rXflCHRICHTeiXBLATT DE S GERMflIVJEWISH CLUB lf\C,IBD VORK, l\.y 1. Jahrgang NEW YORK, DEN 1. JUNI 1935 No. 7 EIN WARNUNGSRUF. Engelszungen reden würden, — generations- alte Vorurteile lassen sich nicht durch Ueiberredung beseitigen. Man wendet ein: Wirtschaftskrisen sind nicht naturnotwendig. Sie sind Folgen der klassenmässigen Organisation unserer Ge- sellschaft. Beseitigt die Klassengegensätze, und ihr beseitigt die Grundlagen des Anti- semitismus. Das klingt bestechend. Aber leider ist es nicht unbedingt richtig. Wirt- schaftliche und geschichtliche Ereignisse sind nicht so unkomplizierten Gesetzen unterworfen. Ebenso wenig, wie die Medizin Allheilmittel kennt, gilbt es im geschicht- lichen Geschehen eine einzige Formel, die sich auf alles anwenden lässt. Ich berufe mich auf Leopold Schwarzschild, einen der klarsten Denker unserer Zeit und gewiss kein Reaktionär. Er sagt in der letzten Nummer seines "Neuen Tagebuchs": Was wir nicht alles von diesen Simplisten hören mussten, die nichts wissen, als dass es eine Erscheinung namens Klassenkampf gibt; die sich darum auf die Existenz eines, Gott, so einfach zu verstehenden geschicht- lichen Universal-Motors versteifen; die partout nicht wahrhaben wollen, dass das geschichtliche Geschehen aus vielen Quellen fliesst, ein Kompositum aus wechselnden Antrieben ist, so wie das weisse Licht ein Kompositum, aus vielen Farben. Beseitigung der Klassengegensätze: zwei- fellos ein Ziel, aufs Innigste zu wünschen. Aber ob damit der Antisemitismus beseitigt wird, ist mehr als zweifelhaft. Schon des- halb, weil gerade unter den Juden selbst die Klassengegensätze zu schroff sind. Wir kennen den verarmten jüdischen Mittel- stand in den Seitenstrassen Brooklyns und der Bronx. Wir kennen das bitterarme jüdische Proletariat der unteren East Side. Sie fühlen sich geborgen und geschützt durch die jüdischen Grossorganisationen. Leider wird dieses Vertrauen nicht immer gerechtfertigt. Denn — hier darf man das aussprechen — oft genug steht den In- teressen des reichen Juden der reiche Nicht- jude näher als der jüdische Proletarier. (Fortsetzung auf Seite 8) _ Zwei Aufsätze dieser Nummer befassen sich mit dem Vormarsch des Antisemitis- mus in Amerika. Der eine gibt eine Schil- derung der judenf eindlichen Strömungen im hiesigen Deutschtum. Das wäre an sich eine unbedeutende Angelegenheit. Yorkville ist nicht Amerika. Aber der Antisemitismus ist eine unberechenbare Infektionskrankheit. Eine geistige Epidemie, die—leider—keinen epidemiologischen Gesetzen folgt. Der an- dere Artikel beleuchtet den Unfall Theodore Dreisers. Auch dies wäre nicht so tragisch zu nehmen — wenn es nicht so verdammt symptomatisch wäre. Aerzte diagnostizieren aus scheinbar geringfügigen Symptomen wesentliche Veränderungen im Ablauf des Organismus. So sollen auch wir lernen, kleine Anzeichen zu beobachten und daraus Rückschlüsse zu ziehen. Vielleicht ist es dann noch nicht zu spät zum Vorbeugen. Kein Zweifel: der Antisemitismus mar- schiert auch hier. Bittere Wahrheit für die, die hierher gekommen sind, um dem deut- schen _ Antisemitismus zu entfliehen. Aber es wäre verderblich, davor die Augen zu verschliessen. Zugegeben: Amerika befindet sich noch im Stadium des "bekoweten Vor- kriee*santisemitismus". Man kennt hier noch nicht den militanten, ordinären Radauanti- semitismus Deutschlands. Vestigia terrent. Es ist noch gar nicht so lange her, — keine zehn Jahre, — da war Hitler uns nichts als eine komische Figur. Wir haben inzwischen verlernt, über ihn zu lachen. Man sollte aus der Vergan- genheit lernen. Die Weltgeschichte wieder- holt sich. Man macht heute noch Witze über Huey Long. Man spottet über Father Coughlin. Dennoch sind sie — daran ist nicht zu zweifeln — Vorläufer des ameri- kanischen Fascismus. Faseismus und Antisemitismus sind nicht notwendig synonym. Wir wissen zu wenig über die Situation der Juden in Italien. Wir wissen zwar, dass Mussolini einen jüdi- schen Finanzminister hatte, Guido Jung. Wir wissen ferner, dass sein Flugminister Balbo — einst vergöttert, jetzt in Ungnade gefallen und kaltgestellt — Halbjude ist.- Aber auch dies scheint sicher zu sein: dass sogar in Italien ein latenter Antisemitismus besteht. Der Fascismus braucht Schlagworte. Teils um die Masse zu gewinnen, teils um sich selbst erhalten zu können. Der Antisemitis- mus: ist ein zu bequemes Schlagwort. Mehr als das: gemeinsamer Hass ist immer ein gutes Bindemittel. Egal ist, wer gehasst werden soll. Hass gegen die Kapitalisten, Hass gegen die Ausbeuter, — Hass gegen die Juden. Wieviel wirksamer ist der Hass, wenn man das alles kombinieren kann: Hass gegen die Juden, weil sie Kapitalisten und Ausbeuter sind. Also: der Antisemitis- mus, Sozialismus der geistig Beschränkten. Wie sich ein Fascismus in Amerika ge- stalten würde, ist schwer vorauszusagen. Aber dies muss man bedenken: die Schlag- worte, die dem Fascismus in Deutschland zum Siege verhelfen haben, sind hier wir- kungslos. Mit einer verworrenen "Blut und Boden"~Ideologie ist nichts anzufangen in einem Lande, das seit .Jahrhunderten Schmelztiegel verschiedener Nationalitäten gewesen, dessen Bevölkerung ein Mixtum compositum divergierender Rassen ist. Bleibt: der Hass gegen den bösen Feind. Und der ist immer und allemal der Jude. Warum das so ist, brauche ich hier nicht auseinanderzusetzen. Uns interessiert nur die Nutzanwendung auf Amerika. _ Man kennt die Geschichte der amerika- nischen Wirtschaftsentwicklung. Sie ist eine ständige, fast periodische Wiederkehr von Krise und Wiedererholung. Wirtschafts- krisen und materielle Not sind die Folgen besonderer Constellationen in der ökono- mischen Entwicklung. Aber die Masse sieht es nicht so. Ein Allgemeinzustand als Ur- sache einer Depression, — das leuchtet nicht ohne weiteres ein. Es muss jemand da sein, der persönlich daran schuld ist, — aus Gewinnsucht oder aus purer Bosheit. Father Coughlin zum Beispiel hat von Hitler gelernt. Das Schlagwort von den "jüdischen Bankiers", — der wirksamste Appell an die Psychologie der Masse. Zwecklos, ihn zu widerlegen. Wenn wir mit Moses, Bermeo&Haas Anwälte für aus- ländisches Recht • Beratung u. Korrespondenz in allen deutschen Rechts- angelegenheiten, Prozess- und Erbschaftssachen. V ertragsentwürfe Firmengründungen Geldtransferierungen Einwanderungen • FRITZ MOSES vorm. Landgericht Berlin prakt. aeit 1926 in New York • ALFRED HAAS vorm. Deutscher Rechtsanwalt • 2 RECTOR STREET NEW YORK, N. Y. Telephon: DIgby 4-7595 o^isle Jursorge Stellenvermittlung. Unsere Vermittlungsstelle ist täglich (mit Ausnahme von Sonnabend und Sonntag) zwischen 10 und 12 Uhr vormittags unter der Telephonnummer Washington Heights 7-7853 erreichbar. Persönliche Besprechungen nur nach vorheriger tele- phonischer Verabredung. Wir bitten alle, die von irgend welchen Arbeitsmöglich- keiten hören, dies sofort an obige Stelle zu berichten. Auskünfte in Einwanderungsfragen, Krankheitsfällen und betr. Verweisung an zuständige Stellen erteilt Herr Alfred Katzenstein, 395 Fort Washington Ave., New York City. Wir ersuchen alle Anfragen nach Möglichkeit schriftlich zu stellen. • NEUORDNUNG DER ENGLISCHEN SPRACHKURSE. Dem Öffentlichen Schulplan entsprechend werden die Unter- richtskurse während der Sommermonate unterbrochen. Wir werden aber mit Unterstützung des "Board of Edu- cation" besondere Sommerkurse für den englischen Sprach- unterricht einrichten. Zur Feststellung der Schüler- bezw. Klassenzahl ist es unbedingt erforderlich, dass alle Teil- nehmer, die sich an diesen Kursen beteiligen wollen — auch diejenigen, die die von uns eingerichteten Klassen gegenwärtig besuchen — ihre Anmeldung sofort an Herrn Alfred Katzenstein, 395 Fort Washington Ave., New York City schriftlich übermitteln. Es ist gleichzeitig anzugeben, ob der betreffende Teilnehmer den Kurs für Anfänger oder für Fortgeschrittene zu besuchen wünscht. Anmeldungen für Brooklyner Schulen sind an das "National Council of Jewish Women, Inc.", 285 Schermer- horn Street, Brooklyn, N. Y., zu richten. Dr. F.Schlesinger Klub-Zahnarzt 308 OST 79. STRASSE NEW YORK CITY Tel.: RHinelander 4-5643 Brauner Antisemitismus in New York. Von Franz J. Katz. Uniberechtigte Einmischung in Verhält- nisse fremder Staaten gehört zu den Not- wendigkeiten nationalistischer Aussenpoli- tik. Das Dritte Reich bedient sich auf die- sem Gelbiete einer eigenen Schöpfung, dem Betreiben einer antisemitischen Auslands- agitation. Seit Ausbruch des braunen Kollers konnte in aller Herren Länder ju- denfeindliche Propaganda und Entfachung regelrechter Judenverfolgungen durch be- hördliche Untersuchungen auf Semdlinge des Dritten Reiches zurückgeführt werden . . . Südafrika und Südamerika: Antisemi- tische Literaturverteilung, Vorlesungen, Bildung und Verbot von Sturmtruppen ver- bänden der Deutschen; Fr anzösisch-Nord- afrika und Rumänien: Aufhetzung der Eingeborenen und Studenten, Entfesselung regelrechter Pogroms iim zaristischem Stil; Skandinavien, Holland, Spanien, Griechen- land: Gerichte stellen die Speisung anti- semitischer Aktivitäten durch deutsche Stellen fest. Selbst dem palästinensischen Zionismus wird deutscherseits das Arbei- ten durch Unterstützung pan-islamitischer Chauvinistik erschwert. Die (braune Spinne hat ihr Netz über den gesamten Erdball gesponnen. Obige Aufzählung kann von Sachkennern fortgesetzt werden und erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, ganz im Gegenteil. In New York bietet sich ein ähnliches Bild. Amtliche Untersuchungen und Pri- vatermittlungen ergaben die Rolle der amt- lichen und halbamtlichen Auslandsstellen des Dritten Reiches als Herbergen anti- semitischer Propagandisten. Diese betrei- ben ihre Agitation natürlich privatim, wenn auch auf heimatliche Anordnungen. Ihre Vorgesetzten und Arbeitgeber können so offiziell alle Verantwortung ablehnen, wie es sich in Fällen von Konsulaten, Reichs- bahnverkehrswerbestellen, Wirtschaftskör- perschaften und Schiffahrtslinien zeigte. Die Lage der gleichgeschalteten deutsch- amerikanischen Organisationen liegt klar zutage. Mit der aus Geschäftsgründen zu- mindest "neutral^wohlwollenden" deutsch- amerikanischen Presse brauchen wir uns ebenfalls nicht erst zu beschäftigen. Ver- suche auf Verbreitung der nationalsoziali- stischen Ideologie an sich können uns nicht beunruhigen. Die ausserhalb New Yorks vorherrschende angelsächsische Einstellung steht vielem, was dem Deutschen anbe- tungswürdig und erstrebenswert erscheint, mit Befremden, Verachtung und Verstand- nislosigkeit gegenüber. Anders aber ver- hält es sich mit dem Antisemitismus. Die Einfuhr und Verpflanzung des deutschen Judenhasses ist