OTRA ALE MAN! DAS ANDERE DEUTSCHLAND ORGANO DE ^ LOS ALEMANES DEMOCRATiCOS ' DE AMERICA DEL r S U R AUS DEM INHALT: NAZI PASTOREN IN BUENOS AIRES UND IHRE FREUNDE K.P. Schulz: MARXISMUS UND SOZIALISMUS Ulrich Becher: EIN NACHWORT ZUM NÜRNBERGER PROZESS EINDRUECKE EINES DEUTSCHEN LEHRERS IN POTSDAM NEUE DEUTSCHE ORIGINALBERICHTE OPTIMISTISCHE EINDRUECKE AUS DER SOWJETZONE ' KATHLEEN KASISCHKE ERLEBT BERLIN BERICHT DES DEUTSCHLAND-HILFSWERKS ANTWORT DES AMERIKANISCHEN AUSSENMINISTERIUMS Xr X B U E N OS" AIRES • TUCUMAN 3 0.9 • 31 ' R E T i R O 7 2 6 4 NUMERO 13 1 lo. DE DICIEMBRE ÖE 1MI Deutsche Blbtiofris k Frankfurt cm M flirt -.A 'v • ^ OAS ANDERE DEUTSCHLAND NAZIPASTOREN IN BUENOS AIRES UND IHRE FREUNDE 2 VERTRETUNGEN DES ANDEREN DEUTSCHLAND BOLIVIEN La Past: Qulllermo Karbaum, Ca- silla 333, Tarija: Manfredo Hammerschlag, Lfista de Correos. Cochabamba: Los Amigos del Li- bro, Casilla 450. BRASILIEN Rio de Janeiro: Curt Uebel und Willi Keller, beide Casilla 4231. PARAGUAY Asuntiön: Enrique und Susanne BIqc*, General Ulaz 376- CHILE Osorno: Oscar Chylik, Camilla 423 URUGUAY Montevideo: LA OTRA ALEMA- NIA, Soriano 1224. MEXIKO Mexico D. F.: Walter Stein, Av. Victor Hugo 80, Colonia Anzures. USA New York: Gretl und Herrmann Ebeling, 203 West 98 Street, N. Y. 25. SCHWEIZ Basel: Herrmann Graul, Steinen- graben 12. Zürich i Neues Deutschland, Post- faciy.43, Zürich-Fraumünster. FRANKREICH Paris: S. P. D., 9, rue Victor Mass6, Paris 9e. ENGLAND London: Wilhelm Sander, 33 Fern- side Avenue, Mill Hill, London NW 7. Hans Gottfurcht, 20 East Heath Road, flat 3, London NW3. SUEDAFRIKA Johannesburg: Futran, 45 Sacks Building, Joubert & Comissio- neers Street u. Independant Cul- tural Ass., Mappin & Webb Hou- se, Cor. Hock & Piain Streets. Bei den obengenannten Vertre- tungen des ANDEREN DEUTSCH- LAND sind sowohl Einzelexemplare als Abonnements erhältlich. Wir Kitten, in allen die Administra- tion und den Versand betreffen- den Fragen sich zunächst mit der zuständigen Landesvertretung in Verbinudung zu setze .. Allen An- fragen bitten wir, ein adressiertes Frelkouvert beizulegen. Vorausbezahlung des Abonne- mentsbetrages ist in jedem Falle unerlässllch. Aus Briefen an D. A. D. New York 7. November "... Di« beiden letzten Nummern das A, die ich bekommen habe, vorn 1. lind 15. September, finde loh besondern gut. Ausgezeichnete Artikel und gute und objektive Information. Die Emigration in USA hat eine so gu- te Zeitung nicht zustande gebracht. Sie streitten sich immer noch darüber, wer 1933 rocht und unrecht gehabt hat, und ob ein Arbeiter oder ein Lehrer, der heute In Berlin in die SED eintritt, ein Verräter, ein Opportunist tider nur ein Idealist ist. Andere Sor. fen haben sie nicht, da es ihiien sel- ber" ganz gut geht Im kapitalistischen Amerika... Heralldh« Grüssel HS. Etwa die Hälfte der Pastoren der deutschen evangelischen Kirchen in Argentinien waren eingeschriebene Mitglieder der nationalsozialistischen Partei- Als Nazis haben sie sich her- vorgetan: Bischof Marczyrski, Pastor Obermüller. Pastor Ostrowski zu Bue- nos Aires, Pastor Hagedorn zu Rosario. Mit einem Eifer, der einer besseren Sache würdig gewesen wäre, haben diese Nazis amtlich für den Führer und sein Werk Propaganda gemacht. Sie haben seinen Ruhm von der Kan- zel verkündet und öffentlich für ihn gebetet, trotz des schreienden Wider, spruch« zwischen Naziphilosophie und Nazipraxis einerseits und christlicher Lehre und Ethik andererseits. Die Hoffnung auf Entnazifizierung der hiesigen deutschen evang. Kirche nach Hitlers Fall hat sich als trüge- risch erwiesen. Die Kirche iSt zwar interveniert, aber die 3 Nazipastoren in Buenos Aires amtieren weiter hier; und der Präsident der Igiesia Lute- rana Unida hat einen Versuch unter, nommen, nun die Nazipastoren zu re. habilitieren. Der nordamerikanische Pastor Arm- bruster ist wegen seiner Abstammung deutschfreundlich und wegen seines Berufes für die Bekämpfung jeden Hasses. Die Art aber wie er diese an sich lobenswerte Gesinnung betätigt, ist gefährlich. Als nämlich der Pastor Obermüller als leitender Nazi verhaf- tet war. besuchte er ihn im Gefäng- nis. In einer Predigt anlässlich des Sieges der Alliierten über Hitler im Mai 1945 führte dieser Herr Pastor, New York Ende Oktober 1946 Lieber Dr. SiemSen! Vor zwei Jahren, nachdem ich hier- her übergesiedelt, schrieb ich Ihnen, erhielt ihre Antwort. <üe ich bestäti- ge. hörte seither nichts mehr von Ih. nen, was mich aber nicht betrübte, da ich durch die regelmässige Ueber- sendung des A. D. mit Ihnen verbun- den blieb. Ich habe mich über viele Ihrer Artikel gefreut, besonders über die Antwort an Paetel in betreff E. Jungen Denn der Nationalsozialismus ist für desorientierte junge Detitsche eine grosse Gefahr. .. Inzwischen wünsche ich Ihnen und Ihrem wichtigen Werk immer weiter das Beste und grüsse Sie herzlich, Stets Ihr alter Mitarbeiter Ulrich Becher Bischöfe singen das Horst Wessellied Wilhelm Karl Jacht, der Verleger der "Frankfurter Rundschau", stand vor der Spruchkammer unter der An- klage, den Katholizismus an den Na- tionalsozialismus verraten zu haben. Bei seiner Verteidigung konnte er nachweisen, dass bei einer Versamm- lung von Katholiken vier Bisohöfe das Horst Weasellied mitgesungen haben. ("Die Tat" 20.10.46.) dessen theologische Bildung nicht grö- sser zu sein scheint als seine politi- sche, aus, der Apostel Paulus hätte sich im Anfang seiner Laufbahn be- nommen wie ein Gestapoagent, ein Kriegsverbrecher oder wie alle leiten- den Staatsmänner. Roosevelt, Chur. chill und Stalin genau so wie Hitler, Goebb?ls und Mussolini. Alle Men- schen seien Sünder, keiner dürfe sei. nen Bruder richten. Diese merkwürdige Theorie über die Nazis setzte er in die Praxis um. Die Igiesia Luterana Unida hielt am 1. Nov. einen feierliehen gemeinsa- men Gottesdienst zur Feier der Re- formation in der Kirche El Redentor ab. Einladungen wurden an sämtliche lutherische Kirche versandt. Das Eh- renamt als Prediger erhielt der Ober, nazi Pastor Rodolfo Obermüller. Unter allen Umständen muss die Entnazifizierung auf unser Gast- land in soweit ausgedehnt werden, dass kein Nazi sich führend auf dem Gebiete der Kultur oder Religion be- tätigen darf. Dagegen müssen alle, die euten Willen» sind, zusammenarbeiten: Die hiesige Regierung, die zur Zeit Deutschland regierende alliierte Kon. trollkommission und das Aussenamt der evangelischen Kirche. Letzteres müsste umsomehr sich der Sache an- nehmen, als eines seiner führenden Mitglieder, Superintendent Krumma- cher, Ende 1944 eine Erklärung un. terzeichnete. in der darauf hingewie- sen wurde, wie ablehnend Christentum uni Kirche dem Nazismus gegenüber- ständen, Dr. N. DAS ANDERE DEUTSCHLAND LA OTRA ALEMANIA (fundado el Z de junio de 1937) Registro nacional de la Propiedad Intelectual No. 178.948. Autorizado por Resoluciön no. 214 del Ministro del Interior (11 abril 1945) Confirmado por Decreto No. 20.917 (6 «ept. 45) del Superior Gobierno de la Naciön. Editor y Director: Dr. Auguste Siemsen. Tesorero: Juan Carl. Avisos: Guillermo Fleischer Redacciön y Administration: Tucumän 309. Buenos Aires (U. T. 31-7264) Einzelnummer: 30 Cts. Jahresabonnement: 6.