JLi$ OTRA ALEMANIA DAS ANDERE DEUTSCHLAND o^^A^NOIDE^I^O^^^^^^^^^S^DEMOCR^^^^^^L>eamericaid^L^SUIC AUS DEM INHALT kugust Siemsen: DIE POLITIK DES MONATS Alvarez del Vayo: SPANIEN UND PALAESTINA «- EINE PARALLEL! Johannes Schumilin: SOWJETISCHE PLANUNG Pieter van Paassen: DIE VERGESSENEN ALLIIERTEN DIE ERBEN KRUPPS RENAZIF1ZIERUNG IN DEUTSCHLAND UND OESTERREICH JENSEITS DER PROPAGANDA — EiNDRUECKE VON EINER REISE Hermann Deu: KULTURNATION ODER KOLONIALVOLK DISKUSSION UEBER DIE FREIHEU DER KUNST maSBSBB ■siTTBillffiiitia ü E hl O S ' AIRES •. T U C U MAN 309 « $ 1™^ RET 1 R O "* v, HU Mi HO 17 0 t* ÖS Atteste SB 114® Deutsche ß.biic neiTl Frankfurt i>:r, M«inJ r v !/ 1^/OAi ANOlft! OIUtSCHl AND AN UNSERE FREUNDE'UND LESER Jeder, der einigermassen die Verhältnisse kennt, weiss, wie schwer und fast unmöglich es uhter den heutigen Bedingungen ist, eine Zeitschrift am Le- ben zu erhalten, die keinen grösseren Annoncenteil hat. Unser Appell an un- sere Freunde und Leser, durch Sonderbeiträge zu ermöglichen, dass D.A.D zwei- mal im Monat erscheint, hat zum Teil — aber nur zum Teil! — ein Echo gefunden, dass sich in grosszügiger Opferbereitschaft kundtat, wofür wir an dieser Stelle herzlich danken. Aber diese Extrabeiträge sind erschöpft, die Abonnementsgelder von den ausserargentinischen Beziehern gehen grössten- teils nur langsam, manchmal auch garnicht ein. Das Geld für die zahlreichen Exemplare, die nach Deutschland gehen, können wir nicht ausgezahlt be- kommen. So haben wir uns entschliessen müssen, zu einmonatlichem Erschei- nen überzugehen. D. A. D. wird nunmehr am ersten jedes Monats mit 24 statt mit bisher 16 Se!ten erscheinen. In einer monatlichen Uebersicht werden in Zukunft die wichtigsten politischen Vorgänge des vergangenen Monats kommentiert wer- den. Die alten Rubriken "Gesicht der Zeit" und "Berichte aus Deutschland" werden beibehalten und im übrigen werden noch mehr als bisher Aufsätze und Nachrichten erscheinen, die in der Tagespresse nicht zu finden sind und unsern Lesern die Möglichkeit geben, sich politisch laufend zu orientieren. Der Preis für Jahres- und Monatsabonnement bleibt unverändert. Der Preis der Einzelnummer beträgt in Zukunft 1.50 Pesos. Wir sind bei diesen Preisen auch weiterhin auf höhere Beiträge der unserer Arbeit besonders ver- bundenen Freunde angewiesen. * LA ÖTRA ALEMANIA "Das Andere Deutschland"' (fundado «4 1 4e Je nie da IN?) üatorixedo per Keeoluciön na. 214 del Ministro de] 1» terier <11 ebrll 1846 Confirmsdu per Uecreto Nr. 80.817 (• 45) 4*1 Supertor Geblerne de I* Necien. Megi*tro national de 1* Prepledad Intelec Saal Nr *8 01SH Jahresabonnement: 18.— Pesos »rrentlnos (imfora» sahlbar) Geldbeträge erbitten wii tiHeUleHlicb per Giro oaer Ben« Pestal •der Sefceek aas Sr. Juan Carl, ieeem*» *08 Bs. Aires und an unseren SUdttatüerer. »Ab ANDERE DEUTSCHLAMM 131 KEIN •uf Profit ausgehendes Gesckätiemnterneb- eea. I* lebt nur dank der üntersttttewn* «ei- ner Freunde Spendet füi den Prewefe»"1«! Sr sehe Int am 1. Jedes Monats, Bedaeel6n j Adminlstr «cloBi Iuum 31* Buenos Aires i To, des A. D. gesagten übereüi": Aus der aussenpolitischen Konstella- tion, dem Gegensatz zwischen Ost und West, weiters aus der Abwehrstellung und der Angst vor dem Kommunismus ferner aus der Rivalität der beiden führenden Parteien um die Nazistim- men, ferner aus dem Umstand, dass die Nazis in den sieben Jahren ihrer Herrschaft alles an sich gerissen ha- ben, ist es zu erklären, dass sie so bil- lig davongekommen sind und dass heute alle Vorteile in ihrer Hand lie- gen. Die Registrierung der NS nach dem Verbotsgesetz vom Jahre 1945 hat die Registrierungspflicht von mehr als einer halben Million "Oesterreichern" ergeben. Diese durften bei der Wahl zum Nationalrat im Nov. 1945 weder das passive noch das aktive Wahl- recht ausüben, wohl aber ihre Frauen und erwachsenen Kinder, die meist "unbelastet" waren (in der NS-Frauen- schaft waren die widerlichsten Nazi- furien, man hat aber die Mitglieder- schaft bei der NS-Frauenschaft für nicht registrierungspflichtig erklärt). Knapp vor den Wahlen entdeckte die Oe. V. P. ihr Herz für die kleinen Na- zis, die nur "harmlose Mitläufer" wa- ren, um auf diese Weise wenigstens die Stimmen der wahlberechtigten Fa- milienmitglieder für sich zu fangen. Dank diesem Schachzuge, dank ver- schiedenen anderen Umständen, wie dem Verhalten vieler russischen Solda- ten und Offiziere, der österreichfeind- lichen Einstellung der russischen Poli- tik, ferner der traditionell reaktionä- ren Einstellung gewisser österreichi- scher Bevölkerungsschichten, die sich an dem Krieg ganz gut bereichert hat- ten (Bauern, Geschäftsleute usw.) ging die Oe. V. P. aus dem furchtbarsten aller Zusammenbrüche als die stärk- ste Partei hervor. Allmählich machte sich ein stets steigender Einfluss zu Gunsten der Nazi geltend. Die Nazi die anfänglich nur von der Oe. V. P. protegiert wurden, wurden nun auch von der S. P. Oe. protegiert und in verhältnismässig geringem Ausmass so- gar von der K. P. Oe. Den politischen Parteien handelte es sich dabei um folgende Rechnung: Oesterreich hat 7 Millionen Einwohner, davon unge- fähr 4 Millionen Wahlberechtigte. Bei den nächsten Wahlen werden die so- genannten minderbelasteten Nazi wahl- berechtigt sein, das sind dann rund 600.000 Stimmen plus ebenso vielen Frauenstimmen. Daraus ergibt sich, dass diejenige Partei, die die Nazi- stimmen annähernd auf sich vereini- gen kann, in Verbindung mit den Stimmen ihrer Anhänger den sicheren Wahlsieg in der Tasche trägt. Daher setzte zuerst allmählich, dann immer schamloser, schliesslich fast schon mit Druck arbeitend eine immer stärker werdende Protegierung der Nazi ein, die noch durch die herrschende Kor- ruption unterstützt wird. Die Nasis ha- ben Gfcid, sie haben im Krieg, wäh- rend die anderen geschuftet und ge- blutet haben, viel verdient und verdie- nen heute noch viel, da sie ihre selb- ständigen wirtschaftlichen Stellen meist behauptet, mitunter sogar ver- größert haben. Der Grosschleichhan- del und der Schmuggel sind hier eine Domäne der Nazis. Sie verstehen ihr Geld gut zu verwenden. Dass ganze Akten oder Teile von Akten mit' bela- stenden Angaben verschwinden, ist fast schon eine Selbstverständlichkeit geworden, die niemand mehr über- rascht. Dass für sie günstige Bescheide eine Erledigung im Eiltempo erfahren, während ungünstige Sachen endlos lie- gen bleiben, ist beinahe ebenso selbst- verständlich. Die ganze Sondergesetz- gebung gegen sie wird in der prakti- schen Anwendung zu einem Verfahren für sie. Zeugen, wonach sie Juden und KZ-lern geholfen, niemandem gescha- det haben, stets aufrechte Oesterreichor waren, aus der Partei ausgetreten sind, wegen politischer Gründe ausge- schlossen, von der SS, der Gestapo verfolgt oder sonst geschädigt wur- den, finden sich in beliebiger Zahl. Belastungszeugen kann man heute nur schwer finden. In Wien haben die Na- zis, die sich vor den Russen nach We- sten abgesetzt haben, ihre Wohnun- gen mit der Einrichtung verloren; so- fern es bessere Wohnungen waren und wertvollere Möbel wurden sie meist un- ter Ausnutzung der unglücklichen Si- tuation der vertriebenen oder depor- tierten Juden erworben. Diese Um- bruchsmassnahmen wurden später im Verbotsgesetz 1947 gesetzlich geregelt. Ein Heer von Rechtsanwälte» und von Winklern mit Beziehungen kämpft nun unter Aufgebot von meist falschen Zeugen für die Rückgabe an die Na- zis. In vielen Fällen setzen sie die Rückgabe der früheren Wohnungen und Einrichtungsgegenstände durch, und es ist heute schon fast allgemei- nes Rechtsempfinden, dass ihnen mit diesen Massnahmen Unrecht geschah. Minister, hohe Beamte, Parteifunktio- näre, Korruptionäre intervenieren für die Herren Nazi. Kurz und gut sie lind wieder gänzlich rehabilitiert und ge- sellschaftsfähig geworden; im Gegen- teil, der Ist nicht gesellschaftsfähig, der gegen sie ist. So hat die Oe. V, P. im dritten Bezirk die Schamlosigkeit gehabt, den im Einspruchsverfahren entregistrierten Nazis, bevor sie noch die Verständigung von der Registrie- rungsbehhörden hatten, eine schrift- liche Verständigung mit einer Gratu- lation zukommen zu lassen. Man hat schon fast vergessen, wer an dem gan- zen Elend schuld war, hingegen haben die Begriffe "Jud" und "Halbjud" ihre frühere herabsetzende Bedeutung beibehalten. Die Situation ist jetzt so, dass die Herrn Nazi geradezu Protektionskin« der geworden sind und alle ihre An- gelegenheiten unter "sehr dringend" behandelt werden, Bezeichnend