OTRA ALEMAN1A DAS ANDERE DEUTS CH LA ORQANO DE LOS ALEMANES DEMOCRAT1COS DE AMERICA DEL SUR AUS DEM INHALT) August Siemsen: ABGRUENDE DES UNRECHTS UNTER DEM SCHEIN DES RECHTS Heinz Apfeldorf: NATIONALISIERUNG UND SOZIALISMUS Hans Lehmann: "FREIE WIRTSCHAFT" IN NORDAMERIKA STREIFLICHER AUF DAS AMERIKANISCHE GEWERKSCHAFTSLEBEN Hermann Graul: DIE DEUTSCHEN GEWERKSCHAFTEN Ulrich Becher: EIN NACHWORT ZUM NUERNBERGER PROZESS (Schluss) BERICHT UNSERES SONDERKORRESPONDENTEN AUS DER FRANZOESISCHEN ZONE MISSBRAUCH DER RELIGION IN DEUTSCHLAND NEUE DEUTSCHE ORIGINALBERICHTE S ^ AIRES •faTUCUMAN 309 • 31 e> R £ T 1 K O ^7 264 NUMERO 132 15 DE DiaEMKE DE 1$4i Deutsche Bibliothek Frankfurt Mein 2 . . DAS ANOERF DEUTSCHLAND u *--> kt, /y • ■— MITTElLNGENrDES DEUTSCHLAND-HILFSWERKS VERTRETUNGEN 1)ES ANDEREN DEUTSCHLAND BOLIVIEN La r»az: Qülllermo Kar bäum. Ca* silla 323. i'anja: Manftedo Hammerschlag, Lista de Correo», Cochabamba: Los Amigos del LI- bro, Casilla 450. BRASILIEN ' Rio de Janeiro: Gürt Uebel und Willi Keller, beide Casilla 4231. PARAGUAY Asunc Ion s Enrique und Susanna tiloc*, General uiaz 276- CHILE c Osoino: Oscar Chylik, Casilla 423 RUGUAY Montevideo: LA OTRA ALEMA- 0 NIA, Soriano 1224. 1 MEXIKO Mexico D. F.: Walter Stein. Av Victor Hugo 80, Colonia Anzures VENEZUELA Caracas: Libreria S.V..A., El Re- creo. USA New York: Gretl und Herrrhann Ebeling, 203 West 98 Street, N Y. 25. (SCHWEIZ Basel: Herrmann Graul. Steinen- graben 12. Zürich: Neues Deutschland, Post- fach 143, Zürich-Fraumünster FRANKREICH J Paris: s. P. D., 9, rue Victor Massö, Paris 9e. I ENGLAND London: Wilhelm Sander, 33 Fern- side Avenue, Mill Hill, London NW 7. Hans Gottfurcht. 20 East Heath Road. flat 3. London NW3 SUEDAFRIKA Johannesburg: Putran, 45 Sacks Building, Joubert & Comissio- neers Street u. Independant Cul- tural Ass., Mappin & Webb Hou- se, Cor Hock & Piain Streets Bei den obengenannten Vertre- tungen des ANDEREN DEUTSCH- LAND sind sowohl Einzelexemplare als Abonnements erhältlich. Wir bitten, in allen die Administra- Ition und den Versand betreffen- den Prägen sich zunächst mit der zuständigen Landesvertretung m Verbinudung zu setze . Allen An- fragen bitten wir. ein adressiertes Frnlkouvert beizulegen. Vorausbezahlung des Abonne- mentsbetrages ist in jedem Falle 'unerlässlich. HILFSAKTIONEN DEUTSCHLAND—HITS WERK PARAGUAY Die zweite, in Villarica, durchge- führte Sammlung ergab den Betrag von 71,50 Guaranies (90 argentini- sche Pesos). Ausserdem spendete Car- los Zenk, Villarica 30 argentinische Feme. Allen Oebetii tieften Dank! Die nordamonkaniscncn Quaeker haben ein Sonderkomitee für Lebens- mitteisendungen nach Deutschland geschaffen. Sie richten einen Aufruf an die nordamerikanische OJiient- lichkeit, in dem es heisst: "Wir wol- len garnicht erst den Versuch machen. Euch zu sagen, was es bedeutet, län- gere Zeit hindurch von 800 oder 1000 Kalorien leben zu müssen, ohne auch nur die Hoffnung zu haben, dass in absehbarer Zeit das Leben erträglich wird. Wir wagen es auch nicht; die Zahl der Männer, Frauen und Kinder zu erraten, die nicht einmal dieses Minimum bekommen und langsam verhungern. "Unsere grossen Zeitungen und Zeitschriften bringen wenig über das furchtbare Leiden in Deutschland. Manche glauben, dass die Amerika- ner nicht wissen wollen, wie es ihren Feinden von gestern ergeht, oder dass sie es weit von sich weisen würden, wenn man ihr Mitgefühl für das Volk in Anspruch nimmt, in dessen Namen Hitler seine unsagbaren Verbrechen beging. Wir sind davon überzeugt, dasL diese Einstellung falsch ist. Wir glauben vielmehr, dass gerade die Amerikaner sich nicht vom Hass ver- blenden lassen, sondern bereit sind, den Tatsachen ins Auge zu sehen, und willens zu helfen, wo auch immer Men- schenwesen leiden. Wir wissen, dass die Amerikaner ein Ende des Krieges sehen wollen, der nicht mit dem mi- litärischen Siege der AUierten been- det wurde. ,.Wenn man von Deutschland spricht, wird einem meistens entge- gengehalten: Bekommen sie nicht, was sie verdienen? Müssen wir sie nicht zu Boden drücken, damit sie ihre 'Kollektivschuld" einsehen? ..Wer alle Deutschen verdammt, soll sich einmal überlegen, was er un- ter ähnlichen Umständen getan hät- te. Hättest Du Dein Leben und das Leben Deiner Familie aufs Spiel ge- setzt. hättest Du Dich der Gestapo überliefert, nur um einen wirkungslo- sen Protest gegen das totalitäre Ter- rorregime auszudrücken? Und viele Deutsche haben dies getan, viele Deut- sche haben gegen Hitler gekämpft, und viele der Leichen und menschli- chen Reste, lie wir in den Belsen- und Buchenwald filmen gesehen haben, gehörten nicht jüdischen Deutschen. Ihr müsst uns darin beistimmen, dass alles getan werden muss. Um das fürchterliche Elend in Deutschland zu lindern, welches durch den totalen Krieg geschaffen wurde, und welches verschlimmert wird durch die Unfä- higkeit der Menschen, einen gerech- ten und dauernden Frieden zu schaf- fen. Dauerende Not kann nur dauern- den Hass schaffen. UNRRA-Mittel dürfen für Angehörige des deutschen Volkes nicht in Anspruch genommen werden. Einige wenige Hilfskomitees haben die Erlaubnis zum Helfen be- kommen, und sie tun was sie können. Aber viel, sehr viel mehr Hilfe muss geleistet werden, wenn wir die Aus- breitung der Hungersnot in Deutsch- land In diesem Winter verhindern wollen»";. Der englische Schriftsteller Aidous Huxley schreibt: "Wir dürfen nie ver- gessen, dass das ungeheure Elend der Welt sich aus unzähligen Fällen in- dividueller Not zusammensetzt. Es handelt sich um Millionen von Men- schen, Männer und Frauen, Alte und Junge, Kinder und Babies. Sie sind hungrig, krank, zerlumpt, schutzlos den CJnoilden der Witterung ausge- setzt. Wenn ein paar dieser unglück- lichen Wessen an unsere Tür klopf- ten, würde unwillkürlich ein Gefühl des Mitleids oder auch der Pflicht in uns aufkommen, und wir würden hel- fen. Dass sie nicht bis an unsre Tür kommen können, dass wir unsern Ver- stand und unsre Vorstellungskraft ge- brauchen müssen, um uns ihr Elend zu vergegenwärtigen, dürfte keinen Unterschied machen. Auch der Ein- wand gilt nicht, dass keiner von uns, mag er auch noch so reich sein, auch nur den kleinsten Teil des Welt-Elends beseitigen könnte. Jeder, sei er auch noch so wenig begütert, kann etwas tun für irgendeinen Menschen; und dieser 'irgendeine' ist ein Wesen von Fleisch und Blut, das deshalb nicht weniger leidet, weil er an der andern Seite des Ozans lebt und unsre Türe nicht erreichen kann!" Das International Rescue and Re- lief Committee wurde 1933 gegründet, um Antifaschisten gleich welcher Na- tionalität zu helfen, tiuttinger, der Leiter der europäischen Abteilung, schreibt über die nächsten Aufgaben des Komitees: „Obwohl wir jetzt schon in den zweiten Nachkriegswinter hin- eingehen, müssen Antifaschisten, die 6, 8 oder mehr Jahre in Konzentra- tionslagern waren, weiter hungern. Es ist unsere ganz besondere Auigabe, dafür zu sorgen, dass die Feinde des totalitären Systems jeder Nationali- tät, die am meisten gelitten haben, die meiste Hilfe erhalten." Das Deutschland-Hilt'swerk schickt Lebensmittel nach Deutschland für aktive Antifaschisten und $ür Ihre Familien. Unsere Sendungen gehen über das International Rescue and Relief Committee in Stockholm und über die Schweizerische Arbeiterhille in Zürich. Regelmässige Beitragszah- lungen sind die Grundlage unserer Arbeit. Jeder unserer Freunde muss Mitglied des Deutschland-Hilfswerks sein und neue Mitglieder in seinem Bekanntenkreise werben. Jeder muss seinen Anteil leisten, damit aus vielen kleinen Beitragen eine wirksame Hil- fe entsteht, Deutschland-Hilfswerk, Austria 2064, Buenos Aires, Telefon: U„ T. 72-6058. PAKETE NACH DEUTSCHLAND senden Sie sicher und zuverlässig über DAS DEUTSCHLAND-HILFS WERK Montevideo/Uruguay Calle Y1 1271 Auskünfte Dienstags und, Don- nerstags von 7 bis 8 Uhr DAS ÄNDtllt DVUTSCHl AND 3 Abgründe des Unrechts unter dem Schein des Rechts MOTTO; In den Abgründen des Unrechts findest du immer die grösste Sorgfalt für den Schein des Rechts. , Peetaloesi. 