ÖTR A A.LE>MA,N I D ÄS. A N D ETTE D E UCT S'C fl'L A'N:D„ O R C A N O DE LOS ALEMA.NES DEMOCRATICOS ; D E r A M€R 1 CA *DEL * S AUS DEM INHALT DER PROZESS IN NUERNBERG August Siemsen: WELTRECHT UND WELTPOLITIK Victor Bernstein; FORD UND HITLER Georg Maiwald: 1 TECHNISCHE PROBLEME DER DEUTSCHEN LANDWIRTSCHAFT Hans Lehmann: VOLKSBESCHAEFTIGUNG IN EINER FREIEN GESELLSCHAFT? Margarete Sussmann: THOMAS MANNS BRIEF SOZIALDEMOKRATISCHE REICHSKONFERENZ DEUTSCHE JUGEND BERICHTE AUS DEUTSCHLAND ■ t »«wwniiiirMaB i im mmmmm ü u E MOS' AIRES • "J U C U M A N 3 ü y • 31 R H 1 ! I : O 7 2 6 4 NUMERO 10 Z • Z D E D I C I E M B R E D E i 9 4 5 • A 8 9. V1 l. 2 ; DAS'ANDERE DEUTSCHLAND LA OTRA ALEMANIA I (fundado el 7 de junio de 1937) ' Registro necional de le Propiedad i Intelectual No. 171.948. i Autorizadg per Resoluei6n no. 214 { del Ministre del Interior (11 abril 1945) ( Contirmado per Decreto No. 20.916 ; (6 sept. 45) del Superior Gobierno ■ de la Naclön. ! Editor y Directori Dr. Augusto ; Siemsen. i Tesorero: Juan Ctrl. ! Aviso«: Guillermo Fleischer 1 Redacciön y Administration: » Tucumin 309, Buenos Aires (U. T. 31-7264) [ Einzelnummer: 20 Cts. ^ Jahresabonnement: 4.80 Pesos c argentinos (im voraus zahlbar) Geldbeträge erbitten wir aus- ' schliesslich per Giro oder Bono ; Postal oder Scheck auf Sr. Juan Carl, Tucumän 309, Bs. Aires. ; DAS ANDERE DEUTSCHLAND \ ist kein auf Profit ausgehendes > Geschäftsunternehmen. Es lebt ! nur dank der Unterstützung sei- ; ner Freunde. Spendet für den ■ Pressefonds! I Erscheint am 1. und 15. eines | jeden Monats. Das Deutscbiand-Hiit'swerk hat seine erste Sendung nach Deutschland anschicken könuen, die diesmal nur für deutsche Kinder be- stimmt war. Die Aulrufe und Schreiben des D-utschland-Hilfsweiks hatten einen trireulichen Erfolg, vor allem in der Fro\\nz. So konnten 1376 warme Decken una 1400 Kiudersachen, d. h. sieoen Kisten oder 350 Kg. mit — zu einem grossen Teil selbstgestrick- ten — Pullovern, Hosen, Trainingsan- zügen. Unterkleidung,, Strümpfen una Schuhen abgesenuet werden. Ein paar Tausend Kinder erhalten durch das Deutschland-Hilfswerk Wärme aus Argentinien! Jeder, der beigetragen hat, darf sich vorstellen, wi-e ein Kind etwas Freude durch inn empfangen hat, wie ein Kind durch seine Hilfe etwas Schutz vor der Winterkälte bekommt. Aber während viele uns bisher noch Fernstehende beigesteuert ha- ben, fehlen noch manche der Freun- de und Les.i d*s Andern Deutsch- land unser den Spendern. Wir erwarten, dass sie alle das nächste Mal mit ihren Spenden ver- treten sind Das aächste Mal hofft das Deutschland-Hilfswerk auf Grund von Nachrichten aus London ■«.iich Sachen für Konzentrationsla- gerhäftlinge und illegale Kämpfer schicken zu können. Schon jetzt sendet es Lebensmit- telpakete an die kürzlich gegründete Arbeiterwohlfahrt in London, die von dort weiter nach Deutschland ge- sandt werden. Unterstützt das .Jeut^ehland-Hi'fs- werk! Werdet regelmässig zahl nrt. Mitglieder! AN UNSERE ABONENNTEN Wenn nttsere Zeltschrift nicht ein trifft, liegt die Schuld am Brifftiä gel'. Wir bittön in diesem Falle die b treffende Nr. in unserem Büro ab- »fielMi. Deutsche BiUUothek f:r#r>k;urt Hfiin DAS ANDfRf DEUTSCHLAND GLUECKWUNSCH AN EINEN ACHTZ1GJAEHRIGEN Wir sprechen «n dieser Stelle unserem Gesinnungsfreund ?;jckkeh: zu schaffen. * Schlussbemerkuiig Wir begrüssen an der Tagung von Hannover vor allem den Willen, aus Fehlern der Vergangenheit zu lernen und der neuen Situation Rechnung zu tragen, wie das am deutlichsten in der Ueberwindung