BUENOS AIRES, 15. SEPTEMBER 1939. JAHRGANG IL NUMMER 17 PREIS 10 CENTAVOS periodic® mensual alemän Das Andere Deutschland VERRAT All DEUTSCHLAND! Als nicht allzu lange vor der natio- nalsozialistischen Machtergreifung ein Konflikt zwischen Deutschland und Polen drehte, hat Hitler im Na- men der NSDAP erklärt, dass sie für „das System'1, d. h. für die deutsche Republik nicht in den Krieg ziehen würden. Diese deutsche Republik wurde nicht von Brandstiftern, Räu- bern und Sadisten geleitet. Sie liess jedem die Freiheit, zu denken und zu sagen, was er wollte. Man kann ihr sehr vieles vorwerfen, vor allem ihre Schwäche gegenüber Hitler und den Nazis, aber in ihr herrschte ebensoviel Freiheit, galten die Men- schenrechte ebensoviel wie sonst in der Welt. Da die deutsche Republik nieman- den beraubte, verjagte, folterte er- mordete, war das, was Hitler sagte, Landesverrat. Alfred Rosenberg, Hitlers Lehrer und geistiger Berater, hat in seinem „Mythos des 20. Jahrhunderts11 ge- schrieben: „Ein Kampf gegen den Staat an sich kann z. B. eine Zeitlang ein berech- tigtes antinationales Gepräge tra- gen, wenn er nämlich von rassisch- bewussten Herrencharakteren und nicht von Knechtsnaturen geführt wird . . . Bismarck sagt einmal, ein Staat, der ihm das Eigentum neh- me, sei sein Vaterland nicht mehr. Das wär die Absage eines Herrn." (Rosenberg, Mythos des 20. Jahr- hunderts, Seite 543.) Für Rosenberg gelten die Pflichten gegen das Vaterland also nur so- lange, als es ihm finanziell gut geht. Hitler und seine Pgs. haben sich auf Kosten des deutschen Volkes in un- erhörter Weise bereichert. Man den- ke nur an den Bau der Reichskanz- lei, für die Hitler dreihundert Mil- lionen ausgegeben hat, während man dem Volk immer neue Opfer zumutet! Was Rosenberg sagt, was die Nazi- führung tut, ist Ausplünderung des eigenen Landes und Volkes. Es ist in seinen Konsequenzen Landesver- rat. Gegen die Nazigangster, die sich in Deutschland der Macht mit Hilfe der Reichstagsbrandstiftung und schlimmster Gewalttaten bemäch- tigt haben, die alle Freiheit, Gerech- tigkeit und Menschlichkeit mit Fü- ssen getreten, die den Namen Deutschlands vor der Welt geschän- det, die Deutschland jetzt in den Weltkrieg getrieben haben, hat das Andere Deutschland von Anfang an den Kampf geführt. Die Nazis ha- ben Tausende unserer Freunde in den Konzentrationslagern in mehr als bestialischer Weise zu Tode ge- foltert; sie haben die Schandtaten der Judenpogrome begangen; sie haben die deutsche Kultur vernich- tet; sie haben die besten deutschen Wissenschaftler und Künstler ver- jagt; sie haben sogar die deutsche Sprache verdorben und beschmutzt. Sie sind die Todfeinde Deutsch- lands und des deutschen Volkes. Nicht der übt Verrat am Vaterland, der Deutschland von der Nazipest befreien, der es wieder ehrlich ma- chen will. Wohl aber verrät der, der heute zu Hitler hält, die Hundert- tausende, die in den Konzentra- tionslagern litten und leiden, die Zehntausende, die umgebracht wor- den sind; er verrät die deutsche Kul- tur und die deutsche Zukunft, die es nur nach der Vernichtung Hitlers und des Nationalsozialismus wieder geben kann, und die es nur dann geben wird, wenn das andere, das wahre Deutschland das deutsche Ansehen in der Welt rettet. Wer aber heute Deutschland ver- rät, indem er seine nationalsoziali- stischen Verderber unterstützt oder verteidigt, den wird das befreite Deutschland zur Verantwortung zie- hen. ECHT OPER UNRECHT - iESN VATERLAND Welche Ueberrctschung brachten jms die ersten August-Tage 1914! Gestern noch konnte man in den Grosstädten die Arbeiter-Demon- strationen gegen den Krieg