• H*ct OTRA ALEMANIA das andere deutschl ä n o R G A I, ODE LOS tr ALEMANfcS DEMOCRATICOS DE AMERICA DEL SÜS AUS DEM I N H A C X Rudolf Peche!: DIE DEUTSCHE WIDERSTANDSBEWEGUNG ' F, A. Ridley: KRITIK UND MAHNUNG AN DIE EUROPÄISCHE SOZIALDEMOKRATIE Diskussionstribüne: HANS LEHMANN UND AUGUST BIEMSEN ZUR POLITISCHEN HALTUNG DES A, D. x Georg Feller: v DIE KRIEGSGEFANGENEN IN FRANKREICH STIMMEN ZUM MARSHALLPLAN z ■ Emil Samorei: EIN BESUCH IN DER TAUSCHZENTRALE ZUM FALL ERNST JUENGER PAKETBESTAETIGUNGEN k , NUMERO 162 /|5DE MARZODS 1948 EIN BRIEF AUS DER ODENWALDSCHULE Liebe Freunde, Ich bin Mitarbeiterin und Lehrerin der Odenwaldschule und ßosäalistin und möchte Ihnen im Namen unserer ganzen Schule, von Gross und Klein, unsern wärmsten Dank für die 3 Pa- kete, die Sie uns sandten, übermit- teln. Die grossartige Spende iät ein schönes Zeichen von Solidarität. Ich habe selber 10 Jahre als deutsche'3o- zialistin im Ausland gelebt und weiss, dass unsere sozialistischen Freunde meistens sehr bescheiden leb6n müs- sen und oft nur mit Opfern die Mit- tel aufbringen können, um ihren noch ärmeren Freunden in Deutschland zu helfen. Die nächsten Monate .werden voraussichtlich besonders schwierig werden, und so werden uns Ihre Ga- ben helfen, den Kindern die Härte de.; heutigen Daseins weniger empfindlich ZU machen. Die Kinder, vor allem die Kleinen, können ja nicht ever- stehen, warum sie entbehren müs- sen. Wir haben 180 Kinder im Altev von 6—18 Jahren hier, ausserdem noch 5 Babies (Kinder von Mitarbei. tern). Sie kommen meist aus Ver- hältnissen, die eine gesunde seelische nnd. körperliche Entwicklung, un- wahrscheinlich machen: Flüchtlinge aus dem Osten, Kinder aus Familien, die von den Verfolgungen nach dem 20. Juli 44 stark betroffen worden sind, Kinder aus Unglücklienen Fa- milienverhältnissen. Wir bemühen uns ständig, mit Hilfe der Gewerk. Schäften noch Kinder aus den be- sonders notleidenden Kreisen unse- rer Genossen aufnehmen zu können. Unser Ziel ist, in den Kindern ein Gefühl für echte Werte zu wecken und zu pflegen, und ihre Begabun- gen für den Dienst an der Allge. meinheit zu entwickeln. Das Verant- wortungsgefühl soll schon den klei- nen Gruppen von 8—12 Kindern (Familien) und einem Erzieher (Fa- inilienhaupt) bei den Kleinen geför. ctert werden. Die Schulklasse von 20—24 Kindern und die Schulge- ifieinde, die alle Kinder von 12 Jah- ren aufwärts und alle Mitarbeite:' umfasst, sind etwas grössere soziale Organismen, in denen die Probleme des Zusammenlebens der Menschen aufsuchen und zur Diskussion kom- men. Wir möchten, dass die Kinder die Schule einmal mit menschlicher Reife und politischer Verantwortung verlassen. Freilich sind wir noen •weil von unserem Ziel entfernt, und auf Fehlschläge müssen wir auch ge- fasst sein. Aber wir glauben an die Bildungsfähigkeit des jungen Men- schen. Je leichter die äusseren Um- stände sind, d. h. je weniger Sorgen wir um die Ernährung und äussere Pflege der Kinder zu haben brau- chen, um so hoffnungsvoller ist un. sfr.e Arbeit. I Frankfurt ) del Superior Gobierno de la Nacion. Kegistro nacional de la Propicdad Intelec- tual Nr. 3.? 0128 Jahresabonnement: 18.— Pesos argentincs i/invoiaus zahlbar) Geldbeträge erbitten wir ausschliesslich per Giro oder Bono Postal oder Scheck aut Sr. Juan Carl, Tueumän suv. B.