x. Das Andere Deutschland (LA OTRA ALEMANIA) Periodico Alemän Independiente BUENOS AIRES, 15. MAERZ 1940 JAHRGANG EU — Nr. 24 EINZELNUMMER 20 CENTAVOS JAHRESABONNEMENT: 2 PESOS Hochaktuelles aus Oesterreich, Tschechoslowakei und Deutschland Die Arbeiterschaft in Deutschland ist bereit Die Notwendigkeit der deutschen Revolution Europäische Staatsmänner Oesterreichische Probleme Minderwertige Demagogie (Antwort auf böswillige und haltlose Angriffe) und viele andere interessante Beiträge Ein hochaktueller Bericht aus der Tscheche!, Österreich und Deutschland Wir erhalten den Brief eines bekannten Hocharistokraten, dessen Name begreiflicherweise verscliwiejjeii werden muss, der seine regel- mässigen Reisen in den genannten Landern auch während des Kriege« fortsetzen konnte. Der Verfasser betont, dass er seine Eindrücke un- gefärbt und so objektiv wie möglieh wiedergebe. GRAUENVOLLER TERROR IN DER TSCHECHE! vIm Protektorat hat es anfänglich unter dem Eindruck der Enttäuschung über München,^ den "Verrat" der Westmächte und die kampflose Abdika- tion der Benes'schen Legionsgeneräle, sowie die Wolfs-Politik des Beck- schen Polen wahrhaftig ein Streben gegeben, eine Annäherung an Deutschland herbeizuführen. Die Bestrebungen in weiten Teilen des tsche- chischen Volkes waren ernst zu nehmen, viel ernster als die Hampelmann- politik Hachas oder gar die Tiraden von gestrauchelten Existenzen, wie es die Faschisten um Gajda und um die "Vlajka" waren. Das tschechische Volk hat, von Paris und London "verraten", sich den Deutschen in die Ar- me geworfen. Die Aera Benes schien sang- und klanglos beerdigt. Heute ist alles wieder lebendig. Heute steht das tschechische Volk unter den Ge- stirnen von Hus und Zizka, heute lebt der Geist der Maffia und der Legio- nen, heute ist die Masaryk-Benes-Zeit wieder auferstanden. Heroen und Märtyrer sind an die Stelle von Köchinnen und Offiziersdienern getreten. Altösterreichische Offiziere, mit denen ich im Felde war und die zwanzig Jahre lang der Tschechoslowakei gegrollt hatten, stehen heute in der ge- schlossenen tschechischen Front.. Der Terror ist im Protektorat viel, viel schlimmer, als man im Auslande glaubt. Menschen verschwinden wie in Versenkungen, Völkerwanderungen leeren ganze Häuserviertel, um Platz für die "Boches" zu machen, jede Nacht entführt Bataillone, ja Regimenter von tschechischen Arbeitern in die Zwangsarbeit nach Deutschland und Brigaden von Unerwünschten (nicht nur Juden) in polnische Wüsteneien. Das tschechische Volk wird zerrissen und ausgerodet. Es ist ein Vernich- tungsfeldzug, wie ihn die Geschichte nicht kennt. Die Art und Weise, wie die "sudetendeutschen" Nazis ihren Rachefeldzug führen, ist grauenvollst. Man hat Vertierte auf ein Volk losgelassen, das guten Willen war. Das tschechische Volk, für das iah nie besondere Sympathien gehabt habe, ist in einem Inferno, das selbst Steine erweichen müsste. Es ist genau so wie das jüdische zu einem Ghettovolk geworden, es wird entleibt, entgeistet und entseelt. Du würdest Prag, Pilsen, Brünn nicht mehr erkennen. Spricht man mit Tschechen, hört man nur das Bibelwort: "Mein ist die Rache, spricht der Herr!" Die Saat der Märtyrer wird blutig aufgehen. Heute gibt es keinen Tschechen, ein paar gedungene Subjekte ausgenommen, der noch den Wunsch hat, "freundschaftliche Beziehungen" herzustellen. Die Tschechen glauben an den Sieg der Alliierten felsenfest. Der Hass lodert himmelhoch." 2 Schein und Wirklichkeit So manchmal werd ich irre an der Stunde, an Tag und Jahr, ach an der ganzen Zeit; Es gärt und tost, doch mitten auf dem Grunde ist es so still, so kalt, so zugeschneit! Habt ihr euch auf ein neues Jahr gefreut, die Zukunft preisend mit beredtem Munde? Es rollt heran und schleudert, o wie weit! euch rückwärts — ihr versinkt im alten Schlünde. Doch kann ich nie die Hoffnung ganz verlieren, sind auch noch viele Nächte zu durchträumen, zu schlafen, zu durchwachen, zu durchfrieren! So wahr erzürnte Wasser müssen schäumen, muss ob der tiefsten Nacht, Tag triumphieren, und sieh: schon bricht es rot aus Wolkensäumen! GOTTFRIED KELLER. NAZIS, MONARCHISTEN UND ARBEITER IN OESTERREICH "In Oesterreich ist die Ernüchterung verhältnismässig gering. Man begeht im Ausland einen Fehler, wenn man die Greuel, die in der "Ostmark" im reichsten Masse verübt werden, den reichsdeutschen Nazis allein in die Schuhe schiebt. Wohl sind die führenden Nazis Reichsdeutsche, wohl ge- ben sie den Ton an, aber die Ausführenden sind fast immer Oesterreicher und die österreichischen Nazis sind es, die das Volk peinigen, die die or- ganisierten und nichtorganisierten Morde und Raubüberfälle begehen und die die schlimmsten Martern ersinnen. Insbesondere die österreichische Jugend hat sich als gelehrig erwiesen. Man darf auch nicht vergessen, dass die Unzufriedenheit in Oesterreich schon vor 1918 gigantisch war und Schuschnigg im März 1938 wohl ein Vertrauensvotum erhalten hätte, aber nur ein zeitlich bedingtes und ein ausschliesslich gegen Hitler ge- richtetes. Was nach meinem Gefühl fest geblieben ist, das ist jene Arbei- terschaft, die schon im Weltkrieg der revolutionäre Kern gewesen ist und die später im Republikanischen Schutzbund zusammengeschlossen war. Kein» Hoffnungen setze man zur Zeit auf den katholischen Klerus, der nirgends so versagt hat wie in Oesterreich, Innitzer ist ein Sammelname, wenig Hoffnung setze man auf die Bauernschaft, die mude ist, und gar keine Hoffnung setze man auf die sogenannten Intellektuellen und auf die Tugend Ich wünsche sicherlich die Wiederkehr des Kaisers, aber alle mei- ne minutiös genauen Recherchen, die ich gerne positiv beantwortet ge- 3 hört hätte, haben ergeben, dass die monarchische Bewegung in Oester- reich keinen Auftrieb erhalten hat. Was sich in Paris um den jungen Herrn (Otto von Habsburg, Anm. d. Red.) sammelt, ist Auswurf, sodass man ihn bedauern muss. Dadurch, dass die geistige Führung der Legiti- misten im Exil in jüdischen Händen liegt, wird den Nazis der Feldzug ge- gen Otto erleichtert. Der Antisemitismus war in Wien latent (Schönerer, Lueger, sogar Schuschnigg, mit dem ich manchmal darüber gesprochen habe) und auf dieser Basis des "Sozialismus des dummen Kerls" kann man immer noch zur Unterhaltung der Wiener beitragen. Eine Enttäu- schung muss ich denen bereiten, die glauben, dass der unselige "An- schluss"-Gedanke eine Minderung erfahren hat. Die Reichsdeutschen, vor allem das reichsdeutsche Militär, haben sich so vorteilhaft von dem grauenvollen Treiben der österreichischen Nazis abgehoben, dass man in Oesterreich jene Vermengung der Begriffe "Deutsch" und "Nazistisch" weniger vernimmt als im Auslande. Was ich, rein persönlich, spüre, das ist der Ruck zum Revolutionären, den der Nazismus unbewusst fördert. Man studiert in der Arbeiterschaft die kämpferischen Methoden des skru- pellosen Nazismus — und wird sie zur gegebenen Zeit nachahmen. Im Kalkül einer antinazistischen Revolution darf Oesterreich nicht zu hoch bewertet werden. Katholizismus, Legitimismus und Ständegedanke sind heute weniger attraktiv denn je." DIE ARBEITERSCHAFT IN DEUTSCHLAND IST BEREIT "Zu Optimismus gibt nach meinem Dafürhalten die Lage im Reich selbst Anlass. Auch hier sind die revolutionären Zellen, die es gibt, Werk der Ar- beiterschaft. Glaubwürdige Menschen haben mir versichert, dass die Ge- werkschaften "fast" intakt sind. Das Mann-zu-Mann, das Zellen-System funktioniert besser als in einem amerikanischen Sing-Sing-Film (Deutsch- land ist ein einziges Sing-Sing). Die Parolen gehen von Mund zu Mund, die schwarzen Listen der Peiniger, der Verräter u. s. w. werden von jedem geführt. Beim Revolutions-Appell wird alles parat sein. Wenn ich einzu- wenden versuchte, dass das Proletariat keine Waffen habe, dann hat man mir stereotyp geantwortet: unsere Soldaten und Matrosen werden sie bringen, vertraut nicht den Generälen, denkt an Kiel! Mit einer Auf- standserhebung ist, auch partiell, nicht zu rechnen, dazu ist die revolu- tionäre Disziplin im Reich zu stark. Kein Arbeiter glaubt an Hitlers Sieg. Jeder erwartet die militärische Niederlage Hitlers wie ein Signal. Nicht die Arbeiterschaf braucht dieses "Signal", sondern das Kleinbürgertum, dessen Mitgehen erwünscht ist und dessen Leiden ebenfalls keine klei- nen sind. Erzählte ich Arbeitern von der Spaltung innerhalb der Emigra- tion im Exil, so nahmen sie dieses keineswegs tragisch. Es ist nicht wahr, dass der