rr " - £TTF LkJftl AI 1 IM-C I HWAN HACINH I II K n HIhhii^II^HHMB rr " - 4. Jahrgang ' NEW YORK, DEN 1. MÄRZ 1938 No. 4 Schillers univerralhistorische Betrachtung der Bibel Von Dr. ARNO COUTINHO Die Hauptaufgabe, die sich Schiller bei allen seinen dichterischen, philosophischen und geschichtlichen Werken stellte, ist die moralische Bildung, die Erziehung des Men- schen zu Selbstbewusstsein, Freiheit und Vernunft, Alle Konflikte des menschlichen Lebens sind letztlich in der Erringung und Behauptung einer sittlichen Lebensführung begründet, die ständig durch natürliche, sinnliche Triebe bedroht wird. Die mensch- liche Geschichte ist für Schiller nichts an- deres als der Prozess einer ständigen Be- freiung des Geistes von den Fesseln, die ihm die Natur angelegt hat. Nicht einzelne historische Phänomene, vielmehr die Ent- wicklungsstufen der gegenwärtigen Moral bilden den vornehmlichen Gegenstand der fruchtbarsten geschichtlichen Forschung: der Universalgeschichte. Als eines der wichtigsten, für die gegen- wärtige Moral folgenreichsten Gebilde wird von Schiller das Christentum angesehen und für sein Verständnis das Judentum als grundlegend betrachtet. Wegen seiner Be- deutung für das Christentum untersucht Schiller in seinen Jenaer universalhistori- schen Vorlesungen die Entwicklung des Judentums; denn das Judentum hat dem Christentum den Gedanken der Allmacht und Einheit Gottes überliefert. Die Aufgabe, die sich Schiller als Histo- riker stellt, wird durch den Mangel an Quellen erschwert. Die Schilderungen der Bibel wertet Schiller nicht als Tatsachen- berichte, sondern versteht sie symbolisch, sieht in ihnen kulturhistorisch wichtige Belege für den Wandel gesellschaftlicher Gebilde, Einrichtungen und Sitten. Aber, wenn es Schiller auch infolge der grossen Lücken des historischen Materials dahin- gestellt sein lässt, ob in der Geschichte die Vorsehung waltet oder ob in ihr nur die Gesetze der physischen Natur, der Mecha- nik, herrschen, so wird doch der Charakter der Bibel als Offenbarung in Frage gestellt und ihr die Würde nur deshalb nicht ge- nommen, weil sie den Menschen auch als vernunftbegabtes Wesen ansieht und ihn den Tieren, reinen Naturgeschöpfen, als Herrn gegenüberstellt. ; Am radikalsten zeigt sich der Gegensatz zwischen Schillers moralphilosophischer und einer vom Glauben an die Offenbarung be- herrschten orthodox-theologischen Betrach- tungsweise in der Auslegung des Sünden- falls und der Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradiese. Nicht als eine Ver- messenheit, durch die der Mensch seine Unschuld verloren hat, sondern als ein Glück, das das Menschengeschlecht unsäg- lich bereichert hat, wird der Sündenfall von Schiller betracH H. Indem der Mensch seine Unschuld verlor, hat er sich von der Herr- schaft des Instinktes befreit und den Mut zum Denken gewonnen. Er ist nun selbst der Schöpfer seiner Glückseligkeit geworden, und lediglich von der Stärke seines Den- kens, seiner Vernunft, hängt es ab, ob er die Unschuld, die er vor dem Sündenfall besass, als freier Geist wiedergewinnt und sich zu einem Paradies der Erkenntnis und Freiheit hinaufarbeitet, "eine solche näm- lich, wo er dem moralischen Gesetze in sei- ner Brust ebenso unwandelbar gehorchen würde, als er anfangs den Instinkten ge- dient hatte." (Schiller, "Etwas über die erste Menschengesellschaft nach dem Leit- faden der moralischen Gesetzgebung".) Durch den Abfall von Gott hat der Mensch erst die Möglichkeit erhalten, wahrhaft mo- ralisch zu werden, sich selbst nach eigener Verantwortung zu bestimmen. Aber bis er dieses Ziel erreicht, hat er viele Gefahren zu bestehen. Denn der Mensch ist herrsch- süchtig, er sieht nicht im Mitmenschen den Bruder, der menschliche Würde besitzt, sondern betrachtet ihn als Knecht, der ihm dienen muss. Die ursprüngliche Gleichheit der Menschen ging verloren, als reiche, kraftvolle Persönlichkeiten sich schwache, die ihres Schutzes bedurften, unterwarfen, sie für sich arbeiten liessen und selbst nur dem Vergnügen nachgingen. Die Nachkom- men der Starken betrachteten sich als Söhne des Himmels und verachteten die Armen wegen ihrer einfachen menschlichen Ab- kunft. Eine durch die Zunahme der Stan- desunterschiede erfolgte Steigerung der Unterdrückung führte schliesslich zur Ent- stehung der Tyrannen. "Die Urkunde" — so charakterisiert Schiller die Entwicklung zur Tyrannis an Hand der Bibel — "gibt sie als Söhne der Freude an, als die un- echten Kinder, die in gesetzwidriger Ver- mischung erzeugt wurden. Kann man dies für buchstäblich wahr halten, so liegt eine grosse Feinheit in diesem Zug. Diese Bas- tardsöhne erbten den Stolz des Vaters, aber nicht seine Güter. Vielleicht liebte sie der Vater und zog sie bei seinen Lebzeiten vor, aber von seinen rechtmässigen Erben wur- den sie ausgeschlossen, sobald er tot war. Hinausgestossen aus einer Familie, der sie durch einen unrechten Weg aufgedrungen wurden, sahen sie sich verlassen und einsam in der weiten Welt, sie gehörten niemandem an und nichts gehörte ihnen; damals aber war keine andere Lebensweise in der Welt, als man musste entweder Herr oder eines Herren Knecht sein. Ohne das erste zu sein, dünkten sie sich zu dem letzteren zu stolz, auch waren sie zu bequem erzogen, um dienen zu lernen. Der Dünkel auf ihre IfcöoC Guedel war alles, was ihnen geblieben war; nur die Erinnerung an ehemaligen Wohlstand und ein Herz, das auf die Gesellschaft erbittert war, begleitete sie ins Elend. Der Hunger machte sie zu Räubern und Räuberglück zu Abenteurern, endlich gar zu Helden." Von allen Schill ersehen universalhisto- rischen Betrachtungen der Bibel ist die An- sicht von der illegitimen Abkunft des Hel- den am meisten lebendig geblieben. Sie hat im 19. Jahrhundert vor allem in Richard Deutschland—Amerika—Palästina: KÄ'zuÄtSi? Die D.-J. C.-Veranstaltung vom 9. März ist dazu bestimmt worden, mit drei knapp gefassten Referaten und anschliessender Aussprache eine Klärung der hier formu- lierten Frage zu versuchen. ★ Sicherheitshalber seien unsere Mitglieder und unsere Freunde schon jetzt gebeten, sich den Abend des 6. April für den Besuch eines Vortrages freizuhalten, den die um die deutsche Neueinwanderung hochverdiente Frau CECILIA RAZOVSKY - DAVIDSON dem D.