wie es gefordeu worden ist, Berchtesgaden einverleibt wird, das bis 1809 zu Oesterreich ge- hoert habe?) Da sieht die hollaendi- svhe Kcenigin den Sinn des Krieges in der Wiederherstellung der Souve- raenitaet Hollands mit seinem Kolo- nialreich. Gewiss muten solche und aehnliche Sc Qvvra enitaetssor gen und nationalen ' Belange" der vielen europaeischen Kit iiüilaaten mit ihren sich durch- krfuzerden territorialen Anspruechen ziemlich komisch an, nachdem ihre blosse Existenz zur europaeischen Katastrophe beigetragen uud nach- dem sich die Nichtigkeit ihrer Un- abhaengigkeit in der Katastrophe so zur Evidenz erwiesen hat. Schlimm sind d'ese Velleitaeten nur, weil sii eim; Stuetze in dem durch die Nazi- Unterdrueck-ang aufgepeitschten Na- tionalismus finden. Und so unzeit - gemaess und verderblich dieser Natio- nalismus in unserer Zeit sein mag, er wird von Washington und London aus genaehrt von denjenigen reak- tionaeren Kreisen, die ihn zu einer Balkan isi erung Europas benutzen moechten, um auf diese Weise die europaeische Revolution zu verhin- dern, und um im europaeischen Cha- os besser ihre Geschaefte machen zu koennen. Noch nichts ist geklaert ueber d e Zu- kunft Europas. In einem Atem ver- spricht man den zu befreienden Voel- kern, dass sie ihre Angelegenheiten sclbstaendig regeln koennen, und er- klaert, dass die grossen Maechte zum Zweck der Sicherung des Friedens und der allgemeinen Wohlfahrt die Leitung in Haenden haben muessten. USA setzt sich fuer die "Freiheit" al- ler europaeischen Nationen ein, was ebenso unbestimmt ist wie Wilsons Gedanken ueber Europa nach dem verigen Kriege, waehrend Smuts als Spiecher des britischen Imperiums den kleinen europaeischen Staaten — gemeint sind vor allem Holland, Belgien und die nordischen Staaten —> den Rat gibt, sich unter die Fitti- che Englands zu fluechten. Auf diese Weiss moeehte man die Verluste des britischen Imperiums in Asien nach Moeglichkeit ausgleichen. Hier wird die alte englische Politik der "Balan- ce i>f power", deren Ziel es war, die Einigung von Kontinentaleuropa zu verhindern, in ueberraschender Ab- wandlung fortgesetzt. Frankreich wird von Smuts der Bang ieinei1 Grossmacht abgesprochen, was zt»r Erreichung des ebengenannten Plan1 s notwendig is„ worauf die de Gaiul- listen unter empoertem Protest Frankreichs traditionsbegruendeten Anspruch auf massgebende europae- ische Geltung anmelden. Mit vollem Recht sagen sie "Sans la France pias d'Europe." Aber leider vergessen sie hinzuzufuegen; "Sans l'AUemagne pas d'Europe." Gerade was mit Deutschland geschehen soll, ist nech voellig im unklaren. Ebenso besteht keinerlei Einmuetigkeit ueber cÜ2 Organisierung des Donauraums und des Balkans. Und wie mit den Friedenszielen fuer Europa steht es mii denen in Asie i. Darueber, dass Japan alle seine neu- en "und frueheren Eroberungen aus- zuliefern hat, hat man sich in Kairo geeinigt. Aber wie denkt man sich dann die Eingliederung des utber- voelkerten Japan in die neue fried- liche Welt allgemeinen menschlichen Wohlergehens? Und was soll a-js Hinterindien und Hollaendisch Indien werden? In Amerika fordert man auch hier die "Freiheit" dieser Laen- der und zugleich Indiens. Man will sich aber selbst militaerische Stutz- punkte in diesen interessanten Gebie- ten sichern. Die "Freiheit" wuerde so nebenbei fuer Wall Street wirt- schaftliche Verdraengung der Eng- laender und Hollaender und Freiheit der Pi ofitmacherei und Ausbeutung bedeuten. Wie passt das zu Churchifls Absicht, das britische Imperium moegiiehst heil aus der Katastrophe zu retten? Was sagen die Chinesen, was die Inder, was Australien? Von dem, worauf es ankommt, von der Schaffung einer festfundamen- titr.cn curopaeischen und asiatischen Stuaienfoederation, die cid •'Freiheit' der E nzelmitglieder im Notwendigen eiHscJiraenken muesste, djafuer nicht mit Worten, sondern durch Schal- fung von Tatsachen Weltfrieden und Menschheitsfortschritt zu sichern, hoeit man fas, nur von Outsidern, deren Meinung moegilicht totge- sciiwitgen wird. SOS=SignaI Wir haben nur einige politische Hauptprcbeme herausgegriffen, um zu ztigen, dass die aus den l ugen ge- ratene Welt mit den alten Methoden des Kapitalismus und Imperia i-mus nicht einzurenken ist. Bleibt den ka- pitalistischen und imperialistischen Mai'cnien, .die die Welt in Chaos und Krieg gefuehrt haben, die Neuord- nung ueber lassen, so wjrd die an an- derer Stelle zitierte Voraussage Chri- stian v. Baiens schreckliche Wahr- heit werden, dass dem zweiten Welt- krieg schnell der dritte folgen wird. Der wuerde dann mittels gewaltig verbesserter Vernichtungswaff .n noch ganz anders aufraeumen mit den Menschen und ihren Werken. Aber die Aufrechterhaltung des kais».- tulistischen Systems muesste nicht nur die Sicherung des Friedens durch Schaffung grosser Staatenbuende in Europa und Asien und d'arch die Ver- einigung der vorhandenen grossen Imperien und der neuzubildenden Staatenbuende in einer Weltfoedera- tien unmoeglich machen, sie wuerde auch trotz der Besieg-ung der faschi- stischen Staaten dem Faschismus die Wege oeffnen. Der Monopcs- und Krisenkapitalic - mus ist die eigentliche Ursache fuer Faschismus und Krieg, weil er :lie Entfaltung und Ausnutzung der Pro- duktivkraefte hindert, weil er unge- zaehlter» Millionen ke'ne Aibeit und keine Existenz zu geben vermag, wtil er infolgedessen Not und Elend be. tieutrt. Die immense heutige Kritgs- proauktion, nur der Vernichtung und Zc-istcerung dienend, beweist, dass alle berechtigten Ansprueche aller Menschen leicht befriedigt werden ktiemitcn, wenn — ja, wenn Wirt- schaft und Gesellschaft entsprechend der erreichten Produktionsstufe, d. Ii. sczlali&tisch organisiert wuerden. Nach diesem Kriege isi durch die von den Kriegsnotwendigkeiten erzwun- genen umwaelzenden Entdeckungen und1 Erfindungen die Proöuküons- faehigkeit unermesslich gestiegen, ist zugleich die Konzentration des Kapi- tals unter Vernichtung v n Millionen seltslaendiger Existenzen riesig fort- g>.s:hii(ten, steht man vor den gigan- tischen Aufgaben der Umstellung von Kriegs- auf Friedenswirtschaft, des Neuaufbaus des Zerstoerten, der Demuhilisierung von Dutzenden von Millionen Soldaten, der Repatriierung an 'erer Milionen, der Versorgung von Millionen und Abermillionen VerstuemineUer und Verwaister, um nur das Wichtigste zu nennen. Nie- mals kann eine anarch'sche, von Profirinteresseii geleitete, in wesent- lichsten Sektoren monopolisierte ka- pitalistische Wirtschaft diese Aufga- ben bewae'tigen. Nur eine sozialisti- sche, den Profit ausschliessende Plan- wirtschaft ist dazu in der Lage. Da elfe unmittelbaren Interrsscnten n'cht nur, sondern auch die kapitalisti- schen Regierungen den Sozialisinus verhindern wollen, bleibt ihnen nur ' { • Morglichkeit, den Widerstreit der ProfiMnteressen -untereinander und Ssfrk7ier zu verhindern. Dafuer wuer- r*!« demokratischen Formen vnd ■Me'h""*?n aber nicht verwendbar sein. Sie muessten durch faschisti- sche ersetzt werden, die keineswegs voellig mit dien in Italien und Deutschland angewendeten ueberein- iu timmen brauchten. Sie wuerden aber die Grundzuege des Faschismus aufweisen: Engste Verbindung des kapita istischen Systems mit der Staatsmacht; Lahmlegung der selb- staendigen Arbeiterbewegung durch Zwangsorganisationen und durch Korrumpierung; Polizei- und Spitzel- system; Pflege des Nationalismus; militaerische Bereitschaft gegen $£n inneren und aeusseren FeindJ Ein solcher Versuch, notwendige Ent- wicklungen mit Gewalt und List xu verhindern, koennte die wirtschaftli- chen Widerspruche und die sozialen Gegensaetze nicht aus der Welt schaf- fen. Auch hier wuerde ueber kurz oder lang der ueberheizte Kessel zur Explosion draengen. Mit dem neuen Krieg der Staaten wuerde sich — deutlicher als in diesem Krieg — der Buergerkrieg der Klassen verbinden. Die Welt wuerde zu einer schlimme- ren Hoelle werden, als sie es heule ist. Was wir hier aufgezeigt halben, ist eine Moeglichkeit, allerdings eine, d e man nicht ernst genug nehmen kann. Es braucht aber nicht so zu sein, dass wenn die faschistischen Staaten be - siegt sind, der Faschismus tiium- phiert; es braucht nicht zu sein, da,ss diesem Weltkrieg der neue folgt. Wo sind die Gegenkraefte? Wie stark s;ttd sie? Da ist zunaechst Die Sowjetunion Sie in erster Linie hat Europa und vielleicht die Welt vor dem Siege Na- "ideufschlands gerettet. Wird sie auch den Frieden fuer die Welt ret- ten? Wir vermoegen diese Frage nicht m beantworten, da Inhalt und Po- lit'k der Sowjetunion Widerspruchs- vf>l' sind, und da niemand die Ab- sichten Stalins und seiner Ratgeber Z'deutig kennt. Qrit Lenins Tod und seit Stalins Sieg innerhalb der bolschewistischen Par- tei hat Russland unter dem Motto der Verwirklichung des S^ziiaäismus in einem Land die weltievc ut ome- ren Plaene zurueckges.ellt und dann — wenigstens dem Anschein nach — ganz aufgegeben. Es ist buerokratisch und nationalistisch geworden. Äa» der anderen Seite bleibt die grcss- Tatsache der Oktoberrevolution be- stehen und wirkt weiter, Ist das, was heute den Leitgedanken utnd Zie eh der Oktoberrevolution widerspricht, nur Uebergang oder bedeutet es Preisgabe? Ist die