LA OTRA ALEMANIA ORGANO DE LOS ALEMANES DEMOCRATICOS DE LA AMERICA DEL SUR Regristro Nacionnl de Proplcdad Intclectual No. 178 948 Fundado el 7 de junio de 1937 Redaction y administraciön: CALLE TUCUMAN 309 Buenos Aires (Argentina) U. T. Retiro 7264 Marzo de 1945 Ano VII No. 92 AUS DEM INHALT Harold J. Laski: Der Friede, für den wir kämpfen. Fachleute diskutieren das Repa- rationsproblcm. Hans Lehmann: Freiheit der Presse! J. B. Jansen: Probleme des Zu- sammenbruchs In Deu Sch- lund. Techniker gesucht! Kail Döbbeling-Chaco: Schafft die Vereinigten Staaten Eu- ropas. Ans der Arbeiterbewegung. Das Gesicht der Zeit. Stimmen der Zeit. Emst Lakenba eher: Aus der österreichischen politischen Emigration. CORREO ARGENTINO Sucursal 58 (San Martin) FRANQUEO PAGADO CONCESION No. 3096 August Siemsen: YALTA UND DER FRIEDE ? , DIE DEUTSCHE KATASTROPHE. Auch auf dem Hö- hepunkt der Nazi- erfolge sind wir nicht müde gewor- den. zu betonen, dass Hitler und die Nazis Deutschland nicht nur in Schmach und _____ Schande, sondern auch in Zerstörung und Ruin füh- ren müssten. Heute erleben deut- sches Land und deutsches Volk die Katastrophe, in welche die Na- zidiktatur Europa gestürzt hat, in schrecklicher Weise am eigenen Leibe. So sehr wir die Austilgung der Naziverbrecher, die Bestrafung Ihrer Helfershelfer, die Beseitigung aller ihrer Gesetze und Einrichtun- gen, die Vernichtung des deutschen Militarismus schon zu einer Zeit gefordert haben, in der die kapi- talistische Welt Hitlers Aufstieg bewunderte und unterstützte, so sehr schmerzt uns die Zerstörung der deutschen Städte, in denen mit den Rüstungsbetrieben und Waf- fenarsenalen der Nazis herrliche k 'v Cf Baudenkmäler und friedliche Wohn statten, in denen zugleich mit den Schuldigen ungezählte Unschuldige, ungezählte Gegner der Nazis, in denen unsere alten Freunds und Kampfgefährten mit zugrunde gehen. Aber alles, was in der Endphase des Kriegs geschieht, der sich jetzt in Deutschland abspielt, ist, wie die Dinge liegen, unabwendbar, ist der letzte Akt der furchtbaren europäischen Tragödie. 'Je "'grausiger dieser Abschluss des zweiten Weltkriegs ist, um so ent- scheidender ist die Frage, ob er auch ein Abschluss der Epoche fort- schreitender allgemeiner Zersetzung und Vernichtung ist, die vor mehr als 30 Jahren" mit demJ ersten Weltkrieg begann. HASS! Dem steht zunächst der aufgespeicherte Hass im Wege. Mit dem Nä- herxücken „der Niederlage Nazideutschlands sind die Flut des Hasses und der Schrei nach Rache ungeheuer angewachsen. Nur zwei Beispie- le aus dem, was man mit Entsetzen fast täglich in der Presse lesen muss: "La France Nouvelle" hat am Schluss eines Artikels bedauert, dass es nicht möglich sei, den Deutschen — nicht den Nazis! — so viel Leid zuzufügen, wie sie es verbreitet hätten, und die Zeitschrift "Belgica", die ebenfalls in Buenos Aires erscheint, schrieb am 31. Januar: "Man möge uns das Recht geben, uns an der Bestie selbst bezahlt zu machen; der Deutsche (!) möge mit Fleisch und Kncchen durch militärische Gewalt an die Stätten seiner Verbrechen geführt werden, "um mit 'Schweiss und Pein wiederherzustellen, was er mit so viel Vergnügen zarstört hat". Dieser unfruchtbare; durch Vernunft nicht kontrollierte Hass, der zeigt, wie weit die Nazimentalität in der ganzen Welt verbreitet ist, erleich- tert dife. Absichten des Grosskapitals in England und USA, um jeden Preis das morsche Gebäude der kapitalistischen Welt zu stützen und vor dem endgültigen Zusammenbruch zu retten, erleichtert das Spiel der routinierten, glaubenslosen Diplomatie,' die, mit den alten Metho- den um Macht- und Einflussphären kämpfend, eine radikale Neuorien- tierung des politischen Denkens und Handelns zu verhindern sucht. UND YALTA? Es war selbstverständlich, dass die im Kampf gegen Nazideutschland stehenden drei Weltmächte sich am Vorabend des Sieges nicht verun- einigen, vielmehr ihre militärischen Anstrengungen zur Vernichtung der Naziarmeen stärker konzentrieren würden. Anders steht es, ange- sichts der wirtschaftlichen und politischen Interessengegensätze, der tfrei Imperien, mit der Frage der Friedensschlüsse und der Zusammen- arbeit nach dem Kriege. Hier bleibt nach wie vor fast alles unkonkret und allgemein. Nur der politisch Naive kann in Begeisterung darüber lausbrechen, dass Roosevelt ein erneutes unverbindliches Bekenntnis .....'........ — 2 — 'V ? /rry-v,- • ......... zur Atlantikcharter erreicht hat, die Churchill bereits öffentlich ver- leugnet und von der Stalin niemals etwas gehalten hat, nur der Naive kann wähnen, dass nun alles in schönster Ordnung sei; der durch Er- fahrungen klug Gewordene wird solch vage Worte wie die "heilige Ver- pflichtung", gemeinsam für Frieden und Sicherheit zu sorgen, trotz all ihres Wohlklangs, mit der gebührenden Skepsis aufnehmen. Die weite- re Entwicklung wird zeigen, wie berechtigt solche Skepsis ist. EUROPA. Deutlicher hat man sich über die Absichten geäussert, die man mit Europa und Deutschland hat. Man will nicht nur den von der Näzi- herrschaft befreiten Ländern, sendern auch den Satellitenstaaten Hil- fe dabei leisten, mjt demokratischen Mitteln ihrer wirtschaftlichen tind politischen Schwierigkeiten Herr zu werden. Falls das in der gleichen Art geschehen sollte wie in Italien, Belgien und Griechenland, d. h. durch Unterstützung der Reaktion gegen die Widerstandsbewegung, die Arbeiter und die Kräfte der Linken, so kann man sich die "Freiheit"' der Wahlen vorstellen. Ueber den Balkan, auf dem die englischen und russischen. Interessen nach wie vor hart zusammenstossen, wird bis auf Jugoslawien nichts Bestimmtes gesagt. Die dort getroffenen Abmachungen werden der be- herrschenden Stellung Titcs und d. h. der Sowjetunion kaum gefähr- lich werden können, sind' eher eine verhüllte Anerkennung dieser Macht- stellung. Und auch in Polen hat Stalin im wesentlichen seinen Stand- punkt durchgesetzt. Seine territorialen Ansprüche sind anerkannt wor- den. Die Erweiterung der völlig von Stalin abhängigen Lubliner Regie- rung zu einer "Provisorischen Regierung der Nationalen Einheit'' und das Versprechen, "so schnell wie möglich" allgemeine Wahlen abhalten zu lassen, ändern kaum etwas an der Tatsache, dass Stalins Wille in dem von den Russen besetzten Polen entscheiden wird. Das sieht nie- mand besser als die gegen die Beschlüsse protestierende Londoner Exil- regierung. Von der Bildung eines "antibolschewistischen" Westblocks unter Eng- lands Führung, ven einer sichtbaren Aufteilung Europas in eine eng- lische und eine russische Interessensphäre scheint man Abstand genom- men zu haben. Solchen Plänen stand nicht nur Frankreichs Abneigung, englischer Vasallenstaat zu werden, sondern auch der Wunsch der Ver- einigten Staaten im Wege, nicht auf solche Weise in Europa ausge- schaltet zu werden. Eine wirkliche Beseitigung der Gegensätze ist na- türlich nicht erreicht worden. Die einzige wirkliche Lösung des europäischen Problems, die zugleich den Ausbruch des Konflikts zwischen England und Russland- und da- mit den dritten Weltkrieg verhindern könnte, die Schaffung der Ver- einigten Staaten von Europa wird überhaupt nicht in Betracht gezo- gen. Und damit ist alles, was in Yalta beschlossen wurde, von vornher- ein unzulänglich und falsch. Ein zerrissenes Europa, Kampfplatz der gegensätzlichen Interessen der "Grossen", müsste Ausgangspunkt und Schauplatz eines neuen Weltkriegs sein. DEUTSCHLAND. Wir haben immer wieder gesagt, dass das deutsche Problem nur im Rahmen des europäischen gelöst werden kann. Wenn man also die einzige — durch die Entwicklung gebieterisch geforderte — europäische Lösung der V. S. E. nicht will, sondern alles zu ihrer Verhinderung tut, ist eine befriedigende Losung der deutschen Frage unmöglich. Ausgesprochen wurde in Yalta der Wille zur Vernichtung d'es Militaris- mus und Nazismus, zur völligen Desorganisierung des deutschen Gene- ralstabs und zur Zerstörung des deutschen Kriegsmaterials, zur Ab- schaffung aller Gesetze, Organisationen und Einrichtungen des Na- ziregimes. So weit, so gut! Aber nichts wurde gesagt über die Vernich- tung der Grundlagen des Militarismus und Nazismus, des Grossgrund- besitzers, des Kapitalismus, der Bürokratie, der Klassenjustiz. Die Be- seitigung oder Kontrolle der gesamten deutschen Industrie, die zu Kriegszwecken verwendet werden kann, bedeutet in den Händen der City und Wallstreets die Kolonisierung und Ausbeutung Deutschlands. Wiedergutmachung der Schäden wird grundsätzlich gefordert, aber oh- ne Konkretisierung. Polen soll erhebliche Gebiete im Norden und We- sten erhalten. Deutschland wird' von den drei "Grossen", zu denen Frankreich treten soll, auf unbestimmte Zeit besetzt und in Verwaltung genommen. Später einmal kann es wieder "seinen Platz in der Gemein- schaft der Nationen einnehmen". Deutschland, das von der Terrorherrschaft der Nazis befreite deutsche Volk, wird also ausserhalb des sonst geltenden Rechts gestellt. Die Be- strafung der Naziverbrecher, die Beseitigung des Militarismus, die Zer- störung der von den Nazis geschaffenen Einrichtungen soll ohne akti- ve Mitwirkung der deutschen Nazigegner erfolgen. Kein Wort verlautet über eine Unterstützung der demokratischen Kräfte Deutschlands, nichts über ihre und der Arbeiter freie politische Betätigung. Unter völliger Ignorierung des heldenhaften illegalen Kampfes, den deutsche Arbei- ter, aber auch andere Kreise unter furchtbaren Opfern gegen die Na- zidiktatur geführt haben, unter Ignorierung der Hilfe, die Weltkapita- lismus und Chamberlainismus Hitler geleistet haben, wird das gesam- te deutsche Volk haftbar gemacht, für unmündig erklärt, militärischer Gewalt unterstellt. Derartige Methoden haben in den üblichen Fürsor- geanstalten, die das Gegenteil ihres Namens sind, und in den Zucht- häusein noch nie zum Erfolg geführt. Sie werden es auch gegenüber dem deutschen Volk nicht tun. Sie werden vielmehr aufs neue den Na- tionalisten und Militaristen die Möglichkeit erfolgreicher Hetze geben, die dann ihre Früchte tragen wird, wenn der latente Gegensatz zwi- schen England und der Sowjetunipn sich zum offenen Konflikt entwik- keit. Es ist zu fürchten, dass dieser Sieg des Vansittartismus in Yalta den demokratischen, sozialistischen, pazifistischen Kräften in Deutschland die Möglichkeit zu positiver Arbeit in. Deutschland nehmen wird. Unter dem Diktat der siegreichen Militärs erscheint eine solche schon deshalb als aussichtslos, weil sie auf das Misstrauen und den Widerstand des deutschen Volkes stossen würde. Und so sehr wir unter allen Umstän- den jede neue nationalistische Propaganda bekämpfen würden, wir müssten auch in diesem Punkte unter solchen Umständen zur Erfolg- losigkeit verdammt sein. DER INTERNATIONALE GEWERKSCHAFTSKONGRESS. Sc. bleibt nur die Hoffnung, dass die Pläne von Yalta, soweit sie Euro- pa und Deutschland betreffen, sich als nicht durchführbar erweisen. Dazu wird der Widerstand, auf den sie in Europa selbst stossen müssen, jedenfalls zunächst kaum ausreichen, mag er auch auf die Dauer un- überwindbar sein. Der Gegenspieler in diesem historischen Moment hätte der internationale Gewerkschaftskongrss in London sein müssen. Soweit die — sicher gefärbten — Berichte der offiziellen Telegraphen- agenturen vorliegen, hat der Kongress diese Aufgabe verfehlt. Die Ver- treter der Arbeiter haben weniger international und sozialistisch als im Sinne ihrer nationalen Interessen und ihrer Regierungen gesprochen. Diskussionen und Beschlüsse scheinen weit hinter den. Erfordernissen der geschichtlichen Aufgabe der Arbeiterklasse, weit hinter dem, was die Stunde fordert, zurückgeblieben zu sein. Keine grosse Konzeption, kein grosses, weltumfassendes, befreiendes Ziel! Von diesem Kongress hüren die Völker keine hinreissenden Signale, s o wird die Internatio- nale nicht die Welt befreien. Aber die fünfzig Millionen Arbeiter der Welt, die auf diesem Kongress vertreten waren, diese fünfzig Millionen Arbeiter, die man zu einer Ein- heitsorganisation zusammenfassen will, stellen eine ungeheuere laten- te Kraft, eine grosse Möglichkeit dar. Die Unlösbarkeit der Nachkriegs- schwierigkeiten durch kapitalistische Methoden, die unvermeidliche Zu- spitzung der sozialen Gegensätze infolge dieser sich gigantisch auftür- menden Schwierigkeiten werden diese Kraft in Bewegung setzen müs- sen, diese Kraft, die stark genug ist, um die unzulänglichen Lösungs- versuehe von Yalta durch eine positive Neuordnung zu ersetzen, und darüber hinaus das Gesicht der Welt neuzugestalten. — 5 — Harold J.LaikifLondon): DER FRIEDE, FUER DEN WIR KAEMPFEN - •%>.