DA S ANDERE D E tlTSC-HLAfTD Q R C AN Q DE LOS, ALEMANES DEMOCRATICOS r DE AMERICA DEL SUft In Berlin protestierten deutsche Antifaschisten gegen die Freisprüche im Nürnberger Prozess. Gleichzeitig versuchten die amerikanischen Militärs in Stuttgart von den deutschen Behörden die Freilassung Schachts zu erwirken. (Siehe Artikel von August Biemsen auf Seite 3). HU,N, O S - AIRES • T U C Li M A N 3 0 y • 3 1 k H T I K O 7 2 6 4 NUMERO 128 15 DE OCTUBRE DE 1946 Deutsche Bibliothek Frankfurt am Maln 2 VERTRETUNGEN DBS ANDEREN DEUTSCHLAND BOLIVIEN La Fax: Guillermo Kerbaum, Ca- Silla 333. Tarijai ManXredo Bammerschlag, I4sta de Correos, Cochabamba: Los Amlgos del Li- bro, Casillft 450. BRASILIEN Rio de Janeiro: Gurt Uebel und Willi Keller, beide Cssilla 4231. PARAGUAY Astmciön: Enrique und Susanna Block, General Dlaz 276- CHILE Osomo: Oscar Chylik, Oasllla 423 URUGUAY Montevideo: LA OTRA ALEMA- NIA, Sorleno lm MEXIKO Mexico D. F.: Walter Stein, Av. Victor Hugo 80, Oolorüa Anzurea. USA New York: Grett und Herrmann EbsUng, 208 We«t 98 Street, N. Y. 26. SCHWEIZ Basel: Herrmann Graul, Steinen- graben 12. Zürich i Neue« Deutschland, Post- fach 143, Zürlch-Fraumünster. FRANKREICH Paris: S. P. D., 0, rue Victor Masse, Paris Se. ENGLAND London: Wilhelm Sander, 33 Fern- side Avenue, Mill Hill, London NW 7. Hans Gottfurcht, 20 East Heath Road, flat 3, London NW3. SUEDAFRIKA Johannesburg: Pntran, 45 Sacks Bullding, Joubert & Comissio- neers Street u. Independant Cul- tural Ass., Mappin & Webb Hou- se, Cor. Hock dv Piain Streets. Bei den obengenannten Vertre- tungen des ANDEREN DEUTSCH- LAND sind sowohl Einzelexemplare als Abonnements erhältlich. Wir bitten, in allen die Administra- tion und den Versand betreffen- den Prägen sich zunächst mit der zuständigen Landesvertretung in Verbinudung zu setze... Allen An- fragen bitten wir, ein adressiertes Freikouvert beizulegen. Vorausbezahlung des Abonne- mentsbetrages ist In jedem Falle unerlässlich. Uns fiel auf, — dass das Orcbestsr Llenemann, das früher bei keiner NSDAP-Veran- staltung fehlte, wieder aufgetaucht ist und jetzt in »harmlosen" Kegelklubs In den Vororten von Buenos Aires ga- stiert, — dass Frau Ilse Venamer, die sich nech 1941 brtlstete, dass sie ihre Kin- der aum Hitlerjugendtreffen nach Deutschland geschickt hat, heute mit der Sendung von Paketen nach Deutschland ein Geschäft macht. «(Ausser ihr gibt es noch eine Reihe anderer, die zunächst am 3. Reiche verdienten und nun an dessen Elend.) V DAS Das Äindertorf der Hutterschen Brüder. Wir haben früher über die Siedlung und dös Gemeinschaftsleben, der Hut- terschen Brüdergemeinde am Alto Pa- raguay berichtet. Uns liegt jetzt der er- ste „Kinderdorf-Brief" vor, in dem von den'Vorarbeiten für die Unterbringung von 60 deutschen Waisen-Kindem in einem eigenen Kinderdorf berichtet wird. Zwei Mitglieder der Gemein- schaft sind in England und Deutsch- land, um die Kinder zu holen. Die er- sten 30 Kinder werden von Deutsch- land sofort nach Paraguay fahren, die anderen 30 können einige Zeit auf dem Bruderhof ir> England bleiben, bis alles für sie vorbereitet ist. Inzwischen wird fleissig am Auf- bau des Kinderdcrfes und an der Ur- barmachung: und Bestellung des not- wendigen Landes gearbeitet. Das ver- ursacht natürlich viel Arbeit und Ko- sten Alle, die ihre direkte Mitarbeit oder geldliche Hilfe zur Verfügung stellen wollen, werden gebeten sich an die "Sociedad Fraternal Hutteriana- Primavera Alto Paraguay", Paraguay zu wenden. Insbesondere werden Mau- rer, Schreiner, Schmiede, Landwirte und Lehrer, sowie Frauen für Küche Waschküche. Nähshube und Kranken- haus ber-ötigt. Geldverkehr, d h. also ayich Lohn, existiert in der Gemein- schaft nicht. Alle Auskünfte werden gern erteilt. Besucher, die sich orientieren wollen, sind stets herzlich willkommen. Leser und Freunde unserer Zeit- schrift können auch durch uns dm Kinderdorf-Brief beziehen. .Karl Thiers Mit Karl Thiers (Sarandi) hat Das Andere Deutschland einen seiner ältestem und treuesten Freunde ver- loren. Schon ehe Hitler den zweiten Weltkrieg entfesselte, f and er den Weg zur deutschen antifaschistischen Bewegung. Er hat ihr die Treue ge- halten, auch als die braune Schlamm- flut am höchsten gestiegen war. Selbst als man ihn, der in einer der Hoch- burgen des Nazismus, der GEOFE sei- nen Lebensunterhalt verdiente, mit dem Verlust seines Arbeitsplatzes be- drohte, hat er nicht aufgehört. für die Ideale des Friedens, der Gerech- tigkeit und der Vernunft unter seinen Arbeitskollegen zu werben, bei denen er sich hohen Ansehens erfreute. Wir werden ihm ein ehrendes Andenkpn bewahren- Deutsche Wohltätigkeits-Gesellschaft. Diese Gesellschaft ist von jeher eine Stütze- der Nazis gewesen. Uns sind keinerlei Tatsachen bekannt, die eine andere Beurteilung und noch weniger ihren Versuch rechtfertigten , Hilfe von Nicht-Nazis zu erlangen. Auf dem Kongress der Sozialisti- schen Jugend Argentinie"s der kürz- lich in Buenos Aires stattfand und in dessen Präsidium auch unser Freund Otto Wachtel vertreten war, sprach Walter Lenk als Delegierter des An- deren Deutschlands Begriissungsworte, in denen er der Tagung Erfolg wünsch- te und 3ur Solidarität mit der deut- schen Arbeiterklasse aufforderte. ANDERE DEUTSCHLAND DAS ANDERE DEUTSCHLAND UA OTRA ALEMANIA (fundado es i de jumo de 1937) Registro naoional de la Propiedad Intelectual Now 178.948. Autorizado por Reso)uci6n no. 214 del Ministro de) Interior (11 »brii 1945) Confirmado por Decreto No, 20,91? (($ «ept. 45) del Superior Gobiarwe de la Naciön. Editor v Directqr: Dr. Augusto Biemsen, Tesorero: Juan Carl. Avisos: Guillermo Cleischer Redacciön y Administration! TucumÄn 309 Buenos Aires (U. T 31 7264) Einzelnummer: 30 Cts. , Jahresabonnement: 6.—- Pesos argentinos tim voraus «ahlbar) Geldbeträge erbitten wir aus- schliesslich per Giro oder Bono Postal oder Scheck auf Sr, Juan Carl Tucumin 309 Bs, Aires. DAS ANDERE DEUTSCHLAND ist kein auf Profit ausgehendes Gesehäftsunternehmen. ß* lebt nur dank der UnteretUisung se- ner Freunde. Spendet fUr den Pressefonds! Erscheint am 1. und 15* eines jeden Monats. ANNA SIEMSEN, ZEHN JAHRE WELTKRIEG Preis: Pesos 4.50 Im Schhtsstvort des Buches heisst 6S "Diese Kriegschronik endet, wie sie hundertsechsundzwanzig Mona- te früher begann, mit der War- nung: oeffnet eure Augen für die Gefahren, die uns umdrohen heute wie vor zehn Jahren. Oeffnet eure Herzen für die Aufgaben, deren Erfüllung allein den Untergang ab- ivenden kann. Schritt für Schritt sind wir den Weg gegangen, auf dem Eigennutz und nationale Be- schränktheit die Völker in den An- gründ führten. Haben wir begriffen? Werden wir, die das Schicksal so grausam mitgerissen hat, uns künftig willig von ihm führen las- sen? Mit dieser Frage endet die Chro- nik der zehn Kriegsjahre." Das Buch ist ausser im Büro des A. D. bei Barna und Cosmbpolita erhältlich. Sammelbestellungen von auswärts bitte an unser Büro! Pakete nach Deutschland Sicher und billig senden Sie Pake- te für Ihre durch das Deutschland-Hilfswerk, ' ustrv;:. 2064 (U. T. 72-8068), Geschäftsstunden täglich von 5—7 Uhr, Wir bitten, alle Anfragen tiSier Paketsem' mgen ausschliesslich sn DHW zu richten. Geldsendungen per giro ode? bono postai oder Scheck an Augusto Biem- sen, Austria 2064, Bs. As. (Siehe auch S. 11). 7 y-. } v x- DAS ANPme OIUTSCHtAND Z KRITIK AN NU ERNBERG Der Prozess gegen die führen- den Verbrecher des Dritten Reichs ist endlich, endlich zurri Ab- schluss gekommen. Bernhard Shaw hat erklärt, dass die Sieger angesichts ihre' eigenen Kriegführung, die in dem Massenmord Unschuldiger in Hi- roshima und Nagasaki gipfelte, nicht berechtigt seinn, Todesstra- fen wegen Kriegsverbrechen und wegen Verbrechen gegen die Menschheit auszuspechen. Dem- gegenüber ist zu betonen, das;" die Hitlerdiktatur in erster Linie zum Weltkrieg geführt haben, und dass sie die meisten und die schlimmsten Kriegsverbrechen begangen hatt. Andererseits ist Tatsache, dass die Politik, djs durch die "Nichtintervention" in Spanien und durch die Schmach von München charakterisiert ist, den NNazis erst die Bahn frei ge macht hat für ihre Verbrechen. Aus diesen Tatsachen aber sollte man nicht folgern, dass die Na- ziverbrecher nicht gehängt wer- den dürften, vielmehr müssten weit mehr Schuldige — und nicht nur deutsche, sondern auch pro- minente nichtdeutsche Schuldige — vor einen Weltgerichtshof ge- stellt werden, in dem Antifaschi- sten die Richter zu sein hätten Nur ein solcher wäre in der La- ge, die Zusammenhänge aufzu- decken, die zur Katastroohe ge- führt haben, und dass Ausmass der Verantwortlichkeit und der moralischen Schuld vor der Weit festzustellen. Zu den Verbrechen gegen die Menschheit rechnete das Nürn- berger Gericht nicht die Verbre- chen, welche Nazis und Hitlerdik- tatur in Deutschland selbst geaen Deutsche begangen haben. Als sie begangen wurden, blieb die Welt stumm. Sie wurden mit dem Mantel christlicher Liebe oder mit dem der Realpolitik verdeckt. Während die deutschen Hitler- gegner verfolgt, gemartert und gemordet wurden, strömten die Sportler der Welt zur Olympiade nach Berlin und schüttelten die Regierer und Diplomaten der Welt die blutigen Hände derer, die schon damals gemeingefähr- liche Verbrecher waren. Und auch in Nürnberg nahm man keine Notiz von den deutschen Antifaschisten. Keiner von ihnen war als Kläger oder Richter zu- gelassen. Vom innerdeutschen Widerstand darf die Welt auch heute nichts erfahren, denn das wäre peinlich, weil dieser Wider- stand zu eine1- Zeit geleistet wur- de, als die Naziverbrecher für die offiziele übrige Welt noch ver- handlungs- und salonfähig wa- ren. Die in Buenos Aires erschei- nende Zeitung El Mundo schrieb am 3. Oktober unter der Über- schrift "Der Prozess, der fehlt" zu dieser Frage: "Uns erscheint unbezweifelbar, dass das deutsche Volk das er- ste Opfer eines Mannes und ei- nes Systems geworden ist, die sehr schwer zu bekämpfen wa- ren, nachdem sie einmal zur Macht gelangt waren Deutsch- land ist nicht zu Worte gekom- men. . . Aber wir neigen zu dem Glauben, dass die Angeklagten, die in Nürnberg zum Galgen ver- urteilt wurden, in den Händen des deutsches Volkes das gleiche Schicksal erlitten hätten. In die- sem Falle müssten sie ihren Be- siegern dankbar sein für die lan- gen Formalitäten der Gerichts- verfahrens und für die grössere Hygiene der Hinrichtung". Dass die Verbrechen gegen Deutsche nicht zu den Anklage- punkten zählten, und dass die deutschen Antifaschisten ausge- schlossen waren, von der Teil- nahme an der Anklageerhebung und von der Urteilssprechung, das ist der zweite Fehler. Der dritte, der eng mit den bei- den ersten zusammenhängt, ist der Freispruch von Papen und Schacht, der im Gegensatz zum wohlbegründeten Antrag der Staatsanwaltschaft und gegen den Einspruch des "Sowjetvertre- ters erfolgt ist. Formaljuristisch mag sich dieser Freispruch viel- leicht begründen lassen, mora- lisch und in Bezug auf die furcht- baren Folgen ihrer Handlungs- weise sind die Freigesprochenen weit, weit schuldiger als die zum Tode verurteilten Generäle und als die subalternen Terroristen. Sie kannten Hitler und die'Nazis — nach dem viehischen Mord von Potempa, den Hitler verherrlichte, hat Papen als Reichskanzler es deutlich genug ausgesprochen—. sie wussten, was sie taten, als eine mit seinen skrupellosen Lü- gen und Intriguen die Republik erledigte und Hitler zur Macht brachte, und als der andere durch seine Finanzkünste die Brandstifter und Mörder so fest in den Sattel setzen half, dass sie die Hölle entfesseln konnten. Aber Papen und Schacht un- terscheiden sich nicht sehr von anderen Diplomaten und grossen Finanzleute und sie haben sich mehr als die anderen Angeklag- ten a ndie Spielregeln unserer verderbten Welt gehalten. Sie haben ihre sauberen Westen und Hände nicht mit Blut befleckt, sie waren nur die Drahtzieher und Helfershelfer, bis zu denen das Stöhnen und die Schreie der Op- fer nicht zu dringen vermochten. So erhielt der Hohe Gerichtshof die Möglichkeit, sie freizuspre- chen. Aber dieses Fehlurteil lässt die Lobeshymnen, die selbstver- ständlich dem. Nürnberger Urteil gesungen werden, als ob mit ihm eine neue Epoche des Völker- rechts beginne, ebenfalls als Fehl- urteil erscheinen. Die zuständigen deutschen Be- hörden, die besser wissen, was Deutschland und die Welt nicht nur dem Führer und seinen ver- urteilten Helfern, sondern gerade diesen beiden Freigesprochenen verdankt, haben