Befriedigung der kapitalistischen Welt ueber die Aaf- loesung der Komintern, ueber tiis Er- setzung der ''Internationale" durch eine nationalistische russische Hym- ne, ueber die Aussoehnung mit der oiChodoxen Kirche, ueber die Schaf- fung eines Ordens, der nach dem re- aktionaeren Bekaempfer der franzoe- sisehen Revolutionsheere Suworow benannt ist, berechtigt? Weshalb be- kommt nach dem Londoner "Econo- mist" in der Sowjetunion ein Leut- nant d"as dreissigfache Gehalt des ge- meinen Soldaten, waehrend er in USA nur das dreifache erhaelt? Hat t?as "Wall Street Journal" recht, wenn es meint, die Sowjetunion sei heute nicht mehr eine Bedrohung der kapitalistischen Wirtschaftsordnung? Nur die Zukunft kann diese Fragen beantworten. Sicher ist, dass Stalin neben seiner durch ihre Unbedenklichkeit est Li Erstaunen setzenden opportunistischen Taktik konsequent die Sowjetunion fuer den Krieg mit Hitlerdeutschland vorbereitet hat, sicher ist, dass er heute trotz aller Freundschaftsbeteu- erungen und der 26 Trinksprueche von Teheran eine politische Linie verfolgt, die seinen Alliierten viel Kopfsctmer. zen machen muss. Er hat sich a>:iT die Seite de Gaulies und Titos gestellt, als die Amerikaner und Englaender Giraud und Mihailowitsch poussierten. Er hat mit dem deutschen Freiheits- komitee sich einen Trumpf verschafft, der uns wegen der Generalspartner allerdings keineswegs gefaellt. Er hat deutliehst gegen Regionalpakte pro- testiert, die der erneuten Isolierung der Sowjetunion dienen koennten; er Ha t unbekuemmert um das Wider- ctiefcen der Angelsachsen mit Benesch — der einzigen Exilsregierung, hin- ter der das Vöik steht —. ein Buend- nis geschlossen, das seine Auswirkun- gen auf die europaeische Neuordnung haben wird. Er bleibt unnachgiebig in der polnischen Frage. Er laesst vor monarchischen Illusionen in Ru- maenien warnen und meldet damit deutlich Russlands ÜVnsprlitecJhe auf Regelung der Balkanfrage an. Der vielberufenc Prawda-Artikel war eine deutliche Warnung vor Rueckfaellen in die Methoden der Uebergehung S( wjeti'usslands. Er hat durch das alles klar zu erkennen gegeben, dass s/ch die Sowjetunion keinesfalls von den angelsaechsischen Maech'.en ins : chLxHtau nehmen laesst, sondern ihre eigenen Wege geht. Ein deut- lich erkennbares Ziel ist dabei das, ur.ter Zurueckdraengung des an gel- kU-echsiichen Einflusses in Europa den russischen moeglichst stark zu machen. Er hat die besseren Chancen. Die Ze ten, in denen Roosevelt und Chur- chill Entscheidungen treffen zu kosn, nen glaub en, ohne sich um Russ- land zu kuemmern, sind seit Stalin- grad vorbei. Die Sowjettruppen nae- hern s?ch den Grenzen Deutschlands und seiner Vasallenstaaten; Russland grenzt unmittelbar an Kontinental, europa; es besitzt heute die Sympa- thien der von USA en Canaille be- handelten franzoesischen Freiheits- bewegung; es ist die Hoffnung der unterdi'aeckten Bauernmassen in den Balkanlaendern. Seine Stellung In Eurdpa wird am Ende dieses Krie- ges staerker sein als die England und USA zusammengenommen. Wenn auf der anderen Seite die Sowjetunion die Unterstuetzung der angelsaechsischen Maechte nicht nur im Kriege braucht, sondern auch ih- re Hilfe beim Wiederaufbau in An. spruch nehmen muss, so wird da( ueberreichlich aufgewogen durch di Seh vesselslellung die Russland im Kriege gegen Japan innehaben wird. Wenn die Sowjetun'on ihre gewal- tige Machtstellung nicht in nationa- listischem Sinne ausnutzt, sondern loyal zusammenarbeitet mit den fort- schrittlichen Kraeften in Europa und der ganzen Welt, so hat es niemals greessere Chancen fuer die Ueber- windung der heutigen uebeiVebten Ordnung, nie bessere Aussichten fuer eine sozialistische Neuordnung ge- geben. 1 Die Kraefte der Neuen Wo sind die Kraefte des Neuen? Die Arbeiterbewegung hat in Euro- pa furchtbare Niederlagen und Ent- taeuschungen erlebt. Ihre Organisa- tionen sind von den Nazis zerschla- gen. Aber als Klasse, deren geschicht- liche Aufgabe die Ueberwindung des Kapitalismus durch den Sozialismus ist, besteht das Proletariat fort. Und nirgends und niemals ist es den Na- zis gelungen, dem illegalen Kampf ihrer reifsten und mutigsten Kaders in Deutschland und in Europa ein Ende zu' machen. Im Gegenteil drin- gen immer aufs neue Stimmen aus dein Zuchthaus Europa, die zeigen, dass diese Arbeiter ohne unfrucht - bare Hass- und Rachegedanken sich revelutionaere Ziele eines wirtschaft- lichen •und sozialen Neubaus nicht nur ihres Landes, sondern der zu schaffenden europaeischen Staaten- gemeinschaft stellen. Die Vereinigung der Arbeiterschaft Kontinentaleuropas, in erster Linie der franToesischen und deutschen Ar. be ter, und ihre Verbindung -mit der. Kleinbauern, Paechtern und Landar- beitein und mit den durch Fasch:s- rms und Kr-eg expropriierten städ- tischen Schich eii ist eine der vor~ clr'nglichsteii Aufgaben and eins der °r der' Hassende notwendig bestrebt ist, den Gegenstand seines Hasses zu etit-' fernen und zu zerstoeren; wer sichi vorstellt, dass das, was er hasst,- ver- nichtet wird, der wird Lust empfinden. , . : Einzelpersonen koennen sich hassen und vernichten. Das Schicksal der Menschheit wird davon nicht beruehr-t. Den Hass aber auf ganze* Vce.ker auszudehnen, ihn zur Massenpsychose zu erheben, bedeutet nichts anderes als ein schmutziges politisches Spiel zu treiben oder ein Pehlen jeglicher Einsicht in die geschichtlichen Zusamnienhaenge. Der Hass ist vor allem die Waffe der Leute, die im Auftrage einer ueber- lebten Gesellschaftsordnung den geistigen Horizont der Menschen zu ver- dunkeln haben, und die uns einzureden versuchen, dass "es nicht die Vef- haeltnisse sind, die den Menschen bestimmen, sondern dass es vielmehr der Mensch ist, der die Verhaeltnisse bestimmt." Selbstversta'endlich spielt es fuer sie keine Rolle,- Millionen von Leben zu opfern, wenn nur das System erhalten bleibt. Wir konnten es in der Zeit vor 1914 beobachten, wie Interessengegensätze. die ausschliesslich materiell begruendet waren, zum Kriege fuEhrten. Der Streit wurde eroeffnet im Namen Gottes, im Namen der Freihielt, im. Na- men der Gerechtigkeit und weiterer 400 Tugenden, die die Menschen\ei> funden haben, um sich das Leben in moralischer Beziehung komfertah et einzurichten. Aber nach kurzer Zeit schon entartete der so hoffnungsvoll begonnene Kumps zum reinen Zerstoerungskrieg, den niemand mehr zu beendigen wusste. Je mehr aber der Einzelne am eigenen Leib verspuexte, da» er Opfer der gleichen gesellschaftlichen Misstaende war, wie der Geg- ner suis der anderen Seite, desto eifriger arbeitete die Hasspropaganda, um die aufkeimende Erkenntnis pathologisch zu entstehen. In diesem Kriege gibt es eine starke Kraeftekomibmation, die die Erschei- nungen unserer Zeitgeschichte als das Ergebnis einer hoechst logischen Entwicklung betrachtet. Man ist sich bewusst, dass es nicht gemuegt, den Gegner militaerisch zu vernichten, sondern dass man in erster Linie die politischen und gesellschaftlichen Voraussetzungen beseitigen muss, die iMmw wieder zum Kriege und zu Wirtschaftsstoerungen fuehren. Fuer diese Kraeftekombination bedeutet das Hassgeschrei gar nichts! Die Zerstoerungsmittel sind noch nicht so entwickelt, als dass man siebzig Millionen Deutsche innerhalb von Jahresfrist ausrotten koennte. Es waere ratierlich eine Art Loesung, Deutschland vom Erdboden m vertilgen. Die entwicklungsfeind-ichen Elemente wuerden dadurch aber eine ausgezeich- nete Propagandamoegichkeit verlieren, der sie vieles verdanken. Man muesste an die Stelle des Suendenbockes Deutschland irgend eine andere Nation setzen, sofern man nicht annimmt, dass mit Abschluss dieses Krie- ges alle Probleme der Menschheit eine wohlwollende und dauerhafte Loe- sung erfahren haben weitien. Ausserdem waere damit noch nicht die Frage beantwortet, wer die modernen Huenengraeber in Zentraleuropa zu betreuen haette. Sicher wuerde der menschliche Edelmut dem toten Deutschland gegenueber keine Grenzen kennen, insofern naemlich, als saemtliche eu- ropaeischen Voelker die blutgetraenkte Erde fuer sich in Anspruch nehmen wueiden. Es werden aber einige Mil.lonen Deutsche uebrig bleiben und es wird niaht genuegen, den "National-Sozialismus" von ihnen zu nehmen, tun ihnen den "International-Sozialismas" zu geben. Entweder wird man Deutschland, historisch und politisch gesehen, richtig behandeln ode? man wird es falsch behandeln, auf keinen Fall aber wird man sich den daraus ergebenden Konsequenzen entziehen koennen. Diese Konsequenzen werden "Friede" lauten, wenn man den notwendigen politischen Umbau der menschlichen Gesellschaft wirklich vornimmt, oder aber in 20 Jahren abermals "Krieg", wenn man alles beim Alten la-esst. Vertraege werden vor diesen Konsequenzen nicht bestehen. Allerdings wird man sich beizeiten nach einem schuldigen umsehen mue&sen, um die Ver- antwortung fuer das eigene Versagen von sich abzuwenden, denn dass man dieses Mkl Deutschland machtpolitisch fuer Jahrzehnte ausschalten wird, daran kann es keine Zweifel geben. Deutschland wird nach diesem Kriege zeigen koennen, ob es wirklich gross ist. Nicht gross als militärische, sondern als zivile Macht. Stalingrad und der letzte