ORGANO DE LOS ALEMANES DEMOCRATICOS DE AMERICA DEL SUR Tucuman 313 T. A. 31, Retiro 7264 JAHRE LA O T R A ALEMANIA DAS ANDERE DEUTSCHLAND ZEHN JAHRE POLITISCHER KAMPF — DER KAMPF GEHT WEITER ZEHN JAHR£ PROPAGANDA IN SUEDAMERIKA DIE HILFSAKTIONEN DES ANDEREN DEUTSCHLAND DAS DEUTSCHLAND-HILFSWERK DOKUMENTE DES „ANDEREN DEUTSCHLAND" FLUGBLAETTER, KUNDGEBUNGEN, KOMMENTARE GLUECKWUENSCHE AUS EUROPA UND AUS SUEDAMERIKA DIE STIMME ROMAIN ROLLANDS EINE STIMME AUS DEUTSCHLAND FRIEDRICH ENGELS: KARL MARX MAX ADLER: BUERGERLICHE UND PROLETARISCHE WISSENSCHAFT Buenos Aires NUMERO 147/8 lo. DE AGOSTO DE 1947 "L'ART POUR L'ART' MASSEN? ODER KUNST FUER DIE ' Peutftfte Frankfurt am Ma ''.3 In | DEUTSCHLAND *tKß(bwe\k* AUSTRIA 2064 T. A. 72-6058 BUENOS AIRES HERABGESETZTE PREISE A rbeite r-Hil fswerk Juli unsere Preise Infolge neuer Abmachungen mit dem Schweizer sind wir in der angenehmen Lage, ab Montag, 21 stark herabzusetzen. lieferbar nach Deutschland, sämtliche Zonen. Für die russische Zone Deutschlands sowie nach Oesterreich, Frankreich, Ungarn, Italien, Jugoslawien, Rumänien erfolgt der Versand per Poet ab Schweiz mit einem Portozu schlag von 3 $ pro Paket. Fett 1 kg reines Schweinefett 1 kg Speisefett 1 kg la. Rindfleisch (2 Dosen) Preis: f 86.— (Mitglieder $ 23.—) Zucker Würfelzucker 4,750 kg NettoinHalt Preis: $ 18.— (Mitglieder $ 16.—) Kaffee l'/z kg Zucker 3 kg Rohkaffee Preis: $ 24.— (Mitglieder $ SS —) Haferflocken 9 Pakete a 500 g 4 Vi kg Inhalt Preis: $ 14.— (Mitglieder $ 12.—) Sardinen 14 Dosen Ia protuglesisdhe Oelsa rdlnen Preis: $ 26.— (Mitglieder $ 24.—) Seife 4 kg Kernseife Preis: $ 84.— (Mitglieder 5 22.- Milch 2 Dosen VoUmUchpulver Vi kg 2 Dosen ges. Kondena- mlldh 4 Dosen milch Preis: $ (Mitglieder $ 22.—) imgez. Kon den s- 24 — Schokolade holländische beste Schoko- lade , Kwatta" gepackt in Schachteln au 300 T8.fei- chen 2 kg Nettogewicht Preis. $ 80 — (Mitglieder Z 16 —) Volkspaket 2 kg BrbsennueM 1 kg Suppenmehl 750 g Matzlngers Birdher- müsllflocken 600 g Metzingers Kastan- nlenflocken Preis: f 30.— (Mitglieder $ 18.—) Lieferbar nach Deutschland (französische, britische, amerikanische Zo- ne und Gross-Berlin einschl. russischer Sektor), Frankreich, Oesterreich, Ungarn. Nach Italien kann nur das Standardpaket geliefert werden. Grosses Familien-Paket 1- kg-Dose frische dänische Butter 1 kg geräucherten Bauchspeck 1 kg Zucker 1 kg Röstkaffee 1 kg Makkaroni Va kg Haferflocken Vfe kg Orangenmarmelade 2 Dosein gez. Kondensmilch 0,400 kg Schokolade 2 Pakete Zigaretten a 20 «tüek 9 46.— (Mitglieder 5 42.—) Kinder-Paket 3 Dosen gez. Kondensmilch 1 kg Zucker 1 kg Makkaroni 1 kg Haferflocken Vs kg Orangenmarmelade 0,200 kg Schokolade $ 84.— (Mitglieder $ 22.—) Paket „Standard" 1 kg Zucker 1 kg Konfitüre xh Röstkaffee '/4 kg gez. Milchkakae Ya kg Schokolade 1 Dose Kondensmilch Vi kg Speisefett Vi -kg-Dose Rindfleisch Vi-kg-Dose Tomatenpuree 14-kg-Dose Qrapefruitsatt 1 Paket Matzingens Keeken 1 Paket Zigaretten (20 Stück) 9 33.— (Mitglieder | 30.—) Paket Dänemark 1-kg-Dose frische dänische Butter 1-kg-Dose Rindfleisch im eigenen 1 kg geräucherten Rüctoenspedk mit Kotelett 1 kg geräucherten Mageirspeck V» kg Käse $ 38.— (Mitglieder $ 38.—) Haushalt-Paket 4 kg Weissmehl 1 kg Zucker 1 kg Makkaroni Va-kg-Doee Butter V2 kg Orangenkonfitüre Vi kg Schokolade 2 Dosen gez. Kondensmilch $ 35.— (Mitglieder $ 32.—) ist PFUNDPAECKCHEN "EUROPA" Beförderung durch Post in alle Zonen Deutschlands, einschl. russische Zone. — Auslieferung zollfrei. EUROPA 1 500 gr Krlstallsucker EUROPA 8 500 gr. gerösteter Kaffee EUW>PA 4 2e0 gr Zucker 200 gr Tafelschokolade 5 4.— EUROPA 6 4 SO gr Pflanaenbutter in Aluminlumdoee $ I.— EUROPA 7 330 gr gern. Kaffee in Des# 23 Suppenwürfel $ t.— EUROPA 10 250 gr ger. Kaffee 250 gr Kakao ZIGARRETTENPIAKET 200 Zigaretten (alle Zonen ausser TT3A) 5 7. 5 12 — HAUPTGESCHAEFTSSTELLE: AUSTRIA 2064 (U-Bahnstatlon Agüero an der P-alermo-Strecke; geöffnet Montag bis Freitag von 16.30 bis 19 Uhr) Briefliche Bestellungen bitten wir nur an Austria 2064 zu richten und Scheck oder Giro auf Augusto Biemsen beizufügen. ANNAHMESTELLE ZENTRUM: RECONQUISTA 144 2o. piso of. 40 (Büohergilde Gutertberg) geöffnet 9—12.30 und 15—19 Uhr. Samstcrg 9—12.30 Uhr. ANNAHMESTELLE BELGRANO: Echeverria 2570 (Estudio MM; geöffnet 10—12 u. 16—20; Samstags 10—12 Uhr) EMPFANGSBESTAETIGUNGEN jeden 1 und 15. nur In „Das Andere Deutschland" Aenderungen vorbehalten. Im Falle bestimmte Artikel fehlen, werden sie durch gleichwertige ersetzt. DAS ANDERE DEUTSCHLAND I M MZ MM vx DAS ANDERE DEUTSCHLAND IN DEUTSCHLAND Unsere Zeitschrift ist nunmehr in Deutschland im freien Buchhandel in der britischen und amerikani- schen Zone erhältlich. Verweisen Sie Ihre Angehörigen und Freunde auf diese Möglich- keit, DAS ANDERE DEUTSCH- LAND kennen zu lernen und zu beziehen. Abonnements durch unsere Ge- neralvertretung für die britische und amerikanische Zone: Buchhandlung Gebr. Wetzler Heidelberg, St. Annagasse I. DAS ANDERE DEUTSCHLAND IN SCHWEDEN In Schweden haben sich die deutschen Sozialisten zu einer Gruppe des Andern Deutschland zusammengeschlossen, die gemein- sam unsere Zeitschrift bezieht. Wir schicken vorläufig 35 Exemplare. UJfcJNA Der Deutsch© Nachrichtendienst (Dena) kabelte allen Zeitungen der britischen und amerikanischen Zo- ne einen 270 Worte umfassenden Gedenkartikel, den Wolfgang Bar- tels über das lOjährige Bestehen des Anderen Deutschlands schrieb, In dem er die von uns geleistete Arbelt vvtirdigte, SAGE N I E: N IE MALS Wer noch lebt, sage nicht: niemals! Das Sichere ist nicht sicher. So, wie es ist, bleibt es nicht, Wenn die Herrschenden gesprochen haben werden die Beherrschten sprechen. Wer wagt zu sagen: niemals! An wem liegt es, wenn die Uriterdrueckung bleibt? An uns. An wem liegt es, wenn sie zerbrochen wird? Ebenfalls an uns. Wer niedergeschlagen wird, der erhebt sich! Wer verloren ist, kaempfe! Wer seine Lage erkannt hat, wie soll der autzuhalten sein* Denn die Besiegten von heute sind die Sieger von morgen und aus niemals wird; heute noch! (von Bertold Brecht) LA OTRA ALEMANIA Y EL OTRO MUNDO La guerra contra el totalitarismc no ha teiminado, porque no han sido extirpadas las causas —es decir, las contradicciones— que al totaiitarismo lo hicieron posible. La guerra sigue todavia, 5eguirä. Se trata de una lucha de numerosas baiallas, de numerosos frentes. Acaso de riesgos ma- jores que la lucha militar, Es lucha poi la vida, o mejor decir, por todas las dimensiones de la vida. Lucha por la paz. Lucha por la definitiva liberaeiön. Lucha por la cultura de los pueblos. Lucha por la satisfaeeiön de todas las necesidades de los pueblos. Lo que equivede a afirmar: Lucha por el Socialismo. Si en esta guerra de la paz de los pueblos —que tal debe ser la paz— no triunfan nuestras bartideras de la redencion del hombre resurgira Hitler, resurgirä Mussolini, resurgira el demagogo / con el demagogo el tirano, de la misma manera que sobrevive Franco en Espana y el mandön de acento totalitario en America. La causa de la "Otra Alemania" es. enverdad, la causa de "Otro Mundo". No este actual de la ceniza caliente y de la her?da ein cicatrizaciön, sino un mundo nuestro, mundo de los pue- blos libres. mundo de los luchadoras, mundo del socialismo. Este munde espera de rosotros tanto como nosotros esperamos de el. Que la espera sea tiempo de aeeiön, Hay que seguir .ganando guenras pars ler libertad del hombre. DARDO CÜNEO DAS AJNDim DIUT9CHIAND ZEHN JAHRE POLITISCHER KAMPF- DER KAMPF GEHT WEITER r,s war ein kleiner Kreis deutscher Emigranten in Buenos Aires, der vor zehn Jahren unter dem Na- men -'Das Ändere Deutschland" zugleich mit einer Unterstüüsungsaktion für politische Flüchtlinge den offenen Kampf mit dem Nationalsozialismus auf- nahm. Das zunächst hektographierte Mitteilungs- blatt, das diesem Zweck diente, erweiterte sich mit dem Anwachsen der Leserschaft zu einer zunächst einmal, dann zweimal monatlich erscheinenden Zeit- schrift. Unserm Namen entsprechend begannen wir mit der Gegenüberstellung des hitleristischen Deutsch- land und seiner Zerstörung und Beschmutzung alles dessen, was gui und menschlich an Deutschland ge- wesen war, und unseres, des anderen Deutschland. Zugleich enthüllten wir die Lügenpropaganda und die Zersetzungsarbeit der Nazigesandtschaften und Naziagenten innerhalb des Deutschtums in Südame- rika und in den südamerikanischen Ländern. Wir er- hoben den Ruf zur Sammlung und zur Gegenwehr, indem wir betonten, dass, wie die Nazidiktatur Deutschland in eine furchtbare Katastrophe führen müsse, so auch die nazistische Gleichschaltung und Wühlarbeit verhängnisvolle Folgen für das Deutsch- tum in Südamerika haben werde. Ueber diese nächsten Aufgaben hinausgehend, suchten wir dann an Hand der Weltereignisse immer wieder nachzuweisen, dass man den Nationalsozia- lismus nicht isoliert betrachten dürfe, dass er nicht ein spezifisches Produkt deutscher Mentalität sei, dass Faschismus und Nationalsozialismus vielmehr ihre Wurzeln im Monopolkapitalismus und Imperia- lismus hätten, und dass sie nur dann erfolgreich zu bekämpfen und auszutilgen wären, wenn man ihre wirtschaftlichen und sozialen Grundlagen nicht nur in den Ursprungsländern, sondern in der ganzen Welt bekämpfe und beseitige. Grundsätzlicher und kom- propilssloßer Kampf gegen den Nationalsozialismus bedeutete also für uns zugleich Kampf gegen das kapitalistische System, gegen koloniale Unterdrük- kung, gegen jede Entrechtung von Völkern, Rassen nnä Klassen, für eine sozialistische Neuordnung der Welt. Neben der Analyse und Kritik der Zelt und der Zeitereignisse suehten wir durch grundsätzliche Ar- tikel Aufklärungs- und Schulungsarbeit zu leisten. Dem diente insbesondere die Jugendbeilage "Heute Und Morgen", die zunächst gesondert, dann als Teil unserer Zeitschrift ein paar Jahre lang erschien Und in ausgezeichneter, einfacher Form die Erkennt- nisse des wissenschaftlichen Sozialismus unseren Le- ser# vermittelte. ' Unser Kaiyipf war nicht leicht. Wir waren völlig aüf die eigene Kraft und den Opferwillen unserer Leser angewiesen. Alle Arbeit wurde unentgeltlich geleistet. "Die besitzenden Teile der deutschen Kolo- nie waren nazistisch, wenn nicht aus Ueberzeugung, so um 0es ??ivHts ynd der Beauemlichkeit willen; die Vereine waren mit oder ohne Druck gleichge- schaltet; Angestellte und Arbeiter fügtön sich gröss- tenteils dem Terror; die Regierungen erschwerten z. T. unsere Arbeit aus Sympathie für Hitlerdeutseh- land; die kapitalistischen Mächte waren taub für die Warnungen der deutschen Emigration und verhalfen Hitler zu einem aussenpolitischen Erfolg nach dem andern. Auch Wohlmeinende hielten unsere Arbeit für verlorene Mühe. Wenn wir uns nicht einschüchtern liessen, sing wir nicht etwa stolz darauf; wir haben nichts als unsere Pflicht erfüllt, wenn auch unter schweren, so doch unter unendlich leichteren Bedingungen als die Genossen in Deutschland. Unsere politische Linie ist eindeutig und klar ge- blieben, wenn sie auch nicht oder vielmehr weil sie nicht einer Partei dienstbar oder von irgendj eman- dem abhängig war. Scharf und rücksichtslos haben wir die Politik kri- tisiert, die Hitlerdeutschland bewusst oder unbe- wusst, mit Absicht oder aus Feigheit, Helfersdienste leistete, und die ihre abscheuliche Gipfelung in der Wehrlosmachung des spanischen Volks durch die Nichtinterventionskomödie und in der Auslieferung der Tschechoslowakei an Hitler fand. Wir haben in dem Stalin-Hitlerpakt die unver? meidliche Folge dieser Politik gesehen und das Ver- dammungsurteil gegen die Sowjetunion zurückgewie- sen, die als einziger Staat bereit gewesen war, der Tschechoslowakei gegen Hitler beizustehen, und die dann zu dem Pakt mit Hitler gedrängt wurde, um nicht allein dem Angriff Nazideutschlands ausgelie- fert zu werden, sondern Zeit zu gewinnen zur Vorbe- reitung für die spätere Auseinandersetzung. Wir haben andererseits das Verlangen der Kom- munisten, die siel uns angeschlossen hatten, abge- lehnt, Chamberlain-England statt Hitlerdeutschland als Feind Nr. 1 zu erklären, eine Ablehnung, die zum Bruch mit den Kommunisten führte. Aber genau ebenso haben wir nach dem Eintritt der Sowjetunion in den Krieg die kommunistische Forderung abge- lehnt, dass lede Kritik am angelsächsischen Kapita- lismus und an der angelsächsischen Kriegführung zu schweigen habe, und dass man als Antifaschist nicht mehr den Sozialismus propagieren düris. Wir haben vielmehr immer wieder bivont, dass man über der Gewinnung des Kriegs nicht die Gewinnung des Friedens vergessen dürfe, dass aber der Friede nur mit den linken Kräften und nur mit sozialistischen Methoden zu gewinnen sei. Was Deutschland angeht, so haben wir zwar er- klärt, dass das deutsche Volk die Konsequenzen der Verbrechen der Hitlerdiktatur zu tragen hat und iai Rahmen des Möglichen wieder gut machen muss, dass es aber keineswegs als ganzes schuldig ist, dass vielmehr Hunderttausend®, vsr al'em die sozialisti- schen und kommunistischeil Arbeiter, Widerstand geleistet haben und Tod, Folter und Konzentra$ioa§V DAS ANDERE DEUTSCHLAND lager für ihre Ueberzeugung erduldet haben, zu einer Zelt, wo ausserdeutsche Kapitalistenkreise und Re- gierungen Hitler unterstützten oder ihn doch gross werden liessen ungeachtet aller Warnungen, statt ihn — damals ohne Mühe! — zu erledigen. Wir sind eingetreten für die restlose Beseitigung des Nazis- mus und Militarismus nicht nur, sondern auch für die Vernichtung seiner Wurzeln, des Grossgrundbe- sitzes, der Schwerindustrie, der reaktionären Büro- kratie und Justiz, sowie dafür, dass man den sozia- listischen Kräften in Deutschland die Bahn dafür und für den Neubau Deutschlands frei geben müsse. Und immer wieder, schon vor dem Krieg und zur Zeit der grössten Erfolge Hitlers, haben wir zu bewei- sen gesucht, dass die deutsche Frage eine europäische Frage sei, dass sie nur zu lösen sei im Rahmen der Vereinigten Sozialistischen Staaten Europas, und dass Frankreich dabei die Führung übernehmen müsse, x) Bei Kriegsende, am 15. Mai 1945, schrieben wir: "Was wir erstrebt und wofür wir mit unseren ge- ringen Kräften gekämpft, was wir stets mit Sicher- heit erwartet haben, ist Wahrheit geworden: Hitler- diktatur und Nazideutschland liegen besiegt am Bo- den. Die erste und unerlässliche Vorbedingung für je- de aussichtsreiche Zukunftsarbeit ist damit erfüllt. Und doch können wir nicht jubeln, doch vermögen wir nicht an Festtafeln und Freudenkundgebungen teilzunehmen. Allzu teuer ist dieser Sieg über die Verderber Deutschlands, die Zerstörer Europas, die Bedroher der Welt erkauft worden. Allzuviel hat die nazistische Feuersbrunst verzehrt, die man leicht hätte austreten können, als sie noch ein kleines Feuerchen war, — wenn man gewollt hätte. Heute liegt Deutschland in Trümmern, sind seine Menschen körperlich und seelisch erschöpft, ist die deutsche Kultur vernichtet. Und zugleich sind Euro- pa und die Welt in Krieg und Vernichtung hineinge- rissen, ist die Welt aus den Fugen. Wir sind nicht müde geworden zu warnen vor dem Unheil, das in Deutschland heranwuchs und die Welt bedrohte. Wir haben die Wurzeln des Uebels und die Verflechtung des deutschen Geschehens mit den Zuständen unserer kranken und morschen Welt auf- gezeigt, und wir haben betont, dass eine isolierende Betrachtung des Faschismus, des Nazismus und der Hitlerdiktatur, wie sie heute von Leuten versucht wird, die früher nichts zu ihrer Bekämpfung getan oder sie sogar gefördert haben, den Tatsachen Ge- walt antut und keine Heilung zu bringen vermag. Heute, am Tage des Sieges über msere Todfeinde, gehören wir zugleich zu den Besiegten. Wir haben nicht vermocht, Deutschland vor der Hitlerdiktatur zu retten; wir haben nicht vermocht, dem Fortschrei- ten der in Deutschland zum Ausbruch gekommenen Katastrophe irgendwie Einhalt zu tun. Wir haben auch keinen Einfluss auf das, was nun kommen wird. Wir haben keinerlei Optimismus, dass Weltfrieden und Menschheitsfrühling aus die- ser grauenhaften Zerstörung und Vernichtung nicht nur der materiellen Werte, nicht nur der Menschen- leben, sondern auch der kulturellen und geistigen Errungenschaften der Menschheit sozusagen als na- türliche Folge des Sieges hervorwachsen werden. Aber wir sind auch nicht pessimistisch. Wir glauben, dass die Grösse der Katastrophe die Folge der Grösse der Weltkrise, der Unhaltbarkeit des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Gesamtzustandes der Welt war, dass der Grösse der Katastrophe aber nicht nur die Schwere, sondern auch der Umfang des Neubaus entspricht, so dass am Ende der stürmischen Zeiten, der tiefgreifenden Umwälzungen, denen die Mensch- heit entgegengeht, das Wort stehen wird: Siehe; es ist alles neu geworden. x) Seitdem haben das viele gesagt, und seitdem hat Fraak-reidh »tott der Politik der Versöhnung und Verständigung die katastro- phale Angst- und Rache-Politik der Verelendung und Zugrunde» TitihtuEag Deutschland*. verfolgt. % Was können wir Deutsche Innerhalb dieser Auf- gabe des Neubaus einer ganzen Welt tun? Unsere Aufgabe wird bestimmt dtirch unsere grundsätzliche humanistisch-sozialistische Auffas- sung und durch die Situation Deutschlands nach dem Sturz der Hitlerdiktatur. Mit dem Naziregime liegen der deutsche Milita- rismus, Nationalismus und Imperialismus am Boden. Unsere erste Aufgabe ist, ihre Wiederbelebung unter allen Umständen zu bekämpfen. Unter allen Um- ständen, d. h. auch dann, wenn die Hasspsychose ge- gen alles Deutsche, die aus reaktionären politischen Gründen von den Vansittarts, aus eitler Verantwor- tungslosigkeit von vielgeschäftigen Schwätzern wie Emil Ludwig genährt wird, amtliche Formen an- nimmt wie die antisemitische Hetze der Nazis; auch dann, wenn heute Deutschland als blosses Objekt der grossen Mächte und ihrer Gegensätze behandelt wird; auch dann, wenn die Bedingungen, die man Deutschland auferlegt, unerträglich erscheinen. Wir können und wir müssen dagegen protestieren. Wir dürfen — auch heute — darauf hinweisen, wie- viel Deutsche und Deutschland früher der Welt ge- geben haben, dass Hunderttausende von Deut- schen, trotz Gestapo und Konzentrationslager, die Nazipest und die Hitlerdiktatur bekämpft haben zu einer Zeit, da sie in ihrem Kampf von Gott und der Welt verlassen waren. Aber auf der andern Seite wer- den wir mit allen Kräften Revanchegedanken und Macht- und Gewaltideologie innerhalb Deutschland bekämpfen, die wiederum nur negative und zerstö- rende Wirkungen haben würden. Wir sind, vielmehr der Meinung, dass Deutschland, um mit den Worten des von den deutschen Militari- sten ermordeten Hans Paasche zu reden, aus einer ganzen verhängnisvollen nationalistischen Vergan- genheit auswandern und völlig neu anfangen muss. Die Nazis haben die Worte nationale Freiheit und nationale Ehre missbraucht und zu Tode gehetzt. Ein neues Deutschland muss an ihre Stelle die Frei- heit und Ehre des Menschen setzen, die nur in der Gemeinschaft von Gleichberechtigten, die nur in ei- ner sozialistischen Gesellschaft möglich sind. Je entschiedener das deutsche Volk sich abwen- det von Machtwahn und Profitstreben, je mehr es den Humanismus seiner grossen Künstler und Den- ker, eines Mozart und Beethoven, eines Goethe und Schiller und Kant, je mehr