Ca OTRA ALEMANIA DAS ANDERE DEUTSCHLAND ORGANO DE LOS ALE MANES DEMOCRATICOS v DE AMERICA DEL SUR AUS DEM I N H A 12 Ii GEORG LEDEBOUR Ernst Wiecher: DER "ipTENWALD Henry Holm: REICHE UND ARME VOELKER s Oda Olberg: REVOLUTIONIERE AERAt Hermann Eßeling: DEUTSCHE ANTIFASCHISTISCHE KAEMPFER . MITTEILUNGEN DES DEUTSCHLMD.j^&WfBJQI & mmMM ~- ■ ,- v» ............ -• -thkbu)!hiMMMNIi* NUMERO 140 15 DE ABRIL DE 1947 » ANDERE DEUTSCHLAND ___ jft £* ______________ ^OTRA ALEMANIAX DAS.ANDERE DEUTSCHLAND (fundado el 7 de junlo de 1987) Autorizado pot Resolution no, 814 del MlnUtro del In- ferior (11 abrsl 1946 Oonsirmado por Decreto Nr. 30.917 (6 sept, *6) del Superior Gobiern» de 1» Naciön. Be(lstro naeional de I» Propiedad Intelec- S«al Nr. 88 0188 Jahresabonnement: 18— Peeo* argentino* (imToraus ublbu) Geldbeträge erbitten wir suasohllewlleh per CUro oder Bono Portal oder Scheck auf Sr. Juan Carl, Tu «am in SO». Bs. Aires. DAS ANDERE DEUTSCHLAND IST KEIN »Iis Profit ausgebendes Geschättsunterneh- inen. Es lebt nur dank der Unterstützung «ei- ner Freunde. Spendet für den Pressefonds! Erscheint am 1. und 15, eines Jeden Monats. Redaction y Administration: Xuoumän 3(M> Buenos Aires j (II. X. *1-7264) ' ' > f1' Einzelnummer: SO Ots, Vertretungen des anderen DEUTSCHLAND BOLIVIEN La ,Paz: Guillermo Karbaum, Ca- siM 323. Tarijfa; Manfrede Hammerschlag, Lista de Correos. jCocüabamba: Los Amigos del Li- bra, Casilla 450. brasilien Bio de Janeiro: Curt, Uebel und Willi Keller, beide Casilla 4231. paraguay Asunclon: Enrique und Susanna Blosse, General Diaz 276- chile Oramo: Oscar Chylik, Casilla 423 uruguay : Montevideo: JLA OTRA ALEMA- NIA, Soriano 1224. USA New York: Gretl und Herrmann Ebeling, 203 West 98 Street, N. Y. 25. SCHWEIZ Basel: Herrmann Graul, Steinen- graben 12. Zürich: Neues Deutschland, Post- fach 143, Zürlch-Fraumünster frankreich Paris: S. P. D., 9, rue Victor Masse, Paris 9e. ENGLAND London: Wilhelm Sander, 33 Fern- side Avenue, Mill Hill, uondon MW 7. Hans Gottfurcht, 20 East Heath Road, flat 3. London NW3 suedafrika Johannesburg: Putran, 45 Sacks Building, Joubert & Comissio- neers Street u. Independant Cul- tural Ass., Mappin & Webb Hou- se, Cor. Hock & Piain Streets. Bei den obengenannten Vertre- tungen des ANDEREN DEUTSCH- LAND sind sowohl Einzelexemplare als Abonnements erhältlich Wir bitten, in allen die Administra- tion und den Versand betreffen- den Fragen sich zunächst mit der zuständigen Landesvertretung in "Verbinudung zu setze .. Allen An- fragen bitten wir, ein adressiertes Preikouvert beizulegen. Vorausbezahlung des Abonne- mentsbetrages ist in jedem Falle unerlässlich. GEORG LEDEBOUR Als Neunziger wollte er, der vor der Hitlerdiktatur in die Schweiz hatte flüchten müssen, hundert Jahre alt werden, um noch die Anfänge der sozialisti- schen Aera in Deutschland er- leben zu können. Nun ist er im 98. Lebensjahr in Bern gestor- ben, und das zerstörte und hilf, lose, zum Objekt geworden Deutschlands scheint noch weit vom Sozialismus entfernt zu sein. Als Bismarck vor 76 Jahren mit Blut und Eisen das Deut- sche Reich gründete. war Lede- bour schon erwach?''-- Unent- wegt hat er den Militarismus und Gewaltglauben. den Kapita- lismus: und Imperialismus die- ses Reichs, die schliesslich in das Dritte Reich und in die Ka- tastrophe Deutschlands ap.f'jhrt haben, bekämpft. Ein Gegner aller Halbheiten und faulen leide?izchaftlich und rücksichts Kompromisse, hat er bis ins ho- he und höchste Alter hinein los seine Ideale der Gerechtig- keit und des internationalen So -äalismus verfochten Immer gehörte er zur Linken. Als die U. S. P sich wieder mit der S- P vereinig'!:, tat. er diesen Schritt nicht mit. da er die Kriegspolitik und die konierre voluiionärc Haltuna der sozial demokratischen Führung nach dem Zusammenbruch nicht ver- aessen konnte. Aber seine eige ne Parteigruppe blieb auf klein ste Kreise beschränkt. Später schloss er sich der Sozialisti- schen Arbeiterpartei an. Ein- Höhepunkt seines öffent- lichen Auftretens war der Pro- zess. in dem er als Angeklagter wegen seiner Beteiligung an den Januarkämpfen des Jahres 1919 liegen die konterrevolutionären Nosketruppen vor Gericht stand. Nachdem Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg der Soldates- ka Noskes zum Opfer gefallen waren, wurde, er aus dem Ange- klagten zum Ankläger, der durch die Macht seiner Persönlichkeit den Gerichtssaal beherrschte und seinen Freispruch und da- mit die Verurteilung der bluti- gen Konterrevolutic-v erzwang. Er hinkte und war nicht schön. Aber mit seinem fort- reissenden Temperament und seinem ungemein lebendigen. geistvollen Gesicht erschien er schön. . ja das sch nnbar dem Menschen Mögliche " ' iaus blieb er jung. Auf dem Parteitag der S. .i. P. im Jahre 1932 redete der Achtzigjährige mit dem Feuer eines Zwanzigjährigen, und als bei einer Kommissions- heratur ; über das Parteipro- aramm. der x A. P. um ein Uhr nachts wegen allgemeiner Er müdung Vertan beantragt wurde war er für Fortsetzung der Verhandlungen. Man hat ihn, den heftigen, den bequemen Kritiker gern •ot.geschwiegen. Aber er ver- dient. in den Gedanken der Ar- beiterbewegvng fortzuleber als ein völlig Unbestechlicher. von tiefster Leidenschaft für der Sozialismus als die Sache dei Menschheit erfüllter Vorkämp fer. D. A. D. BOLIVIEN Unsere Freunde in La Paz geüen ein eigenes gedruckt«. :• Mitteilungs- blatt' heraus, dessen frste Nummer im März erschienen ist. Es wendet sich mit folgender ■ v^-rüssung an die Mitglieder: Das stete Wachsen unserer Orga- nisation und die dfimit vervielfachte Arbeit auf den verschiedensten Ge- bieten erforderten mit Beschleuni- gung die Ausführung eines seit lan- gem gehegten Wunsches, die Verbin- dung zwischen Mitgliedschalt und Vorstand zu vertiefen. Diesem Zwek- ke soll das monatlich erscheinende Mitteilungsblatt, dessen erste Num- mer wir hiermit unsern Mitgliedern übergeben, in erster Linie dienen Es soll ein Spiegel unserer Arbeit, Tri- büne für Anregungen und Kritiken vonseiten unserer Mitglieder, loka- les Informationsorgan im organisato- rischen Sinne, und damit die Brücke zu allen unsern Anhängern im In- nern des Landes sein. Als weiteren Beweis der Tätigkeit des Vorstandes und seiner Unter kom- unssionen, übergeben wir am Sonn- abend, den 1. März, im Rahmen einer schlichten und geselligen Einwei- hungsfeier, da Mitgliedschaft un- ser aus Vereinmitteln und freiwilli- gen Spenden geschaffenes Vereinslo- kal, als Heim des DAD zu eigen. Als einzige deutsche Emi- grantengruppe ist es uns gelungen, ein eigenes Heim für unsere Freun- de zu schaffen, in dem sie sich wohl- fühlen sollen, und wo sie im Kreise ihrer Familienangehörigen ihre Feier- stunder verleben können. Unser Ziel ist, aus kleinen Anfängen heraus, un- ser Heim und damit das "DAD" zum .zukünftigen Zentrum des demokrati- schen Auslanddeutschtums zu ma- chen. Mögen beide Einrichtungen, Mit- teilungsblatt und Vereinsheim, sich Freunde und tatkräftige Anerken- nung erwerben, als gutes Omen für das Jahr 1947, das ist der Wunsch des Verstandes und seiner engeren Mitarbeiter. DAS ANDERE DEUTSCHLAND // Herzlich willkommen in Her Heimat" Fürth, 38.1.1947. Geehrter Herr Paetel! Ich kenne Sie nur aus dem Artikel in den Nürnberger Nachrichten. Dar- aus habe ich ersehen, dass Sie Emi- grant sind und wieder gerne in Ihre deutsche Heimat zurückkehren, sowie die Stimmung, das Leben und Treiben in derselben erfahren möchten. Der Verfasser des Artikels in den N. N. vom 25.1.47 hat Ihnen ja ausführlich geantwortet. Doch fühle ich mich veranlasst, eine etwas andere Mei. nung als deutscher Antifaschist als Ausgewiesener aus Schlesien, kund au tun. Da muss ich schon gleich von vornherein frei heraus sagen: "Herz- lich willkommen in der Heimat!" Denn wir brauchen antifaschistische Kräfte in Deutschland, weil wir noch zu viel Faschisten haben, die im Dun- keln wühlen und im Trüben fischen. Das deutsche Volk ist teilweise noch geistig so schwer erkrankt an den Fol- gen dieser 12jährigen nazistischen Be. einflussung, dass es auf jeden an- kommt, der mithelfen, mitbauen will am demokratischen Deutschland. Ob wir nun K.Z.ler, Emigranten, "Daheim- gebliebene" oder sozusagen "Gleich- geschaltete'" waren, alle müssen wir mitarbeiten, ein demokratisches Deutschland zu schaffen, dem deut- schen, irregeleiteten Menschen beizu- springen, damit er allmählich von sei- nem nazistischen Wahn und nationa- len Gefühlen befreit und für die De. mokratie gewonnen wird. Wir K.Z.- ler — Wir Emigranten — Wir aus- gewiesenen Anti-Faschisten lassen uns einfach nicht mehr verdrängen. Wir wollen endlich einmal siegen über die nationalsozialistischen Phrasen und Soldatenspielereien. Dass wir bei den unverbesserlichen, hartgesottenen Na- zis nicht willkommen sind, wissen wir. Aber das nationalsozialistische System hat uns ja auch nicht gefragt, ob wir es haben wollen oder nicht. Es ri-ss damals die Macht an sich und ge- brauchte sie in der gemeinsten und unfairsten Weise gegen uns: Verhaf- tungswellen, Verfolgungen, Konzen, trationslager für jeden, der es wagte, anders als die Nazis zu denken und zu reden. Je mehr also vor diesem diktatorischen System Deutschland verliessen und nicht erst mit gepack- ten Koffern warteten, bis sie doch noch von Hitlers Gestapo an der Grenze gefasst, in die berüchtigten Konzentrationslager gesperrt und zu Tode gefoltert wurden, umso besser für die Erhaltung demokratischer Kräne. Es ist gut, dass sie El Ala- mein und Stalingrad nicht mitmachen brauchten, denn je mehr diesem Hit- lerdcutschlaiid entronnen, umso weni- ger konnte dieser grösste Raubritter des 20. Jahrhunderts vor seine Kriegs- maschine spannen. Ihre Flucht aus Deutschland betrachte ich genau so, wie das Ducken und sich Einwühlen in die Erde der Stalingradkämpfer, um ihr nacktes, unschuldiges Loben zu retten. Viel zu wäaig Unser Mitarbeiter K. O. Paetel hat- te in den "Nürnberger Nachridhieii" einen Artikel veröffentlicht, in dem er fragte, wie man sloh in Deutsch- land zu den Emigranten und ihrer Rückkehr stelle. Wir veröffentlichen im Folgenden die Antwort eines So- zialdemokraten . emigriert. Natürlich konnten nicht alle weg, aber wer es konnte, dem dürfen wir das heute auf keinen Fall verübeln. Was gab es denn noch für die "Daheimgebliebenen'' zu tun? Ob nun noch einer mehr mit den Zähnen geknirscht oder die Faust in der Ta- sche geballt hat oder Flüsterpropa- ganda getrieben hat. Das änderte doch