y Aus dem Inhalt: DAD zum Ueberfall auf die Niederlande Nazi-Terror Arbeiter im HI. Reich Die innerdeutsche Front Menschen des Änderen Deutschland Ein K. P, D.-Führer fordert zum Kampf gegen die Il- legalen in Deutschland auf Tote Revolution? An junge Menschen Ziele der fugend Oesterreichische Seite Eine Resolution Abschied von Halbheiten "Mission" Schuschnigg iDiskussiensTribüne Neu-Imperialismus? Stimmen aus dem Leserkreis Das Andere Deutschland (LA OTRÄ ALEMANIA) Periodico Aleman Independiente BUENOS AIRES, 15. Mai 1940 JAHRGANG HI — Nr. 26 - EINZELNUMMER 20 CENTAVOS . .j JAHRESABONNEMENT: 2 PESOS ^1 Die WürSel sind gefallen "Europa in Flammen", die Ueberschrift unserer vorigen Monatsbetrachtung, die am Tage des Ueberfalls auf Norwegen geschrieben wurde, ist erst vier Wochen später Wirklichkeit geworden. "Zur Si- cherung der Neutralität" hat Hitler in der Nacht von 9. zum 10. Mai — das Datum wird eins der wichtigsten dieses Welt- krieges bleiben — den Blitzkrieg gegen Belgien, Holland und Luxemburg gestar- tet . Damit sind Vorspiel und Eingangskapitel des neuen Weltkriegs zu Ende. Es ist bit- terster und tödlichster Emst geworden. Angesichts der Entfesselung des Krieges an der entscheidenden Westfront ist der Kampf in Norwegen, der noch soeben im Mittelpunkt des In- teresses stand, schnell in .den Hinter- grund getreten. Es ist aber notwendig,, noch einiges über ihn zu sagen, Der Verlauf des norwegischen Feldzugs hat gezeigt, wie falsch es ist, Tatsachen zu verschweigen und Niederlagen in Erfolge umzudeuten, wie falsch es auch ist, den oft widersinnigen Nachrichten sensationshung- riger Kriegsberichterstatter Glauben zu schenken. Wer das getan hat, und sich nicht durch Studium der Karte — das-beste Mittel, sich unabhängig von dem Wirrwarr der Pressenachrichten zu machen! — vom schnellen und fast unaufhörlichen Vormarsch der Deutschen überzeugt hatte, nur der konnte durch Hitlers Sieg überrascht werden. Es ist falsch, den Erfolg Hitlers in Norwegen zu bagatellisieren. Wir schrieben im vorigen Monat: "Wenn die Nazis im Besitz der norwegischen Häfen bleiben sollten, so könnten sie den ganzen skandinavischen Han- del monopolisieren. Sie brauchten nicht einmal Schweden zu besetzen, um seinen Handel vom offenen Meer abzuschneiden und ihn nach der Ostsee zu lenken. Sie könnten ferner von den norwegischen Flughäfen aus die englische Schiffahrt im Norden bedrohen." Wie weit das Letztere geschieht, bleibt abzuwarten. Was Schweden angeht, so ist es heute Hitler ausgeliefert, so weit Stalin das zulässt. Allein kann es keinen Widerstand leisten gegen Hitlers Forderungen. Vor allem aber — und das ist das wichtigste Resultat der norwegischen Kampagne — hat Hitler sich den Bezug des gesamten schwedischen Erzes gesichert und damit eine tödliche Gefahr für die deutsche Kriegführung abgewehrt. Selbst wenn der Hafen von Narvik den Engländern verbleiben sollte, was wenig wahrscheinlich ist, so hätte das keine entscheidende Bedeutung. Denn wenn auch im Winter Lulea, der andere Verschiffungshafen des schwedischen Erzes, nicht benutzbar ist, so zeigt ein Blick auf die Karte, dass das schwedische Erz per Bahn zu anderen eisfreien Ostseehäfen ge- bracht werden könnte. Das ist gewiss umständlicher und kostspieliger als der Transport über Narvik, bietet aber bei beherrschendem deutschen »Einfluss in Schweden keine unüberwindliche Schwierigkeit. Diese grossen Erfolge werden durch die schweren Verluste der deutschen Flotte, denen nicht geringe Verluste der englischen Flotte gegenüberste- hen, nicht im Entferntesten ausgeglichen. Das Ende des Chamberlainismus Was sich in Norwegen abgespielt hat, das war der letzte in der grossen! Reihe der Erfolge, die in Frieden und Krieg die dynamische faschistische . Politik über die englische Politik des Muddelns, die der Hitlerismus über •den Chamberlainismus davongetragen hat. Die Politik des "wait and see", des Abwartens, die Politik von München ist von Chamberlain im Kriege1 fortgesetzt worden, und hat in der norwegischen Katastrophe einen neuen Gipfelpunkt, aber cnich ihr Ende erreicht. Gewiss darf man nicht vergessen, dass nicht nur Englands Versagen, son- dern auch die sträfliche Nachlässigkeit Norwegens und die passive Zu- schauerrolle Schwedens Hitlers Erfolge ermöglicht haben. Jedoch auch hier, tragen Chamberlain und City-Politik durch ihre Sabotage der kollek- tiven Sicherheit letzten Endes die Hauptschuld. Mit Norwegen aber war das Mass der Misserfolge Chamberlains voll. Der "Sieg", den er, der sich gegen den Willen des englischen Volkes an sein Amt zu klammern suchte^ bei der Abstimmung im Unterhaus noch einmal 2 davontrug, wär in Wahrheit sein Ende. Durch Hitlers neuen Blitzkrieg wur- de sein Sturz beschleunigt. Damit schliesst ein schmachvolles Kapitel der englischen Geschichte. Heu- te gibt es kein Ausweichen und kein Muddeln mehr für England. Es kann den Krieg nicht mehr mit kaufmännischen Methoden führen, es muss sei- ne ganze Macht in die Wagschale werfen, seit der von Hitler entfesselte Totale Krieg im Westen seine eigenen Lebensnerven bedroht. Es ist begreiflich, dass angesichts der Schwäche der bisherigen alliierten Kriegführung und der Erfolge Hitlers dieser neue Schlag in manchen Kreisen Bestürzung, ja Entmutigung hervorgerufen hat. Jedoch ist das mindestens ebenso falsch wie die frühere Unterschätzung des hitlerdeut- schen Militarismus und die Ueberschätzung Englands. Hitler setzt alles auf eine Karte, und es klingt nicht unwahrscheinlich, dass die wachsen- den wirtschaftlichen Schwierigkeiten ihn zu dem Versuch veranlasst ha- ben, eine schnelle Entscheidung zu erzwingen. Die Chancen dafür sind keineswegs günstig. Wenn Hitler glaubt, mit den neuartigen Methoden des Blitzkriegs Hol« land und Belgien schnell überrennen zu können, so ist schon jetzt klar, dass er sich darin getäuscht hat. Die "Quinta Columna" hat nicht so gut funktioniert wie in Norwegen. Die Gegenwehr hat sofort eingesetzt, die in Bereitschaft gehaltenen französischen Truppen sind ohne Zeitverlust den Holländern und Belgiern zu Hilfe gekommen. Alles spricht dafür, dass die deutsche Offensive nicht die schnellen Erfolge haben wird, wie im