äusserst gefährlich. Wir kennen den Antisemitismus als Sozialismus der Dummen, als Strohhalm der Ertrin- kenden. wir wissen, welchen rasenden Tem- pos und welch unheimlicher Wucht er sich in Krisenzeiten, wenn Vernunft versagt, beimächtigen kann! Deutscher Antisemitismus findet seinen amerikanischen Ausdruck im Bestehen der DA WA. Deutsch-Amerikanischer Wirt- schafts-Ausschuss ist der verlogene, irre- führende, euphemistische Namen des Bun- des antisemitischer, nationalsozialistischer, deutscher Geschäfte. Das Vereinswappen ist ein rundes, schwarz-weiss-rotes Schild mit dem alten Reichsadler und dem Worte DAWA in der Mitte. Es prangt meistens im Schaufenster und sollte uns als War- nung dienen. Juden werden in die DAWA nicht aufgenommen, wie sich aus der ab- schlägigen Bescheidung: einiger Aufnahme- gesuche ergab, die zur Feststellung dieser Tatsache eigens eingereicht worden waren. Die DAWA geht ständig an das Publikum unter der Beteuerung heran, dass ihre Mitglieder "deutsch" seien, dass man "nur in deutschen Geschäften" kaufen solle. Diese Massnahme ist eine taktlose Ver- letzung des den deutschen Einwanderern zugestandenen Gastrechtes und richtet sich praktisch nicht nur gegen die Juden, son- dern die Amerikaner allgemein! Zur DA WA gehören nicht nur allerhand Klein- handelsgeschäfte und Wirtshäuser, sondern auch Yorkviller Cafehäuser, wo, einem "on dit" zufolge, sogar heute noch Mitglieder des Deutsch-Jüdischen Klubs, selbst Flücht- linge, verkehren sollen! Pfui! Das fi- nanzielle Rückgrat der DAWA scheint in einigen deutschen Möbelhäusern und Reise- büros, welche auch den hiesigen nazifizier- ten deutschsprachigen Rundfunk aufrecht- erhalten ,zu liegen. Das DA WA-Schild im Schaufenster, die Ankündigung der DA WA- Mitgliedschaft in Zeitungs- und Funkanzei- gen sollte jeden Juden mit Ehrgefühl, ins- besondere aber deutsche Juden und Flücht- linge mit Recht von Beschäftigung der be- treffenden Firma abhalten. Jeder Pfennig, der in einem DA WA-Geschäft oder für deutsche Erzeugnisse ausgegeben wird, ist schmutziger Verrat und ein Schlag gegen uns selbst! Am besten ist es, uns den offi- (Fortsetzung auf Seite 7) AUFBAU 3 INH. WALTER PLAUT Autorisierter Agent für Schiffahrts-, Flug-, Bus- und Eisenbahnlinien. Fahrkarten zu Origi- nal-Preisen. Kostenlose Auskunft in Einwande- rungsfragen. » LEBENS-, UNFALL-, GEPÄCK-VERSICHE- RUNG. • VERGNÜGUNGS- REISEN - CRUISES » Tel.: CAledonia 5-1432 Nach Geschäftsschluss und Sonntags Tel.: LExington 2-7803 79 MADISON AVENUE Ecke 28. Str. New York City Vorsorge verhütet Nachsorge! Darum lassen Sie sich doch versichern. Abschlüsse jeder Art von Versicherungen, Annuitäten und garantiert gesicherten Einkommen für Lebens- zeit besorgt Ihnen zu den bestmöglichen Bedingungen durch die New York Life Insurance Co. JENNIE MAYER 250 PARK AVENUE Room 500 New York City Tel.: ELdorado 5-6324 Monat s-Progrklmm Juni 1935 Samstag, den 1. Juni: Symphoniekonzert des Hatty Bondy Scholarship Fund. Dirigent: Judge Leopold Prince. Im Auditorium der "School of Business" des "City College of! New York", 123. Strasse und Lexington Ave. Beginn Uhr abends. Für dieses Konzert sind uns 500 Karten zur freien Ver- fügung gestellt worden. Der Reinertrag fliesst unseren Wahlfahrtseinrichtungen zu. Karten zum Preise von 50^ und 75<5 sind Ibei unseren Vorstandsmitgliedern und an der Abendkasse erhältlich. Mittwoch, den 5. Juni: Vortrag (in englischer Sprache): Is Zionism a Solution of the Jewish Question? Redner: Rabbi Joseph H. Lookstein. Der Redner ist Rabbiner am Ternple Kehiläth Jeshurun und Professor am Yeshiwah College. Er will in seinem Vortrag den Zionismus und die damit zusammenhängenden Probleme von einem Gesichtspunkte aus betrachten, der vielen unserer Besucher durchaus neu sein wird. Eintritt: Mitglieder frei, Gäste 25^. Mittwoch, den 12. Juni: Vortrag: Die deutsche Jugendbewegung. Redner: Dr. Maria Halberstede. Viele unserer Neuem wander er gehörten in Deutschland der einen oder anderen Richtung der Jugendbewegung an. Ge- rade sie dürften interessiert sein, einen Vortrag über die Entwicklung der Jugendbewegung von einer Rednerin, die durchaus mit diesen Fragen vertraut ist, zu hören. Frl. Dr. Halberstede hat schon früher in unserem Kreise ge- sprochen. Es war der Wunsch zahlreicher Mitglieder, sie wieder bei uns als Rednerin begrüssen zu dürfen. Eintritt: Mitglieder frei, Gäste 25^. Mittwoch, den 19. June: Vortrag (in englischer Sprache): Material and Cultural Con- ditions of Present-Day Germany. Redner: Richard Roiderer. Der Redner hat mehrere Jahre in Deutschland gelebt und Gelegenheit ghabt, die wirtschaftliche und kulturelle Ent- wicklung seit dem Machtantritt Hitlers zu studieren. Er wurde unter der Anschuldigung, des Hochverrats verhaf tet und zehn Monate lang in deutschen Gefängnissen festge- halten. Erst nach langen Bemühungen führender Persön- lichkeiten — in erster Linie sei Senator Borah erwähnt — wurde er freigelassen. Seine Studien und persönlichen Er- lelbnisse bieten uns die Gewähr für einen besonders inter- essanten Abend. Eintritt: Mitglieder frei, Gäste 25F. Mittwoch, den 26. Juni: Ausserordentliche Generalversammlung (nur für Mitglieder). Tagesordnung: I. Statutenänderung und endgültige An- nahme der Statuten. — II. Verschiedenes. Alle Vorträge finden im Klubhaus, 210 West 91. Strasse, statt. Beginn 9 Uhr abends. Auskünfte in allen Klubangelegenheiten erteilt der Sekretär, Fred H. Bielefeld, 28 W. 90. Strasse, Tel.: SChuyler 4-1579. Bücher und Zeitschriften DER EMIGRATION Grösste Auswahl an Neuerscheinungen "Die Neue Weltbühne" "Das Neue Tagebuch" "Europäische Hefte" "Neue Deutsche Blätter" u. a. m. KATALOG AUF WUNSCH MODERNE DEUTSCHE BUCHHANDLUNG 250 EAST 84th STREET NEW YORK CITY Phons REgent 4-1522 ALL\. WHITE PH ONE» \CH blsejv\3 - ut3 51 *2\ FOR UTERATUREXAND INFORMATION o\ 122-Stb Avenue (at 18& St.) New York City » FIRST AND OLDEST AGENCY SPBCIALIZ1NO IN TRAVEL TO PALEST1NE \ X IMMIGRATION VIS^A INFORMATION\FRB« 10,000 SATISFIED AMERICAN PATRONS TeiBQRAM □ S E NTD U FL 4 AUFBAU Klub-Revue "AUFBAU Published by the GERMAN-JEWISH CLUB, INC. 210 West 91st Street, New York, N. Y. Advertising rates on application Editor: DR. ALFRED EICHENBERG 1. Jahrg. New York, 1. Juni 1935 No. 7 GERMAN-JEWISH CLUB. INC. KLUBHAUS: 210 West 91. Strasse, New York Präsident...................... ERNST HEU MANN 1. Vize-Präsident............. JULIUS J. SICHEL 2. Vize-Präsident.......... FRED J. HERRMANN Sekretär....................FRED H. BIELEFELD Hilfs-Sekretär................. OTTO R. FELDER Finanzsekretär................E. SCHNEEBERGER Schatzmeister ........... MICHAEL SNYDACKER Beisitzer................ ARTHUR AMERIKANER .......................ERICH DE JONGE ......................... ALFRED HAAS ..................DR. SIEGFRIED LASCH Klubärzte: Dr. Kurt Berliner - - 1235 Park Avenue Dr. Alfred Eichenberg - - 162 Ost 91. Strasse Klubzahnärzte: Dr. Frank Dreyfus - - 139 Ost 57. Strasse Dr. F. Schlesinger - - - 308 Ost 79. Strasse Der Zweck des Klubs ist die Heranbildung seiner Mitglieder zu guten amerikanischen Bürgern und zu selbsitibewussten, aufrech- ten Juden, namentlich durch Vermittlung jüdischer und allgemeiner Geistesgüter. Ferner erstrebt der Klub den freundschaft- lichen Zusammenschluss der deutschen Juden in New York durch gesellschaftliche Veranstaltungen zu fördern. (Auszug aus den §§ 1 und 2 der Statuten.) NEUAUFNAHMEN. Alma M. Amerikaner, Alfred Bernheimer, Artur Bierig, Irene Freimann, Alfred Gott- lieb, Anna Hellmann, Ernest Herrmann, Paul Herzog, Irene Hirsch, Erna Jaindorf, Berta Katzmann, Walter Lindheim er, Eric Lobenstein, Leo Maurer, Hans Neuhaus, Sofie Rindsberg, Manfred Rosenfelder, Dr. Scheibe, Paula Stern, Fred Vollmer, Adolf Wolf, Benjamin Zederbaum. KLUB-NACHRICHTEN. Fräulein Irmgard Gottschalk, eines un- serer treusten und aktivsten Mitglieder, zeigt ihre Verlobung mit Herrn Kurt Eppenstein an. Wir wünschen den Bei- den alles Gute. Unser Klubmitglied Kitty Schiff ist be- reit, ein deutsch-jüdisches Mädchen, nicht unter 18 Jahren, in ihrem Geschäft, Kitty's Beauty Salon, 1245 Lexington Avenue, die Schönheitspflege erlernen zu lassen. Be- sprechungen nur nach vorheriger telepho- nischer Anmeldung vor 11 Uhr vormittags unter RHinelander 4-7147. Der Erwiderungsartikel von Spectator Judaicus kann leider erst in der Juli- Nummer erscheinen. Unsere ausserordentliche General - Ver- sammlung am 1. Mai, die sich auch mit so leidlichen, doch notwendigen Dingen wie Finanzbericht, Bericht der Prüfungskom- mission, Erörterung über die Klubzeitung befassen musste, bestätigte als prinzipiell Wichtigstes den Erfolg der Verhandlungen, die von den Vertretern unseres Klubs mit denen des Pmspect Unity Clubs über die nunmehr beigelegten Zwistigkeiten geführt wurden. Wir wollen annehmen, dass es jetzt endlich an der Zeit ist, wo es angebracht wäre, unserer berechtigten Hoffnung dahin- gehend Ausdruck zu gelben, dass die er- reichte Harmonie den Ansporn für unsere beiden Vereine bildet, in edlem Wettbewerbe zum Besten der deutschen Juden unserer Stadt zu wirken. Früchte, und zwar schöne Früchte, sollte diese Verständigung schon zu unserem dies- jährigen Frühlingsfest tragen, das im gros- sen Ballsaal des Mecca Temple Casino statt- fand: das Fest war von den Mitgliedern der uns befreundeten Organisation recht zahl- reich besucht worden. Dafür sind wir ih- nen sehr dankbar. Dagegen glänzten zu viele unserer eigenen Mitglieder durch Ab- wesenheit. Das war sehr schade aus mehr als einem Grunde: erstens gehört es sich so, dass man seine Vereinsveranstaltungen besucht, und zweitens versäumte man wirk- lich ein nettes Frühlingsfest mit viel Pepp und Stimmung und, last but not least, einem sehr unterhaltenden Kabarettpro- gramm, das einen für Augenblicke die im- mer gegenwärtige Gefahr von Faschismus und Verfolgung vergessen liess. Eine Reihe sehr interessanter und infor- mierender Vorträge fand in unseren Reihen die entsprechende Aufnahme. Herr Dr. Marianoff, Schwiegersohn von Herrn Prof. Einstein, hielt uns ein Referat über "Die psychologische und berufliche Umstellung der jüdischen Jugend in Deutschland", wo- rin er das Siedlungsproblem näher behan- delte und damit eine lebhafte Diskussion und Fragestellung einleitete. Herr Dr. K. Rosenfeld, früher einer der Führer der deutschen Sozialdemokraten, ehemaliger preussischer Justizminister sprach über "Stresa, Genf, Rom". Mit der ihm eigenen und von ihm auch erwarteten Sachkenntnis berichtete er über diese in- ternationalen Verhandlungen, wies klipp und klar die Ursachen der heute betriebenen Sackgassenpolitik auf und liess als drohen- des Gespenst