ihre sofortige Verhaftung wegen ihrer — in Nürnberg nicht behandelten —• Verbrechen qegen das deutsche Volk angeordnet. Und nun ge- schah etwas höchst Interessantes. Die Nordamerikaner hinderten die deutsche Polizei daran, die Ver- haftungen vorzunehmen! Und zur Zeit, wo diese Zeilen geschrieben werden, schützen sie Papen und Schacht noch vor der Abrech- nung, die das deutsche Volk mit ihnen vorzunehmen hat LOS "VERDADEROS GESTORES DEL NAZISMO" NO HAN SIDO JUZGADOS TODAVLA, ASEGURAN ALEMANES DEMOCRATICOS DE LA UNION CHICAGO (Especial). *— Ein loe circulos de los alemanes democräticos re- sidentes en 6sta, es una opiniön generalizada que el juicio a los 22 dirigentes nazis en Nüremberg, no alcanzö & los verdadsros gestores del nazismo, y cul- pables en consecuencia de la Segunda Querra Mundial. "Estos gestores, —se afirma— deben buscarse entre los dirigentes de la alta bänca y de la indüstria pesada de la Alemania nazi, dirigentes que no han sido tocados hasta la fecha y que cuentan con todas las f&cilidades ppmo para desarrpllar actividades de cualquier tipo", DAS ANDfRC DlüTSCHLAHD DEUTSCHLAND HEUTE Die Oiristiidh-Demokrcitische Union (CDU) Die Christlich - Demokratische Union (C. D. U.) ist nicht wirk- lich christlich oder demokratisch, noch ist sie eine Union. Sie star- tete mit einem leidlich guten fort- schrittlich - sozialen Programm, aber sie ist jetzt zur Zufluchtsstät- te konservatives und reaktionärer Elemente geworden und betätigt sfcfo als Instrument des internatio- nal-politischen Katholizismus. Es Ist ein grosses Unglück, dass die englischen und amerikanischen Autoritäten sich nicht rechtzeitig vergegenwärtigten, dass der Ka- tholizismus in Deutschland immer eine starke politische Kraft war, die eine der Freiheit, dem Fort- schritt und aufrichtig internatio- naler Verständigung scharf ent- gegengesetzte Linie verfolgte. Z. B. wurde die erste bayrische Regierung durch die Amerikaner auf Zuraten eines Erzbischofs ein- gesetzt. Glücklicherweise erwies sich diese Regierung als so reak- tionär, dass sogar General Patton sie aus diesem Grund auflösen musste. Die Katholiken innerhalb und ausserhalb Deutschlands ha- ben sich kürzlich beklaqt, dass die Leiter der britischen Zone die Sozialdemokratische Partei zum Nachteil der C. D. U. begünstig- ten. Die Tatsache, dass von den 24 obersten massgebenden Stel- len in der Verwaltung der nörd- lichen Rheinprovinz nicht eine durch einen Sozialdemokraten.,, sondern beinahe alle durch einen Vertreter der C. D. U. besetzt sind, zeigt die Lügenhaftigkeit dieser Feststellung.. Besonders auf dem Gebiet der Erziehung stellt die C. D. U. die übertriebensten Forderungen. Kürzlich verlangten sie von de" Erziehungskommission eine Ver- ordnung, dass es Lehrern, die kei- ner Kirche angehören, verboten sein sollte, in Religion, Deutsch, Geschichte und Geographie zu unterrichten. Der Forderung der C. D. U. nach einer strengen konfessionellen Trennung aller Schulen ist vorläufig im Prinzip nach einem Volksentscheid statt- gegeben worden, der unter ei- «1 Sollte die Unterstützung der CDU nicht Vielmehr gerade deshalb erfolgt sein? D Red. Von Willy Eichler nem starken illegalen Druck sei- tens der Katholiken durchgeführt wurde. Es ist klar, dass die katholi- sche Kirche als politisches Werk- zeug und Gemeindeblätter zur politischen Propaganda benutzt werden. 'Die katholische Kirche handelt in völliger Uebereinstim- mung mit dem Codex Juris Cano- nici, der jedes menschliche We- sen ungeachtet seiner Religion der besonderen Rechtsprechung der Kirche unterwirft, und der nie- mals widerrufen wurde. Die Kir- che versucht jetzt, die fliessende Situation in Deutschland zu be- nutzen, um das öffentliche Leben nach diesem Codex zu gestalten. Aber innerhalb der CDU. gibt es einen fortschrittlichen Flüge), dessen Führer Jakob Kaiser von der Christlichen Gewerkschaft in Berlin ist. Er erklärte kürzlich, dass ein Programm in wirtschaft- lichen und sozialen Angelegen- heitert dem Sozialismus sehr na- he käme. Diese Ansicht wurde prompt von einem anderen Füh- rer der C. D. U., dem früheren Bürgermeister von Köln, Konrad Adenauer, verworfen, der sehr besorgt war, klarzustellen, dass seine Partei weit davon entfernt sei, Anhänger der sozialistischen Ideen zu sein. Es bleibt abzuwar- ten, in wie weit der linke Flügel der C. D. U. seine eigene fort- schrittliche Politik aufg eben wird, oder ob er sich vom Haupt- körper der Partei absplittern wird. Die Sozialisten sollten die Entwicklung auf diesem Gebiet sorgfältig verfolgen. Jugend und Erziehung Das nazistische System falscher Erziehung hat die deutsche Ju- gend nicht so tiefgehend korrum- piert, wie wir gefürchtet hatten. Es muss wirklich überraschen, dass viele jungen Leute von der intensiven und vollkommen ein- seitigen Propaganda, der sie un- terworfen waren, unberührt blie- ben. Heute suchen sie nach ei- nem Weg, ihre eigenen Gedan- ken zu bilden und sich ihre Zu- kunft positiv aufzubauen. Natür- lich empfinden sie eine tiefe und weitgehende Abneigung dage- gen, sich einer Partei anzuschlie- ssen. Schon in sehr frühem Alter haben sie die Erfahrungen eines Anschlusses an eine Partei ge- macht, an die sie glaubten, und der sie treu dienten. Und dafür werden sie jetzt von der ganzen Welt getadelt. Ihnen wurde be- ständig gesagt, dass sie entnazi- fiziert werden müssen, und si6 hüten sich, wieder in eine andere Partei einzutreten, nur damit ih- nen in fünf oder zehn Jahren ge- sagt wird, sie müssten „entsozia* lisiert" oder „entkommunistisiert" werden. Es war darum klug von der sozialdemokratischen Par- tei, keine Jugendorganisation aufzuziehen, die eng an die alte Partei angeschlossen war, son- dern eine sozialistische Jugend- bewegung zu bilden, die jedem jungen Menschen offen steht, der lernen will, der sich entwickeln und an den vielen dringenden Aufgaben des Wiederaufbaus teilnehmen will. Die Sozialistische Jugendbewegung hat jetzt die of- fizielle Erlaubnis zu arbeiten be- kommen. Ein schweres Problem bilden die Schulen. In den grossen Städ- ten wurden viele Schulgebäude zerstört, und ein grosser Teil der Lehrer musste entlassen werden, weil sie Nazis waren. Die Lage der Universitäten ist noch schlim- mer. In Köln z. B. ist die medizi- nische Fakultät mit Professoren besetzt, von denen über die Hälfte Nazis waren. Wir würden lieber gar keine Universität se- hen als eine, in der die jungen Menschen Lehrern ' anvertraut werden, die ein grausames und verderbliches System unterstütz- ten, und von denen deswegen nicht erwartet werden kann, dass sie einen neuen Geist der > An- ständigkeit und Menschlichkeit zu fördern verstehen. Die Entnazifizierung Bezüglich dieser entscheiden- den Frage des Wiederaufbaus . Deutschlands kann ich nur die unglückliche Tatsache feststellen, dass sie bis jetzt ein schlechter und grausamer Scherz war. Es sind so yiele Beweise ungeheuer- licher Ungerechtigkeit in dieser Sache gegeben worden, dass nur der Ignorant und Naive die Entnazifizierung noch ernst neh- men kann. Ich will nur zwei Bei- spiele zum Beweis anführen. Das DA« AND CRC DCUTSCHLAND 5 erste ist der Fall von Dr. Herm- sen, Präsident des Volksgerichtes in Hamm in Westfalen im Jahr 1933, der Hunderte von Anti-Na- ;zis verurteilte. Anstatt ihn wie einen Kriegsverbrecher zu be- handeln, der er in der Tat war, wurde Hermsen zum Oberlan- desgerichtspräsidenten ernannt; der höchste Posten, den ein deut- scher Richter bekleiden kann. Der Entrüstungsschrei, den diese Ernennung verursachte, führte zu einer gerichtlichen Untersu- chung, in deren Verlauf über 200 Zeugen bekräftigten, dass sie nicht nur von Dr. Hermsen we- gen ihrer antinazistischen Tätig- keit bestraft wurden, sondern • dass ihr Verhör auch in höchst zynischer und empörender Wei- se geführt worden sei. Dr. Herm- sen musste verzichten, aber er behielt so viel Einfluss, dass er eine zweite Verhandlung seines Falles erreichen konnte. Der Ge- richtshof, dem er überwiesen wurde, sprach ihn von den gegen ihn erhobenen Beschuldigungen frei, weil er niemals Mitglied der Nazipartei gewesen, und seit 1933 nicht mehr befördert wor- den wäre, und als das Wichtigste von allem, weil er ein gläubiger Katholik war. Das Urteil war gleichbedeutend mit der Behaup- tung, dass Dr. Hermsen ein An- tinazi war. Es wurde ihm dann erlaubt, sich aus Gesundheits- rücksichten zurückzuziehen, und jetzt bezieht er die nicht unbe- trächtliche Pension eines hohen deutschen Beamten. Aber die wirklichen Antinazis in Deutsch- land sind entschlossen, die Sa- che nicht ruhen zu lassen. Der andere Fall ist der des Dr. Lammers. Dieser wurde nach dem Staatsstreich von Popens am 20. Juni 1932 der Nachfolger des preussischen E r z i ehungsmini- sters Grimme, welcher gezwun- genermassen auf seinen Posten verzichten musste. Die erste Tat Dr. Lammers war es, ein Dekret zu erlassen, das jede Diskrimi- nierung der Hitlerjugend unter- band und die Lehrer ermahnte, die deutsche Jugend ..kolonial- feewusst" zu machen, mit ande- ren Worten, ihr einzuprägen, dass Deutschland nicht ohne Ko- lonien leben kann. Dieser Mann ist jetzt für die Erziehung der deutschen Jugend in der nördli- chen Rheinprovinz verantwort- tick. Wie im Fall Dr. Hermsen werden wir alle uns zu Gebot« stehenden Mittel anwenden, ihn zu entfernen. Selbst-Regierung. Trotz der Beschränkungen, de- nen Deutschland als ein besetztes Land unterworfen ist, ist die Ent- wicklung zu einer selbständi- gen Regierung jetzt in vollem Gang. Im September und Okto- ber werden in der britischen Zo- ne Lokalwahlen stattfinden. Un- ter den obwaltenden Umständen aber halten wir diese Wahlen für verfrüht. Wenn der Geist des Xolkes vom verzweifelten Kampf um die elementarsten Lebensnot- wendigkeiten in Anspruch ge- nommen ist, können wir nicht er- warten, dass politische Gründe sie zu den Wahlurnen führen. Neben dem Ernährungsproblem ist die vollständige Unsicherheit bezüglich der Zukunft ein wich- tiger Faktor in der jetzigen Situa- tion. Niemand kann sagen, was mit Deutschland oder mit den Bestandteilen, die früher Deutsch- land ausmachten, geschehen wird. Niemand kann die ökono- mischen, politischen und kultu- rellen Bedingungen voraussehen, die den Erfolg aller Bemühungen bestimmen werden, die gemacht werden, um aus den physischen und moralischen Ruinen wieder eine Lebensmöglichkeit aufzu- bauen. Diese allgemeine Unsi- cherheit arbeitet denen in die Hände, die im Trüben fischen. Die C. D. U. kann bei der bevor- stehenden Wahl gewinnen, weil sie so beschaffen ist, dass dieje- nigen ihr Vertrauen schenken, die sich jetzt zurücksehnen nach den ..guten alten Tagen", als Hitler ihnen Beschäftigung, Stel- lungen, Macht und sogar die Aussicht auf einen gewonnenen Krieg gab... Wirtschaftlicher Wiederaufbau Keine Partei ausser der sozial- demokratischen hat ein klares sozialistisches Programm aufge- stellt. Diese Partei hat heute in ganz Deutschland 600.000 und in der britischen Zone 300.000 Mit- glieder. Nachdem sie erst sehr unter dem Misstrauen der Besat- zungsbehörden zu leiden hatte, wird sie jetzt bis zu gewissem Grade von ihnen unterstützt. Aber, wie kürzlich eine enal&obe Zeitung äusserte, wird die Wohl- tat einer solchen Unterstützung zweifelhaft sein, wenn die engli- sche Regierung die Partei, die sie zu ermutigen wünscht, nicht in den Stand versetzt, ihre Ver- sprechungen erfüllen zu können. Bis jetzt rechtfertigt die ganze Ökonomische und politische Lage in Deutschland diese Erwartung nicht. Die Lage der Arbeiter ver- schlechtert sich ständig. Die Preise steigen, aber die Löhne sind gesunken. Ein Bergarbeiter z. B. bekommt durchschnittlich einen Wochenlohn von 30—40 Mark, was noch nicht einmal ge- nügt, um das normale Minimum zu decken, geschweige denn für irgend einen Kauf auf dem schwarzen Markt, (wo ein Brot ungefähr 100 Mark kostet). In der englischen Zone verdienen 60 ojo aller Angestellten monat- lich nicht mehr als 100 Mark. In Hamburg sind 50 o,'o der Bevöl- kerung von Pensionen und öf- fentlicher Wohltätigkeit abhän- gig. Die ersten Schritte zu einer Landreform sind jetzt unternom- men worden, und es hat sich ei- ne Kommission zur Ausarbeitung eines Programms gebildet. Nach der Zusammensetzung der Mit- glieder zu urteilen, sind die Aus- sichten auf einen befriedigenden Ausfall gut. Sorgfältige Ueberle- gung ist nötig. Die übervölkerten und hungernden Westzonen ge- statten keine übereilten Experi- mente und nicht das Risiko der