Ca OTRA ALE MAN IA DAS ANDERE DEUTSCHLAND ORGANO DE LOS ALEMANES DEMOCRATICOS DE AMERICA DEL sur m nnNH* ' AUS DEM INHACTl Sond erbeilage : VIER SEITEN BILDBERICHTE AUS DEUTSCHLAND August Siemsen: ERSTER MAI 1937 Richard Wagner: 4 AUFRUF ZUR REVOLUTION DIE WAHRHEIT UEBER VIETNAM D. Melnikov: DIE DEUTSCHEN REPARATIONSLEISTUNGEN AN U.S.Ä* UND ENGLAND Oswald Zienau: DAS DEUTSCHE BAUERN- UND AGRARPROBLEM Pieter Siemsen: DIE GEWEHRE DER FRAU CARRAR Deutschland-Hilfswerk: NEUE PAKETBESTAETIGUNGEN mm mr itrn tirnir"-----mm—iwmii ir ---ir i T(T'«nr«nrin-rrr"----—.......«.n. ^ BUENOS "AIRES • TUCUM AN ö 0 V • 3 1 K t 1 IHÜ 1 2 to 4 NUMERO 141 lo. DE MAYO DE 1947. DAS ANDERE DEUTSCHLAND La OTRA ALE MAN IA DAS ANDERE DEUTSCHLAND (fundado el 7 de junio de 1937) Autorizado por Resoluciön no. 214 del Ministro del In- terior (11 abril 1945 Confirmado por Decreto Nr. 20.917 (6 sept. 45) del Superior Oobierno de 1» Naciön. Registro nacioual de la Propiedad Inteiec- tual Nr. 83 0123 Jahresabonnement: 12.— Pesos argentinos Um vor aus zahlbar) Geldbeträge erbitten wir »DgschlieMlich per Giro oder Bono Posta] oder Scheck auf Sr. Juan Carl, Tucumän 309. Bs, Aires. DAS ANDERE DEUTSCHLAND IST KEIN auf Profit ausgehendes Gftschäftsun teilneh- men. Es lebt nur dank der Unterstützung sei- ner Freunde. Spendet für den Pressefonds! Erscheint am 1. und 16. eines jeden Monats. Redaccion y Admlnistraclön: Tucumän S09 Buenos Aires (U. 1\ Sl-7264) Einzelnummer: SO Cts. VERTRETUNGEN 1)ES ANDEREN DEUTSCHLAND BOLIVIEN La Paz: Guillermo Karbaum, Ca- silla 323. Xarija: Maniredo Hammerschlag, Lista de Correos. Cochabamba; Los Amigos del Li* bro, Casilla 450. BRASILIEN Rio de Janeiro: Curt Uebel und Willi Keller, beide Casilla 4231. PARAGUAY Asunciön: Enrique und Susanna Bloci, General Uiaz 276- CHILE Osorno: Oscar Chylik, Casilla 423 URUGUAY Montevideo: LA OTRA ALEMA- NIA, Soriano 1224. USA New York: Gretl und Herrmann Ebeling, 203 West 98 Street, N. Y. 25. SCHWEIZ Basel: Herrmann Graul, Steinen- graben 12. Zürich: Neues Deutschland. Post- fach 143, Zürich-Fraumünster FRANKREICH Paris: S. P D., 9, rue Victor Masse, Paris 9e. ENGLAND London: Wilhelm Sander, 33 Fern- side Avenue, Mill Hill, uondcn NW 7. Hans Gottfurcht, 20 East Heath Road, flat 3, London NW3 SUED AFRIKA Johannesburg: Futran, 45 Sacks Building, Joubert & Comissio- neers Street u. Independant Cui- turai Ass., Mappin & Webb Hou- se. Cor Hock & Piain Streets. Bei den obengenannten Vertre- tungen des ANDEREN DEUTSCH- LAND sind sowohl Einzelexemplare als Abonnements erhältlich Wir bitten, in allen die Administra- tion und den Versand betreffen- den Fragen sich zunächst mit der zuständigen Landesvertretung in Verbinudung zu setze Allen An- fragen bitten wir, ein adressiertes Freikouvert beizulegen. Vorausbezahlung des Abonne- tnentsbetrages ist in jedem Falle tinerlässlich. NAZISPIONE Hans Jacob Napp, Hans Siglried Becker, Wilhelm Maubach, Robert Fändrich, Gustav Seraphin, Wil- helm Seidlitz, Margarete Dorothea Wilkening, geb. Hintze, Gerhard von Schulz haben sich durch Flucht der Ausweisung aus Argen- tinien entzogen, zu der sie wegen ihrer Spionagetätigkeit zu Gun- sten der Nazis verurteilt worden waren. Einem Wunsche der Lan- desbehörden entsprechend, bitten wir unsere Leser, uns alle sach- dienlichen ' Mitteilungen über den Aufenthaltsort der Genannten zugehen zu lassen. UNS FIEL AUF, —dass Pg. Heiner Korn, fr. Leiter der NSDAP in Argenti- nien, jetzt Leiter der deutschen Sektion der "EROS" Ist, einer Firma, die mit der Versendung von Liebesgaben nach Deutsch- land Geschäfte macht. —dass Pg. Walter Wilkening, fanatischer Nazi, heute seine Geschäfte ünter dem Firmen- schild "Europahilfe Germania" fortsetzt. —dass der als Naziclub ge- schlossene "Deutsche Männer- ehor Villa Ballester" am 20. April sein 24. Stiftungsfest in aller Oeffentlichkeit feierte. Es sind immer noch etwa 340.CRK! deutsche Kriegsgefangene in England. Es sind 700.000 in Frankreich, und kleinere Abteilungen sind in andern europäischen Ländern zurückbehalten worden- Es gibt ferner eine beträcht- liche Zahl unter britischer Kontrol- le im mittleren Osten. Wie viele heu- te noch in Russland sind ist schwie- rig zu sagen. Einige deutsche Politi- ker haben phantastische Zahlen auf- gorteilt. riio anscheinend r.uverläSiig- sten Schätzungen sprechen von 2 bis 2 1'2 Millionen. Alles in allem sind ausserhalb Deutschlands vahrschein- lich immer ncch etwa 3.500.000 deut- sche Kriegsgefangene zurückbehalten. Es ist dies kein Zustand, über den man sich befriedigt fühlen kann, und wenn auch das gesetzliche Recht, die- se Kriegsgefangenen zurückzubehalten, technisch begründet ist, hat es doch nur eine einigermassen zufällige Ba- sis. Eie Tatsache, dass ein deutscher Friedensvertrag die ganze Frage der Kriegsgefangenen regeln wird, ist ein anderer Grund, sich mit der Lösung dieser Frage zu beeilen. Ganz abgesehen vom menschlichen Standpunkt, wird die Arbeit dieser Männer in Deutschland mindestens so dringend gebraucht wie anderswo. Gewiss, die deutsche Bevölkerung, die durch die Ausweisungen aus dem Osten angeschwollen ist, ist zu gross. GESUCHT FREUNDE VON E. REICHERT aus Godoy Cruz oder Dock Sud werden gebeten, sich schrittlich mit uns in Verbindung zu setzen. WALTER SALOMON, La Paz (Bolivien), wird gebeten, sich schriftl. wegen Post aus Deutsch- land in Verbindung zu setzen mit DAD, Casilla 323, La Paz, Boli'äa. BRIEFE AN DAD Wir erhalten gelegentlich aus Frankreich Ausschnitte aus Ihrer ausgezeichneten Zeitschrift. Wir fragen an, ob vielleicht irgendwo bei Ihren Lesern alte Nummern nutzlos herumliegen, die abei bei der geistigen Neuausrichtung hier immer noch von grossem Nutzen sein könnten. Wer wird uns sol- che Exemplare im Brief schicken? LIGA FUER MENSCHENRECHTE Koblenzerstrasse 4 Bielefeld (Brit. Zone) Stefan Zweig, Ausgewählte Novel- len. 547 Seiten. Bermann-Fischer Verlag, Stockholm. In vorbildlicher Ausstattung hat der Verlag Bermann-Fischer hier zehn Novellen von Stefan Zweig zu einem Band vereinigt, die alle eine Leiden- schaft, eine Besessenheit oder eine Gefühlsirrung zum Mittelpunkt ha- ben. Die vielen Freunde der Darstel- lungskunst Stefan Zweigs werden das Buch dankbar begrüssen. Aber das Fehlen des Gleichgewichts in der Bevölkerungsstruktur ist ver- wirrend. Vorerst bemerken wir die grosse Ueberzahl von Frauen über die Männer. Die kürzlichen Erhebun- gen in Deutschland ergaben eine Be- völkerung von 66 Millionen, bestehend aus 3t5.5-7.i46 fr "--u *imd 20.313.883 Männern. In der Gruppe des mittle- ren Alters ist das Missverhältnis am grössten, es beträgt dort über sieben Millionen, und wahrscheinlich stehen hier Frauen zu den Männern im Ver- hältnis von 2:1. Die Rückkehr der Kriegsgefangenen wird hier etwas Ausgleich schaffen. Zweitens ist ein grosser Mangel an produktiven Ar- beitern in Deutschland sowie ein Ue- bergewicht von solchen, die von an- dern abhängig sind, unterstrichen durch die grosse Proportion von al- ten Leuten sowie Frauen und Kin- dern, die zu Millionen von Polen und der Tschechoslowakei ausgewiesen wurden. Eine Beschäftigung vo^ pro- duktiven Arbeitern im Auslande ist für die deutsche Wirtschaft an sich nichts Gutes. "Auswanderung'' ist zwar wünschenswert, sie müsste aber auf fairer Basis durchgeführt werden, mit der Möglichkeit, dass Ueberwei- sungen nach Deutschland in fremder Währung gemacht werden können. (Aus "Times", London) KRIEGSGEFANGENE UND BEVOELKERUNGS- STRUKTUR DAS ANDIRI DEUTSCHLAND 3 ERSTER MAI 1947 Nur bei einer Neuordnung der Din- ge, wo es keine Klassen und keine Klas- sengesetze gibt, werden die gesellschaft- lichen Revolutionen aufhören, politische Revolutionen zu sein. Bis dahin wird am Vorabend Jeder allgemeinen Neuge- staltung der Gesellschaft das letzte WoTt der sozialen Wissenschaft stets lauten. "Kampf oder Tot; blutiger Krieg oder das Nichts. So ist die Präge unerbittlich gestellt" (George Sand). Karl Mar*. Das Elend der Philosophie, 1847. 1946 Zum Ersten Mai des vorigen J ah- res schrieben wir im A. D.: „...Heu- te, am Ersten Mai 1946, sind die fa- schistischen Angreifer besiegt, ist der Krieg offiziell beendigt. Zu- gleich aber sind die Hoffnungen, welche die Welt auf die Niederlage der Achsenmächte und auf das En- de des Krieges gesetzt hatte, aufs schwerste enttäuscht worden: Krieg in der Mandschurei und in Java, Aufrüstung statt Abrüstung, Vervollkommnung der Waffen statt ihrer Zerstörung, Mitteleuropa und grosse Teile Südeuropas angefüllt mit fremden Soldaten, Wettlauf um strategische Positionen; wach- sendes Misstrauen und steigende Spannung; eine Menge ungelöster Konflikte und Gegensätze, deren beherrschende die zwischen der von August Siemsen Sowjetunion und den angelsächsi- schen Mächten sind; schwere so- ziale Spannungen und Kämpfe, vor allem in USA; Not, Elend und drohender Hungertod für Millio- nen und Abermillionen in Europa und Asien; und über dieser fried- losen Welt die Drohung der Atom- bombe. Wahrlich kein 1. Mai, selbst nicht in den Jahren des Krieges, bot ein so trostloses Bild der Welt wie der Erste Mai im Jahre des Heils 1946. Solange der Krieg dauerte, bestand die Hoffnung auf einen positiven Frieden, der die Kräfte der Menschheit statt für Zerstörung, für aufbauende Arbeit frei machen würde. Statt dessen scheint heute der Wahnsinn die Welt zu regieren und in wachsen- de Zerstörung und Vernichtung zu treiben. Wir haben immer auf den ungeheuren, diesen Zuständen und dieser Entwicklung zu Grunde lie- genden Gegensatz hingewiesen, der zwischen der erreichten Höhe aer Technik und Produktionskapazität einerseits und dem Pehlen der ent- sprechenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Organisation an dererseits besteht, welche die Men- schen zu einer Schaffensgemein- schaft — materiell und geistig — zusammenschliessen würde, in der das Glück des einen nicht auf der Ausbeutung und der Not des an- dern sich gründet, in der vielmehr das Glück des einen das des an- dern bedingt, in der der heutige Gegensatz zwischen Individuum und Kollektivität sich in einer hö- heren Einheit auflösen würde. Das gesellschaftliche Zusammenleben der Menschen auf die Höhe der heutigen Produktionsstufe zu he- ben, dadurch der Selbstvernich* tung der Menschheit Einhalt zu tun und sie aus dem Reich der Notwendigkeit und Not der kapi- talistischen Klassengesellschaft in das Reich der sozialistischen Ge- meinschaft zu führen, ist der Sinn der Botschaft des Ersten Mai, ist die Aufgabe der Arbeiterschaft, die Marx und Engels bereits vor hun- dert Jahren erkannt und formu- liert haben. Heute steht diese Aufgabe ge- bieterischer vor uns als je. Sie wird auf unserer geschichtlichen Ent- wicklungsstufe zu einer Frage von Sein und Nichtsein. Wichtigster Schritt zu ihrer Lösung ist die Einheit der Arbeiterklasse..." 1947 1 Diese Worte gelten heute wie vor einem Jahr, nur dass die Welt am 1. Mai 1947 ein noch traurigeres Bild bietet wie am 1. Mai 1946, Nur einiges sei angeführt: Franco darf sich mehr denn je als Vorkämpfer der "christlich- abendländischen Kultur" gegen den Bolschewismus aufspielen und seine Gegner einkerkern oder hin- richten lassen; in Frankreich hat sich de Gaulle soeben an die Spit- ze einer neuen Partei gestellt, die sich gegen die neue Verfassung wendet und letzten Endes die Mi- litärdiktatur de Gaulies zum Ziel hat; in Italien konnte es gesche- hen, dass die Kommunisten der Feststellung des katholischen Cha- rakters der Republik durch die Verfassung zustimmten; in Palä- stina suchen die Engländer den Kampf der Juden für einen jüdi- schen Staat durch Standrecht und Hinrichtungen zu unterdrücken; wie vor einem Jahr die Holländer die javanische Freiheitsbewegung in Blut zu ersticken suchten, so heute die Franzosen die indochi- nesische und zwar — und das ist das schlimmste! — unter voller Zustimmung der Sozialisten und unter Duldung der Kommunisten; in China ist der Bürgerkrieg im vollen Gänge, den die chine- sische Reaktion mit den modern- sten amerikanischen Waffen füh- ren kann; trotz der wachsenden Opposition, die er unter Attlees Assistenz mit souveräner Nicht- achtung behandelt, setzt Bevin LA CAMPANA POR UNA EUROPA SÖCIALISTA Londres, (LOA). — En el Denison Hall de esta ciudad se rea- lizö la primera conferencia para la creacion de los "Estados Unidos Socialistas de Europa'*. Participaron delegados de los movimientos socialistas de Gran Bretana, Francia, Alemania, Holanda, Espana y Grecia siendo representados los demas paises, que por diversas dificultades no pudieron enviar a sus delegados, por un comit£ inter- nacional elegido en la conferencia. Singular inte res desperto la delegacion alemana, integrada por Heinz-Joachim Hevdorn, Grete Meitmann v Wilhelm Dittmer, miembros del movimiento juvenil socialista, adherido al partido So- cialdemöcrata. De Francia habian venido Marceau Pivert, por el par- tido socialista; Claude Bourdet, por el movimiento de resistencia y Sim6n Wichene ;-or la Union Internacional contra el Racismo. Pre- sidieron las demäs delegaciones: Enrico Ginorella (Espana). Jef Last (Holanda); Bob Edwafds (Gran Bretana) y Henry Poly- Defkis (Grecia) , Todos los oradores se expresaron en el sentido de que los t4Es- tados Unidos Socialistas de Europa" constituven la ultima chance del viejo mundo. "El tiempo urge, porque la äesastrosa politica de los estados capitalistas llevara al mundo a una tercera guerra mun- dial, que acabarfa por un tiempo indefinido con la civilizaciön euro- pea. El antagonismo entre los EE. UU. y Rusia hace fracasar toda tentativa de entendimiento en conferencias internacionales, lo que hace de Europa una posicion clave. En esta situacion les incumbe a los socialistas europeos la tarea enorme, de convertir al continente en un baluarte socialista, lo que seria la ünica garantia para la paz del ■mundo". Concluyo la conferencia con una alocuciön final de su presi- dente, Sr. Bob Edwards, el que informö sobre la formaciön del "Centro Europeo de A.cei6n y Movilizaciön Socialista", entidad que tendra a su carg'o la ejecucion de los planes de accion establecidosi 4 DAS ANDERE DEUTSCHLAND seine reaktionäre Politik fort; in Griechenland ist die faschistische Regierung dabei, mit Hilfe Eng- lands und Amerikas die Opposition auszurotten. . Entscheidend aber ist der Ge- gensatz zwischen USA und der So- wjetunion. Nachdem der ameri- kanische Imperialismus durch die Rede Trumans und durch Erklä- rungen führender Militärs und Politiker und nunmehr durch den Beschluss des Senats zur Unter- stützung der reaktionären Regie- rungen in Griechenland und der Türkei seinen Anspruch auf die wirtschaftliche Beherrschung der Welt und seinen Willen, überall in der Welt der Sowjetunion entge- genzutreten ausgesprochen hat, konnte man von den Beratungen in Moskau keine positiven Ergeb- nisse mehr erwarten, es sei denn dass die Sowjetunion einen deutli chen Rückzug vor der amerikani- schen Drohung anträte. Bei den endlosen und unfrucht- baren Verhandlungen in Moskau über die Friedensverträge mit Deutschland und Oesterreich han- delt es sich im Grunde nur um die beiderseitigen Machtpositionen in Mitteleuropa. Die unmittelbaren Leidtragenden sind Deutschland und Oesterreich. In ihnen, die heu- te hilflose Objekte der sich in töd- licher Feindschaft gegenüber ste- henden Siegermächte sind, sind im verflossenen Jahre Not und Elend, Apathie und Verzweiflung weitei gewachsen. Wenn man angesichts der Situation in Deutschiai d von der mit grossen Kosten erfolgten Vernichtung der schönen und harmlos gewordenen Insel Heligo- land oder gar davon hört, dass noch heute Düngestoff-Fabriken zerstört und damit die Ertrags- möglichkeit des ausgesogenen Bo- dens weiter vermindert wird, so fällt einem nur das eine Wort ein: Wahnsinn! DIE FRAGE Ein Jammerlied am Ersten MaiV wird man fragen. Aber diese Zei- len sollen kein Jammeriied sein, sondern nur mit ein paar knap- pen Hinweisen aufzeigen, in wel- chem Zustand sich die Welt be- findet hundert Jahre, nachdem Marx und Engels im Kommunisti- schen Manifest dem Weltproieta- riat seine grosse historische Auf- gäbe der Ueberwindung der kapi- talistischen Klassen - Gesellschaft durch die solidarische Sozialisti- sche Gesellschaft gezeigt haben. Die Frage ist, ob es sich um das weitere Hinabsinken ins Chaos oder um die schweren Geburtswe- hen einer neuen Zeit handelt. ASIEN Nun, in diesem Chaos regen sich überall in der Welt die Kräfte des Neuen. Der grosse Kampf Asiens um die Befreiung von der kolonia- len Ausbeutung und. gleichzeitig bereits der Kampf um den Sozia- lismus in den befreiten odei um Freiheit ringenden Ländern ist in vollem Gange. Die alten Kolonial- mächte England, Frankreich, Hol- land, die so lange die riesigen Ge- biete Asien vergewaltigen und aus- beuten konnten, sind m vollem Rückzug, und den Vereinigten Staaten wird es auf die Dauer nicht möglich sein, die Erbschaft anzutreten. Die Emanzipation Asiens ist ein entscheidender posi- tiver Faktor. U. S. A. in den Vereinigten Staaten ist „war das grosse Kapital heute mächtiger als je, so mächtig, dass es die Beherrschung der Welt er- strebt. Aber der teind steht im eigenen Land. Das sind weniger die Liberalen, die unter Fühlung von Waliace einen heftigen Kampi gegen den aggressiven umeiirani- schen Imperialismus führen, und noch weniger die schwache Kom- munistische Partei, die man aus- serhalb des Gesetzes stellen will, das ist vielmehr die latende Kraft der Arbeitermassen. Wie die Hit- ierdiktatur so möchte neute der amerikanische imperialistische Ka- pitalismus zunächst die Arbeiter- schaft im eigenen Lande enti ech- ten und lahmlegen. Dieser Ver- such muss die Aowehr der hetfte aoch nicht klassenbewussten, noch keineswegs sozialistischen ivliilio- nenmassen der Arbeiter hervorru- fen, die keineswegs zermürbt ist durch Krise, Arbeitslosigkeit, Bru- derkampf und eine lange Kette von Misserfolgen, wie das ctie deut- sche Arbeiterschaft beim Macht- antritt Hitlers war. In Amerika werden die Arbeiter durch den An- schauungsunterricht der kommen- den Jahre, schon dieses Jahres po- litisch erzogen werden. Die skru- pellose Reaktion wird vielleicht versuchen, den bevorstehenden schweren inneren Auseinanderset- zungen durch einen Krieg gegen die Sowjetunion auszuweichen; aber es ist noch die Frage, od ihr das gelingen wird. DIE SOWJETUNION Die Sowjetunion ist trotz aller vielfach berechtigten Kritik, die gerade von den revolutionären So- zialisten an ihrer Staats- and Par- teiorganisation und an ihren Me- thoden geübt wird, der Gegenpol zum USA-Kapitalismus, die Gegne- rin der Unterdrückung der Kolo- nialvölker, die dezidierte Feindin der faschistischen Staaten, vor al- lem aber das Land der Oktoberre- volution, d. h. des ersten grossen Sieges der proletarischen Revolu- tion. Wir erinnern an das, was der englische Sozialist G. D. ±1. Cole 1942 in seinem Buch "Europa, Russland und die Zukunft" gesagt hat, in dem er vor der Gefahi ei- ner kapitalistischen Restauration Europas nach dem Kriege durch Amerika und England warnt: "Es ist absurd, anzunehmen, aass mit den Amerikanern, die wanrschein- lich sehr eifrig auf der andern Seite stehen werden, mit dem Ge- wicht der weiter ungebrochen herrschenden Klassen in Grossbri- tanien, das in dieselbe Wagschale geworfen werden wird, mit all den Exilregierungen u. mit ihren kapi- talistischen und den nöheren Klas- sen angehörigen Anhängern, die für dieselbe Sache arbeiten die So- zialisten des Westens stark genug sein könnten, den Sozialismus zur Grundlage der neuen europäischen Ordnung zu machen, wenn sie nicht in enger Gemeinschaft und breiter Harmonie mit der Sowjet- union an diesem Ziele arbeiten. Das bedeutet nicht, dass der westliche Sozialismus als seinen Glauben den Kommunismus der Russen annehmen müsste. Es gibt immer Gedankenrichtungen im westlichen Sozialismus, die zu der gemeinsamen kulturellen Tradi- tion der westlichen Völker gehö- ren, und die das ebenso a]s un- möglich wie unerwünscht erschei- nen lassen. Aber das bedeutet sehr wohl, dass jene westlichen Sozia- listen, die zulassen, dass diese Dif- ferenzen — mit welcher Entschul- digung immer — die Grundlage ei- nes tiefen Antagonismus werden, sich selbst verdammen und am meisten dazu beitragen, die Bewe- gungen, denen sie selbst angehö- ren, zu blosser Unfruchtbarkeit zu verurteilen. Die westlichen Sozia- listen müssen lernen, ohne Leiden- schaft die verschiedenartigen An- forderungen eines Parlaments und eines Sowjets als die Werkzeuge ei- ner sozialen Veränderungen zu be- trachten, die den betreffenden Ländern entspricht. Sie müssen lernen, nicht länger in den beque- men Begriffen zu denken, die in Zeiten eines sehr allmählichen Ue- bergangs zweckmässig sind, son- dern statt dessen in Begriffen von Revolution und dynamischer Ak- tion, die imstande ist, rapid die Struktur einer Gesellschaft m ver- ändern, die sie kräftig gegen einen konterrevolutionären Rückschlag sichert und das ganze Volk mit jener Leidenschaft erfüllt, die sei- ne Kraft auf das höhere Niveau konstruktiver Verwirklichungen er hebt." Weder die englische, noch die kontinentaleuropäischen sozialisti- schen Parteien werden bisher der Forderung Coles, die auch wir seit Jahren erhoben haben, gerecht. In England hat sich bisher die Oppo- sition, die einer klaren revolutio- nären Theorie entbehrt, gegen Be- vin nicht durchsetzen können; in Deutschland bekämpfen sich So- zialdemokraten und Kommunisten, als hätte es kein Tausendjähriges Reich gegeben. Ueberall überwiegt das nationale Interesse das prole- tarisch-internationale. Alle sozia- listischen Parteien Europas sind DAS ANDERE DEUTSCHLAND 5 von den schweren und arängen- den Nachkriegsproblemen ii res ei- genen Landes so sehr in Anspruch genommen, dass sie nicht zu sehen vermögen, dass sich ihre Probleme im nationalen Rahmen überhaupt nicht lösen lassen, dass ihre na- tional beschränkte Politik reaktio- när und unfruchtbar ist, dass das dringendste Gebot die Zusammen- arbeit zum Aufbau der Vereinig- ten Sozialistischen Staaten Euro- pas ist, dem Gegenteil dessen, was Churchill und Konsorten erstreben. Den Kommunistischen Parteien andererseits kann man gewiss nicht den Vorwurf nationaler Bor- niertheit machen, auch wenn sie sich aus taktischen Gründen manchmal nationalistisch geben. Aber sie richten ihre Politik ledig- lich nach den Bedürfnissen der Sowjetunion ein, deren Interessen für sie ohne weiteres mit denen des W eltproletariats zusammen! allen, und deren taktische Wendungen sie ohne Bedenken mitmachen. Das und die autoritäre Organisa- tionsform und die Uniformierung des Denkens erschweren die drin- gend gebotene enge Zusammenar- beit der Kommunisten und Sozia- listen . So bietet die Arbeiterbewegung ia Europa ein keineswegs erfreuli- ches Bild. Aber man darf nicht vergessen, dass die festländische europäische Arbeiterschaft Jahr- zehnte schwerer Enttäusch aiigen und Rückschläge hinter sich hat, dass sie nach Faschismus und Krieg Zeit braucht, bis sie aus dem Erlebten die Konsequenzen ziehen kann, die sie ihren grossen und schweren heutigen Aufgaben ge- wachsen machen. Diesei Prczess vollzieht sich heute, wenn auch, behindert »durch Not und Elend, sehr langsam. Es fragt sich des- halb, ob die zeit für seine Ent- wicklung reicht, oder ob vorher der neue Krieg kommt, uen nur eine einige Arbeiterschaft verhin- dern kann. DENNOCH! Eins jedenfalls ist sichei. Was wir erleben ist der schnelle Zer- setzungsprozess des kapitalisti- schen Systems. Ihn ins Positive der Verwirklichung des Sozialismus umzuwandeln, bleibt die Aufgabe des Weltproletariats. Geht man von dem scheinbar hoffnungslos chaotischen Anblik unserer Welt zu einer Analyse der wirtschaftli- chen, gesellschaftlichen and poli- tischen Verhältnisse über, so schwindet das Gefühl der Hoff- nungslosigkeit. Alles ist in schnel- lem Fluss. Vordringlichste Aufga- be bleibt, den Ausbruch des neuen Krieges zu verhindern. Arbeiter- parteien, die diese Pflicht nicht erfüllen, begehen das grösste Ver- brechen. Wird der Krieg vermie- den, so wird sich das morsche ka- pitalistische System fortschreitend selbst zerstören, und um so deutli- cher wird die Notwendigkeit und Unausw^jchlichkeit der sozialisti- schen Neuordnung der Welt wer- den als des einzigen Mittels den Menschen mit dem Frieden die Existenz, mit der von Ausbeutung befreiten Arbeit wirtschaftliche Si- cherheit und Fortschritt, mit der sozialen Demokratie das grosst- mögliche Glück Aller zu bringen. Dann wird der Erste Mai zum grossen Feier- und Freudentag ei- ner befreiten Menschheit werden. AUFRUF ZUR REVOLUTION Das kapitalistische Publikum das in den Opernnausern der Hauptstädte der Weit sich zu cien Musikdrarnen Wagners drängt, weiss ment, dass Wagner in den Revoautionsjahren lü4a-49 ein aktiver Re- volutionär und BarriKadenkämpier war, der nach dem -ücneitern der Revolution verfolgt wurde und in die Emigration ge- hen musste. Dass er, wahrscheinlich vom Kommu- nistischen Mannest beeiniluast, weit deut- licher als die meisten Führer der bürger- lichen Revolution die wirtschaftlichen und sozialen Wurzein und Ziele einer echten Revolution ernannte, Deweist der folgen- de, kurz vor dem "weiten Weltkrieg be- kannt gewordene Aufruf zur Revolution. Er ecll uns am Ersten Mai in düsterer Stun- de das Wort Freiligrath über die Revolu- tion bestätigen: "Ich war, ich bin, ich werde sein." Du Unglücklicher, erhebe das Auge, blicke auf, dorthin, wo auf den Hü- geln Tausende und Tausende ver- sammelt voll freudiger Spannung der neuen Sonne entgegenharren! Be- trachte sie, es sind deine Bruder, deine1 Schwestern, es sind die Scha- ren jener Armen, jener Elenden, die bisher vom Leben nichts gekannt als Leiden, die Fremdlinge waren auf dieser Erde der Freude. Sie alle er- warten die Revolution als ihre Erlö- serin aus dieser Welt des Jammers, als die Schöpferin einer neuen alle beglückenden