£a O T RA ALEMA.MT.Ä V* ETA S AND E R E D E Ü T«Sr C H L AVN! organo de los alemanes dem ocr ati cos™ de america «»de l v s ü»! AUS DEM INHALT; Harold J. Laski: VOLVEREMOS A LA DIPLOMACIA DEL DOLAR? Hannah Ahrendt: ORGANISIERTE SCHULD Erhart Löhnberg: DER NAEHRBODEN WilliaiV» War bey: NATIONALISMUS UND SOZIALISMUS Dwight Macdonald: DIE KOLLEKTIVVERANTWORTUNG DES DEUTSCHEN VOLKES Heinz Bier: AUF DEM WEGE ZUR ARBEITERPARTEI IN DEN U. S. A ? Jeanne Bachmann: UNSERE KINDER UND DIE DEUTSCHE SPRACHE Johan Luzian: AN MEINE JUEDISCHEN FREUNDE BERICHTE AUS DEUTSCHLAND UND OESTERREICH BUENOS - AIRES • TUCUMAN 3 0 9 « 3 1 r R E T I R O 7 2 6 4 NUMERO 101 • 1 DE SEPT. IEMBRE DE 1 9 4 5 • ANO VII; 4 I \ DAS ANDERE DEUTSCHLAND r- ' k [■ - Demokratische Selbstverwaltung in Deutschland IN EIGENER SACHEI Am 15. Juli veröffentlichten wir in diesen Blättern das ,,Buchenwald- Manifest1', jenes historische Dokument, das von dem unerschütterli- chen Kampfesmut der deutschen Antifaschsiten kündet, die inmitten der Leiden des KZ und unter den Geisseihieben der SS ein Programm zum Aufbau des anderen Deutschland ausarbeiteten. Seither sind 6 Wochen vergangen. Von den Hunderten von Zeitungen, die in Südamerika veröffentlicht werden, hat u. W. nur eine einzige — das Organ der jüdisch-sozialistischen Organisation ,,Paole Zion11 — das Organ der jüdisch-sozialistischen Organisation ,,PoapIe Zion" Haben wir einen journalistischen Rekord erzielt? Wir, die wir einmal in vierzehn Tagen erscheinen, die wir zu arm sind, um die Telegram- me der grossen Nachrichtentrusts zu kaufen? Nen, es handelt sich nur um ein kleines Beispiel für die Konspiration des Schweigens, die die Weltreaktion gegen die deutschen Antifa- schisten organisiert hat, die des Verbrechens schuldig sind, schon gegen die Nazis gekämpft zu haben, als andere Hitler noch halfen, seinen Krieg vorzubereiten. Jetzt versuchen die gleichen Kreise, die Aufmerksamkeit der Welt von den wahren Schuldigen abzulenken, um die Lösung der Menschheitsprobleme zu verhindern. Hier liegt die wichtigste Aufgabe, die diese Blätter zu erfüllen haben. Sie sind eine Waffe im Kampf für die Wahrheit, das Recht und den Fortschritt. Sie geben Dir Material, mit dem Du den interessierten Lügen der Reaktion entgegentreten kannst. Sie verbinden Dich mit Gesinnungsfreunden aus allen Ländern, die wie Du für die Sache des Fortschritts und des Friedens arbeiten, jeder in seinem Land und jeder an seiner Stelle. Es ist notwendig, dass DAS ANDERE DEUTSCHLAND in möglichst viele Hände kommt. Darum gibt diese Blätter weiter, wenn Du sie gelesen hast. Such uns neue Leser. Wirb uns neue Abonnenten. Und vergiss nicht, dass DAS ANDERE DEUTSCHLAND nur leben kann, wenn es von seinen Freunden unterstützt wird. Darum gib uns für den Pressefonds eine Spende, die im Verhältnis zu Deinen Einnah- men steht. Die "Sozialistische Union" in Lon. don, in der sich die verschiedenen sozialistischen Gruppen der deut, sehen Emigration zu einer Ar. beitsgemeinsekaft zusammenge- funden haben, hat Richtlinien für den Aufbau einer demokratischen Selbstverwaltung aufgestellt. Durch den Sieg der Arbeiterpartei erhal- ten diese Richtlinien eine erhöhte Bedeutung. Zum mindesten besteht «ine grössere Möglichkeit für ihre Durchführung e^Is nach einem Wahlsieg der Konservativen. Wir bringen im folgenden die we- sentlichsten Punkte des Pro. gramms LOKALE SELBSTVER- WALTUNG. Da die Voraussetzun- gen für Wahlen nicht gegeben sind, sollen vorerst örtliche und bezirkli- che Selbstverwaltungskörperschaf- ten aus Vertretern derjenigen An. tinazigruppen • gebildet werden, die auch für den Aufbau eines neuen demokratischen und sozia- len Staates in Betracht kommen. Nur, wer seine demokratische Zu- verlässigkeit unter dem Naziregi- me bewiesen hat, kann Mitglied der Orts- und Bezirksräte werden. Als Aufgaben der Orts- und Be- zirksräte werden aufgezählt: 1. Auflösung aller Naziorganisatio- nen und Beschlagnahme ihres Vermögens; 2. Verhaftung aller Nazisunktionä. re bis hinab zu den Ortsgruppen- leitern, aller Mitglieder der SS und der Gestapo, aller aktiv am Terror Beteiligten, sonstiger führender Personen, die das Nazisystem ge- stützt haben, ohne Rücksicht auf ihre Bedeutung für Verwaltung und Wirtschaft. 3. Alle nicht verhafteten Beam- ten in höherer Stellung sind zu- nächst zu entlassen, um ihr Ver- halten zu prüfen. RECHTSPFLEGE Zur Wiederherstellung der Rechts, pflege sind alle Richter und An- wälte zu entfernen, die Mitglieder der NSDAP waren. Es sind Schiedsstellen durch die Lokalräte einzusetzen, die Geldstrafen ver- hängen und vorsorgliche Verhaf. tungen durchführen können. POLIZEI Die Polizei ist aus Angehörigen der antifaschistischen Gruppen, (früheren Mitgliedern republikani- scher Schutzorganisationen und solchen Polizeibeamten zu bilden, die von den Nazis entlassen wur- den. Sie untersteht ausschliesslich den Orts, und Bezirksräten. Sie hat die illegale Tätigkeit, der Nazis zu verhindern und die demokrati- schen Freiheiten zu sichern. WIRTSCHAFT Auf wirtschaftlichem Gebiet soll die drohende Not durch Beschlag- nahme aller Vorrats, und Reserve- lager durch Beibehaltung ven Ra- tionierung, Höchstpreisen etc., durch Bekämpfung des Schwarz- handels, durch Schul- und Massen- speisungen bekämpft werden. Be- triebskontrolle soll durch Arbeiter- vertretungen erfolgen, die für Ar- beitsbeschaffung, Herstellung von Massenverbrauchsgütern, planimä- ssigen Wiederaufbau und Instand- setzung und die Schaffung von Notstandsquartieren zu sorgen ha- ben. PRESSE Alle Druckereien und Verlagsein- richtungen der Naziorganisationen werden an zuverlässig demokrati- sche Organisationen gegeben. ERZIEHUNG UND KULTUR Ausschüsse von Eltern und Leh- rern sollen die Schulen von den ungeeigneten Lehrern säubern und Vorschläge für geeignete Leh- rer und Schulleiter machen unter Berücksichtigung pädagogisch be- fähigter Laien. Zu ihren Aufgaben gehört ferner die Betreuung der Jugend, die Schaffung von Heimen für eitern- oder heimatlose Kinder, Einrichtung von Arbeitsstätten für Schulentlassene und pädagogi- schen Kursen für Lehrer und Lai- en. Geschichtsunterricht darf erst nach Aufstellung eines neuen Lehrplans erteilt werden; Schüler der Nazisonderschulen, z- B. der Ordensburgen sind in Erziehngsla- gern unterzubringen. Alle Hoch- schulen mit Ausnahme der Klini. ken und Laboratorien sind zu- nächst zu schliessen; Erwachse- nenkurse, Volkshochschulheime und Volksbüchereien sind zu för- dern, die vorhandenen Bibliothe. ken zu reinigen. Theater und Kinos unterstehen der Kontrolle der Gemeinden. Sie sollen gefördert und für Demokra- tie, Völkerverständigung und so- ziale Verantwortung fruchtbar ge- macht werden. BESTRAFUNG DER NAZI. VERBRECHER Die besonderen Richtlinien für die Bestrafung der Naziverbrecher sind dadurch bedeutungslos geworden, dass die Alliierten die Abrechnung der deutschen Antifaschisten mit den Nazis verhindern. Immerhin (Fartsetzung auf Seite 10). DAS ANDERE DEUTSCHLAND 3 iVOLVEREMOS A LA DIPLOMACIA DEL DOLAR? Circulos influyentes de la UiLÖn allegados a Wall S treet, tratan de sabotear la politica Laborista por Harold Laski LONDRES (Por cable) — Ciertos periodistas alle- gados a los circulos de Wall Street, han iniciado su campana contra los proyectos de reformas del gabinete laborista. En uno de los diarios mäs im- portantes de Nueva York, discuten sugestivamen- te el impacto de las elecciones britänicas, sobre aquellos americanos que ellos describen como lealistas. Con este termino se refieren a hombres como C'ordell Hull, B. M. Baruch y Jesse Jones. Ex- plican que su politica econömica international tie- ne por sin "la preservaciön de nuestra economia national y de nuestra nivel de vida", un propsito que parece concebir como diferente del preseguido por un "New Dealer" —estoy empleando la termi- nologia del periodista Krock — como Henry Walla- ce. Senalan que estos hombres, de gran influen- cia, tratardn de convencer al Presidente Truman de que el programa del gobierno Laborista exce- de a las capacidades de Gran Bretana, pudiendo ser financiado ünicamente mediante la ayuda ame- ricana. Tambien expresan que America "no deberia apo- yar el socialismo de estado", y que ha llegado el momento de que la politica econömica ameri- cana debe ser revisada. Aunque en forma mäs generalizada el periodista Hazlitt ha escrito den- tro de la misma tendencia. Dice que "pareceria una extrana paradoja que se pidiera al capita- lismo americqno, que subvencionarä el socialismo britänico o continental en sus primeras fases". No podria disimular la impresiön que ellos tienden a crear: paraceria que las relaciones econömicas anglo-americanas han sido profunda y adversa- mente afectadas, porque Gran Bretana no ha cum- plido la esperanza de "la libre empresa" que los Estados Unidos, esperaban con la victoria de Chur- chill. Creo que he dado un resümen prKciso de lo que Krock y Hazlitt —periodistas a quienes alu- ao— senalan como el ambiente de la opinion co- mercial americana en general y de un importan- te grupo que segün se sabe ejerce mucha influen- cia en la Casa Bianca, en particular. Si Krock y Hazlitt estän en lo cierto, se trataria de influenciar al Presidente Truman para que enfrente al primer Ministro, Attlee y a sus colegas, con lo que en substancia serian los siguientes problemas: prime- ro, la politica econömica americana en el campo exterior, fue elaborada sobre la base de las ideas econömicas de los "tories", de tal manera que esa fue el aliento a su colaboraciön. Segundo, habien- do Gran Bretana elegido a Attlee por una abru- madora mayoria socialista, con un pronunciami en- to Virtual en favor de la nacionalizaciön de cier- tas industrias, ellos no crearian que, esto pueda lograrse sin la ayuda americana. Tercero, confie- san sin temor, de que la ayuda financiera del Ca- pital americano contribuird a la democratizaciön de la economia britänica, como resultado del pro- jgrama socialista y por lo tanto recomiendan que no se conceda esta ayuda, a menos que se tenga la seguridad de que ese temor es infundado. Cuarto, creen ademäs que este programa repre- senta una amenaza para la libre empresa ameri- cana. Quinto, afirman que no se deberä emplear el Capital americano para ayudar a ningün esta- do que favorezca al socialismo. Dejo por el mo- mento de referirme a la posibilidad de que el go- bierno de Attlee pueda cumplir las promesas he- chas en la campana electoral, sin la ayuda finan- cira de los Estados Unidos. Apartando esta cues- tiön, el programa de Krock-Hazlitt es el anuncio de que, en el campo econömico, las cuatro Über- tades no podrän ser logradas sinö dentro de un cuadro capitalista. Cuälquier tentativa para llevar- los a la practica en un estado socialista, tendria por consecuencia cambios en la politica exterior de los Estados Umdos. No se nos informa con pre- cisiön cuales son estos cambios, pero se nos in- duce <5 presumir que se hubiera dado a Churchill una Cooperation que Attlee no puede esperar, a menos que abandone el programa por el cual fue elegido. Por esta razön Attlee se debe negar a cumplir su mandato, o, conforme a mi Interpreta- tion de la tesis Krock-Hazlitt, se pedirä a Truman que vuelva räpidamente al aislacionismo econö- mico. Hay