OTRA ALE MAN LA DAS ANDERE DEUTSCHLAND O R G A N O DE LOS ALE M.A NES DEMOCRATICOS DE AMERICA DEL SUR: AUS DEM INHALT: Fat Frank: UN CONSORCIO AMERICANO FABRICABÄ ARMAS PARA LOS NAZIS AUFRUF DES DEUTSCHLAND.HILFSWERKS August Siemsen: EUROPA KAPUTT? Hans Lehmann: ZUM ABTRANSPORT DEUTSCHER INDUSTRIE ANLAGEN Karl O. Paetel: DER ANTI DEUTSCHE KORDON ALS MITTEL DER EUROPAEISCHEN DEMOKRATISIERUNG Heinz Bier: AUS DER GOLDENEN INTERNATIONALE G. A. Bcrghese: HARTER ODER MILDER FRIEDE? Siegfried Kohn (Bolivien): ELEMENTARE POLITISCHE VOLKSBILDUNG — EINE FORDERUNG- UNSERER ZEIT AMERIKANISCHE WISSENSCHAFTLER GEGEN GESCHICHTSLUEGEN BERICHTE AUS DEUTSCHLAND UND OESTERREICH T U c ü M AN 3 0 9 « 3 1 R E T I R O 7 2 6 4 NUMERO 99 » 1 DE AGOSTO DE 1 9 4 5 8 A N O V I Ii «DeuHd.C U.vi.O'V:». j iFräfikiuii «:n J DAS ANDERE DEUTSCHLAND 1 ' K U "x / UN CONSORCIO AMERICANO FABRICABA ARMAS PARA LOS NAZIS por Pat Frank FRANCFORT (Por cable). —Los subsidiarios alemanes de la Reming- ton Rand produjeron material belico para los nazis durante el trans- curso de todas las hostilidades, conforme a las evidencias acumula- das por los funcionarios del Gobierno Militar Aliado de esta ciudad. Mientras que la Compama Central de Lukkalo estaba haciendo la re- conversion para abastecer el ejercito americano, sus fdbricas en Ale- mania ya produclan repuestos para la Wehrmacht y la Luftwaffe, in- cluso canones antiaereos. Tambien se han puesto de manifiesto los subterfugios que empleaba la Remington-Rand, para mantener oculto su control de las dos grandes fdbricas en Frankfort y en Rodelheim. Ambos establecimientos habian sido secuestrados junto con sus archi- vos y todos los libros de contabilidad, por el gobierno alemän. El subsidiario alemän de la Remington-Rand, "Torpedowerke Aktienge- sellschaft", fabricaba antes de la guerra bicicletas "Torpedo" y mä- quinas de escribir. Pertenecia totalmente al consorcio Remington. El gerente local, uno de los tres directores alemanes, era un hombre de negocios de maneras suaves, llamado Fritz Heinrich Harms. Hace unas pocas semanas, Harms hizo una visita al joven teniente Abra- ham Richstein, el oficial a cargo del control de la propiedad en el Go- bierno Militär y le informo que las plantas pertenecian a Remington, solicitando que se suministren los materiales "pedidos" para asumir nuevamente la producciön civil. Tambien exigiö que se establecieran comunicaciones entre el y la central americana. El teniente Richstein examino entonces la lista de firmas americanas en Frankfort, sumi- nistrada por ei Departamento de Estado. Despues de la entrada en la guerra por parte de los Estados Uniaos, se pidiö a todas las compa- nias americanas una lista con sus inversiones extranjeras. La Re- mington-Rand no figuraba como propietaria de las fdbricas en cues- tiön, pero Harms explico que esto se debia a un asunto "tecnico". *En 1941 —dedaro—, Remington vendio la mayor parte de su parti- cipacion en las acciones de los subsidiarios alemanes a dos directo- res, para "evitar molestias". Afirmö que Remington retenia la opcion de comprar nuevamente las acciones en cualquier momento. Someti- do a interrogaciones mas detalladas, Harms admitio luego que habia sido miembro del Partido Nazi, y que habia visitado. los Estados Unidos en 1939. En una declaracion escrita testimonio: "El Senor Rand me dijo que debia conformar a los nazis y servir en lo posible sus intereses Por esta razon me afilie al partido". El otro accionista era Heimuth Roehnert, que no solo fue miembro del Partido Nazi sino que tambien fue miembro del Alto C'onsejo Alemdn de Producciön, encabezado por Albert Speer. Roehnert muriö antes de la capitulacion de Alemania, no se sahe como. Un tercer director de la filial de la Remington-Rand era Max Wessig. El valor de estas fdbricas fue fijado en 10.900.000 Reichs- marks. El dinero en caja y los depösitos bancarios importaban un total de 2.700.000 RM. Un oficial del gobierno militar dedaro que el Departamento de fcstado deberd decidir si Remington recibird estos beneficios belicos, como asi mismo cual sera el destino final de las fdbricas. Harms fue eliminado como custodia de la planta, pero sigue siendo su gerente, pues se ha ordenado que las fdbricas empiecen a producir articulos de paz. (ONA). 2 FALLGRUBE Die Veröffentlichung der in den Nazi- Sklavenlagern aufgenommenen Bilder hat die Welt in wahrscheinlich noch nie dagewesener Weise erschüttert, und die unter uns, welche die noch unveröffentlichten Bilder sahen, wis- sen, dass die Oeffentlichkeit noch längst nicht die schlimmsten gesehen ha* Wir wissen natürlich, dass das ,was in Deutschland geschah, möglich wai, ■weil es den schlechtesten Elementen gelingen konnte, an. die Spitze zu ge- langen ,und weil diese Elemente «s dann zu ihrer besonderen Aufgabe machten, Menschen in Machtpositio- nen über andere zu bringen, die kaum 4er Ermunterung zu Hass und Grau- samkeit bedurften. Ist das etwas, was nur in Deutschland vorkommen konn- te? Gibt es nicht in jedem Land-; (einschliesslich unserm eigenen) Ele- mente, denen man die gleichen Ge- walttaten zutrauen könnte? Vielleicht erinnern wir uns an den jüngsten Fall von Kindermord, wenn wir die Antwort auf diese wesentliche Fra- ge suchen, und auch daran, dass die Zahl der Fälle von Kindermissliand- lung, die vor Gericht kamen, letzthin viel Aufsehen erregt hat. Wenn der Prozentsatz in Deutschland höher ist (und wir wissen nicht si- cher, ob er es ist), sollten wir da nicht bedenken, dass die Nazis unge- hindert viele Jahre lang den Geist Ihrer Jugend im bildungsfähigsten Alter mit wohlüberlegtem Vorsatz missleiteten, um Ungeheuer zu schaf- fen? Aber wie steht. es um das übrige deutsche Volk? Wie konnte es dabei- stehen und zulassen, dass dies alles geschalx ? Es kann kein Zweifel be- stehen .dass die, welche in der Nach- barschaft jener Lager wohnten, eine Ahnung gehabt haben müssen, was innerhalb derselben vorging. Einige empörten sich darüber und bezahlten den gleichen Preis wie die, für die siv eintraten. Was die anderen anlangt, die Mehrzahl, so liegt es in der menschlichen Natur, sich soweit wie möglich von der Betrachtung uner- freulicher Dinge abzuwenden und nur das zu glauben, was man glauben möchte. Wie viele von uns werden ernstlich durch die Leiden anderer erregt, d .h. dazu erregt, etwas für sie zu tun? Heimatlose, ausgebombte Familien dieses Landes stiessen auf Gleichgültigkeit, ja sogar Feindschaft bei Leuten in sicherer Ferne, bei de- nen sie einquartiert wurden. Mitleid ißt etwas, was schnell und spontan erweckt werden kann beim augen- blicklichen Anblick des Leidens (und die deutsche Bevölkerung, die ge- zwungen wurde, die Konzentrations- lager zu besuchen, hat das bewiesen), aber gebt dem Menschen Gelegenheit, die Augen abzuwenden, und er wird eiligst von diesem Anerbieten Ge- brauch machen. Wenn man es über- legt, so ist die Gleichgültigkeit des durchschnittlich anständigen Men- schen gegen seine Mitmenschen er" schreckend. Und das, ohne dass die allgegenwärtige Gestapo unerwünsch- te Neugier nach den Dingen, die hin- ter behördlichen Mauern vorgingen, entmutigte. Lasst uns traurig sein beim Anblick dieser fürchterlichen Bilder. Lasst uns trauern, dass die Mensch genannte Spezies, der wir alle angehören, ob wir wollen oder nicht, sich so benehmen kann in diesem 20 .Jahrhundert. Aber lasst uns nicht die Flucht ergreifen vor unerfreulichen Tatsachen, indem wir uns einfach der bequemen Theorie anschliessen, dass dies, wovon wir beugen sind, nicht die menschliche Natur sei, sondern lediglich die deut- sche menschliche Natur. Wenn wir diese Fallgrube vermeiden, dann ha- ben wir den ersten richtigen Schritt getan zu jeder Heilung — eine rich- tige Diagnose. — (The New States- xnan). DAS ANDERE DEUTSCHLAND 3 IC i Geschwächt durch lange Arbeitslosigkeit und wirtschaftliche Unsi cherheit, wurden sie in weiteren 12 Jahren hilflosen Duldens in immer tieferes Elend gestossen. Heute irren sie durch die zerstör- ten Strassen, leben in Höhlen, mit Lumpen bekleidet, unterer- nährt. Statt Hoffnung spiegeln ihre Augen die nur allzu berechtigte Furcht vor noch schlimmeren Tagen wider. Allen Anderen verspricht die Hilfe der UNRRA baldig» Erleichterung ihres Elends. Für die Opfer des zwölfjährigen Verbrechens in Deutschland aber heisst es: "Helft Euch aus eigener Kraft 1 Wir vermögen nichts für Euch zu tun." Ihre einzige Hoffnung bleiben wir Deutschen im Ausland. Wir alle# die wir gewiss oft nicht glänzend, vielleicht aber auch in Wohl» stand oder gar Fülle im Ausland leben konnten, WIR MUESSEN IHNEN BEISTEHEN, ihre verzweifelte Lage zu überwinden. Was mögen für dieses Kind ein warmes Kleidungsstück, für jene stillen- de Mutter eine Dose Kondensmilch, für den ehemaligen Häftling ein Trockenei bedeuten! Helfen wir ihnen, wenigstens die nächsten Monate zu überleben! Das ANDERE DEUTSCHLAND hat die Initiative zu einer machtvollen Hilfsaktion für die 0pe fer des Hitler-Terrors in Deutschland ergriffen. Sie soll ALLE Deutschen guten Willens in Ar- gentinien umfassen. FRITZ BUSCH hat sich bereit erklärt, ihr Ehrenpräsidium zu überneh» m®n- Wir rufen darum schon jetzt alle, aber auch alle diejenigen, die helfen können, auf, es so schnelf wia