OTRA ALE MAN IA DAS ANDERE DEUTSCHLAND ORGANO DE LOS ALEM ANES DEMOCR ATICO S DE '.AMERICA *» DEL • SUji AUS DEM I NU A L T: Rat. Frank: LOS OBREROS ALEMANES MIRAN HACIA EL CONGRESO SlNDICAL MUNDIAL DE PARIS August Siemsen: CHAOS UND ANARCHIE Georg Maiwald: ATOMBOMBE UND ATOMWIRTSC HAFT Carl O. Paetel: EDELWEISS Mbert Norden: REAKTION AM WERK Rolf Ladendorf: FAZIT GESICHT DER ZEIT NEUE BUECHER ß U E NO S ~ AIRES • T U C U M A N 3 0 9 • 3 1 - R E T I R O. 7 2 6 4 NUMERO 103 • 1 o DE OCTUBRE DE 1 9 4 5 • ANO V I 1$ Deutsche Biblioth&k Frankfurt am Main DAS ANDERE DEUTSCHLAND DAS ANDERE DEUTSCHLAND LA OTRA ALEMANIA (fundado el 7 de junio de 1937) Registro nacional de la Propiedad Intelectual No. 178.948. Autorizado por Resoluciön no. 214 del Ministro del Interior (11 abril 1945) Confirmado por Decreto No. 20.916 (6 sept. 45) del Superior Gobierno de la Npciön. Editor y Director: Dr. Augusto Siemsen. Tesorero: Juan Carl. Avisoe; Guillermo Fleischer Redaccion y Administration: Tuci*män 309, Buenos Aires (U. T. 31-7264) Einzelnummer: 20 Cts. Jahresabonnement: 4.80 Pesos! argentinos (im voraus zahlbar) Geldbeträge erbitten wir aus- schliesslich per Giro oder Bono Postal oder Scheck auf Sr. Juan iCarl, Tucumän 309. Bs. Aires. DAS ANDERE DEUTSCHLAND ist kein auf Profit ausgehendes Geschäftsunternehmen. Es lebt nur dank der Unterstützung sei- ner Freunde. Spendet für den Pressefonds! Erscheint am 1. und 15- eines I jeden Monats. Berichtigung Beim Abdruck des ,,Buchenwald- Manifestes" ist lhn;n ein Irrtum unterlaufen. Berfas, der das Manifest aus Buchenwald herausgebracht hat. ist nicht ein Franzose wie Sie schrei- ben, sondern ein deutscher Flücht- ling, ein Sozialdemokrat. Er gehörte zu denen, die in Frankreich waren und nicht früh genug mehr ein Visa nach Amerika bekommen konnten. Er wurde von der Gestapo verhaftet und nach Buchenwald gebracht. Er ist heute 55 Jahre alt und liegt mit Tuberkulose im Hospital von Mon- tauban. E. E. Blencke, N.w York. Die „Sociedad Ale.mann de Benefi- ciencia", alias NSDAP, setzt ihre segensreicie Tätigkeit unermüdlich fort. Dp Präsident Schuchard ist zurückgetreten, der berüchtigte Hei- ner Korn ist entlassen worden. Man sieht neue Gesichter in der Azopar- , aber wir wissen, dass es sich nur um sichere Freunde der alten Herren -handelt und dass vor allem auch heute noch Unterstützungen nur an einwandfreie Nazis ausgege- ben werden. DAS ANDERE DEUTSCHLAND, Chile: Einen heftigen Angriff gegen den Nazi Gnadt, \as Liceo Alemän und Angehörige des Ordens vom Götlichent Wort, richtete Dr. Ludwig Lintz, der Beauftragte des DAD in Santiago in der angesehenen Zeitung ,,Ultimas Noticias". Gnadt hat in einer Versammlung, die im Licto Alem&n abgehalten wurde, erklärt: „Dieser Krieg ist von Satan gewon- nen worden." Von den anwesenden Patern protestierte niemand, daher schreibt Dr. Lintz: „Es bleibt nun die Frage: Gibt es zwei Sorten von Katholizismus, einen der Hitler ver- dammt und einen der ihn bewun- dert?" Eine Antwort ist ihm noch nicht zuteil geworden. (Patres des- selben Ordens haben sich wegen ih- rer Nazi-Umtriebe und wegen ihres absoluten Stillschweigens gegenüber den Nazi-Machemchaften in Misiones (Argen 'nien) bemerkbar gemac.it). Mcvimento dos Alemaes Antinazistas do Br .sil wandte sich an den brasi- lianischen Justizminister mit dem Ersuchen, 40 namentlich angeführte N'aziagenten mögen — mit 10 Cru- zeiros ,,Bordg-ld" und ohne jedes weitere Gepäck —' .sich Deutsch- land zurückgeschickt werden. PEN — DEUTSCHE GRUPPE. — Die deutsche PEN-Gruppe in Lon- don. die vjn Kurt Dobevev geleitet wird, sucht Kentakt mit deutschen Schriftstellern in aller Welt, um die Sonderausgaben zu lösen, die den deutschen Schriftstellern beim Wie- deraufbau Deutschlands zufällt. PEN sucht Einfluss zu nehmen auf die Wiedereriehtung einer Schriftsteller. Fiichorg.misation in Deutschland, auf die Aussiebung der deutschen Literatur, auf die A swahl der neuen deutschen Schulbücher, auf die Aus- wahl der aus dem Englischen ins Deutsche zu übersetzenden Bücher etc. STIMME DER JUGEND EIN „JUNGER" GEDENKT DERj „ALTEN" Ich sehe ihn vor mir, mit wetterge- runzeltem Gesicht und den arbeits- zerfurchten Händen eines Proleta- riers. 1908 fuhr er mit dem Fahrrad aufs Land, verteilte Flugblätter auf den Bauernhöfen, während die Bau. ern ihre Hunde auf diesen ,,verfluch- ten Roten" losliessen. Treu diente er der Partei in allen ihren Etappen, ar- beitete in allen ihren Zweigten bis Hitler ihn in die Emigration zwang. Ueber präg ging es nach Südamerika. Hier, in einem fremden Lande, ifiit gänzlich neuen, unbekannten Bedin- gungen, musste er ohne jedwede Hil. fe sich in den Existenzkampf stürzen. Gelernter Maschinenschlosser, wur- de er in dem industrielosen Lande ein ausgezeichneter Tischler. Ja, er begriff jetzt die Fehler: 1918 stand er gegen die bolschewistische Revolu- tion, 1920 lieferte er den Reaktionä- ren die Macht in Deutschland aus, und später half er, durch die Spal- tung in der Arbeiterbewegung, dem Faschismus in den Sattel. Ja, er ist sich seiner Verantwortung und Mit schu d bewusst. Aber heute ändern? Er i-t rot geblieben, ohne mit den neuen Bewegungen von heute und ih- re^ Erkenntnissen Schritt halten zu können. Gegen jeden Gringokodex sieht man ihn hager Im Overall, 'der Kleidung des Proletariers, durch die Strassen eilen. Fremd sieht er in dem Sonn- tags-anzug aus, wenn, er ein wenig au steif t.m Feiertag auf der Plaza eine „Runde" macht. Begierig liesst er alles, was er über seine und andere Arbeiterbewegungen erfahren kann, und auch wenn er in 8 Jahren nur 10 Worte spanisch«- gelernt hat, ist die Lernfreude des geschulten Prole- tariers in ihm nicht erloschen. Wo es auch immer nur möglich sei, macht er Propaganda für seine Sache, Gleich freundlich und beliebt beim jüdisch bürgerlichen Skatbruder wie beim durchfahrenden politischen Ge- nossen, ist er genau so ein Spmbol wie der deutsche Proletarier, der durch zwölf Jahre Nazismus, in Fa- brik und Mine, auf dem Lande und in de Stadt, das Banner der soziali- stischen Gesinnung, der roten Ge- werkschaft, hochhielt. Junge Kräfte reifen heran, die, alle früheren Er- fahrungen benutzend, zu neuen Er- kenntnissen schreiten. Sie bezeichnen ihn nur noch als den ..Alten", aber er war einer der vielen ,.Wegweiser" für den Weg, den heute und morgen junge Generationen beschreiten wer- den, um eine bessere, die sozialisti- sche Gesellschaft zu erobern und, zu entwickeln. RAX Verkaufsstellen in Capital und Voror« ten: Libreria Cosmopolita, u. Barna. Kioske; L. N. Alem Ecke Tucumän Amenabar 1931 Station Beigrano R, FCCA. Station Beigrano C, FCCA. Station Saavedra, FCCA. Station J. B. Justo, FCCA. Station Florida, FCCA. Station Tigre C, FCCA. Station Beccar, FCCA. Station Martine?., FCCA. Station Malaver, FCCA. Station Villa Ballester, FCCA. Station Chilavert, FCCA. Station J. L. Suärez, FCCA. Station Padilla, F. C. Estado. DAD INTERVENIERTE — für einen Obergerreiten des Panzerkreuzrs ,,Grat' Spee", der weder in Deutschland noch in Ar- gentinien einer gleichgeschalteten Organisation angehörte, wegen Respektlosigkeit gegenüber Nazi- Vorgesetzten zum Matrosen ?. Klasse degradiert worden war, nie I ßtörungstrieb tief und unausrottbar I zum Wesen des Menschen gehören. I Aber e* gibt auch genu/; Beispiele I der Hilfsbereitschaft, der Aufge- I schlcssenheit des Triebs Bich lv£' 4 DAS ANDERE DEUTSCHLAND kenntnis, des Aufbauwiaens una tief steckt im Menschen die Sehnsucht nach einem friedlichen, goldenen Zeitalter menschlicher Gemeinschaft. Welche der beiden Seelen • in der Ernst des Menscheu oder welche von beiden Tendenzen innerhalb der Msnscheit den Sieg über die andere davon trägt, das hängt von den Verhältnissen ab, unter denen der Mensch lebt, von der Erziehung, die ihm widerfährt, von den Eindrücken der Umwelt, die er empfängt. In der Welt,in welcher die Produk- tivität der menschlichen Arbeit nicht ausreichte, um so viel zu er- zeugen, dass die Ansprüche und Bedürfnisse aller Menschen befrie- digt werden konnten, mussten die Stärksren und tSchlaueren im Besitze der Macht, dt h. der Produktions- mittel und des Gewaltapparats, ihre Klassenherrschaft über die Masse derer behaupten, von deren Arbeit sie und ihre Kultur abhingen. An dieser harten Tatsache scheiterten die Forderungen der Religionsstifter, die Lehren der Philosophen, die Ideale der Revolutionäre. Je weniger es aber.in der Welt an Freiheit, Gerechtigkeit und mensch- licher Solidarität gibt, je mehr Un- gleichheit und Gewalt, Ausbeutung und Unterdrückung herrschen, je eher sich im Kampf ums Dasein nur der rücksichtlose Egoist, der Schlaue und Brutale durchsetzen und be- haupten, um so mehr werden die sozialen Instinkte geweckt und ge- fördert. Und so hat sich scheinbar trotz