OTRA ALEMAN1A DAS ANDERE DEUTSCHLAND QRCANQ wDE LOS fc ALEMANES DEMOCRATICOS DE AMERtC* DEL SUR x ■ . . ' ' . ■ /• AUS DEM I N H A L T Georg Lukacs: MARXISTISCHE KULTURPROBLEME Hans Lehmann: VON DER WIEGE BIS ZUM GRABE EIN SCHREIENDER SKANDAL August Siemsen: SUSTAV NOSKE UND JULES MOCH MITTELAMERIKA UND DER YANKEE-IMPERIALISMUS DIE WIRTSCHAFTLAGE FRANCO-SPANIENS GEFANGENE UND SKLAVENARBEITER IN DER SOWJET- UNION Ernst Niekisch: EINE WEST-OESTLICHE DISKUSSION Soul G. Padover: HAT SICH DEUTSCHLAND VERBLUTET? Hans Brechenmacher: GESELLSCHAFTLICHER STRUKTURWANDEL IN BAYERN F. M. Reifferscheidt: DESANTIFASCHISIERU NG — DAS GEBOT DER STUNDE - BRIEFE AUS DEUTSCHLAND PAKETBESTAETIGUNGEN fi-"" '• . BUENOS-* AIRES « » T UCUMAN 30# • Jl RETIRO 7 Z » « NUMERO 173 lo. DE NOYIEMBRE DE 194S J^JFranic^ ^ 4y D AN UNSERE FREUNDE UND LESER Unsere finanziellen Schwierig- keiten, auf deren Gründe wir des öfteren hingewiesen haben, sind derartig gewachsen, dass wir uns genötigt sehen, mit der nächsten Dezember-Nummer das Erschei- nen unserer Zeitschrift bis auf weiteres einzustellen. Um unseren Verpflichtungen nachkommen zu können, bitten wir unsere auswärtigen und aus- ländischen Bezieher erneut um Ueberweisung ihrer restlichen Abonnementsgelder und Extra- beiträge für das laufende Jahr. DIE REDAKTION. AS ANDERE DEUTSCHLAND KLEIDER FUER JUGENDWEIHE Ans Hamburg erhalten wir ein Schreiben, in dem wir gebeten wer- den, Kleider für die bevorstehende Jugendweihe *u senden. In dem Schreiben heisst es, dass fast 20Q0 Kinder Im kommenden Jahre, deren Eltern die konfessionel- len Feiern der Konfirmation oder Firmelung ablehnen, an der Jugend, weihe teilnehmen. Einem grossen Teil dieser Kinder fehlt die notwen- dige Kleidung. Die Kinder, die kon- firmiert oder gefirmelt' werden, er- freuen sich reichlicher Unterstüt- zung aus dem Ausland und aus dem Inland. Die Arbeiterwohlfahrt aber kann bei den Jugendweihen nur In sehr beschränktem Masse helfen. Wir bitten deshalb unsere Freunde und Mitglieder, für 14jährige pas- sende Kleidung und Schuhe oder auch Kleider, die umgearbeitet werden können, mit der Bezeichnung "Ju- gendwelhespende" abzuliefern. Annahmestellen: Belgrano, Freyre 1845 oder im Büro des Deutschland- Hilfswerks Tucuman 309 von 17 bis SO Uhr. S • LA OTRA ALEMANIA "Das Andere Deutschland" (fundado el 7 4t jaule de 18*7) itatorteado pot Beeelaclön no 814 del MlnUtro del In terlor (11 sbrll 11)46 Conflrmad» por Decreta Nr. 20*11 <6 sept 45) del Superior Goblcmo de 1* Naclön. BegUtro national de U Propledad Intelec- tnal Nr. 83 VI?» l«krenl)M»ta«at: 18.— Pesos arfentlnos (.im voran« rahlbar) Geldbeträge erbitten wh wirtMItwIltt ptt Oire oeer Booe Portal 9der Scheck «tf Sr. Juap Carl, r»«min SO». Bis, Aires und an unsere» StadtKa<;lerer. »Ab ANDERS DEUTSCHLAND IST KEIM agf Prallt aasgebendes GeochaUeunterneb Wen. B» leM oar dank der ünteratttUant »ei- ner Frennde Spendet flh den PresseXondal Srschelnt am 1. jedes Monat«. Bedaeolön 7 AdmltiHlrtcion: XBCiaia <06 Buenos Airea (T. A 31.72641 Einzelnummer I SO VERTRETUNG DES D. A. D. IN DEUTSCHLAND: Gebrüder WETZLAB St., Annagasse 1 Heldelberg Postscheckkonto Karlsruhe 51.400 1 1 Harold über Griechenland Es ist beschämend, wenn man zwei grosse Völker zu Komplizen eines ab- scheulichen Versuches macht, die Wiedererrichtung einer demokrati- schen Regierung in Griechenland zu verhindern. Das mindeste, was Lon- don und Washington tun könnten, wäre, auf der Abhaltung neuer Wah- len unter den Auspizien einer Koali- tion auf breiter Grundlage zu beste- hen, in welcher kein Mitglied des ge- genwärtigen anrüchigen Regimes ver- treten ist. Ich wollte, es gäbe einen Weg, die Opfer des griechischen Terrors wissen am lassen, wie beschämt ein britischer Staatsbürger darüber ist, dass seine Regierung für die gegenwärtige grie- chische Situation mitverantwortlich ist. Meiner Ueberzeugung nach sollte eine sozialistische Regierung auch ei- ne sozialistische Aussenpolitik ver- folgen. Ich vermute, dass auch zahl- lose Amerikaner, die keine Soziallsten sind, die Politik Trumans in Grie- chenland als eine Verletzung dessen,, was wertvoll an der amerikanischen Tradition ist, empfinden. Will Ame- rika im Jahre 1948 wirklich die Rol- le spielen, die das zaristische Russ- land 1848 in Europa spielte — näm- lich überall die Reaktion zu stärken? Wir halten den Kommunisten ao ger- ne vor. dass die Mittel nicht den Zweck heiligen. Es wird Zeit, dass wir dieses Prinzip auf unser eigenes Verhalten anwenden. Palästina. Grie- chenland, Spanien, Deutschland — ich beneide die Sozialisten nicht, die wegen unserer Politik In Jenen Län- dern kein schlechtes Ge wissen haben. Unsere Aufgabe ist es nicht, irgend jemand zu unterstützen, der daran in- teressiert ist, die Befreiung des ein— fachen Mannes zu verhindern. Und doch, haben wir uns alleuoft, direkt oder indirekt gu Komplizen bei der Durchführung dieser Aufgabe ge- NOCHMALS DER FALL ERNST SCHUMACHER Im allgemeinen haben wir es strikt abgelehnt, an persönlichen Verdächti- gungen "und Verunglimpfungen, wie sie in den Niederungen des politi- schen Parteigezänks üblich sind, uns zu beteiligen. Wir haben z. B. den Parteivorsitzenden der SPD Kurt Schumacher und das Parteivorstands mitglied Willi Eichler entschieden ge- gen kommunistische Verdächtigungen in Schutz genommen. Der Fall des der zeitigen sozialdemokratischen Partei- sekretärs in Würzburg Ernst Schuma- cher hat aber eine prinzipielle Bedeu- tung. Wir und die politische deutsche Emigration in Bolivien haben mit die sem Ernst Schumacher die aller schlimmsten Erfahrungen gemacht. Zur Entschuldigung- könnte man höch. ßtens sagen, dass es sich bei seinen un- ehrlichen Manövern und Lügereien um pathologische Erscheinungen han- deln möge. Nicht nur von uns, son- dern auch von langjährigen, treue i Sozialdemokraten in Bolivien ist dec FV der SPD unter Angabe sehr um. fangreichen und schwerwiegenden Ma- terials vor diesem Schädling der Ar- beiterbewegung gewarnt worden. Die kaltschnäuzige Antwort von Ollenhauer war, dass Sch. das volle Vertrauen des PV besitze. Durch die folgende Notiz, die wir der "Main-Post" entnehmen, mag Sch. selbst sein uns bekanntes Charakter- bild bestätigen: •Das Nachriohtenblatt der Komma, nistischen Partei Unterirankens ist für einen längeren Zeitraum von der Militärregierung verboten worden. Sie verfügt deshalb über keine Möglich- keit, dem SPD-Mitteilungsblatt zu er- widern. Bei aller grundsätzlichen Geg- nerschaft zum Kommunismus halten wir es als überparteiliche Zeitung in diesem besonderen Fall für ein Gebot politischer Fairness, dem Vorsitzende a der Kommunistischen Partei WUlz- burgs mit folgender Zuschrift Raum su geben: In 4er unterfränkische Ausgabe de 9 "SPD-Nachrichtenblattes", für dessen Inhalt Ernst Schumacher, Würzburg, verantwortlich zeichnet, ist ein Arti- kel: "Der Mob sprengt SPD-Kundge- bung in Würzburg" erschienen. Da wir in den Möglichkeiten, uns zu vertei- digen, etwas beschränkt sind und eine Berichtigung nach § 11 des Pressege- setzes wohl nur nach Monaten erzwin- gen könnten, bitten wir die überpar- teiliche Presse um Aufnahme dieser Zuschrift. Nicht dass wir zu den Ausdrücken: Mob — übelsten asozialen Elemente — Sowjet-Agenten — Russendiener — wilder Anhang — Janhagel — Rot-, front und SA-Formationen — Fünfte Kolonne — dummdreister Stratege — niedrigste Kreaturen — russische Quis- linge — Kellner-Agenten — privatka- pitalistischer SalonboLschewist — oha- rakterloer Drahtzieher — Banditen im politischen Leben usw. uns äussern wollen. Auch um die Wirkung des Schumacherschen Berichts auf die Bevölkerung Wtirzburgs ist uns nicht bange und wir empfehlen ihn ihr so- gar sehr zum Studium. Aber schon in geringer Entfernung von Würzburg könnten einige Erfindungen Schuma- chers für bare Münze genommen wer- den, und wir glauben nicht nur in un- serem, sondern im allgemeinen In- teresse zu handeln, wenn wir hier in- mitten unserer Mitbürger feststellen: Bei der Veranstaltung der SPD am 22. Juli im Stadthaus hat niemand von USA-Imperialismus gesprochen, ist niemand von der Bühne geworfen worden, sind keine Manuskripte des Redners zerrissen worden, ist weder auf Schumacher, noch auf sozialdemo- kratische Frauen, noch auf sonst je- mand eingeschlagen worden. Wir beabsichtigen, sobald es uns ge- stattet sein wird, den Würzburger Bür- gern Gelegenheit zu geben, sich in «freier Aussprache über die Fragest Klarheit au verschaffen, die Emst Schumacher in der Ankündigung auf- geworfen hat. Dr. X. Selüwr ! DAS ÄND**« OIUTSCH » Marxistische Kulturprobleme Georg Lukaes ist einer der bedeu- tendsten Kulturpholosopihen und 3t»lo- losen der heutigen Zeit. Profundes Wis- sen vereinigt er mit einer souveränen Beherrschung der marxistischen Metho- de. Sein Im fvorigen Jahre Im Aufbau- Verlag, Berlin, erschienenes Buch "Fort- schritt und Reaktion in der deutschen Literatur" hat die Bewunderung auch der ernsten, bürgerlichen Kritiker ge- funden. Der folgende, In Malland gehal- tene , Vortrag erscheint uns so Ausserordentlich ;nstruktiv, dass wir Iba als Leitartikel bringen. Die Schwierigkeiten, die er für mit der marxistischen Denkweise und Phraseo- logie night vertraute Le^er Meten m&g, sollten niemanden von unseren um Er- kenntnis bemühten Lesern abschrecken. Nach der marxistischen Auffassung wird der Mensch bei seiner Arbeit und durch seine Arbeit geformt. Der neue gesellschaftliche Mensch wird dadurch geformt, dass er die neue Gesellschaft baut, Eine neue Gesellschaft entwickelt stets eine neue Kultur. Und hier ent- steht nun das Problem: "Wie weit ist eine solche Kultur wirklich neu? Welcher Art sind ihre Beziehungen zur Kultur der Vergangenheit?" Die- ses Problem tauchte schon in den Anfängen des sozialistischen Denkens auf. Lenin selbst wies jeden Anspruch auf absolute Neuheit, zurück. Seine Thfeorie der Tradition'ist die Theorie der gesellschaftlichen Kulturkonti- nuität. Natürlich bedeutet das Kon- tinuität im dialektischen Sinn, das heisst, eine solche, die in sich selbst schon wieder Diskontinuität enthält, die Bildung qualitativer Neuheit, den qualitativen Sprung... Die Revolu- tionen sind entscheidende Momente in der geschichtlichen Kontinuität. All das ist für die neuen Volksde- mokratien von ungewöhnlicher Be- deutung. Allgemein gesprochen, sind sie ohne derartige qualitative Sprün- ge entstanden. Um so notwendiger ist es daher, klar zu sehen, welcher Teil der Vergangenheit akzeptiert werden kann, und wenn, in Welcher Form. Augenblicklich können wir aber nur kurz die verschiedenen. Sei- ten dieses Problems streifen. Zuerst drängt, sich uns die Präge der formalen Demokratie und ihrer Ideologie auf. In täglich steigendem Masse Wird die formale Demokratie dazu benützt, Reaktion und Paschis- mus zu decken. Anderseits verlangen die erst vor kurzem von der faschisti- schen Unterdrückung befreiten Mas- sen —• und mit Recht — nach einer breiteren Demokratie. Derart stehen wir nun vor der Notwendigkeit, das gesamte Erbe der demokratischen Entwicklung neu untersuchen zu müssen, und zwar vom politischen, gesellschaftlichen, rechtlichen und kulturellen Standpunkt aus. Eine Un- tersuchung der Hauptprobleme, der Grösse und Beschränktheit der Fran- zösischen Revolution, ebenso wie eine kritische Darstellung der Revolutio- nen des 19. u. 20. Jahrhunderts sind unerlässlich notwendig. Noch unerläss- llcher ist es, aus den Erfahrungen der Russischen Revolution von 1917 zu lernen: welches waren die demo- kratischen Elemente jener Revolution, und wie kann man ähnliche Phäno- men in der Kultur der nichtsozialisti- schen Länder studieren und verwer- ten? Und vor allem, auf welche Wei- se kenn dies geschehen? Von Georg Lukacs Aeusserst wichtig ist auch der Kampf gegen die dekadente Ideologie der Bourgeoisie; oft aber ist eine ge- wisse avantgardistische Ideologie in linksstehenden, ja sogar marxisti- schen Kreisen ein Hindernis in die- sem Kampf. Tatsächlich besteht dort die Gewohnheit, jede kulturelle Neuerung als zweifellos fortschrittlich und revolutionär willkommen zu heis- sen. W&s aber in Wahrheit not tut, ist eine äusserst sorgfältige Abwägung und kritische Untersuchung derarti- ger Haltungen, fussend auf konkre- ten sozialen Inhalten. Auch hier ist es nicht möglich, auf Details einzuge- hen; nur die Hauptprobleme können berührt werden. Nihilistische Ideologien Vor allem will ich auf das Weltbild des Nihilismus hinweisen. Hier müs- sen Wir zu einem sehr klaren Ver- ständnis der Wechselbeziehungen zwischen faschistischer Ideologie und dem modernen Nihilismus und Irra- tionalismus gelangen. Tatsächlich sind derartige Tendenzen bei vielen lin- ken und sogar kommunistischen In- tellektuellen sehr tief verwurzelt, und es gibt viele, die die nihilistischen Tendenzen bei Nietzsche, Spengler und den Existenzialisten nicht erken- nen. Dazu kommt noch die Tatsache, dass das Weltbild des Nihilismus bei- nahe die gesamte Kunst und Litera- tur der jüngsten Vergangenheit be- herrscht, oft auf eine ganz unbe- wusste Art und Weise. All das ist um so verständlicher, als die Vernichtung des Menschen in der kapitalistischen Gesellschaft eine so grundlegende, dem ganzen Leben inhärente Tatsa- che ist, dass sie sich unweigerlich auch in der Kunst widerspiegeln muss. Dennoch kann dieses Problem nicht einfach durch eine Betrachtung der Dekadenz-P hilosophie in An- griff genommen werden. Hier Ist eint ganz andere Art der Betrachtung nö- tig: auch in der Kunst müssen wir jede Form des Nihilismus aufs ener- gischeste bekämpfen. Gleichseitig aber dürfen wir die Möglichkeit nicht prinzipiell ausschliefen, dass auch aus einer unklaren Einstellung her- aus bedeutende Kunstwerke entstehe« können. Zieht man als Kriterium nur den Inhalt in Betracht, so wird die sozia- le Grundlage der Dekadenz-Ideologie sehr bald offenbar werden. Das ent- scheidende Moment ist hier das Ab- seitsstehen von den breiten Unteres- sen des arbeitenden Volkes und damit von den breiten Interessen der Na- tion, ja der Menschheit überhaupt. Der Imperialismus fördert nicht- nur die dekadenten Ideologien, die auf ei- ne Brutalisierung der Volksmasse» hinzielen, sondern erzeugt auch spon- tan falsche aristokratische Gefühle in jenen Intelektuellen, die seine Kul- turträger sind. Ich sage "spontan", denn derartige ideologiische Bewegun- gen sind zu Anfang beinahe immer von einem Gefühl der Opposition ge- tragen. Ihr ganzer Inhalt ist ja nichts anderes als eine instinktive. Reaktion ehrlicher Intellektueller gegen die Kulturfeindlichkeit des Kapitalismus, eine Auflehnung gegen die Verelen- dung und Unfruchtbarkeit des Men- schen unter dem monopcl-kapitalisti. sehen System. Weil aber derartige Revolten weder eine gesellschaftliche Grundlage noch irgendeine Verbin- dung mit den fortschrittlichen Be- NUEVAMENTE HABRA QUE REDUCIR LA CUOTA ALIMENTICIA EN ALEMANIA OCCIDENTAL La poblaeiön de 45 millones, de Alemania Occidental se estfc creando uhft crlsis alimenticia potencial para este invierno o la pröxima primavera. Este es el informe rendido por los funcionarlos de allmentaciön del Go* bierno Militär y de las autoridades alemanas, quienes hacen notar que la po* blaciön de las tres zonas occidentales de oeupaeiön est& consumiendo ali- mentos a un ritmo considerablemente mayor que el de la produeeiön agricola alemana y que ni siquiera las importaciones alimenticias estadouniSenses lo- gran igualar. El Dr. Johp Canning, jefe de Alimentaciön y AgricUltura del Gobierno Militär de los Estados Unidos, estima que el alemän medio de Tri- zonia obtiene unas 2.500 calorias diarias en su dieta, incluyendo renglones ötitenidos sobre la raciön ofioial, artlculos no raeiönadoe, mäs las compras en el mercado negro. Esto es caso doble de lo que obtenia el afio pasado. Bs casl un 50 o|o m&s de la cantidad que consiguen los alemanes en la zona soviötica, y puede com- pararse favorablemente, con la raciön de Europa Occidental continental j Gran Bretafta. La tinica dificultad, segtin los expertos estadounidenses, es que no hay suficiente alimento para mantener ese ritmo de consumo. Opinan que deberi* reducirse en, por lo menos. 200 calorias diarias. A menos que los alemanes economicen alimentos, segün previenen los expertos, pasar&n momentos difi- ciles este invierno y una situaeiön aün mäs seria surgirä a flnes de la prima- vera, antes de la cosecha de 1949. Aunque la situaeiön no serä. tan cfitica como fu6 a prineipios de 1948, puede obligar a realizar un engrgico corte en las raciones poniendo sin a la actual era de relativa "buena comida". El Dr. Laming informa que la poblaeiön alemana aparentemente no comprende que la actual abundancia no serä eterna. Como resultado, consume mayores cantidades de carne y manteca que desde mucho antes de la guerra. Se prevä que las actuales existencias se agotar&n dentro de pocos meses a menos que se reimpongan controles que limiten con eficacia el consumo de esos artlculos. (WfA). 9 Strebungen des Volke« haben, erman- geln sie letzten Endes jeder Richtung oder Ausrichtung. Was dann folgt, ist ein langwieriger Prozess von Seibatbetrachtungen, Uebertreibungen und ungezügelten, egoistischen Weh- klagen, ist der vollkommene Verlust jeder sozial-historischen Perspektive; darin aber liegt die Keimzelle des Ni- hilismus. Diese Neigung zum Nihilismus wird noch durch die Tatsache verstärkt, dass unter den beschriebenen Voraus- setzungen, sich im allgemeinen selbst in Intelektuellen, deren Entrüstung ehrlich ist, diese Tendenz zum Nar- glssmus, zur Selbstbespiegelung und eur Flucht in die eigene Phantasie- Welt entwickelt. Führen derartige Be- dingungen dann einen Zusamenstoss mit der Umwelt herbei, und wird die- se Umwelt als sinnlos betrachtet, so entsteht dadurch spontan eine aristo- kratische Gefühlshaltung, eine Ver- achtung der breiten Masse. Die Folge dieses Zustandes ist not- wendigerweise, dass ein derartiger In- tellektueller, selbst wenn seine Ab- sichten die denkbar besten sind, allen reaktionären Ideologien wehrlos ge- genübersteht; das ist um so mehr der Fall, wenn sich die extreme Reaktion mit freiheitlichen Phrasen verkleidet, Revolution und AntikapitaJismus pre- digt. Der kapitalistische Imperialis- mus wird sich der Möglichkeiten, die aich ihm hier bieten, immer bewuss- ter. Er versteht es mit wachsendem Erfolg, diese aristokratische Haltung, diese volksfeindlichen Ideologien, die- sen ausweglosen Nihilismus für seine eigenen Interessen zu verwenden. Er- scheinungen wie Coline, Malraux und Koestler sind typische Beispiele da- für. Aber selbst wenn sie in einzel- nen Fällen nicht so weit geht, selbst wenn sie von subjektiver Sympathie für den Fortschritt begleitet ist, so ist die von der Dekadenz geführte Re- volte gegen die Passivität der Gesell- schaft objektiv gesprochen eine Stütze der Reaktion. Ein zielbewüster Kampf gegen der- artige Ideologien ist un erlässlich. Immer aber wenn es sich in einem derartigen Kampf um kulturelle Fra- gen handelt, speziell um Fragen der Literatur und der Kunst, werden Ein- wände im Namen der bedrohten Frei- heit laut. Auch in diesem Punkt er- fordert der ideologische Kampf eine umfassendere Definition des Frei- heitsbegriffes, der nicht im formalen Sinn verstanden werden darf. Es darf keine Freiheit für den Faschismus, für die offene Reaktion geben. Selbst wenn man der Kunst, der Literatur und der Philosophie erhöhte Bedeu- tung zugesteht, kann die Verbreitung reaktionärer, faschistischer oder teil- weise faschistischer Anschauungen durch Kunst, Literatur oder Philoso- phie damit nicht entschuldigt werden. Sind diese Grundbedingungen erfüllt, dann ist Ausdrucksfreiheit sowohl für die schöpferische Leistung als auch für die Kunstkritik unerlässlich. Auch hier finden wir Fälle extremen Irre- gehens, selbst unter Marxisten, wie einerseits eine übertriebene bürokra- tische Kontrolle kultureller Phänome- ne, und andererseits die Tendenz, auf dem Gebiet der Kultur jeglicher Mei- nung volle Freiheit zu gewähren. Wenn wir aber von der Freiheit der Kritik sprachen, so meinten wir vor allem die Freiheit, der marxistischen Kritik an der dekadenten bürgerli- chen Kultur, selbst wenn sich die letztere mit berühmten Namen brü- sten kann und sogar in unsere eigenen Reihen Eingang gefunden hat. Die Kommunistische Partei an sich lehrt keine Aesthetik in dem Sinn, dass Parteizugehörigkeit im vorhinein zu einem spezifischen Glaubensbe- kenntnis in künstlerischen Dingen verpflichtet. Aber die Marxisten haben eine Philosophie, eine Ethik, eine Aesthetik, eine marxistische Kultur, die sie mit den Waffen der ideologi- schen Ueberzeugung, innerhalb und ausserhalb der Partei anzuwenden versuchen. Alle diese Disziplinen des Marxismus müssen in Anbetracht der besonderen Aufgabe unserer Zeit for- muliert werden: auch hier liegt ein ungeheures Arbeitsfeld vor uns. Die Tradition und die marxistische Aesthetik "Der Marxismus konnte $eine welt- historische Bedeutung als die Ideolo- gie des revolutionären Proletariats er- ringen, weil er die wahrhaft gültigen Errungenschaften der bürgerlichen Epoche nicht verwarf, sondern im Ge- genteil altes Bemerkenswerte im Laufe der tausendjährigen menschlichen Entwicklung und Kultur aufnahm und ausarbeitete." Dieses Wort Lenins widerspricht keineeswegs der Tatsa- che, dass der Marxismus etwas quali- tativ Neues ist, eine entscheidende Wendung in der Geistesgeschichte. Eine Rückschau auf die Geschich- te der Philosophie genügt nicht, um den ganzen Umfang dieser Verände- rung zu erfassen. In der vormarxi- stischen Periode offenbart sich in der Geschichte der Philosophie ein dop- pelter Kampf: Materialismus kämpf- te gegen Idealismus, Dialektik gegen Metaphysik. Diese beiden Linien der Auseinandersetzung überkreuzten ein- ander ständig; auch hatte der Idea- lismus in der vormarxistischen Perio- de, insoweit er oft als Träger dialek- tischen Gedankenguts auftrat, einen ausgesprochen fortschrittlichen Zug, eine ganz spezifische wissenschaftli- che Wirksamkeit. Nach dem Aufkom- men des dialektischen Materialismus wurde diese Auseinandersetzung ein- facher: Der dialektische Materialis- mus stand nun dem metaphysischen Idealismus gegenüber, , der immer reaktionärer und unfruchtbarer wur- de. Ausserdem müssen wir bedenken, dass, und in welchem Sinn, der Mar- xismus der Praxis in dem Gesamtge- bäude der Philosophie einen ganz neu- en Platz einräumt. In der vorange- gangenen Philosophie (bei den alten Griechen, bei Spinoza und Hegel) wurde die Praxis im Gegensatz zur Kontemplation geringschätzig ange- sehen, oder wenn man sie betonte, so bedeutete dies, wie bei Kant, eine Einschränkung der Theorie, eine sub- jektive Stellungnahme. Auch in be- zug auf dieses Problem schafft der Marxismus ein ganz neues Weltbild. Diese Betonung der Neuheit des Mar- xismus widerspricht aber in keiner Weise der Notwendigkeit, ein grosses geistiges Erbe anzuerkennen. Hier AS