mm 3. Jahrgang NEW YORK, DEN 1. APRIL 1937 ,119 No. 5 Tage der Entlarvung Niemand weiss, unter welcher Benennung unsere Gegenwart in die Geschichte ein- gehen wird. Wir schlagen vor, sie als eine Periode der Entlarvung dem Gedächtnis künftiger Geschlechter zu überliefern. Entlarvt ist Deutschland, denn bis auf eine verschwindende Minderheit sind die verantwortlichen Hüter seiner kulturellen Schätze in der Stunde der Erprobung jäm- merlich desertiert. Entlarvt ist die Welt, denn nur in einem Raum, in dem die geistig- sittliche Substanz fast schon bis zur Un- wirksamkeit verdünnt war, konnte ein Hit- ler zum Rang einer bestimmenden Gestalt aufsteigen. Entlarvt ist aber auch die Menschengruppe, auf die sich die Barbarei unserer Tage am wütendsten stürzt. * * * Man verstehe uns recht: So wenig wir den Tapferen und Treuen, die drüben in der alten Heimat sich der braunen Schlamm- flut entgegenstemmen, den Zoll liebender Bewunderung verweigern, so freudig wir die Männer und die Frauen grüssen, die inmitten von Stumpfheit und Feigheit die Welt an ihre Pflicht erinnern, genau so willig bewundern wir, was jüdische Men- schen den Zeitläuften an positiven Leistun- gen abtrotzen. Auf den Tafeln unserer Werte leuchtet das Wort Gerechtigkeit mit besonderer Kraft. Doch hier, in diesen Spalten, geht es um eine Diagnose (als den Auftakt zu einem Heilverfahren). Wir verzichten auf eine vorbereitende Untersuchung der Frage, ob es denn ei- gentlich statthaft sei, die jüdische Emigra- tion aus Deutschland für die Zwecke einer derartigen Krankheitserkennung herauszu- greifen. Wir sind auch entschlossen, den erhobenen Zeigefinger zu ignorieren, der von öffentlicher Erörterung jüdischer Nc- gativitäten abrät; das Gezeter über (an- gebliche) Beschmutzung des eigenen Nestes überlassen wir getrost den auslandsdeut- schen "Ariern", die um jeden Preis die streicherländische Wirklichkeit vor frem- den Blicken verbergen möchten . . . Um unsern Willen zur Objektivität zu erhärten, sei ohne weiteres zugestanden, Analyse und Appell Von DR. RUDOLF BRANDL dass gewisse üble Erscheinungen bei "ari- schen" Neuankömmlingen ebenso häufig zu beobachten sind wie bei jüdischen Immi- granten. Für Leute, denen diese Feststel- lung noch nicht genügt, sei hinzugefügt, dass bei dem "arischen" Teil der deutsch- amerikanischen Bevölkerung bestimmte peinliche Typen — vor allem der G'schaftl- huber mit dem Führer-Komplex und der kalte Hohlkopf, der aus dem Elend der Vertriebenen Nervenkitzel oder Geschäfts- reklame schöpft — keineswegs seltener sind als bei dem jüdischen Element. Man sollte aber auf jeden Fall einsehen, wes- halb wir auf das Phänomen eines jüdischen Emigrationsgewinnlers heftiger reagieren als auf einen "arischen" Burschen vom gleichen Schlag. * * * Mit Bedacht ist hier zunächst der Emi- grationsgewinnler in den Lichtkegel unse- rer Betrachtung gerückt. Nicht etwa, dass er zahlenmässig sehr erheblich ins Gewicht fiele; seine Bedeutung liegt vielmehr darin, dass er von der materiellen Hilfe und der moralischen Förderung, die jüdische Kreise in den Vereinigten Staaten den Opfern des deutschen Nationalsadismus gewähren, weit mehr verschluckt, als seiner geistig-mensch- lichen Potenz und — seinem inneren Ver- hältnis zur jüdischen Sphäre entspräche. Nicht genug damit, dass sich so mancher, der drüben im freien Wettbewerb von For- schung und Lehre kaum Durchschnitts- wuchs aufwies, in U. S. plötzlich als Bahn- brecher aufspielen durfte — es handelt sich hier oft um Personen, die drüben alles Jüdische bewusst von sich wegschoben und für den aufrechten Juden noch tief unter der Sippschaft Dr. Max Naumanns rangierten. ^ Auf die Gefahr hin, von Fanatikern der methodischen Strenge eines Mangels an wissenschaftlicher Sorgfalt beschuldigt zu werden, reihen wir, ohne uns über die Mög- lichkeit von Ueberschneidungen etc. lange den Schädel zu zerbrechen,, ein paar andere Spielarten aus der Formenfülle der deut- schen Neust-Einwanderung auf. Da sind z. B. die Wackeren, die mit einem Mal von einer inbrünstigen Renais- sance des jüdischen Bewusstseins befallen wurden. Ihre Rückkehr zu den sogenann- ten Wurzeln ihres Wesens ist in Wahrheit bloss Katzenjammer, und die fromme jüdi- sche Grossmutter, die momentan bei ihnen mit einem Rekordkurs notiert, wird rasch genug wieder vom Börsenzettel verschwin- den, sobald den Herrschaften die Gefahren für Leib und Scheckbuch endgültig gebannt scheinen. Da begegnen wir Einwanderern mit pral- lem Bankkonto, die andauernd von unter- schiedsloser Schicksalsgemeinschaft reden, um wirklich Bedürftigen gleich den Mund zu versehliessen. Da wird uns Solidarität mit Tröpfen zu- gemutet, die innerhalb einer einzigen Woche sieben verschiedene Erklärungen für ein und denselben Sachverhalt vortragen. Da müssen wir uns mit einer Sorte ab- geben, die durch sinnloses Begeifern al- les Deutschen ihren Ueberpatriotismus von ehedem zu verdecken sucht und Moses Mendelssohn, Moritz Lazarus, Hermann Cohen und Friedrich Gundolf als Verräter, zum mindesten aber als verhängnisvolle Fehlleistungen des Allmächtigen verwirft. Ihnen nicht fern sind die Nationaljuden, die, an Blubo-Gesinnung jedem Nazi ge- wachsen, den Zionismus durchaus zu einer Binnenangelegenheit zu verengen trachten, und die Juda-Autarksten, denen die Exi- stenz der "National Conference of Jews and Christians" schweres Aergernis erregt. Da laufen die Patent-Radikalen herum, die — einem Kurpfuscher vergleichbar, der gegen Herzleiden eine Hautsalbe verordnet. — nach sofortiger Umstülpung der Gesell- schaftsordnung schreien und jeden, der bis- weilen bei Berdjajew tiefere Weisheit fin- det als bei Lenin, als einen hoffnungslosen Idioten abtun; die gewerbsmässigen Grün- der in politicis; die dutzendfach widerleg- ten Propheten, die durch ihr Noch-immer- da-sein den Satz von der tötenden Lächer- lichkeit sieghaft entkräften. Und da ist — weder last noch least — jener Amüsierpöbel, der, kaum dass er den Deutsche Bibliothek Frankfurt am Maln T.. j €"3 ——— Z--? A AUFBAU Fuss auf den Ankunftspier gesetzt hat, sich gierig ins New Yorker Massenvergnü- gen stürzt, Verbündeter alles Platten und Infantilen, blinder Verächter alles Feinen und Liebenswerten in der anglo-amerika- nischen Kultur, für die Geistigen unter Amerikas Judenschaft abstossend, uns sel- ber "ein Gelächter und eine schmerzliche Scham.". . . Es wäre Raumverschwendung, wollten wir umständlich nachweisen, dass die Hit- lerei auch viele Juden von hoher Gediegen- heit des Herzens wie des Geistes an die Gestade Nordamerikas getrieben hat. Uns sind Einwanderer bekannt, die das freund- liche Los, das ihnen persönlich ward, als eine unabdingbare Verpflichtung empfin- den, für ihre materiell minder glücklichen Brüder und Schwestern zu wirken, während andere Ankömmlinge wieder nach harter Tagesfron noch eine Spanne erübrigen, um in Zirkeln wacher