es den Sozialismus eines Marx und Engels verwirklicht, um so eher kann es wieder gut machen, was die Nazis gefrevelt haben, um so mehr wird es ein nützliches Glied der mensch- lichen Gesellschaft, ja kaum kann es Wegweiser in das Zukunftsland der Menschheit sein. Ob und inwieweit Deutschland diese Aufgabe er- füllen kann, hängt nicht nur von unserem Wollen und von unseren Kräften ab. Es kommt darauf an, ob und in welchem Umfang uns die Sieger die Mög- lichkeit dazu geben werden. Unter misstrauischer Aufsicht lässt sich in einem entrechteten und aus- gebeuteten Deutschland solche Aufbauarbeit nicht leisten. Je eher Deutschland in ein erneuertes Euro- pa, in eine europäische Union eingegliedert wird, um so eher und um so besser kann es Wege gehen, von denen es keine Rückkehr in die unselige deutsche Vergangenheit, auf denen es nur ein Fortschreiten zu neuen Menschheitszielen gibt." Die schlimmsten Befürchtungen, die wir damals geäussert haben, sind Wahrheit geworden und noch übertroffen worden. Was wir damals über unsere grundsätzliche Haltung gesagt haben, gilt heute noch, und wir geben auch heute nicht unsere Hoff- nung und unser Vertrauen in eine bessere Zukunft der Menschheit auf. Schlimmer als zur Zeit kann es allerdings kaum- aussehen. Wenn wir einmal schrieben "Spanien bleibt der Masstab", so zeigt das Fortbestehen der Franco- Diktatur an, wie es um unsere Welt bestellt ist. Der Krieg hat nicht aufgehört. In China, in Vietnam, in Indonesien, in Palästina in Griechenland, in Pe,ra- guay Ist Krieg. Europa ist zerrissen und in schwerer Not. Deutschland, blosses Objekt der verfeindeten Sieger, siecht todkrank dahin; der Hunger ist ins Verhungern übergegangen. Man könnte fast sagen: Hitler und der National- sozialismus sind besiegt, aber ihre Gesinnung und Ihre Methoden triumphieren in der Welt. So bleibt unsere Aufgabe die alte. Mit unseren ge- ringen Kräften werden wir das Wiederaufleben des Nationalsozialismus in Südamerika und in Deutsch- land, werden wir Monopolkapitalismus und Imperia- lismus, Gewalt und Lüge, Krieg und Kriegsvorberei- tung bekämpfen und eintreten für die unterdrückten Völker, Rassen und Klassen und für die sozialistische Neuordnung. Von unserer sozialistischen Grundauffassung aus Verurteilen wir die antibolschewistische Hetze, die mit den gleichen Methoden betrieben wird wie nach dem ersten Weltkrieg. Ohne alles zu billigen, was die Sowjetunion tut — am wenigsten ihre europäische Pplitik! =7, erkennen wir an, dass die Sowjetunion nach allen Erfahrungen zu äusserstem Misstrauen berechtigt ist, und dass sie bei dem Kampf um ihre feistenz und um ihre Zukunft diejenigen Mittel an- wenden musg, die ihr aufgezwungen werden. Wir sind überzeugt, dass die sozialistische Neuordnung Europas und der Welt nicht gegen, sondern nur mit der Sowjetunion erfolgen kann, dass aber anderer- seits die Wege dazu nicht die gleichen sein müssen, Wie 6$ in der Sowjetunion unter dem Druck und chßM- "Zwäng der Umstände eingeschlagen wurden. Auch in der deutschen Frage brauchen wir unse- ren Standpunkt nicht zu revidieren. Unglückseliger- weise haben die Uneinigkeit und die Wahnsinnspoli- tik der Sieger dem deutschen Volk bisher die Mög- lichkeit zu rationeller Produktion und zum Aufbau ge- nommen, es zum Hungern und Verhungern verurteilt lind den aufbauwilligen und aufbaufähigen Kräften der deutsehen Linken, vor allem der Arbeiterklasse, nicht die Gelegenheit zur Entfaltung ihrer Kräfte 10 Jahre Propaga Die Umstände, unter denen DAD 1937 ins Leben trat, waren alles andere denn ei folgversprechend. Seit vier Jahren waren in der Heimat die Nazis am Ruder. Ihre Sendboten waren längst auch in Bue- nos auf den Plan getreten und hatten in Kirchen, jßchulen, Fabriken, Banken, Büros und Vereinen Schlüsselpositionen besetzt. Mit eifriger Nachhilfe des Botschafters war die Gleichschaltung der deut- schen Kolonie in vollem Gang. Eine deutsche Schule nach der andern fiel ihr zum Opfer, in einem Betrieb nach dem andern wurde das Personal vor die Ent- scheidung gestellt: entweder Mitglied der Arbeits- front werden Oder die Steile verlieren, ein Verein nach dem andern passte sich den neuen Verhältnis- sen an. Hier und da gab es eine sporadische Abwehr, aber alle Versuche, einen organisierten Widerstand der deutschen Antifaschisten zu schaffen, waren ge- scheitert. Der „Republikanische Schutzbund", der dem „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold", folgte, war tzn inneren Zwistigkeiten und behördlichen Verfol- gungen zu Grunde gegangen. Der Verein „Vorwärts" führte ein Dyxnröschen-Dasein Hinter den hohen Hecken der Quinta in Quilmes sassen an den Sonn- tag-Nachmittagen ein paar Getreue, spielten Skat Und pflegten sich nach dem siebten Hellen zu erin- nern, dass der eine mit der Flotte 1919 in Kiel ge- meutert, der andere einmal beim Soldatenrat gewe- sen war. Sip sprachen davon wie von Jugendsünden Und in den Generalversammlungen stimmten sie mit jenen, die die leidige Politik aus dem Verein raus hal- ten wollten. Nu? die deutschen Arbeiter in Villa Ballester wa- lebendig, wenn auch die „Deutsch-Argentinische Vereinigung" iiu? lekalen Marakter hatte '-=■ sie war für den Um- und Neubau Deutschlands gegeben. Die Folge davon ist ein starkes Wiederaufleben von Na- tionalismus und Nationalsozialismus. So sehr wir die unmenschliche und unkluge Behandlung Deutsch- lands verurteilen, so unbedingt stehen wir anderer- seits an der Seite unserer Genossen und Freunde In Deutschland, die sich mit bewundernswerter Aus- dauer und mit dem gleichen Heldentum, mit dem sie den illegalen Kampf geführt haben, dem Verderben entgegenstemmen und trotz Hunger und bitterster Enttäuschung um das andere, das friedliche und so- zialistische Deutschland ringen. Und wenn heute die Forderung der Vereinigten Staaten Europas von einem Imperialisten wie Chur- chill verfälscht wird, wenn deshalb auf der anderen Seite die Sowjetunion aus Sorge, dass der Zusam» menschluss Europas sich gegen sie wenden werde, keine positive Europapolitik betreibt, wenn die sozia- listischen Parteien Europas in entscheidender Stun- de grösstenteils wiederum versagen, so werden wir dennoch fortfahren, zusammen mit allen guten Euro- päern und Sozialisten die Forderung der V. S. St. E. zu vertreten, zu denen notwendigerweise ein sozia- listisches Deutschland als gleichberechtigtes Mit- glied gehören müsste. Wir freuen uns, dass unsere Zeitschrift heute nach Deutschland gelangt, und dass zahlreiche Zuschrif- ten aus Deutschland und aus deutschen Kriegsge- fangenenlagern uns sagen, wie sehr man mit unserer politischen Haltung einverstanden ist, und wie be? gierig man ist, "Das Andere Deutschland" zu erhal- ten. Es ist nicht zuletzt der Gedanke an unsere Ge- nossen in Deutschland, der uns den Mut gibt, trotz aller Schwierigkeiten unsere Zeitschrift nach zehn Jahren oft mühsamer und enttäuschungsreicher, aber, wie wir sehen, doch nicht vergeblicher Arbeit fortzusetzen. Dazu brauchen wir die Hilfe unserer Leser und Freunde in Südamerika. August Siemsen nda in Südamerika doch immerhin eine Oase in der Wüste der Indiffe- renz. Im Landesinnern gab es dieser Oasen noch einige mehr. Vor allem in Misiones (Colonia Liebig, Leandro N. Alem etc.). Aber diese vereinzelten Zellen des Wi- derstands konnten nicht über die Tatsache hinweg- täuschen, dass die meisten deutschen Einwanderer in Argentinien teilnahmslos den schandbaren Ereignis- sen zusahen, die sich in der Heimat abspielten, ob- wohl es ihnen an Informationsmöglichkeiten keines- wegs fehlte. Die Indolenz war der Boden, auf dem ein Nazi-Stützpunkt nach dem andern in die Höhe schoss. Schlimmer noch als die Indifferenz der Durch- schnittsdeutschen war die Verwirrung, die ein paar Abenteurer in den Reihen der widerstandsbereiten Elemente angerichtet hatten. Zwei alte Kämpfer und ehemalige höhere Parteifunktionäre hatten die „Schwarze Front" ins Leben gerufen, die auch eini- gen Zulauf von Hitlergegnern bekam, die nie daran gedacht hatten, sich mit den faschistischen Theo- rien des Herrn Strasser zu identifizieren. Einige Monate stand die „Schwarze Front". Dann brach sie unter ekelhaftem Gestank zusammen. Der eine „Führer" hatte den andern und beide ihre An- hänger betrogen... DAD musste angesichts dieses Tatbestands über die sprichwörtliche Borniertheit der Auslandsdeut- schen hinaus mit besonderen Schwierigkeiten rech? nee. Sie liessen auch nicht auf sich warten und DAD ist, obwohl es in seinen sichtbaren Manifestationen anfänglich nur an humanitäre Gefühle appellierte, in seinen ersten Jahren ein kleines Grüppchen gtz? blieben- DAS ANDERE DEUTSCHLAND Dieser oder jener unter unseren alten Freunden wird zu Hause noch die hektografierten Blätter auf- bewahren, die wir ihm zuerst ins Haus schickten. Wie der Direktor-Drucker-Verkäufer von "La Chispa" der den Kaffeehausbesuchern des Zentrums kein Un- bekannter ist, konnten wir zu jener Zeit vom DAD sagen: "Yo la escribo, yo la hago y yo la vendo." Das erste Heft, das gedruckt erschien, trug die warnende Bemerkung „Diese Nummer erscheint ge- druckt, da wir diesmal Sonderbestellungen bekom- men haben", und liess uns das Hintertürchen offen, zum hektografierten Blättchen zurückzukehren, wenn das Gsld zum Druck nicht aufgetrieben wer- den konnte. Doch allmählich wuchs die Zahl der Freunde des DAD. Von Buenos Aires ausgehend, gewannen wir Oesinnungsgenossen im Innern des Landes, sodass es bald keine Siedlung mehr gab, in der nicht neben der Ortsgruppe der NSDAP sich mindestens ein Le- ser unserer Zeitschrift meldete, der nicht nur Abon- nent, sondern Korrespondent, Werber und aktiver Funktionär des DAD wurde. Gerade an den Freun- den des Landesinnern hat DAD immer eine sichere Stütze gehabt, und wir haben allen Anlass, an diesem zehnten Geburtstage allen jenen herzlichst zu dan- ken für ihre Treue und ihre Mitarbeit, die in Pro- vinzen und Territorien auf schwierigstem Posten, trotz Drohungen und Boykott der Nazibonzen auch In den schlimmen Jahren, als die braune Flut alles zu überschwemmen drohte, der Sache des Antifa- schismus die Treue gehalten haben. Von Anfang an hat DAD der Tatsache eine ge- bührende Beachtung geschenkt, dass wir Gäste Ar- gentiniens sind. Von vornherein haben wir Kontakt zu argentinischen Gesinnungsfreunden gesucht und gefunden. In den Jahren, die unmittelbar dem Kriegsausbruch vorangingen, waren Vertreter des DAD auf allen Rednertribünen, in allen Zeitungen und .Zeitschriften vertreten, wenn es sich darum handelte, vor den Gefahren der Nazi-Infiltration zu warnen. Doch immer wieder haben wir schon da- mals darauf hingewiesen, dass die Nazis nicht Deutschland sind, dass wir auch mitzudenken wa- ren, wenn von Deutschland geredet werde. Diese Betätigung vor der argentinischen Oeffent- lichkeit hat uns nicht nur unter den Argentinern, sondern auch unter den übrigen ausländischen Kol- lektivitäten, die in diesem Einwanderungsland so zahlreich sind, bekannt gemacht und Freundschaften gewonnen. Die Früchte dieser Arbeit sollten sich während des Krieges zeigen. Viele hunderte von neuen Freunden stiessen zum DAD, als Hitler den zweiten Weltkrieg vom Zaune brach. Unsere Anti-Kriegserklärung wurde von der gesamten argentinischen und südamerikanischen Presse nachgedruckt, die Telegrafenagenturen ver- breiteten sie über den ganzen Erdball, und sie drang sogar hinter die Zuchthausmauern des Dritten Reichs, da sie vom londoner Rundfunk in deutscher Sprache nach Deutschland hineingesendet wurde. Gleichzeitig eröffnete DAD eine Aktion, die unter dem Kennwort „Nieder mit Hitler!" jeden einzelnen Deutschen aufforderte, ein Bekenntnis gegen den Krieg abzulegen. Tausende in ganz Südamerika sind damals neu zum DAD gestossen, weil sie begriffen hatten, dass unsere jahrelangen Warnungen berech- tigt gewesen waren und dass es nun die höchste Zeit war, Farbe zu bekennen. Inzwischen hatte DAD seinen Freundeskreis auf die südamerikanischen Nachbarländer ausgedehnt. Das gestattete uns, unsere antihitleristischen Aktio- nen immer weiter auszudehnen. So konnte DAD sei- nen vierzehntägigen Pressedienst einrichten, der an über 500 Zeitungen, Zeitschriften und Einzelpersön- lichkeiten über ganz Lateinamerika versandt wurde und der in der Bekämpfung der Fünften Kolonne Er- folge über Erfolge vergleichen konnte. Es würde in diesem Rahmen zu weit führen, Einzelheiten anzu- führen, aber wo immer südamerikanische Regierun- gen gegen Nazimachenschaften einschritten, war DAD auf dem Plan. Und Immer wieder wiesen wir - i V darauf hin, dass es ein anderes Deutschland gab. Der Zeitschrift wurde eine spanisch geschriebene Beilage hinzugefügt, die in verstärkter Auflage gedruckt und von unseren Abonnenten an einheimische Freunde weitergegeben wurde. Mit besonderem Stolz konnte DAD die Tatsache verbuchen, dass den ganzen Krieg hindurch, der Mitarbeiterkreis unserer Zeitschrift in- ternational blieb, und dass, als die vansittartistische Welle ihre höchsten Wogen schlug, es ausländische Freunde waren, die für das Andere Deutschland in die Bresche traten. Als ein Beispiel für viele sei hier nur an einen Brief erinnert, den wir im Juni 1945 erhielten, und in dem es hiess: „Ich bin Tschechoslowak und Jude und stolz, beides zu sein. Sie wissen nur zu gut, was die Nazi-Gangster in meiner Heimat angerichtet ha- ben. Ich habe meine alten Eltern, viele tschechische, jüdische und wahrscheinlich auch deutsche Freunde auf die tragischste Weise verloren. Und dennoch möchte ich Ihnen herzlichst und aufrichtigst danken für Ihr Werk, welches in diesen schrecklichen Jahren des Grauens und Bangens mir ein Licht in der Fin- sternis war. Es ist mir manchmal schwer geworden, Nazis und Deutsche zu trennen. Aber immer wieder, wenn ich Ihr Blatt las, habe ich die Hoffnung nicht verloren, dass es doch wirklich ein demokratisches Deutschland gibt, das jetzt hoffentlich auferstehen und für ewige Zeiten den Sieg davon tragen möge." Mitten im Krieg, anlässlich der zehnjährigen Wiederkehr der Machtergreifung durch Hitler berief DAD nach Montevideo den Kongress der deutschen Antifaschisten Südamerikas ein, der au einer macht- vollen Kundgebung für den deutschen Antifaschis- mus wurde. Wenngleich die Beratungen in Montevi- deo nicht zu einer völligen Liquidierung der zwi- schen den verschiedenen Gruppen der Arbeiterbewe- gung bestehenden Meinungsverschiedenheiten ge- führt hat, so haben doch die Vertreter des DAD alles nur Erdenkliche getan, Um das vom Kongress in Montevideo ernannte Koordinationskomitee zu ei- nem Organ zu machen, dass die Einheit in der Ak- tion herbeiführen kannte. Die innerpolitischen Verhältnisse Im Lande ha- ben uns einige Male in schwierige Situationen ge- bracht. DAD ist verboten gewesen, es musste auch zeitweilig die Gastfreundschaft des benachbarten Uruguay in Anspruch nehmen, aber wir konnten schliesslich doch unsere Arbeit fortsetzen, bis am Kriegsende das Dritte Reich und damit auch der Na- zismus in Argentinien und Südamerika zusammen- brach. Durch Gründung des „Deutschland-Hilfswerks", an dessen Arbeit auch heute noch der Freundeskreis des DAD massgebend beteiligt ist, ist nur ein Teil der uns gestellten Aufgaben bewältigt worden. Wir haben darüber hinaus viele Hunderte von Exemplaren unse- rer Zeitschrift an die Flüchtlingslager Europas, in die Camps der Kriegsgefangenen in Frankreich, England und dem Mittleren Orient zu senden, neben vielen anderen Zeitschriften und Material, das von Gesin- nungsfreunden, die in Deutschland selbst in ver- antwortlicher Stellung stehen, dringend benötigt wird. Aber gen|u so, wie drüben im Reich der Faschismus nicht endgültig besiegst ist, genau so mehren sich auch in Südamerika die Anzeichen dafür, dass mit zunehmender Intensität wieder braune Fäden ge- sponnen werden. Wir haben chiesen Dingen in näch- ster Zeit unsere besondere Aufmerksamkeit zu wid- men. Um Verständnis und Sympathie zu werben für die aufbauenden Kräfte im neuen Deutschland, mit unerbittlicher Konsequenz den I^ampf gegen die nei- faschistische Gefahr fortzusetzen, das ist die doppel- te Aufgabe, die DAD in den kommenden Jahren su erfüllen haben wird. Indem wir sie in Angriff neh- men, wissen wir, dass wir an unserem Platz und mit unseren Waffen teilnehmen an den grossen Ausein- andersetzungen, die entscheiden werden, ob die Menschheit den Aufstieg oder den Untergang in die Barbarei antreten wird. DAS ANDERE DEUTSCHLAND DIE HILFSAKTIONEN DES "ANDEREN DEUTSCHLAND" s Glückwünsche aus Deutsch- lan dund Europa Union deutscher Sozialisten und Ge- werkschaftler in der Schweiz: Werte Genossen! Am I. Juli ds. Jahres könnt Ihr auf eine 10-jährige Allheit im Kample gegen Kapitalismus und Nationalso- zialismus zurückblicken. Eurem Werk gilt unser Gruss! Sicher habt Ihr unter den schwie- rigen Verhältnissen oft schwer zu leiden gehabt, aber Ueberzeugung, Zähigkeit und Ausdauer, die der Kampf um die Sache der Freiheit und {Menschlichkeit erfordert, gaben Buch Mut und Vertrauen, dass Hitler nicht ewig die Völker versklaven konnte. "Das Andere Deutschland", die weit- hin leuchtende Fackel des demokrati- schen Sozialismus in Südamerika, der titreiter und Rufer für politische und wirtschaftliche Demokratie, erfüllt eine grosse historische Aufgabe. Wohl ist der Faschismus in Europa militä- risch geschlagen, aber überall er- hebt die Reaktion erneut ihr Haupt. Der von den müden und zermürbten Völkern ersehnte Friede ist noch lan- ge nicht gewonnen. Ja, es scheint, dass Europa, der Zankapfel widerstreitender imperialistischer Interessensphären zu werden droht, deren Kosten auf dem Rücken der Völker ausgetragen wer- «cen sollen. Wir Scziallsten in aller Welt müs- sen die Zeichen der Zeit erkennen und uns wieder zusammenfinden in den gemeinsamen Abwehrkampf ge- gen die Machthaber, die Feinde der werktätigen Massen. Der Kampf um ein sozialistisches Deutschland in ei- nem sozialistischen Europa wird nie verstummen, so lange die sozialisti- sche Idee lebt. Sie wird leben, weil der Sozialismus eine Menschheitsi:ee ist. Die Geschichte der mneschlichen Gesellschaft ist eine Geschichte von Klassenkämpfen. Nur in ihnen wer- den die Kräfte für Freiheit und Ge- rechtigkeit lebendig zum Wohle der ^Menschheit. Ihr habt uns durch Eure tapfere Unermüdliche Arbeit für die Sache des demokratischen Sozialismus die Gewissheit gegeben, dass, weit von der Heimat weg, Kräfte in geistiger Waffenbrüderschaft «m Werke sind. Das wird, unseren Kampleseifer für Vor zehn Jahren verschlossen viele Menschen die Augen davor, dass damals das Massenmorden nicht nur vorbereitet, sondern.in Deutsch- land bereits zum System erhoben worden war. Wir, die wir zum Teil den Henkersarmen im letzten Augenblick entronnen waren, konnten und wollten nicht vergessen, dass in Deutschland das Leben der anständigen Menschen seit 1933 nichts mehr galt. So entsprang aus der Verpflichtung gegenüber den Menschen, die in Deutschland und über seine Grenzen hinaus gegen den Nazismus oder die anderen Formen des Faschismus kämpften und die er verfolgte, der Entschluss, ein Hilfskomitee für alle Opfer der bestialischsten Ausgeburten des Kapitalismus zu gründen. Da- mit wurde "Das Andere Deutschland" zunächst weder als Zeitschrift noch als politisches Zentrum der deutschen Hitlergegner in