otr» aspecto de la tesis Krock-Hazlitt, que tie- ne implicaciones mucho mäs profundas, y es cuan- do informa implicitcmente a los banqueros y ma- nufactureros britänicos, que importantes circulos americanos consideran que tentativa destinada <3 poner en practica la voluntad del pueblo ingl6s, resultaria en una quiebra de su economia que no podrä contar con la ayuda americana. Esto se convierte virtualmente en una invitaciön para qua se urja a la opinion britcnica a que desa'oje el gobierno de Attlee o lo obligue a practicar la "continuidad de la politica econömica" que pre- conizaron Beaverbrook y Churchill. Para hablar con toda franqueza, esta es la diplomacia del dö- lar por excelencia. Tiene el valor de una declara- ciön oficiosa de Potsdam, ocupando el gobierno de Attlee la que en el caso real fue el lugar de Franca. El propösito es la destrucciön del rägi- men laborista en Inglaterra. Por un lado indica con alguna delicadeza que el poder soberano de Gran Bretana reside en Wa- shington y por el otro alienta al capitalismo bri- tänico para que se valga del pänico y de la cri- sis, como metodos capaces de impedir que un go- bierno socialista —representante de la mayoria—, pueda cumplir su programa. La exactitud de este diagnöstico es confirmada por una nota del "Ti- mes" de Londres, de fecha 8 de Agosto, en la cual se sehala que Gran Bretana necesitarä un pr£sta- mo de los Estados Unidos, una vez que cesen los envios del Tratado de Pr6stamo y Arriendos. La victoria sobre el lapön ha aoroximado esta t»- 4 DAS ANDERE DEUTSCHLAND ch'a y en la opiniön del "Times", no se podrct es- perar de loa Estados Unidos que concedan este pr^stamo para experimentos sociales, mientras no esten seguros de nuestra estabilidad financiera. En realidad esto quiere decir que ningün pais que espera la ayuda estadounidense para reponerse de la guerra, podrct evolucionar pacificamente ha- cia el socialismo sin el permiso americano. En caso de que ese sea el significado, y no veo cudl otro podria tener, todos los estados con excep- ciön de la Uniön Sovi6tica, deberän aceptar un nivel de vida que represente la mera subsisten- cia o considerarse virtualmente sujetos al partido ideolögico de los Estados Unidos. ^Acaso tendria- mos en esta forma, una nueva ediciön de la po- litica de buena vecindad? El argumenta de que el programa sccialista no puede ser cumplido sin la ayuda del Capital americano, no es fäcil de com- prender. Es evidente que no tratariamos de tomar presta- mos para fines de nacionalizacion, pues esta se- rla una transaccion econömica interna. Ello indi- ca que el ünico significado que puede tener para' el Gobierno de Attlee, es que solamente se podrän cbtener emprestitos de ese origen, cuando nues- tra politica social interna goce de la confianza americana. Esta actitud tendrd graves conse- cuencias, y se asemeja mucho al rumor (cuya exactitud no creo) de que en 1931 el Banco de Reserva Federal de Nueva York, exigiö una re- aucciort de las subvenciones a los desocupados corno condiciön previa de un prestamo destinado a mantener la libra. Esta claro que se nos ha que- rido informar virtualmente, que los limites de nues- tra legislacion estän fijados por la influencia que puede ejercer sobre la capacidad americana para mantener una economia capitalista. Segün la tesis de Krock-Hazlitt, debemos ser salvados de noso- tros mismos. Espero que se demostrarä a Baruch, Hull, Jones y aquellos que piensan como ellos, que se han olvidado de la existencia de la ver- dadera America, de aquella que diö el poder a Roosevelt en 1932 y que le demostro lealtad hasta el dia de su muerte. (ONA). ORGANISIERTE SCHULD Von HANNAH ARENDT Gedanken zu den 'Prozessen gegen die Nazi-Verbrecher Die Serie der demnächst in Nürnberg beginnenden Prozesse gegen die Kriegsverbrecher sollte uns Anlass sein, darüber nachzudenken, wie wir uns selbst benehmen müssen, und wie wir einem Volk gegenübertreten müs- sen, in welchem die Grenzen zwischen Verbrechern und normalen Menschen, zwischen Schuldigen und Unschuldi- gen so völlig verwischt wurden, dass niemand imstande ist, in Deutschland zu sagen, ob er etwa einen heimlichen Helden oder einen früheren Massen- mörder vor sich hat. In dieser Lage kann uns weder die Feststellung eines solchen Verantwortlichen, noch die Bestrafung der Kriegsverbrecher hel- fen. Solche Definitionen können ihrer Natur nach nur auf diejenigen ange- wendet werden, die nicht nur Verant- wortlichkeit auf sich nahmen, son- dern die diese ganze Hölle schufen, und die — seltsam genug — noch nicht in den Kriegsverbrecherlisten zu finden sind. Die Anzahl derer, die verantwortlich und schuldig sind, wird relativ klein sein. Es gibt viele, die verantwortlich sind ohne einen sicht- baren Beweis von Schuld. Es gibt roch viel mehr, die schuldig wurden, ohne in letzter Linie verantwortlich tu sein. Unter die Verantwortlichen im weiteren Sinne müssen alle die gerechnet werden, die immer mit Hit- ler sympatisierten, solang es möglich war, die ihm zur Macht verhalfen, und die ihm Beifall zollten in Deutsch land und anderen europäischen Län- dern. Wer könnte es wagen, alle die Damen und Herren der hohen Gesell- schaft als Kriegsverbrecher zu brand- marken ? Und tatsächlich verdienen sie eine solch« Bezeichnung nicht. Fraglos haben sie ihre Unfähigkeit bewiesen, moderrM? politische Gruppie- rungen zu beurteilen; einige von ih nen, weil sie alle politischen Grund- sätze als moralischen Unsinn ansa- hen, andere, weil sie eine romanti- sche Vorliebe für Gangster hegten, die sie mit „Piraten" aus alter Zeit ver- wechselten. Sogar diese Leute, die in weiterem Sinne mitverantwortlich für Hitlers Verbrechen waren, trifft im engeren Sinne keine Schuld. Sie, die die ersten Mithelfer der Nazis und in re beste Stütze waren, wussten in Wahrheit nicht, was sie taten, noch mit wem sie es zu tun hatten. Das ausserordentliche Entsetzen, mit dem besonders Personen, die guten Willens sind, reagieren, wann im- mer der Fall „Deutschland'* diskutiert wird, wird nicht hervorgerufen durch diese unverantwortlichen Mitverant- wortlichsn, noch nicht einmal durch die einzelnen Verbrechen der Nazis selber. Es ist vielmehr das Produkt der riesigen Maschine administrati- ven Massenmords, in deren Dienst nicht nur Tausende von Personen, auch nicht tausende von Reihen aus- gewählter Mörder, sondern ein gan zes Volk gestellt werden konnte und gestellt wurde: In dieser Organisation, die Himmler gegen den Defaitismus schuf, war jeder entweder Ausführen- der, Opfer oder ein Automat, der über die Leichen seiner Kameraden vor- wärtsschritt — zuerst ausgewählt aus den verschiedenen Sturmtruppforma tionen und später aus irgend einer Heereseinheit oder Massenorganisa- tion. Dass jeder Einzelne, ob er nun unmittelbar in einem Mörderlager ak- tiv war oder nicht, gezwungen war, auf eine oder die andere Weise Teil zu haben an der Arbeit dieser Mas- senmordmaschine — das ist das Furchtbart. Denn systematischer Mas- senmord, die klare Folge aller Ras- sentheorien und anderer Ideologien, die predigen, dass Macht Recht ist, verdirbt nicht nur das Vorste'iuriys- vermögen menschlicher Wesen, son- dern auch den Rahmen und die Ka- tegorien unseres politischen Den- kens und Handelns. Welches auch im- mer die Zukunft Deutschlands sein mag, sie wird durch nichts anderes bestimmt werden als durch die unver- meidlichen Folgen eines verlorenen Krieges — Folgen, die der Natur der Sache nach vorübergehend sind. Die Vernichtung von 70 oder 80 Millionen Deutscher, oder selbst ihr allmähli- cher Tod durch Verhungern, würde nur bedeuten, dass die Naziideologie gesiegt hat, auch wenn die Macht und die Rechte, welche die Macht gibt, an- deren Völkern zugefallen ist. Gerade weil es keine politische Lösung gibt für die im menschlichen Wesen vor- handene Fähigkeit zum Verbrechen des administrativen Massenmords, kann das menschliche Verlangen nac'h Gerechtigkeit keine befriedigende Antwort finden auf die in diesem Sin- ne erfolgte totale Mobilisierung eines Volkes. Wo alle schuldig sind, kann in letztem Sinne keiner verurteilt werden.*) Denn diese Schuld ist nicht *) Dass deutsche Flüchtlinge, die das Glück hatten, weder Juden zu sein, noch früh genug von der Gestapo ver- folgt zu werden, sich vor dieser Schuld bewahrten, ist natürlich nicht ihr Ver- dienst. Weil sie das wissen, und weil der Schrecken, den sie hätten erleben können, sie noch verfolgt, führen sie oft Diskussionen in der Art jenes un- erträglichen Tones der Selbstgerech- tigkeit, welcher oft, besonders unter Juden, sich in ein ?anz gewöhnliches Gegenstück zu den Nazidoktrinen ver- kehren kann, und es tatsächlich schon getan hat. D \ S ANDERE DEUTSCH! AND 5 im geringsten verbunden mit irgend- einer Verantwortlichkeit. Solange dem Verbrecher Strafe gebührt, und die- ses Paradigma ist seit mehr als 2000 Jahren die Grundlage des Sinnes für Gerichtsbarkeit und Recht der Men- schen des Westens gewesen — erfor- dert die Schuld Schuldbewusstsein, und die Bestrafung beweist, dass der Verbrecher eine verantwortliche Per- son ist. Wie es darum bestellt ist, wurde von einem amerikanischen Kor- respondenten gut dargestellt in einer Erzählung, deren Dialog der Vorstel- lungs und Schöpferkraft eines grossen Dichters wert ist: —Haben Sie Menschen im Lager ge- tötet? -— Ja. ■— Haben Sie sie mit Gas vergiftet? — Ja. — Haben Sie sie lebendig begraben? .— Es jst bisweilen vorgekommen. — Haben Sie persönlich Menschen töten helfen? — Absolut nicht. Ich war nur Zahl meister im Lager. — Was dachten Sie über das, was dort vorging? — Zuerst war es schwer, aber man ge- wöhnte sich daran. — Wissen Sie, dass die Russen Sie aufhängen werden? — (In Tränen ausbrechend): Warum? Was habe ich getan? Er hatte wirklich nichts getan. Er hatte nur Befehle ausgeführt, und seit wann ist es ein Verbrechen, Be- fehle auszuführen? Seit wann galt es als Tugend, zu rebellieren? Seit wann konnte man nur anständig sein, in- dem man den Tod bewillkommnete? Was also hatte er cienn getan? Bei dem Versuch, die wahren Motive zu verstehen, die Menschen veranlass- ten, wie Zähne im Rade der Massen- mordmaschine zu arbeiten, wird es uns nicht helfen, Vermutungen anzu- stellen über die deutsche Geschichte und den sogenannten deutschen Na- tionalcharakter, von dessen Möglich- keiten diejenigen, welche Deutschland ganz genau kannten, vor 15 Jahren nicht die geringste Ahnung hatten. Mehr kann man lernen aus der cha- rakteristischen Persönlichkeit des Mannes, der sich rühmen kann, der geistige Organisator des Mords zu sein. Heinrich Himmler gehört nicht zu den Intellektuellen, die aus dem trüben Niemandsland zwischen Bo- hemiens und Kupplern stammen, de- ren Bedeutung in der Zusammenset- zung der Nazielite kürzlich wieder- holt betont wurde. Er ist weder ein ßohemien wie Goebbels, noch ein Se- xualverbrecher wie Streicher, noch ein perverser Fanatiker wie Hitler oder ein Abenteurer wie Goering. Er ist ein "Bourgeois" mit all dem äusse- den Anschein von Ehrbarkeit, mit al- len Gepflogenheiten eines guten Fa- milienvaters, der seine Frau nicht be- trügt und ängstlich bestrebt ist, sei- nen Kindern eine anständige Zukunft zu eichern; und er hat seine das ganze Land bedeckende Terrororgani- sation bewusst auf der Voraussetzung aufgebaut, dass die meisten Menschen weder Bohemiens sind noch Fanati- ker, nicht Abenteurer, nicht Sexual- Irre, noch Sadisten, sondern in erster Linie und ganz besonders Geschäfts- leute sund gute Familienmenschen. Es war, glaube ich, Peguy, der den guten Familienvater den „grossen Abenteurer des 20. Jahrhunderts* nannte. Peguy starb zu früh, um zu erfahren, dass er auch der grosse Ver- brecher des Jahrhunderts ist. Wir wa- ren es so gewohnt, des ..