* * . Die am Jahresende abgehaltene Konferenz der British Labour Party " ' wurde 'mit einer grossen Rede d p Vohsitzop den der Konferenz, Pro- "*••• • fessor Harold J. Laski, eingeleitet. Wir geben den wichtigsten Teil dieser bedeutsamen und eindrucksvollen. von den Delegierten der Konferenz mit stärkstem Beifall aufgenommenen Rede nachfolgend - ,: wieder., Im r Augenblick des militärischen Sieges treten wir in eine neue Ge- °chichtsepoche, deren lebensv/ichtiae Aufgabe die Erneuerung der Grundlacren unserer Gesellschaft ist. Keine Gesellschaftserneuerung kann echt und tiefgreifend sein, wenn sie nicht sozialistisch im Prin- rio. und 'in der Methode ist. Die Zeiten sind vorbei, in denen eine Wirtschaft des Ueberflusses vereinbar war mit Privateiaentum und privater Kontrolle der wesentlichen Produktionsmittel. Vorbei auch sind die Zeiten, in denen man die Ausübung der Staatsgewalt ruhig einem Geburtsadel oder einer Geldoligarchie überlassen konnte. Eine Gesellschaft des privaten Profitstrebens ist unvereinbar gewor- äen-mif dem Wohlergehen der Gesamtheit. Die Gesellschaftsordnung von "free enterprise" steht in schärfstem Konflikt mit allem, was in den "vier Freiheiten" ausgedrückt ist. Nicht deshalb schlagen wir Deutschland Und nicht deshalb gehen wir daran, Japan zu besiegen, weil das "traditionelle" Britannien wiederhergestellt oder der Weg zum Monopolkapitalismus wieder erschlossen werden soll. Wer sol- che Ziele anstrebt, strebt nicht Demokratie an, sondern Faschismus, eis das dem Monopolkapitalismus notwendigerweise als Grundlage dienende Wesensprinzip. Kaum jemand unter uns kann bezweifeln, dass es die Pflicht der bri- tischen Arbeiterpartei ist, Mr. Churchill solange zu unterstützen, bis der Sieg in Europa überwältigend und vollständig ist. Aber danach müssen wir trachten, vom britischen Volk auf dem Wege von Wah- len eine, entscheidende und, auf uns selbst gestellte Autorität zu er-, ringen> damit wir im breitesten Umfange an der grossen Aufgabe eines "sozialistischen Commonwealth" zu bauen beginnen können. Es sollte nun nachgerade' einem jeden von uns klar sein, dass keine an- dere Politik als diese vermögen wird, das Versprechen zu halten, das wir unserem Volke und insbesondere den Männern und Frauen ge- geben haben, die für uns auf den fünf Kontinenten dieser Erde kämp- fest und ein Recht haben, nicht ein Jota weniger als dies von uns zu erwarten. Nur ein sozialistisches Gemeinwesen kann ihnen Vollbe- schäftigung geben. Ein sozialistisches Gemeinwesen ist die Vorbe- dingung wirklicher Volksgesundheit, ordentlicher Volksernährung, nationaler Wohnungspolitik und Sicherheit gegen die Bürden des Al- ters. Es ist der einzige Weg, der der Staatsgewalt gestattet, die im- — 6 — mensen Möglichkeiten von Wissenschaft und Technik bis zum Höchst- mass auszunützen. So wie im Jahre 1918 sind wir auch heute für alle die Verpflichtungen der kollektiven Sicherheit und für britische Vollbeteiligung an einer Weltautorität, deren Einrichtungen dem grossen Zwecke angepasst sein müssen. Wir sind der Auffassung, dass wenn wir dieses Ziel er- reichen wollen, wir in wachsendem Masse in ökonomischen Begriffen denken müssen. Wir müssen verstehen lernen, dass Not in China, In- dien, Afrika auch Not für Grossbrtiannien bedeutet. Wir müssen er- kennen lernen, dass Grenzen, Schutzzölle, Nationalismus, Isolationis- mus eine Quelle der Gefahr für uns alle sind, wenn wir nicht verste- hen, ein für alle gleiches Recht der Interessen in der künftigen Frie- densorganisation zu schaffen. Der Friede muss vor allem eine rasche Hebung des internationalen Lebensstandards mit sich bringen. Als Sozialisten lehnen wir jedes Streben nach einem Rachefrieden ab. Wir' weisen mit Aerger die Hassprediger ab, auch wenn sie mit der Pose von Sozialisten auftreten, Zweifellos müssen wir Sicherun- gen gegen jede Wiederholung der Schrecknisse haben, deren Zeuge wir waren. Zweifelsohne auch müssen wir diejenigen bestrafen, die die direkte Verantwortung für diese Schrecknisse trifft. Aber für uns Sozialisten bedeutet die Schaffung des Friedens nicht, uns zu beneh- men, wie es den Grundsätzen der Nazi oder der japanischen Kriegs- herren entspräche. Unser ist vielmehr die Aufgabe, die Bedingungen zu schaffen, in denen der Mensch, sei er nun ein Weisser oder ein Schwarzer oder ein Gelber, sei er einer unserer gegenwärtigen Al- liierten, sei er einer unserer gegenwärtigen Feinde, eine wirkliche Chance bekommt, die innere Würde, deren die menschliche Natur fähig ist, zurückzuerlangen. Und wir wissen, dass unter den in ihrer Umwelt gegebenen Bedingungen diese Fähigkeit zum rein Mensch- lichen bei Amerikanern oder Russen oder Chinesen vorhanden ist, 3o haben wir das Vertrauen, dann wenn man die Umweltbedingun- gen schafft, es nicht anders sein wird mit Deutschen und Japanern. Wir sind nicht so töricht, den Charakter einer Nation als etwas zu betrachten, was unwandelbar ist und unabhängig von den jeweils herrschenden Lebensumständen und Bedingungen, in denen er sich zu entfalten hat. Für uns ist dieser Krieg von Tag zu Tag immer vollständiger und immer klarer ein ideologischer Krieg. Das ist einer der vielen Grün- de, weshalb wir wünschen, dass die Gefängnistore der weiten Ge- biete Afrikas und Asiens geöffnet werden, dort wo die schwarzen und die gelben Rassen so lange und so schamlos ausgebeutet wor- den sind. Kein Wort kann zu stark sein, das die ruchlose Grausam- — 7 — keit der japanischen Kriegsherren verdammt. Doch die Beschäfti- gung mit den Verbrechen unserer Feinde darf uns nicht blind ma- chen gegen die gewichtige Verantwortung, die auch wir zu tragen haben. Mit Sehnsucht blicken wir dem Tag entgegen, an dem Japan nicht länger die Welt Asiens beherrschen wird. Aber darf ich als So- zialist doch noch eines hinzufügen? Wir können nicht vergessen, dass wir unserer Regierung und unseren verantwortlichen Männern nicht zu vergessen gestatten werden, dass auch Indien ein Kontinent des asiatischen Raumes ist. Kein britischer Sozialist kann zufrieden- sein, solange Indien ein grosses Gefangenenhaus bleibt, dessen Schlüssel in Downing Street verwahrt werden. Wenn wir die Weisheit und den Mut haben, so liegt es in unserer Macht, die nächste Geschichtsepoche zum Zeitalter der Arbeiter zu machen. Kein* geringer Teil dieser Weisheit ist es, ob wir die Kraft haben, aus unserer Partei ein fähiges Instrument für diese Aufgabe zu machen. Wir brauchen eine Partei, in der Mitgliedschaft nicht bloss Beitragszahlung bedeutet, sondern auch die Verpflichtung, zu lernen, zu denken, zu handeln. Wir dürfen dabei keineswegs unseren Anhängern irgend eine dogmatische Orthodoxie auferlegen in jenem engen und sektierischen Geist, der in Wirklichkeit den Geist tötet und jeden Enthusiasmus erstickt. Wir müssen bereit sein, einen freu- digen Willkomm allen jenen Männern und Frauen zu geben, die aus allen Klassen zu unserer Partei kommen. Sie bringen uns nicht bloss einen sentimentalen Glauben an den Sozialismus, sondern die gei- stige Macht und das Wissen, das allein wirkliche Führerschaft schöp- ferisch macht. Wir erstreben bei den nächsten Wahlen eine Arbeiter- Regierung mit einer starken Mehrheit hinter ihr. Und wir erstreben den unverbrüchlichen Glauben unserer Mitbürger, dass wenn sie einer Arbeiterregierung die Macht anvertrauen, sie damit neue Hoff- nung der ganzen Welt verleihen. Aus dem Bericht der deutschen Gewerkschaftszentrale über den englischen Gewerkschaftskongress Ki.—-<>. X. 1944. Aus dem uns erst jetzt zugegangenen ausführlichen Bericht bringen wir einige interessante Aeusserungen, die von der Weltpresse verschwei- gen wurden. In seiner grossen Eröffnungsrede sagte Ebby Edwards, der Generalsekretär der Bergarbeiter, über die Bestrafung der deutschen Kriegsverbrecher hinaus, „müsse eine Untersuchung angestellt werden bezüglich derjenigen, die Nazi- deutschland auf diplomatischen Wegen oder durch den Handel mit Materialien und Instrumenten der Zerstörung unterstützt haben; auch diese müssen der ih- rem Verbrechen entsprechenden Strafen zugeführt werden." "Weiter: „Es ist eine unbestrittene Tatsache, dass Tausende in Konzentrations- lager gebracht und Hunderte hingerichtet wurden. Konzentrationslager wur- den errichtet für die Widersacher und nicht für die Parteigänger des Nazi- regimes. Ich sehe keine sozialistische Mentalität bei jenen Leuten, denen es wichtiger ist, vom Versagen der deutschen Arbeiter zu sprechen, die der Gesta- — 8 — po nicht i)is zum Tode widerstanden, statt eine "Wiederholung von nazi-faschi- stischen oder aiilitiirresimes irgendwo uiiAiüglich zu machen. Unser guter Wil- le und unser tiefes Verlangen nach voller nationaler Zusammenarbeit würde es nicht rechtfertigen, die Zulassung der Organisationen der deutschen Arbeiter- klasse zu unserer Gemeinschaft zu verweigern. Wir müssen vorbereitet, willens und eifrig bemüht sein, der deutschen Arbeiterbewegung wie der Bewegung in anderen I ändern beim Wiederaufbau nach freien und demokratischen Prin- zipien zu helfen". Und: „Die organisierten Arbeiter Grossbritanniens, der Sowjet Union, der Ver- einigten Staaten und der internationalen Gewerkschaftsbewegung sollten er- klären, dass sie entschlossen sind, alle althergebrachten Privilegien zu besei- tigen, die dem Bestreben, diesen Krieg zum letzten zu machen, im Wege ste- hen, und dass sie, wenn es nötig ist, dafür auch zur Aktion schreiten werden." In der Diskussion sagte Padley, der Vertreter der Angestellten des Einzelhan- dels und der Konsumgesellschaften, es sei dasselbe, ob man Judenhass oder Deutschenhass predige („Ii im hating is like Jew beating"). In der Resolution des Kongresses heisst es: „Der Kongress redet nicht einem Straf frieden das Wort, noch irgend einer Regelung, die den Hass 'und die Ge- gensätze verewigen würde, die die Welt auseinandergerissen haben". FACHLEUTE DISKUTIEREN DAS REPARATIONSPROBLEM -So weit die mit Vorsicht aufzu- nehmenden Meldungen der gro- ssen Nachrichtenagenturen er- kennen lassen, hat sich der in- ternationale G-e werk schaf tskon- gress in Londen zwar für vollständige Wiedergutmachung durch Deutschland erklärt. Gleichzeitig hat er aber -auch verlangt, dass die Reparationen weder zu „Sklavenarbeit" noch zu einer internationalen Herab- drückung des Lebensniveaus der Arbeiter führen dürfen. In die- sem Zusammenhang ist es in- teressant, die Ansicht von Sach- verständigen verschiedener poli- tischer Riehtungen zum Repara- tionsproblem zu kennen. Aus einem Artikel des kommunisti- schen Prof. Varga, Moskau ... Es kann keinem Zweifel unterlie- ßen, dass die Angreiferländer den ganzen Schaden wiedergutmachen müssen, den sie während des Krie- ges angerichtet h aben... Der Repa- rationsanspruch der Alliierten gegen Hitlerdeutschland und seine Vasallen muss auf annähernd 800 oder 1.000 Milliarden Goldrubei geschätzt wer- den. .. Bezüglich des Ausmasses der Reparationen, die unmittelbar nach dem Kriege aus dem Nationalreich- tum der Angreifernationen gezahlt Werden müssen, wird es völlig gerecht sein, wenn wir den genannten Ländern keine kleinere Bitschädi- gung verlangen als diej ecige, durch die es erreicht wird, dass es ihnen nicht besser geht als ihren Opfern. .. Die nächste Frage ist, wieviel Repa- rationen in den darauf folgenden Jah- ren aus der laufenden Produktion- herausgezahlt werden solle».:. Ich hin der Ansicht, dass hier das gleiche Prinzip gelten muss wie für die Zah- lung aus dem Volksvermögen... Es wäre zweifellos ungerecht, wenn die Völker, die eine niedagewesene Zer- störung angerichtet haben, nach dem Kriege besser lebten, als die Völker, die ihre Opfer waren. Dass Deutsch- land bedeutende jährliche Repara- tionszahlungen leisten kann, wird aus folgenden völlig klar: Während der Jahre 1933-38 