früherer Kon- flikte und Spaltungen durch die Teilnahme von Vertretern der SAP und des ISK und in der starken Un- terstreichung; 4es sozialistischen Ziels hervortritt. Sehr bedauerlich ist, dass die von vielen geteilte Hoffnung auf enge Zusammenarbeit mit den Kommuni- sten nicht in Erfüllung zu gehen scheint. Wir wissen nicht, wen die Kommunisten in ihren Flugblättern angegriffen haben. Sollte es sich um 50 belastete Personen wie Ncske und Zörgiebel handein, su sind auch wir der Meinung, dass diese in der Ar- beiterbewegung keine Rolle mehr spielen dürfen. Andererseits ist na- türlich keine ehrliche Zusammenar- beit möglich, wenn sie zu Zersetzungs- manövern benutzt wird. NACHRICHTEN AUS DER POLITISCHEN BEWEGUNG In westdeutschen Groistädt.n sind kommunistische, sozialistische und kirchliche Gruppen schon an der Ar- beit. Trotz grundsätzlicher weltan- schaulicher Unterschiede arbeiten sie in vielen praktischen Fragen, so z. B. bei der Beseitigung der Kriags- schäden zusammen. Junge Burschen ■zwischen 16 und 20 Jahren verkap- seln sich oft gegenüber politischen Problemen und zeigen sich völlig un- kritisch. In ihnen politisches Ver- ständnis zu erwecken, ist eine schwe- re Aufgabe. Di» Kommunistische Partei Deutschlands proklamierte durch ih- ren Vertreter Walter Ulbricht, dass die Koalation der vier Parteien, die in Bei-lin besteht, Uber das gin/e Land ausgedehnt werden soll. Die Parole der Komm 'nisten im Reich ist zur Zeit: Nationale Einheitsfront d:jr Kommunisten. Sozialdemokraten, Liberalen, Demokraten und Christli- chen Demokraten. Aus der Schweiz sind eins ganz» Anzahl jugendliche, die dort Zu. flucht vor Verfolgungen der GSstapo gefunden hatten, nach Deutschland zurückgekehrt. Andere werden m kur- zer Zeit feigen. 12 DAS ANDERE DEUTSCHLAND BERICHTE AUS DEUTSCHLAND Die ersten Kältewellen wurden ge- meldet. Sie trafen gleichzeitig ein mit Meldungen über erschreckende Zunanme der Krankheitsfälle und über entsetzliche Wohnungsnot. Na- hezu 15 Millionen Ausgewiesener ir- ien in den von den Westmächten be- setzten Zoneu umher. Die alliierten Verwaitungsoffiziere richteten pa- thetische Ausrufe an ihre Regierun- gen — und Montgomery liess an den strategischen Stellen der Grosstädt- Kanonen und Tanks auffahren. Ob wohl die Zivilisten nicht aufsässig sind, erklärte er, werden Hungerre- volten erwartet. Nazis am Rud.r. Obwohl Patton kaltgestellt ist, machte die Entfer- nung der Nazis aus öffentlichen Stellungen keine erhebliehen Fort- schritte. In den von den westlichen Alliierten in deutscher Sprache her- ausgegebenen Blättern erschienen Artikel von Pg. Friedrich Luft, bis 1944 Kunstkritiker der DAZ, Pg. Frank Thiess und — Ernst Gläser, vevnseiben Ernst Gläser, der 1938 zum Hakenkreuz kroch. Man gestattete ihm. die Festspiele im Heidelberger Schloss mit einer bombastischen An- sprache zu eröffeneu. Masscndcpirtierungen aus der rus- sischen Zone scheinen trotz offiziel- ler Dementis weiterzugehen. Ein ame- rikanischer Korrespondent berichtete, dass in der Nacht vom 4. zum 5. November im Niemandsland bei Friedland, zwischen der russischen und britischen Zone, sich 500.000 Flüchtlinge befunden htäten, die auf freiem Feld und an den Strassengrä- ben kampiert hätten. D'q WLdcrei Ziehung der deutschen Jugend, deinetwegen Ströme von Tin to vergossen wurden, war praktisch am 15. November beendet, als die amerikanischen Besatzungbehörden die Kommunalverwaltung den Deut- schen überliessen- Um dieselbe Zeit etwa wurden in den meisten Grcss- städten der britischen und