sind ein paar Berichte, die mir ein sehr hoher Beamter von seinen dienstlichen Inspektionsreisen in diesen Angelegen- heiten gegeben hat. Aus Kärnten: De? Bezirkshauptmann ist ein greisenhaf- ter, schon ausgedienter Heimwehrfa- scfaisto der vermutlich deshalb zitehfe BAS ANDIRCDEUTSCHLAN0 zur NSDAP genommen worden ist. Er figuriert nur und sein Stellvertreter ist «in "minderbelasteter" Nazi. Alle Orts- gruppenleiter der NSDAP gehen als Minderbelastete" spazieren. Ein anderer Fall: Auf einen Vorhalt des Gewährsmannes die Frage eines Beamten: "Meinen Sie denn im Ernst» dass wir das NS-Gesetz anwenden sol- len? Ich habe geglaubt, wir sollen nur vor den Alliierten so tun!" Ueber diese Zustände könnte man stundenlang erzählen. Ich habe aber jetzt genug davon. Ich glaube, Du kannst Dir jetzt vorstellen, wie einen so etwas berührt, wenn man an das Unglück zurückdenkt, das diese elende Bande über Millionen von Menschen gebracht hat. Du kannst Dir denken, wie man sich zurückhalten muss, wenn einem ein Rechtsanwalt einen Vortrag über Recht und Rechtslage hält, wenn er so einen Nazi vertritt. Du kannst Dir denken, wie es mich berührt, wenn ich sehe, wie Politiker von dem an den Nazis seit 1945 begangenen "Un- recht!" reden, während kein Mensch an die Wiedergutmachung des durch die Nazis verursachten Unrechtes denkt. .. v JENSEITS DER PROPAGANDA Eindrücke von einer Reise in die Ottzone Gegen den Versailler Vertrag ist von allen Seiten viel gelästert worden. Wie glücklich würden wir uns fühlen, wenn wir nach diesem Kriege "so gut" davongekommen wären. Von allen ma- teriellen und territorialen Eingriffen abgesehen, bildet die Aufteilung in vier Besatzungszonen doch das grösste Uebel, das einem Volk sustossen kann. Eine Flut von Propaganda —■ durch- einander und gegeneinander — über- schwemmt uns. Dabei gewinnt man den Eindruck, dass, je mehr von der (eigentlich selbstverständlichen) Ein- heit Deutschlands gesprochen und ge- schrieben wird, sie um so' gefährdeter ist. Partikulare und parteiegoistische Interessen werden mehr und mehr sichtbar, gedeckt durch die Interes- sen der jeweiligen Besatzungsmacht. Auch die Alliierten sind — mit Aus- nahme Frankreichs — für die Einheit. Damit aber dieses Ziel nicht zu schnell erreicht wird, wurde Deutschland erst einmal in 17 oder 18 Ländchen — ge- nau weiss das heute kaum jemand — aufgeteilt. Die Folse ist, dass allmäli- alles opfern müssen. Wie froh wären ter dem Rufe nach des Einheit tum- meln. Im Augenblick ist man dabei, den Eisernen Vorhang zwischen Ost und West noch dichter zu verschliessenu Ein weites Feld für Gerüchtemacher und Kriegstreiber. In diesen Tagen der Spannung fuhr ich, ausgerüstet nur mit einem Interzonenpass, nach Berlin und in die Ostzone bis Dresden. An den Kontrollen wickelte sich der Ver- kehr ruhig und höflich ab. Kein Mensch redet von Kriei'. In der russischen Zentralverwal- tung für Arbeit und Sozialfürsorge gab mir Vizepräsident Herrn eine aus- führliche Darstellung über die Ver- hältnisse in Berlin und der Ostzone auf, arbeitsrechtlichem Gebiet. Im Ge- gensatz zur britischen Zone sind in der Ostzone die einzelnen Arbeitsge- biete zentral zusammengefasst» unter- stehen also nicht den Landesregie- rungen. Sitz aller Zentralverwaltun- jjen ist Berlin. Dadurch erfolgt Pla- nung und Durchführung nach ein- heitlichen Gesichtspunkten, was nicht unwesentliche Vorteile mit sich bringt. Einen Mittelweg hat man in der ame- rikanischen Zone beschritten. Die An- ordnungen sind zwar auch hier Län- dersache. Aber durch den Länderrat, bei dem Ausschüsse für jedes Ar- beitsgebiet gebildet sind, werden die einzelnen Massnahmen aufeinander abgestimmt. Aus dem zur Verfügung stehenden Vergleichsmaterial geht un- zweifelhaft hervor, dass au£ dssz Ge- biet der Arbeitsfürsorge in der Ost- zone eifrig gearbeitet wird. Die Bevölkerung macht einen ruhi- gen, aber doch verhärmten Eindruck, und zwar im Gegensatz zum Westen in allen sozialen Schichten gleich- mässig. Das mag seinen Grund darin haben, dass es in der Ostzone keinen Schwarzen Markt gibt. Ich glaube, be- haupten zu können, dass man in der Ostzone nicht einen Teller Suppe oh- ne Marken erhält. Nicht für RM 100.-, weil jeder Gastwirt damit seine Exi- stenz aufs Spiel setzen würde. Dort gibt es nämlich keine Richter, die Grosschieber nur mit RM 1000.— (also 2—1 Pfund Butter) bestrafen. Es geht in jedem Fall ums Ganze. Aber die Landwirte, die das hohe Soll abgelie- fert haben, dürfen die freien Spitzen ?u Marktpreisen verkaufen oder er- halten notwendiges Gerät als Gegen- wert dafür. Auch das Arbeitstempo ist anders als in den Westzonen. Es teilt sich vom Büro des Ministerpräsidenten auch dem letzten Arbeiter mit. Herum- vagabundierende Jugendliche und Ek- kensteher gibt es nicht. Ja, an mann • liehen Arbeitskräften scheint Mangel zu sein, denn man sieht nur noch gut- aussehende Mädchen als Verkehrspo- lizei oder als Strassenbahnschaffne- rinnen. • Die Verpflegung ist ebenso schlecht wie in den Westzonen. Eine schwere Missernte infolge Trockenheit macht den Anschluss an die neue Ernte of- fenbar sehr schwierig. „Aber dann sind wir gerettet", sagte man mir wieder- holt. Schwierigkeiten gibt es auf fast allen Gebieten, vor allem im Bausek- tor. Trotzdem wird gebaut. Und in fast jedem Dorf sieht man einige Baustellen. Geräte sind nur ungenü- gend vorhanden, sie werden kreiswei- se oder bezirksweise den Siedlern zur Verfügung gestellt. Die Menschen füh- ren ein karges Leben, sie hoffen aber, in drei bis vier Jahren über den Berg su sein. O Jeder Industriebetrieb hilft sich, so gut er kann. Die Regierung unterstützt die Werke nach Möglichkeit, greift aber sofort dort ein, wo sich unkon- trollierte Kompensationsgeschäfte an- bahnen. Es gibt Werke, die 1946 voll demontiert waren und heute bereits wieder voll beschäftigt sind. (Die Fra- ge ist nur, wieweit die Produktion des Bevölkerung zugute kommt.) Dem Arbeiter geht es bestimmt nicht bes- ser s!s iü dsB Westzoneu* aber <§2> weiss, wie mir oft gesagt wurde, wo» für er arbeitet. Unter der Oberfläche scheiden sich die Geister. Das weiss auch das Bürgertum. Auffallend für den Beobachter aus Westdeutschland bleibt, dass offensichtlich die Bauern® schaft — wenigstens in Sachsen —1 sich mehr und mehr mit der Regie® lungspolitik abfindet. Ministerpräsi- dent Seydewitz erklärte mir, dass er kaum in Bauernversammlungen untes 2000 Personen spreche. Ich habe viele zerbombte Städte ge« sehen, wie Dortmund, Köln, Hannover, Essen, Halberstadt, Hildesheim. Aber Dresden ist ein einziger Trümmerhau- fen. Da muss man in der Innenstadt wirklich ein stehengebliebenes Haua suchen. Das waren wohl die grausig« sten Angriffe in einer Nacht. Und da» zu einer Zeit, als der Krieg militä- risch schon entschieden war und die deutschen Grenzen von Ost und West bereits erreicht waren. Genau wie Hildesheim noch am 22. März 1945 völlig zerstört wurde. Nur dags in Dresden aber Tausende von Menschen umgekommen sind. Bergeweise hat man, wie jeder jedem Fremden be- richtet, in den Anlagen die unter freiem Himmel kampierenden schlesi® sehen Flüchtlinge als Leichen abfah- ren müssen. • Die Entnazifizierung ist abgeschlos- sen. Alle Mitläufer gelten als gleich- berechtigte Bürger und können ausser in dfr Justiz und Polizei und in der höheren Ministerialbürokratie jede Stellung bekleiden. In *g. Vie- le wieder möchten gern arbeiten, fin- C'.'v. £ jc.' weder ii nve.,i , • .. n ; 11 Überhaupt eine Beschäftigung. Dies triat insbesondere Dei Aü-i-iemikeni zu. Die IRO hat deshalb Schuien ein- gerichtet, in denen zur Zeit 12;64 DP's £lch für einen andern Beruf umschu- len lassen. In den Lagern der Ud-Zone befin- den sich 54.345 Polen, 53.941 Ukrainer, 2S17 BJelo-Russen, 25.092 Litauer, 15.133 Estländer, 43.403 Letten, 4.571 Jugoslawen, 106.774 Juden und 16.017 F -.-so :-e-i ander-r Natlcnwi» Inhaber des Nansenpasses, Tschechen, Ungarn-, also ausschliesslich Angehörige ost- •tu..v;;«ilsc.ier Galionen, jj j u.'