3. Jahrgang NEW YORK, DEN 1. FEBRUAR f937 No. 3 Willkommen, Ittamar Ben-Avi! Der ansehnlichen Reihe illustrer Persön- lichkeiten, die den Deutsch - Jüdischen Klub im Verlaufe seiner allmittwöchlichen Vortragsabende ibeehrten, wird sich am 17. Februar 1937 ein faszinierender Vertreter des neuen Judentums eingliedern: Ittamar Ben-Avi. Wie in unserer Zeitschrift bereits zuvor erwähnt, haben wir es hier mit einem Men- schen zu tun, der in allen Phasen seines Seins jene Wesensart verkörpert, die das Judentum, dem Gebot geschichtlicher Not gehorchend, entwickelt hat und in noch umfangreicherem Masse heranbilden muss, wenn es sich zum entscheidenden Faktor in der Entscheidung des eigenen Geschickes aufschwingen will. Die Lebensabschnitte Ittamar Ben-Avis, wie sie bekannt geworden sind, spielen keine allzu grosse Rolle, wenn sie auch für einen Mann seines Schlages und insbe- sondere für die massenentwachseneri Führer- gestalten der grössten jüdischen Bewegung aller Zeiten durchaus kennzeichnend sind. Sohn eines Grossen zu sein, ist ein pro- blematisches Lebensgeschick, dem sich gar mancher ungewachsen zeigte. Anders iser Zweck des Klubs ist die Heranbildung «einer Mitglieder zu guten amerikanischen Bürgern und zu selbsitlbewussten, aufrech- ten Juden, namentlich durch Vermittlung jüdischer und allgemeiner Geistesgüter. Ferner erstrebt der Klub den freundschaft- lichen Zusammenschluss der deutschen Juden in New York durch gesellschaftliche Veranstaltungen zu fördern. (Auszug aus den §§ 1 und 2 der Statuten.) Zuschriften, die die Zeitung betreffen, sind »n den Schriftleiter, Dn Alfred Eichenberg, 162 Ost 91. Str., zu richten. Anzeigen-Annahme und irgendwelche An- fragen, die den Anzeigenteil betreffen, wer- den erledigt durch H. Schindler, 385 Fifth Avenue. Telephon: LExington 2-8260. Redaktionsschluss für die März-Nummer unwiderruflich am 21. Februar. Alle Zuschriften und Anfragen in Klub- angelegenheiten sind zu adressieren an: German-Jewish Club, 210 West 91st Str., New York City. Shomrei Hadath 'Shomrei Hadath, eine orthodoxe Organi- sation, wird am Samstag, den 20. Feibruar, abends 9 Uhr, eine grosse Purimfeier (150 West 85. Strasse) veranstalten. Der Rein- ertrag ist für soziale Zwecke zu Gunsten deutsch-jüdischer Neueingcwandertcr be- stimmt. Bis zum 13. Februar sind Karten zu 75 Gents im Vorverkauf erhältlich hei: Jewish Genter, 131 West 86. Strasse. Tel.: SChuyler 4-2700. Manfred Mayer fehl, 70 West 90. Strasse. Tel.: Rlverside 9-7747. Prospect Club. Zu Beginn dieses Jahres fand eine ge- meinsame Vor»tand ssi tz un g des Deutsch- Jüdischen Klubs mit dem Prospect Unity Klu'b statt. Ks wurde die gemeinsame Basis festgelegt, auf der sich in Zukunft die Ar- beit der beiden Klubs bewegen soll. Bei (Uesei- Gelegenheit wurde nicht nur die alte Freundschaft zwischen den beiden Organi- sationen bekräftigt, sondern auch besonders betont, dass sich beide Vorstände bemühen wollen, die Mitglieder zu einem harmoni- schen Zusammenarbeiten der deutschen Juden New Yorks zu erziehen. Als Ausdruck dieser Freundschaft weilte nahezu der gesamte Vorstand des Deutsch- Jüdischen Kltfbs beim Prospect Klub an- lässlich der Feier seiner Beamteneinfüh- rung zu Gaste. Es wird ferner von unseren Mitgliedern freudig begrüsst werden, dass für Don- nerstag, den 11. März, eine gemeinsame Veranstaltung beider Klubs vorgesehen ist. Sie findet im Klublokal des Prospect Klubs (Grosses Auditorium des True Sisters' Building).. West 85. Strasse, statt. AIs be- sondere Attraktion wird eine Sondervor- stellung der Theatergruppe des Prospect Klubs geboten. Aufgeführt wird "Flucht aus dem Dilemma". Dies ist die deutsche TJebersetzuncr des Dramas "Awake and Sing von Clifford Odets. Die Uebersetzung wurde vom Präsidenten des Prospect Klubs. Paul Simon, vorgenommen, der zugleich die Rogie führt. Der. Reinertrag des Albends soll zu gleichen Teilen zwischen beiden Klubs geteilt werden. Englischer Unterricht. Es ist uns gelungen, für unsere Neuein- wanderer einen englischen Unterrichtskurs einzurichten. Der Kurs findet täglich mit Ausnahme von Dienstags und Samstags in der Public Schoo! No. 6, 85. Strasse und Madison Avenue, Zimmer 210, nachmittags von 3 bis 5 Uhr statt. Die Leiterin, Muss Alice Garlen, legt be- sonderen Wert auf streng individuelle Lehr- methoden. Betreffs eines weiteren englischen Lehr- kurses, der von der W.P.A. veranstaltet wird, erhalten wir folgende Zuschrift: English Instruction The Federal Works Progress Administra- tion, in conjunetion with the Board of Edu- cation of the City of New York, offers you Courses in English. If you wish instructi.on in elementary English or desire to "»erfect your writing and speech, you m» register at Temple Israel. 