-. Aires und an unseren Stadtfcasüierer. DAS ANDERE DEUTSCHLAND IST KEIN auf Fiofit ausgehendes Cleschäftsunterneli- men. Es lebt nur dank der Unterstützung »ei- ner Freunde Spendet für den Pressefonds! Erscheint am I und 15, eine« jeden Monats, Redacciöri y Administruclön: Tueumän 809 Buenos Aires i (T. A, 31.7264) regelmässige Sprechstunden : Montags, Mittwochs und Freitags (ausser Feiertagen) zwischen 17.30 und 19.30 Uhr. Einzelnummer $ 0.75 VERTRETUNGEN DES D.A.D. IN DEUTSCHLAND: Gebrüder WETZLAR St.'-Annagasse l Hi Idelberg Postscheckkonto Karlsruhe 51,409 Einzelnummer 1 RM. Jahresabonnement 24 RM. BOLIVIEN La Paz: Guillermo Karbaum, Ca» silla 323. Cuchabamba: Los Amisos dei Li- Di'o, CasilJa 450. BRASILIEN Rio de Janeiro: Curt Uebel, av. Vieira Scuto 200 (Ipanema). Südstaaten: Artu-o Hesslein Rua Barroa de Amazonas 61, Porto Alegre. PARAGUAY Asunciön: Enrique und Susanna BIocjc, General Ulaz 276. CHILE* ösornu: Oscar Chylik, Casilla 423 URUGUAY Montevideo: Julie Sturm, Democra- cia 2122. USA New York: Gretl und Herrmann Ebeling, 203 West 98 Street, - N. Y. 25. SCHWEIZ Basel: Herrmann Graul, Steinen- graben 12. FRANKREICH Paris-. S. P D-, 9, rue Victor Mass«, Paris 9e. Vorausbezahlung des Abonne- mentsbetrages ist In jedem Falle u n erlässlich. Deutsche Zeitschriften Deutsche Zeitschriften und Zeitun- gen liegen in unserer Administration auf und können Montags, Mittwochs oder Freitags zwischen 5.30 und 7 Uhr eingesehen werden. Wenden Sie sich an DAD, Tueumän 309. % ?r. ty* s D AS ANDERE DEUTSCHLAND 1 DEUTSCHER WIDERSTAND Rudolf Pechel, Deutscher Wider- stand. Verlag: Eugen Rentsch. Ev. lenbach, Zürich, 1947. Im Vorwort seines Buches über den deutschen Widerstand, an dem er führend beteiligt war, berichtet Pe- chel, dass er zu dem Kreise um Möl- ler van den Bruck gehörte, der ein geistiger Wegbereiter des National- sozialismus gewesen ist, dass er gu- te Beziehungen zum Geopolitiker Kar'. Haushofer besass, der über Hess star- ken Einfluss auf Hitler bessesen hat, ja, dass er in Verbindung zu Hit- ler selbst getreten ist,- die aber nur von ganz kurzer Dauer war. Kurz, der Herausgeber der ,,Deutschen Rundschau" gehörte zu den Rechts- kreisen, die die Weimarer Republik bekämpft haben. Kritik heischend zeigt sich das in seinem Buch, z. B. in seinem günstigen-,.Urteil über Ad- miral Canaris, einen der Todfeinde und Totengräber der Republik, und über Brüning, den katholisch-konser- vativen Kanzler des Fontkämpferka- binetts und treuen Gefolgsmann Hin- denburgs. ' > Aber Pechel ist kein Reaktionär und kein Opportunist. Er ist ein ent- schiedener Gegner der Hugenberg- schen Richtung der Dntl.-VolksparU-i und er steht in schärfster Ablehnung Schacht gegenüber. Er ist lnwach- sende Klassenkonflikte kann eine Machtausübung, wie sich deren heu- te Attlee, Gripps und Co. unsicher erfreuen, unmöglich lange dauern. Es gibt heute in der Tat für England nur eine mögliche Alternative, die mit folgenden Worten ausgedrückt v/erden kann: Entweder den Kapita- lismus abschaffen oder ihn unter dem vollen Vertrauen der kapitalistischen Klasse verwalten. Aber ersteres be- deutet die soziale* Revolution, und das Zweite erfordert eine Regierung der kapitalistischen Klasse. Und es ist das bleibende Charakteristikum jed- weder sozialdemokratischen Regie- rung, ciass sie weder das Eine noch das Andere erfüllen kann. Man kann einen Sozialdemokraten definieren als einen Politiker der Arbeiterklasse mit kapitalistischen Vorstellungen... Eine Stellung, wie sie heute die Attle e - Gripps-Regierung einnimmt, ist lächerlich. Denn sie sieht sich der . paradoxen Alternative eines Kapita- lismus gegenüber, den sie nicht ab- schaffen kann, und der Hiner sozialen Revolution, die sie nicht durchführen kann. Und Beides ist gleich gefähr- lich. Die Sozialdemokratie versagt sicht- lich, denn England wird zu arm, um die Reformen zu ermöglichen, wel- che die Sozialdemokratie durchführen xuöchte; die Mittelklasse (das Klein- bürgertum) , der geschichtliche Soden des Faschismus, verarmt mehr und mehr, wird unzufrieden und endlich hoffnungslos- Das ist heute sowohl in Frankreich wie in England der Fall. ^Gleichzeitig verlieren die Arbeiter £ß.