ANDER! DEUTSCHLAND aber liegt die wirkliche Schwierige keit: Wir müssen als unsere Grund- lage nur die Höhepunkte der moder- nen Geschichte nehmen, Derart müssen wir, wenn wir nur die zeit- lich nächsten Perioden in Betracht ziehen, als wichtigstes Erbteil die grossen materialistischen Richtungen des 17. und 18. Jahrhunderts für uns beanspruchen, die Entwicklung der dialektischen Methode in der klassi. sehen deutschen Philosophie, die klas- sische Oekonomie bis Ricardo, die Auflösung seiner schule und die Klas- siker des utopischen Sozialismus, die grossen Historiker des beginnenden 19. Jahrhunderts und die revolu- tionär-demokratischen Strömungen Russlands. Nur eine kritische Analyse dieses geistigen Erbes wird einen siegreichen Kampf gegen die ideologische Deka- denz, gegen Kierkegaard, Nietzsche und deren Jünger möglich machen, gegen die subjektivistischen Wirt- schaftslehren und gegen die systema- tischen Geschichtsfälschungen. Die Ablehnung sämtlicher moderner Strö- mungen in den Gesellschaftswissen- schaften schliesst natürlich die Mög- lichkeit aus, aus ihren konkreten und besonderen Untersuchungen nützliche Lehren ziehen zu können. Aber bei- der Verwendung derartiger Resultate ist grösste Vorsicht geboten, denn oft besteht ein sehr enger Zusammenhang zwischen der Methodik und den gezo- genen Schlüssen, was zu grossen Irr- tümern führen kann. Auch in ideologischen Fragen stützt sich der Marxismus natürlich auf das Gesetz der ungleichen Entwicklung, In der gegenwärtigen Lage entstehen daraus zwei hauptsächliche Problem- gruppen. Bedeutungsvoll sind da vor allem die riesigen Errungenschaften und die gleichzeitig inneren Krisen der Na- turwissenschaften. Die ununterbro- chene und fortschreitende Entwick. lung der exakten Wissenschaften in- mitten des allgemeinen Verfalls der Bourgeoisie ist eine ökonomische Not- wendigkeit. Nichtsdestoweniger spie, gelt sien dieser Verfall, besonders seit dem Heraufdämmern der imperialisti- schen Epoche, in den im steigenden Masse reaktionären philosophischen Schlüssen, die aus den wissen- schaftlichen Errungenschaften gezo- gen werden. Während des goldenen Zeitalters der bürgerlichen Kultur wa- ren es die aus den Resultaten und Me- thoden der Naturwissenschaften ge- wonnenen verallgemeinernden philo, sophischen Ableitungen, die den Hauptanteil am Fortschritt des menschlichen Denkens hatten, heute aber, im Gegensatz dazu, erfüllt die naturwissenschaftliche Philosophie meistens eine gegenteilige Funktion. Hier also liegt eine grosse Aufgabe der marxistischen Philosophie. Da sich, objektiv gesehen, alle Resultate der modernen Wissenschaft auf den dialektischen Materialismus stützen, müssen wir immer wieder auf die ma- terialistische Dialektik hinweisen, die in den Methoden sowohl als in den Ergebnissen der modernen Forschung verborgen ist. Tatsächlich ist eine allgemeine Widerlegung theoretischer und methodologischer Natur, die le- diglich zeigt, dass die philosophischen Ableitunsen der modernen Wissen- 6 AS ANDERE DBUTSCHtA schaft idealistisch sind, obwohl sie an und für sich korrekt und nützlich sein mag, ganz und gar unzulänglich. Gleichseitig mit einer derartigen Wi- derlegung muss notwendigerweise ei- ne auf den dialektischen Materialis- mus gestützte Analyse des wirklichen Problems geboten werden, die auf konkrete Weise zeigt, wie man durch eine derartige Betrachtungsweise Pro- bleme lösen kann, die anderweitig un- lösbar sind oder zu künstlichen Kom- promissen führen müssen. Die zweite Problemfrage bildet die moderne Literatur und Kunst. Auch hier ist die Lage oft selbst für Marxi- sten unübersichtlich. Einerseits wird vcm ihnen der Inhalt des Kunstwerks, gewaltsam abgesondert, getrennt be- trachtet; und nur eine Kunst, die of- fen revolutionär, offen proletarisch ist, wird anerkannt, während alles übrige verworfen wird. Öder die künstleri- sche Form wird ebenso getrennt be- trachtet. Dann entsteht der falsche Eindruck, die soziale Revolution müs- se automatisch auch die Revolution der Form mit sich bringen, als wäre nur die formale Revolution ein angemessener Ausdruck für die reale Revolution. Von diesem Standpunkt aus erscheint jegliche Kunst der Ver- gangenheit als vollkommen überlebt, bürgerlich trivial, und nur der moder- ne Avantgardismus scheint wahrhaft revolutionär ay sein. Diese falsche Antithese führt zu ver- ecMedenen irrigen Einstellungen. Vor allem wird Kunst nicht als wahrhaft anerkannt, wenn sie keinen unmittel- bar streitbaren Charakter trägt. Da- durch kommen wir aber zu einer viel .•zu.engen Auffassung dessen, was Le- nin "Parteigeist" nennt. Dann wieder gibt es Marxisten, die sich in Fragen des Stils und der Form in eine Art geistige Stimmenthaltung flüchten und ihren "Parteigeist" Vollkommen zugunsten eines gewis- sen' Aesthetizismus aufgeben. Ange- sichts all dessen müssen wir zu der Objektivität unserer Methode zurück- kehren. Wir müssen uns fragen: Was stellt das Kunstwerk objektiv dar, was ja an und für sich verhältnismäs- sig unabhängig von dem ideologischen .Programm des Autors ist. Denn der Gegenstand einer marxistischen Ana- lyse ist nicht die Absicht des Autors, sondern die künstlerische Realität seines Werkes. In dieser Frage kön- nen" wir weder umhin, ein Urteil über Form und Stil zu fällen, noch kön- nen Wir sie dem persönlichen Ge- schmack überlassen. Es ist überflüs- sig, darauf hinzuweisen, dass die Grundlage der marxistischen Einstel- lung zu Stilfragen keineswegs eine formale ist. Folgende Frage müssen wir hingegen aufwerfen: Wie weit spiegelt sich die Wirklichkeit in einem Kunstwerk und welchen spezifischen Charakter trägt diese "Spiegelung"? Das bedeutet vor allem einen Kampf gegen die Theorie und Praxis der an- tidialektischen. photogetreuen Wie- dergabe (Naturalismus) und andrer- seits einen Kampf gegen wahrheitsun- getreue Wiedergabe, gegen verfälschte Form und verfälschten Inhalt. Im übrigen müssen wir die humanistische Funktion der Kunst erkennen und be- ton«!, die ja In schweren Zeiten eine Quelle der Qeeunduag *ttr den Men- schen bedeutet, in glücklichen Tagen aber ein wertvolles Hilfsmittel zu, dei- ner Vervollkommnung darstellt. 'Die Kunst offenbart den Jammer des Le- bens und den endlichen Triumph des menschlichen Prinzips, sie offenbart den Scharfsinn des Menschen und das Typische im Leben des einzelnen Individuums. Dieses allgemeine hu- manistische Prinzip macht die Kunst 7.u einem unersetzlichen Helfer bei der Geburt und Evolution des Menschen- geschlechts, und nur von diesen Prin- zipien ausgehend kann man philoso- phisch die marxistische Position zu- gunsten der grossen Realisten (von Homer bis Görki) beziehen. Nur auf Grund dieser Prinzipien ist eine ge- naue Einschätzung der Vergangenheit und der Gegenwart möglich. Probleme der Ethik Ethische Probleme bilden eine eig- ne Gruppe, /und es ist durchaus nicht zufällig, dass sie in der ideologischen Krise, unserer Zeit eine zentrale Stel- lung einnehmen. Noch selten ist die Menschheit der Entscheidung über ihr eigenes Schicksal so bewusst ge- genübergestanden, wie sie es heute tut. Sei es nun auf der grossen Büh- ne der Weltgeschichte (Krieg oder Frieden, Probleme der neuen Demo- kratie, usw.). oder in jedem indivi- duellen Akt des täglichen Lebens, überall und immer wieder sind die Menschen heute vor eine gewisse Wahl gestellt. Gestern war es die Frage: Für oder gegen Faschismus?, aber auch heute steht der Mensch unserer Zeit bei jedem neuen politi- schen Tagesereignis vor einer folgen- schweren Entscheidung. Selbstver- ständlich gab es derartige Probleme auch in anderen Geschichtsperioden, aber in revolutionären Epochen wer- den derartige Fragen mit weit grösse- rer Schärfe gestellt und verlangen ganz andere Antworten als in soge- nannten ruhigen Perioden, denn die mit jeder Entscheidung verbundenen Folgen sind viel unmittelbarer sicht- bar und spürbar. Dazu kommt noch, dass unsere Epoche, als Folge der von Jahrzehnt zu Jahrzehnt wiederkeh- renden revolutionären Umwälzungen, in den Menschen ein weit stärkeres politisches Bewusstsein, ein weit stär- keres Verantwortungsgefühl geweckt hat als in anderen Perioden. Hier drängt sich uns die Frage auf: Ist eine Wahl überhaupt noch mög- lich? Kann man denn überhaupt noch eine Entscheidung treffen, im ge- sellschaftlichen sowohl als im indi- viduellen Sinn? Und sollte die Ant- wort "Ja" sein, wie weit kann diese Entscheidung mit der Erkenntnis de? historischen Notwendigkeiten verbun- den werden? Hat das Individuum, dessen moralisches Verhalten mehr oder weniger festgelegt ist, irgendei- nen Einfluss auf die historischen Er- eignisse? Alle diese Fragen stellen grundlegende dialektische Probleme dar. Für uns Marxisten aber gibt es noch eine Frage: Gibt es so etwas wie eine marxistische Ethik, das heisst, eine spezifische Ethik inner- halb des Marxismus? Derartige Fra- gen verlangen von uns bestimmte und genaue Antworten: Erstens, km das marxistische Weltbild au keo&xetieia- • ren, und welter, um den Kampf ge- gen die bürgerliche Ideologie führen zu können,-die verschiedene Arten der Opposition gegen den Marxismus ins Treffen führt und behauptet, dass jene Gegenrichtungen allein eine wirk- liche Ethik darstellen, im Gegensatz zur "Amoralität" des Marxismus. Wir glauben, auf eine derartige Frage vom Standpunkt der marxisti- schen Methode antworten zu müssen; wir behaupten, dass Ethik ein Teil, eine Phase des menschlichen Geßamt- verhaltens ist. Auch hier, so wie in ästhetischen Fragen, ist es wichtig, in der bürgerlichen Philosophie mit der Autonomie der verschiedenen Stellungnahmen zu brechen, die der Mensch in bezug auf die Realität auf den verschiedensten Gebieten ein- nimmt. Die bürgerliche Philosophie Isoliert die Ethik von den übrigen menschlichen Aktivitäten. Sie iso- liert die ethische Natur des mensch- lichen G-eWissens und erlaubt Ihm bo, im Sumpf des Irrationalismus zu wa- ten (Eristenzialis tische Ethik); sie isoliert die ethische Natur der Ge- schichte (s. B. in der Nicht-Zeltge- bundenheit der Kantischen Moral) oder, falls sie die Geschichte aner- kennt, stürzt sie sich in einem relati- vistischen Nihilismus, und beschränkt Moral auf abstrakte individuelle Er- scheinungen. Jeder von diesen Widersprüchen spiegelt auf seine eigene Weise den Einfluss wider, den die kapitalistische Arbeitsteilung auf das Wesen und Denken des Menschen ausübt. Alle die unlösbaren Fragen, alle die nicht reduzierbaren Antithesen, alle die Scheinprobleme der bürgerlichen Ethik sind eigentlich ein Spiegelbild der Struktur und Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft. Daher ist auch auf diesem Gebiet eine kritische Beleuchtung unsere» traditionellen Erbes unerlässlicih. Von neuem müssen wir die fortschrittli- chen Züge der wissenschaftlichen Ethik von Spinoza bis zu den materia- listischen Philosophen des 18. Jahr- hunderts studieren, ebenso wie die Be- wegung, die zu den dialektischen For- mulierungen eines Hegel führte, auch dürfen wir rückschauend das soziale Empfinden nicht vergessen, da» in der Ethik der alten Griechen so kräftig- zum Ausdruck kommt. Auch hier ist es eine Frage der Neuüberprüfung un- serer Traditionen. Gleichzeitig müs- sen wir dem nachkantianischen Indi- vidualismus, de? im Existentialismus mit seiner nihilistischen Ethik gipfelt, energisch und kritisch entgegentreten. Aber trotzdem liegt, innerhalb der Grenzen der Kritik, gerade in den grossen Traditionen des menschli- chen Schaffens ein gewaltiges Erb# für die marxistische Ethik verankert. Lenin hat dies ausdrücklich Uner- kannt. Die bürgerliche Gesellschaft trennt den öffentlichen vom privaten Men- schen, den «'Staatsbürger vom Bür- ger". Die Entwicklung einer solchen Gesellschaft lässt den "Staatsbürger" - Aspekt des Menschen mehr und mehr verkümmern, ja er ist vom Beginn der bürgerlichen Gesellschaft an stets *1» abstrakt und widerspruchsvoll darge- stellt worden. Nachdem wir die ob- jektive Notwendigkeit eines derarti- gen Proeesees festgestellt heben, tot DAS ANDERE DEUTSCHLAND es notwendig darauf hinzuweisen,' dass die Beschänkung das Menschen auf den rein privaten Aspekt seiner Persönlichkeit eine Verstümmelung deg in Wahrheit vollständigen Men- schen bedeutet, trotz der Tatsache, dass sich nach und nach selbst der extremste Individualist bei dieser Ver- stümmelung recht wohl fühlt. Der Kampf um den vollständigen Menschen ist ein alter Wahlspruch der revolutionären Demokratie: heute kann dieser Wahlspruch erneut ver- wendet werden, und das unter Um- ständen, die für seine Verwirklichung weit günstiger sind als sie es jemals In der Vergangenheit waren, obwohl es uns heute klar ist, dass die voll- kommene Verwirklichung erst im So- zialismus möglich sein wird. Gerade dieser Punkt aber muss verstanden und als direkter Gegensatz zur bür- gerlichen Ideologie betont werden: ohne aktive Teilnahme am öffentli- chen Leben kann der Mensch kein vollständiges Wesen sein. Es han- delt sich darum, zu zeigen, dass wah- re Demokratie (und darin liegt ihr entscheidender Unterschied von der formalen Demokratie) darauf hinzielt, das Privatleben des Menschen mit sei- nem öffentlichen Leben zu verschmel- zen, und zwar auf die intensivste und vielfältigste Weise. Objektiv gesehen war der Mensch allerdings schon im- mer ein Teil des öffentlichen Lebens. Dieser Aspekt der gesellschaftlichen Entwicklung kann mit besonderer Be- zugnahme auf die Krise des Imperia- lismus analysiert werden, aber nur als in sich abgeschlossen, soweit eben das Individuum ständig und in wach- sendem Masse zu einem, dem öffent- lichen Leben gleichsam aufgebürde- ten Objekt wird; existenzielle Katego- rien wie das "Mitsein" oder das "In- der-Welt-sein" drücken diesen Zu- stand beinahe karikaturistisch aus. In den neuen Volksdemokratien hat eine fundamentale Veränderung statt- gefunden: Der Mensch erlebt diese Verbindung zwischen öffentlichem und privatem Leben als handelndes Wesen und nicht als passiver Gegen- stand. Diese Veränderung vollzieht sich auf dem Gebiet der philosophischen Weltanschauung. In der bürgerli- chen Gesellschaft ist das öffentliche Leben die abstrakte Domäne "allge- meiner" Fragen, während alle kon- kreten Pnagen (wie z. B. Oekonomie) dem Privatleben zugeordnet sind. Das innere Motiv dieser Situation ist die klassische Theorie der volkstümlichen bürgerlichen Oekonomie, die Idee, dass die unkontrollierte und imma- nente Bewegung des Wirtschaftsle- bens von selbst allgemeinen Wohl- stand und die Entfaltung aller menschlichen Fähigkeiten erzeugt und ermöglicht. Diese Konzeption war noch zu Zei- ten Adam Smiths und Ricardos eine zu rechtfertigende Illusion. Aber sie ist zu einer heuchlerischen Illusion geworden, seitdem die kapitalistische Wirtschaft in der Praxis das gerade Gegenteil , bewiesen hat, und diese Heuchelei ist noch heute das geheime Prinzip der bürgerlichen Moral. Noch wichtiger ist die Tatsache, dass die bürgerliche Moral stets mehr oder weniger von dem Prinzip aus- geht, dass die persönliche Freiheit des einen notwendigerweise eine Be- schränkung der Freiheit eines anderen bedeutet, und dass es die Aufgabe der Ethik ist, die moralische Reinheit der ethischen Handlung in einer Welt wie der unseren zu bewahren. Daraus fliesst zuerst der Gegensatz zwischen Gesetzlichkeit (dem ethischen Mini- mum) und Moral, und dann die Ver- tiefung des Menschen in seinem urei- genen, exklusiven Privatleben. Ob- jektivität wird entweder verworfen oder ins Transzendentale übertragen. Die neue Ethik behauptet im Ge- gensatz dazu, dass erstens der Mit- mensch keine Beschränkung des Men- schen, sondern das Gegenteil bedeu- tet. Nur in einer freien Gesellschaft kann das Individuum wirklich frei sein. Dem entspringt eine neue Kon- zeption von der Entwicklung der Per- sönlichkeit. Während die bürgerli- che Moral diese Entwicklung in der Stärkung und Erweiterung eines iso- lierten Individualismus sucht, bedeu- tet sie dem Marxismus seit jeher ei- nen ungeahnten Reichtum des Lebens und vor allem eine Fülle der vielfäl- tigsten menschlichen Beziehungen, zusammen mit einem möglichst wei- ten Feld für die verschiedensten menschlichen Aktivitäten. Der Mensch, der andere unterdrückt und ausheiltet, kann selbst nicht frei sein, nicht einmal als Individuum. Die Erkenntnis, dass Freiheit aus dem Erkennen der Notwendigkeit be- steht, ist einer der Hauptpunkte der marxistischen Moral. Eng damit ver- knüpft ist die Tatsache, dass die Men- schen sich auch wirklich als Mitglie- der der "menschlichen Rasse" fühlen. Objektiv gesehen war ja auch nie et- was anderes der Fall. Heute aber ist dieses Gefühl zu einem bewussten Mo- tiv des praktischen Handelns gewor- den und stellt also einen qualitativen Unterschied dar. Die Tatsache aber, dass aus diesem Gefühl konkret die Beziehung des Menschen zur Ent- wicklung der Menschheit geworden ist, zu den unmittelbaren kollektiven Bedingungen, unter denen der Mensch handelt, stellt ein entscheidendes Charakteristikum unserer Zeit dar. Das Bewusstwerden dieser Bezie- hung, das heisst, ihre Uebertragung auf die bewussten Handlungen des täglichen Lebens, verlöscht auch den letzten Rest tierischen Verhaltens. Das Erwachen der individuellen Be- Unter dieser Ueber »Christ hat die Zeitschrift ,,Tribune" Stellung da- gegen genommen, dass die grosse deutsche Seifenfabrik Henkeii demon- tiert worden ist, um die englische Sei- fenfabrikation von der deutschen Konkurrenz zu befreien, obwohl in Deutschland grösster Mangel an Sei- fen herrscht. Daraufhin hat „The Tribune" eine Reihe von Zuschriften erhalten, in denen weitere Tatsachen ähnlicher Art mitgeteilt werden, unter anderm von Braüsford und von dem früheren' Minister für die deutschen Angelegen- heiten, John Hynd. Dann hat der Manchester Guar- dian" neue Angaben über Demontie- rungen aus Konkurrenzgründen ge- macht, und sogar die konservative wusstheit im unbewussten Kollektiv- leben bedeutet historisch einen unge- heuren Schritt vorwärts. Heute erle- ben wir auf einer qualitativ höheren Stufe denselben Prozess: das Erwa- chen dieses "Menschheitsbewusst- seins'' im einzelnen Individuum. Bis jetzt waren alle historischen Grup- penformen, die in ihrer Gesamtheit die menschliche Rasse ausmachen, von einem zoologischen Individualis- mus beherrscht, der kollektiven Cha- rakter trug, besonders in der Form der Nation. Dann kam es eine Zeit- lang zu einer gewissen Humanisie- rung des Individuums, heute aber strahlt das Bewusstsein einer Bezie- hung zum Gesamtschicksal der Menschheit zum erstenmal im Denken der Arbeiterklasse. Das grosse Pro- blem ist heute die Humanisierung des Nationalbewusstseins im Gegensatz zum Imperialismus, der dem zoologi- schen Individualismus der Nationen stets neue Nahrung gibt! Als Grundlage aller dieser Konzep- tionen dient die allgemeine marxisti- sche Weltanschauung: wir sind es, die Geschichte machen, wir sind es, die unser eigenes Geschick bestimmen. Es ist wohlbekannt, dass Engels an den Uranfang der Geschichte die Selbst-Erbauung des Menschen durch seine Arbeit stellt. Dieses Bewusstwer- den der Leistungsfähigkeit des Men- schen, der mannigfachen Art und Weise seiner Selbst-Erbauung ist, in verschiedenem Ausmass und in sehr unzusammenhängender Weise, schon mehrmals im Laufe der Geschichte aufgestrahlt. Die Bewusstheit, die jetzt geweckt worden ist, die Selbst- Bewusstheit des Menschengeschlechts, eröffnet eine neue Perspektive. "Die Vorgeschichte der Menschheit" ist schon beinahe zu Ende; die Selbst- Erbauung des Menschen hat einen neuen Aspekt bekommen, und zwar in dem Sinne, dass in der allgemeinen Umschichtung ein Band geschaffen worden ist zwischen der Selbst-Er- bauung des Individuums und der Selbst-Erbauung der gesamten Menschheit. Zu diesem Verschmel- zungsprozess kann die Ethik einen wichtigen Beitrag leisten. In dem Masse, in dem die Ethik auf ihre Autonomie verzichtet und sich be- wusst als ein Teil der allgemeinen menschlichen Erfahrung betrachtet, kann sie eine treibende Kraft in die- sem riesigen Umwandlungsprozess werden, in dieser wahren Vermensch- lichung der Menschheit. „Daily Mail" hat einen Bericht ihres deutschen Korrespondenten gebracht, der , schildert, wie eine Demontage das Sterben eines ganzen Ortes, mit- samt seinen Bewohnern, herbeiführt, „nicht den schnellen, dramatischen Tod von Lidice, aber einen langsa- men Tod durch Verfall und Hunger". ..Tribune" schreibt dann zu der Angelegenheit: ..Bis jetzt hat die Regierung keiner- lei Erklärung abgegeben; aber die Sache wird sicher zur Sprache kom- men, wenn das Parlament wieder zu- sammentritt. Inzwischen muss festgestellt wer- den, dass die Seifenindustrie nicht die einzige ist, die zugunsten westeu- ropäischer Konkurrenten beschränkt EIN SCHREIENDER SKANDAL DAS ANDERE DfUTSCHlAND t Wird. Ueber Kugellager, Werkzeugma- schinen, optische Instrumente, Farb- mittel und anderes kann dasselbe ge- sagt werden. Zu der langen Liste von Industrien, die aus Gründen verhindert werden, die nichts mit der Sicherheit zu tun haben, muss die deutsche Fischerei- flotte hinzugefügt werden. Deutsche Schiffe fuhren früher zur Versorgung des inneren Markts bis Island. Heute erhalten die deutschen Konsumenten auf Kosten der britischen Steuerzah- ler Fische von Norwegen und Island. Beute liegen deutsche Fischkutter un- tätig in deutschen Häfen, und die Seeleute haben keine Arbeit. Die Bi- zonenautoritäten in Frankfurt erklä- ren sich als nicht zuständig, aber die amerikanischen Beamten geben dar- an, ebenso wie in den anderen Fällen, dem englischen Aussenministerium schuld. Tribune hat endlich zu dem gleichen Thema folgenden Brief von Victor Gollancz veröffentlicht: „Ihr Artikel ist deshalb besonders wichtig, weil diese Angelegenheit, wie einige von uns vorausgesagt und vor mehreren Mcnaten dargelegt haben, mehr als alles andere die Beziehun- gen zwischen Westdeutschland und den Westmächten vergiftet- Kein Deutscher kann die idiotische Para- doxie des Marshallplans einerseits und der planmässigen Zerstörung der friedlichen deutschen Produktionska- pazität andererseits verdauen, und neunundneunzig Prozent der Deut- schen sind davon überzeugt, dass die Konkurrenz auf den Exportmärkten die Ursache ist. Kann irgendjemand angesichts Ihrer neuen Veröffentli- chungen behaupten, dass dieser Ver- dacht ungerechtfertigt ist? . . . Ich möchte die Aufmerksamkeit auf einen noch weiterreichenden Aspekt lenken. Meine Generation hat gelernt, den Wirtschaftsimperialismus als die Wurzel des Uebels zu betrachten. Wir hielten ihn an sich für ekelhaft; wir naren überzeugt, dass er früher oder später zum Krieg führen müsste-, wenn Jemand in unserer Anwesenheit von der „Eroberung fremder Märkte" sprach, wurden wir entweder grob, oder es wurde uns übel. Soweit ich mich erinnere, war das das Gefühl al- ler Sozialisten; und wenn wir auch sicherlich manchmal zu sehr verein- facht haben, hatten wir im Grunde recht. Besteht heute nicht die grösste Ge- fahr darin, dass wir — wir Sozialisten und Unterstützer der Labourregierung — wiederum eine Politik des wirt- schaftlichen Imperialismus betreiben, mit dem einzigen Unterschied, dass wir heute angesichts der veränderten Weltsituati.cn keinen Erfolg damit ha- ben können? I;h begreife vollkommen, dass ein grosser Export lebenswichtig für einen leidlichen Lebensstandard in unserem Lande ist. Aber wenn al- ler Nachdruck liegt auf „Export, Ex- port, Export!"; wenn unsere Ohren Tag für Tag dröhnen von dem Ge- schrei: ,,Wir müssen fremde Märkte erobern"; wenn wir die zögernde und fast defaitistische Haltung unserer Regierung gegenüber einer Westunion konstatieren müssen, die auf völliger Zusammenarbeit in Produktion und Absatz beruht; und wenn überall ge- sagt wird, dass immer wieder, in Pa- ris und anderswo, die britische Wirt- schaftspolitik die chauvinistischste Ist — dann beginnen wir uns zu fra- gen — mag auch unser Stolz auf un- sere Leistungen im Innern noch so gross sein — ob ein Sozialismus, der national ist, etwas anderes se^n kann, als ein Widerspruch in sich selbst." VON DER WIEGE BIS ZUM GRABE In Zeiten politischer Hochspan- nung bleibt in der Presse wenig Platz für Meldungen über sozialpolitisch wichtige Fortschritte. Dazu kommt, dass die kapitalistischen Zeitungen keine ungemischte Freuds an diesen Dingen haben. Bedeuten solche fortschrittlichen Massnahmen doch meistens, dass sie grossenteils auf Kosten der wirtschaftliche Stärksten gehen, d. h., derjenigen Kreise, in de- ren Diensten die Presse steht. Und die revolutionäre Arbeiterschaft sieht die sozialpolitische Gesetzgebung be- stenfalls als kleine Teilzahlung auf ihre berechtigten Ansprüche an. Es ist darum nicht verwunderlich, dass die von der Labour-Regierung ab 6. Juli dieses Jahres in Kraft gesetzte umfassende Sozi""!