Menschen die Flamme freiheitlicher Bildung zu nähren. Das Schlimme ist jedoch, dass die Immigranten, von denen hier die Rede ist, nur selten den kräftesteigernden Zusammenschluss voll- ziehen, wogegen sich die Raffer, die Kon- junkturnutzer und die lärmenden Plebejer im Handumdrehen zu finden pflegen. Im zweiten Kapitel von Gustav Meyrinks "Golem" vermerkt der Erzähler, dass er unter den Judengesichtern, die Tag für Tag in der Hahnpassgasse auftauchten, deutlich verschiedene Stämme zu unterscheiden ver- möge, die sich durch nahe Verwandtschaft der einzelnen Individuen ebensowenig ver- wischen liessen, wie sich Gel mit Wasser vermenge, und die gegeneinander einen heimlichen Ekel und Abscheu hegten, der sogar die Schranken enger Blutsbeziehung durchbreche. Hat nicht auch hier die In- tuition eines Dichters Entscheidendes er- fasst (das gewöhnlich unter einer verhül- lenden Schicht von höflichen Konventionen ruht) ? Vielleicht bedürfen die Begriffe, mit denen der Prager Poet die Spannungen zwischen jenen "Stämmen" bezeichnet, einer Modifizierung, wenn wir auf die volle Breite des Judentums schauen — aber hat nicht schon so mancher der deutschen Kultur verhaftete Jude einen unbedingten Zioni- sten williger Bruder genannt als einen Glaubensgenossen, der ihm unter dem Ge- sichtspunkt der Doktrin dichter benachbart war, und fühlt sich nicht umgekehrt so mancher Zionist bestimmten Vertretern der deutsch-jüdischen Anschauung näher als manchem, der gleich ihm selber zum Ban- ner der nationalen Heimstätte schwört ? Wieder einmal dröhnt es: "Höre, Israel!" Soll dieser Aufruf abermals unbefolgt ver- hallen ? Die Vielzuvielen unter den Juden bücken sich bereits wieder nach Steinen, um diejenigen zum Schweigen zu bringen, von denen die Mahnung kommt, sich der adelnden Gewalt eines grossen Schicksals zu unterwerfen. Dabei sind die Zeichen der Stunde so grell, dass sie jeder und jede erkennen muss. Ueber die Erde hin ist ein Krieg entbrannt, in dem es für die Juden keine Etappe, geschweige denn einen heimat- lichen Stamm- oder Bridgetisch, sondern nur ein Operationsgebiet gibt — ein Krieg, der hier den Stahl des Geistes, dort den Karabiner und mitunter beide Waffen gleichzeitig erfordert. Sind wir Juden in der gegenwärtigen Verfassung unserer Ge- samtheit fähig, den Riesenkampf durch- zufechten? Nein — denn uns hemmt der Tross der schlechten Typen. Dieser Hemmung müssen wir uns ent- ledigen. Unverbrüchlich leuchte über uns das Gesetz strengster Selbstzucht. Ruhige Würde in jeglicher Situation — im Rasten und im Schreiten, beim Schreiben; wie beim Reden, in der Riesenhalle einer Massen- kundgebung und im kleinen Raum eines geselligen Abends — ist für uns elementare Notwendigkeit. Exzesse des Make-up müs- sen genau so unterbunden werden wie je- nes ghettohafte schmatzende Selbstlob, das mit "jüdischen Köpfchen" prahlt. Wer uns wegen dieser Zielsetzung vorwürfe, wir predigten düstere Lebensverneinung, der hat keine Ahnung, worum es sich dreht. Wir denken nicht daran, die Juden in ein mosai- sches Trappistenkloster einzusperren; wir lehren keine Abkehr von der blühenden Natur; wir kennen die Funktion heiterer Beschwingtheit im Haushalt der Seele. Wir verlangen einfach dies: ein unbestechliches Gefühl für echte Qualität in allen Dingen. Wir wenden uns dagegen, dass man seinen Durst aus einer Pfütze löscht, wenn unweit ein Bergquell sprudelt. In einer Zeit, wo stündlich Unsagbares an wehrlosen Men- schen verübt wird, ist uns Lustbarkeit von der Banalitäts-Stufe zehnfacher Greuel. Wir möchten es dahin bringen, dass Adel der Haltung bei den Beobachtenden zu- nächst einmal den Verdacht erregte: Da geht ein jüdischer Mensch. ..." Die Breite des Grabens, der die Forde- rung von der Erfüllung trennt, ist uns be- kannt. Naivität fehlt in der Liste unserer Tugenden. Deshalb brauchen sich auch die Herren Realpolitiker garnicht erst zu be- mühen, uns auf die Eigentümlichkeiten des Weltlaufs aufmerksam zu machen. Wir wissen da ganz ordentlich Bescheid. Aber eben weil wir die erbärmliche Wirklichkeit kennen, die einer vermeintlich realistischen Politik entsprossen ist, wollen wir einmal ausprobieren, ob sich nicht von einem Ideel- len her eine Aristokratie züchten liesse, die zur Trägerin einer besseren Ordnung auf Erden taugte; ein "Stamm", der, unbeirr- bar im Ethisch-Religiösen ruhend, gemäss dem Buber'schen Postulate stets konkret handelte (und darum in keiner, Faser jener Sorte von Juden ähnelte, die ä la Hitler in Jahrtausenden denken und die in lästern- dem Vertrauen auf den lieben Gott dem Bestialismus unserer Gegenwart eine sie- benstellige Zahl jüdischer Opfer bewilligen, ohne mit der Wimper zu zucken). Die Drei- heit der Botschaft Michas und die dreifache Ehrfurcht aus Goethes "Pädagogischer Pro- vinz" wären mühelos zur Einheit einer er- zieherischen Basis zu verschmelzen. Dass wir auf dem Boden der Vereinigten Staaten sesshaft wurden, steigert das Gewicht unseres Bestrebens: Graf Keyser- ling stützt die These, nach der die Welt- geschichte in einen nordamerikanischen Ab- schnitt eingetreten wäre, mit äusserst be- achtlichen Erwägungen, und ein moderner Historiker, der auch in Europas und Vor- derasiens politischen Wassern wohlbefah- ren, ist in einer jüngst vorgenommenen Untersuchung zu dem Ergebnis gelangt, dass in den U. S. ein stärkerer Gehalt an vernunftvollem Humanismus und sozial ge- richtetem Christentum vorhanden sei als in irgend einem Lande des Mutterkontinents. Und nachgerade reckt sogar die Judenschaft unserer Republik erwachend, wiederer- wachend die Arme; nicht nur, dass sie ein bisschen gespannter als bisher Leuten zuhört, die unmittelbar im deutschen Dschungel die braune Fauna studierten — es wird in ihren Reihen auch schon ganz offen von der Unerlässlichkeit einer Ak- tion gegen jüdische Schädlinge gesprochen. Es ist mithin kein sinnleeres Unterneh- men, geläutertes Metall aus den Beständen deutschsprachigen Judentums in den mäch- tigen "Melting Pot" U. S. zu versenken. Der "Aufbau" wird das Seine tun, das Werden der Legierung zu fördern. Das grosse Wohltätigkeitsfest der deutschen Juden New Yorks gemeinsam veranstaltet vom Deutsch-Jüdischen Club und vom ProsTpect-Unity Club findet SONNTAG, den 11. April 1937, abends 8.30 Uhr im Mecca Temple, 133 West 55. Str., I Künstlerisch hervorragendes Programm! statt. m Für die Tanzrhythmen sorgt auch diesmal das alt- beliebte Orchester von Sam Ross. KARTEN VOR VERKAUF bei: Kurt Werner & Co., I I Broadway—Dlgby 4-6494; Kitty's Beauty Salon, I 245 Lexington Ave._ RHinelander 4-7147; Irmgard Gottschalk, 395 Fort Washington Ave.—WAdsworth 3-0698; Ladies Hosiery & Apparel, Rosa Simons, 345 Amsterdam Ave.