.v ver- sorgt alle DP's mit Lsbens.nl5 ein, die 1114 Kalorien aus amerikanischen Be- stunden und Massnahmen, die man euch lür den v.esten Deutschlands v, auoL'jien mochte. Wir leuen eoen im Vehlen noch vielfach in dem Glau be:i, naen uen iurchtbaren Lreiguio- kenne allea so weitergehen wie vo/ ucr Katastrophe. Ein bedenklich hv-niniunucr Best bleibt; die Methode konnte mir nirgend widerlegt wer- ten, dass von Fall zu Fall Menscher, xerscliwinden. Dabei wird au_ii vor Funktionären de." S2D nicht haltge macht. Das Lind Tatsache.!. Wenn auch von der SED dagegen Stellung genommen wird, so besteht doch kein Zweifel, dass ein erheblicher Teil der Partei diese Methode billigt und sieb ohne viel Skrupel damit abfindet Muss diese Entwicklung nicht über ci?.s Einparteiensystem zur Einheit, d. h. praktisch zur Diktatur führen? Wirtschaftlicher Fortschritt paa.L «ich mit politischer Unfreiheit! (T'intnomme.n aus .Das Andere Deutschland' Hannover;. Von Günter Fraschka ständen enthalten. Da jeder DP als Durchschnittsverpflegung aue,- 2000 Kalorien täglich erhält, muss nach Vereinbarung zwischen der amerika- nischen Militärregierung und den deutschen Regierungsstellen der restli- che Satz von 886 Kalorien ?us der deutschen Produktion entrichtet wer- den. Dafür erhalten die deutsenen Be- hörden keine Entschädigung. Als Be- gründung für die zusätzlichen Liefe- rungen wird "Folgen der 3eschlehte" angegeben. Die Fett- und Fieischzu- teilung ist' bedeutend höher, als die der deutschen Bevölkerung. Kinder bis zu zehn Jahre erhalten Fe'.t: 12,5 gr. täglich; von 10 bis 2o Jahren 21.5 gr. täglich, Schwerarbeiter 28.6 t,r. wer- dende und stillende Mütter 25 gr. Krankenhausinsassen 45 gr. und Nor- malverbraucher 12,5 gr. Im Durch- schnitt erhält jeder DP 50 Fleisch täglich. Zigaretten aus ame-ika^ischen Beständen werden in bescniänktem Masse ausgegeben. Trotz der 2000 Kalorien Kommen die DP mit ihren Lebensmitteln n?vht aus. Ein Teil von ihnen nimmt den 'Schwarzen Markt" zu Hilfe, um sich "etwas zu besorgen" Da die.ivs vBe- sorgen" Formen angenommen l.at, die über den üblichen "Kleinhandel" weit hinausgehen, haben sich die DP's bei der deutschen Bevölkerung aV.gemein unbeliebt gemacht. Die Deuts.Len wis- sen, dass nicht alle DP's "Verschlepp- te. Personen" sind, sondern vielmehr Menschen, die freiwillig nach Deutsch- land geflohen sind. Sie sehen oeshalb nicht ein, weshalb sie ihre Wohnun- gen, ihre Möbel und einen Teli ihrer Lebensmittel mit ihnen teilen müssen. Den DP's ist nach der Kapitulation Gelegenheit gegeben worden, zu re- patriieren. Die meisten taten es. Die Verbliebenen sind alle Ant;'xv:nmuni- sten- Viele von ihnen begrüben die deuts hen Soldaten als Befreier und ' setzten" sich mit ihnen ad. weil sie die anrückende Sowjetarme 2 fürchte- ten. Viele von ihnen wurden ls *'Gä- s.e des Führers" in Deutschland be- grüsst. Heute leben sie in Lagern, d^e klei- nen Städten gleichen. Sie habvn zwei Wühcchc: Auswandern oder ivu, Nie- derwerfung der Sowjetunion nieder in ihre Heimat zurückkehren. In Schu- lung sVcursm. SprashzirfceJn .?••»<• pnr'e- ven handwerklichen Unterrichtslehr •'^ * 1 Ä, iO S.5 ^ . . iC /-«II' Kunst. Viele erlernen einen neu- en Beruf, da in der Emigration ihr aller Bcruj nio.it gclra^L 1.: , Von 5.503 Letten in Esslingen sind 34 Pro- zent Akademiker.) Das kulturelle und gcis.ige Leben steht in den Baltenla- gern suf hohem Niveau. In eijene.n S-hu.cn kann das Abitur erreicht werden. Lehrkräfte. Künst.ti und Geistliche, die in Europa ru.cn Na- men haben, s'nd a/s Lehrer tfltlg. Aujh die —ulen, die in der USA-Zone am slärksiea vfrLr^tcr.« N t i >.i unter fip'1 T ' T5 r. VI T TT'" **'V Wildflecken bei Fulda, mit 10.000 Per- sonen das grösste ist. Seit der Kapitu- lation sind zehntausende wieder in ihre Heimat zurückgekehrt Denjeni- gen. die hier geblieben sind, gefällt das Nichtstun besser, vielleicht schlägt Ihnen auch das schlechte Gewissen. Ein Teil von ihnen will na'-h Austra- lien, Argentinien und Kanada. Einige sind schon nach England, Frankreich und Belgien ausgewandert. In Fortbil- dungskursen holen sie sich ias nötige Rüstzeug, um im Ausland bestehen zu können. In den Ukrainer-Lagern fä lt sofort die grossaufgemachte Antisowjet-Pro- paganda auf. Als em sowjetischer Of- fizier die Lagerinsassen zur Rückkehr bewegen wollte, nahmen sie eiue solch drohende Haltung an, dass nur unter Zuhilfenahme der M, P. Tätlichkeiten verhindert wurden. Auch die Ukrainer haben die Deutschen als Befreier empfangen. Doch bald bekamen sie die Methoden der Gäste zu spuen. In Widerstandsgruppen wurde gegen die deutsche Besatzungsmacht gekämpft, die ihnen die erhoffte Selbständigkeit nicht gab. Nun wollen sie wieder zurück in die Heimat, wenn ihr Land frei sei. Deshalb wünsche. ;h einen Krieg und glauben, dass sie durch ihn Frieden und Freiheit erlangen werden. Das Schicksal der jüdischen DP ist besonders hart. Die in der L S-Zone lebenden 106.774 polnischen, russischen und ungarischen Juden flohen vor den Häschern der SS (1939) über die De- markationslinie ins russische Okkupa- tionsgebiet. Dort wurden sie angesie- delt, dann aber, bei dem Einmarsch der Deutschen 1941 geSvh'o-.^ r nach Sibirien gebracht. Sie bewegten sich dort frei — cs war ja keine jSntile;.pe- dition —, wohnten in eigen-n Ort- schaften und waren den sowjetischen Bürgern gleichgestellt. Nach der Ka- pitulation 1945 wurden die meisten von ihnen in Ihre Stammi;i".iej repa- triiert. Die Pogrome in Polen veran- lassten sie nach Palästina auszuwan- dern, wo sie endlich eine He'ivat und Ruhe zu finden hoffen. Ihr Weg führ- te- einen Teil über Oesterreich. Ita- ■ lien und Deutschland. Infolge der un- geklärten Ein wanderungsm c glichkei- fcen nach Palästina, blieb 3in grosser Teil von i^nen in Deutschland "' än- gen". Ihre Stimmung drückte ein Rab- biner so aus: "Wir werden .-1,1 allen Mitteln, selbst den radikalstem versu- chen, endlich für uns eine I-unmat zu schaffen. Der Leidensweg in Europa ist gegangen worden, es darf uie wie- der zu solch einer Katastrophe kom- men." Für den wieder aufflackernden Antisemitismus in der Weit, a-ch in Amerika, machen die jüdischen Emi- granten zum Teil die deuts 2h*>n Frauen verantwortlich, die durch den Verkehr den Angehörigen der Be-iaisurrrs- mächte auf diese antisemitischen Hin- iiuss ausübten, uer bei einer tiii-kkehr cer Soldaten in ihre Heimat schnell verbreitet würde. Die Juden verbrin- gen ihre Zeit in Deutschland mit War- ten, Vorbereiten auf einen Beruf, flelssigent Lernen der h°biäischen S;ra-he und ausgiebigen S.hwarzhan- celsses-chäften. Ihre Verpflegung er- DAS ANDERE DEUTSCHLAND halten sie von der IRO und von der jüdischen Hilfsorganisation JOINT. Die Kinderheime, in denen elternlo- se jüdische Kinder aufgezogen werden, eind blitzsauber. Bs sind Jungen und Mädchen, deren Eltern entweder in KZ's getötet wurden oder als Partisa- nen gefallen sind. Bei einigen von ih- nen, die sich an die Zeit im KZ noch erinnern können, sind die Eindrücke für das ganze Leben nicht wegzuwi- schen, Sie werden mit Grauen an die Bett in Deutschland und Europa zu- rückdenken. Viele von ihnen s'.nd un- terernährt und leiden an den Folgen mangelhafter Pflege in den Babyjah- ren. Sie stellen aber keine Ansprüche iuf Wiedergutmachung und wollen keinen Hass und Verbitterung, son- dern so schnell als möglich nach Pa- von Hermarm Deu Nach der Durchführung der Wäh- rungsreform und der zugesagten Amerikahilfe wird Deutschland am Scheidewege seines Schicksals stehen. Entweder geben die Siegerstaaten mit dieser Hilfe auch den Weg frei zu ei- nem neuen Aufstieg als Kulturnation mit allen Rechten, Pflichten und Ver- antwortungen eines souveränen Staa- tes oder sie sanieren nur den deut- schen Gross- und Schwerkapitalis- mus zur Vorherrschaft in einem Ko, lonialland ohne eigene staatliche Selbständigkeit und europäische Gleichberechtigung. Bisher lebt 3m deutschen Volke noch die .schwache Hoffnung, dass es wieder eine Kultur- Nation werden darf, aber es ist mehr ein Abwarten klarer Entscheidungen, während eine starke Minderheit, durch viele Enttäuschungen erschüt- tert, jeden Glauben an eine deutsche Zukunft im Rahmen eines friedlichen Europas völlig verloren hat und nur noch in einem neuen Weltkrieg die Ultima ratio einer Wandlung zu se- hen vermeint. Einzelne Ansätze mit aussichtsrei- chen Perspektiven fallen ebensowenig ins Gewicht wie wohlmeinende Re- den von Staatsmännern und Politi- kern, die, abgesehen von einigen aus ehrlichem Wollen kommenden Aus- lassungen, nur als propagandistische Lippenbekenntnisse gewertet werden. Trotz seiner so oft erwiesenen politi- schen Unreife spürt das deutsche Volk den krassen Gegensatz zur Wirk, lichkeit einer Besatzungspolitik kolo- nialen Charakters. Was besagt es schon, wenn Lebens« mittellieferungen als grossmütige Lei- stung der Siegerstaaten für Deutsch- land gepriesen werden und jeder Maisdampfer von drüben einer gewis- senhaften Registrierung in der deut- schen Presse für würdig erachtet wird. Nüchtern