OTRA ALEMAN1A DAS ANDERE DEUTSCHLAND ORGANO DE LOS * ALEMANES DEMOCRATICOS DE AMERICA DEjfc SUR AUS DEM INHALT August Biemsen: STUERMISCHER JAHRESBEGINN Elisabeth Mc Kittrick: r AUFBAU IN JUGOSLAWIEN "BANDITEN" UND SADISTEN IN GRIECHENLAND ENTSCHEIDENDE WENDUNG IN CHINA? F. M. Reifferscheidt: x DIE NEUEN DEUTSCHEN PARTEIEN Herta Zerna: KEIN GRUND ZUM VERZWEIFELN VOM WIEDERAUFLEBEN DES NATIONALSOZIALISMUS IN SUEDAMERIKA SELBSTPORTRAET EINER NAZISTIN Arthur Hesslein: BUSS- UND SUEHNETAG A BUENOS"» AIRES • TUCUMA 3 0 9 S 1 » R E T 1 R 2 6 4 NUMERO 158 1 S DE I N E R© DI 1.948 DeuHdvj L.U'cth« FranMuH en H *if »i»j......... •*"' 4? T? K k Cy- DAS AND ERC DEUTSCHLAND Theodor Liebknecht Im Alter von 77 Jahren i:fc Theodor Liebknecht, der Bruder Karl Liebknechts, in Hannover gestorben. Theodor Liebknecht we.. ein Sozialist, dem es unmöglich war, etwas, gegen sein Gewissen, gegen seine Ueberzeugung zu tun. Er verehrte und liebte sei- nen grösseren Bruder, an Vos- sen Ermordung im Januar 1919 er der SPD Schvfld gab. Aber auch in der KPD fand er keine Stätte, da deren Methoden ihm mit den ethischen Prinzipien des Sozialismus unvereinbar schie- ben. So setzte er. nachdem der Teil der USP. der nach dem Uebertritt der Mehrheit zur KPD selbständig geblieben war, sich wieder mit der SPD verei- nigt hatte, mit wenigen Ge- treuen die USP fort. Mit i i- nen trat er dann 1932 der So- zialistischen Arbeiter Partei bei, deren Vorstand er zeitweise an- gehörte. Die Wirkungen Theodor Lieb- knechts waren infolge einer ge- wissen Starrheit seines Charak- ters beschränkt. Aber mit ihm ist ein vorbildlich lauterer Mensch und ein innerlichst überzeugter Sozialist von uns gegangen. i Hannes Mueller, Col. Liebig, 70 Jahre alt Am 15. Februar feiert unser Freund Hannes Müller seinen 70. Geburtstag. In Grafen-Heinichen (Sachsen) gebo- ren, erlernte Hannes den Schlosserbe- ruf und wurde später Seemann. Im Jahre 1924 wanderte er mit seiner Frau nach Argentinien aus. Er siedel- te sich in Colonia Liebig, am Rande des argentinischen Misiones an. Das harte Los derer, die an den Aussen- posten der Zivilisation sich eine neue Existenz ausbauten, hat Hannos Mül- ler nie die Ideale ,der sozialen Ge- rechtigkeit vergessen lassen, für die er in seiner Jugend gekämpft hatte. Gerade in Misiones, und ganz beson- ders im Bereich des Nazibonzen Sunt» heim, hatten die deutschen Antin a- zis einen schweren Stand, dennoch ist Hannes Müller in den schweren Jah- ren. in denen die braune Schwemm- flut alles zu überfluten drohte, der Sache treu geblieben und hat in erster Linie gestanden, wo immer es gegen die Nazis ging. Als Vertrauensmann des "Republikanischen Schutzbundes" zuerst, des "Anderen Deutschland" da- nach. hat Hannes Müller in starkem Masse dazu beigetragen, dass die Bäu- me der Nazis nicht in den Himmel wuchsen. Mit seinen Freunden in Mi- siones wünscht auch der Arbeitsaus- schuss des Anderen Deutschland in Buenos Aires Hannes Müller noch vie- le Jahre erfolgreichen Arbeitens. S. LA OTRA ALEMAN1A "Das Andere Deutschland" (fundado el 1 de junio de (937) Autoriiado per Kesöluciön no. 814 del Mlnistro del In- terior (11 abri) 1945 Confirmado por Decreto Nr. 20.81? <6 sept, 45) del Snperior Gobierno de la Nation. Begistro national de la Propiedad Intelec- tual Nr 23 0128 Jahreeabennement: 12.— Pesos argentinos (imvoraus «ahlbar) Geldbeträge erbitten wii ausschliesslich per Giro oder Bono Posta! oder Scheck auf Sr. Juan Carl, Tucumän 309 Bs. Aires und an unseren Stadtkassierer. DAS ANDERE DEUTSCHLAND IST KEIN auf Profit ausgehendes Geechäftsunterneb- tnen. Ea lekt nur dank der Unterstützung «ei- ner Freunde, Spendet für- den Pressefonds! Erscheint' am 1. und 15. eines Jeden Monats Redacciön y Administrmclön: Tucumän 809 Buenos Aires (T. A. 31.7264) Einzelnummer $ 0,50 VERTRETUNGEN. DES D.AJD. IN DEUTSCHLAND! Gebrüder WETZLAR St. .Annagasse 1 Heidelberg Postscheckkonto Karlsruhe 51.409 Einzelnummer 1 RM. Jahresabonnement 24 RM. BOLIVIEN La Paz: Guillermo Karbaum, Ca* silla 323. Tarija; Manfredo Hammerschlag, Lista de Correos. Cochabamba: Los Amlgos del Li- bro, Casilla 450. BRASILIEN Rio de Janeiro: Curt Uebel, Av. Vieira Souto 200 (Ipanema). ßüdstaaten: Arturo Hesslein Rua Barroa de Amazonas 61, Porto Alegre. PARAGUAY Asunelon: Enrique und Susanna Block, General üiaz 276- CHILB Osorno: Oscar Chylik, Oaslila 423 URUGUAY cla 2122. Montevideo: Curt Sturm, Demoer a- USA New York: Gretl und Herrmann Ebeling, 203 West SS Street, N. Y. 26. SCHWEIZ Basel: Herrmann Graul, Steinen- graben 12. FRANKREICH Paris: S. P D-, 9, rue Victor Massä, Paris 9e. Vorausbezahlung des Abonne- mentsbetrages ist In jedem Falle , nnerlässlich. *•- Die unantastbare Milliarde Aus zwanzig Jahren der Beobach- tung weiss ich, dass es wenig Zeit-, Schriften und keine Politiker gibt, die es wagen, den Stahltrust anzugreifen- Kleine Firmen, Trusts, die nur über zehn oder hundert Millionen verfügen- die kann man angreifen, die können manchmal zum Freiwild für "Schmutz- auf wirbler" und Demagogen werden. Aber Gesellschaften, deren Kapital imehr als eine Milliarde beträgt, die sind heilig, und wer das zufätlig nicht wissen sollte, der wird schnell darüber belehrt Upton Sinclair Brief der deutseben Dramaturgen an Bert Brecht Sehr verehrter Herr Brecht! Wir Teilnehmer der Deutschen Dra- maturgen-Tagung — Dramaturgen. Autoren, Verleger und Kritiker — ha ben immerwährend darauf gehofft, dass es möglich sein würde. Ihre Wer. ke, besonders jene, die Sie seit Ihrem Weggang geschrieben haben, auf den Spielpläne^ zu sehen. Nur aus spär- lichen Quellen und Teilasuschnitten erfuhren wir von Ihrem schaffen, aber mit jeder noch so kurzen bruchstück- haften Begegnung wächst für uns alle der Wunsch, um der Diskussion wil- len. in der sich jedes Theater erst wahrhaft erfüllt. Ihre Werke in der Gesamtheit auf der Bühne zu erleben- Nun wissen sie selbst, dass es aus. serliche, rein wirtschaftliche, formale Gründe sind, die es uns unmöglich machen. Ihre Stücke auf einer unse- rer Bühnen zu sehen. Während sie ausserhalb unserer Grenzen gespielt werden, sind uns Ihre Werke nach wie vor verschlossen; Wir sind über- zeugt, dass Sie. sehr verehrter Herr Brecht, um des geistigen Gehalts Ih- rer Stücke und ihrer Wirksamkeit willen, mit uns erkennen, dass eine solche Situation auf die Dauer ein Anachronismus ist. Und darum rich- ten wir von unserer Tagung, die uns in Ihrer Vaterstadt zusammenführte, an Sie die ebenso herzliche wie drin- gende Bitte. Ihr Verfügungsrecht und Ihren Einfluss geltend zu machen, da- mit Ihre Werke auf unseren Spielplä- nen erscheinen können. Wir glauben und hoffen, dass Sie sich dieser Bitte nicht verschliessen werden, weil wir aus jeder Zeile, die uns von Ihrem WIE SIE LEBTEN Unter dieser Ueberschrift hat. Karl Brammer im Union-Verlag Berlin eine Broschüre erscheinen lassen, die auf Grund des als ..Geheime Reichssache" erklärten Reichsetats eine Zusammen- stellung über die ungeheuerliche Ver- schwendung öffentlicher Gelder durch die Nazigangster bringt- Hitler, der gepriesen wurde, weil er auf sein Gehalt als Reichskanzler ver- zichtete, hat danach persönlich in den 12 Jahren seiner Herrschaft 305.460.000 Mark verbraucht. Für 1945 waren für ihn 40 Millionen gefordert worden. Darüber hinaus kostete die neue Reichskanzlei 100 Millionen. Für 1950 war aber bereits der Bau einer noch teueren Reichskanzlei geplant. Es fol- gen dann andere Beispiele für den Bauwahnsinn. Allein 1942 und 1943 be- trugen die Ausgaben für Hitler und seine Verwaltung 845 Millionen. Göring liess sich allein für Karinhall vom Preussischen Staat 15 Millionen bewilligen, für die Erweiterung des Parks 662.000 Mark, für die Unterhal- tung und Verschönerung des Schlos- ses jährlich annähernd 400.000 Mark. Goebbels forderte bei Kriegsbeginn einfachste Lebensführung und liess sich gleichzeitig für seine Dienstwoh- nung 2.425.000 M. bewilligen, eine Sum- me, die um 400.000 M. überschrittet! wurde. Für seine Wochenschrift „Das Reich" erhielt Goebbels im Jahre 3 £12 200.000 M. aus öffentlichen Geldern, 1943 300.000 M. Sein Antrag auf Steu- erbefreiung für diese Summen wurde allerdings abgelehnt Werk erreicht, die Ueberzeugung ge- winnen, wie sehr Sie um jene Dinge wissen, die uns alle bewegen. T* ) f K iT DAS ANDERE DEUTSCHLAND 1 STU ER MISCH ER JAHRESBEGINN „Die Welt hängt in der Schwebe". Staatssekretär Marshall in seiner Rede. In Griechenland und Palästina, in China und in Indien sind Kriege und Bürgerkriege im Gange, und ange- sichts der wachsenden Spannung zwi- schen den Weltmächten besteht dau- ernd die Gefahr, dass einer der Brandherde zum Ausgangspunkt des drohenden neuen Weltkriegs werden könnte. Aber wiederum droht wie beim ersten und zweiten Weltkrieg die Hauptgefahr von Europa. Der Marshallplan und die amerikani- sche Politik Die Reden von Truman und Mar- shall betonen die Absicht, Westeuropa mit Hilfe des Marshallplans vor dem drohenden wirtschaftlichen Zusam- menbruch und dem politischen Chaos zu retten. Als Gründe werden neben den edlen menschlichen Motiven, ohne die es die Amerikaner nun einmal nicht machen, das Eigeninteresse der Wirtschaft der Vereinigten Staaten an einem wirtschaftlich leistungsfähige- ren Europa angeführt und die Not- wendigkeit, eine Ausdehnung der Sow- jetmacht über Europa unter allen Um- ständen zu verhindern, um Amerika zu sichern und den Frieden zu erhal- ten. Dass die amerikanische Hilfe in Ge- stalt von Lebensmitteln zur Bekämp- fung des Hungers und von Rohstoffen und Maschinen sum Aufbau der In- dustrie von Europa dringend benötigt wird, kann niemand ernsthaft bestrei- ten. Aus der Not Europas entspringt die Sehnsucht von Regierungen und Völkern nach dieser Hilfs. Und wenn Marshall gesagt hat, dass man sich bei dieser Hilfsaktion nicht *n die souveränen Rech*«? der europäischen Völker einmiüciien wolle una auch nicht in die Art, w i e sie sich "or dem ■ Zusammenbruch retten wollten, so klingt das sehr schön und für den be- ruhigend, der noch immer geneigt ist, Von August Siemsen auf Worte zu vertrauen, statt sich nach den Taten zu richten. Aber auch der, der mehr auf Worte der Staats- männer und Diplomaten gibt, als wir das zu tun vermögen, begegnet in Marshalls Rede einem anderen Wort, hinter dessen lieblichem Klang sich etwas verbirgt, was den vorher zitier- ten beruhigenden Worten direkt wi- derspricht, dem Wort von der „Not- wendigkeit, die wahre individuelle Freiheit aufrechtzuerhalten". Was ist mit der „wahren" individuellen Frei- heit gemeint? Nun das ist nicht die vielgepriese- ne, und immer nur mit sehr bezeich- nenden Einschränkungen vorhanden gewf sene politische Freiheit, über de- ren Gültigkeit für die „Roten" — die- ses Wort schloss noch vor nicht allzu langer Zeit jede gewerkschaftliche Be- wegung ein! — derjenige, der von der Geschichte der amerikanischen Arbei- terbewegung nichts weiss, bequem in- teressante Aufschlüsse bei Jack Lon- don, Upton Sinclair, Sinclair Lewis, John Steinbeck, d. h. bei den besten amerikanischen Schriftstellern, erhal- ten kann. Heute wird diese politische Freiheit, in Amerika derartig einge- schränkt, dass das Thomas-Komitee, das jetzt seine Tätigkeit auf den gan- zen amerikanischen Kontinent über- tragen möchte, als ein schreiender Widerspruch gegen die Freiheit der* Meinungsäusserung und der Kunst möglich ist, so eingeschränkt, dass die „Prensa" am 10. Januar unter der Ueberschrift „Zwei Sowjetzeitschrif- ten verboten" schreiben konnte, dass die weltbekannte, von uns häufig zi- tierte, entschieden liberale, aber ganz , gewiss nicht sowjetische • Zeitschrift „The Nation" für die Mittelschulen in USA verboten worden sei, weil sie die Auffassung der katholischen Kir- che über Ehe, Scheidung, Geburten- verhütung etc. kritisiert hätte. Gewiss nicht ohne ein hohes Mass von Berechtigung schrieb die Zeit- schrift „The Protestant": ,,Da der Kommunismus durch eine ame- rikanische Goebbelspropaganda in den Au- gen des Publikums mit dem Bannfluch be- legt ist, ist jeder geaeichnet, der als Roter oder als Russpnfreund hingestellt werden kann. Damit hat Rom das Feld frei. .Grell Rom an, und man heisst, dich einem Ro- ten* — das ist weitergebildet worden zu: .Schlless dich Rom an, oder man heisst dich einen Roten'. Oer Plan Ist, das Ding hier in Amerika so zu drehen, dass der ameri- kanische Faschismus römisoh-kathoill#cU wird oder mindestens christlich mit römi- scher Führung. Das ist der Plan. Damit er gelingt, muss die Kriegstrommel gerührt werden. Russland muss in den Brennpunkt gerückt werden, damit aller Augen von dem abgelenkt werden, was hier vor sich g-sht. Während die, Monopolisten das Publikum mit hohen Preisen begaunern und dafür sorgen, dass die Arbeiterschaft für sie verantwort- lich gemacht wird, beten die Priester über Russland... Presse und Kino schaffen der römischen Kirche eine Stellung, in der ihr Ansehen unangreifbar wird. Ks kann kein Zweifel sein, dass sich gewisse mächtig# Bankenkreise mit der römischen Kirche ver- bündet haben und daran arbeiten, die pro* testantlsctien Kirchen auf die gleiche Linie