m;a n i f DAS ÄND'El'E ÖEÜT^S'ÜffLI O R ; A N o • DE '"LOS ALE M A N E S DEMOCR ATICOS ' DE *. A M E k I C A «8* D E L «! S Ü AUS DEM INHALT» Hans Lehmanns EIN SOZIALISTISCHES FINANZREFORM-PROGRAMM Karl O. Paetel: ZUR PSYCHOLOGIE DES NEO-NATIONALSOZIALISMUS Ernest Hemingway: DIE SCHLEUDER UND DER HESEL Werner Bergengrün: AN DIE VOELKER DER ERDE DER FLUCH DER BOESEN TAT (BERICHT AUS EUROPA) SOLL DER KREISLAUF DES GRAUENS NIE ENDEN? ANSPRACHE DES OBERBÜRGERMEISTERS LADENBECK IN BIELEFELD BERICHTE AUS DEUTSCHLAND EIN EWIGES SCHANDMAL (Fortsetzung) mmm ^——........... BUENOS ' AIRES • TÜCLI M A N 3 0 9 • 31 RET I K O 7 2 6 4 K2B@e2SEBOTaR*SE5W2e NUEMRO 118 15 DE MAYO DE 19 4 6 AfiO VI! r v K .. " V DAS AND FRF O I LI TS C Hl A N D 2 KAPUZINER IN CHILE SAMMELN FUER DAS DEUTSCHLAND-HILFSWERK Unsere Freunde in Chile werden bei Ihrer Sammlung von der Kapuziner - Mission Panguipulli eifrig unterstützt. Wir veröffentlichen in Folgendem den Brief des Paters Siegfried an un- reren dortigen Vertrauensmann O. Chylik: Meinen besten Dank für Ihre lie- benswürdige Anerkennung unserer be- scheidenen Gaben. Es war ein schön befiederter Pfeil, den Sie abgeschos- sen und der alle, denen er gegolten, mitten ins Herz getroffen hat. Danke für die 2 Suchkarten; die- selben werde ich Ihnen in einigen Tagen zusenden. Die gesandten 2 Listen sind ausge- füllt. Nr. 76 git Ihnen den Betrag ei- ner Haussammlung in unserer Nach- barschaft. Am letzten Samstag (30. 3.) segnete ich in einem Privathaus eine Ehe ein? Hernach lud man mich mit vielen an- deren Gästen zum Mahle ein. Das Mal war üppig an Speisen und kost- baren Weinen. Als die Gäste in gehobener Stim- mung waren, erlaubte ich mir eine kleine Ansprache zu halten. Unter dem Hinweis auf die reichlichen Speisen, die der Tisch aufwies, nahm ich als Motto die Worte eines unserer deut- schen Dichter in spanisches Gewand gekleidet: , Gedenke, das Du Schuldner bist, der Armen, die nichts haben und deren Recht gleich Deinem ist an allen Erdengaben. und forderte auf, der armen Hungern- den meines Vaterlandes zu gedenk Äi. Meine Wort wurden mit Beifall auf- genommen. — Ich reichte die Liste herum und nachdem sie ausgefüllt war, nahm ich meinen Hut und heim- ste die gezeichneten Beträge ein. *Nach einem Rundgang lagen in mei- nem Hut $ 1350.— Ein paar Gäste •waren in Verlegenheit, das Gezeich- nete zu berappen, versprachen aber es später zu tun. Einer der Herren er- Aus Basel schreibt Hermann Grau, Vorstandsmitglied der "Union Deut- scher Sozialisten: "Das Andere Deutschland" hat mir sehr gefallen. Es spricht eine mutige, frische Sprache, unterrichtet von al- lem, was in der Welt vorgeht, ist mit Nachrichten keineswegs hinterher und nimmt, und c a.1: freut mich am mei- sten, eine unentwegt sozialistische, grundsätzlich feste Stellung in allen Fragen der Politik ein. Es gilt die Fahne der .sozialen Revolution auf- Eurollen, dar i* sich die unterdrückte MenschhE.lt .Tirsmle zum Kampf für Freiheit, Frieden ur.rl soziale Gerech- tigkeit. In diesem Sinne wünschen wir der Zftituns "Dar, Andere Deutsch- land" als Pionier unrl Verbreiter so- zialistischen Ideengut e:; ein brüderli- ches Glückauf! Aus Prima-Vera der Siedlung der II utterschen Brüder am Alto-Para- guay: Lieber Freund Augu;l Biemsen! vlelt t Ofrügw yea gns au«» bot sich als cobrador. — Heute wur- den mir noch $ 50.— übergeben, so dass also Liste 77 $ 1400.— aufweist. Liste 76 $ 191.20 77 $ 1400.— Total 5 1581.20 Anbei Scheck Serie H 6483 Nr. 27 Banco Osorno y La Union. Bitte, senden Sie noch eine Liste — auf lange Sicht. In vorzüglicher Hochachtung grtisst Sie mit dem deutschen Gruss "Frei- heit", Ihr dankbarer P. Siegfried. NOT UND HILFE In Potsdam wurde festgelegt, dass das deutsche Volk sich selbst helfen müsste. Infolgedessen erlaubt die amerikanische Regierung nicht, dass Lebensmittelpakete oder Kleidung von Nordamerikanern an ihre Verwand ten oder Bekannte in Deutschland ge- schickt. wird. Später wurde erlaubt, pro Monat ein Päckchen von 8 Unzen Gewicht (etwa 220 g) zu schicken. — Eine Gruppe amerikanischer Senato- ren warf der Regierung vor, dass sie die Deutschen einer Massenhungers- not überlassen. Sie forderten, die Re- gierung solle Privatleuten erlauben, soviel nach Deutschland zu schicken, wie sie wollen und können. Die ' National Planninig Associa- tion", eine private Organisation, stell- te fest, dass viele Europäer in diesem ersten Friedens Winter "mehr litten als unter der Nazityrannei". Sie fordert die Regierung auf, sofort eine Milliar- de Dollar bereitzustellen, um Deutsch- land, den andern ehemaligen Feind- ländern und den alliierten Ländern zu helfen. Hilfe erlaubt? Dem Sei at der Ver. Staaten liegt ein Gesetzentwurf vor, durch den ame- rikanischen Bürgern gestattet sein soll, an Verwandte in Deutschland Lebens- pakete zu schicken. im Prima-Vera. Ihr Artikel über un- sere Arbeit, besonders Ihr Aufruf zur Hilfe an dem Kinderdorf in ihrer Zeitschrift, hat uns sehr gefreut. Wir sind auch weiter für alles, was Sie bei Ihrer zweifellos sehr vielen Ar- beft tun können, sehr dankbar. Es wird schon tüchtig gearbeitet, Brun- nen und Zäune entstehen, so dass man demnächst mit dem Bauen der Häuser beginnen kann . . . Ich bin gerade dabei. Ihr Buch "Die Tragödie Deutschlands und die Zukunft der Welt" zu lesen. Es inter- essiert uns jetzt mehr denn je, was Sie und Andere von der Zukunft der Welt, der Menschheit erwarten. In dem Schlusswort dieses Buches scheint mir am stärksten zum Aus- druck gebracht zu sein, für was die Menschen heute aufgefordert werden müssen ... yi» Dank und freundlichen I":rüsse^i von unserer ganzen uemein- st haft. Xtas (^UdsttÄB jUöbst Deutsche Antifaschisten in Südamerika .. e, BUENOS AIRES Bei der Maifeier des Vereins "Vor- wärts" wies August Sieinsen in einer kurzen Ansprache darauf hin, dass die 13 deutschen Arbeiter, die im Jah- re 1882 den Verein begründeten, ihre Hauptaufgabe in der Unterstützung der Genossen in Deutschland erblick- ten, die Opfer des BLiinarckschen So- zialistengesetzes waren. Die gleiche Solidarität gelte es heute, gegenüber den Antifaschisten in Deutschland zu erweisen. Das sei eine selbstverständ- liche Pflicht für jeden Sozialisten, der sich, niemand entziehen dürfe. — Eine Sammlung für das Deutschland- Hilfswerk ergab 337 Pesos. BRASILIEN Unsere Freunde in Rio de Janeiro haben zum hundertsten Geburtstag Franz Mehrings eine Sondernummer ihrer Zeitschrift herausgegeben. Wir drucken in dieser Nummer aus ihr den Brief ab, den Rosa Luxemburg zum 70. Geburtstag des grossen so- zialistischen Denkers und vorbildli- chen Kämpfers geschrieben hat. Das Freie Deutschland in Brasilien hat sich aufgelöst. MONTEVIDEO Von dem Antifaschistischen Komi- tee, der uruguyischen Organisation des "Freien Deutschland'' Mexiko, hat sich eine Gruppe "Neues Deutsch- land" abgespalten. Im "Andern Deutschland" hielt Dr. Kurt Fabian, der von Sao Paulo nach Montevideo verzogen ist, einen Vortrag über Brasilien. — Liselott Rtfer-Jacob rezitierte bei der Maifeier. NEUE INTERNATIONALE. — Aus Paris wird uns mitgeteilt, dass im Ju- ni in Paris eine Konferenz von Ver- tretern der beiden vor dem Krieg be- stehenden Lehrer-Organisaticnen stattfinden wird, in der die Gründung einer neuen, einheitlichen Lehrer in- ternationale im Weltgewerkschafts- bund beschlossen werden wird. Walter Scheveneis, der Generalsekretär des Weltgewerkschaftsbundes, hat bereits vorbereitende Unterhaltungen geführt. Auch die russische Lehrergewerkschaft wird ihre Vertreter schicken. Sc.hevenels hat uns geschrieben, dass auch in Reutschland die Gewerkschaft der Lehrer demnächst aufgebaut wer- den soll. Die frühere freie Lehrerge- werkschaft war schwach gegenüber dem "Deutschen Lehrerverein". Dr. ÄUGUST SIEMSEN: Die Tragoedie Deutschlands und die Zukunft der Welt, brosch. $ 3.50, geb. $ 5.— Editorial Cosmopolita, , Buenos Aires. AUS BRIEFEN .7 / ey war für mich eine Art Talisman. Mit ihm hat mich mein Glück verlassen. . , 28. Oktober Dieser Herbst der Niederlage ist von einer berückenden, grimmigen Schön- heit. Tagsüber flimmert die leichte Luft von den silbernen Fäden des Altweiber- sommers. Und nachts giesst der Mond sein milchiges Licht auf den bluit- durchdrängten Brdball aus. Heute Nacht konnte Ich keinen Schlaf finden. Es lag eine merkwürdige Spannung in der Luft. Nebenan, im Wirtshaus, spielte ein heiserer Gramo, Phon endlos, unermtidlch „Vor der Ka- serne, vor dem grossen Tor", den Schlager der Niederlage. . . Ich habe lange über die Atom- bombe nachgedacht, die immer Jardpn- der, ausscchliesslMher von Bienen schlaflosen Nachten Besitz enpfldlt. St., der sich auf derlei Dinge verateM, ver- sicherte mir neulich, dass die ameria- nischen Wissensclialttiier, 4M» die erste Versuchsbombe )n d*r BBOtoexlca.nl- schen Wüste zur XxpJMIO» brachten, nicht wussten, wie die Sache enden würde. Einige hegten die afles In allem nicht so unsinnige Befürchtung, nie würde vielleicht eine Kettenreaktion auslösen, die da« Ende der Welt bedeu- tete, das < \ sie Glied eines universalen Verbrennungs- und Zersetzungspro- zesses. Ich bin von Natur aus eher neidlos. Und doch ist etwas wie Neid, was Ich im Gedanken an jenen amerikanischen Piloten empfinde, der den Partialwelt- untergaiig über Hiroshima entfesselte Muss er sich nicht wie ein Gott gefühlt haben, der das Leben von Hundert tau- senden mit einem Hebeldruck vernich- tete? Ob die Hand nicht zitterte, die den Hebel auslöste? Meine Hand würde nicht gezittert haben. Die Atombombe war eigentlich un- sere Waffe. Nur die weibische Launen- haftigk^t und souveräne Ungerechtig- keit der Geschichte hat es ermöglicht, dass sie zuerst unseren Feinden in die Hände fiel. Ja, sie war unsere Waffe, die Waffe der Götterdämmerung, die nationalsozialistische Waffe par excel- lence. Nur wir hätten es verstanden, ihre ungeheuren destruktiven Energien voll a/uazunützien. Nur wir hatten sie bereite vorausgeahnt, vorausgesehen. Unser System war ihr geistiges Korre- lat, so wie die Atombombe der fehlende mtafcerielle Unterbau des Nationalsozia- lismus ist. Wir haben die Gesellschaft atamisiert. Die Bombe wird das Sub- strat dieser Gesellschaft, die Materie, atomlsieren. Eine Gesellschaft, die die Atombombe hervorbringen und — ver- wenden konnte, eine solche Gesell- zwischen dem Nichts und dem Etwas Die Menschheit hat lange In einer peinlichen und schmerzlichen Lage, schaft muss sich auch zugrunde rich- ten können. aufgehängt, geschwebt. Sie hat verzwei- felt nach dem Loch ins Etwas gesucht. Und sie hat das Loch ins Nichts ge- funden. Die Atombombe ist das Loch Ins Nichts. . . Unsere Führer sind allesivnt Verräter Sie haben ihre grosse historische sion nicht erfüllt. Hitler war der Ham- mer Gottes. Aber er zerbarst, bevor er e«to grandiose« Zerstörungswerk voll- endet hatte. Nicht dass sie den Krieg verloren haben, sondern ctasa sie nicht zuvor die Zivilisation restlos zugrunde richteten — das ist das Verbrechen un- serer Führer. Abstrahieren wir einmal für einen Moment von dem erschreckendem Zy- nismus, der der Hitlerschen Führung nur das eine vorzuwerfen hat, Mangel an letzter Konsequenz im Barbarlsmus: dann bleibt die unpathetische, eiskalte Erkenntnis, die für sich selber spricht: „Alles hat sich geändert. aber da.