-J. C. zugesagt hat. Nähere Angaben in der nächsten Nummer unseres Blattes. Wagners "Siegfried" und in Nietzsches Lehren über den freien Geist ihren Nieder- schlag gefunden. Ausser den Helden, die durch Raub und Abenteuer zu ihrer Macht gekommen sind, erwähnt Schiller als Herrschergestalten der Bibel die Könige. Sie haben zunächst als Anführer von Jagden auf wilde Tiere, her- nach durch Raubzüge, mit deren Beute sie sich Anhänger erkauften, und schliesslich durch Gewalt ihren Thron erworben. Aber bevor die Juden zu einem solchen König- tum gelangten, hatten sie eine lange Ent- wicklung zurückzulegen. Sie mussten sich aus der Knechtschaft in Aegypten befreien, in das sie als Nomadenvolk eingewandert waren. Da sie sich vor allem in der ägyp- tischen Provinz Gosen, in der sie sich nie- dergelassen hatten, so stark vermehrten, dass infolge der engen Wohngemeinschaft Aussatz eine starke Verbreitung unter ih- nen fand, so wurden ihre neugeborenen Söhne ermordet. Als unkultiviertes Volk, das in der Knechtschaft der hochgebildeten Aegypter stand, konnten die Juden aus Mangel an politischer Freiheit sich gegen diese Massnahmen der Aegypter nicht weh- ren. In dieser schwierigen Lage gelang es Moses, der, durch besondere Gunst in die ägyptische Königsfamilie aufgenommen, zum Priester ausgebildet wurde und die ägyptische Bildung mit einem leidenschaft- lichen von der Mutter geweckten Interesse für das jüdische Volk verband, die Juden von der Knechtschaft zu befreien. Durch den in Aegypten von den Priestern gepflegten Mysterienkult war ihm der Ge- danke vertraut, dass zwischen allen Dingen ein allgemeiner Zusammenhang bestehen musste; diesen Zusammenhang führte man auf den Plan eines höchsten verstandes- begabten Wesens zurück. Die Behauptung allein, dass ein hoher Verstand die Welt gestaltet hätte — so führt Schiller aus —, würde die Juden in ihrer Knechtschaft nicht beruhigt haben, da ihre Lage offenbar zu sehr gegen die göttliche Vernunft sprach. Nur durch die Annahme übernatürlicher, der menschlichen Erkenntnis schwer zugänglicher Kräfte, durch den unbedingten Glauben an den un- sichtbaren Gott und durch Berufung auf Wunder, wie dies Moses von den herrsch- gewohnten, den Aberglauben des Volkes nutzenden ägyptischen Priestern lernte, konnte er das Selbstbewusstsein der Juden wecken. Dieses Vertrauen musste umso mehr wachsen, da Moses nach Schiller den Gott der Juden, ihren Nationalgott, in einem Zeitalter der Vielgötterei nicht nur zum mächtigsten aller Götter, sondern auch zum einzigen machte. Indem Moses den Ge- danken des allmächtigen mit dem des ein- zigen Gottes verknüpfte, hat er, wenn auch ausgehend vom jüdischen Nationalstolz, der Wahrheit den Weg geebnet, dass Gott ein- zig und allgemein herrschend ist. Zwar ist nach Schiller auch die mosaische Lehre nicht von Irrtümern frei; denn Gott ist kein Nationalgott und die Juden sind kein aus- erwähltes Volk; Gott ändert keinem Volk zuliebe die Naturgesetze, noch tritt er für eine bestimmte Nation ein. Aber da ein ganzes Volk, nicht nur ein Kreis von Prie- stern, die Einzigkeit, Einheit und Allmacht Gottes erfasste, hat Moses durch die Ret- tung seines Volkes der allgemeinen Auf- klärung, der Verbreitung der Wahrheit ge- dient. In dieser Leistung ist die Bedeutung des Judentums für die abendländische Welt nach Schiller begründet. Da Schiller die Bibel nur nach ihrem mo- ralischen Wert für die bürgerliche Welt, nach ihrem Wert für die Glückseligkeit des Bürgers beurteilt, die in der Ueberzeugung von einem weisen Weltplan besteht, so bleibt seiner universalhistorischen Betrach- tung gerade die religiöse Bedeutung des alten Testaments verschlossen." Indem er den Sündenfall des Menschen lediglich _ als einen Fortschritt zur Vernunft und nicht als Zeichen für die grosse Differenz zwi- schen göttlichem Geist und menschlichem Wesen erkennt, wird dem Göttlichen gerade der Charakter der Majestät geraubt. Ist diese Tendenz auch für das bürgerliche Zeitalter, speziell für das 19. Jahrhundert, bezeichnend, da Gott nur noch aus mora- lischen Gründen als Bürge für den plan- vollen Zusammenhang aller Dinge gebraucht wird, so ist doch zugleich in dieser Epoche die Opposition erwacht. D^rch die Kritik an den Fundamenten der bürgerlichen Mo- ral hat in der deutschen Geisteswelt vor allem Nietzsche die starken religiösen Kräfte des alten Testaments wieder ent- deckt und in Instinkt und Leidenschaft der Menschen des alten Testaments, nicht wie Schiller in ihrer zunehmenden Vernunft, das Besondere der alten jüdischen Ge- schichte gesehen. Von den Schicksalen der deutschen Juden In dem Reiche, dessen Propagandachef auf den hebräischen Vornamen Josef hört, steht ein Ukas bevor, kraft dessen jüdische Kinder künftighin keine deutschen Vor- namen mehr sollen erhalten ^dürfen. In letzter Zeit befasst sich die Gestapo wieder eingehend mit den etwa 30,000 staa- tenlosen oder durch Ausbürgerung staaten- los gewordenen Juden in Deutschland. Der übliche Vorgang ist der, dass dem staaten- losen Juden mitgeteilt wird, seine Arbeits- und Aufenthaltsbewilligung sei abgelaufen und er habe das Land binnen 14 Tagen zu verlassen. Da kein europäisches Land heutzutage Staatenlose aufnimmt, stehen die staatenlosen Juden in Deutschland vor der Alternative: Konzentrationslager in Deutschland wegen Verstosses gegen den Ausweisungsbefehl oder Gefängnis inn MacbV'-Wd wegen illegaler Grenzüber- schreitung. * * * Aus Saarbrücken wird gemeldet: Es mehren sich die Fälle, in denen Juden, die über die Feiertage im Ausland waren, bei der Wiedereinreise in Deutschland vor die Wahl gestellt werden: entweder in ein Schulungslager im "Dritten Reich" zu ge- hen oder im Ausland zu verbleiben. Die Pässe werden in allen Fällen abgenommen. Einer saarländischen Jüdin, die über Weih- nachten und Neujahr in Frankreich bei Verwandten zu Besuch war, hat man die Einreise nach Deutschland kurzerhand un- tersagt, obwohl sie noch ihre Kinder in Deutschland hat. ^ ^ Die offiziell als Arisierung bezeichnete wirtschaftliche Erdrosselung der noch im Naziland ansässigen Juden schreitet m be- schleunigtem Tempo fort. So hat unlängst die "Kassenärztliche Vereinigung Deutsch- lands" u.;a. angeordnet: "Die Zulassung der im Sinne der Nürnberger Gesetze jüdischem Aerzte, die bisher zur Ersatzkassenpraxis zugelassen waren, erlischt mit dem Tage des Erlasses dieser Bestimmungen, gleich- viel, ob diese Aerzte zu den Pflichtkranken- kassen zugelassen sind oder nicht." Eine Anordnung des Reichsführers der "Kassen- zahnärztlichen Vereinigung Deutschlands" hat der vertraglichen Tätigkeit jüdischer Zahnärzte für die Mitglieder des Verbandes der Angestelltenkrankenkassen und des Ver- bandes freier Krankenkassen