1 Ca OTRA ALEMAN1A DAS ANDERE DEUTSCHLAND ORCANO DB LOS ALEMANES DEMOCRATICOS DE AMERICA DEL SUR AUS DEM I N H A C Xl Henry Wilde: DER HUNGER UND DIE EISERNE FAUST J. T. Murphy: AMERIKAS DRITTE PARTEI Oda Olberg: VOM RASSENWAHN IN SUEDAFRIKA Hans Lehmann: EIN MARKSTEIN IN DER GESCHICHTE ASIENS? Otto Trost: SCHULPROBLEME IN DEUTSCHLAND DIE TRUEMMERBILANZ DES HITLERREGIMES DER RUSSISCHE SOLDAT IN DEUTSCHLAND NEUE PAKETBESTAETIGUNGEN 9# B UENO S » A I K E S • e T U C U M A N 3 0 9 • •« 3 1 », R E T I R O « 7 Z « 4 WP1—«— NUMERO 145 To. DE JUL10 DE 1947 — ..................T Deutsche iMä'.-.M.'itiA Frankfurt ein Mein , , DAS^ ANDERE DEUTSCHLAND M, :,v | Ca OTRA ALEMANlA £AjH^_NaDJ|RJBD^ILrTSCmMN^ (fundado el 7 de Junio de 1881) Autorizado por Resolution no. 214 del Ministro del In terior (11 abril 1845 Confirmado por Decreto Nr. 20.817 (6, sept. 45) del Superior Goblerno de la Nation. 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USA New York: Gretl und Herrmann, Ebeling, 203 West 98 Street, N. Y. 25. SCHWEIZ Basel: Herrmann Graul, Steinen- graben 12. FRANKREICH Paris: s. P. D., 9, rue Victor Masse, Paris 9e. ENGLAND London: Hans Gottfurcht, 20 East Heath Roaa, flat 3. London NW3. SUED AFRIKA Johannesburg: Putran, 45 Sacks Building, Joubert Ss Comissio- neers Street u. Independant Cul- tural Ass., Mappin «Sc Webb Hou* se, Cor. Hock & Piain Streets. Bei den obengenannten Vertre- tungen des ANDEREN DEUTSCH- LAND sind sowohl Einzelexemplare als Abonnements erhältlich. Wir bitten, in allen die Administra- tion und den Versand betreffen- den Fragen sich zunächst mit der zuständigen Landesvertretung in Verbinudung zu setze.. Allen An. fragen bitten wir, ein adressiertes Preikouvert beizulegen. Vorausbezahlung des Abonne- ments betrag es Ist In Jedem Falle unerlässllclL ZUM ZEHNJAEHRIGEN JUB1LAEUM DES D.A.D. Zehn Jahre ::ind es her, dasi D.A.D. als erste Zeitschrift der deut chen Emigration in Lateinamerika den Kampf gegen den Nationalsozialismu. und cie Hitlerdiktatu • aufgenommen hat, d. h. zu einer Zeit, Wo dieser Kampf angesichts des Weltansehens, das Hitler genoss, am schwersten war, und wo fr vielen als aussichtslos er- schien, die erst in die Schranken tra- ten, als Hitleiv Stern zu sinken be- gann. Es ist richt leicht gewesen, D. A. D. durch zehn stürmische und wechsel- volle Jahre hindurchzusteuern. Nicht du ch opportunistisches Schwanken war das möglich, sondern nur durch einen festen und klaren Kurs, bei dem zwar Irrtümer im Einzelnen mög- lich waren, aber nie ein Abweichen von der grundsätzlichen Linie. Der andere Grund für die Lebensfähigkeit des A. D, die in vielen an uns ge- wichteten Schreiben gerade von ach- kundigen Journalisten anerkannt wird, ist, dass wir ganz klein und be- scheiden, aber dafür in vollster Un- abhängigkeit angefangen haben, um Schritt für Schritt durch Arbeit und Leistung Leser und Freunde zu ge- winnen, zunächst in Buenos Aires, dann in Argentinien, dann in Süd- amerika, dann über die G enzen Ame- rikas hinaus. In Bezug auf finanzielle -Mittel und infolgedessen auf Ausstattung konn- ten wir uns nie mes en mit Zeit- schriften wie "Das Freie Deutsch- land" in Mexiko und wie "Die Deut- schen Blätter" in Santiago. Im Un- terschied zu ihnen konnten wir im- mer nur auf der Grundlage freiwilli- ger und unbezahlter Arbeit existieren; nicht einmal die Bait äge in unserer Zeit Christ können wir honorieren. Aber eben deshalb sind wir wie die erste, so auch die einzige Zeitschrift der deutschen Emigration, die sich Im Wechsel und in der Ungunst der Zeiten behaupten konnte. Bis heute behaupten konnte! Un- ser zehnjähriges Jubiläum fällt in ei- ne Zeit steigender Teuerung. Die Un- kosten für den Druck des A. D sind derartig angewachsen, dass wir in den letzten Monaten mit einem er- heblichen Defizit gearbeitet haben, da* bis heute durch den vorhande- nen, nunmehr aber erschöpften Kas- senbestand gedeckt werden konnte. Da wir weder durch Annoncen, noch vurch Ersparungen, noch durch an- dere Hilfsquellen das fehlende Geld aufbringen können, sind wir wie von jeher auf die Hilfe und die Opferbe- reitschaft unserer Freunde und Loser angewiesen, wenn wir unsere Zeit- schrift in der bisherigen Form auf- recht erhalten wollen. Nun könnte der eine oder andere fragen: Ist denn nach dem Sturz der Hitlerdiktatur die Weiterexistenz des A. D. noch notwendig? Nun, jeder unserer Leser weiss, das? mit der Nie- derlage und dem Tod Hitlers weder der Nationalsozialismus aus der Welt verschwunden ist, noch seine Wurzeln beseitigt sind und dass ihr Fortbeste- hen die Welt in neues Chaos und neuen Krieg zu stürzen droht. Un- sere L.ser haben durch D. A. D. er- fahren, dass in Buenos Aires wieder sine neue, vorläufig schlecht getarn- te, Nazi-Zeitschrift erscheint, und sie wissen dass überall in Südamerika die 7 i zis sich wieder sammeln. So hat D. A. D. weite.hin die Aufgabe, auf. klärend und kritisch zu den Zeiter- eignissen Stellung zu nehmen und die Naziinfiltration in Südamerika zu be- kämpfen. Aber dazu ist eine neue Aufgabe getreten. Wir, die wir frei sprechen können, vermögen den Deutschen in der Heimat und den Internierten in den anderen Ländern vieles Orientie- rende und Aufklärende zu sagen, was sie i,onst nicht hören. Viele Hunderte von Exemplaren unserer Zeitschrift gehen heute nach Deutschland und in Kriegsgefangenen- und Internier- Un-L'gev. Eine Menge von Dank- schreiben und von Bitten um weitere und erweiterte Zusendung sind das Echo. In einem Glückwun chschrei- ben zum Zehnjährigen Jubiläum heisst es: "Euere Zeitung h^at alles überdaue t. Ich kann mir gut vorstellen, unter welchen persönlichen Opfern Ihr durchgehalten habt. Aber es muss doch jetzt eine Genugtuung sein, wenn die Freunde im Ausland und jetzt auch wieder von Deutschland immer und immer wieder die Zeitschrift veilan- gen und nie genug Exemplare bekom- men können. Gerade in den letzten Jahren hat sie sich zur besten in der Emigration entwickelt". Aus Deutschland und aus den La- gern können wir natürlich keine Be- zahlung erhalten. Wir müssen unse- re Zeitschrift :.ach dort unentgeltlich schicken. Auch um diese wichtige Ar- beit fortsezten zu können, brauchen wir die Hilfe unserer Leser. Deshalb richten wir an alle unsere Freunde und Leser einen dringenden Appell die Fortführung unserer Ar- beit durch eine EXTRASPENDE ZUM JUBILAEUM zu ermöglichen. Wir wiesen, dass heute viele unserer Freunde schwer zu kämpfen haben und durch Paket- Sendungen nach Deutschland sehr be- ansprucht werden. Aber auch die Ar- beit de* Hilfswerks wäre ohne D.A.D. nicht möglich. Auch liier stellt D. A. D. die Verbindung mit der Hei- mat her. Wir hoffen die-halb, dtiss niemand sich . nserem Appell der So- lidarität entzieht, dass jeder nach Massgabe seiner Kräfte dazu beiträgt, dass der Ertrag der Extraspende un- serer Zeitschrift über die gegenwärti- tigen Schwierigkeiten hinweghilft und uns die Fortsetzung und Erweiterung unserer Arbeit ermöglicht. DAS KONZERT DES DEUTSCH- JLAIND-H1FSWEKJLS hat einen Reinertrag von rund 1200.— Pesos erbracht. Für diesen Betrag sind bereits Pakete für in schwerster Not befindliche deutsche Antifaschisten in Auftrag gegeben« £ n ^. ? y k- DAS ANDERE DEUTSCHLAND J Der Hunger und die eiserne Faust Noch bis vor kurzem trösteten sich Kurzsichtige und Oberflächliche über die bittere Wirklichkeit hinweg: Deutschland hungert zwar, sagten sie> aber es herrscht noch keine Hungers- not. Täuschungsmanöver heuchlerischer Sophismen helfen jetzt nicht mehr. Ein ganzes Voll' hungert nicht nur, es ist dabei zu verhungern. Die Kata- strophe steht nicht bevor, sie ist her- eingebrochen. Die Weltpresse ist voll grauenerregender Tatsachen; nackte Zahlen über Kalorien uiTd Zuteilun- gen grinsen aus den ZcitungBspalten mit dem zynischen Lächeln des Todes. Man kann die Gefahr nicht mehr über- treiben. Die offiziell versprochenen und auf- gerufenen Rationen von 1550 Kalorien, die bereits weit unter den minimalen Erfordernissen einer gesunden Volks- ernährung liegen^ werden sehen seit langem nicht mehr ausgeteilt. Im Ruhrgebiet sind 900 Kalorien pro Ttig ausgegeben worden, in Hamburg vor kurzem gar nur 700. Im Konzentra- tionslager von Bergen-Belsen, das ich kurz nach dem Kriege selbst einmal aufgesucht und besichtigt habe, ma- gerten die Insassen bei 800; täglichen Kalorien erst zu Skeletten ab und starben schliesslich, kraftlos und er- schöpft. Eine englische Zeitung schrieb kürzlich: Bei 900 Kalorien können die Menschen gerade noch am Leben biei. ben, vorausgesetzt, dass <-ie ständig das'Bett hüten. Dabei geben die Kalorienzahlen noch ein unzutreffendes Bild, denn sie set- zen sich vor allem aus Kohlehydra- ten zusapimen, während die lebens- notwendigen Fette und Ei weisse in der Hauptsache fehlen. Ein Mensch kann bei 30GO täglichen Kalorien, die nur aus Kartoffeln bestehen, verhun- gem) wenn nicht Fett und Eiweess hinzukommen. Nach einem ärztlich- wissenschaftlich en Bericht bediente sich die LS einer völlig fettfreien Nahrung, um in den Irrenanstalten die Geisteskranken verhungern zu lassen. Man muss es offen aussprechen: die Mehrheit des - eutschen Volkes steht heute im Prozess des Verhungerns! von Henry Wilde Die Vorräte elnd aufgebraucht, Scheuern und Speicher stehen leer. Selbst wenn die ohne Zweifel vorhan- denen Schwarzmarkt-Vorräte restlos erfasst werden könnten, um dem re- gulierten Verbrauchermarkt zugeführt zu werden, wäre dieser Prozess aus eigenem nicht aufzuhalten. Bis zum Anschluss an die neue Ernte werden noch etwa drei Monate vergehen. Um- fangreiche Auslandshilfe ist der ein- zige Ausweg aus d^r Not. Nach amt- lichen amerikanischen Strassenwie- gungen hat der deutsche "Normalver- braucher" in den letzten sechs Mona- ten durchschnittlich sechs Pfund an Gewicht abgenommen, davon im März allein anderthalb Pfund. Hunger tut weh Hunger gebiert tol- le Gerüchte und verzweifelte Gedan- ken. Während viele Deutsche im Ernst glauben, das Ausland wolle sie durch Verhungern ausrotten, fragen sich die verantwortungsbe wussten Menschen aller Parteien, ob sie die aus Idealismus und persönlicher Auf- cpferungsbereitschaft übernommene Mit- und Aufbauarbeit unter den vor- waltenden Umständen ihrer Machtlo- sigkeit und ihres erzwungenen Unver- mögens noch länger vor sich selbst und dem Volk rechtfertigen können. Es sind Ueberlegungen kompletter Rat- und Hilflosigkeit. Parteiführer haben gedroht und gewarnt. Gewerk- schaftler haben unter dem Druck der Massen zu Proteststreiks aufgerufen. Arbeiter haben demonstriert. Es ist zu — im ganzen — unbedeutenden Zwischenfällen gekommen. Geändert hat sich nichts. Die Lage ist schlim- mer und schlimmer geworden. Bislang war die Unrast, das leise Zittern ei- nes aus Hunger verursachten sozialen Erdbebens, auf die britische Zone be- schränkt geblieben. Er wollte gerade auch auf die amerikanische Zone über- greifen... Doch in Amerikas Deutschland, wie man die amerikanisch besetzte Zone wohl auch nennt, schlug die Faust im eisernen Handschuh auf den Tisch. NUESTRO DECIMO ANIVERSARIO En ocasion del deeimo amversario de LA OTRA ALEMANIA que se cumplio en estos dias, el proximo 1o. de agosto* se publicara un nümero extraordinario para el cual ya nos han llegado numerosas colaboraciones especiales tanto de los mas prestigiosos representantes del antifascismo alemän como de numerosos amlgos que tuvieron la gentileza de recordar que desde el mismo instante de su fundacion hace diez ahos, nuestro perio- dico ha desendido invariablemente los ideales de la democracia, del pro- greso y de la paz no solamente por lo que a Alemania se refiere, sino que tambien se ha siempre solidarizado con los demoeratas de todos los paises del mundo y especialmente con aquellos pueblos que fueron avasallados por la maquina de guerra de Hitler. Rogamos dirigir todas las noticias relacionadas con nuestro nümero extraordinario a "La Otra Alemania"t Tucuman 3091 Buenos Aires o por telefono a 31 Retiro 7264. Die Militrgouverneure der drei "Länder" erhielten (Jen Befehl, den deutschen Rgierungs- und GewerK- schaftsstellen ins Gewissen zu reden. Sie sollten ihnen offensichtlich sagen, dass die bedrohliche Lage mit Streiks und Demonstrationen nicht gebessert werden und die Besatzungsmacht schwerlich Hungerkrawalle und Unru- hen zulassen könne. Ein solcher Standpunkt lässt sich mit Würde und Menschlichkeit vertreten. Möglicher- weise kann eine von Militärs geleite- te Besatzungsmacht gar keinen ande- ren Standpunkt einnehmen. General Muller, der Gouverneur von Bayern, sagte den Deutschen über das Radio: "Streiks und Demonstrationen werden den amerikanischen Steuerzahler sa- gen lassen: "Warum sollen wir die Deutschen ernähren, die die Hand beis- sen, welche ihnen Nahrung bringt?" Mit anderen Worten: Wir sind uns des Ernstes der Lage bewusst: der amerikanische Steuerzahler ist der einzige, der euch wirklich helfen kann; seht zu, dass ihr eure Lage nicht un- gewollt