al- ler Fortschritte der Zivilisation an der „Natur" des Menschen nichts geändert. Faschismus, Nationalsozia- lismus und Krieg scheinen das in furchtbarster und unwidersprech- lichster Weise zu bestätigen. Aber, und das ist entscheidend, heu- te sind die Menschen durch die Ent- wicklung der Technik in solchem Ausmasse zu Herren der Natur ge- worden, heute ist die Produktivität menschlicher Arbeit so gewaltig ge- stiegen, dass die materiellen Bedürf- nisse der gesamten Menschheit be- friedigt werden, dass der Kampf der Menschen untereinander um grösse- ren Anteil am gesellschaftlichen Reichtum mit allen seinen entsetz- lichen Folgen der Vergangenheit angehören könnte, wenn die wirtschaftlichen und gesellschaftli- chen Folgerungen aus dieser neuen Situation gezogen worden wären. Weil sie nicht gezogen vorden sind, ist das menschliche Zusammenleben nur so wenig über die Bestialität des Dschungels, über die Feindschaft al- ler gegen alle hinausgelangt. Karl Marx hat schon nachgewiesen, dass die kapitalistische Entwicklung nicht nur die Voraussetzungen für eine neue und höhere Wirtschafts- und Gesellschaftsform, für den Sozi- alismus, d. h. für die Verwirklichung der friedlichen und brüderlichen Menschengemeinschaft geschaffen hat, sondern das der Kapitalismus auch auf bestimmter — inawischen erreichter — Stufe seiner Entwick- Von der Arbeit des Deutschland-Hilfswerks Immer mehr enthüllen die Dffiziellen und privaten Nach- "ichten aus Deutschland Elend, Hot und Grauen, welche die liitlerdiktatur über Deutsch- land heraufbeschworen hat. Wie zur Zeit der Schandta- ten der Nazigangster in Euro- pa werden es hauptsächlich Unschuldige sein, die im kom- menden Winter vom Hunger- md Kältetod bedroht sein werden, Alte und Schwache, Mütter und Kinder, entkräfte- te frühere Insassen der Kon- zentrationslager. Ihnen will das Deutschland- Hilfswerk helfen. Dazu braucht es weit mehr aktive Hilfe als bisher. Vor allem hat hier je- der, der nicht seine antifaschi- stischen Kameraden, die von Anfang bis heute von aller Welt verlassen auch heute in ihren Hoffnungen wieder ein- mal bitter enttäuscht werden, in Stich lassen will, seine Pflicht zu tun, indem er sich dem Deutschland-Hilfswerk zur Verfügung stellt. Das gilt in er- ster Linie für alle Freunde des Andern Deutschland. Das D.H.W, liefert Hefte und Marken für monatliche Beiträ- ge; es versendet Sammellisten; es liefert Wolle zur Anfertigung von Strickkleidern. Es ist da- bei, in den Stadtvierteln und in den grösseren Provinzorten Hilfskomitees zu gründen. Das erste hat sich in Mar del Plata unter der Leitung von Peter Schmidt gebildet. Die erste Veranstaltung fand am 2. September im Saal der Pestalozzigesellschaft statt. In uneigennütziger Weise, wofür ihnen auch an dieser Stelle Dank ausgesprochen sei, hat- ten sich die Mitglieder der Freien Deutschen Bühne zur Verfügung gestellt, um das eindrucksvolle, bisher unaus- geführte Schauspiel „Europa Wir Warten" vorzulesen' Der Reinertrag des Abends betrug über 1.000 Pesos. DEUTSCHLAND - HILSWERK. (Socorro petra Alemania Democrätica) Äustria 2064 — U. T. 72-6058 Buenos Aires lung zum Hindernis des Fortschritte, zur Ursache der Kriege und Hes Kul- turzerfalls werden musste. In furcht- barer Weise ist c.i.s, was Marx auf Grund seiner genialen Untersuchun- gen über den Kapitalismus voraus* sagen konnte, in Erfüllung gegan- gen. Wirtschaftskrisen, Massenar- beitslosigkeit, künstliche Einschrän- kung der Produktion und Vernich- tung des Produzierten bei wachsen- rem Hunger und Elend, Kriege und Bürgerkriege, Faschismus und Nati- onalsozialismus und schliesslich die Weltkatastrophe — das alles ist die Folge davon, dass ein überlebtes Wirtschafts- und Gesellschaftssystem weiter fortbesteht, fortbesteht, ob- wohl die Ueberlegenheit der neuen Wirtschaftsform der Sowjetunion in- zwischen den ganzen Wust an ,,Be- weisen1' widerlegt hat, mit denen die ,,Wissenschaftler" des Kapitalis- mus die Unmöglichkeit einer Plan- und Bedarfsdeckungswirtschaft unter Ausschaltung des kapitalistischen Profitstrebens darzutun pflegten. Krise und Krankheit unserer Zeit können nicht mit kleinen Mitteln überwunden werden, nicht mit di- plomatischen Intrigen und Lügen, nicht durch Stützung des Morschen, am wenigsten durch Selbstgerechtig- keit, Hass und Rache. Es handelt sich nicht nur um die Beseitigung eines Krankheitsherdes, Nazi- deutschlands, es handelt sich um die Aenderung der , Welt. Nur von der Einsicht in Umfang und Wesen der Krankheit unserer Zeit, nur aus dem Wissen um die Mittel zu ihrer Ueber- windung, nur durch eine grundsätz- liche Umkehr, nur durch die soziali- stische Neuordnung kann die Mensch- heit vor neuen Kriegen, vor neuen Katastrophen, vor der Selbstvernich- tung gerettet werden. Das „Tat twam asi" der Ind€r, die Gerechtigkeitsi'orderung des Arnos, die Zukuni'tsgesellschatt des jesajas, die Nächstenliebe Jesu — aller Kon- sequenz ist die sozialistische Men- schengemeinschaft. Aber was früher Traum und ideale Forderung war, heute ist sein? Verwirklichung nicht nur möglich, sondern auch notwendig, soll die Menschheit ge- rettet werden. E!s ist die grösste Aufgabe, vor die die Menschheit bisher gestellt wur- de, die Verwirklichung der Forde- rungen der Religionen und der Er- kenntnisse der Philosophen und da- mit der Beginn eines ganz neuen Abschnitts der Geschichte der Menschheit, ..der Sprung aus dem Reich der Notwendigkeit in das Reich der Freiheit". (Dem soeben er- schienenen Buche „Die Tragödie Deutschlands und die Zukunft der Welt" entnommen.) 1 DER KRIEG IN ZAHLEN 2.453.595 Tonnen Bomben wurden voa den Flugzeugen der Alliierten im Verlauf des 2. Weltkrieges über Eu, ropa abgeworfen. Dieselbe Wirkung an Explosivkraft wird erreicht von 123 Flugzeugen, die mit je einer Atom- bombe ausgerüstet sind. DYS ANDERE DEUTSCHLAND 5 Atom-Bombe und Atom-Wirtschaft Nicht ein militärischer Sieg oder eine politische Umwälzung be- schleunigte die Beendigung des Krieges, sondern eine technische Errungenschaft: die "Atom-Bom- be". Um die "Bomben"-Sensa- tion zu verstärken, verfehlten die Amerikaner nicht, der staunen- den Welt mitzuteilen, dass für die Vorarbeiten 2 Milliarden Dollars ausgegeben werden mussten (so wie man etwa die Herstellungs- kosten eines Films bekanntzuge- ben pflegt, damit das Publikum schon Respekt vor dieser Leistung bekommt, ehe es noch den Film selbst beurteilen kann). Man liess auch durchblicken,' dass ei- ne solche kulturelle Riesenlei- stung nur während eines Krie- ges möglich war. Die Oberleh- rer und Universitätsprofessoren der ganzen Welt können also — wo man sie lässt — jetzt ein neues gewichtiges Beispiel an- führen für die alte und beliebte Behauptung, dass der Krieg der "Vater aller.Dinge" sei. Welche Folgen könnte diese Er- findung für die Zukunft haben7 Zunächst auf ihrem bisherigen Gebiete, nämlich der Kriegsfüh- rung. Aus der schnellen Kapitu- lation der Japaner folgern viele, dass die Atom-Bombe in Zukunft jeden anderen Krieg ebenso schnell beenden kann, wie sie diesen — angeblich — beendet hat, dass also hier eine Waffe geschaffen wurde, die in Zukunft jede Kriegführung illusorisch ma- chen muss. Das ist ganz offen- bar ein Irrtum. Wer die Ge- schichte der technischen Erfin- dungen kennt, der weiss, dass jedesmal wenn eine nöue Waf- fe erfunden wurde, menschen- freundliche Utopisten auftraten mit der Behauptung, dass bei Anwendung dieser Waffe jeder Krieg unmöglich oder doch in wenigen Tagen beendet sein müsste. Das war z. B. bei der Erfindung des Flugzeuges, des lenkbaren Luftschiffes, des Un- terseebootes, des Torpedos der Fall und dürfte beim Erscheinen dei; ersten Kanone oder des er- sten Wurfspiesses auch nicht viel anders gewesen sein. Aber nie- mals erfüllte sich diese Voraussa- ge. Immer verschwand die spe- zifische Wirksamkeit der neuen "V^tffe und zwar sDütestens in von Dipl. Ing. G. Maiwald (Potosi) dem Augenblick- wo ihr Ueber- raschungseffekt verschwand, d. h. wo entweder -eine neue Ab- wehrwaffe ausgebildet worden war oder wo der Gegner über eine gleiche oder ähnliche Waf- fe verfügte. Keine neue Waffe verhinderte jemals einen zukünf- tigen Krieg. Sie erhöhte nur sei- nen "technischen Effekt", d. h. die Zahl der Toten. Wenn Deutschland im ersten Weltkrieg etwa 2 Millionen an Toten ver- lor, im zweiten dagegen 14 Mil- lionen, so'besagt das nichts an- deres als dass man die Zeit zwi- schen den beiden Kriegen gut benutzt hat, um die Erfahrun- gen der Mordtechnik, die der Krieg von 1914-18 geliefert hatte, nach allen Regeln der techni- schen Wissenschaften zu verar- beiten, um die einzelnen Neue- rungen im nächsten Krieg mit entsprechend grösserem Erfolg (d. h.: einer entsprechend grö- sseren Anzahl von Toten!) an- wenden zu können. Nur bei ei- ner einzigen neuartigen