JAHRGANG ll NUMMER 15 periödico mensual alemän Das andere Deutschland DEUTSCHLAND UND ARGENTINIEN Deutschland und Argentinien haben immer gute Beziehun- gen zueinander gehabt, soweit nicht deutsche Uebergriffe in die argentinische Staatshoheit erfolgt sind. Das war zeit- weise im Weltkrieg der Fall, das ist heute in weit höherem Masse durch die Nationalsozialisten geschehen. Die not- wendige Folge davon war die Regierungsverfügung, durch welche die politische Betätigung der Ausländer einge- schränkt wird. Sie gibt uns Anlass, einiges Grundsätzliche darüber zu sagen, wer ein schlechter und wer ein guter Deutscher ist, und welche Pflichten der gute Deutsche ge- genüber Argentinien hat. Dio Nationalsozialisten behaupten, dass sie Deutschland über alles lieben, und dass ihr Leben und Streben nur der Grösse Deutschlands gilt. Zugleich erkären sie alle Anders- denkenden zu Feinden des deutschen Vokes, die sie einker- kern, töten oder vertreiben. Um festzustellen, wer die wirk- liche Freunde Deutschlands sind, die Nazis oder wir, muss man fragen, worin jene und worin wir Deutschlands Auf- gabe und Deutschlands Grösse erblicken. Es hat schon lange zweierlei Deutschland gegeben, das Deutschland von Weimar und das von Potsdam. Das Deutsch- land von Weimar glaubte an die Humanitätsideale, an Frei- heit und Gerechtigkeit, an Wahrheit, Friede und Schönheit. Es hat unsterbliche Werke geschaffen. Seine Dichter und Denker und Musiker haben Liebe und Bewunderung der Welt erregt. Auch in Argentinien liebt man Mozart und Beehoven und Schubert, auch hier kennt man Goethe und Heine, Kant und Humboldt. Und wenn man dieses geistige Deutschland in aler Welt hochschätzte, so achtete man auch das moderne Deutschland der Arbeit. Deutscher Fleiss und deutsche Tüchtigkeit hatten guten Klang in der Welt, nicht zuletzt in Südamerika und besonders in Argentinien. Dieses Deutschland der Kultur und der Arbeit ist es, das wir lieben. Und wir waren überzeugt, dass dieses Deutsch- land nicht nur dem Fortschritt der Menschheit diente, son- dern dass es sich auch den durch die Schuld des imperiali- stisch-militaristischen Deutschland im Weltkrieg verlorenen Platz durch seine Leistungen wiedererobern würde. Denn ALEMANIA Y LA ARGENTINA Siempre han reinado relaciones buenas entre Alemania y la Argentina, cuando no habfa usurparciones de la soberanla argentina por parte de Alemania. Sucediö eso durante la guerra mundial, y sucede tamb!6n hoy en inedida mayor por los nacionalsocialistas. La consecuencia inevitable de esos procedimientos hitleristas fu6 el decreto del Poder Eje- cutivo, por ei cual se restringieren las actividades poli- ticas de los extranjeros. Nos da motivo dicha medida del gobierno de dejar dicho una vez por todas, qulen puede ser considerado buen alemän y qulen no; nos da motivo de es- bozar una vez por todos los deberes que el alemän leal tiene para con la Argentina. Presumen los nacionalsocialistas de amar a Alemania sobre todo y que toda su vlda y todas susi actividades solo est6n dedicadas a la grandeza de Alemania. AI inismo tiempo ta- chan de enemigos del pueblo aleman a todos los que no pien- san como ellos, a los que hay que encareelarlos, matarlos o expulsarlos. Para establecer quienes son los verdaderos aanl- gos de Alemania — los nazis o nosotros — hay que pregun- tarse, lo que ellos consideran y lo que consideramos nos- otros la misiön y la grandeza de Alemania. Ya hace mucho que existen dos Aleman Las: la Alemania de Weimar y la de Potsdam. La Alemania de Weimar creyö en los ideales de la humanidad, en la Iibertad, la justicia, la verdad, la paz y la belleza. La Alemania de Weimar ha creado obras inmortales. Sus poetas, sus filösofos, sus müsi- cos han evocado el amor y la admiraciön del mundo enter». Tambtäh aeä en la Argentina se ama a un Mozart, un Bee- thoven, un Schubert, tambi6n aeä se conoce a un Goethe, un Heine, un Kant, un Humboldt. Y estimando el mundo en- tero aquella Alemania espiritual, no dejö de estimar la Alemania moderna del trabajo. De la asiduidad y capacidad alemanas se tenla un buen concepto en todo el mundo en general, y mäs todavia en toda la America del Sur y la Ar- gentina. DEUTSCHLAND UND ARGENTINIEN wir glauben nicht nur an Deutschland, wir glauben auch an die Möglichkeit des menschlichen Fortschritts. Die Ideen der Humanität sind da, um verwirklicht zu werden. Wir sind aufs tiefste überzeugt von der Richtigkeit des Goethe- schen Wortes, dass nur auf den untersten Stufen der Kul- tur heftiger Nationalhass zu finden sei, dass man aber auf höherer Kulturstufe Glück und Wehe des Nachbarvolkes empfinde, alg sei es dem eigenen begegnet. In dieser Ueber- zeugung ging unser Bestreben dahin, dass Deutschland als das Herzland Europas seiner grossen Aufgabe gerecht wer- den sollte, Bindeglied und Mittler zur Einigung Europas zu sein, eines Europa, das dann dem friedlichen Fortschritt der Menschheit dienen sollte. Die Nazis sehen die Grösse Deutschlands nicht in seiner geistigen und moralischen Leistung, auch nicht in seiner Arbeit, sondern ausschliesslich in seiner äusseren Macht. Hitler und die Seihen sind von einem tiefen Unglauben, von einer grenzenlosen Verachtung gegen alles erfüllt, was Geist, Moral, Menschlichkeit heisst. Sie verhöhnen die Ideale der Humanität. Sie leugnen geradezu den Begriff Mensch. Sie verkünden statt dessen die Scheidung der Menschen in Her- und Knechte. Die nordische Herrenrasse hat nach ihrer Meinung Recht und