1. Francospctnlen vor dem Sicherheitsrat Im Sicherheitsrat haben die Vertreter der grossen und klei- nen Nationen in vielen schönen Reden und mit geradezu rhren- der Einmütigkeit ihre Verdam- mung Francas zum Ausdruck ge- bracht. Gleichzeitig versorgen Amerika und England den Verdammten in ebenso rührender Fürsorge mit al- lem, was er braucht, U S.A. sogar mit Waffen, wenn man neuerli- chen, bisher nicht widersprach e- nen Nachrichten glauben darf. Augenscheinlich geschieht das zur Sicherung des inneren Frie- dens, der durch eine Terrorwelle gekennzeichnet ist. Und gleich- zeitig gibt man dem spanischen Volk den guten Rat, die Frcmco- diktatur durch eine demokrati- sche Regierung zu ersetzen. Auch heute noch gilt, was wir am 15. März schrieben: „Spanien bleibt der Prüfstein, an dem die Motive und Methoden der inter- nationalen Politik sich am deut- lichsten aufzeigen lassen . . . Die Gründe für die Politik der kapi- talistischen Mächte liegen klar 420 CALORIAS DIARIAS von August Siemsen zutage. Es gilt, im Interess^ des investierten Kapitals und der un- gestörten Ausbeutung des spani- schen Volkes das halb mittelal- terliche, halb modern kapitalisti- sche System in Spanien aufrecht - zuerhalten, dessen Nutzniesser einerseits Kirche und feudaler Grossgrundbesitz, andererseits Herr Juan March, die Rio Tinto und Konsorten sind. Denn wenn eist einmal eine Linksentwicklung beginnt, so droht, um mit Chur- chill zu reden, die Gefahr der „kommunistischen Unterwelt" und der Verwirklichung der „ab- surden und ruinösen Theorien" des Sozialismus . . . Dass der Ar- beitsminister Revin trotz seiner natürlichen Antipathie in der Praxis zur Stütze des Francoregi- mes wird, ist nur aus der Ge- samtsituation Englands, aus dem englisch-russischen Gegensatz, zu erklären. Er ist zu allererst Eng- länder und erst viel später Sozia- list, weil er Verteidiger des engli- schen Imperiums und nicht Inter- nationalist ist. Lohnt es, die Reden von Lake Success zu lesen, in denen die, die es angeht, „Abgründe des Unrechts1' mit dem Schein des Rechts zu verdecken suchen? 2. Der Bergarbeiterstreik in USA. In „König Kohle" hat der Staubaufwirbler Upton Sinclair Versklavung und Elend der Bergarbeiter in USA auf Grund von dokumentierten Tatsachen geschildert, zu denen es z.B. ge- hörte, dass man lieber hunderte von Bergarbeitern im Schacht einmauern und verbrennen liess, als Kohle verbrennen zu lassen und Profit einzubüssen. Seitdem sind einige Jahrzehn- te vergangen. In diesen Jahrzehn- ten sind die amerikanischen Ge- werkschaften, deren Anfänge in den Bergwerken man damals mit Pinkertons und bezahlten Mör- dern zu unterdrücken suchte, zu gewaltigen Organisationen ange- wachsen. Sie haben die Lage der Arbeiter verbessert und ijir Selbstbewusstsein gehoben, ohne in ihrer Ideologie und ihren Zie- len den Boden der kapitalisti- schen Wirtschafts- und Gesell- schaftsordnung zu verlassen. Die Kriegsprosperität ermöglichte es dem amerikanischen Kapitalis- mus ,die Lohnforderungen der Gewerkschaften bis zu einem ge- wissen Grad zu erfüllen, und die Gesetzgebung gab den Gewerk- schaften die notwendigen Rech- te, um wirksam die Forderungen der Arbeiterschaft vertreten zu können. Diese Epoche geht jetzt zu En- de. Die Erkenntnis von Karl Marx, dass die inneren Widersprüche des kapitalistischen Systems auf höherer Stufenleiter der kapitali- stischen Entwicklung sich immer mehr verschärfen und zu entspre- chender Steigerung der sozialen Gegensätze und Kämpfe führen müssen, bewahrheitet sich wie- derum und treibt den amerikani- schen Monopolkapitalismus wie vorher den deutschen auf den doppelten Weg der wirstchaftli- chen Eroberung der Welt und der Zerstörung oder Lahmlegung der Arbeiterorganisationen. Der Bergarbeiter^treik ist ein erstes grosses Flammensignal der sozia- len Kämpfe, vor denen die Ver- einigten Staaten stehen, Dabei ist die sehr anfechtbare Persön- lichkeit des Bergarbeiterführers 800 calorias diarias fue la racion alimenticia que tos nazis da- ban en los ültimos tiempos en los campos de concentraciön. Y en las cintas documentales todos hemos podido ver a qu£ estado de desnutriciön llevan estas porciones de hambre. Pues bien, nuestro ccrresponsal destacado en la zona francesa de Alemania viene de mandamos un documento dantisco que so- brepasa en mucho todas las barbaridadea de los campos de con- centraciön. Se trata de una carta abierta, mandada por una Or- ganization de solidaridad de la ciudad de Freiburg al general Kö- nig, jefe del gobiemo militar de la zona francesa en Alemania. Se- gun la misma, la raciön alimenticia que los habitantes de esta ciu- dad mayores de 10 anos perciben actualmente, no sobrepasa las 420 calorias diarias Termine el patetico llamado diciendo: 1 Seria mäs humano, que Vd., general, haga fusilar la poblaciön en el ac- to, en vez de hacemos morir lentamemte de hambre." A todos los amigos de una Alemania democrätica d'rigimos nuevamente un urgente llamado: iDonad mucho y räpido! Haced un sacrificio para que no mueran de agotamiento los que resistie- ron al nazismo! Donaciones se reeiben diariamente entre 17 y 19 horas en: SOCORRO PARA ALEMANIA DEMOCRÄTICA, Austria 2064, Buenos Aires. (Cheques a nombre de Augusto Siemsen). « BAI KNDlm BIVTSCMIÄND Bester mussten unser abscheuli- chen Arbeitsbedingungen zu lä- cherlichen Löhnen arbeiten. Die Entscheidung im Kampf zwischen Kapital und 'Arbeit ist vertagt worden. Die Frage ist, ob die Gewerkschaften in USA be- reit sind, dem bevorstehenden Generalangriff des Kapitals, das mit der Revision der Gesetzge- bung seinen entscheidenden Schlag führen will, eine geschlos- sene und, entschlossene Abwehr- front entgegenzustellen. Wie aber NATIONALISIERUNG UND von Heinz Apfeldorf der Kampf auch ausgehen mag, in jedem Fall erfahren die Arbei- ter in USA einen Anschauungs- unterricht, der sie von vielen Illu- sionen befreien und sie zu rich- tigeren Erkenntnissen des Cha- rakters der kapitalistischen Klas- sengesellschaft und der Aufgabe des Proletariats führen muss. Trotz Presse, Radio und Kino wird es immer schwieriger wer- den, den Abgrund des Unrechts mit dem Schein des Rechts zu verdecken. SOZIALISMUS JbHh" IseWis von" ganz Beter Bedeutung. Der Wille der Bergarbeiter, das 'Absinken ihres Lebensstandards infolge der Preissteigerung zu verhindern und zugleich bessere Arbeitsbedingungen zu erlangen, ist auf den entschlossenen Wi- derstand der Bergherren, des ge- samten Kapitalismus und der Re- gierung gestossen. Während die letztere durch Strafmassnahmen und Strafdrohungen die Bergar- beiter zu Ruhe, Ordnung und Ge- horsam zu bringen suchte, .forder- ten die Presse, die Redner und die parlamentarischen Beauftragten des big business den offiziellen Schutz der Streikbrecher, militä- risches Eingreifen und vor allem schnelle Revision der Gesetze und eine neue arbeiterfeindliche Ge- setzgebung. Natürlich wird das alles ganz anders benannt. Es heisst Schutz der' Nation und des allgemeinen Wohls gegen die Diktatur der bösartigen und gefährlichen Ar- beiterführer und gegen unver- antwortliche Rebellion von egoi- stischen Arbeitergruppen. Das alles ist nicht neu. Sobald die Arbeiter Forderungen stellen, durch die Privilegien und Profit des Monopolkapitalismus ernst- lich bedroht werden, ist das Va- terland und das national-Interesse in Gefahr. Damit bekämpften in Frankreich die 200 Familien die berechtigten Forderungen der Gewerkschaften und die Volks- front. Sie, die Währung und Pro- duktion sabotierten, behaupteten, dass die Arbeiterschaft die fran- zösische Produktion und Rüstung lähmten. Sie, die ihr Land an Hitler verrieten, beschuldigten die Arbeiterschaft des Verrats an den heiligsten Interessen Frank- reichs. So verdeckt mc5h den Abgrund des Unrechts, der darin besteht, dass zwar die Produktivität der Arbeit so gross ist,dass die Be- dürfnisse aller Menschen befrie- digt werden könnten, dass aber der sich mit Klauen und Zähnen verteidigende Monopolkapitalis- mus die Befreiung der Menschen vom Fluch der Arbeit verhindert. Der Senator Hugh Delacy hat gewagt, die sehr einfache Wahr- heit auszusprechen: die Bergar- Was in früheren Zeiten den gröss- ten Aufruhr in der kpitalistischen Welt hervorgerufen hätte, ist heute zu einer Alltäglichkeit geworden: Der Eingriff des Staates in die Wirtschaft. Preiskontrolle, Drosselung oder För- derung der Ein- oder Ausfuhr be- stimmter Artikel und damit Kontrolle der Produktion sind in den meisten Ländern notwendig geworden, um das Chaos au mildern das die Folge der kapitalistischen Wirtschaftsweise ist. Darüber hinaus bestehen in verschie- denen Staaten Tendenzen zur Natio- nalisierung lebenswichtgier Wirt- schaftszweige. Diese Tendenzen sind jedoch auf die mannigfachsten Ursa- chen zurückzuführen. Die Enteig- nung der Petroleumfelde, in Mexiko und die Nationalisierung öffentlicher Dienste in Argentinien sollen die Län- der von der Abhängigkeit ausländi- scher Kapitalisten befreien. In USA soll die — zeitweise — Uebernahme der Kohlengruben durch die Regie- rung die Gefahr neuer Streiks ban- nen. Und endlich in England, einem der stärksten Bollwerke des Kapita- lismus, soll durch die Nationalisierun- gen das Land zum Sozialismus ge- führt werden. Uns als Sozialisten interessiert der letzte Fall am stärksten. Ist die La- bour-Regierung wirklich dabei, in ih- rem Lande das Fundament für eine sozialistische Gesellschaft zu legen? Wird die Macht der englischen Ka- pitalisten wirklich gebrochen werden? Führt der eingeschlagene Weg dazu, die englische Arbeiterklasse zum Erben der Lords und Grosskapitalisten zu machen? Der König war es, der die neuen Nationalisierungspläne der Regierung anzukündigen hatte. Aus dem Munde des Königs muss solch eine Ankün- digung beruhigend für alle die wir- ken, die infolge ihrer gesellschaftli- chen Stellung eine entscheidende Ver- änderung der Struktur des Landes zu fürchten haben. Sozialismus heisst nämlich