verschlimmert. Dr. James R. Newman, der Militär, gouverneur von Hessen, verstand sei- nen Auftrag in einem anderen Gei- ste: Er liess die Gewerkschaftfunk, tionäre zu sich kommen und hielt ih- nen eine drohende Strafpredigt. In Hessen, sagte er, werden wir keine Streiks zulassen. Auch andere gejjen die Militärregierung gerichteten Agi- tationen politischer oder anderer Art werden nicht ' eduldet werden. Jede Gruppe von Menschen, die .solcherart handelt, wird bestraft werden; und vergessen Sie nicht, dass unter den Gesetzen, die rieh auf Besatzunesar. meen und Militärregierung beziehen, die Tode-strafe (supreme penalty) ge. gen Schuldige verhängt werden kann." Er sagte: "Ich muss Sie daran erin- nern, dass für die Vereinigten Staa- ten keine, aber auch gar keine Ver. pflichtung' besteht, ein Spelsung-spro. gramm für das besiegte Land durch- zuführen. Niemals zuvor in der Ge- schichte hat es eine siegreiche Armee unternommen, ein besiegtes Volk zu ernähren..." Erschüttert und erschrocken hörten die deutschen Gewerkschaftler zu. Sie hörten sich das Gerassel der eisernen Faust an und wussten, dass es dage- gen keine Argumente geben konnte. Denn auf der eite des Lehrers der Demokratie stand die Macht und die Armee, auf der Seite der Abgekanzel- ten aber stand nur der Hunger, und dem verschlug es den Atem, als er mit Erschiessung bedroht wurde. Dr. Newmans Rede war selbst für unsere höchsten Militärregierungsstel- len in Berlin zu starker Tabak. Aus der Radio-Ansprache, die er am Abend desselben Tages, an dem er mit den Gewerkschaftlern "verhandelt" hatte, hielt, war der provozierendste Satz herausgenommen: "Wenn sich nicht die Haltung des Volkes bessert, kann es notwendig werden, dass in gewis- sen Gebieten das Kriegsrecht erklärt oder gar das Land unter vollständige MUltarisantrolk gestellt wird...W'" 4 DAS ANDERE DEUTSCHLAND Die "Frankfurter Rundschau" aber brachte — entweder aus Versehen oder mit listig lächelnder Absicht — den ihr zugestellten unkorrigierten u*nd unzensierten vollen Text der New- man-Rede. Die Drohung hängt nun wie eine Gewitterwolke in der Luit... Es hat nicht viel Sinn, olle Kamel- len wiederzukäuen. Die Verbrechen der Nazis können schon längst nicht mehr entschuldigen, was während der letzten zwei Jahre auch gegen die unbestreitbar Unschuldigen in Deutsch- land begangen worden ist. Es hat prak- tisch wahrscheinlich auch nicht viel Slnn^ immer wieder auf die Urfehier- quellen der amerikanischen Deutsch- landpolitik, die Geheimabkemmen Von Yalta und das Potsdamer Abkommen, hinzuweisen. Angesichts der Rede Dr. Newm'ans, die die Deutschen wohl einzuschüch- tern, nicht aber von der Ueberlegen- heit der amerikanischen Demokratie zu überzeugen vermagj ist es notwen- dig, sich wieder einmal ein paar Grund- tatsaohen ins Gedächtnis zu rufen, die auch den Deutschen heute keine Ge- heimnisse mehr sind. Wenn es wahr ist, dass noch nie in der Geschichte der Menschheit der Sieger den Besiegten ernährt hat, so ist es nicht weniger wahr, dass sich noch nie ein Sieger mit der Geschick- lichkeit des von Blindheit Geschlage- nen in die Lage manövriert hat; in der sich die amerikanische Besatzungs- macht heute befindet. Mit der erzwungenen "bedingungs- losen Kapitulation" musste sich das deutsche Volk seiner Souveränität be- geben. Staatsrechtlich gibt es kein Deutschland mehr. In der Logik die- ses Tatbestandes liegt es begründet, diass damit 70 Millionen Menschen mit Leib und Leben den Siegermächten ausgeliefert worden sind. Diese frei- willig übernommene Verantwortung belastet heute das gesamte amerika- nische Volk. Sie lässt sich nicht ab- schütteln wie ein unbequemer Regen- mantel. Es giibt Gesetze der Mensch- lichkeit, die kein Volk ungestraft ver- letzen darf. Was heute Gegenwart ist, wird eines Tages ein Zeugnis der Ge- schichte sein, jeder Amerikaner sollte wünschen, dass sein Volk mit Stolz vor der Geschichte bestehen kann. Doch moralisieren wir nicht. Die Berufung auf ethische Prinzipien wiegt offensichtlich nicht schwer. Bleiben wir im "Realen". Wann hat man einem Volke ein Viertel seines fruchtbarsten Ackerlan- des weggenommen? Wann hat man viele Millionen Menschen in den be- reits übervölkerten Rest des ampu- tierten Landes getrieben^ eines Reste?, der selbst unter normalen Verhältnis- sen nicht die eingesessene Bevölke- rung aus den Produkten de? Bodens ernähren konnte? Wann hat man die industriellen Produktionsstätten in die Luft gesprengt oder abmontiert unter unglaublicher Verschwendung des fe- sten Kapitals? Wann hat man ein so verkleinertes Land mit vergrö.-serter Elendsbevölkerung in vier luftdicht ab- geschlossene Zonen aufgeteilt und so das Wiederaufleben der Wirtschaft, des Handels und Wandels künstlich unterbunden? Und zu allem Ueberl'lusg sind, ohne Befragung der Deutschen, vom grünen Tisch der Besatzungs- mächte Ländchen mit "Eigenstaatlich- keit" gebildet worden. Die deutschen Behörden selbst sind schuld an der Hungersnot und dem Wirtschaftselend Aber welche reale Macht haben sie denn?' Die reale Macht ist die Militärregierung dar- über hilft kein Gerede von der den Deutschen zurückgegebenen Selibstver- antwortung hinweg. Es gibt einen wirt- schaftlichen Zweizonenrat der "wirt- schaftlich vereinten" britisch-amerika- nischen Zone. Der plant für die beiden Zonen' und ist voll guter Absichten. Je- der einzelne Paragraph seiner Vor- schläge und Anordnungen aber muss von allen "Regierungen" aller "Länder" der beiden Zonen gutgeheissen wer- den. So kann beispielsweise die bay- rische "Regierung" die Arbeit des Zo- nenrates gründlichst sabotieren. Ea gibt heute noch keine deutsche Zen- tralinstanz, die auch nur in dem Be- reich der beiden Zonen die Macht und Möglichkeit hätte, den Wider- stand selbstsüchtiger Kreise in einem "Land" mit Gewalt zu brechen. Die anbefohlene Föderalisierung hat bis- her nur Chaotisierung mit Schwarz- markt, Korruption, Wirtschafts- stagnierung, Unterproduktion und Hunger bedeutet. Klügere und besonnene Menschen, die nicht Hass, sondern Vernunft zur Richtschnur ihres politischen Han- delns genommen haben; haben schon seit Potsdam verausgesagt, dass wir logisch und automatisch dorthin kommen würden, wo wir heute ste- hen: dass die als Folge unserer ei- genen Massnahmen heraufbeschwö- re na Verelendung der westlichen Zo- nen den Siegern die Kosten der Le- benserhaltung der Deutschen auferle- gen wird, wenn nicht... ja, wenn nicht die Deutschen sich aus völliger Ver- zweiflung dem Kommunismus ver- schreiben sollen. * Dr. Newmans Drohrede wird sich wie ein Lauffeuer über das ganze Land verbreiten. Nazis und Kommu- nisten werden frohlocken über diese "Entlarvung'' der amerikanischen Demokratie. Sie haben nur darauf gewartet. Doch zu Streiks und De- monstrationen in der amerikanischen Zone wird es nun nicht kommen. Kü- he und Ordnung werden herrschen. Unsere jungen Besatzungstruppen brauchen hungrigen Arbeitern kein Loch in den leeren Bauch zu schies- sen. Das mag sanfte und friedfertige Gemüter beruhigen. Zehn Truman- oder Marshall-Re- den aber werden die moralische Ein- busse des amerikanischen Ansehens als Folge des Säbelgerassels Dr. New- mans nicht wieder gutmachen kön- nen. Unter den fürchterlichen Hun- gerbedingungen in Deutschland, de- nen teilweise ebenso primitive poli- tische Konzeptionen und grob-verall- geineinemde Schlussfolgerungen ent- sprechen, liegen Analogien nahe: Unter Hitler waren Streiks bei Todes- strafe verboten; die Amerikaner be- drohen mögliche Streiker mit Er- Echiessuttg; ergo... Dr. Newman mag mehr gesagt haben, als der Linie des State und War De- partment entspricht. Bei einem so prominenten Vertreter der amerika- nischen Besatzungsbehörden sollte das eigentlich nicht passieren. In diesem Falle jedoch wäre der Schaden nicht unheilbar. Sollte Newmans Anspra- che jedoch, wenn auch in ungeschick- ter diplomatischer Form, wirklich der Politik der amerikanischen Regie- rung entsprechen x), dann — könnten sich Stalin, Molotow und die SE2P- Kommunisten gar keinen besseren Propagandisten ihrer Sache wünschen als Dr. Newmann. Dann werden wir das deutsche Volk nie, nie, nie zur Demokratie, wie sie ihnen hier vor- exerziert wurde, erziehen x) Dieser Aufsatz ist am 20. Mai geschrieben. Inzwischen ist- Gene- ral Lucius Clay offiziell von der Rede Dr. Newmans abgerückt. Aber damit sind die hier beschriebenen Zustände nicht geändert und! neue Hunger demonstrati o n e n zeigen, dass auch die neuen Lebensmittel. Sendungen aus Amerika nicht viel zu bessern vermögen. (D. Red.) Ein Brief von Otto Lehmann- Kussbuldt Der bekannte Vorkämpfer der deut- schen Friedensbewegung schreibt aus London: Lieber Freund S-! "Immer lese ich mit ebenso grossem Interesse wie vieler Belehrung Ihr 'Anderes Deutschland". Ich war etwas betrübt, dass ich keinen Hinweis auf die Ossietzky-Aktion fand, die ich im vorigen Herbst versuchte... Die heute erhaltene Nummer vom 15. März hat alle Betrübnis hinweggeblasen. Schon in einer vorigen Nr. tat mir der Hin- weis aus Noskes Heldenbegräbnis wohl. Zunächst teu dem, was Sie über Emil Ludwig schreiben. Ich hatte diesen Aretino (manche sagen: nicht einmal das) bereits vor vier Jahren fürchter- lich hochgenommen, als er der Welt vorflunkerte, er wäre der erste gewe- sen, der die Schuld Deutschlands am ersten Weltkrieg angeprangert hätte. Ich schrieb, als er damals die "Erzie- hung" der Deutschen auseinander setz- te, dass die Deutschen zwar ein schwe- res Schicksal auf sich geladen hätten, dass sie aber doch nicht verdient hät- ten, nun auch noch nach seinen Schrif- ten "erlogen" zu werden. Dann entdeckte ich in der gleichen Nr. Ih- ren Artikel über Preussen. Daraus er- fuhr ich endlich, was ich vor vie.'en Jahren Ihrer verehrten Schwester über das Buch "Preussen —^ die Gefahr Eu- ropas" schrieb: "Das Buch muss doch Ihr Bruder geschrieben haben;" Ich habe es sehr benutzt und stets als Quelle angegeben. Von mir erscheint jetzt in Deutsch- land 'Europa den Europäern", dessen Charakter durch die Widmung an Edo Fimmen (der verstorbene, sehr ver- dienstvolle Generalsekretär des Int. Transportarbeiter-Verbandes D. R.) besser als durch langatmige Definitio- nen erklärt ist: Kein Pan-Europa, kein "Westblock" sondern Europa vom Ebro bis zur Weichsel, mit England und Russland, als Freunden, aber nicht als Mitgliedern. Ebenso ist mir von eng- lischer Seite die Neubearbeitung des Buches von 1939 "Neues Deutschtum'' angeregt, djas Sie früher einmal zi- tierten...!" > DAS ANDERE DEUTSCHLAND 5 AMERIKAS DRITTE PARTEI HENRY WALLACE WEISS, WAS ER WILL Henry Wallace, einst vorausichtli. eher Nachfolger Präsident Rooseveltsf einst Amerikas Handelsininister, heu- te eine prominente Gestalt im "War- tezimmer" der amerikanischen Poli- tik, hat den Atlantik überquert. Er ist in England und wird sich auch auf dem Kontinent umsehen. Zwei, lellios wird er einige mehr oder we- niger nette Worte über Trum an und Churchill sagen. Aber er ist nicht hierher gekommen, um Reden zu hal- ten. Er möchte sich den Kontinent östlich des Atlantik räher anschauen, seine Grenzen albschreiten — auch die Grenzen im Osten. Natürlich hat ein grasser Teil der amerikanischen Press,? Ansichten> die von seinen verschieden si id. Sie fürch- tet, wir könnten von Wallace ver- führt werden, sie schickt ihm War- nungen voraus. "Hoch tönt das Lied vom braven Messias", kabelt "Ameri- can Outlock" zu unserer B2lehrung, und hoch tönt das Lied, wenn er seine Feinde ärgert. Aber das ist noch gär nichts im Vergleich dazu, wie er sich selbst und seine Freunde ärgern kann... Durch lange Uebun- gen hat er sich in einer merkwürdi. gen Kunst vervollkommnet: In der Kunst, sich durch das, was er Wahr- heit nennt, blossizustellen. Für seine Freunde gilbt es kaum etwas, das är- gerlicher sein könnte... Wir wissen nicht, was aus ihm noch werden soll.'" "Wallace hat eine grosse Zukunft hinter sich", sagte letzte Woche ein hoher Gewerkschaftsführer... Seine früheren Mitarbeiter aus der demo- kratischen Partei haben Anigst, für seine Handlungen verantwortlich ge. macht zu werden... Und was die Wahlen anbetrifft — nun, die Demo- kraten sind von jeher die Partei der Idealisten, der sehr einfachen Män- ner und der blutenden Herzen gewe- sen." Es scheint manchmal, dass man in Amerika gerne Witzworte mit klarem Denken und gründlicher Beurteilung verwechselt. Doch auf dieser Seite des Atlantik brauchen wir diesem Beispiel nicht zu folgen. Witzworte helfen nicht. Sie erklären nichts. Was kann man schon aus dem angeführ. ten Beispiel schliessen? Henry. Wallace sei eine Art Hofnarr der amerikani- schem Politik. Er habe keine Zukunft. Aber "American Ouitiock" erklärt uns nicht, weshalb dieser angebliche Hof- narr gut genug war, vier Jahre lang der voraussichtliche Nachfolger Roo- sevelts au sein, fähig genug für die Leitung des Handelsministeriums, gross genug, viele Amerikaner mit der Aussicht zu erschrecken, er könnte eines Tages eine neue Partei