Verminderung landwirtschaftli- cher Erträge, so wie sie in der russischen Zone als Folge der Art eintrat, in der die Landreform durchgeführt wurde. Ein«sehr fä- higer Sozialist, Viktor Agartz, ist jetzt zum Vorsitzenden des neu geschaffenen Zentral-Wirtschafts- amtes ernannt. Die Ansicht, die er auf der Hannoverschen Par- teikonferenz äusserte, und der die Delegierten beistimmten, war die, dass die Fehler, die die Sozialde- mokraten im Jahr 1918 machten, vermieden werden müssten —■ damals glaubten sie, dass eine zusammengebrochene Industrie nicht sozialisiert werden könn- te. Die Kernfrage ist die Verbesse- rung der industriellen Lage, die von der Regelung des Kohlen- problems abhängt, und dieses ist wieder eng verknüpft mit der 6 DAS ANDER! OlUfiCHLAND ganzen Frage der Zukunft <3es Ruhrgebietes. Die unmittelbarste und dringendste Aufgabe ist die, zuzulassen, dass die deutsche Industrie wieder funktionieren kann. Wir brauchen an dieser k nicht darum zu streiten, welches Leistungsmaximum der deutschen Industrie gestattet werden müsste, und die Bestim- mungen des Potsdamer Abkom- mens und der Entwurf über die deutsche Industrie miteinander übereinstimmen oder nicht. Zur Zeit ist erst ein Bruchteil der Quo- te,: die für die deutsche Stahlpro- duktion festgesetzt wurde, er- reicht worden, und das Problem ist, diese zu erhöhen. Der Stein des Anstosses ist der Kchlenman- gel. Die deutsche Industrie kann nicht wieder aufleben, wenn nicht ein viel höherer Prozentsatz der in Deutschland geförderten Kohle im Land bleiben darf. Der Zirkel- schluss —- keine Kohle, keine In- dustrie, keine Nahrungsmittel, keine Kohle — muss irgendwie gebrochen werden. Vermutlich ist der einzig wirksame Weg, dies zu tun, die Festsetzung eines Mo- ratoriums für den Ruhrkohl&nex- port. Dieses Moratorium würde sicher eine sofortige wohltätige Wirkung auf den' augenblickli- chen Stand der Kohlenproduktior haben, weil durch die wieder lau- fende Industrie die Nahrungsmit- teleinfuhr bezahlt werden könnte und die Bergarbeiter besser er nährt werden könnten. Die bes seren Lebensbedingungen wür dn mehr Arbeiter in die Bergwer ke ziehen, denn ein weiterer psy- chologischer Grund für die gerin gen Arbeitserträge der Bergar- beiter ist zweifellos die Unsicher- heit darüber, wohin die Kohle geht, und wer durch sie profitiert. Eine Anzahl von Plänen, was mit der Ruhr geschehen soll, sind in England und anderswo ge- macht worden. Den deutschen Sozialisten liegt hauptsächlich daran, dass die Ruhrindustrie nicht mehr ein Bollwerk des Mo- nopolkapitalismus bleiben darf — weder des deutschen noch des internationalen. Wir sehen uns mit Bedauern der Tatsache ge- genüber, dass sich in dem Nord- deutschen Kohlenkontroll - Aus- schuss zu viele Reaktionäre der alten Verwaltung befinden. Aber mag es auch wichtig und inter- essant sein, Pläne über die Zu- kunft der Ruhr zu entwerfen, so ist doch das Wichtigste eine so- fortige Entscheidung über die Produktion und die Verteilung der Ruhrkontrolle in den nächsten wenigen Monaten. Ein Ueberein- kommen in dieser Sache könnte den ganzen Lauf der Politik in sehr kurzer Zeit ändern. Nicht nur der Ausgang der lokalen Wahlen in der Englischen Zone hängt von einer befriedigenden Lösung die- ses Problems ab. Es steht mehr auf dem Spiele als Millionen Deutscher im kommenden Winter vor dem Verhungern zu bewah- ren, mehr auch als das Wieder- aufleben des Nationalismus und des Militarismus in Deutschland zu verhindern. Von der Lösung des Kohlenproblems kann die ganze Ökonomische und somit auch politische Zukunft Europas abhängen. ORIGINALBERICHTE AUS DEUTSCHLAND Als einzige Stelle in Südamerika haben wir auf dem. Luftwege eine Reihe direkter ausführlicher Berichte über die Situation in Deutschland er- halten. Sie umfassen die folgenden Gebiete: Nordheinland - Westfalen; Hannover-Braunschweig-Llppe; Frei- staat Hessen; W'ürttemberg-Bader> (amerikanische Zone); Württemberg- Hohenzoliern-Allgäu (französische Zo- ne; Freistaat. Sachsen-Provinz S&ch- aen-ThÜiringen (russische Zone). Die Berichte schllessen Anfang Au- gust ab. Si,e umfassen Ernährung und Gesundheit, Flüchtlinge- Familie und Jugetid, Besatzung und Verwaltung, Wirtschaft, Löhne und Preise, Entna- zifizierung, Gewerkschaften und Par- teien. Die Berichte aus den westlichen Be- eatzungszonen zeigen eine weitgehen- de Uebereinstimmung. Wir bringen deshalb zunächst aus dem Bezirk Ncrdrheinland-Weptfalen das uns be- sonders interessant Erscheinende, um es dann durch Nachrichten aus den übrigen nichtrussischen Besatzungszo- Iion ZU ergänzen. Wir schliessen un- seren Bericht mit der russischen Be- eatzungszone ab. GesundheitzustaJid Die Methoden der Hitlerdiktatur — Erzielung erhöhter Leistungen durch dos "Locksystem" (Geld, Urlaub etc.) und durch Drohung mit Einziehung zum Heer — hatten bereits vor Kriegs- ende zu allgemeiner Ueberarbeitung. rur Abnutzung des Körpers und der Nerven geführt Durch die Unterer- nährung. die sdhlechtea Wott»Verhält- nisse und das Fehlen der notwen- digen hygienischen Einrichtungen verschlechtert sich der Gesundheitszu- stand schnell. Blutarmut und T. B. sind weit verbreitst. Die Statistik er- gibt ausserdem starke Zunahme von Geschlechtskrankheiten, FWWlkulo»e, Hunger ödem, Lähmungen. Für Növ.- Dez. 1946 rechnen Amtsärzte mit ei- nem Arbeitsanfall von 25-30 ojo durch Krankheiten. Ernährung Die Erhöhung auf 1500 Kalorien ist angesichts der fortgeschrittenen Un- terernährung nicht ausreichend. Die holländisch-belgischen Grenzgebiete, In denen sich angesichts der Not kaum Hass gegen die Deutschen teigt, suchen trotz der Verbote nach Kräf- ten zu helfen. In Aachen-Düren ist der Ernteverlust infolge von Felddieb- stählen mit 36 o o angegeben worden. Familie und Jugendliche Das Familienleben wird durch die Wohnverhältnisse und die lange Ab- wesenheit der Männer schwer geschä- digt. Eine Fürsorgerin hat in Düssel- dorf bei 263 Fällen von Verwahrlosung Jugendlicher Mrtgestellt, dass 43 Vater und Mutter, 117 Vater oder Mutter verloren hatten; 35 von den Kindern waren 6-8 jährig, 11 9-10 jährig; in 39 Fällen ven Schwangerschaft bei 13 und 14 jährigen Mädchen handelte es sich nur bei 5 Fällen um Vergewalti- gung, im übrigen um "Angebote" an die Männer; in 26 Fällen wurden Be- satzungssoldaten eis Väter angegeben. In Dtisäeidorf-Gerrftüheim wurden von Januar bis Mär* 1046 216 uMbellehe Geburten registriert; in 103 Fäller fehlt die Vaterschaft&anerkennung; in 118 Fällen behaupten die Frauen — darunter 42 verheiratete, deren Män- ner abwesend sind- dass ein Besät zungssoldat der Vater ist. Oetflüchtlinge. Ihre Einordnung in die Produktion stösst Auf gross.;; Schwierigkeiten. Den Kommunisten gelingt es, Vertriebenen Arbeitsplätze in Mecklenburg u. Pom- mern zu verschaffen. Umgekehrt kommen polnische Bergarbeiter, die wieder nach Polen gegangen waren, wegen des dortigen Antreibersystems ins Ruhrgebiet zurück. Verwaltung und Parteien Die Bevorzugung von unpolitischen Beamten führt zu schlimmen Folgen, da sie durchweg reaktionär sind. Sie werden von der CDU gestützt, die sich der besonderen Sympathie der Be- satteungsbehörden erfreut. Zu deren Gunsten wirkt sich bei Wahlen und beim Kampf um die Schule auch das Uebergewicht der Frauen aus. Die Entnazifizierung schreitet nicht fort, da in allen zu diesem Zweck gebilde- ten Instanzen die CDU dominiert. Die früheren KZ.-Insassen. Bei der Wiedergutmachung begeht die Bürokratie viele Fehler, da sie nicht das Urteil der Parteien einholt. Oft sind Kriminelle oder getarnte Na- zis durch Zuweisung von guten Woh- nungen oder von guten Stellungen be- vorzugt worden. Die Russen, so heisst es In dem Bericht, lösen diese Fragen am besten, dann die Amerikaner, am schlechtesten die Praaaosee. DA* ANDIIII BSUTSCHlAND 7 Industrie Die Zerstörung der Fabriken wirkt verbitternd bei den Metallarbeitern, von denen 80 o'o während des Krieges als unabkömmlich reklamiert und re- lativ gut bezahlt und ernährt waren. Man schreibt die Zerstörungen viel- fach der Angst der Engländer vor der überlegenen deutschen Konkurrenz zu. Die stark mit Nazis durchsetzte Lei- tung sabotiert z. T. absichtlich die mögliche Steigerung der Produktion, um die Unzufriedenheit zu vermehren. Die Unternehmer machen wieder Ge- winne, aber die Löhne haben durch- schnitlich um 22 o|o an Kaufkraft verloren. Infolgedessen ist ein Teil d6r Arbeiterschaft ebenso wie die vie- len Arbeitslosen nrtionalsozialistischer Propaganda zugänglich und ableh- nend gegenüber den Gewerkschaften, d*ncn man die Zusammenarbeit mit den Besatzungsbehörden vorwirft. Atie den übrigen nichtrussischen Be- «atzungszonen Fast überall wird berichtet, dass die unzureichende Ernährung zur Unter- grabung der Gesundheit, zum Anstel- gfcn der Krankheiten und Todesfälle und zum Absinken der Arbeitsleistung führt. Die Tuberkulose tritt oft in Form der "galoppierenden Schwind- sucht" auf. Dem Winter sieht man mit Angst entgegen, was zu den mas- senweiaen Felddiefostählen führt. Aus der französischen Zone wird berich- tet, dass sich neuerdings dort die Be- eatzungsbehörden wie in der engli- schen und amerikanischen Zone um ei- ne Erhöhung der Kalorien bemühen. In einem andern Bericht wird betont, di.6s Tabak in der gegenwärtigen Si- tuation keineswegs als Luxus angese- hen werden darf. Er sei vielmehr an- geeicht» der Unterernährung, der Ue- beranstrengung und des seelischen Drucks für viele Menschen, vor allem die geistigen Arbeiter, unentbehrlich. Im Schleichhandel würden deshalb exorbitante Preise bezahlt. Ueberarbeitung und Nervosität näh- men die Kindermisshandilungen zu. Das Verhältnis zwischen Besat- zungtruppen und Bevölkerung H'ird im allgemeinen als befriedigend be- zeichnet. Die amerikanische Polizei sei besser eis die Soldaten. Die Sol- daten bevorzugten bei der "Fraternl- sierung" 16-18 jährige Mädchen zu- meist frühere Mitglieder des BdM, die dadurch viele Vorteile hätten. Den englischen Offizieren wird reaktionäre und antisemitische Haltung, Oberst Blimp Gesinnung, vorgeworfen. (In einem Artikel in "Nation" meint Alva- rez del Vayo, der dasselbe feststellt, die englische Arbeiterregierung könne die Offiziere nicht ändern und müsse als einzigen Ausweg die Leitung an Zivil- beamte übertragen). Besonders wird kritisiert, dass in der englischen Zo- ne die höheren Verwaltungsbeamten "unpolitisch", d. h. praktisch reak- tionär, sein sollen. Das Verbot poli- tischer Jugendvereinigungen erschwe- re die demokratische Erziehung der Jugend, die überwiegend gleichgültig sei. Ueberau würden die Kirchen und die CDU von den Besatzungsbehörden gefördert. Die CDU sei ein Sammel- becken verschiedener Tendenzen, im wesentlichen aber doch das Sammel- becken und der Zufluchtsort der Frak- tion . Die Spenden der auswärtigen Hilfsorganisationen gelangten vorwie- gend durch die kirchlichen Steilen zur Verteilung an ihre Anhänger. Im allgemeinen verschlechterte sich die Stimmung gegenüber den West- mächten, da ihre Politik den Wider- aufbau hindere. Man glaube vielfach, dass die Russen in ihrer Zone besser arbeiteten- Nicht gegen Russland, wohl aber gegen Polen bestehe grosser Hass. Eine Umfrage in der französischen Zcne über den Nürnberger Prozess hatte das Ergebnis, dass fast alle — auch frühere Mitglieder der NSDAP — die Todesstrafe für alle Angeklag- ten als Konsequenz der begangenen Grausamkeit für angebracht hielten. Staatsbürgerschaft deutscher Juden. Zu einer vom berliner ..Tagesspiegel" verbreiteten Meldung die die Inter- pretation effi n liess, d'tss deutsche, jüdische Emigranten. die sich im Aus- land befinden, nicht die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, hat. DAD in Nr. 125 S. 8 ausführlich Stellung genommen. Aus New York wird uns dazu fol- gendes berichtet: „Dass deutsche Juden von den amerikanischen Behör- den nicht als deutsche Staatsbürger angesehen werd, n. ist hier nicht be- kannt. Dagegen spricht die Tatsache, dass deutsche Emigranten, auch v/enn sie Juden sind, sehr schnell von d<-n amerikanischen Behörden, die Erlaub- nis bekommen, nach Deutschland zu- rückzufahren, wenn sie wollen." Aus Washington ersten wir in der- selben Angelegenheit die folgende Nachricht: „Ausklünfte bei den zu- ständiger. Stellen in Washington ha- ben ergeben, das. Ausgebürgerten, die nach Deutschland zurückkehren wol- len, keinerlei Schwierigkeiten gemacht werden./* Russische Zone Nach der AbmontifPURf für Repsnt- tionszwecke wird die Industrie Aach Möglichkeit