nicht Nationalisierung plus Sozialversicherung, oder Ersetzung des privaten Kapitalisten durch den Staat. Die wirtschaftlichen Massnah- men können nur dann die Grundlage für die Schaffung einer sozialistischen Gesellschaft bilden, wenn sie mit den entsprechenden politischen Verände- rungen Hand in Hand gehet!. Doch gerade von politischen Veränderungen ist leider bisher noch nichts zu mer- ken. Keine Massnahme ist erfolgt, die etwa die Stellung des Königshauses erschüttert hätte. Statt die Abschaf- fung von Titeln und Privilegien zu erkämpfen, wurden diese von den Arbeitervertretern selbst in Empfang genommen .als handele es sich darum diese von der alten Gesellschaft eigens zur Versinnbildlichung der Ungleich- heit geschaffenen und aufrechterhal- tenen Symbole zu erben, statt sie zu zerstören. Die Verpflichtung jedes So- zialisten, international zu denken und zu handeln, wurde mit Füssen getre- ten indem man das Proletariat Grie- chenlands aus imperialistischen Mo- tiven einer faschistischen Regierung auslieferte. Aus dem gleichen Grunde wurden die in Bezug auf Spanien und Palästina gemachten Versprechungen gebrochen. Sowohl das Kolonialamt als auch der gesamte diplomatische Dienst setzt sich weiter aus Vertre- tern der Klasse zusammen, die die * Macht abgetreten haben sollte. Ueber- haupt scheint die Frage der Macht und die Sicherung der Macht für die La- bour-Führer nicht zu existieren. Das kann eines Tages die Vernichtung pller mühsam errungenen sozialen Verbesserungen und Sicherungen der englischen Arbeiterschaft zur Folge haben. Keineswegs wird jedoch die Sicherung der Macht des englischen Imnermms aus den Augen gelassen. Den Besitzern der enteigneten Un- ternehmen werden phantastische Ab- findungssummen bezahlt, die teilwei- se sogar den Wert der Werke über- steigen; ein Verfahren, das nicht nur darum zu verurteilen ist, weil es ja letzten Endes die Arbeiter selbst sind, die die Abfindungssummen zu zah- len haben, die lieber für Wohnbau- ten verwendet werden sollten, son- dern hauptsächlich, weil der Besitz der Produktionsmitteln zum grössten Teil die Folge der Akkumulation des Mehrwertes ist, der während vieler Jahre von den Arbeitern produziert wurde. Es sei nicht bestritten, dass der von der Labour-Regierung in Bezug auf die Nationalisierung ein- geschlagene Weg ein fortschrittlicher ist, doch solange damit nicht die Ver- llichtung aller Privilegien und Macht- DAS ANDERE DCUTlCHl AND rÄ „Freie Wirtschaft" in Nordamerika In einem ihrer letzten Monatsbe- richte sucht die "National City Bank of New York" nachzuweisen, dass die nordamerikanische Wirtschaft eine immer kräftigere Tendenz zur Demokratiesierung erkennen lassen. Der Aktienbesitz sei nicht mehr das Privileg weniger grosser Kapitalisten, vielmehr nähmen an ihm immer wei- tere Bevölkerungsschichten teil. Das ginge so weit, dass die 72 grössten Unternehmen heute mehr Aktionäre als Arbeiter hätten: 2-935.000 Arbei- tern — das heisst über 40.000 pro Un- ternehmen! — ständen mehr als 4 Mil. Aktionären gegenüber. Eine ständig wachsende Zahl von Gesellschaften biete ihren eigenen Arbeitnehmern Aktien zu günstigen Bedingungen an. Ist es da nicht klar, dass die dauern- den Streiks und Lohnforderungen diese kleinen Aktionäre in doppeltem Masse treffen? Als Konsumenten ha- ben sie infolge der Lohnerhöhungen hörere Preise zu zahlen. Und als Ak- tionäre müssen sie befürchten, dass die Bewilligung der Lohnforderung ihre Dividenden schmälert. Nach diesen intelligenten Erklä- rungen der City Bank müsste man es eigentlich bedauern, dass nicht alle Klein-Aklionäre, die zugleich Arb»3it- nehmer sind, jenen Monatsbericht zu Gesicht bekommen, wenn... ja wenn nicht die ganze Sache eine Kehrselte hätte, die völlig von der Schilderung der City Bank abweicht. Die Zahl der Kleinaktionäre mag getrost mehr als vier Millionen betra- gen. Diese Ziffer spiegelt aber gerade die Bedeutungslosigkeit dieses Klein- besitzes wieder. Denn wenn selbst auf jeden Kleinbsitzer mehrere Akt im entfallen, kann deren Dividende sich nicht messen mit dem, was d.er Ar- beiter an Lohnaufbesserung zu er- kämpfen vermag. Schon insofern kommt der Verbreiterung des Aktien- besitzes nicht eine "demokratisieren- de", sondern lediglich eine "wirt- schaftsfriedliche" Bedeutung zu; und dies nicht im Sinne dler Schaffung ei- ner wahren "Harmonie" der Inte- ressen von Arbeitern und Unterneh- positionen der herrschenden Klasse verbunden ist, solange die Arbeiterver- treter noch zusammen mit ihren Klassenfeinden zu kirchlichen Zere- monien gehen, und solange die Aussen- politik von militaristischen und im- perialistischen Prinzipien bestimmt wird, wird er nicht zum Sozialismus fübren. -------- von Hans Lehmann mör, sondern durch die Vortäusohang einer in Wirklichkeit nicht bestehen- den Interessenübereiastimmung. Wie wenig Einfluss der Aktienbesitz den Kleinakiionären gerade wegen der ungeheuren Zersplitterung ihrer Besitzanteile verleiht, mögen einige interessante Tatsachen beleuchten, die zum grossen Teil da» "Small Bu- siness"- sowie das "Temporary Na- tional Economic"-Komitee des ame- rikanischen Senats festgestellt haben: Im Jahre 1937 verfügte 1 Prozent der Aktionäre der 200 grössten Ge- sellschaften, sowie es keine Finanz- firmsn waren, über beinahe zwei Drit- tel der ausgegebenen Aktien. Die drei Familien-Gruppen Du Pont, Mellon und Rockefleller hatten nahezu für 1% Milliarden Aktien In ihrem Besitz. Der Aktien-Riesenbesitz beschränkt sich aber nicht etwa nur auf diese Gruppen. Vielmehr konzentriert sich 25 Prozent sämtlichen Aktienbesitzes in der Hand von 0.008 o|o der ame- rikanischen Bevölkerung. Der zehnte Teil dieser glücklichen Besitzer, das sind rund 1000 Personen, schlucken allein 10% der gesamten im Lande gezahlten Dividenden, während sich 50% aller ausgeschütteten Dividende auf 0 03% der amerikanischen Be- völkerung — oder 61.000 Personen — konzentriert. Damit vergleiche man, dass die übrigen 50 Prozent auf etwas mehr als 4.000.000 Aktionäre entfal- len! Wenn man bedenkt, dass es hierunter noch eine ganze Zahl von Personen mit grösserem wenn auch nicht Riesen-Aktienbesitz gibt, dann bekommt man das richtige Bild von der geringen Bedeutung der Klein- Aktionäre. Ein Beispiel dafür, wie ganze und zwar wichtige Industriezweige von wenigen Gruppen beherrscht werden, bietet die Stahlindustrie. Drei Finanz- Gesellschaften beherrschen sieben de stehn grössten Rohstahl unternehmen und damit 75 Prozent der Gesamt- erzeugung in den Vereinigten Staaten. Aehnlich liegt es bei der Kupferge- winnung. Hier kontrollieren die vier grössten Erzeuger 86 Prozent und zwei von ihnen allein zwei Drittel der Kupfererzeugung.' Diese beiden Ge- sellschaften werden wiederum von der Morgan-Gruppe beherrscht, die gleichseitig zu den drei beherrschen- den Gruppen in der Stahlindustrie ge- hört. Mit der direkten Kontrolle «nwhSpft eich keineswegs der Machtbereich der Mammut-Finanzunternehmen. Viel- mehr greift er auf dem Wege ge- meinsamer Direkteren, finanzieller Einflussnahme dsr verschiedensten Art usw. auf ynzählige Stosse, mittere und auch kleinere Gesellschaften über. Als Muster für eine solche Einfluss- nahme zitiert das "Big Business"-Ko- mitee, das was im Jahre 1946 während des Streiks bei General Motors und vor dem Streik in der Stahlindustrie geschah. Damale lud d?r Präsident der General Motors leitende Männer der United States Steel, Bethlehem Steel, American Bölling Mill, Gene- ral Motors, Westnghouse, Libby- Owens-Ford und aus der Schlacht- haus-Industrie zu einer Besprechung im Wäldorf-Astovia Hotel ein. Der Zweck und das tatsächlich erzielte Ergebnis dieser Besprechung war, ei- ne gemeinsame Lohnpolitik zunächst der Grossunternehmen und praktisch der gesamten nordamerikanischen In- dustrie festzulegen. Das geschah also in einer Zusammenkunft weniger Menschen. Die Wirscbaftspolitik der Truman- Regisrung, die allerdings von Roose- velt eigeleitet wurde, hat noch zu ei- ner Beschleunigung der Industrie- Konzentration geführt. Bekanntlich hatte die Regierung während des Krieges auf eigene Kosten enorme Fabrikanlagen erstellt. 75 Prozent sämtlicher Fabrikationsstätten, die in der Zeit von Juli 1940 bis Juni 1945 gebaut wurden, bezahlte der Staat» Sie wurden aber grösstenteils an die bereits bestehenden Industrie-Unter- nehmen verpachtet, die sie betrieben I mit dem Recht, sie nach Kriegsende zu erwerben, oder sie auch weiter zu pachten. 