—SUsquehanna 7-5675; Mecca Temple Casino, 135 West 55. Str._CIrcle 7-1233 und im Klubhaus, 210 Wesit 91. Str. tjT. i ? V? x AUFBAU 3 Monktts-Programm MITTWOCH, den 7. April: Vortrag (in englischer Sprache): Mussolini's Colonial Aspira- tions. Can England Tolerate Them? Redner: Carlo Tresca. Carlo Tresca, der Herausgeber der in New York erscheinenden italienischen Zeitung "II Martello", war einer der bekanntesten Publizisten und Politiker des vorfaschistischen Italiens. Dieser Vortrag dürfte eine wertvolle Ergänzung des Vortrags von Carlo Orlando im vorigen Monat darstellen. Eintritt: Mitglieder frei, Gäste 25$. SONNTAG, den 11. April: WOHLTAETIGKEITSFEST, veranstaltet gemeinsam mit dem Prospect Unity Club im Meeca Temple, 135 West 55. Str. Beginn 8.30 Uhr abends. Eintritt: $1 im Vorverkauf, $1.25 an der Abendkasse. Der Reinertrag fliesst zu gleichen Teilen den Unterstützungs- fonds beider Klubs zu. Alles Nähere siehe Spezial-Anzeige. MITTWOCH, den 14. April: Vortrag: Die Forderung des Tages. Redner: Dr. Rudolf Brandl. Der Redner, der mit dieser Nummer in dankenswerter Weise die Leitung unserer Zeitschrift übernommen hat, ist unserer Or- ganisation kein Fremder mehr. Er will in diesem Vortrage ver- suchen, den Standort und die Sendung des Judentums inmitten einer wankenden Welt zu bestimmen. Herr Dr. Brandl war bis zum Jahre 1934 in leitender Stellung an den führenden demokratischen Blättern Deutschlands, u. a. Frankfurter Zeitung und Vossische Zeitung, tätig. Der Besuch gerade dieses Vortrags wird dringendst empfohlen. Eintritt: Mitglieder frei, Gäste 25$. MITTWOCH, den 21. April: A Symposium on American Journalism. Redner: 1. Sidney Hertzberg, ein bekannter amerikanischer Journalist und Correspondent der "Federated Press". Alle Veranstaltungen finden, wenn nicht anders angegeben, in unserem Klubhaus, 210 West 91. Str., statt. (Community House of Temple Israel, Rabbi William F. Rosenblum.) Beginn pünktlich 8:45 Uhr abends. Die den Mitgliedern zustehenden Vergünstigungen, wie z. B. freier Eintritt zu den Vorträgen oder ermässigte Eintrittspreise zu sonstigen Veranstaltungen, können NUR NOCH gegen Vorzeigen der Mitgliedskarte gewährt werden. 2. Mrs. Charlotte Dean, ein Mitglied des editoriellen Stabes der New York Times. 3. Mrs. Bertram Taylor, früher in leitender Stellung an der New York World, Boston Transcript und Indianapolis News-Star. Es ist uns gelungen, für dieses Symposium drei eminente Zei- tungsfachleute zu gewinnen. Ein derartiger Ueberblick über das gesamte amerikanische Zeitungswesen dürfte für unsere Mitglieder von besonderem Interesse sein, umsomhr, als auch auf die prinzipielle Wesensverschiedenheit der deutschen und amerikanischen Presse eingegangen wird. Eintritt: Mitglieder 10$, Gäste 30$. MITTWOCH, den 28. April: Musikalisch-literarischer Vortragsabend: Ernst Lennart, Recitationen. Georg Martin, Piano. Ernst Lennart, ein bekannter Berliner Schauspieler, war mit grossem Erfolg an der Reinhardt-Bühnen tätig. George Martin ist schon wiederholt bei uns aufgetreten und hat .sich durch seine gehaltvollen Interpretationen klassischer Klaviermusik unter den Musikliebhabern unseres Klubs einen grossen Freundeskreis erworben. Eintritt: Mitglieder frei, Gäste 25$. MITTWOCH, den 5. Mai: Vortrag: The Foreign-Born in the United States. Redner: Dwight Morgan. Gerade dieser Vortrag sollte in unserem Kreise besonderen Anklang finden. Dwight Morgan ist der Geschäftsführer der "League for the Protection of the Foreign-Born" und sieht seine Lebensaufgabe in der Arbeit zur Wahrung und Erhaltung der Rechte der Einwanderer. Eintritt: für Mitglieder und Gäste frei. SONNTAGN ACHMITTAGS-TANZTEES: Sonntag, den 4. April, Sonntag, den 18. April, Sonntag, den 25. April, im Ballsaal des Hotels Peter Stuyvesant, 86. Str. und Central Park West. Beginn 3 Uhr nachmittags. Eintritt: 30$. VORSTANDSSITZUNG: Donnerstag, den 15. April, im Hotel Peter Stuyvesant. BRIDGE UND SKAT Unsern Mitgliedern und Gästen ist eine äusserst günstige Ge- legenheit geboten, sich an Bridge- bezw. Skatpartien zu beteiligen oder Unterricht in den bezeichneten Spielen zu nehmen. Die Spielzeiten sind: jeden Abend (ausser Montag und Diens- tag) von 8 bis 1 Uhr; Samstag und Sonntag nachmittags von 2 bis 6.30 Uhr. Spielort: Hotel Peter Stuyvesant, 86. Str. und Central Park West. Kartengeld: von 40$ (für Mitglieder von 30$) an. Die Leitung des Ganzen liegt in den erprobten Händen von Dr. Adolf Land. Eröffnung: Samstag, den 3. April, pünktlich 2 Uhr nachmittags. A p o r t - P SONNTAG, den 4. April: Radfahren. Treffpunkt: 1.30 Uhr nachmittags, 181. Str. und St. Nicholas Ave. (Station der Broadway-7. Ave.-Linie). Leihgebühr 50$. SONNTAG, den 11. April: Frühmorgens, wenn die Hähne krähen — Morgenspaziergang für die Unentwegten zwischen Sechzehn und Sechzig. Treffpunkt: 5:30 Uhr (that means 5.30 A. M. sharp), 242. Str., Van Cortlandt Park Station. Frühstück im Cliff House. Rück- kunft gegen 11 Uhr vormittags, um den Teilnehmern Gelegen- heit zum Ausruhen für den abends stattfindenden Ball zu geben. SONNTAG, den 18. April: Fahrt nach Jamaica Woods—Oakland Lake. Treffpunkt: !) Uhr morgens, Ecke Canal Str. und Broadway. Kosten 20$. SAMSTAG, den 24. April: SONNTAG, den 25. April: Wochenendfahrt nach Camp Midvale, N. J. Herrliche Gebirgslandschaft, schönes Sportgelände. Rundfahrtkosten $1.25. Uebernachten 75$. Treffpunkt: Samstag nachmittag 2.40 (Zugabgang 2.50 Uhr), Vorhalle der Erie Railroad, Chambers Str. Ferry, Chambers Str. (Hudson River). rngramm Zugabgang am Sonntag morgen (Daylight Savings Time!): Nä- heres wird von der Sportgruppe noch bekannt gegeben. Anmel- dungen bis Mittwoch, den 21. April. SONNTAG, den 2. Mai: Ausflug nach Douglaston, L. I. Treffpunkt: 9.15 Uhr morgens, 42. Str., Grand Central Station, Platform der Flushing-Linie. Weiterer Treffpunkt: 10 Uhr morgens, Main Str., Flushing. Kosten 20$. Ballspiele bei allen Ausflügen. Proviant, Photo-Apparate und Musikinstrumente mitzringen. Es ist unbedingt notwendig, zu allen Fahrten pünktlich und zweck- mässig ausgerüstet zu erscheinen. Unsere Photo-Gruppe sucht noch Teilnehmer. SCHWIMMEN Jeden Donnerstag abend 8.30 Uhr im Hotel Paris, West End Ave. und 97. Str., gemeinsam mit dem Bar Kochba Club. Eintritt (bei Vorzeigen unserer Mitgliedskarte): 30$. PING-PONG Jeden Samstag Abend im Klubhaus, 210 West 91. Strasse. Gesellschaftsspiele, Kartenspiele, gemütliches Beisammensein. Eintritt für Mitglieder 10$, Gäste 20$. 