Ca OTRA ALEMANIA DAS ANDERE DEUTSCHLAND ORGANO DE LOS ALEMANES DEMOCR ATIGOS DE AMERICA DEL SUR AUS DEM INHALT» ZU ODA OLBERGS 75. GEBURTSTAG August Siemsen: VETO, KRIEGSGEREDE UND KRIEGSGEFAHR Professor Rein Göttingen: DREI JAHRE WEITEREN VERFALLS! Walter Victor: BESATZUNG, NORMALVERBRAUCHER UND SCHWARZMARKT Fr. Abendroth: ES GIBT NUR ZWEI LAGER WEITERE GLUECKWUENSCHE ZUM 10 JAERIGEN JUBILAEUM "DIE DEUTSCHE SEELE" PAKETBESTAETIGUNGEN DES DEUTSCHLAND» HILFSWERKS EIN DEUTSCHER K. Z. INSASSE SPRICHT VOR DAENISCHEN K. Z. INSASSEN 4 JUNGEN AUS EINER KLASSE 4C ( BUENOS" AIRES • TUCUMAN 3 0 9 • Z i • R E T I R O 7264 NUMERO 151 !•. Di OCTUBRE PE 1947 LA OTRA ALEMANIA "Das Andere Deutschland" (fundado el 7 3$ jnnio #e 1937) Aotortzado por Besoluciön |g. 814 del Minislro de] In- terior (11 abtil 1646 Confirmado per Dtcretf Nr. HS VI? (6 upt, 46) del Superior Oekltru de la Piaeiöa. Begistro naclonal de la Propiedad Intelec- tnal Nr. 83 0183 tahr^ea^ennengent: 18.-» Fefoa argeiilines (imv^ra^a »»hlbar) Geldbeträge erbitten wir ausschliesslich per Giro öfter Bono Postal «4«r Sobfe* auf §*. Carl, lueumän 8üti. Bs. Airee und aa unstreB St&dtleaasierer. »Ab ANDERE DEUTSCHLAND IST KEIN «ml Profit ausgehende» GeeehäiUunterneh- awB, E« lebt aar dank der UnterstiitinBg sei- ner Freunde, Spendet für den Pressefonds! Erscheint am 1. und 15, eines jeden Monats, Bedacciön y Administration; Xatamia 309 Buenos Aires (T0 A. 31.7264) Einzelnummer $ 0,50 vertretunqen des d.aji, BOLIVIEN La Paz: Guillermo Karbaum, Ca* sllla 323. Tarija: Manfrede Hammerschlag, Lista de Correos. Cochabamba: Los Amlgos del 14- bro, Casilla 450. BRASILIEN Bio de Janeiro: Curt Uebel und Willi Keller, beide Casilla 4231. SüaStaaten: Artu^o Hesslein Rua Barroa de Amazonas 61, Porto Alegre. paraguay AsuncJön: Enrique und Susanna Bloefc, General Uiaz 276- CHILE Osorno: Oscar Chylik, Casilla 423 uruguay Montevideo: LA OTRA ALEMA- NIA, Soriano 1224. USA New York: Gretl und Herrmann Ebeling, 203 West 98 Street, N. Y. 25. schweiz Basel: Herrmann Graul, Steinen- graben 12. FRANKREICH Paris: S. P D., 9, rue Victor Massfi, Paris 9e. Vorausbezahlung des Abonne- toentsbetrages ist in jedem Falle unerlässlich. ♦•DIE DEUTSCHE SEELE" Erst jetzt wird bekannt, dass der deutsche Dichter Rudolf Rinding fol- gendes an Romain Rolland, dien gros- sen, eminent politischen Vorkämpfer für Gerechtigkeit und Menschlichkeit geschrieben hat: Wir geben zu, dass in Deutschland Menschenjagden veranstaltet werden. Auf solche Menschen, Sie wir für nicht deutsch zu erklären uns anmassen V»\r bekennen und nehmen nicht zU- l'Ück, dass um der Abkunft, des Glau, bens, der Gesinnung und der Meinung willen der Mensch verfemt, verunrech- tct, ja gemartert und gemordet wird. Aber was besagen, die Leiden einzel- ner Gruppen gegenüber der herrlichen Tatsache, dass unter Volk wieder Volk wurde» 4ae* dl» 4kuts«hs fre«:« Auf. Deutsche Bibliothek I Frar.kmtt en Hf.in | —"—"rr Tb a s ^ o C v erstehung, Neugeburt, vaterländischen Höhenflug feiert. Wir sind deutsch, was brauchen wir edel zu sein? Wir räumen ein, dass Deutschland keinen Raum hat für Marxisten^ Juden, Pa- zifisten, Hiyna listen und ähnliches Gelichter. Das mag schwer sein für die Opfer, aber Gott sei Dank, deut- sche Seele, deutsches Blut ist in der Lage, die Leiden anderer heroisch zu ertragen." Wir haben gehofft, dass ein® deut, sehe Revolution nach der Katastro- phe der Hitlerdiktatur endlich Schluss machen würde mit der "deutschen Seele", wie sie hier so schändlich von dem Aestethen Rudolf Rinding ver- kündet wird. Aber diese Revolution ist von den Siegermächten verhindert worden. Und nach über zwei Jahren "Wiedererziehung" durch eine von Grund aus verfehlte Politik der Sieger erhebt sich wiederum die von Rinding gepriesene "deutsche Seele", d. h. die nazistische Brutalität und Nieder- tracht mit immer schamloserer Frech- heit. In Gartnisch z. B. haben die feinen Kurgäste in einem Kino pogromartige ant semitische Kundgebungen veran- staltet, als die Einweihung der neuen jüdischen Synagoge in München durch General Clay gezeigt wurde. "Man hat. te alle Juden umbringen sollen!" wag- te dieses Gesindel schon wieder zu ru- fen. Und hier in Südamerika ist es nicht anders. Wir haben während der Hitlerdik- tatur für das andere Deutschland ge- gen die Schändung Deutschlands durch die Nazis gekämpft. Heute gilt es diesen Kampf kompromisslos fort, zusetzen, auch wenn hier manche, die mit uns Gegner des Nazismus und der Hitlerdiktatur waren, glauben, man solle nunmehr im Zeichen der deut- schen Not — etwa bei der Hilfeleistung für die Hungerraten in Deutschland — keinen Unterschied mehr machen zwi- schen den früheren Nazis und ihren Opfern, man solle nicht "Politik" in die Hilfsaktion "hineintragen", wie man mit einem höchst falschen und irreführenden Wort ausdrückt. EINLADUNG ZUR RUECKKEHR NACH DEUTSCHLAND "Die in München versammelten Chefs der deutschen Länderregierun- gen richten an alle Deutschen, die durch den Nationalsozialismus aus ih- rem Vaterland vertrieben wurden, den herzlichen Ruf, in ihre Heimat zu» rückzukehren. Ein tiefes Gefühl der Verantwortung erfüllt uns ihnen ge» genüber. Wir haben sie schweren Herzens scheiden sehen und werden uns ihrer Rückkehr freuen. Ihrer Auf- nahme in unserem übervölkerten und unwirtlich gewordenen Lande ste- hen zwar grosse Schwierigkeiten ent- gegen. Wir werden aber alles tun, um gerade Ihnen ein neue« Heim zu schaffen. Jene Emigranten, die Deutschland lieben und unsere Wirrsal in ihrer gei- stigen und historischen Tiefe kennen sind besonders berufen, Mittler »wit- schen uns und der Übrigen Welt zu sein, Sie, die sich deutscher Sprache und Kultur noch verpflichtet wissen, mögen sich hier dn-von überzeugen, dass ANDERE DEUTSCHLAND unser Volk auch heute noch in sei. nem Kern gesund ist und dass seine überwältigende Mehrheit keinen an- deren Wunsch hat, als friedlich und arbeitsam im Kreise der übrigen Völ- ker zu leben. An einen wirklichen Neu- beginn unseres Lebeng ist aber nicht zu denken ohne die Hilfe der übrigen Welt, ganz besonders nicht ohne die Deutschen, die heute ausserhalb un- sers r Grenzen weilen. Deshalb rufen wir sie auf, mit uns ein besseres Deutschland aufzubauen.".......... ZUM 75. GEBURTSTAG ODA OLDBERGS AM 1. OKTOB. 