Ca OTRA ALEMANIA DAS ANDERE DEUTSCHLAND ORCANO DE LOS ALEMANES DEMOCRATICOS DE AMERICA DEL SUR AUS DEM INHALT August Siemsen: EUROPA UND DIE SOZIAUSTISCHEN PARTEIEN DIE DEUTSCHE SOZIALDEMOKRATIE Alvarez del. Vayo: OFFENER BRIEF AN DIE ENGLISCHE ARBEITERPARTEI Hans Lehmann: WER KENNT SICH DA AUS? EIN BRITISCHER OBERST UEBER DEN BÜERGERKRIEG IN GRIECHENLAND Heinz Kraschutzki: WARUM ICH NICHT PROTESTIERTE KOMMUNISMUS IN ASIEN Hans Eisler: GESELLSCHAFTLICHE GRUNDLAGEN DER MODERNEN MUSIK ' BRIEFE AUS DEUTSCHLAND PAKETBESTAETIGUNGEN BUENOS AIRES NUMERO 172 1o. E Deutsche Bih?i*tSek |» FrenMuri »r.-. *>■■'[* PAS ANDERE DEUTSCHLAND DAS DEUTSCHTUM IN SUEDAMERIKA £ r> ff , f V Das Deutschtum in Südamerika das zum überwiegenden Teil Hitler und den Nazis Gefolgschaft geleistet hat, beginnt sich mit erstaunlicher ; Schnelligkeit von der Katastrophe zu erholen. Die Zeiten, wo die hundert- prozentigen Alldeutschen schamhaft verschwiegen, da$s sie Deutsche wa- ren und es uns antinazistisch^n "Va- terlandsverrätern" überliessen, Deut, sehe zu bleiben und das deutsche Vclk gegen übertriebene und ungerechte Beschuldigungen und Unterdrückung zu verteidigen, sind vorbei. Ueber das muntere Hervorspriessen mehr oder weniger getarnter Nazizeitschrif- ten haben wir bereits mehrfach be- richtet; und »auch darüber, dass Na- tionalismus, Antisemitismus Und Na- zigesinnung hier fröhliche Aufer- stehung -feiern. Nun fängt" man bereits an, sich durch wirtschaftliche Organisierung auf den bevorstehenden Neuen Han. delsaustausch mit den westdeutschen Zonen vorzubereiten. In Chile führt der frühere Zen- trumsabgeordnete Pablo Hesslein ei- nen energischen Kampf gegen den Versuch der Nazis, sich aufs neue als anerkannte deutsche Wirtschaftsstel- le zu etablieren. In einem Aufruf hat er zur Bildung einer Gegenorga- nisation aufgerufen. Wir wünschen Ihm bei seinem Kampf viel Erfolg, müssen aber bei der reaktionären Ent- wicklung in Amerika und in West, deutschland seine Chancen mit eini- ger Skepsis beurteilen. In Brasilien scheint es kei- ne Gegenaktion zu geben. Dort ist in Sao Paulo eine deutsch-brasilia. nische Handelskammer geschaffen worden, in der bewährte Nazis den Haupteinfluss haben. Die "Deut- schen Nachrichten" in Sao Paulo schreiben, dass zu diesen alteingeses- senen deutschen Kreisen auch die neu emigrierten gestossen seien, die erkannt hätten, dass nur in gemein, samer Arbeit etwas Erspriessliches ge- leistet werden könne. Sicherlich wür- den auch andere Kreise, die sich zur Zeit noch aus verständlichem Groll fernhielten, hinzustossefi, um eine Ge- meinschaft zu stärken, "die unabhän. gig von allen Rassenfragen und poli- tischen Gegensätzen nur das Ziel ver- folgt, positive Arbeit zu leisten und zu ihrem Teile zum allgemeinen Wieder- aufbau beizutragen". — Das heisst in schlichtes Deutsch übersetzen: um Profite zu machen. "Das Andere Deutsch, land" ist so unbelehrbar, dass es wieder mal die Zeichen der Zeit nicht versteht. Oder nur allzu- gut versteht? Wir wollen keinerlei Gemeinschaft "unabhängig von allen Rassenfragen und politischen Gegensätzen" mit den Menschen, die auf der Seite der Ver- brecher standen, die unsere Freunde und Genossen gefoltert und ermordet und die Deutschland ruiniert und das deutsche Volk und Europa ins furcht- barste Unglück gestürzt haben. Sie haben um so grössere Schuld auf sich geladen, als sie hier in Südamerika nicht von Konzentrationslagern und . Folterungen bedroht waren, wie ein '«der» der in Deutschland dem Nsui- regime entgegentrat eder es zu kriti. sieren wagte. Die neue "Volksgemeinschaft" reicht aber schon weiter bis in Kreise, von denen es nicht ohn? weiteres zu vermuten war. Die Freie Deutsche Bühne in Buenos Aires, die "frei", d.h. antinazistisch war, sucht ebenfalls Fühlung nach der na- zistischen Seite. Das zeigte sich be- reits in der Uebernahme früherer Schauspieler der Ney-Bühqe, die — wenn wir recht unterrichtet sind — dann doch in ihrer Unabhängigkeit "von allen Rassenfragen und politi. sehen Gegensätzen" nicht so weit gin- gen, dass sie sich bereit gefunden hätten, in Zuckmayers "Des Teufels General" njitzuspielen. Jetzt aber kennt der Ausschuss der in der Bil- dung begriffenen "Vereinigung der Freunde der Freien Deutschen Büh- ne" wie einst Kaiser Wilhelm keine Parteien mehr, er kennt nur noch Deutschsprechende. Er ruft zum Ein. tritt in "die grosse, alle umfassen- de Kulturgemeinschaft am Rio de la Plata" auf. Wir haben früher von berufener Seite der F. D. B. scharfe und schärfste Töne gegen die Künstler ge- LA OTRA ALEMANIA "Das Andere Deutschland" (fundado ei 1 de junic de 1937) Autorizado pot Resolution n« 214 de) Ministro dei in« terior (11 abril 11146 Confirroado poi Oecreto Nr. 20 tili (6 sept, 45) del Superioi Gobierno de I» Naciön, Refistro national de la Propicdatl Intelec- tual Nr 23 0123 Jahresabonnement: 18.— Pesos argentinos (imvoraus zahlbar) Geldbeträge erbitten wir ausschliesslich per Giro oaer Bono Postal oder Scheck auf Sr. Juan Carl, Tnriimän 300. Bs. Aires lind an unseren StadtKarVierer. DAS ANDERE DEUTSCHLAND IS1 KEIN auf Profit ausgehendes Geschäftsunterneb- men. Es lebt nur dank der Unterstützung ^ei- ner Freunde Spendet fiii den pressefondsl Erscheint am 1. jedes Monats. Redaction y Administr «clon: Tucuman 809 Buenos Aires IT «A 31.7264) * Einzelnummer 1.50 VERTRETUNG DES D. A. D. IN DEUTSCHLAND: Gebrüder WETZLAR St. Annagasse l Ks Idelberg Postscheckkonto Karlsruhe 514U» hört, die Nazis oder Mitläufer der Nazis waren. "Die Menschen sind Vergessmaschinen", sagt Henri Bar- busse in seinem Antikriegsroman "Le Leu". Sollte man sowas nicht sterilisieren? Nachdem wir bereits vier Stunden im Regen gestanden hatten, um unse. re letzten* R?ichsmarkbeträge ord- nungsgemäss abzuliefern, war die Stimmung zu einem unverblümten Meinungsaustausch reif. Er wurde hauptsächlich von den Frauen vorge- nommen. "Die Juden brauchen nicht anzu- stehen." "Dafür kriegen sie aber mehr." "Rausschmeissen sollte man sie, die Sau-Ausländer." Da man sich über diesen Punkt völlig einig war, erlosch das Gespräch; es herrschte eine regenfeuchte Lan- geweile. Ein Jeep der Militärpoli^ei sorgte für Abwechslung und Anregung. Er bremste' an der Strassenecke, einem dort stehenden Gl. wurden die Pa. piere zwecks Kontrolle abverlangt. Siehe da, irgend etwas stimmte nicht mit diesen Papieren. "Den werdns abführn." "Wie der dasteht; so hätten die unsrigen a mal vor einem Vorgesetz- ten dastehn sollen." "Die Händ hat er in den Taschen." "Kratzen tut er sich auch." "Und rauchen." "Das sind schon Lackl, da haben die unsern aber mehr Schmiss ge- habt." "Gott sei Dank." Der Jeep entführt den amerika- nischen Soldaten. Die Frauen sind befriedigt: "Denen tät allen unser Kommiss einmal gut." Wiederum herrscht völlige Ueber, e instimmung, und glückliche Erinne- rungen werden über den deutschen Militarismus zwischen Frauen ausge- tauscht, deren einige noch Män. ner und Söhne in russischer Gefan- genschaft haben. Wenn wir sie mit ihren eigenen Ideen unschädlich machen könnten, dann sollte man sie sterilisieren. In ihrer , Dummheit keimt es weiter: sie wollen und kön- nen nichts anderes sein als Mütter zu. künftiger Militaristen. (Aus der Zeitschrift "Der Ruf") EIN BRIEF AUS INNSBRUCK Durch unseren gemeinsamen Freund Dr. Hugo Kramer.Genf auf Ihr vor- zügliches Blatt aufmerksam gemacht, ersuche ich Sie, mir dasselbe laufend zuzusenden und mir auch ältere Jahr- gänge oder Nummern zukommen zu lassen, wenn solche noch vorrätig. Es ist wirklich erfrischend und er- .mutigend, bei. den heutigen Zustän- den im Lager des Linien_Sozialismus, ein so offenes und überzeugend gelei- tetes Blatt, sowie eine Gemeinschaft in der Welt zu wissen wie die der Freunde des "Anderen Deutschland". Es würde mich freuen, Ihre Un- terstützung auch in unserem Lande zu wissen, da gerade in Oesterreich heute ein parteioffizieller Kurs gefah- ren wird, der den sozialistischen Ge. danken mit der allergrössten Gefahr bedroht, wenn nicht bald abgebremst wird. Lassen Sie mich'noch betonen, dass die Rubrik "Diskussionstribüne" ganz hervorragend und instruktiv geführt wird, und dass ich mich gern daran beteiligen möchte. J. E. DAS ANDER! DEUTSCH Europa und die sozialistischen Parteien im Ringen zwischen Ost und West KAMPfOBJEKT EUROPA Vor wenigen Jahrzehneten noch der massgebende Erdteil, ist das durch zwei Weltkriege furchtbar mit- genommene und zerrüttete Europa heute Kampfobjekt in dem ' erdum- spannenden Ringen zwischen der Sowjetunion und den Vereinigten Staaten von Amerika. In der Zeit der Weltwirtschaft, die dringend den Zusammenschluss zu grössten politischen Einheiten erfor. derte, ist Europa ein geographischer Begriff geblieben, ohne zu einem po- litischen zu werden, und das vorläu- fige Resultat des Kampfes um Euro- pa ist seine Zerreissung in einen un- ter der Führung der Sowjetunion ziemlich fest zusammengefügten öst- lichen Teil und in einen westlichen, in dem die politische und wirtschaft- liche Zusammenfassung bisher nicht gelungen ist. Von diesem westlichen Europa- soll hier die Rede sein. Nach Lage der Dinge würde West- europa — auf sich gestellt — bereits in den Machtbereich der Sowjet- union gefallen sein. Das Resultat dieser Einbeziehung wäre die Eini- gung Europas in der Form Vereinig, ter Sowjetrepubliken unter dem maas- gebenden Einfluss Russlands. Viel, leicht würde England, gestützt auf seine zwar sehr geschwächte, aber immer noch vorhandene Weltstellung zunächst ausserhalb bleiben können. Aber auch dann wäre das Riesenge- biet von Wladiwostok bis Lissabon mit seinem unerschöpflichen Kraftre. servoir und seinem sich ergänzenden industriellen und agrarischen Mög- lichkeiten einer gewaltigen planwirt. schaftlichen Aufwärtsentwicklung si- cher. Diese Form des europäischen Zu- sammenschlusses würde darüber hin- aus der Sowjetunion die dominieren- de Stellung in Asien und damit in der Welt verschaffen. Der Anschluss Westeuropas mit sei- ner trotz der furchtbaren Wirkungen der Naziherrschaft und der Kriege geistig und politisch relativ hochent- wickelten Arbeiterschaft und die end- gültige Sicherung der Sowjetunion und des sozialistischen Aufbaus vor den Vernichtungsplänen des Weltka- pitalismua müssten tiefgehende Rück. Wirkungen auf das, System und die Methoden der sowjetischen Welt ha- ben. Es würde in der von Marx und Engels vorausgesagten Weise der Ab- bau der Diktatur und ihre allmäh- liche Ersetzung durch die herrsahafts. lose kommunistische Gemeinschaft, d.h. durch die erste wirkliche Demo- kratie, erfolgen. Diese Entwicklung zu verhindern, ist das ausgesprochene Ziel der Ver- einigten Staaten. Da es sich hier um eine Frage von Tod und Leben für den amerikanischen Monopolkapita- lismus und Imperialismus handelt, ist Amerika gewillt — und es bereitet sieh fieberhaft darauf vor —, die Sowjetunion mit Hilfe ihres Wirt. Schafts- und Kriegspotentials, insbe- sondere mit Hilfe des Vorsprungs, den es mit der Atomwaffe besitzt, zu er- ledigen, ehe es zu spät ist. Dafür ist Westeuropa unentbehr. lieh. Zum mindesten können di# V. St. dieses Ziel nicht erreiohen, von August Siemsen wenn Westeuropa der Sowjetunion zufällt und damit in gefährlicher Wei- se an Amerika heranrückt. Dieser Situation und diesem — z.B. von Lippmann, aber auch von of- fiziellen Stellen mit aller nur wün- schenswerten Deutlichkeit ausgespro. chenen — Ziel dient der Versuch der Wiederherstellung Westeuropas mit Anschluss des westlichen Deutsch- land und seines Ausbaus zu einer Bastion gegen die Sowjetunion. Das Mittel dazu ist der Marsballplan. Westeuropäische Schwierigkeiten Die Durchführung dieser Aufgabe ist ausserordentlich schwierig. Zu- nächst ist der offene Widerstand der Sowjetunion, der ftn Kampf um Ber. lin dramatische Formen angenommen hat, und der kommunistischen Par- teien, die in Frankreich und Italien die grosse Mehrheit der Arbeiter- schaft hinter sich haben, zu überwin. den. Ferner konnten bisher die Ge- gensätze zwischen den westeuropä- ischen Staaten nicht zu einem befrie. digenden Ausgleich gebrächt werden. England will oder kann mit Rücksicht auf seine Dominien und Kolonien nicht in Europa aufgehen und wider- setzt sich zu enger europäischer Bin- dung. Frankreich sucht seine vorherr- schende wirtschaftliche und politi- sche Stellung innerhalb Westeuropas nach Möglichkeit zurückzugewinnen und besteht auf der dauernden Nie- derhaltung Deutschlands. Beide (Erik Noelting, der sozialdemokratische Wirtschaftsminister von Nordrhein - Westfalen hat im Juli erklärt, dass im britischen Sektor noch immer der "Stumpfsinn der Bajonette" herrsche) suchen durch Demontagen—die Fran- zosen geradezu durch Raub — die deutsche Konkurrenz weiterhin lahm- zulegen oder zu erschweren, während Amerika der Ueberzeugung ist, dass nur ein wirtschaftlich einigermassen gesundetes Deutschland die ihm zuge. dachte Rolle im antisowjetischen Westeuropa spielen kann. Zu diesen innereuropäischen Schwierigkeiten, um nur die wichtig- sten zu nennen, kommt als grösste die ungeheuer schwierige wirtschaftliche Situation. Hatte nach dem ersten Weltkrieg bereits das Ausscheiden der Sowjetunion schwerste Folgen für die europäische Wirtschaft, so fällt heute infolge des Weltgegensatzes der .ganze europäische, sich Industrialisie- rende Osten zum grössten Teil für die europäischen Exporte aus. Anjde. rerseits werden die Vereinigten Staa- ten, die nur durch ihre gigantische Kriegsrüstung bisher die drohende , Krise vermeiden konnten, immer stärker zur Steigerung ihrer Exporte genötigt und erschweren dadurch die notwendige Steigerung des europäi- schen Exports. Endlich bedeuten die nationalen Befreiungskämpfe der Kolonialvölker gegen die europäischen Kolonialmächte eine weitere grosse Erschwerung für den wirtschaftlichen Wiederaufbau Europas. Wie ernst die wirtschaftliche Si. tuation ist, ergibt sich aus Ziffern des offiziellen Berichts, der darüber kürzlich erstattet worden ist und den UN vorliegt. Danach muss der Export Westeuropas im Vergleich zu 1938 um 50 Prozent gesteigert oder der Import um 36 Prozent vermindert werden, um das alte Lebensniveau aufrecht zu erhalten. Im Vergleich zu dem vergangenen Jahr lauten die entpre- chenden Zahlen sogar 114 und 53 Pro- zent. Wir wiederholen angesichts dieser geradezu furchtbaren statistischen Zahlen unsere alte Feststellung, dass ein Wiederaufbau Westeuropas nur durch die Schaffung der Vereinigten Sozialistischen Staaten Westeuropas, durch eine eurcÜp&ische sozialistische Planwirtschaft und durch enge Zu. sammenarbeit mit Osteuropa und der Sowjetunion möglich ist. Amerikarilsehe Methoden Eben diese, einzig mögliche Form iLA ULTIMA CHANCE? Las negociaciones que, desde hace largas gemanas tuvleron lugar entre los representantes de las potencias occidentales y el goMerno so- vi£tico, y en las cuales los aliados de la segunda guerra mundial trata- ron de llegar a un acuerdo sobre el adversario vencldo, ran llegado a un punto muerto. La ultima chance que queda. es la Asämblea General de las Nacio- nes Unidas, a la cual se piensa someter el litigio. Pero ya que las grandea potencias ejercen una influencia aforumadora en la U. N- es poco pro- bable que en Paris tendria exito lo que fracaso en, Moscti y en Berlin. Ya se ha hablado en el mismo seno de la entidad mundial, de que la U. N. se pueda transformar en un bloque de nacioties occidentales, del cual seria exeluido o se excluirla la Uniön Soviätica y los satälites. Mal augurio, indudablemente, para una soluciön pacifica del conflicto sobre Berlin y sobre Alemania. Y como si todo ello fuera poco, de todas partes del mundo vienen noticias que evidencian que es cada vez mäs hondo el abismo que separa las dos grandes potencias, cuyos intereses c hoc an tanto en Asla, como en Africa y hasta en las regiones desoladas del Artioo. Aün en el caso de llegarse a un entendimiento sobre el bloqueo de Berlin, quedarian en el aire un slnnumero de otros puntos neurälgicos, donde la menor fric- ciön puede pirovocar el incendio. La pauta de la situaeiön mundial que vivimos no la dan los discursos paeifistas de los estadlstas, sino las in- formaciones bursatiles del "Wallstreet Journal" y del "Financial Times" que comunican que continuamente »üben las acciones de la industria de ftos Ärmamento*. Tx 1 DAS ANDERE DEUTSCHLAND des europäischen Wiederaufbaus liegt aber ausserhalb der amerikanischen Konzeption und der amerikanischen Ziele. Washington — und d.h. dar .amerikanische Monopolkapitalismus— ist misstrauisch gegen f^les, was So- zialismus heisst. Die amerikanischen Militärbehörden stemmen sich in Deutschland allen Sozialisienuigs- masjsnahmen entgegen. Nachdem die Kommunisten in Frankreich und in Italien unter. dem Druck Amerikas aus den Regierungen ausscheiden mussten, ist in beiden Ländern d;-r Sozialismus abgemeldet, und statt dessen wird die Galvanisierung des Kapitalismus versucht. Ein Zusam- menarbeiten mit der englischen La- bounvgierung ist nicht zu vermeiden und wird durch die reaktionäre Aus. , senpolitik Bevins, die sich der vollen Unterstützung der Konservativen 'er- freut, sehr erleichtert.