Winterfeldzug haben ja, Gott sei Dank.', den Mythus von der ünberiegbarkelt der deutschen Heere gruendlich zerstoert. Dieses Mal ist die deutsche Armee im Felde geschlagen worden. Kein Dolchstoss der vom Befinde bestochenen sozialistischen Parteien hat sie in den Rueeken ge- troffen, denn die politische Opposition in der Heimat steht unter der blu- tige« Obhut der Gestapo. Der militaerische Ruhm Preussen-Deutsichlands wird In diesem Kriege zum Teufel gehen. Damit eroesfnet sich dem deut- ecken Volk die Moeglichkeit, sich wieder auf seine zivilen Werte besinnen Bll koennen, denen es einzig und allein seine internationale Stellung ver- dankt, die es einanal eingenommen hattte. Die Aufgabe des neuen Deutschland wird es sein, mit den Toten auch den preussischen Imperialismus beizusetzen und ohne Zoegern ans Werk — 1« — 3jLi gehen, gemeinsam mit den' anderen Voelkern, eine besser» Welt auf- zubauen. Um diese Welt aufbauen zu koennen, wird es notwendig sein, dass Deutsch- land ohne Hass, sondern lediglich aus Gruenden der Volksgesundheit, «ich von der eigenen Oberschicht befreit, die ihre K^aeseninteressen ueber dl# Interessen des eigenen Volkes, Europas und der Menschheit stellte. Anton Finkelstein (Bolivien): Grundsaetzliches zum Fall Emil Ludwig Kuerzlich hat WiLi Keller, Rio de Janeiro, gegen einen Artikel EmüLl Ludwigs polemisiert, der sich mit der Behandlung Deutschlands nach dem Kriege befasst und dem vom Nazi- terror befreiten Volk, also auch der unterjocht gewesenen Arbeiterklasse, Keinerlei politische Willensbildung gestatten, die Regierung vielmehr auf absehbare Zeit in die Haende aus- laendischer G-eneraele legen will (die nicht laecheln, nicht zu Fuss ueber die Strasse gehen und nur in den teuersten Restaurants verkehren duerfen). Man brauchte ueber die- sen Unsinn kein Wort zu verlieren zumal ja in der ganzen Welt kein verantwortlicher Politiker an etwas Aehnliches denkt, wenn nicht darun- ter der Name eines weltbekannten Schriftstellers stuende, der vor allem als Portraetist geschichtlicher Per- ,Als Bei- spiel dient eine mittlere Stadt Nord- deutschlands, die 1933 30.000 organi- sierte Arbeiter hatte. 1 bis 2000 fuehr- ten die Arbeit weiter, das ganze Jahr 1933 hindurch. Anfang 1934 waren davon noch 2 bis 300 Funktionaere uebrig geblieben, im Sommer 1934 kaum ein Dutzend. Die Illegalen mussten wieder ganz von vom anfan- gen; der Aufbau ihrer Gruppen wae- r,e leichter gewesen, wenn die alten. Organisationen sich rechtsseitig um- gestellt haetten. Die kommunistischen Puehrer hatten noch im April 1934 erklaert: "Die offene faschistische Diktatur wird al- le demokratischen Illusionen zerstoe- ren, wird die Massen vom Einfluss der sozialdemokratischen Partei freima- chen und so die proletarische Revo- lution beschleunigen." Diese Ein- schaetzung des Paschismus aJs eine voruebergehende "revolutioniere Kri- se" veranlasste die Kommunisten zu dem Versuch, Massenpropaganda und Massenorganisationen aufrechtzuer- halten, Gelder zu kassieren, Ver- sammlungen abzuhalten. Die Rueck- schlaege waren umso schwerer, als die KP sehr bald aller ihrer Fuehrer beraubt war. Die Verfasser sagen, dass Spitzeltum und Verrat eine gros- se Rolle spielte bei der Zerstoerung der zentralen KP-Organisation. Es stellte sich heraus, dass die Nazis schon lange vor 1933 hohe Funktio- naere der KP fuer sich gewonnen hatten. Auch als die Kommunisten in die Illegalitaet gegangen waren, gab es zahlreiche Faelle von Verrat und Korruption. Die Atmosphaere der Verschwoerung und der Intrigen innerhalb der Partei beguenstigte da» Aufkommen berufsmaessiger Agenten. Die nichtkommuniatischen Gruppen der illegalen Bewegung waren vor Verrat und Spitzeltum besser ge- schuetzt, weil sie aus einer demokra- tischen Bewegung hervorgegangen waren und niemals die Verbindung mit den Massen verloren. Der TJeber- gang zur illegalen Arbeit war fuer sie schwerer, aber ihre Tradition bewahr- te sie vor dem Verfall. Die aktiven Genossen der alten Arbeiterbewegung gehoerten einem ganz bestimmten Ty- pus an; fuer Nazispitzel war es nahe- zu unmoeglich, hier einzudringen. In Geldsachen waren die Funktionaere, die aus der SPD hervorgegangen wa- ren, uebergenau. Seit Jahrzehnten waren sie gewohnt, keine Zahlungn anzunehmen, ohne Quittungen auszu- stellen, kein Geld auszugeben, ohne — * die Belege aufzuheben. Hier dauerte es lange, zu lange, bis sie sich den ver- aenderten Umstaenden anpassten. Dann gaben sie z. B. als Quittung die Photographie eines Schaufensters aus; aber die beitragszahlenden Ge- nossen hatten sich noch nicht um- gestellt, und es kam vor, dass die Ge- stapo SPD-Mitgliedsbuecher fand, in denen alle Marken bis 1933 vollstaen- dig geklebt waren, und saeuberlich angeheftet Dutzende solcher Photo- graphien. Noch verhaengnisvoller fuer die illegale Bewegung war die Schwer- faelligkeit ausländischer Organisa- tionen. 1935 schickte eine der groess- ten internationalen Gewerkschaften einen deutschen Gewerkschaftler nach Deutschland, um das Land zu berei- sen, Kontakte herzustellen usw. Er gab sich als Vertreter einer schwe- dischen Handelsfirma aus. Die aus- laendischen Genossen, die die Reise finanzierten, rechneten genau so: Fahrkarte von X nach Berlin, nach Hamburg, nach Magdeburg etc. Da- zu 100 Mark Tagegelder fuer 20 Tage. Der deutsche Genosse verlangte 50 Mark fuer Sonderausgaben, aber sie begriffen nicht, dass unvorhergese- hene Ausgaben noetig werden koenn- ten. Das erste Mal ging alles gut; bei der zweiten Reise wurde er ver- haftet. Ueber die groesste Schwierigkeit in der Fuehrung der illegalen Arbeit, die Verfolgung durch den faschisti- schen Machtapparat, braucht hier nicht berichtet zu werden. Die naechst groesste Schwierigkeit war der Mangel an Geld. Die Organisa- tion haette guenstig gelegene, relativ ßichere Bueros, Aufbewahrungsräume, photographische Ateliers mieten koen- nen, aber es fehlte an Geld. Die Ar- beiter waren arm und ausgepluendert, und regelmaessiges Sammeln kleiner Betraege war fast unmoeglich. Die- jenigen aber, die Geld hatten und groessere Summen haetten geben koennen, waren fuer Unterstuetzung dieser Arbeit nicht zu haben. Schwe- re Rueckschlaege in der Arbeit wur- den durch die Politik der Weltdemo- ratien verursacht, die immer wieder wichtige Machtpositionen kampflos aufgaben, und wohl der schwerste Schlag war der Abschluss des deutsch- russischen Paktes 1939. Zuerst wollte niemand daran glauben; die Genos- sen erklaerten, es handle sitih um ei- nen Nazi-Propagandatrick. Dass die Westmaechte die Tschechoslowakei verkauft hatten, konnten man sich er- klaeren. Wie aber Sowjetrussland sich mit seinem toedlichsten Feind, dem Nationalsozialismus, verbuenden konn- te, war nicht zu begriefen. Viele Ge- nossen verzagten: -wenn die West- maechte ihre demokratischen Grund- saetze verraten, wenn selbst iRussland nicht mehr antifaschistisch ist — was sollen wir dann gegen Hitler aus- richten? Wofuer kaempfen wir noch? Die deutsche Revolution Der Wiederaufbau Deutschlands, die Einsetzung demokratischer Selbstver- waltung kann nicht von oben kom- men, sondern nur von unten her, von den Massen: in den Arbeitervierteln, in den Fabriken, in den Doerfern. Die Massen werden uur diejenigen als Fuehrer anerkennen, die aus den Rei- hen der Illegalen kommen, davon sind die Verfasser ueberzeugt. Die alten Parteifuehrer sind diskreditiert; die deutsche Emigration hat, mit wenigen Ausnahmen, weder politisch noch theoretisch etwas geleistet. Der Sieg wird nur in blutigen Kaempfen er- rungen werden; Fabriken, Wohn- blocks, Staedte werden gegen die SS verteidigt werden muesesn. Angehoe- rige der alten Gewerkschaften und Arbeiterparteien, Geistliche, die in Opposition geblieben sind, ehemalige politische Gefangene, Soldaten und Offiziere, die sich in den Tagen des Zusammenbruchs auf die Seite der Massen stellen, alle, die in diesen Kaempfen in der ersten Reihe ste- hen: diese, aber auch nur diese, wer- den sich das Vertrauen ihrer Genos- sen erwerben. Nachdenkliches zur Zeitenwende WORTE VON ROMAIN ROLLAND UND JOSEF BLOCH Der Tageschor der Interessenten, der Hasspropheten, der Jour- naille und der ihnen gedanken- und willenlos folgenden Herden- menschen uebertoent heute wie im vorigem Weltkrieg die Stim- men menschlicher Vernunft und Gerechtigkeit. Wir zitieren zwei Menschen unserer Zeit, deren Leben beispielhaft ist, weil sie unbeirrt von den Schlagworten des Tages, unbeirrt durch Hohn und Verfolgung die Wahrheit gesucht und die von ihnen gefun- dene sozialistische Wahrheit verkuendet. haben. Romain Rolland wurde im vorigen Weltkrieg zum Gewissen Europas. Er blieb in der Zwischenkriegszoit, dauernd ringend und wachsend, der durch nichts bestechliche Warner und. iMahner Klarsichtig sagte er Zusammenbruch und Zerstoerung voraus, die wir heute erleben. Kuersdich wurde berichtet, er, der Ge- alterte und Schwerkranke, sei von den Nazis ermordet, dann, er sei in ein Konzentrationslager gebracht worden. Es bleibt die Hoffnung, dass das Geruecht falsch war. Aber wie dem auch sei, und wenn auch der grosse Vertuender einer neuen Ethik Europa nicht von dem Weg in den Abgrund zurueckzuhalten vermochte, sein Name, seine Gestalt, sein Werk werden leben und leuchten, wenn Nazismus und Paschismus laengst tot und abgetan sind. Unsere Zitate stammen aus dem nach dem vorigen Weltkrieg erschienenen Buch "Clerambault. Geschichte eines freien Ge- wissens im Kriege". GEGEN DEN NATIONALISMUS "Ihr verlangt von mir, ich, solle ein- Zusamumenspiel entsteht das Licht, zelne Voelker lieben und einzelne has- Wehe dem, der dieses Prisma bricht! sen. Ich liebe odier hasse Menschen. Ich gehoere nicht einer Rasse an, ich Und es gibt innerhalb jeder Natfpn gehoere dem Leben, dem ganzen Le- vornehme, niedertraechtige und mit- ben. Ich habe Brueder bei allen Na- telmaessige, nur dass in jeder einzel- tionen, ob sie freundlich oder feind- nen Nation die vornehmen und die lieh sind, und die mir zunaechst Ste- niedertraechtigen selten sind, die mit- henden sind nicht immer jene, die ihr tehnaessigen dagegen die grosse Mas- mir als Landsleute aufzwingen wollt, se bilden. Ich liebe einen Menschen Die seelischen Familien sind ueber oder liebe ihn nicht um derentwillen, die ganze Welt hin verstreut. Fueh- was er ist, und, nicht dafuer, was die ,.en wjr sje wieder zusammen! Unsere «.deren sind. Und gaebe es in einer ABfgabe ^ die cha(ltischen N,„ Nation nur einen einzigen Menschen, 4.