betrachtet ist dabei doch nur festzustellen, dass wir alle schandbar hungern müssen und die deutschen Normalverbraucher lang- sam aber sicher auf dem Kirchhof landen, wenn sie keine zusätzlichen Quellen für ihre Ernährung haben. Auch der Einfältigste merkt schliess. lieh, dass sechs Jahre alter, bitter- ranziger Mais und sonst nur für Put- terzwecke verwendeter Cubazucker keine vollwertigen Lebensmittel für lästina. Sie wollen ftfr äsn Frieden arbeiten und immer daran denken, dass Verständnis, Geduld und Ach- tung der Völker untereinander Grund- pfeiler des Friedens sind. Das Problem der DP kann nur durch eine erhöhte BmigrationsmögHchkeit gelöst werden. Doch zur Zeit werden nur ledige, gesunde Männer und Frau- en von einzelnen Ländern angefordert. Verheiratete mit Kindern und alte Leute kommen zuletzt dran. Wenn ge- plant ist, noch in diesem Jahr einigen Zehntausenden ins Ausland zu verhel- fen, so ist die Tatsache erfreulich, es ist aber nur ein Tropfen auf den heis- sen Stein. Für Deutschlands Wieder- aufbau und geistige Erneuerung bringt die Belastung durch die DP's fast aus- schliesslich Nachteile. die menschliche Ernährung sind. Alles, was die Kapitalisten in den anderen Ländern als Ausschluss nicht mehr loswerden können, wandert un- ter einer nicht annähernd gerechtfer- tigten Anrechnung auf Dollarbasis in das halbverhungerte, wirtschaftlich gelähmte Deutschland, seien es nun Stoffe mit aufgedruckten Löwen und Medusenhäuptem für Abessinier und Kongoneger oder billig geramschte, In- folge Ueberproduktion nicht absetzba- re Rosinen und überlagerte, stockige Zigaretten. Die immer noch nicht abgeschlosse- ne Demontage, die Ausplünderung der Fabriken und Lager, die Vernichtimg der Wälder und die Ausbeutung der Bergwerke in Permanenz gegen Devi. sengutschriften unter Weltmarktpreis sprechen für die begreifliche Auffas- sung, dass der Morgenthausche Ver- nichtungsplan aus Konkurrenzgrün- den von einflussreichen ausländischen Wirtschaftshyänen keineswegs aufge- geben wurde. Der Glaube an die Sie- gerhilfe ist der Auffassung gewichen, dass wir kapitalistischen Konjunktur- rittern diesseits und jenseits der deut- schen Grenzen unter dem Schutz von Panzern und Kanonen als ausbeu. tungsreifes Kolonialvolk überlassen werden sollen. Bekannte Politiker auch in den Sie- gerstaaten haben bereits mehrfach warnend gegen diese Entwicklung pro- testiert, aber sie sind Prediger in der Wüste. In Deutschland aber kann man es ähnlich hundertfach hören! Was der Russe brutal fortnimmt, der Franzose unter dem Schein des Rechts kassiert, schöpft der Englän- der auf eleganter Tour mit frommem Augenaufsohlag ab. So denkt und spricht man Im Volke. Einsichtige Ausländer haben auf die allgemeine Unzufriedenheit mit der Besatzungs- wirtschaft hingewiesen, die das Anse- hen der westlichen Demokratien dis- kreditiert, der deutschen Demokratie den Todesstoss versetzt und eine Aus- Weitung der chauvinistisch-nazisti. sehen Tendenzen bewirkt. Es bleibt für den abgerissenen, des einfachsten Lebensbedarfs entbehren- den Deutschen gleich, ob die Russen deutsche Kartoffeln nach Ungarn ver- kaufen und in Ostzonenfabriken nur für sloh arbeiten lassen, ob die Englän- AtTS WIRKUNGEN DER WAEH. RUNGSREFORM IN WEST- DEUTSCHLAND Nach den vorliegenden Augenzeu- genberichten hat die Währungsre- form in den Westzonen bis Ende JuH folgende Auswirkungen gehabt: Es herrscht nicht mehr Waren« sondern Geldknappheit. In den erstell Tagen nach der Währungsreform er- schienen in den Schaufenstern der Geschäfte in reichlichen Mengen Le- bensmittel, Lederwaren etc. die mati seit Jahren auf legale Weise nicht mehr bekommen konnte. Die Bauern brachten wie früher ihre Produkte auf den Martzt. Während einzelne Artikel von der Rationierung ausgenommen wurden, bleiben die wesentlichen Le- bensmittel weiter nur auf Karte er* hältlich. Aber während früher nur ein Teil der Nationen erhältlich war, bei- steht jetzt die Gefahr, dass der Nor- malverbraucher nicht genug Geld ha#* um die ihm zustehenden und aufge* rufenen Artikel zu kaufen. Der Arbei- ter verdient 40 M. pro Woche. 01$ Kopf Blumenkohl ist überall für 1 M. zu haben. Ein Pfund Kirschen kostet 50 Pf. Guter Rheinwein 6 bis 7 M, Champagner 12 M. Der schwarze Markt ist nahezu völ- lig verschwunden. Für die Besatzunge- truppen ist daher Westdeutschland eine der teuersten Gegenden der Welt geworden. Die Restaurants haben ta den letzten Wochen 70 o'o ihres Um- satzes eingebüsst, vorwiegend frühe- re Kunden, die schwarze Mahlzeiten assen. Einzelne Gebrauchsartikel zei- gen die Tendenz, im Preis zu fallen. Rasierklingen waren zu haben und vielen von 10 auf 5 Pf. das Stück. Schuhe sind ebenfalls zu haben. Zi- garetten werden jetzt auf dem schwar- zen Markt für 10 Pf. das Stück an- geboten, während sie in den Geschäf* ten 15 Pf. kosten. Eine ähnliche Ent- wicklung wird beim Kaffee erwartet. Hart betroffen sind Rentner, Stu- denten und Personen, die nicht in re- gelmässiger Arbeit sind. Man erwar- tet. dass 50 ojo der Studenten das Studium aufgeben müssen, weil ste die Kosten nicht zahlen können. Die Arbeitslosigkeit ist bisher nicht In starkem Masse gestiegen. In der bri- tischen Zone gab es am 1. Juni 213.000, am 1. Juli 247.000 Arbeitslose. Stei- gerung um 13,7 Prozent. der ganze Hauseinrl 'ltungen für die Besatzungsmacht anfertigen und dann nach England schaffen lassen und uns unseren eigenen Schrott aus Hitlers Wahnsinnskrieg verkaufen. Man ver- anstalte eine Umfrage über die be- fohlene Fleischabgabe von 225 gr pro Kopf und Tag an die französischen Besatzungsmitglieder und deren Fami« lien, während der Deutsche 200 g« Fleisch schlechteste Qualität im gan- zen Monat beanspruchen darf. Und Ist Demokratie, dass der deutschen Volks- Vertretungen untersagt wurde, sich mit diesen an finsterste Kolonialzeiten er- innernden Zuständen zu beschäftigen? Das anfangs starke Vertrauen zu den westlichen Demokratien ist erschüttert. Nur die letzte Hoffnung auf die Ame- rikahilfe bewirkt äussere Zurückhal- tung... KULTURNATION ODER KOLONIALVOLK? HO DAS ANDER! DEUTSCHE AND DISKUSSIONS TRIB UENE Diskussion über die Freiheit der Kunst I. Dr. \nton Finkelstein — La Paz: Genosse Eichler hatte die "lakaien- haftste Art" gegeisselt, in der in Russ. land "die namhaftesten Künstler von den grössten Ignoranten öffentlich ge- schurigelt werden", sodass die Kunst dort zur "Sklavin der herrschenden Klasse" geworden sei; und er hätte zur Illustrierung des Ausdrucks "lakaien- haft" nur nocn erwähnen können, dass die geschurigelten Künstler prompt de- mütig ihre Sünden zugestanden und Besserung gelobt haben. Sie bagatelli- sieren diese Anklage, indem Sie die Ausdrucksweise Eichlers ironisieren Und den einigen russischen Musikern "erteilten Verweis" (können Sie sich Beethoven als "änger eines Ver- lreises vorstellen?) in Verbindung mit dem Befehl, künftig "volkstümliche und den Milionenmassen zugängliche Musik" zu schreiben, unter Berufung auf einen "berühmten Orchesterdiri- genten" als etwas in der Stunde höch- ster Gefahr < Russland ist immer in höchster Getahr. auch wenn es- seine Macht bis an die Elbe vorgeschoben hat um. über Polen, Rumänien, Un- garn, Jugoslawien und die Tschecho- dowakei geb' ;t) durchaus Natürli- ches erklären. Ich will nicht fragen, was der Stil einer Symphonie mit der Kriegsgefahr oder mit sonstiger aus- senpolitischer Ber' ngnis zu tun hat Und inwiefern de. musikalische Eigen- wille eines Komponisten solche Be- drängnis zu steigern geeignet ist. Ich ijaöchte nur. da Genosse Eichler den Fall der Musiker-f 'uirigelung nicht iäher geschildert hat. darlegen, um was es sich hier tatsächlich gehandelt hat. Von den gemassre gelten Musikern haben zum mindesten zwei Weltruf: Der junge, genial-eigenwillige Schosta- Itowitsch, dessen im Schützengraben vor Leningrad konzipierte Symphonie gerade auch in Tussland zunächst höchlich gelobt wurde und der heute tünfundlunlzigjätirige grosse Proko- fieff, dessen Werke längst zum festen musikalischen Besitz der Kulturwelt gehören. Künstlern slchen Formats die Richtung vorschreiben, sie zwingen, anders zu schafien, als ihnen ihr Ge- niys eingibt, heisst aber, ihnen das Rückgrat brechen. Ich brauche Ihnen, lieber Genosse Biemsen, nicht zu sagen, dass künstlerisches Schaffen etwas In- kommensurables, Irrationoles ist, dem von aussen mit Regelungsversuchen picht beizukommen ist. Und ich brau- che Sie nicht aa die Zeit zu erinnern, als kunstfremde Spiessbürger uns mit Ihren Phrasen langweilten, die immer mit den Worten "die Kunst soll" be- gannen. Die Kunst soll den Menschen erheben, sie soll das vaterländische Gefühl stärken, sie soll die Lichtseiten des Lebens behandeln und so fort in unerschöpflicher Banaiitaten. Nichts jyideres, genau die gleiche spiessbür- gerliche Anmafesung begehen heut die Sowjft-Kunstpolizisten. Sie verbieten, was sie in ihrer Ahmmgsiosigkeit for- malistische Experimente nennen — mir ipt, als hätte iah das schon einmal ge- hört, nämlich als der Lenker der Kün« ste im Dritten Reich, Herr Goebbels, Hie We|-ke von Paul Hindemith wegen Xtonalität verbot und hiervon auch durch den ehre •'• ollem. Widerstand Hurtwängk.