Ca OTRA ALEMANIA DAS ANDERE DEUTSCHLAND O R G A N O D ti LOS ALEMA N K S I) U M OCRATICOS ÜE AMERICA DEL SU AUS DEM INHALT August Siemsen: DAS ENDE PREUSSENS Karl 0, Paetel: DAS DOPPELGfSlCHT DES AMERIKANISCHEN LIBERALISMUS Hans Lehmann; MILLIARDENSEGEN — ABER EUER WEN? KONRAD HEIDEN GEGEN EMIL LUDWIG f/vtst Peru/: SUDETENDEUTSCHE IN SUEDDEUTSCHLAND POLITISCHE BRIEFE AUS DEUTSCHLAND EMPFANGSBESTAETIGUNGEN VON PAKETEN NEUE PAKETZUSAMMENSTELLUNGEN r* ............. .. O u Ii j\ U S • A i k L S • T U C ü M A \ 3 u y • i i Rh I i k O 7 2 6 4 NUMERO 138 15 DE MARIO DE 1947 Deufsdie U F/ankfu/f »m Main I DAS ANDERE DEUTSCHLAND VERTRETUNGEN DES ANDEREN DEUTSCHLAND BOLIVIEN La Paz: Guillermo Kar bäum, Ca- silla 323. Tarija: Manfredo Hammerschlag, Lista de Correo*. Cochabamba: Los Amigos del Li- bro, Casilla 450. BRASILIEN Rio de Janeiro: Curt Uebel und Willi Keller, beide Casilla 4231. PARAGUAY Asunciön: Enrique und SYisanna tilocz, Generai Uiaz 276 CHILE Osorno: Oscar Chylik, Casilla 423 URUGUAY Montevideo: LA OTRA ALEMA- NIA, Soriano 1224. MEXIKO Mexico D. F.: Walter Stein, Av. Victor Hugo 80, Colonia Anzures VENEZUELA Caracas: Libreria S.V. .A.. El Re- creo. USA New York: Gretl und Herrmann Ebeling, 203 West 98 Street. N. Y. 25. SCHWEIZ Basel: Herrmann Graul, Steinen- graben 12. Zürich: Neues Deutschland, Post- fach 143, Zürich-Fraumünster. FRANKREICH Paris: S. P. D., 9, rue Victor Masse, Paris 9e. ENGLAND London: Wilhelm Sander, 33 Fern- side Avenue, Mili Hill, Landen NW ?. Hans Gottfurcht, 20 East Heath Road, flat 3, London NW3 SUEDAFRIKA Johannesburg: Futran, 45 Sacks Building, Joubert & Comissio- neers Street u. Independant Cul- tural Ass., Mappin & Webb Hou- se, Cor. Hock & Piain Streets. Bei den obengenannten Vertre- tungen des ANDEREN DEUTSCH- LAND sind sowohl Einzelexemplare als Abonnements erhältlich. Wir bitten, in allen die Administra- tion und den Versand betreffen- den Fragen sich zunächst mit der zuständigen Landesvertretung in Verbinudung zu setze .. Allen An- fragen bitten wir, ein adressiertes Freikouvert beizulegen. Vorausbezahlung des Abonne- mentsbetrages ist in jedem Falle unerlässlich. ERNAEHRUNGSZIFFERN Die Karorten und Tag: i:: Dänemark Schweden V. S. A. Irland Frankreich England Deutschland Holland Jugoslawien Italien betrugen pro Kopf 1938 1946 1946 in % 2900 89 2800 89 3150 102 3200 103 2280 75 3270 3130 3100 3100 3020 3000 3000 2890 2730 ZW Ein Brief aus einem dänischen Flüchtlingslager Aus dem dänischen Flüchtlingslager Oxbol: Di698 Woche fiel mir zufällig Euere Zeitschrift in die Hände- Ich las sie und war über vieles hocher- freut. Zunächst war es für mich die grösste Freude, dass es dort im fernen Auslande doch noch Deutsche gibt, die ihr Land nicht vergessen haben, und die ihm jetzt in seiner Not helfen wollen, die sich jetzt nicht von uns abwenden, so dass wir uns nicht völlig verlassen fühlen. Dann freute ich mich über das Ni- veau Euerer Zeitschrift, dass Ihr völ- lig vorurteilslos kritisiert und nur dem zustimmt, der tatsächlich recht handelt. Euere Zeitung mag ja deshalb das wirklich Freie, Demokratische zeigen können, weil sie von nieman- dem abhängig und sichtlich bestrebt ist, unparteiisch zu urteilen. Nun habe ich gleich eine Bitte, die Ihr mir hoffentlich nicht abschlagen werdet: Lasst mir doch bitte öfters ein Exem- plar Eurer Zeitschrift zukommen; ich verspreche Euch, dass es nicht in meinen Händen bleibt: Kameraden und Bekannte sollen es auch lesen. Nun will ich. so gut es geht, kurz unsere Lage schildern: Hier in Dänemark sind 200.000 deutsche Flüchtlinge, meist Ostpreus- sen, die alle noch in letzter Minute vor dem Zusammenbruch gezwungen wurden, per Schiff hierher zu fahren. Bei mir ist es anders: Mit meinem 13 jährigen Bruder (der Briefschreiber ist 17 Jahre all) war ich- bis April 1945 in einem Kinder-Verschickungs- lager einer Berliner Oberschule auf Rügen. Da mussten wir dann plötzlich weg- hierher. Die Flüchtlingslager sind völlig vom zivilen Leben Dänemarks abge- schnitten- Sie dürfen nicht verlassen werden, was man ja auch einsehen muss. Geld existiert in den Lagern, die von Deutschen und Dänen verwal- tet werden, nicht. Luxus gibt es na- türlichkeit keinen. Als grösstes Lager haben wir allerdings ein Kino. Verpflegung bekommen wir so, dass wir im allgemeinen satt werden. Fett ist sehr knapp, und so etwas wie Speck, Eier, Süssigkeiten gibt es nicht. Auch fehlt es den Flüchtlingen an Vitaminen. An Kleidung werden wir mit dem Allernötigsten versehen. Mit Schuhen steht ea sehr schlecht. Wir sind in Baracken und ehemaligen DAS ANDERE DEUTSCHLAND LA OTRA ALEMANIA (fundado el / de junio de 1937) Confirmado por Decreto No. 20.917 Registro nacional de la Propiedad Intelectua] No. 23 0123 Autorizado por Resoluciön no. 214 del Ministro del Interior (11 abril 1945) Einzelnummer: 50 Cts. (6 sept. 45) del Superipr Gobierno de la Naci6n. Editor v Director: pr. Auguste Biemsen. Tesorero: Juan Carl. Avisos: Guillermo Fleischer Redaccion y Administration: Tucumän 309 Buenos Aires (U. T. 31-7264) Jahresabonnement: 12.— Pesos argentinos (im voraus zahlbar) Geldbeträge erbitten wir aus- schliesslich per Giro oder ßono Postal oder Scheck auf Sr. Juan Carl Tucumän 309 Bs. Aires. DAS ANDERE DEUTSCHLAND ist kein auf' Profit ausgehendes Geschäftsunternehmen. Es lebt nur dank der Unterstützung sei- ner Freunde. Spendet für den Preesefonds! Erscheint am 1. und 15. eines jeden Monats. Pferdestellen untergebracht. In einem normal grossen Zimmer wohnen 13 Personen. Das Lager wird von däni- schem Militär bewacht. Lobenswert sind die Bildungsein- richtungen. Unser Lager mit 30.000 Flüchtlingen hat 2 Oberschulen, von denen eine unsere Berliner Schule ist, eine Volkshochschule, wo jeder Ste- nographie, Buchhaltung, technisches Zeichnen, Sprachen und vieles andere mehr lernen kann, eine Mittelschule und mehrere Volksschulen. Ich lerne ausserhalb der Pflichtfächer unter anderm Spanisch; da freute ich mich, meine Kenntnisse in Euerer Zeit- schrift ein wenig anwenden zu können. Es wird hier viel zur Heranbildung von Lehrkräften getan. Wir alle haben den einen Wunsch: Zurück in die Heimat! Aber das wird leider noch dauern..." Mit herzlichem Gruss. REINER OFFERMANN. 2850 1550 2300 2300 1800 95 53 80 5 69 84 Unsere jahrzehntelange Hausgenossin und Freundin, unser treues, geliebtes FRAEULEIN FOERSTER ist nach langen Hungerjahren der Entkräftung erlegen. Als die Auswandererpapiere für U. S. A. drüben eintrafen, die ihren glühenden Wunsch, wieder mit uns zusammen zu leben, endlich ver- wirklichen sollten, war sie an dem Tage gerade gestorben. Fräulein Förster, eine deutschgeborene katholische Frau, hat in den Jahren 1940 bis 1943 eine Reihe von in der Falle gebliebenen Frank- furter Juden mit Lebensmitteln versorgt. Tagsüber auf einem Hofgut in Bockenheim tätig, brachte sie in den Nächten den Ertrag ihrer Ar-m beit — statt in Münze liess sie sich mit den Produkten der Landwirt- schaft entlohnen — vor die Türe ihrer Betreuten. Achtzehn jüdische Familien gelang es ihr auf diese Weise am Leben zu erhalten -— bis zu der Deportation. Der lauernden Gestapo zum Trotz. Die eigene Todes- oder Martergefahr nicht achtend. BABETTE BUCH SUSANNE BUCH FREDRIC BUCH 33 West 87 Street, New York 24, N. K DAS ANDER! DEUTSCHLAND DAS ENDE PREUSSENS Am 1. März 1947 hat der Al- liierte Kontrollrat das Gesetz über das Ende des Preussischen Staates veröffentlicht. Preussen mit seiner Zentralregierung sowie allen ihren Zweigkörperschaften wird als aufgelöst erklärt. Preus- sen soll in deutsche Länder auf- geteilt werden, was im wesentli- chen ja bereits geschehen ist. Die Beseitigung des preussischen Staates soll "den künftigen Wie- deraufbau des politischen Lebens Deutschlands auf demokrati- scher Grundlage sichern". Am 31. März sind vierzehn Jah- re vergangen, seit die Hitlerdik- tctur ihr "Tausendjähriges Reich in Potsdam mit einem feierlichen Bekenntnis zu Preussen und der preussischen Tradition begann. In meinem. Buch "Preussen- die Gefahr Europas" schrieb ich 1933: "Die Eröffnung des Reichstags fand in betonter Symbolik in der Garnisonkirche zu Potsdam statt' Als "Tag von Potsdam" sollte das Ereignis die ruhmreiche Ge- schichte des Dritten Reiches be- ginnen. Während die hohe Fest- versammlung in leserlichem Schweigen verharrte, weilte der Reichspräsident und General- .feldm arschall von Hindenburg einige Minuten an der Gruft Friedrichs des Grossen. Nach den schmachvollen Zeiten der Repu- blik, nach der Erledigung der "ehrlosen Demokratie" sollte der 'iag von Potsdam Kundtun, dass nunmehr das Dritte Reich die preussischen Traditionen fortset- zen werde, die Tradition des Be- fehiens und Gehorchens, die Tra- dition des Militarismus und der Disziplin, die Tradition der "na- tionalen Ehre" und defr Eroberung Der Mann, der den Tag von Pots- dam durch die -Nacht des Reichs- tagsbrandes vorbereitet hatte, Reichtaagspräsident Gering, in seiner Eigenschaft als preussi- scher Ministerpräsident ganz be- sonders zur Wahrung der alt- preussischen Tradition berufen, sagte in seiner Eröffnungsanspra- che: "Auch heute war es sym- bolisch, dass der neue Reichstag, der wieder das Reich aufbauen will in alter Grosse, Würde, Eh- von August Siemsen ,'s und Freiheit zurückgeiunder. hat zu der Stätte, von der einst Preussen und von Preussen Deutschland ausgegangen ist". In "Mein Kampf" hat Hitler sehr klar ausgesprochen, was die Na- zis an Preussen bewunderten, und weshalb sie es sich z:nn Vorbild genommen haben: "Auf der Staatsform, dem Heere und dem Beamtenkörper beruhte! die wundervolle Kraft und Stärke des alten Reichs. Die- se waren in erster Linie die Ur- sachen einer Eigenschaft, die dem heutigen Staate (d. h. der Weimarer Republik) vorkommen fehlen: der Staatsautorität" (S. 709). Und an anderer Steile: "Der Grundsatz, der das preus- sische Heer seinerzeit zum wun- dervollsten Instrument des deut- schen Volkes machte, hat in übertragenem Sinne dereinst der Grundsatz des Aufbaus unserer ganzen Staatsverfassung zu sein: Autorität jedes Führers naen un- ten und Verantwortung nach oben" (S. 501). Wie die Nationalsozialisten, die Fortsetzer und Vollender der preussischen Tradition, das Wort 1 sozialistisch" in ihren Namen aufgenommen hatten, so hatte bereits Oswald Spengler in sei- ner Fähigkeit, die inkommensura- belsten Dinge zusammenzuklin- gen und durcheinanderzuwerfen, Preussentum und Sozialismus gleichgestellt. Sozialismus be- deutet für Spengler nichts ande- res als die Unterordnung der In- teressen des Individuums unter die der Gesamtheit. Der Preussi- sche autoritäre, in der Tendenz totalitäre Staat, das Preussische Heer mit seiner Vemirhtuno des Individuums durch die Gleich- schaltung im unbedingten Ge- horsam waren für diesen Be- griffsakrobaten Sozialismus, wäh- rend in Wahrheit der Sozialis- mus die Befreiung des Menschen aus der Not und Unterdrückung der Klassengesellschaft durch und in der solidarischen klassen- und herrschaftslosen Gesellschaft zum Ziel hat- Nicht umsonst hat Bismark sei- ne Ausnahmegesetze zur Unter- drückung der sozialistischen Be- wegung in Deutschland erlassen. Nicht umsonst durfte kom Staats- oder Kommunalbeamter im wil- helminischen Deutschland Sozial- demokrat sein. Preussen und der Sozialismus, wie er als historische Aufgabe des Proletariats, von Marx aufgzeigt worden ist, sind Gegensätze wie Wasser und Feuer. Und solange die deutsche Sozialdemokratie unter Bebels Führung den sozialistischen Grundsätzen treu blieb, war sie ein unbedingter Gegner alles BRUTALIDADES COMETIDAS POR OFICIALES ALEMANES EN LA LEGION EXTRANJERA Paris. — Bajo el titulo "Dachau no estd muerto", el diario co- ro unista "L'Humapite" relata un suceso bochornoso ocurrido en Fez (Marocco). Dos soldados franceses alH estacionados fueron sentenciados a 15 dias de arresto por no haber barrido debajo de sus catres. Se les enviö a la prisiön en la que actuö de carcelero un sub-oficial alemän. Este les ordenö pararse 6 horas seguidas con las puntas de los pies y de la nariz tocando una pared. Despu6s de esto, un sargento legionario alemän, encargado de la prisiön, los crpost6 du- rante cuatro horas en el patio, completamente desnudos, para ha- cerles sufrir bajo el intenso frio reinante. A continuaciön fueron flagelados por los guardas. Numerosos soldados fueron tratados del mismo modo, teniendo que ser hospitalizados despuös. Estos hechos revelan la deficiencia del sistema de reclutarnien- to de la Legion Extranjera, la cual de esta manera no solamente da albergue a elementös nazis, sino les permite coptirmar con sus aco*- tumbradas brutalidades« 4 DAS ANOBRI DIUTSCHLAND dessen, was 'der Begriff "Preus- sen" einschliesst. Das Unglück Deutschlands war es, dass die bürgerliche Revolu- tion des Jahres 1848, die die na- tionale Einigung Deutschlands als Demokratie erstrebte, von Preussen niedergeschlagen wur- de, und dass dann der preussi- sche Junker Bismarck diese Eini- gung Deutschlands unter der Führung Preussens mit Blut und Eisen herbeiführte. Die nun erfol- gende Verpreussung Deutsch- lands — seine Militarisierung und Bürokratisierung und der sich immer mehr verbreitende Macht- und Gewaltgraube — be- reiteten der unheilvollen Verbin- dung des Preussentums mit dem Kapitalismus und Imperialismus den Weg. Letzte Konsequenz die- ser Entwicklung war der natio- nalsozialistische totale Staat. Die Ueberwindung