202-10* West 91st Street, on Wednesday, Fe'bruary 10th, from 2 to 5 and 7:30 to 9 o'clock p. m. The Courses are free of Charge and are condueted by competent teachers. Time of dass periods will be determined by regis- trations. Zimmernachweis: Zur Ergänzung unserer Kartothek ist es ungemein wichtig, dass alle Adressenänderungen sobald wie mög- lich dem Sekretariat, 210 West 91. Strasse, mitgeteilt werden. Es ist dies inbesondere notwendig im Interesse des prompten Versandes unserer Zei- tung. Aus diesem Grunde bitten wir alle Leser, die den "Aufbau" jetzt nicht an ihre korrekte Adresse zu- gestellt bekommen, uns ihre neue Adresse sofort zuzusenden. Grosses möbl. Zimmer, billig: für 1 oder 2 Personen. Frohman, 91 Woodruff Ave.. Brooklyn. B.M.T. Express-Station Church Ave, und Parkside. Einzel- oder Doppelzimmer, modern mpbl., mit allem Komfort, Telephon und Fahr- stuhl : mit oder ohne Pension. Mrs. Landy, 840 Westend Ave, (nahe 101. Str.). 3 möblierte Zimmer zu vermieten; mit und ohne Pension. Weil, 601 West 156. Str. Apt. 64. Modern möbliertes geräumiges Zimmer zu vermieten; mit, oder ohne Frühstück. 600 West 136. St., Apt. 3B. Telephon: AUdubon 3-3898. One large single room; elevator in house. Julius Katz, 150 West 104. Str., Apt. 52. A. BAUM 427 Johns Place, Brooklyn. Apt. II preiswert zu vermieten. Deutsch-Jüdische Organisationen in den U. S. A. Befreundete Organisationen ausserhalb New Yorks sind an uns mit der Bitte heran- getreten, ihre Monatsprogramme in unserer Zeitschrift zu veröffentlichen. Wir kommen diesem Wunsche umso lieber nach, als wir darin den ersten Schritt zur Verwirk- lichung des schon lange geplanten Dach- verbandes deutsch-jüdischer Organisationen sehen. PHILADELPHIA, Pa. Central Club of Philadelphia. Eine Vereinigung deutscher Juden. Programm und sonstige Auskünfte er- hältlich: Tel. POplar 1416. Eigenes Klubhaus: 1505 North 15. Str. I'ITTSBURGH, Pa. Friendship Club, Pittsburgh. Clublokal im Gebäude der Y.M. & W.H.A., Bellefield Ave. Alle Auskünfte werden durch diese Adresse erteilt. Klubabende jeden Donnerstag. Programm (Februar): Ist Thursday: Social Meeting. 2nd Thursday: Educational Evening. 3rd Thursday: Jewish Evening. 5th Thursday: Gathering at the home of Mr. Frey. NEWARK, N. J. Deutsch-Jüdischer Klub, Newark, Versammlungsabends sind von Mittwochs auf Montags verlegt worden. Alle Zusammenkünfte finden im Y.M.H.A., 652 High Str., Newark, statt. Montag, d. 8. Februar 1937, 8:30 abds.: Vortrag — in englischer Sprache — von Prof. Wilhelm Mitwitzky von Barringer High School, Newark. Thema: "What Is American Education?" -Sonntag, den 14. Februar 1937, 3 Uhr nachm.: Musikalischer Nachmittag. Ar- ranged through Mrs. J. Lehmann by the "Parents Music Forum" of the Council of Jewish Women of Newark under the direc- tion of Mrs. Albert Rosenthal. Montag, d. 22. Februar 1937, 8:30 abds.: Vortrag in deutscher Sprache von Dr. Wil- fred C. Hülse. Thema: Jüdische Gegenwart — Jüdische Zukunft. DAS MACHT NIX, SELMA ANYTHING GOES!! DON T KNOW x* WIE ICH MICH DRESSE SOLL FOR DE MASKENBALL VOM GERMAN JEWISH CLUB e « COMB äS I» Motto: -flntjthinq (jcres /// SONNABEND, MECCA TEMPLE, den 13. Februar 1937, abends 9 Uhr 133 West 55. Strasse (zw. 6. u. 7. Ave.) wertvolle Preise für die besten Damen- und Herrenmasken Eintrittspreise: Vorverkauf für Mitglieder (nur im Klubhaus) . . . . $0.75 Vorverkauf für Gäste...... . ............... .. 1.10 An der Abendkasse......................... 1.35 • Umkleideräume stehen zur Verfügung. Ein Preis für die beste Gruppe Ein Spezialpreis (gestiftet von Kitty Schiff) für das originellste Damenkostüm KARTENVORVERKAUF bei: Kurt Werner 6t Co., 1 1 Broadway—DIgby 4-6494; Kitty's Beauty Salon, 1 245 Lexington Ave.— RHinelander 4-7 147; Irmgard Gottschalk, 395 Fort Washington Ave.—WAdsworth 3-0698; Ladies Hosiery & Apparel, Rosa Simons, 345 Amsterdam Ave.—SUsquehanna 7-5675; Mecca Temple Casino, 135 West 55. Str.—Clrcle 7-1233, und im Klubhaus, 210 West 91. Str. Nochmals: Solidarität in der Emigration? Zuschriften aus dem Leserkreise. Der Leitartikel unserer Januar-Ausgabe hat eine lebhafte Kontroverse in unserem Leserkreis ausgelöst. Die Schriftleitung hat so viele Zuschriften sowohl zustimmender als auch ablehnender Natur erhalten, dass es schon wegen IMatwnuingcl.s ganz un- möglich ist, sie alle hier zum Abdruck zu bringen. Nach eingehender Besprechung mit dem Vorstand, haben wir beschlossen, nur einige repräsentative Briefe hier zu veröffentlichen. Damit soll nicht zum Aus- druck gebracht werden, dass die nicht ver- öffentlichten Zuschriften uns weniger wert- voll waren, aber sie enthalten im Prinzip nur Wiederholungen dessen, was in den nachfolgenden Antworten ausgesprochen wird. New York, 18. Januar 1937. An die Redaktion des "Aufbau". Durch das Abdrucken unseres Aufrufs und die redaktionelle Beschäftigung mit unserer Aktion haben iSie der "Selbsthilfe deutscher Ausgewanderter" einen grossen Dienst erwiesen. Wir haben bereits von verschiedenen Seiten daraufhin Zuschriften und Spenden erhalten. Umso wichtiger ist es uns, dass Sie die Beweggründe und Grundsätze unserer Bemühungen genau kennen. In dem letzten Abschnitt Ihres Leitartikels in der Ausgabe vom 1. Januar 1937 sprechen Sie den Wunsch