m b 2. Jahrgang — No. 7. NEW YORK, DEN 1. JUNI 1936 Preis 1 Oc ERETZ ISRAEL oder PANARABIEN? Von ERICH DE JONGE. Als man Nachrichten aus Palästina er- hielt, die erneute Unruhen der arabischen Bevölkerung meldeten, war man anfäng- lich geneigt, mit einem Achselzucken zur Tagesordnung überzugehen: "Die Englän- der werden schon in einigen Tagen wieder Ruhe schaffen." Die Tage vergingen und wurden zu Wochen und nicht allein schufen die englischen Truppen und palästinensische Polizei keine Ordnung, im Gegen- teil, durch ein anscheinend von oben an- geordnetes zaghaftes Vorgehen wurden die arabischen Rebellen immer mehr ermutigt, so dass wir heute immer beängstigendere Nachrichten erhalten. Es hat den Anschein, als ob die anfäng- lich nicht so starke Bewegung den Eng- ländern aus der Hand zu gleiten droht. Man schafft grössere Truppenkontingente nach Palästina, Tanks, Panzerautos, Flug- zeuge. Man entwaffnet arabische Polizisten und bewaffnet eine jüdische Miliz. Aber immer noch hören wir von Bombenatten- taten, Brandstiftungen und Schiessüber- fällen auf Juden und jüdisches Eigentum. Langsam wird auch englischer Besitz in Mitleidenschaft gezogen. Dieser lang hinausgezogene Aufstand der Araber muss einen tieferen Grund haben als den, der von arabisch-nationalistischer Seite ange- geben wird: "Durch die starke jüdische Immigration wird dem Araber das Leben erschwert. Er wird seines Landes beraubt." Lasst uns einmal sehen, ob diese Argu- mente stichhaltig sind. Der nationalistischste Araber selbst ge- steht ein, dass die jüdische Einwanderung dem Lande einen riesigen Aufschwung ge- geben hat. Das ist aber auch alles, was er zugestehen will. Eigentlich sollte das ge- nügen, um Widerstände fortfallen zu lassen. Dass dieser Aufschwung aber Palästina allmählich in ein jüdisches Land verwan- delt, dass es langsam europäisiert wird, das ist ein Umstand, den der Araber nicht zulassen will. Er will seinen Orient, wie er ihn gewohnt ist, beibehalten, den Wohl- stand, der ihm durch den Okzident zu- strömt, aber nicht vermissen. Die Europäi- sierung, das Verwandeln des Orients zum Okzident, findet tatsächlich statt. Vor kaum zwanzig Jahren war der Prozentsatz der Juden in Palästina etwa 10%. Kaum eine Dekade später war er 15% und heute ist er 30%. Wie gross der Prozentsatz der Juden in zwanzig Jahren von heute sein wird, lässt sich unschwer ausdenken, wenn man bedenkt, mit welchen Bedrückungen der Jude in den verschiedensten europäischen Ländern zu kämpfen hat. Bedrückungen, denen er sich nur durch Auswanderung entziehen kann. Nach Palästina drängt sich ein grosser Teil dieser Juden, die Wissen, Kraft und Vermögen in ein Neuland bringen, dessen Möglichkeiten erst jetzt in ihrem ganzen Umfang hervortreten. Und sie alle bringen ihre europäischen Lebensgewohnheiten und Anschauungen mit, so mithelfend, das Land zu entorientalisieren. Sie bringen den Willen und die Mittel mit, das Land, das seit Jahrhunderten Wü- ste und Sumpf war, urbar und fruchtbar zu machen. Seit der Balfour-Deklaration haben Juden $250,000,000 nach Palästina gebracht, eine Riesensumme für ein Land, dessen Einwohnerzahl nicht sehr viel über die Millionenziffer hinausgeht. Wüsten und Sümpfe sind mit einem Teil dieses Geldes gekauft worden, das in die Hände der arabischen Grossgrundbesitzer floss. Die Landpreise steigen, immer mehr verlangt der Araber für sein Land und erhält es. Er wird reicher und es wird ihm möglich, sich andern Erwerbszweigen zuzuwenden, die weit profitabler sind als der bisherige Getreidebau, der hauptsächlich für den Heimverbrauch bestimmt war. Es ist gerade dieser arabische Gross- grundbesitzer, der am meisten durch die jüdische Einwanderung profitiert, und gerade er ist der eifrigsten Befürworter des arabischen Nationalismus. Er ist es, der behauptet, dass die Juden dem Araber das beste Land entreissen, dass die Juden den Fellachen vom Lande treiben. Von dem Land, das rechtmässig durch die Juden er- worben wurde, gehörten ungefähr 90% den Grossgrundbesitzern, 10% nur wurden den Fellachen abgekauft. Und war es das beste Land ? Dazu kann man niemanden zwin- gen, sein bestes Land zu verkaufen, und was an die Juden verkauft wurde, war Oedland im Sinne des Wortes. Es ist heute das beste Land, nachdem junge Juden ihre Kraft und Gesundheit hergegeben haben, um es urbar zu machen. Die 150,000 Acker des Emek waren Sumpf und Wüste, ehe sie von Juden übernommen wurden. Die Umgegend von Haifa, eine Riesenstrecke brackischen Küstenlandes, blüht und ge- deiht durch jüdische Arbeit. Die 13,000 Acker der Hule-Ebene, die man Syrern und nicht Arabern abkaufte, ein Gebiet, sumpfig und verloren, nicht einmal geeig- net, genügsames Vieh zu weiden, werden heute drainiert und es wird nicht lange dauern, bis jüdische Hände ein neues Stück Land in den Besitz des jüdischen Volkes als kultiviert überweisen können. Dieses Gebiet wird dem arabischen Fellachen ebenso zur Heimstätte werden wie dem Juden, denn ein Drittel des neuerschlosse- nen Landes wird den Arabern überlassen, und wo früher einige Tausend Araber ein kärgliches Leben fristeten, werden zehn- tausende von Juden und Arabern ihre Heimstätte errichten können. Durch solche Kultivierung wird nicht nur früher wertloses Land dem Bodenreichtum des Landes hinzugefügt, weit mehr noch wird durch sie die Verdrängung der Land- plage Malaria gefördert. 96,000 Acker Sumpfland sind bis heute fieberfrei ge- macht worden und immer weitere Fort- schritte werden in der Entfieberung des Landes gemacht, sodass in absehbarer Zeit die Zahl von 100,000 Acker fieberfreien Bodens weit überschritten ist, zur Hebung des Gesundheitszustandes von Juden und Arabern in gleichem Masse. Kann man da noch, nach rechtmässigem Kauf und voll- kommener Kultivierung des Landes durch 2 AUFBAU heute die organisierte jüdische Arbeiter- schaft den Achtstundentag ins Land ge- bracht, der sich langsam von den jüdischen Interessensphären über das Land aus- breitet. Der Araber lernt moderne Arbeits- bedingungen, er lernt den Wert der Orga- nisation und organisiert sich, er verlangt bessere Löhne, und bessere Arbeitszeiten und erhält sie. Er wird allmählich unab- hängig von seinen Feudalherren und lernt selbständig zu denken und zu handeln. Diese Emanzipation ist den Grossgrund- besitzern äusserst unangenehm. Sie bildet eine Gefahr für ihre Herrschaft, die be- seitigt werden muss. Welches Mittel wäre besser, als an die Wurzel des Uebels zu gehen, der jüdischen Einwanderung ent- gegenzuarbeiten, die diese unangenehmen Ideen ins Land bringt ? So haben wir einen der Gründe, die den heutigen Aufstand verursachen. Der Araber weiss sich der Macht der Propaganda sehr wohl zu be- dienen und, richtig bei der fanatisch- religiösen Bevölkerung angewandt, wirkt sie sich so aus, wie der seine Macht all- mählich entgleitend fühlende Nationalist es beabsichtigt. Es ist selbstverständlich, dass alle ara- bischen Bevölkerungsschichten den wach- senden Einfluss der jüdischen Einwande- rung fühlen, dass ein grosser Teil von ihnen sich innerlich wehrt gegen eine starke jüdische Konkurrenz, und dass sie vor der technischen und wissenschaftlichen Ueberlegenheit nicht die Waffen strecken können und wollen. Es ist ihnen unbe- quem, sich umzustellen, aus einem jahr- hundertelangen Schlaf urplötzlich in die Sonne gezerrt zu werden. So bleiben ihnen nur zwei Möglichkeiten: sich dem wachsen- den europäischen Einfluss zu ergeben, und man ergibt sich langsam und lernt ein neues Leben, oder diesem Einfluss den Kampf anzusagen, der ein Kampf der alten gegen die neue Welt ist für die Araber, und der verloren werden muss, wenn nicht Hilfe von ausserhalb kommt. Diese Hilfe scheint zu kommen, wenn wir das merkwürdige Verhalten der Eng- länder den neuerlichen Unruhen gegen- über betrachten, wenn wir die einschnei- denden Einwanderungsbestimmungen, die die Engländer für die Juden anwenden, dem ungehinderten Zustrom der Araber nach Palästina gegenüberstellen. Es ist nicht die Aufgabe dieses Artikels, die englische Stellung zu Palästina näher zu betrachten. William B. Ziff, der ehe- malige Präsident der Revisionistischen Vereinigung, schreibt in der New York Herald-Tribune vom 31. Mai 1936: "Briti- sches Ansehen hat gewaltig durch die abessinische Episode gelitten. Im nahen Osten vollkommen ausmanövriert, finden die Engländer