— Pesos argentinos (im voraus zahlbar) Geldbeträge erbitten wir aus- schliesslich per Giro oder Bono Postal oder Scheck auf Sr, Juan Carl Tucumän 309 Bs. Aires. DAS ANDERE DEUTSCHLAND ist kein auf Profit ausgehendes Geschäftsunternehmen. Es lebt nur dank der Unterstützung «ei- ner Freunde. Spendet für den .Pressefonds! Erscheint am 1. und ,15. eines jeden Monats, DAS ANDERE DEUTSCHLAND Ii» SOZIALISMUS UND MARXISMUS Der Begriff "Sozialismus" steht augenblicklich im Mittelpunkt ei- ner kaum minder lebhaften Dis- kussion, als es mit dem Begriff "Demokratie" der Fall ist. Wäh- rend er in früherer Zeit vorwie- gend als Partei- und Klassenan- gelegenheit betrachtet wurde — ohne es freilich je gewesen zu sein —, begreift man ihn heute mehr und mehr als das zentrale Problem unseres Jahrhunderts. Gerade in den vormals "bürger- lich" genannten Parteien ist das Bestreben gross,- den sozialisti- schen Gedanken von der ihm in- newohnenden revolutionären Dy- namik zu lösen und eine Form für ihn zu finden, die ihn organisch aus der Welt der Traditionen her- auswachsen lässt. Vor allem die CDU will sich zu einem christli- chen Sozialismus bekennen, der mehr auf allgemein menschlichen Postulaten beruht als auf dfer Forderung eines radikalen Um- baues der Wirtschaft. In West- deutschland kam es zu einer Pres- sediskussion, in der die These Jckob Kaisers von einem "Sozia- lismus aus christlicher Verant- wortung" aufgegriffen wurde, und in der vom Menschen als "selbstverantwortlicher Persön- lichkeit", "vom Recht auf volle Entfaltung und Auswertung der geistigen, körperlichen und sitt- lichen Kräfte" die Rede war schliesslich wurde gegen die "hemmungslose Profitsucht" Stel- lung genommen. Auch diese Dis- kussion, einerlei, wie man sich zu ihr stellt, hat den Charakter eines ehrlichen geistigen Ringens unserer Zeit. Jede Bereicherung der Impulse kann dem Sozialis- mus im Augenblick, da er sich mehr und mehr aus einer Idee zu einer Realität entwickeln soll, nur willkommen sein. 'Andererseits muss gerade heute mehr denn je auf Klarheit gedrungen werden. Die in der westdeutschen Pres- sediskussion angeführten Argu- mente sagen leider in ihrer All- gemeinheit über den Sozialismus so gut wie nichts aus. Die Ökono- mischen Bedingungen einer so- zialistischen Gesellschaft sind von Marx so meisterhaft analy- siert worden, dass jeder Versuch einer aktuellen Losung zwanos- von Klaus Peter Schulz läufig auf diese Analyse wird zu- rückgreifen müssen, ohne sich das Recht bestreiten zu lassen, dane- ben Fragen zu beantworten, die bei Marx zu kurz gekommen oder aus der Perspektive der damali- gen Zeit heraus irrig interpretiert worden sind. Der Sozialismus ist als Gedanke, so vielseitig und reich wie der Mensch mit seinen verschiedenen Temperamenten; Sozialismus als funktionierendes System ist aber an zwei Voraus- setzungen gebunden, eine sozio- logische und eine- mehr psycho- logische . Die soziologische Vor- aussetzung beruht auf dem Ge- meineigentum an Produktions- mitteln und piem Grundsatz, dass jeder Mensch produktive Arbeit leistet. Die psychologische Vor-1 aussetzung lässt sich vielleicht am ehesten als eine "Normaltem- peratur des menschlichen Ver- hältnisses zum Besitz" definieren. Ethnologische Forschungen haben ergeben, dass die Urstruk- tur der menschlichen Gesellschaft vor dem überlieferten Ablauf zu- sammenhängender geschichtli- cher Ereignisse primitiv soziali- stisch war. Dagegen hat es in der Geschichte selbst eine sozialisti- sche Gesellschaftsordnung noch nicht gegeben. Die in ihrer Struk- tur überschaubaren gesellschaft- lichen Systeme beruhen sämtlich auf dem ökonomischen Prinzip der Arbeitsteilung, das nicht nur die Arbeitenden selbst in ver- schiedene Kasten und Klassen aufteilte, sondern zu allen Zeiten eine Divergenz zwischen den produktiven Elementen und den Nutzniessern offenbarte. Desglei- chen konnte bisher von einer "Normaltemperatur des Verhält- hältnisses zu Besitz" noch nir- gends gesprochen, werden. Ue- berall begegnen wir in der Ge- schichte wie in den Sagen und Mythologien der Kulturvölker dem "furchtbaren Hunger nach Gold", wie es der Klassiker der römischen Literatur formuliert hat. Stets war bisher das individuelle Glückseligkeitsstreben im mate- riellen Sinne mit einer bewussten oder unbewussten Bereicherungs- tendenz auf Kosten der Mitmen- schen verbunden. Dies erklärt sich einfach aus der Tatsache, dass die Erde bis zur Schwelle des modernen Zeitalters entwe- der nicht genügend Güter pro- duzierte oder für einen irgendwo vorhandenen Ueberschuss nicht genügend gesunde und einfach» Absatzverhältnisse kannte, um die Befriedigung der Bedürfnisse aller Menschen zur Selbstver- ständlichkeit werden zu lassen. . Es blieb der ungeheuren Dy- namik des kapitalistischen Wirt- schaftssystems vorbehalten, die- ses Problem ökonomisch zu lösen und das bisherige Zuwenig sogar in ein potentielles Zuviel zu ver« UN CORRESPONSAL NORTEAMERCANO ATACA SEVERAMENTE AL GOBIERNO MILITÄR DE BERLIN El corresponsal tiel diario liberal "New York Post" acusa a los oficiale« norteamericanos de propalar informaciones falsas y de haber saqueado Uti hospital de Berlin. El periodista, cuyas aseveracion.es no han recibido to- davia contestaciön alguna por parte de las esferas oficiales, afirma que eg totaimente falso el anuncio del gobiern o militar norteamericano, de que los primerog 35 enfermos alemanes habian sido transferldos al Hospital de Tu- berculosos de Wannsee. Este hospital, que pertenetia anteriormente a la Luft- waffe de Goering, habia sido requisado por las tropas americanas. Por der« to, dice el corresponsal del "New York Post", que reci6n log americanos aban- donaron el hospital que dispone de cuatroclentas camas, pero por eso, nin« guno de los 16.000 civiles atacados de tuberculosis que estän actualmente en la Capital de Alemania, han podiüo ocupar una cama en el hospital de Wannsee, por la sencilla razön que los norteamericanos se llevaron todo el instrumental medico, las camas y hasta las instalaciones electricas. Oomo 1» noticia del abandono del hospital por las tropas, habia sido entregada » le prensa alemana, se presentan ahora casos frecuentes de enfermos que son en via dos de regiones apartadas del pais, por medicos que leyeron la noti- cia. Termlna el corresponsal norteamericano dielen do: "El regreso » la es- taciön, es un caminc- largo para los enfermos, bastante largo para dejariee tiempo para reflexionar sobre la veracidad de las informaciones militares y sotire los pocos escrüpulos de los yanquis al inutilizar un hospital, que auerian devoiver per» el uso de K* civiles". 