alles nichts mehr an der Tatsache, dass Hitlers SS, alles unterdrückte. Ein Goering mit seinem Säbelgeras, sei, ein Goebbels mit seinen propa- gandistischen Schlagwörtern, ein Fiitzsche mit seinen gerissenen Rund- funkkommentaren, ein Ley mit sei- ner DAF und KDF — Einseifung. kurz alle hatten sie Aemter und Mittel, um das deutsche Volk zu verdummen. Heute schreit das Elend der Ausge. bombten, Auagewiesenen und Kriegs- krüppel zum Hümmel unt trotzdem gibt es noch Menschen in Deutschland, die nicht begreifen können, dass doch eirvzig und allein die Machthaber des Dritten Reiches daran Schuld sind. Und wenn man immerzu von einem Versagen unserer damaligen Führer spricht, so bin ich anderer Meinung: Hitler ist es gelungen, durch undurch- sichtige Geldgeber einen Propagan- dafeüdzug zu führen und alle schlafen, de deutsche Dummheit wach zu trom- meln, um sie vor seinen diktatorL schein Karren zu spannen. Mit diesem RECONSTRUCCION ECONOMICA EN MINIATURÄ MINDEN. (Especial para LOA) — Transcurridos casi dos anos despues de la victoria sobre Alemania, los aliados comienzan a darse cuenta que "castigar con la miseria" es una poKtiaa que per- judica casi en la misma proporeiön que a los alemanes a los ds» mäs habitemtes de Europa. Los danos que se han causado ya a la economia europea por el desmantelamiento y la paraliz<5ci6n de muchas fäbricas en Alemania serän irreparables por mucho tiem- po, y millones de seres humanos, dentro y fuera de Alemania, se* guirdn viöndose privados de muchos articulos de primera necesidad« En vista de esta situaeiön, el gobierno militar britänico - esta- dounidense estd tomando las primeras medidas para fomentar des nuevo al comercio exterior alemän, ya que la carga, que represen- ta una Alemania hamb'rienta para los contribuyentes de los palsei victoriosos, se hace sentir cada vez mäs. (Actualmente cerca de un billon de dolores anualesl). La pequena ciudad de Minden ha sido elegida como "campe experimental" para la parte occidental de Alemania, y es allf don- de deben establecerse los primeros contactos entre los comercian« tes aliados y los fabricantes alemanes. Una vez obtenido el per# miso militar para entrar en Alemania, el comerciante extranjero es acompanado por un agente militar aliado a cada paso. El gula 1* consigue alojamiento, comida, un automövil con chofer y si Ha d® trasladarse a otra ciudad puede viajar en trenes militares comiend® en el coche-comedor. Sin estas facilidades, ni el comerciante mdts acaudalado podria permitirse el lujo de un viaje por Alemänia bajä las actuales circuNstemcias. La organizacion aliada de intercambio comerclal tiene su sed« en una antigua fäbrica de aviones, donde pueden alojarse cerca de 3.000 personas. 300 expertos comerciales y militares Anglo-America» nos se hallan preparados para reciribir a los representantes de am- bas partes. La "Agencia Anglo-Estadounidense de importaeiön y exportacion , tal es el nombre de la entidad, fijard los precios ert Reichsmark a base de una nueva escala de cambioe, ocupdndos® tambien con la creaciön de un fondo destinado para la importcu cion de materias primas. La organizacion ya ha establecido sucursales en Munich, Stutt- gart, Wiesbaden, Dusseldorf, Hanover, Kiel, Hamburgo 'y Bremen. De los resultados de la conferencia de MoscG dependerä, si la pe~ quena ciudad de Minden seguirä siendo la "Capital econömica" de la Alemania occidental, o si se llegarä a la unidad econcmica d© Alemania, que seria un gren paso hacia la reconstrueeiön de Eu» ropa„ 4 DAS ÄNDERE DEUTSCHIANB Karren hat er alles tn den Dreck ge- fahren, was sich ihm in den Weg Stellte, bis er selbst in Sumpf landete. Wir sozialistisch-demokratischen Kräfte Deutschlands haben wieder die ehrenvolle Aufgabe, wie 1918 den Kar- ren aus dem Dreck zu ziehen. Wir tun es, weil wir ein Gewissen dem ehrlichen deutschen Volke gegenüber haben, nicht aber den Menschen ge- genüber, die sich in ihrer Dummheit und Verblendung am liebsten noch einmal vor einen solchen Kairen ep-annen liessen. Dazu brauchen wir alle Kräfte, auch Euch Emigranten, denn 1918 steckte die Karre nur bis an die Achse im [Dreck, 1945 aber bis über die Räder Und so steckt sie heute noch... Es Bind leider nicht mehr "Die alten Strassen noch, die alten Hänser noch..." aber die deutschen Men- schen sind es noch und vor allem die Heimat, nach der sich der Deutsche im Ausland immer sehnen wird. Wer soll nach Buch rufen? Wenn es nicht die Heimat tut? Auch ihr habt geduldet und gelit- ten, denn es ist nicht so einfach im Ausland ExL-tenz und Aufkommen zu finden. Dem einen mag es schwerer, dem anderen leichter gefallen sein. Dass Ihr damals Deutschland verlas- sen habt, kann Buch kein Mensch verübeln, denn Ihr habt das Deutsch- land der werdenden Schmach und Schande verlassen. Was hat das demokratische Deutsch- land heute davon, dass ein Breit- scheid, ein Thälmann und wie die an- tifaschistischen Kräfte alle heissen mögen, in den K. Z. umgekommen sind? Wäre es nicht besser gewesen, sie hätten denselben Schritt getan wie Ihr und kämen heute zurück, um wie- der mitzuhelfen am Aufbau? Diejenigen, welche Sie nicht in der Heimat willkommen heissen, sind ja gerade dieselben Leute, welche uns Ostflüohtliinge und Antifaschist« n auch nicht gerne sehen. Gerade diese Leu- te, welche immer und bei jeder Ge- legenheit das Schlagwort der Nazis von der grossartigen deutschen Volks- gemeinschaft im Munde führten. Die. selben sind heuite gegen alle«, was De- mokratie heisst und schimpfen mor- gens beim Aufstehen bis abends zum Schlafengehen, weil sie mit dem ar- men Volksgenossen, mit dem Ausge- wiesenen, dem Ausgebombten, ihre Wohnung, ihre Habe teilen sollen. Sie wollen ihre Bequemlichkeit nicht aufgeben, Doch genau wie Hitler über uns hinwegmarschiert ist, werden wir über sie hinwegmarschieren mit Eurer Hil- fe zu einem einigen, demokratischen Deutschland. Darum kommt heim! RICHARD KREITCNGiER Fürth i. B. Sedanstr. 9|HI. WIR DUERFEN NICHT VERGESSEN! (Auszüge aus Ernst Wieche rt, Der Totenwald) Die Nazis als Verderber des deutschen Volkes r Er wusste, dass ein ganzes Volk in wenigen Jahren ein Volk von Knechten geworden war. Knechte auf den Lehrstühlen der Universitäten, auf den Sesseln der Richter auf den Pulten der Schulen, hinter dem Pfluge, der die Erde umbrach, auf den Kommandobrücken der Schiffe, vor der Front der Armeen, hinter dem Schreibtisch der Dich- ter. Knechte überall. v»n ein Wort zu sprechen, eine Ge- bärde zu vollführen, eine Anklage zu unterlassen, ein Geau- be zu bekennen war. Es wusste auch, mit welchen Schmerzen, mit welcher Scham und mit weichem Zorn die*<» Knechtschaft sich er- kaufte, und nicht immer brachte er fertig zu verurteilen, wenn er sah oder hörte, wie die Würde des Mannes vor der Angst der Verfolgung sich beugte und zurückwich, nicht anders wie der Hund vor der Peitsche sich beugt und zurückweicht. .. .Nichts galt, was gewesen war, keine Leistung, keine Güte, nicht Arbeit und Mühe eines ganzen Lebens. Nur das Gegenwär3lge galt. Das Bekenntnis zum Götzen, der Knie fall vor dem Cäsaren, die blinde Wiederholung der Phrase, die falsche Pathetik der Halbbildung, der Schrei des Dema- gogen. Masseninstinkte, Massenfreuden und -laster. Brot und Spiele, und in den Arenen der Gladiotoren standen nun sie ohne Waffen, ohne Hoffnung, den Tieren preis- gegeben, die man auf sie losliess. Und von den Sitzen schaute eint; "herrische" Welt ihnen zu. ohne Mitleid, uhr.e Gnade, die mit den Stiefelspitzen die Glieder der Tuten aufhob und fallen liess, um zu sehen, ob sie auch wirklich tot seien. IM TOTENWALD Er hört«' Kommandos. Meldungen, eine Stimme die durch den Lautsprecher Nummern aufrief, nicht Namen hörte Flüche und Schläge und stand regungslos naeh rück- wärts lausehend, wo seine Zukunft vor sieh ging, in die er bald eingereiht würde wie die anderen auch, ein Mensch mit einer Nummer, mit kahlgeschorenem Kopf, abgetrennt vom Leben, der Schönheit der Güte, der Sauberkeit, ange schmiedet an die Galeere eines Staates der seine Zweif- ler in den Tod schickte. Dann sah er von der Seite, wie zwei Gefangene von dem Ende des niedrigen Gebäudes einen seltsamen hölzer- nen Gegenstand holten, einen Bock auf vier Füssen, in der Längsrichtung zu einer länglichen Mulde vertief., mit Rie- men, die lose herabhingen. Und noch während er zu erra- ten versuchte, zu welchem Zweck dies Instrument dienen mochte, hörte er die scharfen, pfeifenden Schläge im Takt fallen und den hohen, entsetzten Schrei des Geschla- genen. Er sah starr geradeaus, über die Buchenkronen in den sich abendlich färbenden Himmel hinein, aber er zählte, zählte mit, um es nicht zu vergessen vor jenem grossen Gericht, an das er dachte, zehn, fünfzehn, zwan- zig, fünfundzwanzig Schläge. Das Schreien war zu einem stimmlosen Röcheln geworden, dem Röcheln eines Tieres, dem das Lebensblut entströmt, und eine kalte Stimme rief "Halt!" Eine Pause trat ein, in der Johannes nur sein Herz schlagen hörte, und dasselbe begann von neuem, nur dass das zweite Opfer lautlos blieb. Dieselbe kalte Stimme, die- selbe Pause, und immer weiter, so sechs oder acht »der zehn Male. Johannes lud einen der Kalksteine auf seine Schulter und begann seinen Weg. Die Sonne brannte erbarmungs- los auf die nackte Erde, die Luft flimmerte, und schon nach der ersten Stunde stieg die Vision dessen vor den schmerzenden Augen auf, das hier am unerreichbarsten war: des Wassers. Es war bei Prügeltrafe verboten, vor nder während oder nach der Arbeit einen Tropfen Wasser zu trinken, unter dem Vorwand das Wasser sei cholera- verdächtig. Während einer fast dreizehnstündigen erbar- mungslosen Arbeitszeit, in der es verboten war, sich auf- zurichten unr näherte, würde "abgeschossen '. Wer einem Be- fehl nicht gehorchte, würde ,'abgeschossen". Wer sich einem Wachtposten während der Arbeit auf weniger als sechs Meter näherte, würde "abgeschossen-" Sollte in einer der Baracken zur Nachtzeit ein Brand ausbrechen, so war das Verlassen des brennenden Raumes verboten, und das Feuer der Maschinengewehre würde auf diese Baracke gerichtet. Während er diese einfachen Gesetze verkündete, trat er mitunter auf einen der Gefangenen zu, schlug ihn ins Ge- sicht oder trav ihn mit Füssen, weil Haltung oder Gesicht des Betroffenen ihm nicht zusagten. Johannes folgte ihm unablässig mit den Blicken. Es war ein schmäch'.iger Mensch, einige zwanzig Jahre alt, mit ei- nt m glatten, nichtssagenden Gesicht, ■von