Hitlerismus durch seine Anbiederung an den Stalinismus in den Reihen der Arbeiterschaft gewonnen hat, wahr ist, dass der Stalinismus schwere Einbussen erlitten hat und einflussloser denn je ist. Auch Thäl- mann ist nicht hinübergewechselt. Der Arbeiter empfindet so ähnlich, wie Heine in seinem Gedicht von Mönch und Rabbi. Man kann im Aus- lande ganz optimistisch sein. In Deutschland ist die Opposition am Werk, und zwar die Arbeiterschaft aus sich selbst heraus. Niemand über- oder schätzt "Freiheitssender" und Otto Strassers Einschüchterungen, die Hit- ler vielleicht wirklich an die Nerven gehen, Vertrauen setzt man nur in 4 den Kollektiv willen, der bereits besteht. Trotz Todesgefahr funktioniert das revolutionäre Netz. Zur gegebenen Stunde wird alles bereit sein. Man glaubt mehr noch als an ein demokratisches an ein sozialistisches Deutschland. Ich habe versucht, so ausführlich als nur irgend möglich zu sein. Viel- leicht ist das Bild einigermassen aufschlussreich. Zu Pessimismus ist, na- mentlich im "Altreich", kein Anlass." Was denken und tun die deutschen Arbeiter? Bericht aus einem westdeutschen Grossbetrieb (Fortsetzung aus der vorigen Nummer) ORGANISIERUNG DES MANGELS Wir verarbeiten Halbfabrikate aller Art. (Bei dem Betrieb handelt es sich um eine der grossen westdeutschen Maschinenfabriken. Die Red.) In wei- ser Voraussicht hatte die Betriebsleitung schon vor Jahren damit begon- nen, Stocks anzulegen. Wie sich dann bald herausstellte, als die Fabri- kation auf höchste Türen gebracht werden musste, war das trotz der im- mensen Ausmasse, nicht viel und schmolz wie Butter an der Sonne. . . . Die Kommissionen, die über die Ausführung der Heeresaufträge wachen, geben sich gegenseitig die Türklinken in die Hand. Und ihr Drängen auf Innehaltung der Liefertermine wird immer stürmischer. Trotzdem verzö- gern sich die Ablieferungsfristen mehr und mehr. Denn nicht nur, dass die Halbfabrikate knapper werden, ihre Qualität hat auch sehr nachge- lassen, es wird viel "Murks" gemacht. . . Der Arbeitsprozess verlangsamt sich. Da nützen werder Drohungen noch Versprechungen. . . Es geht ständig aber unaufhaltsam rückwärts. Von unserer Direktion ist immer ein einflussreicher Mann in Berlin. Er wandert voir Amt zu Amt. Verspre- chungen bekommt er soviel er will. Aber keine Ware. Die Aemter sind vom guten Willen beseelt, fast so sehr wie vom Glauben an ihre ei- gene Unentbehrlichkeit. Aber was willst Du machen, bekam ich neulich auf dem Betriebsbüro vom Chefingenieur zu hören, wenn nur noch der Mangel organisiert werden kann. . . BETRIEBS-SABOTAGE Mit dem Problem der Rohstoffbeschaffung hängt das andere, das der be- wussten Betriebsstockung eng zusammen. Bitte, wundert euch nicht, das Schlagwort ist zuerst von der Gestapo angewendet worden und zwar als sich die Reklamationen über mangelhafte Ware beängstigend häuften. Es gab bei Abnahmen Beanstandungen von 30 und mehr Prozent. Das war soviel, dass man geheime Beobachtungen anstellte. Man wollte die 5 "Schuldigen" finden. Und in dem Zusammenhang ist dann zum ersten Male das Wort: "Sabotage" gefallen. Der Begriff war dem deutschen Arbeiter ebensowenig fremd, wie der des individuellen Terrors. Und für den eingeweihten Beobachter ist auch in dem Zusammenhang die geistige Wandlung, veranlasst durch den Druck des Naziregimes» deutlich sichtbar. Die Ablehnung solcher Mittel ist lange nicht mehr absolut, aber von der Diskussion bis zur An- wendung als politisches Kampfmittel ist ein weiter Weg. Und damals, als die Gestapo das Wort zum ersten Male aussprach, war es noch nicht so weit. Göring brauchte eine Legitimation, um durch Einschüchterung die Arbeitsleistung zu steigern. Das war die Tour der Peitsche (jetzt ver- sucht man es zur Abwechslung einmal wieder mit dem Zuckerbrot). Be- triebssabotage wurde unter Todesdrohung durch den Henker gestellt. Aber die Arbeiter wurden dadurch erst auf den Geschmack gebracht. Und so ist festzustellen: es gibt Betriebssabotage, überall, in allen grossen Werken. In den Verkehrseinrichtungen (besonders bei der Eisenbahn), an allen Ek- ken und Enden. Der deutsche Arbeiter hat sich für die Auseinander- setzung mit Hitler das Gebiet gewählt, auf dem er zu Hause ist und als sicherer Sieger Ausmass und Tempo nach eigenem Ermessen be- stimmen kann. Die Notwendigkeit der deutschen Revolution Ans Nr. 49 der Iiiformatioiisliriel'e der (Jrnjtpf drucken >vir die folgenden Stellen al): "Die Menschen machen ihre Geschichte nicht aus freien Stücken. Die Architekten von München wollten den Krieg vermeiden; sie haben ihn beginnen müssen, weil sich die Unvereinbarkeit ihrer Interessen in der Praxis herausstellte. Derselbe Hitler und dieselben Gegner wollen heute den vollen Krafteinsatz im Kriege vermeiden; der volle Krafteinsatz wird kommen, weil das Kompromiss sich erneut als unmöglich erweisen wird. Die Illusionen über die Generals- und Industrieopposition können die Kriegführung eine Zeitlang abschwächen und ihm dadurch helfen, wie sie früher zu Angeboten führten, die ihm geholfen haben, sie werden, in der Zukunft durch die Tatsachen widerlegt werden, wie sie in der Ver- gangenheit durch die Tatsachen widerlegt worden sind. Die militärische Niederlage Hitlers, die Zerschlagung eines Machtapparats und die demo- kratische Revolution des deutschen Volkes mag von seinen konservati- ven Gegnern aus sozialen Gründen gefürchtet und darum aufgehalten werden; sie wird dennoch kommen, weil sie das einzige Mittel ist, der faschistischen Expansion Einhalt zu gebieten und Europa den Frieden zu sichern. Diese demokratische Revolution, die in ihrer historischen Aufga- be, ihren Formen, Trägem und Ergebnissen vom russischen Bolschewis- mus grundverschiedene sein wird, ist zugleich das einzige Mittel, durch die Befreiung der deutschen Arbeiterschaft vom faschistischen Joch den 6 Anstoss zur Durchbrechung der Reaktionsperiode in der ganzen Welt zu geben; und darum allein ist alles, was heute gegen Hitler getan wird, un- serer Unterstützung wert, von wem es auch getan wird. Die Frage ist nicht, was Hitlers kriegführende Gegner sich einstweilen vorstellen, — die Frage ist, was ihre Aktion, unabhängig von ihren Ab- sichten, schliesslich herbeiführen muss." v'Nach den Erfahrungen von 1918 sollte auch der Irrtum derer offenbar sein, die meinen, eine Militärherrschaft in Deutschland biete künftig kei- ne Gefahren für den europäischen Frieden, weil diesmal die volle Abrü- stung erzwungen werden würde. Die Militärherrschaft ist nur möglich auf der Grundlage einer Berufsarmee, die entweder vom Volke so abgeschlos- sen ist wie die Reichswehr oder doch im Rahmen eines Wehrpflichtsystems #das Privileg der schweren Waffen besitzt. Eine solche Berufsarmee ist ge- rade wegen ihrer Abgeschlossenheit aber auch die natürliche Grundlage einer geheimen Aufrüstung. Es gibt keinen Schutz gegen die Wiederge- burt des Militarismus als die Kontrolle der deutschen Volksmassen selbst; und diese Kontrolle kann nur durch eine demokratische Revolution gesi- chert werden, die nachholt, was 1918 versäumt worden ist, und die auf der Zerschlagung der heutigen Militärmaschine aufbaut. NICHT DIE GENERAELE UND DIE DYNASTIEN, SONDERN DIE ARBEITEN- DEN VOLKSSCHICHTEN, DIE EINE SOLCHE REVOLUTION TRÄGEN KOENNEN, WERDEN DIE PARTNER DER EINGLIEDERUNG DEUTSCH- LANDS IN EIN SYSTEM DER BEFRIEDUNG EUROPAS SEIN." Politische Monatsübersicht Man nimmt fast allgemein an, dass das herannahende Frühjahr die Aus- dehnung des Kriegs, bezw. den eigentlichen Beginn des Krieges auf dem Festland bringen werde. Es ist aber wenig wahrscheinlich, dass Sieg- fried- und Maginot-Linie in den nächsten Monaten zum Kriegsschauplatz werden, wie es vielfach vermutet und immer wieder vorausgesagt wird. Die von Deutschland lancierten Nachrichten, dass ein alles niederwer- fender Angriff gegen die Maginotlinie geplant sei, gehören in das Gebiet des Nazi-Bluffs. Die Erfolgsaussichten wären sehr gering, das Risiko da- gegen ungeheuer gross. Die gewaltigen Verluste, weit mehr noch die Verschwendung des nicht hinreichend zu ersetzenden Materials und die Rückwirkung der Misserfolge auf die Stimmung im Innern müssten die Katastrophe beschleunigen. Dagegen ist eine wichtige ENTSCHEIDUNG IM NORDEN gefallen. Wie vorauszusehen war, aber doch schneller, als man nach den schweren Misserfolgen im allgemeinen angenommen hatte, konnten sich die Russen mit ihrer gewaltigen Uebermacht der Mannerheimlinie