Pflicht, den Erdball zu unter werfen. Für sie ist der Kampf ums Dasein unerbittliches Naturge- setz auch für die Menschen. Sie verherrlichen den Krieg und das alleinige Recht des Stärkeren. Ihre Grundauffassung ist widermenschlich, da sie ausser- halb der Herrenschicht Freiheit und Recht des Einzelmen- schen wie der Völker leugnet. Indem sie den einzelnen Men- schen und ganze Völker nur als Werkzeuge und Sklaven betrachten, verneinen die Nazis alles was die Menschheit in mühsamem Kampfe an moralischen Einsichten und Errun- genschaften gewonnen hatte. Ihr unbedingter Glaube an die Gewalt äussert sich im Innern in der Unterdrückung jeder persönlichen Freiheit, in den Judenpogromen und den Kon- zentrationslagern, in der Abrichtung eines ganzen Volkes für den Krieg; nach aussen sind ihre Mittel Zersetzung, Spionage, Drohung, Gewalt. In ihrem Machtstreben gibt es keine Grenze. Wie man die Tschechen knechtet, will man die ganze Welt knechten. Wer sich durch Sirenenklänge der Nazipropag-anda irreführen lässt, der muss zu spät erken- nen, dass man ihn nur getäuscht hat, um ihn um so besser erwürgen zu können. Die angebliche Liebe der Nazis zu Deutschland ist in Wahr- heit nur der Drang nach Macht, nach immer mehr Macht. Wir sind überzeugt davon, dass ihre Macht- und Gewaltpo- litik kernen Menschen glücklicher machen kann dass sie aber unermessiiches Elend über die Welt bringt, und dass sie Deutschland selbst zuletzt ins Verderben führt. Im Bruch der Verträge, in der systematischen Lüge, in den Ge- waltdrohungen, in der Knechtung anderer Völker, in der Vorbereitung des Krieges erblicken wir ebensoviel« Ver- letzungen der deutschen Ehre, von der die Nazis zu spre- chen nicht müde werden. Mit tiefster Sorge beobachten wir, wie überall in der Welt Misstrauen, Abneigung und Hass wachsen nicht nur gegen die Nazis, sondern gegen die Deutschen überhaupt. Auch hier in Argentinien ist das so, seit man erkannt hat, wie die Nazis im Gegensatz zu ihren Worten die Gesetze und die Souveränität Argentiniens miss- achten, wie sie einen Staat im Staate gebildet haben. Die Liebe zu Deutschland ebenso wie die Achtung vor der Argentinischen Republik und ihren Gesetzen Veranlassen uns zur Abwehr gegen die Nazis, die Deutschland verder- ben und die Gastfreundschaft Argentiniens missbrauchen. Nur auf der Grundlage der gegenseitigen Achtung, nur im friedlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Austausch, nur bei loyaler Einfügung der hiesigen Deutschen in das Leben Argentiniens können die Beziehungen zwischen Deutschland und Argentinien fruchtbringend für beide Länder sein. Wer für eine solche aufrichtige deutsch-argentinische Zusammen- arbeit eintritt, ist ein wahrer Freund Deutschlands und Ar- gentiniens, nicht aber, wer sich, einmischt in die inneren Angelegenheiten Argentiniens, wer Hass sät, wer Komplotte schmiedet und auf diese Weise die argentinische Gast- freundschaft missbraucht. Y es aquella Alemania de la cultura y del trabajo que ama- mos. Est&bamos convencidos. que aquella Alemania no so- lamente servia al progreso de la humanidad, sino que tam- bi£n recuperaria por sus actividades el lugar perdido por culpa de la Alemania imperialista y militarista durante la guerra mundial, ya que no creemos solamente en la Ale- mania, sino tambien en las posibilidades del progreso hu- maiio. Las ide'as de la humanidad estän para sei* realizadas. Estamos hondamente convencidos de la verdad de aquella palabra de Goethe, segtin la cual el odio entre las naciones solo se encuentra en un nivel de cultura muy bajo, pero que so sintiese en un nivel mäs elevado 6xitos o catästrofss del pueblo vecino como si hubieran ocurrido al propio. Con esta convicciön nos hemos empefiado de que Alemania justifique su gran misiön de ser protagonista y intermediario de la uniiicaciön de Europa, de una Europa, que podrla servir al progreso paclfico de la humanidad. Para los nazis la grandeza de Alemania no surge de sus ac- tividades espirituales y culturales, ni tampoco de su trabajo, sino exclusivamente de su potencialidad exterior. Hitler y los suyos estän animados de una honda negaciön, de un des- precio sin limites frente a todo que huele a espfritu, moral, humanidad. Se mofan de los ideales de la humanidad. Nie- gan francamente la existencia del ser humano en sl. En lu- gar de eso anuncian la separaciön en amos y siervos. La ra- za nördica en su opiniön tiene el derecho y el deber, de do- ininar el mundo. Para ellos la lucha para la existencia es una ley dictadtfc por la naturaleza tambißn para los hombres. Ensalzan la guerra y el derecho exclusivo del mäs Lüerte. Su concepciön fundamental es antihumana, ya que niega fuera de la capa de los amos la libertad del ser humano y de los pueblos. Considerando hombres y pueblos herramien- tas y siervos, los nazis niegan todo lo que ha adquirido la humanidad en materia espiritual. Su fe absoluta en la vio* lencia se exterioriza en la sofocaciön de toda libertad, en las persecuciones de los judios, en los campos de concentraciön, e'n la preparaciön de un pueblo eiwtero para la sola idea de la guerra total. Para el extranjero sus medios son descom- posiciön, espionaje, amenaza, violencia. No existen limites para sus ansias de dominaciön. Como han oprimido los checos, quieren oprimir el mundo. Quien se haga encantar por la propaganda nazista, tendrä que darse cuenta mäs tarde, que se lo hicieron~vlctima de una trampa para poderlo sacrificar con mäs