r/U OTRA ALE MAN IÄ DAS ANDERE DEUTSCHLAN ORGANO DE LOS ALEMANES DEMOCR ATI.CO S ' DE .AMERICA - DEL R SUR AUS DEM INHALT; jDEBE ALEMANIA PERDER SU INDUSTRIA? August Siemsen: WELTSITUATION UND WELTKONFERENZ Albert Norden: RECHTS- UND LINKSTENDENZEN IM DEUTSCHEN KATHOLIZISMUS Benedikt Kautsky: ANTWORT AN CAMILLE HUYSMANS Waldemar Ossowski: WAHRE GESCHICHTEN Minna Specht: KINDER ALS KRIEGSOPFER DIE VERSCHWOERUNG VOM 20. JULI 1944 AUFBAU IN DEUTSCHLAND DAS GESICHT DER ZEIT UENOS' AIRES • T U C U M A N 3 0 y o 3 1" R E T I Ii O 7 2 6 4 Ha«gMUt»wwiiiaaMS»iW!gra«E.i r inm irwtmtaaiKxaanaBimmz NUMERO 110 ♦ 15 DE ENERO DE 1 9 4 6 ♦ ANO VIII. 2 DAS ANDERE DEUTSCHLAND Kurt Hiller schreibt uns; Ich möchte einen Irrtum berichti- gen, den das Aprilheft enthält. Dort bringen Sie ein hochsympathisches Gedicht meines Freundes Walter Mehring und besprechen ein Buch von ihm. In ihrer Rezension erwähnen Sie ein Gedicht Mehrings, das „im letzten, am Tage des Reichstagsbarn - des erschienenen Heft der „Wlt- bühne" stand." .. .Nein, am Tag des Reichstagsbrandes erschien das vor- letzte Heft der alten Weltbühne. Wal- ter Karsch, der sie damals leitete, hatte den unerhörten Mut. noch nach dem Reichstagsbrand, nach der Ver- haftung Ossietzkys, Mühsams, Littens usw. ein Heft herauszubringen, ohne Biegung der Linie, mit Bekanntgabe der Verhaftung Ossietzkys, mit dem Satz: „Es wird weitergearbeitet, denn der Geist setzt sich doch durch", mit einem langen Aufsatz von mir „He- roismus und Pazifismus" und übrigens auch mit dem Beitrag Mehrings: „Faschistische Malerei?". Dies Heft erschien am 7. März, am selben Tage wurde die „Weltbühne" verboten, al- les Material beschlagnahmt... Wal- ter Karsch, heute erst 39, einer der wenigen wirklich verehrungswürdigen Menschen, die ich im Leben traf, blieb in Deutschland, rettete sich durch ■und leitet heute mit Eric Reger den politischen Teil des „Tagesspiegel" im TJSA-Sektors Berlins. Freundliche Grüsse Kurt Hiller Freiheitsbund Deutscher Sozialisten. London, 11. Dez. 45. HELFT DEN ANTIFASCHISTEN Washlngson. — Hilfskomitees für die europäischen Antifaschisten ar- beiten in ganz Nordamerika. Ihre Hauptarbeit besteht darin, Lebensmit- telpakete nach Frankreich, Belgien Holland und Italien zu senden. Die Tatsache, dass die deutschen Antifa- schisten immer noch von jeder Hilfs- aktion ausgeschlossen sind, gibt dem sozialistischen Organ „The Call" An- lass zu folgenden Bemerkungen: „Es ist immer noch unmöglich, den Anti- nazis, uns Sozialisten in Deutschland Medikamente oder Lebensmittel zu senden, weil das Staatsdepartement einen ,Cordon Sanitaire' um Deutsch- land ziehen will. Trotz wiederholter Proteste von Seiten der Quaker, hat sich das Staatsdepartement ständig und hartnäckig geweigert, die Blok- kade Deutschlands zu unterbrechen. „Es wird darauf hingewiesen, das Post und Eisenbahnen längst wieder funk- tionieren und „The Call'' fordert nordamerikanischen Demokraten und Sozialisten auf, sich wieder und wie- der an die Behörden zu wenden, da- mit man endlich damit aufhöre, die ersten Opfer des Faschismus als „Feinde" zu behandeln. Paketsendung. — Die Militärregie- rung in der französischen Besetzungs- zone hat die Erlaubnis erteilt, Kin- dern antifaschistischer Eltern Liebes- gabenpakete zu senden. Es handelt sich um eine von den Sozialdemokra- ten angeregte Sonderaktion. Die Pa- kete werden in Paris zusammenge- stellt und an die Arbeiter-Wohlfahrts- Ausschüsse und ähnliche Organisatio- nen weitergeleitet. DAS ANDERE DEUTSCHLAND LA OTRA ALEMANIA (fundado el 7 de junio de 1937) Registro nacional de la Propiedad Intelectual No. 178.948. Autorizado por Resolucion no. 214 del Ministro del Interior (11 abril 1945) Confirmado por Decreto No. 20.916 (6 sept. 45) del Superior Gobierno de la Naciön. Editor y Director: Dr. Augusto Biemsen. Tesorero: Juan Carl. Avisos: Guillermo cleischer Redacciön y Administration: Tucumän 309 Buenos Aires (U. T. 31 7264) Einzelnummer; 20 Cts. Jahresabonnement: „ 4.80 Pesos argentinos (im voraus zahlbar) Geldbeträge erbitten wir aus- schliesslich per Giro oder Bono Postal oder Scheck auf Sr. Juan Carl Tucumän 309. Bs. Aires. DAS ANDERE DEUTSCHLAND ist kein auf Profit ausgehendes Geschäftsunter nehmen. Es lebt nur dank der Unterstützung se- ner Freunde. Spendet für den Pressefonds! Erscheint am 1. und 15. eines jeden Monats. Zur Frage der Registrierung erhiel- ten wir aus Sto. Pipo - Misiones, ei- nen Artikel unseres Freundes Willi Hass, in dem darauf hingewiesen wird, dass die von der Hitlerdiktatur aus- gebürgerten Deutschen bei der Re- gistrierung als Deutsche eingetragen werden, und dass sie mit eidesstattli- cher Unterschrift diese falsche An- gabe bekräftigen müssen, wodurch sie sich streng genommen, eines fahr- lässigen Meineides schuldig machten. In einem Artikel der Zeitung „La Verdad" vom 3. 1. 46, wird es als ein unmögliches Verfahren bezeichnet, dass Deutsche, die vor 1939 eingewan- dert und mit Argentinierinnen ver- heiratet sind, von der Registrierung ausgenommen werden, auch wenn sie waschechte Nazis sind, während die emigrierten politischen Gegner der Nazis und die Juden sich registrieren lassen müssen, Die Zeitung fordert, dass diese Ungerechtigkeit beseitigt wird. „Hier ist etwas, was Du tun kannst." Unter diesem Motte hat die Zeit- schrift „Politics'- eine Aufforderung zur Hilfe für das notleidende Euro- pa erlassen. Es wird aufgefordert eur Uebernahme von Paketsendungen an bestimmte Adressen, die im Besitz der Zeitschrift sind, oder zur Ueberwei- sung von Geld, für das Pakete ge- sendet werden sollen. Die Pakete sol- len an Menschen abgehen, „die für die Sache der Freiheit leiden muss- ten. Es sind Sozialdemokraten, Trotz- kisten, Anarchisten, Linke jeder Art; es sind Franzosen. Italiener, Hollän- der, Deutsche etc." heist es in dem Aufruf. Die Mitglieder der S. A. P. in Gross- britannien haben eine Erklärung veröffentlicht, in der sie ihren Zu- sammenschluss mit der S. P. D. mit- teilen. In der Erklärung heisst es: „Als vor mehr als 14 Jahren die SAP gegründet wurde, standen wir in Deutschland am Vorabend wich- tiger Entscheidungen. Es ging darum, ob es den fortschritlichten Kräften im Lande der Arbeiterbewegung ge- lingen werde, die politische und wirt- schaftliche Gestaltung Deutschlands in die Hand zu nehmen, oder ob die Nazis die Macht zur Vorbereitung des zweiten Weltkrieges ar. sich reissen würden. Die politische Auffassung des da- maligen linken Flügels der SPD war, dass die Sozialisten eine Offensiv- stellung beziehen und für eine grund- legende Neugestaltung Deutschlands kämpfen müssten. Die Aktionseinheit aller Flügel der Arbeiterbewegung war das von uns erkannte Mittel, un- sere Ziele zu erreichen. Jedoch m den Auseinandersetzungen über die Probleme der damaligen Zeit und eine neue sozialistische Politik wurde die Demokratie in der SPD auf eine harte Probe gestellt — und versagte. So kam die Abspaltung der Linken und die SAP wurde gegründet". Weiterhin wird gesagt, dass die jet- zige Situation dringend den Zusam- menschluss der Kräfte auf neuer Ba- sis erfordere, und dass deshalb die bisherigen Gruppen der „Union der Sozialistischen Organisationen1' SPD, SAP. Neubeginnen und ISK in Eng- land sich zu einer sozialistischen Einheitspartei zusammenschlössen. In der neuen Einheitspartei werde die Meinungsfreiheit und das Recht, sei- ne politische Auffassung offen zu vertreten, im Statut verankert wer- den. Es herrsche ferner Ueberein- stimmung darüber, dass das Ziel der Aufbau einer sozialistischen Republik sein müsse. LERNT DENKEN von Hans Jahn Täglich wird der Schaum geschlagen, und ihr werdet eingeseift. Jeden Kohl könnt ihr vertragen, der im fremden Mistbeet reift. Lasst sie selbst das Zeug verzehren, kaut das falsche Gulasch nicht, lasst euch nicht mit Dreck ernähren, syeit der Torheit ins Gesicht! Jeder Kopf nach gleichem Schnitt, nur nicht selbst die Dinge messen, Hirn und Hirn im gleichen Schritt, alle geistig Eintopf essen! Die Gedanken in der Zange, Presse, Film und Mikrofon, Weltanschauung von der Stange, Massenware, Konfektion. Lasst den zähen Phrasenbrei nicht so willig- in euch senken, prüft noch einmal, denkt es neu, gebt euch Mühe, lernt zu denken! Nur der schale Schund ist billig, den man in die Fenster stellt, schluckt die Jav.c'ft» nicht willig denkt, und ihr besitzt die Welt! (Aus: ,.Es geht dich an") DAS ANDERE DEUTSCH' AND Z Die Kette des Bösen muss einmal abreissen Aus einer Rede von Professor K. Jaspers bei Wiedereröffnung der Universität Heidelberg am 15. August. .....Wir selbst sind andere gewor- den seit 1933. Es war möglich, in der Würdelosigkeit den Ted zu suchen — 1933, als nach dem. Verfassungsbruch durch eine Scheinlegalität die Dik- tatur err.chtet und hin wegge- schwemmt wurde, was sich widersetz- te. Wir konnten den Tod suchen, als die Verbrechen des Regimes öffent- lich in Erscheinung traten am 30. Juni 1934 — oder mit den Plünderun- gen und Deportationen und Ermor- dungen unserer jüdischen Freunde und Mitbürger, als zu unserer untilg- baren Sehmach und Schande 1938 in ganz Deutschland diu Synagoge^ brannten. Wir konnten den Tod su- chen, als im Kriege das Regime von. Anfang an gegen den Satz unseres grössten Philosophen Kant handelte, der als Bedingung des Völkerrechts forderte: es dürfen im Kriege keine Handlungen geschehen, die eine spä- tere Versöhnung der Kriegführenden schlechthin unmöglich machen. Tau- sende haben in Deutschland im Wi- derstand gegen das Regime den Tod gesucht oder auch gefunden, die mei- sten anonym. Wir Ueberlebenden haben nicht den Tod gesucht. Wir sind nicht, als unsere jüdischen Freunde abgeführt wurden, auf die Strasse gegangen, haben nicht geschrien, bis man auch uns vernichtete. Wir haben es vor- gezogen, am Leben zu bleiben, mit dem schwachen, wenn auch richti- gen Grund, unser Tod hätte doch nicht helfen können. Dass wir leben, ist unsere Schuld. Wir wissen das vor Gott, was uns tief demütigt. Mit uns ist durch die zwölf Jahre etwas ge- schehen, das wie eine Umschmelzung unseres Wesens ist. Mystisch ge- sprochen: Die Teufel haben auf Uns eingehauen und haben uns mitgeris- sen in eine Verwirrung, dass uns Hö- ren und Sehen verging. Wir haben Blicke in die Realität von Welt, Men- schen und uns selbst getan, die wir nicht vergessen. Was daraus in un- serem Denken wird, ist unabsehbar. Wir müssen Abstand nehmen von einer Vergangenheit in uns und um uns. Aber wir suchen nicht Vergel- tung, wenn jetzt das Notwendige ge- schieht und unser Einverständnis fordert. Die Kette des Bösen muss einmal arbreissen. Wir wollen nicht aus dem Nein zum Schlechten, son- dern aus dem Ja zum Guten leben, iaus der Tiefe unserer eigentlichen Vergangenheit, die uns trägt..