II r\ACHRICHTei\BLATT De $ GERMflfVJEWISH CLUB IsOEW VORK, [\.y. 2. Jahrgang NEW YORK, DEN 1. DEZEMBER 1935 No. 1 WELTGEWISSEN UND OLYMPIADE Vorbemerkung: Unser. Klubmitglied Eduard W. Jeleyko, der sich seit Monaten mit dem gesamten Fragenkomplex der amerikanischen Beteili- gung an der Olympiade in Berlin eingehend beschäftigt hat, hielt am 5. November 1935 die nachfolgende Rede über die hiesige Radiostation WBNX. Die VÜbertragung war ,eine Erwiderung an Dietrich Wortmann, der kraft seiner Stellung als Vizepräsident der "Amateur Athletic Union" und Führer des nationalen amerikanischen Handball- und Schwer- athletik-Teams erheblichen Einfluss auf die Entscheidung hat. Ausserdem ist Wort- mann einer der entschiedensten Parteigän- ger von Sherill, Brundage, Rubien, Walsh usw. Ferner ist er zweifellos als Informa- tionsquelle für Lewald, Diem und die deut- schen Sportbehörden zu betrachten. Wir sind Herrn Jelenko besonders dank- bar dafür, dass er unserer Bitte, den Ent- wurf zu seiner Rundfunkrede hier veröf- fentlichen zu dürfen, stattgegeben hat. Die Schriftleitung. Meine Damen und Herren: Der deutsch-amerikanische Sportführer, Herr Dietrich Wortmann, ist mehrfach in der Presse für die Teilnahme des amerika- nischen Teams an der Olympiade in Berlin 1936 eingetreten. Amerikanischen und de- mokratischen Freiheitsprinzipien gemäss und im direkten Gegensatz zur restlosen und brutalen Freiheitsunterdrückung durch den Nationalsozialismus sind wir der festen Ueberzeugung, dass jedem das Recht auf freie und unbehinderte Meinungsäusserung gewahrt bleiben muss. Gleichzeitig aber müssen wir von einem Sportsmann wie Herrn Wortmann mit Recht erwarten, dass er stets von den obersten Geboten der Wahrheit, der Ritterlichkeit und Fairness geleitet werde. Diese so überaus berech- tigte Erwartung hat Herr Wortmann aufs schwerste enttäuscht. Wir kennen die berüchtigten Methoden der Hakenkreuzlerei, wonach alle aufrech- ten, tapferen Männer und Frauen in Von EDUARD W. JELENKO. Deutschland, die noch an höhere Sittlich- keit und Menschenrechte zu glauben wa- gen, als "Staatsfeinde" und Kommunisten bezeichnet werden. Mit bemerkenswert auf- fallender Aehnlichkeit hat auch Herr Wortmann jene 100 hervorragenden Bür- ger dieses Landes, angesehene Würden- träger des öffentlichen Lebens und die stattliche Reihe hochverehrter Geistlicher der katholischen und protestantischen Kirche den Kommunisten gleichsam einge- reiht. Er hat des Weiteren die unerhörte Kühnheit besessen, den Präsidenten der Amateur Athletic Union, Jeremiah T. Mahoney des politischen Strebertums zu zeihen, indem er Mr. Mahoney als Motiv seiner so wohlbegründeten und fundierten Opposition gegen die amerikanische Olym- piateilnahme die Spekulation auf das Gou- verneursamt des Staates New York unter- schob. Wenn Herr Mahoney, der sich wahrlich um die Wohlfahrt dieses Staates hohe Verdienste erworben hat, wirklich solche Absichten hätte und nur deshalb gegen die amerikanische Teilnahme wäre, würde das nur beweisen, dass er sich eins weiss mit der Majorität dieses Staates, der wohl 12 Millionen zu seinen Bürgern zählt, wovon allerdings nur etwas über 2 Millio- nen Juden sind. Wie steht es hingegen um die Prinzipien- treue des Herrn Wortmann? Er, der einen jüdischen Geschäftspartner hat, der sich vielfach damit brüstete, die besten Be- ziehungen zu Tammany Hall zu unterhal- ten, der sich als Freund der gegenwärtigen Stadtadministration LaGuardias ausgab, der für das Verbot des Deutschen Tages im Jahre 1933 eintrat, der sich für die Wie- derwahl des von den Deutsch-Amerikanern so befehdeten Mayors O'Brien einsetzte, dieser gleiche Herr Wortmann, einstmals ein ausgesprochener Gegner alles dessen, was Nazismus bedeutet, er entdeckt ganz plötzlich, dass die Hitlerei nichts getan und verschuldet hat, was die elementarsten Grundsätze des Amerikanismus und des Sportgeistes aufs gröblichste verletzt hätte. Uns sind die rätselhaften Beweggründe für seine flagrante Gesinnungsänderung nicht bekannt. Mit Fug und Recht darf man aber vermuten, dass es ihm zumindest darum ging, in Berlin als deutsch-amerika- nischer Mittler, Sportführer und Heros gross gefeiert zu werden. Ebenso wie der deutsche Sportführer und Nichtarier Dr. Lewald, weist Herr Wortmann mit sichtbar schadenfroher Ge- nugtuung darauf hin, dass der New York Athletic Club auch keine Juden aufnehme. Dieser Vergleich ist eine bewusste Entstel- lung der Tatsachen. Denn es ist stets das Privilegium einzelner Vereine gewesen, die Auswahl ihrer Mitglieder nach beliebigen Gesichtspunkten zu treffen. So gibt es Ver- eine, in denen nur Studenten oder Arbeiter aufgenommen werden, andere bestehen nur aus sogenannten Ariern oder aus Juden, andere wieder nur aus Farbigen oder aus Weissen. Niemand ist berechtigt, einzelnen Organisationen darüber Vorschriften zu machen. Ob der New York Athletic Club Juden aufnimmt oder nicht, ist demzufolge seine eigene Angelegenheit. Uebrigens — und ganz nebenbei bemerkt — ist neuer- dings festgestellt worden, dass dem New York Athletic Club auch Juden angehören. Seit Jahrzehnten haben einige Sportver- eine in Deutschland, wie z. B. die feudalen Rudergesellschaften, keine Juden unter ih- ren Mitgliedern gehabt. Niemals wurde dies vom olympischen oder sportlichen Standpunkt aus beanstandet. Zum Beweis für diese Behauptung sei hier daran nur erinnert, dass ein deutsch-amerikanischer Jude vor 4 Jahren $5000 zu den Reise- kosten des deutschen Teams zur X. Olym- piade des Jahres 1932 in Los Angeles bei- gesteuert hat, während unter dem Nazi- regime und unter der geräuschvollen Lei- tung des Herrn Wortmann bisher nur $1500 aufgebracht wurden. Solange also die Mitgliederauslese eine innere Angelegenheit des Vereins war, und freiwillig ohne Druck von aussen geschah, war praktisch nichts dagegen einzuwen- den. Im Dritten Reich hingegen ist der Fall grundlegend verschieden. Hier hat &(3 W JjFwnjtftirf«^ -"AÖF.'fe Att : ■ ......f.