75 Prozent dieser vom Staa- te finanzierten Anlagen wurden von nur 100 Unternehmen betrieben. Und gar nur 25 Gesellschaften teilten sich in Fabriken. Wie weit die Gesell- schaften vom ihrem Optionsrecht auf diese von Steuergeldern bezahlten Anlagen Gebrauch machen, lässt sich noch nicht abschliessend sagen, da der Verkauf erst im Gange ist. In welchem Masse jedoch dieser Ueber- gang in Privatbesitz die Tendenz zur Industrie-Konzentration verstärkt, zeigt die Tatsache, dass bis Mitte die- ses Jahres zwei Drittel aller ver- kauften Staatsanlagen von Gesell- schaften erworben wurden, die sah- lenmässig nur 0,4 Prozent aller In- DAS ANDER! OtUTSCHlAWD dusrie-Unternehmen ausmachen. Das ist nicht etwa darauf zurückzuführen, dass nur wenige Begierungsfabriken verkauft wurden, sondern dass die Grossen sich den Hauptteil sicherten. So kauften oder pachteten General Elsctrie 14, General Molors 8, Beth- lehem Steel 6, International Harve- ster 5 Betriebe. Dabei begab sich die Regierung der Möglichkeit, in gewis- sen nahezu monopolisierten Indu- striezwegen das Monopol mit Hilfe Staats eigener Betriebe zu durchlö- chern. Nicht genug mit dieser Begünsli gung der grossen Gesellschaften, ge- nossen diese auch noch einen beson- deren Vorzug bei dier Auswertung der wertvollen Erfindungen, die während dss Krifgss mit Hilfe staatlicher För- derung gemacht wurden. Allein zwei Milliarden wurden von der Regierung während des Krieges für die Ausar- b iluiig neuer Herstellungsverfahren und Produkte ausgegeben. Die derart finanzierten Arbeiten wurden in d n Laboratorien und Forschungsslellen privater Gesellschaften durchgeführt, und 90% der Finanizierungsverträge sahzn vor, dass ^ie mit Staatsgeldern ausgearhe!t:ten Patente in den Besitz der betreffenden Firmen üherg2h?n. Das Ergebnis war. dass auf diese Weise 40% dieser Staatsausgab?n den führenden zehn Gesellschaften zugute- kamen. Alle angeführten Tatsachen deuten darauf hin, das# die Konzentration d/3s Kapitals sich in den Vereinigten Staaten in einem immer schnelleren Tempo vollzieht und damit von einer "freien Wirtschaft" kaum mehr die Rede sein kann. Diese Beobachtung führte den Senator Murray zu der Be- merkung: "Meiner Meinung nach... Ist die Konzentration der Vorläufer des Kollektivismus. Wir haben gera- de einen schrecklichen Krieg beendet und die Leben unserer Jugend geop- fert, um zu verhindern, dass uns der Kollektivismus von aussen aufgezwun- gen wird- Sollen wir jetzt gestatten, 6-^8 er sich von Innen heraus ent- wickelt." Der nordamerikanische Kapitalis- mus tut allerdings noch so, als bilde er die letzte Zufluchtsstätte der wirt- schaftlichen Freiheit. So nahm die Zeitschrift "Business Week** kürzlich die englischen Sozialisierungsgesetze zum Anlass, um die Ueberlegenheit d?s amerikanischen über den engli- schen Kapitalismus hervorzuheben. "Business Week" gibt zu, dass die Bügiisch« kapitalistische Wirtschaft grosse Schwächen hatte: "Mit ame- rikanischen Augen gesehen, war eine ihrer hervorstechendsten Schwächen die ausgiebige Durchsetzung der pri- vaten Unternehmen mit Kartelltn. Das private Unternehmertum gewinnt seine soziale Rechtfertigung und den grössten Teil seiner Stärke vornehm- lich aus der Konkurrenz. Viele eng- lische Geschäfstleute jedoch zeigten schon frühzeitig einen grossen Appe- tit für Kartellvereinbarungen, die häu- fig mit Erfolg darauf gerichtet wa- ren, sich von den kräftigsten Erschei- nungen der Konkurrenz zu befreien. In Ermangelung unserer Antitrust- Gesetze wurde so die Lebenskraft des privaten Unternehmertums in Eng- land erheblc'h geschwächt*. Mcinopoli stische Vereinigungen trugen auch stark zu diesem Prozess bpi. Grossen- teils weil sie mit Vereinbarungen durchsetzt war, die die Wettbewerbs- kräfte aufhoben, bewältigte die engli- sche Wirtschaft das Problem der Ar- beitslosigkeit zwischen den beiden Kriegen nicht mit Erfolg." Darin sieht "Bu. l iess Week" die Erklärung und sogar eine gewisse Rechtfertigung für die sozialistischem Wahlsiege in Eng- land. Es ist wahr, Kartelle und Truste in ihrer traditionellen Form gibt es In den Vereinigten Staaten vielleicht we- niger. Aber der nordamerikainisehe Kapitalismus bedaif ihrer auch weni- ger, da die Wirtschaft durch wenige Mammutgebilde beherrscht wird, die auf solche altmodische Krücken ver- zichten können. STREIFLICHTER AUF DAS NORDAMERIKANISCHE GEWERKSCHAFTSLEBEN Die jüngsten Wahlen zum nordame- rikanischen Repräsentantenhaus ha- ben wieder einmal bewiesen, wie weit die Arbeiterklase in den Vereinigten Staaten davon entfernt ist, ein politi- scher Fiktor zu sein. Wie sehr die Dinge auch auf gewerk- schaftlichem Gebiet im Argen liegen, mögen einige Beispiele zeigen. Eine' der Hauptschwierigkeiten für eine erspriessliche Arbeit der Gewerk- schaften besteht zweifellos in der Exi- stenz der beiden grossen rivalisierenden Gewerkschaltsvei'bäJide, der radikale- ren CIO, die dem Internationalen Ge- werkschaftsbund angeschlossen ist, und der AFL, die den Anschluss ab- lehnte, weil die CIO ebenfalls zur Gründung eingeladen war. Die CK) hatte nun in den letzten Monaten eine grosse Werbekampagne in den gewerkschaftlich rückständigen Südstaatan oiganisiert. D'iese Tatsache veranlasste die AFL sofort, eine Kon- kurrenz-Aktion durchzuführen. Da die gewerkschaftlichen Aufgaben und Pa- rolen schliesslich nicht sehr verschie- den sein können, musste man versu- chen, die Arbeiter mit anderen Schlag- worten an sich zu ziehen. Das taten denn die Werber der AFL damit, dass sie die CIO als kommunistenverseucht hinstellten. Die CIO, nicht faul, erwi- derte damit, die AFL als Racketeer-Or- ganisation zu bezeichnen, d. h. als ver- verbrecherische Methoden anwendend. Welcher Schaden der Arbeitenschaft durch diese Rivalitätskämpfe entsteht, zeigt deutlich die Wahlschlacht, die um die Organisierung der Arbeiter ge- führt wurde, die in den mit der Atom- spaltung beschäftigten Fabriken in Oak Ridge beschäftigt sind. Im ersten Wahlgang waren die Abstimmungsre- sultate wie folgt: Fabrik 1: für AFL 1.721; für CIO 1.531; gegen jede Gewerkschaft 2.579. Fabrik 2: für AFL 1.612; für CIO 1.429; gegen jede Gewerkschalt 1.373, Fabrik 3: für AFL 289; für CIO 121; gegen jede Gewerkschaft 176. Wenn man die für die beiden Ge- werkschaftsriohtungen abgegebenen Stimmen zusammentlehnet, wär also in jeder Fabrik eine gewerkschafts- freundliche Mehrheit vorhanden. Da aber keine der 3 Gruppen die absolu- te Mehrheit erzielte» wurde nach et- wa 3 Wochen ein zweiter Wahlgang durchgeführt. Hierbei entschied sich nun die Mehrheit in Fabrik 1 gegen jade Organisierung. Die AFL gaib da- bei offen zu, dass diese Tatsache durch den Kampf zwischen den bei- den Gewerkschaftsrichtungen ?u er- klären Ist. Dabei hatten die Gewerk- schaften allein für einen Wahlgang den Betrag von 250.000 Dollar ausge- geben. von dem ein wesentlicher Teil für die Bekämpfung des Rivalen ver- wandt wurde. Ihre zahlenmässige Ueberlegenheit führte die AFL auf aine Propaganda zurück, die si; im letzten Augenblick unter den Arbeitern verteilte. Unter der grossen Ueberschrift 100.— Dol- lar Belohnung! versprach sie diesen Betrag dem ersten, der nachzuweisen vermöge, dass die CIO-Gewerkschaft "frei von Einfluss oder Beherrschung durch die Kommunistische Partei" sei, Sie meint damit einen derartigen Erfolg erzielt zu haben, dass sie eine ähnliche Taktik für die gesamten Südstaaten beschloss. Di» Ausnutzung des Kommunisten- schrecks durch die AFL geht jedoch auf ein anderes Geschehnis zurück: auf die Aufnahm? der von John L. Lewis geführten Bergarbeitergewerk- schaft, die früher c>r CIO angehört hatte, in die AFL. Seit der Kampf zwischen Lewis und Philip Murräy um die Führung in der CIO zugun- sten des letzteren ausgefallen war, ist Lewis ein erbitterter Gegher seiner früheren CIO-^reu ide. Und kurz nach seinem Uebertritt in die AFL wurde klar, dass der Kampf zwi- schen beiden Gewerkschafterichtun- DAS ANDER! DEUTSCH! AND 7 gen sich zuspitzte. Ueberall wo die AFL einen Keil mit Hilfe der Anti- kommunisten-Parole m die CIO- Gruppen treiben kann, versucht sie, diese zu sprengen, beziehungsweise zu sich herüberzuziehen. Welche Wirkung diese Propaganda hat, lässt sich auch daraus schliessen, dass am 17. 11. 