sehen. Und dann plötzlich wollten Deutsch- lands ärmste Söhne auch die ge- treuesten bei der Verteidigung ihrer Heimat sein. Nur wenige blieben übrig, die sich nicht von der Kriegs- Begeisterung hinreissen liessen. Hatten sie nicht recht, die Millionen Proletarier, dass sie in der Stunde der Gefahr ihr Vaterland nicht im Stiche liessen? Haben nicht in sol- chen Zeiten alle Meinungsverschie- denheiten — mögen sie auch noch so emsthaft sein — innerhalb der eigenen Reihen zu schweigen? Gilt das heute nicht genau so wie anno 1914? Und müssen nicht gerade wir Auslands-Deutsche in solch gefähr- licher Situation zusammenhalten? Eine grosse Zahl von Fragen stellt sich uns. Wir, die wir weitab vorn Brennpunkt der Ereignisse leben, müssen kühl und sachlich nach der Beantwortung suchen, dürfen uns nicht durch unkontrollierte Gefühle bestimmen lassen. Vielleicht aber wird sich bei ernsthafter Untersu- chung sogar herausstellen, dass das, was Recht und Menschlichkeit von uns verlangen, übereinstimmt mit den Forderungen, die wahre Liebe zu deutscher Kultur an uns stellt. „Recht ist, was dem deutschen Vol- ke nützt.11 Wenn dieser Grundsatz nationalsozialistischer Prägung stimmt, dann erschiene es klar, dass wir dem kämpfenden deutschen Volke nicht in den Rücken fallen dürfen. 1 7 H' Aber auch hier tauchen bei genaue- rer Ueberlegung schon wieder neue Probleme auf: Was ist ,,das deutsche Volk"? Was nützt ihm? Und vor al- lem: ist wirklich das Recht, was ihm nützt? Es ist leicht möglich — wir sehen es heute nur allzu deutlich — dass das, was dem deutschen Volke nützt, ei- nem anderen schaden kann. Ist auch für dieses nur das Recht, was dem deutschen Volke nützt? In seiner letzten Konsequenz bedeutete ein solcher Grundsatz, dass alle ande- ren Länder ihre eigenen Ziele dem Nutzen Deutschlands unterzuordnen hätten. Das deutsche Volk wäre al- so das auserwählte Volk der Erde. Bedarf eine solche Behauptung noch einer Widerlegung? Nicht einmal Hitler wagte bisher — mindestens nicht offen— zu erklären, dass alle anderen Völker ihr Wohlergehen demjenigen des deutschen Volkes bedingungslos unterzuordnen hät- ten. Nehmen wir nun aber an, die an- deren Staaten könnten so gut wie das Dritte Reich geltend machen, Recht sei, was ihnen nützt. Wir in Argentinien haben erst kürzlich beim Chaco-Krieg in nächster Nä- he erlebt; wie die auf solchem Bo- den erwachsenden Konflikte ge- schlichtet werden: Der Stärkere ver- sucht, den Schwächeren mit Gewalt zum Nachgeben zu zwingen. Damit würde das Faustrecht das höchste Prinzip für das Zusammenleben der Völker. Dann aber wäre auch der Versail- les Friedens-Vertrag durchaus recht- lich gewesen. Ja, die Alliierten hät- ten sogar noch wesentlich härtere Bedingungen stellen können, ohne dass irgendjemand sich darüber mit Grund hätte beklagen können. Ebenso müssten wir bereits heute den Westmächten den unbeschränk- ten Anspruch zugestehen, im Falle ihres Sieges Deutschland völlig zu zerschlagen. Nur so wären sie ja si- cher, die Stärkeren zu bleiben, und nicht wieder die gleiche Gefahr wie heute zumlaufen. Schon jetzt aber erklären wir, die Vertreter des Anderen Deutschland, dass wir ein solches Kriegs-Ziel nie und nimmer anerkennen können. Gewiss, das Deutschland des Vier- ten Reiches wird sich nicht nur mit Beteuerungen seines Friedens-Wil- lens begnügen dürfen. Es muss in alle Sicherungen einwilligen, die unerlässlich sind, um eine Wieder- holung solchen Völker-Mordens aus- zuschliessen. Es muss auch Ver- ständnis dafür beweisen, wenn das Ausland ihm mit äusserstem Miss- trauen begegnet. Durch freiwilliges Voranschreiten bei allen Bestrebun- gen zum