und der hinter ihr liegenden finnischen Verteidigungsstellungen bemäch- 7 tigen und bis nach Wiborg vordringen. Damit war die Lage Finnlands äusserst kritisch geworden. Schweden versagte sich den finnischen Hil- ferufen und lehnte auch die Forderung Englands und Frankreichs auf Durchgangtransport von Truppen ab, in dem angstvollen Bestreben, nicht in den Krieg hineingerissen zu werden. Es stand dabei unter dem dop- pelten Druck Stalins und Hitlers, deren Zusammenarbeit sich wieder ein- mal voll bewährt hat. So sahen sich die Finnen veranlasst, unter Schwe- dens Vermittlung in Friedensverhandlungen mit Russland einzutreten. Gerade wo diese Zeilen geschrieben werden, kommt die Nachricht, dass der Friede geschlossen ist, die Bestätigung durch das finnische Parla- metn ist wohl als sicher anzunehmen. - Russland lässt die Scheinregierung Kuusinen fallen und schliesst diesen Frieden, statt dessen mit denen, die man eben noch als "Henker des fin- nischen Volkes" und als "Lakaien des englischen Imperialismus" be- schimpft hat. Es erlangte in vollstem und erweitertem Umfang, was es ursprünglich von den Finnen verlangt hatte, nämlich Abtretungen, durch welche die völlige strategische Sicherung gegen einen Angriff von Nor-. den erreicht Mrd., Zugleich wird Finnland trotz der offiziellen Anerken- nung-seiner Souveränität in die russische Interessensphäre einbezogen. Das bedeutet für den ^ Fall eines russisch-deutschen Konflikts eine gewal- tige Stärkung Russlands. Im Moment aber befreit es Hitler vor der gro- ssen j(Sefahr einer Ausdehfiu'ngt der Kampffronten nach dem Norden. Die englisch-französischen Hoffnungen, ihre Blockade im Norden vervoll- ständigen zu können, sind gescheitert. Solange die Freundschaft zwischen Stalin und Hitler dauert, erscheint der für den letzteren lebenswichtige Bezug des schwedischen Erzes gesichert. Zweifellos ist der russisch-finnische Friede ein grosser Erfolg der Achse Berlin—Moskau, die die verrostete und brüchige Achse Berlin—Rom im- mer mehr ersetzt. Er ist ein ebenso schwerer Schlag für England und Frankreich. Chamberlakr und Daladier ernten einmal mehr die Früchte von München. Die Politik des Regenschirmmannes hat Finnland zunächst den Rücken gesteift gegen die russischen Forderungen, sie hat dann Finnland ungenügend unterstützt, die von Russland angetragene Frie- densvermittlung abgelehnt und zu spät'"Finnland das Versprechen4, grösse- rer Unterstützung gegeben. Was wir nicht müde geworden sind zu wiederholen, ist eindrücklichst be- stätigt worden: die Schuldigen der Münchener Politik, die Leute, die Hit- lers Helfershelfer waren, als er die Tschechoslowakische .Republik erle- digte, sind unfähig, den Krieg gegen Hitlerdeutschland erfdlgreich zu füh- ren. Es bleibt zu hoffen, dass der neue schwere Misserfqlg, dazu führt, dass in England ein besserer Mann an die Spitze der Regierung tritt. Die Zuspitzung der finnischen Frage hat den ZWISCHENFÄLL MIT DER ALTMAtRK, der die Weltmeinung kurze Zeit in Atem hielt, schnell vergessen lassen. Die Rechtsfrage ist dabei vielfach falsch gestellt worden. Der Tatbestand ist der, dass Norwegen aus ähnlicher Angst vor Hitlerdeutscbland, , wie LESEN UND WEITERGEBEN! L Schweden sie hegt, seine territorialen Gewässer nicht genügend vor Miss- brauch geschützt hat. Deshalb hat Churchill den direkten Befehl erteilt, gegenüber der Altmark zur Selbsthilfe zu greifen, mit der deutlichen Ab- sich, Norwegen und anderen Neutralen in ähnlicher Lage, zu zeigen, dass England nicht länger gewillt ist, Verletzungen der Neutralität durch Hit- lerdeutschland zu dulden, dass es vielmehr sofort mit den nötigen Mass- nahmen darauf antworten wird. Eine solche Klarstellung- musste unbedingt erfolgen,* und das Lamentieren der Nazis über Verletzung des internatio- nalen Rechts kann nur von Leuten unterstützt werden, die sich zu Helfers- helfern Hitlers hergeben. Der Wille Englands, die Blockade Hitlerdeutsch- lands mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln durchzuführen, ergibt sich auch aus der VERHINDERUNG DER DEUTSCHEN KOHLENTRANSPORTE NACH ITALIEN. Durch das Aufgreifen der italienischen Kohlenschiffe wird dem Grossmaul- Mussolini sehr berechnet, sehr nüchtern zu Qemüte geführt, dass Italien von lebenswichtigen Zufuhren zur See abhängig ist, die England ihm sperren kann, und dass hier die unheilbare " Bruchstelle der angeblich so STählernen Achse 'Rom-Berlin ist, deren Vorhandensein Mussolini bei Ge- fahr des Untergangs nicht vergessen darf. Jeder, der in Mussolini den Initiator des Faschismus, den brutalen Vergewaltiger Abessyniens und Spaniens hasst, wird bedauern, dass England die Schiffe mit ihrer Koh- lenladung freigegeben hat. Mussolini hat so sein beschädigtes Prestige noch mal retten können. Wichtiger aber ist, dass er zusichern musste, keine Kohle mehr zu Schiff aus Deutschland zu holen. Da Italien unmög- lich seinen Kohlenbedarf durch Zugtransport über die Alpen aus Deutsch- land decken kann, ist Mussolini nunmehr auf englische Kohle angewie- sen, und diese ökonomische Abhängigkeit von En'gland kann nicht ohne Folgen bleiben Der plötzliche Besuch von Ribbentröp in Rom wird kaum zur Intensivierung der Achsenverpflichtungen Mussolinis beitragen köfi- nen. DER BALKAN ist in den letzten Wochen efwas aus plem Vordergrund des Ir$|Bq^§es zu- rückgetreten, aber das bedeutet keinswegs, dass- die SparM^Wn dort wirklich nachgelassen hätten. Das am meisten bedrohte Rumänien hält seine Mobilmachung voll aufrecht und verstärkt-sie sogar. Welche Folgen der russisch-finnische' Friede auf dem Balkan und in Vor- derasien haben wird, lässt sich heute noch nicht, sägen.1' M,an weisfe nicht, ob hier eine neue Parallelaktion dfer im Norden entlasteten "Freunde"' Sowjetrussland und Hitlerdeutschland stattfinden''vM^DpA'H-siss auch noch nicht, ob England und Frankreich die im Nor^M'tzMtKne Niederla- ge wieder gut machen wollen, indem sie die für Hitler-die «Bedeutung- dös schwedischen Erzes noch übertreffende Petroleum Versorgung:unter- binden suchen. Aber wenn sie den Blockadekrieg mit AussicM^^f'Erfolg führen wollen, haben sie nur die Wahl zwischen diesem oder der Entfesselung des direkten Krieges gegen Deutschland-/ ircfrogllem des. Luftkriegs, um so Hitler zu schnellerem Verbrauch seines ' ReserVyn zu zwingen. Jedenfalls bleiben Balkan und Vorderasien das Pulverfdss, in das leicht der zündende . Funke fallen kann. 9 Viel ist über DIE EUROPAREISE VON SUMNER WELLES gemutmcrsst und geschrieben worden. Wir wollen uns an dem Rätsel- raten nicht beteiligen, welche Wirkungen diese Reise haben könne oder müsse. Zweifellos ist es für die Haltung und Politik der Vereinigten Staa- ten sehr wichtig, möglichst direkte und genaue Informationen zu besit- zen. Sich diese zu verschaffen, ist ein völlig hinreichender Grund für die Reise von Sumner Welles, der durchaus keine anderen bestimmten Ab- sichten und Ziele zu Grunde gelegt werden brauchen, am wenigsten eine unangebrachte Friedensvermittlung. Man darf auch als sicher annehmen, dass Friedensvorsohläge, wie man sie in Berlin in vereinbartem Zusam- menspiel mit Mussolini dem amerikanischen Staatssekretär unterbreitet haben wird, nicht gerade einen besonders günstigen Eindruck gemacht haben werden. Weit wahrscheinlicher wird Sumner Welles mit stärkerem Misstrauen gegen Hitler nach USA zurückkehren, als er es schon zu Be- ginn seiner Reise besessen hat. Zu den Schwierigkeiten, denen England heute infolge der früheren Chamberlainschen Politik in Europa begegnet, gesellen sich die in INDIEN Nachdem England seine in ersten Weltkrieg gegebenen Versprechungen nicht gehalten hat, wollen die Inder den neuen Krig benutzen, um ihre Unabhängigkeit zu erhalten. Auf Versprechungen will sich auch der ge- mässigte Flügel der indischen Unabhängigkeitsbewegung nicht mehr einlassen. Die indischen Provinzialregierungen haben demissioniert, Gandhi proklamiert aufs neue den passiven Widerstand, in Bombay ist ein grosser Streik der Textilarbeiter ausgebrochen. England würde gut beraten sein, wenn es rechtzeitig den indischen Forderungen entgegen käme, ehe sich grössere Komplikationen in Indien ergeben, die in der heu- tigen Situation für England schlimme Folgen haben könnten. Westfälischer Friede oder freies Deutschland? Der Westfälische Friede, der im Jahre 1648 den Dreissigjährigen Krieg be- endete, bedeutete Zersplitterung und Ohnmacht Deutschlands. Die Ge- winner waren innerhalb Deutschlands