Welt! Sieh' hin, dort strömen Scharen heraus au§ den Fa- briken, sie haben geschafft und er- zeugt die herrlichsten Stoffe — sie frieren und hungern, denn nicht ih- nen gehört die Frucht ihrer Arbeit, dem Reichen und Mächtigen gebort, sie der die Menrchen und die Erde sein Eigen nennt. Sieh, dort ziehen sie heran von den Dörfern und Ge- höften; sie haben die Erde bebaut und, zum freundlichen Garten um- von Richard Wagner geschaiien, und eine Fülle der Früch- te für alle, die da leben, lohnte ihr Mühen — doch s;e sind arm und nackt und hungern, denn nicht ih- nen und den anderen, die da bedürf- tig sind, gehört der Segen der Erde, dllein dem Reichen und Mächtigen gehört er, der die Menschen und die Erde sein eigen nennt. Sie alle, die Hunderttausende, die Millionen, sie lagern auf 'den Höhen und blicken hinaus in die Ferne, wo die wachsen- den Wolken das Nahen der befreien den Revolution verkünden, und sie alle, denen man selbst die Söhne raubt, um sie zu Kerkermeistern ih- rer Väter zu erziehen, deren Töchter mit Schande beladen die Strassen der Städte durchwandeln, ein Opfer dpr niedrrgen Lüste der Reichen und Mächtigsten, sie alle mit den blei- chen, gramdurcbfurchten Gesichtern, den von Hungev und Frost verzerr-, ten Gliedern, sie alle, die nie die Freude kannten, sie lagern dort auf den Höhen, und bebend vor Wonne, voller Fnvartung schauen sie mit angeströmtem Blick der nahenden Erscheinung entgegen und lauschen in lautloser Entzückung dem Brau- pen des anschwellenden Sturmes, der ihreM Ohr entgegen'^rägt den Gruss der Revolution: '"Ich bin das ewig verjüngende, das^ ewig schaffende Leben— Und Wo ich bin, da auch ist der Tod! Ich bin der Traum, der Trost, die Hoffnung des Leidenden! Ich vernichte, was bestellt, und wohin ich wandle, da entquillt neues Leben dem toten Ge* stein. Ich komme zu Euch, um zu zerbrechen alle Ketten, die^ euch bedrücken, um euch zu erlösen — aus der Umarmung des Todes ^ und ein neues Leben durch eure Glieder zu ergiessen. Alles, was besteht, muss untergehen, das ist da.s ew*se Gesetz der Natur, das ist die Be- dingung des Lebens, und ich, die ewig Zerstörende, vollführe daa Gesetz und schaffe das ewig junge Leben. Ich will zerstören von Grund aus die Ordnung der Dinge, in der ihr lebt, denn sie ist entsprossen der Sünde, ihre Blüte ist das Elend und ihre Frucht das Verbrechen. Die Saat aber ist gereift, und der Schnitter bin ich. Ich will zerstören jeden Wahn, der Gewalt hat über den Menschen. Ich will zer- stören die Herrschaft des einen über den andern, der Toten über die Le- bendigen, des Stoffes über den Geist. Ich will zerbrechen die Ge- walt der Mächtigen, des Gesetzes und des Eigentums. Der eigene Wille sei der Herr des Menschen, die eigne Lurt sein einzig Gesetz, die eigene Kraft sein ganzes Eigentum, das Heilige ist allein der freie Mensch, und nichts Höheres ist denn er. Vernichtet sei der Wahn, der ei- nem Gewalt gibt über Millionen, det Millionen Untertan macht dem Wil- len eines einzigen, der Wahn, der da lehrt, der eine habe die Kraft, die andern alle zu beglücken. Bas Gleiche darf nicht herrschen über das Gleiche, das Gleiche hat nicht höhere Kraft denn das Gleiche, Und da ihr alle gleich, so will ich M&Rtft« 6 DAS ANDERI DEUTSCHLAND reu jegliche Herrschaft des einen üDer den. andern. Vernichtet sei der Wahn, der dem Tode Gewalt gibt Uber das Leben, oer Vergangenheit über die Zukunft. Das Gesetz der Toten, das ist ihr eigen Gesetz, es teilt ihr Los und stirbt mit ihnen, es darf nicht herr- schen über das Leben. Das Leben ist selber ein Gesetz. Und weil das Le- ben für die Lebendigen ist und nicht für die Toten, und weil ihr lebendig seid, und keiner ist, der über euch wäre, so seid ihr selbst das Gesetz, so ist euer eigener freier Wille das einzige höchste Gesetz, und ich will zerstören die Herrschaft des Todes Uber das Leben. Vernichet sei der Wahn, der den Menschen Untertan macht seinem ei- genen Werke, dem Eigentum. Das höchste Gut des Menschen ist seine schaffende Kraft; das ist der Quell, dem ewig alles Glück entspringt, und nicht im Erzeugten, im Erzeu- gen selbst, im Betätigen eurer Kraft liegt euer wahrer höchster Genuss. Des Menschen Werk, es ist leblos, das Lebendige darf sich nicht dem Leblosen verbinden, darf sich nicht ihm Untertan machen. Damm sei vernichtet der Wahn, der den Ge- nuss beschränkt, die freie Kraft hemmt, der das Eigentum schafft ausser dem Menschen und ihn zum Knecht macht seines eigenen Wer- kes. Blickt hin, ihr Unglücklichen, auf iene gesegnete Fluren, die ihr jetzt als Knechte, als Fremdlinge durch- streift. Frei sollt ihr auf ihnen wan- deln, frei vom Joche der Lebendi- gen, frei von den Fesseln der Toten. Was die Natur geschaffen, die Men- schen bebaut und zu fruchttragen- den Gärten umgewandelt, es gehört den Menschen, den Bedürftigen, und keiner darf kommen und sagen: "Mir allein gehört dies alles und Ihr anderen alle seid nur Gäste, die ich dulde, solange es mir gefällt und sie mir Zinsen, und die ich verjage, sobald mich die Lust treibt. Mir ge- hört, was die Natur geschaffen, der Mensch gewirkt und der Lebendige bedarf!" Vernichtet sei diese Lüge. Nur dem Bedürfnis allein gehört, was es befriedigt, und im Ueberfluss bie- tet solches die Natur und eure eigene Kraft. Seht dort die Häuser in den Städten und alles was den Menschen vergnügt und erfreut, woran ihr als Fremdlinge vorbeiwandeln müsst. Der Menschen Geist und Kraft hat es geschaffen, und daher gehört es den Menschen, den Lebendigen, und nicht einer darf da kommen und sa- gen: "Mir gehört alles, was die Men- fchen geschaffen mit ihrem Fleisse. Ich allein habe ein Recht daran und die anderen gemessen nur, soweit es mir beliebt und sie mir Zinsen!" Zer- stört sei diese Lüge mit den ande- ren: denn wag der Men?chen Kraft geschaffen, das gehört der Mensch- heit zum freien, unbeschränkten Ge- nuss. wie p1 les andere auch, was da ist auf Erden. Zerstören will ich die bertehende Ordnung der Dinge, welche die eini- ge Menschheit in feindliche Völ- ker, !n Mächtige und Schwache, in Berechtigte und Rechtlose, in Reiche und Arme teilt, denn sie macht aus allen nur Unglückliche. Zerstören will ich die Ordnung der Dinge, die Millionen zu Sklaven ihrer eigenen Macht, ihres Reichtums macht. Zer- stören will ich diese Ordnimg der Dinge, die den Genuss trennt von der Arbeit, die aus der Arbeit eine Last, aus dem Genuss ein Laster macht, die einen Menschen elend macht durch den Mangel und den an- deren durch den Ueberfluss. Zerstö- ren will ich diese Ordnung der Din- ge, welche die Kräfte der Menschen verzerrt im Dienste der Herrschaft des Toten, des leblosen Stoffes, wel- che die Hälfte der Menschen in Tat- losigkeit oder nutzloser Tätigkeit er- hält, die Hunderttausende zwingt, ihre kräftige Jugend in geschäftigem Müssiggang als Soldaten, Spekulan- ten und Geldfabrikanten der Erhal- tung dieser verworfenen Zustände zu weihen, während die andere Hälfte durch übermässige Anstrengung ihrer Kräfte und Aufopferung jedes Le- bensgenusses das ganze Schandge- bäude erhalten muss. Zerstören bis auf die Erinnerung daran will ich Je- de Spur dieser wahnwitzigen Ord- nung der Dinge, die zusammengefügt ist aus Gewalt, Lüge, Sorge, Heuche- lei, Not, Jammer, Leiden, Tränen, Betrug und Verbrechen und der nur selten zuweilen ein Strom unreiner Lust, nie aber ein Strahl reiner Freu- de entquillt. Zerstört sei alles, was euch bedrückt und leiden macht, und aus den Trümmern dieser alten Welt entstehe eine neue, voll nie geahn- ten Glückes. Nicht Hass, nicht Neid, nicht Missgunst und Feindschaft seien fortan unter euch, als Brüder sollt ihr alle, die ihr da lebt, euch erkennen, und frei, frei im Wollen, frei im Tun, frei im Geniessen, sollt ihr den Wert des Lebens erkennen. Darum auf, ihr Völker der Erde! Auf, ihr Klagenden, ihr Gedrückten, ihr Armen! Auf auch ihr anderen, die ihr mit eitlem Glanz der Macht und des Reichtums vergeblich die innere Tiostlosigkeit eures Herzens zu um- kleiden strebt! Aul! Folgt in bun- tem Gemisch meiner Spur, denn kei- nen Unterschied weiss ich zu ma- chen unter denen, so mir folgen. Nur zwei Völker gibt es von jetzt an: das eine, welches mir folgt, das andere, welches mir widerstrebt. Das eine führe ich zum Glück, über das andere schreite ich zermalmend hinweg. Denn ich bin die Revolution, ich bin das ewig schaffende Leben, ich bin der einzige Gott, den alle Wesen er- kennen, der alles, was ist umfasst, belebt und beglückt!" Und seht, die Scharen auf den Hügeln, sie liegen lautlos auf den Knien, sie lauschen in stummer Ver- zückung, und wie der sonnenver- brannte Boden die kühlenden Trop- fen des Regens saugt, so saugt ihr vom heissen Jammer verdorrtes Herz die Laute des brausenden Sturmes ein und neues Leben quillt durch ihre Adern. Näher und näher wälzt sich der Sturm, auf seinen Flügeln die Revolution. Weit öffnen sich die wiedererweckten Herzen der zum Le. ben Erwachten und siegreich zieht ein die Revolution in ihr Gehirn, in ihr Gebein, ihr Fleisch und erfüllt sie ganz und gar. in göttlicher Verjün- gung springen sie auf von der Erde, nicht die Armen, die Hungernden, die vom Elend Gebeugten sind sie mehr, stolz erhebt sich ihre Gestalt^ Begeisterung strahlt aus ihrem ver- edelten Antlitz, ein leuchtender Glanz entströmt ihrem Auge, und mit dem himmelerschütternden Rufe: ''Ich bin ein Mensch!" stürzen sich die Millio- nen, die lebendige Revolution, der Mensch gewordene Gott, hinab in die Täler und Ebenen und verkünden der ganzen Welt das Evangelium des Glückes! LIED FUER ALLE, DIE VERZAGEN WOLLEN Sie haben Gesetzbücher und Verordnungen, sie haben Gefängnsse und Festungen. (Ihre Fürsorgeanstalten zählen wir nicht!) Sie haben Gefängniswärter und Richter, die viel Geld bekommen und zu allem bereit sind. Ja, wozu denn? Glauben sie denn, dass sie uns damit klein kriegen> Ehe sie verschwinden, und das wird bald sein, werden sie gemerkt haben, dass ihne das alles nicht mehr nützt. Sie haben Tanks und Kanonen, Maschinengewehre und Handgranaten. (Die Gummiknüppel zählen wir nicht). Sie haben Polizisten und Soldaten, die wenig Geld bekommen und zu allem bereit sind, Ja, wozu denn? Haben sie denn so mächtige Feinde? Sie glauben, da muss doch ein Halt sein, « der sie, die Schwankenden, stützt. Eines Tages, und das wird bald sein, werden sie sehn dass ihnen das alles nichts nützt Und da können sie noch so sehr Halt schrein, weil sie weder Tank, noch Kanone schützt. BEUT BRBÖ$T. DAS ANDERE DEUTSCHLAND T DIF WAHRHEIT ÜBER VIETNAM In seltsamer Einmütigkeit hat sich bekanntlich das französisch* Parlament für den Kampf gegen die Vietnamesen, d. h. Indochina. ausgesprochen. Selbst die kommu- nistischen Deputierten enthielten sich der Stimme, um nicht ihre ei- genen Minister zu desavouieren, die ebenfalls für die Regierungs- politik gestimmt hatten. Ueber die Ursachen der Erhebung der Viet- namesen bringt der „Socialist Commentary" die folgenden bei- den Berichte:: Der erste ist ei- ne Zusammenfassung dessen, was X,6on Boutbien, Mitglied der Exe- kutive der Sozialistischen Partei , Frankreichs, und Andr6 Fontain, Mitherausgeber der sozialistischen Parteizeitung "L.e Populaire" an Ort und Stelle feststellten. Der zweite gekürzt wiedergegebene Bericht stammt von Nguyen Va.. Nhan, dem vienamesischen Vertreter ir London. I Als die Befreiungsstunde für Frank- reich schlug, schüttelte Vietnam das fremde Joch ab. Am 6. März 1946 er- kannte Frankreich es als freien Staat an mit eigener Regierung, Par- lament, Heer und Finanzen, als Teil der indochinesischen Föderation in- nerhalb der Französischen Union. Frankreich verpflichtete sich, die Er- gebnisse einer Volksabstimmung an- zuerkennen die die Zukunft der Union zwischen Annan, Tonkin und Cochinchina entscheiden sollte. Die Entwicklung wurde hier wie überall durch den Krieg beschleunigt. Während die Petain-Daval-Regierung mit Hitler kollaborierte, regierte in Indochina Admiral Decoux in Zusam- menarbeit mit den Japanern. Dabei wandte er die Grundsätze des auto- ritären Staates mit äusserstem Eifer an. Die annamesische Jugend wurde in Lagern ausgebildet, die nach Na- zimuster geleitet wurden. Vieles von der militärischen Disziplin, die sie nun im Kampf gegen die Franzosen beweisen, lernten sie in jenen Tagen. Nach dem Herbst des Jahres 1944 verlangten die Vichy-Anhänger plötz- lich Waffen zum Kampf gegen ihre früheren Freunde, die Japaner. Sie erhielten die Waffen, aber benutz- ten sie nie, denn am 5. Mai 1945 unterdrückten die Japaner den fran- zösischen Widerstand, bevor er über- haupt irgendwelche Bedeutung ge- wonnen hatte. F.s wird behauptet, da ss die Eingeborenen die Japaner gewarnt hatten. Dass sie die Rück- kehr der französischen Militär- und Kolonisten-Kaste fürchteten, ist nicht verwunderlich. So befanden sich die Japaner noch im Lande, als Tokio am 15. August 1945 kapitulierte. Die chinesische Ar- mee wurde mit der Entwaffnung der Japaner im Norden, die Engländer, im