aus, dass aus den Ergebnissen unserer Sammlung unter den deutschen Emigranten in den Vereinigten Staaten nur, oder doch in aller- erster Linie wieder Emigranten in den Vereinigten Staaten unterstützt werden. Sie sprechen sogar ganz speziell von New York und meinen, die New Yorker sollten sich auf die Linderung des Elends in New York beschränken. Wir möchten Ihnen nun erklären, warum das nicht die Absicht der Menschen ist, die aus ihrer Kenntnis der schlimmen Not unter den deutschen, Emigranten die Selibstbe- steuerun gs-Aktion eingeleitet haben. Wer mit den Problemen der Hitler-Emigration vertraut ist, der weiss, dass jene Emi- granten, denen es gelungen ist, ein Ein- wanderungsvisum in die Vereinigten Staa- ten zu erlangen, vergleichsweise zu den Bevorzugten und Hoffnungsvollsten ge- hören. So schwer ihre Lage und ihre Zu- kunftssorgen sein mögen, so gemessen sie doch vom ersten Tag an zwei Wohltaten: Sie dürfen jede Arbeit übernehmen, die sich ihnen bietet und zu der sie die nötige Anpassung erworben haben, und die mei- sten unter ihnen finden hier irgendwelche Angehörige, Freunde oder Hilfsorganisa- tionen, die ihre ersten Schritte leiten und erleichtern können. Von all dem ist in den meisten europäischen Ländern keine Rede. Weder in Frankreich, noch in England, noch in der Tschechoslowakei erhalten deutsche Emigranten irgend eine Arbeits- erlaubnis. In England ist schon die Ein- reise so erschwert, dass nicht viele Emi- granten dort Zutritt erhalten, sodass man kaum von Massenelend unter den Emi- granten in England sprechen kann. In Holland, wohin ständig ein Hauptstrom der deutschen Emigranten geht, haben die be- reits dort Ansässigen seit geraumer Zeit eine so wirksame Selbsthilfe-Organisation nach der Art der unseren geschaffen, dass sie in der Lage zu sein scheinen, wenig- stens die jüdischen Emigranten vom äusser- sten Elend zu bewahren. Alle diese mil- dernden Umstände gelten nicht für Frank- reich und für die Tschechoslovakei. In Paris und Prag sammelt sich daher das schlimmste und bedrohlichste Emigranten- elend. Menschen, die ohne Mittel in Angst um ihr Leben über die französische und tschechische Grenze fliehen, andere, die in den letzten Jahren ihre spärlichen Mittel aufzehren mussten, weil sie vor der gesetz- lichen Unmöglichkeit standen, sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen — das sind Fälle, in denen Leben und Tod von einem schnellen Eingreifen helfender Menschen abhängen können. In diesen beiden Län- dern gibt es zu wenige Emigranten., denen es gelungen wäre, sich wieder eine erträg- liche Existenz zu gründen, und deshalb ist an Ort und Stelle auch wenig Hoffnung auf Akte der Solidarität, wie wir sie planen. Unsere früheren deutschen Mitbürger, die durch dieselbe Not ihre Existenz in Deutsch- land eingebüsst haben wie wir, sind daher auf unsere Hilfe angewiesen. Es wäre ein Unrecht, den Emigranten in Amerika, die selbst zum grossen Teil noch mit den Problemen der Auswanderung ringen, eine Selbstbesteuerung zuzumuten, wenn wir nicht aus diesen Mitteln die Not dort lin- dern wollten, wo sie am dringendsten ist. Wo immer wir solche Lebensnot finden, sei es in Paris, Prag, New York oder sonst wo, da fühlen wir uns verpflichtet einzugreifen und glauben, dass wir nur so dem schönen Solidaritätsgedanken gerecht werden, der unseren Spendern am Herzen liegt. Hochachtungsvoll, Prof. Dr. Tillich, Obmann der "Selbsthilfe deutscher Ausgewanderter". • * • An die Schriftleitung des "Aufbau". In dem Artikel "Solidarität in der Emi- gration" sind mit erfreulicher Offenheit Tatsachen ausgesprochen worden, die bei nur-jüdischer Betrachtung des Emigranten- Problems gerne übertüncht und verschwie- gen werden. Wer hätte die geschilderten Typen nicht schon kennen gelernt. Es sind übrigens dieselben, die sich peinlich berührt fühlen, wenn man die Judenverfolgungen Hitlers mit denen des Zaren vergleicht oder gar es wagt, die Unterdrückung der Neger in Amerika als Beispiel, heranzuziehen. Nein, man ist doch glücklicherweise noch etwas Besseres. Was in dem Artikel gesagt wird, ist an- gebracht und zeitgemäss, aber nicht er- schöpfend. Die Tatsache, dass die deut- schen Juden als Rasse verfolgt werden, schafft die Klassenschichtung und die Klas- sengegensätze bei den Juden selbst nicht aus der Welt. Wer das annimmt, gibt sich Illusionen hin. Das Elend macht nur dann die Menschen gleich, wenn es sie gleich schwer betrifft. Das aber ist augenschein- lich nicht der Fall, sonst gäbe es die kriti- sierten Zustände nicht. Der oberen Schicht, die viel besass, gelang es, wenn nicht alles, so doch vieles zu retten. Dije grosse Mehr- zahl der Einwanderer, die wenig oder nichts hat, muss froh sein, wenn sie mit heiler Haut davonkommt. Wie käme Herr Bankier X. und Frau Fabrikantin Y. dazu, sich um all die kleinen Leute zu kümmern, die für $12 und $15 die Woche den Existenzkampf aufnehmen müssen? Schon in der Ueberschrift des Artikels liegt die Täuschung. Solidarität ist ein