einem künstli- cht n Hochmut erfüllt, wie ihn junge Leute mit Befehls- gt walt leicht zeigen. Das Besondere an ihm war nur, dass er den Leib etwas vorgestreckt trug, was ihm das Ausse- hen gab, als sei er guter Hoffnung, und seine ganz hells Stimme, die an die eines quäkenden Hasen erinnerte. Doch verwischt - das leicht Komische seiner Erscheinung sich Fchon durch die abgrundtiefe, kalte Verächtlichkeit seiner Haltung und seiner Sprache, wie Johannes sie später an fast allen Lenkern des Lagers festgestellt hat. Es war, als gingen sie durch die sieben- oder achttausend Opfer, die niaii hier zusammeneschleppt hatte, nicht wie durch Tiers hindurch sondern wie durch stinkenden Unrat. Auch hör- te Johannes aus dem Munde des Pfarrerssohnes nie an- ders von ihnen sprechen als von "Mistvögeln" und Wild- säuen". DER ARZT "n. Als er die Baracke verliess, sah er zum ersten und ein- zigen Male den sporenbewehrten Arzt bei der Ausübung seines Dienstes. Es war nämlich verboten, dass sich vor der Revierbaracke mehi als je zehn Kranke für die innere und äussere Station aufstellten Da aber die doppelte und dreifache Zahl allein zum Verbinden bestellt war, so gab es für einen Teil von ihnen und für alle neu sich melden- den Kranken keine andere Möglichkeit. als sich im Walde ans die Lauer zu legen und sofort herbeizustürzen, wenn eine Gruppe von fünf Kranken hereingeholt worden war. Da aber auch das verboten war, so blieb ihnen nichts übrig, als eines der Verbote zu übertreten oder sich in Luft auf» Eulösen und sich im geeigneten Moment wieder zu "ma- terialisieren". Es gab Schwerkranke, die stundenlang da- standen oder kauerten und schliesslich doch umkehren mussten. Es hatte eben keine Kranken zu geben....... Auch machte man sich mitunter den Scherz, beim Appell alle vortreten zu lassen, die ein körperliches Lei- den hätten. Waren ihre Nummern notiert — wie viele Nummern! —> so entzog man ihnen für den ganzen Tag das Essen mit der Begründung. Kranke dürften keine Nahrung zu sich nehmen. An diesem Vormittag nun, als Johannes aus der Bai racke heraustrat, sah er den eleganten Arzt d^miit be- schäftigt, mit Steinwürfen die vor der Baracke angetre- tenen Kranken auseinanderzutreiben, deren Zahl ihm zu hoch schien. Als der Platz leer war, säuberte er seine Handschuhe, sagte "Feiges Gesindel!" und trat in die Baracke ein. AIs er drinnen war, schlichen die Geflohenen wieder hinter den Bäumen hervor und nahmen ihren al- ten Platz ein. Sie waren mehr gewohnt als dieses, und weshalb sollte ein Arzt nicht mit Steinen werfen, wenn es Ihm Spass machte? Hier konnte jedermann seinen Spass treiben, wenn er eine Uniform trug. Achttausend Gesich- ter luden ihn dazu ein, und wer achttausend Kegel auf einem Feld aufgestellt sieht, sollte den nicht die Laune an- wandeln, einmal seine Kugel unter sie rollen zu lassen?,. DER PASTOR Er hatte ja in dem grauen Haus in Amberg zur Genüge erlebt, auf welche zarte Weise geistlicher Zuspruch sich äussern kann. Es war da ein Mann eingeliefert worden, der fünfzehn Jahre dort zubringen sollte, und als der Anstalts- pfarrer ihn am dritten Tage besuchte und nach der Dauer seiner Haft gefragt hatte, war ihm, als er die furchtbare Zahl angegeben hatte, der freundliche Trost zuteil gewor- den: "Na also, mein Lieber, das ist doch nicht so schlimm! Sehen Sie, drei Tage haben Sie schon hinter sich:'' DER DICHTER Einmal in der Nacht gedachte er jeoes vielgewandten 6 DAS ANDERE DEUTSCHLAND Dichters, der Im Dritten Reich zn einem hohen Amt ge- kommen war, und der ihm einmal auf eine Beschwerde tadelnd erwidert hatte, dass erst dieses Reich seit Goe- thes Zeiten zum erstenmal die Würde der I^unst wieder- hergestellt habe. Einige meinten, hatte er hinzugesetzt, zum erstenmal seit Walter von der Vogelweide. Johannes musste lächeln, als er sich daran erinnerte, und wie jener nun wohl behaglich auf dem Lager seiner Würde schlum- merte. So war er doch zufrieden, dass er nicht an seiner Stelle war. Die Illegalen JOSEF BIESEL Josef war Schlosser und zuletzt Strassenbahnführer in Saarbrücken gewesen. Er war ein "Hochverräter" und seit Jahren durch viele Lager gegangen. Er war ein Mann mit einem mächtigen runden Schädel und den Schultern eines Riesen. Er war an Bildung federn Uniformierten jenseits des Zaunes überlegen, kannte alle Menschen, Dinge und Zustände im Lager und verschenkte, ohne ein Wort zu sprechen, eine unendliche, tröstende und aufrechte Ruhe, die mit einer gelassenen Selbstverständlichkeit aus seinem Dasein ausströmte. Er war der Felsen, an den so mancher sich klammerte, und sein Name, der Name Josef Siesel, soll mit goldenen Buchstaben in diese Geschichte eingetragen sein. Er ist ein halbes Jahr nach Johannes entlassen wur- den und ein oder zwei Jahre darauf seinem Herzleiden erlegen. Johannes weiss nicht, was in seinem Wesen für den an- deren anziehend gewesen sein mag. Er nahm sich aller Neuangekommenen an, es verstand sich für ihn von selbst. Aber er blieb bei J sitzen, draussen, auf den Zementroh- ren, auf denen er sass, fragte., aus welchem Leben er kom- me, drehte ihm eine Zigarette und stellte mit ein paar vorsichtigen Worte die Welt des Lagers vor ihn hin, wie man sie sehen müsste, wenn man in ihr bestehen wollte. In einer Welt der Rätsei und des Grauens war er der Gros- se Kamerad, den I.'s Augen suchten, wenn er von der Ar- beit kam, der Riese aus dem Berge, der herbeikam, wenn die Not bis über die Augen stieg, ein Kommunist, Hoch- verräter und "Untermensch", treu, unerschütterlich, selbst- los und adlig. HANS BECKER Hier war die Stille des Paradieses. Noch immer war die Arbeit schwer, ebenso lange und ebenso ohne Schatten. Aber h?er herrschte der Vorarbeiter Hans. Auch Hans Becker Stammte aus dem Saarland, ein einfacher Arbeiter, riesig gewachsen, rauh in Wort und Gebärde. Aber er rührte keinen seiner Leute an. Was gefehlt wurde, nahm er ant seine breiten Sekultern, und seine Augen wachten über Johannes wie über einen Bruder "Immer langsam, Jo- hannes!" sagte er mit seiner heiseren Stimme im Vorbei- gehen. "Lass dir Zeit... immer nur so, dass es nach Ar nen als hin und wieder ein paar Zigaretten und ein paar Verse für deine Frau zu ihrem Namenstag, um die du ihn batest? Aber in die goldene Tafel seines Lebens bist auch du aufgenommen, und nicht als der Geringsten einer. Du wusstest nicht«; von Goethe oder Mozart. Du glaubtest an keinen Gott und warst ein Hochverräter, aber wenn ein Cr* richt sein wird von dem die Bücher sagen, werden die Pir-liter aufstehen und sich neigen vor dir, weil du vieler Msmchen Kreuz auf dich genommen hast. Und wenn Jo- lunnes verzweifeln wollte oder will an seinem Volk, go iifrucht er nur deiner und deinesgleichen zu gedenken Nr-ht der Grossen des Rechtes oder der Wissenschaft, .U'Ciii des Adels oder der Uniformen, nicht der Richter r .. r Redner. Sondern allein des einfachen Mannes, der s > ist, wie du warst. Wie Josef war, wie Hunderte waren dort sein Leben stützten und hielten. Ihr wart die Tap- un er Millionen von Feigen ihr trugt euer Schick- st 2 firei und vier und fünf Jahre lang, und ihr hattet lisch Kraft genug, um denen die Hand zu reichen, die am Abgrund standen. WALTER Hl SEM ANN Ein p'ar Wochen vor seiner Entlassung gewann J. eine Jel-'h* ihn auls tiefste beglückende Freundschaf; mit dem Vv. '.vulter der Lagerbücherei, üieser, Walter Husemann aus L-i rlin, hatte mit seiner jungen Frau seit seiner Jugend für die Ke-mmunis fsehe Partei gearbeitet und gesehrieben. Nach der "Machtübernahme'' hat$en sie. sich noch ewel Jahre verbergen können, hatten buchstäblich vor dem Hun- gertod gestanden und trotzdem ihre Arbeit fortgesetzt. Dann war der Schlupfwinkel seines Vaters verraten wor- den, Seine Frau war zuerst freigelassen worden, er selbst mit seinem Vater wurde vier Wochen nach J. Entlassen Er war ein junger Mensch mit! wunderschönen braunen Augen, klug, belesen und von einer wahren inneren Bil- dung, die nicht nur seine Handinngen, seine Gespräche, sondern auch jede Bewegung seiner Hände erhellte... Hier war ein Mensch, der vieles gelitten hatte, und den das Leid gereinigt und gereift hatte. In seinem kleinen Bibliolheksraum konnte J. wieder einmal die Augen zu Bü- chern aufheben und meinen, seine alte Welt blicke wieder auf ihn herab. Hier war er nicht mehr eine Maske mit einer Nummer auf der Brust, sondern ein Wesen aus einer geistigen Welt und ein Mensch des inneren Wertes. Dort war noch ein Landsmann von ihm, der als Buchbinder arbeitete, der seine Bücher liebte, und beide, Husemann wie er. haben ihm so manchesmal zwischen ihren engen Wänden ein stilles Reich der Abgeschiedenheit aufge- schlossen, des Friedens, des Wiederzuhauseseins, und sia haben ihm damit mehr gegeben, als irgendein Mensch oder ein Winkel des Lagers ihm jemals hätte geben können. Johannes hat in den folgenden Jahren die Reichshaupt- stadt niemals aufgesucht, ohne dass er ein paar Stunden in dem stillen Heim seines Freundes zugebracht hätte. Im Mai 1943 hat Walter Husemann den Tod auf dem Schafott erli.ten, stolz, furchtlos und des Sieges gewiss. Erkenntnisse Seine Wunden vernarbten, aber was hier gewesen war, vernarbte nicht. Es würde keine Haut darüber wachsen der Zeit oder der Vergesslicfokeit oder der wachsenden Gleich- gültigkeit. Sie würden immer offen bleiben, und jede Falte des Tages oder der Nacht würde sie scheuern und schmer- zen. Denn was hier geschehen war, war nicht zwischen Männern geschehen wie im Kriege. Es war nicht; einmal zwischen Herren und Knechten geschehen, sondern eben zwischen Henkern und Opfern Es war nicht mit dem An- stand von Kämpfenden geschehen denn hier gab es keine Kämpfenden. Es gab nur die Rache von Emporkömmlingen und die Rohheit von Schlächtern. Das Volk war wie durch ein Sieb gefallen, und die Spreu hatte die Herrschaft über den Weizen gewonnen. Got!es Wind war des Teufels Wind geworden. Niemals war die Nacktheit der Macht scham- loser verbrämt worden niemals das "Ebenbild Gottes" tiefer geschändet worden. Die Wunden, die J. davon trug, waren nicht nur seine eigenen Wunden, nicht nur die der Tausende, die er zurückliess, ja, nicht einmal die seines Volkes. Die ganze Menschheit war geschändet worden, und wer sagte ihm, dass dies hier nur bei seinem eigenen Volke möglich war und bei den anderen "Diktaturen"? Die Zeit hatte den Grund der Völker aufgegraben, und aus der Tie fs waren stinkende Quellen aufgebrochen. Aber man wusste nicht, wie