&s Vertrauen in eine •>Arbeiter ^Regierung, die für königliche Hoch- "zeiten unsinnige Bewilligungen macht, und der schon hart bedrückten Klasse, die sie ' wählte, neue Opfer auferlegt. Diese Tatsachen schufen eine neue politische Situation; eine neue, aber auch alte, schon klassisch gewordene Situation. Denn das, was in Frank- leieh schon Tatsache geworden ist. und was bald auch über den Kanal nach England übergreifen wird, (um so schneller, je eher de Gaulle an die Macht kommt), das ist- die vorfaschi- stische Situation. Wir haben das schon erlebt. Wo? In verschiedenen Ländern, aber am klarsten und ausgesprochensten in • Weimar-Deutschland um das Jahr 1930. Wir wollen es deutlich sagen: Frankreich steht heute da, wo Deutschland in den Jahren 1930-1932 stand, als die Weimarer Republik ih- rem Sturz entgegenwankte, und Hit- ler und seine Nazihorden schon an die Pforten der Staatsmacht, donnerten, die damals Brüning mühsam innehat- . te, wie Schumann heute in Frank- reich. In beiden Fällen gründete sie sich auf eine labile Mehrheitskoali- tion der gemässigten Parteien. Uria in England haben wir im Grunde dasselbe historische Schauspiel, nur in einem früheren Stadium, etwa dem von 1-929-30 vergleichbar, als die Wirtschaftskrise, die zum Schluss Hitler an die Macht brachte und die Weimarer Republik zerbrach, schon zu reifen begann. Zwar wiederholt sich in der Geschichte nichts in ge- nau gleicher Weise, aber die Ge- schichtsanalogie zeigt sich deutlich genug, um wahrgenommen zu werden, und auch, um wertvolle Lehren zu er- teilen. Bleiben wir zunächst bei England! Wir haben jetzt eine Arbeiterregie- rung an der Macht mit einer sozial- demokratischen Philosophie, die zwar weniger theoretisch ist, aber der der deutschen sozialdemokratischen Re- gierung des Präsidenten Ebert und dea Kanzlers Scheidemann Ungeheuer ähnelt, die im November 1918 die Macht antrat, und sie allein oder in Koalitionen aufrechterhielt (im Reich gab es mehrfach Regierungen ohne Beteiligung der Sozialdemokratie- Aber in wichtigen Staaten, vor all etil in Preussen waren die Sozialdemo- kraten' immer massgebend an der Re- gierung beteiligt. D. R.) bis zu dem verhängnisvollen 30. Januar 1933, dem dramatischen Adventstag des Nazi- reiches, Während dieser verhältnis- mässig langen Aera tat sie, was die sozialdemokratische Philosophie des „Fortschritts" und der Legalität um jeden Preis jetzt ihre gleichgesinnten ■englischen Genosseii zu tun zwingt. Sie verkaufte Deutschland an die Wall-Street Finanz, liess ihren ,,de- mokratischen" Klassenfeinden ihre Macht, d. h. sie liess monarchistisch gesinnte Richter >n der Justiz, mon- narchistische Generäle im Heer. Und die Grossindustrie und ihre bürokra- tischen Satelliten blieben in ihren Machtpositionen. Endlich, als es zu spät war, als die Weltkrise von 1929-30 über ein kriegs- geschwächtes Deutschland herein- brach, konnte die damalige Koalitions- regierung nur noch die Krise ,,ver- walten"; genau so, wie alle anderen normalen Produkte eines im Verfall begriffenen kapitalistischen