Be- griff, der aus der sozialistischen Bewegung stammt. Er wurde geboren, ebensosehr aus wirtschaftlicher Notwendigkeit wie aus ge- sinnungsmässiger Erkenntnis. Er bedeutet: Zusammenstehen, einer für alle, alle für e!nen. In der bürgerlichen Welt, wo jeder stich selbst der nächste ist, wo zählt, was ein Mensch hat, nicht was er ist, da kann es bei einzelnen sensitiven Naturen wohl Mitgefühl und Wohltätigkeit geben, niemals aber Solidarität. Man vergisst -ganz, dass die Welle der deutsch-jüdischen Einwanderung nicht die erste und nicht die grösste ist, die sich über die Vereinigten Staaten ergiesst. Kamen nicht zu Beginn des Jahrhunderts Millionen von Erniedrigten und Beleidigten aus Polen und Russland? Sie kamen ohne Geld und Titel, ohne "Lift" und Reisekoffer. Sie kamen auf dem Zwischendeck und ihre Habseligkeiten waren in einem Bündel zu- sammengeschnürt. Sie waren arm und un- wissend, aber im Sweatshop, an der Ma- schine wurde ihnen klar, Männern und Frauen, was Solidarität bedeutet. Durch ihre Gewerkschaften, aus eigener Kraft, haben sie Schritt für Schritt um eine Ver- besserung ihrer Lage gekämpft und tun es noch, Von ihnen müssen die heutigen Emi- granten lernen. L. S. * • • Sehr geehrter Herr Dr. Schlesinger. Ich hatte heute wieder Gelegenheit, im Wartezimmer des Komitees für deutsche Flüchtlinge Ihre Zeitung "Aufibau" vom 1. Januar zu lesen, und wiederum musste ich zu meinem Bedauern feststellen, dass die Tendenz Ihrer Leitartikel, nach meiner Ansicht unbewusst, zu einer Verächtlich- machung deutscher Flüchtlinge beiträgt. Es gibt gewiss manches und vielleicht vieles an den deutschen Einwanderern aus- zusetzen, aber dasselbe kann man wohl von allen Klassen und Rassen sagen. Aber da in allen diesen Artikeln immer wieder die Entschuldigung auftaucht, dass es sich um nur ganz vereinzelte Fälle han- delt auf die die Kritik sich bezieht, warum dann überhaupt solche vereinzelte Fälle er- wähnen und die Handhabe zu einer Verall- gemeinerung zu bieten. Die meisten von uns haben ein schweres Schicksal zu tragen, und diese Angriffe sind wie ein Faustschlag gegen uns, die wir am Boden liegen und vielleicht im Begriffe sind, uns wieder aufzurichten. Dazu kommt nun noch in dem letzten Artikel eine Sache, die ich eigentlich als Denunziation ansehen muss. Der Artikel- schreiber sagt: "Weiss Gott, wie sie ihr Geld nach Amerika gerettet haben". Ich freue mich, wenn ich höre, dass es jemandem gelungen ist, sein ehrlich er- worbenes Geld zu retten. Eine derartige Sache aber zu drucken kann für Auswan- derer nur neue Erschwerungen und Schi- kane bringen durch Glaubensgenossen. Was weiss der Artikelschreiber von der Dame mehr als dass sie in einem Auto vor- fuhr und ein Lorgnon trug? Vielleicht hat sie das ihre zur Linderung der Not beige- tragen, ohne es in dem Buchladen beson- ders zu erwähnen. Dass sie ein Buch von Thomas Mann haben wollte, zeigt doch ge- wiss nicht von kulturellem Tiefstand. Wenn der Artikelschreiber dann sagt: "Wir wollen nicht verallgemeinern, wir wollen nicht ungerecht sein", so vergisst er, dass es nicht mehr in seiner Macht liegt, sobald sein Artikel gedruckt ist, diese Verallgemeinerung durch Gegner, die auf so eine Gelegenheit nur warten, zu ver- hindern. Ich denke, dass eine stärkere Zurückhal- tung ein Gebot der Stunde ist. Es gibt genug Dinge, über die man heute schreiben kann, und eine Kritik, die sich, wii' zugegeben, nur aus vereinzelte Falk? bezieht, ist nicht nur_unnötig, sondern auch zwecklos, da sie wohl kaum von den paar Leutchen gelesen wird,, die getroffen wer- den sollen. Mit vorzüglichster Hochachtung, L. IJ.. lt. Lieher Doktor! Sie werden erstaunt sein, plötzlich wie- der etwas von mir zu hören. Ich hin schreib- fauler geworden, und im übrigen wissen Sie ja, dass ich mich nicht gerne an die Maschine setze, wenn ich kein Zeilenhonorar erwarten kann. Um zur Sache zu kommen. Ich habe die 1 leiden letzten Ausgaben des "Aufibau" ge- lesen, und ich muss Ihnen sagen, dass mir die darin enthaltenen Leitartikel sauer ausgegossen sind. Sehr sauer sogar. Ich weiss nicht, wer sie verzapft hat, aber letz- ten Endes sind iSie als Redakteur doch der Verantwortliche. Beide Artikel befassen sich mit der jüdischen Emigration, aller- dings in einer Art, die dem Wort "Aufbau" gewiss nicht gerecht wird. Denn das, was diese Artikel rügen oder an den Pranger stellen — ich brauche nicht zu zitieren —, kann das Los der aus dem Hitler reich Ver- stossenen gewiss nicht erleichtern. Im Gegenteil, die Artikel wirken eher zer- setzend als verbindend, was in Anbetracht der traurigen Ereignisse doch gegeben wäre. Was soll diese Hetze gegen die reichen Emigranten, deren Zahl gewiss nur sehr gering ist und einen verhältnismässig kleinen Teil der Eingewanderten bildet. Das Beispiel mit der eleganten Dame "Emigrantin natürlich" (so sagt Ihr Ar- tikel) kann mir nicht imponieren. Die Sache sieht ein wenig danach aus, dass sie an den Haaren herbeigeholt ist, und im übrigen ist die