Nutzen des allgemeinen Völker-Friedens wird es sich den Anspruch auf seine nationale Exi- stenz und seine staatliche Freiheit wieder verdienen müssen. Nur ein Deutschland, das hierzu bereit ist, darf seine Stimme gegen jede bru- tale Vergewaltigung erheben. Nicht nur aus rechtlichen Gründen, sondern auch aus wahrer Liebe zum deutschen Volke, müssen darum al- le diejenigen, die überhaupt seine Niederlage in das Bereich der Mög- lichkeit ziehen, schon heute vom Faust-Recht abrücken. Schon dar- um auch müssen sie die Grundsät- ze „Recht ist, was dem deutschen Volke nützt1' und „Recht oder Un- recht — mein Vaterland" bekämp- fen. Nun aber wird man uns entgegen- halten, dass wir ja erst durch solche Erwägungen, dass wir durch unsere Stellungnahme gegen den National- sozialismus die Gefahr der Nieder- lage herbeiführen. Schweigend uns solidarisch zu zeigen mit unseren Brüdern drüben, das sei jetzt unsere Pflicht. Nach errungenem Siege könnten wir dann mit ganz anderem Gewicht unsere Stimme erheben, damit das siegreiche Deutschland aus freien Stücken eine vernünftige Regelung des Zusammenlebens der Völker herbeiführe. Wir haben in unseren Blättern lan- ge genug nachgewiesen, dass das, was im Dritten Reich geschah, allen Rechts-Grundsätzen ins Gesicht schlug. Wir haben immer wieder gezeigt, warum man dem deutschen Volke nicht die Schmach antun dür- fe, seine Regierung als den Aus- druck des Volks willens anzusehen. Nach alledem wäre es eine unver- zeihliche Illusion, anzunehmen, nach einem siegreichen Kriege könne das andere, das wahre Deutschland, die nationalsozialistische Führung zur Vernunft bringen. Nein, gerade weil sie nicht „das deutsche Volk" ist, müssen wir zu ihrem Sturz bei- tragen. Und gerade, weil nur so wieder Deutschland der Träger wah- rer Kultur, das Volk der Denker und Dichter werden kann, müssen so- wohl unser Gerechtigkeits-Sinn als auch die Liebe zum deutschen Vol- ke unseren Entschluss bestimmen: Fort mit aller falschen Sentimen- talität! Stärkt die Front gegen die Hitler- Barbarei ! Hoch das Banner der Freiheit! 2 dement nioremi gewidmet der unbekannten Mutter 3 HITLER MUSS In seiner Kriegsrede vor dem Deutschen Reichstag hat Hitler das im vo- rigen Weltkrieg viel gebrauchte V/ort zitiert: Deutschland muss leben, und wenn wir sterben müssen. Er hat damit recht, aber in einem ganz anderen Sinne, als er es gemeint hat: Er selbst und der Nationalsozialis- mus müssen zugrunde gehen, damit Deutschland leben kann. Das wer- den auch die irregeführten Deutschen bald einsehen lernen, soweit sie nicht lediglich aus roher Untermenschlichkeit und Verbrecherinstinkten Anhänger des Nationalsozialismus sind. Es wäre aber für sie selbst und i'ür Deutschland besser, wenn sie das schon heute einsehen würden. Des- halb muss man versuchen, ihnen gerade jetzt, wo Hitler den Weltkrieg entfesselt, der sein Untergang sein wird, das klar zu machen. Heute schon müssen sie die Gefahr erkennen, in die Hitler Deutschland bringt. Wir haben immer wieder betont, dass eine unersättliche Machtgier der treibende Beweggrund für Hitler und seine nächsten Freunde ist. Bei den Göring Goebbels etc. wird das für jeden, der sehen will, ohne weiteres durch ihre Grossmannssucht, ihre freche Verschwendung und Korruption bewiesen. Bei Hitler dagegen weist man zur Widerlegung auf seine ein- fache Lebensführung hin. Aber bei ihm ist in Wahrheit die Machtgier noch grösser. Er ist von ihr so besessen, dass jede Menschlichkeit durchs sie vernichtet scheint. Nur geht sie bei ihm andere Wege. Man denke nur an die unsinnige Bauwut, die ihresgleichen nicht einmal bei den grössen- wahnsinnigsten