hat es nach Hitlers ei- genen Erklärungen 90 Milliarden Mark für Aufrüstung ausgegeben. Das sind durchschnittlich 15 Milliar- den jährlich. Da diese Ausgaben nach dem Kriege natürlich fortfallen, kön- nen die gleichen Beträge für Repara- tionszahlungen verwandt werden. Hinsichtlich der Methode, in der die Zahlungen durchgeführt werden soll- ten, hat uns der erste Weltkrieg ge- lehrt, dass der Nachdruck auf Sach- lieferungen gelegt werden muss. Das ist tatsächlich die einzig mögliche Methode... Schliesslich wäre es ge- recht und gleichzeitig praktisch, Ar- beitskräfte aus Deutschland und den mit ihm alliierten Ländern für den Wiederaufbau der zerstörten Gebiete zu req-uirieren... Der liberale englische Abgeordnete und Wirtschaftler Layton im "Eco- honiist". ... Stellen wir uns vcr, dass Deutsch- land die extremsten Formen wirt- schaftlicher Bestrafung auferlegt wer- den, dass die Deutschen als Zwangs- arbeiter nach Frankreich, Norwegen, dem Balkan und Sibirien geschickt und dass die ganze deutsche Industrie systematisch abmontiert und weg- transpcrtiert wird. Das bedeutet, dass im Herzen Europas 70 Millionen Men- schen verurteilt werden, auf einem so niedrigen Niveau zu leben, dass sie weder als Käufer noch als Ver- käufer zur Wiederherstellung der Prosperität in Europa beitragen kön- nen. Die Tatsache dass es sich um die tüchtigste und disziplinierteste Arbeiterklasse der Welt handelt, kann den allgemeiner- Verlust für den wirt- schaftlichen Wohlstand noch vergro- ssem. Es muss angenommen werden, dass das Verschwinden einer so gro- ssen Freduktions-Maschinerie nicht andere als verheerende Folgen für seine Nachbarn haben kann.. . Au- sserdem ist es unmöglich die wirt- schaftlichen Folgen einer verfehlten Reparationspolitik von ihren politi- schen Folgen auf lange Sicht zu tren- nen. Es ist nicht wahrscheinlich, dass eine Nation von 73 Millionen, die ihrer Existenzmittel beraubt ist, eine politische Stabilität erreichen kann. Eine solche Politik ist wohl nur denkbar als Teil eines Planes to- taler und ins Einzelne gehe»:der Kon- trolle und Ueberwachung Deutsch- lands durch die Alliierten während einer oder zweier Generationen. Ist es möglich, dass die Vereinten Na- tionen dazu bereit wären? Nach allen bisher gemachter. Erfahrungen ist zu vermuten, dass dies nicht der Fall ist. Es handelt sich um das alte Problem, eine Politik zu beschließen, die nicht nur in der Stunde des Sieges sondern auch 15 Jahre nach Friedensschluss anwendbar ist. Heilst das. dass man hieraus den Schluss ziehen müsste, die hauptsäch- lichen und völlig berechtigten Wün- sche der zerstörten Länder könnten nicht befriedigt und ihr eigener Wie- deraufbau sowie die Bestrafung Deutschlands nicht erreicht werden? ... Ein Eintreten dafür, dass man bei der Behandlung des Reparationspro- blems den gesunden Menschenver- stand walten lasse, braucht keines- wegs die Opfer Deutschlands zu ent- mutigen. Es bedeutet vielmehr nur den Versuch zu verhindern, dass die Strafmassnahmen gegen Deutschland alle Hoffnung auf schnelle wirtschaft- liche Erholung der Alliierten er- schweren. Natürlich müssen die zer- störten Nationen Hilfe für den Wie- deraufbau ihres Wirtschaftssystems erhalten; aber es muss eine wirksa- me Hilfe und keine illusorische sein, wie es die Schaffung von Zwangsar- beiterbataillcnen wäre.. . Die Lei- stungen, die man von den Deutschen verlangen könnte, würden viel grö- sser sein, wenn man diesen gestatte- te, eine Industriewirtschaft zu schaf- fen, auf deren Rechnung die Beiträ- ge eingezogen werden könnten. Zum Beispiel könnten die Alliierten eir.en Plan ausarbeiten, um das deutsche Volk auf seinem gegenwärtigen Le- bensniveau drei oder fünf Jahre lang zu halten, und das was heute für die Aufrüstung ausgegeben wird, in Herstellung ven Kapitalgütern für die zerstörten Nationen anzulegen. Russland würde viel mehr gewinnen durch die Uebergabe von Maschinen, Präzisionsinstrumenten, T r a k toren und Automobilen, die exportiert wür- den auf Grund von Massenproduktion in den Fabriken, die heute in Deutschland Waffen fabrizieren, als wenn man Deutsche nach Russland zur Arbeit schickte.. Es wäre töricht, die wirtschaftliche Bestrafung Deutschlsr ds in einer Wieise zu verfolgen, die die wirt- schaftliche Schädigung der Alliierten zur Folge haben könnte. Zusammen- fassend kann man sagen, dass es ge- recht wäre, wenn auf die Alliierten der Befehl über die Reichtümer Deutschlands überginge; aber darauf zu bestehen. dass die Reichtümer selbst übertragen werden sollen, wür- de in vieler Beziehung deren Zerstö- rung bedeuten. 10 — Es besteht die Gelegenheit, die Deut- schen militärisch zu "diskriminie- ren", ohne dass sie sich gleichzeitig ihrer Existenzmittel ^beraubt sehen. Aber der Versuch, die wirtschaftliche Verarmung mit der militärischen Un- gleichheit zu verknüpfen, bedeutet das deutsche Problem unlösbar zu machen. Eine Erwiderung Hilda Montes auf den Artikel von Varga in "Lest". 1) Zweifellos haben die zerstörten Länder von Deutschland Hilfe für ih- ren Wiederaufbau zu beanspruchen. Aber das bedeutet nicht die Feststel- lung einer Kollektivschuld. 2) Diejenigen, die verantwortlich da- für sind, den Nazis zur Macht verhol- ten, den Krieg vorbereitet und herbei- geführt sowie Grausamkeiten in sei- nem Verlauf begangen zu haben, ha- ben, so lange sie leben, einen beson- deren Anteil lau den Reparationen zu tragen, gleich welche Nationalität diese Leute haben mögen. 3) Wenn man sich das ungeheure Ausmass der Zerstörung in diesem Kriege vor Augen hält, erscheint der Grundsatz falsch, dass das deutsche Volk und alle andern, die nicht recht- zeitig abgesprungen sind, alle Repa- rationen auf sich zu nehmen haben. Selbst diejenigen, die diesen Grund- satz für gerecht ansehen, werden über kurz oder lang Gelegenheit ha- ben festzustellen, dass er nicht anzu- wenden ist, ohne dass er in ganz Eu- ropa eine Depression herbeiführt; aber bevor sie die Richtigkeit dieser Behauptung feststellen, köngnn sie alle Pläne der deutschen Antinazis, die Grundlagen für ein besseres Deutschland zu schaffen, zum Schei- tern gebracht haben. 4) Die Annahme, dass Deutschland im gleichen Masse Reparationen lei- sten kann, wie es vor dem Kriege aufgerüstet hat. lässt die Tatsache der Verkleinerung seines Gebietes, die schreckliche durch die Luftbom- bardements angerichtete Zerstörung, die Abnützung der Maschinerie und der Transportmittel sowie den Ver- lust von Millionen Menschen im be- sten Mannesalter unberücksichtigt. Wenn einige seiner Reichtümer von den Alliierten als Reparationszahlung enteignet werden, so bedeutet das ei- ne weitere Verringerung der Produk- tionskraft. 1; 5) Das Prinzip, nach dem Deutsch- land keine Bedingungen zugebilligt werden sollen, die es ihm gestatten, sein Lebensniveau zu verbessern, be- vor es die zerstörten Gebiete tun ken- nen. ist unanfechtbar; aber seinen Lebensstandard auf das Niveau des russischen oder des polnischen Vol- kes herunterzudrücken, hätte unbe- rechenbare Polgen in einem Indu- strieland, in dem man viele Jahrzehn- te lang in ganz anderen Verhältnis- sen gelebt hat; das würde nicht nur die Produktionsfähigkeit der deut- schen Arbeiter in bedenklichem Aus- masse herabdrücken — was wiederum das Tempo des Wiederaufbaus sehr hemmen würde — sondern es würde auf die Lehensbedingungen überall in Europa, einschliesslich Grossbri- tanniens, drücken können.. Das im allgemeinen Interesse Entscheidende ist, das Lebensniveau in den verarm- ten Ländern zu heben und zwar so schnell wie möglich; aber nicht, es in den entwickelteren Ländern und Gegenden herabzudrücken... Paul Tofahrn in der Zeitschrift des Internationalen Gewerkschaftsbundes . .Es ist heute so wahr, wie es am 21. Februar 1921 war, als der Interna- tionale Gewerkschaftsbund zu Lloyd George sagte, dass ..die organisierten Arbeiter die Wiedergutmachung durch die deutschen Arbeiter für gerecht und notwendig halten", aber dass auch ..die Verurteilung der Arbeiter Zen- tral europas zur Sklaverei während ei- ner ganzen Generation den Wieder- aufbau Europas verhindern, den Hass zwischen den Nationen gross ziehen und die Zivilisation vernichten wür- de". Heute ist es Aufgabe, in kürzestmögli- cher Frist, ,,die Zusammenarbeit der Arbeiterklassen aller interessierter Länder" herbeizuführen. Stellungnahme der Transportarbeiter- Internationale (im International Transport Workers Journal April-^ Mai 1942). . . . Die Transportarbeiter-Interna- tionale sieht es als ihre Aufgabe an, der internationalen Arbeiterklasse klarzumachen, dass trotz aller Gegen- — 11 — sätze, die zwischen den kapitalisti- schen Gruppen der verschiedenen Na- tionen bestehen mögen, es einen Punkt gibt, bezüglich dessen sie sich völlig einig sind: die gemeinsame Aus- beutung des Proletariats mittels der Reparationen und der von den Regie- renden vereinbarten Kriegsschulden... Die Transportarbeiter-Internationale hat gezeigt, dass die Reparationen und die Kriegsschulden dazu gedient haben, die Lebensbedingungen der Ar- beiter auf ein Niveau zu drücken, das dem Kapitalismus eine grosse Ausbeu- tungsspanne sichert. Nun. wo er wäh- rend dieses Krieges so wenig von dem durchführt, was er verspricht . . . hinsichtlich der Hebung der Lebens- verhältnisse in der ganzen Welt, wird die Arbeiterklasse gut tun, ganz be- Hans Lehmann: FREIHEIT DER PRESSE! Angesichts der Knebelung und des Missbrauchs der Presse in den totali- tären Staaten wird die Forderung der Pressefreiheit von öffentlichen und privaten Stellen immer nachhaltiger vertreten. Hugh Baillie, der Präsident einer der grössten Nachrichten-Agen- turen, gab den zustimmenden Erklä- rungen der von ihm befragten Staats- leiter grösste Publizität. Der Senator Taft brachte im nordamerikanischen Senat eine Resolution ein, durch die Roosevelt aufgefordert wird, dafür ein- zutreten, dass in die Friedensverträge eine Klausel aufgenommen werde, die 1 die Pressefreiheit garantiere. Und die Presse wimmelt in jüngster Zeit von Aufsätzen, die dem gleichen Problem gewidmet sind. Der Antrag Tafts gibt eine Anzahl Voraussetzungen für die Verwirkli- chung der Pressefreiheit an: Alle Ver- treter der verantwortlichen Presse und des Radios der unterzeichnenden Mächte sollen den gleichen Zugang zu den Informationsquellen haben. Ihnen soll dasselbe Recht auf unzensierte Nachrichtenübermittlung zustehen. Sie sollen gleichberechtigt sein bei der Be- nutzung von Telegraf und Telefon» und es soll hierfür den inländischen wie den ausländischen Korrespondenten der gleiche Tarif berechnet werden. Dass diese Bedingungen noch ihre Er- gänzung in dem Recht der Zeitungen sonders auf der Hut zu sein. Wenn die Grundlagen der kapitalistischen Ge- sellschaft beibehalten werden, wird man darüber wachen müssen, dass nicht wieder ein ,,Akt der Gerechtig- keit" durchgeführt wird, d. h.. dass die Lebensbedingungen aller Völker herabgedrückt, statt verbessert werden und dem ganz widerspricht, was so laut verkündet wird. Es gibt nichts, was gegenwärtig mehr geboten wäre, als dass die Arbeiter- klasse den Aufruf befolgt: ..Die Ar- beiterklasse muss sich über ihre na- tionalen politischen Differenzen erhe- ben und die internationale Gemein- samkeit der Interessen erkennen, die sich aus der gegenseitigen Abhängig- keit der wirtschaftlichen Bedingungen ergibt." etc. finden müssen, die so gesammel- ten Informationen unzensiert zu ver- öffentlichen, ist selbstverständlich., So weit gehen die Forderungen, wie man sie von den Presseagenturen, den verschiedensten Publikationen und Staatsmännern vertreten sieht. Ist aber tatsächlich mit der Erfüllung je- ner Forderungen eine wahrhafte Pres- sefreiheit gesichert? "Freiheit der Presse wovon und wofür?"» so stellt sich das Problem. Das Wofür lässt sich kurz darlegen: um die OÖffent- lichkeit wahrheitsgemäss und voll- ständig zu unterrichten. Das Wovon lässt sich aber schwerlich auf eine ebenso kurze Formel bringen. Ist es wirklich nur die staatliche Bevor- mundung und Beschränkung, die die Pressefreiheit bedroht? Wer darüber eben in derselben Presse, um deren ureigenstes Interesse es ja geht, nach- liest, könnte meinen, dass sie sich nur gegen die Fesseln zu verteidigen