auszurichten. .Religion* ist am der Börse nie höher Im Kurs gestanden." Die individuelle Freiheit, deren Not- wendigkeit Marshall betonte, Ist die wirtschaftliche „Freiheit", die „freie" Unternehmung, d. h. das kapitalisti- sche System. Obwohl die wirtschaftli- che Freiheit des klassischen Kapita- lismus längst durch Monopolkapita- lismus und Imperialismus abgelöst ist, glaubt die Masse der Amerikaner noch immer an diese Freiheit, ohne zu merken, dass sie längst beim Teu- fel ist. Aus dieser doppelten kapita- listischen Wurzel des imperialistischen Monopolkapitalismus und des tradi- tionsbedingten Massenglaubens an die individuelle Freiheit In der kapitali- stischen Wirtschafts- und Gesell- schaftsform entspringt der Hass ge- gen den Kommunismus und die Furcht vor der Sowjetunion, der von Truman und Marshall offen prokla- mierte Kampf gegen die Sowjet- union und die Unterstützung der Reaktion in aller Welt. Und die Be- rufung auf die Individuelle Freiheit verfolgt augenscheinlich den Zweck, m Amerika Bedenken zu zerstreuen, dass die Dollarmillia/den etwa gar den verdammten „Roten" die Mög- lichkeit für „sozialistische Experi- mente" geben könnten. Europa und der Marshallplan Andererseits war die Versicherung, dass die V. St. nicht in die Souverä- nitätsrechte der europäischen Staa- ten eingreifen wollten, notwendig ge- genüber den zahlreichen Aeusserun- gen von prominenten amerikanischen Politikern und Staatsmännern gegen sozialistische Massnahmen in Europa und das dadurch in sozialistischen Kreisen hervorgerufene Misstrauen, dass eine der Hauptabsichten des Mar- schallplans die sei, den zusammenge- brochenen Kapitalismus in Europa zu restaurieren. Die westeuropäischen Regierungen, auch diejenigen, welche solche amerikanische Absicht durch- aus begrüßsen, würden ihre Unterstüt- zung des Marshallplans gegen die An- griffe von links nur schwer verteidi- gen können, wenn sie nicht unter Be- rufung auf Marahalla Bede erkläre» ALEMANIA NO PODRIA SOBREVIVIR SIN LA COLÄBORACION ECONOMICA CON LA EUROPA ORIENTAL BERLIN. — En forma casi simultdnea con el anuncio dado a conocer por las "autoridades de la zona sovietica de oeupaeiön en Alemania, en el sentido de que se intensificarä al mdximo posible "el intercambio comercial entre esa zona y la Europa Oriental, la Secciön Econömica del Gobierno Militär Norteamericano en Alema- nia^acaba de dar a conocer un informe en el que se puntualiza j que- la "Alemania Occidental no podrn ser rehabilitada econömi- camente nunca, si no se reanuda en grado substancial el comer- - cio con la Europa Oriental." El informe de» las autoridades norte- americanas de oeupaeiön puntualiza que la "Bizonia" estd s61o en condiciones de producir el 50 por ciento de los alimentos necesa- rios para su abasteeimiento, debiendo subsanar ese deficit por me- dia de sus exportaciones industriales, para lo que a su vez necesita Importal* enormes cantidades de materias primas. "Antes de la guerra, continüa el informe, la sexta parte del comercio exterior alemän se realizaba con Checoeslovaquia, los Balcanes, Polonia, Finlandia y la Union Sovietica." Sölo un acuerdo que permitiria la reanudaeiön de ese intenso comercio de preguerra podria ase- gurar la rehabilitaciön econömica efectiva del pals. DAS ANDERE DEUTSCHLAND könnten, dass die Hilfe Amerikas ei- nen Eingriff tn die Rechte ihrer Län- der einschliesse. Was hinter den Kulissen vorgeht, ist eine ganz andere Frage. Aber auch praktisch liegen die Dinge nicht so einfach, dass Marshall ohne weiteres sagen könnten: „Ihr bekommt nichts, wenn ihr nicht nach unserer Pfeife tanzt." Zum mindesten England ge- genüber ist das nicht möglich. Denn in England stehen weiteste Kreise dem Marshallplan recht skeptisch ge- genüber. Ein Teil der Konservativen fürchtet, dass England wirtschaftlich und politisch -in zu grosse Abhängig- keit von USA gerät. Auch die Arbei- terregierung will ihre Selbständigkeit gegenüber USA behaupten und er- ; strebt deshalb mit allen Kräften eine I Steigerung der Produktion und des Exports. Gleichzeitig sucht »sie den völligen Bruch mit der Sowjetunion Bu vermeiden. Die linken Kreise der Arbeiterpartei endlich fürchten, dass Amerika mit Hilfe des Marsnallplans den Sozialismus in Europa verhindern will. Laski hat erneut vor der Ein- gliederung Englands in die Macht- sphäre der USA gewarnt und die Ver- ständigung mit der Sowjetunion ge- fordert. Bei der Unentbelirlichkeit Englands für die Erreichung der Zie- le der amerikanischen Politik in Europa muss es natürlich mit Vor- sicht behandelt werden. Zwar hat Marshall die englischen Sozialisie- rungsabsichten in Deutschland verhin- dert, aber er kann nidht etwa offen die Aufgabe der Sozialisierungsmass- i)ahmen in England selbst verlangen. Dafür kann er aber mit Befriedigung von der heftigen Rede Attlees gegen die Sowjetunion und von dem neuen scharf antikommunistischen Kurs Kenntnis nehmen, den die Arbeiterre- gierung mit Unterstützung der Ge- werkschaftsführung eingeschlagen hat Deutlicher als in England ist in Prankreich der Einfluss des Marshall- plans und des Drucks der Vereinigten Staaten in der Rechtsentwicklung und der Option für Amerika und gegen die Sowjetunion zu Tage getreten Iiier sind die Vereinigten Staaten in der Lage zwischen der Diktatur de Gaulies und der sogenannten „Dritten Kraft" zu wählen, bezw. eine Rich- tung gegen die andere auszuspielen. Die französischen Sozialisten — wir haben das schon angesichts ihrer areaktiQnären Rolle bei den grossen eEreikiT oetont — laufen Gefahr, ih- ren Charakter als proletarische sozia- listische Partei völlig einzubüssen, in- dem sie zu einem Teil der schwachen bürgerlichen Mitte werden. L£on Blum ist sich augenscheinlich dieser Gefahr bewusst, wenn er unter scharfer Kri- tik des „unmenschlichen" amerikani- schen Kapitalismus sowohl wie der Sowjetunion für die „Dritte Kraft" in Europa zum Zweck des europäi- schen Aufbaus eintritt. Wie er mit einem solchen Appell die Haltung der französischen • Sozialisten und ihre Kapitulation vor der jSsagtforP^^ffeinTSaren Itnnn bleibt, sein Geheimnis, ebenso wie die Frage, obNer eine Zusammenarbeit der bür- gerlichen und der sozialistischen Par- teien Europas an dieser Aufgabe für möglich hält. In dem Kampf, der in Italien zwi- schen rechts und links geführt wird, spielt ebenfalls der Marshallplan eine entscheidende Rolle. Die Kommuni- sten und Sozialisten werfen der Re- gierung de Gasperi vor, dass sie Ita- lien zu einer amerikanischen Kolonie mache. Die Anwesenheit amerikani- scher Kriegsschiffe im Mittelmeer und die Entsendung von amerikanischen Marinetruppen auf diese Schiffe £>oll jedenfalls nicht nur die bedrohte griechische Regierung, sondern auch die Regierung de Gasperi bei den in- neren Auseinandersetzungen stärken, die zum offenen Bürgerkrieg zu wer- den drohen. Sehr bezeichnend für die Tenden- zen, die mit dem Marshallplan ver- knüpft werden, sind die nicht offi- ziellen Nachrichten, dass Francospa- nien in ihn einbezogen werden solle, und der Optimismus, mit dem der spanische Aussenminister Artajo zum Jahresbeginn erklärt hat, dass im Jahre 1948 die Welt Spanien Ge- rechtigkeit widerfahren lassen werde, und dass Spanien seine Tätigkeit irr. internationalen Leben im Interesse des Friedens verstärken werde. Die ausländischen Gesandten würden nach Madrid zurückkehren, und wenn bereits im vergangenen Jahre das po- litische Problem der internationalen Stellung Spaniens zugunsten der Francoregierung gelöst worden sei, sc sei nunmehr zu hoffen, dass im Jah- re 1848 auch die ökonomische Frage positiv gelöst werde. In Griechenland, das von den V. St ja schon bisher ausserhalb des Mar- shallplans unterstützt wurde, um es äls Bollwerk gegenüber der Sowjet- union und den ihr verbündeten Bal- kanstaaten zu erhalten, hat sich die Situation durch die Proklamierung der Regierung Marcos aufs äusserste zu- gespitzt. Obwohl der Start von Mar- cos unglücklich war, ist damit die Sache keineswegs erledigt. Der Bür- gerkrieg, der infolge der Unfähigkeit und des Terrors der monarchistisch- faschistischen Regierung, über de» wir an anderer Stelle dieser Nr. un- terrichten, in grossen Teilen Griechen- lands tobt und das unglückliche Land aufs furchtbarste verwüstet, wird genährt durch die amerikani- sche Intervention, die auf der Gegen- seite zur Bildung Internationaler Bri- gaden und zur inoffiziellen Unterstüt- zung der Regierung Marcos durch die Nachbarstaaten führt. Das Feuer, das hier brennt, droht um sich zu grei- fen und Europa und die Welt in Flammen zu setzen. / Deutschland In Deutschland endlich sind Ameri- ka und England nach dem Scheitern der Aussenministerkonferenz dabei, ihre beiden Zonen wirtschaftlich und politisch zusammenzuschliessen und nach ihren Bedürfnissen zu "organisie- ren. Dabei liegt die Entscheidung we- sentlich bei Amerika als dem stärke- ren Partner. Das bedeutet Verzicht auf die Sozialisierung, wie das Schu- macher, der optimistische Vorsitzende der SPD, wohl bald zu reiner Enttäu- schung erfahren wird. Amerika und die CDU, nicht England und die So- zialdemokratie werden das Haupt- wort sprechen. Wieweit die Massnahmen, die zur Wiederbelebung der deutschen Wirt- schaft in Aussicht gestellt werden, ih- ren Zweck erreichen werden, Deutsch- land davor zu sichern, dass es in die Machtsphäre der Sowjetunion fällt, bleibt abzuwarten. An sich ist es vom Standpunkt der deutschen Bewohner der Westzone natürlich begrüssens- wert, dass als Nebenwirkung der poli- tischen Absicht nun auch etwas Ernst- haftes geschehen wird, um ihnen Ar- beit und Brot zu geben. Aber nach einer zweieinhalb jährigen bösen Miss- wirtschaft, ist es ausserordentlich schwierig, die westlichen Gebiete wirt- schaftlich zu sanieren. Wie schwer das sein wird, beweist der folgende Brief, der uns gerade erreicht: 1 ,,Im vergangenen Jahr bereitete es noefc riesig ©pass zu den Lieferanten zu fahren und dort Einkäufe persönlich in Gang zu bringen, bezw. sie auf dem laufenden zu halten. Wie anders ist es dagegen gewor- den. Komme ich heute zu irgendeinem, so beginnt die Schallplatte zu spielen: „Die Schwierigkeiten in der Materialbeschaffung sind kaum noch zu überwinden, die Stahl- werke halten sich an keine Lieferbedingun- gen mehr, die Messingwerke haben Liefer- tristen von mindestens 18 Monaten und mehr; wir arbeiten nur noch an drei Ta- gen in der Woohe und dann auch kaum, da die Arbeiter hamstern fahren, im Holz sind, bei der Ernte helfen; heute sind die ersten Bescheide Uber weitergehende ener- gische Stromkontingentierungen (für Wiirt- temberg-Baden z. B. ist den nicht unbe- dingt lebenswichtigen Betrieben einschliess- lich Lebensmittelindustrie jeglichie Stroment- nahme untersagt werden) eingetroffen Danach müssen wir eine Woche im Monat feiern. Die Unkosten werden immer höher, «lle Fabrika- tion rentiert sich nicht mehr; Unkosten . senken, Arbeiter entlassen ist nicht möglich, weil der Facharbeiterstamm Vieder ge- braucht- wird; Produktion vergrössern geht nicht, da kein Strom, Kohle und Material vorhanden sind; zu allem haben wir noch keine einzige Tonne KoihAe bekommen; wie die Arbeitsräume geheizt werden können ist völlig rätselhaft; das dafür vorgesehene Holz reicht bei weitem nicht aus; in dieser Woche sind die Brotrationen gekörzt wer- den, heftige Proteste von der Belegschaft, kein Mensch denkt mehr daran du arbeiten, weitere Maschinenabgaben vorgesehen, die Kommission war soeben da, wir wissen nicht wie wir weiter schaffen sollen, wie wir über- haupt» die Verträge mit der Besatzungsmacbt einhalten sollen Frankreich mit seiner negativen und unfruchtbaren antideutschen, und an- tieuropäischen Politik hat sofort pro- testiert gegen die Absichten der an- gelsächsischen Mächte, die deutsche Wirtschaft, besonders im Ruhrgebiet, wiederaufzubauen und den Deutschen eine Art von Regierung zu gestatten. Die Ansprüche Frankreichs, das wie nach dem ersten Weltkrieg in Deutschland eine separatistische Be- wegung zu entfachen sucht und Deutschland wirtschaftlich und poli- tisch auf die Dauer lähmen möchte, stehen im umgekehrten Verhältnis zur Macht Frankreichs, und nachdem die französische Regierung und die Parlamentsmehrheit so rücksichtslos gegen die Kommunisten und die Ge- werkschaften vorgegangen sind, be- sitzen sie kein Druckmittel und keine Aktionsfreiheit mehr, so " dass die Amerikaner und Engländer über ih- ren Protest zur Tagesordnung über- gehen können. Die Vorschläge der beiden Besat- zungsmächte sind in Deutschland mit wenig Begeisterung aufgenommen weiden. Die scharfe Opposition der Kommunisten war von vornherein klar, aber auch für die anderen Par- teien ist es nicht verlockend, eine'Re- gierimg oder vielmehr einen Regie- DAS ANDERE DEUTSCHLAND rungsersatz zu bilden, der von den Be- satzungsmächten abhängig ist, und dessen Bewegungsfreiheit sehr be- schränkt ist. Ausserdem fürchten SPD und CDU, dass das Vorgehen der Amerikaner und Engländer zu Gegen- massnahmen der Russen führen wird, die zunächst in einer noch stärkeren Trennung des östlichen vom westli- chen Deutschland bestehen würden und in