wieder aufgebaut. Bs gibt wenig Arbeitslosigkeit, z. T. sogar Mangel en Arbeitern. Die in Sowjet, regle übernommenen und für die Sow- jetunion arbeitenden Betriebe zahl len pünktlich den Lohn. Die anderen behalten einen Teil zurück als Atiteil- scheine für die Genossenschaft, In die der Betrieb umgewandelt werden sol- le. Man steht dem aber skeptisch ge- genüber wegen der furchtbaren Ab- nutzung der Maschinenparks, der nicht erneuert wtürde. Ueber 60 % der Ge- samtindustrieproduktion gehen nach der Sowjetunion. Der anhaltende Ab- bau von Eisenbahnen wird mit Kriegs- gefahr begründet. An die Stelle der Privatbanken treten Volks- und Be- amtenbanken. Stark kritisiert werde, gerade auch von den Kommunisten, die 5. Ernäh- rungsklasse, die auch für Hausfrauen gilt, da sie Hunger bedeutet. Auf den freien Bauemmärl L;n, die zugelassen sind, werde alles mögliche getauscht. Unter schwerster Strafe steht aber der Tausch von Schnaps. Die Besatzungstruppen sind sehr zahlreich, Desertionen ziemlich häufig. Die Entnazifizierung erfolgt in ganz anderer Weise wie im Westen. Dde Bürgschaft des antifaschistischen Blockwarts genügt , damit ein Beamter seine Stelle behalten kann. Es sind sehr viele Beamte entfernt worden. (Aus anderer Quelle haben wir erfah- ren, dass in Thüringen 98 o|o der Leh- rer entlassen wurden, wodurch eine unserer Forderungen erfüllt worden ist.) Ebenso sind fast alle Richter entlassen. An die Stelle der Klassen- justiz der gelernten Richter ist die Laienjustiz getreten. Die verbliebenen Richter haben nur die Aufgabe der Vorbereitung nicht der Urteilsspre- chung. Als neue Strafe ist statt Ge- fängnis Arbeitsdienst vorgesehen. Die entlassenen Beamten müssen Schwemrbeit leisten, können aber durch Bewährung ihre Schuld sühnen und wieder in den Besitz der bürger- lichen Rechte gelangen. Bei der Neu- einstellung von Beamten wirken die Gewerkschaften mit. Zumeist werden auf ihren Vorschlag frühere Sozialde- mokraten eingestellt, da diese die Mehrheit in den Gewerkschaften hal- ben und es vielfach an geeigneten Kom- munisten fehlt. Im schärfsten Gegen- satz zur englischen Zone müssen die Beamten einer Partei angehören. Sie gehören aber keineswegs nur der SED, vielmehr auch den beiden bürgerli- chen Parteien an. Nachdem die SED -einmal gegrün- det ist, werde im allgemeinen kein Druck zum Beitritt mehr ausgeübt., Die Gewerkschaften haben nicht alle Rechte wie früher. Es werden ein paar Zahlen über den Wahlausfall mitgeteilt die überra- schende Erfolge der bürgerlichen Par- teien zeigen: Dresden: SED 163.900, Bürgerliche 158.200; Leipzig SED 187.500, Bürgerlldhe 196.600; Bautzen SED 9.600. Bürgerliche 13.200. Die grossen Anstrengungen, die für den WirtscltoftSaufbau gemacht wer- den, erfahren vielfach Erschwerungen durch die Besatzungsbehöiden. spe- ziell bei den Amerikanern sei teilweise der "Morgenthau-Geist" nvch nicht ganz überwunden. Infolgedessen be- steht eine erhebliche Arbeitslosigkeit. Vor allem wird die Eingliederung der Ostflüchtlinge in die Wirtschaft da- durch erschwert. Die immer noch neu zuströmenden Flüchtlinge sind nicht unterzubringen und finden oft einen sehr frostigen Empfang. Von den Kin- dern, so meldet ein Bericht, seien 60 % der drei ersten Jahre gestorben, die grösseren müssten meist eis "Schwer- erziehbare'' angesehen werden. Ueberall wird über das Missverliält- nis zwischen Löhnen uud Preisen ge- klagt. Die Wochenlöhne liegen oft unter 30 RM„ so dass kaum die ratio- nierten Lebensmittel gekauft werden können. Die Preise auf dem Schwer- zen Markt sind überall enorm hoch. Bin Bericht hfebt herver, dass gera- de die ärmsten Proletarierfrauen oft in bewundernswerter Weise trotz aller Not für Erziehung, Ordnung und Sau- berkeit sorgen, dass dagegen oft in früher gutsituierten Familien Verwahr- losung um sich greift. Ale Folge von \ D A § A N D EUE Ol U'T i fc H lA^Nfo Stanien — Gurs — Buchenwald Von August Groel August Groel Ist vielen unserer älterer Leser kein Unbekannter, denn er hat In der antifaschistischen : leutschen Arbeit in Buenos Aires immer in vorderster Linie gestanden. Auch diejenigen, die nicht seine politi- schen Ansichten teilten, haben in ihm den offenen, unerschrockenen und unermüdlichen Arbeiterfunktionär ge- schätzt, der zur Zeit der "Volksfront" loyal mit den verschiedenen antifaschistischen Sektoren. zusammenar- beitete. 1936 ist August Groel mit einer Gruppe deutscher Hitlergegner freiwillig nach Spanien gegangen, um in der Internationalen Brigade die Republik gegen die faschistischen Kriegsverbrecher zu verteidigen. Während sein unzertrennlicher Freund Max Doppler zum Kommandanten des Thälmann-Bataillons befördert wurde (er ist als solcher bei Brunete gefallen). übte August Groel die Funktion eines Kommissars in diesem gleichen Ba- taillon aus. *...... August Groel blieben nach dem Zusammenbruch der republikanischen Widerstandes, hervorgerufen durch die unglückselige Nichtinterventionspolitik, keine der Nöte und Qualen erspart, die die spanischen Republika- ner in Frankreich erlitten. Nach Kriegsausbruch brach die Verbindung zu ihm ab. Unsere Leser werden mit Interesse in Groels eigenen Worten von seinen weiteren Erlebnissen hören. Wie ihr wisst, wurden wir 1939 über die Pyrenäen gedrängt. Ich kam zu- erst in das Konzentrationslager Ar- geles, in welchem ich mit Paul Richter zusammen die . Partei-Arbeit für die deutschen Kameraden machte. Im lApril wurden -wir nach Gurs verlegt. Im Lager Gurs habe ich die politi- sche Leitung im deutschen Lager zu- sammen mit Otto Börner und Emil Werner, der angenblicklieh — wie ich gehört habe — Staatsanwalt in Meck- lenburg ist, gehabt. Ich war dort auch der Verbindungsmann zum Internatio- nalen Komitee, dessen Vorsitzender der Genosse Paiva war- Im April 1940 wurde ich mit einer Reihe führender Genossen zwangswei- se nach einem energischen Widerstand des Lagers, geführt von der Leitung des Internationalen Komitees, in eine Arbeitskompagnie an der belgischen Grenze gebracht. In dieser Arbeits- kompagnie war ich ebenfalls der poli- tische Leiter. Bei dem Angriff der , Deutschen im Mai 1940 gelang es uns, noch rechtzeitig aus der Umzingelung herauszukom-ien. V"" wurden in Paris Interniert und am 9. 6-, beim Angriff auf Paris, nach der Insel" Belle Isle verschifft, von der wir Mitte Juni, als Hitler Lorient eroberte, über Borde- aux nach Bayomne transportiert und von dort aus in unser Lager Gurs wieder zurückgebracht wurden. In Gurs hatte in der Zwischenzeit Brich Hoffmann, der augenblicklich in der Bezirksleitung dier KPD von Hamburg ist, die politische Leitung übernommen. Kurze Zeit später wur- den sämtliche noch verbliebenen Mit- glieder der internaionaien Brigaden in das Lager Argeies überführt, wo ich eis Mitglied des deutschen Komitee eintrat und dost die ganze Zeit über, wieder zusammen mit dem Genossen Paiva, die Politik des Lagers Argeies bestimmte. Von September ab, nach dem Ab- gang des Genossen Erich Hoff mann, hatte ich ausserdem noch die politi- sche Leitung dsr deutschen Gruppe und gleichzeitig d' Verbindung mit draussen zu der deutschen Leitung in Frankreich, die damals in Toulouse war. In deren Auftrag habe ich zweimal das Lager verlassen und die Genossen in Tolouse besucht, um über die im La- ger einzuschlagende Politik absolut mit den Genossen draussen übereinzu- stimmen. Nach meiner Rückkehr in das La- ger im März 1941 entwickelte sich dort ein Konflikt m' den Vichy-Be- hörden anlässlich der von Darlan, dem französischen Staatschef, persönlü'i angeordeten Verschickung zum Bau der Sahara-Bahn, wie aus einem uns in die Hände gekommenen Dokument ersichtlich war. Im Einverständnis mit allen Genossen des Intern. Lager-Ko- mitees waren wir entschlossen, diese Verschickung, die unter allen Umstän- den unseren Tod bedeuten sollte, zu verhindern. Es ist uns gelungen, trotz der von unseren Nachbaren drüben beliebten Demonstration der Kräfte, d h. 2000 Gardes mobiles und 1 Ka- nonenboot, einen solchen Widerstand zu entfalten, dass die Int. Waffenstill- stands-Kommission den Beschluss fasste die Anordnung Darlans aufzu- heben, u. Hitler die Erklärung abgab dass die ehen^-":en Spanien-Kämpfei amnestiert seien, aber nach Deutsch land ins Konzentrationslager gebracht werden würden. Diese von uns in vol- lem Bewusstsein der politischen Ver- antwortung in Argeies geführte Poli- tik wurde gedeckt und war in Einklang mit den Anweisungen unserer höchsten parteipolitischen Instanzen. Wir waren uns dessen bewusst, dass wir von 2 Wegen, die den Tod für uns bedeuten konnten, damit zwangsweise einen Weg einschlugen, auf dem ein gewisser Teil wenigstens einige Chan- cen hatte. Durch die Hitlersche Er- klärung, hervorgerufen durch unsere in Argeies geführte Widerstandsbewe- gung, haben unzweifelhaft prominens führende Genossen wie Franz Dah- lem — Vertreter der Komintern — und Heinrich. Rau, der Chef der 11. Brigade gewesen ist, erreicht, dass für die Tätigkeit in Spanien kein Todes- urteil gegen sie gefällt wurde. Sie sind heute auch unter den Uebarie- benden. Wir aiwr wurden geschlossen, alle deutschen, österreichischen und italienischen Kameraden, nach "iren entsprechenden Ländern, ?urückge- führt, um — wiie im Voraus bestimmt — den Weg ins Konzentrationslager zu gehen. Ich kam nach einer Untersuchungs- haft von 5 Wochen im Juli 1941 in das Konzentrationslager Buchenwald, wo ich durch Zufall infolge Zusam- mentreffens mit einigen mir aus der Spar takusbumd - Zeit bekannten Ge - nossen, die erste Zeit überstehen konn- te. Nach wenigen Monaten trat ich in die illegale Organisation des Lagers ein und bekleidete darin in den letz- ten Jahren, nach einer zeit weisen Tä- tigkeit als Abwehrmann, die Funktion eines Instrukteurs der Bezirke Baden, Württemberg, Nord- und .Südbayern und des Verbindunsmannes zu den im Lager, internierten Spaniern, ^Ungarn und zeitweise Italienern- Von den spa- nischen Gemessen, deren Leiter der ehemalige Bezirks-Sekretär Unseres Standortes in Spanien, Albacete, Jai- me Nieto war, besitze ich eine Dank, sagung, dass eine Anzahl der . spani- schen Kameraden durch mich gerettet worden ist. Gegen Ende der Haft konnte : ' fest'^ll n, dass vßn .lleri« im Lager Buchenwald internierten.1; Spanienkämpfern ich der einzige war, der in seiner politischen Karte die Ka- tegorie VI als Rot-Spanier hatte, wäh- rend die übrigen die Kategorie I de* politischen Häftlings bekamen. Nach der Einteilung der Kategorien war die letzte, Nr. 9. die der Juden, In den letzten Tagen vor der Be- freiung! wo wjr einen erbitterten Wi- derstand gegen unsere Evakuierung führten, übernahm ich die Funktion des Sekretärs des Lagerältesten im Auftrage der Partei, um die politische, Linie bei dem Widerstand zu garan- tieren- Nach der Befreiung bis zum Verlassen dies Lagers Mitte vfylai 1945 war ich der Vorsitzende des deutsch«! Komitees in Buchenwald. Seit dieser Zeit bin ich hier in der Regierung Hildeshelm als Dezernent für die ehemaligen politisshen. Gefan- genen tätig. Nun zu dem angenehmen Teil, Ich bin Euch sehr dankbar, dass Ihr die Paketsendungen aufgenommen habt, die Aufsicht der Gestapo und ihre insbesondere für meine Frau, die durch den Aufenthalt im französischen Hun- gerlager, dem Frauer.str« flager von Deutschland, nach ihrer Entlassung Rieueros, die 5 Monate Einzelhaft in Zwangsarbeit als Kartoffelschälerin in einem feuchten Keller einer Kaserne, die Gesundheit völlig ruinierte und nun durch den Mangel an Fett nicht mehr auf die Berne kommae»tkam». , DAS ANDERE DEUTSCHLAND Neue Lehrer für D eutschland Mit dem Wort ,,W iedererziehun^'' ist seit Jahren seitens Unberufen« ein unglaublicher Unfug getrieben worden. Die Situation der deutschen Jugend aber ist nach zwölf Jahren Hitlerdiktatur, unter den Lebensbedin gungen im heutigen Deutschland und angesichts der chaotischen Zustände in Europa und der Welt derartig, dass man nicht mit haltlosem Geschwätz, sondern nur mit äusserstem Ernst und Verantwortungsbewusstsein an die Fra- ge ihrer Erziehung herangehen sollte In der Schweiz hat man mit diesem notwendigen Ernst u. mit bescheiden- sten Mitteln in zwei Kursen Lehrer heranzubilden gesucht, die der schwe- ren Aufgabe der Erziehung einer völ- lig desorientierten Jugend gewachsen sind. Am ersten Kursus haben 30 In- sassen von Flüchtlingslagern teilge- nommen, 12 Deutsche, elf Oesterrei- cher, vier aus der Tschechoslowakei, drei aus Jugoslawien. Die Teilnehmer- zahl des zweiten Kursus war noch grösser, unter ihnen auch Schweizer. Alle Teilnehmer beherrschten die deut- sche Sprache. Die Vorbildung war sehr verschieden. Entscheidend waren Nei- gung und Wille. Die Teilnehmer wa- ren in einer Baracke untergebracht; sie schliefen auf Pritschen; jeder hat- te einen Arbeitstisch und ein kleines Büchergestell.. 