LA OTRA ALEMANIA August Siemsen: UND WIEDER: SPANIEN! ORGANO DE LOS ALEMANES DEMOCRATICOS DE LA AMERICA DEL SUR Fundado el 7 de junio de 1937 Redcrcciön y administraciön: CALLE TUCUMAN 309 Buenos Aires (Argentina) U. T. Retiro 7264 Noviembre de 1944 Ano VII No. 88 AUS DEM INHALT Hans Lehmann: Dumbarton Oaks Hans Jahn: Russland — Vorbild oder Schablone? Jose Venegas: Die Schuld am Kriege Wie soll das besiegte Deutschland behandelt werden? Hans Gottfurcht: Der Wie- deraufbau der Gewerk- schaftsbewegung in Deutschland Gesicht der Zeit Stimmen der Zeit Aus der deutschen Opposi- tion Fritz Lemke: Legendenbil- dung um und von Thomas Mann Aus der österreichischen po- litischen Emigration ren maurischen Kampf für die gegen die spanische das spanische Volk. Mit Spanien fing es an. Weltlicher und kle- rikaler Grossgrund- besitz, die jahr- hundertelang Spa- nien wirtschaftlich, politisch und kul- turell ruiniert ha- ben, wollten die Befreiung des spa- nischen Volkes von seinen mittelalter- lichen Fesseln nicht zulassen. So be- gannen sie mit ih- Landsknechten den "christliche Kultur" Republik und Der Schieber Juan March finanzierte das Unter- nehmen. Mussolini und Hitler waren im Bunde. Die Probe, auf die sie da- mit die "demokratische" Welt stell- ten, fiel glänzend für sie aus. Denn die geheiligten Kupfer-, Erz-, Queck- silber- usw. Interessen englischer und nordamerikanischer Gesellschaften waren mit im Spiel und unterstützten den Kreuzzug gegen die spanischen Arbeiter und Bauern, gegen die Li- bralen Kataloniens und gegen die Katholiken des Baskenlandes. Der Kampf um Spanien bedeutete die Scheidung der Geister in der ganzen Welt. Die herrschende Klasse fürch- tete, dass ein Erfolg des politischen und sozialen Freiheitskampfes des spanischen Volkes zum Signal werden könnte für die unterdrückten Massen Europas. Der niederträchtige Betrug der "Nichtintervention" ermöglichte die Unterstützung Francos durch Mussolini und Hitler. Seine Manager Deutsche Bibliothek Frankfurt am Main tragen die Verantwortung für Guer- nica; sie lieferten das spanische Volk seinen Henkern aus; sie haben da- durch dem Faschismus und dem Na- tionalsozialismus unschätzbare Dien- ste geleistet und den Weltkrieg mit herbeigeführt. Wir Anderen mussten mit niemals zu vergessender ohnmächtiger Wut, nahe der Verzweiflung, dem verbrecheri- schen Spiel zusehen, dem ein verelen- detes und unterdrücktes, ein tapferes und hochherziges Volk geopfert wur- de. Unser bitteres Leid wog nichts. Mehr wog der Heldenkampf der In- ternationalen Brigaden. Aber auch sie erlagen mit dem spanischen Volk der Weltreaktion. Spanien wurde ans Kreuz geschlagen. Die Misswirtschaft Francos und der Seinen hat allmählich auch viele ih- rer früheren Anhänger gegen sie auf- gebracht. Sogar ein Gil Robles, der frühere Führer der katholischen spa- nischen Reaktion, hat sich gegen ihn gewendet. Nur mit faschistischen Ter- rormethoden vermochte Franco sich zu behaupten. Unter dem Eindruck der Niederlagen der Achse, vor allem aber der Befreiung Frankreichs hat nun- mehr die neue Volkserhebung in Spa- nien begonnen. Spanische Republik- kämpfen, die zusammen mit den fran- zösischen Maquis den Kampf gegen die Nazis geführt haben, beginnen die Grenze zu überschreiten. Komitees der Spanier im Ausland rufen zur Erhe- bung auf. In der heutigen Weltsitua- tion würde ein Wort von Churchill und Roosevelt genügen, um Franco zu stürzen und durch Vermeidung ei- nes neuen Bürgerkriegs etwas wieder gut zu machen von dem Frevel, den mart an Spanien und seinem Volke verübt hat. Aber Churchill hat Franco gelobt, als dieser nach dem Sturz Mussolinis und dem deutlich sich ankündigenden En- de Hitlers notgedrungen die Bande zur Achse gelockert hatte. Den Kampf um Ideologien, für die Freiheiten der At- lantic-Charter hatte er ja bereits vor- her abgesagt. Das offizielle England und Amerika setzen heute die Politik Chamberlains fort, die darauf ausging, unter allen Umständen die europäi- ^ V /< v Y- ^«ehe Revolution zu verhindern. Mag Franco sie beschimpft, mag er ihre Gegner nach Kräften unterstützt ha- ben: lieber Franco oder allenfalls Kö- nig Juan als eine demokratische, so- ziale Republik, deren Existenz ihre Rückwirkungen auf Europa haben müsste. Und das befreite Frankreich? Alles was links ist, tritt hier für den spani- schen Freiheitskampf und gegen Fran- co auf. Aber was ist mit De Gaulle? Gerade jetzt haben London und Wa- shington ihn anerkannt. Um seine Stellung gegenüber den revolutionären Kreisen der Widerstandsbewegung zu festigen? Hat De Gaulle etwa gar Zu- sagen für ein Vorgehen gegen die spa- nischen Republikaner auf französi- schem Boden gegeben? Schon beginnt man damit, statt deutlich und furcht- los die spanischen Republikaner zu unterstützen. Schneller als man dach- te, wird De Gauile vor eine entschei- dende Probe gestellt. Wiederum wird Spanien zum Prüf- stein. Wiederum scheiden sich hier die Geister. Wer erneut die Politik der "NiohtIntervention", in was für neuen Formen sie auch auftreten mag, unter- stützt, der soll uns nicht von Antifa- schismus und Demokratie reden, der ist ein Feind echter Demokratie, ein Helfershelfer des Faschismus, ein Sa- boteur der Friedenssicherung, ein Vor- bereiter des neuen Kriegs. Wieder wird in Spanien um Europa gekämpft. Wenn Spanien erneut in den Vordergrund der Ereignisse tritt, so ist das ein Beweis dafür, dass die- ser Kampf sich zuspitzt; Die kontrol- lierten Presseagenturen und die gro- ssen Zeitungen allerdings wissen von diesem Kampf, der in Europa hinter den Kulissen geführt wird, von dem "spanischen" Kampf, dem Kampf zwi- schen Rechts und Links, zwischen Reaktion und Revolution, zwischen so- zialer Demokratie und kapitalistischer Klassenherrschaft nur wenig zu be- richten. Und was man hört, scheint wenig günstig. Vansittart unterrich- tet höhere angelsächsische Offiziere darüber, wie man nach der Besetzung die Deutschen behandeln soll. Carabi- nieri schiessen auf die "Cafoni", die armen Bauern, deren hartes Leben uns — 2 ir «? ^ / / v x r- Silone in "Fontamara" so unvergleich- lich geschildert hat, weil sie das un- bebaute Land des Fürsten Tolonia, ih- res Ausbeuters und Unterdrückers, in Arbeit nehmen wollen. Man könnte die Beispiele ins Beliebige fortsetzen. Aber die Cafoni in Italien sind in Be- wegung geraten. Die Arbeiter, die in Frankreich für die soziale Revolution eintreten, sind eine Macht. Im Balkan kämpft man nicht nur für nationale Befreiung, sondern auch für eine so- ziale Umwälzung. Sogar im konserva- tiven Holland hat die Untergrundbe- wegung, einschliesslich der bürgerli- chen Gruppen, einstimmig ein Mani- fest erlassen, in dem es heisst: "Die liberalen kapitalistischen Produktions- methoden gewähren dem Volk keine soziale Sicherheit und müssen deshalb durch ein System nationaler und in- ternationaler Lenkung ersetzt werden, durch das die Profitwirtschaft besei- tigt wird". In England hat sich die Führung der Arbeiterpartei bisher zwar nicht von ihrer Burgfriedenspo- litik gelöst, und die bisherigen Berich- te über den Gewerkschaftskongress er- geben kein klares Bild; aber sicher wächst die Opposition in den Arbei- termassen, und manche meinen, sie werde sich durchsetzen. Arbeiter und Bauern Europas sind er- neut auf dem Marsch. Die alten wirt- schaftlichen und sozialen Verhältnis- se sind durch Faschismus und Krieg unheilbar zerstört. Teile der Intelli- genz und des Bürgertums sind infol- ge des Verlustes ihrer wirtschaftlichen und sozialen Position von ihren Klas- senvorurteilen geheilt und erkennen im Sozialismus die Aufgabe unserer Zeit. Noch geht alles durcheinander und nebeneinander, oft gegeneinan- der. Aber die Situation ist doch, dem äusseren Anschein zum Trotz, günsti- ger als die nach dem vorigen Welt- krieg, nicht nur im Negativen, nicht nur weil der europäische Kapitalis- mus todwund ist. Im antikapitalisti- schen Lager sind durch