den Weg nach Indien unter der starken Bedrohung italienischer Ka- nonen und Flughäfen. . . . Die Italiener waren lediglich das Mittel, um die Ver- wendbarkeit der Engländer zu beweisen. . . . Wichtiger noch ist das Hochkommen des Flugzeugs, das die 9,000 Quadratmeilen des kleinen Palästinas zum Verteidigungs- zentrum des britischen Imperiums macht. . . . Die Londoner Strategen sind besorgt und sind zu der Vorkriegspolitik zurück- gekehrt, die die dekadente Türkei nicht zerfallen liess. Heute aber wollen sie ein starkes geeintes Arabien, dass alle arabi- schen Staaten umfasst und das eventuell tatkräftig durch englisches Kapital und einige englische Flugzeuge beherrscht wer- den kann. ..." So treten die Gründe der' heutigen Un- rast in Palästina immer deutlicher hervor. Wohlstand, Verbesserung des Lebens- standards, gute Arbeitsmöglichkeiten usw., die im Verlaufe der jüdischen Einwande- rung sich für Araber und Juden gleichmäs- sig entwickelten und noch entwickeln wer- den, werden bedroht, durch die Angst vor einer Gefährdung des Imperiums auf der einen Seite und der Gegenwehr eines de- kadenten feudal-kapitalistischen Systems auf der andern. Palästina, heute noch ein Spielball von Kräften und Mächten, die überaltert sind, können wir es halten, bis ein neuer Wind über die Gestade des Mittelmeers weht? AUFRUF! jüdische Hände, von einer Verdrängung des Arabers reden 1 Preise für Butter, Eier und Gemüse stei- gen, da der Bedarf der jüdischen Städte rapid wächst. Mangelnde Arbeitskräfte lassen Löhne zu Höhen anwachsen, die der Araber sich unter der Leibeigenschaft des arabischen Effendi nie hat träumen lassen. Heuts sind die Löhne ungefähr das Fünf- fache der Löhne Aegyptens. Das Land blüht/ Wasserleitungen werden gebaut, Ab- wässerungsrohre gelegt, Hospitäler und Häuser gebaut, deren Bau und Benutzung Juden und Arabern in. gleicher Weise frei- steht. Steuern werden gesenkt, Strassen nach den modernsten Errungenschaften des Strassenbaus angelegt und sie durch- ziehen das Land und bringen Menschen, Städte und Dörfer einander näher. Der Hafen von - Haifa, der heute schon einer der grössten des Mittelländischen Meeres "**■ ist, wird immer mehr ausgebaut, um dem wachsenden Export zu genügen. Es war ein totes Land, ehe der Jude sich seiner bgsann. Die Wasserkraft des Jor- dans lag brach, heute versorgt sie einen grossen Teil Palästinas mit Elektrizität durch das Ruttenberg Kraftwerk und gibt Arbeit und Verdienst für alle. Die Mineral- schätze des Toten Meeres, seit Jahrtausen- den unbeachtet, werden heute verarbeitet und exportiert. Das Geld fliesst ins Land und immer noch wird behauptet, der Araber wird ärmer durch die jüdische Einwan- derung. Was lediglich geschieht, ist, dass man den Araber aus seiner uralten Lethargie aufrüttelt, dass ihm gezeigt wird, wie er als Mensch leben und arbeiten kann. Und gerade das ist es, was den arabischen Nationalisten anti-jüdisch werden lässt. Man befreit seine Arbeiter aus der feuda- listischen Sklaverei. Während früher der Arbeitstag des Arabers von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang währte, während ihm kaum ein Lohn für elende Knechtschaft gezahlt wurde, da der Fellache seinem arabischen Herrn tief verschuldet war, hat Von der bekannten Freiheitskämpferin und ehemaligen Reichstagsabgeordneten Tony Sender erhalten wir folgende Zu- schrift : An die iSchriftleitung des Aufbau: Ich gestatte mir, mich an Sie zu wenden, um Sie auf die Tätigkeit des vor einigen Wochen gegründeten JOINT BOYCOTT COUNCIL hinzuweisen. Der Council wurde gebildet vom American Jewish Comgress und vom Jewish Labor Committee in dem Gedanken, dem deutschen Freiheitskampfe beizustehen und ihn zu unterstützen, soweit dies vom amerikanischen Boden aus mög- lich ist. Unsere Organisation ist der Auffassung, dass es uns alle angeht, wenn in einem einstmals so hochzivilisierten Lande die Menschenrechte mit Füssen getreten, jeder freie Gedanke unterdrückt und die Anhän- ger der Freiheitsideale in die Zuchthäuser und Konzentrationslager gebracht werden. Einem Regierungssystem. das seine Herr- schaft auf solche barbarischen Methoden stützt, muss mit schärfster Opposition be- gegnet werden. Würden wir die Barbarei in einem anderen Lande schweigend tole- rieren, wie könnten wir sie morgen im eige- nen Lande erfolgreich abwehren! Dabei leitet uns keinerlei Abneigung gegen das deutsche Volk — im Gegenteil, wir sind überzeugt, dass die Mehrheit des deutschen Volkes nicht der Barbarei! ver- fallen ist, und in warmer Sympathie für sein schweres Schicksal wollen wir ihm durch unsere Haltung helfen. Wie können wir von hier aus dem deutschen Freiheits- kampfe helfen? Der' Nationalsozialismus hat eine Stelle, an der er verwundbar ist: Seine ökonomische Situation. Ueberschul- det durch die gewaltigen Kriegsrüstungen, müssen die Nazis versuchen, mit allen nur möglichen Mitteln den Export zu steigern, die Handels- und Zahlungsbilanz zu verbes- sern. Sollen wir dabei behilflich sein und dadurch der Vorbereitung des nächsten Weltkrieges dienen? Es gibt für uns ein sehr wirkungsvolles Mittel, um dem Frieden und den Freiheits- idealen zu dienen: Der Boykott von Waren aus faschistischen Staaten. Unser Council will diese Aktion in syste- matischer Weise führen und hat bereits eine Reihe von Picketing-Demonstrationen durchgeführt. Der Erfolg war sehr ermu- tigend. Ich möchte daher an Ihre Organisation die Anfrage richten, ob Sie bereit wären, mit uns zusammenzuarbeiten und uns auch in den Picketing-Demonstrationen behilf- lich zu sein. Die Unterzeichnete ist gerne bereit, Ih- nen alle gewünschten Auskünfte zu geben und steht Ihnen zu einer Aussprache zur Verfügung. Freiheitsgruss ! TONY SENDER, Secretary, Women's Committee, Joint Boycott Council. HnMle Fürsorge Stellenvermittlung. Unsere Vermittlungs- stelle ist täglich zwischen 10 und 2 Uhr (mit Ausnahme von Sonnabend und Sonntag) erreichbar. Telefon: RHine- lander 4-5690, Frl. Schiff, p. Adr. Kitty's Beauty Salon, 1245 Lexington Ave. Weibliche Arbeitssuchende werden ge- beten, sich persönlich an obiger Adresse vorzustellen, jedoch nur in der Zeit von 10 Uhr vormittags bis 2 Uhr nachmittags mit Ausnahme von Samstag und Sonntag. Alle Auskünfte in Bezug auf Einwan- derung, Einbürgerung, Erlangung der 1. und 2. Bürgerpapiere, sowie Beratung in Krankheitsfällen und Verweisung an zu- ständige Stellen werden MITTWOCH abends zwischen 7.30 und 9 Uhr im Kub- haus, 210 West 91. Strasse, erteilt. In dringenden Fällen wende man sich tele- phonisch an Frl. Schiff unter obiger Tele- fon-Nummer. Der Klub braucht dringend Arbeits- stellen für seine Mitglieder. Wir bitten alle, die von irgendwelchen Arbeitsmög- lichkeiten hören, diese sofort an obige Stelle zu berichten. AUFBAU 3 MonAts-ProgrNmm Juni 1936 Mittwoch, den 3. Juni: Ordentliche Generalversammlung (nur für Mitglieder). Tagesordnung: I. Geschäftsbericht. II. Finanzbericht. III. Verschiedenes. Mittwoch, den 10. Juni: Vortrag: Die Psychologie des jüdischen Humors. Redner: Prof. Dr. E. Gutheil. Der Redner ist Professor für Psychiatrie und Psychologie an der Universität Wien. Die Tatsache, dass die Wiener Schule auf dem. Gebiete der modernen Psychologie seit Jahrzehnten führend ist, bietet uns die Gewähr für einen überaus interessanten und genussreichen Abend. Eintritt: Mitglieder frei, Gäste 25 Cents. Donnerstag, den 11. Juni: Vortragsabend des Deutsch-Amerikanischen Kulturverbandes im Grossen Saal der Town Hall, 113 West 43. Strasse. Redner: PROF. GEORG BERNHARD. Thema: Führt Hitler Deutschland in den Staatsbankrott? Georg Bernhard war eine der markantesten Persönlichkeiten der deutschen Republik. Er war langjähriger Chefredakteur der Vossischen Zeitung, demokratischer Reichstagsabgeordneter und Mitglied des Reichswirtschaftsrates. Seit seiner Vertreibung ins Exil fungiert er als Herausgeber und Chefredakteur des "Pari- ser Tageblattes". Dies ist der einzige Vortrag in deutscher Sprache, den Georg Bernhard während seines kurz bemessenen Aufenthaltes in den Vereinigten Staaten halten wird. Der Abend wird von Gerhart Seger geleitet. Eintritt (Unkostenbeitrag): 25 Cents. Beginn 8 Uhr. Samstag, den 13. Juni, abends 9 Uhr: TANZ IM FREIEN auf dem Dachgarten des Hotel Delano, 108 West 43. Strasse, New York City. Mit dieser Veranstaltung entsprechen wir den Wünschen