Südamerika, sondern als Hilfskomitee gegründet. Denjenigen, die Pate bei der Gründung des Hilfskomitees "Das Ande- re Deutschland" gestanden haben, und die sich dessen entsinnen, wie die Aufgabe stets grösser war als die zur Verfügung stehenden Mittel, mag das Getane in der Erinnerung leicht gering erscheinen. Erst wenn man Posten für Posten die Hilfsausgaben durchgeht, dann zeigt sich, wie wir manchen Menschen das Leben erleichtern, vielleicht sogar retten konnten. Deshalb wird nicht nur für die Uneingeweihten, sondern sogar für die aktiven Mitarbeiter ein Rückblick auf die Hilfsarbeit der ersten acht Jahre des "Anderen Deutschland, manches Interessante sagen. In jenem "Aufruf an alle guten Deutschen, an alle ehrlichen Freun- de Deutschlands", mit dem sich das Hilfskomitee "Das Andere Deutsch- land" der Oeffentlichkeit vorstellte, und den wir an anderer Stelle ab- drucken, nahm ja die Aufforderung, sich einer Hilfsaktion für die Opfer des Hitlerfaschismus anzuschliessen, einen besonderen Raum ein. Und kaum war der Aufruf veröffentlicht, da kamen nicht nur die ersten Spenden, sondern traten auch schon die ersten Hilfsgesuche an uns heran. Den Anfang machte ein junger alleinstehender Mann, der frisch nach Argentinien gekommen und aus "rassischen" sowie aus politischen Gründen verfolgt worden war. Er war krank und mittellos und brauchte deshalb Unterstützung, bis er einem Erwerb nachgehen konnte. EINZELHILFE Nacheinander fanden sich die verschiedenartigsten Hilfesuchenden bei uns ein. Vielleicht waren wir anfangs etwas zu unkritisch in der Ge- währung unserer Unterstützungen. Ohne Lehrgeld zu zahlen, lässt sich solche Arbeit schwerlich organisieren. Aber schnell lernten die Mitar- beiter des AD die Spreu von dem Weizen sondern. Dabei galt als Regel, dass die Hilfe auf diejenigen konzentriert werden sollte, die sich nicht aus eigener Kraft erhalten oder von keiner anderen Seite Unterstützung beziehen konnten. Weiter sollten in erster Linie die politischen Opfer des Hitlerfaschismus Berücksichtigung finden. Dass dabei nicht nach "Rasse" oder politischer Richtung und Ueberzeugung gefragt wurde, so weit es sich um grundsätzliche Gegner des Nationalsozialismus handelte, war selbstverständlich. So kamen unsere Mittel Sozialisten der verschie- densten Schattierungen einschliesslich der Kommunisten, Liberalen und Katholiken, sowie richtungsmässig nicht gebundenen Hitlergegnern zu- gute. Wir unterstützten aber auch neben den Frischeingewanderten alt- eingesessene Gesinnungsfreunde, die wegen ihrer aufrechten Haltung selbst in Südamerika von den Vertretern des nationalsozialistischen "Volksgemeinschaftsgedanken" verfolgt und wirtschaftlich geschädigt wurden. Dabei beschränkte sich unsere Hilfe nicht nur auf geldliche Un- terstützung. Rechtsberatung, Arbeitsbeschaffung, ärztliche Behandlung waren manchmal noch wichtiger als Geld. Den Seemann, der sich nur hatte anheuern lassen, um aus der Nazi- hölle zu entfliehen und in Südamerika zu desertieren, mussten wir aus DAS ANDERB DEUTSCHLAND * dem Gefängnis auf der Insel Demarchi befreien. Dem über Paraguay gekommenen Handwerker, dessen Gepäck irgendwo hängen geblieben war, in dem sich sein Werkzeug befand, mussten wir dieses herbeischaf- fen. Dem alten sozialistischen Stadtverordneten besorgten wir für seine Frau ärztliche Hilfe. Dem Reichsbankbeamten, der wegen seiner jüdi- schen Frau Deutschland verlassen musste, besorgten wir Arbeit und sei- ner Frau verhalfen wir ebenfalls zu einer Existenz. Für den alten Schu- ster, der niemandem gegenüber ein Hehl aus seiner Hitlergegnerschaft machte, und der dafür von den Nazis boykottiert wurde, hatten wir neue Kundschaft zu werben. Dem intelligenten Sohn des schwerkranken "ras- sischen" und politischen Emigranten galt es, das Studium zu ermögli- chen. Der Antinazi-Arzt in Misiones, den die "Volksgenossen" in jeder Weise zu schädigen suchten, brauchte zunächst moralische, dann aber auch materielle Hilfe. Aehnlich war die Aufgabe, die uns der katho- lische Journalist in Paraguay stellte, oder der Lehrer, der aus Entre Rios kam. Den Spanienkämpfer brachten wir bei Gesinnungsfreunden in Misiones unter. Dem aus einem Nazibetrieb geworfenen Arbeiter suchten wir eine andere Stellung, in der man nicht von ihm verlangte, er solle der Arbeitsfront beitreten. Das ist nur eine kleine Auslese der vielen Sonderfälle. Sie waren vielleicht sachlich interessanter als die unzähli- gen Metischen, die die übliche Hilfe brauchten, fielen neben diesen fi- nanziell jedoch weniger ins Gewicht. DIE SAARFLUECHTLINGE Sehr schnell trat auch die Notwendigkeit an uns heran Kollektiv- Hilfe zu leisten. In der Nansenkolonie Paraguays sassen die Saarflücht- linge. Sie besassen keinerlei landwirtschaftliche Erfahrung. Beinahe mit leeren Händen sollten sie den Urwald roden. Es fehlte ihnen das notwen- digste an Kleidung und Hausgerät, In ihrer Not wandten sie sich an uns. Unser Vertrauensmann in Paraguay empfahl uns, weniger Geld als Na- tural-Hilfe zu senden. Er besorgte dann für uns Saatgut und andere drin- gend benötigte Dinge in grösserem Masstabe. Damit wurde auch den schon, länger in der Nähe ansässigen und wirtschaftlich schon einiger- massen gesicherten Nazis, die Propagandaarbeit unter den Neueinge- wanderten erschwert. Zu diesem Zweck belieferten wir die von uns be- treuten Kolonisten auch mit der notwendigen Lektüre. DIE SPANIENKAEMPFER Aber von Anfang an lag uns eine andere Gruppe von Hilfsbedürfti- gen eigentlich noch mehr am Herzen. Sie verdienten und brauchten dringend der aktiven Beweise der Solidarität aller Freiheitsliebenden. Es waren die Verteidiger der Demokratie in Spanien. Hiess es doch schon in unserem Gründungsaufruf: "Und endlich dürfen wir nicht die Opfer der Hitleritervention in Spanien vergessen. So weit wie möglich müssen wir den Hinterbliebenen der durch deutsche Granaten und Bomben ge- mordeten spanischen Freiheitskämpfer helfen." Als wir dies schrieben, hatten wir nicht gedacht, welch grosse Aufgabe hier erwachsen würde. Hoffte man damals doch noch, dass die Anhänger der spanischen Repu-' blik siegen und damit die Hilfsprobleme endgültig gelöst würden. Statt der erwarteten baldigen Lösung wuchsen die Anforderungen. Die nach dem Siege Francos in den französischen Lagern untergebrachten Spanien- kämpfer entbehrten des Notwendigsten, sodass "Das Andere Deutsch- land" laufend grössere Beträge nach Frankreich überweisen musste Auch dabei wurde naturgemäss nicht nach der politischen Richtung ge- fragt. Das überparteiisch zusammengesetzte "Hilfskomitee für die ehe- maligen deutschen und österreichischen Kämpfer in der spanischen Volksarmee" in Frankreich sorgte fü? eine gerechte Verteilung der von uns unter tatkräftiger Hilfe.der "Deutsch-Argentinischen Gesellschaft" in Villa Ballester aufgebrachten Mittel. Am 19. März 1939 konnten wir einen an uns gerichteten Dankbrief des genannten Komitees veröffent- lichen, in dem es hiess: "An den bisher von unserem Komitee ausge- zahlten Unterstützungen haben Sie und die anderen Spender in Ar- gentinien einen hervorragenden Anteil, wofür alle unsere Kameraden sehr dankbar sind.". Wir mussten aber auch in besonders gelagerten Ein- zelfällen direkt eingreifen. So war es einem in die Hände Francos ge- fallenen Spanienkämpfer gelungen, der Auslieferung an Hitler und da- mit dem Tod durch einen kühnen Sprung aus dem fahrenden Zuge zu entgehen. Die Flucht über die portugiesische Grenze bedeutete für ihn nur einen Aufschub der Auslieferung, wenn man ihm nicht grössere Mit- tel zugehen lassen konnte. Wir entschlossen uns darum durch Vermitt- lung der Quäker in Nordamerika weit über $ 1.000.— für ihn zur Verfü- gung zu stellen. Als die Hilfsaktion für die Spanienkämpfer noch nicht lange lief, sah sich das AD schon wieder zu einem neuen Hilfsruf genötigt: am 15. Februar 1938 erliessen wir unseren Aufruf "Helft den Oesterreichern!" "Wir miissen ihnen mit unserem Rat und durch unsere Tat beweisen, dass die Menschlichkeit noch nicht ausgestorben ist", so schrieben wir. ßM htih# Ziel de* gtoefalSanme stär- ken. Wir benütaea diese Gelegnheit, iAich und allen Freunden und Genos- sen zu danken für die Unterstützung, die uns ermöglichte Genowen und (Jenosslnen in Deutschland au hel- len. Die LebenemittelpaJtete, die wir an ehemalige KZ-Häftlinge und an Familien sandten, die ihren Ernährer durch Hitler verloren haben, schrei, ben uns DankeAriefe und. lassen fcuch grüssen und danken für die unver- gessliche Solidaritätsaktion, die ihnen den Mut und den Willen, sowie den Glauben an eine bessere Welt nicht versinken lassep. Wir aber Wilsche» Buch von gan- zem Herzen weiteren Erfolg in S#u_ rer schweren Art&eit: "D*s Antiere Deutschland'' das Banner der wWea Demokratie i Hilfsverein und Gemeinschaft Deut- scher Demokraten, Westschweis: liebe Freund«, Zum zehnjährigen Jubiläum der Zeitschrift 'Das Andere Deutschland" senden Ihnen Vorstand und Mitglied- schaft der Gemeinschaft Deutscher Demokraten Genf und Tessln, sowie die Herausgeber der " WochenschauM die herzlichsten Grüsee und Glück- wünsche! Als Ihr Blatt 1937 Ins Leven trat, stellte e» den Zusammenhalt derje- nigen Deutschen in Südamerika dar, die steh Tyrannei und Unterdrückung der Heimat durch den Nationalsozia- lismus nicht beugen wollten und konnten. DAD kämpfte mutig gegen die Flut des Hitlerismus und legte dafür Zeugnis ah, dass das wahre Deutschtum mit einem grössenwahn- sinnigen Despoten aus einem auslän- dischen Männerasyl nichts gemeinsam habe. In der Zeit der grössten Be- drängung des deutschen Volkes durch seine nationalsozialistische Missregie- rung haben Schriftleiter und Heraus- geber des "Anderen Deutschland" ei- ner schwankenden Umwelt vorde- monstriert, dass politische Wahrheit und Ehrlichkeit sich vor den trügeri- schen Erfolgen des WtiffengllicKs nicht beugen dürfen. DAD hat da- mit dem Auslandadeutschtum, dessen Fundament durch die Ntzimachen- schaftcn untemüolert worden wär, denjenigen Halt gegeben, dessen es had»rf, um als moralisch sauberer Haktor aufzuerstehen. Die tausendjährige braune Herrlich- keit ist unter dem Blut, den Tränen und den Flüchen eines in die Irre ge- führten Volkes zugrunde gegangen, das zehnjährige "Andere Deutschland'1 aber lebt weiter! Nun ist ex aber nicht mehr das Blatt eines kleinen Kreises wahrheitUesbenden Männer und Frau- en, sondern es ist die Stimme des Deutschtums In Südamerika geworden und hat als solche ein Recht darauf, gehört zw werdep. In einer Zeit, wo das ganze deutsche Volk ersten muss, was grosse und kleine Hitlers gesät haben, in der die Stimmen der Deut- sehen 1q der Hptaaät auf Gründ des Geschehenen schweigen müssen, kann derjenige um so offener für die miss- leitete Heimat eintreten, der durch Wort und TaA bewiesen h»t> dass ein DAS ANDIRK DEUTSCHLAND anderes Deutschland eine Lefoensnot- wendigkeit ist! In diesem Sinne wünschen wir deut- schen Demokraten in der West- und Büdscirweiz unseren Freunden in Südamerika einen guten Beginn der »weiten Dekade ihrer Zeitung, einer Dekade, die uns allen ein anderes, besseres Deutschland auch daheim dringen soll! Hans Gottfurcht, Gewerkschafts-Be- ▼ollmächtigter in Grossbritannien "Das andere Deutschland" hat in iden Jahren, in denen Europa von der Nazi-Pest und der Kriegsfurie zerris- sen wurde, im fernen Südamerika die ßttmme deutscher demokratischer so- zialisten erklingen lassen. Es war in diesen Jahren nicht immer leicht, die Demokratie zu verteidigen, ohne im Formalismus zu erstarren und es war fast noch schwerer, sich zum Sozialis- mus zu bekennen, ohne in die Gefahr totalitärer Verstrickungen zu geraten. Dass es dem "Anderen Deutschland' gelang, diesen Weg zu gehen, ohne mit Kritik zu sparen, aber auch ohne ande;s Denkende unkritisch in Gruna und Boden zu verdammen, ist sein Verdienst. Zwei Jahre sind vergangen, seit sich die kämpferischen Organe für die Ueberwindung des, Paschismus in Streiter für die Gestaltung der Nach- kriegszeit zu verwandeln hatten. Noch immer ist die Stunde nicht abzuse- hen, au der die Kämpfer für die Ver- wirklicthung des demokratischen So- zialismus ihre Aufgabe als vollendet ansehen können. Mein Wunsch zum Jubiläum der Zeitschrift Ist, dass ihr Wirken zur Abkürzung der Periode des Uebergangs bsitragen möge, so dass sie in nicht zu femer Zeit sich nur noch den konstruktiven Aufgaben des Ausbaues einer neuen Gesellschafts- ordnung widmen kann. iiigemeiner Gewerkschaftsbund Rheinland. Pf ah: Der Allgemeine Gewerschaftsbur,-;. Rheinland-Pfalz übermittelt den deut . Xchen Sozialisten in Südamerika, ins_ besondere den Mitarbeitern und Föi - deren des "Anderen Deutschland' die allerherzlichsten Glückwünsche zum. Jubiläum seines 10-jährigen Be- stehens. Wir freuen uns. dass die deutscher. Sozialisten in Südamerika bereit sind, sich mit uns für ein anderes, besse- res, ein sozialistisches und demokra- tisches Deutschland einzusetzen uno iunlen uns in gemeinsamem Streben eng verbunden mit ihnen. Wir wissen, dass während der dur. keisten Epoche der deutschen Ge- schichte, der Zeit der Nazi.Herrschaft, die antifaschistischen Deutschen m Südamerika, genau so, wie die naen Frankreich, England und der Schweiz emigrierten deutschen Antifaschisten, den Gedanken der Demokratie uno des Sozialismus aufrecht erhielten und sich trotz Gefahr und tausend Schwierigkeiten unermüdlich und im- mer wieder für ein anderes Deutsch- land einsetzten. Adolf Ludwig:. (ForteetEung a#uf Seite 13) DIE EMIGRANTEN IN FRANKREICH Der Ueberfall Hitlers auf Polen und der dadurch ausgelöste zweite Weltkrieg stellten das AD vor eine neue riesige Aufgabe. Nicht nur das Los der internierten Spanienkämpfer verschlechterte sich, sondern zu ihren Hilferufen gesellten sich diejenigen der "rassischen" und politi- schen Emigranten in Frankreich. Ihre Lage wurde unerträglich, als die französische Front zusammenbrach und die Tausende, die sich vor der Nazisturmflut nach Südfrankreich retten konnten, unter primitivsten Verhältnissen in wenigen Lagern zusammengepfercht wurden. "Wir ha- ben 10 grössere Ueberweisungen vorgenommen, die an sieben verschie- dene Adressen gingen: deutsche und österreichische Gruppen ohne Un- terschied des politischen Glaubensbekenntnisses und die ehemaligen Spanienkämpfer", so konnten wir am 15. Februar 1941 berichten, DIE KINDER IM LAGER RIVESALTES Sehr lag uns am Herzen, den Kindern in den Lagern zu einer Zu- satzernährung zu verhelfen. Besonders verdienen die Unterstützung und das Verständnis hervorgehoben zu werden, das die Schüler der Pesta- lozzi-Schule bewiesen. Hiervon legte Zeugnis die Broschüre "Kinder hin- ter Gittern" ab, die DAD zugunsten der Kinderhilfswerks-Sammlung herausgab. Darin «hiess1 es: "Das Schicksal ihrer Kameraden hinter den Stacheldrähten der Vichy-Regierung ging ihnen zu Herzen. Sie beschlos- sen aus sich heraus, ihnen zu helfen. Da gab es Kinder, die auf kleine Freuden verzichteten, ihr Taschengeld oder ihre Sparpfennige beisteuer- ten. Da haben ein paar Mädels ein kleines Theaterstück verfasst und vor Freunden und Bekannten aufgeführt, um den Erlös für die Kinder in Frankreich zu geben. Da haben zwei Jungens ihre Reise von Europa nach Buenos Aires geschildert, selbst das Geschriebene vervielfältigt und ihr Büchlein an Schulgefährten und Bekannte verkauft." Feste, die die Schulkinder veranstalteten — auch in der Ferienkolonie von Colonia Val- dense fand eine solche Veranstaltung statt — fanden bei den Kindern des Lagers Rivesaltes ihr Echo: "Wie wir uns gefreut haben, könnt Ihr Euch gar nicht vorstellen, als am Samstag Schwester Else, eine liebe- volle Fürsorgerin, uns Euren Brief vorlas, und uns dann sagte, dass Ihr ein Fest veranstaltet habt, alles wegen uns. Oh, da war der Jubel gross." AIs Hitler auch Südfrankreich besetzte, fand die Hilfsaktion für Rive- saltes ihr jähes Ende. LIDICE-SAMMLUNG Aber unsere Arbeit ging weiter. Der von Hitler befohlene barbarische Racheakt von Lidice veranlasste uns, durch eine Lidice-Sammlung die Solidarität mit den geknechteten Tschechen zu beweisen Im Oktober 1942 konnten wir daraufhin der Frau des Staatspräsidenten Benesch einen grösseren Betrag überweisen, wofür diese ihren herzlichsten Dank aussprach. Nun trat eine gewisse Atempause ein, wenn auch örtliche Unter- stützungsgesuche laufend an uns herantraten. Kaum aber erlaubte die Befreiung Frankreichs die Verbindung mit den alten Freunden, soweit sie sich retten konnten, wiederaufzunehmen, als unsere Paketaktion für Frankreich einsetzte. Und dann kam der Zusammenbruch des Dritten Reichs, Durfte "Das Andere Deutschland" es Anderen überlassen, die Initiative für eine Hilfs- aktion zugunsten der Opfer des Hitlerterrors in Deutschland zu ergrei- fen? Uns lag und liegt gewiss jede "Mitleidspropaganda" fern. Aber wir wussten ja, wie viele aufrechte Gesinnungsgenossen seit 12 Jahren auf den Augenblick warteten, dass sie ihre Ketten loswurden, um ein neues würdiges Deutschland aufzubauen. Wir wussten auch, dass die ehemali- gen Nazikomitees sich zwar ein neues Aushängeschild zulegen, nicht aber bereit sein würden, denen zu helfen, die es in erster Linie verdienten. Von der Unterstützung aus dem Ausland hing es aber ab, ob die Anti- faschisten in Deutschland auch nur die physische Kraft aufbringen könnten, den Neuaufbau zu beginnen. So rief das "Andere Deutschland" /ur Gründung des Deutschland-Hilfswerks auf, das die in weitesten Krei- sen zu sammelnden Mittel den Antifaschisten in Deutschland zuleiten sollte. Das AD stellte auch die ersten Mittel für die Hilfswerksarbeit zur Verfügung. Und als allmählich die Zahl der noch in Frankreich lebenden Flüchtlinge, die Lebensmittelpakete brauchten, zusammenschmolz, über- wies das AD auch den Rest seines Frankreich-Fonds an das DHW. Da- mit hat das AD seine Hilf »arbeit praktisch eingestellt. Es war sicher nie genug, was wir in den 8 Jahren tun konnten, Aber der Leser mag selbst entscheiden, ob es denn gar so wenig war. Wir dan- ken allen Freunden — besonders auch den Vorwärtsmitgliedern und den Freunden aus Villa Ballester — die uns durch Sammlungen oder eigene Spenden bei unserer Hilfsarbeit unterstützt haben. Sie und wir können wenigstens mit Genugtuung sagen, dass die geleistete Hilfe für unzählige wertvolle Menschen über das Materielle hinaus einen ermutigenden Soli- daritätsbeweis darstellte. Hon« Lehmann DAS ANDERE DEUTSCHLAND « DAS DEUTSCHLAND-HILFSWERK m _ . Nach der Katastrophe, in welche die Nazis Deutsch- land hineingetrieben hat- ten, lagen die Städte in Ruinen, 25 Millionen wa- ren obdachlos, eine geord- nete Verwaltung bestand nicht mehr. Die "Sätti- gungsbombardements" hat- ven unterschiedlos Arbeiterwohnungen und Fabriken aller Art, die Wahnsinnstaten der Nazis in den letz- ten Wochen lebenswichtige Betriebe zerstört. In den zwei Jahren, die seitdem vergangen sind, ist wenig repariert, nichts gebaut worden. Das Pots- damer Abkommen vom Juli 1945 verfügte die Abtre- tung der landwirtschaftlichen Ueberschussgebiete des Ostens, die Hereinpressung der Bewohner dieser Gebiete in das Restdeutschland, die Zerstörung der Düngemittelindustrie, die Ablieferung eines grossen Teils der noch vom Krieg verschonten Werke und Werkzeuge. Mit den noch vorhandenen Produktions- mitteln konnten knapp 50 o|o der notwendigen Le- bensmittel erzeugt werden — vorausgesetzt, dass die Arbeitskraft der Deutschen erhalten blieb. Bezahlung von Einfuhren war unmöglich, da der Gegenwert in Industrieprodukten nicht hergestellt werden konnte. Die Siegermächte hatten die volle Regierungsgewalt übernommen, waren aber nicht imstande, eine Auf- bauarbeit auf lange Sicht zu beginnen. Es war vor- auszusehen, dass die akute Lebensmittelknappheit des Jahres 1945 zur Hungersnot werden würde. In dieser Situation beschloss das „Andere Deutsch- land", eine Hilfsorganisation ins Leben zu rufen. Es gaJt, diejenigen wenigstens am Leben zu erhalten, die allein imstande sein konnten, Deutschland aus dem Elend herauszuführen und den Aufbau eines de- mokratischen und friedlichen Deutschland vorzube- reiten; die antifaschistischen Kämpfer, die Ueberle- benden der Konzentrationslager, die aktiven Mitar- beiter aus der Arbeiterbewegung. Darüber hinaus galt es, die Hinterbliebenen derer zu unterstützen, die im Kampfe gegen den Faschismus ihr Leben gegeben hatten. So wurde im August 1945 das Deutschland-Hilfs- werk gegründet Viele Deutsche in Buenos Aires und besonders auch im Innern erklärten sich sofort zur Mitarbeit bereit, schickten ihre Spenden und ver- pflichteten sich, regelmässige Beiträge zu bezahlen Der Verein "Vorwärts" stellte uns kostenlos einen Arbeitsraum zur Verfügung. Die "Deutsch-Argentini- sche Vereinigung Villa Ballester" und das "Komitee Freies Deutschland" schlössen sich an. Das letztere allerdings trat im Oktober schon wieder zurück; es wollte sich nicht an "Mitleidspropaganda" für Deutschland beteiligen. Da in Deutschland der erste Nachkriegswinter vor der Tür stand, begannen die Frauengruppen sofort warme Kleider zu stricken, gebrauchte Sachen zu sammeln und zu sortieren. Diese Gegenstände wur- den, zusammen mit über 1000 neuen Wolldecken, durch die internationale Kinderhilfe über die Schweiz nach Deutschland geschickt, da direkter Versand von hieraus damals noch nicht möglich war. Weiter er- möglichten uns die Spenden und Beiträge der ersten Monate (ausgewiesen im 1. Geschäftsbericht, vom 31. 