OTRA ALEM AJSJIA DAS ANDERE DEUTSCHLAND Q_RG ANO "'DE LOS . ALEMANES DEMQCRAT1CQS DE AMERtCA DEL SUR AUS DEM INHALT AUFRUF DER FREUNDE DES ANDERN DEUTSCHLAND IN BRASILIEN August Siemsen: WESTEUROPA UND WESTDEUTSCHLAND K.Z.-WELT Hans Lehmann: HINTER DEN GOLDENEN KULISSEN WIE STEHT*ES IN OESTERREICH? Anni Waldeck: BRAUCHT OESTERREICH EINE ARMEE? F. M. Reifferscheidt; . NACHBETRACHTUNGEN EINES UNPOLITISCHEN ZU THOMAS MANNS „DR. FAUSTUS" DIE TRAGOED IE DES REVOLUTIONÄREN ARBEITERS DER RUECKGANG DER RUHRKOHLENFOERDERUNG NEUE PAKETBESTAETIGUNGEN ^ ^ • 3 i r R E l \ R O 7 NUMERO 168 9 LA OTRA ALEMANIA "Das Andere Deutschland" (fundado ei i de Junic de 1937) »utoriaado por Resoluciän no. 814 del Ministro de] In- terior (11 abrll 1946 Confirmado poi Deereto Nr. 20.91? <6 sept. 46) del Superioi Gobier no de la Nactön, Retftstro national de la Propledad In tele«- tual Nr 23 0138 Jahresabonnement: 18.—• Pesos argentlno» (Im vor au» sahlbar) Geldbeträge erbitten wir ausschliesslich pei Giro oder Bono Postal oder Scheck ant Sr. Juan Carl, lucumän 309. Bs. Aires'und an unseren 8tadtkM3terer. DAS» ANDERE DEUTSCHLAND IST KEIN auf Profit ausgehende# Geschäftsunterneb- men, Es lebt nur dank der Untersttitsuni «ei- ner Freunde Spendet für den Pressefonds! Erscheint am 1. und 16, eines Jeden Monats, Redacciön j Adminlstreclön: Xucumän 809 Buenos Aires (T. A. 31.7264) regelmässige Sprechstunden: Montags, Mittwochs und Freitags .(ausser Feiertagen) zwischen 17.30 und 15.30 Uhr. Einzelnummer $ 0.75 VERTRETUNGEN DES D.AD. IN DEUTSCHLAND: Gebrüder WETZLAR St. Annagasse l Heidelberg Postscheckkonto Karlsruhe 51.409 i'irma Sauerbarg Hohe Bleichen 8-10 Hamburg 36 (24a) Einzelnummer 1 RM. Jahresabonnement 24 RM. * pin Brief aus Hamburg "...Es ist für uns alle eine harte Aufgabe, die notwendige Arbeitslei- stung mit unserer Arbeitsfähigkeit in Einklang zu bringen. Auch wenn man auf jedes persönliche Leben verzich- tet. kann man nur einen Bruchteil von dem tun, was man müsste und möchte... Als Euer Paket kam, krieg- te ich vor Freude das Zittern und musste etwas weinen. Es war gerade jetzt solche Störung in der Versor- gung, dass man nicht einmal mit end- losem Anstehen und erfolglosem Her- umlaufen seine Rationierungsmarken einlösen konnte, kein Fleisch, kein Fett. Dabei gibt es ja nur 100 gr. Fleisch mit Knochen wöchentlich und 150 gr. Butter oder Fett monatlich. Auf dem Lande ist alles da, obwohl es die Bauern durch die Ueberflutung mit Flüchtlingen auch etwas schwer haben; es ist aber nicht zu erfassen. Es gibt hier die sonderbarsten Ma- gen- und Darmleiden. Eins davon ist der sog. "Russendarm", chronische Verstopfung und völlige Appetitlosig- keit. Der Grund ist der einseitige Ge- nuas von Kartoffeln und Kohl. Wenn das Eiweiss fehlt, wie hier schon lange, können Magen und Darm bei sitzen- der Lebensweise die Menge Kartof- . fein und Kohl nicht mehr bewältigen. Wir wären sicher schon tot, wenn wir nicht Pakete bekämen, obgleich es ja lange dauert, bis man an Entkräf- tung stirbt. Die Aerzte wundern sich Immer, wie sich der Körper anpasst. Auffallend ist, wie nicht nur die Ar- beitsfähigkeit, sondern auch der Cha- rakter nachlässt. Die nettesten Men- schen werden zänkisch, unordentlich, gleichgültig und schwierig. Nun wir sehen ja aus dem "Andern Deutschland", dass Ihr ganz im Bilde seid durch die vielen ZtiUingflB ubä Deutsche Bibik !■!.-■ (T1 FranMurt^ ^AS ANDERE DEUTSCHLAND AUFRUF DER FREUNDE DES DAD IN BRASILIEN Freunde! Ans ganz Brasilien sind uns Zuschriften von aufrichtigen Freunden i augegangen, die das unaufgeklärte Verschwinden der „Notgemeinschaft Deutscher Antifaschisten in Brasilien" beklagt haben. An viele unserer bisherigen Mitarbeiter haben wir die Anfrage gerichtet, ob sie bereit wären, sich als „Freunde des Anderen Deutschlands" Landesgruppe Bra- silien, zusammenzuschliessen. Diese Anfrage hat allgemeine Zustimmung und reichlichen Beifall gefunden. Herr Willy Keller, von den aktiven Freunden in Rio de Janeiro, Sao Paulo, Porto Alegre und Pelotas als völlig ungeeignet für jegliche Ge- meinschaftsarbeit erkannt, hat die Auflösung der „Notgemeinschaft deutscher Antifaschisten in Brasilien", und damit auch das Ende unserer Rundbriefe, eigenmächtig veranlasst. Wir bedauern, dass einer» den wir zu den Unseren rechneten, sich als unzuverlässig erwiesen und versagt hat. Das soll und kann uns aber nicht hindern, Neues und Besseres aufzubauen. Heute sprechen wir nicht mehr von einer „Notgemeinschaft", wohl aber fügen wir uns ein in den grossen Kreis der grössten antifaschisti- schen und demokratischen Organisation aller Deutschen in Südame- rika, dem Kreis der „Freunde des Andern Deutschland", der die mei- sten südamerikanischen Länder umfasst und in den wichtigsten Städ- ten erprobte Mitarbeiter hat. Im Sinne dieser Bewegung, die in langen Jahren der Emigration, unabhängig von allen Parteikirchen und Par- teidoktrinen, ihren Weg gegangen ist und in sachlicher Analyse vom Standpunkt des wissenschaftlichen Sozialismus zu politischen und so- zialen Ereignissen Stellung genommen hat, wollen wir an der zukünf- tigen Entwicklung teilnehmen. Wir kämpfen und werben um Verständnis, Sympathie und Unter- stützung für die fortschrittlichen und aufbauenden Kräfte in einem „Anderen und Neuen Deutschland", Wir kämpfen unerbittlich gegen die neofaschistische Gefahr, die aufs Neue in der ganzen Welt ihr Haupt drohend erhebt. Wir bekennen uns als aktive Sozialisten und werden an unserem Platze und mit unseren Mitteln teilnehmen an den grossen Auseinan- dersetzungen, die entscheiden müssen, ob die Menschheit den Aufstieg zum Sozialismus oder den Untergang in die faschistische Barbarei an- treten wird. - Hierbei stützen wir uns insbesondere auf unser Zentralorgan: "DAS ANDERE DEUTSCHLAND", auf die zu schaffenden Monatsbriefe in Bra- silien und auf jene deutschen Kreise der Emigration, die sich ihr freies 1 Urteil bewahrt haben. Alle diese werden in unseren Rundbriefen Ge- | legenheit zur Aussprache und Klärung haben in einer persönlichen | Form und im Ausmaasse der brasilianischen Grenzen, wie es im DAD I nicht immer möglich ist. j Unsere Hauptaufgabe jedoch bleibt die weitere Werbung für f a) aktive Hilfe der Notleidenden Antifaschisten in Deutschland; | i b) engste Fühlung mit den Gleichgesinnten in der Heimat; 1 c) weiteste Verbreitung unseres Zentralorgans und unserer Rund- I briefe. I Wir bitten alle, die bereit sind, ehrlich mitzuhelfen und mitzuar- | Kelten, sich an die provisorisch benannten Vertrauensleute schriftlich zu wenden: Für Rio de Janeiro, Distrito Federal und alle Staaten nördlich vom letzteren: KURT UEBEL, Rio de Janeiro, D. F. Caixa Postal No. 4951. Für Sao Paulo (Stadt und Land) und abwärts bis Santa Cataxina: KURT LENHARD. Sao Paulo. Capital Caixa Postal No. 3289. Für Santa Catarina und Rio Grande do Sul: KURT SAALFELD. Pelotas. Caixa Postal No. 324. Der späteren Entwicklung und Ausdehnung entsprechend, werden wir die engere Organisation ausbreiten und allen, die sich an uns wenden, unser Schriftmaterial zuleiten. Für die "FREUNDE DES ANDEREN DEUTSCHLAND" Landesgruppe Brasilien. gez.: KURT UEBEL, WILHELM FEITH, KURT LEN- HARD, ERNST OPPENHEIM, KURT SAALFELD. Zuschriften. Die veröffentlichten Brie- fe sind ja sehr unterschiedlich und manchmal zu subjektiv und einseitig, sodass sich allerlei dagegen sagen lies- se. Aber es ist eine grosse Leistung, die Euer kleines Blatt vollbringt. Es ist nie langweilig, hat keine toten Stellen. Alles, was Ihr zu sagen habt, Ist klar und mutig und ausgezeichnet formuliert.«»" BESICHTIGUNG Pablo Hesslein, Santiago de Chile, teilt uns mit, dass er in seinem Artikel über die Deutsche Schule in Valdivia in Nr. 165 des A, D. irrtümlich berichtet, hat, dass Robert Dick und Joachim Gamper Mitglieder des dortigen Lehrerkollegiums seien. Kr schreibt, dass sich dieser Irrtum in dem offiziellen amerikanischen Verzeichnis der Nazis in Chile tiatK ~t ry ? y, Ii v 5 DAS ANDERE DEUTSCH Westeuropa und Westdeutschland Die Bemühungen, Westeuropa un- ter Einschluss Westdeutschlands mit Hilfe und unter Führung der Verei- nigten Staaten wirtschaftlich, politisch und militärisch so weit zusammenzu- schliessen und zu starken, dass sie sich gegen den Kommunismus unl die Sowjetunion behaupten und ein aktives Bollwerk im Rahmen der anti- kommunistischen Weltorganisation sein können, treten in ein entschei- dendes Stadium. Die Auspizien erschei- nen in diesem Momen- nicht beson- ders günstig. Zwar ist nach dem Scheitern des Streiks in Frankreich durch den Ausfall der Wahlen in Ita- lien auch hier die unmittelbar drohen- de kommunistische Gefahr abgewen- det worden; zwar sind der Zusammen- schluss der Beneluxstaaten und das politische und militärische Bündnis zwischen ihnen und England und Frankreich zwei Schritte zu dem ge- planten westeuropäischen Zusammen- schluss. Aber die Verhältnisse in Frankreich und Italien sind noch kei- neswegs stabilisiert. In Frankreich wird die schwache negierimgskoali- tion von rechts und links bedroht und muss gerade jetzt angesichts des alten französischen Kampfoojekts der kon- fessionellen und weltlichen Schule durch eine schwere Krise gesteuert werden. In Italien werden sich die so- zialen Gegensätze sehr vei schar,ien, da die Regierung de Gasperj von ihrem sehr verstärkten reaktionären Flügel an den notwendigen sozialen Mass- nahmen, vor allem an ~jer längst f§-l- ligen Agrarreform verhindert werden wird und dadurch die Kommunisten und Nenni-Sozialisten reichlichen Stoff für Propaganda und Streiks er- halten werden. Und dazu kommt nun. dass Englands wirtschaftliche Lagt» sich als weit schwächer und gefähr- deter herausstellt, als bisher angenom- men wurde. Das Defizit ist mit ICC j statt 87 Millionen Pfund für das ersLe Halbjahr 1948 fast doppelt so gross, wie Stafford Gripps es vorausgesehen hat. Es ist ihm zwar gelungen, den englischen Export erheblich über das Vorkriegsniveau zu steigern, aber bei der Berechnung der Importkosten hat- von August Siemsen te er die Preissteigerung in .USA nicht einkalkulieren können, und da bei der politischen Herrschaft das Gross- kapitals in USA weitere Preissteige- rungen erfolgen werden, ist keine Bes- serung. sondern nur eir.e Verschlim- merung der Lage zu erwarten. In diese Situation ist die starke Re- duzierung der für den Marshallplan vergesehenen Mittel, die von den po- litischen Babbits des Repräsentanten- hauses mit Rücksicht auf die Steuer- scheu der Wähler vorgenommen wur- de. wie eine Bombe hineingeplatzt. Die Bestürzung iSt bei den leitenden Re- gierungsmännern in Washington, die dadurch den Effekt des Marshallplans in Frage gestellt sehen, kaum weniger gering als bei den europäischen Staa- ten, die den Dollarsegen für ihren Wiederaufbau, bezw. für ihre Aufrü- stung dringend brauchen. Bei beiden Teilen herrscht die Ueberzeugung, dass die verminderten Stummen bei weitem nicht ausreichen. Nun ist es nicht un- wahrscheinlich, dass die Torheit des Repräsentantenhauses, die sich würdig der Forderung der Einbeziehung Fran- cas in den Marshallplan anschliesst, rektifiziert wird. Aber in jedem Falle ist ebenso wie in der Pnlästinapolitik wieder einmal demonstriert worden, wie sehr die' amerikanische Politik von Wahlrücksichten diktiert wird und wie unzuverlässig sie deshalb sein muss. Und weiter! Wir naben hier die Ueberzeugung vertreten, dass die Ver- einigten Staaten ihre Dollarmilliarden nicht aus Menschenfreundlichkeit und Grossherzigkeit geben, wie das soeben wieder mal der norwegische Aussenmi- n-ster versichert hat, sondern aus rein utilitaristischen Gründen, was ihnen gewiss niemand übel nshmen kann angesichts dessen, was heute nun mal Politik ist. Wenn also deshalb die Ver- einigten Staaten als erklärter Hort d?iS Kapitalismus niemals zulassen können, dass der Marshallplan statt zur Rettung des kapitalistischen Euro- pas für sozialistische Zwecke Verwen- det, wird, so wird darüber hinaus ge- rade in diesem Augenblick, wo es sich am das Inkrafttreten ces Marshall- plans handelt, klar, dass die Vereinig- ten Staaten ihr Geld nur unter Be- dingungen geben wollen, die dem- ame- rikanischen Kapitalishiiis nützen, oh- ne dabei viel Rücksicht auf die Staa- ten zu nehmen, die das Geld erhalten. In England herrscht, wie die Zeitungs- depeschen melden, Bestürzung und Empörung über diese Bedingungen. "England", so lesen wir, "würde nicht die.