Waffe liegen die Dinge anders: beim Giftgas. Auch von diesem hat man vorausgesagt, dass es den Krieg ad absurdum führen müss- te, denn beide Parteien könnten am Tage des Kriegsausbruches sämtliche Grosstädte des Fein- des vergasen und damit den Krieg bei seinem Ausbruche be- enden. Obwohl dies im lahre 1939 technisch durchaus möglich gewesen wäre, so haben doch alle Beteiligten davon Abstand genommen. Es gibt Leute, die behaupten, das wäre aus reiner Menschenfreundlichkeit gesche- hen- oder weil es durch gewisse Verträge "verboten" war; ande- re sind weniger wohlmeinend und sagen, man bringt einen Krieg nicht zum Ausbruch, um ihn am ersten Tage zu beenden, denn wo bliebe dann das schö- ne Kriegsgeschäft, um derent- willen man den Krieg arrangiert hat? Vom technischen Stand- punkt kann man sagen, dass in diesem letzten Krieg auf die An- wendung des Giftgases haupt- sächlich deshalb verzichtet wur- de, weil dieser Waffe immer noch gewisse technische Mängel anhaften (Gasfachleute des er- sten Weltkrieges behaupten, dass damals jedem Gasangriff eine grosse Zahl der eigenen Leute zum Opfer fielen), und weil es hier in der Natur der Sache liegt, dass man keine Abwehrwaffen vorbereiten kann, solange man nicht die chemische Zusammen- setzung des vom Feinde ange- wandten Gases kennt. Es ist au- sser jedem Zweifel, dass alle Grossmächte der Welt solche Mengen von Gas — oder min- destens ihre Produktion — vorbe- reitet hatte, dass deren konse- quente Anwendung den Krieg fn ganz kurzer Zeit hätte beenden müssen. Aber eben in Hinblick auf die Fragwürdigkeit der mili- tärischen und politischen Konse- quenzen, die sich aus einer sol- chen Gas-Kriegführung hätten ergeben können und müssen, ver- zichteten alle Armeen darauft diese Waffe zu gebrauchen . Es gibt nun keinen vernünftigen technischen Grund für die An- nahme, dass die Stellung der kriegsbereiten Staaten und Ar- meen zu der "Atom"-Waffe in Zu- kunft anders sein müsste als sie es eben zu der Gaswaffe war. Wie fast alle bedeutenden tech- nischen Erfindungen so lag auch die Atomzertrümmerung „in der Luft", d.h. es wurde an meh- reren Stellen der Welt gleichzei- tig und unabhängig an diesem Problem gearbeitet. Vielleicht haben in diesem Wettrennen um die wirksamste Todesmaschine die Amerikaner nur einen kurzen Vorsprung vor ihren Gegnern ge- habt .Es ist bekannt, dass c&f Versuche, die deutsche Wissen- schaftler und Ingenieure in Nor- wegen mit dem "schweren Was- ser" anstellten, bereits ziemlich weit fortgeschritten waren. Und die Japaner waren von jeher auf dem Gebiete der physikalischen Chemie sehr leistungsfähig. Aber auch die Sowj et-Wissenschaftler stehen an Ausbildung und Tüch- tigkeit nicht hinter ihren Kalle- * (Die einzige Nachricht von der An- wendung von Giftgasen während des letzten Krieges stammt von dem Kampfe der Japaner gegen die Chi- nesen. Hier lag: eben die Gefahr nicht vor, die aus der gleichzeitigen An- wendung des Gases durch beide Geg- ner erwächst, denn Chinesen hat- ten keine Giftgaee.) 6 DAS ANOMI OIUTf CHI ANS gen in den kapitalistischen Län- dern zurück. Man muss also er- warten, dass in kurzer Zeit alle Staaten, die daran interessiert sind, ihre "AtonV'-Waffe haben werden. Ob sie im nächsten Krieg von der Neuerung Ge- brauch machen und damit die Zahl der getöteten Menschen und zerstörten Städte abermals auf ein Vielfaches erhöhen, oder ob sie diese Waffe — wie im letz- ten Kriege das Giftgas — nur in Reserve halten werden, das kann im Augenblick niemand wissen. Es ist aber absolut unzulässig, aus dem Vorhandensein einer so wirksamen Waffe schon den voreiligen Schluss zu ziehen, dass in Zukunft keine Kriege mehr möglich sein werden. Der zweite Fragenkomplex be- zieht sich darauf, in welcher Wei- se man in Zukunft die Verfahren, auf denen die Atom-Bombe be- ruht, für die Energie-Technik des Friedens nutzbar machen könnte. Schon längst vor der Erfindung dieser Waffe ist berechnet wor- den, dass eine beabsichtigt^ Atomzertrümmerung (in der Na- tur war diese hauptsächlich durch den Atomzerfall im Uran und seinen Derivaten bekannt) so riesige Energiemengen frei- machen müsste, dass deren tech- nische Ausnutzung unsere gan- ze Technik und Energiewirtschaft, die im wesentlichen noch auf der Verbrennung von Kohle und Oel beruht» revolutionieren dürf- te. Gelingt es wirklich, die aus AAomzertrümmerung freiwerden- den Energiemengen auch nur zum Teil technisch nutzbar zu machen, so steht eine Entwick- lung bevor, deren Tempo und Resultate nicht abzusehen sind, die aber in zwei oder drei Ge- nerationen das Leben der Men- schen so verändert haben wird, dass unser heutiges "technisches Zeitalter" kaum mehr als Em- bryonalzustand jener Entwick- lungsstufe wird erkennbar sein. Zunächst ist dabei noch die öko- nomische und politische Frage zu klären, ob und wie man, wenn der "Vater aller Dinge" nicht mehr Geburtshilfe leistet, die Gelder aufbringen wird, um die notwendigen Forschungsar- beiten zu ermöglichen. In den kapitalistischen Ländern, wo die Kohle- und Oelmagnaten dabei Bin gewichtiges Wert mitreden werden, steht die Antwort aui diese Frage keineswegs ein- wandfrei fest. Es wäre dies nicht der erste Fall, dass Patente im Safe eines Konzemes schlum- mern, damit ihre Ausnutzung diesem keine unliebsame Konkur- renz erzeugt. Allerdings dürften hier die bisher bewährten Me- thoden in Zukunft nicht immer ohne weiteres anwendbar sein, denn in der Sowjetunion beste- hen solche monopolkapitalisti- schen Gesichtspunkte nicht, und sie konnte daher vielleicht in der Entwicklung der Atom-Wirtschaft bald einen gewaltigen Vorsprung vor den anderen Staaten haben. Aber wie dem auch sei, wir kön- nen uns nicht der freudigen Er- wartung hingeben, dass die neue Energiequelle nun auch das "gol- dene Zeitalter" heraufführen wird. Im Gegenteil! In unserer Gesellschaftsordnung garantiert die technische Entwicklung durchaus keinen sozialen "Auf- stieg". Das hat die Geschichte unseres sogenannten technischen Zeitalters zur Genüge bewiesen. Wir Ingenieure sind immer nur die willenlosen Sklaven der Pro- duktionsmittel-Besitzer. Mit dem, was wir schaffen, schalten die- se wie sie wollen. Ob zum Se- gen oder zum Verderben der Menschheit, darüber haben die Techniker nicht mehr mitzureden. Die sozialen Misstände, unter z denen wir leiden, sind nicht auf einen Mangel an technischer Entwicklung zurückzuführen, son- dern vielmehr gerade darauf, dass die Entwicklung der tech- nischen Verfahren in einem sol- chen Tempo vor sich ging, dass die Entwicklung der Formen menschlichen Zusammenlebens damit nicht Schritt hielt. Wir flie- gen über den Ozean, wir tele- fonieren und übertragen Bilder drahtlos von einem Kontinent zum anderen und neuerdings zer- trümmern wir Atome und mit den Atomen Städte, in denen Menschen wohnen. Aber der Ei- gentamsbegriff, auf dem die ka- pitalistische Wirtschaft beruht, stammt aus der Zeit des Höhlen- menschen und unser Begriff von der staatlichen "Souveränität" (der den Diplomaten in San Fran- cisco wieder so viel Kopfschmer- zen bereitet hat) dürfte von den Babyloniern oder Aegyptern — wenn nicht früher — entwickelt worden sein. Diese Liste der un- modernen und daher für das menschliche Zusammenleben un- brauchbaren Leitbegriffe liesse sich beliebig verlängern. Jede neue technische Errungenschaft des vorigen wie des jetzigen Jahrhunderts hat diese Diskre- panz zwischen technischer Voll- kommenheit und sozialer Unzu- länglichkeit nur vergrössert. Die Unfähigkeit aller kapitalistischen Staaten, ihre Industriearbeiter- schaft organisch in das soziale Gefüge einzuordnen, ist nur ei- ner von unzähligen Beweisen für diese Tatsache. Die Techniker haben Ungeheures geleistet; die Leute, die für die Ordnung des sozialen Lebens verantwortlich waren und sind, können kaum das kleinste Problem befriedi- gend' lösen, ohne immer wieder bei einem Krieg als dem letzten verzweifelten Mittel zu enden. Sollte also durch die neuen und heute noch unvorstellbaren Mög- lichkeiten, die sich aus der Atom- zertrümmerung ergeben, eine technische Entwicklung eingelei- tet werden, die sich mit nichts von dem, was die Geschichte der Menschheit zu berichten weiss, vergleichen liesse, so müssten sich auch die sozialen Schäden ins Ungeahnte steigern. Die künftigen "Atom-Magnaten" kön- nen die Welt noch viel wirksa- mer zugrunderichten, als es ihre Kollegen von Stahl und Oel bis- her getan haben. Und so wie die "Atom"-Bombe von der getroffe- nen Stadt und ihren Menschen nur Staub und Asche übrig liess, so kann die Atom-Wirtschaft die Menschheit in soziale und politi- sche Katastrophen stürzen, aus denen es vielleicht den Aufstieg nie mehr gibt, der heute noch möglich ist. Sollte es ein böses Omen sein, dass diese neue Energiequelle zuerst als