4 Der Erfolg war ausserordentlich zu- friedenstellend. Die meisten sind heute bereits als Lehrer in Deutschland und Oesterreich tätig. Eine in der modernen Erziehungs- bewegung führende deutsche sozialisti- sche Pädagogin, die an Organisation und Leitung der Kurse massgebend be- teiligt war, und die heute in Deutsch- land weilt, um bei der Schaffung von Lehrplänen und Schulbüchern mitzu- arbeiten schreibt uns: Das Experiment unserer Kurse hat für mich eine Bedeutung, die weit über die augenblickliche Lage hinausgeht; eine Bedeutung für die künftige deut- sche Lehrerbildung, von der ich über- zeugt bin. dass sie auf einer ganz neu- en Grundlage und mit einer neuen Zielsetzung zu erfolgen hat. Was der alten Lehrerbildung fehlte und sie mangelhaft machte trotz der ausgezeichneten wissenschaftlichen, technischen und methodischen Aus- bildung, war: die reine Ausrichtung auf Schulwissen, „Kenntnisse und Fer- tigkeiten", ohne die wichtigeren Fä- higkeiten des selbständigen Beobach- tens, Untersuchens, Urteilens, ohne den Hunger nach eigener Erkenntnis und die Methoden des eigenen Suchens auszubilden. Es war sodann die ein- seitig pädagogische Berufsbildung, welche in vielen Fällen den Lehrer sein ganzes Leben lang (als Schüler und als Schulme ster) in der Schule vom Leben fern hielt. Diese Lebensferne wurde gesteigert durch die undemo- kratische, bürokratische Schulverwal- tung und Schulinspektion. Und endlich war es die unnatürlich scharfe, höchst ungesund wirkende Trennung der Ausbildung für die ver- schiedenen Schularten, derzufolge der Volksschullehrer, der Lehrer für „hö- here Schulen", der Berufs- und Fach» schullehrer zu schweigen von Kinder- gärtnerinnen und den Leitern von Ju- gendorganisationen und Jugendheimen, nichts voneinander und ihrer Arbeit wussten. Die Versuche in der Weimarer Re- publik, diesen Uebeln abzuhelfen, ha- ben wohl zu sehr schönen aind wert- vollen Einzelergebnissen geführt, im allgemeinen aber nichts am Grund- übel geändert. Hier hat unser Experiment einge- setzt, dessen Erfolg ich erhoffte, der mich in seiner Vollständigkeit aber freudig überrascht hat. Was mir wert- voll und zukunftsweisend erscheint, ist folgendes: das Vertrauensverhältnis zwischen Schülern und Dozenten ei- nerseits und zwischen den Dozenten untereinander andererseits. In welcher Weise diese Voraussetzungen zu ver- wirklichen sind, wird von den je- weiligen Umständen abhängen. Jeden- falls lässt sich ein solcher Versuch so vielfältig und elastisch umgestalten, dass er überall gemacht werden kann, wo zwei Bedingungen da sind: Schüler, die den ernsten und star- ken Berufswillen haben, und Dozenten, die von der Möglichkeit und Notwen- digkeit eines solchen Versuches über- zeugt sind und daher mit der erfor- derlichen fachlichen und pädagogi- schen Befähigung die Freude an die- ser Arbeit verbinden. BERICHTE AUS DEUTSCHLAND JUSTIZ WIE EH UND JE in Göttingen Auf eine Anzeige ehemaliger politi- scher Häftlinge gegen den früheren PoliaeiWachtmeister Köbbe wegen Ge- fangenenmisshandlungen, begangen im Jahre 1935, hat die Staatsanwaltschaft Göttingen unter dem Aktenzeichen IV|S.491|4n entschieden, dass gegen . den Beschuldigten kein Strafverfah- c ren eingeleitet werden kann, weil die Angelegenheit verjährt ist. ... und in Frankfurt Der Buchbinder Heinz Bauer wurde im Februar 1944 von einem Nazi- * Kriegsgericht wegen unerlaubter Ent- fernimg von der Truppe zu drei Jah- ren Zuchthaus verurteilt. Nach dem Zusammenbruch wurde die Strafe von einem britischen Militärgericht auf 1 lj2 Jahre herabgesetzt, Bauer jedoch , freigelassen. Am 21. März 1946 wurde Bauer nunmehr von deutschen Be- hörden verhaftet und am 5. April zur Verbüssung der Reststrafe von 111 Tagen in das Gefängnis Bremen-Os- , Imbshausen überführt. .. .und im Ruhrgebiet Der Vorsitzende des zweiten Straf- senats beten Oberlandesgericht Hamm, Dr. Hermsen, der bekanntlich meh- rere tausend Antifaschisten zu hohen Zuchthausstrafen verurteilt hatte, wurde von einem Untersuchungsays- schuss von der Anklage freigespro- chen, Nazaaktivist gewesen zu sein. Der Ausschuss bestand aus Dr. Lin- deinann, Oberlandsgerichtspräsident in Düsseldorf, Dr. Staff, Oberstaats- anwalt in Braunschweig, und Dr. Klass, Oberstaatsanwalt in Hamburg. (Siehe auch Willi EicliTer. S. 4) . •. und bei der Wehrmacht Bei der ersten Minenräumdivision in Kiel-Friedrichshorst besteht sin Gericht unter Leitung eines Maririe- stabsrichters Dr. Reich. Er richtete am 29. Mädz 1946 unter dem Akten- zeichen J I 157|45 an den Bürgermei- ster von Berlin-Oberschöneweide ein Schreiben, in de£n "um schnellste Her- gabe der ladungsfähigen Anschrift des Verw..Gefr. Heinz Hahn" ersucht wird. Pg's müssen Wohnungen räumen. Eine Verordnung, wonach von sofort an jeder ehemalige Nationalsozialist ohne Rücksicht auf sein Eintritts- datum in die Partei seine Wohnung aufzugeben hat, wenn ehemalige poli- tisch oder rassisch Verfolgte oder Nichtmitglieder der NSDAP, unterzu- bringen sind, wurde vom bayrischen Arbeitsministerium für das Land Bay- ern erlassen. Wenn eine Auswahl an Wohnungen von Nationalsoziali- sten besteht, ist die Reihenfolge der Belasteten in abnehmendem Grade einzuhalten. Die Wohnungsausschüsse haben jetzt nur ncch beratende Funk- tionen . Die Kriegsschäden in Hamburg Die Feststellungsbehörde in Ham- burg hat nach dem .Hamburger Echo' Schätzungen über die Kriegsschäden in Hamburg bekanntgegeben. Der To- talschaden beim Wohnhausbesitz be- trägt danach 2,7 Milliarden, der Scha- den an Gewerbe- und Kontorhäusern 1,6 Milliarden, die Reparaturkosten für beschädigte Wohnungen stellen sich auf 300 Millionen, für gewerbli- che Räume auf 400 Millionen. Der Gesamthausratschaden beträgt 3 Mil- liarden Mark. Die Seeschiffahrt hat ihre Verluste mit 1,75 Milliarden an-, gegeben. Die Gesamtschäden Ham- burgs betragen 23 Milliarden Mark. Von den 534.000 Wohnungen, die es in Hamburg vci* dem Kriege gab, wur- den über 277.000 zerstört. Viele be- schädigte Wohnungen sind aber in- zwischen verfallen und stellen eben- falls Totalschaden dar. so dass die Zahl der ausgefallenen Wohnungen euf rund 300.000 beziffert werden kann., 10 D AB ANOim bIMTSCMt AND Die Ernährangsbäste der 4 lungszonen: Nach elller Zusammen- Stellung der „Rheinischen Zeitung" kommen auf 100 ha landwirtschaft- licher Nutzfläche: in der russischen Zone etwa 200 Menschen, in der ame- rikanischen 225, in der französischen 275 und in der englischen 350. Die Tatsache, dass demnach in der rus- sischen Zone beinahe nur halb so viel Menschen von 100 Hektar zu le- ben brauchen wie in der englischen Zone, zeigt wie dringend es ist, die Wirtschaftseinheit Deutschlands wie- derherzustellen. Abwanderung aus meinisehen Gross« gt&dten. Nac(h dem Stand vom 1. April 1946 lebte in Köln nur 61,1 Prozent seiner Vorkriegsbevölkerung. Die entsprechenden Ziffern waren für Essen 762 Prozent, Düsseldorf DIE LEBENSHALTUNG IN DEUTSCHLAND 75.8 Prozent, Wuppertal (Elberfeld- Carmen) 80,8 Prozent und Duisburg 81.6 Prozent. In Mecklenburg soll die Männer- knappheit so gross sein, dass es 15- mal mehr weibliche als männliche Wahlberechtigte gab. Wie wird entnazifiziert? Die ver- schiedenen Entnafizierungsmethodeii beleuchtet in zwar etwas vereinfach- ter aber doch wohl treffender Weise die folgende Charakterisierung eines Deutschen: ..In der nordamerikani- schen Zone verliert man seine Stel- lung. In der englischen behält man sie. In der französische« legt man ein Geständnis ab. und in der russi- schen Zone tritt man der kommuni- stischen Partei bei" Dem derzeitigen Notenumlauf von schätzungsweise 70 Mld. steht nur ei- ne laufend verfügbare Warenmenge von ca.' 2—2,5'Mld. gegenüber. Die überschüssige isotenmenge befindet sich aber nicht oder nur zu einem sehr kleinen Teil in Händen der Arbeiter und Angestellten, für die durch den Lohnstop noch die Gehälter und Löh- ne von 1939 gezahlt werden. Dagegen ist der Preisstop nur noch bedingt gültig, und zwar für wenige Waren, die rationiert sind: Brot, Fett, Fleisch. Die Rationierung ist jedoch so scharf, dass die zugeteilten Lebensmittel nicht zum Lebensunterhalt ausreichen. Auch diese zugeteilten Lebensmittel haben jedoch gegen 1638 eine Preis- steigerung erfahren. Sie beträgt bei Brot 63 o o, bei Speck 50 ojo, bei Mar- garine 128 so, bei Butter 12.6 o|o. Bei Textilien und Schuhen liegen die Preise um 100 ojo höher, soweit Zu- teilungen überhaupt erfolgen. Die In- dexziffern für 1946 gegen 1938 sied für Ernährung -4-19,8 0|o, für Beklei- dung +103.8 o|o. für sonstigen Be- darf +30,2 oo. Wie wenig diese Zah- len zutreffen, mag daraus erhellen, dass der Index für Brennstoff niedri- ger angesetzt ist, da keine Brennstoff- Zuteilung erfolgt ist! Die Preissteige- rung wird durch die phantastisch ho- hen Steuern begünstigt. Die Einkom- mensteuer beginnt mit 25 o o und steigt bis 60 o o und mehr für höhere Einkommen; der Steuersatz für Zuk- ker ist um 50 o;o, der für Streichhöl- zer um 67 o|o erhöht worden, für Trinkbranntwein rm 1600 o o. Ein Ar beiter verdient bei 48.stündiger Wo- chenarbeitszeit im ganzen Monat RM 300 nach Abzug der Steuern urd Versicherungen 148 RM. Davon können jedoch zwei Personen nicht leben; sie tind gezwungen, ihre Ersparnisse zu verbrauchen. Die Lösung dieses Pro- blem» ist nur Im Rahmen des gesam- ten deutschen Fragenkomplexes mög- lich: Währungsreform. Regelung der wirtschaftlichen Grundlagen, Aufhe- bung der Zonengrenzen. Herstellung der wirtschaftlichen und politischen Einheit auf einer noch zu findenden Grundlage. Um die Erzeugung an Nahrungsmit- teln zu erhöhen, sind im Hinblick darauf, dass in absehbarer Zeit ein imoort von Zierealien infolge des Mangels an freien Exportgütern und Devisen hicht möglich sein wird, ver- schiedene Industrien zur Erzeugung künstlicher Nahrungsmittel ins Leben gerufen worden. In erster Linie wird in allen Zellulosefabriken aus Holz- abfällen. die bei der Papierfabrika- tion entstehen, Nährhefe gewonnen. Diese Fabriken befinden sich vorwie- gend in der britischen Zone und er- zeugen eine Nährhefe mit 50 Oo Ei- weissgehalt. die als Brotaufstrich so- wie als Zusatz Zum Brot verwendet wird. In Berlin und in der Provinz Brandenburg wird aus Kartoffelscha • len und aus Abfällen aus den auf Branntwein verarbeiteten Kartoffeln Svrup g:\vonnen. In der Berliner StpdtkUche all'Si fallen monatlich auf dies-- Weise etwa 15 000 -- 20 000 Kilogramm Hundekuchenfabrik £yrup ab. Di» Sprati hat sich ebenfalls umgestellt und stellt eine Alt Gerstenbrot und Gerstengrüt- ze her, die sich grosser B£liebt- hat sich ebenfalls umgestellt und stellt eine Art Gerstenbrot und Gersten- grütze her, die sich grosser Beliebt- heit erfreuen. Die I. G. Farben stal- len auf synthetischem Wege Brotauf- striche und ßuppenmehle aus Holz- und Steinkohlederivaten her. Dort werden auch bisher unverwertbare Tierteile aus den Schlachthäusern «u Fleischextrakt und Lossen würfeln ver- arbeitet. Alle diese neuen Nahrungs- mittel sind sowohl vom hygienischen als auch vom medizinischen Stand- punkt aus einwandfrei und unter ständiger Kontrolle. Das vielfach ge- nannte und in der russischen Zon« verbreitete Getränk Alkolat Ist urt- vergorener Obstsaft, hauptsächlich aus Birnen und Aepfeln, der mit etwa 4 o o Sprit versetzt wird, um ihn halt- bar zu machen und dem pro Liter 140g Zuckersyrup zugesetzt sind. Der Pre.'s für Schnaps liegt auf dem schwarzen Markt in der Westzone um et«va 20 oo höher als in der russi- schen Zone. In der russischen Zone slri'i offiziell 53 Brennerelen in Be- trieb. Mampe z. B. erzeugt täglich L-r'000 Flaschen seiner bekannten Li- köre. Der offizielle Preis ist 40-50 RM. am schwarzen Markt z. Zt. 250- 300 RM. Vor vier Wochen bezahlte man 800-1000 RM. In den Westzonw wird Bier fiir die Besatzungstruppen mit einem Stammwürzegehalt von 7 oo gebraut, während an die deut- sche Bevölkerung- nur ein Bier mit einen: 3tammwürzegehalt von 3-3 ojo zum Ausschank gelangen darf. DIE WIRTSCHAFTLICHE EINGLIEDERUNG DER AUS DEM OSTEN VERTRIEBENEN DEUTSCHEN Der Strom der aus den östlichen Nachbarländern und aus ehemals deut- schen Gebieten im Osten ausgewiese- nen Menschen ist überwiegend aus nicht arbeitsfähigen Frauen, Kindern und älteren Personen zusammenge- setzt. Es gab Transporte, bei denen auf etwa tausend Personen noch keine fünfzig 1 beitsfähige Manner entfielen. Die Männer, deren Anteil ohnehin durch die Kriegsverluste vermindert war. befanden sich zum Teil noch in Kriegsgefangenschaft oder wurden auch in dem Ausgangsland noch Zu- rückgehalten und dort zu Arbeitslei- stungen verpflichtet — die Facharbei- ter vielfach zur AnlrrnUng von nicht- deutschen Fachkräften. Die wirt- schaftliche Belastung, die der Einstrom von acht bis zehn Millionen Deutschen aus Ost-, Mittel- und'*Südeuropa für dag vom Krieg verheerte und stark verkleinerte Land noch dazu in einem Augenblick der Welternährungskrise bedeute!, wird durch diese Zusam- men-"------v- d - "'"'chtlingsstroms un- erträglich verstärkt. Iin;s.c»hin ,.