- nicht abzubringen war. Die Musik soll den "Millionenmassen zugänglich" sein. Muss ich daran erin- nern, dass kaum jemals grosse Kunst der Masse der Zeitgenossen z jänglich war? Sie war es meist nicht einmal der Schar der musikalisch Gebildeten. Als Beethovens heute vielleicht volkstüm- lichste Symphonie, die Fünfte, in Wien erstmalig aufgeführt wurde, äusserte ein damals hochgeschätzter Musik- theoretiker: "Es fallt ihm halt nix ein, dem talentlosen Kerl!" Und nach der Aufführung von Wagners Tristan be- kannte ein so grosser Musiker wie An- ton Rubinstein: "Je n'y comprends absolument rien". Die Beispiele liessen sich beliebig vermehren. Wie nun, wenn jener wiener Musiktheoretiker, der doch immerhin ein Sachverständi- ger und von anderem Format war, als irgendein Sowjetkommissar, mit der Macht bekleidet gewesen wäre, Beet- hoven zu massregeln — dem Gott in die Schöpfung hineinzureden? Dann würden wohl auch Sie rückblickend von kulturpolitischen Greueltaten sprechen. Erwähnen möchte ich auch den Prokofieff und seinen Leidensge- fährten gemachten Vorwurf, dass sie zu "westlerisch" und nicht genügend "russisch-national", sagen wir also einfach völkisch geschrieben hätten. Ist nun solches nationalistisches Spiessbürgertum anders zu beurteilen, als im Nazireich, bloss weil seine Re- präsentanten sich Kommunisten nen- nen? Und immer wieder muss man sich einen Grossen der Vergangenheit, Beethoven oder Brahms, Bach oder Bruckner, als Objekt solcher amusi- scher Forderungen denken. Uebrigens beschränkt sich die Wirk- samkeit der sowjetischen Kunstpolizei keineswegs auf das Reich der Musik. Sie werden wissen, dass junge lyrische Dichter gleichfalls gemassregelt wur- den, weil ihre Poesie zu pessimistisch- romantisch, wohl in einer Art Wer- therstimmung gehalten war; denn die Kunst "soll" optimistisch sein (wie ipan es jetzt auch in Prag verlangt.) Ein Film nach Tolstoi's Meisterro- man Anna Karenina wurde verboten, weil der Stoff "aus bürgerlicher Sphäre" stamme. Und zum Schluss das Barbarisch-Lustigste: Bei der Lenin- grader Aufführung von Shakespeares fiamlet mussten die Worte des Hel- den, tiie das Grundmotiv der Tragödie' enthalten: "Die Zeit ist aus den Fu- gen: Schmach und Gram, dass ich zur Welt, sie einzurichten, kam", als mit dem militanten Geist der Sowjet- jugend nicht vereinbar geändert wer- den in: "Die Zeit ist aus den Fugen: Sie einzurichten, kam ich auf die Welt". Ich zitiere nach einem mit Quellenangabe versehenen Bericht des New Yorker "Aufbau". Dem tragi- schen, unter der Last der ihm aufer- legten Tat leidenden Helden 'wird die Tragik genommen, Hamlet zu einem frischen Burschen umfrisiert, der die Sache schon machen wird. Darf man auch hier nicht von einem Kultur- greuel sprechen? Ich bin sicher, verehrter Genosse Biemsen, dass wir in früherer Zeit über alles das völlig einig gewesen wä- ren. Sie wären früher niemals auch nur aum geringsten Rompromiss be- reit gewesen, wenn die Freiheit des künstlerischen Schaffens in Frage stand. Dass Sie es heute sind, bezeich- net besonders streng den uns tren- nenden Punkt. Es geht hier ucn eines der höchsten Menschenrechte, die man nicht verleugnen, an die man, wie ich glaube, nicht tasten darf, ohne die Idee des Sozialismus, mit der sie un- lösbar verbunden sind, selbst zu ver- leugnen. 2. Dr. F. M. Relfferscheidt — Cördoba: Vorkommnisse wie die hier zur De- batte stehenden sind weder von einem unbedingt pro- noch von einem unbe- dingt antisowjetischen Standpunkt aus gerecht zu beurteilen, und der Be- griff des Urteils enthält ja doch wohl die Forderung, dass Gerechtigkeit da- bei sei- Der Parteigänger des russi- schen Kommunismus wird wie aus der Pistole geschossen erklären: Nur recht so!, und der Parteigänger des bürger- lichen Antisowjetismus, dessen Vor- macht bekanntlich die USA sind, wird mindestens ebenso unbeirrt und hei- ligüberzeugt zu bedenken geben, was etwa die Genossen Eichler und Dr. Finkelstein vorgebracht haben. So steht Zeugnis gegen Zeugnis, und Ur- teil unterbleibt. Alle diese Aussagen aber, ob für oder gegen, entstammen, wie man bei näherem Zusehen ent- deckt, der Sphäre des naiven politi- schen Handelns, und davon, von diesem naiven Aktivismus, weiss man oder sollte man wenigstens wissen, dass er seinerseits korrupt!v auf das Einzelbe- wusstsein zurückwirkt und überhaupt nicht als die naturgegebene Quelle der annähernd richtigen Erkenntnis zu be- trachten ist. Wollten derartige Aussa- gen aber mehr sein als Beiträge zum ideologischen Getümmel der Zeit, was doch immerhin wünschenswert wäre, so sollten sie lieber der allein hierfür zuständigen Sphäre der Kritik oder besser noch: der kritischen Philoso- phie entstammen, welcher Goethe, der etwas davon verstand, wohlweislich die Qualität des Gewissens vorbehal- ten hat. Die erste und wichtigste Relation nun, in welcher derartige Staatsmass- nahmen gegen Künstler und Kunst- werke zu sehen sind, ist die des Klas- senkampfs, dem doch alte Sozialdemo- kraten die Lebenswirklichkeit nicht ganz absprechen werden. Und da' empfiehlt es sich also, die Gretchen- frage nach dem Verhältnis der Kunst zum Klassenkampf und der Kunst zur Philosophie zu stellen und sich bei ih- rer Beantwortung möglichst wenig von Vorurteilen leiten zu lassen. Der Klassenkampf, und natürlich nicht lediglich der von links, ist in der Tat das denkbar ungeeignetste Klima für Kunst und Künstler. Inter ärma silent Musae — wenn die Waf- fen sprechen, dann schweigen die Mu- sen — so haben die Alten bereits entschieden. In dieser Hinsicht ist dann auch die sogenannte "Innere" Emigration des Künstlers, wie sie übrigens schon Goethe zu unterneh- men beliebt hat, ein recht begreifli- cher Vorgang. Es handelt sich dabei um die individuelle Entschliessung, was gerade sein soll, Spiel und Schön- heit oder Verwirklichung der Philoso- phie durch Klassenkampf; aber die Natur des Menschen, die solche Alter- nativen nicht liebt, bringt es mich sich, dass dieser trotzdem bei jeder Gele? genheit versucht, das eine zu tun und DAS ANDKRI DEUTSCHLAND I* des andre nicht zu lassen. So wenig diese beiden also wesentlich zu verein- baren sind, so werden sie doch immer wieder zusammengebracht und gren- zen ja auch unleugbar in der politi- schen Realität aneinander, wobei sie sich bald auch schon überschneiden und vermischen. Die Philosophie ge- hört ja nun einmal zum Klassenkampf im Sinne eines Zwanges zum Erken- nen dessen, was ist und was werden soll, und der praktischen Anwendung dieser Erkenntnis. Die Kunst stellt hingegen dem Klassenkampf und der Philosophie, ohne damit auch nur im geringsten identisch zu sein, ihre wun- dertätigen Formprinzipien zur Verfü- gung und kompensiert sich dafür, in- dem sie allenfalls dem Klassenkampf ^ Motive entnimmt. Das geht sogar so- weit, dass man sagen kann: Der Künstler ist sekundär Philosoph und der Philosoph ist in ähnlicher Weise Künstler, und wo sich das einmal nicht so verhält, da leidet Kunst wie Philo- sophie. Und trotzdem und so sehr auch in jedem echten Künstler ein Dema- goge versteckt sein mag und in je- dem grossen Politiker ein heimlicher Künstler, bleiben Kunst und Politik erklärte Gegensätze, wo immer man versucht, sie synthetisch, das heisst also ausserhalb der Persönlichkeit zu- sammenzubringen. Und dies eben ver- suchen die politischen Gruppierungen, die Parteien und die Staaten auf Schritt und Tritt, die ja längst ge- merkt haben, dass ihr Publikum Ver- nunftgründen weit weniger zugänglich ist als jener einschmeichelnden oder umwerfenden Emotien, die die Kunst beizusteuern vermag. Die Idee des Trojanischen Pferdes liegt hier nahe: Im Bauche des hölzernen Gebildes sind die Männer verborgen, die der arglose Trojer selbst bei sich ein- schmuggeln wird; aber als es dann soweit ist, klingt aus dem Innern des Ungetüms Waffengedröhn. Und es