4 AUFBAU Bleibt Eurer Muttersprache treu! "AUFBAU" Published by the GERMAN-JEWISH CLUB, INC. 210 West 91st Street, New York, N. Y. Advertising retee on application 3. Jahrg. New York, März 1937 No. 4 GERMAN-JEWISH CLUB. INC. KLUBHAUS: MIO West 91. Strasse, New York Präsident ..............l)r. FRITZ SCHLESINGER 1. Vize-Präsident ................FRED E. SLOAN 2. Vize-I'iäsideiit ...........FRED J. IIERRMANN Sekretär ................................E. ERICH 1. Hilfs-Sekretär ..........WALTER BORN STEIN 2. Ilill's-Sekretär ...............BERTHA WAHLE Finanz-Sekretär .....................MAX HALLE Schatzmeister ............HERBERT SCHINDLER Beisitzer ...................FRED H. BIELEFELD ...................LOTHAR BRESLAUER ..............Dr. ALFRED EICHENBERG ..........................KURT FREUND ........................ALFRED HEYDT ................ERWIN SCHNEEBERGER ......................FRITZ SCHNEIDER .........Dr. LUDWIG SCHWARZ SCHILD Beisitzer cx-oMcio ....Dr. SIEGFRIED G. LASCH Der Zweck des Klubs ist die Heranbildung «einer Mitglieder zu guten amerikanischen Bürgern und zu selbsitbewussten, aufrech- ten Juden, namentlich durch Vermittlung Jüdischer und allgemeiner Geistesgüter. Ferner erstrebt der Klub den freundschaft- lichen Zusammenschluss der deutschen Juden in New York durch gesellschaftliche Veranstaltungen zu fördern. (Auszug aus den §§ 1 und 2 der Statuten.) Zuschriften, die die Zeitung betreffen, sind an den Schriftleiter, Dr. Rudolf Brandl, 69 Fairview Ave., Apt. 38, New York City (Washington Heights), zu richten. Anzeigen-Annahme und irgendwelche An- fragen, die den Anzeigenteil betreffen, wer- den erledigt durch H. Schindler, 385 Fifth Avenue. Telephon: LExington 2-8260. Redaktionsschluss für die Mai-Nummer unwiderruflich am 21. April. Alle Zuschriften und Anfragen in Klub- angelegenheiten sind zu adressieren an: German-Jewish Club, 210 West 91st Str., New York City. • KLUBNACHRICHTEN. Unser verehrter Ex-Präsident Dr. med. Siegfried G. Lasch hat beschlossen, die Energie, ■die er eine Zeit lang dem Deutsch- Jüdischen Club zuwandte, in Zukunft den mannigfachen Aufgaben zu widmen, die sich aus der matrimonialen Daseinsform ergeben, und ist demgemäss in den soge- nannten heiligen Stand der Ehe getreten. Als sein Gespons ist auf der "Marriage License" die dem D.J.C. gleichfalls sym- pathischst bekannte Ilse Danziger verzeich- net. Dem jungen Paare sei hiermit ein aufrichtiges "Sieg (-fried und Ilse-) Heil!" zugerufen. Der Deutsch-Amerikanische Kulturver- band — die Organisation, in der das frei- heitliche Deutschtum der Neuen Welt zu- sammengefasst ist und der auch der Deutsch-Jüdische Club korporativ angehört — erlässt folgenden Aufruf: "Die Botschaft, die der Deutsch-Amerika- nische Kulturverband dem Deutschtum der Neuen Welt verkündet, greift über die un- mittelbaren Anliegen der Stunde und des Tages weit hinaus. Sie umspannt schlecht- hin alles, was für Wahrung und Förderung unseres geistigen Erbgutes wesentlich ist. Edelster Besitz ist uns, vor vielen andern Werten, die deutsche Muttersprache. Sie zu hegen und zu hüten bedeutet für den D.A.K.V. eine unabweisbare Pflicht. Ideelles Hiesst mit praktischer Erwägung in Eins zusammen, wenn wir uns bemühen, diese Pflicht zu erfüllen. Die deutsche Sprache ist ja nicht nur das Gefäss, in dem unver- gänglich Grosses aufbewahrt ist—sie stellt zugleich ein unentbehrliches Werkzeug für die Formung der Zukunft dar! Wer sich vom Stand der Dinge ehrlich Rechenschaft gibt, dem drängt sich die bittere Erkenntnis auf, dass für die deutsche Sprache eine Zeit der Krise angebrochen ist. Hier in Amerika sind die Zeichen der Entartung (um nicht zu sagen: des Ver- falls) schon seit Jahren sichtbar, und drü- ben im Lande unserer Ursprünge herrscht, dem Volke aufgezwungen, der Kult des Hitler'schen Machwerks "Mein Kampf", dessen Jargon mit der Sprache eines Les- sing und eines Goethe, eines Schopenhauer und eines Nietzsche nichts, aber auch gar- nichts mehr gemein hat. Unter dieser Ueberschrift wird der "Aufbau" seiner Gemeinde künftighin je- weils eine Auslese gedanklich wie sprach- lich bedeutender Prägungen aus dem Reiche der grossen Literatur darbieten. Wir be- ginnen mit einer locker gefügten Gruppe aus dem (1927 im Phaidon-Verlag zu Wien erschienenen) "Buch der Sprüche und Be- denken" von Arthur Schnitzler, dem öster- reichischen Dichter, der uns, Weiser und Künstler in bezwingender Einheit, unver- gessliche Deutungen des Lebens und seiner Problematik geschenkt hat. Man weiss von manchem Strenggläubi- gen, der an Gott irre ward, weil ihn ein grosses Unglück traf — mochte er es auch selbst verschuldet haben; doch man hat noch keinen gesehen, der seinen Glauben darum verlor, weil ihm ein unverdientes Glück zuteil wurde. Dies verrät den Unbedeutenden immer wieder: dass er sich, wenn das Schicksal schon alle Mühe aufwandte, ihn zur Indi- vidualität zu gestalten, doch um jeden Preis in den Typus hineinzuretten weiss. Die Leute, die sich belügen lassen, sind gefährlicher als diejenigen, die belügen; und die Leute, die sich verderben lassen, schädlicher, als die Verderber es sind. Denn es ist ein psychologisches Gesetz, dass die Dummen und die Schwachen, keineswegs ganz unbewusst, nach den Leuten auf der Suche sind, von denen sie Lüge und Ver- derbnis erwarten, und nicht eher ruhen, als bis sie sie gefunden haben. ■!' ;i: Kommt es Euch denn darauf an, die Wahrheit zu erforschen? — Nein: Recht zu behalten. Zu raten? •— Nein: Die Gescheiteren zu sein. Zu helfen? — Nein: Euch loszukaufen. Zwischen den Mächten, die über ein Volk gebieten, und der Sprache, die das Volk selber redet oder schreibt, waltet ein un- aufhebbarer Zusammenhang. Wo Begriffe aus dem Bereich der Viehzucht auf die Ordnungen staatlichen und gesellschaftli- chen Lebens übertragen werden, wo man den Geist und die Seele einem blutdürstigen Hordenwahn ausliefert, da verdorrt das wundervolle Gebilde, in dem Wilhelm von Humboldt des Menschen eigentliche Heimat erkannte; wer tagtäglich mit den Wölfen heult, der büsst unrettbar die menschliche Sprache ein. Weil diese Wahrheit eine düstere Voraus- sage für das Schicksal der deutschen Zunge umschliesst, soweit es um deren bisheriges Kernland geht, wollen wir, die wir uns frei zu freier Forschung, zu sozialer Gerechtig- keit, zu duldsamer Gläubigkeit und zur Ehrfurcht vor den Schöpfungen erlauchter Meister bekennen dürfen, umso eifriger da- für wirken, dass das Deutsche auf unserm Doppelkontinent verlorenen Boden zurück- gewinne und überall Saatkörner besten Deutschtums in die Furchen streue. Nicht zuletzt an die Lehrerschaft sei der be- schwörende Ruf gerichtet, in den Reihen des D.A.K.V. bei diesem Werk der Rettung und des zukunftsträchtigen Schaffens mit- zutun. Ueber die Wege zur Verwirklichung un- seres Programms sollte sich rasch genug Einklang erzielen lassen. Für den Augen- blick kommt es uns darauf an, durch mah- nenden Anruf den Willen zur Tat zu wecken!" (R. Br.) Es ist übel'in der Welt eingerichtet, dass auch die grössten Künstler nur zeitweise ihr ganzes Genie zur Verfügung haben, dass sich aber auch die kleinsten Schurken im ununterbrochenen Besitz ihres Charakters befinden. Nichts trübt das Bild der Welt so sehr als die eingebildete Verpflichtung zu Soli- daritäten. Dieser Irrglaube schafft Bezie- hungen zwischen Leuten, die nicht zuein- ander gehören, und verhindert solche zwi- schen Leuten, die einander finden sollten. Ueber dies nötigt