avJFBP?/, Hl rXACHRICHTerVBLATT DE $ seRMfln-JEWiSH Club i rve, new wrk, r\.y. 2. Jahrgang _NEW YORK, DEN 6. JANUAR 1936__No. 2 ERINNERUNG AN DEN 15. DEZEMBER 1935 Von HANS GIDEON Wandeln wir das berühmte Goethe-Wort von Valmy ab: Von hier und heute geht eine neue Epoche der Geschichte des U.S.- Deutschtums aus und ihr könnt sagen, ihr seid dabei gewesen. Wendepunkt und Mark- stein—mit diesem Gepräge wird der 15. De- zember 1935 als das Datum, an dem der junge " Deutsch-Amerikanische Kulturver- band" im St. Nicholas Palace zu New York seinen ersten "Deutschen Tag" durchführte, in der Erinnerung der Späteren fortleben. Wenn der veranstaltende Verband trotz scheusslichen Regenwetters ein prall ge- fülltes Haus vor sich sah, so war schon dies Bestätigung, dass Tausende ungeduldig auf das Signal zum Gegenstoss gegen die amerikanische Hakenkreuz-Offensive ge- wartet hatten. Dass dem Abwehrwillen der freiheitlich gesinnten Deutsch-Amerikaner die Kampfziele deutlich gezeigt wurden, dafür hatte der Programmausschuss bestens gesorgt. Eugene F. Grigat, der unermüdliche Streiter von den "Friends of Democracy", entrollte mit einer englische Begrüssungs- ansprache die grauenhafte Tragödie, die sich drüben im alten Vaterlande unter der Oberleitung eines halbslawischen Aben- teurers vollzieht, und setzte der Nazi- Phraseologie die Parole "Demokratie und Menschlichkeit!" entgegen. An die auf dem Podium aufgepflanzten Tafeln mit den Sätzen "Hitler ist nicht Deutschland" und "Hitler is not Germany" knüpfte der eigent- liche Vorsitzende, Peter Ehlen von der Ar- beiter-Kranken- und Sterbekasse", an, in- dem er den sogenannten "Führer" als leib- haftige Verkörperung einer Barbarei brand- markte, die die Greuel versunkener Ge- schichtsperioden erneut. Der ehemalige preussische Justizminister Dr. Kurt Rosenfeld legte dar, wie die Ge- rechtigkeit, dieses Körnstück aller echten Kultur, in der noch injmer wütenden "Nacht der langen Messer" gemeuchelt wurde; wie nun schon 42 Mitglieder des letzten deut- schen Reichstags unter den Händen von Mördern und Folterknechten umkamen; wie Herr Professor Rothenbücher seinen famo- sen Fachkollegen Carl Schmitt in der "wis- senschaftlichen" Selbstentwürdigung vor Hakenkreuz und Henkerbeil noch über- trumpfte durch die Lehre, dass sogar den privaten Aeusserungen^ Adolfs die Eigen- schaft von Rechtsquellin anhafte. Rosenfelds Ruf zurr antifaschistischen Sammlung über alle Länder hin erfuhr dann bei Dr. Frank Bohn eine mitreissende Ausgestaltung. Dieser hervorragende Ver- treter edelster amerikanischer Kultur, der sich in Treue zu seiner thüringisch-hessi- schen Abkunft bekennt, hatte schon bei der grossen Kundgebung gegen das Nazi- Olympia, die im Mecca Temple stattfand, auf seinen frischgewonnenen Eindrücken aus dem Dritten Reich eine vernichtende Anklage gegen die Hakenkreuz-Gangster und den "chief criminal" Hitler aufgebaut. Auch diesmal beschwor er die Massen mit der ganzen Wucht seiner Rede, mit jenem Burschen, der ja nicht einmal mehr 25 Pro- zent der stimmberechtigten Reichsbürger hinter sich habe, unter keinen Umständen Frieden zu schliessen. Durch das gesamte Bundesgebiet solle und werde Aufklärung getragen werden, wie im ehemaligen Lande der Dichter und Denker ein verruchtes Sy- stem die Jugend planmässig vergifte, und schliesslich werde Washington schon die Notwendigkeit begreifen, den berufsmässi- gen Söldlingen des Faschismus ein für alle- mal das Hetzhandwerk zu legen. Mit dem moralischen Appell an das Weltgewissen sollte aber auch die eindringliche Mahnung verbunden werden, die ins Elend gejagten Opfer der Hitlerei und in ihnen die berufe- nen Stützen eines geläuterten Deutschland zu retten. Nachdem Commodore Ernest L. Jahnke vom amerikanischen Olympia-Komitee, frü- herer Assistant Secretary der U. S. Navy, die völlige Unvereinbarkeit wahren Sports- geistes mit einem Despotismus ä la Drittes Reich überzeugend dargetan und um der Ehre seines Stammlandes willen gegen das Berliner Olympia aufgetreten war, machte der frühere Reichstagsabgeordnete Gerhart Seger klar, dass der für Kulturmenschen unvorstellbare Naziterror (den er in Ora- nienburg am eigenen Leibe zu spüren be- kam) ungemildert andauert, und dass das versklavte deutsche Volk zusehen muss, wie seine Zwingherren mit Hochdruck zum Angriffskrieg rüsten. Die Verlesung eines an Grigat adressier- ten Schreibens aus dem Weissen Hause, das eine an Präsident Roosevelt gerichtete Ein- ladung zum "Deutschen Tage" mit aufrich- tigen Grüssen an die Versammelten er- widerte, schuf die rechte Stimmung für das Hauptereignis des Abends: die Festrede des gefeierten deutschen Schriftstellers Emil Ludwig. Mit Jubel empfangen, erklärte der unzünftige Spezialist des Biographischen (dem gewisse Charakter-Eunuchen aus der deutschen Historiker-Schar bereits auf dem Wege zur endgültigen Gleichschaltung am Zeuge zu flicken suchten) in ein paar ein- leitenden englischen Sätzen, jetzt, wo er mit der amerikanischen Atmosphäre tat- frohen Freiheitssinnes vertraut geworden, verstehe er, weshalb sich deutsche Men- schen hier zu Hause fühlten. Und dann sagte er auf gut deutsch die Wahrheit über die Weimarer Episode und das Dritte Reich: Nicht der Wille des neuen, sondern der Zusammenbruch des alten Regimes hat die deutsche Republik gezeugt. Während sich lautere Persönlichkeiten wie Rathenau, Stresemann und Brüning (Ludwig hat vor einigen Monaten Gelegenheit gehabt, die Tagebuchaufzeichnungen des Letztgenann- ten durchzustudieren) als redliche Diener des Reiches in Krankheit und Tod stürzten, benutzten etliche hundert zynische Aben- teurer, die nur eines, das Blutvergiessen, richtig gelernt hatten, die Gunst der Stunde, um sich in den Vordergrund der politischen Bühne zu schieben. Die germa- nische Mythologie—mit brausender Heiter- keit begleiteten die Zuhörer diese beissende Parallelisierung—gewann sichtbar Gestalt: in dem tückischen Zwerg Goebbels erstand der nächtige Alberich, in dem rauschgift- zerrütteten feisten Brüller Goering der Donner- und Kriegsgott Thor, in dem Progrom-Recken Streicher der grimme Ha- gen, der sein Opfer von hinten meuchelt, usw., und weil die deutsche Seele nun ein- mal eine unheilbare Vorliebe für hyste- rische Schwächlinge hegt, darf nun Adolf in der Pose eines Wilhglm III. vor seinem Volk paradieren. Ludwig bleibt aber ge- Deutsche Bibliothek Frankfurt am Main AUF B AU recht und erkennt an, dass kartenkünstler a. D. in der Ver- dienst für sich buchen kann: in die farb- losen Jahre des Staates von Weimar Bunt- heit hineingetragen zu haben, wenn auch nur mit jener aus Brutalität und Romantik gewobenen Mystik, die sich "germanisch" nennt, Das hat er für die Deutschen wirk- lich geleistet, der immer wieder enttäuschte Dilettant mit seinem destruktiven Hass gegen alles Wohlgeratene, der Dauer- Gefreite aus dem Weltkriege, von dessen Heldentaten die Geschichte seines Regi- ments kein Wort zu melden wusste. Und als—nicht zuletzt dank dem Kriegsverlierer und Osthilfe-Korruptionisten Hindenburg- - die entscheidende Stunde schlug, da erhielt verkommener Patriotismus einen Freibrief, den "Dolchstoss" durch Abschlachtung von Juden und sogenannten "Kommunisten" zu vergelten, weil es für die ersehnte Vernich- tung der Franzosen eben doch noch zu früh war. Mit schlüssigen geschichtlichen Nach- weisen begründete Ludwig, wie sich eine Situation herausbilden konnte, in der sich die Kultur weit durch eine Mauer von Miss- trauen, Hass und Verachtung gegen das Deutsche Reich absperren musste. Während in Frankreich und in England der Geist und der Staat dmmer zugleich ihre Gipfel- punkte erklommen, stieg der deutsche Geist allemal dann, wenn der deutsche Staat sank. Die Goethe und Schiller, Gluck und Haydn, Mozart und Beethoven, Kant, Her- der und Lessing strahlten aus einer Aera ohnmächtiger deutscher Kleinstaaterei auf, und in dem mächtigen Reiche Bismarcks gab es keinen ihresgleichen! Des Geistes und der Freiheit von jeher ungewohnt, ver- schrieben sich die deutschen Klein- und Spiessbürgermassen prompt dem "Führer- prinzip" und der Legende, der Versailler Vertrag harre noch der Zerreissung, ob- wohl doch bereits StresemjanisMeflfc Rheins befreit hatte, die Reparationen von Rathe- nau bis zu Rapen stetig abgebaut worden waren und schon der Vorgänger Adolfs seine 300,000 Mann Reichswehr beisammen hatte. Tut nichts: Nieder mit den Juden! Wie Ludwig die antisemitische Germano- manie des Dritten Reiches zerfetzte, das war geradezu hinreissend in seiner Mi- schung von sittlicher Wucht und tödlicher Ironie, und nicht minder stark packte die Versammelten, wie der Redner beim Thema Kommunismus den Finger darauf legte, dass jeder Diktator seinem Volke eine Krankheit andichtet, die er mit Feuer und Schwert zu heilen vom Schicksal gesandt worden sei. Die Kur des Nazismus — dies ist auch Ludwigs unumstössliche Gewissheit — hat Deutschland schon an den Rand des wirt- schaftlichen Abgrunds befördert. Die 60 Millionen, die im Reiche sitzen, brauchen eine befreiende Aktion der 30 Millionen Auslandsdeutschen. Deren Pflicht ist es, den Boykott zu einer ständigen Einrichtung zu machen; das Olympia von 1936 den germanischen Barbaren unserer Tage—den "Kannibalen an der Spree", wie sie der Redner vorher genannt hatte — um jeden Preis zu entwinden; Oesterreich und sein Wien, diäse wahre