Süden Indochinas beauftragt. Aber die Gnadenfrist von 10 Tagen, bevor diese Truppen ankamen, gab der Viet-Minh-Partei unter der Füh- rung von Ho Chi Minh die Möglich- keit, die Republik zu proklamieren. Die Japaner halfen ihnen mit Waf- fen und Offizieren. Kurz nach der Ankunft der r lliierten Heere am 26. August landete in Saigon die erste französische Expeditionsmacht, der von den Vietnamesen ein feindseliger Empfang bereitet wurde. Immer mehr französische Verstärkungen wurden entsandt und Cochinchina wurde Stück für Stück wiederbesetzt. Die- jenigen, die Widerstand leisteten, wurden in die Untergrundbewegung getrieben. Obgleich das Land seither ruhig geblieben ist, befanden sich die französischen Truppen niemals in Sicherheit vor Angriffen. Das Volk ist unterdrückt, aber nicht unterwor- fen. In Tonkin war die Lage schwieriger. Durch die Vereinbarung vom 6. März hatte sich die Viet-Nam-Regierung verpflichtet "die französische Armee willig zu empfangen, wenn sie die chinesischen Truppen ersetzen wür- de.'" Das Verhalten dieser Armee hat grosse Diskussionen hervorgerufen. Ihre Methoden waren denen der deutschen Besatzungsmacht in Frank- reich sehr ähnlich. Die Soldaten können jedoch schwer- lich für die Befehle der hohen Offi- ziere verantwortlich gemacht werden. Auf jeden Fall hat die Militärverwal- tung die Hauptverantwortung für die provozierende Politik, besonders der ehemalige Dominikaner-Mönch Admi- ral d'Argenlieu. Die höheren Militär- kreise und führenden Kolonisten hat- ten mit o:rössten Bedenken dir Ver- handlungen zwischen der französi- schen Regierung und uem Präsiden- ten Ho Chi Minh, die im vergange- nen Sommer in Fontainebleau durch- geführt worden waren, betrachtet. Während diese noch in Gang waren, wurde plötzlich in Dalat die Autono- mie Cochinchinas proklamiert. Admi- ral d'Argenlieu hatte eigenmächtig entschieden, nicht die Volksabstim- mung abzuwarten. Darin wurde er von den grossen Gummi- und Reis- plantagenbesitzern unterstützt, die die Viet-Minh, die von ihrem Freund als marxistisch bezeichnet wurde, hassten. Sie waren zweifellos sehr besorgt, dass sie ihres Zustroms an billigen Arbeitskräften beraubt wer- den*) . . . Das französische Militär wünschte offensichtlich, die Viet- Nam-Regierung in eine bewaffnete Aktion zu treiben, die dann unbarm- herzig unterdrückt werden könnte. . . Im September 1946 scnon hatten die Franzosen eine Kontrolle über die Im- und Exporte in Haiphong, dem wichtigsten Hafen Tonkins, ein- gesetzt; und einen Monat später be- stand dort praktisch eine Blockade. Dies bedeutete die Unterbindung ei- ner der Lebensadern Viet-Nams. Pa- ris war nicht über diesen Schritt un- terrichtet worden. Am 16. November protestierte Ho Chi Minh dagegen beim Ministerpräsidenten Bidault und auch gegen die gesetzwidrigen französischen Versuche, Steuern von der vietnamesischen Bevölkerung zu erheben. Dieser Protest wurde zwei •) Im vergangenen Jahr zum Eei- »piel wurde eine grosse Polizeiak- tion durchgeführt, um ajle Anname- Ben ohne Papiere festzunehm«n. Der Zweek war. 50.000 Arbeiter für die Plantagenbesitzer zu rekrutieren. Wochen lang /on Admiral d'Argenlieu zurückgehalten . . . Eine weitere Provokation seite*» des Generals Valluy trug entschei- dend zur Verschlechterung der ge- spannten Lage bei. Am 23. November, zwei Tage nach der Vereinbarung, das Feuer einzustellen, unterrichtete er den General Moliere, dass der Au- genblick gekommen sei, uca Viet-Nam zu unterwerfen. Dementsprechend er- öffneten die Franzosen das Feuer auf die Stadt, und die Artillerie bombar- dierte die Wohnviertel der Annaime- sen . . . Während Ho Ohi Minh in Paris war, gewann die Extremistengruppe Tong-Bo, deren Vertreter in der Re- gierimg Giap ist, grossen Einfluss. Giaps Frau war von den Franzosen getötet worden, und er förderte einen Geist des Rassen-Fanatismus. Et und seine Gruppe verlangen die völ- lige Unabhängigkeit des Viet-Nams... Die Haltung des Präsidenten Ho Chi Minh wird sehr umstritten. Sein Ansehen im Lande ist sehr gross. Seine Reden, die er im ganzen Land nach seiner Rückkunft aus Frank- reich hielt, waren versöhnlich. Als er eine französisch-vietnamesische Ge- denkfeier für den 11. November an- gesetzt hatte, wurde sie von der Tong-Bo verboten; sein eigener Ge- neralstabschef ist Anhänger von Giap. Es ist schwer zu entscheiden, ob die- ser alte revolutionäre Kämpler, der Jahre des Exils und der Zwangsar- beit hinter sich hat, von den Extre- misten verdrängt wurde, oder ob er wirklich mit ihrer Strategie überein- stimmt. n . . ."Ein französischer Generalgou- verneur, De Lanessan, schrieb einst: Tatsächlich bilden Annam, Tonkin und Cochin-China ein Reich, das so einheitlich ist, wie es nur irgend sein kann, bewohnt von Menschen, die die gleiche Sprache, Gewohnheiten, Reli- gion und Verwaltungsorganisation ha- ben . . . Der Name Tonkin besteht nicht einmal in der annamesisdhen Sprache, es ist einfach bekannt, als die Nordprovinz ebenso wie Cochin- china als die Südprovinz und Annan» als die Zentralprovinz.' Aber Cochinchina ist der Reisspei- cher Indochinas und auch das Land der Gummipflanzungen. Cochinchina ist der drittgxösste Gummiproduzen.. der Welt. Die Franzosen argumentier- ten deshalb, dass die Einverleibung Cochinchinas in Viet-Nam ernstlich das Gleichgewicht der künftigen "In- dochinesischen Föderation" stören würde, da diese drei annamesischen Provinzen an Gewicht stark die bei- den andern, Cambodja und Laos« übertreffen würden, die mehr oder minder bereitwillig die Fortführimg der französischen Protektion akzep- tiert hätten." Nguyen Van Nhan bringt dann ei- ne Darstellung der eigenmächtigen Handlungen d'Argenlieus und seine* Leute, die im wesentlichen mit dem Bericht der französischen (Sozialisten übereinstimmt, Ueber die Versuch^ DAS ANDERE DEUTSCHLAND des französischen Kolonialministers, den durch die französischen Vertre- ter in Indochina erzeugten Aufruhr au beenden, schreibt Nguyen: "Monsieur Moutet flog nach Indo- China zu einer "Informationsreise". Nachdem er nur 24 Stunden in Ha- noi sich aufgehalten hatte, eilte er eurück nach Prankreich und erklärte, dass zunächst einmal eine militäri- eche Entscheidung erlangt werden müsste.'' In Paris führte Ministerpräsident Leon Blum eine ähnliche Sprache. Die Franzosen aller Parteien verei- nigten sich, um eine derart versteif- te Politik zu unterstützen. Sogar Kommunisten, die mit Ho Chi Minh, einem ehemaligen Parteimitglied, sympathisierten, wollten sich nicht dem Vorwurf ausset^n, das franzö- sische Kolonialreich zu liquidieren, Indem sie die Unabhängigkeit Viet- jNaans unterstützten." Die Wir bringen den folgenden, In der aowjetrusst sehen. Zeltschrift "New Times" un 7. Februar erschienenen Aufsatz, da. mit neben den vielen Angriffen von an- gelsächsischer Seite gegen die Repara. tionsforderungen der Russen auch die an. dere Seite gehört werde. Vor allem darf man aber bei der Beurteilung der Aus. Plünderung Deutschlands nicht verges. een, dass die systematische Zerstörung und Ausraubung der Sowjetunion und Polens durch die nazistische Invasion die. Ben Ländern das Recht zu weit grösseren Reparationsforderungen gibt, als es das von der Invasion verschonte England und erst recht die Vereinigten Staaten be. Sitzen, die als stärkste Wirtschalts- lind Tinanzmaciit der Welt die eigentlichen Kriegsgewinnler sind. Es ist allgemein bekannt, dass die ^Potsdamer Beschlüsse über die Re- parationen und besonders die Be- stimmungen, die den Zeitpunkt und das Verfahren beim Abtransport von Industrieanlagen in den westlichen Zonen Deutschlands betreffen, nicht durchgeführt worden sind. Die be- rechtigten Ansprüche der Länder, die unter der deutschen Besetzung ge- litten haben, bleiben unbefriedigt. Der Grund dafür ist die Politik der englischen und amerikanischen Be- satzungbehörden, die sichtlich be- strebt sind, die Erfüllung der Pots- damer Reparationsbeschlüsse zu ver- hindern. Gleichzeitig behaupten englische und amerikanische Zeitungen, dass die Reparationsansprüche der Länder, die von den Nazis besetzt waren, übertrieben seien, obgleich die An- sprüche z. B. der Sowjetunion, die sich auf zehn Milliarden belaufen, noch nicht ein Zehntel des Schadens decken, der dem Land durch den Ein- fall der Deutschen entstanden ist. Die Ansprüche Polens, Jugoslawiens und der Tschechoslowakei sind eben- falls sehr bescheiden. Schliesslich blieb den Franzosen auf Grund des un rwarteten Wider- standes des Viet-Nams keine andere Möglichkeit als d'Argenlieu zurückzu- rufen. Dazu erklärt Nguyen; "Die französische Regierung befin- det sich jetzt in der Lage in der sie am Anfang schon hätte sein sollen. Hätte Monsieur Leon Blum seine kurze Regierungszeit dazu benutzt, seine weisen Worte, die er wenige Tage vor seinem Regierungsantritt im "Populaire" geschrieben hatte, in die Praxis umzusetzen, ein betrübli- cher und absurder Krieg hätte ver- mieden werden können. Er erklärte damals: 'Es gibt einen Weg und nur einen Weg, um in Indochina das Ansehen unserer Zivilisation, unseren politi- schen und geistigen Binfluss und auch unsere berechtigten materiellen In- teressen zu wahren: das ist, ein Ab- kommen auf der Basis der Unabhän- Die Klagen englischer und ameri- kanischer Zeitungen über unberech- tigte Ansprüche an Deutschland bil- den einen Teil des Feldzuges gegen die Potsdamer Beschlüsse. Diese Zei- tungen versuchen, den Eindruck zu erwecken, als ob die angelsächsischen Mächte praktisch auf die Reparatio- nen für sich selbst verzichtet hätten und Deutschland sogar auf Kosten der englischen und amerikanischen Steuerzahler hülfen. England und die Vereinigten Staa- ten als Wohltäter Deutschlands hin- zustellen, steht in vollem Wider- spruch zu den Tatsachen. Es ist wahr, dass England und die V. St. die Höhe ihrer Reparations- forderungen noch nicht angegeben haben. Aber schon heute haben die angelsäschischen Mächte erheblich mehr als zehn Milliarden Dollars an deutschen Werten herausgeholt. Nach Angaben des Öftersten Wil- kinson, des Chefs der Industrieabtei- lung der amerikanischen Militärver- waltung in Deutschland, wurde Ende des letzt®» Jahres eine Anzahl von Fabriken als vorläufige Reparations- leistung ausgesucht. Mit dem Abbau wurde begonnen, aber die alliierten Behörden haltetn geflissentlich die Lieferungen für die Sowjetunion zu- rück, während gleichzeitig die Ver- schiffung bestimmter Typen einmalig vorhandener Maschinen nach England und den V. St. beschleunigt wird. Fabriken von besonderer Wichtigkeit werden in der amerikanischen Zone abgebaut, und nur ein verhältnis- mässig kleiner Teil von ihnen ist bis- her von Experten bewertet worden. Aber schon diese sind 262 Millionen Dollars wert. Das für den Abtrans- port bestimmte Eigentum umfasst alle Nickelfabriken, 90 o|o der Flug- zeugwerke, 70 o[o der Motor. gigkeit zu treffen, das ist Vertrauen, das ist Freundschaft.' ("Populaire", vom 10. 12. 46). Für alle Freunde und Bewunderer Frankreichs ist es mindestens eine schmerzliche Enttäuschung, dass sei- ne Bereitschaft, die Grundsätze der Französischen Revolution anzuwen- den, für die es seinen eigenen Befrei- ungskrieg erst kürzlich geführt hat, nur unter äusserem Druck erreicht wurde. Es hat tatsächlich eine grosse Gelegenheit verpasst — eine Gele- genheit, seinen wahren Ruhm zu- rückzuerlangen. Hätte das Frankreich der Befreiung seine wahre Mission richtig eingeschätzt, dann hätte es sogleich den Willen zu leben — in Freiheit zu leben — eines Volkes verstanden und anerkannt, das ent- schlossen ist, eine Heimat zwrückzu- erlangen, die ''von ihm, durch es und für es" gestaltet würde: Viet-Nam, die Heimat des Südens." radfabriken, einen erheblichen Teil der dem öffentlichen Vvohl die- nenden Einrichtungen und vieles an- dere. Das ist das offizielle AbbauPro- gramm. Der tatsächliche Abbau von .Industrieanlagen cturch England und die V. St. übersteigt dieses Programm beträchtlich. Dat kann man sogar aus den fragmentarischen Berichten entnehmen, die in die Presse gelan- gen. "Unsichtbare Reparationen" stellen eine sehr wichtige Quelle dar, aus der die angelsächsischen Länder ihre Ansprüche befriedigen. Nicht nur Fabrikeinrichtungen, sondern auch laufende Produktion dienen als Reparationen!. Offizielle englische und amerikanische Sprecher wider- setzen sich gewöhnlich den Repara- tionen aus laufender Produktion — aber nur dann, wenn Reparationsfor- derungen der Sowjetunion einge- schlossen sind. Dagegen entnehmen Engländer und Amerikaner unbe- kümmert aus der laufeden Produk- tion in ihren Gebieten einen grossen Reparationsposten. Hier einige ^Beispiele: Reuter berichtete, dass in der letz- ten Hälfte 1946 aus der laufenden Produktion der Fritz Müller-Werke in Oberesslingen Maschinen letzten Typs nach England geschafft wurden. Januar 1947 wurden beträchtliche Mengen von Maschinen an mehrere grosse Firmen in England verteilt. Darunter waren viele einmalige und Experimentier-Modelle. Ende