ein Ende be- reitet. Auf höheren Befehl hat die "rein arische" Berliner Bankfirma Hardy & Co. die Firmen S. Bleichröder und Gebr. Arnhold übernom- men. Diese Transaktion weckt die Erinne- rung daran, dass Gerson von Bleichröder das Vertrauen Bismarcks wie auch Wil- helms I. genoss und dass Georg Arnhold, eines der Häupter des jüdischen Patriziats von Dresden, neben seinem geschäftlichen und seinem humanitären Wirken immer Müsse und Mittel erübrigte, wenn es darauf ankam, eine Auslandsposition der deutschen Kultur zu verstärken. Gemäss der Achse Berlin-Rom wird nun- mehr auch in Italien der Antisemitismus immer entschiedener zu einem Element der Staats- und Volkslenkung. Die deutschen Emigranten sind bereits einer verschärften Kontrolle unterworfen und um nur ja auf der Höhe der Situation zu sein ,lässt der Duce offiziös erklären, ein jüdisches Palä- stina sei mit den italienischen Lebensinte- ressen unvereinbar. Die Frankfurter Universität hat als erste deutsche Hochschule die von ihr an Juden wegen ihrer Verdienste um die Wissenschaft verliehenen Professorentitel kassiert. ^ ^ Der hervorragende Berliner Chirurg Moritz Borchardt, der speziell als Gehirn-, Rückenmark- und Nervenoperateur vielfach bahnbrechend und schulbildend gewirkt hat, vollendete anfangs Januar sein 70. Lebens- jahr. * * Ur- ins siebte Jahrzehnt ist die ausgezeich- nete Malerin Julie Wolfthorn, ins achte der vielgefeierte Dresdner Oberkantor Raphael Hofstein eingetreten. Chaim Weizmanns Amtsvorgänger im Präsidium der Zionistischen Weltorganisa- tion, der verdienstvolle Botaniker Prof. Otto Warburg (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Nobelpreisträger von 1931, dem Physiologen O. W.!), ist, 78 Jahre alt, in Berlin dahingegangen. Er hat insbeson- dere für die Förderung geistiger Kultur in Erez Jisroel Wesentliches geleistet. Der 1845 zu Steinhardt in Bayern ge- borene Senior der jüdischen Wissenschaft- ler, der bedeutende Orientalist Prof. Jacob Obermeyer, ist im Würzburger jüdischen Altersheim, das den Greis seit 1928 beher- bergte, entschlafen. Dr. Leo Baeck — der "geborene Präsident der Juden in Deutschland", wie man ihn scherzend genannt hat — konnte unlängst auf ein Vierteljahrhundert gesegneter Tä- tigkeit als Berliner Gemeinderabbiner zu- rückblicken. Hatte sich Baeck bereits vor 1933 als Religionswissenschaftler und eigen- wüchsiger Denker, als Seelenbetreuer und als sozialer Organisator weithin begründe- ten Ruhmes erfreut (Den philosophischen Deuter traf man bisweilen an sichtbarer Stelle in Graf Keyserlings Darmstädter "Schule der Weisheit" an), so liess ihn die Aufrichtung des Dritten Reiches zu einem Halt und Hort für Tausende und Aber- tausende werden. Allein schon das, was Baeck auf dem Boden des "Kulturbundes" vollbracht hat, sollte genügen, ihm über seine — hoffentlich noch Dekaden füllenden — Erdentage hinaus verehrungsvolle Dank- barkeit zu sichern. f 3 5 h '/ u AUFBAU 3 März-Programm des Deutsrh-Mdischen Clubs I. Allgemeine Veranstaltungen Mittwoch den 2. März: "Unter uns": Eine weitere Veranstaltung auf der Linie unseres Bestrebens, den Club zu einer festgefügten Gemeinschaft wer- den zu lassen. Die Mitglieder — und nur für solche ist der Abend gedacht — haben einen Eintrittspreis von 15 Cents zu entrichten. Dafür harrt ihrer Tanz nebst Ueberraschungen. Mittwoch den 9. März: Grosse Aussprache über das innere Verhältnis der deutsch-jüdi- schen Emigranten zur alten Heimat, zu Amerika und zu Palä- stina . (Vgl. den Hinweis auf der Titelseite.) (Leitung: Dr. Wilfred C. Hülse.) Mittwoch den 16. März: Vortrag: Antisemitism in Catholic Countries. Redner: Prof. Max Ascoli. (Leitung: Dr. Norbert Goldenberg.) Der Gast dieses — angesichts der neusten europäischen Ereig- nisse wahrhaft aktuellen — Abends gehört dem Lehrkörper der New; Yorker "University in Exile": der "Graduate Faculty of Political and Social Science" von der "New School of Social Research", seit ihrer Gründung an. In Ferrara zum juristischen, in Rom zum philosophischen Doktor promoviert, hat er von 1926 bis 1931 an verschiedenen Universitäten seines Vaterlandes den Lehrstuhl für Rechtsphilosophie innegehabt. Seine wissenschaft- lichen Veröffentlichungen (nicht zuletzt die Publikationen, die sich mit Georges Sorel und Benedetto Croce befassen) haben ihm weithin Beachtung verschafft. Sonntag den 20. März: Purim-Feier im Mecca Temple (Näheres ist aus der Sonder- anzeige zu ersehen). Mittwoch den 23. März: Vortrag: The Far-Eastern Cataclysm and the Means of Amer- ican Counteraction. Redner: William E. Dodd jr. (Leitung: Fred Bielefeld.) Der Sohn des amerikanischen Wissenschaftlers, der seinen Berliner Botschafterposten ohne Bedenken seinen freiheitlich- humanen Ueberzeugungen opferte, arbeitet seit seiner Rückkehr aus dem Hitler reich unablässig für die Sache der Demokratie, indem er — insbesondere in seiner Eigenschaft als führendes Mitglied der "American League for Peace and Democracy" — die Oeffentlichkeit über die faschistische Weltgefahr aufklärt. In unserm Kreise gedenkt er seine prinzipiellen Erkenntnisse zu einer Durchleuchtung des aktuellen Problems U. S. - Ostasien zu benutzen. Eintritt: Mitglieder 10, Gäste 30 Cents. Mittwoch den 30. März: Vortrag: The Cultural Contributions of the Sephardim. Redner: Rev. D. A. Jessurun Cardozo. (Leitung: Dr. Fritz Schlesinger.) Der (mit dem Washingtoner Supreme Court-Richter gleichen Namens entfernt verwandte) Vortragende, Assistent von Rabbi Dr. de Sola-Pool in der Leitung der New Yorker sephardischen Synagogengemeinde, ist in Amsterdam geboren, hat nach Ab- solvierung des dortigen sephardischen Seminars "Ets-Haim" sich den akademischen Grad erworben, den das "Jewish College" in London erteilt, und wurde alsbald Rabbiner an der berühmten Montefiore-Synagoge zu Ramsgate. Ein seiner Feder entstam- mendes Werk: "Think and Thank", ist im Verlag der Oxford University Press erschienen. Zu den Theologen, die unser ver- ehrter Gast seinerseits herangebildet hat, zählt auch der gegen- wärtige Rabbiner der Sephardim-Gemeinde von Hamburg. » ... * Freitag den 1. April: Besuch des um 8.15 Uhr abends beginnenden Gottesdienstes im Temple Israel; anschliessend "Oneg Schabbat" (Sabbat-Feier- stunde) ; darauf gastliche Bewirtung der D.-J. C.-Mitglieder im Gemeindehause. VORSTANDSSITZUNGEN: Ausserordentliche: Dienstag den 8. März, ordentliche: Donners- tag den 24. März, abends 9 Uhr, in der Geschäftsstelle des D.