Jahre 1914 bis zur Marneschlacht. Selbst wenn es den Nazitruppen gelingen sollte, womit gerechnet werden muss, den grösseren Teil Hol- lands und Belgiens zu okkupieren, so würde das kein entscheidender Er- folg sein. Dahinter kommt die Maginot-Linie, und hinter ihr und dem Meer, über das hin von Holland aus England sicher schwer getroffen werden kann, über das Hitler aber nicht genügend Truppen werfen kann, um England im Innern anzugreifen — hinter Maginot-Linie und Meer befinden sich die ungeheuren latenten Kräfte Frankreichs und Eng- lands, während Hitlerdeutschland schon den Höhepunkt seiner Leistungs- fähigkeit erreicht hat. Das Volk entscheidet Allerdings kommt alles darauf an, dass diese Kräfte restlos mobilisiert werden. Es genügt nicht, dass nach dem Sturze Chamberlains die Kriegs- führung Hitlers mit den gleichen Mitteln beantwortet wird, die er anwen- det. Es darf auch kein Platz mehr sein für die Geschäfte der City und der zweihundert Familien und für die Machenschaften der Laval, Flandin und Bonnet, des Cliveden-Set, der Simon, Samuel Hoare und Montague Nor- man. Wenn es um die Existenz Frankreichs und Englands geht, muss das arbeitende Volk entscheidend mitzubestimmen haben, da von ihm in al- lererster Linie der Ausgang der Krieges abhängen wird. Das Volk musd wissen, wofür es kämpft. Das gilt auch für die arbeitenden Massen in Deutschland. Nichts ist veit- fe^er, als wenn heute prominente Männer in England and Frankreich, .seht darüber, dass sich in Deutschland keine Zeichen der Erhebung' ' - den verbrecherischen Krieg der Hitlerdiktatur zeigen, Hitler und das; :'"-e Volk gleichsetzen. Sie vergessen dabei, dass gerade die eng- ch3 Politik es gewesen ist, die Hitler immer wieder gestützt und- der v'-chen Opposition jede Entwicklungsmöglichkeit genommen hat. Nur umgekehrte Haltung, nur die Erklärung, dass man nicht das gesamte csuische Volk für die Verbrechen der Hitlerdiktatur büssen lassen wMl, r.ann den Boden für eine deutsche Revolution vorbereiten, die allerdings erst dann heranreifen wird, wenn Hitler nicht mehr von Erfolg zu Erfolg« schreitet, und wenn die Lasten des Krieges unerträglich werden. Ein Wort ist noch über die Rolle Mussolinis zu sagen. Seine "No-beligerencia" hat Hitler bisher ungeheuer genützt. Wenn-, der Erpresser den Mut finden sollte zum ewigangedrohten Ab- sprung in den Krieg, so wird sich zeigen, was hinter seinem Maulhelden- tum steckt. • Gewiss soll man die faschistische Kriegsmaschine nicht un-f verschätzen. Da England und. Frankreich nicht gleich zu Beginn des Krie- ges, als Hitler in Polen engagiert war, Mussolini ein Ultimatum gestellt haben, würde heute sein. Eintritt in den Krieg die Alliierten vor neue Ge- fahren und grosse Aufgaben stellen. Aber Italien kann bei seinem kata- strophalen Mangel an Rohstoffen trotz aller grossen Worte nicht lange durchhalten, wenn es durch Gibraltar und Suez von seinen überseeischen Verbindungen abgeschnitten wird. Wie weit es auf dem Balkan Aktions- ireiheit haben würde, hängt von Stalin ab, der, wie es scheint, die Situa- tion auszunutzen sucht, um durch einen Balkanbund unter seiner Füh* rung die russische Vormachtstellung auf dem Balkan zu begründen. N' die Situati&n ernst» Aber die Zeit, in der Faschismus und Na- tionalsozialismus durch das Versagen der Gegenspieler von Erfolg zu Er- folg schreiten konnten, ist vorbei. Der Entscheidungskampf hat begonnen. Alle kindischen Lügen der Näzipropaganda haben nicht verhindern: können, dass der Hass der Welt nach dem neuen brutalen Naziüberfaü sich mehr als je gegen die Hitlerdiktatur wendet. Die Ueberzeugung, die wir in der vorigen Monatsbetrachtung über den Ausgang des ge- wältigen Ringens ausgesprochen haben, bleibt deshalb in vollem Um- fange bestehen. Wir wiederholen unsere Worte: "toe HitlercKktatur und die Nazis werden vernichtet werden." Trotz efer. Erfolge im nordischen Blitzkrieg und auch wenn Rumänien- (heute müsste man sagen: Holland und Belgien) der Hitlerdiktatur ert- liegen würde, sind wir so fest und unerschütterlich wie je von dem Un- gang Hitlers überzeugt. Es gibt für ihn und das Nazisystem keine Ret- tung* In, dem Moment, wo seine Erfolge gefährliche Ausmasse anneh- men würden, würden neue Gegner gegen ihn in die Schranken treten. Diese künftige- möglichen Gegner sind USA und — trotzalledem — Sowjetrussland. i Erklärung des A. R. zum nazionalsozia- listischen Überfall auf die Niederlande Das Andere Deutsehland ersucht seine Freunde in allen Staaten Süd- amerika» für die weiteste Verbrei- tung dieser Erklärung, möglichst durch die Tagespresse, zu sorgen. Der gewaltsame Anschluss Oesterreichs, der Krieg gegen die spanische Republik, der Einbruch in die von Europa verrate- ne und verlassene Tschechoslowakei, die vierte Teilung Polens, die Besetzung Dä- nemarks, der Ueberfall auf Norwegen und nun, als vorläufig letzte Etappe, der meuchlerische Angriff auf drei neutrale Staaten zugleich, Belgien, Holland, Lu- xemburg, das sind die Taten, mit denen das Nationalsozialistische Dritte Reich den deutschen Namen vor den Kulturvöl- kern geschändet hat. Das deutsche Volk, selber von den Braunhemden überrannt, niedergeworfen, geknechtet, geknebelt; das andere Deutschland, in den Gefäng- nissen der Gestapo und in den Konzen- trationslagern der SS gefangen, gemar- tert, gemordet, es kann seine Stimme nicht erheben gegen diese Greueltaten. In diesem Augenblick muss umso lauter und vernehmlicher die deutsche Emigra- tion sprechen und für das stumme, lei- dende, terrorisierte andere Deutschland, an dessen Auferstehung wir glauben, vor dem Kulturgewissen der Welt erklären, dass es nichts gemein habe mit den Hit- lerbanden, die das Staatsruder des Deut- schen Reiches an sich gerissen haben, und nichts mit ihrem Kriege. Dieses wahre, das andere Deutschland, dem man einmal nach dem blutigen Nie- derbruch des Nationalsozialismus die Süh- ne und Wiedergutmachung der Verbre- chen, die im Namen Deutschlands in die- sem Kriege begangen werden, auferlegen wird wollen, appelliert an die Kulturvölker der ganzen Welt zusammenzuwirken, um das nationalsozialistische Verbrechertum auszutilgen von der Erde, die es mit sei- nem Dasein schändet. Denn der Begriff und die Aufrechterhaltung der staats- rechtlichen Neutralität sind sinn- und in- haltslos geworden gegenüber diesem Da- seinskampf, der entscheidet über den Be- stand der europäischen Zivilisation oder ihren Untergang in der Nacht der Bar- barei. ARBEITERTRAGÖDIE IM DRITTEN REICH Das Schicksal der deutschen Arbei- terschaft unter der Hitlerdiktatur lässt sich mit einer Tragödie ver- gleichen, deren letzter Akt sich heu- te vor unseren Augen abspielt. 