—'""" 11 ""................'"'"A' i-——" — wohlgemerkt — eine Regierung in Ver- folgung ihrer eigenen Politik und in kon- sequenter, gewaltsamer Durchführung ih- rer weltanschaulichen Doktrinen sämt- lichen Sportvereinen und -verbänden vor- geschrieben; was zu tun und was zu unter- lassen sei, ganz einerlei, ob die betroffenen Vereine damit einverstanden sind oder nicht. Unter Hinweis auf Konzentrations- lager oder Gefängnis wurde mit einem Wort oder mit einem Federstrich der ge- samte Sport im neuen Deutschland mit der Regierungspolitik gleichgeschaltet. Ver- bände und Vereine wurden willkürlich auf- gelöst, andere zusammengeworfen, die de- mokratische Selbstverwaltung ist in jedem einzelnen Falle aufgehoben und durch das Führerprinzip ersetzt worden. Soweit die Katholiken, die rechtgläubi- gen Protestanten, die Freimaurer, die Libe- ralen und Pazifisten und andere selbständig denkende Sportler in Frage kamen, wur- den sie zwangsweise aus den Vereinen ent- fernt. Wir stellen uns die Situation am besten so vor, wenn wir uns vergegenwär- tigen, dass eines Tages die amerikanische Regierung unter schwerster Strafandrohung alle hiesigen Vereine zwingen würde, alle deutschen oder "deutschstämmigen" Mit- glieder aus ihren Reihen zu verweisen. In einem solchen Falle wäre der Ehrenpräsi- dent Wortmann das erste Opfer dieser Massnahme. Herr Wortmann ist aber auch Sachver- ständiger in diplomatischen Dingen und belehrt uns, dass es niemanden etwas an- geht, was Deutschland im eigenen Lande tut, solange es seine Verpflichtungen ein- hält, Olympiakandidaten ihrer Religion oder Rasse wegen nicht auszuschließen. Es ist inzwischen von Mr. Mahoney auf Grund einer Fülle erdrückenden Beweismaterials — das hier wiederzugeben mir die Zeit fehlt — einwandfrei festgestellt worden, dass von einer Einhaltung dieser Ver- pflichtungen nicht die allergeringste Rede sein kann. Es sind aber überdies Beweise vorhanden, wonach die massgebenden Au- toritäten in ihrer unverschämten Unauf- richtigkeit niemals die Absicht hatten, die mehrmals übernommenen Verpflichtungen zu erfüllen. Meine Damen und Herren: Ich will und darf hier keine politische Rede halten, und deshalb erwähne ich nichts vom Reichs- tagsbrand oder von der Bartholomäus- nacht des 30. Juni 1934 usw. Aber wir wissen, dass es noch immer trotz der auf- sehenerregenden Ereignisse hier und dort Leute gab, die den einzelnen Machthabern des Dritten Reiches ein gewisses Maiss von Idealismus zuzubilligen bereit waren. Doch heute erkennen auch diese Gutgläubigen mit tiefer Schande, wie die für heilig er- klärten, Erlösung bringenden Grundsätze des Nationalsozialismus preisgegeben und verraten werden, wie man vor der Meinung der Welt zu Kreuze kriecht, wie man im- mer und immer wieder beteuert, den ver- achteten, schimpflichen Juden zeitweilige oder vorübergehende Gleichberechtigung zu gewähren, nur um das olympische Ge- schäft, jawohl das olympische Geschäft zu machen. Und weiter muss sich die deutsche Nation aufs tiefste einer Regierung schä- men, der man erst das heilige Versprechen abnehmen muss, sich so lange anständig zu benehmen, als der Besuch im Hause ist. Und sind nicht die Reisen und wiederholten Versicherungen der Herren Brundage, Sherill, Rubien, Baillet-Latour und anderer Beweis genug dafür, dass man den Erklä- rungen und wiederholten Beteuerungen misstraut, dass doch irgendwie ein Grund zu diesem Misstrauen vorhanden sein muss? Aber wenn Sie den beliebten neu- deutschen Propagandaspruch hören: "Ist der letzte Jude tot, ist zu Ende alle Not!" oder "Juden betreten diese Stadt auf eigene Gefahr!" oder wenn das "Schwarze Korps", das amtliche Organ der Stabsführung der S.S., vor wenigen Tagen die Weisung er- teilt, wonach jeder Nationalsozialist jeden beliebigen Juden auf der Strasse festneh- men kann, wenn angesichts all der scheuss- lichen Gemeinheiten, die der Herr Reichs- minister Dr. Frick in seiner Rede in Saar- brücken am 12. Oktober gleichsam zuge- geben hat, wenn man dann gleichzeitig in einem Atemzug dem Ausland die Zusiche- rung sportlicher Gleichberechtigung gegen- über den Juden, Protestanten, Katholiken, Freimaureren, Pazifisten und Gewerk- schaftlern gibt, eine Zusicherung, die von keiner einzigen deutschen Zeitung abge- druckt wurde, dann müsste doch eigentlich jedermann erkennen, ob dieses Misstrauen begründet ist oder nicht. Welcher Wert den verschiedenen Beteuerungen und Versiche- rungen Hitlers und seiner Regierung in der Tat beizumessen ist, sei hier an einigen wenigen Beispielen aus der Fülle des Ma- tericäs bewiesen: Am 28. Oktober wurde der Kirchenstreit für beendet erklärt und zwei Tage später, am 30. Oktober, wurde in der Wilhelmstrasse ein anti-christliches oder neuheidnisches Hauptquartier für die S.S. und für die H.J. eröffnet; oder das Mitglied des Deutschen Olympischen Ko- mitees, Herr Dr. von Halt, hat am 4. Ok- tober vor aller Welt erklärt, die Deutschen hätten noch niemals jüdische Mitglieder in ihrem Olympiateam gehabt, iwd er doch als Sportfachmann nur zu genau wissen musste, dass sechs Prozent aller deutschen Olympiasiege von Juden errungen wurden, dass der Erste, der eine goldene Medaille für Deutschland auf der ersten Olympiade im Jahre 1896 in Athen erkämpfte, der deutsch-jüdische Turner Flatow war, der zusammen mit seinem Bruder die Stütze der deutschen Mannschaft bildete, von den Olympiasiegern Helen Mayer, Ernst Weiss, Ellen Preiss usw. gar nicht zu reden; fer- ner wird von gleichen Trainingsmöglich- keiten geredet, wo in einer einzigen Woche, vom 5. ibis zum 11. August, fast sämtliche Bade- und Schwimmanstalten, ob städtisch oder privat, in Leipzig, München, Alien- stein, Bochum, Krefeld, Bautzen, Giessen, Oldenburg, Kassel, Zinten, Düren, Schwein- furth, Dortmund, Kothen, Karlsruhe, Mannheim, Freiburg, Villingen, Miltenburg a. Main, Eberswalde, München-Gladbach, Rheidt, Liebstadt in Ostpreussen und Aschaffenburg für Juden geschlossen wur- den; ferner, wo laut Verordnung des Reichssportführers von Tschammer-Osten vom 24. September 1935 das Reichssport- abzeichen nur mehr an "Arier" verliehen werden darf; und nun nur noch ein Bei- spiel zum Schluss: Herr Hitler erklärte in einer halbstündigen Unterredung dem Grafen Latour zu Beginn der letzten Woche, dass die Gefühle der Juden wäh- rend der Spiele in jeder Weise berücksich- tigt, ja dass sogar die skandalösen Schilder entfernt werden würden, und dann wurde gleich am nächsten Tage ein sogenanntes "Schwarzbuch" in mehreren Sprachen zwecks Verteilung an die Olympiateilneh- mer und Gäste publiziert, wo im Vorwort des Herrn Propagandaministers Dr. Goeb- bels und in den 7 Kapiteln mit 416 Seiten die deutschen Juden in noch nie dagewese- ner Art beschimpft und verleumdet wer- den. All das spricht für sich selbst. Wir alle, die wir aktiv im Sportleben standen und Preise gewannen, wir lieben die Schönheit und die beglückende Befrie- digung, die in der Sportleistung liegt. Aber dessenungeachtet wissen wir bei alledem, dass es doch noch immer höhere Dinge gibt, als den Sport. Wir können uns nicht vor- stellen, dass die Olympiakämpfe an einer Stätte ausgetragen werden sollen, von der der Sportgeist, von der überhaupt alle Hu- manität verbannt ist, wo eine organisierte Hätz auf unglückliche und wehrlose, Men- schen offiziell gefördert wird. Ob nun die Spiele in Deutschland abge- halten werden oder nicht, die grosse Schande und die Demütigung, die die deutsche Regierung und mit ihr leider das deutsche Volk erlitten haben, ist nicht wieder auszulöschen. Aber noch weitaus grösser ist die Schande der Welt, in der eine solche Debatte über Befürwortung oder Ableh- nung überhaupt noch möglich ist, ange- sichts der erschütternden Tragödie, die sich gegenwärtig in Deutschland vor den Augen- einer entsetzten Welt abspielt. Wer wirklich für Frieden, Freiheit und Fortschritt eintritt, muss sich jene sitt- lichen Gedanken zu eigen machen, die der grosse deutsche Patriot und Dichter Johann Gottlieb Fichte in seinen Reden an die Na- tion ausgesprochen