BUENOS AIRES, L August 1939 JAHRGANG N NUMMER 16 periodico mensual alemän Das andere Deutschland EINHEITSBESTREBUNGEN In der Erkenntnis, dass der Zusam- rnenschluss der deutschen Opposi- tion, insbesondere ihres sozialisti- schen Flügels dringendstes Gebot ist, verstärken sich die Bestrebun- gen für die Einheitsfront. In einem vielbeachteten Aufruf hat sich Heinrich Mann sehr warm, ja geradezu beschwörend für die Schaffung der sozialistischen Ein- heitspartei eingesetzt. Von der gemeinsamen Erklärung des ,,Arbeitsausschusses deutscher Sozialisten und der revolutionären Sozialisten Oesterreichs" sowie der kommunistischen Parteien Deutsch- lands und Oesterreichs ist bereits berichtet worden. Der genannte Ar- beitsausschuss umfasst ausser den österreichischen Sozialisten die Gruppe „Neu-Beginnen", die SAP, den ISK und die „Freunde der so- zialistischen Einheit Deutschlands". Die letztere Gruppe hat am 11. Mai in Paris einen Ausspracheabend über das Problem der sozialistischen Einigung abgehalten, in dem alle Redner ,,den entschiedenen Willen zum Ausdruck brachten, die engste Zusammenarbeit zu verwirklichen und gemeinsam die Anstrengung zur Herstellung der Einheit in der deutschen Arbeiterbewegung zu verstärken". In diesem Sinne spra- chen J. Altmaier (früherer Presse- vertreter der SPD in Paris und Lon- don), P. Maslowski (früherer führen- der kommunistischer Kulturpolitiker und MdR), W. Münzenberg (der be- kannte frühere kommunistische Po- litiker und Verleger), W. Oetting- haus (als MdR im Jahre 1931 von der SPD zur KPD übergetreten), A. Schiffrin (früher sozd. Redakteur in Mannheim) und der Schriftsteller Hans Siemsen. Als weiterer Zusammenschluss ein- zelner Persönlichkeiten verschiede- ner Richtungen zwecks Verstärkung der gemeinsamen Aktion gegen den Nationalsozialismus hat sich ein „Aktionsausschuß deutscher Oppo- sitioneller" in Paris gebildet, des- sen Präsident Heinrich Mann ist, und dem unter andern H. Budzis- lawski, der Herausgeber der „Neu- en Weltbühne", Georg Bernhard und Leonhard Frank angehören. IMMANUEL KANT-- über die französische revolution Die Revolution eines geistreichen Volkes, die wir in unseren Tagen vor sich gehen sehen, mag gelingen oder scheitern — sie findet in den Ge- mütern aller Zuschauer eine Teilnahme dem Wunsche nach, die nahe an Enthusiasmus grenzt, und deren Aeusserungen selbst mit Gefahr verbun- den waren, die also keine andere, als eine moralische Anlage im Men- schengeschlecht zur Ursache haben kann. Diese moralische Ursache ist zweifach: Erstens, die des Rechts, dass ein Volk von andern Mächten nicht gehindert werden müsse, sich eine bür- gerliche Verfassung zu geben, wie sie ihm selbst gut zu sein scheint, —* zweitens die des Zwecks (der zugleich Pflicht ist), dass nur diejenige Verfassung.... moralisch gut sei, welche den Angriffskrieg grundsätz- lich meidet, — welche keine andere, als die republikanische "Verfassung (wenigstens der Idee nach) sein kann, mithin in die Bedingung einzutre- ten, wodurch der Krieg (der Quell aller Uebel und Verderbnis der Sitten) abgehalten, und so dem Menschengeschlecht der Fortschritt zum Besseren negativ gesichert wird, es wenigstens im Fortschreiten nicht gestört wird. Jene Begebenheit, die Französische Revolution, ist zu gross, zu sehr mit dem Interesse der Menschheit verwebt und in ihrem Einfluss auf die Welt in allen ihren Teilen zu ausgebreitet, als dass sie nicht den Völkern bei irgend einer Veranlassung günstiger Umstände in Erinnerung gebracht und zur Wiederholung neuer Versuche dieser Art erweckt werden sollte. (Aus "Der Streit der Fakultäten" 1793) PoimscWlISftatsüliefsicht Der vergangene Mona* war dadurch gekenn- zeichnet, dass sich Nachrichten und Pres- sekommentare fast dau- ernd —- oft von einem Tag zum andern wi- dersprachen. Oft wer- den Meldungen und Gerüchte nur lanziert, um Unruhe und Verwirrung zu stiften, um bestimmte Absichten zu erreichen oder zu verschleiern. Nur ein Beispiel dafür, wie sehr die Meldungen einander zuwiderlau- fen: Da las man, dass der jugoslawische Aussehminister in Italien gegenüber Ciano weitgehende Verpflichtungen eingegangen sei. Bald danach wur- r!n gemeldet, dass der Prinzregent Paul in Berlin den Uebergang Ju- goslawiens zu den Achsenmächten endgültig firmieren werde; nicht lon- go danach erfuhr man dann plötz- lich, dass endlose Züge mit Material an die jugoslawisch-deutsche Gren- ze i'Viren, das dort zur Anlage ge- waltiger Befestigungsbauten gegen Deutschland dienen solle, und dann, dass Jugoslawien in London wegen einer Aufrästunge-Anleihe verhand- le. Die