des letzten Janres beschlag- nahmten die Engländer alle Fertig- produkte der Siemens-Schuckert-Wer- ke in Mülheim, wo Turbinen und Turbinenteile hergestellt werden, und verschifften sie nach England. In der zweiten Hälfte des letzten Jahres verschiffte England 300.000 Reparationsleistungen Deutschlands an die Veremiaten Staaten und an England von D. Melnikow DAS ANDERE DEUTSCHLAND 9 Tonnen Nutzholz aus Deutschland im Wert von 1.500.000 Pfund. Auch Koh- le, ein Hauptreparationsposten, wird ir grossen Mengen, die sich auf vie- le Millionen Tonnen belaufen, ver- schifft. Sogar der volle Ertrag von zwanzig Füllfederfabriken in der englischen Zone ist den englischen Militärbehörden übergeben worden. Aehnliche Beschlagnahmen aus laufender Produktion werden in der amerikanischen Zone vorgenommen. Auf Anordnung der Besatzungsbehör- den wurden dort 12.000 Tonnen Alu- minium gesammelt und eingeschmol- zen, um nach den V. St. verschifft zu werden. Die Besatzungsbehörden be- schlagnahmten 95 olo aller Kameras, die in den bekannten Agfa-Werken in München hergestellt werden. Ende November des letzten Jahres forder- te das Direktorium des Staatsrats der amerikanischen Zone die Zurücknah- me der Anordnung auf Ablieferurig von 245.000 Paar Schuhen durch die Schuhfabriken. Daraus kann man schliefen, dass solche Ablieferungen stattgefunden haben. Die wichtigste Quelle "unsichtba- rer" Reparationslieferungen an Eng- land und die V. St. sind die über- mässig niedrigen Preise, die von der Besatzungsbehörde für den Waren- export aus Deutschland festgesetzt werden. Nach den von der Besat- zungsbehörden selbst veröffentlich- ten Angaben wurden im Jahre 1945 allein aus Bayern Waren im Wert von zwanzig Millionen Dollars expor- tiert. Ein beträchtlicher Teil davon sind unzweifelhaft "unsichtbare" Re- parationen. Auch die deutschen Patente und Erfindungen sind eine Form der von England und USA erhaltenen Repa- rationen. Ungefähr 200.000 solcher Patente haben sich die Besatzungs- behörden der westlichen Zonen an- geeignet. Ende des letzten Jahres er- hielt ein Korrespondent des "News Chronicle" Einsicht in den Bericht eines englisch-aimerikani^hen Spe- zialkomitees. das die Möglichkeiten der Ausnutzung deutscher Erfindun- gen bearbeitete. Er schreibt, dass der praktische Wert dieser Erfindunsren ■ungeheuer gross ist. Ein amerika- nischer Frabrikant bot der amerikani- schein Regierung zwanzig Millionen Dollars für das Recht, nur ein in Deutschland patentiertes Verfahren ausnutzen zu dürfen. Ferner haben Englamd und Amerika von dem grösseren Teil der deut- schen Goldreserven Besitz ergriffen, die die Nazis kurz vor Kriegsende nach dem Westen schafften, und von denen das meiste in der amerikani- schen Besetzungszone konzentriert war. Darüber hinaus hat die schwei- zer Regierung eingewilligt, den Eng- ländern und Amerikanern die fünf- zig Tonnen deutschen Goldes In ih- rem Lande auszuhändigen und die schwedische Regierung ist bereit, weitere sieben Tonnen auszuhändigen. So haben England und die V. St. schon über zweihundert Tonnen deutschen Goldes. Ausserdem haben die englischen und amerikanischen Besatzungäbehörden, grosse Mengen von Wertgegenständen beschlagnahmt Endlich haben die V. St., England mit seinen Dominions und Frankreich über 470.000 Tonnen der deutschen Handelsflotte bekommen. Diese Tatsachen zeigen das Aus- masj der Reparationen, die die an- gelsächsischen Machte bereits in Deutschland gesammelt haben. Trotzdem geben sie keine richtige Vorstellung von dem Gesamtbetrag. Denn England und die V. St. sind auch in den Besitz deutscher Anti- gen im Ausland gekommen, in den sogenannten neutralen Ländern, in England und Amerika selbst und an- derswo. Diese Anlagen machen gros, se Summen aus. Laut offiziellen Angaben vom 19. Juli 1941 beliefen sich die deutschen Investierungen in amerikanischen Gesellschaften auf 105 Millionen Dollars. Dieses Kapital ist voll in die Hände amerikanischer Firmen über- gegangen. Grosse deutsche Kapital- investierungen gab es auch in Schwe- den, der Schweiz, Spanien und eini- gen anderen Ländern. Offizielle Angaben zeigen, dass die deutschen Investierungen in der Schweiz ungefähr 232 Millionen und in Schweden über 100 Millionen Dol- lars betrugen. Augenblicklich sollen sie erheblich grösser sein. Schmidt, der frühere Leiter der amerikani- schen Kontrolle für Auslandsanla- gen, hat festgestellt, dass Deutsch- land 58 Firmen in Portugal besass, 112 in Spanien, 233 in Schweden, 214 in der Schweiz, 35 in der Türkei und 98 in Argentinien. England und die V. St. fordern, dass viele Niederlas- sungen dieser Firmen in die Repara- tionszahlungen eingeschlossen wer- Sommer 194ö trafen England und die V. St. Abkommen mit Schweden und der Schweiz, dass sie an den deutschen Anlagen Anteil haben soll- ten. Auf Grund des Abkommens mit Schweden erhalten England und die V. St. direkt oder indirekt aus deutschen Anlagen Werte in Höhe von 76.400.000 Dollars über die 7 Ton- nen deutschen Goldes hinaus. Die Schweiz muss auf Grund des Wa- shingtoner Abkommens an England und die V. St. deutsche Werte in Höhe von 58 Millionen Dollars über- geben. Oktober 1946 trafen England und die V. St. ein Abkommen mit Spanien, demzufolge sie über 16 Ml- Iionen Dollars aus ehemals deut- schem Eigentum erhalten. Somit haben die angeläschsischen Lnder bereits erhebliche Summen aus den deutschen Anlagen im Ausland bekommen. Die Suche nach deut- schen Kapitalinvestierungen geht wei- ter. Die Berliner Zeitung "Tribüne" hat eine Schätzung der von England und den V. St. bereits erhaltenen Repa- rationszahlungen versucht. Die deut- schen Investierungen im Ausland, die England und die V. St. erhalten ha- ben, werden mit 3.3 Milliarden Dol- lars bewertet. Die jetzt im Besitz der westlichen Alliierten befindliche deutsche Flotte ist 2,2 Milliarden Dollars wert, und das beschlagnahmt« Gold, die Patente und Erfindungen werden mit 5 Milliarden Dollars be- wertet. Das sind schon 10,5 Milliar- den Dollars, nicht eingerechnet die Beschlagnahme aus der laufenden Produktion, noch die deutschen Fa- briken und Maschinen, welche die Engländer und Amerikaner beschlag- nahmt oder zu einem niedrigen, willkürlich festgesetzten Preis ge- kauft haben. So zeigen die Tatsachen, dass Eng- land und die V. St. eifrig dabei sind, ihre Reparationsforderungen einzu- treiben, und dass die bis Jetzt schon erhaltenen Reparationen die Total- forderung der Sowjetunion von zehn Milliarden Dollars übersteigen. Ferner wird es immer klarer, dass dar Ziel der Reparationspolitik dahin geht, sich die Schlüsselstellungen im wirtschaftlichen Leben Westdeutsch- lands zu sichern und es völlig und auf die Dauer von den englischen und amerikanischen Monopolen ab- hängig zu machen. Deshalb verhin- dern die englischen und amerikani- schen Besatzungsbehörden die Repa- rationsleistungen an Maschinen aus den Westzonen — Lieferungen, die das Potsdamer Abkommen festlegte, um die berechtigten Forderungen der von der deutschen Besetzung betrof- fenen Länder nach Entschädigung für die erlittenen Zerstörungen zu befriedigen. Auch ein "Eiserner Vorhang" Es gibt nicht nur einen eisernen Vorhang, der Kusslana una sei-e Einxiuss^onen von der übrigen Weit abschliesst. Eines aunlichtn Mittels bedient sich Mac Arüiur in Japan. Aber manchmal dringen auch auich diesen " Eisernen Vorhang" Nachrich- ten, die es verständlich machen, wa- rum der nicht gerade linke ameiikani- sche General nicht das Interesse der Weltöffentlichkeit auf seinen Wir- kungsbereich lenkt. So berichtet Gor- don Walker, Chefkoriesponaent für den Femen Osten des "Christian Science Monitor', über eine Unterhal- tung mit dem früheren japanischen Hauptmann Nozawa. Die heutige Tä- tigkeit dieses Offiziers besteht darin, seine Heereserfahrungen zu benutzen^ "um Streiks und Arbeiterbewegungen zu 'entmutigen'." Als er aus dem chi- nesischen Krieg nach Hause kafia, fand er» dass die amerikanische Okku- pationsarmee viel erträglicher war, als er gedacht hatte. Z.B. stellte er fest, "dass die Behörden sich wenig für das interessierten, was er sagte oder tat, solange er nur nicht in Verbindung mit den jungen Leuten stand, die in Hokkaido der Linie der Kommunisti- schen Partei folgten." Bereits in Chi. na hatte er ganz interessante Erfah- rungen mit den Amerikanern gemacht. Die Japaner wollten nämlich gerade nach der Kapitulation ihre Waffen ab- gegeben. Da forderte sie der Chef der Kuomintang-Armee auf, gemeinsam mit ihnen gegen die chinesischen Kommunisten zu kämpfen. Sie könn- ten dabei auf die Unterstützung der Amerikaner rechnen«, 10 DAS ANDERE DEUTSCHLAND Das deutsche Bauern- und Agrarproblem Es ist eine fatale Sache, irgendwo unterwegs Deutschland mehr als ein Stück trocken Brot, mit vielleicht, je nach Jahreszeit, einer Tomate oder einem unansehnlichen Apfei dazu« öffentlich zu verzehren. In die stump- fen Augm prirgt u-^u^elb^re gehrlichkeit, Greise und Kinder spei- cheln in unzähmbarer Gier, müssen sie dem zuschauen, der etwas Ordent- liches verzehrt. Wer mit auch nur halbwegs normalem Empfinden ein- mal entweder zu solcher Szene Anlass gegeben oder solche mitansehen muss- te. wird von ihrer schamvollen Pein- lichkeit und grässlichen Widerlichkeit aufs tiefste betroffen werden sein. In Anbetracht der miserablen. .1' nnalvollen Lebens- und Wohnverhält- nisse in Deutschland beeindruckt und bewegt immer wieder die Gastfreund- schaft, r^r"Tnof^in';nic'^'",~ V,olksk'r^;r""', —^ 1-"-i"enda,*<5 /l~" (lip f-, chen Haushalten kennt man aus Prin- zip und Verantwortlichkeit heraus kei- ne "Seh'"'P**7Tnit "t>>r«»rftwortlichke:t b^aden ist für ^ie Versorgung und das Durr^c-chler» ">en verelendeter, im nackten Daseins- kampf hemmungslos gewordener, a- \er £nV*rvr vi" ~ :r-^ dumpfen Anathie hinneigender, in Ruinen zusammengepferchter und in sogenannten Aufnnhmebezirken zu- sammengeballter Volksmassen. Von der eindringlichen Beredsamkeit, di* in Vernunft und christlichen Sinn wie ~uch a"n eine "Solidarität d?r deut- scher Volksnot" appelliert, bis z"r ^"harfen Strafandrohung reicht die «kala diesgr Bemühungen um die pn- ^ähem^e Erreichung de* Abliefe- rungssoll® an geernteten Produkten "ron weichem Fi^olg die p-uten wie die ^ösen Worte s;nd. reist eine amt'lche Feststellung' nach Abschluß der let7t- - ährigen Herbsternte, nach der "die *blieferun?sor«?anisati'>n ziim grosse^ Teil in chaotischem Zustand" gewe- «en und in vielen Gegenden Deutsch- lands "das Ablieferungssoll bei ver- schiedenen Lebensmitteln nur zu f> Ms 20 Prozent erfüllt" worden ist! Wir können uns hier weitere und in E:n- relheiten gehende Darstellungen der Folgeerscheinungen dieser bäuerlichen Sabotagen tu «unkten eines "allgemei- nen Tauschhandels von Mann zu Mann. Fabrik gegen Produzenten, Stadt sregen Land" p'us Schwarz- markt-Versorgung gegen nur noch hochwertige Sachwerte ersiparen: d;e Welt ist erschüttert von den Elends- berichten unartei die Konter- revolution etablieren konnte, so scheint auch jetzt wieder unter der Herrschaft der C. D. U. Bayern ein Hort der Reaktion zu werden. Wir berichteten in der vorigen Num- mer über die "Entnazifizierung" in Günzenhausen. Inzwischen ist es schon so weit gekommen, dass Anti- nazis öffentlich bedroht und ange- griffen werden. So erging es dem übrigens weit rechts stehenden De- nazifizierungsminister Dr. Loritz, als er in ein.r Rede die Strafe Papens als zu milde bezeichnete. Nur das Eingreifen der Saaldiener konnte ihn vor ernsthaften Misshandlungen schützen. Ernst Wiechert wurde als Verräter beschimpft; die Fenster seiner Woh- nung wurden eingevorfen; er muss- te vor den Bedrohungen den Schutz der amerkianischen Besatzungsbehör- den in Anspruch nehmen. Entmutigt und verzweifelt am deutschen Volk h.at Wiechert daraufhin erklärt, dass er Deutschland verlassen will, um au- sserhalb des einst von ihm so gelieb- ten Landes den Rest seines Lebens verbringen zu können. Entlassung von Landräten Von Juni 1946 bis Januar 1947 sind in Bayern nicht weniger als 31 der CDU angehörige Landräte wegen po- litischer Vorbelastung und Unzuver- lässigkeit ihres Amtes enthoben wor- den. (Informationsdienst der SPD) "Tauschring" statt Schwarzer Markt Die in Stuttgart verwirklichte Idee des Tauschringes hat sich im Laufe des vergangenen Jahres in nahezu allen Kreisstädten Nord-Württem- bergs so ausgezeichnet bewährt, dass verschiedene württembergische Städ- te der französischen Zone diese Ein- richtung übernommen ha'ren. Die Tatsache, dass durch diese Einrich- tung der Bevölkerung die Möglichkeit gegeben wurde auf legalem Wege durch Tausch in den Besitz notwen- zweife!ten Proletariermassen in den Städten und Industriebezirken Deutschlands viele der sozialdemo- kratischen Funktionäre in den Län- derregierungen und Wirtsohaftsäm- tern und sontigen öffentlichen und Parteikörperschaften zurück, mit der Anwendung und Durchführung der programmatisch verkündeten und an- erkannten Agrar- und Bodenreform