-i lange gesuchte Loch ins Nichts i-t dia Atombombe". Diese;' tnerenäe I; legale ist ehrlicher in d< v Betrachtung der realen Welt als che ..L.bsralsn" in der DAS ANDERE DEUTSCHLAND Welt der selbstzufriedenen Sieger, die sich selbst noch Immer vom „Fort- schritt" erzählen. Er sieht auch sonst die Wirklichkeit nur zu deutlich ..... und mit ihm sehen das natürlich ruch hunderttausende Andere! — : mit oder ohne Grund ein „Kommunist" genannt zu werden, ist auch bei der westlichen Besatzungbe- hörde nicht ungefährlich! Er sieht die Tatsache eines durch das Treiben der „Displaced Persons" täglich anwachsen- den „Antisemitismus" bei den Soldaten wie bei den Zivilisten! Er sieht den völligen Mangel einer konstruktiven Politik der Besatzungsbehörde. Er begreift: eine neo-nationalsozia- listische Bewegung In Deutschland ins Leben zu rufen, heisst nicht, junge Deutsche mit konventionellem „Heil Hitler" in irgend welchen Kellern ä la Hollywood aut den toten Führer 57U ver- eidigen. sondern heisst nur, junge Men- schen rohen lernen, was die, neue Ru?.:i- t;U bedeute:.! Heisst: Ihnen zjelgen, dass wesentliche Züge dessen, was das drit- te Reich gewollt hat, heute von den' Andern durchgeführt werden, heisst zeigen, dass eine Form zerbrach, aber der Inhalt sich einnistete bei denen, die das vollführten. Wenn dieses Dokument eins klar- macht, dann ist es das: der deutsche Neo-Nationalsozialismus entsteht nicht mehr aus den 24 Parteiptmkten der NSDAP. Er entsteht aus der Realität der Vier-Mächte-Besetzung, Mag che- sei- ehemalige SS-Offizier seine Er- kenntnisse noch immer in Beziehung setzen zu seiner eigenen nationalscia- listischen Parteivergangenheit. Die, die, seines Geistes, diese Zeit der neuen Anti-Demokrittie in Deutschland erle- ben, werden das in absehbarer Zeit kaum noch tun! Sie werden einfach aus der Realität des „IV. Reiches", von dem man bereits heute über,Ml 8b Deutschland sagt ..Herr Gott, schenk* uns das fünfte Reich! Das vierte ist dem dritten gleich!" das Pathos ci;s Widerstandes ableiten. Den Neo-Nationalsozialismus zu be- kämpfen: das erfordert nicht, die theo- retischen Bücher der Nazipaxtei auf ihre Ideologischen Bruchstellen zu un- tersuchen, das veifengt nicht, mehr Leute als bisher zu verhaften,: das er- fordert nur eins: eine Politik Deutsch- land gegenüber zu treiben, die diesem Pathos den Boden entzieht! Der deut- sche Neo-Nationalsozialismus wurzelt nämlich in keinem Programmpunkt der Hitlerpartei, sondern in der unpsy- chologischen, phantasielosen Politik der Aliierten! Setzt man an ihre Stelle eine konstruktive Vision des neuen Europa und des neuen Deutschland, dann be- raubt man die ewigen Verschwörer vom Typ dieses Tagebuchschreibers all ihrer Argumente. DIE SCHLEUDER UND DER KIESEL Eme.si Hemingway, der Verfasser von "Wem die Stunde schlägt", hat das Fol- gende als Vorwort zu einer von "Free World" herausgegebenen Sammlung von Artikeln geschrieben. Wir sind aus der Epoche, in der Ge- horsam, Disziplin, persönlicher Mut und Entschlossenheit das Wichtigste waren, in die viel schwierigere Zeit eingetreten, die es dem Menschen mehr zur Pflicht macht, seine Welt zu verstehen, als nur für sie zu kämp- fen. Um zu verstehen, müssen wir ler- nen. Nicht nur das müssen wir unter- suchen, was wir gerne glauben möch- ten, denn das wird uns immer leicht fasslich sein, sondern wir müssen be- strebt sein, unsere Welt mit der Ob- jektivität eines Arztes zu prüfen. Das ist harte Arbeit. Aber das ist jetzt ei- ne der ersten MeneehenpfllchW, i "He'ist tinSere Pflkäjt, wenn wir fant» reichendes Wissen haben, abzulehnen, zu protestieren, ja, uns zu empören und zu rebellieren, und dabei doch immer darauf hinzuarbeiten, für alle Menschen eine Möglichkeit zu finden, auf dieser Erde zusammenzuleben. Kampf war notwendig. Es musste getötet, verstümmelt, verbrannt und zerstört werden. Für ein Land, dessen Kontinent niemals bombardiert wur- de, haben wir sicher unser gutes Teil geleistet. Vielleicht haben wir mehr Zivilisten anderer Länder getötet, als alle unsere Feinde bei den berüchtig- ten Massenmorden, die wir so bekla- gen. Zwischen dem Lebendlgver- branntwerden eines Mannes oder ei- ner Frau und dem an die Wand ge- stellt und erschossen werden, besteht kaum ein vorteilhafter Unterschied. Wir führten den wildesten, unbarm- aake, der tzwzz» am W wurde. Wir führten ihn gegen grim- mige, unbarmherzige Feinde, die ver- nichtet werden mussten. Jetzt haben wir einen unserer Feinde vernichtet und den anderen zur Kapitulation gezwungen. Für den Augenblick sind wir die stärkste Macht der Welt. Es ist sehr wichtig, nicht die verhasste- ste zu werden. * Es könnte leicht geschehen, dass wir mit unserer Macht die gleiche Weltgefahr darstellen wie der Fa- schismus, wenn wir nicht lernen, die Welt zu verstehen und die Rechte und Pflichten aller Länder und Völ- ker zu würdigen. Wir haben Schleuder und Kiesel er- funden, die alle Riesen töten können, uns selbst einbegriffen. "Bs Ist Torheit su glauben, dass die Sowjetunion nicht die» gMohe Waffe besitzen und ver» flessH» DAS ANDIIF OCUTf CHI AND Kein Volk kann es sich jetzt lei- sten, auch nur eine Spur der Menta- lität eines Tyrannen zu zeigen. Kein Volk kann es sich jetzt leisten, sich verhasst zu machen. Kein Volk kann es sich jetzt leisten, gross zu tun, und gewiss kann es sich kein Volk leisten, Zusammenstösse herbeizuführen. Kein Volk darf heute etwas anderes als ge- recht sein. In dieser neuen Welt wird jeder der Teilhaber verzichten lernen müs- sen. Verzichten wird ebenso notwen- dig sein, wie es notwendig war, zu kämpfen. Keine Nation wird weiter- hin unberechtigter Weise Land oder die Herrschaft über Menschen behal- ten können, wenn ein dauerhafter Friede bestehen soll. Man kann die Probleme, die das mit sich bringen wird, nicht im Voraus erkennen. Aber wir müssen sie untersuchen, sie klug und unparteiisch untersuchen und dürfen unsere Augen vor nichts ver- sehliessen ... In Deutschland hat unser Militär- gerichtshof eine 60-jährige deutsche Frau zum Tod durch den Strang ver- urteilt, als zu dem Mob gehörend, der amerikanische Fallschirmspringer auf deutschem Boden in brutaler Wei- se umbrachte. Warum hängt man sie? Warum verbrennt man sie nicht auf dem Scheiterhaufen, wenn man wünscht, Märtyrer zu schaffen? Denn die Deutschen vergessen es den Kampffliegern nicht, dass sie 60- jährige deutsche Frauen getötet ha- ben, wenn sie, von ihren Raids zu- rückkehrend, auf deutsche Dörfer- herunterstiessen, um sie zu strafen. Soviel ich weiss, wurde bei uns nie DER FLUC Wir entnehmen das Folgende der Zeit- schrift der deutschen Sozialisten in der Schweiz "Das Neue Deutschland". Die Not in Deutschland ist gross- Kein Mensch, der nicht eine Beute von Hass und Rachsucht ist, wird darüber Schadenfreude empfinden; er wird vielmehr alles tun, was in seinen ,K:ästen steht, um zu helfen, dass die Not gelindert und schliesslich überwunden wird. Es ist an der Zeit, auf jene Stimmen in Deutschland zu antworten, die aus Unwissenheit oder Bosheit behaupten, das deutsche Volk sei durch die Schuld der Siegerstaa- ten ins Elend gekommen. In der letz- ten Zeit gelangen Stimmen aus Deutschland in die Schweiz, die zur Not dort Stellung nehmen. Soweit es sich hierbei um objektive Berichte handelt, können Sie von Nutzen sein. Gemeingefährlich sind dagegen • jene Berichte, die behaupten, unter dem Nationalsozialismus sei es "besser ge- wesen"; die Alliierten betrieben in Deutschland eine systematische Hun- gerpolitik. Die Demokratie erweise sich wieder einmal als unfähig, den deutschen Bedürfnissen gerecht zu werden! Man merkt, worauf das hinaus will! Abgesehen davon, dass es ohne die verbrecherischen Angriffe des Hitler- regimes auf die europäischen Völker in Deutschland überhaupt keine "al- liierte Emährungspolitik'' geben wür- ein Flieger dafür gehängt, dass er auf das Deck eines Schiffes herunterstiess, um ein bisschen zu strafen. Deutsche Zivilisten, die durch uns in Deutsch- land bestraft werden, empfinden dabei genau das Gleiche wie spanische Zi- vilisten, die in Spanien von Deut- schen bestraft wurden, oder wie ame- rikanische Zivilisten empfinden wür- den, wenn die Deutschen je in der Lage gewesen wären, sie zu bestrafen. .. .Luftmarschall Harris steht in dem Ruf, das er mit dem deutschen Volk machte, was er wollte. Wir be- kämpften das deutsche Volk ebenso wie das deutsche Heer. Die Deutschen bekämpften das englische Volk eben- so wie das englische Heer. Das deut- sche Heer bekämpfte das russische Volk, und das russische Volk schlug zurück. Das ist der Krieg, und anders Krieg zu führen, wäre Spielerei. Das Geheimnis aber des zukünftigen Friedens besteht nicht darin, 60-jäh- rige Frauen aufzuhängen, weil sie in der Erregung Flieger töteten. Hängt oder erschiesst die, welche kalten Blu- tes Menschen umbrachten, schlugen und folterten. Hängt oder erschiesst die, welche den Krieg planten und neue planen werden. Hängt oder er- schiesst vorsätzliche Kriegsverbrecher. Räumt auf mit der SS und den frei- willigen Parteimitgliedern, wie sie es verdienen, aber macht keine Märty- rer aus 60-jährigen Frauen, die im Zorn gegen die Gewalt töteten, der so stark in ihnen geworden war, dass er jedes Bewusstsein oder Gefühl für das Böse übertäubte. Um einen Krieg zu gewinnen, muss man Dinge tun, die im Frieden un- de, ist die Vorstellung mehr als naiv, dass die noch vor kurzem unter dem Hungerj och der Nazi seufzenden Völ- ker keine dringlichere Aufgabe kenn- ten als dem deutschen Volk de:> natio nalsozialistischen Lebensstandard "si- cherzustellen.Wenn tvotzidem die Alli- ierten dem deutschen Volk ein Schick- sal ersparen wollen, dem unter der Herrschaft der Nazidespotie Millionen europäischer Menschen zum Opfer ge- fallen sind, dann gewiss nicht jenen Herrschaften zuliebe, die sich nur sattessen wollen, um von neuem über andere Völker herzufallen. In den folgenden Berichten soll aufgezeigt werden, wie sich die Herr- schaft der Nazi auf die Lage der Überfallenen Länder ausgewirkt hat. Als Quellen benutzen wir Berichte und Briefe von neutralen und objek- tiven Hilfsorganisationen und Privat- personen. Frankreich Vor dem Kriege konte Frankreich 92 Prozent der Nahrungsbedürfnisse im Lande selbst erzeugen. Während Butter und Milch ^ur Ausfuhr ge- langten mussten Reis, Kaffee, Kakao und Gelsamen vollständig aus ausser- europäischen Gebieten eingeführt werden. Die eigenen Kolonien liefer- ten Früchte, Frischgemüse, Zuckei und Eier. Die Einfuhr dieser Erzeug- nisse fiel vcn S 8 Millionen Tomen im Jahre 1835 auf 1.6 Millionen Tön. 7 begreiflich erscheinen, und die denen, die sie tun müssen, oft verhasst sind. D. h. eine Zeit lang sind sie ihnen .verhasst. Einige gewöhnen sich spä- ter daran. Manche tun es schliesslich gern. Jeder möchte etwas tun, um über alles hinwegzukommen. Wer ein- mal in den Krieg verwickelt ist, muss sehen, ihn mit allen Mitteln zu ge- winnen. Das Militär möchte gern, um seine Stellung und gewisse Sicherheiten aufrechtzuerhalten, den Krieg nach Regeln führen. Die Luftstreitmacht aber wirft stets alle diese Regeln um und entwickelt einen realistischen Krieg von Volk gegen Volk, nicht von Heer gegen Heer. Ein Angriffskrieg ist das grosse Verbrechen gegen alles Gute in der Welt. Ein Verteidigungskrieg, der sc bald als möglich in einen Angriffs- krieg übergehen muss, ist das unver- meidliche grosse Gegenverbrechen Aber man soll nicht glauben, dass ein Krieg, so notwendig und gerechtfer- tigt er auch sein mag, kein Verbre- chen wäre. Fragt die Infanterie und fragt die Toten! Wir haben diesen Krieg geführt und haben ihn gewonnen. Jetzt lasst uns weder scheinheilig sein, noch heuchlerisch, noch rachsüchtig, noch dumm! Lasst uns unsere Feinde un- fähig machen, je wieder einen Krieg anzufangen, lasst sie uns wiedererzie- hen, und lasst uns lernen, mit allen Ländern und Völkern dieser Erde zu- sammen zu leben! Um das zu können müssen wir erziehen und wiederer- ( ziehen. Zu allererst müssen wir uns selbst erziehen. TAT iien im Jahre 1943. In diesem Jahr« wurde Frankreich von jeder Zufuhr aus Nordfrankreich abgeschnitten und war ganz auf die eigene Produk- tion angewiesen. Mit dem Verschwinden der Ein», fuhren trat für die französische Wirt- schaft ein empfindlicher Verlust ai> Arbeitskräften ein. Die Krietgsgefan, genen, die nach Deutschland ver„ schleppten Arbeiter, wie auch die Ar. keitskräfte Elsass Lothringens und die Kriegsopfer bedeuteten einen Ausfall von über drei Millionen Ar_ beitskräften das heisst mindestens 14 Prozent der arbeitenden Bevölkerung, In der Landwirtschaft ging die Viehhaltung nach Gewicht und Zahl um 13 Prozent zurück. Dazu kam die umfangreiche Zerstörung des Transportwesens im Jahre 1940. Ende 1943 bereits waren 45 Prozent des Vorkriegsbestandes stillgelegt. Dia Handelsmarine schrumpfte auf ein Sechstel zusammen. An flüssigen Brennstoffen wurden nur noch neun Prozent hergestellt. Der Fortfall der Einfuhr von Stein, kohle, Anthrazit und ßraunkohl® verringerte die Verfügung über feste Brennstoffe auf 6 Prozent des Vor. kriegsanfalls. Die Erzeugung von elek- trischer Kraft ging um 15 Prozent 4 zurück. Dias alles hatte ein« empfind* liehe Einschränkung in der Nahrung, mittelerzeugung zur Folge. H DER BÖSEN B AS AWD1WI WöTSCHt AND VA f A WD IB f y OIUTt C Hl ANS Die Produktion an Lebensmitteln erfuhr gegenüber der Zeit vor dem Kriege eine Einbusse um 25 Prozent. Die Erzeugun^sziffern für Körner, fruchte fielen von 1938 bis 194c? um 24 bis 47 Prozent, die für Fleisch (in den Städten), Fette und Oele um 76 Prozent. Die Zuckererzeugung ging um 41 Prozent zurück. Der Ver- brauch