hat: "Gleichheit alles dessen, was Menschenantlitz trägt." Weil nun diese Forderung im höchsten Masse missachtet wurde, sind wir gegen die Be- teiligung der Vereinigten Staaten an der XI. Olympiade, wenn sie in Berlin abge- halten wird. ALFRED BERNHEIMER BÜRO: 46 CEDAR STREET; Phone: JOhn 4-4800 Wohnung: 900 West End Ave.; Phone: ACademy 2-7694 Fachberater für Lebensversicherungen Member of The Life Insurance Underwriters Association of the City of New York, Inc. MIRRI ZIMMERMANN 3671 Broadway, New York City Ecke 1 52. Strasse. Telephone: AUdubon 3-0985 Unterrichtsstunde 75 Cents Privat-Tanzstunde (Foxtrot, Waltz, Wiener Walzer, Tango, Rumba und Lindy Hop) lehrt Damen u. Herren erfolgreich (auch in verzweifelten Fällen) t 'n V-Q ~ aüfb-au z Monat s-Programm Dezember 1935 Mittwoch, den 4. Dezember 1935: Vorlesung aus einem Roman-Manuskript "Yes, Sir!" Redner: Peter Flamm, der Verfasser des Manuskripts. Der letzte Vortrag dieses Redners ist uns noch in bester Erin- nerung. Der Roman "Yes, Sir!" schildert den Kampf zweier junger, aus deutscher Existenz vertriebener Menschen, ein Thema, das uns besonders nahesteht. Eintritt: Mitglieder frei, Gäste 25c. Mittwoch, den 11. Dezember 1935: Ordentliche Generalversammlung. (Nur für Mitglieder.) Tagesordnung: 1. Geschäftsbericht; 2. Finanzbericht; 3. Bericht der Prüfungskommission; 4. Allgemeine Aussprache; 5. Ent- lastung des Vorstandes 1935; 6. Zweite Nominierung und Wahl des Vorstandes für 1936; 7. Verschiedenes. Sonntag, den 15. Dezember 1935: Teilnahme an der Kundgebung des Deuts ch - Amerikanischen Kul- turverbandes, St. Nicholas Palace, 66th St. und Columbus Ave. Beginn 3.30 Uhr nachmittags. Eintrittskarten im Vorverkauf 25c, an der Kasse 45c. Karten im Vorverkauf beim Redaktionsstab des "Aufbau"erhältlich Mittwoch, den 18. Dezember 1935: Vortrag: Die gegenwärtige politische Lage im Nahen Osten. Redner: Dr. Heinrich Infeld, Tel Aviv. Der Redner entstammt den zionistischen und sozialistischen Be- wegungen Oesterreichs. Er war zeitweilig als österreichischer Berichterstatter der "MeissnerVoIkszeitung" und Schweizer Korrespondent des .Ullstein-Verlages tätig. In den vergangenen drei Jahren war er pädagogisch, politisch und literarisch in Pa- lästina tätig, von wo er aus Gesundheitsgründen zu seinem Leid- wesen scheiden musste. Eintritt: Mitglieder frei, Gäste 25c. Sonntag, den 22. Dezember 1935: Chanukah-Feier der Theodor Herzl Society. Vorträge und Tanzdarbietungen, anschl. geselliges Zusammen- sein. Die Lokalität wird noch bekanntgegeben. Dienstag, den 24. Dezember 1935: Chanukah-Feier mit Unterhaltung und Tanz. Künstlerische Dar- bietungen und Amateurvorführungen durch Klubmitglieder. Eintritt: Mitglieder 15c, Gäste 35c. Um unseren Mitgliedern hinreichende Gelegenheit zum Aus- schlafen der Katerstimi^ung zu bieten, haben wir die Chanukah- Feier auf Dienstag abend verlegt, welcher dem allgemeinen Feiertag am Mittwoch yorausgeht. Dienstag, den 31. Dezember 1935: Silvester-Feier und Tanz im Club-Ballsaal des Hotels Delano, 108 West 43rd St.; Anfang 9 Uhr. In althergebrachter Weise wollen wir den Uebergang vom alten ins neue Jahr gemeinschaftlich verbringen. Rechtzeitige Anmel- dung ist erforderlich, da nur eine begrenzte Teilnehmerzahl zu- gelassen werden kann. Allen Teilnehmern werden Tischplätze zur Verfügung gestellt. Besondere Wünsche können berücksich- tigt werden. Karten zum Preise von $1.50 beim Sekretär, Fred H. Bielefeld, c/o Rector Stationery, 140 Greenwich St. BArclay 7-2489. Für nach dem 28. Dezember einlaufende Anmeldungen wird ein Zuschlag von 50c erhoben. Getränkepreise dieselben wie bei früheren Festlichkeiten im "Delano". Mittwoch, den 1. Januar 1936: Nachmittags: Katerbummel. Treffpunkt: Central Park West und 96th St., 3.30 Uhr nachm. Abends 9 Uhr im Klubhaus: Silvester-Nachfeier und Einführung des neuen Vorstandes. Eintritt frei. Nport-NrogrAmm Sonntag, den 1. Dezember: Tagesausflug nach dem Nature Friends' Camp, Midvale, N. J. Herrliche Gebirgslandschaft und schönes Sportgelände. Treff- punkt: 6:50 Uhr morgens (Zugabgang 7 Uhr), Vorhalle der Erie Railroad, Chambers Street Ferry, Chambers St., North River. Rundfahrtkosten $1.30. Sonntag, den 8. Dezember: Ausflug nach Tibbets Brook Park. Treffpunkt: 1 Uhr nachm., 242. Str. Van Cortlandt Park Station der Broadway-7. Ave. Line. Sonntag, den 15. Dezember: Besuch des Planetariums. Treffpunkt: 2:30 nachmittags, Central Park West und 81. Str. Eintrittspreis 25 Cents. Sonntag, den 22. Dezember: Spaziergang nach dem Cliff House mit gemütlichem Beisam- mensein. Treffpunkt: 2:30 nachm., 182. Str. und St. Nicholas Avenue, Station der Broadway-7. Ave. Line. Sonntag, den 29. Dezember: Besuch des Museum of Natural History. Treffpunkt: 2:30 nach- mittags vor dem. Eingang 77. Strasse. (6. Ave. Hochbahn bis 81. Str.; 8. Ave. Subway bis 81. Str.) Ping-Pong: Jeden Samstag abend im Klubhaus, 210 West 91. Str. Gesellschaftsspiele, Kartenspiele, gemütliches Beisammensein. Eintritt für Mitglieder 10 Cents, Gäste 20 Cents. Turnen: Jeden Montag abend im Warner Memorial Gymnasium, 138. Str. (zwischen Amsterdam Ave. und Hamilton Place). Beginn 8:15 Uhr pünktlich. VERGESSEN SIE NICHT, IHRE BESTELLUNGEN ZUR SILVESTER-FEIER FRUEHZEITIG EINZUSENDEN 4 A jU F & A tU/ AUFBAU" Published by the GERMAN-JEWISH CLUB, INC. 210 West 91st Street, New York, N. Y. AdvertUing rates on appHcation Editor: Dr. ALFRED EICHENBERG 2. Jahrg. New York, Dezember No. 1 GERMAN-JEWISH CLUB, INC. KLUBHAUS: 210 West 91. Strasse, New York Präsident...................... ERNST HEUMANN 1. Vlze-Präsident............. JULIUS J. SICHEL 2. Vize-Präsident.......... FRED J. HERRMANN Sekretär....................FRED H. BIELEFELD Hllfs-Sekretär................. OTTO R. FELDER Khmnzsekretär................E. SCHNEEBERGER Schatzmeister ........... MICHAEL SNYDACKER Beisitzer................ ARTHUR AMERIKANER .......................ERICH DE JONGE ......................... ALFRED HAAS ..................DR. SIEGFRIED LASCH Der Zweck des Klubs ist die Heranbildung -einer Mitglieder zu guten amerikanischen Bürgern und zu selbstbewussten, aufrech- ten Juden, namentlich durch Vermittlung jüdischer und allgemeiner Geistesgüter. Ferner erstrebt der Klub den freundschaft- lichen Zusammenschluss der deutschen Juden in New York durch gesellschaftliche Veranstaltungen zu fördern. (Auszug aus den §§ 1 und 2 der Statuten.) Klubzahnärzte: Dr. Frank Dreyfuss, 139 E. 57th Street, ELdorado 5-7878. Dr. Fritz Schlesinger, 308 E. 79th Street, RHinelander 4-5643. Neuaufnahmen: Leo Baer, Dr. Norbert Goldenberg, Ned Grünberg, Rita Lindemann, Sidi Neu mann, Martin Rindaberger, Herta Rosenfelder. Klubnachrichten: Unsere geselligen Abende sollen in Zu- kunft durch Amateurvorführungen befähig- ter Mitglieder bereichert werden. Wir bitten alle, deren Talente der Klub bis jetzt noch nicht entdeckt hat, ihr Licht nicht unter den Scheffel zu stellen, sondern sich bei Herrn Arthur Amerikaner an einem der Klub- abende zu melden. • Zuschriften, die die Zeitung betreffen» sind an den Schriftleiter, Dr. Alfred Eichenlberg, 162 Ost 91. Str., zu richten. Wegen Anzeigen wende man sich an Franz J. Katz, c/o Struck, 61 East 95th St., New York, N. Y., ATwater 9-4936. Redaktionsschluss für die Januar-Num- mer unwiderruflich am 18. Dezember. Alle Zuschriften und Anfragen in Klub- angelegenheiten sind zu adressieren an: German-Jewish Club, 210 West 91st Str., New York City. EIN JAHR AUFBAU. Mit dieser Nummer beginnt der zweite Jahrgang unseres "Aufbau". Wir stellen mit berechtigtem Stolz fest, dass er sich in dem einen Jahre seines Bestehens zum lebendigen Ausdruck des Denkens und Wollens einer jüdischen Emigranten- gruppe gestaltet hat. Dass er auch seinen kleinen Beitrag zum Kampfe gegen den Nazifaschismus geliefert hat, beweist uns ein Zeitungsausschnitt, der der Schrift- leitung in letzter Minute vor Redaktions- schluss zuging. Wir zitieren die Daily News vom 23. No- vember 1935: "GERMANY BARS N. Y. JEWISH PERIODICAL Berlin, Nov. 22 (Havas).