Das Andere Deutschland (LA J5TRA ALEMANIA) Periödico Alemän Independiente JAHRGANG III — Nr. 32 BUENOS AIRES, 15 de Noviembre 1940 EINZELNUMMER 30 CENTAVOS JAHRESABONNEMENT: 3 PESOS Gott «träfe England „Reich mir deine Hand, deine liehe Hand! Denn wir fahren gegen Engeland", so sang Hermann Löns im ersten Weltkrieg, und „Gott strafe England!" war damals das geflügelte Wort in Deutschland. Aber die Propaganda gegen Eng- land1 hatte ausserhalb Deutschlands nur wenig Wirkung Und reichte bei wei- cem nicht an den Welterfolg der antideutschen Gegenpropaganda heran, wie sie von England aus betrieben wurde. Bei diesem Krieg ist es anders. Der Goebbelssche Propagandaapparat hat in .sieben Jahren Naziherrschaft die englische Propaganda in <±er ganzen Welt überflügelt. Ungezählte Millionen, ein Heer geschulter Agenten, eine raffinierte Infiltration und Korrumpierung, durch die man sich in allen Ländern eine „Quinta Columna" schuf, unter allen Völkern mehr oder weniger prominente Helfershelfer gewann, — das war ein wesentlicher Teil der Hitlerschen Welter- oberungsstrategie. Dieser ganze Apparat wurde in dem Moment gegen Eng- land eingesetzt, als Hitlers Hoffnung, England bei seiner Eroberung des euro- päischen Pestlands auf seiner Seite zu sehen oder wenigstens zu neutralisie- ren, endgültig gescheitert war. Trotzdem würde die antienglische Propaganda nicht solch beträchtliche Er- folge gehabt haben oder noch haben, wenn sie nicht durch Tatsachen unter- stützt würde. Prüfen wir deshalb die Hauptargumente der antienglischen Pro- paganda auf ihren Wahrheitsgehalt! 1. Argument: Die englische Kolonialpolitik. Die englische Kolonialgeschich'te enthält schlimmste Greuel, und die Kolonien — vor allem Indien — sind rücksichtslos ausgebeutet worden. Richtig! Aber England nimmt hier keineswegs eine Sonderstellung ein, es ist vielmehr in gleicher Verdammnis mit allen anderen Kolonialmächten. Ein so unbestechlicher Zeusre wie Helmuth von Gerlach hat sogar auf Grund eigener Eindrücke festgestellt, dass die englischen Kolonialmethoden in Afrika weit menschlicher waren als z. B. die deutschen. Gegenüber der brutalen Ausbeu- 1 tung und Vergewaltigung der Kamerunneger durch die Deutschen stellt er das englische Kolonialregime in Nigeria geradezu als vorbildlich hin. Nun entspringt die humanere und erzieherische englische Kolonialpolitik, wie Gerlach sie rüh- mend schildert, gewiss weniger christlicher Ethik als vielmehr einem wohlver- standenen Geschäftsinteresse: eine kulturelle höher entwickelte Bevölkerung leistet mehr als widerwillige Sklaven. Aber uns interessieren hier nicht Motive, sondern Tatsachen. Besonders wichtig ist dabei, dass die Engländer da, wo sie für Erziehung und Kultur der oft bisher unter schlimmster Willkür ihrer eige- nen Häuptlinge und in krassestem Aberglauben lebenden Eingeborenen etwas getan haben, zugleich die Voraussetzungen für die Emanzipation der Eingebo- renen geschaffen haben. 2. Argument: Die englische Weltherrschaft- England ist die stärkste imperialistische Macht; es beherrscht ein Viertel der Erde; wer gegen Ausbeutung und Unterdrückung ist, muss also gegen England sein. Die faschistische Propaganda spekuliert sehr geschickt auf die „antikapitalisti- sche Sehnsucht der Massen", von der der später durch Hitler ermordete Gre- gor Strasser einmal im Reichstag sprach, wenn sie den Kampf gegen Eng- land als einen Kampf der benachteiligten, der „proletarischen" Völker gegen die satte, mächtige Plutokratie England darzustellen sucht. Und soweit sich die Anklagen gegen die hochmütige und selbstzufriedene englische Herrenschicht richten, sind sie berechtigt. Von ihr hat der bekannte, antifaschistische Schrift- steller John Gunther gesagt: „Sechs Tage in der Woche betet der Engländer in der Bank of England und am siebenten in der Church of England. Denn die Religion steht als eine kraftvolle Macht auf seiten der herrschenden Klassen". Aber wiederum ist die Argumentation schief, weil sie nur halbe Wahrheiten enthält, und völlig unangebracht im Munde von Leuten, die schlimmer sind als die Angegriffenen. Zunächst besteht ein grosser Teil des englischen Weltreiches aus Dominions, die in vollster Freiwüligkeit auf der Grundlage des gegenseitigen Nutzens zu England halten. Zum anderen: Nicht das englische Volk ist plutokratisch, son- dern nur die eben charakterisierte Herrenkaste. Das ist in England so wie in iedem kapitalistischen Staat, und der deutsche Monopolkapitalismus möchte mit Hilfe der Nazidiktatur und' des Krieges lediglich die Stelle einnehmen, die heute die engr'sche herrschende Klasse innehat. Es handelt sich also keines- wegs — und das ist das Entscheidende — um den Willen zu einer Befreiung der von England beherrschten und ausgebeuteten Völker. Unter faschistischem Re- gime würden sich vielmehr Ausbeutung und Unterdrückung in furchtbarster Weise verschärfen. 3. Argument: England trägt mit seiner Politik der Aufrechterhaltung des euro- üä'schen Gleichgewichts, d. h. der Verhinderung der europäischen Einigung Schuld an der Zerrissenheit und Schwäche Europas. Dieser Vorwurf ist nur allzu berechtigt. England hat sich nicht als europäische Macht eefiihlt und daraus Verpflichtungen abgeleitet. Es wollte vielmehr die Uneinigkeit des europäischen Pestlandes, um von dort aus in seiner Beherr- schung eines Viertels der Erde nicht bedroht zu werden, und um in Europa die angenehme und einträgliche Rolle des Schiedsrichters spielen zu können. Auch nach dem vorigen Weltkrieg hat England die Bestrebungen nach einem europäischen Zusammenschluss sabotiert. Es hat den Faschismus gefördert, um ein Gegengewicht geeren Frankreich und gegen Sowietrussland zu haben. Wir haben hier wiederholt betont, dass England durch diese Politik schwerste Mit- verantwortung für das europäische Chaos und den Krieg trägt. Auf der anderen Seite hat Europa das englische