-Versicherung re- lativ geringes Echo ausserhalb Eng- lands fand, so weit sie nicht von ka- pitalistischer Seite wegen ihrer aus- serordentlich weitgehenden Bestim- mungen angegriffen wurde. Wer eine solche Belehrung über- haupt gebraucht hätte, dem haben die Entwicklung des Nationalsozialismus wie überhaupt die jüngsten Erfah- rungen hinreichend gezeigt, dass die Verelendung der Massen einen gün- stigen Nährboden für den faschisti- schen Bazillus und durchaus nicht für den Sozialismus schafft. Inso- fern hat die Arbeiterschaft ein grund- sätzliches Interesse an einer sozialen Gesetzgebung, wie sie jetzt von der Labour-Regierung durchgeführt wur- de. Es wäre falsch anzunehmen, dass es in England vorher keinerlei sozia- len Gesetze gegeben hätte. Schon vor 350 Jahren unter den Tudors wurde das "Armen-Gesetz" geschaffen, das eine gewisse Fürsorge für Alte, Kran- ke und Mittellose vorsah. Aber es handelte sich hierbei mehr um Mass- nahmen. die für die Versorgten den von Hans Lehmann bitteren Geschmack der "Wohltätig- keit" hatten. Daran hatte sich bis in die Kriegszeit hinein nicht viel geän- dert, wenn auch im Jahre 1909 eine unzulängliche Altersversicherung und 1911 versuchsweise für 4 Industrien eine ebenso unzulängliche Arbeitslo- sen-Versihcerung eingeführt worden waren, die 1920 auf weitere Arbeiter- kategorien ausgedehnt wurden. Dazu kamen noch eine beschränkte Kran, kenfürsorge und Hinterbliebenen- Versicherung. Alles dies blieb jedoch Flickwerk, sodass mitten im letzten Krieg auf Veranlassung des Labourministers Arthur Greenwood ein Komitee zum Studium der gesamten Sozialgesetz- gebung ernannt wurde, das Ende 1942 den berühmten Beveridge-Plan vor- legte. Wie schon früher bei allen ent- sprechenden Massnahmen erhoben natürlich interessierte Kreise ihre warnende Stimme dagegen, den Mas- sen die Aufgabe abzunehmen, für Notfälle vorzusorgen. Man kennt das alte Argument: Es hemme den Spar- sinn der Arbeiter, wenn sie wüssten, dass der Staat ihnen gegebenenfalls hilft. Die Herren, die so reden brau- chen allerdings nicht zu beweisen, welchen Sparsinn sie entwickeln wür- den, wenn sie von ihrer Hände Arbeit leben sollten. In Wirklichkeit fürch- ten sie ja auch nur, dass die Menschen, die nicht mehr dauernd von dem .Ge- spenst der Not — verursacht durch Krankheit, Arbeitslosigkeit und Un- fähigkeit — verfolgt werden, weniger bereit sein werden, ihre Arbeitskraft um jeden Preis zu verkaufen. Hierin liegt auch die grosse politische Be- deutung, der neuen englischen So- zialgesetzgebung. Sie geht in manchen Punkten so- gar noch über das hinaus, was der Beveridge-Plan vorschlug. "Durch sechs Gesetze", die eng miteinander verbunden sind, wie es in einer Re- gierungs-Broschüre heisst, "hat die Regierung ein wirksames Verteidi- gungssystem gegen die Mächte des Unglücks errichtet." Man kann wirklich sagen, dass die- ses "Verteidigungssystem" alle Wech- selfälle berücksichtigt, die den Men- schen von der Wiege bis zum Grabe treffen können. Dementsprechend sind die folgenden Massnahmen vor- gesehen: 1. Schut® des Kindes: Für jedes zweite und darauffolgende Kind wer- den je 5s. pro Woche ausbezahlt bis zum Alter von 15 bezw. 16 Jahren. Im Gegensatz zu ähnlichen Massnahmen in anderen Ländern wird diese Fa- mihenbeihilfe nicht von den Unter- nehmern getragen, sondern aus den allgemeinen Steuereingängen bezahlt. Die Bezugsberechtigten haben auch keine Bedürftigkeit, sondern nur die erforderliche Kinderzahl nachzuwei- sen. Zur Zeit erhalten diese Beihilfe etwa 3 Millionen Familien für etwa 4 Millionen Kinder. Hinzu kommt noch eine allgemeine Kinderfürsorge sowie eine besondere für diejenigen Kinder, "die nicht die Wohltat eines normalen Heims" ge- niessen. Darunter werden nicht nur Waisenkinder, sondern auch alle die- jenigen verstanden, die aus irgend- welchen Gründen vernachlässigt wer. den. Die erwähnte Broschüre erklärt dazu zusammenfassend: "Kein Kind soll seiner rechtmässigen Ansprüche beraubt werden; Umfassende ärztli- che Behandlung, freie Milch und gute Schulmahlzeiten und ein weiteres Jahr der Erziehung stehen ihm au Kindern ohne normales Heim-Leb^ DAS ANDERB DEUTSCHLAND wird das Kinder jQ-eaets eine geeigne- te Aufzucht sichern". 2. Schatz dee In Arbeit Stehenden end seiner Angehörigen; Ea wäre ebenso falsch, hier von einem allge- meinen schütz aller Erwachsenen wie nur von einem Schutz der Arbeitneh- mer zu sprechen. Arbeitnehmer und fcndere für eigene Rechnung arbei- tende oder von ihrem Vermögen le- bende Personen können nämlich, so- fern ihr Einkommen eine bestimmte Grenze überschreitet, erklären, dass sie gewissen Versicherungsarten nicht unterworfen sein wollen. Auf der an- deren Seite gehören sie diesen aber notwendigerweise an, wenn ihr Ein- kommen gering ist. a) Invaliden-Versicherung: Im Ge- gensatz «um früheren Zustand ist nicht mehr der Unternehmer für die Entschädigung bei Arbeitsunfällen zuständig. Andererseits umfasst die Versicherung nicht nur Arbeitsunfäl- le, sondern auch Berufskrankheiten. Und während früher der Arbeitneh- mer ' beweispflichtig dafür war, dass »eine entsprechenden Ansprüche tat- sächlich auf Orund seiner Arbeit entstanden sind, gilt nunmehr die Regel, <|ass jeder Unfall, der wäh- rend der Arbeit oder auf dem Wege zu und von ihr passierte, als Arbeits- unfall gilt, es sei denn, dass das Ge- genteil, oder ein grobes eigenes Ver- schulden bewiesen würden. Die Ver- sicherungsleistung besteht, sofern der Unfall nicht tödlich war, zu- nächst in der notwendigen ärztlichen Behandlung und Hospitalisierung so- wie einem mindestens 46a. betragen- den wöchentlichen Unfallgeld mit entsprechenden Familienzuschlägen. Wenn die Wiederherstellung länger als ein halbes Jahr dauert oder blei- bende Arbeitsbehinderung bezw. — Unfähigkeit festgestellt wird, erhält der Versicherte eine Rente von min- destens 45s. wöchentlich im Falle völliger Arbeitsunfähigkeit oder — bei Behinderung von weniger als 20 Prozent — eine einmalige Entschädi- gung. Im Todesfall haben die Hinter- bliebenen Anspruch auf Rente. b) Krankenversicherung: Mit ihrem "Gesundheitsdienst" hat die Labour- Regierung eine beispielhafte Kran- kenversicherung geschaffen, die weit über das hinausgeht was man bisher als eine solche kannte. Eine Neuerun» Ist, dass sie alle umfasst, einerlei ob gross oder klein, arm oder reich. Ein solches Projekt musste natürlich auf erbitterten Widerstand der wirt- schaftlich an der Krankenbehand- lung interessierten Aerzte stossen. Es Ist eine besonderes Verdienst des Gesundheitsminisfcers Aneurin Bevan (nicht zu verwechseln mit dem AUs- seyminister Bevin!), dass er sich hierdurch nicht an der Verwirkli- chung seines Planes beirren liess. Der "Gesundheitsdienst" erstreckt sich auf alles, was zur Erhaltung und Wiederherstellung der Gesundheit erforderlich ist, handele es sich um kostenlose ärztliche und zahnärztliche Behandlung, um Operationen und Hcapitalisierung oder sonstige Inter- nierung, künstliche Gebisse, Brillen, Massagen, Medizinen, Apparate für Schwerhörige etc. Jedem steht r-s frei, sich als P&- tteat bei dem Arzt etesusohreibea, der Ihm am meisten zusagt, sofern die- ser Arzt sich, dem Gesundheitsdienst angeschlossen hat. Auf die Dauer können sich nur wenige Aerzte erlau- ben, sich hiervon auszusehliessen. Evt. kann der Kranke sich auch auf einen anderen Arzt umschreiben las- sen. Im Falle der Notwendigkeit überschreibt selbstverständlich der praktische Arzt seirien Patienten an einen Spezialarzt. Andererseits steht es jedem, der dies wünscht, auch frei, sich privat von jedem beliebigen Arzt behandeln zu lassen mit Ausnahme desjenigen Arztes, bei dem der Versicherte ein- getragen ist. Wer es vorzieht, ein Ein- zelzimmer zu haben, kann dies auch als Privatpatient belegen. Im übrigen sind jedoch fast sämtliche Kranken- häuser und Sanatorien vom Gesund- heitsdienst übernommen worden. c) Arbeitslosenunterstützung: Als ein Faktor, der die lohndrückende Wirkunz der "industriellen Reserve- armee" — d. h., der Existenz eines Heeres von Arbeitslosen, die ihre Ar- beitskraft um jeden Preis verkaufen müssen — abschwächt, gewinnt die Arbeitslosenversicherung besondere Bedeutung. Sie ist relativ hoch fest- gesetzt und beträgt z. B. für einen Verheirateten mit Kind 49 l/2s. Das ist beinahe das Dreifache dessen, was bezahlt wurde, bevor die Arbeiterre- gierung die Sätze erhöhte. Die Ar- beitslosenunterstützung wird im Re- gelfall bis zu einem halben Jahr be- zahlt. Für länger dauernde Arbeits- losigkeit gibt es Sonderbestimmun- gen. — Die Unterstützung wird im übrigen auch im Falle der Arbeitsun- fähigkeit durch Krankheit gewährt. S. Altersversicherung: Das Gesetz, das die Fürsorge für das Alter re- gelt, bezieht sich auch auf die Sie- chen. Der grosse Unterschied gegen- über den früheren Bestimmungen be- steht darin, dass jetzt alles darauf absielt, den Unterstützten das nie- derdrückende Gefühl zu nehmen, Al- mosen zu erhalten. So können dis Unterstützungsempfänger selbst, ent- scheiden, ob sie in die neuzuschaffen- den Heime gehen wollen. Diese Hei- me sollen mehr den Charakter von Hotels oder Pensionen haben, in de- nen man aus "zahlender Gast" (paying guest) aufgenommen wird. Für diese Fälle wird die Unterstüt- zung so hoch festgesetzt, dass dem. "Gästen" noah wöchentlich 5s. für persönliche Ausgaben verbleiben. 4. Todesfall- und HfnterbHebenen- nnterstützung: Als Sterbegeld werden 20 Pfund ausbezahlt. Ferner erhalten die abhängigen Hinterbliebenen eine Rente. Damit schliesst sich praktisch der Unterstützungszyklus "von" der Wiege bis zum Grabe". Vieles an der neuen englischen Ge- setzen erinnert an die deutsche So- zialversicherung der vorhitleiischen Zeit. Was aber in Deutschland schrittweise erreicht wurde, schuf die Labourregierung mit einem Feder- strich nicht nur in fortschrittlichem Geist, sondern auch in einem Um- fang dass Attlee sagen konnte, es sei "die fortschrittlichste soziale Gesetz- gebung, die irgendwo in der Welt sü finden sei". Es sei klargestellt, dass es sich zwar um eine "fortschrittliche sozia- le Gesetzgebung" handelt, aber um eine Gesetzgebung innerhalb der ka- pitalistischen Wirtschaftsordnung. Ihre politische Bedeutung erhält Sie erst, wenn sie die Hoffnung erfüllt, die die mehrfach erwähnte Regie- rungsbrosahUre am Schluss aus- drückt: "M*ge sie ein Ansporn dafür sein,, dass die Menschen ihre An- strengungen für die Erkämpfung ei- ner besseren Zukunft verdoppeln". Mittelamerika und der Yankee-Imperialismus Seit einiger Zelt bringen öie Zeltungen vieie Nachrichten' üi>er die in Mittslame- rlUs. herrschende politische Unruhe. Da es schwierig igt, sich in den vielen Na- men und den Berichten von AyistanüE- versuchen, vertriebenen Präsidenten, fort- gehreitend er Bewaffnung, drohender Kriegsgefahr gurecht zu finden bringc-i xrlr den folgenden Abschnitt aus einem Ar- tiieel von Bias Hcea, dem Sslrretär der qu- kanlechei; "Soaiallstisahen • Vcikspsrtei", den wir der "Crrientaciän" entnehmen. Zentralamerika besitz grosse, bisher unausgenutzte Petroleumreserven. Zentralamerika befindet sich in ei- ner strategisch ausgezeichneten Situa- tion, um Mexiko in den Rücken zu fallen, falls dieses Land versuchen sollte, der Imperialistischen Politik> Widerstand zu leisten, und sich in ei- nen neuen Konflikt mit USA verwik- kelt.sahen würtis In der Mitte Zentralamerikas könn- te unter Ausnutzung, des costaricensi- schen Flussyetems und der Seen von Nicaragua ein Kanal konstruiert wer- den, der den Atlantischen mit dem Stillen Ozean verbindest würde. Dieser Kanal ist bereits seit längerer Zeit für militärische und kommerzielle Zwecke der Imperialisten projektiert worden. Die nordamerikanischen Imperial!- aten arbeiten aktiv daran, — indem 8ie jede Art von Intrigeji und Druck anwenden — jeglichen Rest von Selbständigkeit in den aentralamerika- nisehen Ländern zu beseitigen und sich ihres Petroleums und ihrer Reich- tümer zu bemächtigen und ihre strate- gische Position zum Zweck ihrer Vor- herrschaft und Unterdrückung auszu- nutzen. Zentralamerika ist — mit Ausnahme Costa Ricas — von halbfeudalen Dik- taturen beherrscht worden, die alle de- mokratischen Freiheiten erstickten» dauernde Militär-Revolten hervorrie- fen und gegen die sich auch gelegent- lich wirkliche Volksrebellionen erho- ben. Die Imperialisten stützen sich traüi- tionsgemäss auf diese volksfeindlichen Diktaturen und sehen ihre Verbünde- ten in den Kliqu-en der herrschenden Grassgrundbesitzer. Absr die Situation in Zentral-Ame- rika ist dabei, sich zu ändern. Es ist eine ausserordentliche Bewe- gung unter den Massen eingetreten, und der Imperialismus muss nun mit anderen Karten spielen und andere Taktiken einschlagen, um seinen Ein- fluss in diesen Ländern zu sichern oder womöglich noch zu verstärken. Sowohl in Guatemala als auch in Kuba und Venezuela haben Regle- rungskreise die bewaffnete Invasion gegen Trujille (die mit dem Abenteuer von Cayo Confites endete) direkt ge- fördert. Die bewaffnete Aktion gegen dl« »AS ANDIRK DIUTSCMtAND Tyrannei in der Dominikanischen Re- publik wurde aber durch direkte In- tervention Washingtons einerseits (diirch Druck auf die militärischen Behörden Cubas) und den Vatikan und Franco andererseits ( indem sie in den Kreisen Grau San Martins inter- venierten) zum Scheitern gebracht. Hingegen wurde «in Teil der in Ku- ba konzentrierten Waffen, die gegen den Tyrannen Trujillo eingesetzt wer- den sollten, gegen Costa Rica benutzt, um dort ein verhältnismässig demo- kratisches Regime zu stürzen, das sich geweigert hatte, eine Petroleumkon- zession an Nordamerika zu unter- zeichnen, das Dreiviertel des Landes unter dessen Kontrolle bringen sollte. Ausserdem hatte die Regierung von Costa Rica sich geweigert, die Abma- chungen über einen Kanal-Vertrag ab- zuändern, der — vom Kongress ange- nommen — die Selbständigkeit und die Interessen des Landes bei der Konstruktion eines Kanals durch Cos- ta Rica und Nicaragua wahren sollte. Was die Absichten und Projekte der de facto-Regierung Figueres auch sein mögen: Tatsache ist, dass die Imperia- listen beschlossen, seine Erhebung auszunutzen, um das demokratische Regime in Costa Rica zu stürzen und den "Partido Vanguardia Populär'' ("Vorhut des Volkes") zu zertrüm- mern. Um das zu erreichen, unter- stützten sie die Revolte und verhin- derten zu gleicher Zelt, dass die Re- gierung sich in notwendiger Form be- waffnen und verteidigen konnte. (Aehnlich, wie es in Spanien geschah. Anm. d. R.) Offensichtlich verfolgen die Impe- rialisten die Politik der Schürung al- ler möglichen Verwirrung; sie stützen sich auf Elemente der verschiedensten Richtungen; sie fördern den Kampf der rivalisierenden Kliquen, indem sie alle gleichzeitig unterstützen; die- jenigen, die sich dann durchsetzen, wird ständig unter Druck gehalten; macht sie nicht alle gewünschten Kon- zessionen, werden ihre Rivalen unter- stützt. GUSTAV NOSKE UND JULES MOCH Ein typisches Beispiel der verhäng- nisvollen Folgen der prinzipiell anti- revolutionären und kompromissleri- schen Politik des Reformismus, die ihn gegen den Klassenkampf der Ar- beiter handeln lässt, bieten die deut- schen reformistischen Arbeiterorgani- sationen zwischen dem ersten und zweiten Weltkrieg. Die Kooperation der Freien Gewerkschaften mit den Unternehmerverbänden zur Verbinde- ruhg von Streiks, durch welche die Burgfriedenspolitik während des Krie- ges ihre direkte Fortsetzung fand und die grundsatzlose Koalitionspolitik der SPD verhinderten die soziale Revolu- tion, brächten den erschütterten Ka- pitalismus, die reaktionäre Bürokra- tie und Justiz und den preussischen Militärismus wieder zur Macht und bereiteten so. ungewollt, dem Natio- nalsozialismus den Weg. Es gibt in dieser Politik der deut- schen Sozialdemokratie charakteristi- sche Höhepunkte. Der Name Noske ruft die brutale Niederknüppelung der revolutionären Teile der Arbeiter- schaft, die in der USP und KP organi- siert waren, und den Aufbau einer anti-republikanischen. reaktionären Wehrmacht in die Erinnerung zurück. Die, v jn Noske trotz aller Warnungen gegen jede Säuberung geschützten, Reichswehrtruppen — damals hiessen sie bei der klassenbewußten Arbeiter- schaft die "Noskes"' — empörten sich nach ihren Heldentaten gegen die re- volutionär gesinnten Teile der Arbei- terschaft und nach den vielen Mord- taten, die ihre Offiziere an linken Po- litikern begangen hatten, gegen die Reichsragierung. die mit dem Reichs- präsident Ebert an der Spitze vor ihnen nach Stuttgart fliehen musste und nur durch den Generalstreik der Arbeiter gerettet wurde. Aber auf- ständische und unzuverlässige Trup- pen und Offiziere wurden gleich da- rauf gegen die Arbeiter im rheinisch- westfälischen Industriegebiet einge- setzt, die sich mit der Rettung der Regierung nicht begnügen wollen, son- dern Sicherungen der Republik durch eine aus gewerkschaftlich organi- sierten Arbeitern gebildete Schutz- truppe und einschneidende soziale Massnahmen forderte. Unter Miss- achtung der in Bielefeld zwischen den Vertretern der Reichsregierung und der Ruhrarbeiter getroffenen Verein- barungen kühlten Offiziere und Solda- tCwiitt ihre Wut über die erlitten® von August Siemsen Niederlage durch Massenmorde an Arbeitern, die alle straflos blieben. — Die bayerische Gegenrevolution, die der Reichsregierung mit unüberbiet- barer Frechheit entgegengetreten war und bis zum Hitlerputsch den Natio- nalsozialismus grossgepäppelt hat, blieb unbehelligt, aber gegen Sachsen und Thüringen, wo Arbeiterregierun- gen Schutzwehren gegen den von Bayern drohenden Einmarsch gebil- det hatten, wurde unter Verhängung des Ausnahmezustandes die Reichs- wehr eingesetzt. Und schliesslich sei noch an den sozialdemokratischen berliner Polizeipräsidenten Zörrgie- bel erinnert, der am Ersten Mai im Wedding auf die demonstrierenden kommunistischen Arbeiter schiessen iiess. Manches von dem, was wir in Deutschland erlebt haben, erleben wir jetzt in Frankreich. Anderes werden wir wenn es so weiter geht, voraus- sichtlich in Kürze erleben. Aus der gleichen antirevolutionären, reformi- stischen Koalitions- uhd Kompromiss- bereitschaft. aus dem gleichen Hass gegen die Kommunisten und den Britische Postzensur in Deutschland Einer unserer stzd. Korresponden- ten in Deutschland hatte uns gebe- ten, die Post an ihn über eine Deck- adresse zu senden, da seine Post über- wacht werde und oft verspätet oder garnicht ankäme. Da wir diese Be- fürchtung als doch wohl übertrieben bezeichnet hatten, schickt er uns das folgende Antwortschreiben der Ober- postdirektion Münster auf seine Be- schwerde: Münster, den 6. August 1948 Wir bedauern die Verzögerung, die Ihre Post erleidet, ausserordentlich, sind jedoch nicht in der Lage, Abhilfe zu schaffen, da wir unter dem Zwnag von Umständen handeln, auf die wir keinen Einfluss haben. Ihre Annah- me, dass die von der Militärregierung im Zuge der Besetzung Deutschlands angeordnete allgemeine Briefzensur seit Mai aufgehoben sei. trifft nicht su Im Bereich der britischen Zone unterliegen Postbenutzer nach wie vor eleu ^caüui'ljevtinuuungen.' Kommunismus wenden sich die fran- zösische sozialistische Partei und ihre Minister mit Gewaltmitteln gegen die streikenden Arbeiter. Die Nachrich- ten, dass der sozialistische Innenmi- nister Jules Moch Senegalneger gegen die Bergleute gesandt hat, die die Gruben besetzt haben, und dass ein Arbeiter ins Bein geschossen wyrde, weil er ein Plakat für den Streik an- heftete, stammen von bürgerlichen Te- legraphenagenturon, sind also gewiss nicht übertrieben. Die französische Koalitionsregie- rung behauptet, dass die Kommuni- sten von Stalin oder von der Komin- form die Anweisung zum Streik be- kommen hätten, und sie behauptet, die wollten die Gruben versaufen lassen. \ber für das erstere fehlen die Beweise, und wer die skrupellose Lügerei der deutschen Koalitionsregierungen und der deutschen Presse in ähnlich zuge- spitzten Kampfsituationen im Ruhr, gebiet miterlebt hat. ist ein für alle- mal davor gefeit, solchen Nachrich- ten, wie es die zweite ist, Glaubell zu schenken, ehe sie nicht eindeutig bewiesen werden. Unbestreitbar fest dagegen steht die Tatsache, dass die Not der Berg- arbeiter und der arbeitenden Massen überhaupt in Frankreich gross ist und weiter wächst; fest steht, dass auf der anderen Seite zum Teil ein unver- antwortlicher Luxus herrscht; fest steht, dass die Hoffnungen der antifa- schistischen Arbeiter auf ein neues, sozialistisches Frankreich aufs schwerste enttäuscht sind, dass die Arbeiter sich betrogen fühlen und nicht zurück wollen in die alte wirt- schaftliche Ausbeutung, in die soziale Benachteiligung und r.i die politische Korruption. Wahrhaftig Grund .ge- nug-zum Streik! Was für politische Absichten auch die komunistisehe Führung darüber hinaus haben mag, nicht scharf genug verurteilen kann man jedenfalls, dass ausgerechnet der Minister, der sich Sozialist nennt, Truppen, Senegalneger, gegen die mit Recht streikenden, mit Recht empör- ten Arbeiter sendet, ohne dass