römischen Cäsaren findet. Enthüllend für die Denkweise des früheren Nachtasylisten Hitler bleiben immer die Worte, die er zu Leutnant Scheringer sprach, als er ihm — noch im Beginn seines Auf- stiegs — das Braune Haus in München zeigte: „Die Bonzen sollen in ihren muffigen Regierungsämtern erblassen vor diesem Hause." Aber wir wollen einmal annehmen, dass die Anhänger Hitlers und die- jenigen deutschen Patrioten recht hätten, die da meinen, Hitler führe Deutschland zu Grösse und Macht, und es sei ihm nicht um seine eigene Person, sondern um Deutschland zu tun. Gegenüber einer solchen Auf- fassung muss bewiesen werden, dass Hitler Deutschland nicht aufwärts, sondern abwärts, nicht auf einen unerhörten Gipfel der Macht und des Ansehens, sondern in den Zusammenbruch führt. Der Staatstotalismus, die Zusammenfassung aller Kräfte sollte nach der Auffassung Hitlers und des Nationalsozialismus das Mittel für Deutsch- lands Aufstieg sein. Das Ziel war Grossdeutchland, Vormachtstellung in Europa, dahinter die herrschende Stellung in der Welt. Die Verbündeten waren der preussische Militarismus und die Schwerindustrie. Im Innern hat die Hitlerdiktatur zur Unterdrückung jeder Freiheit geführt, zum Verfall der deutschen Kultur und zur Ertötung des Geisteslebens, zu Konzentrationslagern und Judenpogromen, zu Polizei- und Spitzelregi- ment, zu Gesinnungslosigkeit und Angst, zu Korruption und Sittenverfall, zu Zerissenheit and Hass. Die Wirtschaft ist grösstenteils auf unproduk- tive Rüstungsproduktion umgestellt. Das bedeutet äusserste Ausbeutung aller deutschen Bodenschätze,, übermässige Anspannung der mensch- lichen Arbeitskraft, dauerndes Sinken der Lebenshaltung, mit einem Wor- te furchtbaren Raubbau an Land und Menschen. Aussenpolitisch hat Hitler scheinbar gewaltige Erfolge ohne Krieg er- rungen. Aber die Methoden des Betrugs und der Drohung haben Deutsch- land allmählich den Hass der Welt zugezogen, zunächst den der Völker, allmählich auch den der Regierungen. Am schlimmsten war der Ueber- fall auf friedliche, spanische Städte, die Ermordung spanischer Frauen und Kinder und die Vergewaltigung der Tschechoslowakei. Beides hat gezeigt, dass das von manchem guten Patrioten bejahte Ziel des Zusam- menschlusses aller Deutschen in einem grossdeutschen Reich Schwindel war. Weder in Spanien, noch in der Tschechoslowakei — wenigstens nach der Einverleibung des Sudetengebietes — handelte es sich um Das Andere Deutschland an die Polen Wir haben der polnischen Gesandt- schaft folgende Erklärung über- reicht : Mit tiefem Abscheu erleben wir deutschen Gegner der Hitlerdiktatur und des Nationalsozialismus, wie Hitler Polen überfällt, und wie seine Bombengeschwader friedliche pol- nische Städte bombardieren und unschuldige polnische Frauen und Kinder ermorden, genau so, wie sie das vorher in Spanien getan haben. Wir haben nie geglaubt, dass der deutsch-polnische Nichtangriffspakt von Hitler ernst gemeint war. Wir haben es tief bedauert, dass die pol- nische Regierung vor einem Jahr nicht für, sondern gegen die tsche- choslowakische Regierung Stellung genommen hat. Aber deshalb emp- finden wir nicht weniger Empörung und Scham über den brutalen An- griff gegen das polnische Volk. In dieser Stunde versichern wir dem polnischen Volk und den in Argen- tinien ansässigen Polen unsere auf- richtigste Sympathie und unser herzlichstes Mitgefühl. Mit ihnen for- dern wir die Vernichtung der Brand- stifter, die Austilgung des Faschis- mus. Zugleich geben wir dem Wunsch und der Hoffnung Ausdruck, dass nach der Vernichtung der national- sozialistischen Diktatur für das deut- sche und für das