4 DAS ANDERE DEUTSCHLAND wandeln. Gleichzeitig schuf es Je- doch eine dem einzelnen immer schwerer entwirrbare Anarchie der Produktion, die in einem ge- radezu verhängnisvollen Kreis- lauf die Menschheit bis in unser Zeitalter hinein um die allen zu- gute kommende Ernte des von ihr entwickelten unermesslichen Reichtums immer wieder betrog. Aus dem Problem der Produktion ist ein Problem der Verteilung geworden. Um das Problem der Verteilung sind in der modernen Geschichte mit einer verhee- renden Folgerichtigkeit Kriege entbrannt, an deren Ende bisher nirgends der versöhnende Glanz einer Weltbefriedung stand, son- dern neue Nöte und neue Krisen kamen.. . Der Kapitalismus befindet sich in aller Welt in einer Krise. In Deutschland scheint diese Krise schon so gut wie überwunden, da hier der Kapitalismus in einer Art Amoklauf sich selbst vernich- tet hat. Innerhalb der deutschen Grenzen begegnet man keinem um seine Existenz ringenden und kämpfenden wirtschaftlichen und sozialen System mehr, sondern lediglich den Trümmern eines solchen', das in seinen Zusam- mensturz auch vieles eingerissen hat, das nicht von ihm seinen" Ursprung nahm. Das die gegen- wärtige Anarchie nur von einer sozialistischen Ordnung abge- löst werden, dass eine über alle moralischen Schranken hinaus entwickelte Schöpferkraft nur durah den Sozialismus gebän- digt und z-um Segen gestaltet werden kann, wird in Deutsch- land von der grossen Mehrheit anerkannt. Fraglich ist nur, wie der intensive Meinungsaustausch zeigt, von welchen soziologi- schen, wirtschaftlichen, morali- schen und geistigen Vorausset- zungen der Sozialismus ausge- hen soll, und was von den ver- schiedenen Strömungen und Richtungen unter sozialistischer Forderung verstanden wird. Der marxistische Sozialismus beant- wortet diese Frage klar: nach der Hypothese von Marx und Engels, auf deren programma- tischen Forderungen auch die heutigen. sozialistischen Parteien in Deutschland mit bisher nur ge- ringfügigen Korrekturen noch beruhen, bedeutet sozialistische Ordnung die Ueberführung der Produktionsmittel in die Hand der Gesellschaft. Die Menschen als Gestalter und Willensvoll- strecker einer Gesellschaft der Zukunft werden in dieser Per- spektive in ihrer sozialistischen Fähigkeit gleichsam stillschwei- gend vorausgesetzt; die Dynamik der Arbeiterschaft als der aus- gebeuteten Schicht hat demzu- folge im Laufe der Generationen ein klar begriffenes Klassenbe- wusstsein in sich erzeugt, das die Arbeiter in ihrem Existenz- kampf zu solidarischem Handeln befähigt. Dieses Prinzip des soli- darischen Handelns, der zum Gesellschaftlichen strebenden Orientierung, wird auch die so- zialistische Ordnung funktionie- ren lassen, die keine Ausbeu- tung, keine Parasiten und kei- nen Kapitalprofit des einzelnen mehr kennen soll. Die marxisti- sche Konzeption von Individuum und Gesellschaft ging nicht, wie ihre Vorgänger, von einer so- zialistischen Utopie aus, sondern von der kapitalistischen Wirk- lichkeit. Sie hat eine so tiefe gründliche und in ihren Schlüs- sen so geniale Durchleuchtung des kapitalistischen Produktions- prozesses gegeben wie keine an- dere nationalökonomische Theo- rie vor oder nach dieser Zeit. Gleichzeitig bedeutet der mar- xistische Sozialismus den gran- diosen Versuch das menschli- sche Kollektiv, das bisher den Ablauf der Ereignisse mehr er- litten als erlebt hatte, als ge- schichtsbildende und gestaltende Macht einzuführen. Es hiesse Marx bitter Unrecht tun — und dieses Unrecht kommt in gewis- sen zeitgenössischen Polemiken gegen den Marxismus oft unver- hüllt genug zum Ausdrduck —. wollte man dieser Tendenz eine andere Triebfeder unterschie- ben als das soziale Elhos, ohne deßsen Vorhandensein die pro- pagandistische und agitatorische Schwungkraft der modernen Ar- beiterbewegung gänzlich un- denkbar gewesen wäre. Wenn die schrankenlose De- magogie routinierter modemer Massenpsychologen diesen Aus- gangspunkt des Marxismus falsch interpretiert und in seiner Zielsetzung umgedeutet hat, so ist Marx daraus kein Vorwurf zu machen. Tatsächlich erleben wir allerdings im zwanzigsten Jahr- hundert eine Verkehrung aller früheren gesellschaftlichen Ord- nungsprinzipien, wenn auch die Wirkung dieses Prozesses sich von den Resultaten früheren Un- rechts und früherer Unterdrük- kung kaum unterscheidet. Frü- her lebte das starke, eigenmäch- tige und selbstbewusste Indivi- duum häufig genug ohne jede soziale Verantwortung auf Ko- sten des Kollektivs: in jüngster Vergangenheit schickte man sich an, das Individuum, seine Frei- heit, seine Würde und seine An- sprüche an das Recht zugunsten eines fragwürdigen Kollektivs wie Nation, Rasse und anderer verschwommenen Phantome zu erschlagen. So unklar sich die Menschheit über ihren zukünfti- gen Weg auch sein mag: diese Bedrohung hat sie als unerträg- lich empfunden und darum auch den grössten aller Kriege für die Freiheit des Individuums ent- " schieden. Hierbei darf nicht ver- gessen werden, dass auch die Idee des Sozialismus vom poli- tischen Strauchrittertum des zwanzigsten Jahrhunderts aufs Verhängnisvollste missbraucht wurde. Der Verdacht, ein System zu planen, das zu einer unifor- men Zwangsjacke der mensch- lichen Seele und ihrer Freiheit entarten muss, erstreckt sich un- willkürlich auch auf den marxi- stischen Sozialismus, obwohl diesem lediglich ein durchaus, gegliedertes Kollektiv des wirt- schaftlichen Lebens vorschweb- te, das kulturell die Einzelper- sönlichkeit durch die