Spiel nur zu sehr erleichtert. Die herrschende Klasse auf dem europäischen Festland ist ebenso schuldig wie die enelische. Die allerletzten aber, die das Recht zu den Beschuldigungen ge- gen England haben, sind die Naz's und die Faschisten. Sie in erster Linie ha- ben die europäische Katastrophe herbeigeführt. Und wenn Hitler heute von der Neuoi'dnung Europas spricht, zu deren Durchführung die englische Welt- imd Seeherrschaft vernichtet werden müsste, so meint er ja nicht die Veremig- 2 ten Staaten Europas, sondern die Unterdrückung der europäischen Völker durch seine terroristische Diktatur. Das wäre das Schlimmste, was Europa wi- derfahren könnce. Gegenuoer dieser Gefahr erscheint aer Kampf Englands trotz allem, was hier gegen die englische Herrenklasse und ihre Politik gesagt wurde, als ein Kampf für die Freiheit der europäischen Völker. Die Gefahr Nr. 1 ist di® faschistische Diktatur über Europa, der Weltfeinds Nr. 1 ist der Faschismus; erst in zweiter Linie steht die Gefahr einer englischen Herrschaft. Sie wäre gewiss ein schweres Unglück. Aber wir halten diese Ge- fahr für nicht gross. Weit wahrscheinlicher ist, dass sich im und durch den Krieg in England und im englischen Imperium tiefgehende soziale und politi- sche Aenderungen vollziehen, durch die die Gefahr einer englischen Vorherr- schaft über Europa für immer überwunden sein wird. Würde Hitler dagegen siegen, so würde eJie seiner Hauptmassnahmen die Vernichtung der Arbeiter- bewegung in ganz Europa und die Ermordung ihrer Führer sein. Auch dann müssten er und der Faschismus in absehbarer Zeit scheitern, aber wieviel wür- de zerstört werden, in welchen Trümmerhaufen würde Europa verwandelt sein! Hitlers Niederlage dagegen würde den Weg frei machen für die deutsche und die europäische Revolution. Diese aber würde die Einigung Europas zur Folge haben und in Europa den Sozialismus zum Siege führen. Es ist schwer begreiflich und nur aus Gründen der opportunistischen Taktik des Stalinregimes zu erklären, dass die Kommunisten in jähem Wechsel sich tije Parolen Hitlers und Mussolinis gegen England zu eigen gemacht haben. Heute allerdings ist der kommunistische Schlachtruf gegen England bereits sehr abgeschwächt worden. Die weitere Entwicklung wird voraussichtlich dazu füh- ren^ dass Hitler wieder zum Feind Nr. 1 avanciert, und die alte Parole aufs neue erklingt: „Schlagt die Faschisten, wo ihr sie trefft!" WO DIE NAZIPEST HERRSCHT Einer unserer Freunde in Brasilien erhielt von einem Verwandten aus der Hauptstadt eines der besetzten europäischen Länder folgenden Brief, für des- sen Authentizität wir uns verbürgen können. Der Absender selbst nimmt eine prominente Stellung in der nazistischen Verwaltung ein: „Von der Art der Zensur kannst Du Dir auch dann keinen Begriff machen, wenn Du Dich an die unseligen Zeiten des Major Nicolai III b erinnerst. Was es da- mals aber nicht gab, das sind' die Durchstechereien, die nun möglich geworden sind, wie denn überhaupt die Bestechlichkeit alle Grenzen überschritten hat. So besorgt mir ein Freund, dessen Frau ich ab und zu mit Geflügel beliefern kann (manchmal auch mit anderm) diesen Brief per Luftpost. Das Leben ist so kompliziert, dass man es in einem kurzen Brief nicht schildern kann. Die Näch- te sind immer unangenehm, weil die Finsternis eine Epidemie von Diebstählen, Vergewaltigungen primitiveren Ueberfällen und ähnlichen Annehmlichkeiten herbeigeführt hat. Es wurde in den 40 Jahren, die ich zurückdenken kann, noch nie so viel gestohlen. Von einer preussischen Ordnung ist kaum etwas zu spüren. Alles dauert doppelt so lange wie früher, die Aktenberge nehmen Gaurisankar- höhe an, keine Tür und kein Aktenschrank öffnet sich ohne Empfehlung oder ohne klingenden Händedruck oder ohne Einladung oder Belieferung. Unser ge- meinsamer Freund Imre schreibt aus Budapest, dass die Ernte so miserabel war wie nie seit Menschengedenken und dass auch dort die Schikanen unerträglich geworden sind. Er war kürzlich in der Slowakei und hat Bekannte getroffen, die 1918 mit Galen, Diner Denes und Stodola die Lostrennung von Ungarn bespro- chen hatten (im Imperial in Wien); sie sind alle entsetzt, und die Lächerlichkeit, die Tiso und namentlich den uniformierten Tuka, der wie ein Schneider mit Mu- sikantenmähne ausschaut, umgibt, hat ein unheimlich Gespenstisches. Man glaubt im Ausland, dass wir über den Winter leicht hinwegkommen werden und dass wir alles haben. Es ist viel konserviert, aber man hat eben doch nur an einen Krieg von einem Jahr gedacht. In Wien und Prag hungern die Leute. Keine Uebertreibung. Bei dem Gedanken an den Winter weinen Männer und Frauen. Sie frieren jetzt schon. Wie prachtvoll man in Prag organisiert, das schreibt mir P., der bereits dreimal seine Wohnung zugunsten von deutschen 3 Aemtern verlassen musste und zwar immer in ganz kurzer Zeit. Einmal waren sie acht Wochen in einer Wohnung, in der der Fussboden noch nicht gelegt war Hasskomplexen, wie sie sich bei ih» in der Emigration immer mehr heraus- gebildet hatten, ziemlich allein. Aber seit einiger Zeit hören wir auch hier in Südamerika von deutschen Emi- granten zugleich mit) einer kritikloses. Verherrlichung Englands ähnliche Auf- fassungen. Je mehr aber in den Krei- sen der deutschen Emigration, die frü- her nicht wie wir den Faschismus grundsätzlich bekämpft haben, solch» Meinungen laut werden, um so ent- schiedener müssen wir ihnen entge- gentreten. Das deutsche Volk wird die Verbrechen der Hitlerdiktatur in je- dem Falle schwer genug büssen müs- sen. Dazu braucht man keine beson- deren Massnahmen auszuklügeln. Nicht um die Bestrafung des mit Hitler schon schwer genug gestraften deut- schen Volkes kann es sich handeln, sondern um den Neubau Europas nt dem aktiv beizutragen, die beste Süh- ne ist, die Deutschland leisten kann. G. (Rosario) BRIEF AUS MONTEVIDEO Auf dem Konsulat