amerika- nischen Zone die Schulen aus Man- gel an Heizungsmaterial geschlossen. (Sie waren am 1. Oktober eröffnet werden, in den meisten Schulen gab es 2 Stunden täglich Unterricht. Unverändert schlecht, war die Le- bensmittellage. Auf Grund offizieller Berichte wurden in der amerikani- schen Zone 1.550 Kalorien täglich ge- geben, in der französischen nur 1.250. (Das Existenzminimum liegt bei 2.000 Kalorien). Das wirtschaftliche Leben war dem völligen Stillstand nahe. Die Zahl der Arbeitslosen nahm mit der Entlas- sung weiterer Kriegsgefangener in der amerikanischen und britischen Zone weiter zu- Der Gesundheitszustand verschlecht tvrt sich weiter. Seuchen nehmen überhand, die Kindersterblichkeit war weiter wi Ansteigen begriffen. Wer hat die Schuld an den jetzi- gen chaotischen Zuständen? Das war die Frage, die Millionen von Deut sehen sich immer wieder vorlegten. Und immer grosser wurde die Zahl derjenigen, die einsahen, dass Hit ler in erster Linie die Schuld hat. weil er, längst nachdem er wusste, dass dir Krieg nicht mehr zu gewin- nen war, den Kampf fortsetzen liess. Die Potsdamer Beschlüsse waren weit davon entfernt, verwirklicht zu werden. Punkt 14 besagte beispiels- weise, dass Deutschland während der Zeit der Besetzung als eine wirtschaft- liche Einheit zu behandeln sei. Seit her waren vier Monate vergangen und über die Schaffung der fünf zentralen Ministerien für Transport- wesen, Finanzen, Außenhandel, In- dustrie und Erziehung herrschte im- mer noch nicht der Hauch eines Ein Verständnisses unter den Männern des alliierten Besetzungsrates. ,-Na- tion- schrieb: ..Wenn es so weiter geht, wird Deutschland in ein wirt- schaftliches Elendsquai tier verwan- delt werden und die Alliierten sehen sich vor der Alternative, dass entwe- der Millionen verhungern oder in riesigem Ausmass Hilfe beigeschafft wird." Die Franzosen wurden von den an- deren Besetzungsmächten für das Fehlen der Zentralregierung als die Schuldigen bezeichnet. Da einerseits Einstimmigkeit der Beschlüsse erfor- derlich ist und die Franzosen ande- rerseits eine völlige Aufteilung Deutschlands in kleine Einzelstaaten befürworten, bestand keinerlei Aus- sicht, die Schaffung der Zentralre- gierung zu beschleunigen. Nach dem Sieg de Gaulles und der Wiederer- neunung Bidaults zum Aussenmini- ster ist nicht zu erwarten, dass in nächster Zeit sich an den Verhält- nissen etwas ändern wird. Die Internationaiisierung des Rhein- und Ruhrgebiets wurde in Washing- ton zwischen französischen und ame- rikanischen Delegierten studiert. Weiterhin unabkömmlich, war der Pg. Aloys Meyer, Präsident des Inter- nationalen Stahltrusts ARBED, des- sen Interessen in belgischen, franzö- sischen und luxemburgischen Hoheits- gebieten liegen und der zu den eif- rigsten Gönnern des Nationalsozialis- mus gehörte. Pg. Meyer residierte weiter in Luxemburg, unbehelligt von amerikanischen Offizieren, auf deren Kriegsverbrecherlisten er fi- guriert, Zur Rede gestellt, weswegen sie ihn nicht einmal verhörten, er- klärten sie. Pg. Meyer sei unab- kömmlich. Baron Waldemar von Op- penheim, der ebenfalls wegen Nazi- tätigkeit auf den Suchlisten der Amerikaner stand, fuhr weiterhin al- lein und in Begleitung eines hohen amerikanischen Offiziers in einem „jeep" spazieren. (Der „jeep" wurde ihm von der alliierten Militärverwal- tung zur Verfügung gestellt, zusam- men mit Bezugsscheinen für Benzin in unbegrenzter Höhe.) Die junge deu sehe Arbeiterbewe- gung führte ihren ersten Streik Qurcn, um dagegen zu protestieren# dass der Nazi Fritz