Preussens und des preussischen Geistes hätte statt durch Befehl der Sie- ger durch die Deutschen selbst erfolgen müssen. Als in einer Sitzung des Reichstags im Mai <1932 die Wogen der nationalen Begeisterung besonders hoch gingen, rief der Verfasser dieses Artikels dem Vertreter des Reichswehrministeriums auf der Ministerbank und den national- sozialistischen und deutschnatio- nalen Abgeordneten zu: "Wenn Sie einen neuen Krieg entfesseln, dann wird das deutsche Prole- tariat, treu dem Vermächtnis von Karl Liebknecht und Rosa Lu - xemburg, ein für allemal radikal mit Ihnen Schluss machen". Es war nur eine vereinzelte Stimme; sie erklang nur für die kleine Sozialistische Arbeiter- partei; was sie erhoffte, erfüllte sich nicht. Nicht die deutschen Arbeiter haben mit der Nazidik- tctur zugleich den preussischen Militarismus überwunden. Die Bombenflugzeuge und die Ar- meen der Alliierten haben mit dem Dritten Reich zugleich Preussen erledigt. Damit ist der Wunsch Heines erfüllt, dass man die Missgeburt Preussen ersäufen oder vebren- nen müsse. Und es werden heute vielleicht nicht allzu viele sein, die nicht dem Freiherrn vom Stein zustimmen, wenn er, der der Retter und Reformator Preus- sens war, schrieb: "Preussen wird unbeaaueit und ohne Nachruhm untergeKen, und man wird es für ein Glück halten, dass eine Macht, die durch ihren Ehrgeiz anfangs Europa erschüttert, dann durch ihr Tripotieren beunruhigt, die keine Pflicht, weder gegen sich selbst, noch gegen den eu- ropäischen Staatenbund erfüllt hat, zu sein aufhört" . Aber niemals hat das, was von aussen geschieht, den glei- chen Wert, wie das, was ein Volk durch eigene Kraft, durch seine eigene Revolution erreicht. Dafür bietet gerade die deutsche Geschichte genug Beispiele. Hät- te eine wirkliche Revolution und nicht der Zusammenbruch den Weltkrieg beendet, das Trauer- spiel der Weimarer Republik und die Schmach des Dritten Reichs wären Deutschland erspart ge- blieben. Deutschland hätte sei- nen Beruf, als Herzland Europas Bindeglied und Kitt für die eu- ropäische Union zu sein, erfül- len können, statt zum Ausgangs- punkt der Zerstörung Europas zu werden. Es bleibt also die Frage, ob Preussen durch das Gesetz der Sieger endgültig überwunden ist und nun wirklich "der Wie- deraufbau Deutschlands auf de- mokratischer Grundlage" gesi- chert ist. Die sozialen und die organisa- torischen Grundlagen Preussen sind jedenfalls gründlich, weit gründlicher als im vorigen Welt- krieg zerstört. Der Haupträger und Nutzniesser des preussischen Staates, der ostelbische Gross- grundbesitz —und mit ihm das Junkertum als Kaste— ist liquie- diert. Mit dem Heer sind Gene>. ralstab und Offizierskorps ver- schwunden, und sie werden nicht so leicht wieder aufgebaut wer- den und zur Macht gelangen können wie nach dem vorigen Weltkrieg. Ebensowenig werden Bürokratie und Justiz leicht wie- der ihren preussisch-obrigkeitli- lichen Klassencharakter wieder- gewinnen können. Mit der mate- riellen Zerstörung Deutschlands sind sie an ihren wirtschaftlichen Wurzeln getroffen. Was aber keineswegs über- wunden ist, das ist der preussi- sche Ungeist, die Untertanenge- sinnung, und Rückgratlosigkeit, der Nationalismus und der mate- rialistische Machtbaue. Mit ih- nen lässt sich keine Demokratie begründen, auf sie kann sich kein demokratisches Staatswesen bei schwerem Wiederaufbau, stützen; mit ihnen lässt sich kein Sozialismus verwirklichen. Lei- der haben die Alliierten bei der Behandlung Deutschlands nichts getan, wodurch dieser preussi- sche Geist überwunden werden könnte, vielmehr alles, wodurch das Entstehen und das Wachstum einer demokratischen Gesin- nung verhindert wird. Ganz ab- gesehen davon, dass ein hun- gerndes Volk unter feindlicher Besetzung schwer für die Ideale der Demokratie zu gewinnen ist, hat man die antifaschistischen und demokratischen Elemente nicht oder erst spät und unzu- länglich gestützt und ermutigt', hat man zunächst den Deutschen überhaupt keine demokratische Betätigungsmöglichkeit gegeben und tut es heute nur zögernd. Statt dessen werden Kirche und christlich-bürgerliche Parteikon- zentration gefördert, dass heisst die reaktionären Kräfte, die ei- nen grossen Teil der Mitschuld tragen. So klingen die Nachrichten über den geistigen und politi- schen Zustand des deutschen Volkes recht trübe. Die innere Ueberwindung des Preussentums bleibt nach wie vor die Aufgabe des deutschen Volkes selbst. "HEIL HITLER!" Jemand betritt eine Dienststelle und grüsst mit: Heil Hitler! Zur Rede gestellt. erwidert er: "ich se- he hier alle die alten bekannten Gesichter, so hab ich ganz von selbst den alten Gruss beibehal- ten." "SIPPENHAFT" Der aus russischer Kriegsgefan- genschcuJt zurückgekehrte Wenzel Leiss aus Mörs fand bei seiner Ankunft in der Heimat keine-:: An- gehörigen seiner Familie mehr vor. Die gesamte Familie war am 4. Fe' bruar 1943 als Opfer der sogenanw ten "Sippenhaft" auf Befehl der Gestapo hingerichtet worden, weil Leiss angeblich zum Feind übergelaufen sei und im Moskauer Rundfunk gesprochen haben soll- te. Leiss erklärte jetzt, dass alle Anschuldigungen erfunden seien. Nach seinen Angaben ist er im De- zember 1942 in russische Gefangenschaft geraten und hat die Zeit bis zu seiner jetzt erfolg- ten Entlassung in verschiedenen Kriegsgefangenenlagern \ zuge- bracht* DAS ANDERE OlUTSCHlAND 3 Das Doppelgesicht des amerikanischen Liberalismus von Karl O. Paetel, New York Im allgemeinen hat man — un- willkürlich dabei europäischen Partei- vorstellungen folgend — den Ein- druck, dass die Demokratische Partei, die Partei F. D. Roosevelts, in den Vereinigten Staaten die fortschrittli- che Gruppierung des Landes darstellt, die mehr oder minder immer noch die zeitoffenen, reformfreudigen Ideen des "New Deal" in der Innenpolitik und eine international verantwortungs- bewußte. anti-isolationistische Au- ssenpoliyk organisatorisch verkörpert. Das entspricht nicht ganz der Wirk- lichkeit. Es gab stets innerhalb der Demokratischen Parteiorganisation ei- nen relativ starken Block von nicht nur "Southernern", der schon zur Zeit Roosevelts keine Gelegenheit vorüber- gehen liess, der Politik des "Weissen Hauses" Knüppel zwischen die Beine zu werfen und der heute rühriger denn je ist — die Namen Theodore G. Bilbo, John Rankin, Talmadge sind nur die bekanntesten Beispiele. Bs gibt auf der andern Seite inner- halb der Republikanischen Partei, neben den Leuten um Robert A. Taft und Herbert Hoover etwa die Gruppe von Major Harold E. Stassen, im we- sentlichen alte Gefolgsleute Wendell Willkies umfassend, die innenpolitisch weit mehr arbeiter- und gewerkschafts- freundlich eingestellt ist als viele De- mokraten. und die aussenpolitisch die übernationalen Konzeptionen der "One World" sehr viel ernster nimmt als viele Parteigenossen der "New Dea- ler". Die Scheidung zwischen "rechts" und "links", zwischen progressiv und reaktionär geht quer durch die bei- den Parteien. Es gibt in beiden Par- teien der USA "Liberale", d. h. Män- ner> die für die Sache des Fortschritts eintreten. Bei näherem Hinsehen al- lerdings merkt man, dass auch mit dieser Standortbestimmung noch nicht allzu viel ausgesagt ist. Der ameri- kanische Liberalismus ist alles ande- re als eine wirkliche Einheit. Unter dieser Bezeichnung melden sich heu- te innerhalb beider Parteien in den Vereinigten Staaten ganz verschiede- ne Tendenzen zum Wort. Bevor wir diese Differenzierungen im einzelnen betrachten, ist es not- wendig, die sozialen Kräfte kurz dar- zustellen, die dem Liberalismus heu- te trotz allem in der Öffentlichkeit ein gewisses Massenmandat verleihen. Zwei Gruppen stellen im wesentli- chen das Reservoir der liberalen Po- litik dar: die Arbeiterschaft ("Labor") und die Fortschrittlichen ("Prögressi- ves") innerhalb der Intellektuellen- schicht und des grosstädtischen Bür- gertums (wobei man im Auge behal- ten muss, dass dieser Begriff im ame- rikanischen Sozialleben im Grunde noch ohne jedes wirkliche Unterschei- dungsmerkmal ist). Dazu kommen zahlenmässig nicht sehr Starke Ele- mente im Farmertum, wie sie etwa zeitweise die Progressive Arbeiter- und Bauern-Partei des älteren Robert La Follette in Wisconsin zu organisieren verstand, und die Ansätze der "Oo- operativen"-Bewegung. Wenn man von den Gewerkschaftsorganis, der Arbei- terschaft spricht, muss man ausserdem berücksichtigen, dass es sich dabei nicht um "klassenkämpferische", so- zialistischen Parteien nahestehende, Organisationen wie die europäischen Gewerkschaften handelt, sondern um Fachverbände, deren Aufgabe lediglich darin besteht, die Berufsarbeit der ihnen angeschlossenen Arbeiter — und nur dieser, nicht etwa aller in dem betreffenden Beruf Beschäftig- ter! — zu möglichst günstigen Bedin- gungen an die Unternehmer zu ver- handeln. Es sind zunftähnliche Be- rufsvertretungen, die darüberhinaus keinerlei ideologische Ziele verfolgen, sondern nur Mandatare eines — be- grenzten — Teils der Arbeiter im Lohnkampf sein wollen- Zwar haben politische Gruppen gelegentlich einen gewissen Einfluss in einzelnen Ge- werkschaften erlangt, so die Kommu- nisten in manchen ClO-Unions (Ein- zelgewerkschaften des "Congress for Industriai Organisation"), sozialisti- sche, auch scharf antikommunistische Zirkel in anderen. Die Leitung der CIO aber hat durch den Mund ihres Vorsitzenden Philip Murray mehr als einmal eindeutig zu verstehen gege- ben, dass sie keinerlei verpflichtende Verbindung zu politischen Parteien wünscht. Dennoch hat geratie die CIO im letzten Präsidenten-Wahlkampf ein eigenes "politisches Aktions-Ko- mitee" gebildet, das, unter Führung des verstorbenen Sidney Hillmann, erstmalig eine wirkliche Massenmo- bilisierung der in ihr organisierten Arbeiter für Roosevelt als den Kan- didaten des Liberalismus organi- sierte. Sie hat damit die von ihm gemeinte Position deutlich genug als nur zufällig in diesem einen Fall mit der der Demokratischen Partei zu- sammenfallend deklariert. Bei dieser Gelegenheit nat auch die andere — ältere — amerikanische Ge- werkschaft, die AF of L ("American Federation of Labor") durch ihren Präsidenten William Green sich für die Wiederwahl Roosevelts eingesetzt, obwohl bei andern Wahlen ein nicht ganz kleiner Teil der dort organi- sierten Arbeiter deutliche Sympathien für die Republikaner zur Schau ge- tragen hat. Auch hier hiess die Pa- role nicht: für den Mann der Demo- kratischen Partei. sondern für den "arbeiterfreundlichen", d. h. liberalen Kandidaten. Aber nicht einmal unter dfgi Roo- sevelt der Kriegsjahre, in denen es mit Hinweis auf die Aussenpolitik, dessen staasmännischsr Klugheit fast gelungen war, unter der Parole "Wir müssen den Krieg gewinnen!" sowohl den Grossteil des Unterneh- mertums als auch den überwiegenden Teil der Arbeiterverbände und der grollenden Liberalen zu einem "be- waffneten Waffenstillstand" zu brin- gen, hat die amerikanische Arbeiter- schaft als ganzes sich zum Nach- New-Deal bekannt. John L. Lewis, der ehemalige Grun- der der CIO, hat nach seinem Aus- scheiden aus dieser von ihm gegrün- deten Spitzengewerkschaft unversöhn- lich alles getan, um mit dem Gewicht seiner mächtigen unabhängigen Berg- arbeitergewerkschaft die Regierungs- politik Roosevelts zu diskreditieren. Der von ihm befohlene Streik in den Bergwerken hat als einziges innenpo- litisches Ereignis während des II. Weltkrieges für Tage die amerikani- sche Produktion wirklich gefährdet. Heute ist er, der einst die CIO aus der AF of L herausführte, in die AF of L zurückgekehrt und ist das grosse Fragezeichen von mon^. Sollte er, was manche Berichte ofkt&s heute andeuten, dort den Posten des Vor- sitzenden in naher Zukunft bekom- men, besteht die ernste Gefahr, dass dieser zweifellos begabteste Organisa- tor der amerikanischen Arbeiterbewe- gung, ehrgeizig, skrupellos, völlig un- ideologisch, die gesamte AF of L aus dem liberalen Lager heraus und in die Arme der Morgenluft witternden re- aktionären Fraktion der Republika- ner führt. Doch bis auf die Bergarbeiter von John L. Lewis haben die Gewerkschaf- ten — CIO, AF of L und die dane- ben noch bestehenden unabhängigen Vereinigungen — während des Krieges (z. B. mit dem Versprechen, nicht zu «treiben) alle "realpolitisch'' notwen- dig werdenden Abstriche von der ur- sprünglichen New Deal-Politik in wahrhaft selbstloser Art getragen —; nur der jüngere Robert Ixi Follette» als Parteiführer der Progressiven Par- tei, hat nach dem ersten demonstra- tiven Abrücken Roosevelts von dem für viele Millionen in Amerika den wahren Geist des Fortschritts verkör- pernden ehemaligen Vizepräsidenten Henry Wallace sich von der Roosevelt- Politik getrennt mit dem Vorwurf: "Roosevelt hat den New Deal verra- ten". Politisch hat das nicht die ge- ringste Wirkung ausgeübt; der die Partei auflösende Kongress der Pro- gressiven Partei hat 1946 nur bestä- tig^ dass seine Anhänger ihm seit langem nicht mehr folgten. Enttäuscht kehrte er in die Republikanische Par- tei die sein Vater einst verliess, zu- rück, um auch dort sofort von den "Rechten" völlig ausgeschaltet zu werden — vergeblich tewarb er sich um eine republikanische S»natoren- nominierun" Was die nicht paiteimässig gebun- denen und mit der organisierten' Ar- s DAS ANDER! BCUTS CHIANB beKerschaft nur aurch immer wieder zum Ausdruck gebrachte Sympathie verbundenen liberalen Intellektuellen anlangt, so haben sie — vor allem in den für