- notwendige Handlungsfreiheit ha- ben, um die nordameukanische Hilfe S3 zu verwenden, wie das im britischen Interesse liegt. In politischer Hinsicht erscheinen diese Bedingungen dem britischen Volk nicht nur demütigend, sie stellen auch eine Waffe für die russische Propaganda dar, die saugen würde, England unterstehe der ame- rikanischen Souveränität." Für die Union eines antikommuni- stischen Westeuropas, w)s sie der Mar- shallplan beabsichtigt, ist die Einbe- ziehung eines arbeitenden und lebens- fähigen Westdeutschlands unentbehr- lich. Reichlich spät ist den leitenden Staatsmännern des Westens diese Er- kenntnis gekommen, nachdem man ei- nen solche .1 Wahnsinn wie den Mor- genthauplan vertreten hatte, und nachdem die Militärregierungen eine auf der Lüge von der Gesamtschuld des deutschen Volkes begründete Po- litik betrieben hatten, welche die wirt- schaftliche und politische Genesung Deutschlands aus denn grauenhaften Krankheitszustand verninderte, in den es das Naziregime geführt hatte. Diese katastrophale Politik behandelte die Deutschen nach den Vorschlägen der Vansittart und Emil Ludwig wie ein Kolonialvolk; sie hinderte die deut- schen Antifaschisten, deren Existenz man leugnete, an der Abrechnung mit den Naziverbrechern; sie ignorierte lange Zeit die Arbeiterschaft und ko- operierte lieber mit reaktionären Krei- sen; sie demontierte Fabriken und er- schwerte den wirtschaftlichen Gesun- dungsprozess, statt alle Kräfte auf den Wiederaufbau der deutschen Wirt- schaft zu konzentrieren, damit das deutsche Volk für Reparationen, für den Aufbau Europas und für ein eige- nes einigermassen erträgliches Lebens- niveau arbeiten konnte. Dazu im™» das Gegeneinander der westlichen Be- satzungsmächte mit ihren verschiede- nen Interessen und Zielen. Die unver- meidlichen Folgen waren. wachsende Hoffnungslosigkeit und Apathie, so- wie ein Erstarken des Nationalismus und ein Wiederaufleben sogar des Na- tionalsozialismus. H^ite, wo man Deutschland für die westeuropäische Union braucht» ist vieles von dem, was man versehen oder versäumt hat, nicht wieder gut an machen. Und dem falschen Anfang folgen nun unsichere Schritte zu ei- ner Aenderung, wie man sie heute im Rahmen der antirussischen Ziele des Marshallplans für notwendig hält. Die Beschlüsse, welche die Londoner Konferenz der Vertreter der Vereinig- ten Staaten. Englaads, Frankreichs ALEMANIA TENDRA UNA DEUDA DE TRES MIL MILLONES DE DOLARES DENTRO DE TRES AffOS La Bizonia alemana importa anualmente unos 800.000 dölares de alimentos. El producido de las exportaciones alemanas se utiii- zan para la adquisiciön de materias primas con que formar nuevas industrias de exportaeiön. Para tales compras se destinaron en este ano 400 millones de dölares. Las exportaciones alemanas en 1947 aumentaron a 220 millones pero se espera que alcancen a 420 millo- nes este ano. Segün los funcionarios de la Agencia Conjunta de Exportaeiön e Importaciön los alemanes de la zona bizonal ■ estän contrayendo una deuda por alimentos con los ocupantes aliados, que para fines de 1950 llegard a mds de 3.000 millones de dölares. Nadie sabe cuando estarän en situaeiön de pagar semejante suma. Ni siquiera se ha pensado seriamente todavia en establecer los ter- minos del pago. Las autoridades ocupantes parecen opinar que no vale la pena preocuparse por algo que tardar,d tanto. W DAS ANDERE DEUTSCHLAND und der Beneluxstaaten Ihren Regie- rungen vorgelegt hat, sind ein — au- genscheinlich mühsam erzieltes — Kompromiss voller Halbheiten und Unklarheiten. Das am Anfang der Erklärung aus- gesprochene Ziel einer engen Verbin- dung zwischen der westeuropäischen und der westdeutschen Wirtschaft soll durch die Schaffung einer internatio- nalen Kontrollorganisation für das Ruhrgebiet, das wirtschaftliche Herz Deutschlands, erreicht werden. Der Kontrollrat hat über die Verteilung von Kohle und Stahl zu bestimmen. Dieser Kontrollrat könnte bei gleich- zeitiger Entkapitalisierung der Ruhr- industrie, und wenn es sich um den Neuaufbau eines sozialistischen Euro- pas handeln würde, ein erster grosser Schritt zu diesem Ziel sein. Wie die Dinge liegen, bedeutet er ein Ausnah- megesetz gegen Deutschland, dem das Verfügungsrecht über seine entschei- dende Produktion genommen wird. Und sicher wird es bei Beibehaltung der staatlichen Souveränität innerhalb einer westeuropäischen Union, die le- diglich durch den Gegensatz zur Sow- jetunion unter amerikanische Aegide zusammengehalten wird, im Kontroll- rat zu dauernden Streifigkeiten über Preis und Verteilung von Kohle und Stahl kommen, die nichts Gutes ver- sprechen. Ueber die Ruhrkontrolle hinaus soll die Kontrolle der Besatzungsmächte über die gesamte deutsche Industrie- produktion und über "gewisse Zweige der wissenschaftlichen Forschung" be- stehen bleiben. Und — selbstverständ- lich angesichts der Teilung der Welt in zwei feindliche Lager — soll fdie Be- satzung bis zur Sicherang des Frie- dens, d. h. bis zun. nächsten Krieg oder für unabsehbare Zeit aufrecht er- halten werden. Davon, dass Deutschland die Stel- ivng eines selbständigen Staates er- hält, ist also weder wirtschaftlich, noch politisch die Rede., Es soll nur soviel Selbständigkeit erhalten, als man ihm im Rahmen der ihm zuge- wiesenen Funktion innerhalb des an- tisowjetischen Westeuropa zuzumes- sen für gut befindet. Dazu gehört nicht einmal, dass es innerhalb der aufgewiesenen Grenzen selbständig über die Art seiner Regie- • rungsform entscheiden darf. Vielmehr werden Bestimmungen getroffen, nach denen die neue Verfassung Deutsch- lands zustandezukommen hat. Und zwar werden die Minislerpräsidenten ermächtigt, eine verfassunggebende Versammlung einzuberufen. Dann soll das Parlament jedes Landes festsetzen, auf welche Weise die Abgeordneten ge- wählt werden sollen. Schliesslich muss die neue Verfassung von den beteilig- ten Ländern gebilligt werden. I Bisher war es in Demokratien üb- lich. dass verfassunggebende National- versammlungen aus direkten allgemei- nen Wahlen des Volkes hervorgingen. Das hier vorgeschlagene Verfahren hat ausser dem Vorzug der Eigenartig- keit jedenfalls auch den für sich, dass die ganze Prozedur ohne Uebereilung vbr sich geht. Weiterhin werden Vorschriften übet den Inhalt der Verlassung gemacht. * Die wichtigste Ist die. dass sie föde- rativ sein muss, aber zugleich muss eine "geeignete" Zenti algewalt beste- hen. Wenn die von der Verfassiihgge- benden Versammlung beschlossene Verfassung diesen Grundsätzen ge- recht wird — wer stellt das fest? — "werden die Militärgouverneure zulas- sen, dass sie der Ratifizierung der Be- völkerung der einzelnen Staaten un- terworfen wird". . Wahrlich, ein Dokument staatsmän- nischer Klugheit! Was geschieht, wenn z. B. Frankreich, das ja be- kanntlich Deutschland am liebsten im Zustand der Zersplitterung nach dem Westfälischen Frieden halten möchte vnd wo de Gaulle schon jetzt aufs heftigste gegen die Annahme der Lon- doner Beschlüsse hetzt, der Meinung ist, dass die von der Verfassunggeben- de Versammlung ausgearbeitete Ver- fasung zu zentralistiscn ist? Und was geschieht, wenn die bayerische Bevöl- K. z. - Welt Dies ist die Besprechung des ßu- ches ,,Die K. Z.-Welt" von David Eousset durch Theodor Lücke, Wir entnehmen sie dem ,,Aufbau", der vielseitigen und interessanten Zeit- schrift des ,.Kulturbundes zur demo- kratischen Erneuerung Deutschlands". Obwohl-es sich ,,nur" um die Bespre- chung eines Buches handelt, stellen wir sie als Leitartikel an die Spitz? dieser Nr., da sie eindringlichst den ungeheuren Ernst der Situation ver- deutlicht, in der wir leben. Rousset, dieser bewundernswert od- jektive Geist, der selbst die Hölle der Konzentrationslager in Deutschland durchwandert hat, dieser Märtyrer der Menschlichkeitsidee, der in den bei- zenden, die Atmungsorgane zerfres- senden Nebeln von Salzbergwerken ohne Ventilation schuften musste ,,wie ein Cyclop", dieser Hartgeprüfte, der vom Hungertyphus gezeichnet schliess- lich in seine Heimat zurückkehrte, hat sich ungeachtet all ies>en jene französische Vernunft bewanrt, von der er sagt, sie vermöge Hein die Unordnung, das Böse, den Irrsinn — kurz, die Mächte der KZ'Welt zu be- herrschen. Ohne Verbitterung und oh- ne Hassverblenäung sieht er diese furchtbare Welt, nicht wie sin uner- bittlicher Rächer, sondern gleich einem klugen Arzt, der die Sonde ansetzt, um das Universalübel an seinen Wur- zeln zu fassen und es in seinem ver- borgensten Herd zu erkennen In sei- ner klinischen Tiefenschau erscheinen die niedrigen Menschenquäier, die La- gerkommandanten, die SS-Werkzeuge, die Kapos als schaurig-grotcske Ma- rionetten an den Drähten eines diabo- lischen Systems. Es ist raff'riert aus- geklügelt von einem kranken Gesell- scliaftshirn, das — in soziologischer Diagnose gesehen — das degenerierte Hirn der bürgerlichen Scheinordnung ist, und es hat seine hörigen Knechte dermassen entpersönlicht und entseelt, dass sie in den ihrer Willkür ausge- lieferten Häftlingen nich? mehr die leidenden Menschenkreaturer. sehen, sondern nur noch eine ''amorphe Aus- wurfmasse". Das bestärkt 3:<> In dem ihnen eingeimpften Herrenwahn, dei ihnen vortäuscht,' als Vollstrecker ei- kerung unter Führung von Lallinger und Hundhammer ihre Belange nicht genügend gewahrt sieht und die Ver- fassung ablehnt? Kann es dann draus- sen bleiben und endlich zum bayeri- schen Vaterland mit Sondergesandten in Paris und im Vatikan avancieren? Das sind so einige Fragen, die beim flüchtigen Studium des Sechsmächte- abkommens auftauchen. Ist es ein Wunder, dass es in Deutschland mit äusserster Kühle aufgenommen wird? Wenn der Führer der Christlich-Sozia- len Adenauer nach kenntnisnahme der Versassungsvorschlage gesagt hat, die Alliierten wünschten die dauernde De- mütigung des deutschen Volks, so wird er mit diesem Wort sicherlich seine Popularität steigern. Zufrieden wird wohl nur die Sowjet- union mit den Londoner Projekten sein. Sie geben ihr und den Kommuni- sten reichliches Propagandamaterial. ner Art von ,.Reinigungsprozess" *zu handeln, wenn sie mögliche; schnell und gründlich diejenigen liquidieren, die von der grausam mahlenden Kit- Mühle physisch, und manchmal auch moralisch, entstellt worden sind bis zur Verächtlichkeit. "Verächtlich wa- ren wir in der Tat", stellt die unbe- dingte Aufrichtigkeit Roussets fest. ''Wenn man nur von einem Biotkan- ten lebt, geht das menschliche Ge- sicht verloren." Und aus der Beobach- tung der Hungergestalten, dU um ei- nen mit zynischem Behagen sein rand- volles Kochgeschirr auslöffelnden Wachmann heruaischleicheT um viel- leicht eine halbe Kartoffel zu erbet- teln, zieht er die Erkenntnis, cass eine derartige Situation alle Beziehungen zwischen den Menschen unmöglich macht, dass also die allgemeine Ver- tierung unweigerlich einen geradezu epidemischen Fortschritt machen muss. Ohne etwas zu verschweigen oder zu geschönigen, nimmt Rousset den objektiv urteilenden Standpunkt eines Psychiaters der KZ-Welt sich selbst und seinen Leidensgenossen ge- genüber ein. Er zieht den Typ des aus- ländischen Zwangsarbeiters nicht aus- schliesslich als heroischen Märtyrer, wie er der Gegenwart und der Zu- kunft als ein Muster von unerschütter- licher Gesinnungsfestigkeit und von humanem Kampfesmut vorseh alten zu werden verdient; er sieht ihn mit all den natürlichen Schwächen, Fehlern, Zweifelsnöten, Versagungen und an- deren moralischen Inkonseque nzen, die das diabolische System auch in dem stärksten und besten Charakter zeit- weise weckt und hervortreten lässt. Nun würde das alles dem Buch Roussets aber erst den Wert eines aussergewöhnlich aufrichtig Doku- mentes der KZ-Welt und oiner be- sonders eindringlichen pG"<"holo?i- schen Studie der Peiniger und der Ge- peinigten der faschistischen Irrlehre geben, wenn seine untrühhare Ver- nunft nicht aus den furchtbaren Be- obachtungen in Buchenwald, Helm, stedt, Dorn und anderen Lagern eine kritische und prophetische l^uie ne- DAS ANDERE DEUTSCHLAND s hen würde. Er legt ihren Gacait In den einfachen Satz: "Die deutschen Kon- zentrationslager sind aus einer ökono- mischen und sozialen Krise hervorge- gangen." Und sorgenvoll fr:gt er: "Könnte derselbe Wahnsinn nicht, auch anderswo ausbrechen? ' Sein ge- rechter Sinn, nicht im mindesten ver- dunkelt durch den Schalten des Selbsterlebten, antwortet darauf: ''Ge- wiss — die gleiche Krise kam über- all die gleichen Erscheinungen hervor- bringen. Die Barbarei der fünfjähri- gen Schreckensperiode Euronas er- klärt sich ihm nicht aus einer spezi- fischen Neigung des deutschen Vol- kes zum Terrorismus, sondern aus der Versklavung und Abstumpfung der Gesellschaftsseele durch der1. Mecha- nismus des Grosskapitals, der ctie Men- schen allmählich zu Tieren üep,radiert. Er erinnert daran, dass die französi- sche Miliz von derselben Mord gier be- sessen war wie die SS, ur.d ruft: "Man stelle sich vor, was in Prank- reich geschehen wäre, wenn di-? Vichy- Regierung der Diktatur Darnands Platz