Junge von den britischen Offizieren zum General- direktor der Tnys&en-Werke in Ber- lin ernannt worden war. Der Streik dauerte einen Tag, die Arbeiter der AEG traten in den Sympathiestreik — die britischen Offiziere blieben un- gerührt. Fritz Jung ist noch heute Generaldirektor der Thyssen-Werke in Berlin. Von Fritz Junge ist be- kannt, dass er bis 1935 für Thyssen in Südamerika tätig war. Er kehrte nach Deutschland zurück und über- nahm die Leitung der Berliner Wer- ke der Firma. Als die Russen Berlin eingenommen hatten, verschwand Pg. Junge für zwei Monate. Im Juli tauchte er wieder auf und wollte die Betriebsleitung übernehmen. Die Be- legschaft trat zusammen und be- schloss, Junge mitzuteilen, dass seine Gegenwart unerwünscht sei. Er ver- schwand, diesmal für drei Monate. Am 8. Oktober erhielt Junges Nach- folger von der britischen Militärver- waltung die Anweisung, seinen Platz Herrn Fritz Junge einzuräumen. Da- rauf kam es zum ersten, erfolglosen politischen Streik im Nachkriegs- deutschland. Gespenster der Vergangenheit. In Soest (britische Zone) wurde am 14. Oktober die Zentrumspertei wieder ins Leben gerufen. Zum Vorsitzenden wurde Dr. Hamacher (Köln, fr. M. d. Reichsrats), zum Generalsekretär Dr. Karl Klein (Düsseldorf) gewählt. Die neue alte Partei kritisierte die in Berlin existierende» Christlichen Demokraten, proklamierte ihre An- sicht, dass Westfalen und Rheinland ein Teil des Reiches bleiben müssen, forderte Bekenntnisschulen und sand- ;e ein Begrüssungstelegramm an Prof. Dr. Heinrich Brüning von der Univer- sität Harvard. An der Tagung nahm der soeben aus USA nach Deutsch- land zurückgekehrte Dr. Karl L Pieck er teil, der 1925 die Wahlkam- pagne für Marx und gegen Hinden- burg leitete, und auf dessen reaktio- näre Umtriebe wir in Nr. 103 hinge- wiesen haben. Jüdische Emigranten, die als USA- Soldaten nach Deutschland zurückge- kommen sind und für die alliierte Militärregierung Dienst tun, arbeiten fast überall gut zusammen mit deut- sehen Antifaschisten. In fast allen Fällen, in denen es gelang, Nazis aus amtlichen Stellen zu entfernen, ist der Erfolg jüdischen Flüchtlingen zu danken, die ihre Nachrichten von deutschen Antifaschisten bekommen und sie an ihre Vorgesetzten weiter- gegeben hatten. (Bericht eines ame- rikanischen Unteroffiziers). DA r ANDERE DEUTSCHLAND 13 DEUTSCHE JUGEND ZU THOMAS MANNS BRIEF AN W. VON MOLO Von ANNEMARIE SUSSMANN Th. Manns Brief, in dem vr die Rück- kehr nach Deutschland ablehnt und sich zu USA bekennt, enthält vieles Hichtlg-p, aber auch Bedenkliches und Bedauerliches. Er hat, einen jungen Menschen zur folgenden Zuschrift an uns veranlasst. Thomas Mann hat einen seltsamen Brief an W- von. Molo veröffentlicht, der ihn zur Rückkehr nach Deutsch- land aufgefordert hatte. Er versucht sich in diesem Artikel zu "rechtfertigen", weil er nicht nach Deutschland zurückzukehren wünscht. Eine solche Rechtfertigung ist aber vollkommen unnötig, denn niemand wird es einem Siebzigjähri- gen verübeln, wenn er seinen Le- bensabend in R'uhe und Zurückgezo- genheit verbringen will. Eine einfa- che Erklärung in diesem Sinne hätt« genügt- Statt dessen prahlt Thomas Mann mit seiner früheren politischen Hal- tung, die leider lange genug durch Abwesenheit geglänzt hat, denn seine Auswanderung war bei jhm besonde- res Verdienst der Abstammung seiner Frau. In den ersten Jahren der Na- ziherrschaft, als er als "Unpoliti- scher" die Pflicht hatte, vor die Welt zu treten, um die Nazis bloss- zustellen und dem deutschen Volk dringend