seine Partei sich gegen ihn wendet. Moch spielt historisch in Frankreich die gleiche Rolle wie Noske seiner Zeit in Deutschland. Es ist eine schmutzi- ge und blutige Rolle. Und sie wird keine besseren Früchte tragen. Die französische "Reaktion" und de Gaul- le können sich #e Hände reihen. DAS ANDERE DEUTSCHLAND Die Wirtschaftslage F rancospaniens Die katholische Pressekorrespondenz CIP berichtet: ,:Mit der Unterzeichnung von Han- delsabkommen mit Frankreich und Grossbritannien hat Spanien eine Rei- he von Handelsbeziehungen aufge- nommen, die von Skandinavien bis nach Portugal und den "beiden Ame- rika reichen. Aber auch mit den her- vorragendsten Handelskrediten würde die wirtschaftliche Situation Spaniens verzweifelt bleiben. Der italienische Wirtschaftler G. G. Ferrara behaup- tet,- dass die Situatiop in Spanien kaum besser sei als die in Italien nach dem aerstörendsten aller Kriege. „Die Lebenshaltungskosten im ersten Viertel dieses Jahres erreichten auf allen Gebieten die Zahl 457,9, wenn man diese Kosten im Jahre 1913 mit 100 ansetzt. Was die Nahrungsmittel elleine anbetrifft, ist die Vergleichs- ziffer 613. Es Ist wöhl wahr, dass die Löhne auch gestiegen sind: aber sie haben nicht auch nur annähernd mit cisn Lebenshaltungskosten Schritt ge- halten. Die, Produktionsziffern enthüllen den hauptsächlichen Grund für diesen An- stieg der Lebenshaltungskosten. Ver- gleicht man diese Ziffern mit denen früherer Jahre, so wird die wirtschaft- liche Lage Spaniens deutlich. Die Produktion von Olivenöl, Haupt- produkt Spaniens. stand im Jahre 1929-30 auf 6,6 Millionen Doppelzent- ner; im Jahre 1944-45 belief sie sich auf nur 2,7 Millionen. Das bedeutet einen Rückgang von 60 Prozent. Die Zahlen für Orangen, ein weiteres der hauptsächlichen Produkte Spaniens, sind: 14 3 Millionen Doppelzentner im Jahre 1929 und 9,7 Doppelzentner im Jahre 1944. Die Produktion von Ge- treide, die sich im Jahre 1920 auf 27-7 Millionen Doppelzentner delief, erreichte im Jahre 1945 kaum 17 Mil- lionen — fast 60 Prozent weniger als im vorigen Jahr- Auf dem Gebiet der Industrie zeigt Lieh dasselbe Bild — mit wenigen Ausnahmen, deren tiemerkenswerteste die Textil-Industric von Barcelona darstellt. Nicht ohne Grund wird angenom- men, dass einzig und allein die Kre- dite Argentiniens Spanien vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch be- wahren. Diese argentinischen Kredite, allgemein als der "Perön-Plan" bezeichnet, sollen für Spanien d&s bedeuten, was der MarshaÜ-Plan für das übrige Westeuropa zu erreichen versucht. Quantitativ sind indessen bside nicht miteinander zu ver- gleichen; Spanien wird von Ar- gentinien 437 Millionen Dollar er- halten. während zum Beisoiel Ita- lien allein 225 Milliarden Dollar wäh- rend der vier «Jahre des Marshall- Plans zu erhalten hofft. Um die Situation noch zu verschlim- mern, hat die geschäftliche Tätigkeit in der ersten Hälfte dieses Jahres nachgelassen und es war ein weiteres Sinken der Produktion zu verzeich- nen." Inzwischen verstärken sich die Be- mühungen zur Rettun!? des Francore- gimes. U.S.A. und England planen, so hört man, eine gemeinsame Anleih* für Francospanien und die Bemühun- gen um seine Aufnahme in die UN ge- hen weiter. Für die.militärische Auf- rästung Westeuropas gegen die Sow- jetunion ist Spanien nicht zu ent- behren. Deutsche Gefangene und Sklavenarbeit in der Sowjetunion Im Gegensatz zu den vielen Berich- ten über die allerschlechteste Be- handlung der deutschen Kriegsgefan- genen In Russland steht der ausführli- che und abwägende Bericht, den Paul Herzog in der Heidelberger Zeitschrift "Die Wandlung" über seine Unterhal- tungen mit zahlreichen früheren Kriegsgefangenen im Durchgangslager Ulm gibt. Darin heisst es unter an- der«: "Gewiss, und damit sind wir wohl am Kern'der Sache, auch die deut- schen Kriegsgefangenen in Russland haben gehungert, viele sind verhun- gert, unzählige sind in einer Versen- kung verschwunden, aus der sie nicht mehr hervortreten werden. Und dass ihnen der Kommunismus nicht gefal- len hat, dass sie ihn aus einem euro- päischen Bauernverstand ablehnen, davon wird jeder Zeuge, der mit ihnen spricht. Aber er schreibt auch folgendes: "Wieviel wiegt die Aussage im Ta- geslärm] dass das russische Volk gut zu ihnen war, dass sie nicht misshan- delt wurden (nur wenige behaupten das Gegenteil), dass sie aber oft den Feind in den eigenen Reihen hatten, der ihnen Essen und Decken stahl, eie kujonierte und striezte!... Einen Strafblock zur Verabfolgung von Stockschlägen irgendwelcher Art, etwa wie in den deutschen Konzen- trations- und Kriegsgefangenenlagern gab es nicht. Dagegen bestätigten alle Heimkehrer fast ohne jede Ausnahme, dass sich die nichtrussischen Bewa- chungsorgane, wie Letten, Rumänen und andere ihnen gegenüber hässlich und herausfordernd benommen hät- ten ... Unmenschliche persönliche Misshandlungen durch die Russen wurden in demselben Umfang bestrit- ten wie von Misshandlungen durch die deutsche Lagerleitung berichtet wird. Gegen diese und viele Führer von Ar- beitskommendos waren viele Heimkeh- rer ablehnend, um nicht zu sagen feindlich eingestellt, Ihnen wurden viele Ungerechtigkeiten, Betrügereien, Unterschlagungen, Kriechen naeli oben, Treten lach unten, Antreiberei und schlechte Behandlung zur Last gelegt. Es wurden Leute mit Namen genannt, die durch besonders .^utale Antreibermethoden (20 und mehr Stunden Arbeitszeit hintereinander, Leeren der Abortgruben nach Been- digung der übrigen Arbeitszeit ohne Zwischenmahlzeit, Nichtauf fahr anlas- sen im Bergwerk und ähnliches den Toci von bis zu zwanzig Kameraden auf dem Gewissen haben. Solche deut- schen "Natschschalniks" waren der gleiche Schrecken im Lager Wie man. che SS-Scharführer in den KZ's.. Man vergleiche mit dem, was dieser ruhige, nach Gerechtigkeit strebende Bericht über das Verhalten der Rus- sen aussagt, die Schändlichkeiten, die die Franzosen gegenüber den Mitglie- dern der Internationalen Brigaden und den antifaschistischen Deut- schen in Frankreich begangen haben; und man vergesse dabei nicht, was die Nazis den Russen zugefügt haben, und dass die Franzosen die Freunde der französischen Republik so behan- delten. Dann wird man misstrauisch werden gegen die massive Greuelpro- paganda, die alle negativen Berichte aus Russland begeistert verbreitet, aber nie soviel Wahrhaftigkeit auf- bringt, etwas Positives zu berichten. Pressestimmen bürgerlicher Blätter der Westzone: Arbeitssklavin in Russland "Fünf Monate hatte ich unter den Nazis im Zuchthaus gesessen, dann befreiten uns die Russen und brachten uns als Arbeitssklaven Ins Sowjetpa- radies", sagte die 26jährige Charlotte von R.. die jetzt nach dreijähriger Zwangsarbeit aus der Sowjetunion nach Deutschland zurückkehrte. "Vom ersten Tage ab mussten wir in einem Sägewerk arbeiten. Die Behandlung war anständig, geschlagen wurde nie^- mand und ab 50 Grad Kälte durfte nicht gearbeitet werden. So hatten wir drei Ruhetage in drei Jahren." (Kas- seier Nachrichten). Ein Rückkehrer erklärte uns: "Während russische Krankenschwestern ihr Blut zur Ret- tung deutscher Soldaten spendeten, liess Himmler russische Gefangene zu Zehntausenden verhungern und er- schiessen." (N. Leben, Ludwigshafen) Stalin hält sein Wort Der aus dem Gefangenenbezirk Wiina heimgekehrte evangelische Pfarrer K. Burhenne aus Bischofs- heim: "Immer aber und von allen sel- ten der Russen wurde uns gegenüber betont: Stalin hat feierlich vor der Welt versprochen, bis zum 31. Dezem- ber 1948 alle Gefangenen heimzusen- dfn; er wird sein Wort halten. Ich sprechen, falls nicht kriegerische Er- eignisse eintreten, erfüllt wird. (Ueber- blick, München). "Hinter russischem Stacheldraht" Im "Darmstädter Echo" schreibt Friedrich Bayer unter Angabe seiner Adresse als Antwort auf einen unter diesem Titel erschienenen Artikel: "...Sage die Wahrheit, bleibe ob. jektiv sieh nicht alles mit der Brille des woina-Plennie. Ich war kein Kommunist und bin es auch in Russ- land nicht geworden, aber ich habe mir immer einen nüchternen Blick für die Realitäten des Lebens bewahrt. Vergiss nie, dass wir den Krieg ver- loren haben. Dein Artikel trägt nicht zur Völkerverständigung bei, sondern ist ein Samenkorn zu einem dritten Völkermorden. Ich habe erlebt, dass Goworow's Be- fehl über unsere privaten Sachen streng gehandhabt wurde. Russische Soldaten wurden auf der Stelle dusch Ihre Offiziere erschossen, weil eie uns ausplündern wollten oder es getan hatten. Frage meine Kameraden DAS ANDER! DEUTSCHLAND 11 Oberseldw. Fuge aus Hannover, Uffz. Latterich aus Düsseldorf. Noch andere Jcann ich Dir nennen als Zeugen da- für, dass man die Räuber vor unseren eigenen Augen erschoss. Das war die andere Seite des Befehls Marschall Goworow's. Du sprichst von Hunger. War in Eurer Einheit nicht bekannt, dass auf Befehl des Marschalls G. sämtliche Einheiten für 14 Tage Ver- pflegung mitzuführen hatten? Wir führten sogar unsere Kraftfahrzeuge mit, und niemand nahm sie uns weg. Der Russe gab uns Verpflegung aus unseren Lagern, und nicht eine Zigarette nahm er uns ab.. Ich will Schluss machen. Ich könnte Dir so vieles widerlegen. Aber wollen wir einmal ehrlich dem Uebel an die Wurzel gehen. Trug nicht der eigene Deutsche an den Verhältnissen in den russischen Lagern die grösste Schuld? Weisst Du, wer unsere Dolmetscher, Lagerführer, Kompaniefahrer, Propagandisten usw. waren? Unsere Ostpreussen und Ober- schlesier, die uns für einen Schlag Ka- acha an den Russen verkauften! Heu- te suchen sie bei uns Heimatrecht. Ich vergesse nie unseren Regimentsführer Major Salewski aus Königsberg. Die haben den Russen erst gelehrt, wie man den Deutschen kleinkriegt. Die mit langen Haaren und wohlgenähr- tem Aussehen tragen die Schuld, dass ßo viele sterben mussten. Sie soffen Schnaps und backten sich auf Weih- nachten Torten, und wir mussten hungern. Hätten wir das bekommen, was man uns von höchster Stelle (Innenmini- sterium) an Verpflegung zubilligte, es gäbe keine Distrophiker. Du weisst ge- nau, wie viele Kameraden Ihr rot verkauft haben, sie haben lieber Ma. chorka geraucht, um herunterzukom- men, haben sich für ihr Leben rui- niert und stivl auf ihrer Britsche ver- fault. Viele tragen selbst Schuld, dass sie heute in russischer Erde ruhen oder in Deutschland als ewige Kran- ke der Heimat zur Last fallen." „DAS RUSSISCHE ERLEBNIS" Unter dieser Ueberschrift beichtet Frans Jürke in den „Nürnberger Nachrichten" über seine Erlebniese als deutscher Kriegsgefangener in Russ- land. Er hat in vier Jahren in den ver- schiedensten Lagern und an den ver- schiedensten Arbeitsstellen, sowie auf langen Pussmärschen Land und Leu- te im Alltag kennengelernt und wen- det sich gegen die parteiischen Dar- stellungen und die Hetzpropaganda. Aift Schluss seiner lebendigen und un- mittelbar wirkenden Schilderung schreibt er: ..Wenn man sich bei den Moskauern etwa nach den grösstes Sehenswürdig- keiten von Moskau erkundigte, so nannte einem jeder nach seiner per- sönlichen Neigung etwas anderes. Die älteren Leute sorachen vom Kreml oder vom Lenin-Mausoleum, die Ar- beiter von der Metro, der berühmten Untergrundbahn, die Sportler vom ei- nen oder anderen Stadion, ein paar jüngere Frauen von der Tretjakcw- Galer!e, unser Ingenieur schwärmte vom kaukasisshen Restaurant, einem teueren Nachtklub, und die organi- sierte Jugend, also die Jungpioniere und die Komsomolzen vom „Moskau- er Meer", einem Stausee fm Nordwe- sten der Stadt, in dessen Hafenanla- gen sich die Schiffe ms dem Weissen und dem Schwarzen, aus dem Balti- schen und Kaspischen Meer einmal treffen sollen. Vcn einer ..einheitlich ausgerichte- ten" Wertschätzung ein und derselben Dinge in allen Schichten de» Volkes war n'chta zu bemerken. Am Roten Platz in Moskau kann man Männer vnd Frauen beobachten, dl* sich heu- te no;h vor de- Bssiliuskathedrale be- kreuzigen und sich dann mit der glei- chen Selbstverständlichkeit in die Schlange vor dem Lentn-Maus:leum einreihen. Auf dem Land wird Immer noch gerne ohtie Badeanzug In den Flüssen gebadet, aber als wir in unse- rer Baracke ein paar Oberb&yem in „kurzer Wichs" an die Wand gemalt hatten, wurde das Bild von der La- gerleitung als undezent beanstandet. Man s!eht Frauen in der Oeffentltch» keit ihre Kinder nähren, aber ein Mädchen, das bei übergeschlagenen Beinen die Kniee zeigt, gilt als Dirne. Geflucht wird, wie sonst nur in Ita- lien oder Spanien, aber mit der Zau- berformel „Ty nlekulturalny" (Du bist unkultiviert) kann man auch den ra- biatesten Trunkenbold augenblicklich ernüchtern und bändigen. So geben die Russenyden westliehen Beobachtern immer wieds" Rätse! auf, aber umgekehrt kann man aus Ihren eifrigen Fragen nach unseren Verhält- nissen schllessen, das? wir für sie mindestens ebenso grosse Rätsel sind. Man kann über solche Erfahrungen» •lächeln, man kann aber auch recht nachdenklich über sie werden, bewei- sen sie do:h, wie weit sich in diesem kleinen Eurona die Völker durch ge- gensätzliche Ideologien auseinanderle- ben können. S'nd wir doch selbst von solchen beherrscht eder mit ihnen ge- füttert worden! Wir Russlandheimkehrer haben ei- ne ernste Mission. Wir vor allein ba- ten die Möglichkeit, unserem Volk an Stelle von flbernen Geschichten, wie sie das persönliche Für und Wider zu erfinden pflegt, die unvoreingenom- men? Wahrheit zu sagen. Russland ist und bleibt für den westlichen Men- schen ein Land der Ueberraschungen. Billige Verallgemeinerungen sind hier mehr als sonstwo von Uebel. Wir wür- den damit nur neue leichtfertige Vor- urteile eintauschen für die alten, mit denen der Weg in die beiden Welt- kriege gepflastert war." Eine west-östliche Diskussion lernst Niekisch war Mitglied der USP, wurde wegen Teilnahme an der Münche- ner Räterepublik verurteilt, wurde spftter ■nationaler Soziallst, aber nicht National- soBlal'st, war vielmehr ein erbitterter Gegner Hitlers. Lejeune war deuteehna- tionaler Abgeordneter, ging aber zu den Volkskonservativen über, da er die Hs- genbergsche Politik ablehnte. Dr. Kanto- rowics ist Kommunist. Hermberg ist So- zialdemokrat und war Universitätsproles- sor in Jena; trotz der Umwertung durch die Nazis £ab er seine Prolessur auf und ging tos Aualand Der militante Katho- lik Kogon ist Verfasser des Buches "Der SS^-Staat" und Mitherausgeber der "Frankfurter Hefte". Professor He'.m&nn ist religiöser Sozialist. Der Zweck der "Gesellschaft Ims- hausen" ist der, eine Plattform s?j schaffen, auf der in echter, auf gegen- seitiger Achtung der Standpunkte be- ruhender Diskussion über alle lebens- wichtigen Fragen des deutschen Vol- kes gesprochen werden soll. Ich war eingeladen worden, ein Kurzreferat au übernehmen. Die Tagesordnung enthielt drei Gesprächsthemen: 1. Demokratie und Minderheiben 2. Das Problem der europäischen Biginständigkeit. 3. Westliche Freiheit und östliche Solidarität. von Emst Niekisch Mitglieder der drei westlichen Mili- tärmissionen waren an wagend. Die Ostzone war durch drei Teilnehmer vertreten: ausser durch miöh noch durch Dr. Kantorcwic? von der Zeit- schrift "Ost und West" und ein Mit- glied der CDU. KRITIK der "europäischen Werte" Dr. Lejeune verteidigte die abend- ländischen Werte und meinte, man müsse sie mit neuem Leben erfüllen; ein europäisches Kulturbs wusstsein müsse neu erstehen. Dr. Kogon be- kannte sich zum paneuropäischen Ge- danken; das gseinigts Europa müsse sich als "Dritte Kraft" auftun, die Wirtschaft müsse im Sinne eines "freien Soziallsmus" organisiert wer- den und zu dem noch christlich kein. Die Aufgabe des vereinigten Europa sei, die Menschenwürde zu retten, die Kogon innerhalb der Ostzone für ge- fährdet hielt Ich begann mit einer Kritik dessen, was man die europäischen Werte nennt. Man beruft sich heute aller- orts auf Kierkegaard. Aber war der Schmerz dieses Philosophen nicht der, dass mit dem Christentum niemand ernst macht? Man spricht rühmend von der evan- gelischen Armut und kann es ohne Gewissenbeschwernis damit vereinba- ren, sich Reichtümer zu erjagen. Man redet von Humanität und hält es zugleich durchaus für in Ordnung, dass Millionen Menschen unter ent- würdigenden Verhältnissen existieren. Man bekennt sich zu den Ideen des Ideallsmus und kapituliert zugleich vor dem Erfolg, auch wenn er durch den rohesten Gawalteinsatz einge- heimst worden ist. Man rühmt die Freiheit, meint aber die Freiheit einer Elite; man ist erzürnt, wenn die Massen zu Aktio- nen schreiten, die auch ihnen die Freiheit bringen wollen. Wir leben in einer Epoche, in der alle grossen, hinreissenden Werte von ehemals missbraucht und im unmittel- baren Tagesbedarf an Propaganda — und A&itatlon&mitteln abgenutet wer- den. Hitler neigte, wie aasta W»W ff DAS ANDERE DEUTSCHLAND und traditionelle Werte verkitschen kann. So etwas lässt sich aber nie mehr gut machen: Kulturwerte, die eo sehr in den Staub gezogen wurden, wie es mit den europäischen Kultur- werten im Dritten Reich geschah, las- sen sich nicht wieder neu und frisch aufpolieren. Eine neue Welt ist aufgebrochen Man muss ein Gefühl für die Tat- sachen haben. Die neue Tatsache aber ist, dass es in der Welt mit der füh- renden Elitestellung Europas vorbei ist. Im Ablauf der beiden Weltkriege hat Europa seine Vorrangposition ver- loren. Wenn r ber Europa entmachtet ist, dann verwandeln sich notwendi- gerweise auch seine Ideen zu leeren Worten. Amerika ist nur ein Ableger Europas und Verwendet seine hoch- fliegenden Ideen als Köder für die, welche Opfer des Dollarimperialis- mus werden sollen. Eine neue Welt ist im Osten aufgebrochen; die Ideen, die hier hochgekommen sind, tragen noch die Kraft der Unmittelbarkeit, der# Echtheit zur Schau. Ist die geistige Freiheit bedreht? Zum Thema "Westliche Freiheit Hat sich Bis zum ersten Weltkrieg war Deutschland ein Land mit wachsender Bevölkerungszunahme, mit einer ho- hen "Netto-Reproduktionsrate". (Die Ne tto-Reproduktionsrate I bedeutet, dass hundert Menschen weiteren hun- dert das Leben geben, die voraussicht- lich selbst wieder das zeugungsfähige Alter erreichen. Sie bedeutet also ei- ne stationäre Bevölkerungszahl. Ei- ne Rate über I bedeutet Zunahme, unter I Abnahme. Wenn sie bedeu- tend unter I ist, wie in Prankreich, bedeutet das eine Katastrophe.) Vor dem ersten Weltkrieg war Deutschlands Netto-Rate hoch — 1.5. Das bedeutete, dass, ohne gewaltsame Unterbrechungen, die Bevölkerung während einer Generation um 50 Pro- zent zunehmen würde. Das Reich hätte so bei einer Bevölkerung von 68 Millionen im Jahr 1914 um die Mitte des Jahrhunderts die Zahl von 100 Millionen erreichen können. Der erste Weltkrieg verhinderte Deutschland daran, nächst Russland das grösste und mächtigste Volk in Europa zu werden. Die militärischen Verluste in jenem Krieg betrugen 2 Millionen Menschen, ungefähr 3 Pro- zent der Bevölkerung. Aber sogar das sagt noch nicht alles. Die 2 Millionen waren vom Standpunkt der biologi- schen Erneuerung aus betrachtet, der wichtigste Teil der Bevölkerung. Mehr als 95 Prozent davon waren unter 40, und 40 Prozent unter 24 Jahre alt. Dieser nationale Aderlass machte eich während der Weimarer Republik fühlbar. Deutschlands Nstto-Rate sank von 1,5 in der Vorkriegszeit auf 0,97 in den Jahren 1921-25. Die Ge- burtenziffer sank ständig bis 1933, wo sie weniger als die Hälfte von 1914 betrug. Als Hitler zur Macht kam, be- trug die Geburtenziffer 0,70, was be- deutet, dass hundert Personen durch nur 70 ersetzt werden. Die Nazis, die befürchteten, dass die Herrenrasse aussterben könnte, und östliche Solidarität" sprachen Dr. Kübemeyer, Dr. Mertens und Dr. Kan- torowicz. Dr. Kütemeyer suchte eine west-östliche Synthese zu schaffen. Er unterstrich, dass Russland und Euro- pa von einer gemeinsamen Anfangba- sis (dem Christentum) sich entwic- kelt hätten. Die östliche Umwälzung sei in dieser Hinsicht als ein verdien- tes Gericht über Europa zu betrach- ten. Dr. Kantorowicz führte seine Ge- dankengänge weiter. Er schildert das ideelle und sachliche Ueber gewicht, das der aufsteigende Osten über Euro- pa bekommen habe. Dr. Kogon mischte sich ins Ge- spräch und behauptete, dass der freie Sozialismus die menschliche Würde und Freiheit bewahre, was der gebun- dene Sozialismus nicht zu tun ver- möge. Die Diskussion, die folgte, war leb- haft und vielseitig. Professor Dr. Heimann schilderte Amerika im rosig- sten Licht. Im Ernste trachte Ame- rika, die Idee des Christentums und der Humanität zu verwirklichen. So- wohl er wie eine Reihe anderer Red- Deutschland von Saul K, Padover ehe es gelang, Europa zu erobern, er- griffen nachdrückliche Massnahmen zur Volksvermehrung, indem sie durch eine intensive Kampagne von Belobi« gungen, Preisen und Propaganda zum Heiraten und zum Gebären ehelicher und unehelicher Kinder aufforderten. Demzufolge stieg die Geburtenziffer stetig von der Niedrigkeitsrekordzahl 971000 im Jahr 1933 auf 1,407 000 im Jahr 1939. Auch diese Zahl lag noch unter der Netto-Reproduktionsrate No. I, aber es bedeutete immerhin, dass die Nazis mit Erfolg die Bevöl- kerungsabnahme aufhielten. Während sie bemüht waren, die Ge- burtenzahl in Deutschland zu erhö- hen, planten sie gleichzeitig die Aus- rottung ihrer Nachbarvölker. Sie beabsichtigten die ungehinderte Ver- mehrung von Deutschen und schnel- les Aussterben aller Nicht-Deutschen. Auf diese Weise, so kalkulierten sie, würde ganz Europa nach wenigen Ge- nerationen eine deutsche Provinz werden. Die Nicht-Deutschen sollten durch Versklavung, Verhinderung von Heirat und Fortpflanzung, Sterilisie- rung und völlige physische Vernich- tung eliminiert werden. So wahnwit- zig dieser Plan war, kam er doch sei- nem Ziel erschrecklich nahe. Wäh- rend des zweiten Weltkrieges wurden etwa 9 Millionen Europäer im zeu- gungsfähigen Alter in Deutschland versklavt. Mindestens 6 Millionen wurden in den Gaskammern und -Öfen der nazistischen Todesfabriken umge- bracht. Einige 30 Millionen kraftvol- ler Europäer wurden auf andere Wei- se getötet: allein die militärischen Verluste der Sowjet-Union werden auf 7 Millionen Mann geschätzt. Und die Geburtenraten fast des ganzen Konti- nents wurden in drastischer Weise durch Trennung der Familien, durch Hunger und andere Mittel unterbun- den. ner sprachen von der Bedrohung der geistigen Freiheit unter den Verhält- nissen des Ostens. Kogon meinte, dass der freie Sozia- lismus, wie er ihn für Paneuropa pla- ne, zugleich auch den richtigen Frei- heitsbegriff verwirkliche. In diesem Augenblick ereignete sich etwas Sensationelles. Hermberg, ein Beobachter von der Amerikanischen Militärregierung, stand auf und sagte kurz un.i kategorisch, das deutsche Volk solle sich keinen Illusionen hin- geben. Der Marshall-Plan sei konse- quente Restaurierung des privaten Kapitalismus. Mit ihm sei keine Art von Sozialismus, auch der freie So- zialismus nicht, vereinbar. Ich meldete mich unverzüglich zum Wort, dankte Hermberg für die klare und offene