facilidad. El amor supuesto de los nazis para la Alemania en realidad no es mäs que la ambiciön del poder, Estamos convencidos que la politlca de la fuerza podrä ahogar el mundo en la mi- seria y llevar a Alemania a la catästrofe. Creemos quie los tratados rotos, la mentira sistemätica, los amenazas con la violencia, la supresiön de pueblos, la preparaciön de la gue- rra son otras tantas lesiones del hortor alemän, del cual no se cansan de hablar los nazis. Sumamente preocupados ob- servamos, como en todo el mundo surgeh desconfianza, an- tipatla y odio, no solamente contra los nazis, sino contra los alemanes en general. Eso ocurre tambiSn acä en la Ar- gentina, desde que se conociö como los nazis contrariando sus palabras desprecian las leyes v la soberania argentinas. El amor de Alemania y el respeto que sentimos frente a la Repüblica Argentina y sus leyes autorizan nuestras medldas de defensa contra los nazis, que Ilevan al desastre a Alema- nia y abusan de la hospitalidad arg*entina. Solo sobre la base de un respeto mutuo, solo en un paclfico trueque econömico y cultural, solo en el acatamiento leal de las condiciones argentinas por parte de los alemanes re- sidentes en el pais, las relaciones entre la Alemania y la Ar- gentina podrän ser fructfferas para los dos paises. Quien aboga para tal sincera colaboracion germano-argentina, es verdadero amigo de la Alemania y de la Argentina, pero no quien se mezcle en los asuntos de interes netamente argen- tino, quien siembre odio o forje complots, abusando asl de la hospitalidad argentina. Politische Monatsübersicht Trotz des absichtlich zur Schau getragenen Opti- mismus in London und Paris, ist der englisch- französische Pakt bisher nicht zustande gekom- men. Chamberlain sucht weiterhin, den von Russ- land geforderten, absolut binden Verpflichtungen im Balti- kum und der Ostsee auszuweichen, während Moskau, voll tiefsten Miss- trauens gegen die Chamberlain- sche Politik, mit kühler Ruhe auf der Erfüllung seiner Forderungen be- steht. Nicht nur hier erntet England heute die Früchte seiner Politik, die überall den Angreifer ermutigt und so Sicherheit und Frieden zerstört hat. Gegenüber den unerhörten Pro- vokationen und Beleidigungen Ja- pans hat Chamberlain bisher nur V/orte des Protests gefunden. Der Verlust des englischen Prestiges in der ganzen Welt, die wachsende Bedrohung Englands durch die Ach- senmächte, sowie die gesamte poli- tische Lage lassen es als fast si- cher erscheinen, >dass schliesslich das Bündnis zwichen den West- mächten und Russland zustande kommt, vielleicht morgen, vielleicht erst nach dem immer notwendiger werdenden Sturz des unheilvollen Greises in London, vielleicht erst während des Krieges. Wahrscheinlich nähern wir uns schnell seinem Ausbruch. Die Rü- stungslast steigt in ganz Europa ins Unerträgliche; die Spannung wächst in gleichem Masse; die Achsenmächte nähern sich dem Punkte, wo die immer mehr zuge- spitzte innere Situation zum Aus- weg nach aussen drängt. Obwohl sich, wie wir betont haben, nach der Besetzung der Tscheche! die Situation in Europa grundlegend geändert hat, sind neue Kapitula- tionen nicht völlig ausgeschlossen. Aber auch wenn wir Herrn Cham- berlain nichts glauben, sind sie sehr erschwert, da die öffentliche Meinung in England und auch in Frankreich ihnen heute entgegen steht. Und den massgebenden Leuten in England und Frankreich, die nichts als ihren Geldbeutel lie- ben, bleibt immer weniger Raum zum Opfern anderer. Je mehr sie DER WORTLAUT DES DEKRETS Wir veröffentlichen im folgenden den Wortlaut des Regie- rungsdekretes vom 15. Mai 1939, dessen Vorschriften wir al- len zur peinlichsten Beachtung empfehlen — (das Dekret ist in ähnlicher Form von fast allen Provinzregierungen über- nommen worden): Ärticulo 1" — Todas las asociaciones, tengan o no personeria juridica, que se constituyan en la Capital Federal y territorios nacionales, debe- rän comunicar al Ministerio del Inferior y a los jefes de policia de los respectivos domicilios la denominaciön que adopten, sus finalidades, sus reglamentos y estatutos, y la nömina de sus componentes indicando nombre y apellido, edad, estado civil, profesiön, naciona- lidad y domicilio. Deberän llevar, obligatoriamente, y ponerlo a disposi- ciön de la autoridad cuando esta lo requiera, un libro de actas en que consten todas sus resoluciones. Ärticulo 2V — Las asociaciones no podran tener ni utilizar otros distinti- vos de nacionalidad que los consagrados por el Estado, ni adoptar en- senas, himnos, uniformes o simbolos que singularicen partidos o asocia- cionesciones extranjeras. Ärticulo 3V — Las denominaciones, los estatutos y los reglamentos qi e usaren, serän y estarän escritos ür.icamente en idioma castellano. Ärticulo 4V — Ninguna asociaciön podrä realizar actos que Importen in- miscuirse, directa o indirectamente en la politica de los paises extran- jeros; ni ejercer acciön individual o colectiva compulsiva para obtener la adhesiön a determinados idearios politicos, bajo promesa de venta- jas o amenazas de perjuicios de cualquier naturaleza. Ärticulo 5» — Toda asociaciön, est6 o no compuesta por extranjeros, de- berd tener origen, exclusivamente, dentro del territorio argentino; sus autoridades y reglamentos tendrdn id^ntico origen nacional. Deberän, asimismo, sujetarse a los principios democräticos que imponen la deter- minaciön de sus actos y la elecciön de sus autoridades se harä siempre por medio del voto de