-" Profit und Lohn Von 1939 bis 1944 stiegen in USA: die Profite der Industriegesellschaf- ten um 147 OiO, die landwirtschaftli- chen Preise um 105 010, die Arbeiter - löhne um 61 OiO. DEBE ALEMANIA PERDER SU INDUSTRIA? El informe presentado por Mr. Bernard Baruch respecto de la politica que leben aplicar las Naciones Unidas a Alemania, sugiere la casi total eliminaeiön de la industria en ese pais. Millones de alemanes ceberän volver a vi vir en el actual territorio alemän. Aun sin que existiese esta superpoblaciön, el pueblo alemän se verä lanzado a una Situation de terrible pobreza y sin perspectivas de mejoramiento futuro s' se viera obligado a restringirse a su produeeiön agricola y a algunas industrias de menor importancia. Si Alemania pierde su industria no podrä aumentar la eficiencia de su produeeiön agricola ya que el desarrollo de la misma req'uiere, ademäs, considerables importaciones agricolas e industriales que no estarä en condiciones de pagar. Por lo tanto, Alemania se verä abocada a una insospe- chada carestia aun en lo que se refiere a la alimentaeiön, y lo que es mäs te- rrible, deberä enfrentar la desocupaciön mäs intensa, pusteo que por la carencia de empleos todos los hombres querrän dedicarse a la agricultura con el consi- guiente desplazamiento de grandes nücleos. Si se tienen en cuenta las desastro- sas consecuencias que esperan a Alemania si pierde la mayor parte de la indus- tria, es preciso preguntarse si los argumentos de Mr. Baruch pueden ser vale- deros para justificar el mantenimiento de una politica como la apuntada. Mr. Baruch esgrime tres argumentos fundamentales: la perdida de la industria im- pedirä que Alemania provoque nuevas guerras; las Naciones Unidas se bene- ficiarän, puesto que eliminarän a un competidor; y, finalmente, se protegerä a los trabajadores de tödos los passes ya que eliminarä exportaciones alemanas de precios muy reducidos. <=Son estos argumentos suficientes? DES1NDUSTR1AL1ZACION PARA EVITAR UNA NUEVA GUERRA Se acuerda generalmente que Alemania debe ser despojada de la capacidad de produeeiön de pertrechos belicos (y algunas industrias vitales para la guerra y no necesarias para la subsistencia del pueblo) y que sus principales industrias ieberän estar sujetas al control international. Pero ödebe irse mäs eljos aun y iespojar al pueblo alemän de todos sus industrias? Los que abogan por el man- ;enimiento de esa politica afirman equivocadamente que las egraseiones de •Ektler han sido consecuencia directa del poderio industrial alemän. Hubiera sido muy simple detener a Hitler cuando comenzö a preparar la guerra. Sie los paises que fueron victimas de las agresiones hubieran vigilado mäs atentamente y realizado una aeeiön adecuada inmediatamente, la agresiön de Hitler pudo haber sido impedida. Si las Naciones Unidas han aprovechado la experiencia, Qo habrä peligro alguno en una nueva agresiön de Alemania. Pero puede afir- marse que mantener al pueblo alemän en una miseria permanente y sin es- «peranzas de un mejoramiento futuro no es el medio mäs adecuado para eru- carlo para la paz. <,SE BENEFICIARA EL MUNDO? Si Alemania es despojada de sus principales industrias es muy probable que la Situation beneficie a unas pocas empresas o a algunas ramas de la produe- eiön en algunos paises de las Naciones Unidas, pero el mundo, lejos de enri- quecerse, se empobrecerä. Los paises econömicamente menos avanzados, nece- sitarän en las pröximas generaciones una gran importaeiön. si la India, cuyo gobierno acaba de anunciar un plan de industrializaciön en gran escala, China1 y otros paises de similar Situation son industrializados, absorberän en el futuro una enorme cantidad de produetos a cuyo pago no podrän hacer frente de in- mediato. El mismo problema se les plantearä a los paises desvastados por la guerra durante el periodo de transieiön. ;,Estarän los paises econömicamente avanzados en condiciones de responder a tales demandas? Solo aquellas nacio- nes de gran produeeiön y con enormes reservas, que no se hallan muy endeuda- das con paises extranjeros, podrän mantener durante algun tiempo la expor- taeiön de la superprodueeiön. Es posible, sin emjbargo, que los Estados Unidos sea el ünico que pueda compensar la exclusiön de Alemania del comercio inter- national. Pero ^querrä cumplir ese papel? Kasta el momento parece que ni si- quiera estä dispuesto a atender las mäs urgentes necesidades del mundo, aun contando con la exportaeiön alemana. Alemania, por otra parte, serä demasiade pobre para exportar su superprodueeiön y la que hiciera, para responder a la importaeiön de produetos indispensables, ayudaria en parte a mitigar la falta de algunos elementos imprescindiblemente necesarios. Es innegable que la elimi- naeiön de 70 millones de alemanes del comercio international empobrecerä al mundo y obstaculizarä el desarrollo de los demäs paises. EL PROBLEMA DEL DUMPING ALEMAN Mr. Baruch tambien cree que despojar a Alemania de su industria implica proteger a los demäs paises del dumping alemän, en el sentido de cue realizs» exportaciones a bajo precio. Sin embargo, es evidente que si se le permite a Ale- mania mantener su industria no tendrä ninguna razön de ejercer dicho dum- ping a menos de que se la obligue a hacer sus pagos por las reparaciones en moneda, cosa que el mismo Mr. Baruch descarta con todo acierto. Por otra parte, si Alemania se tornase en un pais agricola, con algunas pocas industrias, se verä forzada a exportar su produeeiön a cualquier precio. Los expertos en materia de agricultura preven una gran superprodueeiön agricola para los futuros anos, por lo cual Alemania se veria compelicla a competir de esa ixanera con los demäs paises. Mr. Baruch senala que Alemania cra una de los paises de produeeiön mäs barata del mundo. Sin embargo, cabe hacer notar que nunca 4 DAS ANDERE DEUTSCHLAND WELTSITUATION UND WELTKONFERENZ Der Anfang des Jahres 1946 is1 durch die Versuche gekennzeich- zeichnet, einen Ausgleich zwi- schen den gegensätzlichen Inte- ressen der grossen Mächte zu linden und die zahlreichen Kon- flikte, von denen die Welt erfüllt ist, zu dämpfen, umso eine Ver- schärfung der gespannten Lage zu vermeiden. Nach dem Scheitern der Au- ssenminister-Konferenz in London hat die in Moskau zu einem po- sitiveren Ergebnis geführt. Das war unbedingt notwendig. Denn wie sollte der Rat der Vereinig- ten Nationen in London seine Be- ratungen beginnen können, wenn nicht vorher wenigstens eine ge- wisse Verständigung zwischen den drei Grossen erzielt worden war? Osteuropa und der Balkan Diese Verständigung ist im we- sentlichen ein Erfolg der Sowjet- union. Das gilt vor allem für ihre Machtposition in Osteuropa und dem Balkan. Hier hat die Reali- tät nunmehr die formale Aner- kennung durch die angelsächsi- schen Mächte gefunden, die noch länger zu verweigern, politisch sinnlos gewesen wäre. Was über Ergänzungen der Regierungen in. Rumänien und Bulgarien in das Berliner ProtokoR hineinge- schrieben wurde, ist nicht mehr als die Wahrung des Scheins bei dem Rückzug, den England und Amerika durch die Preisgabe ih- rer ursprünglichen Forderungen angetreten haben. Der Eintritt von je einem. — den Russen geneh- men! — Vertreter der Bauern- partei und der Liberal an in das rumänische Kabinett vtsrmag na- türlich nichts an der Tatsache zu .ändern, dass die äussei e und in- nere Politik Rumäniens völlig der von August Siemsen der Sowjetunion gleichgeschlatet ist. Die ausschlaggebende Stellung der Sowjetunion in Osteueropa wird verstärkt durch den Wirt- schaftsvertrag mit Ungarn, der ihr trotz des für die Kommunisten so sehr enttäuschenden Wahl- ausfalls in Ungarn den massge- benden wirtschaftlichen Einfluss sichert. Wie sehr haben sich die Zeiten geändert, seit vor reichlich einem Vierteljahrhundert das englisch-rumänische Eingreifen die Räterepublik Bela Khuns durch das erzreaktinäre Horthy- regime ersetzte, das ein Vorläu- fer und Wegbereiter des Faschis- mus in Europa war! Es ist sehr wenig überzeugend, wenn man die Politik Stalins im Balkan, wenn man die heutigen Regierungen in Bukarest, Sofia und Belgrad im Namen der De- mokratie angreift. In den Balkan- ländern hat es noch nie eine wirkliche politische Demokratie bürgerlicher Observanz gegeben. Ihre Vorkämpfer, die nach dem ersten Weltkrieg zunächst gewis- se Erfolge hatten, wurden ver- folgt und gemordet, als die anti- bolschewistische Reaktion in Europa fortschritt. Die Uebertra- gung angelsächsischer Formen der Demokratie auf dem Balkan würde in der heutigen Situation nicht nur zu schweren inneren Wirren führen, sondern auch aufs neue der sprichwörtlichen Balkan- Korruption und den Intrigen von aussen und im Innern Tür und Tor Öffnen. Der massgebende Einfluss der Sowjetunion und ihrer Partei- gänger dagegen schafft auf dem Balkan zunächst einmal die wirt- schaftlichen Grundlagen für eine künftig mögliche Demokratie. Die Liquidierung des feudalen Grossgrundbesitzes im Balkan wie im ganzen östlichen Europa, ist eine der positivsten und fort- schrittlichsten neuen Tatsachen unserer Zeit. Dass sie nicht durch die revolutionäre Erhebung der Massen, sondern als Folge der russischen Siege kommt, dass bei der Durchführung der Agrarre- volution die Russen nicht mit den Führern der Bauernbewegung wie Maniu kooperieren, sind be- dauerliche Schönheitsfehler, sie können aber nicht die historische Bedeutung des Vorgangs verklei- nern. Europäische Stabilisierung? Wenn das Resultat der Berliner Konferenz die Stabilisierung der durch die Siege der Sowjetunion in Osteuropa geschaffenen Ver- hältnisse ist, so erfährt man noch nichts über die Friedensverträge mit den europäischen Verbünde- ten Hitlers, welche die Grossen spätestens am 1. Mai einer Kon- ferenz der am Kriege gegen die Achsenmächte beteiligten Staa- ten vorlegen wollen, damit diese sie bestätigen. Es ist aber nicht unwahrscheinlich, dass auch über diese Friedensverträge eine Ver- ständigung erzielt wird, da es sich bei ihnen bis auf die Frage der italienischen Besitzungen in Afrika nicht um erstrangige poli- tische Probleme handelt. Auch die spanische Frage drängt zu einer Entscheidung. Hier wollen die reaktionären an- gelsächsischen Kreise und die katholische Kirche unbedingt ei- ne entschiedene Linksentwicklung verhindern, während die fort- schrittlichen Kräfte der ganzen Welt immer schärfer die Ausmer- zung des verbrecherischen faschi- stischen Regimes in Spanien for- dern. Wenn die Sowjetunion an ihrer unbedingten Ablehnung Francas nicht nur, sondern auch der monarchistischen Machen- schaften fest hält, müsste die Weltreaktion bald in Spanien eine schwere Niederlage erleiden. Bleibt in Europa das deutsche Problem, bei dessen Lösung man nicht weiter kommt. Noch immer ist man nicht zu der unbedingt fue un pals de bajos impuestos y que cuandö hizo uso del dumping tuvo que emplear distintos metodos, tales como la desvalorizaciön o la formacicn de car- teles industriales. Pero tales metodos pueden ser eliminaöos fäcilmente. Gada pals puede proteger su mercado interno del dumping, cada vez que sus intereses vitales se ven amenazados. En lo que respecta a los mereados mundiales, las Naciones Unidas podrän combatir el dumping de Alemania o de cualquier otra naciön. La cooperaciön internacional podrä borrarlo y es de notar que los pri- meros pasos ya han sido adoptados. En la certeza de que el dumping alemän puede ser contrarrestado, el suprimir en Alemania el 85 o el 90 por ciento de los productos que provienen de la industria, constituye un medio muy espurio de politica econömica. Nuestras conclusiones disiereii fundamentalmente de las de Mr. Baruch. Dispuesta la eliminaciön de las industrias belicas y puestas las principales industrias bajo el control internacional, nos