-J. C. TANZTEES: Auch diesen Monat öffnen sich jeden Sonntag nachmittag, mit Ausnahme des 20. März, um 3 Uhr im Hotel Peter Stuyvesant, 86. Str. und Central Park West, die Pforten für den bereits zu einem festen Begriff gewordenen D.-J. C.-Tanztee. * Schon jetzt sei die Aufmerksamkeit von Interessenten darauf gelenkt, dass der Tanztee vom 3. April zu einem Tanzturnier aus- gestaltet werden soll. Wo nicht anders vermerkt, Eintritt für Mitglieder frei, für Gäste 25 Cents. Alle Veranstaltungen finden, wenn nicht anders angegeben, in unserem Clubhaus, 210 West 91. Str., statt. (Community House of Temple Israel, Rabbi William F. Rosenblum.) Beginn pünktlich 9 Uhr abends. Die den Mitgliedern zustehenden Vergünstigungen, wie z. B. freier Eintritt zu den Vorträgen oder ermässigte Eintrittspreise zu sonstigen Veranstaltungen, können NUR NOCH gegen Vorzeigen der Mitgliedskarte gewährt werden. II. Sport Sonntag den 6. März: Leichtathletik-, Handball- und Fussball-Training. Ab 10.30 vorm. auf dem Sportplatze an der 138. Str., zwischen Convent und St. Nicholas Avenues (drei Blocks östlich vom Broadway; 137. Str.-Station der I.R.T.). Sonntag den 13. März: Wanderung nach Fort Lee: Ueber Stock und Stein am Hudson entlang zu einem wundervollen Aussichtspunkt in den Pali- saden. Treffpunkt: 10 Uhr vorm., Endstation der I.R.T., 242. Str., van Cortlandt Park. Kosten 30 Cents. Sonntag den 20. März: Leichtathletik-, Handball- und Fussball-Training. Ab 10.30 vorm. auf dem Sportplatze an der 138. Str., zwischen Convent und St. Nicholas Avenues (drei Blocks östlich vom Broadway; 137. Str.-Station der I.R.T.). Sonntag den 27. März: Wanderung nach Montclair, N. J.: Durch Wälder und über Wiesen. Treffpunkt: 9 Uhr vorm., Barclay Str.-Ferry (D. L. and W. Railroad), drei Blocks südlich von Chambers Str. Kosten 60 Cents. Achtung! Wer bei unsern Wanderungen mitmachen will, sei auf die Notwendigkeit zweckmässiger Kleidung, guter Schuhe und ausreichenden Mundvorrats hingewiesen! PING-PONG Jeden Samstag abend im Clubhaus, 210 West 91st Street. Gesellschaftsspiele, gemütliches Beisammensein. Eintritt für Mitglieder 10 Cents, für Gäste 25 Cents. TURNEN-BASKETBALL Jeden Montag abend von 8.30 bis 10.30 Uhr im Warner Memorial Gymnasium, West 138. Street (zwischen Broadway und Amster- dam Avenue, Eingang Amsterdam Avenue) unter Leitung eines erfahrenen Turnlehrers; Handtücher mitbringen. Eintritt für Mitglieder 10 Cents, Gäste 20 Cents. Ein Abend der älteren Semester Etwa zweihundert Personen — Eltern von Clubmitgliedern und andere Leute rei- feren Alters — nahmen am 22. Februar die Gelegenheit wahr, sich davon zu über- zeugen, dass der D.-J. C. keineswegs unter einer Diktatur der Jugend steht. Es war nicht bloss die Bewirtung nrt Kaffee und Gebäck, die den Gästen der Veranstaltung einen überaus angenehmen, die Erwartung eines baldigen Dacapo weckenden Eindruck auf den Heimweg mitgab; auch die Darbie- tungen des (erst zwei Wochen zuvor in New York gelandeten) Bühnenkünstlers Alfred Durra, die Gesangsvorträge von Max Moskowitz, die Humoristica Edgar Josephs und die gefälligen Tanzrhythmen einer Kapelle übten die von der Clublei- tung erhoffte Wirkung. Theodor Herzl Society Auf Samstag, den 5. März, abends 8.45 Uhr, lädt die Theodor Herzl Society ihre Freunde ins Hotel Peter Stuyvesant zu einer Purim-Feier mit musikalischen Dar- bietungen, Cabaret und Tanz. 4 AUFBAU 16 AUFBAU Published by the GERMAN - JE WISH CLUB, INC. 1265 Broadway, New York, N. Y. Telephon: MU 4-0192. 59 Clubhaus: 210 West 91. Strasse, New York, N. Y. Advertisinff rate« en application 4. Jahrg. New York, März 1938 No. 4 GERMAN-JEWISH CLUB. INC. Gegründet 1924. CLUBHAUS: 210 West 91. Strasse, New York Präsident...................FRED H. BIELEFELD 1. Vize-Präsident............FRED J. HERRMANN 2. Vize-Präsident... .Dr. NORBERT GOLDENBERG 3. Vize-Präsident...........WALTER BORN STEIN Sekretär.........................BERTHA WAHLE 1. Hilfs-Sekretär. ..'f.:........JULIUS WEINBERG 2. Hilfs-Sckrctär.............JULIUS HERRMANN Finanz-Sekretär..................ALFRED HEYDT Schatzmeister..............MICHAEL SCHNEIDER Beisitzer .............................JOE ADLER ...................Dr. RUDOLF BRANDL ..........................ALFRED HAAS ................Dr. W1LFRED C. HÜLSE ...........HANS WERNER MEYERHOFF ................ERWIN SCHNEEBERGER .......................HENRY IL STERN .............................JOHN WOLF Der Zweck des Clubs ist die Heranbildung seiner Mitglieder zu guten amerikanischen Bürgern und zu selbstbewussten, aufrechten Juden, namentlich durch Vermittlung jüdi- schev und allgemeiner Geistesgüter. Ferner erstrebt der Club, den freundschaftlichen Zusammenschluss der deutschen Juden in New York durch gesellschaftliche Veran- staltungen zu fördern. «Auszug aus den §8 1 und 2 der Statuten.) Zuschriften, die die Zeitung betreffen, sind an den Schriftleiter, Dr. Rudolf Brandl, 69 Fairview Ave., Apt. 38, New York City (Washington Heights), zu richten. Redaktionsschluss für die April-Nummer unwiderruflich am 22. März. Alle Zuschriften, die Clubangelegenheiten betreffen, sind zu richten an: German- Jewish Club, 1265 Broadway, Zimmer 616, New York City. (Tel.: MÜrray Hill 4-0192.) Anzeigenannahme und alle Anfragen, die den Inseratenteil betreffen, werden durch die Geschäftsstelle, 1265 Broadway, Zimmer 616, N. Y. C., erledigt. Aerztegruppe des German- Jewish Club Wissenschaftliche Vorträge im März 1938: Montag, 14. März: Dr. Bela Schick: Vorbeugung und Be- handlung von Infektionskrankheiten in U. S. A. Der Vortrag findet in Form eines Semi- nars (Round Table Conference) statt., Montag, 28. März: Dr. Richard Lewisohn: Die chirurgische Behandlung der Geschwüre des Ma- gens und Zwölffingerdarmes (mit Lichtbildern). Die Vorträge werden im Hotel Peter Stuyvesant, 86. Str. und Central Park West (Tel. TRafalgar 7-7400), abgehalten. Beginn jeweils punkt 9 Uhr abends. Aerzte als Gäste willkommen. Der Vorsitzende der Aerztegruppe: Dr. Wilfred C. Hülse. Vom Wirken unseres Clubs Zu unserer Genugtuung lesen wir in einem — "Humanitäre und kulturelle Einrichtungen in New York" betitel- ten — Sonderbericht, den der bekannte Musikpädagoge Artur Holde (vormals Frankfurt a. M.) Ende 1937 für ein jüdisches Organ der Reichshauptstadt schrieb, folgenden Absatz: "Abseits von den kultischen und humani- tären Bestrebungen bildet eines der Sam- melbecken der aus Deutschland eingewan- derten Juden der German-Jewish Club, der den Zusammenhalt seiner Mitglieder auch durch