Geschichte mit der Bücherauswahl und dem eleganten Auto in ihrer Art zu gewaltsam in den Vordergrund gestellt, Sie wissen genau so wie ich, dass der grösste Teil der Emigranten fast mittellos nach hier gekommen ist, und Wenn es einige wenige wohlhabende deutsche Juden verstanden haben, ihr Geld nach hier zu retten, dann kann uns das nur recht sein, denn sonst würde Hitler damit nur Kanonen und Kriegsschiffe bauen. Sie machen den Fehler, einen Einzelfall so aufzubauschen, dass man annehmen könnte, dass Sie in den Kreisen der deutschen Emigration eher den Hass als ein Zusammenwirken fördern wollen. Sie zäumen das Pferd am verkehr- ten Ende auf. Aber wir Juden haben nun einmal den Fehler, die Selbstironie auf die Spitze zu treiben, und wenn wir sie in der Emigration fortsetzen, dann brauchen wir uns nicht zu wundem, dass man uns hier nicht mehr mitleidig, sondern verwundert betrachtet. Gewiss, es giibt vielleicht einige Parasiten der Emigration, aber es ist meines Er- achtens nicht die Aufgabe Ihres Blattes, die angeschnittenen Dinge zu vergröbern, sondern einen Ausgleich herzustellen. Im übrigen ist eine Polemik, wie Sie sie trei- ben, völlig zwecklos. Sie schiesst zudem weit über das Ziel hinaus. Es bleibt dabei: der weitaus grösste Teil der eingewanderten Juden ist mittellos oder mit wenig Mitteln hier eingetroffen, und Sie haben mit Ihrem Artikel diesen Krei- sen gewiss keinen guten Dienst geleistet. Wenn Ihre Zeitung ihrer Aufgabe gerecht werden will, dann muss sie eine andere Tendenz einschlagen und nicht eine frucht- lose Kritik an einer kleinen Gruppe üiben. Die wahren "Leidensgenossen" der Emi- gration erwarten etwas anderes von Ihnen. Sie werden Ihrem Artikel kaum Verständ- nis entgegenbringen können. — Also, wer- den Sie dem Namen Ihrer Zeitschrift "Auf- bau" gerecht und handeln Sie dement- sprechend. . Ich verbleibe mit den besten Grüssen Ihr J. S. P. S. — Ich habe nichts dagegen, wenn Sie meinen Brief veröffentlichen. Alte jüdische Friedhöfe in Manhattan, Ein Beitrag zur jüdischen Geschichte New Yorks. Komme ich in eine Stadt, von der ich weiss, dass sie eine alte jüdische Gemein- schaft besitzt, dann drängt es mich, hin- auszugehen zu dem Platz, der in Deutsch- land der "Gute Ort" genannt wird. Es ist so, als ob ich beim Lesen der Namen und Inschriften einen tieferen Einblick gewinne in das Leben und Treiben einer Gemein- schaft von Juden, die lange vor mir gelebt haben, die den Stempel ihrer Anwesenheit unverkennbar unserer Gegenwart aufge- drückt haben. Ein merkwürdiges Gefühl befällt mich, wenn ich zwischen den Stei- nen stehe und Jahreszahlen lesend die Gegenwart vergesse. Als ich den alten jüdischen Friedhof in Haigerloch betrat, der einsam, weitab vom Sädtchen liegt, als ich durch die Tore der weit älteren Friedhöfe von Worms, Speyer und Ulm schritt, überlief mich ein Schauer der Ergriffenheit. Hier lagen Männer, Frauen und Kinder, mir blutsverwandt, gedankensverwandt, leidensverwandt und kampfesverwandt. Hier lagen Menschen, die vor Jahrhunderten schon den gleichen, wenn nicht schwereren Kampf führer mussten, den auch ich, den wir alle führen müssen, den Kampf gegen unsere Verfolger und Bedrücker. Stumme Zwiesprache hielt ich mit ihnen, mich in ihr Leben, in ihre Zeit zurück- versetzend. Und aus dieser stummen Zwie- sprache wuchs in mir die innere Verpflich- tung, so wie alle die, die dort ruhten, für alles das einzutreten und zu kämpfen, was uns heilig ist — Rasse, Volk, Judentum, Judenheit. War es daher ein Wunder, wenn ich nach kurzer Zeit meines Hierseins die Orte suchte, die hier in New York stilles Zeugnis ablegen von jüdischem Leiden, von hartem Kampf ums Leben und härterem Kampf noch ums Sterben, der jüdischen Erstsiedler New Yorks. Teils durch Zufall, teils durch Umfrage fand ich sie. Von ERIC DE JONGE. Die interessantesten Bindeglieder zwi- schen alter und moderner Judenheit nicht allein New Yorks, sondern Amerikas sind drei kleine, weit auseinanderliegende Fleck- chen Erde im unteren Manhattan, auf denen einige zeitzermürbte Grabsteine stehen. Diese winzigen Plätze sind unsere Erinne- rungen an die erste jüdische Gemeinde, die sich in Nordamerika gebildet hatte und an die, die sich in den nächsten 200 Jahren bildeten. Als vor einigen 400 Jahren die Juden aus Spanien und Portugal getrieben wurden, liess sich ein grosser Teil von ihnen in Amsterdam nieder; andere, verhältnismäs- sig wenige, gingen in die holländischen Be- sitzunden in Südamerika. Im 17. Jahrhun- dert wanderte eine grössere Anzahl spani- scher und portugiesischer Juden nach Bra- silien aus, das unter holländischer Herr- schaft stand. Nach wenigen Jahren Auf- enthaltes aber mussten sie die Faust der portugiesischen Regierung spüren, die die Herrschaft über Brasilien inzwischen er- rungen hatte. Vor die Wahl gestellt, sich taufen zu lassen oder als Verräter und Ungläubige behandelt zu werden, beschlos- sen sie, ihr Bündel wieder zu schnüren und den Wanderstab zu ergreifen. Sie ent- schieden