pessimistischen, optimistische- ren, schwankenden Kommentare über Abschluss oder Nichtabschluss der englisch-f ranzösisch-sowj etrus- sischen Tripleallianz rissen den gan- zen Monat hindurch nicht ab. Uns scheint, dass die Frage, wann und in welcher Form der Pakt abge- schlossen wird, nicht so entschei- dend ist, wie man im allgemeinen annimmt. Nicht Verhandlungen und Pakte sind heute das in letzter Li- nie Entscheidende, sondern die Tat- sachen. Die beherrschende Tatsa- che aber ist weiterhin die, dass überall die Aufrüstung in beschleu- nigtem Tempo weitergeht, in einem Tempo, das auf die Länge zum all- gemeinen Ruin führen müsste. Ein beachtlicher neuer Faktor in der Kriegsstärke ist die bisher unter- schätzte Flottenstärke Sowjetruss- lands. Deutschland hält zwei Millio- nen Mann unter den Waffen als ei- nen Teil der Nervenprobe, durch die Hitler auch diesmal die Gegner zu erschüttern sucht. Den Hauptanreiz für diesen Versuch bietet die wei- terbestehende Unklarheit und Zwei- deutigkeit der englischen Politik. Es ist schwer zu sagen, was hinter den halben Verständigungsangeboten an Hitler, hinter den Behauptungen Chamberlains, dass für die nächsten Monate keine akute Kriegsgefahr bestehe, hinter Hitlers Erklärungen, wegen Danzigs werde es nicht zum Krieg kommen, aber Danzig werde in Kürze friedlich mit Deutschland vereinigt werden, in Wahrheit steckt. Es bleibt auch unklar, wie- weit Chamberlain und die City ernstlich auf der Basis absoluter Gleichberechtigung das russische Bündnis erstreben, oder wieweit sie durch die Verhandlungen in Mos- kau und optimistische Zweckmel- dungen nur die öffentliche Meinung in England und Frankreich irrefüh- ren wollen. Das Zurückweichen vor Japan kann der Absicht entsprin- gen, freie Hand gegen die Aggres- soren in Europa zu bekommen, es kann aber auch dem kleinlichen Tages-Profitinterejsse der Cityleute entStämmen, dem dann wieder ein- mal ein Volk und zugleich das eng- lische Prestige geopfert würde. So wird der Zwang der Tatsachen trotz Herrn Chamberlains und der City, trotz Herrn Bonnets und der 20Q Familien zur Herstellung der Wider- standsfront gegen die faschistischen Diktatoren führen müssen. Die Ge- fahr des Krieges bleibt für die kom- menden Herbstmonate gross, da man Hitler und Mussolini auch beim allerbesten, zweifellos vorhan- denen Willen nicht so viel geben kann, wie sie wollen, denn sie wol- len Dinge, die für England und Frankreich lebenswichtig sind. Hit- lerdeutschland und Mussoliniitalien aber sind wirtschaftlich, finanziell und in Bezug auf die Volksstim- mung in einer Lage, in der sie bald neue Erfolge brauchen. Man liest zur Zeit zwar oft, dass Hitler den Krieg gegen den Dreibund England- Frankreich-Russland nicht wagen werde. Man begeht dabei wieder einmal den nun bereits tausendfach wiederholten Fehler, mit Vernunfts- gründen zu operieren bei unbere- chenbaren Psychopathen. Nur eine absolut klare Haltung Englands, ein fester Zusammenschluss Euro- pas gegen die Friedensstörer und ein eindeutiges, scharf gegen die Diktatoren gerichtetes Zusammenar- beiten mit der deutschen und ita- lienischen Opposition könnte viel- leicht noch zum Sturz der Diktato-fc ren und zur Rettung des Friedens] führen. Aber daran ist nicht zu den-j ken, solange die Männer von Mün- chen, d. h. das grosse Kapital, ir England und Frankreich regieren. In Spanien liegen sich die „Sieger" bereits in den Haaren. Man spricht vom Herannahen eines neuen Bür- gerkriegs. Jedenfalls beweisen die blutbesudelten ,,Retter" Spaniens ihre absolute Unfähigkeit zum Auf- bau. Der Widerspruch zwischen den grossprecherischen Tiraden 'Francas und der spanischen Wirk- lichkeit ist grotesk. Was wir das vorige Mal schrieben, wird bestä- tigt: Spanien kann wohl Aufmarsch- gebiet in einem kommenden euro- päischen Krieg sein — es wird dem gehören, der das Mittelmeer be- herrscht, — aber kein positiver Bun- desgenosse für die Achsenmächte. BÜCHER Emst Toller, Eine lugend in Deutschland Von allen Büchern Ernst Tollers ist für uns heute das wichtigste „Eine Jugend in Deutschland1', seine Selbstbiographie, die den Leser durch Krieg und Revolution und Ge- fängnis führt. Wir lernen aus diesem Buch, wie es gewesen ist, und wes- halb die Republik im Dritten Reich enden musste. Wieviel Fehler, wie- viel Schwäche, wieviel Unzuläng- lichkeit! Aber dann auch wieder: wieviel schlichte Solidarität, wieviel Tapferkeit bei denen, die für Frei- heit und für Gerechtigkeit kämpf- ten! Wie aufrichtig und menschlich ist dieses Buch, das schildert, wie es ei- nem jungen Menschen in Deutsch- land erging, der leidenschaftlich das Gute wollte. Und da ein Dichter es geschrieben hat, ist es so fesselnd, wirkt es mit so unmittelbarar Ein- dringlichkeit, dass wir alles miterle- ben. Wir begreifen, dass der Mensch, der dieses Buch schrieb, dem ge- häuften Leid, den immer neuen Ent- täuschungen, den zum Uner- träglichen sich häufenden Greueln unserer Zeit schliesslich erlegen ist und sich in den Tod flüchtete. Aber nicht sein Tod ist das Vermächtnis, das Toller uns hinterlässt, sondern i sein Leben und sein Wollen. Und so ^werden wir ihn am besten ehren, |wenn wir die „Jugend in Deutsch- Iland lesen", aus der der Mensch und der Kämpfer Toller so unmit- telbar und ergreifend zu uns spricht. 