einen nach ihrer Meinung das deut- sche Durcheinander nur gefährlichst zuspitzenden und womöglich chaotisch gestaltenden Kampf mit der politisch neunundn eunzigprozentig reaktionä- ren und volks- wie staatsfeindlich gesinnten deutschen Bauernschaft zu wagen. Wer die Dinge von Augen- schein her kennt, begreift diese Be- denken volksverantwortlicher und an dieser Verantwortlichkeit schwer tra- genden Männer, und muss sie auch achten. Doch trotz diesem Dilemma und weil es um die Zukunft Deutsch- diger Dinge kommen zu können, hat dem Schwarzen Markt manches Ge- schäft entzogen. Ein Kleidungsstück, das irgendwo nicht mehr benötigt wird, wandert nun nicht durch Schie- berhände, sondern wird im Fachge- schäft zum Friedenspreis geschätzt, bar bezahlt und auf einein Tausch- schein quittiert. Mit diesem Schein kann in jedem anderen, dem Tausch- ring angeschlossenen Geschäft irgend ein Gegenstand im gleichen Wert er- worben werden. Die ZaJhlen der Stadt Heidenheim — die mit entsprechenden Abwand- lungen überall gültig sein dürften — ergeben, dass vom 1. Mai bis 31. De- zember 1046 in 24 Fachgeschäften durch den Tauschring 18.000 Stücke vermittelt wurden. Wertmässig ergibt das einen Umsatz von 105.000 Mark. Während das städtische Wirtschafts- amt Heidenheim im Monat ein Kon- tingent von etwa 300 Paar Schuhen zu vergeben hat, vermittelten die beiden dem Tauschring angeschlosse- nen Schuhgeschäfte das Doppelte die- ser Zahl pro Monat. Auf den ande- ren Gebieten liegen die Verhältnisse ähnlich. In einer Besprechung, die vor kur- zem in Stuttgart stattfand, wurde der weitere Ausbau des Tauschring- verfahrens in ganz Württemberg be- sprochen. (Schwäbische Zeitung) 3,2 qm. Wohnraum entfallen in Düsseldorf auf die Person. Der Zuzug ist von den Mili- tärbehörden untersagt worden. Wesel hat 3 qm. pro Person; der Kreis Her- ford 5.79, der sich nach Zuzug von 12.719 Evakuierten auf 4.27 qm. ver- ringern wird. Dringlichkeit der Währungsreform Die Militärregierungen können sich noch immer nicht zu der so dringen- den Währungsreform entschliessen. Ihr Ausbleiben ist einer der wichtigsten Gründe für die Mängel des heutigen Wirtschaftslebens in Deutschland, da niemand sich von seinen Sachwerten lands und mit ihr um die Europas und der Welt schlechthin geht: die Durch- setzung einer radikalen Agrarreform und -politik ist unumgänglich; wird diese verwässert o-'er gar versäumt, bleibt Deutschland von der Basis ei- ner vermeintlich "nationalen'- Bauern- masse her, die zu a.lem t nd jedem und in verhängnisvollster Weise zu miss- brauchen ist, eine Gefahr für die Neu- ordnung und damit den Frieden der Welt! Die deutsche Sozialdemokratie und mit ihr alle erkenntni;fähigen und einsichtswilligen Elemente in deut- schen Volke dürfen nicht stehen blei- ben bei der programmatischen Formu- lierung des deutschen Bauern- jnfl Agrarproblems; sie müssen den wei- teren Schritt tun und die Lösung die- ses Problems unbeirrt konsequent in Angriff nehmen als Beitrag zur ernst- haften und wirkungsvollen Friedens- sicherung, auf die die genug gepeinig- te Menschheit einen Anspruch hat. trennen will, solange er nicht weiss, v-eichen Wert das iur die Waren er- haltene Geld morgen haben wird. Da- zu schreibt das "Institut für Wirt- schaftsforschung", das trühsre Inatitus für Konjunkturforschung, dass gs:ade jeder günstige Augenblick für eins Währungsreform gekommen sei. Das Institut setzt sich ebenfalls für die von der Arbeiterschaft e:h:tene For- derung ein, die Reform rr.it ein:m scharfen Eingriff in das Vermögen, insbesondere soweit dieses in Sach- werten besteht, zu verbinden. Grossh°ssen In dessen Verfassung bekannt- lich auf Grund einer Volksabs- timmung die Sozialisierung grosser Teile der Wirtschalt aufgenommen wurde, ist auf diesem Wege cen ande- ren deutschen Ländern vo-angeschrit- ten. Es wurden bereits 61 Bergbaube- triebe verstaatlicht. Ausserdem wer- den die Kraftwerke und Verkehrsin- ternehmen Treuhändern zur Vorbe- reitung der Vergesellschaftung überge- ben . Gewerkschaften fordern Einleitung der Sozialisierung Im Jahre 1919 prangten in dea deutschen Strassen die schönen Wor- te "Die Sozialisiexung marschiert, di9 Sozialisierung ist da." Die Gewerk- schaften Nordrhein-Westfalens entsin- nen sich offenbar nur noch alku gut, Wohin die öozialisierung seiner iutut marschierte. Sie richteten darum an den englischen Gouverneur eine Denk- schrift, in der es u- a. heisst: "Um mit der Sozialisierung d*u' Grundstoffindustrien nicht wieder das gleiche Schicksal zu erleiden wie nach 1918, erwarten die Werktätigen dass entscheidende Massnahmen getroffen werden, die die beabsichtigte Soz.ali. sierung der Verwirklichung nähei brin- gen. Die Gewerkschaften sind der Meinung, dass sich sofort eine Reihe von Massnahmen durchführen lässt, die die Sozialisierung um ein beacht- liches Stück voranbringen. Als eine der ersten Sofortmas-nah- inen halten es die Gewerkschaften für AUS DEUTSCHLAND 12 DAS ANDERE DEUTSCHLAND HERR FRAENKEL EIN „KAEMPFER FUER erforderlich, dass für jeden Industrle- eweig der sozialisiert werden soll, ein besonderer Verwaltungsbeirat gebildet wird, der sich parittisch aus Vertre- tern der Werksleitiungen und der Ge- werkschaften Zusammensetzt. Seine Aufgabe wäre es, die grossen Richtli- nien für die Sozialisierung des Indu- striezweiges herauszuarbeiten, die eng- lische Militärregierung zu beraten und die deutschen Exekutivorgane, die bereits bestehen oder noch zu bilden sind, zu koordinieren und zu überwa- chen. Als weitere Sofortmassnahmen hal- ten es «die Gewerkschaften für drin- gend notwendig, dass für jeden zu so. zialisier^nden Industriezweig eine be- sondere Sozial- und Arbeitsverwaltung gebildet wird, die gleichberechtigt ne- ben den technischen und kaufmänni- schen Verwaltungen arbeitet. Die Ge- werkschaften steinen auf dem Stand- punkt. dass der wichtigste Aktivposten in der deutschen Wirtschaft heute die Arbeitschaft ist, die deshalb gerade im Aufbau einer zu sozialisierenden Wirt- schaft besonders berücksichtigt wer- den muss. Die Besetzung dieser Ar- beits- und Sozialverwaltung kann selbstverständlich nur mit solchen Kräften geschehen, die entweder aus den Reihen der Gewerkschaften kom- men oder das volle Vertrauen der Ge- werkschaften gemessen. Für die Werktätigen genügt es aber nicht, dass lediglich in der Spitze die notwendigen Soteialisierungsorgane ge- schaffen werden; für sie kommt es vielmehr darauf an, dass sich die be- absichtigte Sozialisierung auch unmit- telbar auf die einzelnen Werke aus- wirkt. Um dies zu erreichen, schlagen die Gewerkschaften als dritte Sofort- massnahmen vor, dass bis zur endgül- tigen Neugestaltung der Unterneh- mungsformen in den sozialisierten In- dustriezweigen die Aufsichtsräte der einzelnen Werke, gemäss ihren alten Forderung, paritätisch mit Vertre- tern der Gewerkschaften zusammenge- setzt werden. Eisenbahnen In der Ostzone werden die privaten Eisenbahnen verstaatlicht. In der britischen Zone hat die West- deutsche Waggon-Fabrik seit Mai 1946 monatlich etwa 7 bis 8 neue Waggons hergestellt und 3.000 Waggons repa- riert. Die Werke beschäftigen 130 Ar- beiter statt früher 2.5G0. Vergleichsziffern der deutschen Bevöl- kerung und Produktion Die Bevölkerung der englischen und amerikanischen Zonen betrug 1939 37.1 Millionen, 1948 43 Millionen, die Zahl der beschäftigten Arbeiter 11,6 und 9,5 Millionen. In Preisen ausgedrückt ist die land- wirtschaftliche Produktion um 32 Pro- zent, die industrielle um 64 Prozent gesunken. Die Kapazitätsausnutzung in der amerikanischen Zons betrjg Mai 1946 26 Prozent. Im Vergleich zum Jahre 1936 ist di • Produktion von Kohlen um 52 Prozent, die von Stahl um <9 Prozent gesunken. In der britisch'..i Zone fiel die Her- stellung von Zement um €6 Prozent, (die von Mauerziegeln um 83 Prozent;. FREIHEIT UND RECHT" In Rio de Janeiro erscheinen seit Januar dieses Jahres monatlich ''Mit- teilungen der Vereinigung deutscher Sozialdemokraten in Brasilien". Wir wissen nichts über diese Gruppe, als dass ihre Begründer — Dr. Röttgen, Dr. Hcffmann Harnisch und Erich Frankel — sich seiner Zeit im Gegen- satz zu den deutschen Sozialisten in Brasilien nicht der "Notgemeinschaft deutscher Antifaschisten'' angeschlos- sen haben, sondern es vorzogen, mit den unter kommunistischer Leitung stehenden Freien Deutschen zusam- menarbeiten. Das war ihr gutes Recht. Wenig erfreulich aber ist, dass sich die damaligen Kommunisten- freunde heute nicht nur als Grals- wächter der S. P. D., sondern auch als wilde Kommunistenfresser gebär- den und D. A. D. als kommunistisch angreifen, bisher noch nicht in ihren "Mitteilungen", wohl aber, wie wir von verschiedenen Seiten erfahren, in recht unschöner und gehässiger Wei- se in ihrer mündlichen Propaganda, sowie durch Denunziationen beim Auslandsbüro der SPD in London. "V%ir kennen diese Methoden in- und auswendig, haben uns nie um sie ge- kümmert, einelei, oh man uns als unverbesserliche SPD-Leute oder als "schlimmer als die Kommunisten" bezeichnete, und sind statt dessen dem Rate Dantes gefolgt: Geh dei- nen Weg und lass die Leute reden! Was uns heute veranlasst, pole- misch zu werden, ist sicherlich kein Bedürfnis nach "Emigrantengezänk'', dem wir stets unter Selbstverleug- nun aus dem Wege gegangen sind, sondern ein Nachruf auf Gustav Ncs- ke, den Erich Fränkel in der Februar- nummer der "Mitteilungen" veröf- fentlicht hat. "Nun haben sich un- sere Fahnen über diesem Kämpfer für Freiheit und Recht gesenkt", diesen Worten mit denen Fränkel schliesst, entspricht der ganze Arti- kel. Dieses in Südamerika erschiene- ne Machwerk eines angeblichen Sozia- listen zurückzuweisen, erscheint uns als Verpflichtung der deutschen sozia- listischen Zeitschrift Südamerikas. Wir zitieren: "Wer politisch denken gelernt hat, weiss, dass jede Idee vor ihren eige- nen Anhängern geschützt werden muss, nämlich vor denjenigen Anhän- gern, welche nicht zu unterscheiden wissen zwischen der berechtigten Ra- dikalität dieser Idee und der notwen- digen Mässigung Kf>i der Realisierung. Wer aber eine Idee radikal verwirk- lichen will, der hebt sie auf. Daher das Bild, das diese Radikalinskis bie- ten, die ihre Ideen zu T"de reiten, um alsbald einen neuen Pegasus zu besteigen, die immer unterwegs sind und niemals ankommen, die "Ideolo- gen". wie sie Naooleon genannt hat. Heute nach 28 Jahren, gibt es wohl keinen Deutschen mehr, der nicht tvTiffen hätte, wie notwendig es war. gef°n die damaligen wirren und wilden ^"om.munenutschisten aufzu- treten. Es galt, der «ungen Republik das Leben zu retten". Es ist unmöglich, mit wenigen Wor- ten diesen Rattenkönig von Dumm- heiten sfebiihrend 7u kritisieren. Des- halb nur weniges! Wenn die Idee nicht da ist, um verwirklicht zu wer- den, dann würde sie nur da sein, um die Massen irrezuführen. Aber sie ist da, um verwirklicht zu werden. Das nennen wir Sozialisten die Einheit von Theorie und Praxis. Der radika- len Theorie des Sozialismus entspricht die radikale Praxis der sozialen Re- volution, die Herr Fränkel mit Ebert wie die Sünde fürchtet. Die soziale Revolution ist der Punkt, von dem er später meint, dass dann "einer die Blutarbeit auf sich nehmen muss", um sie zu verhindern, und worin er die grosse historische Leistung Nos- kes sieht. Zu den "Radikalinskis" und den "wirren und wilden Kommtmeput- schisten" gehört Marx, der in seinem hohen Lied der Pariser Kommune zugleich eine moralische Hinrichtung an den damaligen Gesinnungsfreun- den des Herrn Fränkel vollzogen hat, die dieser einmal nachlesen möge. Zu ihnen gehören Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, die damals der "Blutarbeit'' der von Fränkel gefeier- ten Konterrevolution zum Opfer fie- len. Dass von diesem ersten grossen Siegr der militärischen Reaktion eine gerade Linie ins Dritte Reich führt, wird Herrn Fränkel immer verschlos- sen bleiben. Dass aber der frühere jakobinische "Radikalinski" und spätere erobernde Diktator und "Realpolitiker" Napo- leon mit den "Ideologen" nicht böse rote Umstürzler, sondern alle Repu- blikaner und Patrioten meinte, die an den grossen Ideen der französi- schen Revolution festhielten, das soll- te jemand wissen, der mit derartigen Ansprüchen historischen und politi- schen Wissens auftritt wie Herr Frankel. Später erzählt Herr Fränkel fol- gendes Geschichtchen: "Am Abend dieses Tages (des Ver- fassungstages vom Jahre 1931) sassen wir (Noske und Fränkel) zusammen, allein in seiner Wohnung. Ich ahnte nicht, dass es das letztemal sein wür- de. Mit unverkennbarer Besorgnis sprach er über die Zukunft, deren Düsternisse er voraussah. "An der Ar- beiterschaft wird es niemals fehlen", meinte er, "und noch haben wir Preu- ssen Hessen, Baden und Oldenburg und die drei Hansastädte fest in Hand. Worauf es ankommt, ist, dass auf den Stuhl des preussischen In- nenministers ein Mann mit gesunden Nerven und mit Zivilcourage kommt". Tch fragte ihn, ob er das Amt über- nehmen