sus afiliados. Ärticulos 6° — Ninguna asociaciön podrä depender de gobiernos ni en- tidades extranjeras ni recibir del exterior subvenciones ni donaciones de ninguna especie, salvo las de Indole benefica, que podrän aceptar pre- vio conocimiento del Poder Ejecutivo. Ärticulo 7" — Las asociaciones extranjeras que tengan fmes culturales, artlsticos o de asistencia social, podrän desenvolver libremente sus acti- vidades, sin mäs obligaciones que las impuestas en el ärticulo 1°. Ärticulo 8° — El incumplimiento de las disposiciones que preceden, de- terminarä la inmediata disoluciön de la asociaciön infractora, sin perjui- cio de las penalidades que a sus miembros puedan corresponder de acuerdo con las leyes vigentes. Ärticulo 9° --- Las asociaciones existentes a la fecha de este decreto, ien- drän un plazo de noventa dias para someterse a sus prescripciones. das tun, um so schneller wird der Punkt erreicht, wo so sie selbst um ihr Heiligstes kämpfen müssen. Wir glauben, dass die Katastrophe schon im Herbst ausbricht; wenn nicht, dann wird sie nicht für lange aufgeschoben sein und um so schlimmer werden. Auf die diplomatischen Reden, Reisen, Verhandlungen einzuge- hen, lohnt nicht. Sie sind relativ un- wichtig. Dagegen hat das franzö- sisch-türkische Bündnis die Stellung Italiens und der Achsenmächte im Mittelmeer erheblich geschwächt. Das düsterste Kapitel aus dem euro- päischen Hexenkessel ist Spanien. Die grauenhaften Massenmorde, das hemmungslose Sichaustoben gegen das wehrlose spanische Volk bewei- sen einmal mehr die absolute Un- fähigkeit der reaktionären Camarilla zu jeder positiven Leistung. Und um die Freundschaft dieser Leute, de- nen sie das spanische Volk ausge- liefert haben, werben auch heute noch London und Paris. Das be- weist, wie berechtigt das Miss- trauen Moskaus ist. Wir hoffen, dass die kläglichen Bemühungen der englischen und französischen Regierung scheitern. Franca gehört an die Seite Hitlers und Mussolinis. Mit ihnen muss er untergehen. z Wird in Deutschland illegal gearbeitet? Das amtliche "Deutsche Nach- richten-Büro" sieht sich genötigt, in einem Bericht vom 25. 4. 39 über den Umfang der illegalen Arbeit folgendes mitzuteilen: "Die Tätig- keit der in früheren Prozessen be- reits Verurteilten bestand im we- sentlichen in den Versuchen, einen organisatorischen Zusammenhalt herzustellen, worin also der Tatbe- stand des Hochverrats zu erblicken war, und in der massenhaften (!) Verteilung von Flugblättern mit ei- nem grösstenteils ausserordentlich hetzerischen und unwahren Inhalt... Der ISK (Internationaler Sozialisti- scher Kampfbund) legte besonders grossen Wert darauf, in den Betrie- ben Fuss zu fassen und freigewerk- schaftliche Organisationen neu auf- zustellen. . . Die Angeklagten sind als Anhänger des ISK und der USG (Unabhängige Sozialistische Ge- werkschaft), Bezirk Bayern, in München und Augsburg unterein- ander oder mit anderen Anhängern zusammengekommen, haben Bei- träge gezahlt, illegale Schriften hergestellt, gelesen und verbreitet." Es ist interessant, hier von amtli- cher Seite bestätigt zu bekommen, dass trotz allen Terrors im Dritten Reich massenhaft Flugblätter her- gestellt und verbreitet, sowie illega- le Organisationen in den Betrieben aufgezogen werden. Streik in Oberschlesien Auf der Karstenzentrums-Grube bei Beuthen konnte der Kreisleiter Obst einen Streik nur dadurch beenden, dass er die Auszahlung der Löhne in Vormonats-Höhe und nicht nach der verschlechterten Gedinge-Fest- setzung anordnete. Auf der Ab- wehrgrube in Klausberg bei Hin- denburg konnten die Bergarbeiter die : Gedinge - Verschlechterung durch den Hinweis auf das Verhal- ten ihrer Kollegen in Beuthen ver- hindern. 5 T (3 > L."* ' ji? i FUEHRERWORTE Volk ist nicht Haufe, nicht Herde und nicht Horde. Volk ist Volk. Volk lebt, und Leben wächst und wirkt nach unerbittlichen, wunderbaren Ge- setzen der Natur. Ihre Missachtung tötet das Leben. Das Leben des Volkes ist daher ein Leben des Rechtes, und Recht ist nur Recht, wenn es Leben des Volkes ist. Lebensiemes und lebensfremdes, volksfremdes Recht ist Unrecht. Lebensnahes Recht ist ein Widerspruch in sich. Leben ist Recht und Recht ist Leben. Staatssekretär im Reichsjustizministerium Freisler. DEUTSCHE WORTE Denn eben wo Begriffe fehlen, da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein. Mir wird von alledem so dumm, als ging mir ein Mühlrad im Kopf herum. Goethe. GEGEN DIE TYRANNEI Bekämpfet sie ohn' Unterlass, die Tyrannei auf Erden, und heiliger wird unser Hass als unsre Liebe werden. Bis unsre Hand in Asche stiebt, soll sie vom Schwert nicht lassen, wir haben lang genug geliebt und wollen endlich hassen! Q. Herwegh. Bonzentum und Korruption . . und die Anderen Die Anderen folgen dem Beispiel von Hitler, Göring und Goebbels. Hit- lers früherer Feldwebel Amann, der Verleger des "Völkischen Beobach- ters", ist im Dritten Reich eine Art Verlagsdiktator geworden. Durch Drohungen und Erpressungen hat er in der üblichen Gangstermanier vie- le Verlage geschluckt und sich dabei ungeheuer bereichert. Zeugnis des- sen ist seine mit zweiundeinerhalben Million RM erbaute Villa in St. Qui- rin bei Tegernsee, die die Kleinigkeit von 45 Zimmern hat. Der Heimkrieger Frick, hat sich neben seinen luxuriösen Wohnungen in Berlin und München ein Schloss am Starnberger See zugelegt. Der selten nüchterne Führer der deutschen Arbeitsfront, Ley, hat sich eine prunkvolle Villa mit allen Schikanen bis zum