eine eigene Zeitschrift fördert. Diese Vereinigung gibt mit in erster Linie jenen einen geistigen und moralischen Rückhalt, für die sich eine Eingliederung in das ge- sellschaftliche und kulturelle Leben der Vereinigten Staaten durch die ungenügende Kenntnis der Landessprache erst allmählich vollziehen kann. Der Club entwickelt durch die erhöhten Anforderungen der letzten Jahre eine gesteigerte Aktivität. Er verlegt den Schwerpunkt seines Arbeitsprogramms zunehmend nach der sozialen und kulturel- len Seite: ' Stellenvermittlung, Beratüng, Vorträge, Kunstabende, Sprachkurse sind einige der Gebiete, auf denen der Club die Ziele nutzbringender Tätigkeit erblickt." Mitteilungen der Geschäftsstelle: Unser Büro (1265 Broadway, Ecke 32. Str., Room 616; Tel.: MUrray Hill 4-0192) ist für das Publikum Montags, Dienstags, Mittwochs und Freitags von 9 bis 12 geöff- net, während Donnerstags die Dienststunden in den Zeitraum von 2 bis 4 Uhr fallen. Samstags und Sonntags bleibt das Büro ge- schlossen. — Für Interessenten, die sich vor- her anmelden, ist der Leiter der Geschäfts- stelle jeweils Mittwochs von 8.45 bis 9.15 Uhr abends im Clubhause (210 West 91. Str.) zu sprechen. Die Bitte, das Büro von jeder Vakanz um- gehend zu verständigen, wird mit der Ein- dringlichkeit wiederholt, die sich aus der augenblicklichen Lage auf dem Stellenmarkt ergibt. * Unsere Mitglieder sollten im Programm (auf Seite 3) keinesfalls die Ankündigung des Abends übersehen, den uns die Güte von Rabbi William F. Rosenblum und seiner Gemeinde zum 1. April verheisst. Die schöne Tradition des D.J.C.-Seders wird selbstverständlich aufrechterhalten. Talentierte Musiker (Instrum.) werden freundlichst ^ermuntert, sigh schriftlich beim'D.-J. C.-Büro zu melden. • Kunde von den New Jerseyer Freunden Der German-Jewish Club von Newark veranstaltet: Donnerstag den 3.März 9 Uhr einen amerikanischen Volkslieder-Abend unter der Leitung von Frau Samuel Fleischman; Samstag den 19. März abends 8.30 Uhr eine Purim-Feier; Samstag den 2. April ein grosses Abend-Konzert (So- listin: Felicia Guttman) in der Joseph Goetz Hall des Temple B'nai Jeshurun. Die ledigen Damen und Herren des German-Jewish Club von Paterson treffen sich Samstag den 19. März punkt 8 Uhr abends in der Halle des "De Luxe"-Restau- rants, 133 Ellison Str. (gegenüber City Hall), zu einem Purim-Ball. Eintritt (Speise, Getränk u.s.w. eingerechnet) : Mitglieder $0.75, Gäste $1.—. Dunkler Anzug erwünscht. Alt-Wien am Hudsonstrand Nichtabstinenten mögen zur Kenntnis nehmen, dass das Wiener Cafe "Old Vienna" (147 West 47. Str.) nunmehr auch eine Cocktail Lounge sowie Bar sein eigen nennt. G.-J. C.-Rückschau Mittwoch den 26. Januar hatten wir die Freude, Professor Simons in unserem Kreise über: "Die Aussenpolitik der Vereinigten Staaten" sprechen zu hören. Seine Aus- führungen gingen von bestehenden Tat- sachen aus, nicht von Wunschträumen oder Ideologien. So betonte der Redner, dass die Neutralitätspolitik der Vereinigten Staaten fern davon sei, den Demokratien in Europa oder in Asien zu helfen. Japan sei das Recht zugestanden, die Vorherrschaft im Fernen Osten auszuüben, und der eigent- liche Gegner, mit dem sich Japan im jetzi- gen Kriege auseinandersetzt, ist Sowjet- Russland. Bewusst hat Roosevelt's Regie- rung Konzessionen gegenüber den süd- amerikanischen Staaten gemacht, um Pan- amerika zur starken Wirklichkeit werden zu lassen. Selbstverständlich erwachsen der amerikanischen Regierung Schwierigkeiten dadurch, dass jetzt eigentlich nur ein süd- amerikanischer Staat, Columbien, eine De- mokratie sei. Immer kommt es bei der Po- litik darauf an, ein Gleichgewicht zu schaf- fen. Selbst in Europa sei ein Gleich- gewicht, allerdings ein labiles, der Kräfte vorhanden. (Diese Ausführungen wurden vor Hitlers "Anschluss" von Oesterreich gemacht.) Als Beispiel führte der Redner an, dass die Militarisierung des Rheinland- gebietes durch Hitler den Pakt zwischen Frankreich und Russland zur Folge hatte. Die Hörer dieses in seiner Sachlichkeit voll- endeten Vortrages werden nun mit erhöh- tem Interesse beobachten, welche Schritte Hitlers "Coup" hervorrufen wird. Der Redner zeigte von neuem, dass er, wie we- nige, berufen ist, das so schwierige Gebiet der äusseren Politik in ihren Zusammen- hängen meisterhaft zu deuten. Am Mittwoch, den 2. Februar, sprach in überfülltem Saale — Plätze wurden sogar auf dem Podium geschaffen — Prinz Hu- bertus zu Löwenstein über: Die kommende deutsche Revolution. Der Redner, der ge- rade von Europa zurückgekehrt ist, gab seiner Ueberzeugung Ausdruck, dass mit einer kommenden deutschen Revolution zu rechnen ist, auch wenn ihr Zeitpunkt noch nicht zu bestimmen ist. Er weiss sehr wohl, dass mit einem konzentrierten Widerstand nicht zu rechnen ist, doch glaubt er, dass die zunehmende Unzufriedenheit weiter Schich- ten der deutschen Bevölkerung (er führte Beispiele aus den Reihen der Bauern, der Studenten an) sich gegenüber den Hun- derttausenden, die vom Regime leben, durchsetzen wird. Wenn der Krieg, zu dem der "Führer" führt, auch nur zwei Wochen »anhält, wird das System den berühmten Dolchstoss von innen erhalten, denn es be- ruht nur auf Terror und Verdummung. Als ein Beispiel unter unzähligen für die skrupellosen Methoden führte der Redner an, dass ihm Monate vorher mitgeteilt wurde, dass der Kampf gegen die Klöster mit gefälschtem Material aufgenommen werden würde. Der Redner schloss mit einem Appell an die Anwesenden, der Idee der deutschen Demokratie treu zu bleiben, ein Appell, der in der Diskussion auf Wi- derstand stiess. Es wurde unter dem Bei- fall der Zuhörer dargelegt, dass die Deut- schen eine Dankespflicht gegenüber den Vereinigten Staaten zu erfüllen hätten und bestrebt sein sollten, demokratische Ameri- kaner zu werden. Der Widerstand bewies nur, dass der anregende, in ungewöhnlich fesselnder Form vorgetragene und begeis- tert aufgenommene Vortrag Eindruck auf die Zuhörer machte. Am Mittwoch, den 9. Februar, hielt Dr. Marie Fichel Warner im gutbesuchten Saale einen mit grossem Interesse aufgenomme- nen Vortrag über: "Modern Views on Sex and Marriage", Die Rednerin deckte die Grundzüge der Entwicklung auf. dank wel- : AUFBAU 5 eher heute sexuelle Vorgänge mit Freimut behandelt werden können. Wenn auch die heutige Zeit zu der Erkenntnis gekommen ist, welch wichtige Rolle das Geschlechts- leben im Leben des Menschen spielt, so wird man sich doch hüten, die Konflikte zu über- sehen, die geschlechtlichem