möglich zu tun und einen ersten Beitrag eiligst zu überweisen an das Konto Juan Carl, Banco Holandes, oder einzuzahlen beim Andern Deutschland. Sprechstunde im DAD-Büro täglich von 17—19 Uhr (ausser Freitag). Deutschland-Hilfswerk Provisorischer Arbeitsausschuss Im Auftrage: Dr. August Siemsen 4 E U R O DAS ANDERE DEUTSCHLAND; K APÜTT! In dem Moment, in dem dies geschrie- ben wird, weiss die Welt nichts über den Gang der Beratungen in Potsdam. Die Beratungszimmer sind hermeti- scher verschlossen als zur Zeit der Kabinettspolitik der absoluten Herr- scher. Die Völker der Welt warten darauf, was ein paar Männer über das Schicksal der Welt, insbesondere über das Schicksal Europas beschlossen werden, oder vielmehr auf das, was man ihnen als Resultat der Beratun- gen mitzuteilen für gut befinden wird. Nun, die „Drei Grossen", die in Pots- dam beraten, aushandeln und be- schliessen, sind gewiss nicht nur drei Personen, es sind vielmehr die drei Weltmächte, die durch sie vertreten werden. Aber darin, dass diese politi- schen Leiter der drei Weltmächte mit ihren Ratgebern allein die weittra- gendsten Entscheidungen fällen, drückt sich die herrschende Machtpo- sition dieser Weltmächte aus. In der Zeit der Weltwirtschaft und des Mo- nopolkapitalismus einerseits und der Sowjetunion andererseits ist kein Platz mehr für die Souveränität von Nationalstaaten, die entstanden sind, als der aufsteigende Kapitalismus die feudalständische Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung durch ökono- misch und politisch einheitliche Natio- nalstaaten ersetzte. Kontinentaleuropa hat diesen Schritt über grössere und kleinere National- staaten hinaus zur Zusammenfassung, zur europäischen Union nicht getan. Die inneren Gegensätze, vor allem der deutsch-französische, liessen sich um- so weniger überbrücken, als sie stets von der englischen Politik genährt wurden, deren dauerndes Bestreben die Verhinderung der Einigung Euro- pas war. Dass die Organisierung Europas, die von der wirtschaftlichen Entwicklung dringend gefordert wurde, ausblieb, war die Hauptursache des ersten Weltkrieges. Dass nach dem ersten Weltkrieg die Zersplitterung in Na- tionalstaaten infolge der eigensüchti- gen und sowjetfeindlichen Politik Englands und Frankreichs noch ge- steigert und dadurch das wirtschaft- liche und politische Chaos in Europa ins Unerträgliche gesteigert wurde, war die tiefere Ursache des zweiten Weltkriegs. An seinem Ende ist Eu- ropa ein Trümmerhaufen. Das wichtigste Problem, das die „Drei Grossen" in Potsdam beschäftigt, ist das, was mit diesem Trümmerhaufen geschehen soll. Wir haben immer wieder die Verei- nigten Staaten Europas als einziges Mittel zu einer befriedigenden Lösung des deutschen Problems, zum erfolg- reichen Wiederaufbaut Europas und zugleich als wichtiges: Mittel zur Si- cherung des Weltfriedens aufzuzeigen gesucht, und wir haben immer wieder Stimmen der Sozialisten und der Paneurcpäer zitiert, die in die gleiche Richtung wiesen. Diese Stimmen wer- den in Potsdam nicht laut werden. Ih- re Träger, die Sozialisten — der La- bourmann Attlee ist Anhänger der reaktionären Aussenpolitik Churchills, — die Resistance, die fortschrittliche europäische Intelligenz, sind dort nicht P A von Dr. August Siemsen vertreten. Und inzwischen haben sich die Dinge bereits in einer Weise ent- wickelt, dass man kaum noch etwas Gutes erwarten kann. Schon während des Krieges waren die Sowjetunion und England bemüht, ih- re Machtpositionen in Europa auszu- bauen. Für sie ist Europa Objekt, wichtiger Schauplatz künftiger Aus- einandersetzungen. Aber infolge der veränderten Machtverhältnisse sind die Rollen vertauscht. Diesmal ist es nicht England, das einen Sicherheits- kordon von Staaten gegen die Sowjet- union schafft. Vielmehr hat sich die durch das östliche Polen und durch Bessarabien nach Westen vorgescho- bene Sowjetunion darüber hinaus noch mit einem Gürtel abhängiger oder verbündeter Staaten umgeben: Ru- mänien, Bulgarien, Jugoslawien, Un- garn ,Polen. Und auch die tschechoslo- wakische und die provisorische öster- reichische Regierung kooperieren mit der Sowjetunion. Mit seiner gewalti- gen ökonomischen und militärischen Macht steht Russland im Herzen Eu- ropas und beherrscht eine Linie, die von Stettin bis zum Adriatischen Meer führt . Auf der anderen Seite hat Churchill den Versuch gemacht, sich in West- europa auf die monarchistischen, kle- rikalen und grosskapitalistischen Kräfte zu stützen. In Jugoslawien ist dieser Versuch völlig gescheitert, in Frankreich und Belgien ist sein Schei- tern ziemlich sicher. Und auch die Tage seines Schützlings Franco schei- nen gezählt zu sein trotz aller Bemü- hungen der Kirche und der in Spa- nien interessierten kapitalistischen angelsächsischen Kreise. Nur in Grie- chenland hat Churchill zunächst Er- folg gehabt. Aber die „Ruhe und Ord- nung, die er dort mit der Gewalt der Waffen geschaffen hat, stellt sich als eine terroristische, blutige Diktatur dar, die alle freiheitlichen Elemente des Landes gegen sich aufbringt, und Dank einer Initiative des ANDEREN DEUTSCHLAND werden Hitlergegner von den argentinischen Behörden nicht wie Nazis behandelt. Deutsche Antifa- schisten werden von den Ausnahme- bestimmungen des Dekrets zur Regi- strierung der feindlichen Ausländer (No. 7088/45) befreit — so teilte der argentinische Innenminister Konter- Admiral Alberto C. Teisaire dem AN- DEREN DEUTSCHLAND in Beant- wortung unseres Gesuches mit. Die Befreiung erfolgt auf Grund eines Gesuches, das jeder Interessierte per- sönlich einreichen muss und in dem er den Nachweis seiner demokrati- schen Gesinnung zu erbringen hat. Ausserdem ist die Vorlage eines poli- zeilichen Führungszeugnisses (buena conducta) erforderlich. Diejenigen Gesinnungsfreunde, die an einer Bescheinigung ihrer Zugehörig- keit zum DAD interessiert sind, bit- ten wir, sich in den Bürostunden (5 bis 7 Uhr) in der Administration des DAD, Tucumän 309 zu melden ' (ausser Freitags). die sich nur von Englands Gnaden halten kann. Ausserdem ist Griechen- land von zur russischen Machtsphäre gehörenden Staaten umschlossen. Der griechische Aussenposten des engli- schen Imperialismus in Festlandeuro- pa wird sehr kostspielig sein und sich doch auf die Dauer ebensowenig be- haupten lassen wie der spanische. Was Chamberlain begonnen hat, indem er aus Hass gegen die Sowjetunion Hitlerdeutschland unterstützte und dadurch Europa in die Katastrophe trieb, das hat Churchill vollendet, in- dem er nach der mühsamen Nieder- ringung Hitlerdeutschlands alle An- sätze und Möglichkeiten zur Einigung Europas durch die Kräfte der Linken sabotiert und unterdrückt hat: Eng- lands Ansehen und Einfluss in Euro- pa sind äusserst geschwächt. Es ist kaum anzunehmen, dass England, selbst mit Unterstützung von USA, noch in der Lage sein sollte, der Sow- jetunion im Ernstfall in Europa die Stirn bieten zu können. „Englands Schatten über Europa" — so heisst ein Buch, das die antieuropäische Po- litik Englands historisch darstellt — verflüchtigt sich, Die englische Poli- tik des Mächtegleichgewichts in Eu- ropa hat ausgespielt. Aber was wird nun mit dem west- lichen Europa ? Die eine, sehr in den Bereich des Möglichen gerückte Perspektive ist die Eingliederung ganz Europas in die Machtsphäre der Sowjetunion. Da- mit würde Europa aufhören, ein selbständiger Machtfaktor zu sein. Damit würde aber auch, falls nicht in der Sowjetunion selbst grosse Aende- rungen eintreten, Wesentliches, für die Menschheit Wichtiges der spezi- fisch europäischen Freiheits- und Hu- manitätsideen vorerst ins Grab sinken, um vielleicht später in neuer Form wiederaufzuerstehen. Es gibt auch noch eine andere Mög- lichkeit. Frankreich könnte, wie wir mehrfach ausgeführt haben, trotz seiner Nieder- lage vermöge seiner grossen politi- schen und kulturellen Tradition und vermöge seiner Resistance- und Er- neuerungsbewegung die Führung zur Einigung des von der Sowjetunion nicht direkt abhängigen Europa über- nehmen. Aber zur Zeit diktiert de Gaulle noch die französische Politik. Und de Gaulle, der ganz in den alten militärischen und nationalistischen Vorstellungen befangen ist, ist völlig unfähig zur Konzeption und Inangriff- nahme dieser Aufgabe. Der geschichtlich überholte Nationa- lismus de Gaulies aber ist durch die Schandtaten und Unterdrückungsme- thoden der Nazis in den besetzten Ge- bieten zu einer europäischen Krank- heit geworden. Er verhindert, das zer- rüttete Europa in unheilvollster Wei- se, den Weg der Genesung zu be- schreiten. Der nationalistisch gefärbte Hass ge- gen Deutschland und das deutsche Volk, die man in primitiver vansittar- tistischer Weise mit Hitler und den Nazis gleichsetzt, nimmt Formen an und stellt Forderungen auf, die für DVS ANDERE DEUTSCHLAND $ Europa und damit für die Hasser selbst verhängnisvoll werden müssen. Wenn Deutschland infolge der Ver- wirklichung dieser Hassziele zu einem wirtschaftlichen und politischen, phy- sischen und moralischen Seuchenherd wird, so werden die „Drei Grossen" in Potsdam wenig davon betroffen, wohl aber die Völker Europas, vor allem die Nachbarvölker. Und muss Deutschland nicht zu einem solchen Seuchenherd werden, wenn ihm im Osten seine landwirtschaftlichen Überschussgebiete genommen werden? Wenn im Westen Frankreich, Belgien und Holland sich aus dem blutenden Leichnam Stücke herausschneiden wollen? Wenn man es seiner Industrie beraubt, durch deren Produktion schon bisher Deutschland den not- wendigen Einfuhrbedarf an Lebens- und Futtermitteln bezahlen musste, deren Produktion aber nicht nur zur Ernährung der deutschen Bevölke- rung, sondern auch zum Wiederauf- bau Europas unentbehrlich ist? Wenn man in das zerstörte und durch den Raubbau der Nazis ausgepowerte Deutschland Millionen Deutsche aus den von Polen annektierten Gebieten und aus dem tschechischen Grenzge- biet hineinpresst? Werden diese Absichten verwirklicht, so mögen die Deutschenhasser ju- beln: „Deutschland kaputt!" und sie würden — kurzsichtige TorenZ — nicht merken, dass darin das Wort eingeschlossen ist: „Europa kaputt!