Privatfilmsaal in Geiselga- steig bei München bauen lassen. Man könnte diese Rubrik ins Unendliche fortsetzen bis hinab zu den SS- und SA-Leuten, die jüdische Geschäfte plündern, oder bis zu den nazio- tischen Kommunalbeamten, die durch Drohungen Geld erpressen oder öf- fentliche Gelder unterschlagen. Aber es gibt einen Unterschied. Je weiter man nach unten hinabsteigt auf der Stufenleiter, um so mehr müssen die Nazis zu offenen Eigentumsdelikten greifen, um dem Wort "Gemeinnutz geht vor Eigennutz" die richtige Auslegung zu geben. Je höher man hin- aufsteigt, um so weniger sind direkter Raub und Betrug notwendig. Adolf Hitler konnte sich sogar in der Glorie des selbstlosen Führers zeigen, der keine Entschädigung für seine allerhöchsten Staatsämter nahm. Gerade ist allerdings bekannt geworden, dass er doch 100.000 RM. Gehalt bezieht. Aber diese Summe stellt nur ein paar Prozent von dem dar, was er in Wahrheit jährlich für seine grössenwahnsinnigen Prunkbedürfnisse ver- braucht. Ihm stehen ja die Einkünfte des ganzen Reichs nach Belieben zur Verfügung. Wie bedenkenlos er sie verwendet, wurde im ersten Artikel diese Korruptionsserie gezeigt. Wir begreifen, dass die Nazis so empört waren, dass in der Republik an- ständige, wenn im Vergleich zum Dritten Reich auch äusserst bescheidene Gehälter bezahlt wurden: weil sie nicht diese Gehälter bekamen. Die Unfähigen, die Nichtskönner, die geistig oder moralisch Minderwertigen beneideten die Leute, die ihre Sache gelernt hatten, und die für ihre Lei- stung bezahlt wurden. Heute holen sie nach, indem sie sich alle Wunsch- träume erfüllen auf Kosten des ausgebeuteten und geknechteten deut- schen Volkes. Hitler, der sich von den Beiträgen der Parteimitglieder und den Schmier- geldern seiner kapitalistischen Gönner, das Braune Haus in München be- reits so pompös eingerichtet hatte, dass "die Bonzen in ihren muffigen Regierungsräumen vor Neid erblassen" sollten, hat in "Mein Kampf" auch die nordische Edelrassentheorie für die gigantische Bereicherung der Na- ziführung gegeben. Nach ihm ist es der von der Vorsehung gewollte Be- ruf der arischen Herrenmenschen die Anderen für sich arbeiten zu lassen und sich die Früchte ihrer Arbeit gewaltsam anzueignen. Die Hälfte des deutschen Volkes, die Hitler und die Seinen an die Macht gebracht hat, darf sich also nicht beklagen, wenn heute diese Theorie in der Weise angewendet wird, wie es hier an einigen Beispielen gezeigt worden ist. Dummheit schützt bekanntlich nicht vor Strafe. Diskussions-Verbot in deutschen Läden Auf der Reichstagung "Der deut- sche Handel" erklärte der DAF-Vor- sitzende Dr. Ley: . .es wird heute nirgends mehr politisiert als gerade im Laden. Wer sich heute über die politischen Gespräche in seinem Geschäft hinwegsetzt, der verdient es, dass man ihm sein Geschäft schliesst." In Oesterreich wird nicht genug gearbeitet In ihrer Ausgabe vom 7. 10. 38 be- mängelt die halbamtliche Zeitschrift "Der deutsche Volkswirt", dass der österreichische Arbeiter nur 70 % dessen leiste, was der deutsche Ar- beiter vollbringe. Auch Gering wies in einer seiner ersten Reden in Oesterreich darauf hin, dass die Oesterreicher künftig mehr arbeiten müssen. Nachrichten aus Österreich Vor wenigen Wochen gestand der Reichskommissar in einer Rede in Wien ein: "Die Frage lautet immer wieder: Hat sich der Lebensstan- dard (in Oesterreich) gehoben, ge- senkt, oder ist er gleich geblieben? Es fällt mir nicht im geringsten ein, auch nur den geringsten Versuch zu machen zu sagen, es sei in der Le- benshaltung bei allem besser ge- worden. Das tue ich aus zwei Grün- den nicht: 1. weil es nicht wahr ist und 2. weil das Verschweigen die- ser Tatsache eine Dummheit wä- re." Streikbewegungen in Floridsdorf In Floridsdorf, einem Vorort von Wien, kam es in verschiedenen Be- trieben zu Arbeitseinstellungen und zum Protest gegen die Verschlechte- rung des Lebensstandards und die neue Steuer-Belastung. Vor der An- nektierung betrug nämlich die Ein- kommensteuer pro Kopf in Oester- reich RM 10.30 gegenüber RM 22.94 in Deutschland. Ab 1. Januar 1939 gilt jedoch das deutsche Einkom- mensteuer-Gesetz mit seinen höhe- ren Sätzen auch in Oesterreich. ■— Bürckel sah sich genötigt, in jenen Betrieben Militär-Abteilungen un- terzubringen. Steigen der Lebensmittel-Preise Am 4. 6. 39 berichtet der "Völkische Beobachter": "Salat war vor weni- gen Tagen auf 18 Groschen gegen 4—5 Groschen zur gleichen Zeit des Vorjahres getrieben worden. Kartof- feln waren um 10 Groschen teurer, und so war es mit den meisten Obst- und Gemüsesorten. Bei Pio- wati (einem bekannten Lebensmit- telgeschäft in Wien) wurden 10 dkg. (== 100 Gramm) gebratenes Gansl mit 74 Pfg. gegen 60 Gramm (= ca. 30 Pfg.) früher verkauft. Oesterreich soll auch materielle Opfer in Kauf nehmen Anfang Dezember 38 schrieb der "Völkische Beobachter" zu den Kla- gen der Oesterreicher: "... dass es nicht das letzte Ziel der Arbeit des Nationalsozialismus sein keinn. . ., materielle Vorteile zu bringen. Der Nationalsozialist, ob innerhalb oder ausserhalb der Partei, muss . . . auch einmal materielle Nachteile in Kauf nehmen." 