der Vereinigte« Staaten von Nordamerika tut sich wa«. Hunderte von Einwanderungsanträge» von Emigrauten die aus Deutschland nach Uruguay einwanderten, liegen vor. Eine Panik ist unter ihnen aus- gebrochen. Das Aufdecken des geplan- ten Naziputsches ist dier Grund. Sie glauben sich nach Nordamerika in Sicherheit bringen zu können, ohne zu bedenken, dass es keine Ein- zelsicherung gibt, dass auch Nordame- rika keinen Schutz bietet, wenn — ja wenn eben der Faschismus weiter vor- dringt. Gewiss, es geht vielen Emigranten i« Uruguay nicht gut. Das Land ist klein, fast ohne Industrie, abhängig von der europäischen Situation, aber die Re- gierung des Landes bemüht sich, die Krise zu überbrücken. Oeffentliche Ar- beitsbeschaffungsanleihen sollen daz« dienen, der Wirtschaftskrise Herr z* werden. Und vor allen Dingen, die Re- il gierung des Landes wahrt die natio- nale Unabhängigkeit, nimmt energisch gegen jeden Versuch Stellung, die to- talitären Weltanschauungen hier zu propagieren und in die Tat umzuset- zen. Man sollte meinen dass gerade die jü- dischen Emigranten dies® Bemühun- gen unterstützen würden. Weit ge- fehlt! Die Mehrzahl hat trotz aller Er- fahrungen noch nicht begriffen, um was es eigentlich geht. Sie wissen im- mer noch nicht, dass ihr Schicksal auf das engste mit dem Erfolg des antifa- schistischen Kampfes verbunden ist. Für eine Rettungsreise, die in Wahr- heit keine Rettung bringen wird, wer- den gut und gern Tausendle ausgege- ben, von denselben Leuten, die niemals etwas für die Bekämpfung der „Fünf- ten Kolonne" gegeben haben. Glauben diese Kreise wirklich, dass nur immer die Anderen für sie die Kastanien aus dem Feuer holen werden? I>a gibt es in Uruguay den „Freien Deutschen Klub", eine Organisation aller Gegner des Faschismus ohne Un- terschied der Partei. Von einer Unter- stützung der Bestrebungen dieses Klubs durch das Gros der Emigration ist nichts zu spüren. Wie ist es möglich, so fragt man sich, dass diese Ewig Unbelehrbaren so gar- nicht zu einer politischen Einsicht kommen? Warum reist man nach Nord- amerika, anstatt dafür Sorge zu tra- gen, dass die Verteidigung in den Län- dern wirksam organisiert und unter- stützt wird, in denen man lebt und die guten Willens sind, diese Verteidigung durchzuführen? Die Juden bemühen sich lediglich darum, immer wieder ei- ne kurze Atempause zu gewinnen, die wahrhafte Möglichkeit aber verken- nen sie. Diese Problematik der Emigration in Uruguay macht allen interessierten Kreisen grosse Kofpschmerzen. Wie ist es möglich, diese Kreise aus ihrer Le- targie aufzureissen, sie zu brauchba- ren, wirksamen Kämpfern gegen die drohende, faschistische Gefahr zu ma- chen? Nun, indem wir ihnen klar machen, dass sie trotz all ihres betonten „Un- politisch-sein-wollens" die Opfer eines politischen Willens sind. Der politische Wille der faschistischen Machthaber treibt die Juden aus den Ländern, ihrer Herkunft. Die Zukunft dieser Emi- granten hängt daher eng mit dem Er- folg des Kampfes gegen den Faschis- mus überhaupt zusammen. Wirkliche Ruhe, ganz gleich, ob sie durch Rück- wanderung oder durch Assimilation in den neuen Heimatländern eintritt, wer- den die Emigranten nur dann findten, wenn die Ursache allen Uebels, der Fa- schismus, und in seiner ausgeprägte- sten Form der deutsche Nationalsozia- lismus, gestürzt ist. Diesen Sturz mit vorzubereiten, sich einzureihen in die grosse Kampffront aller Hitlergegner, ist die Pflicht, aber auch Selbsthilfe. Wir hier in Uruguay wollen im Rah- men des „Freien Deutschen Klubs" diese Aufgabe erfüllen. Dr. E. G. Bernstein Wie es kam Im Jahre 1930 wurde mit Brüning an der Sipitze die erste Reichsregierung gebildet, die »ich offen als ein auf die Autorität des Reichspräsidenten ge- stütztes Kabinett ausgab und nicht die Mehrheit des Reichstags hinter sich hatte. Diese Regierung tat mit ihrer Notverordnungspraxis alles, um die Wünsche dee Kapitals zu erfüllen. Aber sie hatte mit dem immer mehr wachsenden Wilderstand weiter Kreise der Bevölkerung zu kämpfen. Ebenso erging es seinem Nachfolger Papen. Nur ein Mann verband das Vertrauen grosser Volksteile imit dem Vertrauen massgebender Kreise des Grosskapi- tals; das war Hitler, der durch ge- schickte Demagogie viele Teile der Bevölkerung, besondere der Mittel- schichten, die durch die Politik der alten Parteien enttäuscht waren, ge- wonnen hatte. Als er Reichskanzler wurde — im Jahre 1933 — war der Höhepunkt seiner Erfolge schon über- schritten, seine Propaganda zog nicht mehr; in der letzten Reichstagswahl —■ November 32 — hatte er fast zwei Millionen Stimmen verloren. Gerade deshalb erschien er den Grosskapitali- sten besonders geeignet, ihre Interes- sen im Staate zu vertreten, verdank- te er es doch lediglich ihnen, dass er noch zur Macht kam. Mancher, der Hit- ler an die Macht verhalf, mag es vielleicht später bereut haben. Aber ein Rückblick über die Geschichte der letzten sieben Jahre beweist, dass er alles getan hat, was im Interesse des deutschen Grosskapitals getan werden konnte. Hr beseitigte alle Rechte der Arbeiterschaft, verschaffte durch die gewaltige Aufrüstung- den Unterneh- mern Aufträge, schuf die neue deut- sche Wehrmacht, den mächtigsten Ge- waltapparat der Erde, und: gab da- durch dem deutschen Kapitalismus ei- ne Expansionsmöglichkeit, wie er sie nie vorher gehabt hatte. Gewiss be- schränkte er das freie Verfügungs- 12 recht des einzelnen Kapitalisten über sein Unternehmen sehr stark, was viele für Sozialismus halten. Aber die- se Beschränkungen werden nicht et- wa zum Wohle der Allgemeinheit den Kapitalisten auferlegt, sondern nur um der gesamten Kapitalistenklasse Deutschlands in ihrem Konkurrenz- kampf gegenüber anderen Kapitali- sten eine bessere Stellung zu schaf- fen. Nur durch diese Organisation des Staatskapitalismus war es auch möglich, die Aufrüstung so schnell zu vollenden. Der