gemacht hätte!" Die Grosszü- gigkeit und Klarheit dieser Anschau- ung ist um so anerkennenswerter, als Rousset auf seinem Leidensweg durch die Polterketten der auslä» ansehen Deportierten Episoden von last un- vorstellbarer Bestialität beobachtet hat, wie die von dem französischen Zwangsarbeiter, der sich im bitterkal- ten Winter 1941 den rechten Arm von einer Lore abfahren liess, um der Tor- tur jedes Arbeitstages für immer zu entgehen, und dem die SS nun den Spaten an den blutigen Armstumpf schmiedete, ihn weider zur Fron für die deutsche Rüstung zwl ig"nd. b?s Wundbrand und Knochenfrass dem Jammer des Unglücklcihen ei.ii Ende machten. Dennoch ruft Rousset nicht Fluch und Rache über das Volk, das solche höllische Kreaturen ausgespien hat. Mit der ruhigen Sachlichkeit ei- nes erfahrenen Arztes konzentriert er die Kraft seines realistischen Geistes ausschliesslich auf die Lösung des Pro. blems: Wie kann man einen Wieder- ausbruch der UnmenschlichkeU&epide- mie für alle Zeiten verhüten? Durch die Abtötung des faschistischen Toll- wuterregers, lautet die Antwort. Durch die hasslose, aber unnachsichtige Tö- tung dieser gefährlichen und tücki- schen Virus, der seinen Nährboden im kapitalistischen Wirtschaftssystsm hat, und also am besten durch die Er- schaffung der sozialistischen Welt. Das ist die ernste Warnung und ein- dringliche Mahnung Rousset 3 an un- ser Zeitalter, auf dass die KZ-Welt, die er "wie ein totes, leichenGeladenes Gestirn'1 in der Vorstellung der Ge- genwart schweben sieht, nie wieder zur grausig-lebetidigen Wirklichkeit werde oder gar aus dem ganzen Brd- ball ein Welt-KZ mache. HINTER DEM GOLDENEN KULISSEN In einer Zeit, da die Einen gern hinter" den "eisernen" und die Andern hinter den "seidenen" Vorhang in- diskrete Blicke werfen möchten, ist es nicht uninteressant, einmal noch weiter zu gehen, und sogar hinter die Kulissen zu gucken, xor denen sich eines der entscheidensten Schauspiele der Weltpolitik, der Marshallplan, ab- spielt. Zwar pflegt ein Blick hinter die Kulissen, dem Zwschauer viele Illusionen zu rauben. Aber, ob wir wollen eder nicht; im Falle des Mar- shall-PIans ist die ganze Menschheit nicht nur Zuschauer, sondern zugleich auch Mitspielender, Und es ist dar- um nützlich, dass sie sich über ihre Rollen klarer wird, nachdem sie in zwei Parteien zerfällt nämlich dieje- nige, die das Schauspiel des Marshall- Plans als einen Beweis amerikanischer Hilfsbereitschaft ansehen, und diejeni- ge, die ihn als Ausgeburt imperialisti- scher Intriganten betrachtet. Man wird schwerlich von einem Ka- pitalisten erwarten können, da.es er le- diglich aus Mitleid erhebliche Teile seines Vermögens verschenkt. Selbst Rockefellers Millionencpenden dürften kein Gegenbeweis gegen diese Be- hauptung sein. Noch mehr als das Misstrauen gegenüber dem Einzelnen, der schliesslich einmal den Regungen seines Herzens folgen könnte, =ist aber der Zweifel berechtigt, dass die gesamte kapitalistische Herrschafts- klasse Nordamerikas solchen Regun- gen nachgegeben hätte. Was sonst als der Wunsen, West- europa in den Kampf gegen Russ- land einzureihen, könnt» denn die Triebfeder für die Aufstellung des Marshallplans gewesen sein? Da -im Kapitalismus alle Politik letzten En- des auf wirtschaftliche Beweggründe zurückzuführen ist, vermag eine Be- trachtung der wirtschaftlichen Situa- tion Nordamerikas vielleicht den Schlüssel zur Beantwortung unserer Frage zu geben. In einem Rückblick genannt ''Ame- rika 1847" komrnt Harold J. Laski, zu dem Schluss: "Die'Frage ist nicht,.ob von Hans Lehmann sondern wann die Depression in den Vereinigten Staaten kommen wirl". Als führendem Labour-Politiker und Professor an der Londoner wirt- schaftswissenschaftlichen Hochschule sollte man ihm ein Urteil über diese Frage zutrauen dürfen. Dennoch hört man immer wieder Stimmen, die Las- kis pessimistischer Prognose wider- sprechen. Läuft die amerikanische Wirtschaft nicht auf Höchsttouren? Werden nicht die Waren zu guten Preisen abgesetzt? Und ist nicht die Arbeitslosigkeit ge- ring? Anderthalb Millionen ohne Ar- beit gegenüber 60 Millionen Beschäf- tigten bezeichnet der "Economist" so schön "als eine Zahl weit unter den zwei Millionen, die gewöhnlich bei ei- ner derartigen Menge Berufstätiger als normal angesehen wird, für die Zahl der Arbeitsunfähigen und der Ar- beiter, die die Arbeit wechseln". Zugegeben, dass die Gegenwart für den amerikanischen Unternehmer kaum besser aussehen kann. Für die Arbeiterschaft zeigt sich das Bild je- doch in weniger rosigen Farben. Dar- über bringt die CIO interessante An- gaben : Die Gewinne der Aktiengesellschaf- ten stiegen im Jahre 1947 zwar noch um 70 o'o über den m der Kriegs- Hausse erreichten Höchststand hinaus. Gegenüber dem etwas ungünstigeren Jahre 1945 stiegen sie sogar noch um 90 o!o. In der Landwirtschaft wuchs das Einkommen dagegen in den letz- ten beiden Jahren nur um 35 o oi Die Arbeiter und Angestellter- erhielten so- gar nur 28 o|o mehr. Wurden im Jah- re 1945 noch 7 Dollars an Löhnen ge- zahl. um 1 Dollar Profit zu erzielen, so genügten 1947 4 Dollars, um 1 Dollar Profit zu machen. Empfindlicher für dnn Arbeiter war aber, dass die Preise wesentlich schnel- ler gestiegen sind als i.eine Einnah- men. Ende 1947 konnten eUtfi die nord- aflierikanischen Industriearbeiter mit ihrem Wochenlohn nur noch knapp 84 0;0 von dem kaufen, was sie im Jahre 1945 erhielten. Es ist deshalb kein Wunder, dass die Lohn- und Ge- haltempfänger immer mehr auf ihre Ersparnisse zurückgreifen mussten. Nach den günstigeren Kriegsjahren in denen auch die Warenknappheit zum Sparen zwang, war es bereits Anfang 1947 so weit gekommen, dass 30 o'o der Bevölkerung keine Erspar- nisse mehr hatte. Auf weitere 40 o'o der Amerikaner entfielen insgesamt nur 17 o!o aller Ersparnisse- Die übri- gen 83 o'o der Ersparnisse verteilten sich auf hur 30 o'o der Bevölkerung. Selbst der gewiss nicht antikapita- listische "Economist" schrieb Anfang dieses Jahres zu dem Problem der nordamerikanischen Löhne: "Die Ar- beiter der Automobil-, der Elektrizi- täts- und der Stahl-Industrie sind drei der höchstbezahlten Gruppen de$r Industriearbeiterschafc des Landes. Die Automobilarbeiter — die bestbe- zahlten der drei — erhalten zur Zelt einen Durchschnitts-Stundenlohn von 1.50 Dollar. Selbst in der Automobil- Industrie jedoch beträgt der Lohn, so. gar bei 52 wöchiger Arbeit, die im Jah- re 1947 wegen der Stahlknappheit nicht oft erreicht wurde. 2.800 Dollar im Jahr. Das Büro für Arbeitsstatistik stellte kürzlich Familien-Ausgaben zu- sammen, nach denen die Kosben eines vernünftigen — keineswegs luxuriösen — Lebenshaltu ngsvStandards einer vierköpfigen Familie In grösseren Städten zwischen 3.548.— Dollar in Washington und 3.004.— in New Or- leans betrugen." Diese Kosten über- trafen also um 8-25 o o das, was die bestbezahlte Arbeiterkategorie im Durchschnitt verdiente. Dagegen be- trugen die Reingewinne von General Motors, Chrysler und sechs weiterer! Automobilfabriken im Jahre 1947 so viel, dass sie nach Abzug der Steuern noch 22 oio auf das Kapital hätten zahlen können. Hier zeigt sich die Kehrseite der Me- daille: Während die Löhne nicht at^s- reichtea für die Aufrechterhaltung ei- r>AS ANDERE DEUTSCHLAND nes "vernünftigen — keineswegs luxu- riösen — Lebenshaltungs-Standards", verdienten die Unternehmer so viel, dass es für sie nicht nur die Möglich- keit, sondern auch einen Anreiz bedeu- tete, ihre Betriebe immer mehr zu ver- grössern. Wie weit dies geht, dafür mag wieder der "EconomLst" als Kronzeu- ge dienen: "Die privater« Investierun- gen erreichen den doppelten Wert des fabelhaften und verhängnisvollen Jah- res 1939 und das zweieinhalbfache des Jahres 1940. Die hohen Preise die im vergangenen Jahre als Dämpfer auf die Investierungsnachfrage wirkten, wirken jetzt wie Brennstoff auf das Feuer. Die Regierung steht jetzt vor der Präge, wie sie die Wirtschaftsma- schine bremsen soll, bevor sie sich überschlägt und zerschmettert." Das Problem ist sehr ernst: Auf der einen Seite verdient die grosse Masse der Bevölkerung nicht so viel, um Ihren Lebensstandard zu erhalten, da ihre Kaufkraft immer mehr zusam- menschmilzt. Auf der anderen Seite wird der Produktionsapparat immer Leistungsfähiger. Dabei ist die In- dustrie krampfhaft bemüht, ihre Prei- se mindestens zu halten, ohne die Löh- ne erhöhen zu müssen Die Kommission der Wirtschafts- sachverständigen schrieb zwar in ih- rem zweiten Jahresbericht an Truman: "Wenn wir die Höchstproduktion er- reichen und stabilisieren wollen, die Amerika nach vernünftiger Meinung durchführen kann, dann müssen wir künftig einen viel höheren Verbrauch in den niedrigeren '.rad mittleren Schirmten haben." A;:er die jüngsten Lohnkämpfe zeigen deutlich, dass die Unternehmer nicht den Weg zu sol- cher Konsumsteigerung durch Lohn- erhöhung beschreiten wollen. Da bietet sich nun als grossartiger Ausweg der Marshall-I-ian. Statt dio Konsum-Kraft im Innern zu erhö- hen, schafft man den Produktions- Ueberschuss ins Ausland. Das Aus- land kann ihn nicht bezahlen? Macht nichts, dann verschenkt man ihn. So schlägt man gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe. Dio rationellere Fabrikation durch volle Ausnutzung des erweiterten Produkt.ionsapparates kann aufrechterhalten werden, ohne dass ein preisdrückender Waren über- schuss entstände. Aber wer bezahlt die Geschenke ans Ausland? Nun. nicht allein der Unternehmer, der allein die Felgen der Preissenkung oder der Lohnerhöhung zu tragen hätte, son- dern das ganze Volk, d. h. alle Steuer- zahler, die kleinen wie die grossen. Und schliesslich, wie das Sprich- wort sagt, erhalten ja kleine Geschen- ke die Freundschaft. Wie viel mehr werden das grosse Geschenke tun. Und wenn die beschenkten europä- ischen Länder nicht die gewünschte "Dankbarkeit" zeigen, auf die die Nordamerikaner wohl meinen. An- spruch zu haben, kann man diese Dankbarkeit nicht erzwingen? Ja., kann man das? Hier liegt das Problem. Wenn man erkannt hat, dass din Durchführung des Marshallplans für den nordamerikanischen Unter- nehmer mindestens ebensosehr eine Lebensfrage ist wie für die "be- schenkten" Westeuropäer, dann muss man zum Schluss kommen, dass die Stellung der Nordamerikaner nicht so stark ist. um 1en von ihnen ge- wünschten und von ihren Gegnern ge- fürchteten Druck ausüben zu können. Es kommt allerdings darauf an. dass Westeuropa sich hinreichend seiner günstigen Lage bewusst, ist und sie entsprechend auszunutzen versteht. Wie sieht es in Österreich aus? Der Schreiber dieses Briefes war ein sehr aktiver Funktionär der SPD und SAP. deisen ebenfalls aktive Frau aus Oesterreich stammte, wohin die beiden umgesiedelt Bind. "... Nach der Auflösung der Partei- SO haben wir mit allen zusammenge- arbeitet, die gegen Krieg und Hitler waren. Das ging abgesehen von ge- legentlichen kleinen Scharmützeln mit der Gestapo für uns gut bis zum Januar 1938. Ich wurde aus dem Be- trieb heraus verhaftet und lernte Alex und Moabit in Berlin kennen, dann Hamburg und Bremen. Von den zwei Jahren waren rund anderthalb Jahre Einzelhaft, mein Entlassungsgewicht 50 kg bei 1,74 m Körpergrösse. Wie wenig die Menschen gelernt haben, ergibt sich allein daraus: Hitler schlug sie alle ohne Ansehen der Na- tion. Aber die Geschlagenen haben sich gleich wieder in Natiönchen auf- getpalten und jede gebärdet sich na- tionalistischer als die andere. Wir ha- ben die österreichische Staatsbürger- schaft erworben; der Bund der poli- tischen Opfer nimmt uns aber nicht auf, weil ich in Deutschland gegen Hitler gekämpft habe... Anni und ich waren beide Bezirks- leitungsmitglieder der S. P. Oe. Weil aber nichts mehr zu sehen ist von den Idealen, die uns seit unserer Ju- gend erfüllten, und weil SA-Leute und andere Leute dieser Art die Par- tei bis in höhere Funktionen hinauf bevölkern, ist der Gegensatz so gross geworden, dass wir zunächst einmal nicht mehr als Funktionäre mitarbei- ten. Es ist nicht mehr der frühere lin- ke Flügel Otto Bauer-Friedrich Adler, der die Partei beeinflusst, sondern die Richtung Renner, und die Parole lau- tet: Der Staat sind wir, und deshalb Jst alles zu verteidigen, was dieser ■taat unternimmt. Ks «rardea vea der S. P. Oe. sogar stark Propaganda ge- macht für die Aufstellung einer ei- genen österreichischen Wehrmacht. Das hat Anni sofort angeregt, die al- ten Bände des "Klassenkampf", die wir vor der Gestapo gerettet haben, herauszuholen. Es ist erstaunlich, wie gut die damaligen Artikel noch auf die Jetztzeit passen. Was nicht passt, ist der Verstand der Menschen, denn der ist hinten und vorn zu kurz be- messen. ...In Prag sind sicher umwälzende Ereignisse von statten gegangen. Die