47 Oda Oldberg gehört zu den bedeu- tenden Frauen, die vor dem Welt- krieg und der Spaltung der soziali- stischen Arbeiterbewegung ihr Leben und ihr Können in den Dienst des Sozialismus stellten. Sie alle sind aus- gezeichnet durch die vorbildliche Ein- heit ihres Fuhlens, Denkens und Wol- lens. Oda Oldberg, Deutsche von Geburt und, wie so manche der grossen rus- sischen Sozialistinnen, aus aristokra- tischer Familie stammend, wurde durch ihr mitleidvolles Herz, das den Anblick der herrschenden Ungerech- tigkeit und das Schicksal der Ernied- rigten und Beleidigten nicht passiv zu ertragen vermochte, früh in die Rei- hen der Arbeiterbewegung getrieben. Oesterreich und Italien wurden die Länder ihrer vielseitigen Tätigkeit. Weltkrieg und Faschismus, Spal- tung und Bruderkampf der Arbeiter- klasse haben das Leben der seit Jah- ren an das Krankenlager Gefesselten verdüstert. Aber ihr Geist ist leben- dig geblieben. Unsere Leser wissen das aus ihren Artikeln. Demnächst er- scheint in der Wiener Volksbuchhand- lung — italienische und englische Ausgaben sind in Vorbereitung — un- ter dem Titel "Der Mensch — sein eigener Feind. Betrachtungen über Gerechtigkeit" ein 200 Seiten starkes Buch von Oda Olberg, das die Summe ihrer Erfahrungen und ihrer Gedan- ken enthält. Wir werden in der näch- sten Nr. unserer Zeitschrift die Ein- leitung dieses Buches als Erstdruck Veröffentlichen. Heute sagen wir der Genossin und Mitarbeiterin zu ihrem 75. Geburtstag Unseren Dank nicht nur für ihre Mit- arbeit, sondern auch — und hier spre- chen wir im Namen vieler tausender in vielen Ländern — für ihr Leben und ihr Wirken und unsere herzlich- sten Glückwünsche. GESUCHT ARTHUR GROSS (früher Chem- nitz) und OTTO UNGER (früher Zweikau-Wilkau) von Walter Fischer, Bayreuth, Schlossberglein 4- BltlEi-WKCHEL gesucht von Jungem deutschen Kriegs- gefangenen Heinz Dieter Efoert, A S 9.324 Nr. 174 POW-Camp.Norton Camp Cockney nr. Man»«.eiW|Notte§, Gran Bretafia. sucht Plener Viereck, B. 278.03* TOW Camp 40, Tont)pidge-S&tettt« Kent, Gran Bretafia. DA« AN DB Ei DIMTSCHI AMI « Veto, Kriegsgerede und Kriegsgefahr D@r weltumfassende Gegensatz zwischen den Vereinigten Staa- te nund der Sowjetunion hat sich durgh die Truman.Doktrin und den Marshall-Plan sehr zugespitzt und hat bei den Beratungen der UN zu den bisher schärfsten Wortgefechten zwischen den Wortführern der beiden Mächte, Marshall und Wyschinski, ge- führt. Die heftigen Vorwürfe und Angriffe der Beiden fallen in eine Zeit, in der in den Vereinigten Staaten verantwortliche Politik ker und Militärs die Gefahren des drohenden Krieges mit der Sow- jetunion, der Ueberfallsabsichten zugeschrieben werden, und die von August Siemsen Notwendigkeit der Aufrüstung und der dauernden Kriegsbereit- schaft betonen, in eine Zeit in der die Vereinigten Staaten bestrebt sind, ganz Amerika zu einer ein- heitlichen Front gegen die Sow- jetunion gleichzuschalten, und in der das Lob, das man der Sow- jetunion zur Zeit des gemeinsa- men Krieges gegen die Achsen- mächte gespendet hat, und die Verständigungspolitik Roosevelts nach dem Kriege vergessen und ersetzt worden sind durch eine hemmungslose antibolschewisti- sch» und antirussigche Propcrgan* da. Die Sowjetunion hat M«r- shalls Rede nicht nur durch Vy* schinski, sondern auch dur©h aus- serordentlich heftige Angriffe ih- rer Presse geantwortet, in denen der Spiels umgedreht und die Vereinigten Staaten provokatori* scher Kriegshetze und kriegeri- scher Absichten mit dem Ziel der Weltherrschaft in der Art Hitlers beschuldigt werden. Aber die Or- ganisation der Vereinten Natio- nen, die bisher im wesentlichen aktionsunfähig war durch den amerikanisch-russischen Gegen- satz, ist zur Zeit diejenige Stelle, an der dieser Gegensatz vor der Weltöffentlichkeit am deutlich- sten zur Aussprache gelangt. Wer versucht, einen unvorein- genommenen Standpunkt zu den Diskussionen in der UN zu ge- winnen, muss von der entschei- denden Grundtatsache ausge- hen, dass sich hier zwei geschlos- sene Blocks gegenüberstehen, von denen der amerikanische von vornherein bei jeder wichtigen Frage die Majorität gegenüber dem Block der Sowjetunion be- sitzt. Um einen Majorisierung ei- ner der Weltmächte zu verhin- dern, ist im Statut der UN, begw. des Sicherheitsrats das Vetorecht festgesetzt. Da die Sowjetunion in der Minderheit ist und nicht die Vereinigten Staaten, hat die Sowjetunion oft von diesem Ve- torecht Gebrauch gemacht, wäh- rend die Vereinigten Staaten nicht in die Lage gekommen sind, es benutzen zu müssen. Die Em- pörung darüber, dass die Sow- jetunion so häufig das Vetorecht angewendet hat, um sich vor Ma* jorisierung zu schützen, trägt ctl« so weder den Absichten des UN- Statuts, noch der tatsächlichen Situation Rechnung, Man kann höchstens darüber diskutieren, ob nicht die Sowjetunion, einen, beschränkteren Gebrauch von ih- rem unbestreitbaren Einspruchs* recht hätte machen können. Marshall und die ihn unter- stützenden Redner seines Blocks haben sich gegen den Gebrauch, den die Sowjetunion vom Veto«« recht macht, gewendet, aber auch mehr oder weniger cfeut* lieh gegen das Vetorecht übet-« A FINES DEL ANO TERM1NARAN LOS PROCESOS CONTRA CRIMINALES NAZIS Segtin declaraciones