Sprache und fragte Kogon, wo er angesichts einer solchen Erklä- rung mit seinen Ideen und Plänen bleiben wolle. Sie müssten sich zu blossen frommen Wunschträumen verflüchtigen. Kogon rief aus, dass er angesichts des Verlaufs der Diskussion ganz ver- zweifelt sei und die Tagung verlassen wolle. verblutet? So kamen die Deutschen beinah zu ihrem Ziel. Sie zögerten nicht mit Blut dafür zu bezahlen, bis sie auf den Widerstand Sowjetrusslands stie- ssen. Bei Stalingrad begann die Not für sie, und von da an ging es fast ständig rückwärts. Die letzte Schät- zung der deutschen militärischen Ver- luste im zweiten Weltkrieg beläuft sich auf 2.800.000. Dazu kommen ei- ne halbe Million durch Bombarde- ments getötete Zivilisten. Die Zahl der Toten in Deutschland stieg also etwa auf 3.300.000. Auf den ersten Blick erscheint die- se Zahl verhältnismässig klein, und könnte zu der Annahme führen, dass Deutschland den Krieg wenigstens be- völkerungspolitisch nicht verloren hat — wie es bei Frankreich 1918 der Fall war. Ich selbst neigte zu dieser An- sicht, bis ich neben anderen neueren Statistiken das Resultat der Volks- zählung vom 29. Oktober 1946 sah. Dieser Zählung nach haben die vier deutschen Zonen zusammen eine Be- völkerung von knapp 66 Millionen Menschen. Aber diese Zahl war nicht das Erstaunliche, sondern das furcht- bare Missverhältnis der Geschlechter. Die Bevölkerung besteht aus 29,314,000 Personen männlichen Geschlechts und 36,597,000 weiblichen Geschlechts — ein Unterschied von 7,238,000 Per- sonen. Wenn Deutschland aus dem zwei- ten Weltkrieg mit einem Gesamtver- lust von nicht weniger als 6 Millionen Männern im kräftigsten Alter hervor- ging, so wird dieser Verlust bis zu ei- nem gewissen Grade wieder ausgegli- chen durch die Verpflanzung von et- wa 6 Millionen Deutschblütiger aus der Tschechoslowakei, Polen und Un- garn, aber unter ihnen befindet sich der gewöhnliche Prozentsatz von Al- ten und Kranken und eine unverhält- nismässig grosse Anzahl Frauen. Das Missverhältnis zwischen Män- nern und Frauen ist am grössten in den grossen Städten. In Berlin zJB. DAS ANDERE DEUTSCHLAND IS kommen zehn Frauen auf sieben Männer, in der französischen Zone, wo die Zahl der Witwen 42 Prozent beträgt, kommen neunzehn Frauen auf elf Männer. In der britischen Zone ist das Verhältnis 6 zu 5. In der amerikanischen und russischen Zone 9 zu 7. Die Geburtenziffer in Berlin sank von 15,7 Prozent im Jahr 1939 auf 4.9 Prozent im Jahr 1346. Wenn auch die Abnahme im Ganzen nicht so ein- schneidend ist, erstreckt sie sich doch über das ganze Land. Die Kinder- sterblichkeit stieg in der britischen und amerikanischen Zone von sechzig vom Tausend der Lebendgeburten vor dem Krieg auf über hundert. In der russischen Zone ist sie vielleicht noch höber. Was ftlr Zukunftsaussichten hat Deutschland? Alle Anzeichen deuten auf eine ständige Bevölkerungsabnah- me in der nächsten Generation. Der Geburtenausfall während des Krieges und der Nahrungsmangel ' bei den jungen Männern kann nicht wieder gut gemacht werden. Eine Zunahme an Geburten wird wahrscheinlich ein- treten, wenn die jetzige Jugend das zeugungsfähige Alter erreicht und die Kriegsgefangenen zurückkehren, aber das wird nur ein vorübergehender Auf- schwung sein. Es ist schwer zu sehen, wie auf die Dauer der Rückgang der Bevölkerungszahl aufgehalten werden kann. Wie Frankreich, so wird Deutsch- land mehr und mehr ein Volk von al- ten Menschen werden. In Barlin ist mehr als die Hülste der Bewohner über vierzig Jahre alt. Auf dem Lan- de sind durchschnittlich ungefähr 8 Prozent der Menschen über 65 Jah- re alt. Nach dem jetzigen Stand zu urteilen wird sich dieser Prozentsatz wahrscheinlich im Jahr 1970 verdop-' pelt haben. Während der gleichen Zeitspanne wird der Prozentsatz der Jugend unter 15 Jahren — er macht: augenblicklich 23 Prozent aus — nur noch halb so viel betragen. Das alles hat natürlich politische Bedeutung. Deutschland kann nicht länger ins Gigantische wachsen. Wie das übrige Westeuropa tritt es in eins Periode der Stagnation ein. und seine Bevölkerung wird relativ und absolut weiter abnehmen. f'The Nation") Desantifaschisierung, das Gebot der Stunde Nun es als ausgemacht gelten kann, dass aus der Reinigung Westdeutsch- lands von Nationalsozialismus und Militarismus nichts rechtes geworden ist oder eben, wenn überhaupt etwas, dann nur eine allgemeine und ziem- lich tiefgehende Neubefleckung da- mit, der allerdings im Augenblick noch die letzte Tatkonsequenz fehlt, sollte man nicht länger jammern und greinen, sondern eich auf den Boden der Tatsachen stellen und zusehen, was zu retten wäre. Ich denke, wenn ich so spreche, an die deutschen An tifaschisten. Da sind sie also seit früh jähr 1845 aus den Konzentrationslagern, aus Gefängnissen der Wehrmacht, aus Emigration und innerdeutschen To- ten Winkeln und woher immer sonst wieder zum Vorschein gekommen, der Rest eines verlorenen Haufens des Bürgerkrieges, und haben natürlich gewähnt, jetzt endlich sei die Stunde gekommen, da das Vaterland ihrer bedarf. Heute aber, nach drei Jahren angelsächisch-französischer Militär- und einheimischer Zivilregierung, ist dieser schöne Traum ausgeträumt xnd das bittere Ervzachen hat begon- ien. Wenn nun etwa der Heideiber- ;er Philosoph Dr. Jaspers einem Ru- ft nach Basel folgt, um zuerst einmal iie Eidgenossen mit seinem schlech- en. aber hochkomprimierten Deutsch tu versorgen, so er inert das gar Eicht wenig an die sprichwörtlichen Ratten, und das Land, dessen mage- ren Staub er von seinen Füssen schüt- telt, an das dazugehörige sinkende Schiff. Und findet auch nur, wie tat- sächlich geschehen, das Gerücht in die Zeitung, der bayrische Minister- präsident werde evt. persönlich in die Schweiz fahren, um dem dort vom Rdtrennen ausruhenden Komponisten Richard Strauss zu seiner Entlastung1 zu gratulieren, so ist das im Grunde genau dasselbe wie der neulich in- folge Beweismangels möglich gewor- dene Freispruch c'ns , ohen SS-Bon- zen. der sich in Verhandlung aus - drücklich und sogar noch recht schwungvoll de.i Judenmorden be- kannte. Bedarf. es unter diesen Um- ständen wirklich noch der Pointe, die sich an den i\ Fv.hrerbild- hauers Thorack knüpft? Er ausge- rechnet wurde vom Vorwurf der Nutznlesserei in der goldrichtigen Er- kenntnis gereinigt, dass deutsche von F. M. Reifferscheids Ethik lediglich Nutzniesser des Anti- faschismus vorsieht, während eben al- les, was zwischen 33 und 45 auf rech, ten Hitlermannen zuteil wurde, nichts anderes als der sichtbare Segen des Allmächtigen war, den der Unter- mensch ihnen nicht neiden soll. Aber ich komme zur Sache. Es sind jetzt immerhin mit Frauen und Kindern einig- Zehn tausende, die in der Patsche sitzen. Und diese Leute haben Andere, vielleicht eine gar noch viel grössere Zahl, *u allerlei Arten des Verhaltens verführt, die bald schon wieder unter Sanktion stehen werden. Ich nenne als Beispiele menschlichen Umgang mit Juden, Unlust, sich wirtschaftlich ausbeuten zu lassen, eine nicht sorgfältig genug verhehlte Anfälligkeit für Sowjetpro- paganda, Abneigung gegen Generäle und Armee gleich welcher Couleur, leise Zweifel an der Freiheit der bür- gerlichen Presse und was solcher De. kadenzerscheinungen mehr sind. Und nun laufen diese Menschen heute noch frei herum, während ehrliche al- te Braunhäute in wohlbelieferten Na- turschutzgebieten gehegt werden; aber wie lange noch, und man wird sie in Bayern mit geweihten Mass- krügen totschlagen und dort wie im übrigen Trizonesien im Triumph nach Dachau, etc. zurückbringen in die Ob- hut der gleichzeitig enthegten Sturm- führer und Hauptstellenleiter. Dem muss nun aber aus guten Gründen vorgebeugt werden. West- deutschland, auch ein prinzipiell re~ nazifiziertes und dem Marshallplan eingeordnetes Westdeutschland, wird moralisch nicht autark sein. Es wird mit Wohl und Wehe in hohem Grade von der Weltmeinung abhängen, und die ist eben nicht ganz so einheitlich, wie es scheint. Auch ist durchaus denkbar, dass zum Beispiel die USA den Deutschen nicht erlauben wer- den, ihre Aktionen gegen unameri- kanische Betätigung mit Aktionen ge- gen undeutsche zu paraphrasieren, weil, wie es schon im Altertum hiess, non licet bovi quod licet Jovi. Dar- aus könnten dann Unstimmigkeiten und Störungen des privatwirtschaftli- chen Wiederaufbaus entstehen, die un- sere Kapitalisten sich nicht leisten können. So bleibt denn wahrhaftig nichts anderes übrig als das ins Auge zu fassen, was ich hier mangels eines besseren Namens .Desanti, fas^hisierung genannt habe. Hier noch einige Einzelheiten 1 Je- der linker Gesinnungen Verdächtige und vorab natürlich jeder abgestem- pelte Antifaschist wie etwa einstige Konzentrationäre, Emigranten, Wehr- unwürdige usw.. hat sich einem Tri- bunal zu stellen, das mindesten zur Hälfte aus Nazis vom Ortsgruppen- leiter aufwärts bestehen soll. Nur pe- ripher Angeknackste mögen da mit Geldstrafen und längerer Polizeikon-' trolle davonkommen, worüber sie ala Ausweis die sogenannte Einstufungs- karte erhalten. Bei späteren Ausbrü- chen des Volkszorns dürfen dann le- diglich Inhaber der roten Karte tät- lich angegriffen und eingesperrt wer den, währ/end solche der grünen und blauen als provisorisch gefeit zu gel- teil haben. Echte und deshalb als un- heilbar Lii qualifizierende Antifaschi- sten sind entweder sofort in Anhalte lager zu verbringen oder... nun, das stünde eben jetzt zur Debatte. Man könnte sie vielleicht samt und son- ders ins Russische abschieben und sich weyen des Strafverzichts mit dem Bewusstsein trösten, dass sie dort schon noch ihr Schicksal ereilen wei- de, da sie ja doch niemals aufhören werden su dissentieren. Man könnte ihnen auch wie den Juden ein frem- des Territorium anweisen und sie tun- liehst waffenlos dorthin verfrachten mit dem Befehl, es den Einheimi- schen und Umwohnenden, die man vorher gexrissenhaft mit den modernen Kriegsmitteln auszustatten hätte, l;n Kampfe abzugewinnen. Dieser Vor- schlag böte die sichere Gewähr, dass nicht viele r- - Leben bleiben würden, Lnd : " e dabei doch den Vorteil, dass die Leute im Untergang noch für etwas eintreten dürften, woran ihnen doch offenbar gelegen ist. Auch an Arbeitslager in alliierten Kolonialge- bieten, wo diese Unverbesserlichen unter- klimatisch nicht den besten Be- dingungen Gelegenheit fänden, für Freiheit und Menschenwürde zu fro- nen, liesse sich dr " en. Kurzum, es muss etwas geschehen, denn die Er- bitterung darüber, dass Deutsche sich erdreisteten, Deutschland humani- sieren zu wollen, ist gross und noch ständig im Steigen. Ist der helire Tu» der inneren Befreiung in Westdeutsch- land einmal angebrochen, so sollte • wenigstens diese Saciie bereinigt sein- Da» vierte Reich darf nicht mit im« DAS ANDIII DEUTSCHLAND Gesellschaftlicher Strukturwandel in Bayern Von Han» Brechenmacher — Wissen bürg In den zweieinhalb Jahren nach dem Zusammensturz der Hitlerdikta- tur unter den Schlägen der alliierten Armeen hat auch das Land Bayern eine tiefgehende Wandlung durchge- macht und macht sie noch durch. Die Bevölkerungszahl hat sich durch den gewaltigen Strom von Flüchtlin- gen und Vertriebenen von 7 Millio- nen im JaJhre 1939 auf 9 Millionen Im Jahre 1946 erhöht. Den Hauptan- teil daran tragen die sogenannten Su. detendeutechen. Dieser Zuwuchs ist gekommen. Ein anschauliches Bild davon geben die Zahlen über die Be- vor allem dem flachen Lande zugute Völkerungsbewegung, die aufgrund der Volkszählung im Oktober 1946 er- mittelt worden sind. In den Landganeinden waren 1933 8 Millionen Menschen ansässig, im Jahre 1946 5 Millionen. Die Bevölke- rungszahl der Klein- und Mittelstädte hat sich in diesem Zeitraum von 2 1-4 auf 3 Millionen erhöht. Die Grosstäd- te haben nicht nur nicht zugenommen, sondern abgenommen. In den Gemein- den unter 2000 Einwohnern waren 3m Jahre 1933 45J o|o, Im Jahre 1946 da- gegen 5S,8 o'o der Bevölkerung an- sässig, in den Gemeinden über 100.000 Einwohnern sank diese Verhältniszahl von 22,1 auf 14,6. Heute sind in Bayei-n über ein Drit- tel der Bevölkerung "ortsfremd". In 13 Landkreisen machen die Ortsfrem- den 40 o|o aus, von diesen liegen 11 Aüdlich der Donau, in der Hochburg des Altbayerntum . Die Wohndichte beträgt jetzt über 2 Bewohner pro Wohnraum. Hier cte- ehen besonders die Oberpfalz, das öst- liche Kiederbay6rn und Ofc -»rbayern hervor. Interessant Ist auch die Umschich- tung, die sich i. den Religionsbe- kenntnissen vollzogen hat. Im Jahre 1910 gab es in Cberbayern 91 o|o Ka- tholiken, im Jahre 1946 nur noch 33 ojo! Die Naziherrschaft hat auch in Bay- ern auf dem Lande tiefe Spuren hin- terlassen.. Die Allmacht des katholi- schen Klerus ist nicht mehr die glei- che wie vor 20 Jahren, von der pro- testantischen Konkurrenz, die nur in Mittelfranken und Oberfranken von Bedeutung ist, ganz zu schweigen. Selbstverständlich ist die Landbevöl- kerung Bayerns und auch die Landju- gend nicht atheistisch geworden. Die religiösen Bräuche Warden äusser- lich Immer noch eingehalten. Aber das Gewicht ist dabei auf das Wort "äusserlich" 3U legen. Der Geistliche Ist nicht mehr allmächtig im Dorfe, nicht einmal mehr gegenüber den Alteingesessenen. Das Leben dort hat ein zweites Gesicht bekommen, das der Kirche und ihren Morallehren abge- wandt ist. Diese zwei Seiten der Dor- fes manifestieren sich sehr oft in ein und derselben Persoin und ohne, dass sich diese des Widerspruchs bewusst ist. geordneten Krawallen und öffentli- chem Blutvergiessen beginnen, son- dern, wenn möglich, nur nr't einem disziplinierten Aufmarsch und Fackel- zug der Braunen Kolonnen vor dem Goldenen Kalb mit dem Dollarzei- chen loa Maul, das. dann rührers tei- le vertreten wird. Dieses Neue wirft seinen Wider- schein bis in die kirchliche Literatur. Man findet hier Redensarten wie vom "neuen Lebensstil der Jugend" und dergleichen. Geschmeidig, wie es die katholische Kirche immer war, ver- sucht sie sich nach Möglichkeit anzu- passen. Wie weit das gelingen wird, ist eine offene Frage, es wird aber be- stimmt nicht ohne* Verlust an Autori- tät und Ansehen abgehen. Dieser Bruch mit der Vergangenheit zeigt sich vor allem bei der Jugend. Gar beweglich sind die Klagen der Al- ten über den "anderen Geist", der im Tun und Lassen der Jugend zum Aus- druck kommt. Die jungen Leute bei- derlei Geschlechts sind während des Krieges fast alle aus der Heimat fort- gewesen, vielmehr noch als während des ersten Weltkrieges, wo wenigstens die weibliche Jugend zuhause blieb, und ein Stück von der Welt draussen und ihrer Unrast ist an ihnen hän- gengeblieben. Die Naziherrschaft hat überhaupt zerstörend auf die Autorität der Eltern und der Alten gewirkt, zerstörend auf alle überkommenen Autoritäten. Sie hatte an deren Stelle in sehr ausge- dehntem Masse die Autorität ihrer Partei gesetzt und das hat auch auf dem Dorfe auf das Uberlieferte Gesell- schaftssystem zersetzend gewirkt. Selbstverständlich war die Vorausset- zung dafür die tiefgehende Verände- rung der materiellen Verhältnisse. So sehr auch die jetzigen geistlichen und Weltlichen Machthaber sich bemühen, die Vergangenheit wieder hervorzuzau- bern, es gelingt ihnen nicht, und es kann ihnen nicht gelingen. Zwar ha- ben sich die ökonomischen Verhältnis- se bei der Bauern ivölkerung vorüber- gehend stabilisiert, aber diese Stabiii.. sierung ist nur scheinbar und kann nicht von Bestand sein, denn ihre Ur- sachen sind durchaus anormal. Inzwi- schen hat der gesellschaftliche Ze"set- zungsprozess von einer anderen Seite her neue, mächtige Antriebe erhalten. Böhmen ist stärker industrialisiert als Bayern und gerade die Gegenden mit deutscher Bevölkerung waren es am stärksten. Die gesellschaftliche Struktur der deutschen Bevölkerung. Böhmens ist mit einem Schlage nach Bayern verpflanzt worden und hat da- bei gewaltige Veränderungen erlitten. Im deutschen Teil Böhmens gab es keine Grosstadt von Bedeutung. Die Industrie war dort nicht in grossen Zentren zusammengeballt wie meistens in Deutschland, sie hatte sich viel mehr auf dem Lande ausgebreitet. Da- durch und weil sie im letzten Viertel- Jahrhundert zu einer nationalen Min- derheit geworden war, war die deut- sche Bevölkerung Böhmens viel auf- geschlossener als die Bevölkerung auf der anderen S;ite des Böhmerwaldes. "Das sind ja lauter Ketzer und Hussi- ten", mussten ^ie bayerischen Geistli- chen vielfach feststellen, als ihnen in den Gottesdiensten c;r Flüchtlingsla- ger die Leere entgegenstarrte. Trotz- dem si3 selbst Katnoliken sind, war den Ankömmlingen das Gepränge des ka- tholischen Ritus in Bayern oft ein Ge- genstand der Verwunderung. Es ist keine Uebertreibung, wenn man sagt, dass diese Flüchtlinge und Vertriebe- nen im allgemeinen nicht nur in ihrer Industriellen Fertigkeit und Wendig- DBB PAEDAGOGISCHE KON- GRESS IN LEIPZIG für die sowjetische Besatzungszone, der vom 6. bis zum 10. Juli stattfand, legte Zeugnis ab für die grundsätz- liche Neuordnung, die Schule und Erziehung ir diesem Teile Deutsch- lands genommen haben. Die neue Einheitsschule steht nicht mehr wie eine neutrale Insel innerhalb des ge- sellschaftlichen Geschehens, und die pädagogisch» Wissenschaft hat ihre notwendige soziologische Fundierung gefunden. Davon legten alle Refera- te Zeugnis ab. Unter den Rednern entdecken wir altbekannte Namen, so Schallock, den früheren sozialdemokratischen Vor- sitzenden der freien Lehrergewerk- schaft, Prof. Paul Oesterreich, den Vorsitzenden der "Entschiedenen Schulreformer" und den ehemaligen Versitzenden der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Lehrer Sach- sens, den jetzigen Stadtrat Johannes Lang. Alle bekundeten ihren Willen zur Mitarbeit an dem wirtschaft- lichen Zweijahresplan, von dem man sich auch für die Schule viel ver- spricht. Besonders erfreulich waren die Begrüssungsworts von Prof. Tai- roff, dem Präsidenten der russischen Lehrergewerkßchaft, der ausführte, dass das russische Volk den gehab- ten Hitlerusmus niemals mit dem deutschen Volk, den einfachen Men- schen Deutschlands verwechsle. Ohne näher auf die viertägige Ar- beit des Kongresses, die alle Zweige der Volksbildung behandelte, einzu- gehen, kann gesagt werden, dass er eines der wenigen hoffnungsvollen Zeichen für den Aufbau eines neuen Deutschland bedeutete. keit, sondern auch geistig und kultu- rell "mindestens um eine Stufe höher stehen als die einheimische Landbe- völkerung Bay-vns. Das Dorf ist heute bis zum letzten Bewohnbaren Winkel und darüber hinaus vollgestopft. Was tun nun die- se Leute? Oder vielmehr, was können sie dort anfangen? Bestenfalls helfen sie den Bauern ein wenig, besonders in der Erntezeit, aber ihr-- eigentlichen Fähigkeiten liegen meistens brach. Si- cherlich können sie ihre industriellen Fertigkeiten bis zu einem gewissen Grade verwenden, weil bei den Bau- ern seit Jahr und Tag alles mangelt, ausser den eigentlichen landwirt- schaftlichen Produkten, aber damit ist es schon wegen des Materialmangels bald aus. In der Heimat haben die Vertriebenen alles hinter sich gelassen, sie stehen heute buchstäblich mit lee- ren Händen da. Sie sind das besitzlose Dorfproletariat im wahrsten Sinne des Wortes. Sie haben nichts zu ver- kaufen als ihre Arbeitskraft und auch diese wird zum grössten Teil nicht be- gehrt. Niemals vorher hat es derglei- chen in diesefn Lande gegeben. Bay- ern hat eine verhältnismässig wohlha- bende Landbevölkerung. Die grossen Güter Norddeutschlands mit ihrem Anhang von besitzlosen Landarbeitern sind Bayern im allgemeinen fremd. Jetzt ist in? letzten Dorf ein gänzlich besitzloses Proletariat in Massen auf- getaucht, und das muss tiefgehende gesellschaftliche und politische Aus- wirkungen haben. DAS ANDER! DIUTSCNIAND 11 POLITISCHE MEINUNGEN G. B. Shaw: "Da die Unwissenheit, der Wahn- sinn und die Kriegsbereitschaft unse- rer Regierungen unbegrenzt sind, ist keine Ungeheuerlichkeit und noch nicht einmal ein neuer selbstmörderi- scher Weltkrieg immöglich." C. It. Attlee im Jahre 1940 "Die Arbeiterpartei lehnt Machtpo- litik ab. Sie verwirft dem Imperialis - mus. Sie glaubt, dass alle Völker, wel- cher Rasse und Farbe auch immer, ein gleiches Recht auf Freiheit und auf einen billigen Anteil an den Gütern der Welt besitzen. Wir bekämpfen den Imperialismus, gleichviel ob er von unserem eigenen Lande oder von an. deren ausgeübt wird... Buropa muss sich föderieren oder zugrunde gehen... Es muss der Grundsatz anerkannt werden, dass in den Kolonien und Protektoraten, wo Selbstregierung noch nicht eingeräumt werdein kann, die Interessen der Eingeborenen den Vor rang über alle anderen Interessen ein- nehmen müssen. Allen Nationen muss der Zutritt zu den Märkten und Roh- stoffen gleicherweise off ein stehen. Wir sind der Meinung, dass die Neuvertei - kmg kolonialer Territorien zwischen ri- valisierenden Imperialismen keine Lö- sung ist, weil wir nicht zugeben kön- nen, dass eine Nation das Recht hat, andere Nationen in Unterwürfigkeit zu halten. Das tiefsitzende Uebel, zun dem die Welt leidet, kann nicht mit irgendei- ner billigen Medizin kuriert werden. Es ist zwecklos, die Symptome einer Krankheit zu behandeln und die Be- handlung ihrer wirklichen Ursachen zu vernachlässigen. Die Erfahrungen der letzten zwanzig Jahren haben die Gefahren halber Massnahmen offen- bart. Wenn wir eine friedliche Welt wollen, müssen wir au den grössten Umwälzungen bereit sein.. Henry Wallace stellt in seinem Wahlprogramm als erste Forderung die auf, dass Interes- geraten nicht mehr wichtige Regi°- rungsämter bekleiden dürften. Das er- scheint dem Laien verstand als selbst- verständlich. Aber es würde bedeuten, dass in USA fast alle massgebenden Leiter der Aussen- und Innenpolitik, soweit sie nicht Militärs sind, entfernt werden müssen, und dass der voraus, sichtliche künftige Präsident Dewey die Auslieferung der Regierung an das big busimess nicht noch ungenierter be- treiben könnte, als Truman das schon getan hat. Der Hass gegen Wallace ist sehr ver- ständlich. Marahall-Injefctionen Ueberall ist die Sozialdemokratie heute eine absinkende Kraft ausser augenblicklich in England, wo eine englische Form der Sozialdemokratie in den letzten drei Jaihren an der Re- gierung wär. Aber In Zeiten der Revolutionen und Gegenrevolutionen, wie es die heu- tigen sinid, müssen die gemässigten linken und rechten Bartelen notwen- dig Boden an ihre radikaleren Kon- kurrenten verlieren. Auf dem europäischen Kontinent ist; das schon das offensichtliche Schick- sal der sozialdemokratischen Parteien, die sich heute in den wichtigsten Län - dem, Frankreich und Deutschland, mit einem rein negativen Amtikommunis- mus identifizieren. • In England, wohin bisher nur schwache Echos der gegenwärtigem europäischen evolutionären Kämpfe gedrungen sind, besteht noch die po- litische Antithese zwischen Sozialde- mokratie und Toryismus, gemässigte Linke gegen gemässigte Rechte. Aber der gemeinsame Lenker, der das ermöglichst, besteht in der künst- lichen Injektion amerikanischer Wirt- schaftshilfe in der Form des Marshall- plans. Sollte sie aufhören, so ist es sehr unwahrscheinlich, dass, sei es in Eng- land oder, auf dem Kontinent, Sozial, demokraten oder Konservative vom Typ Ghurchill-Reynaud ihre Stellung angesichts der dann eintretenden re. volutionären Situation behaupten könnten. , Kurz, Kapitalismus urnd Reformis- mus werden heute in Europa von Ame- rika ausgehalten, das ihren erschöpf- ten Adern finanzielle Injektionen gibt. (F. A. Ridiey in "The Socialist Leader".) Dynamit Anlässlich des Besuches, den der Se- nator Gurney und amerikanische Mi- litärs Franco abgestattet haben, schrieb der "Manchester Guardian": "Der Geist des Antikommunismus und der Stolz auf sein Heer, die der Senator Gurney so sehr an Franco be- wundert, und deren Verbreitung über ganz Europa er wünscht, ähnelt völ- lig dem Geist, zu dessen Zerstörung Grossbritannien, die Vereinigten Staa ten und Russland sechs Jahre benö- tigten. Der halbreligiöse Antibolsche- wismus, den Goebbels den Deutschen predigte, mag eine brauchbare Waffe sein, aber es ist eine Dynamit-Waffe. Im Namen des Antikommunismus... begeben wir uns in die Gefalir, in Deutschland, viele der Bedingungen zu schaffen, die der Machtergreifung Hitlers vorausgingen. Die Deutschen als Mittel zum Zweck "Wir haben immer für eine würdige Haltung dem deutschen Volke gegen- über plädiert, weil es in der Ordnung ist, dass Menschen untereinander sich menschenwürdig behandeln. Müssten wir uns deshalb nicht freuen, dass neuerdings eine Welle deutschfreund- lichen Gefühls durch unser Volk zu gehen scheint? Aber wir freuen uns nicht so sehr, und zwar deshalb, wei1 der Wandel der Gesinnung auf die veränderten Verhältnisse zurückzufüh- ren ist: weil man heute glaubt, die Russen seien für uns gefährlicher als die Deutschen, .und weil man deshalb die Deutschen in einem drohenden Konflikt als die möglichen Bundesge- Nossen ansieht. Zwei Feststellungen von Sir Brian. Robertson enthüllen schlagliohtartig die moralische Bewer, tuttg dieser Sinneswandlung. Im Jahre 1945, in einer Zeit, als die Deutschen nicht angemessen ernährt wurden, sondern halb verhungerten, führte Ro bertson aus: "Wenn die Engländer der Meinung sind, dass die Deutschen angemessen ernährt werden müssen so nicht, weil sie ihnen leid tun, son- dern weil die Politik es erfordert/' Am 4. Juni d. J. aber gab Sir Brian neue Anweisungen an die britische Be- hörden in Deutschland heraus, in de nen es hiess, die Deutschen seien ein christliches und zivilisiertes Volk und seien dementsprechend zu behandeln. Er fügte hinzu, dass "ihre Interessen weitgehend mit den unsrigen zusam- menlaufen und deshalb ein gutes Ein. vernehmen notwendig sei". In drei kurzen Jahren also ist aus der Paria-Nation, die in Bausch und Bogen für die Verbrechen in Ausch- witz und Buchenwald verantwortlich gemacht wurde, in Bausch und Bogen eine "cihristlich-zlvilisierte' Nation ge- worden. 