* Wo es aber geht, arbeitet die amerikanische Po- litik in Europa mit der Reaktion zu- sammen. Sie stützt das Prancoregi. me in Spanien, die faschistische Dik- tatur in Portugal, die korrupte, reak- tinäre Regierung in Griechenland, die Diktatur in der Türkei. Der Leiter des Marshallplans Hoffman hat auf Anfrage erklärt, dass er de Gaulle und seine französische Einheitspartei absolut nicht für faschistisch halte und damit das französische Volk. er. mutigt, de Gaulle bei seinen Dikta- turplänen zu unterstützen. Die rolitik der sozialistischen Parteien Welche Politik treiben nun in West- europa die sozialistischen Parteien? Alle — wenn man von der sozialisti- schen Mehifheitspartei in Italien ab- sieht — unterstützen den Marshall- plan in der Ueberzeugung, dass ohne die amerikanische JJnterstützuns der wirtschaftliche Wiederaufbau unmög- lich sei. Das Wort Laskis, das wir früher einmal zitierten, dass die So- zialisten, falls der Marshallplän die Verhinderung des Sozialismus ein- schliesse nach dem russischen Bei- spiel den opfervollen Weg der sozia. Ien Revolution ohne Amerika be- schreiten könnten, ist, wie so vieles, längst im grossen Meer des Verges- sen« versunken. In Worten wird hin und wieder zwar noch erklärt, dass man sich we- der der Sowjetdiktatur, noch dem amerikanischen Kapitalismus unter. Werfen wolle, in der Praxis aber be- steht eine uneingeschränkte Koopera- tion mit USA und eine unbedingte Ab- lehnung und Bekämpfung der Sow. jetunion. Der Versuch, eine "Dritte Kraft" mit den bürgerlichen Mittel- parteien zu schaffen, und die zu die- sem Zweck erfolgte Spaltung der Gewerkschaften in' Prankreich und Italien ist, wie wir das voraussagten, schnell gescheitert, weil es eine zu- verlässige bürgerliche Mitte, die zahlreich genug wäre, nicht gibt. In Frankreich vollzieht sich Me Ent. Wicklung so wie In Deutschland vor Hitler. Verlockt durch die Dollar- Millionen, geschreckt durch die anti- bolschewistische Propaganda, mar- schiert das Kleinbürgertum Im Ell- tempo zu den Fahnen de Gaulies. Die Sozialisten konnten en Canaille be. handelt werden, da feststand, das* ele unter keinen Umstanden mit den Kommunisten kooperieren wollten. Durch ihre ewigen Zugeständnisse in Gefahr geraten, den Anhang, den sie noch in der Arbeiterschaft und be- sonders in der Angestelltenschal't ha- ban, eirizubüs3en, mussten sie sich zu einer schwächlichen Opposition auf. raffen, die die eine Regierung stürz- te, um eine ähnliche mitzumachen. Gegen diese führen trotzdem die neu- gebildeten Gewerkschaften zusammen mit den unter kommunistischer Fiii> rung stehenden die Streiks, weil die Lage der Arbeiterschaft immer uner. träglicher wird. Die Schwäche der SPP zeigt sich in ihrer Angst vor Wahlen. Der Niederrang der Partei, der auch von schärfstens antikom- .munistischen Zeitungen wie "Tribu- ne" erkannt wird, scheint unaufhalt- sam zu sein. "Tribune" schrieb unter anderem: "Ein Teil der. französi. sehen Sozialisten hält für das Schlimmste das ständige Absinken und den dauernden Prestigeverlust, den die französischen Sozialisten er- litten haben und als Partner einer Koalition weiterhin erleiden müssen, auf deren Politik sie wenig Einfluss haben. Sie betonen nachdrücklich, dass es der Koalition nicht gelungen ist, die wirtschaftliche Genesung ziV erreichen, dass sie in der Aufgabe ge- scheitert ist, den blutigen und kost- spieligen Kolonialkrieg in Indochina zu beenden, dass sie den Internat!o. nalen Einfluss Prankreichs nicht zu stärken vermochte, und dass sie — last not least — als Resultat dieses dreifachen Versagens weder die de Gaullistische,- noch die kommunisti- sche Gefahr abzuschwächen vermoch- te. Da auch "Tribune" gegen jede Zu- sammenarbeit mit den Kommunisten ist, muss sie die Antwort schuldig bleiben, was dehn nun die frahzösi.' sehen Sozialisten eigentlich tun soll- ten. In Italien werden die Sarragat-So- ziallsten in dem Masse, wie in der christlichen Partei de Gasparris der reaktionäre Flügel, gestützt auf USA, sich durchsetzen wird und wie damit der Klassenkampf sich verschärfen muss, das gleiche Schicksal haben. In Deutschland und Oesterreich endlich — die österreichische Partei hat nur noch den Namen gemein mit der Partei Otto Bauers und des Au- stromarxismus — feiert der Reformis- mus und der Hass gegen die Sowjet- union besondere Triumphe. Wir ha- ben schon mehrfach darauf hingewie. sen, dass der Hauptteil der Propa- gandatätigkeit dieser Parteien im Kampf gegen die Kommunisten be- steht, und dass sie geflissentlich alle günstigen Nachrichten aus der Sow- jetunion verschweigen und jede un. günstige Nachricht unkontrolliert verbreiten, ohne eine Berichtigung zu bringen, wenn sie seich als falsch herausstellt. Sogar General Clay hat kürzlich einige solche Tatsachen- berichte offiziell dementiert. In geradezu klassischer Form hat Kurt Schumacher, der Vorsitzende der. SPD. kürzlich die Politik der So- zialdemokratie mit folgenden Worten definiert: "Die Kritiker des deut, sehen Parteiwesens übersehen zJB. die Bolle de« SPD In der Abwehr des Bolschewismus, Ohne die deutsche Sozialdemokratie wäre Deutschland — und vielleicht noch manches .ande- re Land Westeuropas — bereits iciso- .ogisch-politisch eine Domäne des Kommunismus geworden. Die ande- ren deutschen Parteien haben der So. zialdemokratie mehr als zwei Jahre hindurch nicht die geringste Hilfe geleistet. Im speziellen die Vertre- ter der Besitzbürger in Westdeutsch- land haben sich an der Idee gütlich getan, dass die Kommunisten aH Pfahl im Fleische der Sozialdemokra- tie auch eine nützliche Funktion hat. ten. Man nehme alle Kritiker de? deutschen Sozialdemokratie und Sät- ze sie in die eine Wagschale und man lege auf die andere Wagsch'ale die ei- ne Tat der deutschen Sozialdemokra- tie: die Durchsetzung der Demokra. tie und die Abwehr des Kommunis- mus, ja man nehme nur den einzi- gen Kriegsschauplatz Berlin, dann sieht man, wohin sich das Schwer- gewicht der politischen Leistung neigt." Der Weg, der von Marx und En. geig, von Wilhelm Liebknecht und August Bebel, von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht we% zur refor- mistischen und grundsatzlosen Poli- tik des ersten Weltkrieges und der Weimarer Republik und damit ins Dritte Reich geführt hat, — in mei- nem Blich "Preussen — die Gefahr Europas" habe ich diesen Weg aufge. zeigt — wird hier konsequent fortge- setzt. "Durchsetzung der Demokra- tie und Abwehr des Kommunismus" sind die Hauptaufgabe. Dass die bürgerliche Demokratie eine Form der wirtschaftlichen Diktatur des Ka- pitalismus sein kann, dass der Kom. munismus das Ziel des proletarischen Klassenkampfes ist, und dass die Diktatur der Proletariats das politi- sche Mittel zu seiner Verwirklichung ist, davon weiss der Führer der deut- schen Sozialdemokratie nichts, oder er hat diese Erkenntnisse zum alten Eisen geworfen. Gewiss kann man auch von der eben kurz angedeuteten Position des wissenschaftlichen und d.h. des revolutionären Sozialismus aus vieles an der Sowjetunion und ihren Methoden kritisieren — und wir haben das des öfteren getan — aber Schumacher tut das von Standpunkt eines von Marx theoretisch überwun- denen utopischen oder aber refor. mistischen Sozialismus aus. Zusammengefasst lässt sich sagen: Durch ihre unbedingte Ablehnung der Sowjetunion und jedes Zusammen- gehens mit den kommunistischen Parteien haben die Sozialisten West- europas ihre Handlungsfreiheit ver- loren. So geraten sie mit Notwendig, keit, wenn auch gegen ihren Willen ins Schlepptau der bürgerlichen Mit- telparteien. Dabei müssen sie Kon- zessionen machen, durch die sie fort- schreitend ihre eigene Massenbasis zerstören werden. Die Massen wer", den zur neofaschistischen Reaktion oder zu den Kommunisten abwan- dern. Es erscheint fast unmöglich, dass die sozialdemokratischen Parteien in Ihrer heutigen Form und unter der jetzigen Führung von diesem Irrweg SU einer revolutionären sozialistischer DAS ANDERE DEUTSCHLAND S Politik finden können, deren Vor- aussetzung — wir haben es oft wie- derholt — eine gemeinsame europäi. sehe Politik mit dem Ziel der Schaf- fung der Vereinigten Sozialistischen Staaten Europas und eine Verständi- gung mit der Sowjetunion und Ost-. europa sein müsste. Stattdessen wird die schwache Opposition in den so. zialistischen Parteien, die für eine grundsätzliche sozialistische Politik kämpft, mundtot gemacht, wie in Oesterreich durch das Verbot der Zeitschrift der früheren illegalen Kämpfer die eine klare sozialisti- sche Politik fordert, oder mit Hilfe der bekannten Methoden der Partei- apparate. Trübe Aussichten für die westau- ropäischen sozialistischen Parteien 1 Die deutsche Sozialdemokratie Wir entnehmen die folgenden, vom Standpunkt sozialistisch und europäisch gesinnter Katholiken geschriebenen Aus- führungen der Zeitschrift "Frankfurter Hefte". Die schleichende Krisis der deut- schen Demokratie hat die Stufe der Kcalitionspolitik möglicherweise be- reits hinter sich gelassen. Die Alter, native Arbeiterblock oder soziale Mit- te, die 1945 und 1946 der SPD eine starke Stellung gegenüber der CDU gab, ist vorbei: seit den Erfahrungen von Prag und der neuen Politik der Westmächte kommt ein Pakt mit der KPD nicht mehr in Frage. Mit den stark anschwellenden Rechtsparteien kann die SPD bestenfalls eine an- ständige Verwaltung und ein v libe- rale Schulpolitik machen, vielleicht auch ein Stück schlechter nationa- ler Aussenpolitik, keineswegs aber das, worauf es ihr entscheidend an- kommen muss: eine eindeutige sozia- le Politik, und schon garnicht kann sie mit diesen Leuten den Durchbruch in die sozialistische Zukunft erkämp- fen, Sollte die Uebergangskrise der Geldreform kurz und die erwartete Be. lebung der Wirtschaft, im Zeichen der amerikanischen Hilfe kräftig sein, so wird die SPD da stehen, wo sie • von 1920 bis 1930 stand: sie wird der lin- ke Flügel der bürgerlichen Demokra- tie sein, und als solcher mitbeteiligt an der geschichtlichen Schuld, die die- se Demokratie wahrscheinlich auf sich laden wird: im Zuge der Wirt, schaftsbelebung die alte Besitz- und Lasten-Verteilung abermals zu fixie- ren, die soziale Republik zum dritten Mal und die Stunde des Sozialismus zum zweiten Mal zu verfehlen. Selbst diese wahrlich schlechte Möglichkeit aber würde ihr verbaut, wenn die Uebergangskrise und der wahrschein, lieh sehr robuste Versuch, sie zu be- wältigen, nicht nur zu einer weiteren Versteifung des bürgerlichen Natio- nalismus, sondern auch zu einem raschen Anstieg der kommunistischen Stimmen führen sollte. Dann kann binnen weniger Monate jene Situation eintreten, die 1933 zur Herrschaft Hitlers geführt hat und 1948 oder 1949 in Frankreich zur Herrschaft de Gaulles zu führen droht: dass die «'Dritte Kraft" und damit die leben- dige Demokratie selbst in die hoff- nungslose Minderheit gerät. Das wird eine revolutionäre Situation sein. Vielleicht werden die Besatzungs- mächte durch militärischen Druck verhindern, dass sie offen ausgetra- gen wird. Vielleicht stützen sie eine scheinstabile Herrschaft der von ei- ner verkleinerten SPD geführten Mit. te, vielleicht werden sie sich lieber auf eine gefügige Rechte stützen, wahrscheinlicher werden sie einen Burgfrieden zwischen beiden erzwin- gen, — aber jede dieser Lösungen wird nicht nur die SPD kompromit- tieren, sondern auch in hohem Grade unstabil sein. Die europäische Krise der Demokratie wird sich verschärfen: Wenn in Italien, in Frankreich und dann nun auch in Deutschland von drei Menschen einer seine Hoffnung auf Stalin, der zweite auf den unbe- kannten (oder bekannten) starken nationalen Mann setzt und nur der dritte mit europäischer Biederkeit, kapitalistischem Geld und amerika. nischen Panzern die Demokratie (und also als Minderheit das Prinzip der Mehrheit) vertritt, so wird kein La- bour-Eifgland allein dieses Feld der Spannungen neutralisieren können. Wo auch immer sie übermächtig wer- den: irgendwo wird der Funke durch, schlaget». Wie geht die SPD* in diese Krise hinein? Die SPD ist eine nationale Insti- tution. Sie verkörpert einen wesent- lichen Teil deutscher Geschichte und deutscher Existenz. Sie ist die poli- tische Heimat vieler sehr wertvoller Menschen. Sie ist ein Organisations- körper von erheblicher Festigkeit. Sie ist in vieler Hinsicht "zuverläs- sig", nämlich gegen einen Teil der deutschen Irrtümer immun, — leider nicht gegen alle. Man weiss von ihr genauer als von jeder andern Partei, was sie nicht machen wird und was sie machen wird. Das ist ein Lob, und das ist ein Tadel. Sie ist die deut- sche konservative Partei. Sie ist überaltert und in manchem veraltet. Die Frage ihrer Führung scheint nicht gelöst. Schumacher,, ein Parteifüh- rer von Format, ist vielleicht zu sehr Parteiführer, andere sind es zu wenig, und Schumacher ist krank. Die Par. tei hat keine Theorie, ja man kann bezweifeln, ob sie weiss, was sie will. Sie hat das Erbe des Marxismus ver- schleudert, statt es zu mehren. Sie hat Konzepte, aber kein Konzept. Besser kein Konzept als ein schlech- tes, — aber Geschichte kann man ohne ein gutes Konzept nicht machen, son- dern höchstens erleiden. Soweit die SPD nicht ganz einfach ein Apparat für Personalpolitik ist, bewährt sie sich als Reformpartei, aber sie hat den Schlüssel des geschichtlichen Handelns verloren. Was hätte sie zu tun? Auch ihre Lage wird nur von einer Weisen und kühnen Politik gemeistert werden können. Kühn wird diese Politik sein müssen, weil sie nur dann sowohl neue Anhänger als auch neue äussere und innere Autorität ge. Winnen wird, wenn sie sich in jener revolutionären Situation an die Spit- ze. der Bewegung stellt, statt sie dem unechten Bruder zu überlassen. Wei- se wird diese Politik sein müssen, weil die SPD, anders als jener unbedenk- lichere Bruder, über der Veiantwor. tung für die Zukunft die für die Ge- genwart nicht vergessen darf. In einem alten Stück von Jules Romains beruft sich der zur Macht gelangte Sozialist seinen Genossen gegenüber auf diese Verantwortung (que* lea trains partent", — dass der Eisen- bahnverkehr funktioniert), um das sozialistische Zukunftziel ausser Kraft zu setzen. Wenn die SPD vermeiden will, - dass Deutschland sowjetkom- munistisch wird, wird sie das Kunst, stück fertigbringen müssen, beides zu wollen und beides zu tun, — in einer sich wiederherstellenden Klassenge- sellschaft mit den Arbeitern und Flüchtlingen eine neue Ordnung zu erkämpfen und zugleich den Staats- apparat hier und heute zu bedienen. Dieses Handeln in mehreren Schich- ten gehört zum Schwersten, was das Zeitalter des Bewusstseins und der Verantwortung von den politischen Be. wegungen und den Staatsmännern verlangt. Leider hat die SPD seit der Spal- tung der Arbeiterbewegung nie ein aussenpolitisches Konzept gehabt. Im- mer hat sie sich damit begnügt, ihr sozialistisches Reformprogramm, das ohnehin in der Staatsform der bür. gerlichen Republik beengt war, mit einer linksbü^gerlichen Aussenpolitik zu verbinden, — eine sehr schlechte Sache in einer Welt, die nicht nach Ressorts eingeteilt, sondern ein un- teilbares Ganzes ist, — was Marx un<| Engels gewusst haben — und Lenin. Die Konzeption einer .braven • und friedlichen Aussenpolitik gemässig- ter Nationalstaaten genügt weder überhaupt, noch für die SPD. Die Krise der SPD ist nicht als eine in. nerdeutsche Krise zu lösen, und die Krise Europas nicht durch "Aussen- politik" der europäischen Nationen. Die Krise der SPD ist eine Krise des europäischen Socialismus, und es lies- se sich zeigen, dass auch die euro. päische Krise selbst weitgehend eine Krise des europäischen Sozialismus ist. Es handelt sich um zwei Aspek- te derselben Sache. Die Tatsachen, um deren Bewältigung es geht, sind europäisch, und europäisch ist insbe- sondere auch das tatsächliche und mögliche Schicksal der Arbeiter, ihre wirkliphe Solidarität. Es ist reaktio- när hier in einer Ueberschätzung des aussenpolitischen Vordergrundes na- tionale Tatsachen zu sehen, und die. ser Reaktion machen sich die SPD und die SED schulding, wenn auch in sehr verschiedener Weise. Es be- darf Mner lösenden Bewegung und einer konstruktiven Neuordnung; bei- des kann nicht ohne eine unteilbare europäische sozialistische Aktion ge- ling^,— aber man soll sich hüten, in einem Kongress der Sozialdemokra. tien Europa^ der reichlich spät und matt nach dem Hrfrger Kongress gte- DAS ANDERE DEUTSCHLAND startet wird, ohne weiteres eine sol- che Aktion zu sehen. Der geplante Kongress kann ihr dienen, kann sie aber auch verhindern. An dieser Stelle wurde einmal be- hauptet, die europäische Zukunft müsse, wenn sie gelingen solle, den Arbeitern und den Christen gehören: der verborgenen Kraft der Arbeiter, bewegung und dem Opfer der Chris- ten. Das ist wahr geblieben. Was sind die neuerwachten Gruppierun- gen von Bayern und Bürgern ande- res als kleindeutsche Sackgassen! Man kann mit ihnen Parteipolitik spielen, man kann mit ihnen nütz, liehe Dinge tun, man muss mit ihnen rechnen. Aber Geschichte kann man mit ihnen nicht machen. Geschichte hätte man auch in diesen drei Jah- ren schon machen können, wenn die Führerschaften der SPD und der CDU die Pakte gehalten hätten, die sie in den Lagern der Diktatur einander ge- schworen haben. Sie hätten diese Pakte erneuern und befestigen kön- nen, wenn sie mehr das Ganze ge. liebt hätten als ihre eigene Macht und ihren eigenen Glanz, als das Ver- handeln und Regieren, das ganze manchmal dumme und oft gescheite, das manchmal kleinliche und oft wohlgemeinte leider notwendige Spiel. Vor allem aber: wenn sie, jeder für sich, mehr sie selbst gewesen wären: christlicher die Christen und sozia- listischer die Sozialisten. Die Aufgabe ist dieselbe geblieben. Aber es sieht nun nicht mehr so aus, als ob die beiden Parteinen der Ort sein könnten, an dem dieser Pakt neu geschlossen wird. In wenigen Monaten werden sie die letzte Mög- lichkeit haben, ihn zu erneuern, oder