de A. J. Rockwell, director de la divisiön legal del Gobierno Militär norteamericano en Alemania, los juicios Ol los eriminales de guerra en Alemania quedardn completados hacia fines de Diciernbre y enteramente terminados hacia ei 30 de Junio del ano proximo. "Tenemos que mterrumpir esto en algün momento — dice — y mediados de 1948 parece momento apropiado. Para en- tonces habremos juzgado a los mayores delincuentes que tenemos bajo custodia. Los otros, como se plcrneö, serän entregados a los tribunales alemanes para SU juzgamiento, Naturalmente, con parti- das adicionales, podriamos continuar el manejo directo de estos ca- sos, durante mucho tiempo mäs". GEI briqadier General Telford Taylor, fiscal de los juicios de Nu- remberg, dijo recientemente que la escasez de medios interrumpiria las operaciones de enjuiciamiento hacia fines de este ano, e indi- caba que los abogados alemanes utilizaban täcticas dilatorias para obligar a los americanos a utilizar sus fondos, agotdndolos antes que se terminaran los juicios pendientes). Mr. Rockwell indicö que los tribunales militares establecidas en Dachau y los seis tribunales con jueces civiles de Nuremberg se hablan concentrado en tres tipos de eriminales de guerra — los que cometieron delitos contra los americanos; los responsable por cam- pos de concentraciön a los que hayan entrado los americanos y los principales dirigentes Nazis que llegaron a manos americanos. Todos los culpables de crimenes contra los estadounidenses ya han sido juzgado o lo serän antes de que terminen de funcionar estos tribu?- nales. La mayor parte, si no todos los de las otras categorias, tarn- bien serän juzgados por los tribunales americanos. Admitiö, sin em- bargo, que muchos casos que corregponder'ian a la jurisdieeiön ame- ricana, serän pasados a los tribunales alemanes'. Mientras tanto, otros funcionarios americanos relacionados con estos asuntos, indi- can que hay grave preocupaciön sobre la capacidad de las cortes alemanas para manejar adecuadamente estos asuntos. Se sehala que los tribunales alemanes ya estän fracasando dekido a que estän abruraados de trabajo y no les es posible obtener personal competente. Ademäs hay una notable reacci6n psicologica en el pueblo alemän contra los juicios por crimenes de guerra que HG estä haciendo sentir eada vez mäs. Cuando los americanos dejen de tratar los crimenes de guerra directamente, pudiera ser que todo el programa llegue a un sin r&- pido sin haber realizado una tarea realmente efieaz. (ONA.). DAS ANDERE DEUTSCHLAND haupf. Die Vereinigten Staaten haben den Antrag eingebracht, neben dem' Sicherheitsrat, dessen Aktionen im Sinne der V. St. durch das russische Veto lahm- gelegt sind, eine permanente •Kommission der UN zu bilden, die über alle Fragen, die der Sicher- heitsrat nicht zu lösen vermag, Mehrheitsbeschlüsse herbeifüh- ren soll. Diese sollen allerdings vorerst nur Meinnungsausdruck der Mehrheit der UN sein, denen gegenüber die Aufrechterhaltung des Vetos durch die Sowjetunion Geltung behält. Die Mehrheitsbe- schlüsse würden aber der Pro- paganda ein ausgezeichnetes Material bieten, um die Sowjet- union cds Störenfried hinzustel- len und die Stimmung für weiter- gehende Massnahmen vorzube- reiten. Es ist also kein Wunder, dass die Sowjetunion heftig gegen die Einsetzung einer permanenten Kommission protestiert, die gegen die Statuten der UN Verstösse. Sollte sie gegen den Einspruch der Sowjetunion und der ihr ver- bündeten Staaten beschlossen .werden, so würde das wohl noch nicht zum Austritt der Sowjet- union aus der UN führen. Aber die Möglichkeit des Austritts der Sowjetunion und des Sowjet- blocks rückt natürlich näher, wenn unter Führung der V. St. die Majorisierung durch Ein- schränkung oder gar Beseitigung des Vetorechts versucht werden sollte. Sie würde das Ende der UN und die endgültige Spaltung der Welt in zwei feindliche Blocks und damit die Gefahr der Kata- strophe bedeuten. Soweit ist es heute noch nicht. Es sind zunächst nur Wortge- fechte, die in der UN geführt wer- den. Aber was dort vorgeht, ist so bedrohlich, weil in Wahrheit ja schon der neue Krieg im Gang ist, wenn auch noch keineswegs in vollem Gang, d. h. noch nicht als neuer Weltkrieg zwischen den Verbündeten von gestern. Zur Zait wird der Krieg diploma- tisch und wirtschaftlich geführt. Er äussert sich als Ringen um den entscheidenden Einfluss in Deutschland und in Oesterreich, in talien und in Frankreich, in China und in Korea, in der Stüt- zung der reaktionären Regierun- gen und Parteien durch die V. St. der ^kommunistischen Parteien und der kolonialen Freiheitsbe- wegungen durch die Sowjet- union. Er ist -schon in den offe- nen Bürgerkrieg übergegangen in China und in Griechenland. Zwei Streitfälle mit der Sowjet- union haben die V. St. vor die UN gebracht: Griechenland und Ko- rea. Im Falle Griechenland wün- schen die V. St. die Stellungnah- me der UN gegen die Unterstüt- zung der griechischen Guerille- ros durch die Nachbarländer. Demgegenüber ist darauf hinzu- weisen, dass die erzreaktionär® griechische Regierung sich nur mit Hilfe der amerikanischen Dollars und Kriegswaffen und englischer Besatzungstruppen ge- gen die Oposition im eigenen Lande behaupten kann, und dass sie nach vielfachen Berichten ein Terrorregiment führt, das z. B. den New Leader, das Organ der englischen Unabhängigen Arbei- terpartei, dazu veranlasst, ihren Bericht eines englischen Augen- zeugen mit der Ueberschrift zu versehen "Griechenland wird ein riesiges Gefängnis". Nur ein Satz aus diesem furchtbaren Bericht sei zitiert: "Die Gefängnisse und die Verbannungsinseln sind überfüllt, und unter dem Vor- wand notwendiger militärischer Massnahmen entvölkert die Re- gierung ganze Dörfer und macht