gegen Republikaner und Demokraten füh- ren. Als Demokrat und Liberaler wurde Henry Wallace zum Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Auch Roosevelt war Demokrat und Liberaler. Es ist nötig, beide Bezeich- nungen zu gebrauchen, denn sie be- von J. T. Murphy deuten in Amerika nicht dasselbe. Es gibt konservative Demokraten und Ii. berale Republikaner, Amerikas grosse historische Parteien — Demokraten und Republikaner — wuchsen beide in konservativer Tradition auf. Sie sind ein Gemisch von Interessengrup- pen und haben ein gemeinsames Ziel: An die Macht zu kommen und sie zu behalten. Auch die Lsitldec dieser beiden Par- teien ist gemeinsam. Sie lässt sich in einem Wort ausdrücken: Amerika- nismus. "Americanism means private enterprise at home and abroad". Arne, rikanismius bedeutet: Eintreten für Privatunternehmertum zu Hause — und überall. Aj.les andere, w>s die Par- teirichtung beeinflussen könnte, was zum Kampfe dieser beiden gleichge- richteten Organisationen führt, kommt von den verschiedenen Interessen- gruppen innerhalb der Organisatio- nen: Finanzj Landwirtschaft, Kirchen, Industrie, Armee. Keine der beiden Parteien hat ein Programm, Ziele oder überhaupt irgendeine festumris- sene Politik. Aber innerhalb jeder der Organi- sationen sind zwei Richtungen zu un- terscheiden : Liberale und Konservati- ve. Diese haben sich nie zu zwei Parteien herauskristallisiert wie in England. Republikanische Präsidenten und Regierungen, demokratische Prä- sidenten und Regierung sind sowohl liberal als konservativ gewesen — je nach dem Wind, der von den einfluss- reichen Gruppen her blies. Das politische Laisser-raire im Na- men der "Regierung des Volkes, durch das Volk und für das Volk" war sehr natürlich in einem Lände, wo alle Menschen gleich geboren sind und dies meistens bald vergessen; es war gut für ein junges, grosses, aufstre- bendes Land, in dem die Basis für eine mächtige dritte Partei noch nicht geschaffen war, gut genug für das 19. Jahrhundert. Damals hatten Demo- kraten und Republikaner unum. schränkta Macht. Die Winde waren günstig, und man segelte, wohin die Winde einen gerade trieben. Neue Gebiete wurden erschlossen f Massen von Einwanderern aufgenommen und eingegliedert — alle Gegensätze und Probleme, die sich aus dieser Ent- wicklung ergaben, lösten sich von selbst oder wurden mit Leichtigkeit gelöst. Die beiden Parteien überbo- ten sich gegenseitig darin, im Volke Wünsche zu wecken t deren Erfüllung keine Kunst war. Sie übernahmen aus dem Programm jeder neuen Partei sofort alle populären, leicht realisier- baren Forderungen und damit alles, was diesen Parteien hätte Macht ver. leihen können. Trotzdem formten und erweiter- ten sich die Grundlagen, auf welchen die ihnen einzig gefährliche Partei ausgebaut werden konnte. Die ameri- kanische Industrie wuchs sich zur Grossindustrie aus. Die Arbeiter bil- deten. Gewerkschattenf zunächst in der Form von Facharbeiter, und Handwerkervereinigungen, da eine andere Form der Organisierung voc Arbeiterinteressen im Lande des frei- en Unternehmertums zunächst nicht- möglich war. Die Industrie drang in immer neue Gebiete vor, und die Ar- beiterorganisationen folgten ihr aui ciem Fusse. Miau hat sich oft gefragt, weshalb in Amerika bis heute noch keine grosse Arbeiterpartei existiere f man hat Amerika der politischen Rück- ständigkeit angeklagt. Aber es war nicht politische Rückständigkeit von selten der amerikanischen Gewerk- schaftsführer, die sie davon abhielt, eine American Labour Party zu grün- den, sondem der gesunde Menschen- verstand. Eine pol 3Che Partei muss> durch ihre Natur bedingt, für poli- tische Macht kämpfen. Auf ihren Weg zur politischen Macht muss sie stark genug sein, im "Schwung" zu bleiben und bereits Erreichtes fest, zuhalten. Den meisten Menschen liegt die Rolle des selbstlosen Verkünders gar nicht. Johannes der Täufer hat nicht viele Nachahmer gefunden. Sie wollen, dass ihre Bewegung von Zeit zu Zeit etwas erreiche. Die Geschich- te der amerikanischen Gewerkschafts- bewegung ist ein unaufhörlicher Kampf einzelner Interessengruppen, aber nie der ganzen, geschlossenen Bewegung, für das nicht sehr ein- deutige, nicht iestumrissene Pro* gramm dieser Bewegung. Als Samuel Gompers «ine Art Dach- organisation der Facharbeiter- und Handwerkervereinigungen, die Ame- rican Federation of Labor schuf, setz- te er diese Vereinigungen ausschliess- lich in Einzelaktionen ein. Sein Leit- satz war: "Belohne deine Freunde und strafe deine Feinde, gleichgültig ob Demokraten oder Republikaner." Auch John L. Lewis liess sich von denselben Gedanken leiten^ als er die unabhängige Vereinigung der Gru- benarbeiter gründete, ebenso Sidney Hillman, der die American Federa- tion of Labor zu einer reinen Orga- nisation von Industriearbeitern umzu- formen suchte. Alle sahen sie ein, dass man Endergebnisse nicht am Anfang verlangen darf, dass aber grundsätzliche Dinge nicht auf den Schluss verspart werden können. Be- vor man die Frage der politischen Macht stellte, mussten die verschie. denen Arbeiterorganisationen stark sein und miteinander fest verbunden werden. Alle übereilten Versuche, ein Sozialistische Partei, eine Bauern-Ar- beiter-Partei etc. zu bilden, scheiter- ten kläglich. Die dritte Partei wird entstehen, wenn sie über die nötigen Grundlagen verfügt, nicht vorher. Die Arbeiterbewegung wurde mäctl- tiger und mächtiger, und die histo- rischen Parteien begannen, sich ein. gehend mit ihr zu befassen. Roose- DAS ANDERE DEUTSCHEAND velt, der letzte dar grossen liberalen Präsidenten Amerikas, nun. ersetzt durch einen konservativen Demokra- ten, trat sein Amt an, um sein Land von der grössten Wirtschaftskrise sei- ner Geschichte zu erlösen. Damals waren mindestens 15 Millionen Arne, rikaner arbeitslos. Sein Vorgänger, Präsident Hoover, war dem Kom- menden gegenüber so blind gewesen, dass er noch am Vorabend der Kri- se erklärt hatte, Amerika habe die Arbeitslosigkeit besiegt und sei in Erwartung einer nie dagewesenen Prosperität. Roosevelt hatte Amerika aus dem slump zu steuern. Er tat es mit einem Programm, das alles enthielt, was der amerikanische Li- beralismus zu bieten hatte: Mit dem Programm des New Deal. Die Verwirklichung des New Deal, in welcher Henry Wallace neben Prä. sitient Roosevelt eine wichtige Rolle spielte, begann einen entscheidenden Abschnitt in der Geschichte der ame- rikanischen Politik. Er setzte den sorglosen Tagen des Laisser-faire ein Ende. Zwei Neuerungen waren von äusserster Wichtigkeit, Erstens — im Lande des Privatunternehmertums wird der zentrale Staatsapparat ein- gespannt, um der Wirtschaft neues Leben zu geben. Zweitens — der Staat nimmt die "diplomatischen Beziehun. gen" zu Gewerkschaften, Arbeiter- und Bauernorganisationen auf. Nur aus diesen Bewegungen konnte sich eine dritte Partei bilden, und sie be- gann sich bereits herausziuktistaJJü- sieren. Das New Deäl-Programm wollte vor allem eine Zusammenarbeit zwischen den Industrie-Arbeitern und dem Staat. Neue Gesetze, welche ein- schränkende Verfügungen gegen die Gewerkschaften aufhoben, gingen durch den Kongress. Sie gaben den Arbeitern das gesetzliche Recht, sich zu organisieren und ihre Interessen vertreten zu lassen. Der Wagner Act von 1937 führte zur Gründung des National Labour Relation Board. Nach diesen grundlegenden Veränderungen wurde der Rat der Industriearbeiter gebildet, er sechs bis sieben Millionen Werktätiger vertrat; der grossen Gru- beriarbeitergewerkschaft strömten na- hezu alle Grubenarbeiter zu. Auch die American Federation of Labour wuchs rasch und umfasst» bald 7 1|4 Millio- nen organisierter Arbeiter. Immer noch wurden "Freunde belohnt und Feinde bestraft", aber eine anwach- sende Minorität innerhalb der Arbei- terbewegung begann sich für die Grün, dung einer dritten Partei einzusetzen. Diese Minorität, welche nichts mehr mit Demokraten und Republikanern zu tun haben wollte, umfasste vor dem Krieg etwa 30 Prozent. Mit der Erholung der Wirtschaft er- holten sich auch die konservativen Kräfte von ihrer vorübergehenden Machtlosigkeit. Sie erklärte den li- beral-fortschrittlichen und soziali- stischen Ideen, die in Amerika Fuss gefasst hatten, den Krieg. Unter ih- rem Druck musste Roosevelt schon während des Krieges Aenderungen in seinem Mitarbeiters tab vornehmen. Die Liberalen die ihm bei der Pla- nung und Ausführung des New Deal geholfen hatten, mussten gehen. Der erste und wichtigste unter ihnen war Henry Walace. Er wurde zunächst vom Vizepräsidenten zum Handelsmi- nister "befördert", später in den "War- teraum der amerikanischen Politik". Der Tod Roosevelts gab den Konser- vativen die Züge] vollends in die Hand; er war das Ende des New Deal. Aber inzwischen hatte sich eine Entwicklung vollendet. Der ganze Charakter der amerikanischen Ge- werkschaftsbewegung hatte sich ver- ändert, Es war nicht mehr eine Be. wegung, die mit kleinen Einzelaktio- nen für kleine Einzelinteressen^ im Rahmen der Gesamtinteressen kämpf- te. Die verschiedenen Vereinigungen und Gewerkschaften sind so mäch- tig geworden, dass eine allein beina. he die ganze amerikanische Industrie zum Stehen bringen kann. Die gros- sen Streiks der vergangenen Monate (der Eisenbahner-, Grubenarbeiter- und Transportarbeiterstreik) brach- ten die Gewerkschaften in Konflikt mit dem Staat. Der Kongress be- müht sich, die Gesetze der New-Deal- Zeit rückgängig zu machen: Die Ge. werkschaften können wieder für Kontraktbruch belangt werden; die Grubenarbeiter-Gewerkschaft wurde mit nahezu einer Million Dollar ge- büsst. Man verlangt die Revision des Wagner Acts. Die ganze Zukunft der Gewerkschaften ist eine Frage von höchster Wichtigkeit geworden. Sie zwingt die Politiker und Nicht-Poli- tiker innerhalb der Gewerkschaften zu einer Kursänderung. Die Grün- dung einer dritten Partei wäre eine Antwort auf die Politik der konser- vativen Kreise. Die Führer der historischen Par- teien fürchten sich. Zwar behandeln ihre Aussenminister, Sondergesandten und Konferenzdelegierten grosse Teile der Welt beinahe als Kolonialreich, zwar verlangen sie von der Masse im- mer noch, dass sie untätig ihre Ent- schlüsse abwarte — aber sie haben Angst. Und mit Recht. Bloss drei Dinge braucht es noch, bis eine Entwicklung vollendet ist, die diz dritte Partei in den Kampf um die Macht führen wrd: Erstens — die Gewerkschaften und Arbeiter- organisationen müssen miteinander fest verbunden, 15 Millionen Arbeiter in einer gemeinsamen Organisation vereinigt werden. Dies wird bereits vor- berstet. Zweitens — die Gewerkschaf, ten müssen auch in den Südstaaten eine breite Grundlage haben. Auch daran wird gearbeitet. "It' rolls down to Dixie", warnen konservative Zei- tungen. Drittens — die Nicht-Politi- ker innerhalb der Gewerkschaften müssen für eine unabhängige politi- sche Aktion gewonnen werden. Dazu braucht es mehr als Propaganda, da- zu braucht es ein Ereignis welches nahe bevorsteht: Einen Angriff von sei- ten der Regierung oder des Kongres- ses, welcher die ganze Organisation zu vernichten droht, ihre Schutzgesetze abschafft, ihre Quellen versiegen lässt. Wenn einmal dieser Angriff kommt (und die ganze Entwicklung deutet daraufhin), ist die Geburtsstunde der dritten Partei da. Dieselbe Entwicklung zeigte sich in England: Die Gewerkschaften und Arbeiterorganisationen vereinigten sich zur Labour-Party, als das be- rühmte Taff-Vale-Urteil die Gewerk- schaften für Streikschäden haftbar machte und der ebenso berühmte Os- borne-Scliiedssspruch ihnen Rechte wegnahm, die sie bereits gewonnen hatten. Auf diese Stunde warten die Kräf- te des fortschrittlichen Liberalismus und des Sozialismus innerhalb der Demokratischen und Republikani- schen Partei; sie übereilen nichts und arbeiten weiter. Und darauf wartet auch Wallace, der erste Miann unter den Liberalen. Die historischen Par- teien haben ihn abgesägt, nicht we- gen irgendwelcher persönlicher Un- fähigkeit, sondern weil es für ihn innerhalb ihrer Prinzipien und ihrer Poltik keinen Kaum gibt. Wallace steht keineswegs so alleine, wie man uns weismachen will. Er weiss genau, worauf er wartet, er weiss, was er'tun wird und wie er es tun wird. Volksrichter in der Ostzone Aus einem Brief eines früheren Ar. beitsrichters der Weimarzeit, . Zur Zeit bin ich Lehrgangslei, ter für die Ausbildungslehrgänge von Richtern und Staatsanwälten, die aua dem Volke kommen, von den demokra- tischen Parteien benannt und in einem 8 monatigen Kursus so geschult wer- den, dass sie alsdann nach Bestellen einer Prüfung sofort als Richter ur.d Staatsanwälte eingesetzt werden. Denn von den 1100 Richtern und Staatsanwälten, wie wir sie in Sach-* sen einmal in Friedenszeiten hatten, sind jetzt etwa 330 tätig und davon ist ein Drittel über 70 Jahre alt. Das lässt sich auf die Dauer nicht halten, wie Du Dir denken kannst. Dazu kommt ein Teil, der wohl nicht in der Partei war, aber auch nicht als antifaschistisch angesehen werden kann. Hier