Hauptstadt deutscher Kultur seit nunmehr zweihundert Jahren, gegen einert^Einbruch des braunen Feindes zu schirmen; für das heimliche Deutsch- land, das Deutschland der sechstausend glaubenstreuen christlichen Geistlichen und der vielen Unsichtbaren, die mit dem heim- lich gedruckten Wort der Aufklärung die Zwingburg unterminieren, das Gewissen der Welt zu bestürmen. Begeistert spricht Ludwig von der Vision eines Europa, das den Standpunkt kriegerischer Horden end- gültig überwunden hat und das Bewusst- sein seiner Einheit werteschaffend betätigt; mit letzter Schärfe von den Diktatoren, die für ihn mit all ihrem Schaugepränge doch nur Exponenten einer verfallenden Epoche sind. Nach einem englisch formulierten Gruss an die Vereinigten Staaten, "old harbor of all exiled people", sowie an die andern Länder, die sich durch Gastfreund- schaft gegenüber den gegenwärtigen deut- schen Auswanderern selber ehrten und nach einer Huldigung an die erlauchten Emi- granten des 19. Jahrhunderts: einen Victor Hugo, einen Heinrich Heine, einen Giuseppe Mazzini und deren Schicksalsverwandte, zauberte der Redner seinen Zuhörern eine symbolische Szene aus dem befreiten Deutschland vor den inneren Blick: wie eine abermalige Buchverbrennung, die von Hitlers "Kampf", auf dem Platze vor der Berliner Universität den Untergang des braunen Verbrecher-Reiches markiert. Und dann verdichtete sich die Mahnung der Ludwig'schen Rede in Worte des greisen Faust: "Ja, diesem Sinne bin ich ganz, ergeben — Das ist der Weisheit letzter Schluss: — Nur der verdient die Freiheit wie das Leben — DeW täglich sie erobern muss." - f Wieso es eine unüberbietbare Frechheit bedeutet, wenn sich die Nazis in den Ver- einigten Staaten als Heger und Hüter deut- scher Pionierüberlieferung aufspielen, das tat Otto Sattler, der journalistische Leiter der "Solidarität", bündig dar: Die Krefel- der Leinweber und Strumpfwirker, die im Oktober 1683 in Philadelphia landeten und unter Dr. Pastorius die "teutsche Statt" Germantown gründeten, waren tiefgläubige Menschen,-konsequente Bekenner und Ver- künder des Friedensgedankens, und demo- kratische deutsche Kulturträger haben zweihundert Jahre später den "Deutschen Tag" organisiert, mit dem man in der "Stadt der Bruderliebe" die Erinnerung an jene Vorboten festlich wachrief. Und was würden die Carl Schurz, Franz Sigel, Hecker, Kudlich und Karl Heinze sagen, wenn sie erleben müssten, wie die hiesigen Parteigänger der blutbesudelten Haken- kreuz-Diktatur, diese Bejaher brutalster Knechtung, mit den Schöpfungen freiheit- licher Deutsche prunken! Nein: Hier ist schärfste Scheidung Wahrheitspflicht und politisches Gebot! Auf zum Kampf gegen ALFRED BERNHEIMER BÜRO: 46 CEDAR STREET; Phone: JOhn 4-4800 Wohnung: 900 West End Ave.; Phone: ACademy 2-7694 Fachberater für Lebensversicherungen Member of The Life Insurance Underwriters Association of the City of New York, Inc. die infame Propagandalüge, dass deutsch und hakenkreuzlerisch identisch seien! Ueber die N^zi-Episode hinweg wollen wir die wahre deutsche Kultur bewahren für die Zukunft! Als ein Treuegelöbnis zur gemeinsamen Wahlheimat leitete die Sternenbanner- Hymne, von Helene Wirsching vorgetragen, die Feier ein; der Arbeiter-Sängerbund ("Heil Gustav!") trat in dreifachem Auf- gebot mit vollendeten Leistungen neben die Solistin; Lisa Markah meisselte den "Deut- schen Totentanz" von Johannes R. Becher monumental heraus; Fe Alf bot eine aus- gezeichnete Probe modernen Ausdrucks- tanzes und eine Reckriege des Arbeiter- Turnvereins weckte helle Freude durch Kraft und Schönheit. Schon während der Veranstaltung trafen aus den verschiedensten Gebieten der U. S. nachdrückliche Zustimmungserklärungen ein. Mittlerweile ist die Mitgliederliste des "Deutsch - Amerikanischen Kultur-Verban- des" noch weiter angeschwollen. Das ame- rikanische Deutschtum der Vereinigten Staaten ist—endlich!—erwacht und Goeb- bels-Schacht können jetzt darauf verzich- ten, den arischen Rubel noch länger bei uns rollen zu lassen; es wäre hinausge- worfenes Geld. soziale Fürsorge Stellenvermittlung. Unsere Vermiittlungs- stelle ist täglich zwischen 10 und 2 Uhr (mit Ausnahme von Sonnabend und Sonntag) erreichbar. Telefon: RHine- MDjMßr 4-7147, '^rlTScftiff, p. Adr. Kitty's iBeauty Salon, 1245 Lexington Avenue, New York City. Wir bitten alle, die von irgend welchen Arbeitsmöglichkeiten hören, dies sofort an obige Stelle zu berichten. Alle Auskünfte in Bezug auf Einwande- rung, Einbürgerung, Uebersendung der 1. und 2. Bürgerpapiere, sowie Beratung in Krankheitsfällen und Verweisung an zuständige Stellen werden Dienstag abends zwischen 7.30 und 9 Uhr im Klubhaus, 210 West 91. Strasse, New York City, erteilt. In dringenden Fällen wende man sich an Frl. Schiff unter obi- ger Adresse. Privat-Tanzstunde (Foxtrot, Waltz, Wiener Walzer, Tango, Rumba und Lindy Hop) lehrt Damen u.Herren erfolgreich (auch in verzweifelten Fällen) MIRRI ZIMMERMANN 3671 Broadway, New York City Ecke 152. Strasse. Telephone: AUdubon 3-0985 Unterrichtsstunde 75 Cents 1"? AUFBAU 3 M o n A t L - P ro g ra m m Januar 1936 Mittwoch, den 8. Januar: Gastspiel der Neuen Theatergruppe: "Die Mausefalle" von Gustav Wangenheim. Dem Wunsche zahlreicher Mitglieder entsprechend, haben wir die Neue Theatergruppe aufgefordert, ihre neueste Produktion in unserem Klublokal zur Aufführung zu bringen. "Die Mausefalle" ist ein revolutionäres Drama von ungeheurer Wucht und Ueberzeugungskraft. Es schildert das Schicksal des kleinbürgerlichen Mittelstandes innerhalb der sozialen Umwer- tung aller Werte in unserer Zeit. Massgebende Theaterfachleute New Yorks haben sich gerade über diese Aufführung der Neuen Theatergruppe anerkennend geäussert. Eintritt: Mitglieder 15c, Gäste 35c. Mittwoch, den 15. Januar: Ordentliche Generalversammlung. (Nur für Mitglieder.) Tagesordnung: 1. Bestätigung der Kommissionen; 2. Aussprache über die Zeitung; 3. Verschiedenes. Sonntag, den 19. Januar: Zehnjähriges Stiftungsfest des Prospect Unity Club, Inc. Dinner und Ball im Paramount Hotel. Preis $2.50. Anmeldungen bis spätestens 10. Januar erbeten. Unser Klub- sekretär nimmt Anmeldungen entgegen. Sport Sonntag, den 5. Januar: Wanderung in Westchester County. Treffpunkt: 1.30 Uhr nachmittags, Van Cortlandt Park Station der Broadway-7. Ave. Linie. (Ballspiele.) Sonntag, den 12. Januar: Schwimmen im Hotel St. George, Brooklyn. (Station: Clark St.) Treffpunkt: 2.30 Uhr nachmittags in der Halle des Hotels. Turnschuhe mitbringen zur Benutzung des Gym. Kosten 55c. Sonntag, den 19. Januar: Besuch zweier Eishockeyspiele im Madison Square Garden. Treffpunkt: 1.40 Uhr, Ecke 51. Strasse und 8. Avenue. Eintritt: 25c. Sonntag, den 26. Januar: Spaziergang im Van Cortlandt Park—für Interessenten Schlitt- schuhlaufen. Treffpunkt: 2.30 Uhr nachmittags,Van Cortlandt Park Station der Broadway-7, Ave. Linie. Mittwoch, den 22. Januar: Vortrag: Wie steht es mit der Gegenbewegung in Deutschland? Redner: Heinz Liepmann. Heinz Liepmann gilt als eine der führenden Persönlichkeiten der Emigration nicht nur wegen seiner schriftstellerischen Leistun- gen, sondern auch wegen seiner Schicksale als politischer Flücht- ling in verschiedenen Ländern Europas. Sein aufsehenerregendes Buch "Das Vaterland" ist in mehrere Sprachen übersetzt worden und hat wesentlich dazu beigetragen, die Wahrheit über die Auswirkungen der Nazidiktatur in Deutschland in die Welt zu tragen. Vor wenigen Wochen erschien sein Buch "Wird mit dem Tode bestraft", das den illegalen Kampf in Nazideutschland schildert, den Aufopferungswillen der illegalen Kämpfer und ihr Leiden und Sterben für eine Idee. Eintritt: Mitglieder frei, Gäste 25c. Mittwoch, den 29. Januar: Vortrag: Der Anteil der Juden am Aufbau der deutschen Kultur. Redner: Dr. Rudolf Brandl. Der Vortragende konnte, als er im Sommer 1934 Deutschland verliess, auf achtundzwanzig Jahre journalistischen Wirkens (an der "Frankfurter Zeitung" und am "Leipziger Tageblatt" sowie im Dienste des Hauses Ullstein) zurückblicken. Neben seinem Hauptberuf hat er drüben eine äusserst rege Tätigkeit für die entschiedene bürgerliche Demokratie und die Sache hu- maner Volksbildung entfaltet. Wir empfehlen den Besuch dieses Vortrages, da Herr Dr. Brandl mit Recht den Ruf eines geist- reichen und witzigen Redners geniesst. Eintritt: Mitglieder frei, Gäste 25c. Ski-Abteilung: Sonntag, den 26. Januar: Bei günstigen Schneeverhältnissen Ski-Fahrt nach Bear Moun- tain. Treffpunkt: 8 Uhr pünktlich vor der 42. Str. Ferry (West- seite). Rundfahrtkosten: $1.25. Vollständige Ski-Ausrüstung notwendig. Nähere Auskunft erteilt Alma Amerikaner. Zu erreichen: Frei- tag, den 24. Januar, zwischen 7 und 9 Uhr abends, Telefon: Riverside 9-6314. Ping-Pong: Jeden Samstag abend im Klubhaus, 210 West 91. Strasse. Gesellschaftsspiele, Kartenspiele, gemütliches Beisammensein. Eintritt für Mitglieder 10c, Gäste 20c. Turnen: Jeden Montag abend im Warner Memorial Gymnasium, 138. Strasse (zwischen Amsterdam Ave. und Hamilton Place). Beginn: 8.15 Uhr pünktlich. Gymnastische Uebungen unter Leitung eines erfahrenen Turnlehrers. Ballspiele, Geräteturnen, Leichtathletik. *' VORANZEIGE: SONNTAG, DEN 16. FEBRUAR 193 6 KRANZNIEDERLEGUNG AM HEINE-DENKMAL -Programm AUFBAU fit AUFBAU Publiahed by the GERMAN-JEWISH CLUB, INC. 210 West 91st Street, New York, N. Y. Advertising