von Frischobst dürfte um 50 bis 55 Prozent zurückgegangen sein. Während in Friedenszeiten im Win- ter der Zivilbevölkerung etwa 187 Kilo Kartoffeln zur Verfügung stan- deil, verringerte sich diese Menge 1942 bis 1944 auf 50 Kilo pro Kopf. Die Einfuhr von Reis betrug vor dem Kriege 88.000 Tonnen, die von Kakao 44.000 Tonnen. Diese Produk, te fielen vollständig aus. Die Anga, ben, die beliebig vermehrt werden könnten und nur die wichtigsten Le- bensmittel anführen, zeigen zur Ge- nüge die Schrumpfung der französi- schen Volkswirtschaft allein auf dem Gebiete der Ernährung. Der Be- richt, auf den wir uns stützen, ge_ langt zu folgender Schlussf olgeruDg: "Abgesehen von den Importwaren, die der Boden Frankreichs nicht selbst er- zeugen konnte, blieb das Defizit der Pro- duktion innerhalb erträglicher Grenzen. Das Defizit des Verbrauchs dagegen war viel grösser, mit, Rücksicht auf die Tat- sache. dass e:n Teil der in Frankreich erzeugten Lebensmittel an Ort und Stel- le von den Besetzungstruppen verzehrt wurde, während ein anderer Teil ins Ausland (Deutschland) ausgeführt wur- de. Allein für das Jahr 1943 betrug der Wert dieser beiden Kategorien nach vorsichtigen Schätzungen 282.4 Milliar- den französischer Pranken. Für dai gleiche Jahr kann das französische Volkseinkommen mit 5.11 Milliarden Franken berechnet werden. Die Besat- zungskosten und die Ausfuhr nach Deutschland stellen somit 51 Prozent des franzosischen Volkseinkommens dar. In Berücksichtigung samtlicher Schat- zungsfehler muss festgehalten werden, dass 25 bis 50 Prozent der in Frank- reich erzeugten Lebensmittel aufgesogen worden sind. Dieser Prozentsatz, der sich auf eine schon verminderte Pro- duktion bezieht, konnte stell auf die Ernährungslage der Zivilbevölkerung nur äusserst empfindlich auswirken. Hierbei ist noch nicht der grosse Unterschied berücksichtigt, der zwischen der Ver- pflegung der Städte und der des Lan- des besteht... Die zwei Drittel der Ge- AAmtbevöikerung ausmacher.de städtische Bevölkerung wurde durch die Verminde- rung des Lebensmittelanfalles unver- hältnismässig stark betroffen. In den Städten sank die Lebensmittelversorgung in einem Ausmasse, das von den ange- gebenen Durchschnittsiziffern in keiner Weise erreicht wird." 39 Millionen französischer Men- schen hatten für ihrem Lebenstoedarf ebensoviel wie ein bis zwei Millionn Mann Besatzungtruppen. Das Land wni'de buchstäblich kahlgefressen. So sah die "Neue Ordnung" aus. die die "arische Rasse'' ihren Brüdern in Frankreich aufzwang. Holland Tn vielen holländischen Städten müssen sieh die Bewohner zufrieden- geben mit der dünnen Brühe und den zwei drei undefinierbaren Brocken darin, die ihnen täglich einmal von eigens hierfür aufgestellten, öffentli.. eben Küchen verabreicht werden. Diese Tagessuppe stillt keinen Hun_ ger und genügt niemals, die ohnehin schon geschwächten Kinder bei Kraft und Gesundheit, zu erhalten. Darf langsame Verhungern und Weg sterben der Kinder ist das Grausam, stp bei dieser an sich kaum vorstell, baren Not in Holland,, Praktisch war tn Holland, seit dem Jahre 1940 niemand in der Lage, sei, us abgetragenen Kleider zu ersetzen. Die Arbeiter gehen in Lumpen. Für die heranwachsende Jugend wird, so gut es geht, aus Altem Neues fabri- ziert. Nicht selten sieht man Kinder auf der Strasse, die nur mit Hemd und Hose bekleidet und ohne Wä- sche und Mantel herumlaufen. Die meisten Leute müssen wegen Mangels an Kleidern zu Hause bleiben. Polen Die von den Nazis geplante syste_ matsiclie Vernichtung der polnischen Bevölkerung wurde nicht nur mit Waffengewalt durchgeführt. Ein wirksames Mittel war auch die viel zu schwere Arbeit bei völlig ungenü- gender Ernährung, zu der sogar Kin- der gezwungen wurden. Die Versor. gung der polnischen Städte mit Fett wurde unter Todesstrafe gestellt Mütter wurden durch Arbeitszwang am Stillen der Kinder gehindert, der Alkoholismus so systematisch auch unter der Jugend propagiert, dass diese heute nur s:hwer davon befreit weiden kann. Die übriggebliebene polnische Bevöl- kerung ist durch Unterernährung, Wohnungsnot, mangelnde Wider- standskraft gegen Krankheiten vor allem von der Tuberkulose bedroht. Wie können die Krankheiten be- kämpft werden? Polen hatte schon vor dem Kriege zu wenig Aerzte: auf 10.000 Einwohner kamen 3,7 Aerzte im Jahre 1937. Durch die systemati- sche Ausrottung der polnischen In- telligenz durch die Nazis blieb von den etwa 13.000 Aerzten nur die Hälfte übrig. Auf 10.000 vom Kriege verschonte Polen kommen heute nur noch 2.5 Aerzte. Das ist angesichts der weil verbreiteten Krankheiten eine erschreckend kleine Zahl. Yen den 677 Spitälern, die Polen vor dem Kriege besass, wurden 120 vollkommen zerstört, atnlere ausge- raubt. Für die Tuberkulösen stehen heute nur 5244 Betten zur Verfü, gung. Auf 22 Millionen Einwohner gibt es in den Spitälern nur 2040 Beilen für Kinder. Die pharmazeutische Industrie, die schon vor dem Kriege den Bedarf nicht decken konnte, ist von den Na- zis völlig vernichtet worden. Die Lage der Kindel' ist verzweifelt. Für 500.000 Kriegerwaisen muss gesorgt werden. 86.000 Kinder leben in den zerstörten Gebieten noch in Bunkern und Erdhütten. Gross ist die Zahl der verwahrlosten vagabundierenden Kin- der, Sie sollten in Heime aufgenom. men werden, aber es gibt nichts, um diese Heime einzurichten. Den gro_ ssen industriellen Betrieben, in de- nen viele Planen arbeiten, wurden Krippen und Horte für die Kinder der Arbeitenden angegliedert Ohne. Hilfe vom Ausland können diese Ein, rkhtungen aber nicht, bestellen. 40 Prozent, der Schulkinder können nicht in die Schule gehen, weil ihnen rie nötige Bekleidung fehlt, Wegen Man, gels an geeigneten Nahrungsmitteln können die Schülerspeisungen nicht durchgeführt werden. Ein Brief aus der Tschechoslowakei Eine aus der Schweiz heimgekehr- te Emigrantin schreibt unter a-nde. rem: "Gemessen an der Schweiz, ist die Tschechoslowakei ein Elendsland un„ vorstellbaren Ausmasses. Aller Haut- farbe ist grau, die Gesichter undurtih, blutet, die Augen eingefallen und um. schattet, die Rücken gekrümmt, die Gestalten, als wären sie kleiner ge- worden, wie das im hohen Alter zu sein pflegt. Besonders in1 den ersten Tagen war mein Herz in Atemnot vor Weh über das alles. Bs ist, liebe Freunde, nicht zu schildern. Man müsste ein grosser Dichter sein und es samt der gesamten Atmosphäre einsangen. In diesen sechs Jahren sind manche Frauen so gealtert, als wären sie ihre eigenen Grossmütter geworden. Auch an Männern sah ich ähnliches. So sah ich gestern Herrn Hrubes wieder, den bekannten evan. gelischen Vorkämpfer aus der Liga für Menschenrechte ur.d dem spani, sehen Hilfsaujschuss. Ich hätte ihn nie wieder erkannt, so elend sieht er aus nach Gefängnis und Entbehrun- gen. Erst als er sprach, entdeckte ich denselben Zug um den Mund in dem neuen Gesicht. Entsetzlich, wie man AN DIE VOELKER DEFÄERDE Von Werner Bergengriim Zwölf, du äusserste Zahl und, Mass der Vollkommenheiten, Zahl der Reife, der heilig gesetzten! Vollendung der Zeiten! Zwölfmal ist das schütternde Eis auf den Strömen geschwommen, Zwölfmal das Jahr zu des Sommers glühendem Scheitel geklommen Zwölfmal kehrten die Schwalben, weissbrüstige Pfeile, nach Norden Zwölfmal ist gesät und zwölfmal geerntet worden- Zwölf mal grünten die Weiden und haben die Bäche beschattet. Kinder wuchsen heran und Alte wurden bestattet, Viertausend Tage, viertausend unendliche Nächte, Stunde für Stunde befragt, ob eine das Zeichen brächte! Völker, Ihr zählt, was an Frevel in diesem Jahrzwölft geschehen. Was gelitten wurde, hat keiner von Euch gesehen, Keiner die Taufe, darin wir getauft, die Busse, zu der wir erwählt. Und der Engel allein hat Striemen und Tränen gezählt. Er nur vernahm durch Fanfarengeschmetter, Festrufe und Glockendr öhnen Der Gefolterten dchreien, Angstseufzer und Todesstöhnen; Er nur den flatternden Herzschlag aus nächtlichen Höllenstunden; Er nur das Wimmern der Frauen, denen die Männer verschiounden; Er nur den lauernden Schleichschritt um Fenster und Pforten; Er nur das Hassgelächter der Richter und Häftlingseskorten ... Völker der Welt, die der OrdnungJ.es Schöpfers entglitt, Völker, wir litten für Euch und für Eure Verschuldungen mit. Litten, behaust auf Europas uralter Schicksalsbühne, Litten stellvertretend für Alle ein Leiden der Sühne. Völker der Welt, der Abfall war allen gemein: Gott hatte jedem gesetzt, des Bruders Hüter zu sein. Völker der Welt, die mit uns dem nämlichen Urgrund entstammen: Zwei Jahrtausende stürzten vor euren Grenzen zusammen- Alle Schrecknis geschah vor euren Ohren und Blicken, Und nur ein Kleines ioar es, den frühen Brand zu ersticken. Neugierig wittertet ihr den erregenden Atem des Brandes. Aber das Brennende ivar der Herzschild des Abendlandes! Sichre meintet ihr euch hinter M&eren und schirmendem Walle Und vergasst das Geheimnis: WasvEinen trifft, das trifft Alle- jeglicher liets von der Trägheit d® Herzens sich willig re ■•führen. Jeglicher dachte: '-Was tut es - - .jpi mich wird das Schicksal nicht TÜflVGTL » II Ja, vielleicht ist's ein Vorteil ... das Schicksal lässt mit sich reden". Bis das Schicksal zu reden begann, ja zu reden mit einem jeden. Bis der Bämon, gemästet, von unserem Blute geschwellt, Brüllend über die Grenzen hervorbrach, hinein in die Welt Völker der Frde, ihr haltet, euer Gericht. Völker der Erde, vergesst dieses Eine nicht: Immer am lautesten hat sich der Unversuchte entrüstet, Immer der Ungeprüfte mit seiner Stärke gebriistil, Immer der Ungcstossene gerühmt, dass er niemals gefallen. Völker der Welt, der Ruf des Gerichts gilt uns Allen. Alle verklagt das gemeinsam Verratnc, gemeinsam Entweihte. Völker, vernehmt mit uns Allen das Göttliche: Metanoeite! iVletanoeite — Ac-ndert Euern Sinn!, war der Ruf .Johannes des Täufers. in diesen Gesichtern die Konturen der Knochen unter der Haut sieht. Oder gewisse Venenstränge, die ge_ wohnlich eingebettet sind. Ich kann nicht genug bestaunen, dass in die. ser Müde die Geister so rege sein können-.. Ein Wort über die Kinder. Man sieht sehr wenige. Sie sind durchweg sehr ärmlich angezogen; so ärmlich sieht kein Grosstadtkind "oder Berg- bauernkind in der Schweiz aus. Ich möchte alle Schweizer bitten: werft nichts fort, was ihr als nicht mehr verwendbar anseht kann irgendwo in diesem Eiendhaufen Buropas Not lindern." Norwegen Die Zerstörungen in Norwegen sind entsetzlich. Die Wohn verhält, nisse und die hygienische Lage müs. sen als verzweifelt betrachtet wer- den. Es herrscht Mangel an Aerzten und Arzneien, ferner an Transport, mittein. In den «befreiten Gebieten ist eine der Ruhr ähnliche Epidemie ausgebrochen. Die Kranken müssen in Kuhställen und in Erdhütten un_ tergebracht werden. Soll der Kreislauf des Grauens niemals abreissen? Mit dieser Frage schliesst einer der vielen Berichte, die wir über die furcht- baren Zustände in den von Polen besetz- ten deutschen Gebieten erhalten haben. Wir bringen nur ein paar Auszüge: Aus einem Bericht des Schweizers Robert Jungk: Während in der von den Russen okkupierten Zone heute doch eine ge- wisse Ordnung herrscht und Unrecht mehr zufällig als planmässig ge- schieht, regiert in den weiten Gebie- ten zwischen der früheren deutsch- polnischen Grenze und der Oder die Willkür und die Gewalt. Als dieses Gebiet den Polen nach den Potsda- mer Vereinbarungen zugesprochen worden war, glaubte die ansässige deutsche Bevölkerung zuerst, sie wer- de sich mit den Polen nicht schlech- ter oder sogar besser vertragen als mit den Russen. Heute ist es aber so, aass die Bewohner sich an die klei- nen durchziehenden oder da und dort zur Nachschubsicherung stationierten russischen Abteilungen wenden müs- sen, um Schutz vor den Uebergriffen der Polen zu finden. Wer die polni- sche Zone verlassen hat und in rus- sisch okkupiertes Gebiet gelangt, at- met geradezu auf. Hinter ihm liegen leergeplünderte Städte, PesMörfer Konzentrationslager, öde, unbestellte Felder, leichenbesäte Strassen, an de- nen Wegelagerer lauern und Flücht- lingen die letzte Habe rauben. All das und alles, was in den kom- menden Zeilen beschrieben werden wird, ist ieider wahr. Man mache es sich nicht leicht und tue es als "Greu- elpropaganda ' ab. Zu oft schon hat man in den letzten Jahren dem un- vorstellbare Entsetzlichen nicht glau- ben wollen, zu oft haben diejenigen, denen Enthüllungen unangenehm sein mussten, sie als "Lügen" oder "Propa- ganda" abgetan. Es ist wahr, dass