vieler unserer Mitglieder und Freunde. Wer sich einen vergnügten Tanzabend verschaffen will, ohne unter der ortsüblichen Hitze zu leiden, darf diese Gelegenheit nicht versäumen. Bei Regenwetter steht der Ballsaal des Hotel Delano zur Ver- fügung. Eintrittspreis: 60 Cents. Mittwoch, den 17. Juni: Vortrag: Die Vereinigten Staaten in der Weltpolitik. Redner: Dr. Hans Simons. Der Redner lehrt zur Zeit an der hiesigen New School for Social Research. Er war mehrere Jahre lang Direktor der Hochschule für Politik in Berlin und war einer der Mitbegründer der Deut- schen Völkerbunds-Gesellschaft. Es erübrigt sich zu betonen, dass er mit allen Fragen der internationalen Politik durchaus vertraut ist. Eintritt: Mitglieder frei, Gäste 25 Cents. Mittwoch, den 24. Juni: Spiel- und Kartenabend. Kostenlose Erfrischungen. Unser monatlicher Spiel- und Kartenabend erfreut sich «wach- sender Beliebtheit. Wir setzen daher diese Tradition auch in die- sem Monat fort. Eintritt: 10 Cents. Mittwoch, den 1. Juli: Vortrag: Emanzipation der deutschen Juden und ihre Auswirkung. Redner: Felix Moses. Der Redner war früher jüdischer Lehrer in Deutschland. Er war Gauleiter der Kameraden in Westfalen und in Kreisen der jüdischen Jugendbewegung sehr bekannt. Eintritt: Mitglieder frei, Gäste 25 Cents. Alle Veranstaltungen finden, wenn nichts anders angegeben ist, in unserem Klub- haus, 210 West 91. Str., statt. Beginn pünktlich 9 Uhr abends. Die den Mitgliedern zustehenden Vergünstigungen, wie z. B. freier Eintritt zu den Vorträgen oder ermässigte Eintrittspreise zu sonstigen Veranstaltungen, können NUR NOCH gegen Vorzeigen der Mitgliedskarte gewährt werden. s> p 0 r t - P Sonntag, den 7. Juni: Ausflug nach Tibbets Brook Park. Treffpunkt: 10.30 Uhr, 242. Strasse — Van Cortlandt Park Station der Broadway—7. Ave. Linie. Bei günstigem Wetter ist Gelegenheit zum Schwimmen geboten. Sonntag, den 14. Juni: Sonntag, den 21. Juni: Sonntag, den 28. Juni: Badeausflüge nach Rockaway Beach. Treffpunkt: 10 Uhr mor- gens, oberer Wartesaal der Atlantic Ave. Long Island Railroad Station, Brooklyn. Nachzügler treffen uns im Park Inn Bath oder am Strand zwischen 114. und 115. Strasse (Endstation der Long Island Railroad Station). Fahrpreis 50 Cents, Baden 40 Cents, bei Vorzeigen von Ausweis- karten, die bei allen Vorstandsmitgliedern des Klubs erhält- lich sind. Unser Badeplatz ist zu erreichen: Von Pennsylvania Station nach 116. Strasse, Rockaway: Sonntag — Hin und zurück.......................-.......................70 Cents Montag bis Freitag — Hin und zurück.................50 Cents Von Atlantic Ave. Station, Brooklyn, nach 116. Strasse, Rockaway: Hin und zurück ............................„................................................50 Cents Von New Lots Avenue, Brooklyn, nach"ll6. Strasse, Rockaway (mit Autobus): Hin und zurück .................-............................................................30 Cents r o g r A m m TENNIS: Jeden Samstag Nachmittag, 5.45 Uhr, in den Hamilton Tennis Courts, Dyckman Street und Nagle Ave. (Dyckman Str. Station der Broadway 7. Ave. Linie). Wir treffen uns an Samstagen im Sommerheim des Prospect Unity Club, 850 Shore Drive. Haltestelle Westchester Square der Pel- ham Bay Park Linie der I.R.T. Von dort Autobus No. 6 bis zum Sommerheim. Die programmässige Durchführung unserer Ausflüge macht es unbedingt notwendig, dass alle Teilnehmer sich rechtzeitig am verabredeten Treffpunkt einfinden. ] Wir treffen uns jeden Sonntag Abend nach den Ausflügen jin Mayer's Restaurant, 1544 Third Avenue (zwischen 86. und 87. Strasse). Es ist dort Gelegenheit gegeben, gut und preiswert zu Abend zu essen und bei einem Glas Bier gemütlich beisam- men zu sein. 4 AUFBAU fifi AUFBAU Publühed by the GERMAN-JEWISH CLUB, INC. 210 West 9 Ist Street, New York, N. Y. 99 Amerika und das Asylrecht. Advertising rates on application Editor: Dr. ALFRED EICHENBERG Assistant Editor-. ERICH deJONGE 2. Jahrg. New York, Juni 1936 No. 7 GERMAN-JEWISH CLUB, INC. KLUBHAUS: 210 West 91. Strasse, New York Präsident ............DR. SIEGFRIED G. LASCH 1. Vize-Präsident ..............ERICH DE JONGE 2. Vize-Präsident ...........FRED J. HERRMANN Sekretär ...................FRED H. BIELEFELD 1. Hilfs-Sekretär ................JULIUS SCHIFF 2. Hilfs-Sekretär ..........WALTER BORN STEIN Finanz-Sekretär ........ERWIN SCHNEEBERGER Schatzmeister .....................JOSEF ADLER Beisitzer .........................ILSE DANZIGER .................FRED S. GOTTSCHALK ..........................ALFRED HAAS ........DR. LUDWIG SCHWARZSGHILD .........................JULIUS SICHEL Beisitzer ex-offlcio ............ERNST HEUMANN Der Zweck des Klubs ist die Heranbildung seiner Mitglieder zu guten amerikanischen Bürgern und zu selbstbewussten, aufrech- ten Juden, namentlich durch Vermittlung jüdischer und allgemeiner Geistesgüter. Ferner erstrebt der Klub den freundschaft- lichen Zusammenschluss der deutschen Juden in New York durch gesellschaftliche Veranstaltungen zu fördern. (Auszug aus den §§ 1 und 2 der Statuten.) NEUAUFNAHMEN JUNI 1936. Ruth Kassel, Flora Kormis, Josef Sturm, Paula Sturm. Zuschriften, die die Zeitung betreffen, sind an den Schriftleiter, Dr. Alfred Eichenberg, 162 Ost 91. Str., zu richten. Anzeigen-Annahme und irgendwelche An- fragen, die den Anzeigenteil betreffen, wer- den erledigt durch H. Schindler, 385 Fifth Avenue. Telephon: LExington 2-8260. Redaktionsschluss für die Juli-Nummer unwiderruflich am 21. Juni. Alle Zuschriften und Anfragen in * Klub- angelegenheiten sind zu adressieren an: German-Jewish Club, 210 West 91st Str., New York City. CAMERAS in höheren Preislagen kauft HARRY GORDON 336 WEST 88th STR. Tel.: SChuyler 4-9323 In der letzten Zeit häufen sich die Fälle, in denen das Arbeitsministerium der Ver- einigten Staaten versucht, deutsche Anti- Fascisiten nach Deutschland zurückzusen- den. Augenblicklich, kämpfen elf junge, deutsche Arbeiter und Intellektuelle gegen ihre Deportation. Dieser Kampf (braucht die Unterstützung aller derer, die es nicht verantworten wollen, dass diese Menschen als Anti-Nazis den blutigen Händen Hitlers ausgeliefert werden, und die glauben, dass Amerika ihnen das traditionelle Asylrecht gewähren sollte. Bezeichnender Weise befinden sich unter diesen Elf auch Flüchtlinge, die mit Mühe und Not dem Terror und den Verfolgungen der Nazis in Deutschland entronnen sind. Durch die Deportationsverfahren werden diese Menschen wieder in greifbare Nähe von Konzentrationslagern und Folterkam- mern gebracht. Da ist Walter Saupe, ein 19jähriger Seemann. Ihm wurde mit dem Konzentra- tionslager gedroht, weil er sich «weigerte, die Hakenkreuzifahne auf seinem Schiffe respektmässig zu grüssen. Walter hatte die Erfahrungen eines Arbeitsdienstlagers hin- ter sich und hatte kein Verlangen, auch noch die Bekanntschaft eines Konzentra- tionslagers zu machen. Er desertierte. Am 14. April 1936 konnte man dann in der "Staatszeitung" eine Annonce lesen, in der der deutsche General-Konsul von Nefw York aufforderte, ihm Nachricht über den Auf- enthalt Sauipe's zu geben. Drei Tage später wurde der Junge verhaftet und nach Ellis Island gebracht. Frances Perkins hat kürz- lich entschieden, daiss die Deportation Mitte Juni stattfinden soll. Aehnlich wie Saupe erging es Otto Rich- ter, einem 21jährigen Kupferschmied von Bremen. Richter wurde während der Nacht des Reichstagsbrandes von SA-Leuten auf- gegriffen und fürchterlich zugerichtet. Einige Monate später gelang es ihm, nach Amerika zu entkommen. Während des Ge- neralstreiks in San Francisco arbeitete er in einer der Streikküchen. Die Küche wurde von einer Bande "Vigilanten" überfallen und Richter wurde verhaftet. Heute muss er stündlich gewärtig sein, deportiert zu werden. Das Arbeitsministerium hatte als das letzte Datum seiner Deportation be- reits den 22. letzten Monats vorgesehen. Die Anklage gegen Richter sowohl wie gegen Saupe ist "illegaller Eintritt" ins Land. Zu den Anderen, gegen die Deportation s- verfahren schweben, gehören ziwei Ingeni- eure, Walter Baer, ein Wasserbau-Ingeni- eur von Portland, Oregon, und Fred Werr- mann, ein Chemiker von Chicago; Benno Martini, der Sekretär der Föderation Deut- scher Arbeiter-Klubs, dessen Deportation bereits für den 15. Juni festgesetzt worden ist; Altfred Miller, Redakteur einer