die Fürsten, die ihre Untertanen ge- meinsam mit den ausländischen Machthabern aussogen, um selbst ein Herrenleben zu führen. Insbesondere profitierten die Kurfürsten von Bran- denburg, die auf der Grundlage der im Westfälischen Frieden geschaffe- nen Zustände den preussischen Militär- und Obrigkeitsstaat aufbauten, der dann allmählich Deutschland verschlungen hat. Bis zur Schmach des Dritten Reiches war der Westfälische Friede die tief- ste Erniedrigung Deutschlands. Heute wird dieser Friede wieder herauf- beschworen durch die Naziführung. Dass das möglich ist, ist die Folge 10 der Verbrechen der Hitlerdiktatur am deutschen Volk wie an Euröp5a. Die Nazis, die Deutschland an den Rand des Abgrunds geführt haben, wol- len das betrogene und unterdrückte Volk, dessen Erhebung sie fürchten, durch diese Erinnerung zum äussersten Widerstand reizen. Die wahre Aufgabe des deutschen Volkes ist genau die umgekehrte, nämlich die Hitlerdiktatur zu beseitigen, damit Deutschland vor einem neuen West- fälischen Frieden gerettet wird. Nun hört man aber auch hie und da innerhalb der deutschen Emigra- tion, aus einem begreiflichen Hass geborene Stimmen, die sagen, Hitler- deutschland habe nichts besseres verdient als eine Schwächung und Zer- stückelung nach dem Muster des Westfälischen Friedens. Die so spre- chen, setzen nicht nur Hitlerdeutschland und deutsches Volk gleich, was unwahr und ungerecht ist. Sie sehen auch nicht, dass ein Gewaltfriede niemals zu Frieden und Zusammenarbeit zu führen vermag, dass von ihm vielmehr mit Notwendigkeit die weitere Zerfleischung und Selbst- vernichtung Europas ihren Ausgang nehmen müsste, da kein Volk auf die Dauer gewaltsame Zerreissung und Untedrückung ertragen kann. Wir sind davon überzeugt, dass ein neues Deutschland nach der Austil- gung der nationalsozialistischen Pest grosse Opfer bringen muss zu all denen, die ihm die Hitlerdiktatur bereits auferlegt hat, dass es viel, un- endlich viel wieder gut zu machen hat, soweit das überhaupt möglich ist. Das aber vermögen nur die grundsätzlichen Gegner des Nationalsozia- lismus zu tun. Sie können es jedoch nur dann tun, wenn ihnen in einem freien Deutschland innerhalb eines europäischen Staatenbundes die Möglichkeit dazu gegeben wird. Gerade sie, die Hitler bekämpft haben und die den Faschismus und den Krieg verabascheuen, können aber nie und nimmer in einen Rachefrieden gegen das deutsche Volk einwilligen. Wenn gewisse reaktionäre Kreise in England und vor allem in Frank- reich Deutschland zerstückeln und zur Kolonie des englischen und fran- zösischen Imperialismus herabwürdigen möchten, so würden sie zweifel- los dafür in dem Moment die Hilfe deutscher Kapitalisten finden, wo die- se das Spiel Hitlers verloren geben. Was die deutschen Fürsten im Drei- ssigjährigen Krieg und beim Westfälischen Frieden waren, die Helfers- helfer der Nachbarmächte gegen das eigene Volk, das sind heute die deutschen Industriegewaltigen. Wie es damals geschehen ist, so wären sie heute bereit, die Herrschaft über das auszubeutende deutsche Volk mit dem Ausland zu teilen. Demgegenüber ist mit aller Deutlichkeit zu sagen, dass wir Hitlergegner und Antifaschisten den Kampf für Deutschland und Europa führen mit dem Ziel eines von innerer und äusserer Bedrückung freien Deutschlands in einem geeinten, friedlichen Europa. 11 Europäische Staatsmänner "Ich bereue nichts." Oeffentllehe Erklärung- Daladiers am 4. Oktober 1938 Bach der Mün- chener Konferenz. "Wir haben eine totale, unbegrenzte Niederlage erlitten und Frankreich wird darunter noch mehr als wir leiden. Wir ste- hen vor einem Unheil allererster Grösse, das Frankreich und Grossbritannien zugestossen ist." Erklärung Churchills am 5. Oktober 1938. Völker vergessen sehr schnell, und das ist ein Hauptgrund dafür, dass sie nicht lernen aus ihren Erfahrungen und immer aufs neue in die glei- chen verhängnisvollen Torheiten verfallen. So gibt es heute — ausge- rechnet — Demonstrationen und Petitionen englischer Frauenorganisa- tionen, die sofortigen Frieden mit. Hitler verlangen. Es wäre zu wünschen, dass diese Damen gratis, aber mit der Verpflichtung, sich einer Prüfung über erfolgreiche Lektüre zu unterziehen, das bei Gollanaz nach Kriegs- ausbruch erschienene Buch Hupert Ripkas: "München, vorher und nach- her" (Munich, before and after) geschenkt bekämen. Dr. Ripka war der Chefredakteur der grossen Prager Tageszeitung "Li~ dove Noviny". Diese vertrat die Politik Masaryks und Beneschs. Er war daher durch die ganze Zeit der Krise Beobachter an bevorzugter Stelle und Vertrauensmann der leitenden Persönlichkeiten. Alles, was an Do- kumenten zugänglich ist, alles was man ausserhalb der Staatskanzleien der beteiligten Mächte überhaupt erfahren kann, ist in seinem Buche enthalten. Wir werden, solange nicht ein Umsturz die Archive öffnet, nie mehr erfahren als dieses Buch enthält. Dass wir dies aber erfahren,, ist von aktuellster Bedeutung. Wir wissen heute ja — und es besteht dar- über wohl nirgends mehr der mindeste Zweifel — dass die Friedensmis- sion der leitenden Staatsmänner in den grossen Demokratien im Jahre 1938 darin bestanden hat, die ihnen vertrauende Tschechoslowakei zu- nächst langsam zu fesseln durch erpresste, immer weitergehende Kon- zessionen und dann, an Händen und Füssen gefesselt, dem grossen Ge- genspieler (war es ein Gegenspieler und nicht vielmehr ein Komplice) auszuliefern. Ripkas dokumentierter Bericht, der trotz aller heissen Liebe für sein verratenes Land musterhaft zurückhaltend ist und der es ver- meidet, Widerspruch zu wecken, wo er Verständnis sucht, bringt eine vollständige Darstellung der Prozedur dieser ...Friedensrettung. Diese Darstellung ist überzeugend. Professor Laski, der beknnte englische So- zialist, schreibt in einer kurzen Empfehlung: "Es ist die Erzählung eines organisierten Verrats, der in der modernen Geschichte nicht seinesglei- chen hat." Das wird jeder Leser bestätigen müssen. Besonders diejeni- gen, die nach München glaubten, den Tschechen einen Vorwurf ma- chen zu müssen: "Warum haben sie sich nicht verteidigt?" sehen daraus, mit welch diplomatischer Geschicklichkeit das Opfer von einem Verspre- chen zum andern weitergelockt wurde, bis zu dem Moment, wo es tat- sächlich hilflos war und wo die Vertreter der tschechoslowakischen Re- 12 gierung beordert wurden, um ein Diktat anzunehmen, gegen das der Versailler Vertrag wie ein Kinderspiel erscheint. Man sollte dazu die Schilderung des einen Vertreters, Hubert Masaryk, lesen, wie diesen Op- fern der Friedensstifter nicht einmal der Zutritt zu den Verhandlungen, nicht einmal das Vorbringen von Tatsachen gestattet wurde. Sie wurden im Vorzimmer stundenlang wartend gehalten. Dann wurden ihnen von einem untergeordneten Beamten die Bedingungen vorgelesen. 11 Auf un- sere Einwendungen antwortete er mit äusserster Förmlichkeit, er habe,, seinen Feststellungen nichts hinzuzufügen. Er schenkte dem, was wir zu sagen hatten, .nicht die geringste Beachtung." Bei der Schlusssitzimg,. als die Geopferten endlich von den Ministem selber hören dürfen, was mit ihnen geschehen soll, heisst es: "Mr. Chamberlain gähnte unaufhör- lich und zeigte nicht die geringste Verlegenheit. Ich fragte M. Daladier und Leger, ob sie eine Antwort oder Zustimmungserklärung von unserer Regierung erwarteten. Daladier, offensichtlich verwirrt, antwortete nicht. Leger sagte, die vier Staatsmänner hätten nicht viel Zeit, und fügte aus- drücklich hinzu, sie erwarteten keine solche Antwort. Mr. Chamberlain verbarg seine Ermüdung nicht." Bei seiner Rückkehr nach Paris erklärte Daladier, dessen sehr aktive Mit- verantwortung in Konkurrenz mit Herrn Bonnet aus der ganzen Darstel- lung hervorgeht, ein Vorzug dieses Abkommens sei, dass die restliche Tschechoslowakei von nun an durch alle münchner Teilnehmer feierlich garantiert sei. Wer noch im Zweifel darüber war, wie Daladier und sein Aussenminister Verträge und Garantien honorierten, erfuhr es im März,. als Hitler in das "garantierte" Prag einzog, was die beiden Garanten, den englischen und französischen Ministerpräsidenten, nicht hinderte, noch fünf Monate hindurch mit ihm zu verhandeln, als habe sich nichts ereig- net. Es ist gefährlich, in der heutigen europäischen Situation dem Glauben zu verfallen, dies sei eine Katastrophe, die unmittelbar über uns gekom- men sei wie ein Bergsturz. Ripkas Buch zeigt, wie dieser Bergsturz vor- bereitet wurde, indem jede Barriere, die ihn möglicherweise aufhalten konnte, eifrig und kunstvoll beseitigt wurde. Es wäre aber falsch, die Schuld nur den Staatsmännern zuzuschreiben, die dieses Werk voll- bracht haben. Ihre Völker haben sie dazu ermächtigt, und es ist ein eini- germassen verwirrendes Bild, wenn wir heute diejenigen, die eine be- freundete Regierung zwangen, den Mord an ihrem eigenen Volke zu un- terschreiben, heute in den verantwortlichen Stellen sehen im Kampfe ge- gen den von ihnen heraufbeschworenen Sturz und sie reden hören über das Recht der kleinen Völker und über den Schutz von Freiheit und Ge- rechtigkeit . . . Soll man sich wundem, wieviel sich die vergesshchen Vol- ker bieten lassen? Soll man verzweifeln darüber, welchen Händen unser Scühicksal anvertraut ist? Soll man sich freuen, dass die Geschichte, auch über fliegende Friedensapostel und gähnende Diplomaten hinweg ihren grausamen, enthüllenden und gerechten Weg geht? — Ich glaube, man soll vor allem Misstrauen lernen, diese wichtigste aller demokratischen Tugenden: mit eigenen Augen sehen, Tatsachen studieren, nicht verges- sen und immer — um mit Gottfried Keller zu reden selber zum Ree tön sehen. x (F. M. im schweizerischen "Oesfentlichen Dienst".) 