polnische Nachbar- volk friedliche Zeiten der Zusammen- arbeit in einem neuorganisierten Eu- ropa anbrechen werden. In diesem Sinne fühlen wir uns verbunden mit dem polnischen Volk, dem wir von ganzem Herzen wünschen, dass es den frivolen Ueberfall siegreich zu- rückweist. Unterstützt das Ändert Es ist nur auf Beiträge si 4 OLL DEUTSCHLAND Aus Briefen „Kameraden vom Anderen Deutschland! In diesen schweren Stunden, die das Deutschtum in der ganzen Welt durchleben muss, möchte ich mit diesem Schreiben meine unver- brüchliche Treue und meine Bereit- schaft erklären, wenn es nötig ist, mit allem, was ich bin und habe, in Aktion zu treten für dieses andere Deutschland. Wohl bin ich Jude, bin sogar stolz darauf, dem Judentum anzugehören, was ich noch nie ei- nen Moment in meinem immerhin noch jungem Leben verleugnet ha- be. Aber Deutschland ist mein Va- terland, das ich mit allen Fasern meines Herzens liebe, und das ich ebenso wenig wie meine Angehö- rigkeit zur jüdischen Religion auch nur einen Moment verleugnen wer- de. Mein geliebtes Vaterland zu ver- teidigen ist Pflicht, Pflicht ist es aber auch, die Giftschlange Nationalso- zialismus zu bekämpfen mit allem Drum und Dran. Ich bin arm, aber ich habe die Ueberzeugung, dass Deutschland durch eine Betrügerbande nicht ver- nichtet werden darf, und wenn ich materiell nicht helfen kann bei die- sem ehrlichen Kampf der Anständig- keit gegen den Abschaum der Menschheit, so will ich es, sofern es möglich ist, mit dem Einsatz meiner Person tun. Wenn Sie den Moment gekommen glauben, rufen Sie mich. Ich werde Ihrem Rufe folgen. In der Hoffnung, dass der Moment des anderen Deutschland zum Woh- le der deutschen Volksgenossen nä- her ist, als wir glauben, begrüsse ich Sie kameradschaftlich. R. E." ! Deutschland im Kampf e ner Freunde angewiesen Deutsche. Andererseits hat Hitler die urdeutschen südtiroler Bauern Mus- solini zuliebe preisgegeben. Hitler hat bei seiner Eroberungspolitik auf die Schwäche und den Ver- fall der Demokratien gehofft. Das war ein verhängnisvoller Irrtum. Soweit Hitler die Arbeiterschaft knebelte und unterjochte und eine Politik im In- teresse des Monopolkapitalismus trieb, war er der City und den 200 Fa- milien in Frankreich sehr sympathisch, um so mehr, solange diese Kreise hofften, Hitler in einen Krieg gegen Sowjetrussland treiben zu können. Deshalb gaben sie ihm freie Bahn. Aber als sie durch die Masslosigkeit Hitlers selbst bedroht wurden, als sie einsehen mussten, dass Hitler nicht aaran dachte, den gefährlichen, russischen Koloss anzugreifen, rüsteten sie fieberhaft zum Kampf. In die Enge getrieben, suchte Hitler die Ver- ständigung mit demselben Sowjetrussland, aegen das er angeblich die europäische Kultur schützen wollte. Wenn man den Standpunkt skrupelloser Machtpolitik einnimmt, der Hit- ler und den Nationalsozialismus allein leitet, auch dann ist ihre Politik katastrophal falsch. Wenn ein Napoleon f., der bei seinen Eroberungen den konstruktiven Gedanken eines einigen Europas hatte, so völlig ge- scheitert ist, so ist in den heutigen Zeiten eine Eroberung Europas, wie sie Hitler will, noch vielmehr ein Ding absoluter Unmöglichkeit. Heute muss ein solcher Versuch erst recht zum iZusammenschluss der Bedroh- ten und das heisst im Ende zur Vernichtung des Friedensstörers führen. Das ist es, was wir heute erleben. Der Ueberfall Polens durch Hitler wird diesen z.usammenschluss herbeiführen. Dieser Ueberfall ist mit plumpen Lügen begründet worden. Die Deutschen in Danzig waren so wenig be- drückt, das ganz im Gegenteil die Nazis die Andersdenkenden einker- kerten und in aie o.eutschen