vielmehr: ihn im Ernst überhaupt erst zu Schliessen und durch eine ent. schlossene sozialistische Leistung die Republik gegen Bolschewismus und Bürgerblock stark zu machen. Das gilt niqht nur für die Arbeiter und Christen in Deutschland, es gilt ge- nau so dringlich für die Arbeiter und Christen im unteilbaren Europa. OFFENER BRIEF AN DIE ENGLISCHE ARBEITERPARTEI New York, 18. Juli 1948 Werte Genossen! Zwölf Janie sind es her, dass sich das spanische Vclk in einem der ver- zweifelten Freiheitskämpfe, welche die Geschichte kennt, gegen die fa- schistische Aggression erhob. Die ganze Zeit nindurch vom ersten Akt der Tragödie Juli 1936 bis zum Ein- zug der Angreifer in Madrid März 1039 habt Ihr ideologisch auf unserer Seite gestanden und uns oft durch Worte der Solidarität ermutigt. Wenn ich einen Namen nennen soll, dessen Zeugnis besonders autoritativ und deshalb besonders wertvoll war, so würde es der Name Clement Attlee sein. . Er war mit einer Labourdelega- tien in Spanien, als wir eine sehr harte Zeit d.?rchmacnten, und ich er- innere mich an die tiefe und echte Bewegung, mit der er mir sagte, wie sehr er alles bewunderte, was wir an der Front geleistet hätten. Ich er- innere mien auch an das leiden- schaftliche Bedauern in seiner Stim- me, mit dem er mir und anderen Mitgliedern cer sozialistischen Regie- rung sagte: "Wenn wir nur an der Macht wären'" Ihr wisst nicht viel von den Leiden des spanischen Volkes, seitdem der Krieg offizie)! beendet ist. Ich un- terstreiche das Wort "offiziell", weil er gegenwärtig andauert und sieh verschärft. Eure spanischen Genossen fallen noch heute vor den Maschinen- gewehren der blutdürstigsten reak- tionären Regierung, die das Land je gekannt hat. Von 1939 bis 1945 wart Ihr zu sehr in Anspruch genommen durch Eueren eigenen grossen Krieg, um im einzelnen die Ereignisse der zweiten Phase der Schlacht um Spa- nien zu verfolgen, in der spanische Republikaner ihr Leben einsetzten gegen die Franoo-Hitler-Mussolini- Achse, welche den Alliierten in Gib- raltar, in Afrika und zur See tödliche Schläge zu versetzen suchte. Zur deichen Zeit haben Spanler, wie Ihr vielleicht erfahren habt, für Euren Sieg und für den der Vereinigten Staaten und Frankreichs in jedem Lande gekämpft, wo es ihnen erlaubt wurde. Sie kämpften an Euerer Seite, obwohl die alliierten Regierungen die Sache der Demokratie in Spanien verraten hatten, und obwohl sie die spanischen Republikaner in ihren Ländern in einer Weise behandelt hatten, von der ich hier nicht spre- chen möchte. Euere Landsleute, Konservative wie Labourleute — unglücklicherweise ist cier Unterschied zwischen ihnen in Bezug auf Spanien fast nicht mehr bemerkbar — reden gern vom spa- nischen Stolz, um 'hre Politik der "Nichtintervention" zu rechtfertigen. «.Wir schreiben das Wort niemals ohne Anführungszeichen.) Es stimmt, wir sind ein stolzes Volk, aber als spanische Emigranten aus franzö- sischen Konzentrationslagern ent- kommen waren, wo man sie wie Hun- de behandelt hatte, war ihr Stolz nicht so gross, dass er sie verhindert hätte, an vielen Fronten für die Al- liierten zu kämpfen. Und wenn sie von den alliierten Militärbehörden zurückgewiesen wurden, weil sie nicht die "nötigen Papiere ' besassen, war ihr Stolz nicht zu gross, auf Schiffen Dienst zu tun, die mit Explosivstoffen beladen, von Kanada durch die U- Boct-verseuchten Gewässer des Nord- atlantik fuhren. Ueber den dritten Akt des spa- nischen Dramas hat sieh der Vor- hang noch nicht gesenkt. Er um. fasst die Periode von 1945 bis heute. Die Arbeiterregierung kam 1945 an die Macht. Ihr Sieg wurde von der spanischen Emigration gefeiert, als wenn es ihr eigener gewesen wäre. Ebenso wurde er in den spanischen Gefängnisser gefeiert. Viele Patrio- ten, die aus ihrer Zelle vor diö Er- schiessungs-Felotons geführt wurden, starben in der Hoffnung, dass die britische Arbeiterpartei, nun sie an der Macht war, ihre Versprechungen halten werde. Sie hatten in der ille- galen Presse gelesen, was fast alle Arbeiterkandidaten während des Wahlfeldzuges über Spanien gesagt hatten. Ich habe viele dieser Reden wieder gelesen, als ich im vorigen Januar in London war. Die Kandi- daten haben versprochen, unablässig dafür zu wirken, dass die Freiheiten des spanischen Volkes wiederherge- stellt werden Nicht nur die britische Ehre, auch Euere sozialistische Ehre wurde durah diese Versprechungen verpfändet. Die britische Politik ' gegenüber Spanien, seit die Arbeiterpartei zur Macht gelangte, hat nicht nur die spanischen Sozialisten, die am un- mittelbarsten betroffen wurden, son- dern die Sozialisten in der ganzen Welt krank und beschämt gemacht. Und die britische Arbeiterpartei hat keinerlei Entschuldigung für ihre Handlungen und für ihre Unterlas- sungen. Sommer 1945 war die Zeit gekom- men, um ein Regime in dem mit dem Blut 4«r alliierten Soldaten gedüng, ten Europa zu beseitigen, das alle of- fiziellen Erklärungen der Alliierten als gefügigen Diener Hitlers bezeich- net hatten, wenn sie es nicht mit Hitler selbst identifizierten. Die von Attlee geleitete Regierung war keine Koalitionsregierung, in welcher die Arbeitervertreter, wie die französi* sehen Sozialisten 1936, genötigt wa- ren, Rücksicht auf die Wünsche an- derer Parteien zu nehmen. Sie hatte im Unterhaus eine starke Mehrheit, die sich öffentlich zu einer klaren Politik in Spanien verpflichtet hatte. Sie konnte nre Aussenpolitik nach ihren Wünschen einrichten. Sie konnte eine Aussenpolitik führen, wie sie eine.- sozialistischen Regie- rung würdig war, wenn ihr Aussen- minister sich dazu entschloss. Bevin hat alle spanischen Republi- kaner betrogen. Er hat sogar seinen Freund Indalecio Prieto betrogen, den er eine Zeitlang eifrig zu unter- stützen schien wegen Prietos antirus- si scher Haltung. Ich war und bin ein Gegner des Plans von Bevin und Prieto, das spanische Problem durch eine Koalition mit den Monarchisten zu lösen — ein Plan, der unter dem Deckmantel "freier Wahlen" nur mit der Wiederherstellung der Monarchie und dem Ausbruch des Bürgerkrieges enden kann. Aber wenn Bevin, der der monarchistischen Tradition der britischen Arbeiterpartei treu bleibt, einen König für Spanien wünscht, dann hätte er Prieto wirksam bei der Ausführung seines Programms unter- stützen müssen. Tatsächlich hat er nur Franco unterstützt. In einer Sitzung der Cortes in Madrid hat Francos Aussenminister Martin Arta- jo vor ein paar Tage:; auf den kürz- lich unterzeichneten Handelsvertrag mit London als auf einen der letzten diplomatischen Siege hingewiesen. Aber ich richte diesen Brief nicht speziell an Ernst Bevin. So optimi- stisch bin ich nicht. Ich richte ihn an die Parteimitgliedschaft. DAS ANDERE DEUTSCHLAND EINE VERNUENFTIGE STIMME ZUM BERLINER KONFLIKT Es schein; nötig, noch deutlicher als bisher zu reden: in immer kür- zeren Zeitspannen wiederholen sich immer heftigere Krisen. Je unechter und theatralischer sie sind und ie veniger sie im natürlichen Fortgang der politischen Ereignisse ihre Be- gründung finden, um so mehr be- mühen sich ihre Regisseure, sie mit allen Mitteln moderner Inszenie- rungskunst einem zahlenden Publi- kum glaubhaft zu machen. Das Publikum sind die Berliner und sie zahlen dfe Rechnungen, die von äen Amerikanern den Russen und von den Russen den Amerikanern präsentiert werden; sie zahlen für die starken Worte General Clays, für das Luftsci tauspiel, das ihnen die TJS-Transportgeschwader bieten und für die sowjetrussischen Verspre- chungen eine: glänzenden Satelliten- zukunft. Sie zahlen in zwei Währun- gen; aber seitdem sie sie haben, ha- ben sie - zu wenig Strom, zu wenig Gas, zu wenig Wasser und zu wenig Aussicht auf ausreichende Ernäh- rung. Dass es so weit gekommen ist, da- raus, meine ich, ist den Verantwort- lichen ein sehr ernster Vorwurf zu machen. Die materiellen Mängel, un- ter denen das Volk leidet, rechtferti- gen ihn ebenso wie die geistigen Ge- fahren, denen es bewusst ausgesetzt wird. Es isü aufs äusserste leichtfer- tig, Millionen den Blick für eine Etit. Wicklung zu trüben, die durch die dramatischsten Erklärungen nicht aufgehalten werden kann, und le- bensgefährliche Hoffnungen auf- recht zu erhalten, die nur um den Preis eines Krieges zu esrfüllen wären. Und wer glaubt wirklich, dass Berlin einen Krieg wert ist? Niemand. Es gleichwohl glauben zu machen, darin liegt ein folgenschwerer politischer und menschlicher Irrtum. Der poli- tische Irrtum wird sich an seinen Ur- hebern selbst rächen, der mensch- liche aber an den unglücklichen Deutschen, die ihm etwa zum Opfer fallen, indem sie die Theatertragik ces Dramas um Berlin für Realität nehmen. Die Realität sieht völlig an- ders aus als der Bühnenzauber, der ihnen vorgespielt wird. Das Spiel wird eines Tages ein En- de finden; das, was dann bleibt, ist die Wirklichkeit. Sie heisst nicht Krieg, noch lange nicht; sie heisst auch nicht, dass die Westmächte Berlin aufgegeben haben — in einer Eowjet-deutschen Hauptstadt können durchaus irgendwo die Stars und Stripes wenen; sie heisst ganz ein- fach, dass der Machtkampf zwischen Gst und West sich verlagert haben und dass ier Berliner weniger Frei- heit als jetzt, aber mehr Ruhe haben wird. Und die Ruhe wenigstens ist ihm zu gönnen. Man sollte sich hü- ten, die gegenwärtige Stalingrad- Stimmung zum Masstab künftiger Situationen zu machen. Und übri- gens: was ist Stalingrad heute? Ei- ne Erinnerung. Nun wohl genau das wird die Krise um Berlin sein — wenn die Welt nicht die Vernunft verliert. Aber dem Morgen folgt ein Übermorgen Und die Erinnerung wandelt sich in ein Memento. Das Schicksal dieser Stadt wird nicht im Juli 1948 und nicht innerhalb ihrer Mauern entschieden. Es ist einge- sspannt in weit grossere Zusammen- hänge. Nur darf man im Wissen da- von die kleineren und zunächst über-, sehbaren nicht vergessen. Und die übersehbaren rücken in den Bereich des Ostens. Es hat keinen Sinn, sich darüber Illusionen zu machen. Und ea wäre falsch, aus den Illusionen, die die Haltung der Westmävhte weckt, Konsequenzen zu ziehen. Amerikaner wie Engländer werden genau in dem Augenblick, der ihnen zweckdienlich scheint, sich ihre vol- le Handlungsfreiheit wiederzugewin- nen wissen. Dieser Gewinn wiegt den Verlust auf, mit dem er erkauft wird: den Verlust an Prestige. . . . Der Sinn lür Realpolitik ist In Deutschland wenig ausgeprägt. Men- schen, die ihn haben, die eine Situa- tion ohne Rücksicht auf Gefühlskom. ponenten analysieren, und die statt einer gewünschten Zukunft die wahr- scheinliche voraussagen, werden ent- weder nicht gehört oder böswillig missverstanden. Vielleicht wäre dem anders, wenn Politik bei uns nicht als ein notwendiges Übel gälte, als ein schmutziges Handwerk. Während andere Völker der Meinung sind, sie bilde den Charakter, sagen wir, sie verderbe ihn. Und viele sind davon überzeugt, dass sie im Bereich der Politik Sachlichkeit und Anstand we- der fordern noch beweisen. Vernünf- tigen Argumenten wird mit Vor- würfen'und Beleidigungen begegnet und jeder, der sich Gedanken ums Vaterland macht, - statt vaterlän- dische Gefühle zu propagieren, muss damit rechnen, zum Hochverräter erklärt zu werden. Noch immer gilt, wie im Dritten Reich, Klarsicht als Defaitismus und der Versuch aus Betrachtung nackter Tatsachen Schlüsse zu ziehen, als praktisches Sittlichkeitsverbrechen. Es war Un- recht, Recht zu haben; gestern Recht zu haben mit der Voraussage, dass die Londoner Herbstkonferenz schei- tern würde, dass die deutsche Ein- heit verloren ginge, dass der West- staat käme und dass es eine getrenn- te Währungsreform gäbe — heute Recht zu behalten mit der Behaup- tung, dass es keinen Krieg geben wird, auch um Berlin nicht, und dass diejenigen, die ihn wünschen, gelänge ihnen seine Herbeiführung, nicht die Befreier, sondern die Totengräber der Welt wären. Erst wenn, wer Recht behält, nient mehr Gefahr läuft, sich ins Unrecht zu setzen, wird es wieder eine erfolgreiche deutsche Politik ge- ben. "Institutes für Weltwirtschaft" an der Universi.' tät Kiel andererseits weit auseinan- der. ' . • Das Kieler Institut befürchtet, dass gerade die allmähliche — durch die Währungsreform dringend nötige — Rückkehr der deutschen Wirtschaft 7U ihrer früheren Leistungsfähigkeit zu einer schrittweisen Freisetzung von 5 Millionen Arbeitskräften führen könne. Diese Arbeitskräfte fanden' heute nämlich nur deshalb Beschäfti- > gung, weil die mangelhafte Lei- stungsfähigkeit der deutschen Arbei- ter infolge von Ueberalterung und unzureichender Ernährung sowie die mangelhafte technische Ausrüstung der Betriebe einen übernormalen Ein- satz von Menschen erforderte. Es sei aber damit zu rechnen, dass dies sich allmählich ändere. WER KE "Wer kennt sich da aus?", so wer- den sich manche Leser nach der Lek- türe des Aufsatzes über die Wäh- rungsreform und die anschliessenden Meldungen über ungünstige Wirkün- gen der Reform (vgl. Nummer 171 DAD) gefragt haben. Und wer in re- gerem Briefwechsel mit Verwandten und Freunden in Deutschland steht, der hat auch die widersprechendsten Nachrichten über die Folgen der Markabwertung erhalten. Eine nähere Untersuchung der klei. nen Meldungen, die wir dem Aufsatz im vorigen Heft anreihten, lässt schon erkennen, dae diese sehr ver- schieden ausfallen muss, je nach dem Kreise der Betroffenen: Die Notlage der Kriegsbeschädigten, Arbeitsunfä- higen etc. erklärt sich weniger aus der Geldreform als aus der Tatsacke der allgemeinen \7i nur -tsnot, die es schwierig macht, den Bedürftigen nennenswerte Renten auszuzahlen. Bei den Demonstrationen der Stu- denten zeigt sich sehr stark die klein- bürgerliche Herku ist der Hungerde- monstranten. Sie zeigt sidh in doppel- tem Sinne: Einmai riecht die Parole: "Kalorienhierarchie: Studenten — Strassenbahner — Klosettfraüen -— Minister.. Warum bekommt der Landtag Zulagen? Sa viel arbeiten wir auch!" sehr stark nach kleinbür- gjsrlich-reaktionären Tendenzen. Dann ai>er ist die Studentenschaft besonders' s^ark durch die Währungsreform in Mitleidenschaft gezogen, weil sie gera- de aus den Schichten stammt, die von Ersparnissen — eigenen oder de- nen der Eltern — leben konnten, die nun hingeschmoizenz sind. Auch die Meldungen über die schwierige Lage der Theater, Verla- ge und ähnlicher kulturell wichtiger Unternehmen, die wesentlich bedenk- licher ist, als jes eine Abwanderung reaktionärer Studenten von den Uni- versitäten wäre, findet in den grund- sätzlichen Darlegungen unseres Auf- satzes seine Erklärung: Gerade weil die Arbeiterschaft und weite Schich- ten darüber hinaus mit ihren wertlo- sen Reichsmark nichts auf dem schwarzen Markt kaufen, auch kei- nerlei Interesse am Sparen haben konnten, gaben sie das wenige Geld, das ihnen nach Kauf der rationierten Artikel verblleV i* unverhältnismäs- aig starkem Muwse für die relativ bil- NNT SICH Von Hans Lehmann Ilgen Theater, Zeitschriften und ähn- liche Dinge aus. Heute aber können die gleichen Kreisen schon eher dar- an denken, nichtrationierte Waren zu kaufen oder einen Sparpfehnig zu- rückzulegen. Da bleibt nun für die •kulturellen ' Bedürfnisse so wenig übrig, wie es der tatsächlichen Ver- armung entspricht. Aber die Dinge Ii.-gen noch wesent- lich komplizierter. Auch die Arbeiter, schaft, deren Lage sich in mancher Beziehung durch die Schaffung der "Deutschen Mark" und die Beibehal- tung der Löhne in alter Höhe ge- bessert hat, hat schwerwiegende Gründe zur Klage. Der Hauptgrund ist die viel zu weitgehende Heraus- nahme. lebenswichtiger Artikel aus der Zwangsbewirtschaftung.