er anständige Menschen, die Partei von Wichten zu ergreifen und dadurch selber zu Wichten zu werden. Politik, das ist die Freistatt, wo Ver- brechen, die sonst Gefängnis oder Tod zur unvermeidlichen Folge hätten, wo Verräte- reien, die sonst zu flammender Empörung aufriefen, wo Lügen, die sonst im allge- meinen Hohngelächter untergingen, nicht nur vor diesen sonst natürlichen Konse- quenzen bewahrt zu bleiben pflegen, sondern wo alle diese Verbrechen, Verrätereien und Lügen als durchaus natürliche, wenn nicht g;ar rühmenswerte Betätigungen der mensch- lichen Natur angesehen werden. Das Schlimmste aber ist, dass nicht nur poli- tische Gesinnungsgenossen, sondern dass die gesamte Oeffentlichkeit, ja dass selbst die politische Gegnerschaft bei solchen Ge- legenheiten eine so milde Auffassung walten hisst, wie man sie Menschen gegenüber niemals aufzubringen imstande ist, welche Schurken sind ohne politischen Vorwand, auf eigene Rechnung und Gefahr. Zur Ermutigung. So unvermeidlich ein Geschick dir scheine, Neig' ihm dein Haupt in frommer Dem u t nie. Was heute sich des Schicksals Maske lieh, War gestern vieler Möglichkeiten eine, Und wird hent^ ohne dich die Wahl gefällt: Von morgen die ist dir anheimgestellt. Worte der Erkenntnis. AUFBAU 5 Immigration — Organisation Von Dr. FRITZ SCHLESINGER Es ist Tatsache, dass Einwanderungswel- len verschiedener Nationalitäten erheb- lichen Einfluss auf die Entwicklung Ameri- kas ausgeübt haben. Es ist selbstverständ- lich, dass die allererste Einwanderung, die der Entdeckung durch Columbus folgte, von einschneidendster Bedeutung war, doch las- sen sich bis in die jüngste Zeit hinein Ver- änderungen auf politischem, wirtschaft- lichem und geistigem Gebiet nachweisen, die als Folgen späterer Wellen zu verbu- chen sind. Den Revolutions jähren 1848-49 folgte eine Auswanderung geistig wie cha- rakterlich über dem Durchschnitt stehen- der deutscher Juden nach Nordamerika. Noch heute ist ihr Einfluss im amerika- nischen Leben deutlich nachweisbar und als bekanntester Nachfahr jener Generation ist, sicherlich der augenblickliche Gouverneur des Staates New York, Herbert H. Lehman, anzusprechen. Die Bedeutung der grossen jüdischen Einwanderungswelle, die um 1880 infolge der russischen Pogrome einsetzte, ist allbekannt. In ihren Konsequenzen noch nicht über- sehbar ist die Einwanderungswelle deut- scher Juden, die eine mittelbare oder auch unmittelbare Auswirkung der Schaffung des Dritten Reiches darstellt und deren zeitliches Ende wir bis heute noch nicht voraussagen können. Es ist müssig, darüber zu streiten, ob Ge- schichte das Produkt einer zwangsläufigen Entwicklung ist oder von einigen wenigen "gemacht" wird. In keinem Falle jedoch können wir uns irgendwelchen geschicht- lichen, wirtschaftlichen oder gesellschaft- lichen Fortschritt denken, der sich erzielen liesse, ohne dass Einzelne bezw. kleine Gruppen Idealismus, Erkenntnis der Not- wendigkeit und Tatwillen bekundeten. Es mag übertrieben klingen und dennoch behaupten wir, dass in unserm Club eine Aufgabe zufällt, deren Erfüllung in jedem Falle versucht werden muss. Diese Aufgabe ist die Erfassung der deutsch jüdischen Im- migration in ihrer Gesamtheit. Es kann kaum einem Zweifel unterliegen, dass, falls bis heute oder bis vor kurzem deutsch jüdische Organisationen in U. S. A. noch nicht bestanden hätten, sie jetzt ge- gründet werden würden. Genau so wenig kann bezweifelt werden, dass Zielsetzung und Aufbau der schon bestehenden Organi- sationen nicht für die neue Einwanderungs- rungswelle gedacht waren und dass sie der Vielheit der neuen Einwanderer nicht ge- recht werden konnten. Eine bessere, wirk- lich umfassende Durchorganisierung der neuerdings hier eingewanderten deutschen Juden ist notwendig. Bleibende, tiefere Werte schaffende Einwirkung auf die Ver- einigten Staaten oder, was uns im Moment näher liegt, auf New York ist nur dann zu erwarten, wenn die deutsch jüdische Ein- wanderung sich nicht in zusammenhanglose Gruppen oder Grüppchen zersplittert, son- dern irgendwie irgendwo organisatorisch gesammelt und zusammengefasst wird. Da die gegenwärtige Auswanderung aus Deutschland eine Notwendigkeit auf Grund politischer und wirtschaftlicher Massnah- men der jetzigen Reichsregierung ist, set- zen sich die Auswandernden aus allen Schichten deutscher Juden zusammen. Je- der Versuch, solche trotz des allgemeinen jüdischen Nenners im Innersten heteroge- nen Gruppen oder Einzelpersonen in einem der bisher bestehenden Vereine zusammen- zufassen, ist von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Es ist aber durchaus möglich, bei Erkennung der gegebenen Vielseitig- keit, die deutsch jüdische Einwanderung zu- sammenzufassen, wenn in sich mehr oder weniger geschlossene Gruppen als solche erfasst und organisiert werden und diese wiederum in ihrer Gesamtheit eine Zentral- organisation bilden. Das "jüdische" Erleb- nis allein, das die Einzelnen zur Auswande- rung zwang, reicht hierzulande nicht mehr aus, um alle in einem grossen Verband zu vereinigen, sondern solcher Zusammen- schluss ist nur zu erreichen, wenn jede Gruppe auf Grund bestimmter Interessen, die jüdischer, geistiger, sportlicher oder ge- sellschaftlicher Natur sein mögen, geson- dert erfasst und ausgebaut wird. Ein einfacher Zusammenschluss der bis- her schon bestehenden Organisationen in einem "Spitzenverband" bringt uns dem Ziele nicht näher, sondern ausschliesslich der planmässige Ausbau einer Organisation, deren Absicht es ist, sich auf die Bedürf- nisse der Zeit einzustellen. Es ist meine feste Ueberzeugung, dass es Aufgabe des Deutsch-Jüdischen Clubs ist, über sich selbst hinauszuwachsen, um solch eine wahrhaft zeitgemässe Organisa- tion zu werden. Diese Ueberzeugung grün- det sich darauf, dass die tatsächliche Ent- wicklung den Rahmen unseres Clubs bereits gesprengt hat und dieser sich in manchen Teilen seiner Aktivität auf dem Wege zu völliger Neuorientierung befindet. Um je- doch nicht auf halbem Wege stehenzublei- ben oder gar in das Stadium eines lebens- unfähigen Zwitters zu gelangen, muss der Club, sofern er sich nicht mit dem bisher Erreichten zufriedengeben und die Zusam- menfassung einiger hundert deutscher Ju- den mehr oder weniger einheitlicher Schich- tung in einem Vereine als Endziel betrach- ten will, die Pläne für einen wohldurchor- ganisierten Verband ausarbeiten. Wir gingen von der Erkenntnis aus, dass sich unter den deutschjüdischen Einwande- rern Menschen ganz verschiedener Interes- sen, verschiedenen Alters, verschiedener ge- sellschaftlicher Schichtung, verschiedener jüdischer Einstellung, verschiedener politi- scher Ansichten und verschiedener Einglie- derungsmöglichkeiten befinden. Um gross und stark zu werden, muss eine deutsch- jüdische Organisation allen diesen Ver- schiedenheiten Rechnung tragen. Dies kann jedoch nur geschehen, wenn