eine denkbar schwere Schule Einsicht und Erkennt- nis gewachsen, ist der revolutionäre Wille zur totalen, das heisst zur wirt- schaftlich und sozial untermauerten Demokratie bei vielen an die Stelle der Anbetung der rein formalen De- mokratie getreten. Zweierlei wird für den Ausgang des Kampfes um Europa entscheidend sein. Einmal die Rolle der Sowjet- union, die in der spanischen Frage ei- ne eindeutige Haltung einnimmt. Zum anderen, ob die revolutionären Kräf- te sich zur Kooperation zusammen- finden. Besonders wichtig wird dabei die Zu- sammenarbeit der französischen und deutschen Sozialisten sein. Anfänge sind da. Im St. Gallener Tagblatt be- richtet ein französischer Offizier von der Hilfe, die deutsche Arbeiter fran- zösischen Kriegsgefangenen bei der Flucht nach Frankreich und bei ih- rer illegalen Arbeit leisten. Sie, die Kriegsgefangenen» wussten, dass es ein anderes Deutschland gebe. Es wür- de sich später zeigen, meint der Lei- ter der Deutschen Gewerkschaften in England, dass "die Zusammenarbeit zwischen illegalen deutschen Gewerk- schaftsfunktionären und den nach Deutschland verschleppten französi- schen Arbeitern viel enger war, als während des Krieges bekannt werden konnte". Eine Meldung von Radio Paris besag- te sogar, dass über die Hälfte der deutschen Kriegsgefangenen in Frank- reich sich einem Komitee zur. Be- kämpfung des Nationalsozialismus an- geschlossen habe. Nicht mit Tanks und nicht mit Bom- ben, nicht mit Lüge und nicht mit Verrat, nicht mit Kerkern, Foltern und Hinrichtungen hat man das spa- nische Volk zermürben, hat man die spanische Revolution ersticken können. Aufs neue erhebt in Spanien die Re- volution ihr Haupt, Europa zum zwei- tenmal das Beispiel gebend. Und wie von der spanischen, so wird es von der europäischen Revolution heissen: "Ich war, ich bin, ich werde sein!" WERBT FUER DAS ANDERE DEUTSCHLAND Hans Lehmann: DUMBARTÖN OAKS Es wäre naiv gewesen, hätte man bei der heutigen Lage der Dinge als Ergebnis der Beratungen von Dum- ibartont Oaks einen sozialistischen Vorschlag zur Friedenssicherung er- wartet. Wir wollen deshalb auch ganz bescheiden sein und lediglich prü- fen, ob das am. 9. Oktober veröffent- lichte Projekt für die Schaffung ei- nes "Allgemeinen Internationalen) Organismus" wenigstens die entschei- denden Mängel des Völkerbundssta- tuts behebt. Die Verteidiger des nicht gerade sanft enifosöhlafenen Genfer Bundes behaupten zwar, das nicht die Sat- zung dieser Organisation, sondern die Bereitschaft der Völkerbunds- anitglieder versagt habe. Das ist aber nichts weiter als ein Spiel mit Wor- ten. Schliesslich ist doch gerade der Sinn solcher Organisationen-, die Er- reichung der ihnen gesetzten Ziele dem Zufalle zu entziehen und die er- forderlichen Sicherungen zu schaffen, die in diesem Sinne möglichst rei- bungslose Zusammenarbeit gestatten. Wie weit würde das Projekt von Dumbarton Oaks nun eine grössere Gewähr dafür bieten, dass nicht im entscheidenden Augenblick wieder die Erhaltung des Friedens durch mangelnde Bereitschaft der Betref- fenden gefährdet wird? Der wichtigste Unterschied zwi- schen der Völkerbundssatzung und dem neuen Vorschlag scheint zu- nächst in der Behandlung der Situa- tionen zu liegen, die eine "Bedrohung des Friedens" darstellen. Der Genfer Völkerbund hatte praktisch keine an, deren Möglichkeiten, als seinen Mit- gliedern die Ergreifung von bestimm- ten Massnahmen zu "empfehlen". Dazu gehörte insbesondere die "Emp- fehlung", welche militärischen Streit- kr äste von iedern angeschlossenen Staat dem Bund im Falle gemeinsa- men kriegerischen Vorgehens gegen den Friedensstörer zur Verfügung gestellt werden sollten. Dturrabartan Oaks will offenbar hier in dreifacher Beziehung weiter ge- hen: „Es sollen bindende Beschlüsse über die zu treffenden Massnah- men gefasst werden können'. Die der internationalm Organisation ange- schlossenen Staaten sind "verpflich- tet". die notwendigen Militärkräfte nicht nur im gegebenen Augenblick zur Verfügung zu stellen, sondern auch ein vorher bestimmtes Kontin- gent zum sofortigen Einsatz dauernd zur Verfügung zu halten. Und weiter wird eine Art permanenter interna- t:onal?r Generalstab in Form eines Militärkomitees gebildet. Alis den erstem Blick scheint, en we- sentlicher Fortschritt in dieser Be- ziehung erzielt zu sein. Bei genauerer Ueberiegung erweist es sich _ jedoch, dass auch d'e neuen Vorschläge im entscheidenden Augenblick genau so zu einem Versagen führen können, wie w:r es beim Völkerbund erlebt ha- ben: Was gibt eine Gewähr dafür, dass die "verpflichteten" Staaten im Ernstfalle nicht aus Angst oder man- gelnden guten Willen den* Einsatz ihrer M:litärkontingente verweigern? D'e einzige Möglichkeit, dies'mit Si- cherheit zu verhindern, wäre die Schaffung einer besonderen interna- tionalen Truppe deren einzelne For- mationen auch schon in Friedens- zeit dem direkten' Befehl des inter- nationalen Generalstabs und nicht der militärischen Leitung der einzel- nen Organsation smitg'lieder unter- stellt. sind Wie wenig an den auto- imat's-chen Einsatz der Militärkräfte gedacht wird, erweist die Bestim- mung, dass die einzelnen _ Mitglieder der internationalen Organisation _ de- ren Beschlüsse "aus eigener Initia- tive" durchführen sollen. E"':ne interessante Neuerung bringt das Projekt von Dumbarton Oaks in- sofern, als es keine Möglichkeit des Austrittes aus dem internationalen Organismus vorsieht. Aus dem Völ- kerbund dagegen konnte sich jedes Mitglied unter Einhaltung e'ner zweijährigen Kündigungsfrist zurück- ziehen. Mag die praktische Bedeu- tung dieses Unterschiedes auch nicht so gross erscheinen, so wird doch die Gefahr verhindert, dass die neuzu- schaffendien "Vereinten Nationen" durch Austrittserklärungem an Be- deutung eiribüssen können. Jede Na- tion, die einmal Mitglied ist, bleibt vielmehr n'cht nur an die bereits gefassten, sondern auch an sämtli- che in Zukunft zu fassenden Be- schlüsse gesunden. Utad das,[psycholo- gische Moment, dass man.' sich ihnen nur durch Vertragsruch, nicht aber durch rechtmäss-g-n Austritt entzie- hen kann, mag Gegenmassnahmen der "Vereimten Nationen" erle'chtern und beschleunigen. Hätte Dumbarton Oaks n'cht die Frage des Alkistimm-ungsvicrfahrens im wichtigsten Punkte offen gelas- sen. so hätte man den bisher nur an- gedeuteten Versuch, tfie Fassung von Beschlüssen gegenüber früher zu vereinfachen und zu beschleunigen, vielleicht als noch bedeutungsvoller ansehen können als c'ie N-uregelung des militärischen' Problems. Hatte doch der Völkerbund gerade daran gekrankt, dass selfcst seine schwäch- lichen "Empfehlungen" im Prinzip fc'nst mm ig beschlossen werden muss- ten Künftig soll dagegen die "Gene. ral'versamimlunig", als Vertretung al- ler M'tglieusstaaten, für ihre Be- schlüsse im allgemeinen einer Zwei- drittel-Mehrhelt bedürfen. Welchen Wert w'rd ab.r diese Tatsache heben, dia die Generalversammlung' im we- sentlichen keinsrle: Beschlüsse mit bindender Wirkung fassen kann? Nicht e.nimai "Empfehlungen" darf sie aus eigener In'tiative an die ent- scheidende Körperschaft, den "8L cherh.itsrat", richten, in "irgendwel- chen Angelegenheiten, die die Erhal- tung des Friedens und d:ie interna- tionale Sicherheit betreffen und be- reis vom Sicherheitsrat behandelt werden"! Praktisch bleibt also der Generalversammlung kaum eine an- dere Obliegenheit vorbehalten, als zu cen Beschlüssen des S'cherheitsra- tes Halleluja zu sangen. Danach er- scheint es beinahe nebensächlich, dass noch treht einmal festliegt, wie die Generalversammlung zusammen.,- gesetzt sein soll, ausser dass ihr sämtliche M; tgl'edestaattin angehö- ren. Nach der Einleitung zu Kapitel F des "Pro-iekts zu urteilen, soll wohl die Zahl der Vertreter, die jedes Mit- glied haben wird, verschieden se:n. Welche Bedeutung der Tatsache zu- kommt. dass im Gegensatz zu*n Völ- kerbundsstatut, der ncuzu schaf sen- de "Sicherheitsrat" praktisch allein Beschlüsse fassen kann, wird we-'t- giehend davon abhängen, wie diese Beschlüsse zustandekommenn werden. Es kann dabei n'cht gerade als ei- ne grössere Annäherung an demo- kratische Prinzipien angesehen wer- den. dass den 5 Grossen — China Frankreich, Grossbritann:en, Rusg- lani und Ü.SA.— nicht nur die einzi- gen ständigen Sitze im Sicherheits- rat, sondern darüber noch besondere Vorrechte eingeräumt werden. Dane- ben w'rd das Gewicht der weiteren 6 — von der Generalversammlung je- weils auf 2 Jahre zu, wählenden — Mitglieder stets geringer sein als das- jenige der zwar teoretisch in der Min- derhe't befindlichen 5 ständigen und bevorrechtigte« Ratskollegen. Aus-, scihlaggcibend für die Beurteilung des ganzen Projekts von Dumbarton C~k^ ist jedoch dass Grossbritannien, Russland und U.S.A. bei seiner Aus- arbe'tunig sich offenbar über das Prin- z'