-Auch hier handelt es sich also nicht eigentlich um eine- unm'-tteibare Benachteiligung durch die Währungsreform als viel- mehr . durch die anschliessend von deutscher Seite — dem Wirtschafts- rat — getroffenen Massnahmen. Von Eiern z. B. wird schon berichtet, dass ihr Preis sich in den .früheren Notie- rungen des schwarzen Marktes an- nähert. Das war kaum anders zu er- warten, so lange die Produktion nicht den Bedarf deckt. Aus diesen Grün- den hatten auch die Arbeiterparteien gegen eine übereilte Beseitigung der Zwansgwirtschaft g kämpft. Aber noch eine andere Meldung ist bedenklich: Danach beginnt das Hor- ten — besonders bei den Bauern —- von neuem. Die Leute fragen sich, ob nicht eine neue Geldentwertung kom- men kann. Und da ist es auf jeden Fall besser, Sachwerte zu haben. Hier zeigt sich das Problematische der Währungsreform. Die klassische Volks- wirtschaft hatte gelehrt, dass eine Währung auf Gold oder Devisen" ba- sieren sollte. Wenn eine solche Basis nicht in ausreichendem Masse vor, banden ist,' dann muss das nötige Vertrauen in die Währung durch an- dere Massnahmen geschaffen oder ersetzt werden. Was berechtigt aber zum Vertrauen in die "Deutsche* Mark''? Deckung ist fü rsie in keiner Weise vorhanden. Die Tatsache,- dass- Deutschland vor- erst mehr ein- als •. ausführen. muss, erlaubt auch für absehbare Zeit nicht, »> AS ANDERI DIUTSCHIAND 9 Diesem Pessimismus Wird entgegen- gehalten, dass die Produktion Deutschlands vor der Währungsre- form kaum 50 o,o des Friedensstandes erreicht habe. Es bleibe demnach noch ein grosser Spielraum für die Erhöhung der Produktivität, ohne dass deshalb Arbeiter freigesetzt wer- den müssten. Für diese Behauptung spricht auch die Tatsache, dass vor dem Kriege rund 50 o|o der deut- schen Bevölkerung erwerbstätig war, während es heute nur etwa 40 ojo ist. Hinzu kommt noch, dass die Abwan- derung von Facharbeitern aus der In- dustrie ins selbständige Handwerk so- wie auch die bereits begonnene Aus- wanderung zu einer Knappheit an entsprehenden Arbeitskräften ge- führt hat. So haben allein in der britischen Zone die sogenannten "Einmann-Betriebe" in Handwerk und Handel gegenüber 1938 um 800.000 zugenommen. Selbst bei grösstem Optimismus wird man andererseits nicht erwar- ten können, das. Arbeiterentlassun- gen infolge der Währungsreform völ- lig zu vermeiden sind. Ein Beispiel: wenn weniger Zeitschriften gekauft werden, werden auch weniger Druk- ker benötigt. Das i»t immer schlimm für die Betroffenen, wenn auch an- genommen werden darf, dass sie auf die Dauer wieder andere Arbeit fin- den. So gehen unzählige günstige und ungünstige Tendenzen durcheinander. Es ist darum nicht verwunderlich^ nenn der unbefangene Beschauer bei der Betrachtung der Nachrichten über die Währungsreform ausruft: "Wer kennt sich da aus?" Im Grun- de ist die Situation ähnlich derjeni- gen, in der sich ein Mensch befindet, der sich einer schweren Operation un- terziehen musste. Der Eingriff war unvermeidlich. Auch die Schmerzen wären unvermeidlich. Ob sie bald vor- übergehen, und ob die Operation1 den gewünschten Erfolg haben wird, hängt von der Konstitution des Pa- tienten:, der Geschicklichkeit der Chirurges und der Nachbehandlung ab. Das endgültige Urteil lässt eich nicht so schnell abgeben. Das £:hlim. me im Falle der Währungsreform ist, aass die "Nachbehandlung" von einer bürgerlichen Mehrheit im westdeut- schen Wirtschaftsrat abhängt, die mit der übereilten Rückkehr zur "freien" Bewirtschaft trotz Knapp- heit lebenswichtiger Artikel höch"*" bedenkliche Methoden anwendet. Kurt Schumacher zu Waehrungsreform und Lastenausgleich Im Vorwort zum Jahrbuch 1948 der SPD schreibt der Vorsitzende der Partei; "Viel wird einem angeblichen Ver. sagen der Deutschen angekreidet, was in Wirklichkeit Entschlusslo- sigkeit der Sieger ist. Das qualvolle Hinausziehen der Reparatio- nen und Demontagen, die Lahmlegung wichtiger Exportindustrien, die Aus- fuhr vott £ohle, Holz und Schrott zu Preisen, die weit unter Weltmarkt la. gen, haben das ökonomische Chaos und die Atmosphäre der Aussichtslo- sigkeit geschaffen.- Die Währungsre- form in Westdeutschland hat endlich die Grundlage für eine wirtschaft- liche Besserung geschaffen, — mehr nicht. Sie ist als ein Werk der $3e_ satzuhgsmächte, vor allem der Ame- rikaner, nach deren Wünschen gestal- tet. Aber eine Währungsreform, die nicht zu gleicher Zeit die Prinzipien des Lastenausgleichs bestimmt, i$>t ein halbes und gefährliches Werk. Die Wenig- oder Nichtsbesitzenden haben einen schlechten Start gegenüber der geschlossenen Front der Sachwertbe. sitzer. Der schrankenlose Egoismus derxKreise. die die Chance der Lach- werhiortungen besassen* hat alles ih- rer Verdienerwut geopfert. Die CDU, die LDP und die kleineren politischen Gruppierungen rechts von ihnen ha- ben dabei kein politisches konkretes Ziel gehabt. Ihr Leitsatz war V e r. dienen, und zwar nicht an einer echten Konjunktur, sondern an der Ausplünderung der Volkes, dem man seine reale Arbeitskraft abgaunerte und das man mit einer Papiermark, der fast keinerlei Kaufkraft mehr in- newohnte, abzuspelssen versuchte. Das Parteiensystem rechts von der Sozial- demokratie hat durch seine Besitz- bürgerpolitik im Wirtschaftsrat die Deutschen der Westzonen staatspoli, tisch funktionsunfähig gemacht. Die heutige Währungsreform ist ein Akt, der sich in der Vorstellung und den technischen Bedürfnissen des Geldes erschöpft, ohne aber auch nur diesen Komplex befriedigend geregelt zu haben. Der Kampf um die Preise und Kredite ist erst im Anfangssta- dium. Alle diese Schwächen wird die Sozialdemokratie beim Kampf um den Lastenausgleich ncch besonders aus- zugleichen haben. Jetzt sind die Tage der Entscheidungen gekommen, aber jetzt möchte man von selten des* deutschen Kapitalismus mit derselben Begründung der angeblichen volks- wirtschaftlichen Unmöglichkeit den Lastenausgleich torpedieren, mit der man die verbrecherische Hortungspo. litik vorher für nötwendig erklärt hat. Dieselben Kreise, die ihr Volk zwei- mal in den Abgrund gestossen haben, stellen jetzt mit einer nicht zu über- bietenden Frechheit die Forderung auf, die bankerotten Prinzipien Ihrer Plündererpolitik zum dritten Male realisieren zu dürfen. Bei den letz- ten Versuchen waren die Ideen eines propogandistischen Nationalismus die Helfer und AblenUer. Heute sind es die Ideen der Religion, der Person, lichkeit und des Liberalismus, die mit der gleichen zynischen Kälte, der jeder geistige und sittliche Wert nur Mittel der Propaganda ist, miß- braucht werden". Warum ich bei der Erschiessung Petkoffs nicht protestiert habe Ich bin ein Gegner der Todesstra- fe. Trotzdem habe ich es nicht fer- tig gebracht, in den allgemeinen Ruf des Protestes gegen seine Hinrichtung einzustimmen. Ich muss das begrün- den. Ich weiss nicht genau, ob Petkoff schuldig war oder tipschuldig. In der englischen „New Statesman and Na- tion" war #in langer Brief eines of- fenbar über bulgarische Verhältnisse gut orientierten Lesers veröffentlicht, der behauptet, Petkoff sei schuldig gewesen. Aber darum handelt es sich nicht. Ich bin ja ein Gegner der To- desstrafe selbst dann, wenn sie an Schuldigen vollstreckt wird. Aber ich weiss ein wenig zu viel über das, was früher in Bulgarien vorgegangen ist, namentlich unter der Regierung Liaptscheff. Jahrelang ist dort eine Anweisung an alle Mi- litär- und Polizeistellen in Kraft ge- wesen, die folgendermassen lautete: „Alle Kommunisten, deren man habhaft werden kann, müssen ge- tötet werden, ob schuldig oder von Heinz Kraschutzki, Berlin unschuldig, mit ihnen alle, die den Kommunisten Unterschlupf gewähren, sowie ihre Frauen und Kinder. Ihre Häuser sind nieder- zubrennen." Man vergegenwärtige sich einmal, was das heisst. Schuldig oder un- schuldig, einschliesslich Frauen und Kinder! Die Kinder zum Mindesten waren doch bestimmt unschuldig. Aber, wird man fragen, Ist das denn auch Tatsache? Ich habe mich bemüht, es zu er- fahren. Ich habe einen Bulgaren ge- fragt, der in Spanien mit mir zusam- men im Gefängnis war. Er war kein Kommunist. Aber er war auch in Bul- garien einmal im Gefängnis gewesen, wegen Teilnahme an einem Streit. Man hatte ihm an der Wand seiner Zelle einige Worte gezeigt, die ein früherer Insasse der Zelle, ein Kom- munist, mit seinem eigenen Blut ge- schrieben hatte, seine letzten Worte, kurz bevor man ihn zur Hinrichtung führte. Er hatte sein eigenes Blut als Tinte nehmen können, denn er war gefoltert worden. Mein bulgari- scher Freund sagte mir, das, was man über die Folterungen und Hinrich- tungen von Kommunisten in Bulga- rien sage — schuldig oder unschuldig, mit Frauen und Kindern — das sei die Wahrheit. Ich habe inzwischen einen anderen Bulgaren kennen gelernt, einen Nicht- Kommunisten, aber einen Mann, der Sinn für Gerechtigkeit hat. Auch er hat mir bestätigt, dass in Bulgarien die Kommunisten und solche, die man dafür hielt oder dafür halten wollte, . jahrelang gefoltert und hin- gerichtet worden sind, immer wieder Tausende. Wo waren denn eigentlich damals alle diejenigen» die heute so entrü- stet gegen den Justizmord an Pet- koff protestieren? Petkoff hatte im- merhin 5 von ihm selbst bestimmte Verteidiger. Vom jenen Tausende» von Kommunisten, die, schuldig ode* t 10 unschuldig, mit ihren Präuen und Kindern, umgebracht wurden, Jahr für Jahr, hat nicht einer einen Ver- teidiger gehabt. Vielleicht haben alle die, die heu- te so entrüstet sind über die Hin- richtung von Petkoff und die damals so vernehmlich schwiegen, als es sich um die „Roten" handelte, davon nichts \gewusst. Das ist natürlich durchaus möglich. Aber, die Regie- rungen der demokratischen Länder hatten ausnahmslos in Sofia ihre di- plomatischen Vertreter. Sie haben nicht ihre Beziehungen zu dem Lan- de abgebrochen, wo so etwas geschah, während sie rasch dabei sind, das zu tun, wenn es sich um ein „rotes" Land handelt. Aber die grossen Zei- tungskonzerne der demokratischen Länder hatten in Sofia ihre Kor- respondenten. Haben die wirklich nichts davon gemerkt, was im Lande vorging, jahrelang? Merkwürdig, senr merkwürdig. Man konnte das nämlich schon da- mals erfahren. Ich zum Beispiel habe das gewusst, schon damals. Ich ha- be sogar dagegen protestiert damals, wenn ich mich jetzt auch schäme, dßss ich es nicht laut genug getan habe. Sehen wir doch der Wahrheit ins Gesicht: die Regierungen aller de- mokratischen Länder haben das da- mals genau gewusst, ebenso, wie die Redaktionen der grossen Blätter der Weltpresse. Wenn sie damals schwie- gen, während sie heute vor Entrü- stung überfliessen, so nur aus einem Grund: damals waren es ja „nur Ro- te", die umgebracht wurden, heute aber ist es ein Gegner der Roten. Und das mache ich nicht mit. Für mich hängt der Wert einesf Men- schenlebens nicht ab von der Partei- zugehörigkeit dessen, der geopfert wird — noch weniger von der seines Vaters. Ich bedaure und verurteile die Hinrichtung von Petkoff. aber Petkoff war immerhin ein Politiker. Selbst wenn er unschuldig war — so unschuldig wie jene Kinder war er nicht, die sterben mussten, nur well ihr Vater eine der Regierung nicht genehme Gesinnung hatte. * Ich habe gesagt, Ich sei ein Gegner der Todesstrafe. Ich weiss, was ich damit sage. Denn ich weiss, was die Todesstrafe bedeutet. Ich werde die Wochen nicht ver- gessen, wo in meinem Gefängnis in Palma de Mallorca, jeden zweiten Abend der Ausrufer die Namen von 10—12 Gefangenen ausrief, die auf Befehl des Gouverneurs „in Freiheit" gehen sollten. O, am ersten Abend, da freuten sie sich sehr. Aber bald er- fuhren wir, dass die so Befreiten an der Tür des Gefängnisses gefesselt, dann auf den Kirchhof gebracht und dort erschossen wurden. Die nächste Gruppe ging schon sehr ungern „in Freiheit". Später gab es mitunter Szenen, dass der eine oder andere sich zu wehren versuchte und mit Gewalt herausgezerrt wurde. Und als ich dann später einmal durch ganz Spanien transportiert wurde, durch mehrere Gefängnisse kam. da habe ich dieses Erlebnis überall den Kameraden erzählt. Sie nickten und fragten, in welchen Wo- chen das gewesen sei bei uns. Und DAS AND 1*1 DEUTSCHLAND als ich es ihnen gesagt hatte, du nickten sie wieder und meinten: „Ja, gerade damals war es auch bei uns so. Aber nicht 10—12", — sagte man mir in Malaga — „sondern in einer Nacht 2^5. Sie wurden gleich hier hinter der Getängnismauer erschos- sen. Wir hörten die Schüsse und Schreie die ganze. Nacht hindurch." Da wusste ich, dass nicht unser ört- licher Gouverneur für diese Schläch- tereien verantwortlich war, wie wir gemeint hatten. Haben alle diejenigen, die heute so laut wegen der Erschiessung Petkoffs protestieren, damals dasselbe getan, als das geschah? Oder ist etwa einer unter ihnen, der jetzt dafür ist, dass Franco in den Marshallplan einbezo- gen wird, weil ja seine Diktatur „nicht so schlimm" sei? Ich weiss, was die Todesstrafe be- deutet. Ich habe jahrelang mit Men- schen zusammen gelebt, die zum To- de verurteilt waren und auf den Tag der Hinrichtung warteten. Ich habe mit solchen Mensehen zusammen über Literatur und alles Schöne im Leben gesprochen, habe mit ihnen Schach gespielt. . Ich selbst wurde nur zu 30 Jahren Gefängnis verur- teilt. Als ich an jenem Tage aus dem Gerichtssaal auf den Gefängnishof zurückkam, umringten mich meine Kameraden und fragten, wie es mit- gegangen sei. ••Grossartig!", sagte ich, „30 Jahre! Schon unterschrieben!" Selten habe ich so viele gut gemein- te Glückwünsche bekommen wie an jenem Tage, als ich zu 30 Jahren Ge- fängnis verurteilt wurde.. Ich sah dar- aus, wie viele meiner Kameraden er- wartet hatten, dass es etwas anderes werden würde. So manchem guten Freunde habe ich die Hand gegeben, wenn er auf- gerufen wurde. Einige zitterten, die meisten gingen ausrecht ihrem Schicksal entgegen. Einen von ihnen werde ich niemals vergessen, meinen besten Freund. Jahre später bin ich einmal mit seiner Frau den Weg vor die Stadt gegangen bis zu dem Fried- hof, wo sein Grab ist. Sie erzählte mir, die Soldaten wären freundlich gewesen, sie hätten gestattet, dass sie am Arme ihres Mannes ging auf des- sen letztem Weg. Aber dann, etwa 100 Meter vor dem Friedhof, blieb sie stehen und sagte: „Hier war es, hier, an diesem Baum, hier rissen sie uns auseinander, hier musste ich zurück- bleiben, und bald darauf hörte ich dann die Schüsse knallen und wuss- te, dass mein Gabriel nicht mehr ist . . ." Und sie weinte an meiner Seite. Und er war wirklich unschuldig. So sehr, dass sogar die Faschisten des Ortes sagten: „Das war ein guter Mensch, eigentlich zu gut für diese Welt. Aber wir mussten ihn töten, denn wir können nicht zulassen, dass in der Arbeiterklasse so kluge Leute sind wie er." \ Ich bin ein Gegner der Todesstra- fe. Ich gestehe, ich habe manchmal geschwankt. Wenn ich es immer wie- der so sah, wie die besten so leicht- fertig umgebracht wurden, dann kam auch mir mitunter die Erregung hoch, sodass ich ausrief: „Man sollte diese faschistische Bande umbringen, alle- samt!" Aber immer wieder erinnere ich mich gerade an diesen meinen besten Freund, an Gabriel, dessen letz- ten Worte an seine Kameraden, als man ihn zur Hinrichtung führte, wa- ren: • „Denkt nicht an Rache, denkt nicht an Gerechtigkeit! Denkt nur an eines: eine menschliche Gesellschaft aufzubauen, die wür- diger ist als diese!" * Ich bin ein Gegner der Todesstra - fe und hätte als solcher eigentlich gegen die Erschiessung von Petkoff, ob schuldig oder unschuldig, prote- stieren sollen. Ich habe es nicht ge- tan, weil ich ein noch schärferer Gegner bin von Lüge und Heuchelei. Ich will mich nicht zu denen stellen, die gegen eine Hinrichtung protestie- ren. wenn es in ihre politischen Inter- essen passt, die aber heuchlerisch schwiegen, als in Bulgarien, in Ju- goslawien, in Rumänien, in Spanien usw. tausende und abertausende von Menschen ohne Urteil umgebracht wurden, Menschen; die „nur Rote" waren — mit ihren Frauen und Kin- dern ! NOCHMALS: KONZENTRATIONSLAGER UND ZWANGARBEIT IN DER SOWJETUNION Wir hatten eigentlich die Absicht, die Veröffentlichungen ^ber diese Frage mit Feststellungen zum Ab- schluss zu bringen, welche die seit längerer Zeit entschieden antisow- jetische Zeitschrift "The New States, man" nach reiflicher Prüfung und Ab- wägung als Resultat einer eingehen- den Diskussion gemacht hatte. Auf besonderen Wunsch feigen hier aber doch zwei Aeusserungen von Zwangs- arbeitern, die scharfe Kritik an den Methoden üben und die in "The Tri. bune" erschienen sind. Um zu zei- gen, wie weit die Urteile auseinander gehen, werden wir in der nächsten Nummer weitere Stimmen bringen. "Ich verbrachte 18 Monate, von 1940 bis 1942 im Zwangsarbeitslager von Kargopol bei Archangelsk am Weissen Meer. Das Lager wie alle solchen Lager wurde "Ispravitelnyi Trudovoi Lager" genannt, das heisst "Besserungs-Arbeitslager". Die Leu- te, die "gebessert" werden sollten, waren ausser wenigen notorischen Kriminellen anständige und gute Staatsbürger, die zu 5, 8 oder 10 Jah. ren Einkerkerung als' "Trotzkisten", "Nationalisten", "Kulakeh" oder 'Spione'* verurteilt waren. Viele von ihnen wussten genau, dass ihre Ein- kerkerung ein blosser Vorwand war, um sie zu harter und unbezahlter Arbeit unter den primitivsten ^ Ver- hältnissen zu zwingen. t)as Lager war im Jahre 1937 im Herzen des Wal- de» von Archangelsk als ein Teil des Holzindustrie-Plans errichtet. Die ersten Gefangenen mussten die Ba- racken bauen und bei einer Tempera, tur von SO bis 40 Grad unter Null da- ran arbeiten, das Gebiet für das La- ger sauberzumachen. Ihre .tägliche Ration waren zwei Portionen Suppe und ein Pfund Schwarzbrot. Die we« DAS ANDER! DEUTSCHLAND n nigen, die dies überlebt hatten, er. zählten mir, dass unter den "Pionie- ren" eine ziemlich grosse Zahl hoch- qualifizierter Porstingenieure war, die in ihrem , vorhergegangenen Leben nicht einmal von Politik und "konter- revolutionären Abweichungen" gehört hatten . . . Ich selber arbeitete als Entlader im Lebensmittel.Depot des Zwangsarbeitslagers von Kargopol und erreichte 150-170 Prozent des Durch- schnitts, der 25 tons M"hl pro Mann und Tag betrug, und me.n Name wur- de sogar auf die "Rote Tafel" gesetzt als ein "Rekordmann der Stachanow- Bewegyng von Kargopol". Wie konn- te so wirksame Arbeit unter Zwang geleistet werden, würde Herr Sta.