*' Was in unseren düsteren Tagen an Hoffnung bleibt, ist, dass es trotz al- lem den noch geknebelten, aber in Frankreich und Spanien, in Italien und Belgien zur Macht strebenden fortschrittlichen Kräften gelingen mö- ge, wenigstens Westeuropa in einer Union zu einigen, die ein vom Nazis- mus und Militarismus, von Nationa- lismus und Imperialismus gereinigtes demokratisches Deutschland sich ein- gliedern könnte. Dieses Resteuropa würde nach Lage der Dinge nur in enger Zusammenar- beit mit der Sowjetunion existenz- und entwicklungsfähig sein. Dazu ist die Bereitschaft der Sowjetunion un- erlässlich, Europa nicht seinen Willen und seine Methoden aufzuzwingen. Die Politik, die sie in der Tschecho- slowakei und in Oesterreich befolgt, scheint dafür günstige Aussichten zu bieten. Obwohl die bisherige Entwicklung der europäischen Frage wenig zu Opti* mismus berechtigt, besteht also doch noch die Hoffnung, dass die Frage „Europa kaputt?" nicht mit einem glatten Ja beantwortet werden muss» Diese Hoffnung erhält eine erfreuliche Verstärkung durch den Sieg der eng- lischen Arbeiterpartei, durch den vor- aussichtlich der antieuropäische Kur* der churchiilschen Politik eine mehr oder weniger grosse Aenderung erfah- ren wird. Zum Abtransport deutscher Industrieanlagen von Hans Lehmann Mögen Rachsucht diktieren oder der Wunsch, sich die Konkurrenz der deutschen Fabriken vom Halse zu halten, sei es das Bestreben, die eigene Indu- strie in kürzester Frist aufzubauen, immer wird der Abtransport deutscher Maschinerieanlagen den gleichen Effekt haben: der Beitrag Deutschlands zum Wiederaufbau Europas wird auf ein Minimum reduziert. Es gibt allerdings ein Argument, das dieses Beden- ken entkräften könnte: Besser ein Spatz in der Hand als eine Taube auf dem Dache. So argumentierte wirklich der Finanzsachverständige Dr. Paul Einzig , in der englischen Zeitschrift „Financial News11. Die Zerstörung der deutschen Industrie mache die Re- parationsleistungen unmöglich? ,,Unsinn", erklärt dagegen Herr Dr. Einzig. „Es ist viel besser die deutschen Fabrikanlagen abzutransportieren. Sie haben mindestens so viel Wert wie das, was sonst Deutschland im Lauf von 20 Jahren an Reparatio- nen leisten könnte. Die britischen Handelsinteressen würden aus Gründen der Selbsterhaltung die Re- gierung über kurz oder lang zwingen, auf Repara- tionsleistungen zu verzichten. Da nehmen wir heu- te, was wir brauchen können. Russland dürfte aus anderen Motiven den Spatz in der Hand vorziehen: Was es jetzt abtransportiert, können seine Alliiertem ihm schwerlich streitig ma- chen. Und es mag auch aus Gründen der eigenen Sicherung vorziehen, seine eigene Industrie be- schleunigt aufzubauen, koste es, was es wolle. Mit Herrn Dr. Einzig lässt sich schwerlich streiten. Ihn dürfte kaum interessieren, dass ein darnieder- liegendes Deutschland auch als Kunde britischer Fertigfabrikate, kanadischen Weizens, australischer Wolle etc. ausfällt. Noch weniger wird es ihn be- unruhigen, wenn ein grosser Teil der nahezu 50 Millionen nicht von der Landwirtschaft lebenden Deutschen umkommen müssten. Für Russland liegt das Problem jedoch etwas an- ders. Nehmen wir selbst an, die Sowjetunion kön- ne uninteressiert sein an dsx Frage, wie» die etwa >5 Millionen deutscher Industriearbeiter existieren sol- len. Dann bleiben noch zwei Tatsachen zu be- denken: Maschinen erhalten erst ihren rechten Wert, soweit auch das nötige Arbeitermaterial ver- fügbar ist. Welche Schwierigkeiten Russland in die- ser Beziehung hat, beleuchtet eine Meldung, nach der sich russische Arbeiter darüber beklagten, dass deutsche kriegsgefangene Facharbeiter höhere Löhne bekommen. Die andere Tatsache, die Russland zu bedenken hat, ist mehr politischen Charakters. Zweifellos hat die Sowjetunion sich Sympathien dadurch erwor- ben, dass sie schneller als die westlichen Alliierten dem deutschen Volk eine gewisse politische Frei- heit einräumte. Was kann aber eine Arbeiterschaft mit politischer Freiheit ohne wirtschaftliche Sub'si- stenzmittel anfangen? Schon Hitler hatte bewiesen, wieviel höher Arbeitsbeschaffung als politische Rechte bewertet werden. Und der Abgesandte des österreichischen Ministerpräsidenten Renner erklär- te kürzlich in Paris, dass die österreichischen Kom- munisten bereits an Sympathien verloren haben, weil das Volk sie mit für den Abtransport österrei- chischer Industrieanlagen nach Russland verant- wortlich mache. Dieses Symptom sollte den russi- Vchen Staatsmännern zu denken geben. Wäre es doch gerade für eine kommende Auseinanderset- zung zwischen den Alliierten nicht belanglos, auf welcher Seite das mitteleuropäische Proletariat steht. Noch unmittelbarer aber sollte die Arbeiterschaft der anderen europäischen Länder daran interes- siert sein, wie weit der von Herrn Dr. Einzig gefor- derte und von Russland nicht nur geforderte, sony dem auch schon praktisch begonnene Abtransport deutscher Industrieanlagen gehen soll. Ein ver- elendetes Deutschland wird stets für die Arbeiter- schaft ganz Europas ein hemmender Faktor im sozialen Kampf sein. Es wäre deshalb an der Zeit, dass endlich einmal die Gewerkschaften aller Län- der ihr Mitbestimmungsrecht bei der Festsetzung <*er .Repcrrati©nen geltend snachten. 6 DAS ANDERE DEUTSCHLAND DER ANTIDEUTSCHE KORDON - ALS MITTEL DfcR EUROPÄISCHEN DEMOKRATISIERUNG von Karl O. Paetel Edgar Mowrers, des bekannten amerikanischen Journalisten, Vorstellungen von Demokratie haben ein etwas zwiespältiges Gesicht. Ueber französische Dinge z. B. hat er erfreulich fortschrittliche Ansich- ten, — über deutsche Fragen erstaunlich kurzsich- tige. So erschien in der „New York Post1' ein Artikel „Strengthening the Anti-German Cordon", der nicht Unwidersprochen bleiben darf. Ueberzeugt davon, dass jeder Deutsche, der diesen Krieg und die endliche Hitlerdeutsche Niederlage überlebte, nur einen Gedanken hat, nämlich den dritten Weltkrieg vorzubereiten, tritt er energisch für die ,,tough line" gegenüber dem nachhitleri- schen Deutschland ein. Aber er befürchtet, dass angesichts der ,,zum Ver- geben geneigten Natur freier Völker" und dem kur- zen Gedächtnis das keine leichte Aufgabe sein wird. — Es bleibt nur eins: alle europäischen Völker da- durch eindeutig an eine antideutsche Politik zu binden, dass man sie von vornherein an allen 'Mass- nahmen gegen die Deutschen beteiligt, z. B. alle Besetzungsmassnahmen von allen Nachbarn mit durchführen lässt. Bei der Schweiz kenne man eine Ausnahme machen, aber „alle Völker, die ihre Be- freiung den grossen Drei verdanken1' sollten nach- drücklich dazu angehalten werden. Ja, er geht wei- ter und formuliert: „die Bereitschaft eines jeden von ihnen, ein Stück deutschen Gebietes zu überneh- men und es zu kontrollieren, sol te quasi als Ein- trittskarte in eine ehrenwerte Nachkriegsgesell schaft betrachtet werden!" Bei den meisten Völkern nimmt er diese Bereitschaft als gegeben an; aber, falls, meint Herr Mowrer, Länder wie Norwegen oder Dänemark etwa ableh- nen sollten, an langfristigen Massnahmen dieser Art teilzunehmen, müsste ihnen höflich aber deut- lich klargemacht werden, dass es in Zukunft keinen Platz mehr für „Neutrale" geben wird. . .! Nur die lückenlose Durchführung eines solchen antideut- schen Kordons könne den dritten Weltkrieg verhin- dern. — Soweit Edgar Anselm Mowrer. Man weiss im ersten Moment nicht, worüber man mehr erstaunt ssin soll: über den naiven Zynismus der hier zum Ausdruck gebrachten Drohungen ge- genüber verbündeten europäischen Völkern oder über die Kurzsichtigkeit der Perspektive. Seit ca. oO Jahren predigt — mit sehr eindringli- chen Argumenten — die amerikanische Presse den europäischen Völkern, dass alles Uebel der letzten Jahrzehnte von einer längst überholten Abgrenzung der einzelnen europäischen Völker voneinander kommt: die Vereinigten Staaten werden als das Ge- genbeispiel hingestellt; hier hat ein Kontinent sich föderal zusammengefunden und fährt gut dabei. . . Und nach einem Krieg, der infolge der Usberspit- 2ung des Rationalstaatlichen Gedankens einen.an- deren Kontinent in unabsehbares Unheil gestürzt hat, weiss Herr Mowrer keinen fortschrittlicheren Ratschlag zu geben als den: „macht eine Gendar- merieverwaltung aus Europa", haltet die 80 Millio- nen Deutsche, die in der Mitte Europas nun einmal kraft historischer Entwicklung beheimatet sind, „langfristig" im „Seuchenhaus" gefangen, und we- he