2 ** i I rffc Mi ' •— o ii> ^ cltaieHt morMu das verdanken wir dem föhrer 142 Geköpfte 14.000 sonstige Ermordete. Ueber 1 Million Kerkerjahre, verhängt über 340.000 Verurteilte Fast l/z Million tarnten die KZ kennen. Hinzu kommen die gefallenen Deutschen im spanischen Krieg z V eranstaltungen PARIS Dio gemeinsame Maifeier des so- zialistischen Arbeitsausschusses in Paris war von über 800 Teilnehmern besucht. Am 24. Tuni veranstaltete der glei- che Ausschuss eine Solidaritäts- kundgebung für die deutschen Spa- nienkämpfer, die überfüllt war, ebenso wie die am 8. Juli gemein- sam begangene Revolutionsgedenk- USÄ Am 2. Juni fand in der Carnegie-' Hall der 3. Kongress der amerikani- schen Schriftsteller statt, der von 500 Schriftstellern und weiteren tau- send Zuhörern besucht war. In ei- ner Rede sagte Thomas Mann: „Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass die Kräfte des Widerstandes gegen die zerstörenden Mächte sich sammeln, und dass die Gewalt des Faschismus ihren Höhepunkt über- schritten hat, sowohl in der geisti- gen Sphäre als auch in der politi- schen Wirklichkeit. Zwar mag noch mancher Waffengefährte an unserer Seite fallen, doch wird das für uns keine Entmutigung, sondern ein An- sporn sein zum Glauben an unsere Sache, zur Festigkeit und zur Zu- sammenarbeit." — In einer Sonder- sitzung für die deutschen emigrier- ten Schriftsteller, die unter starker Anteilnahme der Amerikaner statt- fand, verlas Langston Hughes un- ter ehrfürchtigem Schweigen der Versammelten die lange Reihe (46!) der vom Faschismus ermordeten, der gefallenen oder in den Tod ge- triebenen deutschen, italienischen und spanischen Schriftsteller., JOHANNESBURG (Südafrika) Die deutsche Unabhängige Kultur- vereinigung hat in den letzten Mo- naten einen lebhaft diskutierten Vortrag über „Nationalsozialismus, Demokratie und Sozialismus'1 gehal- Lest das "Argentinische Tageblatt" ERNST TOLLER So schliesst Ernst Tollers schönes und menschliches Buch, "Eine Jugend in Deutschland": , Wer den Zusammenbruch vom Jahre 1933 begreifen will, muss die Ereig- nisse der Jahre 1918 und 1919 in Deutschland kennen. Hatten die Menschen gelernt aus Opfern und Leiden, aus Niederbruch und Verhängnis, aus dem Triumph des Gegners und der Verzweiflung des Volkes, hatten sie Sinn und Mahnung und Verpflichtung jener Zeiten be- griffen? Die Republikaner, die die Republik ihren Feinden auslieferten. Die Revolutionäre, die über Thesen und Parolen den Willen des Men- schen und seine Entscheidung vergossen. Die Gewerkschaftsfunktionäre, die über gefüllten Kassen die wachsende Gewalt des Gegners nicht sahen, der sie mitsamt ihren Kassen fortfegen sollte. Die Bürokraten, die den freien Mut, die Kühnheit, den Glauben erstickten. Die Schriftsteller, die ein verstiegenes Bild des kämpfenden Arbeiters schu- fen, und verzagten, wenn sie dem wirklichen Arbeiter begegneten, mit seiner Schwäche und seiner Stärke, seiner Kleinheit und seiner Grösse. ^ Die Realpolitiker, die taub waren für die Magie des Wortes, blind für aie Macht der Idee, stumm vor der Kraft des Geistes. Die Fetischisten der Oekonomie, die die moralischen Kräfte des Volkes und die grossen Impulse der Menschen, die Sehnsucht nach Freiheit,jiach Gerechtigkeit, nach Schönheit kleinbürgerliche Untugenden hiessen. Nein, in fünfzehn Jahren haben sie nichts gelernt, alles vergessen und nichts gelernt. Wieder haben sie versagt, wieder sind sie gestrandet, wur- den gestäupt und geschunden. Sie haben das Volk vertröstet von Tag zu Tag, von Monat zu Monat, von Jahr zu Jahr, bis es, müde der Vertröstungen, Trost in der Trostlosigkeit suchte. Die Barbarei triumphiert, Nationalismus und Rassenhass und Staatsver- gottung blenden die Augen, die Sinne, die Herzen. Viele haben gewarnt, seit Jahren gewarnt. Dass unsere Stimmen verhall- ten, ist unsere Schuld, unsere grösste Schuld. • Von falschen Heilanden erwartet das Volk Rettung, nicht von eigener Er- kenntnis, eigener