aus zehn Dörfern ein einziges". In Korea möchten die V. Sl durch die Bildung einer koreani- schen Regierung für ganz Korea von der kostspieligen, in ihren Resultaten aber sehr negativen Verwaltung von Südkorea befreit werden. In Korea liegen die Din- ge umgekehrt wie in Deutsch- land. Die nördliche russische Zo- ne ist Industriegebiet, die südli- che amerikanische Agrargebiet. Nachdem die Russen — ebenso wie in Deutschland — einen gros- sen Teil der Maschinen fortge- führt haben, haben sie — wie- derum wie in Deutschland — energisch mit dem Wiederaufbau begonnen durch Agrarreform und Nationalisierung der Industrie unter gleichzeitigem scharfen Vorgehen gegen die faschisti- schen Kollaborationisten. Sie ha- ben dadurch die Sympathien der arbeitenden Massen gewonnen. Zugleich aber wächst ihr Einfluss im Süden, da die amerikanische Militärverwaltung eine Marionet- tenregierung von Rechtsterrori- sten gebildet hat, die gegen alles, was links oder gemässig ist rück- sichtslos vorgeht und dadurch auch die gemässigten Elemente den Kommunisten zutreibt. In Griechenland und in Korea suchen also die V. St. sich wie überall auf die Reaktion zu stüt- zen, während die Sowjetunion die breiten arbeitenden Massen ,für sich zu mobilisieren sucht. Wenn man glaubt, das auf die Dauer das Interesse und der Befrei- ungswille der Massen wichtiger ist als der Dollar, stehen die Chancen für die amerikanische Politik nicht günstig. Zur Zeit allerdings sind die V. St. der Sowjetunion an Wirt- schafts- und Finanzkraft weit überlegen, und auch militärisch scheint ihnen der Besitz der Atombombe und die Beherr- schung der Meere trotz der gün- stigeren geographischen Lage, in der sich Russland gegenüber Europa und Asien befindet, ein erhebliches Uebergewicht zu si- chern. Gestützt auf ihre wirtschaftli- che, finanzielle und militärische Macht versuchen die V. St., das einzige kriegführende Land, das am Kriege gross verdient hat und der eigentliche Sieger ist, die wirtschaftliche Beherrschung der Welt zu gewinnen, um dadurch der drohenden Krise vorzubeu- gen und die riesige Steige- rung der kapitalistischen Pro- fite ins Ungemessene .fortset- zen zu können. "Wall Street hat die Leitung der Weltbank übernommen", schrieb kürz- lich das "Chicago Journal 01 Commerce", "da die führenden nordamerikanischen Banken die Bonds der Weltbank unterbrin- gen, diese also von ihnen völlig abhängig ist". "Wall-Street hat", so meint die gleiche Zeitung, "auch einen Teil des Aussenmi- nisteriums übernommen" und ebenso Heer und Flotte, da ihr erster gemeinsamer Sekretär, James Forrestal, der frühere Prä- sident des Bankhauses Dillon- Read sei. Und die Folgen der mo- nopolkapitalistisch . imperialisti- chen Politik der V. St. für Deutschland werden im "Auf- bau" so geschildert. "Die deutschen Industriellen und Wirtschaftsberater, die nach dem amerikanischen Vorschlag wieder mehr oder weniger das Heft in die Hand bekommen wür- den, sind zu 99 Prozent Men- DAS ANDERE DEUTSCHLAND $ sehen, die die letzten beiden Kriege Deutschlands vorbereiten halfen. Eine glänzendere Propa- ganda für die russische Politik wie für die kommunistische Po- litik innerhalb Deutschlands ist schwerlich zu denken. Die sozia- listisch-demokratischen Kräfte in Deutschland aber müssen not- wendigerweise dabei zwischen zwei Feuer geraten und mangels jeder Unterstützung der demo- kratischen Westmächte zerrieben werden". Zweifellos hat der "Aufbau" recht — und nicht nur für Deutschland —> wenn er meint, dass die Unterstützung der reak- tionären Kräfte durch die V. St. Wasser auf die Mühle der Kom- munisten ist. Aber der Monopol- kapitalismus hat nach dem zwei- ten durch die kapitalistische Anarchie hervorgerufenen Welt- krieg kaum eine andere Wahl, als sich auf alle reaktionären Kräfte der Welt zu stützen, wenn das auch seitens Amerikas unter dem Truman-Kurs mit einer allzu grossen Deutlichkeit und Plump- heit geschieht. Wenn dabei die V. St. überall auf den Wider- stand der Sowjetunion stossen, so liegt die Gefahr nahe, dass der skrupelloseste, sehr mächtige Teil des "big business" versu- chen könnte, im Vertrauen auf die Stärke der V. St. gewaltsam mit dem unbequemen Gegner fertig zu werden. Sehr anders steht es mit der Sowjetunion. Sie braucht drin- gende den Frieden, und ihre so oft fälschlich als "imperialistisch" bezeichnete Politik dient nicht der wirtschaftlichen Weltbeherr- schung zwecks Aufrechterhal- tung und Steigerung der Profi- te, sondern, wie auch vor dem zweiten Weltkrieg, der Siche- rung. Wie sollte ein Land an Agression und Krieg denken können, das so fürchterlich durch die Naziinvasion verwü- stet und zurückgeworfen ist wie die Sowjetunion! Die Kommis- sion der UNRRA, die die Ukrai- ne und Weissrussland bereist hatte, hat berichtet, dass in der Ukraine erst 50 bis 60 Prozent der Vorkriegsproduktic- erreicht wa- ren, dass nur ein geringer Teil der Gebäude wiederhergestellt war, — darunter bezeichnender- weise vor allem Schulen und Krankenhäuser —, dass von den neun grossen Generatoren in Dnjeprostroy erst einer wieder funktioniere, dass in Weissruss- land ein katastrophaler Mangel an Maschinen, Traktoren, Fahr- zeugen herrsche. Die Kommission erklärt auf Grund ihrer Feststel- lungen und Eindrücke das Ge- rede für unsinnig, dass die Sow- jetunion Amerika oder England ^bedrohe. Sie brauche viele Jahre friedlichen Aufbaus, um auch hur das Vorkriegsniveau zu er- reichen. Es ist behauptet worden, dass die Sowjetunion qeuf den Aus- bruch der kapitalistischen Krise in den V. St. rechne, wie sie von Vargas und anderen vorausge- sagt ist, und darauf, dass diese Krise sich mit Notwendigkeit zur Weltkrise entwickeln müsse. Um- gekehrt Söll die Aussenpolitik der V. St. von der Ueberzeugung ausgehen, dass