1. Akt. Versprechungen und Verblendung Die Nationalsozialistische Deutsche Ar- beiterpartei sucht die deutschen Arbeiter 2. Akt. Zuckerbrot und Peitsche mit ihrem Namensschild und durch ufer- lose Versprechungen zu ködern. Das Gros der geschulten Arbeiter bleibt für diese Lockungen unempfänglich. Aber Hun- derttausende von ungeschulten Arbeitern, vor allem Erwerbslose und Jugendliche, marschieren unter der Führung der Tod- feinde ihrer Klasse hinter den Haken, kreuzfahnen, bereit zum Kampfe gegen ihre eigene Klasse. An die Macht gekommen, suchen Hitler und die Nazis die Arbeiterschaft in den totalen Diktaturstaat einzufügen. Die Mittel sind Zuckerbrot und Peitsche. So sieht das Zuckerbrot aus: Volksge- meinschafts-Phrasen ; Steter Mai als "Tag der Arbeit" nationaler Feiertag; "Kraft durch Freude" und "Schönheit der Arbeit"; als wichtigstes die allmähli- che Beseitigung der Arbeitslosigkeit durch Aufrüstung etc. Und so die Peitsche: Zerstörung aller Arbeiterorganisationen; Plünderung Ihres Besitzes; Unterdrückung jeder Selbstän- digkeit der Arbeiterklasse und jeder frei- en Meinung des einzelnen Arbeiters; Be- spitzelung; Konzentrationslager; Folte- rung und Mord für die Aufrechten. 5 3. Akt. Sklavenleben So wird die stolze deutsche Arbeiterbe- wegung vernichtet und die deutsche Ar- beiterschaft in ein Sklavenleben hinein- gezwungen. Um die Arbeitssklaven zufrie- den zu halten, sucht die Diktatur für ei- nigermassen auskömmlichen Lohn und 4. Akt. Verelendung Langsam, aber sicher, wird das Zucker- brot verringert und die Peitsche schär- fer gehandhabt. Welteroberungziele und Aufrüstung führen zur Verschlecht 5. Akt. In der Knochenmühle Der von Hitler entfesselte Krieg bringt die schrankenlose Ausbeutung der Arbeits- kraft. Die Arbeitszeit wird für Männer, Frauen und Jugendliche über 16 Jahren auf 10 Stunden bei ununterbrochener, 12 Stunden bei teilweiser Arbeitsbereitschaft erhöht, mit der Massgabe, dass sie dar- über hinaus gesteigert werden kann. Kinder unter 16 Jahren können 10 Stun- den beschäftigt werden. Die Arbeiter können beliebig verschickt .werden. Es gibt keine Freizügigkeit mehr. Krank- schreibenlassen wird aufs äusserste er- schwert. Ernährung und Bekleidung ver- schlechtern sich rapide. Wie das deut- sche Land, so werden die deutschen Ar- für etwas Abwechslung und Vergnügen zu sorgen. Gleichzeitig aber sind die Ar- beiter zu blossen willenlosen Werkzeugen erniedrigt. Sie sollen nicht mehr denken- de Menschen, sondern gefügige Maschi- nenbestandteile sein. terung der Arbeits- und Lebensbedingun- gen. Ernährung, Kleidung, der ganze Le- bensstandard zeigen eine sinkende Kur- ve. beiter bis aufs letzte ausgesogen, ihre Gesundheit ruiniert, ihr Leben verkürzt. Durch die rücksichtslose Ausbeutung der Frauen und die schlechte Ernährung wird auch schon die kommende Generation aufs schwerste geschädigt. Millionen von Arbeitern aber müssen mit ihrem Blut den wahnsinnigen Eroberungsplänen der Verbrecherdiktatur dienen und friedliche Länder überfallen helfen. Er werde nicht das leiseste Bedauern spüren, wenn er zehn Millionen Deutsche in den Krieg schicken müsse, und wenn die Blüte der deutschen Nation im Kriege falle, denn die Natur sei grausam, hat Hitler gesagt. Von einem verbrecherischen Grössenwahnsinnigen in Sklavenarbeit, Hunger, Not und Tod des totalen Krieges ge- führt, so endet die Tragödie der deutschen Arbeiterschaft in der Hitlerdiktatur. Mit der Erhebung der deutschen Arbeiter und der Ver- nichtung der Schuldigen wird ein neues Kapitel anfangen. Die KPD gegen die illegalen Kämpfer in Deutschland Walter Ulbricht, der Leiter des Zen- tralkomitees der KPD, hat in Moskau, also zweifellos mit Billigung der dorti- gen massgebenden Stellen, einen Arti- kel geschrieben, gegen den die Londo- ner sozialistische Arbeitsgemeinschaft scharf Stellung genommen hat. Die S. A. G. umfasst die österreichischen revo- lutionären Sozialisten, den Internatio- nalen Sozialistischen Kampfbund, die GiSippe "Neubeginnen" und die Soziali- stische Arbeiterpartei, also die wesent- lichsten linkssozialistischen Organisatio- nen. Ulbricht verteidigt in seinem Artikel den Pakt zwischen Hitler und Stalin, indem er ihn umfälscht in eine Freund- schaft zwischen dem deutschen und dem russischen Volke, während dieser Pakt ja gerade die Hitlerdiktatur, den Ted- feind des deutschen Volkes, stützt. Er schreibt: "Deshalb sehen nicht nur die Kommu- nisten, sondern auch viele soztaldemo- 6 kratische Arbeiter und nationalsoziali- stische Werktätige ihre Aufgabe darin, unter keinen Umständen einen Bruch des Paktes zuzulassen. Wer gegen die Freundschaft des deutschen und des Sowjetvolkes intrigniert, ist ein Feind dfes deutschen Volkes und wird als Hel- fershelfer des englischen Imperialismus gebrandmarkt. Im werktätigen Volke Deutschlands verstärken sich die Bemü- hungen, die Anhänger der Thyssen-Cli- que, dieser Feinde des sowjet.deutschen Paktes, aufzudecken. Vielfach wurde die Entfernung dieser Feinde aus der Ar- mee und dem Staatsapparat und die Konfiszierung ihres Eigentums gefor- dert." Dazu sagt die Erklärung der S. A. G.: "Jetzt ist es heraus. Die Hauptaufgabe der KPD ist die Erhaltung des deutsch- russischen Paktes. Der Hauptfeind in Deutschland ist nicht Hitler, sondern die antifaschistischen Gegner dieses Paktes; um sie als Ar bester feinde zu diskreditie- ren, nennt Ulbricht sie di? "Thyssen-Cli- que", d. h. er behängt sie mit dem Na- men des einzigen deutschen Grosskapita- listen, der dem Krieg offen opponiert hat. Und die Hoffnung der KPD ist nicht die soziale Revolution gegen Hitler, son- dern die "Revolution von oben", in der Hitler mit einem Teil seines Apparates, gestützt auf die "nationalsozialistischen Werktätigen" die aussenpolitisch unzu- verlässigen Elemente innerhalb und au- sserhalb des Apparates nach den Metho- den der Moskauer Prozesse "aufdeckt". Aber die "Thyssen-Clique", d. h. die Gegner der Hitlerschen Kriegspolitik, sit- zen ja nicht in erster Linie im Grosska- pital und im Staatsapparat! Und Ul- bricht weiss das; unmittelbar anschlie- ssend an die zitierte Stelle spricht er vom "Kampf der deutschen Werktätigen ge- gen die Agenten des englischen Imperia- lismus, gegen die Thyssen-Clique und ih- re Freunde aus den Reihen der sozialde- mokratischen und katholischen Führer in Deutschland.. Die Worte Ulbrichts bedeuten nichts an- deres, als dass die Funktionäre der KPD von der höchsten Moskauer Autorität aufgefordert werden, jeden Sozialdemo- kraten oder Katholiken, jeden illegalen Antifaschisten, der den deutsch-russi- schen Pakt kritisiert, "aufzudecken", also in dieser oder jener Form an die Gesta- po zu denunzieren! Die KPD_Führung zieht aus ihrer Haltung die letzte, äusser- ste Konsequenz: nachdem sie jedes Band der politischen Gemeinsamkeit mit den Gegnern der Hitlerschen Kriegspolitik zerrissen hat, zerreisst sie öffentlich und in aller Form auch das Band der Soli- darität! So erschreckend die Konsequenzen die- ser neuen Stellungnahme der KPD sind, so gewiss muss man verstehen, dass sie die logisch notwendige Weiterentwick- lung ihrer bisher eingenommenen Hai- tung darstellt. Als die russische Dikta- tur ihre Wendung zur aussenpolitischen Zusammenarbeit mit dem deutschen Fa- schismus vollzog, da hat die Komintern ihren "4. August" erlebt: sie hat offen und eindeutig das Interesse der russi- schen Diktatur über das Interesse des in- ternationalen Arbeiterbewegung am Stur- ze Hitlers gestellt. Je schärfer der Ge- gensatz zwischen der russischen Dikta- tur und allen Gegnern des deutschen Faschismus sich zuspitzt, je näher Stalin und Hitler aneinanderrücken, desto tie- fer muss auch die Kluft zwischen der Ko- mintern und allen Richtungen der selb- ständigen sozialistischen Arbeiterbewe- gungen werden. Stalin sieht heute im englischen Imperia- lismus den Hauptfeind, in Hitler einen unzuverlässigen Verbündeten, in der in- nerdeutschen Opposition eine Gefahr für seine Aussenpolitik: also muss die KPD, die ein Werkzeug dieser Aussenpolitik ist, den Hauptangriff nicht mehr gegen Hit- ler, sondern gegen die deutschen Anti- faschisten richten. Die Logik ist unbe- streitbar, aber dennoch hat dieser neue- ste Schritt eine grundsätzliche Bedeutung: es ist der Schritt über die Grenze, die ei- ne, wenn auch entartete Organisation der Arbeiterbewegung von einer reinen Auslandsabteilung der GPU trennt... Wir respektieren die ehrliche Ueberzeu- gung jedes Sozialisten und Antifaschi- sten, auch wo wir sie als irrig bekämp- fen. Wir sehen es als die Aufgabe der in- ternationalen sozialistischen Bewegung an, den Sturz des Hitlersystems mit allen Mitteln zu fördern — darum nehmen wir in diesem Kriege eindeutig gegen Hitler Partei. Wir erkennen jedoch den Soziali- sten innerhalb und ausserhalb der kom- munistischen Partei, die anderer Meinung sind, das demokratische Recht zu, ihre Meinung zu vertreten. Aber Ulbrichts parteioffizielles Dokument ist mehr als der Ausdruck einer bekämpfenswerten politischen Meinung: Es ist die Auffor- derung zum Bruch der Solidarität! Darum stellen wir jedem deutschen Kom- munisten in der Emigration die Frage: Bist Du mit diesem Dokument einverstan- den oder nicht? Bist Du nicht einverstan- den, dann musst Du heute die Konse- quenz ziehen und das öffentlich ausspre- chen, d. h. Dich von der KPD trennen. Bist Du einverstanden, so gehst Du mit der KPD einen Weg, der sich unwiderruf- lich vom Weg der sozialistischen Arbei- terbewegung getrennt hat." Die höchste Losung der Arbeiter- klasse muss sein: Solidarität! 7 VON DER INNEREN FRONT Arbeiterkinder brauchen keine Milch! Die Nazis haben Lohnerhöhung verboten, doch sie erhöhen jetzt die liebenjmilttel- preise. B» Ist Ihnen gleichgültig, das Ar- beiterfamilien jetzt nicht mehr wissen, wie sie Ihre Kinder satt kriegen seilen. In einer Rundfunkrede an das deutsche Volk verhöhnt Göring die Arbeiter, er empfahl Ihnen, ihren Kindern statt Voll- milch wässrige Magermilch zu geben, er versuchte Ihnen einzureden, dass die von ihm verordnete Milchpreiserhöhung für sie sogar ein Segen sei. Es sei zwar rich- tig, dass Verbraucher mit kleinem Ein- kommen jetzt häufig ihren Kindern kei- ne Milch kaufen könnten — Erwachsene erhalten In Deutschland sowieso nur Im Ausnahmefall einen Milchbezugschein — aber wer die kleine Vollmilchration für seine Kinder nicht mehr bezahlen kön- ne, solle Magermilch kaufen und tsich darüber freuen, dass er Geld spare. Aber die Nazibonzen trinken Sekt Bei Kriegsbeginn hat Hitler dem deut- schen Volke die neuen schweren Lasten durch das Versprechen schmackhaft zu machen versucht: ..Wenn dier Soldat an der Front kämpft, soll niemand am Krie- ge verdiene«. Wenn der Soldat an der Front fällt, soll sich niemahd zu Hause seiner Pflicht entziehen." Doch seit Kriegsbeginn wird in Deutsch- land, wie das Steigen der Börsenkurse und der. Dividenden zeigt, am Kriege gut verdient, und die Kriegsgewinnler und Nazibonzen tun ihre Pflicht auf ihre Art. Während an der Front Schüsse knallen, knallen ihnen Sektkorken in den Ohren. Die deutsche Sektindustrie berichtet be- friedigt, dass „bei den lebhaften Ein- käufen des Publikums im Herbst und frühen Winter anstelle mancher knapp gewordenen Ware und alkoholhaltiger betränke zum Sekt gegriffen wurde. Auch das Ergebnis des Weihnachtsgeschäftes hat recht zufriedengestellt ... Zurzeit ist der Sektabsatz weiter zufriedenstel- lend." Der Anzug des General- direktors Die Notmassnahmen der Lebensmittel- und Stoffrationierung werden jetzt von der. Nazipresse den deutschen Arbeitern als „Sozialisierung des Volkslebens" an- gepriesen. »Der Generaldirektor sieht sich auf die unbestechliche Fleischkar- te ebenso angewiesen wie der ärmste sei- ner Mitarbeiter", versichert zum Beispiel das gern mit radikalen Worten koket- tierende Nazi-Blatt für Rheinpfalz und Saargebiet, die „Rheinfront". Der Gene- raldirektor