Arbeit, eigener Verantwortung. Es jubelt über die Fes- seln, die es sich auf Geheiss der Diktatoren schmiedet, für ein Linsenge- richt von leerem Gepränge verkauft es seine Freiheit und opfert die Ver- nunft. Denn das Volk ist müde der Vernunft, müde des Denkens und Nachden- kens. Was hat denn, fragt es, die Vernunft geschaffen in den letzten Jah- ren, was halfen uns Einsichten und Erkenntnisse? Und es glaubt den Ver- ächtem des Geistes, die lehren, dass die Vernunft den Willen lähme, die seelischen Wurzeln zersetze, das gesellschaftliche Fundament zerstöre, dass alle Not, soziale und private, ihr Werk sei. Als ob die Vernunft je regiert hätte! AIs ob nicht gerade das unvernünf- tig Planlose Deutschland und Europa in den Sturz getrieben hätte! Ueberall der gleiche wahnwitzige Glaube, ein Mann, der Führer, der Messias werde kommen und Wunder tun, er werde die Verantwortung für künftige Zeiten tragen, aller Leben meistern, die Angst bannen, das Elend tilgen, das neue Volk, das Reich voller Herrlichkeit schaffen, ja, kraft überirdischer Sendung den alten schwachen Adam wandeln. Ueberall der gleiche wahnwitzige Wunsch, den Schuldigen zu finden, der die Verantwortung trage für vergangene Zeiten, dem man das eigene Versagen, die eigenen Fehler, die eigenen Verbrechen aufbürden darf, ach, es ist das alte Opferlamm aus Urzeiten, nur dass heute statt Tieren Menschen zur Opferung bestimmt werden. • Die Folgen sind furchtbar. Das Volk lernt, Ja zu sagen zu seinen niederen Instinkten, zu seiner kriegerischen Gewaltlust. Geistige und moralische Werte, in Jahrtausenden mühsam und martervoll errungen, sind dem Spott und Hass der Herrschenden preisgegeben. Freiheit und Menschlichkeit, Brüderlichkeit und Gerechtigkeit vergiftende Phrasen, fort mit ihnen auf den Kehrichthaufen?. ANKLAGE UND VERMÄCHTNIS Lerne die Tugend des Barbaren, schiessen, stechen, rauben, unterdrücke den Schwächeren, merze ihn aus, brutal und rücksichtslos, verlerne, den andern leiden zu fühlen, vergiss nie, dass du zum Rächer geboren bist, räche dich für die Kränkungen von heute, für die Kränkungen von ge- stern und für jene, die morgen dich treffen könnten, sei stolz, du bist ein Held, erachte friedliches Leben und friedlichen Tod, höchstes Glück der Menschheit ist der Krieg! Lerne, dass einzig Blut ein Volk formt und baut und erhöht. Du willst wis- sen, was es mit diesem Blut für eine Bewandtnis habe in einem Lande, das von zahllosen Stämmen bewohnt und durchquert ward? Frage nicht, glaube! Schon dein Fragen ist verdächtig. Hüte dich, dass wir dich nicht in die Reihen jener stossen, die getilgt werden müssen vom Erdboden. Denn wir bestimmen, v/er leben darf, und wer sterben muss zu unserm Heil. Wie ein kleiner Makler, der auf die Kurse der Abendbörse wartet, auf neuen Gewinn und neuen Profit, und ein Erdbeben begräbt ihn mitsamt seiner Börse, so verharrt Europa. Weil tausend Kriegsspekulanten an Granaten und Bomben, an Giftgasen und Pestbazillen Milliarden verdie- nen und diese Blutmilliarden nationale Werte heissen, schweigen die Völker. Der Arzt weiss, dass im Menschen, den physische und seelische Krisen erschüttern und der nicht ein noch aus weiss, planlos verharrt, weglas umherirrt, Todes wünsche erwachen, die mächtiger und mächtiger wer- den, die ihn locken, sich besinnungslos zu verschleudern und dem Chaoti- schen zu verfallen. An dieser schweren Krankheit leidet das alte Europa. Im Tormado des Krieges, der mit steigenden Rüstungsaktien drohend sich kündet, stürzt sich Europa in den Abgrund des Selbstmords. • So war alles umsonst, geistige Bemühung und menschliche Not, entsa- gende Arbeit der Tapfersten, und uns bliebe nur der Weg ins Dunkel des tödlichen Schlafes? Wo ist die Jugend Europas? Sie, die erkannt hatte, dass die Gesetze der alten Welt zerbrochen sind, die ihren Verfall täglich und stündlich erlitt? Sie lebte und wusste nicht wozu. Sie wollte arbeiten und die Tore der Werkstätten blieben ihr verschlossen. Sie sehnte sich nach weisenden Zie- len, nach der Erfüllung ihrer grossen und kühnen Träume, man tröstete sie mit dem Rausch der Leere. Folgt sie wirklich den falschen Propheten, glaubt sie der Lüge und ver- achtet die Wahrheit? Wartet sie darauf, bis der Krieg die Städte vergast, die Länder verwüstet, die Menschen vergiftet, glaubt sie, dann erst käme ihre Zeit, ihre Tat, ihr Sieg? Sieht sie nicht, dass auf zertrümmertem Grund die neue Welt an- ders aussähe, als sie heute träumt? • Wo seid ihr, meine Kameraden in Deutschland? Ich sehe die Tausende, die den Verlust der Freiheit, die Brandmarkung des Geistes lärmend und