die Sowjetunion, wenn man ihr überall in der Welt mit dem Erfolg entgegentre- te, sie zu isolieren, an ihren in- neren Schwierigkeiten, die beim * Tode Stalins augenfällig in die Erscheinung treten müssten, zu- grunde gehen werde. Sollte in den heute massgebenden mono- polkapitalistischen und militäri- schen Kreisen der V. St. wirklich diese Meinung herrschen, so würde kein emsthafter Grund zum Kriege und zur Kriegsbe- fürchtung vorhanden sein. Nicht nur die Sowjetunion, die an sich ja schon allen Grund hat, einen Krieg zu vermeiden, auch die V. St. könnten dann ruhig die Ent- wicklung abwarten. Das Kriegs- gerede in den V. St. würde dann überwiegend den. innerpoliti- schen Zweck haben, durch Ent- fesselung des hundertprozentigen Amerikanismus leichter mit der Opposition und den drohenden sozialen Auseinandersetzungen! fertig zu werden, wobei natür» lieh nicht vergessen werden darf, dass dieses unverantwortliche Kriegsgerede eine für den Frie- den gefährliche Massenpsychose herbeiführt. Ganz anders ist es aber, wenn, der amerikanische Monopolka- pitalismus keineswegs, wie er sich den Anschein gibt, von der Ueberlegenheit der "freien" Wirt- schaft überzeugt ist, sondern im Stillen fürchtet, dass sich bei ru- higer Entwicklung die Ueberle- genheit der sowjetischen Plan- wirtschaft mit einer Evidenz zei- gen würde, die das Ende der überall ausserhalb Amerikas be- reits tödlich kranken oder doch schwer erschütterten kapitalisti- schen Wirtschafts- und Gesell- schaftsform herbeiführen müss- te. Wenn die Gefahr eines neuen Krieges, von dem Einstein meint, dass er den Untergang der Menschheit bedeuten könne, be- steht — und wir glauben, dass sie besteht —, so aus zwei Grün- den. Die V. St. könnten aus der kommenden Krise inden Krieg flüchten, um so der mit kapitali- stischen Methoden nicht lösba- ren wirtschaftlichen und sozialen Schwierigkeiten Herr zu werden, oder sie könnten im Glauben an> ihre wirtschaftliche und militäri- sche Ueberlegenheit der Versu- chung erliegen, die Sowjetunion niederringen zu wollen, ehe es zu spät ist. UNSERE SPRACHE / von Hilde Marx Sie drängen mich, die Sprache zu vergessen, die meinem ersten Denken Formung gab. Ist denn ihr Hass an Ton und Klang gemessen? Nicht an dem uferlosen Massengrab? Vergessen sie, dass Brüder unter Qualen, im Sterben diese Sprache noch gebraucht? Dass sie geheiligt zu vieltausend Malen die Worte, die ihr Atem ausgehaucht? Die Sprache nicht — der Sinn zeigt die Verräter. Feige verkriechen sich im neuen Kleid. Dumme verwechseln Tatort und den Täter und leugnen Erbe und Natürlichkeit. Man kann in jeder Sprache lügen, morden — und Grund baun, der das Haus der Zukunft häü Wir, die aus Kerkerling-en frei geworden, wir sprechen alle Sprachen einer Welt« DAS ANDERE DEUTSCHLAND Fünf Jahre weiteren Verfalls? fcertflilftte Ötitttiiger Physiolog« Pr&t. Dr. med. Bein, der mit grossem Mut gegeft die Methoden des Dritten tbäichs aufgetreten ist, veröffentlicht in der "Göttinger Üniversitätszeitung" Nr. 6 einen aufsehenerregenden Artikel, der eines der schlimmsten Kapitel der eu- ropäischen Gegenwart berührt. Was Prof. Bein dort über die heutigen und künftigen deutschen Ernährungsverhält- nisse sagt, trifft mehr oder weniger stich *uf andere europäische Hungerge- biete einschliesslich Weetrussland bu. fänem engpren Kreis Von Fachleu- ten wurde atm 7. Januar 1947 ein "Füttf-Jähresplan für Ernährung" in der britischen Zone bekanntgegeben. Die in diesem Plan vorgesehenen Nahrungswerte für die Gruppe des Höchstmangels (amtlich "Normalver- braucher") Sind, wie heute üblich, in kalorischen Werten je Tag angegeben. 1947 je Kopf und Tag 1586 Kalorien 1948 je Kopf und Tag 1785 Kalorien 1949 je Kopf und Tag 1928 Kalorien 195Ö je Köpf und Tag 1927 Kalorien 1951 je Kopf und Tag 2069 Kalorien 1962 je Kopf und Tag 2296 Kalorien Aufschlussreich für die Bewertung des Planes ist, dass die zugeteilten Eiweiss.. und Fettmengen ebenfalls in "Kalorien" angegeben werden. Sie lie- gen weit unter den Messizahlen des Völkerbundes -md unter dem physio- logischen Eiweiss- und Fettminimum. Das "Gelingen" des Planes wird da- von äbhätiglg gemacht, dass in den fünf Jahren lÖO.ÖOÖ Hektar Oedland kultiviert werden. Ferner soll die Anbaufläche für Seifrüchts auf den winzigen Bruchteil von 25.000 Hektar eingeengt werden zugunsten des An- baues von Kartoffeln und Brotgetrei- de. Die Schweinehaltung soll bis aut einen kleinen Bestand von Zuchttie- ren völlig verschwinden. Die Milch- viehhaltung soll durch weitgehende Schlachtungen dezimiert Werden. Die letztgenannten Massnahmen werden unter dem laienhaft theoretischen Ge- sichtspunkt eingeführt, mehr vegeta- bilische Nahrung für den "direkten" Verzehr durch den Menschen frei zu machen oder ru produzieren. < Ueber die landwirtschaftliche Sei- te des Planes wenden sich, wie ich hoffe, Sachverständige offen ausspre- chen. Ich fühle mich dafür nicht zu- ständig. immerhin sei bemerkt, dass das nationalsozialistische Regime mit seinem straff organisierten Arbeits- dienst im Gesamt-Deutschland inner, halb zwölf Jahren mit kräftigen gut ernährten jungen Menschen nur 65.000 Hektar Oedland kultivieren konnte. Die oben erwähnten 10t .000 Hektar werden also in der Rechnung prak- tisch nur zu einem kleinen Bruchteil eingesetzt werden können. Weiterhin Ist hinreichend bekannt, dass unsere Ackerbauböden nach der Ueberbean- sprachung in den Kriegseedten erst allmählich durch sörgf<ige Pflege der Viehhaltung zur Mangelware wer- den können. Hierzu aber wird Stall- dünger benötigt, der durch Einengung der Vierhaltung Hur Mangelware wer- den wird. Ich fürchte daher, dass auch landwirtschaftlieh der Plan bei bestem Wollen ergebnislos bleibt. Von Professor Dr. Rein, Göttingen Meine Stellungnahme