--i l-s nicht so, dass die Flüchtlinge nicht auch wirtschaftliche Fähigkeiten mitbrächten, die, wenn nicht immer sofort, so doch in der weiteren Zukunft einen Zuwachs für Deutschland darstellen könnten. Die landwirtschaftliche Bevölkerung, die in Ungarn und in Jugoslawien und im heutigen polnischen Gebiet Haus und Hof verlassen musste, wird bei rich- tiger Lenkung des Flüchtlingsstrome« in der Lage « n. den noch immer PUf unserer Landwirtschaft lastenden Ar- be:termang;i zu mildern. Auch unter den zuwandernden Frauen befindet sich, gerade bei der landwirtschaftli- chen Bevölkerung, wertvolle Arbeits- kräfte. Aber auch in' der Industrie ist ein Zuwachs erfolgt oder steht noch in Aussicht. Sudetendeutschen Fachar- beitern, die in den vergangenen Jahren eine betont antinationalsozialistische Haltung bewiesen hatten, soll die Mit- nahme von Möbeln und Häusrat, bei Heimarbeitern auch die Mitnahme von Werkmigen, werden, was alles ihre wirtschaftliche Eingliede- rung in der neuen Heimat erleichtern würde. Im ganzen sind nach einer Dar- stellung der Münchener ..Neuen Zei- tung" von den nach der amerikani- schen Besatzungzone Deutschlands einströmenden Sudetendeutschen 45 Prozent m Handel und Wirtschaft be- schäftigt, 3 Prozent in Land- und Forstwirtschaft, und 13 Prozent in Handel und Verkehr. Den wertvollsten Teil dieses gewerblichen Zuwachses stellen Fachkräfte dar. Die Deport- kraft der in Bayern Aufnahme findest-. DAS ANDERE DEUTSCHLAND ff den Fachkräfte wird auf 200 Millio- nen Mark jährlich geschätzt. Die Un- terbringung ist in der Weise geplant und teilweise schon begonnen worden, dass die einzelnen Industriezweige ge- schlossen an zweckmässigen Standor- ten untergebracht werden. So wird die hochentwickelte Gablonzer Glas- und Schmuckwarenindustrie, die als die stärkste Devisenbringerin unter den neuen Industrien gilt, ausser im All- gäu (Kaufbeuren) im oberfränkischen Gebiet (Bayreuth), die Karlsbader Hohlglasindustrie bei Amberg ange- siedelt. In Kaufbeuren sollen bereits Eicht Glasöfen errichtet worden sein, für die das Rohmaterial bereitgestellt sein soll. Die keramische Industrie soll sich an die bestehenden Produktions- stätten anschliessen. In der Textil- industrieyAbesteht zwar ein dringender Bedarf an Fachkräften, bei den Spin- nereien in Oberfranken, doch übersteigt der Zuzug die Möglichkeiten, so dass ein Teil der Textilarbeiter mit Würt- temberg ausgetauscht werden soll. Durch die Ansiedlung von Fachkräf- ten der Schönbacher Musikinstrumen- tenindustrie bei Erlangen erhält dieser Industriezweig Zuwachs wertvoller, exportkräftiger Unternelr zon. drei Werkstätten werden bereits Gi- tarren für den Export hergestellt, ei- ne Seifenfabrik ist errichtet worden. Nach WolfratehäAisen kommen die Ta- chauer Holzdrechsler, nach Traunstein die Abertamer Lederhandschuhmacher, in das Gebiet von Regensburg die Schmuckfedern- und Kunstblumenin- dustrie. in Eschenbach ist Königsber- ger Möbeltischlern Siedlungsgelände zur Verfugung gestellt worden. Die wirtschaftliche Eingliederung der Zu- wanderer soll durch Kredit- und Pro- duktionegenossenseti asten erleichtert werden. Im ganzen also zeichnet sich nach dieser Darstellung schon jetzt mancher Gewinn filr die bayrische Wirtschaft ab. (Badische Zeitung) DANKBRIEFE AUS DEUTSCHLAND Das Deutschland-Hilfswerk", Austria 2064, Buenos Aires stellt uns die folgenden Briefe zum Abdruck zur Verfügung, <11* soeben aus Deutschland eingetroffen sind. Wir richten an alle Leser unseres Blattes die dringende Bitte, die Arbeit des Deutsch- land Hilfswerks zu unterstützen. L.J- Esaen: |:,Das angekündigte Pa- ket bedeutet ja eine ungeheuerliche Hilfe in unserer hiesigen Bedräng- nis. Darüber hinaus sind wir glücklich in dem Gefiühl der Solidarität durch die ausländischen Genossen, mit de nen bisher noch keine Verbindung möglich schien- Oft schien es beinahe so, dass der undurchdringliche Ring der Verfehmung und Verachtung, der sich um unser schuldbeladenes Volk jetzt schliesst, auch keine Lücke liess für diejenigen Menschen, die sich in den schrecklichen, langen Jahren des Hitler „Regimes mit aller Kraft bei Leben zu erhalten versuchten und sich im Geiste immer von den Genosse;; draussen mitgiestärlöt und ermutig' fühlten..i H. Sch. Stuttgart: „Vielen herzlichen Dank für Eur,e genossenschaftliche Hilfe, die wir sehr gut gebrauchen können. Ihr könnt Euch wahrschein- lich kaum vorstellen, wie knapp es zeitweise bei uns hergeht. Meine Frau ist in den letzten vier Wochen völlig zusammengeklappt, und meine Zwil- linge sind immer magerer geworden und haben nur noch die Rippen her- ausstehen. Kein Wunder bei 2000 Gr Brot pro Kind im Monat. Da hat es auch nicht mehr viel genützt, wenn wir unsere Brotration noch den Kin- dern abgetreten und dafür Kartoffel- "kuchen'' gegessen haben." N-E. Hannover: ...Das angekündigte Liebesgaibenpaket habe ich schon am 16. 8. hier in Hamburg bei der Arbei- terWohlfahrt in Empfang nehmen kön- nten. Ich sage Euch meinen tiefemp_ fundenen Dank. Neben der Freude, die solch eine Gabe in höchster materiel- ler Not auslöst, ist es für uns ein er- hebendes Gefühl, eingeschlossen ziu sein in den Kreis einer die Welt um- spannenden Gemeinschaft Gleichge- sinnter-" L.L. Hamburg: „Stelle Dir vor! Ein Paket aus Schweden! Mit strahlenden Augen und geheimnisvollen Handbe- wegungen bereitete man mich auf die unerhörten Dinge vor! Wahrlich der Inhalt, des Paketes, der Minuten spä- ter vor mir lag, übertraf meine im- merhin acht mtlssg gebliebene Phan_ casie um ein' Mehrfaches. So war es, als ich gestern von meiner Arbeit nach Hause kam. Heute soll mein Er- stes ein Brief und damit eine dank- bare Bestätigung für das Paket sein, das uns wohlbehalten und unbeschä- digt mit dem gesamten Inhalt erreich- te- Es ist schwer für einen, der unsere Verhältnisse nicht kennt, die Freudt zu erfassen, die all ' schon die ^itSa- che auslöst, dass es Menschen im Aus- land gibt, die in solidarischer Hilfs_ bereitschaft zusammenstehen, um den deutschen 'antifaschistischen Genos- sen Hilfe zu leisten. Wie viel uns ne- ben dieser einen Tatsache das Paket bedeutet, ist kaum in Worten zu schil- dern. Wir danken aus übervollem Her- zen.!" L.H. Hamburg: „Mit grosser Freude haben wir Eure Liebesgaben erhalten. Eurer Benachrichtigung folgte das Pa_ ket auf dem Fusse. Aber noch erwär- mender ist diiie Tatsache, dass es wie- der viele Menschen in der Welt gibt, die uns die Bruderhand reichen. Es ist wie ein Licht in der Finsternis- Die guten Sachen haben wir bald aufge- fressen, aber die brüderliche Tat leuchtet unvergesslich." M.B. Flensburg: „Gern bestätige ich den Empfang des Paketes, das unbe- schädigt hier eingetroffen ist.. • Seit den enormen Fettkürzungen ist un- rere Emähriingsliage ja, tatsächlich, katastrophal. Habe Verwandte, die tatsächlich am Vier hungern sind. Wenn es sich da uim Menschen han„ delt, die nie Nazis waren, so ist es sehr bitter. Wir alle müssen den Nazi- zauber teuer bezahlen. Unsere Zukunft sieht dunkel und arm aus und doch, wir möchten unser Leben erhalten, um auf den Trümmern ein neues, an- ständiges Land aufzubauen. Mit der tatkräftigen Hilfe des so nützlichen Paketes haben wir den Glauben an eine internationale (Solidarität wie- dergewonnen. Man hat uns doch nicht vergessen!" DAS GESICHT DER ZEIT Die Macht der Gewohnheit. Im "New Statesman and Nation" wird der Bericht eines englischen Soldaten wiedergegeben, der bei den Durch- suchungen der jüdischen Kolonien in Palästina mit eingesetzt worden war. Danach „gingen die Truppen mit Mä- sigung vor. Wenn er auch gehört hat- te, dass in anderen Bezirken Einhei- ten, die sich während der Befreiung Europas daran gewöhnt bitten zu plündern, diese Gewohnheit auch in Palästina nicht änderten. F.in Silberstreife11. In Genf kamen zum ersten Mal nach dem Kriege Mit- te September Intelektuelle der ver- schiedensten Länder und politischen Anschauungen zusammen, "um die Lampen der Zivilisation wieder anzu- zünden". Die Zusammenkunft war von dem Genfer Universitäts-Profes- sor Marcel Raymond und dem schwei- zer Musiker Ernst-Alexander Anser- met organisiert. Frankreich wurde durch den socialistischen Schriftstel- ler Jean Ouebenno und seinen katho- lischen Kollegen Georges Bemanos vertreten. Aus Italien war Ignacio Si- lone gekommen. Als ungarischer Ver- treter erschien der marxistische Theo- retiker Georg Lukßcs, als deutscher Vertreter der Universitätsprofessor Karl Jaspers usw. Jaspers erkannte die kollektive Schuld des deutschen Volkes an. Darüber hinaus bekannte sich aber die Gesamtkonferenz zur Kollektivschuld aller Europäer und ihre gemeinsame Verantwortung für die Rettung oder Wiedererweckung der wichtigsten moralischen Werte der westlichen Zivilisation. Im übrigen beschlosen die Delegierten, einen per- manenten Kongress der europäischen Intelektuelien zu organisieren. Nur die. Russen waren abwesend. II ja Ehren- burg schrieb in seiner Antwort: "Was wollen Sie? . Wir in Russland haben keine Dilettanten, sondern Männer der Tat. Ihr,e Zusammenkunft inte- ressiert mich nicht... Ihr einziges Ziel ist, einen neuen Krieg vorzube- reiten." Auch dae lst ses JatinsB1* 12 DAS ANDERE DEUTSCHLAND etilen Begierungsbeamten eine Erklä- rung zu unterzeichnen, nach der sie keiner Gewerkschaft angehörten, die das Streikrecht der Beamten vertritt. Nur In einem Ministerium wurde eine noch weitergehende Erklärung ver- langt. Danach mussten die Beamten sich verpflichten, auch in der Zukunft keiner solchen Gewerkschaft beizutre- ten. Das Ministerium, in dem man noch päpstlicher als der Papst war, ist das Handelsministerium, für das da- mals noch Wallace verantwortlich zeichnete. Vom Kongress der Sozialistischen Partei Nordamerikas. Zwei der angenommenen Resolutio- nen verdienen besonders hervorgeho- ben zu werden: Resolution für die Schaffung einer neuen Internationale, in dieser Er- schliessung heisst es: ,,Völker, die sich In verwickelter und verzweifelter Lage befinden, neigen dazu, nach angeblich leichteren und schnelleren Auswegen aus dem Elend zu greifen, in dem sie sich befinden. Die Nichtexistenz einer Sozialistischen Internationale, die der Internationalen Politik sozialistischer Gruppen in den besonders notleiden- den Ländern Richtung weisen und dy- namische Hilfe leisten könnte, ver- schlimmert noch diese Situation... Die internationale sozialistische Bewegung hat die Verpflichtung, sich zu einer starken Internationale zusammen- zuschliessen, die alle demokratisch- sozialistischen Gruppen einschliesst." Resolution zur Friedensfrage. ..Die Friedensregelung in Europa und Asien muss auf die Schaffung eines Höchst- massto an wirtschaftlicher und politi- scher Föderation abzielen. Deutsch- land und Japan können nicht in Elendsgiebiete verwandelt werden, oh- ne die Gesundheit der Welt zu vergif- ten ... Die Geschichte des Wiederauf- baus des Südens nach unserem eige- nen Bürgerkrieg und die Geschichte 6.11er anderen Gegenden, die einer fremden Besatzung unterworfen waren, zeigt die Unmöglichkeit, Besatzung»- Armeen über ihre vorübergehende Hilfe hinau» als eine konstruktive Kraft bei der Schaffung der Grund- lagen für eine neue Ordnung zu be- nutzen, d'e von den Völkern selbst ausgearbeitet werden muss. Wfr" Na- tionen Besatzungstruppen im Ausland unterhalten, so tun sie dies unter gro- ssen Kosten für ihre Steuerzahler, zum Schaden ihrer eigenen Demokratie und unter Schädigung Ihrer besten jungen Männer_ die dem demoralisie- renden Einfluss des Bes&tzungslebens ausgesetzt werden. Die Sozialistische Partei verlangt darum die allgemeine Zurückziehung aller