festlich feiern. Die Tausende, die, betrogen und getäuscht, glauben, das Reich der Ge- rechtigkeit auf Erden sei nahe. Die Tausende, die sich sehnen, der geopferten Jugend Deutschlands in Flandern es gleich zu tun und jubelnd und singend in den Tod zu mar- schieren. Wo seid ihr, meine Kameraden? Ich sehe euch nicht und doch weiss ich, ihr lebt, im Weltkrieg war ein Mann, unter Millionen ein Mann, die Stimme der Wahrheit und des Friedens, und das Grab des Zuchthauses konnte die Stimme Karl Liebknechts nicht ersticken. Heute seid ihr seine Erben, Ihr habt die Furcht überwunden, die den Menschen demütigt und ernied- rigt. In stiller unermüdlicher Arbeit achtet ihr nicht Verfolgung und Miss- handlung, Gefängnis und Tod. Morgen werdet ihr Deutschland sein. ten, und an zwei anderen Abenden das Gedenken Tollers und der fran- zösischen Revolution geehrt. MONTEVIDEO Für den ,..Freien Deutschen Klub" sprach August Siemsen am 13. T*'■ "n in einer gut besuchten öffentlichen Versammlung über das Thema ,,Die französische Revolution und das deutsche Volk". Nach der Rede brachte ein französischer Kriegsteil- nehmer in ergreifenden Worten die Solidarität der Völker zum Aus- druck. Am folgenden Tage sprach Augusl Biemsen vor etwa 150 Teilnehmern über die Frage der Volksfront und der künftigen deutschen Republik. Die sehr rege Diskussion ergab fast allgemeine Zustimmung zu den vom Redner formulierten Thesen. Zwanzig Teilnehmer traten dem Un- abhängigen deutschen Klub bei. Ein Schreiben an Heinrich Mann wurde einstimmig angenommen. BUENOS AIRES In der Pestalozzi-Gesellschaft spra- chen in den letzten Monaten Alfred Dang über ,,Die Fronten des kom- menden Krieges", Walter Jacob über ,,Verbotene Musik" und Au fust Siemsen über ,,Wir und die französische Revolution11. Der Verein ,,Vorwärts" veranstalte- te am 23. Juli eine Toller-Gedenk- feier. August Siemsen schilderte Toller als Dichter und Kämpfer, um dann auch Erich Mühsam und Kurt Lo v/enstein in ihrer Bedeutung und als Vorbild für alle antifaschisti- schen Kämpfer zu würdigen. V/alter Jacob sprach über Tollers Bedeu tung für das deutsche Drama; Liese- lott Reger las aus Tollers Werken, der Männerchor des „Vorwärts" sang das Lied „Unsterbliche Opfer' und die truppe 38 trug das Maschi- nenstürmerlied vor. Lest das "Argentinische Wochenblatt" 5 der unbekannte gewe rkschafter Immer wieder wird gefragt, in wel- cher Form denn überhaupt im Dritten Reich noch illegal gearbei- tet werde. Auf diese Frage gibt die nachstehende Schilderung eine er- schöpfende Antwort. Wir entneh- men sie der Korrespondenz der In- ternat. Zentrale der Transportar- beiter-Gewerkschaften (ITF). Die Flamme der gewerkschaftlichen Solidarität und des sozialistischen Zukunftswillens in den Betrieben wachgehalten zu haben — das ist die grosse Leistung der unbekann- ten Gewerkschafter im Dritten Reich. Die Nazis vermuteten zuerst auslän- dische Zentralen dieses Betriebswi- derstandes. Sie kontrollierten die Grenzen und hofften, die illegalen Gewerkschaften durch Abschnüren etwaiger Auslandsverbindungen genau so lahmlegen zu können, wie es ihnen mit vielen politischen Pro- pagandazirkeln gelungen war, de- ren Tätigkeit sich im Verteilen von Flugblättern erschöpfte. Aber sie verkannten das Wesen der neuen Bewegung. Illegale Gewerkschaften treiben Propaganda, aber sie sind keine Zettelverteiler-Organisationen. Sie haben greifbare Tagesaufga- ben. Sie versuchen, dem unterirdi- schen Kleinkampf in den Betrieben Richtung und Stosskraft zu geben. Die Vertrauensleute kümmern sich um die täglichen Nöte der Beleg- schaft, die ihre eigenen Nöte sind. Sie suchen nach den wirksamsten Methoden des Abwehrkampfes ge- gen weitere Verschlechterungen und sie zeigen Wege zum Durch- setzen von Verbesserungen. Die il- legalen Gewerkschaften kennen die Arbeitsverordnungen des Nazi- staats meist besser als die Nazi- funktionäre im Betrieb. Sie kennen die Maschen der Nazigesetze und werten die Kampferfahrungen an- derer Betriebe aus. Immer häufi- ger mussten die Nazis gleichartige Vorstösse in voneinander weit ent- fernten Betrieben feststellen. Sie ah- nen Zusammenhänge, aber sie kön- nen diese unterirdischen Querver- bindungen der Betriebe nur durch Zufall aufdecken und zerreissen. Ein Netz von wenigen tausend Men- schen überspannt eine grosse Zahl der wichtigsten Betriebe Deutsch- lands. Ein Heer von Zehntausenden von Gestapobeamten und Nazi- spitzeln sucht dieses Netz zu zerreis- sen. Gelegentlich glückt es ihnen. Märtyrer der neuen Bewegung sit- zen hinter Zuchthausmauern und in Konzentrationslagern, ergraute Ar- beiter und blutjunge