den kommenden Krieg erste- hen, der, trotz allem verlogenen Friedens- gesäusel, die einzige Absicht, das einzige Ziel, aber schliesslich auch der Anfang vom Ende des Hitler sehen und jedes anderen Faschismus bildet. Auch an diesen Vortrag schloss sich eine sehr lebhafte Debatte, die aber im allgemeinen, wie leider so oft bei politischen Debatten, weniger von ruhiger Sachkenntnis als von (hohlem) Pathos ge- tragen war. Das scheint daran zu liegen, dass Politik überhaupt eines von den Din- gen ist, von denen die Menschen recht viel reden, doch recht wenig wissen. Einen rechten Trost für uns deutsche Juden bil- deten aber die wenigen Worte eines "ari- schen" Gastes. Herr Eugene F. Grigat, der uns von seiner antihitleristischen Tätigkeit innerhalb der Yorkviller Deutschen berich- tete, war selbst das beste lebende Beispiel für die Tatsache, dass es nicht nur solche, sondern auch noch solche Deutsche gibt. Der Vortrag in englischer Sprache von Herrn Dr. Laidler, Vorsitzender der "League for Industrial Demoeraey", über "Staats- oder reine Privatwirtschaft in den U. S. A. ?", demonstrierte in höchst anschau- licher Weise den Konzentrationsprozess des Kapitals, der Gesamtheit der Produktions- mittel, in den Händen einiger Weniger, was gegen das Interesse der Vielen geschehe. Indem er stark die Verstaatlichung dieser Produktionsmittel befürwortete, unterliess er es jedoch, den konkreten Weg anzudeu- ten, auf dem die Theorie in die Praxis ver- wandelt werden kann. Die darauffolgende Diskussion hat in dieser Hinsicht nur teil- weise zur Klärung dieser Frage beigetra- gen. Einen äusserst geschmackvollen Ab- schluss fand unser Monatsprogramm mit einem musikalischen Abend, den uns Herr Georg Martin mit seiner "Romantischen Klaviermusik" schenkte. Wenn auch seine etwas zu leise gesprochenen einleitenden Worte nicht ganz das Ohr und das Ver- ständnis unserer Zuhörer erreichten, so fanden doch die süperben Klaviervorträge die begeisterte Aufnahme, die solche mei- sterhafte Beherrschung des Instruments verdient. Das Scherzo und Nocturne von Chopin hinterliessen einen besonders tiefen Eindruck. Mehr solche Abende, liebe Pro- grammkommission. Alles in allem: den vergangenen Monat dürfen wir uns in vieler Beziehung als Plus buchen. Bleibt nur noch ein frommer Pri- vatwunsch, der aber allgemein genug ist, damit er Beachtung finde: Wir wollen es uns doch endlich einmal abgewöhnen, wäh- rend der Vorträge Privatgespräche zu füh- ren. Es könnte wirklich gar zu leicht der Eindruck erweckt werden, als ob es uns der Sache, dem Redner und unseren eigenen Kameraden gegenüber am nötigen Respekt mangelte. J. M. STRENG VERTRAULICH. Unser Star-Reporter — Sie werden es nicht glauben! — brachte es fertig, Frau Emma Goering, geb. Sonnemann, am Tage nach der Hochzeit zu interviewen. Sie sagte: "Ich bin eigentlich enttäuscht. Ich war auf eine Hermannsschlacht vorbe- reitet. Aber es war nur eine Helden- gedächtnisfeier." UNGLAUBLICH, ABER WAHR. Von zuverlässiger Seite wird uns mitge- teilt, dass Mitglieder unserer Organisation noch imimer Geschäfte und Kaffeehäuser in Yorkville, die dem DAWA angehören, be- suchen. Auf der anderen Seite beschweren sich unsere Inserenten darüber, dass sie von unseren Lesern nicht in gebührenderweise berücksichtigt werden. Es ist beschämend, dass Juden heute noch an ihre selbstverständliche Pflicht und ihre Selbstachtung erinnert werden müssen. Kunden, die sich beim Einkauf auf den "Aufbau" beziehen, sind unsere besten Anzeigenwerber. ________ 5 SPORTPROGRAMM Juni 1935 _______ ENGLISH COLUMN Theodore Dreiser—Another American Tragedy By Miriam Rose. Whatever of evil Hitler's advent upon the horizon hast accrued to the Jews, one must give the Devil his due. A figurative devil, if you will. He has brought into the open—rounded up as it were—the enemies of mankind striving from time immemorial for universal peace and goodwill. Theodore Dreiser is one of the latest to all'ow his inhibitions1 to break through the thin shell of his so-called culture. He comes of German stock and it would seem he can no more evade his heritage of succumlbing to mass brutality than can the Jew evade the responsilbilities of his 'background and culture. The difference lies only in the fact that while the Jew strives ever to surmount the appalling difficulties of his existence, poor Dreised feels he had to have one little Teutonia fling before the mantle of yiears descended definitely over his shoulders to envelope him in the oblivion from which he suspects even his novels could not save him. One must rememiber that Theodore Dreiser, perched upon his pedestal, is not Ameriica's greatest living novelist. That honor went to Sinclair Lewis. One does not find Dreiser's name in the Encyclopedia Britannica's eleventh edition and he was then already in the prime of life. It is rea- sionable to assume that Jews, because of their varied experiences and vicissitudes and resultant intensiveness, form the vasl majority of Dreisers readers. The well has run d'ry and these same readers pick up their Zweigs, Wassermanns and even Shake- speres and manage to preserve at least a semMance of happiness. Mayhap we take Theodore Dreiser's right a'bout face too seriously. He is an intro- vert. He is ingenious. In his analysis of the Jew, however, he is not logical, because being an introvert he analyzesi himself. Not the Jewish psychology but the Dreiser psychology; has been manifested. In one breath he approves the Shawian theory of forced intermarriage as the Solution of the Unterstützung und Geschenke für Ange- hörige in Deutschland. Das Bankhaus Kurt Werner & Co., 11 Broadway, New York, teilt uns mit, dass nach einer neuen Verordnung der Reichs- bank, Zins- und Dividendenscheine auf Reichsmark lautender Wertpapiere zu Unter stützungs- und Geschenkszwecken an Angehörige nach Deutschland gesandt wer- den können. Jede Auszahlung unterliegt der Genehmigung der Reichsbank, doch sind nach den Erfahrungen der Firma Kurt Werner & Co. bisher alle derartigen Sen- dungen anstandslos zum vollen Betrag aus- gezahlt worden-. Bei der augenblicklichen Umrechnungsrate lässt- sich auf diesem Wege mehr als RM 5 pro Dollar erzielen. Dieser Kurs ist natürlich Schwankungen unterworfen. Unser Klubmitglied Fred J. Herrmann ist bei obiger Firma tätig und erteilt gerne nähere Auskunft. Zuschriften, die die Zeitung betreffen, sind an den Schriftleiter, Dr. Alfred Eichenberg, 162 Ost 91. Str., zu richten. Redaktionsschluss für die Juli-Nummer unwiderruflich am 20. Juni. Jewish probiern—despite Hitler's impatience with that slow moving medium—but when required to prove his exaggerated figures of the Jewish population, he naively plucks the half Jew—nay even the quarter Jew as he terms them, from the ranks already supposed saved through the Shawian pro- cess. He finds them adhering "racially and religiously with Jeiwry." So much for his aeriousness and security. Is this the same Dreiser who sojourned amongst the Soviets and returned, füll of enthusiasm for the country's policy of equality for all? So clearly defined is the line of demarca- tion that reasoning people must perforce look upon the change as expediency. Leading Citizens, in high places, have not been able at all times to withstand the subtle temptation—the suggestion even— of padded incomes. Dreiser would seem to have written another tragedy. Tragic, be- cause he calfe himself an American. A tragedy in which gross materialism and an instinctive blood nationalism triumph over that which he probalbly tried to be and failed. Has another human being fallen from grace or just another pseudo—Idealist re- verted "to mere money-mindedness" and more than "sharpneas in practice?" Dreis- er's newly aired views would seem to have the "single objective of plenty of money" and to people who read between the lines, it looks like a bid for a "fairly material surrounding." A much loved poet teils us that— "Lives of great men all remind us, We can make our lives sublime. And in parting leave behind us Footprints on the sands of time." Poor Dreiser! Instead we may only say "Of all sad words of tongue or pen The saddest are these—It might have been." Klub-Revue einer Klub-Revue. (Frei nach Dr. A. E.) Am Sonntag, den 12. Mai, fand endlich der lang angekündigte Ausflug nach Saxon Woods statt. Unsere Sportkommission hätte aber dafür sorgen sollen, dass die an diesem Sonntag in Westchester herrschende "Chamime" gelindert worden wäre. Es waren etwa 40 Personen anwesend. Ueber die Qualität der Teilnehmer kann man ver- schiedener Meinung sein. Schweigen wir lieiber davon! Die mit dem Auto nachkom- menden Snobs hätte man uns ersparen kön- nen. Da erhäbt sich denn doch die Frage, ob unserer Klubleitung keine besseren Sportler zur Verfügung stehen, um sie Sonntags zu den Wanderungen zu schicken. Natürlich wurde auch wieder gesungen. Nicht schön, aber laut. Uns tut nur die arme Lore leid. Sie sollte inzwischen über das zarte Alter von siebzehn bis achtzehn Jahren hinausgewachsen sein. Die poli- tischen Debatten auf dem Heimweg be- wegten sich auf dem üblichen hohen Niveau. Sie standen wie immer unter dem Motto: "Unsere Sorgen und Rothschilds Geld". Die Sportkommission sollte endlich einge- sehen haben, dass unsere Mitglieder, Gott sei Dank, andere Interessen haben. . . . Turnen: Es ist noch nicht sicher, ob wir unsere Turnabende auch während des Mo- nats Juni durchführen werden. Endgültiges wird am Mittwoch Abend, den 5. Juni, bekanntgegeben. Ping-Pong: Unsere mit grossem Erfolg durchgeführten Ping-Pong-Abende lassen wir während der Sommermonate ausfallen. Wir werden diese beliebte Einrichtung im Herbst wieder aufnehmen. Tennis: Jeden Samstag Nachmittag 5.15 Uhr in den Hamilton Tennis Courts, Dyck- man Str. und Nagle Ave. (Dyckman Str.- Station der Broadway-7. Ave.-Linie). Schwimmen: Mit Beginn der Badesaison werden wir unsere Sonntage wieder am Strand verbringen. Wir erinnern uns gerne der schönen Zeit, die wir letztes Jahr in Rockaway verlbrachten. Am 30. Juni wer- den wir uns dort zum erstenmal wieder treffen. AUSFLUEGE. Sonntag, den 2. Juni: Wanderung nach Tibbets Brook Park und Umgebung. Treffpunkt: 10 Uhr, 242. Str., Van Cortlandt Park Station der Broadwayi-7. Ave. I.R.T. Linie. Nachzüg- ler treffen uns ab 2.30 Uhr auf der Spiel- wiese hinter dem Schwimmbad. Bei gün- stigem Wetter Schwimmausrüstung mit- bringen. Samstag, den 8. Juni: Gemütliches Beisammensein im Cliff House. Treffpunkt: 7.45 Uhr abends, Ecke 181. Strasse und St. Nicbolas Ave. Sonntag, den 9. Juni: Ausflug nach Interstate Park, N. J. Treff- punkt: 8.30 Uhr, 242. Strasse, Van Cort- landt Park Station der Broadway-7. Ave. I.R.T. Linie. Kosten ca. 40c. Sonntag, den 16. Juni: Ausflug nach Staten Island. Treffpunkt: 10 Uhr, South Ferry. Sonntag, den 23. Juni: Omnibusausflug nach Lake Ronkonkoma, Ii. I. Treffpunkt: 8:30 Uhr vormittags, Ecke Broadway und 40. Strasse. Rund- fahrtkosten $1.25, die im voraus bezahlt werden müssen. Interessenten müssen sich bis spätestens Mittwoch, den 19. Juni, im Klubhaus an der Kasse an- melden. Samstag, den 29. Juni: Spaziergang nach den Palisaden. Treff- punkt: 7.45 Uhr abends, 125. Str.