rates on application Editor: Dr. ALFRED EICHENBERG 2. Jahrg. New York, Januar 1936 No. 2 GERMAN-JEWISH CLUB. INC. KLUBHAUS : 210 West 91. Strasse, New York Präsident ............DR. SIEGFRIED G. LASCH 1. Vize-Präsident ..............ERICH DE JONGE 2. Vize-Präsident ...........FRED J. HERR MANN Sekretär ...................FRED H. RIELEFELD 1. Hilfs-Sekretär ................JULIUS SCHIFF 2. Hilfs-Sekretär ..........WALTER BORN STEIN Finanz-Sekretär ........ERWIN SCHNEEBERGER Schatzmeister .....................JOSEF ADLER Beisitzer .........................ILSE DAN ZI GER " .................FRED S. GOTTSCHALK " ..........................ALFRED HAAS ........DR. LUDWIG SCHWARZSCHILD " .........................JULIUS SICHEL Beisitzer ex-ofstcio ............ERNST HEU MANN Der Zweck des Klubs ist die Heranbildung seiner Mitglieder zu guten amerikanischen Bürgern und zu selbstibewussten, aufrech- ten Juden, namentlich durch Vermittlung jüdischer und allgemeiner Geistesgüter. Ferner erstrebt der Klub den freundschaft- lichen Zusammenschluss der deutschen Juden in New York durch gesellschaftliche Veranstaltungen zu fördern. (Auszug aus den §§ 1 und 2 der Statuten.) Klubzahnärzte: Dr. Frank Dreyfuss, 139 E. 57th Street, ELdorado 5-7878. Dr. Fritz Schlesinger, 308 E. 79th Street, RHinelander 4-5643. Neuaufnahmen. Fred Freudenthal, Hermann Freuden- thal, Ludwig Haas, Rudy Heilbrunn, Fritz Kahn, Emanuel Kleinfeld, Else Mayer, Hans Mendel, Dr. Kurt Rosenfeld, Beatrice Wechsler. Zuschriften, die die Zeitung betreffen, sind an den Schriftleiter, Dr. Alfred Eichemberg, 162 Ost 91. Str., zu richten. Anzeigen-Annahme und irgendwelche An- fragen, die den Anzeigenteil betreffen» wer- den erledigt durch H. Schindler, 385 Fifth Avenue. Telephon: LExington 2-8260. Redaktionsschluss für die Februar-Num- mer unwiderruflich am 21. Januar. Alle Zuschriften und Anfragen in Klub- angelegenheiten sind zu adressieren an: German-Jewish Club, 210 West 91st Str., New York City. 11 Dem scheidenden Präsidenten. Das Amt eines Vereinspräsidenten ist keine Sinekure. Es ist ehrenvoll, zum Prä- sidenten erwählt zu werden. Aber: viel Ehr, viel Feind. In jedem Verein — und sei es der harmonischste — gibt es Cliquen- bildungen, Anfeindungen, Gegenströmun- gen. Jeder will Führer sein, — auch die, die gar nicht wissen, wohin sie führen wol- len. Was der Präsident zu hören be- kommt, sind Vorwürfe, Vorwürfe, Vor- würfe. Anerkennung ist selten und karg. Ein Vereinspräsident erlebt während sei- ner Amtszeit in der Regel nur zwei glück- liche Tage: den, an dem er gewählt wird, und den, an dem er sein Amt wieder ab- gibt. Dies sind ganz allgemeine Betrachtun- gen. Ist es schon in ruhigen, normalen Zeiten schwer, einen Verein zu leiten, so ist es ungemein schwieriger, einen Verein durch politisch turbulente Zeiten zu füh- ren, durch Zeiten, in denen das oft be- lächelte Amt des Klubpräsidenten zum ver- antwortungsschweren, nach allen Seiten exponierten Posten wird. Da gilt es, Takt zu zeigen, Diplomatie, Selbstlosigkeit und Geduld, viel Geduld. Eigenschaften, die Ernst Heumann in besonders ausgepräg- tem Masse besitzt. Er war zwei Jahre lang Präsident des Deutsch-Jüdischen Klubs. Er übernahm die Präsidentschaft zu dem Zeitpunkt, als die Folgen der nationalen Ueberhebung in Deutschland sich hier be- merkbar machten. Fast über Nacht hatte sich unser Klub aus einer kleinen, beschau- lich dahinlebenden Gruppe von Menschen, die sich auf die Abhaltung von Vorträgen und geselligen Veranstaltungen be- schränkte, zu einer grossen, politisch be- deutenden Organisation entwickelt. Die Mitgliederzahl vervierfachte, verfünffachte sich. Es war nicht nur die Neueinwande- rung, die uns neue Mitglieder zuführte. Das plötzliche Aufflackern unsinnigen Ju- denhasses in Deutschland brachte auch hier viele deutsche Juden zur Selbstbesin- nung. Alteingesessene, die sich nie um Vereine gekümmert hatten, ja, sie sogar alblehnten, erkannten plötzlich die Not- wendigkeit, sich einer deutsch-jüdischen Organisation anzuschliessen. Die veränderte Situation stellte uns vor neue Aufgaben. Aufgaben, denen wir uns zwar gewachsen fühlen, deren Lösung uns aber immer wieder mit neuen, bis dahin unibekannten Problemen confrontierte. Wenn wir heute mit Stolz selbst sagen dürfen, dass wir unsere Sache in den letz- ten zwei Jahren nicht schlecht gemacht haben, so danken wir dies nicht zuletzt der zielbewußten Energie Ernst Heumanns und seiner aufopfernden Hingabe für den Klub, die oft, sehr oft Ibis an die Grenze des Möglichen ging. Ernst Heumann hatte eine glückliche Hand in der Wahl seiner Mitarbeiter. Eine seiner ersten Amtshandlungen war die Ein- setzung von Kommissionen, — die Vertei- lung der immens angewachsenen Vor- standsarbeit auf Gruppen und Komitees. Was diese einzelnen Kommissionen geleis- tet haben, das zu erwähnen ist hier kaum der Platz. Es wurde Enormes vollbracht. Wir haben es wahrlich nicht nötig, uns selbst zu beweihräuchern. Nur dies sei festgestellt: dass die Leistungen der Stel- lenvermittlung und der Sozialen Fürsorge allein schon die Existenzberechtigung un- serer Organisation in New York rechtfer- tigten. Dass die Arbeit der Kommissionen reibungslos und ohne unnötige Competenz- schwierigkeiten vor sich ging, ist nicht zu- letzt das Verdienst Ernst Heumanns, der jederzeit und für jeden ein williges Ohr hatte. Die allseitige Beliebtheit, deren er sich erfreut, ist wohl erworben. Wir wis- sen: hätte er sich wieder zum Präsidenten nominieren lassen, er wäre einstimmig wie- dergewählt worden. Dass er es nicht tat, hat seine Ursache in beruflichen, geschäft- lichen Gründen, denen wir uns nicht ver- schliessen konnten. Ernst Heumann sah eine der Hauptauf- gaben des Klubs darin, den Neueinwande- rern zu helfen, — ihnen die gewiss nicht leichte Umstellung auf amerikanische Ver- hältnisse zu erleichtern. Dass wir dieser Aufgabe besonders gerecht wurden, ver- danken wir seiner tatkräftigen Unter- stützung. Ein Kltib, dessen Mitgliederschaft sich aus Alteingesessenen und Neueinwande- rern, aus Angehörigen aller Berufsklassen und Schichten zusammensetzt, kann natür- lich nicht immer im ruhigen, gleichmässi- gen Tempo einer gut geölten Maschine lau- fen. Es giibt Parteispaltungen und innere Zwistigkeiten. Das ist gut so. Wenn wir das nicht hätten, wäre es ein Zeichen für geistige Trägheit, die unweigerlich zum Versumpfen in der Vereinsmeierei führt. Ernst Heumann verstand es, über den Par- teien zu stehen. Er dachte stets an die grossen Ziele, die der Klub sich gesetzt hat. Er verstand es, seine eigene Meinung zu- rück zu stellen. Besonders wir vom "Auf- bau" sind ihm dankbar dafür. Er war oft nicht mit der mitunter recht eigenwilligen Politik der Schriftleitung einverstanden, aber er liess sie gewähren, wo ihm dies im Interesse des Klubs nötig schien. Wir, die Mitglieder, danken Ernst Heu- mann dafür, dass er zwei Jahre lang die verantwortungsschwere Last der Präsident- schaft getragen hat. Wir wollen ihm un- seren Dank beweisen, indem wir den Klub in seinem Sinne weiterführen. Wir sind sicher, dass er, der statutengemäß nun- mehr dem Vorstand als Beisitzer angehört, uns auch weiterhin seine tatkräftige Hilfe nicht versagen wird. DEN GELBEN FLECK, TRAGT IHN MIT STOLZ ... Von Joe Adler, vorgetragen auf der Chanukah-Feier des Deutsch- Jüdischen Clubs am 22. Dezember 1935. Den gelben Fleck, tragt ihn mit Stolz, Zeigt ihnen, dass ihr aus and'rem Holz. Man hat euch getreten, Gepeinigt, geplagt. Da half euch kein Beten, Man hat euch verjagt, Gemartert, getötet, ins Ghetto getrieben Doch das, was ihr wart, seid ihr geblieben. Man zerstört eure Häuser, Man lässt euch verbluten, Und die Satten schweigen, Denn ihr seid ja nur Juden. In alten Zeiten war's so wie heute. Maccabi bekämpfte die gierige Meute, Euch mahne sein Sieg durch alle Zeiten: Ihr werdet nicht siegen durch duldvolles Leiden. Erhebt eure Stimmen, seid würdig der Väter, Wer heute schweigt, der ist ein Verräter. Ihr kämpft für Freiheit, der Menschheit Segen, Die Satten, "die werden die Hände nicht regen. Entlarvt die Fratzen der Nazihorden Und zeigt, wie sie betrügen und morden. Das sei euer Ziel (bei Tag und bei Nacht, Und keinen Frieden, eh' es vollbracht. Euer Geist sei die Waffe, euer Wissen die Wehr, Ihr werdet bestehen, wenn die Feinde nicht mehr. Drum ihr, geschaffen aus anderem Holz: DEN GELBEN FLECK, TRAGT IHN MIT STOLZ. AUFBAU % Deutsch-Jüdische Neueinwanderung in Chicago Wie der Hauptstrom der deutsch-jüdi- schen Einwanderung seit 1933 sich in New York City als der Metropolis des amerika- nischen Ostens konzentrierte, so gelangte das Gros der nach dem Mittelwesten Vor- dringenden nach Chicago. Auch an ande- ren Plätzen sind jüdische Neueinwanderer zu finden; so liessen sich z. B. vierzig oder fünfzig in Milwaukee, Wis., nieder. Im grossen Ganzen handelt es sich aber doch nur um verhältnismässig kleine Gruppen, verglichen mit den vielleicht zwei- oder dreihundert, die in Chicago eine neue Hei- mat gesucht haben. Und innerhalb Chi- cagos wiederum lebt die Mehrzahl der Neu- ankömmlinge in einem ziemlich eng um- grenzten Bezirk auf der schon vorher vor- wiegend jüdischen Südseite der Stadt. Dort wohnen die ökonomisch besser gestellten Schichten der deutsch-jüdischen Einwan- derung früherer Jahrgänge, und es war nur natürlich, dass Neueinwanderer