der Räumung Berlins durch die nichtrussischen Besatzungsmächfce und in der Proklamierung eines östlichen deutschen Staates unter russischer Aufsicht gipfeln könnten. Der Kampf um Deutschland, der sich jetzt weiter zuspitzt, birgt we- gen der Grösse des Objekts minde- stens so grosse Gefahren für den Weltfrieden wie der Kampf um Grie- chenland. Aufrüstung und Kriegsgefahr Gerade zwischen dem Schreiben dieses Artikels lese ich eine Notiz in der Zeitung, dass der eine amerika- nische Flugzeugträger, der an den Manövern im Mittelmeer beteiligt ist, Vorrichtungen für die Verwendung der Atombombe an Bord habe. Mit der antibolschewistischen und anti- russischen Propaganda wächst die Kriegspsychose in Amerika. Obwohl Russland und die Länder seiner AUFBAU Die Verfasserin ist eine amerikanische Studentin, die nach Absolvierung ihres Universitätsstudiums in Kalifornien die . Universität Genf besucht. Der Artikel ist in "World Over Press" erschienen. Zum ersten Mal in der Geschichte Jugoslawiens tritt dieses Land als mo- derne Nation in die Welt. Nach zwei- monatlicher Arbeit an der Jugend- Eisenbahn, dem grössten Bahnunter- nehmen, das 1947 begonnen wurde, bin ich in der Lage, das Funktionieren ihres Programmes von innen her zu sehen. Die Arbeit, die in Jugoslawien geleistet wird, das noch unter enor- men Kriegssohäden leidet, und das ein Zehntel seiner Bevölkerung durch den Krieg verloren hat, ist ein Beweis für die Energie und den Mut dieses Vol- kes. Im Zuge des Fünfjahresplans, der nun schon über ein Jahr fortschreitet, werden nicht nur die Kriegsscöäden behoben, sondern zum ersten Mal wird das Land industrialisiert und moder- nisiert. Der grösste Nachdruck wird auf den Ausbau der Grundindustrien und Eisenbahnen gelegt, wie z B. die Jugend-Eisenbahn, und auf die Aus- wertung weiter unberührter natürli- cher Hilfsquellen. Dies wird wahr- scheinlich der erste von drei Fünf- jahresplänen sein. Im ersten Plan hofft Jugoslawien seine Produktion so weit entwickeln zu können, dass es die Anstrengungen des zweiten Fünf- jahresplans dem Ausbau des Exports zuwenden kann. Das Ziel des dritten Fünfjahesrlans soll es dann sein, den Innenmarkt mit Gebrauchs- und Lu- xusartikeln zu versorgen, die die Ju- goslawen als Volks bisher niemals ge- kannt haben. Energie und Begeisterung, welche die Jugoslawen überall beim Aufbau iinres Landes beweisen, sind fabelhaft. Machtsphäre nichts nötiger haben als den Frieden, um die furchtbaren Kriegsschäden durch mühsamen Auf« oau zu überwinden, wird der Glaube genährt, dass die Sowjetunion kriege- rische Absichten habe. Schon wer- den Stimmen laut, die einen Präven- tivkrieg fordern. Die massgebenden Leiter der Land-, See- und Luftstreit- kräfte der V. St. gehen nicht so weit, fördern aber immer weitere Aufrü- stung und Vervollkommnung der Waffen, um den Frieden zu sichernd). Im „Christian Century" hat Oswald Garrison Villard folgendes über die amerikanische Kriegsrüstung ge- schrieben: ,,Bine aimerikaniscihe Landarmee von 1.070.000 Mann (gegen 300.000 vor dem rieg), davon 400.000 Mann Fliegertruppen, ausgerüstet mit den modernsten Wallen, Einrichtungen und Flugzeugen. Ständige Vermehrung der Atombomben (die nach ei- ner jüngsten Zeitungsmeldung hundert- bis tausendmal stärker sein sollen als die gegen Japan verwendeten). Eine Kriegsmarine, die allen Flotten der Welt zusammengenommen überlegen ist. Militärische Sützpunkte und Operationsbaeen rings Um die Sowjetunion herum. Militärische Kontrolle eines Gebie- tes von 4,5 Millionen Quadra tineilen nörd- lich und südlich des Panamakanals zum Schutze der eigentlichen Kanalzone. 96.000 amerikanische Soldaten auf den unabhän- gigen" Philippinen. Militärische Gleich- schaltung der Staaten Lateinamerikas mit der nordamerikanischen Union. Organisie- rung einer riesenhaften Wehrwirtschaft, verbunden mit beispiellos ausgedehnten und von Elisabeth Mc Kittrick Die Erinnerung an die Jahre des Krie- ges und an ctie Härte der Gueruia- Kämpie sind noch lebendig in ihnen. Man spricht dort ebenso allgemein vom Brieden, wie man auf der westli- chen Seite des sogenannten eisernen Vorhangs vom Krieg spricnt Es ist ein junges Land, das von einem jun- gen Volk aufgebaut wird, das von Ver- trauen auf seine Zukunft erfüllt ist. Jugoslawien und R-ussland Im Zeichen des Plans herrscht weit- gehende Ordnung; jeder arbeitet, und die soziale Demokratie gewinnt an Stärke. Das Rationierungssystem wirkt sichx trotz ernsten Mangels an einigen Dingen vorzüglich aus, was ein we- sentlicher Grund für die Popularität des Tito-Regimes ist. Es gibt keinen Schwarzen Markt, da neben den ra- tionierten Waren ein 'reier Markt be- steht, auf dem sich die Preise nach dem Gesetz von Angebot und Nach- fragte regeln. Wenn Jugoslawen über ihre Regie- rung diskutieren, machep sie einen sorgfältigen Unterschied zwischen dem russischen und ihrem Kommunis- mus. Titos Wirtschaftssystem ist nicht na oh dem Muster von Moskau aufge- baut. Einer der Hauptunterschiede be- steht in der Agrarreform. In Jugosla- wien sind Grund und Boden fast völ- lig frei. Russen befinden sich kaum noch im Lande. Sie haben auch beim Bau der Jugend-Eisenbahn durch die Internationalen Brigaden ni<£it mit- gewirkt. Ich fragte Leute aller politi- schen Richtungen, ob Russen In der Regierung wären, und alle waren der Meinung, dass das nicht der Fall sei. Zweifellos gilt T-to als nationaler Heros, besonders bei der Jugend, die eich so gut an die Zeit erinnert, als Intensiven krtegstetimlschefl Forschungen, für die im letzten Jahr bereits 1 1|4 Milliar- den ausgegeben wurden. Verdreifachung der Nationalgarde und Schaffung einer Reserve von 8 bis 10 Millionen Rüstungsairbeitera. Geplante Einführung der militärischen Dienstpflicht. Ausrüstung und Ausbildung der griechischen und der türkischen Arme» (die letztere ist 750.000 bis eine Million stark) zum eventuellen Krietf gegen die Sowjetunion, die von Süden her besonders leicht angegriffen werden kann." Seitdem ist die Aufrüstung und der Ausbau strategischer Positionen wei- ter gegangen. Auch England und Frankreich halten trotz aller Spar- und Einschränkung'smassnahmen ih- re starke Kriegsmacht nach Möglich- keit aufrecht. Und die Sowjetunion und die ihr verbnüdeten Mächte ver- wenden ebenfalls einen grossen Teil ihres Budgets für militärische Ausga- ben und beantworten den Ring strate- gischer Positionen, den USA um das ganze Sowjetgebiet gelegt hat, mit entsprechenden Gegenmaßnahmen. Die Pulverfässer sind gefüllt. Es be- steht die Gefahr, dass Funken aus den schon bestehenden Brandherden sie zur Explosion bringen. Die Frie- densoffensive aller Menschen, die Ver- antwortungsbewusstsein besitzen, al- ler, die sich eine Vorstellung davon zu machen vermögen, was ein dritter Weltkrieg für die Menschheit bedeu- ten müsste, ist die vordringlichste Aufgabe des Jahres 1948. er ihr Führer in den Widerstands- kämpfen war, die die Partisanen un- ter so schweren Umständen führten. Natürlich fühlen sich auch viele un- glücklich unter Titos Regime. Die Ei- nen können sich schwer mit dem Mangel an politischer Freiheit aussöh- nen und sehnen sich nach der west- europäischen Atmosphäre. Andere hat- ten ein besseres Leben unter der Mo- narchie und geben Tito die Schuld an den Unbequemlichkeiten des Lebens und dem Mangel, die die Folgen des Krieges sind. Andere Leute, die den Kommunismus mehr fürchten als den Faschismus, sind im Gefängnis oder wurden wegen ihrer Zusammenarbeit mit den Deutschen erschossen. Und oppositionelle Gruppen werden dank einer sorgfältig kontrollierten Presse darin gehindert, zu Wort zu kommen. Ein Blick ant die Geschichte Die meisten Menschen aber —- so- gar die, die man in den westlichen Ländern konservativ nennen würde — halten eine starke Führung in die- sen kritischen Zeiten für nötig. Alle Hilfsquellen des Landes müssen aus- genutzt werden für Jugoslawiens Er- starkung und Entwicklung. Das gros- se Nationalisi'erungsprogramm scheint unvermeidlich gewesen zu sein, denn der kapitalistische Bau war nach dem Kriege zusammengebrochen. Die Mehrheit der Jugoslawen hält eine starke Führerpersönliohkeit für un~ erlässlich in einem Lande, das eine po- litische Demokratie oder eine Laissei faire-Freiheit wie die Bewohner des Westens nie gekannt hat. Jugoslawiens Misstrauen gegenüber der amerikanischen Wirtschaftspolitik in Europa wird besser verständlicih, wenn man die Geschichte dieses Lan- des zwischen seiner Geburt als Nation kr. Jahre 1919 und dem »weiten Welt- IN JUGOSLAWIEN ö AS ANOiWr ÖEUTS CMl ANB krieg betrachtet. In dieser 7eit wurden die industriellen Unternehmungen, so- weit solche bestanden, durch auslän- disches Kapital finanziert zum Nach- teil der nationalen Wirtschaft. Der nationale Reichtum wanderte ins Aus- land und vielfach zu hohen Preisen wieder zurück ins Land. Die Armut des Landes wurde nicht nur druch die Un- terwerfung ganz Jugoslawiens unter fremde wirtschaftliche Kolonisierung gesteigert, sondern auch durch die Unterwerfung der neuen Provinzen unter die Herrschaft des rückständi- gen Serbiens. Heute ist Jugoslawien zum ersten Mal einig, organisiert und bereit, mittels der Fünfjahrespläne vorwärts zu schreiten. „Banditen" und Sadisten in Griechenland Die griechischen Guerrillakänipfer werden in den offiziellen Verlautba- rungen der griechischen Regierung und ihres Heeres als "Banditen" be- zeichnet. ' Es werden ihnen allerlei Schandtaten, wie Mord, Menschen- raub, Verbrennung von Dörfern etc. zu Lasten gelegt. Wir zweifeln nicht daran, dass sie in dem Vernichtungs- krieg, der gegen sie geführt wird, in dem dauernd Massenerschiessungen von Gefangenen stattfinden, nicht ge- rade sanft antworten. Aber wir haben bereits früher berichtet, dass die Re- gierungstruppen systematisch Dörfer angezündet und ganze Gebiete verwü- stet haben, um den Guerrillas Stütz- punkte und Verpflegungsmöglichkei- ten zu rauben. Es ist also mehr als wahrscheinlich, dass die ofiziellen Meldungen nachher die Schuld auf die "Banditen" schieben. Diese Annahme erfährt eine starke Stütze durch den Bericht, den der frühere Korporal S- H. Starr nach mehr als zweijähriger Anwesenheit in Griechenland als Soldat des "Loyal Regiments" über seine Eindrücke un- ter Beifügung von Photographien ver- öffentlicht hat. Wir entnehmen dem Bericht das Folgende: "Polizei und Militär brachten Viele griechische Zivilisten zum Verhör in die Militärbaracken in Tirnavos, wo wir stationiert waren. Diese Verhöre fanden regelmässig spät in der Nacht statt. Während sie stattfanden, wur- den lärmende Motore in Gang ge- eetzt. Manchmal sahen wir diese Op- fer. Ich erinnere mich besonders an einen, Fall. LS war ein älterer Mann Er kroch auf der Erde, um aus der Sonne heraus zu kommen. Er war bar- fuss und seine Pussohlen waren zer- fetzt. Er erhielt keine ärztliche Bül- te... "Einmal wurden dreisslg Mädchen und Frauen von Polizei und Militär in das Lager gebracht. Viele von ih- nen kamen aus Tirnavos, und wir kannten sie von Ansehen. Ein Mäd- chen war verkrüppelt und hatte de- formierte Beine. Sie konnte nur an zwei Stöcken gehen. Entgegen der Gewohnheit wurden diese Mädchen am frühen Nachmittag und ohne Mo- torenlärm verhört. Unsere Aufmerk- samkeit wurde durch das Geschrei erweckt, dass aus dem Gebäude drang, in welchem das "Verhör" statt- fand. Unser Flugzeugführer Smith sah ge- rade, wie das verkrüppelte Mädchen geschlagen wurde. Er sagte uns, dass Soldaten ihr ihre Stöcke weggenom- men hätten und sie damit ins Gesicht und auf den Magen geschlagen hätten. Wir sahen, wie vier Mädchen durch ihre Gefärtinnen herausgebracht wurden, Ihr Schreien machte uns fast verrückt und Unteroffizier Soames, Fahrer Jackson, Flieger Smith und ich selbst suchten nach Gewehren, um das Aufhören der Auspeitschungen zu erzwingen. Aber Sergeant Scott ver- weigerte sie uns... "Die einzige Begründung, die uns für das Verprügeln dieser Mädchen gegeben wurde, war, dass sie während der Besetzung zu einer Gruppe dei JßLAS gehört und Sabotage gegen du Deutschen begangen hätten (!). Mit anderen Worten: sie standen im Ver- dacht, Kommunisten zu sein... "Zwei Polizisten hielten einen Zivi- listen fest, während ein dritter ihn mit einem Holzknüppel schlug. Das Gesicht des Zivilisten war eine blu- tige Masse — und er stöhnte nur noch schwach. Als ich in das Zimmer blick- te, wurde die Tür sorfort geschlos- sen. "Mein schlimmstes Erlebnis in Grie- chenland war die Zurschaustellung von Menschenköplen. Das geschah in Trikkala in der zweiten Junihälfte des Jahres 1947. Ich fuhr einen Ca- mion und hatte einen Griechen bei mir. Die Köpfe von acht Männern und einer Frau wurden von griechi- schen Soldaten, die auf Maultieren ritten, durch die Strassen der Stadt getragen. Sergeant Kings, der in ei - - nem Camion vor mir fuhr, photogra- phierte den Frauen- und zwei von den Männerköpfen..." Die Frage, wer die Guerrilleros sei- en, beantwortet Starr so: * "Wir gingen sehr häufig in ein Ca- fe, dass von Guerrillakämpfern be- sucht wurde, und ich lernte viele von ihnen kennen. Ich wusste längere Zeit überhaupt nicht, dass es Guerilla - kämpfer waren, und erfuhr es nur durch Zufall. Fast alle hatten sozia- listische oder liberale Ueberzeugung und' waren nur einig in ihrem Hass gegen die Polizei und die Monarchi- sten." Starr berichtet weiter, dass von Zeit zu Zeit Befehle verlesen wurden, dass niemand Mitteilungen über die Prü- gelszenen und Folterungen machen dürfe, wenn Kcmmissionen oder an- dere Fragen stellten. Dadurch ist die schwere Mitschuld der englischen Be- satzung daran erwiesen, dass die grie- chische, von ihnen geschützte erzreak- tionäre und korrupte Regierung die gleichen sadistischen Methoden gegen ihre Gegner anwendet, wie es die Na- zis getan haben. Die Anfrage, die ein Unterhausmit- glied auf Grund der Berichte von Starr an die englische Regierung ge- richtet hatte, wurde von dem Vertre- ter Bevins so beantwortet: "Die Regierung Sr. Majestät hat viele Berichte über Morde, Folterun- gen. Raub. Verstümmelung und andere schreckliche Grausamkeiten erhalten, die beiderseits in Griechenland be- gangen wurden- Wir verurteilen aufs schärfste solche Grausamkeiten, die die öffentliche Meinung in England sehr empören, und gegen die die eng- lischen Autoritäten in Griechenland immer ihren Einfluss aufgeboten ha- ben. Wir sind der Meinung, dass ein Rückzug unserer militärischen und po- litischen Missionen Griechenland in solche Situation unverantwortlich sein würde". Die Verbrechen gegen die Mensch- lichkeit. die sich vor den Augen der Engländer in Griechenland abspielen, gegen die sie, obwohl sie die Macht dazu hätten, aber nichts Ernsthaftes unternehmen, dienen also nur zur Be- gründung des Verbleibens der Trup- pen in Griechenland Entscheidende Wendung in China? Entscheidende Wendung in China? Nach den vielen Siegesmeldungen Tschangkaischeks. die manchmal das nahe Ende der kommunistischen "Banditen" in Aussicht stellten, scheint die Entwicklung in China ein schnelles Tempo zuungunsten der offiziellen chinesischen Regierung anzunehmen. Wir haben mehrfach über die weit- gehende Korruption innerhalb der Kuomintang und des chinesischen offiziellen Beamtenkörpers berichtet Nachdem Tschangkaischek sich für den reaktionären, feudalistischen und militaristischen Flügel der Kuomin- tang entschieden hatte, wurde er mehr und mehr der Gefangene dieser Kreise. Das bedeutete den Konflikt mit den linken, nichtkommunistischen Teilen der Kuomintang, der zu vielen Verhaftungen und Morden geführt hat. Es bedeutete vor allem den Kon- fekt mit grossen Teilen der chinesi- schen Inteligenz, wie er in den Streiks von Studenten und Professoren, so- wie in Massenverhaftungen an den Universitäten seinen Ausdruck gefun- den hat. Wichtiger noch 'st die wachsende Ablehnung der Kuomintang-Regie- rung durch die immer stärker aus- gebeuteten Bauern und Arbeiter, die vergebens auf die in Ansicht, gestell- ten sozialen Reformen warten muss- ten. Dieser Feind im eigenen Lande trug dazu bei, dass che militärischen Teilerfolge der Regierungstruppen ohne jede nachhaltige Wirkung blie- ben, dass aber umgekehrt die kom- munistischen Truppen ihre Erfolge mit Unterstützung der Bevölkerung der von ihnen eroberten Gebiete schnell ausbauen konnten. In letzter Zeit nun schreitet die gross angelegte Winteroffensive der Kcmmunisten in der Mandschurei und am Hoangho schnell fort. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit, dass ganz Nordchina in den Händen der Kommunisten ist. Damit würde die Position der Nordamerikaner in Ko- rea schwer haltbar. Dazu kommt nun die Nachricht von DAS ANDERB DEUTSCHLAND der Bildung einer demokratischen Gegenregierung gegen Tschiangkai- schek in Hongkong. Die südlichen Provinzen Cüiinas, die wirtschaftlich relativ weit fortge- schritten und deshalb mehr demokra- tisch sind, haben schon in den frühe- ren Phasen des cinesischen Bürger- krieges eine ziemlich selbständige Rol- le gespielt. Da aber wenig oder nichts über ihr Verhältnis zu Tschang in der Weltpesse zu lesen war, wirkte die Bildung dieser Gegenregierung über- raschend. Dass jedoch etwas derartiges im Gange war, konnte man aus dem hef- tigen Angriff schliessen, den Gene- ral Feng Yu-Shiang am 15. November in der Zeitschrit "Nation" gegen TschangsRegierung gerichtet hat. Der "christliche" General hat frü- her eine hervorragende Stellung un- ter den chinesischen Führern einge- nommen. Zeitwelse hatte er sehr enge Beziehungen zur Sowjetunion und galt als Kommunist. Als seine ehrgeizigen Pläne gescheitert waren, hiess es einst, er sei in ein Kloster gegangen Später hat er sich mit Tscäang ver- ständigt und eine Rolle in der Kuo- mintang gespiet. Man tut ihm wohl nicht unrecht, wenn man ihn für ei- nen ausgesprochenen Opportunisten hält. Sicher aber ist er sehr schlau und geschickt. Wenn er also öffent- lich scharf gegen Tschang Stellung genommen hat, so musste er den Mo- ment für günstig halten. Feng wirft Tschang prutalen Terro- rismus vor, durch den jede Opposition in die Illegalität getrieben worden sei. Diese Opposition sei aber immer stär- ker geworden, über 90 Prozent der Chinesen seien gegen den reaktionären Kurs der Kuomintang und für Frie- den und Demokratie. Sie hielten fest an den Prinzipien Sunyatsens. Es sei eine schamlose Lüge, wenn Tschang sie als Kommunisten bezeichne. Im Süden besässen sie die Macht in über vierzig Distrikten. Das Geld und die Waffen, die die Vereinigten Staaten Tschang lieferten, würden für eine verlorene Sache verschwendet. Die Waffen fielen zum grossen Teil in die Hände der kommunistischen Truppen, und die amerikanische Intervention führte nur zu steigendem Hass des chinesischen Volkes gegen die Ameri- kaner. Feng schliesst seinen Artikel mit den Worten: "Tschangs Regime ist der Höhe- punkt aller schlechten chinesischen Regierungen. Noch so viel fremde« Geld kann es nicht vor dem Zusam- menbruch retten. Die Vereinigten Staaten sollten jede Unterstützung Tschangs aufgeben und statt dessen ihre Macht zur Förderung der Mittel- gruppen verwenden, sowohl der De- mokratischen Liga, wie der Opposi- tion innerhalb der Kuomintang. Ich weiss bestimmt, dass diese Hilfe heu- te ihre Wirkung tun würde, dass sie aber später wertlos ist. Die Vereinig- ten Staaten sollten einsehen, dass eine korrupte »Minorität, deren Macht von fremder Unterstützung abhängt, ein armseliger Verbündeter ist" Wesentlich scheint die Nachricht, dass die neugebildete provisorische Regierung Südchinas, in einem gewis- sen Gegensatz zu dem Artikel vo# Feng, erklärt hat, dass sie mit der Sowjetunion, statt mit Amerika zu kooperieren wünscht. -------- Die neuen deutschen Parteien Die neuen deutschen Parteien Dr. Reilferscheidt Ist vor kurzem aus Deutschland nach Buenos Aires gekom- men. Um es gleich vorweg zu bemerken: Sie sind nicht viel anders als die alten, sie sind in gewissem Betracht sogar schlechter. Wer nur aus Zeitungen oder vom Hörensagen von diesen Par- teien weiss, ohne sich auch auf per- sönliche Erfahrungen stützen zu kön- nen, der geht da leicht irre Wenn mir recht ist, beläuft s-ch ihre Zahl zur Zeit schon wieder auf 30 bis 40, aber auch das ist eher irreführend als sonstwas. Denn in Wirklichkeit domi- niert in der Ostzone, wie man ja dank der Gegenpropaganda allgemein weiss, die SED oder vielmehr das so betitel- te -Ergebnis eines misslungenen, weil erzwungenen proletarischen Eini- gungsversuchs, und in den westlichen Zonen dominiert, was man schon we- niger allgemein weiss, allein die Kom- bination CD(S)U-SPD. Dabei ist je- nes christlich-sozial oder christlich, demokratisch firmierende Sammelbek- ken des bürgerlich-nationalistischen Konservativismus und der Privatwirt- schaft! icuien Reaktion heute in den meisten Ländern die, stärkste Partei, neben welcher sich die Sozialdemo- kratie, mit dem zweiten Platz begnü- gen muss, während die Kommunisten weit hinter den Sozialdemokraten zu- rückblieben. Und was da sonst noch alles Büros unterhält und Druckschrif- ten herausgibt, das ist, wenn man von einigen kleinen, aber funktionell not- wendigen Gebilden wie den antisozia- listischen Liberaldemokraten und dem klerikalistischen rheinischen Zentrum absieht, fast durchwegs ein Produkt mehr der unergründbaren Liaensie- rungspolitik der Besatzungsmächte als real vorhandener sozialer Triebkraft. Man hat eben jedem nicht gar zu arg kompromittierten bürgerlichen Inter- essenvertreter, der mit leicht zu be- schaffenden Empfehlungen anrückte, von F. As. Reiff er Scheidt di* Erlaubnis zu politischer Tätigkeit gegeben. Vor allem die Engländer zeigten eine fatale Schwäche für die- se gutgekleideten und vernünftig da- herredenden Gentlemen. Sie waren den Besatzungsbehörden, die damit zu tun hatten, begreiflicherweise weit sympathischer als schwerfällige und von den Schrecken der Diktaturzeit gezeichnete Arbeiterpolitiker. Eine Ausnahme scheint der Vorsitzende der SPD, der Genosse Schumacher, zu bildeii. Er ist gewiss sehr unbürger- lich und trägt auch die Male der Kon- zentrationslager; aber er bekommt den Rotkoller, wenn er das Wort Kommunist hört, und das allein dürfte ihm in England und USA eine gute Presse verschafft haben. In der Tat hat ja antikommunistische Häl- tung auch den meisten jener dunklen bürgerlichen Parteigründer, von denen die Rede war, und die jetzt in den Westzonen ihre Wühlarbeit verrich- ten, zum neuen Start verholten. Eine der letzten Hervorbringungen dieser Art ist die "Bayernpartei" eines ge- wissen Herrn Lallinger in München, o#nes gelernten Polizisten, den es überkommen hat, nachdem er zuvor als Leibwächter des ehemaligen bayri- schen SPD-Ministerpräsidenten Hoeg- ner amtiert hatte. Diesem Lallinger schwebt nämlich eine Art von baju- warischem Ku Klux Klan vor — kein Wunder, dass er da Gönner fand. Ein auffallendes Kennzeichen des ge- genwärtigen deutschen Parteisystems vor allem der Westzonen ist ferner eine gewisse Massierung jener einsti- gen . Repräsentanten demokratischer Parteien, die in der Sterbestunde der Weimarer Republik für "Euthanasie" gesorgt hatten, indem sie Hitlers Er- mächtigung guthiessen, In den hohen und höchsten Regierungsämtern der neudeutschen Länder. In Bayern gibt es davon eine ganze stattliche Gar- nitur; aber es fehlt daran eigentlich nirgends, weder in Württemberg-Ba- den, wo der Ministerpräsident Rein- hold Maier einer der ehedem Promi- nentesten ist, noch in der französi- schen, noch etwa gar in der britischen Zone. Um das zu verstehen, muss man sich die innere Situation in den nicht« russisch besetzten deutschen Provin- zen unmittelbar nach Kriegsende vof Augen halten. Verboten waren zwar auch die anderen Parteien während der Hitlerdiktatur; aber stärkste perso- nelle Verluste In den Jahren der Machterschleichung (und des Wider- stand hatten eben doch nur die so-i zialistischen Parteien und Gruppen. So kam es, dass Männer vom Schlage des bayrischen Staatssekretärs Pfeif- fer, des heimlichen Drahtziehers aller dortigen Reaktion, in dem Augenblick, da die Besatzungsmächte den deut- schen Parteihimmel neu vergeben wollten, eher und in bester physischer und geistiger Verlassung zur Stelle waren. Auch zeigte sich jetzt sehr bald schon auf Seiten der westlichen Be- satzungsbehörden jene inzwischen weit notorisch gewordene Angst und Aversion gegen alles Rote. Man hatte da eben erst mitteis der Kollektiv- schuldthese eine antimarxistische : Selbstbewegung des deutschen Volkes nach Kriegsende zu verhindern ge- , wusst, und wollte nun selbstverständ- \ lieh nicht, dass an Stelle der braunen ! eine kommunistisch - sozialistische j Sturzflut trat. So gesehen, war übri- - gens der Handstreich, dem in Berlin i und der Ostzone die SED ihr Entste- ; hen verdankte, die wirksamste Unter- stützung, die sich eine fremde und ein- heimische Reaktion In Deutschland nur wünschen konnte. Derlei brachte die Sache der Linken in Misskredit, was vor allem nottat, und was dann In dieser Art eventuell noch zu tun blieb, das besorgte die SPD mit Ihrer Koalitionspolitik. Denn die SPD war DAS ANDERE DEUTSCHLAND natürlich ohne Akkord mit der Übri- gen proletarischen Linken zu schwach, um selbst zu führen, und so begab sie si<& denn in fast sämtlichen west- deutschen Ländern in das Schlepp- tau der CD(S)U, die nach rechts ab- dampfte. Auf diese Weise entstand z- B. in drei amerikanisch besetzten Ländern eine Art von Halbpart-Dikta- tur der beiden grossen Parteien. Wun- dert man sich noch, dass Ermächti- gungspolitiker bei solchem Stand der Dinge mehr Chancen hatten als Leute die von Grund auf eine neue soziali- stische Demokratie errichten wollten? Hier erhebt sich die Frage, wie ei- gentlch die SPD, die grosse traditio- nelle deutsche Arbeiterpartei, in eine derart schiefe Lage gekommen ist? Dafür gibt es mehrere Gründe. Einer und sogar ein sehr wichtiger; ist die tragische Unbelehrtheit der deutschen Kommunisten, die im Vertrauen auf eine noch nicht atisgelöste und eben nur mögliche, sowie vielfältig beding- te Massenbewegung die alleinige Füh- rung auch dann beanspruchen, wenn eie ganz offensichtlich in der Minder- heit sind. Je linksradikaler sich ihre Spitze dabei gebärdet, desto recCats- reaktionärer muss die Spitze der so- zialistischen