sitze ich in der Prüfungs- kommission, erteile Unterricht neben meiner Arbeit in der Justizverwal- tung und meiner Lehrtätigkeit an der technischen Hochschule. Ich hab? in Spandau die erste Tagung der aus dem ersten Ausbildungslehrgang her- vorgegangenen Richter und Staatsan- wälte aus dem Volke, d. h.' ohne aka- demische Vorbildung geleitet..... Das Herz hat wiiklicn vor Freude ge- pocht, da-s es gelungen war, in einem 7 monatigen Ausbildungslehrgang sol- che Kräfte zu schulen. Was aber von besonderer Bedeutung ist, diese Kräf- te sind Kollegen, wie wir sie uns zur Zeit der Weimarer Republik gewünscht haben und leider nicht vorfanden. Sie sind von einem feinen politischen In- stinkt und von einer Sicherheit in den Fragen einer sozialen Demokra- tie, dass wenn wir allmählich lauter solche Kräfte haben uns um den Be- stand der Demokratie nicht bange zu sein braucht. Dieses Experiment ist geradezu glänzend gelungen. Wenn Du einmal hören würdest, wie die ihre Scheffer (einfache Lehrbücher für Studenten, d. Med.) beherrschen. Die alten Richter .die noch im Amte sind, geben ihnen alle heiklen poli- tischen Fäll? ab, die sie selbst nicht mehr entscheiden wollen. Hier wächst allmählich eine neue Juristenschaft heran, durchdrungen von einem neuen Berufsetlios, über die wir uns freuen können. ("Deutsche Nachrichten") DAS ANDERE DEUTSCHLAND 7 VOM RASSENWAHN IN SUED-ÄFRIKA Im "Anderen Deutschland!" vom 15. Mai lenkt Hans Lehmann die Aufmerksamkeit auf den Rassen fa- natismus in Südafrika In der Tat verdienen die dortigen'Zustände un- sere Aufmerksamkeit und zwar nicht nur vom rein menschlichen Stand- punkt aus. Sie haben ein geschicht- liches Vorspiel, das mehr als zwei Generationen zurückreicht una helles Licht auf die Beziehung zwi- schen Diktatorengelüsten und der jeweiligen Zeitströmung wirft. Wenn der Diktator genügt hätte und "sein Kampf", hätten Mussolini und Hit- ler ihr Vorbild aus Süd-Afrika bezie- hen können. , Die faschistische Fehlgeburt, von der hier die Rede ist, knüpft sich an den Namen von Cecil Rhodes Wer sich heute seiner erinnert, pflegt an Gold, Diamanten, an Kap-Minen und Millionen zu denket. und weiss wahrscheinlich nichts von seinem Plan, der angelsächsischen Rasse die Vorherrschaft in der Welt zu ver- leihen. Im Jahre 1381, als er schon der alleinige Besitzer aller Aktien der "De Beers Mining Company" und Ab- geordneter de5 Kap-Parlaments war, stellte Rhodes das nachstehende Programm auf: "Ausdehnung der britischen Herr- schaft über die Welt, Vervollkomm- nung des Auswanderungssystems aus dem Vereinigten Königreich und der Besiedelung aller Länder, in denen Energie, Arbeit und Unternehmungs- geist den Lebensbedarf beschaffen können, durch britische Untertanen, vor allem - die Besetzung durch bri- tische Siedler des ganzen afrikani- schen Kontinents, des Heiligen Lan- des, des Euphrat-Tales, der Inseln von Zypern .und Kreta, ganz Süd-Ameri- kas, der Inseln des Stillen Ozeans, die noch nicht im Besitz Gross-Bri- taniens sind, des ganzen malaiischen Archipels, der Küsten von China und Japan, die endgültige Wiedereinver- leibung der Vereinigten Staaten als integrierenden Bestandteil des briti- schen Empires die Konsolidierung des ganzen Reiches, die Begründung ei- nes Systems kolonialer Vertretung in einem Parlament des Imperiums... und schliesslich die Schaffung einer so grossen Macht, dass sie auf alle Zeit Kriege unmöglich macht und der Menschheit Bestes fördere." In diesem Stadium feines Planes sollten diese Ziele durch eine ge- heime Gesellschaft verwirklicht wer- den, die ganz genau nach dem Mu- ster des Jesuitenordens gebildet war. In seiner "Confession of Faith" heisst es: "Ich behaupte, dass wir die beste Rasse (the finest race) der Welt sind, und dass es um so besser für das menschliche Geschlecht ist, je mshr wir von der Welt bewohnen. Man stelle sich die Gegenden vor, die heute von den verächtlichsten Exemplaren der Spezies bewohnt sind. Welche Veränderung würde das bedeuten!... Ich behaupte, dass jedes Stück Land, das zu unserm Gebiete gefügt wird, die künftige Geburt von mehr Vertretern der eng- lischen Rasse bedeutet, die sonst nicht ins Dasein getreten, wären", von Oda Olberg Die zur Verwirklichung dieser Ziele berufene Brüderschaft ist nicht so "demokratisch" angehaucht, wie die Bande um Mussolini und Hitler. Ein- mal sollen es enthusiastische und tüchtige junge Leute sein, die sich an die heutigen politischen Verhält- nisse nicht anpassen können, dant; jüngere Söhne der Adligen, mit ho- hen Gedanken und Zielen, aber ohne "opportunity", verkrachte Reiche und wohlhabende Leute ohne Daseins- zwecks Kurz, der Abfall der Ober- klassen soll die Missionäre der "Kir- che für die Ausdehnung des briti- schen Weltreichs" bilden. Im Jahre 1890 kam Rhedes auf die Idee, seine Lehre durch eine Universität in der Kap-Kolonie zu fördern, die, wie er selbst menschenfreundlich sagt, "aus dem Magen der Kaffern finanziert werden" soll. Der Gedanke wird dann aufgegeben, weil er in ihm die Ge- fahr südafrikanischen Separatismus fürchtet, während Rhodes doch, wie alle "Welteroberer" eehr zentral!- stis'ch ist. Anstelle der Geheimgesell- schaft von Deklassierten treten nun Stipendien an der Oxford-Universi- tät, wo die Stipendiaten zu Koloni- sten erzogen werden sollten. Das In- teresse an diesem Studium war so gerirg, dass zwischen 1904 und 1918 nur in einem einzigen Jahre alle dis- poniblen Freistellen besetzt werden konnten. Im Jahre 1918 wurden die Freistellen auf Universitäten engli- scher Sprache in verschiedenen Kon- tinenten verteilt; mau gab sie an Leute, die gegen den Strom schwim- men wollten; die Welteroberungs- atmosphäre war dem bescheiden ge- wordenen Unternehmen fördeilicti. Heute haben Australien und Amerika die meisten Rl.odes - Stipendiaten. Diese widmen sich vorwiegend dem Unterricht und der Advokatur. Jour- nalisten und Politiker sind Ausnah- men Bis jetzt sieht man noch nichts von ihrer Besiecblung des Erdballs mit angelsächsischen Uebermenscher,. Ehe er starb —1902— hatte Rhodes auch die Deutschen in die Zahl der Auserwählten aufgenommen, Der Fall Rhodes, dessen Angaben wir einer Veröffentlichung von Frank Aydelotte entnehmen (The American Rhodes Scholarships, Princetown Uni- versity Press, 1946) ist mehr als ein psychologisches Kuriosum. Warum ist die ganze Sache so sang-und klanglos in die Vergessenheit gesun- ken? Derselbe Gedanke, in anderer Farbe, hat doch bei Mussolini und Hitler gezündet zum Schadenfeuer, beinahe zum Weltbrand. Dabei war Rhodes diesen beiden an Bildung weit überlegen, an Intelligenz wahr- scheinlich auch und besass ausser- dem den Vorteil eines riesigen Ver- mögens. Woher also der hundertpro- zentige Misserfolg? Man sage nicht, dass es ihm an Reklamei'ähigkeit gefählt hätte: er war ein vorzüglicher Geschäftsmann. Ausserdem: wer Geld hat, hat auch alle Goebbels, die er braucht. Auch mit Brutalität konnte er aufwarten. Es liesse sich geltend machen, dass er keinen Ehrgeiz hatte und sich, ausser als Raffer, nie in den Vorder- grund gedrängt hat, aber es scheint mir verlorne Zeit. Rhodes' Scheitern aus seiner persönlichen Beschaffen- heit erklären zu wollen. Sein Plan versandete, weil er in keine Krisen- epoche fiel. Gerade - durch sein Versanden wird er lehrreich. Der Diktator schafft nicht die Lage, die Gesamtlage schafft den Diktator. Von zahllosen Aspiranten auf Welt- herrschaft haben wir überhaupt keine Kunde Di3 Keime zu weltge- schichtlicher Grösse werden meist in den allerersten Stadien abgetrieben und werden zwar nicht vor Orkus, wohl aber vom Alltag verschlungen. Wenn wir von Cecil Rhodes gsplan- t-er Weltherrschaft überhaupt etwas wissen, so nur deshalb weil er ein ganz grosser Geschäftsmann war. Sein Leben —er starb 1902, 50 Jahre alt — fiel in eine für Diktaturen und Eroberungskriege nicht anfällige Zeit Heute, wo die Zeit in höchstem Gra- de anfällig ist, erweist sich der Boden Süd-Afrikas, der für Rhodos wohl Gold und Diamanten, aber keine politischen Erfolge trug, über- reich an faschistischer Gegenwart und Zukunftverheissung. Der Gene- ralsekretär des südafrikanischen Ge- werkschaft der Arbeiter des Beklei- dungsgewerbes, schreibt im "New Statesman and Nation'' vom 24. Au- gust des vorigen Jahres: "Seit dem Aufkommen des Nazismus in Europa wurde selbst unser bisschen Demo- kratie schwer beeinträchtigt, und es ist höchst wahrscheinlich, dass in einer nicht fernen Zukunft Südafri- ka eine offene faschistische Regierung haben wird, die sich hinter dem Na- men des 'Christlich-nationalen Staa- tes" verstecka. Faschismus, unter welchem Namen immer, hat aber denselben sauren Geruch". Derselbe Gewerkschaftler fährt dann fort: "Das ganze nationale Leben ist durchdrungen von Unduldsamkeit und Rassenhass. Zwischen Engländern und "Afrikanern" (den Kap-Hollän- dern) ist der Hass weit verbreitet; beide sind judenfeindlich; diese drei zusammen bekämpfen die Hindus und alle vier sind voll Hass und Vo- rurteilen gegen die Neger... Kein anderes englisch sprechendes Land hat soviel unter Nazi-Propaganda ge- litten, wie Süd-Afrika. Der Erste, der die Nazi-Lehren hier einführte, war Oswald Pirow, der nacheinander Minister der Justiz, der Eisenbahnen und der Landesverteidigung war. Von 1933 an haben die deutschen Nazis eine fieberhafte Tätigkeit in Süd- Afrika entfaltet und alles getan, was in ihrer Macht stand, um die Afri- kaner für ihre Sache zu gewinnen". Die nationalistische Partei von Dr. Malan bekannte sich offen zum Na- zismus und verherrlichte Hitler, Mus- solini und Franco. Neben dieser ist Opposition zur Regierung stehenden Partei gab es Grauhemden, die die deutsche Botschaft aushielt, Schwarz« hemden und andre Vereinigungen na- zistischer Observanz- Die in Süd-afri- 8 DAS ANDERS DEUTSCHLAND» ka «nSv-v.«.__ meinschaft. der holländischen refor- mierten Kirchen hat sich offen für Hitler eingesetzt und sich gleich- zeitig an die Spitze der den Ge- werkschaften feindlichen Bewegung gestellt. Zehntausende von Afrika- nern der Arbeiterklasse, Bergleute, Eisenbahner, Hafenarbeiter, sind fa- natische Anhänger der Nationalisti- schen Bewegung oder andrer 'faschis- tischer Organisationen. Im Septem- ber 1939 trat der damalige Premier- minister General Hertzog für Hitler- Deutschland ein Das Parlament der Union beschloss' mit nur geringer Mehrheit den Eintritt in den Krieg auf britischer Seite und die Wahlen von 1943 brachten der nationalisti- schen Partei 350.000 Stimmen und 50 Mandate. Der Präsident. General ßrnutis, ist sehr demokratisch, wenn er-im Ausland redet, aber im eignen Hause ist es seiner Partei wichtiger, billige Arbeiter für Bergwerke und Pannen zu bekommen, als den Wi- derstreit der Rassen und die entsetz- liche Ausbeutung der Neger zu mil- dern. Dass der ganze Rassenfimmel zur Technik der wirtschaftlichen Aus- beutung gehört, tritt ganz besonders deutlich in Süd-Afrika zutage. Nichts wäre leichter als der "Edel- rasse' jede Berührung mit den Ne- gern zu ersparen. Man könnte die Neger in ihren Reservationen lassen, wo sie unter sich wären und sicher zufriedener als unter Weissen. Aber, was hätte man dann von ihrer rassischen Minderwärtigkeit? Die etilen doch nicht nur die Folie für die1 blonden TJebermenschen herge- ben, sie sollen vor allem für besagte Uetoermenschen arbeiten. Freiwillig tun sie das nicht, und Sklaverei ist offiziell abgeschafft. Also zwingt man die Neger ihre Reservationen zu ver- lassen, indem man ihnen Steuern auferlegt, deren Betrag sie durch Arbeit unter den Weissen aufbrin- gen können. Dann kommt die Skla- verei von selbst. Für die Neger gibt es kein Streikrecht. Ihre Gewerk- schaften sind nicht anerkannt, so dass die von ihnen abgeschlossenen Kollektivverträge nicht rechtsver- bindlich sind. Die in den Bergwerken arbeiten, leben in Baracken — Com- pounds — fern von der Familie. Ihre Frauen und Kinder haben versucht, sich in der Umgebung von Johannes- burg irgend eine Unterkunft zu ver- schaffen Das war natürlich gegen das Gesetz. ' und die Polizei riss die Hütten nieder und vertrieb die Frauen. Wegen Aufforderung zum Streik werden Kommunisten ver- haltet, aiber "Heil Hitler!" darf man auf offner Strasse unbehelligt brül- len. Europäische Zeitungen haben ohne Kommentar berichtet, dass die streikenden Neger im vorigen Herbst mit Knüppeln & die Bergwerke ge- trieben wurden. Diese Menschen, die die überwiegende Mehrheit des Lan- des bilden und in ihm doch wahr- haftig heimatberechtigt sein sollten, haben kein einziges Bürgerrecht, ausser dem des Steuerzahlers. Und das Land ist ein Dominion des bri- tischen Weltreichs und hat einen Vertreter in der UN! Es gibt für die Neger keine Freizügigkeit — sie müssen von Behörde zu Behörde wandern, um Passierscheine. Aufent- haitsfoe willigung Erlaubnis zur Rückkehr in die Reservation Usw. zu erhalten, auf angestammtem Grund und Boden. Wo ist eigentlich die "Nation" für die die südafrikanische Nationa- listen kämpfen? Als