m rXACHRICHTerXBLATT DE i 6ERMfln-JEWI5H CLUB lf\t. HEU) yORK, sX.Y 1. Jahrgang. NEW YORK, DEN 1. FEBRUAR 1935 No. 3 Zur Feier am Heinedenkmal Die Emigrantenliteratur der letzten zwei Jahre ist weder erstmalig noch einmalig. Sie hatte einen grossen Vorläufer. Das war das "junge Deutschland" des Vormärz. Heinrich Heine war der erste jüdische Emigrantenliterat deutscher Nation. Er verehrte das Deutschtum und hasste das Preussentum. Deshalb musste er ins Exil. Heine war Deutscher, mit allen Fehlern und Schwächen des Deutschen. Und er war zugleich Jude, mit allen Fehlern und Schwächen des Juden. Im ersten Früh- schein der Ghettodämmerung repräsentiert er den Typ des eben erst emanzinierten, as- similationsfreudigen deutschen Juden. Er sucht Aufnahme in die deutsche Burschen- schaft. Er schreckt selbst vor der lächer- lichen Komödie einer Scheintaufe nicht zu- rück. Alles nur, um um jeden Preis sein Nicht-anders-sein-woIIen zu demonstrieren. Sein Leben führt ihn durch Unglück, Ent- täuschung, Krankheit. Wenig bleibt ihm erspart. Und dann, im Alter, findet er den Weg zurück, heim, ins Judentum. Eine ähnliche Wandlung haben wir alle durchlebt, intensiviert nur durch die Er- fahrung der letzten beiden Jahre. Wir alle haben das durchgemacht: Zuerst die Er- ziehung in der Sphäre des deutschen Geis- tes — Goethe, Hölderlin, Beethoven —, dann die bittere Enttäuschung. Und dann der Weg zurück, ins Judentum, das ja in seiner letzten Ethik nichts will als Ehrfurcht vor der reinen Menschenwürde. Deshalb finden wir so viele wesensverwandte Züge in der Persönlichkeit Heines. Er war Republikaner aus innerstsr Ueberzeugung. Er war einer der ersten, die die Vorteile und Gefahren der eben auf- keimenden sozialistischen Bewegung er- kannten. Er lebte als Schriftsteller im Exil. Seine Schriften waren vom Bundes- tag verboten worden und zirkulierten in Deutschland nur illegal. Es war damals genau wie heute: die Polizeifuchtel allein htrrschte in den deutschen Staaten. Die Aufrechten, die Kämpfer für Geistesfrei- heit und Fortschritt flohen in die Verban- nung. Ihrer der besten* einer war Heine. Erwägungen solcher Art, vielleicht sogar mehr gefühlsbetont als verstandesmässig erfasst, veranlassten unseren Club in seiner Geschäftsversammlung vom Januar 1934 zu beschlossen, "alljährlich am Todestage Heinrich Hei- nes am hiesigen Heine-Denkmal einen Kranz niederzulegen und eine schlichte Feier zu veranstalten." Die meisten unserer Mitglieder hatten bis dahin wohl nicht einmal geahnt, dass in New York eine Heine-Denkmal existierte. Man denke: ein Heine-Denkmal in New York. Im ganzen denkmal - gesegneten Deutschland war Heine noch nie ein öffent- liches Denkmal gesetzt worden. So interessant diese Tatsache ist, interes- santer noch ist die Geschichte dieses Denk- males. Erschütternd und beschämend zu- gleich. Eine Aufeinanderfolge von grim- migen Ironien, wie sie der grosse Spötter Heine nicht ironischer hätte erfinden kön- nen. Dies aber ist die Geschichte des Denk- mals: Die Kaiserin Elisabeth von Oesterreich, dieselbe, die später so ein tragisches Ende fand, war eine glühende Verehrerin Heines. Bekannt ist ja die Geschichte ihres Heine- Denkmals auf dem Achilleion — zu allge- mein bekannt, als dass ich sie hier wieder- holen müsste. VERGESSEN SIE NICHT unseren Masken-B all am SAMSTAG, den 16 FEBRUAR. Nähere Angaben im Monats-Pro- gramm auf Seite 3. Die Kaiserin Elisabeth also beauftragte den Bildhauer Ernst Gustav Herter, einen Heinebrunnen zu entwerfen. Herter hatte eine Skulptur geschaffen: "Moses, die Ta- feln zerbrechend". Es erschien ihr als der Würdigste, der Geignetste, ein Heine-Denk- mal zu schaffen. Denn auch Heine hatte so viele Tafeln zerbrochen. Nach der Bestim- mung der Kaiserin sollte dieser Brunnen in der Geburtsstadt Heines aufgestellt werden, in Düsseldorf. Aber . . . Aber die Stadt Düsseldorf lehnte ab. Civil courage was damals in Deutschland genau so selten wie heute. Die Abneigung des deutschen Kaisers gegen Heine war zu offenkundig. Der Mannesmut vor Königs- thronen war eine rein theoretische Ange- legenheit für die deutschen Spiesser, nur in Gedichten zu verherrlichen. Die Stadt Düsseldorf fand also kleinliche Entschuldigungsgründe, um die Annahme des Brunnens zu verweigern. Das gleiche Schauspiel wiederholte sich in einigen an- deren deutschen Städten, denen das Denk- mal angeboten wurde. Es wurde dann in einige sechzig Stücke zerlegt, in Kisten ver- packt und in einem Lagerhaus untergestellt. Der Dichter Paul Heyse verspottete da- mals in einem Gedicht, das in der "Zu- kunft" erschien, diese allgemeine Ableh- nung des Heine-Denkmals. Durch dieses Gedicht wurden einige prominente Deutsche in New York auf das Denkmal aufmerksam. Man darf wohl sagen: die Deutschen in New York waren damals ein änderer Typ als heute. Sie waren sich noch des stolzen Erbes der geflohenen 48er bewusst. Män- ner wie Schurz und Sigel lebten noch unter ihnen. Es wurde beschlossen, dem Denkmal, dem, wie man sich ausdrückte, "am deut- schen Rhein eine Heimstätte verwehrt wor- den war, eine solche am amerikanischen Rhein, am Hudson, zu schaffen". Man ging tatkräftig ans Werk. Zahl- reiche deutsche Vereine beteiligten sich. Durch Bazaare und Theatervorstellungen wurden die notwendigen Geldmittel aufge- bracht. (Fortsetzung auf der 7. Seite) ich« Bibliothek Frankfurt am Maln AUF B A U REICHMAN'S HUNGAR1AN RESTAURANT • Strictly Kosher • COURTEOUS SERVICE MODERATE PRICES e All Social Functions Distinctively Arranged • 248 EAST 82nd STREET NEW YORK CITY Phone REgent 4-9285 Thea Stein-Lewinson Graphologin 175 WEST 93. STRASSE NEW YORK CITY Tel.: Riverside 9-2151 Graphologische Gutachten, insbesondere über Berufs- eignung, Personal wähl, Unterschriftsfälschung. Kindererziehung (Beob- achtung von Kinderhand- schriften). 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Strasse (Für Anfänger und Fortgeschrittene). George Washington High School, Audu'bon Ave. und 192. Strasse (Für Anfänger und Fortgeschrittene). Jacob H. Schiff Center, 2520 Valentine Ave., Bronx, Nähe Fordham Road und Grand Concourse (Für Anfänger und Fortgeschrittene). Tempie Ansehe Chesed, 251 West 100. Strasse (Für Fortgeschrittene). Anmeldungen zum englischen Unterricht werden in den Unterrichtsstunden entgegen genommen. Der Unterricht ist kostenlos. Der Besuch des englischen Unterrichts hat in letzter Zeit etwas nachgelassen. Wir machen darauf aufmerksam, dass dieser Unterricht nicht nur Mitgliedern, sondern auch Freunden unserer Organisation unentgeltlich erteilt wird. Machen Sie von dieser grosszügigen Einrichtung so aus- giebig wie möglich Gebrauch. Auskünfte in Einwanderungsfragen, Krankheitsfällen und betr. Verweisung an zuständige Stellen erteilt Herr Alfred Katzenstein, 395 Fort Washington Ave., New York City. Wir ersuchen alle Anfragen nach Möglichkeit schriftlich zu stellen. V) n oo Q UJ Lu oc U H H D CQ «SSV 0F T//s FIR5T CLA5$ L0UI5 MEYER AND JON! HOME MADE fTYLE z Fl -< o so * H cn cn ro O 50 5 > < m z c PI Moses,Bermeo&Haas Anwälte für aus- ländisches Recht » Beratung u. Korrespondenz in allen deutschen Rechts- angelegenheiten, Prozess- und Erbschaftssachen. V ertragsentwürf e Firmengründungen Geldtransferierungen Einwanderungen » FRITZ MOSES vorm. Landgericht Berlin prakt. seit 1926 in New York • ALFRED HAAS vorm. Deutscher Rechtsanwalt « 2 RECTOR STREET NEW YORK, N. Y. Telephon: DIgby 4-7595 Dr. F.Schlesinger Klub-Zahnarzt 308 OST 79. STRASSE NEW YORK CITY Tel.: RHinelander 4-5643 AUFBAU 3 ? r Wann j Wann Wohin ^ Wie W Per Flugzeug - Schiff Bus - Eisenbahn » Alle Fahrkarten zu Originalpreisen Kostenlose Auskunft in Einwanderungsfragen Bürgerpapiere Plaut t ravel Inh. WALTER PLAUT 79 MADISON AVENUE Ecke 28. Str. New York City Tel.: CAledonia 5-1432 Nach Geschäftsschluss und Sonntags Tel.: LExington 2-7803 Vorsorge verhütet Nachsorge! Darum lassen Sie sich doch versichern. Abschlüsse jeder Art von Versicherungen, Annuitäten und garantiert gesicherten Einkommen für Lebens- zeit besorgt Ihnen zu den bestmöglichen Bedingungen durch die New York Life Insurance Co. JENNIE MAYER 250 PARK AVENUE Room 500 New York City Tel.: ELdorado 5-6324 Monats-Programm Februar 1935 Mittwoch, den 6. Februar: Vortrag: EINDRÜCKE UND BETRACHTUNGEN IN WASHINGTON GELEGENTLICH DER PALÄSTINA- ' TAGUNG. Redner: ALFRED HAAS. Es liegt sicher auf der Linie unserer Klubttäigkeit, einen deutschen Juden über das angekündigte Thema sprechen zu hören. Der Redner — den die Mehrzahl unserer Mit- glieder und Gäste aus früheren Vorträgen kennt — hatte Gelegenheit, eine grosse Anzahl führender Juden und Nichtjuden zu hören und kennen zu lernen. Von besonde- rem Interesse für die Neu eingewanderten dürften die Schil- derungen von Washington, D. C., Sitzungen des Supreme Court und der beiden Häuser des Kongresses, eine Besich- tigung des White House und ähnliches, sein. Eintritt: Mitglieder frei, Gäste 25$. Mittwoch, den 13. Februar: Vortrag: JEWISH LIFE IN MEDIEVAL GERMANY (in englischer Sprache). Redner: Professor M ARVIN LOEWENTHAL. Professor Loewenthal, Verfasser des Buches "A World Gone By", ist eine Autorität auf dem Gebiete der jüdischen Geschichte. Das Thema "Jüdisches1 Leben im deutschen Mittelalter" ist für ein richtiges Verständnis der Gegen- wart von grosser Bedeutung. Nicht nur besitzt der Red- ner eine überaus gründliche Sachkenntnis, sondern er hat auch die seltene Gabe, ein geschichtliches Thema interes- sant und geistreich darzustellen. (Fragestellung und Dis- kussion in deutscher Sprache gestattet.) Eintritt: Mitglieder frei, Gäste 25$. Samstag, den 16. Februar: MASKENBALL. Im grossen Ballsaal des Mecca Temple Casino, Eingang 133 West 55th Street, New York City. Kostümpreise und Ueberraschungen. Eintritt $1. An der Abendkasse 25$ Zuschlag. Vorverkaufskarten sind an den Vortragsabenden im Klub- haus erhältlich, ausserdem in "Kitty's Beauty Salon", 1245 Lexington Ave. Sonntag, den 17. Februar: KRANZ-NIEDERLEGUNG AM HEINE-DENKMAL. Kurze Ansprache unseres Klubmitglieds Josef Maier. Treffpunkt: 3 Uhr nachmittags, 161. Strasse und Grand Concourse, an der Freitreppe des neuen Gerichtsgebäudes. Mittwoch, den 20. Februar: Mitglieder-Versammlung. Tagesordnung: I. Sterbekasse; III. Verschiedenes. II. Statutenänderung; Mittwoch, den 27. Februar: Vortrag: MAIMONIDES, DER MENSCH UND DAS WERK. Redner: DR. TRUDE WEISS ROSMARIN. Wir veranstalten diesen Vortragsabend zum Gedenken der 800. Wiederkehr des Geburtstages dieses richtunggebenden, ehrfurchtgebietenden jüdischen Gelehrten. Frau Dr. Weiss Rosmarin ist uns als packende Rednerin und ausgezeich- nete Kennerin jüdischer Dinge bestens bekannt. Sie ist Direktorin der "School of the Jewish Woman." Eintritt: Mitglieder frei, Gäste 25$. Alle Vorträge finden im Klubhaus, 210 West 91. Strasse, statt. Beginn 9 Uhr abends. Auskünfte in allen Klubangelegenheiten erteilt der Sekretär, Fred H. Bielefeld, 28 W. 90. Strasse, Tel.: SChuyler 4-1579. Sportprogramm siehe Seite 5. Bücher und Zeitschriften DER EMIGRATION Grösste Auswahl .an Neuerscheinungen "Die Neue Weltbühne" "Das Neue Tagebuch" "Europäische Hefte" "Neue Deutsche Blätter" u. a. m. KATALOG AUF WUNSCH MODERNE DEUTSCHE BUCHHANDLUNG 250 EAST 84th STREET NEW YORK CITY Phone REgent 4-1522 SHERMAN CAFETERIA 2376 BROADWAY AT 87th STREET NEW YORK CITY Tel. SUsquehana 7-8759 • Members of theClub patronize our störe after the meetings. 4 AUFBAU St 99 Klub-Revue Published by the GERMAN-JEWISH CLUB, INC. 210 West 91st Street, New York, N. Y. Advertising rates on application Editor-. DR. ALFRED EICHENBERG 1. Jahrg. New York, 1. Februar 1935 No. 3 GERMAN-JEWISH CLUB. INC. KLUBHAUS: 210 West 91. Strasse, New York Präsident...................... ERNST HEUMANN 1. Vize-Präsident............. JULIUS J. SICHEL 2. Vize-Prftsident.......... FRED J. HERRMANN Sekretär....................FRED H. BIELEFELD Hilfs-Sekretär................. OTTO R. FELDER Finanzsekretär................E. SCHNEEBERGER Schatzmeister ........... MICHAEL SNYDACKER Beisitzer................ ARTHUR AMERIKANER .......*................ERICH DE JONGE ......................... ALFRED HAAS ..................DR. SIEGFRIED LASCH Klubärzte: Dr. Kurt Berliner - - 1235 Park Avenue Dr. Alfred Eichenberg - - 162 Ost 91. Strasse Klubzahnärzte: Dr. Frank Dreyfus - - 139 Ost 57. Strasse Dr. F. Schlesinger - - - 308 Ost 79. Strasse Der Zweck des Klubs ist die Heranbildung seiner Mitglieder zu guten amerikanischen Bürgern und zu selbstbewussten, aufrech- ten Juden, namentlich durch Vermittlung jüdischer und allgemeiner Geistesgüter. Ferner erstrebt der Klub den freundschaft- lichen Zusammenschluss der deutschen Juden in New York durch gesellschaftliche Veranstaltungen zu fördern. (Auszug aus den §§ 1 und 2 der Statuten.) Neuaufnahmen: Theodore Fleischmann, Gutta Freudenthal, Alma Kassel, Martha Katz, Henriette Salomon, Hedwig Strauss, Ella Weisbecker, Gertrud Wittenberg. Klub-Nachrichten. Unser Klubmitglied Edith Kahn zeigt ihre Vermählung mit Herrn Sam Granat an. Unsere besten Wünsche begleiten das junge Paar. • Die Mutter unseres verdienten, lang jäh- • rigen Mitglieds Alfred Katzenstein be- findet sich wieder auf dem Wege der Bes- serung. Wir wünschen ihr baldige voll- kommene Genesung. Werbet Mitglieder! Zuschriften, die die Zeitung betreffen, sind an den Schriftleiter, Dr. Alfred Eichenberg, 162 Ost 91. Str., zu richten. Zwei Vortragsabende des letzten Monats waren der Kunst gewidmet. Gerade diese beiden Vorträge fanden begeisterten Beifall. Das beweist, wie notwendig sie waren. Wir wollen uns gewiss nicht den politischen Ta- gesnotwendigkeiten verschlussen. Aber ge- rade deshalb, weil politische Sorgen so in- tensiv unsere ganze seelische Spannungs- kraft verbrauchen, gerade deshalb müssen wir sie auch irgendwie abreagieren können. Ein politisch Lied ist nun einmal ein gar- stig Lied. Ein Lied jedenfalls, das man nicht immer und immer wieder hören möchte. Das erträgt man einfach nicht mehr. Deshalb ist man doppelt und dreifach dankbar für jede Möglichkeit, die Tagesmisere — wenn auch nur für Stunden — zu vergessen. Und das erreicht, mehr als alles andere, die Beschäf- tigung mit der heiligen Kunst. Insbeson- dere mit der Musik, die ja — nach einem alten Ausspruch — ein Vorspiel des ewigen Lebens ist. Deshalb gebührt unser besonderer Dank Herrn Wilhelm Bachenheimer. Sein Schu- bert-Abend ist allen Zuhörern zum bleiben- den Erlebnis geworden. Wir hörten die alten vertrauten Schubertlieder, — Grüsse aus einem längst verlorenen, sorgenfreien Kindheitsland. Jeder Gesangsvortrag wurde eingeleitet durch eine kurze musikalische Erläuterung am Klavier. Wir hoffen nur, dass der enorme Beifall dieses Abends den Vorstand veranlassen wird, bald wieder einen derartigen Vortrag zu veranstalten. Begeisternd war auch der Vortrag von Peter Flamm. Er gab uns nicht nur, wie versprochen, einen Ueberblick über die jü- dische Emigrantenliteratur der letzten zwei Jahre, lebendig gestaltet durch die Schilde- rung persönlicher Begegnungen mit Stefan Zweig, Arnold Zweig, Döblin u. a., sondern ausserdem auch charakteristische Schilde- rungen des in Deutschland verbliebenen, gleichgeschalteten Schrifttums. Die Mitgliederversammlung vom 2. Ja- nuar brachte die längst notwendig gewor- dene Aussprache über Form und Inhalt unserer Diskussionen und die politische neutrale Einstellung unseres Klubs. Es wurde zwar effektiv nichts an den Tat- sachen geändert. Aber die Aussprache hat die Atmosphäre peklärt. Das ist auch ein Gewinn. Ueber die beiden gesellschaftlichen Ver- anstaltungen — Sylvesterfeier und Tanz- abend im Delano — ist nichts Besonderes zu berichten. Dass die Stimmung beide Male ausgezeichnet war, braucht nicht be- sonders berichtet zu werden. Das ist selbst- verständlich. Der Februar bringt wieder unseren Mas- kenball. Dazu noch einige Worte. Man kann — mit voller Berechtigung — den Standpunkt vertreten, dass deutsche Juden gerade jetzt nicht solche Feste veranstalten sollten. Aber unser Maskenball ist seit nunmehr zehn Jahren traditionell. Der Vorstand konnte sich nicht dazu entschlies- sen, mit dieser Klubtradition zu brechen. Wir helfen unseren unglücklichen Glau- bensgenossen in Deutschland nicht dadurch, dass wir uns das harmlose Vergnügen eines Maskenballes versagen. Und der Rein- gewinn — wir wissen aus Erfahrung, dass er recht beträchtlich sein wird — kommt ja wieder direkt oder indirekt den Opfern des Hitlerterrors zu Gute. SPORT Ausgehend von den Erfahrungen, die wir aus unserer bisherigen Praxis gezogen ha- ben, haben wir erkannt, dass es ziemlich zwecklos wäre, auf dieser Basis unsere sportliche Tätigkeit fortzusetzen. Wir ha- ben bisher an den Sportabenden uns mehr oder weniger gut amüsiert, bezw. ausgetobt, aber von planmässigem Training in den verschiedenen Sportarten und der dazu nö- tigen Disziplin konnte nicht die Rede sein. Wir wollen an dieser Stelle nicht die Schuld- frage aufwerfen, doch wollen wir hiermit eindeutig erklären, dass unsere Sportabende nicht dazu da sind, um uns Unterhaltung zu bieten, sondern Zweck und Ziel unserer Sportgruppe sind: 1. den Körper zu stärken, widerstands- fähiger zu machen und vor Verweich- lichung zu schützen. 2. unsere Gruppe zu wahrem Kamerad- schaftsgeist zu erziehen. Der Elefant. Die überaus dringende Angelegenheit des Elefanten wurde in der letzten, ausser- ordentlichen Vorstandssitzung erörtert. In einer dreistundenlangen, äusserst heftigen und erregten Debatte wurde festgestellt, dass der Zustand unhaltbar sei. Es war je- doch unmöglich, irgendwelche Vorschläge zur Verbesserung zu erlangen. In Anbe- tracht der Dringlichkeit wurde beschlossen, einen Beschluss zu flassen. Man sah ein, dass sofort etwas Energisches unternom- men werden müsse und übergab die Ange- legenheit einem Komitee, das gelegentlich Bericht erstatten soll. Um den bisherigen Uebel ständen Abhilfe zu schaffen, haben wir uns zu Folgendem entschlossen: Unsere Gruppe wird von nun ab bei ihrer Tätigkeit in der Turnhalle in Riegen einge- teilt. Deren Aufgabe ist es, unter Führung ihrer Obmänner das Training ernst und in- tensiv durchzuführen. Die Zeiteinteilung für unsere kommenden Sportabende ist wie folgt gedacht : 8.30— 9.00 Beliebig. 