13'- ÖSTERREICHISCHE SEITE Österreichische Informationsstelle für Südamerika Auf Anregung von österreichischen Freunden des Anderen Deutschland in Argentinien und Brasilien errichtet DAD die Oesterreichische Infor- mationsstelle für Südamerika. Die Informationsstelle setzt sich die Auf- gabe, die antifaschistischen, demokratischen und sozialistischen Oester- reicher und ihre Vereinigungen in Südamerika untereinander in Ver- bindung zu setzen und ihnen regelmässig Informationen zugehen zu las- sen; soweit diese sich zur allgemeinen Bekanntgabe eignen, werden sie an dieser Stelle veröffentlicht werden. Die Stelle wird mit den gleichgerich- teten Emigrantenzentralen in Europa die Verbindung aufnehmen. Die Leitung der Stelle hat ein Oesterreicher inne, der legal und (nach dem vaterländischen Staatsstreich) illegal in Oesterreich an prominenter Stel- le politisch gearbeitet hat. Interessenten, die mit der Stelle in Verbindung treten wollen, Einzelper- sonen und Vereinigungen von Oesterreichern, werden gebeten, ihre Adresse dem AD mit dem Zusatz "für Oesterreichische Informationsstelle" bekanntzugeben. Die Spaltung der österreichischen Emigration Der politischen Emigration aus den vom Nazi-Faschismus eroberten Län- dern ist die Aufgabe gestellt, nach Kräften an der Befreiung ihres Landes mitzuwirken. Kein Zweifel, ihre Lösung wird umso besser gelingen, je ge- schlossener, über Partei- und Klassenschranken hinweg, die Emigration auftritt. Das ist in tschechoslowakischen und polnischen Emigration der Fall, aber in der österreichischen aus Gründen sowohl, die aus der Ver- gangenheit nachwirken, wie aus der gegensätzlichen Zielsetzung für die Zukunft unmöglich. Oesterreich hat zwei Emigrationswellen über seine Grenzen fluten gese- hen. Vier Jahre vor der Eroberung des Landes durch die Gestapo, in den dunklen Winternächten nach dem 18. Brumaire des Engelbert Dollfuss flüchteten Hunderte von treuen, vaterlandsliebenden Oesterreichern, Schutzbündler, Gewerkschafter, die den Generalstreik proklamiert hatten, soweit sie nicht schon in Schutzhaft sassen, vor dem Galgen und den Kerkern der "vaterländischen" Diktatur. Diese erste Emigration ist eine der entscheidenden Ursachen für die politische Spaltung der österreichi- schen Emigration. Als Hitlers Horden in Oesterreich einzogen, da gingen nicht nur österrei- chische Sozialisten und Republikaner in die Emigration, sondern auch Legitimisten, Anhänger der Restauration des Hauses Habsburgr und Austrofaschisten, Heimwehrler, Sturmschärler Schuschniggs und "Vater- ländische" der verschiedensten Couleur. 14 Der' Austrofaschismus war 1934 nicht durch eine Volksbewegung zur Macht gekommen, sondern eine an der Macht befindliche Regierung hat unter Eid- und Verfassungsbruch, gestützt auf die ihr ergebene Brachial- gewalt, dem Befehle ihres Protektors Mussolini gehorchend, ihr eigenes Volk niedergeworfen, um ein Gewaltregime zu errichten, das nur durch Feigheit und durch seine innere Schwäche verhindert wurde, das Vor- bild der beiden grossen faschistischen Nachbarn an Härte und Grausam- keit zu erreichen. Es ist heute eine geschäftige Legendenbildung am Werke, die austrofa- schistische Diktatur zu einer Idylle österreichischer Gemütlichkeit umzu- legen. Dagegen zeugt das vergossene Blut der Arbeiter von Wien, Linz und Steiermark; ihrer Frauen und Kinder, die in den Arbeiterwohnhäu- sern mit Artillerie beschossen wurden; der Schutzbündler, die von den Standgerichten ermordet, von den Polizisten und Heimwehrleuten in den Arresten erschlagen worden sind. Nach der Machtergreifung war die Existenzlosmachung das Mittel zur Verfolgung der Gegner des Regimes, Entzug der Gewerbeberechtigung bei Selbständigen, Verbot der Be- schäftigung in irgendeinem Betrieb, von der Polizei scharf kontrolliert, bei Arbeitern und Angstellten. Unerträglicher Gewissenszwang herrsch- ten im religiösen und politischen Leben; der Beitritt zur vaterländischen Front, katholisches Bekenntnis und Uebung der konfessionellen Vor- schriften wurden erzwungen durch schärfsten wirtschaftlichen Druck; ei- ne Korruptions welle überspülte das Land. Die innere und äussere Politik des Landes wurde nach dem Diktat des italienischen Gesandten geleitet. Dieses System war es, das Oesterreich reif gemacht hat für die national- sozialistische Eroberung, indem es seine besten Verteidigungskräfte phy- sisch und moralisch vernichtete. Mit den Trägern dieses Systems, vor al- lem aber mit seinen Landsknechten, den Heimwehrlern, Söldnern des ita- lienischen Faschismus, kann die antifaschistische Emigration nicht zu- sammenarbeiten. Jede solche Zusammenarbeit würde auch die österrei- chische Freiheitsbewegung nicht fördern, sondern schädigen. Denn Hass und Verachtung des Austrofaschismus sind so eingewurzelt in der öster- reichischen Bevölkerung, dass ein Bündnis mit ihm nur kompromittieren könnte. Diese Einstellung der links stehenden österreichischen Emigration stösst auf Kritik besonders in den Kreisen des ausgewanderten österreichischen luden. Ihr verständlicher Hass gegen die Nationalsozialismus lässt sie rückschauend, im Vergleich den Austrofaschismus als mild empfinden. Dass er in der Sucht, durch Demagogie breitere Volksschichten an sich zu binden, selbst praktisch Rassenpolitik betrieb, ist vergessen. Vergessen ist, dass ihren Söhnen das Universitätsstudium, die Arbeit in den Labora- torien und Instituten unmöglich gemacht wurde; dass auf den staatlichen Kliniken keine jüdischen Studenten zur Praxis zugelassen, die jüdischen Aerzte entlassen wurden; dass Juden aus allen öffentlichen Stellungen entfernt wurden; dass im Wiener Rathaus der frömmelnde Faschist Schmitz die Weisung gab, Juden zu Gemeindeaufträgen picht mehr zu- LESEN UND WEITERGEBEN! 15 zulassen und die gleiche Praxis auch bei den Staatsstellen immer stärker durchgriff., In den Monaten vor Berchtesgaden unternahm der Austrofa- schismusden Versuch, dem Nazismus den Rang abzulaufen und das auch >,im Antisemitismus; auch damit der Wegbereiter Hitlers. riJEine ^Zusammenarbeit der links stehenden Emigration mit monarchisti- schen Kreisen ist an sich durchaus möglich. Die Einstellung zur künfti- gen Regierungsform Oesterreichs ist eine Gesinnungsfrage, die nicht in der Emigration und nicht innerhalb der gegen den Nationalsozialismus aufzurichtenden österreichischen Front entschieden werden muss. Im österreichischen Legitimismus sind jedoch Tendenzen wach, die geeignet sind, diese Zusammenarbeit sehr zu erschweren. Aber dieser Fragen- kreis erfordert und verdient eine besondere Untersuchung. „Die proletarische Nation" *. Aus einem längeren Aufsatz, der uns von österreichischer Seite zuging, bringen wir den folgenden Abschnitt: "Denn heute gehört uns Deutschland und morgen die ganze Welt.", heisst es in einem in Hitlerdeutschland viel gesungenen Liede. "Uns"? Wer ist das? Scheinbar das ganze deutsche Volk. Aber wir haben ja schon ge- sehen, wer vom deutschen Volk für und wer gegen Hitler ist. Die wahren Herren Deutschlands sind heute auch die wahren Herren Oesterreichs. Hierfür nur einige Beispiele: Das grösste Erzvorkommen der Erde im Tagbau ist der Erzberg in Steier- mark, dessen Tagesförderung von 8.500 auf 