in dem. Ort G. auf öffentlichem Platze Mädchen, Frauen und Greisinnen von Angehörigen der polnischen Miliz ver- gewaltigt wurden. Es isi, wahr, dass auf dem Bahnhof von S. sämtliche Fiucht.lingsziige regelmässig ausge- raubt werden, dass die Insassen nackt gen Westen reisen müssen. Es ist wahr, dass in weiten Gegenden Schle- siens kein einziges Kind unter einem Jahr mehr am Leben ist, weil sie alle verhungern mussten. Es ist wahr, dass in Oberschlesien die von Syphilis an- gesteckten Frauen als "Behandlung" einfach einen Kopfschuss erhielten. Und es ist wahr, dass eine Selbst- mordwelle durch das Land geht, in einzelnen Orten hat sich ein Zwölftel in anderen bereits ein Zehntel oder sogar ein Fünftel der Bevölkerung ums Leben gebracht. Es ist wahr, dass in den sogenannten Arbeitslagern Sownowice und Centoschlowitz, Insas- sen nächtelang bis zum Hals in eis- kaltem Wasser stehen müssen und dass man sie bis zur Bewusstlosigkeit schlägt. Und warum geschieht das alles? Nun, es ist furchtbar genug: diese Welle barbarischer Misshandlungen wurde ausgelöst durch das Bemühen der "grossen Drei", das Schicksal der Deutschen im Osten zu mildern. Ja- wohl, zu mildern! Die Berichte, die damals über das durch die zwangs- weise Evakuation verursachte Elend an die Weltöffentlichkeit gedrungen waren,hatten die Grossmächte veran- lasst, der polnischen und tschecho- slowakischen Regierung Zwangsde- portationen zu empfehlen. Die Tsche- chen haben diesen Appell befolgt, und die Umsiedlung der Deutschen aus der Tschechoslowakei nach Deutsch- land und Oesterreich geht jetzt in ge- ordneter, wenn irgendmöglich mensch- licher Weise vor sich. Anders die Po- len. Auch sie stoppten zunächst die Evakuierungen. Aber zugleich taten sie alles, um die deutsche Bevölke- rung, die sie los sein wollten, zum "freiwilligen" Verlassen des neuen polnischen Territoriums zu veranlas- sen. Das verhältnismässig noch mil- deste Mittel, das die neueingesetzten polnischen Woiwoden und Bürgermei- ster anwenden, ist die Aushungerung. In dem Sstädtchen S. werden für die 15.000 deutschen. Einwohner nur 7000 Brotrationskarten ausgegeben. Die 8000, die keine Rationierung zugeteilt erhalten, können noch eine Zeitlang durch den Verkauf ihrer Habseligkei- ten auf dem schwarzen Markt etwas Brot bekommen,, dann bleibt ihnen nur der Hungertod oder — die "frei- willige" Wanderung nach dem We- sten Mindestens ebenso schlimm wie den Hunger empfinden die noch in dieser Zone lebenden Deutschen den Mangel an Sicherheit und Recht. Es gibt kei- ne Instanzen, an die ein Bauer, der von -Plünderern überfallen wurde, siel »AS 4NDI* I eiilTSCHl AND DA i A f#DIR I / DIUTt C Mi AND Die Produktion an Lebensmitteln erfuhr gegenüber der Zeit vor dem Kriege eine Einbusse um 25 Prozent. Die Erzeugun^sziffern für Körner. Irüchte fielen von 1938 bis 194^ um 24 bis 47 Prozent, die für Fleisch (in den Städten), Fette und Oele um 76 Prozent. Die Zuckererzeugung ging um 41 Prozent zurück. Der Ver- brauch von Frischobst dürfte um 50 bis 55 Prozent zurück gegangen sein. Während in Friedenszeiten im Win- ter der Zivilbevölkerung etwa 187 Kilo Kartoffeln zur Verfügung stan- den, verringerte sich diese Menge 1942 bis 1944 auf 50 Kilo pro Kopf. Die Einfuhr von Reis betrug vor dem Kriege 88.000 Tonnen, die von Kakao 44.000 Tonnen. Diese Produk_ te fielen vollständig aus. Die Anga_ ben, die beliebig vermehrt werden könnten und nur die wichtigsten Le- bensmittel anführen, zeigen zur Ge- nüge die Schrumpfung der französi- schen Volkswirtschaft allein auf dem Gebiete der Ernährung. Der Be- richt, auf den wir uns stützen, ge_ langt zu folgender Schlussfolgerung: "Abgesehen von den Importwaren, die der Boden Frankreichs nicht selbst er- zeugen konnte, blieb das Defizit der Pro- duktion innerhalb erträglicher Grenzen. Das Defizit des Verbrauchs dagegen war viel grösser, mit. Rücksicht auf die Tat- sache, dass ein Teil der in Frankreich erzeugten Lebensmittel an Ort und Stel- le von den Besetzungstruppen verzehrt wurde, wahrend ein anderer Teil ins Ausland (Deutschland) ausgeführt wur- de. Allein für das Jahr 1943 betrug der Wert dieser beiden Kategorien nach vorsichtigen Schätzungen 282.4 Milliar- den französischer Franken. Für da? gleiche Jahr kann das französische Volkseinkommen mit 531 Milliarden Franken berechnet werden. Die Besat- zungskosten und die Ausfuhr nach Deutschland stellen somit 51 Prozent des französischen Volkseinkommens dar. In Berücksichtigung sämtlicher Schät- zungsfehlcr muss festgehalten werden, dass 25 bis 50 Prozent der in Frank- reich erzeugten Lebensmittel aufgesogen worden sind. Dieser Prozentsatz, der sich auf eine schon verminderte Pro- duktion bezieht, konnte sich auf die Ernährungslage der Zivilbevölkerung nur h usserst empfindlich auswirken. Hierbei ist noch nicht, der grosse Unterschied berücksichtigt, der zwischen der Ver- pflegung der ©rädte und der des Lan- des besteht... Die zwei Drittel der Ge- Aamthevölkerung ausmachende städtisch" Bevölkerung wurde durch die Verminde- rung des Lebensmittelanfalles unver- hältnismässig stark betroffen. In den Städten sank die Lebensmittelversorgung tu einem Ausmasse, das von den ange- gebenen Durchschnitrsiziffern in keiner Weise erreicht wird.' 39 Millionen französischer Men- schen hatten, für ihrem Lebensbedarf ebensoviel wie ein bis zwei Millionu Mann Besatzungtruppen. Das Land wurde buchst;,blich kahlgefressen. So sah die "Neue Ordnung" aas. die die "arische Rasse'' ihren Brüdern in Frankreich aufzwang. Holland Tn vielen holländischen Städten müssen sich die Bewohner zufrieden, geben mit der dünnen Brühe und den zwei drei undefinierbaren Brocken darin, die ihnen täglich einmal von eigens hierfür aufgestellten öffeiitlt. eben Küchen verabreicht werdet). Diese Tagessuppe stillt keinen Hun^ ger und genügt niemals, die ohnehin schon geschwächten Kinder bei Kraft und Gesundheit zu erhalten. Das langsame Verhungern und Weg sterben, der Kinder ist das Grausam- ste bei dieser an sich kaum vorstell, baren Not in Holland, Praktisch war In Holland, seit dem Jahre 1940 niemand in der Lage, sei_ ue abgetragenen Kleider zu ersetzen. Die Arbeiter gehen in Lumpen. Für die heranwachsende Jugend wird, so gut es geht, aus Altem Neues fabri- ziert. Nicht selten sieht man Kinder auf der Strasse, die nur mit Hemd und Hose bekleidet und ohne Wä- sche und Mantel herumlaufen. Die meisten Leute müssen wegen Mangels an Kleidern zu Hause bleiben. Polen Die von den Nazis geplante syste, matsiche Vernichtung der polnischen Bevölkerung wurde nicht nur mit Waffengewalt durchgeführt. Ein wirksames Mittel war auch die viel zu schwere Arbeit bei völlig ungenü- gender Ernährung, zu der sogar Kin- der gezwungen wurden. Die Versor. gun,g der polnischen Städte mit Fett wurde unter Todesstrafe gestellt Mütter wurden durch Arbeitszwang am Stillen der Kinder gehindert, der Alkoholismus so systematisch auch unter der Jugend propagiert, dass diese heute nur schwer davon befreit weiden kann. Die übriggebliebene polnische Bevöl- kerung ist durch i.'nterernährung, Wohnungsnot, mangelnde Wider- standskraft gegen Krankheiten vor allem von der Tuberkulose bedroht. Wie können die Krankheiten be_ kämpft werden? Polen hatte schon vor dem Kriege zu wenig Aerzte: auf 10.000 Einwohner kamen 3,7 Aerzte im Jahre 1937. Durch die systemati- sche Ausrottung der polnischen in. lelligenz durch die Nazis blieb von den etwa 13.000 Aerzten nur die Hälfte übrig. Auf 10.000 vom Kriege verschonte Polet) kämmen heute nur noch 2,5 Aerzte. Das ist. angesichts der weit, verbreiteten Krankheiten eine erschreckend kleine Zahl. Von den 677 Spitälern, die Polen vor dem Kriege besass, wurden 120 vollkommen zerstört, andere ausge. raubt. Für die Tuberkulösen stehen heute nur 5244 Betten zur Verfü, gung, Auf 22 Millionen Einwohner gibt es in den Spitälern nur 2040 Betten für Kinder. Die pharmazeutische Industrie, die schon vor dem Kriege den Bedarf nicht decken konnte, ist von den Na- zis völlig vernichtet worden. Die Lage der Kinder ist verzweifelt. Für 500.000 Kriegerwaisen muss gesorgt werden. 86.000 Kinder leben in den zerstörten Gebieten noch in Bunkern und Erdhütten. Gross ist die Zahl der verwahrlosten vagabundierenden Kin- der. Sie sollten in Heime aufgenom. men werden, aber es gibt nichts, um diese Heime einzurichten. Den gro_ ssen industriellen Betrieben, in de- nen viele F:auen arbeiten, wurden Krippen und Horte für die Kinder der Arbeitenden angegliedert. Ohne Hilfe vom Ausland können diese Ein, i'ivhtungen aber nicht bestehen. 40 Prozent der Schulkinder können nicht in die Schule gehen, weil ihnen rie nötige Bekleidung fehlt, Wegen Man. gels an geeigneten Nahrungsmitteln können die Schülerspeisungen nicht durchgeführt werden. Ein Brief aus der Tschechoslowakei Eine aus der Schweiz heimgekehr- te Emigrantin schreibt unter ande- rem: "Gemessen an der Schweiz, ist die Tschechoslowakei ein Elendsland un. vorstellbaren Ausmasses. Aller Haut- farbe ist grau, die Gesichter undurch. blutet, die Augen eingefallen und um. schattet, die Rücken gekrümmt, die Gestalten, als wären sie kleiner ge- worden, wie das im hohen Alter zu sein pflegt. Besonders in1 den ersten Tagen war mein Herz in Atemnot vor Weh über das alles. Es ist, liebe Freunde, nicht zu schildern. Man müsste ein grosser Dichter sein und es samt der gesamten Atmosphäre einsangen. In diesen sechs Jahren sind manche Frauen so gealtert, als wären sie ihre eigenen Grossmütter geworden. Auch an Männern sah ich ähnliches. So sah ich gestern Herrn Hrubes wieder, den bekannten evan. gelischen Vorkämpfer aus der Liga für Menschenrechte ur.d dem sparn, sehen HilfsausschuSs. Ich hätte ihn nie wieder erkannt, so elend sieht er aus nach Gefängnis und Entbehrun- gen. Erst als er sprach, entdeckte ich denselben Zug um den Mund in dem neuen Gesicht, Entsetzlich, wie man AN DIE VOELKER DEij ERDE Von Werner Bergengrüm Zwölf, du äusserste Zahl und Mass der Vollkommenheiten, Zahl der Reife, der heilig gesetzten! Vollendung der Zeiten! Zwölfmal ist das schütternde Eis auf den Strömen geschwommen, Zwölfmal das Jahr zu des Sommers glühendem Scheitel geklommen Zwölfmal kehrten die Schwalben, weissbrüstige Pfeile, nach Norden Zwöifmal ist gesät und zwölfmal geerntet worden. Zwölfmal grünten die Weiden und haben die Bäche beschattet. Kinder wuchsen heran und Alte wurden bestattet, Viertausend Tage, viertausend unendliche Nächte, Stunde für Stunde befragt, ob eine das Zeichen brächte! Völker, Ihr zählt, was an Frevel in diesem Jahrzwölft geschehen. Was gelitten wurde, hat keiner von Euch gesehen, Keiner die Taufe, darin wir getauft, die Busse, zu der wir erwählt. Und der Engel allein hat Striemen und Tränen gezählt. Er nur vernahm durch Fanfarengeschmetter, Festrufe und Glockendröhnen Der Gefolterten Schreien, Angstseufzer und Todesstöhnen; Er nur den flatternden Herzschlag aus nächtlichen Höllenstunden; Er nur das Wimmern der Frauen, denen die Männer verschwunden; Er nur den lauernden Schleichschritt um Fenster und Pforten; Er nur das Hassgelächter der Richter und Häftlingseskorten ... Völker der Welt, die der Ordnung des Schöpfers entglitt, Völker, wir litten für Euch und für Eure Verschuldungen mit. Litten, behaust auf Europas uralter Schicksalsbühne, Litten stellvertretend für Alle ein Leiden der Sühne. Völker der Welt, der Abfall ioar allen gemein: Gott hatte jedem gesetzt, des Bruders Hüter zu sein. Völker der Welt, die mit uns dem nämlichen Urgrund entstammen; Zwei Jahrtausende stürzten vor euren Grenzen zusammen. Alle Schrecknis geschah vor euren Ohren und Blicken, Und nur ein Kleines ioar es, den frühen Brand zu ersticken. Neugierig wittertet ihr den erregenden Atem des Brandes. Aber das Brennende war der Herzschild des Abendlandes! Sichre meintet ihr euch hinter Maeren und schirmendem Walle Und vergasst das Geheimnis: WasiEinen trifft, das trifft Alle, jeglicher liess von der Trägheit d® Herzens sich willig re •führen, Jeglicher dachte: "'Was tut es ■ . ja,n mich wird das Schicksal nicht rühren ... | Ja, vielleicht ist's ein Vorteil ■ . . das Schicksal lässt mit sich reden". Bis das Schicksal zu reden begann, ja zu reden mit einem jeden. Bis der Bämon, gemästet, von unserem Blute geschwellt, Brüllend über die Grenzen hervorbrach, hinein in die Welt- Völker der Erde, ihr haltet euer Gericht. Völker der Erde, vergesst dieses Eine nicht: Immer am lautesten hat sich der Unversuchte entrüstet, Immer der