hier die Nähe ihrer Verwandten und Bekannten suchten. Eine Organisierung der Neueinwanderer setzte während des Winters 1934-35 von verschiedenen Punkten her ein. Am bedeu- tungsvollsten war die Aktivität des Jewish Congress, unter dessen Protektorat zu- nächst vierzehntägige Versammlungen statt- fanden. Man traf sich an Sonntag-Nach- mittagen in den Räumen jüdisch-amerika- nischer Clubs, die in freundlicher Weise zur Verfügung gestellt worden waren und man hörte Vorträge über im Interessengebiet des Neueinwanderers liegende Fragen. Spä- ter wagte man sich auch an ein oder zwei Unterhaltungsnachmittage heran, die zu- friedenstellend verliefen. Ausserdem wurde guter und billiger Sprachunterricht vermit- telt, sowie das Stellenvermittlungs-Büro des Jewish Congress in den Dienst der Sache gestellt. Während der warmen Jahreszeit fanden die Treffen nicht statt. Dafür nahm sich eine junge Amerikanerin der deutsch-jüdi- schen Gruppe an, und ihrer Tatkraft haben die Neueinwanderer eine Reihe wohlarran- gierter Veranstaltungen gesellschaftlicher Art zu verdanken. So vermittelte sie eine Einladung zu einem Country Club, eine andere auf einen Privatbesitz in einem mondänen Vorort Chicagos (die zahlreichen Teilnehmer wurden in zur Verfügung ge- stellten Privatautos hinausgefahren), und a.m Independence Day fand eine "Beach Party" mit allen Schikanen, inkl. Frank- furters, gerösteten Marshmallows und Feuer- werk statt. — Nach einer Pause während der allgemeinen Sommerferien wurden die Veranstaltungen mit einer Hallowe'enParty wieder aufgenommen, und sie erfreuen sich weiter grösster Beliebtheit. Auch die Vor- tragsreihen vom Jewish Congress sollen jetzt fortgesetzt werden. Daneben besteht noch eine Gruppe von ca. 25 jungen Leuten, die sich alle 2 bis 3 Wochen zu Vorträgen im kleinen Kreise und zu einfacher Geselligkeit zusammenzu- finden pflegen, ausserdem aber auch regel- mässig die anderen Treffen besuchen. Wäh- rend des Sommers wurden sonntägliche Ausflüge in die Umgebung Chicagos unter- nommen, so anspruchslos diese auch sein mag. Keine dieser drei Gruppen hat bisher die Form eines definitiven Clubs oder Vereins angenommen, und es besteht auch nirgends ein Verlangen danach. Beiträge gibt es daher nicht. Einladungen und ähnliche Vorarbeiten, soweit sie nicht durch münd- liche Verabredungen erledigt werden kön- nen, werden aus Privatinitiative heraus durchgeführt. Auf Programmen nennt sich jede der drei Organisationen "Friends of German Newcomers", und dank des locke- ren Gefüges, der unbestimmten Abgrenzung und des verhältnismässig engen Kontaktes zwischen den Teilnehmern an den Veran- staltungen, haben sich bisher noch keinerlei Kollisionen ergeben. Bedauerlich ist das Fehlen einer Gelegenheit zum Sporttreiben, wenn man von den sommerlichen Ausflügen absieht. Versuche, Turnhallen usw. zu be- kommen, sind teils an finanziellen, teils an lokalen Schwierigkeiten bisher gescheitert. Was die soziale Lage der deutsch-jüdi- schen Neueinwanderer angeht, so wird sie sich kaum sehr wesentlich von der in New York unterscheiden. Für die ältere Gene- ration ist es äusserst schwer, etwas zu finden. Die jüngeren Leute haben wohl alle irgendeine Stellung, deren Güte und Aus- baufähigkeit natürlich von Glück und Be- ziehungen, aber auch (und das will man manchmal garnicht glauben) von der Tüch- tigkeit und dem Unternehmungsgeist des Betreffenden abhängt. Wenige finden ein gemachtes Bett vor; die Voraussetzungen, unter denen man in dieses Land kommt, bieten jedoch genügend Sicherheit dafür, dass man hier kaum jenes Elend und jene Mutlosigkeit zu sehen bekommen wird, wie es bei den jüdischen Auswanderern nach den Grosstädten des europäischen Konti- nents der Fall ist. Walter Lewinnek. • ZUR BEACHTUNG! In dem New Yorker Nazi-Blatt "Deut- scher Weckruf und Beobachter" vom 21. November 1935 findet sich an prominenter SteHe eine Anzeige, die für unsere Leser von Interesse sein dürfte. Sie lautet: Bekanntmachung der Bundesleitung. Zur Zeit sind wieder Gerüchte im Um- lauf, denen zufolge die Besitzer des Cafe Hindenburg, 220 Ost 86. Strasse, Herr und Frau Umbreit, jüdischer Abkunft sein sollen. Ich kann nach eingehender Prüfung der mir vorgelegten amtlichen Dokumente lediglich bestätigen, was diese Doku- mente selbst beweisen, nämlich, dass so- wohl Herr als auch Frau Umbreit ari- scher Abkunft sind und dass der Stamm- baum beider Familien, der auf 150 Jahre zurück verfolgt werden konnte, nur ari- sche Abkommen aufweist. gez. Josef Schuster, stellvertretender Bundesführer. Wir setzen voraus, dass die Wiedergabe dieser Anzeige in einer jüdischen Zeit- schrift durchaus im Sinne von Herrn und Fr*u Umbreit ist. Man sollte nach Mög- lichkeit diesen rassereinen Ariern den schrecklichen Gewissenskonflikt ersparen, von nichtarischen Kunden Geld annehmen zu müssen. Dem Herrn stellvertretenden Bundes- führer aber empfehlen wir dringend, deutsch zu lernen. Es ist uns nicht ganz klar, wie man "auf 150 Jahre zurück" nur arische "Abkommen" haben kann. Unsere liebe Staatszeitung. Unsere Attacke gegen die New Yorker Staatszeitung in der vorigen Nummer des "Aufbau" hatte zur Folge, dass die Schriit- leitung von begeisterten Zuschriften ge- radezu überschüttet wurde. Es ist ganz unmöglich, alle diese Briefe im Forum zu veröffentlichen. Eine grosse Anzahl der Blüten, die uns von unseren Lesern zuge- schickt wurden, befanden sich ohnehin schon in unserem Zettelkasten und konnten nur wegen Raummangels nicht gebraucht wer- den. Bemerkenswert ist, dass unter den vielen Einsendungen nicht eine einzige ab- lehnende Aeusserung war. Ebenso bemerkenswert ist aber, dass in der letzten Nummer des Nazi-Blattes "Deutscher Weckruf und Beobachter" die gute alte Staatszeitung auch angegriffen wird. Das ist wieder ein Beweis dafür, dass die "Staats" sich zwischen zwei Stühle gesetzt hat. Die Nazis pöbeln die Staats- zeitung an, weil sie angeblich einen viel zu günstigen Bericht über die Veranstaltung des "Deutsch - Amerikanischen Kulturver- bands" gebracht hat. Wir haben diesen Bericht auch gelesen und fanden ihn äus- serst lauwarm. Wir können nur das wieder- holen, was wir schon in der vorigen Num- mer schrieben: dass nämlich gelegentliche journalistische Anrempeleien innerhalb der hiesigen deutschsprachigen Presse nichts besagen. Wie unaufrichtig die Staatszeitung bei all ihrer scheinbaren Objektivität ist, dafür hatten wir am 9. Dezember ein drastisches Beispiel. An diesem Tage liess sich der Redaktions- stab in seiner grenzenlosen Freude über den Erfolg des Nazipropagandisten Brundage, der denn auch, wie die "Staats" sich treu- deutsch-germanisch ausdrückt, "als Präsi- dent auf den Schild erhoben" wurde, zu der grossen Schlagzeile hinreissen: "A.A.U. hat sich einstimmig für U.S. Teilnahme an Reichsolympiade erklärt." Jedes Kind wusste, dass dieser Beschluss nichts weni- ger als einstimmig war. Es gehört schon die ganze — sagen wir: Weltfremdheit eines Lee Greenspoon dazu, sich einen sol- chen Lapsus zu leisten. Zeiten politischer Umwälzung, wie wir sie jetzt durchleben, bedingen eine klare Scheidung der Geister. Es ist ebenso lä- cherlich wie unmöglich, heute unparteiisch bleiben zu wollen. Es wäre viel besser, wenn die Staatszeitung den Schleier der Neutralität, den sie sich vielleicht aus tak- tisch-geschäftlichen Gründen vorgebunden hat, und durch den das Hakenkreuz so- wieso ganz deutlich zu erkennen ist, voll- kommen fallen liesse und sich offen zu ihrem verehrten Führer bekennen würde. • NAZISSEN. Von Edi. Rudolf Hess, des Führers Dämon, sprach in München vor einer Versammlung der Hitlerjugend und beglückwünschte sie als Teilnehmer an der mächtigsten Freiheits- bewegung in der deutschen Geschichte. Der Berliner Lokalanzeiger, der am nächsten Tage die Rede wiedergab, brachte den Passus als: ... Freiheitsberaubung in der deutschen Geschichte... Was natürlich ein Druckfehler ist. * * * In der Bayrischen Israelitischen Ge- meindezeitung vom 15. 10. 35 finden wir unter der Rubrik "Personalia" folgende Unterabteilungen, von denen nur die bei- den letzten erwähnenswert sind: Geburten ..., Bar Mizwah ... Trauungen ... Sterbe- fälle ... Wiedereintritt in das Judentum: 6 . .. Austritt aus dem Judentum: 2. 9. 35: Erna Rosenberg und ihre Kinder Eva Ma- rianne Pauline und Peter Georg Juliusj 6 AUFBAU 1. IQ. 35: Geh. Kommerzienrat Julius Freundlich. Jo, giebt's denn dös aa? ! "Weihnachts verkaufe in Deutschland 15- bis 18% niedriger als 1934. Arbeitslosig- keit steigt." 