dem von Euch, der meint, er habe wichtigere Aufgaben, als die „Hunnen" zu bewachen: er wird keine Eintrittskarte zur zivilisierten Völkergemein- schaft bekommen. . .! Die Dinge liegen hier so eindeutig, dass man wirklich von jedem „deutschen" Protest absehen kann; selbst wenn es gleichgültig wäre, was unter einer solchen europäischen Konstellation aus der deutschen Wirtschaft, der deutschen Gesellschaft, der deutschen Demokratie wird (in DIESEM Fall kümmert den Demokraten Mowrer das merkwürdig wenig!): — Was wird dann aus den anderen? Kann man Europa aufbauen als Polizeibezirk? Kann man sich auch nur im Traum einbilden, wenn man einen Polizei-Kordon um das Herzstück Europas schliesst — ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, wie man die Volkskraft dieses Sektors für die europäische Gesamtheit nutz- bar machen kann — dass die vielberedte europäische Einheit zustande kommt? Heute herrscht ein sehr verständlicher Hass aller unterdrückten europäischen Völker vor; — Vernunftgründe haben wenig Einfluss da- rauf. Aber sollen die Kinder der Opfer des Hitler- krieges immer noch nichts anderes, „langfristig'!, kennen als die billige — diesmal allerdings in bluti- ge alltägliche Realität übersetzt — Reminiszenz aus „Räuber und Gendarm" — Spielen? Ist Herrn Mowrer wirklich noch nicht aufgegangen, dass diese den europäischen Völkern zugemutete — langfristige — Polizeiaufgabe, auch ihnen für Jahrzehnte wertvollste Aufbaukräfte entziehen, un- produktiv machen muss? Dass die von ihm befürwortete künstliche Züchtung einer Gefangenenwärterpsychologie bei den ande- ren Nationen schwersten Schaden für jede künftige gsmeinsame kontinentale Rekonstruktion anrichten muss? Und das von Hitler barbarisierte deutsche Volk soll dann unter Ausnahmebestimmungen solcher Art ein Gefühl für „wahre Demokratie" bekommen, soll sich innerlich ausrichten auf das Gemeinsame mit den andern, mit denen, die man ausdrücklich und betont als Gendarmen über sie setzt; über all die Unbekannten, die, die mit dem Nazismus so viel gemeinsam haben wie Herr Mowrer, über all die jungen heranwachsenden Menschen, die schon rein altersmässig keinerlei Mitverantwortung haben kön- nen für all das Leid und Elend, das die faschistische Diktatur über Europa gebracht hat? Wenn das der einzige Weg wäre, den Deutschen die Gedanken der Freiheit und Demokratie wieder. nahe, zu bringen, müsste man schon heute diesen DAS ANDERE DEUTSCHLAND 7 Versuch als gescheitert ansehen. — Aber Herr Mowrer zeigt eigentlich schon selbst auf, dass sein Rezept nicht gehen wird: weil nämlich — nach ei- ner kurzen Uebergangsperiode verständlicher emo- tioneller Rachegefühle, und nachdem der Gerech- tigkeit durch Aburteilung all der wirklich Schuldi- gen Genüge getan sein wird — die „freien Völker" den Plan des New Yorker Leitartiklers einfach nicht mitmachen werden, weil sie mehr daran interessiert sein werden, aus ihren eigenen Staaten wieder nützlich und friedliche Gebilde zu machen, weil sie Arbeit genug Haben werden, all die Polgen des Völkermordens zu beseitigen, weil sie sehr bald erkennen werden, dass Europa nun mal miteinan- der leben muss, wenn es vorwärtskommen will. Weil sich herausstellen wird, dass sich für den von Herrn Mowrer ersehnten europäischen Polizeistaat einfach nicht genügend Gendarmen finden wer- denl — Die Parole Mowrers aber bleibt ein erschreckendes Beispiel für die Wirkung der Kriegspsychose selbst bei liberalen und demokratischen Menschen. AUS DER GOLDENEN INTERNATIONALE von Hein z Bier 1 Wenn der Nazismus glaubte, den 2. Weltkrieg ge- winnen zu könnfen, so gründete sich dieser Glaube nicht so sehr auf die blinde Gefolgschaft des deut- schen Volkes, noch auf die technische Vorbereitung oder neue entscheidende Erfindungen als vielmehr auf die Unterstützung des internationalen Kapita' lismus. Diese Unterstützung besass Hitler schon lange vor der Machtergreifung. Die Thyssen, Röch- ling und Schröder waren seine Steigbügelhalter. Von ihm erhofften sie neben verschiedenem ande- rem, vor allem Henkerdiensten, das grosse Ge- schäft. Ihre Hoffnung wurde nicht getäuscht. Die Hitler-Aufrüstung steigerte die Profitrate in unge- ahnter Weise. Wie hätten sich die internationalen Verdiener dieses Geschäft entgehen lassen kön- nen? Zuerst hatte man dem Nazismus Deutschland in die Hände gespielt, jetzt bereitete man dasselbe für Europa vor. Die Herren Bankiers von der Bank für internationalen Zahlungsausgleich in Basel ge- währten unbegrenzten Kredit. Das "Comite des Farges" spielte mit internationaler Beihilfe den Na- zis das Saargebiet in die Hände und erhielt zum Dank dafür grosse Rüstungsaufträge, die auch prompt ausgeführt wurden, während die gleichen Herrschaften die französische Aufrüstung sabotier- ten. (Später machten Hitler und die französischen Kartellherren noch bessere Geschäfte miteinander.) Nur mit Hilfe der internationalen Trusts und Kar- telle konnten die Nazis den 2. Weltkrieg mit eini- ger Hoffnung auf Sieg vorbereiten. Im Jahre 1936 war Deutschland an 97 von insgesamt 128 Kartell- verbänden beteiligt. Auf diese Weise benutzten die Nazis Jahr für Jahr, ja selbst noch während des Krieges, ausländische Patente, Erfindungen und Industrieverfahren. Der berüchtigte Sir Basil Zaha- roff fand in diesem Kriege seinen Nachahmer, des- sen Reisen aber durchaus nicht mysteriös genannt werden können. Dieser feine Herr heisst Mr. Frank A. Howard, seines Zeichens Vertreter der Standard- Oil. Er schloss noch im Oktober 1939, nachdem Polen schon von den Nazis zerstampft worden war, im Auftrage dieser Firma ein Abkommen mit der IG-Farben-Industrie. Nicht dass Standard-Oil und IG-Farben sich nicht auch vorher gut verstanden hätten, aber dieses Abkommen sollte sein "ein mo- dus vivendi für Kriegszeiten, ob die USA am Kriege teilnehmen würden oder nicht". Da kaum ein Zwei- fel bestand, auf welcher Seite die USA stehen wür- den. .. Dieses Abkommen funktionierte ausgezeichnet, während die Nazis Land für Land eroberten. Das Eigentum der Standard-Oil in Frankreich wurde auf die IG-Farben übertragen, dasselbe geschah in Ungarn und in anderen Ländern, sobald die Nazis dieselben beherrschten. Noch im Jahre 1941 gab die IG-Farben der Standard-Oil Aufträge gemäss Kartell vertrag über Kartellvereinbarungen mit an- deren amerikanischer Firmen. Zur gleichen Zeit be- mühte sich die Standard-Oil um „Navicerts" bei der englischen Regierung für Sendungen an die IG- Farben, die über neutrale Länder (Lissabon) gin- gen! Dass die Standard-Oil auch in der gleichen Zeit noch die deutsche und italienische Luftlinie nach Südamerika mit Petroleum versah, sei nur nebenbei erwähnt.- Nach dem japanischen Angriff auf Pearl-Harbour waren die USA gezwungen, sich sofort auf die Produktion von Kunstgummi umzustellen, nachdem die Rohstoffquellen für Naturgummi verloren wa- ren. Diese Umstellung konnte nur sehr langsam er- folgen, wegen des Abkommens zwischen Standard- Oil und IG-Farben, dass der Ersteren die Produk- tion von Kunstgummi in nennenswertem Umfange untersagte, trotzdem es sich im wesentlichen um amerikanische Patente handelte. Dasselbe traf für Aluminium und andere Leichtmetalle zu. Hier be- stand eine Vereinbarung zwischen der Magnesium Development-Co. und IG-Farben. Ebenso be- herrschten Krupp, Rohm und Haas AG. und Zeiss- Jena durch ähnliche Abkommen mit entsprechen- den amerikanischen Firmen, die Kriegsproduktion in USA. Bausch and Lomb INC. weigerten sich z. B. der englischen Regierung ohne Zustimmung von Zeiss-Jena optische Instrumente zu liefern. Erst der Eingriff d/r Antitrust-Abteilung des Justizministe- riums setzte dem ein Ende. Aber selbst noch naah dem Eintritt der USA in den Krieg setzten II Pro- zent der amerikanischen "Kaufleute" ihre Bezie- hungen zu Achsenfirmen in Südamerika fort. Alle diese Dinge und noch vieles mehr brachten die Untersuchungen der Patent-Untersuchungskom- mission und des Truman-Ausschusses des Senats der Vereinigten Staaten ans Tageslicht. Es scheint, dass diese Abkommen der "feinen Leute" noch im- mer in Kraft sind, denn allen den Steigbügelhaltern Hitlers und seinen Helfershelfern in Deutschland und in der ganzen Welt ist bisher kein Haar ge- krümmt worden, und keiner dieser bösartigen Kriegsverbrecher ist bisher vor ein Gericht gestellt worden« 8 DAS ANDERE DEUTSCHLAND; HARTER ODER MILDER FRIEDE? Im Falle Deutschlands wurde wie- derholt die Frage formuliert: Leichter Friede oder harter. Friede? So ist die Fragestellung falsch. Die Schuld des deutschen Volkes am Aufstieg des Faschismus ist gross und unleugbar, aber nicht ausschlieslich. Die Kir- che und die Clivedens, Wall Street und der Kreml, Fürsten und Dich- ter, alle Weisen aus dem Morgen. Und Abendlande überstürzten sich, um ihre Gaben an die Wiege des An- tichrist zu tragen. Was die Auffassung anbelangt. Deutschland sei auf jeden Fall — Fa- schismus ja oder nein — die Verkör- perung des Schlechten und der Mili- tarismus mit seiner Doktrin der ver- ewigten Gewalt sei auf Grund aus- schliesslichen Urheberrechtes deutsch, das nehmen nicht einmal die ernst, die sie verbreiten. Diese verstehen es ausgezeichnet, kaltblütig den Antise- mitismus zu piagieren (Auge um Au. gs — Zahn um Zahn), der nebenbei gesagt keine