wolle. Er sagte zu, und am nächsten sprach ich mit Otto Wels und Krnst Heilmann. Wir wa- ren uns einig, dass er der rechte Mann sei. Deutschland vor der ra- dikalen Rechten zu retten — aber un- sere eigene Landtaesfraktion entschied cregen uns. Die Linksradikalen hat- ten es mit ihrer Propaganda gegen " A -vN^*■ TUIÖ'"'"" —' rro^-oo"-J-i dass man den einzigen Mann, der im Augenblick verfügbar war, nicht ge- gen die radikale Rechte einzusetzen wagte. Er wäre nicht wie Severing mit den Worten davongegangen: "Ich weiche nur der Gewalt". Er sagte: "Wir müssen Panen wegen Bruch der Verfassung verhaften, wir müssen Hindenburg provisorisch durch den preussischen Ministerpräsidenten Ot- to Braun ersetzen, wir müssen vor- übergehend ohne die Parlamente re- gieren, solange, bis politische Besin- nung wieder in das Volk zurückge- kehrt ist. Von der Reichswehr haben wir nichts zu fürchten. Die wird im- mer nur. Gewehr bei Fuss, ihre Ge* DAS ANDERE DEUTSCHLAND 13 hälter und Pensionen verteidigen, denn das ist Soldatenmentalität, bei uns wie in der ganzen Welt". Keiner hat die Dinge so klar gesehen wie er . . Selbst Herr Frankel nicht? Obwohl er ihn in entscheidender historischer Stunde — wieso übrigens gerade am Verfassungstag 1931? — zum retten- den Minister machen wollte? Man kann dieses Geschichtchen unmöglich ernst nehmen. Es scheint das Produkt ungehemmter Phantasie zu sein. Wels Und Heilmann sind tot und können sich nicht mehr dazu äussern. A»er wir glauben kaum, dass der weitesten Kreisen unbekannte Herr Fränkel zur Vermittlerrolle zwischen Noske einer- seits und dem Vorsitzenden der SPD und der preussischen Landtagsfrak- tion andererseits berufen war und noch dazu mit solch blöden Vorschlä- gen. Der Nachruf auf Noske als einen Kämpfer für Freiheit und Recht ist zum ungewollten Selbstporträt des Verfassers geworden. A. S. Ich glaube, dass beide Behauptun- gen vollkommen der Grundlage ent- behren. Wie '.vir schon festgestellt hatten, steht der "nüchterne Ver- stand" durchaus in keinem Wider- spruch zu der "Wärme des Gefühls". Ausserdem ist jedes Stück, das auf Gesinnung beruht und sich bemüht, diese Gesinnung auf den Zuschauer oder den Beschauer wirken zu lassen, ein "Lehrstück". Was aber die Form anbetrifft, mit der die Wirkung erzielt werden soll, so besteht auch darin kaum ein Unterschied zwischen der brechtschen Methode etwa in der "Mutter" (nach dem Roman von Maxim Gorki) und den GEWEHREN DER FRAU CARRAR. Ganz im Ge- genteil: Hier wie dort ist der Dialog, da3 gesprochene und meisterhaft ge- setzte Wort, das Mittel zum Zweck. Darüber hinaus ist rein inhaltlich ei- ne starke Aehnlichkeit zwischen bei- den Werken festzustellen. In beiden Fällen ist die Zentralfigur eine ein- fache, arme Frau, die ihre Bänder, ihre Familie vor Unheil bewahren will. "Unheil" sehen sie beide in den Konflikten mit der Gewalt der Mäch- tigen, der Reichen, die Zeit und Geld zu dem haben, was "Politik" heisst. "Wir sind arm, und deswegen müs- sen wir demütig sein", ist das Ar- gument von beiden, wenn sie ihre unter Schmerzen, weil in Armut gebo- renen und aufgezogenen Söhne vor "Konflikten'' bewahren wollen. "Wenn wir nicht zu den Waffen greifen und Gewalt anwenden, wird man Uns in Ruhe leben lassen". Beide werden aber durch die Tatsachen, vor die die Wirklichkeit der Klassengesellschaft sie stellt, davon überzeugt, dass diei Armut Schutzlosigkeit und Rechtlo- sigkeit bedeutet. Und beide werden von zur ''Ordnung" mahnenden Müt- tern zu Fahnenträgern der Gerechtig- keit. — Der Unterschied zwischen beiden Werken besteht nur darin, dass in der "Mutter" eine Fülle von verschiedenen Szenen zu bewältigen ist, die in ihrer Gesamtheit sämtliche Probleme des Klassenkampfes aufroi- len, während in den GEWEHREN DER FRAU OARRAR eine einzige Szene zur Darstellung eines einzigen Problems genügt. In diesem letzten mir bekannten Werk Berthold Brechts sind es ein Irrtum und eine Tatsache — präg- nant herausgearbeitet —, um dial sich alle Diskussionen und alles Han- deln drehen. "Wir sind arm und wir haben keine Möglichkeit, mit den Mächtigen, den Reichen zu rechten; wenn wir still sind und unserer Ar* beit nachgeben, werden ''sie" uns le- ben lassen." — Das ist die Meinung! einer Mutter, die um das Leben ih* rer Kindör bangt. Sie sieht die Welt voller Gefahren. Sie will verhindern# dass ihre Kinder mit dieser Welt in Berührung kommen. Aber diese Welt* mit der sie nichts zu tun haben will, kommt zu ihr. Sie kann sia nicht umgehen, genau so wenig wie irgendein Mensch, genau so wenig wie Du und ich. Ihr Sohn, ein friede licher Fischer, der "seiner Arbeit nachging", wird ihr tot ins Haus ge« tragen. Kein Sturm hat ihn Vernich«! tet, das Meer hat ihm nichts ange- tan. Aber die Polizei der Herrschen- den hat auf ihn geschossen und ihn getötet. Er hatte "nichts getan"; er war "unschuldig". — Nun geht die Wandlung in der EYau Carrar vor sich. Es ist eigentlich gar kein« Wandlung, sondern vielmehr da« Ein« „DIE GEWEHRE DER FRAU CARRAR" Betrachtungen zu einer Berthold Brecht-Aufführung in den y,Kammer spielen" In einem kürzlich in Buenos Aires erschienenen Theaterbuch wird ein- leitend festgestellt, dass das Theater die wirksamste Kunst sei und bleibe. Ob diese Feststellung richtig ist oder nicht, soll hier nicht diskutiert wer- den. Wohl aber müssen wir uns die Frage vorlegen und beantworten, was unter wirksam zu verstehen sei. Wo etwas wirksam sein soll, da muss auch eine Aufgabe bestehen, die zu erfüllen ist. Ueber "Aufgabe des Theaters" aber kann man sehr ver- schiedenartiger Meinung sein. Hat das Theater die Aufgabe, sein Publikum für zwei oder drei Stunden "zu un- terhalten", damit "man mal den All- tag vergessen kann"? Dann könnten wir zufrieden sein mit dem, was uns die "Theaterwelt'' von heute durch- schnittlich vorzusetzen hat; dann müssten wir aber auch zufrieden sein mit der Welt im allgemeinen; denn beide sind durch die gleichen Merk- male gekennzeichnet; Ueberfluss an Oberflächlichkeit und Unklarheit, und Mangel an Verantwortungsbewusst- pein, klarem Denken und guter, durchdachter Arbeit, — mit einem Wort: Mangel an einem guten Ziel. Oder aber hat das Theater die Aufgabe, erziehend und propagandi- stisch zu wirken, Stellung zu bezie- hen in einer Zeit, in der das Fort- bestehen der menschlichen Gesell- schaft in schwerster Gefahr ist? Aber wo bliebe dann die "Unterhal- tung", die "Entspannung"? Nim, bei- des ist sehr gut miteinander zu ver- einen. Während die Theaterkonfek- tion, die nur, — und oft in ge- schmackloser Weise —, "unterhalten" will, im besten Falle einen "Zeit- vertreib" darstellt, soll die gu- te Theaterarbeit ein Zeitgewinn sein: sie schläfert den Geist nicht ein, sondern sie regt ihn an; sie erfrischt und erneuert ihn. Es wird an das Denken und Fühlen des Theaterbe- suchers appelliert. Solches "Theater zu machen" oder richtiger; auf unter- haltende Weise die Wahrheit zu sa- gen. ist gewiss nicht leicht. Dazu ge- hört viel Arbeit, viel Charakter und viel Begabung, ausser der Gesinnung. Kein Wunder also, dass diese Art von positivem Theater heute Seltenheits- wert besitzt. Wir leben in einer Zeit des Verfalls, und das Neue, das an die Stelle des Ueberholten treten muss, ist noch vollständig unorgani- siert, — zum grossen Leid der Menschheit. In den wenigen Oasen der Thea- teröde nimmt Berthold Brecht zweifellos eine ganz besondere Pio- nierstell« ein. in seinem berühmte- sten Werk, der "3 Groschen-Oper", zeigt sich seine klare Erkenntnis und sein Wille zur Gesellschaftskritik noch im Gewände einer gewissen Ro- mantik. Die Kritik ist in die "Songs", in den "Mondschein über Soho" ge- taucht, und die anschmiegsame Mu- sik des Komponisten Weill führt die Fantasie in das Reich des Unwirkli- chen. Kein Wunder also, wenn die "3 Groschen-Oper" (deren künstlerischer Wert nicht bestritten werden soll; sie ist unterhaltend im besten Sin- ne des Wortes) im allgemeinen auch heute noch als der "brechtsche Hö- hepunkt" bezeichnet wird. Vor allem von den Kreisen, die dem wissen- schaftlichen Sozialismus und dem praktischen Kampf der Arbeiterklas- se um ihre Befreiung fernstehen. Die- ser aber ist es, in dessen Dienst sich der Dichter in seiner späteren Arbeit bewusst stellt. Bert Brecht bringt den Marxismus auf die Bühne. In vorbild- licher und bisher beispl jlloser Wei- se stellt er in seinen sogenannten "Lehrstücken" das Wort — dessen Meister er ist — in den Dienst der Aufklärung. Die Gedanken und der Ausdruck, mit denen sie vermittelt werden, sind so konzentriert und dis- zipliniert, dass sie schon aus diesem Grunde eine aufrüttelnde und er- schütternde Wirkung auf den Zuhö- rer ausüben. Es ist von diesen "Lehrstücken" gesagt worden, dass sie sich nur an den Verstand, und nicht an das Ge- fühl wenden. Wenn ich nicht irre, hat sogar ihr Verfasser selbst das zugegeben. Ich glaube, das ist falsch gesehen. Verstand und Gefühl sind nicht zwei verschiedene Welten, son- dern sie gehen eng zusammen. Der Verstand soll zwar das Gefühl kon- trollieren; aber das Gefühl wird durch den Verstand wie umgekehrt der Verstand durch das Gefühl an- geregt und letzten Endes bestimmt. Es ist nicht schwer nachzuweisen, dass eines ohne das andere nicht nur wertlos ist, sondern meistens auch sehr schädlich wirkt. Brecht unter- drückt lediglich die "Sentimentali- tät", die nichts anderes als Gefühls- duselei ist. * Es ist behauptet worden, dass Brecht mit dem Theaterwerk DIE GE- WEHRE DER FRAU CARRAR den Weg wieder verlassen habe, den er mit seinen Lehrstücken beschritten hatte. Und es wurde weiter "festge- stellt", dass das ein der Sache sehr vorteilhafter "Zurückzieher" vom "nüchternen Lehrstück" zum mehr pathetischen und mehr "an das Ge- fühl appelierende" Schauspiel sei. 14 DAS ANDIRI DEUTSCHLAND sehen eines Irrtums. "Ich weiss, wa- rum man ihn getötet hat: diese Müt- ze hier ist schuld". Warum? Ks ist die Mütze, die die Arbeiter tragen, die Fischer, die Bauern, die Hecht- losen. ß3 ist cue Mütze, die die Ar- j,-, j T- -/ren oarum hat man auf ih- ren fcohn geschossen. Er war arm, und darum war er ein Gegner. Nicht, weil er Gegner sein wollte, son- dern weil die Tatsachen ihn zum Gegner machten, auch gegen seinen Willen. — "Frau Oarrar bleibt nicht "unschuldig". Sie nimmt die "Schuld" euf sich, für Freiheit und Gerechtig- keit zu kämpfen. Dafür, dass der ar- me Mann arbeiten und leben kann. iSie gibt die Gewehre heraus, die sie vergraben hat, die Gewehre der Revolution. Und sie selbst übernimmt die Fühlung. • Ich gestehe, dass ich mit Skepsis zur Bericht-Aufführung in fie KAM- MEERSPIELE ging. Ganz abgesehen £avon, dass die Bezeichnung "Kam- merspiele" und das Wollen des Au- ters ein Widerspruch in sich sind. Aber das ist eine Aeusserlichkeit, ei- ne unbeabsichtigte Ironie. Hingegen war es zweifelhaft, ob Schauspieler, die gewohnt sind, Durchschnittsthea- ter zu r.pielen, den Anforderungen der brechtschen Eigenart gerecht zu werden imstande sind. Es gab eine sehr angenehme Enttäuschung. Die Wied er; \ öe der GEWEHRE DER FLa.AU GARRAP \vr sehr gut und die Wirkung desnalb ausgezeichnet und gewiss im Sinne des Dichters (Verkünders der Tatsachen, sollte es besser heissen). Ohne übertriebenes Pathos wurden die Worte Brechts eindriglich gesprochen, und der Wert der Aufführung lag in einer sachlichen (nicht gefühlslosen) Darstellung, die — steh dem Zwecic des Stückes unterordnend — voll- fcemmen auf "Starallüren" verzichte- te. Und vielleicht liegt gerade darin die Kunst, das Einfühlungsvermögen und das Verantwcrtungsbewusstsein das ein Schauspieler zeigen kann. ri«5ei£h»d. 'st ein Mann> der den Kollektivgedanken im Theater vertritt; keiner soll herausgehoben wenen und alle sollen der Sache die- nen. Deswegen sei hier davon abge- sehen, die Leistung der Einzelnen such einzeln zu würdigen. Nur auf die »1* «Larm hingewiesen werden: Li- Rneg+er hat ihre gewiss nicht fr*»« sauöer i*nd einwand- sei den Veranstaltern dieser Aufführung der Dank aller ausgesprochen, die solches Theater wie die KAMMERSPIELE es uns sehen!1' alS dauerndes Theater wün- Pieter Biemsen Ausiand 150 Arteiter, die mit der Moder- nisierung des Königspalastes beschäf- tigt Sind, haben im Palast eine Ver- sammlung abgehalten, in der sie ih- rer Unzufriedenheit darüber Ausdruck gaben, dass sie zur Zeit schwerer Wohnungsnot für viele Arbeiter mit solcher Arbeit beschäftigt Würden. Bio haben Beschwerde Del ihrer Ge- werkschaft eingelegt. .