habe auf »einer Kleiderkarte genau so viele Punkte wie der Arbei- ter. „Er kann sieh für die gleiche* Putk- te einen bessere* Aezug kaufe», aber immerhin nur einen Aezug". Das ist allerdings ».immerhin" ein eihefc ■ lieber Unterschied. Denn der billige AM- zug aus Ersatz-Schund hält noch llaht halb so lange wie ein Anzug aus gute* Stoff oder aus kostspieligem Zellstoff. Der Ersatzschund-Anzug ist längst ver- schlissen, bevor der Anzug des General- direktors blanke Stellen zeigt. Der Ar- beiter kann sich jedoch keinen zweite» Anzug kaufen, nicht nur die Stoffratio- nierung macht Ihm das unmöglich, er verdient zu wenig. Nur auf dem Papier ist die Kleiderkarte „unbestechlich". Butterkarten für Reich und Arm - Butter nur für Reiche Landarbeiter und Bauern, Schweine unä Kälber trinken zu viel Vollmilch, rügte der deutsche Kriegswirtschaftsdiktgitor Göring (in seiner Rundfunkrede an das deutsche Volk). Landarbeiter und Bau- ern sollen weniger Vollmilch trinken, sie sollen die Milch verbuttern und die Ma- germilch mit den Schweinen teilen. Den* nur wenn die Buttererzeugung erheblich steige, käme Deutschland um einen ern- sten Fettmangel herum. Die deutschen Margarine-Rohstoff-Vorräte können, da die deutschen Walfangexpeditionen aus Furcht vor britischen Kriegsschiffen nicht auslaufen können, nur unzurei- chend ergänzt werden. — Die Butterer- zeugung kann aber keinesfalls ausrei- chend vergrössert werden. Der Butterver brauch der breiten Massen soll weiter eingeschränkt, der Buttervorrat soll den zahlungsfähigen „Volksgenossen" reser- viert werden. Die Nazis haben deshalb die Butterpreise erhöht. Die Nazis wissen natürlich genau, dass Butter durch diese Preiserhöhung für noch breitere Kreise des deutschen Vol- kes ein unerreichbarer Luxus geworden ist. Sie haben deshalb die Butterkarte mit Margarine-Abschnitten versehe*. Nach wie vor erhält in Deutschland Reich und Arm Butterkarten/ — denn im Reich der Nazi-„Volksgemeinschaft" hat jeder Anspruch auf gleiche Karten — doch die Arbeiter sollen auf Butter- karten Margarine kaufen. „Der Besser- gestellte kann wieder iButter kaufen", sagte Göring offen, aber „der Minder- bemittelte hat die Möglichkeit, in die verbilligte Margarine einzutreten" — in die berüchtigt schlechte deutsche Mar- garine. Der „Gerechtigkeit" halber wurde gro- ssen Arbeitergruppen aber auch der Kauf von Margarine erschwert. Die Be- hörden wurden angewiesen, Schwer- und Schwerstarbeitern (ab 15. Februar) nur noch im Ausnahmefall Margarine-Verbil- ligungsscheine auszustellen. Wahnsinnsausbruch an der Gebärfront Im „Schwarzen Korps" fordert Frau Ima- izard Klemm aus Ludwigshafen, die an- geblich ihr neuntes Kind erwartet, die deutschen Frauen auf, »den IMutverleet dieses Krieges in einer halben Genera- tion wettzumachen". Irmgard Klemm hat von dem Wehrwlssenfschaftler BwbM B Deutsche Genossen jenseits vom Rhein Deutsche Genossen, jenseits vom Rhein, Wie wird euch jetzt zu Mute sein? Im Schützengraben für Hitler liegen Und wünschen, dass die Gegner siegen, Mit Bombenwürfen und Kanonen Die Kämpfer um Deutschlands Freiheit belohnen Und sterbend für jene, die euch getroffen, Mit letztem Atem den Sieg erhoffen . Deutsche Genossen, jenseits vom Rhein, Wie wird euch wohl zumute sein? Landsknechte einer feindlichen Sache, Rechtlos, das Herz voller Sehnsucht nach Rache, Von Himmlers Spitzeln und Henkern bedroht, Fügt ihr euch sinnlosem Opfertod. Deutsche Soldaten, jenseits vom Rhein, Wann werdet ihr euch und uns befrei'n? LILI KOERBER Banse seiernt, dass die deutschen Müt- und Geschlachtetwerden, zu schielten, als t«r entschlossen sein müssen, Kinder für ein Beweis seiner allem Menschlichen den Tod in der Schlacht ero geb&ren. fernen Gotttthnlichkelt erscheinen Wahrscheinlich wird Ihr Hitlers *" Für uns ist diese Mutter», die zum Ge- Hauschnlns grebnisserte Entschlossenheit, bUren für Morden oder Ermordetwerden ' dJ?* Bedauernsi zehn auffordert, eine gemeingefährliche Ver- Mllllonen deutsche. Milnner auf das brecherln oder eine arme Irre. -Schlachtfeld, das heisst zum Schlachten Menschen des Anderen Deutschland Gegen die ungerechte Behaup- Ken. Die erste war die Bedienerin von R. t.ung, Hitler und das deutsche Volk Als Ich eines Abends vom Spazierenee- seien erna es gebe kein anderes hen nach Hause kam — ich ging immer Deutschland, legt auch der folgen- nur hei Dunkelheit aus, damit Ich mich ® ®.rlen. f°ls ab: nicht Beschimpfungen aussetzte, da ich Ich möchte Dir einiges aus meinem Le- kein Hakenkreuz trug, war ich gerade hen in Wien nach dem Anschluss erztih- dabei, die Lifttör zu öffnen, als die Bedie- len. Drei Frauen ans dem Volk haben eerin plötzlich an mich herantrat mit der mir durch ihre Sympathie und ihr Mitleid Bitte, mir einige Worte sagen zu dürfen. Kcholten. diese furchtbare Zeit zu ertra- Weisst Du, was sie mir gesagt hat?- '«Ich 9 habe gehört, gnädige Frau, dass Sie Un- annehmlichkeiten haben. Ich möchte Ih- nen in meinem und dem Namen aller, die Sie kennen, sagen, dass alles, was jetzt vor sich geht, nur durch den Willen ei- nes Wahnsinnigen, eines krankhaften Gehirnes geschieht. Glauben Sie mir, wir lieben und achten Sie wie vorher." Die zweite Frau war die Inhaberin unse- res Milchgeschäftes. Plötzlich verbot man, Nichtariera Lebensmittel zu ver- kaufen. Der Gemüsehändler entschuldigte sich bei mir, dass er mir nichts mehr ab- geben konnte, obschon er mich schützte. Die Milchfrau kam herauf, um mir zu Magen, dass sie mich nie im Stiche lassen werde, sie würde mir nachts Brot, Milcli und Butter bringen (an Butter fehlte es schon damals, im Winter 11)38-39). Die dritte Frau war die Bäuerin, die mir seit Jahren Honig, Marmelade, Eier und Obst brachte. Sie kam in Trauer —— ihr sechsjähriger Enkel war soeben im Spital gestorben, wie sie sagte, "ein Opfer des neuen Regimes" Es gab in den Spitälern keine Aerzte mehr, denn die einen waren Monarchisten, die zweiten Sozialisten, die dritten Katholiken, Schusehnigga Anhän- ger, und die übrigen Juden Darum muss- te man als Aerzte junge Nazi abkomman- dieren, die geradewegs von der Schul- bank kamen. So einer hatte dem Knaben 125 Einspritzungen verordnet, die das kleine Herz nicht ertragen