9.00— 9.05 Dauerlauf. 9.05— 9.30 Gymnastik. 9.30—10.00 Spiele für Damen. 10.00—11.00 Basketball für Herren. In der Zeit von 9.30 bis 11 Uhr werden die jeweils vom Ballspiel freien Riegen Hochsprung, Weitsprung, Ringen und an- dere leichtathletische Uebungen trainieren. Selbstverständlich sind wir jederzeit gern dazu bereit, verbessernde Vorschläge sowie aufbauende Kritik entgegen zu nehmen. Jeder, der sich mit diesen Grundsätzen un- serer Sportgruppe einverstanden erklärt und willens ist, riiitzuwirken, ist uns herz- lich willkommen. Wir möchten jedoch nochmals betonen, dass wir auf die aktivste Mitarbeit jedes Einzelnen bestehen müssen und bestehen werden. An dieser Stelle wollen wir bereits darauf hinweisen, dass wir die feste Absicht haben, im Monat März eine Handballmannschaft zu organisieren, die sich in der kommenden Saison an den Verbands Wettspielen beteili- gen wird. Alle Interessenten wollen sich zwecks Anmeldung bezw. weiterer Informa- tionen an das Sportkomitee wenden. Unsere für Februar angesetzten Vereins- wettkämpfe haben wir auf Grund der Um- Organisierung auf den März verlegt. A UF B AU 5v E N G L I S HC O LUHN On Changing Human Nature By Frederick J. Gaudet, Professor of Psychologe, Dana College. L,„;,u Sportprogramm für Februar 1935. Jeden Montag abend von 8.30 Ibis 11.30 Uhr in unserer Turnhalle, Warner Memo- rial Gymnasium, 138. Strasse (zwischen Hamilton Place und Amsterdam Ave., einen halben Block östlich vom Broadway), New York City. Leichtathletik — Geräteturnen — Basketball — Ping-Pong — Sportspiele. Anmeldungen werden auch an den Sport- Abenden in der Turnhalle entgegengenom- men, wo auch jede weitere Auskunft erteilt wird. Turnschuhe sind mitzubringen. Mit- glieder 10c, Gäste 20c. Ping-Pong: Jeden Samstag abend 8 Uhr bei Reichmann, 248 Ost 82. Str. Anschlies- send gemütliches Beisammensein. Mitglie- der 5c, Gäste 15c (zur Deckung unserer Unkosten). Samstag, den 16. Februar, fällt der Ping- Pong^Abend aus. Ausflüge und sonstige Veranstaltungen: Sonntag, den 3. Februar: SGHWIMMNACHMITTAG mit Benüt- zung des Gymnasiums im Hotel St. Ge- orge, 51 Clark St., Brooklyn, N. Y. Clark Street Station der Broadway-7th Ave. Untergrundbahn. Treffpunkt: 2.30 Uhr nachmittags pünkt- lich in der Vorhalle des Hotels. Turnschuhe mitbringen. Eintrittspreis 65$. Das Hotel St. George hat bekanntlich das grösste und modernst eingerichtete Hal- lenschwimmbad in New York. Sonntag, den 10. Februar: Besichtigung des Museums der Stadt New York, 5th Ave. und 103rd St. Treffpunkt: 96th St. und Broadway. 2 Uhr nachmittags, auch bei Regenwetter. Um sehr pünktliches Erscheinen wird ge- beten. Wir hoffen auf eine > zahlreiche Beteiligung, denn es wird uns in diesem Museum der Werdegan- der Stadt New York von dem Tage, an dem die Insel Manhattan von der weissen Rasse den Indianern abgekauft wurde, bis zum heu- tigen Tage gezeigt. Danach gemütliches Beisammensein im Restaurant des "Manhattan Odd Fellow Temple", 105-111 Ost 106. Strasse, New York, Telefon LEhigh 4-1110, das uns als gutes und billiges Restaurant be- kannt ist. Nachzügler treffen uns nach 4.30 Uhr nachmittags im Restaurant. Sonntag, den 17. Februar: HEINE-FEIER. Näheres siehe im all- gemeinen Monats-Programm. Freitag, den 22. Februar (Washington's Birthday): Schlittschuhlaufen im "Hamilton Skating Rink" bei günstigen Eisverhältnissen. Treffpunkt: 2.30 Uhr nachmittags an der Dyckman St. Station ('er Broadway-7th Ave. Linie. Eintrittspreis 35$. Sonntag, den 24. Februar: Besuch zweier Eishockeyspiele im Madi- son Square Garden, 8th Ave. und 50th St. Treffpunkt: 1.30 Uhr nachmittags pünkt- lich vor dem Haupteingang. Eintrittspreis 25$. Interessenten für diese Veranstaltung wollen sich vor Mittwoch, den 13. Fe- bruar, bei unserem Sportkomitee, 210 W. 9Ist St., anmelden. Ski-Abteilung: Sonntag, den 24. Februar: Bei günstigen Schneeverhältnissen: Ski- Ausflug nach Bear Mountain. Treffpunkt: Grand Central Station (Aus- gang 42. Strasse) pünktlich 7.45 Uhr vormittags. Volle Skiausrüstung. Fahr- preis $1.25. Teilnehmer an diesem Skiausflug wollen sich vor dem 15. Februar bei Herrn Lud- wig Baer, 14 W. 90'th St., anmelden. All of us have listened to arguments be- tween groups in which someone has ended or attempted to end the argument by say- ing, "but you can't change human nature" or "human nature never changes." We hear this statement more frequently today than formerly because our social institu- tions are changing and more changes are continually being proposed. We often hear people talking about removing the prosit motive from our economic system, and the opoonents of this idea usually use as their chief' argument that, since you cannot change human nature, by removing profits you remove all incentive to work. The concept that they hold regarding human nature is that man, by nature, can be active only if he is stimulated by certain drives (with this all psychologists will agree); but they go further than the psychologists and say that one of these drives, or urges, or instincts, is to work or show initiative only if the individual receives or is likely to receive some material reward. The point of' this is to show that our conception of human nature or, in other words, our psychology is, to a considerable extent, responsihle for the type of society which we will develop or allow to be de- veloped for us. Perhaps another Illustration will show us the importance of our conception of human nature. Düring the eighteenth and nineteenth centuries, and to a certain ex- tent in this Century, a school of economists existed which is known as the classical economists. Economic«, like the other so- cial sciences, is built upon the idea of the social scientist regarding the nature of human nature. Aristotle, in writing his book, "The Laws," started his whole po- litical theory by stating that, "Man is a social animal." If he had thought that man was a non-social animal, it is probable that he would have developed a different political theory, or if he had thought that man was a rational animal, he might have developed a system of politics similar to that of Rousseau and his followers. We might go on into the other social sciences and show that there is a relation between what people believe to be human nature and the social institutions they be- lieve that man should develop. However, since we started in the field of economics, let us go back to it. The Die Märzausgabe unserer Zeitung erscheint als Maimonides- Gedächtnisnummer anlässlich der 800. Wiederkehr des Geburtstages von Maimonides. ___;_ classical economists stated that man is a rational animal; that is, his behaVior is controlled by his reason. If. t'hen, he is a rational animal in buying or selling, that is, in trading, he reasons out what he does. In other words, all trading is controlled by reason; the individual compares or reasons out whether article A, which B is offering to trade for article C, which he possesses, is worth more or less than article A. If he "reasons out" that A is worth more than C, he trades. Since this is all done by reasoning, there can be no cheating. Even if we take the type of exploitation which the white man has al- ways carried on with the natives of Africa, we cannot find cheating there. Suppose some English Company goes to the interior of Africa to buy ivory and trades a few feet of calico or broken mirrors for tusks of ivory; we do not have cheating according to the classical economists. Now man is a rational animal, and, hence, both the Englishman and the native reason out their trades. The native reasons that he would rather have the half yard of calico than the tusk, that is, the calico is more waluable to him than the tusk, hence he is not cheated in making the trade. This is the basis of that doctrine which is known as caveat emptor, which we translate "let the buyer beware." Now, let us see at what point we have arrived. The classical economists started with a certain idea of human nature; they based their economic system upon this assumption. As a result we get a doctrine called caveat emptor, which later beeame a part of our political and legal institu- tions as well as part of our ethical system. In other words, as a result of one idea of human nature, we have several of our social institutions showing certain charae- teristics. Since the period of the classical economists, our ideas of human nature have