—Sale of the German-Jewish periodical Aufbau, pub- lished in New York, and the book Nazi Shadows by Edward L. Fleming, was for- bidden throughout the Reich by the Minis- try of the Interior today. Wir betrachten dies als die grösste An- erkennung, die unserer Zeitung zuteil ge- worden ist. Unseres Wissens ist z. B. der New Yorker Staats-Zeitung noch nie die Ehre widerfahren, in Nazi-Deutschland verboten zu werden. bernard s. deutsch ZUM GEDÄCHTNIS. Für uns, die wir seit J ahren an der Ar- beit jüdischer Menschen in Amerika teil- genommen haben, ist es geradezu unfass- bar, dass Bernard Deutsch nicht mehr unter uns weilt. Sein jäher Tod hat eine Lücke unter uns Juden Amerikas hinterlassen, die nur schwer wieder ausgefüllt werden kann. Mit ihm ist ein Mensch von uns gegangen, dessen höchste Ideale Pflichterfüllung und Treue zu seinem Lande, seiner Nation und seinem Volke waren. Als Bernard S. Deutsch mit seiner Ar- beit am Judentum und für das jüdische Volk aus der Menge hervortrat, ging ein neuer und mutvoller Tag durch das jü- dische Leben nicht nur Amerikas, auch die Welt hat ihn achten und lieben gelernt, als er sich als einer der ersten an die Spitze derer setzte, die energisch und mutvoll Front gegen die barbarischen Erneuerer jüdischer Verfolgungen und Bedrückungen machte. Er stand in der vordersten Reihe. Selbst seine politische Tätigkeit konnte ihm nicht davon abhalten, immer da in die Bresche zu springen, wo ein jüdischer Vorkämpfer nötig war. Was wir, als aus Deutschland stammende Juden, ihm zu verdanken haben, werden wir ihm nie vergessen können. Was er für diejenigen von uns tat, die in Deutschland verblieben sind, ist mehr, als die meisten von uns wissen. Wir trauern mit der gesamten Judenheit um ihn. Mit schwerem Herzen rufen wir ihm unser Lebewohl zu. Ihm, der uns ein Vorbild und ein Verkünder war des Ge- dankens "K'lal Jisroel". DER DEUTSCHAMERIKANISCHE KULTURVERBAND. Nach drei Jahren verhängnisvoller Zer- rissenheit und fruchtlosen Einzelgänger- turr.s hat das freiheitliche Deutschameri- kaner tum seiner Uneinigkeit ein Ende be- reitet. Man schickt sich nun endlich an, in einer machtvollen Kundgebung Zeugnis da- von abzulegen, dass das Dritte Reich kein Rec'ht hat, als Vertreter aller Deutschen aufzutreten. Der Deutsch - Amerikanische Kulturver- band wurde ins Leben gerufen, um jenen (weiten Kreisen der Deutschamerikaner als Ausdrucksmittel zu dienen, die mit Ent- schiedenheit die Irrlehren des Hakenkreu- zes ablehnen. Unter grundsätzlicher Ver- meidung jeglicher parteipolitischer Bin- dung sieht diese Gruppe, die heute schon mehr als 75,000 Anhänger zählt, ihre Auf- gabe in entschiedener Verfolgung deutsch- amerikanischer Kulturpolitik im Sinne der freiheitlich - fortschrittlichen Traditionen eines Carl Schurz. In unserem Kreise wurde insbesondere von nationaljüdisch eingestellter Seite die Ansicht vertreten, dass die Er- fahrungen der letzten zweieinhalb Jahre den jüdisch-deutschen Geistesbeziehungen ein endgültiges Ende gesetzt haben sollten. Wir halten diese Auffassung für recht engherzig, um nicht zu sagen, für eine Ueber trägung der Naziideologie auf jü- dische Gedankengänge. Die deutschen Kulturwerte, die uns gestern noch an- erkennenswert schienen, dürfen wir noch lange nicht deshalb ablehnen, weil sie jetzt in Deutschland verfemt sind. Im Ge- genteil: es erwächst uns daraus eine Ver- pflichtung. Hölderlin bleibt Hölderlin und Beethoven bleibt Beethoven, und wenn hun- dertmal Deutschland unter der Herrschaft eines Regiments von kulturverneinenden Lumpen steht. Ferner: wir dürfen nicht die jahrhundertelange Wechselwirkung zwi- schen deutschem und jüdischem Geistes^ leben vergessen. Nicht nur, dass Juden deutsche Kulturwerte geschaffen haben (Heine, Mendelssohn, Rathenau, Lieber- mann, .um nur einige wenige zu nennen), auch das jüdische Wissen ist durch die Ergebnisse deutscher Geistesarbeit berei- chert worden. Die Resultate dieser deutsch- jüdischen iSynthese sind gewiss nicht ge- ring zu schätzen. Wir erinnern an Martin Buber, und' wir erinnern noch mehr an die grossen jüdischen Philosophen der jüngsten Zeit, an Hermann Cohen und Franz Rosen- zweig. Uns allen, denen an der Ueberwindung des Nazismus hier und! in Deutschland liegt, ist es selbstverständliche Pflicht, den Kulturverband zu unterstützen. Nicht nur, dass den hiesigen Naziaendlingen durch sein zielbewusstes Auftreten die Arbeit er- schwert iwird — das Erscheinen einer gros- sen antinazistischen Organisation in Ame- rika iwird der Untergrundarbeit in Deutsch- land einen neuen Ansiporn verleihen. "Für deutsche Kultur gegen, Nazilbarba- rei." PROFESSOR FRANZ OPPENHEIMERS VORTRAGS-SERIE. Herr Professor Dr. Franz Oppenheimer, der berühmte National Ökonom der Uni- versität Frankfurt am Main, der sich seit einigen Wochen in New York befindet, wird auf Einladung der School of the Jewish Woman am zweiten, neunten und dreiund- zwanzigsten Dezember, um 8:30 Uhr pünkt- lich, eine Vortragsreihe über "Rassentheo- rien und das Rassenproblem" im Audito- rium des Temple Ansehe Chesed, 251 W. 100. Str., halten. Die Gebühr für die drei Vorträge ist $1.50 bzw. $2.50; an der Abendkasse $0.50 bzw. $1.00. Eintrittskarten werden nach vorheriger Ueberweisung der Gebühr von The School of the Jewish Woman, 251 W. 100. Str., zugesandt. A F 6 A t» 5 Die "neutrale" New Yorker Staats-Zeitung Eine Gruppe von Lesern des "Aufbau" hatte sich vor längerer Zeit die Aufgabe gestellt, die "Staats-Zeitung" etwas inten- siver zu studieren. Der nachfolgende Ar- tikel ist ein Ergebnis dieser Gemeinschafts- arbeit. Wir konnten wegen Raummangels vorläufig nur einen Teil des auf gehäuf ten Materials unserem Publikum zugänglich machen. Die New Yorker Staats-Zeitung hatte einmal ihre grosse Chance. Das war im Frühjahr 1933, als die grossen demokrati- schen Weltblätter der deutschen Republik, die Frankfurter Zeitung und das Berliner Tageblatt, in der Bedeutungslosigkeit der Gleichschaltung