das Programm eines solchen Verbandes so ausgearbeitet wird, dass es sich nicht nur an eine be- stimmte Einwanderergruppe wendet, son- dern den Vertretern jeder Interessengruppe etwas zu geben imstande ist. In der Praxis würde die Arbeit einer sol- chen Organisation ungefähr folgendermas- sen aussehen: Für diejenigen, die geistige Anregung und Belehrung suchen, ist unser bisheriges Vortragssystem auszubauen und darüber hinaus kann Sonderinteressen jü- discher, politischer oder künstlerischer Na- tur durch entsprechende Vortragszyklen, Seminare oder Arbeitsgemeinschaften Rech- nung getragen werden. Um den gesellschaftlichen Anforderun- gen weitester Kreise gerecht zu werden, ist es notwendig, den bisherigen Veranstaltun- gen^ solche hinzuzufügen, die auch auf die Schichten der deutsch jüdischen Einwande- rung Anziehungskraft ausüben, die bisher in unserem Club nicht warm werden konn- ten, weil die Zahl Gleichgestimmter zu klein war; es kann dies durch geeignete kleinere und grössere Gesellschaften geschehen, die ausser Tanz wertvollere musikalische und andere Darbietungen bringen. (Das Gelingen hängt nicht zuletzt von der Auswahl geeig- neter Räumlichkeiten ab.) Das dritte Tätigkeitsfeld eines solchen Verbandes läge auf dem Gebiete sport- • lieher Betätigung, wobei nicht nur an Turn- und Schwimmabende oder Ausflüge für die Jugend gedacht wird: auch die Menschen mittleren Alters, für die körperliche Bewe- gung nicht mehr Selbstzweck ist, sondern ein Mittel, sich arbeitstüchtig und elastisch zu erhalten, müssten berücksichtigt werden; Ski-, Golf-, Tennis- und ähnliche Abteilun- gen können u. a. für diesen Zweck dienst- bar gemacht werden. Die vierte Aktivität eines Verbandes, wie er uns vorschwebt, wäre Ausgestal- tung des so überaus wichtigen sozialen Dienstes an der deutsch-jüdischen Ein- wanderung: der Wohlfahrtspflege, der Stellenvermittlung und der Beratung zum Zweck der Umschulung. Der Ausbau dieses Tätigkeitsgebietes ist deshalb so überaus wichtig, weil das hier Erforder- liche von den amerikanisch-jüdischen Orga- nisationen trotz grösster Anstrengung nicht vollständig geleistet werden kann. Die viel- versprechenden Ansätze zu einem derarti- gen Dienst an der Allgemeinheit können nur dann von unserem Club aufrechterhal- ten und erweitert werden, wenn hinter ihnen nicht nur ein kleiner Verein, sondern die Kraft einer grossen Organisation steht. Allein schon um diesen Dienst durchführen zu können wäre der Ausbau des Deutsch- Jüdischen Clubs zu einer grösseren Organi- sation wünschenswert. Die entscheidende Aenderung, die unser Gesamtplan für den Club im Gefolge hätte, wäre die, dass die sachliche Arbeit nicht mehr wie bisher von einem ehrenamtlichen Vorstand bewältigt werden könnte, diesem vielmehr eine bezahlte Verwaltung beizu- geben wäre. Es ist ebenso klar,* dass die uns oder einem anderen deutsch-jüdischen Verein bisher zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten bei weitem nicht ausreichen, um auch nur einen Teil des aufgezeigten geistigen und gesellschaftlichen Programms durchzuführen. Es ist ohne entsprechende finanzielle Mittel ausgeschlossen, ans Ziel zu gelangen. Wir hoffen jedoch allmählich voranzukommen und als ersten Schritt auf dem neuen Wege betrachten wir den Aus- bau unseres Cluborgans "Aufbau", das be- reits in den letzten Monaten mit seiner ge- wissermassen traditionellen Leistung die Funktion eines Mitteilungsblattes für deutsch-jüdische Einwanderer verbunden hat. Es ergeht hiermit an alle Leser dieser Zeilen die Bitte, uns bei der Durchführung unseres Vorhabens, eine Zentrale der deutsch-jüdischen Immigration zu schaffen, behilflich zu sein. Die in unserem Club schon vorhandenen Kräfte bilden einen wertvollen Kern, reichen aber für sich al- lein noch nicht aus. Was wir heute benöti- gen, sind erstens deutsch-jüdische Men- schen, die uns aktiv bei der Schaffung solch einer grösseren Organisation helfen wollen, und zweitens solche, dis unsere Sache da- durch fördern, dass sie Mitglied des Clubs werden, ohne Rücksicht darauf, ob es ihnen im Augenblick möglich ist, sich in irgend- einem Sektor des Clublebens zu betätigen. Wir sind in der Lage, den Grundstock einer Zentrale zu legen, wenn wir unserem Club noch vor dem Sommer 250 neue zah- lende Mitglieder zuführen können. Wir bit- ten alle Mitglieder und Freunde unserer Organisation, aber auch diejenigen, die sich uns gegenüber bisher ablehnend verhalten haben, durch den Beitritt zum Deutsch- Jüdischen Club ihr Scherflein dazu beizu- tragen, dass der Zeitpunkt für die Schaf- fung eines Verbandes auf der hier umrisse- nen Grundlage nicht ungenutzt verstreicht. 6 AUFBAU Memento Neben Feigheit und Herzensträgheit ist die Gedächtnisschwäche die beste Helferin jeglicher Massen-Bestialität. Auch dem Nationalsozialismus wird sein zerstörendes Treiben durch die Vergesslichkeit erleich- tert, die dem Gros der Menschen eigen ist. Wir wollen für unser Teil versuchen, dem Uebel zu steuern, indem wir in den Spal- ten des "Aufbau" — wenn möglich in regel- mässiger Folge — Aeusserungen veröffent- lichen, die den Wesenskern jener "elemen- taren Volksbewegung" besonders deutlich blosslegen. Von chronologischer Anordnung der Zitate sehen wir ab; vielleicht reizt es dieses oder jenes Mitglied unserer Leser- schaft, das Material archivmässig zu er- fassen. Auf jeden Fall glauben wir mit der heute beginnenden Serie der künftigen (historischen, politischen, rechtsgeschicht- lichen, moralpsychologischen und klini- schen) Durchforschung dessen, was sich unserer Gegenwart als Drittes Reich offen- bart, einen nicht unwichtigen Dienst zu erweisen. * * * . . Gewiss ist der Jude auch ein Mensch. Noch nie hat das jemand von uns bezweifelt. Aber der Floh ist auch ein Tier — nur kein angenehmes. Und da der Floh kein angenehmes Tier ist, haben wir vor uns und unserm Gewissen nicht die Pflicht, ihn zu hüten und zu beschützen, ihn gedeihen zu lassen, da- mit er uns sticht und peinigt und quält, sondern ihn unschädlich zu machen. Gleich so mit dem Juden. . . (Aus der Schrift "Der Nazi-Sozi" von Dr. Joseph Goebbels.) "Die naturgegebene Feindschaft des Bauern gegen den Juden, seine Feind- schaft gegen den Freimaurer als Juden- knecht, muss bis zur Raserei aufge- stachelt werden." (Aus dem von der Organisationsab- teilung der NSDAP herausgegebenen Führer- und Schulungsbriefe vom 15. März 1931.) "Die Juden sollten lieber ihre Koffer packen; mir wäre es an ihrer Stelle schon längst zu heiss!" (Aus einer am 4. November 1931 im Kriegervereinshaus zu Berlin gehaltenen Goebbels-Rede.) "Der Jude ist wie ein Bandwurm im menschlichen Organismus und es ist unsere Pflicht, ihn auszurotten!" (Reichstagsabgeordneter Graf Revent- low — während seiner "Berliner Tage- blatt"-Periode von den Antisemiten "Reventlöwi" benamst — in Königsberg i. Pr. am 22. August 1930.) "Möge noch so schwer das