OTRA ALE I DAS ANDERE1; D E U T S.C'B't-A N ORGANO DE LOS ALEMANES DEMOCRATICOS DE AMERICA " ÜEL'. SURj AUS DEM I N H A U Ts EL EJEMPLO DE HITLER August Siemsen: NEUJAHR 1946 UND DIE AUFGABEN DES ANDEREN DEUTSCHLAND Karl O. Paetel: DEUTSCHE ZWISCHENBILANZ 1945 Ruth E. Lindemann: ZUR PSYCHOLOGIE DES DEUTSCHEN DURCHSCHNITTSBUERGERS DAS IDEOLOGISCHE CHAOS BRIEF AUS HAMBURG NOT UND AUFBAU IN DEUTSCHLAND Doris Dauber: DIE FRAU VON HEUTE IM KAMPF DER MENSCHHEIT DAS GESICHT DER ZEIT BUENOS - AIRES • TUCUMAN309 • 31 ' RETIRO 7 2 6 4 NUMERO 109 HswaffTB -üdKiw^'VMS1 ' iwii'l 'II n ♦ 1 o DE ENERO DE 1 9 4 6 ♦ ANO V I 1 V DAS ANDERE DEUTSCHLAND DAS ANDERE DEUTSCHLAND LA OTRA ALEMANIA (fundado «I 7 de junio de 1937) Registro nacional de la Propiedad Intelectual No. 178.948. Autorizado por Resolution no. 214 del Minlstro del Interior (11 abril 1945) Confirmado ppr Decreto No. 20.916 (6 eept. 4B) del Superlor Gobierno de la Naoion. Editor y Director; Dr. Augusto Siemsen. Tesorero: Juan Carl, Avisos: Guillermo Bleischer Redacciön y Administration! Tucuman 309. Buenos Aires NEUJAHRSWUNSCH Allen unseren Freunden und Lesern senden wir zum ersten Neujahrsfest nach dem Ende der Hitlerdiktatur unsere besten Wünsche. Wir stehen vor grossen neuen Aufgaben. Ee geht um den Neubau des durch die skrupellose Verbrecherpolitik in die furchtbarste Katastrophe ge- ehrten Deutschlands. Für jeden, der zu denken vermag, ist es heute deut- lich, dass wir, die unbedingten Hitlergegner, die Europäer und Sozialisten, zugleich die guten Deutschen waren. Wir haben nicht vermocht, das deutsche Volk vor der Katastrophe zu be- wahren. Heute gilt es, den Freunden i'n der Heimat zu helfen und den deut- schen Namen, soviel an uns ist, wieder reinzuwaschen und zu Achtung zu bringen. Dazu brauchen wir die Hilfe und Kameradschaft unserer Freunde im ieuen Jahr. > Redaktion und Arbeitsaussc'nuss des A. D. (U. T. 31- Einzelnummer: 20 Cts. Jahresabonnement: 4.80 Pesos argentinos (im voraus zahlbar) Geldbeträge erbitten . wir aus- schliesslich per Giro oder Bono Postal oder Scheck auf Sr. Juan Carl Tucuman 309, Bs. Aires. DAS ANDERE DEUTSCHLAND ist kein auf Profit ausgehendes Geschäftsunternehmen. Es lebt nur dank der Unterstützung «ei- ner Freunde. Spendet für den Pressefonds! Erscheint am 1. und 15. eines jeden Monats. Deutscher Vciksbund arbeitet wei ter? — Aus dein RioNegro-Tal wird uns mitgeteilt, aass d.e Zentrale des Deutschen VoiksbuncUs aus Buenos Aires unter dem Vorwand philantro- pischer Absichten versucht, ihre Tu, tigkeit fortzusetzen. Für sachu enli- che Mitteilungen wären wir unseren Lesern dankbar- Deutsches Altersheim Burzaco. — Yen gut infoiuiierter Seite w rd uns mitgeteilt, dass der Verwalter Rau- scher, ein fanatischer und aktiver Nazi, auch heute noch Verwalter des Deutschen Alterhe ms ist. Wenn die Deutsche Wohltätigkeits-Gesellschaft den Nachweis erbringen will, dass sie mit dem Hitlerismus defnitiv gebro- chen hat, ist Rauscher kaum am richtigen Platz. Der frühere Stützpunktleiter der Nazis in Hurlingham st jetzt als An- gestellter beim Deutschen Kranken- verein untergeschlüpft. Das Deutsche Sesmannsheim in der Azopardo, wird immer noch von dem wütenden Naz: Schneider ver- waltet, der einstmals jeden aus dem Heim herauswerfen liess, der ein Wort gegen Hitler sagte. Das Deutsche Krankenhaus. — Wenn das Deutsche Krankenhaus in Buenos Aires wirklich zu einer Insti- tution werden soll, die — wie es vor 1S33 war — alle Deutschen und Deutschsprechenden in Anspruch neh- men können, ist unerlässlich, dass der neue Vorstand in einer seiner näch- sten Sitzungen die Liste seiner An- gestellten einer sorgfältigen Prüfung unterzieht. Für eine überparteiliche Institution sind u. a. dermassen an- rüchige Gestalten wie Franz Schie- felbe'n und Otto Bechler, die beide in die Nazi-Vorfälle ven Apostoles (Misones) verwickelt waren und dann im Krankenhaus Unterschlupf fanden, untragbar. Arbeiterwold fahrt und Hilfsaktion In zahlreichen Städten Deutsch- lands sind wieder Organisationen der Arbeiterwohlfahrt ns Leben gerufen vor allem im Ruhrgebiet, ferner -n Hamburg, Marburg, Stuttgart. Bei Stuttgart hat die Arbeiterwohlfahrt ein Kinderheim geschaffen. Ebenso haben in London und in Stockholm die deutsehen Soz allsten entsprechende Hilfsorganisationen ge- bildet. In New York ist man dabei, eine Arbeiterwohlfahrt zu gründen. In Südamerika haben unsere Freunde in Brasilien und in Bolivien Hilfsorganisationen geschaffen. Das Freie Deutschland hat in Mexiko und in Chile zur Bildung entsprechender Hilfsorganisationen ausgerufen, wäh- rend die ,.Freien Deutschen" in Bun- nes Aires die Beteiligung an einer H'lfsaktion unter Berufung auf die Potsdamer Beschlüsse (!) abgelebt haben. Hilfsaktion in London Aus London schreibt Wilhelm Sptnder am 21. Nov. 1945: „Die erste offizielle Sendung getragener Kleidungsstücke und Reparationsmaterial (Nadeln al- ler Art, Zwirne Stopfgarn, Lichte, Ledersohkn, Schnürsenkel usw.) hoffen wir noch vor Weihnachten per Schiff nach Hamburg senden zu können und zwar an den dor- tigen Ausschluss für Arbeiter- Wohlfahrt. Die Weitersendung an andere Arbeiterwohlfahrts-Aus- schüsse in anderen Städten ist bereits an Ort und Stelle durch- gesprochen und geregelt worden. Im Augenblick gibt es noch eini- ge Schwierigkeiten. Unsere engli- schen Freunde arbeiten im glei- chen Sinne und werden ebenfalls in Kürze zu einem positiven Re- sultat kommen. In unserer A. W. arbeiten SPD, SAP, ISK, NB und Gewerkschaften; wir halten au- sserdem mit jüdischen, protestan- tischen und katholischen Kreisen engen Kontakt und hoffen, in Kürze eine zentrale Deutschland- hilfe hier in England auf die Bei- ne stellen zu können.11 Frankreich-Hilfe Aus dem bei Salindres in Südfrank- reich gelegenen Lager erhalten wir den folgenden Brief: 22. November 1945. „Liebe Freunde vom DAD! Dass ich Ihntin erst heute die zwei Wunder- kistchen bestätige, rechnen Sie bitte nicht mir als Fehler an. Denn erstens brauchten sie über einen Monat, um von Le Havre zu uns zu gelangen, und zwe tens waren so vidle Klebe- zettel auf ihnen, dass der Absender nicht mehr zu erkennen war. So frag- ten wir bei der deutschen Gewerk- schaftszentrale in London an und Hans Gottfurcht teilte uns Ihre Adresse mit. Wie sehr wir uns freu- ten über den für uns gehe-innisvol- len Inhalt der Kisten, kann ich kaum in Worte fassen. Aber es war ein Festtag, als wir in Jen grossen Dosen — Butter, richtige Butter entdeck- ten. Und Schokolade, und Zucker und Kaffee. Wir waren 'hege stert über die liebevoll durchdachte Zusammen- stellung der Lebensmittel. Die Be- schriftung enträtselten wir auf Grund unserer französischen Kenntnisse, manchmal hatten wir recht, aber nicht immer. Nun haben wir schon wiederholt unsere Bratpfannen her- beigeholt, um den Kaffee zu rösten. Wir danken allen Beteiligten für die herrlichen Lebensmittel, die es hier nur auf dem schwarzen Markt zu kaufen gibt, zu Preisen, die für uns unbezahlbar sind. Sie dürfen ver- sichert sein, dass me:n Mann, meine Schwiegermutter und ich sehr ge- rührt waren, von Gesinnungsfreun- den aus Uebersee eine solche Freude zu haben. Nochmals vielen Dank und unsere besten Griisse. Gerda Fink, Salindres (Gard). Baraquement Zinc. Registrierung Die ersten Befreiungen von der Registrierung sind erflogt. Wir bit- ten eile, denen Dr. August Siemsen durch Unterschrift ihre demokrati- sche Zuverlässigkeit bescheinigt hat, uns umgehend Mitteilung zu machen, wenn ihr Gesuch um Befreiung von der Registrierung positiv erledigt ist. Spendet und werbet fär das Deutschlands-Hilfswerk / / DAS ANDERE DEUTSCH' *ND 3 Neujahr 1946 und die Aufgaben des Anderen Deutschland Dos Jahr 1945 ist eines der ent- scheidensten Jahre in der Ge- schichte der Menschheit. Der ka- tastrophale Zusammenbruch der Achsenmächte, das Ende des grössten Krieges, den Menschen je ausgetragen haben, vor allem aber die Entdeckung des Ge- heimnisses der Atomzertrümme- rung, geben diesem Jahr seine eminente Bedeutung. Diese grossen Ereignisse eröff- nen der Menschheit ungeahnte Möglichkeiten des Aufstiegs, Möglichkeiten einer neuen Welt, in der die Menschen befreit sein werden von dem Fluch der Ar- beit, befreit von der Angst, von der Angst um die Existenz, von von August Siemsen der Angst vor Hunger, Not und Krieg. Die Vorbedingungen sind geschaffen dafür, dass die Men- schen aus ihrer dunklen Vorge- schichte der Unfreiheit und Ge- walt vorwärtsschreiten hin zur Verwirklichung ihrer Aufgabe, der Schaffung eines Menschen- reichts des Friedens und der Wohlfahrt aller. Die Weihnachtsbotschaft von der Erlösung der Menschheit, die guten Willens sind, das Evange- lium der Gewaltlosigkeit, der Nächstenliebe und der Brüder- schaft der Menschen — nie soll- ten sie eindringlicher erklingen als nach der Massenschlächterei des