Linke fürchtete, dass die Reaktion erstarken und wieder Oberwasser ge- winnen könnte. Dann wäre es zu En- de gewesen mit den kaum gewonne- nen demokratischen Rechten. Darum der Versuch einer Diktatur von links, die als Volksdemokratie deklariert wird... Die politischen Verhältnisse in Oesterreich in Kürze, er Staat be- steht aus neun Bundesländern mit eigenen Parlamenten. Also ein Mi- niaturbild des zerrissenen Europa. Von der Spitze des Glockners aus kann man fast alle Ländergrenzen sehen. Von den neun ha- ben Wien und Kärnten sozialistische Mehrheiten. Auf dem Lande sind Kleinbauern zur Partei gestossen. in den Städten viel Kleinbürgertum und Intellektuelle, auch Beamte. Bei par- lamentarischen Regicrungsverhältnls- sen wird es für absehbare Zeit so sein, dass entweder die Sozialisten oder die vereinte Rechte geringe Mehrheiten haben. Die KP ist verhältnismässig schwach, etwa 10 o|o der S. P. Oe. Sie nennt sich demokratisch und es gibt keine Partei, die sich mehr österrei- chisch-national gebärdet. Die Stim- mung der Bevölkerung ist geteilt. Viele vergleichen die Nachkriegs» Schwierigkeiten mit den Zeiten Hitlers und kommen dadurch zu falschen Schlüssen. Es sind die Menschen, die vorwiegend mit dem Magen denken und Augenblicksstimmungen unter- liegen, um damit wiederum jahrelange Schrecken einzutauschen. Alle drei Parteien — mehr sind bisher nicht zugelassen worden — gehen den ehe- maligen Nazis um den Bart und ver- suchen sie für sich zu gewinnen. Auch hier trifft das Bibelwort zu von dem reuigen Sünder, der mehr gilt als neunundneunzig Gerechte. Es ist so- gar noch schlimmer. Man fällt mancherorts schon unangenehm auf, wenn man kein Nazi war. Unter die- sen Umständen ist es verlockend, die Demokratie einzuschränken zu gun- sten einer Linksherrschaft, die das Wiederaufkommen der Reaktion ver- hindern könnte. Wir alten Unverdros- senen haben mitunter das Gefühl, dass wir nicht mehr in diese Welt des Egoismus und der Charakterverderb- nis hineinpassen." Einem zweiten Brief aus Oesterreich entnehmen wir: „Die Dinge reifen hier schnell. Der Heimwehrputschist hat von der zwei- ten Republik seine Sachwerte zurück- erhalten. Soeben lese ich, dass auch Starhemberg seine Güter wieder be- kommen hat. Dazu passt die Aeusserung des so- zialdemokratischen Vizekanzlers Dr. Schärf: „Es geht nicht an, dass die heimkehrenden Kriegsgefangenen .sich hinter den politischen Opfern anstel- len müssen". Wieso hat der SA- und SS-Mann, der jetzt aus der Gefangen- schaft zurückkehrt, gesühnt? Hat er ungerecht gelitten, weil die Sache, die er mit anzetteln half, für ihn schlecht ausging? Ihn hat die Hei- mat mit Musik empfangen, als sr et» DAS ANDERE DEUTSCHLAND y der Gefangenschaft heimkehrte; wir waren ausgestoßen aus cer sog. Volks- gemeinschaft und standen unter Po- lizeiaufsicht. .. Der grosse Wettlauf der politischen Parteien um die Wählet stimmen hat begonnen, und da die Angestreiften sehr in die Wagschale fallen, buhlt eine Partei mehr als die andere um ihre Gunst. Die eigenen Anhänger können darüber vernachlässigt werden, denn sie stehen sowieso treu zur Sa- che. Ein Nationalismus macht sich breit, dass es zum Verzweifeln ist. Dazu ein persönlicher Egoismus, der schlecht- hin nicht mehr zu überbieten ist... Was wir in dieser Nachkriegszeit an politischen Enttäuschungen erlebten, das ist uns assbar. Ich frage mich im- mer wieder, was sich eigentlich so grundlegend geändert hat, dass alle unsere Anschauungen nicht mehr in die politische Bewegung hineinpass n. -In meinen Augen ist der Staat noch genau so kapitalistisch, wie er es vor Hitler war. Die Macht der Arbeiter- bewegung ist auf das Parlament be- schränkt. In den Klubzimmern der Abgeordneten wird die Politik ge- macht. Die fertigen Beschlüsse wer- den uns dann zum Amen-Sagen :orge- tragen. Die meisten sind mit diecer Methode sehr zufrieden, da sie so all-r Gedankenarbeit enthoben werden. Sie sind apathisch und uninteressiert Was der Faschismus hier angerichtet hat, ist erschreckend. Aber, und das ist der Vorwurf, den ich den leitenden Genossen mache, es wird auch nicht das geringste getan, um die Menscnen aufzuwecken und zu interessieren. Der Leitung ist es angenehmer, wenn sie sich nicht mit verschiedenen Meinun- gen auseinanderzusetzen braucht Der Apparat wird allmächtig und erdrücti; mit seiner Regle von vornherein jede Opposition. Wir haben ja früher in der SPD in der Hinsicht auch allerlei erlebt. Aber so wie es jetzt hier gehandhabt wird, — das hätte ich nicht für mög- lich gehalten. Die Schuld liegt an bei- den Teilen, an den einen, die sich das gefallen lassen, an den andern, die Unwissenheit und Trägheit ausnützn. Dann ist noch etwas sehr gefährlich. Es haben sich viele unsaubere Ele- mente in die Partei eingeschlichen, unsauber in allen Variationen, die ruf Grund ihrer Dreistigkeit und wieder- um wegen der Uninteressiertheit und Wurstigkeit der Mitglieder sich in den Ausschüssen und im Apparat breit machen und den Kurs bestimmen Per „Feldwebel" überschreit alles. Was da an Borniertheit und Unverfrorenheit geleistet wird, nimmt mir >i stossen wollen! Militärischer Kadavergehor- sam Ist die beste Stütze für eine zu- sammenbrechende kapitalistische Wirtschaftsordnung! Mehr Butter und weniger Kanonen... Wenn wir die wirtschaftliche Seite des Problems betrachten, so wird die. Armee für unser armes Lind zu ei* nem unersättlichen Raubtier, das uns alle verschlingt. Wenige Beispiele mö- gen das illustrieren: Ein Torpedo kostete 25—28.<»00 Mark, ein Gewehr 160—180 Mark, ein Schuss Infanteriemunition 7 Pfg. Ein Maschi- nengewehr verschiebst in einer Minu- te 20Co Schuss, das macht 140 Mark in einer Minute! Ein Schuss einer 2-cm-Wunition (Flak) kostete 2.40 Mark, 300 Schuss bei Flakfeuer in einer Minute koste- ten 720 Mark bei einem einzigen Flak- geschütz. Wie lächerlich gering er- scheint dagegen der Betrag, aer für die Volksbildung ausgegeben wird! Für ein normales Schulkind betrug der Unkostensatz pro Mona-« 12 Mark! Das sind nur ganz wenige Beispiele, aber sie,sagen uns genug! Wie im all- gemeinen beim Militär das Material verschleudert wird, wissen wir alle selbst. Militär und Sparsamkeit sind Gegensätze, die sich nicht auf einen Nenner bringen lassen! Oesterreich ist ein armes Land! Kann es sich den Luxus eines solch kostspieligen Spielzeugs erlauben? Ha- ben wir wirklich keine Gelegenheit, unsere Steuergroschen nutzbringender anzulegen? Nicht für Kasernen und Mordwaffen wollen wir das Ergebnis unserer Arbeit ausgeben, sondern für Schulung und Bildung, für den Kampf gegen Dummheit und Unwissenheit! "Mehr Kanonen und weniger Butter", war das Feldgeschrei Hermann Gö- riugs, an dem Millionen Menschen in Blut und Tränen zugrunde gingen. Unser Vaterland, die Internationale... Beide Kriege, die wir erlebten, ha- ben uns mit aller Deutlichkeit gezeigt, was für das Proletariat dabei neraus- kommt, wenn es den Klassen Staat des Kapitalismus, das Vaterland der Rei- chen, für sein Vaterland hält, und, um es nicht im Stich zu lassen, sein wirkliches Vaterland, die internatio- nale Solidarität, preisgibt! Das Zusammengehen des Proleta- riats mit der eigenen nationalen Wirt- schaft innerhalb des imperialistischen Kapitalismus hat der Arbeiterklasse irgends Früchte getragen, auch nicht in den Siegerländern. Ueberall zeigt es sich, dass das Proletariat d-=r eigent- liche Besiegte ist. Ueberall in der Welt hungern die Armen, während die Reichen nach wie vor an der vollen Schüssel sitzen! Trotz Republik und Demokratie hat sich an den wirtschaftlichen Macht- verhältnissen nicht viel geändert. Im- mer noch sind die Völker in zwei La- ger gespalten, in Ausbeuter und Aus- gebeutete, — auch in Oesterreich! Wenn auch unendlich viele Differen- zierungen bestehen, sobald es um die Sicherung der ökonomischen oder po- litischen Macht der Besitzenden geht, verschwinden alle Unterschiede und Gegensätze im bürgerlichen Lager und die, Gruppierung der Partei.:h voll- zieht sich nach dem grundsätzlichen ökonomischen Gegensatz: Verteidi- gung der bürgerlichen Gesellschaft .einerseits, der proletarischen toter- DAS ANDERE DEUTSCHLAND Nachbetrachtungen eines Unpolitischen Zu Thomas Mann's "Doktor F austus" Von F. M. REIFF ERSCHEIDT Anmerkung. — Leser, die eine eingehende kritische Würdigung von Thomas Manns Ro- man suchen, wie Reilfer&cheidt sie in seinem Aufsat7, sticht zu geben beabsichtigt, verwei- sen wir au! den interessanten An;kel von Brich Kahler '"Säkularisierung des Teufels" in Heft 10 der ''Neuen Rundschau". Die Vorstellung, das deutsche Volk haibe, als ein moderner Kollektiv- Faust, seine Seele um zeitlichen Glan- zes willen dem Teufel verkauft und sei dann auch richtig vcn diesem ge- holt worden, diese ganze unzulässige Analogie zwischen einer vielschichti- gen Nation und einem Einzelmen- schen, der hier Adrian Leverkühn heisst, ist im Grunde nichts anderes und besseres als ein metaphorischer Ulk, der sich vielleicht in einem Schweizer Damensalon ganz gut an- hört. Wirklichkeitserkenntnis ist das aber bestimmt nicht. Dessen unge- achtet freilich ist das neueste Roman- werk Thomas Manns Doktor Fau- stus. Das Leben des deutschen Ton- setzers Adrian Leverkühn, erzählt von einem Freunde", erschienen im Verlag Bermann-Fischer, Stockholm, so und nicht anders gemeint. „In ei- ner Persönlichkeit kostbarster und doch unglücklichster Art", erklärt der Waschzettel des BuchvS, „in ihrem Aufstieg und todeskranken Verfall er- kennen wir erschüttert das Symbol der deutschen Katastrophe". Das ist natürlich insofern Unsinn, als es sich, wie gesagt, um eine Analogie and um kein Symbol handelt, und Analogien müssen, sollen sie akzeptiert werden, physisch und metaphysisch wenigstens einigermassen stimmen. Doch diese hier ist evident unstimmig. Sie stimmt höchstens, wenn man es unbedingt essen andererseits. Unsere Mandatare in den Parlamenten erleben dafür ge- nügend Beispiele, wenn sie mit dem leaktionären Flügel der OeVP. ver- handeln müssen über die Rechte der Land- und Forstarbeiter, über die Bodenreform und das Wohnungsan- forderungsgesetz usw. Wenn auch in der Demokiatie die Arbeiterklasse mehr oder weniger mit- regiert, so hat in der vom Klassenge- gensatz nach wie vor gespaltenen Ge- sellschaft die öffentliche Gewalt stets die Aufgabe, das kapitalistische Sy- stem aufrechtzuerhalten, den Profit zu schützen! Man kann nicht zwei Herren zugleich dienen: Dem Volks- ganzen des bürgerlichen Staates und dem Ganzen der sozialistischen pro- letarischen Internationale! Mit einer Armee unter den heutigen Umständen würden wir nur unseren Gegnern ein Mittel in die Hand ge * den, uns niederzuhalten im Interesse einer ungeschmälerten Ausbeutung. Darum kann uns hier nur der alte sozialistische Grundsatz den Weg wei- sen : „Dem Militarismus des bürgerii chen Klassenstaates bewilligen wir keinen Mann und keinen Groschen'" will, weil man, vermeidet man es, von ihrer Unstimmigkeit Kenntnis zu neh- men, auch gleich darum herumkommt, etwas einzusehen, was einem nun ein- mal nicht in den Kram passt. Es :'.st das — sagen wir es doch jetzt schon — der Klassencharakter der Gesell- schaft. Thomas Manns Doktor Fau- stus-Analogie stimmt also etwa der- weise und so wenig, wie seinerzeit im Jahre 1917 Thomas Manns Begriffs- strategie gestimmt hat, als er die „Betrachtungen eines Unpolitischen" schrieb und der überbewerteten deut- schen Kultur die nichtsnutzige west- liche Zivilisation gegenüberstellte. Ein ebenso geistreiches wie kunst- volles und tiefsinniges Buch ist dieser neueste Thomas Mann; daran soll hier nicht gerührt werden. Immerhin gibt es für die Betrachtung derartiger literarischer Vorkommnisse einen Aspekt, der die ästhetischen Verdien' ste einmal ruhig beiseite lassen kann, ohne ungerecht zu verfahren. Dieser politische Auspekt ist gereebtfertig und sogar unerlässlich, wenn wie hier eine politische Deutung versucht wor- den und misslungen ist. Es verhält sich ja nicht so, dass diese Deutung jetzt nur in der Schweiz oder in Amerika erwogen und angenommen wird. Sen- dern umgekehrt: In Deutschland vor- nehmlich soll sie erwogen und ange- nommen werden und deutsche Kö.zfe laufen dadurch Gefahr, verwirrt oder in ihrer nun schon konstanten Ver- wirrung noch bekräftigt zu werden. Deshalb hauptsächlich muss ihr wider- sprochen werden. Weltinhalt der letzten dreissig oder vierzig Jahre ist in »ewisseui H 'trachte die Zwangspolitisierung des bürger- lichen Menschen. Unpolitisch in dem hier gemeinten Sinne ist wohl immer *hr Repräsentant der noch unange- fochtenen, der politisch noch nicht auf Leben oder Tod angefochtenen herrschenden Klasse einer Gesell- schaft. Im Gegensatz dazu sind dieje- nigen Schichten