3. 46), schon im November fünf Tonnen argen- tinisches Schweineschmalz über New York nach Deutschland abgehen zu lassen. Oesfentliche Veran- staltungen zeigten, dass unsere Aufrufe in Zeitungen und Flugblättern ihre Wirkung nicht verfehlten. Den Erfolg dieser Veranstaltungen verdanken wir der un- eigennützigen Mitwirkung bekannter Künstler und der Gebefreudigkeit der Freunde des Deutschland- Hilfswerks, die alle Veranstaltungen in grosser Zahl besuchten. Als im Laufe des Jahres 1946 die Hungersnot in Deutschland immer schärfere Formen annahm, be- gann das Deutschland-Hilfswerk, sich ganz auf den Versand von Lebensmitteln zu konzentrieren. Eine immer grössere Auswahl von Paketen verschiedenen Gewichts und Inhalts konnte von der Schweiz aus nach Deutschland geschickt werden. Dieser Paket- dienst erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Schweize- rischen Arbeiterhilfswerk, das ein grosses Netz von Auslieferungsstellen in ganz Deutschland hat und die grösste Gewähr für schnelle und sichere Auslieferung bietet. Paketannahmestellen wurden auch in Uru- guay, Paraguay, Bolivien, Chile und Brasilien von un- seren Freunden dort eingerichtet. Der Ueberschuss. den das Deutschland-Hilfswerk allein in Buenos Ai- res aus diesem Paketdienst erzielt, ermöglicht die Versendung von mehreren hundert Freipaketen je- den Monat. Wir haben hier ständig neue Berichte au» Deutschland, und aus allen geht hervor, wie unend- lich gross die Not ist. Am schlimmsten ist die Lage der Genossen und Antifaschisten, die lange Haft oder KZ-Aufenthalt hinter sich haben, und die dadurch in viel schlechterem Zustand sind als die übrige Be- völkerung. Wird ihnen keine Hilfe, so müssen sie phy- sisch zugrunde gehen, was einen unersetzlichen Ver- lust bedeutet, da sie eine Ueberzeugungstreue und Erfahrungsreife haben, die für den Wiederaufbau un- bedingt notwendig sind. Deshalb sehen wir in der Fortsetzung unserer Hilfsaktion eine dringliche und unabweisbare Pflicht. LA OTRA ALEMANIA "Das Andere Deutschland" (fundado ei V de Jnnio de HM"! > Autorizadc por Resolution no. 814 del Ministre del In- , terior (11 abril 1846 Conflrmado poi Decrete Nr. 80.911 (8 sept, 46) del Superlot Gobierno de la Nation. Registre national de la Propiedad Intelec- tual Nr, 23 »123 Jahresabonnement: 18.— Feeoi argentinos Umvorau» zahlbar! Geldbeträge erbitten \vh ausschliesslich per Giro oder Bono Postal oder Scheck auf St, Juan Carl, Tucumän 800. Bs Aires und an unseren Stadtkassierer. DAS ANDERE DEUTSCHLAND IST KEIN auf Profit ausgehendes Ueschästsunterneh- men. Et lebt nur dank der Unterstützung sei- ner Freunde. Spendet für den Pressefond*! Erscheint am I und 15. eines jeden Monate, Redaction y Administration: Tucumän 809 Buenos Aires (T. A, 31.7264) •aodernummeri $ 1,— VERTRETUNGEN DES D.A.D. BOLIVIEN La Fax: Guillermo Karbaum, Ca- silla 323. Tarija: Manfrede Hammerschlag, List* de Correos Cochabamba: Los Amigos del L4- bro, Casilla 450. BRASILIEN Bio de Janeiro: Curt Uebel und Willi Keller, beide Casilla 4231. PARAGUAY Asunciön: Enrique und Susanna Bloci, GeneraJ Ulan 276- CHILE Osorno: Oscar Chylik, Casilla 4M URUGUAY Montevideo: LA OTRA ALEMA- NIA, Sbriano 1224. USA New York: Qreti und Herrmann Ebeling, 203 West 98 Street, N. Y. 36. SCHWEIZ Basel: Herrmann Graul, Steinen- graben 12. FRANKREICH Paris: S. P. D., S. rue Victor Mass«, Paris Se. ENGLAND London; Haas Gottfurcht, 20 East Heath Road, flat 8, London NW3. SU ED AFRIKA Johannesburg: Putran, 45 Sacka Building, Joubert & Comissio- neers Street tu Independant Cul- tural As.«. Mappin Sc Webb Hau» se, Cor Hock & Plain Streets. Vorausbezahlung des Abonnefr mentsbetrages ist in jedem Fallt unerlftaSUeh. 3 Nicht der übt Verrat am Vater- fcnd, der Deutschland von der Nazi- pccl tr.reien, der es wieder ehrlich machen will. WQhl aber verrät der, der heute »u Hitler hält, die Hundert- tausende, Ca in den Kznzemrations- 13 gern litten und leiden, cle zehntau- send, die umgebracht worden sind; er verrät die ateutsche Kultur und die deutsch« Sukunft, die es nur nach dar Vernichtung Hitlers und des Na- tionalszriaJismuü wieder geben wird, wenn das «ulnare, das wahre Deutsch- land öw deutsche Ansehen in der Welt rettet. Her Sinn tZes Krieges 15.13.1840 Nicht der Hitlerfaschismus wird siegen,, aber auch nicht de;- englische Kapitalismus und Imperialismus. Was wir erleben, ä»t vielmehr die grausige Katastrophe einer morschen Wirt- sor.ivrts- "und Gesellschaftsform, die von Krise zu Krise, von Weltkrieg zu Weltkrieg taumelt, und die sich ~ im Faschismus das Instrument ihrer eigenen iierstörun.? geschaffen hat. Die eigentliche Entscheteiu g 15.3.1Eil ... Es kommt darauf an, ob die Massen erkennen, dass der Krieg ge- gen die faschistischen Diktaturen, die bösartigsten Früchts des Krisenkapi- talismus und Imperialismus, und der erste Teil des Kampfes zur Uebel- Windung aes morschen kapitalistischen S3rstems ist, dass die eigentliche Ent- scheidung, auf die es ankommt, über die Krissser-trchelluncen weit hinaus» reicht, und si&sa schon heut» der Krieg gegen die faschistische Dik- tatur mit dem Blick auf diese spätere Entscheidung geführt werden muss. Ein erneutes Versagen könnte das Ver- sinken ins Chaos bedeuten. Für Deutschland und Europa 15.3.1941 ...Denn die Existenz eines solchen unterworfenen, zerstückelten, ge- knechteten Deutschland wäre die Fol- ge der Fortexistenz der kapitalistisch- imperialistischen Welt, die letzten En- des füd Krisen und Arbeitslosigkeit, für Faschismus und Kvieg verantwort- lich ist. Die Existenz eines solchen Deutschland wäre ferner ein Unruhe- herd, von dem eine Wiederholung des heutigen Grauens ausgehen müsste. Und das würde dann der Ausgangs- punkt für den "Untergang des Abend- lands" sein. Nein, die deutsche Frage Ist nur be- friedigend zu lösen im Rahmen der europäischen Neuordnung. Gewiss muss das deutsche Volk seine Schuld die hier keineswegs geleugnet wird, Im Rahmen des nach Hitlerdiktatur uitü verlorenem Krieg Möglichen wie- der gutzumachen suchen. Im übrigen aber erfordert nicht nur der Lsbens- anspruch des deutschen Volkes, son- dern auch die Zukunft Europas, dass die Deutschen, Bewohner des Herz- laiKies von Europa, gleichberechtigte Mitglieder des neuen Europa, der Ver- einigten Sozialistischen Staaten Euro- pas, sind. Dann und nur dann ist die Frage nicht einer gewaltsamen Zer- stückelung, sondern einer Teilung oder besser Gliederung Deutschlands nach wirtschaftlichen Gesichtspunk- ten eine Frage, die sich ohne böse Folgen lösen lässt. Zu den russischen Siegen Winter 1941 Januar 194^ Nicht hat seit Beginn dss Krieges die Herzen aller freiheitlichen Men- schen der Welt so begeistert wie die Siege, mit cenen die russischen Hee- re das furchtbare Jahr 1941 abschlies. sen. Neuer Weltkrieg oder neue Welt? 15.7.1943 Hitlers tausendjähriges Reich steht nüeh zehn Jahren \o; ti-va Lr.:am- menbrueb. Aber diese zehn Jr.lvv s-md unauslöschlich eingezeichnet in der Geschichte der Menschheit. b-',cn.tm$üs erhob sich in ihnen die Lüge; schran- kenlos herrschte die Gwalt, zunächst gegen die Wehrlosen in Deutschland, dann gegen die Nachbarn. um schliesslich Europa und die Welt in grauenvolle Zerstörung und Vernich- tung zu stürzen. Aus Blut und Tränen, aus Angst und Grauen, in die eine durch Gleich- gültigkeit und Herzensträgheit schul- dige Menschheit hineingeiiscen v/ur- d.\ erntend millionenfach tirr .Schrei: Nie wieder! Eine neue Ordnung muss unter den Mensehea geschaffen wer* den, die in Wiederkehr des Furchtba- ren unmöglich macht. — Und die füh- renden Staatsmänner der grossen mit Hitlerdeutschland und seinen Verbün- deten im Kampf stehenden Mächte machten sich zu Wortführern dieser Massenstimmung, indem sie erklärten, den Krieg für Recht und Freiheit, für Demokratie und Sicherheit zu führen. Je mehr aber der Sieg über die Ach- senmächte in greifbare Nähe rückt, schaft von der neuen Ordnung und von der Freiheit der Welt, um so mehr verklingt der Appell an alle Men- schen guten Willens, an solchem Neu- bau mitzuwirken. Statt dessen lassen sich — direkt oder durch ihre Mittelsmänner — im- mer ungescheuter und misstönencier die Stimmen der Hehler und Mitschul- digen vernehmen, die Stimmen derer, die durch wohlwollendes Zusehen oder gar durch bewusste Föraerung Mussolini und Hitler die Wegs ge- bahnt haben, damit sie ohne Hinder- nis ihren Marsch gegen Kultur und Humanität in das Blutmeer des Welt- k:i£gs durchführen konnten. So tat man, weil man in ihnen die Hüter einer Ordnung erblickte, die die kapi- talistische Ausbeutung und Klassen- herrschaft vor dem "Umsturz", d. h, vor einer sozialistischen Neuordnung sicherte. Wenn mit dem Krieg der Welt ge- gen die faschistischen Aggressoren zu- gleich auch der Friede iür die Welt gewonnen werden soll, dann müssen sich alle moralischen und alle gesell- schaftlichen Kräfte des Neuen, die Macht des Zukunftsglaucens und dea Zukunftswillens, die leitenden Kräfte der leidenden Massen des arbeitenden Volkes über die Grenzen der europäi- schen Ländern hinaus zusammenfinden um auf den Trümmern des alten Eu- ropa die Fundamente für das neue Europa zu legen. Die Menschheit vor Entscheidungen wie nie zuvor 1.11.1943 Wir sind überzeugt, dass die Mensch- heit vor j^ntscheiduiiien stent wie nie zuvor. Die traditionallen Methoden der» Gehvimdiplcmatie, des Imperia- lismus, des divide et impeni, der Skep- sis und des Unglaubens können nicht die Welt überwanden und eine neue aufbauen. Nicht Halbheiten und Kom- promisse, sondern Entschlossenheit und Grundsätzlichkeit, nicht Diskri- minierung und Unterdrückung gan- zer Völker im Linns skrupelloser Poli- tiker wia Vansittart oder eitler unc verantwortungsloser Schwätzer wie Emil Ludwig, sondern — nach der Ver- nichtung der Schuldigen und der Aus- schaltung aller Mitschuldigen — ge- meinsame A.beit am Neuaufbau aul der Basis echter Demokratie und ge- grneeitigen Vertrauens — daraui kommt es an. DAS ANDKRI DEUTSCHLAND IS Glückwünsche aus Deutschland und Europa (Fortsetzung Seite 8) Otto Lctunakm.BuÄsbü'dti Zum zehnjährigen Jubiläum Ihrer Zeitschrift wiederhole ich die Enthu- siasmen, die ich ausstiess, wenn ich vor, während und nach dem zweiten Weltkrieg "Das Andere Deutschland" erhielt. Immer stand mir dabei die Erdkugel vor Augen, wo nunmehr auf der anderen Seite der Erde, in der "Neuen Welt" ein Sprachorgan ent- standen war und das Kunststück fer- tig brachte, sich zehn Jahre lang zu behaupten; ein Sprachorgan, dass mit Recht das "Andere Deutschland" hiess. Sie sollten ein Preissausschreiben (dhne Geldpreis) dafür machen, ob und was sich in der Welt so geändert hat, dass das "Anderes Deutschland" eine allgemein« völlige Würdigung er- fährt. Uga gegen d6n Faschismus (Stutt- gart) : Mit grosser Freude nehmen wir von Eurem 10-jährigen Jubiläum Kennt- nis und wünschen Euch für die kom- mende Zeit weitere Erfolge in Eurem Kampf. Mit der militärischen Niederlage des Naziregimes hat Eure und unsere Ar- beit noch kein Ende gefunden. Im Gegenteil! xWir stehen erst am An- fang eines harten und schweren Rin- gens um den Neuaufbau einer besse- ren Zukunft. Es lebe unser gemeinsamer Kampf für Freiheit und Menschenrecht I Es lebe unser gemeinsamer Kampf für Frieden und Völkerverständigung! Nieder mit allen Kräften des -Faschis- mus, Militarismus und der Reaktion! J.. Ernst tiüchergilde Gutenberg; Als deutscher Gewerkschaftler und politischer Flüchtling der seit Jah- ren in der Schweiz lebt und jetzt in der Büchergilde tätig jst8 wünsche ich Euch zu Eurem zehnjährigen Be- stehen alles Gute. "Das Andere Deutschland" hat in seiner Zeitschrift und seiner Organi- sation eine Leistung vollbracht, die Uir die deutsche Emigration vorbild- lich ist. Toleranz, Klarheit und Aktivität er- scheinen mir als die Hauptmerkmale Eurer Arbeit. Ich bin überzeugt, dass "Das Ande- re Deutschland'* auch im zweiten Jahrzehnt seines Bestehens eine wichtige Aufgabe zu erfüllen hat. Paul Müller. Dr. Rudolf PECHEL, Herausgeber der "Deutsche Rundschau", Berlin: Sie wissen ja selber, wie hermetisch unsere Abgeschlossenheit von dem Ge- schehen in der Welt während der Hitler-Herrschat gewesen ist. So wer- den Sie verstehen, mit welcher tiefen Befriedigung wir nun erfahren, nach- dem oie Schranken gefallen sind, ddss und in weicher wirksamen Form deut sehe Emigranten draussen im Kampf gegen Hitler für das Ansehen und die Anerkennung derjenigen Deutschen gestritten haben, die sich von dem Gift des Nationalsozialismus freigehal- ten haben. Wir, die wir in Deutsch- land selber den Kampf gegen Hitler geführt haben, legen uns durchaus darüber Rechenschaft ab, mit welchen Schwere Erkrankung des gesamten gesellschaftlichen Organismus kann ebensowenig mit Herumdoktern «an den Symptomen kuriert werden wie schwere Erkrankung irgendeines an- dern Organismus. Sie erfoidert radi- kal« Massnahmen. Kurpfuscher, de- nen Einseht und Wille dazu fehlt, müssen ausgeschaltet werden. Wer aber vermöchte zu glauben, dass die Nutzniesser des monopolkapitalisti- schen Systems, dass die Diplomaten und Politiker der alten Schule diese Einsicht und diesen Willen besitzen? Die Neuordnung kann nur ausgehen von denen, die den Kampf gegen Na- tionalismus und Militarismus, gegen Monopolkapitalismus, Imperialismus und Faschismus grundsätzlich füh- ren. Die illegalen Kämpfer in Europa, nicht auletzt, fn Deutschland, setzen Ihr Leben und mehr als ihr Leben aufs Spiel für ihren Glauben an Frei- heit, Gerechtigkeit und Menschen- würde. Die politische Emigration darf eich nicht mit ihnen vergleichen. Aber das Heldentum der illegalen Kämpfer sollte für sie neben der Auf- gabe des alten Flunders kleinlicher Partei- und Kliquenkämpfe die Ver- pflichtung au klarer, grundsätzlicher Haltung bedeuten. Heute sind viele Wertvolle munschliche Kräfte, die in den früheren "ruhigen.. Zeiten dei_i gesellschaftlichen und politischen Ge- schahen fernstanden» aufgelockert, er« wacht. Sie fühlen, dass man in dieser Welt nicht mehr leben kann, dass man sie verändern muss, um leben zu können. Unsere Aufgabe ist es, ihr Ge- fühl in Erkenntnis, ihre latente Ener- gie in Aktion zu verwandeln, indem wir ihnen ohne opportunistisches Schwanken den Weg zeigen in die bes* sere Welt, die sie ersehnen. Deshalb fordert unsere Kritik, dass der Menschheit nach furchtbarsten Leiden grosse, eindeutige und klare, aufrüttelnde und begeisternden Ziele gezeigt werden. Wir haben dabei keine Angst vor dem Vorwurf mangelnden Realismus, keine Angst davor, dass man uns Ideologen und Schwärmer schilt. Kühne Konzeption und radika- les Dünken schliessen keineswegs Nüchternheit und Realismus aus. wohl aber verbluten sie opportunistisches Verschweigen der Wahrheit und Preis- gabe des Grundsätzlich:- um augen- blicklicher Situationen und billiger Ta- geserfolge willen. An zu viel "Realis- mus", Nüchternheit und Kleinlichkeit, am Mangel an Kühnheit und am Feh- len fertroissendor, begeisternder Ziele krankte in Deutschland die Arbeiter- bewegung dieses Jahrhunderts. Nicht zuletzt daran ist die Weimarer Repu- blik singrund*» gegangen. Mehr noch als damals tun im heutigen Chaos, in der heutigen Weltenwende Grundsatz festigkeit und Zielklarheit not. Opfern Dar Kampf draussen verbua» den war, und dass das Loa der deut, sehen Emigranten trete persönlicher Sicherheit in keiner Welse ein leich- tes gewesen ist. So dürfen Als unsere* aufrichtigen Dankes versichert sein, dass Sie es verwirklicht haben, dass die Stimme des anderen Deutschland* und ihr Ruf an die Welt nicht ver» stummt gewesen Ist. Ihrer Zeitschrift sende ich für die Fortsetzung Ihrer so wesentlichen Arbeit meine aufrich- tigsten Wünsche und hoffe, dass sich nun die Gegner des Hitlerregimes und des Nationalsozialismus draussen Wie drinnen im Kampf vereinigen Werden, den zurückgebliebenen Hitlergeist, der ja nach dem äusseren Verschwinden der Schreckensherrschaft leider im- mer noch lebendig Ist, zu vernichten. J.WEISSER, Hedaktion, Schwäbische Donauzeitung", Lim: Zu Ihrem zehnjährigen Jubiläum sendet ihnen die "Schwäbische DO- nau-Zeitung" In U£n|Donau die berat« liebsten Glückwünsche und dankt Ih- nen zugleich im Namen der anderen Deutschen für Ihre in den letzten zehn Jahren geleistete erfolgreiche Arbeit gegen Faschismus und Barbarei. Gleichzeitig wünschen wir Ihrer künf- tigen Arbeit für Völkerverständigung und Fortschritt vollen Erfolg. •'Frankenpost", Hof (Saale): Wir erlauben uns, Ihnen zu dem Tage, an dem "Das Andere Deutsch- land'' sein zahnjähriges Bestehen feiert, unsere aufrichtigen und herz- lichen Glückwünsche zu übersenden. Wenn wir auch tausende von Kilome- tern voneinander getrennt sind, so wissen wir tioch um die Tätigkeit des .»Anderen Deutschland" und wissen die Unterstützung, die zahlreichen po. Iltischen Emigranten, deutschen Frei- heitskämpfern aus dem spanischen Bürgerkrieg, internierten deutschen Kindern in Frankreich und heute auch Antifaschisten in Deutschland ge- wahrt wurde, voll zu schätzen. Beson- ders in Erinnerung ist hier in Deutsch- land der Aufruf der antifaschistischen Deutschen, den D. A. D. im Jahre 1943 durch den Kvmdfunfc an das «teut- sche Volk richtete. Wir möchten Ih- nen mit unserem Schreiben .