______, „ den ich tiebe, so wuerde mir das r zer!to*re" und an ^ schon genug sein, um sie nicht als *te"* ""Ts?,* GruW>en zu bü- Gesamtheit zu verurteilen. Ihr sprecht en' Nichts wird dies verhindern koen. mir von den Kaempfen und Äem ein- nen' un^ selbst die Verfolgungen wer- geborenen Hass der Rassen? Die Ras- ('en aus dem allgemeinen Leiden nur sen sind die Farben im Prisma, des die allgemeine Liebe der gemarterten Lebens, erst aus ihrem leuchtenden Voelker formen." MUTLOSIGKEIT IST NICHT ERLAUBT "Das Unglueck von heute ist der ge- Europa seit Jahrhunderten zerfrisst, waltsame Ausbruch eines Uebels, das das Uebel des Stolzes und der Gier, — » — des gewissenlosen Staatenfanatismus, der kapitalistischen Pest, jenes lueg- neriechen Triebwerkes der Zivilisation, das aus - Unduldsamkeit, Heuchelei und Gewalttaetigkeit zusammenge- setzt ist. Jetzt bricht alles zusammen, jetzt ist alles neu aufzubauen, Die Aufgabe ist ungeheuer. Mutlosigkeit ist jetzt nicht erlaubt, denn keiner Generation war ein groesseres Werk jfc zugedacht als der euren. Es han- delt sieh jetzt darum» klar zu sehen durch das Feuer der SchueLzengrae. ben und die giftigen Gase, mit denen euch ebenso wie der Feind die An- treiber des Hinterlandes den Blick verwirren. Es handelt sich darum, den wahren Kampf zu erkennen, und der geht nicht gegen ein einzelnes Volk, sondern gegen eine ganze un- gesunde Gesellschaft, die auf die Aus- beutung und auf die Eifersucht der Voelker begruendet ist, auf die Knechtung des freien Gewissens un- ter die Staatsmaschine____ Das, was ihr gelitten habt, sollen andere nicht mehr leiden! Deshalb gebt nicht nach! Man hat euch da draussen gelehrt, dass, wenn in der Schlacht einmal Order zum Angriff gegeben ist, es noch gefa eh reicher ist, zurueckzuwei- chen als vorzumerken. Seht euch des- halb nicht um, lasst eure Ruinen hinter euch und stuermt nur nach vorwaerts, der neuen Welt entgegen. ' Josef Bloch war ein Outsider des deutschen Sozialismus. 36 Jahre lang hat er in den "Sozialistischen Monatsheften eine aktive produktive sozialistische Politik verfochten, die man nicht als "reformistisch" brandmarken darf, weil sie praktische Tages- aufgaben in den Vordergrund rueckte. Denn die Forderungen erwuchsen aus einer revolutionären Grundgesinnung und -auf- fassung und ihre Verwirklichung haette in Wirtschaft, Gesell- schaft und Staat revolutionäre Fortwirkungen zeitigen mues- sen Eine seiner Hauptforderungen war die Einigung Kontinental- Europas — auch Wort und Begriff stammen von ihm — ohne, aber nicht gegen England und Russland auf der Grundlage der deutsch-franzoesischen Verständigung und Zusammenarbeit. Nach seinem Tod hat seine Fraui unter dem Titel "Die Re- volution der Weltpolitik. Ein Vermaechtnis" die Zusammenfas- sung seiner umfassenden Aufzeichnungen in der Emigration als Buch herausgegeben, das bisher wenig bekannt geworden und noch weniger ausgewertet ist. Das Buch enthaelt eine Fuelle von Gedanken, Formulierungen, Forderungen zu den aktuellsten und wichtigsten Problemen unserer Zeit. Es noetigt zur Durch- pruefung herrschender Auffassungen und der eigenen Position, es fordert manchmal zum« Widerspruch heraus, oefter aur Zu- stimmung. Mit Romain Rolland teilt dieses Buch Menschlichkeit und unbedingte Wahrhaftigkeit. Unsere Zitate sind diesem Buch entnommen. PFLICHT ZUR POLITIK ''Heute Ist Politik Weltpolitik; es gibt keine andere. Es gibt auch keine kiel, nen Voelker mehr, die sich von der Weltpolitik ausschliessen koennten; denn wer auf Politik verrichtet, ver- zichtet ans die Gestaltung des Voel- kerlebens, des fremden Lebens und des eigenen, und fuer beide Leben ist jeder jedem verantwortlich." JUDENTUM UND SOZIALISMUS "Vor kurzem versuchte ein wohlmei- nender Verteidiger der Juden, sie von der schrecklichen Anklage zu entla- sten, dass die Gebote nur den Dieb- stahl verbieten, aber nicht den Sozia- lismus gebieten. Welches Missver. staendnis! Sozialismus/ ist geboten, weil die gegenwaertige Gesellschafts- ordnung diebisch ist. Staat und Kir- — »* — che, die den Sozialismus irreligioes mit der Abetihaffung der 10 Gebote nennen, mueseten konsequenterweise beginnen." DIE SCHLUMMERNDEN KRAEFTE DER MASSEN "In den europaeischen Massen schlum- mern gewaltige Kraefte, die auf eine hoehere Lebenscrdnung hoffen. Die Weltpolitik kann, vor allem bei den Lateinischen und slawischen Voelkern, auf den instinktiven Glauben der Mas- sen an die Einheit der Weü vertrauen. Wenn der Sozialismus und die Demo- kratie zu den Voelkern von den gros- sen Geboten sprechen werden, die ein menschenwuerdiges Leben ermoeg- lichen, wird sich ein Damm gegen dey Ausbruch der Hordleninstinkte bilden lassen. Die Massem glauben an die Kraft der Kaempfenden und miss- trauen den Zoegernden. Jede politi- sche Bewegung, die sich im Angriff befindet, regt aktive Instink e an. Jede Politik, die sich auf laue Ver- teidigung beschraenkt, erregt d:as Misstrauen der Massen. Mut ist gut, selbst der Schein des Muts ist des Erfolges bessere Haelfte. Angst zieht dagegen, nach einem natpoleonischen Wort, die Ereignisse herbei, die man ,zu vermeiden wuenscht. Heute kann man hinzufuegen: sie demoralisiert die Menschheit... In den Massen schlummert nicht nur das Barbati- sche der geschichtlichen Vergangen- heit, sondern auch dl e paradiesische Sehnsucht; die seit Jahrtausenden wie Musik in der Seele des Menschen toent. Alle Voelker ahnen ein golde- nes Zeitalter, haben Legenden, in de- nen sich die Hoffnung auf die Zu- kunft im Vergangenen versteckt, weil das Erlebnis der Muehsal und der Niedrigkeiten den Glauben an ein 2 bessere West zu Boden drueokt. Man muss nur wieder »n die Menschheit glauben, dann wird man mit ihr spre- chen koennen. Man muss aber selbst erst seinem Glauben einen konkreten Inhalt geben, dann kann man ihn auf die Massen uebertragen. Wer heute an die Massen nicht mehr glaub, ist dem Defaitismus verfallen. In Russ- 'land, Italien, Deutschland, wurden die Massen von Menschen gepackt, dij aufs Ganze gingen. Wer an eine neue weltpolitische Ordnung glaubt, kann den Massen Stahl in die Seele gies- sen, wenn er sich wieder auf ein Wort beruft, das heute wie Hohn klingt, und das doch die schoenste Musik bleibt: DIE MENSCHHEIT." Ulrich Becher; Verheer eines Passlosen Dein Vater? Der Himmel. W-i-e nennt er sich? So. Welchen Rangs? Seht sein Ordensband. Wie? Das ihn schmueckt. Was fuer'n Ordensband? Den Regenbogen. Ah Galgenstrick! Deine Mutter? Ihre Haare sind blond. Den Namen? Und wogen im Winde. Was soll's uns? Den .Namen! Des Scmmers, versteht »ich; doch Winters huellt sie ganz sich in schneeWe sses Linnen. Mag sein. Wie sie heisst. Erde, ihr Herrn. Erde? Erde? Erde? — der Name deucht Uns bekannt. Ihr kennt sie, ihr Herren? Noch besser: ich waehnte, sie waer euch vergessen. Ah Schelm, wagst's Uns abermals 2'u narrn, humhumhum, spar dir die Mueh, — 2» — Wir gehen dir nieht auf den Leim. Den Knochenleim. Was? Nichts. Also fahren wir fort. Ich spring nach der Kutsche. Halt! Untersteh dich! Die Herren wuenschten abzureisen. Wir, deine hochnotpein.ichen Verhoerrichter? L#ae-eher-dich? Portzufahren, ins Bad vielleicht; begreiflich: die Krampfadern unter der Robe schwellen — koennten platzen — eine Sepsis — Kusch, Narr!! Wir fahren fort. Und bleibt? Wunderlich. Deine Freunde? Ihrer einer —> Nun? Graumelierten Haars, schlecht fri- siert — Sein Beruf? Einherspaziert er in ausgedienten Filzpantoffeln und fuehrt sich mitts auf der Strasse hellichten Tages sittenlos auf. A-ha! Personalien? Spaniel Regenstinker, Findelkind. Daniel Regen-hum-stinker? wie alt — praesumtiv? An zwoelf. Ein Lausrange also. Gefehlt! Ein weiser Jubelgreis mit stetskuehler Schnauze... Soll der Satan diesen Verdaec'ht'gen verhoeren. Pa- piere? Ein grosser Floeher vor dem Herrn. Tu der alten Toele, Wir raten dir wohl, nimmer Erwaehnens. Deine Papiere? Ich, habe nur eins. Weis' es vor. Verkleckst ist's aber, erblichen, beschmutzt — Gleichviel! Her damit! Wohlan; unleserlich, sehet, weshalb ihr gestattet, dass ichs verlese: "Es werden Tage kommen, Da werden keine Herren sein, An fremdem Blut gemaestet, Und keine dummen Knechte. Die Welt erblinkt im Rechte. Die Gleichheit steht gefestet. Zur Mutter kehrn die Scehne ein. Der Liebesbrand erglommen." Abfuehrn! In Karzer den Hundsfott, den hergelaufnen, ins dunkelste Loch mit dem Schmier- fink! Staatenlos, ausweislos, unbemittelt, unberechtigt, aber frech, dazu in Reimen, fuehrt ihn ab, dallidalli! Es werden Tage kommen, ihr Herren. Lebt wohl, vielmehr unwohl, denn ihr sehet so bleich, denn ihr fuerchtet euch sehr vor meinem aelteren Bruder, einer einflussreichen Persoenlichkeit. Schnickschnack, Wir Uns fuerchten vor seinem — die Hoehe! Haehaehaehae, wer waer's denn, dein Bruder, dein "aelterer Bruder"? Reist er in Spanien, nennt er sich La Muerte. GEORG MAIWALI) — POTOSI: Alte und neue Wege der deutschen Erwachsenenbildung Alle paedagogische Taetigkeit ist zwi- lieh erweise zwei sehr praegnante Wor- schen zwei Begriffe gespannt, fuer ie hat: Erziehung und Bildung. Der die die deutsche Sprache glueck- Unterschied dieser beiden Begriffe — 26 — liegt in der Ebene des sozialen Ge- schehens, naemlich. in ihrer verschie- denen Bedeutung fuer die Vergesell- schaftung des Lebens. Jeder gesell- schaftliche Verband kann nur dann bestehen, wenn sich die Individuen, die ihn bilden, in einer gewissen gei- stigen Uebereinstimmung befinden. In der Schaffung dieser Homogenitaet durch Vereinheitlichung der Be- wusstseins-Inha.te wie der Bewusst- seins-Formen und der Wert-Systeme besteht ja gerade ein wesentlicher Teil des Vergesellschaftungs-Proaes- ses. Geschieht dieser Vorgang durch bewusste Einwirkung, so nennen wir ihn . "Erziehung": Unter k'Bildung" versteht man dagegen im deutschen Sprachgebrauch seit Herder, Goethe, Humboldt u. a. jene Pflege und For- mung der Persoenlichkeit, die die in- dividuellen Anlagen und Mceg.ichkei- ten des Menschen so weit entwickelt, dass eine moeglichst harmonische und vollkommene, aber eben im Prinzip einmalige Menschenform entsteht. Es ist ohne weiteres klar, dass eine sol- che auf "Bildung", gerichtete Päda- gogische Bemuehung von vornherein in einem gewissen Gegensatz stehen muss zu jener Vereinheitlichung — um nicht zu sagen "Uniformierung" — die die unerjaessliche Vorausset- zung und Begleiterscheinung aller Gesellschaftsbildung und -erhaltung ist. Vom Standpunkt des Vergesell- schaftungs-Prozesses her gesehen ver- folgt die "Erziehung" eine zentri- petale Tendenz, die diesen Prozess foerdert, waehrend die "Bildung" zen- trifugale Kraefte entwickelt, die der Vergesellschaftung entgegenwirken. Das extreme Ziel der Erziehung ist der Herdenmensch, das Extrem der Bildung ist der eigenartige Mensch. Zwischen diesen beiden Extremen hat jede praktische paedagogische Tae- tigkeit ihren Standort zu suchen und ihre Synthese zu erstreben, wenn sie fuer das soziale Leben, in das sie un- entrinnbar eingebaut ist, fruchtbar sein will. Die deutsche Erwachsenenbildung, wie sie vor Hitler bestand, war ein Kind des buergerliehen Liberalismus. Das deutsche liberale Buergertum des 19. Jahrhunderts war dem Ideal der Ver. celbstaendigung des Menschen durch, geistige Befreiung aus dogmatischer und staatlicher Bevormundung treu geblieben. Im Kampf uim die Geistes- freiheit hatte aber in Deutschland von jeher das Buch — man denke nur an die Luthersche Bibelueber- setzung — eine besondere Rolle ge- spielt. Das Buch wurde in Deutsch- land zum Symbol, und so entstand im 19. Jahrhundert das Bestreben, das Buch auch den unbemittelten Volks- schichten zugaenglich zu machen. Die ersten deutschen Volksbuechereien, um die Mitte des Jahrhunderts z. T. von Philanthropen gegruendet, ver- folgten oft mehr charitative als rein paedagogische oder gar bewusst po- litische Ziele, wenngleich der chari- tative Charakter dieser Bestrebungen in Deutschland, nicht so eindeutig in Erscheinung trat wie in anderen Laendern, z. B. in England. Der sozial-fuersorgerischen Bemuehung, durch das Buch der Kneipe Konkur- renz aü maehen, wurde in Deutsch- land fast immer die Waage gehalten durch das Streben, die Wissenschaf- ten, von deren Erfolgen die Welt wi- derhallte, zu popularisieren. Im Lau- fe der Zeit fanden sich eine Reihe von Kommunal-Verwaltungen, die die Notwendigkeit anerkannten, Volks- buEchereieti aus oeffentlichen 'Mit- teln zu betreiben. So blieb der Zustand der deutschen Erwachsenenbildung von Ihren An- faengen bis zum Schluss des ersten Weltkrieges. Es wurde nach 1918 Mo- de, sich der Volksschichten zu erin- nern, deren geistige Ausbildung auf die Volksschule beschraenkt war. Man war daher bereit, der oeffentliehen Erwachsenenbildung groessere Mittel zur Verfuegung zu stellen als frueher. Neben dieser besseren Finanzierung traten in jener Zeit zwei neue IZuege in Erscheinung, die das Gesicht der modernen Erwachsenenbildung be- stimmten. Der erste war eine starke theoretische Selbstbesinnung auf Zie- le, und Aufgaben der Volksbuecherei. Man™ wo.lte_ nicht mehr "Populaex-Li- teratur^ verbreiten, sondern die Bil- ^uagswerte des Buches, hauptsaech- lich cer Dichtung, planmaessig wirk- sam machen. Hieraus erwuchs neben neuen Prinzipien fuer den Aufbau der yplksbuechereien eine voellig neue Einstellung des Bibliothekars dem Leser gegenueber. Der Bibliothekar hatte nun die Aufgabe, die geistig- seelischen Beduerfnisse des Lesers zu erkennen und sie auf Grund seiner eingehenden Literaturkenntnis durch das Buch zu befriedigen. Im iZentrum dieser neuartigen paedagogischen Tae- tigkeit stand also die Persoenlichkeit des Lesers und ihre "Bildung" durch das Buch. Die Leserschaft einer Bi- bliothek bestand also fuer den Biblio- thekar aus lauter mehr oder weniger entwickelten oder .entwicklungsfaehi- gen Individualitaeten, die er — im idealen. Falle — in ihrer Eigenart zu erkennen und zu foerdern hattte. Die zweite Neuerung war die Volks- hochschule. Sie sollte urspruenglidh helfen, die "freie Bahn dem Tuech- tigen" zu ebnen, die die Revolution von' 1918 angeblich garantierte. Man hatte die äehnlichen Institute ande- rer Laender vor Augen, wie etwa die Volkshochschule Englands oder die Bauernftochschulen Daenemarks. Die- se. beiden Einrichtungen mit ihren festen Lehrprogrammen erfucllen aber ganz konkrete Aufgaben: '• auf der englischen Volkshochschule kann man die Berechtigung zum Universitaets- Studium erwerben, und die 'daentsche Bauern-Hcchschule hat die Aufgabe, ihren Besvciherp. ein Maximum an theoretischem Berufs wissen zu ver- mitteln. Dass analoge Bemuehungen der jungen deutschen Volkshoch- schule, das Äusbildtmgsprivileg des kapi'ali^t'sehen Klassenstaates auf- zulockern: nach einigen kuemmerl'i- chen Versuchen bald scheiterten, das lag rur ■zum Tei an dem Widerstand der reaktionaeren Erziehungsbehoer- deh, Schulen und Universitaeten, die keinen Eingr'ff in das .fortbestehende System duldeten. Ein wesentlicher Teil der Verantwortung trifft die massgebenden Leiter der Volkshoch- schulen, die meistens diese Institute bewusst und ausschliesslich in den Dienst des individualistischen "Bil- du'ngs"-Prinzips stellten, wie es zur gleichen Zeit in der Volksbuecherei entwickelt wurde. Die Folge war nicht nur ein grosses Durcheinander in den meist vom Zufall bestimmten Pro- grammen der verschiedenen Volks- hochschulen, sondern auch die Tat- sache, dass dieses neuartige Institut keinen organisierten Platz innerhalb des bestehenden staatlichen Erzie- hungswesens fand. - Diese allgemeine und grundsaetzliche Abkehr von jeder Zweck-Erziehung und einseitige und ausschliessliche Be- tonung der "Bildung" hatte nicht -nui die allgemeine gesellschaftliche Ato- misierungs-Tendenz, die einleitenc charakterisiert wurde, sie fuehrte dar- ueber hinaus notwendigerweise zu ei- ner prinzipiellen Abkehr von jeder politischen Zielsetzung. Es wirkte sich auch hier etwas von jener geistig- hochmuetigen Haltung gegenueber der Politik aus, in der das deutsche Buer- gertum das beschaemende Bewusst- sein abreagierte, in zwei Revolutionen den Kampf um die politische Macht im Staate verloren zu haben. Eine gewisse Ausnahme hiervon bildeten die Heimvolkshochschulen, wo das mitunter wochenlange Zusammen- leben von Schuelem und Lehrern es pch'echterdings unvermeidlich mach- te, politische Fragen, die allen auf der Seele brannten, zu diskutieren. (Es gab auch einige Beispiele politischer Erziehung in staedtischen Volkshoch- schulen, SD an dem Gruppenstystem der Volkshochschulen in Essen und Duisburg und in der Volkshochschule Leipzig. Die Red.) Die politik - feindliche Haltung der of- fiziellen Bildungspflege wurde abei bekaempft durch eine auch zahlen- maessig sehr beachtliche Gruppe von Sozialisten. Im Gegensatz zu der of- fiziellen Theorie und ihren buerger- — 21 — liehen Vertretern stellte diese Gruppe immer wieder die Frage, ob man ver- nünftigerweise ueberhaupt von einem Paedagogen verlangen koenne, dass er von seiner Weltanschauung abstra- hiert, oder ob nicht vielmehr die von ihm angestrebte Bildungsarfoeit immer einen bestimmten Richtungssinn ha- ben muss. Es bildete sich hier ein