^ilienva- ters" gutherziges und auf das Wohl seiner Familie konzentriertes Inter- esse und seine feierliche Entschlossen- heit, Frau und Kindern das Leben leicht zu machen, zu bewundern oder freundlich zu belächeln, dass wir kaum bemerkten, wie dieser ergebene Fa- milienvater, um nichts so besorgt war wie um seine Sicherheit, dass er durch den Druck der chaotischen wirtschaft- lichen Bedingungen unserer Zeit zu einem unfreiwilligen Abenteurer unh- geformt wurde, der trotz aller Sorge und trotz allen Fleisses niemals si- cher wissen konnte, was der nächste Tag bringen würde. Die Fügsamkeit dieses Typs wurde schon offenbar in der allerfrühesten Periode der Gleich- schaltung. Es wurde klar, dass ein solcher Mann um der Sicherheit sei- ner Pension, seiner Lebensversiche- rung, seiner Frau und seiner Kinder willen, bereit war, seinen Glauben, seine Ehre und seine Menschenwürde zu opfern. Es bedurfte nur des satani- schen Genies Himmlers, um herauszu- finden, dass nach einer solchen Ent- würdigung dieser Mann vollständig bereit war, buchstäblich alles zu tun, wenn die Existenz seiner Familie be droht war. Die einzige Bedingung, die er stellte, war die, dass er jeder Ver- antwortlichkeit für sein Handeln ent- hoben wurde. So sieht der deutsche Durchschnittsmensch aus, den die Na- zis trotz Jahren wildester Propaganda nicht dazu bringen konnten, einen Ju- den auf eigene Rechnung umzubrin- gen, (selbst, wenn ihm klargemacht wurde, dass ein solcher Mord unbe- straft bliebe), er diente jetzt der Ma- schine der Zerstörung ohne jeden Wi- derstand. Im Gegensatz zu den frühe- ren SS- und Gestapoeinheiten be- stand Himmlers Organisation nicht aus Fanatikern, noch aus geborenen Mördern, noch aus Abenteurern. Sie war zusammengesetzt aus normalen Geschäftsleuten und Familienvätern. Wir brauchen die traurigen Berichte über Letten, Litauer und selbst Ju- den nicht besonders zu erwähnen, die sich in Himmlers Mörderorganisation einreihten, um zu beweisen, dass es keines besonderen Nationalcharakters bedarf, um diese neue Funktionärty- pen darzustellen. Sie sind nicht ein- mal alle Mörder von Natur oder Ver- räter aus Verderbtheit. Es ist ebenso wenig nicht einmal sicher, dass sie die Arbeit Himmlers getan hätten, wenn nur ihr eigenes Leben und ihre eige- ne Zukunft auf dem Spiele gestanden hätten. Sie fühlten, (nachdem sie Gott nicht mehr zu fürchten brauchten, da ihr Gewissen durch die bürokratische Organisierung ihrer Taten beruhigt war) nur die Verantwortlichkeit für ihre Familien. Die Umwandlung des Familienvaters aus einem an allen öf- fentlichen Angelegenheiten interes- sierten, verantwortungsbewußten Glied der Gesellschaft in einen "Bour- geois", den nur sein privates Leben interessiert, und der keine Bürgertu- gend kennt, ist eine moderne interna- tionale Erscheinung. Die Krise unse- rer Zeit — „Bedenkt den Hunger und die grosse Kälte in diesem Tale, da» von Jammer schallt" (Brecht) — kann ihn in jedem Augenblick zu einem Lumpen machen und zu einem Instru- ment jeden Irrsinns und Schreckens. Durch Arbeitslosigkeit hat zu allen Zeiten die Gesellschaft den kleinen Mann seiner normalen Funktionen und seiner normalen Selbstachtung be- raubt; sie drückt ihn auf jene letzte Daseinsstufe herab, auf der er jedwe- de Funktion ausübt, selbst die eine» Henkers. Ein aus Buchenwald entlas- sener Jude entdeckte einmal unter den SS-Leuten, die ihm seine Papiere aus- händigten, einen früheren Schulkame- raden, den er nicht ansprach, nur an- starrte. Unwillkürlich sah der Mann ihn an und sagte: „Du musst verste- hen, ich habe 5 Jahre Arbeitslosigkeit hinter mir. Sie können alles mit mir machen, was sie wollen." Es ist Jahre her, dass wir Deutschen begegneten, die sagten, dass sie sicn schämten, Deutsche zu sein. Ich fühl- te mich oft versucht zu antworten, dass ich mich schäme, ein Mensch zu sein. Diese elementare Scham, die vie- le Menschen verschiedenster Natio- nalität heute miteinander teilen, ist das, was zuletzt noch übrig geblieben ist von unserem Gefühl für internatio- nale Solidarität, und es ist dafür noch kein entsprechender politischer Aus- druck gefunden. Denn die Idee de» Menschseins, hat die sehr ernste Kon- timentalität, hat die sehr ernste Kon- sequenz, dass Menschen in einer oder der anderen Form Verantwortung übernehmen für alle von Menschen begangenen Verbrechen, und dass all» Nationen die Last der Uebel teilen, die andere verursacht haben. Die Scham, ein Mensch zu sein, ist der rein individualistische und noch un» politische Ausdruck d'***r Eingeht. Politisch ausgedrückt, ist die Idee der Menschheit, die kein Volk ausschliesst und keinem die Alleinschuld zuschiebt, die einzige Garantie, dass nicht ein» Herrenrasse nach der anderen sich gedrängt fühlt, dem „Naturgesetz" des Rechts des Stärkeren zu folgen und „inferiore Rassen, die des Ueber- lebens unwürdig sind", auszurotten, sodass wir am Ende eines ,,imperiali- stischen Zeitalters" uns selbst in ei- nem Zustand finden würden, gegen' den die Nazis wie unreife Vorläufer zukünftiger politischer Methoden aus- sehen würden. Eine nicht imperiali- stische Politik zu verfolgen, und ei- nen nicht auf Rassenwahn basierten Glauben aufrechtzuerhalten,, wird täg- lich schwieriger, weil es täglich kla- rer wird, welch grosse Bürde die Menschheit für den Menschen ist. Jene Juden, deren Vorvätern wir de* ersten Begriff der MenschheiteiAw 6 DAS ANDERE DEUTSCHLAND verdanken, wussten vielleicht etwas von dieser Bürde, wenn sie jedes Jahr zu sagen pflegten: „Uneer Vater und Herr, wir haben vor Dir gesündigt", damit nicht nur die Sünden ihrer ei- genen Gemeinschaft, sondern alles menschliche Unrecht auf sich neh- mend. Die, welche heute bereit sind, diesem Weg in einem modernen Sinne zu folgen, geben sich nicht zufrieden mit den heuchlerischen Worten, „Ich dan- ke Dir, Gott, dass ich nicht bin wie diese Leute", im Entsetzen vor den unvorstellbaren Möglichkeiten im deutschen Nationalcharakter. Viel mehr haben sie mit Furcht und Zit- tern begriffen, wozu der Mensch fä- hig ist und das ist in der Tat die Vorbedingung für jedes moderne po- litische Denken. Solche Menschen werden wenig geeignet sein zu Voll- streckern der Rache. Hingegen ist dies gewiss: Auf sie, und nur auf sie, die erfüllt sind von der furchtbaren Erkenntnis von der unentrinnbaren Schuld der Menschheit, kann Verlass sein, wenn es, wo es auch sei, auf furchtlosen, kompromisslosen Kampf ankommt gegen das unberechenbare Böse, das Menschen zu begehen fähig sind. DER NÄHRBODEN von Erhart Löhnberg Wie für alle Erscheinungen in der Welt sind natür- lich auch für das Aufkommen von Nazismus und Faschismus, sowie für andere, im wesentlichen gleichgeartete, politische Systeme in anderen Län- dern, immer eine ganze Reihe von Ursachen und Bedingungen verantwortlich zu machen. In dieser Zeitschrift wurde oft mit vollem Recht auf die Rol- le hingewiesen, welche die grossen Monopole, Trusts und Kartelle und in« manchen Ländern ausserdem landwirtschaftliche Machtgruppen bei der Organisierung und Bezahlung des Nazifaschis- mus gespielt haben. Ueber den rein wirtschaftspolitischen Betrachtun- gen sollte man aber die Art der Menschen nicht aus dem Auge verlieren, auf welche die nazifa- schistisch 3 Propaganda eingewirkt hat und in die- ser oder jener Form — und nicht nur in Deutsch- land — immer noch einwirkt. Denn kein nazifaschi- stisches Staatssystem kann sich durchsetzen ohne die Menschen, die es für seine Zwecke braucht, und die es demgemäss erzieht. Die Frage der Eigenschaften des Menschen, die den Nährboden oder die Grundlage für den Naziia- Echismus abgeben, wird in zwei Zuschriften behan- delt, welche die bekannte englische Zeitschrift „The New Statesman and Nation!' veröffentlichte. Unter dem Titel „Deutsche Schuld" schreibt dort Eric Warman u. a. folgendes:......Die Veröffentlichung der in dan Nazikcnzentration^iag.ern aufgenomme- nen Photographien hat die Welt in einer Weise ent- setzt, die wohl einzig dasteht. . . Wir wissen natür- lich, dass in Deutschland die übelsten Individuen die Möglichkeit erhielten, an die Staatsspitze zu gelangen, und dass diese Elemente ihrerseits ein besonderes Geschäft daraus gemacht "haben, an- dere Elemente, die einer nur geringen Ermutigung zu Hass und Grausamkeiten bedurften, in Macht- stellungen zu bringen. Handelt es sich hier nun um etwas, das nur in Deutschland vorkommen kann? Sind nicht in jedem Lande (einschliesslich dem uns- rigen) Individuen vorhanden, die nicht mit den glei- chen Machtbefugnissen ausgestattet werden konn- ten? Wir brauchen uns nur an den vor kurzem vor- gekommenen Fall von Kindesmord zu erinnern, um uns auf diese Kardinalfrage die Antwort zu geben, und brauchen ferner nur daran zu denken, dass vor kurzem viel Bestürzung über die Anzahl von Grausamkeiten gegen Kinder geherrscht hat, die dann vor die Gerichte kamen. Falls der Prozentsatz dieser Menschentypen in Deutschland grösser ist als woanders (und wir wissen nicht mit Sicherheit, ob dies der Fall ist), sollten wir nicht daran den- ken, dass die Nazis viele Jahre lang in wohlüber- legter Weise die Gemüter ihrer Jugend in jenen Jahren, wo sie am meisten beeinflussbar ist, zu- rechtgesponnen haben, um aus ihr Ungeheuer zu erziehen? — Aber wie verhält es sich mit dem übrigen deutschen Volke? Wie konnte dieser an- dere Volksteil dabei stehen und diese Dinge dul- den? Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass Menschen, die in der Nachbarschaft der Konzen- trationslager wohnten, irgend ein Wissen von dem haben mussten, was in ihnen vor sich ging. Einige lehnten sich denn auch dagegen auf und mussten den gleichen Preis bezahlen wie jene, die sie be- schützen wollten. Und was die anderen anbelangt, diedie die Mehrzahl sind, so liegt es in der mensch- lichen Natur, sich von der Betrachtung des Unan- genehmen abzuwenden und mehr an das zu glau- ben, was man wünscht. Wie viele von uns (Eng- ländern) werden denn durch die Leiden anderer wahrhaft aufgewühlt; in dem Sinne, etwas für sie zu unternehmen? Durch ' Bomben heimatlos ge- machte Familien standen in diesem Lande (Eng- land) oft der Gleichgültigkeit oder gar Feindselig- keit jener Leute in sicheren Gegenden gegenüber, denen sie zwecks Quartierabgabe zugewiesen worden waren. Wohl ist das menschliche Mitge- fühl ein ■ schnell und spontan durch den gegen- wärtigen Anblick eines Leidens zu erweckendes Gefühl (und die Deutschen, die gezwungen wur- den, die Konzentrationslager zu besichtigen, haben das bewiesen), aber man gebe dem Menschen ei- ne Möglichkeit, seine Augen davon abzuwenden, und er wird sich beeilen, von diesem Anerbieten Gebrauch zu machen. Wenn man darüber nachzu- denken beginnt, so muss man zugeben, dass - die Gleichgültigkeit des vornehmen Durchschnittsmen- schen gegenüber seinem Mitmenschen erschrek- kend gross ist. Und dies ohne die Allgegenwart ei- ner Gestapo, die eine ungebührliche Neugier über das entmutigt, was hinter amtlichen Mauern vor sich geht. . Soweit die Zuschrift des einen Einsenders an die englische Zeitschrift. Und in der gleichen Nummer der erwähnten Zeit- schrift schreibt der Philosophieprofessor C. E. M. Joad über die Konzentrationslager u. a. folgende Bemerkungen: . .In diesem Lande (England) waren die.Tcrtsa- DAS ANDERE DEUTSCHLAND 7 chen über die Konzentrationslager sechs Jahre vor Ausbruch des Krieges bekannt, aber im wesentli- chen wurden sie nur in den Zeitungen der Links- parteien veröffentlicht! Ich erinnere mich an die Berichte, die unter dem Titel ,,Europas furchtbarster Terror", wie man ihn nannte, vom „Manchester Guardian11 über den braunen Terror nach dem Reichstagsbrand 1933 veröffentlicht wurden, und wie seine tägliche Lektüre mich derartig aufwühl- te, dass ich den „Manchester Guardian" nicht mehr las und die Nazis lieber durch die im Verhältnis dazu rosa gefärbte Brille der sich vornehmer aus- drückenden ,,News Chronicle" anschaute. — Ich erinnere mich auch an einen — oder waren es zwei? — entsetzliche Artikel in dieser Zeitung (The New Statesman und Nation) über Dachau. Aber im grossen und ganzen wussten die Zeitungen der Rechtsparteien nichts davon. War dies deswegen, weil die Opfer nur deutsche Juden, Liberale, So- zialdemokraten, Kommunisten und Pazifisten wa- ren, oder kam es daher, dass die Politik der eng- lischen Rechtsparteien dahin ging, um jeden Preis gute Beziehungen zu den Nazis zu unterhal- ten?. .." Die Annahme, dass beim deutschen Volk die ge- borenen kriminellen Naturen oder sonst asozial veranlagte Menschen in grösserer Zahl als bei an- dern Völkern anzutreffen seien, ist wissenschaftlich ebenso unbegründet und steht auf einer ebenso tie- fen Stufe wie die Behauptung, eine solche Minder- wertigkeit sei zwar nicht bei den Deutschen, dafür aber bei den Juden anzutreffen. Es ist dafür eine Tatsache, dass ein weit höherer Prozentsatz von Menschen, als gewöhnlich geglaubt wird, bei al- len Völkern charakterliche Eigenschaften besitzt, die unter bestimmten äusseren Verhältnissen, wie langen Kriegen, Feuersbrunst, Hungersnöten und vor allem durch jahrelange Hetzpropaganda, der- artig gesteigert werden können, dass ihnen gegen- über alle durch die Erziehung geschaffenen Hem- mungen versagen. Bei diesen m verschieden ho- hem Grade wohl bei allen Menschen vorhandenen Eigenschaften handelt es sich nicht nur um aktiv- asoziale Triebe wie Grausamkeit, Sadismus und andere, sondern auch um Eigenschaften -wie Gleichgültigkeit gegenüber dem Leiden des Mit- menschen, Mangel an Mut, um gegenüber einem erkannten Unrecht aufzutreten, um die allgemein- menschliche Neigung, in Situationen, in denen eine klare und eindeutige Stellungnahme notwendig ist und vom Standpunkt einer humanitäre^ Moral aus Pflicht wäre, und die man auch als Pflicht er- kennt, sich unwissend zu stellen, oder die beson- ders verbreitete Neigung, für Unglück und Qualen, die ein Mitmensch erleidet, in bequemer Weise dem Opfer die Schuld an seiner Lage zuzuschieben, um damit das eigene Gewissen zu entlasten und den Mangel an Hilfsquellen zu beschönigen. Ein auf- merksamer Blick in das tägliche Leben genügt, um alle diese Verhaltungsweisen und noch sehr viel mehr, in der gleichen Richtung liegende, durch eine Fülle von Beispielen zu belegen! Wären die aktiv- asozialen Triebe auf der einen Seite und die Gleich- gültigkeit auf der anderen nicht so verbreitet und würden, sie -besonders in: Wirtschaftlichen,- und po- litischen Krisenzeiten nicht solche Ausmaße an- nehmen, so hätten die wirtschaftspoi i iischen Macht- gruppen, die den Faschismus gezüchtet oder prote- giert haben, für ihre Bestrebungen kaurp den ge- eigneten Nährboden gefunden und würden ihre Ziele nicht erreicht haben. Wie schreibt Gottfried Keller? ,,Erst log allein der Hund, jetzt lügen ihrer, Tausend. . .]' Heute lügen Millionen und aber Mil- lionen in allen Ländern der Welt. Man muss mit diesen Eigenschaften des Durchschnittsmenschen, zu denen mehr gehören, als mancher denkt, rech- nen. Wenn es auch einer künftigen, besseren Er- ziehung gelingen mag, dem Manschen charakter- liche Hemmungen gegen asoziales Verhalten in hö- herem Grade anzuerziehen als dies bisher der Fall war und die hohen Tugenden der Solidarität ge- genüber dem Leidenden und besonders dem zu Unrecht leidenden Mitmenschen zu üben, so ist doch auf Grund aller Erfahrungen sehr zu bezwei- feln, ob die Menschenformung der Zukunft jemals denjenigen Grad erreichen wird, der die Wieder- holung von solchen Schrecknissen wie sie unsere ,,zivilisierte" Gegenwart hervorgebracht hat, und ihre Duldung unmöglich machen wird; besonders dann, wenn die Wirtschaftskrisen, die Arbeitslosig- keit und andere Erscheinungen, die mit der heu- tigen Gesellschafts-,,Ordnung" untrennbar verbun- den sind, wieder solche Ausmasse annehmen wie in den Vorkriegsjahren. Die Gefahr einer Wiederho- lung solcher Schrecken wie der in Deutschland aufgetretenen, ist umso grösser, als ähnliche po- litische Systeme wie Nazismus und Faschismus in Zukunft nicht mehr unter dem gleichen Namen und mit den gleichen Schlagworten auftreten werden, mit denen in Deutschland und in Italien operiert worden ist. Vielmehr werden die Drahtzieher ähn- licher politischer Systeme neuartige Methoden an- wenden, wobei sie die in Italien und Deutschland gemachten Erfahrungen ihrer nazifaschistischen ,,Kollegen" dankbarst benutzen werden. Abgese- hen von den unabweisbaren wirtschaftlichen Not- wendigkeiten für die Abschaffung einer Gesell- schaftsordnung, die den Faschismus und Nazismus gebar und in anderen Formen aufs neue gebären wird, müssen auch Tatsachen wie die oben ange- deuteten, alle Menschen, die für eine bessere Zu- kunft kämpfen wollen, dahin bringen, die politische und wirtschaftliche Macht jener Gruppen zu zer- stören, welche die Presse, das Radio und vor al- lem das Erziehungswesen beeinflussen oder gar direkt in ihrer Hand haben. Denn wenn ein so gro- sser Prozentsatz von Menschen in Deutschland so geworden sind, dass alle nachdenklichen Zeitge- nossen entsetzt sind, so ist dies das Werk des deut- schen Finanzkapitals und seiner internationalen Helfershelfer. Eben weil die Menschen leichter zum Tiere als zum Menschen zu erziehen sind, muss mit allen geeigneten Mitteln verhütet werden, dass die Faschisten auf irgendwelchen Umwegen — gern pflegen sie sich heute als Nationalisten ru tarnen — das Erziehungswesen wieder in die Hand be- kommen. Das beste Mittel zu diesem Ziel ist — die Schaffung einer besseren Gesellschaftsordnung. Wie sagte doch vor ungefähr 16 Jahren der Oelkö- nig Henry Deterding?: „Der Faschismus in Italien . haknoch „nicht. den, Beweis erbracht, dass er ^riarn- 8 DAS ANDERE DEUTSCHLAND lieh das ist, was wir (Die Trust- und Monopolköni- ge usw.) brauchen. Dieser Beweis kann erst in Deutschland erbracht werden. Deutschland wird das entscheidende Versuchsfeld dafür sein, ob der Faschismus wirklich die beste Regierungsform zur Erhaltung und Förderung der produktiven und kon- servativen Kräfte ist. Der Versuch muss gemacht werden. Von seinem Gelingen hängt für uns (die Trusts, Syndikte, Kartelle, Konzerne usw. sind hier gemeint) vieles, wenn nicht alles ab." Merkt euch diese Worte, die durch mehr Taten des internationalen Finanzkapitals zugunsten des Na- zifaschismus belegt werden, als die Deterdingschen Sätze Buchstaben haben; merkt Ihr alle Euch diese Worte, die Ihr nicht durchschaut, dass die Propa- ganda von der unbedingten Schuld des gesamten deutschen Volkes am Nazifaschismus und seinen Greueltaten bereits nichts anderes ist, als der Ruf „Haltet den Dieb", den interessierte Kreise in ver- schiedenen Ländern durch ihre bezahlten Mei- nungsagenten in der Welt ertönen lassen, weil sie ein allzubegreifliches Interesse daran haben, die Aufdeckung des wahren Wesens des Nazifaschis- mus mit allen Mitteln zu verhindern. NATIONALISMUS UND SOZIALISMUS von William Warbey Es ist offensichtlich etwas falsch an der früher bei Sozialisten beliebten Annahme, dass der Nationa- lismus eine Fiktion sei, die von den Kapitalisten erfunden wurde, um ihre eigene Macht zu vergrös- sern und die Arbeiter enger an ihre Herren zu bin- den.. Seit der Entstehung des modernen National- staates vor zwei oder drei Jahrhunderten wächst die Zahl derjenigen ständig an, die Nutzen aus den Vorteilen ziehen, die der nationale Staat anzubie- ten hat. Diese Vorteile lassen sich nicht spöttisch abtun. Sie bestehen erstens in der Selbstregierung, d. h. darin, von Personen der eigenen Nationalität statt von Fremden regiert zu werden; und zweitens in wirtschaftlichem Wohlergehen. Von der Macht, dem Einfluss und der territorialen Ausdehnung hängen weitgehend die Möglichkeiten ab, wertvol- le Waren und Rohstoffe zu erhalten, und Märkte für die Güter und Dienste zu finden, die im Austausch geliefert werden müssen. In Ermangelung irgend- einer höheren Behörde für internationale wirtschaft- liche Planung wird es deshalb zum „Nationalinter- esse", den Konkurrenzkampf um Märkte und Roh- stoffe zu führen, die Macht der Nation zu vergrös- sern und die industriellen und militärischen Fakto- ren zu stärken, von denen die Macht in einer anar- chischen Welt abhängt. Mit dem Aufkommen der politischen Demokratie und dem Anwachsen des Anteils der Arbeiter am Nationaleinkommen wird dieses ,,Nationalinteres- se'' immer mehr identisch mit den Interessen des ganzen Volkes. Diese Identifizierung ist unvollstän- dig so lange, wie ein wesentlicher Teil des Volkes das Gefühl hat, ausgebeutet und übervorteilt zu .werden. Wenn aber die Entwicklung ergänzt wird durch die Ergreifung der Staatsmacht durch die Vertreter des gemeinen Mannes, dann ist ein neu- es und entscheidendes Stadium erreicht. Die Mas- sen fühlen nun, dass das Land „ihr eigenes" ist, dass seine Interessen die ihrigen sind, und dass ihr Wohlergehen abhängt von seinem Erfolg als Na- tion. Die Zentralisierung der ökonomischen Macht im Staate, die ein natürliches Gegenstück zu die- ser Entwicklung ist, macht die nationale Wirt- schaftspolitik zu einer Hauptsorge der Regierung und deshalb der Regierungspartei. Die Massen werden zu einer rückhaltlosen Unterstützung je- ch»r Politik gedrängt, die geeignet erscheint, die Macht, das Prestige und den Reichtum der Nation zu vergrössern. In einer glänzenden Abhandlung über den Na- tionalismus, die alle Sozialisten sehen müssten, hat Professor E. H. Carr dies in folgendem Satz pak- kend formuliert: „Die Sozialisierung der Nation fin- det ihre natürliche Ergänzung in der Nationalisie- rung des Sozialismus". Wenn dies der Weg ist, den wir zurückzulegen haben, dann führt er zum Abgrund. Was gibt es da für einen Ausweg? Der gemeine Mann, dessen Anteil am politischen und sozialen Erbteil die Basis des Nationalismus verbreitert hat, stellt auch denjenigen Sektor der Bevölkerung dar, der am ehesten fähig ist, ein Gefühl der menschlichen Solidarität über die Na- tionalgrenzen hinaus zu spüren. Denn wenn es auch richtig ist, dass der „internationale Sozialis- mus" für den einfachen Mann in der Regel wenig bedeutet hat, so st es doch auch wahr, dass ge- rade in den Reihen