deutsche Erfindung ist, Indern sie ihrerseits versuchen, alle Sünden und alles Unrecht des Men- schengeschlechtes auf eine Nation ab- zuladen. Die Frucht ihrer geistigen Anstren- gung ist eine Kriegs.Erfindung, die jeder Geist, christlicher, jüdischer oder irgendeiner anderen Zivilisation eich weigern müsste, sich zu eigen zu machen. Es gibt auf der Erde kei- ne Auserwählten Völker Gottes oder des Satans. Kein Individuum und keine Gruppe von Individuen steht jenseits der Sünde und jenseits der Erlösung. Immerhin brauchte trotz des Absinken« des intelektuellen Ni- veaus in diesen Jafcren eine so ein- fache Wahrheit nicht wiederholt zu werden, wenn hinter den Mystifika- tionen sich nicht eine Realität ver- bergen würde. Und die Realität ist, die. dass das deutsche Volk das stärk- ste und zahlreichste Gebilde in Euro- pa im Westen von Russland dar. Stellt und derstellen wird. Daraus er- gibt sieh eine Wahrscheinlichkeit für Deutschland, wenn es nach der Ka- tastrophe des Nazismus geeint auf- erstände. auf Grund gleichgeschalte, ber Kräfte und auf der Basis einer beliebigen Doktrin die Vorherrschaft zu erlangen. Das wollen wir nicht. Also "pax dura" unbegrenzt. Aber ist es denn wahr, dass jedesmal und überall, wo eine Nation numerisch und technisch grösser ist als ihre; Nachbarn, sie auch unvermeidlich die imperialistische Vorherrschaft in ih- re Einflussphäre beanspruchen und aufrichten muss? Es ist nicht, not- wendigerweise wahr- Die Ueberlegenheit der Vereinigten Staaten unter den Nationen der west- lichen Hemisphäre ist unvergleich- lich erdrückender, als es die'enige Deutschlands in Europa je gewesen ist, und sein wird. Aber trotzdem zo- gen sich die Vereinigten Staaten Land- UEd Machtgrenz,:n und schon lang* vor der Politik der guten Nachbarschaft. Sind die Deutschen vielleicht inner- Von G. A. BORGHESE lieh unfähig, als Nation eine solche Reife zu erlangen? Sind sie etwa für immer verdammt? Und von wem? Vcn einem Grossen, dessen Geist wir niemals kennen werden, oder nur von den drei Grossen? Aber es kommt diesen dreien nicht zu, zu ver_ dämmen. Ihre Aufgabe ist es, den deutschen Faschismus abzuschaffen, oder wenigstens nicht weiter das zu tun. was sie zehn J-ahre lang getan haben — ihn zu begünstigen. In Wirklichkeit hatten die Demokratien zwei Wege vor sich, wenn ihr Ziel darin bestand, den Faschismus zu fördern und zu verewigen. Der eine Weg war, ihn zu zähmen und ihn während seiner Entwicklungsaeit zu kaufen, indem sie ihn mit Lob, Wohl- taten und Territorien versorgten. Diese Methode wendeten wir bis München und darüber hinaus mit viel Erfolg an Der zweite Weg ist der, den Faschismus zu begraben, damit er noch lebendiger wieder aufersteht. Das werden wir tun können, wenn wir die Worte unterschreiben, die Hitler in seiner vorletzten Stunde am 30. Januar ausgesprochen hat. ("Jedes Versprechen der Demokratien ist wertlos. Sie sind unfähig, ihre Ver- pflichtungen einzuhalten"), wenn wir Beweise zusammentragen, dass der Faschismus und der Nazismus die Wahrheit sprachen, als sie pro- klamierten, dass unser wahres Ge- sieht die Habgier und Gewalttätigkeit seien, während Freiheit- und Gerech- tigkeit nur uns-ere Maske sind. HILDE JkiONTE ERSCHOSSEN 1 tiiltte Monte war eine aus der so- zialistischen Jugendarbeit hervor- gegangene Genossin, tu ; wonl nur wenigen unserer Leser durch ih- re Wkrtscnai »apolitische .xUisätze in den 'Lett News ' bek-imt wurde. Von überragender lii.eüigcnz und gründlicher sozialist iseto-ökonemi- ijcher Schulung, hatten schon diese tii genschalten sie dazu bestimmt, dereinst eine wichtige Funktion in der Arbeiterbewegung zu spickn, [ilde Monte war aber kein Mensch, dem die theoretische Ar- beit genügt hätte. Erfüllt von Mut und Opitrbsreitschait, suchte sie Aufgaben, bei denen sie ihre so- zialistische Gesinnung in die Tat umsetzen konnte, gleichviel wel- chen Einsatz sie kesten mochten. Aus. ihrem Exil in London, in das sie im - Alter von kaum 20 Jahren flüchten musste, ahm sie aktiv am Untergrundkampf in Deutschland teil. Verspätet erhalten wir nun die folgende Nachricht über ihre letz- te Aktion: "Hilde M., die. nach Deutschland gegangen war, hatte ihre Mission erfüllt und wollte ge- rade die Grenze nach einem neu- tralen Land überschreiten, a!s sie von deutschen Grenzposten am 18. April 1945 erschossen wurde". In diesem Sinne ist der für Deutsch- land härteste Friede für die Nazis der leichteste. Falls wir also nicht materiell fähig sind — was wir wahrscheinlich nicht sindl — die deutsche Nation von der Wurzel bis zum letzten Zweig aus- zurotten, und falls unsere söge, nannte christliche Zivilisation fähig ist, ein so heidnisches Unternehmen zu überleben — was nicht sicher ist — müsste unsere Methode, uns mit Deutschland auseinanderzusetzen, aus folgenden drei untereinander ver- knüpften Phasen und Massnahmen bestehen: Die erste ist der Sieg und die be- dingungslose Uebergabe. Diese ist we- der ein harter noch ein leichter Frie. de. Sie ist und muss die Zerstörung des Nazismus sein. Die zweite Phase wird dargestellt durch das Intervall zwischen Sieg uijd Friede. Man kann sie Einstellung der Feindseligkeiten oder Waffen- stillstand nennen, aber nicht Friede. Sie kann oder wahrscheinlich muss sie in der vollständigen Besetzung deutschen Gebietes bestehen (durch, die Vereinten Nationen und nicht durch einzelne Mächte) und in der militärischen Verwaltung der deut- schen Nation (durch eine gemeinsa- me Regierung der Alliierten, nicht durch einzelne Mandate). Der Waf- fenstillstand darf nicht Handelsob- jekt sein; er ist. die bedingungslose Uebergabi\ aber, was uns betrifft, be- dingt durch E.::'9 und Klugheit. Die dritte Phase ist der Frieden mit einer wiedergeborenen deutschen Na- tion, die als gkieh und frei in die Ge- sellschaft, all-;r Nationen zurückge- führt wird. Weder glimpflicher noch harter Friede: Friede. Die Verbindung zwischen der ersten und der zweiten Phase muss in un- serer unabwandelbaren Entschlossen- heit bestehen. keinerlei Beziehung zu keiner Art von "Post-Faschismus" zu haben (unter dem Vorwand der Legalität und der Ordnung). Die Verbindung zwischen der zweiten und der dritten Pahse müsste darin bestehen, dass man strengstens Wor- te und Taten. Handlungen oder Un- terlassungen vermeidet, die zwei un- veräusserliche Rechte des deutschen Volkes berühren: Sein Recht an einer vollständigen ökonomischen Wieder- herstellung nach seiner Wiedergeburt; sein Recht zur Selbstbestimmung, wenn diese sich durch den weder ver- fälschten noch erzwungenen Volks- willen äussern wird. Die Welt fordert, die Erklärung zu hören, dass alle Nationen mit ge- wissen unveräusserlichen Rechten ausgestattet sind, darunter das Le- ben, die Freiheit und das Streben nach Glück — alle Nationen und al- le Menschen in allen Teilen der Welt: Griechen und Barbaren, Ju- den und Deutsche, Sieger und Be- siegte, Apostel und Bekehrte. (Aue "L'Ifcalia LIbera" — New York, DA» ANDERS DEUTSCHLAND elementare politische volksbildung, eine forderung un serer zeit Vor kaum 100 Jahren wurde in den führenden Kulturstaaten der allge- meine Volksschulunterricht obligato- risch. Diese Massnahme war eine Kulturtat ersten Ranges und wurde alsdann in Verbindung mit den gros- sen, umwälzenden Erfindungen und Verbesserungen in Wissenschaft und Technik die Grundlage, die Bedin- gung und Voraussetzung für das darauf folgende "technische Zeit- alter" und die gewaltige Entwicklung der Weltwirtschaft, der Presse u. s. f. Das Analphabetentum wurde über- wunden. Lesen und Schreiben war vor dieser Zeit ein Vorrecht der gesell- schaftlichen Oberschicht und einer Anzahl Gelehrter, des Klerus etc., im ganzen einer relativ kleinen Schicht des Volkes, die man als die herr- schende Klasse ansprechen konnte. Wir stehen heute im sozialen und po- litischen Leben vor einem ähnlichen Problem, wie damals im allgemein kulturellen. Grosse Schichten im Vol- ke muss man auch heute noch als von Siegfried Kohn, Cochabamba (Bolivien) politische Analphabeten bezeichnen, trotzdem Presse und Volkshochschul- kurse in manchen Staaten schon viel Besserung gebracht haben. Denn das, was den meisten Menschen überall noch fehlt und das Wichtigste ist, sind die politischen Grundbegriffe und elementaren Grundlagen der Po- litik in allen ihren Zweigen. Nicht auf Vielwissen kommt es an, sondern auf wirkliche Bildung. Was versteht man nun unter Bildung? Goethe hat es einmal treffend definiert, er sagt: Bildung ist die Fähigkeit, das We- sentliche vom Unwesentlichen und Nebensächlichen zu unterscheiden. Diese Definition trifft ganz beson. ders auf politische und soziale Bil- dung zu. Je mehr die Menschen politisieren, je stärker der politische Klatsch und Tratsch blüht, desto weniger wirkli- che politische Bildung besitzen sie in der Regel. Das sicherste Kennzei- chen, der untrüglichste Masstab für die allgemeine politische Unbildung (im wissenschaftlich-politischen Sin- ne),, für das Fehlen der Grundlagen und Begriffe ist die bedauerliche Tat- sache, dass von 4 Personen 4 verschie- dene Meinungen haben, nicht nur leichte Meinungsverschiedenheiten, die auett unter politisch Gebildeten natürlich sind, sondern geradezu un- überbrückbare, jede Einigung unmög- lich machende grundsätzliche