Befreiung aus materieller und sozialer Not stärker und markanter als je in den Vordergrund stellen wollte. Die auch dem orthodox ange- wandten marxistischen Prinzip innewohnende Intoleranz und die Tendenz zu einem gewissen Un- fehlbarkeitsdogma hat diesen Verdacht nur verstärkt. Hieraus ergibt sich klar die gewichtige Verantwortung aller lebenden Sozialisten. Das Fun- dament aller gegenwärtigen Ue- berlegungen bildet die Erkennt- nis, dass ein Sozialismus, unter dessen Aegide die Menschen- rechte zu verkümmern drohen, statt durch ihn bestätigt zu wer- den, seinen Namen nicht ver- DAS ANDERE DEUTSCHLAND Änderungen in der Klassenstruktur der Ver. Staaten von Hans Lehmann ten Staaten eine neue "Mittelklasse" immer stärkere Bedeutung gewinnt. Neben cien kleinerem Unternehmern der verschiedensten Art und den An gehörigen freier Berufe hat sich noch die Schicht der gehobenen Ar.gestell t«.i wesen.lieh ausgebreitet. Hier han- delt es sich nicht mehr um selbstän- dige Erwerbstätige. Aber man kann die Vertreter dieser Sthicht auch nicht schlechtweg zu den "freien Arbeitern' im Marxschen ßinne zählen, d.h. "frei gehobene Angestellte ist nicht "frei in dem Doppelsinn, dass er als freie Person über seine Arbeitskraft als sei- ne Ware verfügt, dass er andererseits andere Waren nicht zu verkaufet! hat, los und ledig, frei ist von allen zur Verwirklichung seiner Arbeitskraft nötigen Sachen." Gerade die Zusammenballung dei Industrie machte eine immer grösse- re Zahl von leitenden kaulmännischeu Und technisch-wissenschaftlichen An- gestellten erforderlich. Während die Gesamtbevölkerung in den drei Jahr- zehnten . von 1910 bis 1940 nur um 43% anwucns, nahm 'die Zahl der lei- tenden Angestellten um 91%, die der Techniker um 226% und anderer "Pro- fessionals" um 126 o|o zu. Dazu erklärt Bell mit RecSit: "In der sozialen Hal- tung ist ein grosser Ten dieser neuen Mittelklasse abgesondert von der Ar- beiterklasse und besonders vom In- dustriearbeiter.'' Man brauchte in dieser Erscheinung keinen Widerspruch zu Marx's Theo- rie sehen. Die Mittelklasse könnte ja gerade als eine Zwischenstation der- jenigen angeseh.'vi wer; es .:enr wohl möglich, dass in der Industrie die Zahl der ungelernten Arbeiter zu- und die der gelernten Arbeiter abge- nommen hat, dafür zum Beispiel im Transportwesen umsomehr gelernte Arbeiter wie Chauffeure etc. beschäf- tigt wurden. Dazu sagt Bell: "Mit hö- herem Lebensstandard und wachsen- der Technologie, ergibt sich eine grö- ssere Nachfrage nach Diensten, Trans- port und Handel oder der "tertiären" Phase. Mehr als die Hälfte der Ar- beiter in den Vereinigten Staaten sind in dieser tertiären Tätigkeit beschäf- tigt, gegenüber einem Viertel vor 70 Jahren." Sofern also Marx etwas nicht völlig klar vorausgesehen hat, dürfte es weniger die Veränderung der Zaal ANDtltE DEUTSCHLAND I von seflemMiB tmfl wngillernton Ar- beitern, in der Industrie sein aJs die dieser Erscheinung entgegenwirkende .Tendenz verursacht durch Aufkommen der "Dienste", der Vergnügungs-, Rei- se-, Transport-, Beherberguns- und Handelsunternehmen. Für die Richtigkeit der Marxchen Feststellung, dass die Maschine Arbei- ter freisetzt und den gelernten Ar- beiter allmählich ausschaltet, soweit diese Feststellung sich auf die Indu- strie beschränkt, spricht auch die Tat- sache, dass der Anteil der Industrie- arbeiter an der Gesamtzahl der Er. DAS » werbstätigen abgenommen hat. Wie weit diese Ausschaltung kompensiert oder^ gar überkompensiert wird cfurch einen stärkeren Bedarf an gelernten und angeleinten Arbeitern in anderen Erwerbszweigen, hängt von dem Le- benestanoard des betreuenden Landes ab. Hier liegt die Beschränkung des Wertes einer isolierten Betrachtung einer einzigen Volkswirtschaft und insbesondere der nordamerikamscheri Wirtschalt. Wenn Bell etwa meint, dass die voi ihm zusammengestellten Tatsachen aJlein ^schon die "Verallge- meinerungen bezüglich der Proletau- sierung der Bevölkerung" oder "Ver- schärfung der Klassenlinien, der an- nehmenden Erstarrung der Klassen» struktur und ähnlicher Küchees" wi- derlegt. so macht tr sich einer unzu- lässigen Verallgemeinerung schuldig. Eben die Tatsache, dass Nordamerika sich in dem betrachteten Zeitraum zu einer imperialistischen Macht entwik- kelt hat, lässt es zum mindesten als möglich erscheinen, dass die relativ günstigen Veränderungen in der nord- amer-kanischen Klasenstruktur auf jene Entwicklung zurückzuführen ist und keineswegs auch in der Mehrzahl der Länder ihre Parallele findet. Ein Nachwort zum Nürnberger Prozess IHRE SCHULD EINE FRAGE? Anderthalb Jahre, nachdem ihr Herr und Meister verduftete... die einen meinten, er sei mit einem Fluch auf die Juden zur Hölle gefahren; in eine ras- senreine. Walhall, die weiten; er sit- ze nun im Kyffhäuser neben Fritz Bar- barossa, lasse seinen Schnurrbart durch den Tiesh wachsen und warte auf die endgültige Wiedergeburt des Tausenjährigen Reiches, die dritten; (wieder andre munkelten, er verberge sich einfach unter Her Larve eines salzburgischen Hausdieners... Sei dem wie immer: anderthalb Jahre, nach- dem der "grösste Feldherr aller Zeiten" den menschenfresserischsten aller Kriege verloren und "sich dünne ge- macht" hatte (wie der Berliner sagt), wurden zehn seiner Unterhäuptlinge gehenkt, während der elfte sich selbst seines einst so gewaltigen Leibes be- raubte, die Leichen verbrannt, die Asche an unbekanntem Ort beigesetzt. Eine Prozedur, die unbedingt Fetisch- Charakter trägt, sie beruht auf dem archaischen Aberglauben, eine einen Feind verkörpernde Puppe zu vergra- ben und damit überzeugt zu sein, die- ser Feind sei nun tot. Sie erinnert an Gesund- bzw. Totbeterei oder, an die vorwissenschaftliche Methode, die Lues mit einem Pflaster zu kurieren. Hat der Weltfaschismus durch diese Urteilsvollstreckung seinen Todesstoss erhalten? Nicht im allermindesten. Die Hauptakteure dieser grässlichsten Welttragödie sind abgetreten, aber die Herren, die diese' Scihauerbühnen-G.m. d.h. finanziert und gegründet haben — und' die sich nun, da das eine Unter- nehmen verkracht ist, in der halben Welt herum umtun, um ein neues Thea- ter mit dem Zugstück 'Der Atombom- benkrieg' zu eröffnen —. erfreuen sich, soweit sie nicht an Altersschwä- che eingingen, meist guter Gesund- heit in blühendem Wohlstand. Da sie eine G.m.b.H. darstellen, ist ihre Haf- tung beschränkt. Zunächst sollte jeder, der nicht zum sensationsgeilen Bürgerpöbel