Weltkriegs, nie hoffnungsvol- ler als heute, wo die durch die Atomzertrümmerung frei werden- den ungeheuren Kräfte die mate- riellen Grundlagen zu ihrer Ver- wirklichung schaffen. Statt dessen ist das Weih- nachtsfest in unserer ,,christli- chen" Welt ein Anlass zu Luxus- schenkerei und Schlemmerei der Reichen. Der Weihnachtsmarkt in USA, so lesen wir, fliesst über von unerhörten Luxusartikeln. Er bietet z. B. Pelze für Hunde zum ungefähren Preis von 1000 Pesos an, und zugleich hungern und verhungern im Jahre des Heils 1945 in Europa Hunderttausende von Kindern. Und wie das Weihnachtsfest, so die Politik! Erschreckend hat das Jahr 1945 gezeigt, dass die wirt- schaftlichen und politischen Machthaber ausser mit Worten keinerlei positive Folgerungen ziehen aus den grossen Ereignis- sen dieses Jahres, sondern die al- ten Pfade weiterschreiten, die ins Verderben geführt haben. Diese Doppelgesichtigkeit des Jahres 1945 zeigt, wie schwer und mühsam der Prozess ist, in dem das Bewusstsein der Menschen den wirtschaftlichen Veränderun- gen und den damit sich ändern- den gesellschaftlichen Verhältnis- sen folgt. Die Marxsche Erkennt- nis/ dass sich das Bewusstsein nach dem gesellschaftlichen Sein richtet, ist grundlegend. Aber die Tradition, das Beharrungsvermö- gen von aus abgelaufenen Zei- ten stammenden Einrichtungen und Organisationen und heute mehr als je der Beeinflussungsap- parat der herrschenden Klasse verzögern den Prozess der An- gleichung des Bewusstseins an das gesellschaftliche Sein. Das alles ermöglicht die • Scheinbeweise gegen die Marx- sche Erkenntnis, Aber das Tempo der modernen Entwicklung ist un- erhört schnell und räumt Tag für Tag auf mit dem Schutt der Ver- gangenheit, d'er ebenso in den Köpfen der Menschen wie in Insti- tutionen und Sitten ein gespensti- sches, aber in seinen Wirkungen sehr reales und gefährliches Da- sein führt. Heute gibt es das Bei- spiel der Planwirtschaft der Sow> EL EJEMPLO DE HITLER Han pasaclc reden 16 anos ttesde quelos "az^ ff"6™ duraro ™el pode- victoria. electoral. cn las elecciones de1 |-nal del af10 1945 qve condujo aVcatSfeT conv.nlente 'destaca, aW n°S MÄ t de" la CUal SC PUdier= librar la lucha por la dominciön de Europa y di'l m"^ • violencta. Su apstencia desmesurada de podvr j i 'n lnsttumento un pedestal E™e2 »Ä fronte a nada, capacitaron a Hitler para su rol . , txabaio orsa- FVn im amiao tnortal de los pacifistas, de la demccracia y d 3 nizadaque™!^*luart« mauerte cpuesto a sus designic* Est^ su mala voluntad ccn el proletariado y la perspectiva de grandes c°™os para rearme, le vall?ron el aporte de fondos por parte de las grandos empr ind Atrf?neSd'e ganar para si el sector falto de Instruction de los trabajadorcs diö a su partido el nombre engafiosc de "Partido Obrero' y cJ'PÖ los ^Sriado riirio-irins nara llevar la escision y las disenciones a las filas del proLtariado. Adulö a las masas declarando que los alemanes eran el sector mas capaz de la humanidad, llamädo por tanto a dcminar, pues eran bros del resto de las razas. Sobre tcdo, *n la persecucion de los judios, ap--L6 , a los instintos mäs bajos de las masas. Ccn la gritena hist6rica de sus dl cursos con las m-entiras y difamaciones sm par de sus dlarlos, con sus pro oresas' de'felicidad y tiempcs magnlficos por venir, aguijonaba a sus auditv- rioa y lectores canmtes de ciltlca yde juicto. El y sus secuaces h'Cieron objeto de su escarnio a la clencla. al estudio y a los Ubrcs, mlentras ocultaron mcraso materialismo d-eträs de frasos vacias y altisonantes sobre la honra, la lib^rtaa y ^Mittnes ruidosos, d-mostreiones y marchas de abanderados; la difusiön en masa de emblemas y retratos del Führer, impidieron que los hombres tuvieran un momento de tranquilidad, para recobrar la conciencm de los hechos. Las Calles las casas y los lugares püblicos, fueron manchados con lns:rip- ciones tn favor del Führer y contra los democratas, los judios y los socialislas- Bandas armadas aterrorizaron los actos püblicos de los demö:ratas y acataban a los opositores en la calie. La camisa par da sin saco. era el simbclo destinado a atraer a aquellos pobres, que lo eran a la vez del espiritu. Asi se creö un ambient- febril e histerico, que servla perfectamente a los designios de Hitler y a sus aspiraciones a la dictadura. Sin embargo no logrö ganarse el apoyo de la mayorla de la pc.blaciön. Sobre todo frentc el trabajo organizado, se quebrantö la arremetida de su Pro- paganda. Ptro que no consiguiö la propaganda, debiö ser realizado mediante el engano y la violencia. Con el advenimiento de Hitler, se cumpHö el engafioso ascenso al poder por parte de Alemania, vino la guerra provocada por el n&zismc y al sin la desbonra mas profunda para Alemania. El final ha" sido el stoicidio d«l dictador, el proceso de Nureroberg, la__ca- tästrcfe, la miseria, y la impontencia del pueblo altm&n. , 4 DAS ÄNDERE DEUTSCHLAND Ljeturifon; Heufe Ts! Asien erwach!; f heute hat das konservative Eng- land eine Arbeitermehrheit ge- I wählt; heute gibt es viel mehr Menschen in aller Welt, die wis- sen, worum es geht, als nach dem ersten Weltkrieg. Viel verbreiteter ist heute nicht nur der Zweifel da- ran, dass die kapitalistische Welt dj» beste der möglichen Welten ist, viel verbreiteter ist auch die Erkenntnis von der Notwendigkeit der sozialistischen Neuordnung. , Dass dieses Bewusstwerden fortschreitet, darin liegt das Ver- sprechen des Jahres 1945. Dieses Jahr hat gelehrt, dass auf der heutigen Stufe der Entwicklung der Versuch eines gewaltsamen Zurückschraubens durch Unter- drückung des eigenen Volkes, vor allem der Arbeiterschaft, durch Knebelung des Geistes, durch Er- niedrigung des Menschen zum blinden Werkzeug, durch Ge- waltanwendung gegen die ande- ren Völker in Zerstörung und Ver- nichtung enden muss; es hat ge- lehrt, dass mit der modernen Technik dann unglaubliche Pro- duktionsleistungen zu vollbringen sind, wenn — wie im Krieg — | Profitinteresse und Monopolkapi- j ialismus nicht uneingeschränkt 'über ihre Verwendung bestim- imem Wenn schon das, was im , Krieg zu Zerstörung und Vernich- i tung produziert wurde bei Pro- ! duktion für Friedenszwecke allem i Hunger und aller materiellen Not , in der Welt ein Ende setzen könn- te, so eröffnet die künftig mögli- che Verwendung der Atomener- gie noch ganz andere Horizonte, . Das Bewusstsein der Menschen schneller auf die Höhe dieser ^Wirtschaftlichen und gesellschaft- liehen Entwicklung zu führen durch Bekämpfung der Gegen- .■ Birkungen, das ist eine Haupt- aufgabe, vor der wir stehen. Es bedeutet, dass man den Wider- sinn der Beibehaltung der kapita- listischen Klassengesellschaft mit ihrer Vergöttlichung des Profit- strebens und ihrer Ausbeutung von Menschen nachweist, den ^Widersinn des Nationalismus und , der deutschen Flüchtlinge } DAS ANDERE DEUTSCHLAND DAS 1DEOLO E CHAOS v Die Meldungen aus Deutschland, Wo üie ,t>eseu.uiigsiuctuiHe unmittel- bar vor der U*eiaur einer wirtscnaic- licnen Katasiropne stehen (wenn nicnt scnuu aer heutige ;oUscand üis K-dtastropne bezeichne^ we^uen jcanu;, krachten uns wieuer einmal ueutucn zum Bewusstsein, welcnes Chaos uer zweite V/eitKneg verursac.it hat. Veagrall diickl man mit besonderem G^autn dem näcnsten vVmter entge- gen; wie aori ait> liunderuaüsenue in aen uumenstaateu a.e Kalte und tien Hunger überstellen werden, ist kaum voistellbar. Aber mancnmal hat man den Ein- druck, das ideologische unacs sei last noch grosser unu schlimmer und be- ängstigenuer, ais das materielle, xus ist e.ui grosses Giuck im ungiü<-K, dass der oxiieg in Europa sc-iun im Frühjahr zu Ende guig, woauren vor dem Winter eine grossere Zeitspanne zur Vertilgung stanu, um die gröss- ten Schauen zu beheben. Aber uiese Galgenfrist wurde leider nur senr ungenügend ausgenutzt, und zwar vci aiiem deshaio, wen bei den ö.e- germächten weder klare Vorstellun- gen über uie urcuiung, die s^e in uen von ihnen besetzten Geoieteq wiecUr_ herstellen sollten, vornanden waren, noch ein klarer, starker Wille zur Abklärung dieser Vorstellungen. Dasselbe Chaos der Meinuugen be- isteht aber auch in bezug auf die künftige Ordnung in den Siegerlän- tiern selbst und nicht weniger in den neutralen Ländern. Zwei grosse Strö- mungen verlaufen in entgegengesetz- ter Richtung und erzeugen dadurch eo etwas wie einen Wirbel der An- sichten und Diskussionen: die sozialistische und die liberalisti- sche Strömung. Verwirrend wirkt die Mannigfaltig- keit der Meinungen in bezug auf die praktische Anwendung der Anschau- ungen auf die gegebene praktische Situation. An sich kann es nicnt ver- wundern, dass die politischen und geistigen Mächte, die vor diesem Krieg die Welt beherrschten, alles daransetzen, um ihre Herrschaft er- neut zu befestigen. Sie suchen sich • in erster Linie entscheidende Positio- nen zu