Systems. Die notwendige Folge davon war, dass die Sozialdemokraten und ihre An- hänger bei der von Armut und Ar- beitslosigkeit betroffenen breiten Masse zunächst mit dem Kapitalis- mus und endlich, als unausbleibliche weitere Folge, mit der kapitalistischen Krise identifiziert wurden. Alles was sie tun konnten, dem entgegenzutre- ten, war, Gleichheit der „Opfer" zu fordern — und das in einer Gesell- schaft von Reichen und Armen,! Was war aas Resultat? Als Hitler die Mittelklasse für die Konterrevo- lution organisierte,. lief die Grossiii- 9 DAS AND ER F DEUTSCHLAND eTi und die Unterwürfigkeit der Na- xia in den meisten Fällen die Aner- kennung der Wachmannschaften bl-s hinauf 2*u dem Kommandanten fand und es bat den Anschein, als ob man im Ausrand an diesem "deutschen Wesen", an dem Ja bekanntlich ein- mal die Welt genesen sollte, Gefal- len findet. Ueber die Auswirkungen macht ffian sich anscheinend keine Gedankeh, um dann einst, wenn es wieder zu einer Katastrophe kom- men sollte, dem deutschen Volks all- gemein, und nur dem deuisciieu Mo*- ke die Schuld aufzubürden. Für Ihre Unterstützung danke ich Ihnen Im voraus bestens und verbleibe rrnt den bfsten Grüssen an Sie und unsere demokratischen Freunde w Ihrem Lande 1 / 01 r Georg Feiler Die Klagen von Kriegsgefangenen und Heimkehrern a,ua Frankreich bei een Stellen ihr Kriegsgefangenen- Betreuung häuten sich in letzter Zeit in einem Masse- dass es angebracht erscheint, die Oeffentlichkeit im In- und Auslande einmal auf ihre Lage aufmerksam zu mathea Besonders in 'politischer Hinsicht ist eine Abhilfe dringend erforderlich. Alles was in Deutschland selbst getan wird- um den nazistischen Einfluss auszumer- zen,' scheint dort ungekehrte Bedeut tung zu haben. Darüber hinaus schallt die Nichteinhaltung des bekanntgege- benen Repatriierüngsplans eine Vei- ärgerung. die allzuleicht geneigt ist,, dem immer stärker werden Einfluss der Nazis in den Lagern ihr Ohr zu leihen. Bekanntlich sollen alle Kriegsge- fangenen in alliierten und sonstige» Lagern nach aan EecLcMr.:v ■ bis" Ende 194? in di- F.ehnui zurvv,:-- kehren. Hierzu hat Prankreich einen EntlassuriKsplsn aufgestellt, der die von Georg Feller, Wiesbaden Kriegsgefangenen mit Ausnahme der Jugendlichen in 10 Gruppen einteilt Unter die erste Gruppe fallen die An- tifaschisten, die bereits bis Ende Juli in die Heimat zurückgekehrt sein sollten, ohne dass dies bis heute in die Tat umgesetzt worden wäre. Um den Ausfall an Arbeitskräften auszuglei- chen. können die Gefangenen auf ei- genen Wunsch als Zivilarbeiter mit den gleichen Rechten wie französische Arbeiter in den Arbeitsprozess einge- reiht werden. Wie sieht nun die Wirklichkeit aus? Die Annahme eines solchen Angebotes geschieht meist aus dem Verlängert heraus, erftilich der .Stacheldrahtmise- re zu entgehen. Die gleichen Rechte gegenüber französischen Arbeitern müssen erst noch verwirklicht wer- den. Insbesondere die Ffratge der Kranken- und Invalidenversicherung ist bis heute keineswegs geklärt. Ei- ne Unterstützung der Verpflichteten und evtl. ihrer Angehörigen im ge- gebenen Falle ist also vorerst nicht möglich. Wie übereinstimmend von Rückkeh-'' itrii mitgeteilt wurde, pflegt man der ,, frei willigen Verpflichtung" Insofern ei was nachzuhelfen, als man insbe- sondere Jugendliche in Lagern zusam- menzieht und sie hier vor die Alter- native stellt: entweder ihr bleibt hier und werdet am Ende der Repatriie- lungsliste entlassen (das heisst, noch jahrelang die anormale Lage eines Lebens hinter