der Arbeiterklasse, und in ge- wissem Grade auch bei Technikern und Angehö- rigen der freien Berufe, Gefühle und Handlungen übernationalen Charakters zu gewissen Zeiten wirkliche Bedeutung angenommen haben, Die or- ganisierten Arbeiter haben trotz allem es fertigge- bracht, dauernde Verbindung untereinander über die nationalen Grenzen hinweg zu unterhalten; englische und polnische Bergarbeiter haben sich gegenseitig gegen gemeinsame Feinde unterstützt; es gab eine wirklich Internationale Brigade, die in Spanien gegen Franca kämpfte; und die Kampfan- sage des Nazifaschismus an die Rechte und Orga- nisationen des gemeinen Mannes hat den festen vereinten Widerstand aller sozialistischen Parteien und Organisationen der Arbeiterklasse in der gan- zen Welt hervorgerufen. Das sind wirklich Faktoren von historischer Bedeu- tung. Aus ihnen heraus müssen wir, wenn das überhaupt möglich ist, das Gegengift gegen die „Nationalisierung des Sozialismus" schaffen. Eine beängstigende Verantwortung ruht auf der sozia- listischen Führung in der kommenden Zeit. Wenn die Führer der sozialistischen Parteien zulassen, dass all ihre Energien auf die Verstärkung der Macht ihrer eigenen Nationalstaaten gerichtet wer- den; wenn Parolen wie „Sozialismus in einem Lan- DAS ANDERE DEUTSCHLAND * de" und „Volle Beschäftigung in Grossbritannien, einerlei was anderswo passiert", die alles andere absorbierenden Parolen der Parteipropaganda und der Erziehung der Massen werden, dann kann nichts das verheerende Anwachsen des Nationa- lismus zum Stehen bringen. Es gibt jedoch eine andere Alternative, Sie besteht darin, dass die sozialistischen Parteien die Gele- genheit, die ihnen die Gewinnung der politischen Macht innerhalb ihrer eigenen Nationen bietet, da- zu benutzen, die Entwicklung übernationaler Orga- nisationen aller Art zu fördern — seien sie politisch, wirtschaftlich, sozial oder kulturell — sowohl in begrenzterem als auch, soweit durchführbar, im Welt-Masstab. Ausserdem müssen sie zielbewuss- te Anstrengungen machen, um den gemeinen Mann in ihren Ländern zu beweisen, dass seine Bedürfnisse — Vollbeschäftigung, Hebung des Le- bensstandards usw. — am besten durch die er- folgreiche Arbeit solcher übernationaler Stellen befriedigt werden können. Nur auf diese Weise kann' die Tendenz zu internationaler Solidarität unter den Massen so gefördert werden, dass sie sich zu einem Gefühl der Verpflichtung gegenüber einer Weltgemeinschaft entwiskelt. — (Tribüne. London). DIE KOLLEKTIVE VERANTWORTLICHKEIT DES DEUTSCHEN VOLKES Wenn wir ein modernes Volk über, haupt als kollektiv verantwortlich in moralischem Sinne ansehen, dann kann es nur für diejenigen Handlun- gen zur Rechenschaft gezogen wer. den, die es spontan und als ganzes unternimmt, für Handlungen, die von der Mehrheit des Volkes gebilligt wer- den. Bs kann nicht angeklagt wer- den für Dinge, die von deutlich ver- schiedenen Untergruppen getan wur- den. Inwiefern ist dies auf die Deutschen und die Juden anwendbar? ES ist wahr, dass in Deutschland der Anti- semitismus weitverbreitet war und ist, wie er es auch in Amerika ist. Aber Antisemitismus und gewalttätige Ju- denverfolgung sind zweierlei. Wenn da,s deutsche Volk als Ganzes die Judenpolitik der Nazis gebilligt hät- te, dann müsste man annehmen, dass seit 1933 — einer Periode, in der die Nazis die Staatsgewalt benutzten, um die Juden ausser Gesetz und Mensch- lichkeit zu erklären — viele Angriffe der Massen auf jüdische Einrichtun- gen und Personen erfolgt wären. So viel ich weiss, berichtete die ameri. kanische Presse über keine. Und ich entsinne mich genau, dass 1938, als die Nazis die Ermordung ihres Pari- ser diplomatischen Vertreters vom Rath durch einen Juden dazu benutz- ten, den antijüdischen Terror zu verstärken, die Presseberichte her- vorhoben, dass das Strassenpublikum sehr wenig Feindseligkeit gegen die Juden zeigte. Die kontrollierte deut- sche Presse war voller Aufforderun- gen zu antijüdischen Gewaltakten. SA und SS nahmen Tausende von Juden fest, und dieser Tatsache wurde gros- se Publizität verliehen. Sie zertrüm- merten jüdische Läden, verbrannten Synagogen; aber die Massen, die die- sen organisierten Grausamkeiten zu- sahen, waren still und zurückhaltend, soweit sie es nicht wagten, ihre Miss, biliigung auszudrücken. -. Im Gegensatz dazu, können die dau- ernden und verbreiteten Gewaltakte gegen die Neger im ganzen Süden, die in Lynchakten gipfeln, als wirkli- che "Volksaktionen" angesehen wer- den, für die die Weissen kollektiv von Dwight Macdonal verantwortlich sind. Wie Dollard in "Gaste and Class in a Southern Town" zeigte, ist die Brutalität, mit der die Neger behandelt werden, nicht das Werk einer sich deutlich abhebenden Minderheit oder individueller Sadi- sten, sondern an ihr nehmen — ak- tiv oder passiv — alle Weissen teil. "Die weisse Aggressivität gegenüber den Negern und die sozialen Zustän- de, die sie erlauben, sind Formen der sozialen Kontrolle", so schreibt er. "Sie sind Mittel, um die Neger an ih- rem Platz zu halten und die überge- ordnete Stellung der weissen Kaste zu bewahren"— Das gilt auch für den Rassenkrawall in Detroit vom Jahre 1943, in dem hunderte von Negern mitten in der Stadt von weissen Massen getötet oder fürchterlich geschlagen wurden. Ein solches Vorgehen hat die allge- meine Unterstützung der weissen Be- völkerung des Südens, und hat sogar hinreichende Volksunterstützung in einer nördlichen Stadt wie Detroit, dass sie ohne Dazwischentreten der Polizei durchgeführt werden kann... Aber jemand hat die Juden Europas getötet. Und diejenigen, die dies ta- ten, waren Deutsche. Richtig. Aber eine besondere Art Deutscher, Spe- zialisten für Polterungen und Mord, die man nicht verwechseln darf mit den gewöhnlichen Deutschen... Es ist von kapitaler Bedeutung, dass die Todeslager für Juden und die Massen- tötungen an russischen Gefangenen offensichtlich nicht der regulären deutschen Armee, sondern speziell ausgesuchten und geschulten SS-For. mationen anvertraut wurden. Der schwedische Journalist Avid Fred- borg z. B. gibt folgende interessante Schilderung in seinem Buch "Behind the Steel Wall": "Die SS-Soldaten, die die Hinrich, tungskommandos bilden, sind sorgw fältig ausgesucht. Sie werden aus den brutalsten Elementen rekrutiert und allmählich trainiert, damit sie härter und grausamer werden. Anfangs brau- chen sie nur die Juden zu Strassen- reinigung und Schneeschaufeln her. anzuholen. Nach einiger Zeit werden sie. zur Durchführung von Einzelhin- richtungen bestiiumt. Erst nachdem diese Schulung abgeschlossen ist, werden ihnen Massenhinrichtungen befohlen. Viele haben sich geweigert, an ihnen teilzunehmen u:.d sind er- schossen worden..."' In Deutschland selbst konnten die Nazis offenbar grössere Fortschritte machen, aa dem deutschen Volk grös- sere materielle Belohnungen geboten wurden... Aber selbst da erscheint es unwahrscheinlich, dass die Propa- ganda und der Terrorismus ausge- reicht hätten.. . um ein Volk wirksam zu nazifizieren, dessen Mehrheit ent- schieden antinazistisch war, als Hit. ler im Jahre 1933 die Macht ergriff. Die Tatsache, dass in grossem Mass- stabe Konzentrationslager weiterbe- standen haben, ist ein Beweis für ei- ne fortgesetzte Opposition gegen den Nazismus, so wie es auch die vielen Hinrichtungen für "Verrat" sind, die täglich angekündigt wurden. All das heisst keinesfalls leugnen, dass der Nazismus eine grosse Wir- kung auf cas deutsche Volk hatte. Es heisst nur bestreiten, dass diese Wir- kung weit genug gegangen wäre, um die Haltung des Durchschnittsdeut- schen so zu verändern, dass sie ihn zur Durchführung von Pogromen oder zu ihrer Billigung veranlasst hätte, als die Naziherrscher sie durchführ- ten; und es beideutet weiter, die Gren- zen der Nazibeeinflussung ausserhalb der Konzentrationslager und der spe- ziellen Ausbiltiungsschulen aufweisen. Die Deutschem sind durch den Nazis, mus verändert worden, aber das war ein langsamer Prozess... und ging sicher wenigeir weit, als unsere Deut- schenfresser behaupten... Wenn "sie", das deutsche Vclk, für die Politik der Grausamkeit und für deren Durchführung durch ihre Re- gierung... verantwortlich sind, dann müssen "wir"', die Völker Russlands, Englands und Amerikas, auch eine grosse Last der Verantwortung auf uns nehmen. Wir zwangen, das besiegte Deutsch- land nach dem ersten Weltkrieg in 10 DAS ANDERE DEUTSCHLAND eine Sackgasse, aus d?r der einzige Ausweg eine andere Sackgasse war. der Nazianus; das taten wir, in- nern wir unser Gewicht gegen die sozialistische Revolution einsetzten. Nachdem Hitler die Macht ergriff, mehr oder minder ohne unseren Se- gen, aber als das geringere Uebel verglichen mit der Revolution, er- laubten wir ihm, Deutschland aufzu- rüsten, in der Hoffnung, wir könnten ihn gegen Russland lenken, und wir benutzten die "Nichtintervention", um ihm und Mrssolini dabei behilflich zu sein, die Spanische Republik in der Hauptprobe für den zweiten Welt, krieg zu stürzen. (Aus der Zeitschrift "Politics", New York). Auf dem Weg zur politischen Arbeiterpartei in U.S.A.? Ein interessantes Kapitel der jüngsten Geschichte der Arbeiterbewegung in USA wird uns in einem Buch von Josef Gaer: "The First Round" (Die erste Runde) Verlag: Duell, Sloan and Pierce New York 1944 geschil- dert. Es ist die Geschichte des PAC (Politisches Aktionskomitee) der CIO- Gewerkschaften. Der Nationalkongress der CIO setzte im Jahre 1943 dieses Komitee ein, um den Fortschritt der reaktionären Kräfte, der sich bei den Wahlen im Jahre 1942 und 43 be- merkbar gemacht hatte, zu bekämp- fen. Das PAC nahm diesenKampf mit Unterstützung auch anderer frei- heitlicher Gruppen (eines Teiles der AFL_Gewerkschaften, Farmer etc.) auf, setzte sich für die Wiederwahl Roosevelts ein, unterstützte im übri- gen die linken Kandidaten, gleich- viel welcher Partei sie angehörten. Es will keine "3. Partei" sein, lehnt aber die Gründung einer Arbeiter- partei nicht grundsätzlich ab. Das Buch bringt eine Zusammenstellung der gesamten bisherigen Propaganda. arbeit, Broschüren, Plakate, Flug. blätter, Versammlungsberichte, Schil- derungen der Mitarbeiter etc. reich- lich mit Fotografien vergehen und in technisch sehr guter Form. Der Weg, den die CIO geht, ist kein zufälliger. Viele besondere Umstän. de (grosser innerer nichtkapitalisti- scher Raum, reiche Rohstoffquellen, dauernder Zustrom qualifizierter Ar- beitskräfte sind nur einige dersel- ben) machten aus den USA das Pa- radies des Kapitalismus, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, wo jeder Arbeiter das Millionärsscheck- buch in der Brieftasche zu ' haben glaubte, wie weiland die Legionäre (Fortsetzung- von Seite 2) können einige Vorschläge für die Zeit Bedeutung gewinnen, in der eine grössere Bewegungsfreiheit für die Deutschen eintritt. Das gilt für folgende Punkte: Zwangsarbeit für alle Mitglieder der SS, der Gestapo und des Si- cherheits-Dienstes, sowie für alle höheren Funktionäre bis herab zu den Ortsgruppenleitern. Verlust der bürgerlichen Ehren- rechte auf die Dauer von 10 Jah. ren für alle, die vor 1933 Mitglie- der der NSDAP waren, vnd auf die Dauer von 5 Jahren für alle übri- gen Mitglieder der NSDAP. Ausgenommen von diesen Strafen wird derjenige, der nachweisen kann, , dass