«deutlich machen, dass auch wir in den schwe- ren Kriegs- und N aehkriegsj ahren von Ihrem mutigen Eintreten für ein freies demokratisches Deutschland wussten umd wissen, vnieleht" Der europäischen Zivilisation ent- strömt Leichengeruch. Das ruft hach Totengtäoerto. Atien lauert. Ah dei- kaiserlich«^! Ufiiveräit&t Z'i Tokio hat der grosse ludt: Kabmcirä- nath Tagore in einem Vortrag aus- geführt: "Die europäische Zivilisation ist eine zermalmun gsmääehine. Sie verbraucht die Völker bei denen sie eindringt, sie dezimierr oder vernich- tet die Kassen, die sich ihrem Er- oberungszuge n den \Vi& stellen. Es Ist eine Menseheuirc-ss^rziviiisatloh; sie bedrückt die Sclrvyhfiii tihd be- reichert sich auf ihre Kesejn. Ueber, all lässt sie Neid und Hass auf sehies- een, wo sie hititrltt. machst kein Gras mehr. Es ist eine wissanschaft liehe, aber keine tiienschenhafte Zivilisation. Ihrd Mächt rührt daher, dass sie alle ihte Kräfte auf fiäd ein^g? Ziel .der Bereicherung richtet .. ütiter deck Decknamen Patriotismus bricht sie das gegebene Wort r-u-i* schanilos ihre aus Lügen gewobenen Fangrtetze aus, errichtet in ihrem dem Profit gewid- meten Tempel ungeheuerliche Rieäen- bilder, jenem GOtte zu Ehren, den sie anbetet Ohne das mindeste Zau- dern prophezeien wi-. das wird nicht immer dauern..." "Das wird nicht immer dauern...' Hört ihr, Europäer? Ihr haltet euch die Ohren au? So horcht doph in euch hinein I Fragen wir uns doch sslberl Lasset uns doch nicht jenen gleichen, dl? Ihrem Nachbar die Schuld an allen Sünden der Welt zuschieben und sich damit entsühnt glauben. An der heutigen Katastro- phe tragen wir alle unser Teil Schuld: ale einen haben sie gewollt, die an- dern haben zu schwach widerstanden; und solche Schwäche ist nicht die ge- ringste tichula. Bei den meisten war es Teilnahmslosigkeit, dazu kam die Schüchternheit der anständigen Men- schen, der skeptische Egoismus schlap- per Staatsmänner. Unwissenheit oder Zynismus der Presse, gierige Mäuler der Uiüokritter, verängstigte Sklaven- haftigkeit der Männer de« Gedankens, die eich zu Herolden der mörderi- schen Vorurteile aufwerfen, statt im Geiste ihrer Sendung diese au ver- nichten; unbarmherziger Hochmut dieser LnteUektuellen, die fester an ihre Ide:n glauben als an das Leben ihres Nächsten und lieber zwanzig Millionen Menschen umkemnen las- sen, damit sie nür recht behalten; da- zu die politische Klugheit einer allzu römischen Kirche, Worin der Fischer Petrus zum Fährmann der Diploma- ten geworden ist; ferner Pastoren mit dürren, messerscharfen Seelen, wel- che die anvertrauten S-shäilein opfern, um sie sittlich zu reinigen; schliess- lich die stumpfe Ergebenheit dieser aruaen Opferlämmer... Wer von uns iat nicht schuldig? Wer von uns hat das Reoh,t sich im Blute des hinge* schlachteten Europas die Hände zu waschen? Jeder sehe seihe Schu.d und suche sie gutzumachen! Aber das Dringliche geht voran! Eine Tatsache tritt beherrschend vor: Europa ist unfrei. Die Stimme der Völker Wird erstickt. In der Welt- geschichte werden diese Jahre als die zeit der grossen Verknechtung fort* leben. Eine Hälfte Europas bekämpit die andere im Namen der Freiheit. Und dieses Kampfes wegen haben bei- de Hälften Europas auf Freiheit Ver- zicht getan. Vergeblich beruft man sich auf die Willeii&meinirag der Na- tionen. Die Nationen sind nicht mehr da, als Persönlichkeiten nicht mehr da. Eine handvoll Politiker, ein paar Scheffel Journalisten sprechen unver- froren im Namen der einzelnen Na- tionen. Sie sprechen nicht einmal im eigenen Namen. "Aneilla piutocratia" ... nannte schon 1905 Maurras jenä aus der Hand fressende Inteligenz, die nun ihrerseits die öfientLche Meinung leiikeli, die Nation repräsentieren möchte... Die Nation! Wer darf sich d:nn als Vertreter einer Nation hinstellen? Wer kennt denn die See- le einer kriegführenden Nation, wer hat auch nur gewagt, ihr in sdlchcf Stunde ins Antlitz zu sehen? Dieses Ungeheuer, verschmolzen aus Myria- den Leben, in ihrer Mannigfaltigkeit, ihren Widersprüchen, ihrem Gewtin* mei nach jeder Richtung hin, dennoch anelnandergeschwelsst wie die Fang« arme eines Polypen... ein Misch» on&sch aller Ttistoe, aller Vernünft* und Utivernünfte... Windstöase vom Abgrund her; blinde, rasende Kräfte, dem dampfenden Schlund der Tier» heit entsprungen; Rausch des Ver- nichtens und der Seibstvettüchtung; Kaubtiernatur der ganzen Gattung; entartete Religion: mystische Brün, stigkeiten der ins Unendliche tau- melnden Seele; romantisches Feuer« werk der Phantasie, das sich an hlstö» Tischen Erinnerungen entzündet; überhaupt die wohliberechneten Mär* chenbllder der offiziellen, der patrio- tischen Geschichtsschreibung... Und yeiSttettgt mit der Hochflut der Lei- DAS ANDERE DEUTSCHLAND 19 denschaften, aUe geheimen Dämonen, welche die Gesellschaft in geordneten, Friedlichen Zeiten niederhält... Je- der findet sich von Saugarmen des Polypen umschlungen. Und jeder fin- det in sich selber das gleiche Chaos durcheinandergewürt'elter und eng verbundener Kräfte des Guten wie des Bösen. Unentwirrbarer Knäuel. Wer wird ihn abwickeln?... Woher stammt das Gefühl unentrinnbaren Verhäng- nisses, das angesichts solcher Krisen die Menschen nieäerbrechen lässt? Und dabei ist dieses Verhängnis nichts anderes als das Zagen der Men- schein vor der vieliältgen, ausdauern- den, aber nicht unmöglichen Anstren- gung, die zur Befreiung nötig ist. Tä- te jeder, was er kann (nichts mehr als dies), so gäbe es kein Verhängnis. Es setzt sich aus der Willensschwäche jedes Einzelnen zusammen. Indem man es also an Energie fehlen lässt, trägt man auch seinen Teil Verant- wortlichkeit. Aber die Verantwortlichkeiten sind nicht gleich. Ehre, wem Ehre ge- bührt! Im unbeschreiblichen Sudel- brei der heutigen Politik ist das Geld der fetteste Bissen. Die Paust, welche die Kette festhält, die den Gesell- schaftskörper zusammenschnürt, ist des Plutus Faust. Des Plutus und sei- ner Spiessgeselien. Er ist der wahre Herr und Meister der Staaten. Kr macht diese zu anrüchigen Handels- häusern, zu faulen Geschäftsunter- neixmen. Dabei schieben wir unser Unglück keineswegs nur einer be- stimmten sozialen Schicht oder be- stimmten Personen in die Schuhe. Wir machen uns die Sache nicht so leicht! Wir wollen keine Sündenböcke! Das ist zu bequem! Wir sagen nicht ein- mal — is i'ecit cui prodest —, d ass diejenigen, di eman heute schamlos aim Kriege profitieren sieht, ihn ge- wollt haben. Sie wollen bloss profi- tieren; hier oder dort, daran liegt ih- nen nichts! Ihnen ist der Friede eben- so erwünscht wie der Krieg und der Krieg wie der Friede; sie fallen im- mer auf die Füsse. Um ein einfaches Beispiel aus Tausenden herauszugrei- fen, lese man nur die jüngst erschie- nen Berichte über jene deutschen : GrossKapitalisten welche die norman- nischen Bergwerke erwarben und so die Besitzer eines Fünftels der fran- zösischen Mineralschätze wurden, wo- bei sie zwischen 18S0 und 1913 um ihrer grossen Geldsäcke willen in Frankreich jene metallurgische In- dustrie und Eisenerzeugung grosszo- gen, welche jetzt die Kanonen her- vorgebracht hat, vor denen jetzt die deutschen Heere niederbrechen — an- gesichts solcher Tatsachen merkt man erst, in welchem Grade Geldmenschen stumpf werden gegen alles, was nicht Geld ist. Es ist wie die Legende von Midas, unter dessen Fingern alles zu Metall wurde... Man schreibe ihnen doch nicht weit ausgreifende, heim- tückische Pläne zu! Sie sind gar nicht so weitblickend! Möglichst schnell und möglichst viel möchten sie Geld anhäufen. Was in ihnen den Gipfel- punkt erreicht* das ist der antisoziale Egoismus, das Grundübel der Zeit. Sie sind einfach die deutlichsten Ver- treter einer dem Geld versklavten Epeahe. Die Intellektuellen, die Zel- tungsleute, die Politiker — ja, auch jene tragikomischen Gliederpuppen, die Staatslenker — sind freiwillig oder unfreiwillig ihre Werkzeuge ge- worden, machen ihnen die Mauer. Und die Torheit der Völker, ihre fa- talistische Unterwürfigkeit, ihr atavi- stischer Best mystischer Wildheit ma- chen es zu wehrlosen Opfern des Or- kans von Lüge und Narrheit, der sie ins gegenseitige Gemetzel treibt... Ein ungerechtes und grausames Wort behauptet, die Völker hätten immer jene Regierungen, welche sie verdienen. Wäre das wahr, man müss- te an der Menschheit verzweifeln, denn wo ist die Regierung, der ein anständiger Mensch auch nur die Hand reichen würde? Aber es ist zu augenfällig, dass arbeitende Völker die Menschen, welche sie regieren, nicht genug im Auge behalten können, schlimm genug, dass sie die Irrtümer und Verbrechen der Regierenden im- mer aim eigenen Leibe zu büssen ha- ben, man muss darum die Völker nicht noch ausserdem verantwortlich ma- chen. Die sich opfernden Völker ster- ben für Ideen, aber diejenigen, wel- che sich nie opfern, leben für Profite. Und darum haben die materiellen In- teressen ein zäheres Leben als die Ideen. Jeder Krieg, der sich in die Länge zieht, mag sein Ursprung noch So ideal gewesen sein, bekommt Um- mer deutlicher den Charakter einfcs Geschäftskrieges, eines "Krieges um des Geldes willen", wie Flauheit ge- sagt hat. — Nochmals sei es betont: Wir behaupten nicht, man führe um des Geldes willen Krieg. Aber sobald einmal Krieg ist, richten sich die Melker häuslich ein unter dem Euter der Kuh und füllen ihre Eimer. Es füesst das Blut, es fliesst das Geld, und man hat's nicht eilig, die Flut versiegen zu lassen. Ein paar Tausend Bevorrechtete jeder Kaste, jeder Ras- se, Hochadel, Junker, Schwerindu- strielle, Schieber, Trusts, Heereslie- feranten, Despoten der Finanz- und der GrossindusLrie als ungekrönte Kö- nige ohne Verantwortlichkeit, Draht- zieher hinter der Szene, umschwärmt und ausgenützt von einer S^har Schmarotzer, verstehen sich darauf» um ihrer schmutzigen Gewinne wil- len alle guten und bösen Instinkte der Menschheit spielen zu lassen, PJhrg-eiz und Hochmut, Groll und Ge- häsisgkeiten, btottrünstige Ideologien, aber auch Opferbereitschaft und Durst nach Hingebung, Herois.Ws, der Verlangen trägt, sein Blut zu vergiessen uind unerschöpflichen Aeichtum an Glaubenskraft!,,. Unglückselige Völker! Kann man sich ein tragischeres Schicksal vor- stellen, als es das ihre ist?... Nie be- fragt, immer lungeopfert, M Kriege hineingedrängt, zu Verbrechen genö- tigt, die sie nie gewollt haben... Der erstbeste Abenteurer, dar erstbeste Schwätzer masst sich das Recht an, unter ihrem Namen die Ausgeburten seiner blutrünstigen Rhetorik loszu- lassen oder seinen niedrigen mate- riellen Interessen zu frönen. Ewig betrogene* Völker, ewige Märtyrer, die ihr für fremde Schuld bezahlen müsst ... Auf ihren Rücken werden Strei- tigkelten ausgefochten, von denen sie nichts wissen und deren Gegenstände sie nichts angehen; auf ihren bluti- gen, zerstampften Rücken spielt sich der Kampf der Ideen und der Geld- millionen ab, obwohl sie weder am Gelde noch an den Ideen Anteil ha- ben; und als einzige hassen sie nicht, obwohl gerade sie geopfert '.Verden: Hass wohnt nur in den Herzen jener, die das Volk hinopfem... O Völker, vergiftet von Lüge, Presse, Alkohol und Dirnen... arbeitsame Völker, die man das Arbeiten verlernen lässt.... Grossherzige Völker, die man das brü- derliche Erbarmen verlernen lässt... Völker, die man entsittlicht, die man bei lebendigem Leibe mit Fäulnis ver- seucht und die man umbringt. ,. O teure Völker Europas, die ihr seit zwei Jahren verröchelt auf eurer verröchelnden Erde! Habt ihr endlich den Becher des Unheils ganz geleert ? Nein, neues Elend erblicke ich in der Zukunft. Nach so viel Leiden fürchte ich den Schicksalstag, da in der Ent- täuschung über betrogene Hoffnungen, im Erkennen der Sinnlosigkeit und Vergeblichkeit aller Opfer die ver- elendeten Völker in blinder Wut Din- ge und Formen suchen werden, an denen sie ihr Mütchen kühlen kön- nen. Dann werden auch sia in Un- gerechtigkeit verfallen und im Ueber- mass des Unheils selbst noch den Strahlenkranz ihres Opfers einbüs- sen. Und in der ganzen Kette, von oben bis unten, in Qual und Irrtum ist dann alles ausgeglichen... Arme Gekreuzigte ihr, die sich losringen möchten vom Kreuze, das neben dem ihres Herrn und Meisters aufgerich- tet ist, und die dabei, statt freizu- kommen, noch tiefer, wie Blei» in die Nacht der Qual versinken! Gibt es für euch keine Rettung vor eueren zwei Feinden: Knechtschaft oder Hass?... Wir wollen euere Rettung, wollen sie so sehr! Aber ihr müsst sie auch wollen. Habt ihr d lesen Wil- len? Ist eure durch vielhundertjährige Knechtschaft geknickte Vernunft., noch fähig, sich freizumachen?... Wer kann heute dem Kriege Einhalt gebieten, da er nun einmal wütet? Wer bringt die losgelassenen wilden Tiere in den Käfig zurück? Nicht ein- mal diejenigen, welche die Zwinger geöffnet haben — die Tierbändiger selber würden von den Bestien zer- rissen, das wissen sie wohl!... Wie Wein ist das Blutfass angezapft und will getrunken werden. Berausche dich daran, Zivilisation! Aber sobald du dich sattgetrunken hast, sobald du endlich im Frieden, über zehn Millio- nen Leichen, deinen greulichen Rausch ausgeschlafen hast, wirst du dann zur Besinnung klommen? Wirst du den Mut haben, dein Elend ohne alle Lügenhüllen in seiner grauenhaften Nachtheit zu sehen? Was dann leben kann und muss, wird es den Mut aufbringen, sich der erstickenden Umklammerung verfaulter Einr.cii- tungen zu entreissen?... Völker, ver- einigt euch! Völker all?: R:s:; n. oo schuldig oder minder schuldig. uiie ausgeblutet und zercnält. Ii rüder ini Ungltick, seid auch tiiliäer im Vor- zeihen, im neuen Auf>-»u! Ve-geä&t DAS ANdlM OlüTfCMlANO Eine Stimme aus Deutschland II Die innerpolitische Formierung ist In Deutschland noch nicht beendet. Man ist sich In Deutschland noch nicht bewusst, dass Deutschland in- nerhalb des weltimperialistischen Sy- stems kein Kraltzentrum mehr dar- stellt, sondern nur noch Objekt ist Mir scheint festzustehen, dass sich träte aller retardierenden Momente die Entwicklung einer technisch hoch, entwickelten Veredelungswirtschaft In Industrie und Landwirtschalt durch- setzen wird. Das kann sowohl in der Form der Lieferung von Industrieer. Beugnissen für Russland und den Osten wie als Anhang der englischen Wirtschaft und vor allem als Anlage für das USA-Kapital vor sich gehen. Prankreichs defensives Sicherheltsin- teresse wird sich irgendwie In den Quotenstret der Siegermächte ein- gliedern. Der Versuch, Deutschlands wirtschaftlichen Wiederaufbau noch emmai auf rein nationaler Grundlage vorzunehmen, die später wieder als Imperialistisches AusfalUstor dienen euere Gehässigkeiten,, an denen ihr alle zugrunde geht, tragt euere Trauer gemeinsam; sie trifft Ja die ganze grosse Familie der Menschheit! Belm Tode von Millionen Brüdern muss euere tiefe Einheit euch zum Bewusst, sein gekommen sein; nach diesem Kriege müssen an dieser Einheit die Schranken zerbrechein» die der scham- lose Eigennutz weniger nun noch über- schreitbarer aufrichten möchte. Wenn Ihr das nicht tut, wenn die erste Frucht dieses Krieges nicht in allen Kationen soziale Erneuerung wird — dann fahr' wohl, ]puropa, Kö- nigin des Denkens, Führerin der Menschheit! Deinen Weg hast du verloren. Einen Kirch hol zerstampft dein Schritt und kommt nicht vor- wärts. Da Ist dein Plat». Da lege dich hinl — Und andere mögen die Welt anführen! Geschrieben am 2. November, Allerseelen ISIS, kannte, dürfte angesichts der Welt, läge scheitern. Das beste Mittel, sol- chen Versuch von vornherein un- möglich zu machen, Ist die Soaiälisie- rüng. Sie und die üeberiührung des Orossgrundibesltaes In Volkseigentum sind die soliden Grundlagen der Ent° nafizierung, well sie die ökonomisch- gesellschaftlichen Grundlagen des Faschismus beseitigen. Was sieh jetzt Entnazifizierung nennt, ist eine bür- gerliche Stellenverschiebung, die steh psychologisch und juristisch tarnt. Das Wirtschaftsleben ist In einen behördlich gelenkten Sektor und einen inoffiziellen Sektor gespalten. Der letztere nimmt immer steigenden Um- fang an. Der offiziell erfasste Teil der Lebensmittel reicht nicht zur Erhält tung des Lebens aus. Die Wohnungen sind verhältnismässig gut erfasst, am besten wohl Strom und Gas, ganz unzulänglich das Heianaterial. Kiel- dung, Möbel und andere Gebrauchs- gegenstände sind In der öffentlichen Bewirtschaftung kaum mehr vorhan- den. Es herseht eine unsagbare Knapp- heit, da das Gesamtvolumen der Pro- duktion kaum nennenswert ist. Hauptträger des statlichen Lebens sind die Gemeinde- und Länderbüro- krätien. Das parlamentarische Leben Ist sehr unentwickelt. Das öffentliche politische Interesse ist in erster Li- nie auf die Besatzungsmächte ge- rchtet. Die politischen Parteien sind in Ihrer jetzigen Form wohl noch nicht die Vertreter eines VolkswiJlens. Innerhalb des Bürgertums ist durch die CDU der Versuch einer Zusam- menfassung unter christlicher Flag- ge gemacht worden, der sicher nicht ohne politischen Weitblick erfolgt ist. Als Abwehr gegen eine sozialistische Ueberrumpeiung hat er sich jedenfalls bewährt. Ob er nach einer Stabilisie. rung der Währung und der Ingang- setzung der Produktion, wenn die In- teressengegensätze innerhalb des Bür- gertums stärker hervortreten werden, noch tragfähig bleibt, wird von der ötosskrau dss Proletariats abhängen. SPD und KPD unterscheiden sich hauptsächlich In der Frage der Aus- senpolitik. Beide vertreten Im übri- gen eine Tellsonzlalisieruhg, eine weit* gehende Bodenreform, politische De- mokratie und nehmen kulturpolitisch beide eine unklare Vefiegenheitsdefen» slvstellung ein, wenn von der andern Seite zu dick aufgetragen wird. Al- lerdings wird auch aussenpolitisch von beiden der Standpunkt geteilt, dass Deutschland keine einseitig orientier* te Aussenpolitik treiben dürfe, aber praktisch lisgt die Betonung der KPD nach der Sowjetunion und der SPD nach England. Mit Bücksieht auf die Gesamtlage nehmen beide zu einer europäischen Union eine ablehnende oder doch abwartende Stillung ein. Theoretisch sind die Kommunisten Marxisten, während die SPD sich nicht festlegt, auf den Marxismus al- lerdings nicht verzichten kann, wenn sie sich Ziele setzen will. Aber für die kurzfristige Aufgabensteilung des Tages, deren Rahmen von der Besat- zungsmacht gezogen wrd, erscheint der Marxismus wohl manchmal als lästig. Die Einheit der Parteien ist durch die Ost-West-Politik anschei- nend nicht möglich. Die Art der ge- genseitige Bekämpf ung wird d.e Hin- sicht in die Möglichkeit der Einheit nicht fördern. In der Gewerkschaftsbewegung Ist die Einheit — und sogar eine noch weitergehende — hergestellt. SPD und KPD scheinen im grossen und gan- zen damit zufrieden zu sein; aus CDU- Kreisen hört man dagegen sehr viel kritische stimmen. Das ist begreiflich und nicht wesentlich. Aber die dauern- de Rücksichtnahme auf die Kirche und deren Politik mutet merkwürdig an und dürfte der Kampfkraft nicht zuträglich sein. Die Gewerkschaften haben sich eindeutig für die Soaiall- sierung der Grundstoff Industrien aus- gesprochen und stehen somit zn Front- stellung gegen die CDU. Was mich angeht, »o halte Ich an meiner Ueberzeugung als Marxist fest. Sie hat mich durchweg vor Fehlur- teilen bewahrt und damit in meinem Leven die Probe bestanden. O. Seh, KARL MARX Rede von Friedrich Engels ant Grabe von Karl Marx vor allen Dingen zuerst