sichern, wobei der amerikanische Kapitalismus besonders energisch vorstösst. Man erinnert sich an jene gereizte Dis- kussion, die in den ersten Monaten der Invasion und der Besetzung Frankreichs durch die Alliierten zwi- schen Amerikanern und Engländern entstand; die Engländer warfen da- mals den Amerikanern vor, dass das Hauptquartier Eisenhowers nur ame- rikanischen Geschäftsleuten Einreise- lbewilligungen nach Frankreich ertei- le, während die Engländer von Frank- reich ferngehalten würden. Die Ame- rikaner suchten sich die wichtigsten wirtschaftlichen Positionen in Frank- reich zu sichern und waren dabei mit ihren viel reicheren Mitteln den Engländern weit voraus. Dann hörte man später einmal, dass von ameri- Kaniscnen kapitalistischen Kreisen sozusagen die ganze ncrditalienische ItiQustrie, respektive die Aktien der- selben aufgekauft worden seien. Die plötzliche 'Aufhebung des Leih- und Pachtsystems duich Amerika ver- schaffte den Amerikanern einen wei- teren Vorsprung und drängte die Engländer und die kapitalistischen Kreise weiterer Industriestaaten in eine noch ungünstigere Position. Die GefaJir einer „kollektivistischen" Entwicklung wird in der bürgerlichen Presse a;~:r Länder jeden Tag dargelegt. Alles Sozialistische irgendwelcher Art wird als Wegbereitung für eine Ordnung der ,,Knechtschalt", als eine Gefähr- dung der Freiheit der Einzelnen wie der Völker dargestellt. In dieser gan- zen antikollektivistischen Propagan- da kommt deutlich die Angst vor der Entstehung einer Ordnung, m der die früheren kapitalistischen Privile- gien untergehen könnten, zum Aus- druck- Diese Angst und der Eifer, mit dem gegen alles ,,Kollektivisti- sche" geredet und geschrieben wird, müssen eigentlich etwas merkwürdig anmuten. Die andern, die Verteidiger der kapitalistischen Ordnung, haben doch die Macht in den Händen, ihre Ansichten zu verwirklichen. In der amerikanischen Politik spielt der So- zialismus noch keine grosse Rolle, in der gressen Mehrheit der Regie- mngen aller Länder besitzen bürger- liche Kreise immer noch d = n mass- gebenden Einfluss. Entscheidend ge- schlagen wurde der Kapitalismus 'nur in Russland; in England hat er bei den letzten Wahlen eine schwere Niederlage erlitten, aber der Wahl- sieg der englischen Arbeiterpartei kann nicht über die Tatsache hin- wegtäuschen, dass in der Wirtschaft des englischen Weltreichs die Kapi- talisten immer noch die entscheiden- de Macht besitzen. Die „Antisozial!- sten" haben also, im ganzen gesehen, noch die grössere Macht in Händen, und sie haben dadurch die Möglich- keit, ihre Auffassung über die beste Methode zum Wiederaufbau der Welt zu verwirklichen. Die Privatwirt- schaft, deren Verteidiger so viel über die Unterbindung der ,.privaten Ini- tiative" klagen, braucht nichts ande- res zu tun, als sich bei der Lösung der vor uns liegenden Aufgaben zu bewähren. Aber man hat manchmal den Ein- druck, dass die „Antikollektivisten" selbst nicht daran glauben, dass ih- nen diese Bewährung gelingen werde. Sie sind selbst nicht überzeugt da- von, dass bei einem Abbau der kriegs- wirtschaftlichen Beschränkungen, bei der Eröffnung der freien Bahn für die Privatinitiative jeder Art eine Ordnung entstehen werde, die das Maximum an Wohlstand für alle ge- währleisten würde; sie befürchten selbst grössere soziale Spannungen, sobald dem Profitstreben wieder freie Bahn geöffnet würde. In seiner Botschaft hat Präsident Truman die Wiederherstellung des „freien Unternehmertums" und gleich- zeitig die Sicherung der Vollbeschäf- tigung proklamiert. Sind diese bei- den Forderungen miteinander verein- bar, ist ihre gleichzeitige Verwirkli- chung in derselben Ordnung mög- , lieh? Freies Unternehmertum heisst Freiheit des Konkurrenzkampfes. Frei- heit bei der Lohngestaltung usw. Alle industriellen Länder haben in der Krisenzeit der dreissiger Jahre er- lebt, wohin diese Freiheit führen kann: zur Millionenarbeitslosigkeit. Wenn das Unternehmertum trotzdem frei bleiben soll, wenn der Staat zum Beispiel nirgends die Entlassung von Arbeitern verbieten, die Weiterfüh- rung der Betriebe auch bei gerin- gem oder mangelndem Profit nicht befehlen kann — dann ist nicht ein- zusehen, wie bei einer neuen Störung der internationalen Wirtschaft Mas- senarbeitslosigkeit verhindert werden könnte. Und wenn Millionen auf der Strasse stehen und trotzdem Vollbe- schäftigung gesichert sein soll- dann muss eben der Staat diesen Millionen Arbeit beschaffen, und damit kom- men wir dann doch zur Staatswirt- schaft. Es wäre nun interessant, ein- mal zu verfolgen, wie diese Wider- sprüche, diese innere Unsicherheit und diese Angst vor den Folgen des- sen- was man selber fordert, sich auch in den Anschauungen derjeni- gen Parteien, die grundsätzlich d:e Beibehaltung der liberal istischen Wirtschaftsordnung verteidigen, wi- derspiegelt. Da werden Leute, die früher für den Fortschritt schwärm- ten und kämpften zu Reaktionären, und andere Kreise, die bisher zu den ..staatserh alten den" Elementen gehör- ten, deren Existenz nun aber gefähr- det ist, werden durch revolutionäre Anrichten verseucht. Wie kommen wir aus diesem ideo- logischen Chaos heraus? Nur dadurch, dass wir immer wieder zur Wirklich- keit zurückkehren, die ganze Bedeu- tung der durch diesen Krieg ge- schaffenen Tatsachen zu begreifen versuchen. Dann werden wir ohne weiteres erkennen, dass dem unge- heuren Umsturz aller realen Dinge, die dieser Krieg zur Folge hatte, auch eine entsprechende radikale Revision der Ansichten folgen muss. (,,Öffentlicher Dienst"). August Siemsen: Die Tragödie Deutschlands und die Zukunft der Welt Editorial Cosmopolita, Preis broseh. $ 3.50; geb. $ 5.—. Kann direkt durch DAD bezogen werden. DAS ANDERE DEUTSCHLAND 9 Die psychologische Situation des deutschen Durchschnittsbiirgers Heidelberger Eindrücke Nachdem die Westabhänge des Odenwaldss bereits menre.e Tage lang unter Arüllerieleuer gelegen hatten, zogen Qie Truppen aer Vi. ameriKanikcnen Armee am Karfrei- tag, aen März, von in uraen und Osten her -n die unzerstörte Staat; Heidelberg ein. Im letzten Augen- bncK noen waren unter allgemeiner Missbiliigung der Bevölkerung sämt- liche Neckarbrücken gesprengt wor- den. Obwohl die Bevölkerung von den furchbarep. Bombardements während des Krieges verschont geblieben war, war s e seit Monaten uurch die täg- lichen ■ ,12-Stunden-Alarme' duich d.e unentwegte Tätigkeit der alliierten Jagdflieger, welche ungestört den ganzen Tag über die Gegend kreisten und einzelne Personen, Raafahrer und Fahrzeuge mit Masch nengeweh- ren beschossen, durch die täglichen Angriffe einzelner Bomber aui Bahn- höfe und Bahnlinien, sowie die Nach- richten über die Zerstörung der 1 nksrheinischen Nachbarstädte Dürckheim, Neustadt una Landau unmittelbar vor ihrer Besetzung, so zermürbt, dass es kaum noch jeman- den gab, der nicht von der Zweck- lcsigkeit jeglichen Widerstandes durchdrungen war und nicht den E nzug der Amerikaner mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung be- grüsste. Als die Truppen einzogen, flatter- ten an fast allen Häusern weisse Fahnen. Die Leute hielten sich zu- nächst ängstlich verborgen. Da je- doch -ausser einer geringfüggen Schiesserei am Südausgang der Stadt keinerlei Kämpfe statfantden, kamen sie bald auf die Strasse und betrach- teten voll Neugierde die respektein- flössende Zahl von sol-desten Fahr- zeugen und Kriegsmaterial aller Art. die auf den Ausfallstrassen, neckar- aufwärts und am Hang des Oden- waldes südlich in unaufhörlicher Ket- te weiterrollten. Sie nahmen das Ge- schehene als Fatum hin und liessen im übrigen die Beschaffung von Le- bensmitteln ihre einzige Sorge sein. Zur allgemeinen Erleichterung funk- tionierte das alte Rationier ungssy- stem sozusagen mechanisch weiter und wenn die Rationen auch minimal waren und zum Sattwerden nicht reichten, so schienen sie doch wenig- stens vorläufig weiter gesichert, da die glänzend versorgte amerikanische Truppe an den Nahrungsmitteln ih- rerseits kein Interesse zeigte. Die Bevölkerung benützte im übrigen das Fehlen einer festen Autorität in je- nen Uebergangstagen zur allgemei- nen Plünderung von Güterzügen der Reichsbahn, die mit Lebensmitteln beladen im Königstuhltunnel, sowie auf den Bahnhöfen stationiert wa- ren, und hier spielten sich unter den Augen der Amerikaner, die erst spä- ter einschritten, recht beschämende Szenen ab. von Ruth E. Lindemann Zwecks Unterbringung der Besät, zung beschlagnahmten die Amerika- ner sogleich sämtliche Hotels und eine grosse Anzahl von Privathäu- tern. Die Bewohner mussten in der Regel innerhalb von 24 b s 48 Stun- den räumen und durften nur das Not- wendigste mitnehmen. Sie zogen ge- wöhnlich zur Freunden oder Ver- wandten, oder aber aas städtische Quartieramt, das ebenfal.s weiter- funktionierte, wies se auf Grund ei- ner von früher