ist auch nicht weiter verwunderlich, dass der Angreifer, das Proletariat, des Künstlers und seines eigentümlichen Vollbringens dringender bedarf als der Verteidiger, dem ja der Untergang schon vorbestimmt ist; abgesehen da- von, dass die bessere Sache den Künst- ler auch jederzeit stärker anzieht. Mit dem Gerede von der notwendig politischen Kunst, und dass der Künst- ler sich zu seinem eigenen Besten zu politisieren habe, ist es also gar nicht so weit her. Das ist im Grunde nur ein Funktionär-Kalkül, dem die Phi- losophie selbst das Plazet verweigert. Die Kunst wäre eher notwendig un- und antipolitisch zu nennen als das Gegenteil, und der Künstler, der es sein muss und gar keine andere Wahl hat, handelt durchaus verständig, wenn er das Forum meidet. Aber wer ist schon vom Scheitel bis zur Sohle nur Künstler und nicht auch ein biss- chen Zeitgenosse und Mitbürger? Und wer handelt schon so krämerhaft ver- ständig, wenn er mit offenen Augen durch diese Welt geht? Nein, so sehr sich Kunst und Klassenkampf auch zuwider sind, so heftig drängt es sie doch immer wieder zueinander, und das geht nun vielleicht eine Zeitlang ganz gut, aber eben nur genau so lang, bis sich die menschliche Unzulänglich- keit ins Mittel legt. Menschliche Unzu- länglichkeit ist aber natürlich ebenso sehr beim Künstler selbst wie beim Staat zu suchen, der sich anm&sst, den Künstler zu rüffeln. Aber neh- men wir ruhig an, dass sie sich in den Fällen Schostakowitsch und Pro- kofieff vorwiegend auf Seiten des Sowjetstaates und seiner Repräsen- tanten gefunden hat, was ist damit schon gewonnen? Besagt das auch nur das geringste gegen speziell diesen Staat oder gegen den Kommunismus schlechthin? Und glauben denn die Genossen, die sich darüber aufhalten, dass der bürgerliche Staat dem Künstler, der ihm in die Quere kommt, wesentlich anders begegnet? Solch ein Idealstaat müsste erst noch herbeige- schafft werden; unter den gallig und bösartig gewordenen Bürgerstaaten dieser späten Stunde sucht man ihn vergeblich. Eben kommt aus Bayern die Nachricht, dass ein Geistlicher, der den dortigen Staat hinter sich weiss, einem Filmregisseur die Hölle heisst macht, weil der angeblich die Bibel nicht ernst genommen habe. Und was ist das schon ftir ein Staat aus zwei- ter Hand, dieser bayrische Staat? Gleichwohl juckt es auch ihn, der Kunst was am Zeug zu flicken. Umso mehr muss es den Sowjetstaat dann und wann jucken, der vor dem bayri- schen doch jedenfalls das eine voraus- hat, dass er sich als Instrument nicht der biblischen, sondern der Weltge- schichte empfindet. Und dabei mag er tausendmal sachlich Unrecht haben, und wenn der Künstler, den er also rüffelt, ebensoviele Male*» Recht hat, so bedeutet das eben noch lange nicht, dass er es gleich wie Krawschenko macht und "die Freiheit wählt". Ist die Kunst schon tatsächlich dem Cä- sar tributpflichtig, wie es nach all dem doch wohl den Anschein hat, so ist es meines Erachtens immer noch besser, sie zollt der Revolution als dem Welt- shylock Kapital. Ich sehe hierbei ge- flissentlich ab von jenen so massen- haft belegbaren "Künstlernaturen", die nicht erst gerüffelt zu werden brauchen, weil sie sich ja ohnedies automatisch dem sozialen Klima ihres Landes assimilieren. Zum Schluss noch eine etwas Indis- krete Frage: Warum hassen eigent- lich viele sozialdemokratische Genos- sen dieses Sowjetrussland so inbrün- stig? Gewiss, man braucht das, was drüben und sonstwo in der Welt im Namen des Kommunismus geschieht, nicht unbedingt zu lieben; im Gegen- teil, es ist sogar besser, wenn man sich nicht vernarrt und versimpelt, angesichts solcher Erscheinungen, de- nen mit Sachlichkeit immer und mehr gedient ist als mit der landläufigen Begeisterung, woran sie ja ohnedies Ueberfluss haben. Aber sie zu hassen und mit wahrer Lust alles vorzukra-; men, was gegen sie sprechen könnte,* das braucht man doch auch nicht ge- rade. Wer eine Sache so leldenschaft-, lieh hasst, wie soll der den Verdacht" vermeiden, dass er die Gegensache tiefinnig liebt? Lassen wir das aber beiseite, so lautet die Rechnung: Wer das eine hasst, ohne das andere zu lie- ben, der bekundet damit, dass er we- der am einen noch am anderen ernst- lichen Anteil nimmt. Sollte etwa da- mit das Phänomen des unpolitischen Menschen, genauer: des unpolitischen Deutschen, beschrieben sein? Denn, nicht wahr, wir verstehen uns: Der unnolitische Mensch ist nicht unbe- dingt der, dem Politik Hekuba ist; vielmehr ist unpolitisch in diesem ris- kanten und abstossenden Sinne der Mensch, der sich als Politiker selbst im Weg ist und der folglich ohne Not- wendigkeit und innere Wahrheit poli- tisiert. 3. Karl Radek (Aus der Einleitung ZU dem Roman von Boris Pilnjak "Die Wolga Hiesst ins Kaspische Meer", 1930): Die bürgerliche Presse vergiesst Tränen über die schrecklichen Schick- sale der Sowjetliteratur. Wurde denn nicht bei hellem Tage öffentlich der Romanschriftsteller Pilnjak gestäupt wegen seines angeblich konterrevolu- tionären Romans? Nun, die Gerechtigkeit fordert, dass man den Standpunkt des Landes kennt, dessen Ereignisse man beur- teilt. Wir Sowjetmenschen sind der Mei- nung, dass die Freiheit, d. h. die glei- chen Entwicklungsbedingungen für al- les, was Menschenantlitz trägt, erst zu erkämpfen ist. Damit die Menschheit frei sich entwickeln könne, muss sie befreit werden von Not, Elend, Aus- beutung eines Menschen durch den anderen. Darum bekämpfen wir alles, was der Ausbeutung eines Menschen durch den anderen dient. Wir haben in schwerem Kampfe den Kapitalisten die Fabriken und den Grund und Bo- den entrissen, die politische Macht, wir haben sie entwaffnet. Wir haben ihnen die geistige Waffe der Schuie, der Presse, der Literatur entrissen. Wie wir es verbieten, dass sich Anhän- ger des Kapitalismus bewaffnen, wie wir sie für Bestechungsversuche ein- sperren, so erlauben wir auch keine Agitation und Propaganda des Kapi- talismus. Und wir sind der Ueberzeu- gung, dass die Literatur, Roman wie Poesie, ein mächtiges Mittel der Be- einflussung der Volksmassen ist. Wir sind der Meinung, dass auch ein gros- ses Kunstwerk wie Gift wirken kann. Wer behauptet, dass wir dadurch die Kunst herabsetzen, ist ein Narr. Wir sprechen ihr die Macht zu, Millionen zu bewegen. Zum Guten, wie zum Schlechten. Wir wollen ihr nicht er- lauben, gegen die Freiheit der Mensch- heit zu kämpfen. Die Freiheit einer menschlichen, gesellschaftlichen Funk- tion unterordnen wir dem Kampf um die Freiheit der Menschheit überhaupt. Niemals haben wir die „Freiheit der Kunst" versprochen, wie wir die Frei- heit des Waffenschmuggels, des Ko- kainhandels niemandem versprochen haben. So sind wir wilden Sowjetmen- schen, die keine Kunst an sich und darum keine abstrakte Kunstfreiheit anerkennen. Das Verbot eines Kunst- werkes, mag es noch so herrlich sein, ist bei uns Barbaren selbstverständ- lich, wenn es der Revolution schädlich ist. Die deutsche bürgerliche Presse ver- urteilt diesen Standpunkt und beweint die Geschicke der Blauen Blume un- ter dem kalten russischen Himmel. Sie ist für die Freiheit. Natürlich. Man könnte mit ihr diskutieren, wenn sie ihren Standpunkt so ernst nehmen wüide wie wir den unseren. Aber lei- der können wir es nicht tun, denn die deutschen Freiheitsschwärmer nehmen »ich seihst nicht ernst. Da lrämnftAti In Hamburg 1923 ein paar tausend Ar- beiter einen heroischen kämpf. Eine russische Schriftstellerin, Larissa Meissner, kam nach Hamburg, sam- melte die Tränen der Kinder der im Kampfe Gefallenen, die Seufzer der im «Gefängnis Schmachtenden, die Flü- che der der hohen Justiz Entkomme- nen, die Berichte über die Heldenta- ten der Heiligen Hermandad, die Schandurteile der Justiz und schrieb die Geschichte des Aufstands. Höch- stes Lob zollten dem* Buch als Kunst- werk bürgerliche Blätter. Es wurde aber nicht nur vom Reichsgericht ver- boten, sondern die höchste Justizbe- DAS G E DEMOKRATIE IN USA Zum Ausnahmegesetz gegen die Kom- ghunisten schreibt der „Aufbau": Der dem Kongress vom „Committee ©n Un-American Affairs" vorgelegte „Gesetzentwurf zur Kontrolle um- stürzlerischer Aktivitäten", die nach ihrem Autor genannte „Mündt Bill", kämpft in der falschen Richtung. Dieses Gesetz, das die Kommunisti- sche Partei in Amerika daran hin- dern will, die Regierung zu stürzen und eine totalitäre Diktatur unter ausländischer Kontrolle zu errichten, rennt offene Türen ein, zumal, wie Präsident Truman in der Vorankün- digung? seines Vetos erklärte, die be- stehenden Gesetze vollauf