Bruderpartei werden; das steht ja auch schon in den Lehren der Weimarer Demokratie. Ein anderer Grund ist die Tatsache, dass sich der Parteivorstand der SPD nicht erstlich gu erneuern vermochte- Die Parole, mit der Hoegner in Bayern vor die Oeffentlichkeit trat, lautete: "Wir bleiben die Alten!" Das konnte nur dem Parteispiesser behagen, der ja ohnedies der herrschende Typus war, und musste den Revolutionär abstos- sen. "Wir bleiben die Alten!" b deute, te doch nun einmal, dass die Sozial- demokraten aus den Ereignissen nichts gelernt haben wollten, nicht anders als die Kommunisten, die es ja ebenfalls verschmähten, aus Erfah- rung zu lernen. Eis besteht aber noch ein dritter Grund f :r das Versagen der SPD, und das ist' vielleicht sogar der Hauptgrund. Ehr Ist darin zu erblicken, dass sich die SPD 1946, als das deut- sche Parteiwesen neukonstituiert wur- de, mit einer viel zu weiten Personal- Robe drapierte. Kein Menscia, also weder der deut- sche Durchschnittspolitiker noch der durchschnittliche englische oder ame- rikanische Erneuerungsfunktionär in den Militärregierungen, dachte damals anders, als dass nun die grosse Stun- de der deutschen Linken geschlagen hätte, die Stunde vor allem der SPD. Die Folge davon war, dass sich die SPD, da ja die Formierung des neuen Staatsapparats dem Wählervotum zeitlich vorausging, bei der Besetzung hoher und höchster, sowie unzähliger mittlerer Posten gewaltig übernahm. Man raffte an sich, was nur angebo- ten wurde, und die Militärregierung bot sehr grosszügig an. Ministerres- sorts galten als Austragstübchen alt- gedienter Parteiveteranen. Es war wie im üppigsten Biedermeier. Aber nun kam jenes erste freie Votum, und da änderte sich mit einmal die Lage. Die Wählerschaft war absolut ungesiebt, und wer nicht gerade SS-Standarten- führer oder Kreisleiter war, den hin- derte nichts, dabei zu sein. Ich erin- nere mich noch genau, wie bei Auf- stellung dei Wählerlisten von Kom- munisten und Sozialdemokraten an- geregt wurde, man möge doch um Gottes willen die^e Listen von an Ort und Stelle bekannten und politisch sicheren Beauftragten kontrollieren lassen. Doch diese Anregung wurde sabotiert und einfach links liegen ge- lassen, denn die christlich-sozialen regierenden hatten alle Ursache, sie zu fürchten. Tableau, wenn sich dabei etwa herausgestellt hätte, dass dieser oder jener Stern ihrer Kandidatenli- ste durch ein nazistisches oder halb- nazistisches Vorleben längst erloschen war! Das muste unter allen Umstän- den verhindert werden, und die Sozial- demokraten gaben eben nach- ich erin- nere mich aber auch des Regelfalls, dass ehemalige Nazis, die jetzt also eine demokratische Regierung mit- wählen sollten, einander parolemäs- sig vor den Linksparteien warnten und an die C7D(S)U als die einzig na- zigünstige Wahlentscheidung verwie- sen. Hinzu kam ferner, dass diese bür- gerlich - kapitalistisch - nationalisti- sche Liquidationspartei den Habe- und Halteinstinkten der nBuen und der restlichen alten Bourgeoisie bestens entsprach, so wie sie auch der ^n- gewilltheit der ländlichen Selbstver- sorgerbevölkerung. mit den Städtern 5>i teilen, entgegenkam. Der Effekt al- ler dieser Faktoren war dann der z. B In Bayern mehr als fünfzigprozentl- ge Wahlsieg der CD(S)U gegenüber einer weit schwächeren SPD und einer schon gar nicht mehr ins Gewicht fal- lenden KPD. Das Volk hatte, wie ei- gentlich nicht anders zu erwarten, seinen traurigen Traditionen und sei- eingebildeten Interessen gemäss votiert. Bei äen nun folgenden Koalitions- verhandlungen, die auf Seiten der SPD meist Männer führten, die auch bis dahin schon Minister gewesen waren, und die nun nicht gleich wieder aus- scheiden wollten, handelt es sich nio-it Eine Zeitung veröffentlicht, rotum- rändert auf der ersten Seite, foljende Geschichte: Sieben kanadische Solda- ten schworen sich In der japanischen Gefangenschaft, sterben zu wollen, wenn sie nach dem Kriege feststellen müssten, dass ihr Leiden keinen Sinn gehabt habe, dass die Welt nicht bes. ser geworden sei. Vor wenigen Tagen habe der sechste von ihnen Selbst- mord begangen... Ist unsere Situation wirklich so hoffnungslos? (Wenn die Zeitung das meinte, sie hätte die aufrüttelnde Mel- dung nicht gedruckt!) Der Mensch reagiert mit Unbehagen, wenn er eine gewohnte Lebenswelse aufgeben soll, wenn er den Arbeits- platz wechselt oder umzieht. Ja er zieht — was man z. B. bei Familien- verhältnissen immer wieder beobach- ten kann — das Beibehalten einer un- erträglichen, aber vertrauten Situa- tion dem Sprung ins Ungewisse, Neue vor. Die Freunde ringsum, die den nö- tigen Abstand zur betreffenden Situa- tion haben, schütteln die Köpfe. Aehnlich nun verhält sich eine grös- sere Gruppe von Menschen, ja die zuletzt um eine Angleichung des Per- sonalstands an das Wahlresultat. Ge- wiss, es schieden da nicht wenige So- zialdemokraten wieder aus hohen und höchsten, sowie aus mittleren Staats- und Gemeindeämtern, denn das Miss- Verhältnis war zu gross gewesen; aber was zurückbleiben durfte, das war doch immer noch mehr, als der Wahl- stimmenanteil vorsah. Die Christlich- sozialen verzichteten auf allzu genaue Proportion, schlangenklug wie sie wa- ren. Sie handelten dafür die weite- re Zusammenarbeit des Koalitions- partners ein in einem Augenblick, da z.. B. die Bekenntnisschule und geist- liche Schulaufsicht wieder eingeführt und die Gewerkschaftsbewegung ver- harmlost. werden sollte, und was es eben sonst noch für reaktionäre Bra- vourstückchen zu vollbringen galt. M> konnte es denn nicht ausbleiben, dass die deutschen Sozialdemokratie trotz schönster politischer Konzeption in den meisten westdeutschen Ländern als Juniorpartner des bürgerlichen •Blockpartners, was übrigens auch dem Geschmack der Besatzungsmächte entsprach, ihrer eigentlichen Aufgabe untreu wurde. Wieder einmal! möchte man in Erinnerung an die Weimarer Republik ausrufen, hätte man nicht doch ein wenig Angst vor negativisti- schen Suggestionen. Aber was hilft es, die Augen .vor der Wirklichkeit zu ver- sdhliessen? Verläuft denn nicht auch In Frankreich zur Zeit die Innere Ent- wicklung in einer Weise, als hätte es nie das furchtbare Beispiel von 1933 gegeben? Kollektive, denen die indi- viduelle Erleuchtung fehlt, lernen nichts aus der Geschichte; das scheint hier die Ursache. Und im Gegensatz zu den reaktionären Parteien jenseits der Klassenkampf schranke, bei denen Intelligenz allenfalls schon genügt, bedarf es diesseits jenes Zusammen- fallens von Intelligenz und Charakter, das immer und überall eine grosse Rarität, ist. ganze Menschheit. Heute, im Rück- blick. schütteln wir die Köpfe über das Verhalten unserer Vorfahren zur Lehre des Kopernikus, die Erde sei nicht der Mittelpunkt der Welt, son- dern nur einer von vielen Planeten, die um die Sonne kreisen. Galilei, Anhänger dieser Lehre, musste sie noch hundert Jahre später vor der Inquisition In Rom widerrufen. War- um? "Der Boden, auf dem der Mensch sich plötzlich stehen sah, lag ortlos in einem unmenschlichen, unausdenkli- chen Raum. Der Streit, den die ko- pernikanische Lehre heraufbeschwor, ging nicht um Wahrheit und Irrtum, sondern um Sinn oder Sinnlosigkeit, um Beruhigung oder Unruhe, um Zu- versicht oder Verzweiflung" (Eugen Gottlob Winkler in einem Aufsatz über Ernst Jünger). Uim dasselbe geht es heute. Der Mensch verzweifelt, weil er Atomker- ne spalten gelernt hat und die Gefahr unmittelbar vor sich sieht, dass dies Wissen benutzt wird, die Menschheit zu vernichten. Aber nur der Mensch kann dieses Wissen benutzen. Es liegt also bei Ihm, KEIN GRUND ZUR VERZWEIFLUNG von Herta Zerna — Charlottenbarg oAS ANDER f DEUTSCHLAND wie er es anwendet. Der Biologe Ju- lian Huxley. Direktor der UNESCO, erklärte dazu: "Der Portschritt ist ein wesentlicher Teü der Entwicklung in der Vergangenheit gewesen. Der Fort- schritt kann auch in der Zukunft an- dauern. Aber dies braucht nicht unbe- dingt der Fall zu sein. Der Mensch ist jetzt zum Treuhänder der Ent- wicklung geworden, er muss arbeiten und planen, wenn er für sich selber und damit für das Leben überhaupt weiteren Fortschritt erzielen will... Er muss aufhören, die Verantwortung, die ihm zukommt, auf die Schulten; mystischer Götter oder metaphysi- scher Absolutheiten abzuwälzen " Der Mensch muss planen. Diese Erl Kenntnis hat sich weitgehend durch- gesetzt. Planen wofür? Zum Wohle aller — auch diese Ansicht wird beute allgemein geäussert- Allzugross ist das Chaos, das die ''freie Wirtschaft", oh- ne Plan für das Ganze, verursacht hat. Die Durchführung der Pläne aber, mögen sie nun Verstaatlichung, So- zialisierung, Vereinigte Staaten' von Europa oder UNO heissen. stösst im- mer wieder auf Widerstand. Und da kommen wir zum Ausgangs- punkt unserer Betrachtung zurück: Der Mensch behält lieber eine ge- wohnte Situation bei, auch wenn sie unerträglich geworden ist, als dass er den Sprung ins Neue von sich aus wagt. Er steht ratlos-verloren im lee- i'en Raum, findet das Dasein "sinn- los", wenn er sein gewohntes Weltbild aufgeben soll, und rennt lieber in neue Katastrophen, wenn er damit die ge- wohnte Welt seiner Vorstellungen noch einmal retten kann. Trotzdem — wie bei einem Fami- liendilemma — kann man den Be- troffenen bei der Hand nehmen und ihm gut zureden, kann man die Ge- burtswehen des Neuen abkürzen und mildern. "HaV es schon die Arbeit von Jahrtausenden gefordert, bis wir all- mählich lernten, die entfernteren na. türlichen Wirkungen unserer auf die Produktion gerichteten Handlungen zu berechnen, so war" — wir meinen: ist — "dies noch weit schwieriger in Bezug auf die entfernteren gesell, schaftlichen Wirkungen dieser Hand» lungen", schrieb Friedrich Engel«. "Aber auch auf diesem Gebiet lernen wir allmählich, durch lange, oft harte Erfahrungen und durch Zusammen- stellung und Untersuchung des ge- schichtlichen Stoffes, uns über die mittelbaren, entfernteren gesell-' schaftlichen Wirkungen unserer pro« üuktiven Tätigkeit Klarheit zu ver- schaffen. und damit wird uns die Möglichkeit gegeben, auch diese Wir- kung zu beherrschen und zu regeln." Eine zum Wohle aller geregelte pro- duktive Tätigkeit braucht keine Atom- bomben, sondern wird die Atomkraft eben zum Wohle aller nutzen. Die Menschheit, die sich zur Verantwor- tung für sich selbst bekennt und sie nicht "auf die Schultern mystischer Götter oder metaphysischer Absolut- helten" abwälzt, entgeht der Gefahr, die Kontrolle über die Atomkraft sich entgleiten zu lassen, so als cb die Atombombe eine Kraft "ausser uns" wäre, und sie steht nicht hilflos im slnnlos-unausdenkli- chen Raum — nur weil eine Produk- tionsweise, und damit die gesellschaft- liche Ordnung der jüngsten Vergan- genheit, sich als unzweckmässig für das Fortbestehen annehmbarer, menschlicher Verhältnisse erwiesen hat- Von Wiederaufleben des Nationalismus in Südamerika Die Zeiten, wo auch hier niemand Nazi gewesen sein wollte, und wo so mancher frühere Pg. sogar zu ver- leugnen suchte, dass er Deutscher war, sind vorbei. Die Nazis wittern Morgenluft und tarnen sich hierzu- lande hauptsächlich mit Antibolsdhe wismus, weil der hier opportun ist. In der deutschen Ostzone machen sie es umgekehrt und suchen sich nach dem Beispiel der Herren Offiziere vom früheren ' 'Frei - Deut schla n d-Kom.it e e' durch antikapitalistische Haltung zu empfehlen. In seinen "Politischen Briefen' weiss Pablo Hesslein in jeder Num- mer davon zu berichten, wie nationa listische, alldeutsche oder direkt na- zistische Propaganda unter den Deut- schen Chiles betrieben wird, und wie das Gros der deutschen Kolonie in der alten Denkweise verharrt, die sie zur leichten Beute des Nationalsozia- lismus werden liess. Wir haben mehrfach von ähnricher Entwicklung in Argentinien berichten können, in der vorigen Nummer so- gar davon, wie Goethe zum Nazi ge- stempelt wurde, ohne dass natürlich dieses zur Zeit noch nicht angenehm klingende Wort überhaupt verwendet wurde. Heute haben wir in einem Buch geblättert, das in Buenos Aires er- schienen ist und weit unverfrorener eine hundertprozentige Nazigesinnung zur Schau trägt. Es heisst "Mit mei- nen Augen" und ist erschienen im Editorial Teve, Cangallo 318. Der Ver- fasser nennt sich schamhaft mit ei- nem Pseudonym E. R. Lima. ER ist Deutschargentin er und in seine "Hei- mat" zurückgekehrt. Im Vorwort heisst es: "Er hält sich bewusst fem von jeder politischen Diskussion und bemüht sich vielmehr, das Menschli- che sprechen zu lassen." Wie "das Menschliche" aussieht, das er mit seinen eigenen Augen während der letzten Abschnitte des Kriegs als Offizier gesehen hat, und das er nun sprechen lässt, zeigen am. besten eini- ge Beispiele- Der hundertprozentige Nazi schreibt mit frecher Stirn: "Und war es nicht wirklich übermenschlich, wie lange, wie einig, wie zäh das ganze deutsche Volks als ein Mann dastand?" Er spricht von "der vom ganzen deut- schen Volk getragenen nationalsozia- listischen Bewegung". Die Hitlerju- gend und der BDM wurden "an hohe reine Ideale herangeführt und dafür begeistert" (z. B. Eltern und Lehrer zu denunzieren, jüdische Kinder horden weise