-Ferry. Sonntag, den 39. Juni: Badeausflug nach Rockaway Beach. Treff- punkt: 9.25 Uhr, oberer Wartesaal der Atlantic Ave. Long Island Railroad Sta- tion. Nachzügler treffen uns am Strand zwischen 94. und 95. Str. (Holland Sta- tion). Waverly Bath. Fahrpreis 45c. Ba- den 25c. Bei allen Ausflügen zweckmässige Klei- dung und Schuhe anziehen. Proviant nicht veigessen. Musikinstrumente und Photo- Apparate mitbringen. Völkerball- und Hand- ball-Spiele bei allen Ausflügen. Bei günstigem Wetter Schwimmaus- rlistung mitbringen. Zur ordnungsgemässen Durchführung un- serer Wanderungen ist es unbedingt nötig, dass alle Teilnehmer sich pünktlich am ver- abredeten Treffpunkt einfinden. <6 AUFBAU Geist und Wirklichkeit. Konkrete Gedanken zum Problem der Willensfreiheit. a. Die Tatsache, dass die Wissenschaft und die Philosophie der Gegenwart sich mehr und mehr—entsprechend dem objektiven chaotischen Zustand ihres sozial-ökonomi- schen Unterhaus, und weil diesen Diszipli- nen subjektiv nur allzu oft der Mut, der Charakter und die Fähigkeit abgeht, vor- handene Gegensätze und die zu ihrer Lö- sung ebenfalls existierenden Kräfte zu er- kennen und das Bewusstsein der letzteren in Bezug auf ihre historische Aufgaibe zu fördern — einerseits dem geistlosen Auf- stapeln von Statistiken und andererseits der bodenlosen extremsten Abstraktion zuwen- det, und beides bedeutet eine Unterschla- gung konkreter Realitäten, darf und soll uns nicht über das wahre Wesen des Ver- hältnisses von Natur und Geist, oder Geist und Wirklichkeit, hinwegtäuschen. Im Folgenden wird an einem Beispiel aus dem Gelbiete der Gesellschaftswissenschaft das Problem der Willensfreiheit, das Zen- tralproblem jeder Ethik, untersucht werden, — woraus sich alsdann ergeben wird, wie wissenschaftlich falsch es überhaupt ist, die Seele vom Leibe, das Denken von den Sinnen, den Duft von der Blume zu tren- nen und den Ausgangspunkt der Geshichte im Dunst der Wolken und nicht in der materiellen Produktion dieser Erde zu er- blicken. b. Man bekommt eine abstrakt-formelle Ant- wort, fragt man abstrakt-formell: Wie steht es um den menschlichen Willen, ist er frei, oder ist er gebunden? Abstrakt- formell? Das heisst: die Frage vom Stand- ort eines ausschliesslichen Determinismus oder Indeterminismus stellen. Abstrakt- formell: als das erkennen wir eine Sache, die von ihren tatsächlichen Zuständen und Einzelfällen losgelöst ist, in der Luft hängt und uns zu nichts verpflichtet. So beschaf- fen, so unwirklich, sind in gleicher Weise "der geistige" und "der" vulgärnatur-wis- senschaftliche Mensch, die beide herausge- löst sind aus der schlechthin bestimmend- sten Konkretion: dem Geschichtlich-Gewor- denen, der Gesellschaft. Abstrakt-formell: so sind alle Begriffe, die die objektive Wirklichkeit nicht treffen, die vielmehr da- zu angetan sind, sie bewusst oder unbe- wusst zu verfälschen. Kann man etwa behaupten, zwischen Theorie und Praxis habe immer ein fun- damentaler Gegensatz bestanden? Steht das Wissen um die Dinge etwa über den Dingen? Keineswegs! Es liegt in ihnen. Wir wissen von einem innigen Kontakt zwischen interpratierendem, theoretischem Begreifen und gestaltendem Veränderen der Wirklichkeit: "Der Kritiker kann an jede Form des theoretischen und praktischen Bewusstseins anknüpfen und aus den ei- genen Formen der existierenden Wirklich- keit die wahre Wirklichkeit als ihr Sollen und ihren Endzweck entwickeln." c. Fragen wir daher nach der Freiheit des Willens, so tun wir das mit Bezug auf einen bestimmten, konkreten Fall. Wir stellen diese Frage vom Standort einer hi- storischen Kategorie, einer Klasse, vom Standpunkt des Proletariats. Und für die- ses ist es nicht ohne theoretischen und praktischen Belang, wie wir diese Frage beantworten. Man wird unsere Methode keiner Me- chanistik und aphoristischen Konstruk- tion Josef Maier, M.A. (Columbia University) tionssucht zeihen — untersuchen wir: 1) der Wille ist frei — wozu?, 2) der Wille ist gebunden — wodurch ? — wenn wir konstatieren, was ein so entschiedener Feind des dialektischen Materialismus wie Werner Sombart über die dreifache Be- stimmtheit wissenschaftlicher Erkenntnis sagt. Sie, die Gebundenheit der Erkennt- nis, äussere sich 1) "— in der Zielsetzung der Erkennt- nis —" 2) "— in der Annahme bestimmter Axiome oder Glaubenssätze als Grundlagen der Erkenntnis —" 3) "—in der Auswahl sei es der Pro- bleme, sei es der Arbeitsideen, sei es des Beweisstoffes —" Als ob es ernstlich denkbar wäre, dass die Wissenschaft einer Klassengesellschaft nicht von der herrschenden Klasse, deren Interessen, bestimmt werde! "Die gewöhnliche Vorstellung, die man von der Freiheit hat, ist die der Willkür — die Mitte der Reflexion zwischen dem Wil- len als bloss durch die natürlichen Triebe bestimmt, und dem an und für sich freien Willen. Wenn man sagen hört, die Frei- heit überhaupt sei dies, dass man tun könne, was man wolle, so kann solche Vor- stellung nur für gänzlichen Mangel an Bildung des Gedankens genommen werden." Die Willkür, die Vorstufe des freien Wil- lens, gilt als bestimmend innerhalb des Be- reichs der subjektiven Uwecke des Indivi- duums: ob ich nicht entschliesse, in ein Konzert oder in ein Theater zu gehen — ich gehe dahin, wozu ich mehr Lust emp- finde — ist soziologisch, gesellschaftlich — total gesehen, von keiner Bedeutung. Der Wille dagegen hat eine überpersönliche Zielsetzung, durch fwelche er bestimmt wird. Ueber persönliche Zielsetzung, kein trans- zendentales Nebulosum, heisst für uns kon- kret : Zielsetzung der proletarischen Klasse. "Wenn das Proletariat die Auflösung der bisherigen Weltordnung verkündet so spricht es nur das Geheimnis seines eige- nen Daseins aus, denn es ist die faktische Auflösung dieser Weltordnung." Wir sagen nun: Das Proletariat leitet aus dem Begreifen der Bedingungen seiner Existenz die Notwendigkeit seines Han- delns ab. Das Sollen tritt nicht als meta- physisches Prinzip von irgendwoher heran. Indem das Proletariat begreift, was es muss und daraus die realen Konsequenzen zieht, tut es was es soll. Im Begreifen seiner Wirklichkeit, seiner Existenzursa- chen, seines Zwanges liegt der Imperativ seiner Praxis, liegt sein Ethos. Diese proletarische Zielsetzung bestimmt den Willen jedes Proletariers. Mit der Er- fassung des Klassenzweckes und dessen Notwendigkeit zur Entwicklung begreift sich der Wille als überpersönlich, als in seiner Endlichkeit unendlich. Noch einmal: Wir denken an den kon- kreten, gesellschaftlich - historischen, den Klassenmenschen und nicht an den Men- schen schlechthin, der sich durch alle Ge- sellschaftsformationen hindurch die Jahr- hunderte gleichgeblieben sei und einen aus- schliesslich freien oder ausschliesslich ge- bundenen Willen habe, wenn wir nach der Freiheit oder Gebundenheit des mensch- lichen Willens fragen. Diesen Menschen stellen wir nun nicht als Einzelnen in die jeweilige Gesellschaft hinein, sondern ver- stehen ihn aus den realen Bedingungen eben dieser Gesellschaft. So sehen wir, wie der Mensch sich "ver- wickelt": welche Beziehungen bestehen zwischen dem Proletariat und der ibour- geoisen Gesellschaft, etwa, dem Proletariat und der Geschichte (es ist Nichts, es müsste Alles sein) etwa, dem einzelnen Proletarier und dem Proletariat. Die Beziehungen des Proeltariats zur bürgerlichen Gesellschaft: sie sind erstens die eines pars zum totum. Das Proletariat ist ein notwendiger Bestandteil der bürger- lichen Gesellschaft. "Das Proeltariat sit ihr eigenstes Produkt." Die Formel der kapitalistischen Warenproduktion, G-W-G, ist Ausdruck eines besonderen, einmaligen, geschichtlichen, gesellschaftlichen Produk- tionsverhältnisses, bei dem es eine conditio sine qua non ist, dass "der Geldbesitzer" versucht, "auf dem Markt eine Ware zu entdecken", zu nützen, zu erhalten, "deren Gebrauchswert selbst die eigentümliche Be- schaffenheit besässe, Quelle von Wert zu sein": die menschliche Arbeitskraft. So entsteht im (Schosse der bürgerlichen Gesellschaft die Klasse des Proletariats als Teil derselben. Aber zu gleicher Zeit entwickelt sich das Proletariat als schärfste Antithese zur These der bürgerlichen Gesellschaft. "Von allen Klassen, welche heutzutage der Bour- geoisie gegenüberstehen, ist nur das Pro- letariat eine wirklich revolutionäre Klasse," die ganze Gesellschaft spaltet sich im Grunde nur in zwei, einander direkt gegen- überstehende, feindliche Klassen: Bourgeoi- sie und Proletariat. Aus seiner besonderen geschichtlichen Lage als Klasse heraus, stellt das Proletariat, als letzte Klasse, das Postulat der sozialen Freiheit auf und muss es realisieren. Wie kann das allein gesche- hen? Indem es die bürgerliche Gesellschaft zertrümmert, als den objektiv schärfsten Gegner dieser Freiheit. Insofern steht das Proletariat ausser- halb der bürgerlichen Gesellschaft, ist ihr Auflöser, um sich als emanzipierte Mensch- heit zu konstituieren. Also: nur das Proletariat ist in der Lage, die Forderung der gesellschaftlichen Freiheit konkret zu stellen. Die Bindung der nicht-proletarischen Klassen, der Mit- telstände (der kleinen Industriellen, der kleinen Kaufleute, der Bauern), die die Bourgeoisie nur bekämpfen, um ihre Exi- stenz als Mittelstände zu erhalten, die gleichwohl nicht revolutionär sind und keine geschichtsbildenden Momente in sich traigen, die konservativ, ja reaktionär sind, weil sie das Rad der Geschichte zurück- drehen wollen — die Bindung eben dieser Klassen an den Willen des alle geschichts- bildenden Momente in sich tragenden Pro- letariats erfolgt in der proletarischen Dik- tatur. Sie, die sich für die nicht-proletari- s'chen Klassen als härteste Form der Wil- lensgebundenheit äussert, trägt in Wahr- heit alle Momente der gesellschaftlichen Freiheit in sich, ist deren Voraussetzung, da "diese Diktatur selbst nur den Ueber- gang zur Aufhebung aller Klassen und zu einer klassenlosen Gesellschaft bildet." Mit der Skizzierung des Verhältnisses des Proletariats zur bürgerlichen Gesell- schaft, mit der Konstatierung der Tat- sache, dass das Proletariat als Klasse und Teil der bürgerlichen Gesellschaft zugleich mehr