Ringen und Kämpfen jetzt sein, es wird einmal alles abgerechnet und gerächt werden. Es werden einmal Synagogen rauchen, denn nicht umsonst darf der1 jahrzehnte- lange Kampf gewesen sein, es kommt der Tag der furchtbaren Abrechnung!" (Mutschmann in einer Ende Juni 1931 abgehaltenen Agitationsversammlung in Langenwetzendorf. Bericht der "Volks- zeitung für das Vogtland" (Nr. 149, 30. Juni 1931) wurde nicht dementiert.) "Die Kommunisten . . . haben die sitt- lich verkommenen Judensch weine: in ihren Reihen. Wir haben uns zu einem fanatischen Antisemitismus zu beken- nen, bis die Judenfrage restlos ge- löst ist!" (Dr. Johannes v. Leers — einer der rührigsten Propagatoren des eingangs angeführten Goebbels'schen Insekten- Vergleiches — am 10. August 1931 im Lindenpark zu Berlin-Zehlendorf.) "Erwarten Sie nicht, wenn wir die Tore aufreissen, dass Sie dann nur grüne und blühende Bäume zu sehen bekom- men. Das haben die hebräischen Heu- schrecken schon längst abgefressen. Diese Hauptbanditen werden dann ver- suchen, sich aus dem Staube zu machen. Drei neue Flugzeuge stehen in Tempel- hof, aber in der Lufthansa ist eine grosse Anzahl der Piloten bei den Na- tionalsozialisten. Diese Herren werden dann vielleicht ganz wo anders landen, als sie selbst es wünschen." (Dr. Löpelmann im Krieger vereins- haus, Berlin, am 11. September 1931.) "So steh'n die Sturmkolonnen Zum Rassenkampf bereit; Erst wenn die Juden bluten, Erst dann sind wir befreit." "Drum, Jud', horch auf den guten Rat, Gib zeitig Fersengeld. Es könnt sonst sein vielleicht zu spat, Wenn Hitler recht behält. Dir, Jud', verdankt das Deutsche Reich Verrat und alle Not. Wir rächen sonst an dir sogleich Den hinterlassenen Kot." (Kostproben aus "Deutschland erwache. Das kleine Nazi-Liederbuch." Verlag: N ationalsozialistischer Sportversand Paul Arendt, Sulzbach.) Und nun ein kleines "Greuelmärchen" aus dem neuen Deutschland: Da den Kriegsblinden eine Ermässigung der Fern- sprechgebühren nur dann gewährt wird, wenn die Betreffenden der für sie zustän- digen Fachabteilung der NSKOV ("Na- tionalsozialistischen Kriegsopfer - Versor- gung") angehören, setzte sich im ver- gangenen Sommer der "Reichsbund jüdi- scher Frontsoldaten" mit der genannten Organisation in Verbindung, um sie daran zu erinnern, dass den jüdischen Kriegs- blinden bei ihrer Ausschaltung aus dem ursprünglichen Verband ausdrücklich zu- gesichert worden war, sie würden auch fernerhin genau die gleiche Betreuung er- fahren wie ihre "arischen" Kameraden und Schicksalsgefährten. Daraufhin ging dem "R.j.F." vom "Bund erblindeter Krieger" die kühle Mitteilung zu, der Herr Reichs- postminister habe es mit Schreiben vom 13. Juli 1936 abgelehnt, die erwähnte Ver- günstigung auch nichtarischen Kriegs- blinden zuteil werden zu lassen. . . . Deutsche Klassik, Modell 1937 Zu dem neusten Konflikt, der um Mayor La Guardia entbrannte, hat das Sprachrohr des Hauptverwalters der neuhocharischen Kultur-Belange, des Reichsministers Dr. Goebbels, folgende — schon stilistisch be- zaubernde — Offenbarung einer schönen Seele beigesteuert: "Von Fiorello H. La Guardia, dem Ober- bürgermeister von New York, hat die deut- sche Oeffentlichkeil schon öfters Kenntnis nehmen müssen. Seine Amtstätigkeit in New York bestand seit viereinhalb Jahren hauptsächlich darin, jüdischen Boykott- komitees vorzusitzen und Deutschland zu beschimpfen. Die Schimpforgie vor den tausend jüdischen Dirnen, die er sich von der Strasse geholt hatte, um ein applaudie- rendes Publikum zu haben, setzt aber al- lem die Krone auf. In seinem beschränk- ten Kaschemmenverstand kann der jüdische Hetzapostel allerdings nicht ahnen, was es bedeutet, den Führer eines 70 Millionen- Volkes zu beschimpfen. Immerhin aber sollte man doch meinen, dass das Weisse Haus in Washington soviel Macht besitzt, um hochgeturnten Zuhältern zu verbieten, ihre Gemeinheiten statt einer nun gleich tausend Frauen zu erzählen. Im eigenen Land aber haben die Regierungsmänner scheinbar Angst vor den Revolvern der New Yorker Unterwelt, die Oberrichter der Stadt ausgepfiffen haben, und lassen den Judenlümmel schimpfen, wie es ihm seine kräftige Phantasie souffliert. Wir haben allerdings nicht vor, in die Gosse hinabzu- steigen, aus der La Guardia seine Schimpf- wörter holt. Für heute genügt es, dass ein Zuhälter wie La Guardia Oberbürger- meister der grössten Stadt Amerikas sein kann." Briefkasten. Alfred G.. — Selbstverständlich hat der Pg. Flurnachbar auch in diesem Falle mit doitscher Troie gelogen. Das Zitat aus dem o. Bande von Theodor Mommsens "Römi- scher Geschichte" lautet in Wahrheit fol- gendermassen: "Auch in der alten Welt war das Judentum ein wirksames Ferment des Kosmopolitismus und der nationalen Dekomposition und insofern ein vorzugs- weise berechtigtes Mitglied in dem Cäsari- schen Staate, dessen Politik doch eigentlich nichts als Weltbürgertum, dessen Volks- tümlichkeit im Grunde nichts als Humani- tät war." Sie sehen: die angebliche Ver- dammung ist tatsächlich hohes Lob! Wie der grosse Durchleuchter der antiken Ge- schichte zu den Juden gestanden hat, ist mit am klarsten an dem von Theodor Barth (in den "Politischen Porträts") aus- drücklich bezeugten Faktum abzulesen, dass Mommsen an der Bahre Ludwig Bamber- gers, des schöpferischen deutschen Patrio- ten, schluchzend zusammenbrach, nachdem er dem Toten Worte innigsten Gedenkens geweiht hatte. Lesezirkel in Philadelphia. Es tut uns leid, Frau Margit, aber der gebildete Medi- zinmann hat recht: Der deutsche Universi- tätsprofessor, dem Gottfried Keller im ersten Kapitel vom vierten Teil seines "Grünen Heinrich" ein unzerstörbares Denkmal errichtet hat, ist niemand anders als der geniale jüdische Anatom und Patho- loge Jacob Henle (1809-1885), der Lehrer Robert Kochs. Otto in Newark, N. J. — Schönsten Dank für Ihre freundliche Anregung. Sie werfen sich jedoch sozusagen gegen ein schon ge- öffnetes Portal. Es liegt nämlich bereits ein Beschluss vor, künftighin den Herr- schaften sehr genau auf die bräunlichen Finger zu sehen. Wir sind mit Ihnen'völ- lig einig in der Ueberzeugung, dass eine Pseudo-Objektivität, wie sie jene Blätter kennzeichnet, für die Sache der anständi- gen Menschen viel gefährlicher ist als der Jauche-Strom, der der offiziellen Nazi- presse entquillt. Freundeskreis von Washington Square. — Sie haben sich einen Grislybären auf- binden lassen. Ein Wissender versichert uns feierlich: Die Arbeitsgemeinschaft Dr. Hans Martin Meyer ist keineswegs an Ma- sern verblichen ; sie ist noch vollzählig am Leben und augenblicklich damit beschäf- tigt, ihr Material nochmals kritisch zu sichten. Wettbrüder in Yonkers.