sich in dieser Notlage, nach den Niederlanden zurückzukehren, das ihnen wenigstens Glaubensfreiheit gab. So setz- ten 16 Schiffe im Jahre 1654 ihren Kurs nach Europa. Unterwegs trennte sich ein Schiff von der Gruppe. Es ist bis heute noch nicht mit Sicherheit festgestellt, ob es freiwillig sich trennte oder durch Sturm gezwungen den Anschluss verlor. Im Sep- tember des Jahres 1654 erreichte die Barke "St. Catarina" den Hafen von Neu Amster- dam und landete 23 Juden. Es ist nachge- wiesen, dass sie nicht die ersten Juden waren, die nach Neu Amsterdam kamen; alw Einzelpersonen waren Juden, wenn auch nur vorübergehend, in die neue Kolonie gekommen. Nachweislich die ersten jüdi- schen Siedler waren Jacob Barsimson und Jacob Aboaf, die im August 1654 mit dem Schiff "Pear Tree" ankamen und die später eine bedeutende Rolle in der Geschichte der Juden Neu Amsterdams spielten. Die Gruppe von 23 Juden aber war die erste grössere Gemeinschaft, von der wir wissen. Bei ihrer Ankunft wurde ihre sämtliche Habe beschlagnahmt und öffent- lich versteigert, um ihre Ueberfahrt zu be- zahlen. Da der Erlös nicht genügte, wur- den David Israel und Moses Ambrosius in Haft behalten, bis die Schulden der Gruppe getilgt waren. Im Frühjahre des nächsten Jahres kamen andere Juden, und mit dem Hinzukommen weiterer Flüchtlinge aus Brasilien wuchs die Zahl der jüdischen Einwohner Neu Amsterdams. Nicht lange darauf begannen sie Gottesdienste abzu- halten, zu denen man sich in den Wohnun- gen versammeln musste, da man keine Synagogen besass; Juden durften keinen Grundbesitz erwerben. Im Jahre 1064 er- rangen die Engländer die Herrschaft über die Kolonie und benannten Neu Amsterdam New York. Im Jahre 1686 wurde von Gou- verneur Dongan ein Gesuch, öffentliche Gottesdienste, d. h. in einem dazu bestimm- ten Gebäude zu beten, abgelehnt. Jedoch hatte der Duke of York, dem New York verliehen worden war, vorher schon An- ordnungen erlassen, die allen Personen der Kolonie Glaubensfreiheit gaben. Wann die Juden von diesen Anordnungen Gebrauch machten, steht nicht fest. Es besteht die Wahrscheinlichkeit, dass man im Jahre 1691 schon ein Gotteshaus hatte. Mit Sicherheit aber weiss man von einer Synagoge des Jahres 1695, die an der Südseite der heu- tigen Beaver Street lag (zwischen Broad- way und Broad Street). Die Synagoge wurde bald zu klein für die Gemeinde, die an Anzahl und Reichtum wuchs, und man errichtete im Jahre 1728 an der Mill Street, heute South William Street, ein neues Ge- bäude. Heute ist diese Gemeinde eine der reichsten und einflussreichsten in Amerika und der Name, den sie bei ihrer Gründung wühlte, hat heule immer noch .st-ine Gültig- keit: Shearil.Ii Israel. Bevor man daran dachte, ein (i olles haus zu errichten, war man sich der Notwendig- keit eines Begräbnisplalzes bewussi. Im Jahre 1(555 richtete die kleine Gruppe der .Juden ein tiesuch zwecks Gründung einer Begräbnisstelle an den damaligen nieder- ländischen Gouverneur Vieler Sluyvei.anl. Dieses Gesuch wurde mit der Begründung abgelehnt, dass ja noch kein Todesfall er- folgt sei, und daher eine Begräbnisstätte überflüssig sei. Man wandte sich an einige eiinsluswreiche jüdische Kaulleute in Hol- lami, Direktoren der Niederländisch-West- indischen Kompagnie, der die Kolonie und ihr Gouverneur unterstellt waren. Stuyve- sant erhielt einen nicht misszuverstehenden Wink, in seiner antijüdischen Haltung nachzulassen. So wurde im Jahre 1656 ein erneutes Gesuch bewilligt und- die Juden erhielten für ihre Zwecke eine kleine Ecke Erde "ausserhalb der Stadt" in der Nähe der Bouwerie zugewiesen. Im Jahre 1682 kaufte Joseph Bueno de Mesquita das Stückchen Land für die jüdische Gemein- schaft. Was wir heute an der New Bowery unter- halb vom Chatham Square noch sehen, ist nur ein kleiner Teil des.alten "Beis Chajim". 1728 war die Stätte gefüllt und Mordecai Gomez kaufte weiteren Grund hinzu. Man hatte nun einen Begräbnisplatz, dessen un- gefähre Fläche von den heutigen Strassen Park Row, Madison Street und Oliver Street eingeschlossen wurde. Dann wuchs die Stadt um den Platz herum und eine weitere Vgrgrösserung war nicht möglich. 1856 wurde ein Teil des Friedhofes ent- eignet und die Verlängerung der Bowery hindurchgelegt. 256 Gräber wurden geöff- net und die Gebeine auf einem anderen Friedhof an der 21. Strasse und 6. Avenue neu gebettet. Was heute noch übrig von diesem ersten jüdischen Friedhof ist, hat sich nicht geändert. Eingeengt von Häu- sern, die Hochbahn rattert vorbei, und immer noch kann man auf zerfallenen Steinen die segnenden Hände eingemeisselt sehen, die anzeigen, dass hier ein Nach- komme Aarons seine Ruhestätte gefunden hat. Es sind die gleichen Gräber, die gleichen Steine und Sarkophage, vor Jahrhunderten errichtet, aber Wind und Wetter haben manche Inschriften und Zeichen unentziffer- bar gemacht. 