as, w^s man heute von den Deutschen ?->?t und be'rahe mit d".~n pievhen historischen Grande, be- hauptete man -ror pin-m Jahrhun- dert von Franzosen und bis vor 7,'vei Ja^rbrndertm von cT=n Soa- niern". Dies- Worte erschienen am Fonnafoen d dem 16. Am Montag, dem erschien 'n der "NaMnn" e'n Ar- t-'kfl von Harold J. 1,9s^i und Lord V^nicittprt über die Schuld d<°r Deut- schen. in eirem der Absätze sagte I.oc.ki: es i°t überraschend, dass nicht gefragt wird, warum zu einem be- F>'Vr>!mter> TioitnimU-t d:e deutsche " pufti'ufht und d'e fl'-i^hQ KTrreg-urior erzeugt wie der T!m">eri)3)ipiT7fUci Spaniens vrrrd Frank- reichs vnH ausserdem eire techno'o- gische Situation, die bewirkt, dass Millionen blicken erwartungsvoll auf die Sowjetunion, die antikapitali sti- s:he Sehnsucht der Massen, von dar Hitler mit verständnisinnigem E-lin > zeln zü den Herren von der Schwer- industrie hinüber sprach, ist stark und zur Tat entschlossen. Wenn Russ- land sie anerkennt und ermutigt, auch im Gewände der demokratischen Freiheit, dann kann es sich den stärk- sten Verbündeten sichern, den es je- mals hatte: das Proletariat ganz Eu- ropas. die deutsche ADepressivität _ heftiger und von schrecklicheren Wirkungen ist als irgendeine vorher". W'r brauchen n'cht ziu sagen, wel- che Genugtuung wir empf'nden. dass ein. Engländer — und ein hervorra- gender Engländer, meines Erachtens derjenige, der mit grösster Klarheit die' Probleme dieses Krieges auf- zeigt — desselben Argumentes s:ch bedient, das wir in Erwiederung auf die irrtümlichen Worte Churchills be- nutzt hatten. Unter dem Demokraten ist der Glau- be an ~ Schuld .aller Deutschen sehr verbreitet: diejenigen, die ihn nicht te'len wagen n-'cht. ihre ab- weichende Meinung zu äussern. Wir halten di;s für bedenklich, nicht weil wir meinen, dass uns die Gerechtig- keit verpachtet, das deutsche Volk zu verteidigen — was, wie wir auch von den Italienern sagten, eine pri- vate Angelegenheit der Deutschen ist —. sondern! weil derartige Anklagen dazu beitragen zu verhindern, äasa d'e Frage klargestellt wird. An anderer Stelle haben wir gesagt, dass die ganze "Sache nicht über ei- ne Reihe von Kämpfen und Skan- <:ii'1en j.rti den von Hitlern und seinen Freunden besuchten Brauereien hin- ausgegangen wäre, wenn die Frage lediglich die gewesen wäre, dass jene Leute einen aggressiven Charakter haben. Jemand hat ihnen den Zutritt zur JPtaatmiacht erleichtert: jemand hat ihnen innerhalb ihres Landes d?'e M'ttel gegeben, die Opposition nie- derzuschlagen- und ihr den Krieg zu erklären — denn das war der er- ste Krieg, den sie führten —; Je- mand hat sie gestärkt und ihnen so erlaubt, in der ganzen Welt vorzu- ,dringen; jemand hat ihnen gren- zenlose Mittel geliefert, damit sie das mächtigste Heer organisierten, das je bis 1939 bestanden hatte; je- mand hat ihnen Stellungen einge- räumt, damit s'e in eine unübertreff- liche Lage für die Aggression kämen; jemand schliesslich hat die Nazifa- schisten in eine derartige Situation gebracht, dass sehr wenig daran fehl- te. dass sie die Welt beherrscht hät- ten. Dieser "Jemand" ist der Verant- wortliche, und der Friede wird n'cht gewonnen' werden, wenn dieser ''je. man:!'' weiter existieren wird. Es ist verhältnissmäss'g unwichtig, ob die Deutschen cie Uniformen, den Para- demarsch, die lMiIitäronganiSa;tion und den Kadavergehorsam lieben. Die "Schwarze Legende", die im sech- zehnten Jährhundert gegen tire Spa- nier vorgebracht wurde, ist dasselbe wie das, was heute von den Deut- schen gesagt wird. Sie stützte sich auch auf wahre Tatsachen und zeig- te gewisse offensichtliche Charakter- eigenschaften der Spanier auf, aber all das reichte bei weitem n'cht da- für aus, dass cas- spanische Volk den Frieden gestört hätte; es störte ihn und stellte eine Gefahr dar auf Grund des Cäsaren-Imperialismus des Hauses Asturien, gestützt auf den Katholizismus und den Kampf gegen die Reformation. Seitdem die Ursachen verschwundein sind, haben die Snanier zieiml'ch genau den glei- chen Charakter behalten aber leben z. B. neben Portugal, und es fällt ih- nen ntoht ein, die Portugiesen zu verschltaigen, obwohl diese an Zahl geringer sind. Und was c'e Franzo- sen betrifft, deren Imperialismus bis vor einem, Jährhundert dazu führte, dass mian von ihnen dasselbe sagte wie heute von den Deutschen, so hörten sie auf, die Nadhbarn anzu- greifen, sobald s'e ein-e demokrati- sche Republ'k waren ohne Uniform und sogar schlecht angezogen mit einer ökonomischen Basis, die nicht aus denn Imperialismus Nutzen zog. La?ki ze5o-t das sehr tr^ff°ri^ in> sei- seinen Artikeln. Seine Definition des Nazifaschismus verdient, unvergessen zu bleiben: "Er ist die Bemühung der Privilegierten, das nationalistische "Gangstertum" zu benutzen um zu verhindern, dass das demokratische Ideal verwirklicht werde". Und es ist unerlässlich, diese Behauptung zu wiederholen: "Der künftige Charakter Deutsch- lands hängt zum grossen Teil vom künftigen C'h arakter der Weltondinung im allgemeinen und der europäischen Ordnung im besonderen, deren Teil Deutschland sein wird, ab. Wenn diese Ordnung gebildet wird von Na- tionen, bei denen das Privileg im Besitz einiger Weniger ist, für die die Mehrheit arbeiten muss, dann sehe ich keine günstigen Aussichten für die Versuche, eine neue verhäng- nisvolle Aera der Gleich# ewicht^ioo- litik zu vermeiden, in der die schädli- che Rolle, die Deutschlan d s£it Zeiten Bismarcks gespielt hatte, an seiner Stelle von irgendeiner anderen Na- tion übernommen werden wird". Sehr r'chtig! Ja, wenn wir im Glau- ben di<,.frlco. Su liistoria y sus compositores. (Editorial Claridad, Buenos Aires). p. Walter Jacob, unsern ^ Lesern wohlbekannt durch die Verbindung1 umfassenden mu- sikgeschichtlichen und kulturge- schichtlichen Wissens mit kritischem Geist und fruchtbarer soziologischer Methode, ist wie wohl kaum ein an- derer befähigt, eine Geschichte der Oper zu schreiben. Er tut das in knapp- ster und instruktivster Form. Der Hauptteil seines Buches ist dann den einzelnen Komponisten gewidmet. Je- der Musikfreund kann sich hier schnell und zuverlässig über jeden in Betracht kommenden Opernkomponisten, seine historische Stellung und seine künst- lerische Bedeutung unterrichten. Für den Berufsmusiker und den Liebhaber ist das Buch unentbehrlich, aber auch für den allgemein kulturgeschichtlich- soziologisch Orientierten ist es von In- teresse. — 13 — AUS DER DEUTSCHEN OPPOSITION DIE LAGE IN SU ED CHILE Einer unserer Freunde von der Landesleitung Chile, der soeben von einer Rei- se durch den Süden zurückkehrte, schreiot uns: Der grosse Schub der deutschen Ko- lonisten uai um l&uu im Süden Chi- les ein. Ls waren aurcnweg nuerale Elemente, die vor der wieuereinore- cnenaen cleuischen Reaktion das i-iand verliessen, um sich in Ueosisee eine neue Heunstatte aufzubauen. Die li- beralen lueen aieser ersten (Genera- tion wurden jedoch mit grosser Schnelligkeit von den wirtschaftli- chen Aufstiegsmöglichkeiten absor- biert, die ein.so junges Land wie Chi- le