Ungeprüfte mit seiner Starke gebrüsttt, Immer der Ungcstossene gerühmt, dass er niemals gefallen. Völker der Welt, der Ruf des Gerichts gilt uns Allen. Alle vir klagt das gemeinsam Verratnc>n gemeinsam Entweihte* Völker, vernehmt mit uns Allen das Göttliche: Metanoeite! Metanoeite — As-nflert Euern Sinn!, war der iLuf .loha:i:ies des- Täufers. in diesen Gesichtern die Konturen der Knochen unter der Haut sieht. Oder gewisse Venenstränge, die ge_ wohnlich eingebettet sind. Ich kann nicht genug bestaunen, dass in die. ser Müde die Geister so rege sein können... Ein Wort ülber die Kinder. Man sieht sehr wenige. Sie sind durchweg sehr ärmlich angezogen; so ärmlich sieht kein Grosstadtkind'oder Berg- bauernkind in der Schweiz aus. Ich möchte alle Schweizer bitten: werft nichts fort, was ihr als nicht mehr verwendbar anseht kann irgendwo in diesem Elendhaufen Europas Not lindern." Norwegen Die Zerstörungen in Norwegen sind entsetzlich. Die Wohnverhält, nässe und die hygienische Lage müs. sen als verzweifelt betrachtet wer- den. Es herrscht Mangel an Aerzten und Arzneien, ferner an Transport, mittein. In den befreiten Gebieten ist eine der Ruhr ähnliche Epidemie ausgebrochen. Die Kranken müssen in Kuhställen und in Erdhütten un. tergebracht werden. Soll der Kreislauf des Grauens niemals abreissen? Mit dieser Frage schliesst einer der vielen Berichte, die wir über die furcht- baren zustände in den von Polen besetz- ten deutschen Gebieten erhalten haben. Wir bringen nur ein paar Auszüge: Aus einem Bericht des Schweizers Robert Jungk: Wänrend in der von den Russen okkupierten Zone heute doch eine ge- wisse Ordnung herrscht und Unrecht mehr zufällig als ' planmässig ge- schieht, regiert in den weiten Gebie- ten zwischen der früheren deutsch- polnischen Grenze und der Oder die Willkür und die Gewalt, Als dieses Gebiet den Polen nach den Potsda- mer Vereinbarungen zugesprochen worden war, glaubte die ansässige deutsche Bevölkerung zuerst, sie wer- de sich mit den Polen nicht schlech- ter oder sogar besser vertragen als mit den Russen. Heute ist es aber so, dass die Bewohner sich an die klei- nen durchziehenden oder da und dort zur Nachschubsicherung stationierten russischen Abteilungen wenden müs- sen, um Schutz vor den Uebergriffen der Polen zu finden. Wer die polni- sche Zone verlassen hat und in rus- sisch okkupiertes Gebiet gelangt, at- met geradezu auf. Hinter ihm liegen leergeplünderte Städte, Pes^dörfer Konzentrationslager, öde, unbestellte Felder, leichenbesäte Strassen, an de- nen Wegelagerer lauern und Flücht- lingen die letzte Habe rauben. All das und alles, was in den kom- menden Zellen beschrieben werden wird, ist ieider wahr. Man mache es sich nicht leicht und tue es als "Greu- elpropaganda ' ab. Zu oft schon hat man in den letzten Jahren dem un- vorstellbare Entsetzlichen nicht glau- ben wollen, zu oft haben diejenigen, denen Enthüllungen unangenehm sein mussten, sie als "Lügen" oder "Propa- ganda" abgetan. Es ist wahr, dass in dem Ort G. auf öffentlichem Platze Mädchen, Frauen und Greisinnen von Angehörigen der polnischen Miliz ver- gewaltigt wurden. Es ist wahr, dass auf dem Bahnhof von S. sämtliche Fluclttlmgszüge regelmässig ausge- rae;i6 werden, dass die Insassen nackt gen Westen reisen müssen. Es ist wahr, dass in weiten Gegenden Schle- siens' kein einziges Kind unter einem Jahr mehr am Leben ist. weil sie alle verhungern mussten. Es ist wahr, dass in Oberschlesien die von Syphilis an- Frauen ate "Behandlung" einfach einen Kopfschuss erhielten. Und es ist wahr, dass eiroe Selbst- mordwelle durch das Land geht, in einzelnen Orten hat sich ein Zwölftel in anderen bereits ein Zehntel oder sogar ein Fünftel der Bevölkerung ums Leben gebracht. Es ist wahr, dass in den sogenannten Arbeitslagern Sownowice und Centoschlowitz, Insas- sen nächtelang bis zum Hals in eis- kaltem Wasser stehen müssen und dass man sie bis zur Bewußtlosigkeit schlägt. Und warum geschieht das alles? Nun, es ist furchtbar genug: diese Welle barbarischer Misshandlungen wurde ausgelöst durch das Bemühen der "grossen Drei", das Schicksal der Deutschen im Osten zu mildern. Ja- wohl, zu mildern! Die Berichte, die damals über das durch die zwangs- weise Evakuation verursachte Elend an die Weltöffentlichkeit gedrungen waren,hatten die Grossmächte veran- lasst, der polnischen und tschecho- slowakischen Regierung Zwangsde- portationen zu empfehlen. Die Tsche- chen haben diesen Appell befolgt, und die Umsiedlung der Deutschen aus der Tschechoslowakei nach Deutsch- land und Oesterreich geht jetzt in ge- ordneter, wenn irgendmöglich mensch- licher Weise vor sich. Anders die Po- len. Auch sie stoppten zunächst die Evakuierungen. Aber zugleich taten sie alles, um die deutsche Bevölke- rung, die sie los sein wollten, zum "freiwilligen" Verlassen des neuen polnischen Territoriums zu veranlas- sen. Das verhältnismässig noch mil- deste Mittel, das die neueingesetzten polnischen Woiwoden und Bürgermei- ster anwenden, ist die Aushungerung. In dem Sstädtchen S. werden für die 15.000 deutschen. Einwohner nur 7000 Brotrationskarten ausgegeben. Die 8000, die keine Rationierung zugeteilt erhalten, können noch eine Zeitlang durch den Verkauf ihrer Habseligkei- ten auf dem schwarzen Markt etwas Brot bekommen., dann bleibt ihnen nur der Hungertod oder — die "frei- willige" Wanderung nach dem We- sten Mindestens ebenso schlimm wie den Hunger empfinden die noch in dieser Zone lebenden Deutschen den Mangel an Sicherheit und Recht. Es gibt kei- ne Instanzen, an die ein Bauer, der von Plünderern überfallen wurde, sie* 10 DAS ANDERE DEUTS CHI AND wenden könnte, es gibt keine Polizei, die ihn schützt, keine Richter, die ihm Recht verschaffen könnten. Je- derman muss stündlich und täglich Gewaltattacken auf Gut und Leben erwarten, ohne dass ihm eine Mög- lichkeit legaler Gegenwehr gegeben wäre. Dass bei solchen Raubzügen auch gerade solche Deutsche leiden müs- sen, die erwiesenerweise im Kampf gegen die Nazis ihre engsten Verwand- ten verloren, dass Juden, die in stil- len Landkreisen hatten untertauchen können, nun, da sie wähnten gerettet zu sein, von den Polen umgebracht werden, das sind besonders dunkle Schatten auf einem ohnehin schon düsteren Bilde. Aus einem anderen Bericht: Das fruchtbare schlesische Acker- land gleicht einer Steppe, unterbro- chen von völlig ausgestorbenen oder von Polen dünn bevölkerten Dörfern. In diesen Gebieten blieben 60 0(0 der Ernte liegen. An vielen Orten gaben die Polen den direkten Befehl, die Herbstbestellung zu unterlassen. "Ihr sollt' ja verrecken!" antwortete der polnische Beamte, wenn Deut- sche an ihn das Ansuchen stellten, in ihre Häuser zurückkehren oder ihre Felder bestellen zu dürfen. "Ihr sollt ja verrecken!" — genau dieselbe Ant- wort, die jeder KZ-Insasse erhielt, wenn er sich mit dem geringsten An- liegen an den SS-Wachmann wandte. Die 10 Millionen deutscher Frauen, Kinder und Greise werden vielleicht verrecken. Man sagt, es gibt keine ir- dische Macht, die ihnen helfen kann. "Aber was wird aus den Verfolgern?" könnte man fragen. ANSPRACHE DES OBERBUERGERME ISTERS LADEBECK BEI DER ERNEN- NUNG DER RATSHERREN IN DER OETKERHALLE IN BIELEFELD Es ist ein Stück Geschichte, das wir heute hier erleben, nicht nur Geschichte dieser Gemeinde, sondern es ist ohne Uebertreibung ein Stück Weltgeschichte. Unsere Stadt, voll- zieht damit als Glied des deutschen Volkes den ersten, wenn auch noch tastenden Schritt in die Demokratie Es nimmt damit das Volk wieder selbst ein kleines Stück seines Schick- sals in die eigenen Hände. Zwölf Jahre lang hatten wir die- sen Weg verlassen, gingen mit der Idee des Führertums in die Irre und endeten — in der Wüste. Unsere zer- störten Städte und Dörfer, unsere verwüsteten Felder zeugen davon; unsere zerrüttete Wirtschaft und un- sere Not auf allen Gebieten des Le- bens, sei es Nahrung oder Kleidung, Wohnung oder Heizung, sie erinnert uns täglich daran; die Toten aller Völker der Erde mahnen, und unser zerschlagenes Vaterland und die Millionen unserer Flüchtlinge sind ei- ne furchtbare Anklage. Aber was schlimmer ist: die sitt- lichen und geistigen Grundlagen des Einzelnen und unseres Volkes sind zerschlagen und zertrümmert wie un- sere Häuser. Zwölf Jahre national- sozialistischer Herrschaft haben jede anständige menschliche Haltung zer- brochen. Der preussische Militaris- mus wusste ganz genau, warum er jedem jungen Soldaten an jedem Ta- ge vielmals den Befehl gab, den wir alle nur zu gut ekennen: „Hinlegen! _ Auf!" Und immer wieder gab es diesen Befehl. Warum? Nicht, weil sich der Soldat nicht hinlegen konnte und nicht auszustehen vermochte. Nein, wer einem solchen Befehl hun- dert- und tausendmal blindlings Ge- horsam geleistet hatte, auch wenn er sich dabei in Schmutz und Dreck hatte hinwerfen müssen wider seinen Willen, der war das willenlose Werk- zeug in der Hand der militärischen Führung, das sie brauchte. Und nach den gleichen Grund- sätzen arbeitete der Nationalsozia- lismus. Millionen zwang er, den Hit- lergruss auszuüben wider Willen, Tag für Tag, in den Amtsstuben, in den Fabriken, in den Schulen, in der Fa- milie und — Verhöhnung jeder Menschlichkeit — selbst am Grabe. Zwang bei der Hitler-Jugend und beim BdM, Zwang bei der SA und bei der LS, Zwang bei der Arbeit und bei der Erholung. Brauchen wir uns noch zu wundern über das Ergebnis? Es gibt kaum noch einen geraden, aufrech- ten, schlechthin ehrlichen Menschen der den Mut zu einer eigenen Meinung und Haltung bewahrt hat. Und die anderen, sicherlich auch zahlreichen Menschen, die freiwillig Helfer und Anhänger des National- sozialismus waren? Ob sie nun zu den Irrenden gehörten oder zu den be- wusst Verbrecherischen: Die dauernde Unterdrückung jedes Andersdenken- den oder die eigene Unerheblich- keit, politische, rassische und religiöse Unduldsamkeit oder die Anbetung militärischer Macht; durch die Partei gefordertes oder durch die Gestapo erzwungenes Denunziantentum: wie verheerend musste sich das auswirken auf die charakterliche Entwicklung eines ganzen Volkes und aller seiner Menschen. Und dann käm der Krieg, der itr- mer nicht nur ein Zerstörer aller ma- teriellen, sondern auch aller mensch- lichen und sittlichen Werte war und sein wird. Achtung vor dem Eigen- tum? — Man „besorgt" es, oder man „beschafft" es, in der Soldatensprache; stjihlen würde man es nennen nach dem Wort des Rechts. Achtung vor dem Menschenleben? — Man zer- stört es, man „legt den anderen um" nach Kriegsbrauch; Mord würde mar. es nennen in der Sprache des Rechts. Und all das war nach national- sozialistischer Lehre höchstes mensch- liches Z'iel, gottgewollte deutsche Aufgabe! Wie kamen wir auf diesen Weg, in diese Wüste und Verwüstung? Nicht ohne unsere Schuld! Allzu lange hat unser Volk in seiner Geschichte ver- gessen, sich auf sich selbst zu besin- nen. Jahrhunderte der Fürstenmacht und die Jahre der Führermacht wa- ren nur möglich, weil das Volk sein Schicksal nicht selbst gestaltete, wie andere Völker das seit langem zu tun gewohnt sind. Und als unserem Volke dazu die erste Gelegenheit nach 1918 gegeben wurde, da versagte es. Ja, es beschimpfte und schmähte die Män- ner und die Massen, die ihm die Frei- heit schenkten oder forderten. Mit der Zerschlagung seiner politischen Rechte, mit der Aufhebung frei ge- wählter Vertretungen verlor und ver- schenkte unser Volk seine innere Frei- heit und tat den ersten Spatenstich zum Grabe seiner äusseren Freiheit. Und was nun? • Die Grundlagen früherer preussi- scher Selbstverwaltung beruhten auf den Reformen des Freiherrn von Stein, ihre Weiterentwicklung nach dem ersten Weltkrieg wurde von den füh- renden Männern der preussischen Staatsgeschichte als eine ihrer vor- nehmsten Aufgaben angesehen. Denn auch sie waren sich wie der Freiherr von Stein bewusst, dass die furcht- baren Folgen des Krieges und der Niederlage nur zu überwinden waren durch die Beteiligung des ganzen Vol- kes an der Gestaltung seiner eigenen Geschicke. Und wiederum stehen wir am Ende eines verlorenen Krieges. Nur dass seine Ausmasse und Folgen schwerer und furchtbarer sind als je- mals in unserer Geschichte. Nach dem Willen der A.MJR. und dem von ihr vorgesehenen Aufbau unserer Verwaltung stehen wir vor grundlegenden Veränderungen, deren Auswirkungen für viele von uns zu- nächst kaum zu übersehen sind. Sie bedeuten letzten Endes die restlose Uebergabe aller Angelegenheiten un- serer Stadt in die Hände der Ge- meindevertretung, eine hohe Aufgabe aber auch eine schwere Verantwor- tung : wir werden nicht mehr regiert, sondern wir regieren uns selbst. Auf Grund vieler seit Monaten zu- rückliegender Gespräche, die der Herr Oberst mit mir über diese beabsichtig- ten Massnahmen führte, und nach Janger Prüfung ist es mir eine Ver- pflichtung, hier in aller Klarheit zu bekennen: Ich begrüsse den uns da- mit vorgeschriebenen Weg aus tief- ster Ueberzeugung. Ich sage das nicht, um den Herren der Militärregierung gefällig zu sein. Eine solche Haltung habe ich noch nie eingenommen, sie ist aber auch — das bekenne ich ebenso offen — von mir noch nie erwartet ^worden. Und auch dafür bin ich dankbar. Als wesentliche Merkmale der Neu- gestaltung unserer Verwaltung lassen Sie mich kurz einige wenige beson- ders hervorheben: 1) Die zukünftige Stadtverordneten- versammlung ist die einzige und DAS A N.O E * F DEUTSCH l A N v 11 berufene Einrichtung mit dem Recht der Beschlussfassung in städtischen Angelegenheiten. Ihre Handlungs- freiheit ist nur durch die Anord- nungen der Militär-Regierung einge- schränkt. .1 sie ist allein der Bevölkerung der Stadt verantwortlich, deren Diener sie ist. 3) Der Oberbürgermeister ist Mitglied der Stadtvertretung, er wird in Zu- kunft alljährlich von ihr gewählt und ist ihr Diener. Sein Amt ist ein Ehrenamt. 