und Klassen, deren Lebensimpulse durch die Herrschaft jener bewusst oder unbewusst nieder- gehalten werden, insofern politisch als sie entscheidende Veränderungen der ökonomischen und sozialen Grundla- gen anstreben müssen. Erkennt nun aber die Bourgeoisie, um mich jetzt doch des alten Namens zu bedienen dass die Anfechtungen; denen sie aus- gesetzt ist, das Gebiet der philosophi- schen Spekulation ein für allemal überschritten haben, sieht, und be- greift sie, dass Theorie und Praxis fortan bedrohlich zusammenwirken und dass die Fragwürdigkeit ihres ge- sellschaftlichen Primats nichi mehr lediglich etwas Aeusserliches ist, das rein repressiv geregelt werden könn- te, sondern in ihr selbst Ursprung und Antriebskraft hat, dann wandelt sich, diesem veränderten Sein entspre- chend, auch ihr Bewusstsein, dann entsagt sie dem Idyll und stellt sich iind ihre soziale Peripherie unter Be- lagerungszustand, kurz, dann wird sie faschistisch. Der Faschismus ist ja, jenseits der zufälligen Wortgenesis und jenseits auch aller Systemma .he- rei seiner Vordergrundsfiguranten, nichts anderes als die Art und Wei- se, wie sich das Bürgertum aller Völ- ker und Zonen unter der fühlbar ge- wordenen Existenzbedrohung nolens volens politisiert. Zeugnis dessen wa- ren die Entwicklungen, die in Deutsch- land zu 1933 geführt haben, Zeugnis war auch die Haltung der französi- schen Bourgeoisie während der deut- schen Invasion und jetzt wieder nach Ablauf der revolutionären Schreckse- kunde, und Zeugnis für die Gültig- keit dieser Diagnose ist schliesslich im gegenwärtigen Augenblick die verblüf- fende Strukturveränderung der nord- amerikanischen Demokratie. Ein Hauptsieger des zweiten Weltkriegs schwenkt da wie traumwandelnd auf die Spur des Hauptunterlegenen ein, wodurch freilich dieser zweite Welt- krieg post festum wieder mehr den Charakter eines bürgerlichen Fami- lienkonflikts annimmt, den man — das war ja auch Hitlers und Goeb- bels' These — bei etwas mehr Ein- sicht leicht hätte vermeiden können. Denn selbstverständlich hatten Hitler und Goebbels sachlich recht; nur dass eben die Geschichte, kapriziös wie sie ist, Umwege nicht scheut und sich vor allem ihr Ziel nicht von in die Engi> getriebenen Hasardeur.;n und Hoch- staplern vorschreiben lässt. Wie aber — das ist irrn die - politisiert sich die Bourgeoisie in i'iren einzelnen Spielarten? Nun, die Ban- kiers und Industrieherr ep wer i m kribblig und träumen von einem star- ken Mann, die Berufpohtiker verstär- ken die Depression und vernebeln die verstärkte dann mit national-soz'alev Demagogie, und die Geistigen - - Schriftsteller, Künstler und Gelehrte — verspüren das Bedürfnis, sich ethisch zu distancieren V eie von i'i- nen werden zum Beispiel kathoIi?;c'i, ein alter, schon vor hundert Jahren probat befundener Schritt. Natürlich gibt es unter den Letztgenannten auch immer solche, die sich zu Handlan- gerdiensten erniedrigen: aber die bes- seren, die was auf sich halten, wei- sen das weit von sich und ziehen e* vor, der Wirklichkeit den Rücken zu kehren. So wenig wie man bei Volks- tumulten Geheimräte auf den Barri- kaden antrifft, so wenig findet man selbstverständlich geniale Naturen der Geistcharge in der Nachbarschaf: Derjenigen, die das schmutzige Re- pressionsgeschäft zu besorgen haben. Ein Thomas Mann kann in solchem Dilemma nicht einfach erklären: dies hier ist ein Klassenkrieg, und ich ste- he zu meiner eigenen Klasse, die ihn ohne geschichtlichen Enthusiasmus und im halben Bewusstsein ihrer Aus- sichtslosigkeit führt. Er kaun nicJifc. 10 DAS ANDERE DEUTSCHLAND denken, geschweige denn aussprechen: Bs Ist meine eigene Klasse, die un- sere Nation, deren geistiger Repräsen- tant ich doch sein will, hier instru- mentär missbraucht und solcherart unfehlbar zugrunderichtet. Nein, neir, das selbstverständlich kann Tho- mas Mann nicht, so wenig wie er et- wa 1917 erkennen konnte, dass der ganze edle und raffiniert aufgezogene Kulturrummel, worin er sich gefiel, nur eine Parteinahme lür das Wilhe- minische Deutschland und gegen die eigene Nation war. So bleibt also nichts andres übrig, als beim Faust- Mythos Zuflucht zu suchen und zu sagen, das deutsche Volk als Ganzes habe seine Seele dem Teufel verscha- chert und müsse nun in der Hölle der Kollektivschuld schmoren. Die Kultur, nicht wahr, die steht ja diesmal auf Seiten der Westmächte, denn man selbst hat sie im Handgepäck mitge- nommen, als man das dem Teufels- pakt verfallenen Lande verliess. Dazu noch ein Wort! Der geschicht- lich geformte Charakter einer Sprach- gruppe ist zweifellos etwas, das Be- achtung verdient und woran Psycho- logen iIrren Scharfsinn nicht eigent- lich verschwenden. So scheinen zum Beispiel die Franzosen reizbar und spirituell, die Engländer utilitaristisch - rational und politisch routiniert, und die Deutschen lieben, wie schon Taci- fcus festgestellt hat, die Faulheit, vor allem die Denkfaulheit, und hassen die Ruhe. Aber stärker und singender als aller Nationalcharakter ist doch die Internationale Klassenscheidung. An ihr gemessen ist der Charakterun- tetochied der Nationen nicht mehr sehr wesentlich. Dieser modifiziert, je- ne hingegen entscheidet und legt fest. Das ist so; daran lässt sich dem ro- mantischen Bedürfnis einzelner Schön- geister zuliebe nicht viel ändern. Er- staunlich ist nur, dass der Geistige den Nationalismus in einem verpönt und wieder zulässt. Oder ist der senti- mentale Rückgriff auf den Faust-My- thos nicht ebenfalls Nationalismus, in- sofern eben als er die Nation wieder- um nur als Einheit zu sehen vermag? Hitler sah sie als Einheit der Untat; Thomas Mann sieht sie etzt als Ein- heit der Verworfenheid und der Busse. Beides aber ist falsch, denn das An- dere Deutschland widerlegt es. Be- zeichnend freilich bleibt, dass das bür- gerliche Denken dieses Andere Deutschland, da es wesentlich proleta- risch ist, nicht gelten lassen kann. Folgendes ist nun der wahre Sach- verhalt: Das deutsche Volk gleicht we- dem dem neuen Doktor Faustus, alias Leverkühn, noch ist es mut Haut und Haaren vom Teufel geholt worden. Vielmehr ist das deutsche Volk da- mals seiner Bourgeoisie, einer beson- ders infamen und wendigen Sorte da- von, zum Opfer gefallen. Diese deut- sche Bourgeoisie wollte nicht einfach sang- und klanglos in einer politischen Revolution verkommen, sondern sie begriff ihre nie wiederkehrende Chance, die eigene Leichenfeier mit einem Welt,brand zu illuminieren. Sic beschloss, möglichst viel von der Volk- heit. an der sie teilhatte, mit sich in den Abgrund zu reissen. Sic wurde zu- dem in diesem Bestreben von den Bourgeoisien derjenigen Völker, gegen die sich ihr Attentat richtete, liebevoll unterstützt. Und — o Wunder — nach der Katastrophe, nach 1945, kaum dass eich der Rauch verzogen hatte, war alles wieder beim alten. Das deutsche Volk hatte den Sturz überlebt, seine Bourgeoisie aber auch. Der Klassen- kampf konnte also weitergehen und ging auch weiter. Und wiederum wie 2,uvor fand die deutsche Bourgeoisie das liebevollste Verständnis der sieg- i eichen Bourgeoisien vor allem der angelsächsischen Länder. Die verrottetste herrschende Klasse der neueren Geschichte gewann in.letz- ter Sekunde eine Hilfe, die sie selbst kaum erwartet hatte. Die- se Hilfe war die These von der Kollektivschuld des deutschen Volks, deren romantische Paraphrase nun eben die Thomas Mann'sehe Doktor Faustus-Analogie ist. Ist das deutsche Volk als ganzes kollektivschuldig, so- dass es jetzt mit Recht in der Hölle des bürgerlichen Imperialismus büsst, so ist seine Bourgeoisie eben genau so schuldig oder so unschuldig wie die von ihr beherrschten Klassen, die die- se Bourgeoisie sich zum Komplizen zu machen versuchte und gegen deren Widerstand sie sich seinerzeit faschi- sierte. Das heisst mit anderen Wor- ten: Die deutsche Bourgeoisie soll jetzt wieder in ihre alten Rechte ein- gesetzt werden; dies ist offenbar der Wille der Sieger in den deutschen Westgebieten. Alle Opfer, alle Schreck- nisse jener 12 Jahre waren damit um- sonst. ich sagte, der Klassenkampf ge- he weiter; ich muss aber nun hinzu- setzen, dass die Bedingungen unter denen das deutsche Volk ihn zu füh- ren hat, gegen 1919 oder 1930 sich noch wesentlich verschlechtert haben. Der einzige Trost (wenn es wirklich einer ist): Auch die Verblendung der Ge- genseite hat zugenommen. Die Aerzte am Krankenbett des Kapitalismus pfuschen, dass es nur so eine Art hat. Die Tragödie des deutschen revolutionären Arbeiters Wir geben dem folgenden uns zu- gesandten Originalbericht diese Ueber- schritt, weil sein Inäialt typisch lür die zermürbenden Enttäuschungen Mi, die viele der besten deutschen Ar- beiter erlebt haben. Politischer Lebenslauf des Genossen Josef Schmitz, Bochholt Ich bin am 5. 4. 1885, als Sohn des Schneidermeisters Heinrich Schmitz in Oberhausen geboren. Nach dem Besuch der Volksschule erlernte ich das Weberhandwerk. 1906 wurde ich beim 70. Feldartillerieregiment in Metz eingezogen und 1908 als Unteroffizier entlassen. 1910 trat ich den freien Ge- werkschaften bei und 1911 wurde ich Mitglied der SPD. Am 2. 8. 1914 wur- de ich zum 3. Gardereserveregiment nach Berlin eingezogen und wurde an die Westfront geschickt. Nach meiner Verwundung und Wiedergene- sung im Reservelazarett Hirschberg, im Januar 1915, kam ich wieder zum Regiment nach Berlin, wo ich bis Ende 1915 als Rekrutenausbilder blieb Durch meinen Freund Gustav Haase wurde ich in den Kreis der SPD-Op- position von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht eingeführt und be- kam die Aufgabe, die Antikriegspro- paganda in die Kasernen hineinzu- tragen. Ich erschien den Genossen als Vizewachtmeister dazu besonders geeignet. Im März 1917 wurde ich vom Kriegsgericht wegen Meuterei zu 3 Jahren Festung verurteilt. Die Stra- fe sass ich aber nur zum Teil ab. An- fang 1918 kam ich zu einem anderen Truppenteil und wurde wieder an die Westfront geschickt. Wegen Er- krankung kam ich ins Lazarett. Bin Ausbruch der Revolution kam ich im November 1918 in den Arbeiter- und Soldatenrat Leipzig. Im Dezember 1918 kehrte ich wieder nach meinem Heimatort Bochholt zurück und wur- de am 16. 1. 1919 dort Mitglied des A.- und S.-Rates. Seit Anfang 1918 schon bekannte ich mich zur USP und gründete gleich nach meiner An- kunft in Bochholt die Ortsgruppe der USA. Nach dem Haller Parteitag trat, die ganze Ortsgruppe zur KP über. Ich wurde Leiter der Partei und brachte sie zu einer Stärke, die be- trächtlich war. Bei den Wahlen erziel- ten wir die doppelte Anzahl der Stim- men der SPD. Im Jahre 1925 trat ich mit mehre- ren Genossen in die Opposition ge - genüber der Bezirksleitung der Ruth Fischer-Leute in Essen. Ich schloss mich mit meinen Freunden der Korschgruppe an. Im August 1927 wurde ich wegen Fraktionsbildung aus der KP ausgeschlossen. Mit mir trat die gesagte Ortsgruppe mit 500 Mann aus der KP aus. Es war nun in Boch- holt keine KP mehr vorhanden. Im Jahre 1928 gab ich in Bochholt eme Zeitung „Die Wahrheit" heraus. Sie hatte eine Auflage von 3.000 Exemplaren, für Bochholt eine hohe Auflage. 1929 ging die Zeitimg ein. Auf Beschluss der Bezirksleitung der Korschgruppe habe ich dann die Zeitung „Der Klassenkämpfer" her- ausgegeben und verantwortlich ge- zeichnet. Die Zeitung wurde über das ganze Reichsgebiet verbreitet. Im Jahre 1930 machte ich mit Karl Korsch im Ruhrgebiet den Versuch angesichts der Erstarkung der Reak- tion die vielen Oppositionsgruppen zu vereinigen. In Berlin und Dortmund traten wir mit der Urbangruppe zu- sammen, jedoch ergebnislos. Nach Be- seitigung der Hemmnisse, die für uns bestanden, zur KP zurückzukehren, vollzogen wir unsere Eingliederung in die KP, da wir die Gefahr des Na- zismus erkannten. Nach Verbüssung einer Strafe wegen Pressevergehtins kam es wieder zu einem gespannten Verhältnis zwischen mir und der Be- zirksleitung in Essen. Man bot mir ein Landtagsmandat an. Ich lehnte ab und veflangte, eine gesunde Ar- beiterpolitik zu führen. Bemerken möchte ich noch, dass ich in Boch- holt, als ich aus dem Crefängnis ent- DAS ANDERE DEUTSCHLAND n lassen wurde, von einer fast 10.000 zählenden Menschenmenge am Bahn- hof abgeholt wurde und in Demon- strationszuge durch die Stadt zog. Bochholt hat 35.000 Einwohner. Im Sommer 1931 kam es erneut zu Zer- würfnissen mit der Bezirksleitung an- lässlich des "Roten Volksentscheides". Im Februar 1932 wurde ich erneut aus der KP ausgeschlossen, nachdem Ich eine Resolution in einer Generalver- sammlung vorgelegt hatte, die die Ar- beit der Parteileitung kritisierte. Sie fand eine 96 prozentige Zustimmung. Ich schloss mich dann mit meinen Freunden der SAP an. Wir gaben wie- der eine Ortszeitung heraus. Utnser Kampf galt der Einheitsfront gegen den Nazismus. Auch in Versammlun- gen trat ich für die Einheit der Arbei- ter gegen den Nazismus eiai. Dsst brachte mir den Hass der Nazis. Ich wurde am 28. 