Idee existiert sie nicht, als Rechtsgemeinschaft auch nicht; sieht man genau hin, besteht sie nur aus den Aktionären der Bergwerke. Man nehme es nicht leicht, wenn der Hohe Kommissar für Südafrika, G. HestOn Uicholis, am I. Juni in London darauf hin- wies, dass die Dominions sich darauf vorbereiten müssten, im Kriegsfall die Metropole zu unterstützen*. Von einer faschistischen Oberschicht ein Heer aufbauen zu lassen, ist kein ungefährliches Beginnen. Das sollte die UN mehr interessieren als die Labour-Regierung, um so mehr, als die internationale Organisation Mittel zum Eingreifen hat, über die „ 'die Labour-Regierung den Dominions ge- genüber nicht verfügt. Der glänzend funktionerende Aus- beutungsapparat in Süd-Afrika, der Rassenminderwertigfceit — billige Ar- beitskraft setzt, bestätigt wieder einmal, dass die "Bürde des weissen Mannes" vorwiegend aus Gold be- steht, das man wegschleppt. Vorherrs- chaft der Edelrasse klingt freilich besser als Ausbeutung der Armen durch die deichen. Aber es kommt auf dasselbe heraus, darum verste- hen einander die Nazi - Faschisten aller Kontinente. Ein Markstein in der Geschichte Asiens? Asien, der Erdteil, der mit seiner Bevölkerung von mehr als einer Mil- liarde Menschen über die Hälfte aller Erdenbürger beherbergt, nimmt in den politischen Berichten der Welt- presse einen sehr geringen Raum ein. Das mag daran liegen, dass es — aus- ser dem russicheh Teil des Konti- nents und Japan sowie evt. auch noch der Türkei — mehr Objekt als selb- ständig handelnder Teil im Weltge- schehen war. Sprach man auch schon seit langer Zeit vom "erwachenden Asien", so handelte es sich doch erst um das erste Gähnen und Strecken eines im Schlaf gefesselten Riesen, der sich nur langsam seiner Lage und seiner Kraft bewusst wurde. Der Kanonendonner des zweiten Weltkrieges hat aber zweifellos das Erwachen dieseJS Riesen beschleunigt. Und alles deutet darauf hin, dass es nicht mehr allzu lange dauern wird, bis er seine Fesseln gesprengt hat, um die Leitung seiner Geschicke selb- ständig in die Hand zu nehmen. Wie nahe wir diesem Ereignis sind, zeigt die Intenasiatische Konferenz, die vom 23. März bis zum 2. April in Neu-Delhi tagte. Die etwa 250 Kon- ferenzteilnehmer aus 32 Ländern ver- traten praktisch ganz ie Kirche im Angriff Wie sehr die Kirchs bestrebt ist, die Krise der bürgerlichen Gesellschaft und Kultur zur Vernichtung der frei- heitlichen Errungenschaften des bür- gerlichen Zeitalters auszunutzen und zwar unter Missbrauch der Prinzipien der Demokratie und der Freiheit be- weist eine Botschaft des Erzbischcfa von Boston Richard J. Cushing an die "Nationale Katholische Erzie- hungs-OrganisationT der Vereinigten Staaten. Der Erzbischof proklamiert darin Redht find Pflicht der Eltern, die Lehrer für ihre Kinder selbst auszu- wählen, und er weist dem weltlichen Staat unter Berufung auf die De- mokratie die Aufgabe zu. die notwen- digen Mittel und Schuleinrichtungen dafür zur Verfügung zu stellen E-s ist dasselbe, Was Kirche und Zentrum in der Weimarer Republik forderten, was heute wiederum in Deutschland geschieht, und was zur Zerreißung des Schulwesens führt, aber das wich- tigste Mittel zur Aufrechterhaltunglder Kirchenmacht ist. 10 DAS ANDERE DEUTSCHLAND SCHULPROBLEME IN DEUTSCHLAND Der Verfasser, Schulleiter im Landkreis Kassel, sendet uns diesen .Artikel: Es ist haute unmöglich, ein einheit. liches Bild über die schulischen Pro- bleme in Deutschland zu geben. Die Aufteilung Deutschlands in 4 Besat- zungszonen hat auch eine reiche Viel- falt auf dem Gebiet der Erziehung mit sich gebracht. Zudem ist eine innere Fühlungnahme führender Schulmän- ner aus den einzelnen Zonen äusseret schwierig und stark gehemmt. Nur innerhalb eines Landes — in unse- rem Falle also Hessen — lassen sich bereits gemeinsame Probleme feststel- len und herauskristallisieren. In dem letzten Winter enst wurde die volle Wucht des totalen Zusam- menbruchs, die Katastrophe, sichtbar. Sie ist gewaltiger, als jede Voraussage es ahnen liess. Politisch, wirtschaft- lich, geistig stehen wir vor einem Trümmerfeld. Alles ruft nach Erzie- hung. Sie soll helfen, sie soll die Wunden heilen. Wir wiss-3n, dass die Erneuerung der Erziehung eine der wichtigsten Aufgaben ist. Doch ihr sind Grenzen gesetzt, und wir Erzie- her sind uns bewusst, dass das Ziel nicht sofort erreicht werden kann. Die hessische Lehrerschaft ist durchaus bereit zum Wiederaufbau in demokratischem Geiste. Besonders in der Volksschullehrerschaft ist die al- te demokratische Tradition auch durch die Nazi jähre hindurch leben- dig geblieben, obwohl der Druck gera- de auf den Lehrern besonders stark lastete, ja vielfach in Terror ausar- tete. Wie die Lehrerschaft zur Zeit der Machtergreifung durch Hitler von dem Nationalsozialismus eingeschätzt und beurteilt wurde, da-zu einige Bei- spiele: - 1. 'Dokument aus dem Jahre 1932 (Regierungsbezirk Kassel): "Ganze U Erzieher waren es, die trotz eifrigster Werbung in Bebra den ISTS-Lehrer- bund gegründet haben". Mehr nicht! 2. Der Gauleiter Kurhessens leitete mit folgender Erklärung die Terror- welle gegen Lehrer ein: "Die Lehrer haben nicht dazu beigetragen, dass der Nationalsozialismus gesiegt hat. Der Volksschullehrerstand ist der widerspenstigste aller Stände." 3. Amtlich beglaubigter Bericht über die Revolte der l>00 Lehrer im Schu- lungslager Knüll 1935: Der Gäuscliulungsrednar schrie die tobenden Lehrer an: "Was ich hier vor der hessischen Lehrerschaft er- lebe, habe ich in der schlimmsten Krv:nr:fz:'it nicht erlebt." Nun i-t tatsächlich ein Teil der Lehrer aktivistisch mit den Nazis gegangen. Der grösste Teil jedoch ist nur nominell dem Terror erlegen. Die ser Teil wäre durchaus für positive Arbeit sofort bereit und auch fähig. Er steht jedoch grösstenteils noch nicht wieder in der Schule. Die bis- herige, allzu sehematidche Denaziti- zierung ist wohl nicht immer glück- lich gewesen, sie bewirkte s;hr viel Unruhe, Härte, ja Verzweiflung, Die eigentliche Schularbeit kommt da. von Otto Trost durch nur schwer in Gang. Die Er- satzlehrer aus den amnestierten jun- gen Generationeii sind fachlich noch unzulänglich und daher noch nicht voll verwendungsfähig. Wie hoffnungsvoll liess sich der Wiederbeginn des Schulunterrichtes im Oktober 1945 au! Wie beherzt steuerten wir wenigen Erzieher, die nicht unter den Abbau fielen, auf ein festes Ziel, auf ein erneuertes deut- sches Menschentum los. Freilich, es wurde uns bald klar, dass man Ge- duld aufbringen musste. Der Abbau ging weiter. Es mangelte in vielen Or- ten an Schulräumen. Teils waren die Schulen zerstört, teils noch eine ge- raume Zeit von Besatzungstruppen belegt, was sich allerdings durch das Eingreifen und Verständnis der Mi- litärregierung schnell abschwächte, dann ganz beseitigt wurde. Vielerorts waren auch die Schulräume zu La- gerstätten von Industrieuntierneh- mungen geworden. Auch hier wurden im Laufe der Wintermonate 1945146 Anordnungen getroffen, die d'*» Frei- gabe bewirkten. Trostlos sieht es an den meisten Schulen bezüglich der Lehr- und Lern- mittel aus. So manche Schule, die vor 1933 mit Anschauungsmaterial reichlich und modern ausgestattet war, hat heute überhaupt nichts mehr. Der grösste Teil davon ging erst in den Tagen des totalen Zusammen- bruchs verloren. An» Schulbüchern sind ' erst seit Ostern 1947 db neue Fibel für das 1. Schuljahr und das Lesebuch für das 2. Schuljahr erschienen. Die in Aus- sicht gestellten Lesebücher für die mittleren und oberen Klassen sollen im Laufe der Sommermonate eintref- fen. An Rechen-, Geschichts- und Sprachlehrbüchern ist wohl wegen Papierknappheit im Augenblick noch gar nicht zu denken. Bisher haben wir uns mit einer inhaltlich 'dürftigen Notausgabe vor. Lese- und Rechen- büchern begnügen müssen. Hierbei, kam auf etwa 3—4 Schüler 1 Exem- plar. Grosse Sorge bereitete uns im letz- ten Winter die Heizungsfrage. Für Brennmaterial war bis zum letzten Herbst nur ungenügend gesorgt. B21 einem milden Winter hätten Kohlen lautend ergänzt werden können. Wi- der allen Voraussagen setzte dann aber schon vor Weihnachten scharfe Kälte ein, die sich im Laufe des Mo- nats Januar zur grimmigen, anhalten- den Kältewelle steigerte. Viele Schu- len mussten anfangs Februar Schlies- sen, und ein. regelmässiger Unterricht konnte erst nach Ostern wieder auf- genommen werden. Katastrophal sieht es mit der Klei- dung der Schulkinder aus. Noch kom- men viele Kinder sauber zur Schule. Der Reinlichkeitssinn und Fleins so mancher Mutter sorgen dafür, dass das Wenige, was geblieben ist, nech nur Bekleidung verwendet werden kann. Jedoch kann vor allem Unterwäsche kaum oder nur sehr schwierig er- gänzt werden. Die Familien brennen langsam afo. Wie hier einmal Abhilfe geschaffen werden soll, ist mir völlig unklar. Zu all dienen geschilderten Nöten treten nun immer noch die Rückschläge in der Ernährungslage. So betrug z. B. die Wochenration für Normalverbraucher vom 11.—17. Mai: 2 Pfund Brot, 100, g Fleisch,' 50 g Fett, 150 g Nährmittel und eine klei- ne Ration von den im Herbst einge- kellerten Kartoffeln. Gerade diese Rückschläge — wenn sie auch nur vorübergehend sind — lösen im Volke immer wieder von neuem Hoffnungs- losigkeit aus. Viele Menschen verlie- ren den Glauben an eins jemals wie- derkehrende Besserung. Natürlich wirken sich alle diese äusseren Ein- flüsse auch auf das innere Schulle- ben nachteilig aus. Dazu kommt, dass noch nicht jeder neue Bürgermeister das notwendige Verständnis gegenüber der Schulz aufbringt, Selbstverständ- lich gibt es Orte, in denen der Bür- germeister und die neue Gemeindever- tretung mustergültig für die Schule sorgen. Augenblicklich stehen die Schüler in Erwartung einer grosszü- gig durchgeführten Schulspeisung aus amennanischen Hilfssendungen. Wir Erzieher versprechen uns davon recht Nützliches. Bewundernswert ist die Haltung der sozialistisch gesinnten Erzieher. Sie sehen klar die grossen Schwierigkei- ten, die sich überall hemmend in den Weg stellen. Aber sie -sehen auch den Weg, der aus all dem Chaos führt. Mit grosser Hingabe, Ausdauer und Festigkeit öffnen sie der Jugend den Blick für die neuen Ziele: Neubau des Staates und der Wirtschaft, Ehr- furcht vor der Freiheit, Verständlich- machung der sozialistischen Bewe- gung, Stärkung der Mitverantwortung jedes Einzelnen, kurz: ein neues Men- schentum. Ich will zusammenfassen: Die ma- terielle Not der Schule und der Ju- gend ist gross, die politische Diffa- mierung des gesamten deutschen Vol- kes lastet seelisch auf der Jugend. Sie findet sich politisch noch nicht zu- recht, erkennt mit der Zeit, wczu man sie im dritten Reiche miss- brauchte; sie erkennt weiter: für das, was war, trägt sie nicht die Verant- wortung. Der grösste Teil ist sich aber auch bewusst, dass das, was war und zu unserem unsagbaren Unglück führte, nicht noch einmal über uns kommen darf. Die Jugend kann sich heute eine eigene Ueberzeugung er- werben. Damm trägt sie für das, was wird, auch die Verantwortung. Aber was die Schule braucht, ist äussere Ruhe, damit die innere päda- gogische Lebendigkeit frei und un- gestört zur Entfaltung kämmen kann. Die JubiläumsHummer erscheint am 1. August als Doppelnum- mer. Dafür fällt die Nr. vom 15. Au- gust aus. DAS ÄNDERE DEUTSCHLAND 11 ICHTE AUS DEUTSCHLAND Aus dem schwarzen Bayern I Bayrische Rassenschande 1 Dr. "Jacob Fischbacher, Kreisdirek. tor des Bayrischen Bauernverbandes, hat in einer Versammlung in Traun- stein erklärt: "Eine Ehe zwischen einem Bayern und einer norddeutschen Blondine ist Blutschande." 2- Kultusminister Hundhammer... verteidigte im Landtag die Prügel- strafe mit den Worten: "Wenn einem rechtzeitig eine her- -> untergehauen wird, kann vielleicht verhindert werden, dass ihm später der Kopf heruntergehauen wird". Zwei Millionen Rundfunkteilnehmer eind in der russischen Zone gemel. det. , Die Altoteilung für Rundfunkln- tlustrie will einen 5-Röhrensuper zum Preise Von 150.— RM herausbringen, der den gesamten europäischen Rund- funk auf Mittel, und Kurzwellen auf- nehmen kann. Sämtliche Privatschulen in Betlin sind aufgelöst worden. Der Magistrat von Gross-Berlin erklärte gleichzei- tig, daiss er in Zukunft der alleinige Träger des Ausbildungs- und Erzie. hungswesens sei. i Eine Sozialwissenschaftliche : Fakultät wird am 1. September an der Universität Rostock eröffnet wer- den. Sie soll der Ausbildung von Ver- waltungsangestellten und Bewerbern für den konsularischen und diploma- tischen Dienst sowie von Journalisten, Partei-, Gewerkschafts- und ähnlichen Funktionären und leitenden Ange- stellten in Industrie und Wirtschart dienen. Auch Bewerber' ohne Reife. Zeugnis können nach zweijährigen kostenfreien Kursen und einer be- sonderen Eignungsprüfung zugelas- sen werden. Ein Staatsstipendium in Höhe von 250 Mark im ersten und 300 Mark im zweiten Jahr wird allen Stu- denten garantiert, Zusammenarbeit zwischen Katholiken und! Protestanten CIP (Oenter of Information pro. Deo) meldet, dass im Nachkriegs- deutschland eine wachsende Zusam- menarbeit zwischen den beiden Kon- fessionen stattfindet. In Köln wird ein gemeinsamer christlicher Radierender geplant. Das patriotische "Kirchliche Hilfs- werk" und der katholische Ca- ritas-Verband haben ein gemeinsa- mes Auswanderungskomitee gebildet, um den Kontakt mit protestantischen und katholischen Organisationen im Ausland zu pflegen und die Möglich- keiten der Auswanderung gemeinsam zu untersuchen. In Karlsruhe fanden gemeinsame Vorträge über das Thema "Der Ohrist in Europa" mit 10.000 Teilnehmern in den ersten vier Wochen etatt. In mehreren westdeutschen Sitäd. ten fanden gemeinsame "Gebetstage" statt, um Gottes Hilfe gegen Hunger und kälte anzurufen. Interessant ist in diesem Zusam- menhang auch, dass nach der "Schwä- bischen Zeitung", die Sozialdemokra- ten in Württemberg nicht mehr für die weltliche, sondern für die christ- liche Gemeinschaftsschule eintreten. 