einer arbeit&freudigen und tüchti- gen Immigration bieten konnte. Die zweite Generation, in Chile geboren und im tiesitze der chilenischen Staatsbürgerschaft, nahm dann, ihren Interessen entsprechend, am politi- schen Leben des Landes teil. Die drit- te, die heutige Generation, besteht im Wesentlichen aus zwei Gruppen: im äussersten Süden, in Puerto Varas und am Llanquihues'ee, lebt die katho- lische Minderheit, meist Mittelbauern, die ihre Scholle bearbeiten und eine gewisse libenale Tradition bewahrt haben und. darum von den Nazis ge- hasst und verachtet werden. Die gro- sse Mehrheit jedoch der deutschen Kolonie ist schon vor dem Dritten Reich in ein völlig reaktionäres Fahr- wasser geglitten. Als Besitzer grosser Ländereien und Importhäuser (sie nennen sich selbst "Junker") haben sich die Nachkommen der "Achtund- vierziger"-Generation in Reaktionäre verwandelt, die nur an die Vergrö- ßerung ihrer Renten denken. Die "Elite" dieser dritten Generation stu- dierte und studiert in den grossen Städten Chiles-. Sie ist in Burschen- schaften organisiert, 3i? jedoch mit diesen nur noch den Namen gemein haben und in Wirklichkeit Brutstät- ten unverschämtesten Rassen dünk eis sind, und die der einheimischen Be- völkerung gegenüber vollständig ver- sperrt sind. Die deutsche Republik mit ihren li- beralen Ideen war ihnen völlig un- verständlich. Abgesehen von ihrem of- fiziellen Gebrauch durch Botschaft und Konsulate, wurde die schwarz- rot-goldene Flagge nur an einer ein- zigen Stelle gezeigt: sie hing zwei Jahre lang am Mäste der deutschen Schule in Puerto Montt. Ein jetziges Mitglied des DAD bezahlte sie aus ei- gener lasche, da die deutsche Kolo- in« iiiciii uaran dacnte, auch nur ei- nen neuer tur aie "Sozi allsten repu- uiiK." auszugeoen. Die iNazndeologie ivam Uesen üuementen, die fc'icn Gr- ößerer in einer erueuteten K.olonie uuriKten, nur zu gelegen. Jetzt würd3 innen sogar, nocn ofiiziell ihre rassi- sche Ueoeriegenneit üoer das chneni- scne Voik bestätigt. Bin deutscher iaieg hatte sie zu den unbestrittenen Herren im Süden und im ganzen Lan- tie gemacht. Damit rechnete die gro- sse Mehrheit der deutschen Kolonie; auch viele, die vorgaoen, mit uer Brutalität der Nazihorden nicht ein- verstanden zu sein, wollten vom kom- menden Sieges schmause nicht ausge- schlossen werden. Dieses Idyll erhielt seine erste ernst- liche Störung durch den Abbruch der diplomatischen Beziehungen Chiles mit ^en Achsenmächten. Die Naziuni- formen verschwanden von den "Sport- fes'ten" der deutschen Kolonie, und die Hakenkreuze von den Heldenbrü- sten begeisterter Parteianhänger. Aber die Partei arbeitete ungeniert weiter und ihr geheimer Informations- dienst versorgte das Dritte Reich mit allen für notwendig erachteten. Nachrichten. Das energische Vorge- hen der Antinazi-Abteilung der chile- nischen Fremdenpolizei hat nun diesem dunkeln Treiben ein Ende bereitet. Verhaftungen und Relegierungen ha- ben den deutschen Nazis einen gewal- tigen Schrecken eingejagt und das sich wandelnde Kriegsglück hat das g-einige getan, um die anfängliche Sie-, gesstimmung erheblich zu dämpfen. Wie steht es nun mit den Aussichten für eine Linksentwicklung? Was kön- nen wir von einer Kolonie erwarten, die wirtschaftlich zu den oberen Schichten des Landes gehört (es gibt in Chile keine deutsche Arbeiter- schaft) und deren wortführende Ele- mente absolut feudalen Charakter tra- gen? Gewiss melden sich heute schon die ewig-opportunistischen Elemente, die den Anschluss nicht, verpassen möchten an eine Linke, die, wie sie hoffen, für die Nachkriegszeit über gute Beziehungen zu Deutschland verfügen wird. Leute, die seit Jahren nicht mehr gesrrüsst haben, beginnen plötzlich den Hut zu ziehen und ge- — 14 — sprachig- zu werden. Auf der anderen Seite auer hat sich in üen Kopten vie- ler noch garnichts geändert. In den deutschen dchuien smü aie j-.enrkra.i- te, bis auf verschwindende Ausnah- men, nach wie vor inuzis, aie der ju- gend 'lag für Tag die Hitlerideologie einprägen. Der üeberfali aut unse- ren Freund Oskar Chylik in Osorno ist ein beredtes Beispiel dafür. Der Pfar- rer H. Stämpfle aus Frutillar, ein auf- rechter antitascnistis'cher Kampier, wird von den dortigen katholischen Deutschen einfach sabotiert. Kurzlicn ist es, als ein Erfolg der systemati- schen Hetze gegen ihn, sogar i>u ei- ner Prügelei gekommen, und wenige Tage darauf schlug man bei Stampfl© ein gutes- Dutzend Fensterscheiben ein. Unsere Arbeit im Süden wird darin bestehen, alle wirklichen demokrati- schen und sozialistischen Elemente zu sammeln und uns im täglichen Kamp- fe eine immer stärkere Position zu erringen. Breitere Kreise zu gewin- nen; wird uns nur gelingen, wenn wir es erreichen werden, dass fortschritt- liche Lehrkräfte in die deutschen Schulen eindringen und so unsere Ideen der Jugend nahe gebracht wer- den. Erich Berger — Santiago de Chile. Aus London berichtet uns IGB. wie selbst im Krieg und über den Natio- nalhass hinweg die internationale So- lidarität der Werktätigen triumphiert. Ein deutscher antifaschistischer Ar- beiter fand Beschäftigung in einet Margarinefabrik. Von den 140' Mann der Belegschaft waren zu der Zelt zwei organisiert. Mit Unterstützung lies englischen Verbandes gelang es ihm, in sechs Monaten den gesamten Betrieb zu organisieren. Unser Kol- lege" wurde mit in den Betriebsrat gewählt und zum Verbandskassierer bestellt. Gegenwärtig schweben Ver- handlungen auf Abschluss eines Ta- rifvertrages und Lohnerhöhungen. In Mexiko starb Fritz Frankel, Arzt und Psychoanalytiker, revolutionärer Sozialist und Organisator des Sani- tätsdienstes der Internationalen Bri- gaden. Wir ehren sein Andenken, in- dem wir ihn zitieren: "Dass das Leben bitter und undank- bar ist, das ist nicht das Wichtigste. Entscheidend ist, wie wir darauf rea- gieren. Nicht die Klage, nicht das Leiden, nicht der Zorn, nicht die Em- pörung, nicht die Geduld, nicht die Entschlossenheit können für sich al- lein die Wirklichkeit dieser Welt än- dern. Wir müssen erkennen. Dann verwandelt sich der Zorn und die Em- pörung in Kampf. Wir müss-en ver- stehen lernen, verstehen von Grund aus, damit unsere Entschlossenheit zu intelligenten und begründeten Ta- ten führt. Wir müssen lieben, um ei- ner besseren , Zukunft anzugehören". Ali der pazifischen Front fiel als Sol- dat der USA-Armee Heinz Behrendt, ehemals Funktionär der SAJ und des SJV in Berlin, Hilfsarbeiter in der demokratischen Flüchtlingshilfe zu Prag, Kämpfer der Internationalen Brigaden. DISKUSSIONSTRIBUENE Fritz Lemke: LEGENDENBILDUNG UM UND VON THOMAS MANN Gewiss ist der Geist wichtiger als der Buchstabe; sicher ist aber auch, dass der Geist die Fakten nicht entbehren kann. Denn der Geist, das erkennende Ich des Menschen, das selbst nicht zu "erklären" oder "abzuleiten", wohl aber da ist, hat ja nicht, wie ihm lange Zeit eingeflüstert wurde, die Aufgabe, fcn Chor der Engel Hallelujah zum Lobe des Schöpfers zu singen oder sich hierauf vorzube- reiten, sondern er soll sich gegenüber der natürlichen Welt als eine eigengesetz- liche, formende Kraft erkennen und betätigen. Einzig und allein auf diesem Wege besteht eine begründete Aussicht, dass es dem menschlichen Geist einmal möglich sein wird, die Grausamkeit des natürlichen Lebens, zu der auch die Kriege unter den Menschen gehören, zu überwinden. Wer diese unwiderlegliche Wahrheit leugnet — gegen dessen Versuche einer Friedensorganisation ist jeder Zweifel berechtigt, dessen Jammern um die Millionen Kriegsopfer hat nicht mehr Sinn und Bedeutung als das Wehklagen bezahlter Klageweiber. Die Fakten also gehören zu dem Material, das der menschliche Geist braucht, um, wie man so gerne und leichthin sagt, "schöpferisch" sein zu können. Aus diesem Grunde verdienen auch sie Aufmerksamkeit — zumal das Gedächtnis beklagenswert schwach und natürlicherweise, wie Freud gezeigt hat, nur zu ge- neigt ist, Unangenehmes ins