hoffnungsvoller Ansatz heraus, der si- cher zu einer wesentlichen Befruch- tung der oeffentlichen Bildungspflege gefuehrt haette, wenn nicht die her- einbrechende Nazi-Barbarei allem ein Ende gesetzt h&ette. Die Erwachsenenbildung auf der Grundlage weltanschaulicher Bindung war inzwischen neben der oeffentli- chen Biildungspflege hergegangen, ohne mit dieser in einen« mehr als zu- faelligen Kontakt zu kommen. Da wa- ren hauptsaechlich der katholische Borromaeus-Verein, der gut dotierte Bibliotheken unterhielt, die verschie- denen Einrichtungen der Gewerk- schaften und der Sozialdemokratischen Partei, sowie die von der Kommuni- stischen Partei gegruendete 'Marxi- stische Arbeiterschule". Aber es fehl- te an einer intellektuellen! und orga- nisatorischen Zusammenfassung, die der paedagogischen wie politischen Bedeutung dieser Arbeit entsprochen haette. Es ist ausser Frage, dass im vorhitler- schen Deutschland eine recht beacht- liche Arbeit fuer die geistige Betreu- ung der Erwachsenen geleistet wur- de, eine Arbeit, die mehr intensiv als extensiv war, mehr in die Tiefe als in die Breite strebte. Und gerade dar- in lag ihre Schwaeche. An einer rei- nen "Bildungs".Arbeit im Sinne ei- ner Schaffung moeglichst hoch ent- wickelter Individuen hat jeder soziale Verband und somit auch der Staat nur ein beschränktes und mittel- bares Interesse. Jeder Staat muss zu- naechst einmal eine moeglichst weit- gehende Homogenisierung seiner Buerger wuenschen und kann sich eine Differenzierung durch * Persoen- licbkeitsbildung erst dann leisten, wenn die notwendige Vereinheit- lichung bereits in sehr weitem Um- fange erreicht oder garantiert ist. Die deutschen Volksbibliothekare, die fast immer unter einer quaeienden Be- schraenkung ihrer Mittel litten, ha- ben oft mit Neid auf die Public Li- braries in den USA gesehen, die, in praechtigen Gebaeuden untergebracht, mit ungeheuer reichen Buchbestaen- äen und umfangreichen B samten- staeben arbeiten. Dabei uebersahen sie aber, dass die USA ihre Erwach- senen-Erziehung in einem ganz ande- ren Masstabe dotierten, nicht nur, weil sie reicher sind als das Nach- kriegs-Deutschland, sondern weil dort die oeffentliche Bibliothek immer ein wesentlicher Faktor war in deim rie- sigen Amalgamierungs-Prozes?, der aus Millionen von hoechst heteroge- nen Einwanderern das nordamerika- nische Volk schuf, dass diese Biblio- theken also im Dienste einer reinen "Erziehungs"-Arbeit Istahden'. Dieses war auch der Grund dafuer, dass' in den USA die Erwachsenen-Erziehung immer organisch in den staatlichen Erziehungsapparat eingebaut war, in dem Sinne, dass schon die Elementar- schulen darauf hinarbeiteten, dass ihre Schueler als Erwachsene die Einrichtungen der Adult Education benutzten, weil die Aufwendungen der Elementarschulen nutzlos vertan Wae- ren fuer jeden Schueler, dessen Aus- bildung mit der Elementarschule ab- schliesst: In der geistigen und moralischen Wie- deraus battarbeit nach Ueberwindung der Nazi-Barbarei wird die Erwach- senen-Betreuung eine sehr wichtige Rolle spielen. Erfolg kann diese Ar- beit allerdings nur dann haben, wenn man das Prinzip der individuellen Persoenlichkeits-"Bildung" zugunsten einer grossen und planvoll angelegten "Erziehungs"-Arbeit aufgibt. Ein Er- ziehungsziel, das dafuer - aufgestellt wird, kann natuerlich nicht mehr .un- politisch sein. Es hat sich vielmehr dienstbar unterzuordnen den Grund- gedankens aus denen der Aufbau des — » — nachhitlerschen deutschen Staates er- wachsen muss. Die Gefahr, die Er- wachsenenbildung durch eine solche konsequente Orientierung nach dem "Erziehungs'VPrinzip in eine geistige Kaserne zu verwandeln, wird kompen- siert jrerden durch die fruehere Tra- dition! die auch die Nazis nicht ha- ben gaenzlich ausrotten koennen. Wenn die Erwachsenenbildung ihre Aufgabe innerhalb des Gesamtauf- baues des neuen Deutschland wirk- lich erfuellen soll, so sind folgende konkrete Bedingungen unerlaessach: 1.) Es sind aus Volksbibliotheken und Volkshochschulen sofort alle Be- amten zu entlassen, die durch die Nf. S. D. A. P. auf ihre Posten ge- kommen sind, oder sich durch Arbeit im Sinne dieser Partei besonders her- vorgetan haben. 2.) Alle leitenden Posten in Volks- bibliotheken und Volkshochschulen sind zu besetzen mit Personen, die Ge- waehr dafuer bieten, dass sie die Ar- beit, jener Institute so organisieren wollen und koennen, wie es die Ziele des politischen und geistigen Wieder- aufbaus verlangen. 3.) Fuer die erste Zeit sind Bibliothe- kare und Volkshochschullehrer nur nach Eignung und ohne Rueeksicht auf Vorbildung auszuwaehlen. Gleich- zeitig1 ist fuer die Zukunft ein regu- laerei- Ausbildungsgang fuer Volks- bibliothekare festzulegen, der mehr Wert auf die persoenliche Eignung als auf die Vorbildung (Abitur etc.) des Anwaerters legt. 4.) Die Buchanschaffung der Volks- bibliotheken ist weitgehend zu zentra- lisieren. Zu diesem Zweck sind die bestehenden Beratungsstellen zu ver- mehren und in einer Reichszentral- eteile zusammenzufassen. Alle oeffent- lichen Buechereien (mit Ausnahme der wissenschaftlichen) beziehen ih- re Buecher durch die Reichszentral - stelle. Neben einer zum mindesten fuer den Uebergang notwendigen Ver- einheitlichung der Buchbestaende hi»nn dadurch erreicht werden, dass die Zentralstelle, die als Grossabneh- mer auftritt, mit erheblicher Preis- ermaessigung einkauft und darueber hinaus einen gewissen Einfluss auf das private Verlagswesen gewinnt. 5.) Eine ausreichende Finanzierung der staedtischen wie der laendlichen Buechereien ist zu garantieren. Zu diesem. Zweck ist von Fachleuten die Frage zu pruefen, ob, nach dem Vor- bilde anderer Staaten, ein Buecherei- Gesetz zu .schaffen ist, das die Do- tierung der Buechereien durch Kom- munen, Provinzen u. dgl. generali regelt. 6.) Es sind besondere Kinder- und Jugend-Bibliotheken und -Lesehallen au schaffen, zu deren Benutzung in den Schulen angeregt und angeleitet wird, und die in die normale Unter- richtearbeit der Schule organisch ein- bezogen werden. 7.) Bibliotheken, die nicht der Reichs- zentralstelle angeschlossen sind, sind konzessionspflichtig zu machen und einer Kontrolle ku unterstellen. 3.) Die Volkshochschulen sind vol.- staendig umzugestalten, so dass sie folgende Aufgaben erfuellen: a) Politische Erziehung breitester Kreise im Sinne einer verstaerkten Verantwortung der Buerger gegen- ueber dem neuen Staate. b) Berufsfortbildung von Erwachse- nen in moeglichst vielen Berufen. c) Vorbereitung von Erwachsenen, die nicht die normale Hoehere Schule ab- solviert haben, zum Hochschulstu- dium. Die Absolventen dieser Kurse muessen im Falle eines Studiums weitgehende finanzielle Erleichterun- gen haben. (Vgl. das Vorbild, der eng- lischen Volkshochschule.) d) Vorbereitung von Erwachsenen, die nicht die normalen Ausbildungs- Bedingungen erfuellen, fuer gewisse Beamten-Laufbahnen in Staat und Gemeinde. 9.) Alle Volkshochschulen des Rei- ches sind einer Zentrale zu unterstel- len, die die Einheitlichkeit der Stu- dienplaene ueberwafcht und sie in Uebereinstimmung mit dem uebrigen Erziehungswesen haelt. 10.) Die Finanzierung der Volkshoch- schulen ist im ganzen Reich einheit- lich zu regeln. 11.) Fuer Volkshochschulen und Volksbibliotheken ist ein moeglichst intensiver internationaler Erfahrungs- austausch zu organisieren, wenn moeglich eine internationale Arbeits- gemeinschaft zu gruenden. Aus Hitler - Deutschland Zwei schwedische Staatsbuerger, die viele Jahre in Hamburg gelebt ha- ben, stnd nach den Angriffen auf Hamburg jetzt nach Schweden zu- rueckgekehrt. sie erklaeren, dass die Zerstcerimgen in der Stadt einfach unvorstellbar sind. Ganze StadtteVe bestehen nicht mehr. Das bekannte grosse Hausham Karstadt wurde durch eine einzige grosse Bombe dem Erdboden gleich gemacht. In dem unter dem Warenhaus befindlichen Luftschutzraum waren zur (Zeit des Angriffs etwa 800 Menschen. Ueber ihr Schicksal ist nichts bekannt. Im Hafen ist die Zerstoerung vollstaen- dig. Die schwersten Opfer an Men- schenleben waren in Rothenburgort, Hammerbrook und Hamm zu ver- zeichnen. Schon nach dem ersten schweren An- griff trat Wassermangel ein, so dass die Braende nicht geloescht werden konnten. Es gab natuerllch auch kein Trinkwasser. Den Behoerden gelang es jedoch schnell, Wasser und Le- bensmittel herbeizuschaffen, so dass niemand zu hungern brauchte. Die erste Reaktion der Bevoelkerung war eine Massenflucht in die umliegen- den Waelder. Die Menschen zogen mit allem, was sie tragen konnten, durch die Stadt, um die umliegenden Waelder zu erreichen. Bramfeld, Sauel und die Walddoerfer glichen Zigeunerlagern. Die Menschen ueber- nachteten zu tausenden unter freiem Himmel. Ein Hamburger Seemann erklaert, dass das Hafenviertel vollstaendig vernichtet sei. Kein Kai und kein Kran im Hafen sind unbeschaedigt geblieben. Ausser dem Warenhaus Karstadt sind noch viele andere Ge- baeude in der Moenkebergstrasse zer- stoert worden. Der Hauptbahnhof und das um ihn liegende Wohnviertel wurden schwer beschaedigt. Das fruehere Gewerkschaftshaus, die Heimstaette des ADGB, ein von den freien Gewerkschaften eingerichtetes Hotel und das Verwaltungsgebaeude der GEG (Grosseinkaufs-Gesellschaft deutscher Konsumvereine) sind voll- staendig vernichtet. Der Hass der Hamburger, die in ihrer Mehrzahl im- mer gegen Hitler und sein Regime eingestellt gewesen seien, richte sich gegen das Regime und jeder wuen- sche das Ende der Diktatur und des Krieges. Auch ein dem deutschen Volk aufgezwungener Frieden koen- ne nicht schlimmer sein als der ge- genwaertige Zustand. Von Kriegsenthusiasmus oder gar Siegeszuversicht sei unter diesen Um- staenden keine Rede mehr. Anderen Berichten aus Hamburg ent- nehmen wir: Nach den grossen Angriffen war Hamburg von der Aussenwelt voll- staendig abgeriegelt. Nur Personen, die in der Stadt arbeiten, durften in die Stadt. Der Postdienst wurde in der Weise aufrecht erhalten, dass die Bevoelkerung sich an bestimmten Sammelstellen einfinden musste, um 6u hoeren, ob fuer sie Post eingelau- fen ist. Viele Menschen leben jetzt in Kellern und sehen mit Grausen dem Winter entgegen. Sie leben in staen- diger Furcht, dass ihnen auch noch diese klaegliche Bleibe zerstoert wird. Waehrend der Angriffe kam es hier und da zu Pluetiderungen. Schlimme- res wurde dadurch verhuetet, dass die Besitzer der wenigen uebrig ge- bliebenen Warenlager in einer Art von Weltuntergangsstimmung einfach die Waren verschenkten. Nach den Angriffen patrouillierten SS-Verbaende mit Maschinengeweh- ren durch die Strassen. Sie haetlen jede Opositionsaeusserung erbar- mungslos unterdrueckt. Die abziehen- den F.xechtiinge, die eben einer Hcelle entronnen waren, sahen sicih sogleich einer neuen gegenueber. Bei einem der Angriffe wurden auch die Retorten einer Giftgasfabrik zer- stoert. Als eine Anzahl von Arbei- tern -aufgefordert wurde, in den mit Gas gel'uellten Raeumen Reparaturen vorzunehmen, weigerten sie sich. Es wird behauptet, dass daraufhin zwoelf Arbeiter hingerichtet worden seien. Noch Ende September waren Bezirke in den Stadtteilen Hamm und Ro- thenburg abgesperrt, da noch Tau- sende von Toten unter den Truem- mem lagen. Eine Muellabfuhr kann nur in ganz geringem Umfang durch- geführt werden, da fast alle Fuhr- werke zerstoert sind und die bisher fuer die Arbeit eingesetzten auslaen- dischen Arbeiter fehlen. Die mangel- hafte Abfallbeseitigung fuehrte zu ei- ner unangenehmen Fliegenplage, und man hegt ernste Sorgen wegen ei- ner eventuellen Ausbreitung von Ty- phus und Ruhr... Einer unserer Berichterstatter gibt nach einer Unterhaltung mit etwa zehn Personen, die die Angriffe auf Hamburg miterlebt haben, folgende Zusammenfassung der Urteile der Augenzeugen ueber die allgemeine Stimmung der Bevoelke- rung in Hamburg nach den Angriffen: Neunzig Pro- zent der Bevoelkerung sind gegen das Regime. Die Nazi-Funktionaere wer- den unsicher. Ein Nazi-Bloqkwart rias nach einem Angriff sein Partei- atoeidben ab und erklaerte: "Es Ist vorbei mit Hitler." Antifaschistische Aufschriften finden sich Immer haeu- ftger auf Strassen und Plaetaen. Der Hitlergruss ist fast voellig verschwun- den. Schlaegereien wischen Hitler- Jugend und anderen Jugendlichen sind an der Tagesoidnung. Fuer die Kommunisten besteht wenig Sympathie. Die Sozialdemokraten haetten auch viele Fehler gemacht, aber s^e seien doch noch die beste Loesung. Ueber die Stimmung * unter den frueher organisierten Arbeitern sagt ein Vertrauensmann: '"Die Stim- mung in den Betrieben ist prima. Die alten Vertrauensleute sind auch heu- te noch die Vertrauensleute der Be- legscihaft." Man ist von dem Sieg der A-liierten ueberzeugt, hat aber Angst vor Russ- land. Die deutschen Sendungen der BBC werden viel gehoert. Von einer organisierten Opposition kann noch nicht gesprochen werden. Eine beachtenswerte Information ueber die Reaktion in Arbeiterkrei- sen e'nthaelt ein Bericht, der sich auf schriftliche oder persoenliche Unter- haltungen mit frueheren Vertrauens- leuten der freien Arbeiterbewegung stuetzt: Die juengeren Arbeiter im Alter bis zu vierzig J'ahren erklaeren zumeist, dass das ganze E*end auf das Schuld- konto der Hitler-Diktatur zu setzen ist, denn die deutsche Luftwaffe ha- be ebenso barbarisch gehaust. Es sei ue'oerf-uessig, die Art der Kriegfüh- rung zu diskutieren, man muesse viel- mehr die Kriegsursachen untersuchen. Die Frage sei, ob dieser Krieg impe- rialistisch sei oder nicht. Zwei ael- tere Arbeiter beantworteten diese Frage bejahend. Es gab auch kritische Stimmen ge- genueber der Kriegfuehrung der RAF. Einer der Vertrauensleute erwaehnt in seinem Bericht Flugblaetter, die ueber Hamburg abgeworfen wurden und in denen Versprechungen ver- schiedenster Art gemacht wurden. Der Berichterstatter bemerkt dazu, dass man eine solche Sprache vor 1933 sehr vermisst habe und dass es un- fair sei, jetzt an der wehrlosen Zi- vilbevoelkerung fuer das Vergeltung zu ueben, das man vor dem Krieg selbst grossziehen half. Der Bericht- erstatter hat bei den Angriffen sein ganzes Hab und Gut verloren. Beson- ders betroffen ist man ueber die fast voellige Zerstoerung der reinen Ar- beiterbezirke Eimsbuettel und Barm- beck, in denen es nur sehr wenig kriegswichtige Betriebe gab. Die Berichterstatter betonen ihre klare antifaschistische Einstellung, bemerken aber, dass es jetzt, nach der (Zerstoerung des "roten Ham- burg", der "Stadt ohne Nazis", sehr schwer sei, auf die Westmaechte als eine Hoffnung auf eine bessere Zu- kunft au verweisen. Ueber die Zerstoerungen in, Benin bei den letzten grossen Angriffen be- richten Augenzeugen: Die Verwuestungen sind furchtbar. Die Friedrichstrasse vom Bahnhof Friedrichstrasse bis zum Belle AI- liance-Platz ist vollstaendig nieder- gebrannt. In Wilmersdorf und Ste- glitz sind g^nze Strassenzuege ver- nichtet worden. Auf dem rechten Spree-Ufer in Koepenick sind alle Fabriksanlagen zerstoert.. Das Bay- rische Viertel gehoert ebenfalls zu den schwer heimgesuchten Bezirken. Der Bahnhof Charlottenburg wurde schwer beschaedigt. Die Betriebe der Siemens-Schuckert-Werke in Sie- mensstadt bis Spandau sind fast vollstaendig ausgebrannt oder ver- nichtet. Die Bevoelkerung ist von tie- fer Angst erfuellt. Jeder fragt sich: "Wie so:i das noch enden?" Die Menschen halten sich nicht mehr in den Haeusern auf, sondern laufen planlos durch die Strassen. Abends sucht sich jeder abzulenken. Theater und Kinos sind allabendlich ausver- kauft. Auf behoerdliche Anordnung wird in "Humor" gemacht, um die Stimmung zu bessern. An einen Sieg oder auch nur an ei- nen Verstaendigungsfrieden glaubt niemand mehr. Ein weiterer Anlars zur Beunruhigung ist die Anwesen- heit einer so grossen Zahl ausländi- scher Arbeiter, die immer freier auf- treten. in den Betrieben werden alle Sprachen gesprochen. Eis gibt vielfach ein freundschaft- liches Verhaeltnis zwischen deut- schen und auslaendischen Arbeitern, sehr zum Leidwesen der Nazis. Durch Maueranschiaege wird immer wieder vor solchen Beziehungen gewarnt, aber diese Warnungen haben kaum eine Wirkung. Die Nacht vom SO. zum 31. August Ueber diesen Angriff berichtet ein Augenzeuge: Die Wirkungen auf Fabriken, und Wohngebaeude waren noch bedeu- tend staerker als beim letzten An- griff. Die Gebaeude, die bei den letz- ten Angriffen in ihren Fundamenten erschuettert wurden, sind jetzt viel- fach durc|h den Luftdruck Zusam- mengestuerzt. Der Stettiner Bahnhof wurde schwer beschädigt. Am Ale- xanderplatz wurde die Untergrund- bahn getroffen, am Halleschen Tor und am Kottbuser Tor die Hochbahn. Besonders gross waren die Schaeden in Lichtenberg, Neukoelln, Tempel- hof, Mariendorf und Steglitz. Am Morgen nach dem Angriff lag der Verkehr fast voellig still. Die Wael- der der Umgebung waren voll ge- fluechteter Menschen. ESu Loesch- arbeiten wurden die Feuerwehren aus Frankfurt an der Oder, Stettin, Hal- le, Dresden und Leipzig herangezogen. Die Wasser-, Gas- und ElektrisSitaets- Versorgung funktionierte nicht. Ein grosser Teil der Arbeiter erschien nicht auf den Arbeitsstaetten. Eine Augenzeugin schildert ihr per- socnliches Schicksal waehrend eines dieser Angriffe: "Wie euch Mutter schon mitgeteilt hat, lebe ich noch. Eis war bestimmt keine schoene Nacht. Ich wurde gezwungen, einen Brand mit zu loeschen. Ich hoffe, dass ich es nie wieder zu tun brauche. Der Alarm ueberTasohte mich bei Bekannten. Als Ich frueh- morgens nach Hause kam, war mein Haus ein Truemmerhaufen. vielleicht verdanke ich der Tatsache meines Besuchs mein Leben. Bei der Loeech- — 33 — arbeit waere Ich beinahe vom drit- ten Stockwerk in die zweite Etage gestuerzt, dB eine Bombe im Puss- boden ein Loch gerissen hatte. Als ichins Buero kam, sah es dort boese aus. Saemtliche Tueren und Fen- ster Waren, herausgerissen und von den Waenden rieselte der Kalk. Am Abend bekam ich nach den Aufre- gungen Herzbeschwerden und Angst- Kustaende. Jetzt sitzen wir im Buero bei einer frischen Brise, gelinde aus- gedrueckt. Die andere Seite der Strasse liegt in Truemmern." Die Haltung der Arbeiterschaft Vertrauensleute der frueheren freien Arbeiterbewegung berichten aus Ber- iin, dass die frneher organisierten Ge- werkschaftler und Sozialisten ihre Aktivitaet in den letzten Monaten gesteigert haben. Sie sind hinsichtlich des Zeitpunktes des Zusammenbruchs des Systems ausserordentlich optimistisch. . Am Tage nach dem Sturz