als Teil und Klasse ist — mit die- ser Feststellung streiften wir ischon das Verhältnis des Proletariats zur Geschichte AUFBAU j7 Im Allgemeinen. Nun: Die soziale Frei- heit, die Emanzipation des Menschen ist eine allgemein-menschliche, eine historische und eine historisch-notwendige Angelegen- heit. Auf Grund seiner realen Existenz- bedingungen sieht das Proletariat sein Ethos, sein jeweiliges Entscheiden, sein Wollen an den Gang der Geschichte ge- bunden, und indem es sich dessen bewusst wird und die Emanzipation des Menschen als sein Ziel kämpfend erstrebt, zeigt es die Unendlichkeit und Freiheit seines Wol- lens. Dass das Proletariat muss und dem- gemäss handelt und zielstrebig ist, beweist: die Gebundenheit und Freiheit seines Wil- lens. (Gebunden ist das Proletariat an die Geschichte, an sein gesellschaftliches Sein.) Die Freiheit ist eben "die Einsicht in die Notwendigkeit", und "blind ist die Notwen- digkeit nur, sofern dieselbe nicht begrif- fen", d. h. nicht getätigt, nicht entschieden wird. Der gesellschaftliche Ausdruck für die Aeusserung des freien Willens, der freien Tat — die frei ist, weil sie die Ein- sich in die Geschichte voraussetzt und in Richtung der Notwendigkeit (Gebunden- heit) geschieht — der gesellschaftliche Ausdruck hierfür ist die proletarische Re- volution. Schlechthinnige Leugnung der Freiheit des Willens, Behauptung: die gesellschaft- liche Entwicklung geschehe evolutionär, "natürlich" — das wäre Verzicht euf das Handeln, auf das Verändern. Behauptung der völligen Ungebundenheit des Willens, — der Mensch als "geistiges Wesen", dessen Sein vom Bewusstsein be- stimmt wird — bedarf als "blosses Gedan- kending" keiner ernsthaften Eröterung erst. Um was es geht: das Begreifen der pro- letarischen Klasse um die Notwendigkeiten der gesellschaftlichen Wirklichkeit und ihr demgemässes Handeln. Frage A lautet nun: Wozu ist der Wille, also, frei? Antwort: Zum Handeln, zum Verändern in der Gesellschaft. Frage B: Wodurch ist der Wille, also, gebunden? Antwort: Durch das Begreifen der Not- wendigkeit dieses Handelns, dieses Ver- änderns. BRAUNER ANTISEMITISMUS (Fortsetzung von Seite 2) ziellen "DAWA-Führer", das Mitglieder- verzeichnis als Boykott-Kompass dienen zu lassen, eine Verwendungsweise, von der die Verfasser des Büchleins kaum träum- ten. Zeitungsmeldungen zufolge, hat die Gründung der DA WA schon manche jüdi- sche Existenz in Yorkville ruiniert. Viel- fach ist die DAWA-Mitgliedschaft nicht ohne weiteres erkenntlich. In solchem Falle wird eine Nachfrage schnelle Klarheit ver- schaffen. Eine freudig-bejahende Antwort des Geschäftsmannes wird uns zum Verlas- sen seines Ladens veranlassen. Die Orga- nisation der DA WA ist als ein arroganter Versuch anzusehen, die gastfreundliche amerikanische Demokratie zu deutsch-anti- semitischen Machenschaften zu missbrau- chen. Aufforderung zum Judenboykott steht in unbestrittenem Widerspruch zum Geist der amerikanischen Verfassung. Die DA WA, wie alle anderen Nazi-Organisa- tionen, hat kein Existenzrecht in Amerika. Die hiesigen Nazi-Verbände sind nicht organisch gewachsen. Sie bestanden bereits vor Ausbruch der braunen Barbarei in Deutschland, erlangten aber keinerlei Be- deutung. Durch den Umsturz in Deutsch- land schwollen ihre Reihen plötzlich an. Ihr Zuwachs kam aus den Kreisen jener, die ihre Gesinnung immer erst nach dem Fal- len einer politischen Entscheidung ent- decken. Einzelphasen der Nazi-Aktivitäten kamen nach und nach ans Licht der Oes- fentiichkeit. Dem Congressional Investiga- tion Cammittee, der New York Post, der Neuen Volkszeitung, dem Jewish Daily Bulletin, dem Jewish Examiner, dem Ame- rican Hebrew, sowie der Wochenschrift "TODAY" und der vom Deutschen Frei- heitsbund herausgegebenen Schrift "Der Krieg der kleinen Hitlers", nebst Eugene F. Grigat's Broschüre "Old Glory or Swa- stika" (Verlag der America First and AI- ways Society, 305 Washington Str., Brook- lyn, N. Y. — 25c) schulden wir Dank für ihre wertvolle Aufklärungsarbeit. Von Spanknöbel's Nazifizierungsversuch an der "Staatszeitung", Kruppas Sommerzeltlager für Nazi-Kinder in New Jersey Ibis zur Ausbeutung des Hauptmann-Mord-Prozes- ses zu antisemitischen Zwecken ist nichts unentdeekt und unveröffentlicht geblieben. Die politische Organisation der Nazis hat sich augenblicklich in zwei Gruppen ge- spalten : American National . Socialist Leao-ue und Friends of New Germany. Sie beschimpfen sich jenseitig im "Deut- schen Weckruf" und "Deutschen Beobach- ter". Eingeweihte behaupten, dass die er- hobenen, ehrenrührigen Vorwürfe auf kei- ner Seite der Berechtigung entbehren. So heftig sie sich auch befehden mögen, täu- schen wir uns nicht darüber hinweer, dass sie völlig einig sind in ihrem fanatischen Judenhass! Als Dritter im Bunde wäre der Neue Deutsche Volksbund zu nennen, die Anhänger Ludendorffs. Sie treffen sich im DA WA - Restaurant "Franziskaner" (2. Ave., zw. 84. und 83. Str.) und haben ihren Vereinssitz in einer benachbarten, kleinen DAWA-Bierkneipe. Weitere Wirksamkeit in gleicher Richtung entfaltet die hiesige, gleichgeschaltete Ortsgruppe des Deutsch- nationalen Handlun ^sgehilf enverbandes. Diese Gruppen haben die verschiedensten antisemitischen Vergehen auf dem Gewis- sen. Da sind jene Hakenkreuze, die wäh- rend der jüdischen Feiertage in die Schau- fenster jüdischer Geschäfte eingekratzt wurden und deren Urheberschaft bisher unermittelt geblieben ist. Da sind die Ver- fasser und Verbreiter jener vervielfältigten antisemitischen Flugblätter, welche vor, während, nach, in und ausserhalb der Hauptmann-Versammlungen verteilt wur- den. Da sind jene Bulben, die die Gemälde des italienischen Malers zerstörten, da der Künstler durch Verkauf seiner Einstein- Hitler - Postkarte anti-nazistische Propa- ganda betrieb. Wissen Sie von jenen zwei zaristischen Emigranten, welche in den meisten Nazi-Versammlungen die "Gentile Front" vertreiben, ein im Selbstverlage sporadisch herauskommendes wüstes Hetz- blatt im Times-Format, welches nahezu den "Stürmer" in den Schatten stellt? Im Ver- lage dieses Blattes, sowie in der G. F. selbst enthalten, ist Artikelmaterial in dürftigem Englisch, welches vom Welt- dienst, Erfurt (Thüringen), geliefert wird, der halbamtlichen deutschen Weltpropa- gandastelle für Antisemitismus. Der Leiter dieser Lügenschleuder, Fleischhauer, erlitt kürzlich seine Abfuhr beim Protokoll-Fäl- schungs-Prozess in Bern. Dieselben beiden ehemaligen russischen Offiziere scheinen identisch zu sein mit der neuerdings auf- getauchten "Anti-Bolshevist League", East 125th St., Harlem. Diese veröffentlichen zum Preise von $2.00 ein Buch" über die jüdisch - bolschewistische Weltverschwö- rung unter Teilnahme der jüdisch-bolsche- wistischen Wall Street Bankiers, welches an Verleumdungsfülle und Inkonsequenz alles Bisherige übertrifft. Aber trotzdem wird das Buch gut verkauft. So sa~t we- nigstens ein gewisser Zeitungsmann in Yorkville, welcher auch in anderen anti- semitischen iSchriften spezialisiert. Bei ihm erhältlich ist fernerhin der "Storm", gros- ses Hakenkreuz am Titelblatt, Inhalt in deutscher und englischer Sprache, Aufsätze aus Erfurter Quelle. Herausgeber ist der illustre Raymond J. Healey. Er kam aus unpolitischen Gründen mit den Behörden in Konflikt und tut sich alldonnerstäglich, abends 8.30 Uhr, als antisemitischer Red- ner der National Socialist Workers Party of America in der Kreutzer Hall, 228 East 86th St., New York City, hervor. Zu seinen letzten Husarenstückchen gehört der Post- versand einer Karte mit hebräischem und englischem Text, welcher angeblich dem Talmud entstammen soll. Es handelt sich jedoch um eine verdrehte, entstellte und aus dem Zusammenhang gerissene Stelle aus Sohar, deren misshandelter und ver- fälschter Wortlaut aus dem Englischen ins Hebräische rückübersetzt zu sein worden scheint und von einer englischen Auffor- derung an "Arische & merikaner, Alles über die Juden und Kommunisten zu verneh- men", begleitet wird. Soweit bekannt ist, wurden hierüber bereits Schritte ein- geleitet. Zu erwähnen bleiben noch die Winter- hilfsveranstaltungen des Deutschnationalen Handlungsgehilfenverbandes, Ortsgruppe New York. Diese Vereinigung führt natio- nalsozialistische Propagandafilme vor, wel- che alis "diplomatisches Gut" den Zollbe- hörden nicht zur Ueberprüfung vorgelegt werden brauchen, und bucht mit Vor- liebe den Generalkonsul oder andere kon- sularische Amtswalter des Hakenkreuz- Paradieses als Veranstaltungsredner. Die antisemitische Tendenz des D. H. V. ist schon aus Vorkriegszeiten bekannt und ist nach der Umschaltung ins Braune ge- stiegen. Nicht zu vergessen ist natürlich jener ekel erregende Fetzen antisemitischer Greuelpropaganda, der "Stürmer" des in d?r Weimar-Republik verurteilten Sittlich- keitsVerbrechers Julius IStreicher, welcher hier von einem Manne vertrieben wird, über dessen Moral und Geschäftsethik man in Kreisen unpolitischer Deutsch-Amerika- ner allerhand zu hören bekommt. Sein "Ge- schäftsunternehmen" führt er aus durch- sichtigen Gründen unter vier oder fünf verschiedenen Firmennamen. Zu seinem Leidwesen wurde der "Stürmer" bereits verschiedentlich seitens der Bundeszollbe- hörden beschlagnahmt, gerade als man ihn vom Dampfer herunter auf dem Pier der Hamburg - Amerika Linie einschmuggeln wollte. Unter allen Umständen ernst zu neh- men ist die German-American Independent Voters League mit ihrem in deutschen Kreisen zirkulierenden Mitteilungsblatt, dem "Independent Voter". Dieses Unter- nehmen entspringt einer weiteren, abtrün- nigen Nazi-Gruppe. Sie erlitt zwar mit ihrem Kandidaten Hylan bei den letzten Wahlen eine beschämende Niederlage, ar- beitet jedoch fieberhaft am Aufbau einer politischen Maschine und trachtet danach, bei den nächsten Wahlen mit einer anti- semitischen Plattform vor die Wählerschaft zu treten. Hier müssen wir auf der Lauer liegen und der Bildung eines Gefahren- herdes vorbeugen. Der Erfolg oder Miss erfolg deutscher antisemitischer Bestrebungen in Amerika ist natürlich in vieler Hinsicht Ergebnis unserer Einstellung und unseres Verhal- tens. Auf der Grundlage einheitlichen, ge- schlossenen und unmittelbaren Vorgehens könnte das deutschsprachifa Judentum New Yorks allerhand Hebel in Bewegung setzen — praktische Vorschläge und Pläne liegen bereit. Wir können den völkerrechts- widrigen, ungesetzlichen und verfassungs- verletzenden Zersetzungs- und Aufwiege- lungsumtrieben getarnter und bezahlter deutscher Agenten ein plötzliches, unrühm- liches Ende bereiten. Was alber unterneh- men unsere Vereinsmeier? Sie hören sich :1 AUFBAU DR. IRVING ROTHSTEIN Surgeon Dentist Teeth Extracted by Gas Specialist in Porcelain Bridgework 140 WEST 55th STREET Near 7th Ave. Tel.: CIrcle 7-4920 Lerne Autofahren Unterricht gemäss den staatlichen Anforderungen — 1935 Modelle Individueller Unterricht—Fahren im Strassenverkehr unter Ueber- wachung eines ehemaligen N. Y. Staats-Inspektors. Yorkville Auto School Bes.: BEN. LEVY 204 E. 86th ST.