changed. Today, instead of consider- ing the human being as a rational being, we think of man as an individual whose behavior is frequently not ruled by reason at all. Today, we think of man's behavior as being controlled by such factors as ruled the English woman who always used Peer's Soap "because the advertisements always speak so highly of it." Because of this changed conception of human nature, we are eh anging our eco- nomic, political and judicial systems; for example, we are beginning to say, "let the sieller beware," rather than "let the buyer beware." Many other examples could be given to support the fact that the idea which we have regarding human nature is of con- siderable importance in determining the type of social institutions which we will ultimately have. Many of the most im- portant episodes of history, recent and re- mote, can be traced directly to wrong con- cepts of human nature entertained by a leader or by a whole group of people. In tiie past, the social scientist sat down and wrote his own conception of human nature, that is, his own psychology. Today, we have specialists in the study of human nature, known as psychologists, and their picture of human nature that they are dleveloping is t'he one which we should have" AUFBAU DIE EWIGE LUEGE Der immer mehr zutage tretende unge- heure Judenhass, der die ganze Welt über- flutet, beruht auf einer tief angelegten Ak- tion der deutschen Nationalsozialisten, die in bis'hpr ungekannter Art systematisch und programmgemäss durchgeführt wird. Sie ist zum grössten Teil auf primitiven und ungeschickten Fälschungen aufgebaut, die trotz ihrer offensichtlichen Unwahr- haftigkeit grosse Erfolge aufweist. Es scheint so, als ob die antisemitische Hetze einen um so grösseren Erfolg aufzeigt, je unwahrscheinlicher die Verleumdung ist. Ein Musterbeispiel ist die weltweite Ver- breitung der längst als Fälschung erkann- ten "Protokolle der Weisen von Zion". Ein- mal aufgetaucht, wurden sie zu Zwecken antisemitischer Propaganda in viele Kul- tursprachen übersetzt und haben auch in den Vereinigten Staaten weite Verbreitung gefunden. Das höchste deutsche Gericht, das Reichsgericht, hat ^as Buch im Prozess gegen die Rathenau-Mörder als eines der "stupidesten Fälscherwerke" gebrandmarkt; christliche Gelehrte ersten Ranges haben die Fälschung wiederholt festgestellt; hoch- geachtete jüdische Gelehrte, Organisationen und Führer haben mit Abscheu, als sie von dem Machwerk Kenntnis erhielten, ----en die Unterstellung protestiert, dass dies Buch echt sein könnte — trotzdem wird das Buch in allen Ländern der Erde in Riesen- auflagen verbreitet, in unzähligen Schriften zitiert und als besonders beweiskräftiges Material gegen die Juden verwandt. Der Oberaufseher der deutschen kulturellen "Belange", Alfred Rosenberg, Leiter des Aussenpolitischen Amts der Nationalsozia- listen, tritt als Herausgeber einer neuen Auflage auf den Plan; Adolf Hitler bedient sich der "Proteokolle" als eines der zug- kräftigsten Argumente in seinem Buch "Mein Kampf"; und Kultusminister Rust hat dieses Buch allen deutschen Schulen als eines der vornehmsten Lehrmittel zum Ge- brauch nahe gelegt, damit den Schulkindern diese Weisheiten ja nicht vorenthalten wer- den. Vor kurzem wurde in Wien ein Prozess über die Frage der Echtheit der "Proto- kolle" auf Grund einer Ehrenbeleidigungs- klage der bekannten liberalen Politikerin Irene Harand «regen die frühe*1 in Wien er- schienene Zeitschrift "Der Stürmer" einge- leitet, der nunmehr ein unerwartetes Ende gefunden hat. "Der Stürmer", in dessen Name die Klage "egen Frau Harand einge- reicht wurde, ist inzwischen eingegangen; das Verfahren musste daher mangels eines Klägers ohne Richterspruch eingestellt wer- den. Es ist deshalb mit besonderer Genug- tuung zu begrüssen, dass der Schweize- rische Israelitische Gemeindebund und die Israelitische Kultur gemeinde Bern die Ver- breitung der "Protokolle" in der Schweiz zum Anlass nahmen, durch ein ordentliches Gerichtsverfahren einwandfrei feststellen zu lassen, ob die "Protokolle" authentisch sind, oder ob es sich um eine böswillige Fälschung handelt. Es ist offensichtlich, dass dieser Prozess nicht den vier zufälligen Angeklagten gilt, sondern den Hintermän- nern, die solche Fälschungen produzieren und sie in Massenauflagen in allen zivili- sierten Ländern vertreiben. Hierin liegt die grundsätzliche Bedeutung dieses Pro- zesses, die die Herren Rosenberg und Ge- nossen auch erkannt haben, wie aus ihren krampfhaften Anstrengungen hervorgeht, das eingeleitete Verfahren zu verschleppen Die "Protokolle der Weisen von Zion" oder wenn möglich zum Scheitern zu brin- gen. Die erste Phase des Prozesses fand ihren Abschluss in der Erstattung der Gutachten seitens der gerichtlich bestellten Sachver- ständigen. Professor Dr. Arthur Baum- garten, Dozent der juristischen Fakultät der Universität Basel, Nichtjude und ge- bürtiger Deutscher, kommt als Gutachter für die Kläger zu dem Schluss, dass die "Protokolle" von vornherein aus politischen Gründen als historische Fälschung verfasst wurden, dass sie ein Plagiat älterer Schmäh- schriften darstellten und für jedermann, der sich mit den Dingen befasse, ohne wei- teres als eine durchschaubare Fälschung erkennbar seien. Das Gutachten des vom Gericht selbst bezeichneten Sachverständi- gen, des schweizerischen Schriftstellers C. A. Loosli in Bern, ebenfalls eines Nicht- juden, verurteilt in seiner 200 Seiten star- ken Darstellung "die Protokolle" in noch schärferer Weise. Er stellt fest, dass schlüssige Beweise vorliegen, wonach es be- dingungslos bejaht werden müsse, dass die "Protokolle" aus politischen Motiven ge- fälscht wurden, und dass sie in literarischer Hinsicht unter den Begriff der "Schund- literatur" fallen, die, ihrer verleumderi- schen Unterschiebungen bewusst, ausge- sprochenermassen darauf ausgeht, iure Leser zu verrohen, Sittlichkeit und Rechts- sicherheit zu erschüttern und zur Begehung von rechtswidrigen Handlungen anzureizen. Der Prozess erhielt seine besondere Be- deutung durch die Anwesenheit bedeutender Persönlichkeiten, die als Zeugen vorgeladen waren. Jüdische Führer, an der Spitze Professor Dr. Chaim Weizmann, vereinig- ten sich mit nicht jüdischen Gelehrten, Po- litikern und Schrittstellern ersten Ranges, um mit Sachkunde und Gründlichkeit die Wahrheit über die "Protokolle" festzustel- len. Der Sachverständige der Angeklagten, der übel beleumundete "Pastor" Münch- meyer, konnte durch die deutsche Post nicht "aufgefunden" werden, obwohl er offen im Lande herum reiste und Versamm- lungen abhielt. Offenbar hatte die deutsche Regierung das in diesem Falle richtige Ge- fühl: dass sie sich nämlich durch eine sol- che Persönlichkeit vor den Augen der gan- zen Welt nur kompromittieren könnte. Für den Hausgebrauch scheint er noch verwend- bar zu sein. Die dreitägigen Verhandlungen zeitigten ein niederschmetterndes Ergebnis für die Verteidiger der "Protokolle". Die Zeugen und Sachverständigen wiesen die plumpen Fälschungen so überzeugend und eindring- lich nach, dass ein Gerichtsurteil nur in ih- rem Sinne möglich war. Die Angeklagten retteten sich und ihre Sache durch ein Ver- schleppungsmanöver. Sie beantragten nach- träglich die Zulassung eines deutschen Sachverständigen, der zu Gunsten der "Pro- tokolle" aussagen sollte und sie benannten Oberstleutnant a. D. Fleischhauer, den In- haber des bekannten antisemitischen Bo- dung-Verlags in Erfurt. Obwohl die Ange- klagten über ein Jahr Zeit hatten, einen Experten zu stellen, ohne davon Gebrauch zu machen, haben die jüdischen Kläger sich entschlossen, der Vertagung nicht zu wider- sprechen, um auch nur den Schein zu ver- meiden, als ob den Verfechtern der "Proto- kolle" die Verteidigungs- und Aufklärungs- möglichkeiten beschränkt werden sollten. Herr Fleischhauer hat den Auftrag an- genommen; er will das Vaterland retten. Seine erste Handlung bestand in der For- derung, die Frist zur Einreichung seines Gutachtens bis zum 15. Februar 1935 zu erstrecken. Das wurde indes vom Gericht abgelehnt, und der 15. Januar wurde als der Endtermin bestimmt. Dann wird das Gericht darüber entscheiden, ob und welche weiteren Zeugen noch vernommen werden sollen. Mit der Wiederaufnahme des Pro- zesses vor Ende Februar oder Anfang März ist unter diesen Umständen nicht zu rech- nen. Sollte es nicht vielleicht doch die Ab- sicht des Herrn Fleischhauer gewesen sein, durch seinen Vertagungsantrag ein für die deutsche Regierung peinliches Urteil vor der Saarabstimmung zu vermeiden? Inzwischen setzten die Herren Rosenberg und Genossen zum Gegenangriff an. Im "Völkischen Beobachter" erschien Anfang Dezember eine Artikelserie aus der Feder Rosenbergs in grosser Aufmachung, in der er sich mit dem "Judenprozess in Bern" befasst^. Bezeichnend ist,, dass er der ent- scheidenden Frage der Echtheit der "Pro- tokolle" ausweicht