Mussolinis versammelten sich in einem Betrieb der Siemens Schuckert-Werke die Italienischen Arbeiter auf dem Hof zu einer Demonstration. Es wurden Reden gehalten, ein Feuer angezuen- det und alle faschistischen Abzei- chen, Bilder und Schriften verbrannt. An der Demonstration beteiligten sich auch deutsche Arbeiter. Dem Be- triebsleiter gelang es nach einiger Zeit, die Arbeiter zur Wiederaufnah- me der Arbeit zu bewegen. An den Sieg Deutschlands, glaubt niemand. Die Zusammenziehung grosser SS-Verbaende in den groes- seren Staedten mache aber jede Ak- tion zur (Zeit unmoeglich. Voraussetzung fuer eine Aenderung der Lage seien grosse milifcaerische Aktionen der Westmaechte, die die Nazis durch die Schaffung! einer Landfront in Europa in eine unloes- bare schwierige. Situation bringen wüerden. Der Terror an der inneren. Front Zur Verstaerkung der SS an der in- neren Front werden in immer gros- seren Massen SA-Formationen her- angezogen. In Hamburg ist jetzt nach dem Einsatz der SA-Standarte "Han- sa" in Bergedorf eine neue Standarte mit drei Sturmbannen fuer "beson- dere" Aufgaben zusammengestellt worden. Die neue Standarte traegt die Bezeichnung R 463. Der Terror gegen Antifaschisten wird auch durch immer neue Verhaftun- gen durchgefuehrt. iMkn geht jetzt dazu ueber, die frueheren Mitarbeiter an sozialdemokratischen (Zeitungen zu verhaften, auch wenn ihnen eine politische Taetigkeit nicht nachge- wiesen werden kann. Nazi-Funktionaere retten ihr Vermoegen Ein hoher Nazibeamter aus dem Stab des Ministers Speer hat seit Mona- ten dienstlich Reisen ins neutra.e Ausland benutzt, um erhebliche Geldbetraege auf den Namen be- freundeter Angehoeriger des neutra- len Landes im Ausland sicherzustel- len und auf eigene Faust grosse Ge- Echaefte zu machen. Dieser Mann er- klaerte bei Saufgelagen ganz offen, dass er und seinesgleichen sich voel- lig klar darueber seien, dass die Tage ihres Wohllebens gezaehlt seien. So wie er im neutralen Ausland ver- gnuegten sich seine Kollegen in Ber- lin in besonderen fuer sie reservier- ten Lokalen. Die Korruption und Vermoegenstransaktionen ins neutra- le Ausland staenden in hoher Bluete. Aus dem Ministerium Speer berich- tete dieser Nazifunktionaer, dass al- les wild durcheinander gehe. Es wuerden immer neue Projekte begon- nen, die in die Ecke geworfen wuer- den, sobald eine neue Idee auftau- che. Diese planlose Wirtschafterei hat die meisten Mitarbeiter gleich- gueltig gemacht fuer das Gelingen oder Misslingen der Unterneh- mungen. Ein hoher Wehrmachtsbeamter hat bei seinem letzten Besuch in der — U — Hauptstadt eines neutralen [Landes einen erheblichen Geldbetrag depo- niert. Er begruendete sein Verhalten damit, dass jetzt alle hohen Funk- tionaere sich damit befassen, Geld und WertgegetÄtaende bei Privat- personen im neutralen Ausland si- cherzustellen. Von der inneren Front Wachsender Widerstand in Nazi-Deutschi das war die Politik der verlognenen Friedensapostel einer untergehenden Ordnung! Eine siegreiche Demokratie haette in der oesterreichischen Frage genau umgekehrt handeln muessen. Sie haette sich dem Anschluss Oesterreichs an ein demokratisches Deutschland nicht widersetzen duerfen, dagegen aber die Besetzung dieses Landes durch die Nazis mit- Sanktionen beant- worten muessen. Oesterreich hatte im Gegensatz zu Deutschland eine kämpf entschlossene Sozialdemokratie. Waehrend^ die deutsche Sozialdemokratie vor dem Fa- schismus ohne Widerstand zu leisten kapitulierte, hatten die Wiener Sozial- demokraten gegen die Dollfuss-Diktatur mit der Waffe in der Hand ge- kaempft. Waere der Anschluss im Jahre 1919 erfolgt, so haette dies eine gewaltige Erstarkung des kaempferischen sozialistischen F.uegels inner- halb der deutschen Sozialdemokratie bedeutet. Wer weiss, ob nicht dadurch die innerpolitische Entwicklung in Deutschland eine ganz andere Rich- tung genommen haette... "NO ES ALEMANIA, SINO EL NAZISMO, LO QUE ESTA EN PELIGRO DE MUERTE" "Ni el m&s ac&rriino enemigo del Reich nazi ha creldo nunca que Ale- mania pudiera desaparecer, ni aun a consecuencia de la derrota m&s aplas- tante. Entre los estadistas de Europa v de Am6rica no hay ciertamente uno que tenga la idea de que Alemania pueda ser suprimida como naciön. El mäximo de lag medidas de severidad contra ese pais por hftber sido causa de la guerra mäs atroz de la histo- rfa,- es concebido bajo forma, de un perlodo de administraciön del terri- torio alem&n para asegurar ei cum- pltmiento de las cläusulas de la paz, y, quizäs, implantar en el pais una refarma educacional que eure a las futuras generaciones germanas del vi- rus Mlico... Alemania tiene valores eternos, que los aliados no piensan destruir, por saber que eso seria una perdida pa- ra la humanidad. Y no invalida a esta consideraciön el hecho de que la Alemania nazi, triunfante, no hubie- ra vacilado en hacer desaparecer na- ciones que tambi6n tienen valores in- sustituibles. Lo que ya puede predecirse es que el Fuehrer no ganarä, la guerra Pero no por eso morirä, Alemania. Äntes del naeimiento de Hitler este pais tenia valores eternos, a los que 6ste, su ideo-ogia y su partido no han afia- dido na da". "La Vanguardia", Bs. As., 13-12-43 — 4» — A. A. B. A. ENRIQUE u. CORONA MARTINEZ A B O G A D O LAVALLE 1268 U. T. 35 . 3853 Buenos Aires ^ ■ ii i WAESCH ER EI "EL SOL" empfiehlt sich fuer Herrenwaeschc, holt ab und stellt zu U. T. 51 - 4499 Buenos Aires F Iß. MBRER1A VIEN E S A Wo kauft man am besten und billigsten Wiener Wurstwaren, Kaese, Mayonnaise, Konserven, Weine, Heringe etc.? NUR IN OER Fiambreria "VIENESA" Bm£. MITRE 4113 - U. T. 62-1587 Buenos Aires Prompte Lieferung ins Haus! Provinzversand! Ein Versuch, u. Sie bleiben Kunde!] DAS GUTE Cabi Brot Telef. Anruf U. T. 51-6034 Casa Filatelica — DE — ROBERTO POMMER Compra y venta de estampillas para colecciön RECONQUISTA 206 - Bs. Aires U. T. 33 (Av.) 5758 AUSTRIAN LABOR INFORMATION New York Zentral-Organ der oesterreichi- scüen Sozialisten in deutscher Sprache N.o 20 soeben eingetroffen! 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Este era y sigue siendo el pensamiento de to- dos los antifaseistas honestos y sin- ceros para qulehes es imposible äca- tmr con el fascismo al mismo tletopo que Impedlr la acciön antlfascista de las masas. Cuando se produjo el derrumbe de Mussolini, las tropas anglo-norteame- rlcanas ya operaban en el territorio metropolitano de Italia. Todo el mun- do —y, tal vez, los propios alemanes — esperaba que los aliados hubiesen realizado inmedlataimente una serie de desembarcos en el centro y en el norte por los dos costados de la pe- nfnsula. Tales desembarcos debian es- tax destlnados, por una parte, a im- pedlr la mayor penetraciön alemana y a rodear a los Contingentes nazis ya acampados en Italia, y, por la otra, a desbaratar la desenfrenada polltica reaceionaria y profascista de Badoglio. As im Ismo, se esperaba que en esta forma y desde el alre los aliados hu- biesen acudido en ayuda de los nu- merosos grupos de patriotas, del pue- blo en armas que en Mil&n, Turin, Bolonia. Trieste, Florencia, Parma, Roma, Nä,poles y oteas cludades habfa descendido a las plazas emprendiendo la lucha a muerte contra los fascistas y sus cömplices tudescos alentado por la misma invasiön libertadora aliada. < Pero. *qu6 sucediö en lugar de esto? Sucediö que. en vez de recibir ayuda, el pueblo Itallano se encontrö de pron- to entre tres fuegos: ametrallado- por orden de Badoglio, masacrado y ca- ftoneado por los nazis y sometido a los mäs duros bombardeos aäreos aliados que se concentraron especlalmente so- bre las poblaiciones en revuelta. Naturalmente, esta polltica desllgada de los mäs elementales intereses es- tratögieos de las Naciones Unidas, de- bia traer serias consecuencias para italianos y aliados. El primer resultado fu6 la prolonga- ci6n vergonzosa, durante clnco san- grientas semanas, de la politica que Badoglio habia iniciado al dia siguien- t? de suceder en el poder a aqu6l que lo habia ascendido a Mariscal y otor- gado el tltulo de "Duque de Addis Abeba". No sölo no se adoptaron rne- didas antifaseistas serias, tratändose, mäs bien, de proteger de la justi-cia populär a los responsables fascistas; no sölo se procediö a asimilar al ej§r- cito la infame milicia mussoliniana, dando asi patente de impunidad a de- cenas de miliares de traidores y cri- minales; sino que el nuevo Gobierno llevö a cabo, bajo la ägida de la mo- narquia aparentemente desligada de su complicidad con el fascismo, una politica en nada d.iferente a la de los peores tiempos del bandido Mussolini. Los sindicatos y las fuerzas populä- res, fueron mantenidos a raya median- te los canones y la ayuda de las tros- vas alemanas. El terror fue instaurado bajio la förmula legalista de 5a lipy marcial. En toda Italia —mientras so dat?a tiempo a los alemanes para to- mar posiciones firmes a vista y pa- ri encia de los aliados— la mäs sal- vaje reaeeiön era sistemätidamenjte organizada para impedir ane e1 vue- blo se aMneara del lado de las Na- ciones UnIdas y acabara de una vez con el nazifascismo y sus cömplices de la oligarquia italiana. Imp. UNIVERSAL - Florida 1152, Tel. 8-61-18