declaramos por e) mantenimiento de las industrias alemanas. Cualcfuier otra soluciön aumentaria, antes de disminuir, los peligros que Mr. Baruch y todos deseamos evitar. D X'S ANDERE DEUTSCHLAND 5 notwendigen V ereinheitlicHung der Verwaltung oder zu einheit- lichen Grundsätzen für die Ver- waltung der verschiedenen Be- satzungszonen gelangt. Der ge- niale politische Karrikaturist Low hat kürzlich eine Zeichnung ver- öffentlicht, auf der vier Chirur- gen an verschiedenen Opera- tionstischen an Teilen eines Kör- pers herumoperieren. Darüber steht: „Was! Ihn zusammennä- hen? Man könnte auf den Ge- danken kommen, ihr wolltet den Patienten wieder gesund ma- chen r Solange man diese primi- tivste Voraussetzung des Wieder- zusammennähens zur Gesundung des Patienten nicht durchgeführt hat, muss das kranke und hun- gernde Deutschland ein Gefah- renherd körperlicher und morali- scher Ansteckung bleiben. Zugleich bleibt Deutschland solange ein Negativum in der hochpolitischen Frage der Zer- reissung Europas in zwei feind- liche Hälften mit dauernder Kriegsgefahr oder des Zusam- menschlusses der westlich der russischen Machtsphäre liegen- den Staaten zu den Vereinigten Sozialistischen Staaten Europas, die in besten Beziehungen zur Sowjetunion den Frieden und den Aufbau Europas, gewährleisten könnten. Diese von uns seit jeher vertretene Forderung wird neu- erdings auch in steigendem Ma- sse von den sozialistischen und entschieden demokratischen Krei- sen Europas verfochten. Solange sie nicht erfüllt wird, können die Moskauer Abmachungen und die in Aussicht gestellten Friedens- verträge nur eine unzulängliche Stabilisierung Europas bedeuten, nur einen modus vivendi, der nicht die Gewähr der Dauer in sich trägt. Vorderasien Während aber in Europa we- nigstens eine gewisse Verständi- gung erreicht worden ist, gilt das Gleiche nicht von Vorderasien. Wenn England seine Position auf dem Balkan bis auf das — für die Dauer nicht zu haltende Grie- chenland — räumen musste, so befindet es sich auch in Vorder- asien in schwieriger und bedroh- licher Lage. In dem schon vor dem ersten Weltkrieg von Russ- land und England umkämpften Iran unterhöhlt Heute die Sow- jetunion Englands Macht und be- droht damit die wichtigsten eng- lischen Petroleum-Produktior.s- stätten. Zugleich erhebt - die Sowjet- union die alte russische Forde- rung nach freiem Ausgang zum Mittelmeer durch Beherrschung der Meerengen. Vorbei sind die Zeiten des Krim-Krieges und des Berliner Kongresses, als von Eng- land geführte Koalitionen die Türken schützen und den Russen den Weg verlegen konnten. Auch hier wird die Sowjetunion ihren Willen über kurz oder lang durch- setzen. Damit aber wird das eng- lische Imperium an seiner emp- findlichsten Stelle getroffen. Bei seinen Abwehrbemühungen findet England nur laue oder gar keine Unterstützung von Seiten der Vereinigten Staaten. Der amerikanische Monopolkapitalis- mus hält die Gelegenheit für günstig, die Engländer aus ihrer wirtschaftlichen Vormachtsstel- lung in Asien zu verdzängen. Die Bedingungen, unter denen Wall- street der finanziellen Unterstüt- zung Englands zugestimmt hat, bedeuten einen schweren Schlag gegen die Vorzugsstellung Eng- lands innerhalb seines Impe- riums. Zugleich dient der mit ethischen Argumenten in USA geführte Feldzug für che Freiheit der Kolonialvölker den Forderun- gen des amerikanischen Kapitals nach offenen Märkten. Die engli- sche Arbeiterregierung aber ver- mag nicht die durch die Ent- wicklung überholte rite imperia- listische Politik durch eine gross- zügige neue Konzeption zu erset- zen. Durch ihr Vorgehen in Pa- lästina und in Java enttäuscht sie vielmehr schwer die Erwartun- gen, mit denen sie begrüsst wur- de, und verscherzt sich die Sym- pathie^ ohne die Lage Englands irgendwie zu verbessern. Der Ferne Osten Voller Konfliktstoffe ist auch die Situation im Fernen Osten. Hier hat England den Vereinigten Staaten den Vorrang in der Aus- einandersetzung mit cer Sowjet- union überlassen. Die Moskauer Konferenz hat den Forderungen Stalins nach Mitbestimmung in Japan nur in bescheidenem Masse Rechnung getragen. Offenbar su- chen die Vereinigten Staaten sich für künftige Möglichekiten den massgebenden Einfluss in Japan, zu sichern. Korea, dessen politisch erwach- ter Bevölkerungsteil, seit langem Unabhängigkeit und Freiheit fordert, vertauscht die japani- sche Herrschafts mit einem rus- sisch-amerikanischen Kondomi- nium. Das Versprechen,, mit Hü* fe dieses Kondominiums das Land, auf den Weg dar Demokratie und der Selbstregierung zu führen, wird von den Koreanern nicht ernst genommen. Sie fühlen sich in ihren Hoffnungen betrogen und antworten mit Streiks und bewaffneter Erhebung. In Wahrheit handelt es sich bei der Verwaltung Koreas durch ei- ne gemischte Kommission natür- lich keineswegs um das edle Ziel der Erziehung der Koreaner zur Demokratie, vielmehr um ein Kompromiss zwischen der Sow- jetunion und den Vereinigten Staaten, der keine Möglichkeiten der Dauer, aber viele Möglich- keiten zu Reibereien und Konflik- ten in sich schliesst. Dasselbe gilt für China. Die Sowjetunion hat ihre Stellung durch die endgültige Angliede- rung der äusseren Mongolei kon- solidiert. Ob der Versuch, den Bürgerkrieg zu beenden von län- gerer Dauer sein wird, ist sehr fraglich. Jedenfalls werden — mit oder ohne offenen Bürger- krieg — der russische Einfluss, gestützt auf das kommunistische China, und der amerikanische Einfluss, gestützt auf die Chung- king-Regierung, sich weiterhin in China bekämpfen mit der dau- ernden latenten Gefahr des offe- nen Zusarumenstosses. Auch hier hat die Sowjetunion die besseren Trümpfe in der Hand. Einmal grenzt sie mit stärkster strategischer Position an China, wogegen Japan in der Hand von USA doch wohl kein ausreichendes Gegengewicht darstellt. Zum anderen ist es der Sowjetwirtschaft nicht um die wirtschaftliche Ausbeutung, viel- mehr um den wirtschaftlichen Aufbau eines sich zum Sozialis- mus entwickelnden China zu tun. Viel stärker als bisher kann dis Sowjetunion heute das Leninsche Programm der Vereinigung des Kampfes des ausgebeuteten Pro- letariats mit dem Emanzipatlons- 6 DAS ANDERE BEUTSCHI AND kämpf der unterdrückten Völker in die Praxis umsetzen. Wahr- scheinlich wird das zum Charak- teristikum der Entwicklung in Asien in den nächsten Jahrzehn- ten werden. Schon hat Gandhi, der geistige Führer Indiens, die baldige Unabhängigkeit Indiens in Aussicht gestellt, schon hat der Sozialist Nehru, der politische Führer der indischen Freiheits- bewegung, vom unvermeidlich bevorstehenden Krieg Asiens und dem sicheren Ende des britischen Imperialismus in Asien gespro- chen. Gewiss ist, dass sich in Asien Entwicklungen verbereiten, die das politische Gesicht der Welt von Grund aus verändern [werden. Die Konferenz der Vereinigten Nationen In solcher Situation ist in Lon- don die neue Liga der Vereinig- ten Nationen zusammengetreten. Die einleitenden Reden verhehlen Jeder, der in dem zweiten Welt- kriege nichts anderes als den Kampi zwischen Ideologien, zwischen Gut und Böse gesehen hat, muss sich ver- wundert fragen, warum nicht jetzt, nach dem hundertprozentigen Siege der einen Seite, der ersehnte Glücks- zustand für di Völker und den Ein- zelnen anbricht. Weit davon entlernt, sehen wir in aller Welt, selbst in den Ländern, die an dem Ringen nicht teilgenommen haben, Streiks, laten- ten Bürgerkrieg, steigende Unruhe und Suchen nach neuen Wegen. Die Krise, die zum Faschismus und in dessen Gefolge zum Krieg führte, geht unabgeschwächt weiter und hat sich ausgewachsen zu einer Weltkrise. ,Wo liegen ihre Ursachen und wie sind sie zu beseitigen? Einen wertvollen Beitrag zu dieser Frage liefert das jüngst erschienene Werk „Der moderne Staat" des Tu- cumaner Universitätsprofessors Silvio Frondizi, das besonders dadurch in- teressant wird, dass es aus den Krei- sen der sogenannten akademischen .Wissenschaft kommt, deren eigentli- che Aufgabe es ja immer ist, das herrschende System „wissenschaft- lich" zu untermauern. Wenn selbst diese Wissenschaft heute nicht mehr umhin kann, Kritik zu üben und an den Fundamenten zu rütteln, zeigt das den hohen Grad des Anachro- nismus der bestehenden Ordnung, denn „ die Eule der Minerva beginnt erst in der Dämmerung ihren Flug". Die Frondizische Analyse ist frei von den üblichen Banalitäten, nach denen der Staat der Hüter einer ab- strakten gesellschaftlichen Ordnung usw. ist. Der moderne Staat, gebo- ren in der französischen Revolution, hat für ihn einen scharf abgegrenz- ten ökonomischen und ideologischen nicht den Ernst der Lage, beto- nen vielmehr die Verantwortung der Konferenz und mahnen zu grössten Anstrengungen für Frie- den und Wohl der Welt. Aber was kann die Konterenz, selbst wenn man den besten Wil- len voraussetzen wollte, positiv leisten, wenn jede der Weltmäch- te durch ihr Veto einen Beschluss verhindern kann; wenn die Regie- rung von Iran nicht wagen darf, die iranische Frage vor die Kon- ferenz zu bringen, weil dann der russisch-englische Gegensatz so offen zum Ausbruch kommen würde, dass gleich zu Beginn Konferenz und Liga torpediert werden könnten. Und drohend fällt der Schatten der Atombombe auf die erste Welt-Konferenz. Die neue Staatenliga — so sagt man richtiger als Völker] •- ga — ist zwar weltumfassender als die erste, aber sie ist doch nur von Fritz Reinhardt Inhalt, den er „die drei Freiheiten" nennt. Die Freiheit, der höchste Wert für jeden bewusst lebenden Men- schen, war die erste und wichtigste Parole der französischen Revolution. Ihr Sieg brachte diese Freiheit für die gesamte westliche Welt nach drei Richtungen: ökonomisch, politisch und geistig. Die erste aber blieb die ausschlaggebende und bestimmende, aus der sich die anderen beiden nur ableiten, durch die sie aber auch be- grenzt und im Notfall sogar aufge- hoben werden. Diese berühmte Freiheit, von der Anatoll France einmal sagte, dass bie dem Reichen wie dem Armen glei- cherweise gestatte, unter Eisenbahn- brücken zu nächtigen, kann nun die wachsenden Produktionskräfte nicht meistern und führt ^u dem wirt- schaftlichen Krisenrhythmus des „bourgeois-liberalistischen Staates", wie ihn Frondizi nennt, und schliess- lich zu der Dauerkrise, in der wir uns befinden und von der Kriege, Faschismus und Revolutionen nur Erscheinungsformen sind. Entsprechend der Rangordnung, die die Bourgeoisie den drei Freiheiten gibt, verteidigt sie die ökonomische mit Zähnen und Nägeln und hebt die anderen auf, sobald sie die erste be- drohen. Die so geschaffene Form ist der Faschismus, eine vom Kapital ge- ien die vordrängende Arbeiterklasse mit dem Ziele der kapitalistischen Frofitsicherung geschaffene Staatsor- ganisation. „Der totalitäre faschisti- sche Staat ist die kapitalistische Ant- wort auf das russische Experiment". Die Bourgeoisie hat längst aufgehört, fortschrittlich und wirklich freiheits- ein zartes Kindlein, mit dem man sehr behutsam umgeht, damit es nicht eines frühen Todes stirbt. Sie kann nur so viel Kraft und Wirksamkeit erhalten, wie der Friedens- und Zukunftswille der Völker ihr einhaucht, wie sie mit anderen Worten aus einer Staa- tenliga zu einer Völkerliga wird. Dass in der Moskauer Konfe- renz ein gewisser Ausgleich er- folgt