weit sie sich unter der Erde verzweig- ten, und was mit anderen Völkern sein würde, wenn man ihren Grund aufgrübe. Er stand dort unter den Sternen und bedachte sein kommendes Leben. Er wüste noch n icht, dass er eine Woche spä'er die Sterne über seinem stillen Hof leuchten sehen würde. Auch noch nicht, dass er vor seiner Entlassung eine "Audienz" beim Propagandaminister haben würde, der ihm erklären sollte, dass sein Einfluss auf so viele Men- schen unerwünscht sei, und das er bei dem geringsten Anlass wieder ins Lager kommen werde, aber dann "auf Lebenszeit und mit dem Ziel seiner "physischen Vernich- tung'". Er wusste es noch nicht, und vielleicht würde es in diesem Augenblick nicht einmal als das Wichtigste er- schienen sein. Niemals war ihm wie in dieser Stunde so die Erkenntnis aufgegangen, dass er nur ein Teil sei, ei*1 Teil aller Leidenden, die unter diesen dunklen Dächern oben ihren Schlaf begannen. Ein Teil aller Leidenden auf dieser dunklen Erde, vom Schicksal hinabgeführt bis an den tödlichen Quell ihrer Qualen um dann forlfcugehen und den alten Kampf wieder aufzunvhm 'n, den Kampf re- gen die Lü t. die Gewalt, das Unrecht, die Finster"'" Gr- ctählt und geläutert nun, unverwundbar gemach, durch das Drachenblut, aufgerufen bei seinem N?men, Vielleicht war schon zu viel Sicherheit in seinem Leben gewesen, zu DAS ANDERE DEUTSCHLAND 7 viel Ruhm, zu viel Leben im Schmerzlösen ausser In dem sen davon Er würde sioh schon wieder aufrichten. Er wür- der Phantasie. Und da das Sthlcksal mehr mit ihm ge- d(, nIchts vergessen, aber er würde nun zusehen müssen, wollt hatte, so hatte es ihn hierher geworfen, in den gros- sen Tiegel der Qualen, und er würfle nun zu zeigen haben, dass aUs dem Unvergesslichen mehr wüchse als nur die ob es ihm zum Segen geworden sei. Er wollte nichts mis- bittere Frucht des Hasses. MUENSTER Schwarze Stadt — so wurde Münster In Westfalen einmal genannt, als es noch die Metropole Ludwig Wind-, horsts war, als die schwarzen Souta- nen der katholischen Geistlichen und die dunklen Schleier der Nonnen das Strassenbild zu bestimmen schienen- Der Name ist geblieben, auch wenn er heute in englischer Uebersetzung prangt. Aber die Bezeichnung "Black Town" gilt nicht, mehr der katholi- schen Hierarchie, sondern sie will den Zustand der Stadt und das Aus- mass ihrer Zerstörung kennzeichnen, mit der ein infernalisches öchieksai die einstige Hauptstadt Westfalens ge- schlagen bat. Fast neidlos hat der Münsteraner Düsseldorf die Würde überlassen, Metropole des neugegrün- deten Landes Nordrhem-Westfalen zu werden, denn seine Stadt ist keine Stadt mehr, und der Jubel der zahl- reichen Kirchen, die einst ihre roma- nischen, gotischen und barocken Tür- me stolz über das Gewirr der mittel- alterlichen Stressen Hoben, ist in ei- ne stumme, quälende Klage verwan- delt worden. Eine der blühendsten Stätten bürgerlicher Kultur hat sich über Nach'; zur erschreckenden Fratze einer surrealistischen Vision verzerrt- Die Passade des Rathauses, Sinnbild gotischen Geistes, ist nicht mehr. Wo sich hinter ihr der Saal befand, in dem einst der westfälische Friede ein dreissigjähriges Morden zum Abschluss brachte, türmt sich heute ein Schutt- haufen. Der Dom, die Ueberwasser- kirche, das Schloss, der barocke Rund- bau der Clemenskirche — alles ist zer- stört. Nur oben, im schwer verwun- deten Flechtwerk der Lambertikirche, ist noch einer jener Käfige einge- klemmt, in dem einst die Leichen der Wiedertäufer dem hülsenden Volke zur drohenden M'ahnung ausgestellt wurden- Der Säulenportikus des Rombergpalastes, der vormals das Theater und die Musikschule barg- ragt, von hölzernen Pfeilern abge- stützt, wie eine Filmkulisse über die Trümmer. Keines der breitflügeligen Adelshäuser, die das Charakteristikum Münsters waren, ist verschont geblie- ben. Vielleicht war es doch mehr als nackter Zynismus, wenn der junge, graugesichtige Student vor der dreige- schwungenen, köstlichen Fassade des Drosthofes seinen Kameraden zumur- melte: "Ich weiss gar nicht, was ihr wollt. Die Vorderfront steht doch noch!" Und dankbar entdeckt dann das gequälte Auge von der Strasse her, dass in den Gewölbekappen der an- gebombten Augustinerkirche noch ein paar jener zierlichen Blumen und Ranken lühen, die vor vielen hun- dert Jahren der Maler Tom Rink mit fleissiger Hand auf den weissen Grund pinselte. Unter der Maske des Todes jedoch regt sich alimähiicn neues Leben. Spä- ter zwar als in anderen Städten, da- für aber mit der dem Westfalen ei- gentümlichen Zähigkeit, die allzu- gern als dickschädelige Engstirnigkeit verschrien wird, haben sich die Menschen an die Arbeit gemacht, an eine fast aussichtslos erscheinende Arbeit. Nun rollen die Kipploren auf durch die Stadt. Aus den geborstenen Hallen der Kirchen ragen die schwar- zen Arme de Krane wie phantas- r/sehe Wegweiser in die Luft und he- ben «tählerne Dachkonstruktionen auf die ausgebrannten Mauern. Selbst an den Sonntagen verstummt das Kreischen der Bagger nicht. Tag für Tag liegt Staub in weissen Schleiern über dem Ruinenfeld und legt sich mit beklemmendem Schmerz auf die Brust. Münster Ist dabei, nun auch noch die kümmerlichen Reste seinerf städtebaulichen Schönheiten abzutra- gen — der Not gehorchend und dem Zwange des Lebens. Von rund 160.000 Einwohnern leben knapp 90-000 heute noch in den Res- ten der Stadt. Man weiss nicht ge- nau wo. Die Universität hat sich mit den meisten ihrer Institute, in die Kliniken geflüchtet, die. am Westrand, vom tödlichen Regen verschont ge- blieben sind. Die Studenten begnü- gen sich mit spärlichen Schlafstellen oder hausen in den Hochbunkern, die von den oaritativen Verbänden betreut werden- Im Schlosspark hat Die Sozialistische Partei Indiens ist die grösste politische Masenorga- nisation des Landes, fast die Hälfte der Kongress-Deputierten gehört ihr an. Ihr Vorsitzender Jai Prakash N-arain hat jedoch die Präsidentschaft abgelehnt, um sich ganz seinen Auf- gaben als Parteivorsitzender widmen zu können. Bei einem Besuch in Paris hat ei erklärt, dass die Hunderttausende jun- ger begeisterter Mitglieder der Partei eine "revolutionäre Seele" geben. Er hat sein Bedauern über den Zustand der sozialistischen Parteien Europas und die Hoffnung ausgesprochen, dass sie von ihrer reaktionär-nationalisti- schen Politik wieder zum Bewusstsein der notwendigen internationalen Soli- darität zurückfinden möchten. Die Gewerkschaften in Finnland sind von 80.000 Mitgliedern im Jahre 1939 auf 300.000 Mitglieder angewach- sen. Die — angeblich betrügerischen — Wahlen haben den Kommunisten 60 o|o, den Sozialdemokraten 40 o|o der Stimmen gebracht. Die Spaltung der italienischen sieb das Theater eine Freillchtbtih- ne geschaffen, und die wuchernde Wildnis der Parkanlagen bildet einen ungewohnten Hintergrund für Sha- kespeares "Sommernachtstraum" und Humperdincks "Hansel und Gretel". Die stillen Cafes und hochgetäfelten Bierstuben sind nur noch schmerzli- che Erinnerungen. Strassenbahnen können immer noch nicht fahren. Nur ein spärlicher Omnibusverkehr ver- bindet die weit auseinander liegenden Stadtränder und Aussensiedlungen. In einigen Zimmern des Regierungs- gebäudes am Domplatz zwischen Mör- tel, Kalk und Zement des Wiederauf- baus, hat die westfälische Sezession Bilder und Plastiken ausgestellt. Wundersam blühen in zwei Räumen des stark beschädigten Landesmuse- ums die späten Aquarelle Christian Rohlfs — sagenhaft durchleuchtete Blumen aus einer vergangenen Zeit. Trost und gnädiger Traum, der uns in diesen Tagen wie ein Märchen berührt. Um so grausiger stossen uns die ungewöhnlich starken Oeita- feln des Westfalen Karl Busch in die Wirklichkeit zurück, der in den en- gen Privaträumen der Galerie Cia- sing einen Zyklus "Die Zeit" ausstell- te. Das bäumende Pferd, eine grell gesehene Vision des Krieges, erscheint als apokalyptische Paraphrase des friedlichen weissen Pferdes im west- fälischen Wappen. In seiner drohen- den Wildheit erscheint es wie ein stummer Schrei. j Sozialistischen Partei hat Reformisten und Revolutionäre In der von Sarragat geleiteten abgesplitterten Partei ver- einigt. Die alte Fremdin und Mitar- beiterin Lenins Angelika B&labanoff ist ihr beigetreten, während Ignaato Silone sich keiner der beiden Gruppe« angeschlossen hat, da er sowohl die Politik der Kommunisten wie den Re- formismus ablehnt. Er will die En*» wicklung abwerten. Anwachsen der socialistischen Partei Oesterreichs. Von Mitte 1945 bis Mit- te 1946 ls die SP Oesterreichs von 357.818 auf 467.832 angewachsen. Sie hat damit allerdings erst 72 o|o de* Mitgliedschaft vom 31. Dezember 1983 erreicht. In einigen Provinzen wie s. B. in Kärnten hat sie jedoch Ihre damalige Mitgliederzahl schon über- troffen. Die Sozialistische Jugend ist mit 25.000 Mitgliedern die stärkste Ju- gendorganisation . Die Kindertreunde haben, in 200 Ortegruppen 32.000 Mit- glieder. Die "Arbeiter Zeitung" könn- te ihre Auflage vom 800.000 vermeh- ren, Wenn sie mehr Papier hätte. BEITERBEWEGUNG i DAS ANDERE DEUTSCHLAND REVOLUTIONÄRE AERA? E3 Ist eine weitverbreitete Ansicht, dass wir in einer revolutionären Aera leben. Mehr als Ansichtsseche, die sich auf mehr oder weniger verlässli- che Analogien gründe \ ist es Sache der Stimmung, so etwas wie eine zeit- geschichtliche Formel für den Nerven- zustand : "So kann es nicht bleiben". Durch derartige Stimmungen ist man in mancherlei Unheil hineingeraten, auf Wellen messvanischer Stimmung sind Diktaturen hochgetragen worden; in den Wellentälern des Pessimismus haben Stumpfheit und Fatalismus den Ausblick genommen und den Wider- stand gelähmt. Auch das "Nach uns die Sintflut" mit seiner Lebensgier und Genussucht, die so viele Bande menschlicher Solidarität zerreissen, ist solch ein Stimungsprodukt, wie die immer mehr um sich greifende Er- wartung eines dritten Weltkrieges. Neben all diesem und zum Teil über ihm lagert das Gefühl der Unabwend- bar keit der Revolution: Verheissung den einen, Drohung und Schrecknis den andern. Nun ist ja die Revolution kein spon- tanes Naturerzeugnis, wie Pilze auf einem Dunghaufen. Sie ist kein Zer- eetzungsprodukt, ihre Vorbedingung ist kein Trümmerhaufen. Sie ist ein Bchritt zu einem Wunschbild, das ein- zelnen Denkern durch die ganze Menschheitsgeschichte vorgeschwebt hat, immer weiteren Kreisen ins Be- wusstsein tritt und sich durch einen Kampf verwirklicht, der stets breitere Schichten in den Bereich sozialer So- lidarität rückt. Von einer