5 Deutsches Mosaik DEUTSCHE LOHN- UND ARBEITS- VERHAELTNISSE Unfall- und Erkrankungs-Ziffern in -ständigem Steigen Auf 10.000 vollbeschäftigte Arbeiter kamen: 1932: 645 Unfall-Anzeigen 1935: 848 1937: 971 Ueber die weitere Entwicklung heisst es in dem jüngsten Jahres- Bericht des deutschen Reichsversi- cherungsamtes nur vielsagend: "Es muss damit gerechnet werden, dass die Zahlen der gemeldeten Unfälle weiterhin zunehmen." Bezüglich der mit Arbeits-Unfähig- keit verbundenen Erkrankungen müssen die amtlichen Stellen ein ähnlich starkes Ansteigen eingeste- hen. Zwangs-Sparkasse statt Lohn-Zuschlägen In einer ihrer letzten Nummern emp- fiehlt die halbamtliche Zeitschrift "Der deutsche Volkswirt": "Solange durch Vier jahresplan und Aufrü- stung die Befriedigung eines stei- genden Konsumbedarfs auf erhebli- che Schwierigkeiten" stösst, solle man den. Arbeitern Ueberstundenr verdienst und Akkordzuschläge nicht mehr bar auszahlen, sondern auf ein Sparkonto verbuchen, über das die Lohn-Empfänger auf abseh- bare Zeit nicht verfügen dürfen. Die Ernährung der Bergarbeiter Im "Ruhrarbeiter" (3. Februar- Ausgabe 1939), einer Wochenschrift der Arbeitsfront, berichtet der Chef- Arzt des Krankenhauses "Berg- mannsheil" über seine Beobachtun- gen an den eingelieferten verun- glückten Bergleuten: "Die Prüfung von Butterbroten, die von der Un- glücksstelle mitgebracht werden, hat uns zu reichlich ernstem Nach- denken angeregt." Das Staats-Interesse fordert Wieder- Einstellung von Juden In einer Verordnung des Präsiden- ten der Reichs-Anstalt für Arbeits- losenversicherung und -Vermittlung werden alle Handelskammern auf- gefordert, dafü:r "Sorge zu tragen, dass unverzüglich die jüdischen Ar- beitskräfte wieder Verwendung fin- den, um deutsche Arbeitskräfte für staats- und wehrpolitisch wichtige Aufgaben frei zu kriegen. Das Staatsinteresse verbietet es, irgend- welche Arbeitskräfte brach liegen zu lassen." Obwohl die jüdischen Arbeitnehmer von der übrigen Be- legschaft eigentlich abgesondert werden sollen, führen jüdische Spe- zialarbeiter als Vorabeiter sogar Kolonnen "arischer" Arbeiter und Arbeiterinnen. Im übrigen wird über eine stille, aber deutliche So- lidarität der übrigen Belegschaft mit den jüdischen Kollegen berich- tet. Deutsch ist die Saar. . . Auf der grossen Saar-Brücke, die Völklingen und Fürstenhausen ver- bindet, erblickten die zur Schicht gehenden Arbeiter eines Morgens an beiden Seiten in 50 Metern Län- KURT LOEWENSTEIN Kurt Löwenstein ist als Emigrant in Paris an einem Herzschlag gestorben. In ihm hat das Andere Deutschland, unser Deutschland, einbn seiner Besten und Fähigsten verloren. Er war der Vorsitzende und geistige Führer der sozialistischen Lehrerschaft und der Kinderf reundebe wegung. Wir bringen im folgenden einige Sätze aus seiner Schrift "Sozialistische Schul- und Erziehungsfragen": "Es gibt nicht Anschaulicheres als das Leben selbst; Moralunterricht ist nur ein schlechtes Surrogat für sittliche Gewöhnung und sittliche Ein- sicht. Man muss Sittlichkeit vorleben, nicht lehren wollen. Man muss in den kleinen Gemeinschaften der heranwachsenden Jugend ifi dem leben- digen Fluss des Handelns sich alle Tugenden widerspiegeln lassen. Hilfs- bereitschaft, Mut, Wahrhaftigkeit, Reinheit des Denkens, Fühlens und Handelns, Aufopferung, all das wird nicht gelernt, sondern im Leben ge- übt und durch Uebung zur Gewöhnung. Auch für Pflichtbewusstsein und Verantwortlichkeitsgefühl gibt es keinen Nürnberger Trichter. Auch diese erstarken auf dem natürlichen Wege von Können, Ueben und Gewöhnen. Wenn so lebendig Moral gelebt wird, wenn sie so anschaulich zum Be- wusstsein wird, dann erwachsen natürlich aus dem engen Kreise der Pflichten die starken Wurzeln des moralischen Bewusstseins." ge folgenden bezeichnenden Vers: "Deutsch ist die Saar, die Butter ist rar, dass wir Hunger haben, Führer, ist wahr." Tumultartiger Orkan in der Fabrik-Halle Ih der Rheinmetall in Düsseldorf hielt der DAF-Gauobmann Bangert vom Direktions-Gebäude aus über das Radio eine Ansprache an die Arbeiter. Insbesondere rügte er, dass der Leistungswille nachgelas- sen habe. Schliesslich wurde es den Arbeitern zu bunt. Zwischenrufe wie: "Soll das dicke Schwein einmal bis zum Verrückt werden schuften" waren noch nicht die kräftigsten. Den Gip- fel erreichte schliesslich der orkan- artige Tumult mit dem Ruf "Nieder mit Hitler", der minutenlanges Bei- fall-Klatschen auslöste. Yersammlungs-Besuch im Ruhr-Gebiet In jüngster Zeit wurden die Be- triebs-Versammlungen der Bergar- beiter im Ruhrgebiet, wie folgt, be- sucht: Von 3700 Mann der Zechen "Ama- lie" und "Helene" erschienen 500. Von 4900 Mann der Zechen "Boni- fatius", "Katherina" und "Königin Elisabeth" erschienen 500. Von 2700 Mann der Zeche "Langen- brahm" erschienen 700. Von 2700 Mann der Zeche "Wolfsbank" er- schienen 300. Von 1500 Mann der Zeche "Ludwig" erschienen 200. Von den Werft-Arbeitern bei Blohm & Voss in Hamburg wurde ein Flugblatt verbreitet, des- sen Anfang lautet: "An alle Ham- burger! Wir Blohm-Arbeiter können nicht schweigen, wenn Unrecht zu Recht gemacht wird, wenn Ge- meinheit und Lüge in Wahrheit ver- wandelt werden, wenn Raub und Mord zu einer moralischen Pflicht erhoben und wenn die Unterdrük- kung anderer Völker und die ge- waltsame Okkupation ihrer Länder zu einer Ehre der deutschen Na- tion erhoben werden soll." Die "Westwallarbeiter" Die Unzufriedenheit bei den zu den Befestigungsarbeiten kommandier- ten Arbeiten ist gross. Im Blistal im Saargebiet wurden z. B. Zettel ver- breitet, auf denen stand: "Ein Volk ohne Butter, Der Metzger ohne Sau, Das Vieh ohne Futter, Das ist Hitlers Reichsaufbau". "VOLKSGEMEINSCHAFT" "Ein Volk, Ein Reich, Ein Führer!" so hören wir es immer wieder. Nie soll Deutschland so einig gewesen sein. Und was kann es Herzbewegenderes