er nur Mitglied der Na- ziorganisationen warf um die Na- zis zu bekämpfen. von Heiz Bier Napoleons den Marschallsstab im Tor- nister. "Amerika zu machen", war das Streben aller. Die Arbeiter konnten in dieser gesellschaftlichen Situation kein Klassenbewusstsein besitzen. Al- le Versuche eine selbständige Arbei_ terbewegung in den USA zu schaffen, schlugen fehl. Es bestanden zwar eine sozialistische und eine kommunisti. sehe Partei, die aber zahlenmässig vollkommen bedeutungslos waren Und es auch heute noch sind. Da kam die grosse Depression von 1929. Diese hatte nicht den gleichen Charakter wie eine der bisherigen, mehr oder weniger periodischen Kri- senerscheinunsen des Kapitalismus, die nicht mehr al3 ein Gewitter ge- wesen waren, die die Atmosphäre (den Markt) "reinigten". Zum ersten Mal (für USA) wurde an den Grundfesten des Paradieses heftig gerüttelt. Diese langandauernde und tiefe Krise zeig, te der Arbeiterklasse, dass auch Arne, rika der allgemeinen sinkenden Ten- denz des Kapitalismus nicht auswei- chen kann. Das, was r-uf dem alten Kontinent schon sehr deutlich gewor- den war, nämlich dass die Epoche der scheinbar permanenten Konjunktur, des Traumes vom allgemeinen Wohl- stand im Kapitalismus und einiger anderer Illusionen mit dem Ende des frühimperialisti-schen Abschnittes der kapitalistischen Entwicklungsgeschich- te beendet war. Bs kam noch dazu, dass einige der besonderen Umstände, die wir eingangs erwähnten, ihre Be- deutung für USA verloren hatten. Vor allem war die Durchkapitalisie- rung des eigenen Landes im wesent- lichen beendet, und so sahen sich die USA gezwungen an dem allgemeinen Kampf der imperialistischen Mächte um die Absatzmärkte teilzunehmen, d. h. imperialistische Politik im stärk- sten Ausmasse zu treiben. Diese Ten- denz zeigte sich zuerst im spanisch- amerikanischen Kriege, deutlicher im 1. Weltkriege Und musste sich natur. gemäss immer mehr verstärken. Da- durch wiederum wurde die amerika- nische Wirtschaft im erhöhten Masse tr.it der'Weltwirtschaft verknüpft und mehr ihren Gefahren und Krisen- tendenzen ausgesetzt. Die Konjunk- tur, die nach dem 1. imperialistischen Kriege bis zum Jahre 1929 andauerte (wie in allen kapitalistischen Ländern mehr oder weniger), konnte nicht den geschulten Beobachter täuschen, denn es gab in dieser Konjunktur mehr Elend als in den früheren Krisen. Der "schwarze Freitag" war aber ein Fanal selbst für alle Blinden. Es er- wachte etwas wie gesellschaftliches Bewusstsein in den Köpfen der ame»^ rikanischen Arbeiter und Bauern. So begannen auch die Gewerkschaften, die bisher kaum etwas anderes als reine Berufsverbände gewesen waren und sehr oft unter dem Einfluss ka- pitalistischer Interessen standen, un- abhängige Arbeiterpolitik zu betrei- ben. 1936 wurde die CIO gegründet. Das bedeutete einen grossen Fort- schritt in der amerikanischen Ge„ werkschaftsbewegung. Zum Unter, schied von den Fachverbänden der AFL (American Federation of La- beur) deren politische Tendenz kon- servativ ist, sind die CIO (Congress of Industrial Organisations) politi. sehe und wirtschaftliche Kampfver. bände. Und die Gründung des Ak- tionskomitees ist nur ein Schritt wei- ter auf diesem Wege, der letzten En_ des in einer grossen Arbeiterpartei enden muss. Die Zeit, wo im leichten Spiel der Republikaner und Demo, kraten die Arbeiterklasse nur der Ball war, nur Objekt der verschiedenen Interessengruppen der Bourgeoisie, ist vorbei. So gewiss vorbei, wie es gewiss ist, dass in der Niedergangs- epoche des WeltkapitaJirrous auch in USA grosse Gesellschaftskrisen be» verstehen, eine Zeit der Klassen, kämpfe, die entscheidend für die Zu. kunft der Menschheit sein werden. Dafür wird sich die amerikanische Arbeiterklasse die Waffe schaffen müssen, mit der allein sie wird sie- gen können; eine grosse und starke Arbeiterpartei. Der Sieg der engli- schen Arbeiterpartei wird das voraus- sichtlich stark beschleunigen. Ley plaudert aus Robert Ley, einstmals Führer der Deutschen Arbeitsfront, wartet in Nürnberg darauf, prozessiert zu wer- den. Aus den Angaben, die er in der Voruntersuchung machte, geht her_ vor, dass die Daf über ein Vermö. gen von 10 Milliarden RM verfügte, 'über die Ley die alleinige Kontrolle hatte. Die Einnahmen des lukrativen Unternehmens bestanden neben den Zwangsbeiträgen der deutschen Ar- beiter und Angestellten aus dem ge- stohlenen Vermögen der freien Ge- werkschaften, dem beschlagnahmten Besitz jüdischer Staatsbürger, dem Vermögen der ausgebürgerten und er. mordeten "Staatsfeinde" und aus den 268.003.000 RM, die von den Interes- senten des "Volkswagens" eingezahlt wurden. Au., dass alle Menschen ohne Unterschied der Rasse, des Glau- bens und des Geschlechts ein Recht auf materielle Wohlfahrt und kultu- relle Entwicklung in wirtschaftlicher Sicherheit haben müssen, bekennen wir deutschen Gewerkschaftler uns zu folgenden sozialpolitischen Grundsät- zen: 1.) Zu einer planmässigen Wirt- schaftspolitik, die unter Heranziehung und Erschliessung aller nationalen Hilfsquellen jedem Arbeitsfähigen ei- »e Arbeitsgelegenheit schaffen muss. 2.) zu einer öffentlichen Sozialversi- cherung, die dem, der durch persönli- che oder wirtschaftliche Umstände an voller Erwerbstätigkeit verhindert ist, ein Mindesteinkommen gewährt; 3.) zu einem öffentlichen Schutz von Leben und Gesundheit aller Erwerbs- tätigen; 4.) zu einem Schutz von Mutter und Kind; 5.) zur Schaffung einer einheitlichen Gesetzgebung und einer von demokra- tischen Selbstverwaltungskörperschaf- ten beaufsichtigten selbständigen Ar- beits -und Sozialverwaltung. Die notwendigen Sofort massnahmen auf sozialpolitischem Gebiet werden vingehendst behandelt. Nach der völli- gen Säuberung von allen Nazieinflüs- sen muss die gesamte Sozialverwal- tung unter Wiedereinführung der de- mokratischen Selbstverwaltung ver- einheitlicht werden. Bei der Umge- staltung des Sozialrechts haben dip Gewerkschaften entscheidenden Ein- fluss zu nehmen. Es werden Normen aufgestellt für die Reform des Tarif- und Schlichtungsrechts, für die Wie- dereinführung der Betriebsdemokratie, für Arbeitszeit und Arbeitsschutz, so- ziale Versicherung und Versorgung, Erwerbslosenhilfe, Wohlfahrt und Fürsorge usw. Angesichts der furchtbaren Verwü- stung in den Kampfgebieten, der Um- stellung der Kriegs- auf Friedenswirt- schaft, der Wiedereingliederung der entlassenen Kriegsgefangenen und der zur Kriegsarbeit Verpflichteten in die Wirtschaft und der Versorgung der Kriegsopfer werden folgende Mass- nahmen gefordert: Sicherung des Preisstops unter Ausschaltung des Schleichhandels, planmässige Produk- tion von Verbrauchsgütern, Umfas- sende Rationierung aller lebenswichti- gen Verbrauchsgüter, Sonderrationen für Schwerarbeiter, Einrichtung von Betriebskantinen, Volks- und Schul- küchen, Zwangsbewirtschaftung des gesamten Wohnungswesens ohne Rücksichtnahme auf Eigentumsver- hältnisse, Unterstellung des gesamten Gesundheitswesens unter öffentliche Kontrolle, Beteiligung der Gewerk- schaften an der Verwaltung aller die- ser öffentlichen Dienste, sowie auch Hinzuziehung von Vertretern der Ver- braucher- und Frauen- sowie ande- rer demokratischer Organisationen. Eine staatliche zentrale Wirtschafts- verwaltung wird zur dringlichsten Aufgabe haben das Wiederingangbrin- gen der dem zivilen Massenbedarf die- nenden Produktion, des Transportwe- sens, des Bank- und Kreditwesens. Wirtschaftspolitik In einem Abschnitt über Wirtschafts- politik werden u. a. folgende Gedan- ken geäussert: "Es sind tiefgreifen- de Veränderungen der sozialen Struk- tur notwendig, In der Landwirtschaft muss das private Grossgrundeigentum im Zuge einer grosszügigen Agrarre- form enteignet werden, und in Indu- strie und Handel muss die den demo- kratischen und friedlichen Aufbau ge- fährdende Willkürherrschaft der Pri- vatmonopole gebrochen werden. Eine auf Vollbeschäftigung und Befriedi- gung des Massenbedarfs ausgerichtete staatliche Wirtschaftsplanung setzt die Lenkung des Kredits und des Aussenhandels voraus. Sie hat festzu- legen, welchen Anteil Konsum und Investitionen am gesellschaftlichen Gesamtprodukt haben und in welcher Richtung die Investitionen gehen sol- len. Gewerkschaften und Betriebsvertre- tungen sind an der Leitung grösserer Betriebe zu beteiligen. Die Gewerkschaften treten ein für die Förderung der Genossenschaften als Organe der Selbsthilfe und als aus- führende Organe der Wirtschaftspla- nung." Weiter heisst es: „Die Schlüsselindu- strien sind der Willkürherrschaft der Privatmonopole zu entziehen. Berg- bau, Schwerindustrie, Chemie, sowie alle Bodenschätze sind in öffentliches Eigentum zu überführen. Die Energie- und Verkehrswirtschaft, sowie die Versorgungsbetriebe (Gas, Wasser) müssen vollständig in den Besitz der öffentlichen Hand übergehen. Der im Zuge der geforderten Agrarre- form enteignete Grossgrundbesitz wird, soweit eg seine Beschaffenheit zulässt, zu günstigen Bedingungn landarmen Bauern und Landarbeitern zur Verfügung _ gestellt. Bäuerliche Familienbetriebe sollen erhalten blei- ben. Die Reichsbank ist von dem Einfluss der privaten Bank- und Industriekrei- se zu befreien. Die deutschen Gross- banken sind zu verstaatlichen. Die Steuergesetzgebung soll sich nach folgenden Grundsätzen richten: Stark progressive Einkommens-, Erbschafts- und Schenkungssteuer. Keine Kopf- steuer. Hohe Freigrenze bei der Ein- kommensteuer. Indirekte Steuern nur auf Luxusgüter. Der allgemeine Teil schliesst mit fol- genden Worten: „Mit der Durchfüh- rung der vorstehenden Massnahmen würde die soziale und wirtschaftliche Basis des deutschen Imperialismus beseitigt sein. Damit wäre eine wich- tige Voraussetzung für die Einglie- derung Deutschlands in die interna- tionale Zusammenarbeit geschaffen. Unter ausdrücklicher Anerkennung der Verpflichtung zur Wiedergutma- chungspolitik fühlen wir deutschen Gewerkschaftler uns solidarisch mit der werktätigen Bevölkerung Europas und der Welt. Die Wiederaufbau der zerstörten Städte und D<*fer, .die 12 DAS ANDERE DEUTSCHI AND Ingangsetzung der Produktion und des Transports, die Wiederl ersieilung normaler VVährungs- und Handelsbe- ziehungen in Europa stellen gigan- tische Aufgaben dar, die über die Kräfte der einzelnen Nationalstaaten hinausgehen und nur durch interna- tionale Zusammenarbeit lösbar sind. In diesem Geiste werden die deut- schen Gewerkschaften alle Massnah- men internationaler Zusammenarbeit unterstützen und sind bereit, sich an allen internationalen Einrichtungen zu beteiligen, die die Förderung von Frieden, Vollbeschäftigung und sozia- ler Sicherheit und die Hebung des allgemeinen Lebensstandards zum Zweck haben. SCHULE UND ERZIEHUNG Ein besonderer Teil des Programms ist der Frage der Schule und Erzie- hung gewidmet. Schul- und Erziehungsausschüsse sol- len aus politisch zuverlässigen Leh- rern, Aerzten, Psychologen und Ver- tretern der Gewerkschaften gebildet werden, denen das gesamte Schulwe- UNSERE KINDER Warum eigentlich sollen Kinder, die hier in Argentinien geboren sind, hier aufwachsen und wohl immer hier bleiben werden, deutsch lernen? Wie oft wird diese Frage im Kreise deutschsprechender Eltern aufgewor- fen, und an diese Frage schliessen sich dann die unterschiedlichsten Er- gänzungen und Folgerungen. Da sind vor