ist, dass die schweren Ge- gensätze und Konflikte der Welt- mächte zur Zeit gedämpft wor- den sind und man nach weiterer Verständigung strebt, gibt den Völkern, gibt vor allem der or- ganisierten Arbeiterschaft der Welt und damit der neuen Welt- liga eine Chance. Sie ist nicht gross, aber alles sollte getan werden, um sie aus- zunutzen zur Verhinderung einer neuen Katastrophe und zur Be- friedung unserer aus tasend Wun- den blutenden Welt. liebend zu sein. Es hängt lediglich von dem jeweiligen Stande der so- zialen Entwicklung ab, ob sie die „Freiheit" verteidigt oder selbst be- seitigt. Der scheinbare Widerspruch ergibt sich daraus, dass die Freiheit als solche nicht unteilbar ist, sondern die erwähnte Dreiheit darstellt. Der herrschenden Klasse liegt stets nur an der ökonomischen, d. h. der zur Ausbeutung. Wie einst die franzöische, so lei- tete jedoch auch die russische Re- volution "von 1917 eine neue Ge- schichtsepoche ein, in der die Staats- gewalt aus den Händen der Bour- geoisie in di" der breiten Volksmas- sen - bergeht. In Erkenntnis der ver- hängnisvollen Rolle der ökonomischen Freiheit, des wesentlichsten Inhalts des kapitalistischen Staates, hebt sie aber im Uebereifer nicht nur diese, sondern auch die politische und gei- stige auf. Das widerspricht dem Ge- fühl des westlichen Menschen. Der konstruktive Teil in Frondizis kriti- schen Werk gipfelt darum in dem Vorschlag, die Rangordnung der drei Freiheiten umzukehren. Unantastbar muss die geistige bleiben, die politi- sche nur insofern, als sie sich aus dieser ergibt, die ökonomische aber muss als anachronistisch im Interes- se der Lösung der Weltkrise geopfert werden, mit anderen Worten, die Wirtschaft muss aus einer privaten Funktion eine gesellschaftliche wer- den. Bemerkenswert ist, dass Frondizi wiederholt seine Gegnerschaft zum Marxismus betont, also auf ganz an- derem theoretischem Wege zu ähnli- chen Schlussfolgerv.ngen wie dieser gelangt, ein Beweis mehr, dass es aus der Sackgasse nur einen einzigen wirklichen Ausweg gibt. IE D DAS ANDERE DEUTSCHLAND 7. RECHTS- UND LINKST ENDENZEN IM DEUTSCHEN KATH OLIZISMUS 1 Einfluss Faulhabers Es müöö betont werden, dass, ob- gleich de Naziuntergrunaocwegung tiiie ernste Gefahr isü die reaKtio nai'o Untergrundbewegung gerade jetzt eine noch viel ernstere Gefahr bedeutet. Wir wollen uus an d eser Stelle einmal mit der Pontik des Kar- dinals Michael v. Faulhaber befassen. Er war es. der die ant demokratische Politik der verflossenen bayrischen Regierung beeinflusste. Er riet den Priestern, d-e Zusammenarbeit rö- misch-katholischer Elemente mit den linken Antifaschisten zu verhindern. Er m ssbrauchte seine hohe Stellung in der römisch-katholischen Kirche, um diese zu einer Freistätte für Na zis zu machen. Er richtet zur Unter- stützung verhafteter Nazis wohltätige Sammlungen ein. Auf Befehl ihrer kirchlichen Be- hörde arbeiten nicht wenige Priester gegen die Potsdamer Beschlüsse, nach denen alle Nazis is öffentli- chen und privaten Aemtern entfernt werden müssen. Sie sind überzeugt, dass die Verdrängung dieser Nazis Deutschland in den Abgrund des Kommun smus stürzen würde, und dass diese Funktionäre viel zu schade sind, um arbeitslos zu sein oder zu Aufräumungsarbeiten in den zer- bombten Städten verwandt zu wer- den. Briefe von Faulhaber sind im Besitz der A. M- G., in denen er sich für bedeutende Nazis einsetzt und um Schutz für sie bittet. Dass römisch-kathol sehe Bischöfe versuchen, ihre Kirche zu einem Asyl für jede Art deutscher Reaktion zu machen, ist eine akute Gefahr und arbeitet der Nazuntergründbewe- gung und ihrer sehr intensiven Ge rüchtepropaganda in die Hände. Sie arbeiten im Geist des ., Brooklyn Talles, des -.Monitor" von San Fran- cisco und der katholischen deutsch- sprachigen Presse in U. S. A., die eine blut'ge Feindschaft zwischen den Katholiken und den Kommunisten in Deutschland erhoffen und dazu anrei- zen. 2. Das Erwachen der deutschen Katholiken Ich bin glücklch, berichten zu können, dass die deutschen Katholi- ken in den letzten Wochen begonnen haben, solch reaktionärer Tätigkeit energ sehen Widerstand entgegenzu- setzen. In Ost- und Mitteldeutschland sind Millionen von Katholiken in der Vierparteien.Vereinigung vertreten, die Kommunisten, Sozialisten, Libe- rale und Katholiken umfasst. Die vereinigten Gewerkschaften zählen in diesem Bezirk auch viele Katholiken zu ihren Mitgliedern, und ihre Füh- rerschaft, die Männer aller Bekennt- nisse und aller Parteien umfasst, ar- beitet harrnonsch zusammen. Dieser Prozess greift jetzt hinüber in die amerikanische Besatzungszone. Der bekannte Katholische Journalist Wilheim K. Geist, tiauptherausgeoer der ,.Frankfurter Runcuschau", ener Zeitung, die in der Stadt erscheint, die das Hauptquartier aer A. M. G. beheroergi, hat soeben einen Artikel m t der Ueberschrift „Ich spreche als Katholik" veröffentlicht, indem er darin den Brief eines Geistlichen von hohem Rang beantwortet, der ihm vorw-rft. mit kommunistischen und sozialistischen Herausgebern zu ar- beiten, macht Gerst eine Feststellung von weitreichender Wicht gkeit: „Ich als Katholik habe nebst vie- len anderen Katholiken und Prote- stanten, mit Sozial sten und Kommu- nisten eine gemeinsame Grundlage auf folgenden drei Punkten beruhend, gefunden: 1.) Gemeinsame antifa- schistische Haltung, 2.) Gemeinsamer bedingungsloser Glauben an die De mokratie, 3.) Vereinte Forderung nach einer Oekonomie, die sich ausschliess- lich auf das Wohl des Volkes richtet, ohne Rücksicht auf kapitalistische Interessen. Jene Kreise, katholische sowohl wie andere — die noch von der Nazi- propaganda infiziert sind, können mit meinen Auffasf/ungen nicht überein- stimmen. Aber diese Leute sind nicht gee'guet, Deutschland neu zu gestal- ten." Während der letzten Wochen Bind in der früheren Bayrischen Volks IN DER RUSSISCHEN ZONE i I Eine kleine Gruppe amerikani- > 1 scher Journalisten, die kürzlich ei- £ > ne 8 Tage dauernde Studienreise < > durch die von den Russen besetzten < > Teil Deutschlands machen kenn- i 5 ten, gaben über ihre Beobachiun- 5 i gen Berichte, die nach den vorher- > ( gehenden Gerüchten nicht anders > ( als sensationell wirken konnten. S ? Aus ihnen wurde u. a. ersichtlich, < ? dass trotz des Abtransports ganzer < > Fabriken auf Reparationskonto l > durch die rote Armee der Industrie!- 5 < le Wiederaufbau in der russischen > < Zone weit stärker fortgeschritten S < ist als in den westlichen Gebieten, s < Die Produktionszahlen die genannt < f wurden, waren 80 o|o für die rus- c > sische und nur 18 o|o für die ame- < > rikanische Zone. Ausser der radi- > S kalen Landreform, über die an an- > s derer Stelle dieser Ausgabe bericht S s tet wird, haben die Russen offen- < < bar keinerlei Sozialisierungsmass- < ? nahmen durchgeführt, soweit es < > sich nicht um Fabrikbesitzer han- < > delte, die für die Nazis tätig ge- > l wesen waren. Das Verhalten der 5 s russischen Besatzungstruppen wur- 5 < de als gut, die Ernährungslage als < < nicht schlechter als in der ameri- < i kanischen Zone bezeichnet. (Mit < ^ dem Unterschied, dass in der rus- j ) stechen one jeder Braunkohlen für 5 l den Haushalt zugesprochen de- j S kommt). ; partei, einer Massenorganisation süd- deutscher Katholiken, scharfe Me- li ungsVerschiedenheiten zutage getre- ten. Die reaktionäre Politik von tichäf ier. Faulhaber und Scharnagel, wel- che hoffen, unter den Alliierten eine Spaltung herbeiführen zu können und. gegen die Linke kämpfen, hat Em- pörung in den Reihen der eigenen Anhänger hervorgerufen. Viele bay- rische Katholiken sind entschlossen, den Vorschlag des kommunistisch- sozialistischen Blocks anzunehmen und eine gemeinsame antifaschisti- sche Front zu bilden. Es ist durchaus kein Zufall, dass eine Anzahl katholischer Antifaschi- sten das oben erwähnte Memorandum unterzeichneten, das die Legalisierung der antifaschist sehen Parteien for- dert. Unter ihnen befand sich der be- kannte Pater Rupert Mayer. Man braucht kein Prophet zu sein, um eitle Zersplitterung des deutschen Katholzismus vorauszusagen, wenn seine reaktionären Führer ihren Kurs nicht ändern. Die schlimmen Erfah- rungen durch den Naziterror haben eine Anzahl kathol scher Führer da- hin gebracht, die opportunistischen Methoden des alten Zentrums und der bayrischen Volkspartei zu verab- scheuen. Sie werden ermut'gt werden durch die Haltung vieler amerikanischer Offiziere und Männer, die im Sinne der kürzlich in Frankfurt abgehalte- nen Konferenz höherer Offiziere der amerikanischen Militärregierung han- deln. Auf dieser Konferenz verwarf General Eisenhower die Ansicht jener Obersten, die dazu neigten, die Na- zis wegen ihrer „Fähigkeit und Un- entbehrlichkeit" in ihren Aemtern zu belassen. Eisenhowers strenges Be- stehen auf der vollständigen Entna- zifizierung ist für v ele Amerikaner in ganz Bayern ein Stimulans, sich der Nazis und ihrer Komplizen zu ent- ledigen, und es war die Ursache des Zusammenbruchs der Schäfferregie_ rung. Im August und September be- gannen viele jüngere amerikanische Offiziere, die Faschisten rücksichts- los auszumerzen und den demokrati- schen Elementen zu helfen. Ihre Tä- tigkeit wird ihnen den Hass der deut- schen Reaktion eintragen, aber wird ihnen gleichzetig die Zuneigung der Erbauer des zukünftigen Deutsch- lands sichern. In den kommenden Monaten wird sich der Kampf zwischen deutscher Reaktion und deutschen Demokraten, denen es endlich erlaubt ist, eigene Parteien zu bilden, beträchtlich ver- schärfen. . ist gut zu wissen, dass es ausser den reaktionären Militärs, die gegen die fortschrittlichen Deut- schen konspirieren, auch aufrichtige amerikanische Demokraten gibt, deren Politik sich verpflichtet, das Ansehen des Landes eines Abraham Lincoln und Franklin Roosevelt zu heben. (Albert Norden in ,,The Protestant" ©ktober 1945) DAS ANDERE DEUTSCHLAND Benedikt Kautsky gegen Camille Huysmans Camilla Huysmans spricht eine „Warnung vor Deutschland" aus. Es ist keine Frage, dass seine Worte dem Gefühl weiter Kreise entsprechen — aber eben einem Gefühl, und nicht immer durchdachten Ueberlegungen. Auch Huysmans unterlässt es, seine Warnungen zu konkretisieren; er be- schränkt sich auf den Rat, „den Deutschen den Meister zu zeigen" und „weder in das russische noch in das andere Extrem" (.nämlich _ das des Fraternisierens) zu verfallen. An- gesichts der Vieldeutigkeit dieser Worte, sei es nur gestattet, das Pro- blem ein wenig schärfer zu fassen; ich hoffe, mich mit meinen Gedan- kengängen nicht allzuweit von Huys- mans zu entfernen. Die erste Frage, die es zu beant- worten gilt, ist die einer Kollektiv- verantwortlichkeit des gesamten deut- schen Volkes für die Scheußlichkei- ten des Nazismus, mit anderen Wor- ten, die nach dem „anderen Deutsch- land", Es ist ein innerer Widerspruch, Hitler und seiner Bande den Prozess ZU machen, weil sie die Mehrheit des deutschen Volkes vergewaltigt haben und gleichzeitig dieses ganze Volk für Hitlers Untaten verantwortlich zu machen. Wenn die Gegner Hitlers in Deutschland nur eine bedeutungslo- se Minorität gewesen wären, dann würden wir nachträglich Hitlers SAachtanspruch rechtfertigen; dann wäre es nicht nur das Recht, son- dern die Pflicht jedes Demokraten und Sozialisten, ein