4) Die Stadtverwaltung ist das aus- führende Organ für alle Beschlüsse der Stadtverwaltung. Wir werden uns an die damit ge- gebenen weitgehenden Rechte erst -gewöhnen müssen, denn nach die- sen Grundsätzen geht zum ersten Male die Verantwortung wirklich vom Volke aus. Aber sie ruht damit auch auf ihm selber. Meine Damen und Herren! Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass mit ei- ner Reform unserer Verwaltung allein BERICHTE Der falsche Mann am falschen Platz. Einer der drei von den Nord- amerikanern ernannten Ministerpräsi- denten ist Herr Reinhold Maier. Heute hat er die Entnazifizierung in Baden- Württemberg durchzuführen. Am 23. März 1933 hat dieser ehemalige füh- rende Abgeordnete der Deutschen Staatspartei aber für das Ermächti- gungsgesetz gestimmt, das Hitler prak- tisch zum Diktator über Deutschland machte. Dabt* hatte dieser aufrechte Demokrat noch die Stirn seine Hal- tung öffentlich im Reichstag mit fol- genden Worten zu begründen: „Be- züglich der nationalen Ziele, fühlen wir uns alle völlig eins mit den Absich- ten, die hier heute der Herr Reichs- kanzler (Adolf Hitler) dargelegt hat. Wir leugnen keineswegs, dass kriti- sche Zeiten besondere Massnahmen erfordern." I^erkwürdige Entnazifizierungs- grundsätze. Die drei Ministerpräsi- denten der amerikanischen Beset- zungszone haben Bestimmungen für die Entnazifizierung ausgearbeitet, die einige merkwürdige Kriterien ent- halten. Danach sollen auch ehemalige Mitglieder der NSDAP nicht als Na- zis angesehen werden, wenn sie u. A. gezwungenermassen im Sanitätsdienst oder beim Luftschutz waren, oder auch wenn sie regelmässig an Gottesdien- sten anerkannter Religionsgemein- schaften teilgenommen haben. Auch die gewissenhafte Ausübung eines für die Allgemeinheit wertvollen Berufes wird als Befreiungsgrund angesehen, z. B. wohl Arbeit als Naziarzt. Als "mildernde Umstände" gelten: schwe- re Kriegsverletzung, Verlust eines An- gehörigen etc. Macht es einen Nazi- bonzen weniger gefährlich, wenn sein Bruder gefallen ist, oder auch wenn Ihm selber ein Auge ausgeschossen wurde? Vielleicht finden diese merk- würdigen Bestimmungen eine gewisse Erklärung darin, dass an ihrer Aus- arbeitung u. A. der obenerwähnte Herr Maier mitwirkte. riieht die Not unseres Vaterlandes ge- löst werden kann, nicht einmal die äussere, materielle. Das wird harter und mühseliger' Arbeit unseres gan- zen Volkes auf lange Jahre bedürfen. Und selbst wenn uns das gelingen würde, dann bliebe noch immer eine noch grössere: die geistige und seeli- sche Not. Sie würde eine Wunde an unserem Volkskörper bleiben, an der wir verbluten müssten. Ohne eine neue Rechts- und Sozialordnung, die der Würde des einfachsten und letz- ten Menschen als eines Gliedes unseres Volkes Rechnung trägt, wird uns die- se Heilung nie gelingen. Ohne eine Besinnung auf die letzten und ewigen keinene Werte sittlicher Gesetze, menschli- cher Freiheit und weltanschaulicher Duldsamkeit gibt es keinen Wieder- aufbau unseres Vaterlandes, aber auch nicht den einer ganzen Welt. Die politische Demokratie ist die Form, und zwar die einzige, die sol- chen Inhalt aufzunehmen vermag. Füllen wir ihre Schale mit dem : vi.icmmerei und Tanz in Nürnberg. Das Grand Hotel, wo die Hauptver- ireter der Anklage wohnen, ist der „rosse Treffpunkt am Abend. Wacht- posten stehen am Portal und lassen nur jene ein, die offizielle Ausweise haben. Im Parterre sind nur Essäle und Bar--. Schottischer Whisky, fran- zösischer Kognak und deutsches Bier iiiessen in Strömen. Hier wird ameri- Kanisehes Essen serviert — das beste tier Stadt. Um 8 Uhr abends beginnen Tanz und künstlerische Attraktionen, wobei hervorragende deutsche Artisten auftreten — und die deutschen Tän- zerinnen in besonders hoher Gunst stehen. Denn: wenn auch die inter- nationale Welt in Nürnberg mit jun- gen Damen aus USA, England, Frank- reich, Russland etc., reich bevölkert ist, so ist doch das Militär in der Mehrheit und bestimmt den Ge- schmack. Hinter dem Stadtgraben flammt in blutroten Lettern der Name "Club Ainericana". Es ist das amerikanische flöte Kreuz, das sich in den alten prachtvollen Räumen des Kunstmu- seums einquartiert hat. Aber es gibt dort weder Krankensäle noch ärztli- che Konsultoriumsräume — denn es ist der "Rote Kreuz-Klub" für Offi- ziere und Soldaten, die sich amüsie- ren wollen. Es gibt hier auch Tanz-* säle und Bars. Am lebhaftesten geht es an*den Dienstag- und Donnerstag- abenden zu, wo die Fraternisierung erlaubt ist und Offiziere und Solda- ten deutsche Mädchen mitbringen dürfen. Dann tanzt die U. S. Army, vom Oberst bis zum Gl, mit blonden Gretchen oder brünetten molligen Bayerinnen. So ungefähr nach der Melodie: der Prozess tanzt. Die deut- schen Mädchen erscheinen oft in gro- sser Abendtoilette. Man trinkt Coca- Cola, oder einen "Blood and Guts"- Cocktail, so benannt nach dem Spitz- namen General Pattons, der aus eisge- kühltem Tomatensaft mit Pieffer und Sei» nebst einem Schuss Whisky oder Kognak besteht. Auch im "Club Arne- Geistesgut aller Grossen der Mensch- heit! Prüfen wir das Licht, das uns aus diesem Kristall entgegenleuchtet, und folgen wir ihm aus dem Schatten eines uns unergründlich scheinenden dunklen Tales zu den Höhen der Menschheit! An unserem bescheidenem Teile in unserer Stadt daran mitzuarbeiten, ist aller Aufgabe, insbesondere aber die der heute zu ernennenden Vertreter der Bevölkerung. Und so frage ich Sie, die Sie von der Militär-Regierung in Ihr Amt berufen werden sollen: Wollen Sie mit ehrlichem Willen die- ser Aufgabe dienen, wie ich selbst es gelobt habe: Gerecht, wie es das Gesetz verlangt, sauber, wie wir es in unserer Stadt gewohnt waren, hart, wie es die Schwere unserer Zeit erfordert und milde, wo menschliche Not der heilenden Hand bedarf? Dann Antworten Sie mit „Ja"! ricana" produzieren sich bekannte deutsche Artisten. Das Hitler-Ballet war der grosse Schlager in den ersten Wochen des Prozesses . . . (Aus "Stockholms Tidningen"). Nach uns die Sintflut Die Nachtlokale florieren wie noch nie. Allein im Westen Berlins gibt es derer zwölf oder fünfzehn. Wir haben die meisten von ihnen miterlebt. Sie sind immer zum Bersten voll. Ab und zu sitzen da ein paar Engländer oder Amerikaner. Aber zu 95 Prozent be- steht die Kundschaft aus Deutschen, aus Einheimischen. Sekt, Champagner und Wein fliessen nur so dahin. Eine Flasche französischen Champagners kostet die Bagatelle von 973 Mark, inkl. Steuern. Ein Gläschen Steinhä- ger, der gar kein Steinhäger ist, bis 60 Mark. In diesen Lokalen bekommt man alles, was das Herz und der Ma- gen begehren können. Man isst dort fabelhaft. Fleisch gibt es in Hülle und Fülle. Wir haben in einem dieser Lo- kale ein Gulasch, wie seit Jahren nicht mehr, gegessen. Zigarren und Zigaretten gibt es da am laufenden Band. Wie es hier überhaupt alles gibt. Man muss nur wissen wo. t^nd > man muss es bezahlen können. Wir waren drei Personen. Die Rechnung . machte nicht ganz sechstausend Mark. Wir schätzen, dass die Einnahmen die- ser Lokale mehrere Millionen errei- chen. Der Staat erhält seinen Teil. Der Unternehmer auch. Man kann überall echten, Kaffee oder echten Tee bekommen., Ein Glas Tee kostet 2.50 Mk., ein KLännchen echten Boh- nenkaffees, je nachdem, 6 bis 15 Mark. Bei Schilling, am Kurfürstendamm, bekommt man f ür 13 Mark ein Kann- chen Kaffee oder Schokolade. Prima... In einigen Berliner Bezirken beträgt die Kindersterblich';rt n c'o: "i c 9 der Kinder könur.i c;.on X'r.n Kieidung und Evhulien nicht die Schu- le besuchen., ("Nationel-Zeituug", Basel). AUS DEUTSCHLAND 12 DAS ANÖERF OSUTSCNlAND Pastor Niemöller, von dem viel, zu viel die Rede ist, hat Aeusserungen getan, die dem von ihm empfundenen christlichen Be- dürfnis zum Bekennen der Schuld entsprechen. Aber der jüdische Feld- geistliche Samuel Teitelbaum hat be- richtet, dass Niemöller wahrend seiner angenehmen "Haft" in Neapel sehr be- denkliche antisemitische Aeusserungen getan hat. Er hat dort auch die Frei lassung der Junker und Grossindu- striellen gefordert und den National- sozialismus als eine gute Idee bezeich- net, die durch schlechte Kerle diskre- ditiert worden sei. Niemöller ist geblieben, was er war: Ein evangelischer Orthodoxer und Na- tionalist. Frauen in Deutschland. Im Laufe dieses Monats verlassen 1250 Frauen und Kinder New York, um nach Europa zu fahren. Es sind die Frauen und Kinder der Besat- zungssoldaten, die ihre Familien bei sich zu haben wünschten. Sie sind für ein Jahr mit Kleidung ausge- rüstet. Mary Ann Orr, die 17 Jahre alte Frau eines Militärpolizisten in Wien, nimmt mit: 5 Kostüme, 20 Kleider, 9 Paar Schuhe, 5 Paar Ny- lon-Strümpfe. Andre bringen ihre Privatwagen und Möbel. In Dahlem, Zehlendorf und Wannsee sind Villen für sie bereitgestellt; Bibliotheken, Schwimmhallen, Reitakademien sind schon eingerichtet. Die amerikani- schen Besatzungsbehörden in Deutschland überreichen den ameri- kanischen Frauen bei ihrer Ankunft besondere Armbinden, durch die sie als Amerikanerinnen gekennzeichnet werden, um sie vor den Nachstellun- gen zu schützen, denen deutsche Frauen durch die Besatzungssolda- ten ausgesetzt sind. Wiederaufbau. „Selbst mit Zigaretten, die auf dem schwarzen Mörkt 75 Dollarcent pro Stück kosten, kann man in Berlin kein Material kaufen, um halbzer- störte Häuser instandzusetzen. Die Deutschen stellen Ziegel, Glas, Ze- ment her, aber die Einteilung in Zo- nen macht es unmöglich, das Ma- terial dahin zu schaffen, wo es ge- braucht wird. Die Zoneneinteilung treibt die Preise am schwarzen Markt immer weiter in die Höhe. Die Berliner, die 100 - 400 Mark im Monat verdienen, können nicht 400 - 500 Mark für ein Pfund Butter befahlen. Nur wer noch Ware hat, kann im Tausehhandel Nahrungsmittel oder Batanaterial erwerben. Von Tag zu Tag wird das Leben primitiver. Das Gefühl der Hoff- nungslosigkeit breitet sich auch unter den deutschen Beamten aus, die ver- suchen, mit 4 verschiedenen Besat- zungsbehörden zusammenzuarbeiten, deren Vertreter aber unter sich nicht zusammenarbeiten können. Die deut- sche Produktion beträgt heute etwa 20 oder 30 o o der Vorkrlegsproduk- ^ dUr<^1 Höhe zu bringen, müsste man eine Planung wi nationaler Bas'.s durch- führen. Dies ist aber infolge der Zo- neneinteiluug unmöglich." Die Folge iSv. das der deutsche Nationalismus wächst. Darauf grün- det auch die Einheitspartei in Ber- lin ihre Propaganda; die neuen Zei- tungen der Einheitspartei verkünden: „Alles für Deutschland." Bericht.", aus Deutschland Die Wahlen zu den Kreistagen in Süddeutschland sind von der Presse wieder einmal als überwältigender Erfolg der Christlichen hingestellt worden. Das stimmt ebenso wenig wie für die österreichischen, belgi- schen oder französischen Wahlen. Es handelt sich zumeist um alte Hoch- burgen des Zentrums; es fehlen die grössten Städte; die früheren bürger- lich-reaktionären Parteien sind in der neuen chrictlich-Sozialen Partei auf- gegangen. So ergiebt sich zwar, dass die Christlichen ausser in Hessen gro- sse Mehrheiten haben, dass aber die Sozialdemokraten Fortschritte ge- macht haben, wenn