wird sich nur auf die physiologische Seite des Planes erstrecken. Diese sollte eigentlich die4 Grundlage des Ganzen bilden. Die psychologischen Forderungen, die er- füllt werden müssen, um den Men- schen gesund und leistungsfähig zu erhalten oder aber, was In Mittel- europa heute eine entscheidende Rol- le spielt — wieder gesund und lei- stungsfähig zu machen, sind unab- änderlich von Natur gegeben. Die organisatorischen und politischen Massnahmen müssen also in den Dienst der Erfüllung dieser Forderun- gen gestellt werden, müssen sich ihnen anpassen. Das Umgekehrte zu versuchen, würde von Vornherein zu einem Misserfolg führen. Das Kön- nen der verantwortlichen Organisatio. nen und damit ihre Autorität wird sich dadurch erweisen, inwieweit sie diese unabänderlichen Forderungen zu erfüllen vermögen. In den letzten Jahren sind von führenden Instituten der angelsächsi- schen Länder Untersuchungen über die Folgen der "'Europäischen Hun- gerdiät" durchgeführt worden. Ein Beispiel, Weiches ungefähr die nach dem Plan im Jahre 1946|49 zu erwar- tenden Verhältnisse demonstriert, sei aus solchen Versuchen mitgeteilt. Es handelt sich uim Experimente aus dem Laboratory of physiologicfti hygiene der University of Minnesota (Minea- polis) im Jahre 1944 (A. Keys). 34 gesunde junge Menschen wurden 167 Tage ernährt mit 1800 Kalorien je Tag, darunter 22 Gramm Fett und 49 Gramm Jiweiss, Vitaminmangel war durch Verabfolgung reiner Sub- stanzen verhütet. An sachlichen Be- funden Wird mitgeteilt: Muskelschwä- che, Oedeme. Herzmuskelsöhäden, Cyan ose, herabgesetzte Reflexe, psy- chische Depression mit völliger Un- brauchbarkeit der Personen zu einer sinnvollen Tätigkeit. Die durch- schnittliche Abnahme des Körperge- wichtes betrug 25 o|o, des Blutfarb- , gtoffes 22 o|ö, der Pulsfrequenz 33 olo, der Körpertemperatur 10 o|o, des Blutdruckes 10 o|o, des Grundumsat- zes 39 o| o . Man muss sich klar machen, dass bei dm erwähnten wissenschaftlichen Hungerversuche 1. gesunde, junge vor- her gut ernährte (3200 Kal.lTag) In- dividuen und nicht schon seit Jah- ren hungernde, heruntergekommene Menschen verwendet Wurden, 2. Fett- Und Eiweisegftben noch immer be- trächtlich über jenen lagen, welche der neue Fünf-Jahresplan der deut- schen Bevölkerung verspricht. Den Physiologen setzen diese Er- gebnisse der erwähnten Versuche nicht in Erstaunen. Er weiss, dass 2400 Kalorien das anzustrebende Mass für den nicht arbeitenden, ge- bunden Menschen sein müssen, und «war auch nur unter der Bedingung dass für je i kg Körpergewicht und Tag 1 Gramm Eiweiss (davon dl« Hälfte animalisches) und ausserdem 40—60 Gramm Naturfette verabfolgt werden. Der Fünf-Jahresplan bedeutet also eindeutig und kl -r: Hunger und Un- tergang von vielen Millionen bisher chronisch hungernder Menschen. Es ist anzunehmen, dass ein sachkundig ger Physiologe ür seine Ausarbeitung nicht mitverantwortlich ist. schon die Art der Zahlenangabe der "Kalorien" bis auf die Einer und Zehner (194V — 1928 Kalorien, 1950 - 1927 Kalo- rien) erzeugt, dass es sich möglicher- weise uim Rechenexempel eines sone- matisch arbeitenden, anonymen Kol- lektivs (mit anderen Worten um ein bürokratisches Produkt) handeln wird, durch Einengung der Viehhaltung auf rein vegetabilischem Weg, durch "direkte" Verfütterung an den Men- schen "mehr Kalorien'- zu gewinnen unter Vernachlässigung des Eiweiss^ und Fettproblems! Ein physiologi- scher Fachmann wäre nie auf diese Idee verfallen. Dass Eiweiss und Fett Im Falle de» chronischen Hungers nicht nach "Ka- lorien" bewertet werden dürfen, son- dern "Medizin" darstellen, ist schon reichlich oft begründet und veroffent«. höht worden. Dass sie um so wichti- ger, ja unentbehrlicher werden, je niedriger die "Kälorlenzüfuhr" wird, dürfte inzwischen Gemeingut jedes halbwegs auf geschlossenen Menschen geworden sein. Dass man in dem vor- gelegten Plan nach Hebung der "Ka- lorienzahl" unter Vernachlässigung oder sogar Einschränkung der Eiweiss- und Fettversorgung strebt, ist ein weiteres Zeichen dafür, dass man die Physiologie des Menschen beim Auf- stellen des Planes einfach missachtet. Unter dem 14. Dezember 1946 wür- de von J. B. Mitchell und J. A. Bionk in "The Lancet" über 577 Fälle von chronischem Hunger an befreiten Ge- fangenen in Singapore berichtet. Die "Kalorienzahl" lag dort bei 2000—2500 und Wurde ganz einseitig durch Koh- lehydrate bestritten. Sicherlich sind darunter viele Fälle von Vitamin Bi- Mangel, der sich natürlich durch das völlige Fehlen des Fettes in der Nah- rung bei einseitiger Kohlehydratfcost besonders stark geltend machbe. Aber vieles stimmt mit jenem überein, was namentlich an Menschen, die aus dei russischen Gefangenschafe kamen, in den letzten Monaten in Deutschland beobachtet wurde. Auch dort war oft "kalorienmässig" zureichende, aber einseitige, und zwar Kartoffel- und Bfotkost aufgenommen worden. Nach alledem wird man dem Physiologen verzeihen müssen, wenn er nur den Kopf schütteln kann dar- über, dass man glaubt, durch Ab. Schlachtung des Milchviehes, weiches in einem Jähr mehr wertvollstes Ei- weiss und Fett produziert, als bei sei- ner ScuPachtung abfällt, die Situation Verbessern zu könen. Solche UnlojpR ist das Ergebnis einer bUrottra tischen "Kalorienanbeterei". Soeben schreibt mir ein führender Wissenschaftler der Medicäl Schöol bei der HarVard-Uhl- DAS ANbfekt DEUTSCHLAND T versity in bitterer Ironie über die N6t» Wendigkeit einer "Diskreditierung der d*6 S6WE6H eittSCniä-ferndfett Kalö- fletiÄftikel der Zeitungsschreiber''. Viele Zeltungsieser der nicht hu», gemdea Lände1 gSWöhne« Sich Bdhofl däfan, anztüieihmin-ä, dass alles rasch bäAWjf Wird, wen« die Kalorienzahl (ftttf dem Papier) von 1200 auf 1500 erhöht Wim. Hierin liegt eine bittere