Ver- nichtungsmittel von ungeahnten Ausmassen gebraucht — oder missbraucht — worden ist? Die Oesterreichische Gesellschaft zur Förderung der kulturellen und wirt- schaftlichen Beziehungen mit der Sowjet-Union hielt ihre erste Tagung, Unterrichtsminister Ernst Fischer hielt die Eröffnungsansprache. Präsi-. dent ist Dr. Hugo Glaser, der Ob- mann des Journalisten-Verbandes, seine Stellvertreter sind Professor Adamovich, Staatsrechtler und de?, zeitiger Rektor der Wiener Universi- tät, und Herr Anton Walter, Direk- tor einer üntemehmuns. DAS ANDERE DEUTSCHIANT 7 fj rnri ll/riCP" ES GIBT ANTI-HITLERISTISCHE JUGEND IN LULLhLIUU DEUTSCHLAND, WIRD MAN SIE HERANZIEHEN? Der von der Alliierten Militärregierung herausgegebene „Neue Hannoversche Kurier" veröffentlichte kürzlich die Zuschrift eines Jugendlichen, in der es hiess: „Nicht ohne Befangenheit steht die Jugend in der neuen Gegen- wart und sucht nach ihrem Platz. Noch hat sich kein Mensch ge- funden, ihn ihr zuzuweisen. Ueberall empfängt sie nicht immer ausgesprochenes, aber dauernd empfundenes Misstrauen. Gibt es für uns nur immer die Kollektivanklage eines totalen Irrwegs? Wir glauben, dass dies Urteil über uns zu einfach ist, um wahr sein zu können. Wir sind weder ungeistig noch unproblematisch, auch haben wir das Vergangene, vor allem die letzten Kriegs- jahre, nicht blind erlebt. Wir sind auch nicht arbeitsscheu. Wir sind guten Willens. Und vielleicht besitzen wir heute schon ein wenig Objektivität als Ergebnis einer frühzeitigen Reife, die uns das Kriegserlebnis brachte. Wir brauchen keinen Apell an unsere Vernunft. Wir bitten nur, dass uns vertrauenswürdige Männer ihr Vertrauen schenken und mit ihm eine Aufgabe. Denn ohne sie müsste uns die innere Anteilnahme am Wiederaufbau versagt bleiben". Welche Antwort wird man diesem jungen Deutschen und vielen Tausenden seinesgleichen geben? Es gibt anti-nationalsozialisti- sche Jugend in Deutschland, es hat sie immer gegeben. In den letzten Wochen vor dem hitler- deutschen Zusammenbruch gab es eine grosse Anzahl von Be- richten alliierter Kriegskorres- pondenten über eine rebellische Bewegung innerhalb der deut- schen Jugend, zuerst vor allem im Rheinland festgestellt, aber nach den Aussagen von Ange- hörigen dieser Bewegung, die in amerikanische Kriegsgefan- genschaft gerieten, im ganzen Reich sich organisierend —, die sich, romantisch genug, „Die Edelweisspiraten" nannte. Junge Deutsche, wie das ,-Hitler- iugendgesetz" es anordnete, for- mal alle Mitglieder der Hitler- jugend, bildeten eigene Grup- pen - gingen zuerst mit diesen Gruppen heimlich und ohne Wissen der offiziellen HJ ,,auf Fahrt" und hielten Zusammen- künfte ab, auf denen man die ' alten verbotenen Lieder der „Bündischen Jugend" sang, d. h. sie versuchten sich auf eigene Faust ein Stück persönlicher Freiheit, ein Stück eigenen selbstverantwortlichen Lebens zurückzuerobern, das die Zwangsjacke der HJ den heran- wachsenden Jugendlichen vor- enthielt. Doch dabei blieb es nicht. Bald ■ ging man dazu über, in dunklen Abendstunden Hitler-Jugend- Führer zu überfallen und nieder- zuschlagen, fliegende Demon- strationen gegen die Nazi-Füh- rer zu organisieren, and — wie einzelne Berichte mitteilen — den Versuch zu machen. Waf- fen-Lager auszuräumen und Sa- botageakte zu organisieren. Es war eine bäld über das ganze Reichsgebiet sich ausbreitende spontane rebellische Aktion von Jugendlichen, die es satt waren, täglich in der Schule und in der HJ grosse Worte über ,>dc*3 not- wendige Opfer der persönlichen Freiheit1' zu hören, während die Praxis für sie nur hiess, dass man sie um ihr Jungsein betrog. Konfuse Programme entstanden an einigen Orten. Man trat für ,,Freiheit" in einem fast asozialen Sinne ein, lehnte die Verbindung zu allen politischen Ideologien ab und misstraute allen Erwach- senen. Soweit das Bild, das sich aus den bisher vorliegenden Be- richten über die „Edelweissbewe- gung" ergibt. In Wirklichkeit ist der Versuch, innerhalb der deutschen Staats- jugend Zellen für eine antifa- schistische Arbeit zu bilden, kei- ne Angelegenheit der letzten Monate. In Wirklichkeit ist auch das Gesicht eines Teils der da- mit verbundenen Gruppen nicht so unpolitisch, wie es aus diesen Berichten den Anschein hat. Mir liegt z. B. ein ,,Deutschland- bericht des Auslandsbüros der von Karl O. Pietel Gruppe Sozialistische Nation1' vor, der im Sommer 1939 in Bel- gien erschien. Dieser Bericht enthält auf 15 enggeschriebenen Schreibma- schinenseiten, später vervielfäl- tigt und den -massgeblichen Stel- len des deutschen Exils in Paris zugänglich gemacht, protokolla- rische Niederschriften über eine 14 tägige Tagung mit oppositio- nellen HJ-Führern, die in Paris einige Monate vor Ausbruch de? Krieges stattfand. Ueber diese Tagung, über dl9 bisher nichts veröffentlicht wot® den ist, kann heute einiges mit- geteilt werden. Die Teilnehmer waren Studen- ten, Abiturienten oder Lehrlinge im Alter von 17 bis 22 Jahren. -Organisiert waren sie teils im „Deutschen Jungvolk", teils in der eigentlichen ,,Hitlerjugend ' als untere oder mittlere Führer, gehörten zum NS-Studentenbund oder standen vor Eintritt in den Reichsarbeitsdienst. Sie stammten aus kleinbürger- lichen oder intellektuellen Krei- sen, teils aus katholischen, teils aus protestantischen Gegenden des Reiches. Alle waren einmal führend in der ,,Bündischen Jugend" oder fanden zu ihren illegalen Fort- setzungen nach 1933. Die in dem Bericht zusammenge- faßten Protokolle sind auf- schlussreich für die geistig- see- lische Grundlage, die zu den „Edelweiss"-Gruppen führte, zur Arbeit der Münchener und zur Aktivität der Bonner Studenten, obwohl wir heute über die Ein- zelheiten der sich später aus der Aktivität dieses speziellen Krei- ses ergebenden .Kontakte noch immer leider sehr wenig wissen. Die Jungen berichteten — die- sem Protokoll zufolge — schon damals, 1939, von der Existenz rebellischer Jugendgruppen in andern Städten. Sie berienteten - von Gruppen, die als Erken- nungszeichen ein Fragezeichen auf ihren Koppelschlössern tru- gen, .von solchen, die, sich „Die « DAS ANDERE DEUTSCHLAND DAS ANDERE DEUTSCHLAND 9 QeacKfeten", „Kolonne Xx\ »,Die Geusen" oder „Der Orden" nannten, auch der Name „Edel- weiss" würde erwähnt—. Sie'er- zählten aber auch schon davon, dass ein über viele Städte sich erstreckender Zusammenschluss „Der graue Kreis" in Verbindung mit einer andern in einer ost- deutschen Grosstadt entstande- nen Formation> dien den nordafrikanischen Kolonien ge- gen die einheimische Bevölkerung ver- wenden Hessen, Es wächst die pan- arabische Bewegung, Nur durch bru- tale Gewalt konnten die Franzosen einer Erhebung in Algier Herr wer- den; Aegypten erstrebt seine völlige Freiheit; das Palästina-Problem ver- schärft die Gegensätze. Auch hier geht es nicht mehr mit den alten Me- thoden der fntrigen, bei denen Petro- leum weit wichtiger ist als das Leben von Menschen und Schicksal von Völ- kern. Wenn fast überall in der Welt das Freiheitsstreben und der Frei- heitskampf der kolonialen und halb- kolonialen Völker wächst, so hat die Sowjetunion hier bei weiterer Zuspit- zung der Gegensatzs.H durch das bol- schewistische Programm der nationa- len Befreiung der Kolonialvölker die besten Trümpfe in der Hand. SOZIALE SPANNUNGEN Die Lösung der Nachkriegsprobleme wird auch die inneren Gegensätze in den kapitalistischen Staaten steigern. So sicher man trotz aller angeblichen ,-Beweise'6 mit kapitalistischen Me- thoden der ungeheuren wirtschaftli- chen Probleme der Nachkriegszeil nicht Herr werden kann, so sicher werden bei der Frage der Abwälzung der Kriegslasten, bei der drohenden und im Monopolkapitalismus nicht zu überwindenden neuen Massenarbeits- losigkeit die sozialen Spannungen über alles bisherige Mass hinaus an- wachsen. Die Streikwelle in USA ist nur ein erstes Sturmzeichen. BEVIN ODER LASKI? In dieser Nachkriegssituation, die anarchisch und chaotisch ist ua sie der reuen Ziele und der neuen Metho- den entbehrt, die von der veränderten Situation gefordert werden, hat die Arbeiterpartei in England durch das Votum des Volkes die Regierung übernommen, begrüsst von grossen Hoffnungen des englischen Volkes und der ganzen Welt. Aber schon be- ginnt auch hier die Enttäuschung. Dia grösste war die Rede, in der Bevin die Fortsetzung der Aussenpolitik Churchills proklamiert hat. So töricht es auch wäre, die ungeheuren Schwie- rigkeiten zu leugnen» vor denen die englische Aussenpolitik steht, so si- cher lässt sich behaupten, dass das Falscheste die Fortsetzung der impe- rialistischen Aussenpolitik der Kon- servativen ist. Bevins Politik bedeu- tet die Preisgabe der Grundsätze des internationalen Sozialismus, und sie wird — selbst vom Standpunkt des rein englischen Interesses aus — zweifellos scheitern. Fragt