Verkehr ausser- halb der Ehe entspringen, und keine kate- gorischen Imperative für alle aufstellen. Auch ohne ihn gibt es tatsächlich ausge- füllte unverheiratete Menschen. Mit gros- sem Geschick gab die Rednerin einen Ueber- blick über die Lehren Freuds, des Be- gründers der Psychoanalyse, der das Ver- dienst hat, zum ersten Male die Bedeutung des Geschlechtlichen für den Menschen, schon vom frühesten Kindesalter an, aufge- deckt zu haben. Lichtbilder, die den Bau des Menschen illustrierten, wurden von der Rednerin mit sachverständigen Worten er- klärt. M. J. Der italienische Historiker Guglielmo Ferrero hat seinerzeit die These aufge- stellt, dass die Männer, die im Leben der Staaten den entscheidenden Einfluss aus- geübt hätten, durchweg Landfremde ge- wesen seien. Mit diesem Satze berührte sich, was der nun auf New Yorker Boden wirkende junge Geschichtswissenschaftler und Soziologe Dr. Wolf gang Hallgarten — ein Enkel des unvergeßlichen Frankfurter Philanthropen Charles Hallgarten — in einem "Der Fremdheitskomplex in der Ent- wicklung deutschvölkischer Lehren" betitel- ten Vortrag am 16. Februar vor uns aus- breitete. Nach der grundlegenden Fest- stellung, dass in Deutschland der von aus- wärts [kommende Wahldeutsche mit der "Rettert-Pose noch immer dem fördernden Faktor eines inländischen Unterdrückt- heitsgefühls begegnet sei, arbeitete der Redner fesselnd und bis auf Einzelheiten überzeugend das Typische jener mehr oder minder sonderbaren Schwärmer für das (imaginäre) Germanisch-Deutsche und des- sen (angebliche) Weltsendung heraus: Sie alle, haben in einem frühen Abschnitt ihrer krausen Bahn sozial, wirtschaftlich oder ideell einen Stoss empfangen, der sie mit einem krankhaften Ressentiment gegen be- stimmte Gruppen (in erster Linie gegen die Juden) erfüllte; "Erlösung" (zugleich ak- tiv und passiv gemeint) wird für sie nach und nach zur beherrschenden Idee; mit schweifendem Romantizismus verbinden sie, wenn eine richtige Chance winkt, bemer- kenswerte Gerissenheit und obwohl es sie mit magischer Gewalt zu den "feinen Leu- ten": Fürsten, Adligen, Finanz- oder Indu- striemagnaten, zieht, haftet ihnen bis ans Ende im Innersten eine Servilität an, wie sie den arrivierten Aussenseiter zu kenn- zeichnen pflegt. Ob es sich um den "Magus aus dem Norden": Hamann, handelt, um Richard Wagner, um den franco-englischen Bayreuthomanen Houston Stewart Cham- berlain, der mit der "rassisch" kaum einzu- Sonntag den 20. März: PURIM-BALL des GERMAN - JE WISH CLUB, Inc. im grossen Ballsaal des l- MECCA TEMPLE 135 West 55. Strasse, New York City zwischen 6. und 7. Avenue Beginn: 8.30 Uhr KAPELLE SAM ROSS und sein SILVERTOWN ORCHESTER Erstklassige Darbietungen von BROADWAY-KÜNSTLERN Conferencier: der universelle deutsch-österreichische Schauspieler ALFRED DURRA EINTRITTSPREISE: Im Vorverkauf: Für Mitglieder..........................$0.60 (NUR im Klubhaus bei unseren Veranstaltungen oder in der Geschäftsstelle) Für Gäste.............................$0.80 An der Abendkasse..................................$1.00 KARTENVORVERKAUF: BÜRO DES GERMAN - JEWISH CLUB, 1265 Broadway (32. Str.)—MUrray Hill 4-0192 KLUB-HAUS, 2 10 West 91. Str. ZIGARRENSTAND, Hotel Peter Stuyvesant, 2 West 86. Str. KURT WERNER & CO., 1 l Broadway—DIgby 4-6494 KITTY S BEAUTY SALON, 1245 Lexington Avenue— (84. Str.)—RHinelander 4-7147 MECCA TEMPLE CASINO, 135 W. 55. Str.—CIrcle 7-1233 MEDICAL CENTER CAMERA SHOP, 4015 Broadway (168. Str.)—WAdsworth 3-82 1 5 B.& H. MARKET, 1429 3. Ave. (80.Str.)—BUtterfield8-7747 1 6 AUFBAU Mittelwestliche Impressionen ordnenden Cosima in giftigstem Antisemi- tismus kommuniziert, oder |um "Hänge- Peters", den zwischen Briten-Hass und Briten-Umschmeichelung hin- und herperi- delnden Vater des "Alldeutschen Verban- des" — kein einziger aus der ganzen Sippe der Deutschlandretter ist von psychopatholo- gischen Merkmalen völlig frei. Wenn Hall- garten gegen Schluss seiner Darlegungen auch die tragikomischen Gestalten eines Bötticher-"Lagarde" und eines Wilhelm II. einer Analyse unterwarf, so blieb er damit sachlich durchaus innerhalb des Stoffkrei- ses, den er sich — in Anbetracht des knap- pen Zeitrahmens kühn! — abgesteckt hatte. Wer den Voraussetzungen für einen vollen Genuss des Vortrages genügte, der dankte es dem Leiter des Abends, Fred Bielefeld, dass er dem Redner-Gast sogleich eine wei- tere Einladung versprach. Bdl. G Personalia von Belang Unser Präsident Fred H. Bielefeld und Fräulein Edith Kahn haben am 24. Februar den Bund für's Leben geschlossen. Leider hat uns ein ausdrücklicher Clubführerbefehl untersagt, das Gratulations-Brillantfeuer- werk abzubrennen, auf das die Redaktions- Schreibmaschine bereits eingestellt war. Nichts in der Welt jedoch kann uns ver- wehren, dem lieben Paare eine Riesenfracht von Herzensglück und materieller Wohl- fahrt zu wünschen! • Die "Haavara-Mark" Im Hinblick auf die kalendarische Tat- sache, dass Purim und Pessach nicht mehr fern sind, wird mancher von unsern Glau- bensgenossen sicherlich mit Interesse ver- nehmen, dass die deutsche Regierung die Einrichtung der "Haavara-Mark" für ein weiteres Jahr in Kraft zu lassen beschlossen ' it. Diese "jüdische Auswanderer-Mark" t gegenüber der (kursmässig mit ihr -ereinstimmenden) Register - Mark nicht oss den Vorzug, dass sie die Kapitals- ransferierung aus Deutschland erleichtert, -sondern sie bietet sich gleichzeitig auch als das bequemste Mittel für jüdische Aus- lands-Zuwendungen an im Reiche befind- liche Verwandte oder Freunde oder Körper- schaften dar. Die Organisation des Ver- kaufs von "Haavara-Mark" umspannt bei- nahe schon den ganzen Erdkreis. Infolge- dessen haben die durch sie bewerkstelligten Ueberweisungen die Zahl 10,000 und den Betrag von einer Million bereits über- schritten. In diesem Zusammenhang ist hervorzuheben, dass amerikanisch-jüdische Grossverbände wie der National Council of Jexvish Women, die Zionist Organization of America und das Joint Distribution Com- mittee zu den Befürwortern des "Haavara- Mark"-Verfahrens gehören. "HERCULES" Inhaber: ALFRED BLUM Möbel-Transporte Umzüge Spezialität: Liftbeförderung Gepäckbeförderung von Piers Feuersicheres Lagerhaus 238 EAST 88th STREET New York City Telefon: Nachttelelfon: SAcramento 2-8874 JErome 7-5206 Unter der Ueberschrift "Ich sah in Amerika" hat jüngst "Das Blatt der jüdischen Frau", die immer anregende Beilage der "C.-V.