allem jene Eltern, denen immer das Nützliche und Praktische am Her- zen liegt. Sie sagen: Englisch ist die Weltsprache. Englisch muss man können, will man im Leben vorwärts kommen ■— unsere Kinder sollea neben dem Spanischen noch Englisch lernen, dann sind sie für den Le- benskampf gerüstet. — Dann sind da die anderen, die aus ihrer deutschen Heimat verjagt und vertrieben wur- den, die Schwerstes. Härtestes und Gemeinstes von Deutschland ertra- gen und erdulden mussten ued tile nun ihren Hass gegen jene Verbrecher auf die deutsche Sprache übertragen. Sie sagen: Wir wollen nicht, dass un- sere Kiuder die Sprache jenes Gesin- dels spricht. — Dann gibt es noch ei- ne dritte. Elterngruppe, die sagt ein- fach: Unser Kind spricht lieber spa- nisch — was sollen wir es mit Deutsch quälen. Nun kommt aber das Kuriose bei der Angelegenheit. All diese mehr oder weiniger triftigen Argumente werden so gut wie immer in deutscher Spra- che vorgebracht — und hier ist es, wo ich einsetzen möchte: Jeder Mensch — und sei er noqh so poly- glott — hat eine Muttersprache. Das ist die Sprache, in der seine Mutter mit ihm gesprochen hat, in der er selber seine ersten Worte gelallt und gestammelt hat, und in der ihm über- haupt der Begriff des Sprechens klar- «esgprdpn ist. Diese Sprache wird jgBMBWwy nwr.h sefeesi Qfcroafc soi- sen untersteht. Ihr ersten Aufgaben sind die Biirln.:;: von Sc'; ilBeiräten für jed:i einzelne Sciiulo, die Säuberung der Lehrkörper von den aktiven Na- zis, die Ernennung neuer Schulinsyek- toren und -direktoren, Ausarbeitung eines vorläufigen Lehrplans und die Säuberung der Lehrmittelsammlun- gen. Einheitsschule Der traditionelle Klassencharakter des Schulwesens soll verschwinden durch die Einführung der strengen Einheitsschule, d. h. eines gemeinsa- men Unterbaus von 6 Jahren, auf dem sich ein nach Bildungs- und Berufs- zielen gebildeter Oberbau erhebt. All- gemeine Schulpflicht bestellt bis zum 18., Volksschulpflicht bis zum 16. Jah- re. Alle Bildungseinrichtungen sind öffentlich und unentgeltlich. Die Leh- rerausbildung erfolgt für alle Schul- typen auf der Hochschule. Berufsschulen Besondere Aufmerksamkeit widmet der Plan der Erziehung der berufstä- tigen Jugend in Berufs- und Fachschu- len. Berufsschulpflichtig ist bis zum von Jeanne Bachmann nem innersten Fühlen am nächster, liegen. Wenn nun hier lebende deutschsprechende Eltern die deut- sche Sprache nicht an ihre Kinder weitergeben, so wird ihnen das ver- sagt sein, was ich die Sprache des Herzens nennen möchte. Sie mögen noch so gut spanisch sprechen, ir- gendwo bleibt eine Hemmung, ein lei- ses Fremdsein — und gerade seinen Kindern gegenüber sollte man ohne Hemmung, ohne Fremdsein das aus- drücken können, was man wirklich sagen möchte. Und nicht nur sagen möchte man es — auch verstanden möchte man sein. — Das ist ein rein gefühlsmässiger Grund, aus dem wir me'cer Meinung nach, unseren Kin- dern die deutsche Sprache weiterge- ben sollen. Was nun die vorher angeführten Ge- genargumente angeht, so möchte ich diese der Reihe nach behandeln. Da ist das Argument der Nützlich- keit: Gewiss ist Englisch heute die Weltsprache des Handels und vieler anderer Berufszweige, und es ist si- cher von grossem Wert, diese Spra- che zu beherrschen. Nun wird es aber bei den Kindern deutschere- chender Eltern meistens so sein, dass sie das Englische nicht nebenbei, fast von selber erlernen können, da sie es ja in ihrer häuslichen Umgeburg nicht oder nur in Ausnahmefällen hö- ren. Das Studium der Sprache aber ist Arbeit, und sie kann man erst von grösseren K'r.dern verlangen, die die- ser Arbeit gewachsen sind. Das Kind, das so ganz nebenbei nur im Kinder- garten oder in den ersten Schuljah- ren in einer englischen Schule eng lisch sprechen lernt, wird kaum über sjz» paar - a&ilicbe Phrasen hinaus-, IS. Lebensjahre jeder aus einer an- deren Schule entlassene Jugendliche. Der Unterricht erstreckt sich auf Berufskunde und allgemeine Bildung. Dia Lehrer werden fachlich besonders vorgebildet. — Während die Berufs- schulen für solche Jugendlichen ge- dacht sind, ind Volks- hochschulen erfolgen soll. Eine eige- ne Funktionär Schulung soll ihnen die sachkundigen Speziallsten für ihre schwierige Aufgabe im Kampfe für die „Verbesserung der sozialen Lage der Arbeiterschaft und für die Neuge- staltung der Gesellschaftsordnung" ausbilden. kommen — von einem wirklichen Er- fassen dieser Sprache kann gar kein» Rede sein. Es wird deshalb nie eng- lisch denken, sondern nur wie ein Papagei gedankenlos nachplappern, und meistens ist der Erfolg der, dass es sich dann weder in der einen, noch in der anderen Sprache heimisch fühlt. Wird aber ein Kind von Haus aus angehalten, sich der deutschen Sprache in ordentlicher und unge- mischter Form zu bedienen, so wird es das Deutsche neben dem Spani- schen spielend erlernen — und wer einmal gewöhnt ist, in zwei Sprachen zu reden und zu denken, lernt mei- stens viel leichter und viel besser ei- ne dritte und vierte Sprache dazu, als der bisher Einsprachige. Wenn also dann im vorgeschrittenen Schul- alter ein gründlicher Englisch-Unter- richt einsetzt, so wird ein normal begabtes Kind darin gute Fortschrit- te machen und sicher nicht hinter jenen Klassenkameraden zurückste- hen, die kein Deutsch können, ja wahrscheinlich diese bald überflügelt haben. Wie steht es nun mit dem Hass ge- gen die deutsche Sprache? Ist das Deutsche wirklich nur die Sprache der Nazis und muss sie darum ge- hasst und verfemt werden? Hier möchte ich ein kleines persönliches Erlebnis einschalten: Kurz nach dem Ueberfall der Nazis auf Holland traf ich eine Freundin, die Holländerin ist, aber sehr gut deutsch spricht. Ich sagte ihr: "Wenn es Dir lieber ist, können wir von jetzt ab spanisch sprechen", worauf sie mir antworte- te: "Aber warum denn? Deutsch ist doch nicht nur die Sprache der Na- zis. Deutsch hat es gegeben, längst ehe nd Frauen haben Charakter. Sie sind eisern geworden, aber auch lie- BRIEFE AH D.A.D. Unheilbare Neulich, so berichtet der DAD-Ver. treter Herrmann Brandes aus dem Tigre-Delta, mussten wir zum Poli- zeiamt in Paranäcito. Es waren etwa 180 Deutsche dort, die sich melden mussten. Mittags gingen fast alle in ein NaziRestaurant. Dort begossen sie den grossen deutschen Sieg mit Liedern wie "Deutschland über alles", "Wir fahren gegen Engelland" und "Siegreich wolln wir Frankreich schlagen". Sicher ist es unsere Auf. gäbe, schreibt Herrmann Brandes weiter, durch eine stärkere Verbrei- tung unserer Zeitschrift dafür zu sor- gen, dass den verbohrten Menschen hier die Augen aufgehen. Aber ich befürchte, manche können nur ku- riert werden, wenn man mit ihnen umgeht, wie man mit den Juden ver. fahren ist: 10 argentinische Pesos in die Hand und dann raus mit ihnen aus Argentinien nach Deutschland. Dann würden sie umlernen. Tschechoslowakische Nazis Asunciön. — Die Bewohner der Ko- lonie Sudecia, die mit wenigen Aus- nahmen aus den Sudetengebiet ge- kommen sind, waren alle im Besitz tschechoslowakischer Pässe. Mit Aus. nähme von dreien waren sie auch al- le Nazis. Einige von ihnen haben sich mit Hilfe des Nazikonsuls Brixner deutsche Pässe verschafft. Jetzt, nachdem die paraguayische Regierung wirtschaftliche Massnahmen gegen die Deutschen ergriffen hat (Be- schlagnahme von Bank-Guthaben etc.), haben alle diese Nazis wieder ihre tschechischen Pässe hervorgeholt und deklarieren sich als tschechoslo. wakische Staatsbürger. Und das so- gar mit Erfolg! aber in sprachlichen Dingen unerzo- genen Kindern entnommen. Dann lie- ber nur spanisch — sonst aber, wo es möglich und durchführbar ist, soll- ten wir unseren Kindern eines der wenigen Dinge vererben, die wir al- len Unbilden zum Trotz retten und bewahren konnten: die deutsche Sprache. DEUTSCHLAND benswürdig. Und trotz allem, was hinter ihnen liegt, haben sie den Hu. mor nicht verloren. Die Konzentra- tionslagerhäftlinge — das sind die Leute, die Deutschland neu bauen können." Unser englischer Freund ist mit ihnen zum Rathaus gegangen, um ihnen bei der Zuteilung der Le- bensmittelkarten behilflich zu sein. "Ich sagte dem Beamten, sie müss- ten diesen Leuten aus den Konzen, trationslagern Karten, Essen und Geld geben — sofort. Die Beamten machten Schwierigkeiten. Die Kon- zentrationslager - Häftlinge blieben höflich, aber fest. Sie füllten die For- mulare aus. Sie versanken im Pa- pierkorb. Der Bürokrat sah über seine Brillengläser und fragte: "Kommen noch mehr solche wie Sie?" Einer antwortete: "Es kommen noch ein paar Millionen." Der Beamte schien verdutzt. Später kam der Befehl, ei- nige SS-Leute ausfindig zu machen, die im Walde auf alliierte Truppen geschossen hatten. Sie waren nicht aufzufinden. Aber die deutschen Freunde nahmen einen alten Bauern ins Kreuzverhör, der sie beherbergt hatte. Er log. Er hatte keinen Cha- rakter. Es war eine Freude, zu hören, wie die Konzentrationäre mit ihm redeten. Schliesslich übergaben wir ihn der deutschen Polizei. Sie besteht hier aus alten Antifaschisten und trägt rote Armbinden. Ich spreche mit einem alten Sozialdemokraten. Er war nicht wie der Polizeichef von Al- tona, der uns gebeten hatte, dl» Ju- den nicht zurückzulassen, und der ungehörige Bemerkungen über die Russen gemacht hatte. Ich hörte ihm geduldig zu, wie er mir sagte, er wür- de jeden Versuch der Roten, das Haupt zu erheben, niederschlagen. Dann sagte ich dem Herrn Polizei- chef, die Juden und die Russen seien unsere Verbündeten und ich wiürd® seine Aeusserungen meinem Vor. geseilten mitteilet- Konsumvereine — wie einst. Die AMG autorisierte in Hamburg die "Grosseinkaufsgesellschaft Deut- scher Konsumvereine", die 1933 von der Arbeitsfront übernommen worden war. Die Konsumvereine hatten vor 1933 mehr als 3 Millionen Mitglieder. Frühere Angestellte, soweit sie in den KZ's lebend vorgefunden wurden, wurden wieder eingestellt. (Die englischen Genossenschaften haben 9 Millionen Mitglieder). ,, , j Es Ist erwiesen. Was tust du, um den Helden der deutschen Untergrundbewe- gung1 für den kommenden Winter zu helfen? Zahle monatlich eine Spende für das DEUTSCHLAND-HILFSWERK: Bürostunden von 5 bis 7 Uhr t&glich, Austria, 2064 <17. T. 72—40681, 14 DAS ANDERE DEUTSCHLAND ARBEITERBEWEGUNG Gewerkschaften bauen auf Trotz alles Elends regt es sich In dem Trümmerhaufen Deutschlands, den Hitler hinterlassen hat. Im spa- nischen Leitartikel von Nummer 97 be- richtet Robert ^rousson über seine Unterhaltungen mit hamburger Ar- beitern. Auch aus anderen Städten liegen Meldungen vor, denen zufolge vor allem in den Industriegebieten sich überparteiliche Gewerkschaften "bilden. So berichtet ITP aus Aachen, dass dort die Arbeiter ein konstruktl. ves Wiederaufbau-Programm ausge. arbeitet haben, das folgende Punkte umfasst: 1. Förderung der Völkerverständigung und Zusammenarbeit mit den Ge. werkschaften der ganzen Welt. 2. Politische Ausklärungsarbeit durch gesprochenes und geschriebenes Wort besonders unter der Jugend, 3. Kampf gegen Militarismus und Fa. sehismus. 4. Elimtnierung der Nazielemetite aus den Schlüsselstellungen wirt- schaftlichen und politischen Le. bens. 6. Wiedereinführung einer Arbeiter. Gesetzgebung. 