man, was er denn in schwierigster Situation tun könne, so sei nur einiges geant- wortet: die alte englische Diplomatie personell und inhaltlich gründlichst umgestalten; Franco und Salazar fal- len lassen und der Demokratie in Spanien und Portugal die Wege eb- nen; Indien ehrlich und aufrichtig die freie Selbstbestimmung gewähren, um auf dieser Grundlage zu einem freund- schaftlichen Verhältnis und engen wirtschaftlichen Beziehungen zu ge- langen, wie Ghandi und Nehru das immer gewollt haben" in Deutschland und Italien mit den sozialistischen Kräften kooperieren und den Wieder- aufbau fördern, so wie überall in der Welt in erster Linie mit den Soziali- sten zusammenarbeiten; auf der Grundlage gegenseitigen Vertrauens Verständigung und Zusammenarbeit mit der Sowjetunion herbeiführen, vor allem über den Aufbau der Vereinig- ten Sozialistischen Staaten Europas. Diese letzte Aufgabe ist die wichtigste, aber auch die schwerste. Ob sie zu lö- sen ist, lässt sich nicht voraussagen, da die Bereitschaft der Sowjetunion fraglich erscheint. Sicher aber kann, wenn überhaupt, das auf bitteren Er- fahrungen beruhende Misstrauen der Sowjetunion nur durch eine grundsätz- liche Neuorientierung der englischen Aussenpolitik beseitigt werden. Die Grösse dieses Ziels sollte jede Anstren- gung rechtfertigen. Nicht mit Bevinscher "ealpolitik", nur mit Taten, die den Worten Laskis ent- sprechen, kann die englische Arbeiter- regierung in grosser historischer Stun- de ihrer Aufgabe gerecht werden. ne nach leitenden zentralen Ge- sichtspunkten organisierte Bewe- gung. Alle diese Jugenlgruppen haben eins gemensam: den Wil- len zur Freiheit in einem oft noch recht persönlich aefassten Sinne» und den Hass gegen die Zwangs- erziehung der Hitlerjugend. DAS war es, was sie —- aus mannigfachen Gründen entstan- den, mit verschiedenartigen Ide- alen ' im einzelnen startend — zusammenführte, und so etwas wie eine Rahmenideologie für eine romantische geheimbündle- rische Renaissance alter Traditi- onen der deutschen revolutionä- ren Jugendbewegung schuf. Die Berichte sprachen von 30 bis 40 Prozent der HJ als geheimen Mitgliedern der „Edelweiss',-Be- wegung. Das mag übertrieben sein. Nehmen wir an, dass es auch nur 10 Prozent waren, dann sind immerhin rund 800.000 junger Deutscher mehr oder minder eng» mehr oder minder bewusst, mehr oder winder ernsthait, mit der hier deutlich werdenden Rebellion der deut- DAS ANDERE DEUTSCHLAND DAS ANDERE DEUTSCHLAND 9 Geächteten", „Kolonne X". .,Die Geusen" oder „Der Orden" nannten, auch der Name „Edel- weiss" würde erwähnt—. Sie er- zählten aber auch schon davon, dass ein über viele Städte sich erstreckender Zusammenschluss „Der graue Kreis" in Verbindung mit einer andern in einer ost- deutschen Grosstadt entstande- nen Formation^ die sich „Schwar- ze HJ" nannte» mit ihnen Kontakt gesucht hatte und bereit war. die politischen Thesen der „Gruppe Sozialistische Nation" aufzuneh- men, um sich als „Sozialisten um Deutschlands willen" auf eine po- sitive Arbeit auszurichten und damit die nur negative Kampf- stellung gegen die HJ abzulösen durch eine politische Sinnge- bung. Sie wiesen auf ein Vierteljahrs- programm hin, das deutliche Zeichen solcher politischen Selbstverständigung enthielt: Es enthielt u. a. folgende Themen: „Marxismus" — „Nationalsozia- lismus", „Die 25 Punkte der NSDAP", »»Preussen tum und* Deutschtum", Kapitalismus—So- zialismus—Planwirtschaft", „Ju- dentum und Ariertum", „Ge- meinschaft und Individualismus", „Freiheit und Führertum", „Ver- einigte Staaten von Europa"- .,NS-KuIturpolitik" etc. Manche dieser Formulierungen mag abwegig erscheinen. Für junge Deutsche innerhalb des III. Reiches, die vorher keiner politischen Partei angehört ha- ben, waren diese Fragestellun- gen, kritisch gemeint, Beweise erstaunlich revolutionären In- halts. Diese Jungen suchten auf eige- nen Wegen — oder Umwegen — einen Ausweg aus der national- sozialistischen Realität. Und sie haben beim Diskutieren nicht haltgemacht. Sie haben organi- siert und für ihre Ziele gewor- ben. ,,Vorbereitung zum Hoch- verrat" nannte das Hitlersche Volksgericht im September 1941 bei neun führenden Leuten diese Tätigkeit. Sieht man das bisher Gesagte, so ergibt sich, dass die unter dem Sammelnamen „Edelweiss" gehende Strömung mehr eine, wenn man so sägen soll, Föde- rierung mannigfacher Qruppen, deren politischer Reifegrad sehr verschiede# yrar, darstellt, als ei- ANARCHIE UND CHAOS Ueber der unermesslichen Zerstörung, und Vernichtung, die der Krieg der Menschheit gebracht , hat, vergisst man leicht, dass er zugleich gezeigt hat, zu welch schwindelnder Höhe die Produktivität der menschlichen Ar- beit gestiegen ist. Mit dem, was man für die Vernichtung von Millionen und Abermillionen von Menschenle- ben, für die Zerstörung von Städten und Gütern produziert hat, hätte man alle Bedürfnisse aller Menschen reich- lith befriedigen können. Darüber hin- aus hat der Krieg enorme technische Fortschritte gebracht, als letzten und grössten die Atomzertrümmerung. Würden diese Fortschritte statt zur Zerstörung zum Aufbau, statt gegen den Menschen für den Menschen ver- wendet, so gäbe es keine materiellen Nöte und Sorgen mehr, so wäre aller Menschen Existenz in ausreichendster Weise und bei relativ geringer Ar- beit gesichert, so würden die Verspre- chungen der Atlantikcharter Erfül- lung finden. Aber der Aufbau einer neuen Ord- nung der Welt, in welcher die Produk- tion und ihre Verteilung entsprechend der erreichten Höhe der Produktivität der' Arbeit organisiert wäre, gehört nicht zu den Verhandlungsgegenstän- den der Grossen. Man kommt nicht los von der alten Denkweise und den hergebrachten Methoden. Wie je und je herrscht das Recht des Stärkeren, wie je und je geht es um Grenzen und strategische Positionen, um Vernich- tung der Konkurrenz, um Rohstoffe, Absatzmärkte und Einflussgebiete, als wenn das alles nicht der Vergangen- heit angehören sollte, als wenn die Menschheit heute nicht vor die Frage gestellt wäre: Fortschreitende Ver- nichtung oder grundsätzlicher Neuauf- bau. VON TEHERAN NACH LONDON Teheran, Yalta, San Francisco, Pots- dam, London haben keine wirklichen Lösungen gebracht, sind vielmehr Marksteine dieser in wachsendes Chaos führenden Entwicklung. Zur Zeit, wo diese Zeilen geschrieben, wer- den, ist es noch ungewisi, ob man in London auch nur zu einer schein- baren Verständigung, auch nur zu einem faulen und kur«dttuernden Kompromiss gelangen wird. Ein wirklicher Ausgleich, eine wahre Be- friedung der Welt, eine solide Grund- lage für den gemeinsamen Fortschritt der Menschheit unter Ausnutzung der schier unbegrenzten neuen techni- schen Möglichkeiten ist unter Fort- dauer der alten Denkweise in den ka- pitalistischen Kategorien des Profits, des Monopolismus, des Imperialismus von vornherein ausgeschlossen, umso mehr ausgechlossen, als innerhalb der kapitalistischen Welt die Sowjetunion mit ihrer antikapitalistischen Wirt- schafts- und Gesellschaftsorganisation im Weltkrieg einen ungeheuren Machtaufstieg genommen hat. Der politische Betrachter vermag die Menge der zur Diskussion stehenden Gegensätze kaum aufzuzeichnen. Das Schicksal der Besiegten an sich in- teressiert die grossen Mächte am we- nigsten. Wieviele Menschen in h'-rd und in Japan infolge der wirtschaftlichen Drosselung dieser Länder zum besten des Profits zu- grunde gehen müssen, das spielt kaum eine Rolle. Die Tatsache allein, dass die Bewohner von Berlin schon jetzt ihre Massengräber für den Winter selbst graben müssen, enthebt jeder weiteren Beweisführung. 