Menschen. Mancher Gewerkschafter wurde er- schlagen. Die zerrissenen Fäden wurden neu geknüpft. Nicht zuletzt dank dem stillen Wirken der unbekannten Illegalen in den Betrieben sind entscheiden- de Gruppen der deutschen Arbei- terschaft wieder ein Faktor gewor- den, mit dem Freund und Feind der europäischen Freiheit zu rechnen hat. In den "Unabhängigen Sozialisti- schen Gewerkschaften" sammelten sich aktive Gewerkschafter ver- schiedener Berufe zu zielbewusster Wiederaufbauarbeit. Die meisten anderen Betriebisgruppen arbeiten in relativer Isolierung. Sie bilden gewerkschaftliche Inseln im nazisti- schen Dritten Reich. In einigen Be- rufen entstehen allmählich Kontak- te zwischen den isolierten Betriebs- gruppen. In verschiedenen Bezirken sind die Verbindungen schon enger geknüpft. Die Eisenbahner Aus den Berichten der illegalen ge- werkschaftlichen Vertrauens-Ueute entnehmen wir dazu noch folgende Steilem "Die illegalen Vertrauensmänner forderten die Eisenbahner im Be- triebsdienst und in den Werkstätten auf, an ihre Gesundheit und ihre Familien zu denken und langsam zu arbeiten, "sede wegen Uebermü- dung abgelehnte Dienstschicht, je- der ausgefallene Arbeitstag schützt Eure Gesundheit und schwächt die Nazikriegs Vorbereitung". Derartige Parolen sprachen sich rasch herum, weitgehend wurde "Dienst nach Vorschrift" gemacht. Und diese Hal- tung trug — neben anderem — we- sentlich mit zu dem Verkehrschaos im Winter 1938/39 bei, dessen Aus- wirkungen heute noch nicht über- wunden sind." Die Seeleute . ' Deshalb konzentriert die neue Be- wegung der deutschen Seeleute, die die Mehrheit der unter dem Hungerhaken Fahrenden hinter sich weiss und sich in den letzten drei- einhalb Jahren zu einer Organisa- tion entwickelte, die auf hunderten Schiffen der Grossen Fahrt, der Nord- und Ostseefahrt und der Hochseefischerei ihre Vertrauens- leute hat, ihre Stosskraft über den täglichen Kampf um bessere Ver- pflegung, höhere Heuer und mehr Freizeit hinaus auf den Sturz des heute in Deutschland herrschenden Systems und trifft die Vorbereitun- gen, um im Falle eines Krieges mit für die Seeleute zweckdienlichen Mitteln den Sturz der Kriegsverbre- cher in Berlin herbeizuführen." Die Bergarbeiter "Der Bergbau ist Gross wirtschaft. Man arbeitet zu Tausenden auf ei- ner Zeche und wohnt zu Zehrrtau- senden in Bergmannskolonien, ist also ständig in Massen zusammen. Massenstimmungen entstellen schnell und Parolen, die ihnen ge- recht werden, fallen auf Massenbo- den. Zudem liegen fast alle grossen deutschen Bergreviere an den Gren- zen des Landes. Noch heute arbei- ten Tausende deutscher Bergleute in Frankreich und Polen. Das Regi- me lässt sie dort arbeiten, um die so dringend benötigten Devisen zu erhalten. Durch diesen Umstand sind die deutschen Bergleute in ei- nein dem Naziregime höchst uner- wünschten Masse mit dem Auslan- de verbunden. Ferner gibt die Ar- beit unter Tage dem Bergmann ein besonderes Mass von Freiheit und Agitationsmöglichkeit. Unter Tage Aufpasserarbeit zu verrichten, ist in grossem Umfange der Arbeits- verhältnisse wegen unmöglich. Pa- rolen mit Kreide an Betriebsanla- gen, vor allem an Grubenwagen zu schreiben, ist im Bergbau mit viel weniger Risiko verbunden als in ir- gend einem Betriebe über Tage. Und das Risiko, dass Solidaritäts- brecher oder Spitzel unter Tage lau- fen, ist ganz besonders gross. Die deutschen Bergarbeiter haben die sich ihnen aus der Eigenart ih- rer Berufsarbeit für ihren Frei- heitskampf bietenden Vorteile zu nutzen gewusst." DEUTSCHE WORTE Die ehrlosen Machthaber verleihen einer frei erlogenen „Rasse" das elende Recht, alle Menschen, alle Völker zu hassen und zu verfolgen, — während aber die auserwählte ,,Rasse" selbst in Knechtschaft versumpft und ewige Angst erleidet. Heinrich Mann 6 wie sieht es auf dem lande aus? Ursachen der Land-Flucht Eine treue Pg., Frau eines Landar- beiters, richtete den folgenden Not- schrei an das "Schwarze Korps" ("Das Schwarze Korps" vom 2. 3. 