diese Kreise symptomati- schen Zeitschriften Wie "Nation", und "New Republik" und Organisationen wie der ' Union for Democracy'' dem "National Citizens Political Action Ccmmlttee", dem "Indepenctent Cid zens Committee of the Arts, Sciences and Professions" — sich während des ganzen Krieges vollinhaltlich aut den Boden der Regierungspolitik gestellt. Nur sehr gelegentlich erschien ein- mal ein sanft-warnenüer Artikel, der an Ideologien erinnerte; sehr viel öf- ter wurden halsbrecherische Versuche gemacht, diese alten Ideologien "zeit- gemäss" zu interpretieren, um sie der Kriegführung nutzbar zu machen. Nur vereinzelte Kritiker von "ganz links", wia etwa die Monatszeitschrift "Poli- tics" von Dwight Macdonald grenzten sich davon ab und verlangten als "ra- dicals" von den "lib-labs", wie man dort die Roosevelt-Liberalen und Ge- werkschaftler ironisch nannte, unter- schieden zu werden. Im ganzen ge- nommen hat der amerikanische Li- beralismus die Kriegspolitik der Re- gierung als die seine betrachtet; selbst die Zahl der "Conscientious objectors", der Kriegsdienstverwei gerer aus welt- anschaulichen Gründen, war nur mi- nimal, — sehr viel geringer als z. B. im ersten Weltkrieg. Die Parole vom ''antifaschistischen Krieg" war nicht ohne Wirkung geblieben. Die überragende Persönlichkeit Roo- eevelts hat also die amerikanischen Fortschrittler, mit vielen Schachziigen, Kompromissen und Vertröstungen nach allen Seiten, im grossen' und ganzen bei der Stange gehalten. Selbst als die "Arbeiter-Partei", die — ge- stützt vor allem durch einige grosse AP of L-Gewerkschaften —. im Staa- ts New York sich eine Art "Zünglein an der Wage"-Stellung errungen hat- te, sich spaltete und die dissidenti- sche "Liberale Partei'' die Mutterpar- tei als kommunistisch-infrzf:rt denun- zierte, haben beide PartJi-jn nichts- destoweniger sich bei der Präsiden- tenwahl hinter Roosevelt gestellt. "FDR" war so etwas wie ein selbst- verständliches überparteiliches Schib- boieth der amerikanischen Liberalen geworden — ob mit lischt oder Un- recht, sei hier beiseitegelassen —: sein Name hielt jedenfalls, mühsam manchmal, aber doch im Effekt w sami die Fraktionen beieinander. Nach seinem Tode änderte sich das grundlegend. Der amerikanische Liberalismus toräch als eine Einheit auseinander — an der amerikanischen Aussenpolitik. Der amerikanische Liberalismus lö- ste seine enge Bindung zum "Weissen Haus" und wandte sich in wesentli- chen Teilen gegen den neuen Präfi- denten — wegen der amerikanischen Innenpolitik. Die Folge war, dass sein Dop;:d3e- sicht klar zum Vorschein kam, dass die Fiktion der umfassenden libera- len Idee sich in eine Reihe gegen- sätzlicher aktueller Stellungnahmen auflöste und die dabei auftauchende innere Zwiespältigkeit den reaktionä- ren Kräften innerhalb beider Partei- en neuen Aufschwung gab. Das heisst nicht, dass es nicht auch heute noch eine Reihe prinzi- pieller Fragen gibt, in denen jeder, der sich "liberal" nennt, überein- stimmt, In der Stellung zur Negerfra- ge, in der Frage des Streikrechts, in der Stellungnahme gegen antisemiti- sche und faschistische Tendenzen im Lande selbst gibt es noch immer ge- meinsame Ursprungsideologien der auseinanderstrebenden liberalen La- ger. Was aber zu tiefgreifenden Diffe- renzierungen füFirte? war die Nach- kriege-Aussenpolitik 'der USA. Ganz eindeutig war ja im übrigen die Ge- scnlossenheit in dieser Frage nie: senon der Vorkriegs-Isolationismus, der gegen Roosevelt alles sammelte, was sich weigerte, eine die westliche Hemisphäre verlassende Aussenpolitik zu unterstützen, umfasste neben den "Amerika First" Gruppen um Char- les Lindbergh u. a. ja auch den So- zialistenführer Norman Thomas, La Follette und den intransigenten ehe- maligen New D raier Senator Burton K. Wheeler. Heute wird die Aussenpolitik der Vereinigten Staaten, wie sie das Sta- tes-Department, d. h- das Aussenmi- nisterium der USA. nach den Richt- linien Harry S. Trumanns verfolgt, von den Liberalen nicht nur recht verschieden beurteilt, sondern von sehr gegensätzlichen Ausgangspunk- ten aus recht massiv unter Feuer ge- nommen. Der Stein des Anstosses ist, wenn man sich über die Hintergründe meist recht ideologisch stilisierter Erklärun- gen Rechenschaft abgibt, die Stel- lung zu Russland. Die wahrscheinlich im übrigen in ihrer politischen Aus- wirkung weit überschätzte Auseinan- dersetzung Byrnes-Wallace mit der darauffolgenden Demission des Han- deln-minister im vorigen Jahr hat das auch den naivsten Betrachtern deut- lich gemacht. Die Liberalen der USA haben sich — um eine europäische Terminologie zu übernehmen — in ihren aussen po- litischen Sympathien aufgeteilt in Pro- Sozialdemokraten und Pro-Kommuni- sten, und dieser Gegensatz wird heu- te — Europäern gleichfalls nicht un- bekannt — teilweise in einer Schärfe ausgetragen, die manchmal den ge- meinsamen Kampf gegen reaktionäre Strömungen in den Hintergrund tre- ten lässt. Die Tatsache, dass dieser Gegen- satz öffentlich zum ersten Mal nach der Stuttgarter Rede des ehemaligen amerikanischen Aussenministers Byr- nes über die künftige Deutschlandpo- litik zum Austrag kam, verführte teilweise dasu, das "deutsche Problem" als Mittelpunkt der in Frage stehen- den Entscheidungen zu sehen. Das Ist nur sehr bedingt richtig. Die "deutsche Frage" ist im grossen Zu- sammenhang der amerikanischen Au- ssenpolitik nur ein Mittel, nicht ein lebensnotwendiges strategisches Pro- blem. Byrnes "Silberstreifen" für die Deutschen war im Grunde nichts an- deres als ein psychologisch sehr ge- schickte» "Schach: das man der Reichs-Einheits-Parole der Russen in Deutschland gegenüber formulierte, der Adressat war nicht Deutschland, sondern die USSR. Es gab vorher be- reits sehr viel grundsätzlichere Schei- dungen in der Deutschlands rage? als sie Byrnes zur Diskussion stellte. Und zwar vor allem innerhalb des libera- len Lagers selbst. Die liberale Tageszeitung "PM" hat von Anfang an zu den schärfsten Verfechtern des "Morgenthauplans" gehört; der liberale Kolumnist Edgar Anselm Mowrer hat in der "New York Post" auf das leidenschaftlichste je- de "sanfte'' Politik gegenüber Deutsch- land bekämpft. Auf der andern Sei- te haben die bekannte Publizistin Do- rothy Thompson und der christlichso- zialistische Vorsteher des "Union Theological Seminary" Reinhold Nie- buhr, zwei der einflussreichsten Libe- ralen des Landes, ihr ganzes Prestige für eine konstruktive Aussenpolitik im besetzten Reich in die Wagschale geworfen und immer wieder um Ver- trauen für die deutschen demokrati- schen Kräfte in der amerikanischen Öffentlichkeit geworben. Sie alle aber waren Rooseveltianer, — ebenso wie Rex Stout, der Vorsit- zende der "Gesellschaft zur Verhin- derung deg III. Weltkrieges", die in den Staaten die Thesen Vansittarts vertritt. Auffällig bei dem Auseinanderklaf- fen der liberalen Bewegung Nach- kriegsamerikas ist, dass nirgends et- wa ideologische Korrekturen an de» Prinzipien vorgenommen werden. Man beschwört die freiheitliche Tradition Jeffersons und Lincolns ebenso, um gegen bestimmte Sozial- und Herr- schaftsformen Einspruch zu erheben, wie um sie als ihre konsequenten Er- ben zu deklarieren. Man hat liberale Argumente für Tito und — wie et- wa in der Wochenschrift der betont liberalen "Sozialdemokratischen Fö- deration". dem "New Leader" — für Michailowitsch; man tritt mit dem gleichen FortschrittspatRos für eine harte und für eine milde Politik Deutschland gegenüber ein; man ist pro-russisch und antirussisch: — bei- des als Liberaler! Man orientiert sich dabei im Grunde überhaupt nicht mehr >m eigenen Ideen, an eigenen Ziel Vorstellungen 5 sondern leitet sein Ja oder Nein zu'Einzelfragen der po- litischen Zukunft der Welt Ab von den Erwägungen der "Realpolitik", d- h. man nimmt Stellung zu macht- politischen Tatbeständen, nicht zu Ideen. Entscheidend dabei für die Stellungnahme des einzelnen ameri- kanischen Liberalen oder einer be- stimmten Gruppe ist nicht mehr die Annäherung an eine ideologische Leit- linie, sondern die Notwendigkeit, im Rahmen der tagespdlitischen Ausein- andersetzungen einen deutlich sicht- baren Platz zu finden. Des Doppelgesicht des amerikani- schen Liberalismus bildete sich her- DAS ANDERE 06UTSCHCAND aus, als die Realität mit abstrakten ''Erkenntnissen" Konfrontiert wurde. Wie sehr dabei oft gefühlsinässige Reaktionen anstelle sachlicher Analy- sen am Werk waren, zeigen zwei Bei- spiele : Griechenland und Palästina. In beiden Fällen gaben prominen- te amerikanische Liberale in ihrer Stellungnahme zu den dort sich er- gebenden Fragen den eigenen ideolo- gischen Ausgangspunkt sehr weitge- hend preis, weil das "realpolitische' Ressentiment stärker war als die Theorie. Als die griechische Reaktion mit Hilfe britischer Truppen die kommu- nistisch stark durchsetzte Gegenbe- wegung der ELAS und KAM nieder- schlug, nahm — um nur ein Beispiel unter vielen zu nennen — der alte Freund Trotzkis M-ax Eastman, unter der rückhaltlosen Zustimmung der Redaktion des "New Leader", vorbe- haltlos für Churchill Stellung. War- um? Ohne auch nur ?inen Versuch der Differenzierung zu machen, ohne die Beweggründe der antikommunisti- schen Aktion nur in einem Nebensatz zu analysieren, bezog der hasserfüll- te Exkommunist einfach Stellung ge- gen das, bei dem Kommunisten be- teiligt waren; Antistalinismus wurde zur Surrogat der "liberalen" Position- Kein Leser dieser antikommunisti- .sehen Artikel erfuhr jemals etwas über die konkrete soziale griechische Situation und das Phänomen der bri- tisch-gestützten Reaktion. Die pro-britische Haltung Eastmans im Fall Churchill (Imperialismus hin Imperialismus her) — blieb nicht das einzige Zeichen grotesker liberaler Selbstentmannung. Neben den manch- mal entwaffnend naiven Argumenten von Wallace für die russische "Sicher- heitspolitik" in Zusammenhang mit Europa- und Atom-Fragen hat z. B die liberale "New York Post" in wo- chenlang systematisch durchgehalte- nen Berichten über Palästina auf der andern Seite die englische Labcr-Re- gierung auf das schärfste attackiert — alle jüdischen Terroristen weiss- waschend, den übersteigertsten palä- stinensischen Chauvinismus verteidi- gend. Es gab plötzlich nur einen Feind: die britische Arbeiterregierung. Warum? Weil der zweite Typ des ame- rikanischen Liberalen, ohne dabei auch nur eine Spalte auf das arabisch- englische Argument zu verschwenden, mit einem Mal "realpolitisch" sich an die Briten als die unversöhnlichen Gegner der USSR erinnernd, engli- sche Unterdrückung registrierte. v,o man sie finden konnte. Die Selbst- verständlichkeit einer nationalen englischen Außenpolitik, die auch eine Labourregierung nur' Schritt für Schritt ändern kann,*) wurde mit keinem Wort in Betracht gezogen* die Pro-Churchill-Liberalen und die Anti-Bevm-Liberalen, beide meinten, moralische Entrüstung ersetze politi- sche Ueberlegungen. Und keiner von beiden merkte, dass man die eigenen Grundlage mit diesem falschen Pa- thos unterhöhlte! *) Unsere L-eser wissen, dass wir hier ganz anderer Ansicht sind. D. Red. Für den "unbefangenen" Beobach- ter schienen diese Differenzierungen seit langem auch die organisatorische Spaltung der liberalen Bewegung in den USA zu erfordern- Man kann schliesslich auf die Dauer nicht von der gleichen liberalen Plattform aus England als Zerstörer und als Erhal- ter der Weltdemokratie deklarieren, und Russland gleichzeitig als Störenfried und Erhalter des Friedens betrachten. Ideologen und Journalisten waren auch meist hier iin den Vereinigten Staate dieser Meinung. Die liberalen Zeitungsleser nehmen hingegen diese Dinge nicht wichtiger (boshafte Leu- te würden sagen: nicht halb so wich- tig) wie den letzten Baseball-Kampf- Aussenpolitik ist kein wirklich echtes Problem des Amerikaners. Für Tage, wenn es hoch kommt, Wochen, kann eine gut geführte Kampagne die Wo- gen der Leidenschaft auch daran hö- her schlagen lassen, aber sehr bald kehrt das Interesse auch des liberalen Durchschnittsarbeiters zurück zu den heimischen Sorgen. Was wirklich die Gemüter heute in den USA erhitzt. *st die Unfähigkeit der Verwaltung der innerpolitischen Fragen Herr zu wer- den: die Demobilisierungskriise, die die heimkehrenden Gl's immer deutlicher vor eine Arbeitsmarktstockung, vor allem aber vor eine sich bereits recht real allswirkende Wohnungsnot stellt, ohne wirklich durchgreifende Mass- nahmen dagegen in Angriff zu neh- men; die immer sichtbarer werdende Einstellung der Truman-Verwaltung jegen das Streiktrecht die Hilflosigkeit der systematisch alle Regierungs- massnahmen sabotierenden "rackets" Herr zu werden, die die Fleischzufuhr der Groässtädte wochenlang lahmlegen konnten. All das hat dem liberalen Protest gegen den "Verrat" der herr- schenden demokratischen "Maschine" am Erbe Roosevelts ein neues gemein- sames Pathos gegeben. Die Aufkün- digung der Preiskontrolle über Le- bensmittel am 13. Oktober 1946 durch den Präsidenten (die wie ein Damok- lesschwert für alle die Wahrschein- lichkeit der späteren Preisgabe auch der "gefrorenen" Mieten enthält) be- deutet heute für den kleinen Mann in Amerika, dass Trumann bewusst den Weg gewählt hat, den er zum ersten Mal öffentlich einschlug, als er am 25. Mai 1946 die Machtmittel des Staates gegen 300-000 streikende Ei- senbahner anwandte und den er mit dem Einsatz der Staatsautorität gegen John Lewis dann weiter ging: die Parteinahme