- chanow fragen. Ja, wenn einem, der hungert, zusätzlich ein halb Pfund Brot pro Tag versprocheil wird, <_ann kann er tatsächlich viel arbeiten. Alles, was ich wünschte, war durch- zuhalten ... Im Lager von Kargo, pol gab es ein kleines Hospital mit mehreren Betten, und eine viel grös- sere Baracke für völlig ausgezehrte Arbeiter, das eine Art Beinhaus vor dem Absinken ins Grab darstellte." (Gustav Herling-Grudzinski). "Es gibt eine "Staehanow-Bewc- gung" in den Zwangsarbeitslagern der Sowjet-Union. Ich gehörte zu ihr, wenn auch nur für kurze Zeit. Aller- dings konnte ich normalerweise nur ein Drittel der normalen Tagesauf- gabe '(6 Kubikmeter Holzschlag) be- wältigen . . . Eine Gerichtsverhand- lung, die mit 8 Jahren "harter Besse- rungs.Arbeit in einem Lager" endet, dauert nur eine Minute, wie ich aus eigener Erfahrung im Gefängnis von Lomza im März 1941 weiss." (Lucjan Blit) EIN BRITISCHER OBERST UEBER DEN BUERGERKRIEG IN GRIECHENLAND Die „Rote Revue", das wissenschaftli- che Organ der schweizer Sozialdemo- kratie veröffentlicht Auszüge aus der Broschüre des britischen Obersten A. W. feheppard „Britain. in Greece". Sheppard war siebzehn Jahre in der australischen Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung tätig. Er hat Bich später im Krieg in Griechenland ausgezeichnet und war später bis März 1947 Direktor der ori- tischen Wirtschaftsde'egation für Nord griechenland. Wir bringen einige inter- essante Stellen aus seiner Broschüre. Wie in den meiste^ übrigen Län- dern ist die englische Gesandtschaft in Athen ein Bollwerk der Konserva- tiven und der Reaktionäre. Ihre Stä- be rekrutieren sich aus der ehemals griechisch-faschistischen EDES-Grup- ge oder dem Verräter Michailowitsch zugeteilt gewesenen Verbindungsof I i - zieren, welche seit Jahren und in aller Oeffentlichkeit einer Intervention zu- gunsten der faschistisch-monarchi- stischen Reaktionäre das Wort reden In den Jahren 1945 und 1946 Waren zwei englische Armeedivisionen, Kräf- te der RAF sowie Teile der Mittel- meerflotte in Griechenland stationiert. Eine sehr umfangreiche Militärmis- sion reorganisierte die griechische Armee und stattete sie mit Material aus. Ausbildungsoffiziere wurden seit jeher als kombattante * Offiziere be- trachtet, und es mutet daher merk- würdig an, dass sich die' englische Mi- litärmission als „nichtkämpfend" be- zeichnet. Bis zum Februar 1947 wur- den die englischen Streitkräfte auf 16.000 Mann reduziert, dagegen wur- de die Militärmission im bestehenden Ümfang beibehalten. In der Be- kämpfung der Rebellen leisten die Engländer der griechischen Armee in- sofern eine grosse Hilfe, als sie die- ser ermöglichen, ein Maximum an Mannschaften für die Bekämpfung der Rebellenarmee freizumachen. So sind beispielsweise die Konzentra- tionslager, in denen die freiheitslie- benden Bürger gefangengehalten wer- den, von Werkstätten und Depots usw. der britischen Armee umstellt, und die englischen Wachen haben Befehl, auf jedermann zu schiessen, der sich ihnen nähert. "Ferner werden britische Abteilungen in Kampfgebie- ten zu ,, Rekognoszierungsmärschen'' befohlen, in deren Verlauf sie den Rebellentruppen ein Maximum an Behinderung bereiten können. Im Auftrag des Foreign Office un- terhalten fünf britische Spezialeinhei- ten in Griechenland ein Spionage- zentrum. Sie arbeiten Hand in Hand mit den einheimischen monarcho-fa- schistischen Unterdrückern, Die grie- chische Bevölkerung macht sie mit- verantwortlich für die allgemeine Un- terdrückung jeder politischen Oppo- sition überhaupt, die sich ganz an nazistische Methoden anlehnt. Grie- chenland ist heute ein Polizeistaat schlimmster Sorte. Meine persönliche)! Erfahrungen haben gezeigt, dass in jedem Hotil, in jedem Häuserblock, in jeder Fabrik oder sonstigem Un- ternehmen wie auch in jedem Stras- senzug ein dem Ministerium für öf- fentliche Sicherheit unterstehender Polizeioffizier wacht. Seit einem Jahr untersteht die Gendarmerie dem Be»? fehl des Militärs, obschon kein Stand- recht deklariert wurde." Wie hiess es doch in Bevins Unterhausrede vom 15. März 1947? „Es ist unwichtig, wie viele Wahlen durchgeführt werden, aber solange man eine allmächtige Staatspolizei besitzt, die einem einzi- gen Minister untersteht und diese das Volk durch Furcht lähmt, können wir nicht von Demokratie sprechen und sind meilenweit von ihr ent- fernt." Den Lesern der Tageszeitungen wird es aufgefallen sein, wie oft die monarchistische griechische Armee gemeldet hat, dass sie die Rebelley- kräfte umzingelt und vernichtet ha- be. Doch scheinen die Blätter immer zu vergessen, das endgültige Resul- tat des Abschlüsses der Operation be- kanntzugeben. Die Wahrheit ist, dass die griechische Armee aus eigenen Kräften nie im- stande sein wird, die Rebellen zu schlagen. Aus diesem Grunde ver- sucht sie, die britischen Streitkräfte in den Kampf zu verwickeln. Jeder- mann kennt die hervorragenden kämpferischen Qualitäten der grie- chischen Soldaten und Offiziere. Doch ist es eindeutig, dass sie nicht mit dgrn Herzen gegen ihre Brüder kämp- fen, besonders gegen jene nicht, von denen sie wissen, dass sie die besten Kämpfer gegen die Nazitruppen wa- ren. Daher die ständigen Todesur- teile der Kriegsgerichte gegen Solda- ten, die sich weigern, auf die Rebel- len zu schiessen. Nur durch die Mo- bilisierung des menschlichen Ab- schaums, der sich in jedem Lande findet, das unter deutscher Besetzung gelebt hat, konnten die Hinrichtungs- kommandos aufgestellt werden, die sich dazu hergeben, griechische Frei- heitskämpfer zu erschiessen. Die grie. chisch-monarchistische Armee ist mit der modernsten englischen und ame- rikanischen Ausrüstung versehen und aufs intensivste von englischen und amerikanischen Offizieren mstru^rt — und doch gewinnt sie den Krieg nicht, der von ihren eigenen neue- sten Öommuniqu6s als von langer Dauer bezeichnet wird. Die Rebellen kämpfen eben für das, was der Mensch am meisten liebt, für die Freiheit! Ich glaube nicht, dass man je einen Griechen, der von der Ge- rechtigkeit seiner Sache überzeugt ist, wird besiegen können. Auch den Deutschen gelang dies trotz gewalti- gen Terrormassnahmen nicht. Gestützt auf meine Erfahrungen als Soldat und gestützt auf meine Kennt- nisse der beiden Gegner wiederhole ich, dass es der griechischen Armee nie gelingen wird, die Rebellenbewe- gung zu unterdrücken, wie viele zu- sätzliche Waffen man der Armee und der Luftwaffe auch geben möge, wie viele Spitfires mit Raketengeschüt- zen auch geliefert werden mögen. Was man auch alles für die griechische Armee tun mögen, sie wird die Rebel- len nie bezwingen, sowenig wie die britische Armee die amerikanischen Kolonisten im Unabhängigkeitskrieg hat besiegen können. Je schneller die griechische Regierung dazu gebracht ward, zu einer Politik der nationalen Versöhnung Hand zu bieten, desto bes- ser wird es für alle Beteiligten sein. Trotz den von England in Griechen- land schätzungsweise investierten 125 Millionen Pfund wird allerseits bestä- tigt, dass von einer wirtschaftlichen Genesung nicht die Rede sein kann. Die Arbeitslosenziffer erreichte im April 1947 29 Prozent, weitere 30 Pro- zent der verfügbaren Arbeitskräfte dienen entweder in der Armee, in der Gendarmerie oder sind deportiert. Dank meiner eingehenden Kenntnis der griechischen Wirtschaft kann ich feststellen, dass diese heute weit schlechter dasteht als unmittelbar nach Beendigung der deutschen Be- setzung. Dies ist darauf zurückzufüh- ren, dass mit Wissen und Zustimmung sowohl der britischen Gesandtschaft als auch der britischen Wirtschafs- misision (und somit sicherlich auch der britischen Regierung) jede im wahren Interesse der griecht^^en Na- tion liegende Wirtschaftspolitik sabo- tiert wurde. Schwarzhändler und Deutschkollaboristen ersetzten die Sachverständigen. Das Resultat die- ser verheerenden Politik ist, dass die Reichen reicher und die Armen är- mer werden. Laut dem Bulletin des griechischen Informationsbüros in London hat le- diglich das Luxusgewerbe die Vor- krieersoroduktlon erreicht od°- ,-,kor- schritten. Der Import von Parfüms, Seidenkrawratten und Seidenschals, IS DAS ANDERE DEUTSCHLAND Kaffee und Luxusautomobilen ist so noch, dass das Mitglied des amerika- nischen Währungskommission, Patter- son, mit seinem Rücktritt drohte, falls die Regierung solche Importe nicht einschränke . . . Jede freie Ge werkschaf tsbildunfe ist unterdrückt. Die Regierung duldet nur Gewerkschaftsführer aus faschi- stischen Kreisen. Heute ist jeder aus freien Wahlen hervorgegangene Ge- werkschaftsführer auf Grund konstru- ierter Anklagen verbannt oder im Gefängnis. Wer als Funktionär ohne Bewilligung der, rechtsextremistischen Regierungsbeamten an einer Gewerk- schaftsversammlung teilnimmt, wird in den Anklagezustand versetzt. Die bei Verhaftungen von Gewerkschafts- funktionären vorgefundenen Mitglie. derlisten werden behördlicherweise "bereinigt". Unter Missbrauch der UNRRA-Hilfe werden die rechts-ex- tremistischen Gewerkschaftsgruppen gestärkt . . . Ueber kein anderes Thema hat das Informationsamt der griechischen Re- gierung mehr falsche Berichte ver- breitet und Unwahrheiten veröffent- licht als über die Guerrillabewegung. Leute, die überhaupt nie in Griechen- land waren oder nie über Athen .hin- ausgekommen sind, verbreiten „inspi- rierte" Zeitungsartikel, und da diese gefälschten Berichte immer wieder er- scheinen, erwecken sie schliesslich doch den Anschein der Wahrheit. Ich hatte oft Gelegenheit, mit Partisa- nenabteilungen in Kontakt zu kom- men, öfters war ich während Tagen Ihr Gast. Viele ihrer Mitglieder hatte ich gekannt, bevor sie ins Maquis gin- gen, und traf sie dort wieder. Vor meiner Abreise aus Griechenland nahm ich Abschied von meinen Freun- den in der demokratischen Armee. Ich versprach ihnen, das Ausland wissen zu lassen, welche Art Menschen sie in Wirklichkeit seien. Ich wiederhole und werde es im- mer wiederholen, dass die Guerrillabe. wegung eine einheimische Bewegung • Ist. Sollten die griechischen Partisa- nen schliesslich den Zuzug einer in- ternationalen Brigade erhalten — was Ich jedoch bezweifle —, so wäre dies nicht mehr als billig, denn von allen Menschen Europas bringen gerade sie das grösste Opfer für die Fahne der Freiheit. Bei keiner Gelegenheit sah ich je- mals einen Partisanen, der nicht wirklich Grieche gewesen wäre, wenn auch einige unter ihnen ausserhalb Griechenland geboren sind oder sonst Im Ausland gelebt haben. Ich traf so- gar einen Partisanen, der lange Zeit in meiner eigenen Heimat, in Austra- lien, verbracht hatte. Grösstenteils trugen sie Zivilkleider mit der Arm- binde der demokratischen Armee. Ei- nige waren in blaue englische Unifor- men gekleidet. Die UNRRA hatte in Griechenland zweihunderttausend Stück dieses Uniformtyps verteilt. Viele' hatten britische Armeeunifor- men an, die sie den Regierungstrup- pen im Kampf abgenommen hatten. Andere wiederum trugen ein Gemisch von französischen, deutschen, italie- nischen und russischen Uniformen. Es waren dies nach Deutschland und Polen verschleppt gewesene Zwangs- arbeiter, mjd sie trugen die Kleider, die sie bei der Rückkehr in die Hei- mat am Körper hatten. Es muss dar- an erinnert werden, dass die mei- sten Freiheitskämpfer sich gerade aus den nach Dachau oder Auschwitz deportierten Kreisen rekrutieren. Die heutigen Gegner der Partisanen hin- gegen bedeuteten in keiner Weise ei- ne Gefahr für die Nazidoktrin, und die Deutschen konnten ihnen ruhi? erlauben, in Griechenland ein ge- mächliches Leben zu führen..." Ferner hat Oberst Sheppard nach dem Friedensangebot von General Markos $n "The Nation" geschrieben: „Es wäfre bedauerlich, wenn die Ge- legenheit, Griechenland den Frieden zu geben, nicht genutzt würde, infol- ge der Anstrengungen derer, die in dem Konflikt Interessen investiert haben, oder der Erzreaktionäre des griechischen Generalstabs, die viel- leicht glauben, dass Markos* Friedens- angebot ein Zeichen der Schwäche ist, und dass deshal'i die Stunde gekom- men sei, un^mit ihm und seinen An- hängern ein für allemal Schluss zu machen. ~ Man kann eine politische, soziale oder auch religiöse Bewegung nicht durch Gewalt vertilgen; will man sie vernichten, so muss man ihre Ursa- chen beseitigen. Auch wenn jeder An- hänger von Markos erbarmungslos ge- tötet würde, würde das nicht das grie- chische Problem lösen. Wer etwa glaubt, dass Franco das spanische Problem gelöst hat, sollte Spanien be- suchen. wie ich es vor kurzem getan habe. Ich will im Falle Griechenland durch einen mir oersönlich bekannten Vorfall deutlich machen, was ich mei- ne: Nahe beim Dorf Pyrgos im süd- lichen Peloponnes kannte ich einen angesehenen älteren Grundbesitzer, Athanasios P., den stolzen Vater von vier Söhnen. Der jüngste besuchte die * Universität Athen, wo "er mit anderen Studenten der Rechtswissenschaft und der Oekonomie Sozialist und Mifelied der Freiheitsbewegung wur- de. Unter dem Einfluss der EAM, in deren Reihender während der Beset. zung kämpfte, wurde er dann Kom- munist. Als ich seinen Vater Ende 1946 traf, wer der Junge mit einer Abteilung Aufständischer im Tayge- tos-Gebirge. Der Alte war wütend über seinen Sohn und sagte, er wür- de ihn mit eigener Hand töten, wenii EUGEN VARGA UND DIE REGLEMENTIERUNG DER WISSENSCHAFT IN DER SOWJETUNION er ihn erwischte. Das Schicksal hat- te es anders beschlossen. Im Februar 1947 wurde der Junge bei einem er- folglosen Angriff der Rebellen auf Sparta von der Gendarmerie gefan- gen genommen. Bevor drei Tage ver- gangen waren, war der junge Mann hingerichtet und sein Kopf in Tripo- lis auf eine Stange gesteckt. Einen Tag nach der-»Hinrichtung gingen der Vater und die drei Brüder in die Ber- ge, wo sie bis heute gegen die Regie- rungstruppen kämpfen. Was ist das Ziel der westlichen De- mokratien? Wenn sie Griechenland den Frieden bringen wollen, damit der wirtschaftliche Wiederaufbau begin- nen kann, dürfen sie die jetzige Chance nicht vorübergehen lassen. Die UN haben eine wundervolle Gele- genheit für eine positf/e Aktion. Sie könnten einen Vermittler ernennen, um einen Waffenstillstand herbeizu- führen und die beiden Standpunkte zu versöhnen. .Wenn sie umgekehrt darauf bestehen, die Kräfte in Grie- chenland zu vernichten, die Gegner Ihrer Auffassungen sind, dann müssen alle Länder, die heute in Opposition zu den westlichen Demokratien ste- hen, für immer daran festhalten, wenn sie nicht ihre Führer und die tausen- de ihrer Anhänger dem sicheren Tode überliefern wollen. Der einfache Mann in Griechen- land ist der Krieges im äussersten Masse überdrüssig. Aber er ist ohn- mächtig gegenüber den politischen Führern, die in den letzten vier Jah- ren die Bürgerkriegspolitik geschürt haben. Es gibt augenscheinlich nur drei Dinge, die diese Führer beein- drucken könnten: ein Wechsel in der Haltung der Amerikanischen Mission; ein Sieg von General Markos; eder das Eintreten eines wirtschaftlichen Chaos mit Hungersnot, Verbitterung und Verfäll jeglicher Moral und aller sozialen Tugenden. Eines dieser drei Dinge könnte eintreten, wenn die UN nicht rechtzeitig eingreifen. Je län. ger wir in Griechenland zögern, um so grösser wird die Unordnung, die wir beheben wollen, und um so grösser wird das Elend. Hier liegt in der Tat eine grosse Verantwortung auf dem nordamerikanischen Volk und den von ihm gewählten Führern. Alexander Werth, der frühere Mos- kauer Korrespondent des "Manchester Guardian" schreibt von London aus eine Serie von unzensurierten Arti- keln unter der Ueberschrift "Russia, Plus and Minus". Im Mittelpunkt des ersten Artikels steht die Affäre Var- ga. Varga galt als der bedeutendste Wirtschafts - Wissenschaftler der Sowjetunion. Er wurde dann der Ket- zerei angeklagt, weil er die Meinung vertreten hatte, dass der amerikani- sche Kapitalismus nicht vor einer na- hen Schwerfen Krise stehe, die zu sei., nem Zusammenbruch führen müsse, wie das die offizielle Auffassung war. Sein "Objektivismus" wurde in ähn- licher Weise als abwegig verurteilt wie um dieselbe Zeit der "Formalis- , dass der gewöhnliche Arbeiter — und vorläufig nur auf dem Papier — alle vierzig Jahre zu seinen Ferien kommt." Die "Nation" ist kein faschisti- sches Lügenblättchen, sondern eine ziemlich ernstzunehmende Zeitung. Nur deshalb veröffentlichen wir die- se "unbestechlichen" statistischen Mitteilungen, die zeigen, welche Un- geheuerlichkeiten die anttoolsche- wistische Hetze sich heute bereite er- lauben zu können glaubt. russisch - amerikan. Versuchskrieg. In Berlin auch stellt sich ein SPD. Mann, der Bürgermeister werden soll, auf eine Tribiin» und faselt von ei- nem "Stalingrad der Freiheit". Oder kommunistische Starfunktionäre* die so einfältig wie selbstbewusst sind, bringen es über sich, den Bewohnern der Ostzone die Verhältnisse dort- selbst gegen das Zeugnis der Sinne (des Magens vor allem) als den west- deutschen turmhoch überlegen *u preisen. Bin AP-Bericht, der jetzt Weltrunde macht, erzählt, wie die »n- tikommunistischnn Demonstrationen des Westens "erlaufen: "Das Publi- kum klatscht den Angriffen gegen die Russen Beifall, enthält sich aber Je- der Kundgebung des Abscheus, wenn die Kriegsverbrechen der Nazi er. wähnt werden." Und es sind, wie ge- sagt, sehr häufig prominente Sozial- demokraten, die bei solchen Demon- strationen vertanzen. DIK USSIONSTRIBUENE * Man muss Hoffnungen, die es su ihm Zeit wirklich waren, sind sie zu Weesen. Illusionen geworden, still und klaglos begraben Könen. Die Geschieh, te richtet sich nicht immer nach un- seren Prognosen, und da tut es nicht tut, wenn Sozialisten vor der Tatsa- che des allseitigen Versagens beider deutscher Arbeiterparteien die Augen verjwhliessen. "^reue zur Idee, und zu dea» was man als richtig lind zu- Künftig erkannt hat, darf nicht zu {Sjpiessgesellentreue entarten. Was ist dton eigentlich "linke", proletarisch- eoiialistische Politik? Und was könn- te sie etwa sein? Besteht sie vielleicht darin, dass man, ein hilfloses Wrack, •ich im Strom (oder gor Gegenstrom > des Klassenkampfs dahin treiben lässt, - oder wäre nicht vielmehr .zu versu- chen, die Kraft der Strömung zu Un- ternehmungen auszunützen, die der Bevölkerung, vo der man das Man- dat hat. und der Zeit, in der man Wirkt, wenigstens soweit zue"+ om- toen, dass eine Besserung gefühlt und «ine neue Zuversicht gefasst werden kann, und wenn nicht von Allen zu- gleich, so doch eben von der grossen • Zahl, mit der es der Sozialist ja zu tun hat? Aber das kümmert ja heute Weder die SPD noch die KPD, die Sanz ahdere Sorgen haben. Die So- zialdembkratie ist jetzt ganz zum Wer- ber jener "westlichen Ideale" gewor- den, denen ein Sozialist aus ehrlichem Herzen und mit möglichst viel Scharf - sinn misstrauen sollte, während die KPD, die Partei Liebknechts, und Lu- xemburgs wie sie sich nennt, ganz altgedienten Fremdenlegionär des sowjetischen Imperialismus hinab, zusinken droht. Dass swischendurch *Hn uns mit dem höchst komplexen und -hwierig zu entwir- rehden Bewusstsein des Deutschen posthitlsrischer Zeitläufte behelfen, worin sich Enttäuschung und Hunger um die Hauptrolle streiten, und das eben verstanden oder doch wenigstens berücksichtigt werden wilL Ich möch- te damit ab; ueileibe .nicht sagen, deutsche Sozialisten hätten jetzt (wie- der mal) eine nt tionale Ressentiment- pclitik zu versuchen, wozu es übrigens nirgends an Neigung fehlt; vielmehr meine ich, dass jede deutsch-soziali- stische Politik heutzutage mit der Ueberlegung zü beginnen hätte, »dass, wie die Dinge liegen, weder die An- gelsachsen noch d Sowjetrussen dem deutschen Kollektivbesiegten primär helfen wollen. Das können sie ja auch gar nicht bei der Ueberinänspruch- nahme durch ihren Weltagonismus; aber auch sonst wollten sie es wahr- scheinlich ganz und garnicht. Denn primär wollen sie eben 1.) sich für ihre Kriegsverluste schadlos halten und 2.) die Deutschen weit über de- ren Brot- und Dachübermkopf-Pro- blematik hinaus für ihre Interessen einspannen. Ich leine die drei Jahre seither sollten daran keinen Zweifel mehr gelaasen haben. Kurz, die Sie- ger trachten bei uns nach Reparatio- nen (oft genug von ausgeprägtem Beutecharakter) und nach Quis- lingsdiensten. Und die letzteren — das ist eben nicht -nehr zu verkennen — erhalten sie nun ausgerechnet von den deutschen Arbeiterparteien! Wie wenig wir über spricht von der „Ausrottung der kommunisti- schen Banditen" in einer Spracne, die aus dem Sprachschatz der Ge- stapo stammt. Möglffch, dass die Kom- munisten wie überall im Trüben i i- sefcen, und Terrorismus ist die na- türliche Folge der Despotie, in der es keine legalen Verteidigungsmittei gibt; aber worum es wirklich geht, das sind Gummi, Zinn und Singa- pore." (The Socialist Leader) Indonesien , „Wenn die Holländer bei ihrer stu- ren Haltung verharren, können sie die indonesische Republik zeitweise schwächen, aber sie können nicht die Bewegung zerstören. Die Hollän- "der bauen auf die Zersetzung im in- donesischen Lager und auf die Un- terstützung der Mächte, die ihre Mit- wirkung in der West-Union brau- chen. In Erinnerung an die Schwä- che Hollands gegenüber Hitler im Jahre 1940 und gegenüber den Ja- panern im Jahre 1942, halten die In- donesier die engl.