konnte. Eine Krankenschwester bezeichnete ihn der Grossmutter gegenüber als Mörder, denn die früheren Aerzte verordneten 20—25 Injektionen. Diese arme Frau sagte mir schluchzend: Wir sind alle Opfer dieser neuen Re- gierung. Verlieren Sie den Mut nicht, liehe Frau, Gott wird Ihnen helfen, denn ich werde für Sie beten und Sie nie ver- gessen . Hier nehmen Sie bitte diese ro- ten Aepfel für Ihre Enkelin, und wenn wir den Verrückten los sind, dann kom- men Sie zu uns zurück." Tatsachenbericht eines tschechischen Hauptmanns Schlimmer noch als die Ueberfälle auf friedliche Staaten sind die sadi- stischen Grausamkeiten, mit denen ein unvorstellbar verrohtes Unter- menschentum von Hitler auf die Be- wohner der vergewaltigten Länder losgelassen wird, die ihr Vaterland nicht verraten wollen. Wer selbst sein Volk und Land liebt, müsste Achtung1 vor denen haben, die es auch tun. Die Bestialitäten der Nazis gegen die Patrioten ande- rer Länder beweisen, dass der Pa- triotismus der Nazis Schwindel und Lüge ist. Nichts ist widerlicher, als von Ehre faseln, wenn man diejeni- gen, die wirklich solche Ehra besit- zen, deswegen foltert und umbringt. Der folgende Bericht eines tschechi- schen Offizieres, den der tschechi- sche Nationalrat veröffentlicht hat, zeigt, in welchem Masse die Nazibar- haren den deutschen Namen schän- den und beschmutzen. Die furchtba- ren Folgen wird das deutsche Volk zu tragen haben. Jeder Deutsche, der das rechtfertigt, jeder, der das verschweigt und ver- tuscht, weil er nicht im Naziverbre- chertum, sondern in England den Hauptfeind erblickt, macht sich mit- schuldig-. Jeder anständige und ver- antwortungsbewußte Deutsche muss seinen Protest gegen die Naziver- brecher in die Welt hinausschreien. Der folgende Bericht stammt vorj dem Hauptmann Ingenieur Dr. Karl Mezensky: Ich war im militärtechnischen Institut Prags angestellt. Am 20. März drei Uhr nachmittags kamen Gestapobeamte zu mir in mein Haus und führten mich in die Zentrale der Deutschen Geheimpoli- zei im Gebäude der Petscheck-Bank. Dort wurde ich drei Tage lang verhört. Die deutschen Offiziere interessierten sich für die Geheimpläne der Gasolindepots und der Befestigungen an der polnischen Grenze, die sie kennen lernen wollten. Für den Verrat dieser Geheimnisse wur- de mir eine Professur an der deutschen technischen Hochschule in Prag und ausserdem eine Belohnung von einer halben Milion Kronen angeboten. Ich erklärte immer wieder, dass ich mich an nichts erinnern könne. Daraufhin blieb ich in Haft und wurde nach Zwickau in Deutschland gebracht. Dort war ein Klo- ster in ein Gefängnis verwandelt wor- den. Zu den Verhören mussten wir voll- kommen nackt kommen. Wir wurden so dicht an die Wand gestellt, dass wir je- desmal, wenn sie uns Pusstritte oder Ohr- feigen gaben, mit dem Kopf geges. sie schlugen. Wir verlebten acht Tage eines ständigen Martyriums. Dann wurden wir in einen Ort nahe bei München gebracht. Zum Schluss der Reise befanden wir uns wie- der in einem Gefängnis, aber niemand von uns konnte herausbekommen, wo Während eines Verhörs traf ich einen jungen Mann, der von den Qualen so er- schöpft war, dass er sich nur noch wie ein Schatten bewegte. Als er merkte, dass ich Tscheche sei, sagte er schnell zu mir: Du bist in Dachau. Acht Tage vergingen, ohne dass wir von unseren Kerkermeistern belästigt wur- den. Dann fingen die Verhöre wieder ars. Wir wurden aus einem Zimmer ins an- 10 dere gebracht und mussten, vollkommen nackt, wie wir waren, ungezählte Ohrfei- gen und Fusstritte erdulden. Wir wurden mit einer Peitsche geschlagen, an deren Schnurende Blei befestigt war. Auch wurden wir gezwungen, ein besonders präpariertes Rizinusöl zu trinken, dass schmerzhafte Darmstörungen hervorrief. Am vierten Tag warfen sie uns über ei- ne Bank, zogen uns die Schuhe aus und, nachdem sie uns mit nassen Tüchern festgebunden hatten, schlugen sie uns entsetzlich mit Peitschen. Dann mussten wir mit blutenden Füssen im preussischen Faradeschritt (dem Stechschritt) mar- schieren. Einige von uns krümmten Zieh vor Schmerz auf dem Boden — für un- sere Kerkermeister ein Grund zu unge- heuren Lachsalven. Morgens bekamen wir eine Suppe aus gebranntem Mehl, ebenso zum Mittag- essen und Abendbrot. Wir konnten uns nur alle acht Tage einmal waschen. In Dachau sah ich unter den Gefangenen viele deutsche Offiziere, und von den tmsrigen Oberst Stych, die Majore No- väk und Dvoracek, Hauptmann Cumpe- lik und viele andere. Wenn ich in meiner Erzählung über mein Schicksal fortfahre, muss ich zunächst betonen, dass ich nur einen Ort kenne, der schlimmer ist als das Konzentra- tionslager Dachau: das Zuchthaus Svil- berg. Es fällt mir nicht leicht, die Zeit zu be- schreiben, die iöh in seinen Kerkerzel- len zubrachte. Wir schliefen nackt, auf einem immer feuchten Boden, ohne Dek- ken. Das Tageslicht sahen wir nur eini- ge Minuten während der Verteilung des Abendbrots. Ausserhalb dieser Zeit blie-. ben wir vollständig im Dunkeln. Dem Spaziergang waren alle acht Tage drei- ssig Minuten gewidmet. In Spilberg ver- lor ich meinen Kameraden, den Haupt- mann der Pioniere Stana. Er musste Un- sagbares an Qualen erleiden, und eines Tages brachen ihm die Leute von der Gestapo das Rückgrat. Er wurde auf dem Boden liegen gelassen, und wir mussten, ohne uns zu bewegen, zusehen, wie sie ihn brutal mit Füssen traten — und nie- mandem wurde erlaubt, ihm zu helfen. Nach einigen Stunden schrecklichen Lei- dens starb Hauptmann Stana vor unse- ren Augen. Man kann sich nicht vorstel- len, was er erdulden musste. Elin weiteres Opfer war Dr. Ing. Karel Bachrach, der zwischen zwei Holzbret- ter gelegt wurde. Auf das obere Brett schlugen sie mit einer Eisenstange bis der Gequälte ohnmächtig wurde. Diese Tortur dauerte acht Tage. Natürlich starb Bachrach dann. Er hatte die Schmerzen nicht aushalten können. Der bekannte Gelehrte, Dr. Basler, Geistlicher im Kloster Strahov (Prag), der manche historisch wertvolle Ent- deckung gemacht hat, starb vier Stun- den, nachdem er eine Einspritzung er- halten hatte. Den Angehörigen der Opfer war verbo- ten, die Leichen zu sehen. So lassest die Nazis die besten Söhne unserer Nation