12.000 Tonnen täglich ge- bracht wird. Die dadurch erzielte Jahresproduktion von 4 Millionen Ton- nen Erz beträgt nicht weniger als 10 Prozent des deutschen Erzbedarfs. Dieser 1500 Meter hohe Berg war nach dem Weltkrieg Gegenstand unun- terbrochener Machtkämpfe zwischen dem italienischen und dem deut- schen Kapital, doch gelang es der deutschen Schwerindustrie, die Italiener aus ihren Positionen zu verdrängen. Die grosse österreichische Fabrik zur Ergverarbeitung war die "Alpine Montan", die in die Hände des deutschen Stahltrusts überging. Nun hatte man in Deutschland bekanntlich Ueberfluss an Kohle, aber zu wenig Erz, das man für die Aufrüstung dringend brauchte. Es galt also einerseits, sich bei der Alpinen Montan das Monopol für den Absatz des deutschen Koks zu sichern und auf. der anderen Seite das fehlende Erz zu bekommen. Auch die Tschechoslowakei führte Kohle nach Oesterreich aus. Ohne die Eroberung Oesterreichs war weder das Absatzmonopol für den deutschen Koks, noch der Besitz des österreichischen Erzes zu si- chern. Die Wut gewisser Herren gegen Oesterreich, das sich imer noch im Besitz seiner Freiheit und damit des Verfügungsrechts über das Erz befand, war ebenso gross wie die gegen die Tschechoslowakei, die Oester- reich so viel Kohle lieferte, die man doch selbst liefern wollte. Am Dienstag, den 18. Januar 1938, versammeln sich in der Bertha Krupp- strasse Nr. 4 in Essen die Generaldirektoren der grossen Kohlenkonzerne. Anwesend sind ^lotbach vpm Kruppkonzern, Tengelmann und Buskühl von Flick, Holländer von dex Thyssen-Bergbau-AG. "Ewald-König Lud- wig", Brandi und Kauert von der Gelsenkirchener Bergwerks A. G., 16 Springorum vom Hösch-Konzern, die Vertreter von Peter Klöckner, Hugo Stinnes jr. und viele andere. Das Resultat der Beratungen wird in einer Broschüre zusammengefasst; die an FTitler geht. Darin beklagt man sich bitter über den Rückgang der deutschen Kohlenausfuhr trotz gesteigerter Kohlenförderungen; man fordert, dass Oesterreich die 4 Millionen Tonnen Kohle, die es bisher aus anderen Ländern bezogen hat, nur von Deutsch- land kaufen soll. Der zweite Teil der Denkschrift betont, dass Deutsch- land im Jahre 1937 rund.'30 Millionen Tonnen Erz verbrauchte, aber nur 8,5 Millionen selbst förderte. Das bedeute bei dem Stand der Devisen un- tragbare- Kosten. Das müsse und könne anders werden, um so mehr als die österreichsiche Erzproduktion sich leicht verdoppeln lasse. Diese Argumente entsprachen Hitlers eigenen Zielen." Eröberte man Oesterreich, so erlangte man eine beherrschende*;Dönauppsition. Keine zwei Wochen nach der Essener Tagung der Herren von Köhle und Eisen fand der Ueberfall auf Oesterreich statt. Ueber die Strassen Wiens, der Stadt Mozarts, Schuberts \und Johann Strauss', stampft der benagelte Stiefel der SA und der Hitlersoldaten. Sie machen Oesterreich deutsch, sie bringen die wahre deutsche Kultur. "Deutsche Volksgemeinschaft", "Heimkehr ins Reich" und ährilich klan- gen die Phrasen, den Koks und das Erz meinte man... Es kommen höchst persönlich die Herren Völker und Pönsgen, die Generaldirektoren des Stahltrusts. Sie befestigen ihre Positionen in der Alpinen Montan; sie neh- men Platz im siebenköpfigen Aufsichtsrat der österreichischen Göringwer- ke; sie machen ihren österreichischen Agenten Schöller zum Vorsitzenden des Fachverbandes für Bergbau und Hüttenwerke. Es kommen die Direk- toren tyid Aufsichtsräte der Grössbanken; es kommt der Lokomotiv- und Flugzeugfabrikant Hensc^el aus Kassel; es kommen die Herren der Edel- stahlwerke aus Krefeld ,un<^ ."kaufen" die Metallwerke Plansee und die Tiiamt-Gesellsohaft; es kommen die Herren Krupp sen. und jr.; es kommen die Erben von Hugo Stinnes. Sie gründen eine Gesellschaft zum Vertrieb von Bergwerk- und Hüttenprodukten und bemächtigen sich eines Teils der österreichischein Oelproduktion. Wir brauchen mit den Beispielen nicht fortzufahren. Sie enthalten die Wahrheit über Oesterreich und zugleich über- Hitlerdeutschlcmd. "Patriot" und "vaterlandsliebend". ist in Hitlerdeutschlcmd — und ähnlich war es schon unter Wilhelm II. —, 'wer diese nationalsozialistische Politik mit- macht, d. h. die Politik der skrupellosen Eroberung, Bereicherung und Un- terdrückung. f Soweit unser Aufsatz! An einem überzeugenden Beispiel enthüllt er den ganzen Sqhwindel von der "Volksgemeinschaft" und von der "proletari- schen Nation". Arme Toren, die auf solche Phrasen - hereinfallen und de- nen Gefolgschaft leisten, die um ihrer Raffgier und Herrschsucht 'willen die Massen des deutschen Volkes ausbeuten, und in den Krieg getrieben ha- ben, die Nachbarn überfallen und unterdrücken und Deutschland ruinie- ren. ' : t ; " ! "0 5 In einer^Zeii wie der heutigen, bedeutet Passivität Unterstützung der Barbarei, 17 Minderwertige Demagogie Antwort auf böswillige und haltlose Angriffe In Buenos Aires erscheint eine kleine deutschsprachige Zeitschrift, die früher in anerkennenswerter Weise den Kampf gegen Hitler und den Na- tionalsozialismus geführt hat, die es sich aber neuerdings zur Aufgabe macht, diesen Kampf zu durchkreuzen, und die so — gewollt oder unge- wollt — zum Helfershelfer Hitlers wird. Sie führt diesen Kampf gegen uns Hitlergegner zum Teil mit mehr oder weniger offenen gehässigen und verleumderischen Angriffen und Verdächtigungen. Wenn das Blatt glaubt, dass es damit seinem Ruf nicht schadet, so ist das seine Sache. Uns interessiert sein Ruf nicht. Wir werden uns auch nicht auf dieses Ni- veau böswilliger Vedrehungen und Verleumdungen hinabziehen lassen. Da aber plumpe, die Tatsachen fälschende Demagogie, wie das Beispiel von Hitler und Göbbels gezeigt hat, erfolgreich ist bei denen, die nicht an selbständiges Denken gewöhnt sind, oder die an allzu grosser Vergess- lichkeit leiden, so sehen wir uns zu einigen Gegenüberstellungen veran- lasst, die ebensoviele sachliche Richtigstellungen sind. Im Oktober schrieb die fragliche Zeitschrift wörtlich: "Soweit wäre dieser Krieg ein imperialistischer Krieg. Doch ist er ein sol- cher besonderen Charakters. Er wendet sich immerhin — wenn auch schwächlich und zögernd — gegen einen faschistischen Agressor. Die deutschen Abreiter haben damit eine klare Stellung erhalten: Nie- derlage Hitlerdeutschlands bei gleichzeitiger Aufzeigung und Ausnutzung der Möglichkeiten des Sturzes Hitlers von innen her. Mit ihnen stehen die von den Nazis unterdrückten Oesterreicher, Tschechen, Slowaken, Polen. Mit ihnen stehen aber auch die französischen und englischen Arbeiter, die ihrerseits sich von den wiederum kapitulierenden sozialdemokrati- schen Führern zu befreien und alles zu tun haben, den Chamberlain und Daladier eine Wiederholung der Münchener "Regelung" unmöglich zu machen. Mit ihnen gehen aber auch die breiten Massen in den neutra- len Ländern, die darüber zu wachen haben," dass ihre verschiedenen Re- gierungen nicht unter irgendwelchen Vor wänden dem Hitler-Faschismus Vorschub leisten. Und letzten Endes geht mit all diesen Massen, die den Frieden lieben und darum den Krieg gegen den Hauptfeind, den Hitler- faschismus unbedingt unterstützen, das sozialistische Russland, dasselbe Russland, das seit seiner Existenz für die Verhinderung des Krieges ein- trat und noch eintritt. . . .Es kann kein Zweifel bestehen über die Aufgabe der Arbeiterklasse und der mit ihr verbündeten breiten Massen der Unterdrückten, die alle ehrlich den Frieden wollen: Das Deutschland Hitlers muss zerbrechen, damit das freie Deutschland leben kann. Solange die Chamberlain und Daladier gegen Hitler kämpfen, wirklich kämpfen, solange haben sie die wohlwollende Neutralität, ja auch aktive Hilfe der breiten Massen für sich- ln demselben Augenblick aber, wo sie eine neues München vorbereiten, mit welchem Vor wand es auch sei, dann Kampf auch ihnen. Wachsamkeit, 18 höchste Wachsamkeit ist die Aufgabe der breiten Massen. Aufklärung der noch unsicheren, schwankenden Klassenbrüder, breiteste Volksfrontpolitik unter klaren Losungen ist die erste Voraussetzung für die Mobilisierung al- ler wirklichen Friedensfreunde." Kurz zusammengefasst wird hier also folgendes erklärt: 1. Dieser imperialistische Krieg hat einen besonderen Charakter, da er sich gegen den faschistischen Agressor Hitlerdeutschland richtet, 2. Das Hauptziel der gesamten Arbeiterklasse ist die Niederlage Hitler- deutschlands. 3. Sowjetrussland wird die Arbeiter bei diesem "Krieg gegen den Haupt- feind unbedingt unterstützen.' 