-amerik. Pclitik für kurzsichtig. Die Holländer können die nationalistische Uhr nicht für unbeschränkte Zeit aufhalten; in ei- nigen Jahren wird dieses reiche Ge- biet fast sicher in die Hände der In- donesier übergehen. Die holländische Politik muss sich jetzt — und das wird in Washington und in London ebensogut entschieden wie im Haag — entschliessen darüber, ob das künftige Indonesien sein Freund oder sein Feind sein wird." (The New Statesmam Polen . . Das polnische Volk hat 1m Zweiten Weltkrieg Verluste erlitten, die so schwer sind, dass sie das so- ziale Gefüge des Landes stark ver- ändert haben. Von etwa vierunddreis- sig Millionen Einwohnern, die am 1. September 1939 in den Grenzen de> damaligen Polen lebten, gingen et- wa sechs Millionen zugrunde; ein? grausige Zahl. Etwa 650.000 davon fielen als Soldaten, etwa 5,4 Millio- nen starben in den Vernichtungslo- gern, den Ghettos, am Galgen, bei Strafexpeditionen und durch Zwangs- arbeit. Die Intelligenz wurde beson- ders stark in Mitleidenschaft gezo- gen. Rund vier Millionen Menschen gingen mit den Ostgebieten an R.uss land, einige Hunderttausende leben ■in der Emigration ... Was die Sowjets erreichen Vollen, erreichen sie sehr gut durch ihrs hervorragend arbeitende polnische Kommunistische Partei und nicht, durch direkten Zwang. Sicher ist bis weit in die Spitzen der Kommunisten hinein ein starkes nationalpolnischea Gefühl vorhanden, aber es ist gut dafür gesorgt, dass es eben nur ein Gefühl bleibt, wir müssen begreif er, dass mit Polen ähnlich wie mit der Tschechoslowakei im Grunde nichts Aussergewöhnliches geschehen ist, sondern dass wir hier das Ergebnis einer Entwicklung vorliegen haben, die sich bereits in den unseligen Ver- trägen des Jahres 1919 anbahnte. Die Westmächte, und wir Deutschen selbst haben, nicht den geringsten Grund, uns über diese Entwicklung ' zu be- klagen, als ob.ihr Beginn und ihr bis- heriger Ablauf nichts mit uns zu tun gehabt hätten ... Die Armee ist nicht sehr stark. Sie wird geführt von Marschall Michei -llcla Zymierski und steht unter dem .Kommando von Offizieren, die in Russland ausgebildet sind. Sie ist russisch bewaffnet, wird nach russi- schen Vorschriften geschult und ist ebenso wie die Polizei ein gefügiges Werkzeug in den Händen der jet- zigen Staatsführung und der Sowjet- union. Von der selbständigen Stel- lung, die das .Heer durch die „Ober- sten'' im früheren Staate einnahm, ist nichts mehr geblieben.' Die politische Führung stellt vor und mitten - in der Bewältigung ge- waltiger Aufgaben: die zerstörte Wirtschaft muss wiederaufgebaut, die Industrie muss den neuen staata- politischen Zielen eingeordnet wer- den, die Struktur der Landwirtschaft hat sich grundlegend geändert, die neugewonnenen WOstgebiete müssen möglichst rasch und vollkommen durchdrungen und in das Gesamtge- füge einbezogen werden. Die Regie- rung und das polnische Volk haben diese Aufgabe mit unleugbarer Tat- kraft und Zähigkeit angepackt. Ks sind heute schon Erfolge sichtbar, die uns nachdenklich und aufmerksam machen sollten. Das heutige Polen ist in wirtschaft- licher Hinsicht vorerst ein gutfunk- tionierendes Kompromiss aus gebun- dener Wirtschaft, die am Sowjetsy- stem ihr Vorbild hat, und freier Wirt- schuft westlicher Prägung. Man hat die Schlüsselindustrien und den Bergbau restlos verstaatlicht, ebenso die Banken und Versicherungen; al- le Betriebe mit mehr als 50 Arbei- tern sind Nationalbesitz. Das indu- strielle Kerngebiet Oberschlesien kam ohne grosse Zerstörungen durch den Krieg und ' arbeitet heute mit äus- serster- Anstrengung. hat allerdings auch erhebliche russische Forderun- gen zu erfüllen. Die Kohlenaüsfuhr, vor allem nach Skandinavien, Russ. land und den Ostbloekländern lia«; heute schon wieder einen bedeuten- den Umfang angenommen und steigt weiter an, die grossen Textilbetriebe* des l.odzer Bezirkes sind in . zuneh- mendem Masse in der Lage, den In- nenmarkt ausreichend zu beliefern und darüber hinaus, besonders nach Russland, zu - exportieren. Ueberhaupr muss, gesagt werden, dass Polen in der - Gestaltung,, seiner Aussenhandels- beziehungen vom Osten her keine allzu fühlbaren Beschränkungen auf- erlegt werden. Es ist der TatKraft der Techniker und Arbeiter auch gelun- gen, die beiden wichtigsten riaien, Stettin und Gdingen, rasch wieder üetrieosbereit zu macheu; der Ausbau des Handelsflotte macht gute Fort- schritte. Die' Güterverteilung liegt nach dyr ausgesprochenen Absicht der Regie- rung hauptsächlich in den Händen von genossenschaftlich arbeitenden Betrieben, die sich aus sehr besenej- tienen Anfängen mehr und mehr zu einem ausschlaggebenden Faktor im wirtschatuichen Leben des Landes entwickeln. Mit dem Erstarken der Industrie hat auch das stark abge- wirtschaftete Verkehrsnetz einen be- trächtlichen Teil seiner alten Lei- stungsfähigkeit wieder erreicht, wenn auch das Strassennetz nach wie vor eine alte polnische Misere geblie- ben ist und besonders verbesserungs- bedürftig zu sein scheint. Der Ausbau von Weichsel und Oder zu Gross- Schiffahrtswegen ist geplant, aber es ist noch nicht ersichtlich, wie weit die Arbeiten hier schon ^i-fiiebtn ... Man soll sich in Deutschland kei- nen Illusionen hingeben. Die Wucht der bereits geschaffenen Tatsachen ist zu gross, als dass hier ohne wei- teres eine Aenderung eintreten könn- te. Es leben heute noch knapp 200.000 Deutsche in Polen. Sie sind sozial auf die tiefste Stufe gedrückt. Die grosse Ostwest Wanderung t Deutsche wandern aus, Ostpolen rücken nach# ist zum Abschluss gekommen. Es ist mit einem gewissen Erfolg gelungen, Kolonisten aus dem verlorenen Ost polen, Rückwanderer aus dem Ruhr- gebiet, aus Frankreich und Belgien als Siedlfer anzusetzen, wenn auch ein Zögern der bäuerischen Kreise vor einem Einströmen in diese Ge- biete unverkennbar ist. Die Berichte über die Zustände in diesen Gebie- ten sind spärlich, ungenau und vot? der Parteien Hass und Gunst- leider nur zu sehr verzerrt. So viel aber ist sicher: die Zeit arbeitet für Polen; jeder Tag bedeutet einen Gewinn für die polnische Landnahme, und einen Verlust für den unveräusserlichen deutschen Anspruch. Die natürliche, erdhafte Fruchtbarcit dieses Bauern- volkes wird das Ihrige tun, das -heute noch stark unterbesiedelte und herab- gekommene Gebiet volkreich zu ma- chen; der-unleugbare Fu-is.-- und die Zähigkeit des Polen werden die schwe- ren Schäden erträglicher machen . . (Aus der gut redigierten, inter- essanten katholischen Zeitschrift ..Frankfurter' Hefte") Die deutschen Parteien . . Die Politik im heutigen Deutschland hat sich in. unerhörtem Masse bürckratisiert, sie und gerade auch die Parteipolitik kapselte sich in eine beinahe prinzipielle Vereinfa- chung ein. Ausserdem führten de* Papiermangel und eine - man muss dies aussprechen - eingefleischte Gewohnheit dahin, den gesamten derartigen politischen und parteipo- litischen. Betrieb in eine der Öffent- lichkeit gegenüber weitgehend abge- w DAS GE Die Militarisierung der Vereinigten Staaten Die "New York Post" hat berichtet, dass 52.4% der Aus- gaben der Vorbereitung für einen künftigen Krieg dienen; 31.2 o[o müs- sen aufgewendet werden für Folgen früherer Kriege und nur 16.4 o|o die- nen nic.htmilitärischen Zwecken. Die 83.8 o|o des Budgets, die für militä- rische Ausgaben verbraucht werden, betragen 38 Milliarden Dollars. General Marshall hat von zwanzig leitenden Stellungen im Aussenmini- sterium zehn an Offiziere übertragen. Die offiziöse Zeitschrift "Army and Navy Bulletin" schrieb: "Heute hat die Armee im wesentlichen die Kon- trolle der Aussenpolitik. Die hohen diplomatischen Stellungen befinden eich fast ganz in den Händen der militärischen Autoritäten". Ebenso werden Wissenschaft und Erziehung militärisch gleichgeschaltet durch grosse Summen, die für For- schung und "Militärische Erziehung ausgegeben werden.- Zusammenfassend sagt "The Socia- list Leader": „Drei Faktoren sind für die wach- sende militärische Beherrschung der Vereinigten Staaten massgebend: schlössen« Geheimdiplomatie zu ver- wandeln. Was deutsche Innenpolitik ist, was deren Gegensätze und Proble- me sind, was der grosse Gegenstand klaren parteipolitischen Handelns und parteipolitischer Meinungsbildung sein kann, bleibt in Wahrheit bei uns weiterhin unsichtbar. An was sollte und soll Sich der Geist hier noch heften, wenn er an die Parteien denkt? Für was soll sich der frierende und hungernde Mensch bei dem Gedanken an sie, an sie als Partei, noch erwärmen! Wenn man die Parteien vor der allgemeinen Unzufriedenheit retten will, genügt es nicht zu sagen: sie machen es nicht schlechter als in andern Ländern. Sie müssen es hundertmal besser ma- chen als dort! Denn sie haben ein Volk sich gegenüber, bei dem Geist und Praxis auseinandergeklafft sind: hier ist ihre Aufgabe, von dem Geist her Politik zu macfien, sonst sind sie Verbände von politischen Verwal. tungsbeamten. Naturgemäss führt da- bei das ungeheure Schwergewicht der Not, da® die Praxis dem Geist gegen- über eigenläufig macht, zu erhebli- chen Schwierigkeiten. Sehen das die deutschen Parteien? Ich bin der Letzte, tiber sie in der heutigen ausserordentlich schwieri- gen Lage den Stab zu brechen. Schon das Alltagshandeln der Politik ist ein hartes Brot und lässt bereits für die Alltagsprobleme häufig fast keinen Ausweg zu. Ich weiss auch, dass we- nigstens in den grossen Parteien jun- ge Kräfte am Werk sind, die die Auf- gabe wohl ähnlich, wie ich sie skiz- ziert habe, begreifen. Aber ich sage: Aus den Parteien müssen heute gei- stige Flammen schlagen, wollen sie das hungernde und frierende Volk für sich gewinnen . . (Professor Alfred Weber—Heidelberg) SICHT D 1. Der zweite Weltkrieg, der die Mi- litärhierarchie in vielen einflussrei- chen Stellungen beliess und die Oes- fentlichkeit weitgehend infizierte; 2. der Zwang der Profitwirtschaft zur Aufrüstung, um eine neue Depression zu vermeiden: 3. die hysterische, durch die herrschende Oligarchie sy- stematisch geschürte Angst vor einem bevorstehenden Krieg mit der Sowjet- union. Als Folge dieser Faktoren wird die Militärkaste ein immer wichtigerer Sektor der herrschenden Klasse. Bis jetzt gibt es dagegen keine wirksame Opposition". Kapitalistischer Wettbewerb Die United States Steel Corporation erhöhte vor wenigen Monaten ihre Preise um 5 o|o. Prompt ahmten die anderen amerikanischen Stahlfirmen das Beispiel nach. Das musste auch bei den Gutgläubigsten den Verdacht erwecken, dass es sich hier um einen Vorstoss gegen das Antitrust-Gesetz handele. Die Stahlindustriellen wurden des- halb vor einen Untersuchungsaus- schuss des Senates zitiert. Dort hatte ein Senator die folgende bezeichnen- de Diskussion mit Mr. Homer, dem Präsidenten der Bethlehem Steel Cor- poration: Senator: Wie kam es, dass Sie die Preise in genau dem gleichen Masse wie die United States Steel Corpora- tion erhöhten? Nahmen Sie eine Un- tersuchung der Kosten vor, auf Grund deren Sie die Preise erhöhten? Mr. Homer: Nein. Senator: Wie kamen Sie dann auf die Erhöhung? Mr. Homer: Nim, einer unserer Ver- käufer kam eines Tases ins Büro und berichtete, er habe gehört, dass die U. S. Steel ihre Preise um 5 o|o er- höht habe. Und da taten wir es auch. Senator: Warum mussten Sie das tun? Mr. Homer: Oh, wir müssen uns nach der Konkurrenz richten. So entsteht also die Verteuerung ei- nes der lebenswichtigsten Artikel in Nordamerika. Aber die Herren der Stahlindustrie befinden sich in guter Gesellschaft: Im Augenblick schweben in Nordamerika Verfahren gegen 1.100 Firmen wegen Verstosses gegen die Antitrust-Gesetze. Kautschuk Singapur meldet, dass die Juli-Ver- schiffungen sich auf 81. 743 t. belie- fen. (Vorjahr: 87.368 t.) Davon erhiel- ten, England 20.666 t, USA 27.740 t, und URSS 13.359 t. Im Juli hatte also die Produktion im malayischen Archipel noch kaum unter dem Kolonialkrieg gelitten. Und da der englische Gouverneur im Au- gust sawakische Kopfjäger in Kuala Lumpur zur Verteidigung des Impe- riums einsetzte, darf die londoner City hoffen, dass ihre Interessen in dieser reichsten englischen Kolonie gut gewahrt werden. Die Juli-Ver- schiffungen strafen die englische Be- hauptung Lügen, dass Moskau den Aufstand angezettelt habe. Bekannt- lich verbrennen die malayischen Gue- rrillas Plantagen und zerstören Fa- brikanlangen. Russland hat aber gar kein Interesse an dieser Maschinen- AS ANDERE DEUTSCHLAND ER ZEIT stürmerei, da es mehr als 15% der malayischen Kautschukproduktion erhält. Marshall-Dollars in Indochina verpulvert Frankreich hat den Kolonialkrieg in Indochina verloren und wird frü- her oder später mit den Nationali- sten in Verhandlungen eintreten müssen, in denen alle Trümpfe auf Seiten der Eingeborenen sind. Die Ko- sten beliefen sich auf 200 Millionen Dollars pro Jahr und ftir die verblei- benden Monate von 1948 wird Frank, reich noch 40 Millionen der im Mut- terland bitter benötigten Marshall- Dollars nach Saigon abzweigen müs- sen. 110.000 mit allen modernen Waf- fen versehene Truppen (darunter 10.000 meist deutsche Fremdenlegio- näre, 30.000 Indochinesen und viele farbige Soldaten aus den afrikani- schen Besitzungen Frankreichs) ha- ben gerade die grösseren Städte des Landes halten können. Das Innere wird vom Vietnam beherrscht, der zu 80 bis 95% aus Nicht-Kommuni- sten besteht. Die Guerrillas machen sich selbst in den Ton den französi- schen Truppen besetzten Städten be- merkbar und haL;;i das Wirtschafts-, leben völlig lahmgelegt. Die franzö- sischen Exporte aus Indochina ma- chen nur 10 o|o der Vorkriegszeit aus. Reis und Getreidegebiet sind vorwie- gend in der Hand Vietnams, Kaut- schukproduktion (Indochina figurier- te früher an 4. Stelle unter den Kaut- schuk produzierenden Länder der Er- de) ist unbedeutend, Kohle, Zinn, Phosphate, Eisen, Tung und Zink werden ebenfalls kaum produziert. Ho Chi Minh, der Präsident Vietnams, ist wie Nguyon Giap, der Befehls- haber des Heeres, Kommunist. Kominform contra Tito Alexander Werth, über dessen Richtigstellung der lügenhaften An- geben . über die "Sklavenarbeit" in Russland, wir in der letzten Nr. be- richtet haben, macht in "The Na- tion" von Belgrad aus interessante Angaben über den Konflikt zwischen Jugoslawien und der Kominform. Tito, so meint er, orientiert seine Politik nach den Bedürfnissen und Wünschen der überwiegend bäuerlichen Bevölke- rung, die den Grossteil der Soldaten und 50 o|o der Mitglieder der Kom- munistischen Partei stellt. Statt der Kollektivierung sucht er, wie wir be- reits kürzlich berichtet haben, das Genossenschaftswesen auf dem Land auszubauen; er forciert die Industria- lisierung nicht, soweit eine solche Forcierung die vordringliche Aufgabe der Agrarreform erschweren könnte. Die kommunistische Bewegung in Ju- goslawien sei im Gegensatz etwa zu Rumänien bodenständig und im Kampf gewachsen, nicht aber von in Moskau geschulten Funktionären ge- führt; Jugoslawien beanspruche Selbständigkeit, während die Sowjet- union die Eingliederung in