6. Verbot aller Arbeitsfront-Organist tionen, aber Aufbewahrung der Mitglieds, und Kassenbücher der DAF. 7. In die Gewerkschaften dürfen frü. here Angehörige der Nazi-Partei nicht aufgenommen werden. ITALIEN Der Allgemeine Gewerkschaftsbund zählt nach Angafcen seines Sekretärs, Greste Lizzardi (Soz.) 6 Millionen Mitglieder. In Kürze wird der erste nationale Kongress stattfinden. Landreform. In Sizilien werden die ersten Schritte für eine allgemeine Landreform durchgeführt. ,3.750 Mor- gen Land wurden den faschistischen Grossgrundbesitzern genommen und landwirtschaftlichen Genossenschaf- ten übergeben. BELGIEN Gewerkschaftseinheit. Die sozialisti. sehen und kommunistischen Gewerk- schaften haben sich in der C. G. T. zusammengeschlossen. Christliche und liberale Gewerkschaften beschlossen mit knapper Mehrheit (487:432) ihre eigenen Organisationen beizubehalten. (In Prankreich dagegen haben die freien Gewerkschaften zusammen mit den christlichen und Bauernorgani- satZonen sich auf ein gemeinsames Programm geeinigt). NORWEGEN Proteststreiks brachen aus, weil Be- gierungsstellen immer noch faschi. stische Beamte beschäftigen. Aehnli- che Vorfälle ereignen sich in Däne- mark. TJ. S. A. P. A. C., das Politisehe Aktions-Ko. mitee der CIO-Gewerkschaften un- ter Leitung Sidney Hillmanns, rech, net damit, dass Richard Truman Frankensteen bei den kommenden. Wahlen für jlas Bürgermeisteramt der Automobilstadt Detroit als Sieger hervorgehen wird. Frankensteen ist Sekretär der Automobilarbeiter-Ge_ werkschaft und kandidiert für die Demokratische Partei. Der alte Scharfmacher Henry Ford tut alles Mögliche, um Frankelisteens Sieg zu verhindern. Neue Bücher P. Walter Jacob, Rampenlicht, Köp- fe der Literatur und des Theaters. Ed'torial Cosmopoiita Buenos Aires 1945. Der Untertitel ist — erfreulicherwei- se — der richtige. Diese Köpfe der Literatur und des Theaters sind von Jacob mit der Fülle seines Wissens so gezeichnet worden, dass Standott und Bedeutung des Porträtierten -n seiner Zeit deutlich werden. Die selte- ne Vereinung der soziologisch-politi- schen Betrachtungsweise mit der ästhetischen, die Jacob auszeichnet, gibt auch diesem vielseitigen Buch seine besondere Bedeutung. Frankreich-Hilfe Unsere Situation hier — schreibt uns Guenther Markscheffel am 3. Jtii aus Paris — ist deswegen so schwierig, weil zahlreiche Kameraden während der vierjährigen Besetgungs- zeit völlig illegal leben mussten und infolgedessen nach der "Liberation" nicht nur rein materiell, sondern auch gesundheitlich heruntergekom- men sind. Für unsere politische Ar. beit stehen uns eigentlich überhaupt keine Mittel zur Verfügung. Unter- stützungskomitees funktionieren nur sehr sporadisch und wenn, dann in völlig unzureichendem Masse. Jedes Paket ist unter diesen Umständen natürlich begrüssenswert. Solltet Ihr eine spätere Sendung voraussehen, dann versucht bitte, über das Rote Kreuz eine Kollektiv-Sendung zu organisieren und bedenkt dabei, dass ausser den üblichen Lebensmitteln Wäsche, Pullover, Strümpfe, etc. sehr erwünscht wären. Gerade diese Arti- kel sind hier sehr rar und, wenn man sie findet, meist nur zu uner&chwing. liehen Preisen erhältlich. Beste Grüs- se für alle deutschen Antifaschisten und Spender in Argentinien, deren Solidaritätsbezeugungen uns herzlich freuen." IHR, MEINE JUEDISCHEN FREUNDE ... von Johan Lazian Als man euch geschlagen und geschunden, euch mit blödem Pöbelmaul verhöhnt, hab auch ich in bittren Geisseistunden hilflos mit in eurem Schmerz gestöhnt, Doppelt litt ich, als die Folterknechte euren armen, wunden Leib zerfetzt, litt um euch und um die ewgen Rechte, die in euch gemartert und verletzt. AIs man euch von Deutschland fortgetrieben, aus der Heimat in die Fremde stiess, ibin ich nicht in deutschen Wäldern blieben, weil die Scham auch mich dort iorgehn hiess. Zwiefach musst ich alles Unheil fühlen, der ich andrer Leid ui„d Schuld mit trug, und die fieberheisse Stirn zu kühle&, blieb mir fremder Stein nur, dran sie schlug". Ueber mir der bangen Nächte Schwärze, um mich bleicher Freunde Todgesicht. Doch ihr Atem blies um meine Kerze Hauch der Hoffnung an das schwache Licht! Einmal reift des Schmerzes volle Traube, und aus Tränen keltert Gott den Wein! Einmal wird ein neuer, schöner Glaube wieder in den kalten Herzen sein! Finma] gehen wir von diesen Ufern. wieder heim nach alten Küsten weit; zwiefach Leid hat uns gemacht zu Rufern neuer, brüderlicher Menschlcihkeit! O ihr Freunde, ihr mit dunklern Augen. drin die Träne des Exils gerinnt.' lass nicht Bittersalz die Herzen laugen , die wjf» meins voll Sehnsucht wieder sind! Folgt' ich treulich euch, Ihr Lieben, schlug auch mich die blutge Geissei wund, "ward auch ich mit euch verfolgt, vertrieben, —- löst nun nicht den alten, treuen Bund! So wie Moses, der einst'Gottes Sprüche in der Wüste gläubig aufgestellt, lasst uns heimgehn aus der Zeit der Flüche In Kas Kanaan der reinren Weit! DAS ANDERE DEUTSCHLAND 15 r der österreichischen Sozialisten PARTEI NACH RICHTEN Bei der Einsetzung des neuen Partei- vorstandes wurde Genosse Franz Popp, früher Bürgermeister von Ho- henau und n. ö. Landtagsabgeordne- ter zum Parteikassierer bestellt. Die Oesterreichischen sozialistischen Flüchtlinge in der Schweiz, denen bis vor kurzem jede Vereinsbildung un- möglich gemacht war, haben nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches eine Organisation: „Landsmannschaft der österreichischen Sozialisten" ge- bildet. Den. Vorsitz hat Josef Rabitsch inne, seine Stellvertreter sind Anton Linder, Ludwig Klein; Beisitzer Josef Eksl, Arthur Steiner, Karl Weigl, Georg Sonnewald, Spitz und March- feld. Die Gruppe gibt ein Mitteilungs- blatt, Der Sozialist, heraus. Genosse Karl'Weigl, den viele von uns verlo- ren glaubten, ist einer von jenen öster- reichischen Proleten, in deren Person sich der Aufstieg der Arbeiterklasse verkörpert, wie Franz Schuhmeier, Karl Domes und andere vor ihm. Vom Transportarbeiter ist er zum führen- den Vertrauensmann seiner Branche- lcollegen, zum Sekretär des Oesterrei- chischen Transportarbeiterverbandes, zum Präsidenten der Wiener Arbeiter- kämm er und des Wiener Landtages aufgestiegen. Nach dem Dollfuss- Putsch beriet er die illegalen Gewerk- schafter beim Wiederaufbau der Un- tergrundorganisaionen. Später berie- fen ihn die sudetendeutschen Trans- portarbeiter in eine leitende Stellung. Es tut gut, diesen Genossen, der wie wenige berufen ist, am Wiederaufbau Demnächst erscheint: Dr. August Siemsen Die TRAGÖDIE DEUTSCHLANDS um DIE IUKUNFT DER WELT Preis broschiert $ 3.50 gebunden $ 5.50 Erhältlich in freien deutschen BuchbandiuRgefli und direkt beim O Editoriol Cosmopolita CORHIEXTES 439 - U.T. 32-1360 Sucursal Belgrrano: SUCHE 2380 in Oesterreich führend mitzuarbeiten, unter den Ueberlebenden wiederzufin- den. Anton Linder ist der politische Führer der Arbeiterschaft im Lande Vorarlberg, Josef Eksl ist ein leiten- der Funktionär der Sozialistischen Arbeiterjugend aus Wien II. Dr. Benedikt Kautsky und Karl Mant- ler, der einstige Vorsitzende der ille- galen Gewerkschaften in Oesterreich, sind von den Schweizer Gwerksehaf- ten zu einem Erholungsurlaub in der Schweiz eingeladen worden, der sie von den Körperschäden wiederherstel- len soll, die ihnen der langjährige Auf- enthalt in Gefängnissen u. Konzentra- tionslagern zufügte. Zugleich "erreicht uns die freudige Nachricht, dass die Gattin Kautskys, Dr. phil Gerda Kautsky, und ihre beiden Töchter in Holland am Leben sind. Die drei wa- ren von den Nazis auseinandergeris- sen und gleichfalls interniert worden; lange bangten die Freunde um Ihr Le- ben. VERSCHIEDENES Jugendbewegung. Bei der Gründung der Organisation „Freie Oesterreichi- sche Jugend" hat Unterrichtsminister Genosse Fischer eine Rede gehalten, in der er sein Patenkind als Einheits- organisation der österreichischen Ju- gend bezeichnete, die sich nie wieder nach Parteien, Klassen usw. zersplit- tern dürfe. Nunmehr erweist es sich, dass sie doch darf: Es arbeiten bereits der Verband der sozialistischen Ju- gend und der katholische Oesterrei- chische Jugendbund. Es war denn auch schwe • vorzustellen^ wie man in einer Demokratie die Jugend daran hindern wollte, sich ihrer Gesinnung gemäss zusammenzuschliessen. Die Freie Oesterreichische Jugend bleibt als kommunistische Jugendorganisa- tion bestehen. Alle drei Jugendorgani- sationen arbeiten in der Aktion „Ju- gend in Arbeit" zusammen, die nach dem Muster der gleichnamigen Vor- kriegsaktion von der Gemeinde Wien ins Leben gerufen wurde. Die Ju- gend wird zur Wiederherstellung der Parkanlagen und Sportplätze und zur Entfernung der Kriegsruinen aufge- rufen. Wiederaufgetaucht sind Joseph Rei- ther, einst Landeshauptmann von Niederösterreich, Dr. Rehrl, Landes- hauptmann von Salzburg, und Dr. En- der, Ex-Bundeskanzler und Landes- hauptmann von Vorarlberg, nach Jah- ren, die sie in deutschen Gefängnissen und Anhaltelagern verbracht haben; sie werden jetzt als vertrauenswür- dige Demokraten angesehen und es wird angenommen, dass sie wichtige Posten in der Verwaltung einnehmen werden. Die Ravag hat ein sechsgliedriges Ko- mitee aus den drei Koalitionsparteien eingesetzt, um das Rundfunkpro- gramm zu bestimmen; Generaldirek- tor der Ravag ist Dr. Czeja. Neue Briefmarken, die das Wappen der Republik zeigen, sind in Umlauf gesetzt worden; die deutschen Brief- marken werden eingezogen. Die Liga für Menschenrechte, öster- reichische Sektion, die unter den Na- zis verboten war, ist wiedererrichtet worden. Unter den Proponenten be- finden sich: die Minister Boehm, Dr. Schaerf, Fischer, Dr. Geroe, Heini; die Unterstaatssekretäre Dr. Davis, Dr. Lugmayr, Dr. Victor Matejka, Magistmtsdirektor Dr. Hartl, Prof. Dr. Erwin Zellwecker, Schauspieler Philipp Zeska und Dr. Perntner. Be- merkenswert ist die Teilnahme der katholischen Minister an der Liga, Beschädigte Brücken. In Niederöster- reich sind 60 o!o der 6550 Bezirks- brücken zerstört. Es besteht Hoff- nung, den Verkehr auf der Nordwest- bahn Ende August aufzunehmen. Die Brücke, die die Ostbahn über die Do- nau übersetzt, kar.n nicht vor Ende September untersucht werden. Die Do- naubrücke bei TullfJ^biusste durch ein Ferryboot ersetzt werden. Die Floris- dorfer Donaubrücke ist zerstört. C0NFITERIA SUIZA SALON DE TE Avenida Forest 1502 U. T. 73 - 7208 Erstklassige Torten, Masas, Bombohes LIEFERUNG INS HAUS ELEKTRISCHER TUER0EFFNER öffnet Ihre Haustüre von jeder Stelle aus mit Hilfe eines einfachen Tasters. 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Der Geist der englischen Politik und das Gespenst der Einkrei- sung Deutschlands. Kraus, Karl Weltgericht, in 2 Bänden. Sprüche und wieder Sprüche. Literatur oder Man wird doch da sehn, magische Operette in zwei Teilen. Lohan, Robert Der Weisheit letzter Schluss, ein Goethe Brevier. Löwith, Karl Von Hegel bis Nietzsche. Perl, Waither H. Thomas Mann 1933 bis 1945, vom deutschen Humanisten zum ame- rikanischen Weltbürger. Piaton Der Staat. Popper-Lynkeus, J. Krieg, Wehrpflicht und Staats- verfassung. Sieburg, F. Gott in Frankreich. Sternheim Vor kriegse uropa. Werfel, Franz Jacobowsky und der Oberst, Ko- mödie einer Tragödie. bar n o MÄTPU 441 — U. T. 31 - 4513 BIS 24 UHR 30 GEOEFFNET Sucursal Belgrano: Juramenta 2368. U. T. 73 - 4777 CASA RÜBENS Ferien- und Erholungsheim für Kinder und Erwachsene Colonia Valdenee Depto. Coloni* Urufüuay