—Adolf Schückel- gruber-Potempa war eine Art böhmischer Gandhi: leidenschaftlicher Pflanzenköstler und entschiedener Gegner jeglicher Ge- waltsamkeit. Zweifler Hugo. Der Wahlspruch Strei- cherlands ist der grandiosen Ballade "Der Erlkönig" von Horstbaldur Gebells ent- nommen; er lautet: "Und bist du nicht willig, so musst du spontan . . .!" AUFBAU 7 An Alle! Es ist wohl das erste Mal seit der Grün- dung des Deutsqh-Jüdischen Clubs, dass er in grösserem Umfang neue Mitglieder wirbt. Es geschieht das nicht etwa deshalb, weil "die Zahl unserer Mitglieder nicht wüchse, sondern weil sie nicht Schritt hält mit den stets wachsenden Aufgaben, die an unseren Club herantreten. Wir sind ge- zwungen, unseren Wohlsahrts- und Bera- tungsdienst bedeutend zu erweitern, um den stetig sich vergrößernden Ansprüchen ge- recht zu werden. Wir könnten unendlich viel mehr für die Unterbringung besonders männlicher Einwanderer im Rahmen unse- rer Stellenvermittlung tun, wenn grössere Einkünfte aus Beiträgen uns gestatten würden, eine Hilfskraft anzustellen. Wir haben viele Angebote von Stellen, die wir mit deutsch-jüdischen Immigranten besetzen könnten, wenn es uns gelänge, diesen Dienst weiter auszubauen. Wir sind uns auch dessen bewusst, dass unsere bisherigen Räumlichkeiten für man- che unserer Veranstaltungen nicht mehr ausreichen, und wir wären in der Lage, viele Unzulänglichkeiten zum Wohl der All- gemeinheit zu beheben, wenn wir die aktive Unterstützung aller derjenigen Kreise er- hielten, die bisher entweder nur Gäste un- serer Organisation waren oder ihr noch im- mer fernstehen. Ein grosses Programm ist in Vorberei- tung. Daneben geht -— mit der heutigen Nummer — die Hauptschriftleitung des "Aufbau" in die publizistisch bewährten Hände von Dr. Rudolf Brandl über. In Zukunft werden den Clubmitgliedern weitergehende Vergünstigungen bei allen Veranstaltungen gewährt werden. Wir su- chen augenblicklich nach geeigneten Räum- lichkeiten und benötigen zur Durchführung unserer Gesamtpläne bis zum Sommer 250 neue Mitglieder. Für die Zeit des Werbefeldzuges (1. April bis 15. Mai 1937) wird die Aufnahmege- bühr von $1.— als Mitgliedsbeitrag für die ersten zwei Monate verrechnet. Werbt neue Mitglieder! Tretet noch heute unserem Club bei; Ihr helft damit vielen, die unserer Hilfe bedürfen! German-Jewish Club, Inc. Soziale Fürsorge. Stellenvermittlung. Unsere Vermittlungs- stelle für männliche Arbeitssuchende befin- det sich im Klubhaus und ist Mittwochs und Samstags abends von 8.30 Uhr ab ge- öffnet. Die Adresse der Vermittlungsstelle für weibliche Arbeitssuchende ist: Frau Grete Schwarzschild, 252 West 85. Strasse, Apt. 9C. Tel.: TRafalgar .4-6372. Bürostunden: Montags und Mittwochs von 10 bis 12 Uhr vormittags und Donnerstags von 2 bis 5 Uhr nachmittags. Weibliche Arbeitssuchende werden gebe- ten, sich persönlich nur während der Sprechzeit an obiger Adresse oder Mitt- woch abends vor der Klubveranstaltung im Klubhaus vorzustellen. Alle Auskünfte in Bezug auf Einwande- rung, Einbürgerung, Erlangung der 1. und 2. Bürgerpapiere, sowie Beratung in Krank- heitsfällen und Verweisung an zuständige Stellen werden Mittwoch und Samstag abends im Klubhause, 210 West 91. Strasse, erteilt. Angesichts der unverminderten Einwan- derung brauchen wir dringend weitere Ar- beitsstellen für unsere Mitglieder. Wir bit- ten alle, die von irgendwelchen Arbeits- möglichkeiten hören, uns sofort zu benach- richtigen. Ein Fest tätiger Nächstenliebe. Angesichts der steigenden Flut jüdischer Not haben die Leitungen des Deutsch- Jüdischen Clubs und des Prospect Unity Club beschlossen, Sonntag, den 11. April, im Mecca Temple, 135 West 55. Str., einen Festabend zu veranstalten, dessen Rein- ertrag die Unterstützungsfonds der beiden Vereine stärken soll. Nähere Mitteilungen an die Oeffentlichkeit des Metropolitan-Bezirks werden zu gegebener Stunde ergehen; für heute sei hier soviel verraten, dass das um 8.30 Uhr abends beginnende Ereignis nach der künstlerischen Seite ein Programm edler Musik bringen und dann der tanz- frohen Jugend sämtlicher Altersstufen das Feld überlassen wird. Deutsch-Jüdische Organisationen in den U. S. A. PHILADELPHIA, Pa. Central Club of Philadelphia. Eine Vereinigung deutscher Juden. Programm und sonstige Auskünfte er- hältlich: Tel. POplar 1416. Eigenes Klubhaus: 1505 North 15. Str. PITTSBURGH, Pa. Friendship Club, Pittsburgh. Clublokal im Gebäude der Y.M. & W.H.A., Bellefield Ave. Alle Auskünfte werden durch diese Adresse erteilt. Klubabende jeden Donnerstag. NEWARK, N. J. Deutsch-Jüdischer Klub, Newark, Alle Zusammenkünfte finden im Y.M.H.A., 652 High Str., Newark, statt. Versammlung jeden Montag abend. Eine New Yorker Stätte freier Lehre und Forschung. Die organisatorisch an die "New School for Social Research", 66 West 12. Str., New York City, angelehnte "Graduate Faculty of Political and Social Science", vielfach auch "University in Exile" genannt, begeht — im Bewusstsein, das Stadium des Provi- sorischen und der tastenden Versuche glücklich überwunden zu haben — ihre vierte Jahresfeier mit einer Folge von Ver- anstaltungen, die unter dem gemeinsamen Leitgedanken "Geistesfreiheit und Verant- wortung" stehen. Mit Angehörigen ihres eigenen Lehrkörpers teilen sich hervor- ragende Vertreter anderer akademischer Institute — unter diesen Persönlichkeiten vom internationalen Range eines Franz Boas und eines John Dewey — in die be- deutungsvolle Aufgabe, der Festgemeinde darzulegen, wie Unterrichtswesen und Men- schenbildung von totalitären Zwangsstaa- ten faschistischer, semi-faschistischer oder sowjetrussischer Art auf der einen, von Demokratien auf der anderen Seite spezi- fisch geprägt werden. Den im Gebäude der "New School" ab- rollenden Ereignissen vom 13. und vom 14. April (die zweite Programmhälfte des er- sten Tages verzeichnet das Thema "The Intellectual Immigrant") reiht sich am 15. April, abends 8 Uhr, in "Sherry's", 300 Park Avenue, ein Dinner an, bei dem un- ter der Chairmanship des Kanzlers der N. Y. U., Harry Woodburn Chase, neben Dean Lloyd K. Garrison (University of Wisconsin), Professor Emil Lederer und Dr. Alvin Johnson kein Geringerer als Tho- mas Mann, Nobelpreisträger und wahrhaf- ter Weltbürger, das Wort ergreifen soll. Auskunft über die Einzelheiten der "Fourth Anniversary Celebration" wird vom Sekretariat der "Graduate Faculty" (Adresse s. oben; Tel.: ALgonquin 4-2567), bereitwilligst erteilt. THEODOR HERZL SOCIETY Für Dienstag den 13. April hat die Gesellschaft eine anerkannte Autorität auf dem Gebiet asiatischer Geschichte: den ins- besondere durch sein Werk "Politics in the Far East" bekannt gewordenen Historiker Professor Dr. Taraknath Das vom City College of New York, zu einem Vortrag über das Thema "British Rule in India and its relations to British control over Pales- tine" gewonnen. Die Veranstaltung findet im Jewish Center, 131 West 86. Str., statt und nimmt um 8.30 Uhr ihren Anfang. Zimmernachweis: Fiatbush—Grosses, helles Zimmer für zwei Herren. B.M.T. Verbindung Parkside u. 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