Mei- nungsverschiedenheiten. Und hier liegt die Wurzel alles Uebels. Im Le- sen, Schreiben und Rechnen wird nach einheitlichen Grundregeln, Grundelementen, Grundlagen gearbei- tet, und darum braucht man sich auch nicht zu streiten. Im Politi- schen kann jeder, auch der Stupide, ste und vollkommen Unwissende, ei- ne sogenannte eigene Meinung ha- ben, er kann sein kleines und klein. Iichstea Interesse zur Grundlage sei- ner besonderen Meinung machen. Die grosse Mehrzahl hat noch keine all- gemein gültigen Begriffe. Warum gibt man dem Kinde keinen sozialen und politischen Unterricht in ähnlicher Weise wie anderen Un. terricht? Sagen wir vom 11. Jahre an; Wer es nicht wissen sollte: es gibt schon seit Jahrzehnten an den Uni- versitäten sozialwissenschaftl. Fakul- täten, wo ökonomische und politische Wissenschaft gelehrt wird. Allerdings ist diese Wissenschaft noch jung und sehr entwicklungsfähig, aber trotz, dem können manche Ergebnisse der Forschung als elementare Grundla. gen schon in den Volksschulen ge- lehrt werden. Zu diesem Zwecke muss ein elementares politisches Unter- richtsbuch für die Volksschule ver- fasst werden, denn wichtig- ist, dass nach einheitlichen Grundbegriffen und Grundlagen unterrichtet wird. Der Unterricht muss basiert sein auf der soziologischen und wirtschaftlichen Realität und darf sich nicht etwa nur in formaler "Staatsbürgerkunde" er- schöpfen. Nur die Erkenntnis der ge- sellschaftlichen und ökonomischen Zusammenhänge und Differenzen be. fähigt die Menschen, ihre wahren In- teressen zu erkennen und bewusst und aktiv in die Politik einzugreifen. Erst die allgemeine elementare poli- tische und soziale Volksbildung (als obligatorisches Lehrfach in den Volksschulen und höheren Schulen) wird das grosse "soziale Zeitalter" heraufführen, das im Sozialen und Moralischen und allgemein Politi- schen ebenso gewaltige Fortschritte mit sich bringen wird, wie das "tech- nische Zeitalter" der • vergangenen Epoche im Techmischen und W>ii* soha£tlitfie*i. SOLIDARITAETSAKTIONEN DER NORD- KM AMERIKANISCHEN GEWERKSCHAFTEN TVis Elend der Arbeiterschaft in einem Land bedroht die Wohlfahrt der Ar- beiterin allen Ländern. (Au* dem_ Beschluss der Tagung des Internationalen Arbeitsamtes in Philadelphia). Die beiden nordamerikanischen Ge- werkschaftszentralen CIO und AFL haben gemeinsame Hilfskomitees ins Leben gerufen, über deren Arbeit die folgenden Daten Auskunft geben. Für das befreite Italien haben die Gewerkschaftskomitees ihre volle Un- terstützung zugesagt. Sie bestehen je- doch darauf, dass von der Verwaltung sowohl als auch von der Zuteilung der Fonds alle früheren Faschisten und heutigen Badogiios strikt ausgeschlos- sen werden. "Wir sind stolz darauf, dass wir immer Antifaschisten gewe- sen sind. Wir denken nicht daran, uns durch die Zusammenarbeit mit Gut. wetter.Demokraten zu beschmutzen" — mit diesen drastischen Worten kennzeichnete die CIO ihre Haltung. Für Frankreich wurden ebenfalls 200.000 Dollar zur Verfügung gestellt, die von zwei Vertretern der franzö. tischen CGT verwaltet werden. In England wurden aus Mitteln der amerikanischen Gewerkschaften Er- holungsheime für die Rüstungsarbei. ter in 116 Städten errichtet, die nach dem Kriege als Sitze der örtlichen Ge- werkschaftszentralen dienen sollen. In China wurden aus gleichen Mitteln B Erholungsheime mit Massenbetrieb für je 30.000 Personen gebaut. Nach Russland wurden Kleidungs. stücke im Werte von 650.000 Dollar gesandt, zu denen weitere 700.000 Dollars bis Ende 1945 hinzukommet! werdten. Für Indien wurden 100.000 Dollar für die Opfer der Hungersnot vom Ok- tober 43 überwiesen. Für Palästina wurden der dortigen Gewerkschaftszentrale Histadrut 135 Tausend Dollars für jüdische und arabische Rüstungsarbeiter und Flüchtlinge überwiesen. Insgesamt sind bisher ausbezahlt oder kommen bis Ende 45 zur Verteilung nahezu 3.000.000 Dollars. Von grösse- rem Wert als die materielle Hilfe, so wichtig und bedeutend sie auch sein mag, ist das Bekenntnis zur interna- tionalen Solidarität, die hinter dieser Aktien steht. Als solche hat sie in die- ser Zeit des wildwütenden Nationa- lismus ihren besonderen Wert. FUER DIE DEUTSCHEN ANTIFA- SCHISTEN ist von besonderem Inter- esse, dass die iiordamerikamischen tie. w <*rkschaftszentralen dem reaktionä- ren Rummel der Vansittart und Emil Ludwig ablehnend gegenüberstehen. DAD unterhält seit Jahren zu der ausländischen Abteilung der CIO, und besonders zu deren Leiter Siegmund Jeremias freundschaftliche Bezie- hungen. Eis sei nur daran erinnert, dass die DAD-Botschaft an da« deut, sehe Volk anlässlich des Kongresses von Montevideo durch die Vermitt- lung der amerikanischen Gewerk- schaften und über deren Kurzwellen, sender nach Deutschland übertragen wurde. 10 DAS ANDERE DEUTSCHLAND Nicht nur die materiellen Güter des Lebens seilen sozialisiert und demo. kratisiert werden, sondern auch die geistigen und kulturellen Güter, das Wissen. Wird das bisher waltende primitive Prinzip des Rechts des nur materiell Stärkeren und Mächtigeren ersetzt durch "das moralische und soziale Prinzip in der Politik" und wird die- ses logisch und konsequent praktisch durchgeführt, dann erlangen wir die "Höhere Weltordn uns" und diese kann das soziale Zeitalter schaffen. Die bisher herrschende Geschäftspoli. tik und das rücksichtslose Konkur - renzprinzip mit allen ihren Intrigen, Schlichen, Täuschungen, Lüge und Betrug war unmoralisch und ebenso unsozial und kann niemals eine höhe- re Welt- und Gesellschaftsordnung hervorbringen. Eine Voraussetzung und Bedingung für die Erlangung so hoher Ziele ist die allgemeine politische Volksbil- dung und der obligatorische sozial- politische Volksschulunterricht. Amerikanische Wissenschaftler gegen Geschichtslügen Im Auttrage der Western Reserve Univeralty in Cleveland wurde im Jahre 1944 eine Schrift herausgege- ben, der wegen ihrer Sachlichkeit und gründlichen historischen Untersuchung eine besondere Rolle im Chor der ,,Stimmen der Vernunft" beizumessen Ist. Wichtig für ihre Beurteilung er- scheint noch, das# ihre Veröffentli- chung von einem besonderen Univei- sitätsausschuss beschlossen wurde, der eich aus Vertretern der histori- schen, staatswissenschaftlichen, sozio- logischen, ökonomischen und juristi- schen Abteilungen zusammensetzt, d. h. gerade aus Wissenschaftlern, In deren Fachgebiet die Beurteilung der behandelten Tatsachen fällt. Gleich bei der kritischen Betrachtung der Vergangenheit weiclft Hiram Mo- therwell, der Verfasser der Schrift und früherer europäischer Vertreter der Chicago Daily News, wesentlich von der Vansittartistischen Ge- sehichtsdarstellung ab. Zur Widerle- gung der Geschichtsliige, dass Deutschland von jeher die Rolle des Friedensstörers gespielt habe, dient •ine interessante kleine Statistik: In dem von 1815 bis 1914 reichenden Jahrhundert führte Preussen-Deutsch- land drei Kriege. Ebensoviele entfie- len auf Russland und Großbritannien, wobei weder die russischen Militärex- ipeditionen gegen Polen und Ungarn, noch zahlreiche Kolonialunternehmun- gen Englands mitgezählt Sind. Italien war unter dem piemontesisehen Kö- nigreich an vier und Frankreich In- nedhalb von 25 Jahren an fünf Feld- zügen beteiligt. Das führt Motherwell zu dem Schluss: „Der Ueberblick zeigt nicht, dass das deutsche Volk während des 19. Jahrhunderts aggre- elver als seine Nachbarn gewesen sei". Und wenn auch das junge deut* sehe Reich —- so wie schon vorher England — den Standpunkt vertrat, dass sein Aussenhandel durch eine starke militärische Macht gestützt werden müsse, so könne man doch keineswegs behaupten, dass der deut- sche Geist immer militärisch gewesen sei. Aber zeigten die Deutschen nach dem ersten ..eltkrieg nicht, dass sie weder zu einer Revolution fähig, noch xu «lner Erfüllung der Reparationsver- pflichtungen bereit seien? Dazu sagt Motherwell: „Die Haltung der Alliier- ten in Opposition zur demokratischen Revolution des deutschen Volkes ist zweifelsfrei dokumentiert. Das Alliier- te Oberkommando unter Marschali Foch dekretierte am 10. November 1918, dass es mit niemandem ausser den früheren kaiserlichen Offizieren verhandeln würde... Wo immer sie alliierten Heere eine Militärverwal- tung im besetzten Deutschland schu- fen, da bestanden sie auf der Abset- zung jedes demokratisch gewählten Deamten und auf Wiedereinsetzung der kaiserlichen Funktionäre. Es war klar, was das bedeutete: „Bewahrt die soziale Struktur Deutschlands, wie sie war, oder wir werden das für Buch besorgen!" L'nrl dia R e p a r ationserfüllungV Deutschlands Exporte, die einzige Form, wie auf die Dauer wirksame Reparationen geleistet werden konn- ten, wurden durch die Errichtung von Zollschranken in anderen Ländern so- wie durch weitere Massnahmen er* schwert. Trotzdem hielt sich das deut- sche Volk zunächst an die „Erfüllungs- politik", allerdings in der stillen Hoff- nung, dass die Praxis ihre Unmög- lichkeit erweisen würde. Inzwischen trafen die Unternehmer der früher feindlichen Länder ihre Reparation« iibmachungen". Oder wie Motherwell .