auch keine über- Die Konzentration des Kapitals in den Händen einer immer kleiner wer- denden Zahl von Aktiengesellschaften begann in den Vereinigten Staaten im letzen Viertel des 19. Jahrhunderts. So gab es 1880 noch 1943 Fabriken, die landwirtschaftliche Maschinen herstellten; 1890 nur noch 910; aber die in dieser Industrie investierten Kapitalien waren auf über das dop- pelte gestiegen. Die Zahl der Leder- fabriken saim gleichen Jahrzehnt um W eio, abe# ihr Kapital stM um wältigenden, während die Kommunis- ten nur wenig Stimmen erlangen konnten. Das Ergebnis war: Christ- lichsoziale 1,783,000; Sozialdemokra- ten 936,000, Kommunisten 171,000, Demokratische Volkspartei 105,009, Sonstige 101,000. Beveridge erklärte in einer Sitzung der Liberalen Partei, dass die Grund- sätze des Atlantik-Statuts von dem scharfen Winde Jaltas und Potsdams verweht worden seien. „Der Plan der Sicherstellung wirtschaftlichen Wohl- standes im besiegten Deutschland ist, sagte er, dass 74 Millionen Deutsche auf drei Vierteln des Raumes leben sollen, auf welchem früher 67 Millio- nen lebten. Sie sollen der zwangswei- sen Beschränkung ihrer Industrie und der Reduzierung ihrer Stahlproduktion auf zwei Fünftel des Standes von 1938, ihrer Maschinenwerkzeugpro- duktion auf ein Neuntel usw. unter- worfen sein. Wo bleibt Deutschlands gleichberechtigter Zugang zum Han- del und den Rohstoffen der Welt? Die Postdamer Entscheidung ist mit dem Atlantik-Statut unvereinbar und ist unhaltbar." Eine Blutbilanz Nach neuesten Berechnungen sind an Menschenleben während des Hit- lerkrieges zu beklagen: 14.45 Millionen Gefallene 5.50 Millionen Ermordete 2.86 Millionen Opfer der Luftangriffe 11.00 Millionen in den Konzentrations- lagern "Liquidierte" Somit insgesamt 33.81 Millionen Menschen, die mit einem Abstand von einem Meter hintereinander stehend DAS GESICHT ZEIT „Nur" 100 mal Laski behauptete, 5 moderne Atom- bomben könnten mit einem Schlage die Hälfte der U.S.A. zerstören. Dies wird von den nordamerikanischen Fachleuten bestritten. Sie geben an, dass die neuesten Bomben nur lOO mal so zerstörungskräftig sind wie das Hiroshima-Modell. Baumwolle Vor einiger Zeit verhandelten die Delegierten von 6 Haupt-Baum wollän- dern (Brasilien, England, Aegypten, Frankreich, Indien, USA) mehr als einen Monat lang über einen neuen "modus vivendi", ohne auch nur die geringste Einigung untereinander er- zielen zu können. Die Vereinigten Staaten bestanden auf hohen Rohma- terialpreisen, England dagegen auf billigerer Baumwolle, kurzum jedes Er- zeugerland befolgte die seinen eige- nen Interessen am günstigste Politik. I.n der Zwischenzeit leidet Asien an einer entsetzlichen Knappheit von Baumwollfabrikaten, während die Spinnereien in Lancashire wegen De- visenmangel kein Rohmaterial kaufen können — dagegen häufen sich die in den nordamerikanischen Lagerhäusern aufgestapelten Baumwollballen immer mehr an. (TIME, 22. 4. 46). REFORMEN IM KAPITALISTI- SCHEN STAAT 500 o o. Dieselbe Entwicklung war in der Textilindustrie, Nahrungsmittel- industrie usw. zu beobachten. D'ie rücksichtslose Ausnutzung ihrer Machtstellung durch die Monopole und besonders die Angriffe gegen die Methoden der Standard Oil Co. er- regten die öffentliche Meinung öO, dass der Kongress im Jahre 1890 das Sherman-Antitrust-Gesetz annahm. Aber nur wenige der Präsidenten, deren Wahlfonds ja fast ausnahmslos von den Monopolgesellschaften ge- speist wurden, brachten das Gesetz zur Anwendung. Und wenn sie es versuch- ten, wurden die Trusts fast immer durch die Gerichte geschützt. In den ersten 8 Fällen, die die Regierung den Richtern vorlegte, wurden 7 zugun- sten der Monopole entschieden. So konnten schon in den ersten zehn Jahren nach Annahme des Anti- Trust-Besetzes 157 neue Monopole er- richtet werden — vorher gab es nur 24! Diese Entwicklung ist durch die bei- den letzten Weltkriege, in denen die Regierungsaufträge fast ganz den grössten Gesellschaften zugute kamen, weiter beschleunigt worden. Für 1945 wurden der Steuerbehörde insgesamt 68.000 Gesellschaften Uebergewinne in Höhe von 14.500 Millionen Dollars an- gegeben. 10.000 Millionen davon, also 66 o|o, entfallen auf 2000 Gesellschaf- ten, also 3 o|o. Ds ANDERE DEUTSCHLAND 13 eine Kolonne von 8452 Kilometer er- geben würde. Ueber 29.65 Millionen Menschen sind als Kriegskrüppel zu bezeichnen; 21.4 Millionen Menschen sind, ohne Obdach; 15 Millionen Men- schen, teilweise auf der Wanderschaft begriffen, haben keine Heimat mehr. (Arbeiter-Zeitung, Basel). Ein amerikanischer Demokrat. Bei seiner Ankunft in Lissabon wur- de Mr. Baruch von den seit fast zwei Jahrzehnten unter der Diktatur Lala- zars lebenden portugiesischen Repu- blikanern als Vertreter der amerika- nischen Demokratie mit Freuden be- grüsst. Er hielt dann eine Rede, in üer er »das Diktaturregime Salazars feierte. Auf die Frage eines führen- den demokratischen Politikers: Wann werden Sie uns helfen, freie Wahlen durchzuführen? antwortete Baruch: -niq jnu: uaguuq aia osai/w,, tige Erschütterungen". Die Folgen In Budapest ist, wie ONA mitteilt, ein Viertel der Bevölkerung ge- schlechtskrank. Das Verbrechertum breitet sich aus, besonders unter den Jugendlichen. Im April verhandelten die Gerichte folgende Fälle: 145 Morde, 12 000 Raubüberfälle, 1 440 Unterschla- gungen. Spiel, Spekulantentum, Schwarzer Markt, Rauschgifthandel nehmen überhand. 2.000 französische Freiheitskämpfer .sind noch im Gefängnis, wie der Ge- werkschaftssekretär Eugen Henaff erklärt hat, der verhaftet wurde, um eine Gefängnisstrafe abzusitzen, die er unter dem Vichyregime wegen sei- ner Tätigkeit in der Wiederstands- bewegung erhalten hatte. Henaff hat die Entschuldigungen des Justizmi- nisteriums damit beantwortet, dass er die Tätigkeit von Vichybeamten im Justizministerium angeprangert hat. Wissenschaft oder Heldenverehrung? Wir entnehmen den folgenden Ar- tikel der Januarnummer der in Jo- hannisburg erscheinenden tapferen Zeitschrift ''Europe To Morrow". Die sehr häufig von den Lesern des "Europe To Morrow" geäusserte Mei- nung ist, dass wir entweder prosowje- tistisch oder antisowjetisch sind, oder, dass man nicht feststellen kann, was von beiden wir sind. Dies entspringt aus der sehr ern- sten Spaltung im - linksgerichteten Denken. Nicht die Spaltung zwischen denen ist gemeint, für die Stalin ein Gott ist, und jenen, für die er der Vater alles Uebels ist, sondern die Verschiedenheit zwischen uns selbst und denen, die die Politik in einem fast mystischen und erhobenen Licht sehen, und für die die Worte "Sow- jets'1, "Stalin", "Trotzky" intensiv aufstachelnde Symbole darstellen. Wir jedoch glauben, dass der So- zialismus eine Wissenschaft ist, und dass die von Marx festgelegten grund- legenden Erkenntnisse die besten In- strumente für eine genaue Analyse ■der menschlichen Gesellschaft und so- mit auch für politische Gedanken und Handlungen sind. Wir haben aus den Lehren der Marxschen Philosophie selbst gelernt, dass wir keine theore- tischen Lehren ohne beständiges Nachdenken und Studium anwenden dürfen, damit wir eine Synthese zwi- schen den grundlegenden Erkenntnis- sen und den geschichtlichen Tatsa- chen der Gegenwart erhalten. von "Futurus" Unsere Stellung der Welt gegen- über gründet sich auf das oben Ge- sagte, und wir sehen Russland als ei- nen Teil der Welt, der vom Stand- punkt des wissenschaftlichen Sozia- lismus aus objektiv beurteilt werden muss. Wir glauben, dass jedes poli- tische Ereignis, jede Persönlichkeit — Stalin, Trotzky, sogar Lenin — in diesem Licht beurteilt werden müs- sen, und dass die heftigen Gefühls- erregungen, die sie bei so vielen So- zialisten hervorrufen, Symptome einer gefährlichen Annäherung an Unwis- senschaftlichkeit sind. Wir stellen nicht die Grösse, Lenins als politischer Denker und revolutio- närer Führer in Frage, der das bol- schewistische Russland in der ersten Revolution zum Erfolg führte, die sich auf den wissenschaftlichen marxisti- schen Sozialismus gründete. Wir glau- ben, dass die Oktoberrevolution das wichtigste Ereignis in der modernen Geschichte war, aber gerade, weil wir es für wichtig halten, wissenschaft- lich zu bleiben und nicht mystisch zu werden, lassen wir uns durch un- sere Gefühle für die russische Revo- lution nicht zu blinder Annahme al- les dessen verleiten, was später in Söwjetrussland auf sie folgte. Wir glauben auch, dass freie Dis- kussion zwischen allen, die davon überzeugt sind, dftss, der Sozialismus das Ziel ist, und die bereit sind, da- für zu arbeiten, zu denken und zu kämpfen, wichtig ist, um eine einheit- liche und richtige Theorie und Praxis im modernen Sozialismus zu errei- chen. Wir beabsichtigen deshalb, weiter- hin Artikel über alles zu veröffentli- chen, was Sozialisten interessiert, auch über Sowjetrussland und die Po- litiker der verschiedenen kommunisti- schen Parteien, die, obwohl sie ver- schiedene Gesichtspunkte zeigen, doch nach unserer Ansicht Beispiele ernst- haften sozialistischen Denkens sind oder wertvolles Tatsachenmaterial bringen. In unseren Veröffentlichun- gen werden wir, soweit wir es vermö- gen, versuchen, Informationen über Russland und Europa vom wissen- schaftlichen sozialistischen Stand- punkt aus zu beurteilen. Wir werden Sowjet-Aussenpolitik immer von die- sem Standpunkt aus beurteilen und nicht von dem der Machtpolitik. Wir wreden die russische Revolution so wissenschaftlich studieren, wie wir können, und unseren Lesern alle Schlüsse, zu denen wir gelangen, vor- legen, in der Hoffnung, auf diese Weise eine kleine Beihilfe zu einem gründlichen, wissenschaftlichen, ruhi- gen Denken über sozialistische Pro- bleme zu leisten. Das ist es, was dei sozialistischen Bewegung heute über- all nottut. EIN EWIGES SCHANDMAL (Fortsetzung) Und trotzdem musste ich erleben, dass es einen 8. S.-Oberschar- führer gab, der sich nichts ge- nommen hat. Er sagte wörtlich zu mir: Ich möchte davon nichts haben, da klebt mir zu viel ßl-ji daran". Auch einer unserer Chefs, der nie eine Frau geschla- gen oder angebrüllt hat, nahm sich nicht das kleinste Stück. Ich habe mich immer gewundert, wie diese Menschen zur S. S. gekom- men sind.. Ebenfalls gab es un- ter den Aufseherinnen grund- anständige Frauen, z.B. haben die Aufseherinnen unserer Halle sich meist den ganzen Tag nicht sehen lassen. Sie durften ja mit uns Häftlingen nicht sprechen, aber mit mir haben sie sich oft unter- halten, ja die eine Aufseherin hat mir manchesmal aus dem Mittei- lungsblatt d-e Anweisungen betr. Behandlung der Häftlinge vor- gelesen und ihre entsprechenden Bemerkungen dazugemachfc. Sie riskierte damit schwerste Stra- fen, wenn es bekannt wurde. Ich habe damals einige Aufseherin- nen gefragt, wie sie denn eigent- lich zu ihrem Posten gekommen sind. Sie antworteten darauf, dass sie in einem Betrieb oder Geschäft gearbeitet hätten und einfach dienstverpflichtet wur- den. Man sagte ihnen, sie kämen zur Beaufsichtigung von arbei- tenden Frauen und fanden sich dann im K. Z. wieder. Sie sagten mir, dass sie im Grunde genau so gefangen seien wie wir Häftlin- ge. Es war tatsächlich so, denn da sie die Häftlinge nicht wie die üblichen Aufseherinnen mit Ge- 14 # brüll und Schlägen zur Arbeit hetzten, wurde natürlich sucht so viel gearbeitet, und sie wurden d"nn von den S. S.-Leuten dafür getrügt. Riesenstapel von Betten, Dau- nen- und Steppdecken blieben wochen- und monatelang, bis sie fast verkommen waren, in Schnee und Regen liegen, bevor sie unter ein Dach kamen. Denen man sie gestohlen hatte, gab man kaum ei- ne Decke für die Nacht. (Heute wundern sich die deutschen Bür- ger über die Vergeltungsmass- nahmen in Polen!). Töpfe und Geschirr, neu und gebraucht, la- gen in unvorstellbaren Mengen auf den Plätzen. Ich habe mich oft geschämt, wenn ich in man- chem Topf noch den letzten Rest einer Mahlzeit sah, und es kam mir die Wut hoch, wenn irgend einer Frau, die kein Gefäss für ihr Essen mehr hatte, ein Gefäss, das sie sich von dem Haufen ge- nommen hatte, von dem S. S.