2. 1933 in Schutzhaft genommen. In Recklinghausen wurde ich von dem Kriminalrat Tenholt sehr schwer misshandelt. Ich konnte mona- telang sehr schlecht gehen. Nun ging es durch die Lager Sieg- burg, Brauweiler und Esterwegen. Hier hatte ich unter dem Druck der höheren Funktionäre der KP wegen meiner Haltung der KP gegenüber zu leiden. Doch durch meine Haltung der SS gegenüber erwarb ich mir das Ver- trauen der übrigen Kameraden Im Lager und Ich wurde von ihnen als Barackenältester gewählt, obwohl auch Der Rückgang Die deutschen Bergarbeiter fördern täglich 50.000 Tonnen Kohlen weni- ger, als sie fördern sollen. General Ro- bertson hat dazu erklärt: „Das macht die Wiederaufrichtung Deutschlands unmöglich, da die Kohle dabei ein wesentlicher Faktor ist". Die massge- benden Instanzen beraten, wie man Abhilfe schaffen kann. Die Sachver- ständigen der Besatzungsmächte ha ben erklärt, dass keine „physische1 Sabotage getrieben worden sei — na- türlich waren die Kommunisten des sen beschuldigt worden! —. dass aber eine enorme „psychologische" Sabo- tage bestehe, bei der die Kommuni- sten ihre Hand im Spiel hätten. Die 12 bis 15 Prozent kommunistischer Bergarbeiter riefen, so sagen sie, er- regte Diskussionen hervor, die zu Zeit- verlust führten und so auf wirksame? Weise die Produktion verringerten. Der Hauptsachverständige der Arne rikaner Robert Estiii gibt der Angst vor einer eventuellen Nationalisierung die Hauptschuld, da die Direktoren der Bergwerksgesellschaften kein In teresse an einer erhöhten Ausbeutung hätten, solange diese Gefahr bestän de. Diese beiden in einer Meldung der U. P. angegebenen Argumente sind wundervoll. Wer in einem Kohlen- bergwerk war, kann das erstere ge- bührend würdigen, wenn er sich vor • austeilen versucht, wie im Stollen „am Ort" solch sabotierenden Diskussio neu eigentlich vor sich gehen sollen. Und das zweite? Sollte man da nicht schleunigst die Sabotage der Kohlen- in der Baracke Land- und Reichstags- abgeordnete waren. Im Oktober 1935 wurde ich aus dem Lager entlassen. Meine Frau befand sich im Zuchthaus wegen Vorberei- tung zum Hochverrat. Sie hatte sich während meiner Lagerhaft politisch gegen die Nazis betätigt. Meine Frau war beauftragt worden, illegale Schrif- ten aus dem nahen Holland zu holen, und erhielt darum die Zuchthausstra- fe. Ich erfreute mich nur 3 Monate der "Freiheit" im Nazireiche. Schon im Januar 1936 wurde ich erneut verhaf- tet. Man beschuldigte mich, gegen die Nazis zu abeiten. Ich hatte die Kräfte, die noch von der SP. KP und von der SAP vorhanden waren, zusammenzu- fassen versucht. Nach einigen Wochen Haft wurde ich wieder entlassen. Im Jahre 1937 wurde ich wiederum ver- haftet, da man mich beschuldigte, in Holland gewesen zu s^in. Dort sollte ich gegen die Nazis Propaganda ge- macht haben. Nach 4 Monaten Haft wurde ich wieder entlassen. Ich wurde nun sehr scharf beobachtet. Im Oktober 1938 wurde ich wiederum verhaftet und es wurde gegen mich Anklage wegen Vorbereitung zum Hochverrat erhoben. Nach einem Jahr Untersuchungshaft wurde ich entlas- sen und von der Gestapo in das Lager Sachsenhausen gebracht. Am 28. 2. 1945 wurde ich von dort aus dem La- ger Bergen-Belsen überführt. Am 20. der Kohlenförderung in tierren damit beantworten, dass man die Nationalisierung durchführt? Oder? Wir sind im Besitz verschiedener Berichte über die Gründe für den Rückgang der Kohlenförderung. Sie stammen von Mitgliedern der SPD nicht von Kommunisten. Angesichts der lächerlichen Begründungen, die wir eben angeführt haben, ist es von grösstem Interesse, zu hören, was hier Leute sagen, die Bescheid wissen. In einem ausführlichen Artikel, den wir leider wegen Platzmangels nicht, veröffentlichen konnten, schildert Reinowski, der frühere verdiente Re dakteur der „Deutschen Nachricn ten", des Organs der internierten Deutschen in Dänemark und jetzige Chefredakteur einer Sozialdemokrat! - sehen Zeitung in Deutschland, die Zustände im Ruhrkohlengebiet und die Stimmung der Bergarbeiter, wie er sie bei einem Besuch kennen ge- lernt hat. Er war bewegt durch ihren opferbereiten Willen zur Arbeit, zur schweren und gefährlichen Arbeit des Kumpels. Aber aus seinen Unterhal- tungen ist das Folgende entscheidend und wer die Bergarbeiter aus lang- jähriger politischer Tätigkeit kennt, wird wissen, wie sehr es gerade die Denkweise der Besten unter ihnen wiedergibt: ..Was sagt ihr zur deutschen Ruhr- kohlenleitung?" „Abwarten! Der Bergmann ist miss- t^auisch geworden. Er fürchtet, dass ec wieder so werden könnte wie nach dem ersten Weltkrieg, wo man so viel von Sozialisierung gesprochen Mai 1943 wurde ich von den englischen Truppen befreit und sofort dem Kran- kenhause überwiesen. Nach meiner Genesung im Sommer 1945 ging ich sofort dazu über, die al- ten Freunde zu sammeln. Der Versuch eine einheitliche Arbeiterbewegung zu schaffen, scheiterte. Zusammenkünfte mit den Genossen der SP wurden ab- gehalten. Nachdem aber die Leitungen der beiden Parteien den Zusammen- schluss unterbanden, wurden auch; hier die beiden Parteien ins Leben ge- rufan. Ich übernahm die Leitung der KP. Doch bald erkannte ich. dass sie keine fortschrittliche Arbeiterpolitik trieb, sondern dort anknüpfte, wo sie 1S32 aufgehört hatte. Dazu kam noch eine nationale Stellungnahme, die ich unter keinen Umständen gutheissen kann. Ich erkenne immer mehr, dass es die Leitung der KP nicht ernst meint mit dem Weg mr Demokratie. Der Auffassung, dass die KP eine Po- litik treibt, die den Marx- und Engels- sehen Grundsätzen widerspricht, kann ich mich nicht mehr verschliessen. Ich bin nun alt und arbeitsunfähig. Mit meiner Frau lebe ich von einer kleinen Rente. Mein ganzes Leben ha- be ich für die Rechte der Arbeiter ge- standen. Den Ausschluss aus der KP fürchte ich nicht. Ich V in alt und ge- brechlich geworden. Doch im Bo freiungskampf der Arbeiter, denke ich, stehe ich noch meinen Mann, auch ge- gen die KP. der Westzone und doch alles beim alten gelassen hat". „Würde die Schaffensfreude stei- gen, wenn die Zechen in Allgemein- besitz übergingen?" „Ganz unbedingt". ..Ganz unbedingt!" das sagen sie alle, die schwarzen Nothelfer Deutscn- lands, die wir unter Tage begrüssen. Die Frage ist, ob die Bergherren und Direktoren wichtiger sind, die die Nationalisierung verhindern wollen, oder die Bergarbeiter, die sie fordern. Aber diese Frage ist von den Nord- amerikanern. die mit den Dollars auch tue Macht in der Hand haben, be- reits zugunsten der ersteren entschie- den worden. Der andere Bericht stammt von dem alten verdienten sozialistischen und Gewerkschaftsfunktionär Emil Samo- :ei, der — wie stets — engste Verbin- dung zu den Arbeitern hat. Er schreibt uns: „Man sieht mehr und mehr ein, dass es den Arbeitern trotz grösster An- strengungen kaum möglich ist, das gestellte Soll zu erreichen. So ist ei- ner Grube im Ruhrgebiet als Soll eine Tagesförderung von 2.627 Tonnen ge- stellt worden. Die Arbeiter haben, ob- wohl sie alles taten, das ihnen ge- stellte Soll noch nicht erreichen kön- nen. Sie kommen arbeitstäglich so etwas über 2.500 Tonnen. Welches sind die Ursachen? • Zunächst sind von dieser Beleg- schaft von 3.400 Mann nur 400 Koh- lonhauer. Dazu handelt es sich um ;:Ita verbrauchte Kräfte. In der Nazi- zeit wurde für den Militarismus alles getan und junge Bergmänner wurden DAS ANDERE DEUTSCHLAND durch Versprechungen zur Kapitula- tion bei der Wehrmacht angehalten. Da man ihnen allen für später Beam- tenstellungen versprach, verliessen sie' den Bergbau und wurden Berufssol- daten. Diese Kräfte fehlen heute als Nachwuchs im Bergbau. Die neuein- gestellten Jungbergarbeiter, die man aus allen Gegenden Deutschlands her- anholte, sind noch nicht in der Lage, das Fördersoll steigend zu beeinflus- ten. Noch sind sie als Anlernlinge für ilen Vollhauer Ballast und hindern den Vollhauer an seiner vollen Lei- stung. Während der Nazizeit hatte man Fremdarbeiter in grosser Zahl' und Kriegsgefangene im Bergbau eingestellt und diese zu Frondiensten gezwungene Menschen antreibend und prügelnd zu Höchstleistungen gezwun- gen. Auch wurde ein Raubbau an den einzelnen Flözen betrieben, den man nicht dauernd so weiter treiben konn- te. Neue Strecken müssen erschlos- sen werden, da die alten durch den Raubbau erschöpft sind. Es mangelt an Holz und sonstigen Materialien. Die Förderwagen sind verbraucht. An Schmierfetten fehlt es. Maschinen sivd reparaturbedürftig oder müssen erneuert werden. Das alles wirkt sich hindernd auf das Fördersoll aus. Dazu kommt die körperliche Verfassung der Arbeiter im allgemeinen. Durch schlechte und einseitige Ernährung schon während der Nazizeit ist der Arbeiter nicht mehr so leistungsfähig wie er es früher war. Zudem hat der Bombenkrieg und es haben auch die Kampfhandlungen im Ruhrrevier auf seinen Gesundheitszustand eingewirkt. Die Familien der Bergarbeiter leid.3 n als Normalverbraucher Not. Als F.r- rährer sieht der Bergarbeiter diese Not und kann sie nicht beseitigen. Viele Bergarbeiter nehmen das ihnen bei der Grube zugeteilte Brot mit nach Hause und geben es ihren Kin- dern. Sie selbst leiden dadurch Not und sind mithin nicht voll leistungs- fähig. Krankheiten sind die Folge der dauernden Ueberanstrengung und der Unterernährung. Hohe Zahlen von Feierschichten sind die Folge. Aber es fahren auch viel Bergarbeiter hinaus aufs Land und sorgen dafür, dass in den Haushalt die notwendigen Kar- toffeln und andere Nährmittel hin- einkommen. Das alles beeinflusst dia Förderung und das gestellte Soll kann beim besten Willen nicht erreicht werden... Die Bergarbeiter verlangen die So- zialisierung ihrer Betriebe. Sie fordern bessere Ernährung und Entlohnung. Sie fordern bessere und gesündere Wohnungen. Das alles muss man dem Bergarbeiter gewähren, wenn er wie- der zur Volleistung kommen soll. Der Nazismus hat die deutsche Wirtschaft gründlich zerstört und das Zerstörte lässt sich nicht in so kurzer Zeit wie- der aufbauen. Der Bergmann hat bis- her seine Pflicht getan und wird sie bestimmt weiter erfüllen. DAS GESICHT DER ZEIT Bevin — gentlemanlike Bevins Versuche, seine antijüdische und araberfreundliche Politik als un- parteiisch hinzustellen, rufen ein Wort in die Erinnerung zurück, das Robert Dell zur Zeit der Münchener Politik Chamberlains in „New States- man" geschrieben hat „Niemand, selbst nicht Hitler und Mussolini, ist grösserer Doppelzüngig- keit fähig als ein hochgemuter, got- tesfürchtiger englischer Gentleman". In diesem Sinne ist Bevin, der ge- treue Fortsetzer der englischen impe- rialistischen Politik und ihrer Metho- den, ein englischer Gentleman. „Nichtintervention" Der vienwöchentliche Waffenstill- stand, der Arabern und Juden aufer- legt wurde, erinnert an die spanische Nichtintervention, wenn die auch noch schlimmer war. Damals wurden Waffenlieferungen an die spanischen Republikkäjnpfer verhindert, während Kitler und Mus- solini ungescheut und in grossem Um- fang Franco unterstützen konnten. Heute ist es so, dass die Araber, ins- besondere Transjordanien und Aegyp- ten, von den Engländern reichlich mit Waffen und Flugzeugen beliefert wor- den sind. Sie haben ferner ein grosses Menschenreservoir, und in ihren aus- gedehnten Gebieten ist eine Kontrol- le darüber unmöglich, ob sie die vier Wochen zu umfassenden militärischen Vorbereitungen benutzen. Israel braucht dringend Waffen und Menschen, und eine Kontrolle über militärische Vorbereitungen ist leicht. Aber es gibt eben Unterschiede, die eine solche unterschiedliche Behand- lung nötig machen. Die spanischen Republikkämpfer waren links, es ge- hörten sogar Sozialisten und Kommu- nisten zu ihnen, während Franco zu- verlässig faschistisch war; und unter den Juden gibt es viele Sozialisten und sogar einige Kommunisten, wäh- rend die arabischen Machthaber zu- verlässig reaktionär sind. Und dann gibt es in Spanien Kupfer, Blei, Zink und Quecksilber und grosse „Interes- sen" daran, und im Mittleren Osten gibt es fabelhaft viel Petroleum. Und so müssen in beiden Fällen die Wor- te und die Handlungen in einem Wi- derspruch stehen, der wohl kaum noch überboten werden kann. Die Kirche hatte in Italien durch die Lateran- verträge, die der Vatikan im Jahre 1929 mit Mussolini schloss, so grosse Vorteile erhalten, dass Pius XI. drei Tage nach seiner Unterzeichnung sa- gen konnte: „Wir brauchten einen Mann wie diesen, den die Vorsehung uns sandte". Die Kommunisten haben durch ih- re Stimmabgabe geholfen, dass die La- teranverträge in die neue italienische Verfassung