Strafgericht über das gesamte deutsche Volk zu for- dern. Ich glaube aber, dass niemand die- se Forderung stellen wird, weil er zu- geben muss, dass Hitler auf demokra- tischem Weg nie zur Macht gekom- men wäre, sondern nur mit List und Gewalt, wobei er sich nicht nur der Duldung, sondern der tätigen Mit- wirkung mächtiger ausländischer Kapitalistenkreise erfreuen konnta. Man kann wirklich gespannt sein, o'> auch über diese Frage in Nürnberg gesprochen werden wird. Huysmans hat vollständig recht, wenn er sein Erstaunen über H u - genbergs Tätigkeit für alliier- te Kreise ausspricht. Zweifellos hätte er eher auf die Anklagebank in Nürnberg gehört. Ich gehe sogar noch weiter. Ich war wirklich ver- blüfft, den Namen Severings wieder zu vernehmen als eines Mit- arbeiters der englischen Besatzungs- behörden. Diese Vertreter einer längst vergangenen Epoche sollten verstehen, dass sie nicht mehr in diese Zeit gehören, auch wenn man ihnen die besten Absichten zubilligt. An diese Namen knüpfen sich zu viel der bittersten Erinnerungen, als dass sie nicht aufs neue Debatten herauf- beschwören müssten, die das ohne- hin schon schwierige Arbeiten noch schwieriger machen. Aber es scheint das eine Eigentümlichkeit aller Be- satzungsbehörden zu sein, an bekann- te Namen der Vergangenheit anzu- knüpfen; die Russen haben Herrn Gerhart Hauptmann die Oeffentlichkeit verschafft, deren die- ser eitle Schwächling bedarf, um sich zum vierten Mal „auf den Boden der Tatsachen" zu stellen. Aber sind das wirklich die einzigen Vertreter des „andern Deutschlands'1 ? Ich bin überzeugt, die belgischen Ka- meraden aus Buchenwald werden es ebenso bezeugen, wie wir Oesterrei- cher, dass die deutscn ;n politischen Häftlinge — und zwar, wie ich mit besonderer Freude hier hervorheben kann, nicht nur die sozialdemokra- tischen, sondern auch die Vertreter der anderen proletarischen Parteien, besonders der Kommunisten, sowie die freilich nicht sehr zahlreichen bürgerlichen Demokraten — ihre in- ternationale Pflicht den Ausländern gegenüber voll erfüllt haben. Diese politischen Gefangenen aus den Kon- zentrationslagern und Zuchthäusern bilden heute den Kern der neuen deutschen Verwaltung. IHNEN GILT ES ZU HELFEN. Dazu gehört freilich, wie Huys- mans selbst betont, dass sich die Alliierten über eine Politik einigen, denn ohne eine solche ist keine pro- duktive Arbeit möglich, und die an sich viel zu schmale Schicht der ge- eigneten Mitarbeiter der Besatzungs- behörden nützt sich physisch und mo- ralisch in einem aussichtlosen Kampf ab. Wie kann eine solche Politik aus- sehen? Hier kann ich nicht mehr als nur eine Andeutung ihrer Grundzüge ge- ben. Aber eines muss hervorgehoben werden — und nier unterscheide ich mich von Huysmans: ohne Industrie gibt es keine vernünftige Lösung der deutschen Frage, Dass jeder gestoh- lene Gegenstand an seinen ursprüng- lichen Eigentümer zurückgegeben werden muss — ohne Rücksicht auf wirtschaftliche Folgen — ist eben- so selbstverständlich, wie die völlige Vernichtung der Rüstungsindustrie. Aber so töricht es wäre, wollte man die Schwierigkeiten der Abgrenzung zwischen Rüstungs- und Nichtrü- stungsindustrien übersehen, ebenso falsch wäre es, die Unmöglichkeit einer wirksamen Kontrolle der In- dustrie zu behaupten. Tanks, Flug- zeuge, Atombomben sind keine Ge- genstände, die sich im Geheimen fa- brizieren lassen; die sogenannten Ge- heimrüstungen Deutschlands waren in Wirklichkeit aller Welt, vor allem den alliierten Generalstäben, bekannt - — nur wotlte man sie nicht kennen. Darum darf es keine Kontrolle wie nach 1918 geben, sondern eine wirk- samere. Warum enteignet man nicht die gesamte deutsche Industrie und übergibt sie einer internationalen Verwaltung? Wer hat Interesse an der Aufrechterhaltung des kapitalisti- schen Privateigentums? Die deutsche Arbeiterklasse gewiss nicht. Ihr geht es darum, Beschäf- tigung zu finden, die sie ohne Indu- strie in Deutschland nicht finden kann. Wie stellt man sich vor, etwa 70 Millionen Deutsche auf einen Raum zusammenzupferchen, der gün- stigstenfalls 40 Millionen ein Aus- kommen sichert, wenn man die In- dustrie zerschlägt? Heute schon hat die Evakuierung der deutschen Ost- gebiete die bedenklichsten politischen Folgen — ich spreche absichtlich nur von diesen, denn die Frage der Menschlichkeit bedarf wohl keiner Erörterung —. Die Verschlechterung der Situation durch den Flüchtlings- strom droht die Verantwortlichkeit vollständig zu verschieben. Während die Alliierten ursprünglich der deut- schen . Bevölkerung sagen konnten: Ihr habt Eure Not selbst verschuldet; wir wollen wirtschaftlich nichts von Euch, aber seht zu, wie Ihr mit den Trümmern de-, Nazi-Regimes selbst fertig werdet — schiebt der deutsche Mann auf der Strasse die Schuld an seinem Elend jetzt den Massnahmen der Alliierten zu — und leider nicht ganz zu Unrecht. Was das für die Umerziehung Deutschlands bedeutet, bedarf keiner Betonung. Dieses Volk, das zwölf jähre einer hemmungslosen Propa- ganda ausgesetzt war, .. sieht die Nazibehauptungen von dem tiefen Elend nach dem deutschen Zusam- menbruch, von der Unvermeidlichkeit des Kampfes zwischen den Anglo- amerikanern und Sowjetrussland an- scheinend gerechtfertigt — und den Deutschen, die es aus seinen Träu- men reissen wollen, sind von den Alli- ierten die Hände gebunden. .. .ohne deutsche Arbeiterschaft aber wird es keine Demokratie in Deutschland geben, denn die Ge- schiente hat gezeigt, dass weder die Bourgeoisie noch das Kleinbürgertum, noch gar die Bauernschaft verlässli- che Stützen einer Demokratie gewe- sen sind. Das bedeutet keine nach- trägliche Rechtfertigung der Politik üer beiden proletarischen Parteien. Weder die Politik des „kleineren Ueoels", noch die hemmungslose Be- kämpfung der Sozialdemokratie, die die Kommunisten noch im November I&32 gemeinsam mit den Nazi strei- ten liess, dürfen heute vergessen wer- den. Zu schwer wiegen diese Fehler der Vergangenheit, als dass sie ein Anknüpfen an die Entwicklung bis 1933 gestatten würden. Aber die in der Illegalität, in Zuchthäusern und Konzentrationslagern dreifach ge- härtete Generation hat ein Recht darauf, als vollgültiges Glied der in- ternationalen Arbeiterbewegung an- erkannt zu werden. Dutras •Orden. Der neue Präsident von Brasilien trägt auf seiner beriten Brust neben anderen Auszeichnungen, auch das Grosskreuz von St. Gregor dem Grossen, das ihm der Papst ver- liehen hat, und das Eiserne Kreuz, das ihm der deutsche Gesandte am 25. April 1940, also etliche Zeit vor dem Eintrit Brasiliens in den Krieg gegen Nazi-Deutschland, im Namen Hitlers „für Dienste von ausseror- dentlicher Wichtigkeit", überreicht hat DAS ANDERE DEUTSCHI AND 9 DIE VERSCHWOERUNG VOM 20. JULI 1944 „Die volle politische ßedeuung der Ereignisse des 20. Juli 1944" beginnt erst allmählich ans Tageslicht zu dringen", mit diesen Worten fängt ein idericht an, den die „Neue Züri- cher Zeitung" am 22. X. 1945 über die Vorgänge veröffentlicht hat, die mit dem missglückten Hitlerattentat am 20. Juli 1944 ihren unglücklichen Abschluss fanden. Der Bericht casiert auf einem Ar- tikel des Bischofs von Chichester, den dieser auf Grund seiner Beziehungen zur deutschen Verschv/örung veröf- fentlicht hat, um der von der Regie- rung Churchill verbreiteten Legende die Wahrheit entgegenzusetzen. Danach reichen die Anfänge der Verschwörung bis zum- Kriegsbeginn zurück. Schon damals fanden Reisen ins Ausland statt, um dort Fühlung zu nehmen. Ende Mai 1942 hatten dann Dr. Schönfeld und Dr. Bon- höffer in Schweden mit dingung übergeben, dass das jüdische Grosskapital unangetastet bleiben müsse. Heute, nach 13 Jahren, wird es schwer sein, die Geldgeber in C. S. A. zu ermitteln Aber die Herren Baruch und Morgenthau verfügen über einen derartigen Einfluss in Wallstreet, dass es möglich sein müsste, die Schuldigen festzustellen. Sie müssten als Hitlers Geldgeber ebenfalls auf die Kriegsver- brecherliste kommen. Im folgenden 2. Fall sind die Geldgeber festgnägelt. Ich war, kurz nach dem ersten Wahlsieg Hitlers, Gast bei der Reichs- wehr. Als Vertreter der Industrie nahm auch der General-Direktor der Ober- schlesischen Zement-Werke teil. Während der Unterhaltung fragte der präsidierende Oberst den Herrn: ,,Nun. Herr General-Direktor, was sagen S'ls nun zu dem Siege ihrer Freunde?'1 Hoffmann antwortete: ,.Grossartig, grossartig, Herr Oberst!" Dei Oberst: „Aber was werden Sie nun sagen, wenn die Freunde die Rechnung präsentieren, Sechs-Stundentag, 10.000 Mark Jahres-Höchsteinkom- men usw.?' Hoffmann: ..Aber Herr Oberst, dies waren doch alles nur Wahlphrasen! Glauben Sie, wir hätten Hitler Geld gegeben, wenn er nicht Bindungen eingegangen wäre!' Der Oberst: „Also mit Lug und Trug ist die Badne In den Wahlkampf gegangen, alles nur Schwindel! Nun, ich beneide Si enicht um diese Bundes- genossen Pfui Teufel!" Die Zement-Fabriken gehörten zu den Ost-Werken und diese zu dem SchuHheiss-Patzenhofer-Konzern. Es wird für die Aktionäre im Exil eine Freude sein zu hören, dass mit ihrem Gelde Hitler zur Macht kam, dass sie ihren Hinauswurf und den Tod von Millionen Glaubensgenossen mitverschu- det haben. in. Einheitsfront! Ich hatte in Prag den Ehrgeiz, alle sozialistischen Gruppen unter efnen Hut zu bringen. Freidenker, Neu-Beginnen, S. A. P. und alle nlchtbesoldeten Mitglieder 10 DAS AND ER F DEUTSCHI AND der S. P. D. schlössen sich zusammen. Es wurden Vorträge gehalten. Pro- gramm- Entwürfe diskutiert und so die zwangsweise arbeitslosen Genossen von der Strasse wegebracht. unterhalten und geschult. Ich wollte auch die Kommunisten zur Mitarbeit gewinnen. Durch den Vertreter von Neu-Beginnen, kam ich einige Male mit frühe- ren Funktionären der I<. P. D. zusammen. Mein Vorschlag fand verständnis- volle Aufnehme und Insbesondere eine sehr gebildete Berliner Genossin ver- sprach volle Unterstützung. Eines Tages wurde ich wieder nach dem Sitz der K. P D. - Zentrale fast im Aussenbezirk an der Moldau gelegen, bestellt. Ich sollte mit dem Leiter der Zentrale persönlich verhandeln. Es war in der 6. Abendstunde und begann z udunkeln, als ich das Haus betrat. Man empfing mich ferundschaftlich in den hellerleuchteten Räumen und hiess mich einen Moment warten, da der Vorsitzende der Zentrale besetzt sei. Dann führte man mich in ein vollkommen dunkles Zimmer, man nannte meinen Namen und liess mich an der Tür stehen. Aus der Ecke des Zimmers erscholl nun eine Stimme, die Person nicht einmal in den Umrissen erkennbar: ..Also Sie sind der Mann, der mit meinen Genossen über eine gemeinsam. Kampffront verhandelt hat. Schliesst Euch uns an und die Einheitsfront ist hergestellt." Böse'Zungen behaupten, dass dieser unbelehrbare Groasknnf heute einer der führenden Männer beim ,,Freien Deutschland" in Mexiko sei. .....Vielleicht kennt ihn Herr Paul Merker? Ich nicht! IV. Der Zweck heiligt die Mittel Prinz Hubertus von Löwenstein kam auf seiner Fahrt von Prag nach Ti- rol, wo ihm hohe kirchliche Würdenträger ein Schloss als ETuigrations-Sitz zur Verfügung gestellt hatten, durch Kaplitz in Süd-Böhmen. meinem \Yn'>n- «ltz, und machte Halt, um dem Berliner Gauleiter des Reichsbanners einen Besuch abzustatten. Man holte auch mich, ume seine ..prinzliehe Hoheit'1 ken- nenzulernen. Das