verschwinden. Vergesst nie diese grausigen Tatsachen! Eine tote Revolution? Der englische Schriftsteller Ralph Bates, bisher Mitglied der kommu- nistischen Partei, Mitkämpfer in der spanischen republikanischen) Armee, hat in „New Republic" einen Arti- kel veröffentlicht, dem wir folgen- des entnehmen: "Ein Gespenst geht um in der Welt, das Gespenst einer toten Revolution. Demo- kraten. Liberale, Radikale und Revolu- tionäre gaben der Sowjetunion ihre Un- terstützung und Sympathie, da ihre Po- litik unter gewissen Gesichtspunkten richtig erschien, — besonders in den letz- ten Jahren. Nun geschieht es aber, dass die Verteidigung der Sowjetunion zur Verneinung von allem führt, was bisher durch vernünftige Reformer, Radikale Revolutionäre ersehnt wurde ... Das Wort "Friede" hat einen verdächtigen Beiklang. wenn die Kommunisten dem Krieg zwischen den Alliierten und Deutschland Halt gebieten wollen und gleichzeitig dem Einfall in Finnland Bei- fall klatschen. Der Kommunist, der ver- langt, dass Mr. Roosevelt in dem grossen Konflikt vermittelt, der ihn aber als Kriegstreiber erklärt, wenn er in der Sa- che Finnlands seine Vermittlung anbie- tet, hat in meinen Augen mit einer Dame Aehnlichkeit, die wegen Mordes verurteilt, mit ihrer Jungfräulichkeit in der Hölle Staat machen will. Wenn Stalin die ka- pitalistischen Mächte, Demokraten und Faschisten, gegen sich vereinigen will, so hat er für diesen Zweck die beste und dienlichste Methode gefunden . . ." "Wir haben nie geträumt, dass die gan- ze antifaschistische Politik in einer ein- zigen Minute im Strassengraben landen wird und das gleiche Land, das dafür verantwortlich gezeichnet hat, solch ei- ne Schwenkung vollzieht . . . Die kollek- tive Sicherheit und die Volksfrontpolitik hatten grosse Machtzentren des Liberalis- mus und Antifaschismus geformt . . . Die Kommunisten wiesen auf Hitler hin und sagten: "Da ist Dein Feind, kämpfe ge- gen ihn!" Heute erklären sie: "Das ist ein imperialistischer Krieg, wende Dich gegen Deine eigene Regierung". Deshalb lehne ich wie viele andere diese Wendung ab. 11 wir bezweifeln ihre Ehrlichkeit . . " "Ich möchte dem Kommunismus eine Fra- ge stellen. Stalin behauptet, dass der ge- genwärtige Krieg ein imperialistischer Krieg sei, der duych England und Frank- reich im Interesse ihrer Weltreiche un- ternommen wurde. Das sei einmal un- terstellt. Wenn aber der Krieg in der tschechoslowakischen Krise ausgebrochen wäre, würde es sich dann nicht auch um einen imperialistischen Krieg handeln? Die britische und französische Regierung hätten für die Erhaltung ihrer Weltrei- che gekämpft. Tatsächlich wurde die Tschechoslowakei für ihre Sicherung ge- gründet. Die Kommunisten appellierten an die Konservativen Englands. Frank- reichs und Amerikas mit demselben Ar- gument. Sie sagten: "Der Politik Hitlers, das heisst dem deutschen Imperialismus nachzugeben, gefährdet unsere nationale Sicherheit." Die englischen Konservati- ven sind auch wegen ihrer spanischen Politik kritisiert worden, da sie die briti- sche Lebenslinie, das Mittelmeer, gefähr- det hätten. Zu dieser Zeit hat man nichts über den "imperialistischen Krieg" ge- hört, damals hatte die Sowjetunion ih- ren Frontwechsel noch nicht vollzogen. Nim aber verlangt man eine Kapitulation von England und Frankreich, und die deutschen und russischen Gebietserobe- rungen sollen ungesühnt bestehen blei- ben können. Diese Eroberungen haben die Sowjetunion stark gegen einen deut- schen oder einen anderen kapitalisti- schen Angriff gesichert. Aber die Kräfte des Fortschritts, im Lager der Reform oder der Revolution, und die Friedens- kräfte sind dadurch unermesslich ge- schwächt und diskreditiert worden, da sie sich für eine Verständigung mit einem Lande eingesetzt haben, das heute die Technik und Moralität seines neuen Freundes mit Sack und Pack übernahm. Diese Wendung ist nicht durch die revo- lutionäre Theorie diktiert worden, nicht einmal durch eine ehrliche Theorie ir- gendwelcher Art, sondern nur durch die Erfordernisse der "stalinistischen Real- politik". Um eines zweifelhaften Bündnisses we- gen hat die Komintern ihre ganze theo- retische Integrität geopfert . . .Es ist schwer, die Zuneigung und Achtung so vieler Freunde zu verlieren, deren Hin- gabe und Heldenmut ich bewundere, — aber ich verlasse den Zug. Es wird ein weiter Sprung sein und viele Passagiere, die zurückbleiben, werden zweifelos auf mich schiessen, weil ich diesen Sprung wage. Ich habe geglaubt, dass der Zug in verheißungsvolle und fruchtbare Wel- ten führt, und nun sehe ich, dass er im arktischen Norden, im tödlichen Schnee- gestöber und in ewiger Stille strandet."" PROBENUMMER "Das Andere Deutschland" wird auf Anforderung auch weiterhin kostenlos auf drei Monate verschickt. Wir bitten, den Bestellschein auszufüllen und an die Geschäfts- stelle «zu senden. Ich bitte um dreimonatige kostenlose Zusendung des "Anderen Deutschland" an folgende Adresse: 1. Name.............................................. Wohnort............................................ Strasse...................:.......................... 2. Name.............................................- Wohnort............................................ Strasse .............................................. 3. Name.............................................. Wohnort............................................. Strasse............................................... 