(Buenos Aires Herald) ZWEI GEDICHTE von Dagmar Nick Dagmar Nick, die zwanzigjährige Tochter des Kompo- nisten und Dirigenten Dr. Edmund Nick und der Konzert- fängerin Käte Nick-Jänicke, lebt nach Ausbombung, Verlust aller Habe und monatelanger Flucht, schwer lungenkrank, in Oberbayern. Kommt, öffnet eure Türen uns, wir haben nun nichts mehr. Ihr, ihr habt noch ein Zuhaus. Wir Heimatlosen an dem Strassengraben, wir löschen langsam aus. Wir müssen sterben ohne eure Hände; ihr könnt uns halten, wenn ihr sie uns gebt. Sind wir schon reif genug für unser Ende? Wir haben kaum gelebt. Werft uns nicht unbedacht zu den Gerüchten. Vielleicht empfindet einmal ihr den Schmerz, der schon in uns begann. Wir sind, wir flüchten, wir suchen euer Herz. Ihr könnt aus unserm Ruf die Armut spürent Ihr seht den Schatten eines Weltgerichts auf uns. Ihr habt ein Haus. Macht eure Türen un$ auf' Wir haben nichts. FLUCHT Weiter, weiter. Drüben schreit ein Kind. Lass es liegen, es ist halb zerissen- Häuser schwanken müde wie Kulissen aurch den Wind. Irgendjemand legt mir seine Hand in die meine, zieht mich fort und zittert. Sein Gesicht ist wie Papier zerknittert unbekannt. Ob du auch so um dein Leben bangst? Alles andre ist schon fortgegeben. Ach, ich habe nichts mehr, kaum noch Leben, nur noch Angst. Mitteilungen des Deutschland Hilfswerks AU STRIA 2064 — U. T. 72-6058 — BUENOS AIRES Empfangsbestätigungen von Paketen SCHWEIZ F. Nassau, Stgo. de Chile B. Holzer, Stgo. de Chile Dr. Herz, Misionea Dto. J. Koeckert, Bs. Aires I. Kramanoff, Banfield. FCS E. Homilius, Stgo. de ChlW> C. Lueger, Florida, FCCA W. Jahn, Avellaneda. FCS E. Klose, Bs. Aires F. Weisskopf, Temuco, Chile H. Hengstenberg, Temuco. Chile A. Sachs, Santiago de Chile S. Strauszer, Concepciön, Chile Dto. Dto. Dto. Dto. P. Koser&k. Concepciön, Chile Dr. Henning, Asunclön, Paraguay Dto. J. Landesberger, Bs. Aires Rolf Simon, Bs. Aires Hauser, Osorno Chile Dto. Dr.. Th. Hera. Misionea L. Bein, Arensberg F. Mathias. Wien F. Drucker, Wien M. Klos, Wien Joh. Schäfer, Mannheim, J. Autl, Wien 9. 6. 6. 7. 23. 6. L. Tschermak, St. Wolf gang 15. Joh. Lueger, Fräuendorf 20. A. Gräbner, Coburg 30. P. Weber, Hohenwart 3. T. Sklenar, Wien 13. H. Sonneburg Homberg 16. L. Nemes, Wien 16. W. Scherer, Wien 7. M. Tropf er, St. Poelten 29. Dr. E. Wendt, Wien 13. W. Soherer, Wien 14. M. Tropfer. St. Poelten 29. Schneider, Wien 13. R. Feldmann, Wendelsheim 16. P. Feldmann, Blödesheim 13. Dr. H. Schmid, Wien 14. Dr. J. Kahn. Wien 17. Hauser, Wien 13. Wrbka, Wien 15. F.. Druckser, WieQ 13., 1.47 1.47 1.47 1.47 12.46 1.47 1.47 2.47 10.46 1.47 1.47 1.47 1.47 1.47 1.47 1.47 1.47 1.47 1.47 1.47 1.47 1.47 1.47 1.47 1.47 1.47, DAS ANDERE DEUTSCHLAND 15 NEUE BUECHER Victor Gollancz, Our Threatened Value-j. London 1946 Victor Gollancz stammt von einer polnisch-jüdischen Familie, ist Eng- länder durch Geburt und seit jungen Jahren Mitglied der Labour-Partei. Er hat einen Buchverlag eingerichtet und jahrelang Unterhaltungslektüre her- ausgebracht, um sich die finanzielle Grundlage zu schaffen für die Heraus- gabe sozialistischer Literatur. Von 1919 bis 1933 war er einer der einflussreich- sten Verteidiger Sowjetrusslands, dass *er aus eigener Anschauung kennen lernte. Er gehört heute zu den Ent- täuscht^. "Von Jahr zu Jahr" sagt ei "habe iSh darauf gehofft, dass Russ- land dem Ziel der sozialistischen Re- volution näher i'ommt: die Grundlage zu schaffen für die freie Entwicklung der Persönlichkeit. Die Mittel, dachte ich, werden sich ändern; die Allgewalt des Staates wird allmählich einge- schränkt werden " Leidenschaftlich tritt er ein für die Grundrechte des Menschen und die Erkämpfung dieser Rechte für die ar- beitenden Massen. Der Konflikt zwi- schen den Ansprüchen des Staates unci den Rechten des Einzelnen kann nur durch den Sozialismus gelöst werdar- Der Sozialismus muss den Kapitalis- mus überwinden. Aber die Verstaatli- chung der Produktionsmittel allein bringt noch nicht die Befreiung der Arbeiterklasse. Im Gegenteil, sie er- höht die Macht des Staates über den Einzelnen. Die Befreiung des Menschen, die da* Ziel des Sozialismus ist, kann nicht- dadurch erreicht werden, dass man ihn unterdrückt und ihm auch noch die wenigen Rechte nimmt, die in jahrhundertelangem Kampfe mühsam errungen wurden. Es ist deshalb ein Irrtum zu glauben, dass Ungerechtigkeit, Unterdrückung, Nationalismus, Erhöhung der Macht des Staates die Mittel sein könnten, die neue Gesellschaftsordnung zu erreichen, in der all dies für immer abgeschafft sein soll. G. ist der Ueberzengung, dass diejenigen, die diktatorische Macht in ihren Hän- den halten, diese freiwillig niemals aufgeben werden, und dass es unter einer Diktatur keine Garantien da- für geben kann, dass die arbeiten- den Massen jemals ihren Anteil am Gesamtprodukt erhalten werden. Die materialistischen Argumente für den Sozialismus sind für ihn im Grunde ethischer Natur. Denn wenn wir, sagt G., wirtschaftliches Wohlerge- hen für die Marsen erkämpfen wol- len, so deshalb, weil Armut und Un- sicherheit, wirtschaftliche Not oder Sklaverei den Menschen erniedrigen. Die Nazis haben die Grundrechte des Menschen am brutalsten zertre- ten, aber auch in Russland und in den Ländern, die unter seiner Füh- rung sich heute in Europa neu bil- den, existieren diese Grundrechte nicht. G. bekämpft die Ungerechtig- keit und Unmenschlichkeiten, die in Potsdam und nachher von den Gross- mächten begangen wurden. Er be- K. Hackelberg, Bs. Air©» Dr. Th. Herz, Misiones J. Schuon, Bs. Aires Dto. W. Wagner Oran, Prov. Salta F. Grödner," Stgo. de Chile O. Symek, Stgo. de Chile M. Meyer, Concordia, E. RIos Dr. Löwenbautn, Bs. Aires E. Calmeyer. Huerta Grande K. Seemann, 5 Saltos, R. Negro Venturini, Buenos Aires W. Richter, Bs. Aires Dr. Th. Herz, Col. Mftrtires Misiones Dto. R. Franke, Bs. Aires E. Block, Asunciön, Paraguay R. Franke, Bs. Aires A. Katz. Bs. Aires E. Gerhardt, Bs. Aires K. Kuttner, Bs. Aires F. Mechau, Bs. Aires D. v. Bülow, Bs. Aires A. Brandmüller, Bs. Aires Dto. Dto. M. Volz. Bs. Aires Joh. Diirr.ming, Bahla Bianca Dr. H. Winkler, Chachuilco, Chile C. Seifritz, Ba. Aires G. Rist, Allen R. Negro J. Bredlow, C. Pringles B. Voss, Haedo, FCO H. Wolf, B. Vista. FCP H. Gerhardt, Bs. Aires A. Stegmeyer, Bs. Aires Dto. R. Franke, Bs. Aires Dr. Damerau, Bs. Aires Dto. R. Völter Bs. Aires L>. Knefeli, Oberä, Misiones Ch. Neipp, Bs. Aires A. Gemmer, Bs. Aires P. v. Haselberg, Martlnez FCCA K. Seitz, Llavallol, FCS M. Ruokstetter, V. Ballester H. Höh, Bs. Aires P. Epstein Bs. Aires R. Völter, Bs. Aires L. Reger-Jacob, Bs. Aires A. Heinhaus. Krottenmühl 24. Dr. K. Blaschke, Wien 13. M. Schaaf Bernbach 22. E. Brändle, Esslingen 16. M. Rudolff, Krs. Flensburg 2. J. Wrbka, Wien 15. P. Schneider. Wien 14. A. Riedinger, Achenmühle 16. H. Bettenhäuser Spangenbg. 28. P. Strebl, Wrlen 13. A. Kalthoff, Bad Kreuznach 18. G. Kreuth, Wien 13. G. Guttm&nn, Wellheim — Dr. Blaschke, Wien 13. F. Drucker. Wien 13. E. Franke, Freiburg, 12. R. Löwenthal, C. Deggendorf 14. E. Franke, FrelbFurg 12. A. G. Nowak, Konstanz 5. L,. Gerhardt. Esslingen 15. G. Schönberg, Freiburg 12. P. Werner, Hohenwart 3. B. v- Bülow, G. Partenkirchen 1.47 1.47 1.47 1.47 1.47 1.47 1.47 1.47 12.-16 1.47 1.47 1.47 A. Völker, Maln2 E. Brandnüller, ttai&a Farn. Braridmüller. Mains A. Volz, Dürrwangen M. E.g'en, Rohland, Westf. Dr. H. Scholz, Düsseldorf R. Seifritz, Konstanz K. Büchner. Sinsheim I. Auner, Gevelsberg J. Demharter, Jebenhausen H. Wolf, Würzburg L. Gerhardt, Oberesslingen K. Stegmeyer, Stuttgart A. Sahdner Stuttgart E. Franke, Frei bürg Dr. Schindelin, Münohen H. Schwenkel, Metzingen B. Brombacher, Obesbruch K. Knefeli, Wiesbaden W. Neipp Trossingen H. Keller, Offenburg E. Stückrath, Freiburg N. Seitz, Baden-Baden L. Graf, Aschaffenburg H. Höh, Freiburg L. Boehm. Grosä Umstadt ___ A. Schlesinger, Baden-Baden 26. D. v. Unruh, Merxhausen 19. 7. 7. 7. 24. 7. 19. 10. 13. 11. 26. 19. 18, 18. 19. 13. 19. 17. 21. 24. 19. 25. 19. 26. 19. 8CHWEDEN A. Guhl, Stgo. de Chile C. Kürbs, V. Ballester Dto. A. Niederreuther, Allipen. Chile W. Hollstein, Osorno, Chile J. M. Salm, Florida, FCCA Dto. M. Volz Bs. Aires W. Prinz, Bs. Aires G. Weil, Bs. Aires G. Fleischmann J. Staschen, V. Ballester, FCCA K. v. Krafft, City Bell G. Herlitz. Est. Yumbel (Chile) H. Krüger, Col. Liebig, Misiones C. v. der Woerd, Misiones E. Thäle, Stgo. — Nunoa, Chile P. Goebel Temuco, Chile G. Ansei, Neuquän K. Damerau, Bs. Aires H. Semper, V. Ballester, FCCA Dto. B. Borchheim, Concepciön Chile Dr. Kallmann. Bs. Aires A. Peter, Bs. Aires L. Stein, Don Bosco G. Brunner. Dantfs, FCS Sfmrronds, Buenos Aires H. Ehrenfried, A«unci6n, Paraguay L. Guhl, Berlin 18. K. Müller, Efirklar, Hessen 17. H. Müller. Birklar, Hessen 17. W. Niederreuther, Münohen 12. J. Bittkau, Friedr. Häfen 6. E. Kook, Köln 17. B. Zilkens, Köln 17. E. Kohles, Glessen 13. D. Panzer. Daun, Helsen 15. G. Weil, Berlin 1. K. Fleischmann, Nürnberg 29. A. Richter, Wegermünde 10. H. Nonnenmacher, Hamburg 30. H. Herlitz, Göggingen 23. P. Krüger. Seester 23. H. Plett, Ärmstedt 26. M. Heintke, Mainz 10. Geschw. Goebel, Kornwesthm. 25. E. Benseier. Stuttgart SO. E. Dünnwald, Berlin 81. Dr. G. Schmidt Wiesbaden 14. L. Mueller. Wiesbaden 11. E. zahn, Salzderhelden 18. M. Witt, BerriA 81. K. Buchholz, Berlin 1. L. Doneth, Berlin 1. Toni Brem. Norfolk, England 20. W. v. Igl, Berlin 31. F. Dettmann. Berlin 31. 1.47 1.47 2.47 1.47 2.47 8.47 1.47 2.47 1.47 1.47 1.47 1.47 1.47 1.47 2.47 2.47 2.47 2.47 2.47 3.47 1.47 3.4-7 3.47 3.47 3.47 3.47 3.47 3.4T 3.47 3.47 3.47 3.47 3.47 3.47 3.47 '3.47 3.47 3.47 2.47 3.47 3.47 3.47 3.47 3.47 3.47 3.47 3.47 4.47 2.47 S.47 3.47 3.47 3.47 3.47 3.47 3.47 3.47 3.47 3.47 3.47 2 47 8.47 4.47 4.47 3.47 3.47 3.47 kämpft den neuen Nationalismus der sich in Europa heute breit macht. Er kritisiert die englische Regierung, deren Sozialisierungspolitik die in- ternationalen Notwendigkeiten den vermeintlichen nationalen Interessen unterordnet. Ein neuer Krieg musg unter allen tftnständen vermieden werden, und "nur ein Verrückter will neuen Krieg1". Aber damit er vermieden wird, müssen wir den Hass überwinden und der Gerech- tigkeit dienen. W. D. 1d DAS ANDKItl DK IIT SC HL ANIS O Ml 8g! rRAMQUEO PAÜADü C0NCESION No 8096 CASA FILATELICA GUILLERMO KARBAUM TARIFA REDUCIDA CONCESION No 2808 Einziges BrieimarKenspeziaigescnait in der Bepufclüc. Herausgeber des Bolivia-Speziai« Album. Einziges BrieimarKenspeziaigescnait in der Bepufclüc. Herausgeber des Bolivia-Speziai« Album. liA FAZ - BOL1V1A Call« Bollvar (Ub.flclo faris) Casllla 223 HOTEL ZUR HABSBURG L>J1 MAYU 441 — U. 1. 81-2187 bietet den Durchreisenden billigsten Aufenthalt auch für Familien bei bester Verpflegung uno aufmerksam, ater Bedienung Saubere, luftige Zimmer. 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Aber als ich hier (in Hamburg) und anderswo in den Krankenhau- «„rn die geschwollenen Körper und lebenden Skelette sah, als ich die "Schuhe betrachtete, m denen Jun- SSf nnd Mädel in dfe Schüfe ohne auch nur einen Bissen trockenes Brot zu sich genommen zu ha. beS, ak teh ln elkenjfner einräumigen Keller hinab ,tieg, in dem eine Mutter kämpfte, verzweifelt kämpf- te, um ihrem Mann und vier oder VV| •••• v**" • fünf Kinder am Leben zu erhalten, da konnte ich nicht daran denken, dass ich Deutsche vor mir hatte; ich sah nichts anderes als Menschen." Und wenn wir die Elendsbilder auf diesen Seiten veröffentlichen, die ausgemergelten Kinderleiber, die ge- dunsenen Gesichter der Verhungern- den, die Fotos aus den Elends- quartieren der zerbombten Grossstäd- te des Westens, — so tun wir das, um jedem einzelnen, dem diese Blätter in die Hände kom- men, in die Erinne- rung zurückzurufen, dass es für e i 11 e n Deutschen in Süd- Amerika keine dring- lichere Aufgabe gibt, als wiedergutzu- machen, was Hitlers Banden verschulde- ten. Das von den Her- ausgebern dieser Zeit- schrift ins Leben ge- rufene "Deutschland Hilfswerk" ist diejeni- ge Stelle, die dafür Sorge trägt, dass Dei- ne Spende in die rich- tigen Hände kommt. - 9 '' + - . --^ßi s- ;VVV.- ' S'-;. ■ ■■' ; v";'i ^V'-r:; c afc/* ;'v" s\ « * •4- 'yiw vf *' V.'.- ■v'i^v H.v; >;v? .' " » '4 f> Li. Ä ^ U *" ,u,filt II Irl 3fcki 11 Mi - *• •■ ::r.-' '■ ~ ?;;.äi!,Ä a ll m «arg«? ^"S g::= i £ur <-u' iv«k •!&***? i atufe. u M^ipt Diese Jugend bedarf einer Führung zur Menschlichkeit» die ihnen jene geben müssen, die gegen den Fa- schismus gekämpft und für ihre Ue- berzeugung in den Konzentrationsla- gern gelitten haben. Werden auch Sie Mitglied des ' 'Deutschland -'Hilfswerks'' und helfen Sie uns durch regelmässige Spenden unsere Solidaritätsaktionen auf die vielen Tausende auszudehnen, die bisher nicht erfasst werden konnten. DEUTSCHLAND- HILFSWERK (Socorro para Alemania Democrätica) AUSTRIA 20S4 T. A. 72-6058 Buenos Aires (Argentina) • befördert an Deine Angehörigen, Freunde und Verwandte in Deutsch- land 19 verschiedene Paketsorten, • gewährt durch seine Zusammenar- beit mit dem Schweizerischen Ar- beiter-Hilfswerk und der Arbeiter- Wohlfahrt in Deutschland sichere und schnelle Auslieferung der Pa- kete ab Lager in der Schweiz, bzw. 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Moneda 1083, San- tiago; Oscar Chylik, Casilla 423, Osorno; Hans Rawraway, Casilla 560, Concepciön. Paraguay: Enrique Block, General Dlaz 276. Asunciön. Uruguay: Franz Bing, Cuareim 1361, Mon- tevideo (Dienstag und Donnerstag 19-20 Uhr).