Gespräch kam auf die Vorgänge beim Februar-Putsch in Wien und ich frug den Prinzen nach seiner Meinung. Der Prinz sagte darauf, dass er den Stände-Staat für Oesterreich als die richtige Verfassung ansehe. Von mir gefragt, wie er eich mit dieser Gesinnung ins Reichsbanner ver- laufen habe, antwortete er: ..Ich ging ins Reichsbanner und habe dort die Führung der Jugend über> nommen, um zu verhindern, dass diese im sozialistischen Sinne e^o^m v. erde " Kommentar überflüssig! Ya*iÄ1mn d®n.?n' die von einer Zusammenarbeit mit den sogenannten Links- Katholiken träumen, zum Kachdenken. V. Demokraten! Ein hoher Funktionär des Reichsbanners wurde beauftragt bei vermö"«n- Le"ten eme Beihilfe *»r Beschaffung von Waffen für die arbeitsHse" Kameraden zu erbitten. _ Er kam zu einem reichen Bankler, trug sein Anliegen vor und verwies darauf, dass die anderen Mitglieder, des R. R wöchentlich eine Mark an die Kasse einzahlten, damit ihnen nach Jahresfrist eine Pistole gekauft werden w» ^er ^err ®ntnahm dem Schreibtisch das Scheckbuch, überlegte einen Mo- nennt und schloss es wieder weg. Aus der Brieftasche holte er nun einen 50 Markschein und reichte diesen dem Bittenden- Dieser iegte die reiche Spnede wieder auf den Tisch und bemerkte: Vielleicht kommt einmal die Zeit, wo Sie ihre heutige anBreamkeit be- »Td^inrtben?1* Wlrd die Arb™*ft raffen zur AbTehr braucht aus den'ßeSänden"!8, t XT.enlge Stunden "ach Machtübernahme f" V® ^standen der -Schwarzen" und der aktiven Reichswehr mit Pisto 1 g e statt et" 6 M i 1 i t är ^ ° n ® n " s *0 ^e n und Maschinen-Gewehren voHkommen der Reieh^we 1h- ln="p] h,i f' t , SOgcnannten Sport- und Arbeits-Bataillonen . .. " au. gebildet, stand eme Armee von übQr 1 Million Mann untf»- über Ung V°n ehemaligen Offizieren der waffenlosen Arbeiterschaft gegen- Wer konnte Widerstand leisten? wussten, so wurden zwar Gruppen verhaltet und prozessiert, aber ohne dass das Netz dadurch zerrissen wur- de. So wurden z. B. 250 Mitglieder d»r f ig. „Roten Kapelle", unter ihnen der frühere preussische Volksbil- dungsminister Grimme, schon im Jah- re 1942 vom Staatsgerichtshof verur- teilt. „Was am Bilde des 20. Juli in der westlichen Welt verdunkelt blieb, zu- nächst als Ergebnis der raschen und DER SOLDAT Es besteht eine erstaunliche Aehn- lichkeit zwischen den Soldaten aller Länder, wie gross auch die Unter- schiede der Gesellschaftsklassen sein mögen, aus denen sie hervorgingen. :Es könnte eine sehr wertvolle Un- tersuchung von einem Militärsach- verständigen angestellt werden, der in der Lage ist, den Waffendienst bei den verschiedenen Mächten zu ver- gleichen. Er könnte möglicherweise den Eindruck des Frontsoldaten be- stätigt finden, dass die Kinder des Lichts und die Kinder der Finsternis sich betrübend gleich sind, wenn sie unter der gleichen Sonne die gleichen Wunden, das gleiche Elend oder den gleichen Tod erleiden.) Der Mann, der in den Waffendienst seines Landes eintritt, wird der „Bürger" einer to- talitären Gesellschaft. Diese Gesell- sehnst. Gründet sich aui absolute Au- torität, unterstützt durch , Bedrohung mit dem Tode in vieler Gestalt. Diese Grundtatsache ist, wie mir scheint, von fast allen Schriftstellern vernach- lässigt worden, die sich mit dem vor- liegenden Gegenstand befasst haben. Diese Vernachlässigung ist mindestens zum Teil aus dem. wahrscheinlich aus der amerikanischen Vergangenheit überkommenen Gefühl heraus ent- standen, dass der Krieg etwas „Vor- übersehendes" ist. ein Unwetter, das ausgehalten werden muss. Die frühe- ren Kriege Amerikas haben nur kurz gedauert. Die für den Kampf erfor- derlichen Truppenorganis*tionen wa- ren gewöhnlich aus dem Stegreif zu- sammengestellt — kurz, die Wirkung auf die Gesellschaft war gering. Wir Rind uns noch nicht der Besonderhei- ten des Lebens in einer hochorgani- sierten, alles durchdringenden totali- tären Gesellschaft, wie es das heutige Kriegsheer ist. bewusst, das jetzt lan- ge genug gedauert hat, um einige Spuren bei den Menschen zurückzu- lassen. die unter ihr gelebt haben." CAus „Politics" Oktober 1945). geschickten Propaganda von Goebbels, dann der Politik der Alliierten, ist der politische Sektor. Die illegal organi- sierte Arbeiterschaft war beteiligt und zwar ganz ohne Ansehen der Partei." Die Opfer, die nach dem missglück- ten Attentat fielen, geben Aufschluss darüber, dass MD verschiedensten Kreise beteiligt waren. Da sind die Sozialisten und Freigewerkschaftler von Harnack, Lobe, Leuschner, Oswald Wirsich, Schneppenhorst und K. Vogt; die christlichen Gewerkschaft- ler Letterhaus, Nikolaus Gross, Hein- rich Körner, Franz Leuninger; die Konservativen v. Tresckow. v. Witzle- ben, v. Stauffenberg, Grat York von Wartenburg. Graf Schwerin, Graf Moltkes; der Jesuitenpater Delp; Pastoren, Anwälte, Parlamentarier. - Churchill aber hat nach dem 20t Juli 1944 die Verschwörung-mit den Worten ab: „Die höchsten Per- sonen im Deutschen Reich bringen sich gegenseitig um". Mit dieser Lüge liess sich später besser Vansittartsche Rachepofitik zum Besten des Imperialismus betrei- ben. DAS ANDERE DEUTSCHLAND 11 ERICHTE AUS DEUTSCHLA BODENREFORM IN SACHSEN Nach einem Bericht der „Sächsi- schen Volkszeitung" wurden bisher 1.212 Güter mit mehr als 250.000 Ha Land unter 45.000 Kleinbauern und Landarbeiter aufgeteilt. Davon waren 109.000 Ha Wald. Durchschnittlich erhielt also jeder der neuen Grundbe- sitzer 5 Ha, von denen 2 Ha Wald sind. UND IN THUERINGEN Thüringen war, wie Vizepräsident Busse auf einer Konferenz in Eise- nach erklärte, von jeher das Land der Mittel- und Kleinbetriebe. Dennoch konnten auf Grund der Erhebungen 49"9 Güter über 100 Hektar mit ins- gesamt 134.334 ha Land aufgeteilt wer- den un dzwar an 15.369 Lnadlose und Kleinpächter und Umsiedler. 27 Gü- ter sind als Zuchtgüter erhalten ge- blieben. Güter von Nazisten und Kriegsverbrechern wurden bisher 272 mit rund 4000 Hektar erfasst und zur Verteilung gebracht; registriert und zur Verteilung vorgesehen sind noch 177 Höfe mit rund 3000 Hektar. ERNENNUNGEN Für den Hamburger Senat wurden 4 neue Senatoren ernannt und zwar der Vorsitzende der Freien Demokra- tischen Partei, Christian Koch, der Leiter der KPD in Hamburg, Friedrich Bettmann, der Leiter des Komitees für ehemalige politische Gefangene Franz Eitgers, sowie der Sozialdemo- krat Dr. Paul Nevermann, ein leiten- der Beamter der Sozialverwaltung. Der ehemalige Staatssekretär im Kabinett Brüning Dr. Hermann Pün- der wurde von der Britischen Mili- tärregierung zum Oberbürgermeister von Köln ernannt. Die Stadt Weimar hat weibliche Verkehrspolizei eingesetzt, um auch innerhalb der Polizei Fachkräfte für den Wiederaufbau frei zu machen, und um der Frau im Sinne der Gleich- berechtigung ein neues Tätigkeitsfeld zu erschlossen. BILDUNG S WESEN Der Rektor der Universität Berlin und die Studentische Arbeitsgemein- schaft forderten alle Studentinnen und Studenten, die sich immatrikulie- ren lassen wollen, zu einem Arbeits- einsatz von einem Monat auf. In Halle wurde eine Ingenieurschu- le eröffnet, die mit der Lehranstalt für Chemie eng zusammenarbeitet. Auch eine Fachschule für Landwirt- schaft hat ihre Lehrtätigkeit aufge- nommen. SOLIDARITAET GEGEN WINTERS- NOT heisst die Parole der vier antifaschi- stischen Parteien in Sachsen. In Leip- zig wurde eine Woche der Selbsthilfe zu einem grossen Erfolg. Täglich ar- beiteten 15 bis 20.000 Menschen frei- willig an der Reparatur von Häusern und der Wiederherstellung des städ- tischen Verkehrs. Die Landarbeiter des Gutes Knautheim verzichteten auf ihre Diputatmilch und stellen da- mit 200 Liter Milch für die Säuglinge der Stadt Leipzig zur Verfügung. Die Belegschaften vieler Betriebe nehmen sich besonders der Umgesiedelten an. Sie spenden Wolldecken, Arbeitsan- züge, Geschirr und Haushaltgerät. Viele Dorfgemeinden haben die Her- renhäuser der aufgeteilten Güter für die Kinder aus der Grosstadt zur Ver- fügung gestellt. IN BERLIN hat die Stadtverwaltung die schwere Aufgabe zu bewältigen, für 602.855 Kinder und Jugendliche unter 18 Jah- ren zu sorgen. Der Magistrat ist da- bei, Speisungen für 300.000 Schulkin- der zu organisieren. Von den Militär- behörden der britischen Zone wurden 61.000 Kinder im Alter von 4 bis 14 Jahren in ländliche Bezirke bei Han- nover, Oldenburg und Westfalen ab- transportiert. HAMBURG Die frühere Focke-Achelis-Flug • zeugfabrik hat ihren Betrieb wieder aufgenommen. Es werden jetzt Haus- haltsgegenstände hergestellt. HANNOVER Die Gummiwerke Continental fa- brizieren täglich 1000 Autoreifen. STUTTGART Die Zuckersarbriken in Gross-Gerau, Tuttlingen, Waghausel und Stuttgart produzieren etwa 600 Tonnen Zucker täglich. MUENSTER Dank einer neuartigen Baumethode werden Häuser mit 4. Zimmern und einer Küche von einem qualifizierten Arbeiter und 5 Hilfskräften in sechs bis 7 Tagen errichtet. Die Kosten pro Haus betragen 6.000 Mark. KOELN Die Stadtverwaltung errichtet ein modernes Hospital mit 1500 Betten in den Baulichkeiten des früheren Flug- platzes Köln-Ostheim. WIESBADEN Es wurden zwei Gemeinschaftskü- chen errichtet, die 8.000 warme Mahl- zeiten verabfolgen. Die Stadtverwal- tung hat Wärmestuben eingerichtet. RUEGEN Das Gut des Grafen Douglas ist un- ter Kleinbauern und Landarbeitern aufgeteilt worden. Zeitungswesen Als Verleger der neugegründeten „Frankenpost" in Hof, hat Gen. Hans Seidel, Hof, früher MdR. und Partei- sekretär die Lizenz erhalten. Kurt Frenzel, früher Chemnitz wurde Re- dakteur in Regensburg, Wilh. Kinder- mann, früher Jena wurde neben Dr. J. Hofmann 2. Redakteur der „Aache- ner Nachrichten", Wolfgang Bartels, früher Braunschweig, wurde einer der 5 Redakteure der jetzt von Deutschen herausgegebenen Zeitung „Hessische Nachrichten". Der „Wiener-Kurier" veröffentlichte einen grosen Artikel, der die Ansichten eines der führenden Genossen in Bremen über die politi- schen Ziele und das Gegenwartspro- gramm der Partei enthält. Walter Hammer, früher Feuerreiter-Verlag, ist aus dem Zuchthaus Brandenburg befreit worden. (SPD). Als erste Berliner Abendzeitung er- scheint mit französischer Genehmi- gung „Der Kurier". Unter den neuen Zeitschriften, die in Berlin erscheinen, ist der „Ulen- spiegel", der die antireaktionäre Tra- dition des Simplizissimus aus der Zeit vor dem ersten Weltkriege fortsetzen will. Eine Frauenzeitschrift, die von Ruth Andreas-Friedrich, Heimuth Kindler und Heinz Ulstein herausge- bracht wird, trägt den Titel „Sie". N euernennungen Prof. Dr. Erik Nölting zum Leiter der Abtlg. Wirtschaft der Westfäli- schen Provinzialverwaltung; Dr. Walt. Kolb zum Oberbürgermeister von Düs- seldorf; Hans Venedy zum Innenmi- nister von Gross-Hessen; Max Schi- nabeck zum Leiter des Arbeitsamtes in Regensburg; Dr. Metzger zum Oberbürgermeister von Darmstadt; Dr. K. Necker zum Landrat des Krei- ses Südtondern; Karl Neef zum Land- rat in Erbach; Neemann zum Senator in Oldenburg; Franz Xaver Pitzer zum Polizeipräsidenten von München; Georg Lowig zum Landrat, Landkreis Nürnberg; K. Edelblüht zum Polizei- präsident von Saarbrücken; Stiglauer zum Polizeipräsident von Zweibrük- ken; Dr. Sennewald zum Stadtrat in Flensburg und Hellwig zum Stadtrat in Flensburg. (SPD). Totenliste Aus Berlin werden folgende Genos- sen, meist Abgeordnete, als verstor- ben