-Zeitung", folgenden Bericht veröffentlicht: ST. LOUIS, Anfang Januar 1938. Ach, meine lieben Freundinnen in Deutsch- land, wenn Ihr auswandern wollt, lasst Euch nicht gar soviel beraten, denn: wie man es macht, ist es falsch. — Ich habe mich so sehr herumgeschlagen mit dem Problem: mit oder ohne Möbel — und schliesslich haben wir alles verkauft. — Als wir in New York waren, erschien mir dieser Entschluss richtig. Kleine elegante Wohnungen und meine riesigen Möbel ? . . . Hm — gut, dass sie weg sind. Aber als wir an unseren Be- stimmungsort kamen, Saint Louis (Mittel- westen) . . . Saint Louis! — Ach, hier gibt es grosse Wohnungen zu mieten, schöne, weitflächige Räume, einzelne Häuser sogar, Bungalows und Fiats, für erschwingliche Mieten, mit einem Luxus ausgestattet, den man bei uns nicht kennt, was Badezimmer und Küche betrifft, — ja, sehr wohlabge- wogene, harmonische, grosse Räume . . . und wo sind nun meine Möbel ? In Europa sind sie bei den Händlern, bei Privatleuten, wer weiss wo . . . nur hier sind sie nicht, wo ich sie haben möchte. Nutzanwendung: wer bereits im voraus weiss, an welchen Ort er kommen wird, er- kundige sich bei den Ortsansässigen und bei keinem anderen. Und jetzt möchte ich mit denen unter Euch, die schön, anziehend und charmant sind, die Kleiderfrage besprechen — also mit allen — gut, hört zu: (ach . . . jetzt habt Ihr Euch gerade auf ein Abendkleid verspitzt . . .) also in New York braucht Ihr das, in den Provinzstädten aber braucht Ihr das grosse Abendkleid nicht. — Tut mir leid. — Ueberhaupt, reizende und mutige Freundin: verausgabe Dich nicht. Achtung, rotes Warnsignal: stop! -Die Amerikanerin ist so restlos, so völlig anders angezogen als Du, dass Du jedenfalls — was immer Von der Selbsthilfe für deutsche Emigranten Die nächste "Aufbau"-Nummer soll Ge- naueres über die hier bezeichnete Organi- sation bringen. Schon diesmal aber sei un- terstrichen, dass diese Körperschaft ('Self- help of German Emigrees", Iiic.; P. O. B. 62, Station N, New York City) auch die bescheidenste monatliche Spende dankbar vermerkt. • An unsere Sportler! Durch den nicht nachlassenden Strom von Neueinwanderern, unter denen sich gerade im letzten Jahre eine grosse Anzahl aktiver Mitglieder der jüdischen Sportbewegung be- funden haben, hat die Sportgruppe des G.-J. C. eine starke Vergrößerung erfahren. Während sich bis jetzt die Betätigung der Gruppe in der Hauptsache auf Ausflüge, Gymnastik, Basketball, Tischtennis und Schwimmen beschränkt hat, sollen jetzt auch Fussball, Handball und Leichtathletik — die Sportzweige, die die meisten von uns drüben vorzugsweise betrieben — in das Programm aufgenommen werden. Durch den kürzlich erfolgten Anschluss einer Gruppe ehemaliger aktiver Mitglieder des Turn- und Sportvereins "Schild" Frank- furt a. M. hat die Sportgruppe die Grund- lage für die erfolgreiche Bildung von Kampfmannschaften erhalten. Daneben sind noch eine ganze Anzahl guter Kräfte so- wohl aus dem Makkabi wie aus dem R.J.F., die dem Club beide gleich willkommen sind, Du Dir ausgeklügelt hast — in Deiner euro- päischen Kleidung . . . nun eben europäisch wirkst, d. h. aus dem Rahmen fallend. — Leider. — Es liegt an einem "je ne sais quoi". Ich habe die Hüte im Verdacht, sehr kecke Gebilde, die irgendwo auf dem Kopf sitzen, nur nicht dort, wo wir sie zu sehen gewohnt sind. Es sind auch die klimatischen Bedingungen zu berücksichtigen, man ist immer entweder zu dick oder zu dünn an- gezogen, überhaupt macht es ausserordent- liche Schwierigkeiten, sich zu akklimati- sieren, in jedem Sinne. Seid einen Augenblick ernsthaft und denkt nicht mehr an Euer "make up" — sondern: und jetzt spreche ich zu den Fleis- sigen und Mühsamen unter Euch — hört auf mich und lernt die Landessprache. Lernt die Landessprache, und wenn Ihr glaubt, Ihr sprecht "perfekt" — so fangt sofort wieder von vorne an. Ihr seid nicht perfekt — oh, Verzeihung. Aber, Ihr seid nicht perfekt. Wer in das Land kommt, fühlt sich taubstumm. Hach, und telepho- niert erst einmal... Und wirklich: die ge- sellschaftlichen Beziehungen sind in Ame- rika von der grössten Wichtigkeit. Und dazu gehört doch, dass man eine Unter- haltung führen kann — kann man das? ■— Ich nicht. Ich stehe unglücklich umher und stottere. Ich mache schlechte Figur. Die Sprache muss man können, die Sprache! — Und wer von Euch ehrbar ist und tüchtig und sparsam, will wirtschaften und ein- kaufen. Was heisst zum Beispiel . . . na, Gewürzkörner, Wurzelzeug, Margarine . . . oder: Persil, Fleckwasser . . . oder: Baldrian. (Bei dem Stichwort Baldrian fällt mir die Hausapotheke ein; sie soll so reichhaltig ausgestaltet sein wie möglich.) Nämlich: zunächst erkennt man die Läden einfach nicht, man rennt in einen Drugstore, das ist keine Apotheke, man kann nicht danach fragen, weil man die Antwort nicht ver- steht ... oh! — Und wenn man da Kopf- schmerzen hat. . . Allmählich sieht man aber, verehrte Hausfrauen, dass das Wirt- schaften hier halb so schwer sein wird als vorhanden, sodass mit starken Mannschaf- ten zu rechnen ist. Wir hoffen, dass diejenigen Sportler, die sich bis heute noch keinem, Verein ange- schlossen haben, die ihnen hier sich bietende Gelegenheit zur Wiederaufnahme ihrer ak- tiven Betätigung nicht ungenützt vorüber- gehen lasseh werden, und begrüssen jeden, der in der Sportgruppe des G.-J. C. Sport treiben will. Der regelmässige Trainingsbetrieb wird mit Beginn des Monats März aufgenommen. Alle näheren Angaben sind im Sportpro- gramm zu finden. H. W. M. Tflodern QLasses atModeraie Cost 3780 Broadway cor. 157th St. WAihingten Heights 7 - 2408 1351 St. Nicholas Ave.