Wahrheit, die nicht scharf genug vor der Oeffeötlidhkeit ausgesprochen Warden kann. Wae äber soll man da tun, wenn die gleiche Einstellung in amtlichen BrnähfungsplEnen ent- scheidend zu werden droht? Nicht erst in diesen kritischen Monaten* son* dem schon sM Jahren, unter dem näUtirn&lso8iallSti»ciien Regiment, ist unverständlich gewesen, d$uss man immer wieder Von ämtlicher Seite Versucht hat, Verfahrene emährungs_ politische Situationen dadurch zu ret- ten, däSs ttiÄn steh einfach über die Grundgesetz# des Ernährungsphysio- tögie hinwegsetzte. Wie ein General es selbstverständlich entrüstet ableh ften Wird, im Falle von Munitionsman, fei die Kartuschenladungen beliebig SU Verkleinern oder mit Sand zu "Strecken"» oder bei Brennstoffman- gei die Tanks der Fahrzeuge mit Wässer aufzufüllen, so muss es end- 116h auch jeder für die Ernährung Verantwortliche ablehnen, in eine Diskussion Ubei die Zuteilung von Hungerrationen überhaupt einzutre- ten, da er sonst Gefahr läuft, nicht toehf ernst genommen zu werden. Die Interessen der Politik und Wirtschaft in den Dienst des Menschen zu stel- len und nicht das Umgekehrte, scheint mir überhaupt das Wesentliche für eine endliche Befriedung der Welt Und der Hauptgesichtspunkt für je- den Friedensvertrag. Ausserdem sollte au jedem Friedensvertrag ein her- vorragender Physiologe aus neutralen Ländern (Schweiz und Schweden) herangezogen werden. Sollte sich die planende Behörde über die physiologische Unmöglichkeit der Rationierung klar gewesen Sein, so bleibt nur die Annahme, däss von ihr vorausgesetzt wird, auf der Ver- brauchers eite könne die Einhaltung des Planes nicht emst genommen werden. Mit anderen Worten: man gesteht der Höchstmangel-Gruppe (Normalverbraucher) stillschweigend zu, dass sie sich, wie das bisher schon notwendig war, die fehlenden 500 bis 1000 "Kalorien" sowie das fehlende Fett und EiWeiss auf eigene Faust be_ schafft unter Anerkennung des phy- siologischen Zwanges, gegen den es keine gesetzlichen und polizeilichen Massnahmen geben kann. Für solche Deutung spricht die Tatsache, dass man den Insassen der Gefängnisse und Irrenanstalten Zusätze gewährt, die so bemessen sind, dass sie aus- ser der Gefahrenzone liegen, da für sie eine Ergänzung des Fehlenden durch Selbsthilfe unmöglich ist. Solcher Standpunkt ist für die Be- hörde bequem, aber unverantwortlich. Ueber Jahre heben wir nunmehr in Deutschland erfahren, was es heisst, einen erheblichen Ten seines Zeit tma Kreit mi eine zwangsläufige "Futtersuche" verwenden SU müssen ohne Rücksicht auf berufliche Stel- lung, Verantwortung öder Einkommen. Der neue fTlnf-Jahreaplan stellt in Aussicht, dass es weitere fünf Jähre so bleiben muss. Er bedeutet fünf wei„ tere Jähre "Trostlosigkeit, Quälerei ums nackte Dasein, unwiederbringli- chen Verlust an Lebeneseit uhd Le- benskraft. Er bedeutet ft/tif der Basis physiologischen Zwanges fünf wei- tere Jähre moralischen Verfalls, ge- gen den Gesetz und Polizei genau so machtlos sein werden wie Erziehungs- wesen und Kirchen. Kr bedeutet fünf weitere Jahre ohne Wiederaufbau, ohne politische Erneuerung: und Kon- solidierung, ohne gesunde Staätsautö- rität und Recht. Er bedeutet fünf weitere Jahre Ohne das Gelingen ei- ner Währung«, und Wirtschaftsre- form. Er bedeutet die Einleitung ei- nes tragischen Circuhis vitiostis bis zum grauenvollen Ende. Seine Verwirklichung wird zwangs- läufig dazu führen, dass der Ehrliche und Anständige, der Produktive und Arbeitsame mit seiner Familie "aus- gerottet" sein wird, während der Ge- wissenlose, der Egoist, der Schiebet1 und Betrüger, kurzum der Asoziale, jener Menschentyp also, der das gan- ze Unheil über Deutschland und die Welt gebracht hat. mit seiner Sippe das Feld behaupten wird. Besatzung Normalverbraucher und Schwarzmarkt Soeben bin ich in Berlin eingetrof- fen, das ich im Frühjahr 1934 Verliess und also mehr T ' inr'xttätigkejt der Kinder. Bei einer Razzia in einer hö- heren Schule habe man 17000 Mark Bargeld bei den Kindern entdeckt Man brauche mehr Heime für gefähr- dete Jugendliche. Ferner fehle es an Fürsorgern, von denen früher einer auf 30, Jetast aber zwei auf 150 krimi- nelle Jugendliche zur Verfügung stän- den. Dringend seien Massnahmen, die Kinde rund Jugendliche von den Strassen bringen könnten. Im übrigen würde ausreichende Ernährung die halbe Pädagogik sein. In Hessen allein werden monatlich durchschnittlich etwa 500 Jugendliche von den Behörden aufgegriffen. Die meisten von ihnen stehen im Alter von IS bis 21 Jahren, davon ein Drit- tel Mädchen, und werden gewöhnlich beim Strassenraub ertappt. In den meisten Fällen handelt es sich um junge Leute, welche das hessische Staatsgebiet von andern Zonen her betreten hatten. Gelegentlich können sie zu ihren Eltern nach Hause zu- rückgeschickt werden; für die übri- gen, die nicht mehr wissen, wo sie hingehören, wurden Heime einge- richtet, in denen sie mit allen Arten häuslicher Beschäftigung vertraut ge„ macht werden wie Waschen, Bügeln, Ausbesßernmgsaeweyung will Heise im «eis für Mschsk und junge Menschen unf -iten -md viel gy kurzen Pull- over, der Ihm um den mageren Kör- per baumelt und handlang die Arme fr«! Welche Mutter sähe das nicht ohne Ve?Hwei?1uns? Aber was hilft's? Anträge auf Hesugscheine für da« Auer-dringendste laufen seit No- vember 1946. Sie laufen, aber sie kom- men nicht an und die Kartenstelle 5 schweigt. In der " Jägerstrasse 11 wohnt Horst dch. Seine Mutter ist tot der Vater vermisst. Nun ist ihm seine Tante Hella beides zugleich. Si~ ist es in rührender Fürsorge und Horst will ihr später alle Mühe vergelten. Er ist jetzt 14 Jahre alt und 'erlässt im Ju- li die Schule. Feinmechaniker will er werden, aber woher das Geld neh- men für die Lehre? Ja, einen Lehr- meister