notwendige Hilfe zu lei- sten, hat Thomas Mann geschwiegen oder doch zum minderten nicht oft und deutlich genug gesprochen, um gehört zu werden. Dabei hätte ein Mann von seinem Weltruf und frei von jedem Verdacht, linksgerichtete Propaganda 211 treiben, viel mehr ausrichten können als Andere, die ihr ganzes Wirken dieser Aufgabe gewidmet haben. Erst nachdem der Sieg errungen oder doch vorauszusehen war, hat Thomas Mann sich entschliessen können, dss deutsche Volk zu ver- dammen. Gerade jetzt aber ist dieses Vorgehen vollkommen unangebracht. Mehr als je lässt sich jetzt klar er- kennen, dass die Schuld nicht allein auf dem deutschen Volk lastet. Die ganze Welt ist mitverantwortlich da- für. und da sich selbst unter den Siegern Stimmen erheben, di£ gegen die allgemeine Anwendung der Nazi- methoden protestieren, braucht und dc.rf ein deutscher Schriftsteller nicht an der antideutschen Propaganda teilnehmen. Unter diesen Umständen ist Tho- mas Manns Artikel unbegreiflich und linverzeihbar. In Thomas Mann scheint das "Seltsame'' des deutschen Charakters besonders scharf hervor- zutreten, denn sonst könnte er, nach alle dem was geschehen ist-, nicht noch eine solche Verehrung der "Macht und des Reichtums'' bezeu- gen- Diese Verherrlichung der Macht ist es ja gerade, die dem deutschen Volk mit Recht zum Vorwurf ge- macht wird. Thomas Mann macht weder sich noch seinen Absichten mit diesem Anspruch Ehre. Aber das Seltsamste an den» g$ui- I. JUGENDARBEIT SN BERLIN Der zentrale Jugsndausschuss de-' Stadt Berlin, so berichtet "Freie Tri- büne", besitzt bereits 20 Bezirksaus- schüsse und 195 Unterausschüsse. Diesen Körperschaften stehen er- fahrene Antifaschisten, meiste Beam- te der Volksbildungsämter, als Ratge- ber und Heiser zur Seite. Die Aus schiisse bestehen aus einem Leiter, ei- nem Stellvertreter, je einem Sachbear- beiter für kulturelle Veranstaltungen, Mädchenfragen und Kindererziehung. Arbeitseinsatz der Jugend und Sport; daneben gehören je ein Vertreter de., freien Gewerkschaftn und des Fürso: gesmtes den Ausschüssen an. In den ersten sechs Wochen gelann es den Jugendausschüssen, fast 4.50<; Jugendliche zur Mitarbeit heranzuzie- hen und mit deren Hilfe 22.000 Jugend- liche zu den Veranstaltungen, zum Sport, aber auch zum Arbeitseinsatz zu bringen. Jugendheime und Sport platze wurden von den Jungens und Mädels aufgeräumt, instandgesetzt und eingerichtet, und heute verfügen die Jugendnusrchüsss üb .r 125 Ju gendheime, einige Sportplätze und Jugendwohnheime. Jugendliche sam- meln Brennholz, um ihre Heime im Herbst und Winter heizen zu können. Viele waren im Ernteeinsatz tätig; diejenigen, die nicht aufs Land ge- schickt werden konnten, arbeiten un- ter der Leitung jugendlicher Kolon- nenführer und Facharbeiter bei der Eindeckung von Schulen und Kran- kenhäusern, bei dem Anbau verlasse- ner Schrebergärten und bei der Kul- tivierung von Brachland. Die Breschen, die Hitler durch sei- nen Raubkrieg in die Reihen der männlichen Jugend geschlagen hat, sind fürchterlich. So leben zum Bei- spiel in Tempelhof insgesamt über 41.000 Menschen, davon sind 717 Mä- dels und nur 71 Jungens im Alter von 1« bis 21 Jahren. In ganz Berlin ist das durchschnittliche Verhältnis zwi- schen männlicher und weiblicher Ju- gend der genannten Altersgruppen wie 1 : 5. Die Arbeit mit den Jungen, die Soldaten waren, wird dadurch er- schwert, dass diese sich nicht als Ju gendliche. sondern als Männer be- trachten und daher mit den Jugend- zen Artikel ist doch, dass ein deut- scher Schriftsteller