4. Solange Chamberlain und Daladier gegen Hitler kämpfen, "besitzen sie die aktive Unterstützung der breiten Massen/' 5. Sobald sie aber "ein neues München vorbereiten, Kampf auch ihnen." 6. In breitester Volksfrontpolitik sind alle Hitlergegner zusammenzufassen. Das ist Punkt für Punkt, Wort für Wort von Anfang an bis heute Standpunkt und.Politik unserer Zeitschrift "DAS ANDERE DEUTSCHLAND". Weil wir diesen Standpunkt noch heute einnehmen, werden wir von denselben Leu- ten angegriffen, um nicht zu sagen, angepöbelt, die ihn vor noch nicht ei- nem halben Jahr selbst vertreten haben. Wie das geschieht, dafür einige Beispiele aus der Märznummer der gleichen Zeitschrift; Während man im Oktober versicherte, Sowjetrussland werde die Arbeiter der ganzen Welt im Kriege gegen Hitler unbedingt unterstützen, wird jetzt nicht nur der Nichtangriffspakt, sondern auch die Zusammenarbeit Sowjet- russlands mit Hitlerdeutschland verteidigt. In dummdreister Ironie spricht man von unserem "bescheidenen" Wunsch, Russland möge seine Politik in der Richtung der Neutralität neu orientieren. Man hält es also für selbst- verständlich, dass es das nicht tut, sondern Hitler unterstützt. Das tun die- selben Leute, die vor kurzem nicht so "bescheiden" waren wie wir, näm- lich von Stalin nur Neutralität zu fordern, die vielmehr kühn erklärten, Stalin werde selbstverständlich gegen Hitlerdeutschland kämpfen. Weil wir festhalten an der Formulierung, "solange Chamberlain und Da- ladier gegen Hitler kämpfen, haben sie unsere aktive Unterstützung , werden wir heute als Leute bezeichnet, die "Geschäfte der Konterrevolu- tion" und die "Geschäfte der Chamberlain- und Daladier-Imperialisten" besorgen. Dabei haben wir immer wieder unserm Misstrauen gegen Chamberlain und Daladier Ausdruck gegeben und unserer Meinung, dass sie von der Regierung abtreten müssten. Wer aber heute die Forderung Es gibt keine Interessen der Arbeiter- schaft, die im Bunde mit Hitler vertre- ten werden können. 19 wahr macht, Chamherlain und Daladier zu unterstützen, weil sie nicht die von Hitler und Stalin geforderte Wiederholung des Münchener Ver- rats durch die Niederlassung Polens an Hitler und durch den Bruch ih- rer Verpflichtungen gegenüber Polen begangen haben, von dem wird gesagt, dass er "bezahlt und ausgehalten" werde von seinen "imperiali- stischen Herren". Was heute aus dem früher so nachdrücklich geforderten Kampf gegen Hitlerdeutschland geworden ist, geht auch daraus hervor, dass man heu- te England, das man im Kampf gegen Hitler unterstützen wollte, vorwirft, es habe im Falle "Graf Spee" in Uruguay und Argentinien die Neutrali- tät verletzt und besässe "die Frechheit beim Innenminister wegen der Internierung der Matrosen zu intervenieren"! Augenscheinlich erwartet man, dass Argentinien die Matrosen nicht interniert, sondern auf irgend- einem geheimnisvollen Wege nach Deutschland zurückschicke. Von da bis zu der bereits mehrfach von Kommunisten geäusserten Meinung, es sei besser gewesen, wenn der "Graf Spee" die englischen Schiffe ver- senkt hätte, ist dann kein weiter Weg mehr. Einen besonderen Reiz besitzt es, dass der Redaktion der stalinistischen. Zeitschrift, die solche Verdrehungen und Verleumdungen zulässt, wie sie hier kurz gekennzeichnet sind, ein peinlicher Schnitzer passiert . In der gleichen März-Nummer bringt sie nämlich den Schluss eines Artikels, der scheinbar bereits vor der letzten Wendung Stalins geschrieben wurde, und in dem deshalb Wahrheiten stehen, die heute für die gläubigen Sta- linisten längst nicht mehr wahr sind. Da lesen wir von den "Agressiv- staaten Japan, Deutschland und Italien", während doch nach dem Ueber- fall Hitlers auf Polen, England und Frankreich die Agressivstaaten sind, weil sie, ihre Bündnisverpflichtungen gegen Polen erfüllt und Hitler nicht im ruhigen Besitz des neuen Raubes gelassen haben. Und nachher heisst es sogar: "Denn solange keine gemeinsame Abwehr zuverlässig funktio- niert, wird der nationalen Verteidigungsbereitschaft das Mass der Rü- stung durch einen möglichen Angriff aufgezwungen. Diese Defensivgrup- pen mit privater Rüstungsindustrie: Frankreich, Grossbritannien, Kleine Entente, müssen sogar bestrebt sein, so viel stärker als ein möglicher Gegner zu sein, dass dieser den Angriff garnicht riskiert." Der von England und Frankreich angegriffene unschuldige Agressorstaat Deutschland, die aggressiven Defensivstaaten England und Frankreich — in diesem Hexeneinmaleins mag sich auskennen, wer will. Wir ver- zichten darauf; Wir halten lieber fest an der Plattform, die im Oktober von denselben Leuten aufgestellt worden ist, die uns heute nur deswe- gen mit Schmutz bewerfen, weil wir sie nicht preisgegeben haben. Der Unpolitische hilft den Weltverder- bern. 20 Stimmungsbarometer Durch unbekannte berliner Freunde er- hielten wir eine Kollektion des "Berli- ner Lokalanzeigers" von Mitte Dezember zugesandt, die die Berichte über die See- schlacht bei Punta del Este enthält. Könnten die Nazis von dies- und jenseits des Rio de la Plata sie lesen, würde ih- nen die Spucke wegbleiben. Denn vergli- chen mit dem "Lokalanzeiger" ist die liebe, gute Lappentante ein wahrheits- liebendes Blatt. Die Sache kam so: der hiesige Korres- pondent des D. N. B. hat sich gedacht, dass der Himmel hoch und Berlin weit ist. Und darum hat er in seinen Kabeln gelogen, dass sich der Aether bog. In Berlin aber, wo die ganz erprobten Leute sitzen, die von Goebbels persönlich das Lügen gelernt haben, fand man die Be- richte "unseres uruguayischen Korres- pondenten" blass und farblos. Diese Auslandsdeutschen werden den Geist des Dritten Reiches doch nie begreifen. Und in der Erwägung, dass der Himmel hoch und Punta del Este weit ist, log man das Seinige noch dazu. Wir würden die Sache auf sich beruhen lassen. Denn ausser einem montevidea- ner Lumpensammler interessiert sich nie- mand mehr für den "Graf Spee", und was seine Besatzung angeht, so haben die Backfische ihre Aufmerksamkeit wieder Clark Gable und Tyrone Power zuge- wandt. Andere Lügen stehen heute auf der Tagesordnung. Wenn wir dennoch davon sprechen, so deshalb, weil die Berichte im "Lokalanzeiger" mit einer ganzen Reihe von roten Strichen verse- hen sind, die von unseren unbekannten berliner Freunden stammen müssen, die eie uns zugeschickt haben. Den Lügen- meistern sind nämlich zahlreiche techni- sche Fehler unterlaufen, wie es beim Lügen leicht passiert, dass man sich in Widersprüche verwickelt. Jeder dieser Widersprüche ist rot angezeichnet. Und bei jedem roten Strich hat unser Berliner sich mit jener unnachahmlichen Geste an den Kopf getippt und dem Goebbels zugemurmelt: "Mensch, det kannste deiner Jrossmama erzählen!" Dass dieser Fall nicht vereinzelt ist und es in Berlin und anderswo Hunderttau- sende gibt, die "helle" geblieben sind, möge man aus dem in dieser Nummer abgedruckten Bericht eines Ungarn lesen, der kürzlich Deutschland bereiste. In Buenos Aires wird zur Zeit ein Flug- blatt verteilt, das die Unterschrift trägt: "Die deutschen Freunde von La Hora"~ Auf Anfrage teilen wir mit, dass wir selbstverständlich mit diesem Flugblatt, nichts zu tun haben. Wie könnten wir Propaganda machen für ein Blatt, das, soweit es sich um die Bekämpfung des Hitlerdeutschlands handelt, eine recht übel anmutende Haltung einnimmt. Ein Zeitungsverkäufer in Belgrano, der seit einigen Monaten regelmässig 10 Exemplare von "DAS ANDERE DEUTSCHLAND" erhielt, liess uns wis- sen, dass er zwar die Februar-Exemplare alle verkauft habe, in Zukunft jedoch, keine mehr haben wolle, denn zwei sei- ner deutschen Kunden hätten ihm ange- droht, dass sie nicht mehr bei ihm kau- fen würden, wenn er weiterhin DAS AN- DERE DEUTSCHLAND auslege. So ar- beiten die andern. Und was tun wir? Ein junges Mädchen will einen deut- schen Lehrer heiraten. Obwohl sie Bra- silianerin ist, gibt der deutsche Staat dem Lehrer die Heiratserlaubnis nur, wenn seine Braut vorher den Arbeitsdienst mit- gemacht hat. Sie fährt also nach Deutschland und bezahlt die Hin- und, Rückreise auf einem deutschen Schiff. Während sie in Deutschland ist. bricht der Krieg aus und die Schiffslinie stellt ihre Südamerikafahrten ein. Den Eltern in Brasilien bleibt nichts anderes übrig, als eine neue Passage auf einem italie- nischem Schiff zu kaufen. Aber damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Das Schiff legt in Marseille an, die Fran- zosen finden in dem Gepäck des jungen Mädchens nationalsozialistische Schriften und Bilder. Sie wird interniert und hat jetzt Müsse, darüber nachzudenken, was sie dem Führer verdankt. Der Besitzer eines deutschen Warenhau- ses in Sao Paulo, Herr Sch. ist als stram- mer Nationalsozialist bekannt. Sein Haus , war das erst edeutsche Geschäft in Sao Paulo, das im Jahre 1933 die Hakenkreuz- fahne gehisst hatte. Aber er ist auch ein tüchtiger Geschäftsmann. In einer Ge- sellschaft trifft er eine Dame aus ersten brasilianischen Kreisen. Auf seine Frage, warum sie sein Geschäft nicht mehr mit ihrem Besuch beehre, antwortet sie ihm aufrichtig, sie kaufe nicht mehr in na- tionalsozialistischen Geschäften! Darauf: erklärt unser Held prompt, er sei kein Nationalsozialist, das sei vielmehr nur- sein Sozius. 