englische und französische Kapi- talismus sahen diesem Treiben untä- tig, ja mit Sympathie zu, in der An- nahme, dass diese Macht nicht gegen sie, sondern gegen die kleinen und mittleren Staaten Zentral- und Ost- europas und schliesslich gegen die Sowjetunion sich wenden werde. München war der Höhepunkt dieser Illusion. Von da ab gewannen aller- dings diejenigen Kräfte bei den Westmächten Einfluss, die erkannten, dass Hitler — wie er ja auch in "Mein Kampf' schrieb — zunächst einmal die Macht Frankreichs bre- chen wolle, ehe er gegen die Sowjet- union zu Felde zöge. Diese Erkennt- nis kam aber zu spät. In Frankreich war unterdessen der Gegensatz zwi- schen der Finanzoligarchie der 200 Familien, die sich jedem sozialen Fortschritt widersetzten, und der an- wachsenden Bewegung der Werktäti- gen immer grösser geworden. Die so- zialen Konflikte wurden immer hefti- ger und, als die Volksfront an die Regierung kam, einige dringend not- wendige soziale Reformen einführte, vor allem aber die Rüstungsindustrie verstaatlichte, erzwangen die Kapita- listen durch Kapitalflucht, Produk- tionseinschränkung und Aussperrun- gen den Sturz dieser Regierung. Seit dieser Zeit konnte in Frankreich überhaupt keine Regierung mehr ge- bildet werden, die das Vertrauen des Volkes besass. Dadurch wurde es un- möglich, die Produktion so zu stei- gern, wie es notwendige gewesen wä- re, um für den kommenden Krieg mit Deutschland gerüstet zu sein. Bs kam, was kommen musste, Frankreich brach beim ersten Anstoss der deut- schen Militärmaschine zusammen. Jetzt steht die entscheidende Ausein- andersetzung — zunächst allein mit der englischen — bald auch mit der amerikanischen Weltmacht bevor. Ab Produktionskapazität sind diese bei- den Mächte Deutschland bei weitem überlegen. Nicht aber in der Wirt- schaftsorganisation. Der gutorgani- sierte Wirtschaftsapparat des natio- nalsozialistischen Deutschland funk- tioniert besser als die privaten Unter- nehmungen in England und Nordame- rika, die erst seit ganz kurzer Zeit straffer zu s amm engefasst werden. Diese Schwäche der demokratischen Staaten muss überwunden werden. Das kann nicht geschehen, indem di* Organisation der faschistischen Staa- ten nachgeahmt wird. Ein solche« Vorgehen würde auf schärfsten Wi- derstand stossen. In Ländern, wo di« Freiheitsrechte eine jahrhundertealte Tradition haben, können sie nur mit Hilfe einer starken äusseren Gewalt gebrochen werden Deshalb blieb den Anhängern des autoritären Regimes in diesen Ländern nichts anderes üb- rig, als sich hilfesuchend an das III. Reich zu wenden, um die demokrati- schen Einrichtungen des eigenen Lan- des zu vernichten. Das ist die Ursa- che dafür, dass die "5. Kolonne" be- sonders stark in den Spitzen der Wirt- schaft und der Armee dieser Länder vertreten ist. Den demokratisch gesinnten Völkern Englands und Amerikas bleibt nur ein Weg zur Vernichtung des Faschis- mus: sie müssen ihre nur durch das gegensätzliche Profitstreben der ein- zelnen Kapitalisten angetriebene Wirtschaft durch eine geordnete, auf das Allgemeinwohl gerichtete Wirt- schaft ersetzen. Zweifellos sind Be- strebungen im Gange, die zu diesen* Ziele führen können. Wir wollen hof- fen, dass sie rechtzeitig Erfolg haben, umso eher ist der Sieg über die Dik- taturen gewiss. Dr. K. JP*. Sammlung für die Flüchtlinge in Frankreich Ausweis der bis 11. November einge- laufenen Beträge: Quittungs- Betrag in $ nummer Uebertrag:...... 1141,40 2553 ........ 11,50 13 2554 .................10,00 2556 ..................2,00 2557 ...............5,00 2558 ..................10,00 2559 ................20,00 2561 ................7,00 2562 ................1,00 2563 ................0,75 2564 ...........10,00 2576 ................11,00 2577 ........ 5,45 2578 ................5,50 2579 ...........0,50 2580 ..................0,75 2581 ........ 1,00 2583 ................1,00 2584 ...........15,00 2586 ................2,50 2588 ........ 2,05 2589 ................5,00 2590 ...........5,00 2592 ..............10,00 2593 ......... 2,00 2595 ................100,00 2598 ...............10,00 2599 ................5,00 2600 ......... 5,00 2610..................5,00 2612 ........ 5,00 2691 ...............1,00 2887 ......... 5,00 2889 .........5,00 2890 ......... 20,00 2893 ................1,50 2894 ........ 3.00 2896 ................22,00 2897 ...........1,00 2898 . .............3,00 2899 ........ 0,50 3523 ................3.00 3524 ........ 20.00 3534................50.00 3539 ........ 1.00 3849 ...............5,00 3908 ...........2.00 3927 . .............1.00 3934 ..............20.50 3939 ................5.00 394 1...........5,00 3942 ...................5,00 3947 . •..............3,00 394 9..................0,60 3950 ............5,00 3993 ........ 0,50 3995 .............5,00 3997 ..............2,00 TOTAL ..... 1611,00 14 Stimmungsbarometer An anderer Stelle dieser Ausgabe brin- gen wir den zweiten Rechenschaftsbe- richt über die Kollekte für die deut- schen und österreichischen Flüchtlin- ge. Wir haben schon einige Beträge abgesandt, warten aber mit der Rech- nungs-Ablegung hierüber, bis die Be- stätigung aus Frankreich vorliegt. In- zwischen heisst es weitermachen. Je- der unserer Freunde sollte es sich' nur Pflicht machen, jeden Monat ein sei- nem Einkommen angemmenesi Opfer bringen. Aus zwei Briefen: „Ich sende Ihnen 45 Bücher, die mir sehr lieb sind und von denen ich mich sehr ungern trenne. Ich überlasse es Ihnen, sie so gut zu verkaufen, Wie Sie können. Eis ist das einzige, womit ich augenblicklich denjenigen helfen kann, die noch ärmer sind als wir." Ein anderer schreibt: „Viele meinen, Nehmen sei besser als Geben und überlassen das Geben den andern. Ich bin 70 Jahre alt und muss noch arbeiten, um meinen Lebensun- terhalt zu bestreiten. Trotzdem schik- ke ich Ihnen anbei 10 Pesos. Wer sel- ber Elend und Hunger mit