essen, trin- ken, wohnen und sich kreiden müssen, ehe sie Politik, Wissenschaft. Kunst, Religion usw. treiben können; dass also die Produktion der unmittelba- ren materiellen Lebensmittel und da- mit die jedesmalige ökonomische Ent. Wicklungsstufe eines Volkes oder ei- nes Zeitabschnitts die Grundlage bil- det, aus der sich die Staatseünrich» tungen, die Rechtaanschauungen, die Kunst und selbst die rei'igiösen Vor. Stellungen der betreffenden Menschfft entwickelt haben, und aus der sie da- tier auch erklärt werden müssen — nicht, wie bisher geschehen, umge- kehrt. Damit nicht genug. Marx entdeckte Ka I Marx Am 14. März (1883) hat der gröss- te lebende Denker aufgehört zu den- ken. Was das kämpfende europäische und amerikanische Proletariat, was die historische Wissenschaft an die- sem Manne verloren haben, das Ist garnicht zu ermessen. Bald genug wird sich die Lücke fühlbar machen, die der Tod dieses Gewaltigen gerissen hat. Wie Darwin das Gesetz der orga- nischen Natur, so entdeckte Marx das Entwicklungsgesetz der menschlichen Geschichte: die bisher unter Ideolo- gischen Ueberwußherungen verdeckte Tatsaodae, *1*°! die MffiKlun DA* ANDERE DEUTSCHLAND St BUERGERV,'CHE UND PROLETARISCHE WISSENSCHAFT Von Max Adler auch das spezielle Bewegungsgesetz Gar heutlgen kapitalistischen Produk- tionsweise und der von ihr erzeugten bürgerlichen Gesellschaft. Mit cer Entdeckung des Mehrwe:ts war hier plötzilch Licht geschalten, während alle früheren Untersuchungen sowc.nl Ger bürgerlichen Oakonomen wie der soz.ail3tischen Kritiker sich im Dun« kel verirrt hatten. Zwei solche Entdeckungen sollten für ein Leben genügen. Glücklich schon der, dem es vergönnt ist, nur eine solche zu machen. Aber auf je« dem einzelnen Gebiete, das Marx cer Untersuchung unterwarf, und dieser Gebiete waren sehr viele, und keines hat er bloss flüchtig berührt — auf jedem, selbst auf dem der Mathema- tik, hat er selbständig: Entdeckungen gemacht. So war der Mann der Wissenschaft. Aber das war noch lange nicht der halbe Mann. Die Wissenschaft war für Marx eine geschichtlich bewegen- de, eine revolutionäre Kraft. So reine Freude er haben konnte an einer neuen Entdeckung in irgendeiner theoretischen Wissenschaft, deren praktische Wirkungen vielleicht noch garnicht abzusehen — eine ganz an- dere Freude empfand er, wenn es sich um eine Entdeckung handelte, die sofort revolutionär eingriff in die Industrie, in die geschichtliche Ent- wcklung überhaupt. So hat er die Entwicklung der Entdeckungen auf dem Gebiet der Elektrizität und zu- letzt noch die von Marv Deprez ge- nau verfcglt. Denn Marx war vor allem Revolu- tionär. Mitzuwirken, in dieser oder jener Weise, am Sturz der kapitali- stischen Gesellschaft und der durch sie geschaffenen Staatseinrichtun- gen, mitzuwirken an der Befreiung des moderne Proletariats, dem er zu- erst oas Bewusstsein seiner eigenen Lage und seiner Bedürfnisse, das Be- wusstsein der Bedingungen seiner Emanzipation gegeben hatte — dies war sein wirklicher Lebensruf. Der Kampf war sein Element. Und er hat gekämpft mit einer Leidenschaft, ei- ner Zähigkeit, einem Erfolg wie we- nige. Erste "Rheinische Zeitung" 1842, Pariser "Vorwärts'9 1844, 'Brüsseler Deutsche Zeitung" 1847, "Neue Rhei- nische Zeitung" 1948 bis 1849, "New York Tribune'» 1852 bis 1861 — dazu Kampfbroschüren die Menge, Arbeit in Vereinen in Paris, in Brüssel und London, bis endlich die grosse In- ternationale Arbeiterassoziation als Krönung des Ganzen entstand — wehrlich das war wieder ein Resultat, au* das sein Urheber stoiz seui konn- te, hätte er auch sonst nichts gelei- stet. Und deswegen war Marx aer best- gehasst« und bestverleumdete Mann seiner Zeit. Regierungen, absolute wie republikanische, wiesen ihn aus; Bourgeois, konservative und extrem- demokratische, logen Um. um die Wette Verlästerungen nach. Er scnob das alles beiseite wie 3pinnweb, ach- tete dessen nicht, antwortete nur, wenn äusserster Zwang da war. Und er ist gestorben, beehrt, geliebt, be- trauert von Millionen 'revolutionärer Mitarbeitern, die von den sibirischen Bergwerken an über gai« Elur»p* und Der Unterschied zwischen bürgerli- cher und proletarischer Wissenschaft, den Marx und Engels immer aui aas energischte betont haben, hat nichts mit einer Herabwürdigung der Wis- senschaft auf das Niveau von Partei- kämpfen zu tun, wie eine nicht imma- nente Kritik sofort bereit ist, mit grosser Emphase und moralischer Ent- rüstung zu erklären. Sie ist vielmehr selbst nur eine ganz sachliche sozio- logische Unterscheidung, nämlich die Konstatierung der Grenzen, die auch der scheinbar voraussetzungslosen uni unparteiischen Wissenschaft im Be- wusstsein dos Denkers gezoges sind, je nachdem er sich von den histori- schen Schranken der bürgerlichen Weltanschauung frei gemacht hat oder nicht. Wer in den Kategorien der bürgerlichen Welt denkt, als ob sie Seinselemente des sozialen Lebens überhaupt wären, der muss eine ganz andere "Wissenschaft" von den Er- scheinungen des sozialen Lebens ha- ben als derjenige, in dessen Denken die Auffassung aller gegenwärtigen so- ziai'en Lebensformen als blosser histo- rischer Erscheinungen ein unaufheb- bares Element seines Denkens, ja sei- nes Erlebens geworden ist. Das ist es, was so viele Marxisten meinen, wenn sie vom Marxismus als einer Weitauf- fassung sprechen. Im strengen Sinn des Wortes ist er gewiss keine Welt- auffassung, weil er überhaupt nicht Philosophie, sondern Theorie, Sozio- logie ist. Aber er ist auch nicht das, als was ihn Kelsen betrachtet, bloss eine im Denken seiner Anhänger isolierte Einzellehre, die man durch Heraus- Amerika bis Kantoren nin wohnen, und ich kann es kühn sagen: er mochte noch manchen Gegner haben, aber kaum noch einen persönlichen Feind. Sein Nam: wird durch die Jahr- hunderte fortleben und so «uch sein Werk." greifung einzelner Begriffe oder Sätze bereits ganz erfasst hat. so wie die Erkenntnisse der modernen Naturwis- senschaft im Geist des In ihr aufge- wachsenen Menschen sien zu einem. Weltbilde vereinigt haben, *o wie sie unsere Natura uffassong oilden. so setzen die Gedanken des Marxismus dem Marxisten sein soziales Weltbild zusammen und lassen ihn Geschichte und Gesellschaft überhaupt nur mehr im Rahmen dieser Gesamtauffassung erleben... Bürgerliche Wissenschalt nennt der Marxismus die eine Forschungsart und proletarisch die andere nicht et- wa, weil es Bürger oder Proletarier sind, die als Träger der Wissenschaft in Betracht kommen. Das wird zu- meist, wenigstens was die Proleta- rier betrifft, garnicht der Fall sein, die noch wenig Gelegenheit hatten, zu studieren, und auch die bürgerli- chen Gekehrten sind nicht durchweg Bourgeois. Noch weniger meint diese Unterscheidung, dass die Forschung das eine Mal bewusst im bürgerlichen, das andere Mal bewusst im proletari- schen Interesse betrieben wird. Son- dern es bedeutet dieses Wort nichts anderes als die Richtung der Geistes- verfassung des Gelehrten überhaupt, ob sie eine solche ist, die mit der be- stehenden Gesellschaftsordnung förm- lich verwachsen ist, so dass sie aus- serhalb der Kategorien derselben nichts mehr zu denken vermag und mit den Grenzen derselben sofort das ruhige logische Denken von den Af- fektausstellungen gegen die über sie hinausführenden Gedankenreihen ab- gelöst wird, oder ob vielmehr zu ihrem wissenschaftlichen Bewusstsein selbst noch dieses Hinausdenken über die nistorischen Befangenheiten der Ge- genwart und Vergangenheit gehört. Und nur, weil als sozialer Träger ei- nes von diesem Hinausdenken gefor- derten Zustandes des sozialen Lebens das Proletariat erscheint, und weil dieses andererseits ebensosehr durch seine soziale Lage zu diesem Hinaus- denken determiniert wird, nur wegen dieses sozialogisch gegebenen Zusam« menfallens des Hinausdenkens und Hinausschreitens über die gegenwär- tige Gesellschaft im Proletariat nann- ten Marx und Engels diese Denkweise die proletarische, die von ihr geleitete Wissenschaft proletarische Wissen- schaft. Es wäre besser gewesen, den tige Gesellschaft im Proletariat, nann„ Gegensatz als stationäre und evolutive Wissenschaft zu bezeichnen. Der ande„ re Name hat aber wenigstens den Vor- zug, gleich auch die soziale Determina- tion dieser verschiedenen Formen der Wissenschaft hervortreten zu lassen, also aufmerksam zu machen, dass es sich hier nicht um eine logische Ein. teilung der Wissenschaften, sondern um einen historischen, einen sozialpsy- chologischen Unterschied bt*der han-, - delt." (Max Adler: Marx.Studien}» 82 DAS ANDERE DEUTSCHLAND "L'art pour Part" — oder Kunst für die Massen? In der "Witzecke" einer Zeltung -fiel mir einmal ein Bild auf. Es war ein Erdbeben dargestellt: Häuser und Wolkenkratzer krachen zusammen oder sind schon zerschmettert; Stras- sen klaffen und verschlingen Men- schen und Autos; die Szene ist ein Trümmerfeld. Nur in der Mitte des Ganzen steht ein Turm noch fast ausgerichtet, er beginnt gerade erst zu stürzen. Oben von diesem Turm aus sieht ein Sternengucker durch ein Fernrohr gen Himmel und mur- melt vor sich hin: "Verdammt noch- mal, hier muss doch irgendwo ein Erdbeben sein!?" Dieses ist ein Witz, der in jener Zeitung gewiss nur aus Gründen der Heiterkeit gekracht wurde. Indessen scheint mir der Sternengucker be- zeichnend zu sein für die Mentalität eines grossen Teiles der Menschen von heute Im allgemeinen und der Wis- senschaftler und Künstler im beson- deren. * Als kurz vor Kriegsende eine Grup- pe von Wissenschaftlern im Rahmen der Atomforschungen die Atombombe herstellte, hatte sie gewiss keine Ahnung davon, dass diese Erfindung sofort darauf nicht etwa gegen die verantwortliche herrschende Kllque um den japanischen Kaiserpalast herum gebraucht, sondern gegen ar. ane, versklavte Arbeiter und Bauern missbraucht wurde. Sie forschten und forschen um des Porschens willen und fragen zunächst nicht danach, für wen oder gegen wen sie arbeiten. Al- bert Einstein, einer der hervorragend- sten unter den Wissenschaftlern der heutigen Zeit, hat einen brennenden Aufruf an die Regierenden gerichtet, sich zu besinnen und Verantwortungs- toewusstsein unserer Welt gegenüber am beweisen. Alber ein solcher Aufruf genügt nicht. Er ist ganz sicher an taube Ohren und beschränkte Gehir- ne gerichtet. Nein, die Wissenschaft, die arbeitet, um. dem Wohl der Menschheit zu dienen, muss gleich- zeitig dafür Sorge tragen, dass ihre Errungenschaften von Vernunft und gutem Willen gehandhabt werden. Mit anderen Worten: Ein Wissenschaft- ler, der in seine Wissenschaft so ein- seitig vertieft ist, dass er sich nicht klar ist über die Vorgänge auf Er- es <»n, der zwar mit gutem Willen aber ohne Weitblick wirkt, ist ein Schäd- ling in dieser Welt. • Nicht anders verhänt es sich mit dem, was wir allgemein als „Kunst" bezeichnen. Ich halte dieses Wort übrigens für Irreführend. Der Begriff -Kunst" kommt von "Können". Aber auch ''künstlich'' und "gekünstelt'' stehen mit ihm in Zusammenhang. Bs gibt Kunsthonig und es gibt künstliche Blumen. Und es gibt die Kunst im ' 'elf enbeinernen Turm", die nicht nach den Problemen fragt, die die Menschheit zu lösen hat, die "Kunst", die sich selbst genug ist. Sie fühlt ein onanistisches Dasein, atT| fcrankös» ^ küjwtllbhee Thiwlii > Sie nützt niemandem und befriedigt nur einige Wenige, die die Schönheit suchen, wo sie nicht zu finden ist, wo sie nie sein kann: in der TJnwirk- lichkeit. Sie ist die Flucht aus der Misere des Seins in ein Welt des Scheins. (Darum kümmert sich aber die Atombombe nicht.) * Mir sagte einmal ein Kunst jünger, der sich aus dem elfenbeinernen Märchentunm zu uns auf die schmut- zige Erde herabgelassen hatte: "Dar- über müssen wir uns klar sein: Goe- the ist nun einriial nichts für die Waschfrau." Das klingt nicht viel anders wie jenes Wort, das ich aus dem Munde eines "Höheren Schülers" hörte, Sohn eines "nationalen" Pro. fessors, und selber mit national-stu- dentischen Manieren belastet (er hatte sich schon vorzeitig mit Hilfe eines Rasiermessers einen Schmiss beigebracht); ,.wozu braucht ein Ar- beiter mehr Geld zu fordern? Er braucht nicht zu studieren, folglich hat er auch keine Ansprüche. Das Geld würde ihn nur auf schlechte Gedanken bringen." (Wir sehen, wie nahe die Mentalität zarter Aestheten und Schönheitssucher der von Stan- desdünkel und Ausbeutertum ist.i » ' Beschäftigen wir uns einmal etwas näher mit der Phrase "Goethe ist nichts für die Waschfrau". "Goe. the" soll hier helssen: das ''Höhere'', das "Schön*", die "Kunst", und mit "Waschfrau" ist das arbeitende Volk, das Proletariat gemeint. Wir kom- men also au dem klarer definieren- den Satz: ,.Kunst ist nichts für die Massen". Das ist eine Feststellung wie andere Feststellungen: "Das Volk braucht Gott", ''Kriege wird es im- mer geben", "Reich und arm wird es immer geben, denn die Menschen sind nun mal verschieden", etc. etc. Ganz gewiss: Solange ''Kunst nichts für die Massen" Ist, das heisst, solange die Massen nicht den- ken und verstehen lernen, solange wird es auch Kriege, solange wird es reich und arm und solange wird es Eilend geben. Können wir uns damit abfinden? Natürlich nicht. Dem selbstzufriedenen Dünkel in der künstlich gepäppelten Sphäre des Kunsttempels, wo ein Kunst-Priester wie etwa Stefan George seinen ehr- furchtsvoll lauschenden Auserwählten den "totgesagten Park" erschliesst, müssen wir die Unzufriedenheit ent- gegenstellen: so, wie es ist, darf es nicht bleiben. Wir müssen die Kunst für die Maasen erobern, wär müssen "Goethe" der "Waschfrau" nutzbar, odier nützlich, machen. * So wie ein Bergarbeiter Kohle aus dem Schacht ans Tageslicht fördert, unter anderm auch, damit die Men- schen sich gegen Kälte schützen kön- nen (so sollte es wenigstens sein), so muss der Künstler , Tatsachen und Wahrheiten aus dem Gegeneinander, leben von heute beleuchten, das heisst darstellen, um den Menschen Klarheit über ihr Sein zu Vermitteln und sie gegen Lüge und Vlerschleierung zu schützen. ("Wer seine Lage erkannt hat, wie soll der aufzuhalten sein!") An die Seite die- ser Darstellung des Vorhandenen muss aber noch etwas anderes tre- ten: die Propaganda für das Kom- mende, die Propaganda für das Zu- sammenleben der Menschen, für die Idee des Sozialismus. Ich weiss, dass viele Kunstfreunde entsetzt zusammenzucken, wenn die Begriffe ''Kunst" und "Propaganda** in Verbindung gebracht werden. Mit Recht, wenn von weltfremder "Kunst", von etwas Künstlichem die Rede ist. Ganz zu Unrecht aber, wenn es sich um darstellende Kunst handelt. Denn jede Darstellung aus unserem menschlichen Leben ist an sidh schon Propaganda. Oder ist et. wa die grafische Darstellung eines hungernden Menschen (und die Mehr- zahl der Menschen hungert heute) keine Propaganda? Ist nicht jede Darstellung von Leid (und die ganze Welt leidet heute) Propaganda ge- gen dieses Leid? Ist nicht die 9. Sym- phonie Beethovens, die Hymne auf die Französische Revolution und auf jede Revolution, Propaganda für das „Seid umschlungen Millionen", für den Sozialismus? Dem wirklichen Künstler, dem "könnenden" Künstler, ist die beson. dere Gabe mit auf den Lebensweg gegeben worden, sich auf eine beson- ders eindrucksvolle Art den Men- schen mitteilen zu können. Der Dich- ter oder Schriftsteller als Meister des Wortes —, der Maler als Meister des grafischen Ausdrucks —. der Mu- siker als Meister des Tons —, der Schauspieler als Meister der Geste: sie alle können mit direktesten Mit- teln, mit wirkungsvollsten Mitteln auf ihre Umgebung wiriken. Sie alle haben damit eine besondere Verant- wortung, eine besondere Verpflich- tung. * Es sind erst die Ansätze einer Kunst vorhanden, die geeignet wäre, die künstlerische Aufgabe in der heu- tigen Zeit durchzuführen. Nicht oh- ne Grund: die "bürgerliche Kunst", die mit der französischen Revolution ihren Siegeszug antrat, ist mit dem Verfall der bürgerlichen Gesellschaft auch verfallen. Die proletarische Klasse, der mehr und mehr Men- schen wirtschaftlich angehören, ist ideologisch zerrissen. Man kann des- wegen noch nicht von einer '•prole- tarischen Kunst", oder anders gesagt: von einer proletarischen Daratel- lungswedse sprechen, die sich durch- gesetzt hätte. Aber es sind hervor, ragende Anfänge vorhanden. A propos: Ihr stosst euch an dem Begriff Proletarische Kunst? Ihr meint vielleicht Kunst sei an nichts gebunden? Ich will euch zwei kleine Begebenheiten aus dem Leben des jMMti» Gtament Mo re a u «rzäb- DAS ANDERE DEUTSCHLAND i* DAS GESICHT DER ZEIT Fortsch itt der Zivilisation In SaucU-Arabien, wo die Hinrich- tungen noch öffentliche Volksbelusti- gungen sind, besteht de strafe lür Diebstahl zwar noch immer im Ab- schlagen der rechten Hand. Aber ame- rikanische Aerzte habsn die Erlaub- nis erhaiten, vorher die Axt m ste- rilisieren und den Verstümmelten lachgemäss zu behandein. Hohenzolletn-Frechheit •'Kronprinz'» Friedrich Wilhelm, der seinem erlauchten Vater durch dumm- dreiste Ansprüche und Handlungen nachgeeitert hat, verlangt von Hol- ls nd Schloss Doorn zurück, da sein Vater nicht Mitglied der NSDAP ge- wesen sei. "Die Nation" macht dar. auf aufmerksam, dass die Nazis aber immerhin dem jtixkaiser nach der Be- setzung von Holland eine Ehreng-arde von Reichswehrsoldaten zur Verfü- gung gestellt haben. "Er schwebt in der Tat" "Aber der Zug kommt näher und dann sieht man Ihn selbst — den Papst* den Pontisex Maximus, den Vikar Christi auf Erden, wie eine der Wirklichkeit entrückte Vision m den Lüften schweben. Der Papst — in weissem, Juwel snbesticktem Ornat und mit der goldenen Mitra auf dem Haupte — schwebt in der Tat üoer •den Häuptern der 50.0C0 köpiigen Menge1'. (Basier Nachrichten) Die griechischen Uuerri'Ieros und die Trumsan.Dcktrln Dazu schreibt Freda Kirchwey in "The Nation": "Ueber all den Berichten von russi- schem Einfluss und Grenzverletzun- gen wind vergessen, dass in Griechen- land eine Revolution im Gang ist. Die Beuern und Guerillas in den Gebir- gen werden nach me ner Ueberzeu- gung nicht hervorkommen und ihre Waffen niederlegen, bevor sie nictit len, eines der Pioniere der proletari- schen Darstellungsweise. * Moreau sollte — während des Krie- ges — einmal ein Propagandabild für eine englische Veranstaltung in Bue- nos Aires malen. Als er es fertig hatte und es seinen Auftraggebern zeigte, wellten die es nicht anneh- men . "Sie haben es sehr gut ge. macht",— sagten die Herren,— „aber irgendetwas gefällt uns daran nicht." Es waren ''vornehme'9 Herren. Aber was gefiel ihnen nicht? Wir sehen es atis der anderen Begebenheit: Vor vielen Jahren sollt Moreau in der Schweiz für den "Schweiz>erspie- gel,> arbeiten. Aber bald bekam er ei- nen Brief von der Redaktion. In dem stand: "Wir können Ihre Arbeiten nicht annehmen. Denn wenn Sie eine Nach- tigall zeichnen, dann sieht sie kom- munistisch aus." . Wissen Sie nun. was "proletarische Kunst" ist? \ Fieter giemsen. wissen, dass die Leute, die verantwort^ lieh sind für die Verbrechen der na- zistisch ausgebildeten Sicherheitspo- lizei, der bewaffneten Gangster und der militärischen Unterdrückungs- massnahmen nicht mehr an der Macht sind. Andernfalls würden ihre Leben nur solange gesichert s:in, wie die Beobachter der Amnestie sie schützen. Und ihre Sache wäre ver- loren." Ermunterung zum Mord In Greenville (UCA) wurden 28 Män- ner, die