das russi- sche Machtsystem verlange; man fürchte in Moskau, dass das Beispiel Jugoslawiens ungünstig in anderen Ländern wirken könne. Da es keine nennenswerte. Opposition gegen Tito In Jugoslawien gebe, sei es schwierig I DAS ANDERE DEUTSCHLAND für die Sowjetunion, ihren Stand- punkt durchzusetzen. Oesterreichische Fremdenlegion? Wie die in Zürich erscheinende Schweizer Zeitung „Die Tat" kürzlich meldete, hat ein gewisser Dr. Kraus in einer österreichischen Zeitschrift einen Plan für die Bildung einer „Be- freiungsarmee" auf österreichischem Boden entwickelt. Diese Armee, als eine Art Fremdenlegion gedacht, wür- de sich, nach der Auffassung von Dr. Kraus, hauptsächlich aus den Displa- ced Persons aller Länder rekrutieren und im Ernstfall auf den Massenzu- lauf „russischer Deserteure" rechnen können. "Dieser Dr. Kraus muss es wissen", schreibt „Die Tat" dazu, „war er doch Berater der Hitler-Ar- meen vor dem Ueberfall auf Buss- land und Mitbegründer der Wlas- Bow-Armee." Die Sowjetunion und die Ausländer In „The Nation" schreibt Alexander Werth, dass er sechs Jahre lang in der Sowjetunion Reisen unternehmen, Viele Bussen kennen lernen und in- teressante Berichte, ohne grosse Schwierigkeiten mit der Zensur, nach England senden konnte. Im. siebenten Jahre aber wurden die Dinge anders. Er gibt dafür drei Gründe an: "Mit der Verschlechterung der in- ternationalen Beziehungen bildete sich bei den Russen die Ueberzeugung, dass" alle kapitalistischen Zeitungen sowjetfeindlich wären. Zweitens hat- te Stalin in seiner Unterhaltung mit Harold Stassen gesagt, dass die mei- sten ausländischen Korrespondenten nur in Moskau wären, um Unheil an- zustiften und von da an wurde das als Parteilinie angesehen. Drittens haben viele der zahlreichen, diploma- tischen Korrespondenten, die die bri- tischen, amerikanischen und franzö- sischen Delegationen nach Moskau begleiteten, nach ihrer Rückkehr in die Heimat lange Artikel über • Russ- land geschrieben, die voll Bosheit, Gemeinheit und blödem Unsinn sind, in der Art wie einige neue russische Theaterstücke über England oder Amerika... Grob ausgedrückt ist die russische offizielle Ansicht über ausländische Journalisten folgende: Korresponden- ten kommunistischer Zeitungen haben wenig Bedeutung, weil die kommuni- stischen Zeitungen sowieso di: offi- zielle Sowjetlinie vertreten. Korre- spondenten, die konsequent feindlich sind, muss durch unsere Zensur das Leben verleidet werden. Diejenigen, die eine unparteiische Haltung ein- nehmen, werden öfter als erträglich mit ihren kapitalistischen Auftragge- ber aneinander geraten. Deshalb sind Vertreter kapitalistischer Zeitungen, besonders solange die gegenwärtige Spannung dauert von geringem oder gar keinen Nutzen für uns." 12 Millionen Menschen mehr als im Jahre 1939 hat das heu- tige ausserrussische Europa. Es, wird aber erst im Jahre 1951 den Stand der landwirtschaftlichen Produktion des Jahres 1939 erreicht haben, falls es keine Missernte gibt. 250 Millionen Menschen mehr gibt es in der Welt als vor dem Krieg. Gegenüber diesen ungeheuer ernsten Ziffern müssen alle Versuche der Galvanisierung des kapitalisti- schen Systems scheitern, um so mehr als die rungernden und unterdrück- ten Massen in aller Welt immer mehr in Bewegung geraten. Wenn... Es wurde ausgerechnet, dass mit dem Geld, das der zweite Weltkrieg gekostet hat, jedem Menschen der Erde ein Haus mit sechs Zimmern, einer Garage und einem Auto hätte geschenkt werden können. Dazu wür- de das Geld noch gereicht haben, um jeder Gemeinde mit mehr als 5000 Einwohnern ein modernes Kranken- haus und eine Schule zu bauen. Oswald Mosley, der englische Faschistenhäuptling hat in tausenden von Exemplaren ein „Deutsches Flugblatt" nach Deutsch- land exportiert. „The New States- man" vermutet, dass faschistische Elemente der englischen Besatzungs- armee dieses Flugblatt, das die Ro- senbergsche Rassenlehre verficht in Deutschland verbreitet haben. „Wird das englische Aussenministerium die Verbreitung englischer faschistischer Literatur in Deutschland verhin- dern?" fragt „The New Statesman". "Eleganz und Luxus In Athen" mit teueren Waren gefüllten Läden und im Gegensatz dazu die bittere Not der Arbeiter und Flüchtlinge und das Elend und die Vernachlässigung der Dörfer rufen die sofortige Kritik eines jeden hervor, der Griechenland besucht. Wichtiger jedoch, als diese sichtbaren Zeichen eines korrupten Regimes, ist die erschreckende Selbstzufriedenheit der Regierung und der Verwaltung." (Kenneth Spencer, Mitglied der XJN-Kommission). Von Karl Marx zu Ernest Bevin 1848 zeigte Karl Marx im Kommu- nistischen Manifest den Proletariern ihre geschimtliche Aufgabe: den Ka- pitalismus durch den Kommunismus zu ersetzen. Seine Losung hiess: Pro- letarier aller Länder vereinigt euch! Hundert Jahre später erklärt der Aussenminister der englischen Arbei- terregierung, dass der Weltkommunis- mus überall Unruhe stifte und die Krise vermehre — also die Aufgabe erfülle, die Marx den Proletariern ge- stellt hatte —, dass aber England, d. h.» die englische Arbeiterregierung, alles tun werde, was in seiner Macht stehe, um ihm Überall Widerstand zu leisten, wo er sein fürchterliches Haupt erhebt. Hinrichtungsmethoden in Franco- ' Spanien Indalacia Prieto, der Führer des rechten Flügels der spanischen Sozia- listen, schildert die "Liquidierung von 22 asturischen Bergleuten, die beschuldigt wurden, Sozialisten und Guerrilleros zu sein, durch die Guardia Civil. Nach mehrtägigen Folterungen, wurden sie in einen na- türlichen Schacht geworfen. Die Glücklicheren zerschellten an den Felswänden; die weniger Glücklichen blieben noch mehrere Tage am Le- ben. Ihre Schreie vermischten sich mit dem unerträglichen Gestank, der aus dem Schacht aufstieg. Schliess- lich wurden sie mit Dynamit erledigt. Es gehört zu den charakteristischen Zeichen unserer Zeit, dass die selbe Presse, die sich nicht genug tun kann in den unwahrscheinlichsten antibol- schewistischen Greuelmeldungen, der- artige Nachrichten nicht bringt. BERICHTE AUS DEUTSCHLAND DIE WÄHRUNGSREFORM UND IHRE FOLGEN Die Währungsreform ist ein Raubbau an der breiten Masse des deutschen Volkes. Nutzniesser sind allein die Fa- brikanten und die Geschäftsleute mit ihrer gehorteten Ware. (Neue Z., Mün- chen) . Gigantischer Lohnkampf? Wirtschaftsminister Nölting sagt ei- nen langsamen, aber sicheren Anstieg der Arbeitslosigkeit voraus und ange- sichts der erhöhten Rohmaterialkosten sei gleichfalls mit einem Anstieg der Preise für lebenswichtige Erzeugnisse zu rechnen. Schon in kurzer Zeit dro- he ein „gigantischer Lohnkampf" zu entbrennen, der zu gewaltigen Er- schütterungen der Wirtschaft führe. (Niedersächs. Volksst., Hannover). Zur Verhütung von Massen. Arbeitslosigkeit wird man von selten der Arbeitsämter vor allem die Einführung der Kurzar- beit empfehlen. Weiterhin hört man in vielen Ländern Süddeutschlands, insbesondere der französischen Zone, von der Absicht, eine „wertschaffen- de" Arbeitslosenfürsorge einzuführen, wobei sich diese gemeinnützigen Ar- beiten nicht auf Meliorationen, Bach- regulierungen und Strassenbau be- schränken sollen; vielmehr beabsich- tigt man, die Arbeitslosen möglichst im erlernten Beruf sowie zur Auffor- stung der Wälder und zu Wohnungs- instandsetzungen zu verwenden. Be- merkenswert ist aber auch, dass un- ter den Bauprojekten die Fertigstel- lung gewisser Stichbahnen der Auto- bahn in Aussicht genommen ist. (Dt. Wirtsch., Hamburg). Am Rande der Verzweiflung Unter dieser Ueberschrift schreibt das „Darmstädter Echo" unter an- der m: "Nach Eintritt der Währungsreform kämpfen nun tausende Kriegsbeschä- digte, Sozialrentner, Kriegswitwen, Waisen und Eltern verzweifelt um Ih- ren Lebnsunterhalt. Die letzten Spar- groschen wurden ihnen genommen und in vielen^Fällen den noch im Er- werbsleben stehenden Schwerbeschä- digten auch der Arbeitsplatz gekün- digt. Viele Unternehmer haben man. chem Beschädigten, der bisher nur mit einem grossen' Aufwand von Ge. duld, Energie und Körperkraft zu Lei- stungen fähig ar, die für einen Ge- sunden das Normalmass bedeuten, das Letzte genommen, die Arbeit. Nicht Sonderrechte, sondern Gleich- berechtigung, kein billiges Mitleid und keine widerliche Sentimentalität, sondern „unser .nenschllches Recht", lautet ihre Forderung. Ihr ganzes - Tun und Trachten ist darauf gerich- tet, durch die Erwirkung rechtlich ver- ankerter Massnahmen einen Ausgleich für die Beeinträchtiugng der körperli- chen Leistungsfähigkeit zu verlangen» Diese Forderung ist schlicht, aber un- DAS ANDERE DEUTSCHLAND abdingbar und in Jeder Hinsicht mo- ralisch gerechtfertigt. Das Gesetz über Leistungen an Körperbesohädigte .ge- währt den völlig Erwerbsunfähigen eine Höchstrente von LS.— DM mo- natlich. : Die Sozialrentner, die erst nach Jahrzehnten iiäi teste - Arbeit in den Genuss der Sozialrente gelangten, hat- ten von dieser Versorgung die Sicher. Stellung eines ruhigen Lebensabends erwartet. Nun, nach der Währungsre- form, gibt es kaum eine Substanz mehr, von welch'r sie zehren können. Vergegenwärtigt man sich, dass all diese Leute durchschnittlich von wo- natlichen Renten zwischen 25.— DM und 60.— DM leben müssen, dann ■ wird einem klar: wie "hoffnungslos und freudenleer verläuft der Lebens- abend dieser Menschen . . . " Ich werde Hungerkiinstler Ich hatte mir 550 RM zusammenge- spart, das Arbeitsamt hatte mich auch schon wieder zum Schriftsteller er- nannt, und so sollte denn nun am 1. Juli endlich die Xrbeit an dem Ro- man wieder aufgenommen werden. Dann aber, kam der 20. Juni 1948. Jas ich heutd morgn auf dem Arbeits- amt war, um noch einmal durch 2 Jahre Trümmerarbeit soviel zu Erspa- ren, dass ich dann endlich meinen Roinan vollend ;i kann," bedauerte man, dass keine Trümmerarbeiter mehr gefragt wären. So ziehe ich nun das einzig mögliche Resultat aus der „grossartigen" Währungsreform von 1948 in den drei Westzonten, die dem kleinen Mann helfen sollte __ich wer- de Hungerkünstler. ( Peter W. Rober, im Norddtsch. Echo, Kiel). Zeitschriftendämmerung r Nach ersten vorsichtigen Schätzun- gen x machen die Abbestellungen, die i>ach der _ Währungsreform bei* den Zeitschriften einlief«p,' .fünfzig; bis sechzig Prozent des bisherigen Bezie- herkreises aus. Bei den, führenden pe- riodisch erscheinenden .Publikationen, vor allem aber den Fachzeitschriften, halten sich zumeist die Abbestellun- gen und die Neuzugänge derer, die seit Jahr und Tag auf ein freiwerdeades Abonnement warten, die Waage. iNordwest-Z., Oldenburg). Sheater im Westen ... - Fragebogen-Erklärungen in Det- mold haben ergeben, dass für die neue Saison etwa achtzig Prozent der frü- heren Besucher ihr Abonhemeiit nicht werden erneuern können. Daz ist das Ergebnis in einer als besonders thea- terfreudig bekannten ßtadt. In ande- ren Orten würde deshalb das Ergeb- nis einer gleichen Anfinge im Augen- blick nicht sehr viel günstiger lauten, )und in einer Zusammenkunft mehre- rer westdeutschen Intendanten be- ifürchtete man mit sorgenvoller Miene: ..Vielleicht werden, wir sehr bald ge- zwungen sein, wieder Alt-Heidelberg* auf den Spielplan zu setzen — mit traurigem Herzen zwar, aber gezwun- gen durch die Kassenrapporte!" In diesem Stosseufzer aber klingt bereits die Frage auf : Wird das Theater ster- ben? (Westen, Neuwied). Theater im Osten Die Währungsreform in der Ostzone mit ihrer Hervorkehrung sozialer Ge- sichtspunkte hat der}, Ablauf des Kul- turlebens kaum beeinträchtigen kön- nen. Die Finanzverwaltimg der Leio. «iger Bühnea zweifelt nicht dar&a» dass nach der Auszahlung der Löhne und Gehälter der alte S'/nd annä- hernd wieder erreicht wird und sieht deshalb keinen Grund, die Eintritts- preise herabzusetzen. (N. Deutschland, Berlin). * UNZUFRIEDENE JUGEND Die Weimarer Republik ist nicht eu- letzt daran zugrunde gegangen, dass sie die Jugend nicht zu gewinnen und zu begeistern vermochte, und dass sie sie in der Zeit der Krise der Arbeits- losigkeit und einem sinnlosen Dasein überliess. Die folgenden Nachrichten zeigen, dass es heute nicht besser zu stehen scheint. Es sind dieselben Politiker, die bei jeder passenden Gelegenheit mit väterlichem Tadel die Frage auf- werfen, warum denn die Jugend su wenig Aktives in ihrer Politik arj den Tag lege? Der 'Grund für dieses Fern- bleiben der Jugend ist schon hundert- mal gesagt worden, und wir wiederho- len ihn hier zum hunderteinsten Male aus vollem Herzen: Wer sieht, wie heute bei uns ?olitik gemacht wird, dem vergeht der Appetit gründlich, Skandale über Sk ndale, Unverant- wortlich- und .Lächerlichkeiten. (Steckenpferd, München). Zweimal enttäascht! Wer glaubt, dass die Jugend nur vom Nationalsozialismus enttäuscht wurde, täuscht sich. Die meisten sind viel weitgehender und tiefer ent- täuscht worden. Auch von den Geg- nern des. Faschismus verschiedenster Prägung. Sie zweifeln an der Ernst- haftigkeit des ehrlichen Wollens. (ben. jamin, Hamburg), „So gut wie nichts getan" In der Ostzone hat man es verstan- den, einen grosseh Teil der Jugend für den Neuaufb-u zu interessieren. Es ist in diesem Zusammenhange ab- solut unwesentlich, ob die in der Ost- zone freiwillig in chey^ Dienst des Neu- aufbaues gestelltes Energien der jun- gen Generation durch Vorspiegelung falscher Ideale freigemacht wurden oder nicht. Um so mehr Grund für uns im Westen, uns zu fragen,, was hierzulande in dieser Richtung bisher getan worden ist. Nun — nichts. Oder doch so gut wie "nichts. Man macht sich höheren Ortes nicht einmal die Mühe, darüber nachzudenken, ob das Heer der Jugendlichen, die "auf die schiefe Bahn geraten sind, wirklich nur aus unverbesserlichen ,,dunklen Elementen" besteht. wir" uns des politischen Missbrauchs, den der Kapitalismus in der Vergangen- heit mit ihr getrieben hat, bewusst waren, sondern auch, weil wir in der Demokratisierung der Kohlenwirt- schaft ein Mittel sehen,x der bisheri- gen Vetternwirtschaft im Bergbau mit durchschlagender Wirkung zu de. gegnen. Wir besitzen einwandfreies Material, wie sich dort ganz bestimme te Kreise die Bälle gegenseitig zu- werfen und sich die einflussreichsten Posten zuschanzen." Cottas Wille ist es, wie Pfarrer Wilhelm! als Vertreter der Evangelischen Kirche gesagt hat, dass die durch Naziherr- schaft und Krieg Betroffenen daa das Ihnen Geschehene als von Gott gegeben hinnehmen. Ein Lastenaus. gleich entspricht deshalb nach sei- ner Meinung nicht dem WUlgn der göttlichen Vorsehung. Geschäften anstellen — der Russe sei daran sphuld (dabei braucht man sich gar nicht anzustellen, wir tun e» nie und bekommen alles, wag auf Marken aufgerufen wird, auch die markenfreien Gemüse). Sie schim- pfen, wenn sie in der überfüllten Strassenbahn auf die Füsse getreten bekommen — der Russe sei am Wa„ genmangel schuld (dabei ist er elr** Folge des Krieges, die Wagen werden jetzt allmählich repariert, sogar die Morgensperrstunde, in der nur Be- rufsangehörige fahren dürfen, ist aufgehoben). Sie schimpfen, dass zu wenig Züge fahren — der Russe sei daran schuld (dabei kann man wieder vollkommen frei ohne Reisegenehmi- gung in der ganzen Ostzone reisen). Wenn man ihnen alle diese Gegenar- gumente vorgehalten hat, die sie zu. geben müssen, weil sich die Tatsachen nun einmal nicht aus dys Welt schaffen lassen, dann fahren sie ihr schwerstes Geschütz stuf: ja, das sei ja alles zuzugeben, aber man sei doch nicht frei, man lebe unter einer Dik- tatur. Engegnct man ihnen, sie könn- ten doch schimpfen so viel und eo lang sie wollten, es geschähe il:nen doch nichte; untor Hitler hätten sie das doch bestimmt nicht gekonnt, da kommt da« aUerschwerste OeeehÄSS; BRIEFE AUS DEUTSCHLAND DAS ANDERE DEUTSCHLAND Ein. Freund des Vetters der Freundin der Halbschwester, eines Bekannten, den sie auf einem Sportplatz kennen gelernt habe, sei nach Aue gekom- men. Versuchte ich nun — was ich dreimal getan habe — des Freundes des Vetters der Freundin der Halb, echwester des Bekannten habhaft zu Herden, so löst er sich zweimal in Luft auf. Das dritte Mal existierte er, aber — er hatte sich freiwillig ii> die Urangruben gemeldet, weil es dort Extrazuteilung an Lebensmitteln gibt. Nicht wegzuleugnen ist ferner die Tatsache, dass es hier überhaupt keine Arbeitslosen gibt, dass die Ar- beiter und Angestellten in den Betrie- ben die Kontrolle über die Produk- tion haben, das» keine Arbeiter und Angestellten ohne Einverständnis des Betriebsrats entlassen werden dürfen, das» die meisten Betriebe ein Essen mit Sonderlebensmittelzuteilung aus. gAben, dass die Bodenreform durchge- führt ist, dass die Einheitsschule Wirklichkeit geworden ist, dass die Frauen gleiche Löhne wie die Männer bekommen, dass die Währungsreform weder Arbeitslosigkeit noch Senkung der Löhne mit sich gebracht hat, dass angestrengte geistige Arbeit durch gu- te Bezahlung und Oleichstellung in der Lebensmittelzuteilung mit den Schwerarbeitern anerkannt wird. Soll- test Du das bisher Geschriebene ver. öffentlichen, so bitte ich ich, alle Kri- tiker aufzufordern, mir Fragen zu stei- len. Ich werde sie wahrheitsgemäß beantworten. Ich fürchte mich vor kslner." H. Ein Brief aus Westfalen. lieber Genosse Siemsen, heute,, am Weltfeiertag, geziemt es sich ja eigentlich nicht, sich irgend- wie der Beschäftigung mit profanen Dingen hinzugeben. Aber e» gehört schon eine grosse Selbsttäuschung da. zu, wenn man sich von öffentlichen Demonstrationen der Arbeiterschaft beruhigen liesse und sich einer senti- mentalen FeierstimuRg hingäbe. Die Rede des Pestredners auf der Maiwiese