Farm- Zeitung in Montana, gegen den Hearst kürzlich einen längeren Leitartikel druckte, in dem er schnellste Deportation verlangte ; Carl Ohm, ein New Yorker Arbeiter ; Erich Becker, ein kleiner Geschäftsinhaber von Chicago; Walter Rowoldt, ein Arbeiter von Minneapolis, und Joseph Ganghauifer, ein bayrischer Hotelbesitzer und früherer Nazi. Ganghaufer besass die Stirn, in öffentlicher Versammlung das Hitler-Regime zu kriti- sieren und sein Parteiabzeichen von sich zu werfen. Wenige Tage später musste er fliehen. Er ist illegal im Lande und soll darum deportiert werden. Alle diese Männer kämpfen für das Asylrecht, das in den vergangenen Jahren einmal zu den vornehmsten ungeschriebe- nen Gesetzen Amerikas gehörte. Ob es ihnen gelingen wird, auf Grund dieses Rechtes in Amerika bleiben zu können, hängt nicht nur von ihnen ab. Sie brauchen dazu die Unterstützung aller Organisatio- nen und Einzelpersönlichkeiten, die die Tradition dieses Rechtes nicht aufgeben wollen. Die Geschichte Amerikas gibt Zeugnis davon, dass dieses Recht ein heiliges Recht in diesem Lande ist. Die Pilgrim Fathers, die Amerika gründeten, waren selber poli- tische Flüchtlinge. Sie vergassen das nicht. Als solche schrieben sie in "The Body of Liberties of the Massachusetts Colony in New England" 1641 den folgenden Para- graphen : "89. If any people of other nations professing the true Christian religion shall flee to us ifrom the tyranny or op- pression of their persecutors or from famine, wars, or the like necessary and compulisory cause, they shall be enter- tained and suceored amongst us, accord- ing to that power and prudence God shall give us." Der Geist dieser Deklaration blieb erhal- ten. In seiner Danksagungsproklamation vom 1. Januar 1795 erklärte George Wash- ington: ". . . humbly and ferventily to be- seech the kind Author of these Messings ... to render this country more and more a saf'e and propitious asylum for the unfort- unate of other countries." Und President Thomas Jefferson, dem es gelang, die berüchtigten "Alien and Sedi- tion Laws" auszumerzen, gab seiner Ge- sinnung wie folgt Ausdruck: "Shall we retfuse the unhappy fijgitive ifrom distress that hospitality which the savages of the wilderness extended to our forefathers ar- riving in this land? Shall oppressed human- ity find no asylum on this globe?" Heute mehr denn je ist es notwendig, dass die Verfolgten und Unterdrückten, die ihre despotischen Heimatländer verlassen mussten ,wieder ein Asyl auf dieser Erde finden. Und dieses Asyl kann für viele die Vereinigten IStaaten sein! 'Als deutsch - amerikanische Juden haben wir besondere Veranlassung, für das Asyl- recht einzutreten und gegen diese Deporta- tionen anzukämpfen. Wir sind Amerikaner und darum sind wir stolz darauf, dass die- ses Land in der Vergangenheit immer ein Rettungshafen für die Verfolgten gewesen ist. Doch besonders als Juden, als Ange- hörige einer Rasse, die seit dem Altertum den schwersten Verfolgungen ausgesetzt war und die gerade heute, in Ländern wie Deutschland und Polen misshandelt und ge- foltert wird, sind wir verpflichtet, diesen Gegnern Hitlers tatkräftig beizuspringen und ihnen die größtmöglichste Hilfe zu geben. Bekanntmachung. Die New York Public Library teilt uns mit, dass die No. 5 und 6 (April und Mai) des Jahrganges 1935 des "Aufbau" abhan- den gekommen sind. Der Verdacht liegt wohl nahe, dass übereifrige Nazi-Leser ein allzu grosses Interesse für unsere Zeit- schrift bekunden. Die beiden erwähnten Nummern des "Aufbau" sind vergriffen. Wir bitten drin- gendst Mitglieder, die noch im Besitze die- ser Nummer sind, sie uns zwecks Ueber- weisung an die Public Library zur Verfü- gung zu stellen. Es liegt in unserem eige- nen Interesse, dass die Public Library — die grösste und wertvollste Bibliothek New Yorks — komplette Jahrgänge des "Auf- bau" besitzt. AUFBAU 6 STURM IM WASSERGLAS Das vaterländisch gesinnte Deutschtum New Yorks regt sich auf. Wenn fünf Deutsche in New York zusam- menkommen, dann gründen sie einen Ver- ein. In der ersten Generalversammlung gibt es schon eine Meinungsverschiedenheit. Keiner gibt nach, denn in Kleinigkeiten sind die Deutschen gar prinzipienfest. Der Verein spaltet sich, und somit haben wir dann zwei Vereine. So etwa spielt sich das deutsche Vereins- leben in New York ab. Wieviele deutsche Vereine es hier gibt, das wissen nur der liebe Gott und die Staatszeitung. Fest steht — und das ist keine Uebertreibung —, dass das Deutschtum New Yorks sich restlos in der Vereinsmeierei erschöpft. Die Staats- zeitung hat sogar besondere Vereinsrepor- ter. Denn wenn der Turnverein "Strammer Biceps" oder der "Landsmannschaftliche Verband der Nordostschlesier" ihr dreijäh- riges Stiftungsfest feiern, dann muss am nächsten Tage ein Bericht in der Zeitung stehen. Und wenn nicht sämtliche Vor- standsmitglieder namentlich aufgeführt sind, — vom Fest- und Vergnügungsaus- schuss gar nicht zu reden — dann gibts ein Unglück. Was für ein Unglück, ist uns nie klar geworden. Aber es muss etwas Furcht- bares sein. Mitunter aber kriegen die deutschen Ver- eine spasmodische Anfälle von Ehrgeiz. Dann werden flammende Erklärungen ab- gegeben. Etwa so: "die Deutschen Ameri- kas müssen geeinigt werden, um den ihnen zustehenden Einfluss auf das politische Le- ben dieses Landes ausüben zu können." Was für einen Einfluss, ist den guten Leuten meist nicht ganz klar. Von der amerikani- schen Politik hat der Durchschnittsdeutsche in New York keine Ahnung. Man begegnet da einer Ignoranz von geradezu grotesken Ausmassen. Wir kennen Deutsche, die schon fünf Jahre und länger im Lande sind, die sogar ihr zweites Bürgerpapier besitzen, und die noch nicht einmal den Unterschied zwischen der republikanischen und demo- kratischen Partei kennen. Die grossen poli- tischen Massenbewegungen in Amerika, die brennenden Fragen der amerikanischen In- nenpolitik (z. B. jetzt, im Jahre der Präsi- dentenwahl), — das alles lässt die Masse der Deutschamerikaner kalt. Mit umso regerem Interesse verfolgt man die politische Entwicklung in Deutschland. Allerdings ist das nie so ausgeprägt gewe- sen wie gerade während der letzten drei Jahre. Die Ereignisse in Deutschland waren derart, dass jeder — auch der Unpoli- tischste — Stellung nehmen musste. Das bedeutete eine schwere Belastungsprobe für die Auslandsdeutschen. Gewiss: viele haben die Probe bestanden. Wir haben ge- rade, unter den hiesigen Deutschen begei- sternde Beispiele von aufrechter Charakter- festigkeit erlebt. Die Tatsache, dass wir hier einen "Deutsch-Amerikanischen Kulturver- band" haben, eine Dachorganisation, beste- hend aus antifaschistischen deutschen Ver- einen, legt ein beredtes Zeugnis dafür ab, Aber die überwältigende Mehrheit der New Yorker Deutschen — diese Tatsache ist ebenso wenig aus der Welt zu schaffen — hat jämmerlich versagt. Die New Yorker Grossorganisationen, die Vereinigten Deut- schen Gesellschaften und die Deutsch-Ame- rikanische Konferenz zum Beispiel, sind schon im Sommer 1933 kläglich umgefallen. Seitdem haben sie immer wieder bewiesen, dass ihre Loyalität nicht der neuen Hei- mat, der "Wahlheimat" gehört, sondern durchaus und immer wieder der alten Hei- mat, dem Lande der Geburt, dem Lande, das wohl keiner ohne gewichtige Gründe verlassen hätte. Nun sind gewiss nicht alle deutschen Vereine New Yorks hoffnungslos und ret- tungslos vernazit. Aber angenazit sind sie alle. Die Situation liegt etwa so: Unter den Deutschen Amerikas sind sicher nicht mehr als 10 Prozent bewusste, entschiedene, mili- tante Nazis. Aber auch darüber dürfen wir uns keinen Illusionen hingeben: es sind sicher nicht mehr als 10 Prozent bewusste, entschiedene, militante Awtinazis. Und die restlichen 80 Prozent? Nun ja, wir kennen ihn doch, den Typ des 90prozentigen Nazis, — zehn Prozent muss er sich freihalten, von wegen seiner eventuellen jüdischen Ge- schäftsverbindungen. Wir kennen ihn doch, den Typ des pflaumenweichen deutschen Spiessbürgers: "Ach wissense, ich bin ja auch nicht mit allem einverstanden, was die drüben tun, aber Sie werden doch zu- geben müssen . . ." und so weiter. Früher oder später kommt dann jener andere klas- sische Satz: "Sehnse, ich bin ja gar kein Antisemit, im Gegenteil, meine besten Freunde sind Juden", — aber trotzdem, und "das können Sie doch nicht abstreiten, die