Stacheldraht zu erdul- den, bei geringerer Verpflegung usw.) o; er ihr meldet euch zum freiwilligen Arbeitseinsatz. Immer wieder fragen uns Ott. Kameraden: Was sollen wir tun. gebt uns einen Rat Dass die Kriegsgefangenen in An- betracht der nachstehend geschilder- ten Verhältnisse und der bisherigen Einhaltung von Entlassungsverspre- chen gegenüber der zugesagten Iieim- beförderung nach einem Jahr Dienst.. Verpflichtung u<-hr mißtrauisch sind, ist begreiflich, D,e Meldungen ginge:i daher auch nicht vv.;e erwartet ein. Dies cürfte wohl auch der Grund yfin, oass man nunmehr einfach die Eiit';&BHiungsquote von 20.000 Mann .nona-lieb au/ CU: Hälfte reduzierte mit dur Begi uiiuuiii? von Transport- schwierigkeiten, Somit würden die Entlassungen aus Frankreich noch mindestens vier Jahre in Anspruch nehmen. \ Am schlimmsten trifft dies alle» jedoch diejenigen Kriegsgefangenen, die seiner Zeit von den US-Militär- behörden an Frankreich verliehen wurden. Während. amerikanischer- sei la bereits vorige, Jahr ganze 8S- Einheiten entlassen wurden, haben diese neuen . Zwangsverschleppten trotz aller bieberigen Bemühungen der US-Behörden keine Aussichten, in absehbarer Zeit in die Heimat 211- rückzüicehron. Auch unter Ihnen be- finden £ Sieh noch Antifaschisten, die unter den Verhältnissen besonders zu leiden haben, ganz abgesehen von der seelischen Depietekm infolge der durah nicht® gerechtfertigten langen Halt. Immer wieder erreichen uns Berichte, die besagen, dass Lagersüh- rei und Stammpersonal in dar Haupt- sache aus ehemaligen aktiven Nazis ausgesucht werden, die aus ihrer auch jetzt noch vorhandenen nationalso- zialistischen Einstellung gar kein Hehl machen. Ein recht drastisches Bild gibt der unzensierte Brief eines Ka- meraden, der nach dem 20. Juli 1944 sich in amerikanische Gefangen- schaft begab, um als ehemaliger Funktionär der SPD Verfolgungen zu entgehen. Auch er sitzt heute noch in einem französischen Lager und schil- dert die Zustände mit folgenden Sei- len: ..Wenn ich nur Schönes sehreibe, so ,. liegt das daran, weil ich nicht schrei- ben kann, was ich wiil, Weisst Du, was e« heisst, Jahrelang hinter Draht? Weisst Du. was es heisst, zwischen Kriegsgefangenen zu sein, "die sich vor Kammer das Le- ben nehmen, die Kehle durchschnei- den, Tag und Nacht von Marokkanern bewacht bu sein, wo Paragraph 375 (Homosexualität) Trump! ist, wo Ge- fangene des Krieges noch mit Kolben traktiert werden, tägheh nur etwas Himmel sehen und mit 500 Menschen einen Platz von luü x üö m zum Gehen haben? Neunundneunzi^ Prozent, sind noch im nazistischen Fahrwasser. Die La- gerführer sind NSDAP- od^r Hitler- jugend-Fuhrer und c!.:--V;eii innerlich noch so. Ein SS-O ";i2ier ist einem französischen Offizier llv'vCr' als ein Antifaschist. Im aluv. Lu;-er..., wo ich SS-Offiziere und den Blutfahnen- träger in Landserunilovm mit ausfin- dig machte, die illegal weiterarbeite- ten, habe ich nur Undank geerntet. 1 GAS ANDERE B6UTS C HCAND kdxtum utid AufeeiihnuhsWi Wür- den mir »»genommen. Das Rot* Kreuts h*t hier völlkommen v«s*gt" Aus d«h W&teren lAhslt nes Briefes giht h£rv6r, d»S* alte Bertlühuhgen, dureft Gesuche uäw. einem Kriegs- gefangenen au helfen, diese/n meist nur schaden, wenn es sich um eisten Antifaschisten handelt. Sin anderer Kämgrad schreibt: „Die Senne' «ser Demokratie scheint so stark auf uns hernieder, das» wir Alle „bräun-' werden". Ueber die Anerkennung bisher ge- misteter freiwilliger Arbeit heisst es in einem weiteren Briefe: ..Der französische