sich freut, weil seine Enkelkinder englisch anstatt deutsch sprechen. Gewiss ist eine Sprache so gut wie die andere, wenn man sie richtig beherrscht. Trotzdem kiingt die Aeusserung von Thomas Mann ^ unglaubwürdig, weil sie dem natürlichen Gefühl widerspricht. Was nun die Hilfe und die Rat- schläge anbetrifft, um die Thoma1 Mann gebeten worden ist, erscheint es zweifelhaft, dass er heute noch fähig wäre, sie zu leisten. Ein Mann seiner Einstellung kann das geistige Leben des deutschen Volkes nicht lei- ten. Dazu ist Kraft, Mut und gera. des, unbeirrtes Denken nötig. Ausschüssen nichts zu tun haben wol- len. Die Jugendausschüsse, deren Auf- gabe es ist für Jungens und Mädels Arbeit zu finden, sie beruflich ausbil- den zu lassen und kulturelle und sportliche Veranstaltungen zu organi- sieren, haben deshalb unsagbare Schwierigkeiten einerseits und eine ungewöhnliche Verantwortung und Be- deutung andererseits. In den Heimabenden wird aus den Werken deutscher Dichter, wie Heine, Goethe und Schiller, deutscher Musi- ker wie Mendelssohn, Bach und Beet- hoven. und ausländischer Künstler vorgetragen. Oft erzählen auch ehema- lige KZ-Häftlinge über ihre Erlebnis- se und Erfahrungen. Während der Arbeitspausen, beim Mittagstisch, wie ihn zum Beispiel der Chari&ttenburger Jugendausschuss eingerichtet hat, oder in den Schulen und Berufsschulen wird den Jugendlichen über Tagesfra- gen berichtet, und sie haben dort die Möglichkeit der freien Aussprache» Nur wenige sind an politischen Din- gen und Diskussonen interessiert, aber fast alle lauschen den Erzählungen er- fahrener Antifaschisten mit wachsen- dem Interesse; die Aufgewecktesten stellen Fragen wie, "Sind wir nicht Schufte, wenn wir das Braunhemd mit einem anderen vertauschen?" "Sind im Kriege nicht alle Soldaten Helden der Zerstörung? Warum, sind die deut- schen Soldaten, die so viele Beispiele an persönlichem Mut. gezeigt haben, nicht auch Helden?" oder "Werden wir noch einmal missbraucht wer- den?" Der Begriff der Demokratie ist allen neu, die Aefteren verstehen da- runter, dass man ihnen erlaubt- alles zu tun, was sie wollen und dass sie niemand verantwortlich sind. Die Ak- tivsten werden von den Ausschüssen in besonderen Kursen ausgebildet, um dann in den Reihen der Jugend- gemeinechaften aufklärend wirken zu können und den Jungens und Mädels Führung zu geben. Von allen Aktivi- täten findet der Sport am meisten Anklang. Die Mehrheit der Jugend und der Eltern steht den Jugendausschüssen heute noch misstrauisch gegenüber. Sie haben daher noch viele harte Ar- beit zu leisten, bis es ihnen gelingt, das Vertrauen der Berliner Bevölke- rung zu erlangen und die Berliner lugend von den Strassenecken und cien wilden Kliquen weg. in «in nor- males und, den Verhältnissen entspre- chend, fröhliches Leben zu führen. II. STIMMEN JUGENDLICHER KRIEGSGEFANGENER Selten hat es eine so zerrissene Ju- gend gegeben, wie die gegenwärtige deutsche. Da ist die Schar derer, die lieh für Hitler begeisterte; da ist die Opposition, die die Diktatur ablehnte; und da ist die breite Schicht zwi- schen den beiden Lagern. Pastor Nie- möller hat das Problem vereinfacht und in einem Interview erklärt; "Die deutsche Jugend zwischen zwanzig urld dreissig Jahren ist eine verlorene 14 DAS ANDim OIUTSCHL AND Generation und nfetot mehr umiuer ziehen." Im "Huf, Zeitschrift der deutschen Kriegegefangenen in den Vereinigten Staaten, äussern sich 8 junge Kriegs gefangene scharf gegen das einiger- massen unchristliche Wort. Sie fragen, woher sie früher die Erkenntnis