geben, als wenn zu Beginn der Winterhilfssammlung die erste Garnitur der Naziführung — den Führer selbst natürlich ausgenommen — mit Sam- melbüchsen an den Strassenecken steht, um für die notleidenden Volks- genossen zu sammeln! Wieviel Tränen der Rührung mögen darob ver- gossen worden sein! Aber wahrscheinlich versiegen sie langsam. Nicht weil die Ewigblinden und Ewigbetrogenen die Menge der Gestapoagen- ten in Zivil sähe, die das kostbare Leben der erlauchten Sammler vor allzu ungetümen Ausbrüchen der Liebe etwas gescheiterer und klarer blickenden Volksgenossen beschützen müssen. Vielleicht wissen weite Kreise des deutschen Volkes auch nicht allzuviel von der phantastischen Verschwendung der Nazibonzokratie, wie wir sie hier an einigen Beispie- len geschildert haben. Immerhin sehen alle die Prachtbauten, die Luxus- autos, die verschwenderischen Schaustellungen und Empfänge. Und dann drängen sich unwillkürliche Vergleiche auf, und wer dann noch immer das Winterhilfswerk bewundert, der ist wirklich so dumm und so geduldig, wie Hitler ihn einschätzt, der, nachzulesen auf Seite 685 von "Mein Kampf", von "der grossen stupiden Hammelherde des schafsge- duldigen deutschen Volkes" gesprochen hat. Zu vergleichen und zu erkennen, was für ein schändliches Spiel man mit dem deutschen Volk treibt, sollte auf Grund folgender nationalsozialisti- schen Angaben über das Winterhilfswerk wahrhaftig nicht schwer sein: 1. Im Jahre 1938, wo es kaum noch Erwerbslose in Deutschland gab, muss- ten 13,4 % der Gesamtbevölkerung, das sind fast zehn Millionen Men- schen, aus den Mitteln der Winterhilfe unterstützt werden. 2. Unterstützungsberechtigt sind nur solche Personen, deren Einkommen monatlich den Betrag von 42.— Mark nicht übersteigt. Bei Ehepaaren liegt die Unterstützungsgrenze bei einem Einkommen von 53.— Mark je Monat. 3. Also gibt es im Dritten Reich der Volksgemeinschaft fast zehn Millio- nen Menschen, die trotz der vielgepriesenen Behebung der Arbeitslosig- keit nicht das aller-, allerbescheidenste Existenzminimum haben, die, um nicht zu verhungern, die öffentliche Wohlfahrt in Anspruch nehmen müssen. 4. Die Mittel für diese Almosen werden zum grossen Teil wiederum durch erpresste Beitragsleistungen von Arbeitern aufgebracht, die selbst bei 10—12stündiger täglicher Arbeit kaum das Existenzminimum verdienen können. Wie wäre es, wenn Herr Ley hungernden Volksgenossen Sonntagsbe- sichtigungen der Paläste und Villen der Führerkaste ermöglichte — es gibt ja deren genug in allen deutschen Gauen —, damit sie Kraft schöp- fen aus der Freude darüber, dass sie doch nicht umsonst hungern müs- sen. Solidarität In den Huldschinsky-Werken bei Gleiwitz in Oberschlesien waren kürzlich 15 Arbeiter verhaftet wor- den, weil sie im Verdacht standen, bei einer illegalen Flugblattvertei- lung beteiligt gewesen zu sein. Un- ter diesen Verhafteten befanden sich auch einige Oesterreicher. Tags darauf War an einer Tür der Halle 12 des Werkes eine Zeich- nung zu finden, die einen Galgen darstellte, an den der Direktor ge- hängt war. Darunter standen die Worte: "So wird es dir und Hitler ergehen." Als die Verwaltung da- von Kenntnis bekam, musste die Werkschar das Terrain absperren und so lange Wache halten, bis Po- lizei erschien, die eine gründliche Durchsuchung anstellte. Von jedem einzelnen Arbeiter wurden Schrift- proben genommen, aber der Täter konnte nicht ermittelt werden. Kaum war die Polizei abgezogen, so stand an fast allen Türen der Fabrik fol- gende Kreideinschrift: "Uns zu überführen, seid ihr alle viel zu dumm! Arbeiter, verbreitet diese Zeilen: Adolf und der Direktor wer- den gehängt!" Seit diesem Vorfall sind ständig Dutzende von Gesta- poagenten im Betrieb, und jeder Arbeiter wird schärfstens über- wacht. Sie wollen keine Spitzel sein Auf den Leuna-Werken ist kürzlich eine nationalsozialistische Werk- schar zusammengestellt worden. Trotz intensivster Werbung haben sich von den 25.000 Angehörigen der Belegschaft ganze 340 Mann gemeldet. Zu einem "Kamerad- schaftsabend", zu dem die 240 Be- triebsschlosser der Leuna-Lokomo- tivwerkstätten eingeladen waren, erschienen ausser 18 Meistern nur 12 Mann. Ergebnisse der Reichs- Berufswettkämpfe Die Zeitschrift des Reichsj ugendfüh- rers "Das junge Deutschland" be- richtet, dass 42. 2 % der beteiligten Lehrlinge des ersten Lehrjahres im Diktat die Note 4, d. h. ungenügend, bekamen. Bei den Formern stieg diese Zahl sogar auf 56.3 %. In Bochum wurde dazu von der Prüfungsbehörde festgestellt: "Die Ausbildung des deutschen Stils ist ungenügend, es fehlt dem Stil viel- fach an Klarheit, Knappheit und Sachlichkeit, statt dessen tritt im- mer wieder eine weitschweifige, schönrednerische Stilgebung auf. In der Rechtschreibung ist der Man- gel an Wissen gross..." Und die Industrie- und Handels- kammer Saarbrücken berichtete: "Nach einmütiger Auffassung der Prüfungsämter und Prüfungsaus- schüsse sind die naturgemäss in erster Linie von der Volksschule zu vermittelnden Elementarkenntnisse der Prüflinge in Deutsch und Rech- nen im allgemeinen wenig befrie- digend, zum Teil sogar ausgespro- chen mangelhaft. So ergibt die ein- mütig geäusserte Auffassung der Prüfungsämter und Ausschüsse, dass das Niveau des Schulwissens der Prüflinge seit geraumer Zeit im Sinken begriffen ist." Die Stimmung in der Hitler- Jugend Die Nummer 8/1939 der Zeitschrift '"Hitler-Iugend" bekennt freimütig: "Der Jungzugführer lässt sich noch sehr oft durch Stellvertreter