bestehenden Kartei in ,,schwach besetzte" Wohnungen ein. In der Regel nahmen die Betrof- fenen dies, nachdem der erste Schreck vorüber w-^r, fatalistisch hin. Vcm ersten Tage an waren d e amerikanischen Soldaten Gegenstand uneingeschränkter Bewunderung sei- tens der deutschen Kinder, c-e gernx auf der Strasse mit den So. aten Ball spielten und sich Schokolade und Kaugummi von ihnen schenken 1 essen. Viele Kinder ,,modernisier- ten" in diesen Tagen ihre Zinnsol- daten, indem sie sie amerikanisch an- strichen. Das Kriegssp el in den jetzt nutzlos gewordenen Splittergräben .auf den Plätzen der Stadt war noch immer sehr beliebt, mit dem Unter- schied, dass jetzt vitle Kinder lie- ber ,,Amerikaner" se n wollten. Alle diese Kinder, bis hinauf zum Alter von 14, geben sich keine Rechen- schaft von der Bedeutung dessen, was eigentlich vorgegangen ist. Die HJ 'st bereits vergessen. D'ie Auf- fassung der Amerikaner, wonach die deutsche Jugend vom 6- Lebensjahr an, durch den Einfluss der national- sozialistischen Jugenüerzienung ver- dorben und unbrauchbar geworden sei, wird durch so.cne Erfastrungen eigentl ch schon enckräi'te^. Diese Kinder sind noch ieicnt beeinfluss- bar und für eine andere Erziehung und neue Ideale durchaus empfäng- lich. Von den älteren Jugendi cheii, • die bewusst in der Hitlerjugend ge- arbeitet haben, ist ein Teil froh, dass der lästige Zwang nun aufgehört hat, andere bedauern, dass ,.alles vorüber ist", aber dieses Nachtrauern -st viel- fach nur auf das Fehlen anderer Ideale und Ziele, denen man sich zuwenden kann, zurückzuführen, denn etwas anderes hat diese Jugend ja bisher nicht kennengelernt. Die erwachsene Bevölkerung ist im grossen und ganzen durch Apathie und politische Desorientierung ge- kennzeichnet. Zunächst erweist sich der tägliche harte Existenzkampf, an dem Alt und Jung und Arm und Reich in gleicher Weise teilhaben (sie fällen selbst Holz in den Wäl- dern, um Feuerung für die Küche zu haben, da es keine Gasversorgung mehr gibt) bei der ungenügenden Ernährung und den schwindenden Körperkräften als so aufreibend, dass nur wenige zum „Denken" kommen. Die deutsche Niederlage wird nesh von \lslen, besonders vom Durch- schnittsbürgertum, eher als. ,,Tragik" denn als Schuld des zusammenge- brochenen Regimes betrachtet. Häu- fig hört man den Ausspruch: ,-Der deutsche Soldat ist eigentlich nicht besiegt worden; denn gesiegt hat nur das Material der Anderen", und ver- haltn smässig wenige erkennen das Groteske einer solchen Aeusserung. Als Wirkunk der 12-jährigen natio- nalistischen und militaristischen Pro- paganda ist man auch schnell dabe . den amerikanischen Soldaten als ■ •minderwertig" zu betrachten und sich selbst für „besser" zu halten. Man sieht beispielsweise einen Arne- r kaner auf Wache vor einem Ge- bäude im Aimstuhi sitzen und Pfei- fe rauchen und stellt mit ,.Verach- tung" fest, dass die Amerikaner „eben keine Soldaten" seien- Dass eine Na- tion, die s ch so etwas leisten kann und trotzd'tm notfalls Kriege gewinnt, eigentlich nur zu beneiden ist, geht kaum jemandem auf. Ein amerikani_ scher tioidat, der kürzlch aus dem Heeresdienst entlassen wurde, schrieb, zu Hause angekommen: ,,Jetzt bin ich nicht menr Soldat, jetzt bin ich wieder Amerikaner". Das sind zwei Welten. H er läsest sich zugleich das Ausmass der Umerziehungsarbeit er- kennen, die in Deutschland zu lei- sten ist. Die Ideologie, die den Men- schen 12 Jahre lang mit den raffi- niertesten Mitteln der modernen Pro- paganda Tag für Tag eingebläut worden ist und alle Kritik system^r tisch abgetötet hat, wirkt naturge- mäsg weiter, wo nichts anderes vor- handen ist. Darüber, wie Deutschland politisch neu zu gestalten wäre, herrschen in all diesen Kreisen und nicht zuletzt unter den Intellektuellen höchst ver- worrene Vorstellungen. Viele wissen nichts anderes zu sagen als: „Wenn wir nur deutsch bleiben dürfen!" AIs Resultat der Naz propaganda mit ih- rem Schlagwort von der ,,Quasselbu- de" hat sich in den meisten ein tie- fes Verurteil gegen parlamentarische Regierugsformen eingenistet. Es ist ke ne Uebertreibung zu sagen, das, die allgemeine Bereitschaft einem ,,Führ er" zu gehorchen, der „die Sa- chs schmeisst", noch weitgehend ver- breitet ist. Im Einzelnen ein pol ti- sches Verantwortungsbewusstsein als freier Staatsbürger zu wecken, wäre daher eine der wichtigsten Aufgaben einer Neuerziehung. Was der Durchschnittsbürger sich heute vor allem wünscht, ist. dass man ihn arbeiten lässt und ihm in. bescheidenstem Rahmen genug zu essen gibt. Mit dem Nationalsozialis- mus ist es für ihn ,,sowieso vorbei" und wenn man seine Weiterbeschäf- tigung in seinem Beruf von seinem früheren politischen Verhalten ab- hängig machen will, hat er tausend IC DAS ANDERE DEUTSCHLAND 1-i,echtf ertigun gsgr ünde zur Hand und -oü Ucl'ciL» tu-ti-b aii-iUSUartOlwi.- i>'l ;St;S ü' ti- S It-'-uL L in C ^l&SÖl V ti iltijU: phe Masse aar, in der nationaiisti- scüe una militaristische öchlis.voitu und Tendenzen noch veiterw ixen; es bildet zunächst kein besonders wertvolles Element iür die Zukunft, aber es ist alz Element vcriiandeu. Wenn, man ,,vernünftig mit innen redet", sinn sie für senr vieles zu- gänglvh. und sicher könnten z. B. ciie Amerikaner zu der Aufgabe d-er Neuerziehung einen wertvollen Bei- trag li-fern, wenn sie bewusst jenen echten demokia tischen Geist eins lie- ssen. Lessen, den der amerikanische Durchschnittssoldat weitgehend ver- körpert. Leider hat die alliierte Propaganda in dieser Richtung bisher wenig ge- tan und ist selbst in ihrem Bestre- ben. der deutschen Bevölkerung be- züglich des Naziregimes die Augen zu öffnen, wenig glücklich gewesen. Die Enthüllungen über die Konzen- trationslager machten zwar zuaächst tiefen Eindruck, da d e meisten Men- schen bis dahin wirklich keine Ah- nung von den furchtbaren Grausam keiten gehabt hatten. Als aber diese Propaganda kein Ende nahm, begann sich nach und nach die Meinung breitzumachen, dass die Alliierten diese Vorkommnisse absichtlich über- trieben, um ihre Massnahmen gegen Ajeuc.:.chla..J zu reehttert gun; v~r uiicni lehnte m..u sich dagegen au;', dass der einzelne Lieutscne, der zum erstenmal von diesen Greueltaten erfahr, dafür mitverantwortlich sein seilte. Psychologisch falsch war auch die Propaganda, welche Bilder von den Trümmern deutscher Städte mit der Aufschrift ze gte. „Ihr seid die Schuldigin". In duser Form verbeut das der Durchschnittsbürger nicht, sondern regt sich auf, wenn die Tat sache übergangen wird, dass die bn tischen und nordamerikanischen Bcmberngschw-ader es waren, die täg- lich hunderte und . tausende von Wohnungen in Schutt und Asche ge- legt und Frauen und Kinder darunter begraben haben. Nur eine Propaganda die die verbrecherische Schuld des vergangenen Regimes an diesem Krieg und die Sinnlosigkeit des Krie- ges als solchen plausibel machte, könnte hier erfolgreich sein. Psycho- lcg'seh falsch erscheint auch die von den Amerikanern häufig vertretene Auffassung, man müsse die Deutschen zunächst ma], tüchtig demütigen, da- mit sie spürten, dass sie keine Herren risse seien. Auf diese Weise lernen sie nicht die richtige Selbsteinschät- zung. Das erzeugt nur Widerstands- geist. Solche und andere Erfahrungen lehren, dass die politische Erziehungs- ai'ueit in UcULsumauo. woni nur von innen heraus mit Erfolg ge.eistet werutn kann und zwar ven denen, die nicht wie der gesch lderte Durch- ■icnnittsDuigcr, in uer alten Ideologie und 'allgemeinen Kritiklosigke t be- langen sind. Ihnen muss es gelingen, aucn aem deutschen Bürger die Au- gen zu öffnen und ihn danin zu br.n- gen, sich als verantwortlicher Mitar- beiter an der „res publica" zu füh- len. Dass aber die Entwicklung in Deutschland noch stärker als irgend- wcanders zur Verwirklichung der so- zialen Demokratie drängt, ist für den- jenigen, aer durch d e ganze Kata- strophe hindurchgegangen ist und die N aclikriegssituation miterlebt hat, besonders klar. Der Krieg hat Line nie dagewesene soziale Nivellie- ruiig in Deutscia and mit sich ge- bracht, und als Felge ist .selbst im Bürgertum eine starke Aufgeschlos- senheit für sozials Massnahmen und für soziale ,,Programme" vorhanden. D-e Zeit ist reif für die Verwirkli- chung eines sozialistsclien deutschen Staates, der zuglech der übrigen Welt die sicherste Garantie bieten würde, dass der verhängnisvd le deutsche Nationalismus und Militarismus zu- sammen mit seinen verantwortlichen Trägern endgültig verschwunden ist. „Das Demokratische Deutschland" „Das Demokratische Deutschland", eine Zusammenfassung deutscher So- zialisten, Demokraten und Katholiken, zu deren Vorstand W. Högner, der derzeitige bayrische Ministerpräsident gehörte, hat eine Broschüre her. ausgegeben in der die ,.Grund- sätze und Richtlinien für den deutschen Wiederaufbau im de- mokratischen, republikanischen, fö_ deralistischen und genossenschaft- lichen Sinne" dargelegt werden. In der Einleitung wird die Behaup- tung von der Gesamt- und Allein- schuld des deutschen Volkes scharf zurückgewiesen. Es heisst da: »Des himmelschreienden Mordes klagen wir an, die brauen Verbrecher und ihre Zutreiber, die sie7-» mit dem Abschaum des Volkes - zur Vernich- tung der deutschen Demokratie und der organisierten Arbeiterschaft in ein schändliches Bündnis einliessen. Gegner des neuen Cäsarenwahns, die schon Jahre vorher das drohende Unheil vorausgesehen und die Welt gewarnt hatten und in die Verban- nung gingen, hofften dass sich die übrige Welt von der Barbarei des to- talen Staates abwenden werde, Al- lein alle Erwartungen der Sehenden wurden getäuscht, alle Warnungen der klar Blickenden in den Wind ge- schlagen. Kassandrarufe lächelnd tiberhört. Man schloss Verträge mit den Verbrechern, man drückte ihnen die blutbefleckten Hände, man mach- te den Erschleichen! der Staatsmacht ein Zugeständnis nach dem andern, man wendet» die Augen ab von den Konzentrationslagern, in denen da- mals Zehntusenüe anständiger Deut- scher ihrer politischen Ueberzeugung oder ihrer Rasse wegen zu Tode ge- schunden wurden. Die Welt war mit Blindhet geschlagen. Man missach- tete die weise Lehre des Vaters des Völkerrechts Hugo Grotius, dass kein Staat ruhig zusehen dürfe, wenn bei seinem Nachbarn ein System der blu- t gen Tyrannei die Menschenrechte mit Füssen trete. Leider nimmt die zivilisierte Welt erst heute — nach zwölfjähriger Dauer — d e unmenschlichen Ver- brechen eigentlich und öffentlich zur Kenntnis. Der verständliche Grimm der mit Recht empörten Menschheit droht heute das deutsche Volk als Ganzes und im Kerne zu treffen. Dagegen legen wir Verwahrung ein und lehnen uns als Menschen, Chri- sten und Deutsche dagegen auf... Der anständige Teil des deutschen Volkes darf mit der Verbrechergesell- schaft, die den deutschen Staat seit 19,33 vergewaltigt hat, nicht in einen Topf geworfen werden. Wir sprechen überhaupt diesem sogenannten Drit- ten Reich, dessen Machthaber sich durch Täuschung, Betrug und ande- re ungeheuerliche Verbrechen in den Besitz der Staatsgewalt gestzt haben, den Rechtscharakter ab. Gerecht ist zweifellos auch dies: Nicht nur zwischen Tätern und Op- fern, sondern auch zwischen Verge- waltigten und Missbrauchten, zwi- schen ausgepichten Schurken und einer ahnungslosen und verführten Jugend besteht offensichtlich ein Un- terschied. Das ganze deutsche Volk für alle seit 1933 begangenen Unta- ten > verantwortlich machen zu wol- len, ist reine Rachsucht. Wer das deutsche Volk tadelt, nicht die Kraft gehabt zu haben, das verhasste Joch der Tyrannei abzuschütteln, hat von der Macht und Brutalität von Ge- waltsystemen keine Vorstellung". Eine entmilitarisierte und entnazi- fizierte föderalistische Republik als Glied der zu schaffenden europäi. sehen Staatengemeinschaft wird un- ter Ablehnung aller annexionistischen und separatistischen Bestrebungen als Mittel künftiger Friedenssiche- rung gefordert. Es heisst da: -Das deutsche Volk liegt geschla- gen und zerschmettert am Boden. Gegen das gigantische Rüstungspo- tential der Angelsachsen und Russen wird es nie wieder aufkommen. Sei- ne soziologische, moralische, wirt- schaftliche, kulturelle und politisch- demokratische Erneuerung ist die Aufgabe von Generationen. Vermag die demokratische Bundesrepublik ih- rer Jugend keine wohlbegründete Hoffnung zu geben, so kifcnnen wir und mit uns alle wahren Friedens- freunde nur noch resigniert mit Dan- te ausrufen: Wer durch das Tor des Rache-, Eroberungs, und Zerstücke- lungsfriedens in die Zukunft tritt, lasse alle Hoffnung auf wirklichen Frieden fahren". DAS ANDERE DEUTSCHLAND 11 AUS EINEM BRIEF AUS HAMBURG Hamburg, 18. XI. 46. .....In der Nacht vom 23. zum 24. Juli 1943 begann dann als Zerstörung von Hamburg. In vier Tagen waren etw&i eino Million Menschen obdach- los und etwa 100.000 starben den fürchterlichen Verbrennungstod. In der ersten Nacht wurden Altona, Eimsbüttel, Hoheluft, Betherbaum und Harvestehude, in der zweiten und dritten Nacht das 1 nke Alster- ufer zerstört- In der vierten Nacht kam dann die Innenstadt dran. Völ- lig zerstört sind die Stadtteile des linken Alsterufers, in denen einmal 700 000 Menschen lebten. Heute dürf- ten sich dort keine 3000 Menschen mehr aufhalten. Die Zerstörung mei- ner Fabrik erfolgte in zwei Nächten; einmal brannte e n Gebäude aus, und dann wurde es noch von schweren Sprengbomben aufgerissen, Unser Vermögen, die Fabrik, gehört der Vergangenheit an; wir haben nicht einmal die Tresors bergen können. Unser Schaden ;n Goldmark an Wa- ren, Maschinen und Einrichtungsge- g anständen betrug RM 600.000 und die stillen Reserven mit mehr als RM 200.000 gingen natürlich mit drauf.... Der Zusammenbruch brachte Uns e neu erneuten Schaden, der sich auf etwa RM 15U.000 beläuft. Unsere ge- samten auswärtigen Lager im Werte xen RM 150,000 gingen verloren; ein Waggon mit, Kunstleder im Werte von RM öß.000 ist nie in Hamburg 6 ng etrof f en. All das ist endgültig verloren, denn das Reich ist pleite, und es gibt keine Stelle, die irgend- einen Kriegsschaden vergütet. Und heute? Mangel an Rohware, ken' Strom, kein Gas, ksine Heizung — und Aufträge noch und noch, so trei- ben wir denn heute vorwiegend Grosshandel, sind Vertriebsgeseil- schaft für Alumin:umweichschlote, Stellen Feuerzeuge her und sind, was die Handluugkosten anlangt, aus der Verlustserio heraus. Aber das alles ist doch nur Narkotikum und keine echt5 Erzeugung. Es ist dech heute so, dass wir alle von den Vorräten zehren, d e aus dem Krieg herüberge- rettet wurden; die eigentliche Waren- erzeugung, die ,,materie prime" wie die Italiener sagen, ruht b s heute, von Kohle etwa angesehen, und so- jango sie nicht läuft, ist alles Getue sehr fragwürdiger Art... Blieb Deutschland ein anderer Weg übrig, nachdem H tier zur Macht ge- langt war? E<ä ist sein bitter anzuer- kennen, dass Deutschland diese furchtbare Passion durchmachen musste, weil kein anderer Ausweg vorhanden war, um die Verbrecher- bande, die es in Grund und Boden regiert hatte, loszuwerden. Oft haben wir über einen anderen Weg nach- gesonnen, wir haben auch gehofft, dass wir diesen Passionsweg nicht bs 2ur Schädelstätte zu gehen brauch- ten, aber am 20. Juli 1944 brach auch diese Hoffnung, wie so viele andere, restlos zusammen. Nach dem miss- lungenen Attentat s nd mehr a.s üüUJ Oiiiziere gehängt wor.aen, und aie Zahl der Civilisten, die hingerichtet wurde, ist wahrscheinlich eine Viel, zahl davon-.. Und die Schuld an diesem namen- losen Unglück? schuld sind nicht nur die Nazis, Schuid sind in erster L - nie die Militaristen, die bürgerlichen Parte en von den Demokraten — Gessler! — bis zu den Deutschnatio- ualen, die Rache für Versailles haben wollten. Schuld sind aber auch die Mächte, die bis 1939 mit Deutschland •n diplomatischen Beziehungen stün- den und mit ihm Pakte abschlössen — und die trotzdem genau um die Konzentrationslager wussten, genau wussten, wie man die Juden langsam aber sicher ausrottete, die über den Terror der Gestapo vollkommen orientiert waren. Lieh, Konraa, die deutschen Bcm- bardierutigen von Lonticn, Coventry, Bath etc. etc. waren eine greulicne kiaroarei. In Himburg hat man 194,3 nicht deu Halen, nicht die Industr e- viertei von Harburg, Wilhelmsburg und den tiilibrok zerstört, man hat vielmehr so gut wie reatlcs die Wohn v ertel vernichtet. Der „Manchester Guardian" hat noch drei Tage vor ihrer Zerstörung von der europäi- schen Kunststadt Dresden" geschrie- ben, wohin sich das diplomatische Korps geflüchtet hatte, und wo Hun- derttausende von .Flüchtlingen zu- sammengeströmt waren. Dresden wur- de in einer einzigen Nacht dem Erd- boden gleichgemacht, wobei Hundert- tausende ums Leben kamen. Hat man hier nicht Barbarei m t Barbarei be- antwortet? Die Zahl der Opfer in den Konzentrationslagern ist unge- heuer, und man wird nie erfahren, wieviele in ihnen ums Leben kamen. Aber wie sieht es in den russischen Lagern aus? Was ist mit Katyn? Und warum woileu die Polen hier nicht n ihr Land zurückkehren? Was heu- te an Kriegsgefangenen aus Russland zu uns heimkehrt, gleicht auis Haar genau den Leuten aus den Konzen- trationslagern. Mein Vetter Gerhard Geifers, 1.70 m gross, kam dieser Tage aus Russland, völlig am Ende wegen „Distrophie: er wog ganze 36 Kg. — Gew ss Deutschland eröffnete cie Barbarei, aber man schafft Bar- barei nicht durch Barbarei aus der Welt. Die britische Besatzung hier ist sehr erträglich. Die Briten benehmen sich höflich, zuvorkommend, s nd hilfsbereit, und wir sind froh, sie und nicht andere Besatzungstruppen hier zu haben. Le der ist der Brite in sei- ner Denazifizierung sehr vorsichtig, viel zu vorsichtig, um nicht einen an- deren, treffenderen