hat, die ihr die Regierungen auferlegen könnten. Max Beer bezeichnete in dem Zitat, das wir in Nr. 89 von ihm brachten, (vcil. "Internationale Information und Friedenssicherung") die Pressefreiheit in den demokratischen Staaten als "die Freiheit» mit Nachrichten Ge- schäfte zu machen". Wenn Beer mit dieser Definition recht hat, was bie- tet dann eine Gewähr '•«für, dass die- 12 — selbe Presse die so laut nach Freiheit ruft, nicht mit eben dieser Freiheit — der Freiheit, mit Nachrichten Ge- schäfte zu machen — Schindluder treibt? Wenn nämlich keine Geschäf- te damit zu machen sind, wird die Presse es dann nicht vorziehen, lieber nur einen beschränkten Gebrauch von ihrer Freiheit zu machen? Wird sie nicht die zu veröffentlichenden Nach- richten in geschäftlich vorteilhaftem Sinne sieben oder umfärben? VVer möchjte auch sein eigenes Geschäft gefährden! Schliesslich sind doch Zei- tungen — und in vielen Ländern auch Radiosender — Geschäftsunterneh- men, die Gewinn einbringen sollen. Wer diese Darstellung oder Beers De- finition für überspitzt ansieht, der mag durch das eines besseren belehrt werden, war Arthur Brisbane, seiner- zeit eines der bekanntesten Mitglieder der hoch kapitalistischen Hearst-Pres- se, einmal zu diesem Thema sagte: "Wenn eine Zeitung kein Geld ein- bringt, hört sie auf zu existieren. Bringt sie Geld ein, wird sie natür- lich zum Besitz eines reichen Man- nes. Heute bedeutet Zeitungserfolg grossen Reichtum, und der reiche Mann in diesen und auch anderen Ländern lässt neunundneunzig unter hundert Mal sein Geld für sich den- ken. Es gibt in den Vereinigten Staa- ten Zeitungsbesitzer, die durch keinen noch so hohen Betrag bestochen wer- den könnten, ausser dem, den sie in der eigenen Tasche haben. Es ist das Geld in den eigenen Taschen, das ih- re Zeitungen herausgibt und täglich in ihren Leitartikeln spricht". Es könnte ja aber sein, dass gerade mit möglichst wahrheitsgemäßer und vollständiger Berichterstattung die besten Geschäfte zu machen wären. Schliesslich sollte sich doch die Gunst des Publikums denjenigen Zeitungen zuwenden, die sich am meisten jenem Idealzustand annähert, sodass der Konkurrenzkampf im Zeitungsgewerbe vor Einseitigkeit in der Auswahl und Gestaltung der Nachrichten schützt. In diesem Sinne erklärte die "Pren- sa", Buenos Aires, in ihrem Leitar- tikel vom 24. September 1944: "Man kann einwenden..., dass bei dem Sy- stem der Pressefreiheit häufig fal- sche oder tendenziöse Nachrichten veröffentlicht werden. Wir leugnen es nic,ht; aber es muss zugegeben wer- den, dass die wenig gewissenhaften Organe kein Ansehen gemessen, und der von ihnen getriebene Missbrauch hat keine Folgen, wobei noch hinzuzu- fügen ist, dass, wenn eine Zeitung eine falsche oder irrige Information ver- öffentlicht, alle anderen da sind, um di/e Wahrheit wiederherzustellen.. Auf den ersten Blick erscheint diese Argumentation recht • überzeugend. Man braucht aber nicht das ausseror- dentlich empfehlenswerte Buch von Upton Sinclair "Der Sündenlohn" ge- lesen zu haben, um an der Richtig- keit jener Beweisführung gelinde Zweifel zu bekommen. Nehmen wir da- bei ruhig einmal an, Sinclairs: umfang- reiche Erfahrungen mit der nordame- rikanischen Presse, dürften nicht ver- allgemeinert werden. Frei von aller Voreingenommenheit wollen wir un- tersuchen, wie weit der Konkurrenz- kampf um die Gunst des Publikums die Zeitungen zu wahrheitsgemäßer Berichterstattung zwingt. Dazu müs- sen wir zunächst wissen, worin ei- gentlich "die mit Nachrichten gemach- ten Geschäfte", um die der Konkur- renzkampf geht, bestehen. Insbesondere bei den grossen Zeitun- gen besteht das Hauptgeschäft häufig garnicht im Verkauf der Nachrichten, d. h., im Vertrieb der Zeitungen an das Publikum. Bereits im Jahre 1910 stellte Prof. Ross im "Atlantic Month- ly" fest: "Vor dreissig Jahren bilde- ten die Inserateneinnahmen weniger als die Hälfte der Gesamteinnahmen der Tageszeitungen. Heute betragen sie mindestens zwei Drittel. Bei den grösseren Tageszeitungen belaufen sich die Inseratengelder auf das Mehr- fache der Einnahmen aus dem Ver- kauf der Zeitungen, in einigen Fällen belaufen sie sich auf 90 oio der Ge- samteinnahmen". Und denjenigen, der meint, dass es heute allgemein oder wenigstens ausserhalb der Vereinig- ten Staaten völlig anders aussehe, den kann eine Ueberprüfung einer Sonn- tagsausgabe der "Prensa", Buenos Ai- res, aus jüngster eit (26. Nov. 1944) eines Besseren belehren: Bei etwa 30 Seiten Anzeigen hat das Blatt hieraus eine Brutto-Ein nähme von rund arg. $ 100.000.— gezogen, während der Ver- kauf dieser Nummer in etwa 350.000 Exemplaren brutto nur $ 50.000— ein- brachte. , Ii — 13 — Es sei gleich hinzugefügt, dass dies keineswegs bedeutet ,die "Prensa" ha- be sich den inserierenden Firmen "verschrieben", d. h., sie veröffentli- che nur das, was ihrem wichtigsten Verdienstzweig» dem Anzeigengeschäft, dienlich sei. Im Gegenteil: es sind Fälle bekannt, in denen die genannte Zeitung grosse Anzeigen abgelehnt hat, weil deren Aufnahme an Bedin- gungen geknüpft war, die den Prin- zipien des Verlags zuwiderliefen. Und wir wollen einmal anroehmqn, dass das Verhalten des grossen bonaeren- ser Blattes keine seltene Ausnahme darstelle. obgleich derjenige, der Sinclairs ''Sündenlohn" kennt, nicht leicht zu dieser günstigen Annahme zu bewegen sein wird. Es ist auch zuzugeben, dass die Inserenten kei- neswegs eine einheitliche Front dar- stellen, die sich einer jwahrheitsgeUt mässen Berichterstattung entgegen- stellen. Auf der anderen Seite brau- chen sich die Menschen, die drüben in der Arbeiterbewegung standen und insbesondere mit der Arbeiterpresse zu tun hatten, nur daran zu erinnern, welchen Kampf es manchmal wegen der Anzeigen des Alkoholkapitals ge- geben hatte. Auf der einen Seite stan- den weite Kreise der Mitgliedschaft, die die doppelte Gefahr erkannten, die jenes Kapital für die Arbeiterschaft darstellt. Auf der anderen Seite wollte die Zeitungsadministration nicht auf die Einnahmen aus den Brauerei-An- zeigen verzichten und ging deshalb gar so weit, Bedenken gegen die Ver- öffentlichung von Aufsätzen über die Gefahr des Alkohols anzumelden. Oder Fi Im unternehmen gestatteten sich, namhaften Zeitungen einen Rüffel zu erteilen und ihnen mit dem Entzug der Anzeigen zu drohen ,wei| sich der Filmrezensent erlaubt hatte, ein von jener Firma gedrehtes Machwerk ge- bührend zu kritisieren. All diese Dinge beweisen zur Genüge, welche Bedrohung für eine unvorein- genommene Berichterstattung, milde gesagt, die starke finanzielle Abhän- gigkeit des Pressewesens vom Anzei- pengeschäft bedeutet. Und was bisher nur von den Zeitungen gesagt wurde, gilt ebenso für die Presseagenturen; ja. hierfür in gewisser Beziehung noch mehr .Dabei muss man sich vor Au- gen halten, dass sich auf diesem Ge- biet eine starke monopolistische Ten- denz herausgebildet hat: Wegen der ungeheuren Mittel, die ein weitver- zweigtes Reporternetz erfordert, be- herrschen praktisch die drei Riesen- agenturen Associated Press, United Press und Reuter das Feld. Sie sind zwar mehr oder minder genossen- schaftlich organisiert, mit den ange- schlossenen Zeitungen als Genossen. Praktisch werden sie jedoch von we- nigen Zeit ungsuhter nehmern be- herrscht. Und wie der kürzlich in USA durchgeführte Prozess gegen die Associated Press zeigte — es ging im wesentlichen darum, ob die riesige Chicago Daily News verhindern dür- fe, dass die jüngere Chicago Sun auch von der Associated Press bedient wer- de — wissen die grossen Zeitungsköni- qe ihre Stellung innerhalb des von ihnen beherrschten Nachrichten-Mo- nopols mit Händen und Füssen zu verteidigen. Dass im übrigen der Wunsch der Erhaltung ihres im ' Nachrichtenhandel" investierten Ka- pitals nicht ohne Einfluss auf die Auswahl und Gestaltung der von ih- nen "gehandelten" Nachrichten sein wird, dürfte ebenso selbstverständlich sein wie die Tatsache, dass ein Kauf- mann mit anderen "Waren" nicht ge- rade sich dem Vertrieb von Artikeln widmen will, deren Verkauf ihm scha- det. Wenn Zeitungen letzten Endes Ge- schäftsunternehmen sind, so führt dies aber auch zu anderen Gefahren. Da- für weiss der bekannte französische Journalist Pertinax in seinem Buch "The Gravediggers of France" aus ei- gener Erfahrung zu berichten: "Ver- schiedene Male versuchte Georges Bonnet (der seinerzeitige französische Aussenminister. D. R.) "L'Europe Nouvelle", deren Chefredakteur er war, zu bestechen". Und nach An- führung verschiedener anderer Bei- spiele erklärt Pertinax, dass das gröss- te Uebel, das von Laval und seinen Kumpanen herbeigeführt worden war, darin bestand, dass sie bereits in der Vorkriegszeit die Prostituierung der französischen Presse durch deutsche und italienische Agenten zuliessen. Es liessen sich gewiss noch andere Momente aufzählen, die es in Frage stellen müssen, ob und wie weit un- ter den gegebenen Verhältnissen — selbst nach Fortfall aller staatlichen Beschränkungen — die Presse wirk- 14 — lieh dazu benutzt wird, die Oeffent- lichkeit wahrheitsgemäss und voll- ständig zu unterrichten. Dass die Pressefreiheit nicht nur von staatS- wegen, sondern auch durch das G<- winnstreben bedroht wird» lässt sich aber schon nach den bisherigen Ueber- legungen nicht leugnen. Und diese Bedrohung ist sogar besonders ge- fährlich, denn der gewöhnliche Le- ser wird sich ihrer nicht so leicht bewusst. Woher soll er erfahren, wei- che Meldungen ihm vorenthalten wer- den? Und das durch tendenziöse Aus- wahl und Gestaltung der Nachrichten langsam eingeträufelte Gift, mag leicht seine ganze Denkweise all- mählich in dem vom Zeitungsunter- nehmer gewünschten Sinne umge- stalten. Kann nach alledem die vielgelobte Pressefreiheit wirklich als ein erstre- benswerter Zustand angesehen wer- den? Oder wäre es nicht das Gegebe- ne, im sozialistischen Staat Presse' agenturen und Zeitungen zu verstaat- lichen? Die Gefahr der Abhängigkeit der Zeitungen vom Anzeigengeschäft oder von anderen Besitzinteressen könnte durch diese Massnahme zwar beseitigt werden. Es hiesse aber, den Teufel durch Beelzebub austreiben, denn tatsächlich ist die Pressefreiheit ein unlösbarer Bestandteil der Frei- heit der Kritik» einer Freiheit, die je- der Rechtsstaat gewähren rr^uss. Zu dieser Freiheit wiederum gehört nicht nur das Recht, staatliche Massnahmen der mündlichen oder gedruckten Kri- tik zu unterwerfen, sondern auch — als unerlässliche. Voraussetzung — über diese Massnahmen zu unter- richten. Und hierfür ist weiter erfor- derlich .dass jeder ungehinderte Mög- lichkeit habe, die diesbezüglichen Nachrichten zu sammeln und zu ver- breiten. Die bedeutet keineswegs, alles beim alten zu lassen. Beim Neuaufbau des Pressewesens im neuen Deutschland wird man zwischen Uebergangsmass- nahmen und endgültiger Regelung zu unterscheiden haben. Die im Dritten Reich bestehenden Presseorgane wer- den restlos ihr Erscheinen einstellen müssen. Als Redakteure an den neu- zugründenden Zeitungen — ebenso als Mitarbeiter bei der Radio- und Kino- Berichterstattung — werden zunächst nur Leute zugelassen werden können, die völlig einwandfrei ihre bisherige hitlergegnerische Haltung nachweisen können. Im übrigen werden die in Frankreich getroffenen Massnahmen als Muster für das dienen können, was auch in Deutschland zu geschehen hat: Freiwillig haben die im befreiten Pa- ris neugegründeten 17 Blätter »wenig- stens für die erste Zeit, auf das Anzeigengeschäft verzichtet, um sich aus der früher von der Havas-Nach- richten- und Anzeigen-Agentur be- sonders wirksam ausgenutzten Abhän- gigkeit von den Inseraten-Einnahmen freizuhalten. Statt dessen wurden die Verkaufspreise der Zeitungen ent- sprechend heraufgesetzt. Ausserdem gab die Regierung für die Anfangsfi- nanzierung allen Blättern gleichmäs- sig eine Subvention von je drei Mil- lionen Franken. Ueber die Zulassung, von Journalisten entscheiden regionale Kresseausschüsse. Diese setzen sich zusammen aus zwei durch die Regie- rung ernannten Mitgliedern, drei vom regionalen Befreiungskomitee und drei weiteren von der Journalistengewerk- schaft ernannten Leuten. Damit das Publikum weiss, wer hinter der Zei- tung steht, müssen in jeder Nummer Name und Beruf der Besitzer und alle drei Monate die Namen aller Redak- tionsmitglieder genannt werden. Der Besitzer soll auch der aktive und ver- antwortliche Direktor sein.