gehört, der den Hitler in den Jahren seines Aufstiegs bewusst oder latent bewun- derte; Pöbel, tier sich an ausschwei- fenden Berichten einer internationalen Halbw'ltpresse (man rekapituliere et- wa Lord Rothermeres 'Daily Mail') be- rauschte, die den Hitier zum interes- santesten und stärksten Mann des von Ulrich Becher Jahrhunderts aufbauschte; Pöbel, der sich an Konzentrationslagergreueln und Jucienhatz ebenso ermunterte wie spä- ter an Nazihatz und dem Mienenspiel geschnappter -Nazibonzen —kurz, jeder einigermassen fundierte Antifaschist sollte sich fragen: Wie konnte es ge- schehn, dass die Schuld dieser ange- klagten Nazihäuptlinge zu einer Fra- ge gemacht wurcfe, deren Beantwor- tung anderthalb Jahre benötigte?' Wie durfte sein, dass diese Visagen, deren Anblick allein eine unerträgliche Be- leidigung für die Hinterbliebenen un- zähliger Ermordeter bfe<|euten musste, nach dem Niederbruch des Dritten Reichs durch Monate und Monate aus Filmschau und Zeitung dreinblicken konnten? "Man schlage ihnen ihre Fressen / Mit schweren Eisenhämmern ein./ Im übrigen will ich vergessen..." besang Francois Villon seine Peiniger vor fünf- hundert Jahren. Doch Villon ist nicht nur der Urvater der modernen Lyrik: er war ein herzensechter Revolutio- när, der seine tästerstimme gegen das verfaulende Mittelalter mit sei- nen üblen Zuständen erhob. Fürs Er- ste verantwortlich für die Ermögli- chung dieses — nicht allein für die Angeklagten hochnotpeinlich gewese- nen — Schauprozesses ist eine nega- tive Eigenschaft der Deutschen: ihr altberüchtigter Mangel an revolutio- närem Talent. WO WAR IHR TELL? Italienische Arbeiter stiegen zu Mai- land auf die Barrikade, als die angel- sächsischen Heere gegen das faschisti- sche Rom vorrückten. Sie gingen in die Berge, wurden Partisanen ("bol- schewistisches Räubergesindel", wie sie mir ein kryptofaschistischer ameri- kanischer Offizier kürzlich beschrieb). Sie stiegen ohne sich von der Militär- macht der Sieger einschüchtern zu lassen, von den Bergen, griffen ihren Tyrannen, verurteilten ihn durch Schnellgericht, richteten ihn. Musso- lini litt einen echten Tyrannentod, von der spontan agierenden Hand seiner Landsleute, die er durch zwei Jahr- .'chntc hin verkneohtet und ins Ver- derben geführt hatte. Die Deutschen befanden sich über Kurzem in der gleichen historischen Situation. Doch wo blieb die Befreiungstat aus eige- nem Antrieb, die einzige spontane re- volutionäre Befreiungstat? i>er aktive üt'Uiöüii^ umcrgi und war Ueixtuinuim, von o<-'oiayoj»piu'nundeü abgeneezt, kitin una isoliert unü menr auf Durchhalten als auf Angriff ein- gestellt. Auch von versenuntieuen naibvernuitäCi teil Konzencrationslager- uisassen Konme man nicht — ahein aus pnysisenen Gründen nicht — ver- langen, aass sie in dtr Minute ilirer Jüriooung aui lyramienjagü auszögen. Doen eniieit aas deutacne Volk von der WeligeschicuLe e-ne sehr kurzfri- stige aber gewaltige uhauce zu ^rner revolutionären Geuarue, und zwar im, Moment, wo es noch in Wallen stand, da noch an den sicn unaufhaltsam •'strategisch verkürzenden" -fronten das Nibelungeiii-ed zue n d e g eisampit wurde, während aas Dritte Kelch be- reits an allen ticken einbrach, die Par- teiorganisation, witi cut! Gestapo, sich m wilder Auflösung befanden. Warum bildeten sich in jenen Tagen una Stun- den keine antmazistiseneu Freikorps aus bewaffneten Frontsoldaten, um die schlimmsten Unheilbringer, Un- terdrücker und Verwüster Europas im Auftrag der deutschen Freiheit, im gerechten Zorn und Sturm einer Blitz- revolution zu vernichten? Das beliebte Argument, mit dem heute denen, die "nicht dabeiwaren''( das Recht und Kritik bestritten wird, zieht nicht: mancher Geschichtsschrei ber der Zukunft wird sich die selbe Frage stellen müssen, ohne dabeige- wesen zu sein. Die Antwort soll hier nicht gegeben werden. Sie müsste sich nicht nur auf angeborenen Subaltern- geist, vielmehr auf die deutschen Ver- hältnisse gründen. In den deutschen Massen, bis zur Verblödung desorien- tiert durch Ersten Krieg, Niederlage, Inflation, Arbeitslosigkeit und das in- nere Versagen der Ersten Republik, gab es in der Tat so etwas wie einen 'guten Glauben' an einen faschisti- schen Kraft-durch-Freude- und Ord- nungsstaat! Und da dieser ihnen, statt des nie Dagewesenen, Kraftlosigkeit durch Leid und mörderische Unord- nung bescherte, bekennen heute so vie- le Ex-Nazis gekränkt, sie seien vom Hitler betrogen worden. Jedenfalls hielten die bewaffnete deutschen Mas- sen in der Entscheidungsstunde nicht gegen ( sondern für den Unheilbringer DA* ANDERE DEUTSCHLAND 7 und seine blutigen Wahnideen durch, bis löer Selbstmord ihrer Nation voll- endet war. Die siegreichen Alliierten bschlagnahmten die meisten Grosswür- denträger des Raubmörderstaates, oh- ne dass ihrer einem einzigen von deut- scher Hand ein Haar gekrümmt wor- den wäre. Und also begann etwas wie EIN TECHNOKRATISCHER HEXEN» PROZESS Es hätte einen Ausweg gegeben. Man hätte die Meute der Obernazis — und awar nicht vierunüzwanzig, sondern sweitausendvierhundert: damit wäre die Zahl der Haup tveran t wörtlichen genauer getroffen — einem Antifaschi- stischen Deutschen Voiksgericht über- geben können, zusammengesetzt aus politischen KZ-Häftlingen und Un- tergrundkämpf ern, jenen also, die un- ter der Nazimarter- am längsten, seit einem Jahrdutzend gelitten. Solche Richter hätten nicht anderthalb Jah- re gefackelt, um eine Schuld, die zum Siebenten Himmel stank, zu untersu- chen; sie hätte sich mit Schnellge- richtsverfahren begnügt. Man verglei- che: Wie kurz und bündig haben sich die Franzosen ihrer Hitlerlakaien ent- ledigt. Es war zwar kein erhebendes, aber für die Doktoranden des Themas "Faschistische Solidarität" , sehr lehr- reiches Schauspiel, wie der Faschisten- tiäuptling Franco den Faschisten- häuptiing Laval seinen Todfeinden auslieferte. Es war zwar ein scheussli- ches Schauspiel, wie man Laval, nach- dem er, im Sehnellverfahren verur- teilt, Gift genommen, den Magen auspumpte, um ihn" vor ein Peloton zu stellen — Schauspiel, das an die bürokratische Quälsucht der Faschi- sten mahnte. Doch Laval, Petain, Lu. chaire u.a. waren im Nu vom Volkswil- den gerichtet, vom Volkswillen, der dem Tribunal zurief: "Macht schnell! wir können den Anblick dieser Fressen, die soviel Tränen, Leid und Schande über Frankreich gebracht, nicht länger ertragen,' Unauffälliger, 'zivilisierter' noch gingen die Norweger