Besattiungsar- me*n." RBDIVIVUS. Zur selbem Zeit, als In Nürnberg die Schaffotts errichtet wur- den, fragte in London ein Journalist Sir Oswald Mosley mach seinen Zu» kunffcsplänen. Der englische Faschi- stienführer stellte energisch in Abrede, dass seine Gedankengänge überlebt seien. Im Gegenteil: „unsere Weltan- schauung Ist durch "die -Ereignisse be- stärkt worden. Die ganze Welt fordert heute neue Lebensformen. Ich bin Neue Deutsche Innere Emigration. Vierter Band der "Dokumente des Anderen Deutschland". Verlag Fr. Krause, New York City 1946. Nicht alle, die Hitler und den Na- zismus hassten, konnten in die Emi- gration gehen. Die Emigranten wa- ren nur eine Minderheit. Die über- wiegende Mehrzahl der Hitlergegner musste unter den sich ständig ver- schärfenden Bedingungen den Kampf im Innern fortsetzen. Freilich wurden auch sie bald in Kampfpositionen ge- trieben, die nichts mit den offenen politischen Arenen der Demokratie zu tun hatten. Körperlich blieben sie — geistig und der Art ihres Kampfes nach waren auch sie Emigranten. In diesem Bande hat Karl O. Paetel "an- ti-nationalsozialistische Zeugmisse aus Deutschland gesammelt und erläu- tert". Die Fülle der Zeugnisse, der le- bendige Atem der mitten in der Hölle geschriebenen Kampfdofeumente, der Ernst und die Eindringlichkeit der aufgeworfenen Probleme erschüttern auch den, der nie an der Wirklichkeit des Inneren Widerstandes gezweifelt hat. Wenn das Buch seinen eigentli- chen Zweck erfüllen soll, dann sollte es schleunigst ins Englische, Franzö- sische, Russische und in ein paar Dutzend andere Sprachen übersetzt werden. Dorcthy Thompson, die stets den unvernünftigen und billigen Ver- allgemeinerungen der berufsmässigen Deutschenfresser entgegengewirkt hat, steuert einen packenden Essay über den 20. Juli bei. "Bis zum Bitteren Ende", I. Band. Vom Reichstagsbrand zur Fritsch- Krise. Von Hans Bernd Gisevius. Fretz und Wasmuth Verlag AG, Zürich (Auslieferung durch Fried- rich Krause, New York). Offiziere gegen HHler. Nach einem Erlebnisbericht von Fabian v. Schlabrendorff, bearbeitet und her- ausgegeben von Gero v. s. Gaever- nitz. Europa Verlag, Zürich. Gisevius wurde allgemein bekannt, als er im Nürnberger Prozess als Zeu- ge auftrat und er, der ehemalige Ge- stapoangestellte, Kriminalbeamte und Vize-Konsul in Zürich, sich als Agent des amerikanischen Geheimdienstes bekannte. Schlabrendorff gehört zu den ganz wenigen Ueber lebenden des engsten Verschwörkreises der Offiziere um den 20. Juli. Er war es, der be- werden kann." Der "New Cronick" be- richtet, dass Mosley kürzlich von einer Propagandareise durch den Norden zurückgekehrt ist und nun in London selbst nicht ohne Erfolg Mitglieder für seine als Literarische Gemein- schaft getarnte Organisation wirbt. Mosley arbeitet ausserdem an einem neuen Buch, ctas den Titel „Die Al- ternative" tragen wird. Dass die La- bour-Regierung Sir Oswald vor die Alternative gestellt hat, entweder sei- ne Tätigkeit einzustellen oder das Schicksal der Gotering und Konsorten zi; teilen, Ist bisher nicht bekannt ge- e r reits 1943 eine Bombe in Hitlers Pri- vatflugzeug legte. Nun erheben beide ihre Stimmen als Zeugen der "natio- nalen Opposition" gegen Hitler, und ihr Zeugnis ist umso interessanter und aufschlussreicher als es von Innen, von jenseits des nationalsozialisti- schen Eisernen Vorhanges kommt. Es liegt in beiden Büchern ein ungeheure Spannung, die von keinem Kriminal- roman überboten werden kann. So viel Subjektives an den Erlebnisbe- richten sein mag, so begrenzt der ssigung vor." Wenn er auch gehört hat- Raum der Erfahrungen beider Verfas- ser ist, so geht doch durch diese Bü- cher der heisse Atem einer bewegten Zeit. Verlagstätigkeit in Deutschland Der Verlag Philipp Reciam jun,. Leipzig, begann mit der Wiederher- ausgabe vergriffener Werke der 'Uni- versal-Bibliothek', wobei die Klassi- ker und eine Anzahl lang unterdrück- ter Autoren, wie Spinoza und Heine» im Vordergrund stehen. 5 Nummern wird ein Lexikon des Sozialismus um- fassen. in dem die Klassiker des So- zialismus zu Worte kommen sollen. Der Insel-Verlag, Leipzig, ist dabei, etwa 2 Dutzend „Insel-Bücher" neu erscheinen zu lassen. Es sind in erster Linie Werke von Gottheit Hebbel, Storm Fontane, Seima Lagerlöf, Tol- stoi und Dostojewski. Der Aufbau-Verlag, Berlin, hat ein neues Verlagsverzeichnis fertiggestellt. Man findet neben den Büchern be- kannter deutscher Dichter wie Joh. R. Becher, Heinrich Mann, Hauptmann, Kellermann Friedrich Wolff, Willy Bredel, Th. Plivier, Adam Scharrer, Schritten von Turgenjew, Tolstoi, Go- gol und Gorki. Der Verlag Brockhaus und das Bib- liographische Institut haben in Leip- zig ihre Tätigkeit wieder aufgenom- men. Ernst Rowohlt hat nunmehr die Li- zenz auch für die britische Zone er- halten. Sitz des Verlages sind Ham- burg und Stuttgart. Der Verlag wird die englische und amerikanische Li- teratur weiterpflegen und sich bemü- hen. wiederum literarischer und gei- stiger Spiegel des jungen Deutsch- lands zu sein. Der Musikverlag Breitkopf und Härtel in Leipzig, hat wieder die Li- zenz erhalten und sofort ein grosse« Programm von Tonwerken deutscher Meister von Bach bis Brahms aufge- stellt. Dem Engelhorn-Verlag. Adolf Spe- mann, Stuttgart, wurde die Lüsens erteilt. Der Verlag bringt vor allem wertvolles schöngeistiges Schrifttum (Romane Novellen, Gedichte, Biogra- phien und Tierbücher). Der Volksverbamd der Bücherfreun- de, Wegweiser-Verlag G. m. b. H. In Betiin-Ohariottenburg, die älteste deutsche Buchgemeinschaft, erhielt von der britischen Militärbehörde die Lizenz und hat die Arbeit wieder eursrenommen. Kurt Wolff führt seine Arbeit in Diez a. d. Lahn fort. Das Archiv der Stadt Bielefeld erbat von uns die Zusendung der DAD.NUM- MER 118. in der wir die Antrittsrede des Oberbürgermeisters Ladebeck ver- äftaüitUetfcea. Büch DAS ANDERE DEUTSCHLAND 13 AUS BRIEFEN JUNGER DEUTSCHER "...Ganz ausserordentlich leide ich hier unter dem. Mangel an Informa- tion. Mein Vater, ordentlicher Univer- sitätsprofessor, hat weder Radio noch Zeitung, auch im Strassenhandel sind keine Blätter zu haben; so weiss ich seit meiner Ausreise aus der Schweiz vor zehn TVagen nicht mehr, was in 'der Welt vorgefallen. Sollte dieser Zu- stand andauern, so wusste ich nicht, wie ich ihn auf die Länge ertragen sollte. Man kann doch nicht einsäen verdummen-..!... Gerade nach der zwölfjährigen Trennung vom geistigen Weltgeschehen haben wir hier einen Drang, etwas über unsere Aussenwelt zu erfahren, und des ist schwer, da dieses nur in kleinem. Masse und dann aus zweiter, oft sehr unglücklicher Hand kommt." "Die geringe Informa- tionsmöglichkeit aus einer in Format und Auflage superbeschränkten Lo- kalpresse, deren unlebendige Gleich- förmigkeit ich weniger auf Zensurwe- sen und Nachrichtenmonopol, als auf den Mangel an initiativen, fähigen und selbstverantwortlichen Journali- sten zurückführen möchte." „Wir sind heute reines Objekt im Bereich des Politischen und werden erst wieder beginnen, Subjekt zu wer- den, in dem Augenblick, wo wir eine verantwortliche eigene Regierung ha- ben, die für uns gegenüber der Welt sprechen kann. Heute kann das noch niemand, auch die Parteien nicht, da sie immer nur einen Bruchteil des Volkes vertreten. Bevor in diesen Din- gen nicht in irgendeiner Form Klar- heit geschaffen ist. ist' an eine Ge- sundung, auch der europäischen und der weltpolitischen Dinge nicht zu denken... Die Jugend steht zudem völlig abseits der Parteien... Es bleibt unter diesen Umständen bei dier Be- streitung eines weitgehend isoliert bleibenden .freischwebenden' politi- schen Lebens durch die alten Parteien, die alten Programme, die alten Män- ner. .. es ist erschütternd, wie im Wahlkampf die alten Propagandamit- tel wieder ins Gefecht geführt werden, das Spie] genau das gleiche ist, wie vor 25 Jahren und nur die Figuren — und das nicht einmal zum Vorteil, wie mir scheint — gewechselt haben. Hier haben wir den verhängnisvollen Zwie- spalt der darin wurzelt, dass die Al- ten', soweit sie antinafcstisch waren, sich' durch den Zusammenbruch des Dritten Reiches gerechtfertigt wäh- nen, während die Jugend ihnen zur Last legt, dass sie es überhaupt zu einem solchen Reich haben kommen lassen"... . .Siehst Du von der Schweizer Warte aus noch eine Möglichkeit, dass die Angelsachsen etwas zugunsten ei- nes deutschen sozialistischen Staates demokratischer Prägung unterneh- men? Ich habe da jegliche Hoffnung verloren und sehe mich, zögernd, aber doch stetig, zu den Kommunisten hin- überwechseln. Als Ergebnis bliebe da vielleicht doch ein grösseres Deutsch- land übrig, wenn auch unter sowjeti- scher Führung. Im übrigen entwik- Die folgenden Auszüge aus Briefen ent- nehmen wir der Schweizer Zeitung „Di« Tat" vom 18. 9. 1946. Sie zeigen die verhängnisvollen Wirkungen der alliierten Fehlpolitik, die Ratlosigkeit, aber auch den guten Willen dieser Jugendlichen. kelt sich alles wie nach 1918. Die S. P. D. entpuppt sich als wahrhaft na- tionale Partei, verliert dadurch auf die Dauer leider bei der Arbeiterschaft, gerät in Konflikt mit den ,,nationali- stischen" Kreisen, erhält dazu keiner- lei Untersützung von den sozialisti- schen Parteien des Westens — im Ge- genteil, dadurch, dass sie Deutschland wirtschaftlich ruinieren, fallen sie ihr in den Rücken, was dann auf die So- zialdemokraten zurückfällt, urxl zum ,guten Ende' ist wieder ein 1933 da. Um dies zu verhindern, wird es vielleicht richtig sein, die KPD. zu wählen. Und wenn auch nicht mehr dabei hieraus- springt als der Anschluss an unseren agrarischen Osten, damit wir nicht noch 5 Jahre lang bei 1000 Kalorien langsam verhungern müssen, mit Un- terstützung durch gute Worte und Statistiken..." • „Ein Neo-Nazismus entsteht, und vor allem mit Hilfe der Amis. Die Ratten kommen unter freundlicher Aufmunterung durch bestimmte Krei- se wieder aus den Löchern. Kein Wunder, dass auch meine Freunde im Lande nicht nur verbittert sind, son- dern viel eher bereit sind, die Konse- quenz zu ziehen, die sie bisher ablehn- ten: den kommunistischen Weg!" ..Ich knüpfe an die Frage an, die Du im Zusammenhang mit meinem „zögernden Hinneigen zur KPD.' ge- äussert hast: .Hast Du auch zu En- de gedacht?' Nein, mein Lieber, das habe ich ehrlich gestanden nicht ge- tan, weil mir einfach der Mut dazu fehlte. Man hat uns schon soweit, dass man nur noch vom Abend bis zum Mittagessen des nächsten Tages denkt, und diese Einstellung hat ihr Aequi- valent im politischen Denken: Man stellt nur fest, dass man uns von Tag zu TVag tiefer in das Ohaos und die Ararchie hineinführt, und wird dabei nicht das Gefühl los, dass der Westen nicht nur nichts gegen diese Ent- wicklung tut, sondern von sich aus dazu beiträgt, sie zu beschleunigen. ller Welt - Gewerkschaftsbund hielt Anfang Oktober in Washington eine Sitzung seines Exekutivbüros ab, in der Sir Walter Citrirue steinen Rück- tritt erklärte. Statt seiner wurde Ar- thur Deakin (England) zum Präsiden- ten gewählt- Angenommen wurde eine Erklärung, die die „tiefe Besorgnis" der Arbeiterschaft der Welt über den Zusammenbruch der alliierten Freund- schaft und die kriegerischen Tenden- zen in aller Welt zum Ausdruck bringt. Eine andere Erklärung fordert die angiesdhlossietnen nationalen Gewerk- schaf tsssentralen auf, die reaktionären Bestrebungen hrer Regierungen zu be- kämpfen und proklamiert die Einheit Du magst das anders sehen, aber am eigenen Leib verspüren wir's au£ bitterste Weise. Warum besteht man, trotzdem jeder einsichtige Fnanaoa® zugibt, dass Frankreich nicht in der Lage ist, seiner Zone den Weg zu halbwegs tragbaren Verhältnissen zu ebnen, weiterhin auf der hermetischen Abtrennung unserer Zone? Warum wird auch nicht der leiseste Versuch gemacht, unserm währungspolitischen Chaos, diesem Grundübel, zu steuern? Wenn Dr. Schumacher einmal, mit| Recht, sagte, dass der Lebensstandard von 1932. den man uns für spätere Zeiten bestenfalls zugestehen will, Hit- ler hat gross werden lassen, wie kann man sich dann in der angelsächsi- schen Welt darüber wundern, das» heute das deutsche Volk in der un- gleich schlimmeren Lage nun wieder* um zur Diktatur getrieben wird. Wenn man nun schon monatelang nicht mehr satt geworden ist und täg- lich hungernde Kinder am Hosenbein hängen hat, dann fragt man nicht lange nach Ursache und Wirkung, son- dern schlägt sich auf die Seite, die ei- nem — banal gesprochen — 2000 Kalorl en statt 1000 verspricht. Und der We- sten