durchge- macht hat, vergisst die Not der andern nicht." Der mit der Untersuchung der Nazi- tätigkeit in Misiones beauftragte Bundesrichter Dr. Ocampo bemüht sich um Aufklärung der Vorgänge, die sich im Mai in Buenos Aires bei einer Tagung der Naziführer abgespielt ha- ben. Es wurden in diesem Zusammen- hang bei Partei und Arbeitsfront Haussuchungen abgehalten und die Tageszeitungen wussten zu melden, dass zahlreiche Dokumente beschlag- nahmt worden sind. Unter d'en Teil-, nehmern der Tagung befand sich auch Pg. Dr. Suntheim aus Colonia Liebig, der seine Reise nach Buenos Aires mit einer ..Aerztekonferena" gegenüber seinen Patienten begründete. Die Poli- zei ist ebenfalls auf der Suche nach einem gewissen Parteibeamten Otto Pegeler, der unauffindbar ist. Es han- delt. sich dabei um einen 35jährigen schlanken, blonden Mann, der aus Co- lonia Liebig stammt und seit 1936 in einem Büro der NSDAP, in der Germa- nischen Bank mit „Wohltätigkeit" eine einträgliche Stellung ergattert hat. Der Portier Pg. Karl Stanger, kann genau angeben, wo sich die Wohnung des Gesuchten in Belgrano befindet. Er heisst übrigens nicht Pegeler, sondern Otto Bechler und ist der Schwieger- sohn des in die Apostoles-Affaire ver- wickelten Tegeler. Für d'ie Nazis existieren argentinische Gerichte erst nach Partei und Bot- schaft. Die letztere hatte kürzlich in einem Ehezwist ein Urteil zu fällen. Pg. X. in Buenos Aires sah seinen Stolz über die Blauen Jungs vom „Graf Spee" bald dadurch getrübt, dass er bemerkte, wie der Gefreite beim Maschinenpersonal, "Willi Brennecke, versuchte, ihm seine junge Frau ab- spenstig' zu machen, mit der er seit et- wa einem Jahr verheiratet war. Als der Ehemann auf seinen Rechten be- stand, lauerte der Speemann Brennek- ke mit zwei anderen Matrosen ihm ei- nes Nachts am Bahnhof Saavedra auf, um ihm eine Tracht Prügel zu verab- folgen. Der Botschaftsbeamte Willi Koch versuchte, den Ehemann zu be- schwichtigten. Das sei doch nicht so schlimm. Aus der Frau könne noch et- was werden. Enttäuscht wandte sich daraufhin unser Pg. an die argentini- schen Gerichte, um Antrag1 auf Tren- nung' der ehelichen Gemeinschaft zu stellen. Aus La Paz schreibt man uns: „In Co- chabamba gibt es nach statistischen Angaben der Nazis rund' 120 Deutsche. Sie spielen eine weit grössere Rolle als es ihrer zahlenmässigen Bedeutung entspricht. Häufig" werden die Nazis von den Vertrauensleuten Hitlers be- sucht. Erst kürzlich war der in Lima stationierte Luftattach<§ der Hitlerbot- schaft zoi Besuch. Die wichtigsten Hitleragenten sind die drei Lehrer der Nazischule. Der Nazilehrer Jecek ist auch Konsul. Lutz, ein junger Kauf- mann, ist Führer der Arbeitsfront und Stützpunktleiter der Partei. Es gibt ausserdem in Cochabamba einen deut- schen Arzt, Dr. Kempski, der als Hit- leragent von grösster Bedeutung ist. Seine Rolle besteht darin, nach aussen hin nicht in Erscheinung zu treten und als Element der 5. Kolonne unter den bolivianischen Intellektuellen zu wir- ken. Oeffentlich erklärt er, er sei kein Nazi. Es wurde jedoch bei einer eidli- chen Vernehmung von Studenten an der Universität, wo Kempski als Pro- fessor arbeitet, festgestellt, dass Kempski einigen Studenten verspro- chen hat, für sie bei Hitler ein zwei- jähriges Freistudium in Deutschland zu erwirken, wenn sie ihn unterstütz- ten. Kempski hat ausserdem die Auf- gabe, die deutschen Hitlergegner im Auftrage der Gestapo zu überwachen. Er behandelt sie daher gratis. Auf Veranlassung der bolivianischen Aerz- te wurd'e Dr. Kempski schon zweimal die Autorisation z*ur ärztlichen Betä- tigung entzogen. Wie gute Beziehun- gen er jedoch zu bolivianischen Regie- rungskreisen hat, geht daraus hervor, dass immer eine Reise nach La Paz genügte, um die Massnahme rückgän- gig zu machen. Ein weiteres Arbeits- feld der 5. Kolonne ist der Lloyd Aöreo, eine halb deutsch-bolivianische Gesellschaft. Von 8 Piloten sind % Na- zis. Die Mechaniker sind1 eigens aus den Junkerswerken geholt worden. Sie verdienen trotz ihrer Jugend 4—-8000 Bolivianos im Monat (75 Prozent wird in Devisen ausbezahlt), während der geschickteste bolivianische Mechaniker 500 bis 700 Bolivianos im Monat be- kommt. Der Direktor, der Nazi Schrott, bekommt ein Gehalt von 12.000 Boli- vianos und Sonderzulagen. Dabei ar- beitet die Gesellschaft ständig mit ei- nem Defizit. Der Lehrer an der Flie- gerschule, Oberstleutnant Lehmann, ist Naziagent. Man kann sich also die Wir- kung auf die jungen bolivianischen Offiziere vorstellen, die von Hitlers „Erfolgen" begeistert sind. Auch die übrigen Offiziere, die von italienischen Offizieren ausgebildet werden, sind zu einem grossen Teil bewusst und unfoe- wusste Agenten der 5. Kolonne." Aus Paraguay schreibt man uns: Die Nazis sind hier nicht mehr so sieg"ee- gewiss wie im Juni und Juli. Aber sie reden immer noch von ihrer Abreise nach Deutschland oder ihrer Ansied- lung in den zukünftigen deutschen Kolonien. Diese Stimmung ist so allge- mein, dass man annehmen kann, dass die von Deutschen bewohnten Siedlun- gen vollkommen veröden würden, wenn Hitler den Krieg gewinnt. Man- che vernachlässigen bereits ihre Ar- beit, andere investieren Geld, weil sie mit hohen Entschädigungen rechnen. In Petropolis bei Rio de Janeiro, hob die Polizei mehrere Versammlunge« der katholischen Marianischen Kon- gregationen aus, die als Veranstaltun- gen religiöser Genossenschaften nicht überwacht worden waren. Es ergab sich, dass zahlreiche Mitglieder der aufgelösten und verbotenen faschisti- schen Grünhemdenpartei, Integralisten genannt, sich als Mitglieder der Ma- rianischen Kongregationen getarnt hatten. Die Sitzungen fanden in An- wesenheit von ,.geistlichen Beiräten", die ebenfalls Integralisten waren, statt, wurden mit einem Gebet eröff- net und geschlossen und befassten sich mit integralistischen — Putschabsich- ten! In einer der Veranstaltungen