46 der 8. Kongress der CIO sich mehr oder minder Genötigt sah, eine Er- schliessung anzunehmen, nach der sie keinerlei kommunistische oder son- stige politische Einmischung dulde. Allerdings geht der Kampf nicht nur zwischen CIO. einerseits und AFL- Gewerksohaften andererseits. Als We- stinghouse kürzlich eine bestehende Fa. brik übernahm, fingen auch die Stahl- und die Elektrizitätsarbeitergewerk- schafben, die beide der CIO ange- schlossen sind, einen Streit darum an. wer die Arbeiter dieser Fabrik orga- nisieren solle. Dann machte ihnen noch eine dritte Gewerkschaft den Betrieb streitig. Der Kampf zwischen den erstgenannten beiden Gewerk- schaften fand daraufhin eine salomo- nische Lösung: sie verzichtete auf den Wahlkampf zugunsten einer vierten speziell für den Betrieb neugegründe- ten CIO-Gewerkschaft. Neben CIÖ und AFL gibt es noch wichtige unabhängige Gewerkschaften. insbesondere sind hier die grossen Ei- senbahner-',Brüdersehalten' zu neu. nen. Sie waren ja der Aniass. dafür, dass Truman im Mai sein gewerk- schaftsfeindliches Gesetz durchbrach- te. Dieses Gesetz hat aber der gro- ssen Zugbeamten-Brüderschaft einen derartigen Schock versetzt, öass sie ernsthaft an die Aufgaba ihrer Un- abhängigkeit zugunsten einer der bei- den grossen Gruppen denkt. Jeden- falls hat sie zu ihrem Kongress Wil- liam Green von der AFL und Philip Murray von der CIO eingeladen, um über den Anschluss zu sprechen. Als andere Lösung wird die Verschmel- zung der drai grossen Eisenbahner- gewerkschaften vorgeschlagen. Interessant ist noch die Stellung der Gewerkschaften zum Problem der Steigerung der Produktivität. Traditio- nell zeigen sie sich an diesem Problem uninteressiert. Auf den Vorwurf dass sie "Immer mehr für weniger'5 ver- langten, pflegten sie zu antworten, dass dieses Prinzip ja den Grundstein der ganzen nordamerikanischen kapi- talistischen Wirtschaft darstelle. Wenn die Kapitalisten stets danach trachte- ten "mehr für weniger" zu bekom- men, warum sollten die Arbeiter nicht das gleiche versuchen? Im vergange- nen Jahr hatten jedoch William Green und Philip Murray als Führer der All. und CIO bereits eine Erklärung ge- meinsam mit Eric Johnston, dem Prä- sidenten der Amerikanischen Han- delskammer, unterzeichnet, nach der die Erhöhung der Produktivität für Betriebsleitung, Arbeiterschaft und Publikum gleicherweise wünschenswert sei. Seither setzt sich die AFL immer offener für die Erhöhung der Produk- tivität ein. Und auch die CIO tut dies wenn auch vielleicht weniger oflen. Dabei war Hillman als Leiter der der CIO angeschlossenen Konfektions- schneider, wie'wir bereits früher be« richteten, sogar kurz vor seinem Tod so weit gegangen, dass er bei der Re- gierung aus eigener Initiative bean- tragte, den Unternehmern der Konfek. tions-Industrie eitie Preiserhöhung zu bewilligen, um So auch leichter au* Lohnerhöhung zu kommen. Einen gewisen Lichtblick stellt die Tatsache dar, dass selbst Williair Green auf Grund der wenig arbeiter- freundlichen Haltung des Parlaments .erklärt hat, der AFL bliebe wohl —- ähnlich wie vorher schoii der CIO — keime andere Wahl, als eine aktive Rolle in der Politik zu übernehmen. Das könnte bei den nächsten Wahlen von Bedeutung werden. Die deutsche Gewerkschaftsbewegung Die freie deutsche Gewerkschaftsbe- wegung hatte mit dem Machtantritt Hitlers im Mai 1933 ihr Ende gefun- den. Mit brutaler Gewalt bemächtig- ten sich die neuen Herren des Eigen- tums der Gewerkschaften, verfolgten die von den Mitgliedern auf Grund ei- nes demokratischen Wahlsystems ge- wählten Vertrauensleute und setzten sich selbst in die Leitung ein. Jeder Werktätige musste der "Deutschen Ar- beistfront" beitreten, wenn er nicht als "Volksfeind" gelten wollte. Weige- rung wurde mit Entlassung und Ueberführung in ein Konzentrations- lager beantwortet. Das Spitzelwesen sorgte für die '"Sauberkeit der Gesin- nung" in den Betrieben. Trotz des unerhörten Terrors bilde- ten sich in den Betrieben langsam Wid?rstandsherd?, die sich aus Perso- nen aller gewerkschaftlichen Rich- tungen zusammensetzten und genü- gend abgedichtet waren. Sie haben bis zum Sturze Hitlers oft heroische Be- weise Ihrer anständigen Gesinnung erbracht Nach dem Siege der Alliier- ten über Deutschland traten dann auch sofort die illegalen gewerk- schaftlichen Kaders in Erscheinung, die die Grundlagen gewerkschaftlicher Organisationen bildeten. Die Verhand- lungen über Zulassung von Gewerk- schaften mit den Besatzungsbehörden gestalteten sich anfangs äusserst schwierig-, wegen des Misstrauens, das man hro/»M,e. Im Dezember 1945 erliess General Eisenhower Bestimmungen über die Genehmigung- von Gewerkschaften. Danach wurde die „Deutsche Ar- beitsfront" mit ihren Gliederungen von Hermann Graul, Basel aufgelöst und den Arbeitern und An- gestellten gestattet, sich in demokrati- schen Gewerkschaften zusammenzu- schliessen. Das geraubte Vermögen wurde ihnen in den meisten Fällen zurückgeben. Nach dieser generellen Anordnung gab es bei der Durchführung der Ge- werkschaftsgründung mit den lokalen Militärbehörden sehr erhebliche Schwierigkeiten. Teilweise wurden in einzelnen Bezirken die Gründungen überhaupt nicht zugelassen. Erst langsam setzte es sich durch, dass die lokalen Gewerkschaf tsorganisitionen sich mit. ihren Kollegen in anderen Orten in Verbindung setzen konnten Die Gewerkschaftmitglieder alter Sei ulung organisierten die Belegschaf- ten der Betriebe, und mit dem Beginn der Produktion ttat auch wieder das bewährte Vertrauensmännersystem in Erscheinung. Im Sommer 1945 wurde eine Verord- nung über die Wahl von Betriebsrä- ten erlassen, die den Gewerkschaften einen Neuaufbau ermöglichten. Das gin$? stufenweise vor sich. Erst waren die Betriebsräte aus der Angestellten- und Arbeiterschaft zu wählen. Es folgte dann die Zusam- menfassung der örtlichen Betriebsräte 1ed°r Tn(,u,!trio"rur>T)« zu einem loya- len Komitee, das berechtigt war, Mit- glieder aufzunehmen. D?m Komitee wurde das Recht eingeräumt. Ver- sammlungen für seine Mitglieder ein- zuberufen und einen Vorstand wäh- len zu lassen. Darauf bauten sich das Orts- und Bezirkskartell der Gewerk- schaften auf bis zum Gewerkschafte- bund der Zonen. In Aussicht wurde die Zulassung eines Gewerkschafts- bundes für alle Zonen gestellt. In dieser Entwicklung von unten waren eine Reihe Schwierigkeiten zu überwinden, da den zuständigen Mi- litärregierungen der Aufbau der deut- schen Gewerkschaften nicht geläufig war- Es kam auch vor. dass Komman- danten der Ansicht waren, dass Ge- werkschaftsgründungen nicht nötig wären, und dass die Betriebsräte völ- lig ausreichen würden. Das innere Leben wurde zum Teil mit der Frage der Einheitsgewerk- schaft ausgefüllt. Bekanntlich hatte eine englisch» Gewerkschaftskommis- sion Deutschland bereist, um sich an Ort und Stelle über die gewerkschaft- liche Betätigung der Arbeitnehmer zu orientieren und Vorschläge zu ma- chen. Sie legten nach ihrem Studium dar. dass die Schaffung einer Ein- heitsgewerkscha.lt sich zu zentralistiscn auswirken und damit eine Macht konzentriert würde, die der deutsches! Entwicklung abträglich sei. Inzwischen ist diese Frage mehr in den Hintergrund getreten, da es sich gegenwärtig mehr um die Steigerung der Produktion und die Beschaffung von Rohmaterial dreht. Die eigentlichen Aufgaben der Ge- werkschaften, Regelung der Lohn- und Arbeitsbedingungen, traten vörab nicht so stärtc In Erscheinung. So bleiben nur allgemeine Betriebsfragen übrig, die in den Zonen-Gewerk- schaftskonferenzen neben den Fragen des gewerkschaftlichen Aufbau« *UT 8 DAS AND I II T Df UTS CHI AND Debatte stehen, wo allerdings recht fruchtbare Arbeit geleistet wird. Nach den bisherigen Beratungen scheint der Weg zur Schaffung von Industrieverbänden zu gehen, die ei- ne gewisse Zentralisierung verwal- tungtechnischer Art in sich schliesset. In der russischen Besatzungszone wurde im Juni 1945 in einem Erlass des Marschalls Schukow der werktä- tigen Bevölkerung das Recht einge- räumt, sich zu freien Gewerkschaften zusammenzuSohliessen. Gewerkschaftsausschtlsse in denen Sozialdemokraten, Kommunisten, — christliche und Hirsch-Dunkersche Vertreter vereint waren, hatten sich bereits vorher gebildet. äEs folgte die Gründung eines freien deutschen Gewerkschaftsbundes mit dem Sitz in Berlin. Ihm waren ange- schlossen 13 Industrieverb&nde und je ein Verband für das Personal der öf- fentlichen Betriebe und Verwaltun- gen, für kaufmännische Angestellte, für technische Angestellte und Werk- meister und für Bühnenpersonal, Ar- tisten und Musiker. 'Die Organisati- onsform ist finanztechnisch zsntrali- stisch, während die einzelnen Verbin- de ihren eigenen Vorstand haben. Von Berlin aus werden in der gesamten russischen Zone die Verbindungen mit den örtlichen Gewerkschaften über die bezirklichen Gewerkschaftskartellp aufgenommen. Das Bestreben- eines einheitlichen, über das ganze Reich sich erstrecken- den Gewerkschaftsbundes ist in allen Zonen gleich- wenn auch die Auffas- sungen über den Begriff Demokratie nonh verschiedenartig sind. Das ergibt sich aus der politischen Konzeption und aus der Kampfstellung der bei- den Linksparteien. Eine zahlenmässige Uebersicht der rrsanisierten Gewerkschaftsmitglieder ist schwer möglich. Was man aus den Veröffentlichungen entnehmen kann, lässt den Schluss zu, dass die deut- schen Gewerkschaften heute ungefähr 5 Millionen Mitglieder haben. Vor 1933 lag die Zahl , der gewerkschaftlich Organisierten zwischen 6-7 Millionen. Berücksichtigt man, dass viele . im Kriege gefallen sind, viele sich noch in Kriegsgefangenschaft befinden, so ist die Zahl der Gewerkschaftsmit- glieder ausserordentlich hoch. Sicher haben sich viele Frauen der Gewerk- schaft angeschlossen. Trotz Not, Hunger und Verzweif- lung stellen sich Funktionäre dem Wiederaufbau der Gewerkschaften mit einem Eifer zur Verfügung, der be- wundernswert ist. Sie haben die Hoff- nung, dass der gewerkschaftliche Zu- sammenschluss den Aufstieg und die ziojx "P-hm. ueSuLiq iTairtajj s^utfag.ia des harten Kampfes ums Dasein wächst in unermüdlicher Kleinarbeit in der deutschen Gewerkschaf tsbewe- rrune der Glaube an eine bessere Zu- kunft. an ein Deutschland des Frie- dens und der Völkerversöhnung. Ein Nachwort zum Nürnberger Prozess Endlich .endlich näherte sich — zum * flüchtigen Erstaunen