30 QUALIFIZIERTE LEHRER STATT 2500? Deutschland leidet nicht nur an Leh- rermangel, sondern an Hunger nach Lehrern. Nach der Ergebung Deutsch- lands wurden alle Nazis ihrer Lehrer- stellungen enthoben, und es blieben nur 35 olo von allen. Das Problem, 65 Prozent der deutschen Lehrer in ganz Deutschland wieder zu ersetzen, wurde durch eine Darstellung eindrucksvoll illustriert, die ein Schulinspektor aus einem schsischen Distrikt kürzlich un- serem Korrespondenten machte: 'Es gibt ungefähr 2500 Lehrer in meinem Distrikt. Die meisten erhielten ihre Normalausbildung in dreimonatli- chen — in manchen Fällen achtmo- natlichen Kursen, die nach der Ueber- gabe abgehalten wurden. Natürlich sind sie nur sehr oberflächlich vorbe- reitet. Wir beabsichtigen, sie nachmit- tags durch ältere, erfahrene Lehrer "Weiter ausbilden zu lassen. Aber wie? "Ich habe an 450 ältere Lehrer. Zwei- hundert von ihnen sind sehr ai't und Waren schon in den Ruhestand ver- setzt, sind aber jetzt wegen des Leh- rermangels wieder eingetreten. Sie sind für die Lehrerbildung ungeeignet. Wir sind dankbar, wenn sie eine Klas- se von Kindern unterrichten können. Andere zweihundert sind Frauen, die als sie noch jung waren, sich für den Lehrerberuf vorbereiteten. Wir freuen uns über ihre Hilfe, aber die meisten - von ihnen haben seit zwanzig oder dreissig Jahren den Beruf nicht prak- tisch ausgeübt und sind unfähig, an- gehende Lehrer weiter zu bilden. Prak- tisch verhält es sich so, dass ich im ganteen Distrikt einige dreissig Lehrer habe, die für die Aufgabe befähigt sind — und 2500 sind nötig!" So hängt also die Erziehung in Deutschland von Lehrern ab, die jetz; ausgebildet werden. Unter den Umstän. den, die der Uebergabe folgten, wur- den eine Menge junger Leute zur Aus- bildung zugelassen, die intellektuell und moralisch ungeeignet waren. Eine be- trächtliche Anzahl wurde schon wie- der entlassen. Jetzt wird sorgfältiger ausgewählt, und die Ausbildung wird ein bis zwei Jahre dauern. Aber es gibt So wenig Lehrer, dass die Schulen schon verlangen, dass sie schon vor Ablauf der kurzen Vorbildungszeit ihre Steiie antreten. Somit hängt die Er- ziehung, der Deutschen — das wich- tigste Problem für dieses Land und vielleicht für die Zukunft Europas — von der Wiederherstellung und Er- neuerung eines ausgedehnten und zer- brochenen Schulsystems ab. (Henry Holm in Worldover Press) Es fehlen 11,$5 Millionen Wohnungen Deutschland hat für seine mehr als 65 Millionen zählende Bevölkerung z. Z. etwa 7.8 Millionen Wohnungen, so dass durchschnittlich. 2,7 Perso- nen auf einen Wohnraum entfallen. Das Wohnungsbauprogramm er- streckt sich auf 4,71 total zerstörte Wohnungen, auf 3,14 Mill. schwer be- schädigte, zur Zeit unbenutzbare Wohnungen und etwa 3,50 Mill. Woh- nungen zum Fehlbedarfisausgleich aus der Vorkriegszeit her. Demnach er- fasst das Wohnbauvolumen 11,35 Mill. Wohnungen. 500.000 Deutische von den Nazis . ermordet Diese Zahl- wird vom Sozialdemo- kratischen Pressedienst als vorläufi- ges Ergebnis der statistischen Unter, suchungen angegeben. Aber nach der "Jüdischen Wochenschau" in Bue- nos Aires hat es überhaupt keine Hitlergegner in Deutschland gegeben. 2.150.000 Tonnen Rohstahl wurden 1946 in der britischen Zone erzeugt. Das sind 14 ojo der Produk- tion von 1938 und 37 o|o der in Pots- dam vorgesehenen Höchsterzeugung von 5.800.000 Tonnen. .Pfeil und BoSen werden in Deutschland wieder ein. geführt werden müssen, wenn es so weiter geht. Seit der Abrüstung der deutschen Jägerei hat das Raubwild überhand genommen, und den Füch- sen ist das Gänsestehlen leicht- ge- macht. Allein im Regierungsbezirk Schwa- ben werden (nach den Angaben einer Denkschrift der Bezirksjagdämter) jährlich 120.000 Stück Geflügel die Beute von Raubwild. Verlust für die Ernährung der Menschen: 180.000 kg Fleisch, 12 Millionen Eier. In den zwei Jahren, in denen kein Raubzeug abgeschossen werden konn- te, stieg die Zahl der Füchse in Bay- ern auf rund 250-000. Binnen Jah- resfrist wird sie verdoppelt sein. Eindrücke eines nach Russland "ver- schleppten" Ingenieurs unser Freund Karl Schwanenberg sendet uns aus Oruro ,Bolivien, Nach, richten, die sein Veter Walter Röpke, der als Elektriker bei den Junkers- Werkern in Dessau arbeitete, über seine Fahrt nach Kussland und über sein dortiges Ergehen geschrieben hat. UEBER DIE FAHRT NACH RUSSLAND "Dass Ich mich auf 5 Jahre zur Arbeit nach Russland verpflichtet ha- ibe, war ja nicht ganz freiwillig. Der Transport wurde in Aken an der Elbe zusammengestellt. Die Verheiz rateten konnten Ihre Familie und ei- niges Hausgerät mitnehmen. Je zwei Familien erhielten eines. Güterwa- gen zur Verfügung. Die Verpflegung war gut und jeder einzelne Mann de. kam für die Reise 500 Zigaretten. Die jüngsten Mitreisenden waren Zwik, linge von vier Monaten, 12 DAS ANDERE DEUTSCHLAND der Reise alle drei Stunden heisse Milch erhielten." AUS DEM INHALT VON ZWEI BRIEFEN: Es geht Walter gut. Er wohnt in einem Zimmer in Werkswohnung, lebt völlig frei ohne jede Einschränkung. Rauchwaren gibt es in jeder Menge, das ist für ihn die grosse Hauptsa. che. Ez wäre sehr, sehr schönt wenn es nicht so kalt wäre", schrieb' er, "35 Grad — so viel sind wir Deutsche nicht gewöhnt". Er hat einen höhe- ren Lebensmittelsatz als der russische Arbeiter, verdient 1.640 Rubel das sind nach deutschem Kurs 3.280 RM. im Monat. Nun find allerdings die Preise dort so, dass er bei gutem Le- ben ungefähr im Monat 200 Rubel übrig hat, also 400 RM nach hi>r überweist, damit er wenigstens von der Zeit, die er dort absolviert, et- was für sich erübrigt. Wir hab~n heute einen Reis2korb gepackt, der ihm nachgeschickt wird, weil wir doch erst vorsichtig waren und glaub, ten, es käme nicht alles an. Aber wir müssen uns vom Gegenteil über- zeugen. In Dessau ist ein Betreungs- werk bei Junkers für die Russlandfah- rer, dort können Pakete angemeldet werden) sie werden abgeholt, dort in Kisten verpackt, und Walter kann es sich dann in seinem Werk abholen, damit nichts fortkommt. Nun wir Nachricht haben, ist man beruhigt, dass es ihm gut geht. Er verdiente erst 1.500 Rubel. Jetzt freue ich mich Schon auf Walters ersten Urlaub; Ich weiss nicht, wann die Ledigen fahren dürfen, in diesem Jahr werden die Muttis mit ihren Kindern die Ferien In Deutschland verleben können oder Vati darf mit ihnen fahren. NEUEBUECHER Ulrich Becher Reise zum blauen Tag. Verlag Buchdruokerei Volks-time St. Gallen. Ein paar Gedichte dieses 80 S. star- ken Versbandes sind früher bereits in unserer Zeitschrift erschienen. Unsere Leser wissen aus ihnen, dass Ulrich Becher die Ansicht Hasencle- vers von der Verantwortlichkeit des Dichters teilt. Unte** dem Eindruck des ersten Weltkrieges forderte, Ha- senclever, dass der "Dichter nicht mehr in blauen Buchten träumen" dürfe, sondern den Dolch in das "Herz der Verruchten sto?sen'' müsse. Be- cher liefet und besingt Leben und Schönheit, und er klagt die Verrucht, h'eit an, die Leben und Schönheit zer- stört. Schade dass neben dem Einfachen und unmittelbar Wirkenden steh manchmal eine schwer verständliche Ausdrucksweise findet, die von ei- nigen unserer Leser auch früher von uns veröffentlichten Gedich- ten Bechers zum Vorwurf gemacht wurde. Aber wenn mann sich auch manchmal darüber ärgert, Ulrich Be- cher ist ein Dichter, ein Dichter von starkem Temperament und starker Ausdruckskraft. Es gibt viel Schönes in seinem Buch, und es lohnt, seine Verssammlung zu lesen und zu be- setzen. DIE TNUEMMERBILANZ DES NAZIREGIMES Deutschland hat für seine mehr als 65 Millionen zählende Bevölkerung zur Zeit etwa 7,3 Mill. Wohnungen, so dass durchschnittlich 2,7 Personen auf einen Wohnraum entfallen. Damit bedeutet das Wohnungsproblem für Deutschland geradezu den ausschlaggebenden Passivposten eines sozialen Bankrotts von unabsehbaren Folgen, der — wenn es nicht gelingt, hierin eir;en rechtzeitigen Ausgleich zu erwirken — über kurz oder lang auch alle diejenigen Schichten des deutschen Volkes tangieren muss, die augenblick- lich noch die Schicksalsphase von einer anderen Warte aus sehen. Das ef- fektive Wohnungsbauprogramm erstreckt sich auf 4,71 Mill. total zerstörte Wohnungen, auf 3.14 Mill. schwer beschädigte, derzeit ubenutzbare Woh- nungen und etwa 3,50 Mill. Wohnungen zum Fehlbedarfsausgleich aus der Vorkriegszeit her Demnach erfasst das Wohnungsvolumen 11,35 Mill. Woh- nungen, womit die katastrophale Wohnungsnot Deutschlands in erträglicher Weise auszugleichen wäre. Nach einer in "The Statist" veröffentlichten Schätzung werden die Wiederausbaukosten für Deutschland mit rund 2,5 Mrd. Dollars beziffert, was 7,5 Mrd. Rm. gleichkommen würde, wenn man unserer Währung eine Parität auf der Basis 1 Dollar — 3 Reichsmark gibt. Diese Schätzung trifft jedoch nicht einmal die Wohnungsbaukosten richtig- Um überhaupt einmal rechnerische Anhaltspunkte zu bekommen, darf man nicht etwa von der Summe vernichteter Werte ausgehen, sondern muss zu- nächst die Trümmerbilanz des zweiten Weltkrieges ermitteln. Dsnn die Trüm- merbeseitigung sowohl als auch die Trümmerverwertung und ihre Aufberei- tung im Hinblick auf den fehlenden Baustoffbedarf, ist für den Wiederaufbau ein wesentliches Moment für eine einwandfreie Kalkulationsgrundlage, auf der sich unter anderem der Baukostenindex, eine Mietspreisbildung, sowie Finanzierungslragen aufbauen lassen. Schätzungen zu folge haben wir in Deutschland eine Trümmermasse von 400 Mill. cbm. Um zunächst einmal ein Bild übsr den jeweiligen Umfang der Aufräumungsarbeiten vor einem plan- vollen Wiederaufbaubeginn zu erhalten, seien die Trümmerzahlen einiger deutscher Städte mit nachstehender Uebersicht aufgezeigt: Grad der Trümmer in Bisher be- Veranschlagte Stadt Zerstörung Mill cbm seitigte Beseitigungs- in o]o Mill. cbm kosten in Mill. RM (1) Berlin 77 100,0 1,5 900,0 Braunschweif 41 3,0 ? 27,0 Essen 90 10.0 0,8 90,0 Frankfurt 55 12,0 0,5 110,0 Hamburg 78 43.0 1,8 390,0 Hannover 65 6.0 ? 54,0 Karlsruhe 50 1,5 0,3 14,0 Köln 75 18,0 1,0 160,0 Mannheim 75 1,5 0,5 14,0 Wiesbaden 38 0,6 0,25 5,0 (l)Den Beseitigungskosten liegt ein an dem Beispiel Karlsruhe ermittelter Schlüsselsatz von 9 Mark je cbm zu Grunde. Gewiss ist, dass die Trümmerbeseitigung zunächst einen bedeutenden Ko- stenaufwand, Einsatz an Arbeitskräften sowie an Baumaschinen erfordert. Bei einer planvollen Durchführung dieser Aufgabe lassen sich aber immerhin noch bedeutende Mengen an Altbaustolien für eine Wiederverwendung ret- ten, was bei der gegenwärtigen Baufstoffnot umso mehr ins Gewicht fällt. So hat die Stadt Karlsruhe bisher 300.000 cbm Trümmer beseitigt und dabei ge- wonnen: 1,8 Mill. Ziegelsteine, 2.350 cbm Bruchsteine, 250 cbm wiederverwend- bares Bauholz und 126 t Baueisen sowie 300 t Schrott der Wiederverwendung zugeführt. Zur Zeit werden monatlich etwa 700.000 Ziegelsteine gewonnen, während die Stadt Wiesbaden bisher 250.C00 cbm Trümmer abgetragen hat und dabei 1,5 Mill. Ziegelsteine bergen konnte. Die Trümmerverwertungsge- sellschaft in Wiesbaden stellt ausserdem im Tagesdurchschnitt 20.000 Voll- steine her. Hamburg, das 1,8 Mill. cbm Schutt beseitigte, konnte bisher 7,5 Mill. Ziegelsteine für die Wiederverwertung bergen; allerdings steht dem ein Vorkriegsbaubedarf von monatlich 70 Mill. Steinen gegenüber und ein derzeiti- ges Aufbauerfordernis von 400.000 Wohnungen. Um in diesem Zusammenhang gleichzeitig aber schon einen Begriff über den zeitlichen Umfang der Wieder- aufbauarbeiten zu vermitteln, sei hierzu das Beispiel dt/r Stadt Hannover an- geführt. Hannover weist einen Totalschaden von 9.600 Grundstücken auf, da- zu kommen 3.650 schwer beschädigte und 15.750 mittel- cxTer leicht beschä- digte Grundstücke: Der Wiederaufbau im alten Umfang würde schätzungswei- se 20 Jahre in Anspruch nehmen, wenn während dieser Zeit 2.433 Maurer, 490 Zimmerleute, 198 Dachdecker und 635 Tischler täglich am Werk sein könnten. Da bisher nur 356 Maurer zum Ansatz gebracht werden konnten und