Ostjuden", — die bösen, bösen Ostjuden, die Deutschland ruiniert haben. Wir ken- nen die Weise, wir kennen den Text. Jeder gute deutsche Antisemit hat einen "besten Freund, der Jude ist". Das gehört nun mal dazu. Halbnazis, oder Viertelnazis, oder meinetwegen Dreiviertelnazis, das erinnert uns höchstens an den alten Medizinerwitz von der Frau, die "nur ein klein wenig schwanger" ist. Da sind uns die offenen, unverblümten Radauantisemiten von den "Freunden des Neuen Deutschlands", par- don, vom "Amerikadeutschen Volksbund" noch hundertmal lieber als die verkappten Nazis von den Vereinigten Deutschen Gesell- schaften, von der Deutsch-Amerikanischen Konferenz, und wie sie alle heissen. Denn — tausendmal sei es wiederholt — wir be- kämpfen ja den Hitlerismus nicht, weil wir als Juden angegriffen sind. Wir bekämpfen ihn, weil er die Kulturschande unseres Zeit- alters schlechthin ist, und weil uns als Ju- den die Erhaltung der Kultur über alles geht. Die Deutschen in New York aber argu- mentieren so: "Wir sind zwar keine Nazis, um Gottes willen nicht, aber — man darf doch nicht gegen Deutschland sein! Und solange Hitler in Deutschland regiert, darf man auch nichts gegen die Hitler-Regie- rung sagen. Wer also etwas gegen die Hit- ler-Regierung sagt, der beleidigt uns, die Deutschen." Warum die Deutschen in Ame- rika beleidigt sein sollen, wenn jemand die Hitler-Regierung angreift, das ist schwer einzusehen. Und warum gerade die Deut- schen New Yorks gegen diese wirklichen oder vermeintlichen Beleidigungen Deutsch- lands protestieren sollen, ist noch schwerer zu verstehen. Es wäre doch eigentlich die Angelegenheit der offiziellen Vertreter der Nazi-Regierung, sich gegen Beleidigungen zu wehren. Aber der Herr Botschafter und der Herr Generalkonsul finden es wohl be- quemer, die Deutschamerikaner vorzuschie- ben. Sie haben sich ohnehin schon über Ge- bühr lächerlich gemacht. Dabei vergessen die Herren aber eines, einen sehr wesent- lichen Punkt: Jeder Deutschamerikaner, der das erste Bürgerpapier besitzt, — von den naturalisierten Bürgern ganz zu schweigen, — hat ja definitiv alle Loyalität dem Deutschen Reiche gegenüber abge- schworen. Wie also kommen gerade die Deutschamerikaner dazu, die Geschäfte der deutschen Regierung zu besorgen? Gerade 'prominente" Deutschamerikaner haben ein fabelhaftes Geschick darin, zu beweisen, dass sie es mit ihrem Bürgereid nicht so genau nehmen. Das muss man gesehen ha: ben, wie bei deutschen Festlichkeiten, z. B. bei der Empfangsfeier für die Zeppelin- Besatzung, naturalisierte Amerikaner das Zuhälterlied mitgesungen und dabei, die Hand zum — na ja — "deutschen" Gruss erhoben haben. Allerdings hat sich das Deutschtum New Yorks noch nie so chauvinistisch-deutsch gebärdet wie seit dem Beginn des braunen Umbruchs in Deutschland. Noch nicht ein- mal während der ersten Weltkriegs jähre, als Amerika noch neutral war. Damals stand für die Deutschamerikaner gewiss weit Wichtigeres auf dem Spiel. Aber selbst damals verstieg sich der deutsche Patriotismus nicht zu solch hysterischen Ausdrucksformen, wie wir sie jetzt beinahe als selbstverständlich hinnehmen. Abge- sehen natürlich von einigen armen Narren, wie z. B. dem unvermeidlichen Sylvester Viereck, der ja inzwischen auch heimgefun- den hat, — heim zum wir wissen nicht wie- vielprozentigen Nazismus. Erst während der letzten drei Jahre ist in die Deutschen New Yorks diese übertriebene Deutschland- begeisterung künstlich hineingetrichtert worden. Geübte Drahtzieher sorgen dafür, dass diese Deutschlandbegeisterung vor der breiten Oeffentlichkeit als Hitlerbegeiste- rung erscheint. Es liegt irgendwie in dem eigenartigen Charakter der Deutschen be- gründet, dass sie sich dann am wohlsten fühlen, wenn sie sich schuldlos angegriffen glauben. Die böse Hetzpresse, die kommu- nistische Gefahr, die Juden und die Rad- fahrer. "Wir werden angegriffen, beleidigt, verfolgt", das ist ein Appell ans deutsche Herz, der noch nie seine Wirkung verfehlt hat. Dies steht jedenfalls fest: die chau- vinistische Hochspannung in den deutschen Kreisen New Yorks ist ein ganz unnatür- licher Zustand. Die Schuld daran trifft die Führung, die "Prominenten". Sie haben es immer wieder verstanden, sich ihrer ameri- kanischen Wahlheimat gegenüber denkbar illoyal zu zeigen. In erster Reihe marschiert die Staatszeitung mit ihrer, gelinde gesagt, recht einseitigen Berichterstattung. Kaum weniger gefährlich ist jene Kategorie von Deutschlandreisenden, die jedesmal, wenn sie von einer 'Informationsreise' (wer lacht da?) zurückkehren, in allen Zeitungen und in allen Tonarten das Lob des Dritten Rei- ches singen. Wir können nicht umhin, die scharfe Beobachtungsgabe dieser Herren zu bewundern. Sie halten sich meist nur ganz kurze Zeit in Deutschland auf. Viele von ihnen können kaum deutsch. Aber wenn sie nach Amerika zurückkommen, geben sie Werturteile über das "neue" Deutschland ab, die ein Normalmensch sich kaum nach jahrelangem, intensiven Zusammenleben mit allen Schichten der Bevölkerung ge- statten würde. Wir erinnern nur an die Herren Sherrill und Brundage. Ein Kapitel für sich ist der famose Herr Theodor H. Hoffmann, der Landespräsident der Steu» ben Society. Auch er ist kein naturalisier- ter Amerikaner, sondern hier geboren. Das heisst also wohl: er hat nie selbst einen Loyalitätseid auf die amerikanische Ver- fassung abgelegt. Deshalb kann er es mit seinem Gewissen vereinbaren, jedesmal, wenn er in Deutschland war und seinem Führer die Hand drücken durfte, nachher in Amerika seiner unverbrüchlichen Loyali- tät zum Führer begeisterten Ausdruck zu geben. Er ist auch der Mann, der alle Pro- teste der Steuben Society unterschreibt, also: mit seinem Namen deckt. Denn: irgendwie müssen doch die hiesi- 6 AUFBAU gen Deutschen ihr Deutschgefühl betätigen. Was tun sie also? Ganz einfach: sie ent- rüsten sich, und sie protestieren. Besonders gross im Protestieren ist die Steuben So- ciety. Dies ist — angeblich, d. h. auf Grund ihrer eigenen Statuten — eine rein amerikanische Organisation, zusammenge- setzt aus amerikanischen Bürgern deut- scher Abkunft. Der Besitz der vollen ame- rikanischen Staatsbürgerschaft ist sogar unerlässliche Bedingung zur Aufnahme. Aber das ist nicht alles. Die Steuben So- ciety beteuert immer und immer wieder, dass sie sich in ihrer Politik von rein ame- rikanischen Gesichtspunkten leiten lässt. Wie sie das tut, werden wir gleich sehen. Es dürfte interessant sein, zu untersuchen, ob die Steuben Society — "American Citi- zens of German descent' — überhaupt be- rechtigt ist, sich gerade auf die Persönlich- keit des Generals Steuben zu berufen. Wie so Oft, muss man auch hier unterscheiden zwischen der gütigen Legende des Schul- geschichtsbuches und der objektiven histo- rischen Wahrheit. Was Steuben für Ame- rika getan hat — als Organisator der Ar- mee Washingtons — das ist geschichtlich unwiderlegbar, und das streitet auch nie- mand ab. Aber was war er vorher? Ein verabschiedeter preussicher Hauptmann, bis über die Ohren verschuldet. Dass ein Mann mit solch brillanten militärischen Fähigkeiten es unter dem vergötterten "grossen" Friedrich nur bis zum Haupt- mann bringen konnte, spricht Bände. Steuben war ein richtiger Söldner. Nach seiner Verabschiedung wäre er wohl willig gewesen, gegen entsprechende Bezahlung und Karriere irgend einem Staate zu die- nen, seine militärischen Kenntnisse in den Dienst irgendwelcher Sache zu stellen. Ein "vaterlandsloser Geselle", sozusagen. Dass er gerade von den Vereinigten Staaten verpflichtet wurde, die damals den Existenz- kampf um ihre Unabhängigkeit ausfochten, — das war reinen Zufällen zu verdanken. Zufällen, — und der Vermittlung des Dich- ters und politischen Schiebers Beaumar- chais, der Steuben zu Benjamin Franklin nach Paris brachte. Franklin machte aus eigener Machtvollkommenheit aus dem simplen Hauptmann einen "preussischen Generalleutnant", um Steuben das nötige Prestige zu sichern. Die Steuben Society ist das anerkannte politische Sprachrohr der "Deutsch-Ameri- kanischen Konferenz", der Spitzenorgani- sation aller deutschen Grossverbände. Der "Konferenz" gehören alle möglichen Orga- nisationen an: Sänger, Turner, Spartler, landsmannschaftliche Verbände, — unter anderem auch die vernaziten Vereinigten Deutschen Gesellschaften. Wem das nicht genügt: es befanden sich — oder befinden sich wohl noch — in der "Konferenz" auch Vertreter von Organisationen, über deren politische Einstellung nicht der geringste Zweifel aufkommen kann, zum Beispiel der DAWA olev ha-scholom. Die ganze politische Tätigkeit der Steu- ben Society während der letzten drei Jahre beschränkte sich auf eine ununterbrochene Kette von Protesten. Protesten, die regel- mässig Angriffe auf amerikanische Behör- den enthielten, und die immer nur einen Zweck hatten, nämlich die Verteidigung des Dritten Reiches. Den glorreichen An- fang machte eine Resolution, die die grosse, unvergessliche Protestversammlung im Ma- dison Square Garden verurteilte. Ihr wah- res Gesicht enthüllte aber die Steubeln So- ciety, als der damalige Mayor O'Brien im Jahre 1933 den nazideutschen Tag der. Ver- einigten Deutschen Gesellschaften verbot. Prompt sprang sie in die Bresche und ver- anstaltete nun ihrerseits einen "Deutschen Tag", — unter den gleichen Auspizien und mit den gleichen Rednern. Die Veranstal- tung wurde bezeichnenderweise als Ge- dächtnisfeier für Peter Zenger aufgezogen, den Begründer der amerikanischen Reds- und Pressefreiheit. Der Hauptredner war der Herr Doktor Luther. Also: der Nazi- gesandte als Hauptredner auf einer Feier zur Verherrlichung der Rede- und Presse- freiheit ! Peter Zenger dreht sich heute noch im Grabe herum. Uebrigens kann die Steuben Society für sich den Ruhm bean- spruchen, dass unter ihrer Führung, näm- lich bei eben dieser Festlichkeit, in New York zum ersten Male die Hakenkreuz- flagge in grösserer Oeffentlichkeit gezeigt wurde. Aber es kommt noch schöner. Als Mayor LaGuardia sich offen für den Boykott er- klärte, beschuldigte ihn die Steuoen So- ciety in einem offenen Brief der Aufwiege- lung zum Rassenhass! Wenn das kein Witz ist! Auf LaGuardia sind die New Yorker Deutschen überhaupt schlecht zu sprechen. Er hat ein riesengrosses Sündenregister. In bester Erinnerung ist noch der Kress-Fall. Der war für die deutschen Vereine aller Nazischattierungen sozusagen ein gefunde- nes Fressen. Da konnten sie nach Herzens- lust protestieren. Wenn aber elf deutschen Antifaschisten die Deportierung droht — und jeder weis, was das heisst — da regt sich niemand. Amerikanische kirchliche Or- ganisationen haben protestiert, Arbeiter- organisationen, der Kulturverband, — die Nazis und Halbnazis aber scheinen das ganz in Ordnung zu finden. Es würde zu weit führen, wennn wir alle Dummheiten aufzählen wollten, die sich das organisierte Deutschtum New Yorks — ganz gleich, ob Steuben Society, Vereinigte Deutsche Gesellschaften, oder Deutsch- Amerikanische Konferenz — in den letzten drei Jahren geleistet hat. Im Vorbeigehen wollen wir nur ihre Stellungnahme zur Olympiafrage erwähnen. Ferner das ge- radezu unglaubliche Benehmen der Nazis aller Schattierungen anlässlich des Haupt- mannfalles. Er gab radikalnazistischen Kreisen sogar Anlass, die Ritualmordlüge aus der Versenkung hervorzuzaubern. Wie wenig gewisse deutsche Gruppen in New York wissen, was Gastrecht und gute Manieren sind, beweist folgender Vorfall: Am 30. Mai 1936 veranstaltete der Deutsche Marine-Verein (sowas gibts) eine grosse Gedächtnisfeier "anlässlich des 20. Jahres- tages des deutschen Sieges am Skagerrak". Wir sehen ganz davon ab, dass die See- schlacht am Skagerrak durchaus kein deut- scher Sieg war. Bestenfalls war sie unent- schieden. Und entscheidend ist nur das Endresultat. Ein Chirurg würde eine Ope- ration — möge sie technisch noch so er- folgreich durchgeführt sein — niemals als Erfolg buchen, wenn der Patient im An- schluss an die Operation stirbt. Aber davon ganz abgesehen: was würden die Herren Nazis dazu sagen, wenn ein französischer Verein in Berlin eine öffentliche Festlich- keit am Jahrestag des Sieges an der Marne veranstalten würde? Ueberflüssig, zu be- merken, dass bei der Skagerrak-Feier nicht nur der deutsche Marineattache in Wash- ington und ein deutscher Konsul anwesend waren, sondern auch — wir zitieren die Staatszeitung — "die Mehrzahl der deut- schen Vereine von Gross - New York mit ihren Fahnen." Aber was sollen die armen Deutschen in New York auch tun? Sie werden ja auf Schritt und Tritt herausgefordert. Im ver- flossenen Monat waren es gleich zwei Er- eignisse, die ihr Blut zum gewohnten Siede- punkt erhitzt haben. Einmal die Weigerung LaGuardias, amerikanische Vertreter zum internationalen Kommunal - Kongress nach Berlin zu entsenden. Wir nehmen unseren Hut ab vor LaGuardia, vor seiner Uner- schrockenheit und — es gibt kein deutsches Wort dafür — Fairness. Die Begründung, die er gab, war so, dass kein objektiv Den- kender sich ihrer Richtigkeit verschlussen kann. Er bezeichnete es als paradox, Ame- rikaner zu einer Diskussion örtlicher Selbstregierung in ein Land zu schicken, in dem alle lokale Selbstregierung völlig auf- gehört hat. Aber die Deutschen haben sich furchtbar gerächt. Sie haben erklärt, La- Guardia, falls er sich zur Wiederwahl auf- stellen lässt, "nicht eine einzige deutsche Stimme" zu geben. LaGuardia hat sicher schlaflose Nächte. Das zweite Ereignis, das die guten Deut- schen in Harnisch brachte, war die Vorbe- reitung zur Dreihundertjahrfeier von Long Island. Man stelle sich vor — welcher Af- front! —: Vertreter anderer Regierungen waren eingeladen worden, aljer nicht der deutsche Botschafter. Und selbstredend werden auch die deutschen Farben (va- stehste?) nicht gezeigt. Dass das Fest- komitee sich nicht der Geschmacklosigkeit schuldig machte, deutsche Regierungsver- treter — und was sind sie denn anders als akkreditierte Nazibeamte?—nach Brooklyn einzuladen, das allein etwa 797,000 jüdische Einwohner hat, verstehen und begrüssen wir. Aber die Deutschen sehen das mit an- deren Augen an. Der erste, der das vorgeschriebene Aer- gernis nahm, war der eben erst ernannte Polizeirichter Wiebold, ein Kandidat der Steuben Society. Nun ist das mit den deut- schen Richtern in New York so eine Sache. Die New Yorker Stadtverwaltung hat keine besonders guten Erfahrungen mit ihnen ge- macht (Oberwager, Ewald). Dem Richter Brandt ist es zwar in jahrelanger Arbeit gelungen, den guten Ruf der deutschen Richter wiederherzustellen. Aber keine Sorge: wenn der Herr Wiebold so weiter- macht, werden wir bald wieder den status quo ante haben. Dem Protest des Herrn Wiebold folgten die üblichen "geharnischten" Erklärungen. Und wer protestierte nicht alles: die Steu- ben Society, die Vereinigten Deutsch-Ame- rikanischen Gesellschaften von Brooklyn, die Plattdeutschen Vereine (was es alles gibt!), die Vereinigten Deutschen Gesell- schaften von Gross-New York, die Bayeri- schen Verbände unter der Führung ihres famosen Doktor Ewald, der sich früher nie liberal und judenfreundlich genug gebär- den konnte, und der sich jetzt im hiesigen Naziblättchen als "guter Deutscher" lobhu- deln lässt. Die Steuben Society rief, und alle, alle kamen! Man beschloss unter gros- sem Geschrei, die Feier zu boykottieren. Na, wenn schon. Aber damit nicht genug: die Steuben So- ciety schwang sich sogar zu einem Protest bei Governor Lehman auf. Sie appellierte an ihn als "Abkömmling eines 48ers". Den guten Steubeniten ist es noch nicht klar, dass das, was sich jetzt in Deutschland ab- spielt, eine deutsche Einwanderungswelle nach den U.S.A. bringt, deren Qualität der der 48er mindestens ebenbürtig ist. Noch besser war die Staatszeitung. Sie widmete der Angelegenheit einen ganzen Leitartikel. Sie schrieb unter anderem: "nicht ihrer (nämlich der europäischen Re- gierungen des 17. und 18. Jahrhunderts) wollen wir gedenken, sondern ihrer unter- drückten und geknechteten Söhne und Töch- ter, die den Staub eines despotischen Vater- landes von ihren Füssen schüttelten, um die freie Luft des jungen Kontinents zu at- men", usw. Lieber Herr Chefredakteur, da haben Sie aus Versehen in die falsche Schublade gegriffen. Wer wandert denn heute aus Deutschland aus? Oder sollte es wirklich wahr sein, dass Sie noch im 17. Jahrhun- dert leben? AUFBAU 1 Wer aber wirklich wissen will, für wen das Herz der Deutschamerikaner schlägt, der muss die beiden Telegramme lesen, die anlässlich des letzt jähr igen "Deutschen Ta- ges" abgeschickt wurden. Das eine ging an Präsident Roosevelt, und das andere — nun, an wen wohl? — an den "Führer". Sie sind so schön, dass wir sie unseren Lesern