zu beschimpfen und zu verprü- geln. Synagogen anzuzünden, Herr "Lima"!). Ueber die letzten Aufrufe der Nazi- gangster, die ihr Leben zu ? retten suchten, indem sie Deutschland und das deutsche Volk nach dem endgül- tig verlorenen Krieg in die grausigste Katastrophe hineinhetzten, bekom- men wir folgendes zu hören: "Voliks-Sturm! Wir kapitulieren nie! Lieber tot als Sklave! Volk ans Ge- wehr! Wenn wir diesen Krieg nicht gewinnen, verliert die Geschichte ih- ren Sinn! Führer befiehl, wir folgen! Räder müssen rollen für den Siegs Volkskrieg! Sieg oder Tod! Tod den Verätern! Kapitulieren — niemals! "Ein Hundsfott, wer sich diesem vielfältigen Schrei seines gepeinigten Volkes (Sie lügen, Herr; es muss heis- sen: dem Geschrei des Goebbels!) verschloss." Und mit Befriedigung stellt Herr "Lima" fest, dass manchmal am Mor- gen eine Leiche am Laternenpfahl hing mit einem Schild auf der Brost: "Ich war ein Volksverräter". Er scheint zu verdorben oder zu dumm zu sein, um heute endlich zu verste- hen, dass die Nazigangster und alle, die, wie er selbst, die verbrecherische Zerstörung Deutschlands verschulde^ haben, die wirklichen Volksverräter sind. Natürlich werden alle Gegner des Nazismus, ob in oder ausserhalb Deutschlands "mit meinen Augen" als Verbrecher gesehen: "Die Trümmer der bürgerlichen Welt — das ist wahr. Das Ziel haben die Feinde mit ihrem Morden und Brand- schatzen unter der wehrlosen zivilen Bevölkerung erreicht/' Oder: "Wir wussten nicht immer, ob es richtig war, wofür wir gekämpft ha- ben, (wirklich nicht, kleiner Schä- ker?) aber das eine wussten wir, dass wir anständig und mit offenem Visier gegen eine Welt von Teufeln kämpf- ten, die kein Erbarmen kannte". Die schlimmen Teufel in dieser bö- sen Welt sind natürlich die Russen. Zwar hat Herr "Lima" von den ent- setzlichen Greueln dieser "Bestien" nichts "mit meinen Augen" geeshen, aber er vermag sie doch so drastisch zu schildern, dass einem das Grauen kommt, ebensosehr wie bei den Gas- kammern, den Hodenquetschungen, de? Nierenzertrümmerung, den Och- senziemern und Bunkern der Nazis- Zunächst sind einmal die Russen oder "Asiaten" insgesamt scheussliche Wesen: "Die Russen 1 Ich dachte daran, wie ich sie zum ersten Mal an der Ost- front erlebt hatte. Wir fühlten uns damals fronterfahren, denn Polen und. Frankreich lagen mit manch hartem Strauss hinter uns. So stürzten wir miß In den unübersichtlichen Wäl- dern des Ostens auf den gejagten Bol- schewiken, hieben drauf los und merk- ten nicht seine asiatische Tücke". Die besteht augenscheinlich darin dass er sich nicht "So einfach "jagen" liess, wie die Nazis sich das gedacht bat* ten, sondern sogar noch in der Gefan- genschaft "mit den blanken Händen* sich wehrte. Das/s wir ein anderestnal von der Feigheit derselben Russen hören, wird niemand wundemeüimen: ^Berichte meldeten, dass immer wfö* 19 DAS ANDERE DEUTSCHLAND der Panzerrudel aufgefunden wurden, deren Besatzungen man die Fahrzeu- ge über den Köpfen zugeschmiedet hatte, und denen nichts weiter übrig blieb als zu fahren und zu schiessen, solange ein Tropfen Benzin und ein Schuss Munition im Wagen war, woll- ten sie niotit dem Gen'ckschuss ihrer roten Korrimisare zum Opfer fallen", (waren die auch mit zugeschmiedet. oder wo waren sie? In Wirklichkeit existierten sie schon längst nicht mehr). ' f Aus den ungeheuerlichen Greuelbe- richten über die asiatischen Bestien, die genau so viel Glauben verdie- nen wie die zugesehen;edeten Panzer- wagen mit den "roten Kommissaren" sei zum Schluss nur nöch folgende Stelle wiedergegeben : "Als die ersten Russen vorüber wa- ren und wir dachten, weiter zu kön- nen, kam plötzlich ein Lastwagen voll von diesen Teufeln an. Sie waren alle betrunken Sie stürzten sich auf uns wehrlose Frauen, rissen uns die Klei, der vom Leibe, bespuckten und schlu- gen uns, begossen uns mit Vodka, und es gab keine, die nicht mitten auf der beschneiten Landstrasse vergewaltigt wurde. Ich habe mit ansehen müs- sen, wie sich auf meine zwölfjährige Tochter zwei von diesen Bestien stürz- ten und nicht eher von dem Kind ab- liessen, bis es ohnmächtig im Schnee Wir entnehmen das Folgende dei „Frankfurter Bundschau". Vielleicht telLen unsere Leser unsere Meinung, dass die Frau, von der hier berichtet- wird, ,,ein Verbrechen gegen die Menschheit ' darstellt und vernichtet werden müsste. ' Aber es gibt leider viele Frauen, die so völlig pervertiert sind, wie die««. Trendelburg bei Kassel, Sommer 1946. Eine Hausgemeinschaft: die Hausbesitzerin, vier Flüchtlingsfami- lien (darunter meine Frau und ich)? der Ortspolizist mit Familie und Frau Tüscher, Tochter des ehemaligen Gauleiters von Kurhessen (Weinrieb) mit Kind und Verlobten, Herrn Hil- gen Herr Weinrich, der ehemalige Gau- leiter, ist in einem Lager interniert Frau Tüscher, seine Tochter, will ihn besuchen. Es gelingt ihr. Nach ihrer Rückkehr erzählt sie uns, sie habe ihren Vater am Stacheldraht spre- chen können; der Posten sei so nett gewesen und habe es erlaubt. Sie ist ganz begeistert von der Nettigkeit des Postens und will nun bei ihrem näch- sten Besuch ihre kleine Tochter mit- nehmen. Auch dieser Besuch gelingt. Sie er- zählt, wie sehr ihr Vater sich gefreut habe, sein Enkelkind wiederzusehen; es sei rührend gewesen. Schrecklich, dass ihr Vater eingesperrt .sei, er lei- de so sehr unter der Haft und sehe so elend aus: aber eine Haltung ha- be er — sie sei stolz auf ihren Vater! Sie erzählt das, als sei es selbstver- ständlich, dass wir mit ihr fühlen, dass wir Mitleid haben. Aber ist das so selbstverständlich? Ich frage Frau Tüscher, ob sie vor lag. Auch vor alten Frauen haben sie sich nicht geschämt und waren ihnen eine gar zu unansehnlich, dann schlu- gen sie sie kurzerhand tot" Nun wundert man sich nicht mehr, wenn Herr "Lima" erzählt, die Rus- sen hätten Kriegsgefangenen die Ge- schlechtsteile abgeschnitten und ih- nen in den Mund gesteckt Wahr- scheinlich hat er früher mal gelesen, dass das die Mauren in Spanien mit gefangenen Regublikkämpfern ge- macht haben, da er es ja kaum "mit meinen Augen" gesehen haben kann, denn dann könnte er es ja nicht mehr erzählen. Aber unser Greuelerzähler ist vor- sichtig. Deshalb schreibt er: "Wie mancher mag jetzt bei sich denken: Wer weiss ob das alles stimmt. Das st ja nicht zu kontrollieren- Ihr habt unrecht, tilfe ihr so denkt. Es gibt kei- ne Scheusslichkeit, die sich nicht ein verrohtes Hirn ausdenken Kam., die tiictit hundertfach, tausendfach ver- übt worden ist. Und alle diese Taten sind zu kontrollieren; es gibt für jede Bestialität die Zeugen, man braucht bloss hinzugehen-und sie zu fragen. Es wäre ein leichtes, Namen und Orte der hier beschriebenen Geschehnisse • zu nennen. Glaubt es nur, so wai es: Und wenn ihr zweifelt, so fahrt hinüber und lasst es euch erzählen — das ganze deutsche Volks ist Zeuge!. Gut gebrüllt, Löwe, für die ganz und fünf Jahren über einen SS-Posten, wenn er sich ebenso menschlich ge- zeigt hätte, auch begeistert gewesen wäre, und ob sie sich auch darüber gefreut hätte, wenn die Verwandten eines Kz-Häftlings mit ihm am Sta- cheldraht hätten sprechen können. Der Ausdruck ihres Gesichts wird eiskalt. „Das waren ja Verräter. Mein Vater ist Idealist." Ich sage, mir tue jader Mensch leid der hinter Stacheldraht eingesperrt, überhaupt der gefangen sei. „Mit die- sen Empfindungen habe ich Ihre Er- zählungen angehört — nun hören Sie mich: Ich habe durch das Dritte Reich zwei gute Freunde verloren — der eine erschoss sich, naöhdem er den Abschiedsbrief seiner Frau, die wegen Beihilfe zum Hochverrat zum Tode verurteilt war, erhalten hatte- der andere war an der Verschwörung vom 20. Juli beteiligt und wurde hin- gerichtet — jetzt frage ich Sie: tut Ihnen das auch leid?" Sie wiederholt, mit dem gleichen eiskalten Gesichtsausdruck: „Das wa- ren ja Verräter!" Auch sei es denen ja gar nicht um Deutschland gegan- gen, nur um ihren eigenen Vorteil. Herr Hüger unterstützt ihre Be- hauptung: „Wenn nicht jeder der Verräter auf sein eigenes Wohl be- dacht gewesen wäre, hätte eines der Attentate gelingen müssen. Aber sie seien alle zu ichsüchtig gewesen, um ihr Leben für die Sache zu opfern!" Frau Tüscher, flammend: „Mit Recht sind sie hingerichtet worden!" „niynn halten Sie also das, was in gar Blöden! Sie hätten sogar ruhig "Namen und Orte" angeben können, da ja doch keinerlei Kontrolle mög- lich ist. Aber indem Sie den Mund so zum Kotzen voll nehmen, Herr Lima, ist Einen entgangen, dass das, was Sie da schreiben die genaue Charakteri- stik der Naziverbrechen ist, deren 'Scheusslichkeit hundertfach und tau- sendfach" alles übertroffen üat, was 'sich 'ein verrohtes Gehirn ausdenken kann". Und dafür gibt es nun wirklich genug Zeugen und KontrollmöglichkeL ten. Zu ihnen gehören die Veröffent- lichungen der Nazis selber von Hit- lers 'Mein Kampf" angefangen bis zu den in Deutschland aufgefundenen do- kumentarischen Berichten über die Greuel. Dieses Buch ist eine sehr geeignete Lektüre für diejenigen hiesigen Nazis und Nazinnen, die seelisch mit Herrn "Lima" hinreichend verwandt sind, oder die so unsagbar dumm sind, dass sie noch im Frühjahr 1945 an den Endsieg glaubten, den Hitler mit sei- ner Vereisungs- oder Flammenmaschi- rierie erringen würde, durch die alle Feinde in Brand gesetzt oder vereist werden würden. Uns interessiert, dass so etwas heu- te schon wieder in Buenos Aires ge- druckt werden kann, wenn aucüi der wackere Naziheld, der das Buch ver- fasst hat. noch nicht seinen Namen zu nennen wagt. Nazistin den Konzentrationslagern geschehen ist, für richtig?" „Gut. dass die Juden alle fort sind! Es konnten gar nicht genug sein! Viel mehr noch müssten fort!" Ihr Blick ist voll Hass: sie bezwingt sich. Be- friedigt schliesst sie: „Wenigstens die sind weg." Herr Hilger: „Wie vielen Landsern der 20. Juli noch das Leben gekostet habe! „Die Verräter sind schuld, dass noch so viele vergeblich gefallen sind!" „Wäre der 20. Juli geglückt, wäre keiner mehr gefallen! Und hätte es den Krieg überhaupt nicht gegeben, wäre überhaupt keiner gefallen!" Beide: „Der Krieg wäre sowieso ge- kommen." Darum habe Hitler ihn an- gefangen, als der Zeitpunkt dazu kür uns am günstigsten gewesen sei. „Also bejahen Sie den Krieg auch heute noch? — Nun, kürzlich wurde in der Zeitung an die Bevölkerung ein Aufruf gerichtet: es seien jetzt in Hersfeld aus russischer Kriegsgefan- genschaft entlassene ehemalige deutsche Soldaten eingetroffen, es fehle dem Lager an allem, sie einzu- kleiden, die Bevölkerung möchte Wä- sche, Handtücher, Rasierzeug usw. dem Lager schicken, damit die ent- lassenen Kriegsgefangenen eingeklei- det und heimgeschickt werden könn- ten. Was haben Sie geschickt?" Frau Tüscher, verwundert lächelnd:. Ich? — Nichts!" So verwunderlich sei meine Frage gar nicht. Im Gegenteil: da sie den Krieg noch heute für richtig halte, müsse sie doch eigentlich selbstver- Selbstporträt einer DAS AND ER f OtUTSCHlAND ständlich, wo sie könne, alles tun, de- nen zu helfen, die durch diesen Krieg, in grösste Not geraten seien. Sie schüttelt den Kopf: Nein! Ihr wäre so viel gestohlen wordän, und ihr gäbe auch kein Mensch etwas. Ich sehe mich in ihrem Zimmer um: eine gute Einrichtung, wertvolle Möbel, alle neu. Ringsum von Armut keine Spur. „Wissen Sie, dass Flücht- linge, die nur einen Rucksack voll ge- rettet haben, die unterwegs noch be- fohlen worden sind, dennoch ein Päckchen geschickt haben?" Sie hebt die Schultern und lächelt spöttisch. „Wir alle tragen doch Schuld an dem Elend, das nun über uns gekom- men ist. Ich zum Beispiel habe mich schuldig gemacht, weil ich mich dem Nationalsozialismus nicht aktiv wi- dersetzt habe. Fühlen Sie, als Toch- ter eines damaligen Gauleiters, die durch ihren Vater doch mit Nutznie- sserin des Dritten Reiches war, sich denn gar nicht mitschuldig an unser aller Unglück und an dem Weg, der uns dahin geführt hat?" Ein Hohnlachen ist ihre Antwort: „Ich mich schuldig?! — Sollen die sich schuldig fühlen, die wollen! Wenn Sie sich schuldig fühlen — das ist Ihre Sache. Aber ich —: nein!" Seit diesem Gespräch ist ein Drei- vierteljahr vergangen. Frau Tüscher und Herr Hilger haben geheiratet und bauen sich jetzt ein Haus. Viel- mehr: Herr Hilger baut. Er war akti- ,ver Offizier und somit nicht in der Partei. Heute ist er Kunstmaler, und ein unbelasteter Kunstmaler darf bauen .Wenn er das Material hat! Das hat Herr Hilger: bis auf weni- ges, das ihm noch fehlen soll. Das Haus soll sogar noch vor diesem Win- ter fertig sein. Die Flüchtlinge am Ort wundern sich darüber, denn die Flüchtlingsba- racke, die seit dem vergangenen Jahr im Bau ist und schon vor dem ver- gangenen Winter fertig sein sollte, wird und wird nicht fertig, weil es an Baumaterial fehlt. Es heisst ja allge- mein, dass es kein Baumaterial gäbe. Der Bürgermeister von Trendelburg sagt das auch, wenn man ihn fragt, wann die Baracke denn endlich fer- tig sei. Hansjürgen Weidlich. DAS GESICHT DER ZEIT Antibolschewistische Propaganda Angesichts der prächtigen Blüten der heutigen antibolschewistischen Propaganda ist es interessant, daran zu erinnern, was die