ausreichen, um verräterische Umtriebe, die den •Umsturz der Regierung bezwecken, der Bestrafung zuzuführen. Die grosse Schwäche des Gesetzes Hegt in den unbestimmten Definitio- nen der Begriffe „kommunistische politische Organisationen" und vor etilem „kommunistische Front-Orga- toisationen". Wird der Entwurf, wie er vorliegt, Gesetz, dann wird niemand mehr wissen, wann er durch eine Meinungsäusserung das Gesetz ver- letzt hat oder nicht. Schliesslich wird . genau das eintreten, was das Gesetz in erster Linie bekämpfen will: die Errichtung eines Polizeistaates, in dem die freie Meinungsäusserung ei- ner Einzelperson oder einer Gruppe In einer Weise gefesselt ist, die einer Aufhebung der Bill of Rights gleich- kommt. In der Vergangenheit haben reak- tionäre Personen und Organisationen wiederholt den Begriff „kommunisti- sche Front-Organisation" auf libera- le Organisationen angewendet, die sfejh für eine stärkere Demokratisie- rung der Vereinigten Staaten, etwa durch Ausmemmg der Diskriminie- rung oder den Schutz der bürgerli- chen Rechte, aber auch für Antimo- nopoI-Gesetze, bessere Wohnverhält- nisse, Preiskontrolle und gesetzliche Mindestgehälter, eingesetzt haben. Die Tatsache, dass die amerikanische Kommunistische Partei — aus wel- chen Gründen steht hier nicht zur Diskussion — oftmals liberale Geset- ae propagiert, würde es in Zukunft für Einzelpersonen und Organisatio- nen fast gefährlich machen, sich für dieselben liberalen Gesetze einzuset- zen, wollten sie nicht Gefahr laufen, als Kommunisten gebrandmarkt und den Strafverfügungen des geplanten Gesetzes ausgesetzt zu werden. hörde der deutschen Republik verur- > teilte es zum Verbrennen. Was für ein Fortschritt, dass nicht die Verfasse- rin, sondern nur die Kunstfreiheit auf dem Scheiterhaufen in Flammen auf- ging! Auer was Hamburger Auf- standslied! Russische Filme, die das Wüten und Würgen der Zarenschergen darstellen, werden von der deutschen Zensur verboten, bestenfalls wird ihr lebendiger Leib mit Zangen gezwickt und gezwackt. Deutsche Dichter, wenn sie nicht Völkerhass, sondern Klassen- hass singen, finden ihren Weg ins Ge- fängnis ohne ihn gesucht zu haben... Wer in der Literatur eine Abspiege- SICHT D Die Situation ist heute in gewissem Sinne eine Wiederholung der anti- kommunistischen Welle nach dem Er- sten Weltkrieg. Der verstorbene Se- nator William E. Borah hat damals die Lage wie folgt kommentiert: "The safeguards of our liberty are not so much in danger from those who, professing to believe in them, found inconvenient for their purpose; the former we can deal with, buth the latter, professing loyalty, either by preeept or example, undermine the very first principle of our Governe. ment and are far the more clange- rous". "New Statesman" vergleicht, das, was die Mündt-Bill über die kommunistisches Weltgefahr sagt, mit den "Protokollen der Wei- sen von Zion". Henry Wallace hat in einem Appell an die Deutsch- Amerikaner gesagt: "Den Bankiers und Generälen, die unser Land regieren, liegen die Pro- fite der Monopolkapitalisten mehr am Herzen als das Wohlergehen des ame- rikanischen Volkes, und deshalb schicken sie sich an, uns in einen katastrophalen Atomkrieg zu verwik- keln. Um ihre Dividenden zu vergros- sem, haben sie die Preiskontrolle ab- geschafft, den Mieterschutz ge- schwächt und die Inflation entfesselt. Um uns in den Krieg zu treiben, ver- suchen sie unsere Nation zu militari- sieren und unsere wichtigsten staats- bürgerlichen Rechte einzuschränken. Deutschamerikaner wissen, wohin die gegenwärtige Terrorkampagne führen muss — die Loyalitätseide, die Herro- risierung von Collegeprofessoren, Schriftstellern und Beamten und die Verleumdungen, denen jener ausge- setzt ist, der seine Stimme gegen die Kriegspolitik der Regierung erhebt. In Deutschland setzen sich unsere politischen Vertreter immer wieder über die Gewerkschaftler und andere erprobt demokratische Führer hin- weg und setzen die alten Kartellisten und Industriemagnaten, die für den jüngsten Krieg voll verantwortlich sind, wieder in Amt und Würde ein. Sie sträuben sich gegen jede wirkli- che Landreform, die die verzweifelte Lebensmittclknappheit mildern könn, te. Trotz Not und Elend des deutschen Volkes legen sie das Hauptgewicht auf den Wiederaufbau der Kriegsindustrie AS ANDERE DEUTSCHLAND lung eines x-beliebigen Erlebnisses sieht, wem gleichgültig ist, ob ein Dichter Delirien literarisch formt, Träume, oder das Leben, wem alles wirklcih ist, und wer die Kunstwerke ausschliesslich nach der Kunstform beurteilt, der wird über das gesagte die Nase rümpfen. Wir aber glauben, dass die Literatur Werk des kämpfen- den Menschen für den kämpfenden Menschen ist. Darum kommt es nicht nur darauf an, wie sie schildert, son- dern, was sie schildert, was sie sieht. ER ZEIT und nicht der Gebrauchsgüterindu- strien. Der Schleichhandel feiert- Or- gien und die arbeitenden Massen Deutschlands stehen voi dem Verhun- gern." Der Negersänger Robeson wurde vom Kongressausschuss betragt, ob er Kommunist sei. Trotz Bedro- hung mit Gefängnis wegen Missach- tung des Ausschusses verweigerte er unter Berufung auf die Verfassung die Aussage. Er erklärte aber, er ha- be seinen Sohn zur Erziehung nach Russland geschickt, dem einzigen Land, wo es völlige Gleichberechtigung der Rassen gebe. Demokratie in Frankreich Die Hoffnung, dass nach dem Ver- rat der 200 Familien und den Schänd- lichkeiten des Vichyregimes aus den Kräften der Widerstandsbewegung ein neues Frankreich * sich erheben werde, in dem die Worte "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichtkeit" aus einer abgestandenen Phrase wieder zu leben, cfiger Wirklichkeit werden würden, hat getrogen. Das kapitalistische Wirtschaftssystem blieb unangetaste.t die Kollaborationisten sind wieder sehr munter und de Gaulle wartet auf seine Gelegenheit. Aus den vielen unerfreulichen Nachrichten bringen wir folgendes: Polizei gegen verdächtige Fremde In Frankreich verhaftet jetzt eine auf alle "verdächtige Fremde" losge- lassene Polizei polnische Arbeiter, die — erstens, weil sie arme Teufel sind, und zweitens, weil die guten Bezie- hungen zu ihrem Konsulat von den guten Beziehungen zur Staatspartei ihres Landes abhängen — mit der Kommunistischen Partei sympathisie- ren, traktiert sie nach den besten Po- liseiknüppelmethoden einer nicht erst von den totalitären Ländern geschaf- fenen Tradition und verhört sie über die schwerwiegende Frage, ob sie den Marshall-Plan billigen, Die "Ermordung" Masaryks Die antisowjetische Weltöffentlich- keit hält daran fest, dass Masaryk auf Veranlassung seines Freundes Gott- wald oder auf Anstiften eines düste- ren Sendboten der Sowjetunion er- mordet wurde und verschweigt die- Tatsachen, die das Gegenteil bewei- £>611, In "Uze New Sta-testnan," bench» .......... -) B'ÄS ÄNDERE D6UTSCKI.ÄKR tet "Criticus" über seine Feststellun- gen in Prag: "Masaryk war sehr leidend, so dass er nicht schlafen konnte. Er hatte ernste persönliche Schwierigkeiten, von denen die Oeffentlichkeit nichts wusste. Er war sehr nervös wegen des Staatsstreichs, den er 'uiterstützt hat- te und unglücklich wegen der Ableh. nung durch seine alten Kolegen im Auswärtigen Amt. Geisteskrankheit gab es mehrfach in seiner Familie; häufig sprach er von seiner Angst, dass auch sein Geist zerrüttet werden könnte. Ueberzeugt aber wurde ich erst, als ich persönliche Freunde von ihm sprach, denen er tatsächlich ein paar Tage vorher Lebewohl gesagt hatte, und die über seine letzten Ver- fügungen unterrichtet waren." 