0 du fröhliche, o du selige ... "Germany seizes Jewish-owned arms- making concern Simson-Suhl." We would like to know how much was spent by Simson-Suhl to help Adolf into the saddle. * * * "100,000 Goldmark fehlen der Reichs- bänk. Keine Abgangsbuchung zu finden." Und Schacht schweigt sich aus. Wahr- scheinlich sind Untersuchungen im Gange und wir werden in absehbarer Zeit mit der Meldung überrascht, dass katholische Prie- ster und jüdisch-marxistische Schieber den kleinen Betrag ins Ausland geschmuggelt haben. * $ * Gelegentlich des neulichen Fussballwett- spiels Nazien-England stellte sich heraus, dass die einzige Firma, (die in der Lage war, die zehntausend Nazisten abzufüttern, die jüdische Firma Lyons & Co. war, die dazu von den drittreichlichen Behörden er- mächtigt wurde. Ein echter deutscher Mann mag keinen Juden leiden, doch ihre Speisen isst er gern. "Ehen zwischen Juden und Nichtjjuden unter gewissen Bedingungen gestattet,. Es steht nur dem Führer zu, den dazu erfor- derlichen Dispens zu geben." Schadchenadolf. "Riesiges Defizit der Reichsbahn. Unter- bilanz von circa 500,000,000 Mark." Das ist die offizielle Bilanz der Reichs- bahn, die von Adolf erst kürzlich als das Modell eines nationalsozialistischen Unter- nehmens hingestellt wurde. Wie mögen die andern nazistischen Unternehmen erst; aus- sehen. s|e j|e * On Lindberghs flight to England! the Deutsche Allgemeine Zeitung says as fol- lows: "As Germans we cannot understand that a civilized nation is not able to guarantee safety of the bodies and lives of its Citizens, in this case one of its most famous Citizens. Can it really be true that Lindbergh has turned his back on his fatherland in order to save his second son from the fate of the first at the hands of murderers and kid- nappers? If so, it is a fact that throws a remarkable light on law and order in the United States." Look at them. If we were not usied to the sanctimony of the Nazi publications the above remark would make us thimk in the direction pointed out. Coming how- ever from a source we know to be com- pletely under the command of hypocrites we äre compelled to take the opposite direc- tion which Substitutes in the passus Amer- icans for Germans, Einstein, Haber, etc., for Lindberghj and Germany for United States. If we go a little further and ;point out that murderärs and kidnappers ini this couritry of ours are made war upon with all the forces of the government and mur- derers and kidnappers in Germany not only are promoted by the Nazi government but are an indispensable and integral part of it than we fully agree with the State- ment of the Deutsche Allgemeine Zeitung. "Reich plant photographisches Archiv, das vier verschiedene Bilder aller Rassen- kameraden enthält." Wir haben hier etwas Aehnliches im Po- lizeipräsidium, Nur wird es dort anders genannt, Gustav Wangenhc Von JOHN (Zur Gastvorstellung der "Neuen Theater- Gruppe" im Deutsch-Jüdischen Club am 8. Januar 1936.) 1. Wie die "Mausefalle" entstand. Die "Mausefalle" ist ein eigenartiges und ungewöhnliches Stück. In Form und Ge- samthaltung weicht sie beträchtlich von dem ab, was in den letzten Jahrzehnten auf dem Theater produziert wurde. Diese Ab- weichung von dem Gewohnten ist weder aus Zufall noch aus Absicht entstanden. Der Zweck der Arbeit und die Umstände, unter denen sie entstand, haben Form und Stil der "Mausefalle" bestimmt. Eine kurze Einführung in die Geschichte des Stückes dürfte daher sein Verständnis er- leichtern. Die "Mausefalle" entstand 1931-32 in Deutschland. Tausende von Schauspielern waren zu dieser Zeit arbeitslos. Sie muss- ten "stempeln" gehen. Sie mussten an den Arbeitsnachweisen "Schlange" stehen. Sie mussten um ihre wirtschaftliche Existenz kämpfen — wie die stellungslosen Fabrik- artbeiter und Büroangestellten. Gegenüber dieser praktischen Erfahrung hatten der Bühnenvorhang und die Jahrhunderte alten Vorurteile nicht mehr die Macht, den The- aterkünstler von den übrigen Sterblichen zu trennen. Die Gemeinsamkeit des Schick- sals, oder besser, der wirtschaftlichen Lage zerstörte endgültig die Illusion der gött- lichen oder anderweitigen Sendung des Künstlers und offenbarte unwiderleglich, "wie eng verwandt die Probleme des The- aterarbeiters mit denen der Arbeiter in Fa- briken und Büros sind. Das Denken der Schauspieler wurde in eine neue Richtung geleitet. Mit bisher ungeahnten Problemen und Zusammenhängen hatte man sich aus- einanderzusetzen. Dieses Erlebnis fand seinen Niederschlag in der "Mausefalle". Fünfzehn Schauspieler, unter der Leitung von Gustav Wangenheim, taten sich zu- sammen, um sich das zu verschaffen, was der Staat weder ihnen noch ihren Kollegen in andern Berufen gelben konnte, nämlich: Produktionsmöglichkeit. Dass ihnen das vorliegende dramatische Material nicht ge- nug gab, ist begreiflich. Sie waren zu er- füllt von dem Drang und der Notwendig- keit, sich zu orientieren. Sie mussten sich selbst ein Stück schreiben, das dieses neue Erlebnis zum Ausdruck brachte und ihnen half, die neu gesehenen aber noch nicht er- fassten Zusammenhänge zu begreifen. Sie mussten eine Gestalt finden, die für sie und das Publikum den Weg über Irrtümer, Vor- urteile und falsche Ideale zur Wahrheit und Klarheit geht. Und diese Gestalt ist der einfache kleine Angestellte Heinrich Fleissig. Die fünfzehn schreibenden Schauspieler schufen die Figur des Angestellten Hein- rich Fleissig aus dem Leiben. Sie studierten die Hunderte und Tausende Heinrich Fleis- sigs in Banken, in Geschäften und Aemtern. Sie gingen ihren Gewohnheiten nach, ihrer Art zu denken und zu fühlen. Sie lernten ihre geheimsten Wunschträume kennen, so- wie die Menschen und Zustände, die sie von aussen beeinflussen. Und um Fleissig her- um entstehen neue Gestalten: seine Freunde und Feinde. Der Frackherr ist der Kopf- arbeiter, der durch Lesen, Denken und Be- obachten einen Berg von Vorurteilen über- wunden hat, und seinen Platz und seine Aufgabe in der menschlichen Gesellschaft erkannt hat. Der Prolet ist ein anderer Freund und Führer Fleissigs. Durch Her- kunft und Erfahrung stand er immer ge- fühlsmässig auf der richtigen Stelle; wäh- rend Studium und Selbsterziehung ihn seiner Klassenzugehörigkeit erst bewusst machten. Die Schauspieler selbst sehliessen sich der Gruppe um Fleissig an, um ihm iim's "Mausefalle" E. BONN in seinen geistigen und ökonomischen Kämpfen zu helfen. Ausserhalb dieses Kreises steht eine an- dere Figur, in ihrer Stellung sie alle über- ragend: Taiba, der grosse Schuhfabrikant, der "Diener der Nation". Er hat seine Schuhfabrik "sozialisiert". Er hat das ganze Werk in finanziell selbständige Abteilungen unterabgeteilt. Aus Arbeitern hat er selb- ständige "Mitarbeiter" gemacht, die am Gewinn beteiligt sind. Da aber alle Abtei- lungen mit Verlust arbeiten, verlieren die "Mitarbeiter" nicht nur ihren Verdienst, sondern auch ihre Stellung. Zu diesem Angestellten Fleissig .und sei- nem Kampf zwischen falscher Erziehung und feindlichen Einflüssen einerseits und wachsender - Erkenntnis und helfenden Ein- wirkungen andererseits, haben die Verfasser nicht den Abstand und nicht die objektive Einstellung, welche unsere wissenschaft- liche Dramaturgie von einem Autor ver- langt. Sie selbst teilen noch zu viele der Schwächen, Fragen und Irrtümer mit dem "Helden", sie selbst standen noch mitten im Klärungsprozess, als sie das Stück schrieben. Dies gereichte dem Stück zum Nachteil, aber auch zu Gewinn. Eine ge- schlossene, abgerundete, einheitliche Kunst- form wurde nicht erreicht. Immer wieder bricht das Temperament der Verfasser durch die Struktur, um sich mit einer bren- nenden Frage oder plötzlich gefundenen Erkenntnis an die Spieler des Stückes oder an die Gestalten oder an das Publikum zu wenden. Das Pulblikum vergisst nie und soll keinen Augenblick vergessen, dass es als Publikum im Theater sitzt. Es wird ge- zwungen mitzudenken und mitzuentscheiden. Alle diese Umstände machen die "Mause- falle" zu einem schwierigen Stück. Schwie- rig für die Darsteller und schwierig für das Publikum. Warum wählten wir trotz- dem die "Mausefalle"? 2. Warum "Die Mausefalle"? Wir entschieden uns für die "Mausefalle" aus den folgenden Erwägungen heraus: Die Neue Theater-Gruppe, als ein Zeittheater, will zu den brennenden Problemen der Zeit Stellung nehmen. Die "Mausefalle" kommt dieser Forderung nach. Die Situation Ber- lin 1932 entspricht der Situation New York 1935. Wachsender Faschismus propagiert durch Radio, Zeitung, Reden — hinter der Maske von "Rettung der Nation", "Soziali- sierung", "Planung", "der kulturelle Füh- rer", "der wirtschaftliche Führer". Das Hauptthema des Stückes, das Ver- hältnis zwischen Handarbeitern, Angestell- ten und Intellektuellen mit der Schluss- folgerung, dass sie eine starke, geschlossene Gruppe bilden können und müssen gegen alle kulturfeindlichen Kräfte, erscheint uns angemessen und wichtig in diesem Moment. Wir wissen, dass viele Intellektuelle noch nicht die Denkweise und Sprache des Ar- beiters verstehen, und dass viele Arbeiter noch von dem alten Misstrauen gegenüber dem Intellektuellen erfüllt sind. "Die Mause- falle" kann viel dazu beitragen, um diese Schwierigkeiten aus dem Wege zu räumen, zumal gerade das Publikum unserer Gruppe aus diesen beiden Elementen zusammen- gesetzt ist. Und nicht zuletzt veranlasste uns die Gestalt des Angestellten Fleissig, uns an die schwierige Aufgabe heranzumachen. Beim Lesen und Besprechen dieses Stückes wurde uns diese Figur immer lebendiger, menschlicher und liebenswerter. Und wir glaubten ein Recht zu haben, diese Figur unserem Publikum vorzustellen, damit es ihn gerne hat wie wir, und sich selbst in ihm. erkennt, mit ihm durch Irrtümer, Er- fahrungen und Klärungen zur Entschei- dung geht — wie wir. AUFBAU 7 KITTY'S BEAUTY SALON 1245 LEXINGTON AVENUE 1. Etage Zwischen 84. und 85. Strasse (3 Minuten von der 86. Strasse- Express-Station) NEW YORK CITY Tel.: RHinelander 4-7 147 • Shampoo......35$ Manicure......35$ Augenbrauen . . . 35$ Haar schneiden. . . 35$ Any 3 Items . . . $1.00 Permanent Wave $4.50 and up Diese Preise gelten für jeden Tag, einschliesslich Samstag. Jt^laut travel INH. 