einer Menschheit, deren Westhälfte längst einer andern Sensation teils wohlwol- lend, teils schicksalergeben, teils ängstlich verfallen war, nämlich dem Geschrei der von Churchill begründe- ten neuen Kreigspartei —, es näherte sich der grosse Moment: die Urteils- verkündung. Wenn man schon das Andenken der- Barbaren, die zwar Verwüster, aber keine Wissenschaftler, Federfuchser und Bürokraten der Verwüstung wa- ren (Mischung, die die Nazimentalität am allerwiderlichsten machte), wenn man schon ihr Andenken fälschte, in- dem man die Nazis mit dem Titel Barbaren auszeichnete, so würde die Manier, mit der ein Teil der ameri- kanischen Presse diesen Moment aus- schlachtete, ebenso fälschlich barba- risch genannt werden. Da sah man den Göring — es war durch die Welt posaunt worden, dass er sich eine klei- ne Erkältung zugezogen — auf dem Titelblatt eines riesenweit verbreite- ten Magazins seinen mit einem Schal umwickelten Hals bedrückter Miene befühlen, darunter aber stand: 'Na Dicker, spürst du schon den Strick?' Als wär's dem 'Stürmer' des Streicher abgelauscht. Der Fahrstuhl, der ihn zur Empfangahme des Richterspruchs tragen sollte, blieb stecken. Komisch, nicht wahr? Der Kopfhörer, der ihm sein Todesurteil zuraunen sollte, funk- tionierte nicht. Ein Elektromonteur mühte sich mit hochrotem Gesicht, den Schaden zu heben, während Gö- ring grinste. Possierlich, was? Und all das erfuhr die Welt, denn es war ia über alle Massen erfahrenswert, es tat ja ungeheuer Wichtiges zur Sa- che des unnatürlichen Todes von zwanzig Millionen Menschen. Und als sie dann kamen in der Oktobernacht, um ihn aufzuhängen in einer Turnhalle, in der noch vorige Woche ein Fussballmatch amerika- nischer Soldaten stattgefunden hatte — utid es würde nächste Woche Wie- von Ulrich Becher (SHLUSS) der eins dort stattfinden, ward eifrig versichert —, seht da hatte er dem Henker, den Richtern, den Siegern ein Schnippchen geschlagen. Da hatte er ihr Urteil auf das sie anderthalb Jahre und Millionen Taler verschwendet hatten, mit seinem Freitod .verspot- tet. Da war er im Bett verschieden an Gift. Der Streicher aber fand unterm Strang Gelegenheit zu einer antise- ■ mitischen Kundgebung und zu" dem ehrlich gemeinten Ausruf: "Heil Hit- ler!" Die Hearst-Presse, die dem Roten-Jä- ger Hitler noch vor ein paar Jah- ren ein so hübsches Verständnis ent- gegengebracht. bediente einen Pöbel, den sie so unermesslich lukrativ zum Sensationshunger dressiert hatte, mit seitenlangen Berichten der Exeku- tionen, wobei der verstorbene Göring voll ohnmächtiger Wut als Feigling arfsrepraneert wurde. Als ob dies einen Toten träfe. Die Mutter des Sergean- ten. der das Kenkeramf- übernommen, erklärte in einem Interview, das Leibgericht ihres Sohnes sei Hüh- nerbrühe mit Nudeln. Die russische Presse dagegen veröffentlichte keine zweihundert Worte über die Ange- legenheit; Hauptmann Boris Wladi- mirowitsch von der Tass-Agentur teil- te mit, die beiden Sowjetjournalisten, die der Hinrichtung beigewohnt, hät- ten keine Zeile darüber geschrieben. Was den Sowjetstandpunkt deutlich prägt: "Wir haben diese grosse Farce mitmachen müssen, und es ist nicht die erste, die wir mitmachen mussten. Wenn man an dip Farce des Nichtan- griffsvertrags mit Hitlerdeutschland denkt, von dem wir genau wussten, dass es uns angreifen würde; den wir dennoch abschlössen mussten nachdem wir erkannt, dass Sir Chamberlain dem Hitler nicht nur die Tschechoslowakische Republik son- dern auch einen Gutschein für die Ukraine, einen Freibrief für die Ver- nichtung des Sowjetstaates zu Weih- nachten geschenkt hatte...'' Der nordamerikanische Stabsarzt Dr. Gil- bert indes, der die Angeklagten be- treute, verspricht sich einen Sensa- tionuserfolg von der Publikation ei- nes Buchs über seine Erfahrungen beim Nürnberger Prozess. So wird denn die dankbare Welt noch so man- ches über das Sodbrennen Rosenbergs oder das Bruchband Streichers er- fahren dürfen, was ihr bislang nicht geläufig war. Vergeltung und Aufklärung, die Hauptmotive, mit ctenen die Weitläu- figkeit des Prozesses gerechtfertigt wurde. "Es geschieht ihnen recht, dass sie so lange leiden müssen*', erklär- ten die Vergeltungsspezialisten. Sind die Untaten der Naziherrschaft, die Ermordeten. Wunden, Tränen, Trüm- mer gerächt dadurch, dass man zwei Dutzend Oberbonzen einem andert- halbjährigen Verhör unterzog. Das Ausmass des geschehenen Unrechts ist weder rächbar noch durch Strafe abzugelten, und darum wäre der Weg des "Kurzen-Prozess-Machens" zum wenigstens der kürzere gewesen. Auf- klärung? Um ordnungsgemäss alle Tatbestände begangener strafbarer Handlungen zu registrieren, hätten zehn Jahre mi tNot genügt und die Angeklagten weisse Bärte bekom- men. Durch den Prozess ist so gut wie nichts herausgekommen,, was die Besichtigung der Vernichtungla- ger. Einsicht in die Totenlisten und schriftlichen Geiselmordbefehle nicht schon zuvor bewiesen hätten. Verzei- hung, ein Irrtum! Es kam etwas her- aus, nämlich: Dass die SA keine kri- minelle Organisation, dass der Nazi- Generalstab sowie die feingebildeten Herren Schacht und Papen unschul- dig waren am Angriffskrieg des neu- deutschen Imperialismus. Der Freispruch der SA geschah wider die Stimme des russischen Rich- ters. Damit ist das Andenken des Zu- hälters Horst Wessel durch die alliierte DA 8 ANDERE DEUTSCHLAND 9 Welt freigesprochen, des Wessel, des- sen Schlachtgesang Millionen junger Deutscher zum Massenmord aufreiz- te, Lied, das sie zu Killern drillte, dass gröhlend sie auszogen zur grossen Ver- nichtung und |3elbstvernis!htung. Freigesprochen das organisierte Ban- ditentum, das die Weimarer Repu- blik verheerte und zerstampfte. Un- schuldige SA In Betreff des reka- pituliere man am besten den Best- seller des so abrupt ausser Mode ge- kommenen Schriftstellers A- Hitlers, lese man etwa die "friedliche Erobe- rung des roten Coburg'' nach. Im übrigen sanktioniert dieser Frei- spruch geradezu die Neonazis, einen neuen frisch-frei-fröhlich-frommen Turnverein dieser Sorte zu gründen. Der deutsche Generalstab unschul- dig? Damit ehrt die alliierte Welt das Andenken Hindenburgs und Lu- dendorffs. Dass die Reichswehr den Hitler vor allen andern entdeckte, dass sie ihn anstellte, damit er mit seiner Revolverschnauze die junge Republik zerbrülle; dass sich Partei- leitung und Generalstab — trotz eini- ger Skandale wie der Fritzsch-, Blom- berg-, Beckaffaire — In schönem Wi- derspiel der Kräfte in die Herrschaft des Dritten Reiches teilten bis zu- letzt, blieb unerwähnt. Und die beiden Schafe im Wolfs- pelz, Schacht und Papen? Diese bei- den Kavaliere am Scheitel und . an der Sohle, die durch ihre Schlaue und Bildung ihre gute Kinderstube und ihre Beziehungen den Nazismus sa- lonfähig machten in einem salonfä- higen Europa? Unschuldig (gegen die Stimme des russischen Richters)! Schacht, dem Hitler den unge- heuren Volksbetrug einer zauberkünst- lerhaft angekurbelten Wirtschaft — die lediglich mit dem uneingelösten Wechsel auf einen totalen Raubkrieg finanziert wurde — verüben half? Und Papen, der den Führer auf den Thron lüpfte, nachdem er ihn mit den deutschnationalen Schwerindustriellen verkuppelt hatte; der ein am Austro- Faschismus verkümmertes Oester- reich mit eleganten Kniffen ans Na- zimesser lieferte und sich später ver- gebens abrackerte, um die Türkei in den Hitlerkrieg hineinzumogeln? Wie wird diesen Schafen Unrecht getan, dass man sie überhaupt in die Nähe der Schlachtbank führe! Mögen sie wiederum weiden auf grüner Flur! Und so hat der Herrenreiter Von Pa- pen, nicht faul und im Beisein russi- scher Korrespondenten, gleich die blut- roten Untermenschen in der deutschen Ostzone begeifert, die ihn seines Hab und Guts beraubt und sich zudem er- boten, als "erfahrener Diplomat' Deutschland in den Schoss der euro- päischen Völkerfamilie zurückzufüh- ren. Welch einzigartige Chance für eine zweite deutsche Republik! Einen der wildesten Reaktionäre im nord- amerikanisctien Senat, Taft, belobte er wegen dessen Zweifel in die Recht- mässigkeit des Nürnberger Verfah- rens. So beginnt man sich wieder von Salon zu Salon zu verständigen über alle Meere unud Kriege hinweg... Ein deutschbürtiger Arzt ia New Jersey fragte mich verwundert: "Wis- sen Sie denn nicht, dass all die Greuel- bilder aus diesen angeblichen Ver- nichtungslagern gestellte Aufnahmen sind die In Hollywood gedreht wur- den?" In Yorkville, dem Deutschen- viertel Manhattans, raunte mir nach der Nürnberger Urteilsverkündung ein Biedermann, der mich nur vom Sehen kannte, zu: "Dafür werden die Ju- den zu büssen haben." Kästner be- schreibt eine jüngst im Augsburger Pälzer-Palaig eröffnete Ausstellung moderner deutscher Künstler, die un- ter den Nazis als "entartet" verfemt waren. Viel Jugend besuchte sie. Ein Jüngling schnarrte: "Diese Sudler gehören alle im KZ exterminiert!" Ein andrer: "Wenn ich den Kerl treffe, der das gemalt hat, knalle ich ihn nieder!" Also wurden deutsche Ge- müter durch den Prozess belehrt. Ein