kann uns das — im Gegens&ta (zum Osten — nicht einmal verspre- chen. Und schaust Du mal über den Kochtopf hinaus, dann kommst Du leicht in die Versuchung: Lieber ein« deutsche Sowjetrepublik mit denn halbwegs geretteten alten Volksboden, ads der vom Westen geplante politi- sche Trümmerhaufen. Lieber im Ver- band der UdSSR., als Bürger eines so genannten internationalisierten Rhein» landes, an dem sich dann der Westen nach Bedarf die Schuhe abputzt... Weil man mit uns keine Geschäfte machen kann, die eine 30—40 o'oiga Verzinsung des investierten Kapitals zulassen, lässt man den deutschen Arbeiter hungern, einen Arbeiter, der heute noch in' der überwiegenden Mehrheit sozialdemokratisch, nach ei- nem weitem Hunger jähr aber kom- munistisch wählen wird. Nicht aus Ueberzeugung, sondern aus Verzweif- lung... Auf alle Fälle verstehe ich in solcher Stimmung nur allzu gut dl» grosse Masse meiner Leidensgefähr- ten, die von der Alternative Gashahn oder KPD. spricht. der Arbeiterklasse als „das sicherste Bollwerk" gegen Kriegsgefahren. In weiteren Erklärumgien wurde die Not- wendigkeit betont, auch nach Auflö- sung der TTNRRA internationale Hilfs- aktionen gegen den Hunger zu orga- nisieren, und es wird der reaktionären griechischen Regierung der Vorwurf gemacht, dass sie die Aktionsfreiheäft der Gewerkschaften bekämpfe. Der Entwicklung der Gewerkschaftsbewe- gung in Deutschland und Japan schenkte der Welt-Gewerkschaftsbutid sein besonderes Interesse. Eine Wie- d^rzulassung der deutschten od«r japa- nischen Organisationen wurde für spät«: in Aussieht gestellt- ARBEITERBEWEGUNG 1« DAS ANDERE DEUTSCHLAND D1SKUSSI0NSTRIBÜENE SPD ODER KPD? von Kurt Saatfeld — Brasilien U. S. A. IN CHINA Diese Entscheidung ist ausseror- dentlich schwer für all« jene, die ak- tiv In der deutschen Arbeiterbewe- gung von 1918 bis 1933 arbeiteten und gezwungen waren, die damals beste- henden Parteikirchen und ihre Prie. sterschaft bitter zu kritisieren. Eins im Voraus: Ein Bekenntnis tut Sowjet-Union hat nichts mit der Entscheidung zutun. Sowjet-Russland ist für jedeji Marxisten der grösste bisher unternommene Versuch, eine sozialistische staatliche Planwirtschaft einzuführen. Trotz aller Kritik ver- dient dieser Versuch unsere grösste An- erkennung und demzufolge unsere sanae Unterstützung. Und die Kritik a-ehört unserer M'einung nach nicht in die Weltöffentlichkeit, sondern nur vor die Internationale Arbeiterschaft. Nicht die chaotische, kapitalistische Welt hat ein Recht oder eine Beru- fung, hier zu kritisieren. Dieses Recht steht als Pflicht im konstruktiven Ihme nur den Sozialisten zu. Heute besteht die Sozialdemokratie ?rneut im Nachkriegs-Deutschland. Hs werden Bezirks- und Landpartei- *age abgehalten. Der Hamburger De- legation zum 1. Parteitag In Hanno- ver gehörte auch der ehemalige Orts- vorsitzenden der Sozialistischen Arbei- terpartei Willy Eisner an Viele Ge- nossen der ehemaligen Linken haben erneut ihr Wirken in der Sozialdemo- kratie aufgenommen. Berechtigt Ihr Beispiel und ihr Vertrauen zu einem solchen unsererseits? Der aktivste Vor- 'aufer der neuen Sozialdemokratie ist sicher, die „Union Deutscher Soziali- stischer Organisationen in Grossbritan- nien", in welcher sich nach England geflüchtete Genossen der Sozialdemo- kratie der Sozialistischen Arbeiterpar- tei, des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes und der „Neubeginnen" - Bewegung Im Jahre 1941 zusammen- sdhlossen. Diese Union hat Ende No- vember 1945 eine Broschüre herausge- geben in der sie erklärt: „Eta Parteikongress, der aus demo- kratischen Delegiertenwahlen hervor- gegangen ist, muss Führung und Poli- tik der neuen Partei bestimmen. Um ihre Fahne müssen sich alle Deutschen scharen, die den Wiederauf- bau unserer Heimat Im Geiste demo- kratischer Freiheit und sozialer Ge- rechtigkeit wollen. Die neue Sozialdemokratie muss alle deutschen Sozialisten umfassen. Tak- tische und theoretische Differenzen, die in der Vergangenheit zu Absplitte- rungen geführt haben, haben heute an Bedeutung verloren. Die neue Sozialdemokratie muss in ihrem geistigen Leben und in ihren irneren Auseinandersetzungen über Politik und Taktik Toleranz üben. Die- se Toleranz muss Jedoch ihre Grenze dc-rt finden, wo die Absicht verfolgt wird, dem sozialistischen Ziel entge- genzuhandeln oder die Stosskraft der Partei zu schwächen. Die, neue Sozialdemokratie erstrebt füjf-gich selbst kein EJinpartei-Monopol. Sie kann nicht zusammenarbeiten mit politischen Richtungen die ein Einpar- tei-Monopol erstreben. Die demokratische Grundeinstellur, der neuen Sozialdemokratie muss zu erst in der Partei selbst ihren Aus- druck finden. Der Parteiapparat, der- be! jeder Massenorganisation früher oder später unvermeidlich entsteht, darf nicht zum Beherrscher der Partei werden. Sicherungen gegen eine sol- che Entwicklung muss die Parte- schon in den Anfängen treffen." Ist nicht geradezu auffällig, dass ir all diesen grundlegenden Sätzen nur von Demokratie aber nicht von Mar xismus und von Historischem Mato. rialismus gesprochen wird? Der Er- kenntnis dass die Einheit aller den- kenden Sozialisten unerlässlich ist, folgt die Versicherung einer Toleranz, und der Toleranz - da zeigt sich der Pferdefuss - sind Grenzen gesetzt, wenn die Stosskraft der Partei ge- schwächt wird. Dies Argument kennen wir alle nur zu gut. Damit wurden die besten der Genossen mundtot gemacht und aus- geschlossen.- Angenehm aber berührt 63, was dort über den parteiaipparat gesagt wird. Leider fehlen nähere An- galben über die Sicherungen, durch welche man in Zukunft Parteidespo ten und - Päpste vom Herrschen ab- halten will- Die Praxis muss über zeugen. Bei der kommunistischen Partei liegt alles anders. Es wird nur vom leninistischen Marxismus gesprochen. Das kommunistische Manifest und der Historische Materialismus sind unbe- dingte Vorbedingungen. Aber es gibt kein Bekenntnis über begangene Feh- ler in der Zeit von 1922 bis 1933. Hier heisst es nur: „Sdhliesse Dich an. wenn Du aufrichtiger Antifaschist und kein Sozialfaschist sein willst!" In der Kriegszeit verlangte in Sao Paulo der K_ p. Vertrauensmann, dass jeder Antifaschist sich zu Roosevelt und Churchill bekennen müsse. Bis heute haben noch die bekannten 21 Moskau- er Thesen Bedeutung. Die uns allen bekannte: „Freies Deutschland-Mie - xikobewegung" hnt zur Genüge bewie- sen, dass auf dieser Seite wenig Wil- len besteht, aus der Vergangenheit zu lernen. Dementsprechend fielen auch verschiedentlich Bestrebungen aus, hier in der brasilianischen Emigration mit ihnen in Einheitsorganisationen zusammenzuarbeiten. Versuchn in S'.p Paulo und Rio de Janeiro scheiterten stets nach wenigen Wochen. Zur kom- munistischen Partei sich bekennen, be- bedeutet sicher, Marxist zu sein. Aber es ist eine besondere Art von Marxi- sten. Sie sind bereit, die eigene Kritik aufzugeben und sich immer treu zur jeweiligen Parteilinie zu bekennen. Vie- len, die in der deutschen marxistischen Schulung gross wurden, fehlt hierzu die genügende Beweglichkeit. Sie wür- den in der kommunistischen Partei eines Tages zum Straucheln verurteilt sein. (Dm folgende ist „New Statesman and Nation" entnommen.) Die Aussichten auf eine demokra- tische Regierung in China haben sich in den letzten Monaten getrübt. Die reaktionärsten Cliquen innerhalb der Kuomintang sind davon überzeugt, dass sie auf die dauernde Unterstüt- zung Amerikas rechnen können, weil sie die Schwertspitze gegen die Sow- jetunion derstellen, während die Sow- jetpolitik in der Mandschurei durch die harten Bedingungen, die sie in den geheimen Klauseln des Yalta-Abkom- mens stellte, die antikommunistische Gesinnung in China gestärkt hat. An- dererseits haben der wachsende poli- tische Terror, das Verbot fortschritt- licher Zeitungen und der letzte Brief von La Guardia an Chiang Kai-shek, in dem die Entfernung von "Persön- lichkeiten und Politikern" aus der chinesischen Hilfsorganisation ver- langt wurde, deutlich die Korruption und das Gangstertum in der herr- schenden Sektion der Kuomintang gezeigt. Madame Sun-Yat-Sen er- klärte in ihrer letzten Darlegung, dass "der Nationalismus des Volkes weder die Kuomintang noch die Kommuni- sten wollte, sondern eine einheitliche Nation", und dass die Zeit gekommen sei, um eine Koalitionsregierung auf breiter Basis auszubauen. Heute, wo sich der Kampf auf vier Fronten aus- dehnt, wird Amerika durch die demo- kratischee Liga in Verbindung mit Gruppen chinesischer Intellektueller dazu gedrängt, den Versorgungstrans- port und die Unterstützung der Kuo- mintang einzustellen. Aber in Amerika ka selbst sind die, die gegen eine Ein- mischung in den Bürgerkrieg Chinas protestieren, weder zahlreich noch einflussreich. Eine kriegsmüde Welt war bis jetzt zu träge, um zu erken- nen, dass jetzt das Versagen der Hil- fe für die fortschrittlichen Kräfte Chinas unglückseligere Folgen haben kann, als die waren, die durch die gleiche Haltung gegenüber Spanien entstanden. Was bleibt übrig? Wir müssen - sei es inner - oder ausserhalb der grossen Parteien — weiterkämpfen, bis die Spaltung überwunden ist, bis wir alle vereinigt sind in einer einheitlichen Klassenpartei der deutschen Soziali- sten. Das kann bedeuten, das heute uns die einen den Vorwurf machen. Weg- bereiter der Kommunisten zu sein, während die anderen uns wieder So- zialfaschisten taufen. Aber auf die Dauer wird eine solche Haltung die Brücke sein, auf der das internationa- le Proletariat sich vereinigt. Noch im- mer mussten kleine Minderheiten un- ter Hintansetzung ihrer persönlichen Vorteile die Wegbereiter des Fort- schritts der Menschheit sein. SPARKASSE FUHR DAS DEUTSCHLAND- HILFSWERK sollte bei Familienfesten, Skatpar- tien etc. niemals fehlen. DAS ANDIRE OlUTSCHlAND 15 SCHULEN UND LEHRER IM NORD AMERIKANI- SCHEN BESATZUNGSGEBIET von Fritz Reinhardt Obgleich von dem frischen Wind, der östlich der Elbe im deutschen Er- ziehungswesen weht, in den übrigen Zonep Deutschlands nur sehr wenig Zu spüren ist, scheint m*an doch auch im nordfunerikanistihen Sektor die gro- sse Bedeutung der Schule für die geistige Struktur eines Volkes erkannt zu haben und daraus einige Konse- quenzein zu ziehen. Nicht etwa, dass man wie in der russischen Zcne den sozialistischen oder nur modernen Pädagogen freie Hand gelassen hätte und so zu -einer solchen Reform an Haupt und Gliedern käme, wie es die Einheitsschule ist, die dort verwirk- licht wurde. Dazu stehen zuviele der heiligsten kapitalistischen Güter auf rem Spiel. Die Neuerungen beziehen sich einstweilen nur auf die Lehrer- schaft- Die Schulen waren unter dem Na- ziregime zu den gefährlichsten Brut- stätten der faschistischen Ideologie geworden. Die Lehrerschaft hatte sich trotz Ihrer alten liberalistischen Tra- dition rückhalt- und rückgraücs auf den berühmten . Boden der Tatsachen'* gestellt. Sie erzog dem Führer" seine Pimpfe, wie das Gesetz es befahl. Ausgehend von der Erkenntnis, dass e'n neuer Geist in der Schule neue Lehrer voraussetzt, nahm die ameri- Ehren-Vo Stellung für JOSEF HALPERN anlässlich seines 70. GEBURTSTAGES SONNABEND 19. Oktober, 21 Uhr, im CASAL DE CATALUflA CHACABUCO 863 mit dem kästliehen >-u»t»p>«I in 3 Akten von Arnold und Bwch DER kanische Militärregierung zuerst eine Säuberung der Lehrerschaft vor. Sie war dabei nicht so weitherzig wie die englische oder die frar#zösi. sehe, die sich z. B. in Tübingen da- mit begnügte. 10 Prozent der Nazi- lehrer zu entfernen. Der so eintreterde Lehrermangel war und ist eines der vielen deutschen Probleme. In Würt- temberg-Baden 5- B.. einem der drei amerikanischen Bezirke, besuchen rund 400 000 Kinder die Volksschule. Fiir sie stehen nur 3 600 Lehrer zur Ver- fügung die sich 7,um größten Teil aus wieder aktivierten, bereits nen«io- nierten Lehrern rekrutkre"-, die ihre Ausbildung noch in der Kai*°rze»t er- hielten,*) Um dem dringendste" Man- gel abzuhelfen, wurden 11Q0 s~«?ninnte ..Lehrhelfer" eingestellt, das sind noch in der Ausbildung begriffene, jvn^e Lehrerstudenten. Aber seihet so feh- len mindestens noch fnur für diesen Bezirk) 6000 Lehrkraft*. TT? K;nd»r besuchen nur ?. oder 3 T^f> wöchent- lich die Schule. Dio L-hrerausbildune. auf de man mit Recht entscheidendes Gewicht legt, und die in 8-10 Jnhren ein» voll- kommen erneuerte, ..demokratische" Lehrerschaft geschaffen habm soll, geht in den wiede^eröffnete". Semi- naren vor sich, von denen in Württem- berg-Baden 10 bestehen. Ein° der we- nigen Errur