—REgent 4-2390 9 Uhr vormittags bis 9 Uhr abends KITTY'S BEAUTY SALON 1245 LEXINGTON AVENUE 1. 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Nur so können wir die zu- ständigen Behörden zum unverzüglichen Einschreiten, die zuständigen Politiker, ge- setzgebenden Körperschaften zur entspre- chenden Gesetzgebung bringen, wie es an- drerorts bereits geschah. Weiteres untätiges Beiseitestehen wird nur als Schwächezeichen angesehen wer- den. Reden, Aufsätze, papierne Resolutio- nen, Festessen, Wohltätigkeitsspenden wer- den dem Antisemitismus keinen Einhalt »ebieten. Jeder Einzelne muss diesen Vor- gängen mehr Aufmerksamkeit widmen und sie zum Behandlungsgegenstand der Mit- gliederversammlung seiner Organisation machen. Unsere Vereinsverfassung, z. B., welche allgemeine politische Neutralität und Neutralität in jüdisch-politischen und jüdisch-religiösen Angelegenheiten .vor- schreibt, ist keinerlei Hindernis zur Be- kämpfung des Antisemitismus. Wir müs- sen zu wirklicher Aktion schreiten. Die bisherige Vernachlässigung dieser Frage war verantwotrungslos genug und entbehrt jeder Rechtfertigung in Lage und Ent- wicklung der Verhältnisse. Die Antisemiten sind am Werk, emsig, systematisch, wohl organisiert. Und wir? EIN WARNUNGSRUF. (Fortsetzung von Seite 1) Man verweist uns auf die politische Antithese Nazideutschlands: auf Sowjet- Russland. Gewiss: es geht dort den Juden nicht schlecht. Man kennt keine Defa- mierung und Diskriminierung. Sie sind gleichberechtigte Mitglieder jener Gesell- schaft. Aber dies, muss mit allem Nach- druck betont werden: als Juden gehen sie dem Judentum verloren. Wenn irgendwo, so erleben wir dort Assimilation in der höchsten Potenz. Und das ist bedauerlich. Wer an die Weiterexistenz des Judentums glaubt, wer sie für notwendig hält, kann mit dieser Lösung nicht einverstanden sein. Denn daran ist nicht zu zweifeln: Das Judentum hat eine geschichtliche Mission. Eine Mission ethischer und kultureller Art. Ob man das Judentum als Religionsge- meinschaft, als Rassengemeinschaft oder Schicksalsgemeinschaft auffassen soll, — diese Frage muss jeder für sich entscheiden. Das, was das Judentum durch Jahrhunderte erhalten hat, ist die jüdische Ethik. Ein hervorragender Kenner des Juden- tums erklärte mir einmal, dass die jüdische Ethik sich in zwei Worten zusammenfassen lässt: soziale Gerechtigkeit. Dies erklärt vieles. Es erklärt zum Beispiel das Hin- neigen der Juden zu Sozialismus und Kommunismus, es erklärt die Abneigung der Juden gegen Diktatur und Militarismus und so fort. Das Thema ist unerschöpflich. Auf diese jüdische Ethik müssen wir uns wieder besinnen. Das heisst: Rückkehr zum bewussten Judentum. Gerade den deutschen Juden muss man immer wieder klar machen, dass ein "bewusster Jude" nicht ein Mann mit Kaftan und Pajeslöckchen ist. Das GÖLTEN PHOTO STUDIO PHOTOGRAPHIEN jeder Art 1269 LEXINGTON AVENUE Zwischen 85. u 86. Strasse NEW YORK CITY Telephon: ATwater 9-9625 Besondere Ermässigung für Klubmitglieder. Dr. jur. ERICH DAVID Beratung und Vertretung in deutschen Rechtsangelegenheiten. Büro: 226 EAST 86th STREET Telephone: REgent 4-1444 BEKANNTMACHUNG. "Das "National Council of Jewish Women, Inc.", hat vor einigen Monaten in Brooklyn eine eigene Sektion organisiert. Eine be- sondere Abteilung beschäftigt sich mit allen Fragen der Einwanderung und Berufsbera- tung deutsch-jüdiscer Flüchtlinge. Das Büro befindet sich 285 Schermerhorn Street, Brooklyn, N. Y., und ist täglich ge- öffnet von 10—12 Uhr vormittags mit Aus- nahme von Samstag und Sonntag. Die Tele- phonnummer ist: TRiangle 5-9332. Judentum enthält ethische Werte, die es wert sind, erhalten zu werden. Wenn wir uns auf unsere jüdische Eigenart konzen- trieren, so ist das mehr als ein psycho- logischer Abwehrmechanismus. Wir er- halten uns unseren Selbstrespekt, und wir schaffen uns den Respekt der Anderen. Das ist eine bessere Art des Abwehr- kampfes als die, die jetzt mit so zweifei- haftem Erfolg geführt wird. AUFBAU 9 Im Schatten der Olympischen Spiele. Der jüdische Sport in Deutschland. Von einem deutsch-jüdischen Sportler. TOURISTEN-KLASSE Geräumig - Gemütlich - Grosse Schränke Der in der letzten Nummer des "Aufbau" veröffentlichte Artikel "Die Entwicklung der jüdischen Sportbewegung in Deutsch- land" veranlasst mich, hier dazu Stellung zu nehmen. So einfach und unproblema- tisch kann man diesen immerhin sehr we- sentlichen Faktor der jüdischen Frage in Deutschland denn doch nicht aibtun. Man muss schon die Hintergründe und ihre Aus- wirkungen kennen, um sich ein klares Bild machen zu können. Dieses Bild ist gewiss interessant genug, um es einmal genauer zu betrachten. Es hat also vor dem Hitlerregime eine Reihe jüdischer Sportvereine, im Zeichen Makkabi u. a., gegelben. Der grösste Teil der jüdischen Sportler wirkte jedoch in den "deutschen" Vereinen. Teils aktiv, teils passiv, jedenfalls erfolgreich. Aber auch die rein jüdischen Vereine nahmen an dem allgemeinen Spielbetrieb teil, da sie dem Deutschen Fussiballbund, der Deutschen Leichtathletik-Behörde oder der Deutschen Turnerschaft angehörten. Man fand die jüdischen iSportler auch im "Deutschen Tennis- und Hockeyibund". Es gab dem- nach eine gewisse Gleichberechtigung und kein offensichtliches Rassenproblem. Das wurde mit einem Schlage anders, nachdem sich die sogenannte "nationale Revolution" durchgesetzt hatte. Was geschah dann? Die jüdischen Sport- ler mussten aus den "deutschen" Vereinen ausscheiden, und ihnen blieb, wenn sie ih- ren Sport weiter ausüben wollten, keine andere Wahl, als sich den bestehenden oder neugeschaffenen jüdischen Sportvereinen anzuschliessen. Diese Vereine standen plötz- lich vor einem schwer zu lösenden Problem. Die sportliche Erziehung der Jugendlichen war zwar eine lohnenswerte, aber auch kostspielige Aufgalbe. Den Vereinen stan- den keine städtischen Plätze mehr zur Ver- fügung. Zudem fehlte ihnen vorerst die Konkurrenz gleichwertiger Gegner. So wur- den sie mehr oder weniger in ein Sport- ghetto gedrängt. Ihr Fall schien sogar eine Zeitlang hoffnungslos. Er wäre wahr- scheinlich gänzlich verloren gewesen, wenn nicht die Berliner Olympiade vor der Tür gestanden hätte. Der deutschen Regierung lag natürlich alles daran, diese Olympiade zu der grössten der Welt zu machen. Ein olympisches Stadion und ein olympisches Dorf sind im Bau, der olympische Notgro- schen wird bei allen sportlichen Veranstal- tungen des Reichels erhoben, und alle Kräfte sollten erfasst werden, um dem deutschen Sport zu einem Siegeszug zu ver- helfen. Alle Kräfte?! Die Sportbehörden des Auslandes waren durch die von der deutschen Regierung auf- geworfene Rassenfrage misstrauisch ge- worden. Das trat sehr deutlich bei der Sitzung des Olympischen Komitees in Athen zutage. Hier musste der ehemalige Staats- sekretär und Präsident des deutschen olym- pischen Komitees Dr. Lewald im Namen der deutschen Regierung die Erklärung abgeben, dass es bei der Olympiade keine Diskriminierung der Rassen, d. h. der Ju- den, geben werde. Dr. Lewald und Dr. Diem waren keine Mitglieder der national- sozialistischen Partei, sie hätten ihre Stel- lung schon lange verloren, wenn die olym- pischen Statuten es zugelassen hätten. Wir glauben, dass Dr. Lewald diese Erklärung mit reinem Gewissen abgegeben hat. Wie allerdings die deutsche Regierung sie auf- fasst, steht auf einem anderen Blatt. Wie stand es aber wirklich mit den in Frage kommenden jüdischen Sportlern? Sie waren doch von allen Wettbewerben ausgeschlossen, ihnen standen weder Trai- nings- noch Spielfelder noch gleichwertige Gegner zur Verfügung. Keine Diskrimi- nierung? So war die Lage, als das Ameri- kanische Olympische Komitee und die Amerikanische Athletic Union den Be- schluss fassten, nicht zur Berliner Olym- piade zu gehen, wenn die jüdischen Sport- ler in Deutschland von ihr ausgeschaltet würden. Das sei nicht mit den Satzungen der Olympischen Spiele zu vereinbaren. Um eine Aufklärung zu erhalten, schickte man Brundage nach Deutschland. Die deutsche Regierung und die deutschen Sportbehörden gerieten dadurch in eine nicht geringe Aufregung. Eine Olympiade ohne die Amerikaner war eine Unmöglich- keit, ja eine Farce! Was war zu tun? Mister Brundage wurde von den Herren der deutschen Sportbehörde liebevoll emp- fangen, ISO liebevoll sogar, dass sie ihn nicht aus den Augen liessen. Es geschah aber noch etwas Sonderbares. Kurz vor der Ankunft von Brundage, die im September stattfand, erhielten der Makkabiverband und der Reichsbund jüdischer Frontkämp- fer einen Erlass des Reichssportkommis- sars von Tschammer und Osten zugestellt, wonach diese beiden Verbände als offizielle Vertreter des jüdischen Sports in Deutsch- land vom Reich anerkannt wurden. Aber dieser im September überreichte Erlass trug merkwürdigerweise ein Juni-Datum! Son- denbar, höchst sonderbar! Nachdem Brun- dage von den Reichsbehörden genügend unterrichtet war, kam es zu seiner Zusam- menkunft mit den Vertretern der genann- ten jüdischen Sportverbände. Sie fand be- zeichnenderweise in einem Berliner Kaffee- haus statt, jedoch in Anwesenheit von Breitmeyer, dem. Vertreter des Reichssport- kommissars, und Dr. Diem vom Reichsaus- schuss. Die jüdischen Vertreter hatten im Beisein dieser Herren nicht den Mut, die wahre Lage zu schildern. Sie erklärten, dass der jüdische Sport von der Regierung loyal behandelt werde, dass die jüdischen Athleten ihren Sport ungehindert treiben könnten, und dass. . . . Nun, der im Sep- tember herausgegebene Juni - Erlass war doch eine Sanktionierung des jüdischen Sports. Eine anders lautende Erklärung hätte die Herren, die keine Gelegenheit fanden, Brundage unter vier Augen zu sprechen, wahrscheinlich ins Konzentra- tionslager gebracht. So fuhr der amerika- nische Delegierte befriedigt nach Hause, und .. .Amerika gab seine Zusage! Der gute Eindruck, den Brundage er- halten hatte, sollte jedoch verstärkt wer- den. Eine Reihe jüdischer Sportler wurde zu einem Trainingskursus im Trainings- lager Ettlingen eingeladen. "Unglücklicher- weise" trafen einige Einladungen so spät ein, dass einip-e der besten jüdischen Sport- ler ihr nicht mehr Folge leisten konnten. Es muss allerdings gesagt werden, dass sich der Leiter des Sportlagers Ettlingen und der Reichstrainer Brechenmacher sehr um die erschienenen jüdischen Sportler be- mühten. Aber arische Gregner, mit denen sie ihre Kräfte in ernster Konkurrenz hät- ten messen können, waren nicht zur Stelle. Die jüdischen Sportler, aus verschiedenen Kategorien, waren isoliert. Weshalb diese Spiegelfechterei ? Wie dem auch sei, der Makkabiverband niedrige Rasen Private Toilette - Richtige Betten Sommerreisen NACH EUROPA • Luxuriös • Bequem • Schnell • Billig mit Amerikas berühmten SCHNELL-DAMPFERN • S.S. Washington ab N. Y. 5. Juni, *3. Juli • S.S. Manhattan ab N. Y. *19. Juni, 17. Juli Einzelfahrt ^ Rundfahrt $113 aufw. $204aufw. * Sommerraten etwas höher .... Luftgekühlte Speisesalons Schwimm-, Turn- und Gymnastik- Hallen - - Unterhaltung - - Tanz KABINEN- IC L A S S E • Höchste Klasse an Bord • PRES. ROOSEVELT • PRES. 