bayrischer Lehrer, der zwei Jahre in Nazigefängnissen und Lagern ver- brachte,« schrieb mir: "Sie machen 20. Oktober 1946. Die französische Besatzungszone ist die kleinste der vier Zonen, in die die Siegermächte Deutschland aufgeteilt haben. Sie hat die Gestalt eines Stun- denglases; der nördliche Teil, Rhein- land, Pfalz und Saargebiet, liegt west- lich des Rheines — der südliche Teil. Südbaden (und Württemberg, liegt östlich des Stromes. Keine Eisenbahn- linie und keine grosse Durchgangs- strasse verbinden den nördlichen und den südlichen Teil. Franzosen sowohl wie Deutsche, die von einem Teil in den andern reisen wollen, müssen die amerikanische Zone durchqueren- Da- zu brauchen sie ein Laissez-passer. einen Passierschein. Der ist für Fran- zosen schwer erhältlich. Deutsche, die ihn beantragen, müssen est monate- lang warten. Manche erhaltlen ihn überhaupt nicht. Die französische Zone besteht so eigentlich aus zwei Zonen, die kaum etwas miteinander zu tun haben. Das ist ein ungeheuerliches Hindernis für die Wiederbelebung des industriellen, kommerziellen und gei- stigen Lebens im Gesamtzonenmass- stab. So muss man sagen, um die französische Zone als Ganzes zu be- zeichnen. solcherart ist die politische Weisheit, derer, die das Herzland Eu- '•fna.s zerschnitten haben. Von den verschiedenen Konzeptio- nen der drei Westmächte hinsichtlich der Zukunft Deutschlonds soll später die Rede sein- Hier sei nur kurz vor- ausgeschickt, dass die. Franzosen gro- sse Teile des von ihnen besetzten Lan- des entweder dauernd besetzt halten oder sie gar gänzlich einverleiben möchten. Da weder Amerika noch England aus den Bedingungen ihrer geographischen Lage heraus, wenn schon aus keinen weiteren Gründen. Annektionsansprüche erheben kön- nen, ist eine Spannung zwischen den Franzosen auf der einen Seite und dsn Anglo-Amerikanern auf der nnderen Seite unverkennbar.' M'an spreche nur mit Franzosen. Amerika- nern oder Engländern über die von ihrem Standpunkt aus wünschbaren Ziele der Besatzungspolitik, und die Diskrepanzen treten sofort hervor, sich keine Vorstellung, wie gut es den eingefleischten Nazis bei uns geht. Sie halten zusammen wie Pech und Schwefel. Die Grosszügigkeit der Amerikaner wird missachtet. Statt dem Hitler schiebt man ihnen allle Schuld am deutschen Unglück in die Schuhe." Und der Hitler? Wozu das Rätsel- raten! Es liest doch jedes Kind aus :'-er Miefte seiner Eltern, wo er steckt- Dass er sich — zumindest als Vor« Stellung der willkürlichen Bedrohung, der allgemeinen Lebensunsicherheit, des Massenmord-Anspruchs — in der kosmischen Bombe re-inkarniert hat. Aber wir werden auch diesen Hitler erledigen, "so oder so", wie der Führer zu sagen beliebte. Des seid, arme Leu- te dieser Welt, gewiss. New York, Ende Oktober 1946 Die Franzosen sind die schwächste und ärmste , Besatzungsmacht. Sie können ihre Ansprüche kaum mit der Faust auf dem Verhandlungstisch durchsetzen. Ihre Taktik ist daher Verzögerung der von den Amerika- nern und Englindern angestrebten Vereinheitlichung und Schaffung von Tatsachen, die. wie sie hoffen, bei der endgültigen Regelung des Geschickes Deutschlands nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Ueber der französischen Zone liegt so ein gewis- ses Halbdunkel. Die Ernährungslage wird In einer Denkschrift "an den Obersten Dele- gierten der Militärregierung für das Land Baden" vom 24. Juni 1946 ver- anschaulicht. Unterzeichnet von den Landesvorsitzen den der Sozialistischen Partei, der BadiSchen Chritlich-Sozia- Ien Volkspartei, der Kommunistischen Partei und der Demokratischen Partei sowie von Vertretern der Gewerk- schaften, der Kirchen und der Israe- litischen Gemeinde, sollte diese Denk- schrift an den Interalliierten Kon- trollrat weitergeleitet werden. Ob das geschehen ist, war nicht festzustellen. Es ist nie eine Antwort darauf erfolgt. In der Denkschrift heisst es: "Die verantwortlichen deutschen Be- hörden haben wiederholt der franzö- sischen Militärregierung ihre Sorgen und Nöte wegen der Entwicklung der Ernährungsverhältnisse in der franzö- sischen Zone des Landes Baden unter- breitet. Wir dürfen hier vor allem auf die grundlegende Denkschrift hinweisen, die am 30. August 1945 der Militärre- gierung vorgelegt wurde. Unsere Befürchtungen haben slÄi leider als richtig erwiesen; die Ernäh- rungslage der Bevölkerung in Südba- den ist nunmehr an einem kritischen Wendepunkt angelangt und hat in- nerhalb der städtischen Bevölkerung den Charakter einer Hungersnot an- genommen. .. Die Arbeitsfähigkeit und Arbeits- freudigkeit der werktätigen Bevölke- rung kommt mehr und mehr zum Erliegen. Auch die staatlichen und ge- BERICHT UNSERES SONDERKORRESPONDENTEN AUS DER FRANZOESISCHEN ZONE 10 DAS ANDIIE OeUTSCHl AND meindlfchen Venwltungeorganisatto- »en verlieren ihre Leistungsfähigkeit. Die politische Auawirkung der vor- liegenden Ernährungskatastrophe ist verheerend. Die politischen Parteien und Ge- werkschaften bekennen sich aus dem gegenwärtigen Anlasa abermals und feierlichst zu einem demokratischen Aufbau des deutschen Volkes, zu ei- ner ehrlichen usd dauerhaften Ver- ständigung mit allen Völkern und zu loyaler Zusammenarbeit mit der Mi- litärregierung. Die politischen Parteien und Ge^ werkschaften sehen es nach wie vor als eine ihrer vornehmsten Aufgaben an, den äusserlich geschlagenen Natio- nalsozialismus auch geistig zu über- winden und endgültig zu vernichten. Die Absichten der politischen Parteien und Gewerkschaften werden jedoch auf das schwerste beeinträchtigt, ja zur völligen Erfolglosigkeit verurteilt wenn die bestehende Ernährungska- tastrophe nicht unverzüglich eine durchgreifende Aenderung erfährt. Fine dem Hungern ausgeliefert? Volksmasse ist kein gesunder Boden, auf dem ein neues demokratisches Gemeinwesen aufgebaut werden kann. Dl® Ursachen, die zu 6er bestehen- den Ernährungskatastrophe geführt 1 haben und die auf schnellstem Wege beseitigt werden müssen, sind der Mi- litärregierung in den sicheren Vor- stellungen wiederholt unterbreitet, worden. Wir möchten sie i mfolgenden ■nochmals kurz zur Darstellung brin- gen. 1. Die interzonale Abschnürung der einzelnen Besatzungszonen hat sich für die französische Zone des Landes Baden als Grenzland besonders nach- teilig ausgewirkt. Südbaden war hinsichtlich seiner Ernährung von jeher ein Zuschuss- gebiet, das den eigenen Bedarf bei weitem nicht decken konnte. Südba- den war von jeher vor allem auf die Einfuhr von Getreide, Kartoffeln, Fet- ten, Sohlachtvieh. Fischen, Zucker usw. angewiesen. Während in allen übrigen westli- chen Zonen die Bevölkerung in reich- lichem Misse mit, Fischen versorgt 'werden, ist Südbaden seit der Beset- zung von jeglicher Fischzufuhr abge- schnitten. 2. Das von der französischen Armee besetzte badische Gebiet muss nach wie vor zum überwiegenden Teil für die Ernährung der Besatzungsar- mee aufkommen. Dies gilt auch für zahlreiche Angehörige der Besatzungs- truppen, wie für die nach Südbaden zur Erholung verschickten französi- schen Kinder. Wie schon In der Denkschrift vom 30. August vorigen Jahres ausgeführt, liegt hier eine Diskriminierung und besondere Belastung eines ganz klei- nen Teiles Deutschlands vor, da näm- lich in der englischen und amerika- nischen Zone die Besatzungsann een sich aus eigepen Beständen und Zu- fuhren ernähren. Wie sich diese In- anspruchnahme für die in Baden an- fallenden Lebensmittelmengen aus- wirkt, zeigen die nachstehenden Bei- spiele näher: Die Fleischration der Zivilbevölke- rung beträgt im Gegensatz zu den anderen Zonen nur 440 g in der Mo- natsperlode. Da die Besatzungstruppe sämtliche Qualitätssorten des Flei- sches für sich in Anspruch nimmt, kann der Zivilbevölkerung nur minde- res Fleisch aus geringeren Qualitäten geliefert werden. Im Monat Mai wur- de für die gesamte Zivilbevölkerung Sülbadens für 1,-150.000 Einwohner 395 Tonnen Schlachtvieh zur Verfü- gung gestellt. Für die gleiche Periode musste für die Besetzungstruppen ei- ne Menge von 757 Tonnen Fleisch nur bester Qualität bereitgestellt werden. Während z. Zt. für weite Kreise der Zivilbevölkerung keine Kartoffeln mehr zur Verfügung gestellt werden können, sollen neuerlich für die fran- zösische Besatzungstruppe 6775 Ton- nen Kartoffeln aufgebracht werden. 