- Mann aus der Hand geschlagen ,wurde, sodass sie nicht einmal das wenige schlechte Mittagessen bekam. (Da es zu wenig Geschirr im eigentlichen Lager gab, stah- > len die Häftlinge sich gegenseitig .die Essn^pfe und Löffel.) Wenn auch die Artieit manch- mal schwer war — die grossen Stoffballen hatten allerlei Ge- wicht — und wenn auch die Käl- te uns oftmals zur Verzweiflung trieb, so wollten wir das noch er- tragen. Aber je näher der Abend kam, umso grösser war meine Angst. Nach Arbeitsschluss muss- ten wir uns wieder draussen an- stellen und dann "ging das Kon- trollieren los. Die Frauen beka- men nur einmal Wäsche und Kleidung bei ihrer Einlieferung und dann nicht wieder. Es gab . kein Wechseln. Man konnte sich sein Hemd im kalten Wasser wa- schen. Es gab monatlich ein klei- n?s Stückchen sandige Kriegssei. i\\ nur durfte man das Hemd nirgends zum Trocknen aufhän- gen. Wir klemmten .das Gewa- schene über Nacht zwischen die Bettbretter über uns; am ande- ren Morgen war es natürlich noch x nicht ganz trocken. Entweder Jj'v5s man es hängen mit der Aus- sicht, dass es gestohlen wurde, oder man zog es halbnass an. Da wie ?onrtr.~s und alltags arbei- ten mussten und am Abend kern l.'cht brannte, konnten wir wirk- OAS ANDiRf 98 U T S C HC AND Hch niemals waschen. Wtfs wav das Nächstliegende? Hier auf der Arbeitsstelle lag alles in grossen Mengen und verkam teilweise im Dreck, weil es oft wochenlang dauerte, bis alles in den Hallen lag. Läuse hatte man auch oft, also zog man sich Wäsche und Strümpfe an vom Lager. Unser Bluthund, so nannte ich ihn. hat- te eine richtige sadistische Freu- de daran, die Frauen sich auf der Strasse ausziehen zu lassen. Da unsere Aufseherinnen nur ganz oberflächlich kontrollierten, stell- te er sich meistens dazu, und wenn etwas gefui^en wurde (und es wurde immer etwas gefunden), schlug er erbarmungslos auf die Frauen ein, meist ins Gesicht, dass das Blut aus Mund und Na- se spritzte. Ausserdem trat er sie mit seinen Stiefeln ins Gesäss und wenn sie dabei hinfielen, ging das Treten am Erdboden weiter. Du kannst Dir nicht den- ken, wie masslos mich diese Miss, handlungen erregten. Ich habe nie Schläge erhalten, man kon- trollierte mich auch nur ganz oberflächlich. Besonders schlimm war e?. wenn über einen Häftling ein« Meldung erstattet wurde. Eine beliebte Strafe war das Stehen mit dem Gesicht zur Mauer, stun- den- und tagelang musste ohne Erbarmen bei jedem Wetter still gestanden werden. Und das übel- ste war die Prügelstrafe. Ich be- kam mal ein Mädchen zu mir ins Bett, die 6 Monate Strafblock und 25 auf den Po hinter sich hatte. Ich habe das Gesäss gese- hen, bis zum halben Rücken hoch waren die blauen dicken Narben noch nach 6 Monaten zu sehen; ich glaube, ganz wird sie die nie verlieren. Sie bekam diese harte Strafe dafür, weil man einen Brief erwischt hatte, den sie an ihre Eltern aus dem Lager schmuggeln wollte, und in wel- chem sie von den Zuständen am Lager einiges geschrieben hatte, besonders von dem furchtbaren Hunger. Ich Hess mir von ihr die Prozedur beschreiben. Der Häft- ling wird über einen Bock gelegt, angebunden und in Gegenwart der Aufseherinnen und des S. S.- Mannes von einem asozialen Häftling mit einer Knute geschla- gen. Die Haut platzt gleich auf. Sie sagte mir, dass die ersten Schlüge die schlimmsten sind, dann wird man ohnmächtig. Ich habe dann gefragt, wie denn die- jenigen e„s überstehen, denen man 50 und mehr Schläge zudik- tiert, Sie sagte mir, dass ein Arzt feststellt, ob sie das in einem aushalten. Meist ist es so, dass man erst 25 verabfolgt und die nächsten 25 nach 14 Tagen, wenn die Wunden noch nicht mal ver- heilt sind .Ich bin fest überzeugt davon, dass manches Mädchen dabei umgekommen ist. AUS EINEM DEUTSCHLANDBRIEF ... Liebe E„ es ist 2 Uhr nachts, ich kann nicht schlafen, muss immerzu an Dich denken. Es ist wohl das Beste, ich setze mich hin und schrei- be Dir... Macht Euch keine Sorgen, wir gehen nicht unter. Zum Glück haben wir unsere Wohnung noch, schade, dass sie nicht grösser ist, denn bei uns ist reger Verkehr, ganz international. Als W. E. hier war, meinte er, ob ich mir richt vorkäme, wie im Karussell. Ja, liebe E., es ist so weit, dass wir wieder atmen kön- nen, obwohl noch genug Nazis in Amt und.)Würden sind.. Die Nazi- bande hat doch einen grossen Sau- laden hinterlassen. Es wird wohl noch geraume Zeit vergehen, bis ei- nigermassen Ordnung ist. Aber es wird schon werden. Noch eins Ist gut, es fallen keine Bomben mehr. Was das bedeutet, kannst, Du Dir wirklich nicht vor. stellen. Wir waren manchmal dem Wahnsinn nahe. Immer um dein Le- ben rennen, Angst haben, dass der Bunker überfüllt, war, Tag und Nacht 2 mal, vif mini und noch öfter Alarm Marchmsi wusste m«n sar nicht mehr, ob Alarmzustand war oder nicht. In Bunker, für 365 Men- schen erbaut, pressten sie über 4000 rein, wie die Heringe. Wenn man dann auf dem Wege zum Bunker schon das Brummen der Flugzeuge hörte, stockfinstere Nacht, ein Rennen und Laufen, Weinen und Schimpfen, vor dem Bunker stauen sich Menschen- massen, am Himmel wird es hell, es werden "Tannenbäume gesetzt". Eine Panik entsteht, weinen, schreien, ich komme noch gerade rein, heil, nach mir kommt keiner mehr, nur Schreien und Schreien. Männer kommen zu Hilfe; erschöpft kommen dann lang, sam Menschen rein, keine Schuhe an den Füssen, Kleider vom Leib geris- sen, eine Frau im Schlüpfer. Dann wurden die Schwerverletzten reinge- traeen und die Toten; sie waren tot. getreten. Mütter suchten die Kinder, Kinder die Eltern. Einem Mädchen, das seine Gasmaske umgehängt hat- te, haben sie den Hals zugezogen, die Mutter ist wahnsinnig geworden. Ir\h hate einen Jungen an der Hand, der suchte seine Mutter. Der Alarm war längst vorbei, als wir sie fan- den; sie war bei den Schwerverletz- ten. DAS AND1RF DEUTSCHI ANi, HEINRICH HAUSER "THE GERMAN TALKS BACK' Henry Holt u. Co, NYC. IS Dieses Buch hat acht Tage vor und vier- zehn Tage nach seinem Erscheinen zu auf- geregten Presse-Kommentaren in den USA geführt. Heute hat sich das wieder gelegt, man kann also leidenschaftslos darüber re- ferieren. Dieses Buch wäre besser in diesem Zeit- punkt nicht publiziert worden. Wenn eine Schrift dieser Art schon "in der Luft lag", so hätte sie nicht Heinrich Hauser schrei- ben sollen, von dem man immerhin nur weiss, dass er recht gute Reiseromane und Feuilletons für die "Frankfurter Zeltung" geschrieben hat, sondern auch, dass er — eins seiner Bücher ausdrücklich Hermann Oöring widmete, bevor er wegen seiner jü- dischen Prau Deutschland und die sich auf den Krieg vorbereitende deutsche Autoindu- strie verliess. ünd wenn schon Heinrich Häuser,- unter de*n Eindruck neuer Erfah- rungen, den Drang fühlte, den deutschen Standpunkt im Rahmen der internationalen Diskussion über das Schicksal Deutschlands dem amerikanischen Publikum verständlich tu machen, dann hätte er verantwortungsbe- Neu erschienen: HANS JAHN: Es geht dich an! Kommentare zur Zeit. Gedichte. Broschiert $ 3.50; gebunden $ 6.50. G. Andres Jaenecke: "NITSCHEWO" Die Russen kommen. Die Todes- stunde der braunen Pest. Erlebnis- se in der Nazihölle. 102 Seiten. Borschiert $ 3.— Buchhandlung COSMOPOLITA CORBIENTES 459 SUCRE 3800 wusster in seinen grundsätzlichen Formulie- rungen, weniger burschikos-agressiv im Stil und etwas sorgfältiger in der Präsentierung von Tatsachen sein müssen. So, wie das Buch jetzt vorliegt, wirkt es leider als Bumerang. Die berufsmässigen Ent- larver der deutschen Verderbtheit gebeii vor, sie teilten die selbstbewusste Meinung des Autors, hier melde sich nicht ein Deutscher, sundern der Deutsche als Typ zu Wort, und ziehen daraus die Folgerung, dem Buch als •'Selbstentlarvung" der deutschen Opposi- tion eine Beachtung zu zollen, die ihm nur sehr teilweise zukommt. Das ganze wird nicht besser dadurch, dass der Verlag, aus Angst, sich mit Herrn Hauser zu kompromi- tieren, zu einer im Verlagswesen recht neu- artigen Technik gegriffen hat, nämlich der, den Autor des Verlages in Fussnoten alle paar Seiten durch einen "Experten" wider- legen zu lassen. Dabei ist beinahe das freundlichste, was man über Hauser selbst sagen kann, dass seine Darstellung bei wei- tem nicht das Ausmass an Beschränktheit erreicht, das Prof. Hans J. Morgenthau jr., vom Dep. of Politlcal Science, Chicago, in seinen Glossen repräsentiert. In diesem Buch stehen manche Wahrhei- ten _ auch über die amerikanische Menta- lität —, die selbst unter den Ueberspitzun- gen und provokativen Formulierungen nicht völlig verschwinden, aber sie werden so kon- fus und unausbalanzlert vorgetragen, dass ihre Wirkung unter dem Wust des Ueber- flüssigen (Erklärung des Nazismus aus der Geschichte der mittelalterlichen Satanisten- bünde und der Ketzerverfolgung!), des Miss- verständlichen (die einem amerikanischen Publikum in dieser aphoristischen Form ein- fach nicht klar zu machende "typologisehe" Analyse des "Preussentums"!), des schlecht- weg Idiotischen (Zustimmung zur Desindu- strialisierung Deutschlands, weil ja die deut- sche Seele sowieso zu Scholle und Einfach- heit zurück will!), derart ist, dass einem der Atem wegbleibt über die Leichtfertig- keit mit der hier für Deutschland plädiert wird. KOP AMEROPA 34 W 46 th St New York U. S. A. "LA ENCOMIENDA EUROPEA" ESMERALDA 920 — U. T. 31 - 3923 — BUENOS AIRES SU DISTREBUIDOR PRESENTA ALGUNOS PAQUETES " AY U D A F AMI LI A R" PARA Francia Belgica Luxemburg*) Holanda Suiza Dinamarca Noruega Suecia lusia ^bina Finlandia Checoslovaquia Hungria Polonia Aystria ^ Italia Yugoslavia Grecia Palestina "AMEROPA" GARANTIZA LA ENTREGA DE TODAS SUS ENCOMIENDAS elaboradas con los mejores productos. CONFITERIA SUIZA Salon de Te Inhaber: Ludovico Weinberg Avenido Forest 1502 U. T. 73 - 7208 Erstklassige Torte», Mastis, Bombones UEFERWG WS B&US i . _____Jliii» in ii Ii Min ii Hl' janTii i ..............»Ml> 51, ^^ MUSIKALISCHE KÜNSTIE6SPIELE CASAL DE CATALU8A Chacabuco £63, U. T. 23-4141 ... Die Dreigroschciv Oper von BRECHT wo WGILL ; Sonnabend-Vorstellung, AUSVERKAUFT!!! Wiederholungen Sonntag, 19. Mai. 17 und 21 Uhr. Kassenpreise: ein bis fünf Pesos. Vorverkauf: Arno, Paraguay 508 (31-1428); Herzfeld, Reconquista 424 (32-0847); Recordman, Cabildo 2401 (73-8942). Für Jugendliche verboten! Aktuelle Schriften AUS DER SCHWEIZ Heraus mit den Millionen Verfassung der UdSSR HJ& Ehrenburg: Fünf Briefe über den Fall von Paria Friedrich Engels: Zur Wohnungsfrage John He Kriftel d: Photomontagen zur Zeitgeschichte Lenin-Stalin: Ueber den Staat Lenin im Märchen I Karl Btanc: Oekonomische Aufsätze i! G. TrofimenJtei Ich war in Deutschland gefangen b a r n o MAIFU 441 — U. T. 31 - 4518 BIS 24 UHR 30 GEOEFFNET Sucursql Belgrano: Turamenta 236». U. T. 73 - 4777 das ANDER* öeUTSCHtand (PI Helft den deutschen Antifaschisten An uns aber ist es nun, denen, die wenigstens ihr nacktes Leben retten konnten, in ihrer Not beizustehen und ihnen zu helfen, damit sie nicht jetzt, nachdem sie die zwaelf schmachvollen, opferreichen Jahre überstanden haben, verzagen müssen. So schliesst ein erschütternder Bericht über das Heldentum der un- bekannten illegalen antifaschistischen Kaempfer in dieser Nummer. DEUTSCHLAND-' AUSTRIA 2064 — U. T. 72-6058 — BUENOS AIRES BUCHHANDLUNG LEIHBÜCHEREI "LOS AMIGOS DEL UBRO" deutsch, spanisch, englisch Briefmarken COCHABAMBA (Bolivia) Casilla 450 Peru 30 (zwischen Espana und 25 de Mayo) Kundendienst. Wenden, Heinigen, Färben, Reparaturen, Modernisieren, Neuanfertigungen von Damen- und Herren garderobe in guter Ausführung J. T. 70 - 7502. CASA RÜBENS Perlen- und Erholungsheim für Kinder und Erwachsene Colonia Valdense Depto, Colons» Uruguay BIENENHONIG rein, preiswert und gut Carlos Lewin, Romang (FCSF) V er ein "Vorwärts 99 S Vereinehau*: AUSTRIA 2064 V. T. 72 - 6068 Sport- und Landheimi Quinta "LA PERLITA' Cfcullme* — V. T. 203-211 Das Zentrum der demokratischen Deutschen CORREO ARGENTINO Central (B) FRANQUEO PAGADO CONCESION No. 80M TARIFA REDUCIDA CONCESION No. 2808 Bücher leihweise Neuester Katalog gratis Leihbibliothek COSMv POLITA Corrient-r 424, "V.cr. S. Snour*«} Helsrrano. Sucre 2390 U. T. 32 2490 — U T. TS 9809 Versan'l nuob nach a,iiscrlialb HOTEL ZUR HABSBURG i5 DB1 MAXU 44? — ü. X. sl 218? bietet dem Durchreisenden billig- sten Aufenthalt auch für Familien von $ 1.— bis $ 4.— täglich bei bester Verpflegung und aufmerk- samster Bedienung. Saubere luftige Zimmer. Elegante Handsf-ricksachen Arenale» 1629 MARTINEZ, F. C. C. A. KOFFER- HANDTASCHEN, SCH1JH- ■Reparaturen, fachmännisch und gut. Wir holen aus dem Haus ab. Bruno Zlelke, Amenabar 1981, U. T. 73-1245. O..O »Da»» W—.O. G..G I k A, | ENRIQUE ü. CORONA MARTINEZ I ABOOADO f LAVALLB 1268 17. T. 85 - 3853 Coio Filatillea — DB — ROBERTO POMMER «•■»T« r v«~ta de MtutlllM »ara mUmMi CANGiLLO 527 — Buenos Aires v. T. U (AT.) 5TM HERRENKLEIDUNG nach Mass und FERTIGKLEIDUNG in vorbildlicher Ausführung!