-17 8th St. WAdtworth 7-6860 v Opt+t lUxM 9 PM ) AUFBAU 7 zu Hause. Ja. Hier steht der Abfalleimer wirklich zur Hand, der Aufwaschtisch neben der Anrichte, und — er ist hoch, und immer, immer gibt es heisses Wasser, sämtliche Möbel sind leicht, und was etwa schwer sein könnte, geht auf Rollen — das Einkaufen: man bekommt in den Lebensmittelgeschäf- ten einfach alles, vom Kaffee bis zum Kalbsbraten, alles in ein und demselben Geschäft — ungeheure Zeitersparnis natür- lich. Man bekommt möblierte Wohnungen mit Kitchenette, das heisst Kochgelegen- heit, in denen man bis zum Staubtuch und Schaumschläger alles vorfindet, was man braucht. Das ist alles ganz gut soweit, jedoch Ihr sollt mir noch ernsthaft bleiben, sehr sogar: Zunächst ist das Wirtschaften, ist jeder Weg, ist jeder Besuch, jedes Ge- spräch, jede Begegnung, jeder Einkauf, jede Ausfahrt eine ungeheure Anstrengung. Es ist alles, aber auch alles, von der Tür- klinke bis zur Verkehrsordnung anders, ganz anders als in Europa. Man ist einem Wirbel von Eindrücken ausgeliefert, und das Pendel der seelischen- Stimmungslage schwingt sehr weit aus — von tiefstem Unbehagen bis zur Faszination —, jedoch selten findet man zunächst das Gleichge- wicht. Und wenn man noch dazu in St. Louis ist, das ist der Mittelwesten . . . und im Mittelwesten sind die Leute gastfreund- lich. Im Mittelwesten sind sie über jeden Begriff hilfsbereit. Der Amerikaner hier fasst es als seine Pflicht auf, den Neuan- kömmling zu begrüssen. "New-comer" — voilä. Man hat ihn einzureihen. Ist er gut untergebracht ? Hat das Kind genügend Kleidchen? Hat er Beziehungen ? Welche ? Sind es die richtigen ? Man wird telepho- nieren . . . Was hat er vor? Wie soll man ihn placieren? Welche Drähte sind zu zie- hen? — Er soll sich vor Erkältung hüten. Hat er noch Geld ? Ist St. Louis der rich- tige Ort? Man wird das besprechen. Falls nicht, wird man an seine Freunde in New York schreiben, oder in Hollywood, oder wohin immer . . . A new-comer! sagt der Amerikaner im Mittelwesten, er breitet seine Arme aus: o, come on! Und in den meisten Fällen gelingt es, den "new-comer" unterzubringen. Hört, sagt es den gestren- gen Eheherrn: falls nicht zwingende be- rufliche Gründe vorliegen, so verzichtet darauf, in New York zu bleiben. Amerika ist gross, es ist ein ganzer Weltteil, es ist ein blühendes Land, es hat Platz . . . über- all — nur bleibt nicht in New York. Sagt das schön weiter. Der Amerikaner im Westen ist pünktlich, zuverlässig, freimütig, höflich und heiter. — Amerika! — Gegen Abend ist der Himmel so düster, wann jemals habe ich ihn so verhangen gesehen, ein Streifen Kanarien- gelb ist am Horizont, sehr grell . . . was ist los ? — Ach! — wir haben eine andere Atmosphäre hier, andere Witterung, einen anderen Himmel, wir sind auf einem frem- den Kontinent, hast Du das vergessen ? Gar nichts ist los. — Wir sind in Amerika. — In Amerika gehe ich jeden Freitag in den Temipel, schöne, erhebende, kurze Feier- stunde — ja. Das ist ungefähr so: die Liturgie ist kurz, aber voller Andacht, voll wirklicher Innigkeit. Der Rabbiner aber, von dem wir gewohnt sind, die Predigt zu hören, predigt zu unserer Ueberraschung gar nicht. Er stellt ein Thema zur Dis- kussion — er spricht über ein Buch, einen Artikel, eine Tagesfrage — und da der hie- sige Rabbiner Gordon ein Mann von -Tem- perament ist, der die Dinge klug bis zu Ende durchdenkt, der sehr ernsthaft, sehr eindringlich zu sprechen weiss, so bedeutet dieser Gottesdienst eine Stunde wirklicher geistiger und seelischer Erbauung; und die Synagoge ist immer voll. Amerika — St. Louis, Missouri. In St. Louis sah ich durch einen Zufall eine Schule für taube Kinder, das bewunderungswürdige Werk von Dr. Max Goldsteih. Wunderbar. Hygienisch, luftig, heiter, ausgestattet mit dem schönsten Spielzeug, aufgebaut nach den besten Methoden, mit ausgezeichnetem Lehrpersonal, ivoller Geduld, Sanftmut und Heiterkeit. Amerika ist grosszügig, gross- zügig. Ich sah einen privaten Kindergarten, — "nursery school" — dasselbe Ereignis, heitere, sanfte Atmosphäre. — Jedoch: in St. Louis sah ich keinen öffentlichen Spiel- platz, keinen Sandkasten, nicht eine einzige Bank, keinen Spazierweg — der Amerika- ner geht nicht spazieren —, ich sah den Mississippi spät am Abend, "downtown" — trübe, schmutzig, schwermütig, einsam — gottverlassen, zum Erbarmen. Ich sah Chi- nesenkinder, die kein Englisch sprechen, aufgeputzte Negerinnen, sehr grotesk, arm- selige Mulatten, die Deine Schuhe putzen, Italiener, die Obst verkaufen, Amerikaner, die Deutsch sprechen . . . Dialekt, nanu? — Der Vater war aus Stuttgart. — Ame- rika! — Der Schmelztiegel, the melting-pot. i)ie Strassenbahnen und A-utoomnihusse sausen Dir an der Nase vorbei, Du weisst nicht, wo einsteigen, wo aussteigen, wie Du die Strasse kreuzen sollst, wie Du gehen, stehen und Dich benehmen sollst, dazu lastet ein dicker Qualm von Hitze und Russ über der Stadt, wir schreiben Januar, es sollte doch Winter sein, bist Du denn verrückt geworden . . . die Jahreszeiten stehen auf dem Kopf und die Zeitrechnung desgleichen, während ich dies schreibe, schlaft Ihr wohl längst, meine lieben Freundinnen in Deutsch- land, denn wir in St. Louis sind sieben Stunden voraus mit der Zeit oder . . . oder nach . . . ich weiss nicht, ich weiss nichts mehr, ich bin ein Neuankömmling, alles, was ich in Europa war, was ich galt oder gewusst habe, gilt hier nichts. Gilt nicht! — Gilt nicht! Fange neu an, ganz von vorn, ganz von vorn, fange Dein Leben ganz ivon vorne wieder an — ist das leicht? — Es gibt kein Zurück . . . zwischen Dir und der Heimat liegt der Atlantik, Tag und Nacht und Nacht und Tag musst Du über das Meer fahren, und nichts siehst Du als Himmel und Wasser, Tag und Nacht . . . und dann springt New York Dich an, feurig, fun- kelnd, schimmernd — ein schallendes Un- geheuer, herrliche Stadt, souveräne Stadt, zauberisch . . . Fange neu an, hier giltst Du nichts. Wagst Du den Sprung? — Take it easy, sagt man hier, — nimm es leicht ... oh! . . . Take it easy. . - Lessie Sachs-Wagner. An-skis "Dybbuk" als Film DER DYBBUK im CONTINENTAL (Broadway und 52. Str.). Aus dem durch die Habima berühmt gewordenen Theater- stück von An-ski ist ein wirkungsvoller Film geworden, der in seiner Geschlossen- heit einen weit stärkeren Eindruck macht als die meisten amerikanischen Filme. Was uns in seinen Bann zieht, ist die Fremd- artigkeit des Milieus von polnischen Juden, in dem die Geister von Toten beschworen werden und der Wunderrabbi übermensch- liche Kräfte aufweist. Und trotzdem kann die Sage vom Dybbuk, vom Geist des ver- storbenen Jünglings, der im Körper des ge- liebten Mädchens Zuflucht sucht, psycho- analytischer Deutung standhalten. In die- sem Film, der in Warschau vorzüglich mit hervorragenden Kräften hergestellt wurde, wird Jiddisch gesprochen; englische Titel erleichtern das Verständnis denen, die nicht der Sprache kundig sind. Alle, die in jü- discher Kunst interessiert sind, sollten sich diesen Film ansehen. M. J. Allgemeine Anzeigen Schneiderin. Neuanfertigung und Aende- rungen preiswert. In und ausser dem Haus. Hart och, 801 Riverside Drive, Apt. 6-E (157. Strasse). Tel.: WAdsworth 3- 8666. Privat-Tanzstunde (Foxtrot, Waltz, Wiener Walzer, Tango, Rumba und Lindy Hop) lehrt Damen u. Herren erfolgreich (auch in verzweifelten Fällen). 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