war völlig unverbindlich, entsprechend der heutigen Mentali- tät der Gewerkschaften. Da« reich- lich verwässerte Kampfziel (man könnte es noch in Anführungsstriche setzen) heisst heute schon nicht mehr Sozialisierung, sondern Demokratisie- rung der Wirtschaft. Worunter sich wiederum alles Mögliche und Un- mögliche vorstellen kann. Und hier möchte ich einsetzen, Ihren Brief, den Ich voller Freude erhielt, zu beant- worten. Ich stimme Ihrer Auffas- sung, dass man bei einer Weltent. Scheidung auf Seite der SU stehen mtiase, durchaus bei, nur müssten Sie mir gestatten, meine Bedenken aus- zusprechen, die ich z.Z. gegen eine derartige Entscheidung habe. - Im Gegensatz zu vielen anderen Ge- nossen bin ich von jeher ein Freund ^tuselands gewesen und ich habe auch s.Z. zum Bund der Sowjetfreunde ge- hört. Ich bin also in meiner Auf. fassung durchaus unverdächtig. In der Zeit zwischen damals und heute fist nun allerdings mancherlei gesche- hen, was mfch nachdenklich stimmte. Und diese Geschehnisse und Ereig- aUss habe ich faun nicht etwa au» Büchern, sondern ste sind und waren blutvolle Erlebnisse, die man selbst ge- habt hat. Kein geschäftliches Unternehmen, keine Partei, kein Staat kann ohne Werbung oder Propaganda leben, wenn man einen gewissen Erfolg erzielen will. Dieser letztere .wird um so grösser und solider sein, je mehr man sich bei der Handhabung, der Wer. bung der Wahrheit bedient, cder, könnte man sagen, Tatsachen für sich sprechen lässt. Russland hat diese günstige Gelegenheit vorübergehen lassen, ohne sie zu nützen, im Ver- laufe dieses Krieges gerieten hun- derttausende deutsche Soldaten in russische Kriegsgefangenschaft, unter ihnen viele, die das 3. Reich wie die Pest hassten und überzeugte Sozial'.» ten und 'Kommunisten waren. Sie kommen heute alle enttäuscht zurück, sofern sie überhaupt zurückkehren. Aber nicht nur enttäuscht, sondern ge. sundheitlich vollkommen zerrüttet, mit wenigen Ausnahmen, wollen sie nichts mehr vom Kommunismus, Bol- schewismus wissen, wenn dieser so aussehen soll, wie sie ihn in Russland kennen gelernt haben. An Tatsachen kann man schlecht vorübergehen, sie beweisen jedenfalls besser als alle Theorien, die Schwä- chen des russischen Systems. . Und gerade deshalb, weil Ich, und mit mir viele andere keine, Freunde des west- lichen Kapitalismus sind, wird es uns so schwer gemacht, die alten Ideale unserer politischen Auffassung hoch, zuhalten. v*" v. Da bleiben auch noch die Vorgün- ge in der Ostzone. Es wäre töricht, sie zu leugnen. Das ist ja gerade das Furchtbare, dass wir immer wieder gezwungen sind, zwischen zwei Uebeln zu wählen und nicht zwischen Gut und Böse. Es ist nicht einfach, die vielen Ge- danken und Ueberlegungen, die man täglich anstellen muss, zu Papier zu bringen, weil man immer wieder Ge- fahr läuft, nicht recht: verstanden zu werden. Nehmen Sie deshalb bitte nicht an, dass meine heutigen Ausfüh. rungen im Gegensatz zu meinem Ja- nuar-Briefe stehen. Menschen wie Sie und ich, und alle, die gesinnungs- mässig zu uns gehören, können ihre Anschauungen nicht über Bord wer. fen. Aber es ist schon so, Theorie und Praxis sind zwei verschiedene Dinge. Aber wir sind auf dem Posten und ich habe die feste Hoffnung, dass noch nicht alle Positionen verloren sind. Vor-einigen Wochen hatten wir unseren Bezirksparteitag in Bielefeld. Den ersten, der zeigte, dass innerhalb der Partei noch etwas wie Leben ist. Es gab eine lebhafte Diskussion über grundsätzliche Dinge, in deren Ver- lauf Severing, bei der Wahl des 1. Vorsitzenden, unterlegen wäre, wenn sein Gegner nicht verzichtet hätte. Die Jügend, nicht nur dem Alter nach, ist kritisch eingestellt und drängt nach Führung.. . . Lieber Genosse Siemsen, vergessen Sie Deutschland nicht. Auch da draussen oder gerade da draussen ste- hen Sie für viele, die die Freiheit lie- ben und die ihrer Unterstützung be. dürfen, um nicht müde zu werden. In diesem Sinne gelten Ihnen und allen Freunden des Anderen Deutsch- land meine heutigen Grüsse. III. Ein Brief aus dem westlichen In- dustriegebiet. Die Verfasserin ist eine vor Hit- ler und in der Illegalität gleich be. währte sozialistische Fuhktionärin. Der Vater wurde im K.Z. ^'fertig ge- macht", die 75-jährige Mutter konn- te vor kurzem ihr 50.jähriges Par- teijubiläum feiern. 'DAD bekomme ich schon fast so lange, als es hier bezogen werden kann. Wir haben es bis jetzt so gehal- ten, dass wir eine Lesegemeinschaft bildeten, well die meisten von uns ja leider arme Teufel sind, die mit dem Pfennig rechnen müssen. Ich habe aber, als ich von Deinen Schwierig- keiten hörte, sofort ein Rundschrei- ben verfasst und die Genossen, die es sich leisten können, gebeten, selbst eu abonnieren. Wie man mir sagte, werde ich' Erfolg hAzen. Ich hoffe, dass icn einige zwanzig neue Leser allein hier werben werde. Ich will aber auch Freunde in Essen, Düssel. dorf, Dortmund und Bielefeld zu in- teressieren suchen. DAD darf auf kei- nen Fall eingehen;' es hat eine Auf- gabe zu erfüllen. Was von uns da. für getan werden kann, wird getan; davon kannst Du überzeugt sein. . . Mit einem Teil der zu uns zurück- gekehrten Emigranten haben wir so bittere Erfahrungen gemacht, dass wir uns nicht mehr darüber aufregen können. Manche gaben sich zuerst als Ueber-Revolutionäre, hielten auf der Rednertribüne Brandreden, bis man auf sie aufmerksam wurde. Sie be- kamen einen Posten, und alles war in Butter. Ich glaube, ich habe Dir über diese Helden des öfteren geschrieben, und Du glaubtest, es wäre übertrie. ben. Aber es ist nur zu wahr. Wir stehen zu diesen Leuten in schärf- stem Kampf und kümmern uns den Teufel darum, ob die Parteileitung uns leiden mag oder nicht. ... Du kennst Ollenha-uer besser als ich und wirst Dich nicht wundern, dass er neulich in einer Weise für die Europa-Union gesprochen hat, dass ich glaubte, ich hätte mich verhört. Aber wen von uns kann dieser Mensch noch täu- schen! Mit seiner Hilfe soll Stam. pfer im September wieder nach Deutschland kommen und sich in Frankfurt niederlassen. Vielleicht wird er dann dem entzückenden Wirt- schaftsrat beitreten; da hat er näm- lich noch gefehlt. In Frankfurt sitzt noch so eine Grösse unseligen An- gedenkens, Jan Brüntink. Den Ge. nossen hier läuft noch jetzt eine Gänsehaut über, wenn sie nur seinen Namen hören. Aber, was willst Du machen? Die wirklichen Sozialisten wie Du sitzen noch im Ausland, und man hütet sich wohlweisslich, sie zurückzurufen. Dafür überschüttet man uns mit Ollenhauers und Stamp- fers. . . Der einzige Staat, der uns helfen könnte, die Sowjetunion, hat uns ver- lassen. Statt mit uns für ein sozia- listisches Europa ru arbeiten, macht sie uns mit ihrer verheerenden Aus. senpolitik die Arbeit unmöglich, und unsere Parteileitung hat den Kommu- nisten-Koller. Du siehst, wir sind nicht blind, wir sind nur zu schwach DAS ANDERE DEUTSCHLAND Dass man "oben" sehr genau weiss, was man von Ulis zu halten hat, da- für ein Beweis: Ich bin vor kurzem von der Militärregierung zu drei Mo. naten Gefängnis verurteilt worden, weil ich einen Gestapospitzel als das bezeichnet habe, was er ist. Er ver- stand es, mit Hilfe seines Rechtsan- waltes, eines SS-Unterscharführers, und mehreren Nazis, die vergnügt die Schwurfinger hoben, als unschuldiges Kindlein aus dem Prozess hervorzu. gehen. Vier Wochen habe ich abge- brummt, die übrigen zwei Monate wurden mir mit Bewährungsfrist er- lassen. Mich kann sowas nicht er- schüttern. Ich habe pich nicht vor Nazi gittern gefürchtet, und die waren zu fürchten; da kann mich das nicht aus den Pantinen kippen. Was ich allerdings nicht vergessen werde, ist, dass man mich mit Strassendirnen und Taschendieben zusammengesperrt hat. Das haben nicht mal die Nazis fertig gebracht. 1 V. Ein Brief aus Dessau (von einem früheren SAP-Furiktionär). Hier haben wir den Bruderkampf, der Dich hindert, zurückzukehren, endgül- tig überwunden. Innerhalb der SED sind Gegensätze von KP und SP kei- neswegs mehr zu spüren. Natürlich gehen auch Innerhalb der vereinigten Arbeiterpartei Auseinandersetzungen und Diskussionen vor sich, die je- doch keineswegs von den früheren Richtungen her bestimmt werden. Niemand kann leugnen, dass im Os- ten ganz andere, fortschrittlichere po- litische Tatsachen geschaffen worden sind als im Westen. Unsere Aufgabe ist es, diesen neuen politischen For- men Leben und Inhalt zu geben. Die allgemeine wirtschaftliche Notlage macht unserß Arbeit furchtbar schwer, die Massen mit den neuen Instrumenten einer realen Demokra- tie vortraut zu machen. Eine breite und doch intensive und tiefe Bildungs- arbeit trägt dazu bei, den wissen- schaftlichen Sozialismus Allgemeingut werden zu lassen. Die Erkenntnis, dass der Marxismus eine Wissen, schaft ist, und dass der Sozialismus den Kapitalismus ablösen wird, wie dieser den Feudalismus abgelöst hat, setzt sich immer mehr durch. Leider nur in der Ostzone. Im Westen ist die SPD nach wie vor die stärkste Arbeiterpartei und lässt ihren Sozialismus marschieren", wie er nach 1918 bis zur Machtergreifung der Na- zis im Jahre 1932 marschiert ist. Sie geht wie vor 1933 lieber zehnmal *iit dem Bürgertum als einmal mit den Kommunisten. VT. Aus dem Brief eines SED Funk- tionärs in der Ostzone. Ueber die Verhältnisse in unserer Zone, insbesondere über das Verhal- ten der Russen und der SED brauche ich Euch ja weiter nichts zu schrei, ben. Man fragt sich, ob in der KP jemals sozialistische Tendenzen wa- ren. Ihr könnt Euch ja noch gut er- innern daran, wie es 1933 in Deutsch- land war, so müsst Ihr Euch unge. fähr die Verhältnisse jetzt in der russischen Zone vorstellen. Was nützt es da, dass wir einq gute Schulreform und eine gute Bodenre- form durchgeführt haben? . . . Man steht wieder vor der selben Frage wie unter Hitler: Geht man aus dem Lande, oder schöpft man die Möglich- keit so gut aus, wie es geht? Unsere auswärtigen Abon- nenten bitten wir dringend um Einsendung der rückstän- digen Abonnementszahlun- gen. des Deutschland - Hilfswerks TUCUMAN 313 — T. A. 31—7624 50019 Szylit, A. 5C02Q . Szylit, A. 50021 Szylit, A. 5CO82 ' Szylit, A. 50Ö23 Szylit, A. 50024 ' • Szylit, A. 50025 Szylit, A. 60026 Szylit, A. £996 Ebel, Ernst 8935 Ebe-, Ernst 50241 Roes, Nelly 50162 Golm, Catherine 50389 Rozental, H. 5C388 Rozental, H. 50387 Rozental, H. 50386 Rozental, H. 503'35 Rozental, H. £885 Schulwolf, S. 60470 Leitner, Marie 50172 Ladengast, Walter 8777 Kutchera, Franz 50586 Mocheritsch, R. 50211 Horowitz, Leon 50034 Sutzogien, Erika 5C035 Sutzogien, Erika 50182 Sutzogien, Erika 50384 Podolski, A. 600?7 Chawa, Burmann 50028 Chawa, Burmann, 50102 Grosschadt, Alois 50243 Schüller, Dr, E. P. 50156 Rosbaud, Lini * 6912 Rath, Ida 7481 Wandke, Dorothea 4157 Meinig, Martha 3264 Obitz, Gustav 10*93 Horrman, Heinrich 3429 Doege, Olga 7531 Katz, Wilhelm 6165 Ruthenbourg, M.C, 51807 Bilstein, Hermann 51808 Bilstein, Willy 51809 Wüstenhagen, Joh. 51810 Bilstein, Hermann 50390 Hassel, Frieda 50501 Huber, Frau J. 8962 Vogt, Frau H. 8970 Wiedmann, Johann 50327 Seheyer, Kl re 150583 Lemmer, Ernest 50463 Meckmann, Dr. 8868 Schäfer, Johann 61861 Windl, Grete 3867 Schäfer, Johann £0332 Barkowsky, Rita 8856 Meyer, Wilhelm 1.7 48 50132 Wamser, Julianne 7 .7 .48 1 .7 .48 öüüoU Broathage, Else 3 .7 .48 - 7 .7 .48 8855 »patze, Irene 7 .7.48 1 .7 .48 50al3 iiuber, Anton 23 .7 .48 22 .7 .43 50MJ3 Gütticii,et>r. Friedr. 18.7 .*8 1 .7 .48 51801 Körner, Betty 7 .7 48 505(81 Meiz, Urban" 8 7 48 7 7 48 50499 Ohsiek, Mathilde S 7 .43 11 6 48 51841 Hermann, Wolfg. ' 15 .48 11 .6 .48 512840 Zülzer, Gertr. 15 .7 .48 11 .6 .43 518aü Sterzel, Christ. 15 .7 .48 10 .6 .40 51839 Dschenffzig, Oskar 15 .7 .48 11 .6 '48 50582 Merz, Maria 15 7 48 11 6 48 50487 Anc.iam, Anna 15 7 48 11 .6 48 50236 Aigner, Lsna 16 .7 48 11 6 48 50217 Wischer, Margareta 16 .7 48 11 6 48 5.1-87 7 Löwenthal, Hertah 16 .7 .48 11 .6 .48 8770 Rohmann, Martha 15 .7 .48 14 .6 6170 Müller, Gertrud König, Käthe 16 .7 .*8 23 .6 .48 8788 2 .7 .48 12 .6 43 50007 Bredow, Gerda von 2 .7 .48 15 .6 .43 8176 Schlicht, Margrit 2 .7 .48 14 6 48 51802 Praus, Walter , 3 .43 12 .6 .48 5C212 Koch, Herta 5 .7 .48 12 .6 48 50542 Plass, Wilhelm 2 .7 .48 12 6 48 8S&9 Grütter, Hermann 2 .7 .48 15 .5 .48 51859 Aschl, Anna 3 7 .*8 12 6 43 51860 Vilzmann, Anna 2 7 43 12 .6 .43 51862 Kundler, Hans 30 6 48 14 6 48 8892 Gegenbauer, Benedikt 1 .7 .48 14 6 48 8991 Victor. Walter 21 6 48 15 6 4a 8984 Bach, Alice 21 6 48 17 .6 .48 8787 Voorgcng, Dory 5 .7 4L 9 .7 48 8862 Widels, Arthur 2 7 48 10.12 4 7 51895 Lampl, Emmy 29 6 48 8 6 43, 52085 Tteihbauer, Lisi 2 7 48 14 .7 48 501O1 Bach, Alice 21 6 4L 2 6 4S 50202 Zoller, Franziska 1 7 48 25 6 18 50002 Fischer-Güttkh, Irmgard 6 .7 .-*8 31 5 -IH 50004 v. Bredow, lippold Christian, Peter 8 7 43 8378 2.7 48 8 7 48 6889 Schulz, Dr. Karl 8 7 48 50399 Götz. Christian 28.6 43 8 7 48 50400 Ullrich,« Käthe 30 6.48 . 6 7 48 50579 Niemeyer, Rud. 21.6 48 17. 7. 48 5058Ö Merz, Otto 17. 7. 48 51831 Schuplner, Josefine 1.7 48 17 48 8740 Wede, Hermann 10. 6. 43 7. 7. 43 8788 Strassner, Fritz 7. 7. 48 8.7. 1948 5C350 Böhm. Käthe 8. 7. 48 13. 7. 48 50330 v. Griiter,. Luise 9. 7. 48 30. 6. 48 51899 Kundler, Hars 7. 7. 48 50204 ' Schüler, Karrt 12.7. 43 30. 6. 48 50142 Schmidt, Gertrud 13. 7. 4 c 1. 7. 48 50511 Junker, Maria 7. 7. 48 1. 7. 48 50529 Lenz, jr., Karl 7.7. 18 50544 Lauser, Karl 50246 Kleinschmidt, Witil, &0588 Richter, Carl W. 8340 Vacano, Eifrledo 8988 Lindemtann, Erna 51857 Sohötz, Marie 51858 Hagl, Josef 50510 Stöcker, Elisabeth 50504 Huber, Fam. J. 50266 Jacoby, Paul u. Klara 50041 Richmann, Annl 50403 Kirschner, Anton 51835 Steinbauer, Lieal 51988 Asch], Frau Annl 5x989 Hagl, Josef * 51 SSO Schotz, Marie 51863 Krummschmidt, Oskar 8954 Boden, Else 8952 Frerking, Hau» U. Grete 50324 Krämer, Peter 50323 Becker, Georg 50322 Christian, Peter 8172 Müllet, Emmi 50466 Frerking, Hans u. Grete 50251 Sperber, Frieda 50222 Gottwald, Annemarie 50520 Huber, Fritz 51832 Schmid, Franziska 51849 Gabriel?, Lieschen 8865 Penther, Paul 8609 Sure», Margarethe 8966 Benz. Anton 8985 Brandt, Peter 8953 Boden, Else 69'51 Frerking, Hans u. Grete 8783 Gah, Georg 8782 Droullier, Konrad 8781 Droullier, Hans 8778 Lindemann, Hildegard 8770 Wagner, Franz 50064 Schlüter, Bernhard 50056 Kuhlmann, Sofia 8859 Wagner, Hugo 8855 Heinichen, Helene 51884 Wudi, Maria 50465 Frerking, Hans u. Grete 50263 Dohse, Tille 5C114 Beule, Else 50110 Prang, Paula 50001 Selzem, Blizabth von 50495 Bunke, Hlfriede 50603 Huber, Familie J. 50506 Richare Simons, Ingeborg 50515 Huber, Anton 51806 Dobbert, Alfred 61812 Schmidt, Auguste 6.7.48 30.6.48 28.6.43 17.6.48 3.7.48 7.7.48 7.7.43 14.7.48 17.7.48 12.7.48 8.7.48 9.7.48 fl.7.48 7.6.43 10.6.48 23.3.48 2.7.48 1.7.48 9.6.48 1.7.48 5.7.43 2.7.48 28.6.48 29.6.43 20.7.48 22.7.48 1.7.41 1.7.43 1.7.48 1.7.48 1.6.48 6.7.48 €.7.<8 1.7.48 SS.6.48 3.7.48 5.7.48 30.6.48 29.6.43 2.7.43 9.7.48 13.7.18 3.7.43 2.7.18 1.7.48 29.6.43 30.6.48 30.6.48 8.7.48 2.7.48 12.7.48 16.7.« 23.7.48 6.7.48 #.7.48 DAS AND«*1 DEUTSCHLAND eae* Penther, Paul 48 S0250 Leitwein, Marg. yo.6.43 »0401 Leib, Anna 12.7 48 52823 Ruppin, Ludwig 2.7 48 61830 Dreifuss, Ludwig 1.7 48 $0148 Szmul, Czysyk 2.7. 4d 6963 Umbach, Hedwig 21.7 48 80*69 ßusenburger, Jacky 27.7 46 60462 Möltgen, Margarete 22.7 48 30286 Hahndorff, Erich 22.7. 43 50239 Heyne, Lilly 24.7.43 50124 FUchtner, Wilhelm 50033 Feldmans, Herrn 22.7.48 50361 LuszczanowBki, Salomafa 31.7 48 51955 Kliz, Martha 1.6.48 8710 Merz, Urban 1.6 48 8*780 Droullier, Hans 26.7 4L 8968 Otto, Helene 22.7 43 6967 Merkle, Klara 29.7 48 8779 Droullier, Konrad 27.7 48 60523 Kammerer, Hermine Baum, Heinz 28.7 48 60036 27.7 48 8858 Schenck, Lenl 5.8 48 8190 Dolata, Wilhelm 23.7 48 8189 Robe, Frau Erika 26.7 48 61882 Schmid, Wwe. Frana 30.7 48 60*81 Knaus, Ing. Karl 28.7 48 60270 Selmayr, Ka-1 29.7 48 50215 Veith, Franz 26.7 48 60135 Hermanns, Hedwig Holzapfel, Friedrich 27.7 48 50125 23.7 48 60117 Reich, Auguste 30.7 48 50100 Bach, Alice 22.7 48 81805 Lohse, Willi 25.7 48 61820 Thuns, Heidi 23.7 48 60593 Hecht, Caroline 26.7 43 60594 Monschauer, Frau Ph. 27.7 48 50595 Schweizerhof,, Frau U„ H„ 27.7 48 50596 Hack, Anni 27.7 48 1834 Wudi, Marie 30.7.48 81836 Schmid,. Willi 31.7 .43 S0032 Feldmann, Herrn 26.7 48 6056 Bissdorf, Anneliese 26.7 48 60029 Gecel, Alter 27.7 4 ' HERRENKLE1DUNC nach Mas« und FERTIGKLEIDUNG in vorbildlicher Ausführung! Kleide^- u. Stoffpakete nach ganz Europa I Gufcjßicft Koppet. %TO IAVAIM£ 970 U. T. 35-1110 DEUTSCHLAND fmßamk. Wir samme.ii tiii die notleidenden ehemaligen KZ ler und heute wieder an erster Stelle im Kampf für den Wiederaufbau eines "anderen Deutsch- land" stehenden Gesinnungsgenosse drübel laufend Kleider, Wäsche, Schuhe, etc. ES' ergeht die Bitte und Aufforde- rung- an unsere Freunde, Sachspenden, die hir diesen Zweck bestimmt Bind, in der Pestalozzi-Schule Freire 1848, Capital beim Hausmeister Kots abgeben SU wollen. Cosa f ilatilica — Dm — ROBERTO POMMER eoepr» 7 vente de eetempllls» per» coteccMi» OANQALLO 537 — Bueeo» Aires n T 1» (At.) ST68 HOTEL ZUR HABSBURG 25 DU UAYO ««? — U. 1'. 81-2181 bietet den Durchreisenden billigsten Aufenthalt auch für Familien, bei bester Verpflegung una aufmerksam- ster Bedienung Saubere, luftige Zimmer A. A. B. A ENRIQUE 0. CORONA MARTINEZ A B o o a D o rrcimiN 1441 <«» »im ot«. 1 Ii T 1M-R8T1 iBBMANN S. A. G. I. 1 V. Tucumta 307/309 — Septiembre 194a KUKUfcjK. HAftU*l ,%#CHKA SCHDH» Reparaturen, (achmännlech und gut« Wir holen au» dem Haue ab. Untao «•elke Uongrreso 'IMS.