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Wenn allerdings die Olympischen Spiele nicht vor der Tür ständen, wenn die Amerikaner nicht nachgeforscht hätten, würde es wahrschein- lich überhaupt keinen jüdischen Sport in Deutschland mehr geben. — Das Reich schickt vierhundert Kämpfer in die Olym- pischen iSpiele, darunter ein Prozent, d. h. vier Juden, die wahrscheinlich aus Mangel an Training, auch Mangel an ernsthafter Konkurrenz keine Chance haben werden. Und wie es 'später wird? Wer weiss? So und nicht anders ist die Lage des jüdischen Sports in Deutschland. A. • Noch ein Flüsterwitz. Der kleine Moritz kommt mit verheultem Gesiebt aus der Schule nach Hause. Unter Schluchzen erzählt er seinem Vater: "Wir sollten einen Klaissenaufsatz schreiben, Thema: 'Unser Führer'. Ich habe nur ein einziges Wort geschrieben: 'Nebbich'. Da hat mir der Lehrer eine runtergehauen." Der Vater sieht sich das Aufsatzheft an und haut seinem Sprössling auch eine runter. Er sagt dabei: "Das ist wirklich auch unerhört. Wie oft habe ich Dir schon gesagt, dass Nebbich mit zwei B geschrie- ben wird." » Bücher-Rundschau. "OLD GLORY OB SWASTIKA" by Eugene F. Grigat. Published by the A F A Pub- lishing Company, Brooklyn, N. Y. 36 Seiten. Preis 25c. Eine äusserst interessante Broschüre, die eine Menge von wissenswertem Mate- rial über die Tätigkeit der Nazi-Organisa- tionen und Nazi-Propagandisten in den U. S. A. enthält. Die Lektüre dieses Büchleins wird empfohlen. Sie dürfte insbesondere für Neuankömmlinge, die sich über die Aktivitäten der Nazis in Amerika infor- mieren wollen, von grossem Werte sein. Zimmer mit Pension Privater Abendtisch Gute deutsch-jüdische Küche Jeden Abend von 6 bis 8 Uhr 50# per Essen Frau Cl. SCHEIER 138 WEST 96th ST., I. Stock zw. Amsterdam u. Columbus Aves. 5 Theodor Herzl Society. Die Leitung der Theodor Herzl Society bittet uns um Bekanntgabe des folgenden Jahresberichtes: Die Theodor Herzl Society tritt jetzt in das zweite Jahr ihres Bestehens ein. Die Gesellschaft wurde vor einem Jahr als Sammelpunkt der deutschsprechenden Zio- nisten in New York gegründet.. Trotz der unvermeidlichen Schwierigkeiten, die jede neugegründete Organisation durchzukämp- fe nhat, und trotz der allgemein drücken- den Zeitverhältnisse waren schöne Erfolge zu verzeichnen. Leitung und Mitgliedschaft betrachteten es als ihre vornehmste Aufgabe, intensive jüdisch-zionistische Arbeit zu leisten. Dies wurde erreicht durch: 1. Vortragsabende und Diskussionen: Die Vorträge behandelten in erster Linie die wirtschaftliche, politische und kultu- relle Entwicklung Palästinas, das Ara- ber-Problem, die Einwanderungsfragen, die Parteiengestaltung sowohl innerhalb der zionistischen Weltorganisation als auch in Palästina selbst, Berichte des Aktions-Komitees u. ähnl. mehr. 2. Gesellschaftliche Veranstaltungen: Hier muss besonders die sehr gut gelun- gene und glänzend besuchte Chanukka- Feier erwähnt werden. Mit bescheiden- sten Mitteln wurde ein ausgesprochen jüdisches Programm geboten, das an Mannigfaltigkeit und Qualität nichts zu wünschen übrig liess. 3. Palästinaförderung: Diese bestand in organisatorischer Ar- beit, Sammlungen zum Nationalfonds (Ausgabe von J. N. F.-Büchsen), Schekel, Werbung für den Zionist Roll Call, Be- schickung von Congressen und Conven- tionen. 4. Jüdische Kulturarbeit: Unter der Leitung des Herrn Dr. Waller- stein wird ein jüdisch-geschichtlicher Se- minarkurs für Fortgeschrittene abgehal- ten. Es wurden bisher folgende Referate geboten: Dr. Wallerstein: Allgemeines über mo- derne Geschichtsbetrachtung, Eintei- lung, Urgeschichte des jüdischen Vol- kes. Dr. Polifka: Geographie Palästinas. Dr. Bernstein: Richter, Könige, Prophe- ten. Dr. Reich: Die babylonische Gefangen- schaft. Dr. Eichenberg: Esra und Nehemia. Dr. Lichtenfels: Die Zeit der iSoferim. Dr. Unger: Die Redaktion der Bibel. Dr. Schwabacher: Hellenismus und Ju- dentum. E. Jelenko: Der Aufstand der Makka- foäer und die Zeit der Hasmonäer- könige. Dr. Eichenberg: Herodes der Grosse. Dr. Waller stein: Die Entstehung des Talmud. Dr. Bernstein: Die Entstehung des Christentums. Dieser erste Versuch hat bei sämtlichen Teilnehmern so viel Anklang gefunden, dass eine Erweiterung dieses Kurses und die Einrichtung weiterer Arbeitsgemein- schaften für das kommende Jahr in Aus- sicht genommen sind. Als weitere Arbeits- gelbiete sind Kurse über Palästinakunde und hebräische Sprache geplant. Alle sonstigen Auskünfte werden erteilt von Herrn Dr. L. Wallerstein, Topping 2-0508, oder vom Schriftleiter dieser Zei- tung. Dr. S. Schwabacher, Vorsitzender. Das Forum. Die Schriftleitung übernimmt für die im "Forum" veröffentlichten Einsendungen keinerlei Verantwortung. * * * Es ist bedauerlich, dass unter den zahl- reichen Mitgliedern unseres Vereins so wenige es der Mühe wert finden, ihrer pri- vatim geübten Kritik an den Veranstaltun- gen im "Forum" Ausdruck zu geben. Bei aller Anerkennung der Leistungen der Vergnügungsikommission muss jedermann das Recht der freien Meinungsäusserung eingeräumt und dem Geschmack verschie- dener Richtungen Rechnung getragen wer- den, wenn der Deutsch-Jüdische Klub nicht einer frühzeitigen Arterienverkalkung aus- gesetzt werden soll. Kritik ist auch, wenn sie "verreiset", Ausbau. "Every knock is a boost." Daher sollte der wilde Trompetenton des Elefan- ten im Dschungel der Aufbau-iSpalten uns nicht davon abhalten, die Schriftleitung zu ermutigen, auch weiterhin — da wir nun einmal Juden sind und es bleiben müs- sen — den Abdruck jüdisch-philosophischer Artikel fortzusetzen, und uns mit "Ezes" zur Anregung und mit "Schmonzes" zur Unterhaltung zu versorgen. Sieg Heil. K. S. • Es ist erfreulich, dass wenigstens die Klubzeitung noch daran erinnert, dass wir nicht nur ein deutscher, sondern auch ein jüdischer Klub sind. Bei unseren Veran- staltungen und Mittwochabenden wird dies uns nur selten zum Bewusstsein gebracht, und viele Mitglieder und Gäste vermissen den betont jüdischen Zug in unserem Klub. Unsere Organisation sollte es sich zur Auf- gaibe machen, ihr Motto ("uns zu selbst- bewussten Juden zu erziehen") mehr als 'bisher zu befolgen. Nur, wenn wir grös- seren Wert auf die Beschäftigung mit jü- discher Geschichte, Kunst, Literatur, über- haupt allem, was mit dem Judentum zu tun hat, legen, können wir uns von allen ande- ren deutschen und vielleicht auch deutsch- jüdischen Organisationen unterscheiden. B. M. • Bitte eine Minute Aufmerksamkeit: Ich weiss, dass viele von Euch es als überflüssig ansehen werden, diese paar Zeilen zu lesen. Ob es die Times am Sonntag ist, oder un- sere kleine Clubzeitung, der Durchschnitts- mensch von heute sucht sich immer nur das für ihn Aktuellste heraus. Vieles oder man- ches streicht er von vornherein, weil er kein Interesse dafür hat, oder besser gesagt, haben will. Ausserdem will sich fast jeder so schnell wie möglich (akklimatisieren, und dazu gehört eben In New York, dass man prinzipiell keine Zeit hat. Allgemein gesehen, ist es herrlich, keine Zeit zu haben. Durch ein konzentriertes Arbeiten wird man von allen Sorgen abge- lenkt. Nun wollen wir uns einmal fragen, ob es denn richtig ist, den ganzen Tag mit Dingen zuzubringen, die unbedingt in das Feld der dringendsten Lebensnotwendigkei- ten gestellt werden müssen. Man arbeitet den ganzen Tag mehr oder weniger in seinem Beruf und füllt den Abend mit den verschiedensten Dingen aus. Ich wage nicht zu fragen: womit! Ich möchte uns, die wir doch meistens durch die heutigen Zustände in Deutschland hierher geschwemmt worden sind, in drei Klassen gruppieren: erstens in Leute, die den Abend gebrauchen, um die Skala ihrer Bil- dung in die Höhe zu treiben, zweitens in solche, die mehr für "good times" zu haben AjUMmAUk sind, es im Winter zu kalt und im Sommer zu heiss finden und sieh nach ihrer Ansicht das Leben so angenehm wie möglich machen wollen, und zuletzt in diejenigen, die wirk- lich hart bis abends spät arbeiten und zu entschuldigen sind. Es ist eben keiner von uns, in Bezug auf ein wenig Energie, dem Ramibam gleich. Obwohl unser Tagesprogramm in Deutsch- land anders aussah als hier, halben die mei- sten von uns für eine Sache doch Zeit ge- funden, nämlich, für die Weiterbildung auf jüdischem Gebiet. Wir sollten doch wirk- lich zu klug und zu stolz sein, dieses das Privileg der zionistischen Jugend sein zu lassen! Sollten wir schon wieder -alles ver- gessen halben? Nein, wir erinnern uns jener Dinge noch mit aller Deutlichkeit, reden oft von Erleibnissen — erzählen Amerikanern davon und vergessen darüber, dass wir uns schon auf dem Wege zur jüdischen Renais- sance befunden haben. Wollen wir tatsäch- lich darum, weil man hier noch nicht so weit ist, denselben Fehler wieder machen und nicht wenigstens, versuchen, der hiesigen jüdischen Jugend mit gutem Beispiel voran- zugehen? — Bitte überlegt es Euch doch einmal; muss denn immer erst mit Ghetto und Progrom gedroht werden ? Können wir nicht freiwillig geistig-königlich dastehen und sagen: "Wir wollen" aus Lielbe, aus Ueberzeugung, aus Klugheit oder aus. Stolz jüdisches Wissen besitzen, um Unendliches reicher sein als andere. Wir müssen wissen, warum wir durch Jahrhunderte verfolgt werden und uns. wehren können. Warum hissen wir denn das "Auserwählte Volk"? Auserwählt zu was ? Auserwählt, den gröss- ten Schatz zu «besitzen und für seine Ethik, die das Fundament des Judentums, i-st, zu leiden. Unser Club hat sich verhältnismässig schnell zum Zentrum, und somit natürlich auch zum geistigen Zentrum, der neueinge- wanderten Juden entwickelt. Er trägt daher auch eine gewisse Verantwortung, als Weg- weiser mit einem festen Ziel zu wirken. Dass er sich dieser Aufgabe in hohem Grade bewusst ist, braucht wohl nicht besonders hervorgehoben zu werden. Als Folgerung daraus möichte ich dem Vorstand und der Mitgliedschaft einen Vorschlag machen, der mehr als. eine Idee sein soll, der eine dringende Aufforderung ist: nämlich, dass der Klub .seine Fähigkeit, als Stützpunkt zu gelten, insofern ausübt, als er Unterrichtsabende einführt. Die beste Form ist, meiner Ansicht nach, immer die der Arbeitsgemeinschaft, weil sich durch Diskussionen im kleinen Rahmen die The- men für die meisten viel besser einprägen. Der Abend müsste von interessierten und bewanderten Menschen geleitet werden, die sich je nach Geschmack Spezialgebiete her- aussuchen. Ich bin ganz fest dayon über- zeugt, dass sich genug Leiter finden werden. Wir könnten alle dafür Zeit haben, wir wollen und müssen sie haben. Lasst uns bald anfangen, sofort, denn je länger wir warten, desto schwerer ist der Kontakt wie- der zu finden. Der "Aufbau", als Bildungs- organ, kann, auch wenn er in Buchesdicke herauskommt, nicht das ersetzen, weil ihm das Lebendige fehlt. Wir sind hier keine C.