und deren angebliche "innere Wahrheit" zu beweisen versucht, dass nämlich alles das, was in den "Proto- kollen" niedergelegt wurde, im wesentlichen eingetroffen sei. Dieser klägliche Rückzug Rosenbergs lässt bereits einen Rückschluss zu, auf welchen Grundsätzen das Gutach- ten des Herrn Fleichhauers aufgebaut sein wird. Rosenberg fürchtet aber offenbar nicht nur, dass der Berner Prozess mit einem Misserfolq- des Antisemitismus enden, sondern dass auch sein persönliches An- sehen als Herausgeber der "Protokolle" stark geschädigt wird. Es ist dies umso peinlicher für ihn, als gerade jetzt von authoritativer deutsch - katholischer Seite der Nachweis öffentlich erbracht wurde, dass sein Standardwerk, der "Mythus des 20. Jahrhunderts", ein klägliches Plagiat ist. Der Verfasser des "Evangeliums des Dritten Reiches" steht heute als gewissen' loser und urteilsloser Plagiator entlarvt da. Den drei grossen Artikeln Rosenbergs im "Völkischen Beobachter" folgte eine wei- tere Serie unter der Ueberschrift "Die Beichte eines kleinen Weisen von Zion." Diesen Artikeln liegt ein Buch zu Grunde, das im Jahre 1928 in Berlin von einem ge- wissen Simanowitsch veröffentlicht wurde, der behauptet, als Sekretär Rasputins Ein- fluss auf die russische Judenpolitik genom- men zu haben. Die Artikel stellen übelste Stimmungsmache dar. Bereits jetzt ist festzustellen, dass die von Simanowitsch gemachten Angaben von sachverständiger Seite als Halluzinationen und Phantasien eines verkommenen Betrügers bezeichnet werden. Das sind die Kronzeugen des Herrn Rosenberg! Aber die bewährte Strategie der Natio- nalsozialisten begnügt sich nicht mit pas- siver Abwehr, sondern sie attackiert frisch und unverfroren. So erfuhr die erstaunte Mitwelt dieser Tage, dass gegen Professor Weizmann und andere prominente Zeugen im Berner Prozess seitens des "Volksbun- des", der nationalsozialistischen Bewegung der Schweiz, Strafanzeige wegen Meineids bei der Staatsanwaltschaft in Bern einge- reicht wurde, da die "führendsten Juden der Welt wichtige Aussagen gemacht ha- ben, die sich nunmehr als falsch herausge- stellt haben". In Anbetracht der "Schwere des Verbrechens" haben die Antragsteller den Erlass von Haftbefehlen beantragt. Man fragt sich ernsthaft, ob es sich hier um eine Mystifikation handelt, oder ob die Herren Rosenberg und Genossen in der Tat diese lächerliche Drohung ausgespro- AUFBAU 7 chen haben, die einen Einschüchterungsver- such darstellen könnte. Inzwischen hat sich die in Berlin erschei- nende völkische Zeitung "Die Wahrheit" zur Feststellung veranlasst gesehen, dass sie sich "niemals für die Echtheit der "Pro- tokolle" eingesetzt habe, was auch von der völkischen Bewegung der Vorkriegszeit ge- sagt werden kann". Das Blatt fügt den unverständlichen Satz hinzu: "Soviel uns bekannt ist, kann dasselbe von der national- sozialistischen Bewegung behauptet wer- den". Offenbar bezweckt diese Notiz, et- waigen Einwänden zuvorzukommen, dass nach einem Berner Urteil, das die "Proto- kolle" als Fälschung entlarvt, die juden- feindliche Einstellung in Deutschland revi- diert werden sollte. Das kommt, nach der Feststellung der "Wahrheit", schon des- wegen nicht in Frage, weil die Einstellung zu den Juden in Deutschland ja nicht auf die "Protokolle" gegründet sei. So sieht die Welt dem Fortgang dieses Monsterprozesses mit Spannung entgegen. Mittlerweile mehren sich die Stimmen von Nichtjuden, die das Fälscherwerk bloss- stellen. "Man hält eine Geschichtslüge aufrecht, die ein schweres Unrecht an zahl- losen Menschen fortsetzt", so urteilt ein in Holland erscheinendes Organ für deutsch- sprechende Katholiken, der "Deutsche Weg". . . . "Juden haben mit diesen "Proto- kollen" nachweisbar nicht das geringste zu tun. Warum anerkennt man nicht einfach eine solche nun einmal wissen- schaftlich erwiesene Tatsache? ...Dinge dieser Art haben mit Judenfreundlichkeit oder Judenfeindlichkeit nichts zu schaf- fen, es geht dabei einzig um die Wahr- heit." Das "Amtsblatt des Bischöflichen Ordi- nariats Berlin", vom Oktober 1934 enthält eine amtliche Beilage "Studien zum Mythus des 20. Jahrhunderts", in der in einer An- merkung auch die "Protokolle" behandelt werden. Sie werden als Fälschung nach- gewiesen, eine "unsagbar plumpe Fälschung zwar, die wohl durch ihre unvorstellbare Kühnheit eine Anzahl von Männern ver- blüffte Es entspricht durchaus dieser neuerdings eingeschlagenen Linie, wenn ein bekannter katholischer Gelehrter und Professor an der Universität Löwen, Pater Pierre Charles, kürzlich in einem öffentlichen Vortrag die Entstehung der Fälschung der "Protokolle" darlegte. Er richtete an die katholischen Geistlichen den Appell, jener Welle des Hasses entgegen zu treten, die zur Abfas- sung der "Protokolle", die er als "nieder- trächtiges Falsifikat" bezeichnete, geführt habe. Nach wie vor, bis zum heutigen Tage, dauern die Bemühungen offizieller und offi- ziöser Nationalsozialisten an, die "Proto- kolle" als echt anzupreisen und zu ver- breiten, und ihren Inhalt den Massen zu Propagandazwecken zu verkünden. Denn- yioch bleibt es eine Tatsache, dass die ge- samte Welt, mit Ausnahme der unbelehr- baren Nationalsozialisten, das Machwerk als das, was es ist, nämlich eme dumme und bösartige Fälschung—eine ewige Lüge —erkannt hat. . Miles Judaicus. Wir forderten in unserer ersten Ausgabe unsere Leser zur aktiven Mitarbeit auf. Eine besondere Rubrik, das "Forum" be- titelt, war für Briefe aus dem Leserkreise vorgesehen. Wir vermerken mit Befrem- den die Tatsache, dass noch keine einzige Einsendung eingelaufen ist. Heinedenkmal. (Fortsetzung von der 1. Seite) Gleichzeitig setzte aber auch in New York eine Kampagne gegen das Denkmal ein. Angeführt wurde sie von Antisemiten deut- scher Herkunft. Natürlich wurde die anti- semitische Tendenz schamhaft verschleiert. Man brachte "sachliche" Einwände gegen das Denkmal vor. Zum Beipsiel: dass die Brunnenfigur "indecent" sei. Oder: man solle das Denkmal verbieten, weil Heine se- xuell pervertiert war. Oder noch besser: dass der Tiroler Marmor, aus dem der Brunnen geschaffen war, nicht den Ein- flüssen des New Yorker Klimas standhalten könnte. Schliesslich: dass man keine Denk- mäler mehr aufstellen sollte, die von euro- päischen Bildhauern geschaffen seien. Es gäbe so viele amerikanische Bildhauer. Ge- nau wie im heutigen Deutschland, wo auch Brotneid und Antisemitismus in edler Ge- meinschaft die jüdischen Akademiker brot- los machen. Dann trat Karl Schurz auf. Er donnerte in seiner Zeitung, der New York Post, ge- gen die Intoleranz und Verhetzung. Sein Machtwort erreichte, dass die Aufstellung des Denkmals gestattet wurde. Aber die Intriganten gaben noch nicht nach. Sie erreichten wenigstens, dass der ursprünglich vorgesehene Platz an der Fünften Avenue dem Denkmal versagt blieb. Statt dessen wurde es in der Bronx aufgestellt, am Beginn des Grand Con- course, da, wo es noch heute steht. Am 8. Juli 1899 wurde es unter strömen- dem Regen enthüllt. Fast alle deutschen Vereine waren vertreten. Die Festrede hielt Randolph Guggenheimer. Die ver- einigten Turner marschierten geschlossen auf. Die vereinigten Sänger sangen das Lied von der Lorelei. Das war 1899. Im Jahre 1933 weigerten DOCTORS! Medieal Supplies Scientific Apparatus Surgical Instruments Sundries Office Equipment » All Standard Lines at reasonable prices • Physicians Medieal Service EDWARD XV. JELENKO 427 BROADWAY NEW YORK CITY Phone CAnal 6-5520 sich die vereinigten Turner und die ver- engten Sänger von New York, am Deut- sehen Tag teilzunehmen, wenn nicht die Hakenkreuzflagge aufgezogen würde. Und eine deutsche Loge, Heinrich Heine-Loge genannt, änderte ihren Namen und nannte sich Baron von Steuben-Loge. Tempora mutantur. Das Denkmal stand also oben in der Bronx, in einer Einöde an den Ausläufern der Stadt, umgeben von Sümpfen und trost- losen, unbebauten Bauplätzen. Aber New York dehnte sich aus. Im Laufe weniger Jahre wurde dieser westliche Teil der Bronx ausgebaut. Ein neuer Stadtteil erstand. Ein Stadtteil aus modernen, gut eingerich- teten Apartment-Häusern. Und da schein- bar gerade die Juden Wert auf moderne Wohnungen mit guten Badezimmern legen, entwickelte sich dieses Viertel um den Grand Coneourse herum zu einem der vor- nehmeren jüdischen Wohnviertel. Dort also, in einer vorwiegend jüdischen Stadtgegend, steht das Denkmal, aus der Heimat vertrieben wie der Dichter, dem es gewidmet ist. Ein Emigrantenliterat unserer Zeit, Al- fred Kerr, sagte einmal: die Emigranten haben Sehnsucht nach Deutschland, aber Deutschland ist nicht mehr das Land ihrer Sehnsucht. So erging es auch Heinrich Heine. Hinter all seiner Spottsucht, hinter all seiner Selbstironie verbirgt sich die Sehnsucht nach dem Lande, das, unter der Herrschaft schwerster reaktionärer Be- drückung, nicht mehr das Land seiner Sehnsucht war. Denn das Land seiner Sehnsucht