vor. Es war, als schämten sie sich, die Namen ihrer Verräter und Peiniger auszusprechen. Kaum erwähnt wurde die Hinrichtung Quislings. Hitleranbeter Hamsun, einst zu einem tter grössten Dichter des Jahrhunderts berufen, verschwand oh- ne Aufsehen in einem Irrenhaus. Die Alliierten verschmähten diesen Ausweg, der den unentwegten Nazis Pro- und Neonazis in Deutschland ihr Gezeter abgeschnitten hätte- Dieser Prozess findet gegen den Willen uns- res Volkes statt, die Angeklagten wer- den rechtswidrig gegen den Rechts- grundsatz Nu IIa poena sine l°gc. von einem ausländischen Tribunal abgeur- teilt, sie weden als Märtyrer und Na- tionalhelden in die Geschichte ein- gehn." Vielleicht hätte dieser Ausweg zu einem Tor der deutschen Freiheit geführt. Er wurde verschmäht in der Furcht, deh Deutschen zuzugestehn, dass sie ihre eignen unerschütterlichen Hitlergegner gehabt. Es gab eine wei- tere Alternative: Die grausamen Erin- nerungen Millionen Hinterbliebener so rasch als irgend möglich zu beschwich- tigen; tiqh von der unleugbaren Evi- denz der Vernichtungslager, der Gas- kammern, der hundertkilometerUngen russischen Totenlisten der Listen er- mordeter französischer. belgiscner, holländischer, dänischer, norwegischer; tschechischer, südslawischer, polni- scher, griechischer Geiseln überzeugen zu lassen, die Allerschuldigsten vor ein interalliiertes Völkergericht zu stellen und im Schnellverfahren zu verurteilen. ■ 'Aber nein', sagten die interalliier- ten Juristen (deren persönliche Inte- grität nicht bezweifelt werden soll), 'nur keine revolutionäre Hast. Wir müssen aer Welt, vor allem dem deut- schen Volk aber, die Schuld der Schul- digen tausendeinmal beweisen, bevor wir ein Urteil riskieren.' Und während man etliche subalterne KZ-Sadisten — darunter ein paar hysterische Weiber, die vom Himmler systematisch zu Hy- änen dressiert worden waren —, eini- ge verruchte Kinder unserer wüsten Zeit, an die Galgen hängte, sparte man d.e Obertiere auf, lum ihne Schuld zu 'erhärten', etablierte sich mit ihnen und einem Heer von Beam- ten, Dolmetschern, Sachverständigen zu Nürnberg und startete eine sich durch Monate in die Jahre schleppen- de technokratische Farce eines Schau- und Schauerprozesses, die das Mensch- heitsgewissen einschläferte statt es zu erwecken! Wen aber brachte man auf die An- klagebank? Von den verbliebenen Hauptdarstel- lern fehlten nicht viele. • Wie aber stand es mit, den Theaterdirektoren undi— gründern, den Finanzeuren und stillen Teilhabern der G.m.b.H.? Wenn schon versäumt ward, cfie internatio- nalen Gesellschafter wie den Zei- tungskönig und heutigen Atombom- benhetzer Hearst, der einst den An- geklagten Rosenberg seiner Bewunde- rung versicherte, die Lady Astor, in deren Salon Ribbentrop mit Chamber- lain zusammengebracht und der Münchner Völkerverratsfriede ausge- heckt wurde —, die deutschamerikani- schen. englischen, französischen, hol- ländischen Grosskapitalisten, die die aufstrebende Nazipartei mit gewaltigen Mitteln unterstützten und den brüllen- den Räuber Hitler als brutal durch- greifenden Gendarmen gegen den eu- ropäischen Sozialismus und gegen Sow- jetrussland anstellten, wenn man diese Herrschaften schon, mit keinem Wort zur Rechnung zog; wie stand es mit den deutschen Drahtziehern? Brachte man Hugenber« auf die Anklagebank, der durch sein Harzburger Bündnis m'-t dem Hitler diesen erst respektabel machte in cten Augen des deutsch- nationalen Bürgertum-, ihm seinen riesigen, mit Scherlverlag und Ufafilm ausgerüsteten Propagandaapparat zur Verfügung stellte und so den Unter- gang der Republik besiegelte? Und wo sind die Vogler. Thyssen. Ruhrkoh- len-Tengelmann«. und wie sie alle hei- ssen. diese feinen Mordbuben mit be- schränkter Haftung? in Freiheit. Al- lein den Herrn Kanonen-Krupp woll- te man eigentlich . ja. eigentlich an- klagen, aber leider wurde er plötzlieh krank, und so sah man davon ab. Auch der Kaltenbrunner wurde krank, doch den brachte man ungeachtet 6es auf die Anklagebank. Denn schliesslich war der bloss ein ausübendes Organ, ein Gestapo-Ob*rh6nker, kein Kanonen- könig. 'Nur keine Präzedenzfälle schaf- fen:', mochte es in der westlichen Ju- ristenecke geflüstert haben. Ein ein- ziges Mitglied der Grossindustriellen- clique und des Herrenklubs forderte man i dennoch vor den Richter. Das war der Herr von Papen... So nahm die Gerechtigkeit ihren Dauerlauf. Monat aus. Monat ein konnte die Welt aus einer Flut von Abbildungen Ven somnambulen Gesic'ntsausdiuck des "Stellvertreters des Führers", die abstehenden Ohren des grössten Skla- ventreibers der Geschichte, Sankel, studieren. Ja, man wurde mit Brachi- algewalt gezwungen, an ihnen mensch- liche Eigenschaf Ifen wahrzunehmen. Das Gesicht des einstigen Weinreisen- den Ribbentrop magerte zur Dulder- miene des Heiligen Sebastian ab. Die Unbeholfenheit, mit der sie. wie Schwerhörige, die Kopfträger trugen, die ihnen de Uebersetzung ihrer — in Worte unübersetzbaren — Schandta- ten ins Ohr raunten, entbehrte nicht des grotesk Anrührenden. Man erlaub- te diesen entmenschten Vernichtern von Millionen Menschenleben, ai lei- denden Menschen zu werden. Man konzedierte einigen dieser «feinst macht- gc-blähten Fratzen, sich den stili.ver. härmten Gesichtern aus Käthe-Koll- witz-Mappen anzugleichen. Um wieviel vorteilhafter dieser Göring aussah, nachdem er fünfzig Pfund abgenom- men hatte! Welch wunderbar staud- hafte Haltung er bewahrte! tuschel- te es aus den Trümmern Deuschlands. Mit welcher Seelenruhe und Fertigkeit er die volle Verantwortung auf sich nahm z. B. für die Annektion Oester- reichs — ein ganzer Mann: Und der versteinerte Schneid, mit dem der preussische Offizier Keitel erklärte, er halte nach wie vor die nationalsozia- 1.