revolutio- nären Aera kenn man nur sprechen, wenn der in ihr angebahnte oder als möglich gegebene Prozess eine An- näherung an diese umfassendere Ver- nienschlichung verheisst. Die stum- men Träger der Geschichte sind schichtweise zu Wort gekommen, den Ausgeschlossenen nahen sich Tore ge- öffnet: über Sklaverei, Hörigkeit, po- litische Rechtlosigkeit der Arbeiter, Klassenprivilegien des Adels und der Geistlichkeit sind die Anforderungen der Produktion hinweggeschritten. Re- volutionen sind vorausgeschaut, ge- wellt und verwirklicht worden. Die Vernichtung des Ueberlebten musste frtit B-ahn für das Neue schaffen. Es wurde Kraft gegen F'aft gesetzt. Das in der Ideenwelt Lebenswerte musste S'oh in der Wel* der Dinge als lebens- fähig erweisen. Hoi te stehen die revolutionären K,v'üe vor einem Trümmerhaufen, d°-r nicht ihr Werk ist, der keinen niedergekämpften Gegner bedeutet, keine Bresche in Festungswerk des P: v aegiums. Es ist ein Riesenmonu- m- i-t der Sinnlosigkeit, Ergebnis ei- ner hoehentwicke1'en Zerstörungstech- r-l:. etwas, d-as den Menschen vor sich seK;sr erniedrigt. Arturo Labriola hat einmal gesagt "Wir wollen die Erben r*ner reichen Gesellschaft sein". Heu- t? bietet sich eine bankrotte Gesell- schaft. Der Glaube, dass hier eine re- volutionäre Situation vorliege, ent- spr/vpt zunächst daraus, dass zum Neuaufbau eine ivugeheure Masse von Aibeitskraft nötij/ ist, dass somit die von Oda Olberg feespJisehafterhaltende Autgabe de* materiellen Arbeit sich dem Bewusst- mj: aufdrängt als Machtfaktor fühl bar wird und Bedingungen vorschrei- ben kann. Diese Machtstellung an sich ist nicht revolutionär: sie bedeu- tet höhere Löhne, kürzere Arbeitszeit, bessere Lebenshaltung. Um revolutio- när zu sein, muss sie den Ausblick über die Klassenlage ausdehnen auf das Z;ei röherer Produktion mit geung-i rem Verbrauch an Menschenkraft und ge? echter Verteilung der Güte' stein proletarische Klassenziele bedürfen keines "revolutionären Klimas'1. So- z^Ajj^tische Ziele, die über die gegen- wärtigen Interessen hinausreichen, durch die Besitzergreifung des staat- lichen Machtapparats erreichbar wer- den und sich durch Erkenntnis und Willen der Massen erhalten, die brau- chen das, was man als "revolutionäre Situation" bezeichnet. Wie verschie- denfarbig auch der Sinn des Wortes schillern mag, immer muss er Eines bedeuten, dass nämlich die Menschen und Mittel, die Ideen und Güter, die im Dienste revolutionärer Bestrebun- gen stehen, den Menschen und Mit- teln der Reaktion überlegen sind, In einer zeitweiligen, labilen Ueberlegen- heit, die zu benutzen ist, um konsoli- diert zu werden. Wie hat sich nun das Verhältnis der revolutionären Kräfte zu denen der Reaktion durch den zweiten * "alt- krieg verschoben? Das ist ein Vor- wurf für ein Buch; in einem Artikel kann er nur andeutungsweise und fragmentarisch behandelt werden. Aber da das Problem überall herum- spukt, möge auch einer dilettanti- schen Auseinandersetzung Raum ge- gönnt werden, die, wenn sie keine Fragen beantwortet, doch wenigstens hilft, die Fragen schärfer zu umreis- sen. *) Mit geschichtlichen Analogien ist in diesem Fall wenig anzufangen. Im- merhin zeigt der Zusammenbruch des Feudalismus — eine politische und wirtschaftliche Revolution, — dass die herrschende Schicht, deren Funktion erfüllt war, durch diese Tatsache in den Mitteln ihrer Selbsterhaltung ge- schwächt war. Die Militärmacht, die die Feudalherren der Zentralgewalt stellten, war duch die Söldnerheere und dann durch die stehenden Heere überholt. Das Kriegsmaterial, die Dis- ziplin, die Zahl der Soldateska der Dynastien und der Städte waren den improvisierten Truppen der Lehens- *) Bs leuchtet ein, dass die innere Poli- tik der Sowjet-Union ausserhalb unseres Themas liegt. Ob. was hier unter "revo- lutionir" verstanden wird, heute dort eine wirkende Kraft ist, kann wohl keiner ent- scheiden. Sicher hat aber der Kraftaufwand und der Ausgang des Krieges die Regierung nicht geschwächt, sondern hat Ihr Prestige und ihre Macht ungeheuer erhöht. Von ei- nem Antagonismus zwischen Regierung und Einflüssen des Gross-Kapitals kann nicht 3ie Rede sein. Was sich an kapitalistischen Interessen heute in Russland durchsetzt — ausländische Kapitalien mit einbegriffen — lieg* ganz in Händen der Regierung. träger weit überlegen. Wenn zur Zelt des völligen Fehlens der Zentralge- walt die Ritterburgen Schutz gewähr- ten und durch ihre Eigenwirtschaft mit der Ernährung der Herren auch die der Hörigen sicherten, so liefen ihnen mit dem Erstarken der Städte die Hörigen davon, Stadtluft machte frei. Die neue Wirtschaft der Gilden, der Handel auf den einigermassen ge- sicherten Strassen, die Anziehungs- kraft des Söldnerdienstes entvölkerten die Lehnshöfe. Sobald die Zentralge- walt der Waffenhilfe der Feudalher- ren entraten konnte, sah sie in ihnen eine Bedrohung, genau, wie die freien Städte es taten. Der Feudalismus war von innen im Abbau, als man anfing, ihn von aussen zu demolieren. Das war eine ausgesprochen revolutionäre Situation. Stehen denn aber nicht alle Regie- rungen am Ende des zweiten Welt- krieges erschüttert und geschwächt da? Gewiss, aber die Regierungen sind nicht die Zentrale der Reaktion. Sie sind ein Verwaltungsapparat, ein Ar- senal militärtechnischer Werkzeuge, haben die Autorität der Mobil- machung, verfügen über das Gerichts- wesen, besitzen allein des Recht der Ausübung der Gewalt usw. sie sind zunächst das Objekt, um dessen Be- sitzergreifung der Kampf zwischen revolutionären und reaktionären Be- strebungen ^eht. Gerade die Tatsa- che, dass die Regierungen an Autori- tät, an Geldmitteln, an Verfügung über die Wehrmacht Einbusse erlitten haben, lässt diesen Kamr' nach jedem Kriege aufflammen. Auch Marx und Lassalle erwarteten vom Krimkrieg den Auftakt zu einer revolutionären Aera. Engels entwickelte den Gedanken, dass der Krieg die Regierungen zu Zwangsmassnahmen gegenüber dem eignen Volke nötige — heute nennen wir es Planwirtschaft —, die auf dem Wege des Sozialismus liegen und des- halb nur von der sozialistischen Partei durchgesetzt werden können. Er un- terschätzte dabei die tatsächliche Macht der Regierung und überschätzte entsprechend die der sozialistischen Partei. Wenn die Regierung durch den Krieg geschwächt ist, so teilt eine aus- schlaggebende Macht dieses Schicksal nicht: das Grosskapital, namentlich das Finanzkapital ist an Machtmit- teln und Einfluss nicht geschmälert. Die Schicht der Geldmagnaten ist zahlenmässig zusammengeschrumpft, aber machtmässig nicht. Was ihr in den besiegten Staaten genommen wur- de, ist fast ohne Verlust in die Ta- schen der Plutokratie der Siegerstaa- ten geglitten. Man denke an die Mil- lionen Dollargeschäfte, die Nordame- rika mit den deutschen Patenten macht. Allerdings sind unschätzbare Sachwerte zerstört, aber unter der Geldwirtschaft bedeutet das wohl Hun- ger. Kälte, Entbehrung für die Mehr- zahl, aber höhere Preise für -die ge- hamsterten- verschonten oder neu produzierten Waren. Mit der Not steigt der Profit. Und steigt auch die Unzufriedenheit mit der Regierung, DAS ANDERE DEUTSCHLAND 9 die der Reaktion sehr erwünscht ist. Quälen und Gequältwerden stachelt die nationalen Gefühle der Arbeiter- schaft und des Bürgertums an, was die Schwerindustrie als Verheissung bucht- Das unterscheidet die dynastischen, Eroberungs- und Kolonialkriege von den beiden Weltkriegen: eine interna- tionale Macht schneidet immer gut ab und trägt aus allen Verlusten den Gewinn nach Hause. Wie der Igel der Fabel sitzt sie an beiden Emden, wäh- rend der Hase sich die Lunge aus dem Leib läuft. ☆ Nun hat aber auch das Grosskapi- tal, haben die Trusts und Kartelle Verluste erlitten durch eine typische Nachkriegserscheinung, die Unabhän- gigkeitsbewegung der Kolonien. Die- se bedeutet zweifellos ein plus auf re- volutionärer Seite, weil diesmal wirk- lich die Riemen aus der Haut der grossen Spekulation geschnitten wer- den. Die Ausbeutung der Kolonialvöl- ker war eine der Hauptnährquellen des grossen Kapitals. Um die Bewah- rung dieser Quellen und der Erschlies- sung neuer geht heute der Kampf der Imperialismen. Wenn wir uns auf das Abendland beschränken und vor der Neuzeit halt machen, so «;eigt sich, dass bisher der zur vollen Entwicklung gelangte Imperialismus an sich selbst zu grün- de gegangen ist; Rom an der Ausblu- tung seiner Provinzen, an der Ausrot- tung seines Landvolkes, am morali- schen und physischen Verfall des Pö- bels der Urbs und an seinem militäri- schen Menschenbedarf, den es nur durch Barbaren decken konnte. Die kurze > Weltmachtsaera Spaniens hat die Halbinsel mit Gold und Silber überschwemmt, hat ihr neben ver- brecherischen auch viele tatkräftige und wertvolle Elemente entzogen und hat die Auswirkung der viel hundert- jährigen Verwüstung der "Reoonquis- ta", sowie die Schäden der Mauren- und J udenaustreibung beschleu- nigt, anstatt sie aufzuhalten. In bei- den Fällen — Rom und Spanien — handelte es sich um Ausbeutung in ihrer rohesten Form, der der Plün- derung , Der moderne Imperialismus erschliesst die eroberten Gebiete dem Industrie- und Handelskapital. Er hat Interesse am Ueber leben der einhei- mischen Arbeitskräfte. Er kann nicht ausbeuten, ohne Maschinen, moderne Verkehrsmittel und für seine Beam- ten einen hohen Lebensstandard ein- zuführen. Als unvermeidliche Folge ergeb sich die Unabhängigkeitsbewe- gung der Eingeborenen, die man durch systematische Zurück- und Herabset- zung hatte verhindern wollen. Der Kr:eg, der die Kräfte der Regierun- gen in den Metropolen voll bean- spruchte, gab der Freiheitsbewegung der Kolonien ihre grosse Chance. Gleichzeitig machte er der Öffent- lichkeit klar, dass die Interessen der Geldmagnaten einen Druck auf die Regierungen ausübten, um auf die ge- waltsame Niederwerfung der Kolonial- völker zu dringen. Im "vollen Frie- den" hat das demokratische Holland, mit britischer Waffenhilfe, einen bar- barischen Krieg gegen seine indone- sischen Kolonien geführt; Frankreich, mit einem sozialistischen Präsidenten tut ein gleiches In Indochina. Das bezeugt den obsiegenden Einfluss des grossen Kapitals auf die Regierungen. In der Kolonialfrage sind diese am meisten durch plutokratische. im Grunde landesfremde Interessen ge- bunden. Hier haben die revolutionä- ren Kräfte den Regierungen Waffen- hilfe zu leisten, um die Bresche zu er- weitern, die der Krieg in den Wall der Kolonialbedrückung gelegt hat. Dass sich