* Sobald An- zeigern aufgenommen worden, muäs ihr Tarif alle sechs Monate bekannt- gegeben werden. Jedes Blatt mit mehr als 14 bezahlten Kräften muss einen technischen Ausschuss, bestehend aus Vertretern der Leitung und der Mit- arbeiter aller Kategorien bilden. Ausserdem hat die Regierung ihre ei- gene Nachrichtenagentur gegründet, ohne dass deshalb die Arbeit anderer Agenturen unterbunden würde. Diese Regelung ist gewiss noch nicht zufriedenstellend. Insbesondere wä- re zu prüfen, yb und in welcher Form die Zeitungen nicht auf die Dauer aus * Er darf nicht aktiv in anderen Ge- schäften sich betätigen, wenn diese sein Hauipteinkommen darstellen, und muss ausserdem in der Zeitung regel- mässig Uber ihre Einnahmen aus den verschiedenen Quellen Rechenschaft ablegen. — IS — der Abhängigkeit vom Anzeigenwesen befreit werden müssten. Die in Frankreich getroffenen Massnahmen zeigen aber auf jeden Fall den Weg zu wahrer Pressefreiheit, zur Befrei- FerUinaiiid Lassalle über die Presse ung von staatlicher Bevormundung und aus der Abhängigkeit vom Besitz- interesse. Erst wenn beides erreicht ist» ist die Forderung erfüllt: Freiheit der Presse! Eines müssen Sie ohne Unterlass festhalten, ohne Unterlass verbreiten: Unser Hauptfeind, der Hauptfeind aller gesunden Entwicklung' des deutschen Gei- stes und des, deutschen Volkstums ist die Presse. Die Presse ist in dem Ent- Wicklungsstadium, auf welchem sie angelangt ist, der gefährlichste, der wahre Feind des Volkes, ein um so gefährlicherer, als er verkappt auftritt. Ihre Lü- genhaftigkeit, ihre Verkommenheit, ihre Uns'ittlichkeit werden von nichts an- derem überboten als vielleicht von ihrer Unwissenheit. Wenn nicht ßine totale Umwandlung unserer Presse eintritt, wenn diese Zei- tungspest noch fünfzig Jahre fortwütet, so muss dann unser Volksgeist ver- derbt und zugrunde gerichtet sein bis in seine Tiefen. Denn Ihr begreift: Wenn taus-ende von Zeitungsschreibern, dieser heutigen Lehrer des Volkes, mit hun- derttausend Stimmen täglich ihre stupide Unwissenheit, ihre Gewissenlosigkeit, ihren li)unuchenhass gegen alles Wahre und Grosse in Politik, Kunst und Wis- senschaft dem Volke einhauchen, dem Volke, das gläubig und vertrauend nach diesem Gifte gr.ift, weil es1 geistige Stärkung aus demselben zu schöpfen glaubt, nun, so muss dieser Volksgeist zugrunde gehen und wäre er noch dreimal so herrlich. Nicht das begabteste Volk der Welt, nicht die Griechen, hätten eine solche Presse überdauert. . . .Wenn jemand Geld verdienen will, so mag er Cotton fabrizieren oder Tuche oder auf der Börse spielen. Aber dass man um s'chnöden Gewinnstes willen alle Brunnen des Volksgeistes vergifte und dem Volke den geistigen Tod aus tau- send Röhren kredenze, es ist das höchste Verbrechen, das ich fassen kann. Denkt euch aber noch weiter die notwendige Rückwirkung, welche die geschil- derte Arbeit der Zeitungen auf die Beschaffenheit der Zeitungsschreiber selbst ausüben muss, ihr, Proletarier, verkauft eueren Arbeitsherren de oh nur euere Zeit und materielle Arbeit. Jene aber verkaufen ihre Seele. Wer aber, der ein Mann ist, würde sich zu einer solchen Prostitution des Geistes hergeben! (Aus: Die Feste, die Pres-se und der Frankfurter Abgeordnetentag) J. B. Jansen: PROBLEME DES ZUSAMMENBRUCHS IN DEUTSCHLAND Eis kann kein Zweifel mehr daran be- stehen, dass der Zusammenbruch des Nazi-Regimes in noch viel höherem Masse nur ein Zusammenbruch sein wird als der innere Zerfall des Wil- helminischen Regimes. Es hat viele Debatten über die Frage gegeben, ob und in welchem Umfang der deutsche Zusammenbruch im Jahre 1918 eine Revolution war. Ich will diese Debat- te hier nicht aufnehmen. Ich glaube, dass es .müssig ist darüber zu streiten, wo ein Zusammenbruch in eine Re- volution umschlägt. Der entscheiden- de Punkt ist, was man mit Revolution meint. Meint man da#mit Massenerhe- bung, Umsturz von innen, Bildung ei- ner revolutionären Regierung, die die gesellschaftlichen Machtverhältnisse grundlegend ändert — und das sind meiner Meinung nach die entschei- denden Punkte, — dann ist klar, dass in Hitler-Deutschland keine Revolu- tion erwartet werden kann. Es kann zwar Massenerhebungen und inneren Umsturz geben, aber ' ' in begrenz- 16 — ten Gebieten, nicht in ganz Deutsch- land. Es kann jedoch — und das ist das Entscheidende — keine revolutio- näre Regierung in Hitlerdeutschland an die Macht kommen, die genügend Autorität hat, um sich gegen den Na- zi-Gewaltapparat durchzusetzen. Mehr als ein Jahrzehnt Nazi-Terror, Nazi- Propaganda, Nazi-Zwangsorganisatio- nen haben dafür ausreichend gesorgt. Wie es mit den Chancen von Massen- erhebungen gegen die Nazi-Herrschaft steht, ist jedoch nicht ausschliesslich theoretisch zu erörtern. Die Entwick- lung in besetzten Ländern hat in der letzten Zeit an einer Reihe von prak- tischen Beispielen gezeigt, wie be- grenzt selbst im besten Falle diese Chancen sind. Die Erhebung in Paris — von aussen unterstützt und vorbe- reitet — konnte nur durch einen im- provisierten Einsatz von regulären französischen und alliierten Truppen gerettet werden. Die Erhebung in Warschau hat dagegen, trotz Waffen- versorgung von aussen, mit einer na- menlosen Katastrophe geendet, weil ein ähnlicher Einsatz ausblieb. Die Lehre von Massenerhebungen gegen die Nazi-Herrschaft ist, dass sie bei der heutigen Entwicklung der Kriegs- mittel auch im besten Fall und unter den günstigsten Umständen nicht mehr bedeuten, als eine mehr oder weniger wichtige Unterstützung von militärischen Kriegsoperationen. Eine Analyse des Zusammenbruchs in den Vasallenstaaten Hitlerdeutsch- lands bestätigt diese Erkenntnis. In Italien und Pinnland, in Rumänien und Bulgarien und Ungarn haben sich die Nazi-Kriegsherren zu einem gro- ssen Teil auf Vasallenregime gestützt, um die Massen im Krieg zu behalten. Sie waren dabei erfolgreich, solange sie diese Regimes durch ihre militäri- sche Uebermacht in den betreffenden Gebieten an sich binden konnten. Und selbst im Prozess des Zusammenbruchs zeigt es sich, dass der entscheidende Faktor in jedem einzelnen Fall das militärische Kräfteverhältnis war. Was zumeist unbeachtet blieb, ist. dass die Bedingungen für den Zusam- menbruch der Nazi-Herrschaft in Deutschland nicht günstiger, sondern bedeutend ungünstiger sind als in be- setzten Ländern und Vasallenstaaten. In Deutschland fehlen die starken Auftriebskräfte des nationalen Wider^ standes. Und für die Nazi-Führung gibt es auch nicht die Möglichkeiten die den herrschenden Klassen in den Vasallenstaaten offen standen: die Hoffnung auf Rettung des eigenen Landes. Die Nazi-Führer haben keine andere Wahl, als bis zum bitteren En- u6 zu kämpfen. Tausende von ihren Kumpanen und Quislingen, und hun- derttausende von ihren fanatisierten deutschen und fremdländischen Ge- folgsleuten glauben, dass ihr Leben keinen Pfifferling mehr wert ist, wenn die Alliierten siegen. Zum Tode ver- urteilte Verbrecher legen jedoch die Waffen nicht nieder, wenn sie ihre Galgenfrist auf irgendeine Weise ver- längern können. Das ist eine Tatsa- che, deren E«adeutung für den Pro- zess des Zusammenbruchs in der Re- gel unterschätzt wird. Es gab in Wirklichkeit nur ein Mit- tel, um diese Nachteile aufzuwiegen, soweit das überhaupt möglich war: den Bürgerkrieg in Deutschland an- zustreben und von aussen vorzuberei- ten. Um den Krieg durch eine Massen- erhebung in Deutschland au verkür- zen,. hätte man den Preis für eine solche Erhebung bezahlen müssen: den Preis der vollen .rückhaltlosen und konsequenten Unterstützung aller anti-faschistischen Kräfte in Deutsch- land. Diese Unterstützung ist nicht geleistet worden. Im Gegenteil. Die demokratische Welt hat den antifa- schistischen Kräften in Deutschland nicht nur jede Hilfe versagt; sie hat diesen Kräften, die bereits zu einer Zeit die grössten Opfer im Kampf ge- gen Hitler brachten ,als die demokra- tische Welt noch mit Hitler paktierte, verdächtigt und verleumdet. Nach- dem Hitler den Krieg begonnen hat- te, wollte die demokratische Welt —• um es auf eine Formel zu bringen — die Ergebnisse einer Revolution — oh- ne Revolution. Vor wenigen Monaten noch betonte einer der führenden Staatsmänner der Alliierten, dass der Krieg kein „ideologischer Krieg" sei. Das unglückliche Wort, das dem er- sten Präsidenten der Weimarer Repu- blik, Ebert, zugeschrieben wird: „Ich hasse die Revolution wie die Pest" — dieses Wort gilt auch für die meisten Staatsmänner der heutigen demokra- tischen Welt. — 17 — Deutschland hat den Preis einer ge- schichtlich notwendigen demokrati- schen Revolution im Jahre 19-18 nicht bezahlen wollen. Es hat inzwischen einen höheren Preis bezahlen müssen, den Preis, den ihm Hitler vorgeschrie- ben hat. Die d&mokratische Welt woll- te und will den Preis der Ueberwin- dung des Nazismus durch demokra- tisch-revolutionäre Kräfte in Deutsch- land nicht zahlen. Sie wird einen hö- heren Preis bezahlen müssen: den Preis, der durch Kriegsverlängerung und Ohaos nach dem Kriege vorge- schrieben wird. Die Alliierten haben TECHNIKER GESUCHT! Aus La Paz (Bolivien Die deutschen Ingenieure und Tech- niker stellten immer einem Hernf.s- stand von besonders reaktionärem Ge- präge dar. Die hier herrschende wirt- schaftlich und politisch re^ktionät« Gesinnung-, die z. B. auch der Grund War für die Tatsache, dass in diesen Bernsen eine gewerkschaftliche Organisation in nennenswertem Um- fange niemals zu erreichen war, wiinie aufrecht erhalten durch die he- sondere Art der Berufsausbildung: An Technischen Hochschulen, an de- nen da« "besser situierte Bürgertum" seine Söhne ausbilden liess, und an Technischen Mittelschulen (Maschi- nenbauschul en, R.iiigewerkschulen, Techniken etc.), deren Besucher sich aus dem "bescheidenerer;! Mittelstand" rekrutierten. Dieses System der Aus- bildung verschloss nicht nur dem Pro- letarier den Zugang zu «(en techni- schen Berufen, es bot darüber hinaus dl® Möglichkeit, die "Akademiker" und "Nicht/Akademiker" gegeneinander auszuspielen und «dadurch den ganzem Beruf sstand in absoluter Abhängig- keit vom kapitalistischen Unterneh- mertum zu halten. Aber damit noch nicht genug: Die deutsche Industrie verfügte schon lo Jahre vor Hitler über einen tadellos funktionierenden Spionageapparat, der es ermöglichte, jeden Bewerber um einen Ingenieur- Poeten auszusehliessen, der im Ver- diacht stand, eine nicht ganz einwand- freie Gesinnung zu haben. Heute ist niemand im Zweifel darü- be*, dass e« notwendig sein wird, die gfanze (deutsche Industrie von Grund zwar verkündet, dass sie den Nazis- mus mit Stumpf und Stiel ausrotten wollen. Aber sie verstehen nicht, oder sie wollen nicht verstehen, dass diese Aufgabe nur oiiit aktiver, rückhaltloser Hilfe demokratischer und antifaschi- stischer Kräfte in Deutschland wirk- lich gelöst werden kann. Sie scheinen von dem Aberglauben angesteckt zu sein, dass mit militärischen Macht- mitteln alle Fragen gelöst werden könnten. An diesem Aberglauben ist das Nazi-Regime vor unseren Augen im besetzten Europa gescheitert. CAustrian Labor Infromation) i erhalten wir die folgende Zuschrift: auf umzubauen, wenn man die in ihr bisher enthaltenen reaktionären und imperia 1 »tischen Gefahren für die Zukunft vermeiden will. Ganz gleich, nach welchen Prinzipien nun dieser Umbau erfolgt; in jedem Falle ist er nur durchzuführen und 'auf die Dau- er aufrecht zu erhalten, wenn ein Stab vom Technikern und Ingenieuren zur Verfügung steht, die sich aus Gesin- nung und Ueberzeugung in den Dienst der neuen Ordnung stellen. Auf die "Bekehrung" der alten Ingenieure ist nur in geringem Umfange zu rech- nen. Es ist also, auch wenn das bür- gerliche Bildungsprivileg mach dem Sturze der Nazis nicht prinzipiell be- seitigt werden sollte, einfach ein Ge- bot des politischen Weitblicks, in Deutschland einen Stamm von In- genieuren und Technikern hera^zu-. bilden, die gegen eine Infektiota durch den bisher herrschenden bürgerlichen Standesdünkel und alle seine politi- schen Folgen immun sind. Die einzige Klasse, die