--tische Staatsform für die Deutsch- land angemessenste 1 Der Angeklagte Ley beging zwar, bevor er sich unbe- merkt erdrobselte, einen Fehler: er be- schwor die Deutschen, sich mit den Juden (deren MiHioneiiausrottung er mitproklamiert hatte) zu verbrüdern — doch bewies das nicht, welch Seele von einem Menschen dieser Kraft —» durch-Freude-Papa im Grund gewe- sen? Ein andrer, der zw.eihundertt.au- send katholische Polen hatte hinrich- ten lassen, erhielt Müsse, ein frommes Katholik zu werden. Doch als der gS» lassene Dulder Göring verkündete, es befeuere keine einzige seiner Taten, er würde sie, vor die Möglichkeit gestellt, allesamt nochmals begehn. da zischel- te es "Sdegheil''1 in den GehmmVer» Sammlungen der Jungwölfe und Edel- weisspiraten, bei alkoholfreiem Bier in den Göttinger Studentenkneipen, in den Hamsterhöhlen, drin gewitzte Na- zis an den Quellen des Schwarzmarkt« hockten. Und hatten sie nicht Recht, sich ins Fäustchen zu lachen? Lagen die Sieger, die das Tribunal stellten, ein- ander nicht in den Haaren? Gelang es einigen Angeklagten nicht, c'-ie Al- liierten gegen einander auszuspielen? Englands Labour-Regierung bewies dem verbündeten Ruasland gegenüber ein sch^reres Reesentiment »1s die Tones; Mdem swWrt« sie die 8 DAS ANDER! DEUTSCHLAND nelle Tory-Polltik, die seit Jahrhunder- ten gegen die Einigung Europas intri- intrigierte, treulich fort. Die Nach- folger Roosevelts indes hatten sein Konzept von einer Nachkriegsver- ständigung zum echten Frieden mit seiner Leiche begraben und übten ^ich, mit kosmuschen Bomben geharnischt, im "Werde hart mit Russland!" Wo- rauf dieses sich hinter neugewonnenen Positionen verschanzte. Je encdoser der Prozess sich zerdehnte, desto tippiger wucherten die wirren Naziwunsch- träume von einem unmittelbar bevor- stehenden Dritten Krieg (Aller guten Dinge sind drei), in dem man 'uns* brauchen wird, in dem 'wir', blitzar- tig auferstanden zu Herren, das unter- menschliche Russland mit Atombom- ben ausradieren werden, um späterhin mit dem degenerierten Westen abzu- rechnen. Rache, Rache! Derweilen wurden Leib und Seele der Angeklagten mit zärtlicher Sorg- falt von Aerzten gehütet. Sie wunden massiert, manikürt, pedikürt. Siebzig Sonntage lang erscholl Görings schmelzender Tenor in der Gefängnis- kirche. Die Millionen Opfer aber, die diese so wohlgehaltenen Häftlinge auf dem Gewissen hatten, hatten keine Gelegenheit»- gehabt. solch weltbe- rühmt werdende Leidenswürde zu zei- gen. Sie wurden mitnichten manikürt und pedikürt; ihre Nägel waren längst an Unterernährung und Fronarbeit zerbrochen. Ihre Tenöre schmolzen in keiner Kirche, denn man hatte ihnen alle Zähne eingedroschen. Und mas- eiert wurden sie mit der Peitsche. Stie- felabsatz, Gewehrkolben. Die Aerzte, die sie betreuten, taten an ihnen vivi-' sektorische Experimente. Man steckte sie in eiskaltes Wasser, um zu messen, nach wieviel Stunden ihr Herz erfröre; in Kammern, drin Stratosphäre er- zeugt wurde, um zu eruieren, nach wieviel Minuten sie erstickten. Und man beraubte zum Gastod befohlene Mütter, die ihre Kinder unter den Röcken noch verschonter Frauen ver- steckten, ihrer Leidenswürde, indem man alle Frauen des Lagers sich ent- kleiden liess, die versteckten Kinder griff und ihren Müttern nach in die Gaskammern wuchtete, über deren Türen, aus "humanitären" Gründen, das Wort "Brausebad" zu lesen stand. Nein, ihrer keiner war pedikürt wor- den. Schluss folgt! A PROPOS NUERNBERG von Alfred Polgar Wir lasen, dass die zehn Nazi-Füh- rer, den Tod vor Augen, Würde und Haltung gezeigt haben. Von den Un- zähligen, die sie töten liessen, mögen wenige in der Lage gewesen sein, es ihnen in puncto Würde und Haltung gleich zu tun. Denn es dürfte sehr schwer sein, sich gerade zu halten, wenn man krumm geschlagen ist; sehr schwer, Würde zu zeigen, wenn man in den Gasofen gestossen wird; sehr schwor, durch Haltung zu imponieren, indes man zwischen Leichen und Fä- kalien verhungert. Auch ein gelasse- nes Lächeln aufzusetzen — wie es, wurde berichtet, ein paar der Nürn- berger Angeklagten taten — dürfte einem bis "zur Unkenntlichkeit zer- schundenen Gesicht beim besten Wil- len kaum gelingen. Wer weiss, wie vieh Beispiele von heldenhafter Fas- sung. von stoischer Ruhe, von. Seelen, grosse, von moralischer Ueberlegen- heit über ihre Verfolger die Opier der in Nürnberg Gehängten gegeben hät- ten, wäre mit ihnen verfahren worden wie mit diesen. Die zehn in N-ürnberg liessen in ihren letzten Minuten Deutschland, das sie ums Leben ge- bracht haben, hochleben. Was sie sag- ten, ist festgehalten worden für Mit. und Nachwelt. Wer weiss, wie viele der von ihnen ins Grab Befohlenen in ihren letzten Minuten ein Wort ge- sprochen hätten, würdig. in einem Buch vom Aisl menschlicher Seele verzeichnet zu werden. .. hätten sie den Mund aufmachen dürfen (und noch di-> physische Kraft gehabt, ihn autzumachen). Sicher, viele unter ih- nen würden Grösse bewiesen haben, wäre ihnen nicht vorher die Beweis- fähigkeit aus Leib und Seele geprü- gelt worden Ja, manche mögen sogar trotzdem solchen Beweis erbracht ha- ben — aber es war kein Zeuge da, wil- lens, hiervon zu berichten. Um die Nürnberger Galgen sassen Repräsentanten der Weltpresse und stenographierten mit. ("Aufbau 25-X.46.") BERICHTE AUS DEUTSCHLAND Britische Zone. Die Unzufriedenheit mit der Politik der Engländer wächst. Vielfach hört man Klagen, dass die Ingangsetzung von Betrieben, deren Produktion drin- gend nötig wäre, durch die englischen Behörden verhindert wird, da sie frü- her Kriegsmaterial produziert hätten. Blei, das für die deutsche Produktion notwendig wäre, soll, ebenso wie Pa- tente, nach England geschafft worden sein. Den Arbeitern würden im Gegensatz zxir russischen Zone keine Mitbestim- mimg und keine Kontrolle einge- räumt; statt dessen arbeiteten die Besateungsgehörden mit der Hochfi- nanz zusammen. Immer mehr werde unter den SED- Funktionären die Zusammenarbeit mit den Engländern abgelehnt, da öas naofi Deutschland gesandte Men. schehateriai zumeist reaktionär sei, planlos arbeite und — nach der Wahl- niederlage der Kommunisten von der Angst befreit — gleichgültiger und oft rücksichtsloser sei als vorher. Aus Hamburg Die Ernährungslage ist in Ordnung, so stellten wir in 6 Stadtverwaltungs- bezirken fest. Was aber heisst "in Ordnung", wenn zwar die Kalorien ^iageüalten werden, aber die Gesund. heit so rapid, verschlechtert wird, dass der Ausfall in der Arbeitsleistung er- schreckend zunimmt. In 5 Gesprächen mit Stadtbeamten, die darüber Bescheid wissen, sagten uns ausdrücklich 4, wir sollten aber ja nicht durchblicken lassen, wer uns die Unterlagen gegeben hätte, denn die Engländer wollten nicht, dass man darüber berichtet und besonders soll nicht nach England berichtet werden. Die Wahlen brachten auch in Ham- burg den Kommunisten nicht viel Er- folg. Man war auf viel kommunisti- sche Stimmen selbst in SED Kreisen gefasst. Die Kommunisten haben sich hier aber mehr auf die Betriebseinflüsse verlegt. Sie betreiben auch intensiv die Anwerbung von Fachleuten für die Russen weiter, wozu ihnen besonders die Vernichtung der