1945 mussten die Deutschet? ernährt werden, weil "die Politik es verlangte", 1948 werden sie als eine christliche und zuvilisierte Nation be- handelt, weil "unsere Interessen über- einstimmen". Einmal schlechter Wille, aber immer entscheidet die Zweckmäs- sigkeit, damals, jetzt und immer. Die Deutschen werden jetzt genau wie da- mals als Mittel zum Zweck behan- delt und nicht als Selbstzweck. Alle — die Gerechten und die Ungerechten — sind aber im christlichen Sinne vor drei Jahren genau so unsere Nächsten gewesen wie sie es heute sind. Und deshalb, und nicht aus irgendeinem anderen Grunde, sollte man sie jetzt lieben oder in Zukunft lieben." (Vic- tor Gollancz in einem Brief an den "Manchester Guardian".) Zur Streikbewegung In Frankreich Die scharf antikommunistische Zeitschrift "Tribune" sagt zu der Hai- tung der Regierung und zu den Streiks folgendes: "Nur eine mit Blindheit geschlage- ne Regierung kantn mehr und härtere Arbeit von einer Industriearbeiter- schaft verlangen, deren Lebensstan- dard dauernd absinkt, während ande- re Kreise der Bevölkerung in einem aufreizenden Luxus leben . . . Es wird nicht mehr lange möglich sein, Trennung und Feindseligkeit im Lager der Arbeiterschaft aufrechtzu- erhalten, so gross auch die Befürch- tungen vieler Arbeiter wegen der kommunistischen Methoden sein mö- gen — wenn in Wirklichkeit beide, Kommunisten und Nichtkommuni- sten, genötigt sind, im gleichen Kampf nebeneinander zu stehen. Tat» sächlich haben an vielen stellen kom- munistische und nichtkommunisti- sche Gewerkschaften gemeinsame Feldzüge für höhere Löhne begonnen, und wenn es keinen radikalen Wan- del der Regierungspolitik gibt, ist es wahrscheinlich, dass sich die Ent- wicklung zur Einheit fortsetzen und automatisch und unvermeidlich aus- dehnen wird. Die Kommunisten, die dieses Re- sultat schon vorwegnehmen» trium- phieren, weil sie wissen, dass das fh- nen die Möglichkeit geben wird, die Kontrolle der gesamten Gewerk- schaftsbewegung wiederzugewinnen, die ihren Händen als Folge ihrer be- denkenlosen Taktik im vorigen Herbst entglitten war." Anna Seghers: "Dia Amerikaner werfen fortschrittliche Professoren nicht hinaus. Sie geben ihnen einfach keine Kohlen und kein Essen. Und die Amerikaner tun das nicht direkt selbst, sondern es sind Deutsche, die unter ihrer Anweisung und ihrem Schutz die Arbeit übernehmen, alle Ueberreste fortschrittlichen Denkens und Widerstandes gegen die Koloni- sationspolitik in der westlichen Zone auszuhungern und auszufrieren. Bs gibt keine Kohle und keine Lebens- mittel für fortschrittliche Lehrer im Westen, und kein Papier für deut- sche Schriftsteller, die ein soziales Ge- wissen haben". Marshall im Wunderland Der vielbeschäftigte Marshall hat Zeit gefunden, Athen einen kurran Be euch abzustatten, und das ist zweifel- los sehr verständlich. Denn es ist Wirklich reichlich wunderbar, was sich eo in Griechenland tut. Da hat man Norwegen und die Juden Ole Olden berichtet in der "World Over Press": "Während der Beset- zung konnten etwa 2j3 der Jugend Norwegens nach Schweden entkom- men. Aber nur 12 sind lebend zurück- gekommen von den 600, die in die Schreckenslsuger in Polen und ^Deutschland abgeführt wurden. Um die jüdischen Opfer Norwegens zu ehren und den, Juden zu helfen, die in den Verschleppten-Lagern Deutsch- lands sind, hat die norwegische Re- gierung etwa 600 Juden im vergange- nen Winter eingeladen, sich in Nor- wegen niederzulassen. Man wird Ih- nen die Bürgerrechte nach 5 Jahren gewähren . . . Viele Privatleute haben ihren guten Willen bewiesen, indem sie ihnen (trotz ungeheurer Woh- nungsnot DAD) Zimmer anboten . . . und man wird die Immigranten bevor- rechtigt auf die örtlichen Wohnungs- listen setzen." Vom Monopolkapital Die amerikanische Zeitschrift "For- tune", eine der teuersten Zeitschrif- ten der Welt, geschrieben für ein ka- pitalistisches Publikum, berichtet über den riesigen Unilever-Konzern: "Lever Brothers und Unilever besit- zen Betriebe in mehr als vierzig Län- dern; in ihm sind 571 Gesellschaften zusammengeschlossen. Er erzeugt 12 % des Seifen- und 40 % des Mar- garine-Verbrauchs der Erde. Dieser " Konzern wurde durch den ZusaÄimen- schluss eines britischen und eines holländischen geschaffen, wodurch praktisch die letzten Spuren einer Konkurrenz in der Seifen- und Mar- garine er aeugung in Europa und im britischen Empire ausgeschaltet wur- den , . . Die United Africa Company ist eine Tochterfirma . . . Sie besitzt Öeipalmenplantagen und kauft Röh- mlt d$r gleichem. Bestinjmtheit, wie Tschiangkaischek noch vor kurzem die endgültige Vernichtung der Kommunisten in China verkündet hat, für den verflossenen Oktober die rest- lose Erledigung der "Banditen" ver- sprochen. Und wenn min Woche für Woche die Zahl der Hingerichteten — gestern waren es 22 — und der Getöteten las, mochte man geneigt sein, dem im wörtlichsten Sinne Glau- ben zti schenken. Auoh die höhnische Abweisung der massvollen und vernünf tigen Vorschlä ge des revolutionären Führers Marcos mussten den Eindruck verstärken, dass es bald mit ihm am Ende sei. Und dieser Glaube der Glaubens- willigen wuchs, wenn sie von all den Gemeinheiten der "Banditen" lasen, Wie sie Dörfer anzündeten, Kinder "raubten', Männer gewaltsam zwan gen, in ihren Reihen zu kämpfen. Alle diese Schandtaten mussten ja zu stei- gernder Erbitterung gegen die Ban- diten führen — Und nun wird offiziell mitgeteilt, dass es nicht gar so herr- lich um die Erfolge der Regierungs- truppen steht, dass die Guerrilleros im Angriff sind, dass ihre Zahl grös- ser ist als zu Anfang der glorreichen Regierungsoffensive. Ja, es wird be- stes fe aller Art von den Eingebore- nen Westafrikas und des Kongos, de- nen sie dann wieder alles Mögliche und Unmögliche verkauft. Sie ist die grösste Handelsgesellschaft der Welt. Ihr Geschäft erstreckt sich auf die Goldküste und Nigerien, ein Gebiet von der Grösse Deutschlands, Frank- reichs und Italiens zusammen . . . Ihre Verkaufsstellen überziehen wie ein Netz den afrikanischen Busch, die Häuser ihrer Direktoren sind die ele- gantesten ..." Wir können noch hin- zufügen, dass die Eingeborenen-Unru- hen an der Goldküste zum grossen Teil durch die Tatsache hervorgeru- fen wurden, dass die United Africa Co. praktisch eine Monopolstellung in ihrem Gebiet besitzt und den Negern die Preise der von ihr gekauften und verkauften Artikel diktiert. Die Ein- geborenen sehen deshalb die Gesell- schaft und deren Vertreter als die ungekrönten Könige des Landes an, gegenüber denen selbst der britische Gouverneur machtlos ist. Natürlich wusste die Gesellschaft die Dinge so hinzustellen, als seien die Unruhen von Kommunisten angezettelt. 1.900.000 Sklaven Im Kampf gegen Israel stehen un- ter anderen "fortschrittlichen" Län- dern Saudi-Arabien und der Yemen. Innerhalb ihrer Grenzen gibt es nach Angabe der "United Nations World" noch 1 1/2 Millionen Sklaven. Be- sonders blüht in diesen arabischen Ländern der Mädchenhandel. Ob- wohl durch die Weltkonventionen von 1921 und 1933 dieser verächtliche Han- del verbeten ist, dürfen SaUdi-Ara- bien und der Yemen weiterhin den Vereinten Nationen angehören. Neger als Kanonenfutter oder als Arbeitssklaven Der dunkle Kontinent Afrika ist fürchtet, dass im Peloponmes eine eh gene Rebellenregierung gebildet wird. Sollte des Rätsels Lösung also nicht doch darin zu suchen sein, dass die Erbitterung der griechischen Bevöl- kerung gegen die korrupte reaktionäre Regierung, gegen die Massenhinrich- tungen, gegen die Strafexpeditionen, die Felder verwüsten und Dörfer ver- brennen, und zugleich gegen die Ame> rikaner, die den Krieg dieser Regie- rung gegen ihr eigenes Volk schüren und finanzieren, immer grössere Aus- masse annimmt? China Noch weit schlimmer und gefährli- cher sieht es in China aus. Auch hier bricht das Lügengebäude Tschiangkai. scheks unter den Schlägen der kom- :nuni:sti'chen Heere zusammen, und es ist die Frage, ob noch so grosse Waffen- und Dollarlieferungen seine korrupte Regierung noch lange vor Untergang retten können. Wird vielleicht dort im fernen Osten die Atombombe zuerst im Diemste des amerikanischen Imperialismus Ver- wendung finden, wenn kein anderes Mittel mehr verfangen sollte. Qui vivra, verra. ER ZEIT ziemlich gleichmässig zwischen dem britischen und französischen Imperia- lismus aufgeteilt. Aber ein neuer Konkurrent ist jetzt auf der Szene erschienen. Der Buren-Imperialismus des Dr. Malan, und die holländischen Rassisten sind nicht der gleichen An- sicht über die Behandlung der afrika- nischen Eingeborenen wie ihre fran- zösischen und britischen Kollegen Der Hauptgegensatz besteht in der Frage der Militarisierung der Neger. Die Franzosen haben schon eine gros- se Negerarmee, während die Englän- der davon sprechen, ihre verlorene indische Armee durch eine afrikani- sche Negerarmee zu ersetzen. Das passt der holländischen Minorität in Südafrika keineswegs. Denn ihre Ne- gersklaven sind die Majorität, und wer die Waffen hat, hat die Macht. (The Socialist Leader) Antikommunistische Auslands regiertmgen ' Der katholischen Pressekorrespon« lenz entnehmen wir: "Komitees emigrierter politischer Führer, die gegebenenfalls zu Aus- landsregierungen werden können, sind für mehrere ost- oder südosteuropä- ische Staaten gebildet' worden oder in der Bildung begriffen. Ein Ausschuss politischer Parteien Rumäniens wurde in Paris gegründet. Die Nationale Bauernpartei, deren Führer Julius Maniu im Gefängnis sitzt, ist durch Buzesti, Popa und Bia- nu verterten, die Liberalen durch Bra. tianu und Farcasanu, die Sozialisten durch Jancu Zissu. Obwohl die Sozia- listen grundsätzlich Republikaner sind, erkennen sie König Michael als das legitime Staatsoberhaupt an und betrachten seine Absetzung als null und nichtig. Die tschechoslowakischen Emlgran. DAS GESICHT D ■ AS. ANDERE DEUTS CHI AHL 17 teil haben sich untereinander noch nicht völlig verständigt. Während der frühere Gesandte s. Osusky in den Vereinigten Staaten einen "Rat der freien Tschechoslowakei" zu bilden sucht, und während General Lev Pro- hala weiterhin für den "Tschechi- schen Nationalrat" in London agitiert, verstärken frühere Minister und poli- tische Führer ihre Beziehungen in London und Paris. Die neuerlichen po- litischen Emigranten schliessen frü- here Minister, 51 frühere Parlaments- mitglieder und mehrere Generäle ein. Die ungarischen Emigranten erwar- ten. dass Pater Bela Varga, der frühe- re Präsident der Nationalversamm- lung, den Vorsitz des Ungarischen Na- tionälkommitees übernehmen wird, das manche von ihnen neuerdings mit dem von General de Gaulle geleiteten französischen Komitee der nationalen Befreiung vergleichen. <52 frühere Parlamentsmitglieder und 8 frühere Diplomaten haben sich Pater Vargas sur Verfügung gestellt. Einige von ihnen leben in USA, Nagland. Frank- reich und der Schweiz, andere in Deutschland und Oesterreich. Die prominentesten wie der frühere Pre- mierminister Feranc Nagy, Tibor Eckhardt etc. befinden sich ebenso wie Pater Varga in den Vereinigten Staaten. Inzwischen haben auch slowakische Emigranten in München einen Natiou- Jen Auschuss gebildet. "Kraft göttlicher Bevorrechtung" Ueberzeugt, kraft ihrer göttlichen Bevorrechtung, die einzige wahre Kir- che au sein, muss die Römisch-Katho- lische Kirdhe das Recht auf Freiheit für sich aliein beansprucheil, denn dieses Recht ist nur der Wahrheit vorbehalten, niemals dem Irrtum. Was die übrigen Glaubensbekennt- nisse anbelangt, so wird sie nicht mit dem Säbel rasseln, wohl aber fordern, dass ihnen mit gesetzlichen, der menschlichen Persönlichkeit würdi- gen Mitteln untersagt werde, ihre fal- schen Glaubenslehren zu verbreiten. (Jesuitenpater F. Cacalli in der ita- lienischen Wochenschrift "La, Civilta Cattolica" in einem Artikel unter der Ueberschrift "Die Lebensbedingungen des Protestantismus in Spanien") Churchill, Bevin und Bevan Churchill hat auf dem konservati- ven Parteitag seine völige Ueberein- stimmung mit Bevins Aussenpolitik, inabesondere gegenüber der Sowjet- union, ausgesprochen, in der vierzehn Männer schlimmer als Iwan der Schreckliche regierten. Nur die Atom- bombe könne Suropa vor der kommu- nistischen Schreckensherrschaft ret- ten. Bevln seinerseits hat erklärt, es gä- be keinen britischen Imperialismus; im britischen Reich gf'ba es keine Un- terdrückung. Russlsnd sei der einzige imperialistische Staat, seine Metho- den seien Gewalt und Unterdrückung. Der politische Zeichner einer rechts- ßtshenden Abendzeitung in Buenos Aires lüsst Stalin antworten: "Und Gibraltar, Malta, etc. etc? — Und die Kopfjäger in Hinterindien fügen wir hinzu. Bevan hat die holde Eintracht zwischen Churchill und Bevin durch einen heftigen Angriff auf den erste- ren gestört, indem er seine Rede "als nationale# und internationales Un- glück" bezeichnet und ihm völlige Verantwortungslosigkeit vorgeworfen hat. Er hat ferner darauf hingewie- sen, dass Churchill schon bald nach dem Ende des ersten Weltkrieges die Sowjetunion habe erwürgen wollen. Bevin und Bevan sitzen in der gleichen Arbeiterregierung. Wie wäre es, wenn Bevan eine ebenso scharfe Kritik gegen seinen Parteigenossen und Kollegen richten würde wie ge- gen Churchill, der eich den Teufel darum kümmern, wird, da er die So- zialisten fast ebenso seht hasst Wie die Kommunisten, ausser wenn sie den Socialismus durch eine Politik im Sinne Churchill's schänden! Zilliacns der Führer des 33hwachen linken Flügels der Arbeiterpartei hat — ein Sturmsignal! — die Flucht in die Oeffentlichkeit angetreten. In seinem Wahlkreis hat er seinen "nach langer Ueberiegvng" geiassten Beschluss ver- kündet, dass er sich weigere, an ei- nem Krieg teilzunehmen, da er über-? zeugt sei, dass die Regierung an ihren selbstmörderischen Absichten festhal- te, die von Curehill und Eden ver- folgte Politik fortzusetzen. Mr. Mayhew und die russische Sklavenarbeit Mr. Mahew, der Vertreter der eng- lischen Arbeiterregierung im Sicher- heitsrat, hat die Sowjetunion beschul- digt, ein System der Sklavenarbeit in ihrem Gebiet eingeführt zu haben. Molotow habe das ja selbst in einem seiner Bücher bereits 1931 zugegeben., In der russischen. Antwort, die May.. liews Behauptung als Fälschung und Verleumdung erklärte, wurde festge- stallt, dass Molotow.in seinem zitierten Buch lediglich gesagt hat, dass in der Sowjetunion jeder Arbeitsfähige zu? Arbeit verpflichtet sei. Und das ent- spricht dem alten sozialistischen. Grundsatz: "Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen". Der Sozialist May- hew denkt darüber augenscheinlich anders. , Sittliche Entrüstung Die Russen hähea vorgeschlagen, dass efcie Kommission der UN jähr- lich einmal die Kolonien inspizieren und Berichte der Kolonialmächte ein- fordern solle. Darauf hat der nord- amerikanische Vertreter erklärt» Russland lasse bei diesem Verwir- rung stiftenden und egoistischen An«, trag "das wahre Wohlergehen und den Fortschritt der Völker ausser acht, die keine eigene Regierung hät- ten. Und der englische Vertreter, de? zugleich Präsident der Parlaments- mehrheit in Barbados ist, hat eben- so entrüstet erklärt, die Regierung iß Barbados habe niemals Berichte ai? die UN erstattet und habe auch nicht die Absicht, es zu tun. Wenn der russische Terror Ismus in der Wel* triumphieren würde, so meinte er — poetisch werdend — weiter, dann werde "der düstere Geist der Nacht sich auf die Menschheit herabsen. ken", so dass die unglücklichen En- kel sich mit verzweifeltem Neid nach dem gegenwärtigen Zustand der Kdlonien zurücksehnen würden. Wenn, man glaubt, man könne sich über nichts mehr wundern, wird man doch immer noch wieder in dieser Zu- versicht enttäuscht. BERICHTE AUS DEUTSCHLAND Kritik an der amerikanischen Demo- kratie Diese Demokratie, dis über das Wasser gu uns kam, war zutiefst un— wahrhaftig. Sie versprach alle.? und hielt nichts. Dem Volke erscheinen unsere Zeitungsschreiber weithin suis Kulis der Bgsatsüngsmächte, die sich die Aufgabe stellen, das arme und ge- schundene Volk durch der Parteien Hass und Neid immer mehr zu ent- zweien. Fuldaer Volks Li. Die furchtbare Tragik für Westeu- ropa besteht heute darin, dass die freiheitliche Demokratie, für die es eintritt, mit der Hypothek des ame- rikanischen Hochkapitalismus belas- tet ist, in Deutschland ausserdem noch mit der Hypothek der Besät- sungspolitik. VoUr, Freiburg i.Br. Kritik an den Parteiapparaten Die rasch wachsende Stimmimg ge- gen die Besatzungsmächte und der durch die Not geschürte totalitäre Nihilismus drohen sich von neuem die Hand zu reichen. Das ist iir.sere ksnkrete Situaticn. Leider wird: sie von den Männern, die für das Schei- tern der Weimarer Republik verant- wortlich zeichnen, heute ebenso über- sahen wie damals. Offenkundig ver -wechseln sie den Zustand elftes Vol- kes unter Besatzungsrecht mit einem Naturschutzpark für politische Bank- rotteure. (August Haussleiter, M.d.L. im Donau-Kurier, Ingolstadt)' Da wir seit Jahren von den Stillen, die sich anmassen, Menschan zu füh- ren, im Stich gelassen wurden — und •wir meinen dies ausdrücklich nicht in Bezug auf Kalorien, Textilanweisun- gen und Sshuhscheina, sondern auf die r^in geistigen, ethischen Werte — scheint es an der Zeit zu sein, sich nach Autoritäten umzusehen, welche imstande sind, einen Kampf gegen den weiteren Verfall der menechli-» chen Bezüge, gegen ein weiteres An- stelgen der Unmenschlichkeit, gegen das Terrorregime der Funktionäre zu führen. (Richard E. O. Kaufmann im Sonntagsblatt, Hamburg) Wir glauben, dass die Tatsachen un- serer parteipolitischen Situation zu scharfer Kritik berechtigen. Wif glauben, dass die Parteiapparate tat- sächlich zu machthungrig, zu engstir- nig und neuen Erkenntnissen abge- neigt sind. Wir sehen eine Verkal- kung im Apparate der Parteien, eine dogmatische Sturheit. Wir möchtet* Machen Wind spüren. (Walter Spen- gemann in Ncrddt. Z., Hannover) se DAS ANDERE DVUTSCHLAND Kritik In Witzworten Wenn zwei sich streiten, leidet der Berliner. Die Kleinen hängt man, die Gros- sen kommen in den Wirtschaftsrat. Heimkehrer im Westen: "Soll ich mir noch 'ne Arbeit suchen, oder war- te ich gleich den Gestellungsbefehl •b?" Die Erhöhung der Leberismittelra- tion wird, wie wir aus einem Brief er- fahren, in aem Volksmund als "Front- rulage" bezeichnet. Hetze gegen die Sowjetunion Bachenwald 1948. Die Sterblichkeit, vor allem bei den Männern, ist gross. Die Frauen, de- nen teilweise Hammer und Sichel auf die Schulter tätowiert wurde, sind in einer etwas besseren Verfassung. Ei- nige wenige gehören zur sogenannten "Elite". Sie dürfen ihre Haare behal- ten. sind von den übrigen getrennt und stehen den Offizieren der Lager- wache zur Verfügung. Am Tage müssen sie in der Offiziersküche Kar- toffeln schälen. Ertappt man sie ein- mal beim Kartoffelstehlen — eine ro- he Kartoffel ist in Buchenwald eine Kostbarkeit — so muss die Diebin ei. »es der vielen Bilder Stalins küssen — an dem im übrigen kein Häftling, ohne es starr anzusehen, vorbeigehen darf —, oder sie wird, als härteste Strafe, für eine Nacht den Mann- schaften zur Verfügung gestellt. Welt, Hamburg •'Buchenwald 1948." Unter der Ueberschrift "Buchen- wald 1948" bringt "Die Welt" einen Artikel, der angeblich den Bericht ei- nes Entlassenen darstellt. In dem "Be- richt" ist unter anderem die Rede von angeblich in Buchenwald gefangenge- haltenen Frauen, denen Hammer und Sichel auf die Schulter tätowiert wur- de, von Frauen, die den Offizieren der Lagerwache "zur Verfügung stehen" usw. Es fehlt nur noch die Behaup- tung, das» den Frauen die Brüste ab- geschnitten werden, und dass die »La- gerwache kleine Kinder zum ersten Frühstück verspeist. Genau so ver- logen sind die übrigen Behauptungen des "Berichtes", der allem Anschein nach dem Hirn eines Henkers aus ei- nem Hitler-KZ entstammt. Volksstimme, Köln Ich habe in unserer neuen Presse seit 1945 vieles gelesen. Vieles auch gegen den Nationalsozialismus. Aber