Dynastien oder andere Regierungsformen zusammenschlies - sen, um die Reaktion zu verteidigen und in ihre Machtstellung wieder ein- zusetzen, ist auch vor dem zweiten Weltkrieg vorgekommen. Man denke an die Heilige Allianz und an den Nicht-Interventions-Pakt. Aber das war eine sichtbare und greifbare In- ternationale. Sie war gleichzeitig ge- gen die revolutionären Bestrebungen im eignen Lande berechnet, wollte aber offiziell gerade der französischen Revolution und dem spanischen "Auf- stand" das Rückgrat brechen. Das ge- stärkt und gewitzigt aus dem letzten Krieg hervorgegangene Grosskapital gründet keine heiligen Allianzen und sanktioniert keinen Nicht-Interven- tions-Pakt. Es drängt sich wie Queck- silber in den Regierungsmechanismus, eine anonyme Macht, die der öffent- lichen Hand Geld zur Verfügung stel- len oder verweigern, die in den Ko- lonien oder in Kleinstaaten Aufstände anzetteln oder unterdrücken kann, die den Kampf um Petroleum als Vertei- digung der Demokratie, als nationale Verteidigung, als Abwehr des Bol- schewismus ausgibt. Diese anonyme Kraft ist durch den Krieg gestärkt und nicht geschwächt. Sie geht daran, schrittweise die Machtstellungen ein- zunehmen, aus dem die Erschöpfung durch den Krieg die Regierungen ver- drängt, im Finanzwesen und auch auf dem Gebiet der Landesverteidigung. Je teurer das Kriegsmaterial, um so grösser der Einfluss der Hochfinanz. Diese hat in den konservativen und Militärkreisen jedes Landes ihre Fünf- te Kolonne. Auch da, wo die Kon- servativen ehrlich glauben, jede Dik- tatur der Plutokratie abzulehnen. Sie wollen nur die Reaktion im eignen Lande und sind unbewusste Handlan- ger der Geldmagnaten. Das Auseinanderklaffen der innern und der äusseren Politik, wie es sich vor allem in England, aber auch in Frankreich und Holland geltend macht, ist auf die Macht der Hochfi- nanz zurückzuführen. Diese hat viele ihrer Leute in der Diplomatie und gebietet über die Stimmungsmache in der Presse in viel höherem Masse als irgend eine Regierung, sie und nicht ihr Land fördert den Imperialismus, denn nur sie hat Interesse. an seiner Förderung. Wo etwas wie demokrati- sches Denken und Fühlen in die Mas- ten gedrungen ist, wissen diese, dass cie Gewalt nach aussen, die Nieder- haltung fremder Völker, zur Gewalt nach innen führt. Um sie für den Imperialismus zu begeistern, muss man Goebbelsche Rauschnuttel an- wenden . Schon in seiner Inauguralalresse vom Jahre 1864 hat Karl Marx aus- gesprochen, die Arbeiterklasse haJjo -die Pflicht, sich der Geheimnisse der internationalen Politik zu bemächti- gen." Heute sind diese Geheimnisse vielen Berufsdiplomaten ein Buch mit sieben Siegeln. Sie wissen von ihnen nicht mehr als von den Oelquellen un- ter Grund; die Petroleummagnaten sind viel mehr im Bilde. Trotzdem muss ee das Bestreben der Arbeiter- klasse sein, die Fäden zu erkennen, die die Aussenpolitik der demokrati- schen Staaten von der prinzipiellen Richtung ihrer Regierungen ablenken. rTnd alle revolutionären Bestrebungen müssen Sorge tragen, dass die Arbei- terschaft sich nicht gegen die sozia- listischen und demokratischen Ansätze der eignen Regierung gebrauchen lässt und für den Imperialismus Bo- tengänge tut. Man vergegenwärtige sich die Kohlenkrise in England. Churchill sagt unverfroren, sie könne das Gute haben, die Labour-Regierung zu Fall zu bringen. Er will die Beleg- schaften der Kohlenbergwerke, die durch den Stillstand vieler Fabriken arbeitslos Gewordenen und das in der Nutzniessung von Brenn- und Leucht- material beschränkte Publikum auf- hetzen, aus der Kältekatastrophe eine politische Waffe gegen die Arbeiter- partei zu machen. Ein solches Auf- decken der Karten scheint der sonst bewährten Schlauheit des konservati- ven Politikers nicht würdig. Es be- leuchtet aber scharf die Sachlage. Ein Stück von Englands Schicksal Ist in die Hand der Kohlen-Bergleute gege- ben, die jetzt für das ganze Land ar- beiten. Ebenso müssen die durch die Krise arbeitslos Gewordenen in ihrer Not zur Regierung stehen, und die Hausfrauen ,die für "vaterländische Belange" im Kriege ohne Murren Ent- behrungen ertragen haben, werden einsehen, dass es auch jetzt im wahr- sten Sinne des Wortes um Interessen des eignen Volkes geht. Wieviele Streiks, wie manche Sabo- tage mag auf Einflüsterungen von reaktionärer Seite zurückgehen und 'nur deshalb die Arbeiter verführen, weil sie an das "revolutionäre Klima." glauben? Wie oft ziehen Börsenmanö- ver oder der Schwarze Markt Vorteil aus der Streikwilli^keit der Arbeiter? Ist es nicht bemerkenswert, dass die durch "Unzufriedenheit der Massen" gestürzten Regierungen — z. B. in Ita- lien und in Frankreich - in der Neu- auflage um eine Schattierung reaktio- närer ausfielen? Wer organisierte die grossen vtreiks in der norditalieni- schen Auto-Industrie, deren "siegrei- cher" Ausgang auf dem Fusse gefolgt war von einer neuen Entwertung der italienischen Valuta und von der Ue- bernahme des Aktlenskapitals — oder eines bedeutenden Teils davon — durch die "General Motors"? Auf der andern Seite sehen wir, dass berechtigte und unter richtiger Ein- schätzung der Möglichkeiten unter- nommene Aufstände die Sympathie und Unterstützung der demokrati- schen Kreise einbüssen, weil die Pres- se sie als bolschewistisch, als im In- teresse Russlands erfolgt, ausgibt. Es ist ein grosses Unglück für die Ar- beiterbewegung und ein Hemmnis der revolutionäre» Bestrebungen, dass al- 10 DAS ANDERE DEUTSCHLAND les, was auf sozialistische Ziele gerich- tet ist, von der Reaktion als im rus- sischen Solde stehend in Verruf ge- brecht wird. Der hochgeschraubte Nationalismus unserer Zeit ist für die- se Verrufserklärung" besondere emp- fänglich. Es ist freilich utopistisch, es zu erwerten, aber es würde viele revolutionäre Kräfte freisetzen, wenn Russland sich tatsächlich und ostenta- tiv jeder Einmischung in die innere Politik der andern Staaten enthielte. Ob nun die kommunistischen Parteien sich wirklich Richtlinien von Russland vorschreiben lassen oder nicht, ob sie Gelder erhalten oder nicht, jedenfe" : schadet die durch den Verdacht aus- ländischen Einflusses bedingte Ableh- nung dem Kommunismus als Idee und Programm mehr als Richtlinie.' und Gelder ihm nützen. Und das in der Annahme, dass die vom Ausland kom- mende Hilfe dem Kommunismus und nicht einem russischen Imperialismus dient. Wäre diese Annahme falsch, eo bürdete die russische Regierung der von ihr offiziell vertretenen Ideologie das Odium des Imperialismus auf und vergiftete den bodenständigen Kom- munismus der nicht-russischen Län- der. Russland entfalte und vertiefe Grenzen, die weit genug sind und we- der demographisch noch volkswirt- schaftlich nach Ausdehnung verlan- gen; Nord-Amerika treibe sein "freies Spiel der Kräfte", bi: ihm das eigne Volk ein Halt zuruft; das arme kriegs- wunde Europa sei verschont vom Druck und von der Fuchtel des Im- perialismus und bahne sich mit eig- nen Kräften, jedes Land in den ihm gemässen Formen, seinen Weg zum Sozialismus. Diese Dreieinigkeit ver- schiedener wirtschaftlicher und poli- tischer Regime dürfte allerdings ein frommer Wunsch bleiben. Sogar die Abrüstung der besiegten und der kleinen Staaten steht ihm entgegen, denn eine kampflos zu er- ringende Beute weckt den Appetit, wie ein elegant serviertes Diner, das Me- nü sei europäisch oder japanisch. Diesen unvermeidbar einseitigen und ameisenmässig durcheinander- krabbelnden Bemerkungen sei ab- schliessend eine Zusammenfassung angefügt. Die Reaktion ist durch den Krieg ivcht geschwächt. Erschüttert in den Regierungen und in allen Institutio- nen der öffentlichen Hand, hat sie sich in der internationalen Hochfi- nanz konzentriert, von wo aus sie mit- allen Mitteln die tatsächliche Exeku- tivgewalt zu gewinnen strebt. Als in- ternationale Macht über den natio- nalen Konflikten schwebend — wel- che Konflikte sie umsichtig fördert und vermehrt — vereinigt sie mehr Kapitalien, um Waffen und Menschen zu kaufen, als irgend ein Staat der Erde. Unter diesen Umständen ist es verhängnisvoll, sich in dem Wahne zu wiegen, wir lebten in einer Ge- schichtsphase, in der der Revolution alles zum besten dient. Noch nie war füv die Politik der Arbeiterschaft und aller revolutionären Gruppen soviel kaltes Blut, Ueberlegung und Kritik nötig, wie jetzt, wo viele versucht sind, "zum Führer den Verzweifeln- den zu wählen." Durch Stimmungs- politik setzt man revolutionäre Chan- cen aufs Spiel und riskiert, die Mas- sen zu unbewussten Handlangern der Reaktion zu machen. Bewegte See fordert einen geschick- ten Schwimmer. Nicht jede Welle trägt zur Küste; manche bricht vor- her, und ihre Unterströmung zieht ins Bodenlose. REICHE UND ARME VÖLKER Im Jahr 1943 gelang es einem ame- rikanischen Soldaten, aus Deutschland in die Schweiz au entkommen. Er wurde Interniert und bekam von der amerikanischen Gesandtschaft monat- lich einen Geldbetrag zur Unterstüt- zung, der dem Gehalt eines hohen schweizer Zivilbeamten gleich kam. Wenn er ein Offizeir wäre, sagte man In der Schweiz, würde er so viel be- kommen. wie der schweizer Innenmi- ssiflter. Ein schweizer Blatt prophezeite, dass nach dem Krieg die Welt sich in zwei geographische Teile scheiden würde — in den reichen und den ar- men. Die beiden Amerikas mit Süd- Afrika und Australien würden die rei- che Halbkugel ausmachen, während ganz Asien, Nordafrika und Europa. England eingeschlossen, die arme sein würde, wo reiche Leute beinah ebenso arm sein würden, wie die armen auf der anderen Halbkugel. Sind wir jetzt auf dem Wege zu dieser Teilung der Menschheit? Eines Tages fiel mir eine illustrierte Wochenzeitschrift aus U.S. A. in die Hände. Es ist gut, dass nur wenige Deutsche solche Zeitschriften zu sehen bekommen. Den grössten Raum nahmen die An- noncen ein — wundervolle Bilder, die in beredter Sprache zum Kauf auf- forderten. Schreibmaschinen, Autos Silbergeschirr, Luxusradios, märchen- hafte Kleider und Herrlichkeiten für Feinschmecker; Einem Deutschen braucht man keinen Eisschrank an- zubieten, da er keine Veranlassung hat, seine Nahrungsmittel bis zum nächsten Tag aufzubewahren. Er isst sie auf, sobald er sie bekommt. Na- türlich hatten die Europäer einst auch solche Dinge, aber j?tzt 'önnen sie von Henry Holm sich nicht vorstellen, dass es Völker gibt, die noch zwischen dem einen und dem anderen Getränk wählen können. Noch verblüffender war der Text. Seiten voll Photos zeigten uns die Fashionablen