Ausdruck zu wäh- len. Handel. Seh ffahrt und Gewerbe sind leider gar nicht desnasifiziert, und sie hätten es ebenso nötig wie die Beamtenschaft... Dia Neumünsterstrasse und die Neubertstrasse sind wüste Trcmmer- haufen; St. Georg ist halb zerstört, und dann ist bis Rahlstedt und bis Schiffbeck und Ohlsdorf ein riesiges Trümmerfeld. Die Strassenbahnen fahren ohne Aufenthalt durch dieses Gebiet hindurch... Heil blieben die Vororte, so Rahl- stedt und Bergedorf. Von der deut- schen Städtepracht zeugen heute noch Lübeck (etwa 50 0j0 zerstört). Schwe- is n. Lüneburg, Celle, Goslar, Hameln. Göttingen, Marburg- Heidelberg. Bamberg, Eisenach. Völlig zerstört wurden nach dem 20. Juli 1944 noch: Braunschweig, Hildesheim, Freiburg i. Br„ Dresden, Würzburg usw.... KRIEG Von Hans Siemsen r. Wer da lebt, ob Frau ob Mann, hat das nicht gewollt- Aber haben wir getan, was wir hätten tun sollen? Nein, wir haben nichts getan. Keine Ernte ohne Saat. Wollen ist noch keine Tat. Und ,,lch hab es nicht gewollt" ist noch weniger als Wollen. Und nun muss ein jeder tun, was er nicht gewollt. Werden unsere Kinder wissen, was sie tun sollen? II. Heute schiessen sie auf den, den sie gar nicht kennen. Kommt der Tag, an dem sie wissen. wer der ist, auf den sie schiessen? Auf wen sie schiessen müssen, wenn sie schiessen wollen? Wenn sie schiessen sollen ? Kommt der Tag, an dem ein Mann seinen Söhnen sagen kann: „Ihr braucht nicht zu schiessen?" Dieser Tag reift heran. Wir Unseligen aber wissen, dass wir schiessen müssen. III. Das ist unser Leben! Bald ilt es vorbei. dass dieser Krieg der letzte sei! Aber Gott ist nur unseres Lebens Spur. Er ist ganz allein, wenn wir ihn allem lassen — 12 DAS ANDERE DEUTSCHLAND Not und Aufbau in Deutschland I. Not Das dankt das deutsche Volk HitEer Zur Feststellung der Bombenschä- den. in Deutschland haben die alliier- ten e n Komitee aus 11 Mitgliedern eingesetzt. Die Arbeit wurde von 1.150 Angestellten geleistet, unter Leitung des Direktors der Prudential-Versi- cherungs-Gesellschaft, Franklin d' Ol er. Der Bericht ist in 200 gedruck- ten Büchern niedergelegt. Einige Zahlen: alliierte Bomber zerstörten 3.600000 Häuser, machten 7.500.000 .Menschen obdachlos, töteten 300.000 und verwundeten 780.000 Zivilisten. Wohnungsprobleme In der britischen Zone Berlins (Tiergarten, Wilmersdorf, Spandau. Ghanottenburg) sind nur Ii OjO der Häuser unbeschädigt ge- bl-eben. Auf je 100 zerstörte Häuser kommen nur 7, die bis Antang De- zember repariert worden sind- Als die starke Kälte einsetzte, wurden als Fensterscheibenersatz lOO.OOO benutz- te Röntgenplatten eines Spitals zur Vertilgung gestellt. We t schlimmer sind die Verhältnisse im Bezirk Mitte der russisclSi Zone, der das »tote Viertel" genannt wird. Dort, haben s-ch in den Trümmern von 6 0j0 der Häuser, einige Personen notdürftig eingerichtet. Die Zahl der bisher re- parierten Wohnungen ist verschwen- dend gering. Im ganzen Zeitungs- viertel zwischen Linden-, Schützen- und Zimmerstrasse leben 600 Men- schen. Wicht ge Bauten werden be- schleunigt repariert. Dazu gehören das Robert-Koch-Krankenhaus. das St. Jcsefs-Krankenhaus, die -Kraft- werke Unterspree und Ruhleben, das Gaswerk Tegel. die BEWAG, der Zentralviehhof,BrotfabrikWittler und Arbeitsamt Friedrichsti&sse. Der Vor- stand des Verbandes für das Bauge- werbe hat ein Notprogramm ausge- arbeitet, in dem u. a- gefordert wird, dass Wohnungen von aktiven Mitglie- dern der NSDAP, die für diese Ka- tastrophe verantwortlich zu machen sind, freizumachen sind. Wegen des Mangels an Ziegeln sind die Arbeiter zur Selbsthilfe übergegangen. Die Dachziegelfabrik Martini in Thürin- gen ist von den Arbeitern selbst in Betrieb genommen worden. Es werden dort 145 Arbeiter beschäftigt, die ^ncnatlich etwa 400.000 Ziegel erzeu- gen. Da die Baukonjunktur in Deutschland ungeahntes Ausmass an- nehmen wird, bemühen sich d e zu- ständigen Stellen um die Ausbildung von Architekten und Ingenieuren. Die staatliche Bauschule -n Wittmar wurde eröffnet, die von Neustrelitz •wird am 1. April eröffnet werden. 25 Millionen Deutsche zu viel? —■ „Wird das PotsdamCautschtend agra- risiert, so hat es unter den besten Voraussetzungen für 45 Millionen Menschen Platz, nicht aber für die 70 Millionen, die dort heute zusam- mengepfercht sind. Dann gibt es 25 Millonen Deutsche zu viel. Man bedenke: Im heutigen Deutsch- land von 136.000Quadratmeilen leben 515 Personen pro Quadratmeile. In der normal industrialisierten Tsche- choslowakei lebten -m Jahre 1937 2S1 Personen pro Quadratmeile, in Däne- mark 226. Potsdam hat Deutschlands Bevölke- rungsdichte nicht verringert, was ei- ne unerlässliche Voraussetzung für jede Agraris erung wäre, sondern ncch erheblich vergrössert. Selbst in England, dem dichtbevölkerten und industriellen England leben nur 449 Personen pro Quadratmeile. Kann sich jemand vorstellen, dass England alle schwerindustriellen Produkte ein- führen und dabei noch landwirt- schaftliche Produkte ausführen könnte? Aber Potsdam-Deutschland soll das können! / BeiCin. — Der Arbeitsmarkt ist noch völlig unübersichtlich. In der amerikanischen Zone der Hauptstadt sind 209.841 Personen mit festem Ar- beitsplatz und 150-000 als Arbeitslose eingeschrieben. In der gesamten amerikanischen Zone leben 15.5 Mil- lionen Deutsche. Von ihnen sind nur 1,25 Millionen mit einem festen Ar- beitsplatz reg striert, 300.000 werden als Arbeitsuchende angegeben. Die Lückenhaftigkeit der Statistik erklärt sich daraus, dass viele Arbeitsämter ihre Tätigkeit noch nicht aufgenom- men haben. Ausserdem sind Hunder- tausende mit Schutträuoien beschäf- tigt. Der ,,Südkourier" stellt die Fra- ge, was mit diesen Bevölkerungsr»as- sen, die kaum das Existenzminimum verdienen, geschehe^ soll, wenn ihre Spargelder e!nmal aufgebraucht sind. II. Aufbau Bayern: Die Anstrengungen der Genossen in Bayern sind darauf gerichtet, durch die Wiederbelebung der Ge- werkschafts- und Parteibewegung den Genossen in der Regierung und Ver- waltung eine Resonanz zu verschaffen. Ein Flugblatt, das sich an die baye- rischen Arbeiter, Bauern und Bürger wendet, besagt, überall in der Welt sei der deutsche Name durch die grau- envollen Untaten der Nazis mit Schimpf und Schande bedeckt; noch unsere Urenkel würden mit dem Kainsmal gezeichnet sein. Der Gedan- ke eines deutschen Einheitsstaates sei durch den Nationalsozialismus und seine Gleichschaltungemethoden zum Zeichen der Knechtschaft und Ty- rannei geworden. Daher verlangten die bayrischen Sozialdemokraten die föderalistische Gliederung des Reiches mit Zuständigkeit der Län- der für die ihnen zukommenden Ver- waltungsgebiete. Der Aufruf unterstreicht die Not- • wendigkeit ehrlicher Zusammenar- beit aller Antifaschisten: Demokratie nur für Demokraten! Unter den po- litischen Forderungen figurieren: Ente gnung und Aufteilung des Gross- grundbesitzes, Ueberführung der Kraftquellen, Bodenschätze und der Schwerindustrie, Grossbanken und Versicherungen in Allgemeinbesitz. Auf dem Gebiete des Schulwesens wird festgestellt: ,,D e Schule gehört dem Staate, die religiöse Unterwei- sung der Kirche!" Die neuen Gewerk- schaften sollen vom Staate unabhän- gig sein, das Betriebsrätewesen ist wieder herzustellen. Eine Genossin, die in den letzten Tagen aus Süddeuschland zurückge- kehrt ist, vermittelte uns ihre Ein- drücke. Sie berichtet aus München, dass dort vor allem Genosse Schie- fer, ehemals Leiter des Gewerk- schaftskartells, sich energisch dem Wiederaufbau der Gewerkschaften w'dmet. Freilich steht alles unter dem Zwange des Notbehelfes. Es fehlt fasfc an allem: An Arbeitsräumen, Büromaterial, Hilfskräften. Versamm- lungen sind nur bedingt möglich, und die Nazis haben wiederholt Zusam- menkünfte bei den Militärbehörden denunziert. Auch in Bayern erfolgt der Gewerkschaftsaufbau von den Betrieben aus. Eine gewerkschaftli- che Organisation ist zugelassen, wenn 25 Prozent der Betriebsangehörigen für ihre Gründung sind. Sehr bemüht ist die neue Gewerkschaftsleitung, die Gewerkschaftskollegen in den Betrieben im t einzusetzen bei der Säuberung von den Nazis, was sich als eine sehr schwierige Aufgabe herausstellt. Die Gewerkschaftskol- legen in München hegen die Hoff- nung, bald e nen Stand von 30.000 Mitgliedern buchen zu können, und die Genossen von der SPD glauben, bald 5000 Mitglieder in der Partei vereinigt zu haben. D e politische Parteibildung stösst auf grosse Schwierigkeiten. Unsere Berichter- statterin nahm an einer Funktionär- versammlung teil, zu der sich lOO Teilnehmer eingefunden hatten, die in einem Raum für nur 30 Personen Platz finden mussten. Frankfurt a. M. — Hassen: Ein Flugblatt der SPD hält eine scharfe Abrechnung mit den Nazis und allen ihren Wegbereitern, beson- ders mit jenen, die heute schon wie- der versuchen, sich als ,,Sachver- ständige" der Wirtschaft