für die "Grossen" gegen die "Kleinen". Nun darf man sich aber auch hier nichts vormachen. Millionen von "Kleinen" stimmen heute in den USA der Politik der "starken Hand" des Präsidenten zu- Die nach Kriegsen- de einsetzende Streikwelle ist wegen der mannigfachen damit verbundenen Unbequemlichkeiten durchaus nicht etwa eindeutig auf die Sympathie des "Publikums" gestossen. Wenn — paradoxerweise — die Po- litik Trumans die auseinanderstre- benden Fraktionen dss amerikani- schen Liberalismus trotz der aussen- politischen Differenzen innenpolitisch vorübergehend wieder einte, so bedeu- tete das nur, dass seine Wortführer noch einmal eine Möglichkeit sahen, im gemeinsamen Protest gegen die "Anti-New Deal-Politik" des Präsiden- ten für die Wahlen (und amerikani- sche Wahlen sind stets auf Fragen der Innenpolitik ausgerichtet) INNER- HALB DER DEMOKRATISCHEN PARTEI erneut um einen Ansatz- punkt zu kämpfen. Dieser Traum Ist ausgeträumt- Henry Wallace stellte am 27. Januar 1947 in der von ihm als Herausgeber übernommenen "New Republic" klipp und klar fest: "Heute nehr als jemals seit den Tagen von Harding und Coolidge." Die Demokratische Partei ist ge- schlagen — vor allem ihre New Dea- ler bei den Republikanern sind macht- loser denn je. Noch bevor diese Bestandsaufnahme öffentlich gemacht wurde, brach die liberale Bewegung in Panik ausein- ander. nicht, wie man erwartete, an den Problemen der Ausenpolitik, son- dern an der davon allerdings deutlich abgeleiteten Frage der innenpoliti- schen Stellungnahme zu den Kommu- nisten. So schlössen sich Anrang 1947 auf der einen Seite das "PoÜtical Action Comrnittee" und das "Independant Citizens Comrnittee of the Arts Scien- ce and Professions" unter dem Vor- sitz Frank Kingdoms und Jo David- sons zu den "PROGRESSIVE CITI- ZENS OF AMERICA" zusammen, während faßt zur gleichen Zeit die antikommunistischen Liberalen — ge- stützt vor allefi auf die ehemalige "Union for Democracy" — die Orga- nisation "THE AMERICANS FOR DEMOCttATIC ACTION" ins Leben riefen. Wallace wer der Hauptredner der ersten, den Kampf gegen die Kommunisten ablehnenden, Frau Elea- nor Rooseveit Hauptreferent der zweiten Gruppe, zu der u. a. Prof. Nie- duhr gehört. Hier ergibt sich fast automatisch wieder einmal die jeden Monat neu in irgend einer Zeitschrift der USA diskutierte Frage der "Dritten Partei"- Warum müssen eigentlich wirklich die amerikanischen Liberalen immmer wieder um Einfluss und Raum inner- halb der Demokratischen Partei käm- pfen. warum können sie nicht endlich, gestützt auf die Gewerkschaften, öl* "Dritte Partei" ins Leben rufen? Das ist eine alte, nie aufhörende und nie zu Ende geführte Diskussion. Mehr als einmal hat man diese Dritte Par- tei versucht: die Arbeiter-Partei, die Liberale Partei, die Progressive Par- tei. die Sozialistische Partei, die Commonwealth Partei haben den Auspruch erhoben. Keimzelle diese die Macht der beiden konventionellen Parteien brechende "Dritte Partei" zu sein. Keine von ihnen hat jemals eine mehr als ln\ale Bedeutung ge- habt. Im nationalen Masrtab hat keine von ihnen jemals überhaupt einen Ansatzpunkt g^fundeh- So ist es kein Wunder dass bisher alle liberalen Führer, die jemals iin irgend einer Zeitungsmeldung mit der Bildung dsr "neuen" Partei in Ver- bindung gebracht wurden, in dann prompt folgenden Interviews stets kfc- » BAS ÄNDERT ÖEUTSCHCÄND tegorlsch alle solchen Absichten In Abrede gestellt haben: Henry Wallace, Sidney Hillmann, die alten New Deal- Berufspolitiker aus dem sogenannten "Gehirntrust" oder Walter Reuther, der junge, vielversprechende Führer der Detroiter Auto-Arbeiter innerhalb der CIO, — sie ale erklären laut und deutlich, dass ihnen jede Parteigrün- dung fernliege. Es gibt ständig neue Versuche or- ganisatorischer Sammlung und ideo- logischer Selbstberuhigung im Lager des amerikanischen Liberalismus. Es fanden Tagungen liberaler Wähl er- gnippen statt, — die AF of L hat kürzlich eigene Politische Aktionsko- mitees begründet — doch alle diese Dinge sind noch im Fluss. Die Liberalen in den USA befinden sich in einer Krise. Das Selbsbewusst- sein, mit dem gerade in letzter Zeit in ihren Blättern zu politischer Akti- vität ermuntert wird, täuscht nieman- den, der ein wenig genauer die Ent- wicklung verfolgt hat. Ihre Bedeu- tung innerhalb der Demokratischen Partei ist gleich Null. Die Chancen für organisierte Sonderaktionen sind durch die sich ständig zuspitzende Ge- gensätzlichkeit zwischen CIO und AF of L geringer, als sie es jemals waren. Und paradoxerweise hat das Sichtbar- werden der schwachen liberalen Po- sition in der Demokratischen Partei auch die fast automatische Ausschal- tung des fortschrittlichen Elements bei den Republikanern zur Folge. Die Republikanische Partei hat nur nötig, auf ihre liberale Fraktion Rücksicht zu nehmen, wenn die Demokraten prononciert liberal auftreten- Die Kluft zwischen der Trumann-Regie- rung und den Liberalen vertieft sich — aus sehr gegensätzlichen Gründen — von Tag zu Tag. Der amerikanische Liberalismus befindet sich in einer Sackgasse. Er verwässerte seine Grundsätze um des praktischen Ein- flusses in der Tagespolitik willen- Als sich dabei sein Doppelgesicht zeigte und dabei realpolitischen Wiert in Frage stellte» geriet er in die Gefahr, nicht nur sein legitimes Pathos, son- dern auch die alten von ihm besetz- ten Schlüsselstellen in bestimmten Zweigen des amerikanischen Organi- sationslebens zu verlieren. Hier steht er heute, dem Mann gleichend, der im dunklen Wald sich selber immer wie- der zuruft, dass er gar keine Furcht hat. Aber er hat Furcht, Furcht, allein auf weiter Flur zu sein. MILLIARDENSEGEN, ABER FUER WEN? von Hans Lehmann W?r v >> den Hundtorten von MilllO- nen Dollars liest, die die nordameri- rSA UND DIE NAECHSTE WELT- WIRTSCHAFTSKRISE In .-The Socialist Leader". der Zeitschrift des Englischen Unabhän- gen Arbeiterpartei, schreibt F. A. Ridley: ,,Was müssen wir von dem nächsten Weltkrach erwarten? Die erste, deutlichste und unmittelbare Folge wird eine kolossale Expansion des amerikanischen Imperialismus sein, ein Angriff auf den Weltmarkt, der sich auf eine noch nie dagewesene Macht stützt... Und aus der Expan- sion des amerikanischen Impsrialis- mus, der angetrieben wird durch die Angst vor der inneren sozialen Explo- sion, werden sich fast sicher drei Re- sultate ergeben: 1. Der amerikanische Imperialismus wird den dritten Weltkrieg entfesseln, um das eine noch verbleibende Hin- dernis für seine Weltbeherrschung zu zerstören, die Sowjetunion. 2. Der Druck der amerikanischen Exportsteigerung wird im Verein mit der allgemeinen Wirtschaftskrise die englische Arbeiterregierung erledigen, dadurch dass er ihre reformistische Politik unvereinbar macht mit der Aufrechterhaltung der Profite des eng- lischen Kapitalismus. 3. Durch den Druck des Dollarka- pitalismus auf ein fast bankrottes Eu- ropa wird die Expansion des ameri- kanischen Imperialismus unsern alten Kontinent unerbittlich zum letzten Mal vor die Alternative der sozialisti- schen Einheit oder des politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Ruins 'Stellen: entweder die "Vereinigten So- zialistischen Staaten Europas" oder die jämmerliche Rolle einer Balkan- halbinsel . Und wenn Amerika explodiert? Dann treten wir aus der Aera des New Deal und ähnlicher Palliativmit- tel in eine neue, revolutionäre Aera. Der amerikanische Kapitalismus, der stärkste der Geschichte, ist dabei, Jack Londons "Eiserne Ferse" unserm ganzen Planeten aufzulegen. Und die amerikanische Revolution, die ihn überwindet, würde aus dem gleichen Grunde die wichtigste der ganzen fanftnfaicfat» sein. kanischa Arbeiterschaft als Nachzah- lung für unvergütete Wqgzeiten "von Tor zu Tor" verlangt, könnte leicht meinen, dass solche Forderungen wirklich' übertrieben seien. "Wie sol- len die Unternehmer solche Summen bezahlet.!, können", das ist die unaus- gesprochene Grundtendenz der "neu- tralen" Bericht?. Dazu kommen dann noch die dauernden Lohnforderungen. Der Wahlsieg der reaktionären Repu- blikaner scheint die Antwoxt auf sol- che "Ueberspanoung des Bogems" durch die Arbeiter zu sein. Wer über diese Dingz unvoreinge- nommen urteilen will, sollte die Ent- wicklung der Unternehmergewinne und Löhne in den letzten Jahren ken- nen. Dazu gibt eine kürzlich heraus- gekommene Broschüre der CIO wich- tiges Material. Im Durchschnitt der Jahre 1936-39 erzielten die Aktiengesellschaften und sonstige Kollektivgesellschaften nach Abzug der Steuern einen Jahresge- winn von 3.9 Milliarden Dollars, im Jahresdurchschnitt der Kriegsjahre 1942-45 stieg der Reingewinn trotz cer erhöhten Steuern auf 9.5 Milliarden. Und der Gewinn des Jahres 1946 wird auf 11.8 Milliarden, also, mehr als das Dreifache der Jahre 1936,39, ge- schätzt. Das ist noch nicht alles. Für das Jahr 1947 liegt gar eine Schätzung auf 16-1 Milliarden, d. h. also rund 413 o|o der Vergleichsperiode von 1936-39, vor. Man glaube nicht etwa, dass es sich bei diesen Zahlen um tendenziös ge- haltene Angaben der CIO handle Ihre Quelle ist vielmehr das nordame- rikanische Handelsministerium. Und John L. Steelman, Direktor des Am- tes für wirtschaftliche Stabilisierung, erklärte dasu am 1. Oktober 1946: "Die Geschäftsgewinne nach Abzug der Steuern haben ihren * höchsten Punkt in der Geschichte erreicht". Bei allem ist noch zu berücksichti- ge«, dass ein Vergleich der Ergebnis- se allein der Industrie, — d. h. un- ter Aus=chlu;-s der Baaken, Unterneh- men der öffentlichen Dienste etc. — ein noch günstigeres Bild ergäbe. Ausserdem waren viele pidqstrleey in ihrer Umstellung auf Friedensproduk- tion bis Ende 1946 noch nicht auf vol- le Leistung gekommen, insbesondere waren sie zum Teil noch durch Roh- stoffmangel gehemmt- i>as alles wird 1947 ziemlich überwunden sein und lässt darum für dieses Jahr wesenV lieh bessere Ergebnisse erwarten, zu- mal auch die Preiskontrolle praktisch weggefallen ist. Interessant ist es, noch einige Ein- zelergebnisse zu betrachten. Hierfür liegen Vergleichszahlen aus den er- sten neun Monaten der beiden Jahrs 1945 und 1946 vor. Den Vogel schiesst dabei die Atlantic Refining Co. ab. Sie steigerte ihren Gewinn von einem Jahr zum andern um die Kleinigkeit von 760.5 o|o. Viel bescheidener war die Long-Bell Lumbar Co., da sie sich mit einer Steigerung um 487.6 oJo> begnügte. An dritter Stelle folgt die Firma. Powdreli and Alexander mit 328.4 o|o. Ihr reiht sich eine lange Liste von Unternehmen an die ihre ai.i sich schon hohen Gewinne von 1945 bis 1946 mehr als verdoppeln konnten. Wie sieht es dagegen mit den Löh- nen und Gehältern aus? Ihr Antsil am gesamten Volkseinkommen der Nordamerikaner sank in den ersten acht Monaten des Jahres 1946 gegen- über der Kriegszeit um etwas mehr als 5 ojo und kam damit auf einen niedrigeren Stand denn je seit 1936. Nach alledem dürfte das Verlangen nach Lohnerhöhungen im Prinzip nicht unberechtigt erscheinen. Geheo aber die Gewerkschaften damit in der Praxis nicht g>ar zu weit? Hierzu stellt die CIO einige sehr einfache Berechnungen an. Und man kann gewiss nicht behaupten, dass sie bei ihren Schlussfolgerungeo revolutionär wäre. Es soll der Industrie als Jah- resreingewinn nach Abzug der Steuern etwa das zugebilligt werden, w-as sie gewohnt war, während des Krieges zu verdienen, d. h. praktisch das Doppelte des Durchschnitts der letzten Vorkriegs jähre. Dazu müsste sie vor Abzug der Steuern etwa 7.8 Milliarden Dollar verdienen. Ihr Ge- w^m wiwj aber für 1947 eieisohliessU-Ob DAS ANDERE DEUTSCHLAND 9 Konrad Heiden gegen Emil Ludwig Wir beschäftigen uns ungern noch ainmal mit Emil Ludwig, der für uns einer der allerunerfreulichsten Vertre- ter des geistigen und moralischen Ver- falls unserer Zeit ist. Aber die Bücher- fabrikation Ludwigs hat bezeichnen- derweise eine grosse Gemeinde von Lesern und Bewunderern; und wir er- innern uns, dass der grosse Saal, in lern er 1938 seinen miserablen Vortrag für die Pestalozzi-Gesellschaft hielt, von einem sensationslüsternen Publi- kum überfüllt war. Neuerdings hat Ludwig sich durch seine frech-kindischen Angriffe gegen Freud viele Sympathien verscherzt. Und nunmehr hat Konrad Heiden eine moralische Hinrichtung Ludwigs voll- zogen,. der wir weiteste Verbreitung wünschen. Heiden stellt in seinem „Die Heu- chelei Emil Ludwigs" überschriebenen Aufsatz fest, dass Emil Ludwig in ei- nem schrankenlosen Geltungsdrang und einem ebenso schrankenlosen Op- portunismus immer die Fahne nach dem Wind gewechselt hat. Er, der heu- te nicht müde wird, das ganze deut- sche Volk als nationalistisch, kriegs- und eroberungssüchtig usw. vor der Welt anzuklagen, war vor und im er- sten Weltkrieg ein bösartiger und hemmungsloser Nationalist und schrieb das, was sein deutsches bür- gerliches Lesepublikum damals von ihm zu hören wünschte. Auch nach dem Krieg noch trat er für die Un- schuld des deutschen Volkes und für die Schuld der anderen ein. Nach Ludwig — wir geben die Zi- tate Heidens aus Ludwigs damaligen Artikeln in Rückübersetzung eus dem Englischen wieder — wurde Deutsch- land angegriffen von den "dunkeln, minderwärtigen Russen, die kein Recht haben auf den ehrenvollen Namen Eu- ropäer, den ränkevollen, zaudernden Briten und den Balkanbewohnern im Südosten mit ihren Bomben, Morden jnd Verrätereien"; „Deutschland hat diesen Krieg niemals gewollt, noch politisch gesehen, begonnen"; die Friedensliebe des