1 EUROPA Die Schwierigkeiten beginnen erst da wo es um Machterweiterung durchs Annexionen und durch strategische Positionen geht. Die deutsche West- grenze, die Grenzziehung zwischen Italien und Jugoslawien, Triest. die italienischen Kolonien — da ist die Verständigung schwer. Wenn die Sow- jetunion sich Polen politisch' und wirtschaftlich angegliedert und ihre strategischen Positionen bis zur Li- nie Stettin-Triest vorgeschoben hat, so bemühen sich heute die Westmäch- te, nach Möglichkeit ein Gegenge- wicht zu schaffen. Die scharfe Ableh- nung des britisch-französisch-westeu- ropäischen Blockgedankens durch die Sowjetpresse zeigt, was von der Be- hauptung zu halten ist, dass beide Teile sich vor einem künftigen deut- schen Angriff sichern wollen. Das völlig am Boden liegende Deutsch- land könnte höchstens im Spiel der gegensätzlichen Interessen der Sow- jetunion und der westlichen Mächte wieder eine Rolle spielen. Die Zer- schneidung Europas in zwei Interes- sensphären macht nicht nur die Lö- sung der grossen Aufgabe der Schaf- fung der Vereinigten Staaten Euro- pas unmöglich, sie erschwert auch die Aufgabe von uns deutschen zialisten, zu verhindern, dass je w der Nationalismus, Revanchegedan und Machtpolitik in Deutschland Herrschaft gelangen können. Zugleich suchen die angelsächsischen Mächte, auf deren Seite immer deutli- cher Frankreich tritt, dem beherr- schenden Einfluss der Sowjetunion im Balkan entgegenzutreten. Die von der Sowjetunion in Ungarn, Rumänien, von August Biemsen Bulgarien gestützten Regierungen, die den wirtschaftlichen und politischen - Anschluss dieser Länder an die Sow- jetunion vollziehen, werden von ih- nen als undemokratisch nicht aner- kannt. Dabei wird nur vergessen, dass es auf dem Balkan auch vorher keine demokratischen, vielmehr reine Dik- taturregierungen gegeben hat, die aber im Gegensatz zu den jetzigen Regierungen volksfeindlich waren. Und es wird auch schamhaft ver- schwiegen, dass die griechische Regie- rung von Churchills Gnaden eine volksfeindliche Diktaturregierung ist. Es geht eben auch hier nicht um das Wohl der Balkanvölker, sondern um wirtschaftlichen Einfluss und politi sehe Macht. Für England handelt es sich darüber hinaus um die Behauptung seiner Herrschaft im Mittelmeer gegenüber dem Vordringen der Sowjetunion. Deshalb ist Griechenland von ent- scheidender Bedeutung. Deshalb steht x die Frage der Dardanellen, des Dodekanes, Cyperns, über- haupt die türkische Frage, die seit über hundert Jahren Europa und die Welt beunruhigt hat, zur Dis- kussion. Die Russen begründen ihre - Ansprüche auf freien Ausgang zum Mittelmeer und auf Mandatszuteilung nordafrikanischer italienischer Kolo- nien mit dem Hinweis auf die engli- schen und amerikanischen Positionen in der Beherrschung von Seewegen, Meeren und Kolonien. Sie können da- bei auf ihre prinzipiell neue Behand- lung kolonialer Völker hinweisen, die in Asien zu einem schnellen wirt- schaftlichen und kufture/Zen Aufstieg der Bevölkerungen geführt hat. Und wenn die noch unter türkischer Herr- schaft stehenden Armenier ihren An- schluss an die Sowjetunion fordern, so handelt es sich hier ganz gewiss nicht um russische Machenschaften, sondern um die Folge lehrreicher Er- fahrungen; die Türken haben die Ar monier auf grauenhafte Weise zum grossen Teil ausgerottet, während sich die autonome armenische Sowjetre- publik ruhigen Gedeihens erfreut. CHINA, INDIEN UND DIE ARABER Zu den europäischen Streitfragen, von denen wir nur die wichtigsten — in Spanien und Portugal bestehen noch immer faschistische Diktaturen! —- kurz beleuchtet haben, kommen die asiatischen. In China scheint der Konflikt zwischen der Regierung Tschang Kai-Schek und den Kommu- nisten vorläufig beigelegt zu tiein. Aber die Frage der inneren Entwick- lung Chinas und damit die Frage des russischen oder des angelsächsischen Einflusses ist damit nicht entschieden. Würde etwa, um nur eines zu nennen. Tschang den Engländern Hongkong überlassen, wenn er sich nicht Eng lands Hilfe gegen den übermächtigen Einfluss der Sowjetunion sichern wollte? Aber ganz Asien ist in Gärung. Die Freiheitsbewegung, die Indien seinen Anspruch auf völlige Selbständigkeit auch gegen die englische Arbeiterre- gierung aufrecht erhalten lässt, greift stärker als schon bisher über nach Hinterindien und nach Holländisch Indien. Schon sehen sich die Franzo sen in offene Kämpfe mit den Anniv miten verwickelt, die ihnen früher Kolonialtruppen stellten, die sich in den nordafrikanischen Kolonien ge- gen die einheimische Bevölkerung ver- wenden liessen. Es wächst die pan- arabische Bewegung, Nur durch bru- tale Gewalt konnten die Franzosen einer Erhebung in Algier Herr wer- den; Aegypten erstrebt seine völlige Freiheit; das Palästina-Prob lern ver- schärft die Gegensätze. Auch hier geht es nicht mehr mit den alten Me- thoden der Intrigen, bei denen Petro- leum weit wichtiger ist als das Leben von Menschen und Schicksal von Völ- kern. Wenn fast überall in der Welt das Freiheitsstreben und der Frei- heitskampf der kolonialen und halb- kolonialen Völker wächst, so hat die • Sowjetunion hier bei weiterer Zuspit- zung der Gegensätze.^durch das boi: schewistische Programm der nationa- len Befreiung der Kolonialvölker die besten Trümpfe in der Hand. SOZIALE SPANNUNGEN Die Lösung der Nachkriegsprobleme wird auch die inneren Gegensätze in den kapitalistischen Staaten steigern. So sicher man trotz aller angeblichen Beweise'» mit kapitalistischen Me- thoden der ungeheuren wirtschaftli- chen Probleme der Nachkriegszeit nicht Herr werden kann, so sicher werden bei der Frage der Abwälzung der Kriegslasten, bei der drohenden und im Monopolkapitalismus nicht zu überwindenden neuen Massenarbeits- losigkeit die sozialen Spannungen über alles bisherige Mass hinaus an- wachsen. Die Streikwelle in USA ist nur ein erstes Sturmzeichen. BEVIN ODER LASKI? In dieser Nachkriegssituation, die anarchisch und chaotisch ist, Ja sie der reuen Ziele und der neuen Metho- den entbehrt, die von der veränderten Situation gefordert werden, hat die Arbeiterpartei in England durch das Votum des Volkes die Regierung übernommen, begrüsst von grossen Hoffnungen des englischen Volkes und der ganzen Welt. Aber schon be- ginnt auch hier die Enttäuschung. Die grösste war die Rede, in der Bevin die Fortsetzung der Aussenpolitik Churchills proklamiert hat. So töricht es auch wäre, die ungeheuren Schwie- rigkeiten zu leugnen, vor denen die englische Aussenpolitik steht, so si- cher lässt sich behaupten, dass das Falscheste die Fortsetzung der impe- rialistischen Aussenpolitik der Kon- servativen ist. Bevins Politik bedeu- tet die Preisgabe der Grundsätze des internationalen Sozialismus, und sie wird — selbst vom Standpunkt des rein englischen Interesses aus — zweifellos scheitern. Fragt man, was er denn in schwierigster Situation tun könne, so sei nur einiges geant- wortet: die alte englische Diplomatie personell und inhaltlich gründlichst umgestalten; Franco und Salazar fal- len lassen und der Demokratie in Spanien und Portugal die Wege eb- nen; Indien ehrlich und aufrichtig die freie Selbstbestimmung gewähren, um auf dieser Grundlage zu einem freund- schaftlichen Verhältnis und engen wirtschaftlichen Beziehungen zu ge- langen, wie Ghandi und Nehm das immer gewollt haben; in Deutschland und Italien mit den sozialistischen Kräften kooperieren und den Wieder- aufbau fördern, so wie überall in der Welt in erster Linie mit den Soziali- sten zusammenarbeiten; aitf der Grundlage gegenseitigen Vertrauens Verständigung und Zusammenarbeit mit der Sowjetunion herbeiführen, vor allem über den Aufbau der Vereinig- ten Sozialistischen Staaten Europas. Diese letzte Aufgabe ist die wichtigste, aber auch die schwerste. Ob sie zu lö- sen ist, lässt sich nicht voraussagen, da die Bereitschaft der Sowjetunion fraglich erscheint. Sicher aber kann, wenn überhaupt, das auf bitteren Er- fahrungen beruhende Misstrauen der Sowjetunion nur durch eine grundsätz- liche Neuorientierung der englischen Aussenpolitik beseitigt werden. Die Grösse dieses Ziels sollte jede Anstren- gung rechtfertigen. Nicht mit Bevinscher Realpolitik", nur mit Taten, die den Worten Laskis ent- sprechen, kann die englische Arbeiter- regierung in grosser historischer Stun- de ihrer Aufgabe gerecht werden. ne nach leitenden zentralen Ge- sichtspunkten organisierte Bewe- gung. Alle diese Jugenlgruppen haben eins gemensam: den Wil- len zur Freiheit in einem oft noch recht persönlich gefassten Sinne» und den Hass gegen die Zwangs- erziehung der Hitlerjugend. DAS war es, was sie — aus mannigfachen Gründen entstan- den, mit verschiedenartigen Ide- alen im einzelnen startend — zusammenführte, und so etwas wie eine Rahmenideologie für eine romantische geheimbündle- rische Renaissance alter Traditi- onen der deutschen revolutionä- ren Jugendbewegung schuf. Die Berichte sprachen von 30 bis 40 Prozent der HJ als geheimen Mitgliedern der „Edelweiss"-Be- wegung. Das mag übertrieben sein. Nehmen wir an, dass es auch nur 10 Prozent waren, dann sind immerhin rund 800.000 junger Deutscher mehr oder minder eng# mehr oder minder bewusst, mehr oder minder ernsthaft, mit der hier deutlich werdenden Rebellion der deut- 10 DAS ANDERE DEUTSCHLAND sehen Jugertti gegen den Ner- tionalsozalismas verbunden ge- wesen Das ist .nicht zu ignorieren. Na- türlich ist nur ein Bruchteil die- ser rebellischen Jugendlichen windich von politischen Vorstel- lungen getrieben. Das erklärt all die widerspruchsvollen und un- befriedigenden Einzelheiten, die man über das geistige Gesicht der Bewegung bisher erhielt. Ein TEIL der Bewegung aber, und zwar allem Anschein nach DER Teil, de; in irgend einer Form mit der vorhin erwähnten Gruppe ,Sozialistische Nation' in Kontakt kam» hatte politische Verstellungen und ist zu politi- scher Tätgkeit übergegangen. Handelte es sich im ganzen ge- sehen nur um Kliquenbildung unbeaufsichtigter Kinder, so wä- re das immer wieder