im allgemeinen betont vornehme und zurückhaltende Londoner 'Times" anlässlich der Ok- toberrevolution schrieb: "Die Alliierten wissen, dass die Bol- schewisten eine Bande von Anarchi- sten und Fanatikern sind, die für den Augenblick die Macht an sich geris- sen haben... Sie wissen, dass Lenin und seine Verbündeten Abenteurer deutsch-jüdischer Abstammung sind und von Deutschland bezahlt werden, und dass es ihr einziges Ziel ist, die unwissenden Massen im Interesse ih- rer Auftraggeber in Berlin auzunut- zen". Henry Wallace sagte in einer seiner Reden: Wir werden hohe Preise, Depression, Not und Krieg haben, solange der reaktionäre Monopolkapitalismus die Vereinigten Staaten beherrscht. •'Kommunistischer Tota'litarismus" ist nach der Meinung des demokrati- schen Senators Leo Daniel die For- derung des Staatssekretärs für Land, wirtschaft Clinton Anderson auf Wie- derherstellung der Fleischrationie- rung. Er fordert deshalb den Rücktritt des verkappten kommunistischen Staatssekretärs. Wir erinnern uiis an die "Kommu- nisten" Brüning und Schleicher die Hindenburg entlassen musste, weil sie dem preussischen Grossgrundbesitz nicht mehr gefielen. Unzeitgemäss In einer von einem amerikanischen Staatsanwalt geführten Anklage ge- gen die Firma Krupp figuriert auch die Waffenlieferung an Franco zur Zeit des Bürgerkriegs. Und das ge- schieht in einer Zeit, in der France sich immer grösserer Beliebtheit in Washington erfreut. Was wäre denn heute, wenn es Franco nicht mit Un- terstützung nicht nur Krupps, Hitlers und Mussolinis, sondern audh mit wohlwollender Beihilfe sehr "demo- kratischer" Grossmächte gelungen wä- re das republikanische spanische Volk niederzuwerfen? Garnicht auszuden- ken! Aber es gibt keine Dankbarkeit in de Welt. Das erfährt jetzt die Fir- ma Krupp. Holland will deutsches Petroleum Die Holländer sind nicht zufrieden mit ihrem Petroleum in Indonesien, um das so viel Blut fliesst, sie wollen auch noch die grössten deutschen Pe- troleumvorkommen im Ecnsgebiet sich einverleiben. "Klein, aber oho!" "Die Hollywood-Untersuchung" des berüchtigten Thomas-Komitees hat nach Hans Habe die folgenden wirklichen Gründe: "Es gibt drei Gründe für das lei- denschaftliche Interesse dieses Ko- mitees an diesen inneren Angelegen- heiten der Kinoindustrie. Zum ersten besteht völlige Uebereinstimmung zwischen Washington und der Mehr- heit der grossen Hollywood-Firmen, dass wirkliche Probleme des täglichen Lebens in den amerikanischen Fil- men nicht behandelt werden dürfen. Zweitens besteht eine starke Neigung, jeder Gewerkschaft eine Niederlage zu bereiten, wenn sich nur eine Gelegen- heit dazu bietet. Die Vereinigung der Kinoschriftsteller ist eine streng ds- ziplinierte, gut aufgebaute und mäch- tige Organisation, und sie zu treffen, indem man gegen ihre Mitglieder vor- geht, ist eine angenehme Vorstellung. Endlich hat Washington mehrfach darauf gedrängt, dass einige ausge- sprochen russenfeindliche Filme in Hollywood gemacht werden sollten zur Vervollständigung der Propagan- da durch Presse und Radio. Mehrere Produzenten und Direktoren wie auch Schauspieler waren geneigt, dieser Aufforderung Folge zu leisten, aber es liess sich kein einziger Drehbuch- autor auftreiben, der bereit gewesen wäre, bei dem Hetzchor gegen die Ro- ten mitzumachen. Obwohl die Holly- wood-Schriftsteller nur einen kleinen Anteil an der Filmproduktion haben, ist es unmöglich, einen Film ohne sie zu produzieren. Das Washington-Ko- mitee weiss sehr gut, dass keine Ge- fahr kommunistischer Filme in Holly- wood besteht, aber Filme für den neuen Kreuzzug können nicht herge- stellt werden, solange die liberalen Schriftsteller nicht mitmachen. Wäh- rend also Schauspieler, Produzenten und Direktoren benutzt werden, urn der Untersuchung Glanz und Mas- senwirkung zu geben, sind die Opfer, auf die es abgesehen ist, die verges- senen Leute von Hollywood — seine Schriftsteller und Denker. (The New Statesman and Nation) Die "Prawda" und Picasso "Die reine Luft der sowjetischen Kunst wird entweiht durch den fauli- gen Geruch des Bankrotts der kapita- listischen Kunst... Alles Uebel der Malerei kommt von der Pariser Schu- le... Der Formalismus Picassos und Matissse kann neben dem sowjeti- schen Realismus nicht geduldet wer- den", schrieb die "Prawda". Warten wir ab, ob der "sowjetische Realismus" die "Entweihung der rei- nen Luft der sowjetischen Kunst* mit der Forderung des Ausschlusses von Picasso aus der K. P. F. ahnden wird. Oder ist Picasso vielleicht nicht mehr Parteimitglied, und sollte die ästhetisch-moralische Entrüstung dar- in ihren Grund haben? AUSZUEGE ADS DANKBRIEFEN AN DHW , . . Gerade hier bei uns, auf dem. Trüm- merboden der Ich-Betontheit, wirkt diese Solidarität Jenseits der Grenzen wie ein blü- hender Baum Inmitten grauer Bombentrich- ter. Ist es nicht seltsam: Da sitae Ich hier, schreibe diesen Brief, weise keinen Namen von Euch, kenne keines Eurer Gesichter. Ebensowenig kennt Ihr mich, noch einen der vielen anderen glücklichen Empfänger. Dennoch ist diese Verbundenheit zischen uns! Gibt sie nicht uns allen die " Hoff- nung, dass diese Gemeinschaft' einmal das grosse Gesetz einer geordneten,, friedlichen Welt sein wird? . . . Bichard Schreiber, Bielefeld. . Buch Genossen in Buenos Aires sei die Hand gedrückt. Nicht allein, weil uns jede Kalorie den Atem verlängert, um nicht vor dem Ziel zusammenzubrechen, sondern vielmehr auch, weil uns dieses Zeichen der Solidarität' wie mit einer unsichtbaren Schnur an die Internationalität bindet, ohne dei wir auf die Dauer unsere Aufgabe nicöfc lösen und unser sozialistisches Leben nicht leben können. Nochmals, habt Dank! Hans und Friedel Jahn, Bielefeld. . Mehr noch als unsere physischen Kräfte stärkt Ihr durch solch eine Spende unser Herz und unser Gemüt, die manch- mal angesichts der Not und Aussichtslosig- keit verzweifeln möchten. Dieser Geist der solidarischen Verbundenheit in einem Ziel hat damals dazu beigetragen, die langen Jahre Zuchthaus und KZ ungebrochen au überstehen. _ , Max Uajt, Kassel* l IS O As ANDERE OEUTSCHIANO ERICHTE AUS DEUTSCHLAND Werden die Universitäten wieder Brutstätten der Reaktion? "New York Times" bringt einen Be- richt ihres Spezialkorr espondenten üDer die Universität Heidelberg, aus dem hervorgeht, dass die anfängliche Entnazifizierung nichts an dem reak- tionären Charakter des Gros der Pro- fessorens caaft geändert habe. Die de- mokratisch gesinnten Professoren würden chikan:ert, so dass einer der bekanntesten demokratischen Profes- soren bereits seine Absicht kundgetan habe, zurückzutreten, da er die end- losen Schikanen leid sei. Ein Schwei- zer Professor der Medizin habe seine Gastvorlesungen abgebrochen, wegen oer dauernden Schwierigkeiten, die man ihm gemacht habe. Geschichts- vorlesungen gebe es nicht, aber Prinz Hubertus zu Löwenstein, der sich seit einiger Zeit auch in seine» Publika- tionen sehr nationalistisch gegeben hat, dürfe ein historischen Seminar ab halten, in dem er eine Konzeltion der Geschichte a la Bismarck vertrete. Manche Studenten wünschten die Uni- versität wegen der unerträglich reak- tionären Atmosphäre zu verlassen. Der Berichterstatter ist der Mei- nurig, dass diese Entwicklung in Hei- delberg typisch sei für alle Universi- täten in der amerikanischen Zone. Und wie steht es mit den Richtern? In einem "Krise der Justiz" über- schriebeiien Artikel wendet sich das ■'Hamburger Echo" gegen die Recht- sprechung bei den Spruchkammern, besonders soweit Richter und Staats- anwälte dabei beteiligt sind Die Ur- teile seien oft "ein Hohn auf den Gedanken der Sühne". Die Zeitung schreibt dann über die Justiz zur Zeit der Republik: "Die Weimarer Republik hatte einen heim- tückischen Gegner, der wie ein Pfahl in ihrem eigenen Fleische schwärte: die republikanische Justiz. Ausgestat tet mit manchen Vorrechten, nagte und bohrte sie am Lebensmark der Demokratie, bis es ihr gelungen war die Autorität der Republik zu unter- graben. Die lautersten und mutigsten Vertreter der deutschen Publizistik haben sich damals aufgerieben im Kampf gegen eine Justiz, die skrupel- los genug war, sich später dem Hit ierismus anzubieten". Das ist völlig zutreffend. Aber es erheben sich da einige Fragen: War- : um hat die SPD zugelassen, dass die I Richter der Klassenjustiz mit dem Vorrecht dei Unabsetzbarkeit ausge stattet blieben? Warum hat sie di<> mutigen Publizisten wie Paul. Levi Ossietzky Tucholsk: nicht mehr un- terstützt in ihrem Kampfs Waruir hat sie eir Republikschutegesetz be- schlossen. dessen Handhabung "durcC, einen heimtückischen Gegner' sieh gegen links auswirken musste' Wenn heute die Einsicht kommt, dass diese Politik verfehlt war, so ist das zu begrüssen Aber was will die SPD tun, um diesmal radikal Schluss zu machen mit der frechen Sabotie rung der Demokratie durch die reak- tionäre Justiz? Ober soll es so blei- ben, wie der Präsident der pfälzischen Anwaltskammer Dr. Alexander Katz, . den das "Hamburger Echo" zitiert, gesagt hat, dass nur drei • Kategorien von Richtern übrig geblieben seien; die charakterschwachen Mitläufer, die Reaktionäre, denen der Nationalso^ zi&lismus zu plebejisch war, und die Trottel, an denen selbst die NSDAP kein Interesse hatte? Opposition in der KPD Der frühere Minister des Landes Braunschweig Wiesener wurde durch die Landesleitung Niedersachsen aus der KP ausgeschlossen, weil er an einer Gehe'msitzung der Parteiopposi- tion teilgenommen hatte. Die Bezirks- leitung Braunschweig bekämpft den Ausschluss, weil er den Verlust auch der tüchtigsten Funktionäre bedeuten würde. Dem Wild geht es gut Nach einem Mitteilung des ameri- kanischen Hauptquartiers müssten allein in Württemberg-Baden (ameri- kanische Zone) 20.000 Rehe, 1.500 Wildschweine, 120.000 Hasen und 20-000 Füchse abgeschossen werden, damit der normale Wildbestand er- reicht wird. Ob man dafür deutschen Förstern und Jägern Jagdgewehre gestatten wird? Und ob dann die hungernde deutsche Bevölkerung etwas von die- sen Leckerbissen erhalten wird? 160 Zeitungen und über 1100 Zeitschriften erscheinen heute in Deutschland, wie die Düsseldorfer Presse-Ausstellung zeigte. Kranke Kinder in Hessen Die Zahl der an Tuberkulose er- krankten Kinder hat sich im vorigen Jahr mehr aIs verdoppelt. 90 Prozent der Kündet leiden an der Wurmseuche. Ueber 90.000 neue Bergarbeiter wurden von Januar bis September vorigen Jahres in der britischen Zone neu eingestellt 130.000 Flüchtlinge verbringen diesen Winter in Bauern in Lagern. 37.000 neue Bauernhöfe sollen im Jahre 1948 in der Sowjetzo- ne geschaffen werden. 15.000 Mädcheil haben englische Soldaten geheiratet. Die Presse in der britischen Zone erhielt die Anweisung, sich an dem amerikanischen antikommunistischen "Aufklärungsfeldzug" nicht zu betei- ligen. Die ausländischen Fluglinien innerhalb Deutschlands dürfen vor. Deutschen benutzt werden. 300 bift lOOG Fahrräder werden monatlich in München gestoh- ,en. Deutschlands " Bevölkerungsbewegung Durch die Gebietsabtretungen ist Deutschland gegenüber der Vorhitler- zeit um ein Fünftel, bei annähernd gleichbleibender Bevölkerungszahl, verkleinert worden. Die Bombardie- rung zahlreicher Wohnräume hat die Behausungslage noch verschärft. Menschen nächtigen aus Mangel an Wohnraum, selbst an Bunkern, in Parks auf Bänken und-Rasenplätzen. Hamburg, mehr als zur Hälfte zer- stört, hat fast soviel offiziell gemel- dete Einwohner wie vor dem Krieg; Hannover, mit 75 o|o Wohnraumver- lust, hat immer noch mehr als drei Viertel seiner früheren Einwohnerzahl. In unzerstörten Städten hat sich die Einwohnerzahl erheblich vermehrt, wobei immer nur die Zahl der offiziell gemeldeten Personen aufgeführt wer- den kann. Göttingen, mit ehemals 40 000 Einwohnern hat heute 100.000 und ist damit Grosstadt geworden. Schwäbisch Gmünd, mit 20.000 Ein- wohnern, beherbergt dazu noch 15.000 Flüchtlinge. Jegliche Wohnraumbenutzung steht unter behördlicher Kontrolle. Ohne dringliche Notwendigkeit ist keine Zu- zugsgenehmigung erhältlich, ohne Zu- zugsgenehmigung keine Lebensmittel- karte. Dabei sind viele Villenviertel und ganze Strassenzüge von der Be- satzungsmacht beschlagnahmt, in den stark zerstörten Städten fast alle un- versehrten Hotels. Dem Durch- schnittsdeutschen stehen 8 m2 Wohn- räum zu, gegen 16 vor dem Krieg. Ei- ne fünfköpfige Familie in einer Vier- zimmerwohnung hat somit eine wei- tere Familie aufzunehmen. Alleinste- hende Personen haben nur in Aus- nahmefällen Anspruch auf ein Zim- mer für sich allein. Ein Problem für sich bilden die Ost- flüchtlinge. Die französische Militär- regierung hat die Aufnahme von Flüchtlingsmassen in ihre Zone kate- gorisch abgelehnt. Andererseits sind die aus Ostpreussen, Schlesien upd Ostpommern geflüchteten Deutschen in die verschiedensten Gegenden eva- kuiert und Familien auseinanderge- rissen worden, die sich zum Teil heu- te noch nicht zusammenfanden. Wer von den Ostflüchtlingen am neuen Wohnsitz nicht regelmässig bis spä- testens zwei Tage nach Fälligkeit sei- ne Lebensmittelkarten abholt, verliert Aufenthaltsrecht und wird von einer Landesgegend in die