36 Männer, Frauen und Kin- der liegen hier ungestört, und 14 der Män- ner halfen während des amerikanischen Unabhängigkeitskriege ihrem neuen Vater- lande den Sieg zu erringen. Das älteste bekannte Grab ist das des Benjamin Bueno de Mesquita, den man 1683 in die Erde senkte. Auf seinem Grabe ist ein flacher Stein von eigenartiger Form und Farbe, die anzeigen, dass hier ein wohlhabender Jude liegt. Die gereimte spa- nische Inschrift lautet übersetzt etwa: Begraben unter diesem Stein Liegt Benjamin Bueno des Mesquita. Er starb und ging ins ew'ge Leben ein Am vierten Tag des Cheschwan. Es warte! seine See!', ' ■ Der ird'sehem Form entrückt, ■' Aul' ihren Gott, der ohne Fehl Die Toten seine» Volks .belebend, Mit Ewigkeit ohn' End beglückt. 1683. Mordecai Gomez liegt hier, ferner Rabbi Gershom Mendez Seixas, einer der grossen Rabbiner Amerikas, der nicht unter dem Joch englischer Besatzung leben wollte und freiwillig die Stadt verliess, um erst 1784, nach Abzug der Engländer, zurückzukehren. Ein grosser Sarkophag, der über dem Grabe Walter J. Judahs steht, erzählt die Geschichte eines frühen Märtyrers der Wissenschaft: "In memory of Walter J. Judah, Student of Phyfic, who, worn down by his Exertions to Alleviate the Süsser- ings of his fellow Citizen® in that dreadful Contagion that Vifisied the City of New York in 1798, feil a Victim in the cause of Humanity the 5th of . . . AjM. 5559, correfponding with the 5th of September, 1798. Aet 20 Years, 5 Months and 11 Days." Eine weitere Inschrift in Hebräisch er- zählt von der Pockenepidemie, die 1798 in New York, das damals 42,000 Seelen zählte, herrschte. Moses L, M. Peixotto, ein bedeutender Rabbiner der Gemeinde, wurde auch hier bestattet. Im Jahre 1805 eröffnete die Gemeinde einen neuen Friedhof an einem kleinen Hügel, der das Flüsschen Minetta (Minetta Brook) überschaute, das heute noch, wenn auch unterirdisch, durch Greenwich Village Messt. Hier bestattete man die Opfer der Gelbfieberepidemie; als jedoch im Jahre 1.829 die Stadt ihre Strassen weiter aus- legte, wurde der grösste Teil des kleinen Platzes ein Teil der 11. Strasse. Was übrig blieb, war ein kleines Dreieck von einigen Quadratmetern, das man heute noch an der Südseite der 11. Strasse, östlich der 6. Avenue, sehen kann. Wieder war man gezwungen, sich nach einer neuen Stätte umzusehen. Im gleichen Jahre erwanb man einen Platz, der eine halbe Meile nördlich des alten gelegen war. Er lag an der Love Lane, eine Strasse, der die heutige 21. Strasse folgt. Der Ueber- vest dieses Friedhofes liegt an der West- seite der 6. Avenue. Auf diesem Friedhof regt ein Stein besonders die Neugierde des Besuchers an. Denn nicht alle Tage findet man auf einer jüdischen Begräbnisstätte den guten Walliser Namen Cadwalader. Im Jahre .1857 verbot der Stadtrat alle weiteren Begräbnisse südlich der 86. Strasse und so konnte auch diese Stätte nicht mehr benutzt werden. Der Friedhof an der Bowery, der erste jüdische Friedhof Nordamerikas, wird be- treut von der Spanisch-Portugiesischen Synagoge Shearith Israel und alljährlich am "Decoration Day" pilgern Mitglieder der Gemeinde dorthin, um das Gedächtnis derer zu ehren, die als Juden für die Unabhängig- keit und Freiheit ihres Landes1 stritten. Voranzeige: Sonntag, den 21. März 1937 F r i Ihi E ä e | s E @ s fl im Mecca Temple, 133 West 55 Strasse, New York. Moses, Bermeo&Haas Anwälte für aus- ländisches Recht » Beratung u. Korrespondenz in allen deutschen Rechts- angelegenheiten, Prozess- und Erbschaftssachen. Vertragsentwürfe Firmengründungen Geldtransferierungen Einwanderungen « FRITZ MOSES vorm. Landgericht Berlin prakt. seit 1926 in New York » ALFRED HAAS vorm. Deutscher Rechtsanwalt O 50 BROAD STREET NEW YORK, N. Y. Phone: HAnover 2-5842 Flaust rave INH. WALTER PLAUT Expert in Einwanderungs- fragen, Affidavits etc. Autorisierter Agent für Schiffahrts-, Flug-, Bus- und Eisenbahnlinien. Alle V ersicherungen • Notary Public • VERGNÜGUNGS- REISEN - CRUISES • 79 MADISON AVENUE Ecke 28. Str. New York City Tel.: CAledonia 5-1432 MAYER'S RESTAURANT Inc. 1544 THIRD AVENUE Near 87th Street Erstklassige Küche ff. Weine und gepflegte Biere Barbetrieb Gemütliche Klubräume CHARLES MAYER Am Sonntag, den 14. 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CAIedonia 5-1432 United States Lines AUFBAU Vier Jahre Hitler Von Fritz Türk. Am :UJ. Jan. waren es nun schon 4 Jahre, seitdem das braune Gesindel das deutsche Volk 'belügt uiui bestiehlt. Ks ist nicht Auf- gabe dieses Artikels, die Kräfte zu untersu- chen, die dem Nationalsozialismus zur Macht verhalfen. Aber o« is't doch wesentlich, fest- zustellen, dass der Faschismus, an den Mittelstand appellierend, sich von Anfang an in den Dienst des Grossibcsit/zes gestellt hat. Und wenn ich Grossbesitz sage, so kenne ich keinen Unterschied zwischen den O'stelbischen Agrarjunkern und den In- dustriebaronen an Rhein und Ruhr. Die Interessen beider Gruppen sind und waren immer den Interessen der Gesamtheit ent- gegengesetzt. Sie stritten sich gelegentlich über Zölle. Am Ende aber einigte sie der gemeinsame Hass gegen all das Wenige, was die Republik