einzuschal- ten. Es zeichnet den Weg zu einem besseren Deutschland. Die SP gibt ihrem Misstrauen gegenüber den bürgerlichen Parteien Ausdruck und verlangt eine völige Neuorientierung des geistigen und politischen Lebens. Sie verlangt d e Demokratie, die sich auch auf da"s gesamte gesell- schaftliche und kulturelle Leben er- strecken muss. Das Deutsche Reich muss als staatliches und nationales Ganzes erhalten bleiben, deshalb er- klärt sich die Sozialdemokratie zum Feind aller Separationsbestrebungen. Sie kämpft weiter für die grossen sozialistischen Ziele usd wehrt sich dagegen, dass der Wiederaufbau D Ä r' ANDERE DEUTSCHLAND 13 Deutschlands im Rahmen privater Profitwirtschaft erfolgen solle. Die SP erstrebt die Selbstrege- lung Deutschlands durch ehrlicnes Bemühen um das Vertrauen der Ver- einten Nationen. Mit d-er Zulassung der politischen Parteien ist auch die Sozialdemokra- tie öffentlich hervorgetreten. Sie er- strebt eins gute Zusamenarbeit mit der KP, ohne die Meinungsversch e denheiten vertuscheu zu wollen. Für die bevorstehenden Gemeinde-Wahlen werden eifrige Vorbereitungen ge- troffen. Unsere Genossen wissen um de Wichtigkeit der Betätigung in kommunalpolitischem Sinne und un- ternehmen alle Anstrengungen, in den Gemeindebehörden stark vertre- ' ten zu sein. In der Frage der Mitgliederaufnah- me wird sehr vorsichtig vorgegangen. Es werden nur Menschen aufgenom, inen, die politisch einwandfrei* sind und nachweislich n'e Nazi waren. Besondere Aufmerksamket wird der Jugend geschenkt. Die Genossen sind sich bewusst, ,Für den, der die Deutschen von vor 1939 auch nur einigermassen kannte, sind diese Feststellungen überraschend, und er kann sie sich nicht anders erklären, denn als Er- gebnisse persönlicher Erfahrung. Man muss sich vergegenwärtigen, dass die- se Männer das Versagen eines Sy- stems, e'ner Weltauffassung nicht nur zur Kenntnis genommen, son- dern mit eigenen Augen gesehen ha- ben. Sie haben gesehen, wie man halbwächsige Jungen in einem Au- genblick, wo d'e Niederlage unaus- weichlich und offensichtlich war, ins Feuer jagte. Sie haben gesehen, wie wahnwitzig gewordene Führer aus reiner Lust an der Zerstörung Däm- me und Brücken in die Luft spreng- ten. Sie haben diesen grauenvollen Sadismus, der sich zuerst gegen die andern und zuletzt gegen aas eigene Volk und Land richtete, gesehen, und zwar alle, ohne Ausnahme. Denn zuletzt gab es keine Etappe, kein Hinterland mehr. Die Front war über- all." ,.Dieser Anschauungsunterricht hat ungleich grössere Wirkungen gezei- tigt als es auch die beste alliierte Propaganda je hätte zustande brin- gen können. Ihm wird es denn auch zuzuschreiben sein, wenn die jungen Deutschen, mit denen zu sprechen ich Gelegenheit hatte, die jüngste Ver- gangenheit und die Gegenwrt illu- sionslos, aber weitgehend unvoreinge- nommen, sachlich und richtig zu se- hen und zu beurteilen vermögen." Ein Schicksal aus dieser Zeit Zu« i''raukreicli-Hilie Bugen Selzer, aktiver Kommunist aus dem Saargebiet, der nach der Saar-Abstimmung- nach Frankreich flüchten musste, hat an seine Ange- hörigen den folgenden Brief gerichtet: ,,Es wird Eueh sicher freuen, Nach- richt aus der Heimat zu bekommen. Leider ist wenig Gutes dabei. Was mich anlangt, so konnte ich mich bis 1943 ganz gut Vor den Hitlerbanden retten. Dann setzte eine Verhaftungs- welle nach der andern ein und ein Kamerad nach dem andern ver- schwand. Im September wurde ich von der Gestapo wegen politischer Umtriebe verhaftet. Ich bestand da- rauf, dass die Kinder mit mir gehen müssten bis Saarbrücken. Man tele- fonierte nach Toulouse. Die gaben Bescheid, dass ich in Haft bleiben solle, bis die Papiere für die Kinder fertig seien. Ich wandte mich an ver- schiedene Stellen mit der Bitter um Hilfe. Alles vergebens. Leider war in Frankreich auch ein Teil der Beam- ten faschistisch. (Heute räumt man ganz anständig mit ihnen auf). So musste ich im Februar vorigen Jah- res zUrüek nach Saarbrücken. Dort nahm mich gleich die Gestapo in Empfang. Mariechen und Lieschen durften die Kinder übernehmen. Ich kam 8 Tage ins SS-Lager und an- schliessend nach Lerchesflur. Bis Mai Untersuchungshaft. Am 9. Mai Pro- zess. Sechs Monate Gefängnis wegen Wehrdienst-Entziehung. Anschliessend Wehrmacht. Im September wurde ich einbezogen, kam im April an die Ost- front. Mein Plan stand fest. Am 17. April erste Berührung mit den Rus- sen. Sofort bin ich übergelaufen, ohne auch nur einen einzigen Schuss abge- geben zu haben. Sechs Monate russi- sche Gefangenschaft. Bei der Ent- lassung aller Ausländer kam ich durch die Franzosen frei. Jetzt steh© ich hier mit zwei Kindern (die an- deren zwei hat Mariechen) ohne Frau, ohn© Wohnung und ohne alles. Ueber- p-1; Schwierigkeiten. Es wäre bald an der Zeit, dass auch für uns einmal die Sonne scheint. Bis jetzt kann ich mit unseren Geschwistern nur an der Zollschranke sprechen... Unsere lie- be Mutter ist vor drei Jahren gestor- ben. Sie hat viel mitmachen müssen und fand nicht einmal im Tode Ruhe. Ein Bombentreffer fiel in die Leichen- halle sodass sich der Sarg zwischen den eingestürzten Wänden in die Höhe stallt© p s. — Wenn Ihr mir mal ein Le- ben'smitteipaket senden könntet, wäre ich Euch sehr dankbar." Red.: Da Eugen Selzer im heute französischen Gebiet wohnt, haben wir für ihn und seine vier Kinder ein Lebensmittelpaket absenden kön- nen. Wir hoffen, wir werden bald an dieser Stelle die Empfangsbestätigung abdrucken können. DAS ÄNDERE DEUTSCHLAND Die Frau von heute im Kampf der Menschheit Man .«t versucht, als Ergebnis des Krieges zu buchen: die Reaktion marschiert. Doch muss man auch feststellen, dass die Zukunftsgerich- teten manche Erfolge auf ihr Konto schreiben können. D e Banken wer- den nationalisiert (Frankreich und England;; die grossen Güter werden aufgeteilt und an landlose Bauern gegeben (Ostdeutschland, Tscheche Slowakei); der Analphabet smus wird ab i. April 1946 als ungesetzlich gel teil (Mexiko); und — nicht das Un- wichtigste ~ die Frauen erhalten Stimmrecht (Frankreich, Bulgarien, Rumänien, Albanien, für Japan für die nächsten Wahlen vorgesehen). Iu Frankreich sind die Frauen durch jahrzehntelangen Kampf um die Qleichberect gung auf die Aus- Übung politischer Pflichten vorberei- tet. Nicht so in den Balkanländern und in Japan, wo es zwar auch schon geraume Zeit Frauenrechtlerinnen gibt- die vor allem die soziale Gleich- stellung der Frauen, ihre Befre'u~g aus einer tatsächlichen Versklavung fordern, wo aber gerade diese Ver- sklavung- das gänzliche Abgeschnit- tensein vom Leben ausserhalb des Hauses, die ms'sten Frauen hinderte, von diesem Kampf ihrer Geschlechts- gsnossinnen auch nur Kenntnis zu nehmen- Dadurch wird aber den P^s- staisten noch nicht recht gegeben, die sagen, chne eine gründliche, vor- herige staatsbürgerliche Erziehung könnten d e Frauen nicht von ihren politischen und sozialen Rechten Ge- brauch machen. Erst nach einer sol- chen Vorbereitung könnten die Frau- en zeigen, ob sie in dem betreffenden Lande reif seien, das „Geschenk" ih- rer Befreiung zu erhalten. Russland, In dem diese Vorberei- tung nur einem kleinen Teil der Frauen, vor allem den akademisch gebildeten, zugänglich war, während die Mase der Frauen unwissend in halber Versklavung dahinvegetierten, hat uns gezeigt, dass die Frauen, ge- führt durch ein starkes angeborenes Gerechtigkeitsgefühl, auch ohne vor, herige staatsbürgerliche Erziehung wissen können, auf welche Ssite sie sich zu stellen haben, nämlich auf die Seite der Schwachen. Man hört oft den Einwand: die deutschen Frauken haben das Gegan- teil bewiesen, indem sie Hitler unter- stützten. Es ist wahr, viele deutsche Frauen — vielleicht gar die Mehrheit — hat Hitler unterstützt. Aber damit haben sie nicht bewiesen, dass sie kein Gerechtigkeitsempfinden kann- ten. Sie wurden vielmehr eingefangen durch die Parolen, die an das Gerech, tigkeitsgefühl appellierten: Gerech- tigkeit für Deutschland, Gerechtig- keit für die Unterdrückten und Aus- gebeuteten usw. Man kann überzeugt sein, dass die meisten Gegnerinnen Hitlers wurden, als ihnen die Augen aufgingen. Nicht nur auf welcher Seite sie sich im Bolitiscfaen Kampf »teilen, wird von Doris Dauber den Frauen durch ihr Gerechtigkeits, gefühl diktiert, auch die Art der Ar- beit, dje sie sich im öffentlichen Le- ben -aussuchen, lässt s>5h daraus her- leitan. Die politischen Kenntnisse, die für jede solche Arbeit nötig sind, wer^ den meist erst im Lauf der Ausübung der Tätigkeit erworben. Die Schwei- zer Zeitschrift -,Die Frau in Leben und Arbeit" — eine ausgezeichnete, vielseitig© Zeitschrift herausgegeben von Anna Siemsen — bringt in ihrer Tktcbernummer kurze Biographien von ,,Führenden Frauen in der ame- rikanischen Gewerkschaftsbewegung". Die fünf geschilderten Frauen waren alle in ihrer Jugend Arbeiterinnen — im Heim oder in der Fabrik —, die sich empörten über das Los der Aus- gebeuteten. Sie hatten keine Lehr, meistcr, die ihnen theoretischen Un- terricht gaben. Sie handelten, Und so Franklin D. Roosevol't und Java. April 1943 sagca Roosevelt: „Wir wis- sen, dass die Zeit, in der d e Hilfs- quellen und das Volk eines Landes zum Verteil einer Gruppe eines an- der^n Landes ausgebeutet werden/ endgültig abgelaufen ist." Auch andere, d e es angeht, werden das noch merken. „Wofür?" ,.Ich verlor auf Guadül- caual meine Todesfurcht, auf Okina- wa, meinen besten Freund und mein Bein auf Iwo. Meinen Glauben an die amerikanische Deovokrat e verlor ich als ich Ihren Artikel über die vertriebenen Deutschen gelesen habe. Wofür haben wir nun e gentlich ge- kämpft?" (Life 5. XI. 45) Tschechen gegen die tschechischen Konzentration4 ager, ,,Ich habe sei- st erben s der internierten Kinder zu nicht mehr ertragen, was ich hier mit ansehen muss", sagta ein tsche- chischer Wächter in einem Konzen- trationslager, anges'chts des Hunger- sterbens der internierten Kinder zum E. R. Gedye- dem Berichterstatter des ,.Daily Herald", .