ha beii sollten, das nazistische Lügenge wobe zu durchschauen "Als Hitler zur Macht kam, waren wir zwölf bis fünfzehn Jahr# alt . . "Während wir Jungen gezwunge- nermassen auf die Schlachtfelder ge schickt wurden, hat es Herr Niemöl ler immerhin fertig gebracht, sich freiwillig als U-Boot-Kommandant der Naziregierung anzubieten", schreibt Peter Zenglein. — Otto Dennstedt, ein ehemaliger Illegale*' und selbst im KZ gewesen, gedenkt der wirklich "verlo- renen Jugend', die im KZ starb: "Seit November 1933 jeden Tag über drei- ssig — in einem Monat über tau- send . . Die Acht unterstreichen Ihren Wunsch, efrt demokratischen Wieder -iufbau Europas mitzuwirken. "In wel- chem Herzen sollte heute die Sehn- sucht nach der persönlichen Frei lieit und nach einer echten Demokratie stärker brennen als gerade in der be trogenen deutschen Jugend?" schreibt Kurt Sarnowski. — Joachim Wedel fragt, wer denn die Nazis an die Macht gebracht häbe? "Doch nicht die Babies, die in dieser Zeit (der Wei- marer Republik) zur Welt kamen ..." Und er bekennt: "Gewiss liessen wir Jungen uns von der nationalsoziali- stischen Propaganda und dem äusse- ren Prunk und Glanz blenden . . Aber diese sehend Gewordenen brau- chen Hilfe und Verstehen. "Wir kön- nen sie (eine bessere Zukunft) nicht gewinreh, wenn ihr Aelteren nicht bereit seid, uns unseren Irrtum zu verzeihen", schreiben Gustav Rasmus ^e»i und Hubert Epper. Die früh schon im Feuer gehärtete und die später sehend gewordene Ju- gend fordert ihre Chance mit gutem Recht. Ihre Sache wird es sein, daheim mit dem nazistischen Verschwörer' tum und Flüstergeist energisch auf- räumen zu helfen. Gewiss ist der Ju- gend ein unbeirrbarer Sinn für Gut und Böse durchaus nicht eingeboren. "Das Gewissen", behauptete der engli- sche Staatsmann Bulwer, "ist der ela- stischste Stoff der Welt". Junge Men- schen, die trotz raffiniertester staat- licher Erziehung zur Barbarei unbe irrbar den Gesetzen der Menschlich- keit treu blieben, sind immer und überall eine kleine Elite. Aber wie es keine verlorenen Völ- ker gibt, so gibt es keine verlorene junge Generation; es sei denn, sie gäbe sich selbst auf — oder die Umwelt stürze sie in neue barbarische Ver* wirrungen. DAS GESICHT DER ZEIT DAS GESICHT DER ZEIT „Ja, Bauer, das ist ganz was anderes" „The Call", die Zeitung der sozia- listischen Partei Nordamerikas kom- mentiert eine Bekanntmachung des Prager Senders, wonach alle Deutsch- sprachigen zum Tragen von Armbin- den gezwungen werden, mit folgen- den Worten: „Es ist wieder dieselbe Geschichte, nur kümmert sich heute niemand darum, weil diese barbari- schen Handlungen von unsern Alli- ierten vorgenommen werden, und nicht von den bösen Deutschen". „B dingunslose Unterwerfung" Zur Lage in Europa sagt dieselbe Zeitung: „Noch niemals ist ein Schlagwort der Welt so teuer zu stehen gekommen wie das Wort von der ,,bedingungslosen Unterwerfung". Diese Forderung, die niemals von ir- gendeiner Konferenz angenommen, sondern von einem einzigen Mann den Journalisten in Oasablanca zuge- rufen wurde, verhinderte die Auf- stellung gerechter Kriegsziele.' Sie verhinderte die Ausgleichung ven Meinungsverschiedenheiten unter den Alliierten. Sie verlängerte den Krieg und opferte unnötig tausende von Menschenleben. Sie führte zur unter- schiedslosen Vernichtung der Deut- schen, Nazis oder Antinajis, einge- fleischter Sadisten und neugeborener Kinder, so dass der Gedanke der Be- strafung der Schuldigen viel von sei- nem Sinn verloren hat, Sie verhin- derte auch die Ausarbeitung von Plänen für den Wiederaufbau Euro- pas. Ganz Europa hungert heute, mehr eis unter den Nazis." PIESZCZEK 24. 