Kaisers war für ihn „über jeden Zweifel erhaben"; „Ein- Vach, vornehm, mutig, ethisch im höchsten Masse scheint mir das Mo- tiv zu sein, das dieses ruhige Volk m solch unglaubliche Erregung ver- setzte"; „die Stunde erlaubt nieman- Steuern auf 15.5 Milliarden geschätzt. Zieht man von diesem Betrag die als "gerecht" angesehene Kleinigkeit von 7.7 Milliarden ab, so verblieben für Lohnerhöhungen 7.8 Milliarden. Da- mit vergleiche man nun die mehre- ren Hundert Millionen, die die Naoh. forderung der unbezahlten Zeit für innerhalb der Betriebe zurückgelegte Wege ausmacht. Dann erscheint eine solche Forderung gewiss nicht mehr ruinös. Und es wird auch erklärlich, warum die CIO behauptet, die Indu- strie könne die geforderten Lohner- höhungen bezahlen, ohne, ihre Preise zu erhöhen, und trotzdem noch we- sentlich mehjf als vor dem Kriege verdienen. dem, irgendetwas zu sein als ein vol- ler und ganzer Patriot". Wie später Hitler und Mussolini hat Ludwig den Krieg als Rettung aus der Verweich- lichung und Degeneration der Frie- denszeit gefeiert. Wie sie war er ein Hassprophet: „Dieser Krieg muss mit vollem Hass geführt werden... Die Slawen, oder wir!" Die Begründung der englischen Kriegserklärung mit dem deutschen Einfall in Belgien war für Ludwig „ein Vorwand von Händ- lern". Das ,,Berliner Tageblatt", für das Ludwig zunächst schrieb, musste sei- ne "übermässigen teutonischen Aus- brüche" manchmal korrigieren. Lud- wig ging dann zu der damals extrem kriegsbegeisterten „Vossischen Zei- tung" über. Heiden stellt fest, dass es Ludwig, während er die anderen zu Krieg und Tod begeisterte, während des Kriegs ausserordentlich gut ging als einem Mann, „der niemals seinen Komfort für seine Ueberzeugungen aufgab, der aber andere anklagte, wenn sie nicht dafür starben." Dass Ludwig in seinem Buch über Mussolini diesen als „grossen Staats- mann" feierte und die ,-grandiosen Taten" des Faschismus zum Besten Italiens gepriesen hat — aus Dankbar- keit dafür, dass Mussolini ihn der Un- terhaltungen gewürdigt hat, deren für ihn erfreuliches Ergebnis er in rich- tiger Beurteilung Ludwigs voraussah, — haben wir unseren Lesern schon Nach den offiziellen Erklärungen tschechoslowakischer Staatsmänner wurde die Aussiedlung der Sudeten- deutschen Ende Oktober beendet. Dies ist nur bedingt richtig, denn noch harren weitere Tausende des Abtransports. Immerhin, 2.200.000 Sudetendeutsche wurden bereits aus- gesiedelt. Zwei Drittel davon befinden sich in der amerikanischen Zone Deutschlands. Wie sich das Schicksal dieser Menschen gestaltet, lässt sich heute schon einigermassen beurteilen. Zunächst springen viele negative Dinge ins Auge. Die Länder Bayern, Grosshessen und Baden-Würtemberg ( sind vor schwere Probleme gestellt angesichts der Millionen von Aus- gewiesenen nicht nur aus der Tsche- choslowakei, sondern auch aus den Gebieten östlich von Oder und Neisse. Auch diese Länder sind durch die Folgen des Hitlerkrieges hart betrof- fen — Würzburg und Kassel, München und Frankfurt sind durch die Bom- bardements nicht weniger zerstört als Berlin, Hamburg oder Hannover. Nur allmählich gelingt es den Flüchtlingen — man nennt sie jetzt gern "Neubür- ger" — notdürftig Wohnraum zu schaffen. Hunderttausende leben noch immer in Lagern, andere zusam- mengepresst in engen Stuben. Nicht immer werden sie von der alteingeses- senen Bevölkerung freundlich auf- genommen. Gar oft erweist es sich früher in die Erinnerung zurückgeru- fen. Sicherlich würde Ludwig nach dem Sturz Mussolinis und nach sei- nem schmählichen Ende sein Musso- linibuch gern vergessen machen. Aber er braucht es kaum. Er kann auf die unglaubliche Vergesslichkeit der Men- schen unserer schnellebigen Zeit rechnen. „Die Menschen sind Ver- gessmaschinen", heisst es in Barbus- ses Kriegsroman „Das Feuer". Um den Mann, der heute das gan- ze deutsche Volk der erblichen Grau- samkeit anklagt, gebührend zu kenn- zeichnen, weist Heiden darauf hin, dass er im Jahre 1920 in einer Schrift über Karl Peters, dessen Entlassung die öffentliche Empörung in Deutsch- land erzwungen hatte, sich lustig machte über „die deutschen Missio- nare und die Zeitungen, welche den Gedanken nicht ertragen konnten, dass einige diebische Neger im Schat- ten des Kilimandscharo aufgehängt worden waren." — Wir fügen hinzu, dass Ludwig* später für Mussolini ge- gen die Abessinier war. Heiden meint, dass unter den per- sönlichen Motiven, die den Ludwig zu seinen Torheiten treiben, nicht die Geldgier, sondern seine jämmerliche Eitelkeit an erster Stelle ständen. Dem stimmen wir zu und auch seinem Schluss, dass man von Ludwig nicht erwarten kann, dass er das nötige Schamgefühl besitzt, um endlich zu schweigen. dass jene, die am Sonntag in der Kirche ihr Christentum zur Schau tragen, recht hartherzig sein können, wenn es sich darum handelt, einem Heimatlosen eine Stube abzutreten. Es ist keine Seltenheit, dass die Behörden bei der Einweisung der Neubürger zu drastischen Massnahmen greifen müssen. Auch die Länder» regierung;en sind nicht immer einig, wenn es sich um die Verteilung der grossen Bürde handelt, die ihnen da zugewachsen ist. Die Mehrzahl der Neubürger befin- det sich noch in einem Zustand der Hoffnungslosigkeit. Die 500 RM, die bestenfalls mit über die Grenze genom- men werden konnten, sind rasch auf- gebraucht, und. es muss öffentliche Hilfe in Anspruch genommen werden. Die Flüchtlinge sind dem Hunger miehr ausgesetzt als die Eingessenen, denn sie haben weder Gärten, von deren Ertrag sie die knappen Rationen ergänzen, noch Verbindungen auf dem Lande, noch Tauschgut, um zusätzli- che Nahrungsmittel einhandeln zu kön- nen. Dazu kommen die seelischen Nachwirkungen, die der Verlust der ge- liebten Heimat und der mühsam er- worbenen Habe nach sich zieht. Lange Arbeitslosigkeit demoralisiert, und nur langsam kommen neue Industrien und andere Arbeitsvorhaben in Gang. Zehntausende sudetendeutscher Indu- striearbeiter leben in rein ländlichen. Sudetendeutsche in Süddeutschland von Ernst Paul 10 Gegenden, wo weit und breit kein Schornstein ragt und es keine Aussicht gibt, in absehbarer Zeit Industriear- beit zu finden. Die vielleicht be- schaffbare Grobarbelt verdirbt den Spinnern und Seidenwebern, den Glas- schleifern und Porzellammalern das feine Qefuehl und setzt ihre Qualifi- kation herab. Die Aussicht, innerhalb der neuen Heimat nochmals umger- siedelt zu werden, erschwert für Viele das Einleben. Das Bild ist jedoch nfcht eindeutig schwarz, es zeigt auch hellere Seiten. Der Sudetendeutsche ist im allgemei- nen ein genügsamer, zäher und ar- beitsamer Menschentyp. Im oberbay- rischen Allgäu ist die Gablonzer Bijouterieerzeugung mit einer Million Monateertrag bereits in Gang gekom- men, anderswo arbeiten schon die ersten Glasschleifereien - es grenzt an Zauberei, wie man es verstand, aus altem Eisen Pressen und Schmirgel- maschinen zusammenzubasteln. Wie- der anderswo macht man Spielwaren und baut Musikinstrumente, putzt verrostete Spindeln in zu Munitions- fabriken umgewandelten verfallenen Spinnereien auf Hochglanz, und im Maintal sind Sägewerke, die stillgelegt waren, von sudetendeutschen Arbeitern wieder flottgemacht worden. Ein Teil DAS G Selbstverurteilung "Dass die gleichen Staaten, die im Kriege Wuntier von Zusammenarbeit vollbracht haben, jetzt nicht fähig sind, den Sieg über Hunger, Pesti- lenz und Tod zu organisieren, ist das endgültige Verdammungsurteil über ein wirtschaftliches und politisches ßystem, das ohne den Profitantrieb nicht existieren zu können erklärt, und sollte das Gewissen der Mensch- heit von Grund aus erschüttern." („Hugo Kramer in „Neue Wege") Abbau des Hasses in USA "Die Restbestände der Hass-Grup- pen erkennt man bald als das, was sie sind. Und was auch immer ihre sonstige Bedeutung sein möge, Re- präsentanten der öffentlichen Mei- nung in Amerika sind sie gewisslich nicht. Heute schmunzeln die Heraus- geber einflussreicher Publikationen nur noch über die regelmässigen und benahe stereotypen Proteste solcher Organisationen, wie des von Emil Ludwig & Co. begründeten "Oommit- tee to prevent World War III." In der Tat, wer daran zweifelte, dass eine weitgehende Aenderung in der ameri- kanischen Einstellung gegenüber deutschen Problemen stattgefunden hat, der soll sich nur mäl die Mühe geben, ein paar jüngste Nummern der "Saturday Evening Post", des "Life" und der "New York Times'' mit den entsprechenden Nummern der Jahre 1945 oder 1944 zu vergleichen. Ueber- all haben mehr oder weniger zu- treffende Tatsachenberichte, die bis- her üblichen Tendenzberichte ersetzt." (Deutsche Wochenschrift,, San Louis) ,JVBt dem Pfeil, dein Bogen" ,Der nächste Weltkrieg", so hat ein amerikanischer Professor gesagt, DAS der neuen Kleinindustrien, wie die Spitzenklöppelei, wird auf genos- senschaftlicher Grunalage aufgebaut, die Errichtung von Grossbetrieben wird auf kapitalistische Weise ver- sucht. Auf lange Sicht betrachtet, erfolgt durch die grosse Zahl von Neubürgern eine tiefgehende soziale Veränderung der süddeutschen Länder, vor allem des konservativen Bayern. Die bis in die abgeschiedensten Dörfer verstreuten Flüchtlinge sind ein neues Element. Auch wenn die Anpassung an Stam- messitten und gebrauche weitgehend zu erwarten ist, so wird sich d"ch eine Wechselwirkung einstellen, die auch gesunde Folgen haben kann. Wesent- icher ist jedoch, dass die Errichtung von Industrien in rein bäuerlichen Ge- bieten eine neue soziale Schicht ent- stehen lässt, die bleibende sociale und politische Veränderungen nach sich zieht. Das süddeutsche Dorf wird po- litisch aufgebrochen. Die SPD spürt diese Wirkung deutlich, sie bekommt nun Ortsgruppen, wo sie früher nur vereinzelte Wähler hatte, und es gibt Gegend n, wo sich dank der politischen Aktivität der ehemaligen sudeten- deutschen Sozialdemokraten die Zahl der Parteimitglieder vervielfacht hat. Die sudetendeutschen Sozialdemokra- ,,wird mit der Atombombe geführt werden, der übernächste mit Pfeil und Bogen". Japan 'als amerikanische Kriegsbasis "Das Land der aufgehenden Sonne ist militärisch, politisch und wirt- schaftlich völlig in der Hand der Amerikaner, und sein gelehriges Volk wird durch alle Mittel moderner Massenbearbeitung, durch Film, Ra- dio, Presse, aber auch durch Lehrer, Forscher, Missionare und Spezialisten aller Art planmässig auf die ameri- kanische „Weltanschauung" hin dres- siert. Strategisch aber gibt die ame- rikanische Besetzung Japans, wie sich der ..New Statesman" ausdrückt, ,,Ge- n.;ral Mac-Arthur einen gewaltigen Flugzeugträger für den Präventivkrieg gegen den Bolschewismus in die Hand, der sein ganzes militärisches Zu- kunftsdenken beherrscht". (Aus "Neue Wege", der Zeitschrift der Schweizer Religiösen Sozialisten!. Linksentwicklung in der englischen Arbeiterpartei? Wir haben mehrfach betont, dass England eine Schlüsselstellung im amerikanisch-russischen Weltgegen- satz besitzt. Wir haben die Politik Bevins scharf kritisiert und unser besonderes Augenmerk auf die Vor- gänge innerhalb der englischen Ar- beiterbewegung und auf die wachsen- de Opposition gegen Bevins Aussen- politik gerichtet. ,,The Austrian Republic", die Zeit- schrift der österreichischen Soziali- sten in Nordamerika bringt Aeusse- rungen von :Jwei besonders kenntnis- reichen Sozialisten zu dieser Präge. Adolf Stumthal sagte in einem Vor- trag, der republikanische Wahlsieg zeige den Wunsch der Wähler nach ANOCRI OeUTSCHLAND ten hatten eine besondere Stärke; ei- nen geschulten Stab von Vertrauens- männern, der für seine lange zurück- gehaltene Aktivität freien Auslauf sucht und findet. Hinzukommt, dass bei den ausgewiesenen sudetendeut- schen Sozialdemokraten der Mangel an jüngeren Funktionären nicht ganz so empfindlich ist wie sonst in Deutsch- land. Die sudetendeutsche Sozialdemo- kratie konnte fünfeinhalb Jahre län- ger politisch arbeiten als die SPD, und die unter schwersten Verhältnissen erfolgte politische Schulung von fünf Funktionärjahrgängen fällt erheblich ins Gewicht. Unter den ausgewiesenen Sudeten' deutschen bemerkt man starke Sym- pathien für die Sozialdemokratie. Es ist nicht vergessen, das die Sudeten- "deutschen Sozialdemokraten vor Hitler gewarnt hatten. Und wer will bestrei- ten, dass sie recht behalten haben? Den total verarmten Ausgewiesenen, auch denen kleinbürgerlicher und bäuer- licher Herkunft, ist klarzumachen, dass ihr Schicksal ohne tiefgreifende, so- ziale Veränderungen nicht besser gestaltet werden kann. Ohne Boden- reform kann ihnen nicht geholfen werden, ebensowenig, wie wenn die alten Besitzverhaeltnisse in der In- dustrie wiederhergestellt werden. einem Machtwechsel. Die Republika- ner würden die letzten bescheidenen Reste des New Deal ausmerzen, die amerikanische Nachkriegswirtschaft als exzessive Privatwirtschaft gestal- ten und die Aussenpolitik diesem Ziel unterordn n. Bezeichnend sei es, dass innerhalb der englischen Labour- abgeordneten die Revolte gegen Be- vins Aussenpolitik sofort nach dem republikanischen Wahlsieg ausgelöst wurde. Die revoltierende Abgeordne- tengruppe — und nicht nur diese — betrachte nunmehr Bevins Politik der engen anglo-amerikaniachen Zu- sammenarbeit als gescheitert und verlange eine rasche Umorientierung der Arbeiterpartei in der Richtung eines Ausgleiches mit Sowjetruss- land. Mux Werner berichtete in einem andern Vortrag über seine auf einer längeren Europareise gewonnenen Eindrücke und