zu finden, gut wie ein Vater, das ist sein Wunschtraum. Leider nur ein Traum, denn Horst wird sich nun als Ungelernter sein Brot verdienen müssen, weil er die Tante entlasten will. Aber wer nimmt ihn? Seine Schuhe sind Wracks sein Anzug nicht minder, Wäsche? Wer spricht noch von Wäsche? Woher soll sie kom- men? Ein vierzehnjähriger Junge steht fragend vor dem Anfang seines künftigen Lebens. Der Vierte ist Horst J., Boddin- strasse 30. Mit seinen zwölf Jahren ;st dieser blonde frische Junge ver- tretungsweise "Familienoberhaupt" Das kleinste seiner Geschwister ist 3 Jahre alt und es sind vier im ganzen.' Seine Mutter hat wenig Zeit, weil sie Hauswart ist, Hauswart "mit fünf Aufgängen" und mit Büroreinigung dazu, womit sie schon morgens um • fünf Uhr anfängt, wie Horst stolz be- richtet- Aber sie hat eine Stütze, näm- lich den Jungen- Er bringt die Kleinen in den Kindergarten, räumt die Stube auf und — kocht. — "Bitte sehr, ein Andenken an die letzten Quetschkar- toffeln", sagt er und zeigt mir die dicke Brandblase am rechten Unter- arm. Er ist eigentlich ganz leidlich durch den Winter gekommen. Wozu ist man auch schliesslich "Koch" in der Familie, nicht wahr? Wenn der Vater, der au« russischer Kriegsge- fangenschaft regelmässig Grüsse schickt, heimkommt, wird es Horst mit seinen Kindern und seiner Stube leichter haben und seine Mutti auch. Das sind nur vier aus einer Klasse. Vier junge Menschenkinder, die eine Not durchschreiten, die sie nicht ver- schuldet haben. Denn wir sind es, die ihren schwachen Schultern Lasten auferlegt haben, von denen sie nur wenig ahnen und noch viel weniger Wissen. Die Dürftigkeit unseres Da- xeins, in die uns das Vermächtnis des Dritten Reiches führte, ist ihnen schon zur Selbtverständlichkeit ge- worden. Sie gehen zu den Beratungs- stellen der Lungenfürsorge mit einer Miene, mit der wir früher zur Kla- vierstunde gingen. Sie schlafen — in Decken gewickelt, zu zweien, zu dreien und noch zu mehr in einem Bett und finden das so natürlich wie wir die Kissenschlachten in den geräumigen Federbetten unserer Kindheit, Sie dämpfen ihre« Hunger mit einer Scheibe trocken Brot wie wir einst unseren Üebeimut mit einer Tafel Schokolade. Nun, diese äusseren Dinge fehlen- Wir hatten uns daran gewohnt. Aber an die Not unserer Kinder, an den Verlust des Elementarsten, an die Gefahren für ihre Gesundheit,, an die Gefährdung ihrer Seelen wollen wir uns nicht gewöhnen, solange wir die Möglichkeit haben an eine besseren, friedvolleren Zukunft unserer Kinder mitzuarbeiten. (Berliner Zeitung) DEUTSOHE ZEITUNGEN 1 DAD erhält jetzt eine Reihe deut- scher Zeitungen und Zeitschriften. Wer an ihrer Lektüre interessiert ist, wird gebeten, sich in den Sprechstun- den Dienstags oder Freitags zwischen 5 Ms und IVa Uhr mit uns in Verbin- dung zu setzen. Wir erhalten folgende Blätter; Hochland-Bote, Garmisch-Partenkir» chen Hamburger Echo Frankfurter Rundschau Badische Neueste Nachrichten,: Karls- ruhe Deutsche Nachrichten, Kopenhagen Lüneburger Landeszeitung Europa-Archiv, Frankfurt a. Main Sonntag, Berlin Braunschweiger Zeitung Schwäbische Donau-Zeitung, Ulm Westdeutsches Tageblatt, Dortmund Rhein-Neckar-Zeitung, Heidelberg Freie Presse, Bielefeld - Fränkischer Tag, Bamberg Der Allgäuer, Kempten Der Neue Tag, Weiden, Oberpfalz Rhein-Echo, Düsseldorf Neue Ruhr Zeitung, Essen Main-Echo, Aschaffenburg Aachener Nachrichten Der Tagesspiegel, Berlin Tägliche Rundschau, Berlin Darmstädter Echo Der Sozialdemokrat, Berlin Donau-Kurier, Aichach Mittelbayrische Zeitung, Regensburg Main-Post, Würzburg Volksecho, Detmold Badische Zeitung, Freiburg Nordwest Zeitung, Oldenburg Passauer Neue Presse Schwäbische Zeitung, Leutkirch (All- gäu) Sudkurier, Konstanz Das Volk, München Marburger Presse. DAS ANBIRf DEUTSCHS-ANO Eingesackt und eingesargt Millionen Manschen in Deutschland, Frauen, Mütter, Väter, Bräute, Sön- ne, Schwestern, Brüder, langen und bangen in schwebender Pein, weil sie keine Nachricht von den mutmass_ liyk in russischer Gefangenschaft B©_ URtUichen bekommen. Le&t er noQh? Wie geht es ihm? Natürlich ^ Pde& eines Ma*- •eniustmordes, in die braunen £&e*e mit dem schwerem Aufdruck KP und ehw Nummer. Wie lange hatten sie *mk im Kelle? liegen KÄMM, wenn nicht ein gemeiner Schnüffler sie ent- deckt hätte! "De haben wir *t> 1 koppgl &70 LAVALIE 970 ü. T. 33-1110 6AI ANDfifti BEUT* CHI ANB BESTELLSCHEIN (ausschneiden und einsenden) LA OTRA ALEMANIA Tucumän 309 Buenos Aires Der Unterzeichnete bestellt ab ......................... die Zeitschrift DAS ANDERE DEUTSCHLAND. Der Abonne- mentspreis in Höhe von 12 Pesos und eine Spende von ....... Pesos für den Pressefonds bitte ich, bei mir monatlich, vier- teljährlich kassieren zu lassen — liegt diesem Briefe als Scheck, Giro, Bono Postal bei, Name und Vorname ........................................ Strasse und Hausnummer Ort (bitte in Druckbuchstaben schreiben) l 1 A. B. A. ENRIQUE U. CORONA MARTINEZ A B O Q A D O TUCUMAN 1441, ler. plao, Oto. 1 II. T. 88-8571 CASA FILATELICA GUILLERMO KARBAUM einziges tineimancenspeziaigescnäit m aer HepubUk. Herausgeber des ßoiivia-Speziai- Aibum. LA PAZ - BOLIVIA Calle Bolivar (Eiaficio Paris) Casilla 323 ALICE T£ J I DOS A MANO Buenos Aires T. A. 76-3702 Juramento 3676 KOFFER, HANUTASUHüiA, StHUH- Reparaturen, fachmännisch und gut. Wir holen aus dem Haus ab. Bruno _Älelke Consmo Cosa F i i a t e I i c a robertoWmmer conepra y venia de eatampillae paro coleeciön UANGALLO 527 — Buenos Alree v T. sa I Av.> 5758 HOTEL ZUR HABSBURG 25 MAYü S«? -- U. S1-S181 bietet den Durchreisenden billigsten Aufenthalt auch für Familien, bei bester Verpflegung uno aufmerksam, ster Bedienung. Saubere, luftige Zimmer. 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