Werften günstige Gelegenheiten bietet. Vermutlich stel- len die Kommunisten ihre Aktion mehr und mehr auf den offenen Autstand ab, der eines Tages kommen werde aus reiner Verzweiflung. Es fällt auf, wie sie heute in allen Gesprächen auf die einstigen Hamburger Barrikaden. ■ kämpfe anspielen, und wie es immer wieder heisst: "der Hamburger Prolet weiss zu kämpfen". \ Mögen die Kommunisten auch sehr freundlich gegenüber den Briten auf- treten^ sodass oftmals Engländer sich garnicht denken können, dass diese höflichen Männer Kommunisten sind, so bleibt es doch ihr Bestreben den Briten ein Bein zu stellen und die Russen als die einzige Besatziungs- maoht darzustellen die den deutschen Arbeitern beisteht. In den letzten Ta- gen, wo die Arbeitsdienstpflicht für Russland und fn Russland bekannt wurde, haben die Hamburger Kom- munisten kein kritisches Wort gefun- den, sondern einfach gefragt: "ja was ist euch lieber, Abbau der Hambur- ger Werften und Arbeitslosigkeit, oder Arbeit, sei es auch in Russland". Und tröstend fügen sie hinzu, Russland sei ja das Vaterland aller Arbeiter und die deutschen Gewerkschaften könn- ten sogar die Arbeitsbedingungen kon- trollieren. Zu den so oft gehörten Klagen ge- hört auch der Hinweis, dass man nie- mals diese Massen in öem ruinierten Hamburg wohnen lassen durfte. Wa- rum gab es bei Beginn dsr Besatzung keinen Plan, der die Stadt entVölker? te? Dass man in Hamburg- den Wohn- raum in solchen Ausmasen vernichtet hatte, wusste man ja schon seit 1943, so hören wir oftmals sagen. Und es sind wirklich die furchtba- ren Wohnverhältnisse, die den Ge- sundheitszustand so verschlechtern, dann erst folgt die geringe Kalori- enzahl. DAS ANDER! OlUTSCHlANl Gerade ~as Hamburger Klima braucht Fettstoffe und Eiweiss mehr als alle anderen deutschen Gegenden. Das weiss man ja auch schon von je- her. Uns wird an zuständiger Stelle er- klärt, dass selbst die, Amerikaner sich über die britische Haltung mokieren und sie als gefährlich bezeichnen, weil man die Dinge so schleifen lässt. Jetzt hat Hamburg die Linksmehr- heit, aber den meisten Sozialdemokra- ten ist garnicht wohl, wenn sie diese Verantwortung tragen müssn und so wenig den Hebel in der Hand haben. Aus Lübeck In Lübecker Industriekreisen gab man uns verschiedene Auskünfte über die Exportfähigkeit jener deutscher Industrie, die man noch leben lassen will. Alle Erzeugung muss ja auch eme Rentabilität des Betriebes darstellen. Und hier sieht man füi; die Zukunft sehr schwarz. Noch fehlt jede Klar- heit über die Einkaufsbasis der Roh- stoffe, es lasten die viel zu hohen Steu- ern auf den Betrieben. Und einsichtige Unternehmer wissen auch, dass mit den heutigen Löhnen nicht auf die Dauer gearbeitet werden kann. 20 bis 23%iger allgemeine Teue- rungszulage wäre heute schon selbst- verständlich. Dazu kommt aber noch die Schonung des Arbeiter-Lohnbeutels von heute, wo er sowieso nichts kaufen kann- Wird das Dilemma behoben, so folgt die Lohnforderung mit Recht auf dem Fusse. Das wissen alle einsichtigen Unternehmer. Noch mehr Sorge macht aber bei der Kalkulation die verringerte Arbeitslei- stungsfähigkeit des Einzelnen. Nur amerikanisierte Betriebe werden ja wettbewerbsfähig sein und gerade, wenn man die verschiedenen Mittel der Leistungssteigerung verwenden will, muss man gesunde flinke Ar- beitskräfte einsetzen können. Die Arbeit muss Freude macnen, es muss die Arbeitsgruppe ein Kollektiv sein. Und gerade dabei hapert es sehr und selbst Lübeck, das puncto Volks- gesundheit weit besser dasteht als Hamburg,, sorgt sich sehr über dieses Problem. Oder man muss den Betrieben, die für Export in Frage kommen (aber auch die Betriebe, welche für Deutsch- land arbeiten, sind betroffen) öffent- liche Subventionen geben. Dann aber kann man auch gleich Arbeitslosen- beihilfen geben. Oldenburg-Eutin In den Kriegsjahren fand bekannt- lich die Umsiedlung aus dem Osten als Ergebnis der russisch-deutschen Zu- sammenarbeit statt. Solche Bauern Waren besonders im Gebiet Oldenburg- Eutin-Plön auf grossen Gütern unter- gekommen. Jetzt hat man immer wie- der Fälle wo die Leute verschwinden und sich im russisch-besetzten Meck- lenburg niederlassen als Neubauern. Hier in der Brit. Zone waren meist nur Landarbeiter auf den grossen Gütern, die heute noch auf die Aufteilung im Sinne der Bodenretormgesetze warten. Amerikanische Zone Hier herrscht wachsende Unzufrie- denheit darüber, BERTL BERLE - MAXIMILIAN BLOCHERT - KURT NETZEL Abfahrt 19, Uhr ab CANAL. SAN FERNANDO, direkt an der Station Canal San' Fernando. Rückkehr 24. Uhr mit direktem Zuganschlusa. Direkte Zugverbindung: Ab Retiro lS-00 Uhr (Tigre R) oder Colectivo Nr. 60) Gesamtpreis (incl. Tanz und Kabarett): $ 6.— (im Vorverkauf) $ 7.— (an Bord) Bei schlechter Witterung findet de Fahrt an einem späteren Termin statt!______ Vorverkaufsstellen am Montag d. 2. Dezember: Libreria BARNA. Maipü 441. (32-1811) uid Juramento 2368 (73 - 4777) Librerfa COSMOPOLITA, Corrientes 424, Eecritorio 6 (U. T. 32-2490) Salzburg entfernt, konnte der Pfarrer es sich nodh leisten, in Kenntnis der Gesinnung seiner Zuhörer von dem '' unvermeidlichen W ie derauf erst ehen der deutschen Nation" und von Oester- reich als "Teil Gross-Deutschlands" y.u sprechen. Die Hauptansprache da- neben hielt, ein ehemaliger illegaler Nazi. Die Zustände im Salzburger Gebiet mögen zwar besonders schlimm sein. Immerhin sollten die dort herrschen. 6en Verhältnisse gewisse österreichi- sche Linke dazu veranlassen, sich nach einem anderen Schafspelz als dem eines österreichischen Neu-Nati- onalismus umzusehen. Wir raten ihnen das nicht, weil wir uns durch ihre bil- lige Deutschen-Hetze betroffen fühl- ten, sondern weil wir hoffen, dass sie doch nodh erkennen können, wie un- sozial istisch ihre Haltung ist. COMISIONISTA Für Aufträge und Besorgungen jeglicher Art von Waren, Ersatztei- len, Arzneien und sonstiger tau- senderlei von Artikeln des tägli- chen Lebens nach allen Teilen Argentiniens! WALTER (Gualterio) LENK Olaguer 1471 - Olivos. FCCA BUENOS AIRES Telef,: 741-2868 Beste, langjährige Platzkenntnisse! Referenz: DAD, Tucumän 309, Buenos Aires. FERIENKOLONIE für Kinder von 5 bis zu 13 Jahren PÜNTft DEL INDIO STRAND-WALD-SPORTPLATZ Gute Verpflegung — Gewissen- hafte Aufsicht. Verlangen Sie Prospekte. JUAN CARL, Melo 3463, Florida FCCA oder Pesta- lozzischule täglich 11 40 bis 12 Uhr. 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