Erkenntnisse: In Eng- land werd3 allgemein damit gerech- net, dass die Labourparty auf lange Zeit hinaus an der Macht bleiben werde. Innerhalb der Partei gehe eine Umgestaltung und Verjüngung vor sich. Insbesondere dürfte Bevin in nicht ferner Zukunft durch den Füh- rer einer der Oppositionsgruppen ab- gelöst werden, die im Rahmen der Partei seine Außenpolitik bekämpfen. Diese Opposition sei in den breiten Massen der politischen und gewerk- schaftlichen Arbeiterbewegung noch stärker als innerhalb der Parlaments- fraktion. Diese Auffassungen finden ihre Bestätigung durch den neuen Vorstcss der linken Opposition gegen Bevins Aussenpolitik. Herr Schuschnigg "Nachdem Herr Schuschnigg eine ESICHT DER ZEIT DAS ANOfRt OeUTSCHtÄN» 11 Reihe europäischer Länder mit seinen Vortragstournbeh behelligt hat, sucht er sich jetzt auch in der westlichen Hemisphäre bemerkbar zu machen Unter dem Titel ''Austrian Requiem" hat er in dem New Yorker Verlag Putnam ein Buch veröffentlicht, das eine Rechtfertigung des Austrofa- schistnus unternehmen will. Weit mehr als ein Drittel der 322 Seiten sind Auszügen aus dem Tagebuch ge- widmet, das er — zum Unterschied von „gewöhnlichen" Opfern der Ge- stapo — während der Jahre seiner Gefangenschaft zu führen in der La- ge War. Gewiss gebührt jedem Teil- nahme, der von Hitler gequält wur- de, Aber im Fall SehUßchnigg kann man doch nicht Vergessen, dass, was ihm von Hitler angetan wurde, weit hinter dem zurückbleibt, was vorher er selbst den demokratischen Vertei- digern der österreichischen Republik angetan hatte. Statt einer Spekula- tion auf die Tränendrüsen seiner Le- ser hätte man von Schuschnigg eher einen Aussdruck der Verlegenheit darüber erwartet, dass Hitler ihm den Aufenthalt im Konzentrationslager so unvergleichlich erträglicher ge- staltete als anderen politischen Häft- lingen, Schuschniggs eigene Partei- und Schuld ienoeeen miteinfeechloe« sen. Das Schlimmste, was Oesterreich geschehen könnte, wäre, wenn die egozentrische Wehleidigkeit de» selbsternannten ' Patentösterreichers Schuschnigg im Ausland als österrei- chisches Charakteristikum missver* standen würde. Man muss demgegen- über auf die Art hinweisen, wie sich mannhafte Oesterreicher, die wirk- lich durch die ganze Hölle der Kon- zentrationslager hindurchgegangen sind, mit ihren Erlebnissen ausein- andergesetzt haben". (Austrian Repunlic) BRIEFE DEUTSCHER SOZIALISTEN Die Information» Internationales" von Marceau Pivert veröffentlichen Briefe deutscher Sozialisten, denen wir die Ausführungen unter Nr. I und 2 entnehmen. Der dritte Brief steht in „The Socialist Leader", dem Organ der 1, L. P. 1» Brief aus Hamburg Wir werden unser Möglichstes tun, um die internen Verbindungen zwi- schen den revolutionären Sozialisten zu stärken. Wir haben schon Bezie- hungen zu Kämpfern und Gruppen von der Linken der sozialdemokrati- schen Partei; im Moment sind wir noch sehr verstreut trotz der Menge der Linken. Man findet hauptsäch- lich Kreise, die sich aus den ältesten illegalen Organisationen zusammen- setzen, aus der S. A. P. (Sozialisti- sche Arbeiterpartei) — K. P. O. (Kommunistische Opposition.) — I. S. K. (Internationale sozialistische Kämpfer) und R. K, (Rote Kämp- fer). Aber die Verbindung nimmt mehr und mehr zu, um den Druck auf die Partei zu steigern. Die Tageser- eignisse helfen uns, denn sie zwingen die Partei, eine revolutionäre Haltung einzunehmen. Neben den alten unab- hängigen internationalen Kämpfern, deren es nicht viele gibt, gibt es viele aktive Sozialisten, die, obgleich Fein- de des Revisionismus, glauben, dass es notwendig ist, sich offen und klar für den einen oder den anderen Block zu erklären. Sie sind der Ansicht, dass Grotewohl und Pechner sieh für den russischen Block entschieden haben, während Schumacher sich für den anglo-amerikanischen Block entschied. Nach ihrer Ansicht ist diese Entschei- dung unumgänglich, und sie glauben nicht an die ernstliche Möglichkeit ei- ner von den beiden Blocks unabhängi- gen Politik. Sie sind stark beeindruckt von allen Ereignissen der letzten Zeit, von der Haltung der Arbeiterparteien in allen anderen Ländern und durch das vollkommene Fehlen einer wirkli chen Internationale. Unter diesen Be- dingungen treibt sie die offensichtlich fieberhafte Vorbereitung auf einen neuen Krieg dazu, sich in die Reihen des einen oder des andern Blocks ein- zugliedern. Sicher sind sie alle für das eine Ziel der ..Vereinigjen Soziali- stischen Staaten Europas", aber sie wollen dies auf einem gangbaren Weg durch eine realisierbare Politik erei- ahen. In unseren Diskussionen nann- ten diese Genossen uns unabhängige Internationale Utopisten, Man muss verstehen, wie sie zu dieser Ansicht kommen: Die britische Besetzungsar- mee ist hier, und die russische ist fünfzig Kilometer weit entfernt. Sie brauchen nur jeden Morgen die von der S. E. D. redigierten Tagesberich- te zu lesen. Und jeden Abend hören sie im Radio die Reportage über die Friedenskonferenz oder über die Sit- zungen der UNO. Unsere Aufgabe muss es sein, den Beweis zu erbrin- gen, dass unsere Politik nicht nur die kleiner Gruppen und von den Massen getrennter weniger Sekten ist. sondern dass* im Gegenteil sie allein zur Lö- sung beitragen kann, und sie allein eine gewisse Zukunft hat; alle ande- ren Einstellungen führen zu neuen Katastrophen. Wir alle hier sind übri- gens davon überzeugt, dass die deut- sehen Arbeiter 1918 ausserordentliche Chancen hatten, und dass sie sie nicht wahrgenommen haben. So wie die Pa- riser Arbeiter ihre Chance 1871 hat- ten. Aber diese Niederlagen haben das Gefühl erweckt, d-ass die Entscheidung im nächsten Klassenkampf in den Händen der amerikanischen Arbeiter liegen wird. Uns fehlt es an Material, um die Situation in den Vereinigten Staaten beurteilen zu können. Aber wir sind überzeugt, dass dort der Klas- senkampf sehr schwer sein wird. Uns beunruhigt der Gedanke, dass es dort scheinbar keine starke sozialistische Partei gibt, die den Kampf führen kann. Das ist in unseren Augen ein schlechtes Zeichen. Wir wünschen von Herzen, dass unsere Genossen in den Vereinigten Staaten aus unseren ei- genen Erfahrungen die Erkenntnis der Fehler schöpfen möchten, die man niemals begehen darf. Nächst dem Besuch Fenner Brock- ways, der der erste Sozialist war. wel- cher in internationaler Sprache zu uns redete, bedeutete der Besuch Sa- lomen Grumbachs ebenfalls einen gro- ssen sozialistischen Erfolg. Jetzt beo- bachten. die deutschen genossen beson- ders aufmerksam, was die Genossen im Ausland tun. Während der Nazi- diktatur hat mqn das deutsche Volk daran gewöhnt," sich statt durch die Zeitungen durch das Radio zu infor- mieren; es gibt glücklicherweise noch andere Informationsquellen. Z. B. ist die Rolle der deutschen proletarischen Kriegsgefangenen, denen es gelang zu entfliehen, und die in Frankreich mit französischen Arbeitern in Berührung kamen, hier von Wichtigkeit für die Wiederherstellung der internationale«, Arbeiterfront. Diese deutschen Arbei- ter erzählen, wie sie von den franzö- sischen Arbeitern eis Genossen be- handelt wurden, dass sie ihnen hal- fen und ihnen gute Ratschläge gaben, die aus dem Herzen der kämpfenden Arbeiterklasse kamen. Und diese Be- richte machen einen ungeheuren Ein- druck bei uns, man wa.m wieder zu hoffen. Aus Gründen der Sicherheit verzichten wir auf genauere Angaben. Es gibt auch Berichte von proletari- scher Verbrüderung derselben Art in den Lagern. Für uns steht es fest, dass die Arbeiter unserer beiden Län- der unendlich viel schneller zu einer Uebereinstimmung gelangt sind als die Intellektuellen und sogar als die Vorstände der Arbeiterparteien. Wir würden es sehr begriissen, wenn Ihr Eurerseits Berichte gleicher Art über das Verhalten deutscher Arbeiter ge- gen französische Gefangene und De- portierte sammeln könntet. Wir schla- gen unter anäerm vor, dass jede re- volutionäre Bewegung der Jungen in U. S. A., Frankreich, England, Italien, Deutschland in ihrem eigenen Land denen den Prozess macht, die für den letzten Krieg verantwortlich sind. Wir haben unsererseits für diese Aufgabe Heinz Joachim Heydorn bestimmt, der die sozialistische Jugend in Ham- burg leitet. Wir bezweifeln nicht die Schwierigkeiten, ja selbst Gefahren der Zusammenarbeit der deutschen und französischen revolutionären Ar- beiter. Denn das deutsche Bürgertum ist zwar dank den militärischen An- strengungen der alliierten Heere fast vernichtet; aber diese selben alliier- ten Heere sind hier, um die deut- schen Arbeiter zu verhindern, die deutsche Industrie zu sozialisieren. Die Folgen dieser Situation sind für einen Marxisten offensichtlich. Darum waren wir glücklich über die Verbin- dung mit Buch. Brüderliche Grüsse an alle revolu- tionären Sozialisten! . . . 2. Brief aus dem Ruhrgebiet Ein früher der S. A. P. angehören- der Illegaler, der heute eine verant- wortliche Funktion in der S. P. D. des Ruhrgebiets hat, schreibt das Folgende: .....Wir haben eine erdrückende Aufgabe. Was wir seit dem Beginn der Katastrophe aushalten mussten, ti* 12 DAS ANDERE DEUTSCHLAND unvorstellbar; wir werden später da- von erzählen. Nur sehr wenige von den Kämpfern haben bis zum Schluss widerstehen können, denn es bedurfte einer fast übermenschlichen Kraft, um fest und klarsehend zu bleiben trotz Hunger, trotz Tod. Das Schlimmste ist, die furchtbare Entartung des so- zialistischen Gedankens zu beobach- ten, die zwischen 1918-1933 um sich greifen konnte. Hier ein beklagens- wertes Beispiel: die leitenden Kom- munisten, die 1933-34 ins Gefängnis kamen und überlebten, haben über 15 Jahre die Position des 6. Kongres- ses vertreten. Im Jahr 1945 wurden sie befreit. Es erging die Parole, die Beschlüsse des 6. Kongresses zu wi- derufen. Nun verleugneten die kom- munistischen Leiter, was sie früher vertreten hatten und verdammten die ihrer Anhänger, die dem 6. Kongress treu blieben. Man sagte ihnen, dass die Vereinigung mit uns nicht möglich wäre, und nun fördern sie die Tren- nung und Uneinigkeit in der Aktion. Nur wenn man unterdrückt wird, und im Gefängnis gibt es Einigkeit. Sie machen diese Politik mechanisch, oh- ne tiefe Ueberzeugung, ohne innere Wärme, weil es ihnen befohlen wur- de. Wir sind im Ernst für die Einig- keit der Arbeiter, sie aber sind von den Schwankungen der russischen Aussenpolitik abhängig. Die Parole der Einigkeit ist nur ein Instrument im Dienst der Sowjetdiplomatie; wenn U.S.S.R. es gerade braucht, ist jeder für die Einigkeit. Es scheint aber, als ob wir weiter denn je von wahrhafter Einigkeit entfernt sind. Unsere Auf- gaben sind infolgedessen ungeheuer BERICHTE WIRTSCHAFT Einheitlicher Lohn in der Ostzone Die Militärverwaltung hat "eine ein- heitliche Arbeitsentlohnung für Arbei- ter und Angestellte bei gleicher Ar- beitsleistung unabhängig von Ge- schlecht und Alter" festgesetzt, Beschlagnahme der Bauernhöfe im Westen In Westfalen wurden mehrere Bauernhöfe unter Treuhänderschaft gestellt, weil die betreffenden Bauern ihrer Abgabepflicht nicht nachgekom- men sind. Im Bremer Hafen wurden im Jahre 1946 über 3 Mil- lionen Tonnen gelöscht, d. h- 42 o o des Jahres 1938. Davon waren 90 o'o für die Besatzung bestimmt. Welch ein Fortschritt! Wie der Internationale Transportar- beiter-Verband miteilt, können in Zu- kunft Export- und Importeiiaubnisse zwischen den Berliner Zonen erteilt werden. KULTUR Arnold Zweig, der in Palästina lebt, beabsichtigt, nach einer Meldung des Berliner "Nachtexpress", sehr bald nach Deutschland zurückzukehren. Zweig, dessen Sehvermögen durch ein Augen- leiden stark beeinträchtigt ist. prbei- tet an einem grossen Romamverk- senschaftlichen Sozialismus in Die erste Forschungisstätte für gross, und es gibt tatsächlich nur eine ganz kleine Zahl wirklich entschiede- ner Kämpfer, die sie erfüllen können. Wir sehen noch viel zu viele von der Art jener schlechten Führer von vor 1933 wieder auftauchen. Aber was uns angeht, so ist unsere historische Per- spektive zu stark festgelegt, als dass wir zögern dürften- unsere Anstren- gungen, koste es, was es wolle, fort zusetzen . . . Sicher gehen sehr viele Din- ge in der Welt vor, von denen wir nichts wissen; darum suchen wir möglichst viele Nachrichten zu be- kommen. Helft uns darin! Indessen lese ich täglich englische Zeitungen, und wir glauben, eine beinah genaue Vorstellung von dem zu haben, was in England vorgeht. — Persönlich be- daure ich nicht im geringsten, mich 1933 geweigert zu haben, auszuwan- dern. Die Geschichte hat uns gelehrt, dass die Emigrationen immer von De- generationserscheinungen bedroht sind; die Emigranten können den Kontakt mit der Realität verlieren und entwurzelt werden. Das war be- sonders für unsere Emigration zu be- fürchten, die keinen wirklich revolu- tionären Kampf hinter sich hatte. Nachdenken und Studieren können diese Art Erfahrung nicht ersetzen. Die Ereignisse, die sich abgespielt ha- ben, haben diese Annahme bestätigt. Die aktiven Kämpfer haben überall die Auswahlprüfung bestanden. > Das gute Korn hat. sich naturgemäss von der Spreu gesondert. Wir diskutieren heute unter Kameraden, die diese Pro- be bestanden haben..." AUS wissenschaftlichen Sozialismus -in Deutschland, ist mit der Gründung eines Insti- tuts für dialektischen Materialismus in der Universität Jena entstanden. Seine Aufgabe soll die Beschäftigung mit dem Denksystem und der Metho- denlehre des wissenschaftlichen