1939): "Ich bin vor 6 Jahren voller Ideale aufs Land gegangen", schreibt die Notionalsozialistin, "hatte Freude an der Arbeit und hatte mir vorgenommen zu bewei- sen, dass man mit dem Wenigen auskommt und dass man sich das Leben auch als Landarbeiter schön machen kann... In der Zeit (seit 1933) habe ich viele Beobachtungen und Erfahrungen sammeln könen. . . Man . . . bekommt . . . immer wie- der zu hören: "Och, wie sün jo man bloss Landarbeiters, mit uns könnt die Herrn jo moken, wat se wollt..." Dann klagt sie über die Wohnungs- verhältnisse: "Der Schlaf- und Wohnraum für die Knechte ist ein Loch, das jeder Beschreibung spottet". Und zu guterletzt kommt noch der Lohn — ihr Mann erhält als Depu- tat-Arbeiter in den Wintermonaten ganze RM 4.50 ausbezahlt — an die Reihe: "Wenn Kleidung, Schuhzeug und Wäsche nötig sind, sitzen wir da und möchten gern, aber können nicht. . ." Die Tariflöhne der Landarbeiter Nach einer Tariflohn-Statistik des "Deutschen statistischen Reichs- amts" über die Entwicklung in 14 Bezirken Deutschlands haben sich die Tariflöhne der wichtigsten Land- arbeiter-Gruppe, der verheirateten Deputat-Arbeiter, wie folgt entwik- kelt: In vier Bezirken (Pommern, Sach- sen, Baden und Württemberg) wa- ren sie noch niedriger als im Not- jahr 1932. In 6 Bezirken (Brandenburg, Thü- ringen, Mittelelbe, Hannover, Schle- sien und Oberbayern) sind sie nur ungefähr gleichgeblieben. Nur in vier Bezirken (Ostpreussen, Schleswig-Holstein, Hessen und Rheinland) gelang es, durch Ab- wanderung Lohnerhöhung heraus- zupressen. Der höchste Lohn liegt noch unter 40 % unter dem vor der Macht- Uebernahme von dem Leiter der Nazi-Landarbeiteragitation verspro- chenen Mindest-Lohn von RM 2.000 pro jähr. Folgen der Landflucht Auf dem "Reichs-Bauerntag" schil- derte der Reichs-Obmann des Reichs-Nährstandes, Pg. Behrens, die Lage folgendermaßen: "Wer in unsere Dörfer geht, der erkennt, welche Folgen das Fehlen der Ar- beitskräfte fast auf jedem einzelnen Hof hat. Vor mir liegt beispielswei- se ein Bericht aus einem mecklen- burgischen Kreis. Der erste Hof, der in diesem Bericht erwähnt ist, ist 160 Morgen gross; er muss von dem Bauern und seiner Frau allein be- wirtschaftet werden. Auf dem zwei- ten Hof von 170 Morgen Grösse sind nur der Bauer und seine Mutter als Arbeitskräfte vorhanden; infolge- dessen wurde die Zahl der Kühe auf die Hälfte vermindert. Auf ei- nem dritten Hof von 170 Morgen versuchen der Bauer, seine Frau und sein Kind im Alter von 12 Jah- ren, die Arbeit zu bewältigen, was selbstverständlich unmöglich ist. Unter diesen Umständen trägt sich der Bauer mit dem Gedanken, das Vieh abzuschaffen. In zahlreichen weiteren Höfen dieses einen einzi- gen Kreises ist das Vieh bereits teilweise bis zur Hälfte völlig abge- schafft . . . Aehnlich steht es fast überall (in Deutschland)." amit entspricht die völkische Weltanschauung dem innersten Wollen der latur, da sie jenes freie Spiel der Kräfte wiederherstellt, das zu einer auemden gegenseitigen Höh rzüchtung führen muss, bis endlich dem be- o en Menschentum durch den erworbenen Besitz dieser Erde freie Bahn g^ge en wird zur Betätigung auf Gebieten, die teils über, teils ausser ihr liegen werden. Wir alle ahnen, dass in ferner Zukunft Probleme an den enschen herantreten können, zu deren Bewältigung nur eine höchste fSr Sf ?erfenv?Ik' gestützt auf die Mittel und Möglichkeiten eines gan- zen hrdballs, berufen sein wird. Adolf Hitler, Mein Kampf S. 422 Anschliessend klagt er über Fehlgeburten und Geburten- Rückgang: "In erschreckender Zahl häufen sich vor allem auch folgende Meldun- gen: Dorf H. im Kreis W., Bauer M., Hof 130 Morgen gross, keine Leute, Frau Fehlgeburt. Dorf St., Bauer Schi., Frau überlastet, Fehlgeburt. Oder aber Dorf N., Bauer S., tüch- tig, fleisisg, aber wegen absoluter [Jeberlastung der Bäuerin nur zwei Kinder, weil nach Angabe von S. für Kinder keine Zeit übrig ist. Dorf St., Bauer K., fleissig und tüchtig, mehrere fahre verheiratet, keine Kinder wegen Ueberlastung der Bäuerin". Bei den Landarbeiter- frauen sieht es nicht anders aus. Kranke Land-Jugend Auf der gleichen Tagung wurde über den Gesundheits-Zustand auf dem Lande erklärt: "Auch bei der Land volk-J ugend treten infolge Ueberlastung in immer stärkerem Masse Gesundheitsschädigungen auf. In Sachsen mussten von 1388 SS-Bewerbern 680 als untauglich ausscheiden. In einer sächsischen Landwirtschaftsschule wurde festge- stellt, dass von 66 Schülern nur 7 körperlich gesund waren, und von diesen 7 stammten 4 Schüler aus der Stadt. Alle übrigen 59 Landwirt- schaftsschüler zeigten Rücken- oder Brustkorbverkrümmungen, Senk- fuss- und andere Leiden, die auf Ueberanstrengung hinweisen." Die Fleisch-Versorgung Die Zeitschrift "Wirtschaft und Sta- tistik" vom April 1939 berichtet: "Der Bestand an Schlachtschweinen hat sich seit Dezember 38 von 7.6 Mil- lionen auf 4.7 Millionen Tiere ver- mindert. In starkem Masse haben die Schlachtungen von Ziegen und Pferden zugenommen." Hinzuzufü- gen ist noch, dass die Rinder- schlachtungen im April um 20 % und am 1. Mai um weitere 20 % vermindert wurden. Die Zigarren werden kleiner Wie die "Deutsche Tabakzeitung" bekanntgibt (Nummer vom 31. 5. 