neben der Baustoff not zugleich auch überall ein ungeheurer Fehlbedarf an Bauwerken sowie Baumaschinen besteht, lässt sich bei dem Stand aller übrigen Dinge darauf scliliessen, dass der Wohnungswiederaufbau Tri Deutsch- land etwa zwei bis drei Jahrzehnte in Anspruch nehmen wird. TDieser Wiederaufbau wird einerseits von unserer wirtschaftlichen Ge- DAS ANDERE DEUTSCHLAND 13 samtlage (Flüchtlingsproblem, Ernährungslage, Erwerb, Baubestand, Bau- stoffproduktion usw,) andererseits von den Geldverhältnissen (Staatsschul- den, Reparationspflichten, Geldreform) bestimmt. Der Bauwert heute noch vorhandener, lerner der im Laute der nächsten 20 bis 30 Jahre wieder zu- nehmenden Wohnungen durch Bauschädenausbesserung und Neubauausfüh- rung beträgt nach der eingangs dieser Ausführungen erfolgten Uebersicht etwa 19,15 Millionen Wohnungen mal 6.500 RM = 124,5 Mrd- RM. Setzen wir davon die etwa 7.8 Mill. vorhandener und 3,5 Mill. als Vorkriegsfehlbedarfs- ausgleich in das Aufbauprogramm einbezogener Wohnungeh ab, so bleibt die Summe von 7,85 Millionen total- oder schwerzerstörter Wohnungen mit etwa 51,0 Mrd. RM zu finanzieren, und zwar mit mindestens 50 o|o von der Seite des Bauherrn (in Form von Eigenkapital, Altbaustoffbereitstellung, selbst- tätiger Mithilfe, Transportmittelbereitstellung usw.) und mit weiteren 50 o|o auf hypothekarischem Wege. (Informadionstdienst der SPD)) DER SUCHDIENST IN DER OSTZONE Es lohnt sich immer wieder, mit offenen Augen durch die Ruinen der Strassen Berlins zu gthen; denn hin- ter den zerstörten Fassaden regt sich mei t wieder Leben. So ist es auch in der Kanonierstrasse, im Zentrum der Stadt. Obwohl das Haus Nummtr 35 gleichfalls von den Kriegsereignis- sen stark mitgenommen ist, sind hier mehrere hundert Männer und Frauen damit beschäftigt, Millionen Deut- schen zu helfen; denn diese Männer und Frauen sind für den "Suchdienst für vermisste Deutsche in de sowje- tischen Besatzungszone Deutschlands" tätig. Sie verwalten riesige Karteien, c'ie täglich, ja stündlich anwachsen, da die Postboten mit jeder Sendung wahre Berge von Suchkarten brin- gen. (Briefliche Suchanträge werden nicht mehr berücksichtigt!) Täglich kommen 8000 bis 10.000 Suchkarten, die gleichzeitig Karteikarten und in der sowjetischen Besatzungszone auf jedem Postamt für zwei Mark erhält- lich sind. Diese Suchkarten gibt es augenblicklich in Berlin noch nicht; fe-ie werden jedoch demnächst auch auf den Berliner Postämtern erhält- lich sein. Die Karteien des "Suchsdienstes", der amtlichen Charakter hat und auf Anordnung der sowjetischen Militär- Verwaltung geschaffen wurde, um- fast heute 4,5 Millionen Suchkarten; es wird jedoch angenommen, dass sie bald 10 Millionen Karten fassen müs- sen, da rund 10 Millionen Deutsche ihre Verwandten, Freunde odier Be- kannten suchen, die durch die Er- eignisse des Krieges auseinanderge- rbsen wurden und vermisst werden. Um diesen 10 Millionen Deut chen die Suche nach ihren Lieben zu ei leich- tern, wurden alle anderen Suchdien- ste in der sowjetischen Besatzungs- zone aufgelöst, ihr Adiressenmaterial in die Kanonierstra-se 35 geschafft und hier zentralisiert. Damit sind auch die vielen Nepp-Suchorganisa- tionen verschwunden, die für viel Geld versprachen und praktisch nichts hielten. Sie waren es auch, die bei Hunderttausenden Hoffnungen er- weckten und bitter enttäuschten; die- ses enttäuschte Vertrauen wiederher- zustellen, ist eine der vornehmsten Aufgaben des "Suchdienstes"...... Der "Suchdienstder seine Adres- sen auch mit den Suchdiensten der anderen Besatzungszonen austauscht, hat vier Karteien eingerichtet. Die "Begegnurgs-Kartei'' ist die umfang- reichste; hier "begegnen' sich Su- chende und Gesuchte. Daneben gibt es eine besondere Kinder-Kartei, eine Toten-Kartei, in de-» alle Toten seit dem 1. September 1939 registriert wer- den, und eine besondere Kartei für alliierte Nationen. Der "Suchdienst", für den auch die Berliner Frauenausschüsse In zwölf Annahmestellen arbeiten und der sei- ne Tätigkeit Anfang August mit fünf Angestellten unter grossen Schwie- rigkeiten begonnen hat — es regnete in die Arbeitsräume, es gab keine Kar- teikästen, es gab kein Telefon, kurz- um: es fehlte praktisch an allem —, sucht heute jeden, der vermisst wird und — findet Ihn auch! Es kann also jeder jeden suchen: die Frau den, Mann, das Kind die Eltern, der Ge- schäftsmann den Geschäftsfreund. Dem "Suchdienst" kann jedoch die Arbeit wesentlich durch die Mitwir- kung aller erleichtert werden, und zwar dadurch, dass sich alle die mel- den, die glauben, da. « sie selbst ge- sucht werden. Der "Suchdienst" erfüllt so mit sei- ner Arbeit Zwei ausserordentlich wich- tige Aufgaben: er hilft, die Hoff- nungslosigkeit und Ungewisshelt von Millionen zu tiberwinden und gibt der denen neue Kraft zum Leben, welche die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit ihren Lieben nicht aufgeben. — Das Haus Kanonierstras.se 35 wird vom Berliner als da« "Haus der Hoff- nungen" bezeichnet. Mit dieser Be- zeichnung hat er wieder einmal den Nagel auf den Kopf getroffen; denn in der Kanonie.»trapse 35 werden tatsächlich Vermisste nicht nur ge- sucht, sondern, wie die Praxis zeigt, tatsächlich auch gefunden. Mitteilungen des Deutschland-Hilfswerks AUSTRIA 2064 — U. T. 72-6058 — BUENOS AIRES Empfangsbestätigungen von Paketen 19. 11 .46 G. Fr£se, Bs. As. Eisen&ck, Berlin 19. 11 46 K. Liechtenstein, Santa Fe Hoeritz, Berlin 19. 13 '46 K. Liiohtenstein, Santa Fe Sc'hlerstedt, Berlin 19. 11 .46 J. Schreiber, Bs. Aires Fuhrmeister, Hamburg 26 11 .46 H Scholz, Chile Burmeister, Assendort Z. 12 .46 H. Berreiter, Mackenna Molinaky, Börnsen 3. 12 .46 O. Meyer-Helrocke, Bs. As. Lange, Hamburg 10 12 .46 H. Kratter, Chile Pamaitzkl. Kiel lo: 12 .46 H. M. Semper, Ballester Semper, Hamburg 10. 12 .46 D Dschenffzig, Bs. As. Schulze, Flensburg 17. 12 .46 W. , Wrigge, Chile Wrigge, Deimern 17. 12 46 W . Wrigge, Chile Habermann, Soltau 17. 12 '46 W . Wrigge. Chile Wrigge. Wietzendorf 27. 12 .46 R. Levy, Bs. As R^se,- Hornburg 27. 12 .46 R. Levy, Bs As Kalbitzer. Hamburg 14. 1. 47 M. Volz, Bs. As. Bockel, Hamburg 14. 1. 47 J. Kreuziger, Bs. As. Schnoor, Hamburgs 21. 1. 47 K. Möller, Uruguay Mölleir, Uetersen 21. 1 47 C. Beller, Bs. Aires Niemeyer. Hamburl 28. li 47 K. Lichtenstein, Bs. As. Fabian, Berlin 4. 2. 47 H Goltz, Bs. As. Drosten. Hamburg 4. 2. 47 H.' Goltz, Bs. As. Goltz,. Hamburg 4. 2. 4.7 H Goltz. Bs. As. Goltz,' Hamburg 4. 2. 47 h' Goltz, Bs. As. Goltz. Hamburg 4. 2. 47 h Goltz. Bs. As. Paasch, Hamburg 4. 47 F. Webers, Avellandea Maas». Hamburg 4. 47 P Bauer, Bs. As, Matthjesen. Hamburg 4. 47 P. Bauer. Bs. As. Soennlehsen, Hamburg 4 ,2. 47 J. HirschUer, Bs. As. Rehtz. Hamburg 5, 47 O. Schmidt. Entre Rios Hil-chen, Hamburg • « .2. 47 A. Hagel'berg, Bs. As _ Wimmer, Kliagenfurt 10 47 V. Leva, Paraguay Berger, Hamburg 13 2. 47 w. Malkewitz. Bänfield Schacht. Hamburg 19 '.2. .47 W. Malkewitz. Bänsifid Malkewitz, Hamburg 19 ,2, 47 R Schulz, Ombti POS. Grimme, Hamburg 20 .2. ,47 H. Wünsche, Bänfield Warben, Hamburg 24 ,47 K. Richter. Bs. As. BoeMeer. Hamburg 25 .'2' 47 D H.W. Bs. As. Hecht, Hamburg . .?5 .2, .47 Hlä senberg. Bs. As. Schwarz, Hamburg 2-5 .2 47 P. Schmidt. Mar del Plata Schmidt-Günth 27 .2. 47 A . Mallbann, Bs. As. Blohm, Hamburar 27 47 A. Mallbann. Bs. As. Werthelm, Hamburg '2 .47 A. Mallbann. Bs. As. Blohm, Hamburg 27 .2, .47 Thea Sternberg, Bs. A«. Schwarz. Hamburg 28 .2 47 D.H.W. Bs. As. Wegbrod. Hamburg 4 .3 .47 V. Cahn, Bs. As, Hadler, Hamburg 5 .3' .47 Kade - Sajur. Martine« Basediau, Hamburg 10 , 3 .47 E Goldruer, Bs. As. H'eppaus. Mamburg 10 .3 . 47 E.' Goldner Trost, Hamburg 10 .2 .47 Newborn, Bs. As. Rudolph, Uetersen 10 .2 4:7 Jorge Pauly, Bs. As. Ussauer, Hamburg 10 .8 .47 Jorge Pauly, Be, Aa, Westeöderf, Hamburg 3.4.47 3.4.47 3 4.47 13 .'5.47 13.5.47 13.5.47 13.5.47 13.5.47 13.5.47 11.5.47 13 5.47 *K5.47 10.5.47 37.5.47 17.5.47 23.5.47 28.5.47 23.5.47 22 5.47 13.4.47 20.5.47 22.5.47 22.5.47 »1.5.47 22.5.47 22.5.47 22.5,47 22.3.47 21.5.47 22.5.47 10.5,47 19.5.47 19.5.47 20.5.47 22.5.47 19.5,47 20.5.47 19.5,47 19.5.47 19.5.4-7 11.5.47 22.5.47 19.5.47 19.5 47 1€. 5.47 19.5.47 lfl.5.47 IM 5.47 19 .'5.47 1S.5.47 16.5. «7 •0.6.5T 14 DAS ANDERE DEUTSCH LA N D Bestell« Datum 3. S. 10. 2.47 2.47 _ 2.47 10. 2.4fl 12. 2.47 13. 2.47 19. 2.47 a*. 2.47 19. 2.47 21. 2.47 25. 2.47 25. 2.47 25. 2.47 25. 2.47 LS. 2.47 26. 2.47 26. 2.47 26. 2.47 18. 2.47 : 4. 3.47 6. 3.47 ; 1. 3.47 1 6. 3.47 10. 3.47 11. 3.47 11. 3.47 11. 3.47 7. 2.47 •7. 2.47 10. 3.47 10. 2.47 17. 3.47 29. 3.47 20. 3.47 31. 3.47 11. 4.47 S. 3.47 S. 3.47 7. 2.47 10. 2.47 12. 3.47 19. 3.47 19. 3.47 8|. 4.47 16. 4.47 25. 2.47 • 4. 3.47 16. 4.47 , 3. 2.47 25. 2.4f7 25. 2.47 . S. 2.47 10. 3.47 12. 3.47 14. 3.47 14. 3.47 14. 4.47 •10. 2.47 id. 0.47 e. 4.47 10. 4.47 11. 3.47 11. 3.47 19. 2.47 10. 3.47 1)1. ßi.47 '11. 3.47 12. 3.47 3. 3.47 14. 3.47 19. 3.47 24. 3.47 10. 3.47 27. 3.47 27. 3.47 271. 3.47 27. 3.47 27. 3.47 18. 3.47 25. 2.47 28. 2.47 28. 2.47 28. 2.47 27. 3.47 26. 3.47 LS. 3.47 1. 4.47 1. 4.47 16. 4.47 2. 4.47 16. 4.47 24. 3.47 24. 3.47 24. 3.47 64. 3.47 Empfange# Bernhard Wtoschewaki, Braunscfc»*K Kurt Berkowitz, Mtlnehea Willy Just, Nürnberg Walter Praus, Lübeck Victor Habt loh, Alzgera Betty Körner. Nürnberg Alice Bach, Hamburg Brich Vester, Merchins Helene Gednoroeec, Bayreuth Brich Grfc&shoff, Bad Harzburg Priedel Büchner, Stuttgart Fritz Nagel, Bamberg Alfred Kübel, Braunschweig Karl Knefeli, Wiesbaden Frieda Knefeli, Wiesbaden Luise von Seydlitz, Braunschwelg Johanna Feldner, Begensburg Bruno von Niessen, Garmiach Hermann Beermann. Hannover Josef Tausche, München Reg. Rat Feineis, Inning Frieda Führer, Hamburg Heinrich Handorf, Hamburg Dr. Carl Calbskopf, Beilngriee Friedr. W. Kleinschmidt, Hamburg Gottfried Kusl, Drütte Ilse SchmeidLer, Oberaudorf Hans Hofmann, Nürnberg Dr. Fritz Hllsenbeck, Harburg Agnes Schilling, Hamburg Ferdinand Hauserk, Hamburg Willi Becker, Idar-Oberst. Gertrud Arnolds, Vallendar Luise Schönberger, Caub ajRhein Heinrich Zimmer, Konz bei Trier Dr. H. Meyer, Hildesheim Felicitas Meinack, Hannover Minna Wallhelmer, Aurich Hans und Grete Frerking, Heisede Ursula Weinert, Sieber Dr. H. Meyer, Hildesheün Hans Frerking, Heisede Grete Frerking, Heisede Hermann Bergmann, Borsim. Hans Frerking, Heisede Ilse Müller, Hannover Martha Fuchs, Braunschweig Grete Frerking, Heisede Edith Bruck, Sülzhayn Adolf Stephan, Hannover Georg Weber, Hannover August Groel, Hildesheim Mathilde Pilgram, Göttingen Anna Sturzkopf, Hannover Albin Karl, Hannover Ernst Marquardt, Hannover Karl Reinicke, Sarstedt Hans Georg Meyer, Stuttgart Ernst Weiss, Stuttgart Georg Dieck, Stuttgart Anneilse Bistrick, Stuttgart Frieda Eilers, Wilhelmshaven Johann Vagt, Kirchselte Anna Kalthoff, Bremen Ilse Wildfang, Bremerförd* Erika Vagt, Bremen Karla Göttke, Kirchselte Hermann Niehaus, Papenburg Joachim Suter, Bremen Frieda und F. Paul, Bremen Carl Wolff, Bremen Chr. Wolfschmidt, Bremen Elßa Gysin, Gartnisch Eufemie Forster, Weingarten Irmentruä Laub, Weingarten Josef HÄenbrand, Ravensburg Franz Rundel, Ravensburg Anne Oehrle. Ravensburg Hans Swistun, Thereslenfeld Hubert Pauli, Köln Willi Eichler, Köln Elisabeth Innis, Köln Gerda Münstermann, Köln Ernst Kreit, Köln = Fritz Arnoida, Köln Fritz Arnolds, Köln Waldemar Slebert, Gummersbach Waldemar Siebert, Gummersbach Franz Schiffmann, Köln ' Luis Höltje, Hamburg Lisa Eggers, Hamburg Paul Goltz, Hamburg Frieda Paasch, Wentorf Walter Goltz, Hamburg Harry Drosten, Hamburg Empfängen 14.5.47 19.5.47 17.5.47 Jii.5.47 20.5.47 19.5.47 22.5.47 19.5.47 17.5.47 14.5.47 23.5.47 19.S-.47 14.5.47 20.5.47 20.5.47 14.5.47 20.5.47 20.5.47 10.5.47 21.5.47 21.5.47 22.5.47 22.5.47 22.5.47 22.5.47 14.5.47 16.5.47 17.5.47 17.5.47 22 .5.47 22.5.47 21.5.47 23.5.47 23.5.47 23.5.47 3.6.47 27.5.47 27.5.47 3.6.47 21.5.47 3.6.47 3.6.47 3.6.47 . 3.6.47 3.6.47 3.6.47 3.6.47 3.6.47 28.5.47 3.6.47 3.6.47 3.6.4, Ans. Juni 3.6.47 3.6.47 3.6.47 3.8.47 30.5.47 29.5.47 Ende Mai 27.5.17 22.5.47 20.5.47 Ende Mai 19.5.47 16.5.47, 16.5.47 21.5.47 27.5.47 28.5.47 29.5.47 23.5.47 30.5.47 3.6.47 3.6.47 3.6.47 3.6.47 3.6.47 25.5.47 23.5.47 21.5.47 21.5.47 Ende Mai 28.5.47 Ende Mai Ende Mai 3.6.47 3.6.47 28.5.47 29.5.47 29.5.47 29.5.47 30.5.47 29.5.47 30.5.47 11. 15. 10. 10. 13. 14. 19. 20. 24. 24. 3.47 Ida Maass, Wentorf 24 . 3.47 Hermann Goltz, Hamburg 8. 4.47 Heinrich Grimmig, Hamburg 21. 3.47 Peter Scultetus, Höckel 7. 3.47 Ernst Steinsatt, Stilseeld 21. 3.47 Erika Scultetus, Höckel 26. 3.47 Dorothea Reimers, Hamburg 26. 3.47 Heinrich Böttcher, Hamburg 4.47 Clara Plass, Hamburg 4.47 Else Ahlers, Hamburg 3.47 Helene Heinichen, Hamburg 2.47 Otto Schnell, Niendorf 26. 2.47 Wilhelm Lemke, Kiel 26. 2.47 Maria R. de Caro, Sarkwitz 28. 2.47. Johannes Dwinger, Hagen 5. 3.47 Gertrud Bielfeld. Lübeck 3. 3.47 Andreas Gayk, Kiel 7. 3.47 Maria Rudioff, Tarp 10. 