versanken. Damals war- tete die Welt auf eine grosse — nicht so- zialistische, nicht kommunistische — deutsche Zeitung von ausgesprochen nazi- feindlicher Tendenz. Die wertvollsten Jour- nalisten Deutschlands — die nämlich, die sich der Gleichschaltung nicht beugen woll- ten — standen zur Verfügung. Hätte die Staats-Zeitung damals die Zeichen der Zeit verstanden — sie wäre zum demokratischen Weltblatt in deutscher Sprache geworden. Aber diese Gelegenheit hat sie verpasst, unwiederbringlich verpasst. Seit dieser Zeit sitzt sie zwischen zwei Stühlen. Den Nazis gilt sie als "Judenblatt" und in fort- schrittlich eingestellten Kreisen wird sie als schlecht getarnte Hitlerzeitung angesehen. Dazu kommt noch das Dilemma zwischen jüdischen Inserenten und "deutschfühlen- den", lies: nazisympathisierenden Lesern. Aus diesem Dilemma versucht sie sich her- auszuschlängeln, indem sie "neutral" bleibt. Wie es sich mit dieser Neutralität verhält, soll unser Aufsatz zeigen. Unseren Lesern geben wir die Versiche- rung, dass die nachfolgend aufgeführten Beispiele durchaus keine Einzelfälle oder einzelne Entgleisungen darstellen. Sie liessen sich mühelos beliebig vermehren — wenn uns nur der Raum zur Verfügung stände. Uns Juden interessiert natürlich beson- ders die Einstellung der Staats-Zeitung zur Judenpolitik des Dritten Reiches. Wir wissen, dass dem Redaktionsstabe jüdische Mitarbeiter in verantwortlicher Stellung angehören. Aber nicht ein Mal, nicht ein einziges Mal während der letzten zwei Jahre hat sie sich zu einer Aeusserung noch so zahmen Protestes bereit gefunden. Vergeblich warten wir auf einen wenn auch kleinen Beweis des Mitempfindens mit den Opfern des feigen Sadismus, der sich drü- ben nun schon bald drei Jahre ungehemmt austobt. "Kaufgelegenheiten für Deutsch- Amerikaner": das ist der einzige Gesichts- punkt, den der Handelsredakteur Albert Heinrich (vergl. die Wirtschafts-Rund- schau im Sonntagsblatt vom 10. November 1935) der planmässig betriebenen Vernich- tung hunderttausender von Existenzen ab- zugewinnen weiss! Die empörenden Judengesetze des Nürn- berger Parteitags wurden einfach re- gistriert. Besonders gern operiert die Staats-Zeitung neuerdings mit dem Wört- chen "angeblich". Sie schreibt von den "angeblichen" Religionsverfolgungen in Deutschland. Dabei sind gerade die Reli- gionsverfolgungen — gegen Juden, Katho- liken und gläubige Protestanten — gewiss nicht etwa in die Kategorie der "Greuel- märchen" einzureihen, sondern eine Tat- sache, deren sich die jetzige Regierung Deutschlands rühmt. Man darf sich auch durch gelegentliche journalistische Anrempeleien innerhalb der hiesigen deutschsprachigen Presse nicht täuschen lassen: das Dritte - Reich hat an der New Yorker Staats-Zeitung einen Rückhalt, wie ihn sich die Nazis nicht besser wünschen können. Wenn sich die Hitlerei in der wichtigsten Stadt dieses Landes tiefer eingefressen hat und die Zer- setzung des alten deutschen Vereinswesens weiter fortgeschritten ist als an irgend einem anderen Platz der Vereinigten Staa- ten, so ist dies zu einem entscheidenden Teil dem genannten Blatte zuzuschreiben. Selbst dem naivsten Leser muss auf- fallen, mit welcher Beflissenheit diese an- geblich amerikanische Zeitung auf alle Veranstaltungen der Hitlerdiktatur hin- weist. Durch aufdringliche Kasten-Inserate wurde gegen Ende Mai 1935 das Publikum der "Staats" immer wieder auf die Ver- öffentlichung des "vollen Wortlauts" der Reichstagsrede des Reichsführers vorbe- reitet, nachdem am 10. Mai in den Leit- artikel-Spalten der Depeschenwechsel zwi- schen Hitler und dem englischen König mit höchstem typographischem Pomp gefeiert worden war. Den gleichen Eifer legt die Redaktion an den Tag, wenn es gilt, die doppelzüngige Aussenpolitik des Dritten Reiches journalistisch zu verfechten. Auf der einen Seite geifert sie als getreue Ge- folgschaft des Verfassers des berüchtigten Buches "Mein Kampf" bei jeder passenden oder auch unpassenden Gelegenheit gegen Frankreich und die mit diesem befreunde- ten Staaten. Auf der anderen Seite be- müht man sich, den Lesern die pazifisti- schen Beteuerungen des "Führers" als po- litische Edelvaluta aufzuschwatzen. So oft sich ein Staatsmann erlaubt, diese Schwüre als das zu bezeichnen, was sie nach eigenen programmatischen Aeusserungen Hitlers sind ("Meinetwegen Friedensgerede — aber nur solange es im deutschen Interesse liegt!" . . . "Wer den Gegner schlagen will, muss ihn überlisten"), fällt die Staats-Zeitung prompt über den Wahr- heitszeugen her. Wie exakt die angeblich amerikanische "Staats" mit den Presse-Grammophonen des Nazi-Reiches gleichgeschaltet ist, wird auf dem Gebiet der internationalen Politik besonders durch die Art und Weise demon- striert, in der sie sich mit der tschecho- slowakischen Republik befasst. So greift in der Nummer vom 12. Juni 1935 eine jener mysteriösen "Sondermeldungen", mit denen das Blatt aufzuwarten pflegt, in Form einer Wahlbetrachtung, die über den Erfolg der sudetendeutschen Nazis jubelt, ganz im Sinne der Berliner Propaganda die beiden staatstreuen deutschen Parteien der C.S.R.: die Sozialdemokraten und den Bund der Landiwirte, in gehässigster Weise an. In die- sem Zusammenhang sei noch eine Notiz festgenagelt, die durch die Ueberschrift "Heinrich Mann iwird Tscheche" perfider- weise den Eindruck zu erwecken sucht, als ob der Bruder Thomas Manns ins national- tschechische Lager übergelaufen sei. In Wirklichkeit handelte es sich darum, dass Heinrich Mann sich um Aufnahme in den Heimatverband der kerndeutschen Stadt Reichenberg bemühte, um ein Konnationale der von der "Staats" so hoch geschätzten Henlein-Deutschen werden zu können. Die Emigranten haben es dem Redak- tionsstabe überhaupt angetan. In der Aus- gabe vom 13. November 1934 prangen gleich zwei "Sondermeldung"-Artikel unter der zweispaltigen Ueberschrift "Europas Regierungen wenden sich gegen die Emi- granten-Umtriebe". Sie atmen beide die Tendenz, den Menschen, die sich aus dem Dritten Reich in einen Kulturstaat rette- ten, ein Schloss vor den Mund zu hängen, wie es in Naziland Gesetz und Uebung ist. Merkwürdigerweise klingen beide Artikel — die Wiener TJta- und die Berliner DaD- Korrespondenz — mit wortwörtlicher Uebereinstimmung in die Mahnung aus, "zu verhindern, dass unverantwortliche Elemente die internationalen Beziehungen vergiften und den Frieden der Welt in Ge- fahr bringen". Die Schriftleitung hat ver- absäumt, den gemeinsamen Fabrikstempel durch eine kleine Umstilisierung auszu- merzen. Solch aufschlussreiche Nachlässigkeiten ereignen sich bei der "Staats" ziemlich oft. Sie verraten nicht nur, für wen das Herz dieser Zeitung schlägt, sondern sie belehren uns auch über die Grosszügigkeit, mit der sich die Redaktion den Stoff für ihre Spal- ten verschafft. Nicht selten findet man in der Rubrik "Blick in den Tag" Glossen, die zuvor bereits in hitlerländischen Zei- tungen zu lesen waren. Besonders hoch in Gunst scheint die gleichgeschaltete Frank- furter