andere gescho- ben. Illegale Auswanderung insbeson- dere nach Frankreich, hat bereits ein- gesetzt. Die Werbebüros der französi- schen Fremdelegion sind überlaufen, und nur die Vorschrift, dass die Frem- denlegion nicht mehr als 25 o|o An- gehörige der gleichen Nationalität um- fassen darf, legt der Genehmigung von Aufnahmegesuchen Schranken auf. Da die legale und illegale Abwan- derung aber die jüngeren Jahrgänge umfasst, sc ergibt sich die paradoxe Feststellung, dass bei Anhalten die- ser Wanderungsbewegung in einigen Jahren ein Fünftel der jüngeren Deut- schen abgewandert sein wird und es somit unmöglich wird, den Wiederauf- bau Deutschlands aus eigener Kraft zu bewerkstelligen, da die Zahl der Ar1»eitsunfähigen diejenige der ge- eigneten Elemente überwiegt. Es sei darauf hingewiesen, dass die schon seit 1936 durch die Rüstungs- planung bewirkte Bevölkerungsver- schiebung durch die Kriegsevakuie-i rung, Massenflucht nach Kriegsende und Interzonenwanderung eine Ver- DAS ANDERE DEUTSCHLAND n einheitlichung der Lebensgewohnhei- ten und Schaffung eines immer gleich- mässiger werdenden deutschen Durch- schnittstyps bewirkt. Die Stammesun- terschiede werden immer geringer und damit die Neigung zu partikula- ristischer Absonderung. Die politi- schen Wirkungen beweist das Ergeb- nis der Galluprundfrage über die deut- sche Staatsform, weil selbst im Ein- heitstendenzen abgeneigten Rhein- land 61 o|o der Befragten sich für den Einheitsstaat erklärten. Die allgemei- nen Wirkungen in politischer, wirt- schaftlicher, sozialer und biologischer Beziehung werden jedoch erst in ei- nem halben Jahrhundert sichtbar wer- den. Zur Milderung der Ueberfüllung Deutschlands, die in den einzelnen Zo- nen nicht gleichmässig ist (am über- völkertsten ist die britische Zone, der die amerikanische, französische und russische folgen), hat der Oberste Al- liierte Kontrollrat auf Betreiben der britischen Militärregierung eine Son- derkommission zum Studium einer all- fälligen Umsiedlung der Deutschen innerhalb Deutschlands eingesetzt. Die BUSS- und SUEHNETAG /on Arthur Hesslein, Porto Alegre In Nr. 46 vom 14. November -94*7 bringt der New Yorker „Aufbau" erst, malig den Bericht über die Sitzung der deutschen Staatssekretäre zur „Bnd- lösung der Judenfrage". Der „Auf- bau" versieht diesen schauerlichen Bericht mit dem Titel ,,Ein Dokument der Schande", und in der Tat tiber- treffen die Beschlüsse der deutschen Staatssekretäre Hitlers alles, was in der gesamten Weltgeschichte bislang an Grausamkeiten und an Unmensch- lichkeiten vollbracht worden ist. Da waren sie nun am M. Januar 1942 in Berlin alle traulich versammelt, die SS-Obergruppenführer, die SS-Ober- sturmführer und sS-Sturmbannfüh- rer und mit ihnen auch die Staatsse. kretäre Preisler, Dr. Stuckart, Neu- mann, Dr. Luther und Bühler. Und das bezeichnendste ist wohl, dass die Staatssekretäre mit ihren Vorschlä- gen zur „Endlösung der Judenfrage" die SS-Sturmführer an Gemeinheiten und Niedertracht noch weit tibertrof. fen haben. Aber sie alle zeigten sich als wahrhaftige Söhne des Satans und für sie alle gelten die Worte: ,.Ver- flucht seid ihr für immer auf dieser Erde!" Unter allen diesen Beschlüssen zur „Endlösung der Judenfrage" ragen zwei Beschlüsse als höchste Gemein- heiten besonders hervor. Der erste: , ,,Im Zuge der Endlösung sollen die Juden im Osten zum Arbeitseinsal kommen. In grossen Arbeitskolonnen unter Trennung der Geschlechter, werden die arbeitsfähigen Juden stras- senbauend in diese Gebiete geführt, wobei ohne Zweifel ein Grnssteil durch natürliche Verminderung ausfallen wird..." In klares Deutsch übersetzt, heisst das nichts anderes, als dass die Mehrzahl der Juden bei dieser schwe- ren Strassenarbeit auf äer Strecke blei- ben und zu Grunde gehen soll. Aber es kommt noch viel besser, wenn es dann weiterhin heisst: "Der allfällig verbleibende Restbestand wird, da es sich bei diesem zweifellos um den wi- derstandsfähigsten Teil handelt, ent- sprechend behandelt werden müssen, da dieser eine natürliche Auslese dar- stellend, bei Freilassung als Keimzelle eines neuen jüdischen Aufbaues anzu- Arbeit dieser Kommission soll erst nach Abschluss der Aussenminister- konferenz ausgewertet werden. Trotz der zahlenmässigen Uebervöl- kerung Deutschlands ist in verschie- dener Hinsicht ein Defizit festzustel- len. Nach den Peststellungen von Pro- fessor Sauermann, Leiter ded Statisti- schen Seminars der Universität Prank- furt, hat die männliche deutsche Be- völkerung bis zum 50. Lebensjahr zwi- schen 1939 und 1946 von 22 auf 10 Millionen abgenommen. Auf 100 Ar- beiter im produktiven Alter bis zu 50 Jahren kommen 75 arbeitsunfähige Männer. Die Verhältniszahl der Deut- schen über 66 Jahre hat sich gegen- über 1939 verdoppelt. Der Frauenüber schuss ist in der gleichen Zeit von 1,49 auf 4.35 Millionen angestiegen, wohingegen sich die Säuglingssterb- lichkeit von 2 auf 40 o|o erhöht hat. Die biologischen Grundlagen des deut- schen Volkes sind somit schwer ge- fährdet. ("Die Wochenschau", Mitteilungen der Gemeinschaft Deutscher Demokra- ten In der Schweiz.) sehen ist...** Das heisst auf gut deutsch übersetzt: alle jene Juden, die trotz der schweren Arbeit dennoch am Leben bleiben sollten, müssen vergast werden, damit die Juden in allen be. setzten Teilen und im Altreich mit Stumpf und Stil ausgerottet werden. Der zweite Beschluss jrin» dahin dass alle Mischlinge ersten Grades entweder evakuiert oder aber sterili- siert werden müssten. Dabei stand der SS-Gruppenführer Hofmann auf dem Standpunkt, dass von der Sterilisie- rung weitgehender Gebrauch gemacht werden müsse, da die Mischlinge. */or die Frage gestellt, ob evakuiert oder sterlisiert, sich lieber der Sterlisierung WARUM? von R. Mahlo, Lager Alborg, In einer seiner schönsten Dichtun- gen stellt Heinrich Heine an das wo- gende, rauschende Meer einen nach letzter Erkenntnis suchendien Men- schen, der an alles Sein die ewige Frage richtet: Warum? So wie dieser geistig unbefriedigte und ringende Sucher stehen heute Millionen unti fragen: Warum? Warum spricht man überhaupt noch von Kultur und Zivilisation, wenn man nicht mal den Massenmord "Krieg" abschaffen kann? Wenn jemand einer Fliege die Flügel aus- rupft oder Sperlinge totschlägt, spre- chen viele von einer Mordgier des Menschen, während die Viersenkung eines mit tausenden Menschen besetz- ten feindlichen Kriegsschiffes bei ih- nen einen Freudentaumel auslöst. Warum musste es zu dem letzten Krieg kommen, vcn dessen katastro- phaler Auswirkung die Intelligenz, die Wissenschaft und die Kriegs- techniker doch vorher schon Bescheid wussten? Warum gibt es — wenn man den Krieg angeblich so verabscheut — schon wieder ein Atombombengeheim- nls? unterziehen würden. Jedoch Staatsse- kretär Stuckart fand, dass man den Mischlingen keine Wahl lassen dürfe, sondern dass man entschieden zur Zwangssterilisierung schreiten müsse. In ihrem wunderschönen Büchlein "Urphänomene" schreibt Ricarda Huch: "Die eigentlichen Jünger des Satans sind die Hochmütigen, die das Gute wohl erkennen, sich aber für zu hoch und zu klug halten, um es ;-u tun. Ihre Herrschsucht treibt sie, auch über ihr Gewissen zu herrschen. Trotz der Flammenhöllle, in der sie leben, sind sie ausgebrannt, eiskalt. Weil sie nicht bereuen können, denn ihr Stolz lässt es nicht zu, weil sie keine Ver- gebung wollen, wird Gott ihnen nicht vergeben..... Auch das deutsche Volk kann die- sen Elenden alles das, was sie an Schandtaten begangen haben, niemals vergeben, denn sie haben die deut- sche Erde befleckt und mit Schande Denn' wir hegen die Ueberzeugung, dass die Mehrzahl des deutschen Vol- kes von diesen Mordbeschlüssen we- nig oder nichts gewusst hat. Hat doch der Staatssekretär Buehler am Schlüs- se der Sitzung dringend darum ge- beten, dass die Beschlüsse wohl sofort durchgeführt werden sollten, dass aber dabei "eine Beunruhigung der deutschen Bevölkerung vermieden werden müsse..'." Das heisst also nichts anderes, als dass diese Be- schluss e vcr dem deutschen Volke möglichst geheim gehalten werden «müssen. Aber wie dem auch sein möge, die deutsche Erde ist mit Blut von Men- schen getränkt, deren ganze Schuld darin bestanden hat, dass sie als Ju- den geboren vHrden sind, und wir sin- - den, dass es an der Zeit wäre, dass sämtliche deutsche Länderregierun- gen einheitlich einen BusS- und Süh- netag einführen sollten, an dem alle Arbeit zu ruhen hätte, an dem das deutsche Volk seine Schuld zu beken- nen hätte, und an dem der deutschen Jugend die Grundgebote von Liebe: Menschlichkeit und Gewissenspflicht einzuprägen wär»« Dänemark f Warum wurde Hitler nicht von An- fang an von den Orowm&chten boy- kottiert? Deutschlai»! war doch ab- hängig vorn Ausland. Warum predigt man seit 2000 Jah- ren "du sollst nicht töten, nicht steh- len. nicht begehren deines Nächsten Gut usw.", wenn das nur Immer für die Masse, nicht aber für die Macht- haber und Profitgeier gilt? Haben nicht gerade die Pfarrer bei Freund und Feind die zum Mord ausziehen- den Truppen gesegnet und zur gott- wohlgefälligen Vernichtung des bösen Feindes ermuntert? Warum wieder Landabtretungen? Die Parole "Nieder mit dem Schand- vertrag von Versailles" hat Hitler erst gross und den Preussengeist wieder lebendig gemacht. Warum vergrössert man die deut- sche Not durch die Demontage rein friedenswirtschaftlicher Betriebe, wenn sich der dringende Bedarf aller geschädigten Länder aus der unbe- schädigten amerikanischen Grossin- dustrie-Produktion vorschussweise In kurzer Zeit befriedigen liesse? Ameri- 1« DAS ANDERE DEUTSCHLAND ka besitzt dbch fast alles Geld der Erde und die Rohstoffe. Wärmn spricht man von ''Völker- Demokratie, w nn sie doch nur auf Macht, also nicht auf d&s "Wort", sondern auf das "Schwert" aufgebaut ist? x Warum? Warum? so könnte man endlos weiter fragen. Heine sagt in seinem Gedicht nach all den Fragen zum Schluss: "und ein Narr wartet auf Antwort". Mancher Leser wird die obigen Fragen vielleicht als pri- mitiv, abwegig oder gar närrisch be- zeichnen. Andere werden ihre zu 90 o|o aus Zeitungs- und Radiotendenz zusammengefasste "Erkenntnisse" mit den restlichen 10 c|o Zutaten "aus eigener Küche" als Antwort geben. Aber alle Antworten werdsn in dem geistigen Bannkreis liegen, mit dem uns die liberale Weltanschauung um- schmiedet hat- Einige Manschen sind von Anfang an sehr bald dahinter gekommen, dass es viel angenehmer, schöner und befriedigender ist, an. diere für sich arbeiten zu lassen und dass man mit der Arbeit früh bis spät viel zum guten Leben besser nutzbare Zeit vertrödelt. Die grosse Masse der Menschisn erfand sich wohl technische Erleichterungen ihrer Ar- beit, aber ihr Lehn und Brot blieb einfach und sie waren und fühlten eich abhängig. Sie schufen den gros- een Reichtum der Erde aus dem Acker, aus Kohle- und Erzgruben, aus Oel- und Diamantenfeldern, in Fabrikisn, Werkstätten uyd Laborato- rien. Aber der Boden, dfen sie urbar und ertragreich machten, die Gruben, Fabriken und alle Werte, die sie er- bauten, förderten oder erzeugten, all dies war nicht ihr Eigentum, sondern gehörte Wenigen, die an der ganzen Sache oftmals nicht den Finger krumm gemacht hatten. Diese Un- gerechtigkeit brachte die Menschen zur Demokratie, dem Versuch der Ausgleichung aller, Gegensätze. Aber die Wenigen, die aues-Besitzenden, die Herrscher waren wach und schlau. Sie hängten über die des Denkens we- nig geübten Massen den Himmel und die Hölle, dazu den lieben Gott als drohenden Richter Man erfand für jeden aus Landgier, Profitaucht und zur Verbesserung des Wohllebens entstehenden Krieg tausend Märchen und Phrasen, wie zuletzt z. B. "Volk ohne Raum". "Grossdeutschland". •Vaterlandsliebe", "Heldentod", alles Dinge, von denen die Masse selbst nie profitiert, aber sie pulverten jedes- mal die Masse ausreichend, ja l94o bis zum Weissbluten auf, sich gegen- seitig tot zu machen. Nachher bezahlt dann die übrig gebliebene Masse die Kriegsschulden, beseitigt die Zerstö- rungen, schafft den Machthabern neuen Reichtum und neue Rüstung eu neuen Kriegen. Wollen wir uns von irdischen und himmlischen Sirenengesängen weiter betören und in ein paar Jahren atom- bombenreif machen lassen, oder wol- len wir eine Weltordnung schaffen, die keine strittigen Grenzen und da- mit auch keine Kriege kennt, wo kein Reichtum, keine Sklaverei und keine Elenrt, j sucu*s*^tiesAN&sucx^h9o\ BU CHHANDL LEIHBÜCHEREI "LOS AM1G0S DEL UBRO" deutsch, spamsch, englisch Briefmarken COCHABAMBA (Bolivia) .Casillo 450 Peru 30 (zwischen Espana und 25 de Mayo) HERRENKLEIDUNG nach Mass und FERTIGKLEIDUNG in vorbildlicher Ausführung! Kleider- u. Stoffpakete nach ganz Europa! te * -ER.NST KOPPEL * \ mjO £4V4II£ 9fO U. Ti 35-1110 FRANQUEO PAGADO Concesiön No. 3096 TARIFA BEDÜCIDA Concesiön No. 2808 Zum neuen Jahre der Almanach der Freien Deutschen Bühne In Buenos Aires: THEATER BÜHNEN - KALENDER 1948 mit Beiträgen von: Stefan Zweig, Max Brod, Karel Oa- pek, Anton Kuh, Leopold Jessffer, Alexander Moini, M. Pefia Rodriguez u, v. a. Herausgegeben von P. 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