Unterbewusstsein zu verdrängen. So kann das Ge- dächtnis ohne die Unterstützung einer bewusst gelenkten 'Aufmerksamkeit un- absichtlicher und absichtlicher Entstellung historischer Tatbestände keinen Wi- derstand entgegensetzen. Deshalb soll ihm hier in einem keineswegs "welter- schlitternden", aber doch sehr bezeichnenden und deshalb in seinen möglichen Auswirkungen nicht zu unterschätzenden Fall nachgeholfen werden. In der September-Nummer von "D. A. D." erzählt in seinem George Grosz- Artikel Ulrich Becher, dass am 10. Mai 1933 mit den Werken Heines, Marxens, Einsteins usw. auch die Thomas Manns in Deutschland verbrannt worden seien. Becher ist offenbar ein Opfer der "Weltpropaganda" geworden, die seit Jahren, beharrlich und deshalb an Boden gewinnend. Thomas Mann als den repräsen- tativen deutschsprachigen Antifaschisten hinstellt; es war für Becher, so scheint es, ganz selbstverständlich, dass dieser "erste" deutsche Antifaschist auch zu den "verbrannten Autoren" des Jahres 1933 gehören müsste. Demgegenüber ist der historische Tatbestand folgender: Im Jahre 1932 wird in Potempa (Oberschlesien) ein junger Arbeiter vor den Augen seiner Mutter von Nazi-Mördern zu Tode getrampelt. Ein preussisches republikanisches Gericht verurteilt sie zum Tode. Der "Führer'' Adolf Hitler schickt den viehischen Mördern ein Telegramm, das in aller Welt verbreitet wird, in dem er sie als "seine Kameraden" begrüsst. Am 30. Januar 1933 wird dieser Adolf Hitler zum Reichskanzler des Deutschen Reiches ernannt. Die mei- sten deutschen Schriftsteller, darunter viele anerkannte, so auch Thomas Mann, gehen in die Emigration. Noch im Jahre 1933 beginnt Klaus Mann, des Thomas ältester Sohn, unter dem Protektorat seines Onkels Heinrich Mann mit der Herausgabe der antifaschistischen Monatsschrift "Die Sammlung", die der Hol- länder Querido verlegt. Er kündigt als Mitarbeiter u. a. seinen Vater, Alfred Döblin, Rene Schickele (sämtlich Autoren des S. Fischer-Verlages) an. Am 10. Oktober 1933 warnt die "Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums" im "Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel" vor den "literarischen Emi- grantenzeitschriften", nennt die bekanntesten Mitarbeiter und schreibt: "Wer heute in Deutschland Bücher kauft von Schriftstellern, die draussen im Aus- land Deutschland aufs Schmählichste beschmutzen, die teilweise ganz bewusst zum Krieg gegen Deutschland hetzen, macht sich des Landesverrats schuldig". Darauf verlangt Dr. Bertmann, des verstorbenen S. Fischer Schwiegersohn und Leiter des S. Fischer-Verlages, der sich geweigert hatte, seinen Verlag ins Aus- land zu verlegen* hingegen in Paris stolz erzählte, dass die Nazis ihn wirklich sehr wohlwollend behandelten — sie hätten ihn, wahrhaftig und auf Ehre, sogar zu einer Sitzung der Schund- und Schmutzkammer geladen — verlangt Dr. Bermann von seinen Autoren, dass sie sich öffentlich von der "landesverräte- rischen Sammlung", distanzieren. Er erhält von allen oben Genannten die ent- sprechenden Telegramme. Thomas Mann telegraphierte: "Kann nur bestätigen, dass Charakter erster Nummer "Sammlung" ihrem ursprünglichen Programm nicht entspricht" und schrieb erläuternd: < "Ergänzen Sie meine Erklärung logischerweise dahin, dass mein Name von der Liste getilgt wird — denn darauf läuft sie hinaus." . Dieser merkwürdige Fall blieb verständlicher Weise ausserhalb des Dritten Rei- ches nicht unbeachtet. Die "Arbeiterzeitung", Wien, griff Thomas Mann an. Er antwortete ajm 25. Oktober 1933: ... . . . . Sicher ist, dass meiner Natur die rein positive und produktive Art, dem höheren Deutschland zu dienen, in diesem Augenblick näher liegt als die polemische, und damit hängt mein dringlicher Wunsch zusam- men, mich, so lange es möglich ist, von meinem innerdeutschen Publi- kum nicht trennen zu lassen. Das ist ein ideelles Interesse, das, wie leicht zu erweisen wäre, mit grobem Opportunismus nicht das Gering« ste zu tun hat. Es handelt sich tatsächlich und nachweislich nicht um den "Markt"..." Die Zeit ging weiter. Im Dritten Reich wurde eifrig gemordet und hingerichtet. Zunächst nur Linksstehende. Es kam das Jahr 1934 mit dem Massenmord Hitlers — 16 — an seinen "Kameraden", worauf der Mörder seiner Kameraden und Kamerad seiner Mörder sich zum Staatsoberhaupt des Deutschen Reiches machte. Noch immer vernahm man gegen das Dritte Reich nicht ein Sterbenswörtlein des Nobelpreisträgers Thomas Mann, der sofort mit der Aufmerksamkeit der Welt hätte rechnen können. Erst im Ja'nre 19,36 sah sich Thomas Mann endlich veranlasst, öffentlich ge- gen das Dritte Reich Stellung zu nehmen und wurde bald darauf aus- gebürgert, des Doktor-Titels verlustig erklärt usw. Aber er hatte den in der Welt bekannten Namen, er ist Nobelpreisträger — und so dauerte es garnicht lange, und er war der repräsentative deutsche Antifaschist, der inzwischen von ver- schiedenen Seiten bereits als Präsident des neuen demokratischen Deutschland, das da entstehen soll, vorgeschlagen wurde. Dazu würde gut passen, dass seine Bücher am 10. Mai 1933 verbrannt worden seien, — jedoch es ist leider nicht wahr. Dieser Tatbestand mag als eine Aeusserlichkeit angesehen werden, er ist aber mehr: er ist bezeichnend für den speziellen Antifaschismus Thomas Manns. Die von ihm selbst zugestandene Langsamkeit bei entscheidenden Entschlüssen kann ihm nicht als Fehler angerechnet werden, wohl aber seine Neigung bei vielen richtigen Erkenntnissen mit dem ihm zu Gebote stehenden Wort-Reichtum um grundlegende Entscheidungen herumzureden und so ihnen auszuweichen. Die- sen Charakter zeigt er auch noch in einer erst in diesen Tagen hier bekannt gewordenen Arbeit, einer offenbar in den U. S. A. gehaltenen Rede über das Thema "Schicksal und Aufgabe" ("Deutsche Blätter", Chile, Heft 7, 1944). Da findet man viele richtige Bemerkungen, z. B. über die Mitschuld bestimmter Kreise an dem Zustandekommen und dem Erfolg der faschistischen Regierun- gen, er nennt die "Angst vor dem Bolschewismus", die überall in der Welt die Reaktionäre, jedes Comite des Forges, den Adel, die vornehme Gesellschaft, die Prinzen, das hohe Militär und "jenen Teil der katholischen Kirche, der im Christentum vor allem Hierarchie, Bescheidung, devote Gebundenheit an das Bestehende erblickt", zu Freunden der Diktatoren machte. Er stellt ausdrück- lich fest: "... der Faschismus ... ist keine deutsche Spezialität, sondern eine Zeitkrankheit, die überall zu Hause und von der kein Land frei ist". Das hindert ihn freilich nicht, ausgehend von der Kunst Richard Wagners, den Nationalso- zialismus dann doch für eine typisch deutsche Erscheinung zu erklären: "Es handelt sich bei Wagner um eine archaische Revolution, in des sich reaktionäre und zukünftige Elemente mischen... Nur dieses (das "Vor-Konventionelle" und "Vor-Gesellschaftliche") scheint ihm über- haupt für die Kunst geeignet. Sein Werk ist der deutsche Beitrag zur Monumentalkunst des neunzehnten Jahrhunderts, die bei anderen Na- tionen vorzüglich in der grossen sozialen Romandichtung erscheint... Die deutsche Erscheinungsform dieser Grösse weiss vom Gesellschaftli- chen nichts und will davon nichts wissen. Denn das Gesellschaftliche ist nicht musikalisch und überhaupt nicht kujistfähig." Bei dieser eindrucksvollen, geistfunkelnden Bemerkung müssen wir einen Au- genblick innehalten und tief Atem holen. Und dann wird klar, dass der letzte Satz schlechterdings nichts besagt, denn schon die Sprache (mit ihr das Den- ken) und jede Kunst sind nur als soziale, gesellschaftliche Funktionen denkbar, durch die Erlebnisse eines Menschen anderen mitgeteilt werden sollen. Einen Sinn kann man ihm nur beilegen, wenn man statt "das Gesellschaftliche" "die gesellschaftliche Konvention" setzt, die offenbar aurh gemeint ist. An anderer Stelle seiner Rede illustriert Thomas Mann sehr hübsch den Gegensatz zwi- schen gesellschaftlicher Konvention und