Zeitung zu stehen. Ihr widerfährt sogar die Ehre, den Text für Leitartikel liefern zu dürfen. Selbstverständlich fischt die New Yorker Redaktionsschere mit Vor- liebe solchen Stoff, der für die Zwecke der Nazi-Propaganda geeignet ist. Bei dieser Einstellung ist es kein Wun- der, dass man kaum mehr eine Nummer des Blattes in die Hand nehmen kann, ohne an sichtbarer IS teile auf die dem "völki- schen" Wörterbuch entlehnten Adjektiva "deutschstämmig", "deutschblütig" usw. zu stossen. Sogar durch einen Leitartikel, der Albert Ballin, Emil Lederer und Emil Boas preist, marschiert der "deutsche Stamm"! Dafür machte die Redaktion im März 1935 den Briefwechsel zwischen dem Her- ausgeber des "Detroit Jewish Chronicle" und dem Präsidenten Roosevelt gleich zwei- mal zur Zielscheibe hämischer Bemerkun- gen, statt dankbar anzuerkennen, dass sich hier das Oberhaupt der Bundesregierung gegen die Uebertragung von Viehzucht- Prinzipien auf das staatliche Leben einer Kulturnation gewandt hatte. Wo immer die Belange des Dritten Reiches in Frage kommen, da erweist sich die Staats-Zeitung als unbeugsam. Wie ihr "nichtarischer" Chefredakteur Reinhold Hirsch den widerlichen Lee Greenspoon immer weiter mauscheln lässt, obwohl diese Figur unter den jetzigen Zeitverhält- nissen den Antisemitismus ganz nach Nürnberger Methodik schürt, so bewegen sich unter seiner Leitung nahezu sämtliche Sparten auf den Hakenkreuzibalken. Zwar hat man Ende September 1935 in einem Leitartikel die "gewichtige Stimme" des "Kaufherrn Bernard F. Gimbel" zitiert, aber das bedeutet praktisch ebensowenig wie die gelegentliche Verneigung vor den Manen des Mannes, dessen Namen der Hapag-Dampfer "Hansa" bisher trug. Während man mahnende Zuschriften von Deutsch-Amerikanern zurückweist, der Besprechung literarisch wertvoller Neuer- scheinungen, deren Verfasser nicht ins Nazihorn stossen, konsequent ausweicht und Veranstaltungen unabhängiger Organisatio- nen, wenn irgend möglich, in einem verlore- nen Winkel abtut, hat man für Bekundunger des sogenannten neuen deutschen Geistes je- derzeit Neigung und Raum übrig. So hat die "Staats" den von Berlin befohlenen Ent- rüstungsfeldzug bei den Fällen Kress und Brodsky hemmungslos mitgemacht, obwohl hier fortwährend das Gebrüll des antisemiti- schen Mobs die schönen Phrasen von deut- scher Ehre usw. übertönte. Herr Hirsch und seine Leute fanden nichts dabei, dass die künstlich erhitzten Biedermänner aus den halb oder ganz "artbewussten" Vereinen die Dinge auf den Kopf stellten and dem Pro- test anständiger Menschen gegen den Rassenwahn des Dritten Reiches zu einer Rassenhetze umfälschten. Sie verzeichneten auch mit Befriedigung, dass Herr Hoffmann und andere leitende Gestalten der charak- tervollen Steuden Society (die — vergl. Staats-Zeitung vom 27. August 1935 — die Freiheit der Rede, der Presse und der Per- son zu den heiligsten Gütern zählt) dem "Führer" einen selbstverständlich ganz un- politischen Besuch abstatteten und ein Deutschland erlebten, in dem Einigkeit und Friede walten wie nie zuvor. Von solchen Sendboten des amerikanischen Deutschtums lässt sich die "Staats" als berufenen Reprä- sentanten der Mehrheit der deutschen Ju- den den berüchtigten Dr. Max Naumann vorstellen. Einem Gesinnungsgenossen die- ses Hitlerjuden, dem damaligen "Bremen"- Steward Mauthner, hatte die "Staats" Ende September 1934 einen eigenen Lokalbericht gewidmet, nachdem sie am 25. August 1934 einen Leitartikel "Weltliga und jüdisches Problem" veröffentlicht hatte, der unter reichlichem Aufgebot von Fettdruck die un- erhört leichtfertige, um nicht zu sagen ge- wissenlose Prognose des alten August Heckscher ausschlachtete, dass das jüdische Problem in Deutschland binnen Jahresfrist durch einen mässigenden Ausgleich gelöst sein werde. Vielleicht hat der Redaktion das Herz geblutet, als sie ein knappes Jahr später Herrn Heckscher auf Grund des von der Associated Press gelieferten Materials Lügen strafen musste. (2. August 1935: "Juden des Reichs können Icaum einen Aus- weg finden"; 19. August 1935: "Schacht verdammt die zügellose Judenhatz als Ge- fahr fürs Reich" und "Keine Juden auf Rheindampfern. Starnberg weist Flücht- linge aus Bad Tölz ab".) Doch nur unter einem Zwang, vor dem es kein Entrinnen gibt, bequemt sich der Hirsch'sche Stab zu einer objektiven Berichterstattung. Wo ihm die Schein-Neutralität seines Blattes aus- reichende Deckung bietet, tischt er Behaup- tungen auf, deren Unglaubrwürdigkei gar nicht erst nachgewiesen zu werden braucht. So durfte in der Hafen-Reportage vom 12. Juli 1935 Dr. William B. iPeck erzählen, in Deutschland werde seiner Auffassung nach "der bessere Typ Juden nicht allein zurück- gerufen, sondern sogar von der Regierung um Mitarbeit beim Aufbau des Reiches er- sucht werden; ursprünglich sei nur beab- sichtigt gewesen, die unerwünschten Ein- wandererelemente aus Ostdeutschland aus- zuweisen, doch die Radikalen hätten dann die Massnahmen auf ajle Juden ausge- dehnt". Auf dem Gebiet der Nazi-Propaganda ist auch der "Briefkasten" recht fruchtbar. j)er Leiter dieser Abteilung ist anscheinend ein etwas merkwürdiger Herr, denn er em- pfiehlt die iSensationsschmöker des seligen Gregor Samarow als Geschichtsquelle, wäh- rend er gegen Otto Strasser und Heinrich Mann den Vorwurf einer übertriebenen "Gründlichkeit" erhebt. Natürlich stellt er dem Dritten Reich und seinen Herrschern immer wieder die besten Referenzen aus. An der Ehelosigkeit des "Führers" und Volksvermehrungs-Predigers ist nicht etwa, wie die böse Welt sagt, eine Anomalie in seinem Triebleben schuld, sondern "Hitler ist offenbar der Ueberzeugung, dass er als Familienvater sich nicht so der Verwirk- lichung seiner Pläne widmep kann wie als Junggeselle. Er dürfte damit recht haben". In det peinlichen Sache mit dem E.K.I und der Beförderung springt er seinem Führer mit dem Satze bei: "Zum Schluss war er Unteroffizier und hatte das Eiserne Kreuz zweiter und erster Klasse." Der Eindruck, den er 1934 als "ganz unbefangener" Be- obachter vom Dritten Reich gewann, war _■ a ff ß a y ,_ "der denkbar beste" und wir haben uns sei- nem Urteil zu beugen, denn er lässt, wie er an anderer Steile beteuert, "seine persön- lichen Ansichten fast immer ausser Acht". Bei dieser strengen Sachlichkeit ist es nicht erstaunucn, dass er den .Berliner ivurt üiisner in einen Galizier verwandelt, um dann mit der Berichtigung, die nur mehr die Initialen K. hl. bringt, eine weitere Gitt- miscnerei zu veiKnupien. jaei aer "Jtleim- berger Fonoa"-Auskunft vom 27. März 1936 ist eine Unterstreichung von vornherein un- nötig, denn hier nat man es mit einem trotz seiner -Hinterhältigkeit offenkundigen Bei- trag zur jcutuaimorcuieize zu tun: beweise iur die Kicntigkeit der gegen die Juden er- noDeneu ^ucoescnmaigung sind "noch nicht' oeigtioractit woraen. im Vorübergehen sei aus den Buch- besprechungen aes Sonntagsblattes vom 27. Oktober 19ö5 ein Beleg ausgehoben, der be- stätigt, dass man den BluDo-Antisemitismus