berichtete scharfe Vorgehen der SS gegen diese Grupen und ein Dekret Himmlers, das ausdrücklich ver- bot, in Presse, Rundfunk und öf- fentlicher Rede auf die Existenz dieser Bewegung hinzuweisen, unverständlich und sinnlos ge- wesen. „Edelweiss" hatte zumin- desten so etwas wie eine poli- tisch-avantgardistische „Frak- tion" in seinen Reihen. An einem Fall, dem der Univer- sitätsstadt Bonn, kann z. B. eini- ges über die Entwicklung sol- cher Tendenzen aufgezeigt wer- den. Die ersten Versuche der Rebel- lion waren relativ harmlos. Da tauchten etwa plötzlich im Kon- zertsaal, in dem die >,Donkosa- ken'1 sangen, die Angehörigen aller verbotenen Gruppen ton, Mit Besitzer einer Wallstreet-Bank Tohn Huhes, Teilhaber in grosse1 rextlfii men, Allen W. Dulle: le.rssn Bruder Direktor dsr H° v Schräder Bink i "'oiumb'a Brcadcastin-r Svsten sfrer.l Du Pon!. Teilhaber d' "fernationq]en Chemie-Firma, <' ''t IG-Farben liiert war. Kennst" 'sann. Vize-Piä-sident der Rep Stoel Oorporaticn. Fra- •an T'ilhr.ber d°r Ryan B £eidpnw;ike. die Tnteros-- i Deutsihland hat, u. a. m. der frühere österreichische Kanz- ler Dollfuss sein Ideal sei, der im Jahre 1934 als der Agent Musso- linis und mit dem Segen des Pap- stes in Wien die Arbeiter durch schwere Artillerie niedermähen liess. Wenn Bayern, der zweit- grösste Staat Deutschlands wäh- rend der Weimarer Republik der Brutherd des deutschen Faschis- mus war, so ruht die Schuld auf der Bayrischen Volkspartei, denn von 1920 bis zu Hitlers Machter- greifung besass die "Bayrische Volkspartei alle Schlüsselstellun- gen in der Bayrischen Regierung und arbeitete jahrelang mit den Nazis zusammen. Ihre Vergan- genheit sollte den Alliierten Ver- anlassung geben, die Führer die- ser Partei mit grösster Vorsicht und mit Misstrauen zu behan- deln, statt ihnen die wichtigsten Verwaltungsposten anzubieten. Die alliierten Militärs gruben auch den alten Wilhelm Marx wieder aus und halfen ihm wie- der zu politischer Bedeutung. Von 1923-24 und von 1926-28 war Marx deutscher Kanzler, sowie Führer des rechten Flügels der katholischen Zentrumspartei. Während seines Regimes wurden 1923-24 die Kommunisten geäch- tet und 7000 Funktionäre verhaf- tet. AIs im Jahre 1926 die libera- len Kreise Deutschlands die Ent- eignung der Fürsten forderten, die bis 1918 Deutschland be- herrschten, und die die Reaktio- näre mit enormen Suramen fi- nanzierten, die ihnen von der Re- publik gezahlt wurden, setzte Wilhelm Marx zusammen mit Hindenburg dem Verlangen hef- tigen Widerstand entgegen. Marx nahm die Deutsch-Nationalen, Hitlers offene Verbündete in sei- ne Regierung, und 1928 begann er mit dem Aufbau einer deut- schen Kriegsflotte. Die durch Brüning vertretenen Männer Tre viranus» Spiecker und von Borsig arbeiten hinter der Szene, um die Politik gewisser alliierter Autoritäten in reaktio- näre Bahnen zu leiten. Sie und ihre Gefolgsmänner re- präsentieren kein neues demo- kratisches Deutschland, sondern nur die alte imperialistische Ka- ste, die Geburtshelfer des Hitler» regimes. Sie wollen aus Deutsch- land ein zweites Griechenland machen. Sie sind bereit, einen neuen "Cordon sanitaire" west- lich der Elbe zu errichten. FAZIT Wir detitschen N-azigegner, beson- ders diejenigen unter ur;s, die noch einige Jahre nach 1933 die Entwick- lung des nazistischen Terrorappara- tes aus der Nähe beobachten konnten, wissen, warum es in Deutschland zu keinem gewaltsamen Sturz des Sy- stems kam. Man kann revolutionäre Kämpfer nicht durch Gefängnis, nicht durch Bedrohung mit dem Tod oder dem Zuchthaus abschrecken, aber man konnte es durch die furch, terlichen Beispiele des Zu-Tode-Mar- terns, der Rache an den Familienan. gehörigen und durch die anderen Unmenschlichkeiten, derer sich die Gestapo bediente. Durch diese Mitte] erreichte man, dass die Zahl der wirklich unerschrockenen Kämpfer so klein blieb, dass das Nazisystem durc- sie nicht ernstlich gefährdet werden konnte. Alle diejenigen, die das deutsche Volk in s?i:.ei- Gesamt- heit verdammen, mögen uns die Frage beantworten: Wo in der Welt lebt das Volk, das sich mit Erfolg gegen ei- ne derartig ungeheuerliche Form der Unterdrückung erhoben hat? Sie alle werden uns die Beantwortung dieser Frage schuldig bleiben, denn das an- gewandte System ist in seiner orga- nisierten Grausamkeit beispiellos. Uebrigens, welche Revolution eines Volkes hat sich überhaupt schon ge- gen ein^n Staatsapparat durchgesetzt, der nicht vorher durch die besonde- ren herrschenden Verhältnisse inner- lich zerstört war? Nicht einmal ge- gen die gewiss nicht starke Weima- rer Republik konnte von ihren Geg- nern mit Erfolg eine Revolution durchgeführt werden. Nein, je mehr wir nachdenken, über das was in Deutschland geschah, um so mehr müssen wir zu dem Schluss kommen, das deutsche Volk hat sich nicht besser und nicht schlechter benommen, als es irgend- ein Volk der Welt in gleicher Situ- ation getan hätte. Und doch kann und soll uns diese Ueberzeugung nicht zu der Ansicht führen, das ein Volk, das sich verhält wie das deut- sche, frei von Schuld ist, und dass darum alle Massnahmen, die das deutsche Volk als solches treffen, un- gerecht sind. Aber wir sollten diese Massnahmen weder als Sühne noch als Wiedergutmachung (die es ja für die Millionen Toten ohnedies nicht gibt) ansehen, sondern als abschrek- kendes Beispiel nicht nur für das deutsche Volk, sondern für alle Völ- ker der Erde: Seht, das ist das Schicksal eines Vo kes, das nicht die innere Knast aufbrachte, sich gegen seine Unter drücket zu erheben! Mögen die Opfer, die ein Volk bringen muss, um sich seiner eignen Tyrannen zu erwehren, noch so fürchterlich sein, niemals werden sie auch nur einen Bruchteil der Leiden bilden, die es zu erdulden hat, wenn es die not- wendige revolutionäre Kraf: nicht aufbringt.. Aus dieser Erkenntnis heraus muss ein neuer Staatsrechtsgrundsatz ent- stehen, der verankert werden muss in den Verfassungen der Völker: Die STIMMEN DER VERNUNFT Nüchterne Historiker werden darin übereinstimmen, dass "Deutschland", wenn es auch nicht überwiegend ver- antwortlich für den vorigen Krieg, so doch vorwiegend verantwortlich für diesen Krieg war. Das ist so, auch wenn "Amerika" (weil es am Anfang aus dem Völkerbund desertierte), "Frankreich" und "Grossbritannien" (weil sie egoistisch mit Deutschland zwischen den beiden Kriegen getän- delt haben) und tatsächlich die mei- sten Länder (weil sie sozial, öko- nomisch und international alles trei- ben liessen, was zu verhindern ge- wesen wäre), ihren Anteil an der Schuld übernehmen müssen. Aber was würden Sie und ich, die wir stän- dig die Politik unseres Landes miss- billigt haben, über die kollektive Ver- antwortung sagen, wenn uns Strafe für seine Unterlassungssünden ange_ droht würde? Wir würden entweder sagen, dass wir individuell schuldlos seien, oder wenn wir uns usnahms- los mitverantwortlich fühlten, dass unser Schuldanteil allzusehr bezahlt wurde mit den allgemeinen Leiden, die unser gemeinsames Versagen zur Fcl. ge hatte. Was würde dann ein Deutscher sa- gen, dem die vielen und weit schlim- meren Sünden seines Landes zur Last gelegt werden? Vielleicht: "Ich stimmte gegen die Nazis, als Deutsch, land eine Demokratie war. Hitler- Deutschland ist keine Demokratie; Sie wurden wenigstens befragt und über- stimmt; ich dagegen wurde überhaupt nicht befragt. Weun ich nicht treu bis zum Tod war, wie es einige mei- ner Freunde waren, so ist es wohl doch keine schuldige Tat, nicht fähig zu sein, ein Martyrium auf sich zu nehmen. Wie konnte ich tatsächlich Grausamkeiten verhindern, die tau- sende von Meilen entfernt begangen wurden und von denen ich grösstenteils nicht einmal unterrichtet wurde?..." Wie kommt es, dass, wenn auch die Demokratie ihre Fehler hat, der Na- zismus jedoch das Urbild des Uebels ist? Weil sein Wesen cich darin aus- drückt, das Individuum zu prostituie- ren und seine Einzigartigkeit, seinen Wert und seine elementaren Rechte zu leugnen. Warum regen uns die Pflicht zur Revolu ion gegen die Un- terdrücker. Die Erziehung der Ju- gend und der Völker überhaupt durch Schule und Propaganda muss diesen Grundsatz in dem Rechtsempfinden der Menschen so verankern, dass Ja- der einzelne, der ungesetzlichen Re- gierungen gehorcht, das Empfinden des Unrechts hat, so wie er es heute empfinden würde, wenn er einen Mo>d oder einen Diebstahl beginge. Und wer wollte leugnen, dass es auch in diesem Augenblick Völker gibt, denen ein solches Rechtsempfinden von Nutzen wäre? Wenn das Entstehen dieses neuen Rechtsgedankens aus den Leiden Deutschlands herauswächst, dann werden sie einen Sinn für die Menschheit erhalten. Rolf Ladendorff (Buenos Aires) Judenverfolgungen, die von aen iNazis in einem nie dagewesenen - Aufmass durchgeführt wurden, so - hr auf? Zum Teil