existierte nur noch in seinen Träumen: Ich hatte einst ein schönes Va- terland . . . Juden im Sport Von Eduard W. Jelenko. Zögernd und verhalten wurden nach dem Kriege die kulturellen Beziehungen unter den Völkern wieder aufgenommen. Sicher- lich trug dazu auch ein Mittler von grosser Ueberzeugungskraft bei, ein Pionier, der mithalf. Brücken von Volk zu Volk zu schla- gen. Dieser Pionier war der Sport. Er ist heute internationales Kulturgut geworden. In seinem Zeichen versteht sich die Jugend aller Länder. Sport ist ihr gemeinsames Ideal, um das sie kämpft und strebt zur Ehre ihres Volkes. Gewiss hängt das Schick- sal eines Volkes nicht von den sportlichen Leistungen seiner Jugend ab. Diese Leistun- gen können aber einen sichtbaren Ausdruck des Erhaltungswillens, ein getreues Abbild der in dem Volke strebenden Kräfte nach körperlicher und geistiger Vervollkomm- nung sein. Theodor HerzI hatte einmal prophezeit, "er werde aus den Judenjungen junge Juden machen". Damals gab es noch keine jüdische Sportjugend. Seither sind fast vier Dezen- nien verflossen. Der Sport nahm in diesen Jahren einen ungeheuren Aufschwung. Er entwickelte sich in einer Weise, die man damals bestimmt nicht vorausgeahnt hat. Bald gab es einzelne Zweige, in denen jüdi- sche Athleten die stärkste Vertretung ihres Landes im internationalen Wettbewerb bil- deten. Namentlich im Boxen erklommen sie die höchsten Stufen der sportlichen Ruhmes- leiter. Unter den vielen Weltmeistern der noblen Selbstverteidigung gibt es eine er- kleckliche Anzahl von Juden. Einer von ihnen war der vielleicht vollkommenste Boxer, den die Welt bisher besessen hat, Benny Leonard, vor wenigen Jahren noch der beste Leichtgewichtler der Welt. Wel- che Sensation rief! es hervor, als Leonard freiwillig seinen Titel zurücklegte. Er, der unbesiegbar schien. Ein guter Sohn, gab er das Boxen der Mutter zuliebe auf. Acht (Fortsetzung auf der 9. Seite) 0 AUFBAU KITTY'S BEAUTY SALON 1245 LEXINGTON AVENUE 1. Etage Zwischen 84. und 85. Strasse (3 Minuten von der 86. Strasse- Express-Station) NEW YORK CITY Tel.: RHinelander 4-7147 Shampoo......35t Manicure......35t Augenbrauen . . . 35t Haarschneiden. . . 35t Diese Preise gelten für jeden Tag, einschliesslich Samstag. Damenkleider Mass- Anfertigung Aenderungen jeder Art KAT1E SUSSMAN 325 WEST 89th STREET NEW YORK CITY Tel.: SChuyler 4-7538 Parlamentarische Plauderei Von Dr. Fritz Schlesinger. Es gibt Dinge im Menschenleben, von de- nen wir alle glauben, etwas zu verstehen, auch wenn wir sie nie gelernt oder studiert haben. Dazu gehören nicht nur die Politik und das Kindererziehcn, sondern auch da.; Mitreden über parlamentarische Ve^samm- lungsbräuche. Wenn ich nun selbst über dieses Thema einiges sagen will, so ge- schieht es nicht, weil ich mich mit diesen Dingen nicht befasst habe, sondern weil ich als Verfasser des bald im Nachdruck er- scheinenden Werkes ' Der Elefant und die Geschäftsordnung" ge wissermassen als Autorität auf dem parlamentarischen Ge- biet anzusprechen bin. Es isc nun nicht meine Absicht, in dieser neuen Spalte des "Aufbau" (da die Zeitung so viele Spalten hat, sollten wir sie lieber "Gletscher" nennen und auch noch aus an- deren Gründen), es ist also nicht meine Ab- sicht, hier einfach einige Kapitel aus Cush- ion's Manual abzuschreiben, sondern ich möchte fortlaufend, was auch den Lesern unbenommen bleibt, Vorkommnisse in unse- ren Versammlungen vom Standpunkt des Parlamentariers erörtern, dabei unserem wohllöblichen Vorstand einige Ratschläge erteilen, wie auch unsere verehrten Mit- gliedern mit korrektem parlamentarischen Verhalten vertraut machen und fernerhin solche Dinge wie Redefreiheit, Demokratie, Liberalismus usw. diskutieren, die nicht nur in unseren Diskussionen auftauchen, sondern die gleichzeitig auch einige Be- ziehungen zum Parlamentarismus als sol- chem haben. Meine Fähigkeiten, über die geschicht- liche Entwicklung des Parlamentarismus Wesentliches zu sagen, sind sehr gering, da ich in der Schule nicht nur in Religion, son- dern auch in Geschichte stets "mangelhaft" hatte und meinen "Grossen Brockhaus" nicht zur Hand habe. Immerhin sei so viel darüber gesagt, dass das englische Parla- ment als die "Mutter der Parlamente" an- gesprochen wird und seinen Ursprung über 1000 Jahre zurück in die Zeit der- angel- sächsischen Könige zurück führen kann, etwa in die Zeit "Karls des Verschleimten" oder so ähnlich . . . Unter Parlamentaris- mus versteht man nun etwas, was es im neuen Deutschland nicht mehr gibt, näm- lich das Regieren eines Landes durch ein Parlament, d. h. durch Körperschaften, die vom Volke erwählt oder eingesetzt, durch öffentliche Diskussionen und Mehrheits- beschlüsse sowohl die Angelegenheiten, die Volks- und Staats wohl betreffen, zu lösen versuchen, wie auch dem Volke die Gesetze geben. Die parlamentarische Geschäftsführung, in der Landessprache "parliamentary pro- cedure" genannt, ist nun die Form, in der Parlamente und andere Körperschaften ihre Geschäfte und Tagungen abwickeln, wobei nicht notwendigerweise an eine General- versammlung des Deutsch-Jüdischen Clubs gedacht zu werden braucht. Zur Durchführung solcher parlamenta- rischer Sitzungen bedient man sich der parlamentarischen Regeln (parliamentary laws) und darüber wird in diesen Zeilen vor allem einiges zu sagen sein. Wer die letzten Mitgliederversammlungen des Clubs mitgemacht hat, könnte sehr leicht den Eindruck mitbekommen haben, dass das Grundprinzip parlamentarischer Verhandlungsformen Redefreiheit, wenn möglich uneingeschränkte Redefreiheit sei. Dies ist jedoch ein Irrtum. So wichtig wie das Prinzip ist, jedem einzelnen oder jeder GÖLTEN PHOTO STUDIO PHOTOGRAPHIEN jeder Art 1269 LEXINGTON AVENUE Zwischen 85. u 86. Strasse NEW YORK CITY Telephon: ATwater 9-9625 Besondere Ermässigung für Klubmitglieder. Angenehme Atmosphäre CHARLEVOIX RESTAURANT INC. 1269 LEXINGTON AVENUE NEW YORK CITY Tel. SAcramento 2-9059 Das Rendez-vous der Mitglieder AUFBAU 9 Gruppe die Möglichkeit zur Meinungs- äusserung zu geben, so sehr unterliegt auch dieses Prinzip dem allerwichtigsten Grund- satz, und der ist in einer demokratisch fun- dierten Organisation: der Wille der Mehr- heit entscheidet! Keineswegs hat ein Mitglied das Recht, zu sagen was es will, zu sprechen, so lange es ihm beliebt, sondern ist gebunden durch eine Unmenge von Einschränkungen, die später zu erörtern sein werden. Der Un- terschied des parlamentarischen Systems gegenüber der modernen Bewegung, in der das Führerprinzip vorherrscht, ist einfach der, dass in dem letzteren Falle der "Füh- rer" alles zu bestimmen hat und die Menge gar nichts, im anderen Falle alle Beschlüsse durch die Menge gefasst werden und der Vorsitzende nichts zu entscheiden hat, von ganz vereinzelten Ausnahmen abgesehen. Wenn der "Führer" nach dem Führerprin- zip zu jemanden sagt: "Shut up!", dann ist der andere gezwungen, den Mund zu halten. Im parlamentarisehen System steht nur der Mehrheit einer Versammlung das Recht zu, zu entscheiden, ob sie jemanden hören will oder nicht. Wir haben nicht nur Redefrei- heit sondern auch Hörfreiheit. Was sind nun Ziel und Zweck der parla- mentarischen Gesetze? Einfach, es einer Versammlung zu ermöglichen, ihre Ge- schäfte schnell und wirksam zu erledigen unter Wahrung der Rechte des einzelnen, und ein harmonisches Einverständnis unter den Mitgliedern dadurch zu erreichen, dass die Minderheit sich den Beschlüssen der Mehrheit fügt. Wenn also eine Clubver- sammlung mit verhältnismässig kurzer Ta- gesordnung bis nachts um 1.30 Uhr dauert, und ein jeder beglückt mit dem Gefühl nach Hause geht, es nun endlich einmal "der an- deren Seite gründlich gegeben zu haben", so kann man daraus sc'hliessen, dass diese Versammlung weder die parlamentarischen Regeln anzuwenden, noch den Geist des Parlamentarismus zu erfassen vermochte. Das Bestreben, die Geschäfte schnell und wirksam zu erledigen, wird häufig zu einer Beschränkung der so viel gerühmten Rede- freiheit führen müssen. Diejenigen, die glauben, dass dies den Grundprinzipien des Liberalismus und der Demokratie wider- spräche, mögen, sofern sie in der Schule nicht nur in Religion, sondern auch in Ma- thematik "gut" hatten, ein kleines Rechen- exempel aufstellen: Angenommen, es steht in einer Versammlung von 100 Klubmitglie- dern das so äusserst wichtige Thema des Elefanten zur Debatte. Da ein jedes Mit- glied nach demokratischen und parlamen- tarischen Grundsätzen gleiche Rechte be- sitzt, so steht ihm das Recht zur freien De- batte zu. Da es sich mit der Auffassung vieler nicht verträgt, die Diskussionszeit zu beschränken, so wollen wir die Durch- schnitts-Rededauer eines Sprechers nicht auf 20 Minuten ansetzen, die mein Freund Elkan oder ich zu einer Diskussion benöti- gen, sondern wollen sie mit 5 Minuten an- nehmen. Die Zeit, die zwischen dem sich Endlich-Hinsetzen eines Redners und dem langsamen Beginnen seines Nachfolgers verstreicht, wollen wir infolge der Tüchtig- keit unseres Präsidenten mit nur einer Mi- nute fixieren. Dies macht pro Redner 6 Minuten. Von der Hälfte der Versamm- lung wollen wir annehmen, dass sie ent- weder schläft oder sich mit dem Nachbarn unterhält oder, obwohl sie das zur Verhand- lung stehende Thema nicht versteht, trotz- dem nicht dazu spricht, so bleiben nur noch 50 Diskussionsredner übrig, die uns den "Elefanten" zu beleuchten haben 50 mal 6 Minuten macht nach unserem arischen Vorfahren Adam Riese (nicht nur Einstein kann rechnen!) 