zugaben, einen Neger ge- lyncht zu haben, friegesprochen. Am gleichen Tage wurde in Sylvania ein Neger nach einer Beratung von drei Minuten der Vergewaltigung schul- dig gesprochen und hingerichtet. Nacn diesen beiden Urteilen sind neue Lyn- chungen erfolgt. Der Nestle-Konzern Wird von der Schweizer -seitung "Die Tat" beschuldigt, während des Krie- ges den Frischmüchinhait von einer Dose Kondensmilch von 846 aut 707 Gramm vermindert,.also verwässert zu haken. D.ese Milch wurde an Hüts- organisationen wie Rotes Kreuz, Schweizer Spende etc. zum gleichen Preise gelieiert, für den die Schwei- zer Armee vollwertige Konaensm.icll erhielt. Die Hilfsorganisationen wur- den nicht auf die Verschlechterung aufmerksam gemacht. "Die Tat" be- hauptet, dass der Nastie-Konrern ge- genüber dieser Anklage auf das Tot- schweigen der grossen Presse ver. traue, da sein Reklamsbudget in die Million;n gehe. Die gleiche Zeitschrift wirft NestlH vor, fälschlich den Nes- caf6 als reinen Kaffee zu bezeichnen, während er nur 30 o|o reinen Kaffee enthalte, Justiz In Südafrika In Pretoria, stand der frühere Sol- dat Douglas Mardon vor Gericht, weil er nach seiner Gefangennahme auf selten der Nazis gekämpft hatte. Aber er hatte nur gegen die Russen ge- kämpft und verteidigte sich damit, dass er keine feindlichen Absichten gegen den Südafrikanischen Staat oder die Alliierten gehabt habe, son- dern mit dem britischen Freiwilligen- korps gegen den Bolschewismus hätte kämpfen wollen. Der Richter Ramsbottom erblickte darin "einen sehr wichtigen Um- tand" und verurteilte den Hochver- rates hur zu einer Strafe1 von 75 Pfund. Zur amerikanischen Aussenpolitik sagt, John Fischer in seinem Bucn "Warum sie es wie die Russen ma- chen": "Wir dürfen niemals der Verführung erliegen, herrschende reaktionä e-Uii- quen zu unterstützen, nur deshalb, weil sie am lautesten gegen den Kom- munismus schreien. Wann immer wi? einen Franco in Spanien, einen Ubico in Latein-Amerika oder eine korrupte Gesellschaft wie die Kuomintang- Kreise in China stärken, verraten wir unsere eigene Sache. Möglich, dass sie durch un:ere Hilfe noch ein paar Jahre länger am 1 lder bleiben, aber sie können uns niemals die Freund* schalt ihrer Volker einbringen. Un« sere wahren Verbündeten in allen Ar- mutsgebieten der Welt sind die .ort. chrittiichen Liberalen, die Ap-ustei der demokratischen Revolution." STALIN RUSSLAND GLEICH HITLER- DEUTSCHLAND? Neun Fragen urd Antworten In "Neue Wege". der Ze'^chr'ft der ReWösen Sozialisten in der Schweiz, fin- det eine sehr interessante Diskussion 'Iber die Sowjetunion statt Der eine 1er bei- den Redakteure, Dr. Hugo Kramer, rich- tet in den politischen Uebersichten seine HPUDtaneriffe gegen den nordamerikani. sch«>n Kapitalismus 'md Imperialismus und verteidigt di.e Sowjetunion gegen An- griffe. sioweit sie ihm falsch »der 'wer. trieben erscheinen: dei andere, Pfarrer Paul Trautvetter, sucht ''om christlich, ethisch.humanitären Standpunkt aus in einer Artikelserie 'Russland — sozialisti- sches Ideal oder sozialistische BUision" nachzuweisen dass die Sowjetunion ein reiner Macht- und Gewaltstaat ist, der mit echtem Sozialismus nichts zu tun hat und auch nicht zu ihm hinführen kann. Gegen diese Auffassung wendet sieh im Anrilheft Alice Herz mit einem Beitrag "Gedanken zum Problem Russland", dem wir das Po'gende entnehmen. "... Aber kann das Positive und Gute in Bus land, wovon im gsmein- samen Krieg gegen Hitler die ganze Weit profitiert hat, uns mit dem Sy- stem des Terrors, der Freiheitsbe- raubung ver öhnen? Können wir das, was wir bei Hitler in den Grund ver- dammten, den Russen nachsehen, wenn es uns in den Kram passt? Ist das nicht verwerflicher Opportunis- mus? Wenn wir Stalin-Rus-land mit Hit- ler-Deutschland gleichsetzen, dann können' w r uns nicht mit Russland •nrstärdlgEn. Aber — sind sie gleich- zusetzen? Sind sie beide gleich ver. dammenswert? Haben sie an Qualität und Quantität da- gleiche getan? 1. Haben die Russenführsr gemor- det aus Lust am Morden, wie Hitler; oder aus verzweifeltem Zwang, um ihr Werk zu erhaiten? (Wie es dar Gesandte Davies und andere Bericht- erstatter festrtellten.) 2. Haben sl? Millionen Männer, Frauen und Kinder planmäßig und nach technisch ausgearbeiteten Me- thoden "ausgerottet", weil sie, oder ihre Väter oder ihre Grossmütter ei- ner unerwünschten Rasse angehör- ten? 3. Haben sie In wissenschaftlichen Instituten Methoden des körperli- chen und seelischen Folterns erson- nen, die kein Menschenhirn für denk- bar gehalten hätte? 4. Haben sie einen Himmler, einen DAS ANDERE DEUTSCHLAND Streicher? Haben sie einen Göring, der sich die Schätze des Kontinents zusammenstahl, um damit seine zahl- reiche Schlösser auszustatten? Kann man den Sowjet-Machthabern nach- sagen, dass sie auf Kosten des Volkes prassen und huren? Haben Sie ihr Volk belogen und betrogen, wie es ein Goeb'bels tat? 5. Haben sie aus der Enteignung der Besitzenden ihre eigenen Taschen gefüllt? 6. Sind Lenin oder Stalin Geschöp- fe einer Kriegs- und Ausbeuterkllque, Wie Hitler, die diesen benötigten, um Ihrem missglückten ersten Krieg ei- nen zweiten siegreichen folgen zu lassen? 7. Haben die Russen, wie die Teu- tonen, sich je gebrüstet, eine Ueber- Herrenrasse zu sein, die sich die Welt mit dem' Schwerte erobern müsse? 8. War nicht die ganze Sowjet-Ar- beit auf friedlichen Auf- und Aus- bau gerichtet und ihre Bote Armee nur zur Verteidigung geschaffen? BERICHTE BERICHTE AUS DEUTSCHLAND Politische Abschniirung der französi- schen Zone Der Parteiausschuss der SPD hat auf seiner letzten Zusammenkunft vor dem Parteitag in Nürnberg folgende Entschließung gefasst: "Die französische Militärregierung führt Jetzt die politische Abschnü- rung der französisch besetzten Zone vom übrigen Deutschland durch. Für die Sozialdemokratie hat diese Politik aur Folge, dass die Teilnahme von Sozialdemokraten aus anderen Zonen an Veranstaltungen der Partei in der französischen Zone und die Teil- nahme von Mitgliedern des Partelvor- st&ndes und des Parteiaussschusses der SPD aus der französischen Zone an Tagung dieser Körperschaften ver- boten sind. Die Militärregierung hat die Uebertretung dieser Verbote un- ter Strafe gestellt. Die C. D. U. Beide Parteien der Linken stehen auf den Fundamenten ihrer vor 1933 In Deutschland weit und breit (wenn auch nicht immer richtig) bekannten Lehren. Die Christlich-Demokratische Union entstand zunächst, so schien es. aus dem Nichts. Jedoch zeigte es sich nur zu bald, dass In dieser Partei ein iSamimeibecken .der ehemaligen poli- tischen tischten entstanden war. Das fiel zuerst in den kleineren Or- ten auf. Wer wurde denn Mitglied der CDU? Der einstige Ort- oder Kreis- führer des "Stahlhelm", der Fabrikbe- sitzer, de Gutsbesitzer, der Pastor, der Studienrat, der Kaufmann. Dass die CDU eine so bemerkenswert grosse Zahl von Wählern erhielt verdankt sie nicht ihrem Programm, sondern mehr der Furcht der bürgerlichen Maasen vor der vermuteten Gefahr der Ent- eignung", wie sie die Saziaiislerungjund den sozialistischen Neubau bezeichnen. Die Schwierigkeit bestand jedoch darin, dass im Osten die CDU die Forderung nach Sozialisierunp eben- falls erhob, und dass auch im Westen 9. Hat nicht der Sowjetgesandte Litwinow in Genf sich das Herz aus dem Leibe geschrien, um den engli- schen und französischen Vertretern im Völkerbund von 1935 bis 1939 klar- zumachen, dass der Friede, den sie wünschten, unteilbar sei, dass daher die Ueberfälle Japans auf China, Mussolinis auf Absssinien, Francas auf Spanien nicht geduldet werden können, da sie den Völkerbund zum Hohn und die ganze Welt zum Schlachtfeld machen werden? Hat er nicht im Auftrage seiner Regie- rung ihnen aufgezeigt, wie sie Hit- ler zu Beginn seiner Gewalttaten hät- ten unblutig erledigen können, statt durch fortgesetze Konzessionen sei- ne Angriffe geradezu herauszufor- dern? (Siehe die Beden Litwinows: Gegen Aggression). Darf man also Stalin mit Hitler gleichsetzen? Wenn man ihn aber nicht gleich, setzen kann, wenn man feststellen muss, dass Hitlers Werk und Ziel teuflisch waren, Stalins Ziel aber auf AUS aus der eigenen Partei der Ruf nach sozialistischer Aktivität laut wurde. Hervorzuheben ist, dass die ODU in der praktischen politischen Arbeit unter den Direktiven jener Prinzipien, die vor 1Ö33 die Politik der Rechten in Deutschland bestimmten, in Er- scheinung tritt. (Fritz Sänger im informadlonsdienst der SPD) Am Eingang des Friedhofs von Offen bach war ein Plakat an- geschlagen: "Wenn Sie bis Herbst nicht unter den Toten wellen, so sind Sie entwe- der Schwarzhändler oder ein Polizist". Neuer Strafvollzug in Brandenburg Für Erstbestrafte wird in Branden- burg di everhänigte Gefängnisstrafe durch Ableistung von Aufbauarbeiten ersetzt. Jede Arbeitswoche, die — bei Zahlung des ortsüblichen Lohns — zufriedenstellend geleistet worden ist, bedeutet den firlass von zwei Wochen Gefängnis. Wenn Nazis meutern Den im Lager Regensburg internier- ten Nazis war von den amerikanischen Behörde — sicherlich nicht ohne Grund1 — verboten worden, BesuEhe zu empfangen. Darauf meuterten die Nazis und bewarfen den deutschen La- gerleiter, der die Ruhe wiederherstel- len wollte, mit Steinen. Die nordame- rikanische Polizei musste eingreifen, um cie Ruhe wiederherzustellen. Zur weiteren Beruhigung gab dann der amerikanische Militärgouverneur be- kannt. dass Besuche wieder zugelassen seien. Em ermutigendes BeispielI 1U.OOO Hinrichtungen von durch die Volksgericht?'' Ver- urteilten landen in den Jahren 1943 und 1944 durch zusammen 20 Guillo- tinen in den Gefängnissen von Bran- denfcurg und Plötzensee statt, wie die aufgefundenen Protokolle erwiesen haben. friedlichen Fortschritt gerichtet ist. dann taucht die Frage auf, ob man Stalin und sein Werk verdammen muss wegen der Mittel, dl» er an- wandte, weil sie zum Teil Hitlers Mit- teln ähnlich waren. Es ist gewiss wahr, dass ein guter Zweck niemals ein unh3iliges Mittel heiligen kann, und dass es böse ist, Opportunist zu sein, in dieser Zeit des feigen, schäbigen Opportunismus überall, halben wir Furcht, dieser Sün- de zu verfallen. Aber könnte es nicht sein, dass in Zeiten, so ungeheuerlich wie die un- sere, wo die Sünden von Jahrhunder- ten sich auswirken in Greueln der Verwüstung, wo für offene Ohren der Aether noch bebt von dem Schreien und Stöhnen der Gemarterten, wo der Pesthauch körperlicher und gei- stiger Verwesung uns zu ersticken droht, dass in solcher Zeit der Vor- wärtsschreitende gezwungen sein könnte, zu Mitteln zu greifen, die für normale Zeiten untragbar wä- ren?..." 1|4 Punkt! In der britischen Besatzungszone, erhielten, wie wir dem Auslandsson- derdienst der SPD entnehmen, die Be- wohner im 2. Halbjahr 1946 durch, schnittlich 1.9 Punkte zum Bezug von Textilien, im Januar 1947 1|4 Punkt. Ein Punkt entspricht einem Taschen- tuch. Nicht eingeschlossen ist die Be- lieferung von Polizei, Reichsbahn und Strassenibahnen mit Uniformen, Die Erzeugung- von Hausrat ist der- artig gering, dass bei Andauex des gegenwärtigen Zustandes die 3.300.000 Ostflüchtlinge der britischen Zone, wenn ausser ihnen niemand etwas er- halten würde, in 2,1 Jahren alle mit einem Bett, in 6 1\2 Jahren mit einer Gebe,] in 14 Jahren mit einem Löf- fel und in 30 Jahren mit einem Tisch- messer rechnen könnten. In 32 Jahren könnte jede Fiüchtlingsfamilie einen Eimer, in 40 Jahren einen Tisch und In 44 Jahren einen Schrank erhalten. Wachsende Arbeitsunfähigkeit Im Arbeltamt sergisch Gladbach waren von 528 untersuchten Personen nur SS noch voll arbeitsfähig. 120 überhaupt unverwendbar. Im Arbeitsamt Aachen waren von 815 Personen 237 arbeitsunfähig und nur 83 für Bauarbeiten geeignet. in Duisburg sind von 4.039 Arbeits- suchende 565 voll arbeitsfähig. In Oberhausen ist die Arbeitslei- stung durchschnittlich um 40 o|o ge- sunken. Wiederaufbau der Zeisswerke Der Wiederaufbau der Jenaer Werke Zeiss und Schott Ist in vollem Gange. Nach Angaben, die Dr. Schrade von der Geschäftsleitung machte, wird die Produktisn der Werke nach verhält- nismässig kurzer Zelt wieder auf Friedenshöhe anwachsen. Mit über 6000 Beschäftigten ist bei den Zeiss- betrieben der Belegschaftsstand von 1932 bereits erreicht. Aehnlich liegen die Verhältnisse beim Glaswerk Schott. DEUTSCHLAND DAS ANDERE DEUTSCHLAND wo die Beschäftigungsziffer gegen- wärtig etwa 1900 beträfet. Nazis am Hamburger Rundfunk "Das Westdeutsche Volksecho" schreibt: "Zu den Nictitentlascenen gehört der Kommentator Dr. Heitmtiller, der auch jetzt noch seine zersetzenden Re- den im NWDR halten kann. Heitmül- ler hat im "Völkischen Verlag" ein Buch herausgegeben: "Politik — Roh- stoffe", d-as heute aiuf der Liste der ausgesonderten Bücher steht. Eine Menge Zuschriften, die wir in der letzten Zeit erhielten, brachten eine immer grösser werdende Empö- rung gegen die verkappte nazistische Ideologie, die vom NWDR verbreitet wird, zum Ausdruck." Der "Telegraf" (Berlin) berichtet iL a.: Unter den leitenden Angestellten des Nortiwestdeutschen Rundiunks, die als Nazis entlarvt sind, befindet sich, wie unser Korrespondent mitteilt, der Chefreporter und Leiter des "Echo de« Tages"- Landrock, ein alter fg., ferner der Leiter des Kinderfunks, Boden- stedt, Fg. und Chefredakteur der Zeitschrift "Resse und Volkstum", Dr. Gehrard, Leiter der künstlerischen Wortsetzimg, stellvertretender Inten- dant des Nazisenders Königsberg, Lei- ter des NS-Schulfunks und Pg. von 1931 bis 1945, SchönfieM, SS-Mann, Ostergarn, früher Verwaltungschef eines NS-Senders, Krollpfeifer, tech- nischer Popagantialeiter, ebenfalls SS- Mann. Bs ist klar, dass diese Leute zahlreiche Nationalsozialisten in die Leitung und Verwaltung des Rund- funks nach sich gezogen haben. Zu den Niohtvemrteilten und -entlasse- nen gehört Dr. Wilhelm Heitmüller, der nicht nur stellvertretender Lei- ter des nationalsozialistischen Euro- pa-Pressedienstes war und ständig aity "Volksrecht" mitarbeitete, sondern auch drei Broschüren im Franz-Ehe r- Verlag veröffentlicht hat und ein Buch im Volksverlag herausbrachte. Diese Rundfunkherren haben seit Mo- naten eine intensive und gehässige Sa- botage geübt. Sie sind dabei immer wieder gedeckt worden. (Deutsche Nachrichten) Kurze kulturelle Notizen 1W0 Zeitungen und 500 Zeitschrif- ten tuhrt der erste NacihhiUeristische deutsche Zeitungskatolog auf. "Heute, und Morgen" heisst eine Zeitschrift, die in Schwerin erscheint und von Ehm Welk (früher "Grüne Post*'), Willi Bredel und Koch-Gotha redlgiert, wird. Der Musikvertag C. F. Peters in Leipzig hat seine Tätigkeit wieder aufgenommen. Ann» Siemsen, als Professor in Jena von Frick schon vor Ausbruch des 3. Reichs abgesetzt, später Redakteurin der Schweizer sozialistischen Frauen- zeitung hat neben dem Lehrstuhl für europäische Literatur an der Univer- sität Hamburg die Leitung der dorti- gen Lehrerakademie übernommen. Jungsozialisten heute und gestern Den Mitteilungen der Londoner Ver- tretung der SFD 1.4:47 14.4.47 15.4.47 82.4.47 2Ü.4.47 22.4.47 2^4.47 24.4.47 24.4.47 21.2.47 £5.2.47 2Ö.2.47 85.2.47 25.2.47 20.2.47 25.2.47 14.3.47 27.3.47 27.3.47 27.3.47 27.3.47 37.3.47 3.4.47 3.4.47 84.4.47 34.4.47 24.4.47 9.5.47 80.3.47 »0.3.47 9.4.47 11.4.47 2.4.47 81.1.47 14.1.47 7.3.47 7.3.47 4.3.47 »4.3.47 L7.12.47 27.12.46 2*7.12. 46 27.12.46 14.1.47 14.1.47 14.1.47 14.1.47 141.4? 14.1.47 14.1.47 14.1.47 14.1.47 14.1.47 14.1.47 21.1.47 81.1.47 81.1.47 28.1.47 88.1.47 28.1.47 88.1.47 Empfänger / Ort M. Knedht, Bnger Ii. Vogen, Dassel F. WiUe, NeuQKirohan B. Höppner, Loohcum Prot. Lindemann, namburg F. Jahn, Bielefeld W. Mö.k, Ostia oruck W. Ladengast, Wien O. titHmeuiami, tiraunscbwg. R. Schmidt,, Güttingen H. Greaa, Wien L. Macik,' Wien Fam. Kaiser, Neubeckum H. Heien, Maina W. Rosenberg. tiraunsohwg. H. Batotiurfer, Oeide B. Geou-d, Bei im v. Botietoanwmgscüe Anet, A. Sonmiat. Mienourg T. Wagner, Nienburg O. SwiumaclM, Uamourg A. Stein oeck, Hamburg K. BcKert, Berlin P. Lange, Berlin K. Sivu-ert, Berlin B. WiscanuwäKi, Braunsehwg. T. ß. Kreipe, Hannover Fam. Protis. Soltau £. Franse. Freiourg K. Bergmann, ooore £. Rimme*, Berun K. Wannen, tii|aeiyi*Uo Dr. Raenatt, Berlin O. Schneider, Hiiaestieim W. Siacufieth, Brauii&chweig W. tiiacüiieih, Br&un&cnweig H. Brandt. Braunschweig H. Brandt, Braunscnweig E. Ka^biuei, Hamburg £>. Kaibitzec, Hamburg H. Krann, Kiei E. tiamorei, ue^senkirchen A. tiofer, Berlin A. Henning, Gejsenlurchen B. Wicnma,nn, Berlin P. C*.st reich. Berlin A. Suepman, Hannover W, Hansen, Koeln Haas, Mannheim Scnwamb, Mannheim Berger. Refrath Weisheit, Hueuel Neumann, Köm-Suelz Meyie.d. Hannover Merck, Stuttgart H. Borm'iuin. Boenstadfc H. Kleibeig, GelsenkircJhen A. Dejou, Wattenscheid. A. Dejou, Wattenscheid B. Ruschen. Hicdesen-DetmoLd " B. Karsten. Hornoidendl-Detmold H. v. Wange 4n. Ratzeburg A. Schilling. Hamburg A. Muenoh, Hattersheim Seeger. Heilbronn F. Drucker Wien ■ E. Karal, Berlin B. Rehfeld Berlin 'E. Juister, Berlin W. Jörns. Veschelde E. Birks,» Sonthofen M. Flügge. Hamburg E. Meitmainn, Hamburg Dr. Manns. Hamburg B. Hitzemann, Schlangenbad E. Köhler, Giessen G Kreuziger, Schriesheim G. Weigt, Berlin M. Pah Ute, Berta A. Schlüter, Salzkotten M. Bzrr.ecker. Neu-Ulm G. Overbeck, Westerlinde S Zankl. Neu-Uiim M. Flügge, Hamburg H, Dörries. Hameln L. C 1 rmeyer, Berlin Frl. i.sddenhausem. Berlin E. Krüger, Hamburg P. Hamburg, Berlin H. Heuser. Frankfurt E. Brehmer, Berlin S. Lauben tbel Ess-Inges Empfange- Datum Empfänger / Ort Datum Datum Bestell- Empfangs- 9.6 .47 28.1 .47 D. Rascher, Braunschweig 4 .6.47 18 .6 .47 28.1 .47 Fam. Strenz, Berlin 13 .5-47 23 .6 .47 28.1 .47 Rieh. Colin, Berlin 13 .5 47 19 .6 .47 ' 28.1 .47 A. Loewel, Berlin 13 .5 47 12 .6 .47 23.1 .47 H Festenberg. Berlin 12 .5 47 11 .6 .47 28.1 .47 T. Kuse, Berlin 13 .5 47 17 .6 .47 28.1 .47 G. Steinberg. Berlin 12.5 47 18, .6 .47 3.2 .47 G. Drescher, Hannover 21 .5.47 4 .0.47 4.2 .47 G Rytter, Berlin 12 .5 47 6 .6.47 4.2 .47 R Webers. Berlin 13 .5 47 16 .6 .47 4.2 .47 T. Blrrenbaoh. Münster Ma.i 47 16 .6 .4)7 4.2.47 Ii Plesser. Berlin 13 .5 47 io . b .47 4.2 .47 G. Genicke, Berlin 13 5 47 17 .6 .47 4.2.47 E- Wendt, Beriin 13 5 47 ii .6 .47 4.2 .47 L. Heck. Kar-sruhe ^ 17 .6 47 17 .6 .47 4.2 .47 J. Steinberg, Berlin 12 .5 47 30 .5 .47 4 2 47 J. Stembarg, Berlin 12 .5 47 24 .6 .47 4.2 .47 M. Ostmann, Berlin 14 .5 47 12 • b .47 5.2 .47 F. Gronewold. Braunsdhweig 4 .6.47 12 .6 .47 6.2 .47 U. Reinecke, Braunschweig 4 .6.47 12 .6 .47 10.2 47 E. Göhls. Berlin 13 .5 47 12 .6 .47 11.2.47 O. Müller, Helmstedt 31 .S 47 31.5.47 13.2 .47 L. Klawonn, Berlin 13 .5.47 30 47 13.2 .47 F Grone waid, Braunschwclg 4 .6.47 31 5 47 13.2 .47 J. Kelbert. Ha.rzbüttel 4 .6 47 11 b 47 14.2 .47 E Kleist. Berlin 12 .5.47 10 6 .47 14 2 .47 L. Ost, Mannheim 18 .6.47 11 .6 47 19.2 .47 M. Fuchs, Braunschweig 5 .6.47 24. .6 .47 20.2 47 Arb. Hi.fswerk, Mannheim 18 .6.47 10 6 .47 21.2 .47 M. Glad7.inski. Berlin 13 5.47 29. .5 .47 242 .47 A. Leib, Hemsbach 13 .6.47 12 .6 47 • 35.2 47 H Feotiner. Berlin 12 .5.47 30.5 47 26.2 .47 O. Müller, Helmstedt 21 .5.47 6. b. .47 28.2 .47 Dr, . B. Schwarz. Berlin 13 .5.47 11 6 .47 28 2 .17 J. Steinberg. Berlin 12 .5.47 11 .6 47 3.2 47 L Regner. Berlin 17 .5.47 11 6 47 3.2 47 A Stenger. Berlin 17 .5 47 11 6 47 10 2 47 B Oedekoven. Berlin 17 5 47 8 6 47 13.2 47 J Marcus. Berlin 17 .5.47 8 ti 47 13.2 47 A Müller. Berlin 17 5.47 9 6 47 14.2 47 H Seebode Berlin 17 .5 47 8 7 47 19 2 47 E Schauer, Berlin 14.5.47 2 7 47 24 2 47 E Lent, Berlin 17. .5.47 2 7 47 25 2 47 M Behrendt. Berlin 17 .5.47 2 7 47 25 2 47 G Spruch Berlin 17 5.47 2 7 47 25 2 47 M Alexander. Berlin 17 5.47 8 7 47 25 2 47 K Böse. Berlin 17 5,47 2 7 47 25 2 47 K Thielke, Berlin 17 5.47 v 47 25 2 47 E. Heidepriem Berlin 17 .5 47 9 6 47 25 2 47 M Härtung Berlin 17 5.47 3 47 26 2 47 G Graeger Berlin 22. . ?. 