nach Richtigstellung der hemmungs- losen Verleumdungen der Sowjetunion habe ich mich vergeblich umgeschaut. Bs ist Tatsache, dass so gut wie über- haupt nichts geschehen ist, um die national-sozialistische Ideologie und Propaganda in bezug auf die Arbei- terbewegung, in bezug auf den Mar- xismus und insbesondere in bezug auf Sowjetrussland zu widerlegen und zu entkräften. (Dr. Heinz Mode in Die n. Gesellschaft, Berlin.) Wie lebt die Frau In der Sowjetunion? Freuen Sie sich denn auf gar nichts, fragte ich meine Nachbarin bei der Arbeit? Doch sie freute sich auf et- was. "Wenn mein Garik krank wird, brauche ich einige Zeit nicht zu ar- beiten." Garik, Ihr Sähnchen, wurde wirklich krank. TW doch ist diese Iftia üamor noch tiae Erw Wk «u nem Herzen, mit Empfindungen, Trä- nen und vagen Hoffnungen. Die rus- sische Frau möchte nichts anderes als wir deutschen Frauen auch. Sie möchte mit den Ihren satt werden, eine abgeschlossene Wohnung, aus der sie nicht jederzeit vertrieben werden kann, etwas freie Zeit und Erholung. (H.B. im "Sozialdemokrat") Warum nehme ich an, dass der Hetzartikel im "Sozialdemokrat" von einem Manne geschrieben wurde? Einfach deshalb, weil keine Frau ei- ner solchen Gemütsroheit fähig wä- re, zu erfinden, dass eine Arbeiterin und Mutter auf die Frage, ob sie sich denn auf nichts freue, antworten kann, sie freue sich, wenn ihr Söhnchen krank würde, denn dann brauche sie einige Zeit nicht zu arbeiten. Statt aller Kommentare mögen Tat- sachen sprechen. Es gibt kein Land der Welt, in dem voll bezahlter Ur- laub in gleicher Länge gewährt wird und wo — überdies meist in Form ei- ner Prämie — eine voll oder zum Teil bezahlte Ferienreise in einen Kurort so sehr zur Selbstverständlichkeit ge- worden ist, wie in der Sowjetunion. (Hedda Zinner in "Neues Deutsch- land) Schon wieder! Es sind nicht nur die gleichen Kral- len, die sich in Palästina nach dem Oel wie bei uns nach der Kohle aus- strecken, hier wie dort sitzt wieder der deutsche Nazi als Helfer dazwi- schen. Bei uns als Direktor und Berg- rat — dort als Landsknecht und be- zahlter Landsknecht und bezahlter Mörder. Schon wieder gibt es "Deut- sche Freiwillige", die Legion Condor feiert in der "Arabischen Legion" fröhliche Urstände, und unsere Hel- den aus zwei verlorenen Kriegen ma- chen wieder mit. (Start, Berlin) Studenten In der Ostzone Die katholische Pressekorrespon- denz CIP teilt mit, dass die Söhne der Industriearbeiter, der Kleinbauern und der Verfolgten des Naziregimes eine absolute Bevorzugung gegenüber anderen bei der Zulassung zum Uni- versitätsstudium erfahren. Von ihnen werde auch nicht die normale Schul- Vorbildung verlangt. Besondere Kom- missionen suchten geeignete Studen- ten der obengenannten Kategorien ausfindig zu machen. Wilhelm Högner der frühere sozialdemokratische Mi- nisterpräsident Bayerns, mit dem zu beschäftigen wir schon früher Anlass hatten, stimmte im Landtag mit der CSU gegen seine Fraktion, als es sich um die Frage handelte, ob den Wün- schen aller Parteien und beider Kon- fessionen in Coburg Rechnung getra- gen werden solle, es dort bei der seit 1876 bestehenden Gemeinschaftsschu- le zu belassen. Juristen in Hamburg Ueber eine Wahlversammlung der juristischen Fakultät schreibt die Hamburger Volkszeitung: "Gleich zu Beginn trat ein Kandi- dat für die neu zu wählende Studen- tenvertretung auf und erntete johlen- den Beifall damit, dass er von seiner langjährigen milit&raischan Karriere bejäcbtot* und, dann stcla hinzufügte, er habe unter Verdacht gestanden, Werwolftätigkeit organisiert zu ha- ben. Darüber schienen die Studen- ten begeistert zu sein. Fast noch grösseren Beifall fand ein Kandidat, der in seiner "Wahlrede" ausser der Angabe seiner Personalien nur noch erklärte, er sei stock-konservativ und lehne jeden Sozialismus ab . . . Sobald die Versammlung von einem Kandidaten merkte, dass er Sozialist sei, entwickelte sich sofort ein unge- heurer Krach, es wurde ge pfiffen und gescharrt. Wiederholt erklangen Ru- fe wie "Tür auf", "Rausschmeissen", "von der Liste streichen" usw. Von den sechs Bewerbern (von insgesamt 32), die sich zum Sozialismus bekann- ten, wurde keiner gewählt. Der "Werwolf-Mann", der "Stock-Konser- vative" und zwei weitere Kandidaten, die sich als anti-marxistisch und an- ti-bolschewistisch bezeichneten, fan- den das Vertrauen der Juristen. Ein jeder, der erklärte, er sei Offizier ge- wesen und sei Anti-Marxist, war si- cher, auf diese billige Weise Beifall zu bekommen." "Der Stahlhelm in neuer Auflage" überschreibt das "Hamburger Echo" seinen Bericht über die Gründungs- versammlung des Verbandes ehemali- ger Kriegsteilnehmer, in dem es heisst: "In der Diskussion erklärte Oberst von Gärtner (Kyffhäuser-Bund, Pg 1933134), dass jeder Deutsche Mit- glied des Verbandes werden könne, der als Soldat der Wehrmacht, Waf- fen-SS, Luftwaffe, OT oder dem Ar- beitsdienst angehört habe. Das eh- renvolle Sterben müsse wieder Inbe- griff des deutschen Volkes werden. Als ein anderer Debatteredner sich ge- gen die Aufnahme von SS-Leuten aussprach, erklärte der Vorsitzende wörtlich: "Wir gründen hier einen Verband ehemaliger deutscher Kriegs- teilnehmer und nicht einen Verband von Antinationalsozialisten. Wir sind heute eher daran, einen Verband der Verfolgten des Vierten Reiches ztf gründen, als einen Verband der Ver- folgten des Dritten Reiches". Ein Oberscharführer der Waffen-SS namens Lamp versichert im Namen der gesamten Waffen-SS, dass für sie auch heute noch der Begriff der "Ehre und Treue" Lebensinhalt sei, und sie immer noch bereit sei, den "süssen Tod fürs Vaterland" zu ster- ben." 30 Genickschüsse — straffrei Wegen Ermordung von 30 Insassen des Duisburger Gerichtsgefängnisses im März 1945 standen vier ehemalige Polizeioffiziere vor der Duisburger Strafkammer. Einem der Angeklag- ten, dem ehemaligen Leiter der Duis- burger Schutzpolizei, Krampe, wurde ferner zur Last gelegt, den Vorsitz eines Standgerichts geführt zu haben, das 8 Zivilisten zum Tode verurteilte, die, wie die übrigen Opfer, durch Ge. nickschushs getötet und in Bomben- trichtern verscharrt wurden. Die Anklagebehörde vertrat die Auffassung, dass die Art der Hinrich- tung durch Genickschuss jedem lang« jährigen Pclizeibeamten hätte sagen müssen, dass das keine ordnungsge- mässe Hinrichtung sei. Trotzdem kam. das Qen^it zy tisja 'Schluss, es habe DAS ANDERS DEUTSCHLAND IV keinen Grund, daran zu sweifeln, dass die Angeklagten geglaubt hätten, die Opfer seien "ordnungsgemäss" vom Gericht abgeurteilt worden. Wenn auch durch die Art der Hinrichtung der Verdacht der Mitwisserschaft aufkomme, so sei dies doch nicht be- wiesen. Das Gericht sprach die Ange- klagten frei. Ilse Koch und General Clay General Clay hat die lebenslängli- che Zuchthausstrafe der "Bestie von Buchenwald" auf 4 1|2 Jahre herab- gesetzt und den Antrag auf Ausliefe- rung. den der Landtag von Thüringen einstimmig gestellt hatte, abge- lehnt mit der Erklärung, dass seine Entscheidung endgültig sei. Ilse Koch hat zwar zahlreiche Frauen misshandelt und ist für den Tod vie- ler verantwortlich, aber es ist ihr, wie Clay sagt, nicht nachgewiesen wor- den, dass sie sich Lampenschirme aus Menschehhaut herstellen liess. Sie wird also schon bald wieder in Frei- heit sein. Bei dieser Wendung durch Clays Fügung gibt sie sich vielleicht bereits der Hoffnung hin, dass sie noch wieder Gelegenheit bekommen wird, ihre bewährten Talente aufs neue an Kommunisten und anderen Untermenschen zu betätigen. In der Telegrammnotiz, der wir unsere Nachricht entnehmen, wird sie be- reits nicht mehr als Bestie, sondern als "Kommandeuse" von Buchenwald bezeichnet. Emmy Göring und die Verfolgten des Naziregimes Frau Emmy Göring hatte nach ih- rer anstrengenden Spruchkammerver- handlung in Garmisch, wo sie schon durch zwei vom Sonderministerium bezahlte Pflegerinnen betreut wurde, das Bedürfnis, sich vor Antritt ihrer einjährigen Arbeitslager-Visite von den Strapazen der Internierungshaft zu erholen und ihre Tochter, die sich in der Oberpfalz befindet, zu besu- chen. Das Sonderministerium stellte ei- nen Kraftwagen zur Verfügung, um Frau Göring an die Bahn zu schaffen. Auf der Station stand ein Sonderab- teil bereit, das vom Bayerischen Ro- ten Kreuz reserviert war, unter des- sen Betreuung die ganze Reise ohne- dies vonstatten gehen solte. Während man Frau Göring solcher- massen umhuldigt, beginnen die Aem- ter in Stadt und Land die politisch Verfolgten des Naziregimes unter der Devise, sie seien "verwaltungs- fremd", auf die Strasse zu setzen. Be- gründet wird dieser Rachefeldzug der Belasteten des Naziregimes mit der notwendig gewordenen Sparsamkeit. Die Demokratie ist eine wunderba- re Sache, und sie macht das Unwahr- scheinlichste möglich. (Coburger Freie Presse) Ablehnung einer nationalistischen Einheitsfront: Erich Ollenhauer erklärte auf der Paxteivorstands-Tagung in Hamburg: "Wir haben gesehen, dass sehr ernst- hafte Politiker in Deutschland den Versuch gemacht haben, mit der Kri- tik an dem Londoner Abkommen eine Art von nationalistischer Argumenta- tion und Stimmung zu entwickeln. Das gilt vor allem für die zweitstärk« ste Partei neben tffis, hämlich die CDU hier in der britischen Zone, un- ter Führung von Adenauer . . . Wir bekamen in Hannover eine telegrafi- sche Anfrage von Dr. Adenauer, ob wir bereit wären, eine gemeinsame Protesterklärung der CDU und SPD gegen das Londoner Abkommen zu unterzeichnen. . . Wir haben darauf- hin Adenauer wissen lassen, dass die deutsche Sozialdemokratie keine ge- meinsame Protesterklärung in dieser Frage mit der CDU abgeben wolle. Wir haben in unserer Haltung gegen- über den Argumenten von Adenauer den Standpunkt vertreten, dass wir die latente Gefahr eines Nationalis- mus unter den Deutschen als ebenso gross ansehen, dass wir aber seinen Vorschlag, diesem NätionaJismus zu begegnen durch eine Einheitsfront für den schlechtesten Weg hielten. Es sei unsere Auffassung, dass man ei- nem neuen deutschen Nationalismus nur dann begegne, wenn man einen t,Man kann ihnen niemals zumuten..." Die Unternehmer sind heute durch- weg bereit, mit den Gewerkschaften und Betriebsräten zusammenzuarbei-, ten und sie sind dabei in der Regel viel zu weitsichtig, um bei allen ihren Massnahmen und Entschlüssen etwa lediglich das Interesse der Erzielung hoher Profite im Auge zu haben. Sie wissen, dass es für die Gesamtwirt- schaft und damit auch für sie nur för- derlich sein kann, wenn sie mit Ge- werkschaften und Betriebsräten sich an einen Tisch setzen, um in gemein- samen Erörterungen den höchsten Grad der Produktivität der Erzeugung erzielen zu können. Man kann ihnen aber niemals zumuten, etwa den Be- triebsräten das Recht auf die Bestim- mung des Produktionsprogrammes einzuräumen. Denn dafür tragen sie letzten Endes ganz allein die Verant- wortung, auch ihren Gefolgschaften gegenüber. (Echo d. Woche. München). In der Ostzone ist von vornherein nach Kriegsen- de mit den Unternehmerverbänden Schluss gemacht worden, sehr zum Vorteil der Arbeiter und Angestellten und ihrer Gewerkschaften, die es nicht mehr nötig haben, sich über ein her- ausforderndes Benehmen von Unter- nehmerorganisationen zu beklagen. Das Fehlen von Unternehmerverbän- den hat auch keineswegs den Ab- schluss von Tarifverträgen behindert. Ganz im Gegenteil. Gerade in der Ost- tone sind eine ganze Reihe von neuen Tarifverträgen abgeschlossen worden, und in Kürze werden weitere folgen. Die Industrie- und Handelskammern, die als Vertragspartner für die Ge- werkschaften in der Ostzone beim Abschluss von Tarifverträgen figurie. ren, sind zu je einem Drittel mit Ver- tretern der Gewerkschaften, der Be- hörden und der Unternehmer besetzt. Eine neue demokratische Konstruk- tion, die zweifellos einen gewaltigen Fortschritt gegenüber der Weimarer ,.Wirtschaftsdemokratie" darstellt und unseren Gewerkschaftsfreunden im Westen sehr zur Nachahmung empfoh- len wird. (Die Arbeit; Berlin). ganz festen Stand gegen diesen Natio- nallsmus einnimmt und nicht den Ver- such macht sich diesem Nationalis- mus durch nalbe oder Viertelkonzes- sionen an seine Forderungen entge- genzustellen. Neudeutscher Nationalismus "Die Bevölkerung ist sich in Stadt und Land ihrer grossen Verantwor- tung für die Zukunft Deutschlands bewusst gewesen und dem Appell an ihr Deutschbewusstsein in entschei- dender historischer Stunde bereitwil- ligst gefolgt. Thüringen hat damit er- neut bewiesen, dass es seinen ver- pflichtenden Ehrennamen, das eHrz- stück deutscher Einheit zu sein, wahr- haft zu Recht trägt." — Ein Zitat aus einer Zeitung des Dritten Reichs? Nein, wir lasen es in dem SED-Blatt "Abendpost für Mitteldeutschland" vom 31. Mai 1948, das in Weimar er- scheint. Freiheit und Arbeit Es gab einmal eine Zeit, wo die Ge- werkschaften gross wurden unter der Losung, die Arbeit befreien zu wollen. Es erfüllt mit Wehmut, daran zu den- ken, denn heute stehen sie überall und im internationalen Masstab in Koali- tion oder mindestens in Tuchfühlung zu den Aemtern, Organisationen oder Einrichtungen der Arbeitsversklavung und betrachten es sogar als ihre Auf- gabe, entlaufene Sklaven einzusaugen, damit sie wieder ..eingewiesen" werden können. Der Beschluss des Weltge- werkschaftsbundes, 100.000 deutsche Arbeiter durch Dienstverpflichtungen in die Ruhrbergwerke zu zwingen, be- zeichnet das überaus traurige Ende ei- ner Entwicklung von der Koalitions- freiheit zum Koalitionszwang, vom Recht auf Arbeit zum Arbeitszwang. (Aus einem Schreiben des Betriebsra- tes der Sunlicht-Gesellschaft, Ham- burg-Bahrenfeld) . Erschliessung der Freien Gewerkschaften. Den Erkenntnissen der wirtschaftli- chen Gegebenheiten entgegen wird in der derzeitigen Wirtschaftspolitik leichtfertig ein Wunderglaube an den Erfolg der freien Konkurrenzwirt- schaft verbreitet. Dabei gibt es schon auf vielen Wirtschaftsgebieten seit langem keine derartige Freiheit mehr. Ausserdem versuchen heute schon wie- der weite Kreise unserer Wirtschaft, sich dem freien Wettbewerb zu ent- ziehen. Ihr Ziel ist, die Wirtschaft un- ter Ausschaltung aller demokratischen Kontrollorgane wieder selbst in die Hand zu bekommen. Unter diesen Umständen müssen sich die Freigabe der Preise und die Beseitigung der Bewirtschaftung wichtiger Güter zum Nachteil des letzten Verbrauchers auswirken. Die Gewerkschaften stellen vielmehr eine allgemeine Preissteigerung fest, durch die die Neuordnung der Wäh- rung in Frage gestellt ist. Sie müssen deshalb bei Fortführung der jetzigen Wirtschaftspolitik die Aufhebung des Lohnstopps fordern. Es dürften sich mit den Gewerk- schaften alle einsichtigen Volkskreise UNTERNEHMER UND GEWERKSCHAFTEN 10 • A6 ANOr*fi DEUTSCHLAND DEMORALISIERTE JUGEND von Emil Samorei 1933. Jugendliche Stimmen singen: „Die Fahne hoch, die Reihen fest geschlossen . . Ueberall hört man dieses Partei- und Hasslied und doch eile ich ans Fenster, um mir den Zug jugendlicher Menschen anzusehen. Kurze schwarze Hose, braunes Hemd. Um den kleinen Leib ein Koppel und an ihm gehängt . . . ein Dolch. Aus dem Zuge springen einige jun- ge Burschen und schlugen einige al- te Frauen, die auf deai Treppenstein vor der Haustüre sassen, ins Gesicht, weil sie den Wimpel, der vor ihrem Zuge getragen wurde, nicht die vor wenigen Tagen anbefohlene Reverenz erwiesen hatten. Man verlangte, dass die Bevölkerimg die Fahnen, die in Zügen vorangetragen wurden, grüset, durch Erheben der Hand. Wer das nun aus Unkenntnis der Anordnung oder aus Ablehnung nicht tat, der wurde von Zugteilnehmern geschla- gen. Jugend prügelt das Alter. Arme deutsche Jugend. 1839. Die in vormilitärischer Aus- bildung und im Hass gedrillte Jugend —Hitlerjugend nannte sie sich— war tatendurstig und wollte „dem Füh- rer'' Gefolgschaft leisten. Fanatisiert In Kursen und leider auch in den Schulen und in sehr vielen Eltern- häusern, wurde sie auf einen kom- menden Krieg „ausgerichtet". Und dieser Krieg kam. Er wurde frivol vom »Führer" vom Zaune gebrochen. Er war sich seiner Gefolgschaft si- eher. Alle edlen Rehungen im Men- schen waren erstickt worden. „Heute ß-ehört uns Deutschland und Morgen die ganze Welt . . so sangen sie. „Alles, was den Deutschen nützt, ist Recht und al'es was ihm schadet, ist Unrecht". Das waren die neuen mo- ralischen Grundsätze, die man der Jugend eingeimpft hatte. Brauchte diese Jugend, die sieh auf Uebungs- märschen beüanct- was, so holte sie es • eich ein'ach auf einem Bauernhof oder ßoijsfcwo. „Organisieren" nann- ten sie das, was Diebstahl ist. In die Montur der Wehrmacht gesteckt, wurde diese fanatisch erzogene Ju- gend in cie Länder friedlicher Nach- barn getrieben. Mordend, sengen 1 und plündernd zog sie von einem Nachbarland ins andere. Frauen und Kinder wurden geschändet und ge- meuchelt. Alles, was diese Verbrecher sahen, wurde mitgenommen, „orga- nisiert". Ganze Züge wurden zusam- mengestellt, um Paket? des in ande- ren lindern geraubten Gutes ins darüber klar sein, dass damit die ver- tierbliche Pr-eis-Lohn.-Spirale in Be- wegung gesetzt wird. Die Verant- wortung hierfür trifft aber aus- schliesslich die Befürworter des der- zeitigen Wirtschaftssystems. Die Ge- werkschaften appellieren deshalb an alle für die Wirtschaft Verantwort- lichen, den jetzigen Kurs grundsätz- ' lieh au ändern, und verlangen eine Wirtschaftspolitik, in der ihre ver- antwortliche Einschaltung gewähr- leistet und damit eine auf die Be- dürfnisse der arbeitenden Bevölke- rung abgestellte Produktion und Ver- teilung sichergestellt wird. Elternhaus zu schicken. Und diese törichten Bitern nahmen das Gestoh- lene an und schrieben in ihren Brie- fen nach menr von diesen in Deutsch- land schon lange se'ten, sehr selten gewordenen Genusamitteln, Beklei- dungs- und Wertgegenständen. Die Jungen, bar jeden Mitleids und jeden Mitgefühls, taten- was ihnen geheissen. Lidice und Orandur sur Glane sollen ewiges Mahnmal der Welt sein, wie in den SS-Verbänden zusammenge- schlossene deutsche Jugend in „Fein- desland" gehaust hat und was sie für Verbrechen an unschuldigen Kindern, Frauen und Greisen be- ging. 1915. Der Krieg ging aus. Anders aus, als man dieser Jugend prophe-' zeit hatte. Sie fand die Heimat verbrannt und zertrümmert vor. Was sie in. andere. Länder gebracht hatte, war nun in die eigeno Heimat zu- rückgekommen: Elend, Leid und Kummer. Und sie selbst musste nun dieses selbstverschuldete und selbst- geschaffene Elend, alles Leid und al- le Entbehrungen auf sich nehmen. Konnte diese Jugend das? Wollte sie ea in Selbsterkenntnis, in Reue und Schuld ewusstsein? Ein ganz kleiner Teil erltannte die Ursachen und stell- te sieh positiv zu dem Geschehen ein. Doch leider hat ein grosser Teil die- ser Jugend den Weg noch nicht zu- rückfinden können zu Kultur und Sitte, zu einem geordneten Leben und sur Arbeit. Negierend steht sie bei- seite und leider auch sabotierend und weiter zerstörend. Verdorben durch das Strauchrittertum des dritten Frei- eres ist sie demoralisiert und wird schon früh kriminell. Darüber ist viel geschrieben worden. Hier nur ein Bei- spiel der Verrohung: "Am Bahnhof in D. tritt ein Junge an eine ältere Frau heran, sieht ihr scharf Ina Gesicht, versetzt ihr eine schallende Ohrfeige, lacht höhnisch und rennt im Gedränge davon." AIs die Umstehenden sich nach der Ursa- che erkundigten, stellte es sich heraus dass die Frau den Jungen nie gesehen hatte, sie h-atte ihn auch in keiner Weise gereizt oder ihn angestos&sn. Er trat auf sie zu und ohrfeigte." So- weit die Pressemeldung. Das sind die Erfolge der Erziehung des Nazismus. Lehrer, Eltern und alte Leute wurden nicht geachtet. Der Feldwebelgeist.- ging um. Die Achtung alles Militä- rischen wurde gefordert und geför- dert. Nim stehen wir an der Trüm- merstätte dieser Erziehung, Zehn Naziforderungen und zehn Antworten Die YYX-N&chrichten veiöfientilckttn die folgenden zehn Forderungen, die von den hessischen Nation» ".denokraten erho- ben wurden und sehn Antworten, die ein Antifaschist daran* gibt. 1. "Das Spruchkammerverfahren hat sich zu einem Instrument der Men- schenquälerei ausgewachsen." Antwort: Hier liegt eine Begriffsver- wirrung vor. Das Spruchkammerver- fahren sollte ein Instrument der ge- rechten Sühne sein, statt dessen wur- de es leider ein Instrument der Be- schönigung der von den Nazis began- genen' Menschenquälerei. 2. "Man zerreisst das deutsche Voll: in zwei feindliche Lager: ehemalige Nazis und solche, die ea nicht waren. Anstatt den Gegensatz so rasch wie möglich auszugleichen, verewigt man ihn." Antwort: Nicht die Entnazifizierung zerreisst das deutsche Volk in zwei feindliche Lager, sondern- die Nazis i- zierung von 1933 bis 1945 hat das ge- tan. Dem grossen Lager der Nazi- Verbrecher und Nazi-Opportunisten stand das kleine Lager der politischen Gegner gegenüber. Und heute möch- te das grosse Lager seine Positionen, die es auf Kosten der Naziopfer er- langt hat, noch immer nicht aufge - bsn. Es möchte sie verewigen, und verewigt damit die Gegensätze, an- statt so schnell wie möglich an dem kleinen Lager wiedergutzumachen, was es daran verschuldet hat. 3. "Hass und Vergeltung sind nie, weder im privaten noch im politischen Leben, gute Berater gewesen." Antwort: - Kein rechtlich denkender Gegner der Nazis spricht von Hass und Vergeltung, wohl aber von Sühne und Wiedergutmachung begangenen Unrechts. Soll aber auch diese aus- bleiben, so wäre das ein Freibrief für jedes private und politische Verbre- chen. ' 4. "Die Spruchkammerurteile erschei- nen vielfach äusserst ungerecht." Antwort: Das stimmt, es fragt sich nur, von welcher Seite aus betrachtet. Uns scheint, die Nazis können in den meisten Fällen zufrieden sein. 5. "Das Verfahren von Spruchkam- mern ist mei ihrer Besetzung mit rich- terlich ungeschulten Kräften primtiv." Antwort: Der Schrei nach den Fach- kräften ist leider wie so oft auch hier nur ein Deckmantel, unter dem man gegen die Entnazifizierung selbst vor- gehen mächte. Eines ist allerdings richtig, gegenüber den juristischen Spitzfindigkeiten ihrer Angeklagten, deren Entlastungszeugen und Vertei- diger, haben die Laienrichter oft einen schweren Stand. Aber zu wessen Gun- sten geht das? 6. "Die Spruchkammern gleichen nicht Gerichten, sondern Revolution^- tribunalen." Antwort: Viele, darunter auch ehe- malige kleine Nazi, sind umgekehrt der Meinung, es wäre besser gewessri, "."Revolutionstribunale" denn Spruch- gerichte gehabt zu haben. Vielleicht wäre das den "Grossen" weniger gut bekommen, aber die "Kleinen" wären es heute zufrieden und das deutsche Volk hätte den ganzen Nazispuk ver- gessen. 7. "Die Spruchkammerurteile sind aber auch oft der offenkundige Aus- druck politischen Hasses." Antwort: Wir konnten derartiges nicht beobachten: denn wir wissen aus jahrelanger Erfahrung, was wirk- lich politische Hassurteile sind. Da möge man uns doch mal mit konkre- ten Beispielen kommen. 