40.000 Nazis gegen die indo- chinesischen Freiheitskämpfer Der Leiter der "Union Chretienne Protestante" Dekan D. Rambaüd, er- klärte bei einem Besuch in Kassel, er schätze die Zahl der deutschen Frem. tienlegionäre in Indochina auf etwa 40.000. Banditen in den Malayenstaaten Die Banditenseuche greift um sich* Auch in Britisch-Malakka müssen sie nun bekämpft werften, uncl die Arbei- beiterregierung hat im Unterhaus er- klärt, dass sie entschlossen sei, "das Uebel mit der Wurzel auszurotten und alle möglichen Mittel anzuwenden, um die Banditen zu vernichten". Der konservative Redner meinte, der Hauptzweck der Empörung sei die Zer- störung der Kautschuk- und Zinn- produktion. Man denkt unwillkürlich an den Maschinensturm der engli- schen Arbeitssklaven im Beginn des verigen Jahrhunderts, für den Lord Byron im Oberhaus weit mehr Ver- ständnis zeigte, als das heute Ar bei- terminister für die Erhebung der Ko- lonialsklaven in Hinterindien tun. Unter den getöteten Banditen be- findet sich auch ein früherer Offi- zier der antijapanischen Truppen. Und AFP meldete, dass eine roamtische Frau, die eine Abteilung der Bandi. ten führt, die "Ausrottung der Fa- schisten, Kapitalisten und Imperia- listen" als Ziel angibt. Bestürzung an der Baumwollbörse Am 8. August wird das Landwirt- scha$|sministerium von Washington aus seine Schätzung der diesjährigen Baumwollernte in der USA bekannt- geben. Aber schon jetzt herrscht Be- stürzung an der Baumwollbörse, es wird allgemein eine Rekordernte be- fürchtet. Die Preise stehen noch hoch, 31 Dollarcents pro Pfund, das ist drei- mal so hoch wie in der Vorkriegszeit, aber es sind 23,6 Millionen acres be~ pflanzt worden, das Wetter im Juli T/ar verteufelt gut. Wenn es auch im August trocken bleiben wird, ist zu befürchten, dass 14 Millionen Ballen geerntet werden in diesem Jahr, bei. nahe sovie wie im Rekordjahr 1937, Wo 18,9 Millionen Ballen geerntet wurden, die dann niemand kaufen wollte. Und wenn nicht — Gottsei- dank! — der Krieg gekommen wäre, niemand hätte gewusst, was mit den Vorräten ffl n fflif fffltwfrti 3to sem Jähr ist ein Teil des Absatzes ge- sichert durch den Marshall-Plan. Et- wa 2 Millionen Ballen gihen auf des- sen Rechnung» ins kleiderarme Euro- pa. Der inneramerikanische Umsatz aber ist im ständigen Fallen, da bei fortschreitender Inflation in USA die Leute weniger ausgeben können. In der übrigen Welt besteht zwar ein ausserordentlich starker Bedarf an Baumwolle, aber Chinesen, Inder, Ja- paner und andere Asiaten haben lei. der keine Dollars, um das gute ame- rikanische Produkt zu bezahlen. 80 bleibt denn keine andere Hoffnung als die, dass Gott doch eine Miss- ernte bescheren werde, um die ge- fährdeten Profite zu retten. Die Lotterie, in der alle gewinnen, hat De Gasperi erfunden. Der ita- lienische Regierungschef hofft, mit ihv in sieben Jahren die Wohnungs- not zu beseitigen. Der Plan, der in der nächsten Zeit vom Parlament sanktioniert werden dürfte, besteht darin, dass jeder Lohn- und Gehalts- empfänger zwangsweise in einer Lot. terie mitspielen muss, deren Einsatz ihm regelmässig vom Gehalt abgezo- gen wird. Von diesen Beträgen und den Beiträgen der Unternehmer wer- den Wohnhäuser gebaut, die jeweils am 1. Mai den glücklichen Gewinnern ausgezahlt werden. Wer nicht gewinnt, bekommt den Einsatz zurück. De Gas- peri hofft, durch diesen Zirkus, den Rot^n einen entscheidenden Schlag zu versetzen. Es gibt sogar Leute, die behaupten, es käme ihm auf diesen Schlag mehr an als auf das Häuser- bauen. Denn wer wird zu den Maima» nifestationen der Gewerkschaften lau- fen, wenns bei De Gasperi Häuser zu gewinnen gibt? Die österreichische Sozialdemokratie für christliche Erziehung Die S. P. Oe. hat folgenden Antrag im Parlament gestellt: "Die in der Oeffentlichkeit beson- ders lebhaft diskutierte Frage der re- ligiösen Erziehung ist so zu ordnen, dass der Bedeutung der Religion als Erziehungsmittel unter Wahrung des Grundsatzes der individuellen Glau- bens- und Gewissensfreiheit durch Aufnahme des -Religionsunterrichts als verbindliches Unterrichtsfach für die Pflichtschulen gebührend Rech- nung getragen wird". Das entspricht der Tatsache, dass in den Schulen Kruzifixe an der Wand hängen müssen, und dass vor dem Unterricht gebetet wird. Wer bestimmt in Palästina? Mehr als 50 ojo der erwachsenen Bürger Palästinas gehört der Histadrut, der jüdischen freien Gewerkschaft, an. Ebenso ist das Ministerium Israels mehrheitlich aus Arbeiter Vertretern zusammengesetzt: Vier Minister wer« den von der sozialistischen Mehrheits- partei gestellt. Zu ihnen gehören der Ministerpräsident David Ben Gurion und der Aussenminister Moshe Sher - tok. Zwei weitere Minister entstara» men der linkssozialistischen Arbeiter» schaft. Und als siebenter Arbeiterver® treter kommt ein Angehöriger der $*> MtiÜMÄ AJSÜMÜASSfftittBS faiZUMk Englische Meinung über Marshall* Plan: Eine Befragung, die in Eng* land durchgeführt wurde, hatte da® Ergebnis: 20 00 der Befragten hat* ten nie etwas vom Marshall-Plan ge- hört, und mehr als die Hälfte mein» te, dass es sich nur um die Gewähr rung einer Anleihe handle. Zwar be» urteilte ihn die Majorität günstig, je» doch sahen 65 oio der befragten Ar- beiter und 42 o'o des Mittelstandes ala Beweggrund für den Marshall-Plan, nicht dass Amerika Europa wirb» schaftlich helfen oder gegen dea Kommunismus schützen, sondern dass es damit Alliierte für einen künfti- gen Krieg sichern wolle. Von dem GS« danken einer West-Union hatte cUS Mehrheit nichts gehört, 5 ojo waren dagegen, während 33 o|o sich dafür aussprachen. Schliesslich glaubte die grosse Mehrzahl, dass Russland ehe* als Nordamerika den Sieg in dem jetzigen „kalten Krieg" davontrage, Wahlaussichten der Labourparty. Nach den üblichen Zeitungsnachrich- ten liegt die Meinung nahe, die La» bourparty habe derart an Sympathien verloren, dass sie die Mehrheit an die Konservativen abgeben müsste, wenn jetzt Neuwahlen durchgeführt Für» den. Darauf ist auch Chjirchills For- derung nach Auflösung des Parlamen- tes zurückzuführen. Im „Sunday Ex« press" wurde nun ausgerechnet, wie die Neuverteilung der Parlamentssitze, nach den vorliegenden Anzeichen .zu urteilen, in Wirklichkeit sein w#rde^ wenn jetzt Wahlen stattfänden: Sozialisten . « . 814 Sitze Konservative . . 277 Sitze Hinzugefügt wird noch, dass die Wah« len in Wirklichkeit wohl etwas gün- stiger für die Arbeiterpartei ausfal- len würden, da erfahrirngsgemäss die Regierungspartei bei allgemeinen Wahlen besser abschnitte als bei Er* satzwahlen, die der Beechnun*. sU» grundelagen. Internationale Solidarität. Folgende Beweise internationaler Solidarität stellt die soi» Zeitschrift „Geist tm4 Tat" unter anderem in ihrer April» nummer zusammen: AIs in England die Fettration erhöht werden solltet entspann sich in der Presse eine De» batte darüber, ob man diese Mass- nahme durchführen solle, solange ee in Deutschland noch geringere Jüa» iionen gäbe. Eine Hausfrau schrieb! „Wenn die Ration für uns nicht ge- nügend ist, dann ist das Fehlen, je» der Zuteilung doch noch viel schllm» mer. Ich bin daher der Ansicht, da<6fi die Rationserhöhung, auf die fctt mich so gefreut habe, ihnen ((d. hs den Deutschen) zugutekommen soll- te". In einer anderen Zeitungszttj schrift schlägt ein Jude vor, obwohl er Verwandte und Freunde in KZS verloren habe, man solle junge Deut- ische regelmässig nach England »UM gegenseitigen Kennen- und VersW» hen-Lernen einladen. Die amerikMafe sehen Eisenbahner forderten auf, HU ren deutschen Kollegen Kieldungs» sftücke au spenden. Diese liste Usses wmmmiäUk r—-----—> *0 DAS ANDER! DEUTSCHLAND BERICHTE AUS DEUTSCHLAND BERICHTE AUS DEUTSCHLAND .Terrormethoden In der Ostzone? Neben manchen günstigen Berich- . ten aus der Ostzone haben wir in letz- ter Zeit eine Reihe yon Briefen er. halten, aus denen hervorgeht, dass die . Menschen sich dort fürchten, ihre Meinung frei zu äussern aus Furcht vor Verhaftung; dass Verhaftete nicht .dem Richter zugetührt werden, son- dern interniert oder nach KUsslaiid abtransportiert werden; dass nach den Jahren der Hitlerdiktatur solche .Methoden als doppelt unerträglich empfunden werden. Wir registrieren diese Berichte, so wie wir positive Nachrichten aus der Ostzone gebracht haben, ohne ihr« Richtigkeit kontrollieren bu können, kennen aber ein paar der Berichter- statter als absolut zuverlässig, sicher ist, dass z. T. ein Gefühl der Unsi- cherheit und der Angst im Osten vor- handen ist. Wir sind tiberzeugt, dass das keineswegs Sympathien für die russische Besatzungsinacht und die SED hervorrufen kann. Spaltung in der Berliner Gewerkschaft? - Das zeigt sich im Ausfall der Ber- liner Gewerkschaftswahlen. Die SED- Mehrheit im Gewerkschaftsvorstand hat den Erfolg der Opposition mit der Ungültigkeitserklärung eines Teil ih- rer Mandat beantwortet. Dadurch ist eine Verschärfung der Gegensätze herbeigeführt worden, von der eine Spaltung befürchtet wird. Die Lehrer in der britischen Zone haben sich andererseits dem DGB an- geschlossen. Sie gehören Im DGB der Gewerkschaft "Erziehung, Kunst und Wissenschaft" an. Wachsende Unzufriedenheit in een Westzonen 1. Gegen die "demokratischen" Methoden der Besatzungsmächte zi- tieren wir folgende Stimmen: "Wer Demokratie will, muss such die Freiheit wollen. Wir haben ein Recht darauf zu erwarten, dass dieje- nigen, die uns Demokratie lehren wol- len, selbst deren Prinzipien respektie- ren". (Professor Dr. Schreiber CDU) *