Offl&i#- liess steh unsere Papiere zeigen. Et suchte vergebens nach etwas anstöasigem und fand nichts. Dann fcagte er ganz abfällig zu Oiir (ich War freiwillig 11 ttöftate lang auf schweren Komman- dos. Steinbruch, Waldarbeitern äu- minung); wir wären ja vor dem Win- ter hereingekommen. Ich antwortete Ihm, dass wir in jämmerlich*»! Zu- stande ins Lager eingeliefert wurden. Seine Antwort war, ss wäre #ie alle hereingekommen. Damit war der Fall erledigt. Dil dtfitiereäienstghitie. die damals die Arbeit verweigert haben, kamen m ein Mndftriager naon $»an.< Der *iöe*t4 Ten m heute bereits ent- lassen, wahrend wir, die wir s6h%ere und gefShrtlcM ArBeit 11 Monate lknf ausgeführt haben bis zu unse- rem körperlichen' Zusammenbruch, noch in Gefangenschaft sind- Mich ärgert nicht, dass ich eine noch un- bestimmte Sntlassungszeit abwarten muss, nein, mich ärgert nur die so- genannte ,,huinanit6". diese ,,Mensch- lichkeit", mit der die Grande Natior in aller Welt herumposaunt. Um ge-1 recht zu sein, es ist nur eine bestimm- te Sorte Meeschen, die sich diesen Gesetzen nicht fügen können und wollen. Sie wissen nicht, dass sie da- mit alle Friedens- und Aufbauarbeit untergraben. Ich habe in meiner Kriegsgefangenschaft das Erniedri- gendste durchmachen müssen, was ein Mensch überhaupt erleben kann, habe gehungert und bin gequält wor- den und hübe nun auch hier meinen Lohn bekommen." Schienen die ersten Berichte die- ser Art auch geradezu unglaubhaft, so werden sie doch nunmehr laufend bestätigt. Welchen Sinn hat die Ent- nazifizierung in Deutschland, welchen Zweck hat es, Naziorganiaationen als verbrecherisch zu betrachten, wenn Kriegsgefangenenlager heute noch fund nicht nur in Frankreich) als Brutstätten solcher Verbrecherorga- risationen angesehen werden müs- sen und solche Vorfälle sich gewisser- niassen unter den Augen der zustän- digen Militärbehörden abspielen. Dass das Internationale Rote Kreuz bei seinen stets vorher angekündigten Besichtigungen auch von diesen Vor-; füllen nichts erfährt, ist leicht er-' klär lieh, weicher Kriegsgefangene, würde es wagen, im Beisein eines) französischen oder englischen Offi- ziers eine Beschwerde dagegen vor- zubringen. Richtet sich eine solche dazu noch g£gen eine von der Lager- kommandantur gestützte Lagerfüh- rung. dann würde dem Kriegsefange- nen das Leben bald zur Hölle ge- ■1 .'tacht werden., Kaum eine der Kom- missionen trägt diesem Umstand bei den Besichtigungen Rechnung. Soweit es die Kriegsgefangenen aus ehemals amerikanischen Lagern be- trifft, wäre es Sache der US-Militär- behörden, sich ihrer anzunehmen und zum mindesten eine sofortige Entlas- sung der Antifaschisten zu vergan- gen. wobei die Prüfung zweckmässi- gerweise von amerikanischen Stellen vorgenommen werden sollte- Bisher war der Unterschied zwischen Wor- ten und Taten in der Behandlung der Kriegsgefangenenfrage zu gross, als dass unsere Kameraden hinter Sta- cheldraht noch an eine Unterstüt- zung aller demokratisch gesinnten Kräfte zum Wohle Deutschlands und der Welt glauben könnten. Ueber die Auswirkungen dürfte kein Zweifel be- stehen. ZUR ENTWICKLUNG IN ITALIEN in den ötesdtiaten des Nordens bestanden seit »eptemöer 1943 die •»gekannten Natlörtaien BefreiUhgs- koniltesfc, g6böf6n Ift der Ichweren zeit der Wiceratäridsbewegung gegen den Faschismus. Die Mitgliedei dieser Nationalen Sefreiungäkömltees waren dävöh überzeugt, dass — wenn erst die alliierten Armeen in Italien ein- »iehen Würden — ihnen die legale Macht Übertragen werde. Sine Wöehi Meli