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Den- noch, trotz der barbarischem Pelzmütze, die seinen Kopf bedeckt, und der noch barba- rischeren Ideen, die denselben füllen, schätze ich den polnischen Juden weit höher als so manchen deutschen Juden, der sei- nen Bolivar auf dem Kopf und seinen Jean Paul im Kopfe trägt. In der schroffen Abgeschlossenheit wurde der Charakter des polnischen Juden ein Ganzes; durch das Einatmen toleranter Luft bekam dieser Charakter den Stempel der Freiheit. Der innere Mensch wurde kein quodlibetartiges Kompositum heterogener Gefühle und ver- kümmerte nicht durch die Einzwängung Frankfurter Judengassmauern, hochwei- ser Stadtverordnungen und liebreicher Ge- setzbeschränkungen. Der polnische Jude mit seinem schmutzigen Pelze, mit seinem bevölkerten Barte und Knoblauchgeruch und Gemauschel ist mir noch immer lieber als mancher in all seiner staatspapiernen Herrlichkeit. (H. Heine: "Ueber Polen".) Zimmernachweis: Gemütliches möbliertes Zimmer mit allem Komfort zu vermieten. 201 West 88th Street. 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CAledonia 5-1432 Expert in allen Einwanderungsfragen Ausstellung von Affidavits Reentering Permits Bürgerpapiere 6 AUFBAU HASSEN ODER LERNEN, WAS SOLLEN WIR TUN? Wenn man in dieser Zeit Probleme des Judentums und der Juden anfasst, so ist es schwer, Anfang und Ende zu finden. Im Rahmen eines kurzen Aufsatzes muss die Auswahl der Probleme zwangsläufig eine willkürliche sein. Diskussion neigt immer dazu, die Grenzen des Themas zu erweitern und das Nichtgesagte zum Aus- druck zu bringen. Es ist das Schicksal aller Aufsätze und Reden, dass die Diskus- sion oftmals erst ein abgerundetes Bild der persönlichen Anschauung bietet. Es liegt mir nahe, an Aufsätze in verflossenen Num- mern des "Aufbau" anzuknüpfen, um offen gebliebene Fragen zu erörtern und schroff hierausgestellten Meinungen meine entge- gengesetzte Auffassung entgegenzustellen. Die Erfahrung lehrt, dass derartige Aus- einandersetzungen ins Endlose führen und so sei mir gestattet, meine persönliche Meinung ganz übergangslos in einigen we- nigen Punkten zum Ausdruck zu bringen. Ich bin mir dabei bewusst, dass ich aus obengenannten Gründen Verständnis nur finden werde bei denen, deren Denken dem Meinen gleichgelagert ist. Ganz allgemein aber ist ja kein Aufsatz in der Lage, mehr zu erreichen. Beim Ueber fliegen jüdischer Blätter In und ausserhalb Deutschlands entsteht im- mer wieder für mich der Eindruck, dass die Juden im grossen und ganzen genau so wenig wie die übrige Welt aus dem Erd- beben in Deutschland gelernt haben. Die Einen werfen zwar den Anderen vor, dass ihr Denken unfruchtbar sei und sie den Tagesereignissen mit Verständnislosigkeit begegnen. Aber wenn man alle Schattie- rungen parteigebundenen Denkens ganz ob- jektiv überschaut, so ist der Eindruck un- vermeidlich, dass keine Seite etwas Neues bietet. Wenn mir gestattet ist, ganz per- sönlich zu sprechen: Das abgebrauchte Klischee einer "Synthese von Deutschtum und Judentum" habe ich stets als unver- wendbar empfunden, soweit die unableug- baren Unterschiede beider Seiten über- tuscht wurden. Ich sehe, dass in dem La- ger, das mir wie vielen anderen deutschen Juden weltanschaulich immerhin am Näch- sten stand, eine neue, wahrheitsvolle, ehr- liche und zielbewusste Formel nicht gefun- den wurde. Der vom Zentralverein ver- suchte Annäherungsweg an versteckt-zioni- stische Formulierungen ist ein Versuch zur Rettung der eigenen Organisation, aber kein Versuch zu neuer, ehrlicher Frage- stellung. Die zionistische Antwort hat sich teil- weise bewährt. Aber bei aller Hochachtung vor den vollbrachten Leistungen muss ein- mal deutlich ausgesprochen werden, dass sich gerade in dieser Krise die Unvollkom- menheit und Unvollständigkeit der zionisti- schen Antwort erwiesen hat. Das Juden- problem wäre einfach und unkompliziert, wenn ein jüdisches Nationalheim wirklich bestände. Wie die Dinge liegen, werden die Länder des westlichen Kulturkreises in immer grösserem Umfange vor gesteigerte soziale und wirtschaftliche Krisen gestellt werden, und wenn nicht alle Vorzeichen trügen, werden der Geist der Unduldsam- keit, der brutalen Sorge um die nackte Existenz und damit die Gefahrenquellen für die friedliche Existenz der jüdischen Gemeinschaften aller Länder zunehmen. Der deutsche Vulkanausbruch kann mög- licherweise in einer Reihe anderer europäi- scher Länder in nicht allzu ferner Zukiunft seine Wiederholung finden. Je mehr Juden Von DR. LUDWIG FREUND in relativ gesicherte Länder strömen, desto gespannter wird in diesen gesicherten Län- dern die Judenfrage. Es ist das tragische Schicksal der Juden, dass ihre auffällige Besonderheit, sobald ihre Zahl fühlbar wird, das Problem der jüdischen Existenz aufrollt. Ein Entrinnen vor den Konse- quenzen kann es nach meiner immer mehr gefestigten Ueberzeugung nur geben, wenn irgendwo ein Land für Millionen Juden ohne Einschränkungsbestimmung mit ge- sicherten Existenzbedingungen und frei von der Verbindung mit kollidierenden In- teressenströmen fremder Mächte und Fak- toren offenstände. Aber selbst in Palästina besteht die Judenfrage, und sie wird von drei Seiten gestellt: von den Arabern, den Engländern und den Juden. Ausserdem ist Palästina auf Grund seiner geographischen und politischen Bedingungen unfähig, für irgendeine absehbare Zeit auch nur einen Bruchteil der Juden aufzunehmen, die, od sie national jüdisch empfinden oder nicht, im Laufe der Zeit sich vielleicht gezwungen sehen, nach einem "Lande für Juden" Aus- schau zu halten. Die Haltung, die in einer der letzten Nummern des ."Aufbau" eindringlich de- monstriert wurde und deren Grundton ge- radezu auf die gewaltsame Aneigung Pa- lästina's abgestimmt war, ist in ihren phychologischen Ursachen zwar verständ- lich, aber prinzipiell sinnlos. In der Politik kann man durch starke Worte nicht einmal einen Hund vom Ofen locken, solange nicht eine veritable Macht hinter dem Sprecher oder ein Dummkopf vor ihm steht. Es be- deutet eine bedenkliche Unterschätzung des britischen Intellekts, wenn angenommen wird, dass zu irgendeiner Zeit durch schroff ausgesprochene jüdische Forderungen auch nur eine Figur im Schachspiel der vorder- asiatischen Politik Englands verschoben würde. Wo immer Juden leben, bilden sie eine Minderheit. Ihre überlegene Agilität, ihr schneller arbeitender Verstand und ihre durch Geschichte, Schicksal und religiöse Besonderheit verhärtete Tendenz zu gewis- sem Abschluss macht sie überall zu leicht greifbaren Objekten des Missverständnisses oder Unverständnisses, jedenfalls aber in Krisenzeiten zu bequemen Angriffszielen der Demagogie. Der Unterscheidbare, zu- mal wenn er auf bestimmten Gebieten er- folgreicher ist als die normale Durch- schnittsmasse der Bevölkerung, erregt Missgunst und Neid, sobald der Unter- schied der Masse deutlich gemacht oder gar in einem Zerrbild vergrössert wird. Die Situationsanalyse zeigt dem nüchter- nen Beschauer — soweit wir Juden bei Be- trachtung unseres eigenen Schicksals nüch- tern bleiben können — dass für die über- gewaltige Zahl der Juden das Verhältnis zur Umwelt, wo immer sie leben, das Zen- tralproblem bleiben wird. Und damit kom- men wir auf den eigentlichen Kern des Gedankenganges. Wenn irgend jemand, so hat der verstossene deutsche Jude dieser Jahre die Erfahrung machen müssen, dass die moderne Menschheit verdorben ist. Aus seiner Heimat wurde er vertrieben, weil der Geist der Zeit und der Menschen Verbre- cher an die Spitze rief. In der Fremde aber fand er taube Ohren, viele Worte, aber kein Verständnis. Es ist hier nicht der Raum, die Tragödie des deutschen Ju- den in ihrer vollen Breite aufzurollen. Jeder einzelne von uns hat in diesen Jahren Ge- legenheit gehabt, seine Kenntnis vom Men- schen zu erweitern. Und es wird den mei- sten nicht anders gegangen sein als mir. Sie werden innerlich die Feststellung ge- troffen haben, dass es nur sehr, sehr wenige Menschen gibt innerhalb und ausserhalb des Judentums, die das Prädikat "mensch- lich" verdienen. Mit dieser Feststellung ist den wenigen Charaktervollen, denen wir begegnen durften, kein Unrecht getan. Die Kultur des Westens hat sich in Auesserlichkeiten aufgelöst, und die morali- schen Grundsätze, die eine Kultur in ihrem Ursprung aufbauen, haben seit langem ihre Kraft verzehrt. Eine Gesellschaft, deren Mitglieder ihre Beziehungen untereinander in der grossen Hauptsache nur noch nach persönlichem Nutzen und egoistischem Ge- winn abmessen, eing Gesellschaft, in der Vertrauen und Sympathie als Luxusartikel bewertet werden, die man nur für den allerengsten Kreis aufbewahrt, aber nicht auf die Mitmenschen als solche ausdehnt, möge deren Los und Erscheinung auch noch so mitleiderregend sein, eine solche Gesellschaft ist reif für den Untergang. Sie kann höchstens gerettet werden durch eine innere Erneuerung und Erleuchtung, die mit der Gewalt einer religiösen Er- schütterung über die Menschen kommt. Wir Juden sind nicht besser als die an- deren Menschen. Auf Hass reagieren wir mit Hass, auf Misstrauen mit Voreinge- nommenheit, auf Führung mit Kritik, auf die wenigen guten Taten mit Undank. Keine menschliche Gruppe denkt daran, an sich selbst Kritik zu üben statt an den anderen. Der eine steht dem anderen im Weg. Aber keiner will wahr haben, dass er es ist, der im Wege