-ich ausdrückt: „Inzwischen began- nen die deutschen Industriellen und Bankiers den Reparationsbetrug. Sie liehen sich von ausländischen Darle- nensgebern, hauptsächlich amerikani- schen, etwa 7.500 Millionen Dollars... und zahlten daraus tatsächlich 5.000 Millionen in bar und Sachwerten un- ter dem Titel von Reparationen su- r ück. Die Betrügerei, die diese Perio- de kennzeichnete, war endlos. Aber sie war gegenseitig. Beide Seiten ver- buchten, eich gegenseitig über <*en Li nun vor, man müsse die deutschen Fabriken abmoni.itrer. una in dev Nachbarländern, die unter der Hit. Ieragression gelitten haben, wieder aufbauen. Dieser Plan stösst iedoch in der Praxis auf gewisse Schwierig- keiten. In Deutschland hat 1937 35 Prozent der Bevölkerung von der In- dustriearbeit gelebt. 1941 war der Anteil auf 65 Prozent gewachsen. Um eine einzige mittlere Fabrik in ein Anderes Land zu transportieren, sind allein 2.000 Eisenbahnwagen erforder. lieh, die nicht vorhanden sind. Pro- teste gegen dieses Verfahren sind von Ford, General Motors und anderen amerikanischen Grossbetrieben einge- gangen, die in Deutschland Filialbe triebe hatten und deren Werke —- wie durch ein Wunder! —■ intakt geblie- ben sind. Diese Firmen haben der, Wunsch geäussert, dass sie sobald wo- möglich die Arbeit aufnehmen möch- ten, um sich in das europäische Wie deravfbaugeschäft einzuschalten. „WIR FUEHREN EIN HERRENLEBEN IM REICH" BRIEFE AN D. A. D. Sao Paulo, 2. Juni. Im letzten halben Jahr bin ich hie. in Sao'Paulo tätig. Ich habe hier eine gute Gruppe unserer Freunde unter Leitung von Dr. Fabian angetroffen und arbeite sehr gut mit derselben zue&mmen. Die theoretische Arbeit, die Dr. F. hier geleistet hat, ist her- Daa Folgende ist einem hier ein- R-etroff t'jien Brief des 3Sjährig ist zum ersten ein Beweis relativ grosser politischer Reife des englischen Vol- kes, und er wird zum anderen den Linksruck verstärken, den die Erfah- rungen dieses Weltkrieges in den Massen Europas herbeigeführt ha- ben. Ob sich die Führung in der Arbeiter- partei den gewaltigen Aufgaben ge- wachsen zeigen wird, vor die sie sich gestellt sieht, oder nicht, der Wahlsieg, der der Arbeiterpartei zum ersten Mal eine Mehrheit verschafft, bedeutet ei- nen entscheidenden Wendepunkt. Das alte kapitalistisch - imperialistische England, die alte kapitalistisch-impe- rialistische Welt geht unter. Die arme Emmi. Aus Neustadt bei Nürnberg wurde gemeldet, dass dort Ende Juni Emmi Sonnemann, die Frau des Hauptkriegsverbrechers Gö_ ring, ankam. Die Aermste musste ei- nen gewöhnlichen Mercedes-Benz fahren, nachdem das mit allen denk- baren Schikanen ausgerüstete Spe_ zialauto ihres Mannes beschlagnahmt worden war. Ausserdem erlaubten die Alliierten in ihrer bekannten Härte der bedauernswerten Frau nur, einen Zweieinhalbtonnen-Lastwagen ange- füllt mit Lebensmitteln, Juwelen und Kleidern mitzuführen. Ja, die Mili- tärregierung war sogar so brutal, Frau Göring nebst Tochter und Kinder, fräulein eine einzige der vielen Vil- len ihres höchsten Gemahls als Woh- nung anzuweisen. Immerhin wur- den in diesem Fall die Verbrüde, rungsvorschriften wenigstens insofern durchbrochen, als amerikanische Sol- daten beim Einzug "gehorsam hal. fen". (Times). Man verlernt das Staunen. Fast zu- gleich mit der Nachricht, dass sich in einem englischen Konzentrations, lager, ein spanischer Republikkämp- fer das Leben genommen hat, weil er das Wandern von einem K. Z. in das andere nicht mehr ertragen konnte, erfahren wir von dem komfortablen Leben der schlimmsten Naziverbre- cher, der Göring, Frank, Ley, Strei- cher im Palace-Hotel in Mondcrf in Luxemburg, wo sie sich die Zeit mit^ belehrenden Vorträgen vertreiben können. Sicher können sie hier auch In Buhe ihre Aussagen vor Gericht gemeinsam vorbereiten. Wo der Nazismus welterlebt. Der Na- zismus lebt weiter in dem, der glaubt, dass dieser Krieg nicht ein die Welt umformender, revolutionärer Krieg war. In dem, der behaupjtet, dass 1945 eine Rückkehr zu 1939 bedeu- tet. In dem, der Gewinne geraubt hat, während In den kämpfenden Heeren Leben verloren ging. In dem, mir zögernd sich der Sache , der DemokrftMe anstibtoss. In dem, der DAS ANDERE DEUTSCHLAND GESICHT DER ZEIT das Vorhandensein von imperialisti- schen Ländern und Kolonialvölkern rechtfertigt. In dem Demagogen, der mit betrügerischen Worten ökonomi- sche Befriedigung dafür verspricht, dass die Republik ihm ihre Souverä- nität und ihre Freiheit ausliefert; in dem, der in der Unordnung speku- liert, die ihren Grund in der Ausbeu- tung des Menschen durch den Men- schen hat; in dem der die Gesetze der Demokratie verletzt; in dem, der Menschen tyrannisiert; in dem Fana- tiker der Kirche, der Unduldsamkeit predigt; in dem Mitglied jeder Sek- te, die irgend eine Art Rassenlehre vertritt; in dem, der glaubt, dass sein Egoismus und seine Interessen im Mittelpunkt der Welt stehen. (La Vanguardia, 1. 5, 45). "Völker Europas, wahrt eure heilig- sten Güter!" die Hearst-Presse hat über Nacht ihre wilden Tiraden ge- gen den "englischen Imperialismus" eingestellt, und Churchill, dieser "erz„ imperialistische" Feind von gestern ist plötzlich zum Retter der Welt er- hoben worden, ' der standhält gegen den russischen Kcmmunismus in Europa, und der die Hilfe aller freien Länder braucht, insbesondere die Amerikas". Dank aus Spanien. Die Franco.Zei- tung "Arriba" dankte Churchill mit folgenden Worten: "In diesem Au- genblick beginnt Churchill mit völlig ruhiger Energie den Wahlkampf, und wir in Spanien müssen den Wunsch haben, ihm dafür zu danken, dass er gerade vor einem Jahr die spanische Neutralität verteidigt und seine Stiril- me erhoben hat, um die Ehrlichkeit Spaniens und des spanischen Führers zu bezeugen". „Christliche" Bankiers - Solidarität: Eine interessante Erfahrung machte Graf Sforza bei der Verfolgung der faschistischen Verbrecher. Auftrags- gemäss führte er die Untersuchung gegen den früheren Gouverneur der Bank von Italien, den man als schul- dig an der Auslieferung der italieni- schen Goldreserve an die Nazis an- sah. Darüber berichtet er: ,.Dieser Prozess überzeugt mich von der zwischen den Banken bestehenden „christlichen Solidarität", denn ich erhielt zugunsten des Gouverneurs Azzolini, der später zu 30 Jahren Ge- fängnis verurteilt wurde, viele Tele- gramme von amerikanischen und hol- ländischen Banken1'. — Offenbar gilt für diese Herren der Grundsatz „Recht oder Unrecht, es ist ein Ban- kier. — Bankiers aller Länder, ver- einigt Buch!" Das ist Reynaud. Paul Reynaud, Mi- nister in dem französischen Kabinett, das die Verantwortung für den Münchener Pakt trägt, brachte es fertig, sich im Verlauf des Prozes- ses gegen Potain, wie folgt, zu äu- ssern: "Die Schamröte wird das Ant- ii|z der Franzosen während vieler Jahrhunderte überziehen, wenn Bäe das Verhalten dieses Marschalls von Frankreich nach der Niederlage von 1940 vergleichen mit demjenigen des ehemaligen Schusters Ebert, der da- hin gelangte, Reichspräsident zu wer- den: zusammen mit dem Verhalten aller sozialistischen Jugendangehöri. gen, die nach der Niederlage von 1918 niemals aufhörten, d:2 Unschuld ihres alten Gegners, Wilhelm II., zu proklamieren, um die Ehre ihres Va- terlandes, zu verteidigen". Wir ha- ben keinen Grund, uns schützend vor Ebert zu stellen. Entschieden aber müssen wir die Verleumdung zurück- weisen, dass die sozialistisch ) Jugend die Unschuld Wilhelms verteidigt ha- be. Allerdings scheint es Herr Rey- naud auch sonst nicht so genau mit der Wahrheit zu nehmen. Erklärte er doch im Laufe von wenigen Minu- ten erst: "Niemals habe ich eine Tat- sache verschwiegen, um jemanden zu schützen". Und kurz nachher: "Zwei Jahre vor dem Kriege verhinderte ich die Enthüllung einer Handlung, die das Prestige des Marschalls Petain vermindert hätte". Besser konnte Herr Reynaud sich nicht selbst Lü- gen strafen. Disziplin muss sein. Ein kanadischer Kriegsberichterstatter meldete eine Szene, die uns das beruhigende Be- wusstsein gibt, dass, wenn es darauf ankommt, feindliche Generäle sich auch über alle trennenden Schranken hinweg verstehen: Der deutsche Ober- kommandierende in Holland schnapp- te in letzter Minute einige seiner Sol- daten, die versuchten in ZivilkleL dung auszurücken. Nach dem be- währten preussischen Grundsatz "ein, stehe für Pflichterfüllung bis zum Aeussersten", war Herr von Blasko- witz der Ansicht, selbst wenn er sich schon ergeben hatte, dass diese Leute als Deserteure erschossen werden müssten. Aber, leider, hatten seine Truppen schon sämtliche Waffen ab- liefern müssen. Was tun? Herr von Blaskwitz bat den alliierten Ober- kommandanten General Foulkes, ihm Waffen und Munition für das Exeku. tions-Peloton zu leihen. Die Bitte wurde erfüllt! (Die Verantwortung für die Richtigkeit. dieser Meldung müs. sen wir der Redaktion der englischen Zeitschrift "Tribune" überlassen). Wo haben wir das gehört? "Die Na- zikonzentraticnslager sind absichtlich ausgewählt worden, um zuerst das deutsche Volk und nachdssa die übrL gen europäischen Völker zu verängsti- gen und so auf dem Terror eine ver_ abscheuens- und hassenswerte Tyran- nei aufzubauen. Und der Beweis da- für, dass bis zu einem gewissen Gra- de die Methode wirksam war, ist die Tatsache, dass in den Städten und Dörfern, die den Konzentrationsla. gern benachbart waren, niemand wagte, auch nur den Namen des ver- ruchten Ortes auszusprechen. aus Angst mit seiner ganzen Familie in seinen