21' Deutschtum und Nationalsozialismus in Brasilien Aus Brasilien wird uns geschrieben: Seit mehr als 100 Jahren gibt es in Brasilien deutsche Kolonisten. Ins- gesamt sind seit Anfang des vori- gen Jahrhunderts ungefähr 200.000 Deutsche in Brasilien eingewandert, die sich meist in den Südstaaten (Rio Grande do Sul, Santa Catari- na, Parana und Sao Paulo) als Siedler niedergelassen haben. Vie- le kamen auch als Handwerker, Kaufleute und Fabrikanten in die Städte. Es gibt in den vier genann- ten Staaten wohl keinen Ort, in dem nicht Deutsche wohnen. Vor allem war es wirtschaftliche Not, welche die meisten zur Aus- wanderung trieb. Nachgeborene Bauernsöhne, Handwerker, die durch Einführung der Maschinen- arbeit brotlos geworden waren, so- wie Kaufleute, die bankrott ge- macht hatten, stellten das Gros der Auswanderer. Jedesmal, wenn in Deutschland eine Wirtschftskrise ausgebrochen war — und das war auch im vorigen Jahrhundert, in 10 Jahren mindestens einmal der Fall — ergoss sich ein Strom von Aus- wanderern nach Amerika. Zunächst wurde allerdings Nordamerika von den Auswanderern bevorzugt, aber seit dem Ende der ersten Weltkrie- ges, als USA die Einwanderung immer mehr erschwerte, wurde vor- wiegend Südamerika und hier vor allem Brasilien als Auswanderungs- ziel gewählt. Fast die Hälfte aller deutschen Einwanderer ist erst seit 1919 nach Brasilien gekommen. Aber nicht nur wirtschaftliche Grün- de waren für die deutschen Aus- wanderer massgebend. Es gab un- ter ihnen auch politisahe Flüchtlin- ge, die besonders in den Jahren 1848—1850 vor den Verfolgungen der deutschen Landesfürsten, für deren Sturz sie kämpften, hierher flohen und sich als Kolonisatoren an hervorragender Stelle betätig- ten, wie z. B. Dr. Hermann Blumen- au, nachdem eine Stadt in Santa Catarina heisst. Die Anzahl der jetzt in Brasilien wohnenden Reichsdeutschen wird auf 80.000 geschätzt. Die sogenann- ten Deutsch-Brsilianer, das sind Kinder und Enkel von deutschen Einwanderern, die schon in Brasi- lien geboren und nach den hiesi- gen Gesetzen Brasilianer sind, sol- len circa 500.000 betragen. Viele von diesen, besonders in den Städ- ten, haben sich aber schon so assi- miliert, dass sie kaum noch deutsch sprechen können. Die brasilianischen Behörden ha- ben die Einwanderung der Deut- schen immer gefördert, da sie in ihnen ein wertvolles Element für die Entwicklung Brasiliens sahen; und als in der Inflationszeit die meisten Deutschen hier völlig mittellos an- kamen, wurden fast 10.000 von den neu Eingewnderten in Bundes- und Staatskolonien untergebracht und bekamen ausserdem noch von der Regierung Lebensmittel, Saatgut und Arbeitsgeräte auf Kredit gelie- fert. Auch der Pflege deutscher Kultur wurden von brasilianischer Seite keine Hindernisse in den Weg gelegt. Fast jede Kolonie konnte ihre deutsche Schule und Kirche errichten, in den Städten wurden deutsche Zeitungen, Krankenhäuser sowie zahlreiche Vereine gegrün- det. So konnten die Deutschen in Brasilien völlig frei und ungehindert 22 ihren Beschäftigungen nachgehen und auch an den Sitten und Ge- bräuchen ihrer alten Heimat fest- halten. Politische Streitigkeiten gab es unter ihnen kaum. Sie waren hier draussen alle in erster Linie Deutsche, Vertreter einer grossen Kulturnation. Das änderte sich erst, als der Natio- nalsozialismus in Deutschland zur Macht kam. Bis dahin gab es, wie wir aus vertrauenswürdiger Quelle wissen, in ganz Brasilien nur 200 eingetragene Mitglieder der N. S. D. A. P., von denen unterdessen mehr als die Hälfte die Partei wieder ver- lassen hat. Dieses kleine Grüpp- chen, das in der Hauptsache aus Abenteurern und Gescheiterten be- stand, versuchte nun mit Hilfe eini- ger nationalsozialistisch eingestell- ter Konsulatsbeamter sämtliche deutsche Schulen und Vereine gleichzuschalten. Wer sich zur Wehr setzte — und viele taten es — wurde mit der Verhängung des wirtschaftlichen und gesellschaftli- chen Boykott bedroht. Doch begnügten sich die Nazis nicht damit, ihre Ideen unter den hiesigen Deutschen zu verbreiten, sie versuchten auch die brasiliani- sche Oeffentlichkeit zu gewinnen und mischten sich zu diesem Zweck in die brasilianische Politik ein. Hier kamen sie aber an die falsche Stelle. Die Brasilianer verab- scheuen die nationlsozialistische Vergessen Sie nicht, wenn Sie Ihre Wohnung wechseln, dem "Anderen Deutschland" Ihre neue Adresse bekanntzugeben. Ideologie mit ihren Rassentheorien und Gewaltmethoden und die Be- hörden machten dem unheilvollen Treiben der Nationalsozialisten bald ein Ende. Da nun aber leider die deutschen Schulen und Vereine von den Nazis gleichgeschaltet wa- ren, musste die brasilianische Re- gierung gegen alle vorgehen und durch strenge Vorschriften verhin- dern, dass dort nationalsozialisti- sche Propaganda getrieben wurde,, wer sich darüber beklagen will, soll sich an die Nazis wenden, deren Schuld es allein ist, wenn das kul- turelle Leben der Deutschen sich nicht mehr so frei entfalten kann wie früher. Seit Kriegsausbruch ist nicht nur der Handel mit Deutschland durch die englisch-französische Blockade lahmgelegt, sondern auch die Sub- ventionen der nationalsozialisti- schen Regierung fliessen nicht mehr so reichlich, wie bisher. Damit ver- schwindet aber auch immer mehr der Einfluss, den die Nazis auf die hiesigen Deutschen ausüben. Nun- mehr ist es Zeit, dass diejenigen, welche schon immer die nicht nur für das Deutschtum in Brasilien un- heilvolle Politik des Nationalsozialis- mus bekämpft haben, es überneh- men, den wirtschaftlichen und kul- turellen Einfluss des Deutschtums in Brasilien zu retten, indem sie sich zusammenschliessen und der brasi- lianischen Oeffentlichkeit bekannt- geben, dass sie mit dem National- sozialismus und seinen Methoden nichts zu tun haben wollen. Oesterr. Informatonsstelle Sprechstunde: SAMSTAG 6—y2 8 Uhr. 23; Trete Deutsche Bühne in Buenos Aires Am 20. April wird die Freie Deutsche Bühne zum ersten Mal an die Oeffent- Jichkeit treten. Unter der erfahrenen Leitung von Walter Jacob und mit ei- nem Ensemble, das lediglich aus Be- rufsschauspielern besteht, wird diese deutsche Theatergruppe in Buenos Aires ein Stück des Wollens zu ver- wirklichen suchen, von dem auch un- sere Zeitschrift beseelt ist, echte deut- sche Kultur im Ausland zu vertreten, in einer Zeit, wo deutsche Kultur und deutsches Kulturgut in der Heimat zerstört und vernichtet wird. Der Spielplan wird den verschieden- sten Publikumswünschen und dem verschiedenen Geschmack gerecht zu werden suchen, ohne deshalb auf künstlerisches Niveau verzichten zu wollen. Nach einem überall erfolgreich aufgeführten Lustspiel, mit dem die Spielzeit beginnt, folgt das erschüt- ternde Menschlichkeits- und Anti- kriegsdrama "Der Mann, den sein Gewissen trieb". Wir weisen unsere Freunde und Leser schon jetzt nachdrücklich auf die Freie Deutsche Bühne hin und hoffen, dass alle diesen äusserst begrüssens- werten Versuch, in Buenos Aires trotz schwierigster Umstände ein gutes deutsches Theater zu schaffen, nach Kräften unterstützen werden. Die Preise sind so gehalten, dass jedem die Möglichkeit zum Besuch des Thea- ters gegeben ist. Die Aufführungen finden jeweils an Sonnabenden und Sonntagen in der Casa del Teatro, Santa Fe 1243, statt. m Soeben erschien: Dr. August Siemsen: "PREUSSENS ENDE — DEUTSCHLANDS RETTUNG Heft 1 der Schriftenreihe "DAS ANDERE DEUTSCHLAND" Deutsche Ausgabe Ediciön Castellana Preis 20 Centavos Bestellungen an "LA OTRA ALEMANIA" TUCUMAN 309 — BUENOS AIRES Drei Monate kostenlos •zur Probe versenden wir "Das Ändere Deutschland" an Adressen, die uns -von unseren Abonnenten aufgegeben werden. 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