weil alle solche Taten has- senswert sind, aber zum Teil auch gerade sie unterschiedslos durch- geführt wurden. Es ist uns völlig klar, wie grundsätzlich falsch es ist, die Juden oder die Polen oder irgend- welche sonstigen Opfer der Brutali- tät nach nichts anderem zu beurtei- len, als dass sie zu ein-- gegebenen Rasse, Grupp? oder Kategorie gehö- ren. In all diesen Dingen wissen wir alle gleich Bescheid. Es ist wahr, dass An- tisemitismus, Negerhass und andere Formen rassischer Unäufdsamkeit nicht auf die Nazis beschränkt sind: es besteht immer eine starke psy- chologische Neigung, Sündenböcke zu suchen, und niemand von uns ist von dieser hässlichen und verabscheu- enswerten Versuchung frei... Es ist zweierlei, zu einem einzelnen Deutschen zu sagen: "Du hast persön- lich dies und jenes getan und für diese Taten vird man Dich verant- wortlich machen"; oder ob man dem ganzen deutschen Volk sagt: "Ihr habt korporativ dies und jenes getan, und für diese Taten werdet ihr ver- antwortlich gemacht, einerlei cb ihr persönlich daran beteiligt wart und ob sie Euren persönlichen Wünschen entsprachen oder nicht." Wir können dies, so viel wir wollen, kollektive Ver- antwortung nennen; wir können den Unterschied zwischen Demokratie und Diktatur als nech so klein hinstellen und die kollektive Verantwortung un- ter der letzteren noch so sehr ver- größern. aber auf gut englisch schrumpft unser schönes Prinzip kol- lektiver Verantwortung zu nichts mehr und nichts weniger zusammen als zu dem Naziprinzip, den Un- schuldigen mit dem Schuldigen lei- den zu lassen. (Aus "Peace Aims", London). ..Befreit". Alliierte Soldaten fan- den in Paris vor geraumer Zeit ein ganzes Warenhaus herrlicher alter Möbel, sie waren verschnürt und verpackt, um nach Deutsch land geschickt zu werden. Goering und andere hohe Militärs hatten sie in französischen Privathäusern zusammengestohlen. Die amerika Nische Heeresverwaltung verhin- derte den Abtransport nach Deutschland und liess die Möbel nach Versailles bringen, wo sie das Haus der Amerikanischen Heeres- verwaltung zierten. Als nun schliesslich, nachdem di3 Ameri- kanische Heeresverwaltung längst in Frankfurt (im Zentralgebäude der IG-Farben) ihren Sitz genom- men hat, die franzöische Regierung die Möbel wieder den rechtmässi- gen Eigentümern wollte, musste sie feststellen, dass sie nicht mehr da waren. Sie wurden, wie „Nation" berichtet, von den amerikanischen Offizieren ,,befreit". __,____ DAS AMDIRI DEUTSCHLAND NEU ERSCHIENEN: DAS GESICHT DER ZEIT Neuerscheinung Dr. August Siemsen D/t TRAGÖDIE DEUTSCHLANDS UND DIE x ZUKUNFT DER WELT AU* SATZE UMQMBDEH Editor ix) CO SM O POLITA Dieses Buch des Herausgebers des "Anderen Deutschland" enthält rei„ ches Materia' über wesentliche Vor- gänge und Entwicklungen unserer Zei. Wer unser Gestern, Heute und Morgen verstehen lernen will, findet hier den zuverlässigsten Führer. Jedes Buch Preis broschiert $ 3.5t) gebunden $ 5.50. Erhältlich in freien deutschen Buch- handlungen, im Düro des , "Anderen Deutschland" und direkt beim Editoriol Cosmopolita CORBIENTES 459 — U. T. 32 . 1366 Sucursal Belgrano: SUCRE 2390 m Erst jetzt erhielten wir die traurige Nachricht, dass unsere über alles geliebten Eltern, Schwiegereltern, Grosseltern MAX und GERTRUD ZÜTTERMANN , Keb. Tepplauer (fr. Berlin-Charlottenburg;) als Opfer des Nazi-Terrors im Jahre 1942 in TheresienetarU verstorben sind. Ihr Wunsch, mit uns wieder vereint zu sein, ist Ihnen nicht erfüllt worden. Henry u Uvu Mitchell. gel» Züttermami, Brentford, I En#rl«nd. EBTiqui* ii. suitiiana Bloelc. in-ii '/.iiHermann. Awunelde, Pamir uny. Pfilr« Ismnel Blork. , Asunciön (Parag-uay), General Dia-: 276. Kriegsgewinnler g bt es nicht nur in Argentinien. Einer Untersuchung dor CIO-Gevveikschaften zufolge haben die Warenhäuser in New York ihre Profite in den Kriegsjahren versech- zehnfacht. „Die Eroberung d r Vereinigten Staaten durch Hitler" hat Rubere M. Hutchins, der Präsident der Uni- versität Chicago, den Sieg der Be- hauptung von Emil Ludwig und Kon serten genannt, dass das ganze deut- sehe und das ganze japanische Volk schuldig -eien uud verurteilt werden i.r.tüssten. Antisemitismus in U.S.A, Eine Um- frage des Instituts für Soziale Un- tersuchungen hat das erschreckende Ergebnis gehabt, dass 504 der be- ifügten Arbeiter antisemitisch sind, und dass 204 die Ausrottungsmass- nahmen Hitlers gegin die Jud5n bill'gan. Rationalisierung. — Während des Krieges ist der Ra tion alis ier u n gs- prozess rapid fortgeschritten. Nach einer Meldung des amerikanischen Kriegs?rbeitsamtes ist in den letz- ten 18 Monaten die • Zahl der Be- schäftigten nur um 1 % gestiegen, während gleichzeitig die Erzeugung um 43% zugenommen hat. Zerstörung oder Autbau? — ,,Es k'^"'mfc nicht darauf an, wie so viele verlangen, die deutsche Industrie zu zertitt en", schreibt „N e w L e a - der". Das tun, bedeutet gleichzei- tig, Europa zu Armut zu verurteilen und „ Demokratie zu r itergraben, die sich nur auf Prosperität aufbau- en kann. Das Dilemma der Alliierten k; dies«*. Ausserdem kann man aus einetr, Ackerbau Land keine Repara- tionen mehr holen. Was zu *un ist, ist das folgende: Man muss die deutschen Gross-Industriellen be- strafen, die die Nazis finanziert und von ihnen profitiert haben. Sie müssen mit den Nazis, den Offizie- ren und Junkern als Kriegsverbre- cher abgeurteilt werden. Man muss i.ire Macht zerstören, nicht ihre Ma- schiren. Die Lösung ist ein demokra- tisches. sozialistisches Deutschland im Bund mit den westlichen Demo- kratien." , „Wiedererziehung". „Wo auch im- mer wir anhielten, um zu photogra- phieren, stellten sich immer Männer um uns herum, die warteten, bis wir unsere Z'garettenstummel wegwar- ft : sie haben schon lange aufge- hört. uns um Zigaretten zu betteln, da sie doch keine bekommen wür- den". (Aus dem Brief eines ameri- kanischen Soldaten) • Hunger und P- cistitution in Italien. ..Rom. dessen Stolz der Ruf seiner Frauen war, bietet das tragisch-' Schauspiel von Mädchen, die durch die Strassen irren und sieh offen an. biete». \ Täglich wächst ihre Zahl. Nicht alle stammen aus Rom, viele komn.en aus den. verwüsteten Gebie- ten. Die einen haben ihr Heim, an- dere ihr \ I ENRIQUE U. CORONA MARTINEZ ' i ABOQADO | I LAVALLE 1268 U. T, 35 - 8863 j BIENENHONIG rein, preiswert und gut Carlos Lewin, Romang (FC&F) NEUE HYMNE Sie haben uns belogen und betrogen Mit Menschenhass und irrem Rassenwahn. Wir sind für Kriminelle in den Krieg gezogen, Das ganze Volk geriet auf ihre Bahn. Wir wehrten nicht den braunen Bataillonen Drum, unser Herr ward der Qestapomann. Sie tragen alle Schuld am Tode der Millionen Doch klagt auch uns die Menschheit, heute an. Wir sahen unsere Führer schmachvoll sterben, Kein Held erbob sich aus der feigen Schar. In tausend Trümmer fiel, zerbrach in tausend Scherbe^ Das, was ihr stolzes Drittes Reich einst war. Und dennoch brauchen wir nicht zu verzagen. "Wenn endlich Schluss wir machen mit dem Wahn, Uns immer „Deutschland über alles" vorzusagen, Dann bricht für uns ein neuer Morgen an. Erkennen endlich wir die wahren Rechte, Üie uns geraubt der eigene Feind im Land Die Führer, die aus uns nur machten feile Knecht», Sei'r. auch von uns als wahrer Feind erkannt. Die Rache und der Hass; bleib' uns verschlossen Und heilig sei uns aller Menschen Recht. Uns seien alle Menschen Brüder und Genossen. Nie wieder: Herrenmensch und Herrenknecht! Julia* Preuse (Astmclön), DAS ANDERE DEUTSCHLAND BESTELLSCHEIN (ausschneiden und einsenden) Senor JUAN CARL, Tucumän 309 Buenos Aires Der Unterzeichnete bestellt ab ............... die Zeitschrift DAS ANDERE DEUTSCHLAND. Der Abonnements. preis in Höhe von 4.80 Pesos und eine Spende von -----.... Pesos für den Kampffonds bitte ich, bei mir monatlich, vierteljährlich Kassie, ren zu lassen — liegt diesem Briefe als Scheck, Giro, Bono Posta! bei. Name und Vorname Strasse und Hausnummer ...................... Ort ............................................ • (bitte leserlich schreiben) EN SONNABEND BALLKARTE im V0kV£RKMF$6:'> NEUERSCHEINUNG! Eine dichterische Stellungnahme zu den Ereignissen unserer Zeit. Geistige Abrechnung mit dem Un- heil des Nazismus, aber auch Auf- ruf zu neuer Menschlichkeit und Gerechtigkeit. 3ohan Luzian CAG des GCRICHCs GL€|CHNI5S< uno BALLADEN Preis $ 3.50 zu beziehen durch eixitokiaj, kl jj AO.tt C b a s c o in »i s, PCS. oder Buchhandlungen: Bar na. Cos- mopolita, l-'igmalipn, Vülter, Bs. As. CONFITERIA SUIZA Salon de Te Inhaber: Ludovico Weinberg Avenida Forest 1502 U. T. 73 - 7208 Erstklassige Torten, Masas, Bombones LIEFERUNG INS HAUS Verein "Vorwärts Vereinshaus; AUSTRIA 2 0 6 4 II T. 72 - 0058 Sport- lind Landheim: Quinta "LA PERLITA' Q Iii lims — U. 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