8. "Die wirklichen Verbrecher un- ter den Nazis sollen hart und streng bestraft werden. Hier wäre jede Mil- de fehl am Orte. Aber Menschen we- gen ihrer Gesinnung zu bestrafen, geht aicht an." DAS ANDERE DEUTSCHLAND 21 BRIEFE AUS DEUTSCHLAND IV. Eia Brief aus Osnabrück. Mit grosser Freude habe ich vor einiger Zeit ein paar Exemplare Ihrer Zeitschrift bekommen, und Ich danke Ihnen dafür recht herzlich, Da ich wie Sie ein Freund der Sowjetunion bin und mich zum linken Flügel der SPD rechne, habe ich mit grossem Interesse von den Ausführungen im A.D. Kenntnis genommen. Leider ist es aber sehr schwer, sich mit solchen Anschauungen durchzusetzen, denn die anti-russische Stimmung ist sehr stark. Wenn auch ein grosser Teil der Hetze gegen Russland unzutref- fend ist, so ist doch leider auch ein kleiner Teil Wahrheit dabei. Aller- dings gilt das meist für die Zeit des Krieges. Ich selbst musste meine Wahlheimat Ostpreussen verlassen und habe dort Unmenschliches erlebt. Aber ich vergleiche diese Taten im. mer mit d-en Taten der hitlerischen Soldaten und komme dann immer wieder zu dem Ergebnis, dass nur Gleiches mit Gleichem vergolten wurde. Diese Vergeltung dürfte an sich nicht sein, aber sie geschah noch in der Bitternis des Kampfes und ist deshalb zu entschuldigefi. Wenn ich persönlich solche Gegner der russischen Politik treffe, halte ich ihnen immer das Massenaterben der Juden und der politischen Gefan- genen der Hitleneit vor Augen. Sie sehen dann ein, dass so etwas nicht geschieht und nicht geschehen wird. Andererseits glaube ich, dass Russ- Antwort: Mit diesem Argument wird allzuoft und allzugern von denjenigen operiert, die unter dem Schein des Rechts nicht die Gesinnung, sondern die Gesinnungslumperei straffrei aus- gehen lassen möchten. Daher trau- en wir diesen schönen Worten nicht mehr. 9. "Wenn wir in Deutschland die Forderung einer echten Demokratie verwirklichen wollen, so müssen wir schleunigst Beseitigung des Spruch - Kammerwesens und seiner Urteile ver- langen." Antwort: Warum nicht gleich die Wiedererrichtung des 1000jährigen Reiches und die Restitution des über- spitzten Nationalismus verlangt wird, erscheint bei dieser Tonart fast un- verständlich. Mit Demokratie aber hat das wenig zu* tun. 10. "Wir beschwören die Politiker der USA., vor allem die Republikaner, mit der Verfolgung der Nazis in Deutschland ein Ende zu machen. Die guten Deutschen und die christlichen Menschen in Deutschland borgen da- für, dass der Nationalsozialismus nicht mehr hochkommt." Antwort: Diese Beschwörung ist, ab- gesehen davon, dass wir sie eines gu- ten "National' '-demokraten für un- würdig halten, u.E. eigentlich ein Ein- rennen offener Türen. Wir bitten nämlich seit 3 Jahren vergeblich, uns einmal im eigeften Hause Ordnung machen und die Untaten so mancher •armer" Nazis gerecht abstrafen zu lassen. land mit seiner jetzigen Politik nicht den richtigen Weg geht, um die Völ. Europas für sich zu gewinnen. Es ist so sehr schwer, sich mit sei- ner Idee durchzusetzen. Leider wird Kritik, in der Partei kaum beachtet, und es gibt schon wieder sehr viele Stimmen, die ein zweites 1933 voraus- sehen, da fast die gleichen Fehler ge- macht würden wie nach 1918. Ich selbst kann das schlecht beurteilen, da ich erst 1919 geboren wurde, aber die älteren Genossen — jedenfalls ein Teil — bestätigen mir das. Und für uns Jüngere ist es am schwersten, uns Gehör zu verschaffen, obwohl wir am wenigsten schuldig sind. Aber es gehört wohl zu der ganzen Krise, dass die Alten alles auf die Jugend schie. ben und sich selbst für unschuldig halten und auf die Jugend schimp- fen, während die Jugend sogar einen Teil der Schuld auf sich nimmt, um Ruhe zu haben. Hinzu kommt, dass die Alten aus der Hitlerzeit strenge Gefolgschaft gewohnt sind, und wenn aus berufenem Munde was gesagt wird, so stimmen fast alle zu und wa- gen nicht zu kritisieren. Deshalb auch die kritiklose Bekämpfung der K.P. und die kritiklose Anerkennung des Marshallplans oder die kritiklose Hinnahme der Protokoll-M. Affäre. VI. Ein Brief aus Baden. . . . Ich bin Abonnent des A.D. und würde es begrüssen, wenn diese Zeit- schrift eine Art Schulungsteil erhiel. te Dieser dürfte theoretisch nichts voraussetzen und sollte sich mit der Klarstellung der im Klassenkampf notwendigen Begriffe befassen. Da- zu gebe ich Dir im Folgenden die Be- gründung. Als ich aus Russland zurückkam, konnte ich mich politisch nur schwer entscheiden. Nach meiner Gesun- dung nahm ich Tuchfühlung und be. suchte eine Kundgebung der SED. Redner war der mir von früher her gut bekannte Oberstrolch Georg Schöpflin. (Schöpflin war früher der trinkfreudige Militärsachverständige der SPD. Er stand auf dem äusser- sten rechten Flügel der Partei und liess sich leicht .von Schleicher und Konsorten einwickeln. D. Red.). Mit den Genossen der KP war aber über diese Angelegenheit nicht zu disku- tieren; ihnen war dieses Saulus-Pau. lus-Chamäleon gerade recht. Dann traten die früheren Genossen der SAP an mich heran, ich solle ihren Kampf in der SPD unterstützen. Das tat ich schliesslich. Was ich aber feststellen musste, war eine fürchter- liche Grundsatzlosigkeit. Nirgends ist mehr Klarheit im Denken zu sin. den. Ee ist schaurig, festzustellen, mit welch kümmerlichem geistigem Rüstzeug die Partei heute im Kampfe steht. Ein 36-jähriger Stadtrat und Bürgermeisteranwärter wird z.B. ge- fragt, ob er ausser Owen noch einen sozialistischen Utopisten kenne; Ant- wort: Das Kommunistische Manifest! Oder: Ein Bezirksvorsitzender er. klärt seiner lammfrommen lauschen- den Mitgliederversammlung: "Das sind doch politische Kinder, die da glauben, dass wir jemals 51 Prozent der Stimmen erzielen werden". Und weiter: Ich kam stark angeschlagen aus Russland zurück und brauchte mehr als % Jahr zur Erholung. Da ich nun nicht in das allgemeine Geschrei gegen den Kommunismus einstimme, werde ich wie ein Gei- steskranker angesehen. Angesichts dieser Zustände In der Partei, wandte ich mich an die Jung, sozialisten, die ich hier in den Jahren 1925-27 geleitet habe. Es war eine öffentliche Kundgebung mit dem Thema "Wir Jungen wollen etwas Neues". Redner: ein Sohn des frü- heren Ministers Remmele. Das Neue: Zwei-Parteien-System und Personal- wahlrecht! Als Musterbeispiel für So- zialisierung wurden die Zeisswerke in Jena hingestellt. Es war ein Glück, dass sich zu dieser öffentlichen Kund- gebimg nur ganze 42 Besucher einge. funden hatten! Ich sagte mir also: Es gilt, ganz unten anzufangen; es gilt, Funktio- näre zu schaffen. So bin ich zu den Falken gegangen und habe dort die Gruppe der 16-20jährigen übernom. men'. Erbärmlich sind schon die rein organisatorischen Verhältnisse. Diese Gruppe zählte ganze 9 Mann. Nun, ich habe die Gruppe jetzt auf 20 Mann gebracht, und die Geister beginnen sich zu regen. Deine Zeitschrift gab schon des öfteren Anlass zu Diskus- sionen. Gerade deswegen bitte ich, EU erwägen, ob sich nicht eine Schu- lungsecke oder'Jugendseite einrichten liesse, die gewissermassen den Leitfa. den darstellen sollte für die in den Falken- und Jugendsozialistengruppen zu leistende Bildungsarbeit. Kürzlich veranstaltete die Partei hier eine "Massen" Kundgebung für Berlin. Redner: Parteisekretär aus Berlin. Thema: "Rettet Berlin!" Meine Gruppe beschloss, sich nicht zu beteiligen: Wir wollen uns nicht zu Landsknechten einer Besatzungs- macht machen lassen. Ein paar Tage später wurde ich zu einer Sitzung eingeladen, in der die Gründung einer parteigebundenen Jugendorganisation vorgeschlagen wurde, weil die Palken die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllt hätten . . . Das nimm bitte als weiteren Beweis für die Geistes- verfassung in der Partei. Anstatt ei. he die Massen begeisternde und mit- reissende Politik zu entfalten, denkt man an die Gründung einer Nach- wuchsriege — wie ein Turnvereini ich entgegnete, Bebel hätte keinen Ju- gendverein gegründet, sondern eine schlagkräftige Partei geschaffen, der die Jugend begeistert zuströmte. Das Projekt fiel danach unter den Tisch Wenn Du über nicht verkaufte Nummern des A.D. verfügst, bitte ich Dich darum; ich hoffe, eine feste Bezieherzati* werben zu können. Briefe aus Deutschland Aus dem Brief eines linken sozial- demokratischen Funktionärs Nach der Währungsreform ist ia Deutschland manches anders gewor- den. Die entfesselte kapitalistische Wirtschaft feiert unter der Parole: II DAS ÄNDCHI DEUTSCHLAND "Bereichert Euch!'' wahre Trlumpfe. Die Masse, vom der Furcht beherrscht, die DM wäre der letzte Schrei der Sanierung, kauft völlig undiszipliniert, wodurch die Preise wiederum in die Höhe getrieben werden. Schwere so- ziale Kämpfe bahnen sich an, denn die niedrigen Löhne stehen in kei- nem Verhältnis zu den ständig stei genden Preisen für Bedarfsgüter und Lebensmittel. Die Tagesparolen der Gewerkschaften finden zwar Gehör, aber die Stosskraft Oer Arbeiterschaft wird durch mancherlei Rücksichtnah- me gehemmt und gelangt nicht zu einheitlicher Auswirkung. Die "Berliner Krise" tut das Ihrige, um die "Verwirrung der Gefühle" zu steigern. Die Sozialisierung mar- schiert mal wieder, wie "feinst im Mai". Nun, jeder hat so seine An- sichten, von denen er sich nicht ab- bringen lässt. Wir auch, aber ohne Aussicht darauf, dass sie einmal ver- wirklicht werden, denn man will von uns nichts wissen. Wir dürfen uns zwar mit dem täglichen Kleinkram abrackern, dürfen uns immer wieder aufs Neue die Köpfe zerbrechen, wie wir das Flüchtlings- und Wohnungs- problem, das nicht zu lösen ist, lösen können. NEUE BUECHER Franz Silberstein, Der Weg ins Ver- derben. Europäische Politik von Bis- marck bis Hitler, E. Beutelspacher, Buenos Aires 1948. ' Der Verfasser beschränkt sich in seiner Darstellung der politischen Machtkämpfe von der Gründung dea Deutschen Reichs bis zum Machtan- tritt Hitlers im wesentlichen auf die Schilderung der Diplomatie, als de- ren unvergleichlicher, genialer Mei- »ter Bismarck erscheint, während nach seiner Meinung nicht zuletzt die Unfähigkeit der Nachfolger Bis- marcks Deutschland und Europa in die Katastrophe hineingeführt hat. Aber was Leopold von Ranke vor einem Jahrhundert erlaubt war, die Beschränkung auf die rein politischen Machtkämpfe, ist dem heutigen Ge- schichtsschreiber nicht mehr erlaubt. Ohne Eingehen auf die wirtschaft- liehen und sozialen Grundlagen und auf ihre entscheidenden Wandlun- gen in der fraglichen Epoche ist ei- ne befriedigende und fruchtbare Dar- legung der Politik nicht möglich. Sil- bersteins Darstellung bewegt sich mehr oder weniger im luftleeren Raum, da er von den Erkenntnissen von Karl Marx, die im allgemeinen auch die bürgerliche Geschichts- schreibung ungemein befruchtet ha- ben. nicht im geringsten Notiz nimmt. So wenig Verständnis für die wirt- schaftlichen und gesellschaftlichen Grundlagen der Politik, für ihre Wandlungen und für die von der Po- litik aus ihnen zu ziehenden Konse- quenzen wie der Verfasser hat Bis- marck bewiesen. Ebenda liegen Bis- marcks Grenzen, und au$ eben diesem Grunde ist Bismarcks Beurteilung durch S. ganz einseitig und viel zu günstig. Er steht mit seiner Politik keineswegs, wie S. glauben machen w)U, in einem absoluten Gegensatz zu Hitler, er hat vielmehr durch eine völlig verfehlte, reaktionäre Struk- tur des Deutschen Reichs und durch eine Innenpolitik, die die Arbeiter- schaft entrechtete und das Verständ- nis des Parlaments, und des Volkes für die Bedeutung und die Erforder- nisse der Aussenpolitik systematisch verhindert hat, Hitler und dem Na- tionalsozialismus und damit der Ka- tastrophe seines eigenen Werkes die Wege bereitet. In seinen Grenzen ist jedoch das in flüssigem Deutsch geschriebene, kenntnisreiche und nach Objektivität strebende Buch geeignet zur Vermitt- lung von Wissen und zum Nachschla- gen. Wilhelm Lamszus, Pädagogische Di- lettanten «der geborene Erzieher? In der Schriftenreine "Kultur- und Zeitfragen", die vom Hamburger Kulturverlag herausgegeben wird, er- schien unter dem obigen Titel ein Werk, dessen Bedeutung weit über die pädagogische Fachliteratur hin- ausragt. Wilhelm L&mszus, der weiten Krei- sen bekannte Verfasser des Buches "Das Menscnenschlachthaus", in dem er nach den- ersten Weltkriege ver- geblich zur Selbstbesinnung aufrief, der Pazifist und Schulreformer, be- handelt hier ein Thema, das eine der Schicksalsfragen der Menschheit ist. Denn wenn systematische Erziehung es fertigbracnte, Afcermillionen ver- nunftbegabte Menschenwesen in Amokläufer zu verwandeln, so bedeu- tet sie eine solche Mächt, dass je- der an der Menschlichkeit Interes- sierte ihr höchste Aufmerksamkeit zuwenden sollte. Und mehr als auf Organizationsprinzipien und Lehr- Pläne kommt es da auf die Menschen an, die sie ausüben: die Berufserzie- her. L. steht auf dem Standpunkt, dass Erziehen eine Kunst ist, die angebo- rene Fähigkeit voraussetzt wie jede andere. In der Erziehung aber tum- meln sieh ungehindert Scharen von Dilettanten, die — diplomiert und mit Staätsanstellung — nicht durch ihre Unfähigkeit von selbst ausge schieden werden. Für diesen Miss- stand führt er eine Menge Zeugnisse berühmter Männer an und charakte- risiert die verschiedenen Typen schlechter Frzieher sehr treffend. Seine Federung geht auf Lehrer aus- lese vor der Berufsausbildung. So weit, so gut. Niemand wird den verhängnisvollen Ubelstand ver- kennen unet dafür eintreten, dass nicht alle Mittel erschöpft werden, um berufene Erzieher zu ihrem Ziel kommen zu laJSäen und Schädlinge fernzuhalten. Lamszus gibt dafü* wertvolle Hinweise. Ein Volk wie das deutsche braucht Hunderttausende von Lehrern. Und soviele "Berufene" gibt es nicht. Lamszus Übersieht auch oder betont wenigstens nicht, dass Schule und Erziehung eine gesell- schaftliche Funktion sind. Seine Ge- danken, konsequent weitergeführt, führen zu der Notwendigkeit einer Reform nicht nur eines Teiles, son- dern der gesamten Gesellschaftstruk- tur. Diese notwendigen Bemerkungen aber sollen den Wert des lebendig und mit warmer Menschlichkeit ge- schriebenen Werkes nicht mindern. Es erfüllt mit Freude, den alten leiden- schaftlichen Kämpfer Lamszus aveh heute wieder in der vordersten Kampfreihe zu sehen. F. R. Johann Arinbrnster, Lux Perpetua. Stimme eines Lebens aus dieser Zeit. Erster Band: Geschichte einer Jugend aus des neunzehnten Jahrhunderts Ende. Verlag Karl Alber, München 19*7. Der münchener Kunsthistoriker Wil- helm Hausenstein schildert in diesem ersten Band eines auf drei Bände be- rechneten Werkes seine Kindheit und Jugend. Landschaft und Menschen, das traditionsgebundene, beh&gliche Leben im südlichen Baden um den Ausgang des vorigen Jahrhunderts werden so lebendig gemacht, dass man die Luft zu atmen, dass man die Fo- rellen, die "röschen" Bretzeln und den Markgräfler Wein zu schmecken glaubt. Dass diese schöne, längst ver- sunkene Zeit so sehnsuchterregend le- bendig wird, ist das Verdienst dieses Buches- Aber das Buch ist übermässig breit und manchmal in einem umständlichen Altersstil geschrieben, der nervös macht, obwohl — oder weil? — Hau- senstein grössten Wert auf den Aus- druck legt. Er selbst ist alt geworden, nicht nur an Jahren. Schon in diesem ersten Band tritt hie und da die ka- tholische Tendenz hervor. Der frühere Sozialist, der auch in der Kunstge» schichte neue Wege zu gehen suchte, ist wie so manche — man denke nur an Döblin! — vor der wirren Zeit und ihren persönlich nicht zu bewäl* tigenden Problemen und Aufgaben in den Schoss der Kirche geflüchtet. Das verrät schon der Name seines Buches. "Lux Perpetua" ist das Etvige Licht, das über alle Stürmen, und Unruhen des Menschenherzens, des Menschen- schicksals und der Zeitläufte ruhig brennt und Frieden verspricht. DEUTSCH-ARGENTINISCHE VEREINIGUNG Villa Ballester B. Lacroze 1002 Treffpunkt oller demokretisch Gesinnten. Besuchen Sie unsere Vortragsabende, welche unter Vereins- nochrichten im Argt. Tageblatt bekannt gegeben werden. OAt ANdlftt ÖtUTICMtAhO 23 Mitteilungen des Deutschland • Hilfswerks TUCUMÄN 313 — T. Ä. 31—7624 Kr. BeeteUel Quitt.- Datum Nr. 50530 Lenz, Walter ohne Datum 8830 86531 Lenz Richard ohne Datuni 50656 8341 Vecano, Befriede 17.6 .4L 50502 8732 ftauter, Marie 16.6 .43 8769 50525 Padrock, Paul 22.7 .43 50047 60334 BarkoWski, Rita ohne Datuui {5194G 50320 Stegmeyer, Geschwister 31.7 .46 8823 8993 Gegenbauer, Benedikt 26.7 43 8825 50319 Spahr, Fam. Eugen 21.7 .43 8157 60313 Klees, Walter IB.7 43 8156 80311 Rauch II. Karl 26.7 48 3155 50529 Schreyer, Klara 26.7 43 50315 50288 Hertmann Karl 3.8 4L 50372 50289 Hartmann, Karl 27.7 48 »0564 50290 Hartmann Srnst 23.7 43 50563 60293 Heinrich, Willy 26.7 .43 50370 60294 Bonnländer, Marie 21.7 .48 8828 50369 Blanchard, Georg 27.7 4? 8981 50370 Klein, Charlotte 22.*7.48 8980 60361 Kaegele, Thllde 20.7.48 3970 51833 Sehmld, Wwe. Frans 23.7 4U 50543 50540 Dleck, Georg 27.7 48 8800 60832 Bracht-Maeoo, Bd. 24.7.*8 50067 60017. H&egele, Thllde ohne Datum 6166 £»349 Potiel, Tine 27.7.48 8182 50083 Lange, Rudolf 27.7 45 50261 8195 Salzmann, Elsa 22.7 .43 50140 50043 Nestle, Fritz 28.7 48 50111 50371 Klein, Charlotte 27.7 43 51938 51867 Weiss, Eteiist 26.7 43 50554 51815 Korwan, Ida 29.7 *a 50540 50352 Schenk, Luise 26.7 4A 50505 50353 Engel. Dr. UlrLdh 26.7 48 50063 8977 Hagelberg, Mlmi 23.7 48 50351 DO 347 Schilling, Bernhard 23.7 *e 8 629 £>0345 Schilling, Hans 23.7 43 50395 50253 Sperber, Frieda 27.7 48 8543 50126 Holzapfel, Friedrich 23.7 4fl 50518 50122 Kalthoff, Anneliese 20.7 .48 50506 8679 Wa'.ther, Frieda 26.7 48 3640 50249 Sengfelder, Emma 26.7 48 3339 51844 Prinz. Dr. Otto 29.7 43 8641 51864 Labudde, Paul 28.7 48 8803 50541 Dick. Georg 27.7 43 51984 50563 Hilders, Josef 63.7 46 8293 51350 Gabrle'.y, Lieschen 19.7 48 8698 9980 Lindemann, Erna 23.7 43 6845 8159 Nledenthal, Fritz 19.7 48 88») »874 Rossmann, Helene 21.7 43 8183 60562 Görti, Anna 26.7 48 8181 50054 Weiss, Hermann 23.7 43 50488 50554 Ditsch, Josef 13.7 43 50268 81753 Weis«, Ernst 27.7 4P 50237 4797 Hattincer, Max 2.8 48 50223 6132 Goldschmidt. Paula 15.6 48 50227 30015 Redner, Jenny 22.8 48 50201 51822 Ruthebourg, C. 21.6 43 50143 51823 Ruthebourg, C. 21.6 43 50009 51824 Rutheboutg, C. . 21.6 4ft sosae 81826 Ruthebourg, C 21.6 4R 50567 nunzbiirger Max 3.8 43 8586 4"!?5 Höckel, Ch&rl. 11.7 48 8?W0 S7f,9 TTlrich. Ottilie 12.7 48 8494 4750 F'rauie. R'tdo'.f 12.7 48 51891 König. Artur 26.7 43 886? flohlllir, ITlse.beth 19.7 48 5037 7 SP75 CMesch, FrHi 21 .7 4-3 5fV>f,ri 8849 Heyne,' Betha 16.6 48 8793 50331 Rauch, Bd"ard 6.7 48 5G240 sortis Futebach. B. 2.7 48 0774 8173 Wiener. Richard 2.7 48 8772 (VMfiO Voss, Anna 2.7 48 50301 !W>4-57 Voss. K. 2.7 48 51343 lf>4F4 Voss. Therese 2.7 4« 8187 P0112 Krause. Rudolf 3.7 45 51851 SOSIß Hu her. Anton 23 .7 51854 «'S«» Wölfs, Hans 2.7 43 8629 Anklam. Anna 2.7 48 51041 30-4*9 Voss, Anni 2.7 4" .".«41 Voss. Ce.rlhein8 2.T 4« 51867 !W4M Voe*. Theres» 2.7 4R 50204 RM#V) Wolff. Hannes 2.7 48 50113 50545 C'avon (P*m»8ott!) L. 8.7 49 50267 50455 50453 50587 ZUh?ke, Hanna 2.7 48 R1W9 Kaltfxhmidt. Hana 6.7 *9 50323 Rädel, Käthe 28.7 48 8886 00065 Völter, Gertrud 2.7.48 50381 60133 Brandt, Hildegard 29.7 48 818* 8791 Brton. Hubert 30.7 48 50555 60310 Jonusius, Alfons 31.7 46 51843 50500 Huber, Familie 4.8 48 51889 8661 Widels, Artur 31.7 48 8734 51873 Schäfer, Paul 24.7 48 50461 0027* Elchler, Sigrid 3.6 48 50571 50569 50535 50248 50292 602*5 Dörries, Hans 22.7 48 61817 Dettmar, Kurt 84.7. 46 8615 Lang, Kane 16.6.4« 6630 Forwter, Herrn* ns 28.6.48 8568 662» Qlxtmtr, Bai* 10.6. 48 51975 Besteller Tausche, Ado:t Blaube, Maria Huber, Familie Beer, Oswald Grimmig, Heinrich Meerstein, Egon H&ntzschel, Leni Zigeuner, Emil Altenhoff, Hedwig Bannier, Lina Kampinann, Der. Geld, Gertr. Klinner, Paul Scholz, Otto Fleischmann Frits Müller, Albert Senatzsche, Anna Blaube, Maria Ladewig, Richard Langer, Margarete Begemann, Ernst Pinnel, M. Günther, Annel. Polak, Gerh. Weil, Gertrud Meyer, Wilhelm Schmidt, Maria , Häsner, Fritz Meerstein, Egon Brose, Ida I.adewig, Richard Huber, Familie Maurach, Otto Sternberg, Henr. Siewert, Robert Warnstedt Anna Filor, Rudi Huber, Anton Huber, Familie Pfüller, Rosel c Steiger, Fritz Wiedemann, Otto Häseler, August Kittel, Angela Bernard, Elisab. Lenrln, Rosalie Ep penstein, Elis. Müller, E'se Wittemberg. Gustav Well. Gertrud Rostin, Wally Jacoby, P. & C. Wolf K'aus Thaldorf, Kurt Enderle. Dr. Walt. Ivottmann. Wilh. Sadilek. Müs Wels. ETa Mlosch, Alfr, Domke. Anna Blase, Walter Weiss. A'frxl Behrendt. Käthe Kakerow, Gert pienther, Paul Rwistun. Steffi Backmund. Am. Otto, Hesel. Wber. Rorel Scheller, Wä'It Grünewaldt, Max Warnstedt.. Anna Fischer, Truee Po'ak, Gerhard Stephan, Willy Stephan, Ann! Förster, Hermann Lehrich, Ida Preusse, Lv Winkler, Edith Schiller. Elisab. Gundermann Jacoby, Paul Voss' Karlheina Lessner. Kurt Rothstein. Ilse Klfimer, Hans Eppenfaeim, Brigitta Brose, Ida Lehrich, Ida Kakerow, Frau Damer au, Frieda Voss Anns Müller. Albert Fleischmann, Frita Scholz, Otto Kaufmann, K&Uw 6cheer. Isafe ePa Keger.dank, Otto Qabriely, I*. Quitt.- patum 20.6.48 3.8.48 4.6.48 16.6.43 29.7.48 16.6.48 16.6.48 16.6.4h 28.7.48 23.7.48 23.7.48 4.3.48 23.7.48 23.7.4L 21.7.48 21.7.48 16.6.48 3.8.46 30.'7.48 30.7.48 24.7.48 3.8.48 24.7.48 30.7.48 30.7 48 22.7.48 2.8.48 2.8.48 20.6.43 • 30.7.48 30.7.48 4.8.48 29.7.48 30.7.48 16.6.43 2.8.48 16.6.48 40.7.49 31.7.40 16.6.48 16.3 4* 16.6.48 16.6.48 16.6.48 16.6.4D 16.6.43 16.6.43 30.7.48 23.7.48 30.7.43 30.7.48 3.8.43 IZ-i.7.48 30.7.48 30.7.48 2.8.4« 3.3.48 2.8.48 3.8.48 16.6.48 16.6.4« 2.8 43 26.7.43 28.8.48 30.7.48 ohne Datum 31.7.43 ohne Da tun? 30.7.48 2.3.43 2.«.48 2.8.48 30.7.48 16.6.48 50.6.43 28.6.48 16.6.43 20.6.48 4.8.-16 2.5.45 2.8.43 3.6.43 2.8.48 2.8.4« 6.8.46 2.8.48' 2.8.48 30.7.4# 30.7.48 16.6.48 27.7.4« 16.6.48 30.7.48 21.7.48 21.7.48 23.7.4« a.e.46 30.7.48 2.8.4« 4.8.48 Nr. Besteller 50207 Schiller, EUsabetll 9021' Bahr, Anneliess 9580 Lapp, Helena 50612 Güttich, Friedrich 51703 Keller, Peter 51797 Gramüsch, Käte 9216 Behrmann, A. 9217 Brinkmann 9244 Frank, Hulda 9091 Götz, 'Christian 9447 Lehne, Alwine 8949 Herrmann, Gustav 9484 Höh, Erna 50660 Knefeli, Karl 9445 Meyer, Alwins 50S19 Hermann, Ida 517*78 Pageis, Gertrud 50663 Knefeli, Karl 50512 Huber, Anton 50464 Vaters, Johann 50277 Holtmann. Werner 50272 Kühn, Gustav 50273 Buitmann, Willy 51S21 Dettmiar, Christo? P8S8 Förster, Elise 9200 Kuntasch, Alfred 51705 Keller. Peter 9287 Weirlch, Adam 9010 Häuser, Ferdinand 9011 Fischer, Otto 50916 Juyken, Ä'ico 3G514 Huber, Anton 50343 Bimmler. Elsa 50655 Knefeli, Kart 50657 Knefeli. Karl 5C535 Pohl, Max 50262 Fleissner, Baronin 8857 Heins, Marianne 50042 Ott, Georg 50354 Gc-hraudner, Familie 5175? Ziegenbein, Grete 50157 Bellinghaus, IMlth 517'Ti Keller, Peter 916J Hucken, Familie er,b4 Steinbach, Prof. 8383 Bach, Maria NS 'S Preiskowski, Anaa 50304 Wachsmuth. August 503C3 Figge, Heinridh 50302 Seinsch, Wilhelm 50301 Sichelschmtdt, Alfred 50