nicht vorenthalten können. Das Telegramm an Roosevelt lautete schlicht und einfach: "20,000 Amerikaner deutscher Abstammung übersenden Ihnen, Herr Präsident, die herzlichsten Grüsse. Wir nehmen die Gelegenheit wahr, Ihnen erneut unsere Treue und Eregebenheit zu versichern und damit zur wirtschaftlichen Gesundung, zum Frieden und zum Wohle dieses Landes beizutragen." Das Telegramm an Hitler war viel pom- pöser. Es lautete: "20,000 Amerikadeutsche (also nicht mehr: Amerikaner deutscher Abstammung! D. Red.) . . . entbieten dem Führer des Deutschen Volkes ehrerbietige Grüsse, Grüsse des Stolzes auf die Heimat, die aus dem Dunkel der Selbstzerfleischung heraustrat in das Morgenrot einer Glück sichernden Zukunft. Grüsse des Dankes an Dich, den Führer, der Du, getragen allein von dem Glauben an die Ewigkeitssendung des Deutschen Volkes, den Jahrtausende alten Traum unserer Vorväter in das Licht der Erfüllung rücktest. Grüsse des Be- kenntnisses der Treue zu unserem Volke, die uns Leitstern ist und bleiben wird in all unserem Handeln. Ursprung unseres Stol- zes, Sinnbild unserer Liebe zu unserem Volke, Dich, den Führer des neuen Deutsch- lands, grüssen wir!" Also: so byzantinisch ist man selbst zu Wilhelms Zeiten nicht in Deutschland ge- wesen. Man hört geradezu die hohe Wonne- gans. Und wohlgemerkt: diese Telegramme sind ausgeschickt von Organisationen, die sich deutsch amerikanisch, nicht national- sozialistisch nennen. Die Hauptredner auf der Veranstaltung, die diese Telegramme verbrach, waren: der notorische Herr Dok- tor Luther, der in den weitesten Kreisen unbekannte deutsche Dichter Hans Grimm, und — der uramerikanische Steuben - Pa- triot Theodor H. Hoffmann. Mit der Erlangung des ersten Bürger- papieres ist die Ablegung eines Eides ver- bunden, der für die Deutschen folgender- massen beginnt: "I hereby declare, on oath, that I abso- lutely and entirely renounce and abjure all allegiance and fidelity to any foreign Prince, Potentate, State, or Sovereignity, and particularly to the German Reich of which I have heretofore been a Subject.. Wie sich die Sentiments, die in dem Tele- gramm an Hitler ausgesprochen werden, mit diesem Eide vereinbaren lassen, ist uns noch schwerer verständlich als das mise- rable Deutsch, in dem dieses Telegramm abgefasst ist. Privat-Tanzstunde (Foxtrot, Waltz, Wiener Walzer, Tango, Rumba und Lindy Hop) lehrt Damen u. Herren erfolgreich (auch in verzweifelten Fällen) e MIRRI ZIMMERMANN 3671 Broadway, New York City Ecke 1 52. Strasse. Telephone: AUdubon 3-0985 Unterrichtsstunde 75 Cents Unsere Sommerpläne. Mit dem Eintritt der heissen Jahreszeit erfährt das Programm der Sportgruppe wie alljährlich eine grundlegende Aenderung. Unsere so. beliebten Ausflüge, die in der Bear-Mountain Fahrt ihren Höhepunkt er- reichten, werden für einige Zeit zum Leid- wesen manches Wanderlustigen wegfallen. Dafür werden wir uns aber von jetzt an regelmässig am Strand treffen, um dort in den kühlen Fluten des Ozeans und in der prallen Sonnenhitze Erholung zu suchen. Um allen Ansprüchen gerecht zu werden, haben wir unseren Badeplatz gewechselt. Grosse Ueherraschungen stehen uns bevor. Schwimmern, die die Wellen nicht lieben, steht ein Schiwimmbassin mit Sprunganla- gen und dergleichen zur Verfügung. Ein "Gymnasium" ist auch vorhanden. Damit unsere Ballspieler nicht ganz aus der Uebung kommen, haben wir dafür Sorge getragen, dass auch zu allen möglichen Ballspielen Platz und Gelegenheit gegeben ist. Wenn zum Schluss noch darauf hinge- wiesen wird, dass das Meer und der Sand natürlich nicht fehlen, so wird wohl jeder etwas nach seinem Geschmack finden. Beinahe hätten wir vergessen zu erwäh- nen, dass sich unser Badeplatz — und das ist sicher die grösste Ueberraschung — an der Rockaway Beach, 115. Strasse, befindet. Dort hoffen wir mit allen unseren Freunden recht oft zusammen zu sein. Die Tischtennis - Albende fallen bis zum Herbst weg. Die Freunde des Tennisspiels treffen sich wie bisher jeden Samstag nachmittag um 6 Uhr auf den Hamilton Tennis Courts an der Dyckman Street. Zimmernachweis: Nice single or double room, elevator and telephone. Nussbaum, 326 Audubon Ave. (Apt. 4). 2 schön möblierte Einzelzimmer zu vermie- ten. Subway und Bus. Nähe Central Park. Koch, 142 W. 96th St., New York City. 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Profes- sor Chaim Weizmann erklärte auf einer Sitzung der zionistischen Leitung im Jahre 1930 in einer Diskussion mit mir : "Ich glaube nicht an die Möglichkeit eines Ju- denstaates. Ich halte seine Einrichtung auch nicht für wünschenswert." Dieser Mann ist heute Präsident der Zionistischen Weltorganisation. Auf meine Rede, welche ich zur Begründung der Endzielresolution der Judenstaatspartei auf dem Luzerner Kongress 1935 hielt, antwortete Professor Weizmann: "Man soll nicht vom Juden- staat sprechen. Wir brauchen ihn nicht. Wir brauchen nur jüdisches Kapital und jüdische Arbeit in Palästina. Dann ist un- sere Lage in diesem Lande für immer ge- sichert, auch wenn es kein Judenstaat ist." Nach diesen Worten wurde Weizmann zum Präsidenten wiedergewählt. Ein Beweis, wie weit die zionistische Weltorganisation vom Wege Theodor Herzls abgeirrt ist. Zionismus ohne Judenstaat als Ziel ist ein Unsinn. Die von Weizmann und seinen Anhängern vertretene These, dass man die Lage des jüdischen Volkes in Palästina durch Arbeit und Kapital sichern kann, ist eine gefährliche Täuschung. Ein Volk ist nur dann gesichert, wenn es in einem Lande als Herr in eigenem Hause lebt, nicht als Mieter, sondern als Hausherr. Das Unglück des jüdischen Volkes besteht da- rin, dass es überall Mieter und nirgends Hausherr ist. Der Hausherr duldet den Mieter so lange in seinem Hause, als er glaubt, von ihm Nutzen zu haben. Dann stellt er ihn vor die Türe. Ein Land schaf- fen, wo Juden nicht vor die Türe gesetzt werden können, den Judenstaat schaffen, das ist Lösung der Judenfrage, das ist Zio- nismus. Alles Andere ist vergebens. Die Juden haben in allen Ländern der Welt tüchtig gearbeitet und Grosses ge- schaffen. Aber es war keine Arbeit für sich, sondern eine Arbeit für die anderen. Die Juden sind nach Spanien gekommen und haben das Land zu wirtschaftlicher Blüte gebracht. Sie haben in Polen und Ru- mänien Handel und Gewerbe organisiert. Sie haben in Deutschland Höchstleistungen auf allen Gebieten vollbracht. Die Spanier, Polen, Rumänen und Deutschen haben die tüchtigen und fleissigen Juden arbeiten las- sen, solange sie sie brauchten. Dann aber jagten sie die Juden hinaus. Weil sie Haus- herren und die Juden Mieter sind. In einem Palästina, wo sie nicht als Hausherr leben, also in einem Palästina, das kein Judenstaat ist, wird den Juden das gleiche Schicksal widerfahren wie in allen anderen Ländern.... Man wird sie ar- beiten und*arbeiten lassen, bis das Land in die Höhe gebracht ist. Dann wird man sie hinausjagen, wie man sie überall hinaus- gejagt hat, sie werden nicht für sich, son- dern für die anderen gearbeitet haben, wie überall. Anzeichen dafür, dass sich in Palästina das traurige Los der nur geduldeten Juden wiederholen könnte, sind bereits da. Man beginnt, die jüdische Einwanderung und Arbeit zu behindern. Solange Palästina ein armes Land war, voll Steinen, Sand und Sümipfen, solange es als unmöglich galt, aus diesem verwüsteten Stück Erde neues Leben zu schaffen, hat man dem Ju- den, der nach Palästina wollte, keine Hin- dernisse in den Weg gelegt. Ein Gang zum englischen Konsul, und alles war erledigt. Durch jüdische Arbeit und jüdische Tätig- keit und jüdisches Kapital ist aus dem Lande trostloser Oede ein blühendes Land und ein hoffnungsreiches Land geworden. Jetzt beginnt man, die Juden um dieses Palästina zu beneiden und fremde Begehr- lichkeit erhebt sich. Der Jude, der heute nach Palästina will, stösst auf die gröss- ten Schwierigkeiten. Man hat Einwände- rungszeritiifikate ersonnen und verleiht sie in so kleiner Zahl, dass Zehntausende jahrelang warten müssen. Man fordert Kautionen und Bürgschaften. Der Jude, der ohne besondere Erlaubnis ins jüdische Land zu kommen wagt, wird eingekerkert und deportiert, als Verbrecher behandelt. Man ersinnt Gesetze, welche den Erwerb von Boden und die Ausbeutung des Bodens durch die Juden erschweren oder ganz ver- hindern. Auf der anderen Seite lässt man Araber und andere