gemeldet: Paul Bader, Gust. Bau- er, Heinr. Cunow, Brückner, Albert Falkenberg, Herrn. Fleisner, Fritsch- Liegnitz, Graf, Grotjahn, Hilden- brandt, Paul Hirsch, Ann! Kurfürst, Peus-Dessau, Schiller, Sütiekum, Herrn. Schlicke, Gg. Schmidt, Robert Schmidt, Herrn. Schropp, Stücklen, Taubadel, Hanna Tesch, Wittmaak und die Frankfurter Genossen Bross- witz, Heise, Metz, Mulansky und An- dreas Portune. Wiederaufgetaucht sind u. a.: Dr. Gg. Gradnauer (80-jährig aus Theresienstadt nach Berlin), Gg. Schöpflin, Albin Brandes, Frau Weg- scheider, Gg. Wissel, Steinkopf, Kot- zur; alle in der russischen Zone le- bend. Gen. Landsberg befindet sich in Holland, ebenfalls Dr. Mennicke. Alfred Dobbert (im Reichstagsbrand- prozess in Leipzig seinerzeit als Zeu^e vernommen) hielt bei einer Grün- dungs Versammlung der SPD in Sterk- rade die Hauptansprache. Dr. A. Rem- 12 DAS ANDERE DEUTSCHLAND mele ist jetzt Leiter des Zentralver- bandes deutscher Genossenschaften in Hamburg, Erich Grisar gab eine öichterleesestunde in Frankfurt; Wilh. Widmann, fr. Offenbach, Kari Kirchner, Prankfurt a. Main. (SPD). HERRENRASSE? Ueber den unvorstellbaren Tief- stand, den das Bildungsniveau in Deutschland in den 12 Jahren der Schmach erreicht hat, werden erst jetzt genauere Einzelheiten bekannt. Abgesehen voon den Kindern der Par- tei-Aristokraten, denen allein der Zu- gang zu den höheren Schulen reser- viert war, wurde die gesamte deutsche Jugend in einer Unwissenheit gehal- ten, die an die glorreichen Zeiten des alten Fritz erinnert, der die ausge- dienten Feldwebel für die geeigneten Lehrer und den Prügel für das ideale Bildungsmittel ansah. Die folgenden Zahlen, einer sehr gründlichen Stu- die von Karla Schwelbovä, Beamtin im tschechoslowakischen Ministerium für denWiederaufbau ssen Teil eine Wiederholung schon bekannter Tatsachen war. Aber das war keineswegs wertlos. Die tiefe Erschütterung, die den Geist dieser Menschen umklammert hält, musste miterlebt werden, wie auch die unge- heure Anstrengung vieler von ihnen, objektiv sein, um die Atmosphäre von Realismus und Weitherzigkeit zu schaffen, die notwendig war, um ei- DA - ANDERE DEUTSCHLAND 13 nen fruchtbaren Ideenaustausch und gegenseitiges Verständnis zu ermög- lichen. Jugend als Ankläger Der allertraurigste Zug in allen die- sen Berichten von der physischen und geistigen Zerstörung Europas war nicht nur die Tatsache, dass Millio- nen von Kindern und jungen Men- schen zu unschuldigen Opfern des Krieges wurden, sondern dass die überleb3nde Jugend als Ankläger vor der Generation der Erwachsenen steht. Diese Jugend hat alle Achtung vor den Erwachsenen verloren, die direkt für die furchtbaren Dinge ver- antwortlich sind, die sich ereignet ha- ben, oder die zuliessen, dass sie sich ereigneten. „Was dachten unsere Kin- der von uns", schreit eine ungarische Frau, „wenn sie sahen, wie wir stah- len und selbst Kindern Sachen weg- nahmen, die wir für unsere armselige ge Nahrung brauchten? Wie oft hat uns in unserem gequälten Dasein so- gar jeder Gedanke an unsere Kinder verlassen!" „Das Problem der Neu- erziehung", sagte der chinesische Ver- treter in einer öffentlichen Rede (wahrscheinlich der besten Rede der ganzen Konferenz, „ist nicht die Frage wie man die Jugend erziehen soll, vielmehr ist es die Frage der Wiedererziehung der durch den Krieg verkommenen Erwachsenen". Die Konferenz nahm diese Auffor- derung zur Selbstkritik an. Ausser auf den Kampf gegen den Faschis- mus, dessen Niederwerfung sicherlich nicht nur Aufgabe der Politiker al- lein ist, wiesen die Delegierten auf den nationalistischen Geist in ihren eigenen Ländern hin und auf die weit verbreitete Autoritäts-Disziplin als die Wurzel des Krieges. Teilnahme von Deutschen Der internationale gute Wille wur- de besonders deutlich durch die Ge- genwart einiger deutscher Erzieher. Eine kleine Anzehl deutscher Flücht- linge war von England aufgefordert wortien, an der Konferenz teilzuneh- men. Einen Augenblick lang wollte es scheinen, als ob wir deutschen Teil- nehmer die deutschen Angelegenhei- ten in der Diskussion streichen müss- ten, Aber als wir betonten, dass dies im Gegensatz zu dem ganzen Geist der Konferenz stünde, wurde dem ge- rade von denen zugestimmt, deren heftige Angriffe kurz vorher jede ge- meinsame Verständigung über Fra- gen der Schuld und Verantwortlich- keit unmöglich zu machen schienen. Die Tatsache, dass es nach einem solchen Streit möglich wurde, ernste Aufmerksamkeit für den Vortrag ei- nes Deutschen über die frühere und zukünftige Erziehung der deutschen Jugend zu erreichen, war ebenso er- mutigend wie überraschend. Thesen und Vorschläge Der Wert eines internationalen Kongresses liegt gewöhnlich mehr in den persönlichen Annäherungen, zu denen er Gelegenheit gibt als in den konkreten Ergebnissen, die erreicht werden. Diese Konferenz schloss mit der Annahme von Thesen, die lang und breit in allen Einzelheiten dis- kutiert worden waren. Ich habe sie mit den bekannten Erklärungen von Genf über das Recht des Kindes, die im Jahre 1924 vom Völkerbund an- genommen unr" 1934 bestätigt wurden, verglichen. Als ich jene Proklamation zum ersten Mal las, fühlte ich mich beschämt und dachte: Sollten wir Europäer es wirklich noch für not- wendig halten, feierlich zu erklären, dass jedes Kind das Recht zu einer normalen Entwicklung hat, dass das hungrige Kind Nahrung bekommen, das kranke gepflegt werden muss, und dass den Waisen ein Heim geschaf- fen werden muss? Sind nicht alle diese Forderungen in längst vergan- gener Zeit als Bedingung in jedem zivilisierten Land festgelegt worden? Einundzwanzig Jahre sind seitdem vergangen. Heute steht Europa so gut wie andere Weltteile dem voll- kommenen. Zusammenbruch aller dem Kind zugestandenen Rechte gegen- über. Millionen sind an Hunger und Krankheit gestorben, Millionen sind heimatlos, Milionen schutzlos und oh- ne Erziehung, Millionen sind im kom- menden Winter , dem ersten Frie- denswinter, vom sicheren Tode be- droht. Die in Zürich erhobenen und bis ins Einzelne ausgearbeiteten Forde- rungen, sehen diesem Bankrott der Menschlichkeit ins Auge. Sie rufen nicht nur jeden einzelnen Staat auf, das Leben seiner Kinder zu schützen, sondern sie verlangen auch von den Erziehungs-Organisationen und -Ein- richtungen die Schaffung internatio- nalen Austausches von Hilfsmitteln und einen Druck auf ihre Regierun- gen, in dieser Hinsicht in Aktion zu treten. Die französische Delegation hat schon einige erfolgreiche Schritte unternommen. Die Schweiz hat vor- geschlagen, einen internationalen Kinderpass zu schaffen, was die Er- langung der nötigen Angaben in al- len betreffenden Ländern vereinfa- chen und vereinheitlichen würde. Ein weiterer Vorschlag ist der, dass die neutralen Länder Kinder für die Zeit eines Jahres aufnehmen sollen, im Verhältnis von 3 bis 5 OjO zu ihrer Bevölkerung, und dass eine Art No- belpreis ausgesetzt werden müsse für die besten Leistungen im Bereich der Jugend-Erziehung und -Wohlfahrt. Der Anfang muss weitergeführt werden Natürlich sind das bis jetzt nur Forderungen, aufgestellt von einer Gruppe von 200 Europäern, die aus ihrer Isolierung heraustraten, um den Fanatismus des Nationalismus zu be- siegen. ES ist möglich, dass viele von ihnen, nachdem sie in ihr Heimat- land zurückgekehrt sein werden, von eigenen Schwierigkeiten und Proble- men überhäuft, es nicht leicht finden werden, dem Hass und der Kurzsich- tigkeit entgegenzutreten, um ein ge- meinsames Verantwortungsgefühl für die Kinder aller Nationen zu erwek- ken. Die Arbeit dieser Konferenz je- doch wird fortgeführt werden. Es wur- de geplant, dass die Zusammenkunft das nächste Mal gleichzeitig von Ko- mitees verschiedener Länder vorbe- reitet werden soll. Und mit dieser Vorbereitung muss sofort angefangen erden. Der Anfang, der in der Schweiz ge- macht wurde, um den Sinn für Ver- antwortlichkeit gegenüber den Kin- deropfern dieses Krieges zu stärken, ist von dem gleichen Geist erfüllt wie das kraftvolle, grossangelegte Hilfs- werk, das dieses Land im Lauf der letzten Jahre ins Leben gerufen hat. Ich möchte nur die bewundernswerte Arbeit, erwähnen, die die Organisa- tion „Schweizer Arbeiterhilfe" gelei- stet hat, eine Körperschaft, die im Wesentlichen durch die Beiträge von schweizer Arbeitern finanziert ist, und die heute Gruppen von Notstandsar- beitern ausschickt, ausgerüstet mit allem Notwendigen, um Häuser, Kan- tinen, Krankenhäuser und Kinder- gärten in den von dem Krieg zer- störten Ländern zu bauen. Eine Gruppe von Männern und Frauen in England hat kürzlich ei- nen Aufruf „Helft Europa jetzt" er- lassen, der in demselben Geistgehal- ten ist, der auch die Züricher Kon- ferenz beseelte. Das Bewusstsein ge- meinsamer Verantwortung, das Kon- ferenzen, wie die in Zürich abgehal- tene, hervorbringen, wird es einigen möglich machen, Hilfe zu geben, wäh- rend andere sie empfangen, Hilfe, die angenommen werden soll, ob sie nun von einer der alliierten Nationen oder von neutralen Ländern kommt, und die dem polnischen oder staatenlo- sen Kind dieselbe Beachtung und den gleichen Beistand schenkt wie dem deutschen Kind, das von den Nazis seiner Lebensberechtigung und freien Entwicklungsmöglichkeit beraubt wur- de. Ueberall bedarf es eines Vortrupps, um für die Menschheitsrechte zu kämpfen. In der Präge der Erziehung, scheint es, muss der Anfang, wie Po stalozzi vor 150 Jahren schrieb, aus dem Volke kommen, das durch die politischen Umwälzungen seiner Zeit aufgerührt, seinen Regierungen Er- leuchtung und Fingerzeige geben wird. (Socialist Commentary. Nov. 1945). FUER BESTRAFUNG DER NAZI-VERBRECHER Der Prozess von Nürnberg zieht sich mehr in die Länge, als es notwendig wäre, um das wünschenswerte Ziel zu erreichen, der Nachwelt in den Proto- kollen ein umfangreiches Bild der Verbrechen ües Gangsterregimes zu lübermitteln. Eindrucksvoller und für den Moment mindestens richtiger er- scheinen die Methoden der Russen: kurzer Prozess und der Galgen! Eine böse Lücke in Nürnberg ist es, dass die Verbrecher, die auf Seiten der Alliierten die Hitlerpropaganda mit Geld und die Hitlerdiktatur durch politische Hilfsstellung unterstützt haben, nicht unter den Angeklagten erscheinen, und dass ihr unheilvolles Spiel wohl überhaupt in den Verhand- lungen nicht enthüllt werden wird. Man erfährt jetzt, dass nicht nur der Herzog von Hamilton, sondern auch andere Mitglieder der hohen englischen Aristokratie und des eng- lischen Konservatismus bei den Ver- suchen, einen Hitlerfrieden zu schlie- ssen, der in dem Flug von Hess gip- felte, beteiligt waren. Ein im Besitz der Alliierten befindlicher Brief von 14 DAS ÄNDERE DEUTSCHLAND DAS GESICHT DER ZEIT Sozialismus und Arbeiterbewegung In Deutschland haoen die Russen mit der Sozialisierung der Bergwerke in dem von ihnen besetzten Gebiet begonnen. In Polen haben Regierung und Nationalrat mit der Begründung, dass es ohne ökonomische keine politische Demokratie geben könne, die Soziali- sierupg des Verkehrswesens, der Ban- ken und aller Fabriken mit mehr als 50 Arbeitern verfügt. Für ein Drittel der Betriebe wird keinerlei Entschä- digung bezahlt, da 3ie im Besitz von Deutschen waren. Aus Frankreich wird über günstige Resultate der Verstaatlichung der Automobilindustrie