des ifritten Reiches willig eingesogen hat: In einer Besprechung des Romans "ismaei Friedmann", in dem Carl Hauptmann, der Bruder des gieicngescnaiceten fseudo- (ioethe, den Fall eines halbjüdischen Men- schen dichterisch gestaltet, wird die Mut- ter zu einem "ehemaligen deutschen Mäd- chen'' degradiert. Die unverbrüchliche Treue zum "Führer" bedingt für die "Staats"-Jttedaktion ganz bestimmte technische Kniffe. Einer der wichtigsten ist der, dass man bei Material, das gegen das limerreich zeugt und das man nun einmal nicht in den Papierkorb werfen kann, wenigstens die Ueberschrift so formuliert, dass die Aufmerksamkeit des durchschnittlichen, d. h. flüchtigen Lesers von der peinlichen Hauptsache abgelenkt wird. So prangte z. B. eines Tages über einer Associated. Press-Meldung aus Berlin, die den sittlich verwüstenden Einfluss des "Stürmer" und seines Herausgebers be- tonte, die obere Spitzmarke: "Deutsche Jugend hat sich gebessert." Der hier gekennzeichneten Methode dicht benachbart sind die Verfahren, mit denen sich die Schriftleitung gegen Kritik am Nazismus von vornherein distanziert. Hier entfaltet die Redaktion, deren Deutsch sonst recht lebhaft an den Jargon Schickl- gruber-Hitlers erinnert, eine verblüffende Gelenkigkeit in Satz bau, Wortwahl und In- terpunktion. Pastor Leon M. Birkhead aus Kansas City wurde in "Kreuz und quer" vom 9. September 1935 als "politi- sierender Gottesmann" dem Misstrauen des Publikums preisgegeben, weil seine Ein- drücke vom Hitler-Regime erheblich von dem Idealbild abwichen, das sich auf dem "Staats"-Papier zu spiegeln pflegt. Von ironisierenden Anführungszeichen wird reichlichst Gebrauch gemacht. Die Berichte über den Fall des nazibegeisterten Pro- fessors Dr. Hauptmann von der Rutgers University erhielten regelmässig Ueber- schriften, die von Sympathie für die Sache des Genannten und von Gehässigkeit gegen sein Opfer Dr. Bergel trieften. Und wenn eine Nachricht den Reichsführer für das Gefühl des Herrn Hirsch und der übrigen Pg.'s nicht genügend rühmt, saugt man sich das Fehlende einfach aus den Fingern. Anfang Juli 1935 las man unter der Dop- pelzeile "Hitler für Ehrung der Kämpfer, auch der Juden" ein Berliner Telegramm, in dem der Juden auch nicht mit einer ein- zigen Silbe Erwähnung geschah! Naturgemäss hat auch die Olympia-Frage den Herren der "Staats" bemerkenswerte Aeusserungen entlockt. Im Frühjahr 1935 versicherte der Sportteil, dass die deutschen Judenverfolgungen sich lediglich in der Ein- bildung unbelehrbarer Zeitungsschreiber abspielten. Mit etlichen Wochen Abstand folgte ein polemischer Artikel der gleichen Sparte, der, stofflich unverkennbar von Ber- lin gespeist, mit seinen Bemerkungen über die Schicksale jüdischer Sportler und Sport- lerinnen einen Rekord der seelischen Roh- heit aufstellte. Als schliesslich die Kontro- verse zwischen Dr. Lewald und Jeremiah T. Mahoney ausbrach, da hatte die Staats- Zeitung die Stirn, die unwiderleglichen Einzelanklagen des Amerikaners, die sie der Oeffentliehkeit gern unterschlagen hätte und nur auf Druck von aussen her veröf- fentlichte, als "Anwürfe" zu bezeichnen. Interessant dÄxfte es auch sein, die Her- kunft der famosen "Copyright by Trans- ocean and Staats-Herold Corp."-Meldizngen zu ermitteln, die in den Spalten des Blattes einen immer breiteren Raum einnehmen und die zum Unterschied von dem früheren "DaD"-Material auf jegliche Tarnung ihrer Nazi-Natur dankenswerterweise verzichten. Bemerkenswert ist ferner noch, dass die Schriftleitung einer angeblich amerikani- schen Zeitung in ihrer Liebe für Hitler mit- unter so weit geht, alle Loyalität unserer Wahlheimat gegenüber ganz und gar ausser Acht zu lassen. Als einen aus vielen Be- weisen zitieren wir den "Deutsch-Amerika- nischer Zollkrieg?" betitelten Leitartkel vom 14. September 1935. Dieser Artikel zeigt so recht deutlich, wessen Sache das Blatt verficht. Schon in seiner Ausdrucks- weise naziotisch (er spricht z. B. von "Ii- beralistischen" volkswirtschaftlichen An- schauungen), argumentiert er durchaus im Stile der berühmten "dynamischen" Wirt- schaftsmoral des Herrn Dr. Schacht und schreckt dabei nicht einmal vor erpresseri- schen jQrohungen gegen die Vereinigten Staaten zurück, denn er vermutet, dass Deutschland die "besseren Kampfmittel" für sich habe, und hebt als ein solches das Sperrmark-Dumping hervor. Dieser Hinweis hindert die Redaktion durchaus nicht, anderthalb Monate später beim ^ Seefrachten-Konflikt eben dieses Dumping mit der Gänsefüsschen-Technik (vgl. No. 261 vom 31. Oktober) zunächst einmal abzuleugnen, um es dem Leser zu überlassen, ob er ausser der Ueberschrift auch den Text gemessen will, der eine ■— sachliche Rechtfertigung des Schacht'schen Tricks enthält. Im Vorbeigehen wollen wir noch den Leit- artikel vom 5. April 1935 würdigen. Hier wurde zu der Hitler'schen Eröffnung, dass die deutsche Luftmacht bereits die Stärke der britischen erreicht habe, redaktionell angemerkt: "Das ist eine zuverlässige Mel- dung, die offiziell bestätigt . . . was längst ein offenes Geheimnis war." Das offene Ge- heimnis der deutschen Aufrüstung war von der Staats-Zeitung zwei Jahre lang als Ausgeburt deutschlandfeindlicher Hetze gebrandmarkt worden!!! Esiwar nach alledem ein einfaches Stilge- 'bot, dass auf der im Juni veranstalteten Niagara-Fahrt der IStaats-Zeitung ein Ver- treter des Dritten Reiches beim offiziellen Festakt ein Siegheil auf die alte Heimat und ihren Führer ausbrachte. Wir können uns beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein Mann wie Victor F. Ridder mit der von uns hier gekennzeich- neten Tendenz der Staats-Zeitung ein- verstanden sein sollte. Es ist Victor F. Ridder in den Kreisen des freiheitlich gesinnten Deutschtums der Stadt New York noch ebenso unvergessen, wie es ihm in Nazi-Kreisen unverziehen ist, dass er allein im Sommer 1933 mit aufrechtem Bekenner- mut den Kampf gegen Spanknöbel und Kon- sorten aufnahm und in jener stürmischen Sitzung der Vereinigten Deutschen Gesell- schaften die hiesigen Nazi-Agenten mit vol- lem Recht als "Gangsters und Racketeers" einschätzte. AUFSAU KITTY'S BEAUTY SALON 1245 LEX1NGTON AVENUE 1. Etage Zwischen 84. und 85. Strasse (3 Minuten von der 86. 