aufgenommen wurden, wodurch die Katholische Kirche Vor- rechte erhalten hat, die sich mit dem Begriff des weltlichen Staates durch- aus nicht vertragen. Die Nichtkatholi- ken müssen durch ihre Steuern die katholischen Geistlichen mit unterhal- ten; die Ehe ist unauflöslich, auch' die von Niehtkatholiken geschlossene; katholischer Religionsunterricht ist Pflichtfach. Bei den Wahlen hat die Kirche ihren ganzen Einfluss gegen die Kommunisten in die Wagschale geworfen und massgebend zur Nieder- lage der Kommunisten beigetragen. Das kommt von allzu viel Taktik. Die italienischen Wahlen werden von del Vayo in „The Na- tion" als ein Sieg der Reaktion und nicht, wie es in den meisten Kom- mentaren geschieht, der Mitte cha- rakterisiert. Er meint, dass ein grosser Teil der Reaktionäre für die Partei de Gasparis gestimmt habe, und dass der reaktionäre Flügel der Christli- chen Demokraten sich nunmehr auch gegen die gemässigt demokratischen und sozialen Absichten de Gasparis, mit Sicherheit durchsetzen werde. Die Nationalisierung werde verschleppt und dann ganz aufgegeben werden. Man könne die Reaktion nicht durch ein „bis hierher und nicht weiter!" aushalten, wenn man ihr einmal den Weg freigegeben habe. Die Hoffnun- gen auf die Sarragatsozialisten, die nur die Hälfte ihrer früheren Manda- te erhalten hätten, sei deshalb trüge- risch, da ihre Stimmen nicht benötigt würden. Die italienischen Wählen, meint del Vayo, müssten eine ernste Warnung für die Linke, insbesondere für die Kommunisten sein, ihre Politik und ihre Taktik in Einklang zu brin- gen mit den Interessen der ganzen fortschrittlichen Gesellschaft. Die Profite der amerikanischen Gesellschaften betrugen im Jahre 1939 5 Milliarden, im Jahre 1945 8,9 Milliarden und ün Jahre 1947 17 Milliarden nach Abzug der steuern. Sie sind also in den letzten zwei Jahren um 90% gestiegen. „M"-Pian und „K"-Flan Der „Manchester Guardian" meint zu dem berüchtigten „M"-Plan, der die angeblichen kommunistischen Um- sturzpläne in Deutschland enthüllte, das englische Aussenamt habe sich durch seine Leichtgläubigkeit blamiert. Den Beamten des Nachrichtendien- stes, die den Plan für echt gehalten hätten, solle man „Gelegenheit geben, ihr Glück mit dem Verfassen von De- tektivgeschichten zu versuchen". Leider haben wir bisher in der deut- schen sozialdemokratischen Presse nichts darüber gelesen, dass Schuma- cher seine Behauptung, er wisse be- stimmt, dass d,er Plan echt sei, wider- rufen öder aber zu beweisen gesucht hätte. Um den „K"-Plan, den de Gaspari als Wahlbombe benutzte, ist es eben- falls still geworden. Unsere Vermu- tung, dass es mit den „M"- und ,,K-'- Plänen nicht viel anders stehe wie mit dem gefälschten Sinowjewbrief und mit Görings Geheimdokumenten aus den Katakomben des Karl Lieb- knechthauses scheint sich zu bestäti- gn. DAS ANDERE DEUTSCHLAND ts Zensur der Katholischen Kirche Angesichts der Bestrebungen des Katholischen Episkopats einen mass- gebenden Einfluss auf die Filmpro- duktion zu gewinnen, wie sie beson- ders in den Vereinigten Staaten her- vortreten, ist es von Interesse, fest- zustellen, was für Grundsätze in dem heute massgebenden Werk „Moral- und Fastoral-Theologie" von Pater Henry Davis für den von den Bischö- fen zu verhängenden Bücher-Boykott verkündet werden: BERICHTE Die Justiz Ueber die Justiz in den Westzo- nen im Gegensatz zu der Ostzone, wo alle Nazirichter entfernt und durch schnell ausgebildete Laien ersetzt worden sind, schreibt ein deutscher Rechtsanwalt in der schweizer „Ro- ten Revue": Es ist eine schwere Belastung für die deutsche Justiz, dass diese Rich- ter, vor allem auch, dass fast sämt- liche Richter, die durch ihre Zugehö- rigkeit und ihren aktiven Einsatz für die Partei den nationalsozialistischen Terror unterstützt haben, jetzt wie- der im Amte sind. Schlimmer noch ist, aass diese Richter im allgemeinen nicht die Er- kenntnis ihrer Schuld und nicht den Wunsch nach Wiedergutmachung des begangenen Unrechts haben. Das be weist schon die Tatsache, dass die deutsche Justiz sich auch jetzt kaum bemüht hat, die von den Nationalso- zialisten begangenen schweren Verbre- chen zu sühnen und sich von sich aus auch nicht bemüht, das an den aus politischen, religiösen oder rassi- schen Gründen Verfolgten begange- ne Unrecht wiedergutzumachen. Eine innere Wandlung der Richter ist nicht zu erkennen. Ihre Autorität ist erschüttert, ihre materielle Lage ist ungünstig. Sie sind verbittert. Ihre Erbitterung rich- tet sich aber nicht gegen die Schuld und die Fehler der Vergangenheit, den Nationalsozialismus. Sie richtet sich gegen die jetzige Zeit, gegen die Kräfte, die ein neues Deutschland aufbauen wollen. Sie mögen keine Nationalsozialisten sein, sie sind aber reaktionär. Es hat schon einmal — in den Jah- ren nach dem ersten Weltkrieg die deutsche Justiz ihre Aufgabe, ei- ne demokratische Republik aufzubau- en und zu schützen, nicht erfüllt. Da- mals wurden die Morde an Rosa Lu- xemburg, Liebknecht, Rathenau, Erz- berger, Paasche und andern nicht ver- folgt. Damals wurden Beschimpfun- gen der Republik nicht oder nur un- genügend gesühnt. Der Reichskanzler Marx erklärte, dass er sich bei Be- schimpfungen von nationalistischer Seite nicht an die deutschen Gerich- te wende, weil er dort doch keinen genügenden Schutz erhalte. Damals hat die deutsche Justiz ihren Teil dazu beigetragen, die demokratische Republik zu untergraben und zu stür- zen. 1. Bücher, welche Häresien oder Schismen (d. h. andere christliche Lehren oder Kirchenspaltungen) ver- teidigen oder irgendwie die wahren Grundlagen der Religion zu untermi- nieren suchen; 2. alle Bücher, welche zu beweisen suchen, dass Ehescheidung im Falle des Ehebruchs erlaubt sei; 3. Bücher, welche irgendein katho- lisches Dogma angreifen oder lächer- lich zu machen suchen, wie die Er- Es hat den Anschein, dass sich dasselbe jetzt wiederholt. Der Kirchenrat von Holstein ist folgendermassen zusammengesetzt: 4 adlige Grossagrarier, davon 3 Pgs. 5 Grossbauern, davon 3 Pgs. l Stahl- helmer 1 Bauer, 1 Lehrer, 1 Pastor, alle Pgs. Opposition in der Arbeiterbewegung In den Zeiten der Weimarer Repu- blik haben diejenigen Kreise der so- zialistischen Arbeiterschaft, die ge- gen den antirevolutionären reformisti- schen Kurs der SPD und gegen die Organisationsprinzipien und die Pro- pagandamethoden der KPD opponier- ten, immer wieder versucht, sich in Parteien oder Gruppen zusammenzu- schließen. USP, KPO, SAP sind die bekanntesten dieser Organisationen. Heute wächst wiederum die Unzu- friedenheit mit den beiden grossen Parteien in Deutschland, und wieder- um werden Versuche zur Zusammen- fassung der Opposition gemacht. Wir erhalten die erste Nummer ei- nes zweimal monatlich erscheinenden Mitteilungsblatts der Arbeiter-Partei Württembergs, das den Namen „Der Unabhängige" trägt. In ihm wird scharfe Kritik an SPD und KPD, bezw. SED geübt. Es wird femer be- richtet, dass Bremer Genossen Füh- lung mit der neuen Gruppe aufge- nommen haben. Ferner lasen wir Be- richte über eine Oppositionsgruppe innerhalb der SPD in Hamburg, der der dortige Parteivorstand allerdings jede Bedeutung abzusprechen sucht. In der Ostzone erscheint ein illega- les Blatt unter dem Titel „Neues Be- ginnen — Blätter internationaler So- zialisten". Das Blatt wendet sich mit folgenden Worten gegen die Partei- diktatur der SPD und der SED: „Es ist bezeichnend für beide Parteien der gegenwärtigen deutschen Arbei- terbewegung, dass jede selbständige politische Diskussionsregung als ge- fährlich für die parteihierarchische Linie von den Parteimaschinen scharf beargwöhnt und schliesslich rück- sichtslos bekämpft wird. Ob es sich um die stalinistische oder reformisti- sche Richtung der deutschen Arbeiter- bewegung handelt, ob es sich gegen Pieck, Schumacher, Grotewohl rich- tet, jeder Widerstand gegen den Par- teikurs wird niedergehalten, ausge- treten, und an Faul Lobe wurde nur exemplifiziert, dass auch in der So- zialdemokratie dieselben widernatürli- schaffung des Menschen, die Erbsün- de, die Unfehlbarkeit des Papstes; 4. Bücher, die ausgesprochenermas- sen Dinge behandeln, erzählen oder iehren, die unzüchtig oder obszön sind, wie die Verteidigung der Gebur- tenkontrolle. Auf dem Index der verbotenen Bü- cher stehen unter anderm Werke von Descartes, Voltaire, Rousseau, Kant, ' Victor Hugo, Zola, Balzac, Anatole France, Maeterlinck. chen Prinzipien der „Parteidemokra- tie" herrschen wie beim Bolschewis- mus". Es wird femer gesagt, dass die Herausgabe der Zeitschrift und jede Betätigung gegen den offiziellen Kurs der SED mit grössten Gefahren ver- bunden sei, und dass die Diktatur in der SED zur Gleichgültigkeit der Mitgliedschaft führe. Heinrich Brüning beabsichtigt eine Europa- und Deutschlandreise, und dadurch erhal- ten die alten Gerüchte neue Nah- rung, die wissen wollen, dass er zur Leitung des zu bildenden westdeut- schen Staates ausersehen sei. Zweifellos bringt Brüning dafür ei- ne besondere Qualifikation mit. Er hat als getreuer Gefolgsmann Hin- denburgs und Kanzler des Front- kämpferkabinetts ein gutes Stück der Totengräberarbeit für die Weimarer Demokratie geleistet, ohne allerdings die Konsequenz der Hitlerdiktatur vorauszusehen oder zu wollen. Seine Auffassung von Demokratie ent- spricht sicherlich derjenigen der Mili- tärverwaltungen und der Q3U. Die SlFD hat seinerzeit in denkwürdigen Fraktionssitzungen gegen die Oppo- sition immer wieder beschlossen, ihn und seine antidemokrati&he Ermäch- tigungspolitik immer noch ein Stück weiter als das kleinere Uebel zu un- terstützen, bis dann das ganz grosse Uebel die Folge dieser Politik der Schwäche und Angst war. Es ist also anzunehmen, dass die SPD auch heu- te gegebenenfalls nur bescheiden und nur so lange gegen Brüning opponie- ren wird, bis sie wieder Ministerpo- sten erhält, in denen sie wie in der Weimarer Republik Machtpositionen zu besitzen glaubt, während sie in Wahrheit die bürgerliche Politik dek- ken muss. Der „muntere Seekadett", wie der sozialdemokratische Abge- ordnete Aufhäuser Treviranus nann- te, als dieser, Mitglied des Brüning- sehen Frontkabinetts, seine von des Gedankens Blässe wenig angekränkel- te nationale Politik machte, tritt wie- der auf die politische Bühne und zwar als Vermittler zwischen den amerikanischen und den deutschen „Wirtschaftsführern". Er hat also ebenfalls gute Chancen bei der Bil- dung der neuen westdeutschen Re- gierung. AUS DEUTSCHLAND DAS ANDERE DEUTSCHLAND Säuberung der Polizei Auf Anweisung des stellvertreten- den Militärgouverneurs Generalmajor Hays sollen in Bayern, Hessen und Württemberg-Baden alle Kommuni- sten aus der Polizei entfernt werden. Umgekehrt sollen in Thüringen alle Mitglieder der CDU entlassen werden. Von Hortung, Schwarzem Markt und Ideologien Wir entnehmen die folgenden Aus- führungen dem Brie! eines alten so- zialdemokratischen Funktionäle in Düsseldorf, Die meisten Menschen leben hier in den Tag hinein, reichlich damit be- schäftigt, sich Lebensmittel zu besor- gen, was verhältnismässig viel Zeit in Anspruch nimmt, da durch den re- gulären Handel nur das Allernotdürf- tigste zu beziehen ist. Sonstige Ge- brauchsgegenstände sind völlig vom offiziellen Markt verschwunden, da je- der Fabrikant, Landwirt und Kauf- mann nicht mehr gegen Reichsmarli verkaufen will und sich statt dessen bemüht, die Zeit bis zum Währungs- schnitt zu überbrücken, ohne dass vr seine Sachwerte verausgabt. - Der Tauschhandel hat direkt oder indirekt fast das gesamte Volk ergrif- fen. Letztlich wurde der Obmann dos Betriebsrats eines Duisburger Werkes zu Gefängnis verurteilt, weil er gegen Thomasmehl fünf Kühe eingetauscht hatte, deren Fleisch tinter die Beleg- schaft verteilt wurde. Diese — unge- fährt 5000 Mann — trat zugunsten des Obmanns in einen Proteststreik. Der Klassenkampf, um den es sich in Wirklichkeit bei der Warenhortung und dem Schwarzen Markt handelt, wird vollkommen verschleiert. Dem entspricht das politische und kulturelle Leben. Sozialistische For- derungen erscheinen als blosse Ideolo- gien spekulativen Denkens und re- ligiöser Gefühle, die üppig ins Kraut schiessen. Die der Wirklichkeit ent- sprechenden Theorien des dialekti- schen Materialismus in Natur und Gesellschaft gelten als wirklichkeits- fremd. Der Sozialismus fällt in die Utopie zurück, nicht erkennend, das seine theoretischen Erkenntnisse ohne den marxistischen Boden nicht vor- handen wären, bie auf russische-n Staatsgebiet entwickelte entartete Spielart des Marxismus zeigt stark nationalistische Tendenzen und ist in den imperialistischen , Strudel des machtpolitischen Kampfs so stark ein- geschaltet, dass die Befreiung der Ar- beiterklasse in ihr kaum In Erschei- nung