achreckenskammern zu en- den". — Hat das irgendein unver. DAS ANDERE DEUTSCHLAND w Rückblick auf San Framisko antwortlicher Träumer gesagt, der das deutsche Volk reinwaschen will? Also sprach in den Tagen des Nazi- zusammenbruchs im halbamtlichen britischen Rundfunk der frühere spa- nische Völkerbundsdelegierte Don Salvador de Madariaga, der beileibe weder Sozialist noch Kommunist sein will. Kapitalistische Solidarität. Die ONA meldet aus Rem, dass "vonseiten eng- lisch-amerikanischer Handelskreise ein starker Druck ausgeübt wird, da- mit die grössten italienischen Indu- striellen, deren Fälle schweben, frei- gesprochen werden. Es werden ge- nannt Angeli von der Textil-Firma A'ngeli-Frua; Alberto Pirelli, der Gum- mimagnat; Guido Donegani von der Chemiefirma Montecatini; Giovanni Agnelli von den Fiat.Automobilen, und Franco Marinotti vom Kunstsei- dentrust Snia-Viscose. Welch' Hoff- nungsstrahl zeigt sich da den deut- schen Grossindustriellen! Allerdings umsonst ist nur der Tod. Die Nord- amerikaner wollen gemäss einem Ka- b'el aus der gleichen Quelle zum Lohn ihre italienischen Kollegen schon bei Lebzeiten beerben dürfen, d. h., die Fiskalisation der italienischen Indu- strie zugestanden bekommen. "Viele Nazis sind gut". Es gehört Mut dazu jetzt, angesichts der Enthüllun- gen über die Greuel von Belsen, da- rauf hinzuweisen, was jeder Sozia- list gewusst hat, dass Hitlers erstes Opfer das deutsche Volk war. Wells und etwas später Stalin haben das vor Jahren gesagt. Braisford, Bevan und Laski haben das mit Recht von Anfang an betont. Gegen sie sind Vansittart, Frau Tennant und ein ge- wisser Herr Loeb (früher sozd. Staatsbankpräsident von Thüringen! D. Red.) aufgetreten, unterstützt von allen reaktionärsten Elementen der konservativen Partei. Einige der kon. servativen Parlamentsmitglieder, die am heftigsten den Hass gegen alle Deutschen predigten, sind genau die gleichen Leute, die in den Jahren vor dem Krieg als Freunde der Nazis alle anständigen Deutschen entmu- tigten. Damals hiess die Losung nicht "alle Deutschen sind böse", sondern "Viele Nazis sind gut". (Tribune 4. 5. 1945). Cianos Tagebuch am 16. 3. 1940: "Zwei Besprechungen mit Sumner Welles. Das Wichtigste war: In Lon- don und Paris besteht garnichts von der scheinbaren Unversöhnlichkeit, wie sie in Reden und Zeitungen her. vortritt. Wenn man gewisse Sicher- heitsgarantien gäbe, wäre man bereit, nachzugeben und den Tatbestand an- zuerkennen" (d. h. die Annexion des Überfallenen Polen!) Stalin als Gastgeber in Potsdam hat seinen angelsächsischen Gästen au- sser den russischen Spezialitäten Wodka und Kaviar, 19 Gerichte und 12 verschiedene Weinstrten, sowie die auserlesensten Desserts und die fein- sten Havannas servieren lassen. Dazu schreibt "Italia Libre": "Inmitten ei- nes Europa, das vor Hunger stirbt, stellt dieses Bankett ein höchst ein. Die Konferenz von San Francisco ist ebenso wichtig wie Versailles oder der Kongress von Wien. Aber der erste Eindruck, den man bekommt, ist der der Mittelmässigkeit ihrer Lei- ter. Der zweite ist, wie wenig sich die Charaktere gewandelt haben seit Genf. Um ganz offen zu sprechen: Die Konferenz mit all ihrem Zauber ist ein Meeting einer hübschen Anzahl jener gleichen alten Sonderlinge, de- ren Tölpelei wir den zweiten Welt- krieg verdanken. Sie tischen in den gleichen alten Ausdrücken dieselben Platitüden und die gleiche Denkungs- art auf. Und wie sie, so vermute ich, sind viele der Leute, welche sie ver- treten. Der Krieg mit all seinen Schrecken, seiner Zerstörung hat nicht den längst überfälligen Um- schwung gegen den Nationalismus zu- stande gebracht, der allein die Ba- sis für eine Welt-Ordnung und -Si- cherheit schaffen kann. Die hier ver- sammelten Delegationen zeigen, dass die politischen Parteien und die herr. sehenden Klassen der westlichen Lan- der und Chinas aus dem Konflikt wenig verändert wieder hervorgehen. Ausser in den französischen und ju- goslawischen Delegationen gibt es hier nirgends ein Anzeichen von jenen neuen Männern und Kräften, die in Kontinental-Europa aus der Unter- grundbewegung auftauchten, um den Faschismus zu bekämpfen. Die grundlegende Idee von San Fr an. zisko ist die, dass die grossen Mäch- te zusammenhalten müssen, um den Frieden zu erhalten; das war Metter. drucksvolles und ausserordentlich er- mutigendes Schauspiel dar. Soll das vielleicht, so fragen wir, der Beginn der "demokratischen Wiedererzie- hung" des deutschen Volkes sein?" Worte und Taten in Italien: "Wir fra- gen: Haben die Alliierten die Ver- sprechungen erfüllt, drte sie dem ita- lienischen Volk gegeben haben? Die Antwort ist klar. Auf dem politischen Gebiet bleiben sie hartnäckig dabei, die Reste des Faschismus und seine HauptveraiYtwortlichen zu schützen, und zugleich klagen sie das italieni- sche Volk der Mitschuld mit dem faschistischen Regime an; materiell spenden sie Versprechen und schöne Worte, und zugleich beweisen sie ei- nen unglaublichen Mangel an Vor- aussicht und wirksamer Tätigkeit, die sich zwanzig Monate nach dem Was. fenstillstamd im Mangel an allem Not- wendigen zeigen, im Zusammenbruch des Transportwesens und sogar in der Desorganisation des Postverkehrs. — Was die Zukunft angeht, po hängt die ständige Drohung des famosen "Zwei- ten Waffenstillstands" über dem Kopf von Land und Regierung, den zu veröffentlichen man sich schämt, umjd der denmodh dauernd benutzt wird, um die wiedererstehende italie- nische Demokratie zu hindern". (Ita- lia Liberal. nichs Idee im Jahre 1815; sie bedeu- tet das Kindergartenstadium in der Erziehung zur Weltsicherheit. Das Problem ist, wie man die grossen Weltmächte zusammenhalten kann. Es ist dies das Problem, das dieseL ben Männer — die Halifax, Eden, Paul Bcncour, van Kleffens — in Genf nicht lösen konnten. Kann man bei den gleichen Männern, den glei- chen Parteien, den gleichen sozialen Systemen, ein anderes Resultat er- warten? Diese Männer verloren den letzten Frieden, und wenn sie nicht ersetzt werden, werden sie eines Tages den nächsten verlieren. Sie können uns das erste versuchsweise Rahmenwerk einer Weltordnung geben. Es ist die Aufgabe fortschrittlicher Kräfte, es sobald wie möglich zu übernehmen. Was immer diese Männer auch zu Papier bringen, sie haben nicht die Fähigkeit, wirklichen Krisen zu wi- derstehen und mit ihnen fertig zu werden. Die schwächliche Behand- lung der polnischen Streitfrage, die Verquickung klerikaler Mtochtpolitik mit ihr, die versteckten Antisoiwjet- treibereien, die mit ihr verbunden wa- ren, sind bezeichnend für den Druck und die Spannungen, welche der Frie- de für die Beziehungen der grossen Mächte untereinander bringen wird. Es wird einer neuen Führerschaft, tieferen Verständnisses, festerer Ent- schlusskraft bedürfen, um die Einig- keit der grossen Mächte zu erhalten, wenn der Friede kommt und die Un- ruhe anfängt. — (I. F. stone in "The Nation", New York). PARAGUAY Vor einigen Tagen wurden 8 Naaifüh- rer, darunter der frühere Direktor des Colegio Aleman, Ketterer, und der Beamte der Banco GermdLnico, Berens, r.iit einem nordamerlkanisdhen Flug- zeug von Asunciön nach Nordamerika transportiert, um von dort nach Deutschland zurückgeschafft zu wer- den. Die ganze demokratische Welt Süd- amerikas wird die Rücksobaffung der Naziagenten begrüssen, damit die Luft hier von ihnen gereinigt werde, die sie anscheinend nach wie vor mit ihrer falschen Ideologie zu verpesten ge- denken. Sie scheinen weiter den Ras- senhass verbreiten zu wollen. Man i.ört z. B. jetzt von ihnen folgende Tröstung: Die Juden hätten Jesus getötet aber die christliche Idee sei x&blieben, die Alliierten hätten Hitler getötet, aber die christliche Idee sei ben. Es wäre wünschenswert, wenn a!!.: Die Gewerkschaften in der Demokratie und in der Diktatur. Franzel, E.: Abendländische Re- volution. Goerg-en, J.: Mensch, Staat und Krieg. Hern^nn, S.: Nachlass. Aufsätze - Briefe _ Gedichte. Hochdorf. M.: August Bebel. Ge- schichte einer politischen Ver- nunft. Hofer Die Keime des grossen Krieges. Lensch. P.: Drei Jahre Weltre- volution. Mann, H.: Macht und Mensch. Nitti/F.: Das friedlose Europa. Nitt.i* F.: Der Niedergang Euro- pas. - Die Wege zum Wieder- aufbau. Noske G.: Von Kiel bis Kapp. Zur Geschichte der deutschen Revolution. Rathenau, W.: Von kommenden Dingen. Rauschning-, H.: Die Revolution des Nihilismus. Stengel, v. K.: Weltstaat und Friedens probiern. Scheidemann, Ph.: Der Zusam- menbruch. Wilson, W.: Der Staat. Elemen- te historischer und prakti- scher Politik. barna MAIPU 441 — U. T. 31 - 4513 BIS: 24 UHR 30 GEOEFTNET Sucurs»! Belgrano: Juromento 2368. Tl. T. 73 - 4777 KVFÜ'KK-, HAJVÜTASOHifiJf., SCHI H- Reparaturen, fachmännisch und #ut. Wir holen aus dem Haus ab. Bruno Zlelke, Amenabar 1931, U. T. 73-1245. Verkaufsstellen in Capital und Vororte Libreria Cosmopolita, und Barna Kioskes L. N. Alem Ecke Tucumäm Amenabar 1931 Station Beigrano R, FCCA. Station Beigrano C, F^CCA. Station Saavedra, FCCA. Station J. B. Justo, FOGA. Station Florida, FCCA. Station Tigre C, FCCA. Station Beccar, FCCA. Station Martinez, FCCA. Station Malaver, FCCA. Station Villa Ballester, FCCA. Station Chilavert, FCCA. Station J. L. Suärez, FCCA. 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