wurden zwei deutschbrasilianische Na- zis verhaftet. In dem fast mehrheitlich von deutschen Nazis bewohnten Vor- ort von Sao Paulo — Villa Mariana — finden nun wieder regelmässig Exer- zierübungen der deutschen Nazis statt. Sie tragen uniforme Sportkleider und \verden von ehemaligen Offizieren der deutschen Armee gedrillt. Die Uebun- gen finden unbehelligt auf Baugelän- den statt. Das deutsche Generalkonsu- ls lat hat einen Beamten mit der Weber- wachung- beauftragt, der auch das NS4KK (Nationalsozialistische Kraft- fahrkorps) beaufsichtigt, das kürzlich mit den Mitgliedern der Besatzungen der in Sant-os liegenden Nazischiffe ..Dresden", ,,Windhook" usw. Probe- fahrten Santos-Sao Paulo und zurück unternahm. Der ehemalige faschisti- sche Generalkonsul in Sao Paulo Cas- truccio wurde abberufen, weil eine Ueberprüfung d"er Kassen „Unregel- mässigkeiten" ergeben hatte. Er wur- de bestraft, indem ihn Ciano' nach An- kara versetzte . . . Ebenso wurden Unreg-elmässig-keiten beim Abgänge des ehemaligen tschechoslowakischen Konsuls Orszag-hs konstatiert, den Ti- so und Tuka dafür zum Geschäftsträ- ger der slowakischen Regierung beim — Vatikan ernannten. Starke Beachtung hat der in der vo- rigen Nummer des Suplemento Caste- llano veröffentlichte Artikel von Dr. Walter P. Schück gefunden, der sich mit den deutsch-argentinischen Wirt- schaftsbeziehungen nach dem Kriege beschäftigte. Er wurde von verschiede- nen argentinischen Zeitungen nachge- druckt. Besondere Aktualität bekommt der Aufsatz Dr. Schücks jetzt dadurch, dass ein gewisses „Centro de Cotfier- ciantes Mayoristas y Minoristas" Flug- blätter verteilen lässt, in denen an die argentinische Geschäftswelt ein ,,Ap- pel-] an die Klugheit" gerichtet wird, der nichts anderes darstellt als offene Reklame für die totalitären Staaten. Das Manöver ist ausserordentlich olum,p. Die Verfasser des Flugblattes haben sich darauf beschränkt, die Ar- gumente zu wiederholen, die der Han- delsattache der deutschen Botschaft den Vertrauensleuten der Partei vor- gekaut hatte. Nur ist das Ganze hier auf argentinisch-nationalistisch g'e- tarnt. Und so oder oder so von unse- rem Aufsatz widerlegt worden. Mit barbarischer Grausamkeit wütet der Hitlerismus an der inneren Front gegen! alle Gegner des Regimes. Eines der zahlreichen Opfer ist der Rechts- anwalt Dr. Rademacher aus Württem- berg', der sich das L»eben genommen hat. weil ihn der Faschismus jeder Existenz beraubt hatte und er sich au- sserstande sah, seine Frau und sein krankes Kind zu ernähren. Dr. Rade- machers einziges „Verbrechen" bestand darin, dass er sich nicht der faschisti- schen Partei anschliessen wollte. Tm Monat Oktober wurden über 300 Briefe abgeschickt. Da wir unsere Ar- beit nebenamtlich erledigen, bitten wir um Geduld, wenn dieser oder jener Brief nicht am Tage des1 Eingangs be- antwortet werden sollte. Kurz vor Redaktionsschluss erreicht • ins eine Spende von fünf Pesos. Sie stammt von unserem alten Freupd Peter Helfenritter aus L. N. Alem, der mit einer schweren Krankheit zu Bett liegt. Er möchte sich mit dieser Sum- me distanzieren von seinem Sohn, der bei den Nazis eine wenig erfreuliche Rolle spielt. Probenummern können infolge der stark gestiegenen Herstellungspreise nicht mehr 3 Monato gratis abgegeben werden. Wir liefern jedoch an die von Abonnenten vorge- schlagenen Adressen weiterhin eine Probenummer. 1........... .. .............................. 2. .. ....................................... 3 ......... .. .. .............................. 4. .. ..................*...................... Name und Adresse des Abonnenten: Wer die Zeitung nicht bekommen hat, reklamiert sofort schriftlich. Sie wird pünktlich am 15. eines jeden Monats versandt. Adressenänderungen schrift- lich mitteilen. 1« La Otra Alemania PERIODICO ALE MAN ANTIHITLERISTA SUPLEMENTO CASTELLANO TUCUMAN 309 — BUENOS AIRES — No. 32 — Ano EI ALLI DOMINA LA PESTE NAZI Uno de nuestros amigos del Brasil recibio la siguiente carta de un pariente re- sidente en una capital de un pais europeo ocupado, y cuya autenticidad pode- mos garantzar. El mismo remitente ocupa un puesto destacado de la adminis- traciön nazi: "De la clase de censura no te puedes dar una idea aunque recuerdes la que existia en los tiempos de la gran guerra. Lo que no habia entonces son las maquinaciones de ahora, que se han vuelto posibles tanto como el soborno ha colmado la medida. Esta carta via aerea me la hice enviar por la esposa de un amigo, a la que de cuando en cuando proveo de aves. La vida estä tan compli- csda que en una breve epistola no se la puede crescribir. Las noch.es son siempre desagradables porque la oscuridad ha provocado una epidemiai de hurtos, vioia- ciones, brutales asaltos y parecidas contingencias. Nunca se ha robado tanto en los 40 anos pasados, por lo que yo pueda recordar. Apenas si se nota algo <*el tan decantado orden prusiano. Todo dura el doble que antes, las actas se amon- tonan hasta formar montanas, ninguna puerta ni ningun archivo se abre sin recomendaciön y sin alguna dädiva o si no media invitaciön o suministro. Nues- tro comün amigo Imre escribe de Budapest que la cosecha fue tan miserable como no se la recuerda desde tiempo inmemorial y que tambien alli las chicanas se han vuelto inaguantables. Estuvo hace poco en Eslovaquia y ha encontrado co- nocidos que en 1918 habian tratado con Galen, Diner Denes y Stodola la sepa- raciön de Hungria; todos estän espantados, y la impresiön de ridiculez que rodea a Tiso y al uniformado Tuka, que parece un sastre con melena de müsico tiene algo de espectral y de misteriosa. "Se han hecho muchas reservas de provisiones, pero solo se ha creido en una guerra de un ano. En Viena y en Praga la gente pasa hambre. Sin exageraciön. AI pensar en el invierno lloran hombres y mujeres. Ya sufren ahora el frio. De lo bien que organizan en Praga