ihren ärmsten Söhnen zugedacht hatte. Es war wirklich herzlich wenig, aber immer noch zu viel in den Augen jener, die Jahr für Jahr neu su'b- ventiert werden mussten. Solange die Re- publik ihren Zwecken diente, wurde sie toleriert. Als Erwerbslosigkeit und Hunger das deutsche Volk zermünbten und unzu- frieden machten, musste ein neuer Ausweg gefunden werden. Der neue Ausweg war der Faschismus. So war der Führer am 30. Januar nicht mehr der Führer aller jener Millionen, die in jahrelanger Kleinarbeit und Propaganda ihm den Aufstieg ermöglichten, sondern der gekaufte Lakai von wenigen Privile- gierten. Das ursprüngliche Programm hatte er schon längst vergessen. Das Wort "So- zialismus" wurde durch Blutgemeinschaft ersetzt. In seiner berühmten Antrittsrede forderte er 4 Jahre, um das deutsche Volk wieder glücklich zu machen. In 4 Jahren wird jeder Deutsche ein freier Mann auf freier Erde sein, der Bolschewismus vernichtet und alle Standesunterschiede werden aus- geschaltet sein. Die 4 Jahre sind verstrichen. Wir haben zu untersuchen, in welchem Verhältnis steht das Erreichte zu dem Versprochenen. Es ist grausam, all das aufzuzählen, was das deutsche Volk in dieser Zeit erleiden musste. Hunderttausende wurden in die modernen Folterhöhlen (genannt Konzen- trationslager) gesteckt, Tausende ermordet. Juden wurden zum Freiwild der Streicher und Genossen. Die Strasse gehört nur den- jenigen, die eine Uniform besitzen und an der Seite einen Revolver tragen. Die Schule dient zur Heranbildung von Rekruten. Die Universität wird zur Vorbereitungsanstalt für Unteroffiziere. Göring forderte in sei- nem berühmten Ministerialerlass auf, in jedem Falle zu schiessen. "Ich schütze jedten Beamten; der einen Unschuldigen er- schiesst. Ich werde aber mit grausamer Härte gegen alle diejenigen vorgehen, die eine Kugel zu wenig gebrauchen." Das ganze deutsche Reich wurde zu einer ein- zigen grossen Kaserne, in der der Krieg systematisch vorbereitet wurde. Es ist Ehrenpflicht, gerade hier all der unzähligen Helden zu gedenken, die trotz grösster Erniedrigung ihren Idealen treu blieben und bewiesen, dass die Idee der Freiheit und Gerechtigkeit auch in Stun- den grösster Not immer neue Anhänger findet. In einer Zeit, wenn Hitler, Rosen- berg, Göbbels längst vergessen sein wer- den, wird man den Hamburger Arbeiter Wolf ehren, der — bevor man ihn zum Richt!»lock führte — nach seinem' letzten Wunsch gefragt wurde. Er verlangte, seine rechte Hund erheben zu dürfen. Es wurde ihm gewährt und mit aller Kraft sauste die Faust in das Gesicht seiner Henker. Dann legte er freiwillig seinen Kopf auf den Ilolzbloclc. Erich Mühsam wird ge- feiert werden als wahrer Freiheitsdichter, der mit dem Leben einstand für das, was er geglaubt und gelehrt hatte. Wie steht es mit dem "Wirtschaftserfol- gen" des Nazisystems ? Die Wirtschaft wurde in den Dienst des kommenden Krie- ges gestellt. Unabhängigkeit vom Ausland wurde propagiert. Rohstoffe wie Gummi, Oel, Wolle, etc., die Deutschland nicht selbst erzeugen kann, werden von genialen deut- schen Chemikern "synthetisch" hergestellt. Erwerbslose gibt es nicht mehr, diafür müssen Millionen Zwangsarbeit für einen miserablen Lohn leisten. Der Durch- schnittslohn an den soviel gepriesenen Auto- strassen — deutlicher gesprochen, Aüf- marschstrassen — beträgt 50 Pfennige pro Stunde. Zieht man davon all die verschie- denen Abgaben ab, so kann man sich leicht vorstellen, dass Deutschland keine Fette braucht, weil der allergrösste Teil der deut- schen Bevölkerung sie ja doch nicht be- zahlen kann. Die Brote, die früher noch dünn mit Pflanzenfetten 'bestrichen werden konnten, werden jetzt trocken gegessen. Dafür arbeitet aber die Kriegsindustrie in drei Schichten. "Munition ist wichtiger als Butter", schreibt die Göbbelspresse Tag für Tag. Deutsche sollen ihr Geld im Inland verbrauchen. Dafür sollen aber möglichst viele Ausländer ihr G^ld in Deutschland ausgeben. So verschlechtert sich der Lebensstandard des deutschen Volkes von Tag zu Tag. Das Manövrieren des Herrn Schacht kann den Devisenschwund nicht aufhalten. Derselbe Herr Schacht, der, als er seinen Posten als Reichsbankpräsident verlor, ins Ausland ging, um von dort aus gegen die Währungs- politik der Republik zu sabotieren, führt wirtschaftspolitisch das durch, was Hitler, Frick. Neurath innen- und aussenpolitisch tun, die Vorbereitung des Krieges. Der Krieg, den der Faschismus provo- ziert, wird der Anfang seines eigenen Endes sein. Nichts drückt unser Sehnen und Hoffen besser aus, als das Lied, das jene Männer und Frauen im Konzen- trationslager Börgermoor, die, nachdem sie tagsüber in Moor und Heide bis zur Be- wußtlosigkeit marschieren mussten, abends noch den Mut fanden, zu singen: Doch für uns giibt es kein Klagen, Ewig kann's nicht Winter sein. Einmal werden froh wir sagen, Heimat, du 'bist wieder mein. Dann zieh'n die Moorsoldaten Nicht mehr mit d«n Spaten Ins Moor. 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