47 2 7 47 2b 2 47 H Tietjen, Berlin 17 .5.47 2 47 26 2 47 T Sehlhof Berlin 17 5.47 6 47 28 2 47 O Sc heiler. Berlin 21 S 47 2 V 47 28 2. 47 M Grunewald Berlin 17. 5.47 2 7 47 28 2 47 G Rohmann, Berlin 16, 5 47 2 '1 47 28 2. 47 T. Kuse. Berlin 17 5 47 2. 7. 47 28 2 47 Oh. Sterzel Berlin 14. 5.47 2 47 28.2. 47 ODschenffzig, Berlin 17 5.47 10 6 47 28 2. 47 M Warner. Berlin 17. 5.47 10 ti. 47 ' 4.3 47 H Simon Berlin 17 5 47 9 6. 47 4 3 47 R Krause. Berlin 17 5.47 2 47 3.3 47 G Suter, Berlin 17 5.47 2 47 3 3. 47 H Grugel. Berlin 23 5.47 2. .1. 47 7.3. 47 B. Dünkel. Berlin 17 C. 47 9. ,47 3 3 47 P v d Aih£. Berlin 19 5 47 12 b 47 5.3. 47 R Wiener, Berlin 18 5.47 12. 47 7.3. 47 O. Rebeschke. Berlin 17. 5 47 12. 47 10.3.47 R Schwarzkopl. Berlin 17. 5 47 10 6 .47 11.3. 47 G Winkelmann, Berlin 22 5.47 17 6. 47 11,3. 47 F. Cahn. Berlin 22 5 47 12 6 47 7.2. 47 H. Koperlik, Berlin 17. 5.47 12 6 .47 10.2. .47 A König. Berlin 1.'75.47 12 6 ,47 13.3. 47 J. Dietrich, Berlin 17. 5 47 16 6 47 18 3 47 C. Thieike, Berlni 22. 5.47 17. 6. .47 18.3 47 O. Thielke". Ber.in 30 5 47 16 6 .47 18.3. 47 H. Cohn', Berlin 19. 5 47 13. 5. .47 18.3. 47 P. Cohn, Berlin SO 5.47 13.547 20.3. 47 M. v. Frantziüs, Berlin 22 5.47 13. 6. .47 21.3 47 M. Witt, Berlin 30 5 47 so 47 21.3 47 G. Tamm. Berlin i2. 5 47 4 6. .47 21.3. 47 M. Tamm, Berlin 12 5.47 20. 6. 47 . 31.3. 47 T. Kuee, Berlin 30. S..47 12 .6. ,47 '28.3. .47 Y. Fischer Berlin 29. 5.47 16. 6. 47 5.9. 46 W. Heck Karlsruhe 19. 2.47 13. .47 13.9. 46 Anna Maresch. Mering 22. 5.47 13. ,47 13.9. 46 K. Meier GeissJingen 21. 2.47 12. 6. .47 30.9. 46 S Sp öftrer. Oedheim 21. 2.47 13. 5. 47 22.10.46 G. Hagebölling. Sulingen 13. 6.47 16. 6. .47 22.10.46 W. Ossig. Fr e-.Isenbüttel 14. 6.47 13. 47 12.11.46 H. Bayer. Düsseldorf 10. 6.47 18. 6. 4t 27.12.46 T. Frank, Darmstadt 26. 6.47 I DAS ANDERE DEUTSCHLAND. 17 37.12.46 W. Lemke, Kiel 18.8.47 4.2.47 T. W. Kletosdhmldt, Rambröf •0.6.47 14.1.47 F. Susenburg er Düsseldorf. 31.5.47 11.3.47 K. Zimmermann, Würzburg 20.6.47 14.1.417 T. Frank, Darmstadt 20.6.47 11.3.47 A. Wandersieb, Heidelberg 18.6.47 14.1.47 S. Franzi, Grub Poing 23.6.47 10.3.47 G. Meyer, Ottenbach 6.47 14.1.47 P. Kland, Wahti-Helde 4.6.47 3.3.47 B, Beizner, Heidelberg 18.6.47 21.1.417 o. Broil, Hofgeismar 18.6.47 27.2.47 L.. Beck, Nleder-Ramstadt 19.6.47 21.1.47 G. Henning, Heid« 21.6.47 M. L. Oahn, Frankfurt a. M. 19.6.47 21.1.47 G. Henning, Heide 19.6.47 24.2.47 M. Leitwein, Laudenbach 13.6.47 21.1.47 R. Seeger, Heilbronn 20.6.47 11.3.47 K. Hess, Karlsruh« 20.6.47 4.2.47 G. Schweizer, Sollnsren 5.6.47 5.3.47 A. Lass mann, Jöhlingen 21.6.47 4.3.47 A. Plömes, Ratingen 31.5.47 20.2.47 S. Riegraf, Hellbronn 24.6.47 4.2.47 A. Scthlotaiaim. Ratingen 3.6.47 19.2.47 W. Heck. Karlsruhe 20.6.47 4.2.47 Dr . J. Gemmert, Ratingen 4.6.47 5.2.47 Fam. Schimpf, Kirchberg 24.6.47 4.2.47 M. Dinner, Sdharbeuts 21.6.47 17.3.47 F. Warga, Fälst ritz 10.6.47 4.2.47 Dr . A. Härtung, Burgkirchen 20.6.47 31.3.47 M. Herregger, Heimschuh 12.6.47 4.2.47 B. y. Bülow, Garmisch 20.6.47 11.3.47 K. DrouUliey, Düsseldorf 30.5.47 22.10.46 J. Wolf. Westheim 9.6.47 10.3.47 H. Bestvater Holzheim 27.5.47 29.110.46 M. SdMUer, Stephans poeching ' 27.5.47 10.2.47 B. Buer, Mettmann 30.5.47 29.10.46 B. Kaifler, Altenstädt 14.6.47 10.2.47 H. Dieok, Mettmann 30.5.47 5.11.46 M. Horn, Schömberg ohne Datum 10.2.47 F. Behrendt, Mettmann SO.5 47 19.11.46 J. Sohn, München 11.6.47 10.3.47 B. Dorp, Mettmann 30.5.47 19.11.46 H. Steinbauer, Wleseee 19.6.47 10.2.47 B. Dorp, Mettmann 30.5.47 19.11.46 M. Heins, Würsmühl 13.6.47 27.3.47 Dr. H. Neumamn. Köln S.S.47 26.11.46 B. t. Simison, Zeitiam 16.6.47 27.3.47 B. Höhl, Köln 9.6.47 26.11,46 a. Bussjäger, Imimenstad* 12.6.47 14.3.47 H. Böckler, Köln 0.6.47 26.11.46 h. Wendel, Füssen 17.6.47 17.4.47 L. Jost, Niederleis 9.6.47 10.12.46 p. Linder, Seeshaupt 11.6.47 28.3.47 W. Lautz, Köln 3.6.47 10.12.46 p. Faigle, Oelsens eld 11.6.47 26.3.47 K. Heltfeld. Krefeld SO.5.47 10.12.4S A. Fischer. Bemnried 11.6.47 28.3.47 M. Walter Scheidt, Gladbach 12.6.47 37.12.46 Pam. Wohl sdhlager. Achenmühle 16.6.47 16.4.47 A. Hünseier, Haan 9.6.4/7 27.12.46 p. Noddhl, Achenmühle 12.6.47 11.4.47 E. Lindemann, Köln 13.6.47 37.13.46 J. Stamp, Hamburg 23.6.47 2.4.47 B. Fischer, Eitorf 11.6.47 07.12.46 L. Gabriely, Hamburg 23.6.47 11.4.47 IE. Lindemann, Köln 13.6.47 14.1.47 M. Flügge, Hamburg 23.6.47 27.3.47 p. Sahulke, Rath Heumar 16.6.47 21.1.47 iB. v. Westernibagen 23.6.47 27.3.47 J. Hansonls, Köln 13.6.47 21.1.47 J. Heuer, Hamburg 20.6.47 20.3.47 S. Baumann, Wilhelmshaven 12.6.47 21.1.47 C. WiheJm, Hamburg 213.6.47 1.4.47 J. Wiehern, Verden 11.6.47 21.1.47 M. Grüne, Hamburg 20.6.47 15.4.47 F. Webers, Kiel 17.6.47 4.2.47 B. Sieges, Hamburg 20.6.47 2.4.47 W. Lohse, Itzehoe 17.6.47 4.2.47 o. Schuhmacher, Hamburg 23.6.47 1.4.47 o. Steffelbauer, Oldenstadt 16.6.47 4.2.47 A. Steinbeck, Hamburg 23.6.47 24.2.47 M. Gramkov, Lübeck 17.6.47 4.2.47 E. Kreyer. Hamburg 23.6.47 7.3.47 U. Smoibocki, Gadeland 20.6.47 LA VANGUARDI A Fundado por Juan B„ Justo el ? de Abril de 1894 Adminlstraci&n y TalLeres: RIVADAVIA 2150 Capital Federal T, A. 47, Cuyo 7304 HL EJEMPLAR $ 0.20 TARIFA DE SUSCRIPCION Semanarlo con Revlsta Socialist» Mensual ...... . $ l.— $ 1.40 Trimestral ....... 3.— „ 4.20 Semeetml...... 6.— , 8,40 Atiual......... 12.— 16.80 AMIGOS DE "LA VANGUARDIA" Semanarlo con Ütevista SociaUsta Mteriflual 2.25 Z 2.80 Trimestral 8.75 „ 7.50 Semestrai 13.50 „* 15."— Anual . ........ 27.— 30.— LA VANGTTARDIA Tlve de sus entra- das reguläres. No tiene Subvention es de ntiigiuna especie. Debe ser apoyada, Pdr eso rw.Iama.m06 con la mayor inslsteu- ern la colaboraciän de los amigos. A' AENRIQUE U. CORONA MARTINEZ A B O Q A D O TÜCUMAN 1441, ler ptao. Dto. 1 V. T. S8-8.S71 Bei ücksichtigt unsere INSERENTEN Post aus Deutschland für Frl. Hertha üciiulz, geb. am 24. 8. in Ostpreussen, letzter Wohnsitz in Deutschland: Benin, J:achlmsthaler- strasse. Traugott Schmidt, Maipti 968, BosarlKX Abzuholen im DAIXBliro, TueuimÄa 309, Bs. As. (Dienstags und Freitag» von 17.30 bis 19.30 Uhr. Casa Maucci Hnos. ; e Hijos x Libreria - Papeleria Imprenta Encuadernaciön de Maacci & Curotto RECÖNQUISTA 484 Buenos Aires T. A.: Escr. 31-0517 Yentas 31-3102 i GUTEN BERG RECONQUISTA 144, OF. 40 '« TEL. 33 - 1690 Ab 15. August :^änd. £ Böche# ; des1- Büchergildf > G^tfertoerg deri z^tganöwi&chör» uhd kidsti-; schert Literatur) io Mt odaf zum Versa«*# ^rtiältlic^. ^' 80^itigöi' 'Ulustriei^r Büd^erkatalbo QU# Ü.JCv. ■' v-.'< V-../.; ' * . . ,s . te DAS ANDBRI DIUT9 C HlAND DAS ANDERE DEUTSCHLAND TUCUMAN 313 T. A. 31-7264 Sonnabend, 23. August, 21 Uhr im Festsaal der Pestalozzi Gesellschaft, Frey ce 1830 (Belgarno R) JUBILÄUMS VERANSTALTUNG "10 JAHRE D. A. v." FESTREDE: AUGUST S1EMSEN GROSSES KUENSTLERISCHES PROGRAMM THEATER MUSIK CHANSONS GESANG SPRECH-CHOR REZITATIONEN MARTA JOHN ELSA MOLTZER HAYDEE ROTH ERNI WUENSCH HEDWIG SCHLICHTER ROBERT BAUER ALEXANDER BERGER WOLFGANG VACANO GERMAN WEIL VORWAERTS-CHOR Theater Auffuehrung [Irwin Shaw] "BEGRABT DIE TOTEN" {Regie: HEDWIG SCHLICHTER] Szene: WARUM D. A. D. (Pieter SiemsenJ AUSSTELLUNG von BILDERN von CLEMENT MOREAU GROSSE TOMBOLA EIGENER WIRTSCHAFTS Ferienreisen und viele andere wertvolle Gewinne BETRIEB, TISCHE IM SAAL Eintrittspreise} Vorverkauf: Herren $ 3.—, Domen $ 1.50. VORVERKAUFSSTELLEN: Librario Borna: Maipü 441 32-1311 „ „ JuromsntQ 2368 73.4777 Cosmopelite: Corrientes 424, esc. 5 32-2490 Argentinisches Tageblatt :Tucumän 309 31-3051 Bürc des DAD: Tucumän 313 31-7264 Deutschland Hilfswerk: Austria 2064 72.6058 Büchergilde Gutenberg: Reconq. 144. II9 P., 40. 33.1690 Deutsch-Argentinische Vereinigung Villa Ballaster und bei sämtlichen Vertrauensleuten des D. A .D. DA« ANDIRV DIUTfCHLAN» HERRENKLEIDUNG nach Mass und FERTIGKLEIDUNG in vorbildlicher Ausführung! Kleider- u. Stoffpakete nach ganz Europa! Cufojßfcto • -eHMST KOPPSL 970 LAV/Xlrp 970 U T 3 S—1110 "EI Ctiento Infantil" Kinder-, Märchen- u. Aben- teuerbücher. Ftilx Uriburu 1734, B. T. A. 73-8961 Joaquin Walter Jager Täcnico de Seguridad Indus- trial. Miembro del Instifc. Arg. de Seguridad. T. A. 242-3582. Elegante Handstricksachen JUR/tMENTO 8676 BUENOS AIRfcS BESTELLSCHEIN (ausschneiden und einsenden) LA OTRA ALBMANIA Tueumän 309 , Buenos Aires Der Unterzeichnete bestellt »0 ...... die Zeitschrift DAS ANDERB DEUTSCHLAND. Der Abonne- mentspreis in Höhe von 12 Pesos und eine Spende von____... Pesos für den Pressefonds bitte ich, bei mir monatlich, vier* telj ährlich kassieren zu lassen — liegt diesem Briefe als Scheck, Giro, Bono Postal bei. Name und Vorname ........................................ Strasse und Hausnummer ................................. Ort ......................................................... (bitte in Druckbuchstaben schreiben) 'Jacob SIND Sit 81 SSW ANGpOGlN 10% RABATT bis 81. August J auf MASSANZUEGE und KOSTUEME SUIPACHA 933, Ii. f. 31-7809 > estudio TU 111 moderne moebel F.DORRIES ECHEVERRIA 2570 BUENOS AIRES LIBRE PALABRA Unabhängige Zeitschrift der ungarischen Sozialisten in - Südamerika Herausgeber u. Chefredakteur: Dr Josef Szekely Jahresabonnement: 5 5.- Redaktion u. Administration: TÜCÜMAN 3 13 T. A. 32 - 0684 BUENOS AIRES Bücher leihweise Neuester Katalog gratis Leihbibliothek COHMOI'OMTA Carrlente» «84, 8u«-i. rat flelwwe»«* «MM o. r 4-34m — ii r t* . Versend nai-b ausserhalb HOTEL ZUR HABSBURG 25 HÜ MAVO 44V — U. i. Sl.ZI«? bietet den Durchreisenden billigsten Aufenthalt auch fili Familien bei bester yerpflegtiv» uno aufmerksam, «tfv Bedienung Saubere,luftige Zimmer •e DAS ANDERE DEUTSCHLAND MAOUETTE-ATHIER L E N E BIEMSEN FABRICAS---INGENIERIA — LOTEOS TOPOGRAFIAS — CHALETS — R E S I - DENCIAS — PARQUES — INTERIORE 3 SIN COMPETENCIA EN BUENOS AIRES ESMEIUIDA 912 113 1 - 3 9 3 9 TALLERES DE CORTINÄS Y DECORACIONES CABILDO 1676 T. A. 76 ■ 4013 FOTOS FUER INDUSTRIE UND PROPAGANDA KINDERAUFNAHMEN LISA SCHLESINGER MELIAN 2298 ,T. A. 73-3032 CASA FILATELICA GUILLERMO KARBAUM Einziges BrietmarKenspeziaigescnätt m der Republik. Herausgeber des ßolivia-Speziai-Album. LA FAZ • BOUV1A Call- Bolivar (Euxttcio Faris) Casilla 323 CONFITERIA SUIZA Salon de Te Inhaber: Ludovico Weinberg Avenida Forest 1502 T. A. 73 - 7208 Erstklassige Torten, Masas, Bombones LIEFERUNGEN INS. HAUS kInoer O V E R M A N N CONDE 178 5 T, A. 73 " 7736 Zapateria RECORD Taller de composturas 25 DE MAYO 669 T. A. 31-4228 y 31-1384 MD Turn- und Sportverein Villa Ballester UBERTAD 801 Zilie Ballester — FGCA Der einzige im Jahre 1934 gegründete, demokratische Turnverein an der Nordstrecke. LEICHTATHLETIK — TURNEN — FAUSTBALL — FUSSBALL — HANDBALL TANZ UNTERHALTUNG usw. Eigenes herrliches Gelände und Heim ' mit Wirttchaf tibetrieb. VEREIN VORWAERTS —1 AUSTRIA 2064,72-6058 QU1LMES 203-211 1882 65 JAHRE 1947 VEREIN VORWAERTS Das Zentrum der demokratischen Deutschen WERDET UND WERBET MITGLIEDER VOETRAEGE — SPRACHKURSE — ENGLISCH — RUSSISCH, SCHACH — VORWAERTSCHOR — THEATERGRUPPE — TUR- NEN UND GYMNASTIK — HANDBALL — BASKETBALL — KUENSTLERISCHE VERANSTALTUNGEN. Lest unsere Mitteilungen im „Argentinischen Tageblatt" unter „Vereinsnachrichten" und unsere Anzeige. CARTER AS Lucky Spezialhaus in HAN DTASCH EN in allen Qualitäten und Preislagen. Florida 27 C. Pellegrini 487 MIT EINES GUTEM LESEBRILLE KÖNNEN Sil WIEDU NORMAL IESEM •AUS 30 CTM. INTFERNUNO ■J — | Ii* 1W Brill« ut 94 StuAi» 8«Ww<:U"* lÄiÄ SÄ 656 U. T. EN PLINO CENTK0 TALLER MECANICO F ä b r i c a de Artlculosde met a l de Erico Spötter WASHINGTON 3452 T. A. 70-7312 - Buenos Aires PONACION 32 DAS ANDERE DEUTSCHLAND BUCHHANDLUNG LEIHBÜCHEREI "LOS AMIGOS DEL LIBRO" deutsch, spanisch, engflsch Briefmarken COCHABAMBA (Bolivia) Casilla 450 Peru 30 (zwischen Espana und 25 de Moyo) Vertretung des D A D und des Deutschlands-Hilfswerks in Paraguay: Dr. C. Henning« 14 de Mayo 200 -Enrique Block, General Diaz 276 beide in Asunciön. F otografia "ARMANDE"j ★ ' Ar. R, Sienz Pens 1128 Die grösste Auswahl an FREIEN DEUTSCHEN BUECHERN finden Sie bet bar na _I Maipu 441 Juramento 2663 Cosa F M a t 6 I i c a — Dti — ROBERTO POMMER eorapra y venta de estainplltaa parn colecciön CANGAtLO 527 — Buenos Aires lf. T. «a 5753 LIBRERIA INTERNACIONAL Dr. Carlos Henning ASUNCION - PARAGUAY 14 de Mayo 200 KOl'FEH, HANUTASUHltiAl, SUHlH- üeparaturen. fachmännisch und gut. Wir holen aus dem Haus ab, Bruno Ztelke. Consrrrsn 1363. cristal V BOCK IA MEJÖR CEÄVEZA CINELORRAINE (DEUTSCHES KINO) CORRIENTES 1551 T. A. 35-8501 TAEGLICH GUTE FILME DEUTSCHER SPRACHE Umschlag und Bilder der Jubi- läumsnummer stammen von Clement Moreau Freie Deutsche Buenos Aires — TEATRO LASSALLE — Cangallo .2263 Leitung: P- Walter Jacob Das einzige, seit 1940 ständig spielende deutschsprachige Theater Amerikas. 8 Spielzeiten -175 Premieren 600 Vorstellungen Deutschsprachige amerikanische Erstaufführungen u. v. a. von: Menschen auf d. Eisscholle (V. Werner), Peripherie (Fr. Langer), Kammersänger (Wedekind), Leuchtfeuer (Andrey), Lamm des Armen (Zweig), Die Wacht am Rhein (L. Hellman), Quadratur des Kreises (Katajew), In jener Nacht (N. Bistritzky), Affäre Dreyfus (Rehfisch u. Herzog), Flug nach Westen (Elmer Rice), Oktobertag (Kaiser), Zwölftausend (Br. Frank), Jacobowsky u. d. Oberst (Werfe!), Abel (Alfr. Neumann), Mädchen in Uniform (Winsloe), Heilige Johanna (Shaw), Hauptmann v. Köpenick (Zuckmayer). Im März 1947 erschien: „THEATER. 7 Jahre Freie Deutsche Bühne". Ein Brevier herausgegeben von P. Walter Jacob (365 Seiten, 200 Abbildungen). Editorial Jupiter, Buenos Aires, San Martin 640 VORSTELLUNGEN JEDEN SAMSTAG UND SONNTAG Wollen Sie einen humorvollen Abend verbringen? Wollen Sie tanzen? Wollen Sie mit allen Ihren Bekannten wiedeTlThi" mal einen gemütlichen Abend verleben, so kommen Sie zum KABARETTABEND der Deutsch-Argentinischen Vereinigung am 9. August um 21 Uhr. Reichhaltiges Programm: Musik, Gesang, Blitzdichter, Bauchredner, Zauberer, Sketsch u. s. w. Musikalische Leitung, Carlos Graeter, und eine Tanzkapelle bis in die frühen Morgen- stunden. Auch der Bierausschank mit allem drum und dran liegt in bewährten Händen. Ferner eine ausgezeichnete Tombo- la, wo man sein Glück versuchen kann. Ort der Handlung: Cine Sarmiento, Calle Pueyrredon 34, direkt an der Station Villa Ballester, sowie Colectivos Nr. 1, 4, 8 und 134. Also Verbindung nach allen Richtungen. Der Reinertrag wird zur Unterstützung der Kriegsopfer verwendet. Eintrittskarten sind im Vorverkauf bei sämtlichen Vor- standsmitgliedern zu haben. Herren: $ 2.— Damen: $ 1.— B U C H ER In deutscher Sprache: Leo Blech BIOGRAPHIE (Prismen-Verlag, Hamburg-Leipzig, 1931) Felix v. Weingartner BIOGRAPHIE (West-Verlag, Wiesbaden-Antwerpen, 1933) Zeitklänge DIRIGENTEN-PROFILE UND KOMPONISTEN-PORTR AETS Gesammelte Aufsätze. (Editorial Cosmopolita, Buenos Aires, 1945) Rampenlicht KOEPFE DER LITERATUR UND DES THEATERS m Gesammelte Aufsätze (Editorial Cosmopolita, Buenos Aires. 1945) Theater SIEBEN JAHRE FREIE DEUTSCHE BUEHNE Bs. Aires, 1947) Ein Brevier (Editorial Jupiter, In spanischer Sprache: EI Arte Lirico SU HISTORIA Y SUS COMPO SITORES (Opern-Geschichte und Kom- ponisten-Biographien) Editorial Claridad, Buenos Aires, 1944 La Opera A TRAVES DEL REPERTORIO INTERNACIONAL (Opern-Ftihrer) Editorial Claridad, Buenos Aires, 1944 Ricardo Wagner y su obra con un prefacio del Dr. FRITZ BUSCH y 400 ejemplos musicales (Biographie, Führer durch sämtliche Werke, Gesamtwürdigung Wagners vom modernen Standpunkt aus) Ediciones Peuser, EINE MUTTER In Westdeutschland lebte vor wenigem Jahren eine glückliche, kleine Familie: ein Vater, eine Mutter und zwei Kinder. Plötzlich trat in die Sanne Ihres fried- lichen Daseins ein drunkler Schatten und verfinsterte das kleine Glück. Die Familie wurde ausemandergerissen; der Vater kam zur Zwangsarbeit in ein verwahrlostes ostdeut- sches Sumpfgebiet und die Mutter blieb mit ihren bei- den Hinderen allein zurück. Eines Tages erhielt sie eine Vorladung, und man teilte ihr in knappen Worten mit, dass ihr Mann an einer Lungenentzündung gestorben sei. Er sei offenbar etwas unvorsichtig sswessn in der kalten Imft. Eine Zeitlang dachte die Frau daran, ob sie nicht auch unvorsichtig sein und den Gashahn öffnen soll- te, aber dann überlegte sie, dass es ein Mord an ihnen beiden Kindern wäre, die sie sehr lieb hatte, und sie unterliess es. Dia sagte ihr Jemand, sie solle doch versuchen, mit ihren Kindern in ein anderes Land zu kommen; nach Holland, Frankreich oder in die Schweiz, und die Frau beschäftigte sich solange mit diesem Gedanken, dass schliesslich ihre Flucht ganz klar vor ihr lag, gerade so, wie sie im Falle des Gelingens hätte stattfinden sollen. Nun gelang die Flucht allerdings nicht. Die Frau wurde unterwegs mit ihren beiden Kindern festgehalten und kam nach einigen unheimlichen Tagen im Unter- suchungsgefängnis der Gestapo ins Konzentrationsla- ger Ravensbrück. Ihre Kinder blieben draussen und wurden bei einem Schlcesermeister — einem alten Parteigenossen — zur Lehre gegeben; er stiess sie mit schweren Bisen, gab ihnen wenig zu essen, so das« sie schon nach wenigen Monaten starben. Man untersuchte den Fall und stellte fest, dass die Kinder an einer Lungenentzündung gestorben seien. Davon wusste die Mutter nichts; aber in jenem. Augen- blick, als das eine der beiden Kinder sich In der eisi- gen Mansarde des Schlossers mit gläsernem Blltik in seinem Bettchen aufrichtete und noch einmal "Maina" schrie, fuhr die Frau aus dem diumpfen Schlaf auf, in den sie nach den Misshandlungen des Tages gefallen war, richtete sich gleichfalls empor und starrte lange und angestrengt in das diunkle, enge Gemach, in dem die Frauen dichtgedrängt zu Hunderten lagen, seufzten und nicht selten starben. Nach zwei Jahren Ravemsbrüok erhielt sie eine Vor- ladung und man teilte ihr mit, das® sie, wenn es ihr Gesundheitszustand erlaube, bei einem Bauern in der Ifähe übernachten und dort Landarbeit tun könne. Und die Aussicht, einmal etwas andere» zu sehen als Wacht - türme, Stacheldraht, bissige Hunde, Henker und ster- bende Menschen, liess ein neues Glücksgefüihl in ihre Brust strömen. Vielleicht, so kam es ihr vor, winkte hinter dem allem etwas wie eine Zukunft, wenn frei- lich noch immer in weiter Ferne. Kaum war sie einige Tage bei dem Bauern, da ent- wischte sie hettanli'Cih, um nach Ihren Kindern zu for- schen; allein man holte sie bald ein, und nun kam sie zur Strafe für immer in das Koneenitratlonalager zurück. Sie war mehr tot als lebendig bei ihrer Befreiung, aber da ihr Herz noch schlug, blieb nicht anderes übrig' als sie aufzubahren, in die Krankenstatio® zu bringen und Wiederbelebungsversuche mit ihr anzustellen. Dass diese Versuche erfolgreich waren, beweist die Tatsache dass sie zur Erholung