Nichtjuden frei über die Grenzen. Der Jude darf die Grenzen Transpordaniens nicht überschreiten, der Araber aus Tranisjordanien darf frei nach Palästina einwandern. Das schreckliche Beispiel zwischen jüdi- schem Mieter und fremdem Hausherrn fängt nun auch in Palästina an. Wehe dem jüdischen Volk, wenn es die warnenden Anzeichen nicht versteht/_ Es muss alle seine Kräfte dahin konzentrieren, in Pa- lästina Herr im eigenen Hause zu werden, den Judenstaat zu schaffen. Sonst werden die Juden arbeiten und oplfern und arbei- ten — — für andere, ein Land aufbauen --für andere. Sbnst werden die Juden aus Palästina verdrängt werden oder dort in beschränkter Zahl als Mieter leben, ab- hängig von fremder Laune und solange es dem fremden Hausherrn gefällt. Ein neues Ghetto wird entstehen, ein Ghetto "Pa- lästina", neben dem alten Ghetto in Europa ein neues in Asien, schrecklicher als das alte. Der Weg am "Judenstaat" vorbei, den Weizmann und seine Freunde gehen wollen, ist leicht, aber er führt ins alte Elend. Der Weg Theodor Herzls zum Judenstaat ist schwer, aber er führt in die Freiheit. Die Juden müssen den Weg Theodor Herzls gehen. Darum wurde die Judenstaatspartei geschaffen. DEUTSCH - AMERIKANISCHER KULTURVERBAND. Vortrag von GEORG BERNHARD DONNERSTAG, DEN 11. JUNI 1936, ABENDS 8 UHR im grossen Saale der TOWN HALL, 113 WEST 43. STRASSE, N. Y. Alle näheren Angaben siehe in unserem Monatsprogramm auf Seite 3. AUFBAU 9 Das Forum. An den Vorstand des Deutsch- Jüdischen Clubs. Der Verlauf des gestrigen Klubabends (Vortrag Gibarti) sollte unserer Pro- gramm-Kommission zu denken geben. Mir scheint, die Kommission geht in der Aus- wahl ihrer Themen -von der Theorie aus, dasis wir im Klub uns für die grossen und wichtigen Fragen, die die Welt heute be- wegen, nicht sehr interessieren, dass man also, um den zahlreichen jBesuch der Vor- trags-Abende sicher zu stellen, eine etwas seichtere Kost geben müsse. Der Erfolg dieser Verkennung der Mentalität unserer Mitglieder hat sich in einem ständigen Rückgang des Besuchs der_Veranstaltungen dargetan und auch in wachsender Disziplin- losigkeit während der Vorträge. Die gespannte Aufmerksamkeit, mit der das Publikum dem gestrigen Vortrag folgte, war nicht so sehr der Redegabe des Redners zu verdanken, als dem Gefühl, endlich auf die so oft erhobene Frage, "Was sollen wir tun" eine wirkliche, klare und überzeugende Antwort zu bekommen. Die grosse Zahl derer, die sich gestern zu einer tatkräftigen Unterstützung des Kampfes gegen die Hitlerdiktatur bereit erklärt haben, ist der beste Beweis dafür, dass im Klub das aMerlebhafteste Inter- esse an politischen Fragen und an der antifaschistischen Bewegung vorhanden ist. Allerdings wollen wir nicht nur end- lose politische Debatten hören, sondern neue Tatsachen und praktische Nutzan- wendungen. Die Programmkommission sollte diese gestern deutlich zum Ausdruck gekommene Ansicht mehr berücksichtigen. Sie würde finden, dass nicht nur die Debatten lebhaf- ter und interessierter, sondern auch die Zahl der Besucher wieder zunehmen würde. Ein altes Mitglied. World Film Enterprises CA M E RAS-PRO J E CTION S ACCESSORIES STEREOPTICANS PUBLIC ADDRESS SYSTEMS for Safe Rens JACK ROSENTHAL FILM CENTER BUILDING—Room 908 630 Ninth Avenue Bet. 44th and 45th Streets NEW YORK CITY Tel., LAcakawanna 4-0077, 4-0078 Repairs by Expert Mechanics Information through: J. H. 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Bis Afule ging es per Autobus, von da aus mit der Bahn bis Schatta, einem rein arabi- schen Dorf. Von der Station aus hatten wir noch über eine Stunde zu laufen; end- lich sahen wir Beth Alfa liegen. Meine Verwandten hatten uns schon erwartet und wir nahmen mit ihnen am gemeinsamen Mittagessen im Chadar ochel (Speisesaal) teil. Mein Vetter ist schon zehn Jahre in dieser Kvuza als Lehrer tätig und meine Kusine acht Jahre als Gärtnerin; die beiden Kinder sind im Kinderhaus untergebracht. Nachdem wir uns ausgeruht hatten, führte uns meine Kusine. Zuerst kamen wir in den Pardess, der sich ganz weit ins Land hinaus erstreckt. Wir durften ernten und das taten wir gerne. Die selbst ge- pflückten Grape Fruits schmeckten uns vor- trefflich. Apfelsinen gedeihen nicht in der dortigen Gegend; der Boden ist nicht da- für geeignet. Wir wanderten durch hohe Baumalleen an saftigen Kleefeldern vorbei zurück und kamen in den Gemüsegarten, der prächtig mit Gemüsen aller Art be- stellt war. Nun ging es durch den Blumen- garten und die Baumschulen zurück zu den Kinderhäusern, die uns als erstes gezeigt wurden. Die Kinder sind herrlich unterge- bracht, die Säuglinge schliefen in weissen, mit Moskitonetzen umspannten Bettchen und sahen prächtig aus. Dann kamen wir zu den schon etwas grösseren Kriechlingen, die gerade vom Mittagschlaf aufgenommen wurden und hie und da hatte sich ein Vater eingefunden, der sein Kleines anzog. Das war ein erfreulicher Anblick, wie er mit den kleinen Sachen Bescheid wusste. Für die grösseren Kinder waren die ersten zwei Steinhäuser vor kurzer Zeit erbaut worden, die sehr modern und zweckentsprechend eingerichtet sind, mit Bade- und Duschräu- men und hohen luftigen Schlafsälen mit grossen Fenstern. Die Kinder schlafen zu sechs in einem Raum; die Betten sind weiss bezogen und mit hübschen, bunten Decken zugedeckt. Jedes Kind macht sein Bett selbst. Sie müssen auch die Böden in Ord- nung halten und Staub wischen; das geht abwechselnd. Die Jungen müssen ebenso wie die Mädchen heran zum Helfen. Die Schulklassen sind klein, aber sehr geschmackvoll möbliert. Die Schränke, ja selbst die zwei- und dreitürigen, sind von den Kindern unter Anleitung des Lehrers selbst getischlert. Kleine bunte Bilder von Kinderhand schmücken die Wände. Das Lehrerpersonal nimmt alle Mahlzei- ten mit den Kindern zusammen ein. Abends zwischen 5 und 7 Uhr dürfen die Kinder zu ihren Eltern in die Wohnungen. Das ist ein Erzählen und Berichten ihrer grossen und kleinen Sorgen und Freuden. Obwohl die Kinder ihre Eltern nur stundenweise sehen, sind sie doch eng mit ihnen ver- bunden und wissen, dass sie zu ihnen ge- hören. Dann wurde uns noch die grosse Küche mit der daran anschliessenden Bäckerei ge- zeigt. Das Brot schmeckt vortrefflich; es wird alles innerhalb der Kvuza gebacken. Hühner- und Kuhstall folgten und damit war die Führung beendet. Ueberall das gleiche Bild, frohe glück- liche und aufrechte Menschen, die singend ihre Arbeit tun. Die Abendstunden werden zu ernster Unterhaltung und Besprechung der Tagesarbeit und sonstiger Fragen be- nutzt. Im Speisesaal, am schwarzen Brett, werden die Besprechungen angezeigt, eben- falls die Arbeitseinteilung für den nächsten Tag für die, welche auf Aussenarbeit ge- hen. Viele lernen abends noch Fremdspra- chen, besonders arabisch, die der Lehrer der Kvuza unterrichtet. Man ladet sich ge- genseitig in die Strifs ein und verbringt gemütliche Stunden miteinander. Es wird früh schlafen gegangen, da der Tag wieder früh beginnt. Wir haben in der Kvuza über- nachtet und fuhren in der Frühe um 5 Uhr mit dem Werkauto, das auch alle die mit nahm, die auf Aussenarbeit fuhren, zur Station. Wir mussten weiter nach Haifa. Für die heisse Jahreszeit! Unsere Mitglieder und Freunde treffen sich jeden SONNTAG in ROCKAWAY BEACH, PARK INN BATHS, 1 15. Str. u. Boardwalk. Baden im Ozean Grosses Schwimmbassin Leichtathletik Ballspiele ERMÄSSIGTE EINTRITTSPREISE: an Sonntagen, 40 Cents; an Samstagen und Wochentagen, 25 Cents gegen Vorzeigen von Ausweiskarten, die bei allen Vorstandsmitgliedern des Klubs zu haben sind. Näheres siehe im Sportprogramm. Roof Garden Dance Saturday, June 13, 1936 9.00 P. M. at the HOTEL DELANO 108 WEST 43rd ST., N. Y. C. Tickets: 60 Cents • Come and bring your friends and enjoy y ourseif at this dance high above the heat of the city. • In case of rain the affair will be held in the ballroom of the HOTEL DELANO. SCHMERZLOSE ENTFERNUNG LÄSTIGEN HAARWUCHSES DURCH ELECTROLYSE. Die Behandlung geschieht durch best- geschulte und erprobte Expertin. Fragen Sie bitte nach MISS FLORA Kostenlose Auskunft jederzeit. KITTY'S BEAUTY SALON 1245 LEX1NGTON AVENUE Behandlung täglich nach vorheriger telephonischer Vereinbarung: RHinelander 4-7147 AUFB AU 1! SHERMAN CAFETERIA 2376 BROADWAY AT 87th STREET NEW YORK CITY Tel. 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