•Das ist die Me'nung aller anstän- digen Tschechen, die von diesen Greu- eln wissen, und mit denen ich ge- sprochen habe", fügte Gedye hinzu. Neo.Nazis! B'ie polnische Regierung hat eine Verfügung erlassen, die jedem Polen das Recht zur Scheidung gibt, wenn der Ehepartner deutscher Ab- stammung ist eder deutsch spricht. II. Edgar E. Mowrer schreibt in der „New York Post": ,,Dass die amerikanischen Soldaten darauf aus sein sollen, Nazihuren und Mörderliebchen zu frequentieren, ist nicht gut. Dass sie sich dabei Ge- schlechtskrankheiten holen können, kernen sie allmählich zu führenden Stellungen. Heute spricht die Internationale Frauenkonferenz in Paris im Namen der Menschheit, im Namen der Menschlichkeit, was die eigentliche Aufgabe der Frauen sein sollte. Sie erklärten sich nicht nur eindeutig als Gegnerinnen des Faschismus, son- dern sie gingen zu Konkretem über: sie forderten den Abbruch der diplo- matischen Beziehungen aller Länder zu FrancQ_Spanien, und sie forderten die Schaffung einer Weltföderation der Staaten; denn die wach geworde- nen Frauen, die den Krieg in, seiner ganzen Tragik erleben mussten, wis- sen: Nur wenn der Staatsegoismus aufhört, nur wenn das Gemeininte- resse aller Menschen über das Sonder. Interesse der Nationen gesteltl wird, nur dann kann Frieden werden, nur dann haben die Zukunftsgerichtsten den Krieg gewonnen. ist schlecht. Dass s'e aber bei diesem Vorgang politische Syphilis erwerben können, ist unerträglich". Britische Petrcleuniindustri,lle — wandten sich beschwerdeführend an die USA, weil s e ermittelt haben, dass verschiedene Fabrikationsma- thoden der deutschen Industrie, die von den Nazis geheim gehalten wor- en waren, jetzt in USA verwendet werden, ohne dass die amerikani- schen Beamten sie zur Kenntnis der britischen Industriellen gebracht hät- ten. DDT 71 Jahre alt. — DDT, dass die Bevölkerung von Neapel im vo- rigen Jahre vor dem Typhus rettete und dessen Massenanwendung ver- hinderte, dass im zweiten Weltkrieg alle durch Wanzen, Läuse, Ratten u. a. Ungeziefer übertragenen Seu- chen nur in geringem Masse auftra- ten, ist nicht ein Kind des Vaters Krieg. Es hat 1938 die gesamte Kar- toffelernte der Schweiz gerettet und wurde vor 71 Jähren von einem Che- miker namens Othmar Zeidler erfun- den. Dass man L*JT erst 1938 indu- striell herstellte, ist den Herren de» internationalen Ohemietrusts zu dan- ken, die an der Herstellung weniger wirksamer Mittel ein Menschenalter hindurch Dividenden verdient haben. Dass e'ne frühere Herstellung des DDT Millionen von Menschen hätte retten können, ist zwar richtig. Aber schliesslich, da Menschen einmal sterblich s nd. ist es gleich, ob sie n Typhus, Malaria oder Altersschwäche sterben. Nachdem DDT jetzt indu- striell hergestellt wird haben chemi- sche Firmen, die nicht d'e Herstel- lungsrechte erworben haben, einen Propaganda-Feldaug eröffnet, in dem sie vor dem Gebrauch des „lieüen DAS GESICHT DER ZEIT DAS ANDERE DEUTSCHLAND 15 Produktes" warnen, da seine Anwen- dung entsetzliehe Polgen haben kenne. Brei Sorten Deutsche hat ein ame- rikanischer Korrespondent herausge- funden. Die erste ist die kleme Minderheit der Nazibonzen, die als Kriegsverbrecher verurteilt werden müssten, D'ie zweite besteht aus den 7 Millionen gewöhnlichen Peges, d e Hitler zugejubelt haben als er sieg- te und die nun längst Antihitleristen geworden sind. In der letzten Katego- rie figurieren 60 Millionen Deutsche, die nie Mitglied der Nazipartei gewe_ sen sind- Denen müsse geholfen wer- den. RADIO IN USA Es ist festgestellt worden, dass der überwältigende Teil der Radiosen- dungen in USA von 53 der grössten Industrie-Konzerne finanziert bzw. lanzierfc wird., die gleichzeitig zu den Hauptstützen des in den Staaten als erbittertster Gegner der Gewerk- schaften und jeder sozialen Gesetz- gebung bekannten Industriellenver- bandes N1AM gehören. Unter den Firmen findet man General Electric, General Motors, Chrysler, E. I. Du Pcnt de Nemours, RCA, Standard CiL Westmgnouse etc. — Reprä- sentant Cüit'ee der aie»a Unter- suchung durchführte,, weist gemäss der Behauptung des NAM, dass Streiks durch Zeitungen und Rado gewonnen oder verloren werden", da- rauf hin, dass demnach Vertreter des NAM jederzeit das ganze amerikani- sche Radiosystem zur Erfüllung ih- rer Aufgabe, die Massen in Schach zu halten benutzen können. Dsr NAM, so sagt C., brüstet sich dam t, dass als Folge dieser Sendungskontrolle seine Vertrauensleute als „unpartei- liche" Tagesfragen-Kommentatoren, und ohne dass ihre Verbindung mit dem NAM aufgedeckt wird, wirken können. In diesem Zusammenhang erwähnt Coffee noch, dass, ganz ab- gesehen von den Sendungen über d e bis jetzt schon bestehenden Radio- stations-Netze, soeben von der Re- gierung 10 neue Riesensendesta. tionen genehmigt wurden, dir- Mit- gliedern des Industriellenverbandes gehören und mehr Potenz und Raum verfügbar haben, als alle bisherigen 444 lokalen 250-Watt-Sender der USA zusammen! (CIO-News 5. 11. 45) RUSSISCHE INDUSTRIE-EVAKUATIONEN Dr. Landwehr, Beauftragter für d e Wirtschaft, erklärte Pressevertretern, dass die Nachrichten über die von den Sowjetstellen vorgenommenen „Industrieevakuationen" stark über- trieben sind. Einmal konzentr eren sie sich fast ausschliesslich auf die typische Kr egsindustrie und zum an- dern betragen sie im Gesamtdurch- schnitt bisher höchstens 15—25 0|0. Das restliche Produktionspotential reicht, wenn man d e im Krieg er- zielten Verbesserungen in den Pro- duktionsmethoden berücksichtigt, nach Dr. Landwehr für eine ausrei- chende Warenversorgung aus. Die Ingangsetzung der Produktion hängt allerdings davon ab, ob die erforder- lichen Kohlen- und Rohstoff mengen herangeschafft werden können, und in dieser Beziehung macht sich die Zonenaufteilung nachte lig bemerk- bar. Der Beauftragte für Wirtschaft stellt aber fest, dass dank der Initia- tive der Berliner Geschäftswelt in den letzten Wochen eine badeutende Besserung der wirtschaftlichen Lage eingetreten ist, und er gab seiner Ueberzeugung Ausdruck, dass die wirtschaftliche Krise in spätestens e nem Jahr überwunden sein werde. Dr. Landwehr hatte während des Krieges die Devisenbewirtschaftung des 3. Reiches unter sich. Er wurde wegen Beteiligung am Attentatsver- such auf Hitler am 20. Juli 1944 ver- haftet und ins KZ gebracht. HELFT DENJENIGEN, DENEN NIEMAND HILFT. HELFT DEN DEUTSCHEN ANTIFASCHISTEN! DEUTSCHLAND AUSTRIA 2064 U. T. 72 - 6058 Alle Zahlungen auf den Namen „Augusto Siemsen". Autotlzado por la Direcclön Nacional Äe Asistencia Social. Neue Bücher Harry W. Laitiler: British Labour» Risse to Power (Verlag der League for Industrial Democracy, New York). Auf 4o Seiten bringt der Verfasser einen Ueberblick Über den Werdegang der Britischen Arbeiterpartei bis zum grossen Wahlsieg Im Juli 45 und Uber den organisatorischen Aufbau der Partei, die mit ihren nahezu S Millio- nen Mitgliedern das Bollwerk des re- formistischen Sozialismus darstellt. Der Broschüre, die mit der Absicht geschrieben wurde, in nordamerika- nischen bürgerlichen Kreisen um Sympathie und Verständnis für die Labour Party zu werben, ist <3ie Platform angehängt, mit der die Par- tei in den Wahlkampf trat. Die Schrift wurde herausgegeben von der Liga für Wirtschaftsdemokratie in New York, deren Präsidium u, a. Alexander Meiklejohn, John Dewey und Norman Thomas angehören. KINDERHEIM "LA .MIGXONNE" Am Fluss Saldan in den Cördoba- Bergen, für Knaben und Mädchen von 7 bis 11 Jahren. Höchstteilneih- merzahl 15 Kinder. Freude und Ge. Wundheit für Ihre Kinder unter ge- wissenhafter Aufsicht. Die letzten Plätze frei. Lehrer F. Reinhardt, Conda 2312. U. T. 76-2682. SOEBEN ERSCHIENEN hans iahn /7*TTr SsA 's V dieß >