eine Gewähr für eine sol- che Immunitat bietet, ist dtis Prole- tariat. Im Interesse der Stabilität «fer neuen Ordnung ist es also' uneiftüss- lich, dem Proletarier den Zugang zum Ingenieur- und Technikerberuf in weitestem Masse zu eröffnen. Das wird nur möglich sein durch einen tiefgreifenden Umbau des gesamten technischen Schulwesens. Aber hier muss wirklich gründliche Arbelt ge- leistet werden! Es ist selbstverständ- lich, dass reaktionäre Elemente in Zukunft weder als Lehrer noch als Schüler geduldet werden können. Und — 18 — selbst die geheiligte "akademische Traditio»»" der Technischen Hochschu- len «®.irf — da sie sachlich absolut überflüssig ist — keine Schranke sein, vor der die Neugestaltung: Halt macht. Wie eine solche Reform im einzelnen durchzuführen ist, das hUngt natür- lich in weitestem Masse davon ah, welchen Grad die Umgestaltung des geAimten sozialen Lebens im N ach kriegs-Deutsehland erreichen wird. Aber die Notwendigkeit der Reform bleibt als s« che in jedem Falle be- stehen. F Karl Döbbeling-Chaco: SCHAFFT DIE VEREINIGTEN STAATEN EUROPAS! Es mag: im Augenblick wichtigere und dringlichere Probleme im politischen und sozialen Leben Buropas gebe«. Aber der Politiker kennzeichnet sich gerade dadurch, dass er jene Proble- me erkennt, die, obwohl sie heult« noch unwichtig erscheinen, morgen von eminenter Bedeutung sein köll nen. Deshalb wird eine wirklich weit, blickende deutsche Naehkriegs-Politik an der Aufgabe der Schaffung eine» völlig neuartigen Ingenieur- und Techniker-Standes nicht vorbeigehen können. Unser Gesinnungsfreund Karl Döbbe- ling (Chaco) sendet uns einen sehr ausführlichen Artikel über das The- ma "Der Mann der Strasse und die Vereinigten Staaten Europas", der wegen seiner Länge nicht von uns gebracht werden kann. Wir veröffent- lichen im folgenden den Schluss: "Was kann der Mann auf der Strasse tun, um zur Verwirklichung der Idee der VSE beizutragen? Wir wissen ja, es ist herzlich wenig. Er darf Steuern zahlen und den Mund halten! Die Propagandamaschinen sind im Besitz der kapitalistischen Regie- rungen und die Regierungen in der Hand des Gross-Kapitals, des Gross- Grundbesitzes oder Kirchen und Ge- neräle! Nur dort, wo die Gewerkschaften ei- gene Propagandamaschinen haben, oder die demokratischen Schriftstel- ler Zugang zur bürgerlichen Presse haben, kann etwas getan werden. Darum soll jeder Einzelne nach Kräf- ten dafür wirken, dass jetzt, solange der Krieg noch tobt, solange die Re- gierungen noch Kanonenfutter brau- chen, überall in Europa und Amerika die Forderung nach der Schaffung der VSE erhoben wird! Besonders in .Frankreich ist dies möglich und besonders Frankreich hat in den letzten hundert Jahren ge- nug gelitten, um überzeugt zu sein, dass alle Verträge und Garantien nichts als tote Buchstaben sind. Wenn ein Friede erzwungen wird, in wel- chem Deutschland in Stücke zerrissen wird, seine Bevölkerung zerstreut und seine Fabriken niedergelegt werden, muss Frankreich wissen, dass schon am Tage des Friedens-Schlusses Mächte am Werk sein werden, welche die Revanche für Deutschland organi- sieren werden, einem neuen Hitler Wiederum neue Bündnisse sichern und wiederum Mittel zur Rüstung geben werden, um so im eigenen Lande neue Rüstungsausgaben zu rechtfertigen. Und in kürzester Zeit werden die Völ- ker Europas wieder gezwungen wer- den, sich gegenseitig zu erschlagen, wenn sie sich nicht jetzt zu einem Statenbund Zusammenschliessen. Es ist Sache aller emigrierten deut- schen Politiker, sich in diesem Sinne an ihre Gesinnungsfreunde in Frank- reich, Belgien, England, Italien, USA usw. zu wenden. Es ist Sache aller deutscher Schrift- steller im Auslande, diese IJee in der ganzen Welt populär zu machen. Es ist Sache aller emigrierten Ge- werkschaftler im Ausland bei ihren Gewerkschaftsgenossen darauf zu dringen, dass in ihrer Programm-For- derung diejenige der Bildung der VSE aufgenommen wird. Es ist besonders Sache der ehemaligen Spanienkämpfer, dass die emigrierten Spanier ebenfalls die Bildung der VSE in ihr Sofortprogramm aufnehmen. Der arme Mann auf der Strasse kann nur an diese Leute seinen Apeli rich- ten. An alle Fachleute aber geht der Ruf, auf ihrem Fachgebiet zu den Problemen der VSE Stellung zu neh-, men und diese öffentlich zu diskutie- ren, um auf diese Weise grösstmög- — 19 — liebste Klarheit zu schaffen, und um HO die Bildung der VSE zu erleichtern und zu planen. Während die Fachleute auf der einen Seite vorbereitende Arbeiten leisten, müssen die Politiker sofort an praktische Arbeit zur Gründung VSE herangehen. Der Ruf muss sein: Es leben Vereinigten Staaten Europas! AUS DER ARBEITERBEWEGUNG Eine Internationale Sozialistische Kommission wurde in Mexiko gebil- det, der revolutionäre Sozialisten aus Spanien (POUM), Frankreich, Italien, Deutschland, Oesterreich, Russland, sowie jüdische Internationalisten an- gehören. Sie entspricht in ihren Auf- fassungen und Zielen der von der Un- abhängigen Arbeiterpartei in England gebildeten Kommission, Sie bekämpft den Reformismus ebenso wie den Sta- linismus, ist aber nicht trotzkistisöh. Die Kommission hat ein Manifest für die europäische Revolution erlassen und erstrebt Zusammenarbeit mit al- len revolutionären sozialistischen Gruppen der Welt. Die Schaffuni? einer Einheitsgewerk- schaft wird in Holland beabsichtigt. Ein gemeinsames Redaktionskomitee der freien, der katholischen und der nationalen Gewerkschaften hat einen entsprechenden Aufruf erlassen. Socialistisch-Kommunistisches Komi- tee in Frankreich: Die Kommunistische Partei hat das Angebot des Parteitags der franzö- sischen Sozialisten angenommen. Am 4. 12. 1944 traten Vertreter der bei- den Parteivorstände unter Vorsitz des alten sozialistischen Kämpfers Vincent Auriol zusammen und stellten einmütig fest, dass beide Parteien ei- ne "Atmosphäre des gegenseitigen Verstehens, der Herzlichkeit und der freundschaftlichen Zusammenarbeit schaffen wollen". Es wurde ein stän- diges Einheitskomitee geschaffen. DAS GESICHT DER ZEIT Die Freie Deutsche Zeitung-, das Or- gan der Freien Deutschen in Chile, tritt in ihrer Novembernummer mit äusserst Sophistischer Beweisführung für die Einverleibung- Ostpreussens in Polen ein und stellt sich damit in schärfsten Widerspruch zu den Grund- sätzen nicht nur des Sozialismus, son- dern auch Lenins. In der gleichen Nummer wird im Ge- gensatz zu Ausländern, die die Ver- Dieses Komitee trat am 19. 12. zu- sammen. Es beschloss, drei Kommis- sionen zu bilden um 1. alle Fragen der Aktionseinheit zu diskutieren und zu regeln; 2. Diskussionen über die Herstellung der organisatorischen Einheit vor- zubereiten und zu führen; 3. alle Konflikte zwischen Mitgliedern der beiden Parteien zu behandeln, um sie im Sinne der Einheitspoli- tik beizulegen. Ein engeres Büro soll dringende Fra- gen auf schnellstem Wege regeln. Die Arbeiterparteien in. der Tsche- ehcsltiwakei sind stark angewachsen. Das gilt für Sozialisten und Kommu- nisten in gleicher Weise. Auch die na- tionalen Sozialisten, die Partei von Benesch hat viele Anhänger. Die drei Parteien arbeiten in der illegalen Be- wegung eng zusammen. Zurückgegan- gen ist die Agrarpartei, früher die stärkste politische Gruppe. Die Exilre- gierung in London soll entsprechend dem Umschwung in der Volksmeinung reorganisiert werden. Tod eines sozialistischen Kämpfers. Stefan Meyer, früherer sozialdemokra- tischer Landtagsabgeoraneter in Ba- den, ist im K. Z. gestorben. Schweizer Zeitungen melden, dass der Lagerkom- mandent ihm vor sechs Monaten die Freiheit versprach, wenn er ein Gna- dengesuch an Hitler einreichte. Ste- fan Meyer lehnte es ab, von Hitler Gnade zu erbitten. hältnisse in Deutschland kennen ge- lernt haben, die Meinung verfochten, dass das deutsche Volk wohl in der Lage wäre, trotz des Terrörs sich ge- g-en das Naziregime zu erheben. Marceau Pivert, dem Führer des lin- ken französischen Sozialismus, ist die Einreise nach Frankreich nicht ge- stattet worden. Die bürgerliche Zeitschrift "La France Nouvelle" in Buenos Aires bringt den — 20 — Brief, den Pivert daraufhin an de Gaulle geschrieben hat, unter der Üeberschrift „Erhalten nur die P6tai- nisten die Erlaubnis, nach Frankreich zurückzukehren ?" t>« staunt der Laie! In den besetzten deutschen Orten haben die Militärbe- hörden Maueranschläge angebracht, die alle jenen Organisationen aufzäh- len, die vom Augenblick der Besetzung an aufgelöst und verboten sind. Eng- lische Journalisten haben diese Liste sorgfältig durchstudiert und der „Tri- bune" mitgeteilt, dass sie unvollstän- dig ist. Es fehlen darauf u. a. die H. J., die S.S. und die Polizeiformationen. Die Angehörigen dieser Institutionen werden angewiesen, sich in ihren Ka- sernen einzufinden und weitere Be- fehle abzuwarten. Die Plakate sind of- fenbar viele Monate vor der Invasion angefertigt worden, als die Alliierten noch meinten, dass bei ihrem Ein- marsch in Deutschland der Zusammen- bruch des Nazi-Regimes eine vollen- dete Tatsache sei . . . Sollten sie et- wa die Absicht gehabt haben, die S.S. und die Hitlerpolizei als Hilfstruppen zu verwenden, um „Ruhe und Ord- nung" wiederherzustellen? iDie kleinen Diebe und die grossen. — Im englischen "Unterhaus erklärte George Strauss, Abgeordneter der La- bour-Party: ,,Die Kriegsverbrechen der Nazis sind nicht übertrieben. Sie wer- den, im Gegenteil, unterschätzt". Er fügte hinzu: ,,Nicht nur Angehörige der alliierten Staaten wurden Opfer dieser Verbrechen. Es gibt weitere Op- fer, die ebenso unschuldig und ebenso ehrenwert sind.. Das sind die Deut- schen, die wegen ihrer Liebe zur Frei- heit und Demokratie, wegen ihrem Hass gegen die Nazis gequält, einge- kerkert und ermordet worden sind." Strauss fragte die Parlamentarier: „Sind Verbrechen nicht Verbrechen, gleich ob sie auf deutschem Boden oder anderswo, an Deutschen oder Nicht-Deutschen begangen wurden?" Niemand wagte, in der nachfolgenden Diskussion, die These Strauss' anzu- greifen. Die Konservativen traten erst dann auf den Plan, als Strauss erklärt hatte: „Ich teile die lächerliche An- sicht nicht, dass das gesamte deutsche Volk für diese Verbrechen verantwort- lich ist". Das war Mitte November 1944. Diejenigen, die vor drei Mona- ten noch vehement für die These strit- ten, dass das ganze deutsche Volk als ein Volk von Kriegsverbrechern abge- urteilt werden sollte, haben im letzten Monat ihren Standpunkt revidiert. Die Telegrafenagenturen meldeten aus London, dass die britische Regierung der Ansicht ist, Hitler, Himmler, Goe- ring, Goebbels u. a. seien nicht als Kriegsverbrecher anzusehen. So ist al- le Aussicht vorhanden, dass wieder einmal die kleinen Diebe gehängt wer- den. Auf die grossen Verbrecher war- tet irgend ein bequemes St. Helena. Es sei denn, die deutschen Antifaschisten beglichen selber ihre Rechnung mit Hitler & Co. Zeitungen der r£sistanee protestieren gegen die kapitalistische Reaktion. — „Combat" wendet sich scharf gegen den Versuch der Reaktion, die sozia- le und politische Neuordnung Frank- reichs, wie sie von der Widerstands- bewegung verfochten wird, zu verhin- dern und die alten Zustände zu kon- servieren, die zum Zusammenbruch Frankreichs geführt haben. Die Zei- tung sagt von diesen kapitalistischen Kreisen: „für diese Leute bedeutet die Befreiung Frankreichs lediglich die Rückkehr zu den gewohnten Menüs, zum Auto und zu ,,Paris-Soir". Es sei gut, dass die Reaktion so ungescheut hervortrete, damit die Vorkämpfer für Freiheit und Gerechtigkeit nicht ver- gässen, dass in Frankreich noch eine Revolution durchzuführen sei. „Front National" bekämpft die vom Propagandaminister Teitgen angekün- digte weitere Einschränkung der Pa- pierbelieferung der Zeitungen, wäh- rend zugleich neue rechtsstehende Zei- tungen erscheinen dürfen. Sie formu- liert: ,,Die französische Presse, die ih- re Freiheit im unterirdischen Kampf und in der nationalen Erhebung wie- dererlangt hat, sieht sich schwer be- droht. Schlimmer, Frankreich läuft Gefahr, sich morgen ausserstande zu sehen, seine Stimme in der Welt in dem Augenblick zu erheben, wo es sich um sein Schicksal handelt". Eine Geheimklausel befindet sich nach einer Erklärung, die der italienische Sozialist