So- zialismus sein. 40.000 geraubte Kunstwerke wurden aus Deutschland in ihre Ur- sprungsländer zurückgebracht ARBEITERBEWEGUNG Die Gewerkschaften zählten am Ende des Jahres 1946 sieben Millionen Mitglieder. Die Hälf- te entfällt auf die Ostzone, die andere Hälfte auf die Westzonen. Die Naturfreunde haben bereits wieder 350 Ortsgrup- pen- Mangelwkirtschaft, Einkommen und Steuern Au5 Düsseldorf wird uns gemeldet: Die rationierten Lebvismitteln — die 15d0 offiziellen Ka'.orien sind noch nie eingehalten worden — und an notwendigen Gebfeucluartikel sind nur auf Bezugsscheine erhältlich. Ausserdem gibt es nur Dinge zu kau- fen. die nicht "lebenswichtig''. also unnütz sind- wie Vasen, Aschenbecher, Schleifen. Alles, was man braucht von Kleidung, Wäsche, Schuhen angefan gen über Küchengeschirr bis zu Schühbändern, Streichhälzern etc- ist 3. Brief aus Hamburg Nationalismus, Korruption und Ver- zweiflung wachsen überall in Deutsch- land. Infolge der Unterernährung kann zur Zeit in Deutschland nur 60 Prozent der in Potsdam zugestande- nen Quote produziert werden. Wenn sich die Bedingungen nicht ändern, muss die Produktion weiter sinken. Das Washingtoner Abkommen über die Vereinigung der britischen und amerikanischen Zone sieht für die nächsten drei Jahre 1800 Kalorien für Deutschland vor. Das bedeutet das Chaos. Die Haltung vieler englischer Ar- beiterabgeordneter in der Frage der Aussenpolitik wurde in Deutschland sehr begrüsst, besonders da die Mehr- heit nicht als Krypto-Kommunisten auftraten, sondern eine sozialistische europäische Politik forderten. Soll es noch einen linken Sozialismus zwi- schen dem Kreml und Wall Street ge- ben, so darf nicht mehr viel Zeit ver- loren werden. Die Angaben, die Mr. Hynd über Deutschland gemacht hat, sind völli- ger Unsinn. Es gibt keinen Wieder- aufbau. In Hamburg ist noch kein einziges Haus gebaut worden. Politisch gesehen können die Nazis zufrieden sein. Die Kommunisten glauben, dass ihre Chance in der Zu- kunft kommen wird. Die politische Partei, die sich in der schlechtesten Position befindet, ist die Sozialdemo- kratie. Wenn sie nichts anderes tun kann, als den Leuten erzählen, dass die Engländer ein sehr sympathisches Volk sind, wird sie in kurzer Zeit in Stücke geschlagen sein. Mangelware, im Schwarzhandel ist alles zu haben- Das beste Tauschob- jekt sind Zigaretten. Eine deutsche Zigarette kostet 2 M., eine amerika- nische 6 M., I kg. Fleisch 90 M-- ein kg. Butter 420 M. Jemand, der jährlich 100.000 M. Einnahmen hat, muss davon 86.500 M. Einkommensteuer bezahlen. Er behält also monatlich 1100 M-; davon kann er etwa 200 Zigaretten oder 3 kg But- , ter kaufen. Ein Arbeiter verdient mo- natlich etwa 140 M., d. h. so viel, wie 23 Zigaretten oder 3|4 Pfund Butter im Schwarzhandel kosten. Bezugsscheine für irgendetwas zu bekommen, ist sehr schwer, fast un- möglich- Ich habe ja im Kriege drei- mal mein Büro mit der ganzen Ein- richtung durch Fliegerangriffe verlo- ren. Jetzt habe ich zwei unzulänglich möblierte Büroräume gemietet. Ich brauche Schreibtisch, Bücherschrank, Schreibmaschine. Bezugsscheine dafür bekomme ich nicht- Papier ist äusserst knapp. Jeder Briefumschlag wird auf dem Büro umgewendet und wieder versendet. Manchmal bringen mir Klienten eir, paar Umschläge und Papier mit. weil mein Bürofräulein ihnen gesagt hat dass ich ihnen sonst nicht schreiben könnte. Der kleine Schwarzhändler, der 7.1 i?retten ans der Strasse verkauft, verdient an der Zigarette 1 — 1.50 M Er verdient also an einem Tage etwa soviel wie der Durchschnittslohn eines DEUTSCHLAND DAS ANDERE DEUTSCHLAND 13 Arbeiters im Monat beträgt. Der Wunsch, nicht zu arbeiten, sondern Schwarzhändler zu werden, ist also begreiflich. Der beschäftigte Arbeiter muss versuchen, zwischendurch krank zu feiern, um in dieser Zeit durch Schwarzhandel oder durch Bettel- fahrten aufs Land zusätzlich etwas hereinzubekommen, da niemand von den rationierten Lebensmitteln auf die Dauer existieren kann. Wenn trotzdem viele ihren Arbeitsplatz nicht verlie- ren möchten, so deshalb, weil sie an- nehmen, dass der kleine Schwarzhan- del aufgehört, wenn die — seit IM 13. 6 46 E. Brinkmann, Buenos Aires «. 46 A. M. Rübens, C. Valdense, Urug. 17. «. 46 A. M. Rübens, C, Valdense, Urug. 3. 46 R. Holz, Cochabamba, Bolivien 3. 46 E. Häusler, Buenos Aires 9 46 A. Schulze, Buenos Aires 16. 7. 46 F. Hollweg, Sta. Cruz, Bolivien 16. 7 46 P. Hollweg Sta. Cruz. Bolivien HS. 46 H, Scharf, PaSUace, Chile 19. 46 D. Mäschede. Osorno, Chile 19 7. 46 M Valkenstein, Vuldlvia, Chile 19, 7. 46 E. Häusler. Bueno« Aires 19. 46 Frl. D, v d. Bosch, Buenos Airs# •29. 46 S. Schott. Purranque. Chile 1. 8. 46 P. Zlegele, Temuco. Chile ] . 8. 46 H. Gölte. Buenos Aires 1. 8 46 H. Rawraway. Concepciön, ChHe 6 8. 46 Dr. H. Winkler. Chahuilco, Chile 6 8 . 46 C. Grättr. Don Bosco PCS. Arg. 6 . « 46 HÜllnger. Tucuman, Argentinien 6. 8. 46 A. Mosimann. Charata, Chaco 30 8- 46 O H. Stemmer, N. Ttamb'go, Bri. R 46 K. Olass, Ctgn de Chile 10 a 46 M M. Lohn. S Luis,. Argentinien Hl. 8 46 F. Bittner. Osorno. Chile 10 s. 46 P. Bittner. Osorno. Chile 14. 8- 46 J V. Müller, f Bueno» Alre# 14. 8. 4P T», Wiener, Valdivia, Chile 14- ? 46 H. Silers. Temuco. Chile 14. 8 46 .1. Lindpmann Osorno. Chile 21 8 . 46 K Reichert. Alüpen Chile 21 . 8 46 P Nassau. Stgo de Chile ?! « 46 L Windmiiller Stgo, de Chile 21 . 8 46 E Preltag. Osorno. Chile PI . 8 46 H, Bestvater Grl Roes, Argent :H: 8 46 M. Finkelstein. Buenos Aires 30 8 46 A. Kuse, Buenos Aires « S 46 Dr H, Winkler. Chahuilco. Chile s 46 C, Strauss. City Bell, Arsrent. 6. 46 0' Beyer, Cochabamba. Bolivien 1« 46 A Merländer, Buenos Air»5 36. 9 46 W. Häsner. Osorno Chile 16 46 S. Ribbert, Vte löpez Arsrent. 16 9 46 B Schweichler Chubut. Argent. 16. 9 46 D A Hahn, R Mejla Argent. 16. 9 46 Max Kor. V Bsnafia. PCS. Arg 1«. 46 Barah Arnes!cv Buenos Aires 16. 9. 46 P. Leenen Buenos Aires 16. 9 46 P, Leenen Buenos Aires 18. 9 46 'S Walther. Lantis, Argent 18, 9 46 H. Rosentwrg. Stgo. de Chile 20. 9 46 H. Thissen. Buenos Aires 20. 9 4* L, Kistenmacher. Buenos Alre» 20. 9 46 M, Kltiger, Buenos Aires 20. ? 46 A.' Johke, Bueno« Aires 90. 9. 46 Max Apfeldorf Buenoc Alre# 20. 9. 46 Armin Widmer. Brazo Chico. Arg. »0. 9 46 P. Goebel, Temuco. Chife so. 9. 46 K. B. A. Seemann. 5 Saltos, Arg, 30. 9. 46 M. Meyer. Concordia. "E. R,. Arg 30 9. 46 B Schoos. Stgo, de Chile 30. 9. 46 E Vollrath, Asunciön. Paraguay 30. 9. 46 G. Müller. V. Alslna. Prov. Bs.As, 30. 9. 46 A Schulze. Buenos Aires 30. 9. 46 J," M. v. d. Woerd. Buenos Aires 4. 10. 46 A. Kuse. Buenos Aires S. 10. 46 Maria Volz, Buenos Aires S. 10. 46 Willi Doli. Est. Apöstoles. Arg. 9. 10. 46 P. Heck, Bst. Apöstoles. Arg. 24. 10. 46 ®. Altmann, Temuco, Chile 14. 10. 46 Victor Jäger, Buenos Aires 24. 10. 46 F*u2 Sllittla, »uenes Alrw Jahren angekündigte — Währungsre- form bzw. Geldentwertung kommt. Man rechnet dann mit einer grossen ArbeitloSigkeit, und die, die bereits im Betriebe sind, haben dann eher Aus- sicht, ihr zu entgehen. Der kleine Schwarzhandel wird übri- gens bereits seit etwa vier Monaten geringer, werliger deshalb- weil die Polizei gelegentlich mal einschreitet — das ist nicht so schlimm, weil die Polizei weitgehend daran beteiligt ist — als deshalb, weil dak Geld, vor allem wegen der hohen Steuern. knapper wird, und weil die städtische Bevöl- Frau Ponfewasz, Berlin Frau A. Rübens, Köln Frau P. Haaser, Köln J. Kuhn, Lippe-Detmold M. Milnther, Düsseldorf B. u. ki X/ille, Hamburg A. Hollwes, Haspe-Hagen A. Hollweg, Haspe-Hagen A. Wolter, Es.sen-R.uhr A. Schäfer, Lohenfeklfn F. Meyer-Müller, Hamburg M, Milnter, Düsseldorf H. Möhr, Essen-Karnap Wwe. A, Schott. Darmstadt E. Schumacher. AspergjWtbg. H. Goltz Lockstedt b'Hamburf E Casper. Hamburg|Niendor/ Dr, H. Schal?, Düsseldorf Paul Wahl, Stuttgart Berta Hfcntz. Hambg.'Altona P. Dietz, Oberursel-Taunus W, Stemmer, BochumILangend Marie Lande. Wiesbaden H. Roland, Kfiln-Buchforst L. Mecke. Sar-stadt/Hlldesh Carl Frees«, Bremen L. Vosen, Dassel-Einback W. Niebel, Mannheim W Schwegmann. Wesermünde H. "Etfss, Langenholthausen K. E. Reichert. Oberndorf M Oberweg. Essen-Rellingh. Dr F. Böttcher. Stuttgart A Freitag. Stut.tgt. Penerb D Haustein. Hamburg K Knirkmeier, Hamburg T Kuse. Berlin Dr, H, Scholz, Berlin Fam. Gölz. Mannheim A Beyer, Berlin H. Susenbnrger. Düsseldorf B. K.oßh, Hamburg Anne Roll. Hamburg P Schäfer. Wittingen R Hahn. Hamburg W Freitag. HerdeckelRuhr E. Jäger. Hamburg|Aiton» W, Wiegand. Wuppertal W wiearanrf Wuppers«: A.' Matthiesen. Hamburg Marta Baet. Berlin K. Thissen. TltihlheimiRuhr Chr. Rathtoann, Hamburg Fritz HSsner, Berlin Fam, Jobke. Berlin Ch Ga'laseh, Berlin Agnes Schilling. Hamburg Geschw Goebel, Kornwe-sth Anna Kalthoff, Bremen Frost Durlach, Bremen G. Schoof.Wanne]Blckel W, Hardt-Vollrath, Stuttgart G' Müller, Mühlheim B. Wille. Hamburg Hans Plett, Armstedt T. Kuse, Berlin Joseph Shepers, Rheine Rolf Brandt, Lübeck Maria Dinner, Scharbeutz Ilse Koglin, Lübeck Fam. Jrmg, Duisburg M, Jörgeüe, Wuppwtai fcerung'lhre Sachwerte — Schmuck, Teppiche, Wäsche etc. — allmählich los geworden ist. Der grosse Schleich- handel, d- h. der Austausch von Wa- ren gegen Waren zwischen Kaufleu- ten oder von Waren gegen Lebens- mittel zwischen Kaufleuten und Bauern, geht weiter. Viele haben da- durch Millionen erworben, für die sie natürlich keine Steuern zahlen. An diesen Schiebungen sind vor allem die Gutsituierten beteiligt und, poli- tisch gesehen, die Nazi?:, weil sie in den B-ahörden noch stark vertreten sind und sich gegenseitig helfen. EIN ZURUECKGEKEHR- TER POLITISCHER EMI- GRANT SCHREIBT AUS DEUTSCHLAND Ich bekam einen tödlichen Schrek- ken, al® ich meine Heimatstadt wie- dersah. Fast nichts mehr war übrig geblieben von allen Strassen, die ich vor Jahren kannte. Nichts als Schutt- haufen. Da war kein Gebäude das nicht von Bomben getroffen war. Das Pflaster war durch Brände fast völlig zerstört. Gras wächst auf den Trüm- mern. Obgleich seit dem Kriegsende acht- zehn Monate verflossen sind, ist für den Wiederaufbau nichts getan wor- den. Keine Häuser wurden gebaut. Nur einige Tanzlokale wurden errich- tet. .. In England war ich in der Lage, Kleider zu kaufen, und ich bin froh, dass ich es tat. Hier gibt es nichts zu kaufen ausser billigen Spangen, Holzschuhen, Bildern und derartigen Dingen. Wir können keinerlei Bücher oder Wolle oder irgend etwas Hüb- sches kaufen. Wie Du Dir denken kannst, blüht der Schwarze Markt. Jeder, der ee Erschwingen kann, kauft dort etwas zur Ergänzung d r dürftigen Mahlzelten. Weil wir aber Sozialisten sind, lehnen ich und mei- ne FamJiie es ob. dort zu kaufen. Die Wohnungsfrage ist ein sehr schwieriges Problem. In Hannover sind die Menschen zusammenge- pfercht. sehr oft neun Personen in * inem Raum Eine ganze Anzahl lebt noch in Lagern unter schrecklichen Umständen. Ohne Hoffnung «uf Bes- serung der Dingt-, Ich giaube. das ist das Schlimmste von allem: Keine Hoffnung! Eis könnte besser werden, wenr. die Fabriken arbeiten dürften. Nun übei meine Ait>eit. Ich bin in de: Arbeiterwohlfahrt tätig. Dort se- he ich ganz besonders ungeheures Elend. Manchmal glaube ich, es nicht länger ertragen zu können. Alte und junge, in Lumprn gekleidete Men- schen, denen der Hunger auf dem Ge- sicht geschrieben steht, suchen Hilfe. Und wir sind nicht imstande, ihnen wirksam zu helfen. Jeder empfindende Mensch weiss, das das bedeutet. ("The Socialist Leader") Mitteilungen des Deutschlands - Hilfswerks Empfangsbestätigungen von Paketen Bestell- Absender Empfänger Empfangen datum resp, bestätigt SCHWBDBN 2. 9. 46 29. 8. 46 29. 8. 46 14. 9. 46 14. 11. 46 14. 31. . 46 10. 11 . 46 13. 11. 46 15. 11. 46 9. 12. . 4fi 15. 10. 46 10. 11 . 46 13. 11. 46 21. 11. 46 2. 47 10. 46 II. 10. 46 n. 11. 46 23. 12. 46 30. 9. 46 11. 46 16. 11. 46 9. 11. 46 6 . 12. 46 13. 10. 46 30. 9. 46 19. 10. 46 S I. 47 1. 10. 46 12. 11. 46 18 2. 47 14. 1. 47 Z. 47 19 1. 47 18. 2. 47 10. 12. 46 7 . 2. 47 7. 2. 47 18. 2. 47 9. 2 47 18. 2. 47 11 12. 46 '.0 12. 46 18 . 2 . 47 12 . 4fi 18. 2. 47 4-!- 12 2 4~ 14. 12 . 4 6 9 ? . 47 4. 47 11 12 46 10 4" 10 47 K1 47 46 14. 28. 22. 46 18. 47 11. 47 15. 1. 47 10. 12. 46 13. 46 2. 47 S. 2. 47 18. 2. 47 18. 2. 47 18. 2. 47 9. 47 E. 2, 47 14 DAS ANDERE DEUTSCHLAND ROTES KRETJZ und HAKENKREUZ Nachdem wiederholt Unregelmäßig- keiten bei der Verteilung von Hils«- paketen durch des Rote Kreuz iQ^t- geetfllt wurden, beschlossen die ame- rikanischen Besataungsbahörden eine gründliche Untersuchung der Zweig- stellen ihrer Zone vorzunehmen (d. h, Berlin, Bayern und Hessen), deren Ergebnis höchst interessant ausfiel: 1. Beschuldigt man das Rote Kreuz, dass amerikanische Hilfspakete, die dieser Organisation aur Unterstützung Notleidender zugeteilt wurden, an S. S. Leute in den Tnternierungslagern ausgeliefert wurden, (insbesondere Dachau). 