Sihüug der Alliier- ten TrUOMh würden jSÖoeh die Ko- mitees durch die Offiziere der AMo RUfgel§et und die patriotischen For- mationen bis zum letzte« Mann ent- Wäfttiet. Ebenso wurden oie von den Komitees eingesetzten Bürgermeister Verwaitungsbeamte etc. ihrer Aemter enthöben. - . - . Oie Alliierte Militärregierung un terliÄss es, die Werktätigen in ihrem Kampfe gegen die Faschisten zu un- berstüteert. Man warf die Arbeiter S'i> jenen Setrieben, deren Besitzer Wäh- rend des Krieges mit dem weinde 9s Herauf kommen Bitlers, der Ausbruch des zweiten Weltkriegs hat mit einem Maie gyv nicht »mehr ven Menschen Gcma$htjjg und von Men- schen au Verantwortendes, aber fast Aties von dem blinden Geng einer aötiken Tragödie: "Die Dinge hatten einen drängenden, unheilvollen Gfmg, an dem Ve'rsäumnissa und Fehler nicht nur der Lebenden, sondern vie- ler Geschlechter mitwirkten. trie* ben dem Feuer ?u: sie wolltest' sich in ihm klären und reinigen- Dann blieb der Zahl der Namyilosen nur n-osh das eine: ehrlteft die Legten zu tragen, auf die das JschteksaJ sie hin- gestellt hatte." Ich hin beinahe übejZEugt, dass Jün- ger, - vielleicht nur halb.bewusgt, in ÄesG Sphäre einer *r.efcaphysisch Ks-' gründeten General-Absolution seine elgAie Tätigkeit vor 1833 miteinbe- zieht. Wenn ictie Götter h> ihrem un- £ die atigtsnei- ne Verblendung gewollt haben, dann war auch der Sänger ihr treuer Die- ner, der sie nach Kräften gefördert hat. Wo alle —7 nach des Dichters Jün- gers Auffassung — einem dunkeln Schicksalsbefehl gehorcht haben, braucht sich keines des Vernichtungs- werks zu schämen: "In diesem Rie- senkampf", lesen wir in Jüngers Pamphlet "Der Friede'", "kennte je- der Gegner stolz auf den anderen sein". Es verschlägt nichts, dass der Pamphletist ein paar Seiten später zu schreiben gezwungen ist: "Es gab Be- reiche, in denen man sich vernichtete -wie Ungeziefer.. Ich habe am Ende dieses zweiten Weltkrieges manchmal darüber nach- gedacht, wie wohl der zweifellos be- gabte Ernst Jünger angesichts der zerstörten deutschen Städte und co millionenfachen Leidens, das Be- wusstsein ertragen werde, so viele für Leins dichterische Rhetorik empfäng- liche junge Menschen für den Kult der Gewalt und die Verachtung alier vom Geist geprägten Werte mitprä- pariert zu haben. Wie so oft in diesen Jahren hat auch diesmal meine Phan- tasie vor der Wirklichkeit kapitulie- ren müssen. Der Dichter, der 1932 den Deutschen anklagend zugerufen hatte, es fehle bei ihnen Immoralismus in der Aus- senpclitik, — der Schriftsteller, der es 'damals begrüsste, "dass jeder An- spruch angezweifelt wird, der sich nicht unmittelbar auf Gewalt beruft", — Ernst Jünger, der der deutschen Jugend den Frontsoldaten "als den Träger .des kältesten, grausamsten Bewusstseins" erklärte, überrascht in Kien Jahren vor und nach dem Zu- sammenbruch des Nazismus das deut- sche Volk mit dei; Botschaft, dass nur ein totaler und sofort in die Tat um- gesetzter Pazäfianus die Welt vor dem Sc hl irr.rr.s t e n bewahren könne. Der Mann, der im "Arbeiter" aus. ftirückiich geschrieben hatte, ein Mit- tel "zur Vorbereitung eines kühneren Lebens'' bestehe in "der Zerstörung der Erziehungsarbeit des bürgerlichen Zeitalters", erklärt'seit 1341, als di;se Zerstörung ihre Früchte trägt, nicht minder peremptorisch: ''Die Toleranz muss ihre Grenzen haben, insofern, als den Nihilisten, den reinen Tech- nikern und den Verächtern jeder ver- bindenden Moral" (also haargenau jenen Typen aus dem "Arbeiter" und dem "Abenteuerlichen