dem von den Deutschen versuchten Ausbruch aus ihr: "Es ist ein Unterschied, ob die zehn Gebote nicht gehalten werden, wie es ja überall in der Welt der Fall ist, oder ob man sie für aufgeho- ben erklärt." Für Thomas Mann jedoch hatte jene geistfunkelnde Bemerkung sehr wohl einen Sinn, besser einen Zweck; sie sollte überleiten zu seiner tiefsten Erkenntnis: . „ "Der deutsche Geist ist sozial und politisch uninteressiert. Im Tiefsten ist diese Sphäre ihm fremd." Das kann 1944 ein deutscher Nobelpreisträger in einer deutschsprachigen Zeit- schrift, die auf "geistiges Niveau" Wert legt, schreiben. Ich erlaube mir zu fra- — 17 — gen: Wie steht es denn mit den diversen Geistern anderer Nationalität? Haben sie die sozialen Probleme dieser Zeit etwa gelöst? Weshalb entstand die, freilich fürs erste niedergeschlagene, internationale Arbeiterbewegung gerade auf dem Fundament eines in deutscher Sprache entwickelten wissenschaftlichen soziolo- gischen Systems, des Marxismus? Weshalb stellte die deutsche Arbeiterschaft die grössten sozialistischen Arbeiter-Organisationen? — offenbar, weil "der deut- che Geist..." Jener bildschöne Satz ist also ebenfalls falsch, aber für Thomas Mann hat er Bedeutung. Er kommt mit seiner Hilfe zu einer wirklich kostba- ren Theorie des Nationalsozialismus: "Angesichts zeitlicher Probleme führt er (jener angebliche Mangel des deutschen Geistes) zu Lösungsversuchen, die Ausweichungen sind und das Gepräge mystischer Surrogate für das wirklich Soziale tra- gen. Es ist nicht schwer, im sogenannten Nationalsozialismus ein solches mystisches Surrogat zu erkennen. Aus der politischen Termi- nologie ins Psychologische übersetzt, heisst Nationalsozialismus: "Ich will überhaupt das Soziale nicht, ich will das Volksmärchen" . . . Bs ist schauerlich und beschämend, zu sehen, wie die zivilisierte Welt sich auf Tod und Leben herumschlagen muss mit der politisch herun- tergekommenen Lüge einer aggressiven Volksmärchen-Poesie, die in ihrer früheren geistigen Reinheit der Welt so viel Schönes zu geben hatte." Auf einen Zusammenhang des Nationalsozialismus mit Volksmärchen-Poesie kann wirklich nur ein solch differenzierter und differenzierender Seelenkünst- ler wie Thomas Mann kommen. Doch in der Kompliziertheit liegt nicht im- mer die richtige Erkenntnis. Freilich ist der Nationalsozialismus eine "Aus- weichung", aber das Ausweichen der um ihre Privilegien zitternden Bürger- klasse vor der moralisch, sozial und wirtschaftlich als notwendig erkannten und gefühlten Umwälzung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zustän- de. Deshalb ist der Faschismus überall da entstanden, wo die Situation für die Umwälzung objektiv reif war; er wurde jeweils von der Klasse der Bevor- rechteten etabliert, aber nicht als "Volksmärchen-Poesie", sondern als raffi- nierte Kultivierung niedrigster Instinkte, des Hasses, des Neids, der Grausam- keit, mit Hilfe von Beeinflussungsmethoden, die die Erfahrungswissenschaft der (Massenpsychologie zur Verfügung gestellt hatte, und gleichzeitiger Ver- höhnung des menschlichen Intellekts, der menschlichen Vernunft. Diesem an sich nicht gerade gewinnend und gefällig sich darbietenden Tatbestand weicht Thomas Mann durch seine "Volksmärchen"-Theorie aus; man kann vermuten, dass dabei etwas Unangenehmes verdrängt werden soll: die Tatsa- che nämlich, dass Thomas Mann, natürlich ohne Absicht, zu den geistigen Vor- bereitern des Nationalsozialismus gehört, und zwar durch seine als neueste, feinste, differenzierteste Erkenntnis vorgetragene Diffamierung der Vernunft. Er spricht in seiner Studie über die Stellung Freuds in der (modernen Geistes- ges;ihichte von einer "antirationalen wissenschaftlichen Gesamtbewegung von heute" (was Unsinn ist, denn eine Wissenschaft kann nur rational sein), legt dar, wie sehr die Psychoanalyse jene auf die Einschränkung des materialisti- schen Vernunftglaubens hinzielende Entwicklung der neuesten Zeit gekrönt und bestätigt habe. Er schwelgt in dem Gedanken, dass die Psychoanalyse mit ihrer "Betonung des Dämonischen in der Natur" "so antirational wie nur ir- gendeine Ausprägung des neuen Geistes" sei, der "mit den mechanistisch-ma- terialistischen Elementen des neunzehnten Jahrhunderts in siegreichem Kamp- fe" liege. (Die Leistung der Psychoanalyse besteht in Wirklichkeit darin, dass- sie nächtige Gebiete der menschlichen Seele der rationalen Erkenntnis zu- gänglich und damit seelische Verkrampfungen heilbar gemacht hat.) Mit der Machtübernahme durch die Nazis siegte in der Tat das "Dämonische" in der menschlichen Natur als modernste "Ausprägung des neuen Geistes". Aber dem grossen Verehrer des Irrationalen wurde im Anblick des Sieges mit der Zeit doch etwas ängstlich zu Mute, und so bequemte sich der nuancenreiche Künstler, der weit "jenseits von Gut und Böse" gelebt hatte, schliesslich doch zu dem Zugeständnis, dass es nötig sei, wieder zwischen Gut und Böse zu un- terscheiden, ohne freilich sich um eine klare Definition dieser Begriffe zu be- mühen (die hätte ja auch nicht anders als rational gefunden werden kön- — 18 — nen). Und in der genannten jüngsten Rede kann er sogar das folgende weite- re Zugeständnis nicht vermeiden: "Bs ist ein entsetzlicher Anblick, wenn der Irrationalismus populär wird. (Der Ton soll offenbar auf "populär" liegen; der Irrationalis- mus ist nur etwas für feine Leute!) Man fühlt, es muss ein Unglück geben, ein Unglück, wie die einseitige Ueberschätzung der Vernunft (da denkt er sicher an Kant, der für den "modernen" Nietzsche ein "Begriffskrüppel" war) es niemals herbeiführen kann. Diese kann komisch sein in ihrer optimistischen Pedanterie und kann lächerlich blossgestellt werden durch die tieferen (sie!) Kräfte des Lebens; aber sie fordert nicht die Katastrophe heraus." So wftre, sollte man meinen, die Vernunft immerhin ein Fortschritt für die in Blut watende Menschheit — aber die Vernunft muss für Thomas Mann gera- dezu etwas Schreckliches sein — nämlich schlechterdings die Langeweile. Denn also lässt er sich sogleich zum Trost vernehmen: "Bs besteht nicht die geringste G-efahr, dass je die Vernunft über- hand nehmen, dass es je zu vernünftig zug«hen könnte auf Erden. Bb besteht keine Gefahr, dass die Menschen eines Tages zu emotionslo- sen Engeln werden, was sehr langweilig wäre." Solch groteske Behauptungen kommen zustande, wenn eine "geistige Promi- nenz", die keine moderne "geistige" Regung vorübergehen lässt, ohne zu ihr ausführlich Stellung zu nehmen, sich beharrlich weigert, von dem Fundament der neuzeitlichen Philosophie, dem kritischen Idealismus Kants, Kenntnis zu nehmen, aber trotzdem von "Vernunft", "tieferen Kräften des Lebens'' usw. spricht. Fr kann natürlich, als Antifaschist und "Demokrat von oben", der er Ist — die Demokratie von unten bringt nach seiner Meinung die Gefahr mit sich, dass Mr. Smith auf den Gedanken kommen könnte, Beethoven gönner- haft auf die Schulter zu klopfen und sich nach seinem Befinden, zu erkundi- gen — nicht umhin, viel von Freiheit, Wahrheit zu reden, er erkennt auch an, dass diese Gedanken "einer überbiologischen Sphäre" angehören, er kommt sogar zu der Forderung eines "für alle gültigen, von allen anerkannten Grund- gesetzes" — aber er erwähnt Kant mit keinem Wort. Kant, der dieses Grund- gesetz für alle vernünftigen Wesen, die keine "langweiligen Engel" zu sein brauchen, sondeni nur ihr Triebleben nach der Richtschnur jenes Grundge- setzes immer besser beherrschen und damit immer mehr der Freiheit, die Kein leeres Wort ist, teilhaftig werden sollen — jenes Grundgesetz als das au- tonome Grundgesetz des in allen Menschen in der Anlage gegebenen Ver- nunftvermögens in eine mathematisch präzise Formel gebracht hat — vor 150 Jahren. Themas Mann indessen begnügt sich weiter mit der Forderung der 'christlich abendländischen Gesittung". Dass diese eigentlich noch nie be- standen hat, wie er selbst andeutet — "Es ist ein Unterschied, ob die zehn Gebote nicht gehalten werden, wie es ja überall in der Welt der Fall ist. . ." — das ist eben eine gesellschaftliche Konvention. Da sein Thema den Begriff einer den Menschen gestellten Aufgabe enthält, muss er notwendigerweise auch von Pflicht und Verantwortung reden. Eine einleuchtende und zwingen- de Begründung für diese Pflicht und diese Verantwortung könnte er, wenn er sie nicht als "göttliche Gebote" einführen will, was man heute einem "geistig anspruchsvollen" Publikum doch nicht gut antun kann, wiederum nur in dem Kantischen Syste-n der Vernunftkritik finden. Doch die existiert für ihn nicht. Und so gibt der Nobelpreisträger tatsächlich als einzige Begründimg die fol- genden Worte: "... denn irgendwie verantwortlich ist der Mensch für sein Sein und Tun." Irgendwie, irgendwo, irgendwann gibt's ein Glück. Solche Weisheit galt bis- her nur in der Operetten-Welt. Sie im Anbli k des Weltkrieg-Blutsumpfs für unser reales Leben darzubieten, ist eine Zumutung, die ebenso wie jede Fröm- melei, zurückgewiesen werden muss. Sapere aude! Wage zu erkennen und da- nach zu handeln! Wir wollen uns unserer Vernunft, die nicht etwa mit Ge- rissenheit und Schläue verwechselt werden darf, sondern die die formende Kraft aller unbezweifelbaren kulturellen Leistungen der Menschheit war, zu bedienen wagen — das ist nämlich iim Foreich der "hohen Politik", so verwun- derlich es erscheinen mag, noch nie versucht worden. — 19 — Aus der Österreichischen politischen Emigration OESTERREICH IN DER FRONT Der beispiellose Siegeszug der Roten Armee vom Dnjester zur Theiss und zur Save, von Kischinew bis Buda- pest und Belgrad hat Oesterreich aus dem Hinterland des deutschen Etap- penraums in die vorderste Kampf- front vorgerückt. Wenn diese Zeilen den Leser erreichen, kann die Be- freier-Armee schon im Blickfeld des Stefansturmes stehen, mag das Don- nern ihrer Geschütze schon den Wie- nern ins Ohr dröhnen. So angespannt und sehnsüchtig wie diesmal haben nicht einmal unsere Ahnen nach den Befreiern aus dem Osten Ausschau gehalten: denn da- mals standen die Janits:haren Soli- mans vor den Toren der Stadt, die Janitscharen Hitlers aber halten sie besetzt. Die frohen Weinstätten der Vororte, Nussdorf, Sievering und Grinzing allerdings, das liebliche Liebhardtstal nicht zu vergessen, wa- ren auch damals schon, ebensosehr zum Missvergnügen der Wiener wie heute, in der Hand des gehassten Feindes. Harrend, hoffend, fiebernd warten die Landsleute in der Heimat und mit ihnen die Oesterreicher in der Emi- gration, was die nächsten Wochen bringen werden. Wir österreichischen Sozialisten sind in Gedanken bei un- seren Genossen, bei den Proleten des Roten Wien, bei den Arbeitern und Angestellten im Traisen- und Tris- tingtal, in Miirzzuschlag, in Kapfen- berg und Donawitz, in St. Pölten, Kleinmünchen, in Wolfsberg, in Dorn- birn und überall. Sie haben in den Jahren des bodenständigen Kleriko- faschismus der Idee und der Partei die Treue bewahrt, umso gewisser dür- fen wir erwarten, dass sie dem ih- rem ganzen Wesen fremden Nazifa- schismus in starrer Feindschaft ge- genüberstehen, der ihnen nichts ge- bracht als unerträglichen Zwang und Geistesknechtung, gesteigerte Nöte des täglichen Lebens und das namen- lose Grauen des Krieges. OBSTERREICHISCHER UNTERGR1 Alle halbwegs verbürgten Berichte aus der Heimat — die Zahl der unver- bürgten ist Legion — stimmen darin überein, dass die Bevölkerung Oester- reichs in überwältigender Mehrheit den deutschen Eroberern mit kaum noch verhohlenem Hass begegnet, dass die Sabotage der Kriegsanstren- gungen der deutschen Armee von Ar- beitern und Bauern mit allen Mitteln, die unter den Augen der Gestapo zu Gebote stehen, betrieben wird. Aber, so lesen wir in einem Erricht der Lon- doner "Zeitung" vom 11. Aug., "über entscheidende revolutionäre Aktionen in Oesterreich liegen leider keine ver- bürgten Nachrichten vor"... "Die schwierigste und für Oesterreichs Zu- kunft bedeutungsvollste Frage bleibt jedoch", schreibt "Die Zeitung", "ob man vom Bestehen einer offenen Wi- derstandsbewegung und organisierten Opposition in Oesterreich sprechen kann". Gewiss ist, dass es in den Industrie- betrieben in Oesterreich Kadres einer revolutionären Untergrundbewegung gibt, die auf den Tag wartet, da sie losschlagen kann. Darüber sind die Auslandsgruppen der österreichischen Sozialisten unterrichtet. Ueber diese Untergrundbewegung hat der Stock- holmer Korrespondent der Chicago Daily News, Nat. A. Barrows, seinem Blatt einen Bericht gesendet, den die "Prensa" am 17. Oktober wiedergab. Barrows nennt als Quelle seines Be- richtes einen Oesterreicher, der nach Stockholm entkam. Aber die Erzäh- lung dieses Oesterreichers enthält De- tails, die seine Glaubwürdigkeit schwer erschüttern. Er erzählt, dass Hitler einmal den E-etrieb, in dem er als Fachmann für Bombenfabrikation arbeitete, besuchte. Der Führer frag- te ihn, wo er her sei, und auf die Ant- wort "aus Wien", habe Hitler ausge- rufen "ausländisches Schwein". Da Hitler selber Oesterreicher ist und der letzte, der jemals das Oesterreich der — 20 — Nazis als Ausland bezeichnen kann und würde, ist die Erzählung schon bis hierher unwahrscheinlich. Völlig unglaubwürdig ist aber ihre Fortset- zung: Empört über diese Beschimp- fung habe er versucht, dem Führer einen Schlag ins Gesicht zu verset- zen, der fehlging. Der Täter befürch- tete erschossen zu werden, aber nichts geschah, er wurde nicht einmal ver- haftet, die Nazis schätzten zu sehr seine fachliche Qualität als Techniker. Das soll man glauben, wo man weiss, dass die Nazis erstklassige militärische Fachleute liquidiert haben, die nur im Verdacht oppositioneller Gesinnung standen. — Dieser Gewährsmann er- GERUCHTERSTATTUNG Die Annäherung der Roten Armee an die Grenzen Oesterreichs hat natur- gemäss die Schleusen der journalisti- schen Gerüchterstattung über Oester- reich sperrangelweit aufgerissen. Der leider wenig verlässliche Ankara-Sen- der berichtet am 14. Oktober aus Bern, dass in den letzten Wochen Friedensdemonstrationen in Wien ver- anstaltet wurden, bei denen es 60 To- te und Hunderte von Verwundeten gab; noch immer sei die Ruhe in Wien nicht wiederhergestellt. Dem Ankara-Sender sind erst kürzlich von der Tassagentur Phantasieberichte von der ihm viel näher liegenden bul- garisch-türkischen Grenze nachgewie- sen worden. Dennoch wollen wir dem seherischen Kick des türkischen Rundfunks über Berg und Tal, Meer und Fluss hinweg unsere Bewunde- dung nicht versagen. "Die Zeitung";, London, 25. August, reproduziert eine Fülle von Lokalnach- richten aus österreichischen Provinz- blättern, die das Bild eines dem Na- ziregime loyalen Donaulandes illu- strieren sollen: Dankkundgebungen für die Rettung des Führers mit 300.000 Teilnehmern in Wien, 40.000 in Linz, 30.000 in Salzburg, Ziffern über die steigende Lebensmittelliefe- rung der Bauern, 71 Kriegsverdienst- kreuze in Mödling allein für hervor- ragenden Einsatz der Zivilbevölke- rung bei Luftangriffen, 176 Kriegs- freiwillige des Geburtsjahr ganges 1927/28 im Kärntner Bezirk Spittal allein usw. Als Gegenbeispiele zitiert das Blatt: Oesterreich ist in hellem Aufruhr. Allerorts greifen die wehr- zählte dem Korrespondenten, die ge- heime Antinazi-Organisation in Wien, die grosse Vorräte an Waffen und Mundvorräten verborgen halte, erwar- te den Tag, da sie sich offen gegen Hitler erheben könne. Ihre Mitglieder hätten die Lektion des verfrühten Aufstandes in Warschau gelernt. Sie würden den Ausbruch der Operatio- nen hinausschieben, da sie wüssten, dass ein falscher, vorzeitiger Schritt die Zerstörung der Stadt na>ch sich ziehen würde. — Man muss innig wünschen, dass dieser Bericht nicht nur gut erfunden, sondern auch wahr sei. Ist er es aber, dann wäre er bes- ser nicht erstattet worden. fähigen Männer und Knaben zu den Waffen. Eisenbahnbrücken, E-Werke und