Buffoni auf einer internatio- nalen Konferenz in Paris abgegeben hat, in dem Waffenstillstandsabkom- — 21 — men. Naoh Kenntnisnahme dieser Klausel, die dem Königshaus bestimm- te Rechte vorbehalte, sei seine Partei aus der Regierung Bonomi ausgetre- ten. Während Prinz Humbert sich an- fangs vorsichtig zurückhielt, hat er von seinen „Rechten" Gebrauch ge- macht, seit er der Unterstützung der Kommunisten sicher war. Das wahre Balkan-Problem. In einem Artikel (Tribune 19. I. 1945), der ,,Diie Ursachen der Balkanunruhen" über- schrieben ist, sagt Marie Jahoda: ,,So- lange man die Probleme der Balkan- länder innerhalb der Sphäre von Ver- fassungsfragen diskutiert, wird man nicht weit kommen. Denn es sind nicht Verfassungsfragen, welche die Arbei- "beiter, Bauern und Fischer veranlasst "haben, zu den Waffen zu greifen, und welche die Bauern, Landarbeiter und Industriearbeiter in Ungarn und Po- len, in Jugoslawien und Rumänien in Bewegung gesetzt haben . •. . Es ist nicht einmal die Frage allgemeiner Wahlen — etwas, was in Bändern, wo es viele tausend Analphabeten gibt, keine allzu erregende Frage sein kann Nein, was diese Millionen in Bewe- gung setzen kann, ist etwas viel ele- mentareres und tiefergreifendes: Hun- ger und Armut . . . Jede politische Konstellation auf dem Balkan ist — wie überall — begrün- det in der ökonomischen und sozialen Sphäre. Und die neuen Verfechter der Demokratie, die hier und anderswo dem Volk Vorwürfe machen, das die Waffen gegen „Befreier" ergreift und allgemein Mittel anwendet, die nicht immer völlig mit dem formalen Kon- zept der Demokratie übereinstimmen, würden gut daran tun, darüber nach- zudenken, dass selbst in England, mit seiner industriellen Tradition, seinen gelernten Arbeitern und seiner hohen Stufe der Erziehung und ds politi- schen Denkens, Demokratie immer noch mehr Ziel als Wirklichkeit ist." Statistik! Im griechischen Bürgerkrieg hat die reaktionäre Regierung viele Mitglieder der ELAS verhaftet. Die EiLAS ihrerseits hat Geiseln verhaf- tet. Ihre Höhe wurde von der Regie- rung Plastiras mit 25.000, von der Churchill-Presse mit 15.000, vom Inter- nationalen Roten Kreuz mit 4.000 an- gegeben. ZEIT STIMMEN DER Ein Künstler erlebt den Krieg. Der Maler George Biddle hatte Gelegen- heit, als Bildberichterstatter der nord- amerikanischen Zeitschrift "Life" mit den kämpfenden Truppen in Tunis und Italien zusammen zu leben, oh- ne durch die Anstrengungen des Kampfes so wie die Soldaten absor- biert zu werden. Seine Beobachtun- gen und Erlebnisse hat er in einem reich illustrierten Kriegstagebuch "Artist at War" zusammen gefasst. Kennzeichnend für den Geist, in dem dieses Buch eines verantwortungsbe- wussten Künstlers gehalten ist, ist ■die Widmung: "den amerikanischen, französischen, deutschen, russischen und englischen Männern und Jungens, die diesen Krieg durchkämpfen' müs- sen. Die einander besohiessen, er- stechen, verstümmeln, und sich ge- genseitig töten. —- Sie kämpfen in diesem Krieg, aber sind an ihm un- schuldig. Gott verhüte, dass mit ih- nen wiederum eine so missratene Ge- neration heranwächst wie meine ei- gene, deren Bitterkeit, Unwissenheit und Engstirnigkeit Schuld an diesem Konflikt hat; die verantwortlich ist, für all diese Zerstörung... und für den Hass". Ig-nazio Silone hat nach seiner Rück- kehr eine Botschaft an das italieni- sche Volk gerichtet, deren Schluss lautet: "Der einzige Weg, unserem Sterben und unserem Leiden eine Bedeutung, einen Sinn zu geben, ist, die Wahrheit zu sagen und der Wahrheit zu die- nen im privaten und im öffentlichen Leben, in unserer Literatur, in unseren Zeitungen, im Radio —- wo immer es möglich ist". "Und wenn uns andere Mittel fehlen, müssen wir die Wahrheit mit Kalk oder Kohle auf die Mauern schreiben. Wenn es in ihrem Dienst notwendig ist, müssen wir aufs Neue Gefäng- — 22 — n:s, Konzentrationslager oder Ver- bannung auf uns nehmen. Wer die Wahrheit zu seinem Vaterland er- wählt hat,,, der lebt in einem Lande, aus dem niemand ihn vertreib-en kann. Das italienische Volk braucht heute Wahrheit mehr als Dollars o'Jer Pfunde. Nur Glaube kann es zur Wieäererhebung führen. Das italieni- sche Volk muss sich der Wahrheit be- dienen, um ein dauerhaftes politisches und soziales Gebäude zu errichten, dass sich nicht gründen kann auf In- trigue, Betrug oder Korruption, son- dern nur auf Wahrheit. Unsere wah- ren Leiden sind die Schule für die Revolution". Dil-, neue Fruntlinie. "Italia Libera" vom 20. 1. 45 schreibt: "Die tiefsten und wesentlichsten Ge- gensätze, welche heute die Men- üchen scheiden, fallen nicht mehr mit den politischen und auch nicht mit den geographischen und natürlichen Gren- zen zusammen. Der ganze Kontinent Europa ist durch einen tiefen und nicht überbrückbaren Graben geteilt, und die Menschen befinden sich auf der einen oder anderen Seite je nach ihren Leidenschaften, ihren Idealen oder auch nach ihren Vorurteilen und Interessen, aber nicht nach ihrer Na- tionalität, Zwischen den beiden La- gern besteht ein tödlicher Hass, eine Feindschaft, die ihren Grund in der Unvereinbarkeit zweier Systeme hat, und in de.r klaren Erkenntnis, dass das eine dem anderen weichen muss. . . 'Die Grenze von heute ist die ideolo- gische Grenze. Sie verläuft zumeist mitten durch jede"s Land; durch Eng- land ebensowohl wie durch Italien. Die nationalen Grenzen existieren noch, ja das Ideal des Vaterlandes hat sogar in unseren Tagen seine Kraft in der ganzen Welt erneuert. Aber man darf nicht vergessen, dass sich über ■die nationalen Grenzen hinweg eine neue Einheit bildet.., Die alten nationalen Auffassungen verlieren je-Ien Tag an Bedeutung gegenüber weltumfassenden Visionen der Probleme. Im Kampf bildet sich die Internationale der freien Men- schen". DU»; Komitee der AU tions-Partei in Oberitalicuv schreibt in einem Offe- nen Brief an das Exekutivkomitee der Partei für Mittel- und Süditalien: "Eine wahre europäische Föderation, die der einzige Weg zur Rettung Eu- ropas und der Welt ist, kann nur errichtet werden, wenn die Völker Europas die Solidarität aufrechterhal- ten, die aus dem gemeinsamen Kampf gegen Faschismus und Nazismus ge- boren ist, und wenn sie eine demokra- tische europäische Bewegung schaf- fen, 'die von jeder nationalen Regie- rung nicht nur den Verzicht auf ei- ne nationalistische Politik verlangt, sondern auch eine piositive Entschei- dung für die Schaffung der Födera- tion". Beschluss des Parteitagrs der franzö- sischen Sozialisten: "Die Sozialistische Partei glaubt, die Aufmerksamkeit Frankreichs auf die Gefahren natio- nalistischer Revanche lenken zu sol- len, die eine Aufteilung Deutschlands und jede Annexion spezifisch deut- scher Gebiete herbeiführen würde." Auf dem Wege zum Faschismus? Nor- man Thomas, der langjährige Leiter der sozialistiscchen Partei Nordame- rikas, erklärt: "Amerika ist auf dem Wege zum Faschismus, oder einer Abart des Faschismus". — Thomas wendet sich gegen die Pläne der Mi- litärs, die die allgemeine Wehrpflicht nach dem Kriege beibehalten und da- mit das amerikanische Volk militari- sieren wollen. — Er glaubt nicht da- ran, dass der Weltfriede durch ein Dreierbündnis — Stalin, Churchill, Roosevelt —■ gesichert werden kann. "Früher haben unsere liberalen Freunde ebens,o wie die Kommunisten in der Revolution die einzige Siche- rung des Friedens gesehen. Heute be- schimpfen sie mich, weil, ich die For- derung der bedingungslosen Unterwer- fung bekämpfe und Friedensbedin- gungen verlange, die eine deutsche Revolution ermöglichen". „Italia Iiibre" 3. 2. 45: ,,Die politische Situation Italiens lässt .keinen Zweifel zu: In den „befreiten" Gebieten wird ein geschickter und kluger Plan durch- geführt, dessen Ziel es ist, die unbe- schränkte Dauer des Zustandes zu si- chern, den der Faschismus geschaffen hat." 23 — Aus der Österreichischen politischen Emigration GRUENDUNG EINER OESTERREICHISCHEN ROTKREUZ-ORGANISATION IN ARGENTINEN In einem Rundschreiben vom 1. Februar teilt des Comite Austriaco (Austria LibrO in Buenos Aires folgendes mit: ,,Schon vor einigen Wochen hat der Vorstand aes Oesterr. Komitees die Ini- tiative zur Gründung eines Oesterreichischen Roten Kreuzes ergriffen, das ähnlich wie die Hilfsorganisationen der hiesigen nordamerikanisenen, tsche- chischen und anaeier jvuionien, ais Auxilar-jvuiimee des Argentinischen Roten Kreuzes fungieren wird. Als vorläufiger Vorsitzender des neuen "Comite pro Ayuda de Ausiria" führte Herr Fcrsthuber die Verhandlungen mit dem Argen- tinischen Roten Kreuz, das am 13. Dezember v. J. die offizielle Anerkennung des neuen Komitees aussprach ... Selbstverständlich soll das C. A. A. nicht auf unseren Kreis beschränkt bleiben, sondern alle Kräfte, die an dieser humanitären Aufgabe teilnehmen wollen, um- fassen, wobei wir nicht nur .mit der Unterstützung aller Oesterreicher rechnen, sondern au.h der Sympathien und Hilfsbereitschaft weiter Kreise der argen- tinischen Öffentlichkeit gewiss sind". Lie Oestsrreichischen Sozialisten begrüsszn die Gründung des Comite pro Ayu- da de Austria. In einer Besprechung, die über Einladung aes Club Austro-Vienes am 29. Januar in dessen Klubräumen stattfand, haben sie ihre Bereitschaft erklärt, im Comite pro Ayuda mitzuarbeiten. Biese Mitarbeit wurde nur an eine einzige Bedingung geknüpft — die bei dem Charakter des Comite pro Ayuda selbstverständlich ist — dass das C. A A von allem Beteiligten aus den politischen AuszinandersetzungEn innerhalb der österreichischen Emigration herausgehalten wird. Eine weltumspannende Hilfsorganisation der Auslandsösterreicher für ihre Heimat, losgelöst von allen Parteigegensützen, die die Emigration zerklüft^n, zu begründen, das wäre eine positive Leistung,' die der Augenblick gebieterisch c riordert. Wenn die siegreiche Rote Armee der Union der Sozialistischen Sow- jct-Repuälikcn den Boden Oesterreichs ven den Nazihorden gesäubert haben wird, wird sie ein arm geplündertes Land, zerstörte Städte, eine unterernähr- t'2, von Seuchen heimgesuchte Bevölkerung, hungernde, frierende Kinder vor- finden. Mangel am Nötigsten bedrohte die ersten Schritte der österreichischen Republik am Ende des ersten Weltkrieges. Was am Ende dieses bevorsteht, wird alle Erfahrungen der Vergangenheit weitaus im Schatten lassen. Wir alle' die wir der Nazi-Invasion und d;n Schrecken des Krieges entronnen sind, soll- ten es als Pflicht empfinden, zu helfen. Wir helfen damit zugleich der Zwei- ten österreichischen Republik den Weg zur Freiheit und Unabhängigkeit zu- rückzulegen. die ihr verheissen sind. Es gibt nicht wenige Oesterreicher in der Emigration, in deren Erinnerung all das Schöne und Gute, das ihnen Oesterreich gegeben hat, überschattet wird von den trüben Erinnerungen der letzten Heimatsjahre. Uns österreichischen Sozialisten sind solche Gefühle fremd. Sozialistische Erkenntnis befähigt, Ein- sicht und Verstehen an die Stelle von dumpfen Gefühlen und Ressentiments zu setzen. WEISUNGEN AN DEN OESTERREICHISCHEN UNTERGRUND Die London-Information: n der öster- landsvertretung der Partei erteilt reichischen Sozialisten in England gibt wurden. Auf brieflichem Wege, durch in ihrer November-Nummer Weisun- Vermittlung von österreichischen So- gen und Empfehlungen wieder, die der zialisten in neutralen Ländern, die di- illegalen sozialistischen Widerstands- r. kte Verbindung mit unserer Unter- bewegung in Oesterreich von der Aus- grundorganisation in Oesterreich ha- — 24 — ben, wurden Leibsätze für das Verhal- ten beim Einmarsch der Roten Armee ütsrmitt-3lt, die in auszugsweiser Uetx rsetzung folgendes besagen: Ohn5 Zweifel wird die Rote Arrr.ee in Wien begeistert als Befreierin be- grüsst werden, insbesondere von den Arbeitern, der aktivsten Gruppe in der Widerstandsbewegung, die in ihrer grossen Mehrheit immer Sozialisten und Freunde der Sowjetunion waren. Die sozialistische Untergrundbewegung wird, wo immer möglich mit der Roten Armee in Kontakt treten und ihre Kooperation anbieten. Aktionen hinter den deutschen Linien sollen im Ein- klang mit den Befehlen der russischen Kommandanten erfolgen. Die österreichischen Sozialisten sollen jede mögliche technische. militäri- sche und politische Kooperation