steht. Auf diese Weise entsteht jene Atmosphäre der Fremd- heit und Taubheit unter den Menschen, die es schier unbegreiflich macht, dass wir im selben Raum als vernunftbegabte Kreatu- ren zusammenleben. Es sei mir gestattet zu bemerken, dass ich an eine innere Heilung des modernen Menschen durch ökonomisch-soziale Er- neuerungspläne nicht glaube. Es fehlt dem Menschen von heute die Seele. Sie kann durch keine ökonomisch-soziale Konstruk- tion in die Menschen gepflanzt werden. Dazu bedarf es anderer Einflüsse. Die Lehre, die wir deutschen Juden aus den bitteren Erfahrungen, die uns auf- erlegt wurden, ziehen sollten, ist einfach in der Theorie, doch unendlich schwer in der Praxis der Anwendung. Wir sollen nie vergessen, dass unsere Lage immer gefähr- det ist. Unser Verhältnis zur Umwelt muss von der Verantwortung getragen sein, die das dauernde Bewusstsein von der unüberwindbaren Unsicherheit und Problematik unserer Existenz ausströmt. Es ist unfassbar, dass jüdische Menschen, die die Katastrophe in Deutschland erleb- ten, sich kurz nach Ankunft in einem Lande, das ihnen Gastfreundschaft ge- währt, offiziell einer kommunistischen Or- ganisation anschliessen. Ihre Ueberzeu- gung in Ehren! Aber ihr Verhalten ist verantwortungslos und dumm. Sie haben nichts gelernt, und sie sind immer wieder diejenigen, die den anderen den Anschein der Legitimität geben, wenn sie die jüdi- sche Gesamtheit ans Messer liefern. Aufbauarbeit fängt im eigenen Hause an. Wenn alle Gruppen, die um uns leben, unter dem Ichkomplex stehen, den Fremden hassen oder verachten, die eigenen Fehler nicht sehen, so sollten wir Juden, die wir die ersten Leidtragenden solcher Komplexe AUFBAU 9 Bücher-Rundschau. Gerhart Seger: Reisetagebuch eines deut- schen Emigranten. Europa-Verlag, Zü- rich, 1935. 187 Seiten. Preis $2.00. Gerhart Segers Buch bietet viel mehr, als der anspruchslose Titel verspricht. Es ist kein Reisetagebuch, sondern ein poli- tisches Dokument von überragender Be- deutung. Das Werk ist die logische Fortsetzung der bekannten Oranienburg-Broschüre. Der Verfasser schildert, wie er sein ganzes Le- ben seit der Flucht aus dem Konzentra- tionslager dem Kampf gegen den Faschis- mus gewidmet hat. Das Buch besteht aus zwei Hauptabschnitten: 1. Europa, 2. Ame- rika. Der zweite — bei weitem umfang- reichere — Abschnitt interessiert uns na- türlich besonders. Hier, wo wir ja in der Lage sind, zu vergleichen, imponiert na- mentlich die ausgezeichnete Beobachtungs- gabe des Verfassers und die trotz der kur- zen Dauer seines hiesigen Aufenthaltes unbedingte Treffsicherheit seiner Urteile. Schon dadurch unterscheidet sich Segers Buch wohltuend von zahlreichen anderen Reisebeschreibungen Amerikas. Wir wis- sen ja, wie oft gerade die "prominenten" Besucher aus Europa sich durch oberfläch- liche Beobachtungen zu ganz falschen Schlussfolgerungen verführen lassen. So- gar die Amerika-Beschreibungen Alfred Kerrs sind nicht frei von solch fatalen Schnitzern. Oder: denken wir nur an das prätentiöse "Reisetagebuch" des Grafen Kayserling, des philosophischen Commis- voyageur, der sich vor einigen Jahren hier reichlich lächerlich gemacht hat, und über dessen Fehldarstellungen gerade in den Amerika-Kapiteln wir uns seinerzeit schief gelacht haben. Seger ist immer zurück- haltend, korrekt und vorsichtig in seinen Feststellungen. Dies muss besonders aner- kannt werden. Wir täten Gerhart Seger unrecht, wenn wir sein Werk nur als Reisebeschreibung werten wollten. Wir sagten ja schon: es ist viel mehr als das. Im Vorbeigehen for- muliert der Verfasser politische Gedanken von geradezu programmatischer Bedeu- tung. Dieser Gedanken wegen verdient das Buch, dass es besonders in unseren Kreisen gelesen wird. Dabei verfällt Seger niemals in einen dozierenden Ton. Das Buch ist von Anfang bis Ende fesselnd geschrieben. Die Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit des sind, den Anfang machen mit dem Aufbau einer neuen moralischen Ordnung, die le- bendig ist und als Vorbild wirkt. Der Hass gegen unsere Feinde erzeugt nur stärkeren Hass. Was dieser Welt und uns nottut, ist Einkehr, Selbstkritik und, darauf grün- dend, die Aufrichtung eines neuen Sympa- thieverhältnisses der Menschen untereinan- der. Der Schwache verliert in jedem Kamnf. Er kann nur bestehen, wenn seine Existenz Achtung und Sympathie erwirbt. Wenn nicht alle Anzeichen täuschen, steht die ge- samte Kulturwelt vor der Alternative neuer religiöser Intensivierung oder der Auf- lösung in revolutionärem Chaos. Das Letzte würde Verderben bedeuten für uns alle. Dass die erstere Möglichkeit Wirklichkeit werde, dafür sollten wir Juden in unserem engen Kreise die Köpfe und Herzen be- mühen. Verfassers drücken jeder Seite ihren be- sonderen Stempel auf. Gerhart Seger betrachtet die Welt mit den Augen eines Menschen, der der Hölle des Konzentrationslagers entronnen ist, — mit den Augen eines Menschen, der sich seine Freiheit unter Todesverach- tung in nervenzerrüttenden Tagen geistiger Höchstspannung neu erringen musste. Die- ses kostbarsten Gutes selbsterkämpfter Freiheit ist er sich jeden Tag und jede Stunde bewusst. Aber die bitteren Erfah- rungen des Konzentrationslagers haben sei- nen Blick nicht getrübt und sein offenbar tiefes Verständnis für menschliche Schwä- chen nicht beeinflusst. Das Buch eines deutschen Antifaschisten wäre unvollständig, wenn er nicht auch zur Judenfrage Stellung nehmen würde. Seger behandelt sie als das, was sie wirklich ist, nämlich als ein Teilproblem, und vielleicht sogar ein relativ kleines Teilproblem des antifaschistischen Kampfes. Es ist be- dauerlich, dass gerade unter den Amerika- nern die Neigung besteht, die Judenver- folgungen in Nazi-Deutschland als das We- sentliche am deutschen Faschismus anzu- sehen. Auch wir, die wir freiheitlich ein- gestellt sind, finden kein Wort der Ent- schuldigung für jene kleine Gruppe von amerikanischen Juden, die nichts gegen Hitler einzuwenden hätten, wenn er zu- fälligerweise nicht Antisemit wäre und sich auf die Bekämpfung der politischen Arbeiterbewegung beschränkt hätte. Ger- hart Seger ist fair genug, anzuerkennen, dass diese Gruppe nur einen kleinen Teil der jüdischen Hitlergegner Amerikas dar- stellt. In amerikanisch - jüdischen Kreisen herrscht leider immer noch die irrtümliche Ansicht, dass jeder Deutsche unbesehen als Nazi betrachtet werden muss. Der Aus- spruch des Rabbiners Stephen Wise: "Scratch a German and you find a Nazi" ist viel zu populär geworden. Uns deut- schen Juden in Amerika soll es heilige Pflicht sein, dieser Irrmeinung entgegen- zutreten. Dazu verpflichten uns Persön- lichkeiten wie Gerhart Seger, die — wir wissen es — gewiss nicht nur Einzelfälle sind. Aber das ist nicht genug. Mit blosser Mitarbeit ist es heute nicht getan. Unsere politisch aufgewühlte Zeit verlangt die restlose Einsetzung des ganzen Menschen. Wenn wir uns nicht selbst aufgeben wollen, müssen wir unseren Platz einnehmen in der grossen Einheitsfront der Antifaschi- sten, Juden oder Nichtjuden. Wir kämpfen alle für das gleiche Ziel. Dies ist die Lehre, die Segers Buch uns, den deutschen Juden in der neuen Dias- nora, überbringt. Eine Erwiderung auf diesen Aufsatz Dr. Freunds erscheint in der Februar-Nummer des "Aufbau".—Die Schriftleitung. A Sc B Service F. BADER 80 WEST 90th STREET SChuyler 4-3046 « THE CLUB'S TA1LOR in the Club's Neighborhood All Tailoring—Cleaning—Dyeing Zu Geschäfts- und V er gnügungsr eisen nach Europa die modernen, schnellen und bequemen Dampfer der French Line. Für Reisende nach und von Eng- land laufen wir Plymouth bezw. Southampton an. Fahrgäste nach Frankreich und Mitteleuropa verlassen unsere Schiffe in Le Havre, drei kurze Eisenbahnstunden von Paris. "NORMANDIE" der Welt grösstes und schnellstes Schiff "ILE DE FRANCE" der bequeme und neuzeitliche Schnelldampfer "CHAMPLAIN" und "LAFAYETTE" die beliebten Schiffe der Kabinenklasse Wöchentliche Abfahrten von New York. Mindestfahrpreise nach Le Havre: Einfach: Rückreise- karten : Kabinenklasse $163.00 $310.00 Touristenklasse $115.00 $207.00 Dritte Klasse $ 84.50 $157.50 zuzüglich Steuern. 