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Sie lautete wie folgt: Hen Haag, 8. November 1933. Mein lieber Willy Aron, ich habe Freude ... an Ihren Briefen. . . . Nichts zu tun hat das mit Inhalt und Ten- denz Ihrer Predigt, von der ich begreiflich finde, dass Sie sie halten und sich für et- was, was es gar nicht mehr gibt, nämlich für einen Juden. Die so Genannten und so sich Nennenden können alles Mögliche sein, nur Juden nicht. Deutsche gibt es noch, und ein Deutscher, der auch in dieser treu- losen und gewalttätigen Zeit zu Deutsch- land hält, schreibt Ihnen, dass übrigens (was ja auch mit seinem Deutschsein nicht das Geringste zu schaffen hätte) seine Bü- cher nicht verbrannt sind — woher schöp- fen Sie diese Nachricht? <— eben so wenig wie das von Ihnen angeführte Zitat recht hat mit meinem Namen. Damit hat es eine andre, gleichsam natürlich wurzelnde Be- wandtnis; eines so kleinlichen Unsinns, wie mir da zugemutet wird, bin ich wohl nicht fähig. Dank von Herzen für Ihre warmen Wünsche. Sorgen für die äusserliche Exi- stenz habe ich keine, wohl aber für andre Existenzen, und kann da so wenig nur, wo so viel nötig wäre. Wenn Sie oder Ihr Kreis ein Weniges übrig hätten und mir zur Linderung von allerbitterstem Elend schicken wollten, das wäre schön. Mit Gruss und Segen von Herzen Brunner." Am 22. Dezember 1933 sandte ich Brun- ner meine folgende Antwort: "Mein lieber Constantin Brunner, wenn ich Ihnen mit meinen . . . Briefen Freude bereite, so müsste ich ja darin eigentlich eine Ermutigung finden, Ihnen weiter Freude zu bereiten, indem ich Ihnen recht häufig Briefe schreibe, das heisst: Ich müsste mit Ihnen hin und her korrespon- dieren, um Ihnen Freude zu bereiten. Was Schöneres und Edleres gäbe es wohl als seinem Nebenmenschen Freude zu bereiten. Mir ist es eine wunderbare Gewissheit, dass es irgendwo auf dieser materialisti- schen Erde einen Mittelpunkt gibt, wo Wahrheits-S; ;»■ . ■' ' AUFBAU Jewish FRONTIER 1225 BROADWAY N. Y. C. "The Liberal National Journal of Jewish Labor and Letters" • Jewish FRONTIER Covers the whole Jewish scene in America, Germany, Poland and elsewhere. In editorials, articles and criticism it is the only magazine in Amer- ica which presents the Labor- Zionist program. • AMONG ITS CONTRIBUTORS: I M. Rubinow Albert Einstein Maurice Samuel Sigmund Freud David Ben-Gurion Babette Deutsch Arthur Ruppin David Pinski Zalman Rubashow Ludwig Lewisohn William Zukerman Hans Kohn • December Anniversary Issue: German Halutz Yonth—Norman Bentwich; Jewish Worker in America—Elsie Glück; Theater in Palestine—Heinrich Inf eld: Architecture in Eretz Israel—Zvi Aher; Zionism in So vi et Russia—Marie Syrkin; Socialism in Palestine^Herbert Morrison: A Letter from Dr. Josef Bloch, formerly leading Social Democrat; A special photo- graph Supplement on Palestine today. $2.00 subscription fo'r a year, 15c a copy. 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Herr de Jonge hat ganz recht, wenn er sagt, dass nun endlich mal alle Klein- lichkeit beiseite gestellt werden sollte, da wirkliche und dringende Dinge für uns zu tun — ich muss schon sagen, leider — da sind. Auch die Vorschläge, die er für die zu- künftige Arbeit macht, finden meine Zu- stimmung, wohl unser aller Zustimmung. Es fragt sich nur, wie sie bei der augen- blicklichen Situation in unserem Klub wie auch in der Zusammenarbeit mit anderen Organisationen gleichartiger Zusammen- setzung und gleicher Ziele in die Wirklich- keit umgesetzt werden können. Und damit komme ich zu dem, was ich dem Artikel des Herrn de Jonge hinzu- fügen möchte. Selbstverständlich herrschen in jedem Verein Spannungen, Sympathien und Antipathien zwischen einzelnen Mit- gliedern und Gruppen von Mitgliedern — und es ist gut so, sonst würde es ja zu einer Stagnation im Leben eines Klubs, wie des unsrigen, kommen. Aber diese Dinge dürfen auf keinen Fall soweit gehen, wie sie bei uns gegangen sind. Ich meine das nicht etwa persönlich gegen irgendjemand ge- richtet, ich meine es mehr im allgemeinen und im Zusammenarbeiten der einzelnen Komitees. Wir müssen uns endlich mal von alten, längst verjährten Unstimmigkeiten und persönlichen Kontroversen frei machen und wenn es gar nicht anders geht, ganz von vorn beginnen. Die Arbeit, die uns im kommenden Jahr bevorsteht, ist ganz klar vorgezeichnet. Durch die neuen Judengesetze in Deutsch- land und deren entsetzliche Auswirkungen werden wir alle zusammen und jeder von uns einzeln so stark in Mitleidenschaft ge- zogen werden, dass wir unsere Sorgen oder wenigstens einen Teil von ihnen werden unserem Klub übertragen müssen. Und er kann sie auch tragen. Viele, viele werden noch zu uns kommen — leider müssen. Und da sollte unser Klub ihnen eine Oase sein. Wir sollten und müssen, wie unser Para- graph 1 der Satzung so "schön" sagt, un- sere Mitglieder zu guten amerikanischen Staatsbürgern und selbstbewußten Juden heranziehen. Ich bin wirklich der letzte, der irgendwie das Judentum in den Hin- tergrund stellen würde, und jeder, der mich kennt, weiss das, aber wir sollten auch den ersten Teil des Paragraphen nicht ver- gessen. Er erscheint mir ebenso wichtig. Wir alle, die erst kürzlich, d. h. in den letz- ten drei Jahren, herübergekommen sind, wissen, wie schwer es ist, sich in eine neue, ganz fremde Umgebung hineinzufinden. Wir alle haben sicher in dieser Beziehung viel Hilfe im Klub gefunden. Ich kann von mir jedenfalls behaupten, dass es mir ohne den Klub nicht so schnell gelungen wäre. Aber lasst uns die noch Kommenden nicht vergessen. Viele von diesen, jetzt noch kommenden, werden von Politik — ich meine: der grossen Politik — für eine Zeitlang nichts wissen wollen. Sie haben für eine ganze Weile wirklich genug davon. Gebt auch diesen die Möglichkeit, sich in unserem Klub wohl zu fühlen und sich einzuleben. Sie werden von ganz allein nachher schon an- ders werden und sich der einen oder an- deren Richtung, die unseren Klub durch- flutet und dadurch immer aufs neue so in- teressant macht, anschliessen. Das kann und muss geschehen, indem jeder von uns in dem anderen den Menschen sieht — hier dürfen wir ja Menschen sein —, und ver- dammt ihn nicht, weil er mit Eurer jüdi- schen und politischen Einstellung nicht ganz übereinstimmt. Es ist für alle in un- seren Reihen Platz, soweit sie anständige Menschen sind. Helft ihnen! Es ist wirk- lich selbstverständlich, dass wir uns aus diesen genannten Gründen um neue Mit- glieder mehr kümmern sollten. Viele, viel zu viele, nehmen nur die guten Seiten und Vorteile des Klubs wahr. Wir müssen Mitarbeit fordern und wenn sie auch nur darin besteht, anderen durch einen Rat, der oft mehr wert ist als Tat, zu helfen. Gebt auch dem Klub einen Rat, wenn ihr könnt, wie er dieses Ziel erreichen kann, und kritisiert nicht nur. Aussenpolitisch — ich meine vom Klub aus gesehen — hat Herr de Jonge alles ge- sagt, was zu sagen war, aber vergesst auch nicht ganz die Innenpolitik. Steht zusammen, bildet ein geschlossenes, homogenes Ganzes. Es gibt viele Dinge, die der Klub in dieser genannten Richtung tun könnte und tun muss. Viele Ideen sind da; arbeitet nicht gegeneinander, arbeitet mit- einander und stellt alle persönlichen Dinge, wie wichtig und richtig sie auch erscheinen mögen, zurück. Helft den neuen Mitglie- dern und den noch kommenden, helft dem Klub den Paragraphen 1 der Statuten wahr machen. "Es muss anders werden im kommenden Jahr!" Dr. Siegfried G. Lasch. NEU ERÖFFNET Feines Spezialgeschäft in HANDSCHUHEN UNTERWÄSCHE STRÜMPFEN ROSA SIMONS 345 AMSTERDAM AVE. zwischen 76. und 77. Strasse AUFBAU ii MS ALL.. WRITE ^WRITEVK» n V\ /WZTAff/EHksE^i-aBBVZx FOR UTE RA TUR E\ AND INFORMATION 122-54 Avenue (ArlBih^t.) 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