Bleierzgruben fliegen in die Luft, von deren Belegschaften sich 1000 Mann den Partisanen anschliessen, für die die Frauen in Osttirol Jumper und Stutzen stricken, die Wäsche flicken und die Grazer (ausgerechnet die Grazer!) Lebensmittel sammeln. In Kärnten werden 15 Lastkraftwagen mit SS-Männern überfallen. Die Be- hörden können die Verbrüderung der Bevölkerung mit den Partisanen nicht verhindern. Aus Villach fliehen die Nazis Hals über Kopf. In einer Wie- ner Kirche wurde ein Gedenkgottes- dienst für 34 Oesterreicher abgehal- ten, die wegen versuchten Wiederauf- baus des christlichsozialen Partei hin- gerichtet worden waren usw. Der Le- ser der Londoner Emigrantenpresse vermag unschwer die Quelle dieser Wunschsendungen zu identifizieren: es müssen wohlmeinende österreichi- sche "Patrioten" sein, die glauben, da- mit ihrer Sache zu dienen. Es ist unendlich schwer ein wahr- heitsgetreues Bild über die Lage in einem Lande zu erwerben, dessen Nachrichtenquellen so strikt kontrol- liert sind, wie es im Bereich der Ge- stapo der Fall ist. Wieviel wissen wir über die inneren Vorgänge in Frank- reich, in Italien, in Ländern, die doch unter einer von der öffentlichen Mei- nung der demokratischen Welt kon- trollierten Verwaltung stehen? * FRONT UND ETAPPE Gewiss ist, dass sich grosse Dinge in und um Oesterreich vorbereiten. Die — 21 — entscheidungsschwere Situation wür- de erfordern, dass die politische österreichische Emigration, die ein Bild beklagenswerter Zersplitterung bietet, endlich sich selber und zu ih- rer einzigen Aufgabe findet: in der Freiheit der demokratischen Welt die Zukunft des neuen Oesterreich ideologisch und propagandistisch vor- zubereiten und sich bereit zu ma- chen für die Hilfeleistung an das Oesterreich, das morgen in einem Kampfe um Leben und Existenz ste- hen wird, entscheidungsvoll für das Geschick von Generationen. Die Ver- suchung ist riesengross, in die Rolle des Kiebitz zu verfallen, dem kein WHAT TO DO ABOUT AUSTRIA? What to do about Germany — was soll mit Deutschland geschehen? Die Frage steht heute im Mittelpunkt der internationalen Diskussion zwischen den Staatsmännern der Alliierten Mächte. Bücher werden darüber ge- schrieben, Zeitschriften damit gefüllt, die Weltpresse und der Weltrundfunk widerhallen von ihr. Oesterreich? — da schweigen alle Geigen. Es ist kaum möglich etwas über die Absichten der präsumptiven Sieger zu erfahren, während man genau weiss, mit wel- chem Plan Herr Morgen thau einge- froren ist und was der Kreml dazu meinte. Es herrscht in vielen Zirkeln der Emi- gration ein Optimismus über die Be- handlung des befreiten Oesterreichs, der leider in den Tatsachen wenig be- gründet ist. Das Beispiel der Behand- lung, die den bisher befreiten Ländern widerfährt, selbst dem verbündeten Frankreich, müsste als Warnung die- nen. Am 14. 8. meldete die Associated Press aus London, dass Grossbritan- nien, die USA und TJSSR zu einem Einvernehmen über die Verwaltung Oesterreichs nach der Befreiung ge- kommen seien; diese werde von einer gemischten Kommission der drei Mächte durchgeführt werden, die dem für Italien geschaffenen Rat ähnlich sei, bis das Volk von sich aus über seine politische und wirtschaftliche Zukunft entscheiden könne. Die ONA reproduziert am 30. 9. eine Meldung aus Bern, nach der die grundlegen- den Bedingungen des Waffenstillstan- des zwischen Deutschland und Oester- reich keinen Unterschied machen Einsatz zu hoch ist, und ein grosser Sektor dieser Emigration ist dieser Versuchung bereits erlegen. Ununter- brochen kommandiert er die Oester- reicher auf die Barrikaden. Den Zeit- punkt der Reife der revolutionären Situation müssen diejenigen entschei- den, die am Tatort sie führen wer- den. Leinin und Trotzki sind zuerst nachhause gefahren, dann haben sie den Oktober entfesselt. In den Ta- gen, da wir in Oesterreich die Kinder- krankheit des Radikalismus durch- machten, sagte Victor Adler: Ein je- der von uns sollte von den anderen nur soviel Revolution verlangen, als er selbst beizutragen vermag. werden. Nach einigen Diskussionen zwischen Moskau, London und Wa- shington wurde vereinbart, dass Oesterreich von den drei Grossmäch- ten gemeinsam besetzt werden soll; in Uebereinstimmung mit der Mos- kauer Deklaration werde es jedoch viel früher als Deutschland eine ei- gene Regierung haben. Diese Regie- rung werde eine unpolitische sein und aus antinazistischen E-eamten beste- hen, die mit dem Verwaltungsmecha- nismus" vertraut sind. In diesem zweiten Projekt ist schon nicht mehr von einer Entscheidung des Volkes die Rede. Vorausgesetzt, dass die Berner Meldung wahr ist — die offiziellen Stellen der alliierten Mächte hüllen sich in Stillschwei- gen —, kann man diesen Plan nur mit den klassischen Worten begos- sen, in die der Schutzbündler Franz Paspischl ausbrach, als ihm am 10. 3. 1934 der diensthabende "Kaes" in mei- ne Zelle einlieferte: "Servas, gut schaun m'r aus! Hast was zum Fres- sen?" Was diese letztere Frage betrifft, so wird sie das befreite Oesterreich kaum so positiv mit einem Ja beantworten- können, als ich in der Lage war, es zur Befriedigung des Genossen Pospi- schil zu tun. Denn eine Sache scheint bereits ausgemacht zu sein: die ÜNRRA, die Institution der Vereinig- ten Nationen, die mit der Versorgung der befreiten Länder beauftragt ist, wird sich um Oesterreich nicht küm- mern. rein wohlmeinender Freund Oesterreichs, Professor E. A. de Se- vere, hat sich bereits in einem Aufruf — » — an die englische Oeffentlichkeit ge- wendet, um eine Bewegung zu entfa- chen, die die Alliierten Regierungen zwingen soll, Oesterreich freundlicher entgegenzukommen. Was nun die "unpolitische" Beamten- regierung anlangt, die die Alliierten einsetzen würden, um dem Namen nach das Versprechen der Freiheit und Unabhängigkeit Oesterreichs zu er- füllen, so wäre sie noch schlimmer als die Verwaltung des Landes durch AMGOT, die sich schon in Italien so glänzend bewährt hat. Denn eine nicht dem österreichischen Volke und sei- nen demokratischen Institutionen, sondern der Alliierten Kommission verantwortliche Regierung wird des einen entbehren, worüber die AMGOT noch verfügt: die direkte Verbindung mit und den Einfluss auf die Alliier- ten Regierungen. Für die Alliierten ist sie der Versuch, die Verantwortung ab- zuwälzen; für die Oesterrei:her wird sie die Wiederholung eines Experi- mentes sein, das uns schon einmal zum Hals herausgewachsen ist: die Dikta- tur der Hofräte, auf das praktisch das Dollfuss-Schuschnigg-Regime hinaus- gelaufen ist, das unfähigste Regie- rungssystem, unter dem die in diesem Punkte nicht verwöhnten Oesterrei- cher jemals gelitten haben; als jeder Ministerialreferent das Wiehern seines Steckenpferds — es war ein Amts- schimmel — im Bundesgesetzblatt ab- drucken liess zur Befolgung und Dar- nachrichtung für jeden Staatsbürger, widrigenfalls usw. usw. Neben der Nahrungssorge ist das brennendste Problem des befreiten Oesterreich die Erhaltung und Ingang- haltung des ungeheuer angewachsenen Industrieapparates, den die deutsehe Kriegswirtschaft auf dem Boden un- seres Vaterlandes zurücklassen wird. Was werden die Hofräte damit an- fangen? Sachdemobilisierung wie 1919? Wollersdorf wie 1920? Nicht wolle das Gott, sprach mit Demuts- sinn schon der erste Reichsdeutsche, der Oesterreich invadiert hat. Oesterreichs Volk ist reif zur Selbst- verwaltung, reifer als irgendeines der Völker, die Europa östlich des Rheins bewohnen. Das Jahrzehnt seit 1934, da ihm diese Selbstverwaltung gewaltsam entzogen war, darf nicht unter dem Banner der siegreichen De- mokratie verlängert werden. » DAMEN-FRISIERSALON HANS und ELISABETH VIAMONTE 879 — U. T. ZI - 2018 MAN1CTRE — DAUERWELLEN — FAERBEN — MASSAGE PENSION SCHIFFER der Oabildo vermietet gut möbl. Stra- Rsenzimmer mit Pension, gute bürgl. Küche, Warmbäder u. sonst. Bequem- lichkeiten. 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