1939), dürfen die deutschten Zigar- ren, Stumpen etc. bis zu 10 % ver- kleinert werden, ohne dass deshalb der Preis entsprechend herabgesetzt werden müsste. 7 werbt neue loser für "das andere deutschend" gebt uns adressen an für die Zusendung kostenloser probenummern Zuschriften aus unserem Leserkreis Seit Erscheinen unserer Zeitschrift ' gehen laufend Briefe bei uns einr die die Wichtigkeit unseres Blattes * betonen. Heute wollen wir aus- zugsweise nur zwei solcher inte essanten Zuschriften wiedergeben Ein Freund aus der Pampa schreibt uns: "Der Unterzeichnete ist Nicht- Reichsdeutscher und Nazigegner, yeit mir bekannt ist, dass diese traurige Bande existiert. Möchte gerne. , , erfahren, wie ich mich der guten Sache. . . nützlich erweisen könnte. Geld steht mir nicht zur Ver- fügung, auch sonst hab ich nichts Uebriges, aber guter Wille zur Mit- arbeit fehlt mir nicht." Ein Leser aus der Provinz Santa Fe erklärt: "Ich bin "Arier" und hätte in Deutschland bleiben können, es war mir aber unmöglich, unter den Verhältnissen zu leben. . . Ich halte es gerade für mich und in meinem Fall wichtig, in diesen Zeiten poli- tischen Geschehens eine eindeutige Stellung zu beziehen... Ferner glaube ich an eine Errettung Deutschlands von diesem Regime..." Die Redaktion ist allen Lesern für Zuschriften, welcher Art sie auch sein mögen, dankbar. Besonders ist uns auch ungeschminkte Kritik er- wünscht. Die Entwicklung des Berliner Handwerks Mach dem Jahresbericht der Berli- ner Handwerkskammer ist die Zahl der selbständigen Handwerksmei- ster in Berlin im Jahre 1938 um 12.208 Betriebe geringer geworden. Allein 5.947 Schneidermeister muss- ten ihre Selbständigkeit aufgeben. Wirkungen des Boykotts Der Halbjahres-Bericht der "Reichs- Kreditanstalt" gibt interessante Auf- schlüsse über die Lage der deut- schen Wirtschaft während .der er- sten Hälfte 1939. Die "Prensa" vom 6. 7. 1939 bringt daraus unter ande- ren folgende Angaben: Die Schwierigkeiten der Industrie beruhen zum grossen Teil darauf, dass die Fabriken ohne den not- wendigen Ersatz für die abgenutz- ten Maschinen arbeiten müssen. Da- zu kommt der "Mangel an Einfuhr der Rohstoffe infolge der Verminde- rung der Devisen, die auf das Sin- ken der deutschen Ausfuhr um 10 % während des ersten Vierteljahres zurückzuführen ist." Diese Angaben zeigen, welch schwerwiegende Fol- gen ein Boykott der deutschen Wa- ren hat. Unter anderem sind folgende Ex- port-Rückgänge zu verzeichnen: nach Grossbritannien 24 %, nach Frankreich 33 %, nach Brasilien 25 %, nach Argentinien 28 %, nach Chile 28 %, nach Peru 32 %, nach China 57 %. Selbst die Ausfuhr nach den Achsenstaaten Italien und Japan ist gesunken. An Lebensmitteln müssen noch im- mer 17 % des Gesamt-Bedarfs ein- geführt werden, Es bestehe auch keine Aussicht, diesen Satz noch weiter herabzudrücken, Die Autar- kie muss darum nur ein frommer Wunsch bleiben. Gross-Industrie schluckt Klein-Betriebe Das Mai-Heft der im Dritten Reich erscheinenden Zeitschrift "Die Wirt- Deutsches Mosaik achaftskurve" berichtet, es stelle sich, rasch sich steigernd, wieder ein Konzentrationsprozess von höchster Dynamik ein. , . Vor allem die Pa- pier- und Zellstoff-Industrie, Che- mie- und Kraftstoffwirtschaft, die Leder und Schuhindustrie, die Tex- tilindustrie und Konfektion, die Mühlenindustrie, der Maschinenbau und auch der Privatbankiersektor... haben in den letzten Jahren einen ausserordentlich einschneidenden Verdichtung.? - Prozess durchge- macht. Man vergleiche dazu Punkt 13 des Programms der NSDAP: "Konzerne, Syndikate und Trusts werden verstaatlicht." Vom Wohnungsbau In Gelsenkirchen können von 100 Neuvermählten nur 49 eine Woh- nung bekommen. Dazu heisst es im April-Heft der "Sozialen Praxis": 'Der Wohnungs-Fehlbestand dürfte sich 1938 um über 1.5 Millionen Wohnungen hinaus vergrössert ha- ben." Was die Beamten verdienen Laut "Nationalsozialistische Beam- tenzeitung" vom 21. 5. 1939 gab In- nenminister Frick auf der Tagung des "Reichsbundes der Deutschen Beamten" zu: "Es ist kein Wunder, wenn namentlich die Beamtenfrau oft von schwerer Sorge gequält wird und kaum weiss, wie sie wirt- schaften soll... Eine Teilnahme an den Kulturgütern der Nation, die Anschaffung eines guten Buches, ja selbst eines Fachbuches, ist unter diesen Umständen den meisten Be- amten unmöglich." lAHORAOFICIAL BlUM-EL in Belgrano ALFRED KÜHNS Geprüfter Wiener Uhrenspezialist Reparaturen aller Arten Uhren bis zu den kompliziertesten, unter vollster Garantie. Spezialist in komplizierten Schlaguhren, elektrischen Uhren und Antiquitäten. 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