-V.er oder Nau- mannianer (wenn wir es je gewesen sein sollten), wir sind nur Juden. Und wir wollen gebildet und bewusst sein, damit wir trotz allem, was um uns herum tobt, unseren Kopf hochtragen können. Wenn Ihr wollt, ist es ein Leichtes. Juden am Rande, wir wollen und dürfen es nicht mehr sein. T. V. C. Bei Einkäufen berücksichtigt unsere In- serenten. Haltung und Selbstachtung. Von SLER Die grosse Mehrzahl unserer Leser wird mit den hier vertretenen Ansichten nicht einver- standen sein. Der Verfasser dieses Aufsatzes ist ein orthodoxer amerikanischer Jude, der lange Jahre in Deutschland geleibt hat und in einem namhaften Hause als Verlagsdixektor tätig war. Es erschien uns wertvoll genug, auch den Standpunkt des religiös Orthodoxen hier zum Ausdruck kommen zu lassen und uns mit ihm auseinanderzusetzen. Schriftl. Als vor zwei Jahren die "Jüdische Rund- schau" den Aufsatz "Tragt mit Stolz den gelben Flecken" brachte, ging mit Recht durch die deutsch-jüdische Welt ein Auf- atmen und Selbstlbesinnen. Zum ersten Mal seit den Jahren der Emanzipation wurde weiten jüdische Kreisen gesagt, dass das ihnen zugefügte Leid einen historischen Sinn und eine nationale Bedeutung hat und nicht ohne Beispiel ist in ihrer Geschichte. Vor 1933 war es ja nicht vielen deut- schen Juden bekannt, dass Jude-Sein nicht nur eine leidbedingende Tatsache ist, son- dern eine grosse Verpflichtung. Wenn auch die Orthodoxie und der Zionismus von zwei verschiedenen Seiten zum Judentum eine bejahende Stellung einnahmen, so waren diese Anschauungen nicht allzu verbreitet in den weiten Kreisen des stark assimilier- ten deutschen Judentums. Umso grösser natürlich war die Erschütterung durch die Ereignisse seit der Machtergreifung der jetzigen deutschen Regierung. Die Ortho- doxie, die sich immer in ihrem positiven Judentum, geübt durch die religiöse Tat, in einer fest umrissenen Weltanschauung befand, hatte es am leichtesten. Sie tan- gierten die Dinge der Umwelt kaum. So- t In grosser Auswahl zu be- deutenden Preis- ermässi- gungen Photo-Apparate Film-Kameras Vorführungs-Apparate Film-Verleih mit und ohne Maschine für das Haus — Gesellschaften — Clubs JACK ROSENTHAL FILM CENTER GEBÄUDE—ROOM 908 630 NEUNTE AVE. zwischen 44. und 45. Str. NEW YORK CITY Telephon: LAckawanna 4-0077, 4-0083 JOS. H. WHITE HARRY GORDON Vertreter Vertreter REPARATUREN von erstklassi- gen Fachleuten ausgeführt. we# sie »ich wissenschaftlich mit diesen auseinanderzusetzen hatte, ist dies in der Mitte des vorigen Jahrhunderts durch den Frankfurter Rabbiner Samson Raphael Hirsch geschehen, in starker Opposition gegen die assimilatorisch wirksamen Kräfte des damaligen liberalen Judentums eines Moritz Geiger, Grätz, Gabriel Riesser und der Nachwirkungen Moses Mendelssohns. Der Zionismus, die andere positiv-jüdische Bewegung auf rein nationaler Grundlage, hat wohl nur in der ideal gesinnten, jüdi- schen Jugend festeren Fuss gefasst in Deutschland, sowie bis 1933 bei den ein- gewanderten, erwachten Ostjuden, deren Zahl ja nicht gross war. Dazu kam eine kleine intellektuelle Schicht assimilierter Juden. Zu den (beiden vorgenannten Rich- tungen gehörte aber die grosse Zahl der assimilierten deutschen Juden nicht. So war die eingetretene Katastrophe für sie weltanschaulich verheerend. Sie hatten eben im Judentum weder einen religiösen, noch einen nationalen Halt und ihr bis- heriger nationaler Halt wurde ihnen ge- nommen. Dazu die "sogenannte rassische Defamierung", die aber wirklich gar keine ist, sondern eine leider von aussen aufge- zwungene Selbstbesinnung. Ich betrachte die deutsche Rassengesetzgebung als das grösste Glück für das deutsche Judentum. Nur ein reines, unvermischtes und nicht assimiliertes Judentum ist der Erhal- tung wert. Dieses Judentum, oder besser, dieses Jude-Sein muss sich innerlich festi- gen und besinnen an seiner grossen Ge- schichte und Vergangenheit. Ob dies nur rein religiös oder national geschieht, hängt von dem Standpunkt des Einzelnen ab. Ich persönlich aber glaube, von meinem positiv- religiösen Standpunkt, dass es da keine Unterschiede gibt. Die Geschichte, die uns dies lehrt, war für alle gleich, ob wir sie vom nationalen oder rein religiösen Stand- punkt aus betrachten; denn wir sind weder eine nationale, noch eine religiöse Minder- heit, sondern beides! Religion, Rasse und Nationalität sind die drei spezifischen In- begriffe des Jude-Seins! Ein jüdisches Volk ohne Religion gibt es nicht, und eine jüdische Rasse auch nicht. Deshalb unter- scheidet sich unser Volk-tSein von allem anderen Volk-Sein. Wir besassen die bei- den sonst für das Volkhafte massgebenden Indizien, ein gemeinsames Land und eine gemeinsame Sprache, nicht, wenigstens nicht seit der Zerstörung des zweiten Tempels, das Erstere bestimmt nicht, das Letztere nur in den Büchern unserer Religion. Ob wir nun in Zukunft in Eretz Israel dies erreichen werden, möchte ich hier nicht erörtern, da es wohl von englischen, macht- politischen und inner jüdischen Faktoren albhängt, die wiederum, wie schon oft in unserer Geschichte, nicht von uns allein beherrscht werden. Wenn man deshalb nach dem Sinn un- serer geschichtlichen Entwicklung frägt, so gibt es für mich nur die eine Antwort, dass alles im Willen und durch Lenkung des Ewigen geschah; denn wie wäre es sonst denkbar, dass wir, 15 Millionen Men- schen, bekämpft von der ganzen Welt seit fast zweitausend Jahren, nach der Zerstö- rung des zweiten Tempels umherirren und nicht zugrunde gegangen sind, trotz der Verfolgungen im Mittelalter und der Neu- zeit, der Assimilation usw., während grosse und mächtige Völker des Altertums, Grie- chen, Phönizier, Aegypter und Römer, so- weit man die jetzige politische Situation Italiens nicht als eine Fortsetzung des Imperium Romanum ansieht, von der ge- Kommt zu unseren Wanderungen. 12 Ä>LWEhAlA schichtlichen Arena verschwunden sind? Wieso kommt es, dass wir, 600,000 Juden in Deutschland, nicht ganz ein Hundertstel der Bevölkerung, allein durch unser Vor- handensein, einen solchen Judenhass ent- fachen konnten? Muss da nicht irgend- etwas _ walten, was uns stolz macht und verpflichtet? Was uns aber auch eine Bindung geben muss? Der jetzige Kanzler der Hebräischen Universität in Jerusalem, Dr. Judah B. Magnes, schrieb nach den palästinischen Unruhen 1929 eine Bro- schüre, "Not Like All Nations", und so ist es auch. Wir sind eben wirklich nicht wie alle anderen Völker, und daher muss auch unsere Haltung gegenüber den uns wieder- holt treffenden, harten Schicksalsschlägen eine andere sein! Vergleicht man die Er- eignisse der Jetztzeit mit dr Vertreibung aus Spanien vor etwa 450 Jahren, so ähneln sie sich in Vielem. Nur war wohl damals die Haltung der Juden durch ihre noch vorhandene religiöse Bindung und ihr Nichtassimiliertsein eine wesentlich bessere als heute. Sie gingen, wie wir wissen, in die Levante, nach Italien, Enlgland und den Niederlanden, gründeten dort wieder ihre religiösen Gemeinden. Die sephardischen Juden, auch bei ihren späteren Weiterwan- derungen von diesen Ländern nach Ame- rika, haben ihr Ritual erhalten. Ja selbst die von der Kirche zwangsläufig getauften Maranen ülbten im Geheimen die altüber- lieferten Gebräuche weiter aus. Leider ha- ben die deutschen Juden, die jetzt ein Opfer der antisemitischen Situation in ihrer frü- heren Heimat gelworden sind, keinen ausge- prägten religiösen Halt, und ihr Zionismus ist meist auch scheinbar kurz aufgepfropft und ohne wirkliches, nationales Seifostbe- wusstsein. Beides ist natürlich erklärlich, da von religiösen Dingen man meist nichts wusste oder wissen konnte, infolge der as- S O N N TA G, den 23. Juni, BUSFAHRT nach LAKE RONKONKOMA. similatorischen Einstellung des grössten Teils des liberalen Judentums, und man, eben um zu zeigen, was für guter Deut- scher man sei, hyper-deutschnational war. Die Zionisten taten zwar ihr Möglichstes, um Letzteres zu kompensieren, aber zwei Hypers ergeben noch nichts Positives! Man mag der Orthodoxie wohl im jetzi- gen Augenblick ihre Selbstgenügsamkeit vorwerfen, auch dass sie bestimmt nicht aktiv genug "zur Tröstung" der deutschen Juden in der jetzigen Situation tätig ist, wohl aus ihrer Spaltung verständlich, aber sicher auch die Verfassung einer grossen Chance. Jedoch muss hier wieder beigefügt werden, dass es vielleicht doch im Sinnvol- len und Zweckmässigen liegt, aus selektiven Gründen nicht Menschen, die zwischen Religion und Nationalismus schwanken, zu einer Idee zu bekehren, die eben Beides und Eins darstellt. Bekehren ist ja überhaupt nicht der Sinn unserer Religion. Wir sind eben nicht, wie die Katho- liken glauben, die Unerlösten und dienen auch nicht als Beispiel hierfür, wie solche leiden müssen. Wir sind eben wirklich nur erlöst in dem Glauben an den einen Ein- zigen und an das Kommen des Messias. Wir wollen hoffen, dass der Aufbau Eretz Israels in der heutigen Zeit, so wenig vor- messianisch diese ausschaut, nach den Bil- dern der Propheten doch zum Segen für unser Volk gereicht, wie es ein grosser, kürzlich verstorbener Führer des osteuro- päischen Judentums, Chotez Ohajim, kurz vor seinem Tode visionäir gesehen hat. This number of the Aufbau is dedicated to the Press Committee of the German- Jewish Club, without whose able assistance it would have been published in time. —The Editor. Unterstützung von Angehörigen in Deutschland auf ganz besonders vorteilhaftem Wege und mit bedeutender Ersparnis REICHSMARK—REISESCHECKS zu günstigsten Raten AN- & VERKAUF AUSLAENDISCHER BANKNOTEN KAPITALSANLAGEN in erstklassigen amerikanischen Wertpapieren bei hoher Verzinsung Gewissenhafte Beratung in allen Finanzfragen KURT WERNER & CO. BROADWAY Investment Bankers DIgby 4 - 6494 - 9 Vertreter: FRED J. HERRMANN NEW YORK CITY