300 Minuten, das sind, wie Ihnen jeder Quartaner leicht ausrechnen kann, 5 Stunden. Diese Zeit würde nach unserem Beispiel allein die Diskussion über den Elefanten in Anspruch nehmen. Jetzt rechnen Sie sich selbst aus, wie lange die Diskussion darüber dauern würde, ob ich für meine parlamentarischen Be- trachtungen nicht lieber etwas weniger Raum zur Verfügung gestellt bekommen soll. Womit ich für heute Schluss der Debatte beantrage. Juden im Sport. (Fortsetzung von der 7. Seite) Jahre war Benny Leonard ungeschlagen ge- wesen, keinen Gegner hat er gescheut. . ... Zu einer Zeit, da er auf der Höhe seines Ruhmes stand, holte sich Charley Rosenberg die Weltmeisterschaft im Bantamgewicht. Und Max Baer, der "Clown" des Ringes und Broadway-Bummler, schlug Schmeling und den Ueber Schwergewichtler Camera und trägt gegenwärtig die Krone aller Gewichts- klassen. Anscheinend wird er sie noch lange auf seinem gekräuselten Haupt behalten dürfen, zumal der wirklich ebenbürtige, ge- fährliche Herausforderer augenblicklich nur in einer Person zu finden ist. Und das ist— sein Bruder Buddy, 236 Pfund schwer, der seine Gegner bisher selten über die erste Runde hinaus "stehen" liess. Während Baer den Davidstern nur äusserlich trägt, ist der Chicagoer Barney Ross innerlich mit dem Judentum aufs innigste verknüpft. Er war bisher der einzige, dem es gelungen war, die Weltmeisterschaft zweier Klassen zu erkämpfen. Zur Zeit, da diese Zeilen zur Presse gehen, kommt aus Miami in Florida die Nachricht, dass er vor 12,000 Zuschauern seinen Weltmeisterschaftstitel im Welter- gewicht erfolgreich verteidigt hat. Ausser- (Fortsetzung auf der 11. Seite) SUITS«»,/ OVERCOATS and Made to Your Individual Measure $ 18 up We give 2 Fittings before finished MONEY BACK! if not satisfied K. BERKOWITZ & SON IMPORTERS OF FINE WOOLENS 1304 THIRD AVENUE S. W. Cor. 75th St. NEW YORK CITY Phone: BUtterfield 8-5594 10 AUFBAU Die staatliche Theorie der Kultur Ein Versuch zur kulturellen Bewertung der diktatorischen Ideologie. Von Dr. S. Flink. Professor of Economics, Dana College Wie der Titel bereits ausdrückt, wird hier nur der Versuch gemacht, einen Ge- neralnenner für die kulturelle Weltan- schauung der verschiedenen Regierungs- formen vollkommen absolutistischer Natur auszufinden. Die Bedeutung wirtschaft- licher Triebkräfte wird nicht unterschätzt. Da jedoch Wirtschaftsstruktur und Politik in Italien, Deutschland, Russland und ande- ren Staaten auf eine neue Kulturbasis auf- gebaut werden sollen, in einem Umfang und Ausmass, wie sie in der Geschichte noch nie dagewesen sind, ist es notwendig, erst einmal diese Kulturbasis genau zu ana- lysieren. Unter Kultur verstehe ich die innere ethische Einstellung und Bewertung des Individuums oder der Gruppe zu gewissen Erscheinungsformen der Umwelt (Zivilisa- tion). Es gibt demnach eine Wirtschaftskultur, d. h. die innere Einstellung des Wirtschaftssubjektes zu anderen Wirtschaftssubjekten (Arbeits- losenunterstützung, Altersversorgung, Kin- derarbeit usw.); eine Regierungskultur, d. h. die Rechte und Pflichten, die dem einzelnen Bürger innerhalb des Staates zuerkannt werden; eine Sozialkultur, die sich in den Bezie- hungen der einzelnen zu einander wieder- spiegelt, und eine Religionskultur, in der die geistig- ethischen Aufgaben des Menschen zur Gottheit und den Mitmenschen ihre Grund- lage haben. Der Absolutismus, wie wir ihn in der Ge- schichte finden, hat sich stets damit be- gnügt, nur eine dieser Phasen vollkommen kontrollieren zu wollen. Antiochus Epi- phanus, Nero, die Pharaonen Aegyptens und die Kaiser Japans verlangten die An- erkennung ihrer Person als Gottheit. Die Zaren Russlands beanspruchten und be- sassen die unbeschränkte Gewalt über die Regierungskultur. Die Kaiser und Könige des Mittelalters bestimmten autokratisch die Wirtschaftspolitik und somit die Wirt- schaftskultur. Aehnliche Beispiele gibt es in der Geschichte viele. In all diesen Fällen jedoch begnügte der Absolutist sich haupt- sächlich mit der Beeinflussung einer Phase der Kultur. Sobald sich deshalb in den an- deren Phasen eine entgegengesetzte indivi- duelle oder Gruppen-Idee der Kultur ent- wickelte, war das Schicksal des Absolutesten besiegelt. Eine neue Epoche begann. Die staatliche Theorie der Kultur geht jedoch von dem Grundsatz aus, dass die innere Einstellung des Menschen zu allen Problemen des Lebens einer zentral aufge- stellten Kulturphilosophie rücksichtslos un- terworfen werden muss. Der Staat wird in eine Sphäre erhoben, in die der Bürger nicht vordringen darf. Nur der Diktator darf im Namen des Staates sprechen, denn er erfüllt den Willen des Schicksals; er wird der Sendbote. Der Staat ist das non plus ultra dieser Weltanschauung. _ Das Wort des Diktators wird zum kategorischen Imperativ. Woher der Diktator kommt? "Nie sollst du mich befragen." Denn seine Berechti- gung in Frage zu stellen ist gleichbedeutend mit Verrat am Staat und am Volke, das seine Führerschaft anerkennt. Die Ermor- dung eines Matteotti, das Blutbad des 30. -Juni 1934, die kürzliche Hinrichtung von über 100 Menschen in Russland, die Ver- bannung eines Trotzki — dies alles wird als gerechte Strafe abtrünniger Volks Ver- räter hingestellt und vom Volke als solche angenommen! Denn die Masse, die einst Mensch war, ist durch die staatliche All- macht der Kultur, wie sie der Diktator ver- tritt, zum denklosen Tier degradiert wor- den. iSie ist des Denkens müde geworden. Die Masse, die einst Mensch war, wird durch das Wort des Diktators zum Pöbel aufgestachelt. Wie aber war es möglich, die Massen in den verschiedenen Ländern zum denklosen Tier zu degradieren? Die materialistische Geschichtsauffassung, die Karl Marx zur Grundlage seiner Theorie erhob, ist zwei- fellos zutreffend, wenn man Jahrzehnte oder -hunderte nur als kurze Etappen der Entwicklung betrachtet. Auch danr ist sie Always the Lotest at Lowest Prices at LA MODE SPECIALTY SHOP ADOLF WEINBERG, Prop. CORNER 82nd STREET & THIRD AVENUE Tel.: BUtterfield 8-0623 G FEATURING: Corsets Brassieres Gloves Hosiery Kimonas Underwear Maid's & Nurses Outfits Corsets fitted and repaired free of charge Silk Lingerie made to order We Guarantee EVERY article to be perfect and to give füll satisfaction. If for any reason you are dis- satisfied we shall deem it a favor if you return the articles, and proper adjustment will be made. bedingt von einem zielbewussten Streben der Menschen, den ökonomischen Problemen gegenüber eine positive Stellung einzuneh- men. Die Abstimmung in der Saar und die Geschichte Indiens und Chinas haben je- doch klar gezeigt, dass die marxistische Theorie für kürzere oder längere Epochen versagt, wenn die Masse sich anderen Ein- flüssen zugänglich zeigt. Wenn Mussolini einmal erklärte, dass "der Faschismus kein Exportartikel" sei, wollte er damit nur ausdrücken, dass jede nationale Masse ihre eigene Achillesferse besitzt. In Russland wird die Masse im Namen der "Diktatur der Masse" ihrer Denkfreiheit beraubt. Hitler appelliert an das "deutsche Blut", ruft zu seinem Zeugen den "Gott der Eisen wachsen liess" an, ver- langt, dass das "Herrenvolk" sich nicht zur "Knechtschaft" bekennen soll. Der Befehl "Stramm gestanden! Marsch!" hat seine Wirkung auf die deutschen Massen nicht verloren. Denn die Republik hatte versagt. Statt einer Schule zur freiheitlichen Er- ziehung wurde sie zu einem Asyl für die Reaktion. Die Gleichberechtigung der De- mokratie wurde zu einem Freibrief für die Feinde der Demokratie, sie zu untergraben und zum Sturze zu bringen. Die Republik lieferte ihre Jugend der Reaktion aus und liess es zu, dass sie zur Sturmtruppe gegen die Republik ausgebildet wurde. Der grösste Feind des Liberalismus, der Dik- tator, ist ihr bester Schüler gewesen. Er weiss, dass seine Machtergreifung nur auf das Nichtdenken der Massen zurückzufüh- ren ist. Hierin liegt die grosse Tragödie des Liberalismus: der Todfeind des Libe- ralismus, das giftige Reptil der Reaktion, durfte sich frei entwickeln, bevor die Masse immun gegen das Gift gemacht worden war. So wurde denn die Freiheit des Denkens von dem, der sie am rücksichtslosesten aus- beutete, sofort unterdrückt, als er, der Dik- tator, die Macht ergriff. Autorität nach unten, Verantwortung nach oben! Unter diesem Schlagwort wird jede