Konzentrationslager zur Folterung abliefer- ten. Der polnische Korridor aber wird ganz überwiegend von Polen be- wohnt. Der Weltkrieg, den Hitler in frivoler Weise entfesselt hat; wird dem bis ins letzte auf den totalen Krieg vorbereiteten Dritten Reich höchst wahr- scheinlich ebenso grosse Anfangserfolge bringen, wie das wilhelminische Deutschland sie im ersten Weltkrieg gehabt hat. Noch sicherer ist die schlfessiiche Niederlage Hitlerdeutschlands. Kein vernünftiger1 Mensch, höchstens die des Denkens entwöhnten und blind gehorchenden Nazis., wird annehmen, dass ausgerechnet Stalin ernsthaft gewillt sein könnte, in Hitlerdeutschland seinem gefährlichsten Gegner zum Siege zu ver- helfen. Dagegen wird man erleben, dass USA in den Krieg eintritt, sobald Hitler grosse Anfangserfolge haben sollte. In aller Welt, auch hier, werden die Deutschen schnell merken, wie die Weltöffentlichkeit über die verbrecherische Politik des Dritten Reiches denkt. Je brutaler die Kriegführung der Nazis sein wird, um so schärfer wird die Reaktion der Welt darauf sein. Niemals war Deutschland in sol- cher Gefahr wie heute. Wer auf einen Sieg Hitlers holst, wird furchtbar enttäuscht werden. Es gibt nur eine Hoffnung für Deutschland. Die englischen und französi- schen Staatsmänner haben bereits erklärt, dass sie nicht gegen das deut- sche Volk Krieg führen, sondern nur gegen, die Nazidiktatur. Die Aufgabe jedes Deutschen im Ausland ist, sich loszusagen von Hitler und sich zu dem anderen Deutschland zu bekennen, das m Hitler immer den Verder- ber Deutschlands gesehen hat. Die Ausgrabe des deutschen Volkes ist, möglichst schnell sich zu erheben gegen seine Vergewaltiger und durch die Revolution die Naziherrschaft abzuschütteln. Je eher das geschieht, um so besser für Deutschland! Hier und nur hier hegen die Rettung und die Zukunft Deutschlands. Nieder mit Hitler und den Nazis! Es lebe das neue Deutschland1 5 dement inoreau 1. SEPTEMBER 1939 6 EDO FIMMEN über den Sinn des Krieges Edo Fimmen, der bekannte Vorsit- zende des Internationalen Transport- arbeiterverbandes und einer der Führer in der Bekämpfung des im- perialistischen Krieges, hat anläss- lich der 25. Wiederkehr des Welt- kriegbeginns folgendes geschrieben: „Den Krieg verhindert man nicht durch unangebrachte Konzessionen. Im günstigsten Fall wird durch der- artige Konzessionen, durch Opfern der Freiheit und des Lebens der Ar- beiter anderer Länder dem eigenen Land vorübergehend der Friede er- kauft. Der Verrat an der Tschecho- slowakei und die Auslieferung der spanischen Republik hat die Kriegs- gefahr nicht gebannt, sie hat sie ge- radezu erhöht. Der Friede ist unteil- bar, man kann ihn nicht durch Op- ferung Anderer erkaufen. Nicht durch unangebrachte Konzessionen, nur durch ruhige Entschlossenheit und Zusammenstehen aller Frie- denskräfte kcsnn den Kriegsbrand- stiftern das Handwerk gelegt wer- den. Wenn trotzdem der Krieg ausbre- chen sollte, wenn Hitler trotzdem ei- nen Krieg vom Zaune bricht, werden wir das unsrige zur Verteidigung gegen den faschistischen Ueberfall und zum Niederwerfen der Angrei- fer tun, um die Versklavung des ei- genen Landes und die Zerstörung unserer Arbeiterbewegung zu ver- hindern. Aber wir dürfen nicht ver- gessen, dass einflussreiche Kreise in allen Ländern die Macht der Arbei- terschaft und den Verlust ihrer Vor- rechte mehr fürchten als den Fa- schismus. Wenn daher der Krieg nicht verhindert werden könnte, wer- den wir zu den Waffen greifen, nicht aus Liebe zur eigenen Bourgeoisie, sondern aus Liebe zum eigenen Lan- de, c-us dem wir die wirkliche Hei- mat aller Arbeitenden machen wol len. In diesem