mit komrr unistischen oder anderen Un- tergrund-Kampfgruppen suchen, aber ihre .eigenen besonderen Organisatio- nen aufrechterhalten. Die Sozialisten werden der Roten Ar- mee offen und freimütig als Soziali- sten gegenübertreten und ihre Sym- pathie und Freundschaft beweisen. Sie werden von ganzem Herzen und loyal mit den Vertretern der Sowjet-Union zusammenarbeiten und zur gleichen Zeit klarstellen, dass sie eine unabhän- gige politische Kraft sind und zu blei- ben wünschen. Sie werden sich nicht abseits stellen. Sie werden überall ak- tiv sein als Sozialisten und wo immer möglich führend vorangehen. Die So- zialisten betrachten die der russischen Befreierarmee bereitwillig geleistete Hilfe als ihre ureigene Angelegenheit als Arbeiter und Sozialisten. Gleichzeitig werden sie die Wieder- errichtung der unabhängigen soziali- stischen Parteiorganisaton als drin- gendste Notwendigkeit ansehen. Ein Uebereinkorrmen von Partei zu Partei mit den Kommunisten werden sie will- kommen heissen, aber auf ihrer Hut sein vor Schlichen, Tarnung und der Taktik dfr Infiltration. Es ist wichtig schon in den ersten Ta- gen die Russen zu überzeugen, dass die österreichischen Sozialisten ihre Freunde und Verbündeten sind; sie sollen aber auch verstehen, dass die österreichische sozialistische Partei, getragen von breiten Massen des Vol- kes, eine, unabhängige Kraft ist und zu bleiben gewillt ist. Es soll ihnen verständlich gemacht werden, dass das österreichische Volk und insbesondre die österreichischen Arbeiter die. in- neren Bedingungen der Zweiten Re- publik in ihrer eigenen, ihnen ge- mässen Weise vermittels echter demo- kratischer Selbstregierung zu ordnen wünschen. Ein Leitungsmitglied der Gruppe österreichischer Freigewerkschafter in Grossbritannien, das schon wiederholt unter seinem in Oesterreich bekannten Untergrundnamen "Thomas" am Rundfunk zu den Genossen zuhause gesprochen hat, forderte am Mikro- phon des BBC die österreichischen Arbeiter zur Bildung von Eofreiungs- komitees auf. Unter anderem führte er aus: Der Arbeiterschaft, unterir- disch organisiert, wird die Initiative zur Bildung der BefreiungskomiteSs zufallen. Die Befreiungskomitees sol- len aus Vertretern der Untergrundor- ganisationen und -Gruppen gebildet werden, nicht aus Personen, die ein- geladen werden, dem Befreiungskomi- toe beizutreten; die illegalen Antina- zi-Organisationen sollen ihre Delegier- ten benennen. Das wird natürlich nur ir öglich sein, wo Untergrundorganisa- tionen bestehen. In jedem Falle jedoch ist dafür Sorg? zu tragen, dass je- dem Befreiungskomitee echte Vertre- ter aller wichtigen demokratischen Strömungen der Bevölkerung angehö- ren : Sozialisten und Katholiken, Kom- munisten und demokratische Mittel- ständler. Thomas gibt sodann Weisungen zur Sicherung der Untergrundbewegung vor der bei der Koalition mit anderen Parteien gesteigerten Gefahr der Ge- stapo-Verfolgung und schliesst: Die Befreiungskomtiees sollen sich so schnell und wirkungsvoll als möglich zur Korporation mit den Alliierten Ar- meen bereit machen. Je kampffähiger die Gewerkschafter und Sozialisten ih- re eigenen Organisationen ausbauen, je rascher es ihnen gelingt, unabhän- gige gewerkschaftliche und sozialisti- sche Zentralkörperschaften in Oester- reich zu errichten, desto besser wer- den sie imstande sein, bei der Bil- dung von gemeinsamen Befreiungs- komitees beizustehen. — 25 — Ernst Lackenbacher : BERICHTIGUNG Comite Austriaco - Austria Libre Buenos Aires, 20. Februar 19*15. An den Herausgeber der Zeitschrift „Das Andere Deutschland", Buenos Ai- res. Zu den a'if Seite 30-31 der Februar- Nummer Ihrer Zeitschrift veröffent- lichten Aufsätzen ,,Abwehr" und ,,Last but not Least" stellen wir hierdurch folgendes fest: 1. Der Aufsatz "A" enthält die Behaup- tung-, dass zur Zeit in Buenos Aires ein „kommunistisches Pamphlet" zir- kuliere, Als dessen Autor Frau Marie Koestler bezeichnet sei. Diese Behaup- tung ist unwahr. Wahr ist vielmehr, dass es sich bei den in Rede stehen- den Schriftstücken um Resolutionen des „Verbandes Oesterreichischer So- zialdemokraten' 'in London und einer „Warum Spaltung?" betitelten Erklä- rung von Frau NR Maria Koestler handelt. 2. Der Aufsatz „DbnL" sagt u. a. ,,Hert Fintar selbst behauptet, dass er in Wien Obmann des Betriebsrates der Miag gewesen sei". Diese Behauptung ist unwahr. Wahr ist vielmehr, dass Herr Pintar niemals eine derartige Behauptung aufgestellt hat. Nach ei- ner unqualifizierbaren E.inschaltung „Das kann dennoch wahr sein" fährt der Artikel wie folgt fort: „Nun (rich- tig: „Nur" sprechen alle Indizien da- für, dass er (Pintar) diese Funktion nicht im Rahmen der freigewerk- schaftlichen Organisation, sondern nach deren Auflösung durch Dollfuss als ernannter Mandatsträger des va- terländischen austro-faschistischen Ge- werkschaftsersatzes ausgeübt hat". Diese Behauptung ist unwahr. Wahr ist vielmehr, dass keinerlei Indizien für einen Tatbestand sprechen kön- nen, den sich der Autor aus den Fin- gern gesogen hat. Wir bringen Ihnen diesen Tatbestand in der Absicht zur Kenntnis, Sie auf einen Fall von jour- nalistischer Bedenkenlosiglceit auf- merksam zu machen, usw. usw. Hochachtungsvoll für das Comite Austriaco F. Erb G. Gluck Eleses seltsame Schriftstück und sei- ne „Berichtigungen" beziehen sich auf einen Artikel, in dem 'ich gegen ein ^Pamphlet Stellung rahm, das die Ossterreichischen Sozialisten vehe- ment angriff. Die ,Schmähschrift wur- de hier als Privatbrief verbreitst. Der Begleitbrief war von Herrn Pintar un- terfertigt und die Empfänger wurden aufgefordert, Zustimmungserklärun- gen an die Privatadresse des Herrn Pintar zu senden. Nichts, aber auch nicht das leiseste Anzeichen deutete an, dass diese- Campagne gegen die Österreichischen Sozialisten vom Co- mite Austriaco ausging, ich habe in ir. einer Abwehr das Comite Austriaco nicht genannt. Es fehlt ihm daher nach allen journalistischen Regeln das Recht, eine Berichtigung zu beanspru- chen. Ich drucke sie dennoch mit grösstsr Bereitwilligkeit ab, denn er- stem wäre es ein zweiter Fall von journalistischer Fodenkenlosigkeit, aus rechtsformalen Gründen die Anpran- gerung meines erstens Falles den Le- sern des Anderen Deutschland zu un- terschlagen und zweitens ist das in dem Tatbestand dieser Berichtigung kundgemachte Eingeständnis des Co- mite Austriaco, dass es, gut getarnt, hinter der Verbreitung der Schmäh- schrift gestanden habe, wichtig genug, um es festzuhalten. TJnd nun zu meiner journalistischen Bedenkenlosigkeit. Ich bin nicht d r Ingeborg Hellmann (Foller-Breinersdorf) ist in Cochabamba (Boli- vien) drei Tage nach einer Operation gestorben. Sie war der antifaschisti- schen Sache ergebene Kämpferin. Ich danke allen meinen Freunden und Bekannten in Cochabamba für die er- wiesene Solidarität. Werner Heitmann — 26 — einzige, dem Herr Pintar angegeben hat, dass er Obmann des Betneosra- tes der Miag gewesen s-i. Zeugen ste- hen zur Vertagung. Aus bestimxten Gründen s.höpxten wir Verdacht und gingen der Sache nach. Es gelang uns, iestzustellen, wie d^r letzte ireige- werkschattliche Betriebsrat der Miag geheissen hatte und dass er nach der Auflösung dir Partei und der Gewerk- schaften abgesetzt worden war. ich war noch gutgläubig genug, Herrn Pintar zu glauben, dass er Miag- Funktionär gewesen ist, allerdings der vaterländischen Einheitsgewerkschaft. Die Weigerung der Herren vom Co- mite Aastriaco, di~ Bezeichnung des Pamphlets der Frau Koestler als kom- munistisch anzunehmen, mag durch- aus gutgläubig sein. Aber ein politi- sches Werturteil wird durch die For- mel „unwahr ist . . . wahr ist viel- mehr" nicht aus der Welt geschafft. Dass es sich um eine Schrift handelt, die als Aeusserung einer abgespalte- ten sozialistischen Gruppe kamoufliert ist, st:ht bereits in meinem Aufsatz. Ich gebe im nachstehenden in Ueber- sstzung Abschnitte aus einem Aufsatz wieder, der am 15. Oktober 1943 in der Zeitschrift unserer Londoner Freunde erschien in d.m die politische Rolle der Frau Koestler und ihrer Organi- sation behandelt wurde. . . . Die österreichischen Kommu- nisten, die das Free Austrian Move- ment kontrollieren, -haben so (durch den Austritt aller anderen Gruppen, aus dem Free Austrian Movement) „ih- re nationale Verkleidung- verloren. Sie beabsichtigen allem Ansehein nach ei- ne andere Camouflage aufzuziehen. Zu diesem Zwecke benützen sie eine Grun- pe, die vor einiger Zeit in London über ihre Anstiftung gebildet wurde und vollständig unter ihrer Kontrolle Quinta "LA PERLITA" Sport und Landheim des VEREINS "VORWAERTS" Quilmes 12 de Octubre 1106 U. T. 203 - 211 steht. Diese Gruppe nennt sich Ligue of Austrian Sccialists; geleitet wird sie angeblich von Frau Maria Koest- ler. Frau Koestler war ohne Zweifel eines von den 71 Arbeitermitgliederri des österreichischen Nationalrats als die österreichis-che Arbeiterbewegung stark und erfolgreich war. Später als die österreichische Arbeiterbewegung geschlagen und verfolgt wurde, als sie nicht mehr Mandate an ihre Anhänger zu vergeben hatte sondern nur Gefah- ren, Wunden und Not — zu dieser Zeit war Frau Koestler nicht mehr in Oesterreich zu finden . . . Während alles dies (die Februar kämpfe und die illegale Bewegung in Oesterreich) sich abspielte, lebte Frau Koestler . . . im Ausland. Sie machte kein Geheim- nis daraus, dass sie sich von der Po- litik zurückgezogen habe und nicht beabsichtige, nach Oesterreich zurück- zukehren. Das dauerte bis die Kom- munisten sie erwählten, eine „soziali- stische" Gruppe zu führen, wobei die Mehrheit der Mitglieder dieser Gruppe erst von den Kommunisten angewie- sen wurde, in die Gruppe einzutreten. Einige wenige der sehr kleinen An- hängerschaft Frau Koestlers mögen ehrlich glauben, dass sie die Einheit der Arbeiterklasse fördern,. indem sie nach der kommunistischen Pfeife tan- zen, die Einheit,, national und inter- national, die alle österreichischen So- zialisten herbeiwünschen. Aber die Einheit kann auf keine andere Weise erzielt werden, als dass die Parteion aufrichtig und offen sich zusammen- setzen. Niemals, indem eine Partei ver- sucht, sich zu verkleiden als die an- dere und gleichzeitig diese andere zu spalten. Tarnung erzielt nur Uneinig- keit. Die Taktik der Tarnung ist un- ter der faschistischen Diktatur r.n- 13.ssig, um die Tyrannen und ihre Spione zu täuschen. In einem demo- kratischen Lande, wo sie dazu dient, riip Oofferth'chkeit zu täuschen, ist Tarnung Betrug." Ich habe dem nichts hinzuzufügen. Der idealste Erholungsplatz j für Jeden! I TAEGLICH GEOEFFNET! ! Beste Fahrtverbindung! I Puente Barracas ( 5eite Avellaneda) | Omnibus "El Halcon" (grün) bis j vor den Eingang von "La Perlita" | (Fahrpreis 20 cts.) j Berücksichtigt unsere Inserenten ?taaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaas CASA RÜBENS F6ri6n- und Erholungsheim für tvinüer und Erwachsene Coionia Valdense Depto. Coionia Uruguay A. A. B. A | ENRIQUE U. CORONA MARTINEZ j A B O G A D O ! n m m B * DAS GUTE Cobi Brot ■ Telef. Anrui U. T. 51 - 6034 ?BEBKflBftBBBBBCBBEBBEBBEBBJ i.AVAl.l.ti L, l. Sa . 3HBS KotfER-, Handtaschen., schih- lteparaturen, fachmännisch und j?ut. Wir holen aus dem Haus ab. Bruno Älelke, AmenabAr 1Ö31, U. T. 73-1245. Coia Filatilica — de — ROBERTO POMMER cenepTO y vcnta de eatMuyllln* ydrn coleceiön ttBCONUUlSTA 200 — Iis. Alre* LI. T. XI (Ar.) 5*58 HISTORISCH. POLITISCHE ROMANE UND GEDICHTE A. FADEJfcW: Der letzte Udehe A. M. FR&Y: Solneman der Un- sichtbare H. HUPPERT: Sibirische Mann- schaft KÜRT KLAUBER: Tie Toten von Pabjanice H. MUBHLESTEtN: Aurora NEWEROW: Taschkent die brot- rsiche Stadt GERH. POHL: Partie verspielt R. RAB1TSOH: Panzerzug Lich- tenauer GUSTAV REGLER: Die £aat — Roman aus dem Bauernkrieg L. RENN: Krieg A. T. WEGNER: Fünf Finger über Dir F. DIEDERIOHS: Von unten auf — Ein neues Buch der .Freiheit LUIS FUERNBERG: Das Fest des Lebens H. REINOW: Lied vom Grenzpfahl C. F. WEIS,:KOPF: Das Herz — ein Schild PAUL ZECH: Neue Welt Verlangen Sie kostenlose Zusendung unserer neuen Kataloge: "HISTORISCH-POLITISCHE ROMANE" und "GEDICHTE" MAIPU 441 U. T. 31-4513 y 7427 Buenos Air es StTC. BELG RA NO: JURAMENTO 2368 — U. T. 73 - 4777 — 28 —