tritt. Es Wird einiger Zeit be dürfen, ehe wir klar sehen werden und eine wirkungsvolle Taktik au! dem Boden der durch die USA be- herrschten Wirtschaft entwickeln kön nen. Schulpolitisch ist in Nordrhein- Westfalen die Führung bei der CDU Die frühere Zentrumsabgeordnet o Christine Teusch ist Kultusminister. An der konfessionellen und klassen- mässigen Spaltung des Schulwesens wird festgehalten. O. Sch. DIE BEKAEMPFUNG DE! Eine Liste von 30 subversiven Organisationen hat die amerikanische Regierung veröffentlicht. Unter ihnen befinden sich die „Freunde der Sowjetunion", das „Russisch-Amerikanische Insti- tut", die „ Liga der amerikanischen Schriftsteller" und jugoslawische Or- ganisationen. Eine tschechische Gegenregierung suchen frühere, tschechisch-slowaki- sche Abgeordnete in London ins Le- ben zu rufen. Eine Zusammenkunft von 23 Exparlamentariern hat alle Massnahmen, welche die tschechische Regierung nach dem kommunistischen Staatsstreich treffen würde, als unge- setzlich und ungültig erklärt, „Hollywood vor Gericht" heisst ein Buch, in dem über das Ver- fahren des Kongressausschusses ge- gen die angeblich kommunistischen Einflüsse im amerikanischen Film be- richtet wild. Nach einem Artikel von PEM, der im „Arg. Tageblatt" erschie- nen ist, ist es heute in USA eben so gefährlich, mit diesem Buch ertappt zu werden, wie wenn man unter Hit- ler mit Karl Marx' Kapital betroffen worden wäre. Wir haben bereits in der vorigen Nummer darauf hingewiesen, dass Thomas Mann sehr entschieden ge- gen die geradezu unglaublichen Me- thoden dieses Ausschusses Stellung genommen hat. Ebenso tut das in ei- nem Anhang des Buches Paul Hen- reid, der erklärt, die beiden promi- nentesten Befürworter dieser Metho- den seien die beiden Nazis Sylvester Viereck und Fritz Kuhn, der bekannt- lich aus einem Interniertenlager in Deutschland entfliehen konnte. Bert Brecht sagt, in Uebereinstimmung mit Thomas Mann, dass es in Deutschland ebenso begonnen, und dass es mit Hitler und dem Krieg geendet habe. Man solle sich wohl überlegen, ob man in so gefährlichen Zeiten wie der unsrigen, in der Kriege drohten, die vielleicht das Ende der Mensch- heit bedeuten würden, die Ohren vor neuen Ideen verschliessen und sie für ein Verbrechen erklären wolle. Nachdem er festgestellt hat, dass er nie Mitglied der Kommunisti- schen Partei gewesen sei, sagt Brecht: "Ich nehme an, dass man mich vorgeladen hat, weil ich in den vergangenen Jahren Gedichte ge- gen Hitler und die Nazis geschrieben habe". In dem Buch wird festgestellt, dass Hollywood restlos vor dem Erzreaktio- nären Ausschluss kapituliert hat. Die angeklagten Autoren können kein Filmbuch mehr schreiben. Ihre Na- men worden nicht mehr genannt. Diejenigen, die früher die Methoden des Ausschusses als „Hexenverfolgung" bezeichnet haben, wegen heute nicht mehr den Mund aufzutun. In Paraguay hat der blucige Diktator Morinigo den Kampf gegen den Kommunismus über- spannt. Er hat nicht nur nach be- kannten Mustern alle seine politischen KOMMUNISMUS Gegner kurzerhand zu Kommunisten erklärt und verfolgt, sondern in letz- ter Zeit auch in grossem Umfang das Vermögen solcher Gegner beschlag- nahmt. Seine Regierungsmethoden wurden schliesslich so unerträglich, dass er durch einen Staatsstreich sei- ner eigenen bisherigen Freunde abge- setzt wurde. In Vietnam haben die Franzosen gegenüber der -unter kommunistischem Einfluss ste- henden Regierung des Präsidenten Ho Chin Minh, mit der sie 1946 einen von ihnen nicht eingehaltenen Vertrag ge- schlossen hatten, eine Marionettenre- gierung gebildet. Mit dieser haben sie nun einen neuen Vertrag geschlossen, in dem sie „feierlich" die „Unabhän- gigkeit" Vietnams anerkannt haben. „Man hofft", so meldet U.P., „dass die Regierung sofort mit der Organi- sierung der Mehrheit de* Bevölkerung von Vietnam beginnen wird, um den Franzosen bei der Beendigung des Kampfes gegen die kommunistischen Parteigänger von Ho Chi Minh zu helfen". Diese Hoffnung wird allerdings trü- gen, da nach einwandfreien Berich- ten die Bevölkerung so sehr hinter der Regierung Ho Chi Minh steht, dass die Macht der Franzosen nur so weit reicht wie ihre Soldaten. Was ist Demokratie? Als Forscher und Lehrer de? politi- schen Wissenschaft habe ich Jahre lang versucht, aus dem scheinbaren und tatsächlichen Wirrwarr sowohl bei den Sozialdemokraten als bei den Mar- xisten eine klare und praktische De- finition der Demokratie nerauszu- schälen. Ohne meine eigene Ansicht darüber mitzuteilen, kann '.cn doch sagen., dass ich nicht glaube, dass je- nes Mass von Demokratie, auf welches beide Anspruch erheben, bei ihnen zu finden ist, weder in der Tschechoslo- wakei noch in England. Aber vielleicht kann die "Tribune" als ausgesprochen sozialdemokratisches Organ etwas Klarheit bringen. Der sozialdemokratische Professor Laski schrieb in der "Tribune" vom 2. Februar 1945 Folgendes: "Demokratie ist unvereinbar mit dem Privatbesitz von wichtigen Produktionsmitteln". Von diesem Standpunkt aus gesehen, gibt es in England höchstens eine zwanzigprozentige Demokratie, denn (und ich denke, dass "Tribune" mir beistimmt) achtzig Prozent wichtiger Produktionsmittel sind dort noch in Privatbesitz. Nach der heutigen "Tim.;s" sagte <1 Sozialdemokrat Mr. Crcssman, dass in der Tschechoslowakei die gan- ze organisierte Arbeiterschaft solida- risch hinter den Kommunisten stand, was diese auch immer taten. Ajxderer- s3its war es offenbar, dass seine der anderen Parteien mehr Aktionsfreiheit besass." Zweifellos wollte Hei" Cross- tnan sagen, dass den anderen Parteien c'cch ein Mitbestimmungsrecht zukam, gleichgültig ob sie eine Mehrheit be- säesen oder nicht. Es bleibt aber die unangenehme Tatsache, dass die Ar- beiterpartei weniger als die Hälfte der DAS ANDERE DEUTSCHLAND 1S im Jahre 1946 abgegebenen Stimmen erhielt, (aber ein völliges Monopol in der Besetzimg der Regierur gsstellen besitzt). Im Gegensatz zu Mr. Laski glaubt Mr. Attlee, nach seinen Ausführungen vom 3. Januar zu urteilen, dass De- mokratie wohl bestehen kanii, auch wenn Kapitalisten und Grossgrundbe- sitzer nicht enteignet wurden. Einige Sozialdemokraten würden hier sagen: Darin treten nur die demok- atischen Meinungsverschiedenhe i t e n hervor, welche eine Sozialdemokratische Par- tei zulässt." Aber, würde es nicht bes- ser sein, wenn die Sozialdemokraten, anstatt jemand ihrer Art zu verdam men, eine festere und übereinstimmen- dere Auffassung von Demokratie hät- ten? Wenn, was unwahrscheinlich ist, dieser Aufsatz veröffentlicht oder be- sprochen wird, dann erzählen Sie unK bitte nicht, dass die Tatsache, dass man in Hyde Park Dinge sa^on darf, die man in Prag und in Moskau nicht sagen kann, irgend ein B.veiß für Demokratie sei- (J. H. B. Druitt in einem Brief an "Tribune"). Mitteilungen des Deutschland-Hilfswerks Es liefen folgende Empfangsbestätigungen werden. Strich bedeutet ohne Datum). T. A. 72-6058 Paketen ein. Die Originale können bei uns jederzeit eingesehen 4£l63 Preusse, A. 16. 3. 48 6994 Reisdorf, A. 25.3 48 6146 v.Ossietzky-Heim 25.3. 48 6147 v. Össietzky-Heim 25. 3. 48 3184 Wagner, J. 1. 4. 43 6434 Volter, G. 25. 3. 43 6911 Trattner, E. 2. 4. ,48 6*90 Pillkuhn, A. 25. 3. 48 7459 Rülla, Fr. 1. 4. 48 637« Preusse, L, 6.4.48 6357 Wiegand, M. 8. 4. 43 #H540 Wilbrandt, M. 1. 4. 48 6642 Seeman, Tr. 1. 4. 48 7364 Förster, H. 1. 4. 48 7353 Iiehrich, I. 5. 4. 48 7271 Neuenhahn, H. 1. 4. 48 7219 Hein, A. 5. 4. 4L 4621 Vorsatz, E. 1. 4. 43 6741 Dauber, Dr. D, 5. 4.43 7302 Kuntsch, A. 1. 4 48 7400 Hintz, M. S. 4. 4L 6081 Oelke, A 8. 4. 48 6063 Holzwltrh, Fr, W, 8. 4. 48 6783 Kirsch, E. 8. 4. 48 7195 Haase, O. 6. 4. 43 ri56 Schweichler, E. 8. 4 48 7904 Rex, Er. 16. 4. 48 7931 Grenz, G. 15. 4. 46 7312 Gundermann, H„ 12. 4. 43 7819 Nobillng, C. 13. 4. 48 •7419 Münzer, B 12. 4. 48 *7684 •Weil, G. 9. 4, 48 «153 Weil, G. 9. 4. 43 $Ü>0 Jfthny, E 12. 4. 48 ?.402 Petzelt, ti. 12, 4. 48 8190 Ketkoraf, P. 14. .4 7997 Geschke. K 12. 4. 43 7722 Tietz-Kasche. E. 12. 4. 48 7=15 Sehramm, E 12. 4. 48 7 So 5 Petzelt. H. 12. 4. .43 7505 Bartsch, A. 12. 4, .43 7767 Rimneck, E. 12. 4. AS «131 Kutzner, E. 12. 4. 43 8108 Kriege-Klamt. W« 12. 4. .43 8109 Heinitz, G. 13. 4. ,43 8220 Wilde, E 12. 4. ,48 £077 Merz, M. 12. 4. .48 6078 Merz, E. 15. .4. .43 7898 Schmidt, M. 35. 4. .48 7629 Liebhardt, M. 12. ,4. .43 7ö0ü Sankowsky. G. 16. 4. 48 7615 Kaiesse, Gr. 14. 4. .48 7840 Pilz, Fr. 13. 4 48 6423 Stegat, O. 8449 SM, R. 13. .4, .48 2450 Lehmann, E. 14. .4. 48 6219 Luttert, H. 12. .4. ,48 8245 Rauscher, B. 12, ,4. .48 6256 Bartsch, A. 14. .4 .43 8379 Erek, W. 13. 4 43 Ruprecht, T. 13. .4 .48 7649 Wfnkelstein. Fr. 13. ,4. .48 8229 Tresemer, Ch. 12.4.48 51905 Winkler, E. 14 .4 .43 7900 E'fner, B. 14 .4.48 7660 Steinberg, I, 14 .4 .45 7420 Miliizeir, E. 13 .4 48 *136 Schiller, B. 14 .4 .48 8259 Wolff, H. 12 .4 .48 7886 Moritz, K. 13 .4 .48 8069 Riesterer, C. 13 .4.43 7989 Flege, R. 13 .4 .48 7384 F,utebach, Fam. 12 .4 .43 8130 Ziihlke, H. 14 .4 .43 7701 Klawonn. L. 15 .4.48 7893 Schmidt, G. 16 .4 .48 7806 Wolff, J. 13 .4 .48 7758 Anclam, A. 14 .4 .48 7045 Sterzel, Chr 13 .4 .48 7902 Lent, E. 14 .4 .«8 6Z75 v.Bredow, A. 14 .4 .48 8116 Meyer, Dr. P. 14 .4 .43 8-222 Kaselowski, P. 15 .4 .48 6244 Lange, Dr. H. 16 .4 .48 7713 Werner, K. 14 .4 .48 7602 Rosenfrid, B. 13 .4 .48 7509 Koch, Fr. 14.4.43 ' 7046 Dschenlfzig, O. 8266 Kuntze, Kl. 6270 Klawonn, L. E274 v.Bredow, A, 8138 Polak, G. 7821 Lenge, L. 7620 Wilke, E. 7532 Kalessc, Gr. 7033 Merz, E. 8260 Wolfs, H, 7565 Krause, M. 7967 Mihlan, H. 76 65 Weiss, G. 7634 Zuelzer, G. 7835 Herrmann, W, 7579 Karal, E. 8276 v.Bredow, A. 7029 Merz, M. 7503 Ritter, E. nsa Winkler, E. 71.30 Dopslaff, K. 7813 Wolff, H. 7799 Sankowsky, O, 8139 Rex, Fr. 8444 Anclam, A. 6423 Friedberg, B. 6469 Böder, M. s 7073 Leeper, M. 7238 Werner, K. 7*11 Förstner, G. 7694 Tietz, D. 6122 Robe, E. 8123 Dolata, W. 8418 Engel, K. 6419 Engel, K. P040 Otto, H. 6041 Fangauf, "CT., 8101 Eisenberg, J. Flohr, L. 6068 Schröder, L. 7035 Garrissen, H. ',692 Badler, H. 7694 Löwenstein, K. 7959 Bartel, L. 7808 Krause, R. *560 Lieben er, H. P262 Geisler, Gr. 8263 Krause, R. 8268 Sternberg, H. A, 7917 Schramm, E. 7552 Fischer, Tr. 7985 Mlosch, A. 7"751 Berliner, A. 7596 Kellner, M. V798 Sankowsky, G. 7553 Fischer, Tr. 6:05 Priegnitz-Pape, J„ 8443 Anclam, A. 7930 Grenz, G. 8032 Karal, E. V/B 41 Paul, Dr. J3. 7605 Volz, Dr. P. 77 85 Dunz, Prof. J. 51914 Biepschlag, E. e?7ti Mönchmeier, O. B2G1 Prang, P. 6941 Henning, Dt. H. 7807 Prang, P. 8058 Wüstenhagen, J. 8152 Przyrembel, H. 7590 Gackenheimer, Fr 7762 Rüdiger, E 7793 Bog, H. 51976 Schlochow, L. 7561 Riesterer, P. 7engcr, O. 6-310 Damus, R. 6650 Hauptmann, B. 7162 Voigt. W. 6245 Preusse, L. 14.4.48 15.4.48 15.4.48 14.4.43 13.4.48 14.4.48 13.4.48 14.4.48 15.4.48 12.4.48 12.4.43 12.4.48 13.4.48 12.4.48 13.4.43 12.4.48 14.4 48 12.4.48 12.4 49 12.4.43 12.4.4L 12.4 m 16.4.48 16.4.48 12.4.48 12.4.48 12.4.48 1.4.48 13.4.48 7.4.48 1.4.43 6.4.48 15.4.48 23.4.48 16.4.48 16.4.48 16.4.43 16.4.48 16.4.43 16.4.48 16.4.48 16.4.48 14.4.48 13.4.48 13.4.48 14.4.48 14.4.48 16.4.48 1.4.48 13.4.43 12.4.45 15.4.43 12.4.48 2.4.48 20.4.45 19.4.48 9.4.48 5.4.43 ß.4.48 4.4.18 5.4.48 3.4.48 21.4.48 21.4.48 21.4.48 21.4.48 3.5.48 19.4.49 18.4.43 19.4.48 20.4.48 19.4.46 8.4.48 16.4.48 8.4.48 24.4.48 ?6.4.^S 16.4.43 Iß.4.48 8.4.W 6405 E333 E227 7963 7t>4d 4616 7079 C063 8212 8061 762V 7675 7625 6068 6760 44SO 7110 6414 7049 7741 7556 7608 7519 8232 7953 8020 8003 6226 6355 7954 7433 7951 7544 B440 6404 7804 7892 7626 7962 7607 7547 6748 6749 6747 6746 7D4S Adam, G. Bvers, E. BaAowsltl, R. Leinlus, S. Pfeiffer, L. v.Gorden, *. Jungfer, Dr. *. Böhm, H. Stoll, J. Kolisko, P, Metsch, L. Ehrlich, E. Scheurich, L. Ehrlich, E, Bollmann, Ä, Förster, H. Jäkel, S. Schier, J. Wagner, Päd. Jecobsen, H. Cely, E. Sommerkorn, H. Pfeiffer, R. Dettmar, Chr. Thaler, G. Schäfer, J. Kölpln, W. Metsch, L. Ewerllng, G, Becker, G Schäfer, J. Busch, Dr. D, Scheller, H. Gladen, L. Sommerkoni, H. Möller, J. Döppenbecker, S. Heimerich, Dr. Grabe, M. Leinlus, X. Schmitt, M. Baas, Ii. Wüstenhagen, J. Bilstein, H. Bilstein, a. Bilstein, H. Böhm, K. 13.4.48 .13.4.48 13.4.4« 13.4.4b 13.4.48 5.4.48 3.4.43 so.4.48 19.4.48 17.4.48 19.4.48 20.4.48 22.4.46 20.4.48 20.4 43 8.4.43 «.4.48 6.4.18 17.4.48 12.4.43 10.4.4» 13.4.48 i 13.4.46 15.4.4# 12.4.48 10.4.48 13.4 42 13.4.48 10,4.4« 12.4.48 15.4.48 14.4.48 14.4.48 14.4.45 14.4.48 12.4.43 12.4.48 13.4.48 10.4.4» 15.4.43 8.4.48 8.4.4« 8.4.4« 8.4.41 8.4.4« 13.4.41 \7aco&y 'bekannt für / erstklassige «u seiet massarbeit SSsi»2$U Gele $3se 3Q0; Uaco&y SUlPÄCHA 933 / I.A. 31-7809 aZCQ ^ ranqueu fagado wS" Concesiön No. 3096 gg-5 -; Qo§ TARIFA REDUCIDA