me escribe P., quien ya tuvo que abandonar su dcmicilio tres veces para cederselo a los funcionarios alemanes, y en un plazo brevisimo. Una vez vivieron ocho semanas en un departamento en que el piso no estaba construido. Ellos no lo pasan nada bien, lo complican todo y nosotros mismos complicamos tambien. Con las montanas de actas alguna vez se podrä hacer calefacciön. En Viena se hacen chistes picantes sobre von Schirach y la temperatura reinante. Se lamenta la ausencia de Bürckel, a quien apodaban "Bierleiter" ("El jefe borrachin"). Nuestros hijos van a la escuela. No preguntes lo que alli aprenden, la respuesta seria: nada. Los varones saldrän espad:achines que apenas saben leer y escribir; las ninas serän miembros de la B. D. M. (aso- ciacion de muchachas alemanas) o B. d M. ("Bald deutsche Mutter", "pronto madres alemanas") como se dice en broma por aqui. "Seria .para reir, si no fuese la amargura y preocupaciön de los padres. El tema de conversacion no es la guerra sino la comida, como en 1917-18. Toni estuvo una vez en Agram, le tuvimos envidia y sus relatos los oimos como si fuesen euentos 1 fabulosos. jGanso asado! En Praga la mesa reservada, que siempre habfa que- dado imperial y real, se denomina ahora Plukovnik, Svec. "Pongan mucho cuidado al elegir a los amigos; se que han mandado a un abo- gado B. al Brasil, como emigrado perseguido y que tiene la misiön de espiar a todos ustedes. Sobre el cui*so de la guerra tambien los grandes caudillos saben a que atenerse. No deben ustedes creer que de alegria gritamos Victoria, gritamos porque nos denigran y porque el cinturön va lo llevamos apretado al ultimo agu- jero. El odio es general y profundo. En Viena ocurre ademäs que los inismos que en mayo recordaron la traiciön de Italia, como Glaise y Seyss, ahora son obse- cuentes siervos nazis del Duce. Saludo a todoa ustedes con carino, los envidda- mos cinceramente." AMETRALLADORAS NAZIS EN ELDORADO (MISIONES) El Sr. Juan B. Omar, alemän naturalizado, que vive actualmente en la locali- dad de Monte (FCS.). nos diö sobre la penetraciön nazi en Misiones los siguien- tes datos importantes. "Era a fnes de 1938, nos dice el Sr. Omar, cuando entre en la casa del Sr. Alberto Nolde, en Eldorado. El Sr. Alberto Nolde es argentino naturalizado y presidente de la Cooperativa Agricola de Eldorado. Es conocido tambien por su filiaciön nazista. Observe que regularmente tenian lugar reunio- nes de los jefes nazis en la casa de Nolde, en las cuales participaron el Sr. Fer- nando Studt, agente de la Cia. Mihanovich, el Sr. Arturo Lehmann, el Sr. Barth dueno de la usina electrica y otros. Fue en la casa de Nolde que se reunieron los jefes nazis en ocasiön de la visita que hizo a Misiones el duque de Mecklem- burg, agente nazi del Führer. Poco tiempo despues de esta Visita, en la cual se tomaron graves decisiones por lo que al "Camouflage" de las actividades nazis se refiere, me entere de que el Sr. Alberto Nolde declarö en una de estas reunio- nes: "Tenemos que naturalizarnos argentinos. Asi podremos trabajar mejor en favor de Alemania, entrando en las altas capas de la sociedad criolla e incli- nändola a nuestro favor". Efectivamente Nolde se naturalizo mäs o menos en enero de 1939. "Fu6 en marzo del mismo afio cuando el Sr. Alberto Nolde me encargö —sigue diciendonos el Sr. Omar— que limpiase sus armas. Asi comprobe que Nolde tenia escondido en su casa una ametralladora completamente nueva, cuya proceden- cia no he podido comprobar, una pistola ametralladora 08, arma oficial del ejer- cito alemän, dos fusiles de largo alcance, de procedencia alemana, y una pistola 37,5, argia alemana, fabricaciön Singer. Supongo que Nolde tenia estas armas, cuyo fino ignoro, escondidas en su dormitorio". "Ademäs, nos dice el Sr. Omar, Nolde administraba el terreno de un ingl6s que lindaba con las barrancas del rio Paranä, que forma la frontera entre la Argen- tina y el Paraguay. Y Nolde, por un pedido de las autoridades policiales, tenia que prestar atenciön a eventuales coiitrabandistas. He aqui como Nolde cumpliö con su vig lancia: casi regularmente los domingos a la manana, tenia yo que des- Ci^rgar del coche de Nolde grandes paquetes de cigarrillos paraguayos, marca Al- fonso XIII, cigarros paraguayos y damajuanas conteniendo cana paraguaya. Todo esto venia del Paraguay y fue llevado al hotel que posee en Eldorado el nazi Kellner. "Claro es, termina diciendonos el Sr. Omar, que cuando Nolde coniprobö que yo no era nazi, me despidiö en seguida." Estas denuncias concretas demuestran una vez mäs la gravedad que para la Argentina representan las actividades de los nazis. (De INFORMACIONES). i BARBAROS! Un intelectual austriaco catölico. recientemente llegado al Brasil, conto de su pais: "Siempre pienso en la muchacha que los S. A. se llevaron porque no en- contraron a sus hermanos. A las cinco de la tarde la arrastraron de su domicilio a un cuartel de S. A. de la Weintraubergasse, en Viena, la desnudaron y come- 2 timrn oon la inocente muchacha los atropellos mäs incalificables hasta las diez de la nöche. Luego lä rociaron de inmundicia. la llenaron de plurnas de camä y la llevaron asi desnuda a la calle Frater. La muchacha se volviö loca y uno de mis amigos, que es medico, le presto asistencia medica a ella y a sus familiares, que tambien enloquecieron." LOS S.S. SON TOROS REPRODUCTORES Y LAS MUCHACHAS ALEMANAS CAZA LIBRE "En esta guerra el nümero de nacimientos de sangre valiosa no debe, como en guerras pasadas, descender del nivel normal", escribe "Das Schwarze Korps", örgano oficial del jefe S. S. Himmler. Por eso advierte: "Por lo tanto. mostrad, S. S., que estäis dispuestos a propagar la especie." Asi estimula siempre el örga- no de la elite nazi la cohabitaciön ilicita como obligaciön patriötica: "Una mu- chacha que de una u otra manera eluda a los hombres de