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World Film Enterprises CAMERAS-PROJECTORS ACCESSORIES STEREOPTICANS PUBLIC ADDRESS SYSTEMS for Sale Ren t JACK ROSENTHAL FILM CENTER BUILDING—Room 908 630 Ninth Avenue Bet. 44th and 45th Streets NEW YORK CITY Tel., LAckawanna 4-0077, 4-0078 Repairs by Expert Mechanics Information through: J. H. WHITE HARRY GORDON EINE KLUBREVUE AUS DEM JAHRE 1956 Wie alljährlich, fand unsere diesjährige Silvesterfeier im grossen Ballsaal des Em- pire Flughafen Hotels statt. Der Andrang übertraf alle Erwartungen. Obwohl wir bei der Luftpolizei rechtzeitig Mannschaf- ten zur Verkehrsregelung angefordert hat- ten, war es kaum möglich, den Anflug ele- ganter Privat-Limousinflugzeuge zu be- wältigen. Dies führte zu einiger Miss- stimmung auf dem Flugzeugparkplatz. Wir versprechen unseren Mitgliedern, dass dies im kommenden Jahre anders werden soll. Die Zahl der Teilnehmer kann vorsichtig auf etwa 25,000 geschätzt werden. Als Vertreter des Präsidenten der Vereinigten Staaten war der Referent für jüdische An- gelegenheiten im State Department, Dr. Fritz Schlesinger, erschienen. Er wurde eingeführt von unserem Ehrenpräsidenten Siegfried Gölten, Präsident und Honorary Chairman des New York State Television Department. Als Vertreter des Governor von New York kam Colonel Fred Snydacker von der New York National Guard. Das Vergnügungs-Komitee bestand aus den Herren Levy, Cohn und Dr. Israel und aus den Damen Muriel Ginsberg und Elea- nor Goldstein. Das künstlerische Pro- gramm begann mit einer Televisions-Ueber- tragung des ersten Aktes von Wagners "Parsifal" aus der grossen Nationaloper in Tel-Aviv. Besondere Freude bereitete uns die An- wesenheit unserer alten Ehrenmitglieder A. Spiro und Gemahlin, die sich lebhaft an der Diskussion beteiligten. Der Leiter des Sekretariats, Fred Biele- > seid, erhielt nach einer zündenden An- sprache des Präsidenten anlässlich der 25. Wiederkehr des Tages seiner Ernennung zum Klubsekretär die goldene Shamrock- Medaille am schwarz-weiss-roten Bande. Unter den Anwesenden bemerkten wir mit besonderer Freude den deutschen Ge- neralkonsul Dr. Wolf gang Isidor Nathan. In seiner Begleitung befand sich der Chef- redakteur der New Yorker Staatszeitung, Dr. Hadubrand Krause, der sich durch sein mutiges Eintreten für Demokratie und So- zialismus im Vierten Reich unsere allsei- tige Sympathie erworben hat. Eine besondere Ueberraschung erwartete die Mitglieder um die Mitternachtsstunde, als die Verlobung von Fräulein Ruth Mi- riam Lasch, der Tochter eines unserer Ehrenpräsidenten, mit Herrn Roosevelt Herzl de Jonge, dem Sohne eines unserer Ehrenpräsidenten, bekanntgegeben wurde. Den Schönheitspreis erhielt Audrey Heu- mann, die Tochter eines unserer Ehrenprä- sidenten, die die Modenschau im eleganten Cellophane-Abendkleid eröffnete. Sie war in Begleitung von Washington Stalin Sän- ger, dem Sohn eines unserer Ehrenpräsi- denten und einer unserer Ehrenpräsiden- tinnen. Master of Ceremonies war Stuyvesant Delano Schneeberger, der Sohn eines un- serer Ehrenpräsidenten. Der amerikanische Gesandte in Berlin, Hon. Alfred Haas, hielt von seiner Berliner Wohnung aus eine begeisternde, von Her- zen kommende und zu Herzen gehende Radioansprache, in der er auf die Wichtig- keit der Palästina-Besiedelung gerade in unserer Zeit hinwies. Wir sind stolz dar- auf, den immer noch von jugendlichem Enthusiasmus für das Nationaljudentum übersprudelnden Alfred Haas der langen Reihe unserer Ehrenpräsidenten zurechnen zu dürfen. Man merkt ihm seine 60 Jahre wahrlich nicht an. Anwesend war ferner der Yokohamaer S pezialkorrespondent des "Aufbau", Hara- kiri Rosenberg. Allgemein bedauert wurde das späte Er- scheinen der Teilnehmer. Hier muss un- bedingt im neuen Jahr Abhilfe geschaffen werden. Der Ehrenvorsitzende der Bücherprü- fungskommission, Alfred Katzenstein, legte im Rahmen eines feierlichen Festaktes den Kassenbericht ab. Es wurde festgestellt, dass von den 15,123 Mitgliedern 14,927 mit den Beitragszahlungen im Rückstand sind. Unter diesen Umständen dürfte es kaum möglich sein, im kommenden Jahre den viel zu hohen Zeitungsetat von $20,000 zu be- streiten. In den frühen Morgenstunden fanden sich viele Teilnehmer in den erweiterten Restaurationsbetrieben von Sherman, da es uns immer noch nicht gelungen ist, ein passendes Lokal zu finden. Dies soll im neuen Jahre- anders werden. Unser besonderer Dank gebührt noch den Vereinigten Deutschen Gesellschaften, die dem Klubelefanten einen neuen schwarz-rot-goldenen Anstrich stifteten. Ein ausführlicher Bericht aus der Fe- der unseres Sonderberichterstatters Franz Josef wird in der New York Post erschei- nen. Leschonoh tbwo 1956! Das Forum. Die Schriftleitung übernimmt für die im "Forum" veröffentlichten Einsendungen keinerlei Verantwortung. Newark, 9. Dezember 1935. An die Redaktion des "Aufbau"! Sehr geehrte Herren! Darf ich Sie bit- ten, mir schleunigst 10 bis 20 Exemplare Ihrer Dezember-Nummer zuzuschicken? Ihre Abrechnung mit der sauberen Staatszeitung ist nicht nur von dem jüdischen Teil des hiesigen freiheitlichen Deutschtums mit stürmischer Zustimmung begrüsst worden, sondern auch von dem "arischen", dem ich selber zugehöre. Ich möchte persönlich nach Kräften dazu beitragen, dass Ihr Aufsatz zur Kenntnis weitester (deutscher und ame- rikanischer !) Kreise gelangt, damit das New Yorker Pressereptil, durch dessen "Neutralität" das Braun deutlich hindurch- schimmert, so bald wie möglich zur Strecke gebracht wird. Wenn Sie in Ihrer "Staats"-Analyse nach der Herkunft der "Copyright by Trans- ocean and Staats-Herold Corp."-Meldungen fragen, so ist das doch wohl nur als ein taktischer Zug aufzufassen. Oder sollte Ihnen wirklich noch unbekannt gewesen sein, was die Spatzen von sämtlichen Dä- chern der Welt pfeifen, und was auch in der ausgezeichneten Publikation "Das braune Netz" hervorgehoben wird, nämlich dass der "Transocean"-Funkdienst nichts ande- res als ein Instrument der Goebbelschen Auslandspropaganda ist? Uebrigens ver- weist das gleiche Kapitel des "Braunen Netzes", das diese Tatsache betont, auch auf die vom "Petit Parisien" im Herbst 1933 veröffentlichten Geheiminstruktionen des Berliner Mahatma Propagandi, und in diesen "Instructions Secretes de la Propa- gande Allemande" (für deren Echtheit schon die seinerzeitigen wütenden Dementis aus dem Dritten Reiche sprechen) wird beim Thema Nordamerika wörtlich ausge- führt: "Betreffs der Beziehungen zu den nordamerikanischen Blättern muss berück- sichtigt werden, dass es selbst bei verstärk- ten finanziellen Mitteln schwer ist, dort, einen tatsächlich wirksamen sachlichen Ein- fluss* zu erlangen. In vereinzelten Fällen, wird es möglich sein, Redakteure, Korre- spondenten etc. zu gewinnen. Tatsächlicher Einfluss auf die nordamerikanischen Zei- tungen jedoch kann nur durch das bereits AUFBAU SHERMAN CAFETERIA • 2376 BROADWAY AT 87th STREET NEW YORK CITY Tel. SUsquehanna 7-8759 Members of the Club patronize our störe after the meetings. Handschuhe - Strümpfe Unterwäsche Preisermässigung für Klubmitglieder. 345 AMSTERDAM AVENUE zwischen 76. u. 77. Str. SUsquehanna 7-5675 ROSA SIMONS JENNIE MAYER Alle Arten Versicherungen SChüyler 4-7859 angewandte Verfahren direkter finanzieller Beteiligung erreicht werden. Ein Musterbeispiel für diese Verfahrens- weise liegt in der Reihe von Transaktionen vor, die vor kurzem mit den Verlegern Brüder Ridder in New York getätigt wor- den sind. Hierbei wäre klarzustellen, dass gelegentliche publizistische Unstimmigkei- ten mit dem Zeitungskonzern der Ridders dessen grundsätzliche Beziehungen zu den deutschen Geheimagenten nicht berühren. In bestimmten Fällen kann eine solche Dis- sonanz sogar erwünscht sein, um den Ein- druck zu vermeiden, dass der Ridder-Kon- zern im Dienste Deutschlands stehe. Die hier erwähnten Dinge verdienen be- sondere Beachtung, weil der genannte Kon- zern, der nicht bloss die beiden New Yorker Blätter umfasst, sondern auch in der all- gemeinen nordamerikanischen Presse starke Interessen hat, in mannigfacher Hinsicht als der Kristallisationspunkt einer gut ge- tarnten deutschen Propaganda betrachtet werden darf, und weil hier schliesslich auch noch die Frage eines zweckmässigen Ge- dankenaustausches mit den in Latein- Amerika arbeitenden Geheimagenten her- einspielt. Wiederholt sei hier, dass sich aus ge- wissen Gründen die deutsche Propaganda- zentrale für die östlichen Staaten Nord- amerikas nicht sowohl in Washington als auch in den Amtsräumen des deutschen Generalkonsuls in New York befindet. Dem- gemäss sind Austauschfragen von den la- teinamerikanischen Gebieten gleichfalls — durch die wohlbekannten besonderen Ka- näle — an diese Amtsstelle zu leiten." Gegenüber der Nazi-Behauptung, man habe es hier mit einer verleumderischen Fälschung zu tun, ist festzustellen, dass damals, als die Bombe der Pariser Ent- hüllungen platzte, die "Staats-Zeitung" und der "Herold" nach aussen hin noch munter in Antinazismus machten und einen auf Fälschung ausgehenden Outsider gar nicht reizen und nur von wirklich Eingeweihten nach ihrer wahren Natur gekennzeichnet werden konnten. Hochachtungsvoll Ihr Hans-Detlef Luehrssen. Unser Mitarbeiter Dr. Willy Aron bittet uns um Veröffentlichung folgender Zeilen: Zur Information für übereifrige Interes- senten an meinem Privatleben diene die Mitteilung, dass mein Ph.D.-Diplom jeder- zeit in meiner Wohnung besichtigt werden kann. Indirekte Nachforschungen beant- worte ich gerne direkt. Willy Aron, Ph.D. Gründung einer Schachgruppe. In der November - Generalversammlung wurde die Gründung einer Schachgruppe beschlossen. Interessenten bitten wir, sich in die an unseren Klubabenden und Ping- Pong-Abenden aufliegende Liste einzutra- gen oder sich an Herrn Erich Stoerger zu wenden. Eine Scherzfrage. Warum heiratet Hitler eigentlich nicht? Blöde Frage! Wo doch Göbbels selbst gesagt hat: "Unserem Führer ist keiner gewachsen!" THE 86th STREET BILLIARD ACADEMY 171 EAST 86th STREET Next to Orpheum Theatre 20 Brunswick-Balke Table« Finest Equipment - Populär Prices "GOOD ATMOSPHERE" RECTOR STATIONERY CO. 140 GREENWICH STREET BArclay 7-2489 Papier und Bürobedarf Drucksachen aller Art Prompte Lieferung—Massige Preise Vertreter: FRED H. BIELEFELD Moses,Bermeo&Haas Anwälte für aus- ländisches Recht O Beratung u. Korrespondenz in allen deutschen Rechts- angelegenheiten, Prozesa- und Erbschaftssachen. V ertragsentwürfe Firmengründungen Geldtransferierungen Einwanderungen « FRITZ MOSES vorm. 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