Kampfe, in dem die Arbeiter der Staaten der Friedens- front an ihrem Arbeitsplatz oder mit der Waffe in der Hand im Felde ste- hen, werden die Arbeiter in den Dik- taturen zu den Waffen der Unter- drückten greifen, zu Sabotage, De- sertion und Erhebung gegen den ge- meinsamen Feind. Wir würden die- sen Krieg nicht gegen die von den faschistischen Diktaturen Unter- drückten führen, nicht gegen das deutsche Volk. Sollte es trotz allem zu einem Kriege kommen, so wollen wir nicht nur die faschistischen Dik- taturen beseitigen, sondern gleich- zeitig die Kräfte der Reaktion im ei- genen Lande, wollen wir die vom Faschismus Unterdrückten befreien und die Freiheit xm eigenen Lande sichern. Freiheit ist die Vorausset- zung für den Frieden. Sollte es troi :. allem zu einem Krieg kommen, so müssen wir die Voraussetzungen fü? den wirklichen Frieden einer freien Welt schaffen. Dafür zu kämpfen ist unsere Pflicht, die Pflicht der Arbei- ter aller Länder. ■ HITLERWORTE Dass aber diese Welt dereinst noch schwersten Kämpfen um das Dasein der Menschheit ausgestzt sein wird, kann niemand bezweifeln. Am Ende siegt ewig nur die Sucht der Selbsterhaütung. Unter ihr schmilzt die soge- nannte Humanität als Ausdruck einer Mischung von Dummheit, Feigheit und eingebildetem Besserwissen wie Schnee in der Märzsonne. Im ewigen Kampf ist der Mensch gross geworden — im ewigen Frieden geht er zu- grunde. ("Mein Kampf", Seite 149 f.) Das politische Testament der deutschen Nation muss für immer sinnge- mäss lauten: Duldet niemals das Entstehen zweier Kontinentalmächte in Europa! Seht in jedem Versuch, an den deutschen Grenzen eine zweite Militärmacht zu organisieren, und sei es auch nur in der Form eines zur Militärmacht fähigen Staates, einen Angriff auf Deutschland, und erblickt darin nicht nur das Recht, sondern die Pflicht, mit edlen Mitteln bis zur Anwendung von Waffengewalt die Entstehung eines solchen Staates zu verhindern, beziehungsweise einen solchen, wenn er schon entstanden, wieder zu zerschlagen. ("Mein Kampf", Seite 754.) DEUTSCHE WORTE 's ist Krieg! 's ist Krieg! O Gottes Engel wehre and rede du darein! 's ist leider Krieg — und ich begehre nicht schuld daran zu sein.. (Mathias Claudius, Kriegslied.) BIBELWORTE Denn wer das Schwert nimmt, der wird durchs Schwert umkommen. (Matthäus, Kap. 26, 52.) SCHLIESST EUCH DEM ÄNDEREN DEUTSCHLAND AN! Bas Ändere Deutschland LIEST DIE BÜCHER DER ARGENTINISCHEN BUCHGEMEINSCHAFT BUENOS AIRES TU CUM AN 313 2° PISO, DTO. 8 VERKAUF VERSAND VERLEIH von neuen und al- ten Büchern. An- kauf von Büchern und Bibliotheken. BÜCHER Willi Bredel, Begegnung am Ebro. Aufzeichnungen eines Kriegskom- missars. Der deutsche Schriftsteller Willi Bredel war Kommissar im Bataillon Thälmann der Internationalen Brigade. In seinem Büchlein schildert er in höchst lebendi- ger und spannender Form Taten und Erlebnisse dieses Bataillons währen^ des Bürgerkrieges. Wir begleiten das Ba- taillon in seinen Kämpfen an der Front, in Angriff und Verteidigung. In der Ruhestellung bemühen sich die deutschen Antifaschisten um die Ge- winnung' der Dorfbewohner, was ihnen vor allem durch die Gründung einer Schule gelingt. Besonders interessant ist die Schilde- rung des Verhältnisses zwischen den Internationalen und den Spaniern.. Pe- dro, ein junger Anarchist, gerät we- gen seiner kritischen Aeusserungen in den Verdacht, ein Mitglied der Quinta Columna zu sein. Nachher stellt sich heraus, dass er der Tapfer^t? der Tap- fern, der Treueste der Treuen ist. Aber die Quinta Columna arbeitet wirklich im Thälmann-Bataillon. Zwei deutsche Reichswehrspitzel werden entlarvt und unschädlich