la S. S. es justamente tan desertora como el que rehuye el servicio militar". Solo falta que se establez- ca la pena de muerte para las muchachas que se resisten a la concupiscencia de los S. S. "Das Schwarze Korps" considera con indiferencia las consecuencias de tales consejos, porque escribe mäs adelante: '7, Que significa esto en la practica? Que el nümero de nacimientos ilegitimos se acrecentarä extraordinaria e inevi- tablemente". iEsta es la moral nazi! i HABLA BERLIN ! "En Sud America viven hoy dia mäs de un millön de alemanes, pero debe calcu- larse mucho mäs elevado el nümero de los que en realidad tienen sangre alema- na, porque desgraciadamente la cone eacia^ germana de algunos emigrad-os ale- manes no estuvo a la altura de su habilidad y capacidad de trabajo; aunque las pr.meras generaciones aportaron el espiritu de resistencia, fracasö ya la genera- ciön siguiente, en cuya cuna hubo a menudo una madre de sangie extrana. El problema de los matrimonios mixtos fue tal vez el mayor que surgiö en el extran- jero para los emigrantes alemanes. "Hubo desgraciadamente muchos que entre los espanoles y portugueses se sen- tian mäs a gusto que en una comunidad alemana. Tenemos que roxmocer que esos casos desagradables son mucho mäs raros en los paises sudarn er. canos que en los Etados Unidos, pero desgraciadamente los renegados no dejan de ser un nümero considerable tambien en el sur del continente y desde ciertos puntos de vista presentarian hoy dia otro aspecto si todos los emigrantes hubiesen cuidado su constituciön y costumbres germänicos con la misma fidelidad que los colonos de los lindes de los bosques, que en su nueva patria sufrieron grandemente pero que con urgullo podian mirar las tierras por ellos trabajadas. "La obra de Adolfo Hitler ha llenado tambien de orgullo y hecho mäs libre a los alemanes de ultramar. Estos se sienten ahora mieinbros <}e un gran pueblo cuya considerable obra renovadora fructifica de alguna manera a rcrio el mun- do. Para todo alemän radicado en el extranjero es comprensible que se sienta parte integrante de la comunidad: alemana, aunque entretanto haya adquir'do una nacionalidad extrana," (De la revista nazi "Rolandsblätter", febrero de 1939). LOS CONSERVADORES ALEMANES Y LAS GUERRAS DE HITLER (Continuaciön) "No podemos adherirnos al jübilo que Hitler ha ordenado. No podemos regocijarnos de los estupendos 6xitos bölicos de nuestro ejörcito porque esta no es nuestra guerra y porque a nuestro pais y a nuestro pueblo no le aportarä un futuro mejor sino üni- camente desgracias y miserias. Esta guerra no es hecha para defender derechos inalienables de los alema- nes, sino que es la obra exclusiva de 3 Hitler. Se alimenta con la acumula- ciön de Ia injusticia impuesta a otras naciones y de lo que no sirve a nues- tro interös nacional, esto es, con el acreeentamiento de la potencia de un pais y la satisfacciön de una: am- bici6n imperialista que estä muy arraigada en Hitler y en sus adiäte- res ... ^Debemos regocijarnos porque Hit- ler estä en Paris, porque en derredor nuestro naciones vencidas y humilla- das ansian y esperan el dia de la ü- beraciön y de la venganza, porque al precio de un millön de alemanes muertos y heridos hemos dominado a paises que no queremos poseer ni retener y que ahora van a pasar con nosotros una äpoca terriblemente di- ficil de privaciones y de hambre? Ya una vez hemos vencido a costa de espantosas penurias y sabemos que las prematuras alegrias por victorias son pasatiempos para nifios y pusi- länimes. Afirmamos y reconocemos nueva- mente que condenamog esta guerra y exigimos que termine a la mayor brevedad. Nuestra misiön y nuestro deber es finiquitar esta guerra antes que se produzcan mayores estragos y que pierdan la vida mäs personas de uno y otro bando.. Fabulosas Ganancias de Guerra para los Grandes Capitalistas de Alemania "En vista de los enormes sacrificios economicos y de sangre que toda gue- rra exige del pueblo, el enriquecimien- to personal por la guerra debe ser calificado de crimen contra el pueblo", dice al articulo 12 del programa del partido nazi, tal como lo anunciö Hit- ler antes de asumir el poder. Ahora, cuando tendria la posibilidad de cum- plir lo que antes prometiö al pueblo, la verdad es que en Alemania, desde 1937, cuando comenzö la ultima etapa de la preparaciön para la guerra, a la industria belica se le prohibiö dar a conocer sus ganancias; desde 1939 es- tä, autorizada a falsear sus balances. Como maestros de demagogla que siempre han sido los nazis, prohibie- ron que se hable entre el pueblo de las ganancias de guerra. Pero sin em- bargo ellas existen. I. G. Färben (Bayer), el gran trust qufmico cuyos edificios, mäquinas, etc., valen 432 millones de marcos, ha ga- nado en los dos Ultimos anos de an- teguerra, aparte de dividendos paga- dos a accionistas. 240 millones de mar- cos, que se emplearon en inversiones. Esto significa una ganancia del 33 % en comparaciön con el capital de ac- ciones. Las usinas Lanz, de Mannheim, que construyen mäquinas para la industria belica, han ganado el 60 % en un anoi Segün confiesa el diario economico na- zi, en los anos que precedieron a la guerra las ganancias de la industr'a aumentaron termino medio en un 13 %. A los capitalistas alemanes no les satisfacen todavia estas ganancias. A la presiön por ellos e.iercida se debe que despues de un ano del estallido de la guerra fuese anulado el modes- to impuesto a las ganancias de guerra. constituido por un gravämen adicional del 50 % para todos los beneficios ob- ten'dos por la guerra, y que fuera apli- cado al iniciarse la contienda. Jorna- les de esclavos para los obreros, ga- nancias enormes para los capitalistas, ese es el "socialismo" de Hitler. Los articulos de LA OTRA ALEMANIA (EL SUPLEMENTO CASTELLANO) pueden »er reproducidos libremente indicando su origen. 4