2) Ferner wurde Anklage erhoben, dass eine grosse Anzahl "freiwilliger Helfer" ansehnliche Summen aus der Roten Kreuz-Kasse bezogen hat. 3) Eine ähnliche Beschuldigung lautet, dass 75 o|o der Insassen des "Erholungslagers" Katzenbach bei Germish-Partenkirchen. Verbrecher waren, anstatt wirklich leidende Opfer des Nazismus. Es konnte bewiesen werden dass ^lerr Ottmann Leiter des Lagers. - nen Juden der sich rechtmässig aus- weisen kennte, fortgeschickt hatte, mit der Erklärung "das.s Juden uner- wünscht wären". Herr Ottmann wurde angesetzt, nachdem man feststellt hatte, dass er seinen Fragebogen gefälscht hatte, und das Lager wurde der Zuständig- keit des Roten Kreuzes entzogen. Das Internationale Rote Kreuz hat einen speziellen Agenten er/iannt, der sämtliche Filialen Deutschlands be- sucht, um etwaige Wiederholung der- artiger Missbräuche zu verhindern. Vom Hauptausschuss für Arbei- terwohlfahrt erhielten wir einen Brief, in dem es heisst: "25um Jahreswechsel senden wir Ihnen unsere herzlichsten Griissf. Wir möchten das alte Jahr nicht verstreichen lassen, ohne noch einmal den Gefühlen des Dankes Ausdruck zu geben, die uns bewe- gen, wenn wir an den Beistand denken, den Sie uns im abgelau- fenen Jahr geleistet haben. Neben der materiellen Hilfe, die Ihre Or- ganisation uns bringen konnte, be- deutet das Bewusstsein der käme- radschaftlichen Verbundenheit eine unermessliche moralische Hilfe, die bis zum letzten Funktionär herun ter gleich stark empfunden wurde und uns für unsere oft sehr schwe- re Arbeit Mut und Impulse gab. Wir stehen inmitten eines sehr schweren Winters und das neue Jahr wird Millionen Menschen in Deutschland in Trostlosigkeit und Hoffnungslosigkeit finden. Diesen zu helfen, über die Zeit der gröss- ten Not und der tiefsten Depres- sionen hinwegzukommen, und dar- über hinaus durch unsere Arbeit dazu beizutragen, dass die demo- kratischen Kräfte in Deutschland gestärkt werden für die schweren Aufgaben, dfe zu erfüllen sind, werden wir als unsere vornehmste Pflicht empfinden. Wir wissen uns dabei getragen von der Solidarität irod Hilfsbereitschaft unserer Freunde in den anderen Ländern." Cgefc) 'faotte Lemke. , PAKETE ' GUELTIG AB 6. MAERZ 1947 PFUNDPAECKCHEN "EUROPA" Beförderung durch Post in alle Zonen Deutschlands, einschl. russische Zone BUBOPA 1 500 gr. Kristallzucker EUROPA 2 500 gr. Rohkaffee EUROPA 3 500 gr. gerösteter Kaffee EUROPA 4 200 gr. Zucker 200 gr. Tafelschokolade EUROPA S 450 gr. Bienenhonig In Aluminiumdose $ 4.— » 5 Auslieferung zollfrei. EUROPA 6 450 gr. Pflanzenbutter In Aluminiumdose EUROPA 7 330 gr. gem. Kaffee In D»se 25 Suppenwürfel EUROPA 8 250 gr. Kakaopulver 250 gr. Kristallzucker EUROPA 9 500 gr. Kakao EUROPA 10 250 gr. gei. Kaffee 250 gr. Kakao 6.— * 6.— S 7.— * $ 5.— $ 6.— $ 7. 4 NEUE PAKETSORTEN lieferbar für die französische und englische Zone, ganz Berlin ein- schliesslich dir russische Zone, Frankreich, Oesterreich und Ungarn. ZUCKERPAKET 5 kg. Würfelzucker $ 20.- tMitglieder $ 18) SCHOKOLADENPAKET 2 kg. Ne;tü-Inhalt (Mitglieder $ S 22.- 20) FETTPAKET 1 kg. reines Schweinefett 1 kg. Speisefett 1 kg. Rindfleisch (Mitglieder $ 22) $ 25 KAFFEEPAKET 3 kg. Kaffee 1/2 ng. Zucker (Mitglieder $ 231 $ 26 KINDERPAKET 3 Doeen gez Kondensmilch 1 Dose Bienenhonig 1 kg. Zucker Va kg. Schokolade >,a kg. Haferflocken Va kg. Gerstenflocken Vi kg. Dürrbirnen 0 400kg. holländ. Kakao 1,200 kg. 0,500 kg. 1,000 kg. 0,500 kg. 0 500 kg. 0,500 kg. 0,500 kg 0,400 kg. Nettoinhalt 5,100 kg. $ 27.- •AKET "STANDARD" 112 kg. Zucker Kx kg. Röstkaffee '2 kg. Ia Speisefeit '2 kg. Traubenkonzentrat 1-2 kg. Haferflocken >2 kg. Gerstentlocken 2 Dosen Kondensmilch 1 Dose port. Sardinen in Olivenöl 0.400 kg. holland. Kakao 0 200 kg. Schokolade 0.100 kg. Tee 1 Paket amerikanische Ziga- retten, 20 Stück 1,600 kg. 0,600 kg. 0 500 kg O'SOO kg O'bvO kg. 0 600 kg 0,800 kg. 0,180 kg 0,400 kg 0,200 kg. 0,100 kg. 0,020 kg. (Mitglieder $ 24) Liesbar: franz., englische und amerik. Zone alle Zonen Berlins, Oesterreich, j I. Ungarn. Frankreich. Nettüinhalt 5,*700 kg $ 36.— i XlltgliC-der $ 351 :'ieri)är: fruti/-. engl, amerik. Zone, Gross-Beriin, Osi erreich Ungarn Frankreich 14. 10. 46 Pablo Hohmann, Buenos Aires H. Hohmann. «eu-ss a. Rhein 10. 47 14. 10. 4*6 K. v. Kraflt, City Bell, Argent. B. Eiseie. Eutin-Neudorf 4. 2. 47 14, 10. 46 O. Sshwerdtfeger, Huanquelm, At Maria Rossler, Berghmni <>, 2, 47 14. 10. 4ti M. Gonssen, Buenos Aires M, Hindelang, Hamburg 2. 47 14. 10. 46 M. Gorissen, Buenos Aires Leni Gerissen, Hamburg 18. 2. 47 21. IC. 46 A, C, Rudolph, Buenos Aires K, H. Becher, Wuppertal 6. 2. 47 21 . 10. 46 Dr. T. Herz, C. Märtires, Misione- A, Drucker, Brünn 18. 2. 47 26. 10. 46 W. Mattier, V. Ballester, Bs. As. F. Mattier. Bergisch-Gladbaeh 6. 47 28 . 10. 46 II,' Kotterheidt. La Pag, Cördoba E. Kol terhPidt, Kssen-R-uhr 6. 47 28. 10. 46 C. Strauss, City Bell, Argent, H. Schwencke. Hamburg 9. 2. 47 10. 46 Victor Alcorta. Buenos Aires August Dunker. Ham'mrg 18. 2, 47 2ti. 10. 46 Paul Bilstein, Buenos Aires August Bilstein Wuppertal 2. 47 2fc . 10. 4ti Paul Bilstein Buenos Aires H, Prosen, Hamburg 8. 2. 47 •sr :o. 46 H. S.-mper, V. Ballesier. Bs, As. Emy Semper, X'olk.-id 'Hamburg 10, 47 Lti 1 0 -4 ti R, E. T,indem.1 nn Buenos A!re>> Pn.'!' Dr. i.irde ».in:.. Hamburg :n 10. 4 h < - Ki.tyroa, 1 , X Alem. M'.siniivs A, K.ityrba, 8e!m !. Westfalen 47 4. 11. 46 R, Lindemann, Buenos Aires G. Hasselbring. Lübeck 18. 47 13. 11. 46 W. Rahe, Bah'ia Bianca, Arg. G. A. Rahe, Hamburg 4. 2. 47 18. 11. 46 E. Schumacher. L. N. Atem, Arg. Otto Schumacher, Hamburg 4, 2. 47 lg. 11. 46 E. Schumacher L. N. Alem. Arg, August Steinbeek, Hamburg 18. 47 18. 11. 46 Juan Bongers, Ki!. 12, Misiones Herrn, Angerhausen. H nberg 8 47 18. 11. 46 Juan Boptcer«' Ki:. 12, Misiones Wwe. H. Pischfr. Homberg 8. 2 47 7. 10. 46 Dr. T Herz. Col. Märtires. Mi-s. 7. IC. 46 Brig. W. de Koch, Buenos Aires 14. 10. 46 B. Aura.'. Cerro Copa, Misiones 14. 10. 46 Dr. T. Herz, Col. Märtires, Mis 14. 10. 46 I. Rein!:?, H. Isidro FCCA, Bs.As. 14. 10. 46 I. Reinke, S. Isidro PCCA, Bs.As. ■14. 10. 46 I. Reinke, S. Isidro FCCA, Bs.As. 14. 10. 46 E. Graimaier, S. Fernando, B.A. 14. 10. 46 E. Graimaier, S. Fernando, B.A. 30. 9. 46 E. Block, Asunciön. Paraguay 30. 9. 46 Wölcken, Florida FCCA, Bs. As. 30. 9. 46 Wölcken, Florida. FCCA, Bs, As. 14. 10. 46 Adlerblum Hnos., Stgo. de Chile H, Lelimann, Florida FCCA, Arg, B.' Braun, Buenos Aires Franz Drucker. Wien p. Volz. Appenhofen b Landau M. Auras. Bracke i. Olgenbrug Franz Drucker. Wien G, Sorg, Darmstadt K.' Körner, Frankfurt a. M. M. Lumberger, Tegernsee, Obb. A. Winter, Horn, Nied. Oesterr, Engelbreohtsmiiller, Ybbs R. Löwenthal. C, Deggendorf J. u. K. Wicken, Heppenheim H. Wolterdorff, Hamburg Dr. F Reis*r, Wien Georg Stiele, Frankfurt A, Macfc, Uesen 22. 21. 7. 22. 29. 24. 24. 28. 28. 19. 1. 47 1. 47 1. 47 1. 47 1 . 47 1 4fl 32. 46 12. 44ä 22. 1. 47 23. 12. SA 13. 1. 47 * DAS ANDERE DEUTSCHLAND 15 HAU SH ALT-PAKET Inhalt: 4 kg.Ia weisses Meha 2 kg. Würfelzucker 1 kg. Schokolade 1 kg. Haferflocken 1 kg. Gterstenflocken Vs kg. Vollmllchpulver Va kg. Speisefett $ 40.— 10 kg. Nettoinhalt (Mitglieder $ 37) Lieferbar: engl franz. Zone Osterreich _ Ungarn, Prankreich. PAKET "KOPENHAGEN» 1 kg. Butter 1 kg. Rückenspeck m_ Koteiftt 1 kg. Magerspeck 1 kg-Dose Rindfleisch in eig Saft Vi kg. Käse ca. 4'/- kg. Inhalt Netto, $ 40.— (Mitglieder $ 31) Lieferbar: franz. engl amerik. Zone. Al- le Zonea Berlin, Oesterreich, Ungarn, Frankreich IVa kg Würfelzucker l-Kilo-Dose Butter l-Kilo-Fleisch 1 kg Traubenkonzentrat Va kg Röstkaffe Va kg Schokolade Va kg Haferflocken -Va kg Gerstenflocken 0.100 kg Tee 0.4ÖO kg holländ. Kakao 2 Dosen Kondensmilch GROSSES FAMILIEN-PAKET 1.500 kg l.OOO kg l.OOQ kg 1.000 kg 0,500 kg 0.500 kg 0.500 kg 0.500 kg 0.100 kg 0.400 kg 0.80(1 kg 2 Dosen pori. Sardinien in Olivenöl 2 Pakete amerikanische Zi- garetten, 40 Stück Nettoinhalt 0.360 kg 0.400 kg 8.200 kg $ 50.— (Mitglieder $ 47.—) Lieferbar: Fran^ und engl. Zone, Oester, reich. Ungarn, Frankreich. Empfangsbestätigungen jeden 1. und 15 in der Zeitschrift "Das Andere Deutschland". Brieflichen Bestellungen bitten wir Scheck, oder Giro Postal auf Augusto Siemsen, Austria ?064 beizulegen. Geschäftsstunden: täglich von 5 bis 7 Uhr. ausser Sonnabends. (U-Bahnstation Agüero). NOCHMALS DE FALL NOSKE Wir hatten unsere Notiz über den Tod Noskes mit den Worten geschlos- sen: "Unehre seinem Andenken!" Anderer Ansicht war Jeider der Vorstand der SPD, der sieh offiziell bei der Beerdigung Noskes durch Ollenhauer vertreten liess. Wir geben heute eine Ansicht wieder, die sich mit der unsrigen deckt, die der englischen sozialistischen Zeit- schrift "Tribune". Unter der Ueber- schrift "Von Noske zu Schumacher" gibt "Tribune" der Hoffnung Aus- druck, dass die Aera Noske-Ebert- TEATRO INDEPEN DIENTE ERÖFFNUNGS-PREMIERE: SONNABEND, 22. MAERZ, 21 Uhr UND SONNTAG, 23. MAERZ. 17 Uhr, IM CASAL DE CATALUInA. CHACABUCO 863 LUSTSPIEL IN 3 AKTEN VON KAHL ZUCKMAYER, REGIE: MAX WAECHTER In den Hauptrollen: ANNIE ERNST, ESTHER LIPSKY, HELENE REINER, ERNIE WUENSCH, MARGOT WENDEL, ALEXANDER BERGER, WALTER BRUNWASSER, PETER EGGERT, KARL EWALD, LEON FRANK, JOSEF HALPERN, ERNST HELLMUTH, WALTER LENK, BERT MAX, WOLFGANG VACANO, MAX WAECHTER, u- a. m. Die einführenden Worte, verfasst von Karl Ewald werden von Martha John gesprochen. Für Jugendliche ungeeignet! PREISE DER PLAETZE: $ 1.— bis 4—. . Vorverkauf: Libreria Herzfeld, Reconquista 424, T. A. 32-0847; BELGRANO; Confiteria Magnet, Pampa 2525, T. A- 73-8845. ZUR ANWENDUNG DER ATOMBOMB.' Nach einem, Vortrag fordert der Sachverständige sein Publikum auf, Fragen zu stellen. Auf die Frage eines Zuhörers, wieviel Bom- ben nötig seien, um die britischen Inseln zu vernichten, antwortet er unwillig. dass diese Frage nichts mit dem Thema zu tun hübe; auf solch törichte Fragen antworte er nicht. Ebenso toeist er die Frage zurück, wieviele Bomben nötig seien, um China zu besiegen. Nun fragt ein dritter Zuhörer: *'Wie- viel Bomben sind nötig' um Russ• land zu erledigen." Antwort: "Ein~ hundertundfünf undsiebzig!" Scheidemann für die SPD zu Ende sei. nachdem sie über Noske Folgendes gesagt hat: "Einer muss der Bluthund sein'', das waren Noskes Worte, als er 1919 die reaktionären Freikorps —die Vorläufer der SS— verwendete, um die Erhebung einer Handvoll von Kommunisten in -Strömen von Blut zu ertränken; Blut vergoss er, um die neugeborene Repu- blik zu retten, aber dieses Blutver- giessen spaltete die deutsche Arbei- terbewegung von Grund auf und halt letzten Endes, die Demokratie ver- nichten. Noske stürzte, als die Frei- korps, die er gegen die revolutionäre Minderheit mobilisiert hatte, im fol- genden Jahr eine nationalistische Diktatur zu errichten suchten, ein Versuch, der durch einen General- streik vereitelt wurde. Aber der Boden war bereitet worden für die Machter- oberung durch Hindenburg und Papen und dann durch die Nazis". "Tribune" erinnert übrigens daran, dass Noskes antirevolutionäre Lei- stungen 1918|19 seiner Zeit die höchste Anerkennung Churchills gefunden ha- ben. Mit vollem Recht! NEUE DEUTSCHE BLECHES, AUS DER SCHWEIZ Upton Sinclair: Weltende Zwischen zwei Welten Draohenzähne Remarque: Are de Trlompfce Van Looin: Der Pazifik Rembrandt Windsor; Amb«r — Roman Riess: Oeorge. Spionageroman Cia.no: Tagebücher 1939-1943 Bonseis: Die Biene Maya Cronin: Schlüssel zum Königreich Bromsield: Mrs. Parklngton Nacht in Bombay Der grosse Regen So Ist die Welt Traum in Louisiana Tolstoi: Krieg und Frieden Kästners Lyrische Hausapotheke Bei Durchsicht meiner Bücher Langenscheidt Wörterbücher 1000 Worte Russisch Brockhaus: BUderwörterbucb Bilder-Duden in Spanisch Bilder-Duden In 8 Sprachen Verzeichnis auf Wunsch kostenlos, COSMO POLITA Corrientee 469, BAS ÄNDERE OBUTICHLAND CASA FILATELICA GUILLERMO KARBAUM Einziges Brielmarkenspeziaigeschätt m der Republik. Herausgeber des Bolivia-Spezial-Album. LA PAZ - BOLIV1A Calle Bolivar (Euificio Paris) Casilla 323 HOTEL ZUR HABSBURG 25 DÜJ MA YO 447 — U. 1. 81-2187 bietet den Durchreisenden billigsten Aufenthalt auch für Familien, bei bester Verpflegung uno aufmerksam, ster Bedienung. Saubere, luftige Zimmer. Elegante Handstricksachen JURAMENTO 2676 BUENOS AIRES KOFFER, HANDTASCHEN, SCHUH- Reparaturen, fachmännisch und gut. Wir holen aus dem Haus ab. Bruno Zlelke. Consrreeo 2363. BUCHHANDLUNG ' LEIHBÜCHEREI "LOS AM1G0S DEL L1BR0" deutsch, spanisch, englisch Briefmarken COCHABAMBA (Bolivia) Casilla 450 Peru 30 (zwischen Espafia und 25 de Mayo) V er ein "Vorwärts 99 Vereinshauct AUSTRIA 2064 U. T. 72 6058 Sport- and Landhelmi Quinta "LA PERLITA' ttullmee — V. T. 2US-211 Das Zentrum der demokratischen Deutschen A. A. B. A. ENRIQUE ü. CORONA MARTINEZ A B O a A D o TUCUMAN 1441, 1er plso, Dto 1 U. T. 3S-S571 i c a Casa Filate — DE — ROBERTO POMMER compra y venta de eatampllla* para colecciöp CA \ G A I/I.O 527 — Uiienos Alre» V. T. 93 575» CASA RÜBENS Ferien- und Erholungsheim für Kinder und Erwachsene Colonia Valdense Oepto. Colon!» Uruguay Dr. AUGUST SIEMSEN: Die Tragoedie Deutschlands und die Zukunft der Welt, brosch. $ 3.50, geb. $ 5.- Editorial Cosmopolita, Buenos Aires. Oä 0 C § fRANQUEO PAGADO CONCESION No. 8096 GORE ARGEl Centra) TARIFA REDUCIDA CONCESION No. 2808 SCHUELERHEIM OSTERMANN ab 15. März lüieder yeöflnet Interne — Halbinterne — Schulaufgaben CONDE 1785 -7736 Bücher leihweise Neuester Katalog gratis Leihbibliothek COSMOPOLITA Corrlentes 424, Siiciirial Belgrauo, Sucre 6i390 U. T. 82-2490 — I). T. 73 . 6S09 Versand nach ausserhalb SAMMELBUECHSE FUER DAS DEUTSCHLAND- HILFSWERK sollte bei Familienfesten, Skatpar- tien etc. niemals fehlen. NEU ERSCHIENEN! Dr. Anna SIEMSEN ZEHN JAHRE WELTKRIEG Eine Chronik in monatlichen Berichten vom Januar 1935 bis Mal 1945 mit einer Uebersicht über die politische Entwicklung von 1918—1934. Haunstein-Verlag Ölten Preis $ 4.50. 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