12 An die Jugend AUFRUF! „Das Ändere Deutschland" wendet sich heute an die deutsche Jugend izt Südamerika. Jugend, echte Jugend will Freiheit, Selbstbestimmung, sie will sich ihr Glück erobern. Unterdrückung und Bevormundung sind ihr zuwider. Sie möchte es besser machen, als die Alten. Immer wieder stand die Jugend auf den Barrikaden im Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit. Niemals waren freie Entwicklung und Glücksmöglichkeiten für die Jugend mehr eingeengt, tödlicher bedroht, als heute. Der Faschismus, der Natio- nalsozialismus insbesondere, sieht in der Jugend nur ein Werkzeug für seine Gewaltpläne. Er raubt der Jugend jede freie Entwicklung. Er schreibt ifcr vor, was sie glauben, denken und tun darf. Er lehrt sie den Hass. Er dressiert sie zur Gewalttat. Er treibt sie auf die Schlachtbank. Wenn der? Faschismus, wenn Hitler siegen würde, dann müsste sich die Welt in ein Schlachtfeld und in ein Zuchthaus verwandeln. Dann wäre es auch für euch vorbei mit allen Zukunftsträumen und -wünschen. Hitler selbst hat* gesagt: „Die Zeiten des persönlichen Glücks sind vorbei." Ihr fühlt euch hier weit vom Schuss? Noch seid ihr es. Vielleicht bleibt ihr es. Aber habt ihr deshalb das Recht, beiseite zu stehen und nur an euch und euer Fortkommen und Wohlergehen zu denken? Vergesst ihr, was man euern Eltern und Freunden und euch selbst zugefügt hat? Wollt ihr trägen Herzens nichts wissen von den» Freveln, die Tag für Tag von der Hitlerdiktatur verübt werden? Hitler hat zynisch erklärt: „Ich habe kein, Gewissen? Das Gewissen ist eine jüdische Erfindung." Habt ihr auch kein) Gewissen? Wenn ihr eins habt, wenn bei euch das Herz auf dem rechten Fleck sitzt, dann muss es euch zum Protest und zum Kampf ge- gen das Böse und Widennenschliche treiben. Die irregeführte, fanatisierte Hitlerjugend wird missbraucht zum Kampf gegen Freiheit, Gerechtigkeit und Menschlichkeit. Sie muss in diesem Kampf teils grosse Opfer bringen. Sie bringt dieses Opfer füi das Böse. Wollt ihr keine für das Gute bringen? „Das Andere Deutschland11 ist die zentrale Stelle, die sich in Südamerika den Kampf gegen den Faschismus und gegen die Hitlerdiktatur zur Auf- gabe gemacht hat. In drei Jahren ist es ihr gelungen, immer mehr Leser „md Mitkämpfer zu gewinnen. Viele aber fehlen noch, vor allem viele; Jugendliche. Deshalb ergeht unser Ruf an euch: Lest und verbreitet „Das Andere Deutschland"! y Kommt in unsere Sprechstunden! Schreibt uns eure Meinungen und Wünschet Helft mit im grossen Kampf um Freiheit und Menschlichkeit! \% Jugend ohne Ziel? Viele Jugendliche sind in der Emigration "Menschen ohne Ziel"! Diese Ziellosig- keit erstreckt sich beinahe auf alles. Selbst in der privatesten Lebensführung erlebt man an erschütternden Vorfällen das Pehlen eines jeden Zieles. Bei der Auswahl der Bücher, beim Wählen eines Freundschaftsverhältnisses, immer be- gegnet man derselben Erscheinung. Es •braucht nicht besonders hervorgehoben zu werden, dass die falsche Einstellung der älteren Kreise sehr häufig diese Ziellosigkeit stützt und nährt. Das "Un- politiseh-sein-wollen'' weiter Kreise der Emigration hat hier einen grossen Krebsschaden angerichtet. Es ist eigentlich erstaunlich, wie wenig die Menschen der Emigration durch die Erlebnisse und Geschehnisse gelernt ha- ben. Es ist erstaunlich, wie konservativ man Dingen die Treue hält, die keine Jugend am Wendepunkt Warum sind tausende von jungen Men- schen heute inaktiv, trotzdem sie bei je- der passenden und unpassenden Gelegen- heit gegen Hitler und das System sich äu- ssern. Machen nicht alle diese jungen Leute einen grossen Denkfehler? Ist es nicht so. dass die Jugend sagt, na, wir sind ja so weit vom Schuss, hier wird Hitler schon nicht hinkommen, hier le- ben wir ja in Ruhe und Frieden! Gewiss, heute leben wir in Ruhe und Frieden, aber wenn wir weiter die Hände falten, könnte es so kommen, dass wir eines Mor- gens aufwachen und das System Hitlers ist auch in dem Lande, in dem wir Ruhe und Frieden suchten. Hier, deutsche anti-faschistische Jugend, ist der Denkfehler, denn, wenn wir Ruhe und Frieden suchten, so hiess das nicht, den Kampf gegen Hitler nicht aufneh- men, so hiess das nicht, die vielen Ka- meraden, die drüben aushalten und mit tausendfach schwereren Problemen zu kämpfen haben als Existenzsorgen, im Stich lassen. Nein, gerade wir, die wir das grosse Glück hatten, dem Chaos zu Ein Mädel schreibt Oerti. Hesel, Herta. Frieda, Lotte, «nd wie Ihr alle heisst: Was macht Ihr heute, morgen, was Samstag, was Sonn- tag? Einige von Euch gehen In die Schu- le und andere arbeiten, und was tut Ihr danach? Nach den Schulaufgaben? Treibt Ihr Sport? Geht Ihr ins Kino? Trefft Ihr Buch mit Euren Freunden? Habt Ihr auch *<'h MHUcrMnrcin erklärt uns sofort, welche tiefere Bewandtnis es mit diese* kleinen Szene hat: ''Der Mann nämlich, der Wasserscheue ermuntert und floriihrr hinaus den in Schwimmk.einsten lUf.'ihrv- Ben neue Trick» und Künste beibringt, ist ein (fettgedruckt) Sporiwart der NS- Gemcinschaf t "Kraft durch Freude." Die- se feschen, durchtrainierten, abgehärte- ten Sportwarte der N azior ganisationen müssen wohi besonders tapfere Soldaten »ein, werden Sie denken. Aber Sie denken falsch. Der NaziJupp schreibt weiter: "Hunderte von KdF-Sportwarten haben «ich zur Verfiigims; gestellt, um zu Was- ser und zu Lunile, in Badeanstalten und auf Rasenplätzen, mit den Soldaten zu trainieren.1' Da haben wir ein schönes Geständnis aus Naziraund. Indes der ge- meine Mann in Polen, im Westen, in Nor- wegen und anderwärts seine Haut zu Markte trägt, haben «ich Hunderte von IvdF-Sportwarten heldenmütigerweise in der sicheren Etapye zur Erteilung von Schwimmunterricht zur Verfügung ge- stellt. Ind ähnlich wie sie haben Hun- derttausende von Parteihoiizen fettbe- zahlte, ungefährliche Druckposten inne. Wo immer es auch sei, kommt ihnen die Aufgabe zu, den deutschen Michel höh- nisch lächelnd zu fragen: "Wie, Sie ha- ben Angst?" und die so Provozierten hin- terrücks ins Wasser oder in den frisch- fröhlichen Heldentod hineinzustossen. Ins Nichtsctowimmer-B assl» springen sie al- lenfalls noch mit hinein, aber die wirkli- chen Gefahrenzonen überlassen sie dem gemeinen Mann. Wie lange wird sich der deutsche Mlehel noch an der Nase hemm- Itthren lassen? Neulich hat Adolf Führer Beinen 51. Ge- burtstag gehabt. Sein hiesiges Leibblatt hat uns wissen lassen, dass ER an diesem Tage wie immer "für das deutsche Volle gearbeitet hat." Der alte Herr ist noch rüstig, und nicht alt genug, um das En- de des Dritten Reiches nicht mehr mit- zuerleben. ° „,-,T,rr^nl In Buenos Aires hat man von SEINEIM Geburtstag nichts gemerkt. Sogar die Nazischulen haben so getan, als wüssten cie von nichts. Die Zeiten haben sich ge- ändert. ... Hanns Johst, der Hofdichter des Dritten Reiches, hat jedoch anlässlich des Ge- burtstags in dichterischer Pflichterfül- lung einen poetischen Erguss verfasst, In dem es heisst: <