3.47 Wolfgang Haken, Kiel - 3.47 Hugo Dietrich, Lübeck 3.47 Wilhelm Opitz, Hamburg 3.47 Georg Juliusbsrg, Hamburg 3.47 Lito Eggers, Hamburg 3.47 Trieda Paasch, Wentorf 24 . 3.47 Ida Maas, Wentorf 24. 3.47 Hermann Goltz, Hamburg 24. 3.47 Paul Goltz, Hamburg 24. 3.47 Harry Drosten, Hamburg 24. 3.47 • Walter Goltz, Hamburg 2. 4.47 Karoline Bollhorn, Bergedorf 9. 4.47 Monika Tillack, Hamburg 9. 4.47 Erna Pennings, Hamburg 9. 4.47 Frau Diekmann, Hamburg 15. 4.47 Walter Praus, Lübeck 16. 4.47 Helene Krüger, Hamburg 24. 3.47 Leni Sachse, Hannover 20. 3.47 Hedwig Schindler. Herberhause 22.10.46 Maria Thormählen, Travemünde 2S.10.46 Johanna Geyer, Regensburc 29.10.46 Herbert Barre, Bremen 29.10.47 Georg Barre, Oldenburg 29.10.47 Grete Lang, Paderborn 29.10.47 Lilly Barre, Oldenburg 29.10.46 Frieda Führer, Hamburg 29.10.46 Karl Knefeli, Wiesbaden 29.10.46 A. Schweizer, Heilbronn 29.10.46 Leo Schlesinger, Hamburg 5.11.46 Dr. Max Kalthoff, Bremen 5.11.46 Gabrielle Malzacher, Karlsruhe 5.11.46 Friedrich Pfistner, Karlsruhe 5.11.46 Johannes Bertsch, Niederramst. 5.11.46 Anna Kalthoff, Bremen 5.11.46 Irene Pmzl, Innsbruck 5.11.46 Adlin von Rösaiaft, Weitenung 12i.ll.46 Waldrand Wachtel, Burgstadt 12.11. 4<> Valentin Leib, Hemsbach 17.11.46 Ada.m Leitwein, Laudenbach 19.11.46 Karl Sievers, Schmalenbach 19.11.46 Gustav Reimers, Hamburg 19.11.46 Ines Nissen, Hamburg 19.11.46 Ina Rendel, Hamburg 19.11.46 Ina Rendel, Hamburg 19.11.46 Aline Dwinger. Hagen-Holst 19.11.46 August Steffens, Hamburg 19.11.46 Ilse Walter, Ditzum 26.11.46 Erna Reinke, V.ogelsdorf 26.11.46 Auguste Schmidt, Ottersberg 26.11.46 Alice Bach, Hamburg 26.11.46 Brunö Wille, Hamburg 26.11.46 Carl Wolff, Bremen 26.11.46 Paul Fenske, Karlsruhe 26.11.46 Hans Brandt, Hamburg 26.11.46 Grete Dimel. Oberbehme 26.11.46 Eugen Ott. Hnilbronn 3.12.46 Susanne Peters, Anreechte 3.12.46 Minni Gravenhorst, Bad Oldesloe 13.12.46 Otto Becker, Hamburg 3.12.46 Lokadia Moijnsky. Hamburg 3.12.40 .Liese! Petersen. Karlsruhe 3.12.246 Dr. Paul Wohlwill, Hamburg 3.12.46 Helene Heinrichen, Hamburg 3.12.46 Johann Vagi. Kirchselte 10.12.46 Richard Fritz, Fulda 10.12.46 Ernst Büchel. Wesermünde 10.12.46 Alvine Schäfer, Solz 10. 12.46 Anna Schlüter, Salzkotten lf*. 12.46 Rudolf Bockel, Hamburg 17.12.46 Frieda Runge, Hamburg 17.12.46 Paul Fenske. Karlsruhe 27.12.46 Carl Wolff. • Bremen 27.12.46 Erika Vagt, Bremen 27.12.46 Dr. Gustav Meyer, Offenbach 27.12.46 Simon Bender, Frankfurt 14. 1.47 Erika Heinemann. Nürnberg 21. 1.47 Christian Götz, Frankfurt PI. 1.47 Wilhelm Götz, Frankfurt 28. 1.47 Inge Bollmann, WaUrabenst. 28. 1.47 JotMttUia Gassen, Königstein 2.6.47 2,6.117 30.5.47 2.6.47 30.5.47 2.6.47 30.5.47 30.5.47 1.6.47 30.5.47 23.5.47 23.5.47 28.5.47 28.5.47 33.5.47 28.5.47 28.5.47 28.5.47 30.5.47 28.5.47 29.5.47 29.5.47 ' 29.5.47 27.5.47 27.5.47 30.5.47 30.5.47 29.5.47 29.5.47 29.5.47 28.5.47 23.5.47. 28.5.47 2.6.47 29.5.47 3 .6.47 3,6.47 16.4.47 April 47" 8.4.47 22.4.47 22.4.47 11.4.47 22.5.47 19.5.47 9.5.47 9.5.4*7 12.5.47 8.5.47 ( 8.5.47 14.5.47 9.4.47 7.5.47 15.4.47 14.5.47 8.5.47, 8.5.47 9.5.47 6.5.47 9.5.47 10.5.47 10.5.47 9.5.47 9.5.47 17.4.47 2.5.47 8.4.47 9.5.47 9.5.47 9.5.47 7.5.47 9.5.47 22.4.47 9.5.47 2?.4.47 29.4 47 9 . 5.47 8.5.47 8.5 47 9.5.47 9.5.47 12.5.47 19.5.47 10.5.47 28.4.47 22.4.47 9.5.47 10.5.47 7.5.47 14.5.47 .13.5.47 20.5.47 23.5.47 19.5.47 16.5.4" 16.5.47 19.5.47 21.5.47 Die deutschen Kriegsgefangenen In lYankreich Die französische Regierung will mo- natlich 20.000 Kriegsgefangene nach Deutschland zurückschicken. Monatlich 25.000 Kriesgefangene können in freie Arbeiter verwandelt werden. Die Kriegsgefangenen sollen in- nerhalb von drei Monaten sich darüber entscheiden. Ausgeschlossen sind Kriegsverbrecher, Waffen-SS und ak- tive Offiziere. Nach Unter Schreibung des Arbeits. kontrakts treten die bisherigen Kriegs- gefangenen in den Genuss der für die ausländischen Arbeiter gültigen Sozial- gesetze, wie der Krankenkasse, Unfalls- versicherung, des bezahlten Urlaubs. Sie sollen ferner möglichst bald einen bezahlten Urlaub erhalten. CAS ANDERE DEUTSCHLAND 15 Der russische Soldat in Deutschland Die Engländer haben jetzt über zweihundert Jahre lang ihre Demo- pratie aufgebaut. Sie und Ihre angel- sächsischen Vettern, die Amerikaner, haben viel erreicht, besonders auf dem G:-biet der politischen Demokratie. Haben wir ein Recht, zu erwarten, dass die Russen auf dem gleichen re- lativ hohen Niveau stehen? Vor 1861 waren der grösste Teil der Russen ausgesprochen Sklaven. Bis zu ihrer Revolution besassen sie keinerlei poli- tische Rächte und fast keine Erzie- hung. Dann machten sie wahrhaft ungeheure Anstrengungen, die glück- licheren Nationen einzuholen- Aber die Zeit war kurz. Wirkliche Erziehung begann in der Sowjet-Union nicht vor 1923, nach dem Bürgerkrieg. Aber wegen des all- gemeinen Mangels an Lehrern war diese Erziehung noch primitiv. Ehe in den Schulen unterrichtet werden konnte, mussten Lehrbücher geschrie- ben werden. Und in der Sowjetunion werden 120 Sprachen gesprochen. Dar- um war, als 1941 die deutsche In- vasion in dieses Aufbauwerk einbrach, erst eine gewisse äusserliche Erziehung erreicht. Aber, wie wir wissen, ist der Schul- unterricht weniger wichtig, als die Atmosphäre des Elternhauses Wer sind die Bitern jener Soldaten, die jetzt Deut-chhlar.d besetzt haben? Manche von ihnen gehören primiti- ven Stämmen an — Kalmücken, Kir- gisen. Warum sollte man von ihren „ Söhnen erwarten, dass sie zivilisierte Gentleinen westlichen Durchschnitts sein müssten? Kann man das viel- leicht von allen Soldaten fortgeschrit- tenerer Völker behaupten? Es kann nicht überraschen, dass, als russische Soldaten Ostdeutschland eroberten, viele Gewalttätigkeiten verkamen. Überraschender wäre, wenn das nicht der Fall gewesen wäre; Von Stalingrad bis Auschwitz Man bedenke, was sie durchgemacht haben! Nach sieben Jahren Krieg und Revolution haben sie weitere sech- zehn Jahre mühsam gearbeitet, um Industrien zu schaffen — wenn auch viele von diesen sicher für militäri- sche Zwecke bestimmt waren Dann, als sie auf dem Punkt angelangt wa- ren, für einen höheren Lebensstan- dard arbeiten zu können, hatten sie plötzlich der fürchterlichsten Inva- sion Stand zu halten und mussten an- sehen., wie ein grosser Teil von dem, was sie aufgebaut hatten, durch den Feind oder dul'Qh sie selbst zerstört wurde. Indessen erkämpften sie sich den Weg von Stalingrad bis zur deut- schen Grenze. Auf diesem Wege durch ihr Heimatland sahen sie Tag für Tag (Dörfer und Industrieanlagen, mit ih- rem Schweiss und Blut errichtet, in Ruinen. Das Enste, was sie an der deutschen Grenze fanden, war das Konzentrationslager . von Auschwitz, wo Hunderttausende ihrer Kameraden vergast und ermordet worden waren. Ihre Wut stieg^ als die Deutschen sich weigerten, sich zu ergeben, ob- gleich weiterer Widerstand Irrsinn >. ü- .1 \v;'..wr wr.ule i u -■ s Blut verges en. Das war die Ursache all der hässlichen Dinge, die sich- dann ereigneten. Die meisten der Frauen, die dort vergewaltigt wurden, waren unschuldige Opfer Hitlers und des Krieges. Afoer wenn man einem russi- schen Soldaten -sagen würde, "diese Frau, die du vergewaltigt hast, war unschuldig" so würde er antworten, "waren meine Mutter und Schwestern, die die Deutschen getötet haben, nicht ebenso unschuldig?" Die meisten Men- scher^ die brutal behandelt wurden, reagieren in gleicher Weise, Musik und Moral Viele der russischen Soldaten sind wie Kinder, und man tut gut, sie wie solche zu behandeln. Das Schlimm- ste ist, Furcht zu zeigen. Ich kenne eine Frau, die mit ihrer zwanzigjäh- rigen Tochter allein ohne männlichen Schutz lebte, und sich und ihre Toch- ter unversehrt durch diese furchtbare Zeit brachte. Wenn jeweils ein Trupp von zehn, zwanzig Russen in ihr Haus drang, sägte sie in ihrer ruhigen, fe- sten Art zu ihnen: "Was kann ich für Sie tun? Möchten Sie etwas Mu- sik hören?" Im allgemeinen hören die Russen sehr gern Musik; darum setz- ten sich alle nieder, um zu lauschen. Auf diese Art kamen die beiden Frau- en unbeschadet durch, während in den anderen Häusern... Zu dieser Zeit taten die russischen Befehlshaber .was .sie konnten, um ihre Mannschaften in Zucht zu hal- ten, aber sie brachten Wochen, um die Zügel wieder in die Hand zu be- kommen- Jetzt ist alles relativ ruhig. Von Zeit zu Zeit kommen Gewalttä- tigkeiten vor, aber bei den russischen Soldaten nicht mehr als bei denen der anderen Besatzungsmächte. Der Soldaeenberuf ist nicht so ideal, dass er den Menschen rücksichtsvoll machte. , Man kann die Steche auch von ei- ner anderen Seite ansehen. In Frie- denszeiten kann ein junger Leutnant seine Autorität über seine Leute aufrechterhalten, weil sie Rekruten sind und jünger als er. In Kriegszei- ten aber, wenn der Leutnant vielleicht neunzehn Jahre alt Ist und seine Leu- te vierzig, ist das nicht so leicht. Es gehört viel Taktgefühl und guter Wil- le auf beiden 'leiten dazu. D"r Sol- dat fühlt, dass die deutsche Zivili- sation, zum mindesten die äussere Kultur der -emen überlegen ist. Er kommt' in ein deutsches Arbeiterheim und hält den Deutschen für einen Kapitalisten. Russische Arbeiterhäu- ser sind um vieles primitiver. Aber hier ist der Russe der Ueberlegene, der Soldat der Besatzungsmacht, und der Deutsche mit seiner höheren Er- ziehung hat zu gehorchen. Unter den Minionen im Krieg mobili- sierter Männer ist es häufig so; Der kleine Mann, im bürgerlichen Leben vielleicht ein untergeordneter Büroan- gestellter, der gehorchen und zu seinen Vorgesetzten aufsehen muss, wird mit einem Schlaffe selbst ein Vorgesetzter. ein Befehlshaber über Menschen, die ihn früher nicht einmal angesehen hätten. Indem er nun versucht, seine Unterlegenheit zu verbergen, kann der kleine Mann ein Tyrann werden. So geht es jetzt- manchen russischen Soldaten. Während der Deutsche kör- perlich leidet, leidet der Russe mora- lisch. Die Russen arbeiteten in ihrem Land an einem grossen Werk, dem Aufbau eines starken ökonomischen und kulturellen Lebens in einem unge- heuer ausgedehnten Land. Durch die Nazis wurden sie aus dieser konstruk- tiven Arbeit herausgerissen. Hitler ist sich nicht bewusst gewesen, dass sein vielleicht schwerster Schlag nicht das wirtschaftliche Leben Russlands, son- dern die Moral seiner Menschen traf- (Worldover Press) DIE FESTVERANSTALTUNG Zum Jubiuäum des Andern Deutsch- land wird voraussichtlich am 16. Au- gust im Festsaal der Pestalozzi-Gesell- schaft stattfinden. Wir bitten unsere Leser, sich diesen Tag freizuhalten. UNSERE JUBILAEUMSNUMMER Soll am 1. August aLj Doppelnum- mer ei scheinen, Sie wird zusammenfassende Rück- blicke auf unsere bl-herige Arbeit und auf die Kämpfe und die Entwicklung des A. D., sowie grundsätzliche Arti- kel bringen. Ferner werden wir in ihr die Glückwunschschreiben deutscher Zeitungen und Zeitschriften und be- kannter Persönlichkeiten ve: öffentli- chen. Die Jubiläumsnummers wird in es" höhter Auflage erscheinen. Wir bitten unsere Freunde und Leser schon jetzt, für ihr Verbreitung Sorge zu tragen und Extraexemplare zu bestellen. Ebenso bitten wir, soweit es im Be- reich der Möglichkeit des Einzelnen liegt uns rechtzeitig Annoncen für diese Extranummer zu vermitteln. Buchhandlung Antiquariat Cosmopoiita verzogen von Corrientes 459 nach TUCUMAN 413 , DAS ANDERE DEUTSCHLAND BUECHERPAKETE NACH DEUTSCHLAND FÖr Ihre Freundte und Verwandten übernehmen wir den Versand von Bü- ch erpaketeii im zulässigen Höchstgewicht von 5 kg. nach der englischen, amerikanischen und französischen Zone, vi« Bewilligung für die russische Zone ist demnächst zu erwarten. FREIE WAHL AUS OBER 200 GILDENBOCHERN Alle Gildenbiicher sind von der alliierten Zensur zugelassen Die Zustellung erfolgt ab Zürich durch die Zentralverwaltung der Bücher, gilde Gutenberg ohne jeden Preisaufschlag, zoll- und spesenfrei für den Empfänger. Das Porto beträgt Pesos arg. 3.— pro Paket. Der Besteller erhält die Original-Empfangsbestätigung. Verlangen Sie das ausführliche Bücherverzeichnis vor Aufgabe Ihrer Bestellung bei der Geschäftsstelle der BlJECHERGILDE GUTENBERG Buenos Aires — RECONQUISTA 144, Of. 40 — Tel. 33-1690 Geöffnet von 9 bis 12.30 und von 15 bis 19 Uhr. o_ ||8 FRANQUEO PAGADO CONCE8ION No. 80M OZS TARIFA REDUCIDA CONCESION No. 8868 Bücher leihweise Neuester Katalog gratis Leihbibliothek COSMOPOL1TA Corrlente» 484. Suvcimal Heigrrano, Sucre 66396 V. T. 32-2490 — U. T. TS - »SV» Versand nach ausserhalb ENRIQUE ü. CORONA MARTINEZ A B O G A D O TUCUMAN 1441, 1er. plso, Dto. 1 Ü. T. 88-8871 CASA FILATELICA GUILLERMO KARBAUM Einziges Briermarkenspeziaigescnält in der Republik. Herausgeber des Bolivia-Spezial- Album. LA PAZ - BOLIV1A Calle Bollvar (Ewficio Paris) Casilla 323 HOTEL ZUR HABSBURG 25 DJU MAYO 447 — U. JL'. 81-2187 bietet den Durchreisenden billigsten Aufenthalt auch für Familien, bei bester Verpflegung und aufmerksam, ster Bedienung. Saubere, luftige Zimmer. 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