Herzen", denen des Autors ganze Bewunderung galt), die Menschenführung nicht zugebilligt werden kann''. Das Erstaunliche und Bestürzende bleibt, cass diese rapide Transforma- tion, dieses beflügelte Predigen dia- metral entgegengesetzter Standpunkte chne die Spur einer geistigen Wand- lung vor sich geht, als bildeten beide Botschaften eine ineinanderlaufende Einheit. Täter und Opfer, deutet Jün- ger an, haben auf ihre Weise an de.n dunklen Teppich des Schicksals in mehr oder minder gleichberechtigten Rollen mitgewirkt: "Die Mannigfal- tigkeit der Fronten verhüllte den Tä- tern und den Leidenden die Einheit des grossen Werkes,, in dessen Bann sie wirkten". Jüngers Pamphlet ist reich an jenen zweideutigen fcätzen, v:n denen man •nicht weiss, cb sie Hoffnung oder Dro- hung bedeuten. Iii sdnem Munde je- cenfalls hat der Satz: "Deutschland hat noch starke Reserven im Hinter- grund" einen ginistren Beigeschmack. AIs "diametral entgegengesetzten Standpunkt chne geistige Wandlung" kennzeichnet Gürster-Steinhausen durchaus zutreffend den Typus Jün- ger. Das beweist, auch sein Kriegsta- gebuch, erschienen 1942, in dem es z, B. unter dem Datum des 30. März 1940 heisst: "Unter 'der Geburtstagspost ist auch ein Brief von einer Gräfin B., der gu- te Sätze wie die folgenden enthält: 'Der Krieg ist nicht schön, aber wir lieben die Männer, die ihn machen, während die Pazifisten scheussiich sind.' •' Und unter dem 12. Junio 1940 be- merkt er beim Anblick von 700 kriegsgefangenen Franacsen: "... in jeder Wasfenstreckung liegt auch ein unverbesserlicher Akt, von dem die Urkraft des Kämpfers be- troffen wird... Ich halte os rr»it dem; 'Man lasse sich töten!' Napoleons.'' Als es lann so weit war, verzichtete Jünger, xie v:r ihm Napoleon, darauf dies hohle Pathos unter Beweis zu stellen- DAS ANDIitt DEUTSCHLAND 13 Mitteilungen des Deutschland - Hilfswerks Austrid 2064 T. A. 22-6058 Buenos Aires In unserer Geschäftsstelle liefen die folgenden Empfangsbestätigungen von F&Ketei: ein. Dil Origi- nal können bei uns jederzeit eingesehen werden. (Strich bedeutet ohne Datum). 4192 4194 4195 419« 4972 6568 6565 5611 5996 5763 5415 5363 5244 5129 5060 6532 5252 4220 6237 6206 6326 6120 5729 5997 5961 5286 5416 5354 4679 Empfänger Gertrud Weil, W. u. 1, Kriege, Rüge, G. Heinitz, K. Dopslalf, Fanny Schulz, F. Bäsch I. Steinberg, H. Fetzelt. G. Hedt, H. Krueger, TT. Herhausen G. Dierberger CSfor. Caistensen, H. Papenfuss, M. Kliehe, I. Steinberg, M. Biaube, K. Werner, A. Cosack, M. Chamrol, K. Fuchs M. Ringer . K. Moritz M. Fleischer E, Maass K. Moritz Wo. Langhoff R Wiener Datum 3.1. 5.1. 8.1. < nt-,> Reparatui an, tachniMimlsch unn g. Wir holen ans dem Haus ab Heimo Zlelke, C«n«re»« BUCHHANDLUNG ' LEIHBÜCHEREI "LOS AMIGOS DEL LIBRO" deutsch, spanisch, englisch Briefmarken COCHABAMBA (Bolivia) Cosillo 450 Peru 30 (zwischen Espana und 25 de Mayo) HERRENKLEIDUNG nach Mass und FERTIGKLEIDUNG in vorbildlicher Ausführung! Kleider- u. Stoffpakete riacH ganz Europal «• £ßfiJST KOPPSL BJO LAVAie.£ U. 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A. n - 6058 1882 z 65 JAHRE 1947 VEREIN VORWAERTS das Zentrum der demokratischen Deutschen Russisch —- Schach — — (J^ymnastik — Hand- Vorträge — Sprachkurse — Englisch — Vorwärtschor — Theatergruppe — Turnen i, _ Pm??-Porig — Künstlerische Veranstaltungen — lanz. Leci u''f-eie Mitteilungen im „Argentinischen Tageblatt" unter „Vereins- ; nach richten" und unsere Anzeige. , _ ALEMANN & Cia. 3. A. G. X. y P. — Tucumän 307/309- 14 de Marzo de 1646