Regung nach persönlichen Ausdrucks- formen blutig vernichtet. Jede Sphäre oder Gruppe, innerhalb deren sich eine un- abhängige Persönlichkeits- oder Gruppen- Weltanschauung entwickeln könnte, muss um jeden Preis ausgemerzt werden. Denn dem Diktator oder Demagogen droht Gefahr nur dann und von dort, wo ein Individuum oder eine Gruppe es wagt, seine Autorität in Frage zu stellen. Das Ergebnis ist dann, dass sich hoch über der zum denklosen Tier degradierten Masse ein unaufhörlicher Kampf zwischen dem Demagogen und dem Intriganten ab- spielt. In diesem sich dann entwickelnden Kampf wird das Volk zum willenlosen Werkzeug des skrupellosesten Individuums, desjenigen, der es versteht, die primitiven Gefühle und tierischen Instinkte der Masse am schnellsten zum Sieden zu bringen. Ob der Tyrann Hitler, Mussolini oder Stalin heisst, ist unerheblich. Gleichfalls unerheblich ist es, ob dieser Verrat am Volke unter der Flagge des _ korporativen Staates, der nationalsozialistischen Volks- gemeinschaft oder der Solidarität der Mas- sen segelt. Die Gefahr ist in allen Fällen die gleiche: es wird der menschliche Geist in Fesseln geschlagen, aus denen er sich erst nach Jahrhunderten befreien kann. Intoleranz, Religionsverfolgung, Minori- tätenunterdrückung, Völkerhass, sie alle tragen ihre üppigen Früchte noch lange nach dem Tode derjenigen, die sie gesät. AUF 3AU 11 A NEW DEAL Kaufen Sie keine Geschenke für andere, sondern machen Sie sich selbst ein nützliches Geschenk, von welchem Sie eine jahrelange Freude haben werden. Photo-Apparate Film-Kameras Vorführungs-Apparate Film-Verleih mit und ohne Maschine für das Haus — Gesellschaften — Clubs JACK ROSENTHAL FILM CENTER GEBÄUDE—ROOM 908 630 NEUNTE AVE. zwischen 44. und 45. Str. NEW YORK CITY Telephon: LAckawanna 4-0077, 4-0083 JOS. H. WHITE HARRY GORDON Auswahl deutenden Preis- ermassi- Vertreter V er treter REPARATUREN von erstklassi- gen Fachleuten ausgeführt. Juden im Sport. (Fortsetzung von der 9. Seite) dem ist er der Weltchampion im Leicht- gewicht. Andere in der Reihe grosser Boxer ist der englische Exmeister Ted Kid Lewis, King Lewinsky, Joe Choynsky, Abe Attell, Ruby Goldstein, der deutsche Jude Erich Seelig, der jetzt in Paris, in London, nur nicht in Deutschland boxen darf, Kid Kaplan, Ben Jaby, AI Singer u. a. Zweifellos bildet die Leichtathletik als Fundament aller Körpersportzweige mit ihren klaren, messbaren, nur geringen Zu- fälligkeiten ausgesetzten Leistungen einen vorzüglichen Gradmesser. Und hier waren jüdischen Sportlern grosse Erfolge beschie- den. Der englische Student Abrahams schlug bei den olympischen Spielen 1924 zu Paris die gefürchteten amerikanischen Sprinter, darunter den berühmten Paddock, im Hun- dertmeterlauf und holte sich die olympische Goldmedaille. Katz gehörte dem finnischen Leichtathletenteam an, das unter Führung Nurmis keinen Gegner zu scheuen brauchte. Der "göttlichen" Suzanne Lenglen, die jahrelang das Welttennis beherrschte, ver- dankte Frankreich seinen berühmten Auf- stieg im weissen Sport, Rene Lacoste, einem der vier "Musketiere", nicht minder. Ein "Ostjude", Dr. Daniel Prenn, erstritt sensa- tionelle Siege für Deutschland (!) im Davis Cup. Ungarn hatte und hat in Dr. Fuchs, Hauptmann Piller, Kabos Petschauer, Fech- ter von Klasse und Weltmeister, in vielen Fussballern glänzende Vertreter ihrer Kunst, wie z. B. die Brüder Kaiman, Jenö Konrad, dann Guttmann, Neufeld, Schwarz und Eisenhoffer, die in der Hakoahmannschaft tätig waren und zu dessen aktiver Mit- gliedschaft dreier Sektionen wir auch einstmals in jüngeren Tagen gehörten. Paul Neumann, einer der besten Schwim- mer der Welt, gewann in Athen für Oesterreich eine olympische Meisterschaft. Die Leistungen der Schwimmer Simon Or- lik, Rubel, Hajos und meines Mitschülers im Erzherzog Rainer-Gymnasium Emil Wahle (alle Hakoah, Wien) sind heute noch unvergessen. Wehmutsvoll gedenken wir bei dieser Gelegenheit jener 7-klm-Quer- durch-Wien-Läufe, an denen wir für die Hakoah 2 Jahre starteten. Gegen den kleinen, leichten Fritz Löwy war die ge- samte österreichische Konkurrenz verzwei- felt machtlos. Der Wiener Tandler war Weltrekordler im Stemmen, Dr. Hersch- mann war Meisterfechter von Oesterreich. Und spricht man von der jetzigen Genera- tion, dann dürfen Namen wie die der Olym- pionikin Helene Mayer, ferner der der Ex- Europameisterin im Eiskunstlaufen, des richtigen "süssen Mädels", der entzückenden Wienerin Fritzi Burger, und vieler, vieler anderer nicht fehlen, soll diese Liste auch nur annähernden Anspruch auf Vollkom- menheit erheben. Freilich freuen wir uns ob dieser Spitzen- leistungen und sind auch stolz darauf. Da wir für den jüdischen Missetäter zu büssen haben, dürfen wir billigerweise auch den Ruhm mit unseren Brüdern und Schwestern teilen. Wir wollen aber nicht so sehr auf diese Ruhmesleistungen an sich prahlerisch hinweisen, als hierdurch jenen böswilligen Spott von der körperlichen Minderwertig- keit der Juden zurückweisen. Wir haben durch Jahrhunderte der Welt das geistige Judentum vorgeführt. Vielleicht hatte Max Nordau Recht, als er dem Gedanken Aus- druck gab, dass ein "Muskeljudentum" uns wenn auch nicht Liebe, so doch Achtung und Bewunderung erringen werde. Bücher-Rundschau. "The Protocols of the Eiders of Zion" The Greatest Lie In History Bloch Publishing Co., New York, 1934, 97 Seiten, Preis 50 Cents. Bei dem allgemeinen Interesse, das der zur Zeit in Bern schwebende, von schweizer Juden gegen die nationalsozialistischen Ver- bleiter der Protokoll-Legende anhängig ge- machte Prozess in weiten Kreisen hervor- gerufen hat, ist das ze tgerechte Erscheinen dieses Buches in englischer Sprache beson- ders zu begrüssen. Es enthält eine ge- drängte, aber vollständige Darstellung der Entstehungsgeschichte der Protokolle und ihrer endlichen Entlarvung als grobe Fäl- schung aus der Feder des verdienstvollen Forschers Benjamin Segel. Die Ueberset- zung der Segeischen Originalschrift wurde in verständnisvoller und einfühlender Form von Dr. Sascha Czaezkes-Charles vorge- nommen. Privat -T anzstunde (Foxtrot, Waltz, Wiener Walzer, Tango, Rumba und Lindy-Hop) • lehrt Damen und Herren erfolgreich (auch in verzweifelten Fällen) MIRRI ZIMMERMANN 615 WEST I43rd STREET, N. Y. C. Tel. EDgecombe 4-8846 Unterrichtsstunde 7 5 Cents. • Eintanzen von Paaren für Turniere! BROWN'S CAFETERIA & h 166 EAST 86th STREET Zwischen Lexington und 3. Aves. NEW YORK CITY Tel.: SAcramento 2-9499 Was das Buch im Vergleich zum deut- schen Original für uns besonders wertvoll gestaltet, ist der vom Uebersetzer'beigege- bene Anhang, in dem Briefe von1 hervor- ragenden deutschen "arischen" Gelehrten im Wortlaut wiedergegeben sind, die dem Ver- fasser nach der Herausgabe der ersten Auf- lage seines Buches zugegangen sind und die hiermit zum ersten Male der Oeffentlichkeit übergeben werden. Hierunter befinden sich Aeusserungen von zwei Nobelpreisträgern, Professor Dr. Rudolf Eueken und Thomas Mann, von den Professoren Dr. Hans Del- brück, Dr. Hans Driesch, Dr. Max Loehr, Dr. Ulrich Kahrstedt, Dr. Ferdinand Tön- nies, Dr. August Messer und andere mehr. Von den äusserst anerkennenden und die überzeugende Darstellung Segels besonders hervorhebenden Meinungsäusserungen der deutschen Gelehrten sei nur die kürzeste Zuschrift von Dr. August Messer, Professor der Philosophie an der Universität Giessen, wiedergegeben: "Bitte empfangen Sie meinen herzlich- sten Dank für die Uebersendung Ihres Buches. Seine wissenschaftliche i Beweis- führung hat mich vollständig überzeugt. Ich wünsche diesem bedeutungsvollen Buche eine weite Verbreitung und werde es stets empfehlen." Es wäre dringend zu wünschen, dass der vorliegenden Uebersetzung des Buches in englisch-sprechenden Kreisen die weiteste Verbreitung zuteil werde. Auch der Leser- kreis des "Aufbau" sollte nach Kräften für die Verbreitung dieses Buches der Wahr- heit und Aufklärung unter Juden und Nichtjuden Sorge tragen. M. E. Bitte berücksichtigen Sie hei Ihren Einkäufen die Inserenten dieser Zeitung, .............- r ---------' ■" 1 ■ ' 1 'tl',,; ......-—Mm ., —-;---------r--- "" : ' • .' ..........—;-t . : ' ' ' : ^ ' ■ . ■ „ Ä' ■ ■ 1 . '■ j L ,. ' | Unterstützung von Angehörigen 1 in Deutschland auf ganz besonders vorteilhaftem Wege und mit bedeutender Ersparnis " l REICHSMARK—REISESCHECKS zu gtinstigsten Raten • AN- & VERKAUF AUSLAENDISCHER BANKNOTEN S ■■ FREIMACHUNG VON SPERRMARKKONTEN G EINZUG VON ERBSCHAFTEN, AUSSTELLUNG VON VOLLMACHTEN UND DOKUMENTEN ■ • • . KAP1T ALSANLAGEN in erstklassigen amerikanischen Wertpapieren bei hoher Verzinsung Gewissenhafte Beratung in allen Finanzfragen KURT WERNER & CO. Investment Bankers II BROADWAY DIgby 4-6494-9 NEW YORK CITY Vertreter: FRED J. HERRMANN , . . Y;: ' ■>: ai u i ; r'ii . . - Y ' ' . ' :• . . ,. -...............:(1 ;li(.....1„ ; .. ■/■■V- -V- ^/n,:A ■ . ;/ . ; .u". r,,\ ,.. ,H -v/Vvn