berichtet. Die Re- nault-Werke beschäftigen bereits wieder 21.000 Arbeiter Verbesserte Sicherheitseinrichtungen, Erholungs- räume für die Arbeiter etc. haben grossen Enthusiasmus unter den Ar- beietrn hervorgerufen, die jetzt das Werk als ihre eigene Angelegenheit betrachten. Die Tschechoslowakei nationalisiert Bergwarke und Schwerindustrie. Benesch sagte kürzlich: „Zweifellos erlebt gans. Europa unter dem Einfluss des Krieges politisch und ökonomisch eine Entwicklung, die es vom Libera- lismus zu einem System führt, in welchem die sozialistischen Elemente beträchtliches Gewicht, ja sogar das Uebergewicht haben werden". In Australien hat der grösste Streik den dieser Erdteil bisher erlebt hat, ein Streik von 750.000 Metallarbeitern, nach 14 Wochen mit dem Sieg der Arbeiter geendet. Die entlassenen Ar- beiter um derentwillen ein Solidari- tätsstreik durchgeführt wurde, sind Wieder eingestellt worden. In Paris haben laut ONA, die als „Trotzkisten1' bezeichnete Gruppe der sog. „Vierten Internationale" seit der Befreiung einen gewaltigen Auf- schwung genommen. Sie kritisiert so- wohl die Sozialisten wie die Kommu- nisten wegen ihrer Kompromiss- Politik und soll statt früher, etwa 100 heute 10.000 Anhänger zählen. Haushofe#* jr. an Hitler, der ein paar Tage nach dem Flug von Hess abge- sandt wurde, nennt zwei Mitglieder des Oberhauses, drei Unterstaatsse- kretäre, einen Gesandten und hohe Beamte des Auswärtigen Amtes. — Es wäre daher sehr interessant zu wissen, ob diese Herrn noch heute unter der Arbeiterregierung im Au- ssenamt fungieren. Die Politik Bevins legt diese Annahme sehr nahe. Bei der Bestrafung der verhafteten Nazis, insbesondere der Gestapo- und SS-Leute ist der gleiche Unterschied zwischen Russen und Angelsachsen festzustellen. Während die Schuldi- gen dieser Elemente in der Sowjet- union abgeurteilt werden, müssen die anderen schwere Zwangsarbeit beim Wiederaufbau leisten. — Im westli- chen deutschen Gebiet dagegen, le- ben ein paar Hunderttausend Nazi- verbrecher in Konzentrationslagern und Gefängnissen, statt Zwangsarbeit bei dem so dringend nötigeii Wieder- aufbau des Zerstörten zu leisten. Ein Bankier aus San Franzisko. Amadeo P. Gianini, ist nach den Aus- sagen des bisherigen Ministerpräsi- denten Ferruccio Parri, die treibende Kraft beim Sturz der italienischen Regierung gewesen. In der neuge- bildsten Regierung soll platz geschaf- fen werden, für den Eintritt der mo- narchistischen, reaktionären Kräfte. — Es heisst, dass parri eine neue lin- ke antikompromisslerische Partei gründen will. „Jedermanns-Partei" oder Partei des Mannes von der Strasse, nennt sich in bekannter faschistischer Fro- pagandamanier, eine neue Partei in Italien, deren Gründer und Führer sich bisher mit Pornographie — eben- falls nach faschistischem Muster — und der Bekämpfugn der Parteien und der „Politiker", beschäftigt hat. Die Partei hat in der rückständigen Be- völkerung Süditaliens grossen Zu- lauf. Ihre Zeitung ist mit 600.000 Le- sern, die meistgelesene in Italien. Diplomatische Sachverständige Als in Teheran die Drei Grossen (Roosevelt, Churchill und Stalin) be- schlossen, dass die von der Oder und Neisse gebildete Linie Deutschlands neue Ost-Grenze sein sollte, wussten die amerikanischen und englischen Sachverständigen nicht; dass es zwei Flüsse des Namens Neisse gibt. Der einzige Neisse-Fluss, den sie kann- ten, war der mehr östlich gelegene. — Später waren Amerikaner und Engländer erstaunt, sehen zu müssen, dass die Russen verstanden hatten, die mehr westliche Neisse sei die neue Grenze, und dass so über 3 Millionen Deutsche mehr, als sie erwartet hat- ten aus dem Osten nach Rumpf- Deutschland vertrieben wurden. So berichtet der „Daily Herald". „Politik". Im März 1939 vertrat Si- mon im Unterhaus noch die Ansicht, dass England die Integrität der ost- europäischen Staaten niemals garan- tieren werde, noch könne, noch dür- fe. Zwei Tage später verkündete Chamberlain in Birmingham, dass England Polen verteidigen werde, wenn Deutschland angriffe. Inner- halb weniger Stunden wurde die Po- litik der Zurückhaltung und „Befrie- dung'•, die England Jahre hindurch befolgt hatte, vollständig umgewor- fen. Wenn das, was England im Jah- re 1939 tat, in der allgemeinen Poli- tik schon früher befolgt worden wä- re, hätte es keinen zweiten Weltkrieg gegeben. Schon nach dem ersten Weltkrieg sägte Lloyd George: „Wenn nur diejenigen, die am Schluss sich Deutschland entgegenstellten, eher gesagt hätten, dass sie das tun wür- den, hätte es keinen Krieg gegeben. Französisch.Indochina in der Sta- tistik. Indochina hat eine Bevölke- rung von 25 Millionen. Im Jahre 1939 gab es 1700 zugelassene Opiumver- kaufsstellen, die jährlich 47.331.835 Kilo Opium verkauften, d. h. unge- fähr 4 1|2 Pfund pro Kopf. Ferner gab es 116.374 zugelassene Alkohol- Sehankstätten. Laski und Bevin. Harold J. Laski fragte einmal Ernest Bevin: „Kann ich irgendetwas für Sie tun?" Bevin brummte: „Ja, schweigen Sie!" Aber da verlangte Bevin das Unmögliche. Nazis in England. Die Mosley-Nazis und die „Legion der Christlichen Re- form", die nächst Christus Hitler ver- ehren und den Nazigruss exekutieren, treiben ungestört von der Arbeiterre- gierung Propaganda, da das die „de- mokratischen" Prinzipien erfordern. Junge Offiziere sind deshalb in ei- nem Ort in Sussex zur Selbsthilfe ge- schritten, ?ndem sie gewaltsam eine Versammlung der christlichen Legion gesprengt haben. Irene Gillespie, eine Schneiderin aus Martinsville im Staate Virginia, hat für ihre alte Mutter und ihre drei Kinder zu sorgen. Sie verdient 45 Cents pro Stunde. Als sie kürzlich von einem Senator gefragt wurde, was sie tun würde, wenn sie 65 Cents pro Stunde verdiente, antwortete sie: „Ich würde endlich meinen Kindern die Mandeln herausnehmen lassen und ihnen pro Tag ein Liter Milch mehr kaufen können." Das ist das andere Amerika, das nicht die Mit- tel hat, Champagner kastenweis bei den Neujahrsfeiern zu kaufen, obwohl die Flasche 20 Dollars kostet. Nach einer Untersuchung, der Textilarbei- tergewerkschaft, gibt es in USA Mil- lionen, die so wenig verdienen, dass sie weder die Ihrigen anständig er- nähren noch sie ärztlich betreuen lassen können. Die Unterbezahlten sind praktisch in allen terufszweigen, von der Automobil-Industrie bis zu den Verkäuferinnen der Warenhäu- ser zu finden. Unter je drei Arbeiten- den ist einer, dessen Einkünfte unter dem Existenminimum iegen, sagt Sydney Hillman, der Leiter des Poli- tischen Aktions-Ausschusses der CIO- Gewerkschaften. Und er fügt hinzu: Das ist das grosse Unrecht, das wir beseitigen müssen, wenn nicht unse- re Demokratie untergehen soll. („Let Our People live", Textile Workers Union of America, CIO, New York). Verkaufsstellen in Capita' und Voror- ten: Libreria Cosmopolita, u. Barna. Kioske. Cabildo Ecke Juramento L. N. Alem Ecke Tucumän Amenabar 1931 Station Beigrano R, FCCA. Station Beigrano C, FCCA. Station Saavedra, FCCA. Station J. B. Justo. FCCA. Station Tigre C, FCCA. Station Beccar, FCCA. Station Martinez, FCCA. Station Malaver, FCCA. Station Villa Ballester, FCCA. Station Chilavert, FCCA. Station J. L. Suärez, FCCA. Station Padilla, F. C. Estado. DAS ANDERE DEUTSCHLAND Ein Gespräch in Irun Wir waren im Cafe des Hotel del Norte in Irun; M. A. — vom franzö- sischen Roten Kreuz sagte: ,.Es ist eine Kapitelfrage. Wir haben einen Band Geschichte zu schreiben mit unserer Arbeit, unserem iiut und un- serem Glauben. Wir Franzosen und die Spanier arbeiten an verschiede- nen Kapiteln. Sie ha Jen als erste für die Freiheit gekämpft, sie kämpfen gegen die gleichen Feinde, sie wur- den als erste niedergeschlagen. Abel sie kämpften gleichzeitig auch für uns, und jetzt haben sie das Recht zu warten, während wir für sie kämp- fen". — Daraul antwortete ein Spa- nier: „Erlauben Sie mir", sagte er, „wir haben auch die Pflicht. Ja, die Pflicht. Die erste Aufgabe eines Spa- niers, der für sein Land die Freiheit wünscht, — und wie kann ein Mensch frei sein, wenn sein Land nicht frei ist? — ist es, am Leben zu bleiben Für einen Spanier, der Freiheit für sein Leben fordert, ist es nicht leicht, am Leben zu bleiben, auch nicht im Gefängnis. Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat wurden Spanier aus dem Gefängnis geholt, um getntei. zu werden. In Spanien ist es jetzt die höchste Pflicht, am Le- ben zu bleiben. Es bedarf des gröss- ten Heldentums, um ruhig zu warten, auf 'die Zeit für die Tat. Wir können nicht erwarten, dass, wenn die Zeit kommt, sich die Gräber öffnen und uns Spanier zurückgeben. Wir kön- nen von ausserhalb der Gefängnisse keine Hilfe erwarten, denn ausser- halb ihrer ist Franco Spanien. Wir müssen überleben, um sterben zu kön- nen. und um sinnvoll zu sterben, damit Spanien wieder leben kann, ein Spa- nien, in dem der Mensch Mensch sein kann. — Freiheit? — Ja, natürlich, aber das ist nicht genug. Es muss auch Würde da sein, Stoh; und Ehre. Es muss Liebe da sein und die Lei- denschaft des Glaubens!" (Aus einem Artikel ...Spanisches Gefängnis" von Percy Winner in „The Nation"). Bücher Hans Jahn, Es geht dich an ! Kommentare zur Zeit. Gedichte. Buenos Aires. Hans Jahn ist unsern Ferundei: und Lesern zu gut bekannt, als dass es vieler Worte zu seinem — von vie- len seit langem erwünschten — Ge- dichtband. bedürfte. Mit Recht nenn1, er seine Gedichte „Kommentare zur Zeit". Es sind kritische, scharfe, oft bittere Kommentare. Aber nur hin und wiede> klingt etwas von Ver- zweiflung und Resignation an, die keinem fühlenden unu denkenden Menschen in der Grenzenlosigkeit der Luge und Gewalt, in der furchtbaren Not unserer Zeit ganz fern bleiben können. Aber immer wieder werden Zweifel und Resignation zum Schwei- gen gebracht durch den ;;uf zur Er- kenntnis, zum Kampf und durch Hoffnung nicht nur, sondern durch die Gewissheit vom Kommen einer neuen Zeit. Die Ueberschriften: Der Krieg — Vordergrund, Hintergrund, Unter- grund; Deutsche und Nazis; Zukunft: So oder 'So? umreissen den Inhalt des geschmackvoll gebundenen Ge- dichtbuches, das zweifellos viele Le- ser und Käufer finden wird. A. S. Luwig Kruse, Und die Sterne ge- hen unter — Und die Sterne gehen auf. D'ie in einem hübschen schmalen Bändchen gesammelten Nachlass- Gedichte, sind mit zwei Bildern des kürzlich verstorbenen Dichters und mit Zeichnungen von Peter Kossmann ausgestattet. Kruse selbst sagt zu sei- nen" Gedichten: „Sie erscheinen auf den ersten Blick unpolitisch und sind es doch im tiefsten Sinne nicht". Wie könnten sie es sein, bei einem Men- schen, der diese seine letzten Gedichte einleitet mit den Worten: „Viel gelebt und viel gelitten, schwamm ich immer mitten in dem vollen Strom des Lebens." A- s* HELFT DENJENIGEN, DENEN NIEMAND HILFT. HELFT DEN DEUTSCHEN ANTIFASCHISTEN! DEUTSCHLAND AUSTRIA 2064 U. T. 72 - 6058 Alle Zahlungen auf den Namen „Augusto Siemsen". Autorizaclo por la Direccion Naciona! de Asistencia Social. 15 Werbt für "Das Andere "f 8 ij Deutschland"! H 8 8 8 »eeoeease». SORBEN ERSCHIENEN HANS JAHN / TV rr $e(U v„.| JU - JA- ri Tt dieß, an! Kommentare zur Zeit G e d i c h t e > geh.: — $ 3. 5ü geb.: — $ 5 50 In allen freien Buchhandhinaert BESTELLUNGEN: 26 - 0431 I § Kauft I bei unseren Inserenten! 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