nd die Reichen in ei- nem berühmten Badeort, wo sie sich, un.geben von Luxus und schlechtem Geschmack, bemühen, ihre leere Zeit hinzubringen. Kann es Menschen in der Welt geben, die solche Bilder an- schauen mögen? Andere Photos zeig- ten Leute aller Art, die versuchten irgend ein törichtes Spiel zu spielen Ihre Namen waren sorgfältig angege- ben. Haben die weiter nichts zu tun? Aber wahrhaft aufreizend waren andere Bilder wie ein fetter Mann eine Scheibe feines Brot isst, und vor sich auf dem Tischchen hat er noch 6 halbe Brotlaibe — und scheinbar darf er alles auf einmal essen. Wel- che Freude würden Europäer beim Anblick dieses Bildes haben! Es gab auch ernsthafteren Stoff: Für Rückkehrer Auf der ersten Sitzung der OIR in Genf (Flüchtlingsorgianisation der UN) xvurde verkündet, dass Deutsche, die vor dem 1. Januar aus dem Reichsge- biet ausgewiesen worden sind, die Be- rechtigung haben sollen, dorthin zu- rückzukehren. Die alliierten Behörden sollen ihnen auf Ansuchen die erfor- derlichen Papiere ausstellen und sie mit Nahrung und Kleidung sowie bei der Errichtung einer neuen Existenz unterstützen. Die OIR wird sich dafür einsetzen, dass diese Bestimmung auf alle vier Zonen Anwendung findet. den Artikel eines berühmten Schrift- stellers, der durch "die zerstörte Stadt Wien" wandert. Das verstehen wir. Aber sein Bericht liest sich wie der eines Menschen, der in Tibet oder in das Herz Afrikas eingedrungen ist — wo zwar menschliche Wesen leben, die aber, wohin der Verfasser auch kam, wenig Gemeinsames mit. der zivilisier- ten Welt haben. Entfernen sich die Menschen immer weiter von einander, die, die auf der reichen Hälfte wohnen, und die Be- wohner des ärmsten-Teiles der armen Hälfte? Wir sind nicht neidisch, ob- gleich viele hier es sein würden, wenn sie solche Wochenzeitschriften aus Amerika sähen. Wir verlieren einfach den Kontakt Es ist schwer für uns, zu verstehen, wie Menschen denken, die nicht hungern. Indessen hören wir, dass U. S. A. deutsche Wissenschaftler eingeladen hat, herüber zu kommen und dort zu arbeiten. Unter ihnen befinden sich Experten der Wissenschaft über die neusten Zerstörungsmittel. Als Beloh- nung für ihr Wissen, das so nützlich für den Auf au einer neuen und bes- seren Welt, ist, wird ihnen die ameri- kanische Staatsbürgerschaft verspro- chen. Sie sind natürlich gegangen. Die Versuchung, sich von der armen Seite auf die reiche hinüberzuschmug- geln, ist zu gross. Wenige unter ihnen werden mit den berühmten Worten des Amerikaners Eugen Debs über- einstimmen: "Ich will aufsteigen, aber mit der arbeitenden Klasse, nicht aus ihr heraus." Eis entsteht eine Spannung zwischen dem reichen und dem armen Teil der Welt. Wir sollten darauf achtgeben, ehe sie gefährlich wird. ("Worldover Press") 0>Af XNHII DIUTSCNLAND n DEUTSCHE ANTIFASCHISTISCHE KÄMPFER Ich habe viel Feigheit und Er- bärmlichkeit in Deutschland gesehen. Die früher gejohlt und Z-jubelt ha- ben, sind nun verstummt. Die frü- her die Wehrlosen getreten und ge- schlagen haben, beweinen sich nun in Selbstmitleid. Man muss die mit der Lupe suchen, die ehrlich zugeben: Ja- wohl, ich war ein Nazi, ein treuer Knappe meines Führers; ich bin stolz darauf; was er tat, war wohl getan; die Konzentrationslager und Gaskam- mern waren eine Wohltat für Deutsch- land; der Name des Führers sei ge- lobt. Von den EX-Gewaltigen in Nürn- berg ist keiner so aufgetreten, dass man in Anerkennung sagen könnte: Wenigstens hat er Charakter. Wie die Grossen, so die Kleinen. Doch ich habe auch die Bastian Dani, Willi Parsch Max Meyer. Mar- tha Fuchs, Alfred Kübel gesehen, die Aufständischen von Buchenwald und den alten Eisenbahner mit dem platt- deutschen Akzent. Ehre wem Ehre ge- bührt. Das waren tapfere Menschen. Es tut mir weh, wenn diese Men- schen zusammen mit ihren Peinigern verdammt werden. Das ist aufrechter Demokraten, die nicht in alj-umfas- sendem Hass Menschlichkeit und Ge- rechtigkeitssinn verlieren wollen, un- würdig. Wir wollen uns doch mora- lisch über das Niveau der Nazis er- heben. Warum muss n^an die noch besonders beleidigen, die doch unsere Freunde sind und sehnsüchtig darauf gewartet haben, dass wir zu ihrer Hil- fe kommen? Ein berühmter Sozialphi- losoph der Columbia University hat, in grossartiger Verallgemeinerung, die Mitglieder der illegalen Bewegung, de- ren Existenz er nicht verleugnen kann, einen entmutigten, geschlagenen Hau- fen genannt, deren effektives Leben schon vorbei ist. Ein anderer bezeich- net in einem (im allgemeinen recht guten) Buche Kommunisten, Sozial- demokraten und. linke Zentrumsleute als alte Männer mit weichen Knien und schwachem Willen- Ich frage mich manchmal, ob wohl einer jener Leute, die solche verachtenden Adjektive ge- brauchen. nur einmal eine halbe Stun- de mit einem jener Kämpfer au? Bu- chenwald gesprochen hat. Ganz abgesehen von der Frage, ob solche ungerechten Verallgemeinerun- gen einem guten Zweck dienen oder n;cht (ich glaube nicht, dass Unge- rechtigkeiten je einem guten Zwecke dienen können), sind solche Feststel- lungen auch gar zu billig. Was so oft nicht begriffen wird ist, dass die Wahrheit auch nur vorsichtig zu äussern, im Dritten Reich das Leben kosten konn- te. Die meisten Menschen sind nicht ungerecht aus bösem Willen. In die- sem Falle sind sie es aus Unvermögen und Unwissen. Ihr Kriterium des Mu- te.* ist so hoch, dass es sehr wahr- sciieinlich über ihr eigenes Format h'nausgeht. Nur wissen sie es rächt da sie glücklicherweise noch nicht die Lage gekommen sind, unter Be- weis zu stellen, ob sie ihrer Gesinnung von Hermann Ebeling kämpferisch treu bleiben würden b.'s an die Pforten des Todes, wenn Schweigen ihnen das letzte Mass ih- res eigenen Mut-Masstabes erspart Denn um nichts anderes handelt es sich in der Tat, wenn wir, die wir nicht eines Wortes oder eines Artikels wegen ausgelöscht und weggewischt werden können, die illegalen Kämpfer drüben fragen: Warum bist du nicht aufgestanden gegen Hitler und die Gestapo und hast sie mutig herausge- fordert? Oh, ganz gewiss, ich habe es ja erlebt, sie schlagen die Augen zu Boden und schweigen. Sie murmeln: "Was konnten wir denn tun?" und spüren, dass sie noch mehr tun konn- ten, weil jeder immer noch mehr tun kann, weil jeder für seine Ueberzeu- gung sterben könnte. Wie furchtbar bitter klingt das Wort des jüdischen Intellektuellen aus Ber- lin: sie nehmen uns unser Noch-dasein übel. Das ist oft die Situation der deutschen Antifaschisten. Muss ein Mensch erst sterben, damit sein Mut und seine Güte anerkannt werden? Nur phantasielose Menschen haben eine so romantische Auffassung von Mut. Nur wenige Menschen sind aus dem Eichenholz der Märtyrer ge- schnitzt. Das "Hier stehe ich, ich kann nicht anders" hat es auch in Deutsch- land gegeben. Nicht einmal das wird allgemein anerkannt. Mut schiesst nicht aus dem Boden hervor wie Kraut und Unkraut, er wächst nicht natür- lich auf Bäumen wie Kirschen und „UNGLAUBLICH ABER WAHR" überschreiben die "Nürnberger Nachrichten" den Bericht über einen Prozess in Günzenhausen, bei dem durch eidliche Zeugenaussagen Fol- gendes festgestellt werden konnte: 1. Günzenhausens heutiger erster Bürgermeister war förderndes Mit- glied der SS; 2. Der amtierende zweite Bürger- meister der Stadt, dort erst seit 1946 (aus Sachsen kommend) ansässig, war Pg.; 3. Der Leiter der Schutzpolizei wur- de im Sommer 1946 zwar abgelöst, weil er 1937er Pg. war, durch einen Nachfolger aber ersetzt, dem Partei- zugehörigkeit seit 1935 nachgesagt wird (heute noch im Amt); 4. Der derzeitige Leiter des Ern&h- rvngsa-mites war Pg.; 5. Sein erster Sachbearbeiter, von der Militärregierung im Oktober 1945 entlassen, ab April 1946 wieder einge- stellt, war Pg.; 6. Der jetzige Leiter der Stadtspar- ■asse war Pg.; 7. Der jetzige Leiter des städtischen Krankenhauses war Pg.; und... 8. Der jetzige Leiter der Landpoli- zei war Pg. Pflaumen. Nur unter besonderen Be- dingungen wird Mut zu einer Tugend der Masse. Die Nazis waren in vielen Dingen klüger als ihre Feinde und Kritiker. Sie wussten, dass der Mensch da«, was er ist, (cum grano salis) nur durch die Gemeinschaft ist. Darum duldeten sie nur die ihre. Darum zerschlugen sie alle Organisationen von den Ge- werkschaften bis zum kleinsten Ke- gelklub." Darum zerstörten sie die Keime und Zellen einer mögliehen Widerstandsbewegung von Grund auf, sengten und mordeten. Darum legten sie ein solches Netz geradezu wissen- schaftlichen Terrors um das Volk, das jeder sich beobachtet und gefährdet fühlte. Die Nazis atomisierten das Volk und vereinsamten das Individuum in- mitten der Millionen. Der Einsame hat Angst. Nur diz Massen, getragen von einem befeuernden Ideal und geführt von einer starken Organisation, Bind mächtig. Der Deutsche fühlte sich ständig von einer unheimlichen Macht mit tausend Augen, Ohren und Hän- den umgeben. Er war so verlassen, so hilflos, so jämmerlich ohnmächtig. Die Angst wurde zu seinem ständigen Ge- fährten. Es war grauenhaft, dass sie, selbst als die Amerikaner einmar- schiert waren, in Gesprächen sich plötzlich umschauten, innehielten und flüsterten. Das ist nicht lustig, das ist nicht verächtlich, das ist tragisch. Das hat nichte zu tun mit dem viel umstrittenen deutschen Charakter. Bs hat Millionen Ausländer in Deutsch- land gegeben, auf dem Lande, In den grossen Fabriken und selbst in der Wehrmacht mit Wessen in der Hand. Auch sie haben nicht rebelliert. Sie waren den psychologischen Geseteep des Terrors genau so unterworfen wie die Deutschen. Das ist kein deutsches, es ist ein menschliches Phänomen. Die Vergleiche mit Frankreich, Nor- wegen, Belgien, Jugoslawien und ande- ren Ländern, die von den Nazis besetit gehalten wurden, verkennen die Situa- tion im Dritten Reiche. Weder In Frankreich noch In Norwegen oder ei- nem anderen Lande geb es das Ge- fühl der Vereinsamung wie in Deutsch- land. Im Gegenteil, es gab das Ge- fühl einer nationalen Solidarität, voB grossen Schichten, die genau so dach- ten wie das Individuum, die sich gegen- seitig ermunterten, sich Hoffnung machten, sich halfen. Und nur in ei- nem solchen Milieu könnte es Massen- organisation mit Massenmut geben. Jeder, der etwas von Massenpsycho logie versteht, wird zugeben, dass es einfacher ist. in einem Verbände sei- nen Mut unter Beweis zu stellen. Die deutschen Antifaschisten mussten es allein für sich, in ihrem Herzen unl in ihrer Brust ausmachen, wie sie sich entscheiden sollten. Und niemand, der eine mutige und charaktervolle Ent- scheidung für sich getroffen hat, nie- mand, der immun gegen das Gift geblieben ist verdient, dass man ihn ungerecht beschimpft. Er verdient, dass man ihm als einem Mitstreiter uns Mitmenschen die verdiente Anerken- nung zollt. \ 12 DAS Mitteilungen des Deutschlands - Hilfswerks AUSTR1A 2064 — U. T. 72-6058 — BUENOS AIRES Empfangsbestätigungen von Paketen SCHWEIZ 23. 