11- 2 EIN SEUCHENHERD Generalmajor Staver, der Chef drr Bord amerikanischen Gesundheitsbe- hörde in Deutschland, hat soeben ei- ne Rfi^e durch di» verschiedenen B" abzuschließen und das Uebergreifen damit, dass infolge von Unterernäh- rung und Kälte im Winter Epide- mien ausbrechen, die die Bevölkerung der Nachbarländer gefährden kön- nen. Diese Länder treffen Vorkeh- rungen, um sich gegen Deutschland abzuschließen und das Uebergreisen der Seuchen auf ihr Gebiet, wenn möglich, zu verhindern. Aus dem Saargebiet berichtet Stayer: ..Vor ein paar Monaten wa- ren die Kinder in Saarbrücken fröh- lich und gesprächig, jetzt jedoch sind sie mager, apathisch, und viele lei- den an unheilbaren Geschwüren ...Obwohl schon bei 1500 Kalorien täglich ein normaler Gesundheitszu- stand nicht möglich ist, erhalten die gewöhnlichen Verbraucher stets we- niger als 1100 Kalorien." Si vis pacem . . Gecrge Marshall, Chef des nord- amerikanischen Generalstabs: ,.Die einzig wirksame Verteidigung einer Nation besteht in der Stärke ihrer Atigriffswaffen." Time Okt. 29, p 11 Vorsicht bt| Gruuelroeldungen Die Zeugen des Anklägers im Pro- zess gegen den japanischen General Yamashita, der in Manila abgehalten wird, hatten Ubereinstimmend ausge- sagt, dass die Japaner das Fort San- tiago bei Manila mit Zivilisten füll- ten, indem sie je 60—80 in eine klei- ne Zelle hineinpressten, dann über- all Benzin ausgössen und das Fort mitsamt den Zivilisten verbrannten. Der Verteidiger liess darauf einen amerikanischen Offizier vernehmen. Der Offizier sagte aus, dass ameri- kanischen Truppen im letzten Sta- dium der Kämpfe um Manila Benzin in das Fort spritzten und dann die Gebäude mit Flammenwerfern in Brand steckten, um die Japaner zu vrrtreihen. :s er, alemin Ihr Interesse um Weltseschehen ist wieder erwacht: Sie wollen alles Neue und Wertvolle in Wissen- schaft, Technik, Literatur, Kunst und Politik kennenlernen. Dann ist "Panorama", Seleccio- nea in deutscher Sprache, für Sie ein stets lebendiger und unterhalt- tender Monatsboüe. Preis des E'lnzelheftes 0.C0 ctvs. Erhältlich in Buchhandlungen und bei den Zeitungshändlern, die das Argentinische Tageblatt verkaufen. General vertrieb^ COSMOPOLITA. Corrlentes 459. Elegants Handsfrricksachen Arenales 1620 MARTINEZ, F. C. C. A. BERÜCKSICHTIGEN SIE UNSERE INSERENTEN CASA RÜBENS Ferien- und Erholungsheim für Kinder und Erwachsene Colonia Valdense Depto. Colon!» Uruguay er ein tt V or wärt s >5 Vereinehaus: AUSTRIA 2064 17. T, 78 » 6068 Sport- und Landhelm: Quinta "LA PERLITA' Cfcullme* —- U. T. 208-211 Das Zentrum 1 der demokratischen Deutschen FERIENKOLONIE "Siempre Alegre" PUNTA DEL INDIO bietet Ihrem Kinds die beste Erholung. Auskunft und Anmeldung: ■ JUAN CARL Carlos F. Melo 3463 FLORIDA, F.C.C.A. U. T. 741-3914 11—13 hs.. 19—21 hs, Bücher leihweise Neuester Katalog gratis Leihbibliothek COSMOPOLITA Corrientes 424, Escr. 5. Sufursiel Beljjrano. Sucre 2390 V. T. 82 - 2400 — IL T. 73 - 9809 Versand auch nach ausserhalb Caio F i l a t i 1 i c a — DB — ROBERTO POMMER MMfra t vezte die *«ts*pllla« yira e#lee«i*m RBCONan*TA 2*6 - »*. Alrse V. T. SS (Ar.) 6TS» ! A; A. A. 1 I ENRIQUE U. CORONA MARTINEZ I I ABÖGADO j f LAVALLE 1268 U. T. 3S - 8883 * »»«« »»»»» »» »O»»« ,» ««'»»» « BIENENHONIG rein, preiswert und gut Carlos Lewin, Romang (FCSF) HERRENKLEIDUNG nach Mass und FERTIGKLEIDUNG in Vorbildlicher Ausführung Ct&ßicn. ■ERNST KOPPGL 4V4II£ 970