3. Trotz der seit Monaten bestehen- den überaus schwierigen Ernährungs- lage und obwohl Baden, wie oben ausgeführt, immer ein Zuschussgebiet war, mussten in den vergangenen Mbnaten beträchtliche Mengen ein- heimischer Lebensmittel aus Südbaden ausgeführt werden. So musste bei- spielsweise im Monate Dezember, als die Zivilbevölkerung insgesamt 112,5 g Fett in Form von Butter und Oel er- hielt, im gleichen Monate aus Baden 200 Tonnen Butter nach dem Saar- gebiet ausgeführt werden. Obwohl die in Baden erzeugte Kar- toffelmenge, wie vorauszusehen war. nicht den Anschluss an die neue Ern- te sichern konnte, mussten beträcht- liche Mengen Kartoffeln nach Oester- reich, dem Saargebiet und nich rem Rheinland aus Baden ausgeführt wer- dende mussten beispielsweise im Mo- nat April 9000 Tonnen Kartoffeln al- lein nach Bonn ausgeführt werden, obwohl schon damals weite Kreise der Bevölkerung ohne Kartoffeln waren und die Hungerkatastrophe schon ein- gesetzt hatte. Im Monat Mai mussten allein nach dem Saargebiet 220,9 Tonnen und nach der Pfalz 232 Tonnen Schlacht- vieh aus Baden ausgeführt werden. Im Vorstehenden sind einige Bei- spiele angeführt. Sie erschöpfen kei- neswegs etwa die Summe der aus Südbaden ausgeführten Lebensmit- tel. .. In den Potsdamer Beschlüssen ist ausdrücklich ausgesprochen, dass Deutschland hinsichtlich der Lebens- mittelzuteilung als ein einheitliches Gan??es behandelt werden sollte. Die Bevölkerung Pfld^aden« hätte sonach einen Anspruch darauf, dass Ihre Ra- tionen Im gleichen Masse wie in den anderen Zonen erhöht würden. Dies wird jedoch nur dann möglich sein, wenn die in Baden erzeugten Lebens- mittel der Zivilbevölkerung vorbehal- ten bleiben und darüber hinaus noch ausreichende Hilfe von aussen kommt. ... Wir sind uns bewusst. dass das ^eu<^che V^lv aucV> hinslch^ich seiner Ernaihrun» (V>fov b,: m"S? Kriegsien- tenzahlung mit der Angestellten- und Invalidenversicherung verknüpft. Bei den früheren Angehörigen dieser Ver- sicherungen richtet sich der Renten- satz nach den gezahlten Beiträgen, Personen, die nicht versichert war&rw erhalten nur den Mindestsatz, d.h. RM, 40.- zusätzlich RM 10.- für jedes Kind- Kriegsverletzte die mehr als die Half» te bezw. 1/3 arbeitsfähig sind, erhal- ten keine Rente. Witwen, deren Män- ner der Invalidenversicherung ange- hört hatten, bekommen nur unter be- sonderen Bedingungen Rente. — Der wiedererstandene "Fürsorgebund für Körperbehinderte, Kriegsbeschädigte und Arbeitopfer" der von Hitler ver- boten wurde, bemüht sich um die Verteidigung der Rechte der Opfer des Krieges und der Arbeit. Gemüse fih Berlin Um den Berlinern eine jährliche Ge- müsezuteilung von 100 kg pro Kopf zu sichern, soll im Umkreis von 60 km um Berlin nur noch Gemüse angebaut, werden. Die Bauern dieses Gebietes dürfen Getreide und Kartoffeln nach dem Inkrafttreten d^s Planes nur für den eigenen Bedarf anbauen. meisterlich-väterlichen Art, seine er- greifende Ansprache an di? SS-Män- ner über das heilige Kreuz, der Kreu- zestreue und den Kreuzessegen zu halten. Gerade an der Stelle, wo Tau- sende geopfert unud geblutet haben, wo ungezählte duldend ihr Kreuz ge- tragen, soll im stillen Heilierttim d"V neuen Kreuzkirche auch der Krie?«- gptangen» sich Kraft und Mut holer, um das Kreuz der Gefar»°mrhaft geduldig zu tragen, bis auch ihn»n das Kreuzeslicht wieder den Weg zu den Ihren in glücklicher Stunde weist. Nach der tiefergreifenden Predigt trat der Stadtpfarrer von Dachau, H. H. Geistlicher Rat Pflanzelt. an den Al- tar. um in der neuen Heilig-Kreuz- kirche das erste heilige Messopfer zu feiern das umrahmt war von den herrlichen Melodien des trefflich ge- schulten SS-Männerchores und das Lagerochesters unter der Stabführung von Emil Forst. Nach der Feier der hl. Messe ergriff H. H. Geistl. Rat das Pflanzelt das Wort, um aulrichtig und herzlich zu danken Sr. Eminenz für die wohl einmalige Weihestunde gera- de dieser Kirchenbenediktion und wei- ter wärmstens zu danken der hol* *i amerikanischen Militärregierung für EINWEIHUNG DER hl. KREUZ-KIRCHE IM 12 DAS ÄNDERE DEUT feilt ÄND KRITIK AN THOMAS MANN UND HERMANN HESSE von Karl O. Paetel Die Tatsache, dass in Deutschland, dem Land ihrer geistigen Herkunft, so etwas wie der Nationalsozialismus möglich war hat manchen freiheitlie- chen deutschen Geistigen dazu veran- lasst, sich ein für alle Mal von der Heimat loszusagen. THOMAS MANN und HERMANN HESSE haben in bit- teren Briefen nach Deutschland dem Ausdruck gegeben. Im Reich verbliebene deutsche anti- nationalsozialistisch© Intellektuelle wie Erich Kästner haben verständli- cherwesie den verallgemeinernden Charakter (fieser Absage zurückge- wiesen. Doch sie sprechen vielleicht in "eigener Sache"? Interessant ist deshalb, däfcs AUS- LAENDER, "feindliche Ausländer" an mehr als einer Stelle das deutsche Volk segen die in den Absagen Manns und Hesses vorkommende Allgemein- Verurteilung durch exilierte Schrift- steller in Schutz nahmen. So beschäftigt sich etwa Jean Sehlumberger in der französischen Zeitschrift "Terre des Hammes" — unter gleichzeitigem Abdruck des et- was gekürzten Wortlauts — mit der Antwort Thomas Manns an Walter v. Molo und fährt dann u. a. fort: "Hier hat der Berichterstatter sich nicht versagen können, einige Fragen zu stellen und sich über das Schwei- gen zu wundern, dass Mann hinsicht- lich jener Männer bewahrt, die im Innern des Reiches und oft unter Le- bensgefahr nicht aufhörten, gegen den Nazismus zu kämpfen. Es ist wohl richtig, dass er Pastor Niemöller und dem Widerstand der Kirchen öff entlieht Tribut gezollt hat. Aber er bewahrt Schweigen über den Mut der verschiedensten Persön- lichkeiten, z- B. tfen des Romanciers Ernst Wiechert,' der zweimal ins Kon- zentrationslager gesperrt wurde den des Bruders von Ernst Jünger, des Poeten Friedrich Georg, den einer gan- zen Rechtsgruppe, geführt von Nie- kisch. Er vergisst ferner die beiden Scholl und ihre Mitverschworenen, die, wie die Nazis selbst zugegen, erschos- sen wurden weil sie auf der Universi- tät München eine Revolte vorberei- tet hatten. Ganz offensichtlich hatten diese Widerstandsleute keine Zeitun- das verständnisvolle Entgegenkommen und die wohlwollende Unterstützung beim ganzen KErchenbau, um schliesslich auch den SS-Männern innig zu danken für die Hilfsbereit- vchaft und Opferwilligkeit, mit der sie vom ersten Spatenstich an bis zur Setzung des Turmkreuzes in Pla- nung und Ausführung des Kirchen- baues ihre ganze Kraft gewidmet haben. Er rief die SS-Männer auf, sich der Leitung der Seelsorgegeistli- chen, die von Sr. Eminenz eigens be- rufen worden sind, anzuvertrauen und auch so mitzuarbeiten an dem geistigen und seelischen Aufbau, zu dem die Glöcklein der Lagerkirche «Aps täglich rufen. gen und Magazine zur Verfügung, um ihre leidenschaftliche antihitlerische Einstellunu'g bekannt zu machen; sie konnten sie nicht der Welt mitteilen von dem Mikrophon des nordameri- kanischen Radios. Sie waren auf die begrenzten illegalen Mittel angewie- sen auf die Verteilunug von Pamphle- ten durch ergebene und entschlosse- ne Mittelspersonen. Wir in Frankreich kannten das. Wir wissen, welche bewundernswerte Bemühungen von einem grossen Teil der Öffentlichkeit übersehen wer- den können, und vielleicht hat uns die Erfahrung in die Lage versetzt, abzuschätzen — besser als das Tho- mas Mann in seiner Zurückgezogen- heit in Kalifornien tun kan — was es da an Mut und Opfern gegeben ha- ben mag!" So veröffentlicht die von den nord- amerikanischen Occupationsbehörden in München herausgegebene "Neue Zeitung" die Zuschrift eines polni- schen KZ-Insassen, die sich gegen die Absage Hermann Hesses wendet: Jan H. Bruell, Heidelberg, Chirurg Klinik, Abteilunug V, erwidert auf den in Nr. 61 unseres Blattes vom 2 August 1946 abgedruckten "Brief nach Deutschland" von Hermann Hesse- "Ihr Brief ist das Schreiben eines müden Mannes. Was ich darin suchte, war ein Wort der Aufmunterung an alle Deutschen, die guten Willens sind. Doch Sie lächeln nur über alle jene, die von Ihnen erwarten, dass Sie sich zu dem geschlagenen Deutschland be- kennen. Wenn bisher jemand in Deutschland den Namen 'Hermann Hesse* nannte, so dachte er nie dar- an, dass Ihr zufälliger Wohnort in der Schweiz liegt Alle, die Sie Hebten — und es waren s Ver- fassers nicht teilen kann, steht die unbedingte S^'berkeit seine" G°sin- nun» ausser Zweifel. 5K>m Buch i«t einer der ersten, aufschlussre^hen Beiträge zur Durchleuchtung dieses trrübQten Kapitels der Menschheitsge- schichte. Man darf mit Spannung den zweiten Band erwarten, der bis z"M> Attentat vom Juli 1944 führen soll. F. B. ENRIQUE /. BIER BUCHHALTUNGEN Arbeit«', Steoerrecht, pen«Ionsffesetze. Mit einem geringen monatlichen Betrag vermelden Sie Schwierigkeiten nnd Vn- ordnnng. VIAMONTE 2760 Piso 3, Depto. A. BUCHHANDLUNG LEIHBÜCHEREI "LOS AMIGOS DEL UBRO" deutsch, spanisch, englisch Briefmarken COCHABAMBA (Bolivia) Cosilla 450 Ptrü 30 (zwischen Espafia und 25 de Mayo) KINDER IM SOMMER NU* ans M E E k OOLON1A DB YAGACIONES OSTKBMANN OOMDl UM «. » *8-im DAS ANDERE OEOTSCHCÄND CASA FILATELICA GUILLERMO KARBAUM Einziges BrietmarJcenspeziaigestiiätt in der Republik. Herausgeber des Bolivia-Spezial-Album. LA PAZ - BOLIVIA Calle Bolivar (Kuificio raris) Casilla 323 HELFT den deutschen Antifaschisten RETTET die deutschen Opfer der Hitlerdiktatur vor dem Hungerted DEUTSCHLAND- AUSTRIA 2064 — U. T. 72-6058 — BUENOS AIRES V er ein "Vorwärts 99 Veretnahaue« AUSTRIA 2064 V. t. 73 - 6068 Sport and Landbelms Quinta "LA PERLITA' »Hilmes — V. 'A\ 808-811 Das Zentrum der demokratischen Deutschen C0NFITER1A SUIZA Salon de Te Inhaber: Ludovico Weinberg Avenide Forest 1502 U. 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