0.49 *9. 7.46 19. 6.46 SO. 9.46 7.10.46 7.10.46 7.10.4*6 7.10.46 7.10.46 7.10.46 7.10.46 7.10.46 7.10.46 14.10.46 14.10.46 14.10.46 14.10.46 14.10.46 14.10.46 24.10.46 14.10.46 14.10.46 14.10.46 Ill4.10.46 14.10.46 14.10.46 14.10.46 14.10.46 14.10.46 14.10.46 14.10.46 14.10.46 14.10.46 14.10.46 14.10.46 39.10.46 3.13.46 99. 7.46 «. 9.46 M. 8.46 M. 8.46 21. 8.46 21. 9.46 30. 8.46 30. 8.46 30. 8.46 6. 9.46 6. 9.46 6. 9.46 6. 9.46 9. 9.48 9. 9.46 8. 9.46 «. 9.46 tS. 9.46 16. 9.46 16. 9.46 16. 9.46 18. 9.46 16. 9.46 «. 9.46 10. 9.46 tO. 9.46 !0. 9.46 SO. 9.46 to. 9.46 K>. 9.46 4.10.46 4.10.46 4.10.46 4.10.46 4.10.46 9.10.46 6.10.46 14.10.46 14.10.46 14.10.46 14.10.46 14.10.46 14.10.49 14.10.46 14.IO.46 14.10.46 21.10.46 21.10.46 28.10.46 28.10.46 6. Jahannseai, Buenos Atree H. Hering, Sao Paulo K. Haeketoerg, Buenos Aires Rddhter, Buenos Aires A. Stegimeyer, Buenos Aires A. Schell, V. Ballester FCCA, M. R. Naumann, Buenos Aires Tony Rogge, Buenos Aires D*o. A. Szieimeister, Bern ad FCB. R. Völter, Buenos Aires H. Bpple, Buenos Aires L. Kirchiheimer, Buenos Aires Dr. H. Winkler, Ghahullco, Chile Jckh. Luzian, Chascomüs, POS. Jota. Luzian, dto. H. Bergmann, Buenos Aires Dto. J. Bähr, Buenos Aires B. Vatter, Litmache, Chile I. Beremdt, Stgo. de Chile O. Riet, Allen, R. Negro, FCS. W. Damus, Buenos Aires B. Voss, Haedo, FCO. R. A. Ostermann, Buenos Aires K. Dohrmaitn, Buenos Aires Tony Rogge, Buenos Arles B. König, Buenos Aires Deutsch!. Hilfswerk, Buenos Aires M. Wojahn, Buenos Aires V. Jäger, Buenos Aires V. Jäger, dto. H. Rosenthal, Buenos Aires S. Jonas, Buenos Aires O. Roeenbaum, Neuquen, FC9. Dr. Dameorau, Buenos Aires Fr. Dr. Boche, Buenos Aires S C H W S. Schott, Purranque, Chile Wild, Martinez, FCCA. Juan Höh, Buenos Aires P. Ziegel«, Tenuuco, Chile E. Wieehnewski, P. Varas, Chile W. Haase, City Bell, FCS. Dr. H. Winkler, Chahuilco, Chile E. Tlomkowitsch, Buenos Aires B. C. de Lehmann, Florida, FCCA P. Mensdhel, Osorno, Chile S. Lewkowitz, Stgo. de Chile Dto. B. S. Melzingen, Buenos Airee F. Hengst, Temuco, Chile A. Vollmer, Buenos Aires D. Dscihenlfzig, Buenos Aires H. Ladendorff, Buenos Aires F. Carl, Florida, FCCA. J. Carl, Florida, FCCA. J. M. Salm, Florida, FCCA G. Scbulx, S. Isidro, FCCA. K. Jtooobi, Stgo. de Chile A. Tneto, Stgo. de Chile E. Vollrath, Asunciön, Paraguay M. E. Moll, Eldorado-Mieiones M. Vodz, Buenos Aires P. Bilstein, Buenos Aires D. v. Bülow, Buenos Aires R. Sofawan, Buenos Aires H. Soitorig, Buenos Aires A. Jäger, Florida, FCCA. W. Schulze, Trapi, Chile M. Klüger, Buenos Aires Dr. J. Alterthum, Buenos Aires O. Neuner, Buenos Aires X. ßohmidt, V. Baljester B. Loogerich, P, Chico, Misiones Job. Staschen, V. Ballester H. F. Gesell, Buenos Aires P. Bilstein, Bs. Aires K. T. Krafft, City Bell, FCS. O. Schwerdtfeger, Hu-anquelin H. Bestvater, Gral. Roca, FCS. M. Gorissen, Bs. Aires Dto. Dto. H. Wull, CoJ. Liebig, Misiones R. Lieber, Beccar, FCCA. Frerking, Santa Cruz, Bolivien Dto. Ida Bircks, Augsburg F. Hering, Berlin Ch. Hackelberg, Berlin Guttmann, Wellheim, Bayern M. Stegmeyer, Stuttgart Z. Muth, B. Friedrich shall Prof. Dr. Reuber, Zella Dr. J. Könn, Köln Else Kluck, Berlin J. Sziemeister, D. Kaltenl Frieda Ray, Kiel E. Rausch, Mühlheim Erna Stock, Hamburg A. Loewel, Berlin A. Lindenkohl, Hechendorf W. Neumann, Frankfurt T. B. Kreipe, Borsum Prof. Bergmann, Söhre M. Bielig, Hamburg M. Vatter, Frankfurt A. Voss, Berlin F. Pitsch, Karlsruhe G. Küolihold, Hamburg E. Voss, Kiel j E. Dahn, Hohenlimburg H. Dohr mann, Oldenburg Chr. Schmitz, Köln A. König, Hamburg F. Neumann, Bremen A. Lissner, Hamburg Fam. Jung, Duisburg W. Ladengast, Wien E. Peters, Bad Pyrmont Joh. Matthies, Hamburg L. Schmitt - Weissmann A. Feucht, Sehr amber g Sdhulte-Nölle, Köbbingsh. EDEN Prof. K. Halbach, Tübingen M. Meinert, Hamburg C. V. Rüdt, Bamberg G. Feifei, Biberbach Joh. Petereit, Berlin F. Söhiffmann, Köln A. Löwel, Berlin Ch. Brandt, Berlin B. Körner, Nürnberg Ida Goldbeck, Berlin F. Lewkowitz, Berlin Dto. P. Schülke, Rat-Heumar A. Aue 11, Berlin I>. Füllgrabe, P. Schulenberg O. Dscbenüfzig, Berlin E. Kühlmann, Berlin M. Wiessner, Hof, Bayern H. Kundler, München M. Jacobs, Porz Ch. Kemmer, Berlin E. Hendrich, Berlin J. Dietmann, Neu Ulm M, Schenk-Vollrath, Emed. W. Kitzrow, Gern-Beroht'esg. A. Volz, Dürrwangen H. Bilstein, Wuppertal B. v. Bülow, Garmisch-Part. P. Vezin, Arnsberg C. Swarzenski, Berlin M. Stäsz, Berlin O. Schulze, Berlin , H. Wolff, Berlin H. Heitermann, Berlin J. Scihratzenstaller, Augsfa, Th. Schmidt, Marienhafe!! H Hermanns, Düsseldorf W. Eilers, Ringstedt B. Harbert, Braunsdhweig A, Riechers, Mölln H. Krähn, Kiel H Krüger, Hamburg W. Mandowski, Nordstemmen L. Gorissen, Kitzenberg M„ Fehring, Kitzenberg M. Lange de la Camp, Bbg. A, Wulf, Golzwarden A Deuss, Köln H. u. G. Frerking, Heisede Dto 21. 9.46 23.12.46 23.12.46 2. 4.47 2.47 28. 2.47 22. 2.47 2.47 24. 1.47 3. 2.41 3. 3.47 3. 3.47 3. 24. 26. 17. 3.47 1.47 2.47 2.47 4. 2.47 4. 2.47 3. 3.47 17. 2.47 24. 1.47 6. 3.47 23. 1.47 6. 21. 23. 3.47 1.47 1.47 3.47 3. 3.47 6. 2.47 27. 2.47 23. 2.47 27. 2.47 4. 2.47 3. 3.41 3. 3.47 13. 3.47 10. 3.47 26. 2.47 2. 4.47 24. 2.47 20. 2.47 28. 2.47 2.47 9. 2.47 25. 2.47 20. 2.47 13. 2.47 9. 2.47 9. 2.47 7. 3.47 17. 2.47 23. 2.47 17. 2.47 12. 2.47 28. 2.47 25. 2.47 24. 2.47 10. 2.47 16. 2.47 5. 3.47 26. 2.47 3. 3.47 23. 2.47 28. 2.47 1. 3.47 23. 1.47 21. 2.47 10. 2.47 24. 2.47 2.47 2.47 2.47 3.47 21. 2.47 20. 2.47 20. 2.47 7. 2.47 25. 2.47 24. 2.47 3. 3.47 25. 2.47 25. 2.47 4. 2.47 15. 2.47 21. 2.47 21. 2.47 21. 2.47 16. 14. 26. 3. ANDCRI DEUTSCHIAND STIMMEN ZUR DEUTSCHEN NOT Wahnsinn als Methode Mit ungewohnter Einmütigkeit stel. len heute alle Berichte aus Deutsch- land feist, dass in den vergangenen Monaten die Lage sich derart zuge- spitzt hat, dass eine Katastrophe un- abwendbar erscheinen muss, wenn nicht in letzter Stunde die Sieger- mäclhita sich dazu entschliessen kön- nen, das deutsche Volk vor dein Hun- gertode zu erretten. In unserer Zeit, die vorzugsweise in Superlativen dankt, wirkt auch das Wort "Kata- strophe" abgenützt und nichtssagend. Wir wollen daher deutlicher sprechen. In Deutschland sind heute Millionen von Menschen, deren physische Kräf- te erschöpft sind, vom Tode bedroht, weil ihnen auch nur das Minimum an Nahrungsmitteln fehlt, mit dem es möglich wäre, eine Zeitlang durchzu- halten. Die praktische Durchführung des berüchtigten Morgenthauplanes hat den werktätigen Schichten des deutschen Volkes die Arbeitsmöglich- keit genommen. Während in der rus- sischen Zone eine systematische Aus- plünderung mit geradezu "preussischer Genauigkeit" durchgeführt wird, wer- den im Westen die Industrieanlagen in die Luft gesprengt und unbrauch- bar gemacht. Der Wahnsinn ist zur Methode geworden- (Der frühere demokratische Reichs- tags abgeordnete August Weber, Lon- don, in "Demokratisches Deutsch- land".) - ■ , Provinz Kaliningrad Anfang Februar haben die nunmeh- rigen Einwohner Ostpreussens 4 Abge- ordnete zum Obersten Sowjet gewählt. Früher war die Provinz Kaliningrad nur durch einen Abgeordneten vertre- ten. Die Provinz wird vorzugsweise von Weiss-Russen bewirtschaftet, die aus den kriegsverwiisteten Gegenden von Smolensk, Pskov und Bryansk kommen. Mit ihnen kommen Lehrer und Aerzte, und es wird von einem ständig fliessenden Strom von Son- derzügen und Autokolonnen mit Men- schen, Rohstoffen, Saatgetreide, Ma- schinen und Werkzeugen berichtet. Die Siedler erhalten besondere Er- leichterungen seitens des russischen Staates. Die Reise ist gratis. Fach- berater stehen zur Verfügung, und die Einwohner in "Kaliningrad" sind die einzigen der modernen Welt, die keinerlei Steuern zu bezahlen brau- chen. Die Städte haben in der Zwi-t sohenzeit neue Namen erhalten, In. sterbuirg heisst z. B. Tscherniaikowsk, Tilsit heisst Sowjetak und Frie «75» gründ zwischen Verwaltung und Be- legschaft beseitigt. Dass Truppen in London eingesetzt werden mussten, ist ein Beweis nicht dafür, dass die Londoner Transportarbeiter unver- nünftige Forderungen stellten, son- dern dass Kabinett und die Gewerk- schaftsführung, absorbiert von dein gesetzgeberischen Teil des Sozialisie- rungsprogramms, die ebensogrosse Be- deutung der Einführung wirtschaftli- cher Demokratie übersehen haben. Das ist die wichtigste Lehre des Transportarbeiterstreiks. (Statesman and Nation) Bert Brecht in den Kanimerspielen Wir begrüssen es, dass die Kam- merspiele am 19. und 20. April den wahrscheinlich für unsere Zeit wichtigsten Dramatiker zu Worte kommen Ixssen. „Die Gewehre der Fra.i Carrar" sind in ihrer grossen und einfachen Eindringlichkeit ein grosses Kunst. werk und zugleich eminente politi- sche Aufklärung über das Wesen ies spanischen Bürgerkriegs. Die 24 dokumentarischen Szenen oon „Furcht und Elend des Dritten Reichs" lassen sich unter den hier gegebenen Bedingungen nicht an einem Abend zur Aufführung brin- gen. Die Kammerspiele haben des- halb Szenen für die Aufführung ausgewählt. Liselott Reger itrirv die Regie \ühren. O 1 ^ ' !i*i FREIE DEUTSCHE BUEHNE Sonnabend, 26. April, 17 u. 21 Uhr Sonntag 27. April, 17 Uhr Im Teatro Lasalle, Cangallo 2263 Grosser Bunter Abend [Leitung: Roberto Bauer unter Mitwirkung von Heide Roth, Ina-Maria Müller, Maximi- lian Blochert, Helmut Kramer und vielen anderen bekannten Kabarett- und Varlet6kräften. Vorverkauf: Barna, Matpti 441 BGR1 BÄtCHt-ABEND MIT LISElOTT REGER ALS GAST SONNABEND lS APRIL 2"! — SONNTAG. 20. APRIL 17 UHF SCHAUSPISL INI AKT VON "B£^T i «St SZ€N€NFOLOe IN ? ßiLOERN von TzCRT BRACHT Regie: LISELOTT REGER PREISE DER PLAETZE: » 1— bis $ 4.— VORVERKAUF: Libreria Herzfeld, Reconquista 424, (32-0847) BELGRANO: Confiteria Magnet. Pampa 2525. (73-8845) CASAL DE CATALUnA. CHACABUCO 863 Dr. AUGUST S/EMSEN: Die Tragoedie Deutschlands und die Zukunft der Welt, bnsch. $ 3.50, geb. $ 5.— Editorial Cosmopolita, Buenos Aires. Neu erschiene» • ☆ Are de Triomphe Deutsche Originalausgabe von E. M. Remarqup ☆ Bis zum bitetrn Ende 2. 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