gemacht. Der Leser erfährt welch ungeheure Op- fer an Entbehrungen und Anstrengun- gen die deutschen Spanienkämpfer ge- bracht haben. Die meisten von ihnen sind gefallen. Von 16 jungen Ruhrar- beitern, denen es gelungen war, Deutschland zu verlassen, um mit Spa- nien für die Freiheit und gegen den Fa- schismus zu kämpfen, ist nur noch ei- ner, ,der Liebling der Kompagnie, am Leben. Auch er fällt. Die hier gebrachten Opfer nötigen je- den von uns zu der Frage: Und was tust Du? SIEBEN MI6EN ^es ^errn ^r- Meynen Herr Dr. C. O. Meynen, der Ge- schäftsträger Hitlers in Argenti- nien, hat vor den Vertretern der gleichgeschalteten Verbände und Vereinigungen eine Kriegsrede ge- halten, in der er sich als würdiger Vertreter der Hitlerdiktatur erwie- sen hat. Hier ein kleines Lügen- bukett : 1. Herr Meynen behauptet, ,,unter dem offenen Bruch der uns feierlich gegebenen Zusicherung unserer da- maligen Gegner" sei der Versailler Vertrag zustande gekommen. Solche Zusicherungen sind nie gegeben worden. Dadurch, dass man diese Lüge tausendfach wiederholt, wird sie nicht zur Wahrheit. Z. Herr Meynen behauptet, niemand wage, ,,.die Versklavung des deut- schen Volkes" durch den Versailler Vertrag zu bestreiten. Wahrheit ist, dass niemand sich in der deutschen Kepublik als Sklave gefühlt hat. Niemand aber, der nicht frech schwindelt, kann bestreiten, dass die Hit- lerdiktatur das deutsche Volk versklavt. 3, Herr Meynen behauptet, Hitler habe alle Fragen ,,mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln im Wege friedlicher Verhandlungen" zu lösen gesucht. Er verschweigt, dass die ,ihm zu Gebote stehenden Mittel" die ständigen Drohun- gen mit brutaler Gewalt waren. In der einen Hand die Friedenspalme, in der an- deren den Revolver! 4. Herr Meynen behauptet, dass die tschechische Frage ,,im Endergeb- nis auf Grund von Verhandlungen mit der legalen Prager Regierung geregelt werden" konnte. Er verschweigt, dass man den tschechi- schen Präsidenten in Berlin durch Dro- hung mit sofortiger Bombardierung Prags zur Kapitulation gezwungen hat, und dass das vorläufige ,,Endergebnis" der Hass des ganzen tschechischen Volkes und die Bildung einer tschechischen Legion sind. i 5. Herr Meynen behauptet, die Tschechoslowakei sei ,,jeder feind- lichen Verhetzung zugänglich" ge- wesen. Wahrheit ist, dass die deutsche und die tschechoslowakische Republik durchaus gute Beziehungen zueinander hatten, und dass sich die Tschechoslowakei lediglich vor Hitlers Drohungen durch Bündnisse zu schützen suchte. I i 6. Herr Meynen behauptet, die deut- sche Regierung habe drei Tage ver- geblich auf den polnischen Unter- händler warten müssen. Er verschweigt, dass Hitler diesem . Un- terhändler" garnicht zu verhandeln erlau- ben wollte, sondern dass er nur die Ka- pitulation zu überbringen hatte. 7. Herr Meynen ist erstaunt, dass Frankreich in den Krieg eingetreten ist, da es ,,nicht den geringsten Kon- fliktstoff" zwischen Deutschland und Frankreich gebe. Herr Meynen möge in Hitlers , Mein Kampf" Seite 767 aufschlagen. Dort steht, dass Deutschland alle Kräfte ,,zu einer endgültigen aktiven Auseinanderset- zung mit Frankreich zusammenraffen" und dass »die Vernichtung Frankreichs" das Ziel dieses Kampfes sein müsse. LAHORAOFICIAL [____ ~____ ________StUrttL Erste österreichische Reparatur-Werkstätte in Belgrano ALFRED KÜHNS Geprüfter Wiener Uhrenspezialist Reparaturen aller Arten Uhren bis zu den kompliziertesten, unter vollster Garantie. Spezialist in komplizierten Schlaguhren, elektrischen Uhren und Antiquitäten. Kaufe jede Quantität Gold zum Tagespreis. Pampa 2781 esq. Vidal — U. T. 73 - 7425 8