und stellvertretende Stellvertreter ver- treten . . . Nach spätestens einem Vierteljahr hat er keine Lust mehr, Laufbursche zu sein. , . schliesslich findet sich keiner mehr für den Po- sten." In der gleichen Nummer heisst es: "Auch die letzten wirkli- chen Pimpfe haben es satt und blei- ben dem Dienst fern." Wirtschaft und Wehrmacht zur Schulbildung Die Essener Nationalzeitung, das Blatt Görings, schreibt: "Wirtschaft und Wehrmacht äussern sich wenig befriedigt über den Stand des Ele- mentarwissens, das die Volksschule vermittelt. In Berichten über Gesel- lenprüfungen, wie in den Feststel- lungen der Berufsberater kehren übereinstimmend ernstliche Beden- ken wieder, die sich vornehmlich auf die Grundanforderungen in Deutisch und Rechnen beziehen." ARGENTINIEN Der Abgeordnete Vilgre La Madrid vertritt im Parlament die Regie- rungspartei. Den Ausführungen, die er am 7. Juni in der Deputierten- kammer über das Dekret und die politische Betätigung der Ausländer machte, kommt daher besondere Bedeutung zu. Vilgre La Madrid er- klärte: "Wenn es sich um einen der Verfassung unterstehenden Gegen- stand, um die in ihr verankerten Rechte handelt, müssen wir in Hochachtung unserer Prinzipien einen Unterschied machen zwi- schen der verfassungsmässig ga- rantierten Freiheit des Lehrens, Ler- nens und der Vereinigung und der- jenigen Aktivität, die für unsere Institucionen eine Gefahr darstel- len." • Die Vorführung des nordamerika- nischen Films "Confessions of a Na- zi Spy", wie die eines Films, der Zustände in deutschen Konzentra- tionslagern behandelt, wurde von der Zensur verboten. URUGUAY In Montevideo erschien mit dem Titel "Deutsche Einheit" eine deut- sche antifaschistische Zeitschrift, in der wir u. a. lesen: "Deutsche Ein- heit ist unser nächstes Ziel. Deut- sche Einheit gegen den Faschis- mus, eine Einheit also nicht um der Organisierung und Sammlung wil- len, eine Einheit zum Kampfe: ge- gen den gemeinsamen Feind aller, gegen den Feind der Demokratie, gegen den Weltfeind Faschismus." Die neue Zeitschrift veröffentlicht Begrüßungsschreiben, die ihr von den hervorragendsten und bekann- testen uruguayische-- Intellektuel- len und Politikern zugegangen sind. BRASIUEN Nach Mitteilung der offiziellen bra- silianischen Telegrafenagentur wur- de in Curitiba der Naziagent Leo- pold Benesch verhaftet. Auf Grund der vorgefundenen Korrespondenz ergab sich, dass infolge des Verbots der Nazipartei die Büroräume der "Kolonisationsgesellschaft von Para- nä" als Zentrale der Nazipropagan- da benutzt wurden. • Der protestantische Pastor Roland Müller, der in Blumenau amtierte, wurde deportiert, weil er trotz wie- derholter Aufforderungen durch die 8 Behörden weiter in deutscher Spra- che gepredigt hatte. Aus dem glei- chen Grunde wurden drei weitere Pastoren im Staate Santa Cathari- na verhaftet. • Wie die Rio-Zeitung "A Noite" aus zuverlässiger Quelle erfahren hat, befindet sich ein Gesetz in Vorbe- reitung, durch das Taxi-Chauffeu- re für den Kriegsfall als Reservisten gelten. Eine Konsequenz des De- krets würde die sein, dass Aus- länder nicht mehr als Taxi-Chauf- feure arbeiten können. CHILE Das Verhalten Francas, der, die Exterritorialität missachtend, aus der chilenischen Gesandtschaft mehrere Republikaner mit Gewalt herausholen liess, hat in ganz La- teinamerika ungeheure Empörung hervorgerufen. Umso mehr, als während des Bürgerkrieges die fa- schistischen Machthaber selbst von dem Asylrecht Gebrauch machten, das von den republikanischen Be- hörden respektiert wurde. Den Pro- testen der chilenischen Regierung hat sich u. a. die argentinische Re- gierung angeschlossen. COSTA RICA In Costa Rica unternahmen Nazi- agenten den Versuch, eine Konzes- sion für die Magnesiumlager in Costa Rica zu erhalten, die in der Rüstungsindustrie gebraucht wer- den. (Nach "La Tribuna", San Jose.) « Wie die "New York Times" mittei- len, haben die von Italien zur Ver- ringerung des Kaffeekonsums an- gewendeten Massnahmen grosse Empörung in Costa Rica hervorge- rufen. Man plant in Costa Rica die Einführung eines hundertprozenti- gen Zollaufschlags auf alle Waren italienischer Herkunft. MEXIKO In einem Interview, das Lombardo Toledano, der Vorsitzende des Me- xikanischen Gewerkschaftsbundes, Pressevertretern gewährte, führte er die Unruhen, die gelegentlich der Ankunft von Negrin und del Vayo in Mexiko entstanden, auf die Machenschaften nazistischer und faschistischer Agenten zurück. GUATEMALA Die Nazis kontrollieren in Guate- mala ungefähr 50 % des wichtig- sten Handelsartikels: Kaffee. Das Bankhaus Nottebohm hat ungefähr an die Hälfte aller vorhandenen Kaffeeplantagen Kredite gegeben. • Seit 1933 hat sich die deutsche Aus- fuhr nach Guatemala um 800 % gesteigert. Trotzdem erliess kürzlich General Ubico ein Dekret nach brasilianischem Muster, das alle politischen Organisationen von Ausländern, alle Uniformen und ausländische Abzeichen, jeden Ge- sinnungsterror auf Andersdenken- de verbietet. Es ist eine